Informationsbrief August 2013

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Vom Umgang mit der Wahrheit in Gesellschaft, Politik und Kirche Jesus Christus – der Sohn Gottes – warum der Islam dies bestreitet Last und Segen der Krankheit Leben auf Hoffnung Familie mit mehr Partnerschaft Offener Brief an Präses Dr. Nikolaus Schneider Ein schwäbisches Pfarrer-Original: Johann Friedrich Flattich

ISSN 1618-8306

August 2013 Nr.  280

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Edith Schaeffer †

Edith Schaeffer, Ehefrau des Theologen und Kulturphilosophen Francis Schaeffer (1912–1984) und Autorin von 20 Büchern ist im Alter von 98 Jahren verstorben. Ab Mitte der 1950er Jahre baute sie zusammen mit ihrem Mann in der Schweiz das christliche Lebensund Schulungszentrum L’Abri (Schutz) auf. Francis Schaeffer hat so bekannte Bücher wie »Wie können wir denn leben?« und »Der große Abfall. Der Zeitgeist und die Evangelikalen« verfasst.

ERF-Vorsitzender Albrecht von Aufseß †

Der langjährige (ehrenamtliche) Vorsitzende des Evangeliumsrundfunks (1983–1995), Albrecht von Aufseß, ist 87jährig verstorben. Der Förster und Holzhändler war auch mehr als 25 Jahre bei der Internationalen Vereinigung Christlicher Geschäftsleute engagiert, 1988–1998 als deren Vizepräsident. Bekannt wurde der Freiherr als Verkündiger des ERF und als Buchautor. Liebenzeller Missionsdirektor auch Vorsitzender des EC

Martin Auch, Missionsdirektor der Liebenzeller Mission, ist neuer Vorsitzender des Südwestdeutschen Jugendbundes »Entschieden für Christus«. Er ist der Nachfolger von KlausDieter Mauer. Die Amtszeit beträgt vier Jahre.

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Frauen; für Habilitationen treffe dasselbe zu.

Helmuth Egelkraut wurde 75

Professor Helmuth Egelkraut, ein vielseitiger Bibelwissenschaftler Württembergs, konnte bereits Anfang Mai seinen 75. Geburtstag begehen. Er war Missionar in Papua-Neuguinea, Gemeindepfarrer im Nordschwarzwald und Dozent an den theologischen Ausbildungsstätten in Bad Liebenzell und Unterweissach. 1987 bekam er einen Lehrauftrag an der Akademie für Weltmission in Korntal. Die Hochschule ernannte ihn 1990 zum Professor und Dekan für das Studienzentrum in Korntal, was er bis 1998 blieb. 2003 übernahm er für drei Jahre ehrenamtlich den Vorsitz des neupietistischen Süddeutschen Gemeinschaftsverbandes.

Kirche in Deutschland Evangelisches Theologie­ studium: Frauen in Überzahl

Im Wintersemester 2012/2013 haben erstmals mehr Frauen als Männer evangelische Theologie in Tübingen und Heidelberg studiert. Das entspricht auch einem bundesweiten Trend. Als Konsequenz seien feministische, diakonische und seelsorgerliche Themen stärker gefragt. Im Examen schnitten Studentinnen besser ab als ihre männlichen Kollegen. Bei den Promovierenden sei die Zahl der Männer aber noch mehr als doppelt so hoch wie bei den

Dramatischer Rückgang beim Lippischen Gemein­ schaftsverband

Die Zahl der Mitglieder im Lippischen Gemeinschaftsverband (Detmold, er ist Mitglied im Gnadauer Gemeinschaftsverband) ist in den vergangenen zehn Jahren um 21 Prozent auf 228 zurückgegangen. Der Altersdurchschnitt liegt bei über 70 Jahren. Auch finanziell klafft ein Defizit von 8 400 Euro; die Spenden gingen zurück und die Zuschüsse der Lippischen Landeskirche fielen geringer aus.

Gesellschaft Landesregierung als ­Homosexuellen-Lobby?

Baden-Württembergs Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) hat sich am Tag gegen Homophobie, dem 17. Mai, deutlich gegen die Ungleichbehandlung von Homosexuellen ausgesprochen. Deren Gleichberechtigung sei immer noch nicht in allen Gesellschafts- und Lebensbereichen selbstverständlich. »Für die Landesregierung ist klar: Ungleichbehandlung und Feindseligkeit gegen Schwule und Lesben haben in BadenWürttemberg keinen Platz«, betonte sie. Zusammen mit

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Vereinen und Verbänden will die Regierung in Stuttgart einen Aktionsplan für Toleranz erstellen. Wie leicht werden die, die Toleranz für bestimmte Bevölkerungsgruppen fordern, doch selbst recht intolerant gegen Andersdenkende. Weniger Ehen in Europa

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Eheschließungen in Europa deutlich zurückgegangen. Kamen 1990 noch 6,3 Eheschließungen auf 1 000 Personen, so waren es 2011 nur noch 4,4. Die meisten Ehen wurden auf Zypern (7,3), in Litauen (6,3) und auf Malta (6,1) geschlossen; die wenigsten in Bulgarien (2,9). Mit 4,4 lag Deutschland im Mittelfeld.

in Kraft getreten. Präsident François Hollande hat das Gesetz bereits am darauffolgenden Tag unterschrieben und damit eines seiner Wahlversprechen eingelöst. Nach dem Gesetz, gegen das Tausende auf die Straße gingen, dürfen Schwule und Lesben in Frankreich offiziell heiraten und Kinder adoptieren.

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Grüne-Jugend will Sex in der Familie erlauben

Geht es nach dem Willen der Grünen-Jugend, so sollen sexuelle Beziehungen innerhalb der Familie erlaubt sein. Ihr Vorhaben, etwa Sex zwischen Eltern und ihren Kindern, begründet die GrüneJugend mit angeblich überholten und »altbackenen« Moral-

North Dakota verschärft Abtreibungsgesetz

Seit März 2013 sind im US-Bundesstaat North Dakota Abtreibungen wegen Behinderung des Kindes verboten. Ebenso verboten sind Abtreibungen nach der sechsten Schwangerschaftswoche. Damit hat North Dakota das strengste Abtreibungsgesetz der USA.

Frankreich: Homosexuelle dürfen jetzt offiziell heiraten

Nachdem die parlamentarischen Organe Frankreichs das höchst umstrittene Gesetz zur Legalisierung der »HomoEhe« genehmigt haben und Mitte Mai der Verfassungsrat in Paris alle Einsprüche der Opposition zurückgewiesen hat, ist das Gesetz wie geplant

Auszeichnung Walter-Künneth-Preis 2013

Den jährlich von der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern (KSBB) vergebenen WalterKünneth-Preis erhält in diesem Jahr der sächsische Evangelist Lutz Scheufler am 6. Oktober 2013 überreicht. Weil Lutz Scheufler zusammen mit anderen Mitgliedern des sächsischen Evangelisationsteams (u. a. Theo Lehmann, auch er war schon Künneth-Preisträger) eine Erklärung verfasst und unterschrieben hat, der zufolge sie den sächsischen kirchenleitenden Behörden (Bischof, Oberkirchenrat, Synode) nicht mehr als geistliche Autorität anerkennen und deshalb in geistlichen Angelegenheiten den Gehorsam verweigern, weil diese das Pfarrhaus für Homopartnerschaften geöffnet haben, wurde Lutz Scheufler gekündigt. Er ist nun nicht mehr »Gehaltsempfänger« der sächsischen Landeskirche, sondern freier Evangelist, der aus Spenden finanziert wird.


kurz+bündig vorstellungen der Deutschen. »Das Inzestverbot in Deutschland ist ein krasser staatlicher Eingriff in die Privatsphäre und in die selbstbestimmende Lebensgestaltung von Menschen.« Im Hinblick auf schwere Behinderungen von Kindern aus Inzestbeziehungen heißt es, den Staat habe die »Reinheit des Erbgutes der Bevölkerung nicht zu kümmern«. Aus diesem Grunde fordert die Grüne-Jugend, alle »selbstbestimmten Lebenspartnerschaften« zu erlauben.

Kirche in Deutschland Baden: Bischof Fischer warb für österliches Umdenken

Nach Ansicht des badischen Bischofs Ulrich Fischer müssen Männer und Frauen in allen christlichen Kirchen bei der Bekleidung kirchlicher Ämter gleichgestellt werden. Dies entspreche »dem biblischen Befund«. Gleichstellung zeigten die biblischen Osterberichte in den Evangelien. Die erste und wichtigste Auferstehungszeugin sei Maria Magdalena gewesen, die auch in der Urgemeinde eine besondere Stellung eingenommen habe. Fischer verurteilte das männliche Dominanzstreben in der nachfolgenden Kirchengeschichte. Freilich werden sich andere Konfessionen – zu Recht – nicht einen Deut um Fischers Forderung scheren – und das mit guten Gründen aus Schrift, Bekenntnis, Tradition und Ökumene. 4

Islam Antrag: Ausweitung des isla­ mischen Religionsunterrichts

Der türkische Verband Ditib will islamischen Religionsunterricht im Südwesten deutlich ausweiten und hat einen Antrag auf Anerkennung als Religionsgemeinschaft gestellt. Dass es nur an 26 Schulen in Baden-Württemberg sunnitischen und schiitischen Religionsunterricht gebe, dürfe kein Dauerzustand bleiben. Ditib-Angaben zufolge gibt es 70 000 muslimische Kinder in Baden-Württemberg. Wie der Religionspädagoge Mouhanad Khorchide sagte, »identifizieren sich mit dem Islam« »immer mehr Jugendliche«. Die Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD, türkischstämmig) sagte: »Die Jugendlichen sollen ihre Religion nicht von charismatischen Hasspredigern im Internet vermittelt bekommen, sondern in den Schulen des Landes.«

Medien Riesen Gewinn mit Sexbuch

Bekanntlich stinkt Geld nicht und ist das, was Geld bringt, gut. Nach diesem Motto handelt der BertelsmannKonzern. Vor allem durch das Sexbuch »Shades of Grey« hat Bertelsmann den Umsatz um 4,5 Prozent auf 16,1 Milliarden und den Gewinn um 1,1 Prozent auf 619 Millionen Euro steigern können. Von dem Sexbuch seien 70 Millionen Exemplare als Buch und E-Book verkauft worden. Das

zeigt allerdings deutlich an, welch eine heruntergekommene Unternehmens- und Medienkultur und welch verrohte Gesellschaft wir haben.

Feminismus Verrückte »Sprachreform« an Uni Leipzig

Der Feminismus setzt sich auf allen Ebenen durch, wie folgender Vorgang zeigt, der, wäre es nicht zum Heulen, in die Rubrik Witzspalten abgeschoben werden könnte. Das ist ein Novum in Deutschland. Nach 600 Jahren Männerdominanz schwenkt die Uni Leipzig radikal um und setzt nur noch auf weibliche Bezeichnungen. Der Titel »Professorin« gilt künftig auch für Männer. »Jetzt läuft das mal andersrum«, freut sich eine Befürworterin im Hochschulmagazin »duz«. Rektorin, Dozentinnen, Wissenschaftlerinnen – da, wo früher die so genannte Schrägstrich-Variante genutzt wurde (Professor/ Professorin), steht künftig ausschließlich die weibliche Personenbezeichnung. Eine Fußnote ergänzt, dass diese feminine Bezeichnung sowohl für Personen männlichen als auch weiblichen Geschlechts gilt. Dieser Änderung des erweiterten Senats hat das Rektorat zugestimmt. Die Grundordnung tritt in Kraft, wenn das Wissenschaftsministerium nicht innerhalb von vier Monaten eine Änderung fordert, womit niemand rechnet. Damit wäre die Uni Leipzig bundesweit Vorreiterin.

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Aus Lehre und Verkündigung mm Es ist nicht zu übersehen, dass die Botschaft vom Gericht Gottes heute nicht nur verschwiegen, sondern sogar in kirchlichen Agenden unterschlagen wird, wenn z. B. in der Taufagende der VELKD wie leider auch in vielen Taufhandlungen das Einsetzungswort Markus 16,16: m

»Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden« ausgelassen wird. Damit wird jedoch auch das Evangelium als die frohe Botschaft von der Rettung aus dem Gericht durch den Glauben an Jesus Christus aufgehoben.

Reinhard Slenczka (aus: Sonderdruck der Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht, 55, Band, 4. Heft, S. 399)

mm Auch Paulus hat mit seinem Zeugnis die Juden vor die Gegenwart Gottes gestellt. ­Bezeichnenderweise ­einigte man sich nicht auf eine mittlere Formel. Man sagte auch nicht: Wir sind theologisch zwar sehr verschiedener Meinung, aber irgendwie werden wir uns schon auf gewisse Stellen des Alten Testaments einigen, etwa in der Frage, ob Abraham überhaupt gelebt hat oder nicht. Dass er gelebt hat, das glauben wir Juden und das glaubt ihr Christen. Das wäre immerhin eine Einigung gewesen. Aber mit solch einer Einigung ist es nicht getan, sondern es kommt auf die Mitte an. Die Christenheit lebt von der Mitte und nicht von harmlosen oder gar falschen Einigungen. Wir leben gegenwärtig in einer Zeit großer Einigungen. Sowohl die Kirchen streben nach Einigung als auch die Politiker. Nach der Zeit der großen Konflikte ist es eine Zeit der ­Einigung. Es ist zwar wunderschön, wenn sich die Menschen auch einmal durch Kompromisse einigen können, aber es steckt auch eine Gefahr darin. Man lebt dann nämlich nicht mehr aus der Mitte, sondern ist immer wieder darauf bedacht, die Konflikte auf jeden Fall zu vermeiden. Otto Michel (in: Aufsehen auf Jesus, S. 133) mm So gewiss Wortbekenntnis und Tatbekenntnis beieinander bleiben müssen und sich gegenseitig auslegen, es ist gleichwohl an dem Primat einer bekenntnisklaren Verkündigung festzuhalten. Denn wenn sich das Wesen des Christentums reduziert auf moralische Forderungen und gesellschaftspolitische Verpflichtungen, wird es über kurz oder lang in die Richtung einer humanen Wohlfahrtsreligion verflachen und als dumm gewordenes Salz von den Leuten zertreten werden. »Nicht gute Werke machen einen guten Mann, ein guter Mann tut gute Werke.« Zum Gutsein aber vermag nur eine Kirche zu helfen, die aus den Wassern des Lebens gespeist wird. Adolf Köberle (in: Als Christ denken, S. 41)

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mm Die Ermächtigung der Bibel durch die Mächte der Zeit ist ein Kennzeichen unserer Geschichtsstunde geworden. Die Macht des Mythos, kraft dessen unsere Zeit an sich selbst glaubt, hat einen totalitären Zug. Deshalb muss die Bibel ein Buch sein wie alle anderen, ihr Christus ein Mensch wie alle anderen. Aber schon dämmert die Einsicht, dass hier etwas ausgelassen ist, das zur Existenz, ja zum Existenzgrund selbst gehört. »Sie nehmen uns das Universum« (Sartre) und täuschen uns mit Weltraumfahrten »Universum« vor. Die Fragmente setzen sie für das Ganze. Auch in der Sprache darf nur noch vorkommen, was das Fragment ausdrückt; was praktikabel und was plausibel ist. Dieses Sterbende, weil auf das Fragment sich einengende Sprache ist die »Sprache unserer Zeit«. Sie bringt uns um das Ganze unseres Menschseins. Sie tyrannisiert die lebendige Sprache, die die Bibel spricht und nennt das Reinigung. In ihr sind die Worte ausgemerzt, ja verpönt, in denen sich die Glut der Liebe, das Wagnis des Glaubens und die weltübersteigende Hoffnung der Propheten mitteilen. Die Sprache der Zeit ist nicht mehr seinshaltig. Paul Schütz (in: Evangelium, S. 5)

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Vom Umgang mit der Wahrheit in Gesellschaft, Politik und Kirche Rainer Mayer

Was ist Wahrheit? »Was ist Wahrheit?« lautete die Frage, die Pilatus an Jesus richtete, als Jesus gebunden vor seinem Richterstuhl stand (Johannes 18,38). Jesus war der Rebellion gegen die römische Besatzungsmacht angeklagt worden. Ein Richter hat die Aufgabe, die Wahrheit herauszufinden und entsprechend zu urteilen. Deshalb hatte Pilatus Jesus gefragt, ob er wirklich ein König der Juden sei. Jesus hatte geantwortet: »Ja, du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme« (Johannes 18,37). Es folgte die bekannte philosophisch-skeptische Pilatusfrage: »Was ist Wahrheit?« Dieser kurze Dialog zeigt, wie schwer sich die Menschheit seit je mit der Wahrheit tut. Pilatus als Richter stellt sich neben die Wahrheit. Sie ist sozusagen etwas Drittes zwischen Anklage und Angeklagtem. Es gilt für den Richter herauszufinden, auf welche von beiden Seiten sich das Zünglein der Wahrheitswaage neigt. Für Jesus hingegen geht es darum, dass der ganze Mensch in der Wahrheit ist. Die Wahrheit umschließt einen solchen Menschen; er ist in sie eingebettet. Sie ist nicht etwas getrennt Äußerliches, dem man sich mehr oder weniger nähern kann. Entweder man ist in der Wahrheit oder man ist nicht in der Wahrheit. Dazwischen gibt es nichts. Es geht um die Ausrichtung des ganzen Lebens. Damit ist deutlich, dass es verschiedene Dimensionen gibt, wenn es um die Wahrheit geht. Dies sei an einem weiteren Beispiel erläutert.

