Informationsbrief April 2014

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Andacht zu Hebräer 13,9 Evangeliumsverkündigung oder Zivilreligion? Bildungsarmer Bildungsplan Toleranz oder Streitkultur? Aus Kirche und Gesellschaft

ISSN 1618-8306

April 2014 Nr. 284

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Manfred Otto †

20 Jahre, von 1969 bis 1989, war er Bundesdirektor der größten deutschen Freikirche, dem Bund EvangelischFreikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), von 1980 bis 1984 stand er an der Spitze der Deutschen Evangelischen Allianz: Manfred Otto. Nun ist er Ende vergangenen Jahres im Alter von 86 Jahren in Bad Homburg verstorben. 2003 hatte Otto vor einer »harmlosen Christlichkeit« ohne klares Profil gewarnt. CVJM-Bundessekretär und Landespropst Karl Sundermeier †

Drei Persönlichkeiten des deutschen CVJM sind Ende vergangenen Jahres verstorben. Hermann Traub (69), Hermann Kupsch (95) und nun auch Karl Sundermeier (83). Nach seinem Theologiestudium war Sundermeier zunächst Reisesekretär der Studentenmission in Deutschland, dann 13 Jahre lang von 1958 bis 1971 Bundeswart des CVJM-Westbundes. Von 1988 bis zu seinem Ruhestand 1993 stand er als Landespropst an der Spitze der deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Namibia, deren Gemeinden aus deutschen Siedlungen ab 1842 hervorgingen. Friedrich-Wilhelm Künneth †

Im 81. Lebensjahr stehend ist der bekannte Münchner Pfarrer 2

Friedrich-Wilhelm Künneth, der Sohn des Erlanger Theologieprofessors Walter Künneth (1901–1997, langjähriges Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Bekenntnisbewegung), Ende Januar verstorben. Bevor er 1977 zum Pfarrer an der Münchner Paul-Gerhardt-Kirche berufen wurde, war er unter anderem Referent für Gottesdienst und Geistliches Leben beim Lutherischen Weltbund in Genf und Ökumene-Referent der bayerischen Landeskirche. Von 1980 bis 2003 war er ehrenamtlicher Vorsitzender der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern und wandte sich gegen zeitgeistige Strömungen. Er stand auch der Charismatischen Bewegung nahe. Es gelang ihm, charismatische, pietistische, evangelikale und hochkirchliche Bewegungen in Bayern zusammenzuführen. Ulrich Fick wurde 90

Er war der erste Rundfunkpfarrer der württembergischen Landeskirche (seit 1956) und auch Generalsekretär des Weltbundes der Bibelgesellschaften, der in Heilbronn geborene Pfarrer Ulrich Fick. Ende vergangenen Jahres wurde er 90. Von 1961 bis 1967 war Fick in Äthiopien Programmdirektor des evangelischen Missionssenders »Radio Voice of the Gospel«. Zurück in Württemberg leitete er von 1967 bis 1972 das Referat für Mission, Ökumene und Öffentlichkeit im Oberkirchenrat in Stuttgart.

Heiko Krimmer 70

Bereits Ende vergangenen Jahres konnte der württembergische Pfarrer Heiko Krimmer in Owen/ Teck (bei Stuttgart) seinen 70. Geburtstag begehen. Krimmer engagierte sich neben seinem Pfarramt auch für die Mission und war viele Jahre für den evangelikalpietistischen Gesprächskreis »Lebendige Gemeinde« in der Synode. Zudem ist er Autor mehrerer Bücher und Bibelkommentare. Theo Schneider 65

Im Februar konnte Theo Schneider (Kassel) auf 65 Lebensjahre zurückblicken. Seit 1977 steht er als Generalsekretär im Dienst des Gnadauer Verbandes. In seine Amtszeit fiel die Zusammenführung der Gnadauer Verbände Ost und West. Zusammen mit dem jeweiligen Präses pflegte er Kontakte zur EKD. Zudem war Schneider elf Jahre Vize-Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. Im Herbst tritt er in den Ruhestand. Rolf Hille Honorarprofessor an FTH

Die Freie Theologische Hochschule Gießen (FTH)

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hat den württembergischen Pfarrer und langjährigen Rektor des Tübinger AlbrechtBengel-Hauses (1995–2009), Rolf Hille, zum Honorarprofessor berufen. Arbeitsschwerpunkt des 66-Jährigen soll Apologetik sein. Von 1994 bis 2000 war Hille Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. 20 Jahre stand er dem Arbeitskreis für evangelikale Theologie vor. Bei der Weltweiten Evangelischen Allianz ist er Direktor für ökumenische Angelegenheiten. Rheinische Kirche hat neuen Vizepräses

Neuer Vizepräses der rheinischen Kirche – also Vertreter von Präses Manfred Rekowski – ist Christoph Pistorius (51), der seit März 2013 zur Kirchenleitung gehört und dort die Personalabteilung leitet. Zuvor war er Superintendent in Trier.

Kirche in Deutschland Präses der DEA: Ortsallianzen, nehmt Pfingstler auf

Die rund 1 100 örtlichen Evangelischen Allianzen sollten sich nach Ansicht des Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), Präses Michael Diener (Kassel), mehr für neue geistliche Bewegungen öffnen. »Neue Bewegungen« bitten in manchen Ortsallianzen um Aufnahme, die aber nicht gewährt werde. Pfingstkirchler dürften teilweise nicht mitarbeiten. »Das

finde ich schade.« Damit werde nicht die ganze Bandbreite der Allianz repräsentiert. An diesem Punkt sei die Allianzarbeit oft »festgefahren«. Der Hauptpastor der Stuttgarter Freikirche »Gospel Forum« (früher Biblische Glaubensgemeinde), Peter Wenz, der Pfingstler sei, gehöre doch zum Hauptvorstand der DEA.

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Protestanten »handelten«

Fast 1500 Kirchenmitglieder haben bundesweit die Forderung des badischen Pfarrers Hans-Gerd Krabbe (Achern bei Kehl) nach Rücknahme des unbiblischen EKD-Papiers zu Ehe und Familie unterstützt, das von der traditionellen Ehe als alleiniger Norm abrückt.

Herzlichen Glückwunsch Kirchenrechtler Axel von Campenhausen wurde 80

Er gilt als einer der führenden evangelischen Kirchenrechtler Deutschlands: Axel von Campenhausen. Zudem ist er eine konservative Stimme im Protestantismus. Ende Januar konnte der in Göttingen geborene Kirchenrechtler in Hannover seinen 80. Geburtstag begehen. Von 1970 bis 2008 leitete er das Kirchenrechtliche Institut der EKD und gehörte von 1979 bis 1999 der EKD-Synode an. Von 1979 bis 1999 leitete er die niedersächsische Klosterkammer.


kurz+bündig Krabbe und seine Unterstützer riefen zur Umkehr zum biblischen Leitbild auf. Parallel haben auch 600 Badener einen ähnlichen Aufruf von Pfarrer Gerrit Hohage (Hemsbach bei Heidelberg) gegen diese kirchliche »Orientierungshilfe« unterschrieben. Hohage überreichte die Unterschriften (auch 84 Pfarrer unterschrieben) bei der Herbsttagung 2013 dem badischen Landesbischof Ulrich Fischer.

Ökumene der Religionen Begegnung durch Musik

Das Stuttgarter Lehrhaus, Stiftung für interreligiösen Dialog, schreibt mit der Internationalen Bachakademie Stuttgart einen Wettbewerb aus. Aus allen Schularten können Projekte eingereicht werden, die mit der Möglichkeit der Musik die internationale Begegnung erschließen. Zur Einführung waren Interessierte im Januar 2014 zu einem Workshop in die Internationale Bachakademie eingeladen.

Bedrängnis für Christen Droht ein Völkermord in Zentralafrika?

Im Blickfeld der breiten Weltöffentlichkeit steht die Zentralafrikanische Republik nicht, die in Chaos, Anarchie und Bürgerkrieg zu versinken droht. Radikal-islamische Gruppen bekämpfen Christen mit brutaler Gewalt. Dies kann sich zu einem Völkermord auswachsen. Seit der Macht4

Mission Winrich Scheffbuch: Jesu Botschaft neu verkünden

übernahme der überwiegend muslimischen Seleka-Rebellen im März 2013 mehren sich die Übergriffe ihrer Kämpfer auf Pfarrer, Gläubige und Kirchengebäude. Dabei stellen die Christen mit 66,4 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung; 14,7 Prozent sind Muslime.

Islam Ende der Sargpflicht in Baden-Württemberg

Den Wünschen von Moslems wird immer mehr entsprochen. In seltener Eintracht haben im baden-württembergischen Landtag alle vier Fraktionen die Einbringung des Entwurfs für ein neues Bestattungsgesetzt gelobt, das die Aufhebung der Sargpflicht für Muslime vorsieht. Redner aller Fraktionen lobten das Papier als Meilenstein der Integration. Moslems wird es damit möglich, gemäß ihrem Glauben ihre Toten in Leinentüchern zu bestatten. Auch die bisher gültige Mindestwartezeit von 48 Stunden zwischen Tod und Bestattung soll aufgehoben werden. Das auch im jüdischen Glauben ewige Ruherecht war schon zuvor in Einzelfällen gewährt worden.

Rund 5 300 junge Christen informierten sich bei der Jugend-Missions-Konferenz 2014 in Stuttgart über Einsätze in der Weltmission. Bei dieser Konferenz sprach deren Initiator, Pfarrer Winrich Scheffbuch davon, Deutschland sei ein gottloses Land geworden. Wie in anderen westlichen Ländern sei die Christenheit geistlich und zahlenmäßig am Verschwinden. »Die Botschaft von Jesus Christus« müsse »auch in Deutschland neu verkündet werden«. Mission beginne vor der eigenen Haustür. Deutschland brauche einen ähnlichen geistlichen Aufbruch, wie er heute in vielen Teilen der Dritten Welt geschehe.

Gesellschaft Bundesjustizminister für Adoptionsrecht für Homosexuelle

Justizminister Heiko Maas (SPD) bereitet einen Gesetzentwurf zur Gleichstellung Homosexueller im Adoptionsrecht vor und setzt damit seinen Angaben zufolge das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Sukzessionsadoption um. Dabei geht es um Fälle, in denen ein Partner einer gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft ein Kind adoptiert hat und der andere ebenfalls dessen Adoptivmutter oder -vater werden möchte.

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Aus Lehre und Verkündigung m Die falsche Kirche verdammt, verachtet und verfolgt die wahre Kirche und will den Namen »Volk Gottes« allein haben. Dieser Streit beschäftigt die Kirche unausgesetzt. Die nicht die Kirche sind, wollen sie sein; aber die, die rechte Kirche sind, werden von der falschen geplagt und unterdrückt.

m Dies ist die Zornesweise des göttlichen Wortes. Gerade weil dies Wort des Gesetzes so göttlich, so göttlich wahr und gerecht ist, gerade darum hat es eine solche richtende, tötende, verdammende Kraft und Gewalt. Wenn Menschen uns richten oder gar töten, so hat das doch keine letzte, ewige Kraft und Geltung. Über unsere Seele können sie nicht verfügen. Im Gewissen können sie uns nicht verdammen oder freisprechen. Aber das Gesetz hat Vollmacht vom lebendigen, heiligen Gott und trifft dich und mich, einen jeden einzeln in das Herz, in das innerste Zentrum.

Martin Luther (WA 42,588, 14-18)

Heinrich Vogel (Eiserne Ration eines Christen, S. 26)

m Um die Rettung der Menschen willen steht die Kirche unter dem Gebot, das apostolische Wort und damit das Merkmal der Apostolizität ungetrübt in ihrer Mitte zu bewahren. Im Gehorsam gegen dieses vornehmste ekklesiologische Gebot muss sie die falsche Lehre verwerfen. Im Gehorsam gegen dieses Gebot muss sie die Gewährung der Kirchengemeinschaft dort versagen, wo eine Übereinstimmung über den Inhalt des Wortes, das als apostolische Botschaft zu verkündigen ist, und über die diesem Wort gemäße Sakramentsspendung nicht hergestellt werden kann. Peter Brunner

m Wenn die Unterscheidung zwischen dem Apostolischen und dem Widerapostolischen kraftlos wird, dann liegt über uns eine Wolke göttlichen Zornes. Alle Versuche, Kirchengemeinschaft zu verwirklichen unter Umgehung der Frage nach der Übereinstimmung im apostolischen Evangelium, stehen von vornherein unter dem Gericht Gottes. Peter Brunner

m Die Befreiung vom Leistungsdruck des Gesetzes bedeutet nicht Gesetzlosigkeit. Der Mensch darf wohl kommen wie er ist, aber Gott lässt den aus Gnaden angenommenen nicht bleiben wie er ist. Er zieht ihn hinein in die Lebensgemeinschaft mit Christus, die sich heilend und erneuernd auf den alten Menschen auswirkt.

m Der jetzige Weltzustand, in dem Gott gering geachtet wird, ist nicht das Letzte. Wenn Jesus in der Offenbarung des Johannes der helle Morgenstern heißt, der am Nachthimmel dieser Welt aufgegangen ist, dann weist dieses Selbstzeugnis hin auf den Anbruch eines Tages, da Gott alles in allem sein wird. Es kommt eine Zeit, da Gott aus seiner Verborgenheit heraustritt und seine Königswürde unverhüllt sichtbar vor aller Welt entfalten wird. Wenn Christus in Herrlichkeit erscheint, dann werden seine Feinde erkennen müssen, dass er der Allmächtige und nicht der Ohnmächtige ist.

Adolf Köberle (Als Christ denken, S. 54)

Adolf Köberle (Als Christ denken, S. 18)

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Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade. Andacht zu Hebräer 13,9 GOTTFRIED ADLER

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ir leben in einer gefallenen Welt nach dem Sündenfall. Täglich werden wir mit den Folgen dieses Falles durch vielerlei Nöte, Leiden, Ungerechtigkeiten und Störungen konfrontiert. Zu den Strafworten an Adam gehört auch der Fluch über den Acker: »Dornen und Disteln soll er dir tragen« (1.Mose 3,18). Doch Gott hat uns in seiner Güte noch manche Kostbarkeit und Schönheit zu unserer Freude bewahrt. Am selben Zweig, an dem Dornen zum Verletzen existieren, blüht eine duftende Rose in ihrer stillen Schönheit. Es gibt nicht nur Schottersteine und Grenzsteine, sondern auch Edelsteine eingerahmt in Gold und Silber, edlen Schmuck, Ringe, Armreifen, Halsketten. Es gibt auch Kostbarkeiten nicht materieller Art; sie liegen im geistigen oder geistlichen Bereich und entfalten ihre Kostbarkeiten am inneren Menschen, etwa in der Musik.

