Informationsbrief Februar 2014

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Gedanken zur Jahreslosung 2014 Feuerbestattung für Christen? Seit Jahrtausenden: Menschen gegen Menschen »Starkult« und »unnützer Knecht« Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf Die Rede vom Politikwechsel zu einer offenen Gesellschaft Aus Kirche und Gesellschaft

ISSN 1618-8306

Februar 2014 Nr.  283

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen CVJM-­ Ehrenpräses starb wenige Wochen nach seinem 95. Geburtstag

Der evangelische Unternehmer und Ehrenpräses des CVJM-Gesamtverbandes, Hermann Kupsch (Würzburg), verstarb am 16. November 2013, nur wenige Wochen nach seinem 95. Geburtstag am 24. September. Ehrenamtlich engagierte sich Kupsch vor allem für den CVJM-Gesamtverband, dessen Präses er von 1969 bis 1987 war. Danach war er dessen Ehrenpräses. Zudem war er über 20 Jahre Mitglied der bayerischen Landessynode und auch in der EKD-Synode. 22 Jahre leitete er den Verband »Christen in der Wirtschaft«. Peter Beyerhaus 85

Am 1. Februar konnte der emeritierte Tübinger Ordinarius für Missionswissenschaft und Ökumenische Theologie, Peter Beyerhaus, seinen 85. Geburtstag begehen. Professor Beyerhaus kommt aus einem evangelischen Pfarrhaus. Nach seinem Theologiestudium und seiner Promotion war er von 1957 bis 1965 im Missionsdienst in Südafrika. Seit 1966 hatte er den Lehrstuhl in Tübingen inne. Präsident des Theologischen Konvents Bekennender Gemeinschaften war er seit 1972; zurzeit ist er des2

sen Ehrenpräsident. Zudem ist Professor Beyerhaus seit vielen Jahren Mitglied des Bundesarbeitskreises der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«. Pietist Rösel wird neuer Generalsekretär der Bibelgesellschaft

Christoph Rösel (49), derzeit Prorektor an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg sowie Privatdozent für Altes Testament an der dortigen Philipps-Universität, tritt sein Amt als neuer General­ sekretär der Deutschen Bibelgesellschaft im März an. Bisher hat der Diplom-Ökonom und Unternehmensberater Reinhard Adler (69) das Amt des Geschäftsführers und Generalsekretärs inne. Rösel war zunächst Prediger der pietistischen Stadtmission in Lich bei Gießen, setzte dann von 1992 bis 1997 seine Studien an der evangelischen Fakultät in Marburg fort und promovierte daselbst. Bei der AkademikerSMD fungierte er von 1996 bis 2002 als Theologischer Referent. Seit 2003 ist er Dozent in Tabor, seit 2010 Professor. 2011 hat er sich für das Fach Altes Testament habilitiert. Martin Dutzmann neuer Bevollmächtigter der EKD

Bereits seit dem 1. Oktober 2013 ist der ehemalige ­Lan­dessuperintendent der (reformierten) Lippischen Landeskirche, Martin Dutzmann (Berlin), neuer Bevollmächtigter des Rates der EKD bei

der Bundesrepublik Deutschland und der EU, und damit der wichtigste Partner der evangelischen Kirche für die Politik in Berlin und Brüssel. Auf diesem Posten folgt Dutzmann Bernhard Felmberg nach, der wegen Beziehungen zu Frauen in der EKD-Verwaltung sein Amt zur Verfügung stellen musste. Das Amt des Militärbischofs, das Dutzmann seit 2008 innehat, wird er noch so lange ausüben, bis die EKD einen Nachfolger gefunden hat.

Kirche in Deutschland Krankenhausseelsorge soll auch Koran anbieten

Geht es nach der Ansicht der Regionalbischöfin für Oberfranken, Dorothea Greiner (Bayreuth), so soll die Krankenhausseelsorge der Kirchen neben Bibeln auch Korane anbieten. Das empfahl sie ausgerechnet auf der Konferenz des bayerischen Gideonbundes im Oktober vergangenen Jahres in Heiligenstadt bei Bamberg. Württemberg: neue Pfarrer gesucht

Zwar will die Evangelische Landeskirche in Württemberg innerhalb der nächsten fünf Jahre ihre Pfarrstellen um 110 auf 1400 absenken, hat aber trotzdem Angst vor einem Pfarrermangel, wie der Personaldezernent im Oberkirchenrat, Wolfgang Traub,

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sagte. Auch in anderen evangelischen Landeskirchen zeichnen sich ihm zufolge personelle Engpässe ab. Ursache sei, dass Anfang der 2020er Jahre besonders starke Pfarrerjahrgänge in den Ruhestand gehen werden. Wegen zurückgehender Schülerzahlen sei es gleichzeitig schwieriger, die vorgesehenen Aufnahmezahlen zu erreichen. Derzeit könne jeder geeignete Bewerber eingestellt werden. Der Pfarrberuf habe »sehr gute Aussichten« in der württembergischen Landeskirche. Reformierte: Wechsel an Kirchenspitze

Der bisherige Kirchenpräsident Jann Schmidt (65, Leer) trat am 31. Oktober letzten Jahres nach neunjähriger Amtszeit in den Ruhestand. Seit 1. November ist Martin Heimbucher sein Nachfolger. Der 57-jährige ­ Heimbucher war bislang Theologischer Referent der Union Evangelischer Kirchen im Kirchenamt der EKD in Hannover. Zur Evangelisch-reformierten Kirche gehören gut 177 000 Mitglieder in 146 Kirchengemeinden, vor allem im Nordwesten Deutschlands. Leipziger »Theokreis« hat neue Doppelspitze

Der »Theokreis«, eine Initiative von Theologiestudenten an der Theologischen Fakultät Leipzig, der sich darum bemüht, den Anspruch der Bibel, Gottes Wort zu sein und wissenschaftliches Arbeiten zu verbinden, hat eine Doppel-

spitze: Neben Studienassistent Tobis Dietze ist nun auch Mark Mengel für die Betreuung und Begleitung der Studierenden zuständig.

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Kirche weltweit Westen übt Druck auf Afrika aus

Der Leiter der Evangelischen Allianz in Malawi, Francis Mkandawire, wies darauf hin, afrikanische Kirchen klagten darüber, westliche Länder übten Druck aus, um ihre Moralvorstellungen durchzusetzen, etwa im Blick auf die Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften. Es werde unter anderem mit Finanzierungssperren gedroht, wenn sie sich nicht fügten.

Sekten Mormonen gleichgestellt

Nach Berlin und Hessen hat nun auch Rheinland-Pfalz die Mormonen als »Körperschaft des öffentlichen Rechts« anerkannt. Das bedeutet, dass die Mormonen den gleichen rechtlichen Status besitzen wie die beiden großen Kirchen. Sie dürfen eine »Kirchensteuer« erheben und genießen andere steuerliche Privilegien. Weltweit haben die Mormonen etwa 14,8 Millionen Mitglieder, in Deutschland etwa 38 000.

Joseph Smith, Jr. – Gründer der ersten mormonischen Religionsgemeinschaft


kurz+bündig Europäische Evangelische Allianz hat neuen Generalsekretär

Neuer Generalsekretär der Europäischen Evangelischen Allianz ist der Schweizer Thomas Bucher (57), der zuletzt Europadirektor des evangelikalen Missionswerkes Operation Mobilisation war. Er folgt auf den Niederländer Niek M. Tramper. Die Europäische Evangelische Allianz vertritt etwa 15 Millionen Evangelikale in 35 Ländern. Polen hat nun Kirchensteuer

Während in Deutschland die Kirchensteuer oft in Frage gestellt wird, führt Polen sie ein. Katholiken und Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften zahlen seit 2014 Kirchensteuer und zwar in Höhe von 0,5 Prozent der Einkommenssteuer.

Katholische Kirche Zwei Päpste der letzten Jahrzehnte werden heilig­gesprochen

Papst Franziskus wird am 27. April 2014, dem Sonntag nach Ostern, seine Vorgänger Johannes XXIII. und Johannes Paul II. heiligsprechen. Bei Johannes Paul II. erfolgt die Heiligsprechung schneller als es das katholische Kirchenrecht vorsieht. Johannes XXIII. wird ohne Anerkennung eines zweiten Wunders in das Verzeichnis der Heiligen der römisch-katholischen Kirche aufgenommen. Offensichtlich sind bei den Heiligsprechungen Ausnahmen möglich. 4

Ökumene Landesbischof Manzke wird neuer CatholicaBeauftragter

Der schaumburg-lippische Landesbischof Karl-Hinrich Manzke wird Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Er tritt am 1. April sein Amt für drei Jahre an. Manzke folgt auf den braunschweigischen Landesbischof Friedrich Weber, der dieses Amt seit 2005 innehat und Ende Mai in den Ruhestand tritt. Manzke will die Arbeit seines Vorgängers weiterführen und dafür sorgen, »dass das Vertrauen zu den katholischen Partnern wachsen und weiterentwickelt werden kann«.

Bedrängnis für Christen Europa: Immer mehr ­Anschläge auf Kirchen

In Europa mehren sich Brandanschläge auf Kirchen. Die »Dokumentationsstelle für Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen« in Wien hat in den vergangenen sechs Jahren rund 1000 solcher Fälle zusammengetragen. Zu den jüngsten Vorkommnissen in Deutschland zählt die Brandstiftung an der evangelischlutherischen Willehadi-Kirche in Garbsen bei Hannover. Das Gotteshaus wurde fast völlig zerstört. Anschlag auf koptischen Bischof

Der koptische Erzbischof der ägyptischen Provinz Mi-

nia ist offenbar knapp einem Mordanschlag entkommen. Offensichtlich hatten die Täter zunächst auf seinen Wagen gefeuert. Nachdem der Bischof und sein Fahrer in einem Haus Zuflucht gesucht hatten, beschossen die Angreifer das Gebäude eineinhalb Stunden lang. England: Klinikchef wegen Gebets entlassen

David Drew (65), ärztlicher Direktor des Manor-Krankenhauses in Walsall (Mittel­ england), hat, obwohl er eine makellose 37-jährige Karriere hinter sich hat, seine Arbeitsstelle verloren, weil er E-Mails mit einem christlichen Gebet an Kollegen verschickte. Das Krankenhaus in Walsall gehört zum staatlichen Gesundheitsdienst NHS (National Health Service). Nach einer Richtlinie des NHS gelten Missionierungsversuche von Ärzten oder Pflegepersonal als Belästigung oder Einschüchterung.

Gesellschaft Pädophilen-Probleme bei Pro Familia

Auch bei der Familien- und Sexualberatungsorganisation Pro Familia sind PädophilenProbleme bekanntgeworden. Sie soll in den 80er und 90er Jahren pädophilenfreundliche Ansichten verbreitet haben. Mit Pädophilen-Problemen in ihrer Vergangenheit haben bereits die Grünen, die frühere Jugendorganisation der FDP und der Kinderschutzbund zu kämpfen.

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Aus Lehre und Verkündigung mm DiemSchriftmredetmvonmdermChristenheitmganzmeinfältigmundmnurmaufmeinemWeise,mfürmdiemmanmzweimanderem inmBrauchmgebrachtmhat.mDiemerstemWeisemnachmderm Schriftmist,mdassmdiemChristenheitmeinemVersammlungm allermChristgläubigenmaufmErdenmheißt,mwiemwirmimm Glaubenmbeten:m»IchmglaubemanmdenmHeiligenmGeist,m einemGemeinschaftmdermHeiligen.«mDiesemGemeindem odermSammlungmheißtm(diemVersammlung)mallermderer,m diemimmrechtenmGlauben,minmdermHoffnungmundmderm Liebemleben,msomdassmdasmWesen,mLebenmundmdiemNaturm dermChristenheitmnichtmeinemleiblichemVersammlung,m sondernmeinemVersammlungmdermHerzenminmeinemm Glaubenmsei,mwiemPaulusmEpheserm4,5msagt:m»EinmHerr,m einmGlaube,meinemTaufe.« MartinmLutherm(WAm6,292,36-293,12)

mm WermdasmWortmGottesmliest,mmitmdemmredetmauchm dermHeiligemGeistm[…]mDesmHeiligenmGeistesmRedenmistm seinmSchreibenmundmVersiegeln.mWennmdermHeiligem Geistmredet,mdiemFederminmdermHandmhatmundmdiemBuchstabenminsmHerzmdrückt,mdannmwerdenmdiemMenschenm garmandersmundmeinmsolchermistmgewiss;mdennmesmistm ihmminmseinmHerzmgeschriebenmundmgedruckt,mermträgtm einmPfand,meinenmRingmundmeinmPetschaft,mdassmerm keinenmZweifelmhabe. MartinmLutherm(WAm47,184,17-26)

mm InmseinemmBerichtmvormdermEKDSynodemsagtemdermvonm1967mbism 1973mimmRatmdermEKDmdenmVorsitzm führendembayerischemLandesbischofmD.mHermannmDietzfelbingerm (1908–1984)mamm19.mFebruarm1971:m »Währendmwirmvonmeinemm›Mehr‹manmKirchengemeinschaftmsprechenmaufmdasmwirmzusteuern,mkönnenm wirmgenaumbesehenmvielfachmauchmeinmWenigermanm Kirchengemeinschaftmvorfinden,mdasmunsmbedrohtm[…]m EsmgibtmnichtmnurmKirchenaustrittemausmUnglauben,m sondernmzunehmendmauchmausmGlauben,mzummmindesten,mweilmmanmihnminmdermKirchemnichtmmehrmfindet.m ElternmmeldenmihremKindermvommReligionsunterrichtm ab,mnichtmausmGleichgültigkeitmdermKirchemgegenüber,m sondernmweilmsiemdemmKindmdenmChristusglaubenmundm diemChristusliebemerhaltenmmöchtenm[…]mWennmnichtm allesmtäuscht,msomstehenmwirmheuteminmeinemmGlaubenskampf,meinemmKirchenkampf,mgegenübermdemm dermKirchenkampfmimmDrittenmReichmnurmeinmVorhutgefechtmwar.mDasmUnheimlichemdabeimist,mdassmdieserm Kirchenkampfmvielfachmkaummerkannt,mjamallermeistm verharmlostmwirdmundmuntermTarnwortenmwiem›Pluralismus‹mvoranschreitet.«

(Quelle:mKirchlichesmJahrbuchm98,m1971,mGüterslohm1973,mS.m3–6,m ZitatmvonmS.m3f.)

mm Alles,mwasmwirmjetztmuntermdermZuchtmdesmHeiligenmGeistesmabtun,mdasm brauchtmunsmimmgöttlichenmGerichtmnichtmmehrmabgenommenmzumwerden.m UndmallesmUnreinemwasmwirmausmGiermodermLeidenschaftmnochmimmermfesthalten,mdasmwirdmdasmgöttlichemGerichtsmessermnichtmverschonen.mGenaum dasmmeintmPaulusmmitmdermFeststellung:m»Wennmwirmunsmselbstmrichteten,m somwürdenmwirmnichtmgerichtet«m(1.Korintherm11,31).mDermHinweismaufmdasm GerichtmnachmdenmWerkenmistmnicht,mwiemmanmschonmbehauptetmhat,meinm nichtmganzmbewältigtermjüdischermRestminmdermTheologiemdesmApostelsmPaulus.mImmGegenteil,mesmhandeltmsichmdabeimummeinmzentralesmAnliegenmseinerm Verkündigung,mdasmaufmkeinenmFallmunterschlagenmwerdenmdarf. AdolfmKöberlem(in:mAlsmChristmdenken,mS.m59)

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Gedanken zur Jahreslosung 2014 BernHarD BonKHoFF

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as ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den Herrn, dass ich verkündige all dein tun. so lautet der abschlussvers des 73. Psalms im Wortlaut der in der evangelischen Kirche früher allgemein verbindlich gewesenen bibelübersetzung Dr. martin Luthers. so sollte die Jahreslosung für das Jahr 2014 eigentlich lauten. aber diejenigen an den schaltstellen unserer Kirche haben dieses Gotteswort verbessern wollen und nicht nur seiner Länge nach verkürzt zu:

»Gott nahe zu sein ist mein Glück.« Keine Frage: Der eudämonismus, das ständige streben nach persönlichem Glück, ist unter unseren Zeitgenossen eine sehr weit verbreitete Haltung, manchmal recht nahe beheimatet beim egoismus und beim Geiz: »Geiz ist geil!« Die erfahrung des im Glauben stehenden menschen, die sich im 73. Psalm ausspricht, entspricht aber gerade nicht diesem menschlichallzumenschlichen Glücksstreben. Vielmehr stellt der beter genau das Gegenteil fest (Verse 3–9): Die Gottlosen haben Glück; ihnen geht es so gut. Für sie gibt es keine Qualen, gesund und feist ist ihr Leib. Ihnen begegnet nicht das antiGlück: mühsal und Plage sind ihnen fremd. sie stehen groß und gut da: sie prangen in Hoffart, hüllen sich in Frevel, sie brüsten sich wie ein fetter Wanst, sie tun, was ihnen einfällt. beim

Bernhard Bonkhoff Die anschrift des autors finden sie auf seite 30

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Lesen dieser Verse fallen mir beim blick in die Zeit vom Gebiet der Wirtschaft, der Politik und leider auch unserer Kirche tausend beispiele ein. und dazu, so heißt es im Vers 9, soll ihnen nun auch noch die Welt des Glaubens dienlich sein: Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein; was sie sagen, das soll gelten auf erden. Gott soll dieses eudämonistische, egoistische Glücksstreben mit rückenwind versehen. Wer Christ ist, der ist erfolgreich, gesund, schön und reich – der wird zum »Hans im Glück«. und der beter des 73. Psalms bringt es auf eine kurze Formel (Vers 12): siehe, da sind die Gottlosen; die sind glücklich in der Welt und werden reich.