Rainer Mayer Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Die Grundstufe bezieht sich auf äußere Wahrnehmungen, Logik und Stimmigkeit. Dies ist unter anderem die Ebene formaler Wissenschaft, für die als besonders klares Beispiel die Mathematik steht. Zwei und zwei gibt vier und nicht fünf. Vier ist richtig, fünf ist falsch. Man sagt nicht, fünf sei »gelogen«. Es geht um Richtigkeit. Allerdings lässt sich umgekehrt Wahrheit nicht grundsätzlich von Richtigkeit lösen. Wenn die Mutter das Kind fragt, wie viele Äpfel es auf dem Markt für einen Euro erhalten hat und es nennt korrekt die Zahl der gekauften Äpfel, dann antwortet das Kind nicht nur richtig, sondern es sagt auch die Wahrheit. Das verweist auf die zweite Ebene. Denn über die formale Richtigkeit hinaus hat es die Wahrheit stets mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Hier geht es nicht mehr allein um richtig und falsch, sondern um Wahrheit und Lüge. Richtig und falsch spielt allerdings nach wie vor eine Rolle. Wenn das Kind fünf Äpfel erhielt, unterwegs einen gegessen hat und der Mutter antwortet, es habe nur vier Äpfel erhalten, dann ist die Antwort unrichtig, falsch und zugleich eine Lüge. Nicht jede falsche Antwort ist jedoch eine Lüge. Wenn ein Erstklässler dem Rechenlehrer auf die Frage, wie viel zwei und zwei seien, »fünf« antwortet, dann lügt das Kind nicht, sondern es irrt sich. Falsches kann auch durch Dummheit, unvollkommene Wahrnehmung oder versehentlich zustande kommen. Bei der Wahrheit spielen Verstand, Sachkenntnis und guter Wille eine wichtige Rolle. Lüge hat speziell etwas mit Absicht, innerer Haltung, Charakter und Wesen zu tun. Damit kommen wir zur dritten Ebene. Diese ist die entscheidende. Die formale Stufe und die Beziehungsebene gelten nach wie vor, doch sie sind der dritten Ebene zugeordnet, teilweise untergeordnet. Es geht um Wahrhaftigkeit und Heuchelei. »Wahrhaftigkeit« ist ein schönes deutsches Wort! Beim Thema Ehrlichkeit wird in der Regel gefragt: Ist eine Lüge unter allen Umständen verwerflich? Was ist von einer Notlüge zu August 2013

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halten? Muss man unter allen Umständen die Wahrheit sagen? Wie lässt sich verschleierte Rede von Lüge abgrenzen? Wer solche Fragen stellt und zu beantworten versucht, verstrickt sich leicht ins Dickicht von Situationsbeschreibungen und -bewertungen. »Wahrhaftigkeit« weitet den Horizont. Erst von ihr her kann zu den genannten Fragen vertieft Antwort gegeben werden. Wahrhaftigkeit umfasst nämlich mehr als nicht zu lügen. Damit ist keineswegs gesagt, dass man lügen dürfe. Jemand kann jedoch in seinen Aussagen bei der formalen Wahrheit bleiben und zugleich in seinem ganzen Wesen ein unwahrhaftiger Mensch sein. Selbst der Teufel macht nicht immer falsche Aussagen. In der Versuchungsgeschichte Jesu (Matthäus 4,1–11; Lukas 4,1–13) zitiert er sogar die Bibel richtig und sagt damit im formalen Sinn die Wahrheit. Doch tatsächlich heuchelt er. Er will Jesus vom Weg der Wahrheit im Sinne der Wahrhaftigkeit abbringen. Weil er sich so verstellen kann, bezeichnet Jesus den Teufel als »Vater der Lüge« (Johannes 8,44). Heuchelei ist Lüge im umfassenden, wurzelhaften Sinn, nämlich im Sinne unwahrhaftigen Wesens. Deswegen wird in der Bibel dem Zusammenhang von »Heuchler«, »Heuchelei«, »heucheln« größeres Gewicht beigelegt als dem von »Lügner«, »Lüge« und »lügen«. Nochmals: Es geht um die Ausrichtung des ganzen Lebens. Für alle drei Ebenen der Wahrheitsfindung gilt des Weiteren Folgendes: Es geht um das richtige Erkennen, Benennen und Handeln. Diese sind aufeinander bezogen. Auf jeder Ebene sind Fehler, Irrtümer und schließlich absichtliche Täuschung möglich: Beim Erstklässler, der meint, zwei und zwei seien fünf, fehlt die richtige Erkenntnis. Ein Kind, das der Mutter sagt, es habe vier Äpfel erhalten statt fünf, weil es zwischenzeitlich einen Apfel gegessen hat, benennt die Situation falsch. Wer schließlich durch Wort und Tat einem Mitmenschen eine Falle stellt, kann durchaus etwas richtig erkannt und korrekt benannt haben. Dennoch handelt er unwahrhaftig – wie z. B. der Teufel in Jesu Versuchungsgeschichte.

Gesellschaft, Staat und Politik Nach diesen Vorüberlegungen können wir nun einen Blick auf den Umgang mit der Wahrheit in Gesellschaft und Politik werfen. Staat und Politik einerseits und die Gesellschaft andererseits sind keineswegs dasselbe. In der modernen westlichen Welt erscheint die Gesellschaft mehr und mehr als eine Wirklichkeit eigener Art, die ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten aufweist. Diese Informationsbrief 280

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Jemand kann jedoch in seinen Aussagen bei der formalen Wahrheit bleiben und zugleich in seinem ganzen Wesen ein unwahrhaftiger Mensch sein. Selbst der Teufel macht nicht immer falsche Aussagen. In der Versuchungsgeschichte Jesu (Matthäus 4,1–11; Lukas 4,1–13) zitiert er sogar die Bibel richtig und sagt damit im formalen Sinn die Wahrheit. Doch tatsächlich heuchelt er. Das Bild zeigt einen Ausschnitt des Gemäldes »Die Versuchung Christi« von Juan de Flandes (1460–1519). werden von den Sozialwissenschaften erforscht. Es geht um das Miteinander der Menschen in einem bestimmten Lebensraum, einem Staatsgebiet – oder im größeren Zusammenhang um die »europäische« oder gar »westliche« Gesellschaft. Charakteristisch für die moderne westliche Gesellschaft ist ihre Pluralität, die zunehmende Aufspaltung in viele Milieus und »kleine Lebenswelten« (Thomas Luckmann). Ebenso vielfältig ist die Beziehung zur Wahrheitsfrage. Alle drei beschriebenen Stufen spielen eine Rolle: Für den Objektwissenschaftler oder z. B. einen Kaufmann, der mit Zahlen umgeht, ist die Richtigkeit entscheidend. Zahlen, Daten, Fakten müssen stimmen. Richtigkeit und Wahrheit sind auf dieser Ebene weitgehend deckungsgleich. Auf der zweiten Ebene werden die Verhältnisse komplexer. Denken wir etwa an die Mas7


senmedien. Ist es wahr, was sie berichten? Es der-Mainstreaming«). Halbwahrheiten sind oft kommt häufig vor, dass Menschen eine ideolo- die gefährlichsten Lügen, weil Menschen durch gische Brille tragen und dabei nicht einmal die Teilrichtigkeiten umso mehr getäuscht werden Tatsachen korrekt erkennen können, sondern können. diese mit ihren ideologischen Scheuklappen filSchließlich ist auf verbreitete Faktenresistenz tern. zu verweisen. Zuerst wurden die demographiSchließlich besteht auf der dritten Ebene die schen Probleme in unserem Land geleugnet. Möglichkeit einer bewusst falschen Informati- Dann wurde von den Ursachen abgelenkt, inon der Nachrichtenempfänger dem von »Überalterung« der und einer gezielt irreführenden mm Die in großem Stil voll- Gesellschaft statt von KinderDeutung von Tatsachen. zogene Vermengung der mangel gesprochen wurde. Die Lüge umgibt uns wie Verharmlosend heißt’s nun: die Luft, die wir atmen. Da Wahrheitsfrage mit Son- »demographischer Wandel«. ist erstens das Manipulieren derinteressen führt zur Schließlich wird interessegegesellschaftlicher Entwicklunmit ungeeigneten MitSystemlüge. […] Christen leitet gen durch politische Entscheiteln angeblich gegenzusteuern dungen: Man schafft gezielt sind in vielfacher Weise versucht. Jedenfalls wird der Fakten, um sich anschließend in Systemlügen eingeBeruf Hausfrau und Mutter als »leider« unveränderliche diskriminiert und bei der AlSachzwänge auf sie zu beru- bunden, weil sie nicht au- tersversorgung eklatant befen. Dazu gehört, dass Gesetze ßerhalb der Gesellschaft nachteiligt. Außerdem wird gesellschaftlichen Trends an- leben. Insbesondere wer das Verständnis von Arbeit vergepasst werden, um gleichzeidreht. Die Redewendung für tig die Gesellschaft auf diesem in Politik, Wirtschaft oder die Hausfrau und Mutter lauWege zu verändern. Mit der gesellschaftlichem Leben tet: »Sie arbeitet nicht.« »ArRechtfertigung dieser Praxis Verantwortung trägt, beit« wird mit Einkommenserdurch die Behauptung, man werb gleichgesetzt. Stattdessen müsse gesellschaftliche Ent- wird häufig in die Schuld- müsste es richtig heißen: »Sie wicklungen nachvollziehen, zusammenhänge der arbeitet unentgeltlich«, denn indem man Gesetze entsprearbeitet oft wesentlich mehr Systemlügen verwickelt. sie chend verändert, verleugnet als viele in einem Erwerbsberuf der Staat seinen OrdnungsaufTätige. trag. (Mehr darüber siehe unten zu Dietrich Die in großem Stil vollzogene Vermengung Bonhoeffer.) Als Beispiel sei auf die gesetzliche der Wahrheitsfrage mit Sonderinteressen führt Angleichung homosexueller Verbindungen mit zur Systemlüge. Dazu kann etwa auf die BankenEhe und Familie verwiesen. Ungleiches wird krise verwiesen werden. Heuchelei muss nicht für gleich erklärt. Die Wahrheit wird verdreht. immer bewusst geschehen. Es gibt Makro­ Damit wird die Homosexualisierung der Ge- strukturen, in die Einzelne hinein verwickelt sellschaft vorangetrieben, insbesondere durch werden, ohne die persönliche Chance, ihnen zu staatliche Einflussnahme auf frühzeitige Kinder- entgehen. Nicht jeder einzelne Bankmitarbeierziehung in Kinderkrippen und -horten. ter ist an der Bankenkrise schuld. Im »Dritten Zweitens werden Halbwahrheiten zur gan- Reich« konnten unsere Väter und Großväter zen Wahrheit gemacht. Dies ist eine besonders dem Kriegsdienst nicht entgehen, es sei denn, verbreitete Weise, um Lügen als Wahrheit zu sie ließen sich als Verweigerer erschießen. Je tarnen. Das einseitige Handhaben von Statisti- größer ein politischer Zusammenschluss, desto ken gehört hierher. Es heißt, die Renten seien umfassender und darum gefährlicher wird die sicher. Das stimmt. Fragt sich nur, in welcher Systemlüge (vgl. Euro-Krise). Höhe. Als weiteres Beispiel sei auf die GenderChristen sind in vielfacher Weise in SystemIdeologie verwiesen. Hier wird die Teilwahrheit, lügen eingebunden, weil sie nicht außerhalb dass Geschlechtsunterschiede durch soziale Rol- der Gesellschaft leben. Insbesondere wer in len mitgeprägt sind, zur ganzen Wahrheit und Politik, Wirtschaft oder gesellschaftlichem LeWirklichkeit erklärt. Es wird behauptet, die Un- ben Verantwortung trägt, wird häufig in die terschiede zwischen Mann und Frau seien aus- Schuldzusammenhänge der Systemlügen verschließlich sozialer Art. Darüber hinaus wird die wickelt. Ohne die Hilfe persönlicher Seelsorge, These aufgestellt, dass es mehr als nur die bei- Austausch mit einem sachkundigen gläubigen den Geschlechter männlich und weiblich gibt, Partner, Beichte und Sündenvergebung kann wie viele, ist Ansichtssache (Fachbegriff: »Gen- ein Christ in diesen Schwierigkeiten kaum be8

