Dokumentation Jugendmedientage 2015

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DOKUMENTATION


INHALT INTRO Vorwort....................................................................................................................S.3 5 Gründe, warum Bonn der ideale Ort für die #jmt15 war........................................S.4

DONNERSTAG Ankunft....................................................................................................................S.6 Mit den Augen einer Dokuteamerin..........................................................................S.8 Auftaktspodium: Die große Chance der neuen Medien............................................S.10 Tilo Jung im Interview.............................................................................................S.12 Keynotespeaker Simon Grothe: Warum sind wir überhaupt hier?..............................S.15 Junge Talente – der dpa news talent award.............................................................S.16

FREITAG Mit den Augen einer Dokuteamerin.........................................................................S.18 Erzählcafe – Migrantenbilder in den Medien.............................................................S.20 Turboworkshop – Kill your Darlings..........................................................................S.21 Kompetenz-Workshop – Grafische Reportage ..........................................................S.22 Podium – Männlich, bürgerlich, weiß.........................................................................S.24 Journalistische Verantwortung in der Flüchtlingssituation...........................................S.25 Kompetenz-Workshop – Sprechtraining.....................................................................S.26 Kompetenz-Workshop – Awesome & Aware..............................................................S.27 Poetry Slam – Nura Afnan Samandari.........................................................................S.30 Filmvorführung ASYLAND.........................................................................................S.32

SAMSTAG Mit den Augen einer Dokuteamerin..........................................................................S.34 Google News Lab....................................................................................................S.36 Intensiv-Workshop – dpa Liveticker ...........................................................................S.38 Medientouren...........................................................................................................S.42 JMT in Worten..........................................................................................................S.44 Thomas Günther im Interview....................................................................................S.46 Vielfalt #machtWorte...............................................................................................S.48

INFO Team.......................................................................................................................S.54 Partner und Unterstützer.........................................................................................S.56 Impressum.............................................................................................................S.59


VORWORT

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer liebe Referentinnen, liebe Referenten, liebe Partner der JMT15, auch wenn die JMT nun schon etwas zurückliegen, haben sie einen bleibenden Ein­druck hinterlassen: Auffällig oft haben wir gehört, dass ihr euch ganz besonders durch eine aktive und interessierte Art ausgezeichnet habt. Mit eurem kritischen Blick, eurem Engagement und den heraus­ fordernden Fragen habt ihr nicht nur die JMT zum Leben erweckt, sondern auch das Motto „machtWorte“ in die Tat umge­setzt. Mit euren Fragen habt ihr Freiheit//Vielfalt// Verantwortung gelebt und damit uns und die Medienprofis beeindruckt. Wir hoffen, dass Denkanstöße nachhaltig wirken und Ideen für weitere Projekte entstanden sind. Jetzt haltet ihr die Doku der JMT15 in den Händen. Lasst sie in Bildern und Worten

Revue pas­ sieren, taucht nochmal ein in die vielen Workshops und Diskussionen und lasst die drei Tage in Bonn auf euch wirken. Zu verdanken haben wir dieses Stück Ge­schichte zum Anfassen dem Dokuteam der JMT2015, das Tag und Nacht Ein­drücke und Bilder vor Ort festgehalten hat. An dieser Stelle ein herzliches Dan­ keschön an Yasmin, Sophie, Lisa, Rebec­ca, Dominik, Fabian, Florian & Cagdas. Derzeit plant das JMT16-Team bereits fleißig die nächsten JMT. In Dresden wer­det ihr euch vom 27.-30.Oktober auf die Gratwanderung zwischen Medien- oder Märchenland begeben. Seid auch 2016 dabei und erweckt die Jugendmedientage 2016 aus ihrem Märchenschlaf. Alles Liebe

Pauline Trueck & Lilly Burger

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ZU GAST IN BONN 5 Gründe, warum Bonn der ideale Ort für die #jmt15 war. 1

In Bonn befindet sich der Hauptsitz der Deutschen Welle, die als internationales Zentrum für Medienentwicklung, Medienberatung und journalistische Aus- und Fortbildung gilt.

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Die Nähe zur Politik – in Bonn sind 18 Organisationen der Vereinten Nationen ansässig.

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Der Sender Phoenix ist heimisch in Bonn und hat als Dokumentationskanal natürlich eine enorme Bedeutung für den Bereich der Medien.

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Die Stadt am Rhein beherbergt das Haus der Geschichte, in dem zeitgleich zu den JMT15 die thematisch passende Ausstellung „Unter Druck! Medien und Politik“ stattfand. Zudem gilt es als Sammelsorium der Bereiche Gesellschaft, Kultur, Politik, Wissenschaft und Zeitgeschichte - perfekt also für angehende Journalisten und Journalistinnen.

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Zu guter Letzt die rheinländische Frohnatur, die uns in Bonn den Geist der Gastfreundschaft spüren ließ und dadurch nicht nur viele organisatorische Abläufe vereinfachte.

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DOMINIK MARTIN

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DOMINIK MARTIN

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ANKUNFT FOTOS: FLORIAN TIMPE

Britta, 28

Geschäftsführerin, JPD „Ich begleite das Team im gesamten Prozess: die JMT vorzubereiten, in dringenden Fällen auszu­helfen und die Partner zu betreuen. Von den nächs­ten Tagen erhoffe ich mir spannende Begegnungen mit lustigen und interes­ santen Menschen, fröhli­che Teilnehmende auf den JMT, ein großartiges Team und begeisterte Partner. Vielfalt im Zusammen­ hang mit Medien bedeu­tet für mich, dass jeder sich in den Medien betei­ligen kann, egal welche Herkunft, welchen Hin­ tergrund sie haben, dass sie Experten ihrer eigenen Themen sind und darüber berichten können.“

Karim, 16 Team Check-In

„Ich erwarte hauptsäch­lich viel Spaß und ich fin­de die Gemeinschaft toll, die dabei entsteht. Und natürlich, dass die Teil­nehmer möglichst viel Spaß und Freude haben. Die Anreise war sehr lus­tig, also hierhin zum Brü­ckenforum, da haben wir sehr lustige Dinge bere­det, was genau sage ich jetzt lieber nicht. Da freut man sich aber schon vom ersten Moment an auf weitere solcher lustigen Momente mit Menschen, die man vorher gar nicht kannte.“

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Marie, 20

Teamleiterin Orte/Räume „An den JMT sollte man unbedingt teilnehmen, weil es so viel Neues zu entdecken gibt, so viel auszuprobieren, es ist eine einmalige Gelegen­heit mit tollen Referenten sprechen zu können, hautnah Medien zu erle­ben.“

Fabian, 24

Team Doku

„Ich studiere Informatik in Basel und war noch nie bei den JMT dabei. Am meisten freue ich mich darauf, nette Leute ken­nen zu lernen.“


DONNERSTAG

Geli, 23 Teilnehmerin

„Zum Einen erhoffe ich mir Inspirationen für weitere Projekte, die man so ne­ benbei noch macht, und andererseits freue ich mich auf spannende und sicherlich ereignisreiche Tage hier in Bonn.“

FOTO: DOMINIK MARTIN

Tobias, 24

FOTO: FLORIAN TIMPE

Teilnehmer

„Ich bin zum ersten Mal bei den JMT und wurde durch eine Dozentin des Fachs Geschichte drauf aufmerksam gemacht. Ich bin gerade im Studi­ um und möchte mich in­ formieren was es danach für Möglichkeiten gibt. Bisher habe ich nicht wirklich was mit Medien zu tun. Ich erhoffe mir einfach mal einen Ein­ blick zu bekommen. Es sind sehr interessante Diskussionen und sehr interessante Veranstal­tungen dabei.“

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Mit den Augen einer Dokuteamerin Von Rebecca Notter 7:45 Uhr, ein Teamerzimmer in der Jugendherberge Venusberg, Bonn. Es läuft 711 von Beyoncé...

Dokuteam-Leiterin Yasmin auch gleich mal grandios zu spät kommen. Wir sollten uns lieber beeilen!