Kontrast –– Erfahrungen Der im Glauben stehende mensch aber ist kein »Hans im Glück«. er kennt auch Zeiten der Dürre, misserfolg, Krankheit und schuldigwerden. sein Christusglaube hat ihm eben keine rosarote brille verpasst, durch die nun alles rosig aussieht. Gott bewahrt ihn zwar in allem Leid, aber nicht vor allem Leid. Das beliebte Hinsehen auf die auf der sonnenseite, das sich Vergleichen und die hauseigene melancholie können schnell bitter und unzufrieden machen, wie es im 14. Vers heißt: Ich bin doch täglich geplagt, und meine Züchtigung ist alle morgen da. erst dann, wenn wir von unseren befindlichkeiten absehen und auf Gott hinsehen lernen, finden wir eine andere Perspektive, die Perspektive des Dennoch. erst wenn wir von uns absehen und auf Gott hinsehen lernen, lernen wir das echte, rechte Festhalten an dem herrlichen, ewigen Gott, der uns eben nicht gibt, wie die Welt gibt. Das wünsche ich uns allen im neuen Jahr 2014: Gott ist kein Glücksspender, sondern: Gott ist getreu! seiner treue vertrauen wir uns an: Februar 2014

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Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende in Ehren an. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts [nach dem Glück von] Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Das Wörtchen »Glück« zur Beschreibung des Heils ist einfach zu kurz, zu blass, zu abgegriffen und zu unbestimmt, als dass es dazu dienlich wäre, die Fülle der Gegenwart Gottes im Leben eines Christen schildern zu können. Da soll und muss die Rede sein von Gnade, von Frieden, von Wegen, von Geborgenheit und Liebe. Da muss zur Sprache kommen, was die Höhen und Tiefen des 73. Psalms ausmachen. Und das ist viel umfassender, grundsätzlicher und reflektierter als jener modische Barcode der Jahreslosung: Gott nahe zu sein ist mein Glück. Gott ist nicht der Erfüller unseres Glücksverlangens, nicht der vielbebetete »gute Gott« moderner Kirchenagenden. Darum ist seine Kirche auch nicht das Schmierölkännchen der Gesellschaft, das die quietistischen Verhältnisse unter den Menschen etwas leichtgängiger macht. Sie hat einzustehen für das ganze, unverkürzte Wort Gottes, der die Missetat der Väter heimsucht und gleichzeitig seine Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die ihn lieben und seine Gebote halten, wie das in den Zehn Geboten (2.Mose 20,5f.) geschrieben steht. Darum geben wir die verkürzte, geglättete und geschmierte Jahreslosung 2014 an die Produktion zurück und bitten, falls man nicht zu stolz und zu unangreifbar ist, um eine verbesserte Neuauflage nach dem Original, das schon jetzt als Fußnote und Quellenangabe darunter steht: Psalm 73,28. Singen oder lesen wir zum neuen Jahr 2014 das 1768 von dem schlesischen Pfarrer Ehrenfried Liebich (1713–1780) verfasste Lied »Gott ist getreu«, das in manchen deutschen Regionalanhängen (z. B. Pfalz-Baden-Elsass Nr. 237; EG württembergische Ausgabe Nr. 616) und im Reichsliederbuch steht. Es führt uns in guten, einfachen Worten Gottes Treue in den Wechselfällen unseres Lebens vor Augen. Beten wir den ganze Psalm 73 miteinander oder allein. Dann ist unser Inneres gut und frisch gestimmt für das Jahr, das nun beginnt. Wir gehen nicht allein. Der Herr geht mit. Sein Weg mit uns führt nicht in irgendein Glück. Er führt zum Ziel. Und dieses Ziel ist nicht die Erfüllung unseres Glücksstrebens, sondern sein Reich, seine Kraft und seine HerrW lichkeit. Informationsbrief 283

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Gott ist getreu Gott ist getreu. Sein Herz, sein Vaterherz ist voller Redlichkeit. Gott ist getreu bei Wohlsein und bei Schmerz, in gut und böser Zeit. Weicht, Berge, weicht! Fallt hin, ihr Hügel! Mein Glaubensgrund hat dieses Siegel: Gott ist getreu. Gott ist getreu. Er ist mein treuster Freund; dies weiß, dies glaub ich fest. Ich bin gewiss, dass er mich keinen Feind zu hart versuchen lässt. Er wiegt bei jeder Prüfungsstunde die Kraft von meinem Glaubenspfunde. Gott ist getreu. Gott ist getreu. Er tut, was er verheißt; er hält, was er verspricht. Wenn mir sein Wort den Weg zum Leben weist, so gleit und irr ich nicht. Gott ist kein Mensch, er kann nicht lügen, sein Wort der Wahrheit kann nicht trügen. Gott ist getreu. Gott ist getreu. Er gibt der bösen Welt sein eingebornes Kind. Der Heiligste bezahlt das Lösegeld für die, die Sünder sind. Gott macht den liebsten Sohn zum Bürgen, er lässt ihn martern und erwürgen. Gott ist getreu. Gott ist getreu. Mein Vater, des ich bin, sorgt für mein Seelenwohl. Sein Will und Wunsch, sein Zweck und sein Bemühn ist, dass ich leben soll. Er reinigt mich von allen Sünden, er lässt mich Ruh in Christus finden. Gott ist getreu. Gott ist getreu. Vergiss, o Seel, es nicht, wie zärtlich treu Gott ist. Gott treu zu sein, sei deine frohe Pflicht, so lang du denkst und bist. Halt fest an Gott, sei treu im Glauben; lass dir den starken Trost nicht rauben. Gott ist getreu. Ehrenfried Liebich 7


Feuerbestattung für Christen? Dürfen Christen ihre Toten verbrennen lassen? Hanns leiner

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ie Zahl der Feuerbestattungen bei uns steigt anscheinend unaufhaltsam und erreicht an manchen orten schon die Hälfte der bestattungen überhaupt. Was sollen wir als Christen dazu sagen? Ist das eines der vielen Zeichen für die immer weiter um sich greifende entchristlichung und entkirchlichung unseres Landes und muss deshalb abgelehnt werden? man könnte das meinen und so reagieren, denn die sitte der erdbestattung haben wir Christen vom Judentum übernommen und lange Zeit ausschließlich diese Form der be-erd-igung praktiziert. auch die ausdrücke begräbnis und Grab deuten in diese richtung. nur Heiden und Feinde des christlichen Glaubens verbrannten die toten. Wenn die Gerichte des römischen reiches die christlichen märtyrer verbrannten und ihre asche in die Flüsse streuten, dann taten sie das in feindlicher absicht, um damit die christliche auferstehungshoffnung zu verspotten bzw. unmöglich zu machen. auch deswegen wurde nach dem sieg des christlichen Glaubens im römischen reich und nach der Christianisierung der Germanen die totenverbrennung verboten. erst in der neuzeit, etwa im Zuge der aufklärung, fingen Gegner des Christentums wieder an, die totenverbrennung und damit die Feuerbestattung zu propagieren und zu praktizieren. Die materialisten und atheisten griffen im 19. Jahrhundert diese sitte auf, auch die Freimaurer und andere Freidenker taten das und vor allem der atheistische marxismus. alle diese Gruppen forderten und förderten die Feuerbestattung nicht in erster Linie aus praktischen oder hygienischen, sondern hauptsächlich aus weltanschaulichen Gründen. sie wollten damit gegen

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den christlichen auferstehungsglauben zum ausdruck bringen: mit dem tode ist alles aus, von dem toten bleibt nichts mehr übrig, eine auferstehung der toten kann es nicht geben. Von daher kann man es gut verstehen, dass die christlichen Kirchen die so als atheistisches bekenntnis verstandene Feuerbestattung ablehnten und die Christen ermahnten, bei der erdbestattung zu bleiben. Doch dies strikte kirchliche nein zur Feuerbestattung gilt offenbar heute nicht mehr. Denn heute übernimmt der Pfarrer seinen Dienst bei einer urnenfeier genauso wie bei einer erdbestattung. Wie ist das möglich? Hat die Kirche in dieser Frage einfach wieder dem trend und Denken der Zeit nachgegeben und also einen faulen Kompromiss mit ihm geschlossen? Ich meine nein, denn die sache verhält sich doch etwas anders, als man früher meinte. Zunächst muss man feststellen, dass die bibel die Frage unbeantwortet lässt. Jesus war an dieser Frage offensichtlich nicht interessiert. Denn er sagt zu einem, der ihm nachfolgen will, zuerst aber seinen Vater begraben möchte, sehr kühl und brüsk: »Folge mir nach, und lass die toten ihre toten begraben!« es gibt auch vom biblischen menschenbild her keinen zwingenden Grund, die Feuerbestattung abzulehnen: Denn die Leiche oder der tote Körper ist nicht mehr der mensch, der er einmal war. Der Leib löst sich nach dem tod langsam oder schneller in seine materiellen bestandteile auf und zerfällt schließlich ganz zu asche und staub, wie das ja beim dreifachen erdwurf auf den sarg bei der beerdigung ganz zutreffend und hart gesagt wird: »erde zur erde, asche zur asche, staub zum staube« (nach 1.mose 3,19). Das gilt für die Verwesung in der erde genauso wie für die Verbrennung. man könnte sagen: Die Verwesung ist eine langsame Verbrennung bzw. die Verbrennung eine schnelle Form der Verwesung. Die möglichkeit der auferweckung oder auferstehung der toten hängt übrigens überhaupt nicht an der erhaltung des Leichnams oder einiger reste von ihm. Das ist auch gut so, weil sonst die verbrannten märtyrer und alle menschen, die etwa in den Feuerstürmen Februar 2014

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des Zweiten Weltkriegs völlig zu asche wurden, tatsächlich verloren und von der auferstehung ausgeschlossen wären. Die bildliche ausmalung der auferstehung der toten auf mittelalterlichen Darstellungen, wobei sich die Gräber öffnen und die skelette aus ihnen hervorkommen und mit Fleisch überkleidet werden, ist allzu konkret und anschaulich, ja zu irdisch und naturalistisch und deshalb falsch. Was uns über den tod hinaus Hoffnung auf Zukunft verleiht, ist nicht etwas, was von uns übrig bliebe, sondern die Liebe, treue und Leben schaffende Kraft Gottes, der uns durch Christus zusagt: »Ich lebe, und ihr sollt auch leben« (Johannes 14,19). Die fragwürdige, mittelalterliche Vorstellung wird schon von der neutestamentlichen, besonders der paulinischen Predigt über die auferstehung der toten widerlegt. er schreibt im auferstehungskapitel an die Korinther: »es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. [...] es wird gesät ein natürlicher [irdischer] Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. […] Der erste mensch ist von der erde und irdisch; der zweite mensch ist vom Himmel« (1.Korinther 15,42–47). Das bedeutet für unsere Frage genau das, was der apostel Paulus in der Fortsetzung schreibt: »Das sage ich aber, liebe brüder, dass Fleisch und blut das reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die unverweslichkeit« (1.Korinther 15,50). Denn die auferweckung ist eine neuschöpfung Gottes, die wohl an unserer Person, unserer Identität anknüpft und sie vollendet, aber unsere irdische Körperlichkeit nicht voraussetzt oder braucht. Die neue Geist-Leiblichkeit wird etwas ganz anderes sein als unsere irdische Körperlichkeit. Ihrer bedarf Gott nicht für die auferweckung. Der auferstehungsleib wird in jeder Hinsicht etwas neues sein. er unterliegt nicht mehr dem tode, er wird frei sein von Krankheit und körperlichen Gebrechen, er gehört ganz zur vollkommenen, himmlischen Wirklichkeit Gottes, wie uns die offenbarung des Johannes bezeugt: »Der tod wird nicht mehr sein. […] siehe, ich mache alles neu!« (Kapitel 21,4f.) Von daher darf man folgern: Die Frage der art der bestattung ist keine theologische, sondern eine praktische Frage, und als solche eben eine offene Frage. Die alten theologen sprachen hier von einem adiaphoron, d. h. von einer sache, die ethisch unentschieden ist, in der man als Christ eine freie Wahl besitzt. man darf sie nur nicht zu einem atheistischen bekenntnis machen wollen. Das muss die Feuerbestattung nicht sein und ist sie für die meisten menschen, die ihr heute zustimmen, nicht. sie wollen mit InFormatIonsbrIeF 283

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ihr kein antichristliches Zeichen mehr gegen die auferstehung setzen, sondern werden von ganz anderen, praktischen Problemen und Gesichtspunkten bewegt: Wer wird sich um das Grab eines Verstorbenen kümmern und es pflegen, wenn an dessen früherem Wohnort kein angehöriger mehr lebt? außerdem – und das dürfte für viele heute eine erhebliche rolle spielen – ist eine Feuerbestattung wesentlich billiger als eine erdbestattung. Dazu kommt in Großstädten noch der Platzmangel hinzu, der es schwierig macht, alle menschen in der erde zu bestatten. manche Zeitgenossen finden auch die Verbrennung hygienischer als die langsame Verwesung in der erde. Das alles sind vernünftige Gründe, die eine Feuerbestattung verständlich und berechtigt erscheinen lassen. unchristlich ist sie jedenfalls nicht und darum dürfen sich auch Christen für sie entscheiden und darf die christliche Kirche mit gutem Gewissen den Dienst eines christlichen begräbnisses ebenso an der urne wie am sarg eines Verstorbenen tun. trotzdem halte ich das Vordringen der Feuerbestattung nicht für gut und wünschenswert: Denn sie führt dazu, dass die tendenz gefördert wird, dem oder der toten keinen festen, dauernden ruhe- und erinnerungsort mehr zu geben. mit der Zahl der Feuerbestattungen steigt nämlich zugleich die Zahl der so genannten »stillen bestattungen« an, die ohne kirchliche oder weltliche trauerfeier stattfinden und dann oft zu einer »anonymen beisetzung« führen, bei der der ort der urnen ohne sichtbares schild mit dem namen bleibt. besonders in ihrer anonymen Form markiert diese art der urnenbeisetzung eine bedauerliche Lockerung der familiären bindungen sowie eine distanzierte, auch resignative einstellung zum tode. einfacher ausgedrückt heißt das, der tote verschwindet nach seiner Verbrennung rasch völlig aus dem Gedächtnis und hinterlässt keine spur mehr. Das raubt dann auch den eventuell doch noch vorhandenen Hinterbliebenen den ort der erinnerung und der trauer (das Grab). stille und vor allem anonyme Feuerbestattungen bedrohen das bleibende Gedenken an die einmalige Person des toten. Das ist bei einer beerdigung mit erdbestattung anders und deshalb besitzt diese gegenüber der Feuerbestattung den großen Vorzug, dass hier dem toten eine sichtbare ruhestätte und seinen Hinterbliebenen eine lokalisierbare Gedenkstätte für lange Zeit gegeben wird. Doch dieser Einwand bedeutet keine grundsätzliche, glaubensmäßige Ablehnung der FeuerW bestattung. 9


