Informationsbrief April 2016

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Die Bedeutung der Auferstehung Jesu Christi für das christliche Leben heute Recht auf Selbsttötung und Beihilfe zur Selbsttötung? Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Die Zehn Gebote Aus Kirche und Gesellschaft Buchrezension

ISSN 1618-8306

April 2016 Nr. 297

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Heiko Krimmer †

Der württembergische Pfarrer Heiko Krimmer ist wenige Tage vor seinem 72. Geburtstag verstorben. Der in Berlin geborene Krimmer war neben seinem Pfarramt in etlichen Ehrenämtern tätig. So stand er dem Missionsbund »Licht im Osten« vor, ebenso dem Württembergischen Brüderbund. Er war von 1990 bis 1999 stellvertretender Vorsitzender der Ludwig-Hofacker-Vereinigung, viele Jahre auch Synodaler der »Lebendigen Gemeinde«, davon sechs Jahre lang deren Sprecher.

gert wurde. Sichelschmidt ist jetzt juristische Referentin im Personalreferat. Blum steht auch der Abteilung »Leitung, Recht, zentrale Services« vor. Vordem war er Kaufmännischer Geschäftsführer beim Helmholtz Zentrum in München, welches aus 40 Instituten und Abteilungen besteht, in denen 2250 Personen in den Bereichen Gesundheit und Umwelt tätig sind. Lesben und Schwule ehren Kirchenpräsident Jung

Leiter der ­Langensteinbacher Höhe Manfred Mössinger †

Im Alter von 85 Jahren ist der langjährige Leiter der Langensteinbacher Höhe, der methodistische Pastor Manfred Mössinger heimgegangen. Mössinger, der aus Karlsruhe stammte, stand von 1983 bis 2000 dem 1959 gegründeten Tagungshaus vor, das den Besuchern Seelsorge und medizinische Betreuung anbietet.

Kirche in Deutschland Neuer Verwaltungschef für Landeskirchenamt in München

Seit Anfang des Jahres ist der 56-jährige Jurist Nikolaus Blum neuer Leiter des bayerischen Landeskirchenamtes in München. Er löste Klara Sichelschmidt ab, deren zehnjährige Amtszeit 2014 nicht verlän2

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, hat den Ehrenpreis der Lesben und Schwulen in der Union erhalten. Der Bundesverband dieser CDU/CSU-Mitglieder würdigte damit seinen Einsatz für »die Gleichberechtigung und gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexuellen«. Beim Festakt bezeichnete Jung »Homosexualität als eine gute Prägung, die wie Heterosexualität verantwortlich gelebt werden kann«. Es gehe »um nichts weniger als um die Menschenwürde«. Im Jahr 2014 war Jung bereits vom »Schwulen Netzwerk NRW« mit der »Kompassnadel« geehrt worden (vgl. Informationsbrief Nr. 284, S. 29).

Landesbischof BedfordStrohm für Mitwirkung im Islamzentrum geehrt

Für ein mehr als zweifelhaftes Engagement wurde dem bayerischen Landesbischof und Ratsvorsitzenden der EKD, Heinrich BedfordStrohm jetzt Ehre zuteil. Für die Mitwirkung im Münchner Islamzentrum wird er mit dem »Herbert-Haag-Preis« 2016 ausgezeichnet. Die mit 10 000 Euro dotierte Ehrung würdigt das Engagement »für Freiheit und Menschlichkeit innerhalb der Kirche«. Nach Ansicht der Herbert-Haag-Stiftung in Luzern setzt sich BedfordStrohm »für eine entschiedene interreligiöse Verständigung« ein im Wissen darum, »dass alle Religionen zu einem Leben in Freiheit und Würde beitragen müssen«. Bedford-Strohm bezeichnete das Islamzentrum als einen Ort, »an dem Muslime ihre religiösen Traditionen im Sinne von Demokratie und Menschenrechten pflegen und weiterentwickeln«. Herbert Haag (1915–2011) war ein katholischer Schweizer Theologe, der von 1960 bis 1980 auch an der katholischtheologischen Fakultät in Tübingen lehrte.

Kirche weltweit Bischöfin von Stockholm: Kreuz aus Kirche entfernen

Die lutherische Bischöfin von Stockholm, Eva Brunne, hat angeregt, christliche

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Symbole aus der dortigen Seemannskirche zu entfernen, da sie auf diese Weise auch von Andersgläubigen zum Gebet genutzt werden könne. Sie schlug vor, eine islamische Gebetsnische einzurichten. Einen Raum für Gläubige anderer Religionen zur Verfügung zu stellen, bedeute nicht, den eigenen Glauben zu verleugnen. Brunne wurde 2009 zur weltweit ersten lesbischen Bischöfin gewählt und lebt in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit Pfarrerin Gunilla Linden. Der Leiter der Seemannskirche, Kiki Wetterberg, zeigte sich verblüfft über den Vorschlag. Hingegen verteidigte die Erzbischöfin der Kirche von Schweden, Antje Jackelén das Vorhaben, da die Kapelle kein eingeweihter Gottesdienstraum sei, aber gelegentlich für Gottesdienste genutzt werde.

Evangelikalismus Allianzvorsitzender Jürgen Stabe †

Der erste gesamtdeutsche Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz nach der Wiedervereinigung, Jürgen Stabe, ist in Crottendorf im Erzgebirge heimgegangen. Stabe, einer der führenden Evangelikalen der DDR, war seit 1981 in der Leitung der dortigen Allianz tätig, seit 1987 als deren Vorsitzender. Bereits im Alter von 39 Jahren wurde er Superintendent in Annaberg-Buchholz. Ende Oktober 1999 trat er aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand. Vor seinem Theologiestudium arbeitete der in der Oberlausitz geborene Stabe als Agronom und Ökonom in der Landwirtschaft.

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Pietismus Pietisten und Obrigkeit

Der Ansicht, der Pietismus sei stets staatstragend gewesen, ist der frühere Leiter des Archivs im Stuttgarter Oberkirchenrat, der Kirchenhistoriker Hermann Ehmer, entgegengetreten. Die Reformbewegung des Pietismus sei anfangs so stark auf Konfrontation mit der Obrigkeit gewesen, dass viele Pietisten im 18. Jahrhundert nur durch Auswanderung ihren Landesfürsten entgehen konnten. Nicht der gesellschaftliche Stand, sondern »geistliche Kompetenz« habe bei den Pietisten gezählt.

Kirchentagslosung Du siehst mich

Das Motto für den 36. Deutschen Evangelischen Kirchentag vom 24. bis 28. Mai 2017 steht fest: »Du siehst mich«. Die Losung soll Überschrift für alle Vorbereitungen zum Kirchentag in Berlin und für sechs »Kirchentage auf dem Weg« in Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Jena/Weimar, Dessau-Roßlau und Halle/Eisleben sein, die anlässlich des Reformationsjubiläums stattfinden. Außerdem soll sie den großen Festgottesdienst begleiten, zu dem am 28. Mai 2017 mehr als 200 000 Menschen in Wittenberg erwartet werden.


kurz+bündig Rektorenwechsel an FTH

Seit Januar 2016 ist Stephan Holthaus (53) Nachfolger von Helge Stadelmann (63) als Rektor der Freien Theologischen Hochschule (FTH) in Gießen. Stadelmann hatte das Rektorenamt 21 Jahre inne. Er möchte sich nun wieder verstärkt bis zum Ruhestand als Professor für Praktische Theologie an der FTH betätigen. Holthaus war bislang Prorektor und hat eine Professur für Ethik und Apologetik. Seit 2008 ist die FTH staatlich anerkannte Hochschule. Sie setzt sich für eine bibeltreue Ausbildung ein.

Ökumene der Religionen Rat der Religionen strebt gemeinsam eine bessere Stadt an

Der in Stuttgart gegründete Rat der Religionen will »Religionsfreiheit im positiven Sinne« fördern. Vorbilder für einen solchen Rat der Religionen gibt es z. B. in Ulm, Mannheim und Frankfurt. Gründungsmitglieder sind: evangelische und katholische Kirche in Stuttgart, griechisch-orthodoxe Kirche, die alevitische Gemeinde, die Türkisch-Islamische Union, die Islamische Gemeinschaft, der Verband Islamischer Kulturzentren und die jüdische Gemeinde und als beratendes Mitglied die Stadt Stuttgart. Für weitere Mitglieder ist der Rat der Religionen offen. Allerdings dürften Gemeinschaften, die das Grundgesetz ablehnen, nicht mitmachen. Einigkeit herrscht in der Flüchtlingsfrage: es muss weiter geholfen werden. »Die 4

Religionen sollen nicht trennen, sondern verbinden«, heißt es von islamischer Seite.

Kirchentag Kirchentagspräsidium erhielt »Schwulenpreis«

Eine zweifelhafte Auszeichnung hat das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages erhalten: den »Rosa Detlef« für sein besonderes Engagement zugunsten der »Schwul/Lesbisch/Bi/ Trans-Gemeinschaft« auf dem Kirchentag im Juni 2015 in Stuttgart. Die Auszeichnung wird von der Stuttgarter »Salz der Erde«-Gemeinde der Metropolitan Community Church (MCC) seit 2010 verliehen. Ihren eigenen Angaben zufolge ist diese die größte Organisation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender weltweit. Freilich lobte die baden-württembergische Arbeits- und Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) die Stuttgarter MCC-Gemeinde als »Kirche für alle« – nicht nur für sexuelle Minderheiten.

Innere Mission Akademiker-SMD: ­Leitungswechsel

Neuer Leiter der Akademiker-SMD ist der pfälzische Pfarrer Thomas Drumm (49), der auf Hartmut Zopf folgt. Zopf wurde zusammen mit dem bisherigen Leiter des zur SMD gehörenden Instituts für Glaube und Wissenschaft, dem Althistoriker Jürgen Spieß

verabschiedet, dessen Nachfolger der Biophysiker Alexander Fink ist. Generalsekretär der 1949 gegründeten SMD, zu der rund 600 Schülerbibelkreise, Hochschulgruppen in über 80 Städten sowie 20 Regionalund Fachgruppen von Akademikern gehören, ist Pfarrer Gernot Spies. dzm muss drastisch sparen

Die Deutsche Zeltmission (dzm) muss sparen und hat deshalb drei Mitarbeitern – einer Verwaltungskraft, einem Zeltmeister und einem Jugendreferenten – gekündigt. Um ein weiteres Gehalt einzusparen, kehrt der Missionsleiter der dzm, Mathias Lauer, auf eigenen Wunsch in die Gemeinde zurück. Zwar seien die Änderungen unangenehm, aber unausweichlich. Mit Lauer und Missionssekretär Bernhard Scharrer, der in den Ruhestand tritt, hat die dzm 13 Mitarbeiter.

Islam Keine Toleranz-Experimente

Berliner Pfarrer, die sich in der »Flüchtlingshilfe« engagieren, beklagen Bedrohungen von Christen durch radikale Moslems und fordern deshalb eine getrennte Unterbringung. Pfarrer Gottfried Martens von der SELK sagte, es sei nicht zu verantworten, die Minderheit christlicher Flüchtlinge »zu Versuchskaninchen für irgendwelche Toleranzexperimente zu machen«. Bedrohungen seien keine Einzelfälle mehr.

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Aus Lehre und Verkündigung mm Das Gebet ersetzt keine Tat, aber es ist eine Tat, die durch nichts ersetzt werden kann. Bischof i. R. Hans von Keler

mm Der Tod gehört zum Leben, aber das Leben gehört nicht dem Tod. Das ist Grundinhalt unseres Glaubens an Jesus Christus, der den Tod für uns mit seinem Tod überwunden hat und uns damit das ewige Leben geschenkt hat. Reinhard Slenczka

mm Am Kreuz von Golgatha hast Du, o Gott, Deine Selbstoffenbarung vom Sinai in der Selbsthingabe Deines Sohnes zur endgültigen Wirklichkeit des Heils für alle Menschen und Völker werden lassen und in seiner Auferweckung aus diesem Tod »für unsre Sünden« (1.Korinther 15,3) die Macht der Sünde und des Todes über unser aller Leben ewig gebrochen: Wir preisen dich, Herr, und beten dich an. Denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt versöhnt. Bischof i. R. Ulrich Wilckens

mm Die Theologie des Neuen Testaments ist nicht anders als die des Alten Testaments theologisches Nach-Denken des Heilshandelns des einen selben Gottes. Bischof i. R. Ulrich Wilckens

mm In den Mahlworten Jesu ist von der Heilswirkung des Todes Jesu »für die Vielen« die Rede (Markus 14,24; Matthäus 26,28; Lukas 21,19f.; vgl. Johannes 6,51). In diesem Sinn aber sprechen Paulus und Petrus (1.Petrus 2,21–24; 3,18) sowie ausführlich der Hebräerbrief durchweg vom Tod Christi »für uns« als dem zentralen Heilsgeschehen und von seiner Auferweckung als dem Sieg der Liebe Gottes in der Selbsthingabe seines Sohnes am Kreuz für uns. Bischof i. R. Ulrich Wilckens

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mm »Sein in Christus« ist Neuschöpfung, Schöpfung aus dem Nichts. Reinhard Slenczka

mm Für Christen ist daher die Ehe nicht nur ein Konsens zwischen einem Mann und einer Frau, der durch Zuneigung oder Begehren bestimmt ist, sondern ist eine in Gottes Schöpfung und Erlösung begründete und dadurch getragene Gemeinschaft. Sie dient in erster Linie der Zeugung und Erziehung von Kindern, damit der Erhaltung der Menschheit. Sie dient auch dem Schutz vor Missbrauch menschlicher Triebe. Und sie ist zuletzt gegründet und getragen durch die unverbrüchliche Treue, die Christus mit seinem Leib, der Kirche, verbindet. Unter dieser Einsicht ist eine Ehescheidung unter Christen nicht nur äußerlich verboten, sondern unmöglich. Reinhard Slenczka

mm Psychoanalyse ist Menschenwerk und kann niemals Sündenvergebung in der Vollmacht des Herrn sein. Beichte ist daher auch niemals Therapie, sondern Gottes Heilshandeln im Namen des Dreieinigen Gottes. Reinhard Slenczka

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Die Bedeutung der Auferstehung Jesu Christi für das christliche Leben heute Ulrich Wilckens

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ie Auferstehung des gekreuzigten Christus ist die Mitte aller christlichen Verkündigung und alles christlichen Glaubens im Neuen Testament. In allen Evangelien sind die Osterberichte der Schluss- und Höhepunkt der Geschichte Jesu. Paulus zitiert in 1.Korinther 15,1–5 den Wortlaut des ältesten christlichen Glaubensbekenntnisses: »gestorben für unsere Sünden, begraben, auferweckt am dritten Tage, erschienen Petrus und den Zwölf«. Und so ist in den Apostelbriefen überall an den zentralen Stellen, wo es um die Wirklichkeit unseres Heils durch Christus geht, von der Auferweckung Jesu Christi die Rede. Die Offenbarung des Johannes schließlich beginnt mit dem Wort des Auferstandenen: »Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige; ich war tot, und siehe: Ich lebe in alle Ewigkeit« (1,18); und mit den gleichen Worten schließt auch das Buch (22,12). Wenn dies auch heute für alle Christen gilt, dann kann die Auferstehung auch für uns nur die gleiche zentrale Bedeutung haben. Paulus sagt es negativ: »Wenn Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist folglich unsere Verkündigung sinnlos [›leer‹], sinnlos auch euer Glaube« (1.Korinther 15,14). Wir wollen versuchen, diese Botschaft so zu verstehen, wie sie im Neuen Testament gemeint ist; und herauszustellen, was es für das christliche Leben heute bedeutet, an den auferstandenen Christus zu

Ulrich Wilckens Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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glauben – in unserem Land, in dem eine wachsende Mehrheit unserer Zeitgenossen nichts mehr vom Christentum weiß und wissen will.

