kumquat zu wenig?

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Verlagspostamt Verlagspostamt1010 1010

P.b.b. P.b.b.路 路Erscheinungsort ErscheinungsortWien Wien

#2|2015

t a u q m u k

? g i n e w zu


Inhalt Was ist Armut?

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Ein Bericht von der 10. Armutskonferenz im Februar 2015

Von verschiedenen Reichtümern und Schätzen

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Eine Gruppenstunde zum Thema Armut und Reichtum für 12- bis 14-Jährige

Geld ohne Arbeit?

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Über das bedingungslose Grundeinkommen

Reich werden für Dummies

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10 Wegen zum großen Geld

Es reicht! – Wir haben den Hunger satt!

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Eine Gruppenstunde zum Thema Verteilungsgerechigkeit für 11- bis 14-Jährige

Resilienz

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Was Kinder stark macht.

Die Welt ist schlecht?

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About Bad News and Good People.

Sommerlager für alle!

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Weil Geld kein Grund sein soll, nicht aufs Lager mitzukommen.

Karottenparty mit dem Riesenkaninchen

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Ein Fangspiel fürs Lager

Basteln mit PET-Flaschen

Standards Editorial 3 Termine 18 Öffnungszeiten Jungscharbüro 19 Basiswissen Christentum

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Arm aus Überzeugung

Spieletipp 23 Roboter

Kinderpastoralwoche 2015 23 2

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Ideen für eine Gruppenstunde oder fürs Lager

News zur Pfarre Neu

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Ein Interview zur Dechantenklausur mit Georg Fröschl

Armut geht uns alle an Armutsbekämpfung am Beispiel der Dreikönigsaktion Diesen Artikel findet ihr im Welt-kumquat – bitte das Heft wenden! 

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Liebe Gruppenleiterin! Lieber Gruppenleiter! In den letzten zwei Jahren habe ich euch als ehrenamtliche Vorsitzende der Jungschar Wien in der Diözese vertreten. Das war eine große Herausforderung, die mir sehr viel Spaß gemacht hat aber auch sehr zeitintensiv war. Jetzt möchte ich mich gerne wieder voll aufs Studium konzentrieren und verabschiede ich mich an dieser Stelle als Vorsitzende von euch. Auf Grundkursen und bei Workshops wirst du mich weiterhin antreffen, die Geschicke der Jungschar Wien übergebe ich in die fähigen Hände der neuen Vorsitzenden, Marco Skodak und Veronika Schippani, die auf der Vollversammlung im April gewählt wurden. In meiner Zeit als Vorsitzende durfte ich viele von euch kennenlernen und habe Einblick in viele Pfarren bekommen. Die Jungschararbeit in den Pfarren ist unglaublich vielfältig und wertvoll! Diese Vielfalt gilt es zu stärken und zu bewahren. Ich möchte euch trotzdem auch auffordern über den Tellerrand hinaus zu blicken und euch mit euren Nachbarpfarren zu vernetzen. Vielleicht kommt ja ein gemeinsames Jungscharlager oder eine andere gemeinsame Aktion zustande? Es lohnt sich auf jeden Fall, mal drüber zu plaudern. Nur Mut!

quat für Gruppenleiter/innen als Kombi-Ausgabe mit dem Spezialformat für DKA-Verantwortliche und an globalen Themen Interessierte. Die Dreikönigsaktion und die Jungschar gehören zusammen: Es sind zwei Seiten einer Medaille. Dieses kumquat mit seinem Wendecover macht dies sichtbar, lässt uns das erleben! JS-Gruppenleiter/innen, DKA-Verantwortliche, Mini-Gruppenleiter/innen, Lerneinsatzteilnehmer/innen, Mitarbeiter/innen in der Kinderpastoral und PUGs-Aktive – das sind Menschen, die eines verbindet: Ihr Engagement für und mit Kinder/n, ihr Zeichen setzen für eine gerechte Welt. Wir haben „Armut“ als Thema für dieses kumquat gewählt, da es sowohl in Österreich als auch global eine Brisanz und Relevanz hat und so für uns alle spannend ist. Im kumquat-Teil „zu wenig“ findet ihr Artikel, Gruppenstunden, Infos, … zum Thema Armut sowie weitere praktische Informationen für euch und das Arbeiten mit Kindern: Basteltipps, Aktuelles zur Pfarre Neu, Spiele und vieles mehr. Im kumquat-Teil „Welt“ werfen wir einen Blick auf die Sternsingeraktion 2015 und das Jahr 2014, ihr könnt das Spendenergebnis nachlesen, den Geschäftsführer der DKA Österreich kennenlernen, und Interessantes zum Thema Armut am Beispiel der Projektarbeit der DKA erfahren. Ich wünsche euch noch viel Spaß mit eurer Kindergruppe und einen schönen Sommer! Baba!

Diese Ausgabe des kumquat ist eine ganz besondere – erstmals erscheint das Frühlings-kum-

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Was ist Armut?

Ein Bericht von der 10. Armutskonferenz im Februar 2015 „Wohin geht Europa?“ war eine der zentralen Fragen der 10. Armutskonferenz dieses Jahr in Salzburg, die unter dem Motto Fortschritt, Rückschritt, Wechselschritt - 20 Jahre Armutspolitik und Politik gegen Armut von 23. bis 25. Februar 2015 in Salzburg mit 400 Teilnehmer/innen aus Wissenschaft, Selbsthilfeinitiativen, sozialen Organisationen, Bildungseinrichtungen und Armutsbetroffenen stattfand. 4 Warum ist Armut ein solches Thema unserer doch so reichen Gesellschaft geworden? 4 Was sind die Ursachen dafür? 4 Was bedeutet Armut eigentlich, wie entsteht Sie? In welchen Bereichen des Lebens begegnet sie uns? 4 Was macht sie mit den von Armut betroffenen Menschen? 4 Wer ist überhaupt betroffen? 4 Wie kann man sie konkret bekämpfen? 4 Kann die Politik hier überhaupt noch etwas ausrichten?, 4 und: Was wäre wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der jeder alles hat was er braucht ohne dafür arbeiten zu „müssen“? Dies sind nur einige der Fragen, die uns an diesen zwei Tagen begleitet haben. Unsere Schreibwerkzeuge krachten angesichts der Informationsflut, die uns angeboten wurde, anfangs beim Mitnotieren des Gehörten. Wir möchten euch hier einiges Interessantes berichten. Hoffentlich findet ihr es genauso spannend!

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Wann gilt man eigentlich als arm? Es gibt momentan 3 festgelegte Kernindikatoren, die auf Armut hinweisen und festlegen ab wann man Armut als solche festmachen kann: 4 Wenn das Einkommen unter 60% des Medianeinkommens (durchschnittliches Einkommen in einem Land) beträgt. 4 Materielle Deprivation, also das Fehlen materieller Güter, wie zum Beispiel Farb-TV, Essen, Urlaub, Auto, keine Zahlungsrückstände bei Strom und Heizung. 4 Erwerbsbeteiligung: wenn die Erwerbsbeteiligung pro Haushalt sehr niedrig ist, also nur wenige Haushaltsmitglieder bezahlte Arbeit haben, kann man auch davon ausgehen dass Armut ein Thema ist. Heute haben auch in Österreich und der ganzen EU zu wenig Menschen Teilhabe am Arbeitsmarkt, wofür es vielerlei Ursachen gibt. ( hierhinein gehören Indikatoren wie Bildung, Aneignung von Kompetenzen veschiedener Art, soziales Kapital/background, Versagen des Arbeitsmarktes, zuwenig Arbeitsplätze …)


Armut in Europa – Hard Facts 4 Heute ist jede/r 4. EU-Bürger/in arm oder sozial ausgegrenzt. 4 In Deutschland sind 5 Millionen Menschen von Armut bedroht, wobei man hier zu einem großen Teil von sogenannten „working poor“ sprechen kann – also die Armut der arbeitenden Bevölkerung. 4 In Österreich sind über 1.2 Millionen, also jeder 5., armutsgefährdet oder leben unter der Armutsgrenze, 38% der Menschen in Österreich können mit ihrem Einkommen nicht auskommen! Ursachen von Armut und Armutsgefährdung In einem der Vorträge kam Frau Prof. Unger von der Universität Utrecht auch auf die Ursachen von Armut zu sprechen. Dazu gehört allen voran die Tatsache, keine Erwerbsarbeitsstelle zu haben oder zu bekommen. Ein Drittel der Personen die mehr als 6 Monate arbeitslos sind sind laut Statistik armutsgefährdet, da es oft schwer für die Betroffenen ist, wieder Fuß am Arbeitsmarkt zu fassen. Auch sich stark ändernde prekäre Dienstverhältnisse wie Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigungen führen immer wieder in verdeckte oder offensichtliche Langzeitarmut. Andere mögliche Ursachen für Armut können unzureichende Bildung/Ausbildung, zu wenig Information über Partizipationsmöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben oder Teilhabe an Sozialleistungen sein. Es gibt nach wie vor sogenannte U-Boote, die weder einer Arbeit nachgehen noch Sozialhilfen anfordern weil sie entweder nicht informiert sind oder sich schämen diese in Anspruch zu nehmen. Daraus folgende soziale Ausgrenzung und Verunsicherung können ebenfalls eine große Rolle in Armutsdynamiken spielen. Auch plötzlich auftretende Krankheiten oder Schicksalsschläge wie Tod eines Hauptverdieners in der Familie können in die Armut führen. Ein anderer Weg in die Armutsgefärdung ist oft ein unverschuldeter Jobverlust infolge von Arbeitsplatzreduzierungen.

Die vielen Gesichter Die Leben von Menschen in vielen verschiedenen Lebenslagen sind gezeichnet von verschiedenen Aspekten der Armut. Auf der Armutskonferenz gab es einige Foren zu verschiedenen Themen. Das Forum „Was machen wir mit den Notreisenden?“ behandelte viele Aspekte des Lebens von Menschen die ihre Heimat verlassen um Hilfe, einen sicheren Ort zum Leben oder Arbeit zu finden. Hier wurde von den Lebenswirklichkeiten und Problemen von Orangenplantagenarbeitern in Kalabrien erzählt. Auch die prekären Bedingungen von Menschen ohne Arbeitserlaubnis in Österreich wurden thematisiert. Es wurde auch über das Thema Betteln gesprochen, spezifisch über Bettler und Bettlerinnen in Salzburg Stadt. Hier wurde von drei verschiedenen Gruppen erzählt, das fand ich sehr interessant. Es wurde klar, dass in Salzburg die Gruppe der Bettler und Bettlerinnen nicht nur aus Roma und Sinti besteht. Es wurde auch klar, dass in Salzburg nur 50 neue Notschlafplätze benötigt würden, um allen Bettlern eine Schlafstelle zur Verfügung zu stellen. Es zeigt sich also: Armut kann verbessert und auch verhindert werden. Hannes Kröll, Straßenzeitungsverkäufer in Linz, sagt zum Abschluss der Konferenz: „Ich hatte vor der Krise nichts und hab jetzt nach der Krise auch nichts, und dazwischen hab i a nix ghabt. Also was soll das mit der Krise?“ Es wird also klar, dass Armut Menschen in eine andere Lebenswirklichkeit zwingt, als Menschen ohne finanzielle Problemen. In Armut zählen oft ganz andere Dinge als wirtschaftliche Veränderungen. Katharina Gschwantner und Klara Maringele

Quellen: Armutskonferenz 2015, http://www.armutskonferenz.at

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Von verschiedenen Reichtümern und Schätzen Hintergrund: Arm sein und reich sein hat viele Gesichter. Es ist wichtig, die eigenen „Schätze“ im Leben zu entdecken: Was ist mir wirklich viel wert? Meine Familie, meine Freundinnen und Freunde, etwas genießen können, Zeit für mich haben, die kleinen und großen Wunder in der Natur entdecken, mein Glaube… Es gibt viele Dinge, die das Leben lebenswert und schön – ja wirklich reich machen, die man aber nicht mit Geld kaufen kann. In der folgenden Gruppenstunde findet ihr Anregungen, euch mit euren Kindern mit den verschiedenen Facetten von Armut und Reichtum auseinanderzusetzen. Material: 4 Kärtchen mit Aussagen zur Beschreibung von Armut und Reichtum (und leere Kärtchen zum Ergänzen) 4 Kopien der Geschichten für die Rollenspiele (findest du zum Ausdrucken auf http://wien. jungschar.at/kumquat) 4 Schatzkärtchen mit Büroklammern 4 einige Angeln (Stock mit Schnur) und Magnete Aufbau: 4 Dauer: etwa 1 – 1½ Stunden 4 Am Beginn werden verschiedene Vorstellungen von Reichtum dargestellt. 4 Zuteilungsspiel zur gemeinsamen Auseinandersetzung mit Armut und Reichtum 4 Geschichten und Reflexionsfragen als Schwerpunkt der Gruppenstunde 4 Abschlussspiel: „Schätze holen“

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Wenn ich reich wäre, dann… Die Gruppe teilt sich in Kleingruppen mit drei bis fünf Personen. In der Kleingruppe überlegen nun alle, was besonders wäre, wenn sie reich wären, und teilen das einander mit. Dann einigen sich alle in der Kleingruppe auf eine Besonderheit, die zutreffen würde und die sie nun vor den anderen Gruppen darstellen wollen. Zum Beispiel: Wenn ich reich wäre, dann hätte ich ein Pferd (ein Haus, ein Auto, eine Luxusjacht, einen Wald…). Eine Kleingruppe beginnt, ihre gewählte Besonderheit gemeinsam pantomimisch darzustellen, zum Beispiel ein Pferd: Ein Kind spielt die Vorderbeine, ein anderes die Hinterbeine, eines den Kopf usw. Arm – reich – wichtig Du hast Kärtchen mit den unten aufgelisteten Aussagen und drei Plakate mit den Titeln ARM, REICH und WICHTIG vorbereitet. Die Mädchen und Buben sollen gemeinsam diese Kärtchen den Kategorien „arm“, „reich“ und „wichtig“ zuordnen und dabei ihre Entscheidungen begründen. Zum Beispiel: Wenn ich ein Auto habe, bin ich dann – arm oder reich? Die Zuordnung ist eine Diskussionsgrundlage, bei der die verschiedenen Wahrnehmungen der Kinder sichtbar werden. Gibt es konträre Meinungen? Was heißt für jede und jeden von euch Arm-Sein beziehungsweise Reich-Sein? Eine Kategorie lautet: „wichtig“. Finden die Kinder Kärtchen, die sie dieser Kategorie zuteilen würden, unabhängig von arm und reich? Vielleicht ergibt sich für die Gruppe auch noch eine weitere Zuordnungskategorie. Wenn sich die Gruppe für eine Zuordnung eines Kärtchens zu einer der Kategorien entschieden hat, wird es auf das jeweilige Plakat geklebt. Gesichter von Armut Folgende Geschichte spiegelt eine Situation aus dem Leben eines Kindes wider. Auf der Homepage http://wien.jungschar.at/kumquat findest du weitere Geschichten sowie Hintergrundinformationen zu den Ländern, in denen die Geschichten spielen. Wähle einige Geschichten aus, die du mit deiner Gruppe bearbeiten möchtest. Die Geschichten sind dafür gedacht, dass die Kinder sie in kleinen Rollenspielen nachspielen und gemeinsam verschiedene Enden der Geschichten finden. Im Anschluss an jede Geschichte gibt es einige Fragen, die helfen, die Geschichten mit den Kindern aufzuarbeiten. Verpatzte Schikursfreude? Jürgen geht in die 2. Klasse Hauptschule. Er hat viele Freunde und Freundinnen in seiner Klasse und am meisten hat er sich schon auf den gemeinsamen Schikurs im Februar gefreut. Er hat gedacht, dass ihm seine Eltern zu Weihnachten vielleicht Schi kaufen würden, aber leider hat er nur einen Pullover und ein Buch bekommen. Nein, er hat sich eh gefreut – aber wenn er ehrlich ist, dann war er auch ein bisschen enttäuscht. Seine Eltern haben ihm erklärt, dass er nicht auf Schikurs mitfahren kann, weil sich eine Schiausrüstung für eine Woche einfach nicht auszahlt. Jürgen ist wirklich sehr traurig.