Rebecca! Dein Wecker klingelt! Kannst du vielleicht mal aufstehen und sagen, was wir heute so machen werden? Du hast es gestern bei der Teambespre­chung aufgeschrieben, oder? Sorry, Lisa, ich mach ihn gleich aus. Das Lied ist aber doch echt gut, oder? Ähm, ich muss mal kurz schauen... Also laut Plan werden wir als Dokuteam der JMT heute und in den nächsten Tagen einige Interviews füh­ren, Workshops besuchen und Beiträge er­stellen. Also so viele spannende Momente der JMT wie möglich dokumentieren, um am Ende diese tolle Dokumentationsschrift fertigzustellen, die unsere Leser gerade in den Händen halten. Richtig, Sophie? Ja. Und was heute dann genau? Warte doch, ich bin gera­de erst aufgestanden! Und dank erfolg­ reichem Handywecker-Ignorieren werden wir zum ersten Teamertreffen mit unserer

30 Minuten später, Speisesaal der Jugend­ herberge Venusberg, Bonn. Die Stühle sind leer, vom Essen außer Krümeln und Restchen nichts mehr übrig…

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Okay, Rebecca. Was haben wir jetzt alles so mit Yasmin geklärt? Mal schau­ en… das waren jetzt hauptsächlich erste Absprachen für die Dokumentationsschrift und Planungen zu Aufmacherseite und Co. 10:36 Uhr, Haupteingang vor dem Brü­ ckenforum, Bonn. Mehrere Sprinter verdecken die Sicht zur Tür und geschäftige Teamende wuseln umher… Jeden Morgen im Sprinter zur Ar­ beit chauffiert zu werden – daran kann man sich doch echt gewöhnen. Total! Aber jetzt schnell! Wir sollten uns noch einmal zusammensetzen und alle


FOTO: DOMINIK MARTIN

Fragen aufschreiben, die wir heute den Teamenden, Teilnehmenden und Referierenden stellen wollen. 13:59 Uhr, Eingangshalle im Brückeforum, Bonn. Vereinzelt trudeln schwer bepackte Teilnehmer ein... Hey, ich seh die ersten Teilnehmenden am Check-In! Lasst uns gleich hingehen. Ich will unbedingt wissen, warum sie hier auf den JMT sind, was sie sich von den kom­ menden Tagen erhoffen, wie die Anreise war… Siehe Seite 6. 19:22 Uhr, Hauptsaal im Brückenforum, Bonn. Leises Gemurmel erfüllt den Saal… Wow, wie schnell der Saal sich jetzt gefüllt hat! Vor ein paar Stunden war er noch ganz leer und nur die Techniker haben an den Scheinwerfern rumgeschraubt. Psst! Die Bürgermeisterin begrüßt uns gerade. Und danach solltest du lieber auch aufpassen. Da geht es nämlich darum, inwieweit der Journalismus Verantwortung

in der Gesellschaft übernehmen sollte. Natürlich pass ich da auf. Wir haben ja gleich auch ein Inter­ view mit Tilo Jung, der die Podiumsdiskus­ sion leiten wird. Siehe Seite 12. 21:02 Uhr, Hauptsaal im Brückenforum, Bonn... Nach einer kurzen Pause finden sich die Teilnehmenden wieder auf ihren Plätzen ein… Puh, ziemlich langer Tag. Was steht jetzt noch auf dem Programm? Gleich wird der News Talent Award der dpa verliehen. Junge, motivierte und en­gagierte Journalistinnen und Journalisten werden hier für ihre herausragenden Beiträge ausgezeichnet. Vielleicht bekommen wir nachher auch noch einen oder zwei von ihnen vor das Mikrofon… Siehe Seite 16.

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AUFTAKTPODIUM Die große Chance der neuen Medien – aber wer übernimmt eigentlich Verantwortung? Die neuen Medien entwickeln sich rasant. Neue Tools, neue Formate, frische Gesichter und Ideen füllen das Netz. Doch bei all der Geschwindigkeit und der Präsenz, die YouTube, Twitter und Facebook entwickeln: wer übernimmt hierfür eigentlich die Verantwortung? Die Podiumsdiskussion der Auftaktveranstaltung der JMT in Bonn behandelte genau dieses Thema. Von Rebecca Notter Dass fehlende Instanzen und Regeln fatal sein können, spricht Christoph Jumpelt, Leiter der Deutschen Wel­le, gleich zu Beginn an. Nach einer aktuellen Umfrage glauben 20 Pro­zent der Deutschen nicht mehr an den Wahrheitsgehalt der Medien. Ursachen hierfür gibt es viele. So führt etwa, laut André Nagel, Podiumsspre­ cher der Bundeszentrale für politi­ sche Bildung, eine einseitige Berichter­ stattung zu Glaubwürdigkeitsverlust. Hauptsächlich ist es jedoch die Chan­ce/ das Problem der Meinungsfreiheit. Jeder kann heute Inhalte veröffentli­chen, die eigene Meinung sagen, Sta­ tements setzen. Soziale Netzwerke, wie Facebook, unterstützen das – teilweise durch mangelhafte Zensur von Hate­ speeches, heiklen oder gehaltlosen In­ halten. „Dem Müll im Internet muss etwas entgegengestellt werden!“, fin­ det Franziska von Kempis und spricht damit einen wunden Punkt der neuen Medien an, den auch eine Teilnehmerin erkennt: Eine viel zu große Beitrags­ schwemme führt dazu, dass sich die Nutzerinnen und Nutzer nicht mehr tiefergehend für ein Thema interessieren oder sich mit In­halten beschäftigen. Es wird nur an der Oberfläche gekratzt, Meinungen ange­nommen, Pseudo-Wissen akzeptiert. Doch wer soll hier Verantwortung übernehmen? Kontrollinstanzen, wie Facebook und Chefredaktionen? Die Journalisten und alle, die ihre Mei­nung in den Medien kundtun? Oder hat auch der Nutzende eine gewisse Ver­antwortung?

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„Nicht nur Journalis­ten machen Medien“, wirft Tilo Jung ein. Und Podiumskollege Hager sieht das ähnlich: „Reichweite führt zu Verant­ wortung!“ Denn einzig wer heutzuta­ge von der Leser-/Hörer- und Zuschau­ erschaft gefunden wird, dessen Wort findet Anklang, macht Meinung. Und wer dieses Kriterium erfüllt, der sollte eine verantwortungsvolle Haltung ha­ben, so Hager. Nur fehle gerade diese bei bezahlten Journalistinnen und Journalisten, die sowohl Zeit als auch die Möglichkeiten haben, gute Inhalte zu erstellen. Im Gegensatz zu all den YouTuberinnen und YouTubern, die wirklich für et­ was einstehen. In dieser Hinsicht dienen sie als Vorbilder. Die etablierten Medien müssten sich schlichtweg anpassen. Ei­nerseits, um sich die jüngere Zielgruppe zu erschließen. Andererseits, um die ei­gene mediale Macht positiv nutzen zu können und den Verantwortungsbegriff vorbildlich auch in den neuen Medien anzuwenden. „Selbst die Volksmusik versucht, jung zu werden!“, so Hager. Letztendlich liegt es neben den Medienmachenden abschließend aber auch in der Verantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten, die Medienlandschaft durch Nut­ zung und Reaktion auf die publizierten Inhalte zu bestimmen.


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FOTOS: DOMINIK MARTIN (L. & R.)

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TILO JUNG „Wir müssen provozieren – heutzutage zählt Aufmerksamkeit“ Von Sophie Weller Uns interessiert im Zusammenhang mit dem Motto der JMT15 „Freiheit//Vielfalt// Verantwortung“: Wie können Medien deiner Meinung nach zur Integration beitragen? Was muss passieren, damit Integration besser gelingt?

Du hast vorhin in der Auftaktveranstal­tung gesagt, dass man, bevor man Jour­ nalist wird, eine Haltung haben sollte.

T: Erstmal sollten Medien in ihren Häu­sern selbst integrieren. Du kannst nicht über Migranten berichten, ohne selber Migranten in der Redaktion zu haben. Medien sollten visuell integrieren, indem man den Leuten zeigt: Wir haben nicht nur weiße, deutschstämmige Reporter, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrung. Zum Beispiel jetzt in der Flüchtlingssa­che. Mich stört diese Bevormundung, ob­wohl sie moralisch richtig ist, ist sie glau­be ich rein journalistisch ethisch falsch. Dass oft gesagt wird: “Wir müs­sen auf die Flüchtlinge Rücksicht nehmen und alle Anliegen der Flüchtlingsgegner sind irgendwie ausländer­ feindlich“. So macht man es sich zu einfach. Anstatt immer nur von Integration oder Ausgrenzung zu reden, muss man das ein bisschen differenzieren. Was heißt Integrati­ on? Welche verschiedenen Formen von In­ tegration gibt es? Wer integriert sich? Gibt es eine Einbahnstraße? Muss sich derjenige, der herkommt, integrieren? Oder gehören da zwei Seiten zu? Wenn ich zum Beispiel höre, dass die Flüchtlinge irgendein Buch mit dem Grundgesetz in die Hand bekommen. Das sollten wir selber wahrscheinlich auch erstmal in die Hand nehmen, indem wir zum Beispiel auch so einen Kodex bekommen wie wir mit Flüchtlingen umgehen sollen.

Also als du Journalist werden woll­ test, hattest du keine Haltung?

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T: Diesen Rat habe ich gegeben, weil ich genau das früher falsch gemacht habe.

