Informationsbrief Februar 2018

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Jahreslosung 2018 Kann Gott hart und deutlich reden? Jesus Christus – geboren nicht aus dem Willen eines Mannes Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Willkommenskultur oder Abschottung? Diakonie ist mehr als Sozialarbeit Aus Kirche und Gesellschaft Aus der Bekenntnisbewegung Buchrezensionen

ISSN 1618-8306

Februar 2018 Nr. 308

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Erzbischof Edmund Ratz †

Im Alter von 84 Jahren ist der frühere Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland und anderen Staaten (ELKRAS), Kirchenrat Edmund Ratz, heimgegangen. Edmund Ratz leitete 18 Jahre lang die Geschäftsstelle des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes in Stuttgart. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand nahm er noch etliche Jahre den bischöflichen Dienst wahr – zunächst in der Ukraine, dann bei der ELKRAS und in Russland. Norbert Kotowski †

Pfarrer Norbert Kotowski (Pegnitz) ist im vergangenen November im Alter von 62 Jahren heimgegangen. Der promovierte Theologe leitete von 1999 bis 2010 als erster Parteiloser einen EAK-Bezirk der CSU. Neben seiner Tätigkeit als Pfarrer war er auch Schriftleiter des »Homiletisch-Liturgischen Korrespondenzblattes – Neue Folge« und Inhaber des Flacius Verlages (Fürth). Billy Graham wurde 99

Der wohl bekannteste Evangelist des 20. Jahrhunderts, der Baptistenprediger Billy Graham (Montreat/US-Bundesstaat North Carolina), wurde bereits im vergangenen November bei stabiler Gesundheit 99. In seiner rund 70-jährigen Verkündigungstätigkeit hat er vor etwa 210 Millionen Menschen in 185 Ländern gepredigt, mehrmals auch in Deutschland. 2

Katholische Kirche

erwartet, so der StarRatzinger-Preis vergeben Trompeter Zwei deutsche Theologen Ludwig Gütterhielten 2017 den Ratzingerler (Dresden). Preis. Mit diesem Preis, der mit Zwar habe es 50 000 Euro dotiert ist, wurden aufwendige der württembergische lutheriund gut gemachte Ausstellunsche Theologe Theodor Dieter gen, wundervolle Konzerte so(er leitet seit zehn Jahren das wie viel Engagement gegeben, Straßburger Institut für Ökuaber ein inhaltliches Programm menische Forschungen) und habe gefehlt. »Die Menschen der katholische Dogmatiker verlangen nach einer Botschaft, Karl-Heinz Menke gemeinsam nach einem auch kämpferischen mit dem orthodoxen KompoAnsatz der Veränderung. Doch nisten Arvo Pärt (Berlin und diese Impulse fehlen, kein SeelEstland) ausgezeichnet. sorger geht voran.« Stattdessen beweihräuchere man sich in der Kirche, hinterfrage nicht mehr Kirche in Deutschland und sei bequem. Reformation und neuzeitliche Entwicklungen nicht zu eng verknüpfen

Ökumene

Vor einer zu engen Verknüpfung der Reformation vor 500 Jahren mit neuzeitlichen Entwicklungen wie dem modernen Verfassungsstaat, der Religionsfreiheit oder der Säkularisierung hat der Münsteraner Historiker Matthias Pohlig gewarnt. Diese ließen sich nicht als direkte Effekte der Reformation nachweisen. Je größer der zeitliche Abstand von Ereignissen und Phänomenen zur Reformation, umso weniger lasse sich wissenschaftlich ein direkter Zusammenhang herstellen.

Neuapostolische Kirche Gastmitglied

Weltbekannter Trompeter Ludwig Güttler: Im Reformationsjahr fehlte die Botschaft

Der Vorsitzende der (katholischen) Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München), hat die versöhnlichen Töne des 500. Reformationsjubiläums hervorgehoben.

Die Feierlichkeiten anlässlich des Reformationsjubiläums fanden weniger Zuspruch als

Bei ihrer 89. Delegiertenkonferenz hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Baden-Württemberg (ACK), die Neuapostolische Kirche Süddeutschland (NAK) als Gastmitglied (in »beratender Mitwirkung«) aufgenommen. Nach einem langen Vorbereitungsprozess hatte die NAK Süddeutschland Ende 2016 einen Antrag auf Gastmitgliedschaft gestellt. Verschiedenheit trennt nicht mehr

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Die katholische Kirche sei von den Evangelischen mit dem Herzen aufgenommen worden, polemische Spitzen seien unterblieben. Die Ökumene sei ein gutes Stück vorangekommen. »Was wir jetzt noch an Verschiedenheiten haben, ist nicht mehr kirchentrennend«, sagte der Münchner Erzbischof.

Freikirchen EmK-Bischof i. R. Rüdiger Minor heimgegangen

Der frühere Bischof der Evangelischmethodistischen Kirche (EmK) in der DDR, Rüdiger Minor, ist im Alter von 78 Jahren heimgegangen. Der gebürtige Leipziger leitete die methodistische Kirche in der DDR von 1986 bis 1992. Nach der Vereinigung der ost- und westdeutschen Methodisten übernahm er von 1992 bis 2005 das Bischofsamt im Eurasischen Sprengel der EmK.

Mission Missionsdirektor Zieger im Amt bestätigt

Missionsdirektor Roger Zieger (Bleckmar/Berlin) von der zur SELK gehörenden Lutherischen Kirchenmission in Bleckmar (Lüneburger Heide) wurde erneut als Missionsdirektor bestätigt, ebenso die auch zur Missionsleitung zählende

Kassenführerin Anne Schütz (Hamburg).

Innere Mission

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Württemberg: Missionarische Dienste mit neuem Leiter

Die Missionarischen Dienste der Württembergischen Landeskirche, dazu gehören die Hauskreisarbeit und Glaubenskurse, aber auch die Gottesdienstreihe »Kirche im Grünen«, bekommen im Frühjahr einen neuen Leiter: Tobias Schneider (39), bisher Pfarrer in Willsbach (bei Heilbronn). Er folgt auf Werner Schmückle (Stuttgart), der in den Ruhestand trat.

Diakonie Kinder- und Jugendhospiz in Stuttgart eröffnet

Im vergangenen November hat das Kinder- und Jugendhospiz in Stuttgart die ersten Bewohner aufgenommen, womit der Evangelische Kirchenkreis die erste stationäre Einrichtung dieser Art in Stuttgart geschaffen hat, das zudem das erste stationäre Angebot in Baden-Württemberg ist. Es kann bis zu acht »lebensverkürzt erkrankte« Kinder und Jugendliche aufnehmen. Deutschlandweit gibt es derzeit 15 Hospize in denen Kinder und Jugendliche auch übernachten können.


kurz+bündig Pädagogik Wechsel: Stock folgt auf Meier

Neuer Generalsekretär des Verbandes Evangelischer Bekenntnisschulen (VEBS) ist der Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Stock (Woltersdorf bei Berlin), der zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirch (SELK) gehört und auch zum Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA). Er folgt auf Berthold Meier (62, Karlsruhe), der für rund 30 Jahre sich für Bekenntnisschulen engagierte und seit 2007 hauptamtlicher Generalsekretär war und nun die neu geschaffene VEBS-Akademie leitet. Zurzeit hat der Verband etwa 140 Bildungseinrichtungen – davon 15 Kindertagesstätten – an 70 Standorten mit rund 23000 Schülern.

der Stiftung Christliche Medien, en, Jugendliche und Gebildete Witten. zögen sich aus den meist konservativen und bildungsfernen Moscheegemeinden zurück.

Kirchentag

Islamrat hat keinen Anspruch auf Religionsunterricht

Motto für 2019

Der Islamrat und der Zentralrat der Muslime sind nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster keine Religionsgemeinschaften im Sinne des Grundgesetzes. Damit hätten sie auch keinen Anspruch auf allgemeine Einführung eines islamischen Religionsunterrichts in Nordrhein-Westfalen.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 19. bis 23. Juni 2019 in Dortmund steht unter dem Leitwort: »Was für ein Vertrauen«. Die Losung wurde im vergangenen Oktober von Kirchentagspräsident Hans Gesellschaft Leyendecker, Kirchentagsgeneralsekretärin Julia Helmke und USA: der westfälischen Präses Annette Neues Abtreibungsgesetz? Kurschus bekanntgegeben. Ein strengeres Abtreibungsgesetz hat in den USA im vergangenen Herbst die erste Islam politische Hürde genommen. Im US-Repräsentantenhaus Verlagswesen Muslime ziehen sich zurück stimmten 237 Abgeordnete für Nach Ansicht des Religionsein Abtreibungsverbot nach der Neue Programmleiterin wissenschaftlers Michael Blume 20. Schwangerschaftswoche, bei adeo verabschieden sich immer mehr 189 votierten dagegen Der zum evangelischen Ver- Muslime innerlich von ihrer lag Gerth Medien gehörende Religion, weil der Islam von der Humanistischer Verband adeo Verlag (Aßlar) hat nach Säkularisierung voll erfasst sei. Kirchen gleichgestellt dem Ausscheiden des bisherigen Der Islam befinde sich weltweit Der Berliner Landesverband Verlagsleiters Stefan Wiesner in einer tiefen Krise, auf die des Humanistischen Verbaneine neue Programmleiterin: die einige Muslime mit Radikalisie- des (HVD) wird den großen 47-jährige Karolin Kuhn. Sie rung und Gewalt antworteten, christlichen Kirchen gleichgewar seit 1992 im Lektorat bei während noch viel mehr ihre re- stellt und erhält den Status des Gerth Medien tätig. Als Verligiöse Praxis verringerten oder öffentlichen Rechts. Der HVD lagsleiter fungiert seit dem 1. ganz aufgäben. Dieser »stille versteht sich als Vertretung der September 2017 Detlef HoltRückzug« zeige sich daran, dass religionsfreien Bevölkerung. Er grefe, der zuvor 15 Jahre Genur noch eine Minderheit der hat in Berlin und Brandenburg schäftsführer des evangelischen Muslime in Europa täglich bete, mehr als 13 000 Mitglieder. Brunnen Verlags (Gießen) war. und Tausende Muslime zum Den Lebenskundeunterricht des Adeo wurde 2010 gegründet. Christentum, den Bahai oder Verbandes besuchen in Berlin Das Unternehmen gehört seit den Religionen ihrer Vorfahren nach eigenen Angaben mehr als 2016 zur SCM Verlagsgruppe konvertierten. Vor allem Frau60 000 Schüler. 4

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Aus Lehre und Verkündigung mm »Ich mag mich unglücklich fühlen – aber durch DICH kehrt neues Glück in mir ein.m Ich mag mich einsam und verlassen fühlen – aber DU verlässt mich nicht.m Ich mag mich hilflos fühlen – aber bei DIR ist die Hilfe, die ich brauche.m Ich mag lange Zeit ohne Freude gewesen sein – aber DU schenkst mir neue Freude (ein).m Ich mag lange Zeit keine herzerfrischende Liebe mehr erfahren haben – aber Deine Liebe bleibt.m Ich mag nur an mich selbst denken, an mich und meinen Vorteil – aber DU weitest meinen Horizont.m Ich mag auf meine Enttäuschungen und Niederlagen blicken – aber DU richtest mich auf.m Ich mag deine Wege für mich nicht verstehen – aber DU führst mich, hältst, trägst und leitest mich.m Ich mag mich darin schwertun, DIR zu glauben und zu vertrauen – aber DU wirkst in mir.m Ich mag traurig sein – aber in DIR finde ich wahren Trost.m Ich mag mutlos und verzagt sein – aber DU lässt mich nicht los, nicht so, wie ich gerade bin.m Ich mag verbittert sein und verkrampft – aber DU löst meine Verspannungen.m In mir mag es finster sein – aber in DIR finde ich ins Licht.m In mir mag Unruhe, gar Streit und Ärger sein – aber in DIR finde ich Frieden.m Ich mag undankbar geworden sein – aber DU löst neues Nachdenken in mir aus.m Wie gut, dass DU mein GOTT und Vater in den Himmeln bist.m Wie gut, dass DU für mich sorgst, als sei (ausgerechnet) ich deine einzige Sorge.m Wie gut, dass ich niemals tiefer fallen kann als in deine liebevollen Hände.«

Hans-Gerd Krabbe

mm Wo Gott Raum gewinnt, da wird Murren zum Stillesein, das Stillesein zum Danken, Danken zu einer fröhlichen Hoffnung ewigen Lebens. Friedrich von Bodelschwingh

mm Es werden kirchliche Leute, es werden auch Pfarrer, es werden auch Geistliche beteiligt sein bei der Verfolgung der Gemeinde Christi auf Erden. Das wird geschehen, weil die Welt blind ist, weil sie nicht weiß, wer Gott ist, Gott der Vater und Gott der Sohn. Dessen könnt ihr ganz sicher sein: Wenn jemals hier bei uns sollten Christenverfolgungen stattfinden, dann werden Pfarrer auf Seiten der Verfolger in den ersten Reihen stehen, um die allergrößten Steine aufzuheben und zu schleudern.