Auferstehung im Neuen Testament In einem ersten Teil müssen wir genau bestimmen, was im Neuen Testament mit der Auferstehung Jesu gemeint – und nicht gemeint ist. Nicht gemeint ist, dass Jesus drei Tage nach seinem Tod wieder in sein Leben zurückgekehrt wäre, so wie er selbst zuvor in seinen Wundertaten Gestorbene wieder in ihr Leben zurückgerufen hat. Denken wir an die Geschichte von der Auferweckung des Lazarus in Johannes 11, wo ebenso bestürzend-plastisch wie tiefsinnigsymbolisch erzählt wird, wie Maria und Martha Zeuginnen dessen werden, dass auf Jesu Anruf ihr Bruder aus seinem Grab zum Leben auferweckt heraustritt. Von diesen Wundern sollen wir lernen, dass der Gott, dessen Herrschaft Jesus verkündigt, Macht hat auch über den Tod. Aber es sind nur wenige solche Auferweckungswunder, die in den Evangelien von Jesus berichtet werden; überall ist dort vorausgesetzt, dass solche von Jesus in ihr Leben zurückgerufenen Menschen hernach einmal sterben, wie alle Menschen. Für mich verbindet sich mit den Geschichten das eigene Erleben, wie ich nach einer Operation der von Krebs befallenen Bauchspeicheldrüse, entgegen allen Prognosen mir befreundeter Ärzte, wunderbar gesund geworden bin. Nachdem ich durch die Operation dem buchstäblich-akut nahen Tode entrissen worden war, bin ich nicht nur für kurze Zeit, sondern bis heute, über 20 Jahre danach, am Leben geblieben – nein: neu zum Leben gekommen, mit neuem Leben beschenkt. Was das heißt: mein Leben ganz und gar der wunderbaren Gabe Gottes zu danken, davon kann ich nur immer wieder begeistert reden. Aber: Solche Erfahrungen des lebendigen Gottes, der uns tatsächlich dem mors media in APRIL 2016

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Die Auferweckung des Lazarus gemalt von Juan de Flandes ca. 1500 bis 1510.

vita [mitten wir im Leben sind, von dem Tod umfangen] zu entreißen vermag, können uns zwar Zeichen sein für die Hoffnung auf die zukünftige Auferstehung zum ewigen Leben, zu der wir uns im dritten Artikel des Credos bekennen: »exspecto resurrectionem mortuorum et vitam aeternam venturi seaculi« [ich erwarte die Auferstehung der Toten und das ewige Leben]. Jedoch, die Auferstehung Jesu Christi, ist etwas ganz anderes: Nicht Rückkehr in sein Leben, sondern eben jene Auferstehung zu ewigem, vollkommenem Leben selbst, die wir im Glauben als eine uns gänzlich verborgene Zukunft der Endzeit erhoffen. In der Auferweckung des am Kreuz gestorbenen Jesus ist es eben diese zukünftig-eschatologische Auferweckung selbst, die an ihm, der endzeitlichen Zukunft vorweg, geschehen ist. Paulus kann es so sagen: Christus ist der Erste, der von den Toten zum ewigen Leben auferstanden ist, der Einzige, dem dieses letzte und größte Wunder Gottes bereits vor jenem Ende widerfahren ist (1.Korinther 15,20). Seine Auferstehung ist mehr als ein Zeichen für die Zukunft, die wir zu erwarten haben – sie ist ein Vorweg-Ereignis der Wirklichkeit der endzeitlichen Auferstehung der Toten selbst! Das Leben Christi ist Auferstehungsleben. Als seine Jünger ihn in seinen Erscheinungen gesehen haben, haINFORMATIONSBRIEF 297

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ben sie in ihm zwar ihren Meister Jesus erkannt – er trug die Wunde seiner Kreuzigung an seinem Leibe. Aber er war zugleich doch ganz anders als zuvor. Sein Leib, in dem er ihnen erschien, war gleichsam durchlichtet von der Herrlichkeit Gottes. Als Paulus ihn sah, fiel er geblendet von dem Licht, das vom Auferstandenen ausstrahlte, zu Boden. Er musste fragen: »Wer bist du, Herr?« Doch die Stimme des Auferstandenen hörte er in klar verständlicher menschlicher Sprache: »Ich bin Jesus, den du verfolgst!« (Apostelgeschichte 9,5) Um das angemessen auszudrücken, hat Paulus später in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth von einem total »verwandelten« Leib gesprochen, in dem zwar die Person Jesu in ihrer Identität präsent ist, der jedoch ganz und gar aus dem Geist Gottes besteht; oder mit Paulus anders gesagt: Anstelle der »Seele«, die den irdischen Menschen belebt und ihm seine persönliche Lebendigkeit gibt, ist im Auferstandenen der Geist Gottes die Kraft, die ihm ewiges Leben gibt (1.Korinther 15,44). Diese Verwandlung ist für das Verständnis der Auferstehung Jesu entscheidend wichtig. Durch Gottes Machttat aus dem Tode zu ewigem Leben auferweckt, lebt Christus von nun an so, wie Gott lebt, und dieses Leben besteht ganz und gar aus der Auferweckungsmacht Got7


tes, Gottes Geist. Man kann geradezu sagen: Das wissen. Nach biblischem Denken ist Gott das Leben des Auferstandenen ist total wunderbar, Wunderbare, das er tut. ein einziges Wunder; denn es ist durchwirkt von Aber vielleicht gibt es im Gespräch zwischen Gottes leben-schaffender Kraft. Für die Aufer- Glaube und Naturwissenschaft eine ähnliche weckung Jesu gibt es nur eine Entsprechung: Analogie, wie Paulus sie zwischen Adam und die Schöpfung am Anfang, wie das hymnische Christus geltend macht: Man kann zwar h ­ eute Lehrgedicht in 1.Mose 1 ihren Vorgang be- vernünftigerweise nicht bestreiten, dass alles, schreibt: »Und Gott sprach: Es werde Licht, was im gesamten Kosmos geschieht, sich nach und es ward Licht.« Aus totazugrundeliegenden Gesetzen lem Nichts erschafft Gott seine mm Ich will damit voll­ zieht, die jedermann nachGeschöpfe – »creatio ex nihilo«. sagen: Von der Auferprüfen kann. Aber man kann Paulus kann daher den auferauch nicht bestreiten, dass alstandenen Christus mit dem stehung Christi reden, les, was je und neu geschieht, ersten Menschen Adam verglei- heißt entscheidend: zwar nach Voraussetzungen gechen; aber er betont zugleich: die als solche wiederum von Gott reden. An den schieht, Christus ist nicht der wiederherden Naturgesetzen entsprechen. gestellte Adam – er ist »der zwei- auferstandenen Chris- Aber die Tatsache, dass je und je te Adam« (1.Korinther 15,20), tus zu glauben, heißt Neues geschieht, ist als solches Neuschöpfung Gottes, von Gott »kontingent«, nicht in eine Regeschaffen nicht aus dem Nichts, an den zu glauben, den gel zu fassen. Man übersetzt diesondern vielmehr aus der Leben Gott auferweckt hat. ses Wort »Kontingenz« zumeist zunichtemachenden Wirklich- »Auferstehung« also mit »Zufall« – im Gegensatz zur keit des Todes, oder wie Paulus »Notwendigkeit« gesetzmäßiger sich ausdrückt: »Wie in Adam ist »Auferweckung«. Regelhaftigkeit aller Verläufe, alle Menschen sterben, so wer- Jesus ist nicht die die zwar durch Zufall entstehen, den sie, die Toten, in Christus mythische Figur eines sich aber nach dem Anfangszufall alle zum Leben geschaffen« ganz gesetzmäßig weitervollzieMenschen, der aus (1.Korinther 15,21f.). hen. Aber was ist eigentlich KonIch will damit sagen: Von der eigener Kraft seinen tingenz, worin besteht das Wesen Auferstehung Christi reden, heißt »Zufalls«? Darauf lässt sich Tod wie überhaupt alle des entscheidend: von Gott reden. An aus naturwissenschaftlicher Sicht den auferstandenen Christus zu Widrigkeiten dieser nur negativ antworten: Zufälliglauben, heißt an den zu glau- Welt zu überwinden ges ist eben regellos. Hier gibt ben, den Gott auferweckt hat. der Glaube eine andere Antwort: »Auferstehung« also ist »Aufer- vermag – nein, es ist Gottes Schöpferhandeln ist kontinweckung«. Jesus ist nicht die my- der am Kreuz gestorbe- gent. Und von daher ergibt sich thische Figur eines Menschen, ne Mensch Jesus, den dann auch ein anders geartetes der aus eigener Kraft seinen Tod Verhältnis zwischen dem kontinwie überhaupt alle Widrigkeiten Gott zu neuem Leben genten Schöpferhandeln Gottes dieser Welt zu überwinden ver- auferweckt hat. und der dadurch bewirkten Konmag – nein, es ist der am Kreuz tinuität seiner Geschichte mit den gestorbene Mensch Jesus, den Gott zu neuem Menschen. Anders als in dem Modell von »ZuLeben auferweckt hat. Er war zwar zeitlebens fall und Notwendigkeit« gehören im Handeln bereits der Messias, der in Gottes Vollmacht ge- des biblischen Gottes Kontingenz und Kontiwirkt hat, aber jetzt an Ostern ist er es als Aufer- nuität zusammen. Wo immer Gott schöpferisch standener, der durch Gottes Machttat ganz und handelt, da will er auch das, was daraus entsteht: gar Gottes Sohn geworden ist (Römer 1,4), mit und so gehört es zum Wesen des biblischen GotGott eines. Dieses Wunder ist zwar für Men- tes, dass sich in der Wirklichkeit all seines Hanschen unbegreiflich, aber im Neuen Testament delns das Schöpferisch-Neue mit der »Treue« sagen alle Zeugen: Dieses unbegreifliche Wun- verbindet, in der Gott das durch ihn Entstandeder ist wirklich geschehen, und diese Wirklichkeit ne nach seinem Willen zu seinem Ziel führt. So allein ist es, der wir als glaubende Christen un- könnte man sagen: Das total Neue der Auferweser ganzes Heil verdanken, die Rettung unseres ckung Christi ist zwar absolut wunderbar. Aber Lebens. Wer von der Wirklichkeit dieses Wun- in diesem Wunder wirkt Gottes Wille, die ganze ders nichts weiß oder nichts wissen will, weil vorhergehende Geschichte seines Handelns mit sie durch die Naturgesetzlichkeit gänzlich aus- Israel, die im Alten Testament berichtet und begeschlossen sei, der kann auch von Gott nichts zeugt wird, zu ihrem endgültigen Ziel zu führen: 8

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die Rettung aller Menschen – über Israel hinaus – aus der Todeswirklichkeit ihres irdischen Lebens zu neuem, vollkommenem, ewigem Leben, einem Leben, das in völliger Übereinstimmung mit Gottes Willen besteht. In diesem Sinne kann man dann sehr wohl sagen: In der Auferstehung Christi als einem Ereignis der Geschichte Jesu können und dürfen wir Christen die Wirklichkeit unseres künftigen Heils erblicken, und zwar nicht nur als Zeichen, sondern als Voraus-Ereignis. Im auferstandenen Christus tritt uns die Wirklichkeit des ewigen Lebens entgegen, das nach Gottes Heilsratschluss einmal unser Leben werden soll. Aber damit stehen wir bereits an der Schwelle zum zweiten Schritt unseres Gedankengangs, der sich nun Christus zuwenden muss. Doch zuvor noch eine kurze Bemerkung über die Weise des Umgangs mit den Ostergeschichten, wie sie in der Wissenschaft neutesta­ mentlicher Exegese weithin üblich geworden ist. Man sagt, das seien Aussagen des Glaubens über etwas, was »historisch-kritisch« gesehen, kein wirkliches Ereignis der Geschichte sei. Ob man dann religionswissenschaftlich von einem mythischen Geschehen spricht, in dem der Glaube der damaligen mythischen Welt seinen unaussprechbar-transzendenten Inhalt ausgesprochen habe; oder ob man psychologisch die Erscheinungen des Auferstandenen als Visionen erklärt, in denen der Glaube Bilder des inneren Bewusstseins unbewusst produziert habe, so als ob es sich um von außen kommende Begebenheiten handele, – übereinstimmend wird erklärt: Diesen verschiedenen mythischen oder visionären Bildern entspricht keine geschichtliche Wirklichkeit. Jesus ist nicht auferstanden, sondern der christliche Glaube sagt dies, um auszudrücken: Was Jesus über Gott verkündigt und gelehrt hat, und was seine Jünger mit ganzem Herzen angenommen und als letzte Wahrheit bejaht hatten, das kann doch durch seinen Tod nicht ein so schrecklich-desillusionierendes Ende gefunden haben! Zu solchem Ergebnis, so wird behauptet, gelange man notwendig auch durch eine genaue historisch-kritische Untersuchung der Ostergeschichten der Evangelien. Dabei zeige sich eine Fülle von Gegensätzlichkeiten, dass man als geschichtliche Tatsache hinter den Texten nichts anderes zu finden imstande sei als den Glauben der Jünger an ihn, der bald nach seinem schmählichen Tod in ihnen sich neu Bahn gebrochen habe. Glaubensfantasien also seien all diese Erzählungen, historisch nicht ernst zu nehmen, wohl aber als Dokumente der Gewissheit einer religiösen Wahrheit von Ewigkeitswerten. INFORMATIONSBRIEF 297

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Unterzieht man nun aber diese ›Ergebnisse‹ historisch-exegetischer Kritik ihrerseits einer gründlichen Kritik, so stellt sich heraus: Was hier als historischer Beweis behauptet wird, beruht entscheidend auf dem ›weltanschaulichen‹ Grundurteil: eine Auferstehung des am Kreuz gestorbenen Jesus könne aus naturwissenschaftlichen Gründen überhaupt nicht stattgefunden haben. Geht man von vornherein von diesem Generalurteil aus, dann allerdings findet man natürlich auch bei der Auslegung der Texte nur lauter Widersprüchlichkeit. Klammert man jedoch dieses Generalurteil bei der Textuntersuchung zuerst einmal ein und untersucht allein nach den Grundsätzen historischer Auslegung von Zeugnissen aus vergangener Zeit das, was in diesen Texten als Geschehen bezeugt wird, dann kann sich sehr wohl ein historisch stimmiger Geschehenszusammenhang herausstellen. Dessen geschichtliche Wirkung zu bestreiten ist dann nur noch aufgrund des ›sachkritischen‹ Urteils möglich: Auferstehung von den Toten könne es nun einmal nicht geben, und also könne es auch die Auferstehung Jesu nicht gegeben haben. Darüber jedoch ist auf einer anderen Ebene als der historischen Textuntersuchung zu verhandeln. Öffentlich vertreten aber pflegt nun überall das Urteil zu werden, es handle sich um ›das Ergebnis‹ historisch-kritischer Exegese, dem redlicherweise nicht zu widersprechen sei. Dieses Argument kann nur als selbst unredlich gelten! Christen, die selbst nicht Theologen sind, müssen sich keinesfalls von dieser mit der Miene wissenschaftlicher Unwidersprechlichkeit vorgetragenen Behauptung beeindrucken lassen. Es gibt sehr wohl historisch gewonnene, redlich erarbeitete Bilder der Geschichte der Erfahrung der Auferstehung Jesu, die historisch durchaus plausibel sind.

Die Auferstehung Christi als des »für unsere Sünden« gestorbenen Gottessohnes Es gibt im Neuen Testament viele Zeugnisse, in denen von der Auferweckung Jesu als von dem Wunder Gottes die Rede ist, durch das das Ergebnis des Handelns der Gegner Jesu, seine Ermordung, aufgehoben worden ist. Zwei Textbeispiele: Markus 10,33f. sagt Jesus seinen Jüngern voraus: »Siehe, wir gehen nach Jerusalem, und der Menschsohn [Jesus] wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten ausgeliefert werden; die werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden übergeben [gemeint ist Pilatus als Befehlshaber der römischen Besatzung]; man wird ihn schlagen und ins Gesicht 9


spucken, ihn auspeitschen und töten, und drei Tage danach wird er auferstehen.« In gleicher Weise der Entgegensetzung des Handelns der Menschen an Jesus und der siegreichen Reaktion Gottes darauf lauten auch die Predigten des Apostels Petrus und Paulus, die Lukas in seiner Apostelgeschichte im Wortlaut berichtet (vgl. zuerst in der Pfingstpredigt Apostelgeschichte 2,22–24 mit dem Hinweis auf die Voraussage im alttestamentlichen Psalm 16) und dem zusammenfassenden Schlusssatz Vers 36: »Als sicher erkenne also das Haus Israel: Gott hat ihn [durch seine Auferweckung] zum Herrn und Christus gemacht – diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt!« Von einer Heilsbedeutung der Auferweckung Jesu ist hier nur indirekt die Rede: Die Erhebung zum Herrn (das ist der alttestamentliche Gottesname!) und zum Christus (dem erwarteten Messias) bedeutet natürlich, dass der Auferstandene als Gottessohn und Messias Gottes Heil verwirklichen werde. Aber der Ton der Aussage liegt ganz darauf, dass Gott das Handeln der Menschen an Jesus aufgehoben hat, indem er den von Menschen Ermordeten zum Leben auferweckt hat. Auf diese Predigt hin – so berichtet Lukas – haben sich über 3000 Menschen taufen lassen »auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung ihrer Sünden«, der der Empfang des Heiligen Geistes folgt (Apostelgeschichte 2,8). Mit dem Stichwort »Vergebung der Sünden« ist die Heilswirkung der Auferweckung Jesu ausdrücklich genannt: Vergebung der Sünden und Empfang der Gabe des Geistes Gottes, der die Kraft Gottes ist, durch die er Jesus vom Tod auferweckt hat. Verbindet man beides, so geschieht in der Vergebung der Sünden ein totales Neuwerden des Lebens, in dem der Getaufte selbst einbezogen wird in das Auferstehungsleben Christi. So ist die Auferstehung Christi nicht ein Geschehen zwischen Gott und Christus für sich allein, sondern ein Heilsgeschehen, in das die Christen selbst mit einbezogen werden. So lautet das älteste Glaubensbekenntnis der Urkirche, das der Apostel Paulus in 1.Korinther 15,5ff. im Wortlaut zitiert folgendermaßen: »Christus ist gestorben für unsere Sünden nach den Schriften [des Alten Testaments]; er ist begraben worden; er ist zum Leben auferweckt worden am dritten Tag nach den Schriften; und er ist Kephas erschienen, dann den Zwölfen.« Hier ist es die Heilsbedeutung des Kreuzestodes Christi: die Befreiung »von unseren Sünden«, die durch das Auferweckungshandeln Gottes am Gekreuzigten in Kraft gesetzt worden ist. Es geht also nicht nur um den Erweis der Macht 10

Georg Wilhelm Friedrich Hegel befasste sich in seiner Schrift »Glauben und Wissen« mit dem Kreuzestod Jesu und sprach mit Schaudern von dem »spekulativen Karfreitag«.

Gottes über den Tod und über die Macht der Menschen, sondern es geht um die Macht Gottes zum Heil der Menschen, die Gottes Vergebung aufgrund des Kreuzestodes Christi im Glauben annehmen. Paulus deutet dann diese Heilswirklichkeit der Auferstehung Christi, indem er betont: Wäre diese nicht geschehen, so wäre christlicher Glaube »wirklichkeitsleer«; es gäbe dann keine Vergebung der Sünden als die Heilswirkung der Auferstehung Christi, »ihr wäret dann noch euren Sünden verhaftet« (1.Korinther 15,14.17f.). Deswegen wären wir dann »die Elendesten von allen Menschen«, weil wir den Glauben zu besitzen meinten, unser Leben sei von der Macht der Sünde über uns frei geworden; ja wir hätten am Auferstehungsleben Christi teil, – dieser Glaube jedoch in sich zusammengebrochen sei, weil Gott den gekreuzigten Christus nicht auferweckt hätte. Vor diesem schrecklichen Elend des Zusammenbruchs letzter Rettung ist der Philosoph Hegel zutiefst erschreckt worden. Er sprach mit Schaudern von dem »spekulativen Karfreitag«. Doch von Paulus hat Hegel aufgenommen: dieser letzten Katastrophe sind wir Christen tatsächlich APRIL 2016

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entronnen: »Nun aber ist Christus auferweckt worden« (1.Korinther 15,20). Wer das leugnet, ist gottlos im doppelten Sinn: Er sündigt mit dieser Behauptung als Gottloser gegen Gott, und damit ist er selbst gottlos geworden, vom Heil Gottes ausgeschlossen (1.Korinther 15,34). Das heißt: An der Wirklichkeit des Auferweckungshandelns Gottes am gekreuzigten Jesus hängt zugleich die Wirklichkeit des letzten Geschicks der Menschen – entweder die der Teilhabe am Heil Gottes im Glauben, oder aber die des Verfalls an die tödliche Macht der Sünde über das Leben. Um dies zu verstehen, bedarf es einer kurzen Erklärung, was im Sinn der Bibel Sünde bedeutet. Am deutlichsten wird das in der Geschichte von der Sünde Adams in 1.Mose 3. Adam – so wird erzählt – ließ sich von der Schlange einreden, er könne »sein wie Gott« und selbst bestimmen, was gut und böse ist. Diese Versuchung war so verlockend, dass er den Gehorsam zu Gott brach, der bislang das Zusammenleben der Geschöpfe mit ihrem Schöpfer bestimmte zum Guten für alle. Adam und Eva setzten sich über das Verbot, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, hinweg; sie rissen eine Frucht davon ab und aßen – mit der Absicht, sich diese Erkenntnis, diese Fähigkeit zu entscheiden, was gut ist und was böse, selbst anzueignen. Gott aber ließ ihren Ungehorsam so zur Wirkung kommen, dass er sie aus dem Paradies entfernte: In der Wüste ›draußen‹ waren sie tatsächlich so allein ihre eigenen Herren, wie es der Wille ihrer Sünde zu sein wünschte. So entsteht draußen eine Welt des Bösen: Der Bruder erschlägt den Bruder aus Neid, der Frucht des Egoismus der Sünde. Sünde ist Egoismus, weil sie sich von Gott lossagt, der allein das Leben im Guten gedeihen lassen kann. Menschen mit dem Willen des Egoismus gegen Gott können nur egoistisch handeln gegeneinander. In der Wüste, da die Sünde herrscht, ist es mit dem Frieden des Paradieses vorbei. Die Sünde schädigt nicht Gott, wohl aber das Leben der Sünder fern von Gott. Im ersten Buch Mose wird dann erzählt, wie Gott seinerseits die Geschichte des Bösen durch die Sintflut unterbricht und durch die Bewahrung Noahs mit seinem ganzen Haus einen neuen Anfang in der Geschichte der Menschen setzt – nunmehr zum Guten. Doch auch diese Geschichte wird durch das Handeln der Menschen zu einer Geschichte der Sünde und des Unrechts. Daraufhin beginnt Gott nochmals eine neue Geschichte mit Abraham, den er beruft zu einem Wanderleben des Gehorsams im Glauben allein zum Wort der Verheißung GotINFORMATIONSBRIEF 297

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tes. Diese Geschichte wird zur Geschichte Gottes mit Israel, dem Volk, das er sich erwählt hat als Beispiel für alle Völker. Er offenbart Mose seinen Namen als das Geheimnis seines ureigenen Wesens. Der Name lautet zuerst »Ich bin, der ich bin«: Gott ist absolut ICH (2.Mose 3,14). Das könnte, sozusagen mit Adams Ohren gehört, als Verabsolutierung des egoistischen Willens der Sünde missverstanden werden – als ob sich Gott mit seinem exklusiven ICH dem Gott-losen Ich des Sünders entgegensetzte. Doch alsbald wird in den zwei weiteren Offenbarungen seines ICH-Namens deutlich, dass dieser ICH-Gott nicht gegen Menschen exklusiv ist und sie von sich fernhalten will, sondern nur gegen andere Götter. Israel sagt er zu: ICH bin dein Gott (2.Mose 20,2). Sein ICH ist ICH für, nicht in einem göttlichen Egoismus für sich selbst, sondern ganz für seine Erwählten. Er schließt geradezu einen Bund mit Israel: Er will sein Volk aus dem Gefängnis der Sklaverei in Ägypten erretten, er will es da herausführen in die Freiheit des Glaubens, in dem sie ihrem Gott durch das Meer hindurch vertrauensvoll folgen und in der Wüste ganz allein von den Gaben ihres Gottes leben sollen. So ernst Gott seinen Willen nimmt, Israel zu retten, zu befreien und in ein eigenes Land zu führen, so ernst nimmt er den Willen seiner Erwählten. Der Bund ist darum ein Bund gegenseitiger Treue. Gott sagt Israel zu, dass er ganz und gar sein Gott sein und bleiben will, Israel gehorcht ihm als seinem Gott allein. Die Zehn Gebote sind das Dokument dieses Bundes. Aber was geschieht, während Mose die beiden Tafeln des Bundes auf dem Berg Sinai empfängt und zum Volk herabbringt? Bundesbruch geschieht: Die Erwählten Gottes machen sich eigene Götter und beten diese im Begeisterungstaumel als ihre Götter an (2.Mose 32). Da zerbricht Mose die beiden Steintafeln – der Bund, von Gott her soeben auf ewig geschlossen, ist von dem Volk des Bundes zerbrochen. Nimmt nun Gott die Gegenseitigkeit seines Bundes ernst, so muss er ihn als von seinen Bundespartnern zerbrochen auch seinerseits kündigen. Doch – o Wunder! Gott lässt sich von Mose erbitten, seinen Bund mit diesem bundbrüchigen Volk dennoch zu erneuern. Der Grund für diese Wende liegt allein im innersten Wesen Gottes, das er nun in einer dritten, endgültigen Offenbarung seines Namens in 2.Mose 34,6 so benennt: »ICH, dein Gott: gnädig und barmherzig, geduldig und reich an Liebe und Treue«. Was Luther mit »geduldig« übersetzt hat, sagt im hebräischen Text: Gott schiebt seinen gerechten Zorn gegen sein 11


bundbrüchiges Volk gleichsam auf und bringt ist er von Israeliten ermordet worden. Diesen stattdessen seine barmherzige Gnade und Lie- Tod seines Knechtes aber wertet Gott als stellbe zur Wirkung. Er vergibt Israel die Sünde vertretende Lebenshingabe für die vielen Sündes Bundesbruches. Das heißt nicht etwa: Er der – einschließlich derer, die ihn getötet haben. nimmt diesen nicht ernst – sehr wohl nimmt er Es ist nicht ein Opfer, das dieser Prophet Gottes ihn ernst: Er wird eine Zeit lang Israel erfahren darbringt, um ihn zu bewegen, dem verschuldelassen, wie kraftlos und schwach seine selbstge- ten Israel zu vergeben, sondern als Repräsentant machten Gegengötter sind wenn es darum geht, Gottes, dem Willen Gottes gehorsam, nimmt er sich in der politischen Völkerwelt gegen Feinde dieses Geschick des Todesleides auf sich – Gott zu behaupten. Sie sollen dessen gewahr werden, will es so, Gott selbst identifiziert sich mit ihm: dass sie ohne ihren Gott feindlicher Übermacht »Jahwe ließ ihn unser aller Schuld treffen« – sinverfallen. Aber diese Zeit der Gottverlassenheit gen seine Schüler. Das tut Jahwe im Sinne seines wird begrenzt sein – begrenzt durch den Heils- Namens von 2.Mose 34, um Israel seine Barmwillen seiner Gnade – der soll der herzigkeit zu erweisen statt Wirkung seines Zorns überlegen mm In der Auferweckung seines Zorns. sein. Damit klingt an, was im Christi hat Gott seine Das ganze Alte Testament hat Tod Christi »für unsere Sünin diesem Namen Gottes von Liebe und Barmherzigden« voll zur Wirkung gekom2.Mose 34 seine Mitte. Immer keit, nach deren Willen men ist: Christus Jesus hat wieder setzt sich der EigenKreuz den Tod auf sich Christus sein Leben stell- am wille der Sünde Israels gegen genommen, den die Sünder Gott durch; ein Bundesbruch vertretend für das versich durch ihre Sünde zugefolgt dem andern. Schließlich wirkte Leben aller Sünzogen haben. Dass Gott in kommt es zur Katastrophe: Jeseiner allmächtigen Königsrusalem mitsamt dem Tempel der hingegeben hat, in herrschaft Sündern vergibt als der Wohnstätte Gottes in- einem letzten Machtakt und ihnen buchstäblich das mitten seines Volkes wird von zu endgültiger Wirkung Leben schenkt, das hat Jesus der Weltmacht der Babylonier überall verkündigt. Da Israels zerstört und das Volk gerät in gebracht. Gottes barmFührer darauf ebenso reagiereine erneute Gefangenschaft im herzige Liebe war mit ten wie auf die Verkündigung fernen Feindesland. Ist so der dem Gekreuzigten eines, jenes »Knechts« von Jesaja 53, Bund endgültig zerbrochen? Alist es nun Gottes Sohn, der für les spricht dafür. Jedoch: es tre- darum ist in seiner Aufdie, die ihn im Namen Israels ten Propheten auf, die dem Volk erweckung die Allmacht abgelehnt und seinen Tod am in diesem Elend aussichtsloser Kreuz erwirkt haben, im Naseiner Liebe, um deretGefangenschaft seine Heimkehr men Gottes sein Leben hingenach 70 Jahren ankündigen – willen Jesus am Kreuz geben hat. Ein Tod am Kreuz aber weit darüber hinaus eine gestorben ist, zu ihrem gilt in Israel als WiderfahrErneuerung des Bundes in wunnis des Fluches Gottes gegen derbarer Zukunft, in der es – al- Sieg gekommen […] die Sünder, so steht es in der lererst dann – eine völlige und Thora im 5. Buch Mose Kaewig-wirksame Vergebung geben wird (Jeremia pitel 21. So kann Paulus in Galater 3,13 den 31). Für die Zwischenzeit bis zum Aufbruch Kreuzestod Christi so deuten: »Christus hat der endzeitlichen Vollendung widerfährt Israel uns freigekauft von dem Fluch des Gesetzes, inJahr für Jahr am »Versöhnungstag« Vergebung dem er selbst für uns zum Fluch geworden ist«; dadurch, dass Gott im Allerheiligsten des Tem- und entsprechend in 2.Korinther 5,21: »Den, pels durch seinen höchsten Repräsentanten, den der nichts mit Sünde zu tun hatte, hat Gott zur Hohenpriester, das Blut von Haustieren anstelle Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit des verwirkten Lebens des sündigen Israel an- werden in ihm«. nimmt: Das Tier stirbt so – in tiefer KultsymboDas gilt deswegen, weil Gott den so für unselik – »für die Sünden Israels«. Ein einziges Mal re Sünden Gestorbenen, aus diesem Tode auferübernimmt diese Funktion der Opfertiere ein weckt hat. In der Auferweckung Christi hat Gott Mensch als »Knecht des Herrn«, ein Prophet, seine Liebe und Barmherzigkeit, nach deren dessen Schicksal seine Schüler in dem bewegen- Willen Christus sein Leben stellvertretend für den Nachruf-Lied in Jesaja 53 besingen: in Isra- das verwirkte Leben aller Sünder hingegeben el selbst war er gehasst, weil er im Namen Got- hat, in einem letzten Machtakt zu endgültiger tes zum Volk gesprochen hatte, und am Ende Wirkung gebracht. Gottes barmherzige Liebe 12

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war mit dem Gekreuzigten eines, darum ist in werden, wobei die Ankläger sich als unschuldig, seiner Auferweckung die Allmacht seiner Lie- ja, als Wahrer des Rechts herausstellen. Das ist be, um deretwillen Jesus am Kreuz gestorben geradezu zu einem Ritual geworden. Aber wie ist, zu ihrem Sieg gekommen, – und mit diesem oft erleiden Gleiches auch Ehepartner: einer beSieg hat Gott die verheißene Heilsvollendung schuldigt den anderen, und darüber zerbricht des »Neuen Bundes« anbrechen lassen. Des- die Gemeinschaft ihrer Partnerschaft; und wenn wegen sprengt dieses Heilsgeschehen in Kreuz sie den Mut finden, psychotherapeutische Hilfe und Auferstehung Jesu, des Sohnes Gottes, die in Anspruch zu nehmen, so werden sie dessen Grenze zwischen Israel und den Völkern: Für gewahr, dass sie im Grund sich selbst beschuldialle Sünder ist Christus gestorben und aufer- gen und darunter bitter zu leiden haben. standen, hat die Macht der Sünde über ihr verIn Wirklichkeit wird man Schuld nur los wirktes Leben gebrochen und Schuldigen statt durch Vergebung. Wie schwer aber ist es, denen ihres Todes Leben geschaffen. Wer immer in der von Herzen – und dadurch allererst wirksam Welt an diesen Christus glaubt, – zu vergeben, die uns etwas dem widerfährt Befreiung vom mm Ich betone dies: dass Schlimmes angetan haben! Tod der Sünde und Teilhabe es Christus als der für am Auferstehungsleben des aufunsere Sünden am Kreuz Vergebung konkret erstandenen Sohnes Gottes. erfahren Ich betone dies: dass es Gestorbene ist, den Gott Christus als der für unsere SünIch breche hier ab, um noch auferweckt hat. Denn den am Kreuz Gestorbene ist, ganz kurz – viel zu kurz! – daden Gott auferweckt hat. Denn es gibt heute in Theorauf zu sprechen zu kommen, es gibt heute in Theologie und logie und Kirche viele wie man als Christ Vergebung Kirche viele Christen, bis hiGottes durch Christus, den nauf zu manchen Führenden, Christen, bis hinauf zu Gekreuzigten und Auferstandie diese zentrale Aussage des manchen Führenden, die denen, konkret erfahren kann. Neuen Testaments als moder- diese zentrale Aussage Das geschieht zentral-dicht im nen Menschen nicht mehr zuHeiligen Abendmahl; da ist ja mutbar erachten. Hier gilt es, des Neuen Testaments Christus selbst gegenwärtig einen Kampf auszufechten, um als modernen Menschen und spricht uns das zu, was er diese Bestreiter davon zu über- nicht mehr zumutbar damals seinen Jüngern beim zeugen, dass gerade auch für Abendmahl zugesprochen hat: moderne Menschen gilt, was erachten. »Nimm hin und iss – das ist Paulus den Bestreitern in Korinth ins Stamm- mein Leib für dich. Nimm hin und trink – das ist buch geschrieben hat: Von der Auferstehung mein Blut des Neuen Bundes, für dich vergossen.« Christi zu reden, verliert dort ihren ganzen In der Kommunion wirkt dieser Christus ganz Sinn, wo Christi Tod nicht mehr als der alleinige tief in uns hinein und gibt uns teil an seinem Tod und höchst wunderbare Grund der Vergebung für uns – als der Auferstandene, der uns darin von Sünden erkannt und gepriesen wird: »Wäre an seinem Auferstehungsleben teil gibt (1.KoChristus nicht auferstanden, so wäret ihr noch in rinther 10,23f.). euren Sünden«; denn von diesen könnt ihr nur Ganz persönlich möchte ich das so sagen: Bis frei werden durch die Auferstehung des für uns zu einem Tag am Ende des Krieges hatte ich mit Sünder am Kreuz gestorbenen Christus. dem Christentum nichts zu tun. Ich war aufgeWenigstens andeutungsweise möchte ich wachsen in einer ganz und gar vom Christennoch einen Hinweis auf die Bedeutung dieses tum freien Familie, wie es sie damals (und wohl Zentrums alles neutestamentlichen Christus- auch heute) viele in Hamburg gab. Ich war glaubens für unsere moderne Welt anfügen. noch im Januar 1945 Soldat geworden. Und an Dass es Schuld gibt als Wirkung dessen, was viele jenem Tag, als die amerikanische Panzerbrigade sich selbst und anderen leben-zerstörend ange- vom Norden her auf München zufuhr und ich tan haben, das liegt vor den Augen aller. Aber sie in meinem rasch ausgegrabenen Loch immer wie geht man mit Schuld um, wenn man mit der lauter hörte, tödlich auf mich zu brummend, christlichen Botschaft der Vergebung Gottes da zog ich in panischer Angst ein kleines Neudurch den Tod seines Sohnes nichts anfangen zu es Testament aus meiner Brusttasche heraus, können meint? Da gibt es nur einen Weg: Man das ich zum Abschied von einer Schulfreundin will die Schuld loswerden durch Beschuldigung. geschenkt bekommen hatte. Nie hatte ich da­ Wie oft erleben wir das mit, wie in der Öffent- rin gelesen – nur es zu besitzen als Geschenk von lichkeit Einzelne als Schuldige gebrandmarkt ihr, war mir bisher wichtig. Jetzt las ich: »In INFORMATIONSBRIEF 297

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der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost: ICH habe ich Welt überwunden« (Johannes 16,33). Diese ICH-Stimme hatte ich noch nie gehört – jetzt sprach sie mir so wunderbar tröstlich zu Herzen, wie es kein Mensch kann. Mit dieser Zusage in mir habe ich dann das ganze schreckliche Kriegsgeschehen erlebt und durchstanden: Ich war am Leben geblieben, wo neben mir viele meiner Stubenkameraden tot am Boden um mich lagen. Als alles vorbei war, machte ich mich zu Fuß auf den weiten Weg nach Hause. Am ersten Abend kam ich in ein Dorf. Die Glocken läuteten. Ich ging hinein in die Kirche. Dann wurde ich im Pfarrhaus selbstverständlich aufgenommen. Keiner fragte mich prüfend, ob ich katholisch sei – ich, dieser fremde Junge, gehörte einfach dazu. Frühmorgens ging ich mit zur Messe. Alles war mir völlig fremd – aber die Stimme Christi sprach in mir, und als ich mit nach vorn zum Altar ging und die Hostie empfing, war es diese mir so vertraute Stimme, die hier im Wort des Pfarrers zu mir sprach: Corpus Christi – iss dieses Brot; darin bin ICH, nimm mich in dich hinein! Das wiederholte sich dann von einem Tag zum andern in jeder Kirche aufs Neue. Seitdem ist mir die Kommunion zum Ort urpersönlicher Christus-Nähe geworden. Ich brauche sie als immer neue Wiedererfahrung des Wunders, welches ich an jenem Kriegstag erlebt habe: des Wunders, dass ich lebe – lebe mit dem ICH Christi, der mir mein Leben schenkt, immer wieder neu. Dass dieser Christus von Schuld frei macht, das habe ich während der zehn Jahre meines Bischofsdienstes in besonderer Weise erfahren. Von Beginn an bin ich regelmäßig zu einem Mitbruder zur Beichte gefahren. Denn ich wusste: In diesem Amt wirst du vielmals schuldig werden. Und jedes Mal habe ich es als selig erlebt, wenn er mir die Hand auflegte, das Kreuz auf meine Stirn zeichnete und mir zusprach: »Deine Sünden sind dir vergeben im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Selig singend bin ich jedes Mal nach Hause gefahren. Und am Sonntag darauf hörte und schmeckte ich immer wie die Worte der Absolution im Wort Christi sich noch einmal verdichteten: »Das ist das Blut, vergossen zur Vergebung der Sünden.« Mit der Befreiung von meinen Sünden war es dann auch immer zugleich ein neuer Mut zum Leben in meinem Amt und in all den oft schwierigen Situationen, die es immer wieder zu bestreiten galt. Natürlich könnte ich dies auch theologisch erklären, dass der Gottesdienst mit dem Sakrament als seinem Höhepunkt wirkliche Be14

gegnung mit Christus selbst ist und dass darum im christlichen Leben nichts so wichtig ist wie dieses Nahesein des gekreuzigten Auferstandenen in seinem sakramentalen Wort: »Für dich gegeben, für dich vergossen zur Vergebung der Sünden.« Aber ich denke, in einem persönlichen Erlebnis-Zeugnis ist die Wahrheit konkreter anzuschauen: Das Erstaunliche ist ja, dass das persönliche Erleben so vollständig dem biblischen Gesamtzeugnis entspricht – WW die Auferstehung Christi als Gottes Auferweckungstat – der auferstandene Christus der erste, an dem Gott seine Leben schaffende Kraft der endzeitlichen Neu-Schöpfung voll und endgültig erwiesen hat; WW die Auferstehung Christi als Auferweckung des für unsere Sünden am Kreuz gestorbenen Sohnes Gottes, an dessen Auferstehungsleben wir im Glauben an ihn bereits im Voraus teilhaben dürfen; WW schließlich die konkret-persönliche Begegnung mit diesem auferstandenen Herrn im Heiligen Abendmahl als der Mitte und Quelle christlichen Lebens in dieser modernen Welt. W

Ulrich Wilckens, geboren 1928 in Hamburg, war nach seinem Theologiestudium für kurze Zeit im Kirchendienst der badischen Landeskirche im Südschwarzwald, bevor er in Heidelberg Assistent bei Professor Edmund Schlink (Systematische Theologie) wurde. Wilckens promovierte mit einer Arbeit über »Die Missionsreden in der Apostelgeschichte« und habilitierte sich mit einer »exegetischen-religionsgeschichtlichen Untersuchung zu 1.Korinther 1 und 2« (Titel: »Weisheit und Torheit«, gedruckt erschienen 1959). Von 1960 bis 1968 war er Professor für Neues Testament in Berlin und von 1968 bis 1981 in Hamburg. Bischof des Sprengels Lübeck der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche war er von 1981 bis 1991. Ulrich Wilckens darf als einer der profiliertesten Neutestamentler der vergangenen Jahrzehnte gelten. 1972 hat er eine viel beachtete Übersetzung des Neuen Testaments herausgebracht (GTB Siebenstern, Gütersloher Verlagshaus). Außerdem verfasste er neben vielem anderen einen dreibändigen Kommentar zum Römerbrief, sowie einen zum Johannesevangelium und eine insgesamt mehr als 2100 Seiten umfassende Theologie des Neuen Testaments (sechs Teilbände). Alle drei Veröffentlichungen sind inzwischen in mehreren Auflagen erschienen. Seine Übersetzung des Neuen Testaments, die vergriffen war, hat unlängst der fontis-Verlag (Brunnen, Basel) wieder herausgebracht: »Studienbibel Neues Testament«, sowie einen Studienführer »Altes Testament«, ein »Hilfsbuch« zum Verständnis des Alten Testaments. Ulrich Wilckens Studienbibel Neues Testament. Übersetzt und kommentiert von Ulrich Wilckens 928 Seiten, 24,99 Euro, Bestell-Nr. 204002 ISBN 978-3-03848-002-0 Ulrich Wilckens Studienführer Altes Testament 320 Seiten, 16,99 Euro, Bestell-Nr. 204056 ISBN 978-3-03848-056-3 Beide Bücher sind auch als E-Book erhältlich.

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Recht auf Selbsttötung und Beihilfe zur Selbsttötung? Der neue § 217 Strafgesetzbuch (StGB) Ulrich Eibach

Kritische Betrachtung des Gesetzes Ziel des § 217 StGB: Selbstbestimmung schützen Der Deutsche Bundestag hat am 6. November 2015 mit deutlicher Mehrheit ein Strafgesetz beschlossen, das die Beihilfe zur Selbsttötung regelt (§ 217 StGB). In Deutschland ist, weil der Suizid nicht strafbar ist, auch die Beihilfe zur Selbsttötung nicht strafbar – im Gegensatz zu den meisten europäischen Staaten. Ein Gesetzesentwurf, der die Beihilfe zum Suizid generell unter Strafe stellen wollte, erhielt die wenigsten Stimmen. Beschlossen wurde auf der Basis der Straffreiheit der Beihilfe zum Suizid ein Gesetz, das »die Entwicklung der Beihilfe zum Suizid […] zu einem (geschäftsmäßigen) Dienstleistungsangebot der gesundheitlichen Versorgung« verhindern will, um einer »Normalisierung« und einem »Gewöhnungseffekt« an Formen der organisierten Beihilfe zum Suizid zu wehren und ebenso, dass schwerkranke und pflegebedürftige Menschen zum Suizid verleitet oder gar gedrängt werden. Ziel des Gesetzes ist es, die Selbstbestimmung des Menschen über sein Leben zu schützen und das Leben nur insofern, als es Bedingung der Möglichkeit von Selbstbestimmung ist. Zu ihr gehört nach Meinung der meisten Menschen auch, dass der Mensch ein Recht hat, den Todeszeitpunkt zu bestimmen, dass es also – wenn auch unausgesprochen – ein Recht auf Suizid und daher auch auf Beihilfe zum Suizid gibt.

Ulrich Eibach Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 297

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Der Ansatz beim Schutz der Selbstbestimmung entspricht einer umstrittenen, sich aber immer mehr durchsetzenden neuen, rein säkularen Interpretation des Begriffs Menschenwürde im Grundgesetz Deutschlands (GG, Art. 1.1.), nach der die Selbstbestimmung (Autonomie) ihr primärer Inhalt ist. Würde kommt nicht mehr dem ganzen leiblichen Leben, sondern letztlich nur der Fähigkeit zur Selbstbestimmung zu. Die Achtung des leiblichen Lebens, ja auch das Recht auf Leben nach Artikel 2 des GG ist demnach der Achtung einer mit der Selbstbestimmung gleichgesetzten Würde untergeordnet. Der Mensch ist also Herr und Besitzer seines Lebens, der über dieses uneingeschränkt verfügen darf, wenigstens sofern er anderen damit nicht deutlich schadet. Deshalb wird aus der Menschenwürde nicht nur eine Straffreiheit der Beihilfe, sondern zunehmend auch ein Recht auf Selbsttötung abgeleitet. Selbstbestimmung und die Angehörigen Der § 217 StGB geht davon aus, dass die Selbstbestimmung durch eine »geschäftsmäßige«, d. h. auf Wiederholung angelegte Praxis und durch Gewinn erzielende Beihilfen zum Suizid bedroht wird. Sie werden daher strafrechtlich geahndet. Nicht strafbar machen sich »Angehörige oder andere dem Suizidwilligen nahestehende Personen […], wenn sie lediglich Teilnehmer an der Tat sind und nicht selbst geschäftsmäßig handeln«. Die ausdrücklich genannte Straffreiheit für Angehörige wirft viele Probleme auf. Wenn es in erster Linie Ziel des § 217 StGB ist, dass niemand durch andere zur Selbsttötung verleitet wird, so ist es problematisch, wenn diejenigen Personen von einer Strafbarkeit ausgenommen werden, die dem Kranken nahe stehen und so am ehesten einen solchen Druck ausüben können. Kranke Menschen können aber auch einen Druck auf Angehörige ausüben, dass sie ihren Wunsch nach Beihilfe zum Suizid erfüllen. Die Straffreiheit darf dahingehend verstanden werden, dass es ein Recht auf Beihilfe zum Su15


Ärzte und Pflegekräfte müssen sich fragen, ob zu ihrem Auftrag zu heilen, das Leiden zu lindern und das Leben zu pflegen, auch die Tötung von Leben hinzu­ gehört; ob das und unter welchen Umständen das für sie zumutbar ist; und wenn ja, wie es mit ihrem Berufsethos vereinbar ist.

izid durch nahestehende Personen gibt. Damit wird das sensible Verhältnis zwischen pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen mit Erwartungen belastet, durch die gewollt oder ungewollt ein gegenseitiger psychischer und moralischer Druck entsteht, die rechtlich erlaubte Beihilfe zur Selbsttötung doch in Anspruch zu nehmen bzw. zu gewähren. Gerade bei langfristig schwer kranken Menschen kommen insbesondere nahestehende Personen, die die Pflege ganz oder teilweise übernehmen, leicht an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, aus denen heraus sich die Beihilfe zum Suizid als »Ausweg« aufdrängt. Die Beziehungen von Angehörigen ebenso wie die von Pflegenden und Ärzten zu schwer kranken Menschen sind kaum durch Außenstehende daraufhin zu prüfen, ob ein Suizidwunsch Ausdruck von Selbstbestimmung oder von einer undurchsichtigen Mischung von Selbst- und Fremdbestimmung ist, ob also ein latenter Druck zum Suizid ausgeübt wird. Viele pflegebedürftige Menschen empfinden, dass sie anderen eine Last sind. Dieses Gefühl kann schnell in den Wunsch umschlagen, das Leben möge beendet werden. Auch wird der anonyme gesellschaftliche Druck nicht bedacht, der dadurch entsteht, dass Menschen, die unheilbar sind und aufwändiger Pflege bedürfen, immer mehr unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten gesehen werden und dass ihr Leben als »lebensunwertes« Leben eingestuft wird. Im Zuge dieser gesellschaftlichen Wertvorstellungen, die auch nicht vor den Angehörigen halt machen, könnte der Suizid der Menschen, die für sich, andere und die Gesellschaft nur eine »Belastung« sind, gesellschaftlich wünschenswert werden. Nicht zuletzt um das zu vermeiden, hat das britische Unterhaus am 19. September 2015 mit überwältigender Mehrheit gegen eine Abschaffung der Strafbarkeit der Beihilfe zum Suizid entschieden. 16

Es ist unwahrscheinlich, dass die Ziele des Gesetzes, eine Gewöhnung an die Beihilfe zum Sui­zid zu verhindern und Menschen davor zu bewahren, dass in offener oder verborgener Weise ein Wunsch nach Suizid erzeugt wird, mit dem Gesetz erreicht werden, vor allem deshalb, weil das Gesetz – wenn auch nicht ausdrücklich so doch implizit – davon ausgeht, dass es ein Recht auf Selbsttötung gibt, der Suizid also nicht nur nicht strafbar ist, sondern Ausdruck des Rechts auf Selbstbestimmung ist. Eine rechtliche Klarheit, dass es kein Recht auf Suizid und Beihilfe zu ihm gibt, hätte den jetzt eingetretenen Verunsicherungen im Verhältnis von Kranken und den ihnen nahestehenden Personen wehren können. Ein Recht auf Suizid impliziert, dass – wie in den Benelux-Staaten – der Mensch wählen darf, ob er eines natürlichen Todes oder den Tod durch Menschenhand sterben will. Damit sind die Türen zur Inanspruchnahme der Beihilfe zum Suizid und zur Tötung auf Verlangen weit geöffnet und nicht mehr zu schließen, zumal der grundsätzliche Unterschied zwischen Beihilfe zum Suizid und Tötung auf Verlangen ein praxisfernes juristisches Konstrukt ist. Zur Rolle der Ärzte und Pflegekräfte Das Gesetz nennt außer den nahestehenden Personen keine Berufsgruppen, die für eine Beihilfe zur Selbsttötung aufgrund ihrer fachlichen Qualifikation am ehesten in Frage kommen, also die Ärztinnen und Ärzte und die Pflegekräfte. Laut Gesetz wäre ihnen eine Beihilfe zur Selbsttötung erlaubt, sofern sie nicht zu einer auf Wiederholung angelegten Regelpraxis und nicht auf Gewinn zielend betrieben wird. Andere begrenzende Kriterien (z. B. Schwere der Krankheit, Todesnähe) werden nicht genannt. Ausschlaggebend ist letztlich der Wunsch (bzw. Wille) von kranken Menschen. Ärzte und Pflegekräfte APRIL 2016

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sind aber nicht primär Erfüllungsgehilfen der Wünsche von Patienten. Sie sind eigenständig handelnde Personen mit eigenen moralischen Überzeugungen, eigenem Gewissen und Berufsrecht. Für ihr Handeln sind nicht in erster Linie die Wünsche von Menschen, sondern die medizinische Indikation und die ärztlichen bzw. pflegerischen Verpflichtungen ausschlaggebend. Sie müssen sich fragen, ob zu ihrem Auftrag zu heilen, das Leiden zu lindern und das Leben zu pflegen, auch die Tötung von Leben hinzugehört; ob das und unter welchen Umständen das für sie zumutbar ist; und wenn ja, wie es mit ihrem Berufsethos vereinbar ist. Auch wenn es gute Gründe dafür gibt, im Gesetz keine Eingrenzungen zu nennen, ist das doch ein erheblicher Mangel, der Gefahren für den Schutz des Lebens aufwirft. Will man nicht nur den Willen eines Patienten als hinreichenden Grund für eine Beihilfe zum Suizid akzeptieren, so sind begrenzende medizinische, ethische und rechtliche Kriterien unverzichtbar. Es muss wenigstens deutlich ersichtlich werden, welche begrenzende Rolle das Berufsethos und Berufsrecht bei solchen Entscheidungen spielt. Da der § 217 StGB sie nicht benennt, hängt alles davon ab, welche verbindlichen Begrenzungen im Berufsrecht der Ärzte und Pflegekräfte vorgenommen werden. Nach der Berufsordnung einiger Landesärztekammern ist es den Ärzten verboten, Menschen auf ihr Verlangen hin zu töten und Beihilfe zur Selbsttötung zu leisten, nach anderen Landesärztekammern sollen sie das nicht tun, was nicht heißt, dass sie es nicht tun dürfen. Wieder andere sehen darin bloß keine ärztliche Aufgabe. Als Privatpersonen dürften sie dann vielleicht doch Beihilfe zum Suizid erbringen. § 217 StGB und das Gesetz zur »palliativen Versorgung« Absicht des Gesetzgebers ist es nicht, die Beihilfe zur Selbsttötung den Menschen als Wahlmöglichkeit anzubieten. Dies geht jedoch aus dem Gesetz selbst nicht hervor. Es ergibt sich nur aus dem gleichzeitig verabschiedeten Gesetz zur Verbesserung der palliativen Versorgung, dessen Ziel es auch ist, die Beihilfe zum Suizid und die Tötung auf Verlangen durch die Hilfen der Palliativmedizin nicht mehr notwendig werden zu lassen, um das Leiden an Krankheiten erträglich zu gestalten.

Theologisch-ethische Aspekte Das Gesetz zur palliativen Versorgung wird nicht verhindern, dass auf der Basis eines Rechts auf Suizid auch in Deutschland vermehrt ein INFORMATIONSBRIEF 297

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Recht auf Tötung auf Verlangen gefordert wird. Dabei geht es nicht primär um die Hilfe für leidende Menschen, sondern um die Beseitigung eines der letzten religiös begründeten Tabus in unserer Gesellschaft. Der Mensch, der nach dem Philosophen Friedrich Nietzsche Gott getötet hat, will sein eigener Schöpfer und Herr sein und deshalb auch selbst bestimmen, wann er sich von dieser Welt verabschiedet. Er soll den schicksalhaft-naturbedingten Tod durch eine Tat der Freiheit ersetzen, so dass der Tod kommt, wann »ich es will« und nicht, wenn es die »Natur« oder ein »Gott« will. Die Christenheit betont, dass das Tötungsverbot auch gegenüber dem eigenen Leben gilt, und begründet dies damit, dass der Mensch Geschöpf Gottes und sein Leben »anvertraute Leihgabe Gottes« und nicht Besitz des Menschen ist. Das Leben zu nehmen ist nur Sache Gottes, »der es dem Menschen gegeben« hat (Karl Barth). Weil der säkulare Mensch aber nicht mehr glaubt, dass er sein Leben Gott verdankt, betrachtet er sein Leben als seinen Besitz, über den er nach seinem Ermessen verfügen darf. Daher stellt sich im säkularen Staat, in dem der Glaube an Gott von immer weniger Menschen geteilt wird, die Frage, ob man einem Recht auf Suizid nicht stattgeben muss. Die empirische Autonomie (Selbstbestimmung) ist nicht der primäre Inhalt der Menschenwürde. Sonst würde ein Leben ohne Autonomie »Würde-los«. Die Menschenwürde ist nach christlicher Sicht überhaupt keine immanente empirische Qualität, sondern ein »trans­ zendentes«, von Gott dem ganzen Leben von seinem Beginn bis zu seinem Tod zugesprochenes und daher unverfügbares Prädikat, das durch Krankheit und Behinderung nicht in Verlust geraten kann. Das Leben des Menschen wird selbst dann nicht »menschenunwürdig«, wenn er durch Krankheit seiner Fähigkeit zur Selbstbestimmung beraubt wird und in jeder Hinsicht auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Deshalb kann es kein »menschenunwürdiges« und »lebensunwertes« Leben geben, sondern nur Lebensumstände, die der Würde des Menschen widersprechen, und menschenunwürdige Behandlungen von Menschen durch Menschen. Es gibt demnach auch kein Recht, getötet zu werden, um das Leben von Leiden oder angeblich menschenunwürdigen Lebenszuständen zu »erlösen«. Deshalb sind auch das »natürliche« Sterben und die Tötung durch die eigene oder die Hand anderer Menschen keine gleichrangigen »Optionen« des Sterbens. Dem Menschen muss daher 17


nicht die moralische und rechtliche Möglichkeit lage die palliativmedizinische Versorgung ist, eröffnet werden, zwischen beiden wählen zu die aber ebenso die pflegerische, mitmenschdürfen. Selbsttötung und Tötung auf Verlangen liche, seelische und seelsorgerlich-geistliche sind keine sich aus der Menschenwürde erge- Fürsorge einschließt. Nur dadurch können den Menschen die Ängste vor einem leidvollen und benden Menschenrechte. Zu keiner Zeit mussten Menschen so wenig angeblich menschenunwürdigen Leben und an schweren Krankheiten leiden Sterben genommen und der Ruf wie in der Gegenwart, nicht zu- mm Zu keiner Zeit nach Beihilfe zur Selbsttötung letzt dank der Fortschritte der mussten Menschen und Tötung auf Verlangen überPalliativmedizin. So gesehen flüssig werden. gibt es keine Notwendigkeit, ge- so wenig an schweren Es stellt sich die Frage, ob es rade heute die Geltung des Tö- Krankheiten leiden nicht Situationen gibt, in denen tungsverbots aufzuheben, um auch die Palliativmedizin keinen wie in der GegenMenschen durch aktive Sterbeerträglichen Zustand ermöglihilfe von schwerem Leiden zu wart, nicht zuletzt chen kann, und ob es dann nicht »erlösen«. Aber der Mensch, der dank der Fortschritte ein Gebot der Barmherzigkeit kein »Jenseits« dieses »Diesseits« und Liebe ist, den Menschen mehr glaubt, sieht nicht mehr der Palliativmedizin. durch Tötung von seinem leidein, warum er das Leben bis zum So gesehen gibt es vollen Zustand zu erlösen. Dabei bitteren Ende erleiden soll, wenn keine Notwendigkeit, ist zu beachten, dass Liebe Leer »mit allen Tieren stirbt« und ben ermöglicht und fördert, aber »nichts danach« kommt (Bert gerade heute die nicht zerstört. Das Leben zu nehBrecht). Das Leben mit Leiden Geltung des Tötungs- men, um das Leiden zu beenden, wird sinnlos. Das Leiden fordert verbots aufzuheben, kommt einem Akt der Hilflosignicht mehr zur Bewährung des keit und Ohnmacht gegenüber Glaubens im Leben heraus, son- um Menschen durch der Übermacht der Krankheit dern nur noch zu seiner Abschaf- aktive Sterbehilfe von und des Todes gleich. fung. Es hat immer wirklich seltene schwerem Leiden zu Es gibt ein Recht auf Leben »tragische Grenz- und Konfliktfür alle Menschen, ohne Ein- »erlösen«. Aber der fälle« gegeben, in denen Hilfen schränkung, aber kein Recht auf Mensch, der kein »Jen- zum Tode von anderen, vor alein leidfreies Leben, denn das lem Angehörigen und Ärzten, kann niemand garantieren, weil seits« dieses »Diesals letzter Ausweg erwogen und Leiden immer mit dem Leben seits« mehr glaubt, ergriffen wurden. Ärzte haben verbunden sind. Christen haben sieht nicht mehr ein, das in der Vergangenheit getan, daher in dieser Gesellschaft zu obgleich ihr Berufsrecht dies unverdeutlichen: Leiden an abneh- warum er das Leben tersagt, und ohne dass sie deshalb menden Lebenskräften im Alter, bis zum bitteren Ende eine ausdrückliche ethische Noran Krankheiten und im Sterben erleiden soll. mierung und rechtliche Billigung gehören zum »Geschöpfsein« des und Regelung für ihr Handeln Menschen in einer »gefallenen«, gefordert haben, auch im Wissen nicht nur von Gott, sondern auch von zerstöre- darum, dass man diesen Ausnahmefällen meist rischen Mächten bestimmten Schöpfung. überhaupt nicht mit normativ ethischen und Leiden sind zu lindern, soweit es in mensch- rechtlichen Regeln gerecht werden kann. Hier lichen Möglichkeiten steht. Leiden fordern aber sind sie zu Gewissensentscheidungen vor Gott auch zur Bewährung des Glaubens an Gott und und Menschen herausgefordert, die nicht an der Hoffnung auf Gottes Heil heraus, und im objektivierbaren Sachverhalten und moralischen Sterben dazu, sich endgültig mitsamt seiner und rechtlichen Normen überprüfbar sind. SolAutonomie der Fürsorge Gottes und von Men- che seltenen »tragischen Einzel- und Grenzfälschen zu übergeben im Vertrauen darauf, dass le« setzen die unbedingte Geltung des Tötungsman die Kraft bekommt, den Lebensweg bis zu verbots jedoch nicht außer Kraft. W seinem »natürlichen« Ende zu gehen, und darauf, dass man in würdevoller Weise behandelt Zur ausführlichen Darlegung der Thematik vgl. Ulrich Eibach: Beihilfe zum Suizid und Gewissen: und gepflegt wird. Es gibt kein Recht auf Selbsttötung und Bei- Welche Rolle spielt das Gewissen in Entscheidunhilfe zur Selbsttötung, aber es gibt ein Men- gen zur Suizidbeihilfe? (erschien in epd-Dokuschenrecht auf palliative Fürsorge, deren Grund- mentationen Januar 2016) 18

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Reformation in der Kirche 1517 und 2017

Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Reinhard Slenczka

»Und bedenke wohl, die Kraft der Schrift besteht nicht darin, dass sie sich dem anpasst, der sie studiert, sondern dass sie denjenigen, der sie liebt, in sich und ihre Kräfte verwandelt.«1 »Welche die Heilige Schrift gelernt haben, die haben eine beständige Freundschaft und Liebe, die nicht entspringt aus unserem Geist, sondern aus dem Heiligen Geist.«2 »Dies nämlich pflegt der Teufel in allen Versuchungen zu tun: Je weiter sich ein Mensch vom Wort entfernt, desto mehr hält er sich für gelehrter und weiser.«3 Das Leben eines Christen wird vom Wort Gottes der Heiligen Schrift begleitet und getragen. Das geschieht auf vielfache Weise; denn die Heilige Schrift ist, wie Luther betont, nicht »Lesewort, sondern Lebewort«. Zuerst geschieht das natürlich durch regelmäßige Lektüre der Heiligen Schrift, und es ist ja eins der Hauptverdienste Luthers, dass er durch seine Bibelübersetzung wie auch durch Predigt und Predigtsammlungen, Postillen, das Wort Gottes unters Volk gebracht hat. Auf diese Weise werden Christen im rechten Verständnis mündig, also nicht dass sie mitdiskutieren, sondern dass sie wissen, was sie glauben (2.Timotheus 1,12)

Reinhard Slenczka Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 297

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und tun sollen (vgl. 1.Korinther 13,11; 1.Thessalonicher 2,7). Vielleicht hat uns die Fixierung auf die leidige Verstehens- und Vermittlungsfrage blind gemacht für die Breitenwirkung der Heiligen Schrift weit außerhalb von Kirche und Gemeinde. In vielen Ländern hat die Übersetzung der Heiligen Schrift dazu geholfen, dass sich eine gemeinsame Literatursprache mit Begriffen und Redewendungen herausgebildet hat. Die Wirkung der Schrift zeigt sich in der darstellenden Kunst, deren biblische Zeugnisse selbst in so genannten atheistischen Staaten in Museen oder auf Briefmarken sichtbar bleiben. Weite Bereiche der Literatur sind von biblischen Themen angeregt, und schließlich wäre unsere ganze Ordnung von Sitte und Recht nicht ohne die biblischen Grundlagen denkbar. Und wir sollten wohl bedenken und festhalten, dass der Dreieinige Gott, der sich durch seinen Sohn Jesus Christus und durch seinen Heiligen Geist offenbart, keineswegs eine christliche Erfindung, sondern Schöpfer des ganzen Kosmos, Erhalter, Richter und Retter der ganzen Welt und aller Menschen, der lebenden wie der toten, ist. Diese kurzen Hinweise mögen genügen, wenn wir uns nun der Wirkung des Wortes Gottes der Heiligen Schrift auf unser Leben zuwenden. Was Luther predigt und lehrt, ist nur dann recht zu verstehen, wenn man beachtet, dass nach dem Wort Gottes Glaube nicht ein isolierter Bereich im Menschen ist und dass es dabei auch keineswegs nur um verstehende Zustimmung geht. Die Mittel, durch die der Heilige Geist durch Wort und Sakrament wirkt, zielen auf das Personzentrum des Menschen: »Die Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben« (1.Timotheus 1,5). 19


Herz, Gewissen, Glaube bezeichnen das inners- Gewalt oder Hand die Herzen der Menschen wie te Wesen eines Menschen, das rational und von etwa ein Töpfer den Ton sich nach seinem Gefalaußen nicht fassbar ist, das sich jedoch bestim- len gestalten kann. Ich kann nicht weiter kommend im Handeln und Verhalten eines Men- men als bis zu den Ohren; ins Herz kann ich nicht schen auswirkt. Mit psychologischen Methoden kommen, da ich den Glauben nicht ins Herz giemag man versuchen, diesen Bereich zu analysie- ßen kann. Daher kann und soll ich nicht jemand ren und nach Möglichkeit zu manipulieren, d. dazu zwingen noch dringen, denn Gott tut das h. in die Hand zu nehmen. Doch auch dann er- alleine und macht, dass er im Herzen lebt. Da­ fährt man, wie abgründig das ist. rum soll man das Wort frei lassen In den Heiligen Schriften Alten mm Denn ich habe nicht und nicht unser Werk dazu tun. und Neuen Testaments begeg- in meiner Gewalt oder Wir haben wohl jus verbi (Recht nen wir ständig diesen Begrifund Auftrag der Wortverkündifen, und zwar besonders in den Hand die Herzen der gung), aber nicht executionem zum Gebet anleitenden Psalmen Menschen wie etwa (wir verfügen nicht über die sowie in der auf diesen Bereich des Wortes). Das Wort ein Töpfer den Ton sich Wirkung abzielenden Unterweisung und sollen wir predigen, aber die Folge Ermahnung. In diesem Bereich nach seinem Gefallen soll Gott allein in seinem Gefallen wirkt Gott durch Wort und Sak- gestalten kann. sein.«4 rament. Aber Luther betont imWenn wir nicht erkennen und mer wieder: Dem Menschen ist dieser Bereich anerkennen, dass die Heilige Schrift Wort Gotnicht zugänglich, denn: »Ein Mensch sieht, was tes ist und dass Gott durch dieses Wort in Gevor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an« setz und Evangelium, mit Gericht und Gnade, (1.Samuel 16,7). aber auch mit Verstehen und Verstockung in Darum kann es einem Prediger und Lehrer Herz, Gewissen und Glaube wirkt, dann kommt der Gemeinde auch niemals darum gehen und es unausweichlich zu einem Subjektwechsel. das kann ihm auch nicht gelingen, dass er seine Kirchliche Amtsträger und theologische ExperAbsichten und Ziele mit Mitteln der Werbung ten erheben den Anspruch zu bestimmen, was oder Techniken des Kommunikation durchsetzt; als Gottes Wort zu verstehen und anzunehmen der Verkündiger und Lehrer des Wortes Gottes sei. ist lediglich Diener, Sklave, wie der Apos­tel PauDamit stehen wir heute vor der tiefernsten lus sich bezeichnet (Römer 1,1 u. a.). Während Frage, ob wir nicht ständig bemüht sind und Luther nach dem Reichstag in Worms 1521 auf zugleich beanspruchen, die Wirkung des Heilider Wartburg in Schutzhaft war, brach in Wit- gen Geistes im Wort der Heiligen Schrift, durch tenberg ein Bildersturm aus; man wollte mit menschliche Mittel und Forderungen durchzuGewalt die Reformation erzwingen, indem man setzen. die herkömmliche Form der Messe abschaffte Im Hauptbekenntnis der Reformation, der und die Bilder zerstörte. Im März 1522 wur- »Confessio Augustana« Artikel 28 werden dade daher Luther nach Wittenberg gerufen, und her die Bischöfe nachdrücklich davor gewarnt, durch eine Reihe von Predigten, den Invokavit- die geistlichen Mittel von Wort und Sakrament predigten vom 9. bis 16. März, rief er zu Ein- durch weltliche Herrschaftsansprüche zu ersetsicht und Umkehr auf. Dabei wird deutlich: Was zen. Ihre Aufgabe und ihr Mittel geschehen vielin der Kirche geschieht, geschieht nicht durch mehr »ohne menschliche Gewalt, sondern allein menschliche Durchsetzung, sondern Gott han- durch Gottes Wort« (»sine vi humana, sed verbo«) delt hier durch das zur Verkündigung aufge- – was freilich nur zu verstehen und zu vollzietragene Wort. Diese Ausführungen haben eine hen ist, wenn Gott Heiliger Geist als handelndes weitreichende Bedeutung für alles, was in der Subjekt im Wort Gottes erkannt und anerkannt Kirche und durch die Kirche zu geschehen hat: wird. Luther hat die entsprechende Warnung Seiner Gemeinde sagt er: Die Messe als Opfer ist für die Hirten, Lehrer und Leiter der Gemeinde falsch und muss abgeschafft werden, »dennoch noch schärfer ausgedrückt: »Ein Bischof (das gilt soll die Liebe hierin nicht mit Strenge verfahren für jeden Pfarrer), der das Wort vernachlässigt, und mit Gewalt eingreifen. Doch predigen soll ist, selbst wenn er ein Heiliger wäre, ein Wolf und man’s und schreiben und verkündigen, dass die Apostel des Satans.«5 W Messe in der Weise gehalten sonderlich ist. Doch soll man niemand an den Haaren dazu ziehen 1) WA 3, 397,9f. oder reißen; denn Gott soll man’s anheim geben 2) WA 48, 31,1–25; WA 56, 391,7. 3) WA 42, 120,36f. und sein Wort allein wirken lassen, nicht unser 4) WA 10, III, 14,14f. Zutun und Werk. Denn ich habe nicht in meiner 5) WA 8, 49, 31f. 20

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Die Zehn Gebote An-Gebote zum Leben –– Teil 2 von 2 Klaus Ritzkopf Die Bedeutung der einzelnen ­Gebote Zunächst eine Vorbemerkung: Damit die einzelnen Gebote in unserer Zeit besser verstanden werden, zitiere ich den Wortlaut der Gebote nicht textgenau, sondern sinngenau, »nicht buchstäbelnd, sondern nach ihrem Sinn und Geist« (Hermann Bezzel). Einzelne Gebote werden auch etwas gekürzt. Das erste Gebot Ich bin der Herr, dein Gott, der einzige und wahrhaftige Gott, der dich erlöst und dir ein neues, befreites Leben schenkt. Dies ist eigentlich kein Gebot, sondern eine mit allem Nachdruck getroffene Feststellung, dass es nur einen Gott gibt und es demzufolge völlig ausgeschlossen ist, dass es noch einen anderen Gott geben kann. Dies ist die erste Proklamation des Ein-Gott-Glaubens, ein Vermächtnis, das dem Volk Israel seine Einzigartigkeit verleiht. Es ist die Ur-Kunde des Monotheismus. Dieser eine und einzige Gott ist nicht Amun-Re, wie die Ägypter behaupteten. Es ist auch nicht der Sonnengott Aton, wie der Pharao Echnaton verkündete, oder der Mondgott Sin, der auf dem Berge verehrt wurde, sondern es ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott, der sein Volk aus der Knechtschaft der Ägypter befreit hat. INFORMATIONSBRIEF 297

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Dieses Gebot war damals für Israel und ist heute für uns das Gebot der Befreiung. Es befreit den Menschen von der Annahme falscher Leitbilder, Vorbilder und Idole, die sein Leben zu bestimmen suchen. Es befreit den Menschen von der Gier nach Geld und Gütern, die als Ersatzgötter an die Stelle Gottes treten. Und es zeigt einen Ausweg aus dem Teufelskreis der Abhängigkeiten und der Sucht. Es befreit den Menschen auch von der Last der persönlichen Schuld durch die Kraft der göttlichen Vergebung. Zuletzt befreit das erste Gebot den Menschen von der Angst. Denn wenn dieser eine Gott wirklich die einzige und größte Macht überhaupt ist und der Mensch sich dieser Macht unterstellt, dann muss alle Angst vor wem und was auch immer weichen, selbst die Angst vor dem Tod. Das zweite Gebot Du sollst dir von Gott kein Bild machen und es nicht anbeten. Dieses Gebot sagt uns, dass dieser Gott unvorstellbar groß und mächtig ist. Er steht jenseits unseres Vorstellungs- und Denkvermögens. Kein Bild und keine Statue kann diesen Gott fassen und ausdrücken. Gott kann nicht mit Ton, Holz, Farbe oder irgendeinem anderen Material dargestellt werden. Denn so würde Gott zu einem Götzen. Selbst die beschränkte 21


Kraft unseres Verstandes reicht nicht aus, um Später wird das biblische Gottesbild auf das ihn sich vorzustellen. griechische »Theos«, das lateinische »Deus« Im Johannesevangelium 4,24 heißt es: »Gott und dann auf »Gott« übertragen (s. Apostelgeist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn schichte 17,22–28). im Geist und in der Wahrheit anbeten.« Es geht aber in diesem Gebot nicht allein um Diese Abkehr von einem sichtbaren Gottes- den Missbrauch des Gottesnamens, sondern vor bild wird nun durch die Vorstellung der Allge- allem um den Gebrauch. Gott hat uns seinen genwart Gottes ersetzt. Es gibt keine heiligen Namen gegeben, um über ihn und mit ihm zu Orte, wo der Mensch meint, Gott besonders reden. Das dritte Gebot ist also ein Aufruf zum nahe zu sein. Er ist überall gleich präsent, auch Gebet und es wäre ein Missbrauch des Gottesda, wo man ihn gar nicht vermutet. namens, es nicht zu tun. Am besten bringt das der 139. Psalm zum Ausdruck: Das vierte Gebot mm Der Name repräsentiert »Ich gehe oder liege, so das Wesen und die Person Beachte den Tag der bist du um mich und siehst Ruhe. alle meine Wege. […] Von Gottes und mit seinem Er ist ein von Gott allen Seiten umgibst du mich Namen liefert er sich den geheiligter Tag. und hältst deine Hand über Menschen aus. Somit mir. Diese Erkenntnis ist mir Erstmals in der Geschichte zu wunderbar und zu hoch. ­bedeutet die Verunglimpder Menschheit wird für den Ich kann sie nicht begreifen.« fung seines Namens gleich- arbeitenden Menschen ein Tag der Ruhe verordnet. »Sechs zeitig die Verunglimpfung Das dritte Gebot Tage sollst du arbeiten und alle seiner Person. Du sollst den deine Werke tun, aber der siebNamen Gottes nicht te Tag ist der Tag des Herrn, missbrauchen. da sollst du kein Werk tun« (2.Mose 20,9). Nach sechs Tagen Arbeit hat der Mensch Der Name Gottes repräsentiert Gott selbst. einen göttlichen Anspruch auf einen Ruhetag. Als der Tempel in Jerusalem von dem König Bei den Juden ist es der Sabbat. Die Christen Salomo eingeweiht wurde, sagte er: »Wohnt einigten sich auf den Sonntag, weil Jesus an eidenn Gott wahrhaftig auf Erden? Führwahr, die nem Sonntag von den Toten auferstanden ist. Himmel fassen dich nicht, wie viel weniger die- Dieser Ruhetag hat sich weltweit durchgesetzt, ses Haus, das ich erbaut habe. Aber der Name selbst in Ländern mit anderem religiösen HinGottes wird in diesem Haus wohnen« (1.Köni- tergrund. ge 8,27). Aber der Sonntag ist nicht nur Ruhetag. Es Der Name repräsentiert das Wesen und die ist der Tag des Herrn. Es ist der Tag, der dem Person Gottes und mit seinem Namen liefert Herrn heilig ist. Es sollte der Tag sein, an dem er sich den Menschen aus. Somit bedeutet die sich Gott und Mensch begegnen. An dem Tag Verunglimpfung seines Namens gleichzeitig die sollte der Mensch Trost und Kraft für den AllVerunglimpfung seiner Person. tag suchen und sich für die kommende Woche Als sich Gott dem Mose offenbart, sagt er geistlich neu ausrichten lassen. ihm seinen Namen Jahwe. Dies ist im Alten TesEs ist Sache der Kirche und der Gemeinden, tament die gebräuchlichste Anrede Gottes. Die diesen Tag so zu gestalten, dass die Menschen einfachste Übersetzung lautet: gerne zur Kirche gehen und in den Gottesdiens»Ich bin der Allgegenwärtige.« Eine andere ten die Begegnung zwischen Gott und Mensch Überlieferung verwendet im Alten Testament wirklich stattfindet. den Namen Elohim. Das bedeutet: »Der Herr aller Mächte«. Jesus verwendet eine Kurzform Das fünfte Gebot dieses Namens »El«, als er am Kreuz ausrief: Du sollst alten Menschen »Eli, Eli lama asaphtani« – »Mein Gott, mein mit Respekt begegnen. Gott, warum hast du mich verlassen?« Von Elohim abgeleitet ist der Gottesname Die zweite Tafel des Dekalogs versucht das Allah, der von vielen arabischen Christen ge- zwischenmenschliche Leben zu ordnen, das braucht wird. Ebenso verwenden die Muslime heißt, den Schwachen zu schützen, den Einzeldiesen Gottesnamen. Allerdings unterscheidet nen vor Schaden zu bewahren und ein Leben zu sich das muslimische Gottesbild wesentlich vom ermöglichen, in dem Gerechtigkeit und Gewaltchristlichen. freiheit herrschen. 22

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Das sechste Gebot wurde am tiefsten und umfassendsten verstanden von Albert Schweitzer, der im Urwald von Afrika erkannte, dass die »Ehrfurcht vor dem Leben« das oberste Leitmotiv allen christlichen Handelns ist.

Dabei räumt die Bibel der Sorge um den alten Menschen die erste und höchste Priorität ein. Das ist ein erstaunlicher Vorgang. Der alte Mensch als das schwächste und gebrechlichste Glied der Gesellschaft verdient in besonderer Weise den Schutz, die Fürsorge und den Beistand der jüngeren Generation. Dieses Gebot ist also nicht zuerst eine pädagogische Anweisung an die Kinder, den Eltern gehorsam zu sein, sondern es geht vor allem um das Verhältnis der erwachsenen Kinder zu ihren alt gewordenen Eltern. Wenn wir über unsere Eltern sprechen, sollten wir immer bedenken, dass es uns nicht gäbe, wenn sie uns nicht empfangen, großgezogen, ernährt und uns für das Leben vorbereitet hätten. Ein Glücksfall, wenn sie auch den Glauben an uns weitergegeben haben. Seit Menschengedenken baut eine Generation auf der nächsten auf und reicht das weiter, was sie an Glauben, Wissen und Erfahrung gesammelt hat. Darum sind wir von Gott aufgerufen, verantwortungsvoll, verständnisvoll und liebevoll mit den Menschen umzugehen, deren Lebenskraft abnimmt. INFORMATIONSBRIEF 297

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Das sechste Gebot Du sollst nicht töten. Das Lebendig-Sein ist die unmittelbarste Erfahrung Gottes in unserer Welt. Der Mensch kann großartige Dinge erfinden und erschaffen. Aber das Leben kommt von Gott. Darum sollen wir mit allem Lebendigen auf dieser Welt achtsam umgehen und darauf bedacht sein, es zu mehren, zu schützen, zu heilen, zu fördern und zu bewahren. Kein Lebewesen darf ich quälen, verletzen oder misshandeln. Das sechste Gebot wurde am tiefsten und umfassendsten verstanden von Albert Schweitzer, der im Urwald von Afrika erkannte, dass die »Ehrfurcht vor dem Leben« das oberste Leitmotiv allen christlichen Handelns ist. Weil das Leben unmittelbar göttlichen Ursprungs ist, liegt auch das menschliche Leben nicht in der Verfügbarkeit des Menschen. Jedes einzelne Leben ist einmalig, einzigartig und unwiederbringlich. Gott hat uns das Leben geschenkt, darum liegt es alleine an ihm, wann er es uns wieder nimmt. Diese klare Ansage für das Leben beinhaltet einige Konsequenzen. 23


Das sechste Gebot nimmt Stellung gegen den Krieg, gegen Mord und Totschlag, gegen die Todesstrafe, gegen die aktive Sterbehilfe, gegen die Tötung des heranwachsenden Lebens im Mutterleib und gegen das vermeintliche Recht, sich selbst zu töten. Das siebte Gebot Du sollst keine Ehe und Familie zerstören. Die Ehe und Familie sind die Grundlage der menschlichen Gesellschaft. Mann und Frau sind füreinander geschaffen und ihre Verschiedenheiten ergänzen sich. Die Ehe ist die Institution, in der neues Leben entsteht, und die Familie gibt dem heranwachsenden Kind die Sicherheit, die Geborgenheit und den Schutz, den es auf seinem Weg zum Erwachsenwerden braucht. Beide Elternteile haben die Verantwortung für ihre Kinder und tragen dazu bei, dass dieser bergende Schutzraum der Familie erhalten bleibt. Darum untersagt das Gebot, die eigene oder eine andere Ehe absichtlich oder leichtfertig zu zerstören und aufs Spiel zu setzen. Ehe und Familie entsprechen dem Gebot des Schöpfers: »Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan« (1.Mose 1,28a). Die Ehe basiert auf der beiderseitigen Zusage der Treue gegenüber dem Ehepartner. Das heißt: Mann und Frau vertrauen sich einander an. Durch dieses gegenseitige Treuebekenntnis wird die Ehe vollzogen und bei der kirchlichen Eheschließung vor Gott bestätigt. Die Ehe ist nach evangelischem Verständnis kein Sakrament. Das achte Gebot Du sollst nicht stehlen. Was sich der Mensch rechtmäßig erarbeitet und erworben hat, gehört zu seinem Eigentum. Kein anderer darf es beschädigen oder an sich nehmen. Dagegen: Alle Güter und Werte, die sich ein Mensch durch Hehlerei, Korruption, Ausbeutung, Betrug und Diebstahl angeeignet hat, darf er nicht als sein Eigentum betrachten. Die Schöpfung ist und bleibt Gottes Eigentum. Er hat sie uns nur anvertraut, sie uns nur geliehen. Darum sollte sich der Mensch an diesen Schöpfungsgütern nicht bereichern. Die Wälder, das Wasser, die Früchte des Feldes, die Tiere, die Fische und die Bodenschätze hat Gott dem Menschen zur Nutzung anvertraut. Er soll sie weiterentwickeln und verantwortlich gebrau24

chen, um zu arbeiten, zu wohnen und zu leben. Diese Güter sind für alle Menschen bestimmt. Sie sollen nicht nur den reichen, sondern auch den armen Menschen zugutekommen. Der Reichtum der Schöpfung sollte gerecht aufgeteilt werden. Wir müssen aus Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen achtsam und sparsam damit umgehen. Das neunte Gebot Du sollst nichts Unwahres über deine Mitmenschen sagen. Wer sich mit falschen Aussagen, bösen Gerüchten und bewussten Lügen über seine Mitmenschen äußert, fügt ihnen großen Schaden zu. In der Bergpredigt sagt Jesus, dass eine solche Verhaltensweise sogar Menschen zu Tode bringen kann (Matthäus 5,21f.). Das heutige Wort »Mobbing« drückt das aus, was das Gebot meint. In Schulen, Vereinen, Betrieben, ja auch in Kirchengemeinden wird durch dieses Mobbing die Atmosphäre vergiftet und ein vertrauensvolles Zusammenleben oft unmöglich gemacht. Menschliche Beziehungen werden zerstört und falsche Beschuldigungen verursachen Neid, Hass, Streit und Gewalt. Dasselbe Vorgehen kann man auch in den neuen Medien beobachten, wenn im Internet durch Wort und Bild Menschen an den Pranger gestellt und wehrlos dem Gelächter und dem Gespött der Mitmenschen ausgeliefert werden. Man nennt dies »Cybermobbing«. Im Ganzen geht es in diesem Gebot um die Wahrung der Integrität des Wortes und der Sprache. Denn das Wort ist das Mittel, mit dem sich die Menschen untereinander verständigen. Das Wort muss eindeutig, unmissverständlich und wahrhaftig sein. Wenn die Wahrheit zur Lüge verdreht wird, ist der Weg zum Unfrieden, zu Streit und Krieg nicht mehr weit. Wer die Sprache beschädigt und missbraucht, der legt die Axt an die Wurzel des friedlichen Miteinanders aller Menschen. Worte können erfreuen, trösten und heilen, aber sie können auch zerstören, entzweien und großes Unheil anrichten. Das neunte Gebot fordert dazu auf, uns der Verantwortung für unsere Sprache und unser Reden immer bewusst zu sein. Das zehnte Gebot Du sollst nicht habgierig sein. Das zehnte Gebot rundet den Dekalog ab, indem es wieder an das erste Gebot anknüpft. Ging es im ersten Gebot um Gott, so geht es im APRIL 2016

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Fragestellung

Dekalog

Vaterunser

Wer ist Gott?

Ich bin der Herr, Dein Gott

Unser Vater

Wo ist Gott?

Nicht in einem Bildnis

Der du bist im Himmel

Wie erreiche ich Gott?

Über meinen Namen

Geheiligt werde Dein Name

Die Zeit Gottes

Der Tag der Ruhe

Dein Reich komme

Die Botschafter und Stellvertreter Gottes

Die Generationenfolge der Eltern

Dein Wille geschehe im Himmel also auch auf Erden

Der Wille Gottes

Leben zu schenken und zu erhalten

Unser tägliches Brot gib uns heute

Der Mensch in der Gemeinschaft

Zerstöre nicht die Ehe und Familie

Und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unsern Schuldigern

1. Versuchung

Du sollst nicht stehlen

Und führe uns nicht in Versuchung

2. Versuchung

Du sollst nichts Unwahres sagen

Und führe uns nicht in ­Versuchung

3. Versuchung

Du sollst nicht habgierig sein

Erlöse uns von dem Bösen

Es ist überraschend und unerklärlich, dass zwei so unterschiedliche Texte wie die Zehn Gebote und das Vaterunser so große Ähnlichkeiten aufweisen. zehnten Gebot um den Mammon. Jesus bringt in der Bergpredigt den Zusammenhang auf den Punkt, wenn er sagt: Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Das eine schließt das andere aus. Der Gott des Geldes und der Habgier ist der Gegenpol zu dem wahren Gott. Es ist die ungezügelte Habsucht, die jedes Bemühen, eine gerechte, friedliche und menschenwürdige Gesellschaft aufzubauen, untergräbt, weil die Habsucht alle Regeln und Gesetze außer Kraft zu setzen und zu umgehen sucht und nur das eigene Wohlleben im Blick hat. Die Habgier brachte in den letzten Jahren sogar die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrunds. Gemeint ist der Mensch, dessen Leben und Denken nur noch um seine Begehrlichkeiten kreist und der in seinem Drang, immer noch mehr haben zu wollen, trotzdem unzufrieden bleibt, weil seine Gier unersättlich ist. Darum treibt diese Habgier viele Menschen in die Kriminalität. Dagegen sollte unser Bemühen darauf INFORMATIONSBRIEF 297

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ausgerichtet sein, jedem Menschen die gleichen fairen Chancen zu geben. Jeder sollte seine individuellen Gaben, Fähigkeiten und Möglichkeiten entdecken und nutzen, um ein zufriedenes, glückliches Leben zu ermöglichen, ohne dem anderen zu schaden. Statt Habsucht sollten Dankbarkeit, Bescheidenheit und Mäßigung unser Leben bestimmen. Eine interessante Parallele findet sich in den 3000 Jahre alten Ägyptischen Totenbüchern, die den Toten mitgegeben wurden, um sich im Totengericht zu verteidigen: Zitat: »Ich habe mir nicht mehr vom Wasser des Nils genommen, als mir zustand.«

Der Dekalog und das Vaterunser Es ist überraschend und unerklärlich, dass zwei so unterschiedliche Texte so große Ähnlichkeiten aufweisen. Mehr als 1200 Jahre liegen zwischen dem Dekalog im ersten Mosebuch 25


und dem Gebet Jesu in der Bergpredigt. Ein verbindet. Und indem ich meinen Nächsten lieGesetzestext und ein Gebet, zwei Gegensätze, be, gebe ich Gott die Liebe, die er mir schenkt, die Übereinstimmungen eigentlich ausschlie- wieder zurück. ßen. Aber wenn man beide Schriftstücke mitei­ Es geht im Leben also nicht nur um den nander vergleicht, fällt auf, dass es in der glei- Glauben, sondern auch um unser Tun, das wir chen Reihenfolge um die gleichen Fragen geht. vor Gott einmal werden verantworten müssen. Wichtige Grundfragen des Glaubens werden Beides muss im Leben in die rechte Relation aus alttestamentlicher und neutestamentlicher zueinander gebracht werden. Sicht beantwortet. Da passt alles zueinander – Martin Luther hat in seiner handfesten Spraunglaublich! che im Großen Katechismus bei der Auslegung Die frappierenden Übereinstimmungen las- des ersten Artikels dazu folgendes gesagt: sen den Schluss zu, dass in diesen beiden Texten »Wenn wir von Herzen glaubten, würden die gleiche originale Handschrift Gottes erkenn- wir auch danach tun und nicht so stolz einbar ist. hergehen, trotzen und uns brüsten, als hätten Zunächst werden die Fragen »Wer ist Gott?« wir das Leben, Reichtum, Gewalt und Ehre – Unser Vater (1. Gebot), usw. von uns selbst, dass man »Wo ist Gott?« – Im Himmel mm Das heißt, es gibt eiuns fürchten und uns die(2. Gebot) und »Wie erreiche gentlich nur ein Gebot: das nen müsste, wie die unseliich Gott?« – Über meinen ge, verkehrte Welt tut, die in Namen (3. Gebot) kurz und Gebot der Liebe.m ihrer Blindheit ersoffen ist, prägnant dargelegt. Dann Die Liebe ist die Lebensalle Güter und Gaben Gottes weist das Vaterunser auf das ader, die mich mit Gott und allein zu ihrer Hoffart, Geiz, kommende Reich Gottes als Lust und Wohlbehagen missVollendung der Sabbatruhe meinem Nächsten verbinbraucht und Gott nicht einhin (4. Gebot). Die Gene­ det. Und indem ich meinen mal ansieht, um ihm zu danrationenfolge der Eltern haken und ihn als ihren Herrn Nächsten liebe, gebe ich ben als Botschafter Gottes und Schöpfer anzuerkennen.« die Aufgabe, den Willen Got­­- Gott die Liebe, die er mir Form und Inhalt des Dekates weiterzugeben (5. Gebot). schenkt, wieder zurück. logs sind einzigartig. Er zeigt Der Wille Gottes selbst ist der einen Weg, wie Menschen Wille zum Leben. Leben ist nur möglich, wenn friedlich zusammenleben können. Wer diese uns Gott das tägliche Brot gewährt (6. Gebot). zehn Regeln beachtet, der lebt im Einklang mit Ehe und Familie sind der Ort der Vergebung. Gott und seinen Mitmenschen. In anderen ReOhne Vergebung ist keine menschliche Ge- ligionen, außer dem Judentum, gibt es nichts meinschaft vorstellbar (7. Gebot). Diebstahl, Vergleichbares. Auch die öfter geäußerte These, Unwahrheit und Habgier sind die drei größten dass alle Religionen auf den gleichen ethischen Gefahren, die jeder menschlichen Gemeinschaft Prinzipien basierten, ist nicht zutreffend. drohen und sie zerstören können. Darum die Der Islam anerkennt die Scharia als das für Bitte: Führe uns nicht in Versuchung. Die Hab- alle Menschen geltende göttliche Gesetz. gier wird ganz dem Bösen zugerechnet (8.–10. Der Hinduismus wurde lange Zeit geprägt Gebot). durch die Person Mahatma Gandhis, der die Gewaltlosigkeit nicht nur predigte, sondern auch lebte und seine Nähe zum christlichen Nachbetrachtung Glauben betonte. Ein Schriftgelehrter fragte einmal Jesus: Inzwischen hat sich im Hinduismus, ähnlich »Meister, welches ist das höchste Gebot im Ge- wie im Islam, der radikale nationalistische Flüsetz?« Darauf antwortete Jesus: »Du sollst den gel durchgesetzt. Der jüngst gewählte Präsident Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Her- Indiens Narendra Modi gilt als Verfechter dieser zen, von ganzer Seele und mit deiner ganzen Richtung. Unter ihm sind Benachteiligungen Gesinnung. Das andere Gebot aber ist dem und Verfolgungen religiöser Minderheiten nicht gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie mehr auszuschließen. dich selbst. In diesen beiden Geboten hängt das Bleibt der Buddhismus, dessen bekanntester ganze Gesetz und die Propheten« (Matthäus Vertreter der Dalai Lama ist. Er erklärte am 15. 22,35–40). Mai 2014 in der Frankfurter Paulskirche, dass Das heißt, es gibt eigentlich nur ein Gebot: der Buddhismus keine Religion, sondern eine das Gebot der Liebe. Die Liebe ist die Lebens- Art Wissenschaft des Geistes sei. Auch glaube ader, die mich mit Gott und meinem Nächsten er nicht an einen Schöpfergott. Darum setze er 26

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Während Mahatma Gandhi als Hindu noch seine Nähe zum christlichen Glauben betonte, erklärte der Dalai Lama als bekanntester Vertreter des Buddhismus am 15. Mai 2014 in der Frankfurter Paulskirche, dass der Buddhismus keine Religion, sondern eine Art Wissenschaft des Geistes sei. Auch glaube er nicht an einen Schöpfergott. Darum setze er sich für eine »säkulare Ethik« ein, die Menschen aller Religionen, auch Nichtgläubige, akzeptieren könnten.

sich für eine »säkulare Ethik« ein, die Menschen aller Religionen, auch Nichtgläubige, akzeptieren könnten. Der Schlüssel zum Glück liege in den alten indischen Weisheitslehren. Es gelte, die negativen Emotionen wie Wut und Hass in unserem Bewusstsein zu reduzieren und positive Emotionen wie Liebe und Zuneigung aufzubauen. Dieses »geistige Training« habe nichts mit Religion zu tun. Deutlicher kann man den Unterschied zum christlichen Glauben nicht beschreiben. Natürlich gibt es immer wieder Fragen, ob man die Gebote des Dekalogs überhaupt halten könne und sie den Menschen nicht überforderten. Aber diese Gebote sind keine Bürde, die Gott uns aufladen will. Gebote sind Wegweiser, Warnsignale, Grenzpflöcke und Hinweisschilder, die uns anzeigen sollen, wo es langgeht. Sie sollen als Koordinatennetz dem alltäglichen Leben eine klare Ausrichtung und innere FestigINFORMATIONSBRIEF 297

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keit geben. Die Gebote dienen der Gewissensbildung und wollen eine klare Unterscheidung von Recht und Unrecht und von Gut und Böse ermöglichen. Im Frieden mit Gott, den Menschen und der Schöpfung zu leben, dies ist die Zielvorgabe des Dekalogs. Die Zehn Gebote sind »An-Gebote« zum Leben. Zuletzt noch zwei Hinweise: Wenn Fragen anstehen, die in den Zehn Geboten nicht beantwortet werden, dann sollten sie stets im Geist der Liebe entschieden werden. Und wer, trotz allem Bemühen, ein Gebot übertritt, der darf auch Gott um Vergebung bitten, sofern er bereit ist, im Sinne der fünften Bitte des Vaterunsers, auch seinem Mitmenschen einen Fehltritt zu verzeihen. Kein Mensch wird die Gebote hundertprozentig erfüllen können. Das konnte nur einer: Jesus Christus. W 27


Aus Kirche und Gesellschaft »Flüchtlinge« »Seid nüchtern und wachet!« (1.Petrus 5,8) Seit vielen Wochen lesen und hören wir Tag für Tag von dem Flüchtlingselend und den vielen Problemen, die damit auch für uns Europäer verbunden sind. Die Bilder sind zum Teil erschütternd, die einzelnen Schicksale grauenvoll. Wir wollen helfen, aber wie? Mit einer so genannten »Willkommenskultur« ist es nicht getan; die Realität macht deutlich, dass aller guter Wille, alle Hilfsbereitschaft, aller Idealismus schnell an ihre Grenzen kommen – wir sind überfordert, was sich bereits an manchen Ländern (etwa Ungarn) zeigt. Machen wir uns klar: Viele dieser Menschen sind gezeichnet von monatelangen Kriegs- und Terrorerfahrungen, von jahrelangen Ängsten und Verzweiflung; man kann sie nicht schnell und unkompliziert »integrieren«, sie heimisch machen in einer »Demokratie« und in einem so genannten normalen Leben! Viele von ihnen tragen auch ein Gewaltpotenzial in sich, weil sie in ihrem Leben nichts anderes kennengelernt haben – eine schwere Aufgabe auch für Polizei und Gerichtsbarkeit. Und: Ein Großteil der Flüchtlinge (wobei es sich bei den meisten genauer um Einwanderer – vielfach illegalen – handelt, Anm. d. Red.) ist islamischen Glaubens! Sie haben schon in ihren Koranschulen gelernt, dass Juden und Christen »Ungläubige« sind, die es zu bekämpfen gilt; sie haben gelernt, dass Gott keinen Sohn haben kann, er niemals unser Vater ist, dass es keine Dreieinigkeit Gottes gibt und auch keine Gnade

und Barmherzigkeit gegenüber Sündern; dass es keinen Messias (Heiland) gibt, der sich für uns Sünder am Kreuz geopfert hat, um uns den Himmel für ewig zu öffnen. Auch haben sie gelernt, dass der Islam die Weltherrschaft anstrebt unter »Allah« und die Bibel eine Fälschung darstellt. Sie haben in der Theorie das gelernt, was die Terrormilizen Islamischer Staat (IS) und andere mehr praktizieren, und womit sie die gesamte Welt in Atem halten – Tag für Tag. Überall wo der Islam die Macht und die Möglichkeit hat, gibt es schwere Christenverfolgungen; das ist die traurige und bittere Wahrheit! Es ist da­ rum keine Diskriminierung, wenn wir den Islam als eine antichristliche Religion bezeichnen, die im 1. Johannesbrief der Bibel so umschrieben wird: »Wer ist ein Lügner, wenn nicht, der da leugnet, dass Jesus der Christus [Heiland] sei? Das ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet« (1.Johannes 2,22). Und: »Ein jeglicher Geist, der da bekennt, dass Jesus Christus ist im Fleisch gekommen, der ist von Gott; und ein jeglicher Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Widerchrists« (1.Johannes 4,2f.). Unser größtes Problem als Christen: Angesichts der oben genannten Tatsachen über den Islam die einzelnen Muslime lieben lernen, ihnen unseren christlichen Glauben mit allen Mitteln und Kräften vorleben und bezeugen. Es ist bestimmt Satans Strategie, Deutschland und Europa mit dem Islam zu überschwemmen, um sie zu islamisieren. Aber Gottes Wille ist es, diese Menschen, die zu uns kommen, auf ewig zu retten, sie mit dem

Viele der Flüchtlinge sind gezeichnet von monate­ langen Kriegs- und Terrorerfahrungen, von jahrelangen Ängsten und Verzweiflung; man kann sie nicht schnell und unkompliziert »integrieren«, sie heimisch machen in einer »Demokratie« und in einem so genannten normalen Leben! 28

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liebevollen Evangelium bekannt zu machen und sie mit Gott zu versöhnen. Sind wir bereit, uns dieser Aufgabe im Namen Gottes zu stellen, dafür zu beten, dass diese fremden Menschen durch uns Gott-Vater näher kommen, dass wir ihnen mit unseren Möglichkeiten den Weg zu Jesus Christus leichter machen? Lasst uns ganz neu und intensiv unsere Bibel fassen, sie lesen und studieren, Gott kennenlernen, bei Jesus Zuflucht suchen, damit wir seine treuen Zeugen werden können und vielen Menschen zum Segen werden. Edgar Spir

Steffen Heitmann, bürgerlich-konservativer Christ, zog Konsequenzen Einstiger sächsischer Justizminister trat wegen verfehlter Politik der Bundeskanzlerin aus der CDU aus Ein Vorgang im vergangenen Spätherbst hat, trotz oder gerade wegen seiner Brisanz, in den führenden Medien so gut wie keine Resonanz gefunden, was nicht gerade zum Ruhm dieser gereicht und an deren Objektivität einen weiteren merklichen Kratzer anbringt, andererseits aber keinesfalls überraschen darf, sondern eher als typisch zu gelten hat: der Austritt des langjährigen sächsischen Justizministers Steffen Heitmann aus der CDU, den er mit der »Flüchtlingspolitik« von Kanzlerin Angela Merkel begründet hat. In diesem Fall hüllten sich die Medien so gut es ging in Schweigen; vor einem Vierteljahrhundert brachten sie den vorbildlichen, glaubens- und charakterfesten Sachsen Heitmann durch eine »Schmierenkampagne« in einer freilich ganz anderen Sache zu Fall. Der in Dresden lange Zeit als sächsischer Oberkirchenrat tätige Steffen Heitmann, »gelernter« Theologe und (Kirchen)Jurist, in der DDR-Zeit gestählt und mit maßgeblicher Christ in der Bürgerrechtsbewegung in Dresden, war 1990 vom damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU) als Parteiloser zum sächsischen Justizminister ernannt worden (Heitmann trat erst 1992 der CDU bei) und war dann auch 1993 (damals 49) als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten als sicherlich würdiger Nachfolger von Richard von Weizsäcker vorgesehen. Doch aufgrund seiner politisch konservativen Haltung, die er INFORMATIONSBRIEF 297

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bestimmt auch aufgrund theologischer Reflexionen einnahm und auch offen zum Ausdruck brachte, brach in links-liberal orientierten Medien (»Stern«, »Zeit«, »Süddeutsche Zeitung«, »Spiegel« und in weiten Teilen des Fernsehens) ein Sturm der Entrüstung los. Das fiel zwar dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und ebenso dem Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba (†) negativ auf, was aber die Demontage Steffen Heitmanns nicht verhinderte. Ein konservativer Christ musste mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln in solch hohem Amt verhindert werden. So blieb der seit 1965 mit einer Künstlerin verheiratete Heitmann bis 2000 Justizminister in Sachsen, und war damit der am längsten amtierende überhaupt, bis er auch damals aufgrund übler Machenschaften gegen ihn entnervt den Posten räumte. In den letzten Jahren hat sich Heitmann fast völlig zurückgezogen. Ende November 2015 ist Heitmann nun aus der CDU ausgetreten und hat diesen Schritt in einem Brief an die CDU-Vorsitzende Angela Merkel mit deren »Flüchtlingspolitik« begründet. Der bürgerlich-konservative Christ Heitmann macht Merkel dafür verantwortlich, dass »täglich Tausende Ausländer, überwiegend junge Männer islamischer Religion« nach Deutschland strömen. Heitmann zufolge sind die deutschen Grenzen faktisch offen, die Behörden überfordert und die Bevölkerung verunsichert. Er verlasse die Partei, weil er nicht wolle, dass seine Mitgliedschaft in der CDU als Billigung »der Flüchtlingspolitik verstanden werden könnte«, schreibt er und beendet seinen Brief an Merkel: »Ich habe mich noch nie – noch nicht einmal in der DDR – so fremd in meinem Land gefühlt.« Harald Bretschneider, Pfarrer in der DDR und »Erfinder« des Aufnähers und Lese­ zeichens »Schwerter zu Pflugscharen« (etwa 300 000 Exemplare davon wurden produziert) – auf diesen »Pazifisten« war eine Unmenge von Stasi-Spitzeln angesetzt –, später noch langjähriger Oberlandeskirchenrat (und auch Künstler – Holzbildhauer), viele Jahre Weggefährte Heitmanns, äußerte dazu: »Ich kann mir vorstellen, dass er mit diesem Schritt vielen eine Stimme gibt« (so gegenüber idea). Bretschneider dürfte Recht behalten. Jetzt lehnt doch bereits eine deutliche Mehrheit die Zuwanderung ab. (Quellen des Kommentars: ideaSpektrum 50/2015 vom 9. Dezember 2015, S. 8, 10, 28, Ost und Wochenendmail aus Bretten vom 4. Dezember 2015, nach idea)

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Buchrezension Einfach vom Glauben reden. Gott und den Menschen zugewandt Manfred Seitz (geb. 1928), zunächst Pfarrer der bayerischen Landeskirche in unterschiedlichen Tätigkeiten, unter anderem als persönlicher Referent von Landesbischof Hermann Dietzfelbinger und dann für drei Jahrzehnte Professor für Praktische Theologie in Heidelberg und anschließend in Erlangen, legt ein Buch vor, in welchem er in der Tat einfach vom Glauben redet, also nicht in geschraubter, unverständlicher Theologendiktion, ohne damit aber auch nur im geringsten banal zu werden (ganz und gar nicht), und in welchem er bedeutungsschwere Themen der – nicht nur Praktischen – Theologie behandelt: Gebet (S. 11ff.) und Seelsorge (S. 23ff.), Gemeinde (S. 41ff.), persönliche Lebensführungen (S. 67ff.) und gelebter Glaube (S. 79ff.) und schließlich mit einem eschatologischen Ausblick (S. 111ff.) abschließt. Freilich, die einzelnen Beiträge, die sich alle durch eine klare Positionierung auszeichnen, wollen kaum mehr als eine erste Einführung ins jeweilige Thema sein. Doch am Ende eines jeden wird vom Verfasser weiterführende Literatur aus seiner Feder zur Vertiefung genannt. Das relativ schmale Bändchen des wahrhaft großen Erlanger Theologen Manfred Seitz bietet zwei große Vorzüge: Es bietet grundlegende, überschaubar gehaltene Aufsätze, die bereits in Zeitschriften erschienen sind, nun in einem kleinen, handlichen Sammelband, womit diese viel leichter zugänglich werden. Und es enthält ein Verzeichnis der von Manfred Seitz verfassten Schriften für die Zeit von 1993 bis 2014 (seine Schriften für

die Jahre davor sind in der Festschrift zum 65. Geburtstag von Manfred Seitz erschienen: »Dass allen Menschen geholfen werde …«, Stuttgart 1993, S. 379–394), für einen Zeitraum von gut 20 Jahren ein umfängliches Œvre (S. 127–141). Das schmale, in seiner Gesamtheit und was die jeweils einzelnen Beiträge anlangt überschaubare Buch ist zu empfehlen; dessen Lektüre lohnt auf jeden Fall. Walter Rominger Manfred Seitz Einfach vom Glauben reden. Gott und den Menschen zugewandt Herausgegeben von: Gesellschaft für Innere und Äußere Mission im Sinne der Lutherischen Kirche e. V. 2. Auflage Neuendettelsau 2015 Freimund-Verlag 148 Seiten, 14,80 Euro ISBN 978-3-86540-1724

Mitarbeiter an diesem Heft: Professor Dr. Ulrich Eibch Auf dem Heidgen 40 53127 Bonn Telefon (0228) 282128 E-Mail: ulrich.eibach@gmx.de

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Pastor i. R. Edgar Spir Falkenbergweg 1 a 21149 Hamburg Telefon (040) 70110041

Pfarrer Klaus Ritzkopf Goethestraße 18 65232 Taunusstein-Hahn Telefon (06128) 23659

Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D. Spardorfer Straße 47 91054 Erlangen Telefon und Fax (09131) 24139 E-Mail: Grslenczka@aol.com

Bischof i. R., Professor em. Dr. Ulrich Wilckens Wakenitzstraße 38 23564 Lübeck Telefon und Fax (0451) 7907574

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Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns«, »Ist Gott interreligiös?« und »Gemeinsame Feier des Reformationsjubiläums 2017?« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden. Geschäftsführender Ausschuss Stellvertretender Vorsitzender Pfarrer Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (02 31) 5 84 46 96 Fax (02 31) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: m.schunn@kvst-nb.de

Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de Impressum: Herausgeber und Verlag: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. – zweimonatlich, kostenlos – Redaktion: Walter Rominger Satz und Layout: Grafisches Atelier Arnold, Dettingen an der Erms Druck: BasseDruck, Hagen ISSN 1618-8306

Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

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Der Auferstandene tr채gt auf ewig die N채gelmale seiner Kreuzigung. Bischof i. R. Ulrich Wilckens


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