T: Ich war 15 Jahre alt, als ich das erste Mal einen Zeitungsartikel geschrieben habe. Ich habe sechs Jahre lang für die Zeitung ge­schrieben und ich habe wirklich immer nur berichtet. Ich hab in meine Artikel über­haupt gar keine Meinung reingepackt oder gesagt „das war scheiße“ oder „der Politiker war gut oder nicht“, sondern ich hab das einfach nur völlig objektiv gemacht. Dann habe ich aufgehört mit dem schreiben, habe ein bisschen studiert, habe Weltreisen ge­ macht und mir ein Bild von der Situation auch außerhalb von Deutschland gemacht. Ich kann dir jetzt nicht sagen: hier, ge­nau das ist meine Haltung. Das ist so ein Bauchgefühl, ein Grundgefühl. Und das ist bei mir, dass ich den Schwäche­ren helfen will, ihre Stimmen versuchen zu interpretieren und sie weiterzuführen. Du provozierst gerne, das würdest du unter­ schreiben, oder? Du stellst naive Fragen die... T: Ja! Wir müssen provozieren! Heutzu­ tage zählt Aufmerksamkeit. Das kön­ nen wir scheiße finden oder nicht. Es kommt dabei auf die Art der Provoka­ tion an. Willst du zum Denken anregen? Willst du


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intellektuell provozieren oder einfach nur mit irgendwelchen Gaga-Sa­ chen? Ich versuche in der Regel auf in­tellektueller Basis zu provozieren. Durch Fragen oder durch Nachfragen oder auch durch eine Meinung, die ich wiedergebe.

T: Jeder hat ein Arschloch, jeder hat eine Meinung. Mittlerweile habe ich mich da­ ran gewöhnt, dass meine Person polari­siert und unsere Arbeit polarisiert. Dar­um ist es mir mittlerweile egal. Ich freue mich über fundierte, sachliche Kritik.

Macht es Spaß Politiker und deren Sprecher aus dem Konzept zu bringen und zu provo­ zieren? Empfindest du eine gewisse Be­ friedigung dabeI, wenn diese steifen Herren da vorne plötzlich die Contenance verlieren?

Abschließende Frage: Was glaubst du kön­nen wir alle von den JMT mitnehmen?

T: Ich wäre viel zufriedener, wenn die Politiker und Regierungssprecher ehr­liche Antworten geben würden. Ich weiß also nicht, ob das befriedigt. Aber es macht Spaß. Und eine Sache, die den Spaß ausmacht: man merkt, dass das was wir ma­chen kein Anderer macht. Wir sind da alleine. Was meinst du warum gerade die nai­ ven Fragen die Politiker und Regierungs­ sprecher so aus dem Konzept bringen? T: Weil sie die nicht gewohnt sind.

T: Man sollte das machen, worauf man Bock hat und man soll in Kauf nehmen, dass man damit scheitert. Meine ersten zwei Projekte vor jung und naiv sind völ­ lig gescheitert, aber das war wichtig, weil ich daraus gelernt habe. Es gibt da so ein schönes Zitat von Scarlett Johansson. „Scheitern nimmt dir die Angst vorm Scheitern“. Wenn du einmal geschei­ tert bist, hast du weniger Angst vorm zweiten Scheitern. Und durch das Schei­ tern lernst du einfach eine ganze Menge. Also zusammengefasst: Das machen - ob nun schreiben , Video produzieren, ir­gendein Audiostück posten - was man selbst gut findet, was man selbst lesen möchte, was man von anderen erwartet.

Sie sind also eher komplexe Fragen gewöhnt? T: Ich glaube, die komplexesten Fragen sind die, die am einfachsten gestellt sind. Ein einfaches „Warum“ zu be­ antworten, ist für die manchmal schon eine große Herausforderung. Wie gehst du mit unfairer Kritik um, die ja gerade im Internet ziemlich pulsieren kann? 13


FOTO: FLORIAN TIMPE

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AUFTAKT Warum sind wir überhaupt hier? Weil Journalismus geil ist. Eine Keynote von Simon Grothe Während ich meine Abiturprüfungen schrieb, träumte ich davon, mal einen Praktikumsplatz in einer Redaktion zu be­kommen. Das stellte ich mir sehr aufre­ gend vor, und das war es dann auch, als ich im Newsroom des Tagesspiegels saß. Überall Fernseher und jeder Redakteur starrte auf zwei Computer-Bildschirme gleichzeitig. Joa, und dann saß ich da. Nach zwei Tagen merkte ich: Das ist hier nicht wie in der Schule. Hier gibt mir niemand Aufgaben, ich muss sie mir selber suchen. Viel Zeit haben Journalisten nie, erst recht nicht für einen Praktikanten. Wenn ich jemanden fragte, was ich machen soll, wurde mir stets geantwortet: Über­leg dir ein Thema, und schreib etwas dazu. Ich saß dann vor meinem Computer und hoffte insgeheim Kaffee kochen oder den Wetterbericht schreiben zu können. Ich war kurz davor aufzugeben, so verloren saß ich in der Redaktion, ich habe mich kaum getraut, die Redakteure anzusprechen. Im Nachhinein bereue ich dieses vor dem Computersitzen jedoch nicht. Denn nach ewigem Scrollen wurde mir klar: Themenideen finde ich nicht bei Facebook, sondern draußen. Ich schrieb auf der Stadtlebenseite im Lokalteil über DJs, Künstler und StartUps, junge Berliner mit Ideen. Nach den ersten Veröffentli­chungen ging alles sehr schnell. Plötz­ lich durfte ich Megan Fox interviewen oder über Berlinale-Filme im Kulturteil schreiben. Das ist erstmal sehr aufre­gend, aber wenn man einmal durchatmet, auch kein Problem. Ich kann euch da­her nur raten: Sagt niemals nie, wenn euch ein Redakteur ein Thema anvertraut. Viele von euch werden auf die Frage, was

sie später machen wollen, „Irgendwas mit Medien“ antworten. Genau wie ich nach dem Abitur. Ihr seid schonmal hier, und das ist der erste Schritt. Und ihr seid jung. Probiert alles aus, nehmt mit was geht. Das Programm und die Workshops sind erstklassig. Redet mit den gestandenen Journalisten, die hier rumlaufen. Eine Sache ist mir noch besonders wichtig: Ich habe lange geglaubt, dass man, um ein guter Journalist zu sein, rund um die Uhr informiert sein zu muss. Also während man einen Text schreibt, parallel zu checken, was auf Twitter passiert. Das fängt morgens im Bus an und hört abends im Bett auf. Ich glaube, das ist nicht gesund. Anstatt zu lernen, geht man mit Scheuklap­ pen durch die Welt. Es ist reine Utopie rund um die Uhr mit den neusten Nachrichten versorgt zu sein. Meine besten Ideen bekam ich durch mei­ nen Freundeskreis, wenn wir nachts durch Berlin zogen und verrückte Menschen kennenlernten - und nicht bei Twitter. Steckt die Smartphones weg und guckt den Leuten wieder ins Gesicht. Erlebt etwas, anstatt anderen, wie bei Periscope, dabei zuzuschauen.

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AUFTAKT Junge Talente DER DPA NEWS TALENT AWARD Von Lisa Nonnenmacher Der Donnerstagabend wird abgerundet durch die Preisverleihung des dpa News Talent, dessen Ziel es ist, junge Journalistinnen und Journalisten zu finden und zu fördern. Besonde­ re journalistische Meisterwerke in Form von medialen Beiträgen wie Fotostrecken, Videos, Texten und vielem mehr erhal­ ten diesen Preis. Das wichtigste Kriterium bei der Bewertung sei der „Wow-Effekt“. Diesen Effekt konnten alle drei vorgestellten Projekte hervorrufen. Tamina-Florentine Zuch brachte uns das skurrile Leben der indischen Bevölkerung in Form einer Fotostrecke näher. Sie schaffte es, komplexe Zusammenhänge in einem einzigen Bild einzufangen. Eines der vielen Motive zeigt die Geschlechter­trennung in Zügen, die in

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Indien aufgrund von Sexualübergriffe eingeführt wurde. Robert Rack überzeugte mit seiner Multimedia-Reportage „Mythos Mariachi“, in der er über den Alltag von Mariachis in Mexiko berichtet. Der Hauptpreisträger wur­ de eingeleitet mit den Worten: „Als ich den Text gelesen habe, musste ich mich manchmal zwingen weiterzulesen.“ Die Textreportage „Der Stumpf“ behandelt das ungewöhnliche Thema BIID (Body Integrity Identity Disorder). Der Protagonist verspürt den Zwang, sich ein gesundes Bein zu entfernen, da er es nicht als Teil seines Körpers sieht. Björn Stephan befasste sich intensiv mit der Krankheit und wurde mit seiner fesselnden Geschich­te zu Recht mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