Eine Gruppenstunde zum Thema Armut und Reichtum für 12- bis 14-Jährige Nach den Ferien in der Schule sitzt er mit seinen Freunden und Freundinnen beisammen. Alle erzählen von den Weihnachtsferien. Plötzlich meint Geli: „Ich freu mich schon so auf den Schikurs! Ich hab eine neue Schijacke bekommen zu Weihnachten!“ Jürgen sieht erschreckt auf. Er sagt: „ Ach, der blöde Schikurs, ich hab meinen Eltern gesagt, dass ich nicht mitfahren will. Es zahlt sich ja gar nicht aus, wegen einer Woche Schi zu kaufen. Ich wollt sowieso viel lieber daheim meinen Computer herrichten.“ Geli und seine anderen Freundinnen und Freunde sind enttäuscht: „Was? Du willst nicht mitfahren? Sicher musst du mitfahren, das wird total lustig!“ Später, als sie allein sind, fragt Hannes, Jürgens bester Freund, Jürgen: „Du hast dich doch vor Weihnachten schon so auf den Schikurs gefreut. Was ist denn geschehen?“ Jürgen erzählt Hannes: „Ich habe keine Schi bekommen und deshalb kann ich nicht mitfahren.“ Hannes meint: „Das ist wirklich schade, wir könnten bestimmt viel Spaß haben! Gibt’s denn gar keine Möglichkeit, dass du mitkommst?“ Fragen: 4 Warum glaubt ihr, hat Jürgen seinen Freundinnen und Freunden nicht die Wahrheit gesagt? 4 Was hättet ihr in seiner Situation getan? 4 Wie hat sich Jürgen wohl gefühlt, als die anderen ihn dazu überreden wollten, doch mitzufahren? 4 Welche Lösungen findet ihr für Jürgens Problem? Spielt die Geschichte und findet gemeinsam Lösungen für Jürgens Problem. Wir holen uns einen Schatz Nach der Auseinandersetzung mit Reichtum und Armut und mit dem, was in den Geschichten jemandem ganz wichtig war, können jetzt alle noch einmal überlegen, welche drei Dinge aus einem Schatzteich jedem und jeder selbst wichtig sind. Dazu sind Kärtchen mit Büroklammern versehen. Nun sammeln alle gemeinsam Ideen für Schätze, die uns wichtig sind. Das kann sein: Mit Freund/innen ins Kino gehen, ein Skateboard, das neueste Harry Potter Buch kaufen, mit Freund/innen gemeinsam auf Urlaub fahren,… Drei solcher Schätze schreibt jedes Kind auf drei Kärtchen. Alle Kärtchen werden in den Schatzteich gegeben: eine Fläche, die mit Kreide, einer Schnur oder auf andere einfache Art abgegrenzt ist. Jedes Kind versucht, seine drei Schätze mit einer Magnetangel (Stock mit Schnur, an der ein Magnet hängt) wieder zu angeln. Du ersetzt gegebenenfalls geangelte Schätze, etwa wenn sich ein Kind in seiner Wahl anders entscheidet und einen anderen Schatz angeln möchte. Alle stellen zum Abschluss nochmals ihre drei Schätze vor und sagen dazu, warum sie diese gewählt haben. Die Schatzkärtchen können mit nach Hause genommen werden.

Hinweis

Reich oder arm zu sein lässt die meisten nicht kalt. Über dieses Thema zu sprechen löst Emotionen aus. Wir als Gruppenleiter/innen können uns nicht sicher sein, was die Diskussionen bei den Kindern bewirken. Wir wissen vielleicht nicht, welches Kind von welchen Aspekten persönlich betroffen ist. Deshalb ist es wichtig, sensibel mit dem Thema umzugehen und während der Gruppenstunde besonders gut auf die Kinder zu achten. Um den Kindern das Sprechen, Diskutieren und Erzählen leichter zu machen, ist es hilfreich, keine „ich-Botschaften“ zu verwenden und auch die Namen in der Geschichte zu ändern, falls Kinder in der Gruppe denselben Namen haben.

Aussagen zur Beschreibung von Armut und Reichtum: …ein Handy haben… …ein Auto haben … …gute Freundinnen und Freunde haben… …einen Computer haben… …sich alles leisten können, was man will… …Hunger haben müssen… …zur Schule gehen können… …Sportgeräte wie Schi, Tennisschläger usw. mit Geschwistern teilen… …ein Pferd besitzen… …eine Familie haben… …von anderen respektiert und gemocht werden… …einen i Pod besitzen… …keine Computerspiele kaufen können… …keine Marken-Kleidung besitzen … …das Gewand von älteren Geschwistern weitertragen … …auf Urlaub fahren können… …wenn Eltern Zeit haben … …weniger Taschengeld bekommen als die anderen in der Klasse… …nicht den Wunschberuf erlernen können… …eine Playstation besitzen … …das Zimmer mit Geschwistern teilen… …nicht auf Schikurs oder Sportwoche mitfahren können… …auch mit wenig Spielsachen viel Spaß haben können… …Platz für eigene Ideen (leere Kärtchen zum Ergänzen)…

Veronika Schweiger, überarbeitet von Monika Gamillscheg

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Geld ohne Arbeit?

Über das bedingungslose Grundeinkommen.

Stell dir vor, für dein Einkommen wäre gesorgt. Du bekämst pro Monat rund 850 Euro. Welcher Arbeit würdest du nachgehen? Würdest du eine Lehre machen? Oder studieren? Oder reisen? Oder versuchen deinen Traum zu verwirklichen? Würdest du dir einen Job suchen, weil dir 850 Euro zu wenig sind? Oder würdest du gar nichts tun? Kann man eigentlich „gar nichts tun“? Ist Computerspielen auch eine Tätigkeit? Vielleicht sogar Arbeit? Arbeitet eine Surferin, wenn sie die perfekte Welle sucht? Hat sie Anspruch auf ein Einkommen? Oder muss Arbeit mühsam und anstrengend sein, damit sie entlohnt wird?

Einige Denker/innen waren dieser Ansicht: Charles Fourier (1772–1837) sprach von einem Menschenrecht auf Grundversorgung ohne Gegenleistung. Sein Schüler Victor Considérant (1808-1893) forderte eine Mindestversorgung für das Volk. Er sah in Reichtum und Wohlstand eine kollektive Hervorbringung auf Grund der gesellschaftlichen und nicht der individuellen Leistung: Ich kann zum Beispiel nur am Computer arbeiten, weil Menschen vor mir einen Computer entwickelt haben und ein Heizsystem und ein Haus gebaut haben. Es steckt also unendlich viel Vorarbeit in jeder Arbeit.

Im Russischen ist das Wort „arbeiten - rabotat“ mit dem Wort „Sklave rab“ verwandt. In der europäischen Antike waren diejenigen „frei“, die nicht arbeiten mussten, die selbst bestimmen konnten, ob sie arbeiten. Das Christentum war in Mittel- und Westeuropa dafür ausschlaggebend, Arbeit als Pflicht und somit als Gegensatz zu Genuss zu definieren: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ (Paulus 3,10)

Auch heute gibt es Menschen, die der Meinung sind, ein existenzsicherndes Einkommen müsse man sich nicht verdienen, sondern dieses sollte bereitgestellt werden – als bedingungsloses Grundeinkommen. Das bedeutet, jede und jeder auf dieser Welt bekommt von einem politischen Gemeinwesen ohne Bedürftigkeitsprüfung oder Gegenleistung ein Einkommen ausgezahlt. Viele Theoretiker/innen sind der Meinung, dass so ein bedingungsloses Grundeinkommen weltweit realisierbar und finanzbierbar wäre. So steht zum Beispiel auf der Website des Netzwerkes Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt: „Grundsätzlich gilt: jede Gesellschaft, die genügend Grundbedarfsmittel für alle ihre Mitglieder zur Verfügung stellen kann, kann sich ein Grundeinkommen leisten. Das gilt heute für Österreich, für Europa und auch für die ganze Welt. Die Erde ist reich genug, dass alle Menschen in Würde leben könnten.“ (http://www.grundeinkommen.at)

Arbeit und Einkommen In Österreich (und vielen anderen Ländern der Welt) hat Arbeit heute einen hohen Stellenwert: Mit Hilfe von Arbeit sollen die Menschen ihre Existenz sichern. Interessant ist ein Blick auf die Situation von Frauen: Laut dem Wiener Gleichstellungsmonitor arbeiten in Wien Frauen durchschnittlich sieben Stunden und zehn Minuten pro Tag. Davon verwenden sie mehr als die Hälfte, nämlich 59 Prozent für unbezahlte Arbeiten wie Haushaltsführung, Kinderbetreuung, Freiwilligenarbeit, Betreuung und Pflege von erwachsenen Haushaltsmitgliedern, ehrenamtliche Tätigkeit und Vereinstätigkeit. Wiener Männer verwenden 39 Prozent ihrer Arbeitszeit für unbezahlte Arbeit. Doch gibt es überhaupt genug bezahlte Arbeit für alle, um gut leben zu können? Laut Berechnungen des Sozialphilosophen André Gortz müssten die Mitteleuropäer/innen 25 Stunden pro Woche arbeiten, um die gesellschaftliche Arbeit auf alle aufzuteilen. Vollbeschäftigung ist somit nicht für alle möglich. Viele arbeiten mehr, manche finden keine Arbeit,…All diese Fakten bringen mich zur Frage: Ist es nicht ungerecht und willkürlich, Arbeit als Grundlage der Existenzsicherung zu definieren? Ist es nicht eigentlich Grund genug, ein Einkommen zu erhalten, weil man auf dieser Welt geboren ist?

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Mit einem Grundeinkommen könnten wir arbeiten, was wir wollen. Wir könnten auch zu einer für uns unbefriedigenden Arbeit „Nein“ sagen. Kritiker/innen befürchten dann einen Rückgang der Produktivität, weil dann nicht mehr Leistung, Entlohnung und Konkurrenz im Vordergrund stehen würden. Damit auch unattraktiver Arbeit, wie zum Beispiel monotoner körperlicher Arbeit, nachgegangen wird, müsste sich der Wert dieser Arbeiten erhöhen. Billiglohnjobs müssten besser entlohnt werden. In Folge könnten Arbeiten, die heute über eine sehr geringe gesellschaftliche Anerkennung verfügen, wie zum Beispiel Putzarbeit, an Wert gewinnen. Das Konzept des Grundeinkommens stellt die gängige Definition von Arbeit und speziell von Lohnarbeit in Frage. Im Grunde sind diejenigen, die arbeiten, als einzige in der Lage, den Wert ihrer Arbeit zu messen. Auch surfen, malen, kreativ tätig sein, das Übersetzen chinesischer Texte, die Pflege Angehöriger sind wert- und sinnvolle Arbeit. Betti Zelenak


Reich werden für Dummies

10 Wege zum großen Geld

Geld regiert die Welt. Aber wer regiert das Geld? Wie wird man reich? Ich habe für euch 10 Wege recherchiert, an deren Ende vielleicht das große Geld wartet:

4) Reich kann man auch mithilfe von reichen Verwandten werden – man erbt. Immerhin zwei der zehn reichsten Menschen der Welt taten genau das.

1) Gold ist ja fast schon ein Synonym für Reichtum. Den Traum vom schnellen Gold gibt es seit Menschengedenken. Leider gab und gibt es für viele Glücksritter ein unsanftes Erwachen. So machten z.B. nur die Hälfte aller Goldsucher/innen, die der Goldrausch nach Kalifornien lockte, überhaupt Gewinne. Obwohl Gold im Wert von 10 Milliarden Dollar gefördert wurde, profitierten nur wenige und oft nicht die Goldgräber/ innen. Der reichste Mann Kaliforniens war damals Samuel Brannan, Händler und Zeitungsherausgeber. Ebenfalls reich wurde ein Mann mit dem Verkauf von Arbeitsoveralls – Levi Strauss.

5) Auch Männlichkeit macht reich. Von 1645 Milliardären weltweit sind nur 172 weiblich, nur eine Frau ist unter den top ten. Interessant, dass aber z.B. in den USA in 75% der Haushalte Frauen die Rechnungen bezahlen und das Geld verwalten.

2) Wie man bereits sah, ist der Handel ein guter Weg um reich zu werden. Doch Achtung, das kann auch daneben gehen! So verkaufte z.B. die Grafikdesign-Studentin Carolyn Davidson einen Logoentwurf für 35$ an einen Sportartikelanbieter. Diese Firma war Nike und das Logo ist heute eines der bekanntesten Markenzeichen der Welt. 3) Reich macht nicht unbedingt glücklich, aber Glück kann reich machen. 4200 Menschen knackten seit Erfindung des Lottos den Jackpot (mit einer Chance von 1 zu 140 Millionen). Allerdings können die wenigsten gut damit umgehen – 80% der Gewinner/innen sind bereits zwei Jahre danach wieder verschuldet.

6) Auch eine gute Ausbildung kann der Schlüssel zum Reichtum sein. In Österreich gibt es da glücklicherweise ganz viele Möglichkeiten: man kann immerhin 900 verschiedene Titel erwerben. 7) Wer innovativ ist, kann – ob mit oder ohne Ausbildung – ebenfalls reich werden. Immerhin sieben der zehn reichsten Menschen gründeten Unternehmen. Auch der jüngste Milliardär machte sein Vermögen auf diese Weise: Mark Zuckerberg ist 29 und der Erfinder von Facebook. 8) Am offensichtlichsten zeigen uns aber oft Schauspieler/innen ihren Reichtum. Und dass man von der Schauspielerei auch ganz gut leben kann, beweist z.B. Kurt Russel. Er bekam für seine Rolle in „Star Force Soldier“ eine Gage von 20 Millionen Dollar. Da seine Rolle eher wortkarg blieb, brachte er es im ganzen Film auf 104 Wörter. Das macht stolze 192.307 Dollar pro Wort. 9) Man muss übrigens nicht einmal echt sein, um reich zu werden. Der reichste fiktive Charakter ist J.R.R. Tolkien’s Drache Smaug. 10) Eine letzte wichtige Info für alle, die in nächster Zeit reich werden wollen: Versucht es doch einmal im Monopoly! Es wird nämlich jährlich mehr Monopoly-Geld gedruckt als echtes Geld.  Monika Gamillscheg

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Es reicht! – Wir haben den Hunger satt! Eine Gruppenstunde zum Thema Verteilungsgerechtigkeit für 11- bis 14-Jährige

Aufbau: „Earth provides enough to satisfy every man‘s need, but not every man‘s greed.“ (Mahatma Ghandi). Es gibt tatsächlich genug Lebensmittel auf der Erde für alle Menschen. Das ist die Botschaft der ersten Stationen im Jungscharheim. Bei einer anschließenden Datenerhebung gilt es herauszufinden, was Erwachsene über die Zusammenhänge zwischen der globalen Wirtschaft und dem Hunger auf der Welt wissen. Zum Abschluss betet ihr und feiert alle Menschen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen. Roter Faden ist die „verkehrte“ Weltkarte, die du im Welthaus bestellen kannst (Welthaus Wien, 01/ 51552-3353, wien@welthaus.at). Material: 4 Kärtchen oder evtl. Erdäpfel, Karotten/Salat, Bananen 4 „verkehrte“ Weltkarte 4 4 Pfeile 4 Block mit Fragen 4 Bleistifte 4 gezeichnete Schweinchen