»Starkult« und »unnützer Knecht« Karl Dienst Biblische Redensarten Der Oberlehrer an der Königlich-Preußischen Gewerbeschule zu Berlin, Dr. Georg Büchmann, ließ zuerst im Jahr 1864 seine bis heute berühmte Sammlung von »Geflügelten Worten« erscheinen. Sie wurde eröffnet von einem großen Kapitel »Biblische Citate«, denen damals ein ernst gemeinter Scherz Büchmanns voranging. Aus Stellen der Lutherbibel stellte er einen ganzen menschlichen Lebenslauf zusammen! Da stand zu lesen: »Der Mensch wird nackt geboren wie Adam, er ist keusch wie Joseph, weise wie Salomo, stark wie Simson, ein gewaltiger Nimrod, der wahre Jakob, ein ungläubiger Thomas; er ist ein langer Laban, ein Riese Goliath; er lebt wie im Paradiese, dient dem Mammon und hat Mose und die Propheten, oder er stimmt, arm wie Lazarus oder ein blinder Tobias, Jeremiaden an, sehnt sich zurück nach den Fleischtöpfen Ägyptens, bekommt eine Hiobspost über die andere und muss Uriasbriefe bestellen, wobei er von Pontius zu Pilatus zu laufen hat.« So geht das weiter, eine ganze Seite menschlicher Möglichkeiten, spielerisch aneinandergereiht durch biblische Namen und Wendungen, die schließlich so enden: »Jedenfalls müssen ihm der Text, die Epistel und die Leviten gelesen werden, damit er den alten Adam ausziehe und er nicht länger wie in Sodom und Gomorrha lebe, in ägyptischer Finsternis und babylonischer Verwirrung. Doch wie dem auch sei, er sehnt sich danach alt zu werden wie Methusalem, und wenn es mit ihm Matthäi am letzten ist, wird er aufgenommen in Abrahams Schoß.«

Karl Dienst Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Ob diese Aneinanderreihung von Bibelsprüchen theologisch korrekt ist, braucht uns im Augenblick nicht zu beschäftigen. Wichtig ist, dass es sich hier um Redensarten handelt, die, ursprünglich der Bibel verdankt, als alltägliche Mittel der Verständigung in Umlauf waren. In diesen Geschichten und Redensarten kann der Mensch sich selber begreifen, noch ehe er verstanden hat, dass sie die Kapitel einer großen Heils-Geschichte sind. Er kann sich darin anschauen und begreifen, seine Liebe und Treue, seine Angst und seine Lust, seine Herkunft und seine Beziehungen, seine Hoffnungen und seinen Tod. Und selbst für Ungläubige können solche Zitate noch entzifferbar sein. Sprache im Vollsinne des Wortes bedient sich nicht nur der wenigen Wörter, die genügen, um sich über augenblickliche, alltägliche Bedürfnisse zu verständigen. Wenn es darum geht, Menschliches in seiner Vielfalt zu begreifen, ist Sprache angewiesen auf einen überlieferten Fundus von Erfahrungen, über den Sprecher und Hörer gleichermaßen verfügen. Es geht dabei auch um Erfahrungen von Generationen, die hier wichtig sind. Elementare menschliche Erfahrungen und Möglichkeiten werden in der Bibel aber nicht in erster Linie mit Begriffen und Abstraktionen benannt, sondern anschaulich erinnert in Geschichten und Sprüchen, die unauflöslich mit Personen verbunden sind.

Stars als Eigengeschöpfe? Freilich: Solche »biblischen Zitate« ähneln heute oft abgegriffenen Münzen, deren Deckung aus dem Schatz biblischer Geschichte manchmal nur noch schwer erkennbar ist. Ein »ungläubiger Thomas« ist schon seit langem eine gebräuchliche Redefigur, um einen Skeptiker zu bezeichnen; freilich wird solche Skepsis vordergründig, wenn man nicht mehr weiß, dass es dem Apostel Thomas um Unglauben oder Glauben angesichts der Auferstehung Jesu ging. Die Bibelferne unserer Kultur bedeutet auch Verlust einer gemeinsamen Sprache, die menschliches Dasein in seiner Tiefe erfasst! Unser Integrationskult mit seinem Multi-Kulti-Geschwätz Februar 2014

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Fußball-Stars als Religionsersatz – die Menge in der Arena feiert sie mit Leuchtkörpern, »Priestergewändern« mit »liturgischen«, d. h. vereinsfarbenen Stolen und Kultgesängen wie in einem ­»Gottesdienst«.

greift hier zu kurz, weil über Technischem und Wirtschaftlichem das Kulturelle und vor allem das Religiöse ausgeblendet bleiben. Bei allen Überlegungen zu unserer eigenen Zukunft und auch zur Zukunft der Kirche in einer sich radikal ändernden Welt bewegt uns immer neu die Frage, wie wichtig es ist, Gemeinschaft zu stiften, zu erhalten und zu pflegen, das Miteinander, das Verbindende zu suchen. Heute wird manchmal der Eindruck erweckt, eine Fußball-WM, eine Love-Parade oder ein anderes »Sommermärchen« leisteten dies – noch dazu über alle Grenzen, Rassen, Religionen hinweg. Nicht nur, dass z. B. das Fernsehen Millionen für die »Pflege« von Fußball-Stars ausgibt, die bei Bedarf gekauft und auch wieder weggeworfen werden. Es geht bei diesem Starkult schlicht auch um Religionsersatz! Die Menge in der Arena feiert – bis hin zu Leuchtkörpern, »Priestergewändern« mit »liturgischen«, d. h. vereinsfarbenen Stolen und Kultgesängen – ihren »Gottesdienst«. »Stars« sind die neuen Heiligen. Ob sich Gott darüber freut, wie Franz Beckenbauer es meinte? Aber: Wer ist ein »Star«? In der DschungelShow »Ich bin ein Star – holt mich hier raus!« hat RTL mal wieder selbst gezüchtete PseudoPromis zerlegt. Von »Stars« im Kaliber z. B. von Iris Berben, Maria Furtwängler oder Moritz Bleibtreu war da nicht die Rede. Sie würden sich nicht im Ungeziefer wälzen und Kakerlaken, Känguruhoden und Aalschleim verspeisen. »Auch 2013 liest sich die Liste der Camp-Insassen wie ein ›Who’s Who‹ von Verlierern, die kaum jemand kennt. Vielfach sind es Eigengeschöpfe des Privat-TV, die durch Auftritte in anderen Shows erst zu ›Stars‹ hochgejubelt, schnell verschlissen und bald wieder vergessen wurden. Nun werden sie als Pseudo-Promis in den Dschungel geschickt und dem Publikum zum Fraß vorgeworfen [...] Sensationslust und Schadenfreude garantieren Quote« (Barbara Dickmann), und das nicht nur in »CastingInformationsbrief 283

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Shows«, sondern auch auf dem politischen Parkett. Wer verliert, verschwindet!

Mindestens vier Jesusbilder Offenbar haben es heutige Prediger da leichter, einen Starkult zu vermeiden, wenn sie ihm Jesus als den »unnützen Knecht« gegenüberstellen! Aber: Nicht nur »Der Spiegel«, »Stern« und das ZDF beten Werner Harenbergs »Entdeckung« (ein Hinweis auf Albert Schweitzers »Geschichte der Leben-Jesu-Forschung« hätte genügt!) pausenlos nach: »Es gibt nicht einen Jesus, es gibt mindestens vier« der Jesus derer, die nicht an ihn glauben, der historische Jesus, der Jesus der Bibel, der Jesus der Kirche. Hat Jesus die Messias-, die Heilands- und die Erlöserrolle überhaupt angestrebt? – so fragte nicht nur Rudolf Augstein. Die heutige Debatte um den Opfertod Jesu besagt ein Übriges! Greifen wir einmal zwei Jesusbilder heraus!

Jesus –– der große Frager? »Jesus Christus: Dein Retter und Richter«. So war bei uns auf einem großen Plakat aus eher evangelikalem Umfeld an Litfaßsäulen zu lesen. Das meint genau dies: Jesus als der mahnende Zeigefinger Gottes, als der große Kritiker des Einzelnen und der Gesellschaft, als Garant der Moral: »Unnütz« ist Jesus hier gerade nicht! Je nach der religiösen und auch politischen Einstellung der Jesus Zitierenden wird dieser hier für eigene Zwecke und Ziele ins Spiel gebracht. Was selbst »feindliche Brüder« (und Schwestern) rechts und links eint, ist dann die »Knüppelfunktion« Jesu. Er wird für die Legitimierung und für die Durchsetzung der eigenen Position in Anspruch genommen. Aus dem Evangelium, der frohmachenden Botschaft, wird dann ein Gesetz. Der »Richter« verdrängt dann schnell den »Retter«. »Eindeutigkeit« und »Entschie11


Die Redefigur vom »ungläubigen Thomas« ist schon seit langem gebräuchlich. Allerdings ist ihre Verwendung nur vordergründig, wenn man nicht mehr weiß, dass es dem Apostel Thomas um Unglauben oder Glauben angesichts der Auferstehung Jesu ging. tet, mit dem Aufruf zur Vermenschlichung der Welt, zur »Mitmenschlichkeit« wirklich ins Herz treffen? Ist nicht die unbedingte Liebe, das Zurückstellen des eigenen Ichs, der Verzicht auf den eigenen Vorteil im Grunde nicht etwas völlig »Unvernünftiges«? Sigmund Freud, auf den man sich auch heute gerne beruft, wenn man den Gottesglauben im Sinne Jesu als etwas Unzumutbares hinstellen will, sagte bekanntlich, es sei absurd, den Nächsten ohne Rücksicht auf sein Verhalten uns gegenüber wie uns selbst zu lieben. Warum sollte ich eigentlich die Macht nicht ausnützen, wenn ich sie besitze? Warum soll ich nicht auf meinen eigenen Vorteil bedacht sein, wenn ich ihn wahrnehmen kann? Genügt da der Hinweis auf den Menschen Jesus, auf sein Verhalten? Ist er letzten Endes nicht ein gescheiterter Idealist? Genügen moralische Appelle? Unsere Welt ist schon »moralinsauer« genug! Und: Moralismus ist das Ende des Protestantismus!

Jesus (der) Christus denheit« werden zu Fahnenwörtern sonst entgegengesetzter Frömmigkeitsstile und -welten. Kompromisse sind dann – auch in Jesu Augen – unanständig. Ein Einwand kommt schnell: Ist der »kritisierende« Jesus aber nicht menschen- und sachgerechter als zum Beispiel die harmoniegeladenen Jesusbilder, die nicht nur Oberammergau, der Barock oder so manche »liberale« Theologie vermitteln? Können auf diese Weise nicht auch Menschen angesprochen werden, die die metaphysischen und süßlichen Jesusbilder gerade wegen ihrer Distanz zur Wirklichkeit ablehnen? Jesus für uns heute zu übersetzen, heißt das nicht vor allem: Wie kann unsere Welt menschlicher, »gerechter« werden? Das Wort »Gott« oder »Jesus« wäre dann als eine Chiffre, als eine Einkleidung der Aufforderung an uns zu verstehen, aus unserer Weltverantwortung endlich Ernst zu machen!

Jesus als Chiffre für ­Mitmenschlichkeit? Aber stimmt es, dass wir dem heutigen Menschen, dem das Wort »Gott« oft wenig bedeu12

Seit 2000 Jahren gibt es »Christologie« als theologische Theorie- und Praxismodelle, die mit den Mitteln der religiösen Sprache, kirchlicher Bekenntnisse und begrifflichen Denkens zum Ausdruck bringen, was in Jesu Leben, Leiden, Kreuz und Tod sichtbar geworden ist. »Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn« (Markus 15,39b): »Die Bedeutung dieses Satzes liegt darin, dass von nun an keine andere Gottesrepräsentation, Kultform, Frömmigkeitsund Lebenspraxis mehr begründbar und zu befolgen war, wenn sie sich nicht auf diesen Jesus, der von da an der Christus hieß, zurückbeziehen bzw. in ihm vergegenwärtigen ließ« (Hermann Deuser, Kleine Einführung in die Systematische Theologie, Stuttgart 1999). Wofür steht aber die übertragene Rede, Jesus sei Sohn Gottes? Beginnt das christologische Denken beim Logos (Wort) Gottes (Johannes 1,1) als der zweiten Person der Trinität, also oben, dann ist der Zusammenhang des Sohnes mit Gott bereits vorausgesetzt. Schwierig ist dann, wie die menschliche Natur Jesu aufgefasst werden kann. Und umgekehrt: Beginnt christologisches Denken unten, beim historischen Menschen Jesus von Nazareth, dann entsteht Februar 2014

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die Frage, wie überhaupt die göttliche Natur Jesu aufgefasst werden kann. Klassisch wurde die Kompromissformel des Konzils von Chalcedon 451: »[...] einen und denselben Christus, Sohn, Eingeborenen, in zwei Naturen unvermischt, unverwandelt, ungetrennt und ungesondert erkannt [...], wobei keineswegs die Verschiedenheit der Naturen um der Einigung willen aufgehoben wird, sondern die Eigentümlichkeit [...] einer jeden Natur erhalten bleibt und sich zu einer Person [...] verbindet [...] nicht als in zwei Personen gespalten und getrennt, sondern als einen und denselben Sohn [...]« Dies war damals eine großartige Denkleistung! Aber: Abgesehen von den begrifflichen Schwierigkeiten haben sich heute »abstrakte« Eigenschaftszuweisungen des Göttlichen und Menschlichen als problematisch erwiesen. Die historisch-kritisch verfahrende Leben-Jesu-Forschung bewegt bis heute die Gemüter. Probierstein war hier zuletzt eine »Fakten-Darbietung« im ZDF in der Weihnachtszeit 2012. Während die einen die historische Kritik als Zerstörung des Glaubens brandmarken, enthält sie für andere etwas Befreiendes: Was in Jesus Christus sich zeigt, was er als Gottesherrschaft in seiner Person repräsentiert: »die heilsame Nähe zwischen dem verlorenen Menschen und Gott herzustellen« (Jürgen Becker) – das umschließt zugleich das Menschliche und Göttliche. »Die theologisch zu interpretierende Gottesnähe, wie Jesus sie gelebt und versprochen hat, ist der Kern der Christologie« – so Hermann Deuser auch in Anlehnung an den Religionsphilosophen Robert Cummings Neville. Wichtig ist, dass beides zusammen gilt: Dass das Göttliche einen exemplarischen menschlichen Weg geht und das Menschliche damit als zu Gott gehörig ausgewiesen wird. Kurz: Es bleibt heute aus verschiedenen Gründen (nicht nur wegen der historischen Kritik!) der eine Weg der Christologie übrig, nämlich »in der biblischen und kirchlich-theologischen Geschichtlichkeit Jesu Christi die Repräsentation Gottes zu denken. Die moderne Frage nach dem ›historischen‹ Jesus ist einzubinden in den Gedanken der Inkarnation – verstanden als Repräsentation«, Begegnung. Dazu gehört: WW Jesu besondere Vollmacht und religiöse Sonderstellung hängt damit zusammen, dass er in einzigartiger Weise die Gottesherrschaft und ihr Kommen mit seiner Person verbunden sieht. WW Verhalten und Verkündigung Jesu wirken unmittelbar gemeinschaftsbildend. WW Diese Gemeinschaft ist Gottesgemeinschaft – und als solche Vergebung und Versöhnung. WW In der Niedrigkeit und Einfachheit Gott zu repräsentieren – das wirkt gerade auch aus Informationsbrief 283