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Grundsatzermahnung des Apostels Paulus am Beginn der ausführlichsten Ermahnungskapitel im Neuen Testament lautet: »Passt euch nicht dem Schema dieser vergehenden Weltzeit an« (Römer 12,2). Die Christen aller Zeiten sind Kirche und Christen gefragt, wer in erster Linie wen beeinflusst: Staat Die verfasste Kirche mit ihren Strukturen, und Gesellschaft die Kirche oder umgekehrt die Lehren und Handlungen steht immer in der Kirche den Staat und die Gesellschaft? Biblisch Gefahr, sich den gesellschaftliist es eindeutig: Die Anziechen Entwicklungen anzupas- mm Aber die Anpassung hungskraft soll vom Glauben sen, ja sich ihnen auszuliefern. der verfassten Kirche an ausgehen und zur Welt hin Das lässt sich sogar »fromm« verlaufen. Der Glaube soll begründen. Man will »mo- die Entwicklungen in prägen, Licht und Salz sein! dern« und den Menschen ­Gesellschaft und Staat in Dies geschieht nicht durch nahe sein, um sie besser zu Macht und Gewalt, sondern unserem Land, also die erreichen. So begründeten z. durch Bezeugen des EvanB. die »Deutschen Christen« Anpassung in der verkehrgeliums und vorbildliches zur Hitlerzeit ihre Anpassung ten Richtung, ist derzeit Leben. Selbst eine verfolgte an die nationalsozialistische Kirche kann die Gesellschaft Ideologie unter anderem mit offensichtlich und lässt sich entscheidend beeinflussen – volksmissionarischen Absich- Zug um Zug nachweisen. und sei es durch Standhaftigten. Auch das Schlagwort […] Stets folgt die kirchliche keit im Leiden. Bei der Urkir»Kirche im Sozialismus« zu che war dies jedenfalls so! DDR-Zeiten war mehrdeutig. Entwicklung jener in m Aber die Anpassung der Ging es nur um eine Ortsbe- Gesellschaft und Staat m verfassten Kirche an die Entstimmung der Kirche oder um und sucht faule Komprowicklungen in Gesellschaft die Angleichung und inhaltliund Staat in unserem Land, misse, welche der bibliche Nähe zum Sozialismus? also die Anpassung in der verGewiss: Kirche, bzw. Ge- schen Botschaft widerspre- kehrten Richtung, ist derzeit meinde Jesu Christi, und offensichtlich und lässt sich chen. umgebende Kultur in Staat Zug um Zug nachweisen: Ob und Gesellschaft können nie es um die kirchlichen Stelganz voneinander getrennt werden. Das gilt lungnahmen zum Schwangerschaftsabbruch unabhängig von der jeweiligen Staats- und geht, ob um Gender-Mainstreaming, ob um Kirchenverfassung, handele es sich um Staats- Gleichstellung von homosexuellen Lebenspartkirche, Volkskirche, Freikirche oder gar ver- nerschaften mit Ehe und Familie – stets folgt die folgte Untergrundkirche. Dabei sieht das Ver- kirchliche Entwicklung jener in Gesellschaft und hältnis zwischen Kirche und politischer Kultur Staat und sucht faule Kompromisse, welche der im rechtlichen Sinne jeweils anders aus, und die biblischen Botschaft widersprechen. Die Zungegenseitigen Beeinflussungen geschehen auf ge ist gespalten. So heißt es z. B. im EKD-Text verschiedene Weise. Doch stets ist zu bedenken, Nr. 57 »Mit Spannungen leben. Eine Orientiewie Kirche sich selbst versteht, nämlich entwe- rungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche der als Anhängsel an staatliche und gesellschaft- in Deutschland zum Thema ›Homosexualität liche Entwicklungen oder als Salz der Erde und und Kirche‹«, dass es »keine biblischen AussaLicht der Welt (Matthäus 5,13–16). Grundsätz- gen gibt, die Homosexu­alität in eine positive lich ist zu fragen, in welche Hauptrichtung die Beziehung zum Willen Gottes setzen« (S. 21). Beeinflussung geht, von der Kirche zur Welt Zugleich wird andererseits homosexuell orienoder von der Welt zur Kirche. Es sind die sich tierten Menschen »zu einer vom Liebesgebot stets wiederholenden Sündenfälle der Kirchen- her gestalteten und damit ethisch verantwortgeschichte, dass die Kirche sich zum Anhängsel lichen gleichgeschlechtlichen Lebensgemeingesellschaftlicher Entwicklungen und staatlicher schaft« geraten (S. 35). Es handelt sich eindeuGesetze macht. Der Verkündigungsauftrag der tig um nichts anderes als eine Übernahme des Kirche degeneriert dann zur religiösen Interpre- staatlichen Lebenspartnerschaftsgesetzes in die tation der Wirklichkeit, zum Zuckerguss über die christliche Verkündigung und Ethik. Dies gilt bestehenden Verhältnisse. Damit verliert die Kir- vollends im Hinblick auf das ab Januar 2011 che ihre Salzkraft für die Welt. Sie verleugnet in Kraft getretene neue Pfarrdienstgesetz der ihre Verwurzelung in der Christuswahrheit. Die EKD, das für die Ordinierten ein Zusammenstehen. Mit dieser Feststellung werfen wir nun einen Blick auf die besondere Aufgabe von Kirche und Christen.

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Dietrich Bonhoeffer hat in seiner »Ethik« darauf hingewiesen, dass es Ordnungen gibt, die er »göttliche Mandate« nennt. Es sind Arbeit, Ehe, Obrigkeit und Kirche. In seinem Aufsatz »Was heißt, die Wahrheit sagen?« zeigte er, dass Unwahrhaftigkeit und Lüge dort einbrechen, wo diese Mandate nicht mehr verantwortlich wahrgenommen werden. leben im Pfarrhaus mit dem homosexuellen Partner für möglich erklärt, wenn zuvor eine durch staatliche Behörden vollzogene und anerkannte »Lebenspartnerschaft« eingegangen wurde. Schließlich sei auf die vielfach irreführenden Darstellungen des Islam durch kirchliche Instanzen hingewiesen, die auf die biblisch gebotene Unterscheidung zwischen der persönlichen Wertschätzung eines Menschen bei gleichzeitiger Ablehnung seiner falschen Lehren verzichtet. Die antijüdische und antichristliche Polemik des Koran wird verschwiegen. Im Namen missdeuteter Toleranz wird der Christusfeindschaft (Jesus sei nicht am Kreuz gestorben und nicht auferstanden) nicht widersprochen. Somit sind diejenigen kirchlichen Instanzen, die solche Erklärungen abgeben zu Dienerinnen der Lüge geworden. Entgleisungen dieser Art gibt es nicht nur vereinzelt, sondern sie charakterisieren den großen Trend. (Vgl. auch Informationsbrief Nr. 278, S. 17–21.) Dietrich Bonhoeffer hat in seiner »Ethik« darauf hingewiesen, dass es Ordnungen gibt, die er »göttliche Mandate« nennt. Es sind Arbeit, Ehe, Obrigkeit und Kirche. In seinem Aufsatz »Was heißt, die Wahrheit sagen?« zeigte er, dass Unwahrhaftigkeit und Lüge dort einbrechen, wo diese Mandate nicht mehr verantwortlich wahrgenommen werden. Ein Staat, der seinem Ordnungsauftrag nicht mehr nachkommt, sondern sich zum Anhängsel gesellschaftlicher Entwicklungen macht, der zum bloßen »Notar von Mehrheitsmeinungen« wird, verletzt sein Mandat. Entsprechendes gilt erst recht vom Verkün10

digungsauftrag der Kirche. Die Verfehlung wird noch gravierender als die des Staates, wenn sich die Kirche zum Anhängsel staatlicher Entscheidungen und gesellschaftlicher Entwicklungen macht und ihre Verkündigung daran ausrichtet. Zusammenfassend gilt für die Wahrheitsfrage im kirchlichen Zusammenhang: In Sachfragen hat die Kirche keinen höheren Erkenntnisstand als weltliche Fachleute, denn es gibt keine geoffenbarte Gesellschaftsordnung. Sie hat nicht die Aufgabe, sich zu allen möglichen gesellschaftlichen Problemen zu äußern. »Qualifiziertes Schweigen« (Bonhoeffer) und vorbildliches Leben wäre deshalb viel häufiger angebracht als es derzeit geschieht. Nur zu gesellschaftlichen Zusammenhängen, die den Glauben an Jesus Christus offensichtlich hindern, hat die Kirche das Mandat, ihre Stimme zu erheben. Die zentrale Aufgabe der Kirche »ist der Ruf zur Umkehr« und »den Glauben an Jesus Christus zu bezeugen« (Bonhoeffer). Die Kirche »hat« nicht die Wahrheit, sondern sie kann nur »in Jesus Christus« und damit »in« der Wahrheit sein. Allein auf dieser Grundlage ist ein Wort der Wahrheit möglich. Dazu ist freilich auch Sachkenntnis nötig. Doch unverfälscht bleibt Sachkenntnis in ethischen Zusammenhängen nur bei vom Egoismus befreitem guten Willen und reinem Herzen. Wenn Jesus von Heuchelei spricht, so zeigt er die menschliche Selbst- und Fremdtäuschung auf, der jeder Mensch anheimfällt, der sich nicht durch Jesu vergebende Liebe hat umwandeln lassen. Drei zentrale Worte aus dem Johannesevangelium gehören in diesen Zusammenhang. Jesus sagt: »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich« (Johannes 14,6). »Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr in Wahrheit meine Jünger und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen« (Johannes 8,31f.). »Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten ...« (Johannes 16,13). Es ist also der Heilige Geist, der den hörenden und gehorchenden Menschen im Namen Jesu in die ganze Wahrheit leitet. Von der Wahrheit umhüllt, wird der Mensch durch Jesus ins Wesen der Wahrhaftigkeit umgeprägt. Ein solcher Mensch »hat« nicht die Wahrheit, sondern er »ist« in der Wahrheit, er lebt, er existiert in ihr. Dies und nichts anderes hat die Kirche zu bezeugen, zu verkündigen und vorzuleben – indem sie sich selbst immer wieder vom Geist der Wahrheit reinigen lässt. W August 2013

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Jesus Christus –– der Sohn Gottes Warum der Islam dieses christliche Glaubensbekenntnis bestreitet und wir dennoch dabei bleiben Hanns Leiner

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ohammed widerspricht hier entschieden, weil er befürchtet, dass durch den Ausdruck »Sohn Gottes« heidnische Vorstellungen von Gott ins Christentum eingedrungen sind und zudem ein Rückfall in den Polytheismus geschieht. Das trifft nicht zu. Aber es genügt nicht, dem islamischen Einspruch gegenüber einfach die Gottessohnschaft Jesu zu behaupten. Wir müssen vielmehr versuchen, deutlich zu machen, was wir mit dieser Aussage eigentlich meinen und was nicht und begründen, warum sie wohlbegründet und sinnvoll, ja sogar notwendig ist. Es wird zwar schwierig bis un­möglich bleiben, einem Moslem das plausibel zu machen, aber man darf es doch nicht un­ versucht lassen. Es scheint mir auch für unsere eigenen Gemeindeglieder und ihren Glau­ben wichtig zu sein, das zu begründen.

Islamisches Gottesverständnis

Missverständnisse Zunächst müssen wir klarstellen, was wir damit nicht meinen, um vorhandene Missverständnisse aus dem Weg zu räumen: Wir meinen nicht, wie die Muslime anscheinend denken, dass Gott mit einer menschlichen Frau einen Sohn gezeugt habe, wie das verschiedene heidnische Religionen (Ägyp­ ten, Griechenland u. a.) von ihren Göttern erzählen. Abgesehen davon, dass wir es dann bei Jesus nur mit einem Halbgott zu tun hätten, wäre das auch für unser Gottesverständnis ebenso unerträglich wie für das islamische. Dazu sagen wir mit der gleichen Entschiedenheit nein wie die Muslime. Wenn sie nur das ablehnen würden, wären wir uns mit ihnen in dieser Frage einig.

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Wir glauben auch nicht, dass Gott Vater und sein Sohn zwei Götter seien, weil das tatsächlich einen Rückfall in den Polytheismus darstellte. Auch wir bekennen uns zu dem einen Gott, allerdings zu einer solchen göttlichen Einheit, in der Vater und Sohn aufs Innigste miteinander verbunden sind. Dazu gehört auch noch der Heilige Geist. Wir drücken das deshalb aus in dem Wort Trinität, und das heißt eben nicht »Dreiheit«, sondern eigent­ lich »Tri-unitas«, also Drei-Einigkeit oder auch Drei-Faltigkeit. Es handelt sich um den einen Gott, der sich auf verschiedene Weise zeigt und wirkt. Dass wir nicht einfach bei der numerischen Einheit bleiben wie der Islam, hängt mit den verschiedenen Erfahrungen zu­sammen, die wir mit Gott und seiner Offenbarung machen.

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Wer und wie ist Allah? Das kann man eigentlich nicht sagen. Auch die Muslime wissen es im Grunde nicht. Das braucht einen nicht zu wundern. Denn hier bestätigt sich das, was im 1. Johannesbrief geschrieben steht: »Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater« (1.Johannes 2,23). Der Islam aber bestreitet vehement, dass Jesus/Isa der Sohn Gottes ist: Im Koran heißt es: »Es sprechen die Nazarener: ›Der Messias ist Allahs Sohn‹ … Sie führen ähnliche Reden wie die Ungläubigen zuvor. Allah schlag sie tot!« (Sure 9,30; ferner Sure 4,169; 5,77; 6,101; 9,30; 17,111; 19,36; 23,93; 43,64; 72,3) Der Koran setzt dagegen die Aussage: »Der Messias Isa, der Sohn der Maria, ist der Gesandte Allahs … So glaubet an Allah und an seinen Gesandten und sprecht nicht: Drei! Stehet ab davon!« (Sure 4,169f.) Als Gesandter oder Prophet ist Isa nur Allahs Knecht: »Er [Isa] sprach: Siehe, ich bin Allahs Diener« (Sure 19,31). Das heißt, Isa steht Allah nicht wesentlich näher als andere Propheten, er trägt nicht sein We­sen an sich, er offenbart darum Allah nicht, er bringt – wie jeder andere Prophet – nur sein Wort und seinen Willen. Damit gehört er auch 11


Laut Koran steht Jesus/Isa Allah nicht wesentlich näher als andere Propheten, er trägt nicht sein We­sen an sich, er offenbart darum Allah nicht, er bringt – wie jeder andere Prophet – nur sein Wort und seinen Willen. nur zu den Knechten oder Dienern Allahs, mehr nicht. Allah ist also nicht sein Vater (und schon gar nicht unserer). Darum kann man in ihm Allah auch nicht als Vater erkennen. Das wäre viel zu familiär, zu menschlich, zu »ungöttlich«. Es führt darum keine direkte Brücke von Isa zu Allah. Durch Isa kommt der Moslem nicht einen Schritt näher zu Allah. Isa wiederholt nur, was die Propheten vor ihm auch im­mer schon gesagt haben, nämlich was Allah von uns haben will und was nicht. Isa sagt uns über Allah nichts Neues. Der Moslem braucht also Isa nicht unbedingt für sein Ver­hältnis zu Allah. Isa könnte durchaus fehlen für seine Religion. Er bestätigt und wieder­holt nur das allgemein islamische Gebot. Damit widerspricht der Islam grundlegend dem zentralen christlichen Bekenntnis: Er reißt so für uns die entscheidende Brücke zu Gott ein, er widerspricht der christlichen Gewissheit, dass uns in Jesus Christus die einmalige Erkenntnis Gottes als Vater geschenkt ist und ver­baut damit den Zugang zum väterlichen Gott. Darum darf ein Muslim das Vaterunser nicht ernsthaft mitbeten. Die Folgen dieser islamischen Bestreitung Jesu als Sohn Gottes sind einschneidend und verhängnisvoll: Wenn man so wie der Islam die letzte, entscheidende Offenbarung Gottes in Jesus streicht, dann bleibt von der eigentlichen Gotteserkenntnis so gut wie nichts mehr übrig: Nichts als die Ferne, Größe, Macht, Überlegenheit, Unzugänglichkeit, Unsichtbarkeit und also Fremdheit Allahs gegenüber den Menschen. Allah bleibt immer oben, er steigt nicht herab, er tritt nicht aus sich heraus, er gibt sich nicht selbst zu erkennen, er gibt nichts von sich preis, er kümmert sich nicht wirklich um die Menschen, er liebt nicht, seine oft er­wähnte »Barmherzigkeit« hat nichts mit seinem Wesen zu tun, 12

ist nichts als die gönnerhaf­te Laune eines großen Herren, er schließt auch keinen Bund mit einem Volk oder den Menschen, er ist darum zu nichts verpflichtet, er bindet sich nicht an Menschen; kurzum: Er hat kein Herz, und wenn man doch von seinem Herzen sprechen wollte, dann lässt er keinen Menschen einen Blick in sein Herz tun. Es läuft alles darauf hinaus: Allah ist absoluter Herr und Herrscher, und der Mensch sein Knecht oder Sklave (Abd), der sich ihm bedingungslos unterwerfen muss (Islam). Damit rückt Allah – im Vergleich mit dem christlichen Gott – in weite Ferne, er verschließt sein Wesen vor uns, er hat keine persönliche Beziehung zu uns, dafür gilt er als zu groß und wir zu klein. Wir tragen natürlich nach islamischem Verständnis auch nicht »sein Ebenbild« (1.Mose 1,27). Allah zieht sich gleichsam aus seiner Welt zurück in den Himmel und wird wieder ganz zu dem, den Luther den »verborgenen Gott« genannt hat. Dieser ist zwar sehr mächtig und erhaben, aber zugleich auch für uns erschreckend; ihn muss man fürchten und ihn kann man eigentlich auch nicht verstehen und lieben. Das soll man wohl auch nicht, je­denfalls kommt es darauf nicht an. Man soll vor allem ihm gehorchen und sich ihm unterwerfen. Doch selbst wenn man das tut, weiß man immer noch nicht, ob er einen am Ende im Gericht freispricht. Es bleibt eine letzte Ungewissheit, weil er in seiner Überlegenheit zu nichts verpflichtet ist und alles letztlich von seiner freien und souveränen Entscheidung abhängt. Es heißt immer im Islam: »Wenn Allah will ...« Man kann durchaus sagen: In Allah hat sich Gott selbst eigentlich gar nicht offenbart. Mohammed ließ vom biblischen Gott nur diesen fernen Allah in seiner unnahbaren Distanz zum Menschen übrig, während Jesus der Prediger des nahen, menschenfreundlichen Gottes war. Und Jesus verkündigte ihn nicht nur, sondern er verkörperte ihn; in ihm als dem Sohn kam dieser väterliche Gott zu uns und »wohnte unter uns«.

