Grußwort des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in Frankreich, Dr. Nikolaus MeyerLandrut, zum Empfang der Teilnehmer der ADEAF-Jahrestagung „Politique des langues: les enjeux pour l’allemand“ am 19.10.2015 im Palais Beauharnais
Guten Abend. Heute Abend werde ich auf Deutsch zu Ihnen sprechen. Sehr geehrte Frau Clerc, sehr geehrte Mitglieder der ADEAF, sehr geehrte Damen und Herren, dies ist für mich die erste – und eine ganz besondere – Gelegenheit, so viele Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer auf einmal zu ihrer hervorragenden und engagierten Arbeit beglückwünschen zu können. Die deutsche Sprache hat hier in der Konkurrenz zu Englisch, Spanisch, Arabisch und – wie ich jetzt erfahren habe - anscheinend sogar Chinesisch keinen ganz leichten Stand. Ihr großer Einsatz ist hier in Frankreich gewiss keine Selbstverständlichkeit. Sie ist eine Leistung, die es zu würdigen gilt. Ihr Kongress steht unter dem Titel „Politique des langues: les enjeux pour l’allemand“, auf Deutsch etwas kürzer „Sprachenpolitik und Deutsch“. So wie ich die Diskussion im Laufe dieses Jahres in Deutschland und Frankreich mitverfolgt habe, ist das Thema „Partnersprache“ in der Tat auch für die Politik zu einer wichtigen Frage geworden. Die Partnersprache ist wieder zum Thema geworden. Und das ist eine positive Nachricht. Wir dürfen und müssen sogar offen über den Status Quo und die Zukunftsperspektiven sprechen. Aber wir müssen dies stets als Partner tun und uns als solche gegenseitig stärken. Wir werden Deutsch in Frankreich und Französisch in Deutschland nur stärken können, wenn wir dieses Vorhaben gemeinsam anpacken und den Partner in seiner Arbeit unterstützen. Es ist mir durchaus bewusst, dass jede Reform – wie jetzt die „réforme du collège“ – Veränderungen herbeiführt, Sorgen auslöst und Fragen aufwirft. Genau das ist ja auch ihr Ziel! Veränderungen sind wichtig und nötig, um uns aktuellen Herausforderungen stellen zu können und uns nach ihnen auszurichten. Sie helfen uns, von Zeit zu Zeit unseren Blick neu zu schärfen. Dies gilt für die Bildung genauso wie für die Wirtschaft und Finanzwelt. Jede Reform, die Veränderungen herbeiführt, birgt auch Chancen. Über die „réforme du collège“ hinaus hat sich eine wichtige Diskussion um die Bedeutung und das Erlernen der Partnersprache entwickelt. So können wir die Verständigung voranbringen. Lange stand dieses Thema nicht mehr so hoch auf der politischen Agenda wie es derzeit der Fall ist. Und das ist gut so, denn das Erlernen von Deutsch in Frankreich und von Französisch in Deutschland ist keine Selbstverständlichkeit und kein Selbstläufer. Das wissen Sie besser als jeder andere. Ich bin froh, dass wir uns in Frankreich und in Deutschland auf ein etabliertes Netzwerk mit einem einmaligen Angebot stützen können. Damit ermöglichen wir es Kindern und Jugendlichen, im schulischen und außerschulischen Raum die Partnersprache zu lernen, die Kultur des anderen über Jugendaustausche kennenzulernen, ein Sprachdiplom abzulegen und später in einem integrierten Studiengang zu studieren. Und wir brauchen Erfolgsgeschichten – ganz konkret –, die wir dann auch erzählen können. 1
Meinen herzlichen Dank dafür möchte ich an dieser Stelle allen Akteuren des „franco-allemand“ aussprechen! Sie alle geben jungen Menschen in Frankreich die Möglichkeit, das Handwerk und die Grundlagen für eine kulturelle, politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit Deutschlands und Frankreichs zu erlernen. Damit machen Sie sich gleichzeitig stark für Europa und die deutschfranzösische Verständigung. Der erste und wichtigste Zugang zu der Partnersprache ist und bleibt der Fremdsprachenunterricht an den Schulen. Schüler für das Erlernen einer Fremdsprache zu begeistern, das weiß ich auch noch ein bisschen aus meiner eigenen Schulzeit, kann aber auch vielfach belohnt werden. Es ist von außerordentlicher Bedeutung, dass die Partnersprache auch tatsächlich erlernt wird. Denn hinter jedem Wort stehen Konzepte und Vorstellungswelten. Und nur wer diese Konzepte und Vorstellungswelten versteht und entschlüsseln kann, kann auch den Partner verstehen. Dieses Verstehen ist Grundlage für jede Verständigung und damit jedes Voranschreiten in der deutschfranzösischen Zusammenarbeit. Wenn wir die Sprachen mit ihren dahinterliegenden Konzepten und Vorstellungswelten nicht mehr erlernen, werden wir uns irgendwann nur noch auf beiden Seiten mit mittelmäßigem Englisch austauschen und eben nicht mehr „verstehen“. Um die Vermittlung der Partnersprache erfolgreich zu meistern, bedarf es außerordentlichen Engagements und großer Motivation. Aber dieses tägliche Engagement, das Sie für die Unterrichtsgestaltung, für die Organisation von Schüleraustauschen und für das Angebot von Sprachdiplomen aufbringen, lohnt sich! Ich möchte Sie daher ermutigen, so weiterzumachen – beharrlich und immer wieder. Ja, machen Sie weiter! Machen Sie auch in Zukunft durch Ihre hervorragende Arbeit Werbung für sich selbst und für Deutsch. Sie leisten damit einen wichtigen und unersetzbaren Beitrag. Ich für meinen Teil möchte Ihnen versichern, dass es mir in meiner Funktion – aber auch ganz persönlich – ein wichtiges Anliegen ist, Deutsch in Frankreich und Französisch in Deutschland weiter zu stärken. Gemeinsam werden wir dann Erfolg haben. Ich werde mich auch in Zukunft für die Sprachen Deutsch und Französisch einsetzen, um gemeinsam mit unseren französischen Partnern auch für die kommenden Generationen den Zugang zur Partnersprache zu sichern. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend und übergebe das Wort an die Präsidentin der ADEAF, Frau Thérèse Clerc.
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