Walter Lüthi m (1901–1982, evangelischer Pfarrer in der Schweiz) INFORMATIONSBRIEF 308

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mm Wenn ich das öffentliche Leben, die Diskussionen, Talkshows, Darstellungen der öffentlichen Kultur, vor allem in den Privatsendern, das Verhalten des Bundestages noch jüngst bei der Abstimmung über Leben und Tod von ungeborenen Menschen verfolge, habe ich, wie auch viele andere, den Eindruck, dass wir im deutschen Volk gegenwärtig einen Grad der Entchristlichung erreicht haben, der möglicherweise weit über das hinausgeht, was die Nationalsozialisten in zwölf Jahren bewirken konnten. Günter Rohrmoser (1927–2008), 1996

mm Es gibt keinen größeren Schaden in der m Christenheit, als seine Kinder zu vernachlässigen. Martin Luther

mm Das Reformationsjubiläum wird auf jede Weise verramscht – bei gleichzeitiger Unfähigkeit, es mit Inhalt zu füllen. Bischof i. R. Jobst Schöne

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Jahreslosung 2018 »Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst« Offenbarung 21,6 Gert Kelter

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elben Sprudel gab es für uns als Kinder nur zu besonderen Anlässen. Auf meine Bitte: »Mama, ich habe Durst, darf ich eine Flasche Orangensprudel haben?«, lautete die StandardAntwort: »Wenn du wirklich Durst hast, trinke Wasser!« Ich hatte natürlich nicht »wirklich« Durst. Wer nicht wirklich Durst hat, empfindet Wasser als fade und langweilig und trinkt es nur, wenn es gar nicht anders geht. Eine Milliarde Menschen weltweit erfahren hingegen täglich leidvoll, was Durst bedeutet, haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, müssen viele Kilometer zu dürftigen Brunnen zurücklegen. Mit dem Durst nach dem Evangelium ist es nicht anders: Viele Menschen haben diesen elementaren Durst nach der Botschaft von der Befreiung des Sünders, vom Leben, das über den Tod hinaus bleibt, nicht oder nicht mehr. Lebendiges Wasser – und das auch noch umsonst – reizt die, deren Durst gestillt zu sein scheint, nicht mehr.

Anders die Tausenden von ehemaligen Moslems, die in den letzten Jahren vom lebendigen Wasser gekostet haben, sich taufen ließen und in der Verheißung der Jahreslosung die Erfüllung ihrer Sehnsüchte erleben. Wie Verdurstende müssen sich die Menschen fühlen, die unter dem Joch des Islam aufwuchsen, manchmal bereits in ihren Heimatländern den Duft der Gnade gerochen oder erst in Deutschland in einer christlichen Gemeinde davon erfahren haben, was Sinn, Erfüllung, Leben, Freiheit, Gnade, Erlösung bedeuten. Ja, die wissen, was Durst wirklich ist! Da geht es nicht um Genuss, sondern um Leben oder Tod. Da sind nicht die angesprochen, denen es um »gelben (Luxus-)Sprudel« geht. Sondern da geht es um den Durst nach Sinn, nach Erfüllung, nach Leben, nach Freiheit. Was muss ich denn tun, um meinen Durst nach Sinn, Leben, Freiheit, Gnade und Erlösung stillen zu können? »Nichts!«, antwortet Jesus Christus. »Das lebendige, alles Bisherige ersäufende Lebenswasser gebe ich dir umsonst!« Gratis, sola gratia. W Aus: Feste-Burg-Andachts-Kalender für 2018 © Freimund-Verlag, Neuendettelsau 2017

Gert Kelter Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Kann Gott hart und deutlich reden? Sprüche Salomo 6,16–19 Von einer Kanzel wurde dieser biblische Text wohl noch nie gepredigt G e r h a r d N a u j o k at

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ann Gott hart und deutlich reden? Ja, das kann Gott und tut es auch. Eine Liebeshuldigung an den Menschen ist diese biblische Textstelle nicht. Offenbar ist Gott weder der gütige, noch geduldige, noch wohlwollende Herr, den man uns lange verkündigt hat. Sicher ist Gott das auch. Aber bis zum Überdruss wurde von christlichen Kanzeln die Botschaft Gottes geschönt, weichgespült und das Märchen vom rundum und immer liebenden Gott erzählt. Am liebsten solle er schweigen oder tot sein. Aber Gott bringt sich in der Menschheitsgeschichte immer wieder in Erinnerung. Er hat dafür vielfache Wege: Erdbeben, Wassermassen, Epidemien, Hungersnöte. Und er redet auch durch den Mund von Menschen. In dem vorliegenden Text aus den Sprüchen Salomos kommen verdrängte und verschüttete Wahrheiten zum Tragen, die ebenfalls zur Botschaft und zum Evangelium Gottes gehören. Denn der Mensch hat es erreicht, dass Gott in Zornesaffekte gerät, ja, dass er hassen kann. Das hat vielfältige Auswirkungen. Denn Gott erregt sich gegen bestimmte Bosheiten der Menschen. »Diese sechs Stücke hasst der Herr und am siebenten hat er einen Gräuel: hochmütige Augen; falsche Zunge; Hände, die unschuldig Blut vergießen; ein Herz, das mit böser Tücke umgeht; Füße, die behände sind, Schaden zu tun; ein falscher Zeuge, der frech Lügen redet und wer Hader zwischen Brüdern anrichtet« (Sprüche Salomos 6,16–19).

Gerhard Naujokat † INFORMATIONSBRIEF 308

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Ob die Aufzählung als Steigerung gemeint ist, wird nicht klar erkennbar, jedoch wird das letzte Objekt des Hasses besonders hervorgehoben, denn einen Gräuel haben, stellt offenbar eine Steigerung des Hasses dar. Es beginnt scheinbar harmlos: »hochmütige Augen«. Wer den typisch hochmütigen Ausdruck kennt, diesen leicht gehobenen Kopf, die verkniffenen Augenlider, den nach unten gerichteten Blick und vielleicht noch die verächtlich bis spöttisch herabgezogenen Mundwinkel, der weiß, wie sehr dieser scheinbar harmlose Ausdruck verletzen, erregen, ja empören kann. Eine lautlose Geste kann kränkender sein als ein heftiges Wort, mit dem der Urheber seine eigene Erregtheit und Engagiertheit bekundet. Hochmütige Augen dagegen haben etwas Kaltes, Teilnahmsloses und damit besonders Unmenschliches. Solche dünkelhaften, selbstgefälligen Blicke können den andern tief treffen und verletzen. Unser empfindsames seelisches Gefüge ist eine Besonderheit des Menschen. Es ist ein hehres und hohes Gut, das es zu achten, zu beschützen und zu bergen gilt. Die Bibel verwendet dafür eine erstaunliche Formulierung: »Ich trage meine Seele immer in meinen Händen.« Dieses sensible Innere bedarf der Abschirmung. Deshalb hasst Gott überheblichhochmütige Blicke, die den andern demütigen und erniedrigen sollen. Nicht anders die »falsche Zunge«: In berechnender Schläue, in schwer durchschaubarer Doppelbödigkeit – wir reden auch oft von Doppelzüngigkeit – sagt jemand etwas, das er selbst nicht recht glaubt, verdreht eine Wahrheit bis zur Unkenntlichkeit, macht schlecht, schwärzt an, stellt in Zweifel, erfindet Gerüchte, schädigt Ruf und Ehre, verletzt und beleidigt, macht hilflos und klein – gegen eine falsche Zunge sind wir machtlos. Blinde, stumme Wut steigt in uns auf. Man kann nicht widerlegen, auch nicht dementieren, nicht überzeugen und richtigstellen. Denn eine falsche Zunge agitiert um die Ecke, 7


argumentiert indirekt, verhüllt mehr, als sie klärt, will verunsichern und verschleiern, bezichtigt die andern der Lüge. Im Buch Hiob (5,21) ist von der »Geißel der Zunge« die Rede. Ist es nicht verständlich, dass bei dem Menschen, dem so mitgespielt wurde, Hass zurückbleibt? Und Gott spürt diesen Hass wohl auch in sich selbst. Hat Gott auch manchmal etwas recht Menschliches an sich, dass er die falsche Zunge verachtet? Wie anders könnte die Zunge Zeugnis geben nach Apostelgeschichte 2,11.26: »Mein Herz ist fröhlich und meine Zunge freuet sich, sie kann von den großen Taten Gottes reden.« Mitten in die mehr seelisch bestimmten Bösartigkeiten wird nun eingefügt, was sicher noch konkreter und unendlich schlimmer ist: »Hände, die unschuldig Blut vergießen«. Müssen wir bei »unschuldig Blut« nicht an die Hunderttausende von Abtreibungen denken, die Jahr für Jahr bei uns vorgenommen werden? Es ist die kaltblütige Tötung, bei der man das getötete Leben nicht einmal hasst, das vielleicht nur unbequem weil unerwünscht war. Nicht nur eventuell krankes, verkrüppeltes oder lebensunfähiges Leben töten wir im Mutterleib, sondern gesundes, erwartungsvolles und begabtes. Sonst sind wir dagegen, dass unschuldiges und selbst schuldiges Blut vergossen wird, sind gegen die Todesstrafe und zu Recht gegen den Krieg. Warum nicht mit gleicher Heftigkeit gegen die Tötung unschuldigen Menschenlebens im Mutterleib, dessen wir uns entledigen wie einer lästigen Infektion oder gar eines Ungeziefers? Abtreibung, Kindesmord, Sexualverbrechen – das sind alles Vorgänge, das ist immer etwas Böses und Verwerfliches, von Gott Gehasstes. Häufig wird vergessen, dass jede Tat ihre seelischen Wurzeln hat und dass die Wurzel des Bösen im menschlichen Herzen sitzt. Der Mensch verharmlost gern sein Tun, selbst wenn es unschuldiges Blut betrifft, einen Leib von unserem Leib. Vor den Augen Gottes bedeutet es Entsetzen und Abscheu. Noch dazu: Jede heutige, moderne Frau besitzt derzeit soviel Kenntnisse, Möglichkeiten und Mittel, von vorneherein eine Schwangerschaft zu umgehen oder auszuschließen. Ein Volk wird daran erkranken und überaltern, wenn Geburten und neues Leben in dieser massiven Weise verhindert werden. Wir sollten wieder ernsthaft zur Kenntnis nehmen, dass ein Mensch schon in der kleinsten Form im Mutterleib ein Mensch ist und nicht erst später zum Menschen wird (»Mensch von Anfang an«, Prof. Blechschmidt). Jeder unguten Tat und jedem unrechten Wort ging immer das Herz voraus, »das mit böser Tücke umgeht«. Diese Tücke ist es, die noch 8

mehr Abscheu verdient, die noch unheimlicher ist, weil die Folgen nicht absehbar sind. Diese bösartige Falschheit ist es, die Menschen verführt und verfolgt, die mit Hinterlist gefährliche Wege zeigt, die mit Heimtücke bei andern Scherben und Zerstörung anrichtet. Im Herzen des Menschen wohnt Intriganz, Infamie und oft doppeltes Spiel. Es brütet neue Bösartigkeiten aus, nicht zuletzt »alternative Wahrheiten«. Solche Gehässigkeiten des Herzens und solch ein arglistiges Leben sind Gott zuwider. Eine der naheliegenden Folgen ist dann, »dass Füße sich auf den Weg machen, um Schaden zu tun«. Der bösen Tücke des Herzens ist kein Weg zu schwer und zu steinig, den Füßen scheinbar nichts zu weit und zu schwierig. Da greift eines in das andere: Hochmut, Missgunst, Neid, Bösartigkeit, Hass, Krieg. Die Absicht zu schaden, ja zu töten wird dann offensichtlich. Eine alte Volksweisheit sagt: »Wer lügt, der stiehlt und zündet Häuser an.« Oder poetischer ausgedrückt: »Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie fortwährend Böses muss gebären« (Schiller). Man kann das in der Geschichte und in der Gegenwart deutlich nachvollziehen. Immer wieder wird Feindschaft zwischen den Völkern entfacht und vernichtende Kriege geführt. Diese Füße marschieren, lassen Panzer auffahren, Kanonen sprechen. Alle zerstören, vernichten, zerschießen große Städte und weite Landschaften. Trümmer, Verstümmelungen, Elend, Hunger und Tod bleiben zurück. Vor keiner Unmenschlichkeit schreckt man zurück, verwendet Sprengstofffallen und Gas. Terroristen missbrauchen Menschengruppen als Schutzschilde. Besonders verwerflich, wenn Kinder Waffen erhalten, an die kämpfende Front müssen und zum Schießen gezwungen werden. Bei »Füßen, die sich auf den Weg machen« denkt man unmittelbar an Selbstmordattentäter, die sich getarnt hineinschleichen und sich mit Menschen und Material in die Luft sprengen. Wenn Menschen Menschen töten, so ist das kaltes Verbrechen. Die Botschaft des Neuen Testamentes sollte Gehör finden. Denn nach Epheser 2,16f. »versöhnte Christus Gott durch das Kreuz und hat die Feindschaft getötet durch sich selbst und ist gekommen, im Evangelium den Frieden zu verkündigen«. Jesus lehrte darum seine Jünger: »Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, die euch verfolgen« (Matthäus 5,44). Aber wer wäre in dieser Welt in der Lage, eine solche Botschaft global zu vertreten und umzusetzen? Dann ist auch das falsche Zeugnis in dieser Aufzählung am Platze. Denn »ein falscher FEBRUAR 2018