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BJÖRN STEPHAN

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GEWINNER DES 1. PREISES

TAMINA-FLORENTINE ZUCH

GEWINNERIN DES 2. PREISES

ROBERT RACK

GEWINNER DES 2. PREISES

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Mit den Augen einer Dokuteamerin Von Lisa Nonnenmacher „Schnell, sonst verpassen wir noch den Bus!“ Ich eile Rebecca und Sophie hinterher, aus­ gerüstet mit Laptop, Notizblock und Kuli. Rechtzeitig im Bus angekommen, stand erstmal unsere Redaktionssitzung an, denn wir wollten von den unzähligen An­ geboten so wenig wie möglich verpassen. Rebecca: „Also ich möchte unbedingt zu dem Turbo-Workshop „Kill Your Dar­lings“ – Tricks für Interviews können wir für die Doku immer gebrauchen. Und wo möchtet ihr gerne hin?“ Sophie: „Hinter den Kulissen von fluter.de klingt echt spannend. Wenn ihr nichts dage­ gen habt, würde ich dort gerne hingehen. „Au ja mach das, Sophie.“ An den Rand der Tagungsschrift kreuze ich meine Fa­voriten an. „Ich gehe erst zur Podiums­ diskussion „Männlich, bürgerlich, weiß“ 18

und später beim Kompetenz-Workshop möchte ich am liebsten bei der Gra­fischen Reportage reinschnuppern.“ Am Hauptbahnhof trennten sich unsere Wege zum Haus der Geschichte und der Deutschen Welle. Nach dem ersten Programm-Slot begegne ich wieder Sophie. „Wo warst du gerade?“ Sophie: „Ich war in dem Erzählcafé „Migrantenbilder in den Medien“. Aber ich muss schon gleich wieder los, sonst verpasse ich den nächsten Workshop. Bis später!“ So schnell wie Sophie auf­getaucht war, ist sie wieder verschwun­den. Ich mache es mir daraufhin als Zuschauerin bei der Open Stage bequem. Tosender Applaus beendet die letz­ te Showeinlage und ich verlasse den Saal. „Lisa da bist du ja!“ Rebecca huscht um die Ecke. „Im Erzählcafé zum The­ma „Klappe halten?“ konnte ich einiges dazulernen. Und wie war es bei dir so?“ „Die Podiumsdiskussion war interes­sant. Vor allem


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als die Zuschauerinnen und Zuschauer ihre Meinung mit eingebracht haben, wur­ de klar, dass wir uns für mehr Viel­ falt im Journalismus einsetzen müssen. Wo gehst du jetzt hin?“ Rebecca: „Journalismus & Wissen auf YouTube. Da wird Infotainment von Franziska von Kempis genauer erklärt.“ Lisa: „Kann ich mitkommen? Dann können wir sie gemeinsam zum Thema Verantwor­tung im Umgang mit Medien interviewen.“ Rebecca: „Das ist eine gute Idee, so ma­chen wir das. Danach sind die Kompetenz-Workshops angesagt, darauf freue ich mich am meisten, weil es ein Sprechtrai­ning für Radiomachende gibt, das ist per­fekt für meine Sendung in freien Radio.“

Mit Reis gestärkt schlossen wir das Programm mit der Mediennacht ab. Bei der Fishbowl-Diskussion, der Crypto­ Party, den verschiedenen Infoständen und der Filmvorführung von „Asyland“ konnte man noch seine letzten Fragen stellen, dis­kutieren oder sich einfach zurücklehnen. Mein persönliches Highlight war der Po­ etry Slam in Kombination mit der Band, die zusammen für einen gelungenen Ab­schluss sorgten.

Um 18 Uhr treffen wir wieder auf Sophie, die in der Zwischenzeit bei dem Erzählca­fé „Journalistische Verantwortung in der Flüchtlingskrise“ und anschließend im Kom­ petenz-Workshop „Awesome & Aware“ war. Mit knurrendem Magen beschließen wir, erstmal gemeinsam zu Abend zu essen. 19


ERZÄHLCAFÉS Migrantenbilder in den Medien Von Sophie Weller Franco Lotta und Najim Azahaf enthüllten im Erzählcafé verschiedene Arten der oft subtilen Stereotypisierung im Journalismus. Wie die beiden Migrations- und Integrati­ onsexperten von der Bertelsmann Stiftung deutlich machten, wird auch in renommier­ten Medien gerne ein stigmatisierendes Bild von Migrantinnen und Migranten erzeugt. In der Bericht­ erstattung spielen sie oft nur eine passive Rolle, in der sie noch viel zu lernen und zu verstehen haben, bevor sie ein vollständi­ ger Teil der Gesellschaft werden können. Vor allem die Macht

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der Bilder spielt bei der Stereotypisierung eine große Rolle. In den meisten Fällen werden beispielsweise Geflüchtete auf Bildern als Teil einer riesigen, unübersichtlichen Gruppe dargestellt. So wird der Eindruck, dass eine fremde Masse nach Deutschland komme, unterbewusst verstärkt. Stattdessen könnten Journalisten und Journalistinnen ein Foto verwenden, ddass einen einzelnen Menschen zeigt, der seine Heimat verlassen musste. Ein Bild dieser Art würde das Solidaritätsgefühl und Verständnis der Öffentlichkeit anregen.


TURBO-WORKSHOPS Kill your Darlings TRICKS FÜR INTERVIEW UND MODERATION. Von Rebecca Notter Wofür steht „Kill your Darlings“? Das Motto eines Mörders? Oder den Rat, eine gewisse Distanz zum Interviewpartner zu erhalten, um nicht zu persönlich zu werden? Schließlich würde das den gesamten Bericht beeinflussen. Nette Vermutungen – in Wirklichkeit geht es jedoch darum, alles rauszuwerfen, was der Geschichte nicht zuträglich ist, wie uns Referent Michael Karhausen erklärt. Um das praktisch sofort anzuwenden, begeben sich die Teilnehmenden seines Turbo-Workshops umgehend in eine Interviewsituation mit ihrem Sitznachbarn. Zeit: drei Minuten, Ziel: Spannendes und Außergewöhnliches über das Gegenüber herauszufinden. Denn jedes Interview braucht zu seinem

erfolgreichen Gelingen ein Interviewziel, so Karhausen. Anschließend werden die Ergebnisse kurz und prägnant vorgestellt. Und wer hätte gedacht, dass sich unter unseren Workshop-Teilnehmerinnen eine Schützenkönigin, Vogelbabyheldin oder Rechercheexpertin befindet, die neulich erst nach indischen Palmblättern gesucht hat? Auf das erste praktische Anwenden von „Kill your Darlings“ im Interviewbereich folgen portionsgerecht zugeschnittene Informationen und Tipps zu Moderation und Interview. Hier ein paar Einblicke für all diejenigen, die während der JMT keine Zeit hatten, die­sen Turbo-Workshop zu besuchen.

TIPPS UND TRICKS:

1

Gesprächsarmen Partnerinnen und Partnern keine geschlossenen Fragen stellen, die mit „Ja. Nein. Doch.“ beantwortet werden können.

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Mit indirekten Fragen kann die Opposition der Allgemeinheit zugeschoben und so evtl. eine negative Reaktion des Gegenübers vermieden werden.

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Moderationen sollten so lange dauern wie ¼ des anschließenden Beitrags.

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Zwischen jeder Moderation und dem folgenden Beitrag sollte ein geeigneter Moderationspunkt liegen, d.h. ein passender Übergang.

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KOMPETENZ-WORKSHOPS Grafische Reportage VON WEISSEN WÖLFEN, MAFIAKILLERN UND KRIEGSHERREN Von Lisa Nonnenmacher Ein journalistischer Comic geht nicht? Geht doch! David Schraven, Publisher und inhaltlicher Geschäftsführer von CORRECT!V, hat in Kooperation mit Künstlerinnen und Künstlern bereits einige fesselnde Geschichten veröffentlich. Die grafische Reportage „Weisse Wölfe“ beispielsweise handelt von dem Mord eines Türken in Dortmund und der dortigen Neonazi-Szene. Seine Recherchen fallen ungewöhnlicher aus als die meisten anderen. Wer sonst mietet extra ein Ferienhaus, um sich mit einem zurück­ gezogenen Mafia-Boss zu unterhalten? In dem Workshop rät David Schraven, keine Scheu vor persönlichem Kontakt zu haben.

Geschichten zu erfinden sei langweilig, die besten Storys entstehen nicht durch reine Fantasie, sondern wenn man sich mit den Geschehnissen draußen auseinandersetzt. Hat man erstmal ein gutes Konzept, braucht man die Meinung von anderen, damit eine spannende Reportage entsteht. Um seine Idee zu testen, erzählt man sie allen mögli­chen Personen - den Nachbar, den Eltern, den Freunden. Die Stellen, bei denen nach­ gefragt wird, sind besonders spannend und man muss sie ausbauen. Wenn man merkt, dass man die Aufmerksamkeit des Gegenübers verliert, kann man die Stel­le streichen. So kommt man Schritt für Schritt einer fesselnden Reportage

„HABT KEINEN SCHISS DIE LEUTE ANZUSPRECHEN.“ DAVID SCHRAVEN, CORRECT!V

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PODIUM Männlich, bürgerlich, weiß REICHT UNS DIESE PERSPEKTIVE? Von Lisa Nonnenmacher Nein, diese Perspektive reicht uns nicht, aber um etwas daran zu ändern, verlangt es uns einiges ab. Die Gesprächsrunde von Khuê Pham, Tina Srowig und Gualtiero Zambonini unter Moderation von Daniela Milutin regte zur Beteiligung im Zu­ schauerbereich an. Die Empörung macht

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die Runde: Um mit den Männlichen, Bürgerlichen, Weißen mithalten zu können, müssen alle nicht in das Schema passenden Redakteurinnen und Redakteure sogar bessere Qualität abliefern als die Klischeejournalisten.