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theologischen Gründen anstößig. Gottes Gegenwart in Jesus Christus schließt die äußerste menschliche Nähe einer Personalität ein, die gerade auch die Passion beinhaltet. Schon im Neuen Testament werden daher ganz unterschiedliche Modelle des Versöhnungsdenkens (Sühne, Stellvertretung, Hingabe usw.) an das exemplarische Leben Jesu angeschlossen. WW Das Handeln der Liebe in Person relativiert das Handeln nach dem vorliegenden religiösen Gesetzesverständnis. Kurz: »Dass Jesus ›für uns‹ gestorben ist, ist explizite Christologie der christlichen Gemeinde nach Ostern, aber dies alles hat seinen Halt in der Gottesnähe Jesu, das heißt in der impliziten Christologie seiner Geschichte [...] Erklärungsgründe für den göttlichen Anspruch Jesu gibt es – auf der Basis des Osterglaubens – durchaus, nämlich aufgrund der Gottesnähe und schöpferischen Liebe, wie sie Jesus unter seinen Zeit- und Glaubensbedingungen zum Austrag gebracht hat« (Hermann Deuser). Geht dieser Glaube, dieses religiöse Vertrauensverhältnis zu Jesus als Sohn Gottes aber nicht solchen Erklärungsgründen voraus? Was ist dann in ihm mehr zu sehen als das historische Ereignis einer leidenden Person, eines »unnützen Knechtes«? »Die Antwort kann wiederum nur lauten: In einem derart nur äußerlichen, bloß historischen Verhältnis, wie es die neuzeitliche Wissenschaft herauspräpariert hat, sind tatsächlich immer nur Anlässe für religiöses Vertrauen erkennbar, sein existentieller Vollzug selbst aber bleibt auf dieser Ebene unentschieden« (Hermann Deuser). Zum Nachdenken sei aus Albert Schweitzers Leben-Jesu-Forschung zitiert: »Die Namen, mit denen man Jesus im spätjüdischen Vorstellungsmaterial als Messias, Menschensohn und Gottessohn bezeichnete, sind für uns zu historischen Gleichnissen geworden. Wenn er selbst diese Titel auf sich bezog, so war dies ein zeitlich bedingter Ausdruck dafür, dass er sich als ein Gebieter und Herrscher erfasste. Wir finden keine Bezeichnung, die sein Wesen für uns ausdrückte. Als ein Unbekannter und Namenloser kommt er zu uns, wie er am Gestade des Sees an jene Männer, die nicht wussten wer er war, herantrat. Er sagt dasselbe Wort: Du aber folge mir nach! Und stellt uns vor die Aufgaben, die er in unserer Zeit lösen muss. Er gebietet. Und denjenigen, welche ihm gehorchen, Weisen und Unweisen, wird er sich offenbaren in dem, was sie in seiner Gemeinschaft an Frieden, Wirken, Kämpfen und Leiden erleben dürfen, und als ein unaussprechliches Geheimnis werden sie erW fahren, wer er ist [...]« 13


Menschen gegen Menschen –– seit Jahrtausenden g e r H a r D n a U J o K at

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äglich erreichen uns berichte schon vor 2400 Jahren unterund nachrichten, dass menlag sophokles dem Irrtum, wenn er schen menschen angreifen, versagte: »Vieles Gewaltige lebt, aber nichts ist gewaltiger als der mensch.« letzen, töten. Völker vernichten Die begabung mit Vernunft soll sich. man versteht die Zerstörunes sein, die den menschen zum mengen und Gewalttaten nicht mehr. schen macht und ihn über das tier auf allen Kontinenten sterben erhebt? mephisto (im »Faust«) zieht menschen durch menschenhand. Ist der mensch oftmals wirklich diesen schleier des selbstbetrugs beiseite, wenn er vom menschen zu Gott ein »raubtier«, wie oswald spengVater sagt: »er nennt’s Vernunft und ler ihn bezeichnete? albert Camus braucht’s allein, nur tierischer als jesprach vom »unbehausten mendes tier zu sein.« schen« und meinte damit ein schutzDas tier im menschen hat in Jahrlos preisgegebenes etwas, »das widertausenden grausame Feste gefeiert. willig ins Dasein geworfen ist«. Goethe nannte ihn im »Faust« eine wurden männer, mm Schonmvorm2400mJahrenm massenweise »spottgeburt aus Dreck und Frauen und Kinder in sinnlounterlagmSophoklesmdemm sen Kriegen dahingemäht, zerFeuer«. Zu allen Zeiten stand der Irrtum,mwennmermsagte:m bombt, verbrannt und versklavt. mensch in der ZerreißproGanze Völker wurden geknebe. er wurde geliebt und er- »VielesmGewaltigemlebt,m belt, vergewaltigt, nicht selten niedrigt, verehrt und gehasst, abermnichtsmistmgewaltigerm schlagartig vernichtet oder allgewürdigt und gequält, an- alsmdermMensch.«m mählich ausgerottet. gehimmelt und verachtet. alIm namen der Vernunft les lag nahe beieinander – seit Jahrtausenden. oder gar der religion wüten bis heute der Hass, Der hohe rang scheint dahin zu sein, der dem der neid, die rachgier; zeugen Feindschaft, menschen nach Psalm 8 zugedacht war: »Wenig Verbitterung und tiefes Leid. niedriger denn Gott«. Der Weg des menschen ist grauenhaft geZwar prägte der mensch das Gesicht von ge- zeichnet durch schmerz und not, durch blut schichtlichen epochen und deutet die Chancen und tränen. nicht seuchen und epidemien der Zukunft. aber wird er die Grenzen seines waren die eigentlichen Geißeln der menschtuns erkennen oder unkontrollierten superan- heit – die kamen ja nicht aus menschenhand. sprüchen verfallen? Hat er macht, sich selbst ein Der schrecken der Zeiten ist der mensch, der maß zu setzen? über menschen herrscht. Welche entsetzlichen misshandlungen, Folterungen, und rassenverfolgungen zeigt die Geschichte! Zu welcher mordlust war der mensch fähig – kein tier handelt so! Irrsinnige Wahnsinnstaten entsprangen menschlichen Gehirnen. so stand der mensch in der Zerreißprobe zwischen göttlichem anspruch und seelenloser Verarmung, erniedrigte sich zum tier. Der tag des Irrsinns einer selbstauslöschung stand vielleicht schon öfter vor der türe. so ist das geistig Gerhard Naujokat höchststehende Geschöpf der erde das gefährDie anschrift des autors lichste von allen geworden. Die ganze Zukunft finden sie auf seite 30 14

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hängt von den Formen ab, in denen sich unser gesellschaftspolitisches Verständnis entwickelt. Für Christen ist der Mensch in die Existenz, das Maß und die Ziele Gottes eingebunden. Aber sind Christen anders und besser? Kann der Christ sein Wissen und Gewissen, sein Tun und Lassen, sein Hoffen und Glauben einordnen und anwenden? Manches bedrückt in dieser Frage. Warum sind Christen und Nichtchristen oftmals nicht voneinander zu unterscheiden? Weshalb arbeitet man zuweilen lieber mit Nichtchristen als mit Christen zusammen? Warum sind Nichtchristen öfter sachlicher, fachlich besser und fleißiger? Ist Frommsein manchmal Selbstberuhigung und optische Fassade? Sind Christen anfälliger für Neid und Missgunst? Wie ist es mit der Verträglichkeit? Warum so viel Zwietracht in manchen Gemeinden, Krach unter Brüdern, obwohl Christen alle eins sein sollen? Ist Christus nicht ihr gemeinsamer Herr? Wie verhält Gott sich im Blick auf schleichendes, vernebelndes,

Leichen von Flüchtlingen am Straßenrand – Ruanda Informationsbrief 283

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schöngefärbtes Schuldigwerden? Man kann kein Verständnis aufbringen, wenn eine gläubige Gemeinde zerfällt und zersplittert. Was für ein Gott muss das eigentlich sein, um das alles zu durchschauen, gerecht zu beurteilen und dennoch zu vergeben? In jedem Menschen wohnt ein tiefer Drang nach Überleben, nach Zuverlässigkeit, nach Geborgenheit, nach Ewigkeit. Christen haben da­ rum einen Auftrag, an den Zukunftschancen der Menschheit mitzuwirken. Sie möchten keine ungeordnete, ausgehöhlte und beraubte Welt hinterlassen und möchten das Netz von Hass und Härte, Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit durchbrechen. Sie haben keine Zeit, wegen Bedrückung oder Aussichtslosigkeit, wegen Zank und Zwietracht einzuknicken. Das Leben muss für das Leben eingesetzt werden. Der Handlungsmut der Christen ist herausgefordert, auch wenn ihre Stimme im Getöse der Massenmedien und im Blendlicht der Öffentlichkeit fast unW hörbar wird.

Schädel von Opfern der Roten Khmer – Kambodscha 15


Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700––1760) Eine originelle, prägende und umstrittene Persönlichkeit in der Kirchengeschichte Walter Rominger

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ugust Gottlob Spangenberg (1704–1792), der Nachfolger Zinzendorfs bei der Herrnhuter Brüdergemeine und erster Biograph Zinzendorfs schrieb über ihn: »Er war ein Original und von Gott so gemacht, wie die Männer sein müssen, durch deren Dienst etwas Besonderes nach dem Willen Gottes geschehen soll.« Und ein Kirchenhistoriker unserer Tage, Johannes Wallmann, nennt den sächsischen Grafen »eine der originellsten Gestalten der Kirchengeschichte«; ein anderer, Wolf Dieter Hauschild, bezeichnet ihn als »genialisch«. Freilich, es ist wie bei fast allen (wirklich) Großen dieser Welt und noch mehr derer im Reich Gottes, sie weisen neben Genialität und Originalität auch umstrittene Seiten auf. Deshalb scheiden sich an ihnen die Geister. So wurde denn auch Zinzendorf bereits zu Lebzeiten größte Anerkennung und Bewunderung zuteil; doch andere verdächtigten

Walter Rominger Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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ihn, der »falsche Apostel« zu sein oder gaben ihn der Lächerlichkeit preis. Doch etwas darf nicht, wie man sich auch nun zu Zinzendorf stellen will, übersehen werden: Er, der theologische Autodidakt, der im Gegensatz zu den Theologen Spener und Francke, den beiden anderen Großen des Pietismus, die aus dem Bürgertum kamen, ein Spross aristokratischer Herkunft war, dessen Vorfahren ursprünglich aus Österreich kamen, dieses aber 1661 um des Glaubens willen verlassen mussten und sich dem Erneuerungswerk Speners verbunden wussten, schuf mit seiner Herrnhuter Brüdergemeine (seit 1749 als Brüder-Unität bezeichnet), die allein schon durch ihre intensive Missionsarbeit weltweit Bedeutung erhielt, einen neuartigen, wirkungsmächtigen Typ des Pietismus.

Kindheit, Jugend, Studium Von früh auf wuchs der junge Graf mit dem Pietismus auf. Die Vorfahren standen Spener nahe. Neben diesen hat ihn auch die Herkunft aus dem Aristokratismus geprägt. Sein Vater, der Minister in Sachsen war, verstarb kurz nach Zinzendorfs Geburt. Da seine Mutter ein zweites Mal heiratete, und zwar den preußischen Generalfeldmarschall von Natzmer, der auch ein Anhänger Speners und Franckes war, wuchs Februar 2014

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Zinzendorf bis zu seinem zehnten Lebensjahr cke (1663–1727) als den Vertreter des Pietisbei seiner Großmutter Katharina Henriette von mus zu einem Religionsgespräch in Merseburg Gersdorf, einer nicht allein frommen, sondern zusammen, das freilich ergebnislos verlief. Bei auch vielfältig gebildeten Frau, auf Schloss Zinzendorf tauchten schon früh unionistische Großhennersdorf in der Niederlausitz auf. Sie Bestrebungen auf, weshalb er vier jedoch ungewurde die wichtigste Bezugsperson für den jun- druckte Unionsschriften entwarf. Später relatigen Grafen, wiewohl auch seine »ungemein in- vierte er durch seine Herrnhuter Brüder-Unität nige und andächtige« Tante Henriette und ein unionistische Bemühungen. junger Hallenscher Theologe, sein erster Hauslehrer, prägend waren. Doch vor allem durch Reise nach Paris –– der Beginn der seine Großmutter wurden seine ersten geistli- ökumenischen Offenheit chen Erfahrungen vermittelt, die in der »zärtliIn den Jahren 1719 und 1720 unternahm chen Anhängigkeit an den Heiland« ihre Mitte Zinzendorf eine Reise in die fanden. Der ohne Geschwister Niederlande und nach Paris, aufwachsende Graf wandte sich mm Der ohne Geschwiswelche ganz entscheidende Eindem Heiland mit seiner ganzen ter aufwachsende Graf drücke bei ihm auslösen sollte. kindlichen Vorstellungskraft zu. Bislang hatte der Graf nur die Der Heiland war für ihn der wandte sich dem HeiWelt des Luthertums gekannt, Bruder und Spielgefährte, der land mit seiner ganzen dieses durchaus auch in Gesprächspartner und der Adkindlichen Vorstellungs- wenn einer orthodoxen und pietisressat seiner Kinderbriefe. Dietischen Ausrichtung. Doch in se starke emotionale Bindung kraft zu. Der Heiland den Niederlanden lernte er die an seinen Heiland ließen den war für ihn der Bruder friedliche Koexistenz verschiejungen Grafen Anfechtungen dener Konfessionen kennen: überwinden, die ihn als Acht- und Spielgefährte, der westeuropäischen Calvinismus, jährigen bereits ins Spekulieren Gesprächspartner und trieben. Im späteren Rückblick der Adressat seiner Kin- Katholizismus, Anglikaner und Mennoniten. auf sein Leben konnte er in dem In Paris hielt Zinzendorf seine Lied Paul Gerhardts »O Haupt derbriefe. Diese starke voll Blut und Wunden« sein Le- emotionale Bindung an pietistische Lebensstrenge durch und betrachtete das Treiben der bensthema entdecken. seinen Heiland ließen vornehmen Gesellschaft als das, Auch als Zinzendorf von was »Welt« war. Erschien er auch 1710 bis 1716 als erster Reichs- den jungen Grafen Angraf auf Franckes Paedagogium fechtungen überwinden, als Sonderling, so trug er dies als die den trifft, der in in Halle kam, bedeutete dies die ihn als Achtjährigen Schmach, der Nachfolge Christi steht, was keinen Bruch mit seiner Verganfür ihn Adel war. genheit, sondern die Fortfüh- bereits ins Spekulieren Nähere Bekanntschaft machrung dessen, was in Großhen- trieben. te er mit dem Katholizismus. nersdorf bei seiner Großmutter bei ihm angelegt wurde. Bereiteten die Umstel- Er schloss Freundschaft mit Kardinal Noailles lungen vom Haus der Großmutter zur strengen (1651–1729), dem Erzbischof von Paris und Zucht an den Anstalten in Halle dem jungen stand mit diesem bis zu dessen Tod in briefliGrafen Schwierigkeiten, so nahm er doch bei al- cher Verbindung. Verbunden wusste er sich mit lem Zuflucht beim Heiland. Bei alledem wurde ihm im Mysterium des »Leidens und VerdiensZinzendorf in diesen Jahren nachhaltig geprägt tes Jesu«. Die mittelalterliche Mystik war die sie und sein Interesse für die Mission geweckt. Spä- einigende Frömmigkeitstradition. Nicht zufällig ter sollte er selbst ein Pionier der Weltmission ließ Zinzendorf 1723/1725 Johann Arndts Büwerden. Jedenfalls erhielt Zinzendorf in Halle cher »Vom wahren Christentum« ins Franzöeine umfassende Bildung. Von 1716 bis 1719 sische übersetzen und widmete diese Ausgabe studierte er Jura in Wittenberg. Er las die Bibel dem Kardinal. Erleichternd für das Verständnis in den Ursprachen und bevorzugte die Schrif- mit Kardinal Noailles und das Interesse am Katen Speners und Franckes. Aber er hörte auch tholizismus war auch, dass Zinzendorf in Paris orthodoxe Predigten. Ihm lag an einer Verstän- einem vom Jansenismus beeinflussten Katholidigung zwischen orthodoxem Luthertum und zismus begegnete, der sich stark an Augustins Pietismus. Deshalb brachte er Valentin Ernst Gnadenlehre ausrichtete und so eine Nähe zur Löscher (1674–1749), den Vertreter des ortho- evangelischen Theologie aufwies. Der Jansenisdoxen Luthertums und August Hermann Fran- mus galt als katholische Erneuerungsbewegung Informationsbrief 283

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und konnte von daher mit dem Pietismus verglichen werden, da er zudem zu Innerlichkeit und sittlicher Strenge neigte. Als das wichtigste Ergebnis seiner Bildungsreise betrachtete Zinzendorf die Begegnung mit Christen aus anderen Konfessionen. Er war dann von dem Gedanken beseelt, »das Beste in allen Religionen [d. h. Konfessionen] zu entdecken«. Ein früher ökumenischer Gedanke, wie sich immer wieder zeigen wird.

