Informationsbrief August 2017

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Aus dem Inhalt

m Einladung zu Studientag

: Einer für alle in – Christus alle rischen Die reformato »allein« .9.2017 vom 23. bis 24 in Kassel

n ationen finde Weitere Inform . 26 Sie auf Seite

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Glaube und Zweifel Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Andreas Osiander der Ältere – ein Außenseiter? Was macht Kirche zur Gemeinde Jesu Christi? Dokumentation Evangelisationsteam Sachsen fünf Jahre danach Aus Kirche und Gesellschaft Studientag in Kassel Buchrezensionen

ISSN 1618-8306

August 2017 Nr. 305

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Manfred Seitz im Alter von 88 Jahren †

Der evangelische Professor Manfred Seitz (Bubenreuth bei Erlangen), ist am 28. April im Alter von 88 Jahren verstorben. Von 1972 bis zu seiner Emeritierung 1994 hatte er einen Lehrstuhl für Praktische Theologie in Erlangen inne; davor lehrte er bereits einige Jahre in Heidelberg. 1992 erhielt Seitz den ­Bayerischen Verdienstorden. Er äußerte sich wiederholt zu Vorgängen in der Kirche. 2002 kritisierte er den Beschluss der hessen-nassauischen Kirche, die Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften zu gestatten. In der Bibel werde praktizierte Homosexualität abgelehnt. »Wer gibt den Herrschenden der hessen-nassauischen Kirche das Recht, tragende biblische Aussagen für ungültig zu erklären?« EKD Hermann Barth †

Im Alter von 71 Jahren ist Hermann Barth in Hannover verstorben. Der Pfälzer war 13 Jahre theologischer Vizepräsident im EKDKirchenamt, ehe er 2006 die Leitung übernahm. 2010 trat er in den Ruhestand. Barth machte sich auch für eine intensivere Zusammenarbeit von Volkskirche und evangelikaler Bewegung stark. 2

Missions­ schule Unter­ weissach: Direktor Eugen Reiser †

Der langjährige Direktor der Evangelischen Missionsschule Unterweissach (bei Stuttgart), Eugen Reiser, ist im Alter von 73 Jahren verstorben. Er leitete die Missionsschule bis 2008, an der er seit 1969 das Fach »missionarische Verkündigung« unterrichtete. Von 1987 bis 1999 verantwortete er den Arbeitszweig »Kirche unterwegs«, der Campingseelsorge, Bibelwochen und Evangelisationen durchführt. Früherer »Cheftheologe« von Adelshofen: Oskar Föller †

Der frühere Leiter des evangelischen Lebenszentrums Adelshofen (Eppingen bei Heilbronn), Oskar Föller, ist im Alter von 68 Jahren heimgegangen. Von 1999 bis 2013 stand er an der Spitze des Werks, zu dem neben der Kommunität eine Bibelschule für Jugendarbeit, Diakonie und Gemeindedienste sowie eine umfangreiche Tagungsarbeit gehören. Die Doktorarbeit von Oskar Föller über die charismatische Frömmigkeit wurde 1996 mit dem Johann-Tobias-Beck-Preis des Arbeitskreises für evangelikale Theologie ausgezeichnet. CVJM-Präses Stengel 65

Ministerialrat Karl-Heinz Stengel (Remchingen bei Pforzheim), der Präses des

CVJM Deutschland wurde 65. Seit 50 Jahren wirkt er ehrenamtlich im CVJM. Rolf Sauerzapf wurde 80

Rolf Sauerzapf, Kirchenrat i. R. und theologisch konservativer Lutheraner, konnte nun auch seinen 80. Geburtstag begehen. Sauerzapf, in Stuttgart geboren, leitete von 1979 bis 2000 die Seelsorge für rund 40 000 Angehörige des Bundesgrenzschutzes (heute Bundespolizei). Zuvor war er sechs Jahre für die geistliche Betreuung der Anti-Terror-Einheit GSG  9 zuständig. Der in Kassel lebende Sauerzapf hat noch zahlreiche Ehrenämter inne und hält einmal im Monat den Gottesdienst der SELK in Kassel, ohne dieser Kirche anzugehören.

Kirche in Deutschland Schwuler Theaterintendant von Karlsruhe stand in der Karwoche auf der Kanzel

Der schwule Generalintendant des Badischen Staatstheaters, Peter Spuhler, den der badische Landesbischof Jochen CorneliusBundschuh in die Synode und den Landeskirchenrat berief, in welchem pietistischevangelikale Vertreter so gut wie nicht mehr vorhanden sind (der Synodale Pfarrer Theo Breisacher, Spielberg bei Karlsruhe, dürfte eine Ausnahme sein) predigte am Kardienstag (11. April) in der Evangelischen Stadtkirche

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Karlsruhe. Spuhler war anlässlich des 500. Gedenkjahres der Reformation auf Einladung zu Gast in der Stadtkirche.

Kirche weltweit Anglikaner: Beim Thema ­Homosexualität gespalten

Die Synode der Kirche von England lehnte einen Bericht der Bischöfe zu Sexualität überraschend ab. In der Debatte, bei der es in erster Linie um den Umgang mit homosexuellen Menschen in der Kirche ging, wurden die Differenzen innerhalb der anglikanischen Kirche deutlich. Die Ablehnung des Berichts schwächt auch die Autorität des Erzbischofs von Canterbury, Justin Welby, dem Primas der anglikanischen Kirche, der maßgeblich an dem Bericht beteiligt war und zu einem gleichberechtigten Umgang mit Homosexuellen aufgerufen hatte.

Mission Liebenzeller Mission beruft Johannes Luithle zu ihrem Direktor ab 2018

Führungswechsel bei einem der größten Missionswerke Deutschlands – der Liebenzeller Mission: Neuer Direktor wird ab 1. Januar 2018 Pfarrer Johannes Luithle (48, Schömberg im Nordschwarzwald). Er folgt auf Detlef Krause, der in den Ruhestand tritt. Von 1997 bis 2000 war Luithle theologischer Referent beim Evangeliumsdienst für Israel

(Ostfildern), dessen ehrenamtlicher Vorsitzender er seit 2015 ist.

Innere Mission

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Matthias Lehmann als Präsi­ dent des ICPF wiedergewählt

Die Organisation »Inter­ national Christian Fellowship« (ICPF), der internationale ­Dachverband der nationalen Christlichen Polizeiorganisationen, hat den Baden-Württemberger Polizeibeamten Matthias Lehmann wieder zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Lehmann ist seit 1990 Mitglied im Bundesvorstand der CVP (Christliche Polizeivereinigung). Seit vielen Jahren ist er bereits Vorstandsmitglied des ICPF-Board und

Kritik an Gemeindefusionen Lasst die Kirche im Dorf

Der Geographieprofessor und Experte für Dorfentwicklung, Gerhard Henkel, kritisiert den Trend zu Gemeindefusionen in den großen Kirchen. »Großpfarreien dienen in keiner Weise der Seelsorge.« Zigtausende Menschen, die sich bisher ehrenamtlich betätigt hätten, werden durch die Fusionen nicht mehr in den bisherigen Gremien gebraucht. Henkel schlägt anstelle von Großpfarreien Pfarrverbände vor.


kurz+bündig wurde bereits 2011 einstimmig zum Präsidenten gewählt. Er ist seit 1978 Beamter der Landespolizei Baden-Württemberg und war in seiner langen Laufbahn bereits in zahlreichen Funktionen des mittleren und gehobenen Dienstes tätig. Zurzeit ist er stellvertretender Dienststellenleiter. In seiner Freizeit engagiert er sich im Aufbau und der Leitung eines Instituts für Ethik- und Antikorruptionsseminare im Polizeidienst.

Ökumene der Religionen Chor der drei Religionen

Juden, Christen und Muslime musizierten am 5. Februar zusammen beim interreligiösen Chorprojekt Trimum in der St. Gallus Kirche in Welzheim im Dekanat Schorndorf (da war einmal Rolf Scheffbuch Dekan). Der Chor trat mit Liedern über Allah, Jahwe und Gott auf. Trimum ist ein europaweit einzigartiges Projekt, bei dem Musiker, Theologinnen und Pädagogen als Muslime, Christen und Juden zusammen musizieren.

der Islam mit 31 Prozent fast gleichauf mit den Christen (32 Prozent) liegen.

Seelsorge

ACL: Neue Leiterin und neue Zentrale

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Lebenshilfen (ACL, in dieser 1971 gegründeten Arbeitsgemeinschaft sind 40 Therapie- und Seel­ sorgezentren zusammengeschlossen) hat eine neue Geschäftsstellenleiterin: Frieda Penner (35). Sie hat die Aufgabe von Gerhard Seemann (65) übernommen, der in den Ruhestand getreten ist. Bislang war die Geschäftsstelle in der christlich-therapeutischen Einrichtung »Hoffnung für Dich« im Schloss Falkenberg (Nordhessen) untergebracht; nun hat sie ihren Sitz in der christlichen Drogenhilfe »Neues Land« in Bodenfelde bei Göttingen. Neuer geistlicher Leiter im »Haus Frieden«

Pastor Otto Hug ist neuer geistlicher Leiter des südbadischen Seelsorgezentrums Islam wächst am schnellsten »Haus Frieden« in Steinen Keine Religion wächst weltbei Lörrach. Der sonntägliche weit schneller als der Islam. Bin- Gottesdienst in diesem Zentnen zwei Jahrzehnten könnten rum für Seelsorge und biblinicht mehr Christen, sondern sche Orientierung ist um 9.30 Muslime die meisten NeugeUhr; dieser ist öffentlich. borenen haben. 2015 stellten Das Jahresprogramm ist zu Christen 31,2 Prozent, Muslifinden unter: me 24,1 Prozent der Weltbewww.haus-frieden.de völkerung. Bis 2060 könnte Info-Telefon (07627) 450.

Islam

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Kirchentag Kirchentag hat neue ­Generalsekretärin

Julia Helmke (47) ist neue Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Die promovierte Pfarrerin, die aus der bayerischen Landeskirche stammt, folgte am 1. Juli auf Ellen Überschär, die in den Vorstand der HeinrichBöll-Stiftung wechselte. Zuletzt war Julia Helmke Referatsleiterin für gesellschaftspolitische Grundsatzfragen im Bundespräsidialamt. Von 2005 bis 2015 leitete sie den Bereich »Kirche im Dialog« im Haus kirchlicher Dienste in Hannover und war dessen stellvertretende Direktorin.

Christenverfolgung Wo Christen am stärksten verfolgt werden

In den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex’ leben etwa 4,8 Milliarden Menschen, darunter um die 650 Millionen Christen, von denen über 200 Millionen einer besonders starken Verfolgung ausgesetzt sind. Dies ist das Ergebnis einer neuen Schätzung. Wesentlich verantwortlich dafür ist der seit Jahren wachsende Druck auf Christen durch die Ausbreitung islamischer Gruppierungen wie des IS und eine deutliche Zunahme von religiösem Nationalismus besonders in Asien. Die zehn Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden sind: Nordkorea, Somalia, Afgha­ nistan, Pakistan, Sudan, Syrien, Irak, Iran, Jemen, Eritrea.

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Aus Lehre und Verkündigung mm Anfechtung war, nebst Gebet und Betrachtung, die Lehrmeisterin Luthers und er pflegte zu sagen: »Das haben mir meine Anfechtungen gelehrt.« Wäre er nicht in seinem Kloster durch solche Angst geübt und ihm alle seine Gerechtigkeit und Kraft zerstört worden, er hätte nie den Beistand im Evangelio von der freien Gnade erlangt, den wir an ihm bewundern.m

Gottfried Daniel Krummacher m in einer Predigt zu m 4.Mose 33,24

mm Man kann uns töten, aber man kann uns nicht das ewige Leben verderben. Wir sind zwar traurig, aber nicht hoffnungslos. Erzbischof Anba Damian, Generalbischof der m Koptisch-orthodoxen Kirche m in Deutschland

mm Es ist die große Erfahrung aller wahrhaft frommen Menschen, dass man an Gott satt werden kann, dass er allen Mangel stillt, die tiefste Sehnsucht des Herzens und den leidenschaftlichsten Hunger nach Leben und Frieden.m Karl Hartenstein, m Andacht am 18. Januar 1949 über Psalm 107,9

mm Gott hat mit jedem von uns eine ganz persönliche verborgene Geschichte der Gnade.m Karl Hartenstein

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mm Das Predigtamt ist kein Hofdiener und kein Bauernknecht. Martin Luther

mm Der Sinn der Einbindung des Heiligen Geistes in die Trinität ist: Als schöpferische Kraft, die Leben schafft aus dem Tod, verbindet er den Vater, der den Sohn von den Toten auferweckt hat, mit dem Sohn, der vom Vater aus dem Tod am Kreuz auferweckt worden ist. Bischof i. R. Ulrich Wilckens

mm Diakonie ohne Mission ist Verrat am Auftrag Jesu, genauso wie Mission ohne helfende Tat. Walter Meng

mm Dass zu einem Kind Papa und Mama gehören, versteht sich von selbst. Das weiß jedes Kind von Geburt an, instinktiv. Dass zwei Papas oder zwei Mamas zu ihnen gehören sollten, ist Science ­Fiction. Darauf sind unserer Kinder nicht ­programmiert! Christa-Maria Steinberg, m Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, m Mitarbeiterin im Evangelisationsteam Sachsen

mm Demütig sein heißt nicht, sich vor Menschen ­bücken, sondern Gott allein die Ehre geben. ­Darum sind Christen dankbare Leute.m Friedrich von Bodelschwingh

mm Das ist ein ganz großer Zug an unserem Reformator Luther, dass er den Herrn Christus nicht verbessern wollte. Er wollte viel lieber Gottes Wort erst mal verstehen und hören und konnte Leute nicht leiden, die es noch besser machen und besser wissen wollen. Davon dürfen wir uns ruhig alle einmal eine Scheibe abschneiden. Erwin Mühlhaupt, 1958, Predigt über Römer 1,17

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Glaube und Zweifel Günter R. Schmidt

