Informationsbrief Oktober 2015

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Ist der Gott des Alten Testaments ein gewalttätiger Gott? Christentum und Islam Seelsorge in einer psychiatrischen Klinik Jan Hus – Spätmittelalterlicher Kirchenreformer und Märtyrer der Christenheit Beerdigung oder Kremation? Überblick über Kleinschriften aus dem Freimund-Verlag Aus Kirche und Gesellschaft Aus den Bekennenden Gemeinschaften

ISSN 1618-8306

Oktober 2015 Nr. 294

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen

Eduard Lohse †

Der langjährige hannoversche Landesbischof (1971– 1988) und Ratsvorsitzende der EKD (1979–1985), Eduard Lohse, ist am 23. Juni 2015 im Alter von 91 Jahren in Göttingen verstorben. Vor seiner Wahl zum Bischof war der gebürtige Hamburger, der im Zweiten Weltkrieg als Oberleutnant Schnellbootkommandant war, Professor für Neues Testament in Göttingen. Er hat einige theologisch bedeutsame Werke verfasst und kann als einer der maßgeblichen deutschsprachigen Theologen der Nachkriegszeit angesehen werden. Er war auch Träger des von der Tübinger Universität vergebenen renommierten Leopold-Lucas-Preises, den er 2007 erhielt. Ulrich Scheffbuch neuer Pfarrer der Ludwig-HofackerGemeinde in Stuttgart

Der Sohn des früheren Ulmer Prälaten und bekannten evangelikalen Theologen Rolf Scheffbuch († 2012), Ulrich Scheffbuch (50) ist der neue Pfarrer an der bekannten Stuttgarter Ludwig-HofackerKirche, an welcher sein Onkel 2

Winrich Scheffbuch lange Zeit Pfarrer war und die Gemeinde stark prägte. Ulrich Scheffbuch folgt auf das Pfarrerehepaar Franziska Stocker-Schwarz, die als Leiterin zur Württembergischen Bibelgesellschaft wechselte und der Synode angehört und Jürgen Schwarz.

Evangelische Kirche in Deutschland Berlin-Brandenburg: »Homo-Ehe« ab 2016

Homosexuelle Paare sollen in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz künftig den gleichen Segen erhalten wie Ehepaare. Die seit 2002 möglichen Segensandachten für eingetragene Lebenspartnerschaften sollen voraussichtlich ab Frühjahr 2016 den klassischen Traugottesdiensten für Mann und Frau gleichgestellt werden. Bislang ist dies schon in der hessisch-nassauischen Kirche möglich.

Evangelische Freikirchen Baptisten mit neuem ­Präsidenten

Michael Noss (59), Baptistenpastor in Berlin-Schöneberg, ist neuer Präsident des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptistenund Brüdergemeinden), der mit fast 82 000 Mitgliedern größten Freikirche in Deutschland. Der mit 80,9 Prozent der Delegiertenstimmen gewähl-

te Noss ist Nachfolger von Hartmut Riemenschneider, der satzungsmäßig nach 13-jähriger Mitarbeit und zwei Amtszeiten im Präsidium – davon sechs Jahre als Präsident – nicht wiedergewählt werden konnte. Noss will die Vielfalt und das Miteinander der Gemeinden fördern. Herrnhut: Erste ­öffentliche Segnung eines ­homosexuellen Paares

Bereits Ende Mai hat es in der Evangelischen Brüdergemeine (weltweit etwa 1 100 000 Mitglieder in 31 Ländern, in Europa 20 000, in Deutschland fast 6000, bekannt durch die Herrnhuter Losungen) in Herrnhut die erste öffentliche Segnung eines homosexuellen Paares gegeben, einem Mitarbeiter der Diakonie und dessen Partner. Der Theologische Vorstand der Stiftung Herrnhuter Diakonie, Diakon Volker Krolzik hat die Segnung durchgeführt. Die Synode der Europäischen Festländischen Brüder-Unität hatte im Juni vergangenen Jahres dafür votiert, künftig auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu segnen. Über den Einzelfall entscheiden die Gemeinde, die Ältesten und Gemeinhelfer (Pfarrer). Widerspruch dagegen kam vor allem aus dem Baltikum, Afrika und der Karibik (vgl. dazu auch: Informationsbrief 290 vom Februar 2015, S. 28f.).

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Römisch-katholische Kirche Heiner Koch neuer E ­ rzbischof von Berlin

Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heiner Koch (60), der in der Deutschen Bischofskonferenz die Kommission für Ehe und Familie leitet, wird neuer Erzbischof von Berlin. Die Amtseinführung erfolgte am 19. September. Er ist auch an der Vorbereitung der Familiensynode im Oktober in Rom beteiligt. Ehrendoktorwürden für ­Benedikt XVI.

Der emeritierte Papst ­ enedikt XVI. ist mit der B Ehrendoktorwürde der Päpstlichen Universität Johannes Paul II. in Krakau sowie der Krakauer Musikhochschule ausgezeichnet worden. Die Rektoren verliehen dem 88-Jährigen die akademischen Ehrungen in der päpstlichen Sommerresidenz Castell Gandolfo.

vom Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann und dem pfälzischen Kirchenpräsidenten Christian Schad unterzeichnet.

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Absage an gemeinsames Abendmahl

Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, geht davon aus, dass ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten nicht in Sicht ist. Er plädierte dennoch für eine Annäherung der Konfessionen, »die die Vielfalt nicht explodieren lässt«. Er zeigte sich auch unsicher darin, ob es 2017 ein gemeinsames bundesweites Reformationsjubiläum geben werde. Aber in der Stuttgarter Region werde »in jedem Fall ein lokales Christusfest« gefeiert.

Große Fortschritte

Ökumene Ziel: Gemeinsames Abendmahl

Erstmals haben ein katholisches Bistum und eine evangelische Landeskirche einen gemeinsamen Leitfaden zur Ökumene erstellt, in welchem sie sich unter anderem auf ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten verpflichten. Der Leitfaden wurde zum Abschluss des ökumenischen Pfälzer Kirchentages am Pfingstsonntag (24. Mai)

Papst: Hoffnung auf ­Überwindung der Spaltungen

Vor Vertretern des katholischen Rats der Europäischen Bischofskonferenzen und der Konferenz Europäischer Kirchen, in der Anglikaner, Orthodoxe und Protestanten vertreten sind, sprach Papst Franziskus unter anderem von großen Fortschritten im ökumenischen Dialog in Europa. Vor allem das Dokument »Charta Oecumenica«, das 2001 verabschiedet wurde, biete »Anlass zu großer Hoffnung auf eine Überwindung der Spaltungen«.


kurz+bündig Leopold-Lucas-Preis für Angelika Neuwirth

Die Berliner Kulturwissenschaftlerin Professorin Angelika Neuwirth wurde mit dem mit 50 000 Euro dotierten Leopold-Lucas-Preis der EberhardKarls-Universität Tübingen für ihre Beiträge zum Dialog zwischen Islam, Judentum und Christentum geehrt. Jürgen Kampmann, Dekan der Evangelisch-theologischen ­Fakultät, die mit diesem Preis an den 1943 im KZ Theresienstadt ermordeten Rabbiner Leopold Lucas erinnert, würdigte in seiner Laudatio die akademische Leistung der weltweit hoch angesehenen Wissenschaftlerin.

Evangelische Allianz Messianischer Jude im Hauptvorstand der DEA

Während beim Kirchentag messianische Juden ausgeschlossen sind, berief die Deutsche Evangelische Allianz erstmals einen messianischen Juden in ihren Hauptvorstand (70 Personen), den Theologischen Referenten der »Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel«, Jurek Schulz (Hamburg).

Ethik

125 Jahre Weißes Kreuz

1890 wurde der Verband unter der Bezeichnung »Deutscher Sittlichkeitsbund vom 4

Weißen Kreuz« in Berlin gegründet; er konnte jetzt sein 125jähriges Jubiläum begehen. Die Zentrale befindet sich in Ahnatal bei Kassel und hat neun Mitarbeiter. Zum 1. Januar 2016 geht der derzeitige Geschäftsführer, Rolf Trauernicht (64), nach neunjähriger Tätigkeit in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird der Theologe und Ethiker Martin Leupold (55), der seit 2006 das Gnadauer Theologische Seminar Falkenberg (bei Berlin) leitete. Dieses Seminar hat im vergangenen Sommer nach 56 Jahren seinen Betrieb wegen sinkender Studentenzahlen eingestellt. In der Zeit Trauer­nichts stieg die Zahl der Beratungsstellen von elf auf 175 an.

Gesellschaft Starker Anstieg bei ­Nachfrage für »Pille danach«

Seit Ende der Rezeptpflicht und Freigabe der »Pille danach« Mitte März, hat deren Verkauf um rund 40 Prozent zugenommen. Pro Woche werden zwischen 13 000 und 14 000 Packungen verkauft. Bis März lag der Absatz bei durchschnittlich 9500 Packungen. Vor allem Frauenärzte hatten vor der Freigabe der »Pille danach« gewarnt, wenn auch nicht aus grundsätzlich ethischen Bedenken, sondern weil die nötige ausführliche Beratung, die jetzt den Apothekern auferlegt ist, im Kundengespräch nicht zu leisten sei.

Mission

Neuer Vorsitzender beim EDI

Neuer Vorsitzender des EDI (Evangeliumsdienst für Israel, Ostfildern-Kemnat) ist Pfarrer Johannes Luithle. Dieser folgt auf Pfarrer Joachim Rieger, der nach acht Jahren sein Amt aus beruflichen Gründen abgab. Stellvertreter wurde Markus Hägele, der bereits seit 2007 zum Trägerkreis des EDI gehört.

Medien Württemberg: TV-Pfarrer Ottheinrich Knödler †

Der frühere Rundfunk- und Fernsehpfarrer der württembergischen Landeskirche, Ottheinrich Knödler (Reutlingen) ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Von 1980 bis 1995 betreute er alle Gottesdienstsendungen im damaligen Süddeutschen Rundfunk und war auch Sprecher des »Wort zum Sonntag« im Ersten Fernsehprogramm. Davor war der gebürtige Tübinger nach seinem Studium ab 1962 Pfarrer und Studienrat für Religionsunterricht in Giengen an der Brenz und ab 1970 Schuldekan in Reutlingen. 1973 gehörte er zu den Gründern der Freien Evangelischen Schule in Reutlingen und stand von 1979 bis 2003 dem Trägerverein und Verwaltungsrat vor.

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Aus Lehre und Verkündigung mm Wache du, Herr, mit denen,m die wachen oder weinen in dieser Nacht.m Hüte deine Kranken,m lass deine Müden ruhen,m segne deine Sterbenden.m Tröste deine Leidenden.m Erbarme dich deiner Betrübtenm und sei mit deinen Fröhlichen. Augustinus (354–430)

mm Die Kirche ist in erster Linie ein Bund des Glaubens und des Heiligen Geistes in den Herzen, der dennoch äußere Kennzeichen hat, um erkannt zu werden, nämlich die reine Lehre des Evangeliums und die mit dem Evangelium Christi übereinstimmende Verwaltung der Sakramente. Philipp Melanchthon, Apologie, Von der Kirche

mm In der Geschichte des Christentums ist starke Jenseitssehnsucht zumeist mit beachtlicher Diesseits-Aktivität verbunden gewesen, Sorge um das ewige Heil mit diakonischer Sorge für das Wohl des hilfsbedürftigen Nächsten, asketische Lebensweise mit hoher seelsorgerlicher Sensibilität. Bischof i. R., Professor Ulrich Wilckens

mm Sei kindlich m abhängig von Gott und königlich unabhängig von Menschen! Eva von Tiele-Winckler INFORMATIONSBRIEF 294

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mm Gott versöhnt sich in Christus mit den Sündern, nicht diese durch Christus mit Gott! Gottes Liebe ist mit dem gekreuzigten Christus eins, der »für unsere Sünden« sein Leben hingegeben hat! Bischof i. R., Professor Ulrich Wilckens

mm Immer mehr von Gottes Liebe in Christus zu lernen, darin zu wachsen und zu reifen, zu erfahren, dass seine Gebote so absolut gültig sind, weil sie dem wahren Leben dienen, und dass seine Ergebung immer neu Kraft schenkt, Gottes Liebe in unser Leben immer tiefer hineinwirken zu lassen – das ist es, was ein ernsthaftes Studium des Neuen Testaments im Zusammenhang mit dem Alten Testament erbringen und womit die Bibel erneut zur Heiligen Schrift werden kann. Bischof i. R., Professor Ulrich Wilckens

mm So gewiss ihre Wirklichkeit [die der Auferweckung Jesu] ist, weil Gott gehandelt hat, so unbegreifbar ist sie für jeden Menschen, weil Gott hier gänzlich Neues vollbracht hat. Bischof i. R., Professor Ulrich Wilckens

mm Aber nicht wir sollen bauen, sondern er will bauen. Kein Mensch baut die Kirche, sondern Christus allein. Wer die Kirche bauen will, ist gewiss schon am Werk der Zerstörung. Denn er wird einen Götzentempel bauen, ohne es zu wollen und zu wissen. Wir sollen bekennen – er baut. Wir sollen verkündigen – er baut. Wir sollen zu ihm beten – er baut. Wir kennen seinen Plan nicht. Wir sehen nicht, ob er baut oder einreißt. Es mag sein, dass die Zeiten, die nach menschlichem Ermessen Zeiten des Einsturzes sind, für ihn die großen Zeiten des Bauens sind. Es mag sein, dass die menschlich gesehen großen Zeiten der Kirche Zeiten des Einreißens sind. Es ist ein großer Trost, den Christus seiner Kirche gibt: m Du bekenne, verkündige, zeuge von mir allein. Ich allein aber will bauen, wo es mir gefällt. Dietrich Bonhoeffer in einer Predigt 1934

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Reformation in der Kirche 1517 und 2017

Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Reinhard Slenczka

»Das blinde, undeutliche Wort Kirche«1 In seiner großen Schrift zur Kirchengeschichte »Von den Konziliis und Kirchen« (1539) untersucht Luther, in welcher Weise kirchliche Instanzen wie Päpste und Konzile (Synoden) mit ihren Entscheidungen bindende Autorität in der Kirche und für den Glauben beanspruchen können, zumal wenn sie Beschlüsse fällen und Erklärungen abgeben, die im Widerspruch zum Zeugnis der Heiligen Schrift stehen. In Kürze lautet die Antwort: 1. Rechte Konzile (Synoden) können niemals etwas Neues beschließen, sondern sie haben allezeit die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Kirche in der Wahrheit bleibt, »erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Chris­ tus der Eckstein ist« (Epheser 2,20). Das Neue ist seit alters her in der Kirche immer das Falsche, Häretische. 2. Betont Luther, dass die Wörter für Kirche in den Bibelsprachen ganz einfach für die Versammlung von Volk, also von Menschen stehen. Entscheidend dabei ist, wodurch und

Reinhard Slenczka Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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wozu Menschen versammelt sind: »Aber Eccle­ sia soll heißen das heilig christliche Volk, nicht al­ lein zur Zeit der Apostel, die nun längst tot sind, sondern bis an der Welt Ende, dass also immerdar auf Erden im Leben sei ein christlich heilig Volk, in welchem Christus lebet, wirkt, regiert per re­ demptionem, durch Gnade und Vergebung der Sünden, und der Heilige Geist per vivificationem et sanctificationem, durch tägliches Ausfegen der Sünde und Erneuerung des Lebens, dass wir nicht in Sünden bleiben, sondern ein neues Leben füh­ ren können und sollen in allerlei guten Werken, und nicht in den alten bösen Werken, wie die zehn Gebote oder die zwei Tafeln Moses fordern. […] Denn Christliche Heiligkeit oder gemeiner Christen Heiligkeit ist die, wenn der Heilige Geist Glauben gibt an Christus und sie dadurch hei­ ligt [Apostelgeschichte 15,9], das ist, er macht neu Herz, Seele, Leib, Werk und Wesen, und schreibt die Gebote Gottes nicht in steinerne Tafeln, son­ dern in fleischliche Herzen. […]«2 Kirche ist also nicht eine Verwaltungseinrichtung zur Mitgliederbetreuung und Öffentlichkeitsarbeit, sondern es ist der mit der Ausgießung des Heiligen Geistes bei dem apos­ tolischen Pfingsten beginnende Vorgang, dass sich Menschen im Namen Jesu Christi unter Wort und Sakrament zum Gottesdienst versammeln, sei es im Tempel oder in Häusern und Familien (Apos­telgeschichte 2,42ff.). Unter diesem Gesichtspunkt ist es nicht die Frage, was die Kirche sei, sondern wo sie ist und wirkt. Dass vieles unter Namen und Anspruch von Kirche geschieht, ist eine alte Begleiterscheinung in der Geschichte der Kirche, wozu der Herr sagt: »Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot« (Offenbarung 3,1). OKTOBER 2015

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So kann Luther in seinen Schmalkaldischen Eine funktionierende Kirchenverwaltung ist Artikeln von 1537 in aller Schärfe und Klarheit kein Selbstzweck; freilich hat sie leider wie jede sagen: »Wir gestehen ihnen nicht, das sie die Kir­ Verwaltung die Neigung, sich zu verselbststänche sein, und sind’s auch nicht, und wollen’s auch digen und damit von der geistlichen Wirklichnicht hören, was sie unter dem Namen Kirche keit der Kirche zu lösen. Das geschah im Zeitalgebieten und verbieten; denn es weiß gottlob ein ter der Reformation ebenso wie heute bei uns. Kind von sieben Jahren, was die Kirche sei, näm­ Die wahre Kirche jedoch wird allein durch lich die heiligen Gläubigen und die ›Schäflein, die die Mittel, durch die der Heilige Geist gegeihres Hirten Stimme hören‹« (Johannes 10,3).3 ben wird, der den Glauben wirkt, wo und wann Ganz praktisch heißt das auch es Gott gefällt geleitet (CA 5). im Blick auf unsere heutigen mm Die wahre Kirche Nicht die Kirchenorganisation, Verhältnisse: Kirche ist da und jedoch wird allein durch sondern diese Kirche hat die geschieht nur dann und dort, Verheißung ihres Herrn, dass wo das Volk Gottes unter der die Mittel, durch die der auch die Pforten der Hölle sie reinen Verkündigung des Wortes Heilige Geist gegeben nicht überwinden sollen (MatGottes und der rechten Verwalthäus 16,18). Diese Kirche ist wird, der den Glauben tung der Sakramente versammelt Gegenstand des Glaubens. Ihre wird. Es kommt also alles darauf wirkt, wo und wann es Mittel, Wort und Sakrament, an, einen solchen Gottesdienst Gott gefällt geleitet. m wodurch sie versammelt wird, und Pfarrer zu finden. In einem sind im Gottesdienst erkennrechten Gottesdienst geht es da- Nicht die Kirchenorgabar und unterscheidbar (CA 7); her auch nicht um Werbung, die nisation, sondern diese doch in der versammelten Geauf Kaufanreiz und Befriedigung Kirche hat die Verheimeinde gibt es Gute und Böse. von Bedürfnissen zum Zweck Luther sagt: »Verborgen ist die der Absatzförderung ausge- ßung ihres Herrn, dass Kirche, unbekannt sind die Hei­ richtet ist. Es geht darum, dass auch die Pforten der ligen.«4 Die Schrift sagt: »Ein das vor Erschaffung der Welt in Hölle sie nicht überwin- Mensch sieht, was vor Augen ist; Christus erwählte Volk Gottes der Herr aber sieht das Herz an« aus der Welt herausgerufen wird den sollen m (1.Samuel 16,7). (Epheser 1,3f.). Daher soll man auch nicht (Matthäus 16,18). Damit wird noch etwas deutnach der äußeren Erscheinung lich, was heute oft übersehen und verdrängt von Kirche urteilen, wohl aber nach den Gnawird: Luther ist niemals aus der Kirche ausge- denmitteln, durch die der Heilige Geist wirkt, treten; er hat auch niemals eine neue Kirche ge- ob rein gelehrt und die Sakramente recht vergründet. Vielmehr wurde er zu Unrecht von der waltet, d. h. gespendet und empfangen werden. römischen Kirchenverwaltung aus der Kirche Dann mag man auch verstehen, was Luther ausgeschlossen und von dem staatlichen Organ, seinen Studenten und seiner Gemeinde eindem Reichstag, für vogelfrei erklärt. schärft: »Das Aussehen der Kirche ist das einer Wenn nun heute ständig gefordert wird, der Sünderin, gequält, verlassen, sterbend und be­ Papst müsse die Exkommunikation Luthers trübt. Was auch immer der Satan ist und treibt, aufheben und man müsse die Lehrdifferenzen muss auch die Kirche erleiden.«5 »Die Kirche früherer Zeiten beseitigen, dann ist das sowohl war stets dann am besten, wenn sie unter den geistlich wie historisch völlig falsch, überflüs- Schlechtesten wirkte.«6 Es mag sein, dass in eisig, ja unmöglich. Denn dann hat man nicht ner Wohlstandsgesellschaft die geistliche Realidas geistliche Wesen und Geschehen der Kirche tät der Kirche durch Äußerlichkeiten verdeckt im Blick, sondern die äußere Organisation und wird. Doch schon die Apostelgeschichte zeigt, Einheit: »Ist Christus etwa zerteilt?« (1.Korin- wie die Kirche nicht durch den Erfolg menschther 1,13) licher Bemühungen, sondern durch Verfolgung Das Ringen zwischen wahrer und falscher weltweit ausgebreitet wird – auch heute! W Kirche ist Kennzeichen der Kirche, und diesem Vorgang wird man sich auch niemals durch einen Konfessionswechsel entziehen können. Denn darin geschieht dasselbe, was in jedem rechten 1) WA 50, 625, 5.16.31. Christen durch die Taufe ausgelöst wird, das 2) WA 50, 21–29; 626, 15–18. ständige Ringen zwischen dem alten Menschen 3) BSLK 459, 18–22. »Abscondita ecclesia, latent sancti.« WA 18, 652, 23. im Fleisch der Sünde und dem erneuerten Men- 4) 5) WA 40,II, 560, 34–36. schen im Geist Gottes (Römer 6–8). 6) WA 2, 605, 6f. INFORMATIONSBRIEF 294

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Ist der Gott des Alten Testaments ein gewalttätiger Gott? Eine notwendige Klärung in den Wirren unserer Zeit –– Teil 2 von 2 Rainer Mayer Mit welcher Wirklichkeit –– mit welchem Gott –– rechnen wir? Hier ein Erlebnis: Die Rettung Israels beim Zug durch das Schilfmeer (2.Mose 14) war Thema im Konfirmanden-Vorstellungsgottesdienst einer unserer Töchter. Der Gottesdienst war gut gemacht, er sollte nicht nur verbal gestaltet werden, sondern auch einen Erfahrungswert für die Jugendlichen erhalten. Aber schon bei der Verlesung des Bibelwortes für die Predigt fiel auf, dass die Israeliten zwar gerettet werden, die Ägypter jedoch – wunderbare Veränderung des Bibeltextes – nicht im Meer ertrinken, sondern fliehen. Dann folgte die Auslegung: Dass bei Gottvertrauen all das, was uns Angst macht, überwunden wird und flieht, wurde da gesagt. Es wurden Bänder verteilt, alle fassten an, und wie die bedrohenden Wellen des Meeres wogten die Bänder um uns herum. »Das sind die Ängste«, hieß es. Danach fielen die Bänder zu Boden – die Ängste flohen wie die Ägypter am Schilfmeer flohen. Es war ein »netter« Gottesdienst. »Nett« ist in der Tat die richtige Bezeichnung, denn er war harmlos und fromm gemeint und die Jugendlichen wurden nicht zu sehr gelangweilt. Aber: Die Botschaft stimmte nicht! Weder flohen die Ägypter am Schilfmeer, noch fliehen heute bei Gottvertrauen die Ängste so einfach, wie man ein Band fallen lässt. Da sind gewaltige, ja überwältigende Kräfte am Werk, wenn wir mit der Wirklichkeit der Ängste und des Bösen zu tun bekommen. Mit ein bisschen harmloser Religiosität ist da gar nichts ausgerichtet. Die Kritik des

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Predigers am Text wurde denen, die die Bibel kennen, deutlich vermittelt. Der Pfarrer sagte indirekt, indem er die Ägypter nicht ertrinken, sondern fliehen ließ: Der Gott des Alten Testaments ist grausam. Den Originaltext kann man heute niemandem mehr zumuten. Wir sind gute Menschen, wir sind gegen Krieg und Gewalt. Deshalb muss der Text symbolisch verstanden werden im Sinne des neutestamentlichen Gottes der Liebe, der uns von den Ängsten, unseren »Ägyptern« befreit. Was ist hier geschehen? Unter moralischem Vorwand wurde die Wirklichkeit verharmlost – und zwar sowohl die Wirklichkeit der Welt wie die Wirklichkeit Gottes. Symbolische und allegorische Auslegungen der Bibel mit der Absicht, einen Text zu aktualisieren, sind durchaus erlaubt, nur darf der Wortsinn (sensus litteralis) nicht entstellt werden! Die Alte Kirche wählte als Texte für die Osternachtsliturgie ebenfalls 2.Mose 14 und 15, Israels Zug durch das Schilfmeer, den Untergang der Ägypter und Israels Lobgesang. Der allegorische Sinn war den Menschen damals unmittelbar zugänglich: Wie es am Schilfmeer für das Gottesvolk um Tod und Leben, Sklaverei und Freiheit ging, so geht es für uns heute um den großen Sieg Gottes über Satan und die Macht des Todes. In Jesu Auferweckung feiern wir den Tod des Todes. Wo liegt der Unterschied zum geschilderten Konfirmandengottesdienst? Sowohl in der Bibel selbst als auch in der altkirchlichen Auslegung mit dem Bezug auf Jesu Tod und Auferstehung sowie unserem eigenen Tod und unserer Auferstehung werden die Texte tiefer verstanden. Wir Menschen stehen in einem Geschichtszusammenhang. In den biblischen Geschichten kommen wir selbst vor. Für den Juden geht es um die Befreiung aus der Sklaverei, um das Überleben Israels damals wie heute. Für uns Christen geht es in der Osternachtsliturgie um die bedrängte Gemeinde und unsere eigene Rettung vom Tod zum ewigen Leben. So kann man eine biblische Geschichte einerseits sehr konkret historisch, andererseits übergeschichtlich verstehen. Das OKTOBER 2015

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heißt, dass sie auch heute noch unmittelbar zu und Misserfolge, kriegerische Tüchtigkeit und uns spricht. Die Ägypter, die im Meer vernich- politische Klugheit, wird wohl erwähnt, geht tet wurden, sind einerseits die sehr konkreten aber weder positiv noch negativ ins Gesamturteil Ägypter um ca. 1300 v. Chr., aber zugleich das ein. Dass Gott für so wichtig gehalten wird, ver»Ägypten« in der langen Geschichte der Skla- stehen wir nicht in einem Zeitalter, in dem sich verei und Unterdrückung einschließlich Sünde, der Mensch zum Maß aller Dinge erklärt hat. Tod und Teufel, der große Feind des Gottesvol- Die Gottunmittelbarkeit der alttestamentlichen kes, nicht der persönliche Feind. Texte schockiert uns. Unter moralischen VorDer neuzeitliche moralisierende Individualis- wänden schieben wir sie weg, um uns so auch mus hört die Geschichte anders. Man ist sensi- Gott vom Leibe zu halten. Das Alte Testament bilisiert durch die Erfahrungen ist gottestrunken, während wir von Gewalt in der Neuzeit und mm Wenn wir die biblimoralbesessen sind! Und das, distanziert sich historisch-kri- schen Texte ernst nehobwohl wir heutzutage in der tisch vom Text. Der Text wird gesamten Gesellschaft unmoramen, zwingen sie uns, in dieselbe Kategorie eingeordlischer leben als je! Wir hätten net wie eine moderne Kriegs- der Gewaltbesessenheit gern einen pflegeleichten »liegeschichte. Es stellen sich da- unseres eigenen Lebens ben Gott«, der uns stets bestäraufhin spontan Abwehr und tigt und tröstet, nicht einen, der altbekannte Vorurteile wie »ty- und unserer eigenen uns irritiert, herausfordert und pisch jüdisch«, »typisch alttesta- Gesellschaft nicht auszu- in Frage stellt, der keine Patent­ mentlich« ein. weichen. Die Texte poten- antworten für uns bereithält, Moral ist das einzige kleine sondern der uns auffordert, uns Fensterchen zur Transzendenz, zieren nicht von sich aus zuerst selbst zu ändern. Denn das dem »modernen« Men- Gewalt, sondern nehmen nur so bietet er uns seine Fühschen noch geblieben ist. Das wahr, dass Gewalt die rung und seine Hilfe an. heißt nicht, dass heute moralischer gelebt wird als in früheren Wirklichkeit prägt und Rettung, Segen und Zeiten; im Gegenteil! Es be- stellen diese WirklichFluch und der persöndeutet aber, dass gerade deshalb keit unter die Herrschaft lich liebende Gott das gesamte öffentliche Leben, Wirtschaft, Politik und Kultur, Gottes. Das Gottesverhältnis Israels von moralischen Urteilen und beruht auf dem in freier ErwähVorurteilen durchsetzt ist. Im selben Maße, wie lung von Gott her gegebenen Bund. Bundesdie moralisierende Denk- und Redeweise inflati- schluss bedeutet Bundesgewährung von Gott oniert, wird sie oberflächlich. Mit dem moralisie- her. Dabei wird – wieder neuzeitlichem Denken renden Gehabe wird in Wahrheit der Anspruch nicht angenehm – vorausgesetzt: der biblischen Texte an uns persönlich zurück- WW dass Gott der Schöpfer und der Herr ist, dem gewiesen, denn sie beschreiben die Wirklichkeit, Menschen schlechthin überlegen, ihm nicht wie sie ist. Wenn wir sie ernst nehmen, zwingen rechenschaftspflichtig (vgl. das Bild von Ton sie uns, der Gewaltbesessenheit unseres eigenen und Töpfer in Jesaja 29,16; 45,9; 64,7; JereLebens und unserer eigenen Gesellschaft nicht mia 18; Römer 9,21) und auszuweichen. Die Texte potenzieren nicht von WW dass Gott sich in seiner Liebe ohne jede Vo­ sich aus Gewalt, sondern nehmen wahr, dass raus­setzung auf menschlicher Seite über Israel Gewalt die Wirklichkeit prägt und stellen diese erbarmt und es erwählt hat und ihm hilft. Wirklichkeit unter die Herrschaft Gottes. Die Ursprungserfahrung des Glaubens Israels An dieser Stelle ist noch einmal die Gottesfra- war die Rettung am Schilfmeer (vgl. 5.Mose ge aufzunehmen. In der Gottesbeziehung geht 6,20–25; 26,4ff.). Bundesgewährung bedeutet es keineswegs an erster Stelle um Moral. Moral daher Rettung aus der Sklaverei, Rettung aus und Sünde berühren sich zwar teilweise, gehö- Elend und Tod, neutestamentlich gesprochen: ren aber keineswegs in dieselbe Kategorie. Dem Rettung von Sünde, Tod und Teufel. Alten Testament geht es in erster Linie um Gott, Die Bundesgewährung schließt ein Bezienur in indirekter Weise um Moral. hungsverhältnis ein. Nicht zufällig steht im Aufschlussreich ist die Beurteilung der Köni- Alten Testament (und in seiner Folge auch im ge in den Königsbüchern des Alten Testaments. Neuen Testament) die eheliche Liebe als Bild Das einzige Kriterium für die Beurteilung ist, für das rechte Bundesverständnis. Gottesliebe wie sich der jeweilige König dem Ersten Gebot ist also keine Marionettenliebe, keine Autogegenüber verhalten hat. Alles andere, Erfolge matenliebe (als überschütte er die Seinen mit INFORMATIONSBRIEF 294

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Überfluss wie im Schlaraffenland) und keine Affenliebe (als hielte er die Menschen in seiner Liebe gefangen – ohne Entscheidungsfreiheit). Die Liebe Gottes gewährt eine lebendige Beziehung! Daraus folgt, dass Israel, falls es sich von Gott abwendet, in seinen natürlichen Seinszustand zurückfällt: als »das kleinste unter den Völkern« (5.Mose 7,7), ein Würmlein, ja eine »winzige Made« (Jesaja 41,14), die von den Feinden zertreten wird. Israels einzige Überlebensmöglichkeit besteht darin, bei seinem Gott zu bleiben. Weil es anders ist als andere Völker, trifft es auch ein härteres Gericht. Gericht bedeutet darum nicht, dass Gott Strafe für Abtrünnigkeit zufügt, sondern dass sich ein ganz natürlicher Prozess vollzieht: Es handelt sich um den logischen Tun-Ergehens-Zusammenhang. Wenn Israel beispielsweise nach jahrhundertelanger Abtrünnigkeit in das assyrische bzw. babylonische Exil geführt wird, ist das natürliche Folge der Abgötterei. Nichts anderes will das deuteronomistische Geschichtswerk (5.Mose – 2.Könige) darlegen. In diesem Zusammenhang sind auch die Fluch- und Segensverheißungen am Ende der großen alttestamentlichen Gesetzessammlungen in 3.Mose 26 (Abschluss des Heiligkeitsgesetzes) und 5.Mose 27,15–28,68 (Anhang zum deuteronomischen Gesetz) zu verstehen. Der Alttestamentler Kurt Koch sagte bereits 1955, im Blick auf das Alte Testament sei die Rede vom Vergeltungsdogma zu ersetzen durch die Rede von der »schicksalsschweren Tatsphäre«. Er geht dabei von Sätzen in der Weisheitsliteratur, besonders im Sprüchebuch, aus und stellt fest, dass im Buch der Sprüche kein einziger stichhaltiger Hinweis auf einen Vergeltungsglauben zu finden ist. Was sich findet und immer wieder zum Ausdruck kommt, ist eine Auffassung von schicksalwirkender menschlicher Tat. Dazu gehört die Überzeugung, dass Gott der Herr über dem Zusammenhang von Tat und Schicksal wacht und ihn, wenn nötig, in Kraft setzt, beschleunigt und vollendet.1 Damit hat Koch in der Tat auf etwas fundamental Wichtiges für das rechte Verständnis des Alten Testaments aufmerksam gemacht. Jedoch hat er zugleich die Verbindung zum Bundesdenken und zum persönlichen Gottesverhältnis gelockert. Schicksalsschwere Tatsphäre gibt es auch bei Heiden; auch Philosophen können erkennen und formulieren, dass die böse Tat sich auf Dauer nicht lohnt und auf das Haupt des Täters zurückkommt. Außerdem ist der Tun-ErgehensZusammenhang nicht immer offensichtlich, wie das Hiobbuch zeigt. Und schließlich gibt es ja 10

auch Belohnung bei Gott, für die der Fromme nicht sein Gutes-Tun ins Spiel bringen kann. So bleibt denn die Spannung bestehen und auszuhalten: Ja, unter der Voraussetzung des Bundesdenkens kann Strafe, Gericht, Zorn Gottes weitgehend im Rahmen des Tun-Ergehens-Zusammenhangs verstanden und gedeutet werden. Es bleibt aber ein Rest, der nicht mathematisch im Tun-Ergehens-Zusammenhang berechnet werden kann. Gott ist ein Herr, der ins Verborgene sieht, mehr noch, der selbst auch ein verborgener Gott ist, der sich unter dem Zeichen des Kreuzes auch verbirgt. Aber gerade das Kreuz ist Zeichen seiner Liebe! Das neuzeitliche Denken hat seine Schwierigkeiten mit dem Gedanken vom Gericht Gottes. Wenn man das Böse, das Gericht und die Hölle jedoch wegrationalisiert, verflacht nicht nur das Gottesverständnis, sondern auch die Wirklichkeitssicht. Wer meint, die Welt sei in ihrer Wurzel heil und müsse nur durch menschliches Gerechtigkeitsmanagement optimal organisiert werden, um zum universalen Glück zu führen, der ist einer Utopie verfallen. Der Tun-Ergehens-Zusammenhang bringt uns auf eine wichtige, aber doch nur vorläufige Spur. Im Blick auf Strafe und Gericht ist dabei ganz wesentlich, dass die Bibel das Gericht dem Menschen aus der Hand nimmt. Gott allein ist Richter. »Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr« (5.Mose 32,35; vgl. Römer 12,19; Hebräer 10,30). In gleicher Weise sind aber auch die Aussagen über Belohnung fast immer als göttliches Handeln formuliert (Jesaja 49,9; 61,8; Lukas 6,23; 18,29; Markus 10,29). Das Siegel des Tuns Gottes besteht in seiner persönlichen Liebe. Sie ist sein erstes und letztes Wort. Darin sind Altes und Neues Testament sich einig. Und der Gott des Alten Testaments ist niemand anderer als der Gott und Vater Jesu Christi! Das Alte Testament endet jedoch mit der offenen Frage, wie Gott sein Liebeshandeln weiterführt, in welcher Weise er einen neuen Bund stiftet (Jeremia 31,31). Wir Christen sehen die Antwort in Jesus Christus. Er ist das weitere Siegel auf die Rettungstaten Gottes, wie sie schon im Alten Testament geschildert sind, nun aber weltweit, für alle Menschen gelten. Doch auch die Gemeinde des Neuen Bundes wartet auf die Vollendung. Wir leben im Glauben, nicht im Schauen. Wenn Christus wiederkommen wird, dann werden wir auch vereint sein mit dem Volk des Alten Testaments, vereint im Schauen des einen Gottes. W 1) Kurt Koch, in : Theologische Beiträge, August 1995, S. 221. OKTOBER 2015

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Christentum und Islam Gegenüberstellung der theologischen Grundaussagen von Christentum und Islam in einzelnen Abschnitten –– Teil 8 von 9 Hanns Leiner

Die Offenbarungsquellen Christliche Lehre von der Offenbarung Gottes und der Bibel Vorbemerkung: Die richtige Gegenüberstel­ lung lautet hier nicht: »Bibel oder Koran«, sondern »Christus oder Koran«, denn Christus steht für uns an der Stelle, an der im Islam der Koran steht. Auf eine vorläufige Weise offenbart sich Gott allen Menschen in seiner Schöpfung: »[…] und doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt« (Apostelgeschichte 14,17). Auch Paulus bezeugt das: »Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt, so dass sie keine Entschuldigung haben« (Römer 1,19f.). Aus den Werken seiner Schöpfung gibt uns Gott zu erkennen, dass er ist, jedoch nicht, wer er ist und wie wir mit ihm daran sind. Zudem haben die Menschen seine Stimme aus der Schöpfung oft nicht verstanden und nicht auf sie gehört. Paulus fährt deshalb fort: »Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständi­ ges Herz ist verfinstert« (Römer 1,21). Die Offenbarung Gottes in der Schöpfung genügt also nicht und führt uns nicht zu einer klaren Erkenntnis Gottes.

Hanns Leiner † INFORMATIONSBRIEF 294

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Darum offenbart sich Gott in der Geschichte, insbesondere in der Geschichte seines Volkes Israel. Durch die Erwählung Abrahams und seiner Nachkommen hat Gott sich aus der gefallenen Menschheit ein Volk zum Eigentum erwählt und mit ihm seinen Bund geschlossen. Er hat ihm seinen Willen kundgetan, es durch Priester und Propheten geleitet und zur Ordnung gerufen. In dieser Geschichte mit Israel hat sich Gott selbst zu erkennen gegeben als Schöpfer und Herr, als Gott des Bundes, der Heiligkeit und Gerechtigkeit, aber auch als barmherziger und gnädiger Gott. Er hat Israel die Treue gehalten und trotz dessen Sünde es nicht verlassen oder verstoßen. Die Geschichte dieser Offenbarung G ­ ottes hat im Alten Testament ihren Niederschlag ge­funden. Es enthält nicht nur Gottes Willen (die Tora), sondern es erzählt und deutet die Geschichte Israels mit Gott als Geschichte der Führung durch Gott, unter Gottes Gnade und Gericht. Aus dieser Geschichte Israels stammt Jesus Christus. In ihm gipfelt für den christlichen Glauben die Offenbarung Gottes. In Christus spricht und zeigt sich Gott auf einzigartige Weise: »Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn […]« (Hebräer 1,1f.). Jesus weiß sich vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs berufen und gesandt. Er verkündet diesen Gott als den nahen, barmherzigen Vater. Jesus ist ganz eng mit diesem Gott verbunden: »Ich und der Vater sind eins« (Johannes 10,30), so eng, dass er sogar sagen kann: »Wer mich sieht, der sieht den Vater« (Johannes 14,9). In Jesus offenbart sich Gott in einmaliger und unüberbietbarer Weise. Von ihm heißt es darum: »Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit« (Johannes 1,14). D. h. die Offenbarung Gottes geschieht für uns in diesem Menschen, nicht etwa in einem Buch. Im Zentrum unseres Glaubens 11


Der Koran gilt als alleiniger, ab­soluter, ewiger und einzig richtiger Maßstab für alle anderen. Dieses überzogene, überstei­ gerte Offenbarungsverständnis macht den Islam im Grunde so unbeweglich, starr und unfähig zum Dialog. Es verhindert eine hi­storisch-kriti­sche Erforschung des Koran und die Anerkennung seiner menschlichen Seite und Ge­schichtsgebundenheit. Wie ein erratischer Block liegt es im Wege. steht eine Person: Jesus Christus. Für uns nimmt also Jesus als die Offenbarung Gottes genau die Stelle ein, die im Islam der Koran innehat. Jesus ist das lebendige, Mensch gewordene Wort Gottes an uns. In Jesus erhält Gott für uns ein menschliches Gesicht. Darum ist es nicht richtig, den christlichen Glauben eine Buchreligion zu nennen. Das wirkt sich natürlich auch auf den Inhalt der Offenbarung aus: Gott begegnet uns in Jesus ganz persönlich, menschlich, lebendig, freundlich und herzlich. Im Leben Jesu zeigt und verwirklicht er seine Barmherzigkeit. Jesus lehrt nicht nur das Gesetz Gottes. Er droht und mahnt nicht nur (wie die Propheten meist im Judentum und im Islam), er fordert nicht nur Gehorsam und Unterwerfung, sondern schenkt und gibt zuerst einmal die Gemeinschaft mit ihm und dadurch mit Gott, Vergebung, Heilung und Heil. Er nimmt uns die Angst vor Gott: »Fürchtet euch nicht!« (Markus 5,36; Matthäus 10,31; Lukas 2,10; 5,10; Johannes 14,27 u. ö.) richtet Menschen auf, nimmt sogar die Sünder an, kurz er hat eine frohe und befreiende Botschaft für uns: das Evangelium. Es schenkt uns Zuspruch und Verheißung, das Wort des Lebens, nicht nur den Buchstaben des Gesetzes, der tötet (2.Korinther 3,6). In Christus sind alle Verheißungen Gottes im alten Bund erfüllt (2.Korinther 1,20). Durch Jesu Leben und Sterben schließt Gott mit allen Menschen einen neuen Bund (Jeremia 31,33f.; 1.Korinther 11,25). Durch ihn erkennen wir Gott im Angesicht Jesu Christi. Die Kunde von dieser endgültigen Offenbarung, der Heilstat Gottes in Jesus Christus, wurde zuerst mündlich verkündigt als frohe Botschaft (Evangelium). Sie ist wesensmäßig eine lebendige Stimme und Botschaft, eine An12

rede an uns Menschen, eine »viva vox evangelii« (wie Luther sagt), die durch den Geist Gottes beglaubigt in unsere Herzen dringt. Das Evangelium war ursprünglich kein Buch und schon gar kein Gesetzbuch, sondern eben diese »gute, neue Mär« (Nachricht), die Ansprache Gottes an uns durch Christus. Die spätere schriftliche Aufzeichnung dieser Botschaft in unseren Evangelienbüchern ist als ein Notbehelf zu verstehen. Sie war notwendig, damit nichts davon in Vergessenheit geriet oder evtl. verändert wurde. Insofern ist die Bi­ bel für uns ein unentbehrliches Hilfsmittel zur Erkenntnis der Wahrheit Christi und der Offenbarung Gottes, aber nicht die Wahrheit und die Offenbarung selbst. Sie bezeugt beides und führt uns zu Christus. Sie weist darum – anders als der Koran – fast nicht auf sich selbst, sondern immer wieder auf ihn hin, der allein das lebendige Wort Gottes in Person ist und bleibt, Jesus Christus. In der Heiligen Schrift wird die Erinnerung an die Offenbarung Gottes aufbewahrt, damit sie in jeder Predigt und jedem christlichen Zeugnis von ihm gleichsam wieder »aufersteht« aus dem gedruckten Buchstaben des Buches und die Menschen als das lebendige Zeugnis von Christus heute erreicht. Dabei ist es uns selbstverständlich, dass dies Zeugnis von der Offenbarung Gottes in Christus immer durch Menschen geschieht. Anders als durch menschliche Vermittlung haben wir es nicht. Das gilt natürlich auch für die Bibel. Die Bibel ist von Menschen geschrieben und spricht in jeder Hinsicht menschliche Sprachen. Wir lesen in ihr die Botschaft von Gott in menschlicher Schrift. Wir sehen in ihr »Gottes Wort im Menschenwort«. Wir dür­ fen darum ihre menschliche Entstehungsgeschichte in großer OKTOBER 2015

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Freiheit erforschen und ihre menschliche Seite anerkennen. Wenn wir sie auch als vom Heiligen Geist erfülltes Zeugnis anerkennen, teilen wir nicht die ungeschichtliche Auffassung, dass die Bibel wortwörtlich unfehlbar und irrtumslos sei (so genannte Verbalinspirationslehre). Wir halten sie also nicht für ein vom Himmel gefallenes Buch. Diese islamische Auffassung, die der vielschichtigen Wirklichkeit der Bibel nicht gerecht wird, würde ihre menschliche Seite leugnen und so vielen heutigen Menschen den Zugang zu Christus verbauen. Wir sehen in der Bibel – mit Luther »die Windeln, in denen das Christuskind eingewickelt liegt«. Wir lesen sie schließlich nicht um ihrer selbst willen, sondern um ihres eigentlichen Inhalts und ihrer Mitte willen: Christus. Darum verstehen wir den christlichen Glauben auch nicht als Buchreligion, sondern als Religion des in Christus Mensch gewordenen Gottes.

Islamische Lehre vom Koran Der Islam versteht sich dagegen selbst als Buchreligion, weil der Koran für ihn die Schrift bzw. Buch gewordene göttliche Offenbarung ist. Der Koran selbst verweist an vielen Stellen auf sich selbst als göttliches Buch.1 Dabei herrscht weithin die Vor­stellung unter Moslems, dass dies Buch – in arabischer Sprache – die genaue Kopie der »Mutter des Buches« sei, seiner im Himmel bei Allah befindlichen Vorlage.2 Der Koran gilt also gewissermaßen als »vom Himmel gefallenes Buch«, jedenfalls als ganz direkt vom Himmel herabgesandtes, offenbartes Buch. Wir begegnen im Islam einem völlig ungebrochenen, steilen Inspirationsverständnis, das man mit Recht als Verbalinspiration bezeichnen kann: Der Koran gilt als wortwörtlich von Allah inspi­riertes Buch, das Allahs Willen und Weisungen irrtumslos, absolut richtig enthält. Es könnte von ihm heißen: »Das Wort ward Buch«, d. h. die Wahrheit Allahs ist im Koran ver­bucht, Schrift geworden. Der Koran ist gleichsam rein göttlicher Natur, er hat keine menschliche Seite und auch – angeblich – keine menschliche Entste­hungsgeschichte oder Schwächen. Er ist ewig, ungeworden und darum auch unverän­ derlich und absolut irrtumslos. Kritisch kann man von einem verabsolutierten, ver­steinerten Offenbarungsbegriff sprechen. Deswegen dürfen Muslime an den Koran auch nicht die Maßstäbe irdischer, menschlicher Entstehung und Abhängigkeit legen, also auch nicht zugeben, dass der Koran geschichtliche Vorlagen besitzt. Er ist gewissermaßen völlig voraussetzungslos INFORMATIONSBRIEF 294

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und abso­lut, losgelöst von allem. Dies Buch hat für die Muslime keine Vorgeschichte (etwa in der Bibel, im Juden- und Christentum), man darf es nicht damit vergleichen oder daran mes­ sen. Im Gegenteil: Es selbst gilt als alleiniger, ab­soluter, ewiger und einzig richtiger Maßstab für alle anderen. Dieses überzogene, überstei­ gerte Offenbarungsverständnis macht den Islam im Grunde so unbeweglich, starr und unfähig zum Dialog. Es verhindert eine hi­storisch-kriti­ sche Erforschung des Koran und die Anerkennung seiner menschlichen Seite und Ge­ schichtsgebundenheit. Wie ein erratischer Block liegt es im Wege. Der Islam sieht im Juden- und Christentum insofern ihm ähnliche Religionen, als er sie ebenfalls als Buchreligionen versteht. Er nennt uns, ihre Vertreter, »Leute des Buches bzw. Volk der Schrift«.3 Dabei denkt er selbstverständlich an das Alte und Neue Testa­ment. Aber er missversteht damit jedenfalls den christlichen Glauben und die Eigenart des Neuen Testamentes total. Für das Judentum mag seine Charakteristik ein Stück weit gelten. Eine historisch-kritische Untersuchung seiner Entstehungsgeschichte und seines Inhalts oder auch nur eine geschichtliche Relativierung des Koran und seiner Vorschriften ist darum streng verboten und wird als Abfall vom Islam schwer bestraft. Das macht den Umgang mit dem Koran und der darauf sich gründenden islamischen Theologie so außerordentlich schwierig und lässt den Islam so unbeweglich und starr werden. Diese offizielle islamische Auffassung vom Koran entspricht natürlich überhaupt nicht seiner tatsächlichen Entstehungsgeschichte. Die einzelnen von Mohammed empfangenen Offenbarungen (Suren) wurden zunächst von ihm memoriert und rezitiert, mündlich weitergegeben, von seinen Anhängern ebenfalls auswendig gelernt und nach und nach auf verschiedenen Materialien aufgeschrieben. Erst nach dem Tod Mohammeds begann man, diese Aufzeichnungen zu sammeln, zu vergleichen, zu sichten und auszuwählen und so zu einer einheitl­ichen Fassung zusammenzufassen. Das war vor allem das Werk des 3. Kalifen Osman (644–656 n. Chr.). Dabei ging wohl auch manches verloren, bzw. wurde absichtlich ausgeschieden, um unterschiedliche Fassungen zu beseitigen (vgl. die so genannten Satanischen Verse). Erst von da ab gab es so etwas wie einen einheitlichen Koran. W 1) Suren 2,1; 3,2; 4,54 usw., insgesamt in weit mehr als der Hälfte aller Suren! 2) Suren 13,39; 22,69 u. ö. 3) Sure 2,99; 3,17; 4,50 u. ö.

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Wenn die Seele krank ist Seelsorge in einer psychiatrischen Klinik. Ein Praxisbericht Wolfgang Schillhahn Wechselvolle Geschichte Die Klinik Hohe Mark (KHM) in Oberursel, in der ich seit meiner Emeritierung 2007 als ehrenamtlicher Seelsorger arbeite, ist ein Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Die Klinik entstand zu Beginn des letzten Jahrhunderts (1904) am Südhang des Taunus als »Privatklinik Hohe Mark im Taunus« für den deutschen und ausländischen Hochadel. »Besitzer und leitender Direktor« dieser »Heil- und Lehranstalt« war Professor Dr. Adolf Friedländer, der die Einrichtung nach dem Ersten Weltkrieg (1918) an die Stadt Frankfurt verkaufte, die sie zur Versorgung ihrer Beamten nutzte. Von 1930 bis 1933 blieb die Klinik in Folge der Weltwirtschaftskrise geschlossen. Am 21. Oktober 1933 wurde die »Kuranstalt Hohe Mark für nervöse und seelische Leiden« neu eröffnet. Der Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband (DGD) Marburg hat die Klinik übernommen.

Leitbild Leitung und Mitarbeiter der Klinik verstehen ihren Dienst im Sinne christlicher Diakonie, wie sie im Leitbild des Deutschen GemeinschaftsDiakonieverbands beschrieben ist: »Wir wissen uns dem geistlichen Erbe der Reformation und des Pietismus verpflichtet. Mit vielen Christen in unseren Einrichtungen gestalten wir den missionarisch-diakonischen Auftrag zeitgemäß. Dazu hat Jesus Christus uns berufen und gesandt […]. Die Einladung zum Glauben an Jesus Christus umfasst die ganzheitliche Zuwendung zum Menschen. [Unser Dienst] […] geschieht in der Erwartung des wiederkommenden Herrn Jesus Christus. Wir rechnen mit der Leitung des Heiligen Geistes und mit seiner erneuernden Kraft […]. Unser Leitsatz: Dankbar Gott dienen.«

Seelsorgeangebot Nicht nur wegen der unbestrittenen fachlichen Kompetenz, sondern auch wegen der im Leitbild beschriebenen christlichen Grundaus14

richtung kommen Menschen aus ganz Deutschland zur Behandlung in die Klinik Hohe Mark. »Wir sind für Sie da!« Mit diesem Versprechen werden ankommende Patienten begrüßt, wenn sie das Faltblatt der Seelsorge in Händen halten und lesen, welche Angebote die Seelsorge bereithält. Zum Angebotskatalog zählen die täglichen Patientenandachten am Morgen, die Sonntagsgottesdienste, wöchentliche Bibelstunden für alle, Gesprächsrunden zu Glaubens- und Lebensfragen auf den Stationen (»Lebenssinngruppen«), Glaubenskurse sowie erbetene und verabredete Einzelgespräche in den Seelsorgezimmern oder auf den Stationen. Dazu kommt ein gemischtes Kulturprogramm, das vom Kabarett bis zur Kammermusik reicht. So löst die Klinik ein, was sie im Leitbild verspricht und im Logo einprägsam formuliert: »Fachlich kompetent – christlich engagiert«. Die Seelsorgearbeit geschieht im ökumenischen Geist, denn die Klinik hat in der Mitarbeiterund Patientenstruktur ein ökumenisches Profil, das durch die Patienten des Frankfurter Ostens bereichert wird, die im Zuge der psychiatrischen Regionalversorgung (seit 1999) in der Klinik Hohe Mark aufgenommen werden.

Es kann jeden treffen Depressionen (lateinisch deprimere: niederdrücken) gibt es, seit Menschen leben. Schon die Bibel weiß davon. David und Elias waren betroffen und Psalm 69 beschreibt wie es ist, wenn die Seele krank ist: »Hilf mir! Denn das Waser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist […]. Ich habe mich müde geschrien. Mein Hals ist heiser.« Die Zahl der Menschen in Deutschland, die von einer Depression betroffen sind, steigt stetig. Die Zunahme der Seelennöte hat viel zu tun mit der sich verbreitenden Orientierungslosigkeit in vielen Bereichen. Immer mehr Menschen wissen nicht, wo ihnen der Kopf steht und wo sie hingehören. Jedes ungeahnte, plötzliche Lebensereignis kann eine Depression auslösen: Ein ungewollter Arbeitsplatzwechsel, ein Umzug, der Ausbruch einer Krankheit oder gar der Tod im engsten Familienkreis. OKTOBER 2015

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Weil wirklich niemand gegen die Depression gefeit ist, treffen wir in der Klinik Menschen aus ganz Deutschland, aus vielen Berufen, aus unterschiedlichsten Bildungsschichten und Konfessionen. Es sind nicht nur die »Frommen«, die Hilfe suchen, sondern auch Menschen ohne gemeindliche Anbindung. Oft aber haben gerade sie viel Sehnsucht nach christlicher Verbindlichkeit und nicht wenige von ihnen haben die Klinik mit neuen Glaubensimpulsen verlassen. Unaufgeklärte Zeitgenossen meinen, Menschen mit kranker Seele seien so etwas wie »geisteskrank« und begegnen ihnen mit Abwehr und irrationalen Ängsten. Die Betroffenen fürchten diese Vorurteile. »Ich geh mal zur Kur« sagen sie den Kollegen und Nachbarn (manchmal sogar den Verwandten) bevor sie für einige Wochen in die Klinik Hohe Mark einziehen.

Der Seelsorger Jesus Christus Der auferstandene Gottessohn Jesus Christus ist der Seelsorger schlechthin. Seelsorge geschieht in seinem Namen und Auftrag. Dieser Konsens schafft das Klima, in dem Klinikseelsorge gedeihen kann und nicht etwa als »Fremdkörper« um Anerkennung ringen muss. Darüber hinaus wird Seelsorge nur dann gesegnete Seelsorge sein, wenn Seelsorger »Seelsorge an der eigenen Seele« zulassen. Seelsorge an anderen ohne Selbsterkenntnis und Selbstwahrnehmung steht auf schwachen Füßen. Christus hat sich dem ganzen Menschen zugewandt wie kein anderer. Weil er unser Mund, Beistand und Tröster ist, können wir unsere Herzen und Ohren öffnen und Seelsorge wagen. Das aber entbindet uns nicht von der eindringlichen Frage, warum und wozu ich Seelsorger sein möchte. Ungeistliche Motive, die nie auszuschließen sind, müssen erkannt und benannt werden.

Therapie und Seelsorge Ich bin Seelsorger, kein Therapeut. Vor Seelsorgern, die sich eher als »Therapeut für die leichteren Fälle« verstehen, mögen unsere Patienten verschont bleiben. Natürlich muss der Seelsorger die seelischen Erkrankungen in Ursprung und Verlauf kennen, aber zum Therapieren hat die Klinik ausgewiesene Experten. Seelsorger und Therapeut ergänzen und akzeptieren sich in ihrer jeweiligen Begrenzung. »Das müssen sie unbedingt mit ihrem Therapeuten besprechen« sage ich, wenn ich die Grenze spüre. Mancher Patient sagt mir: »Mein Therapeut hat geraten, einen Seelsorger aufzusuchen.« INFORMATIONSBRIEF 294

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Das »gute Herz«, der Wunsch, den angefochtenen Menschen helfen zu wollen ist wichtig, aber nicht ausreichend. Man braucht Handwerkszeug. Wir sind überzeugt, dass der Mensch beides braucht: Therapie einschließlich Medikamenten und Seelsorge. Ganz fromme Menschen widersprechen: »Jesus allein reicht für Heil und Heilung.« Wir brauchen keine Therapie, schon gar keine Medikamente. Das Motto lautet dann: Mit Jesus ist alles okay! Natürlich ist es wahr, dass Jesus Christus heilen kann. Auch Depressionen. Er hat Wunder getan und tut sie noch heute. Aber was ist, wenn Christen trotz ihres Glaubens, trotz allerreinster Lehre und anhaltendem Gebet depressiv werden und bleiben? Depressive Menschen sind krank. So wie es wirksame Medikamente für unsere körperlichen Gebrechen gibt, so gibt es wirksame Verfahren und Medikamente, die der kranken Seele helfen. Wir nehmen sie gerne und dankbar an, weil sie als gute Gabe und Geschenk Gottes zu uns kommen und es in ihrer Wirksamkeit den Menschen leichter macht, Lebens- und Sinnfragen in der Seelsorge zu bearbeiten. Das Konzept der biblisch-therapeutischen Seelsorge ist mir sympathisch, weil es offen ist für die Psychotherapie und die biblischen Wahrheiten, die unangetastet bleiben.

Auf dem Weg in die Seelsorge Wer die Klinikseelsorge sucht, findet im Faltblatt »Wir sind für sie da – Angebote der Seelsorge« die Bilder der Seelsorger und Seelsorgerinnen, die entsprechenden Telefonnummern und einen Wegweiser zu den Seelsorgezimmern. Der Leser wird erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass für eine Klinik mit etwa 230 Betten zwei Seelsorgerinnen und drei Seelsorger ausgewiesen werden, von denen zwei ehrenamtlich arbeiten. (Die Krankenseelsorgeordnung der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands geht von 800 Betten pro voller Seelsorgestelle aus.) Auf einer abtrennbaren Seite des Faltblattes wird der Seelsorgewunsch schriftlich geäußert. Telefonische Absprachen und Verabredungen nach persönlicher Begegnung auf dem Klinikgelände sind ebenso möglich. Der Wunsch, sich in die Seelsorge zu begeben, sollte vom Patienten selbst ausgehen und gewollt sein. »Ja, ich möchte Seelsorge« (»Kommstruktur«). Ungefragtes Helfen hat keine große Verheißung! Wir verstehen die Seelsorgeangebote als wirkliche »Angebote«, die jedem Patienten die Freiheit lassen, unter den Angeboten für sich zu entscheiden und dann anzunehmen, was er für angemessen hält. 15


Seelsorge vor der Seelsorge Gewöhnlich nehme ich mir bis zu 45 Minuten Zeit für ein Gespräch. Dreht sich das Gespräch nach einiger Zeit gedanklich nur noch im Kreis und bleiben neue Aspekte aus, ist es sinnvoll, sich erneut zu verabreden. Aus unterschiedlichsten Gründen kann es dem Patienten augenblicklich an der nötigen Konzentration fehlen. Er darf unkonzentriert und niedergedrückt sein und muss sich auch nicht schämen, wenn er nicht weiter weiß. Ich versuche auch dann vor der Zeit aufzuhören, wenn ich in mir selbst eine Grenze spüre und Zeit zum Nachdenken oder zur Information brauche. Man weiß in der Regel nicht, mit welchen Anliegen die Menschen in die Seelsorge kommen. Das empfinde ich nur vordergründig als Nachteil, denn es hilft dem Seelsorger, sich ganz auf den Menschen einzulassen und sich unbelastet von Vorabinformationen ein Bild zu machen. Die Kommunikation im Sprechzimmer beginnt schon vor dem eigentlichen Gespräch. Wie kommt der Patient an? Wie begrüßt er mich? Wie sitzt er? Welche Haltung? Welchen Gesichtsausdruck hat er? Was machen seine Hände? Der Seelsorger muss gut zuhören können. Das kann bisweilen schwieriger sein als das Reden. Gemeint ist ein gespanntes, aktives Zuhören, dem Andeutungen und Hinweise, verklausulierte Wünsche und Ziele nicht verborgen bleiben. Man braucht ein Ohr für Unter- und Zwischentöne! Mit welchem Thema beginnt der Patient? Was betont er? Es darf dabei nicht nur um »Kenntnisnahme« gehen, sondern um Empathie. Das Schweigen gehört zum Gespräch wie das Weinen. Oft fällt den Patienten der Anfang des Gesprächs sehr schwer. Da muss man Brücken bauen und nicht unruhig werden. Die Bereitschaft, sich gesprächsweise zu öffnen braucht Zeit. Je nach Befindlichkeit und Diagnose kann das Wochen dauern oder schon beim ersten Gespräch möglich sein. Wenn die Patienten dann reden, hört sich das z. B. so an: »Ich glaube, Gott sieht mich nicht mehr.« »Wer bin ich schon, was kann ich schon, wie sollte mich niemand wertschätzen?« (Unter Tränen): »Ich habe vor zehn Jahren ein Kind abgetrieben. Mein Freund wollte es. Was sagt Gott dazu?« »Unser schwerstbehinderter Junge soll in eine behütete Einrichtung. Ich kann nicht schlafen. Mein Glaubensleben ist lustlos. Für unsere Ehe müssen wir auch mehr tun als bisher.« »Wie kann ich anderen vergeben? Wie komme ich zu einem gesunden Got16

tesbild?« »Was mache ich mit meinem Zorn und mit meinen Hass? Ist mir meine Schuld wirklich vergeben?«

Seelsorge im geschützten Raum Der Patient, der »seinen« Seelsorger gefunden hat, wird die geschützte und vertrauensvolle Atmosphäre des Sprechzimmers, in der die Verschwiegenheit des Seelsorgers und Datenschutz gewährt ist, gerne in Anspruch nehmen. Der Seelsorger gibt (möglichst) keine Ratschläge. Jeder Ratschlag entmündigt, denn er verhindert eigene, abgewogene Entscheidungen des Patienten. Diese werden nicht durch Rezepte, sondern durch Entscheidungshilfen ermöglicht, die im Seelsorgegespräch im Lichte Jesu zu erarbeiten sind. Sind wir dem Redenden wirklich zugewandt, werden wir vor Reaktionen bewahrt, die das Gespräch nicht voranbringen. Autoritäres Gehabe und Ignoranz der eigenen Grenzen, Geltungssucht und Helfersyndrom gefährden die Seelsorge, weil sie den Seelsorger »groß« und den Patienten »klein« werden lassen. Die entsetzte Frage: »Sie sind doch ein Christ?« ist genauso schädlich wie die schnelle Einordnung einer Aussage: »Ach ja, das kenne ich, der hat eine ungesunde Vaterbindung.« Ich kann niemanden trösten mit der leichtfertigen Meinung, dass »ja alle Leute ihre Probleme mit der Sexualität haben« und auch der Hinweis, dass die eben aufgestellte Behauptung »eindeutig gegen die Bibel sei« bringt niemanden weiter. Es ist immer darauf zu achten, dass Abstand und Nähe zwischen Seelsorger und Patienten gut austaxiert sind. Es ist nicht immer gleich und einfach zu erkennen, ob ein Patient neben der Hilfe, die er sucht, nicht auch den Seelsorger instrumentalisiert, weil er jemanden braucht, der ihn kritiklos bestätigt und in seinem Verhalten bestärkt.

Das Leben neu leben Welches Ziel hat die Seelsorge? Sie sorgt sich um Leib und Seele. Es geht immer um die Beziehungen des Menschen zu Gott, zu seiner Umwelt und zu sich selbst. Wir denken sofort an Matthäus 22: »Du sollst den Herrn deinen Gott lieben von ganzem Herzen […] deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« (Gott-Mensch-ich) Seelsorge möchte Menschen helfen, den freundlichen und menschensuchenden Gott zu finden, der in Christus neues Leben möglich macht. OKTOBER 2015

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Seelsorge möchte Menschen helfen, unser Schweigen. Er wartet in Geduld und will vergeben, was uns als Sünde von ihm trennt. Ob den Lebensalltag zu bewältigen

wir zweifeln, ob wir ihn nicht spüren, ob wir ihn Seelsorge möchte Menschen helfen, sich als für ungerecht halten: Wir gehören auf Gottes Kind Gottes zu sehen, wenn die Liebe Gottes Seite. auf ihr eingeschränktes Selbstwertgefühl trifft. Die drei benannten Ziele lassen sich be- Trösten mit Wort und Sakrament stimmten Krankheitsbildern zuordnen. Bei aller notwendigen Differenzierung und Achtung vor Es gibt Situationen in der Seelsorge, da erreider einzigartigen Krankengeschichte jedes Men- chen selbst die frommsten Worte den Menschen schen ist nun der Seelsorger gefragt, der tröstet, nicht. Depressionen und Ängste ziehen auch das Vergebung zuspricht, ermutigt Glaubensleben der Menschen und segnet. tief ins Dunkle. mm Autoritäres Gehabe Die Heilige Schrift als »Wort und Ignoranz der eigenen Aber es bleiben uns Segen, des lebendigen Gottes« ist mit Salbung, Beichte und heiliges ihren tröstlichen Texten und Grenzen, Geltungssucht Abendmahl. Sakramente und Gebeten die seelsorgerliche Hil- und Helfersyndrom heilige Zeichen haben Kraft, fe schlechthin. Da findet auch Tiefenschichten unseres Legefährden die Seelsorge, die schon mal eine Bibelstunde zu bens anzusprechen und bieten zweit statt (Psalm 23; Lukas weil sie den Seelsorger uns neue Zugänge zum Men15,11ff.; 2.Mose 18,13ff.; Mat- »groß« und den Patien­ schen, die wir nutzen sollten. thäus 8,23ff.; Markus 4,26ff.). Der eingeschränkte und partiell Manchmal ist man mit dem ten »klein« werden handlungsunfähige Mensch darf Patienten einfach nur zusam- lassen. Gott an sich handeln lassen! men. Dann bleibt das Gebet. Ich denke an den Segen, der »Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner dem Einzelnen durch Handauflegung zugesproMacht, du führst mich doch zum Ziele, auch chen wird mit der Vergewisserung, dass genau durch die Nacht!« dieser Einzelne gemeint ist. Die Salbung ist spürMein Gebetsangebot kann durchaus auf Ab- bares Zeichen der Zugehörigkeit zum gesalbten lehnung stoßen. Dann begnüge ich mich mit Jesus Christus. Was kann das für jemanden beeinem Segen und der Versicherung, dass ich deuten, der meint, dass ihn keiner mag? die Anliegen im persönlichen Gebet aufnehmen Schuld und Sünde sind ein großes Thema werde. Wir trauen dem Gebet viel zu und kä- nicht nur im Leben des depressiven Menschen. men nicht weit, wenn unsere Arbeit nicht ein- Da ist die (sakramentale) Beichte mit der direkgebunden wäre in unterschiedlichste Gebets­ ten Zusage Gottes ein barmherziges Angebot initiativen. genau wie das heilige Abendmahl. Da hören wir nicht: »Nun denk mal scharf nach! Reiß dich zusammen! Bete mehr!« Wir hören: »Halte still, Manchmal muss Gott selbst der nimm hin und iss!« Mehr muss man nicht tun. Seelsorger sein Gott, den viele Menschen für »verschollen« In großer Geduld wird der Seelsorger immer halten, findet den Weg zu uns von unten her, wieder thematisieren, dass wir vor Gott wertvoll über das Essen und Trinken. Patienten und Seelsind, selbst wenn wir zurzeit »darniederliegen«. sorger sind gleich willkommen und geliebt und Manche Patienten brauchen Begleiter, die allen wird, wenn sie nur wollen, Vergebung der Halt und Schutz bieten. Die einfach dabeiblei- Sünden, Leben und Seligkeit geschenkt. ben, sich nicht vereinnahmen lassen und mit Die Heilung des Menschen wird durch das nüchterner Gelassenheit Grenzen setzen. Heil in Christus überhöht. W Geht es um okkulte Praktiken oder esoterische Schwärmereien, schlägt die Stunde biblischer Nüchternheit. Wir verlieren uns nicht in Wenn ich von Patient, Therapeut oder Seelsorger rede, schließe ich Frauen und Männer ein. faszinierenden Dämonenlehren, sondern ma- Folgenden Veröffentlichungen habe ich wertvolle Anregungen und chen den Sieg unseres Herrn Jesus Christus Hinweise entnommen: Friedhelm Grund, Menschenfreundliche Seelsorge, Gießen 2006. groß! Reinhold Ruthe, Seelsorge - wie macht man das? Gießen 1993. Die biblische Botschaft von der Rechtferti- Samuel Pfeifer, Die Schwachen tragen. Moderne Psychiatrie und gung ist der Kern aller Seelsorge: Menschen sol- biblische Seelsorge, Basel 1988. Veeser, Wie Seelsorge zur Hilfe wird, Moers 1995. len hören, dass Gott sie liebt. Der gekreuzigte Wilfried Klinik Hohe Mark, 100 Jahre 1904–2004, Festschrift. und auferstandene Herr hört unser Klagen und Michael Dietrich, Depressionen, Gießen 1991. INFORMATIONSBRIEF 294

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Spätmittelalterlicher Kirchenreformer und Märtyrer der Christenheit Vor 600 Jahren erlitt Jan Hus (1370––1415) beim Konstanzer Konzil den Feuertod Teil 2 von 3 Walter Rominger

Jan Hus’ Lebenslauf Wenn es im Folgenden um Jan Hus’ Lebenslauf und seine Abhängigkeit von John Wyclif geht, so ist davon im voranstehenden Teil (Informationsbrief Nr. 293) zumindest teilweise bereits die Rede gewesen und lassen sich Überschneidungen kaum vermeiden. Jan Hus, der sich nach seinem Geburtsort Husinec (Hussinetz) in Südböhmen nannte, wurde 1369 oder 1370 (das scheint nicht sicher und die Angaben dazu gehen auch auseinander) geboren. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen und wurde zunächst Sängerknabe, die im Mittelalter ein entbehrungsreiches Leben zu führen hatten. In Prag studierte er, seinen eige­ nen Angaben zufolge, Theologie ohne große Leidenschaft bei Albert Ranconis und Stanislaus

Walter Rominger Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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von Znaim. Mehr als die Theologie an sich interessierte den jungen Hus die mögliche Laufbahn und so wurde Hus denn auch mehr ein Mann der Praxis als der Wissenschaft. Hus wurde Magister der freien Künste1 und erlangte in Theologie lediglich den untersten (akademischen) Grad, den des Baccalaureus. Im Jahr 1301 wurde Hus aufgrund der für ihn universitäts- und allgemeinpolitisch günstigen Umstände, die bereits aufgezeigt wurden, Dekan der philosophischen Fakultät, später sogar Professor und 1409 Rektor der Universität. Die Priesterweihe hatte er bereits 1400 empfangen. Dieser steile akademische Aufstieg war demnach nicht das Ergebnis seiner Arbeit und Leistung als Wissenschaftler, sondern ergab sich vor allem aufgrund günstiger politischer Umstände seiner Zeit. Ab dem Jahre 1402 war Hus Prediger an der 1391 ­gestifteten Bethlehemskapelle in Prag. Er wurde zum Wort­führer der Tschechen, in deren Sprache er auch predigte und er gewann als Reform- und Synodalprediger der Tschechen großes Ansehen. Unter dem Einfluss Wyclifs, dessen Schriften aufgrund von Verbindungen, die zwischen Prag und London bestanden und damit in Böhmen bekannt waren und Wirkung zeigten, worauf im Folgenden eingegangen werden soll, wurde OKTOBER 2015

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Hus zum Wegbereiter reformerischer Strömun- Jan Hus –– der »Praktiker« gen in Böhmen. Zunächst jedenfalls beschützte König Wenzel Hus und diejenigen, die sei- Kaum originell, da von John Wyclif ab­ ne Lehren mit vertraten, wenn vielleicht auch hängig, aber dennoch recht »erfolgreich« vor allem aufgrund des politischen Motivs, den Hus hatte Wyclifs Schriften gelesen und preKlerus der weltlichen Herrschaft digte davon angeregt ab 1402 unterzuordnen. in der Bethlehemskirche zu Doch als 1410 der Prager Prag in tschechischer Sprache. Erzbischof alle Schriften ­Wyclifs Dabei vertrat er den nationalen verbot und verbrennen ließ, Gedanken Wyclifs, wenn auch mussten auch für Hus, der ja mit wesentlich mehr »Erfolg« Wyclifs Gedanken, übertragen als dieser, da die Voraussetzunauf die tschechische Situation, gen in Böhmen einfach die besvertrat, und der bereits im selseren waren als in England. Das ben Jahr dem (kleinen) päpstkam daher, weil die Deutschen, lichen Bann verfiel und damit in Böhmen zahlenmäßig zwar auch dessen Predigttätigkeit weit weniger als die Tschechen verboten wurde, zumindest vertreten, dennoch die maßallmählich ebenfalls schlechgeblichen Positionen besetzen te Zeiten anbrechen, wiewohl, konnten. Für die kirchliche wiederum bereits erwähnt, der Hie­ rarchie bedeutete das, je Adel und das Volk (und zuweiter es in der Karriereleiter nächst auch noch der König) nach oben ging, umso weniauf Hus’ Seite standen. Hus, der John Wyclif – von ihm blieb ger Tschechen waren vertreten. sich lediglich zum geistlichen Hus zeit seiner Wirksamkeit Das dadurch entstehende UnGehorsam verpflichtet wusste, inhaltlich abhängig, wobei terlegenheitsgefühl steigerte wurde durch Waldenser2, die in er jedoch auch Reduktionen indes das Nationalbewusstsein Prag Schutz suchten, in seiner und eine Auswahl an dessen der Tschechen. Zudem war es an dieser Stelle unnachgiebigen Gedanken vornahm. durch den bereits erwähnten Haltung bestärkt. In Predigten wirtschaftlichen Aufschwung wandte sich Hus gegen den Ablass als auch ge- sowohl der Oberschicht als auch dem höheren gen die Kreuzzugsbulle Johannes XXIII. (gegen Klerus möglich, einen üppigen Lebenswandel Neapel).3 Die päpstliche Bulle, die Hus mit dem zu führen, was berechtigte Kritik der freilich (kleinen) Bann belegte, verbrannte das Volk aus unzufriedenen Tschechen hervorrief. In dieser Protest, was anzeigt, welch großen Rückhalt aufgeheizten Stimmung, die durch den natioHus beim tschechischen Volk hatte. nalen Gegensatz von Deutschen und Tschechen Hus selbst entzog sich einer Auslieferung zusätzlich verstärkt wurde, entfaltete die Prean den Erzbischof durch die Flucht nach Süd- digt Hus’ von apostolischer Armut und seine böhmen. Auf einer Burg in der Nähe von Ustí Bestreitung klerikaler Ansprüche auf weltliche verfasste er sein Buch zur Kirche »De ecclesia«, Macht eine ungeheure Sprengkraft. Der natioworin er – damit wird bereits vorgegriffen – teils nale Gegensatz zwischen Deutschen und Tschewörtlich die Lehre Wyclifs verarbeitete. Zudem chen brachte für Hus eine weitaus stärkere Wirentstanden in der Zeit von 1412 bis 1414, in kung, als dies W ­ yclif je möglich war. welcher Hus gezwungen war, auf Burgen unter Inhaltlich blieb Hus zeit seiner Wirksamkeit dem Schutz südböhmischer Adliger zu leben, von Wyclif abhängig. Aber er übernahm W ­ yclifs seine tschechische Auslegung zum Glaubensbe- Gedanken nicht einfach ungeprüft, sondern, kenntnis, den Zehn Geboten und dem Vater- seinen eigenen Angaben zufolge, weil sie der unser. Heiligen Schrift, der allein Ehrfurcht entgeDie Ereignisse bis zu Hus’ Tod, der als Ket- genzubringen sei, entsprachen. Hus hat denn zer angeklagt wurde und den Märtyrertod beim auch an Wyclifs Gedanken Reduktionen und Konstanzer Konzil 1415 starb und dieses, sollen eine Auswahl vorgenommen und auf die heftiin einem besonderen Teil behandelt werden (vgl. gen Angriffe Wyclifs auf die Kirche verzichtet. Das Konstanzer [Reform]Konzil: Anliegen des Die Kirche ist für Hus nur die Versammlung Konzils, Verurteilung und Verbrennung Hus’). der Prädestinierten, der eigentliche mystische Davor soll kurz, weil bereits immer wieder ge- Leib des Herrn, dessen alleiniges Haupt Chrisstreift, der »Praktiker« Hus und dessen Abhän- tus ist. Wie Wyclif vertrat Hus das Abendmahl gigkeit von John Wyclif, behandelt werden. in beiderlei Gestalt, übernahm damit aber nicht INFORMATIONSBRIEF 294

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Die Bethlehemskapelle in Prag – ab 1402 war Jan Hus hier Prediger. Da er in der Muttersprache der Bevölkerung predigte, war der Zulauf so groß, dass die Kirche nicht alle Menschen zu fassen vermochte. auch schon die dogmatische Position Wyclifs. Zum Konstanzer Konzil, das Hus’ Verurteilung mit sich brachte, nahm dieser drei Reden mit, welche hauptsächlich aus Schriften Wyclifs zusammengestellt waren, die, wenn sie nicht schon wörtlich von Wyclif übernommen waren, so doch von dessen Gedankengängen abhängig blieben. Das Anliegen Hus’, womit er auch auf die Hilfe der Tschechen hoffte, war, Wyclifs Gedanken und Forderungen der Christenheit zu vermitteln. War Hus denn auch kein eigenständiger und produktiver, der Theologie als Wissenschaft zugewandter Denker, so bestand seine Leistung indes in der rechten Selektion: aus Predigten und Schriften Wyclifs wählte er aus und setzte dies dann in seiner böhmischen Umgebung um. Daraus, dass er Wyclifs Lehre seinem Land anpasste, entstand ein wirkungsvolles Ganzes, wie denn auch die weitere Entwicklung zeigte. Denn als Hus ab 1402 in der Prager Bethlehemskirche auf Tschechisch predigte, da war der Zulauf so groß, dass die Kirche nicht alle Menschen zu fassen vermochte. Die Wirkung seiner Predigt war dermaßen gewaltig, dass er innerhalb weniger Jahre zum Sprecher des tschechischen Volksteils wurde. Seine die Breite des Volkes erfassende Wirkung bestand darin, wesentliche Sachverhalte von Kirchenpraxis und Frömmigkeit einprägsam und für »Laien« gut verständlich zusammenzufassen und dies dann durch populäre Predigten und Traktate zu verbreiten, so dass sich »Laien« aus allen Schichten vornehmlich des tschechischen Volksteils darin wiederzufinden vermochten. Hus’ Theologie war gemäßigt konservativ, jedoch in ihren praktischen Konsequenzen revolutionär. Dass sie so wirkte, das lag wohl daran, dass sein Hauptthema die Kirche war; das sind die von Gott erwählten Gläubigen, die Jesus nachfolgen und dabei ein Leben nach Gottes Gesetz führen. Auch hieran zeigt sich seine 20

praktische Ausrichtung. Diese verband sich nun mit der bereits vorhandenen religiösen Erneuerungsbewegung und bestehender Kirchenkritik. Seit 1407 folgten daraus Unruhen (mitbedingt auch durch den nationalen Gegensatz von Deutschen und Tschechen), was vorhandenen Kirchenstrukturen und päpstlicher Herrschaft gefährlich werden konnte. Das war denn auch der Grund, weshalb Hus 1412 vom Papst gebannt wurde. Seine Kritik an Lehren und Frömmigkeit der bestehenden Kirche fiel bis dahin eher maßvoll aus. Abschließend sei noch erwähnt, dass das lateinische Lied von Hus »Jesus Christus nostra salus« Luther zu dessen Abendmahlslied »Jesus Christus, unser Heiland, der von uns Gottes Zorn wandt« (zehn Strophen, Evangelisches Gesangbuch [EG] Nr. 215, Evangelisches Kirchengesangbuch [EKG] Nr. 154) anregte, und das Lied »O lieber Herre Jesu Christ« (acht Strophen, 1531, EG 68) bzw. »O süßer Herre Jesus Christ« (EKG 47) von Michael Weiße (1488–1534), der den Böhmischen Brüdern angehörte, auf das lateinische »Jesus, salvator optime« des Jan Hus zurückgehen. W 1) Artes liberales (lat.) – die sieben freien Künste. »Trivium« (lat.) »Dreiweg«; im Universitätswesen des Mittelalters die drei unteren Fächer: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, denen sich das »Quadrivium« anschloss: Arithmetik, Musik, Geometrie, Astronomie. 2) Waldenser: eine auf Petrus Waldes von Lyon († 1217) zurückgehende Reformbewegung. 1184 von der Kirche ausgeschlossen und verfolgt, lebten die Waldenser im Geheimen und wirkten bei der Entstehung der hussitischen Bewegung mit. Sie schlossen sich der Kirche Calvins an. 3) Johannes XXIII., Gegenpapst vom 17. Mai 1410 bis 29. Mai 1415, † 22. November 1419, Balthasar Cossa aus ­Neapel; auf dem Konstanzer (Reform)Konzil abgesetzt, inhaftiert und nach Unterwerfung unter Papst Martin V. begnadigt und Kardinal von Tusculum. Benutzte (Fach)Literatur: Aland, K., Geschichte der Christenheit I; EG; EKG; ELThG; Fachwörterbuch Theologie; GdKG IV; Hauschild, W., Kirchenund Dogmengeschichte I; Heiner, W., Bekannte Lieder – wie sie entstanden; RGG. OKTOBER 2015

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Beerdigung oder Kremation? Was sagt die Bibel dazu? Martin Schunn Die Bibel zeigt uns die ­Erdbestattung als den von Gott gewiesenen Weg Schon in 1.Mose 3,19 sagt Gott zum Menschen: »[…] denn du bist Erde und sollst zu Erde werden«. Nur auf dem Weg der Erdbestattung und Verwesung wird der Mensch wieder zu Erde – nicht auf dem Weg der Feuerbestattung. Wenn man heute an den Gräbern oft die Worte hört: »Erde zu Erde, Asche zu Asche und Staub zu Staub«, dann stehen diese Worte nicht in der Bibel. Sie sind ein Entgegenkommen an den Zeitgeist, der die Verbrennung haben will. Alle »normalen« Bestattungen in der Bibel sind Erdbestattungen oder Grabhöhlenbestattungen. Im Alten Bund ist uns Abraham ein Vorbild. Er ist der Stammvater Israels und der Vater der Gläubigen. Er kaufte sich ein Erbbegräbnis von dem Hethiter Efron als einzigen Besitz, den er im Land Kanaan hatte (1.Mose 23,17–20). In dieser Grabstätte wurde auch Jakob begraben. Jakob war sein Begräbnis so wichtig, dass er die Überführung seines Leichnams von Ägypten nach Kanaan mit einem Eid von seinem Sohn Josef verlangte (1.Mose 49,29; 50,5). Im Neuen Bund ist unser Erlöser Jesus Christus für uns wegweisend. Er wurde in ein Grab gelegt, das Gott selbst für ihn bereitgestellt hatte (Johannes 19,41f.).

Verbrennungen in der Bibel In der Bibel haben alle ­Verbrennungen von lebenden oder toten Menschen mit Sünde und Gericht zu tun Dazu drei Bibelstellen: In 1.Mose 19,24f. lesen wir: »Da ließ der Herr Schwefel und Feuer

Martin Schunn Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 294

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regnen vom Himmel herab auf Sodom und Go­ morra und vernichtete die Städte und die ganze Gegend und alle Einwohner der Städte und was auf dem Lande gewachsen war.« Es waren die Städte, deren Sünden »himmelschreiend« waren (1.Mose 18,20). Denken wir bei diesem Bericht nicht auch an Städte in Deutschland, die am Ende des Zweiten Weltkrieges brannten, nachdem wir uns zuvor am jüdischen Volk schwer versündigt hatten? Ein Beispiel für eine Leichenverbrennung aufgrund sündiger Taten ist Achan. Er hatte von den Reichtümern der Stadt Jericho heimlich einen babylonischen Mantel, Silber und Gold geraubt, obwohl Gott es ausdrücklich verboten hatte. Nachdem Israel daraufhin eine empfindliche Niederlage erlitten hatte, wurde sein Diebstahl aufgedeckt. Zusammen mit seiner Familie erlitt er Gottes Gericht: »Ganz Israel steinigte ihn und verbrannte sie mit Feuer« (Josua 7,25). Dass Gott die mutwillige Verbrennung von Totengebeinen nicht gefällt, lesen wir in Amos 2,1f.: »So spricht der Herr: Um drei, ja um vier Frevel willen derer von Moab will ich sie nicht schonen, weil sie die Gebeine des Königs von Edom verbrannt haben zu Asche; sondern ich will ein Feuer schicken nach Moab […]« Es gibt noch etliche andere Stellen in der Bibel, die uns zeigen, dass die Verbrennung von menschlichen Körpern immer in einem Zusammenhang steht mit Sünde und Gericht. Sollte uns das nicht ein deutlicher Hinweis sein, dass wir von der Feuerbestattung Abstand nehmen sollen?

Die Bibel misst dem Leib einen hohen Stellenwert zu Ein Text, der uns die große Bedeutung des Leibes besonders eindrücklich zeigt, ist 1.Korinther 6,13–20. Dort ist zu lesen: »Der Leib aber nicht der Hurerei, sondern dem Herrn und der Herr dem Leibe […]« »Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne!« »Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben außerhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Lei­ 21


be. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tem­ pel des Heiligen Geistes ist?« »Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.« In der griechischen Philosophie wurde der Leib als etwas Minderwertiges angesehen. Wenn man mit dem Leib sündigte, war das nicht schlimm, wenn nur die Seele rein blieb. Die Bibel sieht es jedoch ganz anders: Unser Leib, nicht nur unsere Seele, ist ein Glied Christi und ein Tempel des Heiligen Geistes. Wer mit dem Leib sündigt, begeht eine besonders schwere Sünde. Der Leib gehört allein Gott und soll ihn verherrlichen.

Auch die Glieder des Leibes sollen heilig werden

Paulus schreibt in 1.Thessalonicher 5,23: »Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.« Der Mensch ist eine Einheit von Geist, Seele und Leib. Nicht nur unser Geist und unsere Seele, sondern auch unser Leib soll für die Begegnung mit Jesus untadelig und rein bewahrt werden! Wenn der Leib in den Augen Gottes so wichtig ist, dann lasse ich ihn nicht durch Feuer zerstören.

Die Bibel zeigt, dass der Leib für die Auferstehung bestimmt ist

Was geschieht eigentlich beim Paulus spricht sogar davon, dass Sterben? In der Stunde des Todes nicht nur unser Geist und unsere trennt sich die unsterbliche Seele Seele, sondern auch unsere Glievom Leib (vgl. Matthäus 10,28). der heilig werden sollen: »Wie ihr mm »Erde zu Erde, Der Leib wird in der Erde beeure Glieder hingegeben hattet an stattet oder zu Asche verbrannt. Asche zu Asche und Die Seele geht hinüber in die unden Dienst der Unreinheit und Ungerechtigkeit zu immer neuer Staub zu Staub«, sichtbare Welt und kommt – ihrem Ungerechtigkeit, so gebt nun eure […] diese Worte […] Zustand entsprechend – an Orte Glieder hin an den Dienst der Ge­ des Lichts oder an Orte der Finsterrechtigkeit, dass sie heilig werden« sind ein Entgegennis. So lesen wir in Lukas 16,22f.: (Römer 6,19). Das bedeutet doch, kommen an den »Es begab sich aber, dass der Arme dass auch unsere Leibesglieder Zeitgeist, der die starb und er wurde von den Engeln eine Veränderung erfahren sollen. getragen in Abrahams Schoß. Der Sehen wir diese Veränderung nicht Verbrennung haben Reiche aber starb auch und wurde an den Gesichtszügen von gläubi- will. begraben. Als er nun in der Hölle gen Menschen, die Freude, Frieden war, hob er seine Augen auf in sei­ und Liebe ausstrahlen, während ner Qual und sah Abraham von fer­ böse Menschen oft finstere Gesichtszüge an sich ne und Lazarus in seinem Schoß.« tragen? Im Leben unseres Herrn Jesus wurde die Was bedeutet nun Auferstehung, wenn doch Heiligkeit seines Leibes für kurze Zeit sichtbar, die Seele weiterlebt? Auferstehung meint in als er vor den Augen der Jünger verklärt wurde: der Bibel immer die Auferstehung des Leibes. »Er wurde verklärt vor ihnen und sein Angesicht Die Seele bekommt wieder einen Leib. Bei den leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden Gläubigen ist es ein wunderbarer Geistleib. Erst weiß wie das Licht« (Matthäus 17,2). wenn die Seele den Auferstehungsleib empfängt, ist sie vollendet und kann sich mit dem Herrn Jesus vereinigen. Auch der tote Leib ist für Gott

wichtig

Die Bibel berichtet in Judas 9: »Als aber Mi­ chael, der Erzengel, mit dem Teufel stritt und mit ihm rechtete um den Leichnam des Mose […]« Sowohl der Teufel als auch Gott hatten großes Interesse an dem Leichnam des Mose. ­Warum? Weil sein Leichnam für die Auferstehung bestimmt war. Als der Leib Jesu drei Tage lang im Grab lag, wurde er von Engeln bewacht (Johannes 20,12). Warum? Damit ihn keine böse Macht antasten konnte. 22

Der irdische Leib bildet die Grundlage für den Auferstehungsleib Das sehen wir besonders deutlich bei unserem Herrn Jesus Christus. Als Petrus und Johannes zum Grab Jesu liefen, sahen sie nur noch die leeren Grabtücher, weil sein Leichnam auferweckt worden war (Johannes 20,6f.). In seinem auferstandenen Leib, der noch die verklärten Wundmale vom Kreuz an sich trug, erschien Jesus dann den Jüngern, um ihre Zweifel zu überOKTOBER 2015

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winden (Lukas 24,39). Dass der sterbliche Leib wieder auferstehen wird, bestätigen auch Schriftstellen, die vom Auftun der Gräber sprechen: »Und die Erde erbebte und die Felsen zerrissen und die Gräber taten sich auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen« (Matthäus 27,52f.; vgl. auch Johannes 5,28f.). Der neue Leib kommt nicht irgendwoher, sondern er kommt aus den Gräbern. Auch das Zeugnis von der Entrückung zeigt uns, dass der irdische Leib und der Auferstehungsleib untrennbar zusammengehören. Paulus offenbart uns dieses Geheimnis: »Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten wer­ den auferstehen unverweslich und wir werden verwandelt werden« (1.Korinther 15,52). Dieser verwesliche Leib wird unverweslich auferstehen und dieser sterbliche Leib wird in einem Augenblick verwandelt werden. »Denn dies Ver­ wesliche muss anziehen die Unverweslichkeit und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit« (1.Korinther 15,53). Paulus erklärt uns dieses Geschehen mit einem Vorgang in der Natur: »Es könnte aber je­ mand fragen: Wie werden die Toten auferstehen und mit was für einem Leib werden sie kommen? Du Narr, was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was du säst, ist nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, sei es von Weizen oder etwas anderem. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, einem jeden Samen seinen eigenen Leib« (1.Korinther 15,35–38). So wie aus einem Weizenkorn eine Pflanze mit einem vollkommen neuen Leib herauswächst, so geschieht es auch mit unserem Leib. Unser sterblicher Leib wird in die Erde gesät und da­raus erwächst dann ein neuer unsterblicher Leib. Paulus sagt: »So ist auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird aufer­ stehen unverweslich« (1.Korinther 15,42).

Wir sollen auf die Erlösung unseres Leibes warten Je älter wir werden, desto mehr Beschwerden bereitet uns der irdische Leib und desto mehr dürfen wir in der Erwartung eines neuen erlösten Leibes stehen. »Auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlö­ sung unseres Leibes. Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung« (Römer 8,23f.). Erst wenn unser Leib von allem Todeswesen erlöst ist, sind wir ganz vollendet und können unser Erbe in Empfang nehmen. INFORMATIONSBRIEF 294

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Die Herrlichkeit des neuen Leibes beschreibt Paulus in 1.Korinther 15,43f.: »Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herr­ lichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natür­ licher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib.« Der neue Leib ist unsterblich und ewig. Der neue Leib ist voll Herrlichkeit. Er hat keine Flecken und Runzeln, keine Krankheiten und Gebrechen, sondern besitzt eine unvergleichliche Reinheit und Schönheit. Der neue Leib wird nicht mehr müde und matt, sondern ist voll Kraft, alles zu tun, was Gott verherrlichen wird. Der neue Leib ist ganz und gar vom Geist Gottes durchdrungen, so dass jeder Reiz zur Sünde beseitigt ist. Joachim Neander dichtete: »Endlich wirst du droben ohne Sünd ihn loben« (Evangelisches Gesangbuch 327,4). Wir wollen dieses herrliche Ziel vor Augen haben und uns danach ausstrecken, indem wir mit ganzer Kraft der Heiligung nachjagen (Hebräer 12,14).

Was ist, wenn Gotteskinder ihren Leib verbrennen lassen? Ich bin überzeugt, dass unser großer Gott auch solche Gotteskinder geistleiblich vollenden kann, die ihren Leib verbrennen lassen. Er ist der Schöpfer und Neuschöpfer allen Lebens. Dennoch wollen wir bedenken, dass sie damit der Auferstehung des Leibes und ihrer Vollendung entgegenwirken. Lasst uns vielmehr unseren Leib ganz bewusst als ein Samenkorn in die Erde legen in der festen Erwartung, dass unser Herr ihn zu seiner Zeit auferwecken wird. Wie herrlich wird es sein, wenn sich auch an uns das Wort erfüllen wird: »Er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen wird, herabkommen vom Himmel und zuerst werden die Toten, die in Christus entschlafen sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zu­ gleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit« (1.Thessalonicher 4,16f.). W

Mit Genehmigung des Verfassers Joachim Ulmer, Pforzheim, entnommen in Auszügen aus dem Gemeinschaftsblatt des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes AB, Reich-Gottes-Bote Nr. 23 vom 16. November 2014. Literaturempfehlung: »Erd- oder Feuerbestattung? Was sagt die ­Bibel dazu?« Herausgegeben von Gottfried Böhringer, Kapellen­ gasse 5, 71083 Herrenberg-Kuppingen; dort auch zu beziehen.

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Überblick über Kleinschriften aus dem Freimund-Verlag Neuendettelsau 2007 bis 2011 Martin Bartholomäus

»Kleinschrifttum« ist im folgenden Zusammenhang eine rein formale Bezeichnung, die sich auf die Größe der Hefte und auf ihre geringe Seitenzahl bezieht. Keinesfalls ist mit dem Wort »Kleinschrifttum« irgendetwas über den Inhalt der einzelnen Hefte ausgesagt; auch ist mit diesem Wort keine Wertung oder gar Abwertung der Veröffentlichungen verbunden. Es kann in einem Heft von 64 Seiten Wesentliches und Hilfreiches ausgesagt werden. Es muss nicht ein um das Dreifache an Seitenzahl vergrößertes Buch sein. Insofern sind Hefte mit einer geringen Seitenzahl oft hilfreicher durch ihre Konzentration auf das Wesentliche. Hier werden Veröffentlichungen im Kleinformat aus dem Zeitraum 2007 bis 2011 in chronologischer Folge vorgestellt.

Getröstet Trauer tragen Heinrich Hermanns und Eduard Haller: Getröstet Trauer tragen. Bei Gott Zuflucht suchen in tod-traurigen Zeiten, 2007, 64 Seiten Endgültige Abschiede verursachen t­ iefe Trau­ er. Aus ihr kommen Fragen nach dem »Warum?« Schritte in den Raum des Glaubens werden angeboten, damit sich der Schmerz in dankbare Erinnerung verwandeln kann. Der trauernde und fragende Mensch wird aufgefangen durch den göttlichen Trost in Christus. Heinrich Herrmanns, geboren 1939, wurde als Pfarrer und Dekan in Bayern zum Landes-

Martin Bartholomäus Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Schaumburg-Lippe berufen. Er übte dieses Amt von 1991 bis 2001 aus. Eduard Haller, geboren 1922, war Professor für Altes Testament an der Augustana Hochschule und 17 Jahre Dozent am Missions- und Diaspora­seminar Neuendettelsau für Altes Testament und Hebräisch, später Gemeindepfarrer in Stein im Toggenburger Land für 17 Jahre. Die Tagebuch-Notizen von Eduard ­ Haller möchten anderen Trauernden Zuversicht schenken.

Fröhlich Taufe feiern Thomas Kothmann: Fröhlich Taufe feiern. Das Fest, ein Kind Gottes zu werden, 2008, 64 Seiten Der Weg zur heiligen Taufe wird beschrieben: Von der Einladung (Martin Luther zur Taufe) über die Vorbereitung der Taufe (Taufgespräch, Paten) bis zum Tauftag (Taufgottesdienst, Tauffragen, Taufhandlung, Absage an das Böse, Taufsegen). Wer auf wenigen Seiten eine fundierte Einführung in das Sakrament der heiligen Taufe sucht, wird hier beschenkt. Eberhard Jüngel: »Es mag alles gegen uns sprechen, Gottes Liebe spricht für uns.«

Von guten Mächten Thomas Kothmann: Von guten Mächten. Dietrich Bonhoeffers Trostlied, 2009 40 Seiten Das im Angesicht des sicheren Todes Ende 1944 im Gefängnis geschriebene Lied Bonhoeffers: »Von guten Mächten wunderbar geborgen« schenkt ansteckenden, ermutigenden, starken Trost und gleichzeitig Realerfahrung des Glaubens. Sein Lied wird durchleuchtet und meditiert. Es findet sich in diesem Heft auch ein Überblick über Bonhoeffers Leben und Hinweise auf weiterführende Literatur. Ein ideales Geschenk für andere Menschen. OKTOBER 2015

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Engeln auf der Spur

Mein Gott –– warum?

Thomas Kothmann: Gottesboten. Engeln auf der Spur, 2010, 65 Seiten In verhaltener, wunderbarer Sprache werden Engel beschrieben als staunenswerte Wesen zwischen Gott und Menschen, zwischen Geist und Leib, zwischen Zeit und Ewigkeit, zwischen Himmel und Erde. An über 300 Stellen berichtet die Bibel von ihnen. Nirgends wird ihre Existenz bezweifelt. Sie sind Boten Gottes an die Menschen, an die Welt. Thomas Kothmann, geboren 1965 mit Promotion und Habilitation an der Universität Regensburg, ist seit 2005 Privatdozent für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts am Institut für Evangelische Theologie in Regensburg.

Thomas Kothmann: Mein Gott –– warum? Leid erfahren –– Trost finden, 2011 86 Seiten Als Hinführung dient das Bild »Der Schrei« von Edvard Munch, der selber ein schweres Leben hatte. Zum Menschsein in unserer Welt gehört das Leiden, das in tausendfacher, wechselnder Gestalt unser Leben bedroht und unseren Glauben an die Liebe Gottes angreift. »Was ist mein ganzes Leben von meiner Jugend an als Müh und Not gewesen? Solang ich denken kann […]« (Paul Gerhardt). Erdbeben, Flutkata­strophen, Kriege, Folter, Krebserkrankungen, Verbrechen an Kindern etc., lauter Hiobsbotschaften. In den laufenden Text ist eine Vielzahl von Situationsbeschreibungen, Gebeten, Meditationen, Liedern und biblischen Belegen eingedruckt. Zusammen mit ausgewählten Abbildungen ergeben sie den dunklen Hintergrund des Lebens mit seinen schweren Fragen. Aber: Nachfolge Jesu bedeutet auch Nachfolge seiner Fußstapfen im Leiden. Auch im Leid steht Christus an unserer Seite. Gott steht bei seinen Menschen in den Abgründen von Verzweiflung und Not. Der uns nahe ist und gegenwärtig, lässt uns nicht fallen. Das Aussprechen des Leides vor Gott und den Menschen und das immerwährende Hören auf das göttliche Wort können helfen. Von allen vorgestellten Heften ist dieses mir das liebste! W

Die Sensation ist Er Heinrich Herrmanns: Die Sensation ist Er. Kommt zum Abendmahl des Herrn, 2010 35 Seiten Das heilige Abendmahl – eine bescheidene Gabe (Brot und Wein), aber von unermesslicher Bedeutung. Wilhelm Löhe: »Unser Leben sei ein Gang vom Altar und zum Altar. Und zum Dank für sein heiliges Sakrament wollen wir alles, was wir sind und haben, in seinen Dienst ergeben.« Das heilige Abendmahl ist Mahl der feiernden und der vollendeten Gemeinde, es ist Stärkung für Glaube und Leben. Auch die Liturgie der Abendmahlsfeier wird vorgestellt, verbunden mit Begriffserklärungen.

Die Kleinschriften sind erhältlich bei: Freimund-Verlag Missionsstraße 3 91564 Neuendettelsau Telefon (09874) 689330 www.freimund-verlag.de

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Aus Kirche und Gesellschaft

Der bekennende ­homosexuelle Propst Horst Gorski ist Leiter des Amtes der VELKD und Vize­ präsident des EKD-Kirchenamtes Zum Bischof der »Nordkirche« (damals Evangelisch-Lutherische Kirche von Nordelbien) hat es ihm 2008 zwar nicht gereicht, dem in mehrfacher Hinsicht mehr als umstrittenen Hamburger Propst Horst Gorski; doch nun erhielt er ein Amt, das dem eines Bischofs kaum nachsteht: der 58-jährige wird nämlich Leiter des Amtes der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und damit auch Vizepräsident im EKD-Kirchenamt in Hannover. Gorski trat die Nachfolge von Friedrich Hauschildt an, der nach 15 Jahren in diesem Amt bei der VELKD im Sommer in den Ruhestand getreten ist. Der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), dem er einst bei der Bischofswahl unterlag, erklärte: »Ich freue mich sehr, dass Horst Gorski dieses ›Doppelamt‹ mit seinen besonderen Herausforderungen sowohl für die Profilierung lutherischer Theologie als auch für das vertiefte Zusammenwirken von EKD, Union Evangelischer Kirchen (UEK) und VELKD übernimmt.« Der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), bezeichnete Gorskis Berufung gar als einen »Glücksfall«, da er menschliche Zugewandtheit, Vertrautheit auf vielen Feldern der Kirche und sachliche Kompetenz verbinde. In den vergangenen 16 Jahren war Gorski Propst in Hamburg und davor in SchleswigHolstein. Zudem stand er seit 2004 dem Theologischen Beirat der nordelbischen Kirche und später der Theologischen Kammer der »Nordkirche« vor. Seine Berufung kommentierte 26

­ orski mit: »Ich freue mich auf herausfordernG de sozialethische Debatten und die Möglichkeit, lutherische Standpunkte zu Fragen der Gegenwart ins Gespräch zu bringen.« Betrachtet man jedoch Gorskis Positionen, womit er in den vergangenen Jahren mehrfach Aufsehen erregte und die er wohl nie aufgegeben hat, so fährt einem bereits jetzt schon der Schrecken in die Glieder, da sich damit wohl nur negative Auswirkungen sowohl für VELKD und EKD und deren Gliedkirchen als auch in ökumenischer Hinsicht ergeben können. In einer Karfreitagspredigt 2006 hatte er gesagt: »Der Tod Jesu war nicht notwendig, damit Gott sich mit uns versöhnt und uns vergibt. Die Behauptung einer solchen Notwendigkeit ist eines der größten Missverständnisse der christlichen Geschichte.« Eine derartige Aussage ist selbstredend. So war es denn auch der frühere Lübecker Bischof Ulrich Wilckens (1981–1992; geboren 1928), ein weltweit geachteter und anerkannter Professor für Neues Testament (Berlin und Hamburg; Verfasser unter anderem eines dreibändigen Kommentars zum Römerbrief und einer mehrbändigen, über 2100 Seiten umfassenden Theologie des Neuen Testaments; beide sind inzwischen in mehreren Auflagen erschienen) der, als sich zwei Jahre nach dieser »missglückten« Karfreitagspredigt, Gorski um das Bischofsamt für Schleswig bewarb, die Synode dazu aufrief, den Propst wegen schwerwiegender Bedenken nicht zu wählen. Andere konservative Protestanten äußerten damals, der bekennende Homosexuelle habe angekündigt, er wolle der erste schwule Bischof in Deutschland werden. Ganz anders – nämlich zustimmend – äußerte sich indes, was aber wiederum nicht überraschend ist, der Ratsvorsitzende der EKD, der bayerische Landesbischof Heinrich BedfordStrohm, bei deren Synode in Würzburg im vergangenen Frühjahr: Gorskis Thesen stünden im Einklang mit dem EKD-Grundsatzpapier »Für uns gestorben«. Es gehe darum, aufzuzeigen, dass Gott nicht Täter von Gewalt sei und für sich selbst ein Sühnopfer brauche. Vielmehr glaubten Christen an einen Gott, der in Christus die Gewalt von Menschen erleide. »Gott opfert im Kreuzestod Jesu nicht einen anderen, um seine Rachsucht zu befriedigen, sondern in Jesus Christus gibt er sich selbst hin, um die Menschen zu versöhnen.« Nun haben kurz vor der Amtseinführung theologisch konservative Zusammenschlüsse OKTOBER 2015

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unter Bezugnahme auf die Karfreitagspredigt Gorskis von 2006 in einem offenen Brief diesen aufgefordert, sich von seinen Aussagen zur Kreuzestheologie zu distanzieren. Sieben Leiter von Bekennenden Gemeinschaften und wiederum der Lübecker Altbischof Ulrich Wilckens werfen Gorski vor, er bestreite, »dass Christus für uns gestorben ist und wir durch sein Blut erlöst sind«. Er hatte unter anderem in seiner Karfreitagspredigt 2006 gesagt: »Wir dürfen uns heute von ihr [der Kreuzestheologie] lösen. […] Wir selber sind frei, andere Wege der Deutung des Todes Jesu zu gehen, wenn wir wollen.« Wie die Unterzeichner des offenen Briefes zutreffend schreiben, steht eine solche Aussage gegen die Heilige Schrift und gerade auch für Martin Luther (1483–1546) sei die biblische Karfreitagsbotschaft »geradezu das Herz allen christlichen Glaubens«. In dem offen Brief heißt es: »Es ist für uns nicht hinnehmbar, ja unerträglich, dass ein Amtsträger der VELKD und der EKD in leitender Funktion das Zentrum biblischer und lutherischer Theologie ablehnt.« Neben Altbischof Wilckens zählen zu den Unterzeichnern der Vorsitzende der Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Pastor Ulrich Rüß, der Vorsitzende des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern, Pfarrer Till Roth, der Leiter des Gemeindehilfsbundes, Pastor Joachim Cochlovius, sowie Karsten Klipphahn von der Evangelisch-Lutherischen Bekenntnisgemeinschaft in Sachsen, Pfarrer Gaston Nogrady von der Bekenntnis-Initiative in Sachsen, der Vorsitzende des Lutherischen Konvents im Rheinland, Pfarrer Winfried Krause, und der Vorsitzende der Evangelischen Sammlung im Rheinland, Pfarrer Wolfgang Sickinger. (Quellen des Berichts: ideaSpektrum 19/2015 vom 6. Mai 2015, S. 26, Nord; ideaSpektrum 33/34/2015 vom 12. August 2015, S. 9)

Diakonie-Jubiläum: 125 Jahre ­Brockensammlung Bethel In diesem Jahr konnte die Brockensammlung Bethel ein großes Jubiläum feiern: Sie besteht seit 125 Jahren. Heute kennen viele Menschen in Deutschland diesen traditionsreichen Betrieb, weil sie ihre gebrauchte Kleidung für Bethel spenden. Zahlreiche Sammlungen finden in rund 4500 Kirchengemeinden statt, und auch viele Sammelcontainer hat Bethel aufgestellt. Im Herbst 1890 bat Friedrich von Bodelschwingh (1831–1910) auf Anregung eines Patienten darum, »Brocken« nach Bethel zu schicken, etwa gebrauchte Kleidungsstücke, Korken, Papier, Altmetall. Nichts umkommen lassen, sondern wieder verwerten, war der GrundgeINFORMATIONSBRIEF 294

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danke. Bodelschwingh hatte damit bereits das Recycling erfunden, mehr als ein Jahrhundert bevor man davon sprach. Dadurch fanden auch Menschen mit Behinderungen beim Sortieren der Spenden eine sinnvolle Beschäftigung. So entstanden auch Werkstätten, um Sachspenden zu reparieren und zu verkaufen, mit deren Erlös die Arbeit für Kranke und Behinderte finanziert werden konnte. Aus Altem wurden neue Produkte hergestellt, etwa aus unbrauchbarer Kleidung Kunstwolle zur Füllung von Matratzen. Erst seit Mitte der 1960er Jahre führt Bethel zusammen mit Kirchengemeinden Kleidersammlungen durch. Besonders dem Engagement der Kirchengemeinden ist es zu verdanken, dass Bethel mit gut erhaltenen Textilien Einnahmen für die Arbeit erzielen kann. Rund 9500 Tonnen kommen jährlich zusammen, von denen nur der kleinere Teil direkt in der Ortschaft Abnehmer finden kann. Aus dem alten Schuppen, in dem vor 125 Jahren das Recycling in Bethel begann, ist ein Betrieb geworden, in dem 80 Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten. Wenn demnächst die Brockensammlung umzieht, so gilt das Schild über dem Eingang mit dem alten Schriftzug aus dem Johannesevangelium weiterhin: »Sammelt die übrigen Brocken, auf dass nichts umkomme« (Johannes 6,12). (Quelle der Nachricht: Bote von Bethel Nr. 270 vom Sommer 2015, S. 2–5)

Baden-Württemberg: Kulturkampf verschärft sich Die derzeitige grün-rote Landesregierung Baden-Württembergs hat noch vor der Landtagswahl 2016 eine Vereinbarung mit dem Netzwerk LSBTTIQ (lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer) unterschrieben. Im Mittelpunkt steht der Aktionsplan für die Akzeptanz sexueller Vielfalt, der vom Netzwerk mit erarbeitet und im Juni 2015 vom Kabinett verabschiedet wurde. Der Christopher Street Day in Stuttgart wird vom Sozialministerium ausgerichtet, das dazu eine Broschüre »Lexikon der kleinen Unterschiede« verteilte. Zudem stößt die Äußerung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zu Recht auf Missfallen, der den Muslimen einen Empfang zum Fastenmonat Ramadan in Schwetzingen ausrichtete und wie vordem bereits andere Politiker auch (Christian Wulff, Angela Merkel, beide CDU), äußerte, der Islam gehöre zu Deutschland. (Quelle der Nachricht: Wochenendmail aus Bretten vom 26. Juni 2015, nach epd)

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Aus den Bekennenden Gemeinschaften Zur Erinnerung an Landesbischof Professor Joachim Heubach: Im November wäre er 90 geworden Er mag wahrlich als einer der letzten aufrechten und standhaften lutherischen Bischöfe Deutschlands in den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts gelten, der am 20. November 1925 in Berlin geborene und bereits 2000 heimgegangene Bischof i. R. der kleinen Landeskirche von Schaumburg-Lippe (bei Hannover) und emeritierte Professor der Theologie: Joachim Heubach. Er nahm einen an sich steilen Aufstieg in der Karriereleiter der evangelischen Kirche sowie auch als wissenschaftlicher Theologe, wiewohl er die wissenschaftliche Laufbahn dann zugunsten leitender Ämter in der evangelisch-lutherischen Kirche aufgab. Bereits im Alter von 26 Jahren wurde er zum Dr. theol. promoviert (1951, mit einer Arbeit über »Die christliche Unterweisung bei J. A. Comenius«), bald darauf habilitierte er sich mit einer Arbeit zur »Ordination zum Amt der Kirche« (1956) in der Disziplin Praktische Theologie. Am Predigerseminar in Preetz/Holstein war er seit 1951 Studieninspektor, 1953 Pastor in Krusendorf (bei Kiel) und dazu Privatdozent für Praktische Theologie in Kiel (seit 1954) und Heidelberg (seit 1959). Pastor in Kiel war er seit 1961, seit 1962 außerplanmäßiger Professor für Praktische Theologie ebenda und zugleich ab 1963 Studiendirektor des Predigerseminars in Preetz. 1979 wurde Joachim Heubach Landesbischof von Schaumburg-Lippe (Bückeburg), nachdem er zuvor viele Jahre als Landessuperintendent von Lauenburg (Ratzeburg) bereits im kirchenleitenden Amt tätig war. Darüber hinaus nahm er eine Reihe von überregionalen Aufgaben wahr: eine Zeitlang gehörte er der Kirchenleitung der Vereinigten EvangelischLutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) an, war über Jahre als profunder Liturgiker Vorsitzender der Lutherischen Liturgischen Konferenz (Hg. des Evangelischen Pastorale), Beauftragter der EKD für die evangelische Seelsorge im Bundesgrenzschutz, viele Jahre Präsident der Luther-Akademie Ratzeburg, die vor allem das Gespräch mit dem skandinavischen Luthertum pflegte, zudem über Jahre hinweg Präsident des Martin-Luther-Bundes, eines Hilfswerks für lutherische Kirchen in der Diaspora, sowie im Verteilungsausschuss der Hilfsaktion »Brot für die Welt«. 28

Bei der Konferenz Bekennender Gemeinschaften trat er als Vorsitzender der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis auf Bundesebene seit 1970 hervor, als er Pastor Peter Hartig (Sittensen bei Hamburg) ablöste und als langjähriger Vizepräsident des Theologischen Konvents Bekennender Gemeinschaften (Präsident: Professor Peter Beyerhaus, Ehrenpräsident: Professor Walter Künneth). Als Vizepräsident gehörte Joachim Heubach über viele Jahre zu den Schriftleitern der vierteljährlich erscheinenden Konventsschrift »Diakrisis« und neben Walter Künneth und Peter Beyerhaus zu den Herausgebern der Buchreihe »Veröffentlichungen des Theologischen Konvents der Konferenz Bekennender Gemeinschaften«. Professor Heubach war der letzte Bischof in evangelischen Landeskirchen in Deutschland, der die Ordination von Frauen zum Amt der Kirche »erfolgreich« und zu Recht ablehnte. Obwohl ihm dies so manche Feindschaft einbrachte, blieb er, aufgrund seiner Bindung an Schrift und Bekenntnis und aufgrund ökumenischer Rücksichtnahmen, standhaft. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand wurde dies in der kleinen schaumburg-lippischen Landeskirche (kaum größer als ein Dekanat) unter seinem Nachfolger auch rasch geändert. Seinen Ruhestand verbrachte Altbischof Professor Heubach, der mit einer Tochter des Nachkriegsbischofs von Schleswig, Friedrich Wester, verheiratet war, in Eutin (bei Lübeck), wo er im Oktober 2000 nach längerer Krankheit heimging. Anmerkung: Da wir im Informationsbrief Nr. 234 vom Februar 2006, in welchem wir anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Persönlichkeiten, die eng mit dieser verbunden waren und damals bereits heimgegangen waren, Landesbischof i. R., Professor Joachim Heubach nicht würdigten, soll dies hiermit nachgeholt werden.

CVJM-Präses Walter Sommer † Im Alter von 86 Jahren verstarb der Ehrenpräsident des CVJM-Gesamtverbandes, Walter Sommer (Stuttgart). Von 1987 bis 1995 stand er als Präses an der Spitze der größten christlichen Jugendorganisation Deutschlands. Er wirkte maßgeblich an der Integration der mitteldeutschen CVJM-Landesverbände nach der Wiedervereinigung mit. Seine insgesamt mehr als 60-jährige Mitarbeit im CVJM reichte vom Jungscharler bis zum Exekutivkomitee des CVJM-Weltbundes. Neben diesen Ehrenämtern war der in Indonesien geborene und 1933 mit OKTOBER 2015

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seinen Stuttgarter Eltern nach Württemberg zurückgekommene Industriekaufmann Prokurist bei einer Maschinenfabrik und von 1980 bis 1993 war er Geschäftsführer der Diakonieeinrichtung »Evangelische Altenheimat« in Stuttgart. Von 1971 bis 1995 gehörte Walter Sommer dem evangelikal-pietistischen Gesprächskreis »Lebendige Gemeinde« der württembergischen Landessynode an und von 1985 bis 1997 auch der EKD-Synode. Außerdem engagierte sich Sommer im Leitungskreis der Ludwig-Hofacker-Vereinigung und im Vertrauensrat des württembergischen Amtes für missionarische Dienste. Viele Jahre gehörte er auch dem Vorstand der Evangelischen Sammlung in Württemberg an. Für sein »vorbildliches Engagement in Kirche und Diakonie« erhielt er 1995 das Bundesverdienstkreuz; die würt-

tembergische Landeskirche ehrte ihn mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Johannes-BrenzMedaille. (Quellen der Nachricht: ideaSpektrum 30/2015 vom 22. Juli 2015, S. 31, Südwest; Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 30/2015 vom 26. Juli 2015, S. 20)

Die Islameuphorie verstößt eklatant gegen das Erste Gebot Zu Recht hat die Konferenz »Bekennender Gemeinschaften in Deutschland« die Bereitschaft des Ratsvorsitzenden der EKD und bayrischen Landesbischofs Heinrich Bedford-­ Strohm, im Kuratorium des geplanten Münchner Islamzentrums mitzuwirken, als »Zumu­ tung« kritisiert. Wie der Vorsitzende der Kon­ferenz Bekennender Gemeinschaften, Pastor Ulrich Rüß, treffend feststellte, lässt sich der Bischof als »Islamversteher« instrumentalisieren und befördere »religiöse Verwirrung«. Er stelle sich gegen das Erste Gebot. (Quelle der Nachricht: Südwestpresse vom 5. August 2015, S. 2, Politik, Notizen)

Buchrezension Unbequeme Wahrheiten. Vom Niedergang Deutschlands Alles scheint aus den Fugen zu geraten, in Politik und Wirtschaft, aber nicht weniger in der Kirche – und von denen, die eventuell etwas dagegen unternehmen könnten, will anscheinend so gut wie niemand etwas dagegen tun; im Gegenteil, sie unterstützen diesen längst angelaufenen Negativtrend noch - teils tatkräftig. Läuft alles auf einen allgemeinen Kollaps zu? Traut man den kenntnisreich von Hans Thomas zusammengestellten negativen Fakten, so mag tatsächlich der Eindruck entstehen, Deutschland gehe seinem Niedergang mit Riesenschritten entgegen. Der Verfasser hat einen solchen bereits in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlebt und weiß deshalb nur zu gut, wie desaströs ein solcher ist. Er möchte den jetzt Lebenden und Nachgeborenen einen solchen ersparen. Er sieht, und welcher ernsthafte Christ möchte ihm darin widersprechen, die einzige Möglichkeit, einen solchen abzuwenden, in der Hinwendung zu Gott und dessen das Leben erst ermöglichenden Geboten. Aber, so die sicher berechtigte Frage des RezensenINFORMATIONSBRIEF 294

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ten: Wird es dazu kommen? Wohl scheint auch der Verfasser darin unsicher zu sein. Kommt es nicht dazu, so bleibt auch gänzlich ungewiss, ob sich dann Deutschland noch einmal so erholte wie nach dem vergangenen Krieg. Denn dass es dazu kam, war gnädiges Handeln Gottes, welches aber je länger umso mehr verworfen wurde – siehe die rasante Abfallbewegung. Und ob Gott noch einmal einen Neuanfang schenkt ist doch sehr die Frage. Wer wissen möchte, was in Deutschland – in Politik, Wirtschaft und Kirche(n) – tatsächlich abläuft, dem kann das von Hans Thomas so engagiert verfasste Buch nur empfohlen werden. Walter Rominger

Hans Thomas Unbequeme Wahrheiten. Vom Niedergang Deutschlands Pro BUSINESS, Berlin 119 Seiten, broschiert 1. Auflage 2015, 8,– Euro ISBN 978-3-86386-876-5 29


Veranstaltung der Bekenntnisbewegung Samstag, 3. Oktober 2015 Kassel-Wilhelmshöhe, Haus der Kirche

»Offener Bundesarbeitskreis« Auf allen Ebenen und in allen Bereichen erhält die Gender-Ideologie Einfluss und Einlass. Ein eklatantes Beispiel dafür ist, wie in BadenWürttemberg die grün-rote Landesregierung diese Ideologie mit ihren Unterrichtsplänen durchdrücken will. Häufig wird die GenderIdeologie kaum erkannt und in ihrer Gefährlichkeit nicht hinreichend wahrgenommen. Deshalb veranstal­ tet die Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« einen »Offenen Bundesarbeitskreis«. Nicht nur die Mitglieder des Bundesarbeitskreises sind dazu eingeladen, sondern alle interessierten Gemeindeglieder. Bitte machen Sie doch von der Möglichkeit zahlreich Gebrauch, von kompetenten Referenten zu dieser Ideologie unterrichtet zu werden, damit Sie dieser mit begründeter Kritik entgegentreten können. Laden Sie doch auch in Ihrem persönlichen Umfeld zu dieser Veranstaltung ein und bringen Sie möglichst zahlreich Glaubensgeschwister mit.

Programm Nicht öffentlicher Teil: 10.30 Uhr Mitgliederversammlung Öffentlicher Teil: 12.30 Uhr Mittagessen 13.30 Uhr Professor Dr. Manfred Spreng: Gender-Mainstreaming gegen die Natur – Die Gender-Ideologie im Widerspruch zur Natur­ wissenschaft 14.30 Uhr Kaffeepause 15.00 Uhr Eckhard Kuhla (Syke bei Bremen, Vorstand AGENS e. V.): Wie können wir uns wehren? – Antworten auf die praktischen Auswirkungen der Gender-­ Ideologie 16.00 Uhr Reisesegen

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Wilhelmshöher Allee

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TramHaltestelle Hessischer Rundfunk

Haus der Kirche

Heßbergstraße

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Tagungsanschrift: Haus der Kirche, Wilhelmshöher Allee 330, 34131 Kassel Telefon (0561) 9378-1580, Fax (0561) 9378-1529 www.tagungszentrum-kassel.de Bahnstation: Der Fernbahnhof Kassel-Wilhelmshöhe ist Intercity-Bahnhof. Der Tagungsort ist in der Nähe des Bahnhofs und von dort zu Fuß in etwa 15 Minuten erreichbar. Die Tagungsstätte ist auch mit der Straßenbahn zu erreichen (Tram 1, Richtung »Wilhelmshöhe Park«, Haltestelle »Hessischer Rundfunk«).

Bahnhof KasselWilhelmshöhe

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer Martin A. Bartholomäus Föhrenstraße 11 91564 Neuendettelsau Telefon (09874) 4270 Professor Dr. Dr. Rainer Mayer Malachitweg 3 70619 Stuttgart Telefon (0711) 442260 Fax (0711) 413098 E-Mail: dr.r.mayer@web.de

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (07082) 20275 E-Mail: m.schunn@kvst-nb.de

Superintendent em. Wolfgang Schillhahn Neuhausstraße 7 61440 Oberursel

Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D. Spardorfer Straße 47 91054 Erlangen Telefon und Fax (09131) 24139 E-Mail: Grslenczka@aol.com Studiendirektor, Pfarrer Hanns Leiner †

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Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns«, »Ist Gott interreligiös?« und »Gemeinsame Feier des Reformationsjubiläums 2017?« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden. Geschäftsführender Ausschuss Stellvertretender Vorsitzender Pfarrer Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (02 31) 5 84 46 96 Fax (02 31) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: m.schunn@kvst-nb.de

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de

Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben. Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Geschäftsstelle: Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt

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Unser behütetes Sein, der Genuss der leckeren Speisen, all das, so glauben wir, zeugt von der göttlichen Huld. Also gebührt dem Mahl wahrhaftig unsere Ehrfurcht, also ist es recht, Speisen mit Dank zu verzehren. Philipp Melanchthon


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