Gottfried Adler Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Das große Halleluja in Händels Messias oder in der h-Moll-Messe von Bach, wenn der Chor das Nicänum singt: »Credo in unum Deum«, und eine Stimme nach der anderen einsetzt, stufenweise bis zum vollen Klang – da gibt diese Musik dem Bekenntnis zum Glauben an den einen Gott eine Gewalt und Schönheit. Der Gefangenenchor in Verdis Oper Nabucco ist ein Glanzstück in der Musik. Als diese Oper im Stadttheater in Görlitz in der DDR-Zeit aufgeführt wurde, und der Gefangenenchor gesungen wurde, standen die Zuhörer voller Begeisterung auf und bekundeten solchen Beifall, dass dieser Chor nochmals gesungen werden musste. Das Verlangen nach Freiheit brach hervor. Im 13. Kapitel des Hebräerbriefes ist auch von einer Kostbarkeit die Rede: »Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.« Diese Formulierung: »Es ist ein köstlich Ding« finden wir in der Lutherbibel vier Mal. In Psalm 92, in dem es heißt: »Es ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster« (Vers 2). Dann zweimal in den Klageliedern Kapitel 3: »Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen«, und: »Es ist ein köstlich Ding für einen Mann, dass er das Joch seiner Jugend trage« (Klagelieder 3,26f.). Im Grundtext sowohl im Hebräischen bei den Stellen im Alten Testament wie auch bei APRIL 2014

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unserer Stelle im Neuen Testament im Griechi- Ein im Wort Gottes verwurzelter und im Geschen steht für »ein köstlich Ding« einfach das horsam bewährter Glaube sind Elemente zum Wort »gut«. Im Hebräischen »tob«, im Griechi- festen Herzen, zu geistlicher Stabilität. In die schen »kalos«, beides wörtlich übersetzt »gut«. Wiege wird uns dieses feste Herz nicht gelegt. Das war Luther zu wenig. Er erkannte in dieser Gott sagt durch den Propheten Jeremia: »Es biblischen Wahrheit eben einee Kostbarkeit, so ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer hat er dieses »gut« in einen kann es ergründen?« (Jerestrahlenden Glanz erhoben. mia 17,9) Das ist das natürliGut war ihm zu banal, für che Erbe bei unserer Geburt. gut wird mancherlei gehalEine vom Trotz bestimmte ten. Die Zwei gilt bei den Haltung ist wie eine seelische Zensuren für gut, die Eins Blockade, wehrt sich gegenist sehr gut, aber deswegen über der Wahrheit, der Güte muss sie noch nicht »köstund der Liebe Gottes. Für lich« sein. Einer hält dies für viele ist nicht der Verstand gut, ein anderer jenes. Ein das Haupthindernis für die Spitzenpolitiker in Berlin hält Annahme des Evangeliums, seine Homosexualität für sondern ihr Trotz. Zwischen gut. Er hat öffentlich gesagt: Trotz und Verzagtheit mit »Ich bin schwul, und das ist verschiedenen Spielarten pengut so.« delt das Herz des Menschen. Ein festes Herz ist mehr Einige Verse weiter im selben als gut; köstlich liegt eben Kapitel des Jeremia steht das auf einer anderen BewerWort: »Heile du mich Herr, tungsebene, hat eine andere so werde ich heil, hilf du mir, Qualität als »gut«. Luther so ist mir geholfen« (Jeremia hat erkannt, dass ein festes 17,14). Das Evangelium von Herz eine Kostbarkeit ist, so m Im Hebräischen »tob«, Jesus Christus besitzt solhat er das wortgetreue »gut« im Griechischen »kalos«, che Heilungskräfte für unser in den hohen Rang der köstli- beides wörtlich übersetzt schwaches und geschädigtes chen Dinge erhoben. Solange Herz. Wenn das Herz, nicht Luther keine ihn befriedigen- »gut«. Das war Luther zu nur der Verstand, sich vom de Antwort hatte auf seine ihn wenig. Er erkannte in dieser Evangelium beschenken lässt umtreibende Frage nach dem und sich für Jesus Christus biblischen Wahrheit eben gnädigen Gott, war er von der öffnet, dann beginnt auch Gewissheit des Heils und vom eine Kostbarkeit, so hat er über den Verstand, über unfesten Herzen weit entfernt. dieses »gut« in einen strah- ser Denken und über das GeAls er den gnädigen Gott im wissen eine Veränderung und Glauben an den Erlöser Chris- lenden Glanz erhoben. Erneuerung zu einem festen tus gefunden hatte, wurde Herzen. Feste Herzen, Kostihm auch das feste Herz geschenkt. So ging er barkeiten, im Worte Gottes verwurzelte Herfest und mutig nach Worms zum Reichstag, die zen, bereit für die Wahrheit des Wortes Gottes Gefahr für sein Leben nicht achtend. Er hatte einzutreten und sich nicht von Verzagtheit und erkannt, wie wichtig und nötig ein festes Herz vom Geist der Furcht bestimmen zu lassen, solim Glauben ist. che Christen sind wie Säulen in einer Gemeinde. Er hat damit gleichzeitig dieses Bibelwort aus Ein festes Herz, welches geschieht durch dem Hebräerbrief meisterhaft ausgelegt. Lu- Gnade. Es ist ein Geschenk der Gnade Gottes thers Übersetzung ist nicht immer wortgetreu, durch Jesus Christus. jedoch kraftvoll, es ist Musik darin, lebendig Unser Wort im Hebräerbrief steht im Zusamund doch den Sinn treffend. menhang mit der Warnung vor Irrlehren. »Lasst Wenn die Bibel vom Herzen redet, meint sie euch nicht durch mannigfaltige und fremde den Kern der Persönlichkeit, das Innerste vom Lehren umtreiben, […] nicht durch SpeisegeMenschen, den Sitz des Willens, der Gefühle, bote, davon keinen Nutzen haben, die damit des Denkens, des Begehrens, das eigentliche umgehen.« Bunt und fremd werden im Brief Ich. Wenn dort Klarheit, Ordnung, Festigkeit, jene Lehren genannt. Das Bunte, MannigfalWahrheitsliebe und Gründung im Gotteswort tige, Fremde und Neue hat einen besonderen vorhanden sind, dann ist das viel mehr als »gut«. Reiz und weckt die Neugier, gibt den Schein INFORMATIONSBRIEF 284

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Ein altes deutsches Sprichwort fragt: »Was kümmert’s den Mond, wenn ihn die Hunde anbellen?« Der Mond scheint einfach weiter. Der Mond spendet weiter sein Licht in der Nacht trotz Hundegebell. So lassen sich im Glauben und im Wort Gottes gefestigte Leute vom Gebell und Gekläff einer Theologie, die vom Zeitgeist beeinflusst ist und die Autorität des Wortes Gottes kritisch hinterfragt, in ihrem Zeugnis nicht einschüchtern.

des geistigen Reichtums und ist gefährlich, weil es von der Lehre des Wortes Gottes abweicht und in die Irre führt und vom Heil weg. Auch das Halten der jüdischen Speisegebote nützt nichts, ein festes Herz nährt sich von der Gnade, die uns in Christus gegeben ist. Ein festes Herz nennt der Brief als Ziel und Gewinn und dies als Gnadengeschenk. Auch ein gespaltenes Herz, das zwischen Gottesdienst und Abgötterei wie die Zeitgenossen des Elia zwischen Jahwe (Gott) und Baal hin- und herschwenkt, ist kein festes Herz. Ein Glaube, der in der Nachfolge Jesu steht und sich frei hält von den modernen Abgöttern der Welt in unserer Zeit, kommt aus einem festen Herzen. Im 1. Johannesbrief werden Fleischeslust, Augenlust und hoffärtiges Leben als Liebe zur vergehenden Welt genannt. Sie schwingen in unserer Zeit ein fideles Zepter. Ein festes Herz ist wie eine Burg, eine Festung, die den modernen Angriffen des Zeitgeistes standhält. Das gilt für viele Bereiche im Leben. Ein festes Herz in der Ehe, in der Treue einen festen Platz hat, auch in Freundschaften, die Belastungen aushalten, ist kostbar. Wir haben als Christen auch Wünsche und Begehren; ein festes Herz bewahrt vor Ausuferung und überspannten Plänen und Spekulationen. Es bleibt in der Zufriedenheit, wenn man im Wohlstands- und Leistungsanspruch zurückbleibt. Es akzeptiert diesen Satz eines Liedes: »Dass die Seele nicht zerrinne in den Bildern dieser Welt.« Feste Herzen vermögen Lasten zu tragen und rebellieren nicht gleich in leidvollen Lebensabschnitten. Ein festes Herz hat nichts zu tun mit Hartherzigkeit, sondern übt sich in Barmherzigkeit. Es hat nichts zu tun mit Starrsinn und Rechthaberei; es hat eine gewisse Weite, wenn es um verschiedenes Verstehen bei Nebensachen – wohlgemerkt bei Nebensachen in Glaubens- und dogmatischen Fragen – geht. Im festen Herz haben beide, Wahrheit und Liebe ihren Platz. 8

Paulus schrieb an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus, der Ermutigung nötig hatte: »Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit« (2.Timotheus 1,7). Kraft, Liebe, Besonnenheit sind Gaben des Heiligen Geistes und geben einem verzagten Herzen wieder Festigkeit. Also Timotheus: Lass dich nicht durch Verzagtheit und Enttäuschung niederdrücken, kämpfe weiter den Kampf des Glaubens, bleibe weiter in deinem Dienst am Evangelium. Ein Richter wurde von einem eingebildeten Rechtsanwalt häufig lächerlich gemacht. Als man ihn fragte, warum er ihn nicht zurechtweise, antwortete er: »In unserer Stadt lebt eine Witwe, die einen Hund besitzt. Wenn der Mond scheint, geht der Hund hinaus und bellt die ganze Nacht.« Damit wechselte der Richter das Thema. Doch jemand wollte wissen, was war nun mit dem Hund und dem Mond. »Oh, nichts«, antwortete der Richter, »der Mond schien einfach weiter«. Der Mond spendete weiter sein Licht in der Nacht trotz Hundegebell. So lassen sich im Glauben und im Wort Gottes gefestigte Leute vom Gebell und Gekläff einer Theologie, die vom Zeitgeist beeinflusst ist und die Autorität des Wortes Gottes kritisch hinterfragt, in ihrem Zeugnis nicht einschüchtern. Christen mit festen Herzen zeigen auf, was falsche Lehre ist und warnen vor Irrlehre und Irrlehrern und treten für die Glaubwürdigkeit und die Autorität des Wortes Gottes ein. Auch die Bekenntnisbewegung will für die Wahrheit des Wortes Gottes und die Abwehr falscher Lehre weiter eintreten und dabei die apostolische Mahnung beachten: »Seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens« (Epheser 4,3). »Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.« Dieses Wort erinnert uns daran, dass wir eine KostbarW keit besitzen. Amen. APRIL 2014

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Evangeliumsverkündigung oder Zivilreligion? RAINER MAYER

»Wenn nicht alles täuscht, so stehen wir heute in einem Glaubenskampf, in einem Kirchenkampf, gegenüber dem der Kirchenkampf des Dritten Reiches ein Vorhutgefecht war. Das Unheimliche daran ist, dass dieser heutige Kampf vielfach kaum erkannt, zu allermeist verharmlost wird und unter Tarnworten wie ›Pluralismus‹ voranschreitet.« (Bischof Hermann Dietzfelbinger, in: epd Zentralausgabe vom 20.2.1971)

Zivilreligion Der Mensch als soziales und religiöses Wesen, das auf Gemeinschaft angewiesen ist und nach Sinn fragt, sucht eine umfassende Orientierung. In den menschlichen Gemeinschaftsordnungen fließen deshalb stets soziale und religiöse Motive ineinander. Das gilt auch für Atheisten und eine säkularisierte Gesellschaft. Dabei ist der Religionsbegriff im Sinne einer natürlichen bzw. philosophischen Religiosität weit gefasst. In Auslegung dieser Erkenntnis unterschied der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) zwischen einer »natürlichen Religiosität« des Einzelnen und einer »bürgerlichen Religiosität« für das Zusammenleben im Staat. Der amerikanische Soziologe Robert N. Bellah (1927–2013) knüpfte daran an und prägte den Begriff der »Zivilreligion«. Zivilreligion ist nach seiner Ansicht nötig, um einen Fundamentalkonsens einer Gesellschaft zu garantieren, also allgemeine gemeinsame Überzeugungen und »Werte«, die eine Gesellschaft zusammenhalten und ihre Mitglieder eint.1 Um den Diskussionen über den Religionsbegriff zu entgehen,

sprach Bellah später von einer »Public Philosophy« (öffentliche Philosophie). Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass in jeder Gesellschaft Sinn- und Wertfragen gestellt werden, die öffentliche Bedeutung erhalten und von religiösen Einstellungen nicht getrennt werden können. Theologisch gilt nun allerdings, dass die allgemeine Zivilreligion von der göttlichen Offenbarung, wie sie uns in der Bibel begegnet, zu unterscheiden ist. Entsprechend kann man »natürliche/philosophische Theologie« und »geoffenbarte/biblische Theologie« unterscheiden. Aus dem geoffenbarten biblischen Glauben entwickeln sich allerdings durchaus auch gesellschaftliche Traditionen für das allgemeine menschliche Zusammenleben. Diese kann man »Säkularisate« nennen, die jedoch nicht mit dem lebendigen Glauben selbst verwechselt oder gar gleichgesetzt werden dürfen. Um Beispiele zu nennen: Ein Säkularisat ist, dass die Ehe nach dem deutschen Grundgesetz eine lebenslange Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau darstellt, die auch für Nichtchristen in unserem Land gilt. (Dass sich dieser Fundamentalkonsens zurzeit in der Auflösung befindet, steht auf einem anderen Blatt und zeigt die Aktualität unserer Überlegungen.) Ein weiteres Beispiel ist das biblische Sabbatgebot. In der säkularen Gesellschaft wurde daraus der Sonntag als staatlich geschützter Ruhe- und Feiertag. Alle Zehn Gebote (2.Mose 20,2–17; 5.Mose 5,6–21), insbesondere die der »Zweiten Tafel«, die sich auf das menschliche Miteinander beziehen, können Elemente einer Zivilreligion werden, wie sie es im Abendland ja auch tatsächlich weitgehend geworden sind.

Kirche und Zivilreligion

Rainer Mayer Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 284

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Seit das Volk Israel einen Messias-König erwartete, vollends nachdem Jesus vor Pilatus sagte: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt« (Johannes 18,36), gibt es eine Spannung zwischen Weltreich und Gottesreich, die sich geschichtlich im Verhältnis von Staat und Kirche spiegelt. Diese Spannung ist für das Christentum charakteristisch und in dieser Form einzig9


artig innerhalb der Welt der Religionen. Denn erheblichen Einfluss ausüben. Das lehrt uns die in der Religionswelt ist es normal und üblich, Geschichte der Alten Kirche in Rom und der dass öffentliche Ordnung und Glaubensan- Untergrundkirchen in den totalitären Staaten gelegenheiten in eins gemischt werden. Dies heutzutage! Und gerade die Kirchentümer, die entspricht dem natürlichen menschlichen Stre- noch politischen Einfluss haben oder zu haben ben nach politisch-religiöser Einheit. Auch der meinen, stehen in Gefahr, einer religiösen Interchristliche Glaube ist nicht von dieser Versu- pretation der Wirklichkeit zu verfallen. chung frei. Im Extrem beherrscht der Staat die Biblisch ist in diesem Zusammenhang auf die Kirche (»Caesaropapismus«) Einleitung zur ausführlichsoder die Kirche den Staat m Lässt sich die Kirche zum ten Paränese (Ermahnung an (»Theokratie«). Zwischen religiösen Appendix geselldie Gemeinde) des Neuen die sen Polen, besonders Testaments zu verweisen. Sie deutlich beim mittelalterli- schaftlicher Entwicklungen beginnt mit den Worten: chen Machtkampf zwischen machen, oder bildet sie, »Ich ermahne euch nun, Kaiser und Papst (imperium wie es doch sein sollte, ein liebe Brüder, durch die Barmund sacerdotium, d. h. Reich herzigkeit Gottes, dass ihr und Priesteramt) erkennbar, Widerlager gegen fragwürdi- eure Leiber [!] hingebt als ging die Christenheit ihren ge Entwicklungen und Verein lebendiges, heiliges, Gott Weg bis heute durch die GeOpfer. Und fallserscheinungen in Staat wohlgefälliges schichte. Gerade an diesen stellt euch nicht dieser Welt Auseinandersetzungen wird und Gesellschaft? In einer gleich [wörtlich: passt euch aber auch sichtbar, dass selbst Volkskirche, die »in jeder Rich- nicht dem Schema dieser verim mittelalterlichen »christgehenden Weltzeit an], sonlichen Abendland« nie ver- tung offen« sein will, kehrt dern ändert euch [wörtlich: gessen wurde, dass Staat und sich das biblische Verhältnis vollzieht eine MetamorphoKirche zu unterscheiden sind um: Kirche wird zum Anse, eine Gestaltumwandlung] und unterschiedliche Aufgadurch Erneuerung eures Sinhängsel und Spiegel gesell- nes [auch: Verstandes], daben haben. Wie bereits gesagt wur- schaftlicher Entwicklungen. mit ihr prüfen könnt, was der de, können dennoch Kirche, Sie verliert ihre orientierende Wille Gottes ist, nämlich das bzw. Gemeinde Jesu Christi, Gute und Wohlgefällige und und die sie umgebende Kul- Leucht- und Salzkraft. Vollkommene [das Zielorientur nie ganz getrennt werden. tierte]« (Römer 12,1f.). Sie beeinflussen einander. Das gilt unabhängig Somit ist biblisch eindeutig, in welche Richvon der jeweiligen Staatsform und Kirchenver- tung sich die gegenseitige Beeinflussung von eifassung, handle es sich auf der politischen Seite nerseits Staat und Gesellschaft und andererseits um den antiken Staat, Königtum, Diktatur oder Kirche und Gemeinde Jesu Christi zu vollziehen Demokratie, auf der kirchlichen Seite um Staats- hat: Die prägende Kraft geht vom Glauben zur kirche, Volkskirche, Freikirche oder verfolgte Welt, der Glaube prägt. Er ist Licht und Salz! Untergrundkirche. Stets gibt es auf unterschiedliche Weise Beeinflussungen hin und her. Doch Die aktuelle kirchliche Situation immer ist dabei zu bedenken, wie Kirche sich Wie steht es heutzutage in unserem Land? selbst versteht, nämlich entweder als Anhängsel an staatliche und gesellschaftliche Entwicklun- Lässt sich die Kirche zum religiösen Appendix gen oder als »Salz der Erde« und »Licht der gesellschaftlicher Entwicklungen machen, oder Welt« (Matthäus 5,13–16). Grundsätzlich ist zu bildet sie, wie es doch sein sollte, ein Widerlafragen, in welche Hauptrichtung die Beeinflus- ger gegen fragwürdige Entwicklungen und Versung geht, von der Kirche zur Welt oder von fallserscheinungen in Staat und Gesellschaft? In der Welt zur Kirche. Es sind die sich stets wieder- einer Volkskirche, die »in jeder Richtung offen« holenden Sündenfälle der Kirchengeschichte, dass sein will, kehrt sich das biblische Verhältnis um: die Kirche sich zum Anhängsel gesellschaftlicher Kirche wird zum Anhängsel und Spiegel geEntwicklungen und staatlicher Gesetze macht. sellschaftlicher Entwicklungen. Sie verliert ihre Der Verkündigungsauftrag der Kirche dege- orientierende Leucht- und Salzkraft; sie wird im neriert dann zur religiösen Interpretation der wörtlichen Sinne als Salz »dumm«. (So hieß es Wirklichkeit, zum Zuckerguss über die bestehen- richtig in der Lutherübersetzung bis zur Reviden Verhältnisse. Denn selbst eine verfolgte Un- sion von 1956 entsprechend dem griechischen tergrundkirche, ja vielleicht sie erst recht, kann Wort mwrai,nw [mōraínō] d. h. töricht machen, 10