Die Antwort des christlichen ­Glaubens Als Christen glauben wir, dass Gott in Jesus Christus die Sehnsucht der Menschheit nach der endgültigen Selbstoffenbarung Gottes erfüllt hat, in ihm aus sei­ner Verborgenheit herausgetreten ist und sich selbst in der Welt ein für alle Mal offenbart hat: »Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen August 2013

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Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahr- Tod und Leben, kurzum: ganze Menschlichkeit heit« (Johannes 1,14). Jesus Christus ist dieser und ganze Göttlichkeit, »wahrer Mensch und mensch­gewordene Gott. Dieser hat sich uns in wahrer Gott«, wie Luther im Kleinen Katechisseinem Sohn selbst gezeigt und sein Wesen of- mus schreibt. fenbart. In ihm haben sich Gottes Transzendenz Dabei ist beides in ihm so verbunden, dass (Jenseitigkeit) und Imma­ nenz (Diesseitigkeit) man sagen kann: Gerade in seiner selbstlosen miteinander verbunden. Jetzt gilt das, was im Menschlichkeit, in der Fürsorge, dem ErbarJohannesevangelium über ihn steht: »Niemand men und der Liebe zu den anderen, erfahren hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der wir seine Größe und Göttlichkeit. Im Menschen in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkün- Jesus kommt uns Gott ganz nahe, geht uns Gott digt« (Johannes 1,18). erst richtig auf. In seinem ganzen Wesen spüren In Jesus Christus sind Gottheit und Mensch- wir den, der ihn gesandt hat, den er vertritt, der heit in einmaliger Weise miteinander verbunden. in ihm lebt und der uns aus seinem Angesicht Er bringt uns den fernen Gott liebend ansieht. So haben es nahe, weil er ihn kennt und das mm In Jesus Christus sind die selbst bezeugt, die ihn ernicht für sich behält: »Alles ist Gottheit und Menschlebt haben, die ihm begegnen mir übergeben von meinem durften und die ihn glaubend Vater; und niemand kennt den heit in einmaliger Weise erkannt haben: Sie sehen die Sohn, denn nur der Vater, und miteinander verbunden. Herrlichkeit Gottes »in seiniemand kennt den Vater als Er bringt uns den fernen nem Angesicht« (2.Korinther nur der Sohn und wem es der 4,6). Sie erkennen und bekenSohn offenbaren will« (Mat- Gott nahe, weil er ihn nen: »Er ist das Ebenbild des thäus 11,27). Er ist also genau kennt und das nicht für unsichtbaren Gottes« (Kolosder Vermittler zwischen Gott 1,15). »Er ist der Abglanz sich behält. […] Er ist also ser und uns, den wir brau­chen. In seiner Herrlichkeit und das ihm geschieht das Wunder der genau der Vermittler Ebenbild seines Wesens« (HeInkarnation (Verleiblichung) zwischen Gott und uns, bräer 1,3). Er ist auf je­den Fall Gottes, auf das wir unbedingt mehr als alle Großen des Alten ange­wiesen sind, um mit Gott den wir brau­chen. Testaments, auch mehr als alle in Verbindung kommen zu Religionsgründer und -stifter, können und um zu wis­sen, was er mit uns vor- er übertrifft alle Würdenamen und sprengt alle hat. Darum ist die Rede davon, dass Jesus der Kategorien, er ist einzigartig und einmalig. Sohn Gottes ist, nicht nur möglich und erlaubt, In ihm begegnet uns der sonst verborgene sondern für uns notwendig und unerlässlich. Gott, er schlägt die Brücke zwischen ihm und Wenn wir von Jesus als dem Sohn Gottes spre- uns, er verbindet uns mit Gott, er versöhnt uns chen, dann meinen wir damit nicht ein­fach nur mit Gott, er bringt uns Gott nahe und hilft uns seine Göttlichkeit, sondern seine Doppelnatur, dazu, dass wir Gott vertrauen können. In ihm die ungeheure Spannung, die in seinem Wesen berühren sich Himmel und Erde, Gott und lebt: Zur Gottheit kommt bei ihm die Mensch- Mensch in einer einmaligen Weise. Darin beheit hinzu, oder umgekehrt zur Menschheit die steht das Besondere an ihm, dass er die NahtstelGottheit. In seinem irdischen Leben ist seine le ist zwischen Gott und Menschheit, der Weg Göttlichkeit zunächst verborgen und man sieht und Zugang zu Gott, die Erscheinung Gottes in an dem Mann aus Nazareth nur den Menschen. der Welt, die Vermittlung des Getrennten, die Dennoch machten die Menschen, die ihm be- Offenba­rung des Verborge­nen. Er bringt Gott gegneten, an ihm Erfahrungen, die sie staunen uns nahe und hilft uns so dazu, dass wir Gott und bestürzt fra­gen ließen: Woher hat er das? vertrauen können. In ihm berühren sich Gott Woher nimmt er dazu die Vollmacht, Kraft, Lie- und Mensch in einer einmaligen Weise. Ich habe be und das Wissen? Sie ahnten das Mehr, das dafür als einprägsame Kurzformel für mich und in ihm steckte und sagten: »So etwas haben wir meine Schüler den Satz gefunden: »So wie Jesus noch nie gesehen!« (Markus 2,12) ist, so ist Gott.« Denn in Jesus lebt Gott, darum Sie erleben dabei an dem irdischen Jesus darf er sagen: »Ich und der Vater sind eins« (Jobeides: Niedrigkeit und Hoheit, Leiden und hannes 10,30) und »Wer mich sieht, der sieht Herrlichkeit, Schwäche und wunderbare Stärke, den Vater« (Johannes 14,9). Das heißt: Wenn Selbsthingabe und ein unglaubliches Selbstbe- wir wissen wollen, wer und wie Gott wirklich wusstsein, Niederlage und Sieg, menschliche ist, und wie wir mit ihm daran sind, dann sollen Not und Reichtum, Schmerzen und deren wir auf Jesus schauen und hören, dann wissen Überwindung, Kreuzestod und Auferweckung, wir es gewiss. Das ist an ihn gebunden. Da­ Informationsbrief 280

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rum gilt umge­kehrt: Ohne Jesus geht das nicht. »Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht« (1.Johannes 2,23). Jesus ist für uns der nahe gekommene, freundliche, väterliche, hilfreiche, gnädige Gott. Ihm können wir uns anvertrauen, das heißt glauben. Das macht uns froh und gewiss. So versuche ich die sonst – nicht nur für Muslime – vielleicht abstrakt erscheinende ZweiNaturen-Lehre Christi vom Leben und Wirken Jesu her zu verstehen und zu veranschaulichen und sinnvoll zu machen. Hinter der Lehre steht die Glaubenserfahrung derer, die Jesus gesehen und mit ihm gelebt haben. Er ist der Eine, der Gott nicht nur nahe war (wie der Koran von ihm sagt), sondern der völlig mit Gott verbunden und eins ist und der ihn darum kennt wie kein anderer. Das bedeutet natürlich auch, dass wir Jesus nicht in Konkurrenz zu Gott sehen, son­dern als die uns zugewandte Seite Gottes. Er nimmt Gott nichts weg, vielmehr gibt er ihm gerade die Ehre und verherrlicht seinen Vaternamen, indem er ihn uns so zeigt, dass auch wir ihn als Vater erkennen können und ihn als Vater anrufen lernen. Deswegen handelt es sich beim Glauben an Jesus nicht um sündhafte »Beigesellung« (wie der Koran behauptet), sondern um hilfreiche Er­möglichung des Glaubens an Gott überhaupt. Ohne ihn bliebe Gott der Verborgene, Unzu­gängliche, Rätselhafte und Unheimliche für uns. Wir müssten ihn nur fürchten und fliehen, weil wir ihn nicht verstehen, ihm nicht recht dienen, ihn darum nicht ertragen und nicht lieben könnten. Man sieht das ja gerade am Islam deutlich, dessen Verständnis von Allah haupt­sächlich die Züge dieses Fernen, Erhabenen, Unfassbaren, die Menschen letztlich Bedrohenden annimmt. So ginge es uns ohne Jesus auch. Ein Theolo­ge unserer Tage hat das einmal so ausgedrückt: »Ohne Jesus wäre ich Atheist.« Das kann ich gut verstehen, weil Gott ohne Jesus für uns nur fern oder unerträglich wäre. Martin Luther hat das noch drastischer gesagt: »Außer Christus Gott zu suchen – das wäre der Teufel.« Das heißt, dann wäre Gott so schrecklich für uns wie der Teufel. Erst Christus nimmt uns die Furcht vor Gott, ermöglicht uns den heilvollen Zugang zu Gott, gewinnt durch seine Liebe, die aus Gottes Liebe stammt, unser Herz und entzündet so in unseren Herzen Ge­ genliebe zu Gott: »Denn darin besteht die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt ha­ben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden. […] Gott ist die Liebe. […] Lasset uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt« (1.Johannes 4,10.16.19). 14

Durch Jesus ist die Gottesfrage und die Gottesnot ein für alle Mal zu unserem Heil beant­ wortet und gelöst. Darum ist er für die Gottesbegegnung aller Menschen unentbehrlich.

Fazit Es hat sich damit bestätigt: Wer Jesus als den Sohn Gottes nicht anerkennt, der kann auch Gott nicht zum Vater haben. Darin besteht der Grunddissens zwischen dem Islam und uns Christen. Dieser Gegensatz kam übrigens dadurch zustande, dass Mohammed der Gottesgewissheit widersprach, die uns in Je­sus Christus gegeben wird, und dadurch den uns im Sohn nahegekom­menen Gott wieder zu einem fernen Gott werden ließ, uns den Zugang zu Gott also ver­ schließen wollte. Mohammed veränderte, verkehrte, verdunkelte und verfälschte das biblische Zeugnis von dem barmherzigen Vater: Denn er widersprach WW dem christlichen Zeugnis von dem nahen, menschenfreundlichen Gott, WW der väterlichen Liebe Gottes zu uns als seinen Kindern, WW besonders dem göttlichen Erbarmen gegenüber den Sündern, WW der Selbstoffenbarung Gottes in seinem Sohn Jesus Christus, WW der Selbsterniedrigung Gottes in Jesus Christus, besonders im Kreuzestod WW und dem liebenden Vertrauen des Christen auf die Gnade Gottes in Christus. Damit widerspricht der Islam allen wesentlichen Aussagen des christlichen Gottesglau­bens und wird so zu einer antichristlichen Religion. Als solche hat er sich auch im Laufe seiner Geschichte bis zum heutigen Tag immer wieder gezeigt. Wir müssen diesen Widerspruch des Islam zurückweisen. Wir tun das im Vertrauen auf das Zeugnis des Neuen Testamentes über das Leben und Wirken Jesu Christi, das so viel lebendiger, tiefer und überzeugender ist als das blasse Bild von Isa im Koran. Wir sind froh und dankbar, dass uns Gott in seinem Sohn sein Herz aufgetan hat und uns sich in ihm als Vater erzeigt hat. Durch ihn sind wir mit Gott als unserem himmlischen Vater verbunden und versöhnt. Mit dem Apostel Paulus bekennen und bezeugen wir deshalb allen Menschen, auch den Muslimen: »Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Krea­tur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus W Jesus ist, unserem Herrn« (Römer 8,38f.). August 2013

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Last und Segen der Krankheit K a rl - H e rm a n n K a n d l e r

»Hauptsache Gesundheit. Das ist das Wichtigste.« So wird landauf, landab einem zum Geburtstag gratuliert, selbst von bewussten Christen. Immer wieder habe ich darauf geantwortet, am wichtigsten sei Gottes Segen über meinem Leben. Wir leben in einer Zeit, in der es geradezu einen Gesundheitswahn gibt. Auf die »gesunde Küche« wird ein großes Augenmerk gelegt. Seminare dazu werden angeboten, die Reklame für Bio-Kost boomt. Ich kann wohl manches für meine Gesundheit tun, aber doch nicht alles! Gesundheit ist ein hohes Gut. Wer gesund ist, darf, nein soll sich darüber freuen und Gott dankbar sein. Aber ist Krankheit nur als eine

Karl-Hermann Kandler Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 Informationsbrief 280

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Last zu begreifen? Gehört nur die Gesundheit zu Gottes guter Schöpfung? Sind Krankheit (und Behinderung) nur als Mangel, als ein Fehler zu begreifen? »Wie kann Gott das zulassen?« Wie oft wird von Kranken diese Frage gestellt? Die Frage, ob eine Krankheit oder eine Behinderung einen Segen darstellen kann, wird von den meisten Zeitgenossen mit einem ungläubigen, ja entsetzten Kopfschütteln beantwortet. Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation ist Gesundheit »der Zustand völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen«. Für wen trifft das zu? Wer ist eigentlich noch gesund? Der Theologe und Mediziner Dietrich Rössler hat das anders gesagt: »Gesundheit ist nicht Abwesenheit von Störungen, Gesundheit ist die Kraft, mit ihnen zu leben.« Er bestimmt damit Gesundheit nicht objektiv als einen Idealzustand, sondern ihm geht es in seiner Begriffsbestimmung um die Fähigkeit, selbständig sein Leben zu führen. »Selbstbestimmtes Leben« ist heute ein Schlagwort geworden, trotzdem ist es nicht falsch. Statt zu jammern geht es darum, wie ich mit Störungen in meinem Leben fertig werde. 15