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Zeuge, der frech Lügen redet«, kann bald zwischen Gutem und Bösem, zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Mein und Dein, zwischen Recht und Unrecht nicht mehr unterscheiden. Allmählich verdrehen sich die Wirklichkeit und die Wertigkeit der Dinge. Jede Ordnung gerät aus den Fugen, die Wertesysteme werden auf den Kopf gestellt, das Oberste zuunterst gekehrt, sodass schließlich alles gleich gilt und es auf nichts mehr ankommt als auf das eigene Interesse, den subjektiven Effekt, die Leidenschaft, die Ehrsucht, den Egoismus. Diese Dehnbarkeit wird zur Einbruchstelle des Bösen, zum Ort der Manipulierbarkeit. Das menschliche Wesen und Wollen ist nach dem Urteil der Bibel von Grund auf verderbt und eben nicht gut. Die Ursache von Konflikten ist immer der Mensch selbst und die Wurzel des Unguten liegt im menschlichen Herzen. Von daher erhält die Zunge ihre Energie und ist dann leicht imstande, »freche Lügen« in die Welt zu setzen, Wahrheiten zu verdrehen und dem falschen Zeugen Zündstoff zu liefern. Hier kommen Hinterlist, Gehässigkeit und Infamie ins Spiel. Alles verachtet Gott. Jesus hinterließ die Botschaft: »Eure Rede sei: ›Ja, ja; nein, nein.‹ Was darüber ist, das ist vom Übel!« In der christlichen Kirche und Gemeinde sollten Brüder und Schwestern eine lebendige, geistliche Einheit bilden. Auch konträre Probleme sind dann lösbar, wenn kein Querkopf Zwiespalt sät. Aber wehe, wenn dem nicht so ist! Dann steigert sich der Hass Gottes vor dem siebenten Verbrechen zum Gräuel: »Wer Hader zwischen den Brüdern anrichtet.« Das ist für Gott unerträglich und abstoßend. Die Gemeinschaft der Brüder, der Zusammenhalt der Gleichgesinnten und Gläubigen: darauf ist jede Gemeinschaft und Gesellschaft angewiesen. Hier wäre der Einzelne geborgen, hier weiß er, wohin er gehört, hier bekommt er Halt und erhält Ausrichtung und Aufrichtung. Sät jemand Hader, dann kommen Fragen, Zweifel, Unsicherheit, vielleicht der Verlust des Glaubens und gegenseitige Verunglimpfung. Geschichtlich kann man eine deutliche Kette erkennen vom Vorurteil über die Abwertung zur Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung. Gerade die ideologisch/politische Variante des Bruderhasses in der Ketzerverfolgung erwies sich als besonders fanatisch, rücksichtslos und brutal. In aller Welt und in langer Geschichte waren und sind die Glaubenskriege die schrecklichsten und die Verbrechen in den Bruderkriegen die grauenhaftesten: Man denke an die verübten Gräuel durch Kreuzritter und Inquisition, an die Schrecken des DreißigjähriINFORMATIONSBRIEF 308

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gen Krieges, die Auswüchse des Bolschewismus und des Faschismus, die Mordstätten des deutschen Nationalismus, die Enthauptungsserien islamischer Fanatiker. Die blutige Spur des Bruderkrieges, die Vernichtung des ideologischen Gegners, die Tötung des Andersgläubigen sowie die weltweiten terroristischen Anschläge und Entführungen reichen in unsere Gegenwart und in unser Land hinein und verdienen tiefste Ablehnung. Aber wir kennen auch in unseren vielgestaltigen, heimischen Gemeinden problematische Situationen und Konstellationen, die oftmals betroffen machen. Da sind »Brüder im Glauben«, die einen persönlichen Streit über Jahre nicht zu schlichten vermögen und andere, die durch theologische Haarspaltereien einander feind werden. Nicht gemeint sind notwendige Klärungen um der Sache willen, um Wahrheiten zu finden oder zu erhärten. Brüder (ebenso Schwestern) können durchaus unterschiedlich denken. Differenzierte Positionen sind wichtig und wertvoll im Reiche Gottes. Gemeinschaft hat Spannkraft und zerbricht nicht an einer anderen Meinung. Aber manches ist sachlich und geistlich nicht mehr einzuordnen. Dann zieht ein doppeltes Spiel bis in die eigenen Reihen hinein und man erlebt Unterstellungen, Schweigen und Meiden. Wie viel Hässlichkeiten spielen sich dann meist hinter dem Rücken ab und wie viel Giftkörnchen werden auf den Weg gestreut. Wenn Brüder und Schwestern sich nicht mehr unter das Urteil der »Heiligen Schrift« stellen und die Zweisamkeit nicht über die Zwietracht siegt, dann wundert es nicht, wenn Gott gegen die Urheber dieser Machenschaften einen gesteigerten Hass empfindet und diesen als Gräuel bezeichnet. Was ist gegen diese bedrohliche Botschaft zu tun? Gott selbst hat etwas getan. Er hat einen Weg gefunden, der seine Liebe und Treue zu den Menschen begründet und erhält. Er hat seinen eigenen Sohn gegeben, dessen Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen. Der Apostel Johannes hat dafür die Worte gefunden: »So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben« (Johannes 3,16). Christus ist der Weg zur Vergebung und Versöhnung. Der Prophet Jesaja bekräftigt es: »Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt« (Jesaja 53,5). Hier löst sich das unentwirrbare Knäuel menschlichen Versagens. Die Versöhnung mit Gott und das Heil durch Jesus Christus durchbrechen die Kette des Unheils. W 9


Jesus Christus –– geboren nicht aus dem Willen eines Mannes Warum das Bekenntnis zur Jungfrauengeburt intellektuell vertretbar bleibt –– Teil 2 von 2 Werner Thiede

Anmerkungen zur Problematik der Mariendogmen Sofern die Lehre von der Jungfrauengeburt von dieser Konzentration auf Jesus Christus in irgendeiner Form wegführt, kann nur Missbrauch oder Missdeutung angezeigt werden. Solch eine falsche Richtung ist in der Entwicklung der Mariologie in der Tat eingeschlagen worden. Das erste der bisher vier Mariendogmen wurde 431 auf dem Konzil von Ephesus definiert: Die hier erfolgte Beschreibung Marias als »Mutter Gottes« im Sinn von »Gottesgebärerin« lag schon insofern nicht ganz auf der Linie von Chalcedon, als es die »Mutter des Menschen Jesus« nicht im gleichen Atemzug mit herausstellte. Das zweite Mariendogma wurde auf dem Konzil von Konstantinopel 553 formuliert und galt der bereits kritisch erwähnten Lehre, dass Maria vor, während und auch noch nach der Geburt Jesu Jungfrau geblieben sei.33 Damit und mit den weiteren Mariendogmen hat sich die Kirche von dem entfernt, was man noch gutwillig als »geschichtlich« einstufen könnte, und so – abseits des Credo-Sinnes – den Weg vom »gebrochenen Mythos« zu einer gewissen, jedenfalls biblisch nicht gedeckten Mythologisierung eingeschlagen.

Werner Thiede Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Das dritte und das vierte Mariendogma sind erst neuzeitlich entstanden und werden nur von der römisch-katholischen Kirche geglaubt. Papst Pius IX. erhob 1854 die noch von Thomas von Aquin abgelehnte Lehre zum Dogma, Maria sei selbst unbefleckt Empfangene, also bereits im Augenblick ihrer eigenen Empfängnis durch ihre Mutter Anna göttlicherseits von der Erbsünde erlöst worden.34 Ein wichtiges Interesse dieses Dogmas war und ist es, die »Erbsünden«-Freiheit Jesu durch die Lehre von der seiner Mutter zu untermauern. Man machte dabei nicht geltend, dass doch der sich als Jesus inkarnierende Logos als solche Person Sündenfreiheit implizierte. Dementsprechend war in den ersten Jahrhunderten der Kirche eine solche Lehre nirgends zu finden gewesen.35 Bezeichnenderweise tauchte sie erstmals auf bei Pelagius,36 der insgesamt bemüht war, die Möglichkeiten des Menschen der Gnade Gottes gegenüber zu betonen. Von daher zeichnet sich nämlich ein anderes, auf den ersten Blick kaum erkennbares Interesse dieses Dogmas ab: Wurde Maria frei von jeder Erbsünde gedacht, so implizierte das gemäß römisch-katholischer Theologie die Befreiung ihres Willens im Sinne der Wiederherstellung zu seiner geschöpflichen Freiheit. Maria konnte dem zuvorkommenden Gnadenhandeln Gottes also in »wahrer Willensfreiheit« entsprechen! Ihr ausdrückliches Einverständnis nach Lukas 1,38 wird von der römischen Willenslehre geradezu als der Idealvorgang menschlicher Beteiligung am Heilswerk Gottes aufgefasst: »Ihr Ja konnte erst das Leben des Gottessohnes ermöglichen […] Und so hat sie ermöglicht, daß viele das Leben sehen durften […]«37 Alles hängt demnach zwar zunächst an Gottes zuvorkommender und vorbereitender Gnade, doch kommt es am Ende durchaus auch darauf an, dass der Mensch aktiv zustimmt, indem er das Angebot der Liebe Gottes annimmt und nicht ablehnt. FEBRUAR 2018

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Der Kirchenhistoriker Walther von Loewenich erklärt in diesem Zusammenhang den alternativen protestantischen Standpunkt: Marias »Mitwirkung im biblischen Sinn bleibt sich dessen stets bewußt, daß sie kein selbständiger Faktor ist, der zu der göttlichen Gnade hinzukommt, sondern die Aufnahme des göttlichen Gnadenaktes in den menschlichen Willen. Natürlich kann die Gnade nur wirken, wenn sie vom menschlichen Willen aufgenommen wird, aber daß sie von ihm aufgenommen wird, ist bereits Gnade. Man kann also nicht von einer Addition von Gnade und menschlichem Willen sprechen und insofern von einer Miterlöserschaft des menschlichen Willens, wie er dann in Maria verkörpert sein soll […]«38 Marias Mitwirken im Gnaden- und Erlösungsgeschehen war schon jahrhundertelang immer deutlicher herausgearbeitet worden. Erstmals dürfte Maria bereits Anfang des 8. Jahrhunderts als »Mittlerin« betitelt worden sein. Dabei blieb es schon bald – wobei immerhin theologisch klargestellt wurde, dass es sich bei den himmlischen Heiligen und bei Maria an ihrer Spitze im Vergleich zu Jesus Christus um sekundäre Mittler handele. 1896 nannte Papst Leo XIII. Maria »die Mittlerin zum Mittler«.39 Papst Pius X. pries sie 1904 als »Verwalterin aller Gnadengaben, die Jesus uns durch seinen Tod erworben hat«.40 Noch das II. Vaticanum, das sich wie kein Konzil zuvor umfassend mit Maria beschäftigte, hat ihr ausdrücklich den Titel der »Mediatrix« (Mittlerin) zuerkannt41: Die Mutter des Herrn habe am Erlösungswerk Christi insoweit Anteil, als sie dieses durch ihren Glaubensgehorsam mitgetragen habe. Und gerade so repräsentiere sie als überragendes Glied der Kirche die Gemeinde der Erlösten. Das vierte Mariendogma von 1950 war bisher das einzige Dogma überhaupt, das ein Papst ausdrücklich kraft seiner Unfehlbarkeit festgelegt hat. Papst Pius XII. erklärte in der Promulgationsbulle Munificentissimus Deus  42 zur »Mehrung der Herrlichkeit der erhabenen Gottesmutter, zur Freude und zum Jubel der ganzen Kirche, in Kraft der Vollmacht Unseres Herrn Jesus Christus, der Heiligen Apostel Petrus und Paulus und Unserer eigenen Vollmacht: Die unbefleckte, immerwährend jungfräuliche Gottesmutter Maria ist, nachdem sie ihren irdischen Lebenslauf vollendet hatte, mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden. Wenn daher, was Gott verhüte, jemand diese Wahrheit, die von uns definiert worden ist, zu leugnen oder bewußt in Zweifel zu ziehen wagt, so soll er wissen, daß er vollständig vom göttlichen und katholischen Glauben abgefallen ist!« INFORMATIONSBRIEF 308

