Informationsbrief Dezember 2017

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Er soll Johannes heißen! oder: Wie es Advent wurde Jesus Christus – geboren nicht aus dem Willen eines Mannes Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Aus Kirche und Gesellschaft Aus den Bekennenden Gemeinschaften Aus der Bekenntnisbewegung Buchrezensionen

ISSN 1618-8306

Dezember 2017 Nr. 307

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Pfarrer Josua erhält JohannTobias-Beck-Preis

Der aus dem Libanon stammende Pfarrer und Islamkenner Hanna Josua (Backnang bei Stuttgart, Pfarrer der arabischen evangelischen Gemeinde in Stuttgart und Geschäftsführer der Evangelischen Ausländerseelsorge) erhält den diesjährigen Johann-Tobias-Beck-Preis (benannt nach dem Tübinger Theologieprofessor, 1804– 1878), der seit 1987 jährlich vergeben wird. Damit werden die Forschungen über die Abrahamische Ökumene gewürdigt. 2016 erschien sein Buch – eine überarbeitete theologische Doktorarbeit – unter dem Titel »Ibrahim, der Gottesfreund. Idee und Probleme einer Abrahamischen Ökumene« (Verlag Mohr/Siebeck in Tübingen).

Pietismus Mutiger Bekenner Jesu in der DDR: Martens †

Einer der langjährigen Spitzenrepräsentanten des landeskirchlichen Pietismus in Deutschland, Pfarrer Hans-Joachim Martens, ist nach schwerer Krankheit im Alter von 82 Jahren in Woltersdorf heimgegangen. Von 1978 bis 1991 war er Vorsitzender des EvangelischKirchlichen Gemeinschaftswerkes in der DDR. Anschließend amtierte er bis 2001 als stellvertretender Vorsitzender des (gesamtdeutschen) evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes. Martens gehörte in 2

der DDR zu den Pietisten, die sich konsequent der Diktatur verweigerten. Er nahm an keiner einzigen Wahl teil.

Kirche in Deutschland Neuer Personalreferent in Bayern

Die Evangelisch-Lutheri­sche Kirche in Bayern bekommt einen neuen Personal­referenten: Stefan Reimers, seit 2010 Dekan von Fürstenfeldbruck. Er wird damit unter anderem Vorgesetzter der rund 2400 Pfarrer der Landeskirche. Erstmals Militärdekanin

Erstmals wird ein evange­ li­sches Militärdekanat in Deutschland von einer Frau geführt: Die Theologin Petra Reitz wurde als Leitende Dekanin des Militärdekanats Köln offiziell in ihr Amt eingeführt. Sie ist damit für die Militärseelsorge in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zuständig. Pfarrer gesucht

Die EKD sucht im nächsten Jahrzehnt Tausende neue Pfarrer. In den kommenden zehn bis 15 Jahren werden 30 bis 40 Prozent der Pfarrer in den Landeskirchen in den Ruhestand gehen, war aus dem Kirchenamt der EKD in Hannover zu erfahren. Kirche soll Singles im Blick haben

Die evangelische Kirche will sich mehr um Singles kümmern. Die Kirche habe

keine passenden Angebote für Menschen, die freiwillig oder unfreiwillig alleine leben, sagte Martin Rosowski vom Evangelischen Zentrum Frauen und Männer. Das Single-Dasein betreffe eine wachsende Anzahl. »Hier hat Kirche eine große Leerstelle«, so Rosowski.

Römisch-katholische Kirche Staatsbegräbnis für ­katholische Missionsärztin

Die im Alter von 87 Jahren verstorbene Lepra-Ärztin Ruth Pfau wurde in Pakistan mit einem Staatsbegräbnis geehrt. Die Ordensfrau hatte sich seit den 60er-Jahren um Leprakranke gekümmert.

Ökumene der Religionen Liberale Moschee in Deutschland

Die erste liberale Moschee Deutschlands wurde im Juni in Berlin eröffnet. Dazu vermietet die Evangelische Kirchengemeinde Tiergarten in BerlinMoabit einen derzeit nicht genutzten Gemeinderaum an die ibn Rushd-Goethe Moschee GmbH. In der modernen, liberalen Moscheegemeinde

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können Frauen und Männer gemeinsam und gleichberechtigt in einem Raum beten. Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge begrüßte die Gründung. Anderes war auch kaum zu erwarten.

Bibel Weniger Bibeln in Hotels

Die Nachfrage von Hotels nach Bibeln sinkt. In BadenWürttemberg sei die Zahl von rund 9 000 an Hotels ausgegebene Bibeln im Jahr 2006 auf rund 5 000 im vergangenen Jahr gesunken. Deutschlandweit sei die Zahl von 48 000 im Jahr 2006 auf 26 000 im Jahr 2016 gesunken. Von den AccorHotels, einer der größten Hotelketten weltweit, zu der unter anderem Ibis, Mercure, Novotel und Sofitel gehören, war zu erfahren, dass man sich als weltumspannender Konzern dazu entschieden habe, sich in religiösen Fragen neutral zu verhalten. Ähnliches sagen auch andere Ketten.

Ethik Marsch für das Leben

Spitzenreiter beim Marsch für Babys im Mutterleib sind die USA mit 500 000 Teilnehmern. Frankreich zählt 50 000, Italien 40 000, Deutschland 7 500 und England 2 000. Kanzlerin Merkel ehrt schwul-lesbisches Projekt

Der Verein »startsocial e. V.« hat die Bonner Gruppe der schwul-lesbischen Initiati-

ve SCHLAU, die in Schulen, Jugendzentren und Jugendgruppen »Aufklärungskurse« über gleichgeschlechtliche Sexualität anbietet, mit einem Preis für »herausragendes soziales Engagement« geehrt. Der Preis wurde von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin überreicht. Sie ist Schirmherrin des Wettbewerbs »startsocial«, den Wirtschaftsunternehmen ins Leben riefen.

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Verfassungsrechtler hält »Ehe für alle« für verfassungswidrig

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier (Berlin), hält das Gesetz über die »Ehe für alle« für verfassungswidrig.

Kirche weltweit

Augsburger Friedenspreis für Generalsekretär des LWB

Der Augsburger Friedenspreis geht in diesem Jahr an den Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Martin Junge. Der 56-jährige Chilene, Sohn einer österreichischen Mutter und eines chilenischen Vaters verbinde Europa und Südamerika miteinander. Junge studierte in Deutschland und arbeitete anschließend in Deutschland, Chile und der Schweiz. Er war Präsident der evangelisch-lutherischen Kirche in Chile und ist seit 2010 Generalsekretär des LWB in Genf.


kurz+bündig Zwar habe das Verfassungsgericht immer wieder deutlich gemacht, dass sexuelle Orientierung kein zulässiger Maßstab für Ungleichbehandlung sein dürfe, dennoch hätten sowohl das Grundgesetz als auch das Gericht in seinen Urteilen klar definiert, dass eine Ehe eine Lebensgemeinschaft von Mann und Frau sei.

und Systematische Theologie im hatten strenggläubige Muslime Studienzentrum. Der bisherige wiederholt Frauen den HandStudienleiter, Pastor Manfred schlag verweigert. Dreytza (65), wurde nach 27 Jahren Mitarbeit in den RuheGesellschaft stand verabschiedet.

Malta für »Homo-Ehe«

Zugreisende in den ­ iederlanden werden ab dem N Winterfahrplan (Dezember 2017) nicht mehr mit dem klassischen »Damen und Herren«, sondern mit »Reisende« angesprochen. Die niederländische Bahn folgt damit dem Beispiel der Londoner Metro und der Stadt Amsterdam, die ihre Bürger und andere nur noch mit »Liebe Leute«, »Liebe Amsterdamer« oder »Verehrte Anwesende« anspricht.

Auch im katholisch geprägten Malta dürfen gleichgeschlechtliche Paare künftig heiraten. Das Parlament stimmte mit nur einer Gegenstimme für ein entsprechendes Gesetz. Malta ist nach Deutschland das 15. Land in Europa, das die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnet. Bluttest nachgefragt

Der Bluttest eines Konstanzer Unternehmens, der bis zu acht Chromosomenstörungen beim ungeborenen Kind erkennt, ist seit Markteinführung vor inzwischen fünf Jahren 80 000 Mal genutzt worden. Lebensschützer kritisieren zu Recht das Testverfahren, weil es zur Abtreibung von wahrscheinlich Behinderten führt.

Theologenausbildung »Krelingen« hat neuen Studienleiter

Pastor Thomas Jeromin (47, Walsrode) ist seit Sommer Leiter des Studienzentrums im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen. Er war davor bereits neun Jahre lang Dozent für Neues Testament, Philosophie 4

Prominentes sächsisches CDU-Mitglied Frank Richter tritt aus der Partei aus

Genderideologie Anrede: Zugreisende ohne Geschlecht

Islam Muslimischer Polizist verweigert Handschlag

Ein muslimischer Polizist in Rheinland-Pfalz hat einer Kollegin den Handschlag verweigert, als sie ihm bei einer internen Feier in Montabaur zur Beförderung gratulieren wollte. Der Beamte begründete sein Verhalten mit religiösen Überzeugungen. Der Polizist soll neben seiner Beamtentätigkeit in einer indisch-muslimischen Gemeinde als Prediger tätig sein. Gegen den muslimischen Polizisten läuft ein Disziplinarverfahren. Er wurde in den Innendienst versetzt. In der Vergangenheit

Mit dem ehemaligen Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, dem Theologen Frank Richter (57), ist ein weiteres prominentes Mitglied aus der sächsischen CDU ausgetreten; vor einiger Zeit tat Steffen Heitmann, der frühere langjährige sächsische Justizminister wegen Merkels Flüchtlingspolitik dasselbe. Zur Begründung nannte Frank Richter Waffenverkäufe an fragwürdige Staaten wie SaudiArabien, welches Israel bedrohe, was seiner Friedensethik widerspreche und eine fehlende Streit- und Diskussionskultur in der Partei. Richter war mehr als 25 Jahre Mitglied der CDU.

Kultur Bach-Archiv Leipzig ohne Leiter

Bereits eineinhalb Jahre nach seiner Berufung ist zum 1. September der Geschäftsführer des Leipziger Bach-Archivs, Alexander Steinhilber, »aus persönlichen Gründen« von diesem Posten ausgeschieden. Im Februar 2016 hatte der promovierte Musikwissenschaftler den Posten angetreten. Nun verließ er Leipzig, um sich »zukünftig anderen beruflichen Herausforderungen zuzuwenden«.

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Aus Lehre und Verkündigung mm Ihr, die ihr mich so geliebt habt, seht nicht auf das Leben, das ich beendet habe, sondern auf das, welches ich beginne. Aurelius Augustinus

mm Es ist keine kleine Sache, an einen Gott zu glauben, der im Zittern und Zagen und in der Betrübtheit seiner Seele bis in den Tod das Heil für dich und für mich erworben hat. Karl Hartenstein

mm Was auch immer kommen mag …m Nicht die große Dunkelheit wird über uns hereinbrechen,m sondern das Licht des neuen Tages wird kommen.m Nicht die große Hoffnungslosigkeit wird sich unter uns ausbreiten,m sondern die Freude über den Auferstandenen wird uns erfassen.m Nicht die große Angst wird über uns ihre Flügel schlagen,m sondern die große Geborgenheit des kommenden Herrn m wird uns begleiten. Hermann Traub

mm Es ist deutlich geworden, dass der schärfste Widerspruch ­gegen die Evangelisation heute von den Leuten kommt, die ­soziales Evangelium predigen wollen, die die Gesellschaft ­verchristlichen wollen. Wilhelm Busch

mm Der Regenbogen ist wie ein Buch oder gemalte Tafel, darin zugleich der vergangene Zorn und gegenwärtige Gnade angezeigt ist. Martin Luther

mm Seit den Tagen von Golgatha ist das Leiden geheiligt. Seit Christus wissen wir, dass des Lebens größte Güter aus dem Leiden geboren werden. Bruno Doering

mm Oft haben sie nichts mehr zu predigen, weil die Bibelkritik ihnen Kraft und die Herrlichkeit des Evangeliums geraubt hat […] Unzufrieden mit ihrer Lage, suchen viele einen Ausweg, indem sie sich in die Politik, in die Diakonie oder in humanitäre Projekte ­einbringen und in genau diesem Maße aufhören, Diener des Wortes und Verwalter der Geheimnisse Gottes zu sein.

mm Man lasse das Wort eines Mannes, der an etlichen hundert Sterbebetten gestanden hat, etwas gelten. Wo der Pfarrer Gelegenheit hat, und, wenn er sie sucht, erbietet sie sich ihm bald, an Sterbebetten, da nehme er diese schola interna [eigene Schulung] wahr! Hier zerfallen die Systeme der Meister und die Kirchenbaupläne und die Gesinnungsgemeinschaften zerstieben; auch kennt man hier nimmer Religionsgeschichte und Textkritik, sondern nur die eine Bitte: »Erhalte mein Herz bei dem Einen, dass ich deinen Namen fürchte« (Psalm 86,11). Wie ärmlich, wie jämmerlich, so dass man sich ihrer schämt, kommen und fallen alle großen Gedanken vor dem Einen: Ins Licht – und vor dein Angesicht. Die Frömmigkeit wird ja nicht gelernt, sondern geübt. Aber an den Sterbebetten ist es doch wie ein Klugwerden, das verachtet und verlässt, was groß dünkt, um zu bewahren, was groß ist. Hermann Bezzel

mm Das ist der Weg, denselben wandelt; das ist die Stimme, auf die ihr hören sollt, heute und allezeit, denn diese unwandelbare Stimme ist die des guten Hirten. Hermann Bezzel

mm Was jetzt bei Jung und Alt Freiheit heißt, ist wie Paulus tiefsinnig sagt: lose hingebreitete Schminkung und Verschönerung der ungebundenen Frechheit und des unheiligen Trotzes. Wo jetzt im Namen der Freiheit protestiert wird, ist es zumeist der Protest der unbegrenzten Selbstsucht. Hermann Bezzel

Herman Bavinck

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Er soll Johannes heißen! oder: Wie es Advent wurde. Lukas 1,60. 1,57––80 Eduard Haller

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o ist es »Advent« geworden: Da wurde dem Priester Zacharias und seiner Frau Elisabeth in ihrem hohen Alter ein Kindlein geboren, – Freude ihres Lebensabends, Stillung ihres privaten Lebenskummers. Zugleich aber ist es viel mehr als bloß »ihr« Kind. Mitten in die Familiengeschichte eingewickelt setzt wieder ein neuer Akt der Heilsgeschichte ein, wie so oft in der Bibel, ein äußerlich unscheinbarer, aber in Wirklichkeit grundstürzender Neubeginn in der Geschichte unserer Rettung. Dieses hier geborene Kind wird ja der Wegbereiter jenes anderen Kindes sein, an dem das ganze Weltgeschehen gewendet wird! Dieses Kindlein Johannes wird der Herold des Weihnachtskindes sein, Künder von Gottes nahem Kommen. Das hier geborene Kind ist schon jetzt, als hilfloser Säugling, Gottes lebendiges Zeichen für die nun weltrettend erscheinende Gnade. Das hier geborene Menschenkind ist Unterpfand, ist Garantie dafür, dass Gott selbst nun vor unserer Tür steht, dass sein Heil gewaltig hereinbrechen wird für die ganze Welt! Darum heißt der Vater »Zacharias« und das Kindlein »Johannes«. Johannes heißt ja auf deutsch: »Gott ist gnädig«. Elisabeth, die Mutter, ordnet das klar und bestimmt in Vertretung