Ich muss erst einmal etwas persönlich werden. 1990 musste ich mich als 53-Jähriger nach jahrelangen Stimmproblemen einer Kehlkopf­ totaloperation unterziehen. Für einen Theologen, für einen Gemeindepfarrer doch eine Katastrophe. Was soll ich jetzt tun? Die erste Frage, die mir meine Kirchenleitung nach der Operation stellte, war die, ob ich bereit wäre, mich pensionieren zu lassen. Mein Arzt war strikt dagegen, ich auch. Wenn es auch noch mehrere Jahre dauerte, ich bekam eine mich erfüllende Aufgabe, sogar als außerordentlicher Professor konnte ich noch Lehrveranstaltungen durchführen. Wer hätte das gedacht?! Viele Jahre später musste ich mich erneut einer lebensbedrohlichen Operation unterziehen. Die Ärzte sprachen von »hohem Risiko«. Die Operation gelang ohne weitere Probleme. Ich schreibe das, um anzudeuten, dass ich hier nicht wie ein Blinder von der Farbe schreibe. Als ich vor über vier Jahren in der Intensivstation lag, fielen mir ausschließlich Bibelworte und Liedverse ein, immer wieder aufs Neue. Welch ein Trost waren sie mir in diesen Tagen! Welch eine geistliche Erfahrung! Krankheit und Behinderung sind eine Last – ohne Frage. Keiner wird oder soll sie sich gar wünschen. Aber sie gehören zu Gottes Schöpfung. Auch sie kommen aus Gottes Hand. Gott sprach zu Mose: »Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? Oder wer hat den Stummen oder Tauben oder Sehenden oder Blinden gemacht? Habe ich’s nicht getan, der Herr?« (2.Mose 4,11) Bei Amos heißt es: »Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht tut?« (Amos 3,6) Es gilt zu begreifen, dass auch Krankheit und Leid in Gottes Plan gehören. Oft begreifen wir das zunächst nicht. Wir murren, wir begehren dagegen auf: »Wie kann Gott das zulassen?« Oder: »Warum gerade ich?« Ich kann nur von mir bekennen, dass ich nach Jahren erkennen konnte, dass Gott es gut mit mir gemeint hat, dass manches mir möglich wurde, woran zunächst überhaupt nicht zu denken war. »Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut« (1.Mose 1,31). Welcher Segen, wenn einer in diesen Satz einstimmen kann. Der den Menschen als sein Ebenbild schuf, der stößt ihn nicht von sich. Krankheit und Behinderung sind kein Defizit seines Menschseins, sondern ein Teil desselben. Und jeder Mensch, ob »gesund« oder krank, ist angewiesen auf Gottes Barmherzigkeit, auf seine Erlösung. Das jetzige Leben ist nicht die Vollendung der Schöpfung. Wir erwarten die neue Schöpfung (2.Korinther 5,17). Dann wird das Alte, eben auch Krankheit, Behinderung und alles Leid, ein Ende ha16

ben, dann, nicht vorher. Dann wird »Gott abwischen alle Tränen«, dann wird der Tod nicht mehr sein, keine Krankheit, kein Leid. Dann, nicht heute, dann, wenn das Erste vergangen sein wird (Offenbarung 21,4). Darauf hoffen wir, dem gehen wir entgegen. Die Last einer Krankheit oder einer Behinderung kann zum Segen werden. Wenn ein Kranker mir in der Seelsorge die Frage nach dem Warum stellte, riet ich: Fragen Sie nicht nach dem Warum, sondern nach dem Wozu. Welcher Segen kann von Kranken ausgehen, wenn sie Fürbitte leisten, wenn sie Zeugnis von Gottes Führung auch in ihren Krankheitstagen ablegen! Der Mensch ist zum Partner Gottes bestimmt, nicht zur Erfüllung von erdachtem Glück, nicht zum Genuss. Sondern dazu, dass er als Gottes Partner den ihm erteilten Auftrag erfüllt. Der sieht bei jedem Menschen anders aus. Nach diesem Auftrag muss sich jeder selbst fragen. Das Leiden kann, ja soll letzten Endes zu Gott, ja zum Lobe Gottes führen. Ein Beispiel dafür ist die Gestalt des Hiob im Alten Testament. Er konnte sogar angesichts all dessen, was er verloren hatte, sagen: »Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt« (Hiob 1,21). Am Ende heißt es: »Der Herr wandte das Geschick Hiobs, als er für seine Freunde Fürbitte tat« (Hiob 42,10). Die alte Schöpfung kennt Krankheit, Leid, Tod. Die neue Schöpfung nicht. Sie ist wohl in Jesus Christus, in seinem Tod und seiner Auferstehung angebrochen, aber heute noch verborgen. Heute stöhnen wir noch unter den Lasten dieser ersten Schöpfung. Aber diese auferlegten Lasten werden leichter, wenn sie unser Herr mitträgt. Das will er. Das hat er uns zugesagt (Matthäus 11,28). Erfülltes Leben besteht nicht nur im »Freisein von Krankheit und Gebrechen«, nicht nur im »Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens«! Auch da gilt – abgewandelt –, was Jesus im Gleichnis vom reichen Kornbauern sagt: »Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?« (Lukas 12,20) Das Wohlbefinden besteht letzten Endes nicht im Freisein von Krankheit und Gebrechen, sondern im Reich­sein bei Gott. Wir sind nicht nur zum Glück auf Erden bestimmt (was immer das auch sein mag), sondern zum Leben im Reich Gottes. Und das beginnt hier, wo ich um die Vorläufigkeit meines Lebens und um die Notwendigkeit meiner Erlösung weiß und im Glauben an Gottes Zusage glaube. Dann müssen mir Krankheit, Behinderung und irgendwelches Leid nicht nur eine Last sein, sie können mir – und anderen! – zum Segen werden. W August 2013

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Leben auf Hoffnung K a rl D i e n s t Bibelworte als Hoffnungssignale Bibelsprüche haben mich bisher auch als Hoffnungssignale begleitet: der Taufspruch, der Konfirmationsspruch, der Trauspruch. Meine Mutter hat solche Sprüche für ihr nahestehende Menschen in ihre Traubibel eingetragen. Also: Bibelworte als Lebensbegleitung auch für ein Leben auf Hoffnung! Rituell verfestigt entspricht das gewohnter volkskirchlicher Praxis. Trägt sie aber noch angesichts moderner Meinungsreligion, bei der sich jeder seine »Religion« nach eigenem Geschmack zusammenbastelt? Statt »der Hoffnung« nur »Hoffnungen«? Auf der anderen Seite lebt niemand ohne Hoffnung! Die Hoffnung als ein »Existenzial« (Grundbestimmung) des menschlichen Lebens – »Die Hoffnung stirbt zuletzt«: Ob gelehrte Lebensphilosophie oder Umgangssprache: Ohne Hoffnung lebt es sich nicht!

Hoffnung am Ende der Zeit Nun schreibt Paulus (1.Korinther 15,19) im Blick auf ein Leben auf Hoffnung: »Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendsten unter allen Menschen.« Hoffnung im biblischen Sinn hat für ihn also einen viel weiteren Horizont als in unserer Alltagssprache. »Hoffnung«, Auferstehung Jesu Christi und »Auferstehung der Toten« gehören für ihn untrennbar zusammen. Zur Zeit der frühen Christen war ein solches Reden von Hoffnung vor allem aufgrund des »apokalyptischen« (endzeitlichen) Umfelds »plausibel«: In Jesus Christus ist die Endzeit schon angebrochen. Und zu ihr gehörte auch die Auferstehung der Toten! Da­ rum konnte die christliche Gemeinde seit Ostern verkündigen, dass mit Jesu Auferstehung

Karl Dienst Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 Informationsbrief 280

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auch die Überwindung des Todes überhaupt verbunden ist. Die Logik der Argumentation des Paulus in 1.Korinther 15,12–28 lautet: Weil es eine allgemeine Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten gibt, mit Jesus Christus aber diese Endzeit schon angebrochen ist, deshalb ist die Auferweckung Jesu als Vorwegnahme, ja »Vorwegereignung« der Endzeit ein religiös sinnvoller Ausdruck für Gottes Handeln, für die besondere Beziehung zwischen Gott Vater und Sohn. Daraus wiederum kann gefolgert werden, dass aufgrund der Auferweckung Jesu Christi die Menschen mit ihm in einem neuen Lebenszusammenhang stehen, der auf die Auferstehung am Ende der Zeit zielt. Es geht um einen gewaltigen Hoffnungstext!

Apokalyptik als politisches Machtmittel Die religiöse Sprache, ihre begleitenden Vorstellungsbilder und die rituellen Darstellungsformen bleiben eingebettet in die Auffassungsmöglichkeiten der jeweiligen Zeit. Auch das 21. Jahrhundert kennt apokalyptische Schrecken; auch manche Umwelthysterie lebt von diesem Hintergrund. Aber das heißt noch lange nicht, dass heute das Drama der Endzeit erwartet würde wie in der jüdischen Apokalyptik des Judentums oder des frühen Christentums. Greenpeace, Attac, Umweltforschung usw. haben da auch sehr eigennützige Ziele: Die »Endzeit« soll – dank Reformhaus und CO2-Verminderung – gerade nicht anbrechen! Aber nicht nur »Religion« bleibt auf Bilder, Geschichten und Symbole angewiesen. Auch der »weltlichste« Zeitgenosse kommt ohne sie nicht aus, mögen sie heute auch noch so sehr »verpackt« und versteckt sein! Dies zeigen nicht nur die Todesanzeigen, die Nachrufe auf den Friedhöfen und die Reden von Politikern und »Wissenschaftlern« im Blick auf die »Erderwärmung« usw. »Es predigt« gewaltig um uns herum! »Die Rolle der Prediger und Seher haben heute aber weitgehend die Massenmedien übernommen, die uns im Halbstunden-Rhythmus über Kata­strophen informieren … Katastrophenbilder sind zum Dauerzustand geworden, die (einerseits) die Lust des Menschen auf Untergänge stillen«, andererseits aber auch »politische Projekte« im 17


»Der postmoderne Mensch denkt sich seinen Tod und seine postmortale Existenz neu. Damit einher gehen eine Abkehr vom Friedhof als herkömmlichem Ort des Leichnams und der letzten Ruhestätte, aber auch eine (partielle) Abkehr vom (christlichen) Wiederauferstehungsglauben«, der für christliche Hoffnung fundamental ist. Sinne politischer Druckmittel sind: »Weltuntergangsdrohungen sind auch Mittel zur Macht« (Franz M. Wuketits, in: APuZ 51–52/2012). Das Erfolgsrezept der Medienwelt liegt in der Steigerung von Emotionen und Erregungen, womit ein Höchstmaß an Spannungen erzeugt wird, an dem sich zunehmend auch Politiker orientieren.

»Grüner« sterben? In einer Großen Anfrage in der Bremer Bürgerschaft verlangte im März 2012 die mit der SPD dort regierende Fraktion von »Bündnis 90/Die Grünen« vom Senat (Landesregierung) Auskunft über die Praxis der Erd- und Feuerbestattungen. Beide Formen belasteten die Umwelt: Erdbestattungen etwa durch höheren Flächenverbrauch, Medikamentenrückstände bei der Verwesung und die Bildung von »Wachsleichen«. Problematisch bei der Feuerbestattung sei etwa, dass es in der Abgasverordnung keine Grenzwerte für Quecksilber gebe. Weiter heißt es in der Anfrage: »Wie bewertet der Senat andere umweltfreundlichere Alternativen zur Einäscherung, wie z. B. die Promession (Gefriertrocknung mit anschließender Kompostierung) oder die alkalische Hydrolyse (Laugenzerset18

zung)?« Zur Begründung wird gesagt: Immer mehr Menschen würden sich Gedanken um ihren »postmortalen ökologischen Fußabdruck« machen: »Schließlich wird man am Ende in der Umwelt begraben.« Und dies sei eine erhebliche Belastung, denn »bei der Verwesung können Medikamentenrückstände und Schwermetalle ins Grundwasser gelangen«. Inzwischen hat sich ein »Bestattungspluralismus« ausgebildet, stehen doch weit mehr als 20 Formen der Bestattung zur Wahl. Dominik Groß (APuZ 20–21/2011) sieht in dieser Bestattungsvielfalt »nicht allein Kennzeichen einer individualisierten Gesellschaft, sondern zugleich [einen] Ausdruck des Bestrebens, den persönlichen Handlungsspielraum über den eigenen Tod hinaus auszudehnen. Dabei dient der eigene Leichnam gewissermaßen als Mittel zum Zweck.« Jeder zweite Deutsche trete inzwischen mit dieser Entritualisierung des Umgangs mit den Toten aus der traditionellen Erinnerungskultur heraus, worin sich »die gesellschaftlichen Trends zur Säkularisierung, Liberalisierung, Individualisierung, Pluralisierung, Privatisierung und Technisierung« widerspiegeln, was auch den »traditionell engen gedanklichen Zusammenhang zwischen der (kirchlicherseits favorisierten) Erdbestattung und dem WiederauferstehungsAugust 2013

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glauben« schwäche. Der Bestattungspluralismus zu machen, dass Glaube und Wissen auf einen sei aber auch »Ausdruck des individuellen Ver- gemeinsamen Bezugsrahmen angewiesen sind. suchs, den persönlichen Tod durch einen spe- »Realität« ist umfassender als empirische »Wirkzifischen Zugriff auf die Leiche zu relativieren« lichkeit« oder ein bloßes Vermuten! Anders gemit dem Ziel, »den Tod durch den spezifischen sagt: »Wissen« im Vollsinn des Wortes ist mehr, Einsatz der eigenen Leiche gefügig zu machen«, als man wiegen, messen und betasten kann. Und z. B. durch Diamantisierung als Ausdruck einer »Glaube« ist nicht einfach das Fürwahrhalten neuen Sehnsucht nach dauerhafter materieller von irgendwelchem »Hokuspokus«. Hier gilt: »Offenbarung ist kein besondeRepräsentanz, durch Plastinarer Wahrnehmungs- oder Wistion (Der Präparator als »Un- mm Es gilt, die Zeitgenossensvorrang, aufgrund dessen sterblichkeitsmakler« nach dem sen darauf aufmerksam theologische oder religiöse ErMotto von Gunther von Hakenntnisleistungen vor anderen gens: »Willst du wirklich ewig zu machen, dass Glaube ausgezeichnet wären, sondern leben, musst du deinen Körper und Wissen auf einen Offenbarung signalisiert eine geben«) und durch Kryoni- gemeinsamen Bezugsbestimmte Aneignungs- und sierung (Kältekonservierung). Erschließungsweise«: als GeDer Tote wird so zum »Weiter- rahmen angewiesen wissheit des Wissens, als unbeLebenden« umdefiniert: »Der sind. »Realität« ist umGewissheit (so Hermann postmoderne Mensch denkt fassender als empirische dingte Deuser, Kleine Einführung in sich seinen Tod und seine postdie Systematische Theologie, mortale Existenz neu. Damit »Wirklichkeit« oder ein einher gehen eine Abkehr vom bloßes Vermuten! Anders Stuttgart 1999, S. 38f.). Friedhof als herkömmlichem Ort des Leichnams und der gesagt: »Wissen« im Voll- Leben auf Hoffnung: letzten Ruhestätte, aber auch sinn des Wortes ist mehr, Einige Übersetzungen eine (partielle) Abkehr vom als man wiegen, messen Auch wenn das Kunstwort (christlichen) Wiederauferste»Apokalyptik« nicht der anhungsglauben«, der für christli- und betasten kann. Und tiken Ausdrucksweise entche Hoffnung fundamental ist. »Glaube« ist nicht einstammt, sondern erstmals bei »An dessen Stelle treten neue fach das Fürwahrhalten dem evangelischen Theologen säkulare Deutungsmuster des Todes, aber auch Versuche ei- von irgendwelchem »Ho- Gottfried Christian Friedrich Lücke (1791–1855) in seinem ner Relativierung desselben« kuspokus«. Kommentar der Johannesofdurch neue Hoffnungen. »Der Umgang mit der eigenen Leiche folgt vielfach fenbarung auftaucht: Das damit Gemeinte hat einer individuellen Programmatik mit dem Ziel, die Geschichte bis heute wesentlich mitgeprägt, sich durch die Wahl einer speziellen Bestat- wobei neben der Hineinnahme des Weltendes tungsform selbst zu inszenieren und den eige- in eine umfassende Hoffnungsbotschaft (vgl. nen Lebensverlauf durch die Wahl der Bestat- Paulus) auch negative Konzepte einer rein diestung zu ›spiegeln‹. Die eigene Leiche dient hier seitig gedachten Welt stehen, die unaufhaltsam als Mittel, um einen Zustand der materiellen ihrem Ende zuläuft, ohne dass den katastrophaFortexistenz als ›Überleben‹ zu ›inszenieren‹.« len Schrecken der Endzeit eine Heilszeit folgt. Die Verwandlung der Welt an ihrem Ende wird Also: »Hoffnung« ohne Transzendenz! also in unterschiedlicher Weise beschrieben; sie darf nicht einfach auf das Endgericht fixiert werGlaube gegen Wissen? den. Im Gegenteil: Zur »Apokalyptik« im Sinne War das Reden von »Auferstehung« zur Zeit christlicher Botschaft gehört gerade auch dies: der frühen Christen vor allem aufgrund des »Die Kraft dieser intensiven ›Hoffnungsbilder‹ apokalyptischen Kontextes »plausibel«, so ist gegen den Tod, gegen das Leiden und Elend dies für heutige Zeitgenossen nicht mehr vor- dieser Welt liegt in ihrem Impuls: Widerstand auszusetzen. Sie setzen »Wissen« gegen »Glau- gegen das Faktum der Negativität zu aktivieren« ben«. »Wissen« ist (vereinfacht) das Messbare (Hermann Deuser). Vielleicht etwas weniger reund Wiegbare, »Glaube« das nur Vermutete, ligionsphilosophisch formuliert: Das »TodesleUngewisse. Eine Rede über Jesu Auferstehung ben« wird durch das »Lebensleben« überwunund damit christlich verstandene »Hoffnung« den. Jesu und der Urgemeinde Verkündigung setzt aber die Rede von Gott voraus! Darum konnten an die reiche apokalyptische Vorstelgilt es, die Zeitgenossen darauf aufmerksam lungswelt ihrer Zeit anknüpfen. Sie war für ihre Informationsbrief 280