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närrisch, verrückt werden [Matthäus 5,13]). Eine »nach allen Seiten offene« Volks- und Landeskirche wird leichte Beute von Interessengruppen, die ihre Institutionen unterwandern und besetzen. Wo dann vollmächtige geistliche Leitung fehlt, werden gezielt agierende Minderheiten das Schiff der Kirche kapern, das Steuerruder ergreifen und die kirchlichen Institutionen benutzen, um ihre Spezialinteressen um so nachhaltiger gesellschaftlich durchzusetzen. In der letzten Zeit gab es mehrere Hinweise darauf, dass sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in der beschriebenen Weise in Richtung einer bloßen Zivilreligion bewegt. Es begann 1996 mit der Orientierungshilfe »Mit Spannungen leben« zum Thema »Homosexualität und Kirche«. Sie löste in ihrer Widersprüchlichkeit Irritationen aus, weil einerseits darin zu Recht festgestellt wird, dass »es keine biblischen Aussagen gibt, die Homosexualität in eine positive Beziehung zum Willen Gottes setzen« (S. 21) und dass nach biblischen Aussagen »homosexuelle Praxis dem Willen Gottes widerspricht« (S. 20). Andererseits wird zugleich behauptet, dass dem Wortlaut der biblischen Schriften nicht zu entnehmen ist, »was sie zu der Gestaltung gleichgeschlechtlicher Beziehungen vom Liebesgebot her für eine Auffassung vertreten« (S. 21). Kurz: Unter einem verallgemeinerten Liebesbegriff wird, um es zugespitzt zu sagen, zu ethisch verantworteter Sünde geraten. Damit war ein Damm gebrochen, der nicht nur zu einer Veränderung der Seelsorgepraxis, sondern auch darüber hinaus zu einem neuen Amtsverständnis in der Kirche führte: Nach dem neuen Pfarrdienstgesetz der EKD, das am 1. Januar 2011 in Kraft trat, können aufgrund von § 39 mit den dazugehörigen Erläuterungen Personen, die gemäß der staatlichen Gesetzgebung eine gleichgeschlechtliche »Lebenspartnerschaft« geschlossen haben, ordiniert werden und zusammen im Pfarrhaus wohnen. Am 19. Juni 2013 erschien schließlich die kurz als »Familienpapier« bezeichnete Orientierungshilfe der EKD mit dem Titel »Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken«. Darin wird die auf Lebenszeit geschlossene so genannte »traditionelle Ehe« zwischen einem Mann und einer Frau anderen Verbindungen weitgehend gleichgestellt. Es wird behauptet, dass die Bibel keine bestimmte Form des Zusammenlebens präferiert. Ehe ist demnach jedes Zusammenleben von »mindestens zwei Personen« in »Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und gegenseitiger Verantwortung«, wie es schon in den Erläuterungen zum Pfarrdienstgesetz hieß. Wer genau INFORMATIONSBRIEF 284

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hinsieht, erkennt, dass mit dieser Definition nicht nur die staatliche sogenannte »HomoEhe« kirchlich legitimiert ist, sondern dass – die staatliche Gesetzgebung überholend – auch die Mehrehe und sogar »polyamore« Verhältnisse eingeschlossen werden können! Gegen diese Entwicklung gab es auf jeder Stufe Fragen, Einsprüche, Argumente, Gegendarstellungen und Unterschriftensammlungen mit Tausenden von Unterschriften. Jedes Mal wurden diese Stimmen ignoriert. Man schritt unbeirrt in der eingeschlagenen Richtung weiter. Statt sich mit den Einsprüchen inhaltlich auseinanderzusetzen, wurden selbst Bischöfe, die sich kritisch äußerten – meist handelte es sich um Bischöfe im Ruhestand – als »konservativ«, »biblizistisch«, ja als »fundamentalistisch« verleumdet. Schlagwörter ersetzten das Nachdenken. Als Reaktion auf die Kritik am Familienpapier, das auch von Teilen der weltlichen Medien mit Kopfschütteln und gar mit Spott bedacht wurde, hat man sich derzeit auf der EKD-Leitungsebene zu antworten geeinigt: Die Ehe solle weiterhin »Leitbild« bleiben und ansonsten würden die Aussagen des Familienpapiers in einer künftigen Verlautbarung »biblisch nachgebessert«. An eine Rücknahme der irreführenden Thesen ist jedoch nicht gedacht. Nicht einmal die Rückstufung des Familienpapiers von einer »Orientierungshilfe« in Richtung einer »Studie« oder eines »Diskussionsbeitrages« wird zugestanden. Mit Begriffsakrobatik wird stattdessen abzulenken versucht: Angeblich geht es im Familienpapier nicht um einen »Orientierungswechsel«, sondern nur um einen »Perspektivwechsel« gegenüber dem biblisch-christlichen Leitbild von Ehe und Familie. Aber die Inhalte der Texte selbst sprechen eine ganz andere Sprache! Was falsch ist, kann nicht »nachgebessert« werden. Umkehr, nicht Nachbesserung ist nötig! Offensichtlich besteht die Absicht, die Kirche im gesellschaftspolitischen Konsens zu halten. »Zivilreligion« – im christlichen Sinn recht verstanden – setzt eine Bekenntniskirche im Zentrum und einen Rand von religiös inspirierter Tradition und Moral als »Säkularisat« voraus. Was aber geschieht, wenn die Bekenntniskirche sich ihrerseits durch Selbstsäkularisierung in eine Instanz moralisierender Zivilreligion wandelt? Denn wenn der lebendige Gott selbst und die Predigt von Sünde, göttlichem Gebot und Gericht mit dem Ruf der Umkehr zum lebendigen Gott nicht mehr im Mittelpunkt der Verkündigung stehen, wandelt sich die kirchliche Verkündigung in eine innerweltliche Einheits-, Befreiungs- und Sozialbotschaft, mithin zur 11


Die »Theologische Erklärung von Barmen« entstand 1934 bei einer Bekenntnissynode, die Widerstand gegen die Gleichschaltung der Kirche durch den Nationalsozialismus leistete. Heute wäre es Zeit, dass sich eine neue Bekenntnissynode zusammenfindet, die sich gegen die geistliche Selbstauflösung der Kirche stellt. politischen Religion. Eine politische Religion, auch wenn sie sich kritisch gibt, bewirkt nichts anderes, als dass die Trends, die ohnehin in der Gesellschaft vorhanden sind, gestärkt und »gerechtfertigt« werden.

Folgen für die Kirche und das politische Gemeinwesen Durch ihr Bestreben, im gesellschaftlichen Konsens zu bleiben, wird die Kirche mit schuldig an der Desintegration und am Verfall der Gesellschaft. Denn wenn der Relativismus den Zusammenhalt der Gesellschaft auflöst, kann sie nicht mehr freiheitlich bleiben. Bereits 1986 schrieb Klaus Bockmühl: »Anomie [Gesetzlosigkeit] drückt sich ferner aus in dem Abbau des ethischen Konsensus innerhalb einer Gesellschaft. Dieser Abbau wird zunächst als Gewinn von Freiheit für den einzelnen verbucht. […] Nietzsche wusste, dass Säkularismus und Anarchie zusammengehen, ebenso wie der Glaube an Gott mit dem Wissen um eine Struktur des Lebens. […] Nur die Auflösung jeglicher Struktur, einschließlich der sozialen, gibt dem Menschen jene totale Autonomie, die ihm scheinbar jene Selbstentfaltung und Befriedigung ermöglicht, zu der er sich berechtigt fühlt.« Jedoch: »Wir beginnen die 12

Last der steigenden materiellen und seelischen Kosten der gesellschaftlichen Desintegration, z. B. der internationalen Ordnung und der Familie, konkret zu spüren, nämlich in Form sozialer Ausgaben, für die der Steuerzahler geradestehen muss. Dann kommt der Augenblick, wo er dazu nicht mehr willens ist. […] Oft genug entsteht aber in einer solchen Situation auch ein unüberwindlicher Drang des öffentlichen Bewusstseins nach unmittelbar ideologischer Re-Integration, wenn nötig, unter Anwendung von Gewalt. Robespierre kann als klassisches Beispiel dienen für den zur Gewalt greifenden Umschlag der Säkularisierung in eine neue Sakralisierung der Politik. Die ideologische Re-Integration kommt dann mit dem Angebot einer ›wohltätigen‹ Diktatur, die die Entscheidungen zum Verzicht und zur Disziplin, die die einzelnen sich selbst nicht mehr abgewinnen können, an ihrer Stelle trifft.«2 Was Bockmühl hier beschrieben hat, erleben wir heute hautnah. Die Gesellschaft wird von der Politik mehr und mehr mit einem Netz von Vorschriften überzogen. Wir leben bereits in einer Art Erziehungsdiktatur mit Gleichstellungsvorschriften und Quotenregelungen, Gesinnungsüberwachungen und Tabuisierungen sowie dem Ausschluss unerwünschter Meinungen aus dem öffentlichen Diskurs. Es geschieht eine indirekte, aber sehr wirksame Zensur. Interessanterweise kommt es gleichzeitig zu einer Re-Inthronisation der Sünde in Politik und Gesellschaft. Jeder sitzt über jeden zu Gericht. Wie der Apostel Paulus bereits Römer 2,15 schrieb: »[…] denn sie beweisen, des Gesetzes Werk sei geschrieben in ihrem Herzen, da ja ihr Gewissen es ihnen bezeugt, dazu auch die Gedanken, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen […]« Welch eine Befreiung bedeutet demgegenüber das biblische Evangelium! Doch die zur Zivilreligion mutierte Kirche ist nicht mehr fähig, Träger des richtenden und versöhnenden Wortes Gottes zu sein. Sie selbst ist ja Teil des Systems geworden und schwimmt mit ihrer polit-religiösen Verkündigung im Strom des Zeitgeistes. Hiermit wird keine pauschale Verurteilung von einzelnen Pfarrern, lebendigen Kirchengemeinden und einzelnen Christen ausgesprochen. Gemeint ist die herrschende Meinung unter den in der EKD Herrschenden. Denn: »Es gibt unter den Gemeindemitgliedern ebenso wie unter den kirchlichen Beamten Christen, die eine solche Intensität des Glaubens leben und ausstrahlen, dass sie für andere Stütze, Hilfe und Hoffnung sind. […] Was wissen wir über diese Menschen? Wir wissen nur, dass sie besonAPRIL 2014

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ders treu die Bibel lesen, anhaltend beten, un- diesem Beten und aus diesem Tun […] Bis dabeeinflussbar von Strömungen sind, nicht nur hin wird die Sache der Christen eine stille und sich kennen, sondern geöffnete Augen für ihre verborgene sein; aber es wird Menschen geben, Nächsten haben und mehr sehen. Wahrschein- die beten und das Gerechte tun und auf Gotlich versah sie Gott auch mit einer übernatür- tes Zeit warten. Möchtest du zu ihnen gehören lichen Gabe, die unverfügbar ist.«3 Deshalb und möchte es einmal von dir heißen: ›Des Gewird auch nicht geraten, einfach aus der Kirche rechten Pfad glänzt wie das Licht, das immer auszutreten. Kirche ist nach dem siebten Arti- heller leuchtet bis auf den vollen Tag‹ (Sprüche kel des Augsburger Bekenntnisses (CA VII) da, 4,18).«4 »wo das Evangelium rein verIn der kommenden Kirche, kündigt und die Sakramente m In der kommenden die Bonhoeffer mit diesen stiftungsgemäß verwaltet« Kirche, […] die wieder TräWorten erwartet, die wieder werden. Es gilt, sich daran Träger des versöhnenden und zu orientieren und in diesem ger des versöhnenden und erlösenden Wortes Gottes für Sinne Kirche als lebendige erlösenden Wortes Gottes die Menschen und für die Gemeinde Jesu Christi aufWelt sein wird, wird nicht zifür die Menschen und für zusuchen. Es geht nicht davilreligiöse Bestätigung gesellrum, andere zu verurteilen. die Welt sein wird, wird schaftlicher Entwicklungen, Jeder prüfe sich selbst, jeder nicht zivilreligiöse Bestäsondern die klare Verkündisteht und fällt selbst seinem gung des biblischen Evangelitigung gesellschaftlicher HERRN. ums im Mittelpunkt stehen. Es Es wäre Zeit, dass sich eine Entwicklungen, sondern wird keine reiche Volkskirche neue Bekenntnissynode zu- die klare Verkündigung des sein, die »politisch korrekt« sammenfindet wie damals die und angepasst ihre SelbsterBekenntnissynode von Bar- biblischen Evangeliums im haltung zu sichern versucht. men 1934, die Widerstand Mittelpunkt stehen. Es wird Sie wird, weil sie sich weigert, gegen die Gleichschaltung keine reiche Volkskirche sein, die Trends der Zeit religiös zu der Kirche durch den Natisanktionieren, wahrscheinlich onalsozialismus leistete. Dass die »politisch korrekt« und vielfach angefeindet werden. sie zustande kam, war ein angepasst ihre SelbsterhalEs wird vielleicht eine kleine Wunder. Zudem war die GeSchar sein, aber sie wird das tung zu sichern versucht. fährdung der Kirche damals Wort Gottes wieder so ausleichter zu erkennen als heute, weil die Kirche sprechen, »dass sich die Welt darunter verändert von außen angegriffen wurde. Derzeit kommt und erneuert. Es wird eine neue Sprache sein, die Gefährdung der Kirche von innen her in vielleicht ganz unreligiös, aber befreiend und erForm ihrer geistlichen Selbstauflösung. Auch lösend, wie die Sprache Jesu, dass sich die Menheute wäre deshalb nicht weniger als ein Wun- schen über sie entsetzen und doch von ihrer der nötig. Aber Wunder kann man nicht organi- Gewalt überwunden werden, die Sprache einer sieren. Man kann jedoch darum beten! neuen Gerechtigkeit und Wahrheit, die Sprache, Eine vollkommene Kirche gibt es nicht. Das die den Frieden Gottes mit den Menschen und Ringen zwischen wahrer und falscher Kirche das Nahen seines Reiches verkündigt. ›Und sie geschieht innerhalb der Kirche. Auch die Be- werden sich verwundern und entsetzen über all kennende Kirche zur Zeit des »Dritten Reiches« dem Guten und über all den Frieden, den ich war nicht perfekt. Darum gilt heute noch, was ihnen geben will‹ (Jeremia 33,9).«5 W Dietrich Bonhoeffer 1944 seinem Neffen zum Tauftag schrieb: »Unsere Kirche, die in diesen Jahren nur um ihre Selbsterhaltung gekämpft hat, als wäre sie 1) Vgl. Michael Herbst, Artikel »Zivilreligion«, in: Evangelisches ein Selbstzweck, ist unfähig, Träger des versöhLexikon für Theologie und Gemeinde (ELThG), Wuppertal und Zürich 1994, S. 2215f. nenden und erlösenden Wortes Gottes für die 2) Klaus Bockmühl, Der Säkularismus und die Folgen, in: Ders., Menschen und für die Welt zu sein. Darum Denken im Horizont der Wirklichkeit Gottes. Schriften zur Dogmatik und Theologiegeschichte (hg. von R. Mayer), Gießen müssen die früheren Worte kraftlos werden und 1999, S. 174f. verstummen, und unser Christsein wird heute 3) Manfred Seitz, Theologischer Traktat über die Zukunft der Kirnur in zweierlei bestehen: im Beten und Tun che, in: theologische beiträge, Heft 4, 43. Jg. 2012, S. 237–251, hier: S. 240f. des Gerechten unter den Menschen. Alles DenBonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufken, Reden und Organisieren in den Dingen 4) Dietrich zeichnungen aus der Haft (Werke Bd. 8), Gütersloh 1998, S. 435 f. des Christentums muss neu geboren werden aus 5) Ebd. INFORMATIONSBRIEF 284