Station Nr. 1 Genug Ackerland Bevor die Kinder kommen, hast du im Pfarrheim ein 2x2m-Feld markiert. Würde man alles Ackerland der Erde gleichmäßig auf alle Menschen aufteilen, so kämen auf jede Person 1500m². Das ist z.B. so groß wie ein Straßenstück von 15m Breite und 100m Länge. D.h. an jedem Tag könnte jeder Mensch durchschnittlich auf 4m² ernten (ganz exakt: 1500m²/365=4,1m²). In der Realität wird natürlich an manchen Tagen mehr geerntet und dann die Frucht gelagert. So viel kann ein Mensch gar nicht essen! Das reicht nämlich z.B. für: 12kg Erdäpfel oder 9kg Gemüse oder 20kg Bananen. Diese Angaben kannst du auf Kärtchen in das 2x2m Feld legen. Noch eindrucksvoller ist es, wenn du z.B. 6kg Erdäpfel (50% der Fläche) und 3,6kg z.B. Karotten und Salat (40%) und 2kg Bananen (10%) auf das 2x2m-Feld legst. Station Nr. 2 Genug Fleisch Du hast für jedes Kind eine „verkehrte“ Weltkarte. Die Karte ist verkehrt, aber nicht falsch: Der Süden ist oben. Das erscheint uns ungewohnt, weil normalerweise Europa nicht an der Peripherie ist. Um euch zu orientieren, kann jedes Kind ein Land nennen und ihr sucht es gemeinsam. Dann schaut ihr, ob dort viele Menschen unterernährt sind. Diese Station führt uns nach Österreich, Indien und in die USA: Die Weltfleischproduktion hat sich in den letzten 50 Jahren gut vervierfacht. Von 78 Millionen Tonnen hat sich die Produktion auf 308 Millionen Tonnen gesteigert. Für jeden Menschen sind das in etwa 42,8 kg pro Jahr. Diese Daten hast du auf Pfeile geschrieben. Die Kinder sollen raten, welcher Pfeil wohin gehört: 4 USA: 120kg/ Jahr (das sind 33dag am Tag, also z.B.: 2 Schnitzerl + 2 Wurstsemmerl pro Tag) 4 Österreich: 98kg/ Jahr (27dag am Tag, also 2 Schnitzerl + 1 Wurstsemmerl pro Tag) 4 Indien: 3,3kg/ Jahr (11dag in 2 Wochen, also 1 Schnitzerl in 2 Wochen) 4 Durchschnitt: 42,8kg/ Jahr (11dag am Tag, also 1 Schnitzerl pro Tag) Den letzten Pfeil mit der Durschnittsangabe kann jedes Kind dorthin kleben, wo es gefühlsmäßig glaubt, es könnte so sein. Schließlich darf man nicht vergessen: Die Zahlen sind ein statistischer Mittelwert. Es wird sicher in jedem Land eine Person geben, für die das zutrifft!

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Station Nr. 3 Datenerhebung: Genug für xx Milliarden? In mehreren Grüppchen macht ihr eine Datenumfrage auf der Straße:

Der Soja-Anbau ist einer der Gründe für die massive Abholzung des Regenwaldes.

Frage 1) Etwa 805 Millionen Menschen sind unterernährt (einer von neun). Für wie viele Menschen - schätzen Sie - reichen die Nahrungsmittel auf der Welt?

Auf der Weltkarte überklebt ihr ¼ Brasiliens mit kleinen Schweinen.

Mit dem derzeitigen Nahrungsmittelangebot können 12 Milliarden Menschen ernährt werden (FAO - Food and Agriculture Organization - UNO). Frage 2) Wissen Sie, was hinter diesen Abkürzungen von internationalen Organisationen steckt? 4 FIFA (Internationaler Fußballverband) 4 UNO (Vereinte Nationen) 4 WTO (Welthandelsorganisation, World Trade Organization) Jedes Interviewgrüppchen macht bei jeder richtigen Antwort ein Stricherl und vergleicht sie nachher. Die WTO müsste bekannter sein als die FIFA, sie beeinflusst den Alltag der Menschen, die Wirtschaft, weit mehr als der Freizeitbereich Fußball. Sie gilt neben dem UNO-Sicherheitsrat als die mächtigste internationale Organisation. Nachdem ihr eure Befragungs-Daten verglichen habt, wendet ihr euch wieder eurer Weltkarte zu: Station Nr. 4 Soja - Unsere Mastschweine fressen in Brasilien Ein großer Kritikpunkt am WTO-Freihandel ist, dass in den Entwicklungsländern eine Landwirtschaft von Agra-Konzernen gefördert wird, die Exportprodukte anbaut. Dadurch werden Kleinbauernbetriebe, die für die eigene Bevölkerung produzieren, verdrängt. Z.B. wird Mastfutter für die Schweinemast zum Export produziert. Allein in Brasilien wird auf 18% des Ackerlandes Soja angebaut – das ist eine Ackerfläche, die 40 Millionen Brasilianer/innen (etwa 1/4 der Bevölkerung) versorgen könnte. Auch Österreich importiert Sojaschrot für Mastzwecke, dafür werden in Übersee 2500km² fruchtbarer Boden besetzt. (Das ist etwa die Fläche Vorarlbergs).

Abschluss: Es reicht! Wir haben den Hunger satt! Die internationale Politik und Wirtschaft muss sich ändern. Deshalb gibt es viele Organisationen, die sich für eine Bekämpfung von Hunger und Armut einsetzen und das wird zum Abschluss gefeiert, z.B. mit einem (Sternsinger-) Lied, einem Gebet und Bratkartoffeln, Bananen(milch) und Karotten von Station 1. Du verteilst Kärtchen, auf denen jeweils eine Organisation steht. Jedes Kind kann sich eine oder mehrere Karten nehmen und auf die Weltkarte neben die Überschrift kleben, z.B.: Dreikönigsaktion der Kath. Jungschar, Familienfasttag (Kath. Frauenbewegung), Weltläden, Fairtrade, World Wildlife-Found, Greenpeace, attac, FIAN, UNO (FAO, UNICEF,...), LandpastoralBrasilien, Biobäuer/innen-Verband VIA CAMPESINA,... Guter Gott, wir danken dir, dass du die Welt so gut geschaffen hast, dass es ausreichend zu Essen gibt. Es gibt aber über 800 Millionen Menschen, die trotzdem nicht genug zu essen bekommen. Wir bitten dich: Für die Menschen, die sich in der Politik, bei den Managerinnen und Managern in der Wirtschaft und in den Medien, Schulen und Universitäten dafür einsetzen, dass Hunger und Armut verschwiden: Gib ihnen allen Kraft für ihren Einsatz für eine gerechte Welt. (Nun können die Kinder ihr(e) Kärtchen vorlesen.) Christoph Watz, überarbeitet von Benni Dittmoser-Pfeifer

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Resilienz

Was Kinder stark macht.

Eine Insel im Meer (die hawaiianische Insel Kauai), die Bewohner/innen sind ohne Kontakt und Austausch mit anderen Menschen. 40 Jahre lang wurden sie von Wissenschaftlern beforscht, denn obwohl die Lebensbedingungen schlecht sind – es herrscht Gewalt in den Familien, viele Beziehungsprobleme, Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und Armut – übersteht ein Drittel aller Menschen diese Belastungen heil. Sie leben gelungene Beziehungen, haben Arbeit und daher keine Existenzsorgen und sind gesund. Was haben sie, was die anderen nicht haben? Es ist die seelische Widerstandskraft – die Resilienz! Sie macht diese Menschen zu „Stehaufmännchen“, die auch nach schweren Schicksalsschlägen immer wieder auf die Beine kommen. Diese Widerstandskraft entsteht aus einer positiven Weltsicht und einem positiven Selbstkonzept. In Schwierigkeiten wird nach dem Guten gesucht, neue Situationen und Gegebenheiten werden als unerwartete Chancen gesehen und Enttäuschungen als Erfahrung gewertet. Unsere Grundhaltung und die Art, wie wir auf die Menschen in unserer Umgebung zugehen, bestimmen unsere Wahrnehmung. Wir sehen, hören und verarbeiten bevorzugt die Anteile, die wir erwarten und die unsere Vorannahmen bestätigen. Sich selbst positiv zu sehen, beruht auf dem grundsätzlichen Selbstvertrauen, dass Kräfte und Fähigkeiten mobilisiert werden können. Das Selbstwertgefühl ist dann weitgehend unabhängig von äußeren Einflüssen. Wer fest davon überzeugt ist, dass er oder sie es schaffen kann, ist viel eher bereit, erste (kleine) Schritte zu gehen und erhält dadurch Kraft für die nächsten, vielleicht schwierigeren Abschnitte. Sich seiner individuellen Stärken bewusst zu sein, stärkt wiederum das positive Selbstbild. Die Wissenschaftler/innen auf der Insel Kauai leiteten aus ihren Beobachtungen sieben Grundprinzipien ab. Anhand derer kann man sich besser vorstellen was Resilienz ist, was den Unterschied ausmacht. Die 7 Säulen der Resilienz Optimismus Aus jeder Krise kann etwas Gutes entstehen. Jede Krise – so schlimm sie auch sein mag – ist zeitlich begrenzt. Wer seinen Optimismus gezielt einsetzt, kann die eigenen Ressourcen effektiv nutzen. Akzeptanz Nur wenn die Krise erkannt und akzeptiert wird, kann sie auch bewältigt werden. Orientierung auf die Lösung Man versucht, konkrete Schritte zu einer Lösung zu machen. Verlassen der Opferrolle Resiliente Menschen richten ihre Aufmerksamkeit nicht nur auf andere

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Personen und Umstände, sondern in erster Linie auf sich selber. Sie setzen sich aktiv mit bestehenden Situationen auseinander und versuchen, sie zu ihren Gunsten zu verändern. Sie übernehmen Verantwortung für das eigene Leben. Dazu gehört natürlich auch, dass die Konsequenzen für das eigene Tun getragen werden. Neue Netzwerke aufbauen Auffallend ist, dass resiliente Menschen in den meisten Fällen ein großes soziales Netzwerk haben. Sie haben immer jemanden, der ihnen zuhört und ihnen dabei behilflich ist, eine Lösung für die unterschiedlichsten Probleme zu finden. Zukunft planen und gestalten Das setzt voraus, dass Betroffene erkennen, dass sie immer eine Wahlmöglichkeit haben. Es gibt immer verschiedene Optionen. Wird die Zukunft entsprechend der eigenen Möglichkeiten geplant, bleibt sie beherrschbar und selbst große Krisen können in den meisten Fällen in Eigenregie bewältigt werden. Resilienz ist NICHT angeboren, sondern erlernbar Resiliente Kinder rechnen mit dem Erfolg eigener Handlungen, gehen Problemsituationen aktiv an, nutzen eigene Ressourcen effektiv, glauben an die eigene Kontrollmöglichkeit, erkennen aber auch realistisch, was außerhalb ihrer Kontrolle ist. Vieles, das die Resilienz stärkt, ist auch in der Jungscharstunde vorhanden und wichtig. Manches kann zusätzlich bewusst in diese Richtung unternommen werden. Kinder brauchen belastbare und sichere emotionale Beziehungen. Solche Beziehungen z.B. zu Verwandten, Freund/innen, Nachbarn oder auch Jungscharleiter/innen können in schwierigen familiären Situationen zum „Zufluchtsort“ werden. Die Resilienzforschung zeigt, dass oft schon eine einzige solche Beziehung den Unterschied macht. In Österreich übernimmt diese Rolle übrigens häufig eine Großmutter. Ebenfalls wichtig ist es, Kindern ihre aktive Rolle aufzuzeigen. Kinder übernehmen gerne Verantwortung und freuen sich, wenn ihnen etwas zugetraut wird. In der Jungscharstunde gibt es viele Aufgaben, die die Kinder übernehmen können. Vielleicht kann eine/r die Pölster für den Sitzkreis herrichten oder eine/r ist dafür verantwortlich, dass immer ein Krug Wasser mit Bechern im Gruppenraum steht oder … Ein weiterer Schritt ist, den Kindern ihre Erfolge und Fähigkeiten vor Augen zu führen, sie zu spiegeln: „Toll, wie du alle Bälle weggeräumt hast. Danke dafür, dass du mir die Arbeit abgenommen hast.“ Kritik und Lob sollen dabei immer spezifisch sein, sich also auf ein bestimmtes Verhalten des Kindes beziehen und nicht verallgemeinernd auf das Kind selbst. Wenn es passt, ist es auch sehr positiv, Kinder ab und zu um Rat zu bitten („Ich bin mir nicht sicher, ob... Was meinst du dazu?“). Das signalisiert,


Die Welt ist schlecht? dass sie wertgeschätzt werden und eine gestalterische Rolle einnehmen können. Darüber hinaus lernen sie dabei, dass man bei Problemen um Hilfe bitten kann. Ein Gleichgewicht zwischen Freiheit und Regeln fördert ebenfalls die Resilienz. Kinder brauchen Kinder, um soziales Verhalten zu lernen. Deshalb ist es als Gruppenleiter/in wichtig, den Zeitpunkt des Eingreifens in eine Gruppensituation sensibel zu wählen (zum Beispiel, wenn zwei Kinder streiten). Die Kinder sollen zwar wissen, da ist jemand, der für mich da ist, wenn ich es brauche, aber oft regeln Kinder solche Situationen auch ohne Erwachsene ganz gut untereinander und lernen dabei viel mehr. Zum Schluss einige Ideen für die Gruppenstunde: „Unterschriften fischen“: Bereitet eine Tabelle vor, in der links verschiedene Eigenschaften, Hobbies, … aufgezählt werden (z.B. acht Jahre alt; spielt gerne Fußball; Schuhgröße 34; Lieblingsfach Werken; liest gerne …). Rechts ist die Tabelle leer. Die Kinder bewegen sich frei im Raum und suchen Kinder, auf die die genannten Dinge zutreffen und lassen dieses Kind unterschreiben. Am Ende sprecht gemeinsam mit den Kindern darüber, wie ähnlich wir uns alle sind und wie viele Dinge wir gemeinsam haben. Der Schwerpunkt dieses Gesprächs soll darauf liegen, dass all diese Gemeinsamkeiten uns helfen, ein Zugehörigkeitsgefühl zu entwickeln. „Freundschaftspuzzle“: Schneidet Bilder zum Thema Freundschaft in jeweils drei Teile, mischt sie durch und teilt jedem Kind eines aus (wenn die Gruppengröße nicht durch 3 teilbar ist, verändert die Teilanzahl der Puzzles). Die Kinder suchen nun ihre zwei fehlenden Puzzleteile. Wenn ein Bild komplett ist, setzen sich diese drei Kinder zusammen und kleben die drei Puzzle-Teile auf. Anschließend überlegen sie, was ihr Bild darstellt oder aussagt und finden einen Titel für das Bild. Jede Dreiergruppe präsentiert dann ihr Bild der Gruppe. „Wort-Bilder“: Über Gefühle zu reden, ist oft nicht einfach. Deshalb helfen uns Wortbilder. Sammelt gemeinsam verschiedene Gefühle und schreibt sie auf ein Plakat. Versucht anschließend Wort-Bilder zu den verschiedenen Gefühlen zu finden. Wichtig dabei ist, dass die Wort-Bilder immer in Paaren vorkommen – durch die Visualisierung des Gefühls steht immer ein positives Gefühl am Schluss. Beispiel „Angst“: Ich war ängstlich wie ein Mäuschen. Aber ich stellte mir vor, ich bin ein Löwe, und ich fühlte mich besser.