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uch gemeindenahe Christen werden oft von »Sinn« meint die Antwort auf die Frage nach  mancherlei Zweifeln geplagt. Wie können dem Wozu, Wofür, Worumwillen und Woraufsie damit umgehen? Oft werden da völlig fal- hin unseres Lebens. Sind das ganze Universum sche Wege beschritten: Nicht daran denken, die und mein kleines Leben darin nur zufällig und eigenen Zweifel vor sich selbst nicht eingeste- könnten genauso gut nicht da sein oder haben hen, erst recht nicht vor anderen. Besonders der sie eine vorgegebene Richtung auf ein Ziel? Hat Pfarrer könnte ja enttäuscht sein. mein Leben nur einen Sinn, wenn Vor mehr als sechs Jahrzehnten äu- mm Wenn ich zu ich ihm selbst einen gebe, oder ist ßerte sich ein Pfarrer einmal etwa mir selbst ehrlich ihm ein Sinn vorgegeben? Wenn so: Wenn ich Zweifel habe, dann ich zu mir selbst ehrlich bin, muss kämpfe ich sie tapfer in mir nieder. bin, muss ich zuge- ich zugeben, dass mich die AufSelbst wenn sich wissenschaftlich ben, dass mich die gabe, meinem Leben selbst einen ergäbe, dass Jesus nie gelebt hat, Sinn zu geben, überfordert. Wo Aufgabe, meinem würde das an meinem Glauben aber finde ich einen Sinn, der mir Leben selbst einen vorgegeben, der mir geschenkt ist? nichts ändern. Solcher Umgang mit dem Zwei- Sinn zu geben, Die christliche Antwort lautet: »Im fel ist selbst höchst zweifelhaft. Blick auf Jesus!« Die Frage nach Sich den Zweifel nicht eingeste- überfordert. Wo dem letzten Sinn von allem und hen heißt psychologisch »Verdrän- aber finde ich einen damit auch meines kleinen Daseins gung«. Das Verdrängte ist aber Sinn, der mir vorist, zu Ende gedacht, die Frage dann nicht einfach weg, sondern nach Gott, dem Urheber des Ganes rumort in uns und mindert gegeben, der mir zen und des Einzelnen darin, der die Freude am Glauben. Und ein geschenkt ist? Die das Ganze nicht einfach beliebig Glaube, für den es unerheblich ist, christliche Antwort ins Sein geworfen, sondern ihm ob es Jesus von Nazareth je gegeauch eine Richtung, einen Sinn ben hat, ist ja wohl kein christlicher lautet: »Im Blick auf eingestiftet hat. Glaube. Ein besserer Umgang mit Jesus!« Wie und wo aber wird der letzdem Zweifel ist gegenüber sich te Ursprung von Sein und Sinn selbst ehrlich sein, das Gespräch mit anderen erkannt? Durch philosophisches Nachdenken, Christen suchen, theologische Texte lesen und durch die Werke der großen Künstler, in den durchdenken, offen bleiben für das Evangelium, Symbolen und Riten der Religionen? Die am beten. »Gott, auch wenn ich voller Zweifel bin, klarsten formulierte christliche Antwort gibt ob du da bist und dir etwas an mir liegt, ob das Paulus in seinem zweiten Brief an die Korinther, Evangelium begründet ist, ob es richtig überlie- Kapitel 4, Vers 6: »Gott, der dem Licht geboten fert ist und in der kirchlichen Lehre richtig aus- hat, aus der Finsternis aufzustrahlen, hat un­ gelegt wird, lass mich, wenn es dich gibt, nicht sere Herzen erhellt, damit sie erleuchtet werden fallen!« und den Glanz Gottes auf dem Angesicht Chris­ Christlicher Glaube ist, auf eine kurze Formel ti erkennen.« Der »Glanz Gottes« oder auch die gebracht, »Sinngewissheit von Jesus her«. Die- »Herrlichkeit (dóxa) Gottes auf dem Angesicht se Formel bedarf der Auslegung. Der Ausdruck Christi« ist die Grundlage der Gotteserkenntnis und der Erlangung von Sinngewissheit. Den Blick auf Jesus gerichtet halten, seine Worte und Gleichnisse meditieren, sein Leben und Leiden betrachten, die Verkündigung der Apostel, er sei auferstanden, auf sich wirken lassen macht gewiss, dass die göttliche Sinnhaftigkeit alles und damit auch das eigene kleine Leben umfängt und durchdringt. Alles ist nur einfach so da und Günther R. Schmidt könnte genauso gut nicht da sein, und nach Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 dem Ende von allem wird es so sein, als wäre es 6

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Ich lebe auf einem Planeten einer Sonne, wie es allein in der Milchstraße 100 bis 300 Milliarden gibt. Man rechnet mit 100 Milliarden solcher Milchstraßen (Galaxien). Kreisen nicht um die Abermilli­ arden von Sonnen in den vielen Milchstraßen ebenfalls Planeten, auf denen vernünftiges Leben »ent­ standen« sein kann? Bin ich in dieser Unermesslichkeit nicht verloren? nie gewesen – dieses nihilistische Lebensgefühl schwindet durch die Betrachtung der »Herrlich­ keit Gottes auf dem Angesicht Christi«. Sie wird wahrgenommen durch die Erhellung des Herzens, d. h. die Einwirkung des Heiligen Geistes.

Wenn aber, so rührt sich der historische Zweifel, Jesus gar nicht existiert hat? Hier sind zwei Antworten möglich, eine »fromme« und eine »wissenschaftliche«. Die fromme Antwort lautet: Wo in der Betrachtung Jesu Christi Sinn erfahren wird, schwindet auch der Zweifel an seiner historischen Existenz. Die wissenschaftliche Antwort kann die Hypothese der historischen Nicht-Existenz Jesu zur Kenntnis nehmen, aber darauf hinweisen, dass dann die Geschichte des Urchristentums nur durch eine Reihe höchst unwahrscheinlicher Zusatzhypothesen, für die es keine Belege aus damaligen Texten gibt, erklärt werden könnte. Die einfachste und damit einleuchtendste Hypothese bleibt damit die Annahme, dass Jesus tatsächlich gelebt hat. Glaube ist die persönliche Beziehung zu dem Gott, dessen »Herrlichkeit auf dem Angesicht INFORMATIONSBRIEF 305

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Christi« aufleuchtet, die Beziehung zum Vater durch den Sohn im Heiligen Geist. »Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch!« (1.Petrus 5,7) »[…] denn ihm liegt etwas an euch […] denn ihr seid ihm wichtig«, wie man auch übersetzen könnte. Jeder Einzelne von euch! Ich bin nur ein einzelner Ich-Punkt unter Milliarden solcher Ich-Punkte, die gleichzeitig mit mir leben, vor mir gelebt haben und nach mir leben werden. Ich lebe auf einem Planeten einer Sonne, wie es allein in der Milchstraße 100 bis 300 Milliarden gibt. Man rechnet mit 100 Milliarden solcher Milchstraßen (Galaxien). Kreisen nicht um die Abermilliarden von Sonnen in den vielen Milchstraßen ebenfalls Planeten, auf denen vernünftiges Leben »entstanden« sein kann? Bin ich in dieser Unermesslichkeit nicht verloren? Da soll ich glauben, dass dem allmächtigen Schöpfer, der diese Unendlichkeit umfasst und durchdringt, etwas an mir persönlich liegt, dass er durch sein Wort zu mir spricht und dass ich ihm betend antworten darf? Gibt es eine größere Anmaßung? Genau das ist die Zumutung des Glaubens! Unter Berufung auf Jesus, in seinem Wort, wird mir gesagt: Dem allmächtigen Schöpfer liegt etwas an dir, an dir ganz persönlich, du darfst darauf vertrauen, dass 7


gerne geglaubt hätte, aber nicht glauben konnte, er solle doch einmal so leben als ob er glaubte, an Gottesdiensten teilnehmen, beten, die Bibel und Andachtsliteratur lesen, anhand anspruchsvollerer Literatur über die Grundfragen des Lebens nachdenken. Dann würde er nach einiger Zeit merken, dass er glaubt. Er riet ihm aber nicht, er solle sich, autosuggestiv Zweifel unterdrückend, einfach einreden, dass er glaube. Zur Beschäftigung mit religiösen Fragen gehört Gelöstheit, Freiheit von jedem Druck.

Glaube ist persönliche Beziehung zu Gott durch Christus im Heiligen Geist

Der spanische Philosoph und Schriftsteller Miguel de Unamuno y Jugo riet einmal einem Bekann­ ten, der gerne geglaubt hätte, aber nicht glauben konnte, er solle doch einmal so leben als ob er glaubte. Dann würde er nach einiger Zeit mer­ ken, dass er glaubt. er dich auf einem sinnvollen Weg zu einem sinnvollen Ziel führt, du darfst dich vertrauend in seine Hand fallen lassen. Es ist klar, dass dieses Vertrauen einem antiken Menschen, der sich das Universum kleiner und überschaubarer vorstellte, leichter fallen konnte als heutigen Menschen, denen die moderne Kosmologie ein schier unendliches und sich dazu noch dauernd weiter ausdehnendes Weltall präsentiert. Es ist noch klarer, dass sich dieses Vertrauen nicht einfach logisch aus der Betrachtung und wissenschaftlichen Erfassung der menschlichen Wirklichkeit, wie sie ist, ergeben kann: denkende und fühlende Wesen mit ihren Freuden und Leiden auf einem kleinen, unbedeutenden Planeten in der Unendlichkeit von Raum und Zeit. Deshalb sagt die christliche Tradition, dieses Vertrauen sei Gabe des Heiligen Geistes, »der den Glauben wirkt, wo und wann Gott will« (Augsburger Bekenntnis Artikel V), und er werde erlangt durch die Aufmerksamkeit für Jesus (Hören des Wortes, Empfangen des Sakramentes). Der große spanische und bewusst christliche Schriftsteller Unamuno riet einmal einem Bekannten, der 8

Dieser Satz wird entfaltet durch Einzelaussagen des Glaubensbekenntnisses. Es muss ja gesagt werden können, was es heißt, in einer persönlichen Beziehung zu Gott zu leben. Aber machen nicht diese Einzelaussagen vielen Schwierigkeiten? Die Einzelaussagen müssten detaillierter behandelt werden, als es in einem solchen Aufsatz möglich ist. Hier können nur einige Einzelheiten herausgegriffen und einige Hinweise zum Weiterdenken gegeben werden. Das Credo beginnt mit dem Bekenntnis zum »allmächtigen Schöpfer«. Es widerspricht damit der verbreiteten Vorstellung, unsere Welt mit den sie regierenden Naturgesetzen sei einfach rein zufällig »entstanden« und hätte genauso gut nicht »entstehen« können. Das ist eine bloße Vermutung. Ist es leichter, einen solchen Zufall anzunehmen, als »an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde« zu glauben? Beim Schöpfungsglauben geht es ja nicht einfach nur darum, 1.Mose 1 als Schilderung des Ablaufs vor Millionen Jahren anzusehen, sondern das Werden unserer Welt von der segnenden Hand Gottes umgriffen zu glauben. 1.Mose 1 wäre dann ein liturgischer, nicht ein historischer Text. Grundsätzlich gibt es bei allen Aussagen der Bibel und der Bekenntnistexte einen Interpretationsspielraum, den Christen im Gespräch untereinander (Theologie) ausschöpfen können, ohne einander bei Deutungsunterschieden gleich den Glauben oder ein aufgeklärtes Bewusstsein abzusprechen. Die Bezeichnung des Schöpfers als »Vater« erregt bei vielen den tiefstgehenden Zweifel, die so genannte Theodizee-Frage, den »Felsen des Atheismus«. Warum lässt Gott, wenn er doch allmächtig und allgütig sein soll, die unermesslichen Leiden auf dieser Welt, das Böse, zu? Man denke nur an die Leiden von Kindern! AUGUST 2017

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Warum lässt Gott, wenn er doch allmächtig und allgütig sein soll, die unermesslichen Leiden auf die­ ser Welt, das Böse, zu? Man denke nur an die Leiden von Kindern! Die Frage wird von einem Athe­ isten nicht an Gott, sondern an den Gottgläubigen gestellt. Wie kannst du angesichts des Bösen in der Welt an Gott glauben? Diese Frage stellt sich der zweifelnde Gläubige auch selbst. Diese Frage versuchen manche »Fromme« einfach autoritär niederzuschlagen: »Wer bist du, dass du an den Schöpfer eine solche Frage zu stellen wagst?« Die Frage wird aber von einem Atheisten nicht an Gott, sondern an den Gottgläubigen gestellt. Wie kannst du angesichts des Bösen in der Welt an Gott glauben? Diese Frage stellt sich der zweifelnde Gläubige auch selbst. Vermutlich haben sich diese Frage angesichts des Leidens Jesu auch die Jünger gestellt. Hier darf sich der Glaubende nicht in Ausreden flüchten, mit denen er sich selbst und andere betrügen würde. Auch hier müssen zwei kurze Andeutungen genügen: Solange überhaupt Menschen leben, muss ja das Gute, das Lebens­förderliche, stärker sein als das Böse, welches Leben zerstört und vernichtet. Die Jünger haben damals als Antwort die Begegnung mit dem Auferstandenen erhalten, die Gewissheit, dass der Gekreuzigte lebt. Geglaubt wird nicht nur aufgrund der Welterfahrung, sondern auch gegen sie. Die ausführliche Besinnung auf die TheodizeeProblematik würde ergeben, dass es eine allseits befriedigende, logisch zwingende Lösung nicht geben kann, wohl aber plausible Antworten. Von Jesus Christus sagt das Glaubensbekenntnis, er sei »empfangen durch den Heiligen INFORMATIONSBRIEF 305

