Gemeindeautonomie und Finanzausgleich - Finanzstatistische Aspekte

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Gemeindeautonomie und Finanzausgleich Finanzstatistische Aspekte

Impulskonferenz FAG 2024 – 22.02.2024 Peter Biwald 1


Themen ▪ Gemeindeautonomie und Finanzausgleich

▪ Finanzmittelausstattung – Langfristbetrachtung ▪ Transferbeziehungen L-G

▪ Ausgabenentwicklung – Langfristbetrachtung ▪ Finanzierungssalden ▪ Schlussfolgerungen und Reformbedarf ▪ Gemeindefinanzdaten ohne Wien ▪

Datenquelle: Statistik Austria – Gemeindefinanzdaten; KDZ-Auswertung auf Basis VRV + F-HH 2


Gemeindeautonomie und Finanzausgleich ▪ Zu diskutierende Punkte in 10 bis 20 Jahres-Perspektive: ▪ Übereinstimmung von eigener Kostentragung für die zu erfüllenden Aufgaben und die daraus entstehenden Lasten ▪ in Relation zu Verteilung der Besteuerungsrechte und Abgabenerträge einschließlich der Transferzahlungen von und an die subnationalen Gebietskörperschaften ▪ um die Grenzen der finanziellen Leistungsfähigkeit nicht zu überschreiten

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Finanzmittelausstattung Gesamt - 2022 (2001) ▪

48% der Einzahlungen von gemeinsamen Steuern und Transfers ▪ Ertragsanteile 34,7% (32,1%)

▪ Transfers 13,3% (13,8%)

36% von Bürger*innen und Unternehmen vor Ort ▪ Eigene Steuern 16,8% (17,6%) ▪ Gebühren 9,1% (10,0%) ▪ Entgelte 10,4% (11,6%) Quelle: KDZ: eigene Berechnung 2024 auf Basis Statistik Austria: Gemeindefinanzdaten 2022; Daten 2001 auf www.offenerhaushalt.at

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Finanzmittelausstattung – 10 bis 20 Jahre ▪ Entwicklung 2013-2022

▪ Entwicklung 2001-2022

▪ Ertragsanteile + 49%

▪ Ertragsanteile + 119%

▪ Eigene Steuern + 33%

▪ Eigene Steuern + 94%

▪ Gebühren+Erlöse + 33%

▪ Gebühren+Erlöse + 83%

▪ Operative Transfers + 66%

▪ Operative Transfers + 147%

▪ Kapitaltransfers + 49%

▪ Kapitaltransfers + 108%

Ertragsanteile und Transfereinnahmen steigen wesentlich stärker als Gemeindeeigene Steuern, Gebühren und Leistungserlöse

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Transferbeziehungen 2022 (2001) ▪ Ertragsanteile 9,56 Mrd. € ▪ 2001: 4,72 Mrd. €

▪ Transfers an Länder 4,25 Mrd. € ▪ 2001: 1,88 Mrd. €

▪ Transfers von Ländern 1,15 Mrd. € ▪ 2001: 0,93 Mrd. €

▪ = negat. Transfersaldo 3,10 Mrd. € ▪ 2001: 0,95 Mrd. € ▪ = 32% (20%) werden abgeschöpft

▪ Verbleibende EaT 6,46 Mrd. €

Quelle: KDZ: eigene Berechnung 2024 auf Basis BMF: Berechnung der Ertragsanteile 2022; Statistik Austria: Gemeindefinanzdaten 2022 2001: www.offenerhaushalt.at

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Entwicklung der zentralen Umlagen ▪ 2013-2022

▪ Transfersaldo 2013-2022

▪ Krankenanstaltenumlagen

▪ von 1.892 Mio. € (2013)

▪ + 481 Mio. € bzw. + 50%

▪ auf 3.013 Mio. € (2022)

▪ Sozialhilfeumlage ▪ +650 Mio. € bzw. + 50%

▪ Landesumlage ▪ + 184 Mio. € bzw. + 48%

▪ + 1.121 Mio. €

▪ Ertragsanteile 2013-2022 ▪ + 2.825 Mio. €

▪ 40% des Anstiegs fliesst in Länderaufgaben

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Finanzmittel-Verwendung Gesamt - 2022 (2001) Finanzwirtschaft; 5,6%

▪ Anteile 2022 (2001)

▪ Bildung 19 % (15%)

Allgemeine Verwaltung; 13,2%

+ 43% bei allgemeiner Verwaltung

Dienstleistungen; 26,6%

Öffentliche Ordnung und Sicherheit; 2,7%

▪ Soziales 12% (10%)

▪ Gesundheit 8% (8%) ▪ Politik/Verwaltung 13% (14%) ▪ Verkehr 8% (8%) ▪ Dienstleistungen 27% (31%)

+ 12% bei Dienstleistungen (z.B. Ver- und Entsorgung, Freibäder, Wohn- und Geschäftsgebäude)

Wirtschaftsförderung; 1,5%

Bildung; 19,0% Auszahlungen: 23,799 Mrd. Euro

+ 65% bei Bildung (v.a. Kinderbetreuung und Schule)

+ 33% bei Verkehr (v.a. Straßenbau)

Kultur; 3,3%

+ 47% bzw. + 49% bei Soziales und Gesundheit (Umlagen)

Verkehr; 8,3%

Soziales; 12,3% Gesundheit; 7,5%

Quelle: KDZ: eigene Berechnung 2024 auf Basis Statistik Austria: Gemeindefinanzdaten 2022; Daten 2001 auf www.offenerhaushalt.at 8


Finanzmittel-Verwendung – 10 bis 20 Jahre Operative Auszahlungen + Investitionen ▪ 2013 – 2022

▪ 2001 -2022

▪ Bildung + 65%

▪ Bildung + 164%

▪ KA- und SH-Umlage + 48%

▪ Soziales + 169%

▪ Politik/Verwaltung +43%

▪ Gesundheit + 104%

▪ Verkehr +33%

▪ Verkehr + 99% ▪ Was steigt geringer?

