AUSSTELLUNGSKATALOG_DAS LICHTFELD

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LICHT




Einleitung

Guckrohr

Winkelworte

Standpunkt

Punkt f체r Punkt

In Reih und Glied

Empf채nger


Ich sehe was

Allein f端r mich

Monoskop

Schwarzer Grund

Digilog

Gedachtes

Impressum



Die Installation Lichtfeld fokussiert auf das Sehen und Erkennen. Licht als Quelle jeden Sehens steht so auch im symbolischen Sinn einer geistigen Illuminierung im Mittelpunkt dieser erkenntnisorientierten Auseinandersetzung mit dem Sehen und Formen der Wahrnehmung. Es geht um Erfahrung des Gegenwärtigen [...] es geht also um ein Lichtwerden. Mit dem Licht fängt das Bewusstsein an, das Innewerden des perzeptiven Aktes. (Hartmut Böhme) Der Lichtbegriff lässt sich inhaltlich in verschiedene Spannungsfelder wie Objekt – Subjekt; Eindruck – Ausdruck; Sichtbarkeit – Unsichtbarkeit aufsplitten. Optisch und räumlich erfolgt diese Facettierung innerhalb parcoursartig angeordneter Felder, denen jeweils Objekte mit speziellem Wahrnehmungs- und Erkenntnispotential zugeordnet sind. Ein Sichtbarkeitsraum wird so zu einem Gedankenraum erweitert und ein Blickpunkt zu einer möglichen Perspektive der Wahrnehmung. Die eigentliche Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern darin, mit neuen Augen zu sehen.(Marcel Proust) Dem Parcours der Lichtfelder wird mit einer portablen Wanderkarte sprichwörtlich nachgegangen. Die mit Textzitaten zum Thema bestückte Karte eröffnet mögliche neue Sicht- und Erkenntnisweisen zu den jeweiligen Objekten. Das kartographische Äquivalent überlagert ein wirkliches Gelände, mit Übereinstimmungen und Bruchstellen, ähnlich wie die Erfahrung das Gesehene mit individuell zugeschriebenen Bedeutungen versieht. Spätestens an dieser Stelle sind die Augen trügerisch und die Phantasie nicht fern. Die Wahrnehmung pendelt so zwischen dem Gesehenen, dem eigenen Erfahrungshorizont und den Hinweisen der Karte. Die Installation lädt ein, sich spielerisch auf das Abenteuer der eigenen Wahrnehmung einzulassen, diese in einem Erkenntnisprozess zu intensivieren und angesichts von Neukodierung und Dekonstruktion wirklichkeitskonstituierender Systeme wie Sprache auch bewusst zu hinterfragen. Das Auge ist das Fenster der organischen Denkmaschine [...] Wahrnehmung und Wahrgenommenes sind das flüchtige Aufleuchten einer dem Wesen nach lautlosen und unsichtbaren Kommunikation. (Hartmut Böhme)




LICHTFELD : GUCKROHR



Lackiertes Metall, bewegliches Kugelglied, 250mm lang, 375mm hoch.

Ein Guckrohr mit rechteckiger Öffnung statt eines Objektivs. Die Öffnung ermöglicht es, einen rechteckigen Fokus auf die anvisierte Umgebung zu legen. Das flexible Kugelglied bietet einen freien Blick in alle Richtungen. Präsentiert wird ein willkürlich verkleinerter Ausschnitt der Wirklichkeit, der in einem weiteren Schritt die Selektivität der Wahrnehmung bewusst macht. Gleichzeitig findet ein Verweis auf die gelernte Wahrnehmung rechteckiger Bilderwelten als Äquivalent der Realität statt. Durch das Spiel mit der bewussten Begrenzung tritt gerade das Ausgegrenzte in den unsichtbaren Fokus der Wahrnehmung.


Das Auge ist schon in den Dingen, ist Teil des Bildes, es ist Sichtbarkeit des Bildes. (Gilles Deleuze) Ich sehe keinen Unterschied zwischen der Realit채t und einem Bild der Realit채t. F체r mich sind sie ein und dasselbe. Ich sage immer: ein Bild ist Leben, und das Leben ist ein Bild. (Jean-Luc Godard)


LICHTFELD : WINKELWORTE

Die aus einem textlichen Zusammenhang gerissenen zehn Wortreihen werden über- und untereinander in den Winkel einer Wand eingepasst. Die jeweiligen Enden werden gleichsam von den Wänden verschluckt, verschwinden syntaktisch und semantisch. Die Linearität des Lesens wird gestört, der Sinnzusammenhang zerstört. Das zusammenhanglose Wort verliert den Mittlerstatus und wird zur Botschaft an sich. Die Botschaft ist das Wissen um die Exklusivität des Wissens – denn wer den Text kennt, kann ihn gleichwohl lesen und erkennen. Verstehen erreicht an diesem Punkt eine politische Dimension.