About Bad News and Good People

Es kann passieren, dass man beim Zeitunglesen verzweifelt. Es gibt keinen Tag, an dem nicht von Krieg, Not, Hunger und Armut berichtet wird. Anhand dieses großen Elends scheint es die einzige vernünftige Möglichkeit, die Hände in den Schoß zu legen und dankbar zu sein, dass es einem selbst gut geht. Die Welt ist eben schlecht. Punkt. Ende. Bis vor kurzem wusste ich nicht, wie ich gegen solche Argumente ankommen soll. Seit einigen Wochen weiß ich es. Ich habe bei der Wiener Tafel mitgearbeitet und plötzlich hatte ich so viele Argumente! Die Wiener Tafel arbeitet unter dem Motto „versorgen statt entsorgen“ und rettet bis zu 3 Tonnen Lebensmittel pro Tag vor dem Müll. Mithilfe dieser Warenspenden und dank 450 ehrenamtlicher Mitarbeiter/innen können 16.000 Armutsbetroffene versorgt werden. Die Wiener Tafel stellt eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel dar und bekämpft effektiv Armut. Mitzuhelfen bedeutet einen Teil des Wochenendes zu „opfern“, es ist herausfordernd und anstrengend. Aber es öffnet die Augen! Plötzlich sieht man, wie viele Menschen sich engagieren und dass es möglich ist, die Welt zu verbessern! Für jeden deprimierenden Zeitungsartikel findet man auf einmal ein Beispiel von sozialem Engagement: Eine Freundin, die bei Le+O (Lebensmittel + Orientierung) mitarbeitet und Armutsbetroffenen Lebensmittel und Beratung für ihre schwierige Situation vermittelt; ein Plakat, das auf einen Kleidertausch-Ring aufmerksam macht; ein Freund, der seine Chefin überredet, überschüssige Waren einem Sozialmarkt (SoMa) zu spenden oder eine Jungschargruppe, die den Erlös ihres Pfarrcafés einer bedürftigen Familie in der Pfarre spendet. Es gibt eben so viel Gutes, so viel Engagement. Und mit erstaunlich wenig Aufwand für die oder den Einzelne/n kann erstaunlich viel bewegt werden. Wir müssen nur hinschauen, dann sehen wir, dass die Welt NICHT schlecht ist! Weil so viele Menschen es nicht zulassen. Punkt. Ende. Monika Gamillscheg

„Das kann ich!“: Wir sprechen viel zu selten über das, was wir gut können. Ladet die Kinder ein, in der nächsten Jungscharstunde etwas zu präsentieren (vielleicht wollen sie dafür etwas mitbringen), was sie besonders gut können – sei es Lego-Burgen bauen, Puzzle blitzgeschwind zusammenbauen, Purzelbäume machen oder Freundschaftsbänder knüpfen! J Hemma und Monika Gamillscheg

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Sommerlager für alle!

Weil Geld kein Grund sein soll, nicht aufs Lager mitzukommen.

Es ist die erste Gruppenstunde im Herbst. Alle erzählen wie cool und aufregend das Sommerlager war, freuen sich einander nach den langen Ferien wieder zu sehen und erinnern sich an die Geschichten die sie gemeinsam erlebt haben. Nur Julia kann nicht mitreden und sitzt still und alleine auf ihrem Platz. Sie konnte heuer nicht mitfahren. Ihre Mutter meinte „es geht sich nicht aus“. Lager und andere Ausflüge oder Aktionen stärken den Zusammenhalt der Jungschargruppe und einen die Kinder durch die gemeinsamen Erlebnisse. Daher sollte jedes Kind auch die Möglichkeit haben mit aufs Lager zu fahren um so tollen Erfahrungen in der Gruppe machen zu können. Wie können wir Familien in finanziell schwierigen Situationen entgegenkommen? Ladet in einer Gruppenstunde alle Kinder unverfänglich zum Lager ein und redet über dieses „Event“. Ihr werdet bald merken ob Kinder einfach nicht mitfahren wollen oder es andere Gründe gibt. Wenn eins deiner Gruppenkinder, das sich eigentlich fürs Lager interessiert sich nicht anmeldet, solltest du konkret die Eltern, am besten in einem Einzelgespräch, fragen ob es einfach zeitlich nicht klappt (Kinder können auch später zum Lager gebracht bzw. früher vom Lager geholt werden) oder es sich finanziell nicht ausgeht. Das anzusprechen ist natürlich sehr schwierig. Deshalb könnt ihr z.B. schon bei der Lageranmeldung beim Preis darauf hinweisen, dass die Eltern sich für finanzielle Fragen/Unterstützung an den/ die Gruppenleiter/in ihres Vertrauens wenden können bzw. die Person, die für die Lagerfinanzen zuständig ist, anrufen sollen. Für manche Eltern ist es

nämlich über das Telefon leichter über eine finanziell schwierige Situation zu sprechen. 4 Ihr könnt individuell auf Probleme eingehen und diesen Familien günstigere Lagerbeiträge anbieten. 4 Zusätzlich könnt ihr einen Geschwisterbonus anbieten. So erleichtert ihr es auch großen Familien, alle Kinder mitzuschicken. Wie finanzieren wir als Jungschar das Lager für finanziell schwächere Familien? Einerseits könnt ihr in eurer Pfarre nachfragen, ob es bei euch einen Sozialfond gibt, der diese Familien bzw die Lagerfinanzierung unterstützen kann. Andererseits könnt ihr auch selbst Aktionen machen, bei denen ihr um Spenden für diesen Zweck bittet: 4 Übernehmt einen Sonntag das Pfarrcafé und backt dafür gemeinsam mit den Kindern einen Kuchen. Stellt zusätzlich ein Körbchen für freiwillige Spenden auf und vermittelt klar und deutlich, wohin die Spenden gehen werden. 4 Weiters könnt ihr einen Flohmarkt organisieren mit Büchern, alten Spielsachen, Kleidung und ähnlichem. 4 Veranstaltet einen Weihnachtsmarkt und verkauft selbstgebackene Kekse und selbstgebastelte Dekoration für die Adventzeit. 4 Wie wäre es mit einem Punschstand nach der Messe? Dafür reicht schon ein Tisch, Becher, ein großer Topf, eine Herdplatte und natürlich die Zutaten für den Punsch. Wie ihr seht, gibt es einige Möglichkeiten, hier unterstützend zu wirken und jedem Kind die Möglichkeit zu geben, auch bei einem spannenden Lager dabei zu sein. Geld sollte nie der Grund sein warum Kinder nicht am Lager oder an anderen Aktionen teilnehmen. Valentina Steigerwald

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Karottenparty mit dem Riesenkaninchen Ein Fangspiel fürs Lager Hintergrund: Das Riesenkaninchen will eine große Karottenparty machen und dazu ganz viele Kaninchen einladen! Es gibt ein Problem: die Karotten fehlen! Deswegen bittet das Riesenkaninchen die anderen Kaninchen, ihm Karotten zu besorgen und zur Party mitzubringen. Hier kommen jetzt die Kids ins Spiel, denn sie sind die Kaninchen. Ihre Aufgabe ist es, die Karotten vom Feld zu holen, zum Riesenkaninchen zu bringen und sie dort zu waschen, damit sie gegessen werden können. Material: 4 Absperrband 4 Plastikbecher 4 Kanister 4 Wasserkübel zum Karotten waschen 4 Karotten 4 Verkehrsschilder für die Zonen 4 großer Würfel 4 Reifen 4 Rätselfragen 4 Schminkstift 4 Verkleidungen

müssen sie allerdings gewaschen werden. Dazu müssen die Kinder Wasser von der Quelle holen und zum Kübel („Karottenwaschsalon“) bringen. Um das Ganze zu erschweren gibt es in jeder Zone Bauern/Bäuerinnen, die die Kaninchen fangen und ihnen die Karotte wegnehmen und sie gleichzeitig auch in den Hasenstall sperren. In der Nähe des Hasenstalles sind zwei Magier/innen die Kaninchen für Experimente und Zaubertricks brauchen. Die normalen Kaninchen werden sozusagen zu „Versuchskaninchen“ J Der/Die Magier/in hat einen Würfel mit dem er/sie eine Zahl würfelt. Für jede Zahl gibt es einen Zaubertrick oder einen Zauber welchen der/die Magier/in an dem jeweiligen Kaninchen ausprobiert. 4 Kuh (Das Kaninchen verwandelt sich in eine Kuh.) 4 Frosch (Das Kaninchen verwandelt sich in einen Frosch.) 4 Hendl (Das Kaninchen verwandelt sich in ein Hendl.) 4 Reifenspringen (Das Kaninchen muss durch einen Reifen springen.) 4 Kaninchenintelligenztest (Dem Kaninchen wird eine Rätselfrage gestellt.) 4 Kaninchenzirkus (Zwei Kaninchen machen übereinander ein paar Bocksprünge.) Das Kaninchen wird nach dem Zaubertrick oder dem Zauber wieder. Dann kehrt es zum Karottenfeld zurück und holt sich eine neue Karotte um sich wieder auf die Reise zu begeben. Das Spiel endet, wenn alle Karotten beim Riesenkaninchen sind. Dann ist alles bereit für die Karottenparty – und vielleicht gibt es ja am Abend sogar einen leckeren Karottenkuchen J

„Personalaufwand“: 11 Gruppenleiter/innen: 4 8 Bauern/Bäuerinnen 4 2 Magier/innen 4 1 Riesenkaninchen Leider ist es nicht so einfach, die Karotten zum Riesenkaninchen zu bringen, denn durch die unterschiedlichen Bodenverhältnisse gibt es bestimmte Zonen die man einhalten muss: 4 Hakenschlagzone: Man darf nur durch die Zone wenn man während dem laufen Haken schlägt. 4 Hoppel Ohren: Mann muss sich Hasenohren machen und darf erst dann durch diese Zone durch. 4 30km/h Zone: Man darf durch diese Zone nur gehen. 4 160km/h Zone: Man muss ganz ganz schnell durch diese Zone laufen. Das Ziel ist es die Karotten in den Kaninchenbau zu bringen wo schon das Riesenkaninchen wartet und die Karotten in Empfang nimmt. Bevor das Riesenkaninchen die Karotten übernimmt,

Christopher Offenthaler, Theresa Fleischmann, Reinhold Haushofer, überarbeitet von Nani Gottschamel

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Basteln mit PET Hier möchten wir euch zeigen wie man aus einer einzigen PET- Flasche gleich drei verschiedene sommerliche Dinge basteln kann. Windlichter und Lichterketten geben ein schönes Ambiente und sind perfekt für einen sommerlichen Abend draußen gemeinsam mit den Kindern. Aus den Resten der PET-Flaschen könnt ihr außerdem noch hübsche Armreifen herstellen, welche die Kinder dann verschenken oder selbst tragen können.

Windlicht

Lichterkette

Material: 4 1 leere PET-Flasche pro Kind 4 Sand, Kieselsteine, Erde, o.ä. 4 Schere, Stanley- oder Bastelmesser 4 Teelicht 4 zum Verzieren: bunte Klebebänder (Washi Tapes), Muscheln, Wassermalfarben, Window Colors, Kleber, Transparentpapier, Stoffreste, Federn, Glitzerstaub/perlen, etc.

Material: 4 restlichen Teil der PET- Flasche 4 LED-Lichterkette/n 4 ein Stück Draht/Faden/Schnurr 4 Schere 4 zum Verzieren: dieselben Materialien wie beim Windlicht

Den unteren Teil der ausgewaschenen Flasche in ca 10 cm Höhe vorsichtig mit dem StanleyMesser (Achtung! Bei der Arbeit mit dem Stanley-Messer sehr vorsichtig sein und nur ältere Kinder selbst schneiden lassen!) abtrennen, eventuell mit der Schere oben ein Wellenmuster reinschneiden. Mit bunten Klebebändern oder anderen Materialien verzieren. Danach füllt ihr den entstandenen Becher mit Kieselsteinen (bzw. je nach dem was vorhanden ist: Erde, Sand, etc.) und stellt ein Teelicht hinein. Kerze anzünden, und fertig ist die Deko 

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Mit den oberen Teil eurer PET Flaschen könnt ihr eine LED Lichterkette etwas aufpeppen. Zuerst schneidet ihr die Flasche in die Form, wie ihr sie am Ende gerne an die Lichterkette hängen möchtet. Z.B. könnt ihr sie unten wellenförmig oder zackig schneiden. Danach bemalt und verziert ihr sie wie beim Windlicht. Nahe der oberen Flaschenöffnung macht ihr nun vorsichtig ein Loch mit der Schere und zieht einen Draht durch und befestigt es an das Glühlämpchen der Lichterkette. So könnt ihr in der Gruppe gemeinsam eine Lichterkette gestalten.


Armreifen Material: 4 Reste der PET-Flasche 4 Schere 4 Klebeband 4 Kleber, Pinsel 4 ev. Schmirgelpapier 4 Zum Verzieren: siehe oben Nun haben wir den unteren und oberen Teil der Flasche schon „verwertet“. Aus dem mittleren Teil eurer PET Flasche könnt ihr mit den Kindern Armreifen basteln. Dafür schneidet ihr vorsichtig mit der Schere das Plastik in der Breite zurecht, die das Armband später haben soll. Nun testet direkt am Arm welchen Umfang der Armreifen haben soll und klebt die Schnittstelle mit einem Klebeband zusammen. Um euch nicht an den scharfen Kanten des Armreifens zu verletzen, umwickelt ihr den ganzen Armreifen mit Klebeband oder schmirgelt es mit Schmirgelpapier ab. Mit einem Pinsel verstreicht ihr nun den Kleber gleichmäßig auf den Reifen und beklebt ihn mit Stoffresten oder anderem Dekomaterial, das euch gefällt. Hier auf dem Bild wurde der Armreifen mit bunten Klebebändern verziert. Valentina Steigerwald

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Termine für dich und deine Jungschar-Arbeit!

Hier findest du die Termine bis zum Erscheinen des nächsten kumquats. Mehr Termine, genauere Infos zu den Veranstaltungen und die Möglichkeit, dich anzumelden, hast du unter http:// wien.jungschar.at oder im JS-Büro unter 01/51 552-3396!

Impressum

kumquat, Zeitschrift für Kindergruppenleiter/innen, Nr. 15/2 und 2a – Mai, Juni, Juli, August 2015; die nächste Ausgabe erscheint Mitte September.. Die Texte sind unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Nicht kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen“ lizenziert. Weitere Infos unter http://creativecommons.org/. Medieninhaberin: Katholische Jungschar Erzdiözese Wien (ein Fachbereich der Kategorialen Seelsorge)

Herausgeberin: Diözesanleitung der Katholischen Jung­ schar, 1010 Wien, Stephansplatz 6/6.18, Tel. 01/51 5523396, Fax: 01/51 552-2397, E-Mail: dlwien@jungschar. at, http://wien.jungschar.at Team: Monika Gamillscheg, Nani Gottschamel Chef- und Endredaktion: Monika Gamillscheg, Nani Gottschamel weitere Mitarbeiter/innen dieser Ausgabe: Benjamin Dittmoser-Pfeifer, Gerald Faschingeder, Georg Fröschl, Hemma Gamillscheg, Katharina Gschwantner, Christian Herret, Heidi Lang, Klara Maringele, Katharina Metzbauer, Shoba Nayar, Veronika Schweiger, Michaela Spritzendorfer-Ehrenhauser, Valentina Steigerwald, Christoph Watz, Jakob Wieser, Bettina Zelenak, Juana de Mata Quispe Alanaca, Eduardo Acevedo Vargas Fotos: Klaus Zeugner (S.2 re. unten, 6, W9 re. oben, W9 re. Mitte, W9 re. unten), KJSÖ/Babsi Maly (S.18 unten), Monika Gamillscheg (S.W1, W10 oben), Paul Feuersänger (S.W2 re. oben, W12 unten), Gregor Jura (S.W3 li. oben), Irene Vögel (S.W3 Mitte oben), Gerald Faschingeder (S.W3 re. oben), Christian Herret (S.W4 unten), Georg Bauer (S.W5 unten), Leodolter (S.W9 li. oben), Pete Ionian (S.W9 re. Mitte), Edith Schnitzer (S.W10 unten li.), Bettina Griessler (S.W10 re. unten), Wolfgang Böhm (S.W11 re.), Anton Zelenov (S.W8) JS Baumgarten (S.14 oben), JS Pötzleinsdorf (S.2 li. Mitte, 6, 15), JS St. Gertrud (S.14 unten), Welthaus Wien (S.W12 oben), Wiener Tafel (S.13), Pixabay: stevebidmead (S.2 li. oben, 7 unten), public domain (S.2 re. oben, 7 oben), novelrobinson (S.2 Mitte unten, 4), matildanilsson (S.2 re. Mitte, 11), stevepb (S.5), jaymantri (S.8), hermann (S.9 oben), themusingsofmo (S. 9 unten), beeki (S. 10 oben), lena1 (S.12), AllAnd (S.16 li. unten), hongmyeon (S.17 oben), falco (S. 22), OpenClips (S. 23 oben), Wikimedia Commons : CaseyPenk, Vardion (S. 10 unten), Archiv DKA (S. W5 oben, W7, W13 unten) , alle anderen Archiv Jungschar Layout, Bildbearbeitung: Christina Schneider Belichtung & Druck: netinsert GmbH, 1220 Wien, Enzian­weg 23

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Welt.Sichten Tag

Pimp my Burg

Ein Nachmittag für Gruppenleiter/innen, DKAVerantwortliche und alle entwicklungspolitisch Interessierten!