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Bildungsarmer Bildungsplan CHRISTIAN HAUSEN

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as Ministerium für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg hat im Kontext mit den fünf Leitprinzipien des Bildungsplans 2015 »um Stellungnahmen und Rückmeldungen zu der Arbeitsfassung« bis Ende Januar gebeten. Als jahrzehntelangem Bürger BadenWürttembergs, dem ich mit meiner Familie viel zu verdanken habe, ist mir das Wohl der dortigen Bevölkerung ein Anliegen. Nach meiner Überzeugung enthält die Bildungsplanreform mit den Leitprinzipien durchaus konstruktive Ideen, ist aber leider tendenziös und damit überwiegend problematisch. Ich erlaube mir, auf folgende Gesichtspunkte hinzuweisen:

Guter Ansatz Die fünf Untertitelungen von der beruflichen Orientierung bis zur Verbraucherbildung gefallen mir gut. Begriffe wie Selbstbestimmung, Vorurteilsfreiheit, Werthaltungen, Respektieren, Menschenrechte oder eigene Bedürfnisse sind allemal förderungswert. Vor allem ist und bleibt es wichtig, dass Minderheiten in alternativen Lebensformen nicht diskriminiert werden. Eine solche Haltung erachte ich als Jurist für selbstverständlich; dies sollte für jeden Staatsbürger auch so sein. Wichtig dabei ist – gerade für die pädagogische Authentizität –, wahrheitstreu vom Lateinischen »discriminare«, also »unterscheiden«, auszugehen und sich nicht modischen Begriffsverbiegungen zu unterwerfen. Nicht zu verkennen ist, dass heute die »Gleichheit« der »Freiheit« vorgezogen wird; im Kontext mit den Gerechtigkeitsbestrebungen zugunsten sexueller Orientierungen steht die »Égalité« der Französischen Revolution

Christian Hausen Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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leider zu sehr im Vordergrund: Es kommt dem unbefangenen Leser so vor, als ob mit der Guillotine einerseits der Kopf und andererseits auch die Füße abgetrennt werden sollen, um alle Menschen gleich groß zu machen. In meinem Buch »Hilfe, wir werden diskriminiert!« (sdvVerlag) habe ich auf die Erforderlichkeit der Differenzierung aufmerksam gemacht.

Unverzichtbare Aufklärung Hilfreich ist allemal eine sensible Aufklärung der Schülerschaft gerade im Hinblick auf die Sexualität. Vor allem ist die »Medienbildung« unverzichtbar, da die Vierte Gewalt eine erhebliche Neigung zur Indoktrination der Bevölkerung offenbart. Eine Überpointierung sexuellen Wissens und Handelns stellt für die Meinungsmacher eine große Versuchung dar. Sie sind nicht nur dominant, sondern auch befangen, denkt man etwa an deren Familiensinn: Die Ehescheidungsquote ist bei ihnen überdurchschnittlich hoch; Kinder haben sie im Bereich von nur einem Viertel der ohnehin geringen Zahl der in Deutschland geborenen Abkömmlinge. Man könnte fast von einer medialen Inkompetenz sprechen. Das wird bereits deutlich in den Titulierungen der Leitmedien zur Petition »Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens«. Beim »Stern« heißt es: »Petitionen gegen Homosexualität als Schulthema«, während es in Wirklichkeit nur um die ideologische Überhöhung geht. Der »Spiegel« schreibt, die Initiative »hetzt gegen sexuelle Toleranz«; ähnlich meint die »Süddeutsche Zeitung«, der verantwortliche Lehrer habe etwas »wider die Toleranz« veranlasst. Bei intellektueller Redlichkeit wird deutlich, dass es in der Petition um die Unterscheidung zwischen dem Respekt gegenüber alternativ sexuell Orientierten und der Förderung dessen geht, was jahrhundertelang als unmoralisch oder gar pervers angesehen worden ist. Die Journalisten wirken hilf- und ratlos; sie haben ihre Aufgabe völlig verfehlt: Anstatt die Urheber des Bildungsplans zu kritisieren und sich mit der Petition intellektuell auseinanderzusetzen, werden die Kritiker verächtlich gemacht. APRIL 2014

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Vorrangige Gesundheit Die »Gesundheitsförderung« ist in jeder Hinsicht zu begrüßen. Das passt auch zur Regierungskoalition, da speziell die Grünen zu Recht auf Gefahren durch Luftverschmutzung oder Lärmbelästigung aufmerksam machen und ihnen gerade die Nachhaltigkeit ein Grundanliegen ist. Das Engagement etwa für sauberes Wasser, natürliche Nahrung oder biologischen Anbau ist lobenswert. Allerdings besteht im Hinblick auf diesen großen Einsatz für die Natur ein Widerspruch, wenn – vielleicht auch nur unbewusst – das Verständnis z. B. für gleichgeschlechtlich Empfindende überbetont wird. Wenn das Robert-Koch-Institut permanent auf die fürchterlichen Folgen homosexueller Praxis hinweist, dann gibt das Anlass zu Bedenken. 75 Prozent der Aids-Kranken sind homosexuell aktive Männer, bei den Syphilis-Patienten sind es gar 80 Prozent. Hier würde man zur Gesundheitsförderung von den Grünen doch eher ein vorsichtiges Abraten von homosexueller Praxis erwarten. Die von ihnen immer behauptete »gleichgeschlechtliche Identität« ist wissenschaftlich überhaupt nicht nachgewiesen. Hält man sich noch die christlich-abendländische Kultur vor Augen, so wird auch ein Ministerpräsident Kretschmann als bekennender Katholik einräumen müssen, dass biblische, warnende Äußerungen wie etwa im neutestamentlichen Römerbrief Kapitel 1 bis heute nicht widerlegt worden sind. Zur Korrektur, ja zur Umkehr genügt nicht die Erkenntnis der bildungspolitischen Sprecherin der Grünen, im Bildungsplan befänden sich »unglückliche Formulierungen«. Regierungen, an denen Grüne beteiligt sind, müssen aufpassen, dass ihr Vorpreschen nicht letztlich zu Experimenten mit Menschen (Goethes »Faust«: Homunkulus) führt.

Leichtfertige Bildungsverantwortliche Nun könnte das hochstilisierte Coming-Out des Fußballprofis Thomas Hitzlsperger dem Kultusministerium Aufwind bieten. Mit Hilfe der Medien ist es in Deutschland zu einem Jubelschrei gekommen. Dabei hat dieser nicht mehr aktive Nationalspieler nur etwas getan, was bei Politikern oder Schauspielern zur Selbstverständlichkeit geworden ist, nämlich das Bekenntnis gleichgeschlechtlichen Empfindens. Dass durch seine Äußerungen eine Diskussion entfacht wurde, bestätigt prinzipiell das Anliegen des Kultusministeriums, nämlich noch bestehenden Ressentiments in der Gesellschaft gegenINFORMATIONSBRIEF 284

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Hat der baden-württembergische Kultusminister Andreas Stoch recht, wenn er die OnlinePetition »Zukunft – Verantwortung – Lernen: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens« als »falsch und diskriminierend« einordnet? über Homosexuellen über schulische Lehrpläne etwas entgegenzusetzen. Es fragt sich nur, ob z. B. die Online-Petition »Zukunft – Verantwortung – Lernen: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens« zu Recht von Herrn Kultusminister Andreas Stoch (SPD) als »falsch und diskriminierend« eingeordnet werden kann. Zur Bildung – gerade im Sinne des noch nicht ausgemerzten Humboldt’schen Ideals – gehört auch die sprachliche Selbstdisziplin, nicht zu schnell von Minderheiten und ideologisierten Journalisten geprägte Wortumdeutungen zu übernehmen. Der Initiator Gabriel Stängle hat das eines Pädagogen Würdige getan, nämlich »unterschieden«, und zwar ohne etwa Homosexuelle und andere sexuell alternativ Lebende zu diskreditieren oder gar zu desavouieren. Das Kultusministerium setzt sich insoweit dem Verdacht aus, dass es sich von einer umstrittenen Ideologie beherrschen lässt. Wenn der Realschullehrer auf Gesundheitsgefährdungen durch homosexuelle Praktiken hinweist, so entspricht das dem heutigen wissenschaftlichen Standard. Gleichwohl bleibt Kultusminister Andreas Stoch offensichtlich trotz der Mängel unbeeindruckt.

Verwirrte Fußballwelt Der für die Bildungsplaner ein wenig herabsetzend erscheinende von Stängle verwendete Begriff »Umerziehung« wird bereits durch die modische Auslegung des Begriffs »diskriminierend« unterstrichen, erst recht durch Abstempelungen als »homophob«. Wenn bislang mehr als 192 000 Mitbürger – auch über Baden-Württemberg hinaus – sich über die pädagogischen Ideen Sorgen machen, so sollten Bildungsministerien den demokratischen Geist positiv bewer15


ten. Es kommen diese aus der Mitte der Gesellschaft – anders als etwa bei den Lobbyisten des Netzwerks LSBTTI. Gerade bei Hitzlsperger ist zu berücksichtigen, dass – wie den Leitmedien zu entnehmen ist – er gemäß seinem Bekenntnis nach acht Jahren des Zusammenseins mit einer Freundin erst vor ca. drei Jahren (also mit 28) das Bewusstsein erlangt habe, er liebe Männer, woraus sich schließen lässt, dass zumindest gar nicht eindeutig ist, es handle sich insoweit um etwas biologisch Angelegtes. Selbst der Deutsche Fußballbund agiert auf die Veröffentlichung des Nationalspielers »seltsam unsicher«, worauf »Der Spiegel« verweist. Das Kultusministerium geht offensichtlich etwas zu forsch vor und lässt sich als Zweite Gewalt allzu sehr von der Vierten lenken, denkt man nur an die total einseitige Berichterstattung zum Outing; so hatte Maybritt Illner (ZDF) am 5. Januar ausschließlich Jubler eingeladen; »ttt« (ARD) zürnte über die vermeintliche »Homophobie«, die bei den Deutschen noch tief säße; der Gemeinschaftssender 3sat sprach in der »Kulturzeit« vom 13. Januar über die Fußballwelt, welche das Grundgesetz missachte, das ja die sexuelle Identität schütze. Gerade dieser Elite-Sender hat sich an unserer Zivilisation und an unserem Recht vergangen, denn einerseits ist diese Konkretion in unserer Verfassung nicht vorhanden, andererseits wurden die Unterzeichner der Petition begründungslos in die fundamentalistische Ecke gedrängt – ein Spitzenbeispiel wahrheitswidriger Behauptungen und ideologisch motivierter Rechtsunkenntnis. Die Erfahrung zeigt: Die Ausgrenzung gilt nicht dieser Gruppe, sondern ausschließlich – und zwar zu Recht – den Pädophilen.

Juristische Kunstfehler Bereits aus diesen Gründen ist der Anteil der positiven Äußerungen über die geschlechtliche Orientierung offensichtlich überhöht, das Warnungspotenzial erscheint fast als unterdrückt. Der Jurist hat die unfreundlichen Definitionen zum »Lügenparagrafen« (§263 StGB) im Hinterkopf. Es geht bei der Unwahrheit nicht nur um falsche Äußerungen, sondern auch um Entstellungen, Unterlassungen und Unterdrückungen. Hier wird der Bevölkerung die nicht so positive Seite der neuen Lebensformen vorenthalten, obgleich eine Rechtspflicht zur Aufklärung besteht. Aus rechtlicher Perspektive kommt hinzu: Der Bildungsplan kommt in einen erheblichen Konflikt mit Artikel 16 der Landesverfassung. Danach muss die Erziehung der Kinder sich an christlichen und abendländischen Bildungs- und 16

Kulturwerten orientieren. Kinder sind in der »Ehrfurcht vor Gott« zu erziehen. Das ist gewiss in den unter Ziffer 1 genannten Titulierungen der Fall, aber insoweit bestehen erhebliche Defizite, wenn es um das Detail geht. Das Kultusministerium übersieht auch, dass bestimmte politische Kräfte wirklich »scharf darauf sind«, Kinder und Jugendliche möglichst früh zu sexualisieren; entsprechende Passagen müssten insoweit verantwortungsbewusst »abgeklopft« werden. Es gibt Untersuchungen, welche darauf verweisen, dass die Gefahr des sexuellen Kindesmissbrauchs bei homosexuell Orientierten ein Dutzend mal höher ist als bei den heterosexuell Lebenden (bestätigt durch »Odenwaldschule«).

Sklavische Regierungssender Irritierend sind zwangsläufig auch die Reaktionen in den Medien. So hat sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen der Problematik nicht gewachsen gezeigt. Das SWR-Fernsehen BadenWürttemberg hat in der »Landesschau aktuell« das vernachlässigt, was eigentlich einen Journalisten ausmacht, nämlich Kritik am politischen Handeln zu üben. Es hat den Bildungsplan fast nur bejubelt. Dabei hat sich die Redaktion in übler Weise an demokratischen Prinzipien vergangen. Statt wie das Kultusministerium auf faire Art um Stellungnahmen nachzusuchen, hat es in diktatorischer Weise Kritiker desavouiert. Beliebt ist dabei, gerade bürgerlich Denkende in die rechtsextreme Ecke zu stellen. Ähnlich steht es mit der Behauptung, Einwände entstammten evangelisch-freikirchlichen Kreisen. Anstatt selbst – im Sinne der vornehmen Aufgabe eines Journalisten – konstruktive Kritik gegenüber dem Kultusministerium zu üben, werden denkende und argumentierende Mitbürger veralbert. Es ist schon bemerkenswert, dass ausgerechnet die Intellektuellen, die das Wort »Toleranz« bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit im Munde führen, eine ihrer Auffassung entgegengesetzte Meinung überhaupt nicht zu tolerieren in der Lage sind! Im Gegenteil offenbaren sie eine unfassbar erscheinende totalitäre Intoleranz, die in Gewalt zu münden scheint.