Beziehung zur ­Aufklärung Auf seiner Reise nach und Aufenthalt in Paris kam Zinzendorf auch mit der europäischen Frühaufklärung in Berührung. Zinzendorf öffnete sich deren Ideen und wurde deren überzeugter Vertreter. Er kannte gut Pierre Bayles Standardwerk »Dictionaire historique et critique« und stimmte mit diesem darin überein, dass sich Vernunft und Offenbarung antithetisch gegenüberstehen. In Glaubensfragen erschien ihm die Vernunft bestechlich. Deshalb wollte Zinzendorf sauber zwischen Vernunft und Glauben trennen, wohingegen zu seiner Zeit eine natürliche Theologie betrieben wurde, die diese Unterscheidung nicht traf. Er nahm die Anliegen der aufkommenden Bibelwissenschaften auf, und bewahrte damit der Brüdergemeine in der Aufklärung ihre Bibelfestigkeit und Ausstrahlung auf die Stillen im Lande.

Reuß-Ebersdorf –– philadelphische Gesinnung Bereits bei seiner großmütterlichen Erziehung »im Umgang mit dem Heiland« hatte Zinzendorf die philadelphische Offenheit erhalten, was besagt, in allen Konfessionen wahre Christen zu finden, auch in der römisch-katholischen Kirche. Diese »unparteiische« Haltung verstärkte sich bei ihm durch seine Verbindung mit dem frommen Grafenhof Reuß-Ebersdorf. Hier fand er in Comtesse Erdmuthe Dorothea (1700–1756) seine Ehefrau, die gleich gesinnt war und schloss mit ihr 1722 die Ehe, eine »Streiterehe« für Jesus. In der Schlossgemeinde der reußischen Residenz fand Zinzendorf Pietisten unterschiedlicher Ausrichtung, sowohl solche, die sich zur Kirche hielten, als auch Separatisten. Diese Gemeinschaft lieferte Zinzendorf das Modell für seine spätere Herrnhuter Gemeine. Damit wurden Konfessionsgrenzen relativiert, aber nicht die Vielfalt der Konfessionen und ihr jeweiliges Recht bestritten. In diesem Zusammenhang ist noch anzumerken, da dies ein bezeichnendes Vorkommnis für 18

Zinzendorfs philadelphische Haltung ist: Als er 1721 als Hof- und Justizrat in die Dresdener Regierung eintrat, wiewohl ihn der Posten des Verwaltungsjuristen nicht ausfüllte und er darin keineswegs seine Berufung erkannte, da verweigerte er es, den Eid auf die Konkordienformel abzulegen, was ein bezeichnendes Licht auf den damals 21-jährigen Grafen wirft. Bereits im darauf folgenden Jahr kaufte Zinzendorf das Gut Berthelsdorf seiner Großmutter und richtete darin nach dem Vorbild von Ebersdorf eine Hofgemeinde ein. In Ebersdorf war Zinzendorf auch der Blut- und Wundenfrömmigkeit begegnet, die ihm jedoch von Kindheit an vertraut war. Sie barg die Gefahr, in Schwärmerei abzugleiten, wovon Herrnhuter Siedlungen in den 1740er Jahren durchaus betroffen waren.

Tropenlehre Eng verbunden mit dem Ebersdorfer Pietistenkreis, der, wie dargelegt, zur Philadelphischen Bewegung gehörte, die die Kinder Gottes aus allen Nationen und Konfessionen in Jesusund Geschwisterliebe vereinen wollte, ist die Tropenlehre. Für Zinzendorfs Lehre von der Kirche wurde diese ab 1742 bezeichnend. Auch seine Erfahrungen von seiner Reise durch die Niederlande und nach Paris und den Begegnungen mit ganz verschiedenen Konfessionen in friedlicher Koexistenz, hat sich darin niedergeschlagen. Die Tropenlehre besagt, alle religiöse Erkenntnis bleibt auf Erden Stückwerk. Deshalb ist keine Konfession die Kirche Jesu Christi ganz, vielmehr sind in den einzelnen Konfessionen Wahrheit und Irrtümer, wennschon in verschiedenen Graden. Doch jede besitzt ihre besonderen geistlichen Kleinodien. Alle Kirchen sind demnach unterschiedliche Weisen der Heils­erziehung Gottes und damit unterschiedliche Lehrformen (Tropen). Zinzendorf betrachtete also die »Vielheit und Mannigfaltigkeit« der Konfessionen und religiösen Gruppierungen als unterschiedliche »tropoi paideias« (Erziehungsweisen Gottes). Deshalb war Zinzendorf gegen eine schnelle Aufhebung oder Union der Konfessionen. Er erhob vielmehr die Forderung nach gegenseitiger Toleranz, denn die Unterschiedenheit theologischen Denkens und kirchlichen Lebens erschien ihm legitim und deshalb anzuerkennen; auch sollte Bereitschaft zum wechselseitigen Austausch der besonderen Gaben vorhanden sein. Seine Brüdergemeine übertraf Zinzendorf zufolge alle Konfessionen, da sich bei ihr drei Tropen vereint hatten, nämlich der lutherische, der reformierte und der mährische. Zinzendorf vertrat damit ökumeniFebruar 2014

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Am Hutberg entstand die Siedlung Herrnhut. Bereits 1727 hatte die Siedlung 300 Einwohner, keine zehn Jahre später, 1736, schon knapp 700.

sche Gedanken bereits zu einer Zeit, als diese noch nicht gedacht wurden, und die Brüdergemeine erschien ihm als ökumenische Bewegung innerhalb der etablierten Konfessionskirchen. Somit kann Zinzendorf als ein Vater des ökumenischen Gedankens angesehen werden.

Herrnhut Der Ursprung der Herrnhuter Brüdergemeine dürfte darin liegen, als Zinzendorf 1722 drei Familien – es waren Glaubensflüchtlinge aus Mähren – ihre Ansiedlung auf seinem Grund erlaubte. Immer mehr Exulanten kamen nach. So entstand am Hutberg die Siedlung Herrnhut, welche auf erweckte Kreise der näheren und weiteren Umgebung immer stärkere Anziehung ausübte. Bereits 1727 hatte die Siedlung 300 Einwohner, keine zehn Jahre später, 1736, schon knapp 700. Wegen der Gefahr separatistischen Wildwuchses ließ sich Zinzendorf von seinem von jeher ungeliebten Staatsamt 1727 beurlauben und kehrte in dieses auch nie mehr zurück. Er wollte sich ganz auf die Tätigkeit in Herrnhut beschränken. Dort fielen religiöse Konventikel und bürgerliche Kommune zur »Ortsgemeinde«, in der es keine Leibeigenschaft gab, zusammen. Zinzendorf ließ in den Statuten seine philadelphische Überzeugung niederlegen, denn Herrnhut sollte »in beständiger Liebe mit allen Kindern Gottes in allen Religionen [d. h. Konfessionen] stehen«. Das seit 1727 sich in Herrnhut entwickelnde gemeindliche Leben war einzigartig in der evangelischen Frömmigkeitsgeschichte. Mit Herrnhut war ein neues Zentrum des Pietismus entstanden. Die ersten christlichen Gemeinden sollten Vorbild sein. Laienämter erhielten Geltung. Als Geburtsstunde der Herrnhuter Brüdergemeine gilt die Abendmahlsfeier am 13. August 1727, die unter der Leitung des lutherischen Ortspfarrers stattfand. Dabei empfanden die Teilnehmer einen so tiefen Frieden, dass sie sich mit Christus verbunden wussten. Konfessioneller Streit galt als überwunden, da nur die »Herzensreligion« Informationsbrief 283

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zählte. Mit dem 14. August begann eine Bruderschaft als »Erneuerte Brüder-Unität«. Doch nahmen die Herrnhuter bewusst am lutherischen Sonntagsgottesdienst teil. Den Mittelpunkt geistlichen Lebens bildete die Versammlung im »Saal«. Daraus entwickelte sich auch die »Singstunde«. Die Versammlungen kamen auch der poetischen Begabung des Grafen entgegen. In ihnen entstanden viele hunderte seiner geistlichern Gedichte. Zudem wurden urchristliche Bräuche vollzogen: Liebesmahl (Agape) und Fußwaschung, welche wahrscheinlich durch die Lektüre von Gottfried Arnold angeregt waren. Eine Trennung nach Geschlechtern und Familienstand in besondere »Chöre« sollte sittliche Gefährdungen minimieren und Seelsorge erleichtern helfen. Gemeindezucht sollte der Bewahrung der Gemeinde dienen. Seit 1729 kam der Brauch einer Tagesparole auf, die so genannte »Losung«. Darauf, und auf die Lospraxis in anderen Angelegenheiten wird noch gesondert eingegangen. Hauptziel der Brüdergemeine war, woran das philadelphische Konzept Zinzendorfs deutlich wird, die »herzustellende Gemeinschaft wahrer Kinder Gottes«, was ihn auch Verbindung zu radikalen Pietisten halten ließ. Jedoch war die ursprüngliche Idee Zinzendorfs, eine eigenständige Gemeinde innerhalb der lutherischen Kirche (nach Spener »ecclesiola in ecclesia«) in Spannung zur Tradition der Mähren, die die alte Brüder-Unität neu beleben wollten, als auch zu radikalen Pietisten und ließ sich, wie an den Wetterauer Gemeinden noch deutlich werden wird, auch nicht durchhalten. So begann, entgegen Zinzendorfs Absicht, eine Entwicklung zur eigenständigen Kirche. Da die Rechtgläubigkeit der Brüdergemeine in Frage gestellt war, ließ Zinzendorf 1733 durch einen württembergischen Theologen, der als Pfarrer für Herrnhut vorgesehen war, bei der theologischen Fakultät Tübingen ein Gutachten erstellen, aus dem evangelische Rechtgläubigkeit der Brüdergemeine und Legitimität ihrer böhmisch-mährischen Tradition hervorgingen. 19


Zinzendorf selbst hat bei zwei angesehenen orthodoxen Pfarrern 1734 ein examen abgelegt. sie bescheinigten ihm, rechtgläubig gemäß der lutherischen Lehre zu sein und einige Privatmeinungen wurden als nicht heterodox angesehen. Durch zwei Predigten wurde Zinzendorf 1734 in tübingen in den theologischen Kandidatenstand aufgenommen. er wollte damit seine bindung an die Kirche zum ausdruck bringen und dem Verdacht entgehen, er sei ja nur »Laienprediger«. 1737 weihte der bischof der böhmischen brüder Daniel ernst Jablonski, Hofprediger in berlin, Zinzendorf zum bischof, nachdem Jablonski bereits 1735 den Herrnhuter missionar David nitschmann zum bischof geweiht hatte. nach elfjähriger Verbannung aus sachsen wegen Konflikten mit der orthodoxie und dem halleschen Pietismus konnte Zinzendorf 1747 nach Herrnhut zurückkehren. 1749 wurde die Herrnhuter Gemeinschaft durch ein kurfürstliches Dekret als augsburger Konfessionsverwandte endgültig anerkannt. Zinzendorf hat den Gemeinschaftsgedanken betont und einem überzogenen Individualismus widersprochen: »Ich statuiere kein Christentum ohne Gemeinschaft.« nach dem Pietismusforscher erich beyreuther gab er mit seiner Freikirche »die exemplarische Darstellung einer diakonisch und missionarisch tätigen Freikirche mit ökumenischer Zielsetzung«.

Herrnhuter Missionstätigkeit Das ökumenische selbstverständnis der Herrnhuter brüdergemeine als teil des einen Leibes Christi sowie das anliegen, weltweit seelen »für das Lamm« zu gewinnen und damit zur erlösung zu führen, enthielt bereits ein missionarisches ansinnen. mission war ein wesentliches element der Herrnhuter. Durch die begegnung mit einem bekehrten sklaven und zwei christlichen eskimos bei thronfeierlichkeiten in Dänemark, wuchs Zinzendorfs Interesse an der mission und erhielt konkrete Ziele. so entsandte Herrnhut ab 1732 die ersten missionare auf die mittelamerikanische Insel st. thomas, im Jahr darauf nach Grönland und Lappland, dann nach Georgia (nordamerika), in die holländischen Kolonien südamerikas, südafrikas und nach Ceylon, aber auch in baltische Länder, nach Dänemark, england, Holland und die schweiz. bis zu Zinzendorfs tod 1760 haben Herrnhuter unter großen opfern, gerade auch an menschen, in 28 Gebieten missioniert: d. h. in 28 Jahren wurden missionare in 28 Gebiete entsandt. Zinzendorf hat sich auch um das 20

missionarische Zeugnis an den Juden bemüht. Während die mission, die von Halle ausging, eine konfessionelle ausrichtung der missionsgemeinden befürwortete, lehnte Zinzendorf eine solche ab. Das missionarische »streitertum« Zinzendorfs stieß in Halle und beim württembergischen Pietismus auf Widerspruch, ja rief offene Feindschaft hervor. Durch die Herrnhuter missionsarbeit entstanden in europa und amerika neue Gemeinden, was den Weg in die Freikirche wies.

Gemeinden in Amerika und darüber hinaus ausgewanderte Herrnhuter gründeten in amerika neue Gemeinden, die sich unter spangenberg (1704–1792) gut entwickelten. spangenberg, zunächst bischof der nordamerikanischen Gemeinden, wurde nach Zinzendorfs tod dessen nachfolger und bischof in Herrnhut, schrieb die erste biographie über Zinzendorf, war, was die entwicklung der brüdergemeine anbelangte, auf ausgleich bedacht und verkirchlichte die brüdergemeine immer mehr, wiewohl diese entwicklung bereits seit 1736 angestoßen war. nach dem Vorbild Herrnhuts entstanden durch die missionstätigkeit »Dörfer des Heilandes«, ab 1742 auch in schlesien und für einige Jahre auch in der Wetterau (in Hessen), auf die noch gesondert einzugehen ist.

Lospraxis Die Lospraxis gehört zu den besonderheiten der Herrnhuter brüdergemeine. Wie bereits erwähnt, kam seit 1729 der brauch auf, eine Februar 2014

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Losung für den folgenden tag auszugeben. Zunächst war diese eine Liedstrophe, später ein bibelwort, die Leitspruch für das tägliche Leben sein sollte. aus diesem brauch entstanden die Herrnhuter Losungen, die 1731 zum ersten mal als buch für ein ganzes Jahr erschienen und deshalb mehr als ein Jahr zuvor ausgelost werden mussten. Durch die erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts wurde das Losungsbuch zu einem der am meisten verbreiteten andachtsbücher der evangelischen Christenheit und ist dies bis heute geblieben. Doch nicht allein eine Parole für den tag wurde durch Lospraxis gewonnen, sondern auch bei entscheidungen des täglichen Lebens gewann sie bedeutung. unter berufung auf die bibel und ein positives urteil Luthers über das Los, wurden dem Heiland Fragen vorgelegt, die vordem gründlich beraten wurden, um sie dann durch das Los entscheiden zu lassen. auf diese Weise wurden Personalentscheidungen, eheschließungen, reisepläne und Verhandlungsführungen entschieden. an der Lospraxis zeigte sich auch, dass Jesus, der der Generalälteste sein sollte, unmittelbar Weisungen erteilte. Herrnhut galt demnach als Christokratie.