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Geist, geboren von der Jungfrau Maria«. Hier haben mir Gottesdienstteilnehmer gestanden, dass sie diese Worte wegen ihres Zweifels daran beim gemeinsamen Aufsagen des Credos nicht mitsprächen. Aber hat nicht nach Lukas 1,37 schon Maria auf ihren Zweifel hin die Antwort erhalten: »Denn bei Gott ist kein Ding unmög­ lich.« Gott ist nicht Gefangener der Naturgesetze, die er selbst geschaffen hat. Der Glaube an Gott schließt den Glauben an die Möglichkeit von Wundern ein. Man kann nicht an den allmächtigen Gott glauben und ihm dann seine eingeschränkten Möglichkeiten vorrechnen. Das wäre eine erste Antwort auf diesen Zweifel. Eine zweite ergibt sich durch die Frage nach der Bedeutung dieser Bekenntnisaussage. Sie will nicht einfach nur ein Bericht über ein Wunder sein. Sie will vielmehr darauf hinweisen, dass Jesus nicht wie jeder von uns nur ein Produkt seiner Erbanlagen, der Umwelteinflüsse, denen er ausgesetzt war, und seiner eigenen menschlichen Entscheidungen war, sondern dass er in einzigartiger Weise durch die Einwirkung Gottes, den Heiligen Geist bestimmt und deshalb eine einzigartige gottmenschliche Person war. Wir sind »horizontal« innerhalb der menschlichen Geschichte zu verstehen, Jesus »vertikal«, von Gott her. 9


Jesus ist »auferstanden von den Toten«. Das ist te Zeit versteht. Das Sitzen auf einem noch so die zentrale christliche Bekenntnisaussage, mit prächtigen Sessel würde, wenn es endlos dauwelcher der christliche Glaube steht und fällt. erte, sogar für Jesus langweilig. Offensichtlich »Diesen Jesus hat Gott auferweckt. […] So wisse ist dieses »Sitzen« ein Bild für seine einzigartige nun das ganze Haus Israel, dass Gott diesen Jesus, Würde. Christen erinnern sich nicht nur an Jeden ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus sus, sondern blicken zu ihm auf und beten zu gemacht hat« (Apostelgeschichte 2,32 und 36). ihm. Gott hat Jesus, den seine Gegner durch sein Jesus »wird kommen zu richten die Lebenden schlimmes Ende diskreditiert glaubten, auf ein- und die Toten«, geht das Credo weiter. Wenn zigartige Weise rehabilitiert und man sich das Jüngste Gericht als gegen sie ins Recht gesetzt. Das mm Das eigentliche Veranstaltung vorstellt, ist die haben wir erfahren, sagt Petrus in Wort Gottes, die Frage unvermeidlich, wie das bei seiner Pfingstpredigt, und das ist den Milliarden und Abermilliaruns zur öffentlichen Bezeugung eigentliche Äußerung den Menschen möglich sein soll. aufgetragen. Dieses Zeugnis der Gottes, seine Selbst­ Auch hier liegt es nahe, »GeJünger ist historischer Ursprung richt« als eindringliche Mahnung offenbarung, ist die und theologische Grundlage des zu verstehen, dass jeder von uns Christentums. Jesus ist auferstan- Person Jesu mit ihren vor Gott verantwortlich ist und den. Deshalb – und nur deshalb Taten, Worten und von ihm zur Verantwortung ge– ist, wer an ihn glaubt, vor Gott zogen wird. »gerechtfertigt«, darf auf seine Widerfahrnissen. Die »Ich glaube […] die heili­ eigene Auferweckung hoffen Bibel ist von Jesus her ge christliche Kirche […]« Der und nicht nur wie Jesus, sondern und auf Jesus hin zu Christ glaubt nicht an die Kirche, auch zu Jesus beten. sondern er glaubt die Kirche, er Wie soll man sich die Auferste- verstehen. Weil sie von glaubt, dass die Kirche da ist und hung Jesu vorstellen? Gar nicht! Jesus, dem Wort Gotdurch Gottes Garantie immer da Die Evangelien schildern Begeg- tes (Johannes 1) her sein wird. Es gibt auf der Welt nungen mit dem Auferstandenen, rechte Verkündigung und einsetdie Entstehung der Gewissheit, Schuld aufdeckt und zungsgemäße Sakramentsverwaldass er lebt, nicht den Vorgang zu Glaube, Liebe und tung und wird sie immer geben. der Auferstehung selbst. Entdiese beiden Merkmale ist Hoffnung ermutigt, ist Durch scheidend ist aber, dass die Aufdie Kirche geheiligt, nicht etwa erweckung als Geschehen an Je- sie »Wort vom Wort« durch die oft sehr mangelhafsus selbst verstanden wird, nicht und kann so auch ten moralischen Qualitäten ihrer nur als Bild dafür, dass Christen Mitglieder. entschlossen sind, seine »Sache« selber Wort Gottes »Auferstehung der Toten und weiterzutreiben. Christus ist nicht genannt werden. das ewige Leben.« Hier geht es etwa nur deshalb auferstanden, darum, dass Christen Hoffnung weil Christen dies als Weitergeltung seiner Re- haben bis zum Tode und über den Tod hinaus, ligion und seiner Ethik behaupten, sondern sie weil Jesus auferstanden ist. Auch Auferstehung glauben an ihn, weil er auferstanden ist. der Toten und ewiges Leben sind Symbole, dem Christus ist »aufgefahren in den Himmel; er irdischen Leben entnommene Bilder für das sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Va­ Unvorstellbare und doch Wirkliche. »Aufersteters«, heißt es im Credo weiter. Auch hier spre- hung« heißt nicht, dass der Skatklub im Jenseits chen manche Christen im Gottesdienst nicht wieder zusammentritt, neue Karten und bessemit, weil sie meinen, sie müssten sich die Him- res Bier erhält, sondern dass erfülltes Leben von melfahrt Christi entsprechend dem Aufsteigen Gott her und auf ihn hin geschenkt wird. Das Credo fasst die wichtigsten biblischen eines Hubschraubers im physikalischen Raum vorstellen. Wohin aber soll er aufgestiegen sein? Lehren zusammen. Christen verstehen die Bibel Der Weltraum ist rings um die Erde schier un- als »Gottes Wort«. Hier regen sich Zweifel, die endlich! »Er ist durch die rechte Hand Gottes unter ihnen immer wieder zu Streitigkeiten füherhöht«, heißt es in der gleichen Pfingstpredigt. ren. Wurden Inhalte und sprachliche FormulieEs gibt auch die Möglichkeit, die Himmelfahrt rungen den biblischen Schriftstellern von Gott als Veranschaulichung der Erhöhung Christi wörtlich so eingegeben, dass Gott der eigentlizu denken. Ganz deutlich ist der Bildcharakter che Autor der Bibel ist? (Muslime stellen sich so beim »Sitzen zur Rechten Gottes« besonders die Entstehung des Koran vor.) Sind nicht viele dann, wenn man Ewigkeit als endlos gedehn- historische und kosmologische Einzelheiten von 10

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unserer heutigen wissenschaftlich begründeten Weltsicht her nicht mehr haltbar, und enthält die Bibel nicht viele Selbstwidersprüche? Man kann die Bibel sei »Gottes Wort«, auch anders verstehen. In der Bibel hat sich eine mündliche Verkündigung schriftlich niedergeschlagen, die Menschen zu Glaube, Hoffnung und Liebe ermutigt hat. Das eigentliche Wort Gottes, die eigentliche Äußerung Gottes, seine Selbstoffenbarung, ist die Person Jesu mit ihren Taten, Worten und Widerfahrnissen. Die Bibel ist von Jesus her und auf Jesus hin zu verstehen. Weil sie von Jesus, dem Wort Gottes (Johannes 1) her Schuld aufdeckt und zu Glaube, Liebe und Hoffnung ermutigt, ist sie »Wort vom Wort« und kann so auch selber Wort Gottes genannt werden. In ihr und durch sie wirkt der Heilige Geist. Als ursprünglicher Verkündigung, auf die sich alle spätere Verkündigung gründet, kommt ihr höchste Verbindlichkeit und Ehrfurcht zu. Deshalb kann Besserwisserei gegenüber religiösen und ethischen Aussagen der Bibel nicht in Frage kommen. Gegenüber biblischen Aussagen, die historische Abläufe und den Aufbau der natürlichen Welt betreffen, kann sich aber auch der Christ in aller Freiheit kritisch verhalten.

Wie können wir nun mit den eigenen Zweifeln und denen anderer umgehen? Auf jeden Fall nicht durch Verdrängung und autoritäres Niederreden! Hier ist auf die Unterscheidung von existenziellem und kognitivem Zweifel zurückzukommen. Existenzieller Zweifel heißt: Kann es denn wahr sein, dass ich mit all meinen Mängeln von Gott um Christi willen angenommen bin und dass er mir die Chance gibt, mich in seinem Sin-

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ne zu ändern? Zeigen nicht meine leidvollen Erfahrungen und das viele Elend auf der Welt, dass ihm alles gleichgültig ist, dass es ihn vielleicht gar nicht gibt? Hier ist Zweifel gleichbedeutend mit »Anfechtung«. Gegen diesen Zweifel kann nur helfen, offen und ohne inneren Druck auf sich selber an der »Sache« zu bleiben, dem Heiligen Geist Raum zu geben: Gebet, Lektüre der Bibel und geeigneter Erbauungsliteratur, Gespräch mit anderen Christen, Teilnahme am Gottesdienst, tätige Nächstenliebe. Gegen den intellektuellen Zweifel an einzelnen christlichen Symbolen und Lehren kann nur geistige Arbeit helfen: Lektüre theologischer Texte (Theologie gibt es auf unterschiedlichen Anspruchsniveaus), Nachdenken und Gespräche mit nachdenklichen Christen, Hören von Vorträgen, Teilnahme an Diskussionsveranstaltungen. Oft treten existenzieller und intellektueller Zweifel gemeinsam auf. Wichtig ist, sich und anderen die eigenen Zweifel einzugestehen. Wichtig ist die Einsicht, dass es für alle Symbole und Lehren einen Spielraum von Verstehensmöglichkeiten gibt. Über Interpretationen können und sollen Christen engagiert und manchmal heftig streiten, aber ohne einander gleich den Glauben abzusprechen. Eine gewisse Pluralität der Verständnisse einzelner Glaubensinhalte ist unvermeidlich, und es hat sie in der Christenheit immer gegeben. Sie sollte auch positiv gesehen werden, ist sie doch eine Voraussetzung dafür, dass Gespräche über die Inhalte des Glaubens und die Möglichkeiten, sie sich persönlich anzueignen und bekennend mitzusprechen, stattfinden. Pluralität heißt, dass es für die Interpretation einen berechtigten Spielraum gibt, aber auch Grenzen, jenseits derer eine Interpretation nicht mehr als christliche gelten kann. Angesichts der Interpretationen braucht es Toleranz, aber auch Einsicht in die Grenzen der Toleranz. W

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Reformation in der Kirche 1517 und 2017

Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Reinhard Slenczka

Katechismus: Den Glauben ins Herz die Unfähigkeit und mangelnde Ausbildung der Pfarrer, soweit sie nur lateinisch die Messe lesen, aufnehmen und auswendig lernen [»…] wenn sie den Text nun wohl können, so lehre sie denn hernach auch den Verstand, dass sie wissen, was es gesagt[…]«1 Die pädagogische Regel: Zuerst auswendig lernen, ins Herz aufnehmen, dann erklären und damit leben. Wenn schon ein Fach in Schule und Universität ohne das Auswendiglernen von Vokabeln und Regeln nicht angeeignet werden kann, wieso behauptet man heute allenthalben, im Religions- und Konfirmandenunterricht ginge das nicht mehr? Eine dringende Aufgabe für Reformation war die Neuordnung der Gemeinden. Dazu wurden vom Kurfürsten Visitationen in Kursachsen und Meißen ab 1528 durchgeführt. Die Kommissionen, denen auch Luther zeitweise angehörte, bestanden aus zwei Theologen zur Prüfung von Lehre, Gottesdienst und Lebensführung sowie aus zwei Juristen zur Überprüfung von rechtlichen und finanziellen Angelegenheiten. Die rechtliche Seite betraf das Kirchengut, das sich manche weltliche Herren nach der Einführung der Reformation angeeignet hatten und das nun nicht mehr für die Bezahlung von Pfarrern und Lehrern zur Verfügung stand. Das andere waren

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Beichte hören, jedoch nicht in der Volkssprache predigen und keinen Glaubensunterricht erteilen konnten. Luther beklagt die Auswirkungen auf die Lebensverhältnisse in den Gemeinden: Die Leute »können weder Vaterunser noch den Glauben oder Zehn Gebote, leben dahin wie das liebe Vieh und unvernünftige Säue, und, nun das Evange­ lium gekommen ist, dennoch fein gelernt haben, aller Freiheit meisterlich zu missbrauchen. O Ihr Bischöfe, was wollt Ihr doch Christo immer mehr antworten, dass Ihr das Volk so schändlich habt gehen lassen und Euer Amt nicht einen Augen­ blick beweiset? […]« So stand man vor der Aufgabe, sowohl die Pfarrer wie auch die Gemeinden, und darin vor allem die Hausväter nicht nur äußerlich auf ihre Pflichten hinzuweisen, sondern ihnen auch die Mittel zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben in die Hand zu geben. So entstanden in der Zusammenarbeit von mehreren Theologen und Juristen Hilfsmittel zur Neuordnung der Gemeinden in Lehre und Verfassung. Luthers »Enchiridion (Handbüchlein) oder Kleiner Ka­ techismus für die gemeinen Pfarrherren und Pre­ diger« von 1528 und der »Große Katechismus« oder »Katechismus deutsch« von 1529 entstanden in diesem Zusammenhang, und zwar aus Predigtreihen, die Luther zu den Hauptstücken des Katechismus gehalten hatte. Dazu ist zu betonen: Diese Katechismen enthalten nicht eine »Theologie Luthers«, sondern in Predigt und Unterweisung geht es um Grundlagen und Inhalt des christlichen Glaubens, zusammengefasst in fünf Hauptstücken: Die Zehn Gebote (Dekalog), der Glaube (Apostolicum), das Gebet des Herrn (Vaterunser), die Heilige Taufe, AUGUST 2017