Gleichzeitig produziert jeder Sichtbarkeitsraum ein noch viel grĂśĂ&#x;eres Feld an Unsichtbarkeiten. Die Frage, was im Feld des Sichtbaren erscheint und was zum Verbleib im Nicht-Raum des Unsichtbaren verdammt ist, ist eine zutiefst politische Frage [...] Wenn Menschen immer beteiligt sind an der Errichtung von Sichtbarkeitszonen und Sagbarkeitsgrenzen, so ist die Frage nach dem, was Einschluss in diese Zone findet und was als Unsichtbares oder Unsagbares ausgeschlossen bleibt. (Michel Foucault)



Aus gebürsteten Aluminiumplatten CNC- gefräste Wortreihen in Blockbuchstaben, 10 Stück, jeweils 270mm lang, 55mm breit, 5mm tief. Gesamthöhe 1m.


Ich sehe von eine Punkt au aber in m

LICHTFELD : STANDPUNKT

Text in schwarzen Blockbuchstaben auf bedruckter Klebefolie, angebracht an Raumdecke und -boden, ein Quadratmeter.


e nur em us, bin meiner




Ich seh von ein

aber in


Ich sehe nur von einem Punkt aus, bin aber in meiner Existenz von überall erblickt. (Jacques Lacan) Bilder sind von allen Punkten des Raumes aus dem Inneren der Dinge schon aufgenommen und schon entwickelt. (Henri Bergson) Das Bild ist von sich aus leuchtend oder sichtbar, es braucht nur eine schwarze Leinwand, die es daran hindert, sich mit den anderen Bildern in alle Richtungen zu bewegen, die das Licht daran hindert, sich zu zerstreuen, sich in alle Richtungen auszubreiten, die es reflektiert und bricht. Weil das Licht, niemals sichtbar geworden wäre, wenn es sich ungestört fortgepflanzt hätte. Das Auge ist nicht die Kamera, es ist die Leinwand. (Henri Bergson)


Buchstaben verbinden sich an der Raumdecke zu einem Zitat von Jacques Lacan: „Ich sehe nur von einem Punkt aus, bin aber in meiner Existenz von überall erblickt.“ Das Wort „Punkt“ ist oben ausgelassen, bildet eine Leerstelle; es findet sich parallel nach unten versetzt, gleichsam an einer syntaktischen und semantischen Schnur, auf dem Fußboden wieder. Spiegelverkehrt, scheinbar auf den Bauch gefallen, ist das Wort „tknuP“ zu lesen. Das herunter- und ausgefallene Wort markiert in einem semantischen, aber auch einem physischen, sehr anfassbarem Sinn einen Standpunkt. Indem sich der Betrachter so positioniert, dass der Deckentext lesbar ist, steht er nicht nur tatsächlich auf dem „Punkt“, sondern nimmt in einem übertragenen Sinn einen Standpunkt ein. Das dekonstruktivistische Moment der Installation, der Fall des Sinns, sorgt erst für Sinnfälligkeit durch Einsicht in die standortgebundene Betrachtung von innen und außen. Es geht um Konzentration statt Zerstreuung sowohl des Betrachters als auch des Lichts und seiner Bilder.

Existenz überall e


z von erblickt.


LICHTFELD : PUNKT FÜR PUNKT

Die beiden nebeneinander an der Wand hängenden Flächen muten nahezu identisch an. Die schwarzen Punkte legen eine sprachliche Kodierung nahe, die aber auf den ersten Blick nicht zu entschlüsseln zu sein scheint. Eine erste Assoziation zu einem bekannten Sprachsystem ist „Blindenschrift“, ein Code, der durch einen kleinen Kreis potentieller Entschlüssler definiert ist. Der Zustand der Nichtlesbarkeit, des Unverständnisses kommt einer verunsichernden semantischen Leerstelle gleich – denn das dahinterstehende System ist nicht selbsterklärend. Je eine Fläche enthält horizontale und vertikale Schrift-Bestandteile ein und desselben Textes. Die Entschlüsselung wird möglich, wenn beide Flächen vor dem inneren Auge übereinandergelegt werden.



Zwei jeweils ein Quadratmeter große weiße Flächen, bedruckt mit schwarzen Punkten.


Das Sehen ist fragmentarisch. Es sind Einzelbildaufnahmen, die vom Gehirn zusammengesetzt werden, um eine Abfolge zu generieren. Eine Art Montage [...] Die Lücke als Ort zwischen den Bildern markiert jetzt nicht mehr einen Freiraum, der den Bildern beigegeben ist, um ihn zu überspringen und damit zu leugnen, sondern den Bereich, der die Bilder infragestellt und über die Infragestellung die Möglichkeit von Bedeutung freilegt. Die Lücke zwischen den Bildern, die nicht über eine allgemeingültige Regel mit Bedeutung gefüllt werden kann, thematisiert, fabuliert Beziehungen zu den verzweigten Prozessen der gesellschaftlichen Realität und provoziert Fragen zur Wirklichkeit der Dinge. (Jean-Luc Godard)


LICHTFELD : IN REIH UND GLIED



Jede der 63 Karten ist mit einem Muster bedruckt; dieses Muster entspricht einer Vielzahl systematisch geordneter Punkte – eine Art Zeichencharakter wird offenbar, aber nicht entzifferbar. Eine Dekodierung ist nicht möglich. Erst alle Karten zusammen ergeben ein Ganzes. Jede Karte enthält einen zeichenhaften Teil eines stark vergrößerten Textes, der erst durch die Beziehung und die Konstruktion der 63 Einzelteile zu einem Ganzen Sinn ergibt: „Einzelne Objekte sind wie vereinzelte Wörter, Sinn lässt sich nur in der Beziehung zwischen ihnen finden.“


Das Sichtbare existiert, weil es bereits gesehen worden ist. (John Berger) Einzelne Objekte sind wie vereinzelte Wörter, Sinn lässt sich nur in der Beziehung zwischen ihnen finden. (John Berger)

63 weiße Karten im Postkartenformat mit schwarzem Aufdruck, ergeben insgesamt eine ein Quadratmeter große Fläche


Ich sehe was, was


as du nicht siehst


LICHTFELD : ICH SEHE WAS

Text in schwarzen Blockbuchstaben auf bedruckter Klebefolie.

„Ich sehe was, was du nicht siehst“, liest der aus dem Fenster schauende Betrachter in mittelgroßen Lettern. Das alte Kinderratespiel mit dem Fokussieren und Erraten von Gegenständen im Mittelpunkt hat eine tiefe Verwurzelung im menschlichen Sein, verweist es doch auf ein Konstituens des Menschen, auf das des Standpunkt bezogenen Sehens. Denn: „Im Gegensatz zur weit verbreiteten Annahme enthüllt die sorgfältige Untersuchung einer Beobachtung die Eigenschaften des Beobachters“ (Fransisco Varela). Der andere sieht stets etwas Anderes, nimmt etwas Anderes wahr und hat andere Ansichten: Sehen ist Individualität pur – eine zutiefst verunsichernde, auch politische Erkenntnis mit dem Anspruch auf Vermittlung, Verständnis und Toleranz.


„Ich sehe was, was du nicht siehst“ - eine Frage der Perspektive, des Standorts. Deshalb gilt auch: Du siehst, was ich nicht sehe. Denn wenn wir beide auch in die nämliche Richtung schauen, fokussieren wir doch jeweils anders, anderes [...] Und da Unterscheidungen in großer Zahl zur Verfügung stehen und man Dasselbe auf verschiedene Weise unterscheiden kann, gibt es keine beobachterunabhängige Realität. (Niklas Luhmann) Was du siehst, ist was du siehst. (Frank Stella)




LICHTFELD : EMPFÄNGER

Der kleine Metallpfeil wird in Anlehnung an den Mauszeiger des bekannten PC-Betriebssystems an einer Fensterscheibe angebracht. Die sinnfällige Analogie zur digitalen Welt durch das Bildzeichen „Pfeil“ macht den simplen Ausblick zu einer digitalen Variante. Was ist real, was virtuell? Wirklichkeit scheint bereits durch unsere Art des Sehens als eine einzige Konstruktion. Mit der Andeutung einer Windowsoberfläche erhält die konstruierte Wirklichkeit eine doppelte Konstruktion. Wir sehen das Virtuelle im Virtuellen oder das Abbild vom Abbild – ein Spiel mit der digitalen und vermeintlich realen Welt.


Unsere Kognition fußt also auf Wahrscheinlichkeitsberechnungen und Interferenzen. Das Faszinierende ist dabei, dass wir das Ergebnis dieses interpretativen Aktes für die Wirklichkeit nehmen. Wir merken nicht, dass wir konstruieren, sondern uns ist als bildeten wir ab. Dies ist eine der vielen Illusionen, denen wir erliegen. (Wolf Singer) Die Bilder werden immer mehr so, wie sie die Empfänger haben wollen, damit die Empfänger immer mehr so werden, wie sie die Bilder haben wollen. Das ist kurz gesagt, der Verkehr zwischen Bild und Mensch. (Vilém Flusser) Jedes beliebige alltägliche Bild wird so Teil eines vagen und komplizierten Systems, wo die ganze Welt ein und ausgeht [...] Sehen braucht [...] Auseinandersetzung, denn Realität ist niemals Substanz, sondern stets Aktualität, Prozess, Produktion. (Jean-Luc Godard) Die [...] Bilder stellen nicht etwas dar, sondern sie projezieren etwas. Das von den [...] Bildern bedeutete ist etwas von innen nach außen Entworfenes, und es ist dort draußen erst, nachdem es entworfen wurde. Daher sind die [...] Bilder nicht vom Bedeuteten her, sondern vom Bedeutenden her zu entziffern. Nicht von dem her, was sie zeigen, sondern woher sie zeigen [...] Bilder sind von ihrem Programm her zu kritisieren. Nicht von der Spitze des Bedeutungsvektors aus, sondern vom Bogen her, der den Pfeil abgeschossen hat. Die Kritik der [...] Bilder erfordert die Analyse ihrer Flugbahn und die Analyse der da hinter stehenden Absicht. [...] Sie bedeuten nicht etwas, sie bedeuten eine Richtung. (Vilém Flusser)

Drahterodierter Pfeil, angebracht an Fensterscheibe innen 18mm lang, 11mm breit.


LICHTFELD : ALLEIN FÜR MICH



Das Gebilde mutet an wie ein auf dem Bauch liegendes Buch, scheint seine Zweckbestimmung bereits in sich zu tragen: Die dreieckige Kunststoff-Formation bildet eine Ablagefläche für ein aufgeschlagenes Buch. Das Lesezeichen gibt Hinweis auf eine weitere, andere Dimension des Sehens, Wahrnehmens und Verstehens – es geht um den gelenkten Blick, dessen Zeuge es ist. Und es geht um den formalen wie inhaltlichen Zwischenraum, dessen Zusammenhang der Leser ist, als Subjekt und Objekt der Handlung, des Ortes und der Zeit gleichermaßen.


Ich bin der Zusammenhang. Ich selbst bin die Bedeutung des Zusammenhangs. (Ernst von Glasersfeld) Wissen entsteht nur, wo die Macht hinleuchtet. (Michel Foucault)

Ein Dreieck, bestehend aus zwei weißen Kunststoffplatten, aus einer Grundfläche (300mm x 250mm) und einer Art über diese Fläche im 120° Winkel gespanntes Dach, Gesamthöhe: 60mm. Ein unbedrucktes weißes Buch im DIN A5-Format, die Seiten sind bis 151 durchnummeriert.


LICHTFELD : MONOSKOP




47 quadratische Schachteln, 100mm x 100mm x 100mm, dreiseitig aus Pappe, eine Seite mit schwarz bedruckter, transparenter Folie bespannt, gegen端berliegend ein mittiges Loch mit 3mm Durchschnitt.


Beim Schauen durch das Loch einer jeweiligen Schachtel wird der Blick durch eine motivische Schablone auf der gegenüberliegenden Seite gelenkt. Gegen Licht betrachtet erscheint ein Bild, das durch die Auslassungen des Foliendrucks definiert wird. Die Objekte spielen mit dem klassischen Guckkastenthema, mit einem Reiz, dem kaum jemand widerstehen kann. Diesem Reiz scheint das Mysterium der geheimen Schau innezuwohnen, die unbändige Neugier und unschuldige Vorfreude auf ein einzigartiges, ungewohntes Sehen, auf die geheimnisvolle neue Perspektive am alten Standpunkt, ein quasi religiöses Erlebnis. Tatsächlich wird uns durch die Blickschablone in einem zweiten Schritt unser eigenes schablonenhaftes Sehen und Denken bewusst. Denn mit der neuen Schablone überlagern wir nur andere, eigene, die unseren Blick und unsere Anschauungen schon lange gefangen genommen haben.


Gehe ich hinaus in die Welt, dann verliere ich mich in ihr, und gehe ich in mich, um mich zusammeln, dann geht mir die Welt verloren. (Friedrich Hegel) In unserem Bewusstsein finden wir eine innere geistige Welt von Anschauungen, außerhalb unseres Bewusstseins liegt fremd und kalt die Welt der wirklichen Dinge. (Heinrich Hertz) Die Außenwelt, die Welt der Objekte kann immer nur im Medium des erkennenden Subjekts erkannt werden. Es mag ein ‚Ding an sich geben’, aber es steht den erkennenden Subjekten nicht zu Verfügung, weil die Erkenntnis immer eine jeweilige ist, immer subjektbezogen: Es ist ein ‚Ding für uns’. (Immanuel Kant) Es ist kein Sein [...] Bilder sind. Sie sind das einzige, was da ist, und sie wissen von sich, nach der Weise der Bilder - Bilder, die vorüberschweben; die durch Bilder von den Bildern zusammenhängen, Bilder, ohne etwas in ihnen Abgebildetes, ohne Bedeutung und Zweck. Ich selbst bin eins dieser Bilder; ja ich bin selbst dies nicht, sondern nur ein verworrenes Bild von den Bildern. (Johann Gottlieb Fichte)


LICHTFELD : SCHWARZER GRUND


Ob je kt iv it ät ist die Il lu si on da ss Be ob ac ht un gen oh ne ei nen Be ob ac ht er ge ma cht wer den kÜn nen


Das Quadrat bietet eine scheinbar homogene Fläche aus schwarzem Lack bei Hängung in Augenhöhe und „normaler“ Betrachtungsweise; bei einem bestimmten Blickwinkel aber tut sich ein Spalt auf, der den Blick auf einen bis dato verborgenen Text freigibt. Auf den Standpunkt kommt es an. Erst dann eröffnen sich neue Perspektiven und mitunter Einsichten und das einmal Entdeckte bleibt ein Schatz für die Ewigkeit.


Ein Quadratmeter schwarz lackierte Holzfläche, 50mm tief, mit durchgehendem vertikalen, circa 50mm breiten Spalt mit einem Text in weiĂ&#x;en Blockbuchstaben auf schwarzem Grund.



Objektivität ist die Illusion, dass Beobachtungen ohne einen Beobachter gemacht werden kÜnnen. (Heinz von Foerster) Man kann nicht einmal sagen, dass der Gegenstand frßher vorhanden sei als der Gesichtspunkt, aus dem man ihn betrachtet; vielmehr ist es der Gesichtspunkt, der das Objekt erschafft [...] Es gibt keine von vornherein feststehenden Vorstellungen, und nichts ist bestimmt, ehe die Sprache in Erscheinung tritt. (Ferdinand Saussure)


LICHTFELD : DIGILOG

Ein Bindfaden wird um eine Pappkarte in der Art gewickelt, dass jeweils ein Buchstabe entsteht. Die Pappkarten ermöglichen die Herstellung eines jeden Buchstaben aus dem lateinischen Alphabet. In ausgewählter Anordnung ergeben die Karten ein Zitat von Ludwig Wittgenstein: „Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen der Welt [...] meiner Sprache, meiner Welt.“ Hier wird ein digitales Zeichensystem, wie wir es von Taschenrechnern kennen, auf manuelle Art und Weise analog nachgebildet. Aus diesem Paradoxon der analogen Produktion eines digitalen Schriftsystems entsteht der Witz dieser Installation. Eine einzige Karte trägt, gleichsam als omnipotentes Zeichen, alle Optionen unseres Schrift- und Sprachsystems in sich und damit alle Möglichkeiten der Verständigung, des Verstehens und auch des Missverstehens.


Die Wirklichkeit redet mit sich selbst in dem MaĂ&#x;e, wie die Wahrnehmung Antwort ist auf die Bedeutung, die diese Wirklichkeit im wahrnehmenden Subjekt sich selber verleiht. (Umberto Eco) Die Umwelt, die wir wahrnehmen, ist unsere Erfindung.(Heinz von Foerster) Es gibt kein der Existenz und der Sprache gemeinsames System, aus einem ganz einfachen Grund, weil nämlich die Sprache und nur sie allein das System der Existenz bildet. (Michel Foucault) Die Grenzen der Sprache sind die Grenzen der Welt [...] meiner Sprache, meiner Welt. (Ludwig Wittgenstein)



24 schwarze Pappkarten (90mm x 60mm) mit dreieckigen Ausstanzungen an allen Ecken und den Längsseiten, weiĂ&#x;er Bindfaden.




LICHTFELD : GEDACHTES


Ich bin überzeugt, dass die Dinge weiter existieren, wenn ich sie nicht sehe und wenn sie zum Beispiel hinter meinem Rücken sind. Aber diese unsichtbaren Dinge haben im klassischen Denken ganz offensichtlich für mich nur Bestand, weil mein Urteilsvermögen sie gegenwärtig hält. Selbst die Dinge vor mir werden nicht eigentlich gesehen, sondern nur gedacht. (Maurice Merleau-Ponty)




FELD


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