Die Gemeinden in der Wetterau –– ihre Problematik und deren Überwindung In der Wetterau entstanden als eine art ergänzung zu Herrnhut, die Gemeinden marienborn und Herrnhaag, die jedoch von vornherein nicht als Gemeinden innerhalb der dortigen Landeskirche angelegt waren, sondern autonom. Zinzendorf selbst lebte bis 1748 zumeist InFormatIonsbrIeF 283

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in Herrnhaag. In den Herrnhaager Jahren gestaltete Zinzendorf seine theologie in Widerspruch zur pietistischen Heiligung, die manchmal gesetzlich war und zum moralismus der aufklärung. angehörige verschiedener Konfessionen und auch separatisten aus der Wetterau kamen in Herrnhaag zusammen, was Zinzendorfs philadelphischen Vorstellungen durchaus entsprach. Dazu kam eine von Zinzendorf geschätzte natürlichkeit der eingeborenen in den überseeischen missionsgebieten der Herrnhuter. nicht ohne das Zutun Zinzendorfs kam es in Herrnhaag (1743–1750) zu Fehlentwicklungen, was zu einer Krise führte. Die neuentdeckung des Versöhnungsopfers Jesu führte zu einem sonderbaren blut- und Wundenkult. ein fragwürdiger Heilandskult um Jesu seitenwunde (seitenhöhle) mit einer nur noch für Insider verständlichen sprache, eine geradezu erotische Jesusmystik und eine übertriebene festliche erlösungsfreude griffen um sich. erst als diese schwärmerei ihrem Höhepunkt zustrebte, sah sich Zinzendorf, von älteren mitarbeitern überzeugt, zum Handeln genötigt. In den Jahren ab 1749 gelang es ihm, ohne dass er dabei auf die theologischen Grundlagen der Heilands- und Herzensreligion verzichtete, die brüdergemeine zu besonnenheit und nüchternheit in sprache und Leben zurückzuführen, was durch das ende der Herrnhaager Gemeinde erleichtert wurde. Die Zeit der Wetterauer Gemeinden wurde in anlehnung an Lukas 22,31 als »sichtungszeit« (1743–1750) bezeichnet. nach 1750, dann vor allem nach Zinzendorf unter spangenberg, entwickelte sich die Freikirche in geordneten bahnen.

Zinzendorfs Theologie ist Christologie/Christomonismus Wie im Pietismus üblich, hielt Zinzendorf an der notwendigkeit einer wesentlichen Lebenswende fest. Doch er bestimmte diese anders als der Hallesche Pietismus. Der mensch müsse sich nicht durch äußerliche bußübungen auf die sündenvergebung vorbereiten, da Jesus den bußkampf am Kreuz stellvertretend durchstanden habe. auch die rechtfertigung beruht Zinzendorf zufolge allein auf der alleinwirksamkeit der Gnade. Da Zinzendorf rechtfertigung und Heiligung als doppelte Wirkung der blutsgnade sah, wollte er der Verselbständigung der Heiligung als menschliche Leistung wehren. Zinzendorf hat sich dabei an Luthers Kreuzestheologie orientiert, vor allem an der des jungen, ohne jedoch die sprache der braut- und Passionsmystik aufzugeben. aber Zinzendorf wich auch von 21


Luther ab, obwohl er an der Bestimmung des Christen, dass dieser »gerecht und Sünder zugleich« ist, festhielt. Doch er nahm eine folgenschwere Umkehrung vor: Luther sah den Sünder und glaubte den gerechtfertigten Heiligen; Zinzendorf jedoch betonte das heilige Leben und glaubte ein Fortbestehen latenter innerster Sündhaftigkeit, was ihm scharfen Widerspruch ganz unterschiedlicher theologischer und kirchlicher Vertreter brachte, nämlich orthodoxer Theologen als auch kirchlicher und radikaler Pietisten, die den Vorwurf einer nicht verantwortbaren »Leichtsinnigkeit« erhoben. Noch ein anderer Schwachpunkt sei erwähnt. Zinzendorfs »Ehereligion« ist nicht haltbar. Denn bei ihm wurde der eheliche Geschlechtsverkehr zum religiösen, ja sakramentalen Akt, in welchem der Mann als Vize-Christus und die Frau als Braut(gemeinde) die Gemeinschaft von Christus und Kirche vollbringt (vgl. Epheser 5,21). Gegenüber Luther nahm Zinzendorf eine Relativierung des Wortes Gottes vor, trotz seiner Betonung des Losungswortes. Während bei Luther der Auferstandene allein durch das Wort den einzelnen Christen und die Gemeinde leitet, führt er nach Zinzendorf nicht allein durch das Wort, sondern auch durch geheimnisvolle Krafteinwirkungen sowohl den einzelnen Christen als auch die Gemeinde. Somit tritt an die Stelle des Wortes Gottes bei Luther die personale Gegenwart. Dies mag mit der überaus stark betonten Christologie bei Zinzendorf zusammenhängen. Positiv wurde diese von Karl Barth gewürdigt. Er sah in Zinzendorf den größten und vielleicht einzigen ganz echten Christozentriker der Neuzeit und ebenso den ersten Ökumeniker. Auch wenn Zinzendorfs Anschauung Absonderliches enthalten mag, mit verursacht durch seine starke, nicht zu bestreitende Jesusliebe (»Ohne Jesus wäre ich Atheist«), so ist der Einfluss Luthers auf ihn nicht zu verkennen. Glaubensgewissheit gibt es für Zinzendorf nur über Christus. Seine ganze Theologie war christo­zentrisch, ja er stand in der Gefahr, einem Christomonismus zu vertreten, womit die Trinität (Dreieinigkeit) abgewertet würde. Von den damaligen Pietisten war er wohl am stärksten von Luthers Kreuzestheologie beeinflusst – und zwar in zunehmendem Maße. »Der Mann am Kreuz und sein stellvertretendes Strafleiden«, war Richtschnur in seinem Denken, Reden und Schreiben. »Ich kenne nur eine Passion und das ist Er.« Deshalb waren für Zinzendorf nicht Wiedergeburt als praxis pietatis entscheidend, sondern der rechtfertigende Glaube an Jesus. Doch aus dieser Ausrichtung auf Jesus folgte 22

für Zinzendorf der Aufbruch zu den Brüdern (»Der Christ geht immer in Kompanie«); diese Grundüberzeugung verwirklichte er in der Herrnhuter Brüdergemeine, in der eine eigene Form der Kreuzestheologie Luthers offizielle Lehre war, die »Blut- und Wundenlehre«.

Die letzten zehn Lebensjahre Zinzendorfs letztes Lebensjahrzehnt wies keine besonderen Höhepunkte mehr auf. Zwischen 1749 und 1755 lebte er meist in London und kehrte dann in die Oberlausitz zurück. Er unternahm noch zwei größere Reisen, nach Holland und in die Schweiz. Zinzendorfs Gedanke an eine geistliche Familiensukzession hatte sich mit dem frühen Tod seines Sohnes Christian Renatus (1727–1752) zerschlagen. 1756 starb Zinzendorfs Frau Erdmuthe Dorothea. Ein Jahr später heiratete er die Bürgerliche Anna Nitschmann, die wesentlich jünger als er war. Diese Ehe, die kinderlos blieb, dauerte nur knapp drei Jahre. Zinzendorf starb am 9. Mai 1760 in Herrnhut, seine Frau nur zwölf Tage später.

Wirkungsgeschichte Das Lebenswerk Zinzendorfs sprengte das damalige kirchliche Denken und Verhalten. Seine Ideen vermochten nur in verkirchlichter Form zu überleben. Doch: Die Nachwirkungen Zinzendorfs sind beachtlich, wenn auch noch gar nicht hinreichend aufgezeigt. John Wesley und der frühe Methodismus haben wesentliche Impulse von Zinzendorf und den Herrnhuter erhalten. Lessing, Goethe und Herder achteten ihn. Schleiermacher, der Vater der liberalen Theologie, konnte sich als »Herrnhuter höherer Ordnung« bezeichnen. Novalis, der Dichter der Romantik, wuchs in der Tradition der Herrnhuter auf. Was die Brüdergemeine selbst anbelangt, so hat sie sich unter Zinzendorfs Nachfolger Spangenberg konsolidiert. Dieser verfasste auch das erste Lehrbuch für sie. Im 19. Jahrhundert bildete die Herrnhuter Brüdergemeine und ihre Diaspora Sammelpunkte für Erweckte. In der evangelischen Christenheit weltweit sind die Losungen, die in ihren Anfängen auf Zinzendorf zurückgehen und die auch heute noch in Herrnhut ausgelost werden, verbreitet; ebenso haben sich einige der sehr zahlreichen Lieder des Grafen erhalten (etwa EG 198, 251, 254, 350, 391). Die Ausstrahlung in Deutschland und anderswo reicht beträchtlich über die W Brüdergemeine hinaus. Februar 2014

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Die Rede vom Politikwechsel zu einer offenen Gesellschaft und eine biblische Orientierungshilfe Hans Lachenmann

Erfolgsgeschichte einer offenen Gesellschaft oder Endgeschichte ohne Zukunft Es war in den Jahren nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus und dem Scheitern des Kommunismus, als der österreichische Philosoph Karl Popper (1902–1994) das Gesellschaftsmodell der »offenen Gesellschaft« zum Thema machte mit dem Ziel, »die kritischen Fähigkeiten des Menschen freizusetzen«. Die Gewalt des Staates soll so weit als möglich geteilt werden, um Machtmissbrauch zu verhindern. Zuvor galt: »Du bist nichts, dein Volk ist alles«. Und dann kamen über uns Diktatur, totaler Krieg, Schande und Elend. In der »offenen Gesellschaft« jedoch kann eine Regierung kontrolliert und notfalls abgewählt werden. Die Mitwirkung jedes Einzelnen ist erwünscht, wie auch das Wohl des Einzelnen wichtig ist. Er kann seine Lebensziele verwirklichen und Einfluss nehmen auf das Leben der Gesellschaft. Zwei Generationen später finde ich einen Beitrag von Rainer Geißler (Professor für Soziologie, Siegen), »Deutschland, eine offene Gesellschaft – Die Vielfalt von Lebensstilen in einer modernen Gesellschaft mit größer werdenden individuellen Freiheiten«. Der erste Satz des Berichts stellt kühn fest: »Die deutsche Gesellschaft ist eine moderne und offene Gesellschaft: Die meisten Menschen verfügen über eine gute Ausbildung, einen international betrachtet ho-

Hans Lachenmann Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 Informationsbrief 283

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hen Lebensstandard und über entsprechende Freiräume zur individuellen Lebensgestaltung.« Nun ist das von Karl Popper anvisierte Ziel also erreicht und man kann sagen: »Das ›Modell Deutschland‹ entwickelte sich zur Erfolgsgeschichte und in vielen Ländern zum Vorbild.« Sind wir zufrieden mit den politischen Verhältnissen? »Politikverdrossenheit« und »Wutbürger«, zwei neue Wortschöpfungen, sehen es anders. Die Zahl der alten Menschen wird immer größer. Die Geburtenjahrgänge werden kleiner und kleiner. Immer mehr Alten- und Pflegeheime entstehen. Den Schulen fehlen die Schüler, und für viele Berufe fehlt es an Nachwuchs. Die Überalterung der Gesellschaft ist heute die größte Herausforderung. Kompetente Bevölkerungswissenschaftler (Professor Herwig Birg u. a.) sind entsetzt, wenn Politiker auf ihre Warnungen nicht hören und ihren Rat, wie die gefährliche Entwicklung aufgehalten werden kann, in den Wind schlagen. Klartext ist unerwünscht. Man spricht vom »demographischen Wandel« – wo es sich um den »demographischen Untergang« handelt. Um dies zu vermeiden, sucht man nach Auswegen. Das Rentenalter wird erhöht. Das bringt einige Vorteile. Sodann lassen sich Arbeitskräfte im Ausland anwerben. Möglichst gut ausgebildete und tüchtige junge Leute, die gerne nach Deutschland kommen, weil sie hier Arbeit finden, gutes Geld verdienen und es zu etwas bringen können: Klinikärzte aus Polen und Ägypten, Ingenieure aus Spanien, Portugal, Krankenschwestern und Altenpflegerinnen aus Indien und China. Sie füllen die sich weiter und weiter öffnenden Lücken. Ohne sie geht nichts mehr. Und wir beweisen uns, wie weltoffen wir sind, ohne Vorurteil gegen Fremde. Auch hier ist Klartext nötig. Müssten nicht wenigstens die Erziehungs- und Ausbildungskosten den Heimatländern erstattet werden? Herwig Birg bringt es auf den Punkt: »Was wir betreiben ist schlicht demographischer Kolonialismus.« 23


Wichtig sind Hausfrauen und Mütter. Statt meldet sich nun der »autonome Mensch«, der »Heimchen am Herd« zu sein, wo es nichts zu nicht nur seine »kritischen Fähigkeiten« einverdienen gibt, sollen sie für die Berufswelt aus- bringen will, sondern sich selbst Gesetz ist und gebildet werden, in der sie nützlich sind und sich auch selbst verwirklicht. Er will deshalb die eigenes Geld verdienen. Mit Hochdruck und Gesellschaft aufbrechen und von allen unterdrüeinem zweistelligen Milliardenaufwand werden ckenden Strukturen befreien. Dazu gehört vor Kindertagesstätten eingerichtet. Mütter können allem die Familie, dieses angeblich patriarchahier ihre Kleinkinder abliefern, lische Unterdrückungssystem, die dann auf Staatskosten ver- mm Die große Herausdie Wurzel allen Übels. Der sorgt werden. Auch hier wäre forderung durch den Zorn der Jugend richtete sich Klartext nötig: der Aufwand damals zuerst gegen das eigehat den Schwund der Gebur- demographischen Niene Elternhaus. Es war zugleich tenrate nicht gebremst, sie dergang bleibt wie eine auch eine erste Welle der »sexugeht ungebrochen weiter nach Revolution«. Sie breitete lebensgefährliche Wunde, ellen unten. Den Vorteil der Haussich aus über das Land, wurde frauenrekrutierung hat die unbehandelt, nur durch zum Tsunami, der mit lauten Wirtschaft, der Staat, die Sozi- Aktionismus oberflächlich Demonstrationen und bald mit alkassen, am wenigsten wahrdem blutigen Terror der RAF scheinlich die Kinder. Man verdeckt, so dass man sie (Rote Armee Fraktion), das kann sie nicht befragen, doch nicht sehen muss. Lange Land in Angst und Schrecken ihre Augen sagen uns, was sie hält das nicht. Hier sind versetzte. Die Welle bricht sich brauchen und bei wem sie leim »Deutschen Herbst« 1977 ben wollen. Das als Alternati- wir das rote Schlusslicht. mit dem kollektiven Selbstve geforderte Betreuungsgeld mord im Stammheimer Hochaber gilt als sinnlose »Herdprämie«. sicherheitstrakt. Was die jungen Leute aus guIst dies wirklich das gelobte und beneidete tem Hause getrieben hat, war der Traum vom »Erfolgsmodell« einer »offenen Gesellschaft«, totalen Politikwechsel hin zu einer »offenen ein »Vorbild« für andere? Die große Heraus- Gesellschaft« ohne Krieg und Unterdrückung. forderung durch den demographischen Nieder- Und nun dieses Ende! gang bleibt wie eine lebensgefährliche Wunde, Der unstillbare Hunger nach Autonomie unbehandelt, nur durch Aktionismus oberfläch- und Selbstbestimmung in einer »offenen Gelich verdeckt, so dass man sie nicht sehen muss. sellschaft« suchte sich deshalb einen anderen Lange hält das nicht. Hier sind wir das rote Weg zu seiner Verwirklichung. Die ZielrichSchlusslicht. tung bleibt dieselbe, nämlich die Auflösung Es gibt nur eine Quelle, aus der neues Leben der »traditionellen« Ehe und Familie. Dies geentstehen kann. Mütter, die Kinder gebären, sie schieht jedoch ohne revolutionäre Gewalt auf mit Liebe pflegen und ins Leben führen. Dazu dem Rechtsweg. Der im Grundgesetz rechtlich gute Väter, gesunde Familien. Die Tötung von abgesicherten Institution »Familie« werden anLeben, das leben will im Mutterleib geht den- dere »Lebensformen« und »sexuelle Orientienoch weiter. Sie bleibt unbestraft und wird von rungen« als »gleichwertig« zugeschlagen. Alle den Sozialkassen finanziert. Die Zahl der in der sind sie jetzt »Familie«. Bei der »Homo-Ehe« Bundesrepublik im Mutterleib jährlich vernich- ist das weithin gelungen. Alles ist nun möglich teten ungeborenen Kinder entspricht etwa der und völlig normal. Lautstark nun der Ruf nach Zahl der für einen ausreichenden Nachwuchs »mehr Toleranz« und das Verbot jeder »Diskrifehlenden Kinder. Was hätte aus ihnen werden minierung«. Mächtige internationale Lobbykönnen? Liebenswerte Kinder, hochbegabte organisationen treiben die Entwicklung voran. Männer und Frauen, Künstler, Dichter und Er- Mit Hilfe der Massenmedien werden wir einer finder und wieder Mütter und Väter. Es ist of- Gehirnwäsche unterzogen. Druck wird aufgefensichtlich: wir vernichten unsere Zukunft. Wir baut gegen jeden Widerstand, gegen »Homosind nicht mehr zukunftsfähig. phobie«, »Fundamentalismus«, oder einfach gegen »Rechts«. So entsteht ein totalitäres Milieu, dringt ein in das Bildungswesen, in die Politik Der autonome Mensch und in die Kirchen – daneben eine schweigende, unwissende Mehrheit – und wenig offener Karl Popper forderte »alle kritischen Fähig- Widerstand. Schon sehen sich die Aktivisten keiten des Menschen freizusetzen« für eine »of- vor dem Ziel: der »offenen Gesellschaft«, in der fene Gesellschaft«. In der »68er Revolution« endlich alle gleich sind und alle alles tun können 24

