Festschrift 50 Jahre Katholischer Laienrat Österreich

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Kirchschläger

Als Getaufte Kirche leben. (Nicht erfüllte) Aufträge des 2. Vatikanums an das Laienapostolat Univ. Prof. em. Dr. walter Kirchschläger, Luzern

1 Rückblick und Einführung 1.2 Der Eröffnungstag des Konzils. In der Ansprache des Bischofs von Rom im Zuge der Eröffnung des Konzils kommt der Begriff „Laie“ nicht vor. Stattdessen spricht Johannes XXIII. einmal von den „Gläubigen“ (Christifideles), die das Konzil durch ihr Gebet unterstützen. Die Bischöfe erledigen also die anstehende Arbeit und bleiben dabei sozusagen unter sich. Nach dem Willen des Bischofs von Rom soll es ein Konzil sein, das in die ganze Welt und zu allen Menschen spricht. Johannes XXIII. legt seine Vision von der Sendung der Kirche offen: Sie soll in ihrer verkündigenden, missionarischen Tätigkeit so in die Welt hinein wirken, dass sie allen Menschen eine zustimmende Antwort auf die Einladung zur Jüngerinnenund Jüngerschaft ermöglicht. Für ihre eigene Identität erfordert eine solche Ausrichtung hinein in die Welt eine vertiefte Reflexion über das eigene Glaubensverständnis und die kirchliche Glaubenspraxis in einem neuen Heute. Diese zweifache Ausrichtung der Kirche nach innen (ad intra) und nach außen (ad extra) zieht sich in der Konzilsvorbereitung wie ein roter Faden durch das Denken und Sprechen des Bischofs von Rom.

Nach dem Verständnis von Johannes XXIII. soll der Geist Gottes genügend Raum haben, um in der Kirche, jetzt konkret in dieser Kirchenversammlung zu wirken. Zeitgleich mit der Verabschiedung des Kirchendokuments im Herbst 1964 konnte der seit Konzilsbeginn vorliegende Entwurf eines Dekrets über das Laienapostolat nochmals diskutiert, in der Folge überarbeitet und im November 1965 verabschiedet werden. Es kann also in gewissem Sinne als eine praxisorientierte Ausführungsbestimmung zum gegenständlichen Abschnitt der Kirchenkonstitution verstanden werden. Auf die Bedeutung der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute für das Selbstverständnis und die gebotene Glaubenspraxis der kirchlichen Gemeinschaft kann nur erneut hingewiesen werden.

Walter Kirchschläger studierte Theologie und Philosophie an der Päpstlichen Universität Gregoriana und an der Universität Wien. 1970–73 war er Sekretär des Wiener Erzbischofs Kardinal Franz König. Kirchschläger war von 1982 bis zu seiner Emeritierung 2012 ordentlicher Professor für Exegese des Neuen Testaments an der Theologischen Fakultät Luzern. Von 1986–90 war er Studienpräfekt, von 1990–93 Rektor der Theologischen Fakultät Luzern und leitete 1997 bis 2000 als Rektor die Hochschule Luzern.

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