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das Sakrament des Altars (Abendmahl) zusamZu den Zehn Geboten: »Wer die Zehn Ge­ men mit der Beichte. bote wohl kann, dass der muss die ganze Schrift Verantwortlich für die Unterweisung sind können, dass er könne in allen Sachen und Fällen keineswegs nur die Pfarrer, zumal wenn nicht raten, helfen, trösten, urteilen, richten beide geist­ an jedem Ort ein Pfarrer sein kann. Daher ist lich und weltlich Wesen und möge sein ein Richter der Katechismus auch eine Anleitung und Ver- über alle Lehre, Stände, Geister, Recht und was in pflichtung für die »Hausväter«, die ihre Familie der Welt sein mag […]«2 und ihr Gesinde unterweisen sollen »Darum lasse es sich ein jegli­ und außerdem für die Lehrer in mm Das Zeugnis cher ernstlich zu Herzen gehen, dass den Schulen. Die Pfarrer hatten in von Gottes Wort man’s nicht achte, als habe es ein jedem Fall bei der ersten Zulassung Mensch geredet. Denn es gilt dir zum Abendmahl zu prüfen, ob ein und Sakrament ist entweder ewigen Segen, Glück und Konfirmand gelernt hat und weiß, nicht eine Sache Seligkeit oder ewigen Zorn, Unglück was sein Glaube ist. Herzeleid […]«3 christlicher Religi- undDazu Neben den fünf Hauptstücken, Luthers Rat: Auch wenn auf die sich die meisten Ausgaben osität, sondern es man der Meinung ist, alles bereits des Katechismus beschränken, gibt geht um die ganze zu wissen »was doch nicht möglich es noch weitere Teile, die von gröist in diesem Leben, so ist doch man­ ßerer Wichtigkeit sind. Das sind durch Gottes Wort cherlei Nutz und Frucht dahinten, zum einen die Einleitungen zum geschaffene und so man es täglich liest und übt mit Kleinen wie zum Großen Katechis- erhaltene WeltGedanken und Reden, nämlich dass mus. der Heilige Geist bei solchem Lesen, Zum Kleinen Katechismus aber ordnung, die allen Reden und Gedenken gegenwärtig gehören noch folgende Stücke: Ein Menschen gilt. ist und immer neue und mehr Licht Gebetbüchlein mit Luthers Morund Andacht dazu gibt, dass es im­ gen- und Abendsegen »Wie ein Hausvater sein merdar besser und besser schmeckt und eingeht, Gesinde soll lehren, morgens und abends sich zu wie Christus auch verheißt. Matthäus 18,20: Wo segnen«, mit Tischgebeten »Wie ein Hausvater zwei oder drei in meinem Namen versammelt sein Gesinde soll lehren, das Benedicite (Gebet sind, da bin ich in ihrer Mitte.«4 vor Tisch) und Gratias (Gebet nach Tisch) zu Bei dem allen ist deutlich: Das Zeugnis von sprechen,« eine »Haustafel etlicher Sprüche« mit Gottes Wort und Sakrament ist nicht eine Sache Worten aus der Heiligen Schrift für die verschie- christlicher Religiosität, sondern es geht um die denen Stände und Berufe, also für Bischöfe, ganze durch Gottes Wort geschaffene und erPfarrherren und Prediger (der kirchliche Stand), haltene Weltordnung, die allen Menschen gilt. für das Verhalten der Christen zu ihren Lehrern Darin liegt im besten Verständnis die christliche und Seelsorgern, für die weltliche Obrigkeit Weltverantwortung. Eltern und Paten, die bei und die Untertanen, für die Eheleute, für Ehe- der Taufe die Verantwortung für die christliche frauen, für Eltern und Kinder, für das Gesinde Erziehung übernommen haben, aber auch die (als Arbeitnehmer), für Hausherren und Haus- weltliche Obrigkeit in Schule und Gerichtsbarfrauen (als Arbeitgeber). Für die Jugend, für keit sind verantwortlich vor Gott und für die Witwen, für die Gemeinde insgesamt: »Ein jeder Menschen, dass Gottes Ordnung zum Wohl seilern sein Lektion, so wird es wohl im Hause stohn.« ner Schöpfung bekannt ist und geachtet wird. Dann folgt das »Traubüchlein« mit einer einfa- Darum mahnt Luther mit aller Dringlichkeit: chen und klaren Form, für die Trauung und ei- »Insonderheit treibe auch daselbst die Obrigkeit ner Eheunterweisung mit Worten der Heiligen und die Eltern, dass sie wohl regieren und Kinder Schrift. Danach das »Taufbüchlein verdeutschet zur Schule ziehen, und weise darauf hin, wie sie und aufs neue zugerichtet«. solches zu tun schuldig sind und, wo sie es nicht Alle diese Texte sind von einer Einfachheit tun, welch eine verfluchte Sünde sie tun: denn sie und Klarheit, und man möchte dringend wün- stürzen und verwüsten beide, Gottes und der Welt schen, dass sie zuerst von den Theologen auf- Reich als die ärgsten Feinde beider Gottes und der genommen und verstanden und dann auch wie- Menschen […]«5 der der Gemeinde zugänglich gemacht würden. Viele Probleme, um die umständlich gestritten wird und die theologisch problematisiert wer- 1) Luthers Kleiner Katechismus, Vorrede, BSLK 504, 14f. den, würden dann auf die Klarheit der Heiligen 2) BSLK 552, 16ff. 570, 8ff. Schrift zurückgeführt. Dazu ein paar Hinweise 3) BSLK 4) BSLK 549, 7ff. Luthers: 5) BSLK 505, 19ff. INFORMATIONSBRIEF 305

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Andreas Osiander der Ältere (1496––1552) –– ein Außenseiter? Gerhard Müller

Bildung Osiander wurde 1496 in Gunzenhausen im Altmühltal als Sohn eines Schmieds geboren. Der Vater ist in seiner Stadt zu Ansehen und auch zu einem gewissen Wohlstand gekommen, so dass sich Andreas 1515 an der Universität Ingolstadt einschreiben konnte. Er musste wie alle Anfänger sein Studium in der Artistenfakultät beginnen, wo die Grundlagen für ein weiteres Studium in einer der drei höheren Fakultäten gelegt wurden: Theologie, Jurisprudenz oder Medizin. Auch mit dem Studium in der Artistenfakultät konnte man jedoch aufhören. Aber der Gunzenhäuser hat nicht einmal die Basisfakultät durch ein Examen abgeschlossen, deswegen auch nicht etwa Theologie studieren können. Also ein Versager? Dagegen spricht, dass der berühmteste Theologe, der damals in Ingolstadt lehrte, nämlich Johann Eck, der zum bedeutendsten Gegner Martin Luthers werden sollte, sich später an Osiander erinnerte mit der Bemerkung, der habe fast nur für sich studiert. In der Tat hat dieser sich offenbar sofort den Humanisten angeschlossen, die ein besseres Verständnis der alten Sprachen und eine Neuinterpretation der antiken Quellen forderten. Sein HebräischlehGerhard Müller Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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rer bescheinigte ihm, dass der Schüler rasch mehr als der Lehrer gekonnt habe. Neben dem Hebräischen erlernte der Gunzenhäuser auch das Griechische, so dass er die Heilige Schrift in ihren Ursprachen lesen konnte. Warum er 1519 sein Studium abbrach, wissen wir nicht. Wahrscheinlich waren es finanzielle Gründe. Aber er war sich sicher, jetzt als Priester arbeiten zu können, wie das auch andere damals taten. Er hat in Ingolstadt wohl noch Johannes Reuchlin kennengelernt, der Ende 1519 an diese Universität kam und der durch eine hebräische Grammatik das Studium dieser Sprache überhaupt erst ermöglicht hatte.

In Nürnberg 1520 wurde Osiander in der Reichsstadt zum Priester geweiht und als Hebräischlehrer am dortigen Augustinereremitenkloster angestellt. Osiander hatte also Mönche als Schüler, die offenbar das Alte Testament in der Ursprache lesen wollten. Eine erstaunliche Situation. Auch sie waren offenbar vom Humanismus angetan und kannten sicher ihren schon jetzt berühmten Ordensbruder Martin Luther. Auf ihn war Osiander bereits in Ingolstadt aufmerksam geworden. Seine ersten theologischen Äußerungen in der Reichsstadt zeigen nämlich, dass ihm Gedanken Luthers schon bekannt waren. Bereits 1522 wird der junge Mann im Alter von nur 26 Jahren zum Prediger an St. Lorenz berufen, eine der beiden Nürnberger PfarrkirAUGUST 2017

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chen. Die Menschen wollten Gottes Wort ausgelegt bekommen. Das traute man ihm zu, der aus dem markgräflichen Brandenburg-Ansbach stammte. Offenbar hatte der einflussreiche Stadtschreiber Lazarus Spengler ihn schätzen gelernt. Selbst der gelehrte Patrizier Willibald Pirckheimer lobte Osiander in einem Brief an Erasmus von Rotterdam, den damals anerkanntesten Humanisten. Der Gunzenhäuser rechtfertigte dieses Vertrauen. Seine Predigten wurden von vielen gehört und geschätzt. Bis 1548, 26 Jahre lang, behielt er diese Stelle. Albrecht von Brandenburg, Hochmeister des Deutschen Ordens, wurde durch Osiander ein überzeugter Anhänger der Reformation und säkularisierte das Ordensland, indem er sich 1525 zum Herzog von Preußen machte. Selbst in die Familie des Kaisers hinein reichte Osianders Einfluss: Isabella, eine Schwester Karls V., die mit dem vertriebenen dänischen König Christian II. verheiratet war, erbat sich von ihm auf der Nürnberger Burg nach einer Beichte das Abendmahl unter beiden Gestalten.

Einführung der Reformation 1525 wurde vom Rat der Reichsstadt zu einem »Religionsgespräch« eingeladen, auf dem entschieden wurde, dass man sich der von Wittenberg ausgegangenen kirchlichen Bewegung anschließt. Osiander war bei der Diskussion der maßgebliche lutherische Sprecher. Von ihm stammten auch die Vorbereitungsarbeiten. Sehr früh also, früher als in Kursachsen oder Hessen, war hier die Entscheidung für die Reformation offiziell gefallen. Nürnberg war zwar vom Kaiser abhängig, aber der war zu dieser Zeit in Spanien, weit weg. Der Nürnberger Rat führte die Reformation ein, ging nachsichtig mit den Insassen der Klöster um und vertraute in den religiösen Entscheidungen seinen lutherischen Geistlichen. Die Freie Stadt besaß ein großes Landgebiet, dessen Bauern von den Unruhen der Jahre 1524/25 angesteckt zu werden drohten. Dem Rat gelang es, dies zu verhindern. Er bat Osiander, dazu in einer Predigt Stellung zu nehmen. Seine Ausführungen trugen dazu bei, dass es zu keinen kriegerischen Auseinandersetzungen im Nürnberger Land kam. Als Osiander 1527 eine antipapistische Schrift herausgab, ließ der Rat sie einziehen und ermahnte den Prediger, solche Polemik in Zukunft zu unterlassen. Er war ein von der Stadt Angestellter und damit Untergebener. Aber das verhinderte nicht, dass er als einziger NürnINFORMATIONSBRIEF 305

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berger Theologe zum »Marburger Religionsgespräch« 1529 reisen durfte. Er hat sich dort um Verständigung bemüht, blieb aber erfolglos. Als theologischer Berater der Gesandten des Rates reiste er mit zum Reichstag nach Augsburg 1530. Die 1533 eingeführte Kirchenordnung für die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach und für Nürnberg war von ihm und Johannes Brenz erarbeitet worden. Brenz war von BrandenburgAnsbach beauftragt worden. 1542 bis 1543 hat Osiander auf der Grundlage dieses Textes die Pfalz-Neuburger Kirchenordnung geschaffen. Der Rat hat ihm erlaubt, dafür zwei Mal nach Neuburg zu reisen. Er war in der Reichsstadt der beste Kenner dieser Materie.

Osiander: ein Jude? Diese Vermutung geht auf den päpstlichen Gesandten beim Nürnberger Reichstag von 1523 zurück. Dafür sprach viel: Was hat Osiander für einen seltsamen Namen? Dahinter muss sich doch ein Jude verbergen! Auch sein Interesse für die jüdische Kabbala, eine Mystik mit vielen esoterischen Elementen, machte ihn verdächtig. Er erhielt die Erlaubnis des Rates der Stadt, dass ihn ein Rabbi in Nürnberg besuchen durfte, von dem er Aramäisch lernte. Obwohl dies die Sprache Jesu war, war ein solcher Lehrer dennoch hoch suspekt. Ohne seinen Namen zu nennen, verfasste Osiander 1529 ein Gutachten über die Frage, ob Juden Kinder von Christen töten und deren Blut trinken. Er sprach sich gegen diese Verdächtigung aus. Darf man denn Juden in Schutz nehmen? Ja, man muss es, wenn sie verleumdet werden. So der Nürnberger. Dieses Gutachten wurde 1540 gedruckt, also erst elf Jahre später. Johann Eck erhielt die Schrift und erklärte:

Szene des Marburger Religionsgesprächs zwischen Luther und Zwingli im Jahre 1529 – Ölgemälde von August Noack. 15


Sie kann nur von Osiander stammen! Niemand sonst würde so etwas Schäbiges schreiben! Der muss ein Jude sein, wenn er so etwas Ungeheuerliches vertritt. Die Vermutung, er sei ein Jude gewesen, ist aber nachweislich falsch. Osianders Vater war, wie wir gesehen haben, ein Handwerker. Juden durften aber damals in Deutschland kein Handwerk ausüben. Die Verdächtigung war Osiander abträglich. Heute erscheint uns seine Verteidigung der jüdischen Minderheit jedoch in einem völlig anderen Licht.