KOMPETENZ-WORKSHOPS Journalistische Verantwortung IN DER FLÜCHTLINGSSITUATION Von Sophie Weller Welche Verantwortung tragen Berichterstattenden in Zeiten der Flüchtlingssituation? Gualtiero Zamboninis Antwort darauf: Große Frage - große Verantwortung! In dem Erzählcafé, das Gualtiero Zambonini und Daniela Milutin leiteten, wurde ge­nau über diese Verantwortung heiß disku­ tiert. Genauer betrachtet wurde in diesem Kontext auch das Grundprinzip der Unabhängigkeit im Journalismus, und die

Frage, ob sich in Deutschland seit der letzten Flüchtlingskrise in den 1990er Jahren grundlegend etwas verändert hat. Dass diese Themen den Nerv der Teilneh­menden trafen, zeigte sich in den vielen anregenden Beiträgen und Erfahrungs­berichten. Insgesamt stimmten jedoch alle der Antwort von Gualtiero Zambonini auf die Frage nach der journalistischen Verantwortung zu: Große Frage - große Verantwortung!

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KOMPETENZ-WORKSHOPS Sprechtraining DAS KLEINE EINMALEINS FÜR RADIOJOURNALISTEN Von Rebecca Notter Schließt eure Augen und verlasst euch voll und ganz auf euren Hörsinn. Spürt der Stim­me eures Gegenübers nach, vergesst das dazugehörige Gesicht und versucht, es euch neu vorzustellen. Wie alt ist er? Wie selbst­sicher wirkt sie? Was verrät uns die Stim­me über ihre Stimmung, seine Herkunft? Wenn ihr aufmerksam genug seid, werdet ihr wissen: Viel! Und gerade im Radiobereich ist das eine Tatsache, die es zu beachten gibt: wenn statt Gesich­tern nur Stimmen existieren und es voll­kommen auf deren Klang ankommt. Deshalb entführte uns Referentin Simone Morawitz in die Tiefen des Sprechtrainings. Denn auch, wenn man den Klang der ei­genen Stimme nur minimal beeinflussen kann, so gibt es doch Hilfsmittel, die den Weg zum radioreifen Sprechen ebnen. Morawitz erklärt zu Beginn, dass die Stimme von Mund-, Rachen- und Nasen­ raum beeinflusst wird und sich die ein­ zelnen Laute durch deren Zusammenspiel mit Zunge, Lippen und Gaumen bilden. So liegt

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das t etwa zwischen Zungenspitze und Mundraum, ein g hingegen im Bereich des Rachens. Das Bewusstsein darüber macht den Blick auf eventuelle Sprachfehler klarer. Auch die Atmung spielt eine wichtige Rol­le: Bei Stress atmen wir flacher und nut­ zen die Brust. Für einen längeren und ruhigeren Atem hingegen sollte sich jede Radiomoderatorin und jeder Radiomoderator auf die Bauchat­mung konzentrieren, so Morawitz. Mit eher unkonventionelleren Mitteln (ge­ nauer gesagt, einem Korken im Mund) wurden außerdem Zungenbrecher geübt und die Mundmuskulatur aktiviert, um anschließend auf die Betonung einzelner Wörter zu achten. Denn je nach Beto­nung, kann sich der Sinn eines Satzes an­ders erschließen. Das Spiel mit der eigenen Stimme ist hier also ausdrücklich erlaubt. Am Ende des Workshops waren sich alle Teilnehmenden einig: Unsere Stimme kann mehr als nur sprechen. Viel mehr.


KOMPETENZ-WORKSHOPS Awesome & Aware WARUM GUTER JOURNALISMUS NIE SEXISTISCH IST Von Sophie Weller Inwiefern sollten Medien vielfältig sein? Weil die Welt vielfältig ist. Weil Frauen die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen. Weil Frauen in den Medien trotzdem immer noch deutlich weniger präsent sind als Männer. Und wenn über Frauen berichtet wird, dann oft in den immer gleichen Zusammenhängen: Familie, Mode, Aussehen, Gefühle. Das ist nicht nur sexistisch sondern auch langweilig. Warum hast du an den JMT als Referentin teilgenommen? Weil ich als EMMA-Macherin Lust hatte, diesen Workshop über Sexismus zu geben. Und es rückblickend auch selbst gut gefunden hätte, wenn das Thema in der JournalistInnen-Ausbildung eine größere Rolle gespielt hätte. Ich war auch neugierig auf die Haltung der Teilneh-

merinnen und Teilnehmer. Besonders, was die subtileren Formen von Sexismus in den Medien angeht. Wie berichten zum Beispiel die als seriös geltenden Medien über sexuelle Gewalt? Wie sieht es mit geschlechtergerechter Sprache aus? Über solche Punkte wollte ich mit den JMTTeilnehmerInnen diskutieren, deshalb der Titel des Workshops: „Warum guter Journalismus nie sexistisch ist.“ Meine Erwartungen wurden übrigens weit übertroffen: Es war beeindruckend, wie gut sich viele auskannten und wie leidenschaftlich sie diskutiert haben. Inwiefern tragen Medien Verantwortung? Weil sie einen enormen Einfluss daraufhaben, was Menschen denken und was sie tun. Und woran sie sich später erinnernwerden.

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MEDIENNACHT

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NURA AFNAN-SAMANDARI „Wo fängt der Osten an? Und wo hört der Westen auf?“ Von Rebecca Notter Ich wünschte, jeder Mensch wäre ein Astronaut. Der vom Weltall aus auf die Erde schaut und verblüfft Ausschau hält nach schwarzen, weißen, roten Linien. Gekringelt, gestrichelt, die sich durch Ber­ge, Steppen, Ozeane ziehen. Aber ver­gebens durch das Teleskop schaut bis sich die Augenbrauen zusammenziehen.

Atlanten unserer Herzen einfach wegmalen sollen, bis unsere Vorstellungen dieser Welt genauso bunt sind wie die Menschen selbst, die sie ihre Heimat nennen dürfen. In meinem bunt beklecksten Herzen sind West und Ost in so tiefer Umarmung, dass ich vergessen habe, wo der Westen anfängt und wo der Osten aufhört.

Und du an die Weltkarten aus der Schule denkst. Und Verwirrung sich durch deine Erinnerung frisst, bis sie nichts mehr wert ist. Die Atlanten aus der 5. Klasse wären viel naturgetreuer, wenn man die Ländergrenzen einfach wegradieren oder übermalen könnte.

Du fragst dich bestimmt, wie das funktionieren soll. Aber auf einer Weltkugel ist es doch auch so – wenn du die Erde immer weiter drehst, den Westen verlässt und tief in den Osten gehst, bist du erst verloren, zwischen Gaza und Nil – doch wenn du noch ein Stück weiterdrehst, tiefer in den Osten gehst – bist du irgendwann so tief im Osten, dass du wieder zurück im Westen bist.

Wäre ich Erdkundelehrerin, hätte ich wahrscheinlich zu viel Respekt vor den neubestellten Atlanten, mit Sorgfalt erstellt. Aber da mein Unterrichtsfach Kunst sein wird, drücke ich jedem meiner Schüler einen – nein zwei – Pinsel in jede Hand und verkünde Stolz, dass wir die Grenzen in den

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Wo fängt der Osten an und wo hört der Westen auf? Eine unmöglich zu beantwortende Frage, ein unendlich andauernder Lauf.


FOTO: FLORIAN TIMPE

Mein Pass ist britisch. Meine Sprache ist Deutsch. Und durch mein Herz fließt Iranisches Blut. Doch meine Tränen schmecken nach Salz – genauso wie deine. Nicht wie Rosenwasser oder schwarzer Tee. Nein, sie sind salzig wie der Ozean, der um und in uns allen wogt. Und in die Grenzen hineinfließt, in kläffende Wunden, die gewaltsam in die Herzen der Menschen hinein geätzt wurden – und die der gren­zenlose Ozean zu mildern versucht. Wenn ich kein Astronaut sein kann, kann ich nicht wenigstens zum Wind werden? Ich lasse mich lenken von einer unsichtbaren Macht, größer als ich und alles um mich herum, und wehe über Ozeane, Steppen und Berge, ohne daran zu denken ob ich gerade im Westen bin oder zum Osten werde. Egal wo ich bin, ich höre nicht auf mich zu bewegen oder mein Leben hinzugeben um die Menschen um mich herum mit neuer Kraft zu beleben.