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Zeitgenossen Realität. Kreuz und Auferstehung Jesu repräsentieren Gott; sie sind aber zugleich auch Inbegriff der welthaften und weltumstürzenden Bilder, Geschichten und Symbole des Reiches Gottes. Sie bedeuten schon jetzt Teilnahme an der Wende der Welt! »Leben auf Hoffnung«: Nicht nur »Religion« bleibt hier auf Bilder, Geschichten und Symbole angewiesen. Auch der »weltlichste« Zeitgenosse

Denken zusammen: Das Leben umgreift den Tod. Das lässt sich durch Bilder sagen, durch Erfah­rungen von einem Neuwerden, von einem Getröstet- und Getra­ gen­ sein von außerhalb unserer selbst her, von einem ins Offene hineinstehenden Leben, das im Sichtba­ren und Begreifbaren gerade nicht aufgeht. Die Botschaft von der Auferstehung braucht eine Sprache, die mehr ist als die Sprache der Zeitung oder des

mm Die neutestamentlichen Berichte von Jesu Auferstehung sind von ungeheuerlichen und eindrücklichen Bildern gestaltet: Leeres Grab, Wegwälzen des Steins, Engel, Erdbeben, Schrecken, Zittern, Entsetzen usw. Niemals wird hier auf zweifelsfreie Fakten abgezielt, die wir heute zum Beispiel mit Digitalfotos und Genanalyse bestätigen würden. Eines ist wichtig: m In Jesus Christus hat Gott gehandelt. Auferstehung ist eine Gottes-Wirklichkeit für Menschen, auch m wenn diese es noch nicht verstehen!

kommt ohne sie nicht aus! Als Christen hoffen wir gerade unter Berufung auf Jesu Christi Auferstehung auch über den Tod hinaus! Allerdings bleibt diese neue Wirklich­keit Jesu für uns heute noch unbegreiflich, nur in Bildern, in Gleichnissen ausdrückbar. Die neutestamentlichen Berichte von Jesu Auferstehung sind von ungeheuerlichen und eindrücklichen Bildern gestaltet: Leeres Grab, Wegwälzen des Steins, Engel, Erdbeben, Schrecken, Zittern, Entsetzen usw. Niemals wird hier auf zweifelsfreie Fakten abgezielt, die wir heute zum Beispiel mit Digitalfotos und Genanalyse bestätigen würden. Eines ist wichtig: In Jesus Christus hat Gott gehandelt. Auferstehung ist eine Gottes-Wirklichkeit für Menschen, auch wenn diese es noch nicht verstehen! Und diese Spannung zwischen Todesleben und Lebensleben, in der wir leben, macht es, dass wir allein durch die Kraft von Bildern das ausdrücken können, was sich sonst nicht einfangen lässt. Aus unserer Perspektive der Todeswelt und des Todeslebens können wir die neue Lebenswelt und das Lebensleben eben nicht »wissen«. Aber beide gehören für biblisches 20

Fernsehens. Sie braucht eine Sprache, die auch offen ist für Geheimnisvolles, für noch Ausstehendes, Zukünftiges. Sie braucht eine Sprache, die auch Symbol, Licht, Ton, Farbe, Gebärde ist, eine Sprache für Fest und Feier, eine Sprache, in der Hoffnung sich ausdrückt. Im Osterlob unserer orthodoxen Mitchristen heißt es: »Ostern, Rettung aus Leid, denn Christus trat heute aus dem Grabe hervor wie aus einem Festsaal. Nun ist alles mit Licht erfüllt – Himmel, Erde und Totenreich. Es feiere die ganze Schöpfung die Auferstehung Christi, in dem sie begründet ist. Ge­ stern bin ich zu­ sammen mit dir, Jesus Christus, begraben worden, heute werde ich mit dir, der du auferstanden bist, auferweckt. Gestern wurde ich zu­sammen mit dir gekreuzigt. Du selbst, Erlöser, verherrliche mich in deinem Reich!« Es geht um ein Gebet, das sich an den auferstandenen Christus und nicht an uns selbst wendet! Orthodoxe Frömmigkeit ist weithin die Feier der Weltverwandlung im und durch den Gottesdienst. Ostern wird zuerst gefeiert, dann erst bedacht! Auch das ist Leben auf Hoffnung! W August 2013

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Familie mit mehr Partnerschaft Mit der EKD-Orientierungshilfe bahnt sich ein Paradigmenwechsel an K a t hr i n J ü t t e »Zwischen Autonomie und Angewiesenheit« heißt die neue Orientierungshilfe der EKD, die sich mit den vielfältigen Formen des familiären Zusammenlebens auseinandersetzt. Kathrin Jütte stellt die EKD-Schrift vor. Es ist ein ambitioniertes Projekt, im 21. Jahrhundert über die Lebensform Familie zu schreiben. Deshalb wundert es nicht, dass die Evangelische Kirche in Deutschland ihre neue Orientierungshilfe »Zwischen Autonomie und Angewiesenheit« überschrieben hat. Und diesen Spagat gilt es mit Inhalt zu füllen. Erklärtes Ziel des Textes ist es, eine »evangelische Verständigung über Ehe, Familie und Partnerschaft im beginnenden 21. Jahrhundert anzuregen«. Zusammengefasst: »Wo Menschen auf Dauer und im Zusammenhang der Generationen Ver-

Kathrin Jütte arbeitet als Redakteurin bei der Montaszeitschrift »Zeitzeichen« in Berlin Informationsbrief 280

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antwortung für einander übernehmen, sollten sie Unterstützung in Kirche, Gesellschaft und Staat erfahren. Dabei darf die Form, in der Familie und Partnerschaft gelebt werden, nicht ausschlaggebend sein«, heißt es in dem Papier. Und weiter: »Protestantische Theologie unterstützt das Leitbild Familie, die in verlässlicher und verbindlicher Partnerschaft verantwortlich gelebt wird.« Dreieinhalb Jahre haben die Kommissionsmitglieder unter Geschäftsführung von EKD-Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx diskutiert und um Formulierungen gerungen, bevor die vorliegenden 160 Seiten vom Rat der EKD verabschiedet werden konnten. Doch zunächst wirft die Ad-hoc-Kommission unter Vorsitz von Bundesministerin a. D. Christine Bergmann einen Blick zurück: »Der Begriff von Familie, der die verschiedenen Lebensformen umfasste, hat sich überhaupt erst im 18. Jahrhundert herausgebildet«, erfährt der Leser. Die »Überhöhung der Ehe als ›objektiv sittliche Ordnung‹ hat eine Geschlechterordnung legitimiert, in der dem Mann als ›Haupt der Gemeinschaft‹ alle Entscheidungsbefugnis, alle Verfügung über das eheliche Eigentum und die Pflicht zum Unterhalt oblag«, kritisieren die EKD-Experten, während »die Frau zur Einhal21


tung der ›ehelichen Pflichten‹, zu Unterordnung und Gehorsam und gemäß einer traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung zur persönlichen Dienstleistung jeder Art in der Familie verpflichtet war.« »Autonomie und Abhängigkeit waren höchst ungleich verteilt«, fasst die Kommission zusammen. Eine Tour d’Horizon zur Geschichte der Gleichberechtigung von Mann und Frau schließt sich an. Die geht untrennbar einher mit dem Wandel der Familienformen. Dabei berücksichtigen die Kommissionsmitglieder die Unterschiede in Ost und West auch vor der Wiedervereinigung Deutschlands: »Statt auf die bürgerliche Familie für alle setzte die DDR auf Gleichberechtigung durch Erwerbstätigkeit«, heißt es.

Überhöhung der Ehe Ausführlich geht die EKD-Schrift auf die verfassungsrechtlichen Vorgaben und Leitbilder im Familienrecht ein. Deutlich wird: »Ehe und Lebenspartnerschaft sind auf Dauer angelegt, rechtlich verbindliche Lebensbeziehungen und begründen eine gegenseitige Unterhalts- und Einstandspflicht.« Ferner darf die »sexuelle Ausrichtung« nicht Grund für eine ungleiche Behandlung sein. Das heißt im Klartext: Lebenspartner dürfen wegen ihrer sexuellen Orientierung gegenüber Ehepartnern nicht diskriminiert werden. Oder: Die Lebenspartnerschaft von Homosexuellen muss der Ehe gleichgestellt werden. Hierbei, so steht es in der Orientierungshilfe, orientierte sich das Bundesverfassungsgericht für den Schutzbereich des Artikels 6 des Grundgesetzes inzwischen an einem erweiterten Familienbegriff, nämlich an den tatsächlich gelebten Formen von Familie. Geschützt seien alle Formen gelebter Eltern-KindBeziehungen. Was folgt daraus? »Ehe und biologische Abstammung sind damit nicht mehr konstitutive Merkmale von ›Familie‹ im Sinne des Grundgesetzes«, so die Ad-hoc-Kommission. Als Wegmarke benennen sie die Reform des Kindschaftsrechts von 1998, bei der der Eltern-KindBeziehung ein Vorrang vor der Paarbeziehung eingeräumt wurde. Und auch die Familienrechtsreform vom 1. Januar 2008 habe mit ihrer Neuregelung im Unterhaltsrecht die Bedeutung der Ehe für die Verantwortungsgemeinschaft Familie rechtspolitisch weiter geschwächt. Eigenverantwortung und eigenständige Existenzsicherung stünden von nun an im Mittelpunkt. Erwerbsarbeit sei zum Rollenmodell und zur gesellschaftlichen Verpflichtung für beide Partner geworden. 22

Bei der theologischen Orientierung räumt die Kommission ein, dass in der Vergangenheit übersehen wurde, wie die Bibel im Alten und Neuen Testament das familiale Zusammenleben in einer großen Vielfalt beschreibe. Wer die biblischen Erzählungen lese, entdecke große Familien- und Lebensgeschichten. Sie zeugten aber auch von kulturellen Traditionen, gesellschaftlichen Zwängen und einem überholten Rollenverständnis. Die Kommissionsmitglieder unterstreichen: »Ein Verständnis der bürgerlichen Ehe als ›göttliche Stiftung‹ und der vorfindlichen Geschlechterhierarchie als Schöpfungsordnung entspricht weder der Breite biblischer Tradition noch dem befreienden Handeln Jesu, wie es die Evangelien zeigen.« Gerade im Neuen Testament werde deutlich, dass das Miteinander in Ehe und Familie wichtig sei, aber nicht die einzig mögliche Lebensform darstelle. Schließlich gebühre der Zugehörigkeit zur Familie Gottes und der Nachfolge Jesu im Neuen Testament letztlich der Vorrang. Doch wie steht es um die Segnung homosexueller Paare? Durch das biblische Zeugnis klinge als »Grundton« vor allem der Ruf nach einem verlässlichen, liebevollen und verantwortlichen Miteinander, nach einer Treue, die der Treue Gottes entspreche. Somit »sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften … auch in theologischer Sicht als gleichwertig anzuerkennen«. Es zähle zu den Stärken des evangelischen Menschenbildes, dass es Menschen nicht auf biologische Merkmale reduziere. Die Kommissionsmitglieder fordern, die partnerschaftliche Familie zum Leitbild zu erheben und Chancengleichheit und Fairness innerhalb der Familie einen entscheidenden Wert beizumessen. Aus kirchlicher Sicht sei es erforderlich, das fürsorgliche Miteinander von Familien zu stärken – das gelte im Blick auf Zeit für Erziehung und Pflege genauso wie im Blick auf sozialpolitische und steuerliche Aspekte der Familienförderung und die Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Welches sind die Herausforderungen, vor denen Familienpolitik steht? Wie soll das Miteinander gestärkt werden? Die EKD-Empfehlungen sehen vor, den Sonntag als freien Tag zu schützen, sowie die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit zu garantieren. Eine gleichberechtigte Aufteilung der Familien- und Erwerbsarbeit werde bislang zu wenig vorgelebt, sie sei weder akzeptiert noch institutionalisiert: »Warum aber sollten diese Aufgaben und Erfahrungen nur einem Geschlecht vorbehalten sein?« »Das bisherige wohlfahrtsstaatliche Arrangement mit seiner traditionellen FamilienAugust 2013

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verfassung setzte eine geschlechtshierarchische Arbeitsteilung voraus, die die Sorge für andere als Liebesdienst oder ›Arbeit aus Liebe‹ und somit alltägliche Haus- und Erziehungsarbeit unsichtbar und unbezahlbar gewährleistete«, monieren die Verfasser. Dass das weder dem Prinzip der Gleichheit noch dem der Gerechtigkeit entspricht, liegt auf der Hand. Und deshalb müsse Familie von einer privaten Frauenangelegenheit zu einer von Männern und Frauen gemeinsam verantworteten gesellschaftspolitischen Angelegenheit werden. Die EKD nennt das Modell »eine gerechtigkeitsorientierte Familie«. Ferner benennen die Kommissionsmitglieder Themen wie häusliche Pflege, Gewalt in Familien und Migranten. Aus alledem ergibt sich für die EKD ein Umdenken in der Familienpolitik. Familienpolitik müsse als Querschnittsthema erkannt werden, klagen die Kommissionsmitglieder ein. Nachhaltig gelinge sie nur in der Verknüpfung der Politikfelder von Arbeit, Bildung, Familie und Soziales. Die Empfehlungen der Denkschrift zeigen, dass »Leitlinien einer evangelisch ausgerichteten Förderung von Familien, Ehen und Lebenspartnerschaft die konsequente Stärkung von fürsorglichen familiären Beziehungen sein muss«. Das heißt aber auch, dass die Form, in der Familie und Partnerschaft gelebt werden, nicht ausschlaggebend sein darf. Alle familiären Beziehungen müssen sich auf die Unterstützung

durch die evangelische Kirche verlassen können. Und zwar »unvoreingenommen«. Diese Anerkennung sei nicht lediglich als Anpassung an neue Familienwirklichkeiten zu verstehen, sondern als eine normative Orientierung. Es gehe darum, die Botschaft von der Freiheit und der Gleichheit aller Menschen im Sinne des Evangeliums ernst zu nehmen. Für ein grundsätzliches Umdenken in der Neubewertung von Erwerbsund Sorgearbeit müssten Kirche und Diakonie in öffentlichen Debatten zu den Fragen der Familien- und Sozialpolitik Stellung beziehen. Dazu bedürfe es vor allem einer gerechteren Verteilung der Haus-, Sorge- und Pflegearbeit zwischen Männern und Frauen. Zentrale Bedeutung wird dem konsequenten Ausbau einer familienunterstützenden Infrastruktur beigemessen, also dem Ausbau von Krippen und Ganztagsschulen. Eine verstärkte Zusammenarbeit von diakonischen Einrichtungen und Kirchengemeinden kann dabei zur Verbesserung der Angebote für Familien beitragen. Auch würde die Kommission die Einführung eines Siegels »familienkompetente Gemeinde« begrüßen. Damit könnten EKD-weit Gemeinden motiviert werden, ihre Angebote zu erweitern und W auf neue Verhältnisse einzugehen. Literatur: Evangelische Kirche in Deutschland (Hg.): Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2013, 160 Seiten, 5,99 Euro. Ungekürzter Abdruck aus: Zeitzeichen 6/2013

