16-summer

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K3 Literaturpreis 2012 Beitrag 16 Codewort: "summer" Feriensommer

Flug in den sommerurlaub. Alleine. Ich, männlich, sportlich, atraktiv, vermögend, beinahe perfekt. Ankunft am zielflughafen. Ich stehe am kofferfliesband, warte bis es anläuft, warte auf meinen koffer, einen schwarzen trolli, sehr einfallsreich, da 80 von 100 gepäcksstücke schwarze trollis sind, davon noch rund die hälfte in der größe die ich besitze. Das band läuft an, ich warte auf meinen trolli, sehe meinen trolli, nehme meinen trolli, nehme ein taxi zum hotel. Das hotel ist fast genau so wie vom reisebüro geschildert, das zimmer, im zweiten stock gelegen mit blick zum strand. Vom badezimmerfenster aus kann ich auf einen gang sehen der zu den anderen zimmern führt. Trolli aufs bett geworfen, reissverschluß auf, um festzustellen, das ist gar nicht mein trolli, aussen ja, innen nein, der inhalt, gleich erkennbar von einer frau. Reisverschluss zu, hinunter zur rezeption, anruf am flughafen. Die rezeptionistin, sehr bemüht versichert mir man werde sich der sache annehmen, ich solle inzwischen auf der terrasse platz nehmen und was trinken. Ich, bemüht, in ferienlaune zu kommen, relaxt, entspannt, cool, bestelle einen cocktail mit schirmchen und strohhalm und ziehe so lange daran bis ein lautes schlürfgeräusch mich daran erinnert das der cocktail alle ist. Zweiter cocktail, zweites schlürfgeräusch, vorwurfsvoller blick zur rezeption. Ich beobachte wie die rezeptionistin telefoniert, mehrmals, mit wem auch immer. Nach dem dritten cocktail dann die nachricht, man werde versuchen die sache aufzuklären, nicht heute mehr, man hat keinen besitzer ausfindig machen können, womöglich morgen, bestimmt morgen, ich solle geduld haben. Habe ich, nehme ich mir vor, den ich bin urlaub, mich stresst nichts, ich bin total entspannt, und was soll das auch, wegen dem bisschen bekleidung und den paar toilettartikeln, völlig egal, ich mache erst mal urlaub, jetzt und hier. Ich gehe auf mein zimmer, öffne den trolli erneut und schaue mal tiefer rein, nicht nur aus neugier, sondern auch mit dem hintergedanklen einen hinweis zu finden wem der trolli gehört, den davon gehe ich ja aus, die frau der dieser trolli gehört ist auch auf dieser insel gelandet, steht in ihrem hotelzimmer, womöglich mit meinem geöffneten trolli. Blöd auch das ihr trolli keine schleife aussen hat, typisch frau, eine schleife auf die man schreibt wie man heisst, wo man wohnt, wie der zielflughafen heisst und wie das gebuchte hotel. Und auch im trolli finde ich keine hinweise auf all diese daten. Nicht einmal mein etwas zaghafter blick in ihre toiletttasche. Keine hinweise betreffend ihres hotels. Dafür viele hinweise betreffend ihrer person. Alter, so um die vierzig, das ist natürlich eine grobe schätzung meinerseits, aufgrund der kleidung, sehr modisch, bunte sommerkleider, bikinis mit floralem druck, unterwäsche - zum teil sexy, kein nachthemd – schläft nackt, schwimmbrille – ist auch sportlich, figur ? grösse 36, manche teile 38, also schlank, ein buch von nicholas sparks – wie ein licht in der nacht, liebesroman – sicher ein geschenk einer freundin hoffentlich, blusen, leibchen, hosen, röcke. Bei den toilettartikeln, viele tuben und tiegel, sonnencremen für davor, mittendrin und danach, ein paar tampons, zahnbürste, zahnseide, zahnpaste. Ich gehe erstmals abend essen, so wie ich bin, es bleibt mir auch nichts anderes übrig, wasche mir noch hände und gesicht und nehme einen tisch im freien weit weg vom buffet dafür in hörweite zum meer, so dachte ich, romantische hintergrundmusik aus lautsprechern verhindert das hören der brandung. Ein paar nette nicker zur begrüßung anderer gäste, ein kurzer gespräch mit dem kellner bei der weinbestellung das es hier heiss ist und auch sicher morgen schönes wetter geben wird, dann gehe ich wieder zurück auf mein zimmer. Ich bin müde, früh aufgestanden, habe mein gepäck nicht. Im hotelbadezimmer gibt es alles für mich was mann im bad so benötigt, geduscht und mit sauberen zähnen lege ich mich nackt ins bett. Als ich aufwache scheint die sonne durch den vorhang, geschlafen habe ich gut und lange, es ist bereits 8 uhr vorbei und ich will frühstücken. Noch in meinen träumen verfangen stehe ich auf und möchte mich anziehen, frische unterhose inklusive.