▪ Nettoausgaben in den Bereichen Bildung und Soziales wachsen stärker als die Steuereinnahmen

▪ Kultur + 73% ▪ Wirtschaftsförderung + 53%

▪ Dienstleistungen + 58% 9


Nettofinanzierungssalden 2001 - 2022 ▪ Nettoausgaben + 5.822 Mio. € ▪ Bildung + 1.602 Mio. € ▪ Soziales + 1.479 Mio. € ▪ Gesundheit + 958 Mio. €

▪ Politik+Verwaltung + 1.070 Mio. €

▪ Finanzierung ▪ Ertragsanteile + 4.659 Mio. € ▪ Gemeindeabgaben + 2.017 Mio. € ▪ Mehrausgaben sind gedeckt Quelle: KDZ: eigene Berechnung 2024 auf Basis Statistik Austria: Gemeindefinanzdaten 2022; Daten 2001 auf www.offenerhaushalt.at

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Überschuss der lfd./operativen Gebarung (ÖSQ – Saldo 1) 2001-2022 Von 16% 2001 auf 8% (2008/09) – auf 12-13% (2013-2021)

Quelle: www.offenerhaushalt.at

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Ausblick und mfr. Prognose ▪ Jahre 2023/24

▪ Operative Einzahlungen (inkl. Kapitaltransfers) ▪ + 4% p.a. bzw. 900 Mio. € p.a.

▪ Operative Auszahlungen + Investitionen ▪ + 8% p.a. bzw. + 1.700 Mio. € p.a.

▪ Ergebnisveränderung

▪ Vorschau 2025 – 2027 ▪ Einnahmen-Ausgabenschere geht bestenfalls zu ▪ Dreht sich jedoch nicht

▪ D.h. Überschuss der operativen Gebarung (Saldo 1) auf 7 bis 8% ▪ In Folge reduziertes Finanzierungspotenzial für Investitionen

▪ Minus 800 Mio. € p.a. 12


Gemeindefinanzprognose (Quelle: KDZ - 11-23)

ÖSQ in Prozent (Anteil Überschuss d. operativen Gebarung an Auszahlungen d. operativen Gebarung)

Prognose: Entwicklung des Überschusses im operativen Bereich – Saldo 1 20% 15%

2021+2022: Wirtschaftserholung und Bundeshilfen

13,2%

16,3%

12,3%

10%

8,1%

5%

2020: Pandemie und Wirtschaftskrise

12,8%

0%

2018

2023: Ertragsanteils-Minus + hohe Inflation

2019

2020 2021 Bisherige Werte

8,7%

8,1%

7,0%

7,9%

5,9%

7,2%

7,6%

4,7%

4,9%

Mittelfristig: kein Anschluss an Vorkrisenniveau in Sicht

2022 2023 2024 2025 Variante 2 Variante 1

2026

2027 13


Was bedeutet dies für die künftige Entwicklung? ▪ Mittel aus primären FA durch Umlagen im sekundären/tertiären FA verstärkt abgeschöpft

▪ Mittelfristig keine nachhaltige Erholung in Sicht Quelle: KDZ-Gemeindefinanzprognose 11-23

100%

Anteil an den Ertragsanteilen

▪ Entwicklung der Einnahmen aus FA ist von Umlagenentwicklung abgekoppelt

Anteil der Umlagen an Ertragsanteilen steigt von 2018 bis 2027 von 60 auf 67 Prozent. Damit verbleiben weniger Mittel für die Kernaufgaben der Gemeinden. Bei schlechterer Variante bis 71 Prozent. 90%

80% 70%

60%

59%

66%

60%

56%

62%

66%

66%

67%

67%

60% 50% 40% 2%

30%

20%

40%

41%

2018

2019

34%

40%

44%

2020

2021

2022

4%

3%

38%

34%

32%

29%

29%

2023

2024

2025

2026

2027

10% 0%

Var 1: für Kernaufgaben der Gemeinden verfügbare Mittel

Var 2: zusätzlich für Kernaufgaben der Gemeinden verfügbare Mittel

Transfers an Träger des öffentlichen Rechts (v.a. Umlagen)

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Resümee ▪ Finanzausgleich ▪ Sinkende Bedeutung der eigenen Einnahmen ▪ Steigende Lasten im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsbereich ▪ Wachsende Transferabhängigkeit und -komplexität

▪ Offene Reformbereiche ▪ Grundsteuerreform ▪ Aufgaben- und Transferentflechtung

▪ Trennung Lasten- und Ressourcenausgleich ▪ Strukturreformen

▪ Geringe Anreize zu Strukturreformen

▪ Berücksichtigung der Aufgabenund Ausgabenentwicklung im FA

▪ Intransparenz – z.B. Lasten- und Ressourcenausgleich

▪ Institutionalisierte Länder-FA 15


Mag. Peter Biwald Geschäftsführer biwald@kdz.or.at +43 1 8923492-15 +43 676 84957915

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KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung | Guglgasse 13 | A-1110 Wien | +43 1 8923492 | institut@kdz.or.at | www.kdz.or.at

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