Eklatante Vertragsverstöße Dabei hat ja gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk gemäß Artikel 11 Rundfunkstaatsvertrag eine Pflicht, christliches Gedankengut zu fördern (siehe mein Buch »Macht statt Geist«). In der Berichterstattung durch Rundfunk und Fernsehen soll dies einen Schwerpunkt bilden, APRIL 2014

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wie sich aus dem Beck’schen Kommentar ergibt. nunzieren. Das ist kahler Fundamentalismus, Gerade bei sensiblen Themen ist die Ausgewo- von welchem der Bildungsplan keinesfalls frei genheit unverzichtbar. Vor allem erwartet man erscheint. Er wirkt eher rückwärtsgewandt, geeine wirklich wissenschaftliche Auseinanderset- rade was »das Durchpeitschen eigener Intereszung mit der die Politik immer mehr beeinflus- sen« betrifft (Erziehungswissenschaftler Albert senden Ideologie des Gender-Mainstreaming. Wunsch). Vom »herrschaftsfreien Diskurs«, den der anerkannte Philosoph JürMan wird kaum behaupten gen Habermas fordert, kann können, dass es sich hier um fundamentierte Forschungshier beim besten Willen nicht ergebnisse handelt, wenn das die Rede sein. So sind nach den Regeln der Gender-Ideologie soziale Geschlecht das bioUmdefinierungen der Familogische verdrängt. Eigentlienbegriffe des Artikel 6 GG lich müsste es zu den grünen geradezu Pflicht geworden. Prinzipien gehören, hier die Willy Brandts »Vater-MutterNatur und nicht irgendwelche Kind-Muss« gilt als überholt. vom Zeitgeist intendierte IdeDie Egalisierung erzeugt eine en zu realisieren. Die große 150 Jahre alte Volkspartei der gefährliche indirekte Wirkung. Sozialdemokraten sollte sich Es wird über den »Respekt« hinaus »Akzeptanz« verlangt: schämen, sich von dem kleiGleichwertigkeit der ehelineren ideologisch agierenden chen und der homosexuellen Koalitionspartner unterjochen Praxis. Pubertierende folgern zu lassen. Denkt man an den aus einer natürlichen homobeliebten ehemaligen Bundes- Denkt man an den beliebten erotischen Phase, sie seien kanzler Willy Brandt, der ja ehemaligen Bundeskanzler Willy homosexuell veranlagt. Hätte lange Zeit Vorsitzender einer Brandt, der ja lange Zeit Vordie von NS-Schergen ermorVolkspartei war, dann wird sitzender einer Volkspartei war, dete Anne Frank ihre kurze man – entgegen der heutigen dann wird man – entgegen der lesbische Periode so gedeutet, Gender-Ideologie – an seine heutigen Gender-Ideologie – an Worte erinnert: »Demokratie seine Worte erinnert: »Demokra- hätte sie sich nicht mehr in ihren Peter verlieben können. darf nicht so weit gehen, dass tie darf nicht so weit gehen, dass Es fehlt partout die Differenin der Familie darüber abge- in der Familie darüber abgezierung, ja die hierarchische stimmt wird, wer der Vater stimmt wird, wer der Vater ist.« Ordnung! Der vom Westen ist.« geächtete russische Präsident Putin unterscheidet zwischen totaler Freiheit der homosexuelVergessene Demokratie len Praxis und dem Verbot der Glorifizierung In der Tat hat dieser Erfinder des Slogans gleichgeschlechtlicher Aktivitäten. »Mehr Demokratie wagen« als ein von den Nazis Verfolgter die Weichen in eine großartige frei- Autoritäres Vorgehen heitliche Zukunft gestellt. Wenn der SüdwestRundfunk die Petition als »umstritten« hinstellt Wissenschaft spielt offenbar in der Bildung und Andeutungen über »rechtsextreme« Ein- keine Rolle mehr, wie die Unterweisung der flüsse macht, so sollten sich die Nachfolger Wil- Kinder über die Erforderlichkeit der Polarität ly Brandts diesem am Faschismus orientierten zwischen Vater und Mutter. Intakte Familien Gedankengut der öffentlich-rechtlichen Sender werden letztlich durch den Bildungsplan bloßnicht angleichen. Wer jemanden in die Nazi- gestellt. Den Kindern wird suggeriert, es handle Ecke stellt, hat den Vorteil, dass er sich nicht sich bei der Familie um ein spießiges Rollenmoweiter mit der Materie auseinandersetzen muss dell. So schön auch die »Akzeptanz sexueller und auf Begründungen für seinen Standpunkt Vielfalt« erscheint, muss von Bildungspolitikern verzichten kann. Es fällt dann leicht im Sinne doch verlangt werden, im Sinne der christlichder heutigen »Toleranz«, nicht mehr nur Duld- abendländischen Kultur die notwendigen Difsamkeit im Sinne des lateinischen Begriffs zu ferenzierungen vorzunehmen. Ein Bundesland fordern, sondern alle alternativen Meinungen wie Baden-Württemberg, das von einem konsals gleich wichtig hinzustellen. Die Meinungs- truktiven Pietismus bzw. Evangelikalismus sofreiheit nach Artikel 5 GG scheint abgeschafft. wie einem lebendigen Katholizismus geprägt Wer dem nicht folgt, ist als intolerant zu de- ist, sollte sich nicht mit den herrschenden MeINFORMATIONSBRIEF 284

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dienmachern der Ideologie der Political Cor- Partielle Umfunktionierung rectness unterordnen. Wesentliche Merkmale Tröstlich ist, dass es auch journalistische einer solchen sind universale Herrschaft (a), Anstreben einer »idealen« Gesellschaft (b), flexib- Selbstkritik gibt. Man denke an den Herausle Taktik mit vordergründigen Detailzielen (c) geber des »Handelsblatts« Gabor Steingart: und gewaltbereite Strategie (d). Diese Proble- »Nicht wenige politische Redakteure pilgern zu matik habe ich durch meinen Beitrag im Buch den Flachbauten der Parteipolitik, als handle es »Schlagseite – MannFrau kontrovers« (Heraus- sich um Kathedralen. Man sieht sich in einer Begeber Eckhard Kuhla, Eschborn) verdeutlicht. deutungskoalition mit den Parteigrößen. Deren Mit der 2012 verstorbenen Psychologin Marga- Niedergang wird als eigener erlebt – und deshalb rete Mitscherlich ist zu beachten, dass sich die weich gezeichnet. […] Die Demutshaltung gegenüber den Mächtigen gehört Studenten der 68er Bewegung verboten.« Hier kann der SWR zwar zu Recht von der Nazi- m Ein Bundesland wie Generation distanzierten, aber Baden-Württemberg, das noch lernen, das Kultusministerium darf durchaus öffentlich in ihrer Vorgehensweise ähnliche Charaktereigenschaften an von einem konstruktiven bekunden, dass es vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk unden Tag legten, nämlich Gewalt Pietismus bzw. Evangeliist. Natürlich weiß und Intoleranz. Ansätze zeigen kalismus sowie einem le- abhängig der Bürger, dass grundsätzlich sich bereits durch die homonach jedem Regierungswechsel sexuelle Gewalt beim Bremer bendigen Katholizismus ein Eingriff in die Schulpolitik Jugendtreffen »Christival« und geprägt ist, sollte sich quasi zum Pflichtprogramm beim Marburger Psychologenkongress, bei welchem dem nicht mit den herrschen- gehört. Nachdem die CDU in BadenRowdytum freier Lauf gelas- den Medienmachern der jahrzehntelang Württemberg regiert hat, soll sen wurde und Lobbyist Volker Ideologie der Political die Reform umso gründlicher Beck vornehm schwieg. Correctness unterordnen. sein. Es geht einerseits um die Beendigung des dreigliedrigen Abzulehnende Zensur Systems mit dem Ziel der Gemeinschaftsschule Natürlich geht es trotz der unverhältnismäßi- und andererseits um das zentrale Anliegen der gen Macht der Journalisten auf keinen Fall um 68er Studentenbewegung, sexuelles Denken eine irgendwie geartete Zensur. Es ist klar, dass und Handeln umzufunktionieren. Dem Kultusunter den deutschen Medienmachern ein gro- ministerium sollte bewusst werden, dass es sich ßer Aufruhr herrscht, wenn Politiker sie auch hier in gewisser Hinsicht – wie die Petition zum nur andeutungsweise kritisieren. Man denke an Ausdruck bringt – um eine ideologische Umden inzwischen verstorbenen »Spiegel«-Heraus- erziehung handelt. Im Zusammenhang mit der geber Rudolf Augstein, der tief gekränkt war, als »Bildung für nachhaltige Entwicklung« wird der aus Baden-Württemberg stammende Bun- dies ganz deutlich durch den Zwang, die verdespräsident Richard von Weizsäcker die Jour- schiedenen Formen des Zusammenlebens mit nalisten zur Einhaltung ihrer Regeln ermun- den Andersempfindenden zu reflektieren und terte; er meinte, das Staatsoberhaupt hätte die schließlich zu akzeptieren; der Respekt – nach Zensur wieder eingeführt. unserer Kultur eine Selbstverständlichkeit – soll Dabei ist in der Gesellschaft, auch in Juristen- nicht mehr genügen. Der Realschullehrer hat kreisen, der Begriff »pouvoir neutre« wenig be- sich doch durch eindeutige Formulierungen gekannt. Dieser bedeutet eine selbständige, über gen Diskriminierungen wegen sexueller Orienden drei klassischen Gewalten stehende Vierte tierung gestellt. Kultusministerium und LeitmeGewalt, die dem Staatsoberhaupt zusteht. Das dien haben ihm offensichtlich verstandesmäßig gilt sinngemäß natürlich auch für die Inhaber nichts entgegenzusetzen. Der Leiter des Evanvon Regierungsämtern. Interessant wäre doch gelischen Fachverbandes für Sexualethik Weißes eine Konkurrenz der Regierenden mit der Vier- Kreuz, Rolf Tauernicht, fragt: »Würde auch ein ten Gewalt, um mutig ohne Zensur die mäch- Fußballer gefeiert, der sich von seiner Homosetigen Journalisten in die Schranken zu weisen. xualität abwendet?« Unabhängig davon ist es eine erstrangige Aufgabe der Politiker, alles zu unternehmen, um Christliche Werteordnung das in Art. 6 GG verankerte Recht der Eltern und das Wohl der Kinder auf keinen Fall zu beVielleicht täte es auch gut, etwas mehr auf einträchtigen. Weiterführendes der Kirchen zu hören. Das Fo18

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rum Deutscher Katholiken hat sich geäußert: »Unter dem Vorwand der rechtlichen Gleichstellung der Geschlechter werden geschlechtsbedingte Unterschiede eingeebnet und Ehe und Familie als eine die Gesellschaft tragende Struktur zerstört und die Schöpfungsordnung und die Vorgaben der Natur missachtet. Das Forum Deutscher Katholiken ruft alle Bürger auf, im Interesse unserer Kinder und der Gesellschaft gegen diese Pläne ihren Protest einzubringen.« Das dürfte letztlich auch der Auffassung des Ministerpräsidenten Kretschmann entsprechen. Er wird sich wohl kaum an den Ergüssen gewisser Protestanten orientieren, etwa der theologiefreien »Orientierungshilfe« zu Ehe und Familie, in welcher es um eine fast nahtlose Übernahme der modischen »Politischen Korrektheit« geht. Der württembergische evangelische Oberkirchenrat Werner Baur fordert allerdings, dass den Leitprinzipien für einen verantwortbaren Bildungsplan ein anthropologisch und geistesgeschichtlich durchdachtes Menschenbild zugrunde liegen müsse. Der Plan müsse mehr sein als eine bloße Addition von Interessen gesellschaftlicher Gruppen. Unter Berücksichtigung der Präambel des Grundgesetzes und § 16 LV sollte christliches Denken eine größere Rolle im Bildungsplan spielen. Darauf habe ich in meinem Buch »Mehr Mut zum C in der Politik« (sdv-Verlag) deutlich hingewiesen. Der vor einem halben Jahrhundert verstorbene Denker C. S. Lewis meinte: »Glaube ist die Kunst, an etwas festzuhalten, was der Verstand einmal akzeptiert hat.«

Differenzierte Denkweise Es ist gewiss nicht ehrenwert, wenn in einem blühenden Bundesland wie Baden-Württemberg, in dem die christliche Kultur im Vergleich zur Bundesrepublik eine überdurchschnittliche Bedeutung hat, marxistisch anmutendes Gedankengut realisiert wird. Wenn es im Manifest der Kommunistischen Partei 1848 heißt: »Wir heben die trautesten Verhältnisse auf, indem wir an die Stelle der häuslichen Erziehung die gesellschaftliche setzen«, dann passt das nicht zu dem Land der Dichter und Denker. Kritiker müssen fragen, ob die für den Bildungsplan Verantwortlichen sich überhaupt mit dem großen Psychoanalytiker Sigmund Freud befasst haben, der meinte: »Kinder, die sexuell stimuliert werden, sind nicht mehr erziehungsfähig« (Gesammelte Werke Bd. 7, S. 149). Der Text des Leitprinzipienentwurfs ist jedenfalls nicht frei von Gedanken einer gezielten Förderung der Sexualität, wenn man sich etwa INFORMATIONSBRIEF 284

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an dem Pädagogikprofessor H. J. Gamm orientiert, der äußerte: »Wir brauchen die sexuelle Stimulierung der Schüler, um die sozialistische Umstrukturierung der Gesellschaft durchzuführen und den Autoritätsgehorsam einschließlich der Kindesliebe zu den Eltern gründlich zu beseitigen.« Das mag übertrieben sein, sollte aber Anlass zum Nachdenken bieten. Die Gefährdungen sind für Politiker, die für die Bildung verantwortlich sind, in der Tat nicht zu leugnen. Es muss genügen, dass nicht die »Akzeptanz« der sexuellen Vielfalt gefordert wird, sondern nur ein umfassender »Respekt«. Sonst hätte der Realschullehrer Stängle wirklich Recht, wenn er von der »Umerziehung« schreibt. Es ist aufschlussreich, dass die jubelnden Medien gegenüber Hitzlsperger und dem Bildungsplan generell konstatieren, die Gesellschaft sei inzwischen tolerant gegenüber Homosexuellen (so z. B. »Die Zeit«).