Aber ja doch, schnell kommt mir wieder in den sinn das dies nicht möglich ist. Ich stehe nackt im zimmer und überlege, sortiere den inhalt des trollis, finde darin keine männerunterhose, wohl aber eine jogginghose, kurz in hellblau mit der aufschrift -fitgym als auch ein dazupassendes t-shirt mit angestellten ärmchen und zu blöd - tailiert. Die joggionghose passt, wenn auch eng, das t-shirt nicht. Ich ziehe dazu mein langarmhemd von gestern an, gehe barfuss in die hotellobby um mir dort beim kiosk, der diversen urlaubskrimskrams und zeitschriften verkauft ein t-shirt und badeschlapfen zu kaufen. Der öffnet um 10 uhr wie es deutlich auf der tür steht und wie mir auch noch schmunzelnd die rezeptionistin versichert, nicht die rezeptionistin von gestern nachmittag sondern eine andere. Schmunzelnd frage ich ob ich so zum frühstücksbuffet gehen darf, worauf sie aus reiner höfflichkeit weder zusagt noch nein auf gar keinen fall sagt. Ich gehe frühstücken, barfuss mit aufgekrempelten langarmhemd und kurzer jogginghose die mir sichtlich eng sitzt. Gottlob ist ein tisch auf der terasse weit weg vom buffet frei, ich lade mit einem durchgang am buffet auf was ich tragen kann und setze mich an den tisch. Wieder schmunzelnde menschen, diesmal urlauber, die kellnerin die mir den kaffee bringt ist unbeeindruckt, meint nur das es heute sicher ein schöner tag wird. Ich frühstücke bis 10 uhr, esse langsam, trinke kalten kaffee, schiebe brösel hin und her, schaue hinaus aufs meer, denke viel nach. Um 5 minuten vor zehn stehe ich beim kiosk, warte bis wer kommt, sehe zu wie die verkäuferin das gitter welches vor der auslage angebracht ist nach oben schiebt, warte noch eine weile aus höflichkeit, dann gehe ich hinein. Was ich bekomme ist ernüchternd, zwei t-shirt mit dem logo des hotels, eine badeshort im blumenmuster, badeschlapfen nein, gibt es nicht in meiner größe. Ich bin urlaub, zufrieden mit dem gekauften gehe ich zurück in mein zimmer, freue mich auf den schönen tag am meer. Barfussgehen ist sehr gesund, das macht man ohnedies zu wenig, und wenn ich möchte habe ich ja noch die ledernen halbschuhe inklusive verschwitzter socken. Ich wasche die verschwitzten socken und die gebrauchte unterhose im waschbecken mit dem duschgel vom hotel durch und hänge alles auf dem balkon auf. Was gehe ich heute an ? Ich schaue mir nochmals den inhalt des trollis durch und entscheide mich dann doch für das buch von nicholas sparks – wie ein licht in der nacht – was für eine schande, der schwimmbrille und einem grossen tuch mit hawaiimuster welches frauen auf vielerelei weise verwenden, ich werde darauf womöglich nur liegen. Zuerst benutze ich das tuch als taschenersatz, das buch, die schwimmbrille, die badeshort und die hotelbadetücher wickle ich darin ein, und gehe so zum strand, zum hotelstrand. Alle liegen sind besetzt, somit auch alle sonnenschirme. Ich gehe den strand entlang und finde einen platz der im schatten liegt, zumindest noch in den nächsten schätzungsweise 2 stunden. Ich breite die hotelbadetücher aus, lege darüber das tuch mit hawaiimuster, das buch und die schwimmbrille darauf. Die schwimmbrille nehme ich gleich wieder in die hand und gehe damit zum meer. Mit aufgesetzter schwimmbrille lege ich los, gegen die wellen, mit kräftigen armzügen, das wasser herrlich, die schwimmbrille undicht, denke sie wird mir wohl etwas zu klein sein, ich trage sie nun um den hals und schwimme weiter, mit brennenden augen, und ich schwimme weit hinaus, aufs offene meer. Völlig erschöpft komme ich zurück an land und lege mich zuerst in die sonne am strand ehe ich zu meinem platz zurückgehe der mittlerweile nur mehr zum teil im schatten liegt. Die short passt farblich gut zum tuch, ich liege da, habe die augen geschlossen und genieße, mache urlaub, endlich urlaub. Ich döse so vor mich hin spüre die sonne auf meiner haut und gelegentlich den sand zwischen meinen zähnen der vom aufkommenden wind über den strand geblasen wird. Das ist strandurlaub pur. Eine frauenstimme die mehrmals schon hallo gesagt hat weckt mich, oder träume ich noch ? Ich schließe nochmals meine augen um sie dann wieder zu öffnen. Nein, nicht geträumt, da steht ein traum einer frau vor mir und sieht mich vorwurfsvoll an. Ich sage auch hallo, etwas verlegen und denke mir dabei noch warum hat die mein bussi bär badetuch in den händen. Und warum trägt sie ein t-shirt das ihr viel zu groß ist und das ich auch habe ? Zum bussi bär badetuch muss ich sagen das