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was ihrer persönlichen »selbstverwirklichung« dient. Die tücher, die seither die Wunden des angeblichen »demographischen Wandels« bedecken, können jedoch nicht helfen. Wer darunter blickt, muss erkennen, was eigentlich los ist: der leidenschaftliche Wille und die Forderung nach der »offenen Gesellschaft«, in der alles erlaubt ist was bisher durch Gesetz und sitte verboten blieb, hatte sich nun selbst in eine Gesinnungsdiktatur verwandelt. so hört man bald das gehasste »Verboten ist ...« von der Gegenseite. es entsteht eine sich immer weiter aufblähende antidiskriminierungsgesetzgebung zum schutz der angeblich »diskriminierten« menschen. es regiert die »political correctness«, verhunzt die sprache, verdrängt das klare Denken aus dem Kopf und das freie Wort aus Presse, rundfunk und Fernsehen. aus der »offenen Gesellschaft« wird eine geschlossene Gesellschaft. so ist es mit dem »totalen Politikwechsel«. Da war zuerst der kritische fragende mensch, dann der »autonome mensch«, der den menschen neu erfindet und ihm eine selbst erdachte ethik verordnet. Doch dann kommt es heraus: der erhoffte Politikwechsel bringt keine besseren Zeiten, sondern immer noch weniger intakte Familien, immer noch mehr scheidungen, dazu die not der scheidungskinder und die Verarmung der alleinstehenden Frauen mit Kindern. Was tun? Politikwechsel besteht nun einfach darin, dass man so weiter macht wie bisher, jedoch jetzt mit äußerster Kraft und wilder entschlossenheit. statt abzubremsen und umzudrehen geschieht, was dem ungeschickten autofahrer widerfährt. als er bemerkt, dass er dabei ist, den Karren an die Wand zu fahren,

tritt er kräftig auf das bremspedal, gerät aber auf das Gaspedal – und knallt mit Vollgas gegen die Wand. Geht es so auch mit dem geforderten »totalen Politikwechsel«? Die »offene Gesellschaft« endet im »schwarzen Loch«, das alles in seinen strudel zieht. man kann es schon voraus berechnen: bis zum ende des Jahrhunderts bleibt von einer großen Kulturnation ein kleiner rest von 20 Prozent, den der abwärtssog auch nicht verschonen wird.

Die Familienfrage als Schlüssel Die Frage nach der »offenen Gesellschaft« entscheidet sich in der Familienfrage. bei den 68ern galt die Familie als »Herd der brutalität, Grausamkeit und aggression«. sie sollte deshalb verschwinden und den freien »Lebensformen« Platz machen. Während bisher die »traditionelle Familie« die Keimzelle der Gesellschaft bildete und dazu den besonderen schutz und die Förderung durch den staat erhielt, wird dieses Privileg auch auf andere »Lebensformen« übertragen, die jedoch – darauf kommt es an – einen beitrag für die Fortsetzung des staates durch eigene Kinder gar nicht leisten können. Was ehe und Familie sind, ist leicht zu verstehen. es ist die tatsache, dass jeder mensch, gleich wohin ihn die verschlungenen Wege des Lebens führen, von der Geburt bis zum tod das ergebnis der sexuellen Vereinigung eines mannes und einer Frau ist: Vater und mutter. und es ist das natürlichste, dass das Kind von beiden versorgt und ins Leben geführt wird. so entsteht Familie, gleichgültig, wie sie gelebt wird. es handelt sich nicht um eine frei wählbare und beliebig veränderbare »Lebensform« unter

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Bei Familie handelt sich nicht um eine frei wählbare und beliebig veränderbare »Lebensform« unter vielen, sondern um »die Form« die das Leben selbst »formt«. Familie ist eine uns vorgegebene Institution. Sie gehört zum Leben und ist selbst dessen sichtbare Gestalt. Das hat Vorteile für alle.

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vielen, sondern um »die Form«, die das Leben Immunsystems und dafür der Anspruch des selbst »formt«. Familie ist eine uns vorgegebe- »autonomen Menschen« nach Selbstverwirkline Institution. Sie gehört zum Leben und ist chung, schließlich die Neuerfindung des Menselbst dessen sichtbare Gestalt. Das hat Vorteile schen und die selbsterwählte Bestimmung von für alle. Gut und Böse. Das aber ist Raub an Gottes Werk Das Kind findet sich schon vor in einem Be- und Aufruhr gegen den Schöpfer. Die Präambel ziehungsgeflecht von Eltern, Geschwistern, unseres Grundgesetzes mit dem Gottesbezug Großeltern, Verwandten, damit von einem sich und sein Hinweis auf das Naturrecht in Artikel weitenden Kreis von Menschen, 6 stehen zwar noch auf dem Padie sein Leben schützen. Und mm Die Präambel unse- pier, aber sie werden ausgehöhlt es findet sich vor in einer Welt res Grundgesetzes mit und missachtet. Die angestrebmit Herkunft und Zukunft, Vorte »offene Gesellschaft« mutiert fahren und Nachkommen. Der dem Gottesbezug und zur gesetzlosen, »gottlosen« und Augenblick der Gegenwart und sein Hinweis auf das in sich »verschlossenen« Geselldie fließende Zeit finden zuDer angekündigte totaNaturrecht in Artikel 6 schaft. sammen. In dieser Lebenswelt le Politikwechsel führt nicht ins können Solidarität und Verant- stehen zwar noch auf Helle, sondern ins totale Dunkel. wortung erfahren und gelernt dem Papier, aber sie werden. Bei den Eltern stärkt Es werde Licht das gemeinsame Kind die Zu- werden ausgehöhlt und sammengehörigkeit, gibt dem missachtet. Die ange»Es werde Licht!« Das ist das Leben Sinn und Pflicht. Im Alter strebte »offene Gesell- erste Gotteswort der Heiligen bedeuten Kinder Beistand in der Schrift. Man kann es als ÜberSchwäche des Alters und Freude schaft« mutiert zur ge- schrift und Leitwort der ganzen an Enkeln und Urenkeln. Von setzlosen, »gottlosen« Bibel verstehen. Das erste »Ge90 Prozent der Jugendlichen und in sich »verschlos- bot« richtet sich nicht an den hört man, dass sie sich nach der Menschen, sondern an das Dun»traditionellen« Ehe und Fami- senen« Gesellschaft. kel, da alles »wüst und leer« ist. lie sehnen. Und dann heißt es: »Und es ward Was besonders kostbar ist, das ist auch leicht Licht«. Gottes Wort ist Machtwort, Schöpferzerbrechlich, bedarf eines pfleglichen Umgangs wort. Der Prolog des Johannesevangeliums und eines speziellen Schutzes. Das gilt auch für nimmt es auf: »Im Anfang war das Wort und Ehe und Familie. Zum Schutz gegen Infekti- das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. onen haben wir ein leibliches Immunsystem, […] Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, dazu ein psychisches Immunsystem: das Gewis- und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gesen, das Schamgefühl und auch eine Ekelschran- macht ist.« Das Wort eröffnet den Lauf der Zeit, ke. Der Verlust des Immunsystems bedeutet für die Geschichte. Sie führt zielstrebig durch das jedes Lebewesen ein Todesurteil. Das gilt in hindurch, was für Ihn, den Ewigen sechs Taunserem Fall auch für das psychische Immun- gewerke sind und für uns sterbliche Kreaturen system. Offenbar ist der Mensch doch nicht unvorstellbare Jahrmilliarden, bis hin zur Haupt»autonom«, sein eigener Gesetzgeber. Er kann sache: »Und Gott sprach: Lasset uns Menschen nicht leben ohne das »Naturgesetz«, das sich machen, ein Bild, das uns gleich sei, zu herrschen im Gewissen meldet und uns befähigt, Gut und über die Fische im Meer und über die Vögel unBöse zu unterscheiden und den rechten Weg zu ter dem Himmel und über das Vieh und über finden. Das »Naturgesetz« begegnet uns schon alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das in den schriftlichen Zeugnissen alter Hochkul- auf Erden kriecht« (1.Mose 1,26). Dem folgt der turen, der Antike und in Weisheitssprüchen der entscheidende Satz: »Und Gott schuf den MenVölker. Paulus erinnert im 2. Kapitel des Rö- schen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf merbriefs daran: »Denn wenn die Heiden, die er ihn, und schuf sie als Mann und Frau.« das Gesetz nicht haben, doch von Natur aus Das ist der Mensch: Abbild, Gleichnis, Spiegel tun, was das Gesetz fordert, so sind sie, obwohl Gottes, in dem sich Gott selbst ­wiedererkennt. sie das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz Den Menschen aber umfängt innigste Gottesnä[...] Sie beweisen damit, dass in ihr Herz ge- he, Seligkeit, Frieden. Das Geschehen wiederschrieben ist, was das Gesetz fordert, zumal ihr holt sich in der Welt des Geschöpflichen in der Gewissen es ihnen bezeugt« (Vers 14f.). Anziehungskraft und der Liebe von Mann und Die Ursache des Weges in den demographi- Frau. Das Gotteswort wird zum Segenswort: schen Selbstmord ist offenbar der Verlust des »Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die 26

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Erde und machet sie euch untertan.« Segen ist leiblich, das neugeborene Kind auf dem Arm der Mutter. Und das Gotteswort wird zum Auftrag, als Repräsentant Gottes über seine Geschöpfe zu herrschen. Das ist seine »Menschenwürde«. Der erste Satz aus Augustins Confessiones bezieht sich auf das Schöpferwort im Schöpfungszeugnis: »Du hast uns zu dir hin geschaffen und ruhelos ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.« Hier, an dieser Stelle ist die Welt »offen«, nämlich offen zum Herzen Gottes.

Der Riss durch die ganze Schöpfung

beiden Widerlager des Brückenbauwerkes, vom Proton zum Eschaton. Wenn eine Kirche nichts mehr zu sagen weiß von Urzeit und Endzeit, und dazwischen unsere vergehende Weltzeit, dann wuchern die großen Ideologien, »die politischen Rechtfertigungen des Quasi-Guten, dessen, was ›die Gewaltigen dafür halten‹« (Paul Schütz) und jetzt schon verwirklichen wollen: »paradise now«. So kann ein Regime über uns kommen, bei dem die biblische Ordnung auf den Kopf gestellt wird, im Staat und auch in der Kirche. Um des Gewissens willen gilt es dann, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen.

Doch dann – unerklärlich Heil für die ganze und doch wirklich – ein Riss Schöpfung geht durch die ganze Schöpfung: Der Mensch will nun Für solchen Gehorsam ist es nicht mehr »Bild« sein, sondern wichtig, dass wir es wissen oder selbst das Urbild, deshalb »Gott Das Gotteswort wird zum wenigstens ahnen: der Mensch los«, »autonom«. Aus der Got- Segenswort: »Seid fruchtbar im Universum ist kein vom tesgemeinschaft herausgefallen, und mehret euch und füllet Zufall zusammengewürfeltes ruhelos, nunmehr in sich selbst die Erde und machet sie euch Wesen, sondern ein kostbares verkrümmt, will er alles, kann al- untertan.« Segen ist leiblich, Kleinod, auf das alles zuläuft. les und zerstört alles, am Ende das neugeborene Kind auf Das erste Kapitel der Bibel stellt sich selbst. es uns vor Augen. Es ist zum dem Arm der Mutter. Der Prolog des JohannesStaunen, dass Schöpfungsgeevangeliums nimmt das Zeugnis vom Wort des schichte nicht wie die meisten Prozesse vom Anfangs auf. »In ihm war das Leben und das Le- Kosmos zum Chaos führt, sondern umgekehrt ben was das Licht des Menschen. Und das Licht vom Chaos des Anfangs in bestimmten Stufen scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s aufwärts zu immer mehr Ordnung, Schönheit, nicht ergriffen« (Johannes 1,4). Darauf das Un- und Lebendigkeit. Am Anfang die Scheidung erhörte: »Und das Wort ward Fleisch und wohn- von Licht und Finsternis, Himmel und Erde, te unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, zwischen Wasser und Land, auf ihm die Fülle eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes der Pflanzen, dazu begabt, Frucht zu bringen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit« (Johan- und Samen, die seine Art fortsetzen. Es folgt nes 1,14). Gottes Erbarmen wirft sich in Jesus die Welt der Tiere im Wasser, der Luft und dem Christus, dem »Wort Gottes« rückhaltlos hinein Lande, schon beschenkt mit dem Segen der in die Not der Schöpfung und den Aufruhr des Fruchtbarkeit. Und dann der Mensch als Gottes Bösen, ohne Waffe und Rüstung sondern allein Bild, mit dem Segen der Fruchtbarkeit und der in der Macht der Liebe, erleidet den schändli- Herrschaft über das Geschaffene geadelt. chen Tod am Kreuz und ersteht am dritten Tag Der Mensch könnte nicht sein ohne die »Vorals der Sieger über das Böse und als Versöhner stufen«. Das Ganze ist eine umfassende lebendiund Retter der Welt. Am Ende der Bibel stellt ge Einheit. Was sie zusammenbindet ist die geuns Johannes das Weltgericht vor Augen und stufte Ordnung, eine Hierarchie mit oben und dann den neuen Himmel und die neue Erde, unten, die einander bedingen. Und die Polarität Christus und die Gemeinde als das neue Jerusa- von männlich und weiblich, mit ihnen der Fortlem »wie eine geschmückte Braut ihrem Mann« gang des Lebens. Dieses Unterscheiden (»diskriminieren«) von Licht und Finsternis, Land (Offenbarung 21,2). Von der Schöpfung des Anfangs bis zur Neu- und Meer, Himmel und Erde, von niederen und schöpfung spannt die Bibel ihren Bogen. »Ich höheren Lebewesen, zugleich eingeordnet in bin das A und das O, spricht der Herr, der da die Polarität der Geschlechter, steht in krassem ist und der da war und der da kommt, der All- Widerspruch zur Scheinwelt unserer Ideologen mächtige« (Offenbarung 1,8). A und O sind die mit ihrem Gleichstellungswahn, der auch die Informationsbrief 283