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Historische Tatsache ist indessen, dass aus den ersten vier Jahrhunderten der Kirche von einer Himmelfahrt Marias überhaupt nichts Schriftliches überliefert ist. Mehr noch: »Nicht nur die Schriften der Kirchenväter, unter denen sich ausgesprochene Marienverehrer befanden, sondern auch die altchristlichen Liturgien schließen die Idee einer vorweggenommenen Auferweckung Marias aus.«43 Erst ab dem 5. Jahrhundert setzte eine Legendenbildung in dieser Richtung ein. Worauf es dem 1950 definierten Dogma von der leiblichen Himmelfahrt Marias zuinnerst ankommt, ist die Betonung der himmlischen Gegenwärtigkeit der Gottesmutter in Analogie zu der ihres in den Himmel aufgefahrenen Sohnes. Ein Historiker unserer Tage kommentiert jene Entwicklung mit den Worten: »Das Verlangen, durch eine leiblich im Himmel anwesende Maria die eigenen Heilschancen zu verbessern, war stärker als die Bereitschaft, dem Einspruch einer auf Tatsachenwahrheit bauenden Vernunft stattzugeben. Nicht einer sterblichen, in einem Grab bestatteten Jungfrau und Mutter, sondern nur einer Maria, die mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahren war, trauten mittelalterliche Fromme zu, den Richterspruch Gottes durch helfende Fürsprache beeinflussen zu können. […] Marias machtvolle Präsenz in Frömmigkeit, Kult und Alltag mittelalterlicher Christen vermag aber nicht darüber hinwegzutäuschen, daß zwischen der historischen Mutter Jesu und der Maria gläubiger Verehrung unüberbrückbare Differenzen bestehen.«44 Schlimmer noch: Während das apostolische Credo mit seinem Satz über die Jungfrau Maria römisch-katholische und protestantische Christen eint,45 hat das Mariendogma von 1950 den weltweiten Bemühungen um die Ökumene einen »nahezu tödlichen Schlag versetzt«.46 Allein in der selbstkritischen Rückbesinnung ­ der getrennten Kirchen auf das gemeinsame alte Bekenntnis könnte heutzutage eine Chance zu neuem Miteinander in der Kraft des Heiligen Geistes liegen. Vorausgesetzt ist hierfür freilich eine theologische Vermittlungsarbeit, die dem Christenvolk der Gegenwart neu die den Sinn des Universums tangierende, aber keineswegs mythologische Bedeutung des Bekenntnisses zur Jungfrauengeburt nahe bringt. Eine zeitgemäße Mystagogie muss entwickelt werden, die deutlich macht: Es geht hier durchaus um unsere eigene Wiedergeburt,47 und zwar im Glauben an den – aus dem Geschichtslauf allein unableitbaren – Menschen Jesus, in dem der Name »Gott mit uns« (Matthäus 1,23) in unüberbietbar substantieller Tiefe aufleuchtet. Wiedergeboren 11


Das Konzil von Chalcedon, 8. Oktober bis 1. November 451 in Chalcedon in Bithynien, Kleinasien; Gemälde von Vasily Surikov (1876)

sind wir in solchem Glauben nicht zu der Fähigkeit autonomen Gutseins im Sinne Immanuel Kants,48 sondern zu der Fähigkeit theonomer Erkenntnis der ewigen Zugehörigkeit zum dreieinigen Gott der Liebe. Mit Helmut Thielicke gesprochen: »Wenn das mehr sein sollte als ein Märchen, dann müßte ja die Weltgeschichte einen anderen Sinn haben, als ich es bisher wähnte. Dann ginge es auch in meinem persönlichen Leben um ganz andere Themen, als ich es bislang wahrhaben wollte.«49 Und in der dichterischen Sprache Martin Luthers formuliert: »Des sollt ihr billig fröhlich sein, daß Gott mit euch ist worden ein; er ist geborn eur Fleisch und Blut, eur Bruder ist das ewig Gut.«50

Bekenntnis zur Jungfrauengeburt und zum Versöhner Der natürliche Mensch steht als solcher völlig im Gesamtzusammenhang der Entfremdung von Gott, also einer nicht nur von Leid,51 sondern auch von Sünde gezeichneten Welt. Diesen Tatbestand meint die Lehre von der »Erbsünde«, wobei begrifflich hier der unzutreffende, kirchengeschichtlich aber etwa seit dem 4. Jahrhundert etablierte Eindruck erweckt wird, als würde jene das Menschsein charakterisierende Grundsünde genetisch im Zusammenhang des geschlechtlichen Zeugungsaktes ­weitergegeben. »Vererbt« wird jedoch nichts anderes als das mit der gesamten Schöpfungswelt im Entfremdungsstatus befindliche Menschsein als solches. Das bedeutet freilich, dass das natürliche Subjekt sich seiner Konstitution nach in einem gespaltenen Verhältnis zu Gott vorfindet, das der Versöhnung bedarf. Wäre nun Jesus völlig natürlich gezeugt worden, dann wäre er von Natur aus jedenfalls ein Sünder in diesem »erbsündlichen« Sinn, nämlich ein auf Versöhnung angewiesener Mensch, nicht 12

jedoch wesenhaft der Bringer der Versöhnung. Durch die Geistzeugung aber ist ein Mensch entstanden, der zwar durch das mütterliche Genom und sogar durch die diesem entsprechende Gestalt des göttlicherseits erschaffenen väterlichen Genoms durchaus im Gesamtzusammenhang der »Erbsünde« steht, also unzweifelhaft wirklicher Mensch ist (Römer 8,3), der jedoch keine aus diesem natürlichen Zusammenhang gewordene Person darstellt. Vielmehr ist der »erbsündliche« Konnex dadurch heilsam unterbrochen, dass der Christus sich im Zugleich des Zusammenkommens von Marias kreatürlichem Beitrag, von der schaffenden Zeugung durch den Heiligen Geist und von der Einnistung des logos konstituiert. Wohlgemerkt: Seine göttliche Person ist nicht etwa unmittelbar durch die Zeugung aus der dritten Person der Trinität, sondern durch die väterliche Zeugung vor aller irdischen Zeit entstanden; und es ist diese göttliche Person, die Mensch geworden ist. Deshalb kann von der Geistzeugung nur gesagt werden, dass sie die irdischen Bedingungen für die Inkarnation und die Jungfrauengeburt schafft. Von dem Gottmenschen nun heißt es aus gutem Grund im Hebräerbrief, dass er »versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde« (Hebräer 4,15). Das Chalcedonense definiert: Er war »in allem uns ähnlich, jedoch ohne Sünde«. Er war und ist also ganz Mensch darin, dass er sowohl Leid und Schmerz als auch tiefster Versuchlichkeit ausgesetzt gewesen ist. Er war und ist aber auch ganz Gott darin, dass er als der »Fleischgewordene« bei aller existenziellen Auseinandersetzung mit den Gefahren und Lockungen des »Fleisches« seine innerste Identität stets bewährt und bewahrt hat. Er war nie Sünder, sondern als Person der heilige Sohn Gottes selbst: dem Vater gegenüber ein real Anderer geworden, und doch so real sein Kind, dass er FEBRUAR 2018

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von sich sagen durfte: »Wer mich sieht, der sieht den Vater« (Johannes 14,9). So allein konnte er am Kreuz zum Versöhner für die ganze Menschheit, ja für die gesamte Kreatur werden.52 War er nie Sünder, dann ist Barths Definition, Jesus Christus sei »der versöhnte Mensch«,53 unangemessen und irreführend. Freilich – am Entfremdet-, am Anderssein des Kreatürlichen kommt Gott in Christus nicht vorbei. Sein Geschöpf-Werden kann und will nichts Geschöpfliches beseitigen, sondern schafft in dessen Rahmen eben deshalb Neues, damit für sein Einwohnen nichts Vorhandenes abgedrängt oder im Stile der Besessenheit in Anspruch genommen werden muss. Darum ist das überkommene Dogma von der Personlosigkeit der menschlichen Natur Christi von bleibendem Gewicht. Und darum sind alle Thesen oder Hypothesen als unhaltbar zu verwerfen, die für den Gottmenschen eine natürliche Zeugung, also das Werden einer natürlich konstituierten Person annehmen und die Lehre der Jungfrauengeburt ablehnen.54 Bei aller angestrebten Modernität wohnt entsprechenden kurzschlüssigen Modellen ein versteckter platonischer Zug inne: Der logos bedarf hier, »wenn er Fleisch wird, ebenso wenig einer jungfräulichen Geburt wie die präexistenten Seelen des Plato«.55 Und geht der Platonismus der Intention nach nicht so weit, dass wie bei Kant am Ende die religiös zugestandene Fleischwerdung des Logos als aufgesetzte, eben auf die in sich vollkommene menschliche Natur Jesu »draufgesetze« und darum letztlich verzichtbare Vorstellung erscheinen muss? Wer das Credo in der besagten Richtung korrigieren und modernisieren möchte, muss wissen, dass er die Botschaft von dem Gnadenbund, den Gott mit seiner Schöpfung im Menschgewordenen eingegangen ist, theologisch aushöhlt. Insgesamt dürfte damit hinreichend deutlich geworden sein, dass die urchristliche und altkirchliche Rede von der Jungfrauengeburt keine überflüssige Zierde und erst recht kein abzustoßendes Ärgernis darstellt: Sie ist zweifelsohne Torheit für die Außenstehenden, für die Nichtverstehenden, aber Weisheit für die Glaubenden an Gottes Offenbarung in Jesus Christus. Darum gehört sie auch für uns Heutige ins Bekenntnis unseres christlichen Glaubens unverzichtbar hinein. Und sie ist intellektuell redlich vertretbar. Das sollte mit all den vertiefenden, zum Teil schwierigen Ausführungen, wie sie hier geboten wurden, deutlich gemacht werden. Ihr Platz ist im Gottesdienst ein Bekennen und Einladen an die Welt, aber auch ein Loben und Verherrlichen dessen, der durch sein Kommen in unsere irdiINFORMATIONSBRIEF 308

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sche, geschichtliche Zeit die Tür in seine Ewigkeit unwiderruflich aufgestoßen hat. Aber sie hat ihren Ort auch außerliturgisch im Dialog mit allen an der Christus-Wahrheit Interessierten. W 33) Diese bereits bei Ignatius und besonders bei Irenäus angedeutete Auffassung wurde ausdrücklich seit Ori­genes gelehrt. Augustin etwa unterstrich, Christus sei bei seiner Geburt durch den verschlossenen Schoß als Kind hervorgetreten (Predigt über das Glaubensbekenntnis 215,4). Doch noch Hieronymus hat die gegenteilige Annahme nicht für glaubenswidrig gehalten. Die Berichte im Neuen Testament (Markus 6,3par. u. ö.), denen zufolge Jesus Geschwister gehabt hat, wurden zu Gunsten dieses Dogmas mit frag­würdigen Argumenten dahingehend umgedeutet, dass es sich um Cousins und Cousinen (so Hieronymus u. a.) gehandelt habe. 34) Vgl. C. Feckes (Hg.): Mariologie. Die heilsgeschichtliche Stellvertretung der Mensch­heit durch Maria. Ehrengabe an die Unbefleckt Empfangene von der Mariologischen Arbeitsge­ meinschaft deutscher Theologen dargereicht, Paderborn 1954. 35) Vgl. Stanislaw Celestyn Napiórkowski: Art. Mariologie. Geschichtliche Entwicklung, in: EKL3, Bd. 3 (1992), 288–294, bes. 289. 36) Vgl. A. Müller: Art. Maria. II. Dogmengeschichte, in: LThK2, Bd. 7 (1962), 28ff., hier 29. 37) Michael Graff u. a.: Maria. Erscheinungen, Wunder und Visionen, Augsburg 1999, 36. 38) Walther von Loewenich: Der moderne Katholizismus. Erscheinung und Probleme, Witten, 5. Auflage 1962, 234. Vgl. auch W. Tappolet (Hg.): Das Marienlob der Reformatoren, Tübingen 1962. 39) Enzyklika »Fidentem« (Heinrich Denzinger: Kompendium der Glaubensbekenntnisse, 3033). 40) Enzyklika »Ad diem« (Denzinger, 3034). »Die Überordnung des Verdienstes Christi ist faktisch einer Nebenein­an­ derordnung gewichen« (von Loewenich, a. a. O. 235). 41) Lumen Gentium 8, Abs. 62. 42) Anschließend sagte er in einer Ansprache auf dem Petersplatz: »Unsere Stimme, die mit dem Beistand des Heiligen Geistes feierlich das hohe Vorrecht der himmlischen Mutter festlegte, ist die Stimme der Jahrhun­derte, ja wir können sogar sagen, die Stimme der Ewigkeit« (zit. nach von Loewenich, a. a. O. 242). 43) Von Loewenich, a. a. O. 251. 44) Klaus Schreiner: Maria. Jungfrau, Mutter, Herrscherin, München 1996, 470 und 493. 45) Gerd Lüdemann bemerkt: »Die Mehrheit der Mitgliedskirchen des ÖRK aber versteht die Jung­frauengeburt getreu der christlichen Tradition in buchstäblichem Sinn« (Jungfrauengeburt? Die wirkliche Geschichte von Maria und ihrem Sohn Jesus, Stuttgart 1997, 21). 46) So von Loewenich, a. a. O. 257. 47) Vgl. Helmut Burkhardt: Christ werden. Bekehrung und Wiedergeburt – Anfang des christlichen Lebens, Gießen/Basel 1999; W. Thiede: Art. Wiedergeburt. III. Christentum, 3. Praktisch-theologisch, in: RGG4, Bd. 8, 1531f.; ders. und Walter Sparn: Art. Wiedergeburt, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 14 (2011), 1073–1076. 48) Vgl. Immanuel Kant: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, in: Sämtliche Werke Bd. 3, 2000, 327–460, hier 366. 49) Helmut Thielicke: Ich glaube. Das Bekenntnis der Christen, Stuttgart, 2. Auflage 1967, 116. 50) EG 25, 3f. (1543). 51) Vgl. Werner Thiede: Der gekreuzigte Sinn. Eine trinitarische Theodizee, Gütersloh 2007. 52) Die neuerdings zur Mode gewordenen Bestreitungen des Heilstodes Christi stehen in indirektem Zu­sammenhang mit der Leugnung der Jungfrauengeburt. Sie sind blind für das in diesen Glaubens­lehren ausgesagte und bekannte Liebeswirken Gottes. Dazu Thiede: Der gekreuzigte Sinn, a. a. O. 170ff. 53) Vgl. Karl Barth: KD IV/1 (Zollikon-Zürich 1960), 83. 54) So treffend Barth, a. a. O. 211f. 55) Paul Feine: Die Religion des Neuen Testaments, Leipzig 1921, 147.