Und keiner kann mir mehr sagen: „Du! Du gehörst zu uns. Bleib hier!“ Oder: „Wenn du diese Grenze übertrittst, musst du 100 Euro bezahlen!“ Oder: „Wenn du diese Grenze übertrittst, musst du mit deinem Leben bezahlen!“ Oder: „Wenn du diese Grenze übertrittst, kannst du nie mehr zurückkommen.“ Dies alles gilt nicht mehr für diese Generation. Denn wir sind der Wind. Es gibt keine Grenzen. Kein Ost, kein West, keine Präferenzen – meine Heimat ist die Erde, zu der ich einmal werde, doch bis dahin möchte ich mit allen Menschen fliegen, wie der Wind. Damit wir nie mehr Grenzen durch Herzen ziehen, wo in Wahrheit keine sind.

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MEDIENNACHT Filmvorführung ASYLAND DIE PERSPEKTIVE WECHSELN. Von Sophie Weller Als auf den Jugendmedientagen 2014 eine Idee enstand, wusste noch niemand was morgen daraus wird. „Mal die Perspektive wechseln – nicht über Flüchtlinge berichten, sondern ihre Gedanken, Gefühle, Motivationen und Ängste aus ihrer eigenen Perspektive er­fahren“. Kaum war die Idee da, arbeitete der #jmt14 Teilnehmer Cagdas Yük­sel an der Umsetzung. Finanziert wurde das ehrenamtliche Projekt durch die In­ternetCrowd auf Startnext. Und dann ging‘s los – Drehplan, Social Media, Web­site, Kamera, Redaktion, Postprodukti­on, Vertonung. Nach zehn Monaten ehren­amtlicher Arbeit konnte sich das Produkt des 16-köpfigen Filmteams sehen lassen. Über 30 Vorstellungen – bundesweit – mit über 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauern inner-

FOTOS: FABIAN JÄGER

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halb weni­ ger Wochen. Auf eine Vorstellung freu­ ten sich die Filmemachenden ganz Besonders: „Den Film genau dahin zu bringen, wo die Idee entstanden ist – das ist ein ganz besonderes Gefühl. Die Jugendmedien­tage sind genau der richtige Ort, sich zu vernetzen, Ideen auszuarbeiten und kre­ ative Werke zu schaffen“ betont Cagdas. Nach einem ereignisreichen Tag für die Teil­nehmenden hieß es nun entspannt zurück­ lehnen, mit den Filmemachenden diskutieren und gespannt sein, ob nicht sie selber im kommenden Jahr auf der Bühne stehen und ihre ausgereifte #jmt15 Idee den Teil­nehmenden präsentieren.


FOTOS: FABIAN JÄGER

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Mit den Augen einer Dokuteamerin Von Sophie Weller

Oh, wie gut der Kaffee tut. Heute wer­den sicher noch viele Koffeinportio­ nen nötig sein, wir haben viel vor uns. Das rasende Reporterteam teilt sich erneut auf: Während Lisa gemeinsam mit einem der Fotografen nach Köln düsen wird, um die Medientouren zu begleiten, werden Rebecca und ich mit dem Verschriftlichen der Interviews anfangen, die wir die letz­ten Tage geführt haben. Dabei können wir vielleicht auch einen Blick auf die Work­ shops werfen, die parallel zu den Medientouren in der Deutschen Welle stattfinden. Vorher besuche ich allerdings noch das Google News Lab im Haus der Geschich­te,

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das mir aufschlussreiche Einblicke in unsere mediale Zukunft gewährt. Gegen 10 Uhr mache ich mich dann gemeinsam mit Rebecca auf den Weg zur Deutschen Welle. Wir haben Glück und dürfen uns mit un­serem Arbeitswerkzeug in einen Raum mit Herrn Röwekamp, dem Leiter der Un­ ternehmenskommunikation, und Herrn Neumann, Leiter des Bereichs „Coaching & Weiterbildung“ in der dpa, setzen. So können wir während der Arbeit den Teilnehmenden des Workshops „Life ist live“ und Herrn Röwekamp und Herrn Neumann


SAMSTAG

FOTO: FLORIAN TIMPE

da­bei zuschauen, wie sie die Ereignisse des die wir mit Süßigkeiten und (wie vermutet) Ta­ ges im Live-Ticker der dpa veröffentli- viel Kaffee bis zum späten Nachmittag gechen. wissenhaft durchziehen. Leider verpassen wir heute den NEONWork­shop. Dort erstellen die Teilnehmenden gemein­sam mit einer Redakteurin und einem Grafiker eine Sonderausgabe des NEON-Magazins.

Die nächste Belohnung lässt nicht lange auf sich warten. Nach Feierabend machen wir uns auf den Weg zur Party, auf der wir die letzten spannenden Tage nochmal ordent­ lich Revue passieren lassen können, und bei Musik und guter Stimmung auf noch viele Dafür belohnen Rebecca und ich uns zur weitere Jugendmedientage anstoßen. Mittagszeit am leckeren Buf­fet, das für die Teilnehmenden in der Deutschen Welle aufgebaut wurde. Anschließend geht es wieder an die Ar­beit,

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SAMSTAG Google News Lab NEUE FORMEN DES STORYTELLING MIT SEARCH, TRENDS UND MAPS. Von Rebecca Notter Am Samstagmorgen gewährte Isa Son­ nenfeld den Teilnehmenden der Jugendme­ dientage einen Einblick in das Google News Lab. Basierend auf dem Motto des Unternehmens „organize the informati­on, make it accessible and useful“ soll die Zukunft der Medien durch “Storytelling mit Trends und Maps” gestaltet werden. Das bedeutet: Allen Journalistinnen und Journalisten (und denen, die es werden wollen) wird im Google News Lab der kostenlose Zu­griff auf Google Trends ermöglicht, die anhand der Suchanfragen gemessen wer­den. So produzierte etwa der Sender BBC ein Video, das die am häufigsten ge­googelten Fragen zu den Wah­len in Großbritannien beantwortet. In Form von Echtzeitkurven wurde zu­sätzlich verdeutlicht, welche Wahlkampf­ kandidaten zu welchem Zeitpunkt in Großbritannien besonders häufig ge­googelt wurden und wie sich das Mei­

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nungsbild je nach Stadt stetig veränderte. Kostenlose Videotutorials in den Bereichen Recherche, Bericht, Verbreitung und Opti­ mierung ermöglichen Anfängerinnen und Anfängern eine gute Basis für ihre Arbeit im Bereich der News Labs. Hinzu kommt die Erweiterung des Tools Google Maps. Dieses soll in Zukunft mit Echtzeitvideos und Fotos bestückt wer­den können. Datenjournalismus wird da­mit noch verspielter, bildhafter, crossmedi­aler. Bislang arbeiten in Europa allerdings nur zwei Google-Mitarbeiter am Google News Lab, im Laufe der nächsten Monate soll dieser Bereich jedoch ausgebaut werden. Dass die Teilnehmenden zu der neuen Dimensi­ on des Datenjournalismus unterschiedliche Meinungen hatten, wurde in der anschlie­ ßenden Fragerunde deutlich. Chancen und Risiken stehen manchmal eben doch sehr nah beisammen.


Was sind gerade Trends im Journalismusund Newsbereich, die Sie persönlich sehr spannend finden? Was ich momentan und auch in den letzten Jahren mit Begeisterung beobachtet habe, ist, wie Datenjournalismus auf dem lokalen Level funktioniert und welche Perspektiven und Einblicke das geben kann. Ein Beispiel ist die Berliner Morgenpost, die sich Daten herausgesucht hat, um zu schauen, wie sich Berlin anhand der baulichen Struktur seit 1990 entwickelt hat. So etwa der Al­exanderplatz und die ganze Fläche um das Brandenburger Tor. Das basiert zwar auf Daten, aber zeigt, dass Datenjournalismus durchaus visuell und greifbar sein kann. Der zweite Punkt ist die Art und Wei­se, wie man zurzeit über Virtual Reality nachdenkt – aus Newssicht. Das heißt, wie kann man den Leser noch näher an die Action oder an die Breaking News-Si­tuation heranbringen? Und Virtual Re­ality steht noch komplett am Anfang…

Und was genau bedeutet dieses VirtualReality-Format? Virtual Reality gibt dir eine noch nähere Verbindung zu dem, was du da siehst. Das heißt, die User werden mitgenom­men und bekommen auf sehr nahe Art und Weise gezeigt, wie etwas Bestimm­ tes aussieht. Das kann man zum Beispiel auch in Bonn machen, etwa in Form ei­ner Stadttour in Virtual-Reality-Format. Der Journalismus wird zunehmend visueller? Ja, definitiv! Und das sieht man auch auf anderen Plattformen. Fotos und Videos spielen eine wahnsinnig wichtige Rolle für den Journalismus. Aber natürlich auch immer noch der Text, um den Kontext für bestimmte Geschichten zu geben. Das Gleiche gilt auch für den Datenjournalis­ mus. Es ist immer noch der Journalist oder der Redakteur, der den Kontext liefern muss, um zu erklären, was man da eigentlich sieht.