Sei dabei, wenn die Burg Wildegg für den Grundkurssommer aufgefescht wird!

Das vielfältige Thema Armut wird heuer Fokus unseres Welt.Sichten Workshopnachmittags sein. Inputs und Grundsätzliches zum Thema Armut, neueste Infos+Berichte der Armutskonferenz, der religiöse Blick auf das Thema Armut (Kirche der Armen, selbstgewählte Armut, ...) sowie praktische Methoden zum Ausprobieren für dich und deine Gruppe erwarten dich an diesem Workshopnachmittag. Anschließend gehen wir gemeinsam zum Südwind Straßenfest, zum gemeinsamen Feiern, Essen und Trinken! Wann: Sa, 30. Mai 2015, 14:00- 18:00 Uhr Wo: Alte Burse, Sonnenfelsgasse 19, 1010 Wien Kosten: gratis

Jeden Sommer wird der Burg Wildegg für die Zeit der Grundkurse ein besonderer Glanz verliehen. Sei auch du dabei und hilf uns Möbel aufzustellen, Räume zu dekorieren, Beschilderungen anzubringen und vieles mehr zu tun um die Burg auf Hochglanz zu bringen. Fürs Essen und Trinken ist gesorgt sowie auch für Abendgestaltung der feinen Art (Film schauen, Cocktails mixen, etc. ) Dabei sein ist auch für einzelne Tage möglich - je nach deinem persönlichen Zeitbudget. Wenn du dabei sein willst melde dich einfach kurz unter dlwien@jungschar.at Wann: Di, 21. - Fr, 24. Juli 2015 Wo: Burg Wildegg, 2397 Sittendorf Wir freuen uns, dich in der 3. Ferienwoche auf der Burg Wildegg begrüßen zu dürfen.

Kinderpastoralwoche Wallfahrt

und Enkel

Wir laden Großeltern und Enkelkinder ein, gemeinsam ein Stück ihres Glaubensweges zu gehen. Miteinander wollen wir singen, auf Gottes Wort hören, beten und feiern. Bitte haltet euch den Termin schon einmal frei – genauere Informationen findet ihr rechtzeitig auf Plakaten in der Pfarre, auf www.seniorenpastoral.at und http://wien.jungschar.at Sonntag, 6.9.2015, 15 Uhr: Wallfahrtskirche Maria Ellend mit Bischofsvikar Rupert Stadler Samstag, 19.9.2015, 15 Uhr: Wallfahrtskirche Karnabrunn mit Weihbischof Stephan Turnovszky

Wir stellen die Kinder in die Mitte! Wann: Sa, 13. - So, 21. Juni Wo: in deiner Pfarre! siehe Seite 23


Grundkurse Grundkurse sind die Grundausbildung für alle Jungschar- und Ministrant/innen-Gruppenleiter/ innen. Auf einem Grundkurs bekommst du die nötigen Basisinfos, um eine Kindergruppe gut leiten zu können. Sie dauern eine Woche bzw. 2 Wochenenden und finden jedes Jahr auf der Jungscharburg Wildegg statt. Wann: 25. - 31. 07. 2015 - 1. Sommer Grundkurs 08. - 14. 08. 2015 - 2. Sommer Grundkurs 15. - 21. 08. 2015 - 3. Sommer Grundkurs Wo: Burg Wildegg Kosten: 200 Euro (die Kosten sollte laut Diözesangesetz deine Pfarre übernehmen)

Arbeitswoche Burg Wildegg Damit die Burg gut in Schuss bleibt, brauchen wir dich und deine Mithilfe! Eine Woche lang wollen wir an den verschiedensten Ecken und Enden der Burg basteln, reparieren und ausbessern. Selbstverständlich gibt es wie immer ausreichend Verpflegung und abwechslungsreiche Abendgestaltung! Wenn du uns rechtzeitig Bescheid gibst, bieten wir dir natürlich Mitfahrgelegenheiten an. Für Fahrgemeinschaften, die ihr bildet, übernimmt die Burg das Kilometergeld! Du kannst die ganze Woche lang bleiben, oder tageweise - wie es dir beliebt (Schlafsack nicht vergessen!). Wir freuen uns, wenn du deine Freund/innen mitbringst- jede helfende Hand ist willkommen! Wann: Sa, 22. - Sa, 29. August 2015 Wo genau: Burg Wildegg (logischerweise), 2393 Sittendorf Kosten & Vorkenntnisse: Keine ;) Bitte gib uns Bescheid, an welchen Tagen du uns helfen kannst: wildegg@jungschar.at, 0664/ 51552-75 oder melde dich unter wien.jungschar.at an.

Wild Days of Cinema 2015 Das ist das kleine, feine Filmfest auf Burg Wild­egg. Heuer schon zum 12. Mal. Kuratiertes Filmprogramm, Festivalkatalog, Filmeinführungen, abendlicher Roter Teppich, Publikumsjuries, Verknüpfungsgespräche, Siestakaffee, Roter Salon in der Nacht Filme erzählen von unseren Sehnsüchten, Ängsten, Träumen, Erinnerungen. Sie sind ein Spiegel ihrer Zeit und der Gesellschaft. Sie reflektieren kollektive Erfahrungen. Sie können uns rühren, anregen, aufwühlen, bereichern, Horizonte aufspannen. Werke des aktuellen Kinos treten miteinander in einen Dialog mit solchen aus der Filmgeschichte. Diese Vielfalt der Stile, Tonfälle und Perspektiven bringt Bewegung und Neues ins Hirn. Anregung, Entspannung, Tiefe und Spaß im Burgsommer. Wann: 1. - 7. August 2015 Wo: Burg Wildegg Teilnahmemindestalter: 18 Jahre Kosten: 280 EUR (Verdiener/innen) – 200 EUR (Nichtverdiener/innen)

Vorschau: Boarding Now 2015

Jungscharbüro Öffnungszeiten: 4 Mo geschlossen 4 Di 9-13 Uhr 4 Mi 13-17 Uhr 4 Do 13-17 Uhr 4 Fr 9-13 Uhr 4 sowie nach Vereinbarung

Achtung! Am 5. Juni und von 14. Juli bis 7. September ist das Jungscharbüro geschlossen. An den geschlossenen Tagen hast du die Möglichkeit, uns eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter oder per E-Mail zu hinterlassen. Wir melden uns dann, sobald als möglich.

Der Start ins nächste Arbeitsjahr Komm zu einem Nachmittag voller spannender Workshops zu vielen verschiedenen Themen unter dem Motto „alle anders! alle gleich!“ und/oder zum Fest am Abend. Wann: 26. September 2015 Kosten: 5 Euro all inclusive (diese Kosten sollten von deiner Pfarre übernommen werden) Eine Anmeldung ist nicht notwendig!

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News zur Pfarre Neu

Ein Interview zur Dechantenklausur mit Georg Fröschl

Georg Fröschl ist Pfarrer und Dechant im 14. Bezirk in Wien und war als solcher bei der Dechantenkonferenz dabei. Was ist die Dechantenkonferenz genau?

Was wurde auf dieser Dechantenkonferenz beschlossen?

Bei der Dechantenkonferenz kommen Dechanten (z.B. der Stadt Wien) zu einer Sitzung zusammen und beraten über verschiedene Dinge der Pastoral. Ein Dechant trägt in seinem Bezirk vor allem Sorge für seine Mitbrüder, die anderen Priester im Dekanat, für eine gute Kommunikation zwischen den Pfarren und zwischen Bischof und Pfarren.

Es wurde beschlossen, dass zB. im Vikariat Wien bis Sommer 2015 größere Einheiten (mehrere Pfarren) als sogenannte Entwicklungsräume auf dem Weg zur Pfarre neu definiert werden. 2019 soll dann bei einer Dechantenklausur der Stand der Entwicklung festgestellt und der weitere Weg definiert werden.

Im Jänner hatten wir eine gemeinsame Beratungs-Woche in Passau (Dechanten-Klausur). Hier waren auch die Dechanten der anderen beiden Vikariate (Norden und Süden der Erzdiözese) anwesend. Teilgenommen haben über 50 Dechanten, der Bischof, die Weihbischöfe, der Generalvikar, die Bischofsvikare und die Steuerungsgruppe des Entwicklungsprozesses.

Über welche Fragen wurde am kontroversiellsten diskuiert?

Wie war dort die Stimmung zum Thema „Pfarre neu“? Die Stimmung auf dieser gemeinsamen Woche war insgesamt sehr gut. Zum Thema „Pfarre neu“ wurde viel diskutiert: Es wurden unterschiedliche Meinungen und Sorgen dazu geäußert. Eine Frage war z.B., ob nur das Modell „Pfarre neu“ in Zukunft möglich sei, oder ob es auch alternative Strukturen geben könne. Gefragt wurde auch, in welchem Zeithorizont diese Strukturreform verwirklicht werden muss. Der Bischof hat auch ein klares Statement abgegeben: keine Pfarre soll eine einsame Insel bleiben; die Priester sollen nicht vereinsamen, sondern untereinander Gemeinschaft pflegen; die Mission (lebendige Pastoral) steht an erster Stelle. Die „Pfarre neu“ soll eine Gemeinde von lebendigen christlichen Gemeinschaften sein. Die Entwicklung dorthin wird wahrscheinlich in den unterschiedlichen Gebieten der Erzdiözese auch unterschiedlich lange dauern und unterschiedliche Zwischenschritte und Lösungen benötigen.

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Es wurde diskutiert, ob die Leitlinien für den Entwicklungsprozess in Stein gemeißelt sind oder ob sie auch an neue Situationen adaptiert werden können. Über mögliche Zwischenschritte und über den Zeithorizont des Prozesses hat man auch viel gesprochen.


Wie glaubst du, dass sich der Prozess in der Diözese weiterentwickeln wird?

Was sind die nächsten Schritte, die in den Dekanaten passieren werden?

Ich finde, es ist gut, dass wir als Kirche für Entwicklungen offen bleiben. Andererseits muss ich auch betonen, dass nicht alles schlecht ist, was bisher an Pastoral geschehen ist. Wir müssen eine gute Balance finden: Bewährtes zu pflegen und Neues zu wagen, Vorgaben des Bischofs zu berücksichtigen und die Eigenständigkeit nicht abzulegen.

Jedes Dekanat muss sich mit den Vorgaben des Bischofs auseinandersetzen und überlegen, welche Weichen in die Zukunft gestellt werden können. Der nächste Schritt in den Wiener Dekanaten ist die Benennung größerer Einheiten. Dann werden höchstwahrscheinlich neue Aufträge kommen, worauf wir in diesen größeren Einheiten achten sollen. Die Pastoral darf aber auch während dieses Strukturprozesses nicht vernachlässigt werden.

Das wird in verschiedenen Gebieten der Erzdiözese sicher auch unterschiedlich ausschauen. Als Christen/innen aber sind wir immer aufgerufen, über den eigenen Kirchturm hinaus zuschauen, einander zu helfen und voneinander zu lernen.

Hast du einen Tipp für JS- und Mini-Leiter/innen, wie sie im Prozess gut dabei sein können? Mein Tipp an Gruppenleiter/innen ist: haltet am Guten eurer bisherigen Arbeit fest, seid mutig, euch auch mit anderen Pfarren zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen und Gemeinsames zu unternehmen.

Das Interview führte Heidi Lang.

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Basiswissen Christentum Arm aus Überzeugung Bettelorden, Mönche im Minirock und Jesus‘ Geldbörsel „Money money money, must be funny, in the rich man‘s world“ trällern ABBA. Und wenn wir ehrlich sind: Der Traum vom großen Reichtum beschäftigt uns wohl alle ab und zu. Wer hat noch nie spekuliert, was er oder sie mit einem Lottogewinn anstellen würde oder sich ein Leben ohne Geldsorgen vorgestellt? Und doch gibt es weltweit viele Menschen, die sich bewusst gegen Besitz und Reichtum entscheiden. Viele davon gehören katholischen Ordensgemeinschaften an. Diese werden oft als Bettelorden bezeichnet und sind ihrer Ordensregel nach der Armut besonders verpflichtet. Nicht nur die Einzelpersonen, sondern die ganze Gemeinschaft sollte jeglichen Besitz ablehnen. Die Angehörigen dieser Orden leben von ihrer Arbeit, von Schenkungen und – daher der Name – vom Betteln. Bettelorden entstanden im Mittelalter aus gegenkirchlichen Bewegungen, die den Reichtum der Kirche kritisierten und lange von dieser nicht anerkannt wurden. Franz von Assisi ist nicht nur der bekannteste Bettelmönch, sondern leitete eine Wende der Kirchenpolitik ein. Papst Innozenz II erkannte als erster Franziskus‘ Ordensregel und damit einen Bettelorden an. Neben den franziskanischen Orden gibt es drei weitere große Bettelorden: die Dominikaner, die Karmeliten und die Augustiner-Eremiten. Die Bettelorden breiteten sich sehr rasch aus. Anders als die bis dahin bekannten Orden ließen sie sich bevorzugt in den Städten nieder. Viele Mönche waren als Prediger, Lehrer und Seelsorger tätig. Dadurch gewannen sie großen Einfluss auf das religiöse Leben der aufstrebenden mittelalterlichen Städte. Die zunächst schlichten Bettelordenskirchen wurden für große Menschenmengen errichtet und beeinflussten den Kirchenbau des Hoch- und Spätmittelalters.