es sich um ein geschenk handelt – ehrlich, ehrenwort. Aus ihrem hallo und ihren vorwurfsvollen blicken wird bald ein lächeln, unser beider verelgenheit legt sich und sehr schnell erkennen wir das wir uns gefunden haben, nicht als liebe auf den ersten blick begegnung, sondern als endlich den eigenen trolli zu bekommen zusammenführung. Um sich dieser doch nicht ganz so entspannten situation zu entziehen schlage ich vor rauf zu einer strandbar zu gehen um etwas zu trinken, dort könnten wir uns ja ausreden wie wir beide wieder zu unserem gepäck kommen. Ich packe zusammen und wir gehen richtung strandbar als ein schmerz in meiner fussohle mich zusammenzucken lässt. Schnell sehe ich blut darauf, ziehe den glassplitter aus der haut, nehme rasch irgendetwas ,sch…. das tuch mit dem hawaiimuster und halte es auf die wunde. Auf einem bein hüpfend sehe ich wieder diesen vorwurfsvollen blick, aber schnell wurde daraus ein mitfühlender. Ich halte mich an ihrer schulter an und so humple ich zu einem dieser rettungstürme am strand auf dem ein lifeguard sitzt. Ich nehme das tuch von der wunde als es plötzlich vom wind erfasst wird und sehr hoch aufsteigt und danach sehr weit durch die luft fliegt ehe es in strandnähe ins gesicht eines zimmermanns fliegt der gerade dabei ist mit hilfe seines lehrlings holzpflöcke mit einer motorsäge auf die gewünschte länge zuzuschneiden. Der zimmermann nun mit dem tuch im gesicht ist sichtbar erschrocken und kommt mit seiner motorsäge ab, woraufhin der lehrling drei finger verliert – nein, das ist erfunden, so trug es sich nicht zu, das badetuch nahm gleich beim rettungsturm die besitzerin entgegen, noch während ich fachmännisch vom lifeguard verbunden wurde. Erst jetzt stellen wir uns gegenseitig vor und ich wusste nun ihren namen – birgit, und auch ihr hotel in dem sie hier wohnt. Mit verbundenem fuss gehen wir nun zur strandbar, ich halte mich immer noch an ihrer schulter an um nicht gleich sand auf den blütenweisse verband zu bekommen. So sitzen wir dann beide an dieser strandbar, und es sind schöne stunden die wir dort verbringen, und uns so viel zu erzählen haben, als ob wir uns schon jahrelang kennen würden, und uns hier rein zufällig trafen. Als die sonne unterzugehen droht vereinbaren wir das ich mit ihrem trolli zu ihr ins hotel kommen werde um mit ihr dort gemeinsam abend zu essen. Zurück in meinem hotelzimmer gehe ich erstmals duschen. Danach packe ich wieder ihren trolli ein. Mir wurde wieder bewusst das ich ja mein gepäck noch nicht hatte und überlegte noch kurz was ich denn anziehen sollte, entschied mich dann aber schnell für die blumenmusterbadeshort und das zweite t-shirt mit dem hotellogo, das erste war bereits verschwitzt. So stehe ich nun da, barfuss, leider unrasiert. Im badezimmer gibt es viele brauchbare dinge, aber keinen rasierer. Die einzigen rasierer die mir in sinn kommen sind in der toliettasche in dem trolli der in meinem zimmer liegt, dem birgit – trolli, aber nein die wollte ich dann auch nicht benutzen, und ausserdem weiß ich ja, das ich ohnedies bald meinen eigenen rasierer wieder haben kann. Ich nimm den trolli, gehe aus dem zimmer, nehme den lift ins erdgeschoss, ziehe den griff aus dem trolli um ihn hinter mit herziehen zu können und humple die strasse entlang zum gefühlten fünf kilometer entfernten hotel von birgit. Dort angekommen gehe ich durch eine große drehtür in die hotellobby wo mich birgit bereits erwartet. Ihr bezauberndes lachen ist nicht zu überhören, es musste wohl einen etwas eigenartiger eindruck gemacht haben als ich so in die hotellobby trat. Wärend sie ihren trolli in ihr zimmer bringt warte ich an der bar und bestelle mir ein bier. Nach ein paar bierchen kommt birgit wieder zurück, neu gekleidet – im bunten sommerkleid, grösse 36, und ganz kurz bin ich sprachlos , sie sieht umwerfend aus. Sie hat meinen trolli dabei, den ich beim kellner der an der bar arbeitet deponiere. Wir trinken noch einen cocktail an der bar, danach gehen wir zum abendessen, auf die hotelterasse, birgit umwerfend, elegant und schön, eine frau mit charme und humor, ich barfuss, ein fuss leicht verbunden, etwas humpelnder gang, mit blumenbadeshorts und weissem t-shirt mit hotellogoaufdruck. Und beim gehen hoffe ich das wir einen tisch im freien bekommen werden, am rand der terasse mit blick aufs meer, und sicher kann man die brandung hören.


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