Wissenschaftliche Interessen 1522 gab Osiander eine verbesserte Ausgabe der lateinischen Fassung der Bibel heraus, der Vulgata. Diese wurde damals in Deutschland in der Kirche und an den Universitäten benutzt. Während Luther im September 1522 seine deutsche Übersetzung des Neuen Testaments veröffentlichte und Erasmus dasselbe in seiner Ursprache, dem Griechischen, erstmals 1516 ediert hatte, wandte Osiander sich dem alten Arbeitsinstrument zu, das er auf Grund der Ursprachen verbessern wollte. Er merkte aber, dass das mühselig war. Lediglich bei den ersten Büchern des Alten Testaments gibt es Korrekturen von ihm. Das Meiste wurde von ihm schlicht nachgedruckt. Dies war

kein Werk geworden, das ihn als großen Philologen oder Neuerer erwiesen hätte. 1537 erschien eine »Evangelienharmonie« von ihm. Was ist damit gemeint? Es gibt im Neuen Testament ja vier Evangelien. Daneben finden sich weitere, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen worden sind. Manche Theologen versuchten, sich mit einem einzigen Evangelium in ihrem Kanon zu begnügen. Denn der Begriff »Evangelium« ist ein Singular: Es kann doch nicht mehrere »Heilsbotschaften« geben! Da sich aber vier Evangelien in den Gemeinden durchgesetzt hatten, wurden sie in die Zahl der heiligen Schriften aufgenommen. Nun versuchte man es mit »Harmonien«: Man setzte diese vier Texte so zusammen, dass sie ein Ganzes ergaben. Osiander griff dies auf. Mit Hilfe des griechischen Urtextes sei eine neue und wirklich richtige »Harmonie« möglich. So meinte er. Der Druck war so schwierig, dass die berühmte Druckerei Froben in Basel sich dieser Aufgabe annehmen musste. Aber auch dieses Werk war kein Erfolg. Die reformatorischen Kollegen interessierten sich so wenig dafür wie die katholischen. Die Zeit für solche Zusammenfügungen war vorbei. Osiander blieb mit seiner Auffassung allein. Ganz anders das nächste Werk: Osiander hat das bahnbrechende Werk des Nikolaus Kopernikus über die Bewegung der Himmelskörper ge-

Nikolaus Kopernikus – Sein Werk über die Bewegung der Himmelskörper hatte Osiander gelesen und wollte es zum Druck bringen. 16

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Der Herzog von Preußen Albrecht von Branden­ burg-Ansbach überhäufte Andreas Osiander bei seiner Ankunft in Königsberg mit den höchsten Ehren: Osiander wurde Professor primarius in der Königsberger Theologischen Fakultät und erster Pfarrer einer Gemeinde. lesen. In ihm hatte Kopernikus nachgewiesen, dass sich nicht die Sonne um die Erde bewegt, sondern die Erde um die Sonne. Osiander wollte es zum Druck bringen. Man darf vermuten, dass er die Nachweise des Kopernikus für überzeugend hielt. Aber ihm war klar, dass ein Aufschrei durch die Lande gehen werde, wenn das biblische Weltbild als falsch hingestellt worden wäre. Deswegen schrieb er an den Verfasser, dass er dessen Nachweis als Hypothese hinstellen werde. Über Vermutungen kann man nämlich streiten. Es wird sich dann mit der Zeit herausstellen, ob sie mehr als Hypothesen sein werden. Kopernikus lehnte das jedoch vehement ab. Er wollte die Menschen von seinen Erkenntnissen überzeugen. Osiander wollte sie dagegen mild stimmen. Er überging den Widerspruch des Autors und sprach in einer Vorrede von Hypothesen. Es kam dann auch nicht zu einem Eklat, sondern erst nach und nach setzte sich das Kopernikanische Weltbild durch. Während Luther an einer solchen Diskussion uninteressiert war, war Osiander offen für astronomische Fragen und trug an dieser Stelle zu einer neuen Sichtweise bei.

Der Emigrant Der Nürnberger Rat hatte sich allmählich daran gewöhnt, kirchliche Entscheidungen auch ohne Beratung durch Pfarrer zu treffen. Der INFORMATIONSBRIEF 305

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Einfluss Osianders war dadurch im Laufe der Jahre zurückgegangen. Er bezog zwar ein gutes Gehalt und die Zusicherung auf eine Pension. Aber 1548 überstieg eine Verfügung der Stadt seine Leidensfähigkeit. Dieser gab nämlich dem kaiserlichen »Interim« – einer gesamtkirchlichen Lösung bis zu einer Entscheidung durch ein Konzil – nach und verfügte gottesdienstliche Änderungen, ohne dass die Pfarrer gefragt worden wären. Osiander emigrierte und ging nach Preußen, das nicht zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gehörte. Dort erwartete ihn Herzog Albrecht, der mit ihm seit 1524 Kontakt gehalten hatte. Der Landesherr überhäufte den Ankömmling mit den höchsten Ehren, die dieser bekommen konnte: Osiander wurde Professor primarius in der Königsberger Theologischen Fakultät und erster Pfarrer einer Gemeinde. Doch diese Ehrungen waren höchst fatal: Es wird anderen ehrwürdigen Herren jemand vor die Nase gesetzt, der weder ein abgeschlossenes Studium noch irgendeinen theologischen Grad besitzt! Kein Wunder, dass jedes Wort des Neuen auf die Goldwaage gelegt wurde. Und er redete viel – in Predigten und an der Universität setzte er sich kräftig ein. Bald hatten seine Gegner seine Achilles­ferse gefunden: Seine Rechtfertigungsbotschaft ist anders als diejenige, die sie bei ihrem Lehrer Philipp Melanchthon gelernt hatten. Dieser hatte gemeint, im Endgericht werden die Glaubenden durch Gott gerecht gesprochen. Osian17


der aber lehrte, der Glaubende stehe schon im irdischen Leben in engstem Kontakt zu Gott. Er erklärte, die göttliche Natur Jesu Christi verbinde sich mit dem Glaubenden. Osiander verteidigte sich: So lehre ich seit fast dreißig Jahren! Niemand hat mich jemals kritisiert! Aber nie hatte er daraus ein System gemacht, das er literarisch vertreten hätte. Das holte er jetzt nach. Er schrieb über den »Mittler«, über Jesus Christus. Er veröffentlichte Texte Luthers, um zu zeigen, dass er dessen Lehre vertrete obwohl Luthers Ausführungen nicht so für Osianders Auffassung sprachen, wie er es gehofft hatte. Zur Gruppe der Lutheraner wollte er ganz offensichtlich hinzugehören. Während bei Luther entsprechend der Tradition die Heiligung als ein Werk des Heiligen Geistes angesehen wird, verlagert Osiander diese in den zweiten Glaubensartikel, in das Werk Jesu Christi. Daran stießen sich seine Gegner. Theologisches und Allzu-Menschliches kamen hier zusammen. Predigten wurden zu Schmähreden – schlimm. Osiander hatte nur den Herzog auf seiner Seite. In Königsberg liefen alle zu den scheinbar stärkeren Bataillonen über. In einem Gedicht gegen Osiander heißt es: »1. Ich klag mein Not, o Herr mein Gott, mit ganz betrübtem Herzen, Der Ketzer Schrift sind eitel Gift, ich klag mit großen Schmerzen, Die uns itzund, all Tag und Stund, in Christo wollen fällen. Der Schlangen Art ist auf der Fahrt, Osi und sein Gesellen, Sie tun sich englisch [engelhaft] stellen. 6. Osiander! Dich itzt stürzt Herr Zebaoth ist sein Name. Sein Hand ist auch noch unverkürzt, all Ketzerei mit Schame Zertrennet [zerstöret] ist zu aller Frist [für alle Zeit]; des freu dich Preussen-Lande! Bitt Gott, tu Buß, bekehre dich, so wird Osi mit Schanden Bestehn in allen Landen. Amen.« Der Herzog wollte alle lutherischen Theologen in Deutschland anschreiben, um den Streit theologisch klären zu lassen. Aber am 17. Oktober 1552 starb der nach Königsberg Emigrierte plötzlich. Zurück blieb die Erinnerung an eine heftige Diskussion, die abgerissen war. Osianders Theologie wurde in der Konkordienformel von 1577 abgelehnt. Sein Name wurde dort aber nicht genannt. 18

Ein Außenseiter? Ja! Osiander war kein Netzwerker, der Verbündete suchte. Nur mit wenigen Menschen hielt er briefliche Kontakte. Der Autodidakt, der nicht aus der bürgerlichen oder gar akademischen Schicht kam, vertraute auf seinen eigenen Verstand. Seine Interessen waren weit gespannt. Kabbala und Astronomie schätzte er. Dies wurde aber nur von wenigen Theologen geteilt. Seine anfänglich starke Stellung in Nürnberg stärkte sein Selbstbewusstsein. Vornehm gekleidet hat er sich malen lassen. Er hätte im Umgang mit Kollegen und natürlich auch in der Zusammenarbeit mit Ratsmitgliedern freundlicher und diplomatischer sein können. Aber auf seinen Aufstieg war er sicher stolz und vermochte das nicht zu verbergen. Gerne wäre er wie alle Außenseiter mehr geachtet und geschätzt worden. Aber der Kreis derer, die wirklich zu ihm hielten, war klein. Eine geradezu frappierende Ausnahme gibt es allerdings. Ein so gutes Verhältnis hatte wohl kein anderer Herzog zu einem Prediger wie Albrecht von Preußen zu Osiander. Als Albrecht ihn in Königsberg mit Gunst überschüttet, wird ihm das jedoch zum Verhängnis. Seine Arbeiten wurden auf Grund des »Osiandrischen Streits« rasch gemieden. Den Lutheranern war er suspekt, neuen Ideengebern wie Paracelsus, Sebastian Franck oder Sebastian Castellio war er zu theologisch. Aber eines seiner Werke wurde durch die Jahrhunderte hindurch gelesen und bis hinein ins 19. Jahrhundert nachgedruckt, seine »Kinderpredigten«. Diese waren ohne Namensnennung eines Verfassers erschienen. Sie wurden 1533 zusammen mit der Kirchenordnung für Brandenburg-Ansbach und Nürnberg gedruckt. In ihnen wurden die Hauptstücke des Katechismus ausgelegt, von den Zehn Geboten bis hin zum Abendmahl. Osiander beendete jede Predigt mit Luthers Erläuterungen aus dessen Kleinem Katechismus. Wo es keine Erklärung Luthers gab, beim »Schlüsselamt«, fügte er eine eigene Erläuterung hinzu. Übersetzungen dieses Werkes erschienen ins Lateinische, Englische, Polnische, Isländische und Holländische. Die »Kinderpredigten« wurden fälschlicherweise für ein Werk des Johannes Brenz gehalten und deswegen nicht gemieden. Osianders besondere Lehre kann also nicht immer so plakativ von ihm vertreten worden sein, wie es seine Gegner meinten. Wenn von einem Prediger Jahrhunderte lang ein Erbauungsbuch überlebt, dann ist das ja nicht das Schlechteste. W AUGUST 2017

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Was macht Kirche zur Gemeinde Jesu Christi? Unaufgebbar und »Alleinstellungsmerkmal« der Gemeinde Jesu Christi Wa l t e r R o m i n g e r

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or etlicher Zeit kam ich auf dem Friedhof meiner Heimatgemeinde mit einem weitläufig Bekannten ins Gespräch. Er gehört der Methodistenkirche an und zeigt sich in kirchlichen und kirchengemeindlichen Fragestellungen nicht allein interessiert, sondern auch bewandert. So meinte er denn, nicht unzutreffend, das meiste und das, was an kirchlichem Leben auch wahrgenommen werde, geschehe nicht (mehr) in der Kirche, sondern im Gemeindehaus. Da finde die Jungschar statt, probten Kirchen- und Posaunenchor, kämen Seniorennachmittage zur Durchführung und werden immer häufiger »Essen in Gemeinschaft« ausgegeben; noch manches ließe sich aufzählen. Die Kirche selbst werde, es sei denn, sie wäre bereits ein Multifunktionsbau und verfügte über Gemeinderäume, Küchen usw., nur für den Gottesdienst und eventuelle Kirchenkonzerte gebraucht; und sie ist tatsächlich für anderes kaum brauchbar. Für alte Kirchen trifft dies auf jeden Fall zu. Als sie gebaut wurden, war auch an nichts anderes denn an die Feier des Gottesdienstes in ihnen gedacht. Sie sollten demnach ein sakraler Raum sein. Bis heute ist es dann aber doch so, dass selbst solche, oder gerade solche Leute, die ein eher distanziertes Verhältnis zur Kirche haben oder dieser recht entfremdet sind, wenn sie denn einmal eine Kirche in Anspruch nehmen wollen, eine altehrwürdige einem (Kirch)Saal in