Offener Brief an Dr. h.c. mult. Nikolaus Schneider P e t e r P. J . B e y e rh a u s

Sehr geehrter Herr Präses Schneider, Seit Wochen beschäftigt sich die kirchliche und weltliche Öffentlichkeit mit der im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland veröffentlichten Orientierungshilfe (OH) zum Thema Ehe und Familie »Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken«. Eine heftige Debatte entzündet sich vor allem daran, dass in der OH erklärt wird, die Kirche sei aufgefordert, Familie neu zu Informationsbrief 280

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denken von dem Ausgangspunkt her: Beziehung bedeute auch für Christen vor allem eines: ein verlässliches Miteinander. »Liest man die Bibel von dieser Grundüberzeugung her«, heißt es wörtlich, »dann sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften, in denen sich Menschen zu einem verbindlichen und verantwortlichen Miteinander verpflichten, auch in theologischer Sicht als gleichwertig anzuerkennen«. Das fragliche Dokument gipfelt in den Aufforderungen: 23


»Wo sich Menschen in den ihre Beziehungen entscheidenden Lebenssituationen unter den Segen Gottes stellen wollen, sollte die Kirche sich deshalb auch aus theologischen Gründen nicht verweigern.« Die Form, in der Familie und Partnerschaft gelebt werde, dürfe nicht ausschlaggebend sein: »Alle familiären Beziehungen, in denen sich Menschen in Freiheit und verlässlich aneinander binden, füreinander Verantwortung übernehmen und fürsorglich und respektvoll miteinander umgehen, müssen auf die Unterstützung der evangelischen Kirche bauen können.« Die im Namen der EKD ergangene Erklärung stellt – so ist aus theologischer Sicht zu konstatieren – mit diesem neu eingeführten Konzept eine Revolution in der gesamten bisherigen Tradition evangelischer Eheund Familienethik dar. Sie steht auch im Gegensatz zu fast allen Stellungnahmen, welche die EKD und ihre Gremien bisher zu diesem lebenswichtigen Thema abgegeben haben. Bisher wusste man, dass die Kirche nicht das segnen darf, was Gott nicht segnet. Weshalb »Revolution«? De facto verabschiedet sich die evangelische Amtskirche damit von dem uns in der Bibel gewiesenen Leitbild der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau als Stiftung Gottes des Schöpfers. Er hat auf diese seinen Ursegen gelegt, damit sie seine Aufforderung verwirklichen können, fruchtbar zu sein und die Erde zu füllen, um so in seinem Auftrag die Herrschaft über alle irdischen Wesen auszuüben (1.Mose 1,26–29). Auch Jesus hat sich eindeutig zu diesem Schöpfungsplan für die unauflösliche Ehe zwischen Mann und Frau bekannt (Matthäus 19,4–6 u. ö.) und sie für bleibend verbindlich erklärt. Zwar gesteht auch die OH dem traditionellen Familienmodell Gültigkeit zu, jedoch nicht mehr als einziger Form des familiären Zusammenlebens. Stattdessen werden auch moderne Formen des Zusammenlebens als gleichberechtigte Alternativen in Schutz genommen. Homosexuelle und lesbische Partnerschaften wie auch »Patchwork-Familien« werden nicht mehr als Ausdruck bzw. Folgen sündhaften Vergehens gegen das sechste Gebot verstanden, sondern in der christlichen Gemeinde als legitim willkommen geheißen. Dadurch aber beugt sich 24

die protestantische Kirche in Anpassung an den Zeitgeist dem sittlichen Verfall und der Auflösung der Grundlagen unserer christlich-abendländischen Kultur. Sie betrachtet sie als eine der heutigen Zeit entsprechende Entwicklung, die hinzunehmen, ja anzuerkennen sei. Dagegen haben verantwortliche evangelische Christen, einschließlich bekannter Bischöfe wie Frank Otfried July und Hartmut Löwe, wie auch die Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, Dr. Michael Diener und der Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Pastor Ulrich Rüß, schärfsten Protest eingelegt. Dazu ertönen aus der Römisch-Katholischen Kirche Stimmen, die in diesem Alleingang eine ernste Gefahr für die ökumenische Gemeinschaft zwischen den Konfessionen erblicken. Was diesem skandalösen Vorgang nun die Krone aufsetzt, ist die Tatsache, dass kein Geringerer als Sie, Herr Dr. Schneider, sich als Ratsvorsitzender der EKD und ehemaliger Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland mehrmals in der Öffentlichkeit positiv zu dem unsäglichen Familienpapier geäußert und es gegen die Kritik von kirchlicher und weltlicher Seite verteidigt haben. Sie taten es beim Jahresempfang der EKD am 27. Juni in Berlin, bei dem Sie die scharfe Kritik an der OH mit den Worten zurückwiesen, die traditionelle lebenslange Familie bleibe »das Leitbild unserer Kirche, aber nicht mehr die einzige Form, die auf den Segen Gottes hoffen kann. […] Wir können und dürfen als evangelische Kirche unsere Augen nicht vor der gesellschaftlichen Realität verschließen.« Im gleichen Sinn äußerten Sie sich jüngst hier in Tübingen bei Ihrem Besuch am 5. Juli. So berichtete das Schwäbische Tagblatt, dem Sie ein Interview gaben, unter der Überschrift: »Auf dem Weg zur modernen Partnerschaft. – Nikolaus Schneider setzt sich als EKD-Ratsvorsitzender für ein neues Verständnis von Familie und für mehr Ökumene ein«. Welchen moralischen Flurschaden die OH der EKD und deren Ratsvorsitzender anrichten, kann ich hier vor Ort miterleben. Die »Orientierungshilfe«, die in Wirklichkeit eine »Desorientierungshilfe« darstellt, bildet nicht nur eine aktuelle sittliche Gefahr; sie ist auch fahrlässig oberflächlich erarbeitet. Das lässt sich leicht an dem Gebrauch August 2013

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missverstandener bzw. bewusst missdeuteter Bibelstellen aufzeigen. Der Informationsdienst der Evangelischen Allianz ideaSpektrum zitiert in seiner Ausgabe vom 27. Juni einige Schlagzeilen, unter denen Presseorgane über die OH kommentierend berichten: »Schwafelkirche in Selbstauflösung« (Cicero Magazin) – »Murks« (FAZ) – »Es ist zum Katholischwerden!« (Wiesbadener Kurier) Der letztgenannte Ausruf entstammt dem Urteil des ehemaligen Verfassungsrichters HansJoachim Jentsch. Er ist besonders ernst zu nehmen, bringt er doch die Reaktion zahlreicher anderer evangelischer Christen zum Ausdruck, auch die meine. Das Alarmierende ist: Immer mehr glaubenstreue evangelische Christen empfinden, bei ihrer reformatorischen Mutterkirche ihre geistliche Heimat verloren zu haben. Diese jüngste Verlautbarung ist nach der Verabschiedung des Pfarrdienstgesetzes, welches das Zusammenleben homosexueller Paare in evangelischen Pfarrhäusern sanktioniert, ein weiterer bedrohlicher Schritt in dieser Richtung. Jene Christen ringen darum ernstlich mit der Frage, ob sie in die Katholische Kirche übertreten sollen. Zwar gibt es auch hier, wie die aufgedeckten Missbrauchsskandale zeigten, sexuelle Verwilderung; doch das päpstliche und bischöfliche Lehramt der Römisch-Katholischen Kirche ist bisher intakt geblieben. Es bietet den Gliedern eine eindeutige geistlich-ethische Orientierung auf dem Boden von Bibel und Tradition. In der Evangelischen Kirche, der »Kirche des Worts«, hingegen ist das schon lange nicht mehr der Fall. Man denke nur an einige ihrer Stellungnahmen zu Themen wie Abtreibung, Euthanasie, Embryonen-Experimente und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. In diesen allen schaden die protestantischen Kirchen nicht nur sich selbst; sie zerstören in mehreren europäischen Ländern damit auch die ökumenische Gemeinschaft, die sie bis dahin in ethischen Fragen mit der Katholischen und der Orthodoxen Kirche verband. Auch hohe katholische Amtsträger sehen das so. Dass daraus eine Gefahr für die Fortsetzung des interkonfessionellen Dialogs erwachsen ist, ist nur ein Aspekt der fatalen Auswirkungen der geschehenen Weichenstellungen. Informationsbrief 280

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Nun frage ich Sie, Herr Dr. Schneider, in Konsequenz des Gesagten: Wollen Sie es in Kauf nehmen, dass Sie sich durch Ihre Bejahung und Apologie dieser Desorientierung weiter schuldig an der ethischen Verwirrung in den evangelischen Gemeinden machen? Mehr noch: Wollen Sie das Ihnen anvertraute exponierte Amt, das vor Ihnen u. a. so herausragende Persönlichkeiten wie Theophil Wurm, Otto Dibelius und Hermann Dietzfelbinger vorbildlich ausgeübt haben, vollends durch ein bewusstes Mitwirken an der Zersetzung der von Gott gegebenen Schöpfungsordnung von Ehe und Familie in unserem Volk beflecken? Oder sind Sie unter dem Eindruck des durch das EKD-Papier und Sie selber entfesselten Sturms bereit, eigene Fehlorientierung einzugestehen und sich angesichts der Heiligkeit Gottes – möglichst gemeinsam mit dem gesamten Rat der EKD – von ihm zu distanzieren? Sollten Sie sich dazu durchringen, so dürfen Sie sich der dankbaren Unterstützung vieler Amtsträger und Gemeindeglieder in den evangelischen Landeskirchen gewiss sein, auch der Bekennenden Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands. Sollten Sie, Herr Dr. Schneider, jedoch – was Gott verhüte! – in Ihrer bisherigen Haltung verharren, so fordere ich Sie im Namen vieler ähnlich denkender Mitchristen hiermit öffentlich auf: Legen Sie bitte Ihr Hirtenamt als Ratsvorsitzender der EKD, das Sie – und ob aus dem Willen zur Güte heraus – zu einem Kompromiss mit höchst einschneidenden Folgen missbraucht haben, nieder! Tun Sie dies ebenso bereitwillig, wie das in einsichtiger Weise Ihre Vorgängerin im Amt, Frau Dr. Margot Käßmann, nach ihrer im Trunk vollzogenen Rotlicht-Überquerung getan hat. Dabei war ihr Vergehen verhältnismäßig harmlos; denn sie hat gegen die von Menschen aufgestellte Verkehrsordnung verstoßen; Sie, Herr Präses Schneider, aber haben sich öffentlich den Ordnungen Gottes widersetzt! Es grüßt Sie mit dem Ausdruck des Bedauerns

Peter P. J. Beyerhaus (Universitätsprofessor em. und Ehrenpräsident der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften)

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Ein schwäbisches Pfarrer-Original Vor 300 Jahren wurde Johann Friedrich Flattich geboren (1713-–1797) Walter Rominger An Tüftlern und Denkern fehlt es ihm nicht, auch mit schrulligen und skurrilen, doch liebenswerten Persönlichkeiten ist das Schwabenland reich gesegnet worden. »Schwäbische Originale« hat der Südwesten der Republik vorzuweisen. Fromme sind zuhauf darunter gewesen in den vergangenen Jahrhunderten. Der schwäbische Pietismus hat tiefe Spuren in der württembergischen Kirche und im württem-

Walter Rominger Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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bergischen Land hinterlassen, die teils bis heute spürbar, nun aber leider in Kirche und Land in erschreckendem Maße in einem unaufhaltsamen Rückgang begriffen sind. Schwäbische Pfarrer-Originale, es hat sie gegeben; doch wo sind sie geblieben, mag man fast ein wenig traurig, zumindest wehmütig fragen angesichts von »Einheitsgewächsen« und früherer Zeiten mit Wehmut aber auch Dankbarkeit gedenken. Und da wird man an ein dreihundertjähriges pietistisches Doppel-Jubiläum erinnert: Die »Jubilare« stehen dazuhin in enger geistlicher und geistiger Beziehung: Vor 300 Jahren begann im ehemaligen Kloster Denkendorf bei Esslingen am Neckar die berühmte Klosterschule, deren bedeutendster Lehrer der langjährige Präzeptor Johann Albrecht Bengel (1687–1752, Präzeptor 1713–1741) war; ebenfalls vor 300 Jahren wurde in Beihingen am Neckar bei Ludwigsburg das »schwäbische Pfarrer-Original« Johann Friedrich Flattich (1713– August 2013

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1797), gelehriger Schüler Bengels, geboren. Dieser war daher, wie sein geschätzter Lehrer Bengel Vertreter eines pietistischen Biblizismus, den er allerdings mit einer weltoffenen Aufklärungsfrömmigkeit zu verbinden wusste, ohne damit seiner pietistischen Überzeugung Abbruch tun zu müssen. Johann Friedrich Flattich war ein »rechtschaffener Knecht Gottes«, den Mutterwitz und Schlagfertigkeit auszeichneten, aber genauso, was wohl weit entscheidender ist: Er hatte tiefes Gottvertrauen, woraus für ihn eine sensible Achtsamkeit gegenüber dem Kleinen und Unscheinbaren erwuchsen. In den drei Gemeinden – allesamt in der Umgebung Ludwigsburgs gelegen – in welchen er als schwäbischer Landpfarrer wirkte: Asperg, Metternzimmern und Münchingen, wollte er aus dem Glauben heraus den einfachen Leuten, Bauern und Arbeitern, praktische Hilfen zur Bewältigung des oft beschwerlichen Alltags in Familie und Beruf geben. Wenn die damals gerade herrschend gewordene theologische Strömung, die von der Aufklärung angekränkelt war, in Flattich auch ein Relikt einer zu Ende gegangenen Ära erblicken mochte und ihn deshalb einmal ins Konsistorium nach Stuttgart einbestellte, so wirkt er in manchem recht modern: Bereits zu seiner Zeit sah er vor, eine Schuldnerberatung und eine Hygieneschulung einzurichten, was wiederum Ausdruck seines praktisch ausgerichteten Christseins ist. Mehr denn als Theologie hat Flattich, dem zutreffenderweise große Gelehrsamkeit und durchdringende Urteilskraft auch von seinen

Oberen zugutegehalten werden müssen, als (praktischer) Pädagoge gewirkt. Als solcher – hier kommt zum Ausdruck, dass er gegenüber der Aufklärung keine Berührungsängste zeigte – stand er den Philanthroponisten nahe, wie die Hauptvertreter der deutschen Aufklärungspäda­ gogik im Anschluss an Basedow genannt werden. Doch Flattich übernahm deren Gedanken weder unbesehen noch unkritisch. So setzte er nicht wie diese so sehr auf Moral, schon gar nicht auf die Eigenleistung des Menschen und dessen guten Kern, sondern war der Überzeugung, wahre Erziehung sei lediglich durch Wiedergeburt aus dem Heiligen Geist und durch Liebe (Agape) möglich. Seine pädagogischen Einsichten legte Flattich unter anderem in den »Unterschiedlichen Anmerkungen über das Informationswerk« nieder. Freilich, um ein solch genialisches schwäbisches Pfarrer-Original, das sich mit Liebe für die Armen und im Einsatz zu deren Heil und Wohl betätigte und zum Vorbild für Generationen avancierte, ranken sich Anekdoten und Geschichten. Manches mag in diesen dann noch etwas interessanter und spektakulärer gestaltet worden sein, als dies eh schon war; doch es lohnt sich, mehr über Flattichs Schlagfertigkeit zu erfahren, worüber das Büchlein von Georg Schwarz: »Zwischen Kanzel und Acker. Aus dem Leben des schwäbischen Pfarrers Johann Friedrich Flattich« beredt Zeugnis ablegt (192 Seiten; 4. Auflage Gütersloh 1992, Gütersloher Verlagshaus. Das Buch ist nur noch W antiquarisch erhältlich.)

