Informationsbrief Oktober 2016

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Kirche auf dem Weg – Kirche am Ziel Die bleibende Bedeutung der Reformation Die Zeit ist kurz. Kirche in der Endzeit Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Martin Schalling der Ältere und der Jüngere Dokumentation: Wort des Rates der EKD zum Buß- und Bettag 1964 Stellungnahme: Das Verhältnis zwischen Partnerkirchen in Rumänien und Deutschland Aus Kirche und Gesellschaft Aus den Bekennenden Gemeinschaften Buchrezensionen

ISSN 1618-8306

Oktober 2016 Nr. 300

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Rolf Schweizer †

Professor Rolf Schweizer, ehemaliger Landeskantor in Baden und Kirchenmusikdirektor an der Stadtkirche Pforzheim, ist im Alter von 80 Jahren heimgegangen. Schweizer, der zu den bedeutendsten Komponisten im Bereich der Kirchenmusik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte, war seit 1998 Ehrenbürger von Pforzheim und erhielt 2003 den vom Land Baden-Württemberg gestifteten »Kompositionspreis Kirchenmusik«. Brüdergemeinde Korntal: Dieter Messner †

Der langjährige Vorsteher der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal, Dieter Messner, ist im Alter von 69 Jahren heimgegangen. Dessen Nachfolger, Klaus Andersen, würdigte ihn als »einen Visionär mit langem Atem, der seine Ziele kreativ verfolgte und Menschen überzeugend gewinnen konnte«. Er habe das Werk entscheidend weiterentwickelt. Messner war von 1995 bis 2012 Notar in Korntal und von 1991 bis 2011 ehrenamtlicher »Weltlicher Vorsteher«, der für die rechtlichen und wirtschaftlichen Belange des Brüdergemeinde-Werks zuständig ist.

Kirche in Deutschland Gemeindehilfsbund hat Zweigstelle in der Pfalz

Der Gemeindehilfsbund (Walsrode) und das Netzwerk 2

bekennender Christen (NbC) in der Pfalz (Kaiserslautern) arbeiten enger zusammen. Dazu eröffnete der Gemeindehilfsbund in Barbelroth (Südpfalz) eine »Zweigstelle Südwest«. Der Leiter der Niederlassung, Pfarrer Ulrich Hauck, der auch schon im Bundesarbeitskreis der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« vertreten war, ist Mitglied im Vertrauensrat des NbC. Die Geschäftsstelle soll Bibelkurse, Vorträge, Eheseminare und Seelsorge anbieten. Das Netzwerk mit knapp 300 Mitgliedern war 2004 als Reaktion auf den Beschluss der Synode gegründet worden, die Segnung homosexueller Partnerschaften im Gottesdienst zuzulassen. Zum Vertrauensrat (Leitung) gehören die Pfarrer Ulrich Hauck (Barbelroth) und Traugott Oerther (Landau), die Prediger Friedrich Dittmer (Rockenhausen) und Rainer Wagner (Neustadt a. d. Weinstraße), der Betriebswirt Professor Helmut Meder (Speyer) und der Unternehmensberater Karl Wuttke (Kaiserslautern).

sondern gilt auch als guter Kenner der Kirchengeschichte. Von 2003 bis 2015 gehörte er dem Rat der EKD an.

Westfalen: neuer Juristischer Vizepräsidenten

Die Bibel ist in den USA erstmals unter den zehn am häufigsten beanstandeten Büchern gelandet – auf dem sechsten Platz. 2015 gab es demnach 275 schriftliche Beschwerden über die Bibel. Beanstandet wurden vor allem Gewalt und Sexualität. Einige konservative US-Politiker zitierten die Erhebung als einen Beleg dafür, wie sehr Christen in den USA unter Druck stünden.

Der 46-jährige Arne Kupke, seit 2002 im Landeskirchenamt der westfälischen Kirche (Bielefeld), folgt als neuer Juristischer Vizepräsident auf Klaus Winterhoff (65), der in den Ruhestand getreten ist und das Amt seit 1996 innehatte. Vizepräsident Winterhoff, der gemäßigt evangelikal ist, war als Dezernent für Finanzen nicht nur ein guter Haushalter,

Kirche weltweit Polens Lutheraner lehnen Ordination von Frauen weiterhin ab

In der Evangelischen-Augsburgischen Kirche in Polen (etwa 70 000 Gemeindeglieder) wird es auch künftig keine Frauenordination geben. Für eine Ordination von Frauen sprachen sich 38 Synodale aus, 28 dagegen, vier enthielten sich, womit acht Stimmen fehlten, da eine Zweidrittelmehrheit nötig ist. Den Antrag auf Zulassung der Frauenordination hatte der leitende Bischof Jerzy Samiec gestellt. Zuletzt stimmte die Synode 2010 darüber ab; damals hatten sich allerdings noch 33 Synodale gegen eine Ordination ausgesprochen, 20 dafür und sieben sich enthalten. USA: Bibel häufig beanstandetes Buch

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Methodisten unentschieden

Die Vereinigte Methodistische Kirche in den USA hat Entscheidungen zur Streitfrage Homosexualität aufgeschoben. Eine Sonderkommission soll alle Kirchenvorschriften zur Sexualität grundsätzlich prüfen. Die Arbeit der Kommission wird mindestens zwei Jahr dauern. Die Generalversammlung der Kirche stimmte mit 428 zu 405 Stimmen einem entsprechenden Vorschlag des Rates der Bischöfe zu. Eine Spaltung der Kirche in einen liberalen und einen konservativen Zweig soll damit verhindert werden. Die weltweit rund zwölf Millionen Mitglieder – sieben Millionen in den USA – zählende methodistische Kirche steht vor einer Zerreißprobe. Kirchenregeln zufolge ist »die Praxis der Homosexualität unvereinbar mit der christlichen Lehre«. Es gibt aber auch, gerade in den USA, viele Bestrebungen, diese Unvereinbarkeitsvorschrift zu streichen.

Ökumene EKD ehrt Kardinal Lehmann

Seltsam mutet es schon an, trotz all des Ökumeneeuphorismus. Kardinal Karl Lehmann (80) wird mit der MartinLuther-Medaille der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) geehrt. Der Mainzer Bischof sei der erste katholische Träger des evangelischen Preises, teilte die EKD mit. Damit werden die einzigartigen Verdienste des langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewürdigt.

Die Auszeichnung sei zugleich ein deutliches Vorzeichen für das Reformationsjahr 2017.

Pietismus

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Mecklenburgische Pietisten haben neuen Vorsitzenden

Der kleine Mecklenburgische Gemeinschaftsverband (zehn Gemeinschaften mit 360 Mitgliedern, Inspektor ist Sieghard Reiter, Güstrow) hat einen neuen Vorsitzenden: Hartmut Zopf (Bütow). Er ist Nachfolger von Bernhard Scharrer (Schorssow), der das Amt sieben Jahre innehatte. Vordem war Zopf viele Jahre bei der Studentenmission.

Neue Prälatin Württemberg: Mehr Frauen in leitender Funktion

Neben Gabriele Wulz hat die württembergische Landeskirche (vier Prälaturen) eine weitere Prälatin (Regionalbischöfin). Neue Prälatin in Stuttgart (254 Kirchen­gemeinden) ist die aus Stuttgart stammende 55-jährige Pfarrerin Gabriele Arnold (Tochter des württembergischen Oberkirchenrates Walter Arnold, †), in zweiter Ehe verheiratet, (drei Söhne sowie zwei Stiefsöhne) aus Bad Mergentheim. Sie folgt auf Ulrich Mack, der im Oktober in den Ruhestand tritt. Während Ulrich Mack dem Pietismus/Evangelikalismus zuzurechnen ist, ist Gabriele Arnold Mitglied der linksliberalen Synodalgruppe »Offene Kirche«, außerdem Vorsitzende der Evangelischen Mütterkurheime und gehört zum Präsidium der Evangelischen Frauen Württemberg. Arnold setzt sich laut dem Evangelischen Pressedienst (epd) für eine kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ein.


kurz+bündig Ökumene der Religionen Dialog von Juden, Christen, Muslimen

Jüdische, islamische und christliche Theologen wollen künftig bei der Ausbildung geistlichen Nachwuchses in Deutschland kooperieren. Das haben das Potsdamer Abraham Geiger Kolleg, das Institut für islamische Theologie in Osnabrück und die evangelische Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel beschlossen.

Ethik CSU-Mann vermietet an Stapf

In München ist die Tötungsanstalt »Stapf« (über 100 000 tote Kleinstkinder durch Abtreibung) gekündigt. Hans Hammer, geschäftsführender Gesellschafter und Architekt, bietet neue Räume an. Zugleich ist er Schatzmeister des CSU-Bezirksverbandes.

Lebensrecht Neue Vorsitzende bei »Ja zum Leben«

Eine der vorbildlichsten Lebensrechtsorganisationen, die Stiftung »Ja zum Leben« (Meschede), hat eine neue Vorsitzende: Marie Elisabeth Hohenberg. Sie ist die Tochter von Johanna Gräfin von Westphalen (1936–2016), die die Stiftung 1998 gründete und bis zu ihrem Tod leitete. Das Werk engagiert sich für die Rechte ungeborener Kinder und will Schwangeren in Not helfen. 4

USA: Abtreibungsgegner unterliegen vor Oberstem Gericht

Im Streit um das Recht auf Abtreibung in den USA haben die Konservativen vor dem Obersten Gericht eine Niederlage erlitten. Der Supreme Court annullierte das als restriktiv empfundene Abtreibungsrecht im republikanisch regierten Bundesstaat Texas. Der Streit um die Abtreibung spielte auch im Wahlkampf eine nicht zu unterschätzende Rolle. Präsident Barack Obama zeigte sich »erfreut« über das Urteil. Das Gericht habe das in der Verfassung garantierte Recht der Frauen auf ihre eigene Entscheidung bekräftigt. Neuer Name für Alfa

Die neue Partei von ExAfD-Chef Bernd Lucke darf nicht mehr die Abkürzung Alfa verwenden. Das Augsburger Landgericht gab dem Verein »Aktion Lebensrecht für Alle« Recht, der wegen Namensgleichheit gegen die »Allianz für Fortschritt und Aufbruch« geklagt hatte. Bei weiterer Verwendung drohe ein Ordnungsgeld von 250 000 Euro, sagte ein Gerichtssprecher.

Kirchliche Publizistik Neue in idea-Trägerverein und Vorstand

Auf der Mitgliederversammlung von idea, dessen Vorsitzender Pastor Horst Marquardt ist, wurden neu in den nunmehr 57 Personen umfassenden idea-Trägerverein aufgenommen: die Pfarrer Christian Schwark und Mathias Kürschner sowie die Studienrätin Ulrike Schaude-Eckert. Neu in den Vorstand gewählt wurde einstimmig Martin Scheuermann, Geschäftsführer des Christlichen Gästezentrums Württemberg, dem Schönblick, in Schwäbisch Gmünd. Anfang 2017 wird er auch Nachfolger von Horst Marquardt als Vorsitzender des Kongresses christlicher Führungskräfte, eines Arbeitszweiges von idea.

Kultur Preis für Helmuth Rilling

Diakonie Eva-Verantwortlicher Peter Ringwald

antwortlichen Positionen tätig war: als Leiter der Jugendhilfe, Personalvorstand, Fachvorstand der Wohnungslosenhilfe sowie als Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden.

Peter Ringwald, Diakon, Sozialarbeiter und Supervisor steht inzwischen im 81. Lebensjahr. Er gehörte zum Urgestein der Evangelischen Gesellschaft (eva, Stuttgart), wo er über 35 Jahre in ver-

Der Kirchenmusiker und Dirigent Helmuth Rilling (83) hat den Hoffnungsträger-Preis des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Württemberg (Apis) erhalten. Rilling, der hauptsächlich durch seine Bachinterpretation bekannt wurde, wurde als ein Botschafter der Musik und des Evangeliums geehrt.

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Aus Lehre und Verkündigung mm Ohne Bibel wird der evangelische Pfarrer zum Schwätzer und der katholische Priester zum Zauberer. Adolf Schlatter (1852–1938)

mm Der Gottesdienst ist der zentrale Ort, an dem Kirche »gebaut« wird. Darum erklärt sich aus dem Wirken des Geistes im Gottesdienst der Kirche geradezu wurzelhaft die Notwendigkeit der Vernunft als Mittel des Geistes. Bischof i. R. Ulrich Wilckens

mm Weil der Heilige Geist die Liebe Gottes vermittelt, bedient er sich, um diese mitzuteilen, der Vernunft. Bischof i. R. Ulrich Wilckens

mm Ist die Liebe die zentrale »Frucht« des Geistes (Galater 5,22), so zählt die Bemühung um eine vernünftig-verständliche Sprache – auch in der Theologie – zu den wichtigen Charismen. Bischof i. R. Ulrich Wilckens

mm Ich freue mich über das Engagement Deutschlands für notleidende Flüchtlinge. Ich mahne aber auch zur Vorsicht. Viele muslimische Flüchtlinge kommen über die Türkei nach Deutschland. Das ist alles andere als Zufall, sondern wohlkalkulierte Strategie des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Er fördert den Zuzug der Muslime, um damit Deutschland zu islamisieren. Anba Damian, Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche für Deutschland

mm Nicht die Gläubigen »machen« die Kirche, sondern die Kirche »macht« Gläubige mittels der ihr anvertrauten Gaben, Gottes Wort und Sakrament. So verdankt sich die Kirche als congregatio sanctorum [Gemeinschaft der Gläubigen] ganz und gar dem Handeln und Reden Gottes, ist »creatura verbi divini« [Schöpfung des göttlichen Wortes]. Bischof i. R. Jobst Schöne

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mm Die Aussicht auf die Wiederkunft Jesu ist alles, was die gläubige Seele braucht, um in Schwierigkeiten, Anfechtungen und Nöten gestärkt und getröstet zu werden. Jeder wahre Gläubige lebt in der Erwartung und sehnsüchtigen Hoffnung auf das Kommen Christi. Jesu Wiederkunft zu ersehnen ist eine der deutlichsten Merkmale eines Gläubigen; denn mit dem Kommen Jesu vollendet sich Jesu Heilshandeln mit seiner Gemeinde; es ist die Erfüllung all dessen, woran wir glauben und worauf wir hoffen; es ist der Beginn des ewigen Lebens für diejenigen, die auf Christus hoffen und es ist das unwiderrufliche Ende aller Sünde. John Owen (1616–1683)

mm Das Wort Gottes ist kein Ohrenschmaus, sondern ein Hammer. Wer keine blauen Flecken davonträgt, soll nicht meinen, es hätte bei ihm eingeschlagen. Helmut Thielicke (1908–1986)

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Kirche auf dem Weg –– Kirche am Ziel Zu Offenbarung 7,7––17 Bernhard Bonkhoff

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ie große Schar, welche der Seher Johannes daherkommen sieht, ist keine Schar von Flüchtlingen; es sind keine vom Krieg Vertriebenen, die ihre Heimat verlassen mussten – die große Schar aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen sind Menschen, die endlich heimgekommen und angekommen sind. Obwohl ihre Herkunft, ihre ursprünglichen Heimatländer und Sprachen so ganz und gar verschieden sind, haben sie alle etwas, was sie ganz und gar eint: die weißen Kleider, die sie alle tragen? Ja, die auch. Aber diese weißen Kleider sind nicht die Hauptsache. Sind es die Palmzweige in ihren Händen? Ja, die auch. Und sie winken mit diesen Palmzweigen zur Mitte hin. Sind es die herrlichen Lobgesänge, die sie laut und fröhlich und volltönend singen? Ja, die sind es auch. Aber was diese große internationale, begeisterte Schar mit ihren herrlichen Lobgesängen eint, was bei ihnen in der Mitte der Mittelpunkt ist und was sie alle in Herz und Sinn tragen, das ist Er:

Bernhard Bonkhoff Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Ihr Heiland und Erlöser Jesus Christus, der vom Tode auferstandene, alle Macht in Händen haltende wiederkommende Herr. Ihm gilt ihr Lied, in welchem sie bekennen: »Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserem Gott und dem Lamm!« Und die Engel am Thron des Lammes stimmen mit ein. Und die vier Gestalten der Evangelisten und die Ältesten, die Presbyter aller Gemeinden rund um den Erdball stimmen in dieses Lob der Christenheit ein und singen weiter: »Amen, Lob, Preis und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen« (Offenbarung 7,10–12). Ich merke, wie meine Worte zu schwach und zu gering sind, um das angemessen zu fassen, was sich da ereignet, wenn die Christenheit heimkommt aus aller Gewalt, aus aller Not und allem Leid dieser Welt und Zeit, heim ins Vaterhaus. Wir erlebten im Jahr 2015 einen ungeheuren Strom von Flüchtlingen. Es sind Menschen, die ihre Heimat verlassen, weil Not, Gewalt und Tod sie bedrohen. Wir hören von ihnen. Wir sehen Bilder in den Nachrichten. Wir treffen sie in der Stadt. Aber wir kennen sie nicht. Wir haben Mitleid: Eine Welle von Anteilnahme äußert sich in Spenden und Gaben. Aber da und dort macht sich auch Angst breit, die sich in Ablehnung und sogar in Hass äußert. Wer sind diese? Ist uns aufgefallen, dass genau diese Frage hier in Offenbarung 7 auch schon gestellt wird. Und einer der Presbyter fing an und sprach: Wer OKTOBER 2016

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sind diese? »Wer sind diese, die mit den weißen ich nicht mehr fliehen vor Gott, sondern jetzt Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekom- darf ich heimkommen ins Vaterhaus, so wie es men?« (Offenbarung 7,13) Der Seher Johannes Jesus in seinem Gleichnis vom verlorenen Sohn kann keine Antwort geben: Ich kann es dir nicht erzählt. sagen, Presbyter, du Amtsträger der Kirche. Willst du auch dazugehören zu der großen »Mein Herr, du weißt es« (Offenbarung 7,14). Schar in den weißen Kleidern, die Gottes Lob Hoffentlich wissen es die Amtsträger der Kirche singen und nun heimkommen und eine einzige noch, was da vor sich geht, wenn Menschen aus weltweite Gemeinde bilden, in der der lebendiso vielen Völkern und Nationen, Herkunftslän- ge Herr der Mittelpunkt ist, dann reih dich ein dern und Sprachen in Scharen unterwegs sind und singe mit das Lob des Lammes. Jesus selbst zum lebendigen Gott, zum auferstandenen und »wird sie«, wie hier geschrieben steht, »weiden wiederkommenden Christus, wenn sie sich zum und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, Lobpreis des großen Gottes vereiund Gott wird abwischen alle Tränen und ihm zujubeln. Hören wir mm Willst du auch nen von ihren Augen« (Offenbaeinfach auf das, was der Älteste dazugehören zu der rung 7,17). auf diese Frage antwortet: Ja, wir müssen am Reformati»Diese sind’s, die gekommen sind großen Schar in den onstag bekennen: Wir haben nur aus der großen Trübsal und haben weißen Kleidern, die zu oft unsere Beziehungen zu Jeihre Kleider gewaschen und haben sus Christus schleifen lassen. Wir Gottes Lob singen ihre Kleider hell gemacht im Blut haben sein Wort gering geachtet. des Lammes« (Offenbarung 7,14). und nun heimkomWir haben Gottesdienste ausfallen Damit wir es besser verstehen, men und eine einzige lassen und haben nur noch an uns rede ich nun mal ohne dieses Bild gedacht. Wir haben Nebensächvom sich waschen im Blut des weltweite Gemeinde liches für wichtig gehalten und Lammes. Diese sind es, die ihren bilden, in der der Gott aus den Augen verloren. Schmutz, ihre belastete Vergan- lebendige Herr der Dabei sind unsere Herzen hart genheit losgeworden sind durch geworden, die Liebe zu Gott und Jesus Christus, der mit seinem Blut Mittelpunkt ist, dann den Menschen ist in vielen erkalein für alle Mal für unsere Schuld reih dich ein und tet. bezahlt hat, als er sein Leben hin- singe mit das Lob des Aber nun haben uns die Ereiggab am Kreuz von Golgatha. Sie nisse aufgerüttelt und wir werden alle sind mit dabei, wenn es heim- Lammes. gefragt: Was hält und was trägt wärts geht ins Vaterhaus. Diese dein Leben? Was tröstet dich? Was sind’s, die Jesu Wort gehört und angenommen wird mit deiner Schuld? Was wird einmal aus dir, haben: Dir sind deine Sünden vergeben. wenn Not, Leid und Tod an deine Tür klopfen? Am Reformationstag feiern wir kein altes Die Antwort auf all diese Fragen liegt niemals protestantisches Jubiläum, sondern etwas, das bei uns selbst. Darum lerne, auf den Einen zu heute gilt und Wert hat. Martin Luther hatte schauen, der von sich sagt: »Ich bin der Weg und nicht nur eine Lebens- und Überlebensfrage: die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Das zum Vater denn durch mich« (Johannes 14,6). war noch nicht die Reformation. Aber das war Wir dürfen mit dem Seher Johannes einen die Voraussetzung dazu. Wie kriege ich, ich Blick zum Ziel tun. Und da wird nicht ein schuldbeladener, verzweifelter Mensch, einen Fremder gefeiert, sondern der, den auch wir gnädigen Gott? unsern Herrn und König nennen, auf dessen Als Martin Luther auf diese Lebensfrage die Namen wir getauft sind, in dessen Wort und Antwort fand, da begann die Reformation. Nein, Geist wir leben und sterben können, und der einen gnädigen Gott kriege ich nicht durch uns erwartet. noch mehr gute Werke. Nein, Gottes Gnade Das ist Kirche, das ist Gemeinde, seine Gekann ich mir nicht kaufen durch Ablassbriefe meinde. Hier ist unser Platz. Hier werden wir oder Bußübungen in einem Kloster. Die Gnade gebraucht, wenn Gottes Lob gesungen wird im Gottes wird mir als Geschenk zuteil durch Jesus Gottesdienst, hier auf Erden und dort in Gottes Christus selbst. Mein Schuldschein wird an sein Reich. »Wir haben einen Gott, der da hilft, und Kreuz geheftet. Meine Last wird mir abgenom- den Herrn, der vom Tode errettet« (Psalm 68,21). men. Meine Sünde wird ausgetilgt. Das ewige Kirche, das sind nicht die da oben, wir sind Heil wird mir zuteil. Ich stehe nicht mehr im die Kirche. Kirche ist dort, wo Jesus Christus Gericht, sondern ich darf leben unter der Sonne ist mit seinem Wort. Kirche ist dort, wo gefeiert der Liebe Gottes. Habe ich das erkannt, so muss und bekannt wird. W INFORMATIONSBRIEF 300

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Die bleibende Bedeutung der Reformation Karl-Hermann Kandler

2017 feiert die lutherische Christenheit 500 Jahre Reformation. Im Unterschied zu früheren Reformationsjubiläen will sie dies aber in freundschaftlicher Verbundenheit mit anderen Konfessionen tun. Bedeutet das, dass im Grunde die Reformation kein Ereignis mehr nur für unsere Kirche ist? Ja, es stellt sich die Frage, ob sie überhaupt nötig gewesen sei. Was ist eigentlich die Reformation gewesen? War sie eine Erneuerung der Kirche Jesu Christi, war sie eine Rückführung zu ihren Ursprüngen – oder war sie eine Kirchenspaltung (wie die römisch-katholische Kirche sie häufig bezeichnet)? War gar Martin Luther der Gründer einer neuen Kirche? So wird er ja öfters, gar in den eigenen Reihen, genannt? Eines ist klar aus Luthers Schriften zu erkennen: Er wollte keine Kirchenspaltung, er wollte keine neue Kirche gründen. Ihm ging es allein darum, die Kirche Jesu Christi aus einer »babylonischen Gefangenschaft« herauszuführen hin zum Evangelium. Die Reformation hat ihren Ursprung in persönlichen Lebenserfahrungen Luthers. Vor allem an seine Erfahrungen im Kloster ist dabei zu denken. Wie viele seiner Zeitgenossen war er erfüllt von Angst vor dem strafenden Gott, vor Christus als dem Weltenrichter. So sehr das Spätmittelalter, vor allem das 15. Jahrhundert, erfüllt war von einer tiefen Frömmigkeit, so war diese Frömmigkeit bestimmt von Angst. Ihrer versuchte man Herr zu werden durch zahlreiche Stiftungen. Wie viele Altäre sind gestiftet worden! Im Freiberger Dom, um nur ein Beispiel zu nennen, sind von ca. 1500 (als der Bau des

Karl-Hermann Kandler Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Domes vollendet war) bis zur Einführung der Reformation 1537 mindestens 30 Altäre gestiftet worden. Dazu gehörte jeweils nicht nur der Altar als solcher, sondern verbunden war mit ihm auch die Bezahlung eines Priesters, eines Altaristen, der für den Stifter und seine Familie unablässig Messen abzuhalten und Gebete zu verrichten hatte – mit dem Ziel, dass der Stifter damit im Jüngsten Gericht einen sicheren Weg in den Himmel bekomme. Schon im romanischen Vorgängerbau des 1484 abgebrannten Domes gab es eine Fülle von gestifteten Kunstwerken. Sicher, nur die Begüterten konnten sich solche Stiftungen leisten, aber auch der einfache »gemeine« Mann konnte durch den Erwerb von Ablassbriefen sich die ewige Seligkeit sichern. Der Ablass war im 13. Jahrhundert aufgekommen. Die Bußleistungen, die der Priester dem Beichtenden als Bedingung für die Vergebung der Sünden auferlegte, konnten nun durch Geld abgelöst werden. Der Ablass versprach zwar nicht die Vergebung der Sünden, aber den Erlass der Sündenstrafen. Begründet wurde das damit, dass dem Ablass die »überschüssigen Verdienste Christi und der Heiligen« zugrunde liege. Die Kirche könne über diese verfügen. War der Ablass zunächst an Wallfahrten (wie die im Heiligen Jahr – zuletzt alle 25 Jahre) nach Rom oder auch zum Apostelgrab nach Santiago di Compostela gebunden, so konnte diese Wallfahrt bald durch Geldzahlungen abgelöst werden. Zeitgleich mit dem Ablass war die Lehre vom Fegefeuer als einer Zeit der Reinigung zwischen Tod und Jüngstem Gericht aufgekommen. Nun versprach man dem Gläubigen, dass der Kauf von Ablassbriefen ihn aus dem Fegefeuer rette bzw. seinen Aufenthalt in ihm verkürze. Dafür gab es feststehende Tarife. War das einkommende Geld zunächst vor allem für caritative Zwecke bestimmt, so zunehmend auch für Kriege (oft als Kreuzzüge deklariert) und für große Kirchenbauten (wie dem Petersdom in Rom). Schon vorher hatte Papst Urban II. 1096 den Teilnehmern am Kreuzzug versprochen, dass »jene Reise für alle Buße zugerechnet wird«. So war die spätmittelalterliche Kirche zu einer geldgierigen Institution geworden. Mit dem AblassOKTOBER 2016

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So sehr das Spätmittelalter, vor allem das 15. Jahrhundert, erfüllt war von einer tiefen Frömmigkeit, so war diese Frömmigkeit bestimmt von Angst. Ihrer versuchte man Herr zu werden durch zahlreiche Stiftungen. Wie viele Altäre sind gestiftet worden? Im Freiberger Dom waren es zum Beispiel von ca. 1500 bis 1537 mindestens 30.

brief konnte der Gläubige vor seinem Beichtvater erscheinen und ihm diesen präsentieren. Ihm war damit nach Beichte, Reue und Absolution die Bußleistung zu erlassen. Ende des 15. Jahrhunderts konnte man dann auch Ablassbriefe für die Verstorbenen erwerben. Bekannt geworden sind die Ablassmethoden des Dominikanerpaters Johann Tetzel: »Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seel mit einem Hui in den Himmel springt.« Der Ablass war aber auch immer umstritten. So verbot Kurfürst Friedrich der Weise Tetzel die Ablasspredigt im Kurfürstentum Sachsen. Doch Wittenberger, die sich außerhalb solche Briefe erworben hatten, präsentierten sie in Wittenberg dem Beichtvater Luther. Das war der Anlass für Luthers 95 Thesen gegen den Ablass vom 31. Oktober 1517. Rasend rasch für die damalige Zeit verbreitete sich ihr Inhalt in ganz Deutschland. Die Thesen stehen für den Beginn der Reformation. Luther ließ sich in den kommenden Monaten und Jahren nicht zu einem Widerruf bewegen. Vielmehr ging er Schritt für Schritt weiter. In seinen vier reformatorischen Hauptschriften von 1520 rechnete er mit dem System der spätmittelalterlichen Kirche radikal ab: »Von den guten Werken«; »An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung«; »De captivitate babylonica ecclesiae praeludium« (Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche. Ein Vorspiel) und »De libertate christiana« (Von der Freiheit eines Christenmenschen), die er übrigens Papst Leo X. widmete. In der ersten Schrift geht es um das christliche Handeln, um das Verhältnis von Glaube und guten Werken, also um die Bedeutung des Glaubens und seine Auswirkungen auf INFORMATIONSBRIEF 300

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das praktische Leben des Christen. Bis zu seinem Tode hat er daran festgehalten, dass nicht gute Werke, sondern allein der Glaube an Jesus Christus rechtfertigt, den Menschen Gott recht macht. In der zweiten Schrift wendet er sich an die römische Kurie. Sie habe die Gnadenmittel (Wort Gottes, Taufe, Buße und Abendmahl) in eine jämmerliche Gefangenschaft geführt – gleich der Gefangenschaft Israels einst in Babylon – und sie ihrer Freiheit beraubt. Sie stellt eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der scholastischen Theologie dar und erregt im päpstlichen Lager tiefes Entsetzen. Die dritte Schrift wendet sich an den Adel. Eine vom Papst beherrschte Kirche könne den Christen nicht mehr helfen. Schon jetzt übt er scharfe Kritik an dem Verhältnis von geistlicher und weltlicher Gewalt, wie es sich zu der Zeit darbot. Trotz des Prozesses, der in Rom gegen Luther lief, wandte er sich an die Inhaber weltlicher Gewalt (Kaiser, Fürsten, Herren und Städte) und erinnerte sie an ihre Verantwortung vor Gott. Die Geistlichen seien nicht in der Lage, die Kirche zu leiten und zu bessern. Er forderte die weltliche Obrigkeit zum Eingreifen auf. Er brach mit dem mittelalterlichen Verständnis von der Gewalt der Kirche in weltlichen Dingen. Die vierte Schrift ist die populärste geworden; in ihr geht es um die Freiheit. Luther meint da­ rin nicht so sehr die Freiheit von etwas, sondern Freiheit zu etwas. Bekannt sind die beiden Sätze am Anfang: »Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.« Entscheidungen im Leben soll der Christ im Glauben und in der Liebe treffen. Beides gehört zusam9


men. Christliche Freiheit besteht nicht in dem, wie wir sie heute kennen, sind ohne Luthers dass man tut, was man will, sondern im Dienst Reformation der Kirche nicht denkbar, auch am Mitmenschen im Vertrauen auf Gott. Die- wenn es schon in der Reformationszeit heftises Verständnis von Freiheit sollte auch heute ge Auseinandersetzungen zwischen ihnen gab; deutlich von uns Christen bezeugt und gelebt man denke an die Abendmahlsstreitigkeiten oder an das Taufverständnis. Eine Gemeinschaft werden. Zu seinen Überzeugungen hat Luther ge- der Kirchen und Glaubensgemeinschaften war standen. Weder der päpstliche Bann, der ihn aus nicht nur damals, sondern ist auch heute noch der Kirche ausschloss, noch die Acht, die nach nicht möglich. Es sind – vor allem damals und seinem mutigen Auftreten vor dem Reichstag in in den letzten Jahrzehnten – zahlreiche LehrgeWorms vom Kaiser verhängt worden war und spräche geführt worden, die jedoch im Grunde ihn für vogelfrei erklärte, haben ihn an seiner nur zu Kompromissformeln geführt haben und Überzeugung irre werden lassen, wenn ihn auch noch immer umstritten sind. Das gilt sowohl für immer wieder Zweifel und Anfechtungen über- die Leuenberger Konkordie (1973) wie auch kamen, die er aber als Teufelswerk ansah. für die Gemeinsame Erklärung zur RechtfertiAm wichtigsten war und gungslehre mit der römisch-kablieb ihm zeitlebens die Ver- mm Leider gibt es immer tholischen Kirche (1999) oder kündigung des Evangeliums noch den Ablass, auch auch für Vereinbarungen mit von Jesus Christus. Dies hat er Anglikanern, Methodisten und gepredigt, dieses hat er in sei- wenn er heute kein m Baptisten. Dass aber heute ein nen Vorlesungen an der Uni- finanzielles Geschäft friedliches Nebeneinander und versität gelehrt, dieses hat er mehr darstellt. Aber m manchmal sogar ein Miteinanin seinen zahlreichen Schriften der möglich ist, ist schon viel und Briefen immer wieder ver- die »guten Werke« als und sollte nicht klein geredet treten. So ist es zur Reformati- Bedingung für die Gülwerden. Aber noch immer gilt on der Kirche gekommen. es festzuhalten an der Alleintigkeit der Vergebung Diese Reformation wurde gültigkeit der Heiligen Schrift, ein Weltereignis. Schon zu sei- werden noch ­heute m an der Realpräsenz (wirklichen ner Zeit breitete sich die Refor- gefordert. Angesichts Gegenwart) des Leibes und mation in vielen Ländern aus, Blutes Jesu Christi unter Brot in Deutschland, in den skandi- dieser Unterschiede und Wein im Abendmahl, an navischen Ländern, aber auch bleibt die Bedeutung m der bedingungslosen Gnade, in Ländern, in denen später die der Reformation m die immer unserem Glauben Gegenreformation sich weithin zuvorkommt (darum die Kindurchsetzen konnte, jedoch erhalten. dertaufe). Die ökumenische fast immer mit Gewalt. Gerade Bewegung hat die Kirchen ei­ dadurch unterscheidet sich die Reformation von nander näher gebracht. Gott sei Dank! Als 1980 der Gegenreformation. Aber es blieben kleine an das vor 450 Jahren verfasste und auf dem Gemeinden, die sich gegen allen Widerstand Reichstag zu Augsburg überreichte Augsburger und gegen alle Verfolgungen erhalten haben. Bekenntnis feierlich gedacht wurde, hoffte man Auch wurden reformatorische Überzeugungen, gar, der Papst könne dieses Bekenntnis als wahangeregt von Luther, mehrfach vertreten. Die res, christliches Bekenntnis anerkennen. Dazu schweizerische Reformation (Zwingli, Calvin) ist es nicht gekommen, aber es konnten römischist ohne Luther nicht denkbar. Ebenso die eng- katholische und evangelisch-lutherische Theolische Reformation, die freilich aus einem seltsa- logen gemeinsam einen Kommentar zu diesem men Grund – der vom Papst nicht anerkannten Bekenntnis herausgeben: »Bekenntnis des einen Scheidung König Heinrichs VIII. – zustande Glaubens«, und ein römisch-katholischer Theokam. Überall ging es um die Grundforderung, loge konnte Luther gar »Vater des Glaubens« dass allein der Glaube an Jesus Christus maß- nennen. Die römisch-katholische Kirche hat geblich ist, so wie es in der Heiligen Schrift sich nach der Zeit der Gegenreformation erhebgeschrieben steht. Das viermalige solus (allein) lich gewandelt und Erkenntnisse der Reformawird – wenigstens prinzipiell – auch in den an- tion aufgegriffen, so etwa die Bedeutung der deren auf die Reformation zurückgehenden Kir- Heiligen Schrift für den Christen. Aber es bleichentümern festgehalten: solus Christus, sola ben Unterschiede. Auch in der Bedeutung der scriptura, sola fide, sola gratia (allein Christus, Rechtfertigung des Sünders sind wir einander allein die Heilige Schrift, allein durch den Glau- näher gekommen (selbst wenn die Gemeinsame ben, allein aus Gnaden). Selbst die Freikirchen, Erklärung keine Übereinstimmung brachte). 10

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Doch die Stellung des Papstes oder die Marien- und Heiligen-Verehrung trennen uns noch immer, ebenso das Verständnis vom Heiligen Abendmahl; sieht doch die römisch-katholische Kirche es als ein Opfer an, das die Kirche Gott darbringt. Leider gibt es immer noch den Ablass, auch wenn er heute kein finanzielles Geschäft mehr darstellt. Aber die »guten Werke« als Bedingung für die Gültigkeit der Vergebung werden noch ­heute gefordert. Angesichts dieser Unterschiede bleibt die Bedeutung der Reformation erhalten. Bis zur Zeit der Aufklärung (Ende des 18. Jahrhunderts) galt das Prinzip des eius regio – eius religio (wessen das Land, dessen Religion gilt). Die Folge war die Verfolgung von Christen, die der herrschenden Religion nicht angehörten. Freilich brachte der Westfälische Frieden zumindest die Möglichkeit des Auswanderns für die Christen, die sich zu einer anderen Konfession bekannten, doch blieben über Jahrhunderte hinweg die (fast) geschlossenen Kirchentümer erhalten. Die mit der Aufklärung einhergehende Vergleichgültigung des Glaubens führte letztlich zu einer Relativierung der Kirchenbindungen. Das zeigt sich in der massiven Verweltlichung. Die Zahl der Kirchgänger nahm rasant ab, die Sakramente wurden immer weniger begehrt. Die lutherische Erweckungsbewegung Anfang des 19. Jahrhunderts konnte den geistlichen Verlust, den die Aufklärung gebracht hatte, nicht völlig wieder gut machen. Zwar blieb noch bis 1918 der Einfluss der Kirchen im öffentlichen Leben erhalten, doch verwurzelt war dieser Einfluss nicht mehr und nahm dann nach der Revolution von 1918 rapide ab. Es kam zu einer Reihe von Kirchenkämpfen: 1918–1920; nach 1933; in der DDR nach 1945; auch jetzt erleben wir immer wieder Angriffe gegen die Kirchen. Was hat das mit der bleibenden Bedeutung der Reformation zu tun? Wird sie nicht geradezu nebensächlich? Erleben wir nicht gegenwärtig eine Selbstsäkularisierung des Christentums, seine Verweltlichung? Sind uns nicht andere Weltanschauungen überlegen? So dachte es zumindest die sozialistisch-kommunistische wie auch die nationalsozialistische Ideologie. Ist uns vielleicht heute gar der Islam überlegen, dessen Einfluss bei uns immer größer wird und auf den in einer bisher nicht gekannten angeblichen Toleranz Rücksicht genommen wird? Gerade da bleiben die Erkenntnisse der Reformation unverzichtbar und erweisen ihre bleibende Bedeutung. Gegenüber einer bis in das Zentrum unserer Kirche eingedrungenen Gleichgültigkeit gegenüber der Heiligen Schrift, die vom Zeitgeist geprägt ist, von dem also, INFORMATIONSBRIEF 300

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Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch in Deutschland 1980. Als 1980 an das vor 450 Jahren verfasste und auf dem Reichstag zu Augsburg überreichte Augsburger Bekenntnis feierlich gedacht wurde, hoffte man, der Papst könne dieses Bekenntnis als wahres, christliches Bekenntnis anerkennen. was man heute so denkt, bleibt es dabei, dass die Heilige Schrift allein Regel und Richtschnur für den Christen sein muss. Nur Christus allein ist das Licht der Welt. Es kann aber nicht jeder nach seiner Fasson selig werden! Der Gleichgültigkeit in theologischen Fragen gilt es zu wehren, so wie es die Leuenberger Konkordie – nicht nur in der Abendmahlsfrage – ebenso erkennen lässt wie die Gemeinsame Erklärung zu Rechtfertigungslehre, die nicht das »allein durch Gnaden« bzw. Luthers Beschreibung des Christen als »simul iustus ac peccator« (sowohl Gerechter als auch Sünder) festhält. Christus allein! Also keine Religionsvermischung unter dem Deckmantel einer Toleranz, kein Christus und Mohammed; denn wir glauben eben nicht alle an den gleichen Gott! Das gilt ebenso für die ethischen Fragen unserer Zeit, wie Abtreibung, Ehe zwischen Gleichgeschlechtlichen und andere Aufweichungen der Ehe und Familie, ebenso der Frage nach einem selbstbestimmten Tod, der Frage nach dem 11


In der Gestaltung der Frömmigkeit hat die Reformation wesentliche Veränderungen herbeigeführt. So steht der Gottesdienst mit der Wortverkündigung und der Spendung der Sakramente im Mittelpunkt kirchlichen Lebens. Die Wortverkündigung stand in der römischkatholischen Kirche nicht im Mittelpunkt, vielfach wurde überhaupt nicht gepredigt. Da hat sich inzwischen viel geändert – das ist Wirkung der Reformation!

Alleinanspruch des Staates auf die Erziehung der Kinder (wie wir ihn schon vom nationalistischen als auch kommunistischen Sozialismus kennen). Hier gilt es festzuhalten, dass bei aller berechtigten Trennung von Staat und Kirche es Aufgabe der Kirche, der Christen bleibt, ein Wächteramt auszuüben und den Staat in seine Grenzen zu weisen und dem Zeitgeist zu widerstehen. Da sollte auch Luthers »Hier stehe ich, ich kann nicht anders« gelten. Es stimmt schon, dass wir heute nicht so sehr die Islamisierung Deutschlands als vielmehr seine Entchristlichung zu beklagen haben. Das klare Bekenntnis der Christen ist in der Öffentlichkeit geboten. Die Reformation hat die Bedeutung des Gewissens hervorgehoben, eines Gewissens, das an das Evangelium gebunden ist, so wie es Luther auf dem Reichstag zu Worms gezeigt hat. Für das Leben des Christen hat Luthers so genannte Zwei-Reiche-Lehre erhebliche Bedeutung. Wohl ist Gott Herr beider Bereiche, Herr der Welt und Herr der Kirche. Aber beide Bereiche sind klar zu unterscheiden. In der Welt herrscht notfalls Gewalt, um das Recht durchzusetzen und aufrecht zu erhalten. Aber die Kirche ist bestimmt vom Evangelium. Um ein Beispiel zu bringen: 1989 hat in der DDR eine friedliche Revolution stattgefunden, die manche gar eine »protestantische Revolution« genannt 12

haben. Zweifellos war es die Kirche, waren es Christen, die damals unter dem Ruf »Keine Gewalt« entschlossen zum Untergang des Sozialismus beigetragen haben. Sie mussten damals eine Stellvertreterrolle einnehmen, weil die DDR-Staatsführung zum Handeln nicht mehr fähig war. Die Kirche hat hier die Freiheit eines Christenmenschen anderen zum Besten ausgeübt. Doch als dann geordnete Strukturen geschaffen waren, musste die Kirche wieder vom politischen Geschäft zurücktreten, doch waren und blieben Christen aufgefordert, als Christen in christlicher Freiheit politische Verantwortung zu übernehmen – in Verantwortung vor Gott und den Menschen. Für Luther und die Reformatoren überhaupt war Gerechtigkeit ein wichtiges Thema. Es geht um die Gerechtigkeit vor Gott, um ein gottgerechtes Leben. Im weltlichen Bereich ist, wie gesagt, notfalls Gewalt auszuüben, ist der Sünder zu strafen, aber im geistlichen Bereich kann es Vergebung geben – nach Reue und Buße. So sehen wir, wie auch heute die aus der Heiligen Schrift gewonnenen Lehren der Reformation für uns zentrale Bedeutung behalten. Um es wieder an einem Beispiel zu verdeutlichen: Wir mussten nach 1990 erkennen, in welch entsetzlicher Weise das Ministerium für Staatssicherheit die Bürger ausspioniert und dabei versucht hat, OKTOBER 2016

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alle Gebiete des gesellschaftlichen Lebens im geist fordert, dann sind wir überflüssig. Wenn in Sinne des Marxismus-Leninismus zu bestim- der Diakonie gegenwärtig vielfach Nichtchrismen, selbst die Kirchen (übrigens auch in der al- ten tätig sind, wo bleibt da die Erkenntnis, dass ten Bundesrepublik!). Die ungeheure Zahl von uns die Liebe Christi treibt? Wenn gefordert hauptamtlichen und von informellen Mitarbei- wird, an Juden und Muslimen keine Mission zu tern in Ost und West, die immense Anzahl von treiben, wo bleibt da der Befehl Jesu an seine gespeicherten Daten sind noch Apostel und damit an seine Kirheute erschreckend. Damals mm Die Frömmigkeit in che, alle Völker, alle Menschen war zu entscheiden, ob sie ver- unserer Kirche hat erheb- zu lehren und sie anzuhalten, nichtet oder erhalten und ausdas zu tun, was er ihnen aufgegewertet werden sollten. Es gab lich nachgelassen, die tragen hat (Matthäus 28,19f.)? maßgebliche Stimmen, gerade Kenntnis der GlaubensWo bleibt die Gültigkeit der unter Christen, die überzeugt Jesu, er allein sei wahrheiten ist auf einem Selbstaussage waren, blieben sie erhalten und der Weg, die Wahrheit und das würde ihr Inhalt bekannt, so Tiefpunkt. Worum geht Leben, und dass niemand zum würde dies zu Mord und Tot- es heute in vielen Predig- Vater komme als allein durch schlag führen. Dazu ist es nicht ihn (Johannes 14,6)? Es ist wiegekommen. Selbst wenn die ten? Steht nicht die Evan- der der Ruf der Reformation Zahl der Reuigen gering war, geliumsverkündigung, zur Gültigkeit der Aussagen der so kam es doch zu Ausspra- dass Jesus Christus allein Heiligen Schrift. chen, die zu einer Versöhnung Vielfach beschwert Chrisunser Retter und Heiland ten, dass die Bibelauslegung und zur Vergebung führten. In der Gestaltung der Fröm- ist, längst hinter ethisch- durch die historisch-kritische migkeit hat die Reformation moralischen Aufrufen Forschung bestimmt ist. Siwesentliche Veränderungen her­cher, dazu hat schon Luther beigeführt. So steht der Got- an zweiter Stelle? Sind ein wenig beigetragen. So hat tesdienst mit der Wortverkün- nicht vielfach politische er vom Jakobusbrief gesagt, er digung und der Spendung sei eine »stroherne Epistel«, Predigten zu hören? Da der Sakramente im Mittelpunkt und dass die biblischen Schrifkirchlichen Lebens. Die Wort- bleibt es die Bedeutung ten danach zu bewerten wären, verkündigung stand in der rö- der Reformation, uns zu- ob sie »Christus treiben«. Doch misch-katholischen Kirche nicht eben dies ist der Maßstab für im Mittelpunkt, vielfach wur- rückzurufen zum »allein alle Bibel­auslegung! Sicher, die de überhaupt nicht gepredigt. aus Gnaden, allein durch historisch-kritische Forschung Da hat sich inzwischen viel das Wort«! kann uns helfen, vieles besser zu ­geändert – das ist Wirkung der verstehen, uns das Umfeld der Reformation! Sicher haben wir biblischen Aussagen zu erhelnicht das Recht, uns über andere zu erheben. len, aber die Kritik darf nie das Zentrum treffen, Die Frömmigkeit in unserer Kirche hat erheb- eben das, was Christum treibet. Wenn einem lich nachgelassen, die Kenntnis der Glaubens- eine Bibelstelle unverständlich ist, dann suche er wahrheiten ist auf einem Tiefpunkt. Worum eine andere, die sie erläutert, denn die Heilige geht es heute in vielen Predigten? Steht nicht Schrift legt sich selbst aus. Die bleibende Bedeudie Evangeliumsverkündigung, dass Jesus Chris- tung der Reformation zeigt sich auch darin, dass tus allein unser Retter und Heiland ist, längst sie zur rechten Schriftauslegung anleitet. hinter ethisch-moralischen Aufrufen an zweiter Wenn wir 2017 an den Beginn der ReformaStelle? Sind nicht vielfach politische Predigten tion vor 500 Jahren erinnern und diese Erinnezu hören? Da bleibt es die Bedeutung der Re- rung feiern, dann sollte nicht Luther im Mittelformation, uns zurückzurufen zum »allein aus punkt stehen, sondern die biblische Botschaft, Gnaden, allein durch das Wort«! das Evangelium, die Rechtfertigung des SünMüssen uns nicht die immer weniger auf- ders allein aus Gnaden um Christi willen. Wenn gesuchten Gottesdienste, die nach wie vor er- wir das mit Christen anderer Konfessionen tun schreckende Zahl von Kirchenaustritten deut- können, so ist das Anlass zu großer Freude und lich machen, dass nicht eine liberale Kirche, die Dankbarkeit gegenüber Gott. Aber eine geden Leuten nach dem Munde redet, geboten meinsame Feier darf nicht dazu führen, dass ist, sondern die klare Bezeugung des Evangeli- wir die Erkenntnisse der Reformation um einer ums? Wenn in unseren Kirchen genau das gesagt falsch verstandenen Toleranz verschweigen oder wird, was die Medien verbreiten, was der Zeit- vergleichgültigen. W INFORMATIONSBRIEF 300

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Die Zeit ist kurz Kirche in der Endzeit Ein Vermächtnis Hans Lachenmann

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as Vermächtnis will nur nachdenken, wo ich heute stehe mit den drei Tempi Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die wichtigste Nachricht aus der Vergangenheit ist die Botschaft, dass unser Universum nun 13,7 Milliarden Jahre alt ist, wahrscheinlich sogar noch älter. Edwin Hubble hatte 1929 aus der Rotverschiebung im Spektrum entfernter Galaxien die Ausdehnung des Universums erkannt und dessen Anfang im »Big Bang« (Urknall). Das bisher in einem Punkt versammelte Universum begann, sich in Raum und Zeit zu bewegen. Ein »schwaches anthropisches Prinzip« (seit 1961) zeigt, wohin das Universum zielt, dass es ohne Existenz eines Beobachters nicht sein könnte, und ein »starkes anthropisches Prinzip« (seit 1973), dass die vier Naturkonstanten von Anfang so genau eingerichtet sind, und so exakt wirken, dass es zum Menschen kommen muss, auch wenn dies 13,7 Milliarden an Jahren bedarf. Das sind lauter Zahlen, die unser Vorstellungsvermögen weit überschreiten: die Million mit sechs Nullen und weit mehr mit neun Nullen die Milliarde. Wo sind wir einzuordnen, die wir doch die Zeitlinie des Universums fortsetzen? Unser Vorstellungsvermögen geht allenfalls zurück zu den Anfängen des »homo sapiens« bei 50 000 Jahren. Von den 13,7 Milliarden ist das eine zu vernachlässigende Größe. Zusammen mit den allenfalls vier- bis fünftausend Jahren der ersten Schriftkulturen (Akkad, Babylon) im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris leben wir »in der Endzeit« und zwar hauchdünn an deren Ende, kaum wahrnehmbar. Ist da eine

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weitere Entwicklung des Universums überhaupt denkbar? Dies alles ist Vergangenheit. Es ist unsinnig, sich aufzumachen, um weitere bewohnte Gestirne und Planeten zu entdecken, die man sogar besuchen und besiedeln kann. Versuche in dieser Richtung blieben erfolglos. Vielleicht für Liebhaber von science fiction. Vor uns liegt die Zukunft. Auch sie ist nicht vermessen, sondern ein Überraschungsfeld. Paul Schütz sagt: »Das Urchristliche kommt von vorne.« Nun gilt: »Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden« (2.Korinther 5,17). Dämme brechen, und das Meer der Gotteswelt überspült das Universum, die kleine rebellische Insel. Wir leben in der Gegenwart auf dieser rebellischen kleinen Insel. Hier das Kreuz von Golgatha. Hier das leere Grab des Auferstandenen. Hier sammelt sich eine Schar von Jüngern. In der Gegenwart erleben wir hier die schrecklichsten Kriege, Katastrophen, Völkermorde und Verbrechen, ein dramatisch zunehmendes Chaos, dem keiner wehren kann. Noch sieht man vom schwarzen Weltraum aus auf den in allen Farben strahlenden Planeten. Könnte es nicht sein, dass er die leuchtende Spitze ist, da sich Universum und Gotteswelt berühren? Wenn darauf Menschen ihren Gottesdienst halten, beten sie »Herr, erbarme dich« und singen »Christ ist erstanden«. Sie hören die apostolische Kunde: »Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts« (Römer 13,12). Keine kühnen Weltverbesserer sind sie, doch wo sie sind, geschieht durch sie in der großen Notzeit Barmherzigkeit und Freundlichkeit. Im 13,7 Milliarden Jahre weiten Universum zeigt sich am Ende das Ergebnis: der kleine Planet und der Mensch. Das letzte Ziel aller Dinge und aller vergangenen Milliarden aber heißt: »Dann aber ist Gott alles in allen« (1.Korinther 15,28). Um dieses Vermächtnis zu verstehen, müssen wir ein anderes Format kennen. Es sind die Gliedkirchen der neuen Evangelischen Kirche in OKTOBER 2016

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Deutschland, denen sich die meisten Landeskirchen angeschlossen haben. Die EKD hat einen Weg gefunden, im fünfhundertsten Jahr der Reformation das reformatorische Erbe zu erhalten und ihre gesellschaftliche Bedeutung zu stärken. Die verschiedenen »Orientierungshilfen« suchten vor allem die Ablösung der veralteten Sexual­ethik. Betroffene, die jede Form von Diskriminierung anderer »Lebensformen« ablehnen, kämpfen schon längere Zeit für ­volle Geschlechtergleichheit. Ihre Forderungen können sie – bis zur faktischen Auflösung der im Wege stehenden Verfassung – durchsetzen. Der Kulturkampf ist noch unentschieden und soll auch hier nicht behandelt werden. Es geht um die Folgen für die Einheit der EKD. Es sieht nun so aus, dass eine Art »Entente cordiale« entstanden ist zwischen EKD und den linken Parteien. So wirbt der neue EKD Vorsitzende in der Öffentlichkeit für die Linksparteien, die er zu unterstützen bittet, einschließlich der Gender-Mainstreaming Ideologie, die durch ein EKD eigenes Institut gefördert wird, und warnt vor der AfD, die er als für Christen nicht wählbar ausschließt: ein Novum für das christliche Bischofsamt. Wer Näheres erfahren will, dem kann man am Besten den Grundlagentext der EKD empfehlen mit dem Titel »Rechtfertigung und Freiheit«, begleitet von einer »Ad hoc Kommission« mit bedeutenden Namen. Der Grundlagentext präsentiert zwei Texte: Text und Kontext. Im Text steht die Rechtfertigungslehre im Mittelpunkt. Hauptaussage ist, dass Gottes Liebe so groß ist, dass er keinerlei Vorleistungen duldet. Der Mensch wird vollständig von allem befreit, nicht nur von den begangenen, sondern auch den unvermeidlich kommenden Sünden. Zum Text kommt nun der »Kontext«. Wer denkt, das sei eine Hilfe, um den Text besser zu verstehen, wird bald erfahren, dass es sich um Entmythologisierung handelt. Ein unüberwindlicher Graben steht dem Verstehen der biblischen Heilsereignisse im Weg. Sie werden einfach als Fehlleistungen gelöscht und durch das ersetzt, was unsere Zeit weiß oder wissen soll: Gleichheit, »alle gegen Rechts«, Geschlechtergerechtigkeit, Vielfalt aller Religionen und Konfessionen etc. Auch Bultmann verlangte die Entmythologisierung und ersetzte die Auferstehung Jesu Christi durch das »Kerygma«, das zum neuen Selbstverständnis hilft. Damals der Existentialismus von Martin Heidegger, diesmal eine politische Großwetterlage, die bestimmt ist von Pluralismus, Vielfalt, mehr Freiheit, zugleich auch Forderung von Globalisierung im Hinblick auf den bedrohten Frieden und die zerstörte Natur. INFORMATIONSBRIEF 300

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Die »Salzburger Erklärung« der I­ nternationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften vom 6. September 2015, die über alle k­ onfessionellen Grenzen hinausgeht, sich an alle Menschen ­richtet, erklärt zu Recht die Genderideologie zur schlimmsten und zugleich dümmsten Bedrohung des Menschseins und verlangt deren Verurteilung. Das Lutherverständnis von »Rechtfertigung und Freiheit« bekam scharfe Kritik: »das langweiligste Lutherbuch«. Wer das Lutherbuch des Calwer Verlags von Rainer Köpf »Ich komm, weiß wohl woher. Eine Reise zu Martin Luther« (3. Auflage 2015), liest, kann unterscheiden wo Reformation lebt und wo nicht. Globalisierung ist im Universum nur eine kleine Provinz. Was heute mit unserer Kirche geschieht, ist die schwerste Krise seit der Reformation. Da gehen die Risse durch unsere Landeskirchen, unsere Gemeinden, durch viele Familien. Es regt sich etwas, vor allem bei der »Salzburger Erklärung« vom 6. September 2015, die über alle konfessionellen Grenzen hinausgeht, sich an alle Menschen richtet, zu Recht die Genderideologie als die schlimmste und zugleich dümmste Bedrohung des Menschseins erklärt und deren Verurteilung verlangt. Nun ist es doch ein größeres Vermächtnis geworden. Mein erstes Buch hatte den Untertitel »Skizze einer universalen Theologie«. Und zwar deshalb, weil die Bibel ohne diese Perspektive nicht sein kann. Ich empfehle, Paul Schütz zu lesen, aber auch Adolf Schlatter, Karl Heim, Friedrich Christoph Oetinger. Wir haben alle noch viel zu lernen. Eines haben wir schon. Nach dem Psalmgebet singen wir: »Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Amen.« W 15


Reformation in der Kirche 1517 und 2017

Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Reinhard Slenczka

Die Unterscheidung und der Zusammenhang der beiden Reiche Unverständige behaupten immer wieder, die so genannte lutherische Zwei-Reiche-Lehre sei die Ursache für einen politischen Konservativismus. In dieser Sicht wird dieses Thema verstanden als theologische Theoriebildung mit politischen Konsequenzen, die man für verhängnisvoll hält. In ähnlicher Weise wird auch ein biblisch begründeter theologischer Sachverhalt wie »Schöpfungslehre« politisch disqualifiziert. Dazu ist lediglich festzustellen, dass einerseits theologische Grundkenntnisse fehlen und dass andererseits Politik als Kriterium für rechte und falsche Theologie angesehen wird, nicht aber das Wort und Wirken Gottes. Wenn man versteht, um was es bei diesem nicht erst von Luther, sondern vor allem von Augustin in seinem großartigen Werk »De Civitate Dei« (»Vom Reich Gottes«) aber auch von Calvin in seiner Institutio (III, 19,15f.; IV, 20) nach dem biblischen Zeugnis gelehrt wird, dann ist grundlegend festzuhalten: Bei den beiden Reichen geht es nicht vordergründig um das Verhältnis von Staat und Kirche oder Kirche

Reinhard Slenczka Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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und Politik, sondern es geht um Herrschaftsweisen Gottes, also um das, was Gott tut und wie er handelt. Wenn Jesus vor Pilatus erklärt: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt«, wird nicht nur etwas beschrieben, sondern es geschieht etwas: Der Unterschied zwischen dem Reich Christi und dem Reich des Welt bricht gegenüber der weltlichen Macht auf. Die weltliche Macht und Obrigkeit beruhen auf Waffengewalt. Die Königsherrschaft Christi aber beruht auf der Wahrheit Gottes: »Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme« (Johannes 18,36f.). Das ist keine gesellschaftspolitische Theorie, sondern ein Geschehen, das sich ebenso wie in den zuvor behandelten Unterscheidungen seit der Menschwerdung, dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi in dieser Welt vollzieht. Luther hat dieses Thema immer wieder in seinen Schriften behandelt, vor allem aber in der Schrift mit dem bezeichnenden Titel »Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei« (1523). Es ist nun zu beachten, dass der Ansatzpunkt für die Behandlung dieses zu allen Zeiten aktuellen Themas eine Fehlanzeige in Theologie und Kirche war: »Es hatte niemand gelehrt noch gehört, wusste auch niemand etwas von der weltlichen Obrigkeit, woher sie komme, was ihr Amt oder Werk wäre oder wie sie Gott dienen sollte.«1 Hier wird der für alles weitere entscheidende Punkt sichtbar: Es geht darum, dass auch die weltliche Obrigkeit »Dienerin Gottes dir zugut« (Römer 13,4) ist, und damit wird der päpstliche politische Machtanspruch scharf zurückgewiesen: »Also war dazumal der Papst und die Geistlichen alles in allen, über allen und durch alle wie ein Gott in der Welt, und lag die weltliche Obrigkeit im Finstern, verdrückt und unbekannt.«2 OKTOBER 2016

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Gott handelt also sowohl durch die weltliche wehrende und die Guten schützende StrafgeObrigkeit und Schwertgewalt wie auch durch walt auf der einen Seite und die den Menschen die geistliche Vollmacht mit den Mitteln von heiligende und erneuernden Mittel von Wort Wort und Sakrament. Das Schwert ist deshalb und Sakrament, durch die der Geist gegeben nötig, weil die Welt und die Menschen unter wird, der den Glauben schafft. der Herrschaft des Bösen stehen. Es hat also die Aber auch die Grenze wird klar: »Man muss Aufgabe, die Guten zu schützen und die Bösen Gott mehr gehorchen als den Menschen« (Apostel­ zu strafen (Römer 13,3f.). Die Aufgabe ist prä- geschichte 4,19; 5,29); aber Ketzerei kann man ventiv, also verhindernd und zurückhaltend. nicht mit dem Schwert bestrafen, denn das ist Die Welt wird dadurch nicht besser gemacht eine geistliche Sache. »Denn ob man gleich alle oder zum Paradies. In geistlichen Mitteln aber Juden und Ketzer mit Gewalt verbrennte, so ist wirkt der Heilige Geist erneuund wird doch keiner dadurch ernd und umwandelnd in den mm Probleme entstehen zu überwunden und bekehrt.«4 Herzen der Menschen, indem allen Zeiten, in der ReforProbleme entstehen zu aler das Gesetz in das Herz gibt, len Zeiten, in der Reformaauch wenn Christen nach der mationszeit ebenso wie in tionszeit ebenso wie in unseTaufe bleibend in der Span- unserer Zeit, wenn weltlirer Zeit, wenn weltliche und nung zwischen dem alten che und geistliche Macht geistliche Macht vermischt Menschen im Fleisch der Sünwerden. de und dem neuen Menschen vermischt werden: Also Dann nämlich, wenn der nach dem Geist Gottes leben wenn der Staat meint, Leh- Staat meint, Lehre und Lei(Römer 6–8): »Sintemal alle tung der Kirche übernehmen re und Leitung der Kirche Welt böse ist und unter tausend zu müssen und wenn umgekaum ein rechter Christ ist, so übernehmen zu müssen kehrt kirchliche Amtsträger würde eines das andere fressen, und wenn umgekehrt meinen, ein politisches Manso dass niemand könnte Weib dat ohne dazu gewählt zu und Kind ziehen, sich nähren kirchliche Amtsträger mei- sein, auf der Kanzel und in und Gott dienen, und so würde nen, ein politisches Mandat der Öffentlichkeit ausüben zu die Welt wüst. ohne dazu gewählt zu sein, dürfen, um ihre Vorstellungen Darum hat Gott zwei Revon einem Paradies auf Erden giment verordnet, das geist- auf der Kanzel und in der durchzusetzen. In beiden Fälliche, welches fromme Leute Öffentlichkeit ausüben zu len liegt die Erscheinung einer und Christen macht durch den dürfen, um ihre Vorstellun- Staatskirche vor, wenn im ersHeiligen Geist unter Christus, ten der Staat die Position der und das weltliche, welches Un- gen von einem Paradies auf Kirche übernimmt, wie das in christen und Bösen wehrt, dass Erden durchzusetzen. Diktaturen häufig geschieht, sie äußerlich müssen Frieden und wenn andererseits kirchlihalten und still sein […] che Instanzen als Instrumente gesellschaftspoliWenn nun jemand wollte die Welt nach dem tischer Aktivität auftreten. Evangelium regieren und alles weltliche Recht Die Ursache liegt in beiden Fällen darin, und Schwert aufheben und vorgeben, sie wären dass das erhaltende, vor der Selbstzerstörung alle getauft und Christen, unter welchen das des Menschen schützende Handeln und Mittel Evangelium will kein Recht noch Schwert haben Gottes nicht geachtet wird, und dass andererund dass das auch nicht nötig ist, lieber bedenke, seits die Wirkung der heiligenden und rettenden was würde derselbe machen? Er würde den wilden Mittel des Heiligen Geistes in ihrer Wirkung bösen Tieren die Bande und Ketten lösen, dass sie nicht geachtet wird. W jedermann zerreißen und beißen […] Wo aber das geistliche Regiment allein regiert über Land und Leute, da würde der Bosheit der Zaum losgelassen und aller Büberei Raum gegeben. Denn die gemeine Welt kanns nicht annehmen noch verstehen […]«3 Es gibt also zwischen den beiden Reichen und Regimenten, das sind die Regierweisen Gottes, die Gemeinsamkeit, dass sie beide auf 1) WA 30, II, 109,4f. »Vom Krieg wider die Türken«, 1528. 30, II, 109,20f. Gottes Ordnung und Befehl gegründet sind. 2) WA 3) WA 11,251. Verschieden aber sind die Mittel: Die den Bösen 4) WA 11,269. INFORMATIONSBRIEF 300

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»Herzlich lieb hab ich dich, o Herr. Ich bitt, wollst sein von mir nicht fern mit deiner Güt und Gnaden« Über Martin Schalling den Älteren und den Jüngeren: Vater und Sohn Walter Rominger Annäherung an Martin Schalling den Jüngeren Zwei, zweifelsohne beides selbst international geschätzte Choräle, genießen in unserer Familie, besonders bei meinen Eltern, großes Ansehen; zum einen der Choral Joachim Neanders (1650– 1680): »Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren«,1 der anlässlich ihrer kirchlichen Trauung vor nunmehr bald 60 Jahren vom Kirchenchor als Choralkantate von Helmut Walcha aufgeführt wurde; zum andern der von Martin Schalling dem Jüngeren (1532–1608) gedichtete Choral: »Herzlich lieb hab ich dich, o Herr«,2 der das Lieblingslied meiner Mutter war und schon deshalb bei ihrer Beerdigung gesungen wurde – übrigens auch das Lieblingslied, wie sie zu erzählen wusste, ihres geschätzten Konfirmators und das des »ersten Pietisten«, Philipp Jakob Spener (1633–1705)3 und dessen dritte Strophe als Schlusschoral von Johann Sebastian Bachs (1685–1750) weltbekannter »Johannespassion« (1723) große Bekanntheit erlangte.

Martin Schalling der Ältere und der Jüngere Unter den beiden Martin Schallings, des Vaters und des Sohnes, ist der Jüngere der beiden der Bekanntere, was wohl auch mit diesem Choral zusammenhängen dürfte, wiewohl auch dem Jüngeren der beiden Schallings kein überragender Bekanntheitsgrad mehr zukommen dürfte, selbst unter kirchlich Interessierten und Engagierten.

Martin Schalling der Ältere Das Geburtsdatum des Martin Schalling des Älteren ist, wie dies im ausgehenden Mittelalter durchaus vorkam, nicht bekannt, wohl aber noch sein Geburtsort – Ortenberg in Oberhessen, dazu auch sein genaues Sterbedatum: der 27. Februar 1573 in Straßburg, wo er über Jahre hinweg eine fruchtbare Wirkungszeit hatte. Er war ein Freund des Straßburger Reformators Martin Bucer (1491–1551) und kam deshalb als evangelischer Prediger nach Straßburg. Ab 1537 wirkte er als Pfarrer an Jung-St. Peter. 1542 wurde er Pfarrer in Wolfach im Kinzigtal im nördlichen Schwarzwald. Von dort berief ihn der Graf von Fürstenberg nach Donaueschingen. Zusammen mit Kaspar Hedio (1494–1552), der neben Martin Bucer und Wolfgang Fabricius Capito (1478–1540) maßgeblich bei der Durchführung der Reformation in Straßburg beteiligt war, visitierte er jährlich die Gemeinden der Grafschaft. Zwar war er in Donaueschingen auf Lebenszeit angestellt, so dass das Augsburger Interim (Mai 1548), mit dem Kaiser Karl V. (1500–1558) nach dem Sieg über den Schmalkaldischen Bund seine religionspolitischen Ziele im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation durchsetzen wollte, ihn an sich nicht betraf. Er hätte demnach in der Grafschaft Fürstenberg verbleiben können. Doch er zog es vor, 1549 wieder nach Straßburg zurückzukehren. Von Straßburg aus führte er die Reformation in Weitersweiler in den Vogesen durch. Er verfasste 1550 für seinen Sohn Martin die Schrift: »De corpore et sanguine Christi in Eucharistia institutio« (Über Leib und Blut Christi im Heiligen Abendmahl). Gut 25 Jahre später, 1576, veröffentlichte Martin Schalling der Jüngere diese Abendmahlsschrift in Wittenberg.

Martin Schalling der Jüngere Walter Rominger Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Im Gegensatz zum Vater ist das genaue Geburtsdatum des Sohnes bekannt: Martin Schalling der Jüngere wurde am 21. April 1532 in OKTOBER 2016

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Straßburg geboren und ging am 29. Dezember 1608 in Nürnberg im für damalige Verhältnisse fortgeschrittenen Alter von gut 76 Jahren heim; in diesen gut siebeneinhalb Jahrzehnten erlebte Martin Schalling so manche Anfechtung und Entbehrung. Der Herangewachsene ging zum Studium der evangelischen Theologie nach Wittenberg und wurde Schüler und Anhänger Melanchthons. Justus Jonas (1493–1555), vormals eifriger Mitarbeiter Martin Luthers, war 1553 Martin Schallings Ordinator. Im Alter von 22 Jahren erlangte der 1554 den Magistergrad 4; im selben Jahr wurde er Diaconus5 in Regensburg, wobei er jedoch in Gegensatz zu Nikolaus Gallus (1516–1570) geriet und deshalb nach Amberg wechselte. Als dann jedoch Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz durch Kaspar Olevianus (Olevian, 1536–1587) versuchte, die reformierte Ordnung einzuführen, widersetzte sich dem Martin Schalling und suchte Rat in Wittenberg. In Amberg indes konnte sich Martin Schalling nicht länger halten und wechselte deshalb nach Vilseck, bevor er in der Regierungszeit Ludwig VI. nach Amberg zurückkehren konnte und 1576 Hofprediger und Generalsuperintendent der damals lutherischen Oberpfalz wurde (später fiel sie in der Gegenreformation dem Katholizismus zu). Für seinen Lehrer Melanchthon setzte er sich ein. War er auch anfangs Mitarbeiter an Konkordienbemühungen, so zog er sich später davon zurück. Als Gegner der Konkordienformel wurde er 1580 gar gefangengesetzt und aus dem Dienst entlassen. Doch er nahm solches auf sich und passte sich nicht dem gerade gängigen an; solches erscheint in heutiger Zeit, an der vor allem an Karrieren gebastelt wird und man für das Vorwärtskommen sämtliche Grundsätze über Bord zu werfen bereit ist und Charakterköpfe und solche, die aus Glaubensüberzeugung handeln und dafür sogar Nachteile in Kauf nehmen, recht selten geworden zu sein scheinen, besonderer Erwähnung wert. Doch 1585 wurde er, der in den theologischen Wirren seiner Zeit im Ganzen vier Mal aus dem Pfarramt vertrieben worden war, Pfarrer an der Frauenkirche in Nürnberg. Zwanzig Jahre lang, bis 1605, durfte er auf dieser Stelle seinen gesegneten pfarramtlichen Dienst tun. In seinen letzten Lebensjahren ist Martin Schalling erblindet. Am 29. Dezember 1608 ging dieser Zeuge Christi, dessen Leben wahrlich an Entbehrungen und Anfechtungen reich war, in Nürnberg heim. Mit Martin Schalling dem Jüngeren verbindet sich besonders sein bereits erwähntes Lied: »Herzlich lieb hab ich dich, o Herr«, das 1569 handschriftlich vorlag und das dann 1571 geINFORMATIONSBRIEF 300

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druckt erschien. Dessen dritte Strophe (»Ach Herr lass dein lieb Engelein …«) ist als der Schlusschoral aus Johann Sebastian Bachs »Johannespassion« bekannt, und – noch einmal sei’s erwähnt – Schallings Lied: »Herzlich lieb hab ich dich, o Herr …« war Philipp Jakob Speners (1633–1705) Lieblingslied. Theologiegeschichtlich gehörte Martin Schalling der Jüngere der dritten Generation der Reformation bzw. bereits der frühen altlutherischen Orthodoxie an. Die altlutherische/ altprotestantische Orthodoxie war wahrscheinlich die kirchengeschichtliche Epoche, in welcher die wohl bedeutendsten Kirchenlieder entstanden sind, allen voran diejenigen Paul Gerhardts (1607–1676); zu denken ist aber auch an den berühmten Königsberger Dichterkreis um Simon Dach (1605–1659), zu dem unter anderem Georg Weissel (1590–1635), Heinrich Albert (1604–1651) und Valentin Thilo (1607–1662) gehörten. »Herzlich lieb hab ich dich, o Herr …«, das einzig bekannte Lied Martin Schallings des Jüngeren, gedichtet 1569 während seiner Amtszeit in Waldsassen, »ist noch in seiner eigenen Handschrift erhalten«.6 Ihn bei einem einzigen erhaltenen Lied als »evangelischen Liederdichter«7 zu bezeichnen oder gar zu schreiben: »Als Liederdichter machte er sich einen Namen«8 erscheint nicht zutreffend; es wäre doch eher von einer Gelegenheitsdichtung auszugehen. Martin Schalling hat sein Lied selbst aber ganz treffend als »Gebet zu Christo um des Herzens Trost im Leben und im Tode«9 bezeichnet. Dieses einzig bekannte Lied Martin Schallings hat Menschen ergriffen und die Stimme des Evangeliums von Jesus Christus laut werden lassen – und das zählt. Im römisch-katholischen »Gotteslob« (erschienen 2013) ist Schallings Lied leider nicht enthalten, obwohl dieses Gesangbuch so manches »protestantische« Kirchenlied enthält; auch in der alten Ausgabe des »Gotteslobes« (von 1975) ist es nicht abgedruckt. W 1) EG 317 (fünf Strophen), vgl. auch ökumenische Fassung EG 316; EKG 234. 2) EG 397 (drei Strophen); EKG 247. 3) Gerd Raudnitzky, RGG³, V, Sp. 1383. Spener hat jeden Sonntag seine Andacht mit diesem Choral abgeschlossen; vgl. auch Wolfgang Heiner, Bekannte Lieder – wie sie entstanden, Neuhausen-Stuttgart 1980, TELOS-Präsente Nr. 2116, S. 79. 4) Magister (lat.) »Meister«; früherer akademischer Grad. 5) Diaconus (gr.) in der evangelischen Kirche gelegentlich Bezeichnung für den 2. und 3. Pfarrer einer Kirchengemeinde. 6) EKG (Ausgabe für die Evangelische Landeskirche in Württemberg 1953), Anhang S. 39. 7) So Gerd Raudnitzky, RGG³, V, Sp. 1383. 8) Robert Stupperich, Reformatorenlexikon, Gütersloh 1984, S. 185. 9) Vgl. Wolfgang Heiner, Bekannte Lieder – wie sich entstanden, S. 79.

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Dokumentation

Vor gut 50 Jahren formulierte der Rat der EKD ein beachtliches Wort zum Buß- und Bettag Verlautbarungen und Veröffentlichungen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sind inzwischen bereits seit vielen Jahren zumindest mit Vorsicht zu genießen, manchmal aber geradezu skandalös, wie etwa die im Sommer 2013 erschienene »Orientierungshilfe« zu Ehe und Familie, die in Wahrheit eine Desorientierung darstellt, worauf in feiner Weise Professor Reinhard Slenczka geantwortet hat (Informationsbrief Nr. 279 vom Juli 2013: »Aufklärung zur Ehe und Familie. Theologische Stellungnahme zur Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland: ›Zwischen Autonomie und Angewiesenheit‹«; 20 Seiten; kann bei der Geschäftsstelle der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« bezogen werden, auch in größerer Stückzahl). Das war allerdings nicht immer so, wie nachstehendem »Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland« zum Buß- und Bettag 1964 zu entnehmen ist. Diese wichtigen Zeilen sind es wert, Beachtung zu finden. An ihnen wird deutlich, welch tiefen Fall der Rat der EKD seither getan hat. Schließlich sind es gerade einmal 50 Jahre her, kaum mehr als ein halbes Menschenleben, dass der Rat der EKD ein Wort zustande gebracht hat, das selbst von der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« sein könnte. In welch rasantem ­Tempo sich kaum vorstellbare Veränderungen zum Schlechteren vollziehen können, lässt sich anhand dieses Wortes feststellen.

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Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Buß- und Bettag 1964 (18. November 1964) an die ­Gemeinden der westlichen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland wendet sich zum Buß- und Bettag mit folgendem Wort an die Gemeinden der westlichen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Zeichen moralischer Entartung in unserem öffentlichen und privaten Leben mehren sich in erschreckender Weise. Es erscheinen Aufsätze und Bilder in Illustrierten, auch Bücher, die – zuweilen unter dem Deckmantel der Sozialkritik oder angeblicher moralischer Entrüstung – Vorgänge des geschlechtlichen Lebens, ja abartige menschliche Triebe unter Verletzung der Scham behandeln. Filme zerren Intimstes an die Öffentlichkeit oder überbieten ei­ nander in der Darstellung von Grausamkeiten. Alkohol und Sexualismus verwüsten ungezählte Ehen. Die Zahl der Abtreibungen ist erschütternd groß. Oft genug verwandelt brutale Rücksichtslosigkeit unsere Straßen – insbesondere an den Sonntagen – in Stätten des Grauens. Viele machen mit; die Öffentlichkeit schweigt weithin. Einem staatlichen Eingreifen sind Grenzen gesetzt. Die Selbstkontrolle der Verantwortlichen aber droht zu versagen, weil feste und gemeinsame Maßstäbe fehlen. Uns Christen, unsere Gemeinden und Kirchen beschämen diese Tatsachen tief, weil sie Zeichen der Wirkungslosigkeit unserer Verkündigung und Erziehung sind und unsere Passivität auf vielen Gebieten

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unseres öffentlichen Lebens enthüllen. Wir sind in der Gefahr, unter die Diktatur der Unanständigkeit zu geraten. Der Buß- und Bettag ruft uns auf, auch auf diesen Gebieten wachsam zu werden und ein neues zu pflügen. Wir sind gewarnt. Uns ist gesagt: »Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.« Wir sind besonders gefordert. Uns gilt das Wort unseres Herrn: »Ihr seid das Salz der Erde.« Wir haben die Pflicht, nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Umgebung, vor allem unsere Kinder, unser Dorf und unsere Stadt, unser Land und Volk vor Fäulnis zu bewahren, dem Missbrauch der Freiheit, die Verwirrung der Gewissen, die Entehrung der Frau, die Verletzung der Menschenwürde furchtlos beim Namen zu nennen und zum Widerstand gegen die Verwüstung der Seelen aufzurufen. Wir sind durch Gottes Gnade besonders verpflichtet. Über uns steht die Verheißung und der Auftrag des Herrn: »Ihr seid

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das Licht der Welt.« Wir wissen aus Gottes Wort, wozu der Mensch auf der Welt ist. In Gottes Geboten haben wir Maßstäbe, die auch heute für jedermann gelten. Wir sind dazu berufen, unseren Wohlstand zu meistern, dabei die großen Nöte in unserer Nähe und in der Ferne nicht zu vergessen, die guten Gaben Gottes maßvoll und dankbar zu genießen, das Massenangebot an Unterhaltung mit sorgfältiger Auswahl zu gebrauchen, auch alle gute Produktion in Presse und Film, Rundfunk und Fernsehen zu fördern, unserer Jugend neue, gesunde Leitbilder von Ehe und Familie, von Leben und Zukunft zu geben. Unser Herr Jesus Christus spricht: »So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.« Berlin, den 16. Oktober 1964 Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland D. Kurt Scharf (Quelle: Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heft 10/1964, S. 294)

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Stellungnahme

Das Verhältnis zwischen Partnerkirchen in Rumänien und Deutschland nach der Entscheidung zur Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren der Evangelischen Kirche in Baden

Untenstehend nimmt der Pfarrer und frühere Dekan der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien Johannes Halmen Stellung zum Verhältnis der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien zu Partnerkirchen im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland, die sich für die Segnung oder Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren ausgesprochen haben. Anlass zu dieser Stellungnahme war die Entscheidung der Evangelischen Kirche in Baden, gleichgeschlechtliche Paare zu trauen (siehe Informationsbrief Nr. 299 vom August 2016, S. 25). In der Vorstellung der Beschlussvorlage auf der Frühjahrstagung der badischen Landessynode am 20. April vertrat laut ideaSpektrum die Prälatin Dagmar Zobel (Freiburg) die Ansicht, dass sich aus der Bibel keine Einwände gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ableiten ließen (so nach www.idea.de, 20.4.2016, »Synode diskutiert über öffentliche Segnung Homosexueller«). Eine evangelische Kirche nach der anderen in Nord und West befürwortet die Segnung oder gar Trauung Homosexueller, und was ich dazu denke, ist dieses: Gottes Erbarmen gilt jedem, und Gottes Bußruf auch! Absolution empfängt, wer seine Sünde bekennt und lässt, Segen auch. Wenn wir nicht eine klare Stellung gegen Irrlehren einnehmen, könnten sich die Gläubigen unserer Kirche so sehr daran gewöhnen, als ob es in der Kirche zur Normalität gehörte, und das, obwohl eine Lüge noch lange nicht zur Wahrheit wird, wenn nur genügend viele sie behaupten oder praktizieren. Darum halte ich es auch für angemessen, dass sowohl die Gemeinden als auch unsere kirchlichen Partner wissen sollten, wo wir stehen: Wir wollen weder von der gesunden Lehre der Kirche abweichen noch können wir Irrlehren gutheißen, welche die Gewissen der Gläubigen beschweren. Unsere Kirche darf niemals als eine ­kulturelle Speerspitze des Westens missbraucht werden. In 22

der Konsequenz sollten wir, anstatt das Heil zu verlieren, gegebenenfalls alte Partnerschaften kündigen und es in Kauf nehmen, als ultrakonservativ zu gelten oder auch lächerlich gemacht zu werden. Das Schriftzeugnis und der weltweite kirchliche Konsens in diesen Dingen sind nämlich glasklar. Das Evangelium ist auch kein Vorwand für eine missverstandene christliche Freiheit. Wir werden, um mit Paulus zu sprechen, zum »Gehorsam des Evangeliums« gerufen (Römer 10,16; 15,18). Paulus ruft die Heiden zum »Gehorsam des Glaubens« (Römer 1,5; 16,26). Und Jesus sagt in Matthäus 7,21: »Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern nur die, die den Willen meines Vaters im Himmel tun.« Und Johannes 14,23: »Wer mich liebt, wird mein Wort (Vers 15: mein Gebot) halten.« Für diese Irrlehre wird Frau Zobel auch noch überbezahlt, mit der Bibel begründen kann sie es hingegen nicht. Darum führt sie die staatlichen – d. h. außerkirchlichen – Entwicklungen des Zeitgeistes als Argument heran sowie das Gleichbehandlungsprinzip, aber sie kann sich weder auf eine grundsätzliche Theologie der Schöpfung, die Heilslehre in Christus, die apostolischen Kirchenordnungen noch auf eine vernünftige Familienpolitik oder auf gesamtkirchliche Regelungen berufen. Darum ist ihre feministische sektiererische Sonderlehre eine Verführung der Gläubigen und ein Verrat an der Theologie des Wortes und an der Kirche der Reformation. Ich hoffe und bete, dass meine Kirche dem Worte Gottes treu bleibt und sich des Evangeliums nicht schämt! Pfarrer Johannes Halmen Sächsisch-Keisd Siebenbürgen (Rumänien) Abdruck aus Aufbruch, Organ des Gemeindehilfsbundes vom Sommer 2016, mit freundlicher Genehmigung des Verfassers und des Gemeindehilfsbundes.

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Aus Kirche und Gesellschaft Nimmt eine christenfeindliche ­Haltung tendenziell zu? Manches Landeskabinett verheißt nichts Gutes Es ist nun bereits eine beträchtliche Zeit her; in heutiger recht schnelllebiger Zeit mag es wie eine halbe Ewigkeit anmuten, dass in drei Bundesländern am selben Sonntag die Wahl­berechtigten dazu aufgerufen waren, ihre ­Stimme abzugeben. Am 13. März 2016 fanden in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt Landtagswahlen statt, denen sich in den darauffolgenden Wochen dann Koalitionsverhandlungen und Regierungsbildungen anschlossen. Zurzeit dürfte dies bereits wieder in Vergessenheit geraten sein und auch, allein schon, wenn man sich überhaupt mit Zukünftigem für unser Land befasst, an die bevorstehende Wahl des Bundespräsidenten und an die Bundestagswahl in knapp einem Jahr denkt, dass das für Gemeinwesen, Kirchen/Gemeinden und den einzelnen Christen durchaus Folgen hat, mitunter negativer Art, vor allem im, vom Pietismus in guter Weise zumindest vormals beeinflussten, »Musterländle« Baden-Württemberg. So brachten die Wahlen nicht nur unerwartete Ergebnisse, sondern als ungewöhnlich hat sich auch die konfessionelle Zusammensetzung der Kabinette in den neu gebildeten Landesregierungen erwiesen. Überraschend, und wohl auch eher gut für Sachsen-Anhalt ist, dass in diesem Bundesland zwar nur 18 Prozent der Bewohner Mitglieder einer Kirche sind, aber im Kabinett unter dem (katholischen) Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) gibt es mehr, die einer Kirche angehören als in der Regierung Baden-Württembergs des (katholischen) Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), in dessen Kabinett fast die Hälfte keiner Kirche angehört, was gegen den Trend dieses Bundeslandes ist, da immerhin noch 68 Prozent Mitglieder einer Kirche sind. Obwohl in Rheinland-Pfalz mehr als jeder vierte Bewohner evangelisch ist, ist von den elf Ministern nur einer Protestant; allerdings sind auch nur zwei Ministerinnen, beide von den »Grünen«, konfessionslos. Es lohnt sich, die »Ministerriege« der einzelnen Landesregierungen näher zu betrachten. In Sachsen-Anhalt gehören sechs von zehn Ministern der evangelischen Kirche an und INFORMATIONSBRIEF 300

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zwar die CDU-Minister Holger Stahlknecht (Inneres und Sport), André Schröder (Finanzen), Marco Tullner (Bildung), Thomas Webel (Landesentwicklung und Verkehr), AnneMarie Keding (Justiz und Gleichstellung), die auch zum Landesvorstand des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Sachsen-Anhalt gehört. Und schließlich die SPD-Politikerin Petra Grimme-Benne (Arbeit, Soziales und Integration), die der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland angehört. Katholisch ist einzig Ministerpräsident Haseloff (CDU). Konfessionslos ist die grüne Ministerin Claudia Dalbertz (Umwelt, Landwirtschaft und Energie) und der CDU-Minister Rainer Robra (Staatsminister und Chef der Staatskanzlei). Keine Angabe macht Jörg Felgner (Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung) von der SPD; das dürfte aber doch bedeuten, dass er keiner Kirche angehört. In der baden-württembergischen Landesregierung sind von elf Ministern lediglich noch zwei (statt bisher fünf) evangelisch; vier katholisch und ebenso viele konfessionslos und eine Ministerin machte keine Angaben. Das heißt, das »fromme« Baden-Württemberg wird vor allem katholisch und konfessionslos regiert. Evangelisch sind der CDU-Minister Thomas Strobl (Inneres und stellvertretender Ministerpräsident, Heilbronn), der sich allerdings bis jetzt nicht groß in dieser Sache hervorgetan hat und die Ministerin, die Unternehmerin Nicole Hoffmeister-Kraut (Wirtschaft), die sich deutlich zum evangelischen Glauben stellt; die dreifache Mutter ist im Kirchengemeinderat von Balingen (bei Tübingen). Vier des neuen Kabinetts sind katholisch: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne, Sigmaringen), der sich zu einem eher liberalen Katholizismus rechnet und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört und auch über Jahre im Kirchenchor seiner Heimatgemeinde (Sigmaringen-Laiz) sang, ­sowie sein Parteikollege Franz Untersteller (Umwelt, Stuttgart). Bei den Christdemokraten gehören zwei Kabinettsmitglieder der römischkatholischen Kirche an: Landwirtschaftsminister Peter Hauk (Mosbach bei Heidelberg) sowie Justiz- und Europaminister Guido Wolf (Tuttlingen). Konfessionslos sind bei Bündnis 90/ Die Grünen: Theresia Bauer (Wissenschaft, Heidelberg), Manfred Lucha (Soziales, Ravensburg), Winfried Hermann (Verkehr, Stuttgart) 23


und Edith Sitzmann (Finanzen, Freiburg), über die auch schon gemutmaßt wurde, sie solle zu Kretschmanns Nachfolgerin aufgebaut werden. Keine Angabe machte die CDU-Politikerin Susanne Eisenmann (Kultus, Stuttgart). Von den 10,7 Millionen Baden-Württembergern gehören etwa 36 Prozent der katholischen und 32 Prozent der evangelischen Kirche an; etwa sechs Prozent sind Muslime und 25 Prozent konfessionslos. Damit sind im Kabinett die Evangelischen deutlich unterrepräsentiert, zumal ja wohl davon auszugehen ist, dass auch Susanne Eisenmann keiner Kirche angehört. Für BadenWürttemberg ist zudem zu bedenken: nicht unterschätzt werden darf, dass die Landtagspräsidentin Mutherem Aras (Grüne) türkischstämmig ist und der alevitischen Richtung des Islam angehört, deren Anhänger wohl auch vom Islam bedrängt werden und die zudem von sich sagt, der muslimische Glaube spiele in ihrem Alltag keine große Rolle mehr; ihre Kinder habe sie in den christlichen Religionsunterricht geschickt, damit sie »Wissen über die großen Religionen« vermittelt bekommen. Es verwundert angesichts dessen nicht einmal, dass, kaum dass Bundespräsident Joachim Gauck (76, parteilos) bekanntgegeben hatte, für eine zweite Amtszeit nicht mehr zur Verfügung zu stehen, mit dem islamischen Gelehrten und Schriftsteller Navid Kermani (48) ein Moslem als möglicher Präsidentschaftskandidat genannt wurde. Günstiger sieht es beim Kabinett in Rheinland-Pfalz aus. Grob kann dazu festgestellt werden: Die SPD-Minister sind katholisch, die Grünen konfessionslos. Nur ein Minister der Ampelkoalition ist evangelisch. Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die häufig über ihren Glauben spricht, sich als jemand mit tiefem Gottvertrauen einschätzt und die Bergpredigt Jesu als Leitlinie für ihr Leben betrachtet, ist katholisch. Ebenso Roger Lewenz (Inneres und Sport), Doris Ahnen (Finanzen), Stefanie Hubig (Bildung), Sabine Bätzig-Lichtenthäler (Soziales, Gesundheit und Demographie). Ebenfalls katholisch ist der parteilose Konrad Wolf (Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur) sowie der FDP-Politiker Herbert Mertin (Justiz). Einziger evangelischer Minister ist der FDP-Politiker Volker Wissing (Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau). Die beiden Grünen Politikerinnen Anne Spiegel (Gesellschaft, Integration und Verbraucherschutz) und Ulrike Höfken (Umwelt, Energie und Ernährung) sind konfessionslos. Wenn mehr als ein Viertel der Bewohner von Rheinland-Pfalz einer evangelischen Kirche angehören, so sind sie bei nur einem von zehn Ministern sicher unterrepräsentiert. 24

Es bleibt also nach alledem zu befürchten, dass sich durch die starke Repräsentanz der zumeist konfessionslosen Grünen besonders in Baden-Württemberg, wo sie nicht allein den Ministerpräsidenten stellen, sondern auch die Hälfte (fünf) der Minister in zum Teil für die »kulturelle« Entwicklung wesentlichen Ministerien (Wissenschaft, Soziales), ein zumindest »schleichender Kulturkampf« fortsetzt, wie er etwa im so genannten »Bildungsplan« vorhanden ist, der wohl kaum gänzlich ad acta gelegt ist, sondern an dessen Zielen in ideologischer Manier festgehalten werden wird. Eine solch starke Stellung der Grünen, die eine kirchenfeindliche, eine glaubensfeindliche Tendenz sowieso, wenn nicht sogar eine antichristliche Grundhaltung, vertreten, dürfte sich mit der Zeit auch negativ für etablierte Kirchen auswirken. Das Sonderbare daran ist indes, dass bundesweit Repräsentanten der EKD Positionen vertreten haben und immer noch vertreten, die denen der Grünen zum Verwechseln ähnlich sind. Nun droht gerade von denen, denen man doch so nahe im Geist ist, Gefahr. Positionen von Feinden der Kirche(n) wurden und werden gestützt. Doch wenn dem so ist, tut sich schon die Frage auf, ob dann nicht auch der Feind in der Kirche sitzt und nicht allein von außen andringt. (Quellen des Kommentars: ideaSpektrum 20/2016 vom 19. Mai 2016, S. 9, S. 28, Ost, S. 30, Südwest, S. 32, West; ideaSpektrum 23/2016 vom 8. Juni 2016, S. 7; Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 21/2016 vom 22. Mai 2016, S. 2, nach epd)

Uni Tübingen bildet islamische Seelsorger aus Die Ausbildung ehrenamtlicher islamischer Seelsorger soll professionell werden. Deshalb gibt es an der Universität Tübingen nun einen Studiengang. Als erste Universität in Deutschland bietet Tübingen mit dem Wintersemester einen Masterstudiengang für islamische Seelsorger und Sozialarbeiter an. Der Studiengang mit dem Titel »Praktische Islamische Theologie für Seelsorge und Soziale Arbeit« soll vier Semester dauern und islamische Religionswissenschaftler und Theologen auf die künftige Arbeit als Seelsorger in Krankenhäusern, Gefängnissen, in der Flüchtlingsarbeit, beim Militär, in Schulen, in der Altenhilfe oder aber in Moscheegemeinden vorbereiten. Es gibt im Südwesten bereits ehrenamtliche islamische Seelsorger, die bisher im Verein »Mannheimer Institut für Integration und interreligiösen Dialog« für diese Tätigkeit ausgebildet werden. Seit 2012 haben 120 Ehrenamtliche die Schulung mitgemacht. Das OKTOBER 2016

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Tübinger Zentrum für Islamische Theologie besteht seit fünf Jahren und hat derzeit 170 Studierende. Der neue Sozial- und Integrationsminister Manfred Lucha (Grüne, konfessionslos) sieht Bedarf an professionell ausgebildeten muslimischen Seelsorgern im Land. Bei Schicksalsschlägen bräuchten die Menschen jemanden, der ihnen zuhöre und sie tröste. In Gefängnissen spielten solche Seelsorger auch darin eine wichtige Rolle, um einer möglichen gefährlichen Radikalisierung von Häftlingen vorzubeugen. (Quelle der Nachricht: Südwestpresse vom 11. Juni 2016, Südwestumschau, nach dpa)

Evangelische Kindertagesstätten sollen ihren christlichen Charakter selbstbewusst vermitteln Evangelische Kindertagesstätten sollen ihren christlichen Glauben selbstbewusst vermitteln. Diese Ansicht äußerte die religionspädagogische Fachberaterin des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Bremerhaven, Diakonin Annelie Frey, die Ehefrau des Vorsitzenden der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Johannes Frey, bei einer Veranstaltung für Mitarbeiter der evangelischen Kindertagesstätten. Es dürfe nicht sein, dass aus Rücksicht auf muslimische Kinder das Beten und das Erzählen biblischer Geschichten, das Singen christlicher Lieder und das Feiern christlicher Feste unterlassen werde. Frey: »Wir feiern Weihnachten und nicht Zuckerfest.« Auch dürfe man beim Respekt gegenüber Frauen keine Abstriche machen. Nicht muslimische Erwartungen, sondern die Überzeugungen des kirchlichen Trägers seien maßgebend. »Wir sind christlich und sollten das auch ehrlich sagen«, so Annelie Frey. Deshalb komme es darauf an, alle Kinder die Liebe Gottes erfahren zu lassen, denn dies sei die Kernaufgabe evangelischer Religionspädagogik. Für ihr eindeutiges Eintreten für das christliche Profil wurde Diakonin Annelie Frey angegangen; sie erhielt andererseits auch dankbare Reaktionen. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 25/2016 vom 22. Juni 2016, S. 29, Nord)

Sind wir bereits wieder im Zeitalter des theologischen Rationalismus? Nach dem Augsburger Bekenntnis ist für die Kirche konstitutiv, dass »das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden« (CA VII). Halten wir uns noch daran? INFORMATIONSBRIEF 300

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Nicht wenige sind der Ansicht, angeblich »Notwendige Abschiede« (Jörns) von wesentlichen Inhalten des christlichen Glaubens vollziehen zu müssen. An Weihnachten werden erbauliche Hirtengeschichten mit trivialer Sozialmoral verkündigt. Auf das Kreuz kann man im Stuttgarter Hospitalhof durchaus auch verzichten. An Trinitatis wird die alte Irrlehre des Modalismus (drei Erscheinungsweisen des einen Gottes) gepredigt. An anderen Sonntagen bemüht man die vermeintliche Entscheidungsfreiheit des Menschen gegenüber dem Heil. Umgekehrt werden Wort und Sakrament ihrer Eigenschaften beraubt, Heilsmittel zu sein. Der eigentliche Taufakt wird durch rituelle Anreicherung marginalisiert und beim Abendmahl nimmt die Intinctio (Eintauchen der Hostie in den Wein) überhand. Am Ende des Kirchenjahres hört die Gemeinde (zu Matthäus 25), dass das Heil nicht sola gratia (allein aus Gnade) zugeeignet wird, sondern aufgrund guter Werke. Schließlich stimmt auch eine Durchsicht unserer Pfarrstellenausschreibung bedenklich: Unter »Erwartungen« an die neue Pfarrperson werden vorrangig die Eigenschaften der Offenheit und der Teamfähigkeit gefordert. Sind wir noch in der Lage, die »Wahrheit des Evangeliums« (Galater 2,5.14) durchzubuchstabieren, die den Reformatoren so teuer war? Mir scheint, dass unsere Kirche ausgesprochen reformationsbedürftig ist. Privatdozent Dr. Thomas Knöppler, Pfarrer in Westgartshausen bei Crailsheim Erschienen als Leserstimme in Evangelium und Kirche, Informationen 1/2016, S. 33

Heftige Kritik deutscher »Kirchenfürsten« an schriftgemäßer Synodalentscheidung der lutherischen Kirche Lettlands Die mit großer Mehrheit von der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche ­Lettlands getroffene Entscheidung (201 von 282 Syno­ dalen), die Frauenordination nun durch eine entsprechende Formulierung im Kirchengesetz offiziell endgültig abzuschaffen – unter Berufung auf 1.Korinther 14,34 – hat, wie zu erwarten war, in Deutschland für Unmut gesorgt. Der Ratsvorsitzende der EKD, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), bedauerte den Beschluss: »Leidtragende ist vor allem die lettische Kirche selbst, weil sie sich des großen Reichtums von Frauen im ordinierten Amt beraubt. […] Nie und nimmer würden wir heute auf den großen Reichtum verzichten wollen, der damit in unsere Kir25


che gekommen ist.« Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), nahm den Beschluss »mit Unverständnis« auf; Paulus wäre heute vermutlich für die Frauenordination. Besonders abfällig war der Kommentar der ständigen Vertreterin der bayerischen Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. »Das ist ja wohl die Höhe? Zurück ins Mittelalter? Wo bleibt unser Proteststurm?« Dabei lehnte noch der langjährige bayerische Landesbischof (1955–1975) Hermann Dietzfelbinger, Ratsvorsitzender der EKD von 1967 bis 1973, Pastorinnen ab. Beschwerlich für überzeugte Christen ist indes die Aussage des Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz und Präses des Gnadauer

Verbandes, Michael Diener, der über diese Entscheidung »wirklich traurig« ist: »Dieser Weg ist christlich und biblisch eine Sackgasse.« Er halte die Gemeinschaft von Frauen und Männern im Pfarramt »für bib­lisch und christlich legitimiert«. Eine Kirche, die den Dienst von Frauen ablehne, mache sich »menschlich und geistlich arm«. Zustimmend äußerte sich hingegen der Präsident der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften, Pastor Ulrich Rüß. Die Synode habe sich bewusst von der Heiligen Schrift leiten lassen und dem »enormen Druck des Zeitgeistes und der Genderideologie« widerstanden. (Quellen der Nachricht: ideaSpektrum 23/2016 vom 8. Juni 2016, S. 13; ideaSpektrum 24/2016 vom 15. Juni 2016, S. 26, Bayern)

Aus den Bekennenden Gemeinschaften 2003 stand er der ChristusBewegung in Baden vor. Seit 2007 war er Stadtpfarrer in Schönau und dem Nebenort Altneudorf. Im Ruhestand wird der begeisterte Hobby-Ornithologe vermehrt Zeit für sein Hobby finden. (Quelle der Nachricht: hoffen + handeln Juni/Juli 2016, S. 12)

Gemeinsame Erklärung kirchlicher Gruppen und pietistischer Verbände

Pfarrer Werner Weiland trat in den Ruhestand Pfarrer Werner Weiland, zuletzt Pfarrer in Schönau bei Heidelberg, der stellvertretende Vorsitzende der Zeitschrift »hoffen + handeln« ist, nachdem er im Februar 65 wurde, in den Ruhestand getreten. Der begabte Theologe, der vom Pietismus geprägt ist, war von 1985 bis 1993 der erste Studienleiter im theologischen Friedrich-Hauß-Studienzentrum, von 1994 bis 2007 lehrte er Neues Testament am Theologischen Seminar in Bad Liebenzell. Von 1995 bis 26

In einer gemeinsamen Erklärung haben neun kirchliche Gruppen und pietistische ­Verbände den Beschluss der badischen Landeskirche, gleichgeschlechtliche Partnerschaften kirchlich zu trauen, als eine Entscheidung im direkten Widerspruch zu Gottes Wort angeprangert. Damit werde der gesellschaftlichen Entwicklung eine »höhere Normativität« zugebilligt als der Bibel, ein Bruch mit dem bisherigen Weg der Kirchen der Reformation und auch in der weltweiten Ökumene vollzogen. Unterzeichnet haben der Liebenzeller Verband und der ABVerband, der Südwestdeutsche Verband, die Christus-Bewegung Baden, der Pfarrergebetsbund PGB, das Lebenszentrum Adelshofen, das Netzwerk evangelischer Christen in Baden und der Bekenntniskreis Baden. Die Erklärung ist unter www.cbb-baden.de im Internet abrufbar. (Quelle der Nachricht: hoffen + handeln Juni/Juli 2016, S. 12)

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Aus der Bekenntnisbewegung Immanuel Lück † Im Alter von 87 Jahre ist nach langer Krankheit der Lehrer Immanuel Lück in Extertal (Westfalen) heimgegangen. Immanuel Lück gehörte über Jahre dem Bundesarbeitskreis (BAK) der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« an. In seinem 1979 erschienenen umfangreichen Buch »Alarm um die Schule« (TELOS-Dokumentation, Hänssler-Verlag) hat sich Immanuel Lück kenntnisreich und kritisch mit der Erziehungssituation befasst – der neomarxistischen Unterwanderung von Schule und Erziehung.

Gott entgleitet nichts Der Journalist und Theologe Uwe SimonNetto sprach bei der Bekenntnisbewegung über die bleibende Gültigkeit der ZweiReiche-Lehre Zu einem wegen wahrlich bedrängender Entwicklungen in dieser Welt drängenden Thema hatte die Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« auf den 10. September nach Kassel eingeladen. In der architektonisch anspruchsvoll gestalteten Michaelskirche, in der sich ansonsten die etwa 330 Glieder der Gemeinde, die zur Selbständig Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) gehört, zum Gottesdienst versammeln, sprach der in evangelikalen Kreisen gut bekannte deutsch-amerikanische Journalist und Theologe Dr. Uwe Simon-Netto vor etwa 60 interessierten Teilnehmern zum Thema: »Gottes Ruf, die Weltkrise zu meistern. Luthers Lehre von Gottes beiden Regimenten – die Antwort auf die Nöte von Politik und Gesellschaft«. Der bald 80-jährige, aber recht agile Journalist, der dieses Geschäft seit nunmehr 60 Jahren betreibt, behandelte am Vormittag zunächst grundlegend: »Luthers Lehre von den beiden Regierungsweisen Gottes«. Hierbei ging es ihm darum, aufzuzeigen, wie wichtig die lutherische Unterscheidung in die beiden (Be)Reiche ist: das Reich zur Linken und zur Rechten, wobei Gott beide regiert. Sie sind zu unterscheiden aber eben nicht zu trennen, so als liefe das Reich zur Linken, das der Welt, nach eigenen Gesetzmäßigkeiten ab, wobei dieser Fehler ja durchaus schon gemacht wurde. Die beiden Reiche dienen einander gegenseitig. Im Reich zur Linken ist Gott verborgen (Deus ­absconditus); im INFORMATIONSBRIEF 300

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Reich zur Rechten offenbar (Deus revelatus). Das Reich zur Linken wird vom Naturgesetz und geschriebenen Gesetz regiert; im Reich zur Rechten herrscht nicht das Gesetz, sondern die Gnade. Das Reich zur Linken kennt Sünde; das zur Rechten nicht. Das Reich zur Linken ist vergänglich; das zur Rechten ewig. Uwe Simon-Netto bemängelte ein fehlendes Unterscheidungsvermögen und unzulässiges Vermischen der beiden Reiche. In Deutschland erkennt Uwe Simon-Netto weithin eine VogelStrauß-Mentalität, welche die real existierende Bedrohung nicht wahrhaben wolle (so könnte beispielsweise durch einen elektromagnetischen Impuls die ganze Computersteuerung in weiten Teilen dieser Welt so nachhaltig gestört werden, dass dadurch die Energieversorgung usw., praktisch alles, zusammenbreche). Als Christen sind wir Bürger beider Reiche und haben im Reich zur Linken als Partner Gottes (cooperator Dei) Weltverantwortung. Nach einer ausgiebigen Mittagspause, die gut für intensive Gespräche genutzt wurde, war der zweite Teil des Themas zur politischen Ethik dann mehr praktisch: »Wozu Christen in der Welt berufen sind«. Interessant war, zu erfahren, dass Uwe Simon-Netto im Islam nicht die größte Gefahr für das Christentum sieht, sondern in der Selbstanbetung einer Ich-Religion, die sich im Leitgedanken von Zig-Millionen ausspricht: Tu, was du willst. Aber darunter litten alle. Auch wenn Uwe Simon-Netto auf Christen schwierige Zeiten zukommen sieht, und es wieder zur Katakombenkirche komme, so sollen sie dennoch an dem Ort, an den sie Gott gestellt habe, so gut als möglich wirken, in der Gewissheit, dass Gott die Herrschaft auch über das Reich zur Linken nicht entgleite. Die Bekenntnisbewegung plant, jedes Jahr im Spätsommer oder frühen Herbst vergleichbare Veranstaltungen durchzuführen. Walter Rominger Von beiden Vorträgen wurden CD-Aufnahmen gemacht. Interessenten können diese gegen eine Spende beziehen bei: Helmut Schlee Gartenstraße 15 a 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (02845) 9490950 E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de 27


Buchrezensionen Was Christen vom Islam wissen sollten Wortreiche Begründungen sind nicht nötig, um die Wichtigkeit des vorliegenden Buches aus dem rührigen Sola-Gratia-Verlag zu betonen. Da viele Christen dem Islam unwissend und sprachlos gegenüberstehen, legt Detlef Löhde ein gut verständliches »Sachbuch« vor, das den Leser in die Lage versetzt, den nötigen Diskurs mit den Vertretern des Islam zu führen. Das Buch ist mit hilfreichen »Wort-Erklärungen« versehen (S. 125f.) und bietet zur eigenen Urteilsfindung eine Fülle von Informationen, Bibel- und Koran­zitaten. Schon in der Einleitung weist Detlef Löhde darauf hin, dass wir dem moslemischen Gesprächspartner im Sinne des 8. Gebotes »nüchtern, gerecht und liebevoll« begegnen sollen (S. 9) und ihm zugleich das Evangelium von Jesus Christus nicht schuldig bleiben. Diesem Anspruch wird das Buch in guter Weise gerecht und führt uns in drei Teilen von den Grundlagen (1. Teil) und der Vielfalt des Islam (2. Teil) zur Frage, wie Kirche, Staat und Muslime aufeinander bezogen sind (3. Teil). Grundlegende Informationen (1. Teil) über den Lebensweg Mohammeds, über den Ursprung seiner Lehre, des Koran und der Sunna, führen uns zu Themen, die in (fast) jeder TalkShow zur Sprache kommen: Der Islam und Jesus; Mohammeds Paradies; Dschihad; Die Un­gläubigen; Islamische Verstellung; Glauben Christen und Muslime an denselben Gott? Islam und Islamismus (s. den Anhang S. 123–129). Sehr aufschlussreich ist der Vergleich »Islam – Judentum« (S. 23–30), weil er sehr sachlich verdeutlicht, dass der Islam dem Judentum viel näher steht als dem Christentum, wie »erhebliche Schnittmengen mit dem Alten Testament erkennen« lassen (S. 23). Der Islam »ist weit entfernt vom christlichen Glauben« (S. 29). »Den« Islam gibt es nicht. Es ist hilfreich, dass Detlef Löhde im 2. Teil die »Vielfalt des Islam« skizziert und seine Glaubensrichtungen, Gruppierungen und Strömungen darstellt. Nur mit diesem Wissen können wir versuchen, zu verstehen und einzuordnen. »Staat, Kirche und Islam« werden im 3. Teil thematisiert. Hier werden die spannenden Fragen erörtert, wie sich die »antidemokratischen Lehren des Koran und der Sunna« (S. 108) zu unseren demokratischen Grundsätzen verhal28

ten. Hier verbietet sich »jedes schwärmerische Wunschdenken« (S. 9) und der Leser spürt, dass hier entscheidende Fragen aufbrechen. Zum Schluss erinnert der Verfasser eindringlich an »Gottes Auftrag für die Kirche« (S. 110): Bringt den Muslimen das Evangelium! »Wir sollen [dürfen!] ihnen Jesus Christus als Gottessohn und Heiland für alle Völker bezeugen und uns dabei von der Liebe leiten lassen« (S. 119). Detlef Löhde sei gedankt für ein Buch, das sachlich informiert, in biblischer Klarheit das Evangelium bezeugt und uns Mut macht, selbst weiter zu denken und im Namen des dreieinigen Gottes, den Muslimen zu begegnen. Wolfgang Schillhahn Detlef Löhde Was Christen vom Islam wissen sollten Sola-Gratia-Verlag 14001 Berlin, Postfach 19 11 23 137 Seiten, broschiert, 6,– Euro versandkostenfrei zu bestellen bei L. Wilkens E-Mail: LuederWilkens@web.de Auch als E-Book erhältlich bei: www.sola-gratia-verlag.de

Wie der Genderismus krank machen kann! In Sachen Genderismus kann der emeritierte Erlanger Gehirnphysiologe Manfred Spreng fundiert mitreden und nimmt denn auch kein Blatt vor den Mund. Dazu hat er sich schon des Öfteren in beachteten Publikationen und Vorträgen geäußert, so auch in der oben angezeigten Broschüre. Laut Spreng zielt der Genderismus, der seit Kabinettsbeschluss vom Juni 1999 verpflichtend für die Politik ist, auf nicht weniger als auf die Abschaffung der Zweigeschlechtlichkeit von Mann und Frau (S. 5). Freilich bleibt das nicht folgenlos, wie der Autor aufzuzeigen versteht. Auch wenn der Genderismus den Anschein zu erwecken versucht, teils auch zu erwecken versteht, die laut dieser Ideologie unterdrückte und benachteiligte Frau zu befreien und aufzuwerten (Feminismus), so sind gerade die zu emanzipierenden Frauen und die Kinder die Leidtragenden. Denn, so Manfred Spreng, in Wahrheit wird das Frausein abgewertet (S. 6f.), was zu Depressionen führen kann; die Mutter sowieso (S. 7f.), da ihr durch Krippenbetreuung (die Zahl der Fremdbetreuungseinrichtungen, welche bereits KleinstkinOKTOBER 2016

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dern angeboten werden, steigt stetig, S. 13) von Anfang an Aufgaben entzogen werden, die nur die Mutter optimal zu bewältigen vermag. So wird für die frühkindliche Sprachentwicklung die Mutter benötigt (S. 8ff). Sie ist nicht ersetzbar. Fällt in dieser Hinsicht die Mutter zu einem großen Teil aus, so führt dies leicht zu Sprachstörungen, was sich an Zahlen aufzeigen lässt: im sechsten Lebensjahr weisen 38 Prozent der Jungen und 30 Prozent der Mädchen eine Sprachstörung auf, die zu 20 bzw. 14 Prozent logopädisch behandelt werden (Kosten bundesweit fast eine Milliarde Euro, S. 11f.). Wenn, so Manfred Spreng, durch das Geschlechtsbild der Gender-Mainstreaming-Ideologen das Wohl der Kinder und die Interessen der daheim erziehenden Mütter weitgehend ausgeschlossen werden, so stelle das eine Missachtung des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit dar (S. 12). Dass Frauen berufstätig sein sollen, ist vor allem im Interesse der Wirtschaft (S. 12). Fremdbestimmung der Kinder kann leicht zu Wachstumsstörungen aufgrund von zu wenig und unruhigem Schlaf führen; ebenso aufgrund körperlicher (Fehl)Reaktionen zu Diabetes und Übergewicht (S. 16) und zu vermehrter Neigung zur Depression (S. 17) aufgrund eines Mangels an der Fähigkeit zur Stressbewältigung und aus demselben Grund zum Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS, Zappelphilippsyndrom) (S. 17). Das Bestechende an der schmalen Studie von Manfred Spreng, der seine Aussagen stets belegt (Anmerkungen auf den Seiten 19–21) ist, dass er als Natur- und Humanwissenschaftler die Unhaltbarkeit und zutiefste Ideologieverhaftetheit des Genderismus feststellt und damit zum selben Ergebnis kommt wie seriöse Geisteswissenschaftler (Theologie, Philosophie) sowie Kulturanthropologen usw., die sich allerdings um ihre Aussagen zu unterfüttern, auf ihn berufen und sich seiner Ausführungen bedienen können. Walter Rominger Manfred Spreng Es trifft Frauen und Kinder zuerst. Wie der Genderismus krank machen kann! 3. überarbeitete Auflage 2016 Logos Editions Project, Ansbach Broschüre, 22 Seiten ISBN 978-3-945818-01-5 Einzelpreis: 1,– Euro, Staffelpreise auf Anfrage Zu beziehen bei: Logos Editions Postfach 1131, 91502 Ansbach Telefon (09871) 444-956, Telefax-954 E-Mail: ksbb-bayern@gmx.net oder im guten Fachbuchhandel INFORMATIONSBRIEF 300

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Die Gender-Agenda: Angriff auf die Familie Christoph Raedel, Professor für Systematische Theologie mit Schwerpunkt Ethik an der Freien Theologischen Hochschule Gießen, gelingt es mit der vorliegenden Broschüre, Licht in das Dunkel des bewusst nebulös gehaltenen und deshalb nur schwer durchschaubaren Genderismus zu bringen. Deutlich thematisiert wird dieser in der Öffentlichkeit nicht und zudem erscheint das, was dann und wann doch von und über ihn zu erfahren ist, widersprüchlich und widersinnig. Letztlich aber geht es bei ihm um Frauen (S. 8), so dass er im Grunde genommen eine Frauenbewegung ist. Von daher erscheint es angebracht, beim Feminismus – einer schon immer vielgestaltigen Bewegung (S. 9) – anzusetzen, wie dies der Verfasser denn auch tut, der drei Hauptströmungen unterscheidet: zum einen in den Differenzfeminismus (S. 9–11), der wohl ältesten Erscheinung, der bei der Wahrnehmung der »bestehende[n] Differenz zwischen den Geschlechtern« (S. 10) ansetzte und in einem späteren »Stand […] die Matriarchatsforderung hervorbrachte« (S. 10). Des Weiteren gibt es als zweite Strömung den Gleichheitsfeminismus (S. 11f.), demzufolge sich »die Frau […] aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit vom (Ehe)Mann und der Fixierung auf Fürsorge- und Erziehungsleitungen lösen« müsse (S. 11). Und schließlich besteht als dritte Strömung seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der (De)Konstruktivismus (S. 12f.), der eine Radikalisierung des Gleichheitsfeminismus ist, und eine »Vielfalt von Geschlechtsidentitäten« (S. 13) anstrebt, also die Einteilung in männlich und weiblich ablehnt und überwinden möchte. Wie ja auch die ganze Gender-Bewegung die Abschaffung des (angeborenen und an sich unveränderbaren) biologischen Geschlechts möchte und an dessen Stelle ein nach Belieben austauschbares soziales Geschlecht setzen will (bei Facebook gibt es derzeit, Ende 2015, 60 Geschlechtsidentitäten, S. 15). Es ist dem Verfasser Recht zu geben, wenn er davon ausgeht, »dass hinter der facettenreichen und oft politisch instrumentellen Verwendung des Ausdrucks ›Gender‹ kein in sich widerspruchsfreier Theorieansatz steht« (S. 14), also »kurz gesagt, die Gender-Agenda […] wichtiger als die Gender-Theorie« »ist« (S. 26). Fragt man nach Wirkung und Ziel, so sind diese ganz einfach »gesellschaftliche Veränderungen« (S. 16), die Auflösung von Ehe und Familie (S. 21), die als »Instrumente der Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen« gelten (S. 29


20) und jedwede »Vielfalt als Menschenrecht« (S. 20), so dass »sexuelle Vielfalt« gelebt werden soll (S. 34ff.), was durch die Propagierung von LSBTTQ (steht für »lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell, queer«) deutlich wird, wobei es dabei »in der Regel um die Anliegen homosexueller Interessengruppen« geht (S. 36) und dahinter nicht mehr »Akzeptanz von Vielfalt« steht, »sondern aktive Förderung des Dogmas von der Vielfalt durch Entnormalisierung der Zweigeschlechtlichkeit und« – in der neueren (Sexual)Pädagogik zumal – »die Verunsicherung der Kinder in ihrer Sexualentwicklung« (S. 37). Deshalb ist »die Sexualpädagogik der Vielfalt […] der Aspekt der Gender-Agenda, der unsere Gesellschaft und Eltern in Besonderem vor allem alarmieren sollte« (S. 36). Begründet widerspricht der Verfasser dem Genderismus, den er zu Recht als einen ideologischen Großangriff sowohl auf den christlichen Glauben als auch auf die Vernunft (deshalb lehnen sich ja auch an sich atheistische Forscher dagegen auf) betrachtet. Christoph Raedel sieht im Gleichklang mit dem biblischen Zeugnis »Mann und Frau als Geschöpfe Gottes, die in ihrer Gottebenbildlichkeit gleichwertig und in einer logischen Polarität aufeinander angewiesen sind« (S. 38). »Der Staat kann«, so Raedel sehr zutreffend, »die Begriffe Ehe und Familie

nicht frei verändern, weil er Ehe und Familie nicht erfunden hat, sondern sie als soziale Grundformen dem Menschsein von der Schöpfung her eingeschrieben sind. Auch die Matrix der Zweigeschlechtlichkeit begegnet immer schon im Herkunftsverhältnis […]« (S. 39). Die Broschüre, in welcher Christoph Raedel allgemeinverständlich die ideologischen Hintergründe, die Selbstwidersprüche und die Ge­fahren und Nebenwirkungen einer als »wissenschaftlichen Theorie« getarnten politischen Agenda aufzeigt, ist zu empfehlen und ihr ist weite Verbreitung zu wünschen. Walter Rominger Christoph Raedel Die Gender-Agenda: Angriff auf die Familie 1. Auflage 2016 Logos Editions Project, Ansbach 48 Seiten ISBN 978-3-945818-02-2 Einzelpreis 1,– Euro Staffelpreise auf Anfrage Zu beziehen bei: Logos Editions Postfach 1131, 91502 Ansbach Telefon (09871) 444-956, Telefax -954 E-Mail: ksbb-bayern@gmx.net oder im guten Fachbuchhandel

Liebe Leserinnen und Leser, Seit 1. Februar gelten neue Regeln für den europaweiten Zahlungsverkehr. Banken und ­Sparkassen dürfen keine Zahlungsaufträge mehr mit der Angabe der Kontonummer und ­Bankleitzahl entgegennehmen. Es muss bei Überweisungen und Lastschriften die IBAN ­angegeben werden. Wir bitten Sie daher nur noch Einzahlungsscheine ab Heft April 2016 zu verwenden!

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer Dr. Bernhard Bonkhoff Marktplatz 21 66424 Homburg Kirchenrat Professor Dr. Karl-Hermann Kandler Enge Gasse 26 09599 Freiberg Telefon (03731) 23545 Fax (03731) 218150

Kirchenrat Hans Lachenmann † Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Superintendent em. Wolfgang Schillhahn Neuhausstr. 4 61440 Oberursel (Taunus) Telefon (06171) 6984858 Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D. Spardorfer Straße 47 91054 Erlangen Telefon und Fax (09131) 24139 E-Mail: Grslenczka@aol.com

Für den Inhalt der Artikel sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Die Meinung des Verfassers deckt sich nicht in allen Fällen mit der des Schriftleiters.

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Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns«, »Ist Gott interreligiös?« und »Gemeinsame Feier des Reformationsjubiläums 2017?« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden. Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender Pfarrer Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (02 31) 5 84 46 96 Fax (02 31) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: cmschunn@gmail.com

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Helmut Schlee Gartenstraße 15 a 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (0 28 45) 9 49 09 50 E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de

Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

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Unser Herr und Meister Jesus Christus wollte mit seinem Wort: »Tut Buße« usw. [Matthäus 4,17], dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sei. Martin Luther


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