Walter Rominger Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 305

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einem Gemeindehaus vorziehen und sich oft auch so zu benehmen wissen, wie dies einem Kirchenraum/Sakralraum angemessen ist. Otto Dibelius (1880–1967), der legendäre Berliner Nachkriegsbischof (1945–1966), sagte in einem seiner Bischofsberichte sinngemäß: Wenn der Berliner denn zum Gottesdienst gehen wolle, dann in einer Kirche und nicht in einem Gemeindehaus. Da mag Ästhetik mitschwingen, wenn wahrscheinlich aber nicht nur. Ein Missionar, der viele Jahre im ostasiatischen Raum tätig war und damit die Entwicklungen in der Heimat aus den Augen verloren hatte, sagte bei einem Heimaturlaub bereits vor Jahren – und seither hat sich die Entwicklung ja noch beschleunigt: Euer Problem ist, dass ihr ein Zuviel anbietet. Nur wenig später kam ich mit einem jungen Mann ins Gespräch, der der Meinung war, die Zeiten, als weniger Aktivitäten in den Kirchengemeinden waren, seien die gesünderen gewesen. Beide in den zuletzt genannten Beispielen haben Recht. Weniger ist auch hier, wie so oft, mehr. Trotz allgemeiner Zunahme kirchengemeind­ licher Aktivitäten mit allen möglichen Inhalten ist an ganz entscheidender Stelle eine dramatische Abnahme festzustellen: Die herkömmliche schlichte Bibelstunde, in welcher oftmals ganze Bücher der Bibel den interessierten Gemeindegliedern erklärt werden, ist häufig gänzlich ausgestorben. Zudem, trotz steigender Zahl der Gottesdienstformen konnte – wiederum bereits vor Jahren – der Mainzer Professor für Praktische Theologie, Rainer Volp, feststellen: Die Krise der evangelischen Kirche ist die Krise ihres Gottesdienstes. Wie recht er doch hat – heute noch mehr als damals. Dabei zeigt meines Erachtens die Gottesdienstvielfalt gerade keine Vitalität desselben an, sondern vielmehr dessen Krise, die Volp so treffend ausgemacht hat. Dessen Krise wird wohl gespürt, ihr aber mit Experimenten und Formenvielfalt zu begegnen, scheint gerade der falsche Weg zu sein. Das zeugt von einer 19


gewissen Unsicherheit und eines Nichtwissens vom Wesen des Gottesdienstes. Angesagt wäre vielmehr eine Besinnung auf das Wesen des Gottesdienstes, wobei eine solche ja – größtenteils – ausbleibt, vielmehr das »Heil« in einem kurzatmigen, hektischen und geschäftigen »Noch-Mehr« und »Nochmals-Anders« gesucht wird, statt in nüchterner Bestandsaufnahme, Überlegungen, Gebet und dem einfachen Grundsatz, dass der Gottesdienst allein seinem Wesen nach kein Platz für – uferlose – Experimente sein kann und darf. Darauf weist auch Altbischof Ulrich Wilckens hin, wenn er in seiner »Theologie des Neuen Testaments« schreibt: »So ist der Gottesdienst die Mitte alles gemeindlichen Zusammenlebens« (Band 1, Teilband 4, Neukirchen 2005, S. 147). Was Wilckens zu Recht feststellt, scheint aber nicht mehr fraglos festzustehen. Die (Kirchen) Gemeinden scheinen sich in vielen Fällen über eine Pluralität von Angeboten zu definieren, welche nicht selten auch von anderen »Anbietern« wahrgenommen werden können und auch wahrgenommen werden, die zudem bestimmt nicht zum kirchlichen Kernangebot (»Kerngeschäft«) zählen oder auch über ein »Spezialangebot«, von dem zudem wiederum gelten kann, dass es nicht zum ureigensten Auftrag der Kirche gehört. Damit taucht jedoch die Frage auf, was unaufgebbar ist, was den Gottesdienst zum Gottesdienst und Kirche zur Kirche macht.

»Macht mir die Gemeinde stark« Kirche Jesu Christi ist zum einen die weltweite Christenheit, also diejenigen, die auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft sind (Matthäus 28,19f.) und an Jesus Christus als ihren Herrn glauben und nachfolgen und zum andern die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde, wobei die weltweite Christenheit nur in dieser real ist. Somit ist auch klar, dass sich Kirche vom Gottesdienst her ergibt und aufbaut. Am Gottesdienst entscheidet sich demnach das Kirchesein von Kirche. So ist es zumindest kein guter Zug – wenn es nicht noch wesentlich negativer beurteilt werden muss – dass Gottesdienste gestrichen werden mit der Begründung, die Zahlen sprächen gegen eine Weiterführung und sie »lohnten« sich damit auch nicht, während gleichzeitig die Sozialangebote ausgebaut werden, weil diese ankommen, gefragt sind, gesellschaftsrelevant erscheinen und sich unter Umständen, wobei dies dann aber meist verschwiegen wird, finanziell »lohnen« (etwa wegen staatlicher Zuschüsse; die kirchliche Flüchtlingshilfe etwa geschieht nicht nur aus – vielfach 20

falsch verstandener – christlicher Nächstenliebe und Humanität, sondern weil nicht zu unterschätzende satte staatliche Finanzen »winken«). Die (Orts)Gemeinde ist zu stärken und nicht der institutionelle Überbau Kirchenbezirk und Landeskirche (Kirchenverwaltung). »Macht mir die Gemeinde stark«, so drückte dies der württembergische Nachkriegsbischof Martin Haug (1895–1983) zutreffend aus, der sich immer gegen eine gesellschaftlich orientierte Kirche wandte; heutige Kirchenobere, gerade auch in Württemberg, verfolgen einen gänzlich anderen Kurs.

Alleinstellungsmerkmal Fragt man indes, wie das entscheidende Bekenntnis der Reformation, das von Augsburg (1530), das Wesen der Kirche versteht, so erhält man in Artikel 7, der die Bezeichnung »Von der Kirche« trägt, die deutliche Antwort: »Es wird auch gelehrt, dass allezeit eine heilige, christliche Kirche sein und bleiben muss, die die Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden. Denn es genügt zur wahren Einheit der christlichen Kirche, dass das Evangelium einträchtig im reinen Verständnis gepredigt und die Sakramente dem göttlichen Wort gemäß gereicht werden« (zitiert nach: Unser Glaube. Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, GTB Siebenstern 1289, Gütersloh 1986, S. 64). Die Kirche kann demnach alles entbehren, außer dem einen: der reinen Predigt des Evangeliums und der stiftungsmäßigen Verwaltung der Sakramente. Diese gehören nicht allein zu den von Luther in seiner Schrift »Von Conziliis und Kirchen« in Anlehnung an die Siebenzahl der Sakramente der römisch-katholischen Kirche genannten sieben Kennzeichen der Kirche (notae ecclesiae), sondern sind darüber hinaus die Heilsmittel (media salutis). Denn durch diese wirkt Gott den Glauben: »Um diesen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, das Evangelium und die Sakramente gegeben, durch die er als durch Mittel den Heiligen Geist gibt, der den Glauben, wo und wann er will, in denen, die das Evangelium hören, wirkt, das da lehrt, dass wir durch Christi Verdienst, nicht durch unser Verdienst, einen gnädigen Gott haben, wenn wir das glauben« (CA 5, Vom Predigtamt, ebd., S. 63). Predigt und Sakramente, wobei damit freilich auch eine vertretbare Liturgie eingeschlossen ist – allein da­ rauf kommt es an. Denn die Kirche Jesu Christi ist von ihrem Herrn dafür eingesetzt (Matthäus AUGUST 2017

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16,18), dass Menschen zum Glauben an den das nottut, vorzunehmen, darauf, wodurch Gekreuzigten und Auferstandenen finden und Menschen zum Glauben an Christus finden und darin erhalten werden (Matthäus 28,18–20). in diesem gestärkt werden. Wenn in der Kirche Menschen sollen vom Unheil zum Gottes Wort und die von ChrisHeil finden. Das kann nirgends als mm Denn die Kirche tus eingesetzten Sakramente vorin der Kirche Jesu Christi erfolgen. Jesu Christi ist von handen sind, dann ist sie Kirche Das ist ihr »AlleinstellungsmerkJesu Christi, selbst wenn sie sonst mal« und insofern ist sie Heilsan- ihrem Herrn dafür nichts vorzuweisen hat. Denn all stalt. das andere kann unterbleiben, eingesetzt, dass und die Kirche bleibt dennoch Menschen zum Kirche. Konzentration auf

das eine

­ lauben an den G ­Gekreuzigten und Auferstandenen finden und darin erhalten werden. Menschen sollen vom Unheil zum Heil finden. Das kann nirgends als in der Kirche Jesu Christi erfolgen. Das ist ihr »Alleinstellungsmerkmal« und insofern ist sie Heilsanstalt.

Demnach ist für die Kirche Jesu Christi deren Gottesdienst konstitutiv. Sie wird, weil sie Schöpfung des Wortes (creatura verbi) ist, mit jedem schriftgemäßen Gottesdienst gewissermaßen neu geschaffen. Deshalb – und noch einmal sei an das Diktum von Rainer Volp erinnert (Die Krise der Kirche ist die Krise ihres Gottesdienstes): Wenn der Gottesdienst »kränkelt«, »kränkelt« die Kirche. Ja, wo die Kennzeichen, die das Augsburger Bekenntnis als solche der Kirche nennt (reine Predigt des Evangeliums und stiftungsgemäße Verwaltung der Sakramente), nicht vorhanden sind, da ist nicht Kirche Jesu Christi – und gebärdete sie sich nach außen noch so lebendig und vital. Dann kann das zutreffen, was der auferstandene Herr der Gemeinde zu Sardes ins Stammbuch schrieb: »Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot« (Offenbarung 3,1b), was wahrlich ein vernichtendes Urteil ist. Florierende Gemeindearbeit, dampfende Suppenküchen, rauschende Gemeindefeste, kulturell interessante Ausfahrten – all das ist an sich nicht verkehrt; aber es ist nicht schon Kirche Jesu Christi. Denn all das können andere Anbieter auch anbieten – und tun dies auch. Auf all das kann die Kirche Jesu Christi denn auch (getrost) verzichten. Und so manches Mal ist eben weniger mehr. All das liegt mehr oder weniger stark am Rand. Manche der kirchlichen Aktivitäten ist aller Wahrscheinlichkeit nach mehr eine »Erfindung« der Wohlstandsgesellschaft und damit Ausdruck eines »Wohlstands­ evangeliums« als dass es eigentliche Aufgabe der Kirche wäre. Deshalb kann es überhaupt nicht darum gehen, kirchliche Angebote weiter auszubauen; vielmehr ist deren Reduzierung zu betreiben, und eine Konzentration auf das eine, INFORMATIONSBRIEF 305

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Darauf allein kommt es an

Deshalb ist es auch angebracht, wenn im Zuge von (nötigen) Sparmaßnahmen die Institution Kirche Gebäude abgeben muss, dass sie dann Gemeindehäuser entwidmet und zum Verkauf freigibt, aber nicht Kirchengebäude, weniger aus Denkmalsgründen, als vielmehr aus dem Grund, dass gerade altehrwürdige Kirchengebäude, wenn auch nicht nur, geradezu zur Konzentration auf das, worauf es ankommt, zwingen. Was in den Gemeindehäusern in der Regel geschieht, darauf kann oft leicht verzichtet werden, ohne dass sich ein geistlicher Schaden einstellt. Manchmal mag das sogar der Gesundung dienen. Es gab Zeiten, da war durch den Staat die Arbeit der Kirche(n) auf den Kultraum begrenzt und manchmal musste sie auch ganz in den Untergrund. Und sie hat überlebt, weil sie ja die Zusage Jesu hat, selbst »die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen« (Matthäus 16,18). Die Untergrund- und Hauskirchen in China und Nordkorea können dafür Beispiele sein. Die Einschätzung, das könnte – eventuell schneller als gedacht – auch für die Angehörigen der (wahren) Kirche Jesu Christi unserer Breiten Wirklichkeit werden, ist nicht von der Hand zu weisen, weht ihnen doch zunehmend ein feindlicher Wind entgegen. Dann können ihnen viele Möglichkeiten genommen sein, nicht aber das, womit ihr Herr seine Anwesenheit durch den Heiligen Geist, den Christus praesens (den gegenwärtigen Christus), verbindet: Wort und Sakrament. Und das reicht zu einem Gott wohlgefälligen Leben und damit auch zu einem seligen Sterben. Darauf allein kommt es an. W 21


Dokumentation 2012

Sachsen: Für Gründung einer Bekenntnissynode LEBENSFORMEN Die Mitglieder des Evangelisationsteams Sachsen erkennen den Landesbischof, die Kirchenleitung sowie die Landessynode nicht länger als geistliche Leitung der sächsischen Landeskirche an. Das geht aus einer Stellungnahme hervor. Hintergrund ist die Entscheidung von Kirchenleitung und Landessynode, das Pfarrhaus in Einzelfällen für homosexuelle Partner zu öffnen. Diesem Beschluss könne man nicht folgen, heißt es in dem Papier. Da mit dieser Entscheidung der status confessionis – also der Bekenntnisfall – gegeben sei, stelle man fest: »1. Den Landesbischof, die Kirchenleitung und die Landessynode erkennen wir nicht mehr als geistliche Leitung unserer Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens an. 2. Die Sächsische Bekenntnis-Initiative bitten wir eindringlich, dass diese umgehend eine Bekenntnissynode gründet.« Die Bekenntnis-Initiative ist ein Zusammenschluss von bisher 106 Gemeinden, 253 22

Gemeinschaften, 32 Werken und rund 8000 Einzelpersonen der sächsischen Landeskirche. Sie tritt dafür ein, dass Bibel und Bekenntnis auch für die Lebensführung von Geistlichen Gültigkeit besitzen. Die Initiative gründete sich als Reaktion auf den Beschluss der Kirchenleitung, gleichgeschlechtliche Partnerschaften in Pfarrhäusern zuzulassen.

Kein Kirchenaustritt geplant Brisant an der Stellungnahme des Evangelisationsteams ist, dass zumindest zwei der Unterzeichner – der Evangelist Pfarrer Theo Lehmann (Chemnitz) sowie der Evangelist und Liedermacher Lutz Scheufler (Waldenburg) – bei der sächsischen Landeskirche angestellt waren bzw. sind. Lehmann ist Pfarrer im Ruhestand und Scheufler Jugendevangelist in Teilzeit. Wie er auf Anfrage von idea sagte, besteht nicht die Absicht, aus der Kirche auszutreten, sondern den eingeschlagenen Kurs offen zu kritisieren. AUGUST 2017

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Gesprächsprozess ist überflüssig Den auf der sächsischen Frühjahrssynode angeregten dreijährigen Gesprächsprozess zwischen Gegnern und Befürwortern einer Öffnung der Pfarrhäuser bezeichnete Scheuf­ler als überflüssig: »Wer bin ich, dass ich das, was Gott in der Bibel klar ablehnt, in einem Gesprächsprozess gutreden sollte.« Außer von Scheufler und Lehmann wurde die Stellungnahme auch unterzeichnet von den E ­ vangelisationsteam-Mitgliedern Chris-

FÜNF JAHRE DANACH Am 1. Juni 2012 hat das Evangelisationsteam eine Erklärung veröffentlicht. Die Nachrichtenagentur idea schrieb dazu: […] Paukenschlag in Sachsen: Eine Gruppe evangelikaler Christen erkennt Landesbischof Jochen Bohl (Dresden), die Kirchenleitung sowie die Landessynode nicht länger als geistliche Leitung der sächsischen Landeskirche an. Hintergrund ist die Entscheidung von Kirchenleitung und Landessynode, das Pfarrhaus in seelsorgerlich begründeten Einzelfällen für homosexuelle Partner zu öffnen. Diesem Beschluss könne man nicht folgen, heißt es in einem Papier des Evangelisationsteams Sachsen. Da mit dieser Entscheidung der status confessionis – also der Bekenntnisfall – gegeben sei, stelle man fest: »1. Den Landesbischof, die Kirchenleitung und die Landessynode erkennen wir nicht mehr als geistliche Leitung unserer Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens an. 2. Die Sächsische Bekenntnis-Initiative bitten wir eindringlich, dass diese umgehend eine Bekenntnissynode gründet.« […]

ta-Maria Steinberg (Ärztin), dem Bezirksjugendwart Michael Rausch, den Evangelisten Michael Kaufmann und Andreas Riedel, dem Musiker Frank Döhler sowie dem Zeltmeister Jens Ulbricht. Das Evangelisationsteam ist kein Missionswerk, arbeitet eigenen Angaben zufolge aber wie eines. Zu seinen Kernaufgaben gehören der Ruf in die Nachfolge Jesu durch Evangelisation und die Unterstützung von Gemeinden bei ihren missionarischen Bemühungen. Außerdem möchte es Christen dazu befähigen, geistlich fundiert zu urteilen.

7. September 2012 –– Lutz Scheufler wird das Dienstverhältnis mit der sächsischen Landeskirche zum 31. März 2013 gekündigt. Entgegen der Verlautbarung durch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens hat niemand vom Evangelisationsteam irgendetwas von der abgegebenen Erklärung zurückgenommen, entkräftet oder widerrufen.

Am 8.6.2012 stand in der WELT: […] »Ich sehe keinen Sinn mehr darin, den Gesprächsprozess mit der Landeskirche fortzusetzen, weil ich befürchte, dass unsere Seite dabei weich geklopft werden soll«, sagt Scheuf­ ler. Stets werde »nur von uns Toleranz erwartet, aber es gibt in der Landeskirche kaum Bereitschaft, auf unsere bibelgemäßen Ansichten Rücksicht zu nehmen. Deshalb ist für uns der Punkt erreicht, an dem wir auf unserem Glauben beharren müssen.« […]

13. Juni 2012 –– Lutz Scheufler wird durch Landesjugendpfarrer Bilz (Dresden) vom Dienst suspendiert.

Die Befürchtung von damals wurde leider – so wie sich die kirchliche Landschaft heute darstellt – bestätigt. In der letzten Beratung des Evangelisationsteams waren sich die Mitglieder einig, dass sie fünf Jahre danach – auch mit dem neuen Landesbischof Rentzing – zur Erklärung von 2012 stehen. Es ist nichts besser geworden, sondern schlimmer – jetzt werden homosexuelle Paare sogar gesegnet.

4. September 2012 –– Rehabilitierung durch Landesbischof Bohl: Andreas Riedel darf wieder als Prädikant tätig werden.

Lutz Scheufler, Teamleiter © INFO-Evangelisationsteam 2/2017, S. 5f. www.evangelisationsteam.de

So ging es weiter: 8. Juni 2012 –– Andreas Riedel erhält »Untersagung der Prädikantentätigkeit« durch Superintendent Dittrich (Zwickau).

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Aus Kirche und Gesellschaft Medien, Jürgen Werth (Wetzlar). Ebenfalls nicht mehr im Vorstand sind der Leiter der Freien evangelischen Gemeinden in Norddeutschland, Pastor Reinhard Spincke (Hamburg) und die württembergische Pfarrerin Maike Sachs (St. Johann-Gächingen bei Reutlingen). (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 12/2017 vom 22. März 2017, S. 14, Von Personen)

Ekkehart Vetter

Siegfried Winkler

Veränderungen im Vorstand der DEA Im Geschäftsführenden Vorstand der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) hat es Veränderungen gegeben. Nach der Wahl des bisherigen Zweiten Vorsitzenden Ekkehard Vetter (60, Mülheim an der Ruhr) vom pfingstkirchlichen Mülheimer Verband zum Vorsitzenden bereits am 12. Dezember 2016 und zum Nachfolger von Michael Diener (54, Kassel), wurde vom 67-köpfigen Hauptvorstand nun Siegfried Winkler (52), Pastor des Evangelischen Gemeinschaft München, zum Zweiten Vorsitzenden gewählt. Weiter gab es vier personelle Wechsel im Geschäftsführenden Vorstand; in diesen wurden gewählt: Jörg Dechert (46, Wetzlar, Mitglied einer Freien evangelischen Gemeinde), Vorstandsvorsitzender von ERF Medien, Pfarrer Michael Eggert (43) von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sowie der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Ansgar Hörsting (51, Witten) und der Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Stock (57, Woltersdorf bei Berlin, Mitglied der SELK). Zum neunköpfigen Geschäftsführenden Vorstand gehören neben dem Ersten und Zweiten Vorsitzenden auch der Generalsekretär der DEA, Hartmut Steeb (Stuttgart), Schatzmeister Karl-Heinz Zimmer (Gießen), Geschäftsführer von Willow Creek Deutschland und der Schweiz und die Referentin für Frauen und Senioren im Bund Freier evangelischer Gemeinden, Daniele Knauz (Rödenmark bei Darmstadt). Ausgeschieden sind der frühere Allianzvorsitzende Michael Diener (Kassel), und der ehemalige Vorstandsvorsitzende von ERF 24

Harald Rückert ist neuer Bischof bei den Methodisten Bei seiner Tagung in Hamburg hat das »Kirchenparlament« der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland die Weichen für die nächsten Jahre gestellt. Es wählte den Reutlinger Pastor Harald Rückert (58) mit 57 von 82 Delegiertenstimmen zum neuen Bischof. Am 12. Mai trat er die Nachfolge von Bischöfin Rosemarie Wenner (61) an. Der aus Nürnberg stammende Theologe war zuletzt leitender Pastor eines großen Gemeindebezirks der EmK in Reutlingen. Zuvor war er unter anderem zehn Jahre Superintendent in der Region Schwarzwald, Schwäbische Alb und Bodensee. In unterschiedlichen Nebenaufgaben war er mit Gemeindegründung und mit Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich »Management sozialer Organisationen« befasst sowie in diakonischen und internationalen Gremien tätig. Die EmK in Deutschland zählt aktuell etwa 52 000 Mitglieder. (Quelle der Nachricht: Zollen-Alb Kurier vom 23. März 2017)

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kompromisslose Sprache erinnern sollen, statt in dessen Namen allerhand Allotria wie etwa Lutherschnaps zu betreiben. (Quelle der Nachricht: Neue Osnabrücker Zeitung vom 12. April 2017, S. 3)

Stefan Werner: neuer Direktor des OKR in Stuttgart Neuer Direktor des Evangelischen Oberkirchenrats (OKR) in Stuttgart und juristischer Stellvertreter des Landesbischofs ist der Jurist Stefan Werner. Der 54-jährige war zuvor als Oberkirchenrat für die Evangelische Landeskirche in Baden tätig. Werner folgt auf Margit Rupp, die Ende Januar in den Vorruhestand ging. Der neue Direktor leitete seit 2003 das Dezernat Gemeindevermögen, Bau und Umwelt in der Badischen Landeskirche. Werner trat seine neue Stelle am 1. Juli an. (Quelle der Nachricht: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 13/2017 vom 26. März 2017, S. 21)

Die EKD sonnt sich in der ­Gegenwart Prominenter Peter Hahne übt Kritik an »seiner« Kirche Peter Hahne, evangelischer Theologe, Fernsehmoderator und Autor etlicher Bücher, ist in einem Zeitungsinterview mit der EKD ins Gericht gegangen. Hahne, von 1992 bis 2009 Mitglied des Rates der EKD, sagte, diese sonne sich in der Gegenwart Prominenter; er verwies dabei auf den Auftritt des vormaligen US-Präsidenten Barack Obama beim Kirchentag zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Hinblick auf das Lutherjahr meinte Hahne, die EKD hätte sich an den wirklichen Luther und dessen INFORMATIONSBRIEF 305

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»Suchet der Stadt Bestes« 140 Jahre Berliner Stadtmission Ende des 19. Jahrhunderts zogen, bedingt durch die Industrialisierung, viele Menschen in die Städte, wo sie dann häufig ohne soziale Einbindung und ohne Kontakte zur Kirche lebten. Die ersten Stadtmissions-Mitarbeiter waren mit Herz und Seele Missionare. Sie luden zum Gottesdienst ein und erlangten durch Hausbesuche das Vertrauen der Menschen. So entstanden erste eigene Stadtmissionsgemeinden mit praktischen Hilfsangeboten, etwa die »Schrippenkirche«, wo Hungernde vor dem Gottesdienst essen konnten, die Betreuung von vernachlässigten Kindern armer Familien oder die Sorge für junge Mädchen und Frauen vom Lande, die in Berlin ihr Glück suchten. Die Berliner Stadtmission erfuhr reichliche Zuwendungen für ihr missionarisches Engagement durch (wohlhabende) Bürger, Adel und den preußischen Staat. Kontinuierlich wurde deren Arbeit ausgeweitet: So wurde 1910 das Hospiz am Bahnhof Friedrichstraße eröffnet (heute Hotel Albrechtshof); es entstanden Einrichtungen für Behinderte und Alte, ab den 1970er Jahren zahlreiche Hilfen für Wohnungslose, 1994 die Kältehilfe und seit 25 Jahren fährt das Bibelmobil. In all den Jahren ihres Bestehens überstand die Berliner Stadtmission schwierige Zeiten: zwei Weltkriege, nationalsozialistische Herrschaft, Berliner Mauer. Sie verfährt nach dem Grundsatz: hinschauen, handeln, gestalten. Seit ihrer Gründung 1877 durch den Berliner Hofprediger Adolf Stoecker (1835–1909) kann ihr Leitspruch lauten: »Suchet der Stadt Bestes« (Jeremia 29,7). Beim Festgottesdienst predigte der frühere Magdeburger Bischof Axel Noack. Es bleibt zu hoffen, dass der Berliner Stadtmission die Balance von Evangelisation und sozialer Hilfe erhalten bleibt und sie nicht zum reinen Sozialunternehmen degeneriert. (Quelle der Nachricht: SM panorama 2/2017, S. 2, 4, 5)

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Veranstaltung der Bekenntnisbewegung 23. bis 24. September 2017 in Kassel

Einer für alle: Christus allein Die reformatorischen »allein« Mit Pfarrer Thomas Hilsberg

Im Gedenkjahr der Reformation will die Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Grundlegendes reformatorischer Erkenntnis, nämlich die Besinnung auf den Exklusivpartikel ­»allein« zur Sprache bringen. Dazu lädt sie Pfarrer, Mitarbeiter in Gemeinden und alle Interessierten zu einem Studientag ein. ­Referent wird Thomas H ­ ilsberg sein, Pfarrer der badischen Landeskirche aus Radolfzell am Bodensee. Thomas Hilsberg arbeitet seit vielen Jahren bei der ChristusBewegung Baden mit, der badischen Bekenntnisbewegung. Tagungsanschrift Gemeindezentrum der Evangelisch-­Lutherischen St. Michaelis-Gemeinde Tischbeinstraße 69–73 34121 Kassel www.selk-kassel.de Anreise Bahnstation ist Kassel-Wilhelmshöhe, Intercity-Bahnhof. Der Tagungsort ist mit der Straßenbahn (Linie 1 in Richtung Vellmar oder Linie 3 in Richtung Ihringhäuser Straße) zu erreichen. Ausstieg an der Haltestelle Weigelstraße. Übernachtung Teilnehmer, die eine Übernachtung benötigen, werden gebeten sich diese selbst zu besorgen. Bitte beachten Sie: Am Sonntag, 24. September findet die Wahl zum Bundestag statt. Für die Auswärtigen, die am Bekenntnisgottesdienst teilnehmen, empfiehlt sich, von der Briefwahl Gebrauch zu machen. 26

Samstag, 23. bis Sonntag, 24. September 2017 in Kassel im Gemeindezentrum der Evangelisch-Lutherischen St. Michaelis-Gemeinde Programm Samstag, 23. September 11.30 bis 15.45 Uhr 11.30 Uhr Begrüßung und Eröffnung durch den V ­ orsitzenden der Bekenntnisbewegung ­»Kein anderes Evangelium«, Pfarrer Johannes Frey Einer für alle: Christus allein! 11.45 Uhr Erster Vortrag Wissen was zählt: Die Schrift genügt! Pfarrer Thomas Hilsberg 12.30 Uhr Mittagspause 13.30 Uhr Zweiter Vortrag Alles geschenkt: Die Gnade genügt! Pfarrer Thomas Hilsberg 14.15 Uhr Kaffeepause 14.45 Uhr Dritter Vortrag Worauf du dich verlassen kannst: Der Glaube genügt! Pfarrer Thomas Hilsberg 15.30 Uhr Abschluss, Segen Pfarrer Johannes Frey Sonntag, 24. September 11 Uhr Bekenntnisgottesdienst Predigt: Pfarrer Johannes Frey

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So finden Sie den Tagungsort

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Buchrezensionen Gottes Wort gilt Dafür tritt das Netzwerk Bibel und Bekenntnis ein Alt ist das Netzwerk Bibel und Bekenntnis noch nicht. Anfang des Jahres 2016 lud der langjährige Generalsekretär des CVJM-Gesamt­ verbandes und ProChrist-Prediger Ulrich Par­ zany etwa 60 Vertreter konfessionell, pietistisch, evangelikal ausgerichteter Gemeinschaften und (freier) Werke innerhalb der evangelischen Kirche(n) nach Kassel ein. Der Grund dafür war, dass inzwischen seit Jahrzehnten der Kurs der evangelischen Kirche(n) Sorgen bereitet, in den letzten Jahren vor allem, wenn auch bei weitem nicht nur, wegen deren Einstellung zur und Beurteilung der Homosexualität, wobei es inzwischen ja Landeskirchen gibt, die eine »Schwulen-Trauung« vornehmen (mit Eintragung ins Trauregister), obwohl selbst der säkulare, wenn nicht sogar säkularisierende, völlig auf gesellschaftliche Akzeptanz abgestellte Staat, eine vollständige Gleichstellung von bürgerlicher Ehe und homosexueller Partnerschaft (noch) nicht kennt. Die Schöpfungsordnung ist damit aufgehoben. Weitere Sorgen machen seit einiger Zeit und zunehmend eine falsche Toleranz und INFORMATIONSBRIEF 305