Fazit Aus den genannten Gründen kann ich dem Bildungsplan 2015 in seiner Gesamtheit nicht beipflichten, erachte ihn in dieser Form gar als schädlich. Nachvollziehbar erscheint mir die Petition gegen Indoktrination durch »Regenbogen-Ideologie in Baden-Württembergs Schulen«. Die Initiatoren weisen zu Recht Grundlagen des Plans zurück, soweit die Schule als »homophober Ort« bezeichnet wird. Es ist eine Selbstverständlichkeit, Homosexuelle und anders Orientierte auf keinen Fall zu beleidigen und zu benachteiligen. Unverzichtbar ist der Respekt gegenüber sexuell alternativ empfindenden Mitbürgern; höchst problematisch ist jedoch bereits die Glorifizierung etwa homosexueller Praxis, welche das russische Parlament verboten hat und die westeuropäischen Eliten zu problematischem Spott verleitet; die »Homo-Ehe« lässt sich nur mit äußerstem Krampf in Einklang mit Artikel 6 des Grundgesetzes über den besonderen Schutz der traditionellen Familie bringen. Aus kultureller Perspektive ist zu beachten: Der Ausruf »Es lebe das Neue!« ist eben nicht allgemein gültig. Man muss von der Vermutung der Richtigkeit ausgehen, dass die traditionelle Familie erstrangig ist, und zwar bis zum unzweideutigen Beweis des Gegenteils. Mit Fritz Rinnhofer ist festzuhalten: »Ein Konservativer ist eigentlich ein Progressiver. Er verteidigt Werte, die noch in 100 Jahren Bestand haben werden.« Die Probleme sind sehr kompliziert und komplex, es besteht noch erheblicher ErklärungsW und konstruktiver Handlungsbedarf. 19


Toleranz oder Streitkultur? GÜNTER R. SCHMIDT

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anche Äußerungen von Christen klingen so, als wäre »Toleranz« der oberste christliche Wert. Jeder habe das Recht, beliebige Meinungen zu hegen und zu äußern, jeder andere müsse sie gelten lassen. Dabei wird zu wenig nach dem Inhalt, dem Motiv und dem sozialen Ort der Meinungsäußerungen gefragt. Wer lässt gegenüber wem wo was warum gelten? Will man Rücksicht nehmen und gute Beziehungen erhalten? Hält man den anderen für festgefahren oder gar verbohrt, so dass es ohnehin keinen Zweck hätte, ihm zu widersprechen? Ist einem der Inhalt der Meinungsäußerung gleichgültig? Hält man es für unmöglich, bei gegensätzlichen Meinungen, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, weil allgemein gültige Maßstäbe fehlen oder nicht anerkannt sind? Ist man resigniert gegenüber Möglichkeiten der Wahrheitsfindung? Ist man zu träge, um sich auf einen Streit einzulassen? Befürchtet man, dass aus sachlichen Gegensätzen persönliche Feindschaften werden? Gelegentlich wird einem geraten, bei einer Zusammenkunft politische, religiöse, wirtschaftliche, moralische und bestimmte persönliche Themen zu vermeiden, weil, würden sie angesprochen, die gute Stimmung in Gefahr käme. Es sei ratsamer, nur harmlose Themen anzusprechen und sich mit – in der Regel langweiligem – Partygeplauder zu begnügen. In solchen Fällen traut man etlichen der Versammelten keine Streitkultur zu. Streitkultur meint die Fähigkeit und die Bereitschaft, dem anderen zuzuhören, seine Stellungnahmen ruhig abzuwägen und sachliche Gegensätze mit Argumenten auszutragen. Streitkultur ist Freude an geistiger Auseinandersetzung. Wo alle in jeder Hinsicht übereinstimmen oder sachliche Gegensätze um des lie-

Günther R. Schmidt Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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ben Friedens willen übergehen, sind Gespräche meist langweilig. Streitkultur und Toleranz gehören zusammen. Denn »Toleranz« kommt von tolerare d. h. ertragen, erdulden, aushalten. Wer tolerant ist, hält es aus, dass der andere in wichtigen Fragen völlig andere Auffassungen vertritt als er selbst und bestraft ihn nicht etwa dadurch, dass er ihm seine Sympathie entzieht und weiteren Kontakten aus dem Weg geht. Er will aggressionsfrei mit ihm im Gespräch bleiben. Er sieht gerade im geistigen Austausch mit Andersdenkenden eine Möglichkeit, dass beide Seiten dazulernen. Toleranz fällt uns umso schwerer, je wichtiger uns ein Thema ist und je mehr die Äußerungen anderer das Innerste unserer Person berühren, verletzen oder in Frage stellen. Dies ist am deutlichsten bei religiösen und moralischen Fragen der Fall, auch bei politischen, soweit sie mit ersteren zusammenhängen. Hier kann Intoleranz oft auch auf die Angst, selbst verunsichert zu werden, deuten, Toleranz aber auch auf religiösethische Gleichgültigkeit: »Etwas Gewisses weiß man sowieso nicht!« Das Thema Toleranz betrifft nicht nur den eher privaten Rahmen, sondern auch die Öffentlichkeit: die Beziehung zwischen gesellschaftlichen Gruppen und die Beziehung der Staatsgewalt zum Einzelnen und zu gesellschaftlichen Gruppen. Inwieweit tolerantes Umgehen mit anderen im Bereich der Beziehungen zwischen Einzelnen möglich ist, hängt auch vom Klima im öffentlichen Raum ab. Hier legt sich ein Blick in die Geschichte nahe.

Geschichtliches zum Thema »religiöse Toleranz« Im römischen Reich war die Beachtung äußerer Riten wichtiger als innere und auch geäußerte Überzeugungen. Sich an den üblichen Riten und Zeremonien zu beteiligen galt als Zeichen der Loyalität gegenüber dem Staat und seinen Mandatsträgern. Christen wurden weniger wegen ihres Glaubens verfolgt als wegen ihrer Bestreitung der auch religiös begründeten Autorität des Kaisers. Sie wandten sich gegen die enge Verbindung von Religion und Staat, welche die Gewissensfreiheit einschränkte. Christliche Apologeten wie Tertullian (gestorben gegen APRIL 2014

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220 n. Chr.) wiesen darauf hin, dass erzwungene Religionsausübung eher die Irreligiosität und die Ablehnung des Staates fördere als die Religion und die Staatstreue. Das Toleranzedikt des Kaisers Konstantin aus dem Jahre 313 brachte dem Christentum die gleiche Duldung wie anderen Religionen. Es war das erste offizielle Anzeichen einer Änderung der Machtverhältnisse. Die Christen gewannen langsam die Oberhand, und es stellte sich für sie die Frage, inwieweit sie andere Religionen angesichts des Allgemeingültigkeitsanspruchs der ihren dulden konnten. Aus den Verfolgten wurden zunehmend Verfolger. Die Obrigkeit verstand sich selbst als christlich und meinte, dem Allgemeingültigkeitsanspruch des Christentums – auch gegen die Proteste von Theologen – mit staatlichen Zwangsmitteln nachhelfen zu müssen. Gegen 346, also nur 33 Jahre nach dem Toleranzedikt, ordnete Kaiser Constantius die Schließung der heidnischen Tempel an und bedrohte heidnische Opfer mit dem Tode. Wachsende Intoleranz zeigte der christlich gewordene Staat auch gegen innerchristliche Abweichler von den offiziellen Lehren der Reichskirche (Häretiker d. h. »Ketzer«). Die Tendenz, auf Zwangsmaßnahmen zurückzugreifen, verstärkte sich im Mittelalter noch. Karl der Große zwang die besiegten Sachsen zur Taufe, obwohl sein Berater Alkuin mahnte, man könne sie zur Taufe zwingen, aber nicht zum Glauben. Weithin war dann Christlichkeit eher eine Frage der äußeren Anpassung als der inneren Überzeugung bis dahin, dass viele weder über den Inhalt des eigenen Glaubens noch über seine Motive nachdachten. Er war ohnehin vorgeschrieben. Das Mittelalter huldigte dem Ideal der ideologischen Einheit, die den politischen Zusammenhalt gewährleisten sollte. Das Vorgehen gegen Nicht-Christen wurde im Laufe der Zeit mindestens teilweise von der Einsicht bestimmt, die Thomas von Aquin so formulierte: Credere voluntatis est – »Glauben ist eine Sache des Willens«. Ob er glaubt oder nicht, entscheidet sich im Inneren eines Menschen, auf welches das äußere Verhalten nicht immer schließen lässt. Weit härter als gegen Heiden und Juden gingen staatliche und politische Instanzen gegen »Ketzer« vor. Ketzerei konnte man sich kaum ohne Böswilligkeit denken. Der Ketzer sucht seine moralische Verkehrtheit durch intellektuelle Alibis – eben seine abweichenden Meinungsäußerungen – zu rechtfertigen. Er stellt die Wahrheit in Frage, verletzt den Glauben und gefährdet die gesellschaftliche Ordnung. Nach Thomas ist es schlimmer, den wahren Glauben INFORMATIONSBRIEF 284

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Christliche Apologeten wie Tertullian wiesen darauf hin, dass erzwungene Religionsausübung eher die Irreligiosität und die Ablehnung des Staates fördere als die Religion und die Staatstreue. Die Abbildung zeigt Tertullians Apologeticum (Codex Balliolensis). zu verfälschen als Falschgeld herzustellen und in Umlauf zu bringen. Wenn schon der Falschmünzer den Tod verdiene, dann erst recht der Ketzer. Kirchliche und staatliche Amtsträger fühlten sich nicht nur für die ideologische Geschlossenheit des Staatswesens und der Kirche – beide sollten deckungsgleich sein – verantwortlich, sondern auch dafür, dass die Menschen durch Beachtung der christlichen Lehre in rechter Weise lebten, Strafen Gottes vermieden und zum ewigen Heil gelangten. Natürlich klafften auch damals Theorie und Praxis auseinander. Der Ketzerei oder der Hexerei Verdächtige lebten gefährlich, Lynchjustiz war nicht selten. Die Inquisition setzte an die Stelle ungeregelter Willkür ein rechtlich geordnetes Vorgehen, das auf etliche falsche Annahmen gegründet war: Von der kirchlichen Lehre abweichende Auffassungen seien immer ein Zeichen von Böswilligkeit und es gebe Bündnisse mit dem Teufel, durch die manche die Fähigkeit erlangten, anderen zu schaden. Die Spannung zwischen behördlichen Repressionen und der von etlichen Theologen vertretenen Lehre, jeder müsse immer seinem Gewissen, selbst wenn es irre, folgen, wurde kaum erkannt. Das Bestreben, durch Zwangsmaßnahmen eine bestimmte Ausprägung christlicher Lehre 21


das Problem einer friedlichen Koexistenz zwischen den Staaten und in ihnen auf.

Folgen für den Staat

Für Robert Bellarmin war die Hinrichtung von Ketzern ein Akt der Nächstenliebe, weil sie die Christen im Glauben stärke und die Ketzer hindere, durch weitere falsche Lehren ihre jenseitigen Strafen noch zu vermehren. und Liturgie durchzusetzen und so die religiöse Einheit und Einheitlichkeit zu erhalten, erreichte einen Höhepunkt in der Reformationszeit. Die führenden Köpfe zeichneten sich weder auf der katholischen noch auf der protestantischen Seite durch übertriebene Toleranz aus. Nach Calvin lief »die Humanität derer, die Ketzer schonen wollen« darauf hinaus, »den Wolf zu schonen und ihm die Schafe als Beute zu überlassen«; für Robert Bellarmin war die Hinrichtung von Ketzern ein Akt der Nächstenliebe, weil sie die Christen im Glauben stärke und die Ketzer hindere, durch weitere falsche Lehren ihre jenseitigen Strafen noch zu vermehren. Vermittlungsvorschläge wie die des Erasmus, zwischen verbindlichen, fundamentalen und mehr am Rand liegenden Glaubensartikeln zu unterscheiden und sich auf die ersteren zu einigen, fanden auf beiden Seiten wenig Zustimmung. Das Ergebnis der Reformationszeit waren Staaten, die mehr oder weniger konfessionell geschlossen waren und versuchten, konfessionelle Geschlossenheit durch barbarische Zwangsmaßnahmen ganz durchzusetzen und zu erhalten. Sie mündete unter anderem in den Religionskrieg in Frankreich, die Unterdrückung von Gegnern der Staatskirche in England, den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland und gab der Folgezeit 22

Politisch wurde das Problem der spannungsreichen Vielfalt in der Gesellschaft auf Dauer so gelöst, dass der Staat immer mehr darauf verzichtete, die Religion seiner Bürger zu reglementieren. Er kann und soll sich nicht um das ewige Heil der Menschen kümmern, sondern um ihr zeitliches Wohl. Er hat nicht den Wahrheitsgehalt weltanschaulicher und religiöser Auffassungen zu beurteilen, sondern nur ihre sozialen Folgen. Fördern sie das friedliche Zusammenleben, oder heizen sie gewaltsame Konflikte an? Die geschichtliche Erfahrung lehrt, dass eine demokratische Ordnung, welche die Menschenrechte, das heißt vor allem auch Religionsfreiheit, garantiert auch der Religiosität der Bürger am zuträglichsten ist. Sie folgen einer bestimmten Religion dann nicht mehr nur, weil es ihnen Konflikte erspart oder weltliche Vorteile bringt. Vom modernen Staat her sind alle Religionen förderungswürdig, aus deren Ethik sich eine demokratische und gegenüber dem demokratischen Staat loyale Einstellung ergibt. Inwieweit Religionen zu dulden sind, auf die dieses Unterscheidungsmerkmal nicht zutrifft, hängt von dem Maß ihrer sozialen Schädlichkeit ab. Gegenwärtig scheint die Sozialverträglichkeit einer Religion nicht mit hinreichender Sorgfalt überprüft zu werden. Um den sozialen und politischen Zusammenhalt zu gewährleisten, bedarf es keiner überwölbenden gemeinsamen Ideologie, sondern nur der Übereinstimmung in einigen wenigen Grundwerten, wie sie in den Menschenrechtsformulierungen enthalten sind. Religionsfreiheit ist die Freiheit, einer bestimmten Religion zu folgen, seine Religion zu wechseln oder auch keiner organisierten Religion anzuhängen. Dem Staat kommt die Aufgabe zu, Menschen die von einer der drei Möglichkeiten Gebrauch machen, gegen private Schikanen zu schützen. Wo Religionsfreiheit gewährt wird, ist die Entfaltung einer Vielfalt religiöser Einstellungen und Praktiken die unvermeidliche Folge (Pluralität). Für die einzelnen religiösen Vereinigungen stellt sich die Frage, wie sie mit anderen und der Pluralität als solcher von ihren religiösen Voraussetzungen her umgehen können. Der Staat hat darauf zu achten, dass Gegensätze in Gesprächen und nicht durch Gewalttätigkeiten ausgetragen werden. Die Minimalbedeutung von Toleranz ist Verzicht auf Gewaltanwendung APRIL 2014

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gegen Andersdenkende. Dieses Minimum hat der Staat notfalls zu erzwingen. Pluralität zu tolerieren fällt einer religiösen Gruppe umso schwerer, je mehr ihre Religion fordert, ihr die Vorherrschaft oder gar die Alleinherrschaft auch mit politischen Mitteln zu sichern. Diese politische Durchsetzung fordern zwar nicht alle in Europa lebenden Muslime, wohl aber die normativen Grundlagen des Islam (Koran und Sunna). In dem Maße wie die Zahl der Muslime und ihre Bereitschaft, die Grundlagen ihrer Religion ernst zu nehmen wächst, wird es ihnen schwer fallen, die Toleranz ohne die eine demokratische Gesellschaft nicht denkbar ist, aufzubringen. Streitkultur lässt Gespräche zu, in denen auch die Grundlagen der eigenen Religion kritisch thematisiert werden. Erlauben der Islam und der Bildungsstand der meisten Muslime solche Streitkultur? Streitkultur heißt aggressionsfreie Gesprächsbereitschaft, eine Offenheit im Gespräch, die den anderen nicht lieblos verletzen will, aber konfliktträchtigen Themen auch nicht unaufrichtig aus dem Wege geht.