Eduard Haller Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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ihres der Sprache beraubten Mannes an, und er bestätigt es darauf nochmals. »Er soll Johannes heißen.« Auf Einwände von Nachbarn und Verwandten gehen die Eltern erst gar nicht ein. Natürlich müsste das Kind nach Brauchtum und Sitte den Namen seines Vaters oder eines engen Verwandten tragen. Und »Zacharias« wäre ja wahrlich ein treffender Name: »Gott gedenkt«, »der Herr gedenkt«, denn mit diesem Kindlein hat Gott genau der Not des Zacharias gedacht und nimmt sich so seines Volkes an. Das wäre der richtige und zugleich ehrwürdige Name voll priesterlicher Tradition. Keinerlei Makel liegt auf diesem Namen. Von den beiden alten Leuten wird ausdrücklich berichtet, dass sie »gerecht waren vor Gott und wandelten in allen Satzungen untadelig«. Besseres ist wirklich nicht zu melden, sauberer kann ein Name in Israel gar nicht sein. Aber wenn es wirklich Advent wird, wenn Gott naht, dann ist auch das Beste, was der Glaube des Menschen zu bieten hat, nicht gut genug. Dann kann es nicht mehr ein Name sein, der rückwärts gewendet, der in die Vergangenheit weisen würde, und wäre diese noch so blütenrein und makellos. Dann kann es nur ein Name tun, der straks und strahlend vorwärts zeigt, der wie ein ausgestreckter Finger ist für das, was Gott eingefädelt und zu tun vorhat. »Johannes«, »Gott ist gnädig«, »Gott wird gnädig sein«. So also soll das Kind heißen. Würde ihm der Name des Vaters Zacharias gegeben, dann hieße das: Wie schön, wir haben ein Kindlein bekommen, Gott hat an uns gedacht. Wie schön! Nun bleibt alles bei dem altbewährten Guten, beim wohlgeordneten Tempeldienst, beim heiligen Räuchern und Opfern. So gedenkt Gott unser: Er hat uns ein Kindlein gegeben! DEZEMBER 2017

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Elisabeth stillt den neugeborenen Johannes den Täufer (Lukas 1,57). Medaillon. Klosterneuburger Evangelienwerk, fol. 5r. Wenn aber weisungsgemäß das Kindlein »Johannes« heißt, dann wird es mehr sein als das altbewährte Gute, dann wird Gott gnädig sein und der Blick wird vorwärts gerichtet. Gott wird gnädig sein über alles Gewohnte und Bewährte hinaus. Nun soll es heißen: Gott sei Dank, er greift nun tief hinein in den Lauf der Welt und den endlosen Geschichten voll Blut und Gewalt. Nun geht es ganz anders weiter! Es bleibt nicht beim Alten. Es wird etwas Neues unter der Sonne geben, etwas, was sogar alle fromme Tradition des Priestertums des Zacharias tief in den Schatten stellt: »Gott wird gnädig sein«, »Johannes«. Was ist das: »Gnade«? Gnade ist das, was ganz von oben und ganz von außen zu unserem Heil kommt. Gnade ist das, was hier unten bei uns durch uns keine, aber auch nicht die leiseste Vorleistung hat. Gnade ist das, was der Mensch nie in den Begriff bekommt, was Gott allein und ausschließlich er in der Hand hat. Gnade ist das reine Geschenk Gottes. Es steht allein in Gottes Hand, in seinem Belieben, sein Herz für uns zu verschließen oder es aufzutun, es steht allein bei Gott, seine Liebe verströmen zu lassen bis an die Enden der Erde und die Enden der Zeit, es steht bei ihm allein, seine Gnade verströmen zu lassen für alle Menschenkinder. »Johannes«, »Gott wird gnädig sein«: Er ist also jetzt dabei, seine Hand aufzutun. Darum ist es Advent, weil seine Gnade nun kommt! Was die Mutter Elisabeth bei dieser Namengebung tut, war ein kleiner Gehorsamsakt gegenüber dem Engelsgebot: »Du sollst ihm den Namen Johannes geben«, und der Vater Zacharias wiederholt diesen Gehorsam, indem er den Namen dieses Kindes auf ein Wachstäfelchen schreibt, INFORMATIONSBRIEF 307

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und aus diesen kleinen Gehorsamsakten bricht die Flut des göttlichen Advents bis zu uns her, bis zu allen Menschen. »Jetzt müsst ihr euch beschenken lassen« heißt die Stunde. Jetzt ist die Stunde, die Hände und die Herzen ganz weit aufzumachen! Wenn Gott seine Gnade gibt, dann beansprucht er den Menschen, Gnade von jetzt an ernstzunehmen, sie anzunehmen, sie sich gefallen zu lassen. Wenn Gott Gnade gibt, dann beansprucht er den Menschen, dass jeder sich beschenken lasse ohne dass er sich für dieses Geschenk je anders würde revanchieren können als mit einem fröhlich gestammelten »Danke«! Wie schwer das manchem von uns fällt! Wie schwer kann das bekanntlich schon in dem berühmten Hin und Her unserer Weihnachtsschenkerei fallen! Wie peinlich, von jemandem ein schönes Geschenk zu bekommen, den man selber vergessen hatte! Wie tief sitzt da bei manchem der Zwang, noch schnell in den nächsten Laden zu eilen und etwas zu kaufen, nur damit man sich revanchiert habe, nur um nicht dazustehen als der einseitig Beschenkte. Aber nun steht hier »Johannes«, »Gott ist gnädig«: Hier hört dieser Zwang auf, hier wird er beendigt, hier geht es um eine Sache von höchster und strengster Einseitigkeit. Hier heißt es: Du Menschenkind, dass ich dir mein reines Himmelsgeschenk, meine Gnade gebe, das ist deine einzige und wahre Hilfe! Ich, Gott selbst, eile dir nun zu Hilfe, ich erlöse dich! Und das tue ich nicht, weil du ein dermaßen liebes, liebenswürdiges Geschöpf wärest. Nein, dass ich das tue, hat seinen alleinigen Grund in meinem Erbarmen über der Hilflosigkeit und der Erlösungsbedürftigkeit dieser wirren Menschenwelt. Und da wirst du nichts anderes dazutun 7


Die Heilige Elisabeth mit dem Johannesknaben (Ecce Agnus Dei) und dem lesenden Heiligen Zacharias in Landschaft (vor 1805, Öl auf Kupfer) können und dazutun müssen als es dir gefallen zu lassen und es immer wieder in Erinnerung zu rufen: »Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit.« Das alles bedeutet der Name »Johannes« diese einmalige, weltwendende Gnadengeschichte. Gott greift jetzt nach der Erde, er eilt zu uns, und er tut dies, obwohl der Mensch notorisch ein scheiternder Himmelsstürmer ist und bleiben möchte. Der Mensch will den Himmel erobern, erkämpfen, verdienen, er will Gott in den Griff bekommen. So baut er denn Türme und Tempel und lässt Opferrauch aufsteigen. Aber weil nun die Stunde »Johannes« geschlagen hat, »Gott ist gnädig«, ist’s mit all der Himmelsstürmerei des Menschen aus. Jetzt kommt die gegenteilige Bewegung: Gott will zum Menschen hinunter, will selbst drin sein in diesem Getümmel, in der Enge, Scham und Schuld der Welt. Er will herabsteigen in die untersten Bereiche des hilflosen Menschen, in sein Grab steigen und in seinen Tod hineingehen. So ereignet sich in der Stube der kleinen Leute, beim Priester Zacharias und seiner Frau Elisabeth das Wunder, dass zwei Menschen mit ihrem hartnäckigen Beharren auf dem Namen »Johannes« es akzeptieren, dass Gott gnädig ist. Das Wunder des Adventsglaubens ereignet sich, dass zwei Menschen anfangen, zu diesem gnädig heranstürmenden Gott Ja zu sagen. Sie beugen sich unter die Gnade. Hier geschieht, was so viele nicht fertigbringen: dass der Mensch sich helfen lässt ohne eigene Gegenleistung. Diesen Adventsglauben muss man als Wunder registrieren, 8

von Gott, dem Heiligen Geist, selbst bewirktes Wunder. Es ist um kein Haar geringer als wenn ein Lahmer springt oder einem Blinden die Augen aufgehn oder ein Stummer fängt an zu singen oder ein Toter steht auf. Zwei Menschen sagen Ja zur Gnade Gottes. Zwei Menschen sind durch die enge Pforte geführt worden in jenen Raum, in dem es Weihnachten werden wird. Ein Kamel ist durchs Nadelöhr gegangen. »Er soll Johannes heißen.« Und was Wunder, dass jetzt tatsächlich auch noch so ein Wunder dazu passiert: Der stumme Mund des Vaters Zacharias öffnet sich zum Lobgesang, der in der Liturgie der Kirche das »Benedictus« heißt, gesungen in der Kirche des Neuen Bundes bis zum Ende der Tage. Der Lobgesang des Zacharias über den Gott, »der sich seines Volkes angenommen und ihm eine Erlösung bereitet hat«. Wie ein Falter um das Licht kreist, so kreist der Lobgesang des Zacharias um das leuchtende Wort »Barmherzigkeit«. Und die Umwelt um die beiden alten Leute herum wird erschüttert und sie fangen an zu fragen: »Was meinst du, wird aus dem Kindlein werden?« Und der vorhin noch stumme Zacharias sagt nun mit prophetischer Klarheit, was die Zukunft dieses neugeborenen Kindes sein wird: »Du Kind wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden, du wirst vor ihm hergehen, seine Wege zu bereiten.« So fängt das Kommen Gottes zu uns mit dem Johannesnamen an. Gott blendet und schreckt nicht. Er kommt so unscheinbar mit einem kleinen Kind und mit einem Namen. Er will leuchten »denen, die in Finsternis und Todesschatten sitzen«. »Er wird unsere Füße leiten auf den Weg des Friedens.« Amen. W DEZEMBER 2017

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Jesus Christus –– geboren nicht aus dem Willen eines Mannes Warum das Bekenntnis zur Jungfrauengeburt intellektuell vertretbar bleibt –– Teil 1 von 2 Werner Thiede

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u den bekannten Stolperstellen im Apostolischen Glaubensbekenntnis zählt die Rede von der Jungfrauengeburt. So bemerkt der einstige »Wort-zum-Sonntag«-Sprecher Heiko Rohrbach: »Jedesmal, wenn ich in einem Gottesdienst beim Glaubensbekenntnis die Worte ›empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria‹ spreche, schäme ich mich. Denn was ich da sage, glaube ich nicht.«1 Ist das Credo hier schlicht unglaubwürdig, weil es modernen Menschen immer noch zumutet, einen mythologisch anmutenden Text liturgisch mitzusprechen? Gehört dieser Satz nicht endlich »entmythologisiert«? Forderungen in dieser Richtung gehen jedoch am Sinn der Aussage vorbei. Freilich gibt es in manchen mythologischen Göttererzählungen Motive der Zeugung von halbgöttlichen Wesen; kopulierende Göttergestalten sind keine Seltenheit. Solche Stoffe sind aber in keiner Weise vergleichbar mit der alles andere als mythologisch-gewöhnlichen, nämlich singulären Rede von der Menschwerdung des allmächtigen Schöpfergottes im Neuen Testament. Umso mehr kommt es darauf an, den Sinn der biblischen Aussagen zu verstehen, die es wegen ihrer tiefen Bedeutung nicht von ungefähr ins kirchliche Credo geschafft haben. Das Bekenntnis zur Jungfrauengeburt Jesu, also zu der Annahme, der Sohn Gottes sei nicht von einem irdischen Vater gezeugt und daher

Werner Thiede Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 307

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von Maria als einer Jungfrau geboren worden, ist christologisch2 bei näherer Betrachtung un­ verzichtbar. Die Aussage, das Jesuskind sei empfangen worden durch den Heiligen Geist, hat die junge Kirche theologisch konsequent im Apostolischen Credo fixiert. Auch im Nizänischen Glaubensbekenntnis heißt es entsprechend: Gottes Sohn »wurde Fleisch durch den Heiligen Geist aus Maria der Jungfrau«.

Historisierung des Dogmas von der Jungfrauengeburt? Das Herausfordernde an diesem Bekenntnis ist schon in der Spätantike erspürt worden: Es ist ähnlich wie das Wort vom Kreuz für viele zum Ärgernis und zur Torheit geworden. Doch tiefer theologischer Reflexion kann sich sein tiefer Sinn erschließen. Rein säkulare Wahrnehmung, eingepasst ins moderne Schema einer historischen Kritik, die das ihr nicht Konforme methodisch zur »Mythologie« erklärt, um es dann auf ihre Weise zu »entmythologisieren«, hat allerlei Gründe gesucht, um diese Lehre und ihren Anspruch historisierend zu erschüttern. So hat der liberale Theologe Adolf von Harnack erklärt, der Satz von der Jungfrauengeburt gehöre gar nicht der ursprünglichen Verkündigung des Evangeliums an: »Der Gedanke fehlt in allen Briefen des Apostels Paulus und überhaupt in allen Briefen des Neuen Testaments, weder Markus noch Johannes kennen ihn sicher […] Die Genealogien bei diesen beiden Evangelien führen auf Joseph und nicht auf Maria! Und alle vier Evangelien bezeugen, dass die ursprüngliche Verkündigung von Jesus erst mit seiner Taufe begonnen hat. Erst um den Beginn des zweiten Jahrhunderts war er ein festes Stück der kirchlichen Überlieferung.«3 Begonnen habe die Überlieferung mit dem »Sohn Davids« nach dem Fleisch und als Sohn Gottes nach dem Geist (Römer 1,3f.). Hätte die Jungfrauengeburt zu den heilsbedeutsamen Fundamenten 9


des Christentums gehört, so hätte sie biblisch matthäischen Kindheitserzählungen zeigen in stärker betont werden müssen. Man solle nicht aller Deutlichkeit, dass es sich um relativ spät zum Stein des Anstoßes erheben, was nur Hül- entstandene, aus theologischem Interesse heraus se sei, und damit nicht die Gewissen beschwe- konstruierte Geschichten handelt7: »Die an sich ren. Doch genau das ist die Frage: Ist das Be- berechtigte Frage des Historikers nach dem biokenntnis zur Geburt Jesu durch eine Jungfrau graphischen Wert dieser Texte zielt also an der theologisch ein überflüssiger Kropf? Hat es – so eigentlichen Aussageabsicht vorbei.«8 Das theoWolfhart Pannenberg – wenig Relevanz, »ob die logische Interesse indessen nimmt gewissermaEmpfängnis des Jesusknaben mit oder ohne Be- ßen das Bekenntnis von Chalcedon zur Zwei­ teiligung eines Mannes zustande gekommen«4 naturenlehre vorweg.9 und insofern von einer Jungfrauengeburt zu Insofern lohnt es sich gar nicht, sich bei den reden ist? Oder kommt in ihm ein bleibend be- Widersprüchen zwischen den beiden Erzählundeutsamer Gedanke des christlichen Glaubens- gen und den genealogischen Listen aufzuhalten. gebäudes zum Ausdruck? Zu eindeutig sind zum einen die Für alle altchristlichen Be- mm Ist das Bekenntnis Divergenzen gegenüber bekannkenntnisse gilt, dass sie implizite zur Geburt Jesu durch ten historischen Sachverhalten10 Gehalte des Glaubens an Jesus und zum andern die AbhängigChristus auf dem Hintergrund eine Jungfrau theolokeiten von offenkundigen Vergeschichtlicher Herausforderun- gisch ein überflüssiger suchen einer »messianischen gen und entsprechenden theoloExegese«11, das Kommen des Kropf? […] Oder kommt gischen Ringens und Feilens im Christus als Erfüllung etlicher geschichtlichen Fortgang expli- in ihm ein bleibend alttestamentlicher Schriftstellen zit gemacht haben. Dabei haben bedeutsamer Gedanke nachzuweisen. Die Fehlübersetsie sich auf nicht beliebige, sonzung12 von »junge Frau« im hebdes christlichen Glaudern wichtige Aussagen der Heiräischen Text von Jesaja 7,14 mit ligen Schrift gestützt. Immerhin bensgebäudes zum »Jungfrau« in der griechischen zwei der vier Evangelien entfal- Ausdruck? Septuaginta gehört ebenso in ten den Gedanken der Jungfraudiesen Zusammenhang wie etwa engeburt narrativ; in den beiden anderen klingt die Berufung auf den Propheten Micha, dessen er durchaus an – so in Markus 6,3, wo pointiert gern zitierte, »Bethlehem« nennende Prophevon Jesu Mutter ohne Nennung seines Vaters zeiung (Micha 5,1) unpassenderweise auf einen die Rede ist,5 und im Johannesprolog (Johannes recht blutigen Kriegsführer weist. Kurz: So be1,13f.18). Schon insofern greift die Argumenta- rechtigt das theologische Interesse der beiden tion von Harnacks zu kurz. Evangelisten ist, so problematisch ist dessen Während in der Kindheitsgeschichte des narrative Ausgestaltung unter rein historischem Matthäusevangeliums Josef als zwar nicht leib- Aspekt. Die entsprechenden Credo-Aussagen licher, aber rechtmäßiger Vater des Messias im nennen allerdings nicht jene Erzählungen, sonMittelpunkt steht, dreht sich in der Kindheitser- dern genau den theologischen Grundsachverzählung des Lukasevangeliums alles um Maria. halt als das zu Glaubende.13 Ihrem demütigen Wort »Mir geschehe, wie du Man könnte also zwischen dem rein »histogesagt hast« (Lukas 1,38) gegenüber dem Erz- rischen« und dem erzählten »geschichtlichen« engel korrespondiert ihr stolzes Bewusstsein: Aspekt unterscheiden. Dabei hätte man freilich Gott »hat große Dinge an mir getan, der da Anlass, den theologischen Sachverhalt zuminmächtig ist und dessen Name heilig ist« (Lukas dest im Kern auch für geschichtlich wahr zu hal1,49). In der Tat kulminieren die Preisungen ten – und zwar eben nicht fernab jeglicher »hisder Maria in ihrer kirchengeschichtlich zuneh- torischen« Wahrscheinlichkeit! Matthäus und menden Hochschätzung. Dabei ist besonders Lukas haben jedenfalls ihrem Selbstverständnis ihre Rolle als diejenige, die dem entscheiden- nach geschichtlich gedeutete Ereignisse erzähden heilsgeschichtlichen Handeln Gottes ihre len und nicht bloß eine theologische Aussage in Zustimmung nicht verweigert hat, in den Mit- Legendenform einkleiden wollen.14 So ist keitelpunkt theologischer Reflexion gerückt; na- neswegs auszuschließen, dass Maria zur Zeit der mentlich die römisch-katholische Dogmatik Abfassung der Kindheitserzählungen noch am hat diesen Beitrag Marias unterstrichen, ja als Leben war und den Texten widersprechen hätheilsbedeutsam gewichtet.6 Historisch-kritisch te können. Überhaupt ist es durchaus denkbar, gesehen sind die betreffenden Worte der Ma- dass zumindest einzelne Grundelemente auf ria freilich zweifelhaft. Die Ergebnisse exege- mündlicher15 Originaltradition basieren könntischer Analysen der lukanischen wie auch der ten – zumal Lukas eingangs versichert, »alles 10

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Die Verkündigung (Leonardo da Vinci, 1452–1519) von Anfang an sorgfältig erkundet« zu haben (Lukas 1,3). Mit Recht bemerkt Karl Barth: »Die dauernde, teilweise freilich sehr eigentümliche Erwähnung der Mutter und die ebenso dauernde Nichterwähnung des Vaters Jesu im Verlauf der evangelischen Berichte dürfte jedenfalls als Beweis für das frühe Vorhandensein einer besonderen Aufmerksamkeit an diesem Punkt zu beachten sein.«16 Barth weiß aber auch: »Alter und Quellenwert als solche sind es ja gewiß nicht gewesen, die die Nachricht von der Jungfrauengeburt in den Text der Evangelien und aus diesem Text in das Symbol gebracht haben. Sondern irgendeine innere, sachliche Richtigkeit und Wichtigkeit ihres Zusammenhangs mit der Person Jesu Christi ließ sie zu einem in großer Zurückhaltung, aber in der Sache zuletzt doch bestimmt angemeldeten Bestandteil des evangelischen Zeugnisses und dann im Unterschied zu manch äußerlich (und scheinbar auch innerlich) viel ausgezeichneteren Elementen dieses Zeugnisses zum Bestandteil auch des kirchlichen Bekenntnisses und Dogmas werden.«17 Geht man im Glauben von der Wahrheit18 der Überlieferung von der Jungfrauengeburt aus, so verbindet sich damit stringent die Annahme, dass die sich schwanger vorfindende, aber gemäß galiläischer Üblichkeit von ihrem Verlobten noch nicht Berührte einen Hinweis vom eigentlichen »Verursacher« erhalten haben dürfte. Lukas führt zu diesem Zweck einen Engel ein, der zu Maria nach Nazareth geschickt wird, während bei Matthäus der Engel Josef INFORMATIONSBRIEF 307

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im Traum erscheint. Geschichtlich könnte es so gewesen sein, dass Maria selbst im Traum eine Deutung ihrer überraschenden Schwangerschaft erhalten hat – und zwar tatsächlich in Nazareth, wo der historischen Rekonstruktion zufolge das Paar gelebt hat und Jesus nach Meinung mancher Ausleger dann wohl auch geboren sein dürfte. Aber das bleibt letztlich spekulativ. Auffällig ist, dass Maria rund 30 Jahre später das öffentliche Auftreten ihres ältesten Sohnes – zumindest zu manchen Zeiten vor seiner Auferstehung – mit zweifelnder Distanz begleitet hat (Markus 3,21.31ff.), nämlich in innerem Ringen um ihr Erinnern und in einer Haltung der Irritation über all das Merkwürdige um ihren Sohn, gerade weil es in keine gewohnten Vorgänge einzuordnen und in seinen Folgen unabsehbar war. Eindeutig ist im Übrigen bezeugt, dass Maria noch mehrfach Mutter geworden ist. Nichts, aber auch gar nichts spricht zudem für die (ursprünglich doketische) Annahme, die Geburt Jesu sei ohne Verletzung der jungfräulichen Eigenschaften Mariens erfolgt. Die nachbiblisch aufgekommene Lehre von der immerwährenden19 Jungfräulichkeit Marias hat sich derart ins kirchliche Bewusstsein eingegraben, dass sie sogar noch von den reformatorischen Bekenntnisschriften transportiert worden ist.20 Demgegenüber ist mit Karl Barth die Tatsache der natürlichen Geburt Jesu zu unterstreichen: »So und nicht anders ist auch Jesus Christus geboren. In diesem vollständigen Sinn ist er auch Mensch.«21 11


mm Karl Barth: »Nicht jedes, auch nicht jedes wichtige Moment der Existenz Jesu eignete sich dazu, in dem Maß, wie etwa sein Leiden und seine Auferstehung, regelmäßig und öfters angeführter ausdrücklicher Bestandteil der mündlichen und schriftlichen Überlieferung und Verkündigung zu werden.«

Der Eintritt des übergeschichtlichen Gottessohnes in die Zeit Die relativ späte neutestamentliche Bezeugung der Jungfrauengeburt bildet als solche kein zwingendes Argument gegen ihre Geschichtlichkeit. Dass die überwältigende Erfahrung des Ostergeschehens die Kirche begründet hat, ist als historisches Faktum hinreichend bekannt und verständlich. Immerhin ist von da aus überraschend frühzeitig auf die Präexistenz des Gottessohnes reflektiert worden, und zwar bereits von Paulus. Insofern leuchtet es auch keineswegs ein, die paulinische Rede in Galater 4,4 von der Sendung des Sohnes Gottes als Geborensein »von einer Frau« etwa im Sinne einer Negation der Jungfrauengeburt zu lesen22 – zumal noch im selben Kapitel des Galaterbriefs ausdrücklich zwischen fleischlicher und geistlicher Zeugung unterschieden wird (Galater 4,29). Aus dem Umstand, dass der Apostel jede Anspielung auf das einschlägige Zitat von Jesaja 7,14 vermeidet, folgt noch längst nicht, dass der Gedanke der gebärenden »Jungfrau« als solcher ihm fremd sei. Immerhin spricht er nicht auch im gleichen Atemzug vom Gezeugtsein Jesu durch einen Mann, wohl aber in den darauf folgenden Sätzen vom geistgewirkten Kindschaftsverhältnis der Glaubenden zu Gott dem Vater. Den Umstand, dass Paulus auch sonst nirgends ausdrücklich von der Jungfrauengeburt schreibt, 12

erklärt Barth einleuchtend: »Nicht jedes, auch nicht jedes wichtige Moment der Existenz Jesu eignete sich dazu, in dem Maß, wie etwa sein Leiden und seine Auferstehung, regelmäßig und öfters angeführter ausdrücklicher Bestandteil der mündlichen und schriftlichen Überlieferung und Verkündigung zu werden.«23 Im Blick auf den Evangelisten Johannes sei noch auf die von ihm zitierte Äußerung der Gegner Jesu hingewiesen: »Wir sind nicht unehelich geboren« (Johannes 8,41). Hierin dürfte sich ein Wissen um die ungewöhnlichen Umstände der Geburt Jesu spiegeln. Markus spricht gleich im ersten Satz seines Evangeliums ausdrücklich von Jesus Christus als dem »Sohn Gottes«, weiß um dessen inniges »Abba«-Verhältnis (Markus 14,36) und nennt ihn auffällig »Sohn der Maria« (Markus 6,3)! Ob dieser frühe Evangelist nur an ein adoptianisches Gottesverhältnis gedacht hat? Immerhin war die Bezeichnung Jesu als »Sohn Gottes« traditionsgeschichtlich durchaus eng mit frühen Präexistenz-Aussagen korreliert.24 Und die Verklärungsgeschichte (Markus 9,2–13) stellt ihn den Eingeweihten bereits vor der Auferweckung als seinsmäßigen Gottessohn vor Augen. Die relativ späten Ausgestaltungen der Kindheitsgeschichten bei Matthäus und Lukas zeugen von einem theologischen Verarbeitungsniveau, das seinerseits auf ältere Überlieferungsformen hindeutet.25 Was paulinisch und johanneisch im Konzept der Präexistenz gedacht und formuliert DEZEMBER 2017

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worden ist, hat hier narrativ Gestalt gefunden. Ingolf U. Dalferth sieht mit Recht in diesem Zusammenhang »emergierende Christologien« am Werk: Die »Aussage der Jungfrauengeburt Jesu ist Ausdruck der narrativen Entfaltung dessen, dass das personbildende Moment Jesu Christi keine menschliche Person ist, die auf einen menschlichen Vater zurückginge, sondern der ewige Logos, der in Maria eine menschliche Natur angenommen hat […]«26 Auch die spätere Lehrbildung und Dogmen­ entwicklung lässt sich nicht im Sinne des Historismus als Beweis gegen die geschichtliche Wahrheit des bezüglich Jesus Christus Geglaubten und Bekannten anführen. Vielmehr dringt in ihr zunehmend – selbstverständlich in geschichtlicher, historisch aufrollbarer Entfaltung – ins Bewusstsein, was bis dahin eher unreflektierte Wahrnehmung gewesen ist. Das lässt sich zumindest dann sagen, wenn das Entfaltete geistig deutlich auf der Linie des ursprünglich Geschehenen und Überlieferten liegt. Von daher aber wäre es ein Kurzschluss, wollte man den Gedanken der Jungfrauengeburt wegen seiner relativ späten – und von daher auch nur relativ spärlich bezeugten – Ausformulierung als unhaltbar27 oder zumindest als dogmatisch unwesentlich abtun.28 Die Angelegenheit verhält sich vielmehr so: Wo dieses Bekenntnis nicht geläufig oder seinem Sinn nach überhaupt nicht erfasst ist, dort mag die Christus-Botschaft von ihrem Zentrum, dem Zeugnis von Kreuz und Auferstehung her, auch ohne es zur Geltung kommen. Wo es aber gedacht und mehr oder weniger begriffen ist, gerade dort ist eine ausdrückliche Leugnung ein bedenklicher Akt. Und zwar nicht nur aus dem eher formalen Grund, weil eine solche Ablehnung sich gegen das ausdrückliche Bekenntnis und die nachhaltige Grundüberzeugung weiter Teile der Christenheit in Geschichte und Gegenwart richtet.29 Vielmehr ist der Grund hierfür inhaltlicher Art: Ein ausdrückliches Bestreiten der Lehre von der Jungfrauengeburt deutet allemal auf Prob­ leme mit der Zweinaturenlehre und damit auf Schwierigkeiten hin, die Tiefe der neutestamentlichen Heilsbotschaft mit ihren »metaphysischen« Implikationen angemessen zu erfassen. Insofern gilt auch unter den Bedingungen unseres heutigen religiösen Pluralismus, was Barth vor etlichen Jahrzehnten als Antwort auf die Frage, ob der Satz von der Jungfrauengeburt heute noch notwendig zu bekennen sei, formuliert hat: »Es ist gewiß nicht ausgeschlossen, daß jemand auch ohne Bejahung der Lehre von der Jungfrauengeburt das Geheimnis der Person Jesus Christus erkennen und also wirkINFORMATIONSBRIEF 305

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lich christlich glauben kann […] Aber damit ist nicht gesagt, daß die Kirche die Freiheit habe, die Lehre von der Jungfrauengeburt zu einem Fakultativum für besonders starke oder auch für besonders schwache Gemüter zu machen. Die Kirche weiß wohl, was sie getan hat, indem sie dieses Dogma sozusagen als Wache vor die Tür zu dem Geheimnis der Weihnacht stellte. Sie wird es niemals gutheißen können, wenn jemand an dieser Wache vorbeieilen zu können meint. Sie wird ihn darauf aufmerksam machen, daß er damit einen Privatweg betritt auf eigene Rechnung und Gefahr. Sie wird ihn warnen davor, dies zu tun. Sie wird als göttliche Ordnung verkündigen: es gehört zum wirklichen christlichen Glauben auch die Bejahung der Lehre von der Jungfrauengeburt. Sie wird jedenfalls von ihren Dienern, falls auch unter ihnen solche sein sollten, die diese Ordnung persönlich nicht verstünden, mindestens dies verlangen, daß sie ihren Privatweg als Privatweg behandeln und also nicht etwa ihrerseits zum Gegenstand von Verkündigung machen, daß sie das Dogma, wenn sie es persönlich nicht bejahen können und also (leider!) auch ihren Gemeinden vorenthalten müssen, wenigstens durch Schweigen respektieren.«30 So sehr freilich Barth die Lehre von der Jungfrauengeburt bestätigt und verteidigt hat, so problematisch sind doch einige seiner Ausführungen hierzu. Zu nennen wären hier seine unangebrachte Zurückhaltung gegenüber dem mit ihr verbundenen Aspekt der Zeugung durch den Heiligen Geist.31 Kritik verdient aber auch seine Einstufung der Jungfrauengeburt als »Zeichen«.32 Gewiss, um ein »Wunder« handelt es sich hier allemal, nämlich um ein sehr wohl zu bedenkendes und doch in seinen letzten Details nicht zu ergründendes Mysterium. Ein »Zeichen« indessen ist etwas »Gezeigtes« bzw. Vorzeigbares und vielleicht auch Symbolhaftes. Um dergleichen handelt es sich hier aber ganz und gar nicht. Vielmehr hat die Welt und hat selbst der Glaube es an diesem Punkt mit etwas zutiefst Verborgenem zu tun. Das Apos­ tolische Bekenntnis zur Jungfrauengeburt ist ein Interpretament, das aus Glauben kommt und auf Glauben zielt. Gerade so aber will es die Konkretheit des Kommens Gottes verdeutlichen – und mit dem hier bezeugten einzigartigen Geschehen deutlich zum Ausdruck bringen, dass der letzte Sinn aller Dinge sich in der Konkretion der Gestalt Jesu Christi anschauen lässt. W Der 2. Teil des Beitrages folgt in Informationsbrief 308 im Februar 2018. 13


1) Heiko Rohrbach: Befreiung von biblischen Alpträumen, Stuttgart 1994, 123. Rohrbach verficht sein Anti-Bekenntnis aggressiv: »Ich schäme mich für meine evangelische Kirche, weil sie nicht längst mit der notwendigen Klarheit und Eindeutigkeit bekennt, daß Jesus Mensch war. Sowohl als Mensch geboren als auch als Mensch gezeugt« (126f.). 2) Just das reformatorische Solus Christus (dazu Werner Thiede: Evangelische Kirche – Schiff ohne Kompass? Impulse für eine neue Kursbestimmung, Darmstadt 2017, Kap. III.2) wird innerlich ausgehöhlt, wenn die Rede von der Jungfrauengeburt als Mythologie abgetan wird. 3) Adolf von Harnack: Das Apostolische Glaubensbekenntnis. Ein geschichtlicher Bericht nebst einem Nachwort, Berlin 2. Auflage 1892, 24. 4) Wolfhart Pannenberg: Systematische Theologie, Bd. 2, ­Göttingen 1991, 360. 5) Dieser Vers bedeutete seinerzeit: »Ist das nicht das uneheliche Kind der Maria?« So der Historiker Hugo Staudinger, der zudem unterstreicht: »Wie anstößig diese Formulierung für damalige Leser war, zeigt sich auch darin, daß sowohl Lukas wie Matthäus, die beide auf dem Markus-Text aufbauen, diese Stelle in je eigener Weise geändert haben, da sie ihren Lesern den ursprünglichen Text offensichtlich nicht zumuten wollten« (Die historische Glaubwürdigkeit der Evangelien, Gladbeck/ Würzburg 3. Auflage 1974, 46). 6) Vgl. z. B. Karl-Heinz Menke: Fleisch geworden aus Maria. Die Geschichte Israels und der Marienglaube der Kirche, Regensburg 1999. Dagegen betont Karl Barth: Maria »kann nicht Werkgenossin Gottes sein« (KD I/2, 205; vgl. auch 214). »Die Jungfrauschaft der Maria in der Geburt des Herrn ist die Negation – nicht des Menschen vor Gott, wohl aber seiner Möglichkeit, seiner Eignung, seiner Fähigkeit für Gott. Hat er diese Möglichkeit – und Maria hat sie offenbar –, dann heißt das streng und exklusiv: daß er sie bekommt, daß sie ihm beigelegt wird« (206). 7) Vgl. z. B. R. Pesch (Hg.): Zur Theologie der Kindheitsgeschichten. Der heutige Stand der Exegese, München/Zürich 1981; Joseph A. Fitzmyer SJ: The Virginal Conception of Jesus in the New Testament, in: ders.: To Advance the Gospel. New Testament Studies, New York 1981, 41–78. 8) Theodor Schneider: Was wir glauben. Eine Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, Düsseldorf 1998, 233. 9) Vgl. Dietrich Korsch: Dogmatik im Grundriß, Tübingen 2000, 154; Schneider, a. a. O. 241; Rudolf Pesch: Über das Wunder der Jungfrauengeburt. Ein Schlüssel zum Verstehen, Bad Tölz 2002, 92. 10) Vgl. die Nachweise bei Uta Ranke-Heinemann: Nein und Amen. Anleitung zum Glaubenszweifel, Hamburg 1992, 12ff. 11) Vgl. Pesch: Wunder, a. a. O. 45ff. Pesch versucht zu zeigen: »Die alttestamentlichen Texte boten die Möglichkeit auszusagen, dass in Jesus, dem Messias, Gott selbst in die Welt und zu seinem Volk gekommen war« (85). 12) Im Sinne »messianischer Exegese« ist freilich darauf hinzuweisen, dass Jesaja 7,14 in Korrelation mit Jesaja 9,5 so zu lesen war (und ist), dass der Verheißene, weil er Gottes Titel trägt, unmittelbar Gottes Sohn sein muss (vgl. Pesch, a. a. O. 110): »Man kann nicht sagen, die christliche Exegese von Jes 7,14 sei ›unhaltbar‹« (115). »Die ersten neutestamentlichen Gemeinden konnten die Erfüllung proklamieren, weil sie Jesus als den Messias erkannt hatten […] Sie konnten, sie durften, sie mussten vom Wunder der Jungfrauengeburt erzählen« (116; vgl. 158). Siehe auch Martin Rösel: Die Jungfrauengeburt des endzeitlichen Immanuel. Jesaja 7 in der Übersetzung der Septuaginta, in: Jahrbuch für Biblische Theologie Bd. 6, Neukirchen/Vluyn 1991, 135–151. 13) Dem entspricht übrigens, dass das Apostolikum nirgends die Heilige Schrift als Glaubensgegenstand benennt, sondern Gott als Vater, Sohn und Heiligen Geist in seiner lebendigen Wirklichkeit. 14) So mit Recht Schneider, a. a. O. 239. 15) Vgl. Walter Grundmann: Das Evangelium nach Matthäus. Theologischer Kommentar zum Neuen Testament 1, Berlin 4. Auflage 1975, 67; Pesch: Wunder, a. a. O. 86f. 16) Karl Barth: Die Kirchliche Dogmatik I/2, Zollikon-Zürich 1945, 191. 17) Barth, a. a. O. 193.

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18) Zur Frage des Wahrheitsbegriffs siehe mein Buch »Die Wahrheit ist exklusiv. Streitfragen des interreligiösen Dialogs« (Gießen 2014). 19) Christliche Frömmigkeit könnte fragen, warum der heilige Gott sich nicht eine Frau erwählt hat, die zu dauerhafter Jungfrauenschaft entschlossen war und blieb; eine – selbstredend spekulativ bleibende – Antwort darauf wäre, dass Gott jedenfalls eine Mutter für seinen Sohn wollte, die Mutterschaft prinzipiell bejaht. 20) Vgl. BSLK, 414, Zeile 40. Einschlägige Äußerungen Martin Luthers finden sich in WA 2, 535,14–17; 11, 314,3–8; 37, 54,3–9; 46, 551,16–24; 47, 862,30ff. 21) Barth, KD I/2, 202. 22) Der Neutestamentler Rainer Riesner gibt zu bedenken: »Bis heute finden einige wissenschaftliche Ausleger in Galater 4,4 einen Hinweis auf die Jungfrauengeburt« (»… von einer Jungfrau, das ist wahr«. Eine geschichtliche Deutung der jungfräulichen Geburt Jesu, in: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 48/1994, 12). Staudinger weist darauf hin, dass Paulus hier die echte Menschheit Jesu unterstreichen wollte: »Damit ist klar, daß bei einer kritischen Betrachtung diese Stelle nicht als Argument gegen die Jungfrauengeburt angeführt werden kann« (a. a. O. 47). 23) Barth, a. a. O. 191. 24) Vgl. Ferdinand Hahn: Christologische Hoheitstitel. Ihre Geschichte im frühen Christentum, Göttingen 1995, 478. Hinzuweisen ist auch auf Markus 12,35–37, wo Jesu jüdischmessianische Davidssohnschaft relativiert wird in Richtung jener Gottessohnschaft, die auf unmittelbare Zeugung durch Gott zurückgeht (vgl. Psalm 110, 1 mit Psalm 2,7). 25) Vgl. Alfred Läpple: Der andere Jesus. Ketzer und Poeten, Sprecher und Philosophen über Jesus, Augsburg 1997, 50. Auf »alte judenchristliche Überlieferung« schließen Gustav Stählin: Art. Maria im NT, in: RGG, Tübingen 3. Auflage Bd. 4, 1960, 747f., sowie Julius Schniewind: Das Evangelium nach Matthäus (NTD 1.1), Göttingen 1937, 10f. Ethelbert Stauffer weist auf alte jüdische Polemik gegen Jesus als Bastard hin (Jesus. Gestalt und Geschichte, Berlin 1957, 22ff.). 26) Ingolf U. Dalferth: Der auferweckte Gekreuzigte. Zur ­Grammatik der Christologie, Tübingen 1994, 92 und 144f. 27) Schneider unterstreicht: »Diejenigen, die der Überzeugung sind, das ›natus ex virgine‹ schließe auf jeden Fall eine (auch) physiologisch-wörtlich verstandene Jungfräulichkeit ein, argumentieren nicht unwissenschaftlich […]« (251). 28) Gegen Hans Grass: Traktat über Mariologie (Marburger theologische Studien 30), Marburg 1991, 107. 29) Karl Barth fordert zurecht »Respekt vor der Tatsache, daß es nun einmal Dogma ist und daß es bis in die Neuzeit hinein bei Katholiken und Protestanten in der Hauptsache einmütig und selbstverständlich geglaubtes und gelehrtes Dogma gewesen ist« (a. a. O. 190). 30) Barth, KD I/2, 198. Anzumerken bleibt, dass ein Bekenntnis zur Jungfrauengeburt Jesu für sich genommen noch keine »Rechtgläubigkeit« garantiert, wie z. B. der Sachverhalt lehrt, dass selbst der Koran sie bejaht (Sure 19,16–34; vgl. auch Sure 3,45–51; ferner 4,169: »Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, ist der Gesandte Allahs und sein Wort, das er in Maria legte, und Geist von ihm« – eine Aussage, aus der freilich die entscheidenden christologischen Konsequenzen nicht gezogen werden). 31) Karl Barth hat der Umstand, dass Gottes Geist in den Eingangserzählungen von Matthäus und Lukas in die Rolle eines menschlichen Vaters schlüpft, dermaßen irritiert, dass er meinte, hier vor einem krassen Missverständnis warnen zu müssen: »Dass Jesus vom Heiligen Geist empfangen ist, heißt […] nicht – oder kann nur in einem uneigentlichen Sinn heißen – daß er vom Heiligen Geist gezeugt ist« (Kirchliche Dogmatik I/2, a. a. O. 219). 32) Vgl. KD I/2, 195, 198, 201, 207 u. ö. Noch abwegiger formuliert Heiko Rohrbach: Wer heute die ­Jungfrauengeburt bekenne, der glaube, Gott suchte mit ihr »durch einen schlechthin einmaligen Akt aller Welt zu beweisen, dass Jesus in Wahrheit ein überirdisches Wesen war […]« (a. a. O. 125).

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Reformation in der Kirche 1517 und 2017

Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Reinhard Slenczka

»Das ist mein Leib« –– »Das ist mein Blut für euch gegeben«. »Wer empfängt denn solch Sakrament würdiglich? Antwort: Fasten und leiblich sich bereiten ist wohl eine feine äußerliche Zucht; aber der ist recht würdig und wohl geschickt, wer den Glauben hat an diese Worte: ›Für euch gegeben‹ und ›vergossen zur Vergebung der Sünden‹. Wer aber diesen Worten nicht glaubt oder zweifelt, der ist unwürdig und ungeschickt; denn das Wort ›für euch‹ fordert eitel gläubige Herzen.«1 Der Streit um das Abendmahl und das Essen und Trinken von Leib und Blut Christi ist durch den Herrn selbst ausgelöst. Seither begleitet er die christliche Gemeinde seit ihren Anfängen. Da das schriftgemäß ist, sollte man auch zuerst auf die Schrift hören: »Da stritten die Juden untereinander und sagten: Wie kann der uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohns esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre Trank. Wer mein

Reinhard Slenczka Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 307

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Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen. Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Das sagte er in der Synagoge, als er in Kapernaum lehrte. Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören? Da Jesus aber bei sich selbst merkte, dass seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch das? Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo er zuvor war? Der Geist ist’s, der lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben. Aber es gibt einige unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben. Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes« (Johannes 6,52–69). Die Trennungen beim Abendmahl sind schriftgemäß: »Zum Ersten höre ich: Wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, sind Spaltungen [Schismen] unter euch; und zum Teil glaube ich’s. Denn es müssen ja Spaltungen [Häresien] unter euch sein, damit die Rechtschaffenen unter euch offenbar werden« (1.Korinther 11,18f.). Dem widerspricht zutiefst und schmerzlich menschliches Empfinden, das sich nach Frie15


Abendmahl bei einem Gottesdienst in der Dreikönigskirche (Frankfurt am Main) den und Einheit von Kirchen und Menschen sehnt – was uns leider nicht im Wort Gottes verheißen und nach aller Erfahrung auch nicht möglich ist. Trennungen gehören zur Wirkung von Wort und Sakrament, und das beginnt in jedem Christen mit der Taufe zwischen dem alten Adam im Fleisch der Sünde und dem neuen Menschen nach dem Geist Gottes (Römer 6–8). Die Beharrlichkeit, um nicht zu sagen: Die Sturheit, mit der Luther um die reale Gegenwart von Fleisch und Blut Jesu Christi im Sakrament des Altars gekämpft hat, wird wohl heute selbst von Lutheranern kaum verstanden. Das liegt vor allem auch daran, wenn die Einsetzungsworte im Sakrament nicht als Herrenworte, sondern als nachösterliche Gemeindebildung aufgefasst werden, wie das weithin der Fall ist. Damit jedoch ist nicht nur das Anliegen Luthers, sondern zugleich der gesamtkirchliche Konsens aufgehoben. Die Wirkung des Sakraments beruht dann nicht mehr auf dem, was Christus sagt und tut, sondern auf dem, was Menschen sich vorstellen und wünschen, etwa Gemeinschaftserleben, Tröstung und ähnliches. Das wirkt sich auf die Gestaltung des Herrenmahls aus, das dann von einem Mahl, das der Herr eingesetzt hat und in dem er mit seinem Leib und Blut gegenwärtig ist, zu einer Veranstaltung der Gemeinde wird, die sich selbst darstellen und befriedigt werden will. Eine verbreitete Unkenntnis der geistlichen Realität führt zu zahlreichen Missbräuchen bei Austeilung und Empfang, vor allem, wenn die Bedingungen für eine Zulassung zum Sakrament und für einen würdigen Empfang von Spendern 16

und Empfängern nicht mehr beachtet und geprüft werden. Das wäre zu prüfen im Hinblick auf Konfirmandenunterricht und Konfirmation, wo es entscheidend um die Vorbereitung für die Zulassung zum Abendmahl geht und die dafür erforderliche Kenntnis des Glaubens. Wesen und Wirkung des Sakraments liegen allein in den Worten des Herrn, die nicht nur etwas bedeuten, sondern etwas bewirken. »Tätelwort«, nicht nur »Heisselwort«, »nicht ein Nachwort, sondern ein Machtwort« nennt das Luther in seiner großen Schrift »Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis« von 1528.2 Der Glaube hängt am Wort, dem er vertraut, von dem er auch getragen wird. Das Wort Christi aber gibt das Verständnis, nicht aber führt unser Denken zum Verständnis des Wortes. Hier scheiden sich die Geister, damals wie heute. Angesichts der unversöhnlichen Gegensätze, wie sie auch auf dem Verständigungsversuch des Marburger Religionsgesprächs von 1529 nicht zu überwinden waren, darf auch heute an den Rat erinnert werden, mit dem man damals schloss: »[…] und wiewohl aber wir uns, ob der wahre Leib und Blut Christi leiblich in Brot und Wein sei, dieser Zeit nicht vergleicht haben, so soll doch ein Teil gegen den andern christliche Liebe, sofern jedes Gewissen immer leiden kann, erzeigen, und beide Gott, den Allmächtigen, fleißig bitten, dass er uns durch seinen Geist den rechten Verstand bestätigen wolle.«3 W 1) Kleiner Katechismus. 5. Hauptstück. 2) WA 26, 283ff. 3) BSLK 65, 22ff. DEZEMBER 2017

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Aus Kirche und Gesellschaft eine solche Veranstaltung freilich nicht und so »Die Schwächsten schützen« –– »Den Stummen eine Stimme geben« nannten sie, wenn sie denn überhaupt darüber Der »Marsch für das Leben« in Berlin: eine stille Provokation, die jedoch laut und deutlich auf einen Missstand hinweist: das massenhafte Töten Ungeborener In Berlin ist man demonstrationserfahren. Demonstrationen gehören zum Berliner Alltag. Am 16. September sind diese dann aber gehäuft aufgetreten, waren doch innerhalb weniger Stunden vier solche »Veranstaltungen«. Auffällig ist indes, dass dabei die, die sich für den Schutz des menschlichen Lebens von der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle bis zu dessen natürlichem Lebensende einsetzte, die meisten Teilnehmer aufwies. Es ist eben nicht so, dass sich schon alle mit der massenhaften Abtreibung abgefunden oder resigniert haben. Die Zahl derjenigen, die sich seit Jahren alljährlich in Berlin im September einfinden um ein Zeichen dagegen zu setzen, hat in all den Jahren stetig zugenommen, was an sich bereits ein ermutigendes Zeichen ist. So waren es diesmal 7500, die für das Leben demonstrierten und gegen Abtreibung auf die Straße gingen; eine Gegendemonstration, organisiert von linksgerichteten Gruppen, die aber auch der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), unterstützte, brachte nicht allzu viele auf die Beine. Den Mainstream-Medien passt

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berichteten, ganz bewusst eine viel zu niedrige Teilnehmerzahl. Der 13. »Marsch für das Leben«, veranstaltet vom bewusst ökumenisch ausgerichteten »Bundesverband Lebensrecht e. V.« (BVL, Berlin), dem Dachverband der verschiedenen Lebensrechtsgruppen, begann um 13 Uhr vor dem Reichstag. Eingestimmt wurden die Teilnehmer auf die Auftaktveranstaltung durch die Band »Gnadensohn«. Den Begrüßungsworten von Hartmut Steeb (Stuttgart), dem stellvertretenden Vorsitzenden des BVL, im Hauptberuf Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und der Vorsitzenden, Alexandra M. Linder (Weuspert im Sauerland), folgten Grußworte von vier römisch-katholischen Bischöfen bzw. Weihbischöfen, die damit den »Marsch für das Leben« unüberhörbar unterstützen: Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg); Weihbischof Matthias Heinrich (Berlin), der das Grußwort des Berliner Erzbischofs Heiner Koch verlas, welcher aufgrund einer wichtigen Verpflichtung in seiner Erzdiözese (Katholikentag in Pommern) nicht teilnehmen konnte, in seinem schriftlichen Grußwort jedoch unmissverständlich den Schutz menschlichen Lebens von dessen Anfang bis zu dessen Ende zum Ausdruck brachte; Weihbischof Hubert Berenbinder (Paderborn) und Weihbischof

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Florian Werner (Augsburg). Der Vorsitzende der (katholischen) Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München), hatte ein Grußwort gesandt. Beschämend ist indes, dass von den evangelischen Bischöfen lediglich Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) von der Nordkirche ein schriftliches Grußwort gesandt hatte. Auch der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden, Ansgard Hörsting (Witten an der Ruhr), hatte ein Grußwort gesandt. Präses Ekkehard Vetter (Mülheim an der Ruhr), der derzeitige Vorsitzende der DEA, machte auf die atemberaubende Zahl von 40 Millionen Abtreibungen pro Jahr weltweit aufmerksam. Er gab aber auch der Überzeugung Ausdruck, dass große Teile der Gesellschaft eine derartige Entwicklung nicht wollten. Dass 7500 sich in Berlin versammelten hatten, da­ runter auch ausländische Teilnehmer, dürfte dies unterstreichen, zumal ja davon auszugehen ist, dass die Berlin-Fahrer nur ein – geringer – Teil derjenigen sind, die das Lebensrecht von der Zeugung bis zum natürlichen Ende verteidigen. Politische Prominenz war nicht vertreten – und das wohl nicht in erster Linie, weil diese eine Woche vor der Bundestagswahl durch den Wahlkampf (in ihren Wahlkreisen) in Anspruch genommen waren (hier hätten zumindest die Spitzenpolitiker ein großes Publikum gehabt), sondern weil diese derartige Positionen nie vertraten oder längst den Abschied gaben. Von daher ist es umso erfreulicher, dass sich der lang18

jährige Bundestagsabgeordnete (1980–1998) der SPD, und spätere ehrenamtliche Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe (2000– 2012), Robert Antretter, der allerdings längst aus der aktiven Politik ausgeschieden ist, in seinem Grußwort bei den Lebensrechtlern bedankte. Störungsfrei verlief der »Marsch für das Leben« auch in diesem Jahr nicht. Bei der Auftaktveranstaltung, dem Marsch selbst und dem abschließenden ökumenischen Gottesdienst, der ebenfalls vor dem Reichstag stattfand, skandierten wohl zumeist Jugendliche wie in den vergangenen Jahren Parolen wie etwa: »Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat«; »Hätt’ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben«; »Wir haben Spaß, aber ihr habt nur Jesus«. Doch allzu störend wirkte das nicht. Zum einen leistete die Polizei die ganze Zeit über gute Arbeit, wofür ihr, was auch Redner verschiedentlich betonten, großer Dank auszusprechen ist; zum andern konnte der Eindruck entstehen, es seien weniger Störer gewesen als in den früheren Jahren; und schließlich konnte man denken, die »Linken« sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Eindrücklich waren die Zeugnisse, die zu hören waren. Frau Wendland, eine ausgebildete Erzieherin aus Kiel, berichtete davon, wie sie die Nachricht erhalten habe, dass sie wohl ein Kind mit Down-Syndrom bekomme. Dennoch sei für sie eine Abtreibung nie in Frage gekommen. DEZEMBER 2017

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Worte der Heiligen Schrift haben sie damals aufgerichtet, vor allem das Psalmwort: »Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen« (Psalm 91,11). Mit Applaus wurde das Grußwort ihres behinderten Sohnes Lukas bedacht. Der langjährige Vorsitzende des »Bundesverbandes Lebensrecht e. V.«, Martin Lohmann (Bonn), war in diesem Jahr an einer Teilnahme verhindert. Doch er hatte ein Grußwort gesandt, das verlesen wurde. Bewegend war der Bericht des erst seit wenigen Wochen verheirateten Paares Eugenia und Paul. Eugenia war ungewollt schwanger geworden und ihr Umfeld und das von Paul rieten zur Abtreibung. Und beide hörten darauf – leider. Ihre Freundschaft zerbrach darüber und lange waren sie getrennt. Doch sie fanden wieder zusammen und sind nun ein Ehepaar. Diese beiden sind ein lebendiges Zeugnis dafür, wie zerstörend Abtreibungen wirken und wie andererseits Gott es fügen kann, dass es am Ende dann doch noch gut werden kann. Sinngemäß schrieb Dietrich Bonhoeffer: Gott kann auch aus dem Bösesten noch Gutes entstehen lassen. Präses Ekkehard Vetter, der für die DEA sprach, ging in seinem Grußwort von Jeremia 1,5 aus: »Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete […]« Vom Moment der Zeugung an begleite der Schöpfer sein Geschöpf und wolle es vom ersten Moment an schützen. In Not müsse geholfen werden. Das werdende Leben sei willkommen zu heißen. Da alle Menschen Geschöpfe Gottes seien, stehe ihnen das Recht auf Leben zu. Ehrfurcht vor dem Leben und der Schutz dessen seien unteilbar. Hartmut Steeb sagte, eine nationale Gedenkveranstaltung für die mehr als 100 000 jährlich Abgetriebenen gebe es nicht; der »Marsch für das Leben« sei diese. Er verwies darauf, dass wenn auch die Lebensrechtsbewegung eine noch junge Bewegung sei, so habe diese doch viele junge Vertreter. In der Tat, es waren erfreulich viele junge Leute, junge (Ehe)Paare und Familien, die sich am »Marsch für das Leben« beteiligten. Und nicht wenige der Teilnehmer kamen aus dem näheren und weiteren Ausland. Es gab Grußworte aus Irland und England. Und aus Frankreich. In diesem Land, in dem die Säkularisierung als weit vorangeschritten gilt, ist Abtreibung seit 1975 erlaubt. Als Reaktion darauf entstand die Organisation »Wähle das Leben«. Seit nunmehr 40 Jahren gehen Lebensschützer auf die Straßen. 30 bis 40 Tausend nehmen am Lebensrechtsmarsch in Paris teil. Dieser erfreulichen und Mut machenden Erscheinung steht indes eine rigide Gesetzgebung entgegen: AlINFORMATIONSBRIEF 307

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lein von einer Abtreibung abzuraten kann mit zwei Jahren Gefängnis oder 30 000 Euro Geldstrafe geahndet werden. Auch die Schweiz, in Sachen Demokratie in manchem Vorbild, geht beim Lebensschutz einen falschen Weg, wie ein kurzer Bericht unterstrich. Der ebenfalls für den 16. September bei den Eidgenossen geplante »Marsch fürs Läbe« wurde verboten mit der Begründung, durch das Gebet störe man. Gesellschaften und Menschen, so war von den Schweizer Vertretern zu hören, änderten sich. Ein guter Schluss ziert alles – dies konnte einem in den Sinn kommen, als die bekannte Autorin Birgit Kelle vom Niederrhein angekündigt wurde. Sie beklagte, dass es in all den Jahren mehr als fünf Millionen registrierte Abgetriebene in Deutschland gebe. Dort, wo Hilfe am nötigsten sei, werde sie versagt. Der »Marsch für das Leben« sei eine stille Provokation, gebe aber denen, die keine Stimme haben, eine. Ungeteilte Zustimmung fanden »9 Forderungen an den neuen Bundestag«, die auf an die Teilnehmer verteilten Karten abgedruckt waren und zusätzlich auch noch verlesen wurden. Dann setzte sich der Schweigemarsch in Bewegung. Viele der Teilnehmer trugen Transparente, die zum Lebensschutz aufriefen oder weiße Holzkreuze. Es ging durch Häuserschluchten im Zentrum Berlins und gegen Ende des etwa eineinhalbstündigen Schweigemarsches durchs Brandenburger Tor; dieses Durchschreiten kann ganz gewiss als einer der Höhepunkte des diesjährigen »Marsches für das Leben« betrachtet werden. Die Polizei hatte die Straßen, durch die die stille Demonstration zog, weiträumig abgesperrt, so dass sich Störer meist nicht dem Zug ganz dicht nähern konnten. Ekkehard Vetter führte in den ökumenischen Gottesdienst ein. Nach Sündenbekenntnis, Psalmgebet (Psalm 139), Evangelienlesung

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(Matthäus 18,1–5), dem Apostolischen Glaubensbekenntnis und einigen neuen Liedern, die von der Band »Gnadensohn« begleitet wurden, hielt der römisch-katholische Bischof aus Regensburg, Rudolf Voderholzer, eine eindrückliche Predigt. Der Protest am Rande der Veranstaltung zeige an, dass bei dieser etwas Wichtiges zur Sprache komme. Der Bischof wertete den »Marsch für das Leben« als ein starkes ökumenisches Zeichen. Bereits Vernunft und natürliches Sittengesetz legten nahe, mit anderen so umzugehen, wie man wünsche, dass mit sich umgegangen werde. Das ist die »Goldene Regel«, die Jesus seinen Nachfolgern einschärft (Matthäus 7,12). Rudolf Voderholzer erinnerte an die Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes, welche die unantastbare Würde menschlichen Lebens zum Ausdruck bringen. Jeder Mensch sei ein Zweck an sich, und dürfe nicht anderen Interessen geopfert werden. Das Lebensrecht sei ein Menschheitsthema und nicht erst und allein ein christliches. Geschehe auch ganz zu Recht dem Menschen postnatal viel Zuwendung, so pränatal viel Selektion. Beispielhaft nannte der Bischof, mindestens neun von zehn Ungeborenen, die das Down-Syndrom aufweisen, dürften nicht das Licht der Welt erblicken. Er rief dazu auf, denen eine Stimme zu geben, die sich noch nicht selbst Gehör verschaffen könnten. Das Ja zum Leben bedeute nicht weniger als ein Ja zum göttlichen Schöpfungshandeln. Deshalb sei auch jedes Leben unantastbar. Mit dem Fürbittengebet, in dem dem Anlass entsprechend, Ungeborene, deren Eltern und weitere um diese im Mittelpunkt standen, wobei die einzelnen Fürbitten mit der Bitte an den dreieinigen Gott: »Wir bitten dich, erhöre uns!« abgeschlossen wurden, dem Vaterunser, dem Segen und dem Singen zweier Chorusse ging der ökumenische Gottesdienst zu Ende. Der gesamte, nicht allein eindrückliche, sondern vor allem so wichtige »Marsch für das Leben« endete nach etwa viereinhalb Stunden. Er 20

war eine angemessene Demonstration für das Leben, das vor der Geburt und wenn es seinem Ende entgegengeht, besonders bedroht ist. Er gab denen, die sich noch nicht oder nicht mehr artikulieren können, eine Stimme. Wenn alles wie geplant verläuft, wird im kommenden Jahr wieder ein »Marsch für das Leben« stattfinden, der dann hoffentlich auf noch mehr Resonanz stößt. Möge wahr werden, was Birgit Kelle den Versammelten zur Ermutigung sagte: »Wir sind viele und werden jedes Jahr mehr.« Der Termin steht bereits fest: Samstag, 22. September 2018. Walter Rominger

Lutherbibel 2017 hat bedenkliche Erläuterungen Bisher gab es viel Lob für die revidierte Luther­bibel, die im Oktober 2016 erschienen ist und von der bis Anfang August 2017 432 000 Exemplare verkauft wurden. Jetzt gibt es von konservativen Lutheranern Kritik. Der Theologe Gottfried Herrmann (Zwickau) von der Evangelisch-Lutherischen Freikirche kommt in einer Auswertung zu dem Ergebnis, dass die Überarbeitung »viele unnötige Änderung enthalte, die zur Verunsicherung der Bibelleser beitragen«. Eine Rückkehr zur christologischen Auslegung Luthers, etwa zu seinen Psalmenüberschriften, sei dagegen nicht erfolgt. Der Theologe äußert sich auch kritisch zu den Erläuterungen sowie den Sach- und Worterklärungen in der Lutherbibel 2017. So werde der Beginn des Johannesevangeliums »[…] Gott war das Wort« in der Fußnote so erklärt: »Gemeint ist: Von göttlicher Art war das Wort.« Diese Aussage erweckt laut Herrmann den Eindruck, als ob Christus (das Wort, vgl. Vers 14) nicht wirklich Gott gewesen sei, sondern nur im minderen Sinne »eine Art von Gott«, wie es die Zeugen Jehovas behaupten. Die Sach- und Worterklärungen bieten laut Herrmann alle Varianten der Bibelkritik. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 36/2017 vom 6. September 2017, S. 42)

Veränderungen im Verlagswesen »Gerth« bekommt neuen Geschäftsführer, Übernahme von »Brunnen« Weiterhin starker Umbruch im protestantischen Verlagswesen: Der Geschäftsführer des evangelischen Brunnen Verlags (Gießen), Detlef Holtgrefe (53) wurde nach 15 Jahren am 1. September Leiter des Verlags Gerth MediDEZEMBER 2017

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en (Aßlar bei Wetzlar; seit Juni 2016 Teil der SCM Verlagsgruppe). Im Nebenamt ist Holt­ grefe Vorsitzender der Vereinigung Evangelischer Buchhändler und Verleger (VEB) und hat die Geschäftsführung der ABCteam Verlagskooperation. Bei Gerth übernahm er die Position von Stefan Wiesner (51), der den Verlag auf eigenen Wunsch verließ. Gerth Medien hat etwa 80 Mitarbeiter und gibt christliche Bücher und Musik-CDs heraus. Den Brunnen Verlag haben Anfang Juni der Verlag der Francke-Buchhandlung (Marburg) und der Kawohl Verlag (Wesel) vom pietistischen Chrischona-Gemeinschaftswerk (Gießen) übernommen – samt der evangelischen Buchhandlungskette ALPHA mit 33 Filialen und Franchise-Partnern sowie das auf Bücher und christliche Medien spezialisierte Logistikunternehmen ChrisMedia (Staufenberg). Neuer Gesamtgeschäftsführer ist Stefan Kemmer, der zusammen mit den Geschäftsführern Friedhelm Bast und Helmut Köther die Arbeit fortführt. Damit ist für Chrischona eine über 100 Jahre andauernde Ära der missionarischen Literaturarbeit zu Ende gegangen. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 23/2017 vom 8. Juni 2017, S. 23, Von Personen)

Stellungnahme zu »Johannes Kuhlo –– der ­›blasende ­Volks­missio­nar‹ und ›Spielmann Gottes‹« Im Informationsbrief Nr. 302 vom Februar 2017 haben wir auf den Seiten 24 bis 26 einen Beitrag veröffentlicht zur Absicht, das nach dem »Posaunengeneral« Pfarrer D. Johannes Kuhlo benannte evangelische Gemeindezentrum in Bielefeld-Jöllenbeck umzubenennen. Als Grund dafür wird Johannes Kuhlos Parteimitgliedschaft in der NSDAP und die dadurch gegebene große Nähe zum NS-Regime angegeben. Von unserem Leser, Pfarrer i. R. Dr. theol. h. c. Ralf Thomas erreichte die Bekenntnisbewegung eine Stellungnahme dazu, die wir im Folgenden als gute Ergänzung abdrucken. D. Johannes Kuhlo –– eine Würdigung? Zum Beitrag im Informationsbrief Februar 2017, Nr. 302, S. 24–26 Die Ausführungen über den »blasenden Volksmissionar« und »Spielmann Gottes«, deren Verfasser nicht genannt ist, beginnen mit dem Hinweis auf eine Verlegenheit. Sie haben mich so erregt, dass ich erst jetzt [AuINFORMATIONSBRIEF 307

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gust 2017] in der Lage bin, mich einigermaßen sachlich dazu zu äußern. Im Jahr 1950 bin ich in den Posaunenchor meiner Heimatgemeinde in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens gekommen und habe dort bis zur Übernahme eigener kirchengemeindlicher Verantwortung 1958 mitgewirkt – natürlich mit Kuhlos Notenbüchern. Im Hintergrunde erfolgt eine Auseinandersetzung wegen der Zugehörigkeit Kuhlos zur NSDAP als Pg (Parteigenosse). Deren gab es in der damaligen Pfarrerschaft eine größere Anzahl, u. a. auch von Pfarrern der Bekennenden Kirche. In den meisten Fällen durften sie nach Überprüfung in der Kirche nach 1945 weiteramtieren. Johannes Kuhlo starb am 16. Mai 1941, zu einem Zeitpunkt, an dem der Balkankrieg und die Besetzung Kretas beendet bzw. begonnen, aber der Überfall auf die Sowjetunion noch nicht erfolgt war. Die deutsche Bevölkerung befand sich weitgehend im Siegestaumel. Zweifel kamen erst später, teilweise überhaupt nicht auf bezüglich des Nationalsozialismus und des Dritten Reiches. Nach fast vier Jahrzehnten habe das »Presbyterium der e­ vangelisch-lutherischen Kirchengemeinde im Bielefelder Stadtteil Jöllenbeck beschlossen, ihr Gemeindezentrum nicht mehr länger ›Johannes-Kuhlo-Haus‹ zu nennen«. Man könne nicht die Augen verschließen vor der »problematischen politischen Einstellung Johannes Kuhlos […]« Ich frage mich, was zu dieser Beschlussfassung geführt hat: Besserwisserei? Der peinliche Versuch, sich aus der eigenen Geschichte zu stehlen? GeschichtsRevisionismus, mit dessen Intensität Vorgänge während der Nachkriegsjahre in der SBZ bzw. DDR übertroffen werden? Geschichte bleibt trotzdem ein schuldbeladenes Kontinuum! Die legitime Frage, die von kirchlicher Seite im Hinblick auf Johannes Kuhlo zu stellen ist, lautet: War dieser Deutscher Christ? War er Anhänger jener Irrlehre, die Jesus Christus zu einem arischen Helden im Widerspruch zum Neuen Testament machte? In solch einem Fall hätte die Umbenennung des Kirchengemeindezentrums volle Berechtigung. Nun aber scheint jeder Hinweis auf eine DC-Mitgliedschaft zu fehlen. Bitte um Vergebung für Kuhlo wäre angebracht – und folglich seine Rehabilitierung. Dr. theol. h. c. Ralf Thomas Pfarrer i. R. Altburgk 65 b 01705 Freital bei Dresden Telefon (0176) 62359046 21


Pfarrer Günther Beck

Im Rahmen seiner Pietismusforschung hat er viele verschollene Werke wieder entdeckt. Dazu zählen Schriften des schwäbischen Erfinders und Pfarrers Philipp Matthäus Hahn. Zudem hat Breymayer in Dresden ein Verzeichnis der Bibliothek des Begründers des Pietismus, Philipp Jakob Spener, gefunden. Auch hat er eine unter Pseudonym erschienene Schrift als von Johann Valentin Andreae (1586–1654) verfasst zuordnen können, einem Theologen aus Herrenberg, der großen Einfluss auf den Protestantismus hatte. Der Pfarrersohn aus Urach war an der Herausgabe renommierter wissenschaftlicher Schriften und Jahrbücher im In- und Ausland beteiligt. Unter anderem war er Mitherausgeber einer historisch-kritischen Edition der Werke des schwäbischen Prälaten Friedrich Christoph Oetinger (1702–1782). 1989 erhielt Breymayer den damals erstmals verliehenen Philipp-Matthäus-Hahn-Preis der Stadt Kornwestheim. (Quelle der Nachricht: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 36/2017 vom 3. September 2017, S. 3, nach gb/epd)

Reformationsjubiläum: »Selbsttäuschung« Andrew Howes

DMG erhält Führungsduo Das Hilfs- und Missionswerk DMG interpersonal (früher: Deutsche Missionsgemeinschaft, Sinsheim bei Heidelberg) wird ab Mai 2018 von einem Tandem geführt: Pfarrer Günther Beck (60, bisher Leiter der Öffentlichkeitsarbeit) und Andrew Howes (57, Bauingenieur, Personalleiter Afrika). Sie lösen Detlef Blöcher (64) ab, der seit 2000 an der Spitze des Werkes steht und in den Ruhestand geht. Beck wird Direktor, Howes sein Stellvertreter. Sie stehen »für eine stabile und innovative Prägung der Organisation«, die mit 350 Mitarbeitern in 80 Ländern aktiv ist und damit zu den größten evangelischen Missionswerken in Deutschland gehört; die DMG ist Mitglied bei der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM). (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 42/2017 vom 18. Oktober 2017, S. 38, Südwest)

Pietismusforscher Reinhard Breymayer verstorben Reinhard Breymayer (Ofterdingen bei Tübingen) ist im Alter von 73 Jahren verstorben. Der Buchautor war ab 1989 Lehrbeauftragter für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen. 22

Knapp zwei Monate vor Abschluss der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum zogen die mitteldeutschen Theologen Friedrich Schorlemmer und Christian Wolff eine negative Bilanz des Gedenkjahres. Vor allem die »Kirchentage auf dem Weg« seien »zum Fanal einer grandiosen Selbsttäuschung« geworden. Der Kirchentagsapparat habe den acht mitteldeutschen Austragungsstädten ein »Mammutprogramm übergestülpt«, kritisierten die langjährigen Leipziger Thomaskirchenpfarrer Wolff und Schorlemmer. (Quelle der Nachricht: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 38/2017 vom 17. September 2017, S. 3, nach epd)

Vorsitzender des Pfarrvereins übt Kritik an Großveranstaltungen zum Reformationsjubiläum Der Vorsitzende des Verbandes evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland, Andreas Kahnt, hat die kirchlichen Großveranstaltungen im Jahr des 500. Reformationsjubiläums kritisiert. Die thematische Ausrichtung des Kirchentages im Mai 2017 in Berlin »hatte wenig mir reformatorischer Theologie zu tun«. Es stelle sich die Frage, ob die Kosten der regionalen »Kirchentage auf dem Weg« und der Weltausstellung »Reformation in Wittenberg« das Ergebnis rechtfertigten. (Quelle der Nachricht: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 41/2017 vom 8. Oktober 2017, S. 3, nach epd)

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Aus den Bekennenden Gemeinschaften Karl-Hermann Kandler wurde 80 Er gilt zu Recht als einer der profiliertesten Vertreter des konservativen Luthertums im Osten Deutschlands: Professor Karl-Hermann Kandler (Freiberg/Sachsen). Nun hat er auch den 80. Geburtstag hinter sich. Von 1997 bis 2014 war er Vorsitzender des Lutherischen Einigungswerkes der Vereinigten EvangelischLutherischen Kirche Deutschlands, das sich als Klammer zwischen den lutherischen Landeskirchen und der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche versteht; seit 2014 ist er stellvertretender Vorsitzender davon. Die Umsetzung des 500. Reformationsjubiläums durch die EKD beurteilt Kandler kritisch: »Da wird eine große Chance vergeben. Statt auf Äußerlichkeiten zu setzen, hätte sie stärker die Anliegen Luthers verständlich und einfach formuliert unter das Volk bringen sollen.« Die Botschaft des Evangeliums komme bei den Feierlichkeiten zu kurz, so Kandler gegenüber idea. Im Laufe seiner Laufbahn hatte Kandler zahlreiche kirchliche Ämter inne. Er war Pfarrer in mehreren sächsischen Gemeinden. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2000 war er Geschäftsführer des Landeskirchlichen Prüfungs­amtes in Leipzig. Von 1996 bis 2002 lehrte er als Außerplanmäßiger Professor für Systematische Theologie in Leipzig. Die zu DDRZeiten von evangelischer Seite übliche Formel »­Kirche im Sozialismus« kritisierte er wiederholt; es habe »zu viel Nachgiebigkeit gegenüber der gottfeindlichen Ideologie« gegeben. Für den Informationsbrief der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« hat Karl-Hermann Kandler eine Reihe beachtlicher Aufsätze verfasst. Kandler, der aufgrund einer Kehlkopf-Totaloperation schwerbehindert ist, hat sich auch immer wieder für die Belange von Behinderten eingesetzt. Er hat zudem eine Behindertenethik verfasst. Auch in der Kommunalpolitik war er aktiv. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 31/32/2017 vom 2. August 2017, S. 12)

Pfarrer Martin Kugele wurde 70 Der badische Pfarrer Martin Kugele, der wesentlich für das Zweimonatsblatt »hoffen + handeln« verantwortlich zeichnet und zudem das »Wochenendmail aus Bretten« verantwortet, konnte im September seinen 70. Geburtstag begehen. Der in Karlsruhe geborene Kugele wuchs in einem kirchlich engagierten Elternhaus INFORMATIONSBRIEF 307

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in Königsbach auf. Als Pfarrer wirkte er zunächst in den Henhöfergemeinden Spöck und Staffort bei Karlsruhe, danach 21 Jahre in Rußheim am Rhein, zuletzt in Unteröwisheim. Schon früh engagierte er sich in der ChristusBewegung und bei der Zeitschrift »hoffen + handeln« sowie für die Evangelische Nachrichtenagentur idea. 2001 fand er mit seiner Familie ein neues Zuhause in Bretten, nachdem er krankheitsbedingt vorzeitig in den Ruhestand gehen musste. Gesundheitlich ist er in der Lage, sich publizistisch in den Brettener Zeitungen zu engagieren und am Stand »Christen am Markt« mitzuarbeiten. (Quelle der Nachricht: hoffen + handeln August/September 2017, S. 12, Von Personen)

Pfarrer Martin Hauß mit 95 Jahren heimgegangen Er war ein vielgefragter Seelsorger und begnadeter Prediger des Evangeliums im südlichen Schwarzwald: Pfarrer Martin Hauß. Der bereits im Sommer Heimgegangene war der Sohn des »badischen Kirchenvaters« D. Friedrich Hauß, der zur Bekennenden Kirche gehörte. Am 8. Oktober 1921 wurde Hauß geboren. Vikar war er in Weinheim an der Bergstraße. Danach kam er in den Schwarzwald, wo er mit dem geistlichen Gemeindeaufbau in Langenschiltach und Peterzell begann. Als Bezirksbeauftragter für Missionarische Dienste in der badischen Landeskirche sammelte und begleitete er Hausbibelkreise im Schwarzwald-Baar-Kreis. Zuletzt lebte er in Königsfeld-Buchenberg im Südschwarzwald. (Quelle der Nachricht: hoffen + handeln August/September 2017, Rückseite)

idea-Vizevorsitzender Gerhard Peter wurde 65 Der stellvertretende Vorsitzende der evangelischen Nachrichtenagentur idea, Gerhard Peter, kann auf 65 Lebensjahre zurückblicken. Der Bankkaufmann i. R. war vor seinem Ruhestand Abteilungsdirektor der Sparkasse Dillenburg. Seit 2010 ist er Schatzmeister im idea-Vorstand. Er hat weitere Ehrenämter: Mitglied im Verwaltungsrat des Christlichen Gästezentrums Rehe und Schatzmeister bei der evangelikalen Organisation »Wycliff Deutschland«. Peter gehört der freikirchlichen Brüdergemeinde in BreitscheidGustenhain an. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 31/32/2017 vom 2. August 2017, S. 33, Hessen)

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Aus der Bekenntnisbewegung Einer für alle: Christus allein. Die reformatorischen »allein« Bekenntnisbewegung »Kein anderes ­Evangelium« führt im Reformationsjahr einen beachtlichen Studientag mit dem ­badischen Pfarrer Thomas Hilsberg bei der SELK-Gemeinde in Kassel durch Das Gedenkjahr der Reformation ging bereits seinem Ende entgegen, da führte die Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« in den Räumen der Evangelisch-Lutherischen St. Michaelisgemeinde in Kassel, die zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) gehört, am 23. September 2017 einen Studientag durch. Es war bereits ihr dritter und zum zweiten Mal konnte sie die Gastfreundschaft der SELK in Kassel in Anspruch nehmen. Die Bekenntnisbewegung wollte nicht abseits stehen, sich andererseits aber auch ganz bewusst vom allenthalben herrschenden Reformationsrummel, der oft so manches Mal nur noch wenig mit dem Anliegen der Reformation zu tun hat, abheben. Dieses Anliegen wurde mit der Besinnung auf den Exklusivpartikel »allein« erreicht, womit Grundlegendes der reformatorischen Erkenntnis zur Sprache gebracht wurde. »Einer für alle: Christus allein. Die reformatorischen ›allein‹«, lautete denn auch das interessante Thema. Mit dem badischen Pfarrer Thomas Hilsberg aus Radolfzell am Bodensee war ein kompetenter Referent gewonnen worden, der in drei fundierten, allgemeinverständlichen Gemeindevorträgen von jeweils etwa 40 Minuten Dauer die drei reformatorischen »allein« vorstellte. Thomas Hilsberg ist in der badischen Landeskirche in einer Sonderfunktion tätig: Er betreut seelsorgerlich Menschen in einem Dutzend Altenpflegeheimen und in zwei Justizvollzugsanstalten und arbeitet überdies für das Amt für Missionarische Dienste. Aus seiner vielfältigen Erfahrung wusste er zu berichten, dass, obwohl die Zeit von Erweckungen im großen Stil vorbei sei, so doch auch immer wieder einzelne, auch Hochbetagte, zum Glauben an Jesus Christus finden. Seit vielen Jahren arbeitet er bei der ChristusBewegung Baden mit, der badischen Bekenntnisbewegung und ist regelmäßiger Autor bei deren Zweimonatsblatt »hoffen + handeln«. Im ersten Vortrag, der unter der Überschrift stand: 24

»Wissen was zählt: Die Schrift genügt!« erklärte Thomas Hilsberg das Verständnis der Heiligen Schrift der lutherischen Reformation. Er grenzte dieses gegen das der römisch-katholischen Kirche ab, in der die Heilige Schrift trotz ihrer formalen Gültigkeit nicht das letzte Wort habe, da Papst und Bischöfe und die Tradition erklärten, wie diese zu verstehen sei. Daher sei es in der römisch-katholischen Kirche nicht möglich, sich einfach auf die Schrift zu berufen. Im Gegensatz dazu habe Luther die Bibel als einzige Quelle des Glaubens entdeckt und deshalb gewollt, dass jeder Christ die Heilige Schrift lesen könne. Ungeheuer groß seien die Auswirkungen dieser Entdeckung gewesen, allein schon kulturell: das Bildungsniveau sei gestiegen; das evangelische Pfarrhaus habe viele Persönlichkeiten hervorgebracht; Kultur, Wissenschaft und Bildung seien dadurch wesentlich vorangetrieben worden. Mit der Übersetzung der Bibel, welche ein Allzeitbestseller sei, habe Luther eine einheitliche deutsche Sprache geschaffen. Vor allem aber habe er damit den mündigen Christen angestrebt. Um der OrdDEZEMBER 2017

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nung willen sei Luther für die Verkündigung durch berufene Pfarrer eingetreten, aber die so genannten »Laien« sollten in der Lage sein, ihre Pfarrer und deren Verkündigung zu beurteilen. Die Heilige Schrift, von Gott dem Heiligen Geist eingegeben, ist Gottes Offenbarung, die zum Glauben an Jesus Christus führen will. Insofern reicht sie zum Leben und zum Sterben. Der Streit darüber, ob die Bibel in allen wissenschaftlichen Fragen irrtumslos sei, betrachtet Thomas Hilsberg als müßig, da sie darauf keine Antwort bieten wolle. Hinter allen Autoren, die in der Heiligen Schrift zu Wort kommen, stehe ein und derselbe »ghost-writer«, nämlich der Heilige Geist. Deshalb sei die Bibel Gottes Wort; sie enthalte es nicht nur. Der große Tübinger Theologe Adolf Schlatter (1852–1938) habe ganz treffend davon gesprochen, er stehe unter der Schrift. Und Luther sei von der Glaubwürdigkeit und Klarheit der Schrift ausgegangen. Gegen eine beliebt gewordene Tendenz, Gesetz und Evangelium gegeneinander auszuspielen, wandte sich Thomas Hilsberg energisch, ebenso dagegen, die Bibel gegen Christus auszuspielen, wie dies, worauf er verwies, etwa in der leidigen Diskussion um die Bewertung der Homosexualität, geschehe; denn Jesus rechtfertige gerade nicht alles. Zudem, ohne die Bibel hätten wir doch Christus nicht. Einer destruktiven Bibelkritik erteilte Thomas Hilsberg eine deutliche Absage, da diese dem Glauben nicht weiterhelfe. Werde die Mitautorschaft des Heiligen Geistes geleugnet, so führe dies nur in Irrungen. Er vertrat, ganz wie Martin Luther, die Heilige Schrift lege sich selbst aus. Doch sei in der evangelischen Kirche an die Stelle des Papstes die Meinung der Theologen getreten. Thomas Hilsberg verwies auf die für Luther so wichtige Unterscheidung in Gesetz und Evangelium. Werden diese vermischt, so seien die Folgen verheerend. Das Gesetz treibe in die Arme des Erlösers. Das Evangelium ohne das Gesetz führe zur billigen Gnade, welche Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) im Einleitungskapitel seines Buches »Nachfolge« so treffend benannt und abgewiesen habe. Hauptinhalt des Gesetzes seien für Christen die Zehn Gebote und das Doppelgebot der Liebe. Thomas Hilsberg riet Theologie und Kirche, in der Bibel Gottes Offenbarung zu erkennen und sie nicht als lediglich eine Sammlung subjektiver Glaubenserfahrungen abzuqualifizieren. Nach diesem gehaltvollen und dichten Vortrag stand die Mittagspause an. Die Besucher, die teilweise ja lange Anfahrtswege hinter sich hatten, konnten sich bei Eintopf mit Wurst und Brot stärken. An den Tischen, die dank des INFORMATIONSBRIEF 307

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recht guten Wetters im Freien aufgestellt waren, kam es, wie gewünscht, zu guten Gesprächen. Die Zeit verging wie im Fluge. Mit dem bekannten Lied: »Herr, dein Wort, die edle Gabe« (Evangelisches Gesangbuch Nr. 198, Strophe 1: Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, 1725; Strophe 2: Christian Gregor, 1778), womit Gedanken des Vormittags aufgenommen wurden, begann die Nachmittagsveranstaltung. »Alles geschenkt: Die Gnade genügt!« lautete der Titel des zweiten Vortrags. Die Reformation begann mit Luthers Kampf gegen den Ablass (vgl. seine 95 Thesen vom 31. Oktober 1517). Dass seine 95 Thesen so »einschlugen« und die römisch-katholische Kirche so heftig darauf reagierte, hängt ganz wesentlich damit zusammen, dass dadurch die Kirche an ganz empfindlicher Stelle getroffen wurde, nämlich beim Geld. Thomas Hilsberg erklärte die Zusammengehörigkeit der Lehre vom Fegefeuer (Reinigungsort), die allerdings aus der Bibel nicht zu begründen sei, mit dem Ablass. Durch den Ablass ließe sich die Verweildauer im Fegefeuer verkürzen. Tatsächlich erlaubte der Ablasshandel einen noch schlechteren Lebenswandel, die Lehre von Fegefeuer und Ablass, die ihren Ort in der Buße/Beichte haben, sollten dazu beitragen, die Spannung von Gnade und Recht aufzulösen, was jedoch nicht möglich und auch nicht nötig ist. Denn, so Thomas Hilsberg, Gnade und Gerechtigkeit Gottes widersprechen sich nicht, vielmehr schließe die Gnade das Recht ein. Die Heilige Schrift lasse keinen Zweifel daran, dass »der Tod« »der Sünde Sold« sei (Römer 6,23). Diese Schuld lasse sich nur mit Blut beseitigen. Was kein Mensch konnte, das hat Gott getan, indem er unser aller Schuld auf sich genommen hat. Christus hat meine Schuld getragen. Da findet, wie sich Luther ausdrückte, der »fröhliche Wechsel/Tausch« statt. Nur so kommen Gottes Gerechtigkeit und Gnade zu ihrem Ziel. Gottes Gnade erkennt man Luther zufolge daran, dass er diese sich so viel kosten ließ (»[…] er ließ’s sein Bestes kosten«, Evangelisches Gesangbuch Nr. 341, Strophe 4). Das größte Geschenk für uns ist, dass Gott seinen Sohn für uns gibt. Es sei wohl bereits Augustinus (354–430) gewesen, der feststellte: Gnade, die nicht gratis ist, ist keine Gnade; und Luthers Ordensoberer Johannes von Staupitz (1468–1524) habe gesagt: »Das Kreuz allein ist unsere Theologie.« Inzwischen sei der gnädige Gott durch den gnädigen Nächsten ersetzt worden. Diese Ansicht vertrat der Lutherische Weltbund bei einer Voll25


versammlung bereits in den 1960er-Jahren. Daran werde ein Problem deutlich: die teure Gnade, die in die Nachfolge Christi führe, werde kaum mehr gesucht. Doch wenn nach dem gnädigen Gott nicht mehr gefragt werde, so heiße es schon bald: Wozu brauchen wir überhaupt noch Gott? Thomas Hilsberg warnte davor, zu schnell von der Gnade zu reden; nur so könnte sie wieder wichtig werden. Der gnädige Gott werde nur dann wieder wichtig, wenn vom richtenden Gott die Rede sei. Von Gottes Gnade, die ein sehr kostbares Geschenk sei, könne nur vor dem Hintergrund seines Zornes gesprochen werden. Eine kurze Kaffeepause tat nach all dieser Wissensvermittlung gut. An den aufgestellten Tischen tauschten sich die Teilnehmer des Studientages aus, bevor es dann abschließend um ein weiteres reformatorisches Alleinstellungsmerkmal ging: »Worauf du dich verlassen kannst: Der Glaube genügt!« Dazu wählte Thomas Hilsberg als Beispiel aus dem Neuen Testament den Bericht vom Kerkermeister von Philippi (Apostelgeschichte 16,19–40). Zunächst müsse ich erkennen, dass ich in Not bin und gerettet werden muss. Der Kerkermeister hat dies erkannt, denn er fragt: »Was soll ich tun, dass ich gerettet (Luther 1984, Schlachter, Wilckens; »errettet« – Elberfelder; »selig« – Luther 1912) werde« und erhält als Antwort: »Sie [Paulus und Silas] sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!« (Luther 1912 und 1984; »gerettet« – Schlachter und Wilckens; »errettet« – Elberfelder) Es kommt »nur« auf den Glauben an Jesus an, da er schon alles – für mich – getan hat. Dann bin ich gerettet. Als Mönch hatte Luther viel getan – und doch erwies sich dies alles als Sackgasse (»[…] mein guten Werk die galten nicht«, Evangelisches Gesangbuch Nr. 341, Strophe 3). In »heiliger Einseitigkeit« sei festzuhalten: Gerecht vor Gott werde ich allein durch den Glauben. Das Verhältnis von Glaube und Taufe bestimmte Thomas Hilsberg so: Gott erwartet die Taufe nicht von mir; er schenkt sie mir. Ich glaube, das sei Aktivform, während es von der Taufe heiße: ich werde getauft, was eine Passivform sei. Dem landläufigen Verständnis von glauben als nicht wissen, stellte Thomas Hilsberg das Glaubensverständnis der Heiligen Schrift entgegen: Glauben sei gleichbedeutend mit vertrauen. Beim Glauben gehe es deshalb nicht allein um einen Wahrheitsgehalt, sondern um die je persönli26

che Beziehung zu Jesus. Die Liebe sei das Echtheitszertifikat für den Glauben. In dieser Hinsicht widersprächen sich Paulus und Jakobus nicht. Nur weil Jesus immer im Recht gewesen sei, konnte er alle Sünde der Menschen auf sich nehmen. Deshalb, so schloss Thomas Hilsberg, bleibe es beim Glauben allein, der jedoch echt und damit in der Schrift gegründet sein müsse. Mit dem passenden Lied »Jesus nimmt die Sünder an« (Evangelisches Gesangbuch Nr. 353 von Erdmann Neumeister, 1718), Schlusswort, Gebet und Segen durch den Vorsitzenden der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«, Pfarrer Johannes Frey, ging ein lehrreicher Studientag zu Ende. Doch gerade auch die Begegnungen in den Pausen, vor Beginn und nach Abschluss dürfen keineswegs unterschätzt werden und haben ihre eigene Bedeutung. Eine Fortsetzung der Studientage ist geplant. Im Frühherbst des kommenden Jahres soll wieder einer stattfinden, wahrscheinlich wieder bei der evangelisch-lutherischen St. Michaelisgemeinde in Kassel. Am darauffolgenden Tag (24. September 2017), dem 15. Sonntag nach Trinitatis, fand in der St. Michaelis-Kirche ein Bekenntnisgottesdienst statt. Die Predigt hielt der Vorsitzende der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«, Pfarrer Johannes Frey. Als Liturg wirkte Pfarrer Jürgen Schmidt (Kassel) von der SELK. Auf diese Weise wird auch die Nähe der Bekenntnisbewegung zur SELK deutlich, die sich als Bekenntniskirche in der Diasporasituation versteht. Möge von dieser zweitägigen Veranstaltung der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« in Kooperation mit der Kassler SELKGemeinde St. Michaelis eine nachhaltige Wirkung ausgehen, so dass Menschen im Glauben gestärkt werden oder auch ganz neu zum Glauben finden. Walter Rominger Die beachtlichen Vorträge sind zum Nachhören und zum Weitergeben auf Tonträger erhältlich (als Audio-CD oder MP3) bei: Helmut Schlee Gartenstraße 15 a 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (02845) 9490950 E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de PS: Auch von den Vorträgen des letztjährigen Studientages mit dem deutsch-amerikanischen Journalisten und Theologen Dr. Uwe SiemonNetto sind noch Aufnahmen vorhanden und ebenfalls bei Helmut Schlee zu erhalten. DEZEMBER 2017

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Viola Scholler wurde 90 Viola Scholler aus Freiburg, langjähriges Mitglied des Bundesarbeitskreises der Bekenntnisbewegung und Gründungsmitglied und langjährige Leiterin der bundesweiten »Sammlung Bekennender Evangelischer Frauen« konnte am 23. Oktober ihren 90. Geburtstag begehen. Die rüstige und geistig rege Jubilarin ist die Witwe von Professor Karl-Ludwig Scholler, der zum Trägerkreis der »Evangelischen Sammlung für Bibel und Bekenntnis in Baden« gehörte und auch im Bundesarbeitskreis der Bekenntnisbewegung war. (Quelle der Nachricht: hoffen + handeln Oktober/November 2017, S. 12, Von Personen)

Dank: Gabriele Reimer scheidet nach Jahren aus dem Geschäfts­führenden Ausschuss aus Sie verbleibt aber weiterhin im Bundesarbeitskreis Über Jahre hinweg hat Gabriele Reimer (Dortmund) bei der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« mit großem Einsatz mitgearbeitet, und das, obwohl sie beruflich sehr gefordert war. Das verdient große Anerkennung. Zunächst ließ sie sich vor vielen Jahren in den Bundesarbeitskreis (BAK) rufen. Bald fand sie sich bereit, im Geschäftsführenden Ausschuss (Vorstand) mitzuarbeiten. Hier wuchs ihr dann der zeitintensive Posten des Kassenwarts zu. Mit Tatkraft und Energie füllte sie diesen aus; Wochenenden und Nachtstunden brachte sie mit Verbuchen und Bescheinigung von Spenden zu – und das, obwohl ihre berufliche Beanspruchung in dieser Zeit zunahm. So legte sie nach einigen Jahren aufgrund von Überbeanspruchung das zeitaufwendige Amt des Kassenwarts nieder. Ihre Einstellung ist: Was ich mache, das will ich so gut als nur irgendwie möglich machen. Fortgeführt werden die Finanzangelegenheiten seither von Hans Lauffer (Filderstadt), der nicht allein ihr Nachfolger ist, sondern bereits ihr Vorgänger war. Im Geschäftsführenden Ausschuss der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« ist sie jedoch verblieben. Nun hat Gabriele Reimer aber mit der Begründung, sie könne nicht mehr die Zeit aufbringen, die für die Mitarbeit im Geschäftsführenden Ausschuss nötig sei, ihren Rückzug aus dem genannten Gremium bekanntgegeben. Geschäftsführender Ausschuss und Bundesarbeitskreis sind Gabriele Reimer für ihre Mitarbeit in all den Jahren sehr dankbar. Sie kehrt ja keineswegs der Bekenntnisbewegung den Rücken. Im Bundesarbeitskreis INFORMATIONSBRIEF 307

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verbleibt sie weiterhin und die Ziele der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« unterstützt sie ebenso.

Die »Ehe für alle« ist keine Ehe Be­schluss des Bundestages ist ein Etikettenschwindel, Kulturbruch und Sakrileg Scharfe Kritik an der vom Bundestag beschlossenen Öffnung der Ehe für homosexuelle Partnerschaften (»Ehe für alle«) übt die Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«. Diese Entscheidung sei ein Etikettenschwindel, Kulturbruch und Sakrileg (ein Verstoß gegen göttliche Ordnung), heißt es in einer Erklärung der Bekenntnisbewegung. Der Beschluss übertrage die Bezeichnung »Ehe« auf etwas, das nicht Ehe sei. Sie sei laut dem Bundesverfassungsgericht »die Vereinigung eines Mannes mit einer Frau zu einer auf Dauer angelegten Lebenspartnerschaft«. Als solche sei sie nicht vom Staat erschaffen: »Sie ist vielmehr – von Gott, mit der Erschaffung des Menschen – vorgegeben« (1.Mose 1,27f.; 2,18–25). Andere Lebensgemeinschaften als Ehe zu bezeichnen sei »semantischer Betrug«. Der Erklärung zufolge hat sich die Ehe »als Keimzelle der Gesellschaft, als Ort der Solidarität, Reproduktion, Sozialisation und Tradition besser bewährt« als jede andere Form des Zusammenlebens. Die lebenslange Ehe eines Mannes und einer Frau als Kern einer Familie aus Eltern und Kindern sei Jahrtausende lang das Fundament menschlicher Kultur gewesen – auch weit über den von jüdisch-christlicher Religion bestimmten Bereich hinaus. Allerdings habe die Ehe »ständig gegen regressive Tendenzen ungeordneter, entfesselter Sexualität« verteidigt werden müssen, wie es schon die Auseinandersetzung des Apostels Paulus mit den Sexualpraktiken seiner Zeit beweise (z. B. Römer 1; 1.Korinther 6,15). Der Beschluss des Bundestages breche mit diesem Kernstück abendländischer Kultur. Die gesellschaftlichen Folgen seien ebenso absehbar wie katastrophal: »Entsolidarisierung auf der einen und demografischer Kollaps auf der anderen Seite.« Im Blick auf die Kirche heißt es, für sie bleibe die Schöpfungsordnung Gottes »unverändert gültig«, ungeachtet des Wechsels politischer Mehrheiten und gesetzlicher Regelungen. Eine kirchliche Segnung und erst recht Trauung gleichgeschlechtlicher Paare sei somit in sich unmöglich. Zum Hintergrund: Entsprechende Segnungen sind in fast allen Landeskirchen zulässig, in manchen auch Trauungen homosexueller Partnerschaften. (Quelle der Nachricht: idea Pressedienst vom 29. September 2017, Nr. 232, S. 8)

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Buchrezensionen Die Losungen Eine Erfolgsgeschichte durch die Jahrhunderte

Eine wahrhafte »Erfolgsgeschichte« weisen sie in der Tat auf, allein schon durch ihre lange, ungebrochene Tradition, die Herrnhuter Losungen, die 1731 erstmals ausgegeben wurden: inzwischen erscheinen sie in 54 Sprachen, erreichen allein in der deutschen Ausgabe Jahr für Jahr eine Auflage von rund einer Million und weltweit eine von geschätzten drei Millionen. Sie sind das meistbenutzte Andachtsbuch. Von daher ist es durchaus angebracht, wenn Peter Zimmerling, Professor für Praktische Theologie in Leipzig und selbst seit Jahrzehnten eifriger Benutzer des Losungsbüchleins (S. 167ff.) ein ganzes Buch den Losungen widmet, dieser genialen »Erfindung« des genialischen sächsischen Grafen Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760). Dabei spricht Zimmerling in diesem gerade einmal 200 Seiten umfassenden Buch vieles an, was sich mit den Herrnhuter Losungen verbindet. Dem Lebenslauf und der theologischen Ausrichtung des Grafen (S. 11ff.) folgt eine Wirkungsgeschichte der Losungen (S. 27ff.), von deren Ursprüngen bis in die Gegenwart, die ja in all der Zeit prominente Leser hatten, etwa Johann Christoph Blumhardt (1805–1880) (S. 34ff.) und im 20. Jahrhundert den aus Ostpreußen stammenden Arzt und Dichter Hans Graf von Lehndorf (1910–1985) (S. 47ff.). Aber auch schlichte Gläubige, die mit den Losungen lebten, finden Erwähnung. Ausgiebig beschäftigt sich Zimmerling mit dem wohl bedeutendsten Losungsleser, mit Fürst Otto von Bismarck (1815–1898) (S. 57ff.), der im Losungsbuch persönliche Anmerkungen anbrachte, so dass es ihm Notizkalender und Tagebuch war; aus den Eintragungen geht hervor, wie der Reichskanzler, der pietistischer Frömmigkeit nahestand, sein Tun im Lichte der Losungen betrachtete. In ähnlicher Weise übten die Losungen auf zwei – aufgrund der nationalsozialistischen Terrorherrschaft bereits in jungen Jahren umgekommenen – Christuszeugen Einfluss aus: auf Jochen Klepper (1903–1942) (S. 87ff.) und Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) (S. 107ff.). Dem schließt sich »eine kleine Theologie der Losungen« an (S. 123ff.), in welcher Zimmerling auf das Schriftverständnis Zinzendorfs zu sprechen kommt, das dessen volles Ja zur gesam28

ten Heiligen Schrift bedeutete, aber keineswegs die formalistische (Verbal)Inspirationslehre der altprotestantischen Orthodoxie mitvollzog, da diese im Zeitalter der Aufklärung ein stumpfes Schwert geworden sei. Dabei erwies sich laut Zimmerling der Weg, den Zinzendorf seinen Gemeinden wies, als der verheißungsvollere. Es geht dem Grafen um die »lebendige Stimme Jesu Christ« (S. 129ff.), die er gerade in den Tageslosungen, die für ihn »extrahierte Bibel« und »Quint-Essenz« der Heiligen Schrift sind, hört. In den Losungsworten, die ohne Erklärung stehen, zeige sich auch »die Selbstwirksamkeit der Schrift« (S. 142ff.) und biete diese durch ihre Dreigliedrigkeit von alttestamentlichem Losungswort, neutestamentlichem Lehrtext und Dritttext (Liedstrophe, Gebet usw.) eine praktikable »Gottesdienstliturgie für den Alltag« (S. 144f.) und eine »Andacht in Kurzform« (S. 145). All dies, und dass eine Vorliebe für Bibelspruch-Frömmigkeit vorhanden sei, trage zu ihrer Erfolgsgeschichte wesentlich bei. Doch – und das darf keineswegs unerwähnt bleiben – es ist eine Segensgeschichte, die sich mit den Losungen verbindet; sie ziehen eine wahre Segensspur. Ob die Auswahl der politischen Vertreter, die die Losungen auch benutzen, mit Wolfgang Schäuble (S. 149f.), Antje Vollmer (S. 150f.) und Katrin Göring-Eckardt (S. 151f.) glücklich getroffen ist, mag dahingestellt bleiben. Der »Ausklang«, in welchem der Dichterpfarrer DEZEMBER 2017

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Detlev Block (geb. 1934) über »Umgang und Erfahrungen mit den Herrnhuter Losungen heute« schreibt (S. 171ff.), der selbst mit Liedstrophen seit Jahren in dem Losungsbüchlein vertreten ist, beschließt das schmale, aber gewichtige und dann allerdings in angebrachter, würdiger Weise. So wie das Losungsbüchlein selbst für jedermann leicht verständlich ist, so gilt das auch für das Buch zu den Losungen von Peter Zimmerling, welches dieser nicht für (Fach)Gelehrte verfasst hat, sondern für schlichte Gemeindeglieder. Wer auch immer schon einmal Näheres über die Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine erfahren wollte und deren Segensspuren auf die Spur kommen wollte, dem sei dieses überschaubare Bändchen empfohlen. Walter Rominger Peter Zimmerling Die Losungen Eine Erfolgsgeschichte durch die Jahrhunderte Göttingen 2014 Verlag Vandenhoeck & Ruprecht 198 Seiten, gebunden, 16,99 Euro ISBN 978-3-525-63053-2

Was nun, Kirche? Ein großes Schiff in Gefahr Was ist eigentlich los in der Evangelischen Kirche Deutschlands? Gottesdienste erfreuen sich immer weniger Besucher, viele Menschen treten ganz aus der Kirche aus. Doch Chancen werden nur selten genutzt. Stattdessen wird die Grundlage des Wortes Gottes immer weiter verlassen, der stellvertretende Sühnetod Jesu als überholte Vorstellung abgetan, eine falsch verstandene Toleranz als Gebot über alles gesetzt. Schonungslos und pointiert legt der bekannte Pfarrer und Evangelist Ulrich Parzany wunde Punkte offen. Wer das Fundament der Heiligen Schrift verlässt, braucht sich nicht zu wundern, wenn bald alles dem Zeitgeist preisgegeben ist. Gleichzeitig zeigt er, warum er der Kirche dennoch treu bleibt. Es gibt Hoffnung – ergreifen wir sie. Parzany schreibt: »Ich möchte Mut in schwierigen Zeiten machen. Ich will Fehlentwicklungen und Konflikte beschreiben. Ich will nicht um den heißen Brei reden. Ich kann verstehen, dass engagierte Christen die evangelischen Kirchen verlassen. Ich will begründen, warum ich es nicht getan habe. Ich will zeigen, wie in den INFORMATIONSBRIEF 307

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Landeskirchen die Gemeinde des Jesus Christus gebaut und gesammelt wird und werden kann. Ich schreibe gegen Resignation. Auch gegen meine eigene. Ich weiß: Wer schweigt, fördert, was im Gange ist« (Klappentext). Christen, die unter den aktuellen Zuständen ihrer Kirche leiden, freuen sich über diesen bekenntnistreuen Kurs und Ruf zur Rückkehr an die biblischen Quellen. Es ist richtig herzerfrischend, dieses klare Buch in der heutigen Zeit zu lesen. Martin Schunn Ulrich Parzany Was nun, Kirche? Ein großes Schiff in Gefahr SCM-Verlag Hänssler Erschienen Mitte Juli 2017 208 Seiten ISBN 978-3-7751-5792-6 Bestell-Nr. 395.792

Jesus von Nazareth Hoffnung für die Welt In seinem Nachwort verweist Thomas Kothmann auf Albert Schweitzer, der in seiner Geschichte der Leben-Jesu-Forschung (Tübingen 1906), das Ende dieser Forschung signalisiert. »Sie zog aus, um den historischen Jesus zu finden und meinte, sie könnte ihn dann wie er ist, als Lehrer und Heiland in unsere Zeit hineinstellen. Sie löste die Bande, mit denen er seit Jahrhunderten an den Felsen der Kirchenlehre gefesselt war und freute sich, als wieder Leben und Bewegung in die Gestalt kam und sie den historischen Menschen Jesus auf sich zukom29


men sah. Aber er blieb nicht stehen, sondern ging an unserer Zeit vorüber und kehrte in die seinige zurück.« Dennoch sind historische Fragen erlaubt und legitim. Sie werden auf Erden und nicht im Himmel, in Raum und Zeit gestellt. Auf diesem Hintergrund entwirft Thomas Kothmann eine Skizze des Lebens Jesu. Er erzählt von Jesus, dem Juden aus der Provinz von unscheinbarer Herkunft, mit einer provokanten Botschaft, beglaubigt im eigenen Leben, Sterben und Auferstehen – dadurch gibt es Hoffnung für die Welt. Die dem Text beiliegenden farbigen Fotos machen das Buch noch kostbarer. Zahlreiche biblische Stellen, in Kursivschrift gedruckt sowie Aussagen von Christen aus allen Jahrhunderten ergänzen und bereichern die einzelnen Kapitel des Buches. Noch einmal Albert Schweitzer: »Als ein Unbekannter und Namenloser kommt er zu uns, wie er am Gestade des Sees an jene Männer, die nicht wussten, wer er war, herantrat. Er sagt dasselbe Wort: Du aber folge mir nach! […] Er gebietet. Und denjenigen, welche ihm gehorchen, Weisen und Unweisen, wird er sich offenbaren in dem was sie in seiner Gemeinschaft an Frieden, Wirken, Kämpfen und Leiden erleben dürfen, und als ein unaussprechliches Geheimnis werden sie erfahren, wer er ist.« In seiner ansprechenden Aufmachung und Gestaltung durch Ulrike Zellfelder vom Frei-

mund-Verlag eignet sich das Buch nicht nur für eigene, stille Lektüre, sondern auch als Geschenk für andere Menschen, die auf der Suche nach Jesus von Nazareth, dem Hoffnungsträger für die Welt sind. Professor Dr. Thomas Kothmann, geboren 1965 in Hof, Studium der Theologie in Neuendettelsau, Adelaide/Australien, Chicago/ USA und München, Ordination 1996, nach Promotion und Habilitation in Regensburg ist er seit 2011 Professor für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts am Institut für Evangelische Theologie der Universität Regensburg. Martin A. Bartholomäus Thomas Kothmann Jesus von Nazareth Hoffnung für die Welt Neuendettelsau 2013, Freimund-Verlag 82 Seiten, mit vielen farbigen, sorgsam ­ausgewählten Abbildungen ISBN 978-3-86540-1182 Zu beziehen direkt über den Freimund-Verlag Missionsstraße 3, D-91564 Neuendettelsau Telefon 0049-(0)9874-689 33-0 Fax 689 33-99 E-Mail: info@freimund-verlag.de oder über den Buchhandel

Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns«, »Ist Gott interreligiös?«, »Christentum und Islam in Geschichte und Gegenwart« und »Der Islam im Licht des christlichen Glaubens« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden.

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer i. R. Martin A. Bartholomäus Föhrenstraße 11 91564 Neuendettelsau Telefon (09874) 4270 Pfarrer i. R. Eduard Haller Sömmerlistraße 45 Altersheim CH-9000 St. Gallen Schweiz Telefon +41 (071) 272 18 16

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D. Spardorfer Straße 47 91054 Erlangen Telefon und Fax (09131) 24139 E-Mail: Grslenczka@aol.com

Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (07082) 20275 E-Mail: cmschunn@gmail.com

Professor Dr. Werner Thiede Richard-Wagner-Straße 8 75242 Neuhausen E-Mail: werner.thiede@web.de

Für den Inhalt der Artikel sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Die Meinung des Verfassers deckt sich nicht in allen Fällen mit der des Schriftleiters.

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Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender Pfarrer Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: cmschunn@gmail.com Helmut Schlee Gartenstraße 15 a 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (0 28 45) 9 49 09 50 E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de

Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Bitte nutzen Sie nur noch Einzahlungsscheine ab Heft April 2016. Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben. Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Geschäftsstelle: Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt

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Gott hat mit jedem von uns eine ganz persönliche verborgene Geschichte der Gnade. Prälat Karl Hartenstein (1894–1952)


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