Informationsbrief April 2017

Page 1

E 11299

Aus dem Inhalt

r

Einladung zu

Freizeit

n –– »Reformatio e eine bleibend Aufgabe«

3. Juni 2017 vom 18. bis 2 bei Berlin in Woltersdorf n ationen finde Weitere Inform 28. Sie auf Seite

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung »Herr Christ, hilf uns im Glauben bleiben« Zum Osterfest 2017 Gedanken zu 1.Korinther 15,12–20 Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung Lutherbibel revidiert 2017 Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Johannes Calvin – Leben und Werk Bekennen, warum wir uns freuen Aus Kirche und Gesellschaft Aus den Bekennenden Gemeinschaften Buchrezension

ISSN 1618-8306

April 2017 Nr. 303

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen

Kirche weltweit

Religionspädagoge und Erzähler Hermann Koch im hohen Alter heimgegangen

Aramäer fordern Beistand

Er schrieb Bücher wie »Wenn der Löwe brüllt« über den Propheten Amos oder »Flieg Friedenstaube flieg« über den Propheten Jesaja (beide erschienen im Verlag Junge Gemeinde in LeinfeldenEchterdingen). Jetzt ist der Religionspädagoge Professor h. c. Hermann Koch im Alter von 92 Jahren in Ludwigsburg heimgegangen. Der Ostälbler wurde 1924 in Walxheim bei Aalen geboren. Von 1950 bis 1988 war er Dozent und Studienleiter für Religionspädagogik auf der Karlshöhe in Ludwigsburg.

Lienhard Pflaum wurde 90

Pfarrer Lienhard Pflaum (Bad Liebenzell) konnte am 13. Januar seinen 90. Geburtstag begehen. Der in Mannheim geborene Pflaum ist als Autor vieler Bücher und langjähriger Direktor der Liebenzeller Mission bekannt. Er war Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, im Bundesarbeitskreis der Bekenntnisbewegung und gehörte einst auch zum Trägerkreis der Zeitschrift »hoffen + handeln«. 2

Der Bundesverband der Aramäer in Deutschland ist besorgt nach der Amtsenthebung der einzigen christlichen Bürgermeisterin in der Türkei. Er rief die Bundesregierung zum Handeln gegen eine »Entchristianisierung« der Türkei auf.

Kirche in Deutschland

50 Jahre Frauenordination in Sachsen

Die sächsische Landeskirche hat an die Einführung der Frauenordination vor 50 Jahren erinnert. Auf ihrer Herbsttagung 2016 verabschiedete die Synode eine Erklärung, in der sie den Dienst der Frauen im Pfarramt würdigt.

zur Gleichberechtigung Homosexueller. In allen drei Landeskirchen sind Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare traditionellen Trauungen von Frau und Mann gleichgestellt.

Katholische Kirche Diözese Rottenburg-­ Stuttgart will ein Drittel Chefinnen

Die Diözese RottenburgStuttgart will bis zum Jahr 2020 mindestens 30 Prozent der Führungskräfte mit Frauen besetzen; ausgenommen sind Ämter, die Priester vorbehalten sind, so die Gleichstellungsbeauftragte der Diözese, Susanne Traulsen. Neu ist zudem die Möglichkeit, Führungspositionen in zwei Teilzeitstellen aufzuteilen.

Evangelikale

Zweifelhafte Ehrung: Toleranzpreis für Segnung

Drei deutsche evangelische Landeskirchen sind im nord­ irischen Belfast mit dem europäischen »Tolerantia-Award« ausgezeichnet worden: die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, die Evangelische Kirche im Rheinland sowie die Evangelische Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz erhielten die Ehrung für ihr Engagement

CVJM-Gesamtverband hat neuen Generalsekretär

Neuer Generalsekretär und Nachfolger von Roland Werner (Marburg) des CVJMGesamtverbandes (Kassel)

APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


ist der Esslinger Jugendpfarrer Hansjörg Kopp (44). Bei der CVJM-Delegiertenkonferenz sagte Kopp: »Ich möchte dem Auftrag des CVJM neue Aufmerksamkeit schenken und junge Menschen für ein Leben im Glauben an Jesus Christus begeistern.« Württemberg: PGB hat neuen Vertrauensmann

Pfarrer Cornelius Kuttler (39) ist neuer Vertrauensmann des württembergischen Pfarrerinnen- und Pfarrergebetsbundes (PGB, 200 Mitglieder). Er löst Pfarrer Markus Schanz (52) ab, der das Amt elf Jahre innehatte. CVJM-Landesverband Sachsen hat neuen Vorsitzenden

Der Unternehmer Thilo Blei (Plauen) ist neuer Vorsitzender des CVJM-Landesverbandes Sachsen; er folgt auf Horst Windisch. Neuer Leitender Referent wurde der bisherige EC-Jugendreferent Matthias Kaden (Burkhardts­ dorf bei Chemnitz).

Ökumene der Religionen Erstmalig, aber auf Dauer kaum einmalig: In Gifhorn soll »Abrahamskindergarten« entstehen

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Im niedersächsischen Gifhorn soll im Sommer 2017 ein Kindergarten in christlich-muslimischer Verantwortung eröffnet werden. Er gilt als bislang bundesweit einzigartig. Zu den Trägern gehören die evangelische »Diakonie Kästdorf«, die katholische Pfarrgemeinde St. Alfrid und der türkisch-islamische Kulturverein. Der Kindergarten soll dazu beitragen, verschiedene religiöse Wurzeln kennenzulernen und den Glauben des jeweils anderen zu verstehen.

Ökumene Auch Reformierte wollen beitreten

Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen will im Juli 2017 in Wittenberg der »Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre« beitreten, die der Vatikan und der Lutherische Weltbund 1999 unterschrieben haben. Damit solle gezeigt werden, dass die Unterschiede zwischen der katholischen und reformierten Kirchen überwunden seien und ihre »kirchentrennende Bedeutung verloren haben«, sagte Hanns Lessing, der Koordinator der Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen.


kurz+bündig Ethik

UN-Beauftragter für Homosexuelle

Der Menschenrechtsrat der UNO hat den thailändischen Juristen Vitit Muntarbhorn zum Beauftragten für die Rechte sexueller Minderheiten ernannt. Die Vereinten Nationen wollen Homosexuelle besser vor Diskriminierung und Gewalt schützen.

Viele Tote durch »Euthanasie« in Belgien und Holland

Mehr als 2000 Belgier ließen sich 2015 töten. In den Niederlanden starben zehnmal so viele Menschen wie im Straßenverkehr durch »Euthanasie«: 5277.

Diakonie 140 Jahre Karlshöhe Ludwigsburg

Auf 140 Jahre Bestehen konnte die Karlshöhe Ludwigsburg im vergangenen Herbst 4

zurückblicken. Die große diakonisch-pädagogische Einrichtung in der württembergischen Landeskirche geht auf pietistische Einflüsse zurück, hat diese aber bereits seit längerem mehr und mehr zurückgedrängt.

württembergischen Landeskirche Ernst Kirschner ist in Ostfildern (bei Stuttgart) im Alter von 84 Jahren verstorben. Kirschner hielt von 1963 bis 1993 in Porträts und Dokumentationen Kirchen­ ereignisse fest.

Verlagswesen

Lutherischem Verlagshaus droht Aus 140 Jahre Berliner Stadtmission

Nunmehr sind 140 Jahre vergangen, seit die Berliner Stadtmission besteht. Sie wurde 1877 vom damaligen Berliner Hofprediger Adolf Stöcker (1835–1909) gegründet. Sie versteht sich in der Tradition der Inneren Mission (­Wichern) und verbindet bis heute Evangelisation (Volksmission) und Diakonie miteinander. Als freies Werk in der evangelischen Kirche finanziert sie sich aus Spenden eines Freundeskreises aus ganz Deutschland; aus Kirchensteuermitteln erhält sie nichts.

Kirchliche Publizistik

Das Lutherische Verlagshaus (Hannover; acht Arbeitsplätze; 1947 als »Lutherhaus-Verlag« gegründet; 1982 erwarb es das Lutherische Verlagshaus, Hamburg; 1987 wurde das theologische Programm des Johannes-Stauda-Verlags, Kassel, übernommen), hat ein Insolvenzverfahren beantragt. »Zielsetzung ist der Erhalt der Arbeitsplätze und die Sanierung des Unternehmens.« Der Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbandes Norddeutschland (Sitz: Kiel), Matthias Gülzow (Hamburg) erklärte, ohne Zuschüsse sei man nicht zurechtgekommen. Dennoch: »Wir wollen den Standort Hannover mit der Produktion von Buch und ›[Evangelischer] Zeitung‹ erhalten.«

Singulär: Landeskirche hält sich eigenen Fotografen

Der erste und bisher letzte hauptamtliche Fotograf der

APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


Aus Lehre und Verkündigung mm In der Kirche gelten nicht die Namen von ­Menschen, in der Kirche gibt es keinen Personenkult, die Kirche hat nur einen Führer, unter dessen ­Herrschaftsanspruch sie steht: Christus. mm Daran liegt alles, wenn es einstmals zum Sterben kommt, dass wir unserer Seligkeit [Rettung] unzweifelhaft gewiss sind. Louis Harms

mm Wo das Wort bleibt, da bleibet gewisslich auch die Kirche; denn wo die Lehre rein ist, da kann man die Taufe, Sakrament, Absolution, Zehn Gebote, Vater unser, gute Werke, alle Stände und alles rein erhalten, und wo etwas mangelt oder nicht rechtschaffen ist, soll es durchs Wort gestrafet, gebessert und zu recht gebracht werden. Martin Luther

mm Die Schrift ist wie ein Kräutlein, je mehr du es reibst, desto mehr duftet es. Martin Luther

mm Ohne dass die Grenzen historisch-kritischer Auslegung des Neuen Testaments erkannt und verstanden werden, wird das, wozu sie dient und was sie leisten kann, in Lehre und Verkündigung nicht zur Wirkung kommen können und wird so dem vielfältigen Missbrauch historischer Bibelkritik weiterhin Tür und Tor geöffnet sein. Worum es eigentlich geht, ist eine eminent wichtige systematisch-theologische Aufgabe: Denkwege zu finden für eine vernünftige Rede von Gott selbst und von seinem geschichtlichen Handeln. Ist doch dieses der entscheidende Inhalt dessen, was in den Schriften des Neuen Testaments bezeugt wird. Bischof i. R. Ulrich Wilckens

INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

Aus einem Andachtsbuch der Bekennenden Kirche, m herausgegeben von Volkmar Herntrich

mm In die Zukunft gehen wir wie ein Kind ins Dunkle. Wir können nicht wünschen, dass die Nacht sich erhelle. Aber wir dürfen uns trösten, dass wir an einer Hand geführt werden, die nicht irre an uns wird. Helmut Thielicke

mm Wir wissen nicht, was kommt; aber wir wissen, wer kommt. Das heißt: Die Angst verlieren, weil ich die letzte Wirklichkeit kenne. Helmut Thielicke

mm Wo der Gehorsam fehlt, da siegt die Sünde, und wo wir eine Gottesgabe, die uns gegönnt ist, beiseite liegen lassen, da kommt der Feind mit Freuden. Die ­Ungehorsamen fallen an sich selbst. Hermann Bezzel

mm Nenne Jesus einen Schriftgelehrten ohnegleichen und du sagst wenig, preise ihn als einen Wundertäter ohne Maßen und du weißt ihn nicht zu erschöpfen; wenn du ihn aber den nennst, bei dem das Wort zum Werk und das Werk zum Gleichnis wird, so hast du recht geredet; denn das kann er und so wirkt er, weil er die Ewigkeit in die Zeit und die Zeit in die Ewigkeit bringt. Hermann Bezzel

5


»Herr Christ, hilf uns im Glauben bleiben« Ein Konfirmationslied Angelika Krieser

S

pezielle Lieder zur Konfirmation sind recht selten. Das Evangelische Kirchengesangbuch (EKG, 1953) kennt diese Rubrik nicht (auch der neusten Ausgabe des so umfangreichen Gesangbuches der Evangelischen Brüdergemeine von 2011, ist sie unbekannt). Im Evangelischen Gesangbuch (EG, 1996) gibt es zwar die Rubrik »Taufe und Konfirmation« (EG 200–212), wobei es sich dabei fast ausschließlich um Lieder zur Taufe handelt. Deshalb hat das Konfirmationslied von Angelika Krieser, Gemeindeglied der SELK, fast Seltenheitswert und verdient zudem ob seines Inhalts Beachtung.

Angelika Krieser

1. Herr Christ, hilf uns im Glauben bleiben, die wir ja deines Namens sind. Hilf, dass wir nicht im Zeitstrom treiben wie Holz im Wasser, Blatt im Wind. Wir leben sonst am Ziel vorbei, und sind am Ende doch nicht frei. 2. Du fragtest einst, die mit dir gingen: »Wollt ihr mich auch verlassen nun?« Du fragst auch heute, die wir singen von deinem wunderbaren Tun: »Wie steht’s mit euch? Bleibt ihr bei mir? Geht ihr den Weg, den ich euch führ?« 3. Herr, hilf, dass wir wie Petrus sagen: »Wir wissen selber nicht den Weg. Nur du hast Worte, die uns tragen im Strom der Zeit als fester Steg. Dein Wort ist Leben selbst und Licht, weil es vom ewgen Leben spricht.« 4. Doch unsre Worte, unsre Taten sind neben deinen schwach und klein. In Schuld wir täglich neu geraten, und wissen oft nicht aus noch ein. Wir können dann zu dir nur fliehn, nicht selbst uns aus der Schlinge ziehn. 5. Hilf dass wir stets dein Wort beachten, das Schuld vergibt und Leben weist, dein Leib und Blut auch nicht verachten, womit du wundervoll uns speist, Gemeinschaft pflegen im Gebet ob morgens früh, ob abends spät. 6. Herr Christ, hilf uns aus Glauben leben: Wir können ohne dich nichts tun. Du bist der Weinstock, wir die Reben, stärk uns im Wachen wie im Ruhn. Zur ewgen Freud nach unserm Tod leit du uns, unser Herr und Gott. Text und Eigenmelodie: Angelika Krieser, Berlin 2006, auch nach der Melodie zu singen: O dass ich tausend Zungen hätte.