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SAMSTAG dpa Liveticker LIFE IST LIVE – DIE #JMT15 IM LIVETICKER Von Sophie Weller Die Jugendmedientage 2015 in Echt­ zeit – Im Intensiv-Workshop „Life ist live“, gewannen die Teilnehmenden einen prakti­schen Einblick in die Arbeit der dpa. Ge­ meinsam mit Patrick T. Neumann (Leiter des Bereiches Coaching & Weiterbildung der dpa) und Christian Röwekamp (Lei­ ter der Unternehmenskommunikation der dpa), verliehen die acht angehenden Profijournalistinnen und Profijournalisten im Live-Ticker den JMT 2015 auch für die Außenwelt ein Gesicht. Veröffentlicht wurde der Ticker sowohl auf der JMT-Internetseite, als auch auf der dpa-Website. Die Teilnehmenden berichteten in Echtzeit aus den anderen Workshops, Diskussionen und Vorträgen der JMT15.

EINIGE STIMMEN VON TEILNEHMENDEN „Hochklassiger Workshop mit extrem engagierten, fitten und kreativen Teilnehmenden.“

„JMT als tolle Bühne für das Unternehmen, sich bei einer Zielgruppe bekannt zu machen aus der potentiell neue Mitarbeiter engagiert werden können. Wir wollen die besten Bewerbungen bekommen, und wir sind überzeugt, dass viele die sich hier auf den JMT engagieren, auf dem Weg sind, erstklassige Journalisten zu werden. Sie haben das Potential dazu“

„Sehr interessante Einblicke in die Art und Weise wie junge Leute Anfang 20 mit Medien unterwegs sind, wie sie denken und wie selbstverständlich der Umgang mit digitalen journalistischen Inhalten für sie ist –das regt zum Nachdenken für unsere tägliche Arbeit an“

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FOTOS: FABIAN JÄGER

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MEDIENTOUREN

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MEDIENTOUREN Die Medientouren In der Filmstadt Köln fanden parallel zum Programm in Bonn zahlreiche Workshops statt. Von der Erstellung einer eigenen Reportage bis hin zu 3D-Modelling war für jeden etwas dabei. Von Lisa Nonnenmacher Beim WDR wurde von Stefan Domke und David Ohrndorf die richtige Technik des Scrollytelling beigebracht. Bei dem Pageflow kommt es vor allem auf die Stimmung an. Bei der Macromedia haben die Teilnehmenden abwechselnd die Rollen als Kamera­ mann, Ton- und Bildmischer, Moderator und Tonassistent einnehmen dürfen und vor Ort eine eigene Sendung produziert. Beim Mediendesign und Manage­ mentWorkshop konnte man lernen, wie man erfolgreich sein eigenes E-Business aufbaut. Greenscreen und Kamera stehen be­ reit, die Mikrofonangel wird aufgebaut. Bei der SAE wurde ein eigenes Inter­view aufgenommen und man konnte somit

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einen Blick hinter die Kulissen ei­ ner Nachrichtensendung erhaschen. Von der Idee zum eigenen 3D-Modell. Nachdem die Teilnehmenden eigene Tonfiguren modellierten, hieß es die Fantasiewesen mithilfe von dem Programm Z-Brush in die virtuelle Welt zu übertragen. Die Occulus Rift durfte man bei der SAE auch ausprobieren. Die RTL Journalistenschule und das Mode­ rationstraining mit anschließender Bild­ gestaltung zeigten, mit welchen Mitteln man auch als Laie Reportagen erstellen kann. Als Beispiel wurde der Trailer eines Spielfilms gezeigt, der komplett mit Smartphones gedreht wurde.


FOTOS: DOMINIK MARTIN

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#JMT15 IN WORTEN

Zeynep, 20 Wiesbaden

„Besonders inspiriert hat mich in diesem Jahr der Workshop „rassismuskri­ tisch berichten“. Der war so interessant, weil man quasi einen Einblick be­kommen hat, was in an­deren Köpfen so passiert. Da man hier auf so vie­le junge Medienmacher trifft, ständig neue Leu­te kennenlernt, die dazu noch sehr offen sind, ent­stehen auf den JMT sehr viele neue Kontakte. Du triffst hier Menschen, die du auf der Straße niemals treffen würdest.“

Zandestaf, 21 Trier

„Besonders inspiriert hat mich der IntensivWork­ shop „Mobile Reporting“. Der war sehr praxisorien­ tiert, wir durften einfach durchs Ausprobieren ler­nen. Das hat mir wirklich etwas gebracht: einfach über Stunden an etwas zu arbeiten und am Ende ein handfestes Ergebnis zu haben.“

Martin, 19 München

„Eine ganz besondere Er­fahrung war für mich das Gestalten einer Twitter­ wall bei der Telekom. Das fand ich mit Abstand am beeindruckendsten, da es einen super Einblick in die digitale Zukunft gegeben hat.“

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Talha, 23

Tübingen

„Am Besten hat mir bei den JMT15 gefallen, dass ich so viele verschiedene Menschen kennengelernt habe und somit auch meinen eigenen Horizont erweitern konnte.“

Marlon, 22

Köln

„Ich fand Franziska von Kempis inspirierend. Ich finde es mutig von ihr, dass sie sich vom Fernse­ hen komplett abwendet, weil ich das Gefühl habe, dass nicht viele den Mut dazuhaben, komplett von den alten auf die neuen Medien umzusatteln.“


FOTOS: FABIAN JÄGER

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FREIHEIT #machtWorte Von Rebecca Notter Was haben Medien denn mit Freiheit zu tun? Medien haben mit Freiheit dahingehend zu tun, dass sie die Freiheit haben, zu sagen, was sie denken. Wir haben Infor­mationen als Medienvertreter, die unsere Zielgruppe nicht hat. Und es ist unsere Aufgabe, diese Informationen breit ge­fächert zu übertragen. Und dabei nichts wegzulassen und nichts hinzuzufügen. Und welche Rolle spielt die Pressefreiheit dabei? Die wichtigste. Sie wird von uns Journa­ listen gerne als Schutzschirm gesehen, unter dem wir stehen. Wir werden ge­schützt vor Politikern, vor Gerichten etc. – aber dem ist so nicht. Pressefreiheit heißt vor allen Dingen, dass wir unsere Aufga­ be gewissenhaft übernehmen und wir die Pressefreiheit jeden Tag verteidigen müssen. Gegen Anzeigenkunden, die Ar­ tikel verfälschen möchten. Gegen Politi­ker, die uns was zustecken, damit wir ein schönes Interview mit ihnen abdrucken. Auch gegen Lobbyistenverbände, die un­ ser Medium nutzen wollen, um ihre Mei­nung in der Öffentlichkeit zu vertreten. Du hast teilweise schon angesprochen, was bei der Pressefreiheit so schief läuft. Gibt es noch weitere Punkte? Ach, die Liste ist lang. Etwa der Sensationsjournalismus: dass teilweise Geschichten dazu erfunden werden, weil die Antworten

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nicht befriedigend waren. Da muss man auch immer aufpassen. Wenn ich als Journalist die Information habe, hat sie vermutlich auch meine Konkurrenzzeitung. Und da darf man nicht in einen Wettstreit treten: „Ich muss jetzt noch unbedingt was oben drauf setzen, damit meine Leser noch eine coolere Information haben als die der Konkurrenz.“ Da muss ich dann dabei bleiben und die Informationen, die ich habe, so interessant aufbereiten wie es nur geht, ohne etwas draufzusetzen. In deinem Erzählcafé ging es auch um Pressefreiheit an Hochschulen. Am konkreten Beispiel, was wird an Hochschulen pressefreiheitsmäßig beschnitten? Zum Beispiel dürfen einige Publikationen nicht kostenfrei ausliegen, weil Hochschulen vermarktet werden und sie bezahlt werden wollen, dass auf dem Campus Publikationen ausliegen dürfen. Das geht natürlich nicht. Ein anderer Fall ist die Meinungsfreiheit. In Bielefeld an der Universität wurde die Vorlesung von Aktivisten der linken Szene gestürmt. Sie haben mit Pfeilen auf einen Kommilitonen gezeigt, der Mitglied einer rechten Partei ist und wollten ihn aus dem Hörsaal entfernen. Gerade die 68er sind ein großer Freiheits­ begriff. Studentenbewegungen haben mehr Mitspracherecht gefordert. Inwie­ weit hat sich da bis heute etwas etabliert? Wir hatten vor ein paar Monaten ein Inter­ view mit einem Konfliktforscher der