Folgerungen für die Haltung der Christen gegenüber dem Staat Für nachdenkliche Christen ist vom Evangelium her selbstverständlich, dass Staat und Kirche zu unterscheiden sind und verschiedene Aufgaben haben. Entsprechend hat auch der Christ gegenüber Staat und Kirche unterschiedliche Aufgaben: »Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!« (Markus 12, 17) Die enge Verbindung zwischen Staat und Kirche, die mit der konstantinischen Wende eingeleitet wurde, und die dazu führte, dem Christentum auch mit staatlichen Mitteln für lange Zeit eine Monopolstellung zu sichern, ist von christlichen Leitvorstellungen her als Fehlentwicklung zu beurteilen. Es kommt weniger auf die Zahl der Christen und die daraus folgende Machtstellung der Kirche an als auf die Aufrichtigkeit des Glaubens in den Gemeinden und bei den Einzelnen. Wenn der Glaube Gabe des Heiligen Geistes ist, kann und darf niemand durch äußeren Druck dazu genötigt werden. Echtes Christentum entfaltet sich am besten innerhalb eines demokratischen Gemeinwesens oder in einer Verfolgungssituation. Druck gegen den Glauben ist ihm immer noch günstiger als Druck zu ihm. Christen hoffen und beten dafür, dass das Heil möglichst vielen Menschen zuteilwird. Pluralität ist ihnen insofern schmerzlich, als sie bedeutet, dass viele Menschen keine Christen INFORMATIONSBRIEF 284

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sind und es auch nicht werden wollen. Sie bejahen Pluralität aber deshalb, weil sie Ausdruck der Religionsfreiheit ist. Christen sind pluralitätstolerant. Die Vorstellung, wir lebten in einem christlichen Staat, ist illusionär. Von dieser Vorstellung Forderungen an den Staat abzuleiten noch illusionärer. Dies heißt aber nicht, dass sich Christen wegen der sachgemäßen Distanz von Staat und Religion politisch zurückhalten müssten. Sie sind, im Gegenteil, wie alle anderen Bürger gehalten, das Wirken politischer Mandatsträger kritisch zu begleiten – und zwar nicht nur von demokratischen Leitvorstellungen und Motiven her, sondern gerade auch von christlichen. Sie wissen, dass sie vom Staat nicht verlangen können, dass er durch seine Gesetze allen Einwohnern christliche Moralvorstelllungen auferlegt. Christliche Moralwerte stimmen zwar mit demokratischen weithin überein, gehen jedoch an etlichen Stellen darüber hinaus. So müssen sich Christen damit abfinden, dass sich viele Mitmenschen in ihrem Denken und Handeln an Leitwerten orientieren, die im Gegensatz zu christlichen stehen. Dies betrifft besonders das Sexualverhalten. Die auffälligsten Beispiele sind Prostitution und homosexuelle Praxis. Beide werden in neutestamentlichen Texten mit Nachdruck abgelehnt; mindestens die Prostitution aber wurde im Laufe der Kirchengeschichte meist stillschweigend geduldet. Nach der heutigen Rechtslage sind beide erlaubt, soweit sie nicht mit Zwang und Freiheitsberaubung verbunden sind. Christen bleibt nichts anderes übrig, als die Rechtslage und die Art, wie viele Einwohner davon Gebrauch machen, zu tolerieren. Andererseits sind sie verpflichtet, in Wort und Schrift die christliche Position zu vertreten. Toleranz heißt hier nicht, auf kritischen Einspruch zu verzichten, sondern deutlich die Frage zu stellen, was eigentlich »Menschenwürde« heiße. Ein weiteres Beispiel ist die Pornographisierung der Öffentlichkeit. Der weibliche Körper wird für Werbezwecke weithin entblößt jedermanns Blicken dargeboten, das Intimleben in Filmen und Illustrierten bis in konkreteste Einzelheiten ausgeleuchtet. Auf diese Weise wird die öffentliche Atmosphäre einseitig von denen in Anspruch genommen, die Schamlosigkeit für besser halten als Scham. Die schädlichen Folgen moralischer Umweltverschmutzung sind schwerer nachzuweisen als die Beeinträchtigung von Nichtrauchern durch Tabaksqualm. Hier wird die Toleranz von Christen und anderen zivilisierten Zeitgenossen ziemlich strapaziert. Grundsätzlich müssen Christen als Demokraten im allgemein-gesellschaftlichen, öffent23


lichen Raum manches tolerieren, was ihrem W Islamophilie: Man hebt Koranstellen heraus, Glauben zuwiderläuft, als Christen aber auf der die als Anklänge an christliche Lehren verAllgemeingültigkeit der Gebote und neutestastanden werden können, und verschweigt das mentlichen Weisungen in der herkömmlichen ungeheure Gewaltpotential in diesem Buch christlichen Auslegung beharren. ebenso wie seine Polemik gegen ChristoloGilt dies auch für die eitrigste Wunde unsegie und Trinitätslehre. Gelegentlich sammeln rer Gesellschaft, die Abtreibung? Hier verfügen Pfarrer sogar für den Bau von Moscheen. ja Menschen nicht über sich Manche haben Imame im selbst, sondern über einen an- m In einigen Fällen verchristlichen Gottesdienst prederen und missachten dessen stößt »Toleranz« schlichtdigen lassen, ihre Vorgesetzten Lebensrecht! Zu diesem The- weg gegen den Glauben. haben sie gegen Beschwerden verteidigt. Gemeindemitgliema kann es keine Toleranz geder werden dadurch in der ben. Vom Staat ist zu fordern, Am wenigsten ist Toleranz ohnehin verbreiteten Meidass er alle verfügbaren Mittel gegenüber kirchenleiteneinsetzt, um die Tötung wehrbestärkt, der Islam sei den Instanzen angebracht, nung loser Unschuldiger zu verhindem Christentum gleichwerdern. Weithin hat sich in der die nicht nur ihrer Aufgabe tig. Statt Christen, besonders Gesellschaft und bei führen- nicht gerecht werden, die Christinnen vor Ehen mit den Politikern die Meinung Muslimen zu warnen, entwirft durchgesetzt, die gegenwärtig auf Schrift und Bekenntnis man Liturgien für interreligiögeltende gesetzliche Rege- gegründete rechte christse Trauungen. Gegen interrelung, die Abtreibung nach vor- liche Lehre zu vertreten, ligiöse Gebete werden immer hergehender Beratung bis zur weniger Einwände erhoben. zwölften Schwangerschafts- sondern sich öffentlich in Das sind alles Verstöße gegen woche freistellt, sei eine für je- einem Sinne äußern, der ihr den Satz, mit dem das Christentum steht und fällt: »Solus dermann hinnehmbare Kom- entgegensteht. Christus!« – »Christus allein!« promisslösung. Die hohen Hier ist für Christen keine Toleranz möglich! Abtreibungszahlen sind nur in einem solchen Geistliche sind hier mit nachdrücklichem »toleranten« Meinungsklima möglich. Christen Ernst an ihr Ordinationsversprechen zu erinobliegt es, nicht nur ungewollt Schwangeren im nern. Islamophilie schadet auch den Musliprivaten Rahmen zu helfen, sondern auch deutmen selbst, weil sie dadurch in ihrer falschen lich und entschieden ihre Stimme zu erheben Religion bestärkt werden. und so auf einen »Klimawandel« hinzuwirken. Islamischen Gruppen ist staatlicherseits, soweit sie in Lehre und Praxis nicht gegen das GrundToleranz in der Kirche gesetz verstoßen, Religionsfreiheit zuzugesteIn der Kirche stehen sich gegenwärtig zwei hen. Christen haben sie zu tolerieren, nicht aber Gruppen gegenüber, die jedoch auch in sich zu unterstützen. Interreligiöse Gespräche sind nicht einheitlich sind. Man etikettiert sie ger- nur insoweit sinnvoll, wie sie aufrichtig und ne als »konservativ« gegenüber »progressiv«, achtsam gegenüber der Person des Anderen ge»links« oder als »orthodox« gegenüber »libe- führt werden und beide Seiten ihre Kritik an der ral«, »neuprotestantisch«, »modernistisch«. jeweils anderen nicht verschweigen. GesprächsEtikettierungen sind oft ein Zeichen schwach kultur! entwickelter Streitkultur: »Mit denen lohnt W Zu Hunderttausenden werden noch nicht sich die Auseinandersetzung nicht.« Der Autor geborene Kinder in Deutschland abgetriedieser Zeilen rechnet sich eher der orthodoxben. Kirchenleitende Instanzen haben bei der konservativen Gruppe zu und gesteht freimütig Wiedervereinigung die Fristenregelung beein, dass ihm nach innen Toleranz schwerer fällt fürwortet, die gegenüber der vorher in Westals nach außen. In einigen Fällen verstößt »Toledeutschland geltenden Indikationenregelung ranz« schlichtweg gegen den Glauben. Am weeine Erleichterung der Abtreibung darstellt nigsten ist Toleranz gegenüber kirchenleitenden und das Unrechtsbewusstsein in der BevölInstanzen angebracht, die nicht nur ihrer Aufgakerung weiter schwächt. Öffentliche Auftritte be nicht gerecht werden, die auf Schrift und Bevon Lebensschützern werden nicht nur nicht kenntnis gegründete rechte christliche Lehre zu unterstützt, sondern sogar behindert. Wähvertreten, sondern sich öffentlich in einem Sinrend katholische Bischöfe dem Aufmarsch in ne äußern, der ihr entgegensteht. Einige Punkte Berlin Grußbotschaften zukommen ließen, seien genannt: blieben diese von evangelischer Seite weitge24

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Bei der Abtreibung verfügen Menschen nicht über sich selbst, sondern über einen anderen und missachten dessen Lebensrecht! Zu diesem Thema kann es keine Toleranz geben. Vom Staat ist zu fordern, dass er alle verfügbaren Mittel einsetzt, um die Tötung wehrloser Unschuldiger zu verhindern. Das Foto wurde aufgenommen beim »Marsch für das Leben« im September 2013 in Berlin. hend aus. Die Erlaubnis zum Abhalten einer Schlussandacht im Dom wurde den Lebensschützern verweigert. Die evangelische Kirche ist eine Organisation, die über beträchtliche publizistische Möglichkeiten verfügt. Würden diese für die Ungeborenen genutzt, würde dies viele Zeitgenossen nachdenklicher machen. Christen, welche die Nutzung dieser Möglichkeiten einfordern, werden darauf verwiesen, dass man doch Schwangerenberatung anbiete. Zu der Frage, ob dieser diakonischen Schwangerenberatung eine ethisch höhere Qualität zukomme als der von Pro Familia angebotenen gibt es nur Vermutungen. W Es ist zu begrüßen, dass homosexuelle Handlungen zwischen einwilligenden Erwachsenen seit Jahrzehnten keinen Straftatbestand mehr darstellen und die bürgerliche Gesellschaft darauf verzichtet, Homo-Orientierten ihr ohnehin schwierigeres Leben noch weiter zu erschweren. Müssen manche von ihnen aber ihre »Sexualdaten« wie auf einem Plakat vor sich her tragen und die Öffentlichkeit in Gesellschaft und Kirche mehr als es einer solchen Minderheit zukommt, mit ihren speziellen Problemen beschäftigen? Seit Jahrzehnten propagieren sie die Gleichwertigkeit von Hetero- und Homo-Orientierung. Der Unterschied sei nur statistischer Art. Inzwischen haben sie diese Meinung in einer breiteren Öffentlichkeit durchgesetzt. Durch offiziöse Stellungnahmen evangelischer Instanzen werden sie dabei unterstützt. Käme es der Kirche nicht eher zu, die Privatheit sexuellen Verhaltens zu betonen und sich gegen die Sexualisierung der Öffentlichkeit zu wenden? INFORMATIONSBRIEF 284

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Inzwischen wird homosexuelles Verhalten auch innerkirchlich gegen die Bibel und ihre Auslegungstradition aufgewertet. Großzügig setzt man sich darüber hinweg, dass Homopraxis durch etliche Stellen der Heiligen Schrift höchst negativ bewertet und als Sünde bezeichnet wird. Diese Stellen seien zeitbedingt. Inzwischen können Kirchenvorstände homoorientierten Geistlichen sogar das Zusammenleben im Pfarrhaus gestatten. W In den drei genannten Problembereichen tritt ein Grundproblem zutage: die fehlende Unterscheidung von Kirche und Zivilgesellschaft. Man meint, was in der Gesellschaft gelte und von Christen teilweise zu tolerieren sei, müsse auch in der Kirche gelten. Man meint das Absinken der Kirche in Richtung Bedeutungslosigkeit dadurch verhindern zu können, dass man sie an breitere gesellschaftliche Strömungen anhängt. Damit veruntreut man aber nicht nur Schrift und Bekenntnis, sondern leistet auch der Meinung vieler Zeitgenossen Vorschub, sie sei tatsächlich überflüssig. Dagegen kann nicht genug betont werden: Christsein ist ein dem üblichen weithin entgegengesetztes Lebenskonzept. Christen sind zum Anderssein im Glauben zu ermutigen. Die Kirche ist, wo sie durch Ernstnehmen ihrer Grundlagen wirklich Kirche ist, nicht einfach nur ein Teil der Gesellschaft, sondern ihr kritisches Gegenüber. Ihre diakonische Aufgabe gegenüber der Zivilgesellschaft besteht nicht darin, »Wertwandel« jeglicher Art zu bestätigen, sondern kritische Fragen dazu zu stellen. Nicht einfach Toleranz im Sinne einer bloßen Zuschauer- oder Mitmachhaltung, sondern im W Sinne von Streitkultur! 25


Aus Kirche und Gesellschaft

Evangelikaler Theologe Georg Huntemann † Im Alter von 84 Jahren verstarb am 13. Februar 2014 in Bremen der bekannte Theologe Professor Dr. Dr. Georg Huntemann. Huntemann war um eine an Schrift und Bekenntnis orientierte Theologie bemüht. Zu seinen geistlichen Vätern zählte Huntemann den deutschen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer, über den er das Buch »Der andere Bonhoeffer« geschrieben hat. Huntemann lehrte 35 Jahre (bis 2005) an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) Basel Systematische Theologie. Er hatte zudem einen Lehrauftrag an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Löwen (Belgien). In seiner Heimatstadt Bremen war Huntemann 30 Jahre Pfarrer, viele Jahre an der St. Martini-Gemeinde. In der St. Martini-Kirche war auch die Trauerfeier anlässlich seines Heimgangs. Mit seinen Predigten und Vorträgen konnte Georg Huntemann Kirchen und große Säle füllen. In den letzten Jahren war es recht ruhig um ihn geworden. Huntemann ist Autor zahlreicher Bücher. Er hinterlässt seine Frau Hella und drei Töchter. (Quelle der Nachricht: Wochenendmail aus Bretten vom 21. Februar 2014)

Der globale Krieg gegen Christen Die Lage der Christen weltweit hat sich in den letzten zwei Jahren sukzessiv verschlechtert Während sich Europa mit Themen wie Flüchtlinge und Fremdenfeindlichkeit beschäftigt, findet das Los anderer Leidender kaum Erwähnung. Über das Schicksal hunderttausender Christen wird – wenn überhaupt – in Kurzmeldungen berichtet. So könnten diese Ereignisse nicht in ihrer vollen Bedeutung verstanden werden, schreibt der Amerikaner John L. Allen in seinem Buch »The Global War on Christians« (»Der globale Krieg gegen Christen«). Allen zufolge ist die Christenverfolgung »die größte 26

Katastrophe des frühen 21. Jahrhunderts, über die nicht berichtet wird«. Allen verweist auf diverse Studien, um uns das Ausmaß der aktuellen Christenverfolgung vor Augen zu führen: W Weltweit richten sich »80 Prozent aller Akte religiöser Diskriminierung gegen Christen«. Damit ist die Christenheit die weitaus am meisten verfolgte Religion der Welt. W Zwischen 2006 und 2010 wurden nach Angaben des »Pew Forum« in 139 Nationen Christen diskriminiert – also in fast drei Vierteln aller Staaten der Erde. W Innerhalb des letzten Jahrzehnts wurden jährlich im Schnitt 100 000 Christen getötet, so das »Center for the Study of Global Christianity«. Nimmt man die Zahlen des Center zum Nennwert, werden pro Stunde weltweit elf Christen getötet. Neue Märtyrer-Generation »Das Blutbad ereignet sich in einem derart großen Ausmaß, dass es nicht bloß für Christen ein Drama darstellt«, sondern auch »die größte Herausforderung ist, was die Verletzung von Menschenrechten betrifft«, bilanziert Allen. Wesentlich zum Leiden der Christen beigetragen hat der »arabische Winter«, welcher nach dem vermeintlichen »Frühling« islamistischen Gruppierungen Auftrieb verlieh. Doch Allen zufolge kann man antichristliche Gewalt nicht auf den »Kampf der Zivilisationen« zwischen Christentum und Islam reduzieren. »In Wahrheit stehen die Christen einer verblüffenden Vielfalt von Gefahren gegenüber. Es ist nicht nur ein einzelner Feind und es gibt auch nicht nur eine Strategie, um die Gewalt einzudämmen.« Da ein Großteil der 2,3 Milliarden Christen auf der Erde in Armut und Entwicklungsländern leben, halte man den Einsatz für ihre Menschenrechte und Menschenwürde als vernachlässigbar. Kein hoher Newswert Für die zaghafte Berichterstattung der Medien über die Christenverfolgung nennt John L. Allen drei Gründe: Erstens seien die christlichen Opfer oft nicht weiß und zudem arm und hätten deshalb keinen hohen Newswert. Zweitens »passen die Fakten nicht in das veraltete Stereotyp« aus der Zeit der Kreuzfahrer, der Inquisition und der Hexenjäger, »wonach die Christenheit eher auf der Seite der Unterdrücker als der Unterdrückten« zu finden sei. Ein weiterer Grund für das Schweigen sei Angst. In KirchenAPRIL 2014