In diesem Jahr gibt es ein dreihundertjähriges pietistisches Doppel-Jubiläum: Die »Jubilare« stehen dazuhin in enger geistlicher und geistiger Beziehung: Vor 300 Jahren begann die berühmte Klosterschule in Denkendorf und Johann F ­ riedrich ­Flattich – ein Schüler Johann Albrecht Bengels – wurde geboren. Informationsbrief 280

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Aus Kirche und Gesellschaft Zur rheinischen Präses hat’s nicht gereicht, nun aber zur ersten »Auslandsbischöfin«

Petra Bosse-Huber wird die erste »Auslandsbischöfin« der EKD: mangelnde Sensibi­ lität und Weitblick. Belastung für ökumenische Beziehungen Manche müssen es anscheinend nur lange genug versuchen, dann erreichen sie doch noch das angestrebte Ziel. Bei der Vizepräses der rheinischen Kirche (seit 2003), Petra Bosse-Huber (53, Düsseldorf), ist es jedenfalls so gekommen. Zweimal wollte sie das Amt der Präses im Rheinland – und jedes Mal wurde es ein anderer: 2003 unterlag sich Nikolaus Schneider und erst im Januar 2013 Manfred Rekowski (vgl. Informationsbrief Nr. 277 vom April 2013, S. 26f.). Doch nun kann Petra Bosse-Huber doch noch das Amt, das sie bislang angestrebt hat, wenn auch vergeblich, antreten. Sie bricht sogar in eine bislang Männerdomäne ein; denn mit ihr bekommt die EKD erstmals eine Auslandsbischöfin. Zum 1. Januar 2014 tritt sie die Nachfolge von Martin Schindehütte (63, seit 2006 Auslandsbischof) an, der im Laufe des Jahres 2013 in den Ruhestand tritt. Bosse-Huber wird die Hautabteilung »Ökumene und Auslandsarbeit« des EKD-Kirchenamtes leiten und außerdem von Schindehütte die Leitung des Amtes der Union Evangelischer Kirchen in der EKD übernehmen. Zu ihrer Berufung sagte Bosse-Huber: »Ich freue mich auf die neue Aufgabe, mit Christinnen und Christen überall auf der Welt nach einem ökumenischen Weg der Kirche Jesu Christi zu suchen. Gerade angesichts der tiefgreifenden Folgen der Globalisierung und der interreligiösen Herausforderungen gewinnt das Ringen der Kirche um ein gemeinsames Zeugnis des Evangeliums zunehmend an Bedeutung.« Fast wirkt es, als ob der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski (53), Petra Bosse-Huber geradezu hinweglobt, bedauerte er doch den anstehenden Wechsel. Man verliere mit ihr »eine herausragende Theologin, die mit analytischer Klarheit wortgewaltig und leidenschaftlich für die Kirche arbeitet und streitet, in der Menschen den christlichen Glauben als Lebenshilfe und Orientierung entdecken können«, wobei diese 28

Sprache verräterisch ist, denn damit wird die Botschaft der Kirche gut liberal-protestantisch und Mainstream-tauglich verortet und gerät aus dem Blickfeld, dass es bei der Botschaft der Kirche Jesu Christi jedoch um Heil oder Unheil geht. Wesentlich mehr wiegt indes, wie wenig Sensibilität und Weitblick eine solche Berufung in ökumenischer Hinsicht zeigt. Denn selbst wenn man einmal davon absieht, dass nach dem eindeutigen Zeugnis des Neuen Testaments (1.Korinther 14,32–38, besonders Verse 33–36; 1.Timotheus 2,11f.) und der Tradition sämtlicher Kirchen (von wenigen Sekten einmal abgesehen) bis vor wenigen Jahrzehnten (erst da scherten einige Kirchen aus dem gesamtökumenischen Konsens aus) Frauen kein Pfarramt und (erst recht) kein Bischofsamt bekleiden können, so ist dennoch ganz einfach zur Kenntnis zu nehmen und zu respektieren, dass die weit überwiegende Zahl der Christenheit weltweit bis heute Pfarrerinnen ablehnt und sich damit an Schrift und Bekenntnis orientiert. Gerade für die römischkatholische Weltkirche, die orthodoxen Kirchen und schrift- und bekenntnisgebundene Kirchen – vor allem in der so genannten Dritten Welt – wird Petra Bosse-Huber, weil sie eine Frau ist, kein adäquater Gesprächspartner sein können, mit dem sie auf gleicher Augenhöhe verhandeln und sie werden sich zu Recht auf Schrift, Tradition und Ökumene berufen. Wenn sich Petra Bosse-Huber ihren eigenen Worten zufolge auf die neue Aufgabe freut, so wird sich die Freude bei so mancher Kirche in Grenzen halten. Für die Ökumene, die sowieso nicht so reibungslos verläuft, bedeutet diese Berufung weiteren Sand im Getriebe. Ernsthaftem und ehrlichem ökumenischem Austausch und Gespräch wurde damit ein Bärendienst erwiesen. Petra BosseHuber ist eine Belastung für ehrliche ökumenische Bemühungen. (Quelle des Kommentars: ideaSpektrum 13/2013 vom 27. März 2013, S. 31, West)

Bundestagswahl: Erstmals stellt CDU muslimische Kandidatin auf Türkischstämmige setzt sich deutlich gegen engagierten Protestanten durch

Erstmals tritt die CDU bei der Bundestagswahl am 22. September mit einer muslimischen Bundestagskandidatin an. Die türkischstämmige August 2013

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Cemile Giousouf (34), Referentin im nordrheinwestfälischen Integrationsministerium wird für die Christdemokraten im Wahlkreis 138 (Hagen/Ennepe-Ruhr-Kreis 1) antreten. Sie hatte sich bei der Nominierung Anfang März 2013 klar gegen Rechtsanwalt Werner Reinhardt (62) durchgesetzt (53 zu 26 Stimmen), der in der evangelischen Kirche engagiert ist. Gegenüber der »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung« erklärte der CDU-Kreisvorsitzende Christoph Purps: »Ich glaube, wenn die CDU eine Zukunft haben will, muss die Frage, welcher Konfession unsere Kandidaten angehören, in den Hintergrund treten. Als Christen respektieren wir den Menschen und damit auch diejenigen, die anderen Religionen angehören.« Wichtig sei, dass Giousouf »Politik in Verantwortung vor dem Schöpfer« mache. Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende im Düsseldorfer Landtag, Karl-Josef Laumann, sprach sich für eine Öffnung der Partei für Muslime aus. »Wenn es immer mehr türkischstämmige Wahlberechtigte gibt, dann ist es wichtig, dass wir uns als Volkspartei um sie kümmern.« Man müsse auch für Menschen wählbar sein, »die nicht der christlichen, sondern der muslimischen Religion angehören«, sagte Laumann der Tageszeitung »Welt«. Der Vorgang ist selbstredend und bedarf an sich keines Kommentars. Jedoch: Mit solchem Modernisierungskurs werden sich die Christ­ demokraten nicht einmal einen Gefallen tun und auch nicht, entgegen der Erwartung, zukunftsfähig sein. Sie verfolgen damit, und nicht allein nur damit, eine Richtung, die sie den »Grünen« annähert und ununterscheidbar macht. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 11/2013 vom 13. März 2013, S. 33, West)

Lesbische Superintendentin Doch der westfälische Vizepräses hat nicht damit ein Problem, sondern mit an der Bibel orientierten Christen Die westfälische Kirche hat eine Superintendentin, die offen lesbisch lebt: Katrin Göckenjan (Kirchenkreis Recklinghausen). Dem theologischen Vizepräses der westfälischen Kirche Albert Henz (Bielefeld) zufolge ist der Weg in eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft »nicht immer ganz einfach«, werde aber immer mehr zur Normalität. Im Hinblick auf die offen lesbisch lebende Superintendentin sagte Henz, Informationsbrief 280

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alles habe im Vorfeld mit dem Synodalvorstand abgeklärt werden können. Henz zufolge sind die »biblischen Kriterien für die Definition von Familie« auch bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften erfüllt. Eine Familie sei dort, wo Menschen füreinander Verantwortung übernähmen, was in Ehen wie in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften möglich sei. Das ist allerdings ein, zurückhaltend formuliert, recht sonderbares Verständnis von Bibel und Familie und wird beiden in keiner Weise gerecht. Er räumte ein, dass dies durchaus auch anders gesehen wird: »Es gibt in Deutschland große Unterschiede in den Frömmigkeitstraditionen und im Schriftverständnis.« Aber nicht jedes Schriftverständnis hat auch schon dasselbe Recht und nicht alles lässt sich auf – gleichberechtigte – Frömmigkeitstraditionen reduzieren. Es gibt nämlich wahre und falsche Lehre. Aber genau das will Henz offensichtlich nicht zugestehen und bringt gegen solche vor, Probleme habe er nur mit »einigen wenigen, die sich als Einzige für besonders erleuchtet halten und keine andere Meinungen dulden«. Selbstredend ist dann aber, dass Henz auf Nachfrage weder Namen noch Gruppierungen nennen wollte. (Quelle des Kommentars: ideaSpektrum 19/2013 vom 8. Mai 2013, S. 39, West)

Russisch-orthodoxer Patriarch: Feminismus ist gefährlich Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. kritisiert die Frauenrechtsbewegung. »Ich halte das Phänomen des so genannten Feminismus für sehr gefährlich«, sagte er laut Kirchenangaben. Feministische Organisationen verkündigen dem Patriarchen zufolge eine »Pseudo-Freiheit von Frauen« jenseits von Ehe und Familie. Diese Ideologie konzentriere sich nicht auf die Erziehung von Kindern, sondern beruhe auf einem weltlichen Selbstverständnis, das oft familiären Werten widerspreche. »Es ist wohl kein Zufall, dass die meisten Wortführerinnen des Feminismus unverheiratete Frauen sind«, sagte das Kirchenoberhaupt bei einer Begegnung mit einer Delegation des orthodoxen Frauenverbandes der Ukraine in Moskau. Der Patriarch sagte aber auch, Frauen könnten durchaus Karriere in Politik und Wirtschaft machen. In vielen Branchen seien sie heute sehr erfolgreich. Frauen sollten allerdings nicht vergessen, dass sie der »Mittelpunkt der Familie« seien. Die Aufgaben einer Frau und Mutter seien nicht »demütigend«, sondern »ehrenvoll«. (Quelle der Nachricht: Südwestpresse vom Freitag, 19. April 2013, Christliche Welt, nach kna)

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Syrien: Zwei Bischöfe entführt –– wahrscheinlich von El Kaida Am 22. April wurden der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo, Mor Gregorios Yohanna Ibrahim und der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo und Iskenderun, Boulos Yazigi von einer bewaffneten Gruppe entführt. Ihr Fahrer wurde ermordet, während sie unversehrt geblieben sein sollen. Für ihre Freilassung verlangen die unbekannten Entführer angeblich syrische Rebellen aus der Haft zu entlassen. Dem syrischen UN-Botschafter zufolge handelt es sich bei den Entführern um tschetschenische Mitglieder der radikal-islamischen Nusra-Front, die

zum Terror­netzwerk El Kaida gehört. Sie wollen nach dem Sturz des Diktators Assad einen islamischen Gottesstaat schaffen. Christen werden von islamischen Extremisten als Verbündete Assads wahrgenommen, weil sie unter dessen Regime relative Glaubensfreiheit hatten. Kirchenleitende Persönlichkeiten fürchten, dass das Christentum in dem Land, in welchem der Christenverfolger Saulus zum Völkerapostel Paulus wurde, verschwinden könnte. So befürchtet etwa der Armenisch-Orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Nourhan I., das Ende des Christentums in Syrien stehe bevor. Das Töten habe bereits begonnen. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 18/2013 vom 2. Mai 2013, S. 11)

Sonderdrucke Alle Sonderdrucke sind bei der Geschäftsstelle auf Spendenbasis erhältlich und können natürlich auch über unsere Internetseite bestellt werden: www.kein­anderesevangelium.de n Biblische Anthropologie und das Gender-Mainstreaming-Programm (Professor Dr. Dr. Rainer Mayer) n Abfall von den Grundlagen christlicher Gemeinschaft im Protestantismus (Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D.)

n Gleichgeschlechtliche Beziehungen im evangelischen Pfarrhaus? n Reformation gegen Deformation in der Kirche (Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D.) n Wer mit der Zeit geht – geht mit der Zeit (Hans Lachenmann)

Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli – Heft 279 können bestellt werden bei: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V.

Geschäftsstelle: Walter Rominger, Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485, E-Mail: w.rominger@t-online.de, www.keinanderesevangelium.de

Mitarbeiter an diesem Heft: Professor Dr. Peter Beyerhaus Schulstraße 1 72810 Gomaringen-Stockack Telefon (07072) 920342 Pfarrer und Oberkirchenrat i. R. Professor, Professor h. c., Dr. theol. Karl Dienst Pfungstädter Straße 78 64297 Darmstadt-Eberstadt Telefon (06151) 56991

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Professor Dr. Karl-Hermann Kandler Enge Gasse 26 09599 Freiberg Telefon (03731) 23545 Fax (03731) 218150 Studiendirektor Pfarrer Hanns Leiner Mittenwalder Straße 34 86163 Augsburg Telefon (0821) 63731 E-Mail: Hanns.Leiner@arcor.de

Professor Dr. Dr. Rainer Mayer Malachitweg 3 70619 Stuttgart Telefon (0711) 442260 Fax (0711) 413098 E-Mail: dr.r.mayer@web.de Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

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Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Rötlenstraße 26 70794 Filderstadt Telefon (07158) 6 95 69 Fax (0 71 58) 9 15 74 95 E-Mail: hans.hellenschmidt@gmx.de Stellvertretender Vorsitzender Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Pfarrer Johannes Frey Ofener Straße 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@nord-com.net Gottfried Meskemper Voltastraße 26 28357 Bremen Telefon (04 21) 25 60 40 Fax (04 21) 2 05 34 56 E-Mail: Gottfried.meskemper@t-online.de

Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Impressum: Herausgeber und Verlag: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. – zweimonatlich, kostenlos – Redaktion: Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Satz und Layout: Grafisches Atelier Arnold, Dettingen an der Erms Druck: BasseDruck, Hagen ISSN 1618-8306

Kassenwart Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (0231) 5 84 46 96 Handy (0177) 2 99 77 76 Fax (0231) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de

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Lieber Vater im Himmel, verleih uns um deines lieben Sohnes Christi willen deinen Heiligen Geist, dass wir echte Schüler Christi werden und ein Herz haben, in dem ein unerschöpfter Quell der Liebe sei, die nimmermehr versiegt. Martin Luther


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