FOTO: FABIAN JÄGER

Uni­versität Berlin. Der hat gemeint, dass das Aufbegehren der Studenten immer in Wel­ lenbewegungen stattfindet. Die 68er wa­ren eine ganz hohe Welle, 2009/2010 gab es im Rahmen der Studiengebühren eine Debatte. Momentan ist es leider so, dass Studenten sehr viel zu tun haben mit ihrem Studium und deswegen das soziale En­gagement etwas nachlässt, was gerade in der Flüchtlingsdebatte sehr traurig ist. Aber man kann so eine Welle nicht heraufbe­ schwören, das muss aus sich heraus wach­sen. Die wird es auch wieder geben, aber ob das demnächst sein wird oder in fünf Jahren, das kann man nicht vorhersehen. Was, denkst du, kann man für die Verbesserung der medialen Frei­ heit tun? Unter anderem den Stu­denten mehr Freiräume einräumen? Das zum Einen. Dass auch die Unterneh­ men nicht mehr groß auf Noten achten, sondern viel mehr im Bewerbungspro­ zess auch auf soziales Engagement. Und dann sagen „Okay, du hast zwar eine Vier, aber dafür hast du dich für Flüchtlin­ ge engagiert.“ Einfach das Bewusstsein, dass Noten nicht alles sind. Kompetenzen sind wichtiger als Wissen. Es ist wichti­ger, dass ich weiß, wie ich mit Menschen umgehen muss, wie ich Probleme lösen kann, als bloß für ein Problem eine Lö­sung zu haben und nicht zu wissen, wie ich diese Lösung auf ein anderes Problem übertragen kann. Man sollte als Student denken: Ich muss mir Kompetenzen an­eignen und nicht so

viel Wissen. Wissen kann ich nachlesen, Wissen gibt es gratis. Abschließend: Was denkst du, hat die Medienfreiheit mit jedem Einzelnen von uns zu tun? Jeder Einzelne ist dafür verantwortlich, dass er abends in den Spiegel schauen und sagen kann: Ja, ich habe die Presse­ freiheit geachtet und ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass meine Zielgrup­pe objektiv informierter ist als sie es vor­ her war. Sodass sie sich ihr eigenes Bild bauen und ihre eigene Meinung bilden können. Das ist das Wichtige für mich als Journalist: Dass ich meiner Zielgrup­pe Informationen gebe, aus denen sie sich wiederum ihr Bild meistern können.

THOMAS GÜNTHER

- seit 2011 Chefredakteur beim Nürnberger Verlagshaus „audimax Medien“ - Studium: Medienmanagement & Multimedia-Didaktik

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VIELFALT #machtWorte

„Wenn man nicht versucht, aus allen Bevölkerungsschichten und -kreisen Menschen für den Beruf der Journalisten zu rekrutieren, dann verliert man den Blick auf die gemeinsame Realität.“

DANIELA MILUTIN

FOTOS: FABIAN JÄGER

- seit 2011 Pressesprecherin des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.

„Unsere Gesellschaft ist vielfältig, unser Publikum auch. Männer, Frauen, Schwule, Akademiker, Nicht-Akademiker. Die Frage ist: Bilden die Medien diese Vielfalt ab oder nicht? Wir sagen hier: nicht genug! Und das ist nicht gut. Wenn wir Wirklichkeit nicht abbilden, wenn wir Lebenswirklichkeit nicht abbilden, dann sind wir nicht lebensfähig.“

DR. GUALTIERO ZAMBONINI

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- Integrationsbeauftragter des Westdeutschen Rundfunks (WDR)


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ABSCHLUSS

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DANKE

FOTO: DOMINIK MARTIN

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TEAM Ein starkes Team...

...von der Programmplanung bis hin zur Kommunikation und Partnerarbeit – Lilly ist verantwortlich für das, was dieses Jahr bei den JMT auf den Teller kommt! Sie hat im Master Intenational Business studiert und konnte bereits während ihres Studiums einige Erfahrung im Marketing und in der Veranstaltungsorganisation sammeln.

Maike Gauweiler ...ihre Erfahrungen, die sie als Projektleitung des Jugendmedienworkshops in diesem Jahr sammeln konnte, sind bei den JMT bestens aufgehoben. Sie studiert Spanisch und Politik auf Lehramt und ist ein Allroundtalent. Als Projektassistenz kümmert sie sich mit um das Programm und ünterstützt in allen Bereichen.

Yasmin Laerum ...konnte im letzten Jahr als Projektassistenz die JMT kennenlernen und unterstützt das Team nun aus dem Bundesvorstand heraus. Neben ihrem Engagement für die Jugendpresse Deutschland studiert sie Wirtschaftskommunikation in Berlin.

Philipp Nuhn ...engagiert sich seit 2012 für die JPD. Heute unterstützt er den Bundesverband und in der Jugendkommunikation. Er studiert Digital Media in Hamburg und Lüneburg.

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Pauline Trueck ...ist neben Lilly für die komplette Organisation der JMT verantwortlich. Sie hat in Bochum und London Islamwissenschaften und Konflikt- und Entwicklungsstudien studiert. Ihre vielseitigen Erfahrungen im Veranstaltungsorganisationsbereich, Fundraising als auch ihr Interesse für kritischen Medienberichterstattung brachten sie zur Jugendpresse Deutschland.

Cagdas Yüksel ...als Kommunikationsreferent kümmert sich Cagdas sich vor allem um die Medienpartner und die Öffentlichkeitsarbeit. Neben dem Studium der Sozialwissenschaften an der Universität zu Köln sammelte er in eigenen Filmprojekten erste Erfahrungen in der PR- und Öffentlichkeitsarbeit.

Marie Pflüger ...lernte die Jugendpresse bei ihrem FSJ in Stuttgart kennen und lieben und unterstützt die JMT aus dem Bundesvorstand heraus. Seit Oktober 2014 studiert sie in Köln Deutsch-Französische Rechtswissenschaften. Durch ihre Nähe zu Bonn ist sie vor allem für die örtliche Sachspendenakquise und die Teamer verantwortlich.

Fotos: Lennart Horst; Laura Degen, Jugendpresse Deutschland

Lilly Burger


Christoph Umhau ... ist seit dem 1. September 2015 FSJler im Bundesbüro der Jugendpresse Deutschland. Er unterstützt das Team der Jugendmedientage fleißig in allen kleinen aber wichtigen organisatorischen Aufgaben.

Christiane Scholz ... ist seit April 2014 Bürokoordinatorin im Bundesbüro der Jugendpresse Deutschland. Sie hat Anglistik, Journalistik und Amerikanistik studiert und kam 2011 über den Landesverband in Sachsen zur Jugendpresse.

Britta Kaufhold ... ist seit September 2014 Geschäftsführerin bei der Jugendpresse Deutschland. Sie hat Kultur- und Medienpädagogik sowie Kinderrechte und Kindheitswissenschaften studiert.

Franziska Görner ...ist Projektkoordinatorin bei der Jugendpresse. Deutschland. Sie hat Kulturwissenschaften und Erwachsenenpädagogik studiert. Zur Jugendpresse fand sie durch die Projektleitung des Schülerzeitungswettbewerbs der Länder 2011 und 2014.

Jonas Kunze ... war vom 1. September 2014 - 01. September 2015 FSJler im Bundesbüro der Jugendpresse Deutschland. Er unterstützte die Jugendmedientage, den Jugendmedienworkshop im deutschen Bundestag und die laufenden Projekte im Büro-Team.

Florian Willmann ... ist seit Juli 2014 Finanzreferent bei der Jugendpresse Deutschland. Er hat Wirtschftswissenschaften und BWL studiert und ist verantwortlich für Projektabrechnungen, die Finanzplanung und das Berichtswesen.

...und viele helfende Hände! Ohne unser ehrenamtliches Team vor Ort läuft nichts.

DANKE! 55


DANKE Veranstalter

Gefรถrdert durch

Hauptpartner

Partner

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Mitveranstalter


Medienpartner

Kooperationspartner

In Kooperation mit

Ăœbernachtungspartner

Druckpartner

Textilpartner

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DANKE UnterstĂźtzer

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IMPRESSUM PROJEKTLEITUNG Lilly Burger Pauline Trueck

V.I.S.D.P.

DRUCK

myflyer GmbH Ernst-Moritz-Arndt-Str. 10 96515 Sonneberg

Yasmin Laerum (Anschrift wie Herausgeber)

AUFLAGE

SATZ & LAYOUT

PROJEKTTEAM

Cagdas Yüksel Victoria Schmidt

DESIGN/ILLUSTRATION Clara Schöbel Design

REDAKTION

Lilly Burger Franziska Görner Yasmin Laerum Lisa Nonnenmacher Rebecca Notter Christiane Scholz Pauline Trueck Sophie Weller

HERAUSGEBER

Jugendpresse Deutschland e.V. Bundesverband junger Medienmacher Alt-Moabit 89 10559 Berlin t: 030 - 39 40 525 00 e: buero@jugendpresse.de

600

Lilly Burger, Maike Gauweiler, Franziska Görner, Britta Kaufhold, Jonas Kunze, Yasmin Laerum, Philipp Nuhn, Marie Pflüger, Christiane Scholz, Pauline Trueck, Christoph Umhau, Florian Willmann, Cagdas Yüksel

BILDNACHWEISE

S. 28/29 Dominik Martin, Florian Timpe S. 40/41 Dominik Martin, Florian Timpe S. 50/51 Dominik Martin, Florian Timpe, Fabian Jäger Interviews wurden aus Gründen der Authentizität nicht von der Redaktion angepasst. Bei den von der Redaktion eigens formulierten Texten wurde auf die Genderrichtlinien der Jugendpresse Deutschland e.V. Rücksicht genommen.

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