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und Politikerkreisen fürchte man, durch die Thematisierung der Christenverfolgung weitere Gewalt zu provozieren. Die Problematik sei »zu sensibel«, als dass sie offiziell angeprangert werden könne, verraten Regierungsbeamte und Geistliche im vertraulichen Gespräch. Hilfsgelder an Bedingungen knüpfen Menschenrechtsaktivisten sind davon überzeugt, dass Mahnen und Dialog allein zu keiner Verbesserung führen. Wirtschaftliche Druckmittel seien nötig, um das Leid der Christen zu lindern, etwa die Finanzhilfe für die betroffenen Länder als Hebel zu nutzen. »Der Westen«, so Allen, »sollte beginnen, die Milliarden Dollar an Hilfsgeldern, die er an die Unterdrückerstaaten liefert, an Bedingungen zu knüpfen«. (Quelle der Nachricht: Stimme der Märtyrer 12/2013 vom Dezember 2013, S. 10)

Grün-rotes Baden-Württemberg: Christliche Gruppen haben keinen Einfluss auf Schullektüre Die grün-rote Regierungskoalition in BadenWürttemberg arbeitet mit Verve daran, ihre Ziele durchzusetzen, was sich in aller Deutlichkeit im Bildungsbereich zeigt. Das Gemeinwesen soll allem Anschein nach rasch umgebaut werden; eventuell geht sie dabei schon deshalb mit diesem Tempo voran, weil sie selbst nicht (mehr) daran glaubt, nach der nächsten Wahl eine Wiederauflage dieser Koalition zustande zu bringen. Entgegen allen früheren Ankündigungen, denen zufolge sie eine Politik des Hinhörens betreiben wolle, wird das Gegenteil dessen getan: Auf Einwände wird in keiner Weise eingegangen und werden diese nicht berückINFORMATIONSBRIEF 284

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(Quelle der Nachricht: Kirchennachrichten für die Pfarrerinnen und Pfarrer der [württembergischen] Landeskirche)

Julian Nitzsche/CC BY-SA 3.0

Nach Angaben des »Pew Forum« wurden zwischen 2006 und 2010 in 139 Nationen Christen diskriminiert – also in fast drei Vierteln aller Staaten der Erde.

sichtigt, wie das Verhalten von Kultusminister Andreas Stoch (SPD) nicht allein beim Bildungsplan 2015, bei dem mit aller Gewalt sexuelle Vielfalt in den Schulen gelehrt werden soll, zeigt, sondern auch bei einem anderen, wohl weniger beachteten Vorgang, der aber ebenfalls auf einen weiteren Sexualisierungsschub abzielt, wie nachfolgend deutlich werden dürfte. Hinter diesen und vergleichbaren grün-roten Machenschaften (auf was wird man sich noch einzustellen haben?) steht letztlich das neomarxistische Ziel, das bestehende Gemeinwesen zu zerstören, was kaum einflussreicher gelingt als durch Enthemmung und Abbau der Scham und Zerstörung von Ehe und Familie. Im Streit um die Pflichtlektüre an staatlichen Schulen in Baden-Württemberg hat Kultusminister Andreas Stoch (SPD) die Einflussnahme von christlichen Gruppen zurückgewiesen. »Wir lassen uns keine Vorschriften von einzelnen Gruppen machen«, sagte der SPD-Politiker der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. Hintergrund ist die Diskussion darüber, ob die Novelle »Zweier ohne« von Spiegel-Autor Dirk Kurbjuweit als schulische Prüfungslektüre in den zehnten Klassen der Realschule taugt. Über die Lektüre des Buches, in dem der Erzähler auch über seine sexuellen Erfahrungen berichtet, hatten sich 2012 mehrere christliche Schulen beim Kultusministerium beschwert. Darauf war Max Frischs »Andorra« als alternative Prüfungslektüre benannt worden. Der SPD-Politiker sagte: Er teile die Bedenken der Kritiker nicht. Jugendliche im Alter von 16 Jahren würden sehr wohl mit Lektüre wie Kurbjuweits Buch umgehen können. Eine weitere Kommentierung dessen erübrigt sich.

Um die Einführung der Novelle »Zweier ohne« von Spiegel-Autor Dirk Kurbjuweit als schulische Prüfungslektüre ist ein Streit entbrannt. 27


Setzt nicht zu viel Vertrauen in das Internetlexikon Wikipedia! Nach Aussage des badischen Pfarrers und Wikipedia-Beobachters Gerrit Hohage ist Wikipedia derzeit die sechswichtigste Seite im Internet. Das Internetlexikon mit knapp 1,7 Millionen Artikeln von etwa 6 100 Autoren hat diese Bedeutung erreicht, weil es kostenlos, schnell und überall verfügbar ist. Selbst Journalisten verwenden seine Artikel »oft bedenkenlos«. Doch es sollte bewusst sein: Artikel können richtig und objektiv sein, müssen es aber nicht. Das liege daran, dass Wikipedia eine Meritokratie sei: D. h. wer viele Beiträge schreibt, hat dadurch einen besseren Ruf als andere. Laut Hohage ist der durchschnittliche Wikipedia-Autor männlich, zwischen 20 und 30 Jahren alt, unverheiratet und Student mit linksliberaler Einstellung. Es gebe »Vielschreiber«, die mitunter mehr als 20 000 Bearbeitungen pro Jahr verfassten, was nicht möglich sei, wenn ein geregelter Beruf ausgeübt werde. Deshalb vermutet Hohage, einige Vielschreiber bekämen von Parteien oder weltanschaulichen Gruppierungen Geld. Das hält Hohage deshalb für problematisch, weil Wikipedia den Anspruch erhebe, objektiv und neutral zu informieren. Korrekturen erfolgten oftmals erst nach Monaten oder Jahren. Dem Online-Lexikon sollte nicht leichtgläubig vertraut werden. Deshalb sollten Nutzer überprüfen, wie viele Autoren ein Beitrag hat und wer sie sind. Sie sollten sich die Einzelnachweise in den Quellen ansehen. Fachbücher seien vertrauenswürdiger als reine Internetnachweise. Hinweis auf Seriosität des Beitrags könnten auch die Diskussionsthemen zum Artikel bieten sowie die Anzahl der Bearbeitungen. Die Nutzer sollten auch schauen, ob es Artikelsperren gab und dann weshalb. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 5/2014 vom 29. Januar 2014, S. 19)

Synodalwahl in Württemberg

fünf statt bisher sieben Synodale ins »Kirchenparlament« schickt. Wahlberechtigt waren etwa 1,9 Millionen. Durch die Absenkung des Wahlalters von 16 auf 14 Jahre waren es etwa 50 000 mehr als bei der letzten Wahl 2007. Dennoch – und trotz der Möglichkeit der Briefwahl – war die Wahlbeteiligung gegenüber dem letzten Mal leicht rückläufig und betrug etwa 24 Prozent; 2007 lag sie bei 24,3 Prozent und 2001 bei 24,8 Prozent. Wie die Vorsitzende der »Offenen Kirche«, Ulrike Stepper (Sindelfingen) ankündigte, werde sich ihre Gruppe »für Vielfalt und Gerechtigkeit mit Profil und Biss« engagieren. Sie setze sich dafür ein, dass der Islambeauftragte, das Friedenspfarramt und der Umweltbeauftragte ganze Stellen bekommen. Außerdem will sie beantragen, dass verschiedene Lebensformen als gleichwertig anzuerkennen sind und dass homosexuelle Pfarrer und Pfarrerinnen in eingetragener Lebenspartnerschaft im Pfarrhaus wohnen können. Eine solche selbstbewusste Ankündigung spricht für sich und bedarf keines weiteren Kommentars. Mit der württembergischen Landeskirche dürfte es weiterhin – sogar beschleunigt – bergab gehen. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 49/2013 vom 4. Dezember 2013, S. 7 und 30f., Südwest)

Evangelikale »Lebendige Gemeinde« bleibt stärkster Gesprächskreis, aber links-liberale »Offene Kirche« legt zu

Finnland: Staatskirche entzieht Bischof Soramies Ordinationsrechte

Auf 39 Synodenmitglieder, einen weniger als bisher, bringt es die evangelikale »Lebendige Gemeinde«; 30 Synodale entfallen auf die linksliberale »Offene Kirche«, fünf mehr als bisher. Sie ist die eigentliche Gewinnerin der Synodalwahl in Württemberg. Deutliche Verlierer sind die Mitte-Gruppierung »Evangelium und Kirche«, die 15 statt bisher 18 Synodale stellt und die Reformgruppe »Kirche für morgen«, die

Das staatliche Domkapitel von Tampere (Finnland) hat am 9. Oktober 2013 dem Bischof des Evangelisch-lutherischen Missionsbistums von Finnland (mit über 30 Gemeinden, 37 Pastoren und im Wachstum begriffen), Risto Soramies (66), die Rechte aus der Ordination entzogen. In der Begründung des Domkapitels, das Soramies vor dessen Bischofsweihe noch den Ehrentitel eines Propstes der finnischen

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Kirche verliehen hatte, hieß es, die Einsetzung als Bischof des Missionsbistums und die damit verbundene Tätigkeit stünden im Widerspruch zu den Pflichten eines Pastors der Evangelischlutherischen Kirche von Finnland und verletzten die geltenden kirchlichen Ordnungen. Soramies habe sich dadurch als ungeeignet erwiesen, die Rechte aus der Ordination weiterhin auszuüben. Das Evangelisch-lutherische Missionsbistum von Finnland wurde im März 2013 von damals 22 Gemeinden gegründet, die sich für eine schrift- und bekenntnisgebundene lutherische Kirche in Finnland und für eine missionarische Gemeindearbeit einsetzen. Die finnische Staatsbzw. Volkskirche, zu der nominell 77 Prozent der 5,4 Millionen Finnen gehören, krankt aus der Sicht des Missionsbistums an einer seit Jahrzehnten fortschreitenden Säkularisierung durch Anpassung an gesellschaftliche Zeitgeistströmungen, die das geistliche Leben in der Kirche fast vollständig zum Erliegen gebracht haben. Nur noch zwei Prozent (Tendenz fallend) der Kirchenmitglieder besuchen den sonntäglichen Gottesdienst. Zu den Auslösern der Bistumsgründung gehörten unter anderem auch die Einführung der Frauenordination in der Staatskirche (1986) und die Ermöglichung von Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften (2010). (Quellen der Nachricht: Gemeindehilfsbund, SELK-News)

Risto Soramies, Bischof des Evangelisch-lutherischen Missionsbistums von Finnland, wurden durch das staatliche Domkapitel von Tampere die Rechte aus der Ordination entzogen. INFORMATIONSBRIEF 284

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Eine mehr als zweifelhafte Auszeichnung erhält der hessisch-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Er erhält die »Kompassnadel 2014« des »Schwulen Netzwerks NRW«.

»Schwules Netzwerk« ehrt hessisch-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung Eine mehr als zweifelhafte Auszeichnung erhält der hessisch-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung (Darmstadt): Das »Schwule Netzwerk NRW« ehrt ihn mit der »Kompassnadel 2014«. Mit Jung erhält erstmals ein Kirchenvertreter diese Auszeichnung. Wie die hessischnassauische Kirche mitteilte, nehme Jung diese Auszeichnung gerne an. Er betrachte die Nadel als Ehrung für alle, »die sich in der evangelischen Kirche für neue Formen des verantwortungsvollen Zusammenlebens stark machen und gegen jegliche Diskriminierung verteidigen«. Jung sieht die Auszeichnung auch als Würdigung seiner Kirche an, in der seit mehr als zehn Jahren Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare möglich sind. Jung wird die »Kompassnadel 2014« während der Homosexuellen-Parade Christopher Street Day am 5. Juli in Köln überreicht. Mit dieser Nadel werden Personen ausgezeichnet, die sich um die Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Homosexuellen verdient gemacht haben. Vorherige Preisträger waren die »Spiegel«-Redaktion, die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft (SPD) und der frühere Präsident des Deutschen Fußballverbandes, Theo Zwanziger. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 6/2014 vom 5. Februar 2014, S. 20, Hessen)

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(Mt 24/25)

Die Botschaft der Endzeitreden Jesu u angesichts der Weltlage heute Herbstfreizeit mit Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt vom 8. bis 15. September 2014 im Christlichen Begegnungszentrum Aichenbach, Schorndorf Kirche und Gesellschaft sind in Turbulenzen geraten. Ein unruhiges Wesen hat die Menschen ergriffen. Geld und Sex suggerieren Erfüllung. Der entfesselte Leib feiert Urstände. Weggewischt und verworfen ist die Gottesfurcht. Der Suggestionskraft eines befreiten Lebens können sich nur wenige entziehen. Was ist hier im Gange? Apokalyptische Ängste greifen um sich. Wer kann das Geschehen in der Zeit deuten? Jesus spricht vom Ende. Täglich treten uns Zeichen, die dem Ende vorauslaufen, vor Augen. Sie rufen uns zur Wachsamkeit. Wir sollen nicht aufgeschreckt hin und her laufen und auf dieses oder jenes starren. Jesus hält uns an, unsere Häupter zu erheben und auf dem Weg ihm entgegen, unsere Sendung zu erfüllen. Es gilt mit den Pfunden zu wuchern. Endzeitliche Aufgeregtheit darf uns nicht aufhalten, hinzugehen und den Becher kalten Wassers zu reichen. Die

Angefochtenen gilt es zu trösten und die verachteten und geschlagenen Glieder am Leibe Christi aufzurichten. Auch im Ende, das mit Jesu Eintritt in die Welt begonnen hat, wartet Jesus auf Frucht. Dem, der im Gehorsam hingeht und nach der Weisung der Schrift handelt, wird Jesus lohnen: »… das habt ihr mir getan«! Diese Verheißung ist die Freude des Jüngers. Sie weckt seine Sinne zur Wachsamkeit und stärkt seinen Willen zum Gehorsam. Trotz aller Widerstände, die der unreine Geist unserer Zeit gegen ihn stellt, wird er hingehen, seine »Glieder« zu »Waffen der Gerechtigkeit« einsetzen, seinen Leib rein halten und Tempel des Heiligen Geistes sein lassen. Diesem und anderem aus den Endzeitreden unseres Herrn wollen wir in der Freizeit nachdenken.

Die Anmeldungen sind zu richten an: Christliches Begegnungszentrum Aichenbach 73614 Schorndorf Christian-Friedrich-Werner Straße 57 Telefon (07181) 5536 · Fax (07181) 61297 E-Mail: info@msoe-aichenbach.de

Anfragen und Auskunft: Hansfrieder Hellenschmidt Telefon (07158) 69569 E-Mail hans.hellenschmidt@gmx.de Preise: Zimmer mit Dusche und WC: 39,– Euro

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer Gottfried Adler Straße der Jugend 15 02736 Oppach Telefon (035872) 35272 Rechtsanwalt Christian Hausen Hagedornbusch 40 24536 Neumünster Telefon (04321) 6957764 Fax (04321) 6957765 E-Mail: info@kanzlei-hausen.de

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Professor Dr. Dr. Rainer Mayer Malachitweg 3 70619 Stuttgart Telefon (0711) 442260 Fax (0711) 413098 E-Mail: dr.r.mayer@web.de

Professor Dr. Günter Rudolf Schmidt Schinnerer Straße 11 91065 Erlangen Telefon und Fax (09131) 41793 E-Mail: guersch@t-online.de

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

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Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Rötlenstraße 26 70794 Filderstadt Telefon (07158) 6 95 69 Fax (0 71 58) 9 15 74 95 E-Mail: hans.hellenschmidt@gmx.de Stellvertretender Vorsitzender Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 sowie des Traktats »Falsche Propheten sind unter uns« können bei der Geschäftsstelle bestellt werden. Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Pfarrer Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@nord-com.net Gottfried Meskemper Voltastraße 26 28357 Bremen Telefon (04 21) 25 60 40 Fax (04 21) 2 05 34 56 E-Mail: Gottfried.meskemper@t-online.de

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Kassenwart Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (0231) 5 84 46 96 Handy (0177) 2 99 77 76 Fax (0231) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de

Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren Kassenwart Gabriele Reimer. Sie erreichen sie telefonisch unter (02 31) 5 84 46 96 am besten samstags. Ansonsten sprechen Sie bitte auf den Anrufbeantworter der angegebenen Rufnummer. Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben.

Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Geschäftsstelle: Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt

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Nach Hause kommen, das ist es, was Gott allen schenken will, die weinen, wachen und wandern auf dieser Erde. Friedrich von Bodelschwingh


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