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das Zugehen auf den Islam und eine unstatthafte Ökumene der Religionen oft namhafter evangelischer Kirchenrepräsentanten, die häufig nicht nur jegliches Interesse an Mission vermissen lässt, sondern diese ostentativ ablehnt. Freilich, dies alles sind letztlich nur Symptome eines seit wohl einem Jahrhundert schwelenden Konflikts um die Grundlagen des christlichen Glaubens, welche bereits im Januar 1971 vom damaligen bayerischen Landesbischof und Ratsvorsitzenden der EKD, Hermann Dietzfelbinger in seinem berühmt gewordenen, geradezu prophetisch anmutenden Diktum vor der EKDSynode deutlich ausgesprochen worden ist: »Wenn nicht alles täuscht, so stehen wir heute in einem Glaubenskampf, einem Kirchenkampf, gegenüber dem der Kirchenkampf des Dritten Reiches ein Vorhutgefecht war. Das unheimliche daran ist, dass dieser heutige Kampf vielfach kaum erkannt, zu allermeist verharmlost wird und unter Tarnworten wie ›Pluralismus‹ voranschreitet.« Die in Kassel zu Beginn des Jahres 2016 Versammelten verabschiedeten denn auch das »Kommuniqué zur Gründung des Netzwerkes Bibel und Bekenntnis«, in welchem sie begründen, was der Anlass zu den Beratungen war und das, nach dem Wozu dieses Buches vom Herausgeber Ulrich Parzany (S. 7–9), in welchem dieser auch eine Inhaltsangabe liefert, am Beginn des Sammelbändchens steht (S. 11–13: »Gemeinsam widerstehen und Christus in den Auseinandersetzungen um Grundfragen des christlichen Glaubens Orientierung geben«). Ergebnis der Zusammenkunft war neben der Verabschiedung des »Kommuniqué[s] zur Gründung des Netzwerkes für Bibel und Bekenntnis« die Bildung einer Fortsetzungsgruppe mit einem Dutzend Persönlichkeiten aus dem weiten Feld gegenwärtigen Evangelikalismus, die sich an die Heilige Schrift gewiesen wissen und nicht allein den Weg der evangelischen Kirche kritisch sehen, sondern genauso den eines nicht geringen Teils des gegenwärtigen Evangelikalismus, war doch das Votum eines evangelikalen Repräsentanten, der Homosexualität neu bewertet wissen wollte – und zwar angelehnt an den Mainstream der EKD – der Anlass, der Ulrich Parzany aktiv werden ließ, zunächst in einem »offenen Brief«. Parzany begründet denn auch in fairer Weise »Warum wir öffentlich reden müssen« (S. 15– 17); denn auch all die Irrlehren sind öffentlich und die öffentliche Rede gehört zum Wesen des Christentums. Anschließend spricht sich Rolf Hille für eine Hermeneutik im Sinne der Bibel aus (S. 19–22) und ruft zum Bibellesen auf, das sich lohne (S. 23f.). Der Philosoph Daniel von 28

Wachter macht »Postmodernes Denken auch in der Christenheit« aus (S. 25–28). Und Rolf Sons benennt, freilich exemplarisch, wegbrechende Fundamente (S. 29–32) bei Geschlecht, Ehe und Familie und zeigt in seinem anschließenden Beitrag »Endzeitlich leben. Dem Anpassungsdruck widerstehen« (S. 33–41) am Beispiel des Propheten Daniel auf, wie dies geschehen kann. Dirk Scheuermann (westfälische Landeskirche, S. 43–48) und Gerrit Hohage (badische Landeskirche, S. 49–55) widersprechen gekonnt dem Drängen zu einer neuen und positiven Sicht der Homosexualität. Und Ulrich Parzany macht am Beispiel des Propheten Elia darauf aufmerksam, dass es mehr als erwartet und gefühlt sind, die quer zum Trend stehen: »7000 beugten ihre Knie nicht vor Baal!« (S. 61f.) und zeigt in einem weiteren Beitrag auf, wie seelsorgerliche Begleitung homosexuell Empfindender aussehen kann (S. 67f.), um dann abschließend darauf hinzuweisen, dass »die geistliche Verführung […] gefährlicher« ist »als die Verfolgung« (S. 69–74). An diesem wenn auch schmalen, so doch gewichtigen Bändchen wird man in Zukunft nicht einfach vorbeikommen. Dass es innerhalb kürzester Zeit mehrere Auflagen erlebte, zeigt dies an. Es ist gut, dass es sehr preisgünstig erschienen ist (2,50 Euro) und zudem bei Abnahme einer größeren Menge zum Verteilen in Gemeinden und Verbänden ein gestaffelter Preis gilt. Walter Rominger Gottes Wort gilt Dafür tritt das Netzwerk Bibel und Bekenntnis ein herausgegeben von Ulrich Parzany 1. Auflage Ansbach Oktober 2016 4. Auflage Februar 2017 Verlag Logos Editions 80 Seiten, 2,50 Euro ISBN: 978-3-945818-05-03 Preisstaffel: ein Buch 2,50 Euro ab fünf Büchern 2,30 Euro = 11,50 Euro ab zehn Büchern 2,00 Euro = 20,00 Euro ab 25 Büchern 1,50 Euro = 37,50 Euro Das Buch ist über Logos Editions zu beziehen: Logos Editions Postfach 1131 91502 Ansbach Telefon (09871) 444-956 Fax (09871) 444-954 E-Mail: ksbb-bayern@gmx.net oder auch über den gut sortierten Buchhandel. AUGUST 2017

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Hans Thomas Im Irrgarten Gedanken und Notizen zur geistigen Lage in Kirche und Staat Es ist nicht das erste Mal, dass der bejahrte Hans Thomas, langjähriger evangelischer Pfarrer, zur Feder greift und aktuelle Entwicklungen in Kirche, Staat und Gesellschaft aufgreift und mit beißender Kritik versieht. Wenn ein gelehrter Mann, in der Mitte des neunten Lebensjahrzehnts stehend, sich nicht zurücklehnt und den Dingen einfach unkommentiert ihren Lauf lässt, so ruft dies doch die Frage wach, was ihn dazu antreibt. Bei Hans Thomas lässt sich dies leicht beantworten: Er ist von tiefer Besorgnis um Zukunft von Kirche und Gemeinwesen umgetrieben; es ist die Sorge um die, die das, was da zu befürchten steht, voll treffen wird. Für Hans Thomas ist klar, wenn es so weiterläuft, dann führt dies unweigerlich zu katastro­ phalen, anarchistischen Zuständen – und das schon bald. Hans Thomas spricht die religiöse, kulturelle und ethnische Überfremdung unseres Landes an, die wohl nicht ausgelöst, aber geradezu unheimlich verstärkt durch die Politik der offenen Grenzen, gezielt und gewollt durch bundesrepublikanische Politiker (etwa Schäuble), Wirtschaftsbosse und Kirchenfunktionäre geschieht. Er kritisiert die Haltung Merkels in ihrer Unentschlossenheit, Sprunghaftigkeit, Op­portunität und ihrem Egoismus; sie tut, was ihr für ihre Person und zu ihrem Machterhalt gerade gut und richtig erscheint, was freilich nicht auf Charakterstärke schließen lässt. An INFORMATIONSBRIEF 305

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den Kirchen, besonders der/den evangelischen, kritisiert Hans Thomas, dass sich deren oberste Repräsentanten (an der Basis sieht es oft ganz anders aus) in die Phalanx derer, die die Überfremdung und Verfremdung fördern, nahtlos einreihen, eine Verbrüderung mit dem Islam erscheint diesen angebracht, Mission ist längst obsolet geworden. Hinzu kommt all das Versagen auf ethischem Gebiet, etwa, dass seit inzwischen vielen Jahren »Homosex« entgegen biblischer Weisung gefördert wird, und kirchliche Segnungen solch unfruchtbarer Partnerschaften wenn nicht gar kirchliche Trauungen mit Eintragung im Kirchenbuch vorgenommen werden. Der nicht unabhängig von der »Schwulenbewegung« zu verstehende »Genderismus«, der von ganz oben »verordnet« in Staat, Gesellschaft und Kirche(n) gefördert wird, führt zur Auflösung der von Gott geschaffenen Geschlechter, was einen freilich nicht folgenlos bleibenden Versuch der Abschaffung der Schöpfungsordnung darstellt. Trotz all dieses so bedrohlich wirkenden Wetterleuchtens steht für Hans Thomas und alle ernsthaften Christen unverrückbar fest, was der große schwäbische Pietist Johann Christoph Blumhardt (1805–1880) in die Liedzeile gefasst hat: »Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht, sein wird die ganze Welt« (Evangelisches Gesangbuch Nr. 375, Strophe 1; die Strophen 2 bis 4 beginnen jeweils mit »Ja, Jesus siegt!«). »Darum«, und darin ist dem Verfasser dieses so verdienstvollen und gut recherchierten Weckrufs uneingeschränkt zuzustimmen, »kann es [für Christen] keine letzte Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geben« (S. 190). Das kraftvolle und klare Buch bietet zahlreiche und gewichtige Informationen, die man kennen sollte, wenn man die geistige Lage in Kirche und Staat richtig beurteilen und sich aus dem Irrgarten befreien will. Walter Rominger Hans Thomas Im Irrgarten Gedanken und Notizen zur geistigen Lagen in Kirche und Staat Sachbuch 1. Auflage Berlin 2017 Pro BUSINESS 2017 202 Seiten, ISBN 978-3-86460-638-0 10,80 Euro Pro BUSINESS Schwedenstraße 14 13357 Berlin Telefon: 030-499 785 -0 Telefax: 030-499 785 -55 E-Mail: info@pro-business.de 29


Kleinschrifttum Herr, höre mein Gebet Bleibende Gebete aus Vergangenheit und Gegenwart Im Freimund Verlag Neuendettelsau liegt ein von Professor Dr. Manfred Seitz herausgegebenes Heft vor mit dem Titel: »Herr, höre mein Gebet«. Im Vorwort heißt es: »Wir sollten wieder lernen, kürzer, knapper, anbetender, bittender, demütiger, gottesbewusster, christusförmiger und geisterfüllter zu beten.« Aus dem Zeitraum aus vielen Jahrhunderten wurden Gebete ausgewählt zu den Themen: Vertrauen, Lobpreis und Anbetung, Fürbitten, Mor-

gen- und Abendgebete, Gebete im Blick auf die Ewigkeit. Unbekannte und wohlbekannte Namen tauchen auf (Gertrud die Große, griechische Liturgie, Heinrich Riedel, Franz von Assisi, Wilhelm Löhe, Hermann Bezzel, Dietrich Bonhoeffer – das sind nur einige). Wir werden aufgenommen in eine weltweite, die Jahrhunderte und die Konfessionen übergreifende Gemeinschaft von Beterinnen und Betern. Wer heute betet, ist nicht und bleibt nicht allein. Der Herausgeber, Professor Dr. Manfred Seitz, war in verschiedenen Ämtern in der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern tätig. Er war unter anderem persönlicher Referent von Landesbischof Hermann Dietzfelbinger, Dozent am Pastoralkolleg Neuendettelsau; von 1966 bis 1972 Professor für Praktische Theologie in Heidelberg und ab 1972 in Erlangen; von 1969 bis 1993 Leiter des Pastoralkollegs der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in München. Es geht ihm lebenslang um Seelsorge, Gottesdienst und Gemeindeaufbau. Martin A. Bartholomäus Kleinschrifttum Herr, höre mein Gebet. Bleibende Gebete aus Vergangenheit und Gegenwart herausgegeben von Manfred Seitz Neuendettelsau 2012 67 Seiten, 4,80 Euro Freimund-Verlag, Missionsstraße 3 91564 Neuendettelsau, Telefon (09874) 689 33-0, Fax 689 33-99 E-Mail: info@freimund-verlag.de

Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns«, »Ist Gott interreligiös?«, »Gemeinsame Feier des Refor­ma­ tions­jubiläums 2017?« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden.

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer i. R. Martin A. Bartholomäus Föhrenstraße 11 91564 Neuendettelsau Telefon (09874) 4270 Bischof i. R, Professor em. Dr. Gerhard Müller, D. D. Sperlingstraße 59 91056 Erlangen E-Mail: gmuellerdd@arcor.de

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Professor Dr. Günter Rudolf Schmidt Schinnerer Straße 11 91056 Erlangen Telefon und Fax (09131) 41793 E-Mail: guerusch@t-online.de

Lutz Scheufler, Evangelisationsteam Waldenburger Straße 13 08396 Waldenburg Telefon (037608) 23174 Fax (037608) 23175 E-Mail: info@evangelisation.biz

Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D. Spardorfer Straße 47 91054 Erlangen Telefon und Fax (09131) 24139 E-Mail: Grslenczka@aol.com

Für den Inhalt der Artikel sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Die Meinung des Verfassers deckt sich nicht in allen Fällen mit der des Schriftleiters.

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Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender Pfarrer Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (02 31) 5 84 46 96 Fax (02 31) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: cmschunn@gmail.com

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Helmut Schlee Gartenstraße 15 a 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (0 28 45) 9 49 09 50 E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de

Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Bitte nutzen Sie nur noch Einzahlungsscheine ab Heft April 2016. Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben. Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Geschäftsstelle: Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt

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INFORMATIONSBRIEF 305

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AUGUST 2017

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31


Siehe, Herr, ich bin ein leeres Gefäß, das bedarf sehr, dass man es fülle. Ach, Herr, hilf mir, mehre mir den Glauben und das Vertrauen. Alles, was ich habe, ist in dir beschlossen. Martin Luther


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