Die Anschrift der Autorin finden Sie auf Seite 30

6

APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


Zum Osterfest 2017 1.Korinther 15,12––20 Bernhard Bonkhoff

J

a, das hatten sie sich so gedacht: Den sind wir los! Der kommt nicht wieder! Der hat seine Zeit gehabt! Nun ist seine Akte geschlossen, sein Grab versiegelt und bewacht. Die Mannschaft vom Tempel in Jerusalem reibt sich die Hände und sieht wieder den eigenen Weizen blühen. Und diejenigen, die ihm nachgelaufen sind, die werden sich schon wieder umgewöhnen. Aber dann hat es Gott der Herr Ostern werden lassen. Nicht nur die Akte Jesu ist wieder offen, das Grab Jesu ist auch offen. Jesus lebt. Der Apostel Paulus zählt die Augenzeugen für Jesu Auferstehung auf und nimmt sich die Leugner dieser Auferstehung in Korinth zur Brust. Er packt sie und stellt ihre Argumente gegen die Auferstehung des Herrn auf den Prüfstand, da-

Bernhard Bonkhoff Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

mit alle erkennen, wie ein Argument um das andere mit Pauken und Trompeten durchfällt. Alle sollen erkennen und begreifen: Ohne Ostern ist der Glaube an den Sohn Gottes sinnlos und kraftlos. Wer ohne Ostern von Jesus predigt, der ist ein Betrüger und Lügner: Ist Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes entlarvt. Und: Wenn Christus nicht auferweckt ist, dann werden auch alle, die an ihn glauben, nicht auferstehen. Dann gibt’s nur noch eins: Lasst uns essen und trinken, so richtig auf den Putz hauen, denn morgen sind wir tot. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten von allen Menschen. Die meisten von uns können Fahrrad fahren. Wir kommen flott voran. Es rollt wie geschmiert, vor allem wenn es bergab geht. Von Bergdorf kommt jeder ohne Anstrengung nach Talheim. Aber wehe, wenn zu wenig Luft im Fahrradschlauch ist, wie fühlt sich das an, wenn man im Sattel sitzt? Das Rad beginnt zu eiern. Da nützt es nichts, den Lenker fester zu greifen. Da hilft nur eins: anhalten und Luft pumpen. Wehe, wer dann keine Luftpumpe hat. Bevor Schlauch und Mantel verdorben sind oder du im Straßengraben landest. 7


Ohne Bild und Gleichnis heißt kein freundliches Geplätscher mit das: Vielfach ist heute in der allerhand Nettigkeiten und christlichen Gemeinde die Schmeicheleien, sondern da Luft raus. Viele sind nicht geht es hart zur Sache. Ja, nur abgestiegen, sondern Paulus setzt alles dran, ganz ausgestiegen. Die dass in Korinth und in Verkündigung des aufallen christlichen Geerstandenen Christus meinden die Hauptist nicht mehr im Zensache die Hauptsache trum, ist dünn geworbleibt: Jesus ist aufden, hat keinen Lufterstanden. Jesus lebt. druck mehr. Jesus und niemand Darum geht es nicht sonst ist Grundstein mehr vorwärts, schon und Eckstein seiner Gelange nicht mehr aufmeinde. wärts, bestenfalls noch Er als das alles zusambergab. Wir erleben, was menhaltende Zentrum geschieht, wenn beim Rad kann durch nichts und nieder Kirche das Zentrum gemanden ausgetauscht werden, schwächt wird: Bau einem Rad auch wenn der Antichrist das die Nabe aus, das heißt: die mm Wir erleben, was geimmer wieder von neuem proBotschaft von Ostern, dann schieht, wenn beim Rad biert. Jesus hat dem Tode die bricht die Kirche zusammen. Macht genommen. Er leitet Hier steht es doch: Ist Chris- der Kirche das Zentrum seine Kirche. Er weidet seine tus aber nicht auferstanden, geschwächt wird: Bau Herde. Wir folgen nicht irso ist euer Glaube nichtig, so einem Rad die Nabe aus, gendwelchen Heilsbringern seid ihr noch in euren Sünden. und Schönschwätzern, sonDann wird aus dem Gottes- das heißt: die Botschaft dern dem auferstandenen und dienst ein Kasperletheater, aus von Ostern, dann bricht die wiederkommenden König und der Predigt ein Geschwätz, aus Herrn. Sein Wort gibt uns die Kirche zusammen. dem Beten ein Selbstgespräch, Richtung vor. Er geht uns voaus dem Singen ein Strafexerran und wir gehen hinter ihm zieren und aus Taufe und Abendmahl eine Kin- her. Das wird ganz eindeutig als Nachfolge bederei. Dann wird alles anders. Denn: Was Gott zeichnet. nicht hält, das hält nicht. Gott lässt es Ostern werden. Nicht nur irgendIn der Gemeinde von Korinth erlebte Paulus wo, sondern hier und jetzt, in dieser Kirche, in diesen Zerfall, die Auflösung der Herde Chris- dieser Gemeinde. Er ist gekommen, ein Feuer ti in sich bekämpfende Grüppchen. Einzelne anzuzünden auf Erden. Er will, dass es hier bei Diener und Dienerinnen der Christengemeinde uns hell brennt, leuchtet und wärmt. schwangen sich auf zu Herren und Chefinnen Jesus gibt uns alles, was zur Wohlfahrt und zum über die Gemeinde. Paulus nennt sie in seinen Wachstums seiner Kirche beiträgt: Kraft und Briefen zum Teil sogar mit Namen. Er ruft sie Halt. Genügend Druck im Reifen, genügend zur Umkehr auf. Einige wenige wirft er sogar Dampf im Kessel, Licht auf dem Leuchter, Feuaus der Gemeinde raus, weil sie ihren bösen er und Flamme im Herd und in den Herzen, Weg nicht aufgeben wollen. damit es wieder aufwärts geht mit dem Bau seiWie kommt eine Gemeinde wieder zurecht? nes Reiches unter uns. Genauso, wie ein Rad auch: Darum macht die Kein Tag ohne Gebet, kein Sonntag ohne GotMitte stark, um die sich alles dreht, die alle tesdienst, kein Haus ohne Segen, keine TrauSpeichen mit dem Radreif verbindet. Das ist er ohne Trost, das ist echte Lebensqualität. die Mitte. Der auferstandene Sohn Gottes: Je- Da­rum: Glaubst du, so hast du. Nimm es an sus Christus. Wenn wir, wie die Speiche eines und halt es fest: Jesu Auferstehung ist für dich Rades, fest mit dem Auferstandenen verbunden geschehen! Auch für dich hat Jesus sein Leben und in ihm gegründet sind, dann läuft die Ge- geopfert, damit wir an seinem Tisch empfangen meinde rund und gut. Dann können wir auch Vergebung der Sünden, Heil und Seligkeit. Jedie anderen halten und stützen, weil wir selber sus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstangehalten sind durch Christus, unseren Herrn. den. Er lebt. Und wir sollen auch leben als die Das Auferstehungskapitel in 1.Korinther 15 ist Erlösten des Herrn. W 8

APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung Lutherbibel revidiert 2017 mit Apokryphen. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 2016 Carsten Ziegert

S

eit dem 19. Oktober 2016 liegt die revidierte »Lutherbibel 2017« vor, die der Rat der EKD den Gliedkirchen zur Verwendung empfiehlt. Rechtzeitig zum 500-jährigen Reformationsjubiläum sollte sie erscheinen, tatsächlich steht die neue Lutherbibel bereits ein Jahr vor dem großen Datum 31. Oktober 2017 der deutschsprachigen evangelischen Christenheit zur Verfügung. Die Lutherbibel hat ja bereits eine bewegte Revisionsgeschichte hinter sich. Durch die Arbeit der verschiedenen regionalen Bibelgesellschaften existierten im 19. Jahrhundert mehrere unterschiedliche Fassungen der Lutherbibel nebeneinander. Eine erste zentrale Revision führte zu der Ausgabe von 1892, die aber nicht der in den Schulen maßgeblichen Rechtschreibnorm entsprach. So wurde diese Fassung nach nur wenigen Jahren nochmals einer Durchsicht unterzogen, was zu der bekannten »Lutherbibel 1912« führte, die man auch heute noch kaufen kann. Im 20. Jahrhundert wurde der Luthertext dann in Richtung einer moderneren, zeitgemäßen Sprache revidiert, zunächst 1956 das Neue Testament, 1964 dann das Alte Testament und 1970 schließlich die Apokryphen. Die Modernisierung des Neuen Testaments von 1956 ging

Carsten Ziegert Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

manchen Sprachbeobachtern allerdings nicht weit genug. Seit Ende der sechziger Jahre verwendeten viele Pfarrer statt des Luthertextes moderne Ausgaben wie die »Gute Nachricht«. So entschloss man sich zu einer weiteren Revision des Neuen Testaments, die 1975 im sogenannten »Eimertestament« resultierte, dessen volkstümliche Bezeichnung sich daraus ergab, dass in Matthäus 5,15 das Licht nicht mehr unter einen »Scheffel«, sondern unter einen »Eimer« gestellt wurde. Und da sich gegen diese modernisierte Fassung ein wahrer Proteststurm erhob, wurde erneut revidiert, »gegen-revidiert« müsste man richtigerweise sagen. Bei der »Lutherbibel 1984« hat man das Rad der Revisionen wieder ein Stück zurück gedreht, viele Modernisierungen des »Eimertestaments« aufgehoben und stattdessen wieder etwas mehr Luthersprache ins Neue Testament zurückgeholt. Die Fassung von 1984, die außer dem frisch revidierten Neuen Testament auch das Alte Testament von 1964 sowie – je nach Ausgabe – die Apokryphen von 1970 enthielt, war bis dato die Standard-Lutherbibel. Nun kann man natürlich fragen, ob eine weitere Revision wirklich nötig war. Die Lutherbibel von 1984 war ein guter Standard für den gottesdienstlichen Gebrauch, sie galt allgemein als zuverlässig und ließ sich auch gut lesen. Hätte man es nicht dabei bewenden lassen können? Um zu verstehen, warum eine gute Übersetzung nochmals verbessert werden sollte, ist es hilfreich, einen Blick auf die Anfänge 9


der Lutherbibel zu werfen. Auf der Wartburg hatte Martin Luther das Neue Testament in nur wenigen Wochen übersetzt, im September 1522 wurde es gedruckt. Das Alte Testament übersetzte der Reformator mit einem Team von Mitarbeitern über einen längeren Zeitraum, so dass »die gantze Heilige Schrifft Deudsch« erst 1534 veröffentlicht wurde. Aber damit war die Arbeit noch nicht getan. Bis zu seinem Tod hat Luther seine Bibelübersetzung immer wieder revidiert. Dafür holte er sich Rat bei Fachleuten, etwa bei Experten für die griechische und die hebräische Sprache. Luther war also nicht sofort zufrieden mit seinem Übersetzungswerk, sondern hatte das Anliegen, die deutsche Bibel beständig zu verbessern. Die Fassung von 1545 ist die letzte noch zu seinen Lebzeiten erschienene Ausgabe und bildet den Referenztext, demgegenüber sich spätere Revisionen messen lassen müssen. Der Wunsch nach ständiger Verbesserung einer Bibelübersetzung ist also durchaus ein Anliegen, das der Reformator selbst hatte. Nachdem man von 2006 bis 2008 die Fassung von 1984 genau untersucht hatte, beschloss der Rat der EKD im Jahr 2010 eine »Durchsicht« der Lutherbibel. Immerhin lag die letzte Revision des Alten Testaments (1964) fast 50 Jahre zurück, die des Neuen Testaments (1984) fast 30 Jahre. Aber auch das nahende Reformationsjubiläum war ein passender Anlass. Außerdem hatte die katholische Bischofskonferenz bereits eine Revision der Einheitsübersetzung beschlossen, und auch die reformierte Landeskirche des Kantons Zürich hatte gerade die Zürcher Bibel revidiert und 2007 veröffentlicht. Für die Lutherbibel wurde zunächst die Bezeichnung »Durchsicht« gewählt, vor allem deshalb, weil man fürchtete, der Alternativbegriff »Revision« sei zu sehr mit einer Anpassung an die Gegenwartssprache verbunden. Da dies nicht das erklärte Ziel war, verwendete man zunächst die unverfänglichere Bezeichnung »Durchsicht«, musste dann aber aus verlagsrechtlichen Gründen, d. h. um urheberrechtlichen Schutz für das Endprodukt zu genießen, doch eine »Revision« produzieren. Die Zielvorgabe der Durchsicht/Revision lässt sich mit den Begriffen »Genauigkeit«, »Verständlichkeit« und »Luthersprache« beschreiben. Zunächst zum Anliegen der Genauigkeit: Der Text der letzten Fassung von 1984 wurde daraufhin überprüft, ob er inhaltlich dem griechischen, hebräischen und aramä­ ischen Grundtext entsprach. Immerhin haben sich die Bibelwissenschaften in den letzten 50 Jahren weiterentwickelt, neue Textfunde wie die Schriftrollen von Qumran sind aufgetaucht, 10

und auch unsere Kenntnisse der alten Sprachen haben sich verbessert. Konkret wird hier eine positive Tendenz besonders der alttestamentlichen Wissenschaft deutlich: Man ist heutzutage eher geneigt, dem überlieferten masoretischen Text Vertrauen entgegenzubringen als noch vor 50 Jahren. Eingriffe in den Textbestand werden nur noch mit größter Zurückhaltung vorgenommen. Beispielsweise wird in Sacharja 2,12 die Rede Gottes an die Israeliten in der Fassung von 1984 folgendermaßen wiedergegeben: »Wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel an.« Im hebräischen Text steht jedoch »seinen [eigenen] Augapfel«, der Sinn war also: »[…] der schädigt sich selbst.« Die bekannte bisherige Wiedergabe basierte auf einzelnen griechischen und lateinischen Übersetzungen sowie auf rabbinischen Kommentaren. In der revidierten Lutherbibel heißt es jetzt, wie schon in der Fassung von 1545: »[…] der tastet seinen Augapfel an.« Auch gegenüber Konjekturen des hebräischen Textes, also gegenüber hypothetischen Verbesserungen unklarer Stellen, die keine Grundlage in einer real existierenden Lesart haben, ist man zunehmend skeptisch geworden. Wenn die Fassung von 1984 an einer Stelle auf einer solchen Konjektur basierte, dann wurde dies noch einmal kritisch überprüft. Auch Stellen, an denen Luther nicht genau genug übersetzt hatte und die bei früheren Revisionen nicht verändert wurden, hat man jetzt einer kritischen Überprüfung unterzogen. So heißt es in 1.Timo­ theus 2,4 nicht mehr »[…] der will, dass allen Menschen geholfen werde« (1984), sondern, ganz dem Wortlaut und Sinn des griechischen Textes entsprechend, »[…] der will, dass alle Menschen gerettet werden« (2017). Einen im deutschsprachigen Kontext neuen Weg geht die Revision bei der Wiedergabe von 1.Mose 29,17. Leas Augen wurden in Übersetzungen gewöhnlich als »matt« oder auch »trübe« beschrieben, dies im Anschluss an den griechischen und lateinischen Text. Das hebräische Wort rak- heißt jedoch »zart« (wie etwa zur Beschreibung der Konstitution von Kindern), und entsprechend übersetzt die Lutherbibel 2017 jetzt mit »sanft«. Auf dieser exegetischen Möglichkeit beruhen bereits einige englische und französische Übersetzungen. Das zweite Anliegen, das der Verständlichkeit, wurde umgesetzt, indem man Formulierungen änderte, die heute unverständlich oder missverständlich sind. So wurde aus der »Wehmutter« der Lutherbibel 1984 in 1.Mose 35,17; 38,28 eine »Hebamme«. In Matthäus 5,9 wurden aus den »Friedfertigen« (1984) solche, »die Frieden stiften« (2017), was dem griechischen APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


Wort εἰρηνοποιοί entspricht. Luther hatte offensichtlich kein passendes deutsches Wort zur Verfügung und prägte deshalb ein neues, wobei er an »Frieden [an-] fertigen« dachte. Da das Wort »friedfertig« inzwischen eine Bedeutungsverschiebung erfahren hat, war die Änderung (länger schon) nötig. In 1.Mose 2,18 wurde die »Gehilfin, die um ihn [den Mann] sei« (1984), zur »Hilfe, die ihm entspricht« (2017). Diese Wiedergabe vermeidet nicht nur die mögliche Interpretation, dass die Frau ihren Mann pausenlos bedienen soll, sondern sie ist auch näher am Inhalt des hebräischen Textes (und wird übrigens auch von der Elberfelder Bibel, der Einheitsübersetzung und der Zürcher Bibel geboten). Und dort, wo Paulus ganze Gemeinden geschlechtsinklusiv als »Brüder« anspricht, wurde der deutsche Text zu »Brüder und Schwestern« geändert (z. B. Römer 12,1). Dies ist aus exegetischer Sicht durchaus korrekt, denn niemand wird behaupten, Paulus habe in seinen Briefen nur die männlichen Gemeindemitglieder im Blick gehabt. Ebenso positiv ist zu würdigen, dass die Bearbeiter (und Bearbeiterinnen) mit ihrem Wunsch nach geschlechtsinklusiver Sprache nicht über das Ziel hinausgeschossen sind. So bleibt es in Apostelgeschichte 22,1 bei »Brüdern« und »Vätern«, während die »Bibel in gerechter Sprache« ohne exegetische Grundlage, dafür aber im Sinne einer political correctness »Schwestern« und »Mütter« hinzufügt, vor denen sich Paulus angeblich verteidigt. Das dritte Anliegen der Revision besteht in dem Wunsch, möglichst zur »Luthersprache« zurückzukehren. In diesem Sinne sollten »unnötige« modernisierende Änderungen der früheren Revisionen rückgängig gemacht werden, um das besondere sprachliche Profil der Luther­ bibel stärker hervortreten zu lassen. Dabei griff man häufiger auf Formulierungen zurück, die schon in der Fassung von 1545 vorlagen, im Lauf der Revisionen aber verloren gegangen waren. So wurde in Matthäus 3,7 die »Schlangenbrut« (1984) wieder zum »Otterngezücht« (1545/2017), in Matthäus 8,17; Johannes 3,16 und an anderen Stellen wurde »damit« (1984) durch »auf dass« (1545/2017) ersetzt, und in Johannes 11,25 wurde »auch wenn er stirbt« (1984) wieder zu »ob er gleich stürbe« (1545/2017). Überaus deutlich tritt die Tendenz »Zurück zu Luther« in 1.Korinther 13,1 hervor, wo der korrekte deutsche Akkusativ in der Formulierung »und hätte die Liebe nicht« (1984) zu einem Genitiv geändert wurde, was in der altertümlichen Wendung »und hätte der Liebe nicht« (1545/2017) resultiert. Hier ist INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

zu fragen, ob solche Übersetzungsentscheidungen tatsächlich dem ursprünglichen Anliegen Luthers entsprechen. In seinem »Sendbrief vom Dolmetschen« von 1530 hatte der Reformator seine Übersetzung des Neuen Testaments gegen Kritiker verteidigt und dabei betont, man müsse den einfachen Menschen »auf das Maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetschen«. Das teilweise bis ins Extreme durchgeführte Festhalten an der Sprache Luthers verträgt sich also nicht mit Luthers eigenen Übersetzungsprinzipien! Dies ist allerdings nicht erst ein Problem der aktuellen Revision, sondern zeigte sich bereits im Laufe der Jahrhunderte, als die Lutherbibel zum Referenztext für Kirche und Gesellschaft wurde. Bei der Revision von 1975 hatte man sich ja zunächst für die Verwendung von Gegenwartssprache entschieden, doch der Proteststurm, der darauf folgte, zeigt, dass die Lutherbibel bereits ein Traditionsgut geworden war, dessen Sprachduktus man nicht ohne Weiteres ändern konnte. Mit der folgenden Revision (1984) wurde die Grundsatzentscheidung getroffen, auf sprachliche Neuerungen wie die von 1975 zugunsten von »Luthersprache« zu verzichten, und die aktuelle Revision ist die konsequente Fortführung dieses Anliegens. Besonders deutlich wird das an der Weihnachtsgeschichte (Lukas 2), die bereits in der 1984er Fassung recht altertümlich klang. Dieser »kirchensprachliche« Stil ist bei der Revision noch verstärkt worden, indem in Lukas 2,3.4.6 »ein jeder« durch »ein jeglicher«, »weil« durch »darum dass« und »dort« durch »daselbst« ersetzt wurde. Eine besondere Herausforderung der Revision ergab sich immer dann, wenn das Anliegen der exegetischen Genauigkeit mit dem der traditionellen Sprache im Konflikt lag. Der besondere Stil Luthers sollte ja gerade an bekannteren Bibelstellen erhalten werden und zur Geltung kommen. Hier hat man sich vor allem mit Fußnoten beholfen. Die aus der Liturgie bekannte Formulierung »Und der Friede Gottes […] bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus« (Philipper 4,7) wurde in einer Fußnote erhalten, während der Haupttext die philologisch korrekte Wiedergabe »[…] wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren« enthält. Dagegen wurde in Matthäus 6,12 die Fassung des Vaterunsers »Und vergib uns unsere Schuld« in den Haupttext gesetzt, während eine Fußnote die wörtliche, aber missverständliche Wiedergabe »Schulden« bietet. In Römer 3,28 hatte Luther ja bereits gegen den Wortlaut des griechischen Textes das 11


Wort »allein« eingefügt, um den Text entsprechend seinem reformatorischen Kernanliegen verständlich zu machen: »[…] dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.« Diese Fassung wurde bei der Revision erhalten, wobei jetzt eine Fußnote über den exakten Wortlaut des griechischen Textes informiert. Eine besondere Problematik in dieser Hinsicht, die einer ausführlicheren Erklärung bedarf, bietet die Wortwahl »Jungfrau« in Jesaja 7,14. In populärwissenschaftlichen Verlautbarungen wird ja des Öfteren behauptet, im hebräischen Text stehe lediglich das Wort ῾almāh, das »junge Frau« bedeute. Erst die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die so genannte Septuaginta, habe das Wort mit »Jungfrau« (παρθένος) wiedergegeben, und da der Evangelist Matthäus diese Übersetzung verwendet und mit ­Bezug auf die Geburt Jesu zitiert habe (Matthäus 1,23), sei daraus die Lehre von der Jungfrauengeburt entstanden. Tatsächlich enthält das hebräische ῾almāh das Bedeutungselement der sexuellen Unberührtheit nicht explizit, es bezeichnet höchstwahrscheinlich ein heiratsfähiges, unverheiratetes Mädchen. Darüber hinaus bleibt die Frage der Jungfrauengeburt davon unberührt, da Matthäus die übernatürliche Geburt Jesu nicht mit Jesaja 7,14 »beweisen« will, sondern sie zunächst beschreibt und dann mit Hilfe des Schriftzitats deutet. Wie geht nun die revidierte Lutherbibel mit dieser Problematik um? Die Revision bewahrt die traditionelle Wiedergabe »Jungfrau« und bietet in einer Fußnote die Information »Wörtlich: ›junge Frau‹«. Der Haupttext tut also dem »traditionalistischen« Anliegen Genüge, die Fußnote dem exegetisch-philologischen, wovon, wie gesagt, die Lehre von der Jungfrauengeburt nicht berührt wird. Schlägt man jedoch in den Sach- und Worterklärungen im Anhang unter »Jungfrau« nach, so stellt man fest, dass Letzteres für die Herausgeber der neuen Luther­bibel nicht mehr gilt: Die Geburt durch eine Jungfrau sei in der Antike als »Zuschreibung göttlicher Herkunft« verstanden worden, und die Aussage von der jungfräulichen Empfängnis Jesu möge man nicht als biologisches Wunder, sondern als »theologische Aussage über seine göttliche Herkunft« verstehen. Diese nur unzureichend begründete Behauptung, die sich in ähnlicher Form auch unter dem Stichwort »Maria« finden lässt, offenbart das theologische Dilemma der EKD: Man feiert einerseits Luther als Reformator und Bibelübersetzer und revidiert seine Übersetzung mit 12

dem Ziel, ihre sprachliche Kraft zu bewahren, meint aber andererseits, den Lesern die rationalistischen und glaubensarmen Thesen der allgegenwärtigen historisch-kritischen Forschung im Anhang der Bibel präsentieren zu müssen. Da wäre es redlicher und konsequenter gewesen, in Jesaja 7,14 die Wiedergabe »junge Frau« zu verwenden, anstatt für die Übersetzung »Jungfrau« das Traditionsargument zu bemühen. Die zitierte Sach­erklärung ist ein deutlicher Rückschritt gegenüber der 1984er Fassung, in der unter dem besagten Stichwort lediglich eine Stelle aus 1.Korinther 7 angesprochen wird. Schließlich noch eine statistische Anmerkung: Nach Angaben der Deutschen Bibelgesellschaft haben im Vergleich zur 1984er Fassung 44 Prozent der Verse eine Veränderung erfahren. Damit sind allerdings auch solche Veränderungen erfasst, die lediglich die Zeichensetzung oder die Umstellung einzelner Wörter betreffen. Zählt man nur solche Änderungen, die tatsächlich einen Eingriff in den Wortbestand darstellen, so beträgt der Anteil der geänderten Wörter nur zehn Prozent. Bei einem Drittel dieser Änderungen handelt es sich zudem um Korrekturen früherer Revisionen, wobei in einer beträchtlichen Anzahl der Fälle der Wortlaut der Fassung von 1545 wiederhergestellt wurde. Fazit: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers ist das Traditionsgut der evangelischen Kirche schlechthin. Dieses zu bewahren war das ausdrückliche Ziel der Revision, an der etwa 70 Wissenschaftler über mehrere Jahre ehrenamtlich beteiligt waren. Außerdem sollte die Lutherbibel wieder dem aktuellen Stand der exegetischen Forschung entsprechen und gleichzeitig verständlich sein. Diese Zielvorgaben, die manchmal zueinander im Widerspruch stehen, konnten zu einem großen Teil umgesetzt werden. Dass die Luther­ bibel als Kulturgut bewahrt und gleichzeitig aktualisiert werden konnte, ist sehr zu begrüßen. Gleichzeitig ist zu hoffen, dass die mit viel Aufwand revidierte Lutherbibel nicht nur als Kulturgut ihren Zweck erfüllt, sondern auch als Wort Gottes, das gelesen und gelebt wird. W Das Revisionsprojekt ist in den folgenden Sammelbänden ausführlich dokumentiert: Corinna Dahlgrün/Jens Haustein (Hrsg.), Anmut und Sprach­ gewalt. Zur Zukunft der Lutherbibel. Beiträge der Jenaer Tagung 2012, Stuttgart, Deutsche Bibelgesellschaft 2013. Melanie Lange/Martin Rösel (Hrsg.), »Was Dolmetschen für Kunst und Arbeit sei.« Die Lutherbibel und andere deutsche Bibelübersetzungen. Beiträge der Rostocker Konferenz 2013, Leipzig/­ Stuttgart, Evangelische Verlagsanstalt/Deutsche Bibelgesellschaft 2014. Margot Käßmann/Martin Rösel (Hrsg.), Die Bibel Martin Luthers. Ein Buch und seine Geschichte, Leipzig/Stuttgart, Evangelische Verlagsanstalt/Deutsche Bibelgesellschaft 2016. APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


Reformation in der Kirche 1517 und 2017

Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 R e i n h a r d S l e n cz k a

Der Heilige Geist ist kein Skeptiker Vom versklavten Willen »Der Heilige Geist ist kein Skeptiker, nicht Zweifel oder subjektive Ansichten hat er in unsere Herzen geschrieben, sondern verbindliche Aussagen, die gewisser und unerschütterlicher als das Leben selbst und als alle Erfahrung sind.«1 »Der Apostel Paulus sagt: ›Wenn man mit dem Mund bekennt, wird man gerettet‹ (Römer 10,10). Und Christus: ›Wer mich bekennt vor den Menschen, den werde auch ich bekennen vor meinem himmlischen Vater‹ (Matthäus 10,32). Nichts ist bei den Christen bekannter und mehr gefeiert als das feste Bekenntnis (assertio). Wenn du jedoch diese festen Bekenntnissätze aufhebst, dann hast du damit das ganze Christentum aufgehoben.«2 Die große Kontroverse zwischen Erasmus von Rotterdam (1469–1536) um den freien Willen ist bis heute ein Prüfstein für das rechte Verständnis von Theologie. Sie ist noch mehr: Ein Prüfstein für festen Glauben, der nicht aus Fragen und Möglichkeiten besteht, sondern der durch Gottes Heiligen Geist gewirkt ist und von

Reinhard Slenczka Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

ihm durch Wort und Sakrament getragen wird (1.Korinther 12,1–3). Erasmus, der gelehrte Humanist, dem die Kirchenreform sehr am Herzen lag: Um die Bibel wieder in die Mitte zu rücken, hatte er den Text des griechischen Neue Testaments herausgegeben, nach dem auch Luther das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Sein Ziel war eine »philosophia christiana« in der Weise einer an der Schrift ausgerichteten Lebensführung in allen Ständen, vom Fürsten bis zum Bauern. Dazu sollten alle die Heilige Schrift kennen und in ihre Lebensführung aufnehmen, also eine vorbildliche christliche Moral. Luther hatte in seiner Heidelberger Disputation von 1518 den Satz aufgestellt: »Der freie Wille ist nach dem Sündenfall eine Sache, die lediglich einen Namen, aber keinen Inhalt hat, und wenn ein Mensch das tut, was in ihm ist, begeht er eine Todsünde.«3 Dass der Mensch unter der Herrschaft der Sünde steht, ist ein Zustand, aus dem er sich selbst nicht befreien kann, auch wenn wir alle doch das Gute wollen, was sich daran zeigt, dass für uns alle der Tod unentrinnbar ist, so gern wir ihm auch entrinnen möchten. Dieser Satz gehörte zu den 1520 von Papst Leo X. verurteilten Sätzen aus Luthers Schriften, die sich zum größten Teil genau auf die Frage richteten, was ein Mensch tun muss und kann, um selig, d. h. aus dem kommenden Gericht gerettet zu werden und das ewige Leben zu erben. Es ist leicht einzusehen, dass die Behauptung, der Mensch könne hier überhaupt nichts tun, ganz praktische Folgen für die Lebensführung haben kann. Sie scheint in Gleichgültigkeit und Willkür zu führen; sie gefährdet aller13


dings auch alle die kirchlichen Veranstaltungen Recht verstehen kann man diesen Satz nur, von Ablass, Wallfahrten, Spenden, an denen die wenn man seine vielfältige Begründung im Wort Finanzen der Kirche, also die Kirchensteuern Gottes beachtet, so z. B. Römer 8,27–32: »Der hängen. Wozu braucht man Kirche, wenn das aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf Streben nach dem Guten und der Gehorsam der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vergegen die Gebote Gottes und die Ordnungen tritt die Heiligen, wie es Gott gefällt. Wir wisder Kirche letztlich doch nicht sen aber, dass denen, die Gott heilsentscheidend und daher lieben, alle Dinge zum Besten sinnlos ist, dann »lasst uns essen mm »Es ist daher in dienen, denen, die nach seinem und trinken, denn morgen sind besonderer Weise für Ratschluss berufen sind. Denn wir tot« (1.Korinther 15,32; die er ausersehen hat, die hat Jesaja 22,13). Im Grund geht einen Christen heilsnot- er auch vorherbestimmt, dass es bei diesen Einwänden um wendig zu wissen, dass sie gleich sein sollten dem Bild die äußere Gestalt von Kirche, Gott nicht nur zufällig seines Sohnes, damit dieser der soweit sie organisatorisch und Erstgeborene sei unter vielen moralisch der gesellschaftlichen vorherweiß, sondern Brüdern. Die er aber vorherbeOrdnung, damit aber auch dem dass er alle Dinge mit stimmt hat, die hat er auch beStaat dient. Diese Einwände die er aber berufen hat, seinem unwandelbaren rufen; sind nicht neu; sie begleiten die die hat er auch gerecht gemacht; ganze Kirchengeschichte von und ewigen, unfehlbadie er aber gerecht gemacht hat, den Anfängen bis heute, und sie ren Willen sowohl vordie hat er auch verherrlicht. Was sind für unsere Vernunft wohl wollen wir nun hierzu sagen? Ist aussieht und beschließt Gott für uns, wer kann wider durchaus einsichtig. Nun finden sich in Luthers und durchführt.« uns sein? Der auch seinen eigeSchriften durchgehend ähnliche nen Sohn nicht verschont hat, scharfe Sätze wie z. B. »Der freie sondern hat ihn für uns alle daWille außerhalb der Gnade hat keine eigene Fä- hingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht higkeit zur Gerechtigkeit, sondern befindet sich alles schenken?« unausweichlich unter der Sünde«. »Der Wille Für unsere Vernunft bedeutet dieser Satz entdes Menschen ist ohne die Gnade nicht frei, weder einen Fatalismus, der sich dem Schicksal, sondern er dient der Sünde, durchaus nicht un- dem Kismet, wie es der Islam lehrt, ergibt, oder gern.«4 »Der freie Wille ist eine bloße Lüge.«5 aber der Mensch gerät unter den hochmütigen Der Streit um dieses Thema führt zu allen oder auch verzweifelten Zwang, aus eigenen Zeiten und gewiss auch bei jedem Menschen Kräften die Welt zu erhalten und das Paradies immer wieder in psychologische Erwägungen auf Erden wieder herstellen zu müssen. im Für und Wider. Zwischen Luther und ErasDoch Luthers bohrende und beharrliche Framus geht es aber auch ständig um Schriftbelege ge dazu ist: Wozu ist dann Christus als Mensch für die eine oder andere These, wobei Erasmus geboren, am Kreuz gestorben und aufgefahren hier wie oft auch in anderen Fragen eine vermit- in den Himmel? Dem Erasmus wirft er vor, dass telnde Ansicht vertritt: Der Mensch kann und er Person und Werk Christi völlig außer Acht darf die Geheimnisse Gottes nicht erforschen. lässt. Das Christliche verdrängt den Blick auf Da es in der Schrift widersprüchliche Meinun- Christi Person und Werk, was wohl auch immer gen gibt, darf man auch dazu keine festen Be- wieder im Christentum begegnet, wenn es als hauptungen aufstellen. Man muss sich vielmehr gesellschaftspolitische Aufgabe verstanden wird. der kirchlichen Lehrautorität fügen; das wäre Doch an dieser Stelle scheiden sich die Geisalso die herrschende Meinung. Genau dies aber ter, damals wie heute. Dabei geht es letztlich wird von Luther mit Entschiedenheit abgelehnt um die Frage, ob Gott in seinem Wort an uns mit dem Hinweis, dass es hier nicht um die Ent- Menschen handelt, oder ob wir Menschen Gotscheidung des Menschen für Gott geht, sondern tes Wort unseren Vorstellungen und Wünschen darum, dass Gott sich in der Hingabe seines anpassen. Dies jedoch ist keine Frage theoloSohnes für den Menschen entscheidet. Er sagt gischer Richtungen; vielmehr geht es um den das so: »Es ist daher in besonderer Weise für unaufhebbaren Gegensatz, ob der christliche einen Christen heilsnotwendig zu wissen, dass Glaube eine Lehre und Anleitung ist für gute Gott nicht nur zufällig vorherweiß, sondern Lebensführung und Wohlbefinden, oder ob es dass er alle Dinge mit seinem unwandelbaren darum geht, dass durch Tod und Auferstehung und ewigen, unfehlbaren Willen sowohl voraus- Jesu Christi Menschen von den Verderbenssieht und beschließt und durchführt.«6 mächten Sünde, Tod und Teufel befreit und in 14

APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


die Gemeinschaft mit Gott zurückgeführt werden. Hier entscheidet sich, ob man Christ ist, der im Vertrauen auf Christi Person, Wort und Werk glaubt und lebt, oder ob man nur dem Namen nach christlich ist, indem man christliche Werte und Traditionen vertritt. Doch dann bricht damals wie heute die bedrängende Frage nach Erwählung und Verwerfung (Prädestination) auf: Wenn der Mensch sich selbst nicht für Gott entscheiden kann und wenn er allein aus Gnade, nicht aber durch seine Werke aus dem Gericht gerettet werden kann, wie kann es dann überhaupt eine Verurteilung im Gericht Gottes und eine ewige Verdammnis geben? Ist Gott gerecht, wenn die einen vor Erschaffung der Welt (Matthäus 25,34; Epheser 1,4) erwählt sind und anderen das ewige Feuer bereitet ist (Matthäus 25,41), ja dass sie sogar von Gott verblendet werden (2.Thessalonicher 2,11). Das ist eine die Menschheit quälende Frage der Theodizee, die der christliche Philosoph Boethius (480–524) so formuliert hat: »Gibt es einen Gott, woher das Übel? Gibt es keinen, woher kommt dann das Gute?«7 In der Heiligen Schrift ist das umfangreiche Buch Hiob mit dieser quälenden Frage beschäftigt: Warum muss der Gerechte leiden, während es dem Gottlosen gut geht (Psalm 73)? Hiob wird alles bis auf sein Leben genommen, indem der Satan mit Zulassung Gottes (!) seinen Glauben prüft. In seinem Leid und Jammer hält Hiob an Gott fest: »Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt!« (Hiob 1,21) »Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? In diesem allen versündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen« (Hiob 2,10). Durch die Geschichte hindurch versuchen wir Menschen in immer neuen Anläufen den Widerspruch zwischen der Allmacht und der Liebe Gottes auf der einen Seite und den Erfahrungen von Ungerechtigkeit unter Menschen und Katastrophen in der Natur aufzuheben, indem Gott angeklagt oder aber seine Macht bzw. seine Existenz bestritten wird. Noch niemand hat eine logische Auflösung dieses Widerspruchs gefunden. Die angebotenen Lösungen bleiben widersprüchlich und daher unbefriedigend. Doch das ist auch eine Wirkung des Wortes Gottes. Luthers Schrift vom versklavten Willen endet mit dieser für unsere Vernunft unlösbaren und quälenden Frage, von der auch Luther gesteht, dass er oft von ihr angefochten wurde. Was er dazu ausführt, ist jedoch nun keine Auflösung INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

eines logischen Widerspruchs. Im Buch Hiob gibt es auch keine formale Lösung des Widerspruchs; das Ende ist hier vielmehr das Gespräch Hiobs mit Gott und die Antwort Gottes »aus dem Wettersturm« (Hiob 40,6). In ähnlicher Weise führt auch Luther auf den Weg des Glaubens, der durch die Widersprüche der Vernunft angefochten, jedoch durch das Wort Gottes gehalten wird. Es ist der Weg vom Glauben zum Schauen (1.Korinther 13,12): »[…] und es gibt für diese unlösbare Frage diese kurze Lösung in einem Wörtlein, nämlich: Es ist ein Leben nach diesem Leben, in welchem alles, was hier nicht bestraft und belohnt wird, dort bestraft und belohnt wird, da dieses Leben nichts als der Vorläufer oder vielmehr der Anfang des zukünftigen Lebens ist. Wenn also das Licht des Evangeliums, das allein im Wort und im Glauben kräftig ist, so Großes zuwege bringt, dass diese in allen Jahrhunderten behandelte und niemals gelöste Frage so leicht beigelegt und geschlichtet wird, was, meinst du, wird wohl dann sein, wenn das Licht des Wortes Gottes und des Glaubens zurücktritt und die Sache selbst und die göttliche Majestät durch sich selbst wird offenbar. Oder glaubst du nicht, dass dann das Licht der Herrlichkeit die Frage, welche im Licht des Wortes oder der Gnade unlösbar ist, gar sehr leicht lösen kann, dass das Licht der Gnade die im Licht der Natur unlösbare Frage so leicht gelöst hat?«8 So geht es bei der umstrittenen Frage nach Gerechtigkeit und Liebe Gottes auf der einen Seite und von Freiheit und Versklavung des menschlichen Willens auf der anderen Seite nicht um die Auflösung einer Antinomie, das ist ein Widerspruch in menschlicher Vernunft, sondern um den vom Heiligen Geist durch das Wort Gottes getragenen Glauben: »Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt« (Römer 8,26f.). W

1) WA 18, 605,32–34. De servo arbitrio – Vom versklavten Willen 1525. 2) WA 18, 603,23–29. 3) WA 1, 359,33–34. 4) WA 1, 147,38–39. 5) WA 18, 602,26–27. 6) WA 18, 615,12–14. 7) Boethius, Consolatio philosophiae/Trost der Philosophie, L, I, 100: »Si quidem Deus est, unde mala? Bona vero unde, si non est?« 8) WA 18, 785 (deutsch: Bruno Jordahn).

15


Johannes Calvin –– Leben und Werk Teil 2 von 3 Karl Müller

Johannes Calvin als Reformator in Genf 1541––1564 Der Sadoletbrief In Genf war die Lage seit Calvins und Farels Weggang nur noch verworrener geworden. Der kluge katholische Kardinal Sadolet warb in einem Schreiben an den Stadtrat um die Rückkehr zum römischen Katholizismus. Das wollte niemand. Aber keiner in der Stadt war in der Lage, das Schreiben richtig und gut zu beantworten. So wurde Calvin in Straßburg um die Beantwortung des Briefes gebeten. Und Calvins Antwort ist eine der glänzendsten Verteidigungsschriften der gesamten Reformation, der lutherischen wie der reformierten Reformation,4 geworden. 1541 wurde dann Calvin erneut vom Stadtrat Genfs berufen. Er hat dieses Amt nur mit äußerstem Widerstreben übernommen, weil er dem unausweichlichen Ruf Gottes gehorsam sein wollte. Calvin wusste genau, dass Gottes Hand ihn führte und ihn gebrauchen wollte. Das müssen wir fortan fest im Auge behalten! Die Erneuerung des Gottesdienstes Wir sahen bereits, dass die römische Messe abgeschafft und die Kirchen Genfs von allen Altären, Bildern Kreuzen, Kerzen und allem, was mit der Messe zusammenhing, gereinigt

Karl Müller Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

16

waren. Also schon vor Calvins Kommen. Die Heilige Schrift allein sollte Mittelpunkt sein. Entsprechend der Reformation Zwinglis in der deutschen Schweiz.5 Nun richtete Calvin einen schlichten evangelischen, reformierten Gottesdienst ein, bei dem die Predigt klar und ganz eindeutig im Mittelpunkt stand. Keine Priestergesänge (»Responsorien«) mehr wie »Ehr sei dem Vater«, »Herr, erbarme dich«, »Ehre sei Gott in der Höhe« usw. An diesem Punkt unterschieden sich Calvin und Zwingli wie auch die Straßburger und alle Oberdeutschen, auch die lutherischen Württemberger von Luther, der ja, wie gesagt, aus der Messe nur die »Wandlung« (»Transsubstantiation«), entfernte, aber das übrige Korsett der Messe beibehalten hat. Luther ist hier in den Augen Zwinglis, Calvins, der Reformierten und der Oberdeutschen noch halb im Katholizismus hängengeblieben – wie auch an manchen anderen Punkten. Zwingli und Calvin richteten sich, was den Gottesdienst betrifft, vor allem nach dem Neuen Testament und dem Gottesdienst der ersten Christen also. Dieses wurde der alleinige Maßstab. Die Predigt Im Mittelalter war die Predigt des Wortes Gottes zur Nebensache geworden. Calvin gab ihr wieder ihr Gewicht zurück wie es ja auch schon Zwingli und die oberdeutschen Reformatoren getan hatten. Sie wird zur Hauptsache im reformierten Gottesdienst. Und was die Predigttexte betrifft, so hörte Calvin wie schon vor ihm Zwingli im Unterschied zu Luther mit dem katholischen Perikopensystem auf und begann, die Bücher der Bibel Kapitel um Kapitel, Abschnitt um Abschnitt, nacheinander auszulegen. Dadurch lernt ja die hörende Gemeinde viel besser ein biblisches Buch im Ganzen kennen und muss nicht jeden Sonntag in ein anderes biAPRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


blisches Buch »springen«. Das Perikopensystem ist ja doch nach dem so genannten Kirchenjahr geordnet, und das Kirchenjahr legt fest, was zu predigen ist. Da hat die Bibel im Grunde dem Kirchenjahr zu gehorchen, wenn man so will. Bei Calvin und Zwingli ist nicht das Kirchenjahr maßgebend – das ist bei ihnen ganz untergeordnet –, sondern da wird die Heilige Schrift als ganze viel ernster genommen. Die Psalmen Schon in Straßburg hatte Calvin das Singen von Psalmen kennengelernt. Sie wurden nun auch in Genf im Gottesdienst eingeführt. Der Psalmengesang ist etwas Tröstendes und Kräftiges, Starkes, weil die Gnade und die Macht Gottes dahinterstehen. Calvin erklärte, die Psalmen passen am besten in den evangelischen, reformierten Gottesdienst, da sie aus der Heiligen Schrift selbst stammen, sozusagen Gottes eigenes Wort sind. 1562 waren alle Psalmen ins Französische übersetzt und 1573 durch Ambrosius Lobwasser auch ins Deutsche. Die Genfer reformierten Psalmen haben einen Siegeszug durch die ganze Welt angetreten. Matthias Jorissen hat sie 1798 etwas erneuert. Zehn reformierte Genfer Psalmen stehen auch im heutigen Evangelischen Gesangbuch,6 nämlich 271, 279, 281, 282, 286, 290, 294, 300, 459, 597. Das Heilige Abendmahl Alle Altäre, Hauptaltäre wie Seitenaltäre, waren also beseitigt in den reformierten Kirchen Genfs, der deutschen Schweiz und später in allen reformierten Gebieten, auch in der Kurpfalz, in Rheinhessen und in Nassau-Dillenburg. Warum kein Altar mehr? Weil er in einer evangelischen Kirche nicht mehr gebraucht wird. Und warum wird er nicht mehr gebraucht, ist also überflüssig? Eben weil es kein Opfer mehr gibt, das auf ihm geopfert werden müsste. Und warum ist kein Opfer mehr nötig? Weil Jesus das Opfer ein für alle mal auf Golgatha vollbracht hat. Golgatha, das war der letzte, endgültige, bis ans Ende der Welt gültige »Altar«. Die Kanzel ist der Hauptort im evangelischen Gottesdienst. Was neben der Kanzel gebraucht wird, ist ein Tisch, auf den Brot und Wein gestellt werden zum Abendmahl, der Abendmahlstisch oder »Tisch des Herrn« (1.Korinther 10,21). Und beim Heiligen Abendmahl wurden die römisch-katholischen Hostien abgeschafft und stattdessen Brot verwendet, ganz so wie es Jesus getan hat in der Nacht des Verrats. Und das Brot wurde nun gemäß dem Neuen Testament (1.Korinther 11,24) vor den Augen der Jünger, also der Gemeinde, gebrochen. Auch das ist ein INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

Unterschied zu Luther. Luther ließ zwar auch die Seitenaltäre abbrechen, aber den römischen »Hauptaltar« ließ er stehen. Und er behielt die Hostien bei, wie es in der römischen Messe geschieht, und verwendete kein Brot. Der Genfer Katechismus von 1545 Keine Gemeinde, keine Kirche kann ohne Lehre sein! Kirche ohne Lehre, das gibt es nicht!7 Nun ist zwar die Heilige Schrift die unverrückbare Glaubensgrundlage, das unverzichtbare und alleinige Fundament aller Christen, aber es ist daneben doch etwas notwendig, was die biblische Botschaft in ihren Hauptaussagen zusammenfasst. Das tut der Katechismus. Calvin hat die unbedingte Notwendigkeit eines Katechismus im Brief an Eduard Seymour, den Herzog von Somerset, den Protektor des späteren evangelischen Königs Eduard VI. von England, ausgezeichnet zum Ausdruck gebracht. Er schreibt darin – und jeder Satz hat ein Zentnergewicht! »Glauben Sie mir, Monseigneur, die Kirche Gottes kann sich nie halten ohne Katechismus; denn dieser ist gleichsam der Same, der verhindert, dass die gute Saat ausstirbt, sondern sich mehrt von Geschlecht zu Geschlecht. Deshalb, wenn Sie einen Bau aufführen wollen, der von langer Dauer ist und nicht bald in Zerfall gerät, so sorgen Sie dafür, dass die Kinder unterrichtet werden nach einem guten Katechismus. […] Dieser Katechismus wird dann zu doppeltem Gebrauch nützlich sein, nämlich, um alles Volk zu lehren, damit es von der Predigt Nutzen hat und es auch unterscheiden kann, wenn irgendein eingebildeter Mensch eine fremdartige Lehre vorbrächte. Jedoch halte ich es auch für gut und sogar notwendig, die Pfarrer auf eine bestimmte, schriftliche Form der Lehre zu verpflichten, sowohl um der Unwissenheit und Einfalt einzelner zu Hilfe zu kommen, als auch um die Übereinstimmung und Einigkeit aller Kirchen besser zum Ausdruck zu bringen, und drittens um aller Neugier und den Erfindungen der Leute, die nur etwas Besonderes haben wollen, die Spitze abzubrechen; wie schon gesagt, muss für solche Leute der Katechismus als Zügel dienen […].«8 Wir erkennen: Der Katechismus bringt das Entscheidende aus der Bibel und macht es in den Köpfen und Herzen fest! Die Genfer Kirchenordnung von 1541 Als Calvin vom Stadtrat nach Genf zurückgebeten wurde, da tat er es nur unter einer Bedingung: Dass nämlich eine Kirchenordnung eingeführt werde. Denn ohne eine Ordnung kann keine Gemeinde, keine Kirche leben. Da geht alles geistliche Leben kaputt. Langsam, 17


auf Dauer. Der Genfer Stadtrat stimmte zu. Die Kernpunkte der Kirchenordnung waren die Lehre von den vier Ämtern und die so genannte Kirchenzucht.

kreis z. B. gab es um 1590 die erste Schule und in diesem Jahr den ersten Lehrer.15 Hier ist nun das Amt des Presbyters (Ältesten, Kirchenvorstehers) zu nennen. Und an diesem Punkt muss die evangelische Christenheit aller Johannes Calvin ruft die Gemeinde zur Richtungen Johannes Calvin äußerstes Lob und ­Mitarbeit: Pastor, Lehrer, Presbyter, ganz großen Dank abstatten! Denn: Presbyter, ­Diakon Kirchenvorsteher, das gab es in der römischen Calvin richtete sich in allen diesen Ämtern, Kirche seit Jahrhunderten nicht mehr. Etwa diesen Diensten, die er zum Teil bereits aus 1400 Jahre regierte dort allein der Priester. Und Straßburg kannte, nach dem Neuhier griff Calvin – gewagt! – über en Testament. Die Heilige Schrift, 1400 Jahre Kirchengeschichte besonders das Neue Testament, war hinweg ins Neue Testament zufür ihn wie auch schon für Zwing- mm Bis heute hält rück und setzte genau nach dem li in allen Dingen Maßstab. Diese sich hartnäckig die Neuen Testament die vier Ämter Ämter sind Funktionen am Leib wieder ein. Das bedeutete aber: Christi. Sie sind ein biblischer Ent- Behauptung, ­Calvin Calvin rief die Gemeinde zur wurf mit zwei unübersehbaren Vor- habe durch die Mitarbeit. Er wusste genau: Der zügen: erstens die Einbindung der Heilige Geist ist allen Christen Kirchenordnung in Ämter in eine klare Leitungsstrukverheißen, nicht allein den stutur und zweitens eine Struktur, die Genf die Errichtung dierten Pfarrern. Auf diese Weise die Kirche als eine Dienstgemein- einer Theokratie kann man, wenn man so will, ein schaft ausweist.9 »demokratisches« Element in der Da ist das Amt des Pastors, des oder Diktatur geGenfer Kirchenordnung sehen. Pfarrers, dessen Aufgabe in aller- plant. Das genaue Bei Luther gab es das so nicht. erster Linie der Dienst am Worte Gegenteil ist der Fall: Und viertens sind die DiakoGottes ist. Die Predigt und damit ne zu nennen, die sich um die die Auslegung der Heiligen Schrift Oberstes Ziel der Armen und deren Versorgung steht im Mittelpunkt von allem. Kirchenordnung war und Speisung kümmerten. ÜbLehre, Seelsorge, Hausbesuche und gerade die Entflech- rigens: Kaum war in Zürich die Sakramentsverwaltung gehören da­ Reformation eingeführt, schon tung der Zuständig- wurde von Zwingli in ganz ähnzu. Die Aufgabe des Lehrers besteht keiten von Staat und licher Weise eine Armenspeisung in der Unterweisung der Gläubigen eingeführt. Neben dem Worte Kirche. in der gesunden Lehre (1.Timo­ Gottes und dessen Verkünditheus 1,10; 2.Timotheus 4,3) und gung spielte in der reformierten auch die Ausbildung junger MänKirche die soziale Seite immer ner zum Pastorenamt. Zur umfassenden Aus- eine wichtige Rolle (vgl. Apostelgeschichte 6, bildung der Kinder sollte das Unterrichtswe- 1–7). Die Diakone leiteten außerdem das Gensen ausgebaut und weitere Schulen errichtet fer Krankenhaus. Und hier wurde in der Genfer werden. In der reformierten Kurpfalz arbeitete Kirchenordnung angeordnet, dass kein Kranker Calvins eifriger Schüler Caspar Olevian10 1565 drei bis vier Tage krank sein dürfe, ohne dass den fünfklassigen Lehrplan des Heidelberger dies dem Pfarrer gemeldet werde! Wozu? Damit Pädagogiums aus.11 So entstanden dort in den er besucht werden und mit ihm gebetet werden Dörfern nach und nach Schulen. Das »Rote konnte! Eine segensreiche Anordnung! Buch« ist ein kurpfälzisches Pfarrer- und Schulmeisterverzeichnis von 1585–1621, das für Die Kirchenzucht diese Zeit 743 Lehrer aufzählt.12 In der reforUnd jetzt kommt ein Wort, das bei manmierten Kurpfalz und damit also auch in Rhein- chen oft Schauder erregt hat oder erregt, wenn hessen besaß bis 1620 jedes größere Dorf eine sie es hören, weil sie keine Ahnung haben: die Schule, was in anderen deutschen Ländern 200 Kirchen­zucht. Um es gleich zu Beginn zu saJahre später noch nicht erreicht war.13 »Diese gen: Das ist eine ganz wichtige Angelegenheit! ganze gute Entwicklung auf dem schulischen Die Kirchenzucht war für Calvin ein zentraler Gebiet verdankt sich allein der Kulturmission Bestandteil der Kirchenordnung, die das Zuder reformierten Kirche und ihrer synodalen sammenleben der Gemeinde regelt. Er bezeichVerfassung«, schreibt Hermann Pixberg.14 Im net die Kirchenzucht als Muskeln und Sehnen, reformierten Sechshelden bei Haiger im Dill- durch die der Leib der Kirche zusammengehal18

APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


ten werde. Sie soll ein Instrument zur seelsorgerlichen Konfliktlösung sein.16 Bis heute hält sich hartnäckig die Behauptung, Calvin habe durch die Kirchenordnung in Genf die Errichtung einer Theokratie oder Diktatur geplant. Das genaue Gegenteil ist der Fall: Oberstes Ziel der Kirchenordnung war gerade die Entflechtung der Zuständigkeiten von Staat und Kirche.17 Die Durchführung der Kirchenordnung und Kirchenleitung hat Calvin viel Feindschaft eingetragen.18 Mit Feindschaft aber hatten alle Reformatoren zu tun. Ganz gemäß dem Sprichwort: Wo Gott sein Haus baut, baut der Teufel seine Hütte daneben – das ist nun mal so. Der Streitpunkt zwischen Calvin und dem Genfer Stadtrat, dem Kleinen Rat, wie er genau hieß, hatte vor allem mit der Frage nach der Freiheit der Gemeinde Jesu Christi von der weltlichen Gewalt in der ausschließlichen Bindung an den Herrn Christus und sein Wort zu tun.19 Auch die lutherische Kirche kannte Kirchenzucht, und Bonhoeffer ist in aller Form für ihre Erneuerung eingetreten.20 Die Kirchenzuchtsmaßnahmen in Genf richteten sich vor allem gegen den Rückfall in den römisch-katholischen Glauben. Ebenso gegen Ketzereien und Irrlehren, die dem Worte Gottes widersprechen. Gegen unzulängliche Kenntnis in Glaubensdingen, denn ein Christ soll in seinem Glauben Bescheid wissen und auskunftsfähig sein (1.Petrus 3,15). Gegen Nachlässigkeit im Gottesdienstbesuch. Gegen Laxheit in der Teilnahme am Heiligen Abendmahl. Gegen Ungehorsam gegenüber der Leitung der Gemeinde, also dem Presbyterium (Konsistorium). Gegen Kränkung der französischen Glaubensflüchtlinge. Auch die härteste Form der Kirchenzucht, der Ausschluss vom Abendmahl, gibt niemand das Recht, dies so zu deuten, als wäre der Betreffende schon verloren, erklärte Calvin. Die Ausgeschlossenen sollen ja nach ihrer Buße in die Gemeinschaft der Gemeinde zurückgeführt werden.21 Jeder Christ musste auf seinen Glauben und Lebenswandel hin geprüft werden, und darüber wachten die Presbyter. Alljährlich vor dem Abendmahl an Ostern sollten die Pfarrer in Begleitung eines Presbyters von Haus zu Haus gehen und die Gemeindeglieder auf ihren Glauben hin prüfen. Wer unwürdig befunden wurde, wurde vor das Presbyterium (Konsistorium) geladen. In anderen Städten wurde diese Praxis kaum weniger streng durchgeführt.22 Sie fand vor allem bei vielen einfachen Menschen Achtung und Anerkennung, weil dabei nirgends Ausnahmen gemacht wurden – auch nicht bei INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

der so genannten Prominenz. Alle wurden gleich behandelt. Andererseits wurden die groben Sünden und Verbrechen nicht vom Presbyterium, sondern vom Stadtrat, also der weltlichen Obrigkeit, behandelt. Ehebruch, Prostitution, Unzucht, Homosexualität usw. wurden streng bestraft, ebenso das Singen unanständiger Lieder, magisch-heidnische Praktiken, Prügeleien, Trunksucht und Totschlag.23 Diese groben Ausschreitungen wurden also vor dem Stadtrat geahndet. Johannes Calvin wollte keinen Überwachungsstaat einrichten, wie schon falsch behauptet worden ist, sondern Regeln für das Gemeinwesen und das Gemeindeleben aufstellen, die ein gedeihliches Zusammenleben ermöglichten.24 Wo es keine Gesetze und Grenzen mehr gibt, landet alles im Chaos. Zur Heiligung der Gemeinde als Leib Christi gehört z. B. auch die Heiligung von Ehe und Familie. Daher können Ehebruch und Unzucht nicht hingenommen werden. Weiter: Maßlosigkeit und Überschuldung sind zerstörerische Kräfte; darum sollten Hochzeitsfeiern und andere Feste maßvoll sein.25 Niemand sollte sich selbst ruinieren durch übertriebene Ausgaben. Diese streng anmutenden ethischen Normen hatten also auch einen starken sozialen und politischen Charakter. Sie sollten für inneren Frieden, soziale Ruhe und gutes gesellschaftliches Klima sorgen. Es fällt auf, dass viele Dinge, die lange Zeit als »calvinistische Schrecken« betrachtet wurden, gegenwärtig als die Vorzüge hoch entwickelter westlicher Gesellschaft angesehen werden. Dazu gehört z. B. die Pflicht, Verbrechen anzuzeigen.26 Schon 1490, also lange vor der Reformation, wurde in Genf bestimmt, dass während der römischen Messe weder auf den Straßen noch in den Herbergen gespielt werden dürfe. Schon bevor Calvin nach Genf kam – im Februar 1536 – verbot der Stadtrat das Kartenspielen und Würfeln während der Predigt.27 Die Bürger, d. h. die Christen waren gehalten, Verstöße gegen diese Verordnungen anzuzeigen, was es bereits seit dem Spätmittelalter gab, also längst vor Calvins Zeit. Dass darüber geklagt wurde, ist ebenso selbstverständlich wie bei uns das Jammern über Geschwindigkeitskontrollen oder Knöllchen usw.28 Wirtschaftlicher Aufschwung Genfs In den 1550er Jahren kam ein Strom von flüchtenden reformierten Franzosen nach Genf, wo sie vor der katholischen Verfolgung sicher waren. Genfs Einwohnerzahl wuchs infolgedessen ganz beträchtlich. In der Mehrzahl waren die Flüchtenden tüchtige Handwerker, Kaufleu19


te, Intellektuelle. Die Weberei wurde eingerichtet. Ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor, der Genf viel Geld brachte. Zinsen darf man nehmen, aber in Maßen, sagte Calvin im Unterschied zu Luther, der Zinsen ablehnte. Wir müssen heute in der Rückschau sagen: Genf erlebte gerade durch die streng durchgeführte Reformation einen wirtschaftlichen Aufschwung sondergleichen.29 Johannes Calvins große Korrespondenz Johannes Calvins Wirksamkeit blieb nicht auf Genf beschränkt. In einem ungeheuren Briefwechsel, der etwas 4300 Briefe umfasst,30 hat er mit Menschen aus ganz Europa Kontakt gepflegt, u. a. mit Königen, Kaufleuten, Hausfrauen, Studenten usw. Gerade seine Briefe gewähren uns einen tiefen Einblick in Calvins Herz, der ein bis ins Letzte engagierter Seelsorger war und Menschen in den unterschiedlichsten Lagen helfen wollte, vor allem, dass sie zum evangelischen Glauben kamen bzw. darin gefestigt wurden. So hat er beispielsweise fünf jungen evangelischen Theologiestudenten, die 1553 in Lyon auf dem katholischen Scheiterhaufen verbrannt wurden, in unglaublicher inniger, tief gläubiger Weise im evangelischen Glauben an Jesus Christus ermutigt und mit dem Hinweis auf die Auferstehung und das ewige Leben bei Jesus gestärkt und getröstet. Wahrhaftig, ein ganz gewaltiger Seelsorger, der Reformator Johannes Calvin! Sein gesamter Briefwechsel war vom festen Glauben an Christus bestimmt.31 Sogar an den Sultan von Konstantinopel hat Calvin geschrieben. Streitigkeiten und Prozesse Dass durch die reformatorischen Maßnahmen auch Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen entstanden, das war so wie bei allen Reformatoren. Das gab es bereits kurz nach der Gründung der Christengemeinde in Korinth zur Zeit des Apostels Paulus (siehe 1.Korinther 1,11). Das gehört zu jeder Reformation dazu. Gerade die Tatsache, dass Genf enorm viele französische Flüchtlinge, Hugenotten, auf­nahm, die der römisch-katholischen Kirche Frankreichs entfliehen konnten, erzeugte auch Spannungen – zwischen Neubürgern und Altgenfern. Wie bei uns die Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg. Hinzu kamen Streitigkeiten im Blick auf die Kirchenzucht, die manche nicht haben oder doch einschränken wollten. Hoch und niedrig wurden dabei ja völlig gleich behandelt, wie wir bereits sahen. Dazu kamen Auseinandersetzun20

gen wegen falscher Lehren, ja Irrlehren und wegen Rückfalls in katholische Praktiken. Der bekannteste Prozess war der gegen Michael Servet. Das war ein spanischer Arzt, der die Trinitätslehre ablehnte. Nun galt aber bereits seit dem Frühmittelalter die Lehre von der Trinität, also der Dreieinigkeit Gottes, dass nämlich Vater, Sohn und Heiliger Geist der eine selbe Gott sind, als eine der geistlich-rechtlichen Säulen des christlichen Abendlandes. Und wer daran rüttelte, der beging – nach damaliger Ansicht – ein Verbrechen, das mit dem Tod zu bestrafen war. Das Reichsrecht sah für die Leugnung der Trinitätslehre die Todesstrafe vor,32 ebenso die »Carolina«, d. h. die Gesetzgebung Kaiser Karls V. Servet war bereits von der Katholischen Kirche gerichtlich zum Tod verurteilt worden in Vienne, hatte aber fliehen können und floh nun – ausgerechnet, man weiß nicht warum – nach Genf! Calvin war das sehr unangenehm. Servet hatte nicht nur die Dreieinigkeit geleugnet, sondern Gott ein dreiköpfiges Monster genannt! Die Leugnung der Trinität jedoch bedeutete in den Augen Kaisers Karls V. einen Frontalangriff auf den gesamten christlichen Glauben und damit gegen eine tragende Säule des Kaiserreiches.33 In Spanien hatte man bereits offiziell im Auftrag der Katholischen Kirche eine Puppe, die Servet darstellen sollte, verbrannt. Wie ganz selbstverständlich. So war Servet eigentlich schon ein toter Mann, als er nach Genf kam, denn die römisch-katholische Kirche hatte ihn bereits symbolisch verbrannt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als sei Servet bewusst nach Genf geflohen, um Calvins Ruf dauerhaft zu schädigen,34 falls Servet dort nichts geschehen würde. Wie gesagt, dem Reformator war die ganze Sache sehr unangenehm. So musste es zum Prozess gegen diesen Irrlehrer – der ja nach damaliger Ansicht ein Verbrecher war – kommen. Denn eine Stadt, die einen Leugner der Trinität Gottes geduldet hätte, wäre bei Freund und Feind, also bei Evangelischen wie Katholiken (und Orthodoxen), in Schimpf und Schande gefallen.35 Der Genfer Stadtrat holte Gutachten von etlichen Städten ein wie Bern, Basel, Zürich, Schaffhausen.36 Alle Reformatoren, auch der Calvin nicht wohl gesonnene Lutheraner Jakob Andreae in Tübingen und der als sanft bekannte Melanchthon und noch andere, stimmten für Servets Hinrichtung.37 Der ganze Prozess stand auf dem Boden des geltenden Rechts.38 Michael Servet wäre in jeder anderen europäischen Stadt hingerichtet worden, auch in Wittenberg, wenn Luther damals noch gelebt hätte.39 Der Genfer Stadtrat hatte keine andere Wahl, als Servet zum Tod zu APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


verurteilen, denn hätte man das nicht getan und ihn frei laufen lassen, wäre Genf wahrscheinlich als eine Gefahr für das Reich angesehen worden.40 Man stelle sich nur vor: In Genf kann ein Leugner der Dreieinigkeit Gottes, die für Christen aller Konfessionen selbstverständliche Glaubensgrundlage ist, die unantastbar ist, frei spazieren gehen! Genf beherbergt einen Trinitätsleugner – unvorstellbar. Man bedenke einmal Folgendes: Dieser kleine Stadtstaat Genf war ja von mehreren Seiten bedroht. Erstens versuchte der aus der Stadt vertriebene Bischof die Stadt wieder dem Katholizismus zuzuführen. Zweitens schrieb der kluge Kardinal Sadolet einen schmeichlerischen Brief an den Stadtrat mit dem gleichen Ziel. Drittens drohte der Herzog von Savoyen, dessen Herzogtum Genf von mehreren Seiten umgab, mehrfach mit der Eroberung und damit der Rekatholisierung der Stadt. Und nun hielt sich viertens – das war wohl die größte Gefahr – dieser Trinitätsleugner in Genf auf! Das konnte für Kaiser Karl V. sofort Anlass geben, Genf zu erobern und zu rekatholisieren. Man muss das alles zusammensehen, um zu erkennen, in welcher Gefahr Genf und damit das Werk der Reformation sich befanden! Was wäre denn aus dem gesamten Protestantismus, dessen wichtigster Reformator Johannes Calvin nach Luthers und Zwinglis Tod war, geworden?! Nebenbei bemerkt: Auch in der lutherischen Kirche ist es noch viel später zu Hinrichtungen und zwar um des Glaubens willen, also nicht wegen eines Verbrechens wie Trinitätsleugnung, gekommen.41 Wir haben diesen Prozess etwas ausführlicher dargestellt, weil man wegen der Hinrichtung dieses Trinitätsleugners oft versucht hat, Calvin als unmenschliche, grausame Figur hinzustellen. Doch wie verzerrt, ja falsch ist oft der Blickwinkel! Dass die römische Kirche Tausende gläubiger evangelischer Christen, die Hugenotten und Waldenser, die keine Verbrechen begingen wie es Servet tat, hinrichtete, enthauptete, folterte, vierteilte, verbrannte, das nahm man fast als selbstverständlich hin! Das machte eben Rom so. So war das halt. Aber wenn ein einziger, der – nach damaliger Sicht – ein Verbrecher war, in einer evangelischen Stadt wegen Trinitätsleugnung und Gotteslästerung hingerichtet wurde, dann erhob sich ein »Sturm der Entrüstung«! Wenn das nicht pure Heuchelei ist! Manchmal leider auch auf evangelischer Seite! Messen mit zweierlei Maß nennt man das! W

4) Johannes Calvin »Musste Reformation sein? Calvins Antwort an Kardinal Sadolet«, Göttingen 2009; unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1954. 5) Das Beste zur Reformation Zwinglis ist das große Werk von Gottfried W. Locher »Die Zwinglische Reformation im Rahmen der europäischen Kirchengeschichte«, Göttingen 1979. 6) Evangelisches Gesangbuch, Ausgabe für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Frankfurt/Main 1994. 7) Siehe dazu das vorzügliche Buch von Günter Twardella »Kirche ohne Lehre? Eine Einladung zum Gebrauch des Katechismus, zu Lehre und Bildungsarbeit der Kirche«, Wuppertal 2003. 8) »Der Heidelberger Katechismus. Jubiläumsausgabe 1563–1963«, hrsg. von der Lippischen Landeskirche und der Evangelisch-reformierten Kirche in Nordwestdeutschland, o. O. [Essen] o. J. [1963], S. 202; vgl. auch Twardella, S. 11. 9) Christian Link (s. Anm. 2), S. 67. 10) Zu ihm siehe Karl Müller »Caspar Olevian – Reformator aus Leidenschaft. Zum 400. Todestag am 15. März 1987« (Monatshefte für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes, Jg.37/38, Köln-Bonn 1988/1989, S. 13–138); Andreas Mühling »Caspar Olevian 1536–1587. Christ, Kirchenpolitiker und Theologe« (Studien und Texte zur Bullingerzeit, Bd. 4), Zug 2008. 11) Hermann Pixberg »Der deutsche Calvinismus und die Pädagogik«, Gladbeck 1952, S. 23. 12) Karl Müller »Geschichte von Sechshelden. Zur 200-Jahr-Feier der evangelischen Kirche«, Dillenburg 2005, S. 204. 13) Pixberg, S. 27. 14) Ebd. 15) Karl Müller (s. Anm.12), S. 205. 16) Roloff (s. Anm. 2), S. 33. 17) Ebd. 18) Lind (s. Anm. 2), S. 65. 19) Werner Wiesner »Zum 400jährigen Todestag Johannes Calvins« (Evangelisches Kirchenblatt für Rheinhessen, Jg. 19, 1964 Nr. 26, (S. 382f.), S.382. 20) Lind (s. Anm. 2), S. 69. 21) Vgl. Link (s. Anm. 2), S. 69f. 22) Link (s. Anm. 2), S. 69. 23) Strohm (s. Anm. 2), S. 62. 24) Schneider (s. Anm. 2), S. 243. 25) Ebd., S. 244. 26) Selderhuis (s. Anm. 2), S. 155. 27) S. Detmers (s. Anm. 2), S. 14. 28) Selderhuis (s. Anm. 2), S. 156. 29) Schneider (s. Anm. 2), S. 245. 30) Detmers (s. Anm. 2), S. 15. 31) S. »Johannes Calvins Lebenswerk in seinen Briefen«, hrsg. von Rudolf Schwarz, Bd. 1–3, Neukirchen Krs. Moers 1961–1962. 32) Strohm (s. Anm. 2), S. 82. 33) Selderhuis (s. Anm. 2), S. 245. 34) Selderhuis (s. Anm. 2), S. 245. 35) Ebd., S. 247. 36) Link (s. Anm. 2), S. 71f. 37) Schneider (s. Anm. 2), S. 238. 38) Link (s. Anm. 2), S. 71f. 39) Schneider (s. Anm. 2), S. 238. 40) Selderhuis (s. Anm. 2), S. 246. 41) Stickelberger (s. Anm. 2), S. 168.

Der letzte Teil von »Johannes Calvin – Leben und Werk« erscheint in Heft 304 im Juni 2017. INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

21


Bekennen, warum wir uns freuen Albrecht Hauser

M

ission ist die Einladung zum gewürdigten von Evangelium und Kultur kann es MeinungsMenschsein. Jesus hat uns mit der Frohen verschiedenheiten geben, ja, sind wir oft Kinder Botschaft erlöst und gerettet und wir sind beru- jeweils unserer eigenen Zeit. fen, mit ihm alle Menschen einzuladen – auch Ein afrikanischer Bischof wurde auf die »Fehdie Muslime. ler« in der Mission angesprochen. Er stand entChristliche Mission ist begründet im Wesen rüstet auf und sagte: »Bin ich etwa ein Fehler, der Selbstoffenbarung Gottes. Jesus selbst ist sollte ich nicht Christ sein? Die Väter der Missider Gesandte Gottes, der seine on mögen wohl Fehler gemacht Nachfolger hineinnimmt in sei- mm Mission ist das zen­ haben, wir aber halten uns dane Sendung, in seine Mission: tralste Wesensmerkmal ran nicht auf, denn sie haben »Wie der Vater mich gesandt uns das Evangelium als eine von hat, so sende ich euch« (Jo- christlicher Existenz. Angst befreiende Kraft gebracht. hannes 20,21). Jesus Christus Sie ist daher auch nicht Wir sind glücklich und dankbar, in Person ist das Evangelium, Christen zu sein. etwas Zusätzliches, Gottes Frohbotschaft für alle Jede Generation ist neu geMenschen und zu allen Zei- sondern der eigentliche sandt, das Evangelium aller Welt ten. Durch sein Leben, von der Prüfstein, ob die Kirche zu verkündigen. Die Frage aber Krippe bis zum Kreuz, offenbart steht im Raum, ob wir auch Gott uns Menschen, wie sehr an das Evangelium Christen durch die Söhne der wir gewürdigt und geliebt sind. glaubt und es verstanVäter geworden wären? Sorgt Mission in der Nachfolge Jesu den hat. dafür, dass ihr Christen bleibt ist daher frei von Zwang, sie ist und euren Glauben einladend die persönliche Einladung zu einem wahren und lebt und verkündigt.« gewürdigten Menschsein. Der vom Islam herkommende Widerspruch Das Evangelium zu verkündigen ist Grund gegen den christlichen Glauben und die islamialler Freude. Daher hat Mission niemals eine sche Behauptung, alle vorhergehenden Glauverkrampfte Angelegenheit zu sein. Auch geht bensweisen überholt und überboten zu haes in der Mission nicht um ein »Abrechnen« ben, kann daher nicht Grund zur christlichen mit Andersgläubigen, nicht um das Freilegen »Selbstaufgabe« im Verschweigen sein. ihrer Schwachstellen, sondern um das Zeugnis Ja, die Haltung des Islam vertieft geradezu Christi gegenüber Menschen, die nach Gottes den christlichen Imperativ zum GlaubenszeugEbenbild geschaffen sind. Weil dies so ist, darf nis. Denn das Zeugnis des Evangeliums ist – keinem Menschen das Evangelium vorenthalten auch Muslimen gegenüber – geradezu die logiwerden. sche Konsequenz der Nachfolge: »Gott war in Die christliche Mission ist das zentralste Christus und versöhnte die Welt mit sich selber« Wesensmerkmal christlicher Existenz. Wer ver- (2.Korinther 5,19). suchen würde, sie angesichts anderer oder wiDaher gilt es für uns als Kirche Jesu Christi, dersprüchlicher »Heilsangebote« aufzugeben, auch im 21. Jahrhundert fröhlich zu bekennen, würde sein Christsein zur Disposition stellen. warum wir Christen sind und auch angesichts Die Weltmission ist daher auch nicht etwas Zu- des Islam fröhlich weiterhin Christen bleiben sätzliches, sondern der eigentliche Prüfstein, ob wollen. Ja, es gilt zu bekennen, warum wir die Kirche an das Evangelium glaubt und es ver- uns sogar freuen, wenn auch Muslime in Jesus standen hat. Christus den erkennen, der er wirklich ist: das Aus diesem Grund kann das »Ob« der Missi- Heil und die Hoffnung der Welt. on nicht zur Disposition stehen, über das »Wie« Viele Muslime sind offen für das Gespräch der Mission und die Fragen des Verhältnisses über den Glauben. Ihnen die gute Botschaft von der Erlösung durch Jesus vorzuenthalten, wäre ganz verkehrt. W Albrecht Hauser Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

22

Abdruck aus factum Nr. 2/2016 mit freundlicher Genehmigung der Redaktion. APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


Aus Kirche und Gesellschaft Sächsische Landekirche ermöglicht gottesdienstliche Homo-Segnung Vor unliebsamen Überraschungen ist man in der Kirche nie sicher. Nun also auch in Sachsen: Gottesdienstliche Segnungen Homosexueller in eingetragenen Lebenspartnerschaften sind seit diesem Jahr in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens möglich, sofern Geistliche sich hierzu bereit erklären. Das hat die Kirchenleitung am 17. Oktober 2016 beschlossen. Die gottesdienstliche Segenshandlung, die sich laut Mitteilung nicht als Trauung versteht, bringe den Willen des »Paares« zum Ausdruck, »eine Partnerschaft in Verlässlichkeit, in verbindlicher Treue und Verantwortung füreinander zu begründen«. Die Segnung werde in einem eigenen Register der Kirchengemeinde aktenkundig gemacht.

dern, die wegen des Kirchenleitungsbeschlusses nun mit dem Gedanken spielten, aus der Kirche auszutreten, wolle er sagen, »dass die Ablehnung der Segnungen ihren ausdrücklichen Platz in der Landeskirche hat«. In den kirchlichen Reihen stieß der Beschluss freilich auf ein geteiltes Echo. Die Sächsische Bekenntnis-Initiative veröffentlichte eine Theologische Handreichung für Kirchenvorstände. Darin heißt es, die Kirchenleitung stehe mit ihrem Beschluss »im Widerspruch zum einhelligen Zeugnis der Heiligen Schrift«. Auch der Landesverband Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen übte Kritik. Hingegen begrüßte das theologisch liberale »Forum für Gemeinschaft und Theologie« den Kirchenleitungsbeschluss. Es sei »ein großer Schritt in die richtige Richtung«. Auch die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche begrüßte den Beschluss, allerdings geht dieser der Arbeitsgruppe nicht weit genug, da es »diskreditierend« sei, dass die Segnung »von der exklusiv heterosexuell verstandenen Trauung abgegrenzt« werde und das Kirchenbuch den Homopaaren »verschlossen bleibt«. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften können sich damit jetzt in 19 von 20 EKD-Gliedkirchen segnen oder trauen lassen. Bis jetzt bildet die Evangelische Landeskirche in Württemberg noch eine Ausnahme. Aber wie lange noch? Schließlich soll die Trauagende überarbeitet werden. (Quelle des Berichts: ideaSpektrum 43/2016 vom 26. Oktober 2016, S. 31, Ost)

Irgendwie hilflos mutet die Stellungnahme des sächsischen Landesbischofs Carsten Rentzing (Dresden) an. Gegenüber idea sagte er, er werde »niemand dazu raten, gleichgeschlechtliche Partnerschaften öffentlich zu segnen«. Wie er weiter ausführte, gibt es innerhalb der Kirchenleitung seit langem eine Mehrheit für eine weitgehende Segnungsregelung: »Am Ende ist man meinem Vorschlag gefolgt, kein allgemeines Recht auf eine Segnung zu installieren, sondern eine an die Gewissen der Pfarrerinnen und Pfarrer gebundene Einzelfallregelung.« Das bedeute, dass die Landeskirche an dieser Stelle nicht »umgekippt« sei. Die Regelung beschreibe lediglich den Status quo. An seiner persönlichen Auffassung zur Segnung homosexueller Partnerschaften habe sich nichts geändert. Er lehne sie nach wie vor ab. GemeindemitglieINFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

Berliner Medienwissenschaftler: Evangelische Kirche hat Angst vor eigenen Glaubenswahrheiten Die evangelische Kirche möchte um keinen Preis rechtgläubig sein. Diesen Vorwurf erhebt der Medienwissenschaftler Professor Norbert Bolz (63, Berlin) in einem Beitrag für den Südwestrundfunk. Sie vermeide Konflikte: »Man lässt sich zwar noch von der Jesusgeschichte rühren, vor allem an Weihnachten. Aber vom Jüngsten Gericht will niemand mehr etwas hören. Aus Gott ist der liebe Gott und aus Jesus ist ein guter Mensch geworden – gewissermaßen ein Integrationsbeauftragter höherer Ordnung. Aber wer den Lehrer und Sozialarbeiter Jesus lobt, will den Erlöser Christus verdrängen.« 23


Wenn Jesus nur ein Lehrer des richtigen moralischen Verhaltens gewesen wäre, hätte man ihn nicht gekreuzigt. Nach Beobachtungen des in Ludwigshafen geborenen Protestanten, der auch ein Buch zu Luther verfasst hat, hört man von Pfarrern nur noch selten etwas über »den Skandal des Wortes vom Kreuz«. Dabei stehe diese Botschaft im Zentrum der Briefe des Apos­ tels Paulus. Die Kirche ersetze »den Skandal des Gekreuzigten zunehmend durch einen neutralen Kult der Menschheit«. Durch diesen »Verrat am Kreuz« bleibe nur »die Sentimentalität einer unrealistischen Menschenfreundlichkeit«. Statt der Botschaft vom Kreuz bekomme man viel zu hören »über die unzähligen kleinen Kreuze dieser Welt wie Hunger, Flüchtlingselend, Arbeitslosigkeit, Klimakatastrophe«. Bolz: »Der Pfarrer tritt immer häufiger als Gutmensch auf – und das heißt in der Sprache des Neuen Testaments: als Pharisäer. Dabei missbraucht er seine Predigt für einen sentimentalen Moralismus.« »Nichts entvölkert unsere Kirchen so sehr, als dass man es in ihren Gottesdiensten so viel mit den persönlichen Ansichten ihrer Prediger zu tun hat.«

stoßen gegen das verfassungsrechtliche Indoktrinationsverbot«, so Winterhoff. Im Falle eines unzulässigen Sexualerziehungskonzepts bestehe für Kinder ein Anspruch auf Befreiung vom Unterricht. Das Gutachten kritisiert ferner das geplante Unterrichtsmaterial, das die schleswig-holsteinische Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) 2014 beim Lesben- und Schwulenverband in Auftrag gegeben hat. Die beabsichtigten Materialien für Grundschulen mit dem Titel »EVA – Echte Vielfalt von Anfang an« seien mit dem Grundgesetz und Schulgesetz des Landes SchleswigHolstein nicht vereinbar. Auch Veranstaltungen zum Thema »Sexuelle Vielfalt«, wie sie durch schwul-lesbische Aufklärungsteams der Vereine »Haki e. V.« und »lambda::nord e. V.« an Schulen in dem Bundesland durchgeführt würden, seien als gesetzwidrig zu bewerten. (Quelle der Nachricht: Informationsbrief der Arbeitsgemeinschaft Lebendige Gemeinde München 3/2016 vom November 2016, S. 15f., nach ideaSpektrum)

(Quelle der Nachricht: Informationsbrief der Arbeitsgemeinschaft Lebendige Gemeinde München 3/2016 vom November 2016, S. 5, nach idea)

Vgl. zum Thema auch den Aufsatz desselben Verfassers: »Zurück zu Luther. Die evangelische Kirche in der Modernitätsfalle«, in CA. Confessio Augustana II/2016, S. 17–24.

Verfassungsrechtler: Sexuelle Vielfalt ist kein Lernziel

Zum guten Schluss … Der Staat ist im Bereich der Sexualerziehung Vom Fahrlehrer zum Diakon

zu Zurückhaltung und Toleranz verpflichtet. Die Förderung der Akzeptanz vielfältiger sexueller Verhaltensweisen ist verfassungswidrig und mit dem geltenden Schulgesetz in Schleswig-Holstein unvereinbar. Zu diesem Ergebnis kommt ein Rechtsgutachten des Verfassungsrechtlers Christian Winterhoff, das der Verein »Echte Toleranz« in Auftrag gab. In dem 100seitigen Dokument schreibt Winterhoff, die Schule müsse jeden Versuch unterlassen, ein bestimmtes Sexualverhalten zu befürworten oder abzulehnen: »Sie hat das natürliche Schamgefühl der Kinder zu achten und muss allgemein Rücksicht nehmen auf die religiösen oder weltanschaulichen Überzeugungen der Eltern, soweit die sich auf dem Gebiet der Sexualität auswirken.« Staatliche Vorgaben für die schulische Sexualerziehung, die Hetero-, Bi-, Homo- und Transsexualität als »gleichwertige Ausdruckformen von Sexualität vorgeben, ver24

Das ist der Berufsweg von Michael Grieger, der seit Sommer 2016 Gemeindediakon in Laichingen (Dekanat Bad Urach) ist. Aus dem Nichts kam Griegers Wechsel vor einigen Jahren nicht. Lange schon war er in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv. Irgendwann füllte ihn der Beruf des Fahrlehrers nicht mehr aus: »Ich wollte ausprobieren: Was sind wirklich meine Gaben?«, sagt er. Grieger begann eine vierjährige Theologenausbildung in Adelshofen. Anschließend verbrachte er zehn Jahre im Zollern-Alb-Kreis, erst in Balingen, dann in Ebingen, stets mitverantwortlich für die Jugendarbeit. Was ihn damals geleitet hat, ist für ihn auch in Laichingen das Wichtigste: Das Evangelium zu vermitteln – für ihn »die beste Botschaft der Welt«. (Quelle der Nachricht: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 47/2016 vom 20. November 2016, S. 28, Mensch der Woche)

APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


Aus den Bekennenden Gemeinschaften Interview mit Professor Dr. Ulrich Wilckens Lieber Herr Professor Wilckens, am 15. April 2009 war ich unter Ihren Zuhörern im Hamburger »Michel«, als Sie über die Auferweckung Jesu und die Auferstehung der Toten sprachen. Sie haben sich intensiv mit den neutestamentlichen Berichten von der Auferstehung Jesu beschäftigt. War das Grab Jesu am dritten Tag nach seiner Grablegung leer? Wer die Geschichte von den Jüngerinnen, die Jesu Grabhöhle am dritten Tag nach seinem Tod am Kreuz geöffnet vorfinden und die Erklärung dafür durch die Auferstehungsbotschaft des Engels hören, für ein Erzeugnis des Glaubens der ersten Christen hält, ohne geschichtliche Grundlage, der muss auch konsequent sein und dem christlichen Glauben als Ganzem jede Wirklichkeit absprechen. Aber alle Zeugnisse im Neuen Testament sprechen eindeutig dafür, dass Jesus durch Gottes Macht über den Tod wirklich auferweckt worden ist: Ein unberührtes, durch den Felsbrocken verschlossenes Grab wäre für alle Gegner ein eindeutiger Beweis gegen die Auferstehungsverkündigung der Christen gewesen (wie Matthäus 27,11–15 zeigt!). Hätten Christen die Geschichte in Markus 16 erfunden, um ihre Auferstehungsverkündigung zu bestätigen, so hätten sie sie zweifellos von Jüngern erzählt, nicht aber von Jüngerinnen (das Zeugnis von Frauen galt damals als unglaubwürdig). Schließlich und vor allem: Das älteste Bekenntnis des »Evangeliums«, auf das der Apostel Paulus sich beruft: 1.Korinther 15,3–5 spricht zwischen dem Tod und der Auferweckung Christi ausdrücklich von seiner Grablegung! Die in Vers 5 bis 7 genannten Zeugen waren überdies allesamt bekannte Personen. Es gibt also durchaus solide Gründe für die Wahrheit der Verkündigung der Auferstehung Jesu. Christen glauben an ihren auferstandenen Herrn, weil er auferstanden ist. Wir gehen auf Weihnachten zu. In der Lutherbibel 2017 wird das Immanuelzeichen in Jesaja 7,14 mit »Jungfrau« übersetzt. Margot Käßmann hat demgegenüber in einem SpiegelInterview vom Juli 2013 erklärt, »dass Josef im biologischen Sinn der Vater Jesu war«. Wer hat Recht, die neue Lutherbibel oder Frau Käßmann, die sich in diesem Interview als »Theologin des 21. Jahrhunderts« bezeichnet hat? INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

Zwar bezeichnet das hebräische Wort in Jesaja 7,14 jede unverheiratete Frau, seine griechische Übersetzung in Matthäus 1,21 und Lukas 1,27 benennt jedoch Maria als unberührte junge Frau, deren Schwangerschaft durch das wunderbare Handeln Gottes an ihr geschehen ist (Lukas 1,34f.). Denn es ist Gottes Sohn, den Maria als ihr menschliches Kind geboren hat. Dass Josef der Vater Jesu sei, findet sich nirgendwo im Neuen Testament. Die Rede von den »Eltern« Jesu (Lukas 2,43) und von Josef als seinem »Vater« (Lukas 2,48) bezieht sich auf die Familie, in der der junge Jesus aufgewachsen ist. Und wenn Paulus in Galater 4,4 davon spricht, dass Christus »von einem Weib geboren« ist, dann darf man nicht übersehen, dass dies unter der Überschrift steht: »Gott sandte seinen Sohn«. Dass im Neuen Testament von der »Jungfrauengeburt« außer den beiden Stellen in Matthäus 1 und Lukas 1 nirgendwo explizit die Rede ist, kann ich mir nur durch die Vermutung erklären, dass Maria das Wunder ihrer Schwangerschaft demütig für sich behalten hat, sodass es erst nach ihrem Tod im Urchristentum bekannt geworden ist und dann sehr schnell zentrale theologische Bedeutung erlangt hat. Ich möchte gern noch eine weitere Frage zur Lutherbibel 2017 stellen. Römer 16,7 wird dort folgendermaßen übersetzt: »Grüßt den Andronikus und die Junia […].« Haben sich die Bibelübersetzer und Exegeten in den vergangenen fast 2000 Jahren geirrt, als sie in Junias einen Mann sahen? Kann es sein, dass die neue Übersetzung der feministischen Theologie folgt? In Römer 16,7 muss ursprünglich von Junia die Rede gewesen sein. Für Junias als Männername gibt es im 1. Jahrhundert nirgendwo einen Beleg! Dass in der gesamten handschriftlichen 25


Überlieferung »Junias« als männlicher Name steht, hat seinen wahrscheinlichen Grund darin, dass man Jahrhunderte hindurch selbstverständlich als »hervorragende Apostel« nur einen Mann sehen konnte. Die Lesart »Junia« gibt es erst seit dem Mittelalter! In Ihrem Buch »Standpunkte« sprechen Sie von »der Kunst, die Aussagen der Bibel so auszulegen, wie sie ursprünglich gemeint waren«. Wie ist das möglich, bei so alten Texten herauszubekommen, wie sie ursprünglich gemeint waren? Niemand kann die Verfasser danach fragen. Zwar hat in der Tat jedes historische Urteil auch subjektive Momente des Historikers zur Voraussetzung. Aber ein kunstgerechtes Urteil kann in dem Maß mit der wirklichen Geschichtlichkeit rechnen, in dem zur Begründung deutlich bezeugte Momente aus der betreffenden Zeit genannt werden können. In diesem Sinn ist historische Exegese für christlichen Glauben wichtig, um dessen Gewissheit der geschichtlichen Wirklichkeit des Handelns Gottes zu unterstützen. Gott handelt immer durch Menschen, also muss sich der Glaube an ihn auf Geschichte beziehen. Freilich: Die Erkenntnis, dass es Gottes Handeln ist, das die menschlichen Zeugen verkündigen, kann nur von Gottes Geist gegeben werden. Entsprechendes gilt ebenso für die Hörer und Leser der Bibel. Sie haben eine sechsbändige »Theologie des Neuen Testaments« verfasst und sind kompetent in Fragen um die Bibel. Warum haben Sie diesem umfangreichen Werk 2012 noch eine »Kritik der Bibelkritik« hinzugefügt? Das Büchlein, das Sie nennen, habe ich als verständliche Zusammenfassung der ausführlichen wissenschaftlichen Beweisführung veröffentlicht, die ich jetzt mit Gottes Hilfe im IV. Teil meiner »Theologie des Neuen Testaments« erarbeitet habe. Dieses umfangreiche Buch erscheint noch 2016. Ich habe mich bei der Formulierung sehr darum bemüht, dass auch gebildete Nicht-Theologen es verstehen können. 2017 feiern die evangelischen Christen das Reformationsjubiläum. Der Protestantismus war von Anfang an eine Bibelbewegung. Wie können die evangelischen Kirchen wieder zu Ehrfurcht und Demut vor der Heiligen Schrift finden, wie sie Martin Luther hatte? In der Tat kann man im 500. Jahr der Geschichte der Reformation dieser angemessen nur so gedenken, dass in jeder Generation jeder einzelne Christ wie auch die ganze Kirche sich selbst durch den Heiligen Geist reformieren lässt. Das 26

kann nicht ohne ernsthaftes Leben mit der Heiligen Schrift geschehen. Die evangelische Kirche hilft dazu durch die Neubearbeitung der Übersetzung Martin Luthers, und zur gleichen Zeit die katholische durch die der »Einheitsbibel«. Wenn alle Christen beider Konfessionen in ihrem Morgen- und Abendgebet geistlich intensiv die Bibel in diesen Neuausgaben neu lesen würden, so wäre das ein enormer ökumenischer Schritt. Als Hilfe dazu habe auch ich das von mir überarbeitete Neue Testament mit durchgehenden Erklärungen neu bearbeitet 2016 veröffentlicht und freue mich sehr darüber, dass Kardinal Lehmann in einem Vorwort diese »Studienbibel« auch katholischen Christen empfiehlt. Sie hatten zehn Jahre ein Bischofsamt in der EKD inne. Was waren in dieser Zeit die ermutigendste und die bedrückendste Erfahrung? Ermutigend war, dass überraschend viele Kirchenvorstände meinem Vorschlag zugestimmt haben, ihre Sitzungen mit einem biblischen Abschnitt und einem kurzen Gespräch darüber zu beginnen. Ermutigend war auch die breite Wirkung meiner Predigt in der Trauerfeier zum Tod des Ministerpräsidenten Uwe Barschel. Bedrückend waren die Anfänge der kirchlichen Beteiligung an modernistischen gesellschaftlichen Aktivitäten und deren willkürlicher bibelwidriger Begründung. Anfang 2011 haben Sie zusammen mit sieben anderen Altbischöfen aus der EKD in einem offenen Brief gegen homosexuelle Partnerschaften im evangelischen Pfarrhaus Stellung bezogen. Die Entwicklung ist über diesen Protest hinweggegangen. Wie denken Sie heute darüber? Die offizielle Anerkennung gleichgeschlechtlicher Praxis ist ein Beispiel für das zuletzt Gesagte. Seitdem haben eine Reihe von Kirchen sogar gottesdienstliche Segnungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften durch Synodalbeschluss eingeführt. Dass dies bibelwidrig, ja Gottes Willen widersprechend ist, habe ich neuerdings in einer öffentlichen Erklärung ausführlich begründet. Diese ist im Internet zugänglich. Sie haben eine schwere Krankheit durchgemacht und öfters gesagt, dass Sie durch die überraschende Genesung ein anderer Mensch geworden seien. Bitte schildern Sie dieses Erlebnis unseren Lesern noch einmal. Am Ende meiner Bischofsdienstzeit bekam ich Bauchspeicheldrüsenkrebs. Trotz rechtzeitiger Operation sagten mir alle befreundeten Ärzte: »Du musst damit rechnen, dass du nicht lange mehr am Leben bleiben wirst!« Wenige Jahre daAPRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


nach jedoch bin ich ganz gesund geworden! Ich bin Gott für dieses Wunder zutiefst dankbar. Vor drei Jahren stürzte ich bei Glatteis, zog mir sehr gefährliche Brüche zu und bekam noch dazu im Krankenhaus einen Schlaganfall. Und voriges Jahr auch einen Herzinfarkt. Ich lebe zwar mit Behinderungen, bin aber geistig in der Lage zu arbeiten: Deo gratias! Seit über 60 Jahren sind Sie verheiratet. Was sind die wichtigsten Erfahrungen aus Ihrer Ehe? Wir sind durch manche Krisen hindurchgegangen. Aber unsere Liebe füreinander hat dadurch keinen Riss bekommen, weil wir uns immer durch Gottes Liebe behütet und getragen erfahren haben – und zwar ganz konkret. Von Anfang unserer Ehe an nehmen wir jeden Sonntag am Heiligen Abendmahl teil: Jesus Christus, unser Erlöser und Herr, in uns und wir in ihm – das ist das Geheimnis, von dem wir leben. Das Interview führte Pfarrer Dr. Joachim Cochlovius, der Vorsitzende des Gemeindehilfsbundes. Quelle des Interviews (geringfügig gekürzt): Aufbruch – Informationen des Gemeindehilfsbundes 3/2016. Der Aufbruch erscheint zwei- bis dreimal jährlich und kann kostenlos abonniert werden. Bestellungen bitte an die Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes, Mühlenstraße 42, 29664 Walsrode, Telefon (05161) 911330 E-Mail: info@gemeindehilfsbund.de

Friedrich Hänssler wurde 90 Im März konnte der bekannte schwäbische Verleger Friedrich Hänssler (Holzgerlingen bei Böblingen) seinen 90. Geburtstag begehen. Der in Stuttgart geborene Friedrich Hänssler studierte evangelische Theologie und Musikwissenschaft. Den von seinem Vater übernommenen reinen Musikverlag baute er weiter aus und erweiterte ihn um die Sparte Theologie. Der Buchbereich wurde bald größer als der Musikbereich. Bibelübersetzungen und -auslegungen bildeten einen Schwerpunkt; einige Zeit erschienen auch die bekannten Herrnhuter Losungen in seinem Verlag. Von je her ist Friedrich Hänssler dem Pietis­ mus und den Evangelikalen verbunden. Eine jahrzehntlange Freundschaft verbindet Friedrich Hänssler mit dem renommierten Kirchenmusiker und Dirigenten Helmuth Rilling (Leonberg), der hauptsächlich durch seine Bach­interpretationen weltbekannt wurde (Gächinger Kantorei, Bach Collegium Stuttgart). Der Hänssler Verlag brachte das gesamte Werk Johann Sebastian Bachs (1685–1750) auf CD heraus, etwa 170 CDs. Heute gehört der Hänss­ler Verlag zur Stiftung Christliche Medien (SCM). INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

Professor Klaus Motschmann † In der Adventszeit des vergangenen Jahres ist der Berliner Politologe Professor Klaus Motschmann im Alter von 82 Jahren heimgegangen. Der 1934 in Berlin geborene Motschmann studierte evangelische Theologie, Politologie und Neuere Geschichte. Seit 1971 war er Professor für Politologie an der Berliner Hochschule der Künste. Viele Jahre wirkte er im Vorstand der Evangelischen Sammlung Berlin, der Evangelischen Notgemeinschaft in Deutschland und im Leiterkreis der Konferenz Bekennender Gemeinschaften mit. Bei der Evangelischen Notgemeinschaft war er Schriftleiter des Monatsblattes »Erneuerung und Abwehr« und organisierte eine Reihe beachteter Tagungen. Er war auch Mitglied der Redaktion der Vierteljahresschrift »Diakrisis«.

Evangelisation: Jens Ulbricht zu 100 Prozent Geschäftsführer beim sächsischen Evangelisationsteam Im Jahr 2011 kam Jens Ulbricht (geb. 1977, Königshain) als ehrenamtlicher Zeltmeister und technischer Leiter zum Evangelisationsteam. Er baute das Zeltteam auf und war mit einer 20-Prozent-Anstellung als Geschäftsführer tätig. Im Hauptberuf arbeitete der Dipl.-Ing. in der Kunststoffindustrie. Nun hat der vierfache Familienvater seinen bisherigen Beruf verlassen und ist seiner Berufung, im Evangelisationsteam zu 100 Prozent zu arbeiten, gefolgt. Seit diesem Jahr ist aufgrund eines einstimmigen Beschlusses des Vorstands die Teilzeitarbeit in eine Vollzeitstelle umgewandelt. Durch die wachsende Arbeit kann die Verwaltung sowie die Koordinierung und technische Betreuung des Evangelisationszeltes nicht mehr bewältigt werden, so dass dieser Schritt nötig wurde. Leiter des Evangelisationsteams ist Lutz Scheufler (Waldenburg); Ehrenvorsitzender Theo Lehmann (Chemnitz). (Quelle der Nachricht: Info. Informationen vom Evangelisationsteam, Extra 2016)

27


Freizeit

Ecclesia semper reformanda Einladung zur Freizeit der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« vom 18. bis 23. Juni 2017 im EC Begegnungs- und Bildungszentrum in Woltersdorf bei Berlin Die Festprogramme für das große Jubiläumsjahr »500 Jahre Reformation« sind geschrieben, der Reformationsjahrmarkt in Wittenberg hat seine Tore weit geöffnet und lädt ein zu kirchenpolitisch korrekten Messen. Und nun noch eine Einladung zum Thema Reformation!? Willkommen zu einer Freizeit von Sonntag, dem 18. bis Freitag, dem 23. Juni 2017 zum Thema

»Reformation –– eine bleibende Aufgabe« im barrierefreien Bildungs- und Begegnungszentrum des EC in Woltersdorf bei Berlin. Alle Zimmer haben Dusche/WC und manche Seeblick. Der Grüne Saal steht uns für Referate und Andachten ebenso zur alleinigen Verfügung wie drei Räume für Kleingruppenarbeit und die Lutherstube für eine abendliche Hocketse. Die Freizeit beginnt am Sonntag um 17 Uhr mit einer Vorstellungsrunde und endet am Freitag um 10 Uhr nach dem Reisesegen. Eingeladen sind alle, die auch im Jubiläumsjahr die Frage nach Gott stellen und sich dabei nicht in Theorien über gelebte Religion und ihre Vielspältigkeit ergehen wollen. Wir wollen den nach wie vor aktuellen Sola-Gedanken Luthers an vier Tagen vormittags und abends nachgehen, und an den Nachmittagen zu gemeinsamen Unternehmungen aufbrechen. Umgeben von Wäldern und Seen bieten sich vielfältige Wanderwege (und Cafés) zur Eigenerkundung anstelle des offiziellen Nachmittagsprogramms an. Im Angebot enthalten sind: WW ein Ausflug in den benachbarten Museumspark Rüdersdorf, dem Ort, der einst den Zement für die Berliner Mauer lieferte.

WW eine Schifffahrt über die Gewässer rund um Woltersdorf. WW den Spuren des lutherischen Liederdichters Paul Gerhardt folgend, eine Fahrt ins Zentrum des historischen Berlin zur einstigen Wirkungsstätte Gerhardts, der Nikolaikirche, heute Stadtmuseum. Führung durch Kurator Albrecht Henkys. WW eine Fahrt nach Mittenwalde zur Moritzkirche, der ersten Wirkungsstätte Paul Gerhardts. Führung durch die dreischiffige Kirche und Turmbesteigung.

Kosten Die Kosten für die Freizeit mit Eigenanreise betragen im Einzelzimmer 480 Euro, im Zweibettzimmer 430 Euro/Person bei einer Mindestteilnehmerzahl von 30 Personen. Inkludiert sind Unterkunft (Zimmer mit Dusche/WC), Vollverpflegung, das Seminarprogramm und die nachmittäglichen Ausflüge, incl. aller Fahrkosten, Eintritte und Führungsentgelte.

Auskünfte und Buchung Matthias Jaglitz Alter Schulweg 1 49774 Lähden Telefon: (05964) 959160 (Anrufbeantworter) E-Mail: matthias.jaglitz@ewe.net Einen genauen Tagesplan finden Sie unter http://keinanderesevangelium.de/ veranstaltungen/konferenzen.php

® Bitte abtrennen und in frankiertem Rückumschlag an oben genannte Adresse senden.

melde ich mich zur Freizeit vom 18. bis 23. Juni 2017 Anmeldung Hiermit im EC Begegnungs- und Bildungszentrum in Woltersdorf an:

Name und Vorname

Telefon/E-Mail

Straße, Haus-Nr., Postleitzahl und Ort

Personenzahl

Ort/Datum/Unterschrift


Buchrezension Ulrich Wilckens Theologie des Neuen Testaments in zwei Bänden bzw. sechs Teilbänden Ein wahres Opus Magnum hat der inzwischen bald 90-jährige frühere Lübecker Bischof (1981–1991) und weltweit beachtete und geachtete Übersetzer und Ausleger des Neuen Testaments, Ulrich Wilckens, mit seiner so umfangreichen »Theologie des Neuen Testaments«, die nach teils bereits Jahre zurückliegenden Vorarbeiten in den Jahren 2002 bis 2008 entstand, vorgelegt. Und ein dritter Teil, der sich mit der Auslegungsgeschichte des Neuen Testaments befasst (rund 400 Seiten) und eine Kritik der Bibelkritik sein soll, liegt auch fertig vor; auf diesen soll zu gegebener Zeit in einer gesonderten Besprechung eingegangen werden. Doch das Anliegen, Kritik an der Bibelkritik, steht bereits hinter den nun vorliegenden sechs Teilbänden. Dieser Grundsatz der Betrachtung des Neuen Testaments, ja der Bibel als gesamter, stellt ein Novum dar. Der Verfasser ist Vertreter Kanonischer Exegese, welche als biblische Theologie von der Zusammengehörigkeit der beiden Testamente ausgeht. Dabei verwirft Ulrich Wilckens (Einzel)Ergebnisse historischkritischer Forschung gerade nicht in Bausch und Bogen, sondern verwendet sie soweit er sie (theologisch) für gerechtfertigt und vertretbar hält, weist aber auf die Grenzen dieser Betrachtungsweise der Bibel hin. Entscheidend ist die Grundsatzentscheidung des Verfassers, dass für ihn die Heilige Schrift nicht das Ergebnis menschlicher Reflexionen über Gott und Niederschlag subjektiver Gotteserfahrungen und -empfindungen ist, sondern Rede des lebendigen Gottes, der als Gegenüber des Menschen diesen anspricht – in Zorn und Gnade, wobei die Gnade den Zorn überwiegt, aber damit diesen gerade nicht einfach negiert. Das trifft, dessen ist sich Ulrich Wilckens gewiss, auch bereits auf das Alte Testament zu; deshalb sind Versuche von Vertretern alt- und neuliberaler Theologie verfehlt, das Alte Testament als gegenüber dem Neuen eines minderen Ranges einzustufen, bzw. ihm kanonische Geltung gänzlich abzusprechen. Ulrich Wilckens, das spürt man dem gesamten Riesenwerk ab, ist von der Botschaft der Heiligen Schrift ergriffen, besser: vom Herrn der Kirche ergriffen, schon allein aufgrund persönlicher INFORMATIONSBRIEF 303

APRIL 2017

Erlebnisse, etwa seiner gnädigen Bewahrung bei einer als unheilbar geltenden Krankheit, die er als Eingriff Gottes wertet. Deshalb schreibt er nicht als kühler, distanzierter Beobachter über den »Gegenstand Neues Testament«, wie dies in Werken zu Einleitungsfragen und Theologie sowie in Kommentaren des Neuen wie des Alten Testaments zumeist der Fall ist. Singulär dürfte sein, dass er, wie dies im letzten Band seiner Theologie des Neuen Testaments geschieht, das Kapitel jeweils in eine Doxologie ausmünden lässt und damit beschließt. Das groß angelegte Werk ist unter dem Leitgedanken der Auferstehung Christi als Prolepse der Auferstehung aller (zum Gericht) verfasst, hat doch Ulrich Wilckens, so seine eigene Einschätzung, die Osterwirklichkeit anbruchhaft an sich selbst in der Bewahrung seiner an sich tödlichen Krankheit erfahren. Doch auch bereits davor war die Auferstehung »sein Thema«. Immer wieder hat er dazu publiziert(etwa: Auferstehung. Das biblische Auferstehungszeugnis historisch untersucht und erklärt, 1970). Mehr als »nur« eine neutestamentliche Theologie ist das, was Ulrich Wilcken vorgelegt hat, allemal. Er geht nämlich auch so genannten »Einleitungsfragen« nach – in den ersten vier Teilbänden; diese befassen sich herkömmlicherweise mit Verfasser, Abfassungszeit und –ort. Dazu kommen bibelkundliche Aspekte. Große Teile der vier ersten Teilbände sind nichts anderes als das gläubige Nacherzählen des im Neuen Testament Berichteten. Ulrich Wilckens selbst bezeichnet seine Vorgehensweise als »narrativ«. Inhalt, Vorgehensweise und Absicht sind gleichlautend auf der Rückseite aller Teilbände gut dargestellt: Das Werk besteht aus zwei Bänden bzw. sechs Teilbänden (Bd. I besteht aus vier, Bd. II aus zwei Teilbänden), die aufeinander aufbauen, sich aber auch wechselseitig bedingen. Bd. I/1 enthält eine ausführliche Einführung in das Gesamtwerk und einen ersten Abschnitt des historischen Teils: eine Skizze der religiösen Situation der Menschen in der Umwelt der ersten Christen, eine Darstellung des Wirkens Jesu im Zeichen der »Königsherrschaft Gottes«, eine Entfaltung der Verkündigung und Lehre Jesu sowie der Aussendung der zwölf Jünger als Boten der Gottesherrschaft. Bd. I/2 setzt die historische Nacherzählung der Geschichte Jesu fort: von seinem Entschluss, zur Passa-Feier nach Jerusalem zu ziehen, bis zu 29


seinem Tod am Kreuz, der Auffindung des leeren Grabes und der Erscheinung des Auferstandenen, der Anerkennung der Heidenmission und der einen Kirche aus Juden und Heiden. Bd. I/3 behandelt die Briefe des Paulus und seiner Schüler sowie der Theologen aus dem Bereich der judenchristlichen Heidenmission. Bd. I/4 die Evangelien, die Apostelgeschichte, die Johannesbriefe, die Johannesoffenbarung sowie die Entstehung des neutestamentlichen Kanons. Die Teilbände II/1–2 haben dogmatischen Charakter. Sie behandeln die Einheit der urchristlichen Theologie, die lebendige Verbindung der Glaubenden mit dem Messias Jesus, die vielfältige Erfahrung des Wirkens des Geistes im Zusammenleben der Glaubenden sowie die Hoffnung auf die Heilsvollendung in der nahen Endzeit. Dem Neukirchener Verlag ist zu danken, dass er dieses singuläre Werk in sein Verlagsprogramm aufgenommen hat und das verlegerische Risiko, das bei einem solch immensen Umfang immer vorhanden ist, nicht gescheut hat. Dieses Opus Magnum des seit langem literarisch produktiven frommen Gelehrten und Kirchenmann, der außer einer viel beachteten und mehrfach aufgelegten Übersetzung des Neuen Testaments (1. Auflage 1970), einem umfang-

reichen dreibändigen Kommentar zum Römerbrief (EKK) und einer Auslegung zum Johannesevangelium (1998, NTD) auch so manch anderes veröffentlicht hat, und immer wieder mahnend seine Stimme erhebt, ist weite Verbreitung und Beachtung zu wünschen. »Fertigen« Theologen, ob im Pfarramt oder irgend einem Lehramt, ist die Theologie des Neuen Testaments von Ulrich Wilckens zu empfehlen, nicht weniger Theologen die noch im Studium sind, etwa als kritische Begleitlektüre zu universitären Veranstaltungen und zur Vorbereitung auf ihre Examen; doch auch so genannte theologische »Laien« werden die umfangreichen Ausführungen Ulrich Wilckens, die zumindest in ihrer Paperback-Ausgabe recht preisgünstig sind, mit großem Gewinn benutzen. Walter Rominger Ulrich Wilckens Theologie des Neuen Testaments in zwei Bänden bzw. sechs Teilbänden 1. Auflage Neukirchen-Vluyn 2002ff. (Studien­ausgabe Paperback 2014), zusammen etwa 2100 Seiten, Reihe: Neukirchener ­Theologie, Neukirchener Verlagsgesellschaft ISBN 3-7887-2826-7, Paperback-Ausgabe 69,– Euro

Liebe Leserinnen und Leser, Mitschnitte der beiden Vorträge, die Uwe Siemon-Netto am 10. September 2016 bei der Bekenntnis­bewegung hielt, sind nun auf CD erhältlich. Diese kann gegen eine Spende bei Helmut Schlee (Anschrift siehe Seite 31) bezogen werden.

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer Dr. Bernhard Bonkhoff Marktplatz 21 66424 Homburg Kirchenrat Albrecht Hauser Friedrichstraße 34 70825 Korntal E-Mail: arhauser@gmx.de Angelika Krieser Weißwasserweg 11 12205 Berlin

Pfarrer Karl Müller Platz de Plombieres 4 35708 Haiger-Sechshalden Telefon (02771) 42255 E-Mail: Karl-Esther@web.de

Bischof i. R., Professor em. Dr. Ulrich Wilckens Wakenitzstraße 38 23564 Lübeck Telefon und Fax (0451) 7907574

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Carsten Ziegert Freie Theologische Hochschule Rathenaustraße 5–7 35394 Gießen E-Mail: ziegert@fthgiessen.de

Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D. Spardorfer Straße 47 91054 Erlangen Telefon und Fax (09131) 24139 E-Mail: Grslenczka@aol.com

Für den Inhalt der Artikel sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Die Meinung des Verfassers deckt sich nicht in allen Fällen mit der des Schriftleiters.

30

APRIL 2017

INFORMATIONSBRIEF 303


Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns«, »Ist Gott interreligiös?«, »Gemeinsame Feier des Reformations­ jubiläums 2017?« sowie der Sonderdruck »Gleichgeschlechtliche Beziehungen im evangelischen Pfarrhaus?« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden. Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender Pfarrer Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (02 31) 5 84 46 96 Fax (02 31) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: cmschunn@gmail.com

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Helmut Schlee Gartenstraße 15 a 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (0 28 45) 9 49 09 50 E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de

Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Bitte nutzen Sie nur noch Einzahlungsscheine ab Heft April 2016. Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben. Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Geschäftsstelle: Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt

q Neubestellung q Adressänderung q Abbestellung

(Zutreffendes bitte ankreuzen)

4

Adresse:

Name Straße/Haus-Nr.

Vorname PLZ

Ort

Neue Adresse (nur bei Adressänderung): Name Straße/Haus-Nr.

INFORMATIONSBRIEF 303

Vorname PLZ

APRIL 2017

Ort

31


An das »Aber« Gottes glauben, heißt, mitten in der Unruhe der Geschichte den festen Halt gewonnen zu haben, den niemand uns rauben kann. Das heißt mitten in aller Unruhe den Frieden gefunden zu haben, der uns bewacht, gerade weil er höher ist als alle Vernunft. Volkmar Herntrich (1949)


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.