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schöpferische Polarität der Geschlechter einebnen will. Im Neuen Testament ist es dann die Gemeinschaft der Gläubigen, der Leib Christi, mit vielen verschiedenen Gliedern: keines ist wertlos, alle sind wichtig. Sie gehören zusammen »in Christus«, bewegt vom selben Geist, der ihr Leben, Denken, Handeln und Leiden hinwendet zum Guten und zur Ehre Gottes. Die Bewegung geht weiter. Die ganze Schöpfung freut sich ihres Seins aus Gottes Güte, der Mensch gibt die empfangene Liebe mit Freude wie im 104. Psalm im Hymnus zurück und zeigt Gottes Wirken mit eigenen Worten und Bildern im Schöpfungszeugnis des ersten Kapitels der Bibel, der gewaltigen Ouvertüre ihrer Geschichte. Als wunderschöne Harmonie begegnet uns die Schöpfung. Und doch geht da ein Riss durch das Ganze mit hässlichen Disharmonien. Die Welt zeigt sich uns als ein einziges Fressen und Gefressenwerden. Am Sommerabend genießen wir noch den Frieden der Schöpfung. Und hören schon die Donner des heraufziehenden Unwetters: das Böse, Satanische, am Schlimmsten bei uns Menschen. Hin- und hergerissen werden wir vom rätselhaften Zwist in allen Dingen. Paulus kommt im 8. Kapitel des Römerbriefs auf die Leiden der Weltzeit und das ängstliche Harren der Kreatur zu sprechen. Die ganze Schöpfung ist zusammen mit uns der Vergänglichkeit unterworfen, wartet mit uns unter Seufzen auf die Befreiung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit auf die Freiheit der Kinder Gottes. Mit ihr erwarten auch wir die Erlösung unseres Leibes. Wir leben im Glauben, der Liebe und der Hoffnung und wissen: das Ende der Brücke ist ganz nahe, der neue Himmel und die neue Erde. Wir modernen Menschen schauen auf das Heute und Hier. Herkunft und Zukunft bleiben abgeblendet. Die Schau zurück verengt uns den Blick. Wir erfahren es, sehen es in den Bildern, die das Fernsehen in die warme Stube bringt: Milliarden von Galaxien und Sternenwelten, und unsere Erde darin ein winziges helles Pünktchen, von allen Seiten umschwärmt von Meteoriten, Kometen und kosmischen Katastrophen, jeden Augenblick von Vernichtung bedroht. Zum Trost erfahren wir, dass es doch noch irgendwo einen Planeten geben muss, auf den sich ein kleiner Rest der Menschheit mit Hilfe einer Weltraumfähre retten kann. Doch das ist Flucht in eine Märchenwelt. Wir müssen uns nur klar machen, dass alles, was wir sehen, längst Vergangenheit ist, Millionen und Milliarden Lichtjahre zurück. Unser Leib ist mit unseren Augen und allen Organen nach vorne ausgerichtet, dahin wo wir 28

uns mit unseren Füßen hinwagen müssen, das Überraschungsfeld der Zukunft. Die Bibel erzählt uns Geschichte und Geschichten, die für uns wichtig sind, aber wir dürfen darüber nicht vergessen, dass sie in ihrer Intension ein prophetisches Buch ist. Jesus beginnt sein Werk mit der Predigt: »Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Kehrt um und glaubt an die frohe Botschaft« (Markus 1,15), und lehrt uns im Vaterunser beten: »Dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden«. Ist unser kleiner Planet nicht die leuchtende Spitze der uralt gewordenen Geschichte des Universums, die so weit in die Vergangenheit zurückreicht, dass einem darüber schwindelig wird. Und haben wir es noch nicht entdeckt? Darin ist schon immer, und nun dem Ende zu ins Riesenhafte verstärkt, eine ungeheure Beschleunigung am Werk. Die Rede von der Endzeit, dem neuen Morgen nach langer dunkler Nacht, dem Kommen unseres Herrn und seines Reiches ist heute so aktuell wie vor zweitausend Jahren. Aber nun deren gewaltiges Finale. Johann Christoph Blumhardt, Philipp Friedrich Hiller, Rudolf Alexander Schröder und viele lebten im »Morgenglanz der Ewigkeit«. Von vorne her dringt die Gotteswirklichkeit mit Macht herein in den vergehenden Äon. Hier ist das »Offene«, das so viele vergeblich suchen. Die erhoffte ganz andere Politik, die große Wende, ist nicht des Menschen Werk, sondern Gottes großes Tun. Es geschieht schon jetzt da, wo sein Wort gehört und sein Geist lebendig ist in den Herzen der Menschen, die mit uns offen sind für die schönste Überraschung, die man sich denken kann. Wo Jesus Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene Herr geworden ist, da weicht das Dunkel im Denken, die Kälte in den Herzen, die Traurigkeit in den Augen. Da werden Menschen offen für die Not der Bedrängten, der Armen, der Verwirrten und Verirrten, sie übernehmen Verantwortung für die Dinge der Welt, in der Politik, in der Arbeitswelt, in Wissenschaft und Kultur. Sie sind auch da zu finden, wo man von Herzen fröhlich ist und singt. Sie kriegen den Mut, Nein zu sagen, gegen den Strom zu schwimmen, Klartext zu sprechen trotz »mainstream« und »political correctness«. Sie wissen um das Ende dieser Weltzeit. Sie ist für uns das Vorspiel, dem die Hauptsache folgen wird. Denn das Thema der Bibel ist nicht die Rettung der eigenen Seele, sondern das Heil für die verlorene Welt und deshalb auch für uns. Sie ist nur eine Insel, vom weiten Ozean umschlossen, der schon hereinbricht und das kleine Eiland umfluten wird mit seinem Licht und seinem Frieden. W Februar 2014

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Aus Kirche und Gesellschaft Miteinander wichtiger als ­Unabhängigkeit? Landeskirche und sächsischer Gemeinschafts­ verband regelten ihr Miteinander neu Gemeinschaft und Kirche rücken näher zusammen – oder: die Gemeinschaft schlüpft noch tiefer unter den Mantel der Kirche. In dieser Bewegung auf die Kirche zu, dürfte das Kooperationsabkommen zwischen sächsischer Landeskirche und sächsischem Gemeinschaftsverband ein weiterer Schritt sein, dem nächste folgen werden. Im vergangenen November schlossen sächsische Landeskirche und sächsischer Gemeinschaftsverband eine Übereinkunft, in welcher vor allem die Leitung von Abendmahlsfeiern, Amtshandlungen und gottesdienstlichen Segenshandlungen durch Hauptamtliche des sächsischen Gemeinschaftsverbandes geregelt werden. Demnach dürfen jetzt bestimmte Amtshandlungen wie Trauungen und Bestattungen sowie gottesdienstliche Segenshandlungen mit Zustimmung des zuständigen Pfarrers an Hauptamtliche des Gemeinschaftsverbandes übertragen werden, während diese bislang nur beteiligt werden durften. Taufen dürfen jetzt in einem Gottesdienst der Ortsgemeinde oder einer Gemeinschaftsstunde durchgeführt werden, gehören aber nach wie vor zu den Aufgaben der Ordinierten, womit sich die Kirche Mitglieder und zukünftige Steuerzahler sichert. Für innerhalb des Gemeinschaftsverbandes durchgeführte Abendmahlsfeiern gilt jetzt für die beauftragten Ruheständler sowie für Hauptamtliche, dass sie jeweils zwölf anstatt wie bisher sechs Jahre wirken dürfen. Beide Seiten, Gemeinschaftsverband und Landeskirche werteten das Abkommen offensichtlich als WinWin-Angelegenheit, der zufolge beide Seiten gewonnen hätten. Landesinspektor Matthias Dreßler meinte, mit der veränderten Übereinkunft entstehe »eine neue Form und Qualität des Miteinanders zwischen Landeskirche und Gemeinschaftsverband«. Für den Vorsitzenden des Gemeinschaftsverbandes, Johannes Berthold, ist der Grundcharakter dieser Übereinkunft, »die Innerlichkeit der Gemeinschaft zu stärken trotz vieler Fliehkräfte«. Die sächsische Landeskirche verbindet mit der Fortschreibung der Zusammenarbeit die Hoffnung eines tragfähigen Miteinanders im »Dienst der Kirche«. Offensichtlich gelingt Informationsbrief 283

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es der sächsischen Landekirche, den Gemeinschaftsverband stärker an sich zu binden, indem sie diesem leichte, kirchenrechtlich und kirchenpolitisch unerhebliche Zugeständnisse macht, im Entscheidenden (nämlich bei der Taufe), sich aber überhaupt nichts aus der Hand nehmen lässt. Sie vermag den Gemeinschaftsverband zu kontrollieren. Von der Einsicht der Gemeinschaftsbewegung, sich nicht der Kirche unterzuordnen, sondern sich Selbständigkeit zu bewahren und wenn nötig auch ohne und gegen die Kirche ihre Arbeit zu tun, scheint der sächsische Gemeinschaftsverband weit entfernt zu sein. Doch nachdem sich die sächsische Landeskirche vor noch nicht allzu langer Zeit zur Öffnung der Pfarrhäuser für homosexuelle Partnerschaften entschloss, wäre es doch sicher für den sächsischen Gemeinschaftsverband angebracht, den auf Distanz bedachten Grundsatz zu beherzigen und sich nicht noch mehr der Landeskirche zu »unterstellen«, der es mit dieser Vereinbarung gelingen dürfte, den ohnehin recht leisen Gemeinschaftsverband nun mundtot zu machen. (Quelle der Kommentars: ideaSpektrum 47/2013 vom 20. November 2013, S. 30, Ost)

Irmgard Schwaetzer ist neue ­Präses der EKD-Synode Die Synode der EKD hat im November 2013 bei ihrer Tagung in Düsseldorf die FDPPolitikerin Irmgard Schwaetzer (71) zur Präses gewählt. Sie folgt auf Katrin Göring-Eckardt (Grüne), die das höchste Laienamt der EKD vier Jahre lang bekleidet hat. Ende September vergangenen Jahres legte sie es nieder und konzentrierte sich auf ihre Arbeit als Fraktionschefin der Grünen im Bundestag. 29


Es besteht der begründete Verdacht, das Amt des EKD-Präses sei für noch aktive oder zumindest für ausgediente Politiker vorgesehen. Vor Schwaetzers Wahl waren zwei Bewerber »durchgefallen«: Bayerns ehemaliger Innenminister und Ministerpräsident Günther Beckstein (69, CSU) war gegen die kurzfristig angetretene Bremer Richterin Brigitte Boehne (73) unterlegen. Diese erreichte bei der Wahl aber nicht die nötigen 64 von 126 Stimmen. Schwaetzer ist derzeit Vorsitzende des Domkirchenkollegiums am Berliner Dom und Mitglied der berlin-brandenburgischen Landessynode. Das Domkirchenkollegium unter ihrem Vorsitz war es, welches den Teilnehmern beim Marsch für das Leben nicht die Möglichkeit bot, ihre Abschlussandacht im Berliner Dom zu halten, so dass diese auf den davorliegenden Lustgarten ausweichen mussten (vgl. dazu: Informationsbrief Nr. 282, Dezember 2013, S. 26-29).

braunschweigischen Landeskirche, die 370 000 Mitglieder in rund 400 Gemeinden hat. Bereits im ersten Wahlgang wurde der bisherige Pastor für Diakonie und Ökumene in der Evangelisch-reformierten Kirche, Dietmar Arends (50, Leer/Ostfriesland), als neuer Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche gewählt. Er konnte sich mit 39 Stimmen klar gegenüber seinem Mitbewerber, Studienleiter Reiner Rohloff, durchsetzen, der neun Stimmen erhielt. Arends folgt auf Martin Dutzmann, der das Amt seit 2005 innehatte und der ab 1. Oktober 2013 Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union ist. Als ein wichtiges Thema in der Kirche betrachtet Arends die Frage nach der Gerechtigkeit, nach dem »Verhältnis von Arm und Reich« in der Gesellschaft.

(Quelle der Nachricht: Südwestpresse vom 11. November 2013, S. 1, nach epd)

Christliches Ehemodell

Neue Kirchenleiter

Kroatische Verfassung gegen Gleichberechtigung homosexueller Partnerschaften

Braunschweigische und Lippische Landeskirche bekommen neuen Kirchenleiter Christoph Meyns (51, Husum) wird neuer Bischof der Braunschweigischen Landeskirche und damit Nachfolger von Friedrich Weber (64, Wolfenbüttel), der Ende Mai nach zwölfjähriger Amtszeit in den Ruhestand tritt. Meyns setzte sich nach drei Wahlgängen gegen Superintendent Ralph Charbonnier (Burgdorf bei Hannover) und Superintendent Andreas Lange (Lemgo) durch. Seit 2012 arbeitet Meyns im Dezernat für Theologie und Publizistik im Landeskirchenamt der Nordkirche und gilt als Spezialist für Management und Kirchenreform. Als besondere Herausforderung betrachtet Meyns die Strukturprobleme der ländlich geprägten

(Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 48/2013 vom 27. November 2013, S. 28, Nord und S. 35, West)

Das neue EU-Mitglied Kroatien hat das christliche Ehemodell in seiner Verfassung verankert. Das von der katholischen Kirche gegen den Willen der linken Regierung erzwungene Referendum verhindert die Gleichberechtigung homosexueller Partnerschaften. Knapp 65 Prozent der Wähler stimmten am 1. Dezember 2013 mit Ja, rund 35 Prozent mit Nein. »Das ist ein trauriges und sinnloses Referendum«, sagte Regierungschef Zoran Milanovic und versicherte: »Das ist das letzte Referendum, mit dem die Mehrheit der Minderheit ihre Rechte nimmt.« Er kündigte nicht näher bezeichnete Gesetzesvorlagen an. (Quelle der Nachricht: Südwestpresse vom 2. Dezember 2013, S. 1, nach dpa)

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer Dr. Bernhard Bonkhoff Marktplatz 11 66424 Homburg Pfarrer und Oberkirchenrat i. R. Professor, Professor h. c., Dr. theol. Karl Dienst Pfungstädter Straße 78 64297 Darmstadt-Eberstadt Telefon (06151) 56991

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Kirchenrat Hans Lachenmann Mühlfeldstraße 26 74589 Satteldorf Telefon (07951) 6095 E-Mail: hans.lachenmann@gmx.de

Pfarrer Gerhard Naujokat An den Rehwiesen 8 34128 Kassel Telefon (0561) 64003 Fax (0561) 6025162

Studiendirektor Pfarrer Hanns Leiner Mittenwalder Straße 34 86163 Augsburg Telefon (0821) 63731 E-Mail: Hanns.Leiner@arcor.de

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

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Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Rötlenstraße 26 70794 Filderstadt Telefon (07158) 6 95 69 Fax (0 71 58) 9 15 74 95 E-Mail: hans.hellenschmidt@gmx.de Stellvertretender Vorsitzender Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de Kassenwart Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (0231) 5 84 46 96 Handy (0177) 2 99 77 76 Fax (0231) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de

Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 sowie des Traktats »Falsche Propheten sind unter uns« können bei der Geschäftsstelle bestellt werden. Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Pfarrer Johannes Frey Ofener Straße 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@nord-com.net Gottfried Meskemper Voltastraße 26 28357 Bremen Telefon (04 21) 25 60 40 Fax (04 21) 2 05 34 56 E-Mail: Gottfried.meskemper@t-online.de

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Gabriele Reimer. Sie erreichen sie telefonisch unter (02 31) 5 84 46 96 am besten samstags. Ansonsten sprechen Sie bitte auf den Anrufbeantworter der angege­benen Rufnummer. Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben.

Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Geschäftsstelle: Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt

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Eines Christen Handwerk ist Beten. Wie ein Schuster einen Schuh macht und ein Schneider einen Rock, also soll ein Christ beten. Martin Luther


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