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Aber auch bei den Bettelorden war das einfache Leben nicht immer harmonisch. Je mehr Mönche sich der Armut verpflichteten, desto höher wurde die Konkurrenz – wer war jetzt ärmer, wer der ärmste? Die Fratizellen, eine radikale Minderheit der Franziskaner, bewiesen zum Beispiel ihre Armut anhand der Kürze ihrer Kutten. Im Lauf des Wettstreits wurden diese immer kürzer und wanderten von den Knöcheln über die Waden bis zu den Knien. Am Schluss glichen die Kutten Miniröcken und reichten auf Kirchenlatein nur mehr „usque ad nates“ – bis zu den Pobacken. Das wurde den Dominikanern dann doch zu bunt und sie bereiteten diesen Mini-Mönchen mithilfe der Inquisition ein unschönes Ende. Zur gleichen Zeit ging es auch theologisch hoch her: Man diskutierte auf höchster Ebene die Frage, ob Jesus ein Geldbörsel besessen habe oder nicht. Die Franziskaner beschlossen (diesmal ganz einig), dass Jesus sicher keinerlei Gut besaß. Der Papst aber widersprach und legte ein für allemal fest, dass Jesus sehr wohl ein Geldbörsel besaß und vermutlich auch Immobilien (schließlich ist in der Bibel an verschiedenen Orten von „seinem Haus“ die Rede). Heute geht der Papst das Thema „Armut“ eher von der praktischen Seite an: Er verlost vieles, das er in seinem Amt geschenkt bekommt (ein Auto, eine Espressomaschine, eine Videokamera, ....) zugunsten von Obdachlosen. Seinem Almosenmeister trug er auf, nicht nur hinter dem Schreibtisch zu sitzen – der Bischof fährt nun zu Bedürftigen und überbringt persönlich Zuschüsse zu Stromrechnungen oder ausstehenden Mieten – und der Papst selbst geht zu Fuß in die Arbeit. Monika Gamillscheg


Spiele-Tipp 4 Aufwand: niedrig 4 Alter: 6 - 15 4 Gruppengröße: 3 – 99 4 Art: Bewegung

Info Dieses und über 160 weitere Spiele findest du in der Spielemappe (erhältlich im Jungscharbüro) oder online unter http://spiele.wien.jungschar.at – dort findest du auch ein Anleitungsvideo.

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Roboter

Die Kinder gehen zu dritt zusammen. Eines übernimmt die Rolle des Ingenieurs/ der Ingenieurin, die beiden anderen spielen Roboter und stehen Rücken an Rücken. Auf ein Zeichen des Ingenieurs/ der Ingenieurin gehen die Roboter in kleinen, nicht zu schnellen Schritten vorwärts. Wenn sie an ein Hindernis kommen (Wand, anderer Roboter, usw.) bleiben sie stehen, machen aber die Schritte am Platz weiter. Die Aufgabe des Ingenieurs/ der Ingenieurin ist es, die Wege seiner/ ihrer beiden Roboter so zu lenken, dass diese einander von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Er/ Sie darf die Roboter dazu jeweils um 90° (eine Vierteldrehung) wenden. Haben sich die Roboter wieder getroffen, werden die Rollen gewechselt. Variante: Die Roboter werden beim Berühren eines Hindernisses wie eine Billardkugel, die an die Bande stößt, abgelenkt und setzen ihren Weg fort. Der Ingenieur/ die Ingenieurin darf bei dieser Variante die Roboter beliebig weiterdrehen.

Wir stellen die Kinder in die Mitte.

Der Sommer kommt immer näher, und mit ihm auch die erste Kinderpastoralwoche!

Viele Modelle und Anregungen findet ihr im Modellheft zur Kinderpastoralwoche und unter http://wien.jungschar.at/kinderpastoralwoche.

Komm und mach m

it!

13.-21. Juni 2015 Kinderpastoralwoche in der Pfarre 23

ttschamel / Foto: KJSÖ/Babsi Maly / http://wien.jungschar.at

Wir wollen in den Pfarren der Erzdiözese Wien die Kinder eine Woche lang in die Mitte stellen und laden euch ein, dabei mitzumachen. Mit den Pfarraktivitäten sollen sowohl Kinder angesprochen werden, die schon in der Pfarre aktiv sind, als auch viele neue Kinder.


Termine

Ein Blick in die Zukunft

zu wenig.

PfarrJungscharService

Entwicklungspolitischer Nachmittag „WeltSichten“ Ein gesellschafts- und entwicklungspolitischer Workshopnachmittag zum Thema Armut für Gruppenleiter/innen, DKA-Verantwortliche und alle interessierten Menschen! Inputs und Grundsätzliches zum Thema Armut, neueste Infos und Berichte von der Armutskonferenz, der religiöse Blick auf das Thema Armut (Kirche der Armen, selbstgewählte Armut, ...) sowie praktische Methoden zum Ausprobieren für dich und deine Gruppe erwarten dich an diesem Workshop­ nachmittag.

Bei vielen Problemen und Fragen besuchen wir dich und deine Gruppenleiter/innen-Runde in der Pfarre und arbeiten zu einem ausge­wählten Thema – das Ganze ist selbstverständlich gratis. Auch zur Dreikönigsaktion oder anderen globalen Themen, die euch interessieren, gestalten wir gerne für euch einen Nach­mittag oder Abend. Fade oder trockene Vorträge sind dabei ausgeschlossen. Nähere Infos findest du unter wien.jungschar.at/angebote/ pfarrjungscharservice!

Besuch der Projektpartner/innen und DKA Workshop Nachmittag Wir freuen wir uns heuer über den Besuch von Projektpartner/innen der Organisation I-Card aus Indien, die von 27.11. bis 03.12.2015 unsere Gäste sein werden. Ihr könnt sie entweder zu euch in die Pfarre einladen oder ihr kommt zum DKA Workshop Nachmittag am 28.11.2015! Dort erfahren deine Sternsinger/ innen viel über den Alltag im Nordosten Indiens, lernen Kultur und Leute und auch ein Projekt kennen, das mit Sternsingergeldern finanziert wird. Nähere Infos folgen im Sommer!

Wann: Sa, 30.5.2015, 14:00 – 18:00 Uhr Wo: Alte Burse, Sonnenfelsgasse 19, 1010 Wien Bitte um Anmeldung (bis 26. Mai 2015) – telefonisch oder über http://wien.jungschar.at.

SolidarEinsatz Praktika- und Volontariatsstellen im Ausland Die Dreikönigsaktion vermittelt Praktika und Volontariate bei Partner­ organisationen. Dieses Angebot ist für entwicklungspolitisch interessierte und engagierte Menschen, die ihre Kenntnisse und Fertigkeiten mit Projekt­partner/innen der Dreikönigsaktion teilen wollen und bereit sind sich auf neue Einblicke und Erfahrungen offen einzulassen. Wir möchten das Interesse und Engagement stärken und gleichzeitig das Netzwerk mit unseren Partnerorganisationen vergrößern und verdichten. Nähere Infos findest du unter http://www.dka.at/globales-und-lernen/solidareinsatz/.

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Fairtrade in Indien

Ein Interview mit Fairtrade-Regionalmanagerin Shoba Nayar mie wird in Gemeinschaftsprojekte investiert. Mit einem Teil der Premie erhalten Bauern und Bäuerinnen auch direkt höhere Preis für ihre Produkte. Wenn z.B. Teeplantagen Fairtrade zertifiziert sind, wird die Premie in einem Arbeiter/innen-Fonds angelegt. Das gewählte Fairtrade-Komitee der Arbeiter­/innen entscheidet, wofür das Geld verwendet wird. Führt die hohe Zertifizierungsgebühr nicht zur Exklusion der Ärmsten?

Ich habe unsere Verantwortung uns zu informieren angesprochen. Deshalb möchte ich euch Shoba Nayar vorstellen. Sie ist Fairtrade Regionalmanagerin in Indien und als Gast des Welthauses gerade zu Besuch in Wien. Wir haben die Chance genutzt, aus erster Hand Antworten auf einige unserer Fragen zu erhalten und sie für euch gesammelt. In der nächsten Ausgabe, dem kumquat Sternsingen, werden wir uns übrigens gedanklich auch nach Indien begeben – bei der Vorstellung des Beispielprojekts der Sternsingeraktion 2016. Welche Fairtrade-Produkte exportiert Indien? Gibt es Fairtrade auch innerhalb Indiens? Fairtrade Produzent/innen in Indien exportieren Tee, Kaffee, Reis, Zucker, Baumwolle, Gewürze, Kräuter, Mangopulp, Weintrauben und CashewNüsse. Fairtrade Intenational hat begonnen Fairtrade zertifizierten Tee, Reis, Gewürze und Kaffee auch innerhalb Indiens zu vermarkten. Wir erwarten einen Anstieg der verfügbaren Fairtrade-Produkte und auch der Zahl der Supermärkte, die diese anbieten.

Fairtrade International hilft Bauern und Bäuerinnen in den ersten zwei Jahren nach der Zertifizierung, indem bis zu 70% der Zertifizierungsgebühr vom Produzent/innen Zertifizierungs Fonds rückvergütet werden. Bauern oder Bäuerinnen müssen sich für eine Fairtrade Zertifizierung in Kooperativen zusammenschließen. Das fördert die Zusammenarbeit und erleichtert das Aufbringen der Gebühr. Was denken Sie über das Projekt “Faire Pfarre”? Ich denke, das Projekt ist eine wunderbare Idee. Fairness im Handel bringt Vorteile für diejenigen, die die Produkte mühevoll produzieren. Die „Faire Pfarre“ bemüht sich lokale, saisonale, biologische und faire Produkte besser zu vermarkten. Das ist ein nobles Anliegen und ich bin mir sicher, dass die „Faire Pfarre“ mit der Unterstützung durch die Konsument/innen groß und erfolgreich werden wird. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich wünschen? Mein Wunsch ist, dass alle Fairtrade zertifizierten Bauern und Bäuerinnen Zugang zu einem Markt haben. Dieser Wunsch wird wahr werden, wenn mehr und mehr Menschen Fairtrade Produkte kaufen.

Was bewirkt es für indische Produzent/innen, wenn Österreicher/ innen Fairtrade Produkte kaufen?

Monika Gamillscheg, Shoba Nayar & Michaela Spritzendorfer-Ehrenhauser

Jedes Mal, wenn in Österreich ein Fairtrade Produkt gekauft wird, wird eine Fairtrade-Premie an die produzierende Gruppe ausgezahlt. Diese Pre-

Die Langversion des Interviews findet ihr unter http://wien.jungschar.at/ angebote/kumquat/zu-wenig-22015/fairtrade-in-indien.

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Das Gleichnis vom wirkungsvollen Tropfen Im Supermarkt in der Obstabteilung: Vor mir liegen drei Bund Bananen. Auf dem Ersten klebt ein Bio-Siegel, am Zweiten garantiert ein Etikett Fairness im Handel und am Dritten leuchten mir 50% entgegen. Eine alltägliche Situation für den modernen „homo consumens“ und doch fordert sie mich stets heraus. Wähle ich die Bio-Bananen und schütze die Umwelt? Kaufe ich fairtrade und trage dazu bei, dass Produzent/innen in Ländern des globalen Südens einen gerechten Lohn erhalten? Oder kaufe ich die braun getupften Bananen und wehre mich gegen die Wegwerfgesellschaft? Heute gibt es faire Produkte nicht mehr nur in Weltläden, sondern schon in vielen Supermärkten. „Bio“ zu kaufen outet nicht mehr als alternative/n Spinner/in. Die globale Ungerechtigkeit und die kritische Situation unserer Umwelt sind bekannt. Aber was bedeutet dieses Wissen im Alltag? Bewusstsein ist wichtig, es ist die Basis für Veränderung. Dem Bewusstsein folgt der Wunsch zu handeln, sich für diese Veränderung einzusetzen. Aber wie kam es vom Bewusstsein und der positiven Motivation, die Welt zu verändern, zu jener ausweglosen Situation vor der Bananensteige? Als bio und fairtrade „hip“ wurden, sich diese Sparten zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelten, stieg mit der Nachfrage auch das Angebot. Heute gibt es zig Bio-Marken und Fairtrade-Produkte. Gleichzeitig nagt der

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kritische Geist an Aufdeckerartikeln und Publikationen, die Produktbezeichnungen als Schwindel entlarven, Richtlinien als bürokratische Altpapierberge verurteilen und Kritik an dem äußern, was man für gut und richtig hielt. Fragen wie „Warum sind in Fairtrade-Produkten nicht alle Zutaten fair gehandelt?“ oder „Bezahle ich mit dem höheren Preis eine Marke oder unterstütze ich wirklich die Produzent/innen?“ schwirren durch den Kopf. Diese Fragen sind berechtigt. Ich bin als Konsument/in täglich gefordert Entscheidungen zu treffen, die weltweit wirken und habe doch ohne umfangreiche Recherchen kaum Möglichkeiten zu wissen, welche Folgen mein Einkauf hat. Eigentlich ist der faire Handel ja an sich (und vor allem das begleitende seelische Schulterklopfen) Ausdruck einer Perversion. Es gibt weniger Anlass, stolz auf den fairen Handel zu sein, als sich für den „normalen“ Handel zu schämen. In den letzten Jahren sind die Preise vieler Rohstoffe gefallen. Das brachte große Probleme für Länder, die vom Export von Rohstoffen leben. Außerdem bedeutete dies für die Produzent/innen, dass sie nicht mehr von ihrer Arbeit leben konnten und sich verschuldeten. Umgekehrt sind bei uns zwar fast alle Waren teurer geworden, nur Produkte wie Kaffee und Tee kosten immer noch das Gleiche. Damit haben sie im Vergleich aber an Wert verloren. Deshalb will ich mehr fordern als ein Fairtrade-Regal im Supermarkt. Ich will gerechte Löhne für ALLE Bauern und Bäuerinnen und gerechte Preise für ALLE Produkte. Ich will nicht, dass


nur die, die es sich leisten können, ihre Moral befriedigen. Dass weniger Wohlhabende (kinderreiche Familien, Arbeitslose, Student/innen, Migrant/ innen, ...) weiterhin „sündigen“ müssen. Aber was hilft es, zu wollen? Ungerechtigkeit macht mich wütend, aber auch verzweifelt. Was kann ich denn bewirken? Ist mein faires Bananenbündel nicht bloß ein winziger Tropfen auf dem heißen Stein der globalen Ungleichheit? Der sofort verpufft? Dessen Wasser nie dazu kommt, den Stein zu kühlen, zu verändern?

der in Kooperation mit vielen anderen die Welt verändern kann! Die Sternsingeraktion belegt übrigens eindeutig dieses Gleichnis vom wirkungsvollen Tropfen, denn, was, wenn sich vor 61 Jahren diejenigen durchgesetzt hätten, die meinten, die 3000 Schillinge, die die ersten Sternsinger/innen sammelten, wären ein vergeblicher Tropfen auf dem heißen Stein? Monika Gamillscheg

Diese Diskussion habe ich schon oft geführt. Und ich habe bemerkt, dass ich das Gleichnis vom Tropfen auf dem heißen Stein nicht mag. Weil es nicht weiterdenkt. Es ist mir zu engstirnig. Denn hat sich wirklich noch niemand gefragt, was passiert, wenn nicht nur 1 Tropfen fällt? Wenn viele Tropfen fallen, macht es den einzelnen Tropfen in keiner Weise größer oder mächtiger und trotzdem wird der Stein nicht lange heiß bleiben. Durch viele Tropfen wird der Stein kühler und irgendwann ausgehöhlt und durch einen ganzen Schwall kalter Tropfen zerbirst er vielleicht gar! Jeder Tropfen entfaltet so eine Wirksamkeit und Macht, derer er sich vermutlich kaum bewusst ist. Deshalb ist jeder Tropfen wichtig. Diese Erkenntnis macht meine Bananen-Entscheidung nicht einfacher. Sie entbindet mich nicht von der Verantwortung, auf Fragen, die sich mir stellen, Antworten zu suchen. Ich muss wahrscheinlich weiterhin auf BioSiegel oder die Marke Fairtrade vertrauen, da eben nicht immer Zeit für Recherchen bleibt. Aber ich muss mein eigenes Handeln nicht als unsinnig und wertlos abstempeln. Ich kann der Meinung sein, dass es ideal wäre, wenn aller Handel fair wäre und trotzdem die Initiative des fairen Handels unterstützen. Ich kann global denken, mich für Veränderungen im Großen engagieren UND meinen „regionalen Aktionsraum“ nutzen. Das Welthaus startete z.B. im Herbst das Projekt „Faire Pfarre“ und veranstaltet immer wieder Vernetzungstreffen, schafft Angebote für Interessierte (http://wien. welthaus.at) – vielleicht ist das für eure Pfarre spannend? Oder ihr veranstaltet eine faire Sternsingerjause oder kocht am Jungscharlager mit fairen Produkten (siehe http://wien.jungschar.at/lager-lager-leiten/organisation/ faire-produkte)? Oder ihr greift beim nächsten Einkauf zur fairen Banane? Oder…? Ich denke, es ist an der Zeit, das aussichtslose Bild vom Tropfen auf dem heißen Stein zu verändern – zum Gleichnis vom wirkungsvollen Tropfen,

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Armut geht uns alle an

Armutsbekämpfung am Beispiel DKA

Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar – ein Hilfswerk. Hilfe wofür, für wen und warum? Warum gibt es eigentlich noch immer Armut? Länder des globalen Südens sind durch unterschiedliche Gründe (Klimawandel, historische Ausbeutung, unfaire Verteilung, Ausbeutung,… ) mit diversen Folgen, wie zum Beispiel extremer Armut, konfrontiert. Armut ist die größte Herausforderung des dritten Jahrtausends. Eine Milliarde Menschen lebt unter der Armutsgrenze. Das bedeutet, sie müssen mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen – dass dies nicht für eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung oder Entwicklung ausreicht, liegt auf der Hand. Armutsursachen Durch Methoden des Extraktivismus (eine auf höchstmögliche Ausbeutung von Rohstoffen und Agrarland für den Export ausgerichtete Entwicklungsstrategie, wie zum Beispiel Bergbau, Erdölförderung, Agrobusiness, Forstwirtschaft, die jedoch ökologisch und sozial auf Dauer nicht tragfähig ist), der Abholzung der Regenwälder, Rohstoff-Gier und den Raubbau durch multinationale Unternehmen verlieren viele Menschen in Ländern des globalen Südens ihre Lebensgrundlage und dies geht meist auf die Kosten Ressourcen-ärmerer Menschen, der Biodiversität und des anbaufähigen Bodens. Doch die Nachfrage steigt stetig weiter, die Umgehungswege der Genehmigungen für Bohrungen etc. werden immer kreativer und die Situation immer grotesker. Ein weiterer globaler Trend, der häufig in Armut mündet, ist die Ver­ städterung und somit die Entstehung von Mega-Cities (z.B.: Lagos, Sao Paulo, Istanbul, Peking, …), welche eng mit der Problematik des Gegensatzes zwischen arm und reich zusammenhängt. Die trügerische Hoffnung auf eine bessere Lebenssituation, auf Arbeit und Reichtum in der Stadt lässt viele Menschen in die Stadt auswandern. Dort werden die Erwart­ ungen leider nur in den seltensten Fällen erfüllt und die Menschen können der Armut so oft nicht entkommen. Folgen von Armut Die Folgen von Armut sind vielfältig. Menschen, die in Armut leben, leben in ständiger Furcht vor Gewalt und sind öfter krimineller Gewalt und Konflikten ausgesetzt und manchmal auch weniger durch das Recht und die Polizei geschützt. Auch die politische und gesellschaftliche Mitbestimmung wird Menschen, die in großer Armut leben, des Öfteren untersagt. Das bedeutet, dass oftmals Entscheidungen nur mitgetragen, nicht aber mitgestaltet werden können.

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Die DKA unterstützt – doch wie? In diesem Spannungsfeld der globalen Armut (Ursachen, Folgen) setzt die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar an. Die Dreikönigsaktion engagiert sich seit mittlerweile 61 Jahren in dem Bereich der internationalen Solidarität und versucht, Ungleichheiten aufzuzeigen und dagegen zu arbeiten. Die Arbeit der Dreikönigsaktion als konkreter Ansatz gegen Armut manifestiert sich nicht nur in der direkten Projektarbeit mit Projektpartner/innen vor Ort, sondern auch hierzulande durch Bildungs- und Anwaltschafts­ arbeit. Die Lobbyarbeit, damit die Stimmen der Menschen im globalen Süden auch gehört werden und Verantwortliche zur Verantwortung gezogen werden, ist ein wichtiger Pfeiler der Dreikönigsaktion. Auf dem Weg zu einer gerechten Welt reicht es nicht mehr nur aus, Geld in Projekte in Ländern des globalen Südens zu investieren, sondern es gilt ebenso Menschen im globalen Norden über Zusammenhänge aufzuklären und für Fragen der Ungleichheit zu sensibilisieren. Das kann zu einem solidarischeren, nachhaltigeren Lebensstil anregen – welcher übrigens auch stark von unseren Partner/innen im globalen Süden gefordert wird. Die Dreikönigsaktion unterstützt heute vor allem Projekte in folgenden Bereichen: 4 Bildung – damit die Betroffenen ihre Lebenssituation eigenständig verbessern, 4 gesicherte Lebensgrundlagen – zum Beispiel durch nachhaltige Landwirtschaft, 4 Stärkung von Menschenrechten und Zivilgesellschaft, 4 Kirche im Dienst an den Menschen und 4 Projekte, die Kindern und Jugendlichen eine faire Chance auf eine bessere Zukunft ermöglichen. HEFDA – Ein Pionierprojekt in Äthiopien Ein Beispielprojekt der Dreikönigsaktion ist das Projekt HEFDA (Harmee Education for Development Association) in Äthiopien. Äthiopien ist ein Land der Extreme – wunderschöne Landschaften, hohe Gebirgsketten, eine Vielfalt an Kulturen und Lebensformen – aber auch eine hohe Zahl an Krankheiten durch verschmutztes Trinkwasser, Mangel­ ernährung, hohe Kindersterblichkeit und fehlende Schulbildung. Das sind Folgen der Armut in der ländlichen Region um Qarssa, im Süden Äthiopiens. Das landwirtschaftliche Produktionssystem ist arbeitsintensiv – Kinder, die die Schule besuchen, fehlen als Arbeitskräfte. Die Zukunfts-


perspektiven der ländlichen Jugend sind sehr gering. Frauen und Mädchen sind durch ihre benachteiligte Stellung in der Gesellschaft besonders betroffen. Leider sind Genitalverstümmelung bei Mädchen und erzwungene Heirat nach wie vor gängige Praxis. Doch viele Menschen im Land arbeiten engagiert an ihrer Zukunft – so auch die Vertreter/innen unserer Partnerorganisation HEFDA:

„Die Menschen hier können und wollen ihr Leben in die Hand nehmen. Nur so kann die Spirale aus Hunger und Armut dauerhaft durchbrochen werden.“, meint Dr. Keftassa, Leiter von HEFDA. HEFDA ermöglicht es den Menschen in der Region, ihre Situation selbst zum Besseren zu wenden und die Lebensumstände zu verändern, indem sie Projekte in der Wasser- und Gesundheitsversorgung, Bildung und der Schaffung von Einkommensmöglichkeiten anbieten. Konkret sind das dezentrale Alphabetisierungskurse in Gemeindeeinricht­ ungen, Alphabetisierungskurse speziell für Frauen und Unterricht, der an die Situation von Kindern, die nicht zur Schule gehen können, angepasst ist. Im Bereich der Ernährungssicherheit fördert HEFDA die Gemüseproduktion und bietet Kurse in Milchwirtschaft, Ackerbau und Bodenschutz an. Fortschrittliche landwirtschaftliche Geräte werden vorgestellt und neue Wasserquellen in den Zielgemeinden erschlossen. In Kursen erfahren die Teilnehmer/innen, wie sie kostbares Wasser sammeln und trinkbar machen können. Zusätzlich werden Häuser mit kleinen Solarpanelen ausgerüstet, um so Strom zu erzeugen. Einen besonderen Fokus legt HEFDA auch auf die gezielte Förderung von Frauen – durch Austausch und Vernetzung von Frauengruppen, die auch als Spar- und Kleinkreditvereine fungieren. Familien werden darüber hinaus auch noch bei der Haushaltseinnahmen-und Ausgabenplanung unterstützt, wenn dies gewünscht ist. Jugendliche lernen, aus lokalen Materialien Baumaterialien herzustellen und die Gestaltung der Häuser zu verbessern. Eine Welt ohne Armut und Ausbeutung, ein erfülltes und friedvolles Leben für alle Menschen: Dies ist eine der tragenden Visionen der Sternsinger/ innen und aller Unterstützer/innen der Dreikönigsaktion. Mit den Spenden, die bei uns Kinder als heilige Könige beim Sternsingen sammeln, wird die Umsetzung von Projekten wie HEFDA möglich und wird Armut effektiv und nachhaltig bekämpft. Doch wie schon gesagt, ist es unser aller Aufgabe, globale Verantwortung zu kennen und sie auch zu leben. Somit tragen wir alle dazu bei, unsere Welt gerechter und lebenswerter zu machen. Katharina Metzbauer

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Besuch aus Bolivien

Ein Brief von Juana und Eduardo

Eduardo und Juana haben uns diesen Brief im Namen von CIPCA Anfang Dezember kurz vor ihrer Abreise nach Bolivien gegeben. Sie wollten, dass wir ihren Dank an alle, die die Sternsinger­ aktion möglich machen, weiterleiten. Katharina Metzbauer hat den Brief für euch aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt. Wer den originalen Brief lesen möchte – ihr findet ihn auf http://wien.jungschar.at/sternsingen!

Liebe Schwestern und Brüder der DKA, unser Aufenthalt auf österreichischem Boden war mit viel gegenseitigem Lernen, persönlichen, institutionellen und spirituellen Begegnungen verbunden. Wir haben uns bemüht, hier in Österreich Sprachrohr für die Familien in den ruralen Gegenden Boliviens zu sein. Wir durften Gesten der Solidarität und Kooperation erfahren und kennenlernen. Besonders beeindruckt hat uns, wie sich Kinder und Jugendliche ungebremst persönlich und wirtschaftlich engagieren und ihre Zeit und Begeisterung der Dreikönigsaktion als “König/innen” zur Verfügung stellen. Wir nehmen uns viele solidarische, großzügige und liebenswerte Erfahr­ ungen und Erinnerungen mit, welche uns tief berührt haben. Diese werden uns auch zukünftig bei unserem Tun, bei unserer Weiterarbeit an einer neuen, gerechten und solidarischen Gesellschaft unterstützen und leiten. Die Schwestern und Brüder, die uns bei den Besuchen und Workshops begleiteten, haben dies mit viel persönlichem Engagement und Begeisterung gemacht. So konnten wir ehrliche und vertrauensvolle Beziehungen zu den Kindern, mit denen wir gearbeitet haben, aufbauen. Wir fühlten uns mit den Menschen tief verbunden, denn wir teilen eine Überzeugung: Wir arbeiten gemeinsam an einer geschwisterlichen, fairen und gerechten Welt. Sowohl in Österreich als auch in Bolivien erfordert unsere Arbeit und unsere Aktionen viel Weisheit, Fingerspitzengefühl, Verantwortung, Engagement und Verbindlichkeit. Wir fühlen uns auf direkte und beson-

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dere Weise mit solidarischen Familien in Österreich verbunden, weil ihre Unterstützung für viele bolivianische Familien wichtig und notwendig ist. Durch all das Erlebte, was wir aus unseren Begegnungen in Österreich mitnehmen durften (Wohlwollen, Solidarität, Zuneigung) sehen wir uns noch mehr dazu verpflichtet, effizient und gut zu arbeiten, um Prozesse des guten Lebens in unseren Dörfern anzuregen und weiterzubringen. Wir wollen unseren großen Dank an alle Verantwortlichen der Städte, Dörfer, Gemeinden, Schulen und Pfarren, die wir besuchen durften, aussprechen, weil ihr uns mit ehrlichem Interesse, Einfühlungsvermögen und Liebenswürdigkeit begegnet seid und sichergestellt habt, dass es uns an nichts fehlt und wir uns wie in einer großen Familie fühlen konnten. Euch und uns erwarten viele Herausforderungen, die wir aber sicherlich gemeinsam bewältigen können. Gemeinsam können wir unsere Ziele und ein gutes Leben erreichen. Auf dass Gott uns ein “großes Herz, um zu lieben und ein festes Herz, um zu kämpfen” gibt. Vielen vielen Dank liebe Schwestern und Brüder! Auf ein baldiges Wiedersehen und für immer, CIPCA Altiplano


Alles neu macht... der Jänner!

Ein neuer Geschäftsführer für die Dreikönigsaktion

Jakob Wieser ist seit 1.1.2015 Geschäftsführer der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar. Wir haben ihn getroffen und wollten ihn ein bisschen näher kennenlernen… Lieber Jakob, seit deinem 10. Lebensjahr spielt die Sternsingeraktion eine wichtige Rolle in deinem Leben. Zuerst als „König“, später als Verantwortlicher für die Dreikönigsaktion der Diözese Innsbruck – und jetzt als Geschäftsführer. Die Sternsingeraktion ist für mich etwas ganz Besonderes. Wir bringen den Segen für das neue Jahr, erzählen von der Geburt Jesu. Beim Besuch der verkleideten Kinder steht nicht nur die Sternsingerkassa im Mittelpunkt. Und trotzdem ist das gesammelte Geld sehr wichtig. Wir können uns damit sehr gezielt und professionell für mehr Gerechtigkeit in unserer Welt einsetzen. Das Engagement der vielen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen macht das Alles erst möglich. Das begeistert mich. Wenn Papst Franziskus von einer Kirche spricht, die zu den Menschen gehen soll, ist die Sternsingeraktion für mich ein ganz konkretes Bild davon. Voriges Jahr haben wir 60 Jahre Sternsingen gefeiert. Passt gelebtes Brauchtum verknüpft mit Solidarität auch ins dritte Jahrtausend? Ausbeutung, ungerechte oder auch lebensbedrohliche Lebensumstände und Diskriminierung sind für Millionen von Menschen auf unserem Planeten Realität. Sich für eine gerechte Verteilung von Chancen, Ressourcen und Beteiligungsmöglichkeiten einzusetzen wird – leider – immer zeitgemäß sein. Die Sternsingeraktion ist fixer Teil des Weihnachtsfestes. Die Sternsingerinnen und Stern­singer bereiten vielen Menschen große Freude und auch für die Kinder ist

es eine großartige Aktion sich zu beteiligen und Spaß zu haben. Natürlich müssen wir dabei mit gesellschaftlichen Entwicklungen mitgehen und uns darauf einstellen. Aber unsere Botschaft von Friede und Gerechtigkeit bleibt so aktuell wie vor 60 Jahren und der Zuspruch der Österreicherinnen und Österreicher bestätigt das. Wo siehst du die großen Herausforderungen für die entwicklungspolitische Arbeit der Dreikönigsaktion? Eine große Herausforderung für unsere Arbeit sehe ich darin, inmitten der Professionalisierung, die für die Qualitätssicherung unerlässlich ist, jene Menschen im Blick zu behalten, für die wir uns einsetzen. Gleichzeitig wollen wir die Verbindung und Beziehung zu den tausenden engagierten Menschen in den Pfarren pflegen und stärken und unserer Identität als kirchliches Hilfswerk treu bleiben. Mit Blick auf die Sternsingeraktion müssen wir uns für die Zukunft unter anderem auch fragen, ob und wie wir Migrantinnen und Migranten einbinden können. Ich bin auch davon überzeugt, dass wir Einiges von Leuten, die nach Österreich gezogen sind, für unsere Arbeit lernen können. Aus der globalen Perspektive müssen wir daran arbeiten, unsere Gesellschaft zukunftsfähig zu machen. Wir müssen aufhören immer mehr wachsen und konsumieren zu wollen. Mit diesem Weg haben wir wichtige Systeme unseres Planeten außer Balance gebracht. Biodiversität und Klima sind nur zwei Schlagworte. Wir müssen uns für ein gerechtes, menschen- und naturorientieres Wirtschaften einsetzen. Das erfordert Mut und Ausdauer für einen Wertewandel – vor allem in Österreich und Europa. Jakob Wieser und Christian Herret

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Ein Blick zurück

Von Aufbruch, Ausblick und Anpfiff

2015 – wir schreiben das Jahr, in dem wir die Millenniumsziele evaluieren werden. Ist unsere Welt in den letzten Jahren eine deutlich bessere geworden? In vielen Bereichen wurde Beachtliches erzielt, doch es muss weit mehr getan werden. Auch stehen die erzielten Fortschritte auf wackeligen Beinen. Globale Probleme wie der Klimawandel drohen die Armutsspirale wieder in Gang zu setzen, und der immer brutaler werdende Kampf um Rohstoffe vernichtet die Lebensgrundlage von immer mehr Menschen. Vor diesem Hintergrund blicken wir zurück auf ein Jahr voller Arbeit für mehr Gerechtigkeit und ein Leben in Würde für alle Menschen. Aufbruch Angesichts der globalen Probleme werden auch die Herausforderungen unserer Partner/innen im Süden von Jahr zu Jahr komplexer. Beeindruckend ist die Kreativität, die sie dabei an den Tag legen. Mit immer neuen Ideen und vor allem auch durch ihre Bereitschaft, kontinentalübergreifend voneinander zu lernen, entwickeln sie Lösungsansätze. Die Palette ist bunt. Eine indische Partnerorganisation hat eine Handy-App entwickelt, mit deren Hilfe sich belästigte Frauen direkt an die Polizei wenden können. Bei einem Cartoon-Zeichenkurs lernen Analphabet/innen, ihre Probleme zu visualisieren und thematisieren, und erhalten so erstmals in ihrem Leben ein Tool in die Hand, sich auszudrücken. Eigens entwickelte Humustoiletten sorgen in Gebieten extremer Wasserknappheit für ein Sanitärsystem, das den höchsten hygienischen Ansprüchen genügt. Die Fülle an neuen Ansätzen ist erstaunlich und macht Mut. Mit dem Plan unserer Projektpartner/innen und unserer finanziellen Unterstützung werden diese Ideen Realität. Gemeinsam brechen wir auf, um uns den globalen Problemen entgegenzustemmen. Ausblick Es wird immer wichtiger, über den Tellerrand hinauszublicken. Gesellschaftliche Probleme, selbst wenn sie auf den ersten Blick hausgemacht aussehen, brauchen eine internationale, und immer öfter auch eine inter­ kulturelle Perspektive. Unsere Bildungsangebote richten sich sowohl an 85.000 Jungschar- und Sternsingerkinder sowie an Schulklassen. Mit „Just One World“ lädt die Dreikönigsaktion Firmgruppen dazu ein, sich mit dem

Schicksal unserer Mitmenschen in der „Einen Welt“ zu befassen. Firmvorbereitung bedeutet ja auch, den eigenen Horizont zu erweitern und sich als Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Eine Dimension davon ist das Bewusstsein, mit anderen Menschen nah und fern solidarisch verbunden zu sein. Ziel ist es, ein Bewusstsein zu fördern, dass es Zusammenhänge zwischen dem Leben hier bei uns und in den Armutsregionen des Südens gibt, sowie konkrete Handlungsmöglichkeiten anzubieten. Für junge Erwachsene bieten wir Begegnungsprogramme wie Lern- und SolidarEinsatz an. Im Rahmen unserer Praktika und Volontariate konnten 2014 47 Teilnehmer/innen in der Zeit, die sie bei Projektpartner/innen im Süden verbringen durften, unsere Welt aus einer anderen Perspektive kennen und schätzen lernen. Auch zum Zwecke der Begegnung – in die andere Richtung vom globalen Süden in den Norden – hatten wir im Vorfeld der Jubiläums-Sternsingeraktion 2014 Projektpartner/innen aus Kenia, Nepal und Brasilien zu Gast. Sie tourten durch Österreich und berichteten, wie mit Sternsingerspenden Menschen in ihrer Heimat geholfen wird. Anpfiff „Anpfiff für Kinderrechte!“ – unter diesem Motto beschäftigten wir uns im vergangenen Jahr intensiv mit der Fußball-WM in Brasilien: Mit Bildungsarbeit bei vielen Jungschar- und Ministrant/innen-Events (zum Beispiel bei unserem WeltSichten Tag), in Schulen und einem „Riesenwuzzler“ im Zoom Kindermuseum in Wien samt Workshops wurde ein Bild von Brasilien abseits von Samba-Klischees gezeigt. Kinderrechte, vor allem das „Recht auf Spiel“, wurden in Brasilien und Österreich thematisiert. Negative Auswirkungen des Sport-Mega-Events wurden aufgezeigt und Betroffenen eine internationale mediale Öffentlichkeit eröffnet. Im Rahmen des Kooperationsprojekts „Nosso Jogo – Initiative für globales Fair Play“ forderten wir mit einer Petition an FIFA, olympisches Komitee und brasilianische Politik die Respektierung von Menschen- und insbesondere Kinderrechten bei der Durchführung von Sportgroßereignissen. Und der Einsatz geht weiter, denn die olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016 stehen ja schon fast vor der Tür ... Christian Herret

Info

Millenniums-Entwicklungsziele

Die Millenniumsentwicklungsziele wurden im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen verabschiedet. 4 Bekämpfung von extremer Armut und Hunger 4 Primärschulbildung für alle 4 Gleichstellung der Geschlechter/Stärkung der Rolle der Frauen 4 Senkung der Kindersterblichkeit 4 Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Mütter 4 Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten 4 Ökologische Nachhaltigkeit 4 Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung

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Projekte Folgende Projekte wurden im Jahr 2014 von der Diözesanleitung der Jungschar Wien übernommen: Land

Projekttitel

Äthiopien

Integriertes Gemeindeentwicklungsprogramm der Diözese Jimma-Bonga zu Bildung, Landwirtschaft und Einkommensschaffung

48.700,00

Nigeria

Informations- und Lobbyarbeit zu „Good Governance“, Landgrabbing und Bergbauprojekten

91.100,00

südliches Afrika

Ökumenisches theologisches Bildungsprogramm

45.000,00

Bolivien

Soziales Monitoring und Absicherung von Rechten im Bergbau

67.500,00

Bolivien

Förderung von Menschenrechten, nachhaltiger Entwicklung und Partizipation der Aymara von San Pedro de Totora

Bolivien

Rechtshilfe und psychologische Betreuung für Frauen mit Gewalterfahrung

10.000,00

Bolivien

Durchsetzung der Rechte von Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewaltverbrechen wurden

12.000,00

Guatemala

Menschenrechtsarbeit: Gerichtsprozess und Aufarbeitung des Völkermordes am Mayavolk der Ixil

58.000,00

Guatemala

Bildungs- und Vernetzungstreffen von Partnerorganisationen zu Jugendarbeit

10.000,00

Kolumbien

Friedens- und Lobbyarbeit des kolumbianischen Netzwerks für Demokratie & Frieden zu den Auswirkungen der Bergbauindustrie

60.000,00

Kolumbien

Friedens- und Genderarbeit mit Frauenorganisationen im Südwesten von Kolumbien

75.000,00

Nicaragua

Stärkung und Verteidigung der Frauenrechte im ländlichen Norden von León

65.100,00

Indien

Go Girl Go: Schul- und Bildungsprogramm für Mädchen

50.700,00

Myanmar

Mobile Gesundheitsversorgung in ländlichen Gebieten Myanmars

23.700,00

Nepal

Einkommen schaffende Maßnahmen und Capacity Building für 20 Dörfer in 4 Bezirken des Dumari Blocks

35.900,00

Philippinen

Stärkung und Aufbau von Menschenrechtsverteidiger/innen in von Bergbau betroffenen Gebieten

75.000,00

Philippinen

Diözesanes Ausbildungsprogramm für Pastoralarbeiter/innen

57.000,00

Philippinen

Programm der Salvatorianerinnen zum Schutz von Frauen und Kindern

90.000,00

Sri Lanka

Integrationsprogramme für Teeplantagenarbeiter/innen

International

Gemeinsame Workshops von Partnerorganisationen zu Agroökologie und Vermarktung, Jugendarbeit und Gender

Summe in EUR

120.000,00

100.500,00 29.200,00

Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr acht Kleinprojekte (max. EUR 7.200) mit einer Summe von insgesamt EUR 38.950,00 unterstützt, sowie Verpflichtungen von mehrjährigen Projekten aus den vergangenen Jahren erfüllt. Bei Fragen zu den Projekten stehen wir euch gerne zur Verfügung!

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Sternsingeraktion 2015

Rund um die Sternsingeraktion war so einiges los…

Mit dicken Mappen voller Bestellscheine, hunderten Sackerln und Schachteln voller Plakate, Flugzettel, Zahlscheine, Folder und Schildkröten begann die Sternsingeraktion 2015 eigentlich schon im Herbst. Mithilfe unserer Kooperationspartner/innen konnten die Materialien abgeholt werden oder wurden verschickt. Zusätzliche Materialien wie Länderpakete, Fotosets und DVDs wurden fleißig im Jungscharbüro ausgeborgt. Durch den Novembernebel reisten wir mit unseren Porjektpartner/innen Eduardo und Juana von der Partnerorganisation CIPCA aus Bolivien in einer Woche über 500 Kilometer durch die Erzdiözese. Wir besuchten 12 Pfarren, 6 Schulen, über 470 Kinder, Jugendliche und Erwachsene und entdeckten gemeinsam Bolivien, lernten den Alltag und die verschiedenen Kulturen kennen und erfuhren viel über die Herausforderungen der Menschen in unserem Kooperationsland. Als Abschiedsgeschenk erhielten wir von Eduardo und Juana einen Brief, den wir für euch auf Seite 6 abgedruckt haben. Während der Sternsingeraktion eroberten die Sternsinger/innen dann nicht nur zwischen Tür und Angel alle Herzen, sondern auch bei Promis und Politiker/innen, in Firmen und Einrichtungen, im Radio, Internet und Fernsehen sowie in vielen Printmedien. Hochprofessionell traten auch kleine Sternsinger/innen als große Stars vor Kameras und Mikrofone und verkündigten ihre Botschaft bei insgesamt 53 solchen Besuchen. Der krönende Abschluss der Sternsingeraktion war der Besuch von Kardinal Christoph Schönborn in der Pfarre Lanzenkirchen, die eine Vorreiterrolle im

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Projekt „Faire Pfarre“ des Welthauses einnimmt. Es gab eine Präsentation des Projekts "Faire Pfarre" und danach ging der Kardinal mit den Kindern sternsingen. Nach der Aktion luden wir alle DKA-Engagierten als Dankeschön zum DKA-Cocktail ein. Viele dieser Verantwortlichen der Sternsingeraktion plauderten nach getaner Arbeit wohlverdient entspannt, lauschten dem Barpianisten und genossen fruchtige Cocktails und köstliches Essen. Für die Sternsinger/innen aus den Diözesen Wien und St. Pölten gab es als Dankeschön Spezial-Kinovorstellungen in Wien und Krems, bei denen wir filmisch über den Tellerrand schauten. Der Film „Das Mädchen Wadjda“ kam bei den über 600 Besucher/innen aus 39 Pfarren sehr gut an! Die Sternsingeraktion 2015 ging erfolgreich zu Ende und wir blicken mit Freude zurück. Doch das Wesentliche geschah eigentlich zwischen den diözesanen Highlights: Bei euch in den Pfarren! Nur dank euch und euren organisatorischen und improvisatorischen Meisterleistungen, Motivationskünsten, eurem Durchhaltevermögen, aber vor allem dank so viel Freude, Begeisterung, Spaß und unglaublichem Engagement für die gute Sache konnte die Sternsingeraktion 2015 zu dem werden, was sie war. Und so können wir uns nur Kardinal Christoph Schönborn anschließen, wenn er sagt: „Ich kann nur danken, dass es die Dreikönigsaktion gibt, dass es die Sternsinger gibt. Wenn es sie nicht gäbe, man müsste sie erfinden!“ Das tolle Ergebnis, das ihr rechts in der Box seht, ist übrigens keineswegs erfunden! Danke für euer Engagement!


Liebe Sternsingerverantwortliche, liebe PUGs-Aktive, liebe Lerneinsatzteilnehmer/innen! Oben, unten, hinten, vorne, schräg? Wie ihr sicher gleich bemerkt habt, ist dieses kumquat Welt etwas Besonderes! Erstmals erscheint das Spezial­ format für DKA-Verantwortliche und an globalen Themen Interessierte als Kombi-Ausgabe mit dem Frühlings-kumquat für Gruppenleiter/innen. Die Dreikönigsaktion und die Jungschar gehören zusammen: Es sind zwei Seiten einer Medaille. Dieses kumquat mit seinem Wendecover macht dies sichtbar, lässt uns das erleben! JS-Gruppenleiter/innen, DKA-Verantwort­ liche, Mini-Gruppenleiter/innen, Lerneinsatzteilnehmer/innen, Mitarbeiter/ innen in der Kinderpastoral und PUGs-Aktive – das sind Menschen, die eines verbindet: Ihr Engagement für und mit Kindern, ihr Zeichen setzen für eine gerechte Welt. Wir haben „Armut“ als Thema für dieses kumquat gewählt, da es sowohl in Österreich als auch global eine Brisanz und Relevanz hat und so für uns alle spannend ist.

Im kumquat-Teil „zu wenig“ findet ihr Artikel, Gruppenstunden, Infos, … zum Thema Armut sowie weitere praktische Informationen für euch und das Arbeiten mit Kindern: Basteltipps, Aktuelles zur Pfarre Neu, Spiele und vieles mehr. Viel Spaß beim Lesen wünschen dir

P.S.: Hat sich deine Adresse oder die Sternsingerverantwortlichkeit in deiner Pfarre geändert, gib bitte kurz Bescheid – unter 01 51552-3396 oder dlwien@jungschar.at!

Ergebnis Diözese

Im kumquat-Teil „Welt“ werfen wir einen Blick auf die Sternsingeraktion 2015 und das Jahr 2014, ihr könnt das Spendenergebnis nachlesen, den Geschäftsführer der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar kennenlernen, und Interessantes zum Thema Armut am Beispiel der Projektarbeit der DKA erfahren.

Steigerung absolut

Steigerung in Prozent

Spenden 2015

Spenden 2014

Wien

2.364.442,58

2.480.190,07

-115.747,49

-4,67

St.Pölten

1.461.703,93

1.451.552,58

10.151,35

0,70

Linz

3.236.303,14

3.159.595,50

76.707,64

2,43

Salzburg

1.757.906,40

1.706.593,72

51.312,68

3,01

Innsbruck

1.513.369,63

1.554.241,93

-40.872,30

-2,63

Feldkirch

842.510,00

846.221,68

-3.711,68

-0,44

Klagenfurt

1.411.153,27

1.381.111,96

30.041,31

2,18

Graz

2.960.775,96

2.873.508,84

87.267,12

3,04

Eisenstadt

669.673,53

645.629,09

24.044,44

3,72

online Spenden

35.269,56

22.992,86

12.276,70

53,39

16.253.108,00

16.121.638,23

131.469,77

0,82

Sternsingerergebnis

Die Ergebnisse und die Karte der einzelnen Pfarren findet ihr unter http://wien.jungschar.at/ pfarre/sternsingen/pfarrergebnisse!

*p. 20.03.2015

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GZ 02Z032301M 路 DVR 0029874(101)

Verlagspostamt 1010

P.b.b. 路 Erscheinungsort Wien

#2|2015

kumquat


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