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Reformation in der Kirche 1517 und 2017

Betrachtungen auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 Reinhard Slenczka

»Ein neues Lied wir heben an …«1 »›Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn alle Welt!‹ (Psalm 96,1), denn Gott hat unser Herz und Mut fröhlich gemacht, durch seinen lieben Sohn, welchen er für uns gegeben hat zur Erlösung von Sünden, Tod und Teufel. Wer solches mit Ernst glaubt, der kanns nicht lassen, er muss fröhlich und mit Lust davon singen und sagen, dass es andere auch hören und herzukommen. Wer aber nicht davon singen und sagen will, das ist ein Zeichen, dass er’s nicht glaubt und nicht ins neue fröhliche Neue Testament, sondern unter das alte, faule, unlustige Testament gehört.«2 Luther war zwar nach seiner Stellung ein Theologieprofessor, doch keineswegs in unserem heutigen Verständnis. Der Unterschied liegt ganz einfach darin: Er hat nicht über den Glauben als geschichtlichen Gegenstand und gesellschaftspolitische Aufgabe reflektiert, sondern was er lehrte, geschah und geschieht in seiner Wirkung auch heute »aus Glauben im Glauben« (Römer 1,12). Das zeigt sich allein schon an seinen Schriften, von denen die bei weitem überwiegende Zahl Schriftauslegung sind, wobei die Auslegungen in akademischen Vorlesungen von der großen Zahl von Predig-

Reinhard Slenczka Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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ten, soweit sie sich erhalten haben, in Form und Inhalt nicht zu unterscheiden sind: Gottes Wort wird verkündigt, und Gott redet und handelt in seinem Wort. Auf diesem Hintergrund ist es wohl zu verstehen, dass es zahlreiche und gelehrte Werke über »Luthers Theologie« gibt, in denen die Eigenart seiner theologischen Erkenntnisse im geschichtlichen Zusammenhang analysiert wird. Doch dabei tritt weitgehend, wenn nicht völlig zurück, wie die Reformation Luthers bis heute und ganz unmittelbar unser kirchliches Leben bestimmt. Was alltäglich ist, wird kaum als Besonderes wahrgenommen, nämlich dass wir die Heilige Schrift in deutscher Sprache haben. In vielen Ländern, so auch in Deutschland, wurde durch die Bibelübersetzung überhaupt erst eine einheitliche Literatursprache entwickelt. Dabei ist also nicht das Problem, wie Gottes Wort in die Sprache kommt, sondern wie Gottes Wort die Sprache bildet und bereichert. Viele Wörter, Redewendungen, Bilder in unserer Sprache kommen aus der Heiligen Schrift. Unsere ganze Kultur in bildender Kunst, in Dichtung und Musik ist durch die Heilige Schrift geprägt und bereichert. Ebenso ist es für uns selbstverständlich, dass der Gottesdienst nicht in der lateinischen ­Kirchen- und Wissenschaftssprache stattfindet, sondern in unserer Muttersprache, wozu Luther in mehreren Schriften, z. B. »Deutsche Messe« (1526) die Grundlage gelegt hat. Und schließlich: Luthers 37 Lieder in deutscher Sprache, z. T. aus dem Lateinischen übersetzt, z. T. selbst gedichtet und auch komponiert. Mehrere Gesangbücher hat er zusammengestellt oder angeregt, die der Gemeinde ebenso wie die Bibel in die Hand und ins Haus gegeben werden konnten. Der Besitz von Bibel FEBRUAR 2018

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und Gesangbuch, dazu auch Katechismus, ist für uns heute ebenso erschwinglich wie selbstverständlich. Sollte das dann nicht auch bei der Benutzung ebenso sein, oder sehen wir nicht, welche Schätze hier verborgen sind. Luther dazu: »Es steht in Büchern genug geschrieben, ja es ist aber noch nicht alles in die Herzen getrieben.«3 Seit der Reformation haben wir in unseren Gesangbüchern einen ständig wachsenden Schatz von Liedern und eine damit verbundene Kirchenmusik, wobei in aller Regel gerade in diesem Bereich die trennenden Grenzen zwischen den Kirchen, weithin auch gegenüber der Gesellschaft, aufgehoben sind. Das gilt in erster Linie, jedoch keineswegs allein, für das Werk von Johann Sebastian Bach, der mit seinen Kantaten und Passionen die Gemeinde erbaut, die Herzen erfüllt und selbst Ferne zur Frohen Botschaft zieht. »Wer singt, betet zweifach«, so sagte es der Kirchenvater Augustin. Singen kann man in der Kirche, und das ist eine entscheidende Bereicherung des Gottesdienstes, dass nicht nur der Priester und eine Schola bzw. ein Chor singen, dazu meist auf Latein, sondern dass die Gemeindelieder einen Hauptbestandteil des Gottesdienstes bilden. Singen kann man auch allein, in der Familie, in der Schule, wo das ja überall und zumal bei Jugendlichen auch geschieht. Doch was wird gesungen, was wird auswendig gelernt? »Die Frohe Botschaft des Evangeliums von Gottes Gnade soll das Leben der Menschen im Alltag prägen, durch Lieder einen festen Platz im Herzen der Menschen erhalten. Die Lieder im Herzen der Menschen sind die Gestalt der Einwohnung des Heiligen Geistes in uns (Römer 8,28f.) […] Im Liedersingen geschieht die unmittelbare Kommunikation mit Gott-Mensch nicht nur ›face to face‹, sondern ›heart to heart‹. Vergleiche Luthers Formulierung in seinem ersten Kirchenlied ›Nun freut euch lieben Christen g’mein‹: ›Er wandt zu mir das Vaterherz, das war bei ihm fürwahr kein Scherz‹ (EG 341, 3) […]«4 Vieles wäre zu diesen Liedern zu sagen, was man leicht für sich entdecken kann, wenn man sie im Gesangbuch aufschlägt, liest und singt und damit auch ins Herz aufnimmt. Doch hier lediglich eine Bemerkung: Das Lied »Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen […]« nach Psalm 46 wird heute oft zaghaft oder überhaupt nicht mehr gesungen, weil es so kämpferisch INFORMATIONSBRIEF 308

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zu sein scheint. Nach dem Inhalt jedoch ist es ein Trostlied zur Stärkung in Anfechtung und Verfolgung bis hin zu »nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib […]«! Wer einen Liedschatz auswendig bei sich trägt, wie das bei häuslicher Übung und gutem Unterricht auch heute durchaus möglich ist, der wird erfahren, wie man damit ebenso wie mit Bibel und Katechismus sprachfähig in Dingen des Glaubens wird. Auch bei der Begleitung im Sterben werden der Sterbende ebenso wie die ihn Begleitenden erleben, wie man reden kann, wo es einem die Sprache verschlägt; wie man selbst dann noch ansprechbar ist, wenn die Sinne schwinden. In seiner Vorrede zu der Sammlung von Begräbnisliedern von 1542 schreibt Luther: »Wir singen auch kein Trauerlied noch Leidgesang bei unsern Toten und Gräbern, sondern tröstliche Lieder von Vergebung der Sünden, von Ruhe, Schlaf, Leben und Auferstehung der verstorbenen Christen, damit unser Glaube gestärkt und die Leute zu rechter Andacht gereizt werden.«5 1) Das erste von Luther 1523 verfasste Lied »von den zwei ­Märtyrern Christi, zu Brüssel von den Sophisten von Löwen verbrannt, geschehen im Jahr 1523«. 2) WA 35, 477,4–12. Vorrede zum Babstschen (Name des ­Buchdruckers) Gesangbuch 1554. 3) Deutsche Messe, WA 19, 78. 4) Konrad Klek (Prof. für Kirchenmusik und Universitätsmusik­ direktor in Erlangen), Kirchenlieder – der Schatz unserer Kirche, in: Lutherische Kirche in der Welt. Jahrbuch des Martin-LutherBundes 2015, Erlangen 2015, 31–44. 34. 5) WA 35, 478,31–479,2.

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Willkommenskultur oder Abschottung? Gibt es eine christliche Antwort auf die gegenwärtige Völkerwanderung? J o h a nn e s F r e y

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u dem Thema ist bereits unendlich viel gesagt worden – allen voran von den christlichen Kirchen. Wir stellen hier die Frage, ob die christliche Kirche überhaupt etwas dazu zu sagen hat – oder ob es nicht vielmehr etwas zu tun gilt – und wenn ja: Was? Um hier Antworten zu finden, ist es nötig, an einige wichtige Unterschiede zu erinnern, die in der gegenwärtigen Diskussion ganz vergessen zu sein scheinen, die aber deswegen nicht weniger bedeutsam sind. Da ist zunächst der Unterschied zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik. Es geht um den Unterschied zwischen gut und gut gemeint. Dieser Unterschied ist aufs Engste verbunden mit dem Unterschied zwischen Gesetz und Evangelium. Sodann geht es um den Unterschied zwischen Staat und Kirche und zwischen ihren jeweiligen Aufgaben. Und schließlich gibt es Unterschiede zwischen den Menschen, die zu uns kommen. Einige sind Christen. Andere sind es nicht. Und – nicht zu vergessen: Wir haben zu unterscheiden zwischen dem Alten und dem Neuen Testament. Alle diese Unterschiede haben in der Bibel eine große Bedeutung.

Johannes Frey Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Gesinnung –– Verantwortung Ganz einfach ausgedrückt: Der Gesinnungs­ ethiker tut etwas, weil es gut ist. Er ist auf den Wert der Tat bedacht. Der Verantwortungsethiker tut etwas, weil es Gutes bewirkt. Er bedenkt die Folgen seiner Tat. Der Gesinnungsethiker verteilt Almosen an die Armen. Damit beruhigt er sein Gewissen und erntet Dankbarkeit. Allerdings bleiben die Armen arm und abhängig von der Barmherzigkeit anderer. Ein Mann, der Verantwortung übernahm, war Friedrich von Bodelschwingh (1831–1910). Der Gründer von Bethel gab den Obdachlosen nicht Almosen, sondern eine Aufgabe. Dazu gab er ihnen Werkzeug in die Hand und die nötige Anleitung. Das war wesentlich aufwendiger und teurer; und es stieß sicher auch nicht immer gleich auf Dankbarkeit. Aber am Ende wurden aus Objekten der Fürsorge aktive und respektierte Teilnehmer am gesellschaftlichen Leben. Auf unsere Fragestellung angewandt: Der Gesinnungsethiker lädt alle ein, die in Not sind. Die Verantwortungsethik fragt: Was geschieht mit den Menschen, die kommen? Können wir ihnen Ausbildung und Arbeit geben? Können sie sich integrieren? Wie viele können wir aufnehmen, ohne das System zu zerstören, das die Hilfe überhaupt möglich macht? Wie w ­ irken sich die Konflikte, aus denen die Menschen kommen, hier aus? Passt die Wertordnung der Kommenden zu unserer? Und wenn nicht: Wie gehen wir mit den daraus entstehenden Konflikten um? Und dann wird er unter Umständen das an sich Gute, nämlich allen zu helfen, ganz bewusst nicht tun, sondern er wird das an sich nicht Gute tun, nämlich Menschen abweisen oder zumindest die Hilfe auf ein Minimum reduzieren, gegebenenfalls auf ein im Vergleich zum hier herrschenden Lebensstandard unzumutbar er­scheinendes Maß. Er wird das tun, FEBRUAR 2018

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wenn er nicht anders sicherstellen kann, dass nur die sich auf den Weg machen, die wirklich bedroht sind, und dass die Kraft von Wirtschaft und Gesellschaft erhalten bleibt, die erforderlich ist, um wenigstens den Allerbedürftigsten zu helfen. Nun sind das anscheinend rein praktische Erwägungen. Was hat das mit dem Glauben zu tun?

