Informationsbrief August 2015

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Was ist der Mensch? Ist der Gott des Alten Testaments ein gewalttätiger Gott? Für Verstorbene beten? Christentum und Islam Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Jan Hus – Spätmittelalterlicher Kirchenreformer und Märtyrer der Christenheit Aus Kirche und Gesellschaft Aus der Bekenntnisbewegung Aus den Bekennenden Gemeinschaften

ISSN 1618-8306

August 2015 Nr. 293

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Dichterpfarrer Ulrich Gohl †

Der 1930 in Tübingen geborene Pfarrer, Komponist und Dichter Ulrich Gohl ist im Alter von 85 Jahren in Mössingen-Belsen bei Tübingen, wo er seinen Ruhestand verbrachte, verstorben. Nach Pfarrstellen in Stuttgart und EsslingenSulzgries war er von 1977 bis 1992 Pfarrer an der Peter- und Paulskirche in Mössingen. Seine 28 biblischen Singspiele, die Gohl nie als Unterhaltung, sondern als »Gottesdienste« verstand und deren Ziele er daher eher theologisch als künstlerisch sah, prägten eine ganze Kinderkirchgeneration und werden überall auf der Welt aufgeführt. 1994 erhielt Gohl den Bibelpreis der württembergischen Landeskirche; 1995 wurden fünf seiner Singspiele mit dem Deutschen Musik­editionspreis ausgezeichnet. Von Gohl stammt auch das Segenslied im württembergischen Regionalteil des Evangelischen Gesangbuchs: »Der Herr segne dich« (Nr. 563, 1970).

Lied »Danke für diesen guten Morgen« (EG 334), das 1963 als bislang einziges Kirchenlied sogar in die deutsche Hitparade gelangte und weltweit in mehr als 25 Sprachen übersetzt wurde. Weitere Lieder im Evangelischen Gesangbuch (für Württemberg) von ihm sind: 169, 580, 595, 653, 671, 672. DDR-Pietist Martens 80

Hans-Joachim Martens, maßgeblicher Pietist in der DDR wurde 80. Von 1978 bis 1991 war er Vorsitzender des Evangelisch-Kirchlichen Gemeinschaftswerkes in der DDR, von 1991 bis 2001 stellvertretender Vorsitzender. Martens gehörte in der DDR zu den Pietisten, die sich konsequent der Diktatur verweigerten; er nahm an keiner Wahl während der Diktatur teil.

… und Evangelist Eberhard Laue auch

Martin Gotthard Schneider wurde 85

Martin Gotthard Schneider, Theologe und bekannter Kirchenmusiker, konnte seinen 85. Geburtstag begehen. Mehr als viereinhalb Jahrzehnte war er Leiter der von ihm gegründeten Heinrich-SchützKantorei in Freiburg und seit 1975 Landeskantor für Südbaden. Bekannt wurde er durch sein 1961 erschienenes

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Eberhard Laue, nun ebenfalls 80, gilt als der Erfinder von Team-Evangelisationen, bei denen er mit einer Gruppe junger Leute Ortschaften besuchte, um dort mehrere Tage zu missionieren. Er ist auch Autor von Liedern (Wohin soll ich gehen? Herr, ich frage dich.) Nach seiner

Ausbildung zum Diakon war er ab 1967 Jugendreferent des Evangelischen Jungmännerwerks der thüringischen Kirche, seit 1981 war er dort als Evangelist tätig, zudem war er Vize-Vorsitzender der Evangelistenkonferenz in der DDR.

Pietismus/ Evangelikalismus

Badischer CVJM expandiert

Das CVJM-Lebenshaus in Unteröwisheim (bei Pforzheim) braucht mehr Platz. Direkt neben dem »Schloss« wurde ein altes Haus erworben und abgebrochen. An dessen Stelle sind zwei neue Wohngebäude für das Jahresteam und Mitarbeiter­ familien entstanden. Im ­Gästebereich des Lebenshauses ist künftig Platz für weitere 40 Betten. Da der CVJM zwar unter den Heidelberger Hochschulgruppen mitwirkt, aber bislang nicht mehr in der Innenstadt, wo die Studenten zusammenkommen, wurde jetzt ergänzend eine Gruppe »CVJM HD: Mitte« ins Leben gerufen. Eine Gemeinde will diese Gruppe nicht sein, sondern bestehende Projekte für Kinder und Jugendliche vernetzen sowie Mitarbeiter dazu befähigen, Visionen dafür vor Ort zu entwickeln.

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Kirche in Deutschland Zahl der Austritte gestiegen

2014 haben so viele Protestanten ihre Kirche verlassen wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die Zahl der Austritte stieg 2014 auf deutlich mehr als 200 000. In bayern, der drittgrößten Landeskirche, traten 2014 über 30 000 menschen aus; 2013 waren es 19 000.

Kirche weltweit In England zweite Bischöfin

In der anglikanischen Kirche englands ist Alison White (58) zur regionalbischöfin von Hull ernannt und am 3. Juli in York geweiht worden. sie folgt auf richard frith, der im november bischof von Hereford wurde. In england gilt die Weihe von Libby Lane zur bischöfin von stockton als historischer schritt, da mit ihr im Januar erstmals eine frau bischöfin der anglikanischen Kirche wurde.

Ring Missionarischer Jugendbewegungen: Karl-Wilhelm Hees †

Der langjährige frühere generalsekretär des rings missionarischer Jugendbewegungen (heute netzwerk-m), Karl-Wilhelm Hees, zeitweise auch geschäftsführer der europäischen evangelischen Allianz, ist im Alter von 65 Jahren verstorben. nach seinem Ausscheiden beim ring missionarischer Jugendbewegungen fungierte er elf Jahre als Verwaltungsdirektor der großen diakonischen einrichtung des Pietismus »Hohe mark« in oberursel. 2007 trat

Hees aus gesundheitlichen gründen vorzeitig in den ruhestand. Evangelische Allianz Österreichs mit neuem Vorsitzenden

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

neuer Vorsitzender der Österreichischen evangelischen Allianz ist der generalsekretär des dortigen bibellesebundes, Hans Widmann (49, bad goisern). er folgt auf frank Hinkelmann, der dieses Amt zwölf Jahre lang inne hatte, sich jetzt aber auf den Vorsitz der europäischen evangelischen Allianz konzentrieren will, weiterhin aber als theologischer referent fungiert. generalsekretär der Österreichischen evangelischen Allianz, zu der 47 repräsentanten von Kirchen und freien Werken gehören, ist Christoph grötzinger.

Jubiläum Die braunschweiger bibelgesellschaft kann ihr 200-jähriges bestehen feiern. Aus diesem grunde hat sie ein besonderes Programm entwickelt, das bis zum Jahresende zahlreiche Vorträge und Konzerte bietet. In einem Programmheft sind alle Angebote enthalten. Weitere Informationen: braunschweiger bibelgesellschaft e. V., eiermarkt 3, 38100 braunschweig, telefon (0531) 2409260, www.braunschweiger-bibelgesellschaft.de


kurz+bündig Mission Detmar Scheunemann †

Detmar Scheunemann, der bekannte langjährige Indonesienmissionar ist in Korntal (bei Stuttgart), wo er früher Prorektor der Akademie für Weltmission war, im Alter von 82 Jahren heimgegangen. Auf Java gründete er das Bibelinstitut Batu, das er bis zu seiner Rückkehr 1989 als Rektor leitete.

Ethik Kein Platz für bekennenden Christen als Gesundheits­ referent in München

Markus Hollemanns (42) Mitgliedschaft in der Organisation »Aktion Lebensrecht für Alle« (ALfA) hat verhindert, dass der bekennende Christ Leiter des Referats für Gesundheit und Umwelt in München werden konnte. Seit 2009 ist Hollemann, der sich um den Posten beworben hatte, Bürgermeister von Denzlingen nahe Freiburg. Für das Münchner Amt, das auch die Aufsicht über eine Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte enthält, hatte die CSU das Vorschlagsrecht. Am Vortag der geplanten Wahl meldete die »Süddeutsche Zeitung«, Hollemann sympathisiere mit »radikalen Abtreibungsgegnern«. Ihm wurde Unterstützung der Menschenrechtsorganisation »Christliche Solidarität International« (CSI) vorgeworfen. Die Opposition im Münchner Stadtrat, vor allem Bündnis 90/Die Grünen und Linke, aber auch Teile der 4

SPD-Fraktion sowie zahlreiche Medienkommentare forderten die CSU auf, ihren Kandidaten zurückzuziehen.

Islam

rechte (IGFM) ist der Tübinger Professor Rainer Rothfuß (43), der auf Karl Hafen folgt, der dieses Amt 21 Jahre lang innehatte. Rothfuß ist Spezialist für Religionsfreiheit, interreligiöse Konflikte und Diskriminierung von Christen sowie anderen religiösen Minderheiten in Afrika und im Nahen Osten. Sein besonderes Interesse gilt der nigerianischen Terrorgruppe »Boko Haram« (»Westliche Bildung ist Sünde«) und dem »Islamischen Staat« (IS) im Irak und in Syrien.

Umstrittenes Kopftuch-Urteil

Gesellschaft

44 Millionen Abtreibungsopfer

Jedes Jahr sterben weltweit 47000 Frauen an den Folgen einer Abtreibung, also alle elf Minuten eine. Jährlich werden etwa 44 Millionen Kinder abgetrieben, die meisten in Entwicklungsländern.

Professor Hans Michael Heinig (Göttingen), der Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD, bezweifelt, dass die gebotenen Einzellösungen im Kopftuchstreit nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts mehr Rechtsfrieden bringen. Er ist der Überzeugung, dass der radikale Kurswechsel in der verfassungsrechtlichen Rechtsprechung »mehr schadet als nützt«. Auch der Deutsche Lehrerverband rechnet mit Problemen bei der Umsetzung, wenn nun die Schulen beweisen müssen, dass von der jeweiligen Lehrerin mit Kopftuch eine Gefahr ausgehe.

Menschenrechte Tübinger Professor an Spitze der IGFM

Neuer Geschäftsführender Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft für Menschen-

Im Fernsehrat des ZDF jetzt auch Homo-, Bi- und Intersexuelle

Dank der Linkspartei sind ab dem 1. Januar 2016 auch Lesben-, Schwule, Bi­sexuelle, Transgender und Intersexuelle (LSBTI) vertreten. Von den 60 Mitgliedern des Fernsehrates vertreten 24 gesellschaftliche Gruppen, etwa auch die Kirchen. Die Sprecherin des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland, Henny Engels, bezeichnete es als großen gesellschaftlichen Erfolg, dass LSBTI erstmals Sitz und Stimme im Fernsehrat bekommen. Für diesen Durchbruch habe die neue Landesregierung von Thüringen unter Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) gesorgt. Die EKD entsendet zwei Repräsentanten in den ZDF-Fernsehrat: den Präsidenten ihres Kirchenamtes, Hans Ulrich Anke und das Ratsmitglied Marlehn Thieme.

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Aus Lehre und Verkündigung mm Unaufhaltsam ergießt sich eine Flut glaubensloser und oft pietätloser Kritik von den theologischen Lehrstühlen unserer deutschen Hochschulen über unsere arme theologische Jugend und rüttelt an der Grundlage unseres Glaubens, nämlich an der Heiligen Schrift. Friedrich von Bodelschwingh

mm Die Tötung der Frucht im Mutterleib ist Verletzung des dem werdenden Leben von Gott verliehenen Lebensrechtes. […] Das aber ist nichts anderes als Mord. Dietrich Bonhoeffer

mm Die Unsichtbarkeit Gottes darf uns nicht davon abhalten, jeden Augenblick mit seiner Gegenwart zu rechnen. Albrecht Goes

mm Das Recht in der Kirche schafft nicht Heil, es dient vielmehr der Heilsbotschaft und ihrer Ausrichtung. Es hat, mit anderen Worten, eine diakonische Funktion, ist orientiert an den spezifischen Aufgaben der Kirche, deren bleibende Wahrnehmung und Erfüllung es absichert und gewährleistet. Ohne eindeutige Rechtssetzung bliebe unklar, unsicher und umstritten, welcher Gottesdienst schrift- und bekenntnisgemäß sei, welcher Amtsträger gültig geweiht [ordiniert] sei usw. Bischof Jobst Schöne

mm Diese [die Auferweckung Jesu] ist zweifellos von allen in der Bibel bezeugten Wundern Gottes das größte. Zugleich ist sie das Wunder mit den weitest ausgreifenden Wirkungen. Die ganze Christologie und Soteriologie (Heilsverkündigung) im Neuen Testament sind von diesem Zentralereignis bestimmt. Ebenso ist die Pneumatologie (das Wirken des Heiligen Geistes) wesenhaft mit der Auferstehung Jesu verbunden und damit alle Aussagen über das Leben der Kirche in Gottesdienst und Gebet, im christlichen Wandel und in der für alle Christen konstituierenden endzeitlichen Hoffnung. Die Auferweckung des gekreuzigten Jesus ist also das zentrale Heilsgeschehen, gleichsam das Herz der Theologie des Neuen Testaments. Bischof Ulrich Wilckens

mm Auferstanden ist allein dieser Eine [Christus] – aber als Heilsmittler für alle, die an ihn glauben. […] Die Auferweckung Christi ist so die Mitte der ganzen Heilsgeschichte. Bischof Ulrich Wilckens

mm Die Glaubenssubstanz verdunstet. Es gibt immer mehr Menschen, die vom christlichen Glauben kaum etwas wissen, die mit ihm im eigenen Leben nichts anfangen können und dies auch nicht wollen. Bis tief in die Mitgliedschaft in unserer Kirche hinein reichen solche Empfindungen praktischer Bedeutungslosigkeit des christlichen Glaubens. Bischof Ulrich Wilckens

mm Das Bekenntnis zur Auferstehung Jesu ist historisch so umstritten, wie es theologisch bedeutsam ist. Dass Gott den gekreuzigten und gestorbenen Jesus am dritten Tag auferweckt hat, ist nach aller menschlichen Erfahrung eine »unglaubliche Aussage«. »Unglaublich« ist sie deshalb, weil sie als ganz »unerhört« und völlig »unwahrscheinlich« erscheint. Es widerspricht ja allem, was man je gehört und erfahren hat, dass jemand, der gestorben und bereits begraben ist, aus seinem Grab heraus in ein neues Leben aufersteht – also nicht etwa nur als ein Scheintoter wieder aufsteht oder auch, wie von Lazarus oder der Tochter des Jairus berichtet, in seinen alten Leib und sein irdisches Leben zurück auferweckt wird. Hans-Joachim Eckstein

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Was ist der Mensch? Eduard Haller 1.Mose 2,18 spricht von der Hilfe, die Gott schuf, also die dem Mann »entsprechende« Hilfe, die er sonst unter allen Kreaturen nicht finden kann (1.Mose 2,20). Gott will nicht den einsamen Menschen, sondern den beheimateten Menschen, den Menschen in der Gemeinschaft von Mann und Frau. Mann und Frau Das Wort »gegenüber«, »entsprechend«, Die so genannte »priesterschriftliche Quelle« »gemäß« heißt hier im Urtext wirklich nichts in 1.Mose 1 bis 11 [die von alttestamentlichen anderes als »passend« (»kenägdo«). Die Frau Wissenschaftlern hypothetisch erist die dem Mann »gemäße«, ihm schlossen wurde und zumindest mm Ohne die Deu»entsprechende« Hilfe; sie ist sein von den meisten deutschsprachigen tung durch die »Gegenüber«. Das Wort des ErAuslegern auch vertreten wird] dezählers in der Urgeschichte, das finiert den Menschen als je aufei- biblische Urgehier rein bildlich zu verstehen ist, nander bezogenen Mann und Frau. schichte weiß der ist das Wort von der »Rippe« des »Adam« (der aus dem »Erdbo- Mensch nicht, wer Mannes (»zel’a«). Mit der »Rippe« den«, der »adamah« genommene, ist im hebräischen Erzählen nichts 1.Mose 5,1), ist nicht der Mann er ist. Es genügt anderes gemeint als eben die andeallein und die Frau allein, sondern nicht, was er von re »Seite«, das Gegenüber in der der Mann und die Frau in ihrer »Ezäl« (die Seite einer Persich denkt, was er Einheit. Bezogenheit aufeinander und in son oder einer Sache) und »zel’a« ihrer Bestimmung füreinander. So fühlt, was er will, besagen wie das hebräische Wort ist der Mensch »erschaffen«. Gott was er kann, und »nägäd«, »kenägäd« (gegenüber, schuf ihn. Er kann sich nicht selbst ihm gegenüber, entsprechend, ihm erschaffen und sich auch nicht um- wovon er weiß, entsprechend »kenägdo«) das gleischaffen, als wäre sein Mann-sein was er nicht kann. che wie das Wort »Seite«, »Rippe«, und sein Frau-sein eine Sache sei»Ufer«. (Im Bildvergleich das gener freien Wahl. Mann und Frau zusammen sind genüberliegende »Ufer«, die andere Seite eines und heißen »Mensch«. Er, Gott, schuf sie so und Sees.) So also gehören »der Mann« (»isch«) und er nannte sie so. Daher ist der Mensch der sich »die Frau« (»ischschah«, »die Männin«) zusamin der Frau erkennende Mann und also auch der men. Mann und Frau zusammen sind »Adam« Mensch die sich im Mann erkennende Frau. Die und heißen beide »Mensch«. Was 1.Mose 5,1f. Frau ist die dem Mann »entsprechende« Hilfe definiert ist, wird 1.Mose 2,18–23 bildhaft erund der Mann die der Frau »entsprechende« zählerisch entfaltet. Hilfe (1.Mose 2,18–23). Die [ebenfalls hypo»Eva« ist der Name, den der Mann der Frau thetisch erschlossene] so genannte »jahwistische dann gegeben hat. »Eva« kommt von dem hebQuelle« (1.Mose 2,11) erläutert in erzählender räischen Wort »Chawwah«), die »Leben-schenForm, was die »priesterschriftliche Quelle« be- kende« (»Chawwah« gehört zum »ort« »chaj«, reits definiert hat. das »Leben«). »Eva« ist des Mannes Gegenüber als die Leben-schenkende, die das Leben weitergebende Männin, die zur Mutterschaft berufene Frau. »Adam« als Bild und Name für Frau und Mann. »Am Tage, als Gott den Adam erschuf, schuf er ihn nach seinem Bilde, und zwar als Mann und als Frau schuf er sie und nannte sie ›Mensch‹.« (1.Mose 5,1f., nach der Übersetzung von Eduard Haller) (vgl. auch 1.Mose 1,27)

Wer bin ich? Eduard Haller Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Immer hat der Mensch sich selbst gefragt: »Wer bin ich eigentlich?« Der Philosoph Arthur Schopenhauer stieß einmal, tief in Gedanken August 2015

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versunken, unvorsichtig mit einem vornehmen Herrn zusammen, der ihn nicht kannte und barsch fragte: »Wer sind Sie eigentlich?« Er gab zur Antwort: »Ich gebe Ihnen hundert Gulden, wenn Sie mir sagen können, wer ich bin.« Ohne die Deutung durch die biblische Urgeschichte weiß der Mensch nicht, wer er ist. Es genügt nicht, was er von sich denkt, was er fühlt, was er will, was er kann, und wovon er weiß, was er nicht kann. »Der Mensch ist immer mehr, als er von sich weiß« (Karl Jaspers). Aber eben: Was ist dieses »mehr«? Gewiss nicht, was Soziologen, Meinungsforscher, Naturwissenschaften und Abstammungslehren lehren, und schon ganz und gar nicht, was (Gender-)Ideologen oder »Geschlechterforscher/Innen« über den »mündig gewordenen«, den »autonomen« mit Leben und Tod manipulierten Menschen erklären. Unsere Fragen enden im Widersprüchlichen, das unser Menschsein kennzeichnet (bis hin zum atheistischem, statt biblischem Menschenbild z. B. in der Möglichkeit auswechselbar herstellbarem Transmann oder Transfrau).

Mensch und Gott Wer wir wirklich sind, erfahren wir nur in der Begegnung mit dem wirklichen Gott, der uns angesprochen hat. Unter seiner Anrede, von seiner Selbstoffenbarung her erst wird der Mensch sich selbst offenbar. Dann wird Ungeheuerliches deutlich und zugleich Unfassbares, die richtende Wahrheit und das aufrichtende Wunder. Das Ungeheuerliche: Der Urwiderspruch gegen den Schöpfer, das Selbstseinwollen des Menschen gegen Gott; der Wille, ohne Gott groß sein zu wollen. Der Mensch aus sich allein heraus will wissen, »was gut und böse ist«. Er will »wie Gott wissen, was gut und böse ist« (1.Mose 3,5). (»Gut und Böse« heißt im hebräischen Erzählen so viel wie »allwissend«). Dieser Gott gleich sein wollende Mensch wird zur Rede gestellt. Adam unter der bleibende Frage: »Wo bist du, der du dich vor mir verstecken willst?« Du kannst dich gar nicht vor mir verstecken, du bist erkannt. Ich, dein Schöpfer, entdecke dich (1.Mose 3,9). Dem folgt im Fortgang der Geschichte von Anfang an die wieder und weiter aufdeckende Frage: »Wo ist dein Bruder Abel?« (1.Mose 4,9) Der vor Gott fliehende Mensch wird zum Mörder. Er bleibt es bis heute: »Er hat getötet, denn er ist ein Mensch«, sagt der Dichter Péter Esterhàzy von einem Menschen. Töten tut nur der Mensch. Das Tier tötet nicht. Es sucht nur seine Nahrung. Es verhält sich nur, es lebt instinktiv. Informationsbrief 293

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Der Mensch aber verhält sich nicht. Er »tut«, obwohl er gar nicht »müsste«. Von den ersten Fragen der Bibel bis in unseren Alltag hinein kommt keiner los.

Unheil und Heil »Da sprach Gott: Alles Sinnen und Trachten des Menschenherzens ist böse.« So kommt das Ungeheuerliche über die Menschheit: Unheil, Sintflut, Urtrauma des Menschen, das durch alle Mythen geistert. Aber die Urgeschichte spricht davon nicht nur in der Erkenntnis von Unheil, sondern auch vom Heil: Denn die gleichen Worte Gottes kehrten ja wieder im Segen über Noah, wo Gott der Menschheit eine Zukunft andeutete, indem er als Anfang den kreatürlichen Fortbestand für die Menschheit gewährt (1.Mose 6,5 und 8,21).

Neuschaffung des Menschen im christlichen Glauben Von da sprechen die Weisheit wie die Hymnik des Alten Testaments dann das unerhörte Wunder aus: Über aller Nichtigkeit des Menschs­eins ergeht eine unzerstörbare Verheißung (Psalm 33,18f.; 90,3–6.11f.; 103,16f.). Was der Mensch hören musste (1.Mose 3,19b) und was er erfährt (Hiob 14,1) wird abgelöst durch das demütige Staunen des Menschen, der sich aus dem Gericht gerettet erkennt als ein von Gott zur Würde erlöstes Geschöpf: »Was für ein Wunder ist es doch um den Menschen, dessen du dich, Gott, so annimmst. Mit Ehre und Hoheit hast du ihn doch gekrönt und setzt ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände!« (Psalm 8,5ff.) Hier wird der Blick auf den neuen Bund hin geöffnet, die Erlösung durch Christus, die Neuschaffung des Menschen im christlichen Glauben. Ja, hier wird der Glaube dann selbst schöpferisch. Alle »Heiligen« waren schöpferische Menschen, und jedes Christenleben soll Frucht tragen und schöpferisch werden auch in unscheinbaren Lebenswegen, wenn sie nur treu sind, dazu die überquellende Fülle schöpferischer Kunst auf allen Gebieten aus dem Schoß der glaubenden Kirche. Dies ist die Beglaubigung biblischen Menschenbildes: Vom Verlust des Urstandes und vom Todesgericht ist der Mensch des Glaubens herausgerufen zum Heilsstand der Hoffnung im Gnadenbuch Gottes, inmitten einer Tötungswelt berufen zur Lebenswelt, für einen neuen Himmel und eine neue Erde bestimmt (1.Petrus 1,8–12; 2.Petrus 3,13). W 7


Ist der Gott des Alten Testaments ein gewalttätiger Gott? Eine notwendige Klärung in den Wirren unserer Zeit –– Teil 1 von 2 Rainer Mayer Zeitgenössische Ursachen und Motive für die Fragestellung Pfarrer Wilhelm Busch erzählt in »Unter Menschen« von einer Begegnung in den 30er Jahren: In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Alte Testament unter Trommelfeuer genommen. Überall konnte man hören und lesen: Nun ja, das Neue Testament könne man noch einige Zeit gelten lassen; denn da werde der Gott der Liebe gelehrt. Nur die Briefe des Juden Paulus müsse man ausmerzen. In denen sei der Geist des Alten Testaments zu spüren. Das Alte Testament aber – oh, das sei ein fürchterliches Buch, ein grauenvolles Buch! Da rede der jüdisch-syrische WüstenRache-Gott. In jener Zeit kam ein Herr zu mir, ein wirklich netter, gebildeter Mann. »Herr Pastor!« sagt er: »Ich möchte meinen kleinen Jungen taufen lassen. Aber eine Bitte habe ich: Nehmen Sie einen Text aus dem Neuen Testament. Mit dem Alten Testament, mit diesem grauenvollen Buch, will ich nichts zu tun haben.« »Gern will ich Ihren Wunsch erfüllen«, erwidere ich ihm. »Aber wissen Sie nicht, dass man das Alte und das Neue Testament nicht voneinander trennen kann? Wissen Sie nicht, dass der Gott des Alten Testaments der Vater Jesu Christi ist?« Da unterbricht er mich: »Wir wollen nicht streiten, Herr Pastor. Aber, nicht wahr, einen neutestamentlichen Tauftext!« »Ja!« sage ich. »Das kann man machen!« Ich überlege: »Was halten Sie von dem Wort: ›So spricht der Herr: Ich habe dich je und je geliebt.

Rainer Mayer Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte‹. Ist das recht?« »Prachtvoll! Wunderschön! Sehen Sie, das ist neutestamentlich! Das klingt ganz anders als das Donnern des Rache-Gottes im Alten Testament! Den nehmen Sie!« Ich muss lachen: »Das Wort ist aus dem Alten Testament!« Verblüffung! Verlegenheit! Dann fasst er sich. »So, ja, ja. Sicher steht das in einem der kleinen Propheten. Da waren nämlich einige Nicht-Juden dabei.« »Nein, mein lieber Herr«, muss ich ihm erklären. »Das steht im Propheten Jeremia. Allerdings spricht dieser Jude Jeremia nur als Beauftragter des lebendigen Gottes.« Jetzt schnappt er nach Luft. »Ich verstehe schon, was Sie wollen«, sage ich. »Es gibt da ein Bibelwort: ›Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen […]‹.« »Da haben wir es!« unterbricht er mich. »So spricht der jüdisch-syrische Rache-Gott[…].« Erschrocken hält er inne; denn ich lache laut los. »Herr! Dies Wort steht im Neuen Testament!« Schlussendlich ließ der Mann sich doch noch etwas sagen. Und wir haben eine schöne Tauffeier gehabt.1 Der Antisemitismus, der im »Dritten Reich« Ursache für derartige Vorurteile gegenüber dem Alten Testament war, könnte heutzutage – freilich in anderem Gewand – wiederkehren. Denn seit der Islam ab Mitte des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang der Ölmilliarden weltweit im Vormarsch begriffen ist und zugleich in der westlichen Welt im Zuge der Säkularisierung die Kenntnisse über den christlichen Glauben rapide schwinden, ist das Thema »Religion und Gewalt« brandaktuell geworden. Der neue Atheismus knüpft bei diesem Problem an. Er bezichtigt alle Religionen, insbesondere die monotheistischen Religionen »abrahamitischer Art« als gewaltträchtig (vgl. das weltweit verbreitete Buch von Richard Dawkins »The God Delusion« – mit dem deutschen Titel »Der Gotteswahn«). Damit gerät das Christentum, insbesondere das Alte Testament, in gleicher Weise in die Kritik wie gewalttätiger Islam. Nicht nur das: In der westlichen Welt gilt es unter sogenannten Intellektuellen als besonders August 2015

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schick, den christlichen Glauben zu schmähen, während man aus Gründen der »Multikulturalität« und wegen der angestrebten »Buntheit« der Gesellschaft außerchristliche Religionen »interessant« findet und oft sogar fördert. Wenn nun im Rahmen der geistigen Ausei­ nandersetzung auf die gewaltträchtigen Elemente im Islam hingewiesen wird, die sich gegenwärtig insbesondere im Nahen Osten erschreckend zeigen, wird bekennenden Christen entgegengehalten, sie dürften dazu nichts Kritisches sagen, die Christenheit habe sich in gleicher Weise vielfältig schuldig gemacht. In der Regel wird dabei auf die mittelalterlichen Kreuzzüge verwiesen. Fragt man nach aktuelleren Beispielen als aus so weit zurückliegender Zeit, herrscht Schweigen. Zudem sind Motive und Verlauf der Kreuzzüge weitgehend unbekannt. Auslöser für den ersten Kreuzzug war nämlich, dass der byzantinische Kaiser Alexios I. Kommenos einen Hilfsappell an den Westen richtete, weil beduinische Turkvölker in sein Gebiet eingefallen waren. Christliche Pilger konnten nicht mehr ungefährdet ins Heilige Land wallfahrten. Gewiss stellen die Kreuzzüge aus heutiger Sicht kein Ruhmesblatt der Kirchengeschichte dar, doch sollten mündige Christen über die geschichtlichen Zusammenhänge informiert und auskunftsfähig sein. Von den christlichen Glaubensquellen wird insbesondere das Alte Testament angegriffen. In der Tat muss jede Religion auf ihre maßgeblichen Grundlagen hin befragt werden. Für das Christentum ist das die Bibel und für den Islam der Koran. Wenn nun behauptet wird, im Alten Testament werde im Zusammenhang des Glaubens ebenso zur Gewalt aufgerufen wie im Koran, herrscht unter Christen oft kleinmütiges Schweigen. Selbst evangelikale Christen suchen häufig eine schnelle Ausrede, indem sie behaupten, die Sache mit der Gewalt in biblischen Quellen beträfe nur das Alte Testament; Jesus hingegen habe den Gott der Liebe verkündigt. Dieses Gottesbild sei das für Christen allein maßgebliche. Abgesehen davon, dass durch eine solche Auskunft Altes und Neues Testament gegenei­ nander ausgespielt werden, ist diese Aussage tendenziell antisemitisch. Außerdem ist sie durch und durch unchristlich! Denn für das Neue Testament ist das, was wir »Altes Testament« und die Juden »Tenach« nennen, zweifellos »Heilige Schrift«. Das gilt ebenso wie dass der Gott des Alten Testamentes kein anderer als der Gott und Vater Jesu Christi ist! Deshalb ist es für die christliche Gemeinde grundlegend wichtig, über das Gottesverständnis des Alten Testaments auskunftsfähig zu sein. Informationsbrief 293

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Die mittelalterlichen Kreuzzüge werden oft dazu herangezogen, bekennenden Christen die Kritik an den gewaltträchtigen Elementen im Islam zu untersagen.

Es geht um die Mündigkeit der Gemeinde, damit Christen sich nicht durch Vorwürfe von Gegnern, die auf Halbwissen oder gar bloßen Vorurteilen beruhen, irre machen lassen. Es gilt, allezeit bereit zu sein »zur Verantwortung gegenüber jedem, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist« (1.Petrus 3,15).

Geschichtliche Ursachen und Motive für die Abwertung des Alten Testaments Der hellenistische Dualismus –– das gnostische Missverständnis Die Fragestellung setzt voraus, dass der Gott des Alten Testaments mindestens möglicherweise ein anderer Gott ist als der des Neuen Testaments. Anders gefragt: Wenn Jesus zu Gott »Abba« sagte, meinte er dann den Gott des Alten Testaments oder einen ganz anderen Gott? Mit dieser Frage war das Urchristentum in der Tat konfrontiert, sobald es in den Raum hellenistischer Religiosität eintrat. Die urchristliche Gemeinde in Jerusalem, wie sie in Apostelgeschichte 1–5 beschrieben wird, hielt sich zum Tempelgottesdienst und beachtete das Gesetz. Für sie war die Vorstellung undenkbar, dass Jesus einen anderen Gott gelehrt hätte als den, der sich in den Heiligen Schriften des Alten Testaments geoffenbart hatte. (Denn das Neue Testament gab es damals ja noch gar nicht!) Deshalb gilt alles, was im Neuen Testament über die göttliche Eingebung der Schrift gesagt wird, an erster Stelle für das Alte Testament (2.Ti9


motheus 3,16). Für das Neue Testament aber gilt zugleich, wie Jesus selbst gesagt hat: Die »Schrift« (Altes Testament) bezeugt Jesus (Johannes 5,39). Erst in der Mitte des 2. Jahrhunderts ging das Verständnis, die Schrift sei von Gott eingegeben, auch auf die neutestamentlichen Texte über. Im hellenistischen Raum herrschte eine ganz andere Gottesvorstellung als im Alten Testament. Gerade in den gebildeten Kreisen, die nicht mehr den alten polytheistischen Göttermythen glaubten, sondern philosophisch orientiert waren, wurde Gott anders verstanden als bei Juden und Christen, nämlich ontologisch. Gott ist demnach das »Sein an sich«, das Urprinzip aller Dinge, der »unbewegte Beweger«. Alles Entstandene ging und geht aus ihm hervor. Aber das Entstandene ist vergänglich, während Gott ewig derselbe ist, unvergänglich und unveränderlich sich gleich bleibt. Das hört sich zunächst sehr christlich an, aber nur deshalb, weil der griechische Gottesbegriff bis in die Gegenwart hinein nachwirkt und auch das Christentum beeinflusst hat. Wenn Gott der ewig Gleiche ist, während das Geschaffene das Veränderliche und Vergängliche ist, dann gibt es keine echte Weltgeschichte. Alles bleibt letztlich gleich, strömt aus Gott und kehrt zu ihm zurück, das Geschaffene ist minderwertig. Das bedeutet einen Dualismus zwischen Himmlischem und Irdischem. Wenn die Schöpfung außerdem minderwertig ist und mit ihr der menschliche Leib, die Seele aber göttlich und ewig, dann gilt es, möglichst bald die leibliche Hülle abzustreifen und zum EwigGöttlichen aufzusteigen. Solche Vorstellungen bildeten die Grundlage der gnostischen Irrlehren, die im Neuen Testament immer wieder bekämpft werden. Warum überhaupt wurde die Welt geschaffen? Nach gnostischer Lehre kann es kein Akt der Liebe gewesen sein, der diese schlechte, verderbliche und vergängliche Welt hervorbrachte. In radikalen Richtungen der Gnosis kam man in Verfolgung dieser Gedankenlinie zur Konsequenz, dass der Gott der Liebe nicht der Weltenschöpfer sein könne. Das ging bis dahin, dass man zwei Götter annahm: den »Demiurgen«, der der Schöpfergott und Gott des Alten Testaments, nämlich ein böser Dämon und Rachegott sei, und den Gott der Liebe, der der Vater Jesu Christi und Gott des Neuen Testaments sei. Eine Auseinandersetzung mit dieser für die Kirche so gefährlichen Lehre, die in die Gemeinden eindrang, finden wir beim frühkirchlichen Bischof und Theologen Irenäus (gest. um 200). Irenäus berichtet: 10

Unter Hygin [um 140 n. Chr.] kam ein gewisser Kerdon, der von Anhängern des Simon [Apostelgeschichte 8,4ff.] ausgegangen war, nach Rom und lehrte, der von dem Gesetz und den Propheten verkündigte Gott sei nicht der Vater unseres Herrn Jesus Christus. In seinem Gefolge trat auf Marcion aus Pontus, der diese Lehre erweiterte und unverschämte Lästerungen ausstieß, indem er sagte, auf den von dem Gesetz und den Propheten verkündigten Gott sei alles Böse zurückzuführen. […] Jesus aber stamme von dem Vater ab, der über dem Weltschöpfer stehe. […] 2 Für die Kirche war es von entscheidender Bedeutung, dass sie an der Einheit von alt- und neutestamentlichem Gott festgehalten hat. Sonst hätte sie die Geschichte – die Heilsgeschichte – verloren und wäre zu einer leibfeindlichen, spiritualistischen Richtungssekte innerhalb des Spektrums griechischer Philosophie geworden. Die religionsgeschichtliche Betrachtungsweise –– das evolutionistische Missverständnis Die religionsgeschichtliche Sichtweise hat für sich, dass sie geschichtlich denkt. Aber sie denkt nicht heilsgeschichtlich, sondern entwicklungsgeschichtlich, also rein innerweltlich. Diese innerweltlichen Entwicklungen wurden von der abendländischen Aufklärung – in Entsprechung zur Evolutionslehre – als ständiger Fortschritt zum Besseren aufgefasst. Letztlich handelt es sich dabei um eine Verweltlichung (Säkularisierung) der biblischen Endzeiterwartung (Eschatologie). In dieser Sicht ist das Alte nur unvollkommene, mindestens unentfaltete, Vorstufe des Neuen. Entsprechend gilt das Alte Testament als überholbare Vorstufe des Neuen Testaments. Als im 19. Jahrhundert die religionsgeschichtliche Forschung ihre große Blüte erlebte, vermischte sie ihre Erkenntnisse mit dem zeitgenössischen Aufklärungsoptimismus und dem Fortschrittsdenken, angereichert zum Teil mit Hegelscher Philosophie. Demnach steht das Alte Testament mit seinem Gottesverständnis nicht im Gegensatz zum Neuen Testament, aber es ist die primitivere, noch nicht entwickelte Voraussetzung des Neuen Testaments, welches erst die Gottesvorstellung der Liebe ans Licht bringt. Aber selbstverständlich bedeutet nach dieser Sicht das Neue Testament auch noch nicht den Endpunkt der religiösen Entwicklung. Im weiteren Fortschritt müssen die Reste des alttestamentlichen Gottesverständnisses, die sich noch im Neuen Testament finden, ebenfalls abgelegt werden. Die Entwicklung muss bis zum reinen August 2015

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Adolf von Harnack (1851–1930) war der wohl berühmteste Verfechter der liberalen Theologie. gott der Liebe fortschreiten. Auf dieser basis kommt es dann, so die Vision, zur einigung und einheit aller gutwilligen menschen auf erden, zur innerweltlichen Verwirklichung dessen, was biblisch »reich gottes« genannt wird. In dieser Vorstellungsweise verband sich die religionsgeschichtliche forschung nahtlos mit den optimistischen fortschrittsideen der liberalen theologie, deren berühmtester exponent Adolf von Harnack (1851–1930) war. Dieser urteilte über das Alte testament: Das Alte Testament im 2. Jahrhundert zu verwerfen, war ein Fehler, den die große Kirche mit Recht abgelehnt hat; es im 16. Jahrhundert beizubehalten, war ein Schicksal, dem sich die Reformation nicht zu entziehen vermochte; es aber seit dem 19. Jahrhundert als kanonische Urkunde im Protestantismus noch zu konservieren, ist die Folge einer religiösen und kirchlichen Lähmung.3 In meinem bücherschrank fand ich eine »Alttestamentliche religionsgeschichte« aus dem Jahr 1906 von max Löhr, seinerzeit Alttestamentler an der universität breslau. Darin behauptet er, dass sich das alttestamentliche gottesverständnis konsequent vom toten- und Ahnenkult über den Animismus und stammeskult, über mose, Propheten, exil und die nachexilische Zeit immer weiter in richtung auf ein religiös-sittliches Ideal hin entwickelt hat. es gibt demnach einen fortschritt im Alten testament selbst, der allerdings sogar an seinem endpunkt die Höhe des neuen testaments noch nicht erreicht hat, jedoch eine notwendige Vorstufe für das neue testament bildet. solche Darstellungen sind eine mitursache für den Antijudaismus weiter Kirchenkreise und für ihren mangelnden Widerstand im »Dritten reich«. InformAtIonsbrIef 293

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Warum sollte man eine Vorstufe beibehalten – diese frage stellt sich. Ist sie zum besseren Verständnis der entwicklung nötig, gegebenenfalls pädagogisch hilfreich? oder sollte man sie besser ablegen? Wen wundert’s, wenn Alfred rosenberg, Chefideologe des nationalsozialismus, bei nur wenig Widerspruch seitens der Kirche fordern konnte: Abgeschafft werden muss demnach ein für alle Mal das so genannte Alte Testament als Religionsbuch. Damit entfällt der misslungene Versuch der letzten anderthalb Jahrtausende, uns geistig zu Juden zu machen, ein Versuch, dem wir auch u. a. unsere materielle Judenherrschaft zu verdanken haben. […] An die Stelle der alttestamentlichen Viehhändler- und Zuhältergeschichten werden die nordischen Sagen und Märchen treten, anfangs schlicht erzählt, später als Symbole begriffen. Nicht der Traum von Hass und mordendem Messianismus, sondern der Traum von Ehre und Freiheit ist es, der durch nordisch-germanische Sagen entfacht werden muss.4 Dass der kirchliche Widerstand gegen diese Ideologie theologisch hauptsächlich vom neuaufbruch der Dialektischen theologie getragen war und dass dazu Voraussetzung war, den gott des Alten testaments nicht gegen den des neuen testaments auszuspielen, zeigen die Ausführungen von Karl barth: Der König Israels und also der alles regierende Gott ist das Subjekt, dessen Handeln und Reden der Ursprung und zugleich der Gegenstand und Inhalt des Zeugnisses des Alten und Neuen Testaments ist. Anders ausgedrückt: der König Israels ist der, der nach dem Zeugnis des Alten und Neuen Testaments sein ›Ich bin‹ gesprochen, und indem er es sprach, inmitten des geschaffenen Kosmos, inmitten der menschlichen Geschichte, für sehende Augen und hörende Ohren in großen Taten verwirklicht hat. Der konkrete Name ›der König Israels‹ deckt gleichzeitig die alttestamentliche und die neutestamentliche Gestalt dieses gesprochenen und betätigten ›Ich bin‹, in welchem wir es mit dem Subjekt der Weltregierungen zu tun haben.5 Karl barth beendete die einseitig religionsgeschichtliche sichtweise als verbindlichen maßstab für die Auslegung der bibel. sein Zeitgenosse Dietrich bonhoeffer hielt den Zusammenhang zwischen dem gott des Alten und dem des neuen testaments mit folgenden Worten fest: Die abendländische Geschichte ist nach Gottes Willen mit dem Volk Israel unlöslich verbunden, nicht nur genetisch, sondern in echter unaufhörlicher Begegnung. Der Jude hält die Christusfrage offen. Eine Verstoßung der Juden aus dem 11


Abendland muss die Verstoßung Christi nach sich Die moralische Sicht –– ziehen; denn Jesus Christus war Jude.6 In »Wi- das säkularistische Missverständnis derstand und Ergebung«, den Briefen aus dem Die Kant’sche Philosophie, die einen wichtiGefängnis, schreibt er zum Verhältnis des Alten gen Impuls für das Denken der Aufklärung gezum Neuen Testament sogar: Wer zu schnell geben hat, schloss einen Zugang zu Gott über und zu direkt neutestamentlich sein und empfin- die reine Vernunft aus, während sie über die den will, ist m. E. kein Christ.7 praktische Vernunft, d. h. die Ethik, einen Weg Was Bonhoeffer andeutete, ist dann ge- offen ließ. schehen: Jesus Christus wurde verstoßen. Seit Anthropologisch gewendet heißt dies, dass Auschwitz mag mancher Jude mit Recht unsere für die Aufklärung alle inhaltlich dogmatischen Fragestellung umdrehen: Ist der Gott des Neu- Aussagen der Religionen – natürlich auch des en Testaments ein Gott der Liebe? Christentums – fraglich werden, Natürlich gibt es geschichtliche mm Die »aufgeklärdass sich hingegen alle Menschen Entwicklungen des Gottesver- te« Blasiertheit der unter Bedienung ihres Verstandes ständnisses, die sich auch im Alten auf moralische Grundsätze einigen Testament niederschlagen. Inso- Moderne ist vielfach können, die auch die positive Subfern ist die religionsgeschichtli- weit flacher und stanz gereinigter Religion darstelche Betrachtungsweise nicht ganz darum primitiver als len.Die Menschen guten Willens falsch. Natürlich gibt es altertümliche Züge, die Gott wie einen das alttestamentlikönnen daher über ihre vernünfDämon erscheinen lassen (vgl. che Wirklichkeitsver- tige Moral eine gute Welt aufbau2.Mose 4,24), selbstverständen. Dieser allgemeine moralische lich gibt es Anthropomorphis- ständnis, weil sie die Maßstab sei nun umgekehrt, meinmen (Gott in Menschengestalt), Verbindung zu den te man, auch kritisch an die Religidie Gott mit kindlicher Naivität Wurzeln des Lebens onen anzulegen. beschreiben (vgl. 1.Mose 3,8), Wendet man sich mit diesem doch all das ist nicht leitend, verloren hat, die im Instrumentarium dem Alten Tesnicht der »rote Faden«, anhand Ursprünglichen noch tament zu, scheint es in der Tat dessen man das Alte Testament vorhanden waren. schlecht abzuschneiden. Das Alte verstehen kann und auslegen Testament stellt das Leben dar, muss – wie die Religionsgeschichtler meinten. wie es damals wirklich verlief. Am Maßstab der Vielmehr sind es nur »Nebenkrater« einer ganz Aufklärung gemessen hat Alfred Rosenberg ja anderen Geschichte, der Heilsgeschichte, deren gar nicht so Unrecht, wenn er von alttestamentKlarheit, Stringenz und Aussagekraft durch die lichen Viehhändler- und Zuhältergeschichten religionsgeschichtlichen Einsichten, wenn sie spricht. recht verstanden und gebraucht werden, nicht Die dort geschilderte Moral erscheint nach geschwächt, sondern eher noch mehr zum heutiger Sicht oft als fragwürdig. Selbst die groLeuchten gebracht wird. Die Voraussetzung da- ßen Gestalten des Alten Testaments schneiden für ist, dass die Bundesgeschichte mit Israel als schlecht ab: Abraham war ein Lügner, denn er der »rote Faden« erkannt wird, anhand dessen gab seine Frau als seine Schwester aus (1.Mose das Alte Testament verstanden und ausgelegt 12 und 20); Jakob war ein hinterhältiger Betrüwerden will. Schließlich bleibt zu bedenken, ger, der seinen Bruder um das Erstgeburtsrecht dass die archaische (altertümliche) Religiosität und den Vatersegen betrog (1.Mose 25 und nicht nur eine primitive Vorstufe des moder- 27); seine Frau Rahel stahl die Hausgötter ihres nen Verständnisses bildet, sondern vielfach die Vaters (1.Mose 31); Jakobs Söhne verstellten Gottheit Gottes, seine Hoheit, Heiligkeit und sich, überfielen die Stadt Sichem und richteten sein Geheimnis (»mysterium tremendum«, des ein Blutbad an (1.Mose 34); Josef überhob sich Schauervollen; »majestas«, des Übermächti- über seine Eltern und Geschwister (1.Mose 37); gen; sowie des »Energischen« und »Ganz An- Mose war ein Mörder (2.Mose 3); David ein deren«)8 wesentlich besser festhalten kann als Ehebrecher und Mörder (2.Samuel 11). moderne Sichtweisen (vgl. z. B. Jesaja 6). Die Überhaupt nahm man es mit der Sexualmoral »aufgeklärte« Blasiertheit der Moderne ist viel- nicht so genau, die Männer begnügten sich selfach weit flacher und darum primitiver als das ten mit nur einer Frau, man fand nichts dabei, alttestamentliche Wirklichkeitsverständnis, weil zu einer Dirne zu gehen (1.Mose 38); Frauen sie die Verbindung zu den Wurzeln des Lebens hatten nur sehr begrenzte Rechte; Sklaverei galt verloren hat, die im Ursprünglichen noch vor- als selbstverständlich. Diesem »Sündenregister« handen waren. wäre noch manches hinzuzufügen. 12

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Man kann gegen entsprechende Kritik am Al- zur Todesstrafe preisgeben. Nach allen drei Stelten Testament einwenden, das Alte Testament sei len soll dem Täter dasselbe zugefügt werden, eben offen und ehrlich und beschönige nichts. was er dem Anderen sträflicherweise zugefügt Das stimmt! Es ist auch darauf hinzuweisen, hat. Dabei soll die Strafe, also die Sanktion für dass es z. B. in der griechischen Götterwelt und einen körperlichen Schaden genau der Schabei den nordischen Heroen keineswegs »mora- denshöhe entsprechen, nicht größer oder kleilischer« zuging. Außerdem haben die Ideologen ner sein. Es wird also nicht wie z. B. in der islaunserer Tage, seien es Nationalsozialisten oder mischen Scharia eine Körperstrafe für Diebstahl Kommunisten oder ideologische Humanisten verhängt, sondern Körperstrafe nur für körperliund Atheisten längst das Recht verwirkt, sich che Schädigung usw. moralisch zu überheben. Und wie steht es mit Es geht mithin um gerechten Ausgleich, die der Alltagswirklichkeit in der heubürgerliche Gerechtigkeit, das tigen »Postmoderne«? Verhalten mm Es handelt sich »ius talionis«, und um Abwehr sich die Menschen – wenn auch beim Bundesbuch von Rachegedanken (Blutrache). in anderem kulturellen Kontext – Was ausgeschlossen werden soll, wirklich moralischer als zur Zeit und ­Heiligkeitsgesetz ist eine Haltung, wie sie sich z. B. des Alten Testaments? Vor al- um Gesetzesbücher im Lamechlied findet (1.Mose lem: Die genannten Sünden der […]. Auch unsere 4,23): »Einen Mann erschlug »Helden« des Alten Testaments ich für meine Wunde«, sang Lawerden nie als nachzuahmendes Rechtsprechung […] mech, »und einen Jüngling für Vorbild hingestellt, sondern im ­beruht nicht auf meine Striemen. Denn wird Kain Gegenteil zur Warnung erzählt! siebenmal gerächt, so Lamech Feindesliebe und Geschichtsberichte sind doch keisiebenundsiebzigmal.« In dieser ne Gesetzesvorschriften! Beides Vergebung, sondern Weise wurde vielfach in der Anwird von Kritikern des Alten Tes- auf gerechtem Austike gedacht und gehandelt und taments oft verwechselt, wenn es in manchen Zusammenhängen heißt, das Alte Testament sei ein gleich und Schutz auch heute noch. Das Alte Tes»unmoralisches« Buch. Soweit der Schwachen und tament grenzt sich jedoch von also kann man diesen Vorwürfen Wehrlosen. einer solchen Haltung eindeutig gegen das Alte Testament mit ersund klar ab und betrachtet sie als ten Argumenten entgegentreten. Sünde gegen Gott und Mitmenschen. Schwieriger wird es, wenn wir von der BeZuletzt kann man noch fragen: Wie steht es schreibung der Lebenssituationen weitergehen denn mit der Vergebung und der Feindeslieund uns dem theologischen Zentrum des Alten be? Darauf ist zu antworten, dass es sich beim Testaments nähern. Zwei Punkte werden dabei Bundesbuch und Heiligkeitsgesetz um Gesetimmer wieder besonders kritisch benannt: zesbücher handelt, vergleichbar unserem BGB WW Heißt es nicht im Gesetz: »Auge um Auge, (Bürgerliches Gesetzbuch) und StGB (StrafZahn um Zahn«? gesetzbuch). Auch unsere Rechtsprechung im WW Und zweitens: Gibt es nicht nach Aussage des politischen und zivilen Bereich beruht nicht auf Alten Testaments den »Heiligen Krieg«? Und Feindesliebe und Vergebung, sondern auf geist nicht in Israels Kriegen bei der Landnahme, rechtem Ausgleich und Schutz der Schwachen als es darum ging, den »Bann« zu vollstrecken, und Wehrlosen. Man darf diese Stellen nicht die kanaanäische Bevölkerung im Namen Got- oberflächlich gegen Jesu Bergpredigt ausspielen tes rücksichtslos niedergemetzelt worden? (Matthäus 5,38ff.). Im Übrigen heißt es gerade Zum ersten Einwand: Die Regel »Auge um im Heiligkeitsgesetz: »Du sollst deinen NächsAuge, Zahn um Zahn« finden wir an drei Stel- ten lieben wie dich selbst« (3.Mose 19,18). len innerhalb der Gesetzessammlungen im AlNun zum schwerwiegenderen Einwand, der ten Testament (2.Mose 21,24, im Bundesbuch; Frage nach dem »Heiligen Krieg«. Dazu ist zu3.Mose 24,20, im Heiligkeitsgesetz und 5.Mose nächst zu sagen, dass es diesen Begriff im Al19,21. im deuteronomischen Gesetz). Wenn ten Testament gar nicht gibt! Manche deutsche man jeweils den Zusammenhang liest, stellt man Bibelausgaben bringen ihn an der Stelle Joel fest, dass es im Bundesbuch um den besonderen 4,9, was aber nicht dem hebräischen Urtext Schutz der schwangeren Frauen geht, im Heilig- entspricht. Dort geht es darum, dass Gott der keitsgesetz um den Lebensschutz allgemein und Herr im endzeitlichen Gericht die Heidenvölim deuteronomischen Gesetz um die Bestrafung ker richten wird, die sich zum Krieg gegen Israfalscher Zeugen vor Gericht, die durch Falsch- el aufmachen und diese ihre Angriffe gegen das aussage ihr Gegenüber einem Fehlurteil bis hin Volk Gottes als eine Art von geheiligtem Krieg Informationsbrief 293

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verstehen. Wenn schon, dann gilt: Nicht das Gottesvolk, sondern die Heidenvölker führen »heilige Kriege«. Der Begriff »Heiliger Krieg« ist früher von der christlichen Theologie, leider auch von dem berühmten Alttestamentler Gerhard von Rad, in die Bibelauslegung eingeführt worden für einen Sachverhalt, der korrekt mit »Jahwekrieg« wiedergegeben werden muss. »Jahwekrieg« bedeutet: Gott der Herr führt selbst Krieg (2.Mose 17,16; 1.Samuel 17,45–47) und zwar als Gericht gegen Völker, die sich seinem Heilsplan widersetzen und sein auserwähltes Volk angreifen und gar vernichten wollen. Gott rettet die Seinen. Also nicht Israel oder Christen führen »heilige Kriege«, wie es in anderen Religionen durchaus von Menschen inszenierte »heilige Kriege« gibt (vgl. den islamischen djihad), sondern Gott selbst verteidigt sein Volk, das ohne seine Hilfe verloren wäre und von den Feinden vernichtet würde. Den »Jahwekrieg« als Eroberungskampf gab es nur in der Frühzeit der Stämme bei der Landnahme Israels, nicht mehr in der Königszeit. In der Königszeit handelte es sich beim »Jahwekrieg« stets um Verteidigungskriege, z. B. gegen die Philister, wie beim Kampf Davids gegen Goliath. Immer geht es um das Heilige Land, das Abraham, Isaak und Jakob zugesagt war. Niemals handelte sich um einen Expansionskrieg über das Israel zugesagte Gebiet hinaus! Als David die umliegenden Völker unterwarf, also Expansionskriege führte, war es kein »Jahwekrieg« mehr. Voraussetzung für den »Jahwekrieg« ist die Vorstellung, dass Kanaan Gottes eigenes Land, nämlich »Jahwes Erbbesitz« für das Volk Israel ist. Entsprechend heißt es in der Gottesrede 3.Mose 25,23: »Mein ist das Land, und ihr seid Gäste und Beisassen bei mir.« »Jahwekriege« waren Kriege, in denen Gott durch vielfache Zeichen und Wunder selbst für die Seinen eintrat, wenn das im Heiligen Land wohnende Volk Israel von Feinden bedroht war. Für die Frühzeit gilt: Vor dem Kampf heiligten sich die Männer, d. h. sie unterwarfen sich sexueller Askese. (Von dieser Tatsache her ist wahrscheinlich durch Bibelausleger der irreführende Begriff »Heiliger Krieg« gebildet worden.) Das Eroberte musste gebannt werden; die Beute, Menschen, Tiere und Wertgegenstände, waren Gott selbst verfallen und mussten vernichtet werden. Dass gerade dies, was uns heute als grausam erscheint, auch den Israeliten damals schwerfiel, zeigt die Geschichte der Verwerfung Sauls – er hatte den Bann nicht vollstreckt (1.Samuel 15,1–11). Schließlich waren in der damaligen Zeit nicht nur eroberte Wertgegenstände, sondern auch Kriegsgefangene, die Sklavenar14

beit verrichten mussten, von hohem Wert. (Den Bann als Kriegsrecht kannten übrigens damals auch andere Völker!) Unter diesen Voraussetzungen lese man, wie sich die Eroberung Jerichos vollzog (Josua 6) oder wie Gideon die Midianiter besiegte (Richter 7). Es waren nicht Heer oder Gewalt, sondern das Geistwirken Gottes (Sacharja 4,6), das den Sieg brachte. Im Übrigen sind die Kriegsgesetze sehr human, wie man 5.Mose 20 nachlesen kann. An Sacharja 4,6, wo dem erwarteten Messias Serubbabel der Sieg verheißen wird, kann man unter anderem sehen, wie die Tradition des Jahwekrieges über die Propheten bis in die Endzeitvorstellungen weiterwirkt. Die Offenbarung des Johannes nimmt diesen Faden neutestamentlich auf. Stets geht es darum, dass den Menschen selbst, insbesondere den gläubigen Juden und Christen, die Rache aus der Hand genommen und in die Hand Gottes gelegt wird, der das Gericht an denen vollzieht, die sich seinem Heilsplan widersetzen. »›Mein ist die Rache‹, spricht der Herr«, also nicht Sache der Menschen! (5.Mose 32,35) Historisch wäre noch hinzuzufügen, dass die Eroberung Kanaans im Josuabuch idealtypisch geschildert wird, d. h. in Auswahl. Es ist nie zu einer systematischen Ausrottung der kanaanäischen Bevölkerung gekommen, wie wir aus den Königsbüchern ersehen. Denn diese berichten von einem bedeutenden kanaanäischen Bevölkerungsanteil in den Staaten Juda und Israel. Die Kanaanäer wurden zeitweise sogar religiös herrschend und verführten die Israeliten zur Abgötterei. Der Bann an den Altbewohnern Kanaans wurde als Strafe für deren Sittenverderbnis und schreckliche Abgötterei gedeutet (5.Mose 20,18). Ihre Greuel schrieen gen Himmel. Menschenopfer waren bei ihnen möglich. Dem Moloch zu Ehren warfen sie ihre Kinder lebendig in den Feuerofen und verführten die Israeliten, es ihnen gleichzutun (2.Könige 23,10). Sinn des Banns war Schutz vor Verführung gegen Missachtung des Ersten Gebots: »Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!« W 1) Wilhelm Busch, Unter Menschen. Kleine Erzählungen, Stuttgart, Quell Verlag, 91980. 2) Irenäus, Adversus haereses, um 165 n. Chr. 3) Adolf von Harnack, Marcion. Das Evangelium vom fremden Gott, Leipzig, 1924. 4) Alfred Rosenberg, Mythus des 20. Jahrhunderts, 1930, S. 603 u. 614. 5) Karl Barth, Kirchliche Dogmatik III/ 3, 1950, S. 200. 6) Dietrich Bonhoeffer, Ethik, München, Kaiser 91981, S. 95. 7) Derselbe, Widerstand und Ergebung (Brief vom 5.12.1943), Werke Band 8, Kaiser/Gütersloher 1998, S. 226. 8) Rudolf Otto, Das Heilige. Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen, München, C. H. Beck 1963, S. 13–55. August 2015

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Für Verstorbene beten? Antwort auf eine Leserfrage1 Reinhard Slenczka »Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben« (1.Thessalonicher 4,13). 1. Das Gebet für Verstorbene ist in der evangelischen Kirche weder geboten noch verboten. Denn für alles Beten gilt: »Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch« (1.Petrus 5,7). Nach Gottes Wort und Weisung sollen und dürfen wir im Gebet vor ihm zu aller Zeit unser Herz ausschütten (1.Samuel 1,15; Psalm 62,9; 102,1; 142,3) mit allem, was uns bewegt und bedrängt. Es gibt in der evangelischen Kirche durchaus das geordnete Gebet für die Toten. Das geschieht bei den Abkündigungen der Todesfälle im Gottesdienst, aber auch in Gemeindebriefen, wenn die Mitteilung mit einer Gebetsbitte für die Verstorbenen und für die um sie Trauernden verbunden wird. Es geschieht auch am letzten

Reinhard Slenczka Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 Informationsbrief 293

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Sonntag im Kirchenjahr, dem Ewigkeits- oder (seit 1816) Totensonntag, auch Gedenktag der Entschlafenen genannt. In manchen Gemeinden werden dann die Namen der im vergangenen Jahr Verstorbenen verlesen und für sie gebetet. In der Selbständigen EvangelischLutherischen Kirche (SELK) wird auch das Gedenkfest »Allerseelen« am 2. November begangen. In anderen Kirchen, z. B. in Lettland, gibt es »Friedhofsfeste«, zu denen sich die Familien an den Gräbern mit einer Andacht zusammenfinden. Auch unser Gang zu den Gräbern wird mit einem Gebet verbunden sein. Wir danken für Empfangenes und bitten, dass Gott sich seiner annimmt und dass der Verstorbene mit seinen Augen schauen darf, was uns im Glauben verheißen ist (1.Korinther 13,12). Wenn wir Blumen zu den Gräbern bringen, ist das auch ein Gedächtnis in bleibender Verbundenheit mit unseren Lieben. 2. Die Sorge für die Verstorbenen begegnet weltweit in vielen Formen: Im Toten- oder Ahnenkult vieler Religionen, in der Verehrung einbalsamierter Leichname von Staatsoberhäuptern selbst in atheistischen Weltanschauungen, in der Gestaltung von Begräbnisriten, Mausoleen, Grabstätten, bei staatlich angeordneten Gedenktagen. So gibt es in diesem Bereich sehr viele Konkurrenzen. Für das Volk Gottes im Alten wie im Neuen Testament begegnen von Anfang an Versuchungen und Zwänge, bei de15


nen Unterscheidungen und Abgrenzungen nö- tung, wo es leider oft versäumt wird: Die Ertig sind: Wir denken an die Totenbeschwörerin innerung an die Taufe oder gegebenenfalls die von En Dor, zu der ein verzweifelter König Saul Nachholung einer versäumten Taufe (Römer geht, obwohl die Totenbeschwörung in Israel 6,3–5), die Beichte und wechselseitige Vergeverboten ist (1.Samuel 28,3–25). In dem zu bung beim Abendmahl und vor allem der starke den Apokryphen gehörenden Zuspruch mit Hinweis auf das Buch Weisheit wird gezeigt, ewige Leben, das uns durch wie der Götzendienst sowohl Christus erworben ist und zu aus dem Schmerz über den dem wir durch das Gericht Verlust eines Kindes wie auch (2.Korinther 5,10) im Glauben aus dem Zwang der Verehrung an Jesus Christus eingehen wervon Herrschern entstehen kann den. Wo uns hier oft die Wor(Weisheit 14,13–21). te fehlen, helfen uns das Wort An der Grenze dieser BeiGottes der Heiligen Schrift und spiele steht zweifellos auch die der reiche und tröstende Schatz von Paulus erwähnte stellvertreunseres Gesangbuchs. tende Taufe für ungetauft VerAuf diesem tragenden Grund storbene (1.Korinther 15,29). des Glaubens steht der seelsorDer Apostel bewertet das nicht, gerliche Ratschlag Luthers: wohl aber erwähnt er es als Ar»Von den Seelen möchte ich auch, gument gegen den in der Gedass man sie Gott anheimstellt. meinde auftretenden Zweifel mm Willst du für deines Denn du tust keine Sünde da­ an der Auferstehung der Toten. Vaters Seele, für deiner ran, wenn du auch nicht mehr Dazu gehört auch die heute bei an sie denkst, denn es ist dir geringerer Kindersterblichkeit Mutter Seele bitten, so nichts davon geboten, und mach vielleicht nicht mehr so bedrän- magst du es tun daheim keine Seelenmessen und Vigilien, gende Sorge um ungetauft ver- in deiner Kammer und denn es ist nicht gewiss, ob es Gott storbene Kinder. Das kann eine gefalle, du hast kein Gebot dazu. Mahnung sein, die Gabe der das ein- oder zweimal, Willst du für deines Vaters Seele, Taufe nicht zu weit aufzuschie- und lass es danach gut für deiner Mutter Seele bitten, so ben. Denn: »Wer da glaubt und sein, sprich: Lieber Gott, magst du es tun daheim in deigetauft wird, der wird selig werner Kammer und das ein- oder den; wer aber nicht glaubt, der wenn die Seele in einem zweimal, und lass es danach gut wird verdammt werden« (Mar- solchen Stand wäre, dass sein, sprich: Lieber Gott, wenn kus 16,16). die Seele in einem solchen Stand ihr zu helfen sei, lieber Umstritten ist in der Rewäre, dass ihr zu helfen sei, lieber formationszeit jedoch die bis Gott, so erbarme dich Gott, so erbarme dich ihrer und heute nach Canon 992–994 ihrer und hilf ihr […]. hilf ihr […].«2 des Kanonischen Gesetzbuchs Wenn man dies alles weiß, (CJC) der römisch-katholischen Kirche (1983) beachtet und vor allem glaubt, was tragender in Geltung stehende Bestimmung: »Jeder Gläu- Grund und unterscheidender Inhalt unseres bige kann Teilablässe oder vollkommene Ablässe Glaubens an Jesus Christus ist, dann wird auch für sich selbst gewinnen oder fürbittweise Ver- der Abschied in der Form der Bestattung nicht storbenen zuwenden.« Ablass aber ist »der Nach- eine Totenverehrung sein, wie sie mancher lass zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren nichtchristliche Bestattungsredner auch und Schuld schon getilgt ist«. vielleicht besser abhalten kann. 3. Damit stehen wir vor der Frage, ob wir Der christliche Abschied aus diesem Leben nach Gottes Wort Weisung und Möglichkeit im Eingang zum ewigen Leben steht unter der haben, auf das Schicksal Verstorbener einzuwir- Siegeszuversicht: »Der Tod ist verschlungen ken. Dazu sagt unser Herr: »Ich bin die Aufer- vom Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo stehung und das Leben. Wer an mich glaubt, ist dein Sieg? […] Gott aber sei Dank, der uns der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Chrislebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr tus« (1.Korinther 15,55–57). W sterben. Glaubst du das?« (Johannes 11,25) Vieles, was nach dem Tod eines Menschen 1) Ausführlich dazu mein Buch: Ziel und Ende. Einweisung in die christliche Endzeiterwartung: »Der Herr ist nahe«, bei den Angehörigen und Freunden Gewissen Neuendettelsau 2008, besonders S. 304–315. beunruhigen kann, gehört in die Sterbebeglei- 2) Weimarer Ausgabe von Luthers Werken Bd. 10, III, 409, 5–13. 16

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Christentum und Islam Gegenüberstellung der theologischen Grundaussagen von Christentum und Islam in einzelnen Abschnitten –– Teil 7 von 9 Hanns Leiner

Der eigentliche Grund christlicher Hoffnung liegt also nicht in uns, sondern in Christus und in Gott, der das gute Werk, das er in uns angeDie christliche Zukunftserwartung fangen hat, vollenden wird (Philipper 1,6); er Die irdische Unvollkommenheit auch des hat uns durch die Auferweckung Jesu Christi christlichen Lebens lässt uns sehnlich nach der von den Toten die Verheißung gegeben, dass er Vollendung Ausschau halten. Denn wir stehen auch unsere »sterblichen Leiber lebendig maimmer noch unter einem großen »Noch nicht«: chen wird durch seinen Geist« (Römer 8,11). »Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir »Ich lebe und ihr sollt auch leben« (Johannes sein werden« (1.Johannes 3,2). Christli­ cher 14,19). Eine Vielzahl bibli­scher Aussagen weist Glaube drängt auf die Vollendung in diese Rich­tung, besonders das aller Dinge hin, »wir leben im Glau- mm Wer glaubt, letzte Buch der Bibel mit der herrben und nicht im Schauen« (2.Ko- der ist deshalb im lichen Verheißung des himmli­ rinther 5,7). Unser Erkennen ist schen Jerusalem und einer neuen Stückwerk (1.Korinther 13,12), un- Grund schon durch Schöpfung (Offenbarung 21). ser Glaube oft Klein­glaube (Matthä- das Gericht hin­ Es sei aber nicht verschwiegen, us 8,26) und bedroht von Zweifel, dass nicht nur vom ewigen Leben durchgegangen und die Rede ist, sondern auch vom Versuchung und Unglauben, unser Tun ebenfalls Stückwerk, wir selbst braucht es nicht Jüngsten Gericht: »Er wird kombleiben »Sünder und Gerechte zu- mehr zu fürchten. men zu richten die Lebenden und gleich« (Luther). Wir lei­den unter die Toten« (Apostolisches Glauun­serer Unvollkommen­ heit als Menschen und bensbekenntnis). Au­ tomatisch kommen nicht Christen, wir unterliegen Nöten und Schmer­ »alle, alle in den Himmel« (Schlagertext). Zwar zen, Krankheiten und schließlich dem Tod. Es will Gott nicht, dass irgendjemand verloren ist wahr: »Hoffen wir allein in diesem Le­ben auf geht, vielmehr will er »dass allen Menschen geChristus, so sind wir die elendesten unter allen holfen werde und sie zur Erkenntnis der WahrMenschen« (1.Korinther 15,19). Wir haben heit kommen« (1.Timotheus 2,4). Aber es steht den Tod noch vor uns. Unser jetzi­ger Zustand nirgends, dass alle diese Chance ergreifen. Den­ verlangt nach Vollen­dung. Aber Vollendung ist noch dürfen wir Christen hof­fen. Wir stehen im uns verheißen. Christus sagt uns: »Ich lebe und Ge­richt nicht allein, sind nicht auf uns und unihr sollt auch leben« (Johannes 14,19). Weil er sere Werke ge­worfen. Christus wird den Seinen »der Erstgeborene unter vielen Brü­dern« (Rö- zur Seite stehen. »Er hat sich für uns gegeben mer 8,29) ist, wird er uns auch vom Tod auf- zur Erlö­sung« (1.Timotheus 2,6), er will unser erwecken. Darauf dürfen wir hoffen, das ist der Fürspre­cher sein im Gericht (Römer 8,34). Es ganz positive Grundton christlicher Zukunftser- heißt von ihm: »Jesus, der uns von dem zukünfwartung. tigen Zorn er­ rettet« (1.Thessalonicher 1,10). Und schließlich beruht der entscheidende Trost für uns dar­in: In seiner, nicht in unserer Hand liegen das Gericht und Urteil (Matthäus 7,21). Der Weltenrichter ist kein anderer als der Ge­ kreuzigte, der die Nägelmale trägt. Er wird ein barmherziger Richter sein für die, die an ihn geglaubt ha­ben. Er richtet sie nicht hin, sondern auf. Er wird zu­gleich ihr Fürsprecher sein, so dass wir mit Paulus sagen dürfen: »Ist Gott [und Hanns Leiner † Christus] für uns, wer mag wider uns sein?« (Rö-

Was dürfen wir hoffen? Von der Vollendung

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mer 8,31) Wer glaubt, der ist deshalb im Grund schon durch das Gericht hin­ durchgegangen und braucht es nicht mehr zu fürchten. Das verändert alles für uns zum Guten. Wir dür­fen seiner Barmherzigkeit auch im Gericht ver­trauen, denn er ist nicht gekommen, »dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde« (Johannes 3,17; 12,47). Dabei bedeutet das »ewige Leben« nicht nur eine zukünftige, unbegrenzte zeitliche Ver­ längerung unseres irdischen Le­ bens, sondern dessen wesenhafte Verwandlung. Diese kann und soll nach der Verheißung Christi schon da beginnen, wo wir durch den Glauben Gemeinschaft haben mit Christus und Anteil bekommen an seinem Leben. »Wer glaubt, der hat das ewige Leben« (Johannes 6,47). Christi Verheißung: »Ich lebe und ihr sollt auch leben« (Johannes 14,19) gilt da für uns, wo wir wenigstens an­satzweise in sein selbstloses, dienendes Leben hineinge­nommen werden. »Ewiges Leben« heißt also vor allem echtes, wahres Le­ben in der Nachfolge Christi. Dieses Le­ben mit Christus hat ewigen Bestand. Es hat sogar schon das Gericht hinter sich gelassen (Johannes 5,24). Deswegen erwarten wir keine Allversöhnung. Wo das Leben mit Christus nicht schon hier anfängt, wo es bei unserer sün­digen Selbstbehauptung, unserem alten Egoismus bleibt, da haben wir dies Leben nicht, da begegnet uns in der Bibel die erschreckende Rede von der Verdammnis. Die Bibel sagt unüberhörbar, dass es Menschen geben kann, die Gottes Gnade nicht annehmen wollen. Wenn es dahin kommt, liegt es nicht an Gott, sondern an ihnen selbst (Johannes 3,18). Was sie dann er­wartet, deutet die Bibel wohl in Bildern an (Feuer, Kälte [Matthäus 13,42; 22,13 u. ö.]), jedoch ohne dabei auf die Einzelhei­ten besonderen Wert zu legen. Lu­ ther hat das Wesentliche getroffen, wenn er die Frage, was die Hölle sei, so beantwor­tet: »Äußerste Abwe­senheit Gottes und der Schrecken eines schlechten Gewis­sens«. Der ganze Nachdruck der biblischen Botschaft liegt aber auf der Hoffnung, der ewigen Vollendung: Dabei belässt es die Bibel auch hier bei Andeutungen, wohl wis­send, dass jede weitere Ausmalung unmöglich ist und uns in Widersprüche verwickelt, ja der Lächerlich­ keit preisgibt (vgl. z. B. Zeugen Jehovas). Mit den Mitteln der gegenwärtigen Welt lässt sich die Neuschöpfung Gottes nicht zutreffend beschreiben. »Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stück­weise […]« (1.Korinther 13,12). 18

Dieser Verzicht auf Ausmalung hat aber noch einen tieferen Grund: Auf die Einzel­ heiten kommt es nämlich gar nicht an. Sie sind nicht die Hauptsache für uns beim ewigen Le­ben. Die liegt in der vollkommenen Gottesgemeinschaft: »Er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein […]« (Offenbarung 21,3). Wir werden ihn schauen, von Angesicht zu Ange­sicht. Von An­fang an nach seinem Bild geschaffen gehören wir unauflös­bar mit Gott zu­sammen. Wir sind als Christen in diesem Le­ben mit ihm verbunden im Glau­ ben, aber zu­ gleich auch im­ mer noch von ihm getrennt: Sehen dürfen wir ihn noch nicht. Dann aber werden wir in die unmittel­ bare Gegenwart und Gemein­schaft mit Gott und Christus gelan­gen, »bei dem Herrn sein allezeit« (1.Thessalonicher 4,17; Philipper 1,23). »Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, wer­den wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn se­hen, wie er ist« (1.Johannes 3,2). Darin besteht wesentlich die ewige Seligkeit, die wir erwar­ten. Alles an­dere, was dann auch noch gesagt wird, vom Ab­wischen der Tränen bis zur Überwin­dung des To­des (Offenbarung 21,3), ist Ausdruck dieser letzten, bleibenden Gemeinschaft mit Gott. In Gott werden wir »des Herzens endgültige Glückselig­ keit« finden«, »das Le­ ben und volle Ge­ nüge haben« (Johannes 10,10). Islamische Zukunftserwartung Der Islam kennt auch eine ewige Zukunft, beschreibt sie je­doch ganz anders. Hier herrscht eine ganz andere Grundstimmung. Warnung und Angst vor dem dro­henden Gericht stehen im Vordergrund, nicht Hoffnung. Im Blick auf das Gericht überwiegt der drohende Ton, denn der Mensch steht ja mit seinen Werken Allah allein gegenüber. Ohne Gewissheit der Vergebung, auf sich und seine Taten angewiesen, ist der Mensch im Islam davon abhängig, dass seine guten seine bö­sen Taten überwiegen. Jeder einzelne ist dabei ganz für sich selbst und sein Heil oder Unheil verantwortlich. Allah hat alles genau registriert, was der Mensch getan oder nicht getan hat, aber keiner weiß, ob es genügt. Es kann deshalb keine Gewissheit geben, ob man im Ge­richt besteht oder nicht. Ob Allah ihm im Gericht gnädig sein wird, kann er nicht wis­sen. »Siehe, vor der Strafe deines Herrn ist niemand si­cher« (Sure 70,28). Es bleibt bei ei­ner letzten Ungewissheit. Al­lah ist in seiner Entscheidung ganz frei, und es wird nicht gesagt, ob ihm überhaupt etwas daran liegt, dass Menschen gerettet werden. August 2015

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So ohne Heilsgewissheit vor den unbestechlichen Richter tre­ten zu müssen, das lässt den Menschen zutiefst erzittern. »Was mich bei meinen er­sten Islamstudien öfters erschüttert hat, war die Ungewissheit und Verzagtheit, die in den Äuße­rungen so vieler großer Muslime auf dem Totenbett zutage trat« (J. Christensen, Christuszeugnis für Muslime, S. 202). Mo­ hammed verstand sich deshalb ganz konsequent als »Warner«, der die Menschen auf den furchtbaren Ernst des Jüngsten Gerichts aufmerksam machte, damit sie diese Drohung ernst nehmen und so vielleicht da­vor gerettet werden. Bei der Beschreibung der ewigen Verdammnis und Seligkeit ist der Koran weit weni­ger zurückhaltend als die Bibel. Hier wird beides mit kräftigen, orientalischen Farben ausgemalt, insbesondere die Hölle: Flammen, ihr unaufhörliches Bren­nen, die Feuerqualen, der Durst, die Schreie der Gequälten, ihre Hoffnungslosigkeit, all das wird viele Male geschil­dert, »vor Augen gemalt« und so den Menschen wirklich »die Hölle heiß gemacht« (Suren 56,41ff.; 82; 84; 99; 111 u. ö.). »Siehe, der Baum Sakkum ist die Speise des Sünders; wie geschmolzenes Erz wird er kochen in den Bäuchen, wie siedendes Wasser kochen. Fasst ihn und schleift ihn mitten in den Höllenpfuhl. Alsdann gießet über sein Haupt die Strafe des siedenden Wassers« (Sure 44,43–47). »Und für die, welche nicht an ihren Herrn glau­ben, ist die Strafe Dschehennams; und schlimm ist die Fahrt [dorthin]. Wenn sie in sie hin­eingeworfen werden, hören sie sie brüllen vor Sieden« (Sure 67,6f.). »Siehe, Dschehen­ nam ist ein Hinterhalt, für die Übertreter ein Heim, zu verweilen darinnen Äonen. Nicht schmecken sie in ihm Kühlung noch Getränk außer sieden­dem Wasser und Jauche – eine angemessene Belohnung!« (Sure 78,21–26) »Die einen Gesichter werden an jenem Tage niedergeschla­gen sein, sich abarbeitend und plagend, brennend an glühen­ dem Feuer, keine Speise sollen sie erhalten außer vom Dariastrauch, der nicht fett macht und den Hunger nicht stillt« (Sure 88,2–7). Diese durchaus wirkungsvolle Droh­predigt setzt Mohammed bewusst ein zur Motivierung der Menschen: Hü­tet euch davor, dass euch das nicht ge­schieht! Ganz ähnlich verhält es sich auch mit dem Paradies. Mit der Vorstellung einer Oase in der Wüste veranschaulicht der Ko­ran den Menschen immer wieder das Heil: als Ruhe nach einer beschwerlichen Reise, als Schatten nach dem Brand der Sonne, Wasser und Wein im Überfluss nach dem Durst, Kühlung nach der Hitze, Bedienung und Be­wirtung durch schö­ ne und willige Dienerinnen (Suren 43; 55; 83; Informationsbrief 293

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88 u. ö.). »Siehe, die Gottesfürchti­gen kom­men in Gärten und Wonne, genießend, was ihr Herr ihnen gegeben hat. Und befreit hat sie ihr Herr von der Strafe des Höllenpfuhls. Esset und trinket und wohl be­komm’s – für euer Tun! Gelehnt auf Polstern in Reihen; und wir vermählen sie mit großäugigen Huris« (Sure 52,17–20). »In Gärten der Wonne, eine Schar der Früheren und wenige der Spä­teren auf durchwobenen Polstern, sich lehnend auf ihnen, einan­der gegenüber. Die Runde machen bei ihnen unsterbliche Knaben mit Humpen und Eimern und einem Becher von ei­nem Born. Nicht sollen sie Kopfweh von ihm haben und nicht das Bewusstsein verlieren. Und Früchte, wie sie sich erlesen, und Fleisch von Geflügel, wie sie’s begehren, und großäugig­ e Huris gleich verborgenen Perlen als Lohn für ihr Tun« (Sure 56,12–23). »Sie­ he, für die Gottesfürchtigen ist ein seliger Ort, Gartengehege und Weinberge, Jungfrauen mit schwellenden Brüsten, Altersgenossinnen und volle Becher« (Sure 78,31–34). Wahr­haft verlockende Bilder, wenn auch der Eindruck von einem überwiegend sinnlichen Ge­nuss im Paradies sich aufdrängt. Die paradiesischen Freuden liegen durchaus in der Ver­längerung des irdischen Lebens, stellen dessen Steigerung, aber keine wesenhafte Ver­wandlung dar. Was aber völlig fehlt – und es fällt bei der sonstigen An­ schaulichkeit der Schilderung umso mehr auf – ist eine Er­ wähnung Allahs selbst. Er taucht auch im Paradies nicht auf, wird nicht sichtbar. Von einer Gottesschau reden nur islami­sche Mystiker, von einer Gottesgemeinschaft ist gar nicht die Rede. Damit fehlt für unser Verständnis des »Himmels« das Herzstück.

Ergebnis Christliche Anfragen an die islamische Zukunftserwartung: Werden die Erlösten dieses allzu materiellen Paradieses nicht überdrüssig werden? Soll das wirklich alles sein? Oder kommt Mohammed mit dieser Beschreibung der Vollendung den natürlichen menschlichen Wünschen nicht allzu sehr ent­gegen? Fällt das nicht weit hinter die beseligende Ge­meinschaft mit Gott zurück, die wir erwar­ten? Darf man schließ­ lich die ewige Seligkeit so als »Lockmittel« zum Guten einset­zen? Halten Peitsche und Zuckerbrot als Mittel und An­trieb zum rechten Verhalten die Menschen nicht zu sehr fest bei ihrem frommen Eigen­nutz, der doch eigentlich durch die Religion überwunden werden sollte? (vgl. christliche und islamische Ethik!) W 19


Reformation in der Kirche 1517 und 2017

Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 rEinHard SlEnczka

»Im Glauben selbst ist Christus gegenwärtig.«1 mit dem glauben hat es so seine schwierigkeiten, weil man sich so vieles darunter vorstellen aber auch fordern kann. Als erstes trifft man auf den gegensatz von glauben und Wissen oder Wissenschaft. Doch nach dem Wort gottes ist der gegensatz zum glauben nicht das Wissen, sondern die furcht, und zwar grundlegend die furcht vor dem tod, die geradezu eine Versklavung für menschen sein kann (Hebräer 2,15). oder glaube wird als eine Überzeugung, Zustimmung und entscheidung zu bestimmten glaubenssätzen oder Dogmen aufgefasst; möglicherweise ist damit auch eine bestimmte Lebens- und Verhaltensweise verbunden. schließlich bewegt uns immer wieder das bestreben, den glauben vor der menschlichen Vernunft zu verantworten und verständlich zu machen. Doch das alles sind äußerliche Dinge, die nur wenig mit dem zu tun haben, was nach gottes Wort glaube ist. Der alles entscheidende unterschied ist der zwischen rechtem und falschem glauben, was aber auch besagt, dass jeder mensch glaubt, weil jeder mensch eben auch seinen gott hat: »Also dass einen Gott haben nichts anderes

Reinhard Slenczka Die Anschrift des Autors finden sie auf seite 30

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ist, denn ihm von Herzen zu trauen und zu glauben […] denn allein das Trauen und Glauben des Herzens macht beide, Gott und Abgott. Ist der Glaube und Vertrauen recht, so ist auch dein Gott recht, und wiederum, wo das Vertrauen falsch und unrecht ist, da ist auch der rechte Gott nicht. Denn die zwei gehören zuhauf, Glaube und Gott. Worauf du nun dein Herz hängst und verlässest, das ist eigentlich dein Gott.«2 »Allein durch den Glauben« – »sola fide« ist eine der drei grundbestimmungen der reformation: »Sola scriptura« – »allein die Schrift« ist Gottes Wort; »sola gratia« – »allein durch die Gnade« werden wir aus Gottes Gericht gerettet; und diese drei Ausschließlichkeitsbestimmungen sind jeweils zu verbinden mit dem »solo Christo« – »allein durch Christus« werden wir gerettet. Diese Verbindung mit Jesus Christus ist außerordentlich wichtig, denn ohne das hätten wir nur leere formeln, die dann umstritten sein und mit verschiedenen Inhalten gefüllt werden können, zumal wenn die Heilige schrift nicht als gottes Wort, sondern als gottes Wort im menschenwort aufgefasst wird. mit allen rechtgläubigen Kirchenlehrern betont nun Luther immer wieder in seinen schriften: Jesus Christus ist nicht ein glaubensgegenstand; er ist vielmehr grund des glaubens: »Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des glaubens« (Hebräer 12,2). »Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von gott gemacht ist zur Weisheit und zur gerechtigkeit und zur Heiligung und zur erlösung« (1.Korinther 1,18–31). Immer wieder wird das von Luther seinen studenten in Vorlesungen und seiner gemeinde in Predigten und Katechismen eingeschärft. Darum lasst uns einiges davon hören und bedenken, ja in unser Herz aufnehmen: August 2015

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»Aber Glaube ist ein göttliches Werk in uns, das uns wandelt und neu gebiert aus Gott und tötet den alten Adam, macht uns zu ganz anderen Menschen von Herz und Sinn und allen Kräften und bringt den Heiligen Geist mit sich […].«3 Die Auslegung des Dritten glaubensartikels im Kleinen Katechismus führt zu dem bekenntnis: »Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft und Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesus Christus erhält im rechten einigen Glauben […].« Weil Jesus Christus im glauben am Werk ist, kann der glaube auch kein menschenmögliches Werk sein; er ist eine gabe, ein Wunder, das eben durch das Wort gottes und die sakramente, in denen der Dreieinige gott wirkt, empfangen wird. so ist der glaube nach sein und Inhalt an die Wirkung des Wortes gottes gebunden, darauf angewiesen und davon getragen: »Der Glaube ist nichts anderes als das rechte Denken des Herzens von Gott. Recht von Gott denken vermag freilich nicht die Vernunft, sondern allein der Glaube. Dann nämlich denkt ein Mensch recht von Gott, wenn er seinem eigenen Wort glaubt. Will er jedoch ohne das Wort nach seinen Vernunft Gott beurteilen und an ihn glauben, dann hat er nicht die Wahrheit von Gott und infolgedessen kann er auch nicht recht von ihm denken und über ihn urteilen. […] Die Wahrheit ist der Glaube. Wenn du recht von Gott denkst, dann geschieht das, indem du seinem Wort glaubst.«4 Dabei sind auch zwei Weisen von glauben zu unterscheiden: Zum einen erscheint glaube »eher als eine Wissenschaft oder Merkung als

ein Glaube. Zum andern wird an Gott geglaubt, das ist, wenn ich nicht allein glaube, dass wahr sei, was von Gott gesagt wird, sondern setze mein Trauen in ihn, begebe und erwäge mich mit ihm zu handeln und glaube ohne allen Zweifel, er wird für mich also sein und mir also tun, wie das von ihm verkündigt wird […].«5 Im glauben sind wir mit Christus verbunden, und zwar im Leben wie im sterben: »Ich weiß, wenn ich auch gleich schlafe, dass ich im Glauben bin und bin umfangen von Christus, der mich herzet und beruft zum Himmelreich. Denn der Glaube ist in des Schlafenden Herzen, auch wenn er gleich stirbt.«6 Das ist die realität des glaubens an und durch Jesus Christus, der durch das Wort gottes und die sakramente begründet und getragen ist. so ist die frage an uns: Ist Jesus Christus für uns nur eine Idee, eine Person der Vergangenheit, vielleicht auch ein Vorbild und beispiel für Handeln und Verhalten? oder ist er »mein Herr und mein gott« (Johannes 20,28), den ich bekenne, mit dem ich durch sein Wort und durch taufe und Abendmahl in leiblicher gemeinschaft lebe und auf dessen sichtbare Wiederkunft in seiner göttlichen Herrlichkeit zum gericht über Lebende und tote ich mich in der in ihm vor grundlegung der Welt erwählten gemeinschaft (epheser 1,4) vorbereite? Der zu uns spricht: »fürchte dich nicht! Ich bin der erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von ewigkeit zu ewigkeit und habe die schlüssel des toW des und der Hölle« (offenbarung 1,17f.). 1) 2) 3) 4) 5) 6)

WA 40,I, 228, 18ff. zu galater 2, 16 großer Katechismus, Auslegung des 1. gebots. WA Db 7, 11, 6ff. Vorrede zum römerbrief. WA 40, I, 376, 23ff.; 6f. Zu galater 3,7. WA 7, 215, 1ff. Auslegung der Zehn gebote. WA 47, 331, 37ff.

Jesus Christus ist nicht ein Glaubensgegenstand; er ist vielmehr Grund des Glaubens. Immer wieder wird das von Luther seinen Studenten in Vorlesungen und seiner Gemeinde in Predigten und Katechismen eingeschärft. InformAtIonsbrIef 293

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Spätmittelalterlicher Kirchenreformer und Märtyrer der Christenheit Vor 600 Jahren erlitt Jan Hus (1370––1415) beim Konstanzer Konzil den Feuertod Teil 1 von 3 WalTEr rOMinGEr

Hinführung beim besuch im heutigen tschechien können gebäude auffallen, an denen ein Kelch dargestellt ist. es handelt sich dabei um einen Hinweis auf das Abendmahl und somit darauf, dass es sich bei den gebäuden um Kirchen handelt und zwar, eben an der Kelchdarstellung zu erkennen, um solche der tschechischen brüdergemeine, einer an sich vorreformatorischen, spätmittelalterlichen Kirchengründung. Diese geht zu einem wesentlichen Anteil auf den Prager Prediger und universitätsprofessor Jan Hus zurück, der – recht unscharf und leicht irreführend, als Vorreformator bezeichnet wird

– während des so genannten reformkonzils in Konstanz zum blutzeugen Jesu Christi wurde. 600 Jahre ist dies nun her, was durchaus ein Anlass ist, an diesen märtyrer der Christenheit, spätmittelalterlichen (Kirchen)reformer und Vorläufer der 100 Jahre später stattfindenden reformation zu erinnern. bevor jedoch auf Hus’ Leben und Lehre eingegangen wird, soll zumindest in groben Zügen die allgemeine situation in den Jahren wenig vor ihm als auch die seiner Zeit beschrieben werden; ebenso sollen solche gelehrte und Prediger genannt werden, die ihm, was seinen »erfolg« angeht, zwar vorgearbeitet haben, von denen er aber, wie sich zeigen wird, lehr- und erkenntnismäßig so gut wie nicht beeinflusst war.

Die Zeit unmittelbar davor Religiöser Aufbruch und aufkeimender tschechischer Nationalismus in Böhmen –– und äußere Umstände zur Zeit Hus’ Walter Rominger Die Anschrift des Autors finden sie auf seite 30

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Zunächst ist festzuhalten, wie gewissermaßen die allgemeine spätmittelalterliche geschichte böhmens Jan Hus und dessen »erfolg« zuarbeiteten. Im Verlaufe des 14. Jahrhunderts hatte August 2015

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Böhmen wirtschaftlich beträchtlich an Bedeutung gewonnen, war zu einem wichtigen Land für das Reich unter Karl IV. geworden und war dazu noch ein bedeutender Teil der Kirche des Abendlandes, was allerdings zu verstärkten sozialen Spannungen führte. Es entstand ein erhebliches Gefälle zwischen einem wohlhabenden Bürgertum und einer städtischen Unterschicht sowie einem schlecht gestellten Bauerntum, zwischen einem reichen Klerus und vielen verarmten Geistlichen ohne Pfründe; es gab Spannungen zwischen dem Adel und der Institution Kirche; zwischen dem einflussreichen König – in den letzten Jahren des 14. Jahrhunderts war dies der gebildete, jedoch charakterlich fragwürdige Wenzel (1378–1419), der um 1400 als römisch-deutscher König von den Kurfürsten wegen Unfähigkeit abgesetzt wurde – und dem Prager Erzbischof; und schließlich gab es auch nationale Spannungen zwischen Deutschen und Tschechen. Dazu kam eine religiöse Erhebung, welche, bedingt durch einige Prediger, sich gegen die spätmittelalterlichen kirchlichen Missstände richtete. Diese Prediger mahnten eine Rückbesinnung auf die Urchristenheit, eine verstärkte Beteiligung der Laien am kirchlichen Leben, mehr eucharistische Frömmigkeit an, weshalb sie etwa die tägliche Kommunion anregten. Diese Erneuerungsbewegung in den Jahren vor Hus (ab etwa 1360), die in der Hauptsache von »Laien« ausging, die nicht der damaligen offiziellen Lehre entsprachen, und deshalb, wie kaum anders zu erwarten, so manches Mal der Inquisition in die Quere kamen, wurde angeführt etwa von dem Bußprediger Matthias von Waldhausen († 1369), dem Spiritualisten und Apokalyptiker Jan Milícˇ von Kremsier/Mähren († 1374) und dem biblizistischen Reformprediger Matthias von Janow († 1393), sie trugen zum geistig-geistlichen und allgemeinen Klima bei, das die Konflikte zur Zeit Hus’ und noch mehr in den Jahren nach dessen gewaltsamen Feuertod 1415 hervorbrachte, wobei Hus selbst von diesen Vorgängern seltsam unberührt blieb, selbst da, wo eine gedankliche Verwandtschaft bestand. Die Gegensätze reichten denn auch bis in die Prager Universität hinein, wobei für die böhmische Universitätspolitik dabei auch das damalige Papstschisma und die damit verbundene Regierung zweier Päpste Bedeutung erlangte. Es gab Bestrebungen, die beiden Päpste zum Rücktritt zu veranlassen. Die Zeit des Papstschismas ist also die politische und kirchenpolitische Situation, in der Hus nach oben und an die Spitze der Prager Universität kam. Während sich der Informationsbrief 293

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tschechische König von beiden Päpsten lossagte, hielt der Prager Erzbischof zu Gregor XII. Die Mehrzahl der Studenten Prags verhielt sich ebenso. Für seine Haltung fand der König lediglich Unterstützung an der Universität bei der böhmischen Nation, die von Hus repräsentiert wurde, wobei die drei übrigen – »ausländischen« – der »vier Nationen«, in welche sich die Universität gliederte, wie auch der Prager Erzbischof zu Gregor XII. hielten, da dieser die gerade größere Macht aufwies. Um seine Forderungen an der Universität durchzusetzen, änderte der König die Universitätsverfassung dahingehend, dass er den Einfluss der böhmischen Nation ungemein stärkte. Zwar war diese an der Universität am schwächsten vertreten, erhielt jedoch, nach dem Vorbild der Sorbonne in Paris, drei Stimmen, während die drei übrigen Nationen zusammen nur eine Stimme hatten. Als Folge dessen zogen deutsche Professoren samt deutschen Studenten von der Universität Prag aus und gründeten 1409 die von Leipzig. Für die Universität Prag erwies sich diese Politik als kurzsichtig und an sich schädlich. Denn, gehörte sie bislang zu den ersten Universitäten Europas, so sank sie aufgrund dieses tschechischen Nationalismus und Opportunismus zur lediglich national-tschechischen Hochschule herab, was ihr einen nicht bestreitbaren Schaden zufügte. Dieser (an sich jedoch schädliche) (tschechische) Nationalismus bildete Hintergrund und Voraussetzung dafür, dass Hus Rektor der Universität Prag wurde, wobei bereits jetzt anzumerken bleibt, dass die Gedanken des englischen Reformpredigers John Wyclif (auch Wiclif, ca. 1330–1384), die Hus aufnahm und national, also auf Böhmen, anpasste, in der dortigen national und auch religiös aufgeladenen Stimmung weit stärker wirkte als im England Wyclifs. An der Prager Universität verschärfte sich indes der Streit um Wyclifs Lehren zwischen den vier stimmberechtigten Nationen (Böhmen, Bayern, Sachsen, Polen), wobei hierzu auch noch eine unterschiedliche Haltung zum Papstschisma nach dem Konzil von Pisa (1409) hinzukam. Nach dem Pisaer Konzil änderte sich denn auch die Lage dadurch, dass sich sowohl der Erzbischof als auch der böhmische König dem neu gewählten Papst Alexander V. anschloss. Aufgrund dessen konnten sich Erzbischof und König der Förderung des Papstes sicher sein. Diese zeigte sich darin, dass der Erzbischof vom Papst Vollmacht dazu erhielt, gegen die Anhänger Wyclifs vorzugehen. Der Erzbischof verlangte dann auch, dass Wyclifs Schriften ausgeliefert werden, um diese zu prü23


Der Feuertod des Jan Hus. Darstellung aus der Spiezer Chronik (1485) von Diebold Schilling d. Ä.

fen. Dem widerstanden sowohl Hus und seine Anhänger als auch die Prager Universität, wobei diese ja auch die Universität dominierten. Da­ raufhin verfielen Hus und dessen Anhänger dem (kleinen) päpstlichen Bann.1 Es waren denn auch die veränderten äußeren Umstände, die sich nun für Hus und dessen Anhänger zumindest auf die Länge der Zeit negativ auswirkten, da ihm das, was ihn bisher förderte, nun zum Nachteil gereichte und negative Folgen zeitigte, obschon diese nicht sogleich spürbar wurden, da die tschechische Bevölkerung auf seiner Seite stand und der Erzbischof nicht allein Vertreter der Kirche, sondern auch des bei den Tschechen verhassten Deutschtums war, was dessen Autorität freilich einschränkte. Weil die tschechischen Anhänger Jan Hus’ zu Papst Alexander V. und danach (ab 1410) zu Johannes XXIII. wohl auch aus machtpolitischem Kalkül hielten, konnten sie auch politisch für den hohen Klerus gefährlich sein, da damit dessen Autorität im Volk untergraben wurde und Übergriffe von König und Adel auf Kirchengüter selbst theologisch begründbar erschienen. Der heraufbeschworene Konflikt wuchs sich seit 1410 zur Ketzerverfolgung aus. Prags Erzbischof Zbyneˇk verbot mit Unterstützung des Papstes nicht allein Wyclifs Schriften, die öffentlich verbrannt wurden, sondern auch Hus’ Predigten, der zudem exkommuniziert wurde. Aufgrund dessen gab es in Prag Unruhen, die sich letztlich aus dem Aufeinanderprallen tschechischer Reformanhänger mit deutschen Gegnern herleiteten. Eine weitere Verschärfung des Konflikts trat ein, als Papst Johannes XXIII. einen Kreuzzug 24

gegen Neapel ausschrieb. Gegen dieses Ansinnen konnte Hus Predigten Wyclifs verwenden, welche dieser aufgrund eines solchen gegen Flandern hielt. Inhalt derer war, Papst und Bischöfe dürften nicht, schon gar nicht im Namen der Kirche, das Schwert erheben. Vielmehr sei es Aufgabe der Kirche und des je einzelnen Christen, nicht gegen die Feinde zu kämpfen, sondern für diese zu beten; zudem seien Vergebung der Sünden nicht, wie in der damaligen Kirche angenommen, zu erkaufen, weder durch Geld noch durch gute Werke (wobei die Teilnahme an einem Kreuzzug als gutes Werk galt), sondern nur durch wirkliche Reue. Dem Ablass sei keine Wirkung zuzuschreiben, wobei überdies – und hier taucht der auch in der Reformation dann wieder auftretende Gedanke der Prädestination auf – nur derjenige Gottes Hilfe erhalte, der zum Heil berufen (prädestiniert) sei. Weil der Papst dies nicht wisse, erweise sich der von ihm verheißene Ablass als vergeblich. Aufgrund dessen, da der Papst gegen die Schrift handle, sei ihm zu widerstehen. Aufgrund solcher Voraussetzungen musste es zum Konflikt Hus’ und dessen Anhängern mit der Gesamtkirche, aber auch mit dem Staat kommen, da sich, wie bereits erwähnt, die politischen Verhältnisse gewandelt hatten. Mehr und mehr stellte sich der König gegen Hus, wobei die Königin und viele am Hof diese Wendung nicht (mit)vollzogen, vor allem der Adel nicht, der »patriotisch«, national-tschechisch bestimmt blieb. Doch die offiziellen politischen Repräsentanten waren gegen Hus und die neu entstandene Bewegung der Hussiten. Gegen diese wurde schon dadurch vorgegangen, dass harte Bestrafung ihrer harrte, in der Regel deren Hinrichtung, wenn sie durch Zwischenrufe bei Verkündigung des Ablasses den Gottesdienst störten (was als »Gotteslästerung« eingestuft wurde). W 1) In der römisch-katholischen Kirche (und den Reformationskirchen) steht Bann für Kirchenzucht; der kleine Kirchenbann (excommunicatio minor) verwehrt den Empfang der Sakramente und die Erlangung kirchlicher Ämter, der große Kirchenbann (excommunicatio major) schließt völlig aus der kirchlichen Gemeinschaft aus. August 2015

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Aus Kirche und Gesellschaft Wenig bekannt: Während des Dritten Reiches gab es mit kirchlicher Unterstützung ein »Entjudungsinstitut« in Eisenach Traurige Folge: Führende Mitarbeiter dieser unseligen Einrichtung hatten nach dem Krieg keinen »Karriereknick« Gibt es auch nur wenige Veröffentlichungen über das »Entjudungsinstitut« in Eisenach und die »Arbeit«, die dort »geleistet« wurde, so ist doch traurige Tatsache, dass am 6. Mai 1939 im Gasthof der Wartburg bei Eisenach ein »Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das kirchliche Leben des deutschen Volkes« gegründet wurde. Ein Förderkreis mit Mitgliedern aus dem gesamten Deutschen Reich unterstützte die Arbeit finanziell. Die elf Gründer- und Trägerkirchen waren: Altpreußen, Sachsen, Nassau-Hessen, Schleswig-Holstein, Thüringen, Mecklenburg, Pfalz, Anhalt, Oldenburg, Lübeck und die neudeutsche Evangelische Kirche in Österreich, also leider keineswegs nur die Repräsentanten der so genannten »Deutschen Christen«. Der Sitz des Institutes war im evangelisch-lutherischen Predigerseminar in Eisenach, Bornstraße 11. In zahlreichen Arbeitskreisen waren fast 200 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter tätig, unter ihnen Professoren, Pfarrer, Lehrer, Schriftsteller, die teilweise auch aus jenen Landeskirchen stammten, die ursprünglich die Institutsgründung nicht unterstützt hatten. Hauptziel aller Veröffentlichungen war, ein neues deutsches Christentum zu gründen auf der Basis der germanischen Rasse und Religion. Bereits Anfang März 1940 lagen beachtliche Arbeitsergebnisse vor. In einer öffentlichen Arbeitstagung mit 600 Teilnehmern in der Lutherstadt Wittenberg wurde in der Lutherstube ein »entjudetes« Neues Volkstestament übergeben mit dem Titel »Die Botschaft Gottes«. Bereits die erste Auflage umfasste 200 000 Exemplare. In ihnen war keine Rede mehr vom »Sohn Davids«, von der »Stadt Davids«, vom »jüdischen Land« und vom Stammbaum Jesu. Auch die Apostelbriefe wurden neu zusammengestellt. Die Auswahl der Texte war so gehalten, dass positive Aussagen über das Judentum gestrichen, polemische Äußerungen aber vollständig zitiert wurden. Im Juni 1941 wurde in der Wartburgkapelle das »judenreine« Gesangbuch vorgestellt, eine Informationsbrief 293

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In der Reihe »Schriften zur Nationalkirche« veröffentlichte Walter Grundmann, Leiter des Instituts zur »Entjudung« von Kirche und Theologie, im Jahr 1939 diese Abhandlung. Produktion der Thüringer »Deutschen Christen«, die das Institut übernommen hatten. Unverzichtbare alte und vertraute Kirchenlieder, die alttestamentliche oder hebräische Worte und Wendungen enthielten, wurden durch Umdichtung »judenrein« gemacht. Um weggefallene Lieder zu ersetzen, wurden Neuschöpfungen aufgenommen, die häufig einen kriegsverherrlichenden Charakter hatten. Die zehn Gebote wurden ersetzt durch die Neuschöpfung von zwölf Geboten. So wurde beispielsweise im Gebot 11 gefordert: »Ehre Führer und Meister!« Weitere große, überregionale Arbeitstagun­ gen fanden 1941 in Eisenach und 1942 in Nürnberg statt. Das Institut konnte sogar seine Arbeit 1942 mit der Eröffnung einer Zweigstelle in Rumänien ausweiten. Ebenfalls gab es eine enge Zusammenarbeit mit schwedischen Wissenschaftlern an der Universität Lund. Kurz vor Kriegsende erschien die letzte Veröffentlichung dieses Instituts, eine Denkschrift mit zehn Seiten Umfang. Sie ist eine nicht akzeptable Rechtfertigung des menschenverachtenden und gotteslästerlichen Tuns und widmet sich sogar noch der Umorganisation des bisherigen »Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das kirchliche Leben des deutschen Volkes«; man wollte weiterarbeiten. Es ist erschütternd: Bald nach Kriegsende waren die führenden Mitarbeiter diese unseligen Einrichtung im Osten und Westen wieder an maßgeblichen Stellen innerhalb der Kirche zu finden. Für kaum einen Institutsmitarbeiter 25


gab es einen »Karriereknick«. sie durften als Professoren weiter studenten unterrichten, einer erhielt sogar das bundesverdienstkreuz. Dieses »entjudungsinstitut« bleibt ein dunkles Kapitel der deutschen Kirchengeschichte. Leider ist es nur in teilbereichen aufgearbeitet. Heinrich W. Hebeler, Konrektor a. D. und Leiter der Kreisbildstelle a. D. geringfügige redaktionelle bearbeitung.

Tabufreies Pfarrhaus Württemberg: Für »Offene Kirche« sind sexuelle Orientierung der Pfarrerschaft und Religionszugehörigkeit von deren Partnern belanglos einschneidende Änderungen des Pfarrerrechts verlangt die theologisch liberale Vereinigung »offene Kirche« in der württembergischen Landeskirche. Im Positionspapier des Vorstandes zum thema »Leben und Arbeiten im Pfarrhaus«, das vor dem Hintergrund einer Arbeitsgruppe von oberkirchenrat und Landesbischof zu »Pfarrbild und Leben im Pfarrhaus« zu sehen ist sowie als reaktion auf den Vorgang Carmen Häcker, die 2012 vom oberkirchenrat aus dem Vorbereitungsdienst entlassen wurde, nachdem sie einen moslem geheiratet hatte, heißt es unter anderem: »Pfarrern und Pfarrerinnen kann man zutrauen, dass sie in eigener christlicher Verantwortung ihre Lebensformen und -partner wählen«, und wird die forderung erhoben: »Die jeweilige sexuelle orientierung und die religionszugehörigkeit des Partners/ der Partnerin müssen vorbehaltlos anerkannt werden«.

Außerdem heißt es in dem Positionspapier, zu dessen Verfassern auch die neue Vorsitzende der »offenen Kirche«, Pfarrerin erika schlatter-ernst (56, Ludwigsburg) gehört, die auf die kürzlich verstorbene Pfarrerin ulrike stepper im Vorsitz folgte: »Der maßstab für das Zusammenleben im Pfarrhaus liegt nicht in einer bestimmten festgelegten form, sondern in der orientierung an Werten wie Verbindlichkeit, Verlässlichkeit, gegenseitiger Verantwortung und Achtung sowie gelebter spiritualität. Diese Werte können sichtbar machen, dass hier eine christliche gemeinschaft zusammenlebt.« Die Verfasser sprechen sich im Positionspapier dafür aus, Verständnis zu haben für die Anforderungen der belastungen, die die berufstätigkeit der Partner von Pfarrern mit sich bringe. Zudem sollten die Partner selbst darüber entscheiden, ob und wie weit sie sich mit dem Pfarramt identifizieren oder in die gemeindearbeit einbringen wollen. man könne heute nicht mehr selbstverständlich beanspruchen, dass die Arbeit der Pfarrer einen höheren stellenwert habe als die ihrer Partner. Das traditionelle familienmodell im Pfarrhaus, wonach alle mitglieder den Dienstauftrag des Pfarrers mitzutragen haben, lehnt die »offene Kirche« ab. Der Vorsitzende der evangelikalen »Christusbewegung Lebendige gemeinde«, der nagolder Dekan und sprecher dieser Vereinigung in der synode, ralf Albrecht, wies die forderungen der »offenen Kirche« zurück. seiner Aussage nach liegen sie auf der Linie der so umstrittenen familienpolitischen orientierungshilfe, die der rat der eKD im sommer 2013 veröffentlicht hatte (vgl. kritisch dazu: Informationsbrief nr. 279, Juli 2013, Aufklärung zu ehe und familie. theologische stellungnahme zur orientierung des rates der evangelischen Kirche in Deutschland: »Zwischen Autonomie und Angewiesenheit«, mit beiträgen der beiden Professoren rainer mayer und reinhard slenczka), mit welcher der rat von der traditionellen ehe als alleiniger norm abrückt und auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften einschließt.

Einschneidende Änderungen des Pfarrerrechts verlangt die theologisch liberale Vereinigung »Offene Kirche« in ihrem Positionspapier.

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Albrecht verwies darauf, dass das Grundgesetz Ehe und Familie als eine rechtlich verbindliche lebenslange Gemeinschaft von Mann und Frau schütze. »Dies gilt verstärkt für das Leben der Kirche, besonders im Pfarrhaus.« Die Synode habe diese Fragen in einem langen Prozess rund um das Pfarrerdienstrecht ausführlich diskutiert und entschieden. Da sich die Ehe von Pfarrerinnen und Pfarrern auf deren Dienst auswirken könne, lege das Pfarrergesetz fest, dass Ehepartner in der Regle evangelisch sein sollen und einer Kirche angehören müssen. Mit 42 Mitgliedern ist die »Lebendige Gemeinde« der größte Gesprächskreis in der württembergischen Synode, gefolgt von der »Offenen Kirche« mit 32 Synodalen. (Quellen des Berichts: ideaSpektrum 15/2015 vom 9. April 2015, S. 31, Südwest; Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 14/2015 vom 5. April 2015, S. 3, nach epd und 15/2015 vom 12. April 2015, S. 20)

2016 gendergerechte Bibel Angeblich arbeiten gegenwärtig etwa 70 ehren­amtliche »Exegeten« der EKD die Luther­ bibel um und wollen dem Wort »Gottes« so eine »gendergerechte Sprache« verpassen, was freilich eine Verfälschung des Wortes Gottes ist. Die »geschlechtergerechte« und somit »weiblichere« Ausgabe der Lutherbibel soll im Oktober 2016 erscheinen – rechtzeitig zum Start des 500. Reformationsjubiläums. »Bei aller Begeisterung für die schöne Sprache der Lutherübersetzung ist es notwendig, jetzt zu überprüfen, ob durch den gewandelten Sprachgebrauch auch manche Sätze unverständlich geworden sind«, äußerte die mitverantwortliche Hamburger evangelische Theologieprofessorin Christine Gerber. (Quelle der Nachricht: Wochenendmail aus Bretten vom 17. April 2015)

Aus der Bekenntnisbewegung Bibelfreizeit »Gottes Erwählen im Alten und Neuen Testament« vom 21. bis 28. März 2015 im Christlichen Gästehaus Bergfrieden in Oberstdorf mit Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Jesu Wort aus dem Johannesevangelium (15,16): »Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt« kann über allem stehen, was wir in dieser Bibelfreizeit betrachtet und gelernt haben. Es bleibt Gottes Ratschluss und es ist seine Gnade, wenn wir berufen und erwählt werden in dieser Weltzeit. Die Herausgerufenen, angefangen bei Abraham und dann durch das ganze Alte und Neue Testament hindurch bis in die Gegenwart, will Gott zu seiner endzeitlichen Gemeinde sammeln. Die Erwählung führt nicht auf die Prachtstraßen dieser Welt. In der Nachfolge Jesu, im Gehorsam gegenüber seinem Wort, werden wir auch auf den »Kreuzweg« geführt. Wir lernen durch die ganze Heilsgeschichte, dass die »Erwählung« zum Widerspruch reizt. Wenn Jesus uns begegnet, kommt es zum »Mitsterben« mit ihm. Wer sich heute an das Wort Gottes hält, Informationsbrief 293

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kann in seiner eigenen Gemeinde zum »Fremdling« werden. »Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf« (Johannes 1,11). Darum war diese Bibelfreizeit auch wieder für viele Teilnehmer Stärkung im Vertrauen auf Gottes Wort, ja auch Seelsorge in manchen Fragen. Es war wirklich so, wie in der Ankündigung der Bibelfreizeit stand: »Dem Erwählen Gottes durch Jesus Christus nachzudenken und darüber froh und dankbar zu werden, dazu sollte die Freizeit dienen.« Wir haben vieles bedacht und aus der Schrift gelernt. Die mit der Erwählung Abrahams beginnende Heilsgeschichte ist ein Ausdruck von Gottes Liebeswillen und gilt für Israel und die Völker gleicherweise. Aber Gottes Ratschluss bleibt ein Geheimnis und ist von niemandem einzusehen. Gott ist und bleibt in seinem Handeln immer frei. Es geht Gott in seinem Handeln um »sein Reich«, um die Vollendung seines Willens und nicht in erster Linie um mich und mein Heil. Wenn wir in dieses Handeln Gottes hineingenommen werden, dann geschieht das aus Gnade. Aber der Glaubende darf auf Grund des göttlichen Erwählens seines Glaubens gewiss sein, was zur Dankbarkeit führt. 27


Wer über das Erwählen Gottes im Alten und Neuen Testament nachdenkt, wird immer vor der schweren Frage stehen: »Was ist Gottes Weg mit seinem erwählten Volk Israel?« Auch mit Paulus im Römerbrief, besonders in den Kapiteln 9 bis 11, bleibt es für uns ein Geheimnis, das wir Gottes Ratschluss überlassen müssen. »Denn der Herr, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich weder verlassen noch verderben, wird auch den Bund deiner Väter nicht vergessen, den er ihnen geschworen hat« (5.Mose 4,31). Wegen der Nähe des Reformationsjubiläums wird jetzt auch sehr über Martin Luthers Stellung zu den Juden in der Öffentlichkeit diskutiert. Wir haben festgestellt, dass man sich in dieser Frage meist sehr einseitig nur auf die späten Äußerungen Martin Luthers aus dem Jahr 1543 bezieht. Man muss aber gerechter-

weise auch seine früheren Schriften von 1523, 1537 und 1538 mit ihren positiven Äußerungen über das Judentum seiner Zeit bedenken. Andererseits ist Luther sicherlich auch in der allgemeinen Beurteilung des Judentums, wie sie sich in der künstlerischen Darstellung von der »Ecclesia und der Synagoge« an vielen Kirchenportalen darstellt »gefangen«. Luther war nicht antisemitisch, sondern antijudaistisch. Aber das genauer zu erläutern sprengte den Bericht über die Freizeit. Abschließend wäre vielleicht noch zu bemerken, dass die »ungewisse Wetterlage in den Bergen« im März vielleicht manche früheren Teilnehmer abgehalten hat zu kommen. Aber alle Teilnehmer, auch die neuen Gäste, sind dankbar wieder nach Hause gefahren. Das Wetter war übrigens sehr schön und abgesehen von den ringsum liegenden weißen Bergen schneefrei. Reinhard Friedrich

Aus den Bekennenden Gemeinschaften Werner Zeeb †

Pfarrer Konrad Hirt wurde 80

Der frühere Dekan von Neuenbürg im Nordschwarzwald, Werner Zeeb, ist im Alter von 87 Jahren verstorben. Von 1973 bis 1990 war Werner Zeeb, der in Heidenheim geboren wurde, Dekan in Neuenbürg. Viele Jahre war er Vorsitzender der konservativen Evangelischen Sammlung in Württemberg, von 1971 bis 1995 Mitglied der württembergischen Landessynode und von 1991 bis 1995 auch der EKD-Synode. Werner Zeeb war einer der letzten maßgeblichen württembergischen Theologen im Kirchendienst, der die Frauenordination ablehnte. Der württembergische Dekan verstarb in Öhringen in Hohenlohe, wo er seinen Ruhestand verbrachte und bereits von 1955 bis 1973 Pfarrer war. Er war geschätzt als geistvoller Prediger und treuer Seelsorger mit umfassender Bildung und einem tiefen persönlichen Glauben, der sich zudem durch Schlagfertigkeit und Humor ausgezeichnet hat.

Pfarrer Konrad Hirt, der seinen Ruhestand im Karlsruher Stadtteil Wolfartsweier verbringt, konnte am 2. Juni 2015 seinen 80. Geburtstag begehen. Der in Leipzig geborene Wahl-Badener kam 1951 in den Westen und war zunächst Gemeindepfarrer in hessisch-nassauischen Gemeinden, wo er einen CVJM gründete. Seine Verbindung zur Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« wurde von der dortigen Kirchenleitung nicht gerne gesehen, so dass er sich gezwungen sah, nach Baden in den Schuldienst zu wechseln. Weil er, selbst sehbehindert, als Vertrauensmann für behinderte Lehrkräfte gewählt wurde, wechselte er in den Staatsdienst und wirkte als Oberstudienrat bis zum Eintritt in den Ruhestand an Karlsruher Gymnasien. Er unterstützt die Arbeit der Christus Bewegung Baden und ist seit vielen Jahren Mitglied im Bundesarbeitskreis der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«.

(Quellen der Nachricht: Wochenendmail aus Bretten vom 6. Mai 2015, nach epd; Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 19/2015 vom 10. Mai 2015, S. 20; Württembergisches Pfarrerverzeichnis, Ausgabe 1988)

(Quelle der Nachricht: Wochenendmail aus Bretten vom 29. Mai 2015)

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idea: Helmut Matthies und Wolfgang Polzer wurden 65 Seit vielen Jahren sind sie in der Redaktion des Informationsdienstes der Evangelischen Allianz (idea): Helmut Matthies und Wolfgang Polzer. Nun konnten sie innerhalb von zwei Tagen den 65. Geburtstag begehen. Wolfgang Polzer am 6., Helmut Matthies am 7. Mai. Wolfgang Polzer verabschiedet sich nach 30 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand, Hel-

mut Matthies, der jahrzehntelange Leiter von idea ist noch im Amt. Der in Peine geborene Helmut Matthies studierte Theologie in Berlin, Hamburg und Heidelberg. Seit 1978 hat er die idea-Leitung inne. 1982 wurde er zum Pastor ordiniert. Es wird einmal schwer werden, für ihn einen adäquaten Nachfolger zu finden. So bleibt zu hoffen, dass er noch einige Zeit die Gesamtleitung innehaben kann. (Quelle der Nachricht: Wochenendmail aus Bretten vom 6. Mai 2015)

Spendenaufruf Spendenaufruf Pastor Reinhard Friedrich als Missionar in Tansania Missionar Pastor Reinhard Friedrich aus Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein, der seit vielen Jahren mit der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« verbunden ist, unterhält gute Beziehungen zur Diözese Dodoma der lutherischen Kirche im ostafrikanischen Land Tansania und wirkte dort in der Vergangenheit auch bereits in der Ausbildung einheimischer Pastoren mit. Die Kirchenleitung der evangelisch-lutherischen Kirche der Diözese Dodoma in Tansania hat sich 2010 in einer vielbeachteten Veröffentlichung, der so genannten »Dodoma-Erklärung« (dokumentiert im Informationsbrief Nr. 266 vom Juni 2011, S. 38–42) kritisch zur Homosexualität geäußert und deutlich ihr Unverständnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass in westlichen Kirchen Homosexualität geduldet, wenn nicht geradezu gefördert und verherrlicht wird. Es handelt sich bei dieser afrikanischen Kirche um eine schrift- und bekenntnisgebundene, seriöse lutherische Kirche. In diese zu investieren ist sicher angebracht. Missionar Pastor Friedrich wird zusammen mit seiner Ehefrau nach Tansania ausreisen, um wieder für einige Zeit als Lehrer zukünftiger afrikanischer Pastoren tätig

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zu werden. In einem ausführlichen, sehr persönlich gehaltenen Beitrag hat Missionar Pastor Friedrich im Informationsbrief der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« aus seiner Lehrtätigkeit unter tansanischen Theologiestudenten berichtet (vgl. Informationsbrief Nr. 274 vom Oktober 2012, S. 19–21). Der Geschäftsführende Ausschuss (GA) der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« hat sich bereits in der Zeit davor und dann bei seiner letzten Sitzung Ende Mai ausführlich mit der Missionsund Lehrtätigkeit von Missionar Pastor Reinhard Friedrich befasst. Der Geschäftsführende Ausschuss befürwortet die Unterstützung der Arbeit von Missionar Pastor Friedrich in Tansania durch die Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«.

Wir bitten daher unsere Förderer, Leser und Spender um eine Spende für die Missionsarbeit von Missionar Pastor Reinhard Friedrich auf das Konto der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« mit dem Vermerk »Missionar Friedrich«. Für Ihre Spenden sei Ihnen bereits jetzt gedankt.

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Veranstaltung der Bekenntnisbewegung »Offener Bundesarbeitskreis« Auf allen Ebenen und in allen Bereichen erhält die Gender-Ideologie Einfluss und Einlass. Ein eklatantes Beispiel ist, wie in Baden-Württemberg die grün-rote Landesregierung diese Ideologie mit ihren Unterrichtsplänen durchdrücken will. Häufig wird die Gender-Ideologie kaum erkannt und in ihrer Gefährlichkeit nicht hinreichend wahrgenommen. Deshalb veranstal­tet die Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« einen »Offenen Bundesarbeitskreis«. Nicht nur die Mitglieder des Bundesarbeitskreises sind dazu eingeladen, sondern alle interessierten Gemeindeglieder. Bitte machen Sie doch von der Möglichkeit zahlreich Gebrauch, von kompetenten Referenten zu dieser Ideologie unterrichtet zu werden, damit Sie dieser mit begründeter Kritik entgegentreten können. Laden Sie doch auch in Ihrem persönlichen Umfeld zu dieser Veranstaltung ein und bringen Sie möglichst zahlreich Glaubensgeschwister mit.

Samstag, 3. Oktober 2015 Kassel-Wilhelmshöhe Haus der Kirche Programm Nicht öffentlicher Teil: 10.30 Uhr Mitgliederversammlung Öffentlicher Teil: 12.30 Uhr Mittagessen 13.30 Uhr Professor Dr. Manfred Spreng: Gender-Mainstreaming gegen die Natur – Die Gender-Ideologie im Widerspruch zur Natur­ wissenschaft 14.30 Uhr Kaffeepause 15.00 Uhr Eckhard Kuhla: Wie können wir uns wehren? – Antworten auf die praktischen Auswirkungen der Gender-­ Ideologie. 16.00 Uhr Reisesegen

Tagungsanschrift: Haus der Kirche, Wilhelmshöher Allee 330, 34131 Kassel Telefon (0561) 9378-1580, Fax (0561) 9378-1529 www.tagungszentrum-kassel.de Bahnstation: Kassel-Hauptbahnhof (Kassel-Wilhelmshöhe ist Intercity-Bahnhof) Der Tagungsort ist in der Nähe des Kassler Hauptbahnhofs und von dort zu Fuß in etwa zehn Minuten erreichbar. Die Tagungsstätte ist auch mit der Straßenbahn zu erreichen.

Mitarbeiter an diesem Heft: Pastor Reinhard Friedrich Pillauer Straße 18 23843 Bad Oldesloe Pfarrer Eduard Haller Sömmerlistraße 45 Altersheim CH-9000 St. Gallen (Schweiz) Telefon 0041 (0)71 272 1816

Heinrich W. Hebeler Ringstraße 12a 91217 Hersbruck Telefon und Fax (09151) 94445 Professor Dr. Dr. Rainer Mayer Malachitweg 3 70619 Stuttgart Telefon (0711) 442260 Fax (0711) 413098 E-Mail: dr.r.mayer@web.de

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D. Spardorfer Straße 47 91054 Erlangen Telefon und Fax (09131) 24139 E-Mail: Grslenczka@aol.com Studiendirektor, Pfarrer Hanns Leiner †

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Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns« und »Ist Gott interreligiös?« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden. Geschäftsführender Ausschuss Stellvertretender Vorsitzender Pfarrer Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (02 31) 5 84 46 96 Fax (02 31) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: m.schunn@kvst-nb.de

Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Impressum: Herausgeber und Verlag: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. – zweimonatlich, kostenlos – Redaktion: Walter Rominger Satz und Layout: Grafisches Atelier Arnold, Dettingen an der Erms Druck: BasseDruck, Hagen ISSN 1618-8306

Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Fotos/Abb. auf Seite: 2: privat (u.m.), CVJM Baden (o.r.) 3: Braunschweiger Bibelgesellschaft e. V. 5: www.bischof-wilckens.de 9: Wikimedia Commons gemeinfrei 11: Wikimedia Commons gemeinfrei 22: Wikimedia Commons gemeinfrei 24: Wikimedia Commons gemeinfrei 25: Wikimedia Commons gemeinfrei 26: Offene Kirche restliche privat.

Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben. Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Geschäftsstelle: Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt

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Indem ich Jesus Christus anrufe, befehle ich mich dem allergerechtesten Richter an, der eines jeden Menschen gerechte Sache restlos ans Licht bringt. Amen. Jan Hus


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