Fiskalische Risikoteilung und Umverteilung zwischen den österreichischen Bundesländern Lukas Reiss, OeNB Impulskonferenz 2021: Krisenfester Finanzausgleich Wien, 9. Juni 2021 Disclaimer: Die zum Ausdruck gebrachte Meinung gibt nicht notwendigerweise die Meinung der Oesterreichischen Nationalbank oder des Eurosystems wieder.
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Motivation: Mehr fiskalische Risikoteilung im Euroraum? Reales BIP pro Kopf
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Rezession 2012/13 im Euroraum und prozyklische Konsolidierung (v.a. IT, ES, PT, GR)
112
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Vorschläge zur „fiskalischen Risikoteilung“
2007=100 114
110
− d.h. Transfers bei ungleicher makroökonomischer Entwicklung
108
− Häufige Verweise auf USA, u.a. auf Arbeitslosenversicherung
106
− Idealerweise mit möglichst wenig permanenter Umverteilung
104
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102 100
Naheliegende Frage: Wie sieht Risikoteilung in anderen Fiskalföderationen aus (neben den USA)? − ECB Occasional Paper zu BE, DE, ES, AT, US (Fokus auf Risikoteilung)
98 96 94
2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 EA19 UK US
− WIFO Working Paper zu Österreich (Risikoteilung und Umverteilung)
Quelle: Eurostat, IWF. www.oenb.at
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Mechanismen zur fiskalischen Risikoteilung und Umverteilung BIP vs. Haushaltseinkommen 2018
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1.000 EUR pro Kopf 60
Risikoteilung und Umverteilung: Vergleich von Primäreinkommen (PE) und verfügbaren Einkommen (VE)
50
− Umverteilung: Variation Niveaus VE < PE
40
− Risikoteilung: Variation Wachstumsraten VE < PE
30
•
20
Literatur zur fiskalischen Risikoteilung: − Gemeinsame Betrachtung von privaten Haushalten und regionalen Gebietskörperschaften
10 0 -10 B NÖ W K St OÖ Sb T V Nettosteuern "Gewinneinkommen" Haushalte* Arbeitnehmerentgelt (Wohnsitz) Arbeitnehmerentgelt (Betriebsstätte) Verfügbares Einkommen Primäreinkommen Haushalte * Nettobetriebsüberschüsse, BIP
Quelle: Statistik Austria. www.oenb.at
AT
− Haushalte: Wirkung von Abgaben und Sozialleistungen (gelber Balken in Grafik)
− Regionale Gebietskörperschaften: Einnahmenteilung und Kofinanzierungen
Selbstständigeneinkommen, Vermögenseinkommen (erhalten gezahlt)
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Beispiel für Risikoteilung: Oberösterreich 2009 und 2011 Einkommen pro Kopf 2009
Einkommen pro Kopf 2011
Veränderung zum Vorjahr in % 2,0
Veränderung zum Vorjahr in % 6,0
1,5
5,5
1,0
5,0
0,5
4,5
0,0
4,0
-0,5
3,5
-1,0
3,0
-1,5
2,5
-2,0
2,0
-2,5
1,5
-3,0
1,0
-3,5
0,5
-4,0
0,0
Nominelles PrimärVerfügbares BIP einkommen Einkommen Quelle: Statistik Austria, BMF, OeNB. www.oenb.at
• Hoher Industrie-Anteil → stärkerer BIP-Rückgang 2009, stärkere Erholung 2011 • Primäreinkommen: Unterschiede zu Rest-Österreich geringer − Ausschüttungspolitik, stabile Arbeitnehmerentgelte
• Verfügbares Einkommen: Unterschiede noch kleiner − Bundesweite Sozialleistungen; Ertragsanteile hängen am bundesweiten Steueraufkommen − OÖ tendenziell Netto-Zahler, aber 2009 ging Nettobeitrag etwas zurück (2011 stieg er an) Nominelles BIP
Differenz
Primäreinkommen
AT 4
Verfügbares Einkommen
OÖ
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Fiskalische Risikoteilung vs. Umverteilung •
Fiskalische Risikoteilung vs. Umverteilung (2000-19)
Fiskalpolitik gesamt Bundesabgaben und -transfers Pensionen Andere Bundestransfers Andere Bundesabgaben Transfers an Länder/Gemeinden Ertragsanteile Kofinanzierungen durch Bund Spitalsfinanzierung SV
Risikoteilung
Umverteilung
%der BIP-Variation, die durch Fiskalpolitik geglättet wird
Mittlere absolute Abweichung der Nettotransfers in %des BIP pro Kopf
10,5 6,4 1,3 2,1 2,0 3,3 2,7 0,2 0,4
2,1 1,7 1,3 0,2 0,7 0,5 0,2 0,3 0,2
*** *** *** *** *** *** ***
Quelle: Eigene Berechnungen. * signifikant bei 10%, ** signifikant bei 5%, *** signifikant bei 1%.
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Faktor-/Kapitalmärkte glätten ~ 7/10 der BIP-Schocks [siehe BIP vs. PE]
• ~ 1/10 der regionalen BIPSchocks werden durch Fiskalpolitik geglättet • 2 Komponenten mit relativ hoher Risikoteilung bei geringer Umverteilung: − „Andere Bundestransfers“ (v.a. Familienleistungen und Arbeitslosenversicherung)
− Ertragsanteile!
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Niedrige Umverteilung durch Ertragsanteile Ertragsanteile pro Kopf 2002-19
Differenz zum Österreich-Durchschnitt in % 30 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 -35 B NÖ W K St OÖ Sb T V Beitrag Aufkommen Beitrag Fixschlüssel Gemeinden Beitrag Fixschlüssel Länder Beitrag ABS Ertragsanteile gesamt BIP Quelle: BMF. www.oenb.at
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• Komponenten, die Länder mit hohem BIP/Kopf begünstigen − Abgestufter Bevölkerungsschlüssel (Wien) − Fixschlüssel − [Getränkesteuerausgleich] − Aufteilung der sehr ungleich verteilten Grunderwerbsteuer nach Aufkommen
• Gleichzeitig relativ große Risikoteilung − Verteilung des bundesweiten Aufkommens (bis auf Grunderwerbsteuer)
• Trotzdem kein Vorbild für Europa (Anreize)
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Schlussfolgerungen • Eurokrise führte zu stärkerer Diskussion über fiskalische Risikoteilung − Existierende Fiskalföderationen interessante Analyseobjekte − Anderer Blickwinkel als jener auf Anreize, auch gewisse Unterschiede zur Umverteilung
• Interessantes Beispiel Ertragsanteile − Risikoteilung im Vergleich zur Umverteilung relativ groß (v.a. wegen Gemeindeertragsanteilen)
− Leicht einen solchen Mechanismus in der Theorie zu skizzieren, aber interessant zu sehen, dass es einen solchen so lange in der Praxis gibt
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