Gesetz und Evangelium –– Gesetzlichkeit und Glaube Gesinnungsethik und Verantwortungsethik erwachsen jeweils aus einer bestimmten Glaubenshaltung. Gesinnungsethik erwächst aus dem Gedanken, dass der Mensch durch sein Tun qualifiziert wird. Wer das Gute tut ist gut und wertvoll. Es ist die Haltung der Gesetzlichkeit, die Jesus am pharisäischen Judentum jener Zeit so scharf kritisierte. Dieser Haltung ist das eigene Gut-sein wichtiger als die Folgen des eigenen Tuns für andere. Die Verantwortungsethik erwächst aus dem Wissen, dass ich niemals durch mein Tun zu einem guten Menschen werden kann, sondern immer ein Sünder sein werde – das ist das Gesetz – dass aber Gott den Sünder um Jesu willen gerecht spricht, und zwar völlig unabhängig von allem Tun – das ist das Evangelium. Das Ja zu diesen beiden ist der evangelische Glaube. Er macht mich frei, verantwortungsvoll das zu tun, was zum relativ besten Ergebnis für möglichst viele Menschen führt, auch wenn ich dazu Dinge tun muss, die an sich nicht gut erscheinen. In diesem Sinne gab Martin Luther den Rat: »pecca fortiter« – »sündige tapfer!« Denn egal, was du tust, du wirst in jedem Fall nicht nur Gutes, sondern auch Böses bewirken. Aber wenn du aus Angst, schuldig zu werden, gar nichts tust, wirst du mit Sicherheit das Gute schuldig bleiben, das du bewirken könntest. Darum nimm um des möglichen Guten willen auch das unvermeidliche Böse in Kauf – wissend, dass es dich nicht von Gott trennen kann, weil du um Christi willen gerecht bist. Von hier aus ergibt sich eine weitere wichtige Unterscheidung, nämlich die zwischen Kirche und Staat und ihren jeweiligen Aufgaben.

Kirche und Staat –– Die beiden Regierungsweisen Gottes Luthers Lehre von den beiden Regimenten (Regierungsweisen) Gottes wird oft so verstanden, als teile sie die Welt in zwei getrennte (Be-) Reiche auf – das Reich Gottes und das Reich INFORMATIONSBRIEF 308

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der Welt. Im Reich Gottes herrschen Gott und sein Wort und die Liebe und der Glaube. Diesem Reich soll die Kirche angehören. Im Reich der Welt spielen Gott und sein Wort und der Glaube keine Rolle; hier herrscht nicht die Liebe, sondern die Eigengesetzlichkeit der gesellschaftlichen und ökonomischen und politischen Notwendigkeiten. Man richtet sich nach den Einsichten der autonomen Vernunft. Dieses Reich sei der Raum der Politik. So verbreitet diese Vorstellung ist, so falsch ist sie aber auch. Richtig ist, dass Gott die ganze Welt regiert und nicht nur einen Bereich. Und Christen sind nicht nur in der Kirche, sondern ebenso in der Wirtschaft und in der Politik dem Wort Gottes verpflichtet und von seiner Liebe bestimmt. Aber Gott regiert die ganze Welt auf zwei unterschiedliche Weisen – bildlich gesprochen mit der linken und mit der rechten Hand. Und in jeder Hand trägt er unterschiedliche Instrumente. Die Väter sprachen von zwei unterschiedlichen Schwertern. Mit der linken Hand wehrt Gott dem Unrecht durch staatliche Gewalt. Dazu gehört die Rechtsordnung, Regierung, Polizei und Gerichte. Sie sorgen für Ordnung, äußeren Frieden und Gerechtigkeit. Entscheidungen werden mit Hilfe der Vernunft getroffen in Abwägung der Folgen. Maßstab ist das Recht und nicht die Barmherzigkeit. Denn die Kosten für das Handeln der Regierenden tragen nicht diese, sondern die Regierten. Wenn Regierende – aus angeblicher Barmherzigkeit und Nächstenliebe – vom Recht abweichen, verzichten sie nicht auf ihr eigenes Recht, sondern auf das Recht der ihnen anvertrauten Menschen. Im Strafrecht geht es nicht um einen oft fälschlich unterstellten Strafanspruch des Staates, auf den dieser nach Belieben auch verzichten könnte, sondern es geht um das Recht der Bürger auf Schutz vor dem Unrecht, den der Staat ihnen nicht vorenthalten darf. Daraus ergibt sich, dass die Politik zur Aufnahme Schutzsuchender nur in den engen Gren­ zen des Asylrechtes berechtigt ist. Für den Bereich der Migrationspolitik besteht die Pflicht, in Abwägung der Folgen das Beste für die aufnehmende Gesellschaft anzustreben. Dementsprechend wählen klassische Einwanderungsländer ihre Immigranten nach ihrer Leistungs- und Integrationsfähigkeit und -bereitschaft aus. Denn niemand hat ein Recht auf Einwanderung nur aufgrund der Tatsache, dass sein Einkommen in seiner Heimat geringer wäre als die Sozialhilfe in Deutschland. Das ist aber nur die eine Seite, im Bilde: die eine Hand. Mit der rechten Hand regiert Gott 17


Gott regiert die ganze Welt auf zwei unterschiedliche Weisen – m bildlich gesprochen mit der linken und mit der rechten Hand.

Mit der linken Hand wehrt Gott dem Unrecht durch staatliche Gewalt. Maßstab ist das Recht und nicht die Barmherzigkeit. die Welt durch das Evangelium von der Gnade Gottes in Christus Jesus. Die christliche Kirche verkündigt dieses Evangelium. Sie trägt die Liebe und Barmherzigkeit mit ihrem diakonischen Handeln in die Welt. Die Kirche wie der einzelne Christ übt Vergebung und Barmherzigkeit, verzichtet auf eigene Ansprüche und hält die andere Backe hin, wenn sie geschlagen wird, wie ihr Herr es in der Bergpredigt sagt (Matthäus 5,38–42). In dieser Weise nimmt sie sich der Benachteiligten und Verfolgten an, beherbergt sie in ihren Häusern und auf ihre Kosten. Sie hat aber kein Recht und keinen Auftrag, sich dazu der staatlichen Gewalt zu bedienen und andere zu christlichem Verhalten zu nötigen, indem sie z. B. auf eine Politik der offenen Grenzen drängt, deren Folgen andere zu tragen haben. Die fünfte These der Barmer Theologischen Erklärung der Bekennenden Kirche vom 31. Mai 1934 sagt es so: »Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne sich die Kirche über ihren besonderen Auftrag hinaus staatliche Art, staatliche Aufgaben und staatliche Würde aneignen und damit selbst zu einem Organ des Staates werden.« Damit kommen wir zu der nächsten notwendigen Unterscheidung: 18

Mit der rechten Hand regiert Gott die Welt durch das Evangelium von der Gnade Gottes in Christus Jesus.

Altes und Neues Testament Im Alten Testament w ­aren Religionsgemeinschaft und Volksgemeinschaft, Glaubensgemeinschaft und Abstammungsgemeinschaft, Kirche und Volk, göttliches und staatliches Recht identisch. Das hatte zum einen zur Folge, dass alles Recht unter göttlicher Autorität stand. Darüber konnte nicht diskutiert, geschweige denn abgestimmt werden. Zum anderen bedeutete es, dass Menschen anderen Glaubens niemals vollberechtigte Bürger des Landes werden konnten. Ebenso konnten Menschen anderer Rasse keine vollgültigen Glieder der jüdischen Gemeinschaft werden, auch wenn sie den Glauben Israels übernahmen. Erst für ihre Nachkommen in dritter Generation bestand die Möglichkeit in die Gottesdienstgemeinschaft aufgenommen zu werden (5.Mose 23,2–9). Schließlich war dadurch ein religiöser Pluralismus innerhalb des israelitischen Staatsgebietes ausgeschlossen. Im Neuen Testament wird hier alles anders. Die neutestamentliche Gemeinde ist die Gemeinschaft der aus der politischen Gemeinde Herausgerufenen, deren Bürgerrecht im HimFEBRUAR 2018

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mel ist. Sie ist keine Abstammungsgemeinschaft. Jeder, der an Christus glaubt und auf seinen Namen getauft ist, ist vollgültiges Glied dieser Gemeinschaft. Die neutestamentliche Gemeinde ist keine politische Größe. Sie übt keine Macht aus. Sie setzt kein Recht, das für alle gilt, sondern sie unterwirft sich dem Recht des Staates, indem sie lebt, unabhängig von der Religion die dort (vor)herrscht. Das Evangelium bestimmt das Leben der Christen, aber es bestimmt nicht die staatliche Gesetzgebung. Christen können zwar Politik machen, aber sie können dafür keine höhere Autorität beanspruchen als Un- oder Andersgläubige. Daraus ergibt sich das Konzept des säkularen, religiös neutralen Rechtsstaates, in dem verschiedene Glaubensgemeinschaften gleichberechtigt nebeneinander bestehen, aber keine von ihnen politische Macht beanspruchen darf. So kann es auch für die Gesamtgesellschaft keinerlei religiöse Pflichten geben, weder etwas zu glauben und zu bekennen, noch etwas zu tun, was nicht vom Recht erfordert wird. So darf die neutestamentliche Gemeinde auch nicht die Glaubensforderung der Nächstenliebe und Barmherzigkeit und Vergebung für Staat und Gesellschaft verbindlich machen, sondern nur für sich selbst. Auf der anderen Seite bedeutet das aber auch, dass jeder, der sich der staatlichen Rechtsordnung und ihren Pflichten unterstellt und daraufhin nach Maßgabe dieser Ordnung die Staatsbürgerschaft verliehen bekommt, damit die gleichen Rechte erhält, wie die, die durch Abstammung der aufnehmenden Gesellschaft angehören, und dass er eben auch im Rahmen der geltenden Rechtsordnung seiner Religion ausüben darf. Wir dürfen dabei nur nie vergessen, dass eben dieses Recht sich dem christlichen Verständnis von Religion und Staat verdankt. Entsprechend kann der säkulare Staat die Religionsfreiheit nur soweit gewähren, als die Ausübung einer Religion die Religionsfreiheit selbst nicht infrage stellt. Insoweit wird eine Religion, die als solche politische Macht beansprucht, im säkularen Staat gegenüber der christlichen immer benachteiligt sein, als die Erfüllung ihrer religiösen Forderungen im Unterschied zum Christentum begrenzt werden muss – nicht weil der Staat das Christentum bevorzugen würde, sondern weil er seine Existenz als säkularer Staat sicherstellen muss. Das bedeutet auch, weil der säkulare Staat ein demokratischer ist und somit auch durch INFORMATIONSBRIEF 308

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entsprechende Mehrheiten abgeschafft werden kann, wie wir es gerade am Rande Europas beobachten können, dass die Verleihung staatsbürgerlicher Rechte, allen voran des Wahlrechtes, an Anhänger einer Religion mit politischem Machtanspruch mit dem Wesen des säkularen Staates unvereinbar ist. Gleiches gilt für die Zulassung religiöser oder religiös bestimmter Organisationen. Es kann nicht darum gehen, dass das Christentum sich zu seinem eigenen Schutz mit dem säkularen Staat verbünden dürfte. Der Schutz der Kirche ist der Herr der Kirche. Es ist vielmehr umgekehrt: Der säkulare Staat hat im Christentum unter allen Religionen und Weltanschauungen seinen stärksten – wenn nicht einzigen – Verbündeten, weil er sich selbst sowohl historisch als auch wesenhaft dem christlichen Politikverständnis verdankt. Der Verfassungsrechtler Ernst Wolfgang Böckenförde formulierte 1976: »Der freiheitliche säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.« Von daher muss dieser Staat sehr genau hinsehen, wie sich eine Religion zu seinen eigenen Voraussetzungen verhält. Eine Kirche, die ihn daran im Namen der Nächstenliebe zu hindern sucht, stellt sich nicht nur gegen die Grundlagen des säkularen Staates, sondern auch gegen ihre eigenen. Und sie verhält sich zudem zutiefst unbarmherzig. Denn mit der Etablierung eines Religions- oder Weltanschauungsstaates würde der Raum verschwinden, in dem überhaupt ein Wirken zum Besten der Menschen möglich ist. Vor allem würde die Kirche sich damit der Möglichkeit berauben, ihren Glauben zu leben und zu bezeugen. Das ist in allen derartigen Staaten so offensichtlich, dass es sich erübrigt, Beispiele aufzuzählen. Aber damit stehen wir bei der letzten Unterscheidung, die hier bedacht werden muss.

Christen und Andersgläubige Was diese Unterscheidung für die Politik bedeutet, wurde in dem Abschnitt über den säkularen Staat ausgeführt. Jetzt ist zu bedenken, was sie für die christliche Gemeinde bedeutet. Gemeinschaft »Lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen« (Galater 6,10). Die ganz überwiegende Zahl von Verfolgten sind Christen. Hier sind wir als Christen zuallererst gefordert. Ihnen muss unsere Gastfreundschaft gelten. Ihnen müssen wir die Hand entgegenstrecken. Ihnen müssen wir zur Seite 19


stehen, damit sie sich bei uns zurecht finden, unsere Sprache lernen, Ausbildung und Arbeit finden. Vor allem aber brauchen sie ein geistliches Zuhause in unseren Gemeinden. Damit stellt uns die so genannte Flüchtlingskrise vor allem die Aufgabe, dass wir da hingehen, wo die Menschen ankommen – konkret: ins nächste Flüchtlingsheim – und die Christen ausfindig machen, sie willkommen heißen und sie in unsere christliche Gemeinschaft hineinnehmen. Aber sie sind hier nicht nur fremd. Sie werden hier in den Flüchtlingsunterkünften teilweise von den gleichen Leuten bedroht und schikaniert, vor denen sie geflohen sind. Teilweise wird von Muslimen über ihr Recht, hier zu bleiben, entschieden, in deren Augen sie aus religiösen Gründen ohnehin rechtlos sind. Sie brauchen unsere Unterstützung rechtlich, materiell, publizistisch. Mission »Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen« (1.Timotheus 2,4). Dazu wurden in der Vergangenheit Missionsgesellschaften gegründet. Deshalb spenden viele von uns regelmäßig für die Arbeit von Missionaren in der arabischen Welt. Und jetzt schickt Gott die Menschen zu uns. Hieß es zunächst: »Gehet hin in alle Welt […]«, so heißt es heute: Alle Welt kommt zu euch. Ihr müsst nicht mehr nach Afrika gehen, um Menschen das Evangelium zu bringen. Es reicht, nach nebenan zu gehen. Wir dürfen diesen Menschen nicht das Beste, was wir haben, vorenthalten. Ein vermeintlich »kultursensibler« Vertreter der evangelischen Kirche sagte sinngemäß: »Jetzt haben sie schon ihre Heimat verloren. Da 20

dürfen wir ihnen doch nicht auch noch ihre Religion wegnehmen.« Solche Aussagen verfehlen gleichermaßen den Auftrag Jesu Christi wie auch das Wesen des missionarischen Zeugnisses als auch die Lebenswirklichkeit der Menschen, die da kommen. Erstens haben Christen noch nie einem anderen seinen Glauben weggenommen. Wie sollte das überhaupt gehen? Wir bieten den Menschen lediglich eine Alternative zu ihrem bisherigen Glauben an, die sie ablehnen oder annehmen können. Zweitens haben viele, die hier ankommen, ihren Glauben längst verloren. Manche haben sich gerade deshalb auf den Weg gemacht. Drittens gehen alle, die kommen, davon aus, dass sie sich in einem christlichen Land befinden. Die Menschen, denen sie hier begegnen, bestimmen ihr Bild vom Christentum. Sie gewinnen den Eindruck, Christentum bestehe in sexueller Freizügigkeit und religiöser Gleichgültigkeit. Aber Jesus lernen sie nicht kennen. Und darauf kommt es schließlich an: »Es ist in keinem anderen Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir gerettet werden sollen« (Apostelgeschichte 4,12). Ihre irdische Heimat haben sie verloren. Wir dürfen ihnen dafür eine ewige Heimat zeigen. Und damit werden sie zugleich auch im fremden Land eine neue Heimat auf Erden finden – in der Familie Gottes, wo Christus der Hausvater ist. Dazu zu helfen, indem wir ihnen Christus bezeugen und sie seine Liebe in praktischer Zuwendung erfahren lassen, sind wir aufgerufen.

Zusammenfassung Die christliche Antwort auf die »Flüchtlingskrise« lässt sich zusammenfassen: Die Flüchtlingspolitik hat der Staat im Rahmen der Gesetze vernünftig zu gestalten mit Rücksicht auf die Folgen für Staat und Gesellschaft. Dabei hat er besonders die Bewahrung seiner eigenen Grundlagen im Auge zu behalten. Kirchliche Einflussnahme ist hier bestenfalls entbehrlich, schlimmstenfalls schädlich. Die christliche Kirche schuldet den christlichen Flüchtlingen brüderliche Liebe, Aufnahme in den Gemeinden und allen erdenklichen Beistand beim Einfinden in diesem Land, beim Wahrnehmen ihrer Rechte und vor allem gegenüber Verfolgung durch andere Migranten und Diskriminierung durch Behörden. Den nichtchristlichen Flüchtlingen schulden wir zudem das Zeugnis von der Liebe Gottes in Jesus Christus in Wort und Tat. W FEBRUAR 2018

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Diakonie ist mehr als Sozialarbeit oder Sozial gegen diakonisch Martin Holland

S

ind nicht beide Wörter gleichbedeutend mit dem kleinen Unterschied, dass »diakonisch« die kirchliche Sozialarbeit umschreibt? In der öffentlichen Meinung beschreiben beide Begriffe die Nächstenliebe.

sen!« Jesus überfordert die Seinen mit dem Gebot der Nächstenliebe nicht. Als ob wir weltweit allen Armen helfen müssten, oder gar könnten! Wir haben wirklich genug damit zu tun, den Nächsten (!) zu lieben. Das Gleichnis Jesu vom Jüngsten Gericht (Matthäus 25,3ff.), das in keinem Aufruf zu Was bedeutet »diakonisch«? einer kirchlichen Sammlung fehlt, wird falsch Das Wort »Diakonie« stammt aus dem Neu- zitiert: »Was ihr einem von meinen geringsten en Testament (NT) und umschreibt das Verhal- Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan!« Jeten bewusster Christen, die sich sus ruft mit dem Gleichnis nicht der Armen annehmen, indem sie mm Jesus überfordert zur allgemeinen Nächstenliebe Nächstenliebe üben. Früher deu- die Seinen mit dem auf. Der Zusammenhang verrät tete man das griechische Wort als das: Jesus spricht von der Endzeit »durch den Staub« (dia konos) d.  Gebot der Nächsten- mit Christenverfolgung. Auch die h. »den unteren Weg gehend«. liebe nicht. Als ob wir Wortwahl erinnert nicht an alle Das klingt in modernen Ohren weltweit allen ArMenschen. ehrenrührig. Der Gedanke der Das Wort »Brüder« gebraucht Armenhilfe kommt schon im Al- men helfen müssten, weder die Bibel noch gar Jesus im ten Testament (AT) vor: Fremde oder gar könnten! Sinne der französischen Revolutiund Einheimische gleichbehanon als Weltverbrüderung; sondern Wir haben wirklich deln (3.Mose   19,3f.), sich der seine »Jünger« nennt er seine Waisen und der Witwen anneh- genug damit zu tun, »Brüder«. Mit die »Geringsten« men (5.Mose 24,17) u. ä. umschreibt schon das AT nicht den Nächsten (!) zu Jesus hat den Seinen die die soziale Unterschicht, sondern Nächstenliebe, ja die Feindesliebe lieben. Fromme, die niemand mehr ha(Matthäus 5,43ff.) ans Herz geben, der ihnen helfen kann als allegt. Er gab damit den Seinen keinen Auftrag, lein Gott selbst. So kann sich selbst der König weltweit die Armut zu beseitigen. So lehnt es David als geistlich »arm« und »gering« nennen. Jesus zunächst massiv ab, der kananäischen Frau Jesus tröstet mit diesem Gleichnis seine verfolg(Matthäus 15,21ff.) zu helfen, weil er nur zu ten »Brüder«. Wer ihnen in der Verfolgung eine dem auserwählten Volk Israel gesandt ist. Der Wohltat erweist, der hat sie ihm erwiesen. Apostel Paulus weiß wohl, dass Christen in der Sehr früh kommt in der Urgemeinde der heidnischen Umwelt auch verarmte Heiden als Gedanke der Diakonie auf: Freiwillige GüterNächste haben; darum mahnt er die Christen in gemeinschaft, um Armen zu helfen (ApostelGalatien (Galater 6,10): »Lasst uns Gutes tun an geschichte 2,41ff.). Die Geburtsstunde der jedermann, allermeist an des Glaubens Genos- Diakonie wird in der Apostelgeschichte (6,1ff.) geschildert. Als in der Jerusalemer Gemeinde jüdische griechischsprechende Witwen, die aus der weiten Welt nach Jerusalem gekommen und dort Christen geworden waren, bei der Armenversorgung übersehen wurden und in GlauMartin Holland benszweifel (sie »murrten«) geraten waren, da Die Anschrift des Autors setzten die Apostel sieben Diakone ein, die die finden Sie auf Seite 30 INFORMATIONSBRIEF 308

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Karl Marx sagte, er habe den »christlichen Gedanken der Nächstenliebe vom Kopf auf die Füße gestellt«. Armen zu versorgen hatten. Die Diakonie ist geboren, als die Jünger erkannten: Wer missionieren will, muss den Armen helfen. Armen und Leidenden auf Gemeindeebene zu helfen, ist ein völlig neuer Gedanke in der Weltgeschichte. Weder im Osten – in China – noch im Westen – in Amerika, weder in der Antike noch in der Neuzeit entstand abseits der christlichen Gemeinde so etwas wie organisierte Kranken- und Altenpflege, aber unter dem Einfluss des christlichen Glaubens sehr wohl. Diesen Gedanken brachte Jesus. Damit hat er die Heiden zutiefst beeindruckt. Aussätzige Kranke waren nach antikem Verständnis von Gott aus irgendeinem Grund bestraft. Darum stieß man sie aus der Dorfgemeinschaft aus. In den Höhlen Judäas ließ es sich auch leben, wenn ein gütiger Vater oder Bruder einem bei Gelegenheit etwas zum Essen rausbrachte. Sparta ist auch damit berühmt geworden, dass sie die unerwünschten Kinder ins Taygetostal warfen – die Füchse wollten auch etwas zu fressen haben. In Rom warf man, wie wir in der Schule lernten, die unerwünschten Kinder auf die Miste, wo sich Kinderlose bedienen konnten. Die Heiden bestaunten immer wieder Christen, die sich um Sterbende und Arme kümmerten. Leuchtende Vorbilder sind die »Hospitäler«, die »Gasthäuser Gottes«, in denen Kranke und Sterbende kostenlos aufgenommen wurden – um Jesu willen. 22

Dabei führte der diakonische Gedanke nicht zur Revolution. So schickt Paulus zwar den zum Glauben an Jesus gekommenen Sklaven Onesimus zurück zu seinem »Besitzer« Philemon, fragt aber seelsorgerlich den »Eigentümer«, ob er als Christ einen christlichen Bruder als »Sklaven« behandeln könne. Die antike Welt ruhte weithin in Griechenland, in Rom und anderswo auf der Sklaverei. Die Sklaven sorgten für den Lebensunterhalt, die Freien gaben sich den Künsten, der Philosophie und der Politik hin. Wenn die Christen damals die Sklaverei abgeschafft hätten, wäre das nicht ohne Revolution, ohne Mord und Totschlag möglich gewesen. Die Gesellschaft hätte sich nicht von heute auf morgen umstellen können. Mit der Nächstenliebe haben wir Christen zu allen Zeiten genug zu tun. Die Diakonie ist weltweit einzigartig. Keine Religion lehrt sie außer dem christlichen Glauben. Professor Thielicke schildert in seinem Buch »Zu Gast auf einem schönen Stern«, dass im Buddhismus Nächstenliebe geradezu schädlich ist für die Entwicklung auf dem Weg ins Nirwana. Denn der Mensch muss freiwerden von den Bindungen an diese Welt, wenn er ins Nirwana eingehen will. Woher kommt das nötige Geld für die Nächstenliebe, für die Diakonie? Weltgeschichtlich einzigartig ist die biblische Einstellung zur Arbeit. Das dritte Gebot beginnt mit den Worten: »Sechs Tage sollst du arbeiten […]!« Ein ungewöhnliches Gebot. Der moderne, gehetzte Mensch sehnt sich nach Ruhepausen, andere wollen ihr Leben genießen. Die Heilige Schrift erinnert uns daran, dass Gott, der Schöpfer, arbeitet, und wir es ihm gleichtun sollen. Auch im Paradies wurde gearbeitet. Das nimmt der Apostel Paulus auf. Im ersten Brief an die Thessalonicher ermahnt er die Christen: »Arbeitet, dass ihr niemandes bedürfet!« (1.Thessalonicher 4,12) und »[…] arbeiten […] das Gute zu tun« (2.Thessalonicher 3,12f.). Dahinter steht der biblische Grundsatz: »Fördern und Fordern«. Der Reiche wird verpflichtet zu helfen, der Arme wird aufgefordert, entsprechend seiner Kräfte auch etwas zu tun. Dieser biblische Gedanke führt dazu, dass wir Christen uns selbstverantwortlich wissen für unser eigenes Leben. Nicht wenige Christen sahen es als unbiblisch an, andere für sich schaffen zu lassen. Wir Menschen können nach zwei Seiten vom Pferd fallen: Die einen wollen ihr Leben genießen, und sehen in der Arbeit ein notwendiges Übel. Die anderen freuen sich am Geld und können gar nicht genügend davon einheimsen, weil sie darin ein Stück Segen Gottes erahnen. Die Heilige Schrift aber lehrt uns zu arbeiten, FEBRUAR 2018

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damit wir niemandes bedürfen, und wir damit anderen helfen können. Luther, an dessen Thesenanschlag wir in jedem Jahr denken, hat ganz im biblischen Sinn die Arbeit als Möglichkeit verkündigt, Gott zu dienen, und verschenkte, was er verdiente oder geschenkt bekam, so dass sein Landesherr Friedrich der Weise den Acker, den er Luther zukommen lassen wollte, gegen alles damalige Recht, Luthers Frau Käthe rechtlich übertrug, so dass Luther kein Verfügungsrecht an dem Acker besaß, ihn also weder verkaufen noch verschenken konnte. Christliche Nächstenliebe, die Diakonie, lebt von der Weisung Jesu. Er ist unser Arbeitgeber in der Diakonie.

Was ist der Unterschied zwischen diakonisch und sozial? Das Fremdwort »sozial« kommt aus dem Lateinischen von socius, dem »Mitmenschen«, dem »Genossen«, an dessen Leben man teilnimmt. »Sozial« meint, »den Mitmenschen betreffend«. Es geht um zwei verschiedene Auftraggeber: Der Auftraggeber in der Diakonie ist niemand anderes als Jesus Christus; im Sozialbereich ist es der Mitmensch. Beide Wörter haben den gleichen Hintergrund der »Nächstenliebe«. Aber wie verschieden sind sie letztlich. Karl Marx sagte, er habe den »christlichen Gedanken der Nächstenliebe vom Kopf auf die Füße gestellt«. Im sozialen Bereich fragte man früher: »Was braucht mein Nächster? Wo kann ich ihm helfen?« In der Regel drehte es sich dabei um materielle Hilfe, aber nicht nur. Inzwischen hat sich der Blickwinkel gewandelt. Heute erklärt der Notleidende, wo er Hilfe benötigt. Er ist nicht mehr der Bittsteller. Der Arme hat ein Recht auf Hilfe. Sein Recht ist einklagbar. Ein Grundrecht unserer sozialen Gesellschaft heu­te bei uns ist: WW jeder darf entscheiden, wie er leben will. Keiner muss arbeiten, WW jeder hat das Recht auf Essen und Wohnen, im Notfall auf Kosten des Sozialstaates, auf Kosten der Allgemeinheit. Daher kommt der Ruf nach einem Grundgehalt für alle. Der »soziale Gedanke« geht davon aus, dass der Mensch im Kern gut sei und die Wohltaten, die Hilfe der anderen nicht ausnütze. So sagte um 1950 Carlo Schmid zu dem CDU-Politiker Ludwig Erhard: »In einem unterscheiden wir uns: Wir Sozialdemokraten glauben an das Gute im Menschen, Sie die Christdemokraten, glauben, dass der Mensch im Grunde böse ist.« Der soziale Gedanke muss auf die Dauer scheitern, INFORMATIONSBRIEF 308

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denn der Mensch ist im Kern nicht gut, sondern egoistisch und ist in der Gefahr, die Wohltaten der anderen auszunützen. Die Bibel spricht eine deutliche Sprache, dass der Mensch ichbezogen ist. Zeigt nicht schon das Neugeborene, das neun Monate im Mutterleib aufs Beste versorgt war, dass der Mensch, kaum ist er auf der Welt, ein Bündel voll Angst ist, von der Mutter vergessen zu werden und verhungern zu müssen? Diakonie und Sozialstaat haben eine je andere Blickrichtung. In der Diakonie fragt der Christ: »Wo braucht mich mein Nächster?« Im Sozialstaat geht der Blick weit über den Nächsten hinaus. Der Sozialstaat hat die hungernde Welt, die weltweiten Flüchtlingsheere vor Augen und will möglichst allen Leidenden helfen. So wurden die Grenzen geöffnet und zuversichtlich gesagt: »Wir schaffen das!« Deswegen machen sich Millionen Leidende auf den Weg in das Land, von dem sie die meiste Hilfe erwarten. Das sind interessanterweise christliche Länder, während die Leidenden meist aus muslimischen Ländern kommen, die zum Teil von den reichen Öleinnahmen glänzend leben. Offensichtlich kennt der Islam diesen Gedanken der Bruderhilfe trotz Koran nicht und erst recht den der Nächstenliebe so nicht wie wir Christen. Jesus sagt sehr nüchtern: »Arme habt ihr allezeit.« So leidenschaftlich fordert Jesus die Nächsten- ja sogar Feindesliebe von den Seinen. Aber so nüchtern war Jesus Christus, dass er die Seinen nicht überforderte mit weltverbessernder Nächstenliebe im Sinne des Sozialismus Marxscher Prägung. Den Gedanken, dem anderen zu helfen, lehrt nicht die Natur. Sie lehrt uns den Kampf ums Dasein, wie Charles Darwin zu Recht erkannt hat. Die Natur merzt im Kampf ums Dasein das Kränkliche und Schwächliche aus. Die Schwäche soll sich nicht vererben, nur das Gesunde, Leistungsfähige. Die Natur gibt nur dem Fittesten Lebensraum, ja Lebensrecht. Es macht uns nachdenklich, wie im Sozialstaat ganz entsprechend im Sinne der Natur die kranken Föten im Mutterleib abgetrieben, getötet werden dürfen. Diese neu entdeckten naturwissenschaftlichen Ideen des Darwinismus haben im Dritten Reich Millionen, Nationalisten und mit ihnen weite Kreise der Gebildeten, so begeistert. Langsam dämmert es bei vielen, der soziale Gedanke könne die Welt überfordern. So lange Geld da ist, das den Reichen genommen und unter die Armen verteilt werden kann, wollen sie gerne helfen. So lange die Industrie bei uns in Deutschland brummt, fällt es uns nicht schwer, im Haushalt eines Landkreises rund 57 Prozent für Soziales oder im Bundeshaus23


halt 2014 etwa 43 Prozent für Sozialausgaben nicht zwei neue Hüftgelenke einoperieren köneinzusetzen. Die kommunistischen Staaten ne (so der CDU-Abgeordnete Mißfelder). Das UDSSR und DDR sind daran zugrunde gegan- lohne sich in dem Alter nicht mehr. Bekannt ist gen. Sie konnten nicht mehr so das Buch von Heidi Schüller, viel umverteilen, weil sie keine mm Der Arbeitgeber der Gesundheitsministerin im SPD Reichen mehr bei sich fanden. Diakonie, Jesus Christus, Schattenkabinett 1994 »Die AlInteressant, dass vom Club of terslüge«. Rome jüngst in Tübingen ein erlaubt den Seinen, uns, Der Arbeitgeber der DiakoVertreter gegen die Überbevöl- nicht zu fragen: »Lohnt nie, Jesus Christus, erlaubt den kerung forderte, allen EhepaaSeinen, uns, nicht zu fragen: es sich?« – »Hat der m ren, die nur ein Kind haben, »Lohnt es sich?« – »Hat der es 80 000 Euro zu schenken. Böse es verdient?« – »Ist der verdient?« – »Ist der nicht selbst Zungen behaupteten da­raufhin: nicht selbst schuldig?« schuldig?« Wir haben als ChrisAuf diese Weise rotte der Club ten dem Nächsten zu helfen. Wir haben als Chrisof Rome Geldgierige aus! Dazu hat er uns berufen. Die Wirklichkeit zeigt, dass ten dem Nächsten zu Die Väter und die Mütter der soziale Gedanke brutal wer- helfen. Dazu hat er uns der Baden-Württembergischen den kann, wenn den VerantLandesverfasssung hatten sowortlichen das Geld ausgeht. So berufen. wohl die kommunistische als hat der Nationalsozialismus die auch die nationalsozialistische unheilbar Kranken als »lebensunwertes Leben«, Nächstenliebe kennen gelernt. Darum haben als nutzlose Esser umbringen lassen. Mariaberg sie am 11. November 1953 den Artikel 1 der (auf der Reutlinger Alb) lässt grüßen, wo un- Landesverfassung beschlossen: »Der Mensch heilbar Kranke vergast und verbrannt wurden, ist berufen […] seine Gaben […] […] in Erfülals die Machthaber im Zweiten Weltkrieg nicht lung des christlichen [!] Sittengesetzes […] zu mehr genug Lebensmittel hatten. Man nannte entfalten.« Und in Artikel 12 beschlossen sie: dann den Mord verbrämt »Euthanasie«, »schö- »Die Jugend ist in Ehrfurcht vor Gott im Geist ner Tod«. Manche Historiker weisen auch da- christlicher [!] Nächstenliebe [...] zu erziehen.« rauf hin, wie im Nationalsozialismus mit der Für die christliche Nächstenliebe, die Diakonie, zunehmenden Wucht des Bombenkrieges die gibt es genügend Beispiele sowohl in der GeJuden nach Maidanek, Auschwitz und anders schichte als auch in der Gegenwart. In der DDR wohin zur Ermordung verschleppt wurden. hörten wir immer wieder, dass die kommunistiIhre noch nicht zerbombten Wohnungen, die schen Funktionäre des Staates sich am liebsten Möbel und Kleider konnten so den Ausge- in kirchlichen Krankenhäusern versorgen ließen. bombten weitergegeben werden: »Der Führer Beispiele für diakonisches Handeln finden versorgt uns!« Schon Zinzendorf sagte, oder sich viele. Ich erinnere nur an die Arche u. a. in war es, wie heute behauptet wird, Grillparzer?: Berlin und Hamburg, wo Kinder und Jugend»Humanität [soziales Denken] ohne Divinität liche von der Straße geholt und in christlicher [Jesus Christus] wird zur Bestialität«. Nicht von Liebe versorgt und umgeben werden. Ein weiungefähr sprechen viele heute nicht gerne von teres Beispiel ist die Gefährdetenhilfe in Westfa»Nationalsozialisten« sondern nur von »Nazis«, len, aber auch in Württemberg, in Enzklösterle um das Wort »sozial« nicht zu diffamieren, und bei Bad Wildbad, wo eine Familie bis zu zehn den Gedanken des Sozialismus nicht in Verbin- Drogensüchtige in ihre Familie aufnimmt und dung mit dem Dritten Reich zu bringen. ihnen als Christen hilft, zum Glauben zu komAber wir müssen gar nicht ins Dritte Reich men und mit Hilfe von Arbeitstherapie sie ins blicken, um die Gefährdung des sozialen Ge- Berufsleben wieder einzugliedern. Die meisten dankens bei finanziellem Engpass zu erfah- kommen aus dem Gefängnis, wo sie infolge ihren. Als es in den letzten Jahren finanziell eng rer Sucht gelandet waren. Und wir erleben, wie wurde (weltwirtschaftliche Probleme und die sie zum Glauben kommen und von ihrer Sucht zunehmende Zahl alter Menschen, die sowohl frei werden. Dabei nimmt diese kleine Drogendie Kranken- als auch die Rentenkasse belasten) einrichtung keinerlei staatlichen Gelder weder hörte man immer öfter, der soziale Staat könne von der Bundes- noch von der Landesversichees sich nicht länger leisten, Süchtigen eine halb- rungsanstalt, sondern lebt nur von Spenden jährige Kur wie bisher zu gönnen, ein Viertel- (mindestens 15 000 Euro/Monat). jahr müsse genügen. Zudem seien die Süchtigen Wer Jesu Liebe empfangen hat, den drängt selbst schuldig an ihrer Not. Ebenso bekannt es, Jesu Liebe weiterzugeben, anderen leiblich ist die Diskussion, dass man über 75-Jährigen und seelisch zu helfen. W 24

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Aus Kirche und Gesellschaft Gefängnispfarrer hält beim ­Männervesper eindrücklichen ­Vortrag über das Leben im Knast Der Vortrag von Pfarrer Thomas Hilsberg, der im Mittelpunkt des 37. Männervespers in Albstadt-Tailfingen (bei Tübingen) stand, hinterließ bei wohl allen Anwesenden einen tiefen Eindruck. Etwa 80 Männer aus den Talganggemeinden und darüber hinaus fanden sich zum Thema »Über Schuld, Sühne und das Leben im Knast« ein. Thomas Hilsberg, Pfarrer der badischen Landeskirche und wohnhaft in Radolfzell am Bodensee, hat einen Sonderauftrag: je zur Hälfte ist er Seelsorger an einer Reihe von Altenheimen und in zwei Justizvollzugsanstalten. Von daher konnte er kompetent, aus eigener Erfahrung, zum Thema sprechen. Auch wenn die deutsche Justiz verhältnismäßig zurückhaltend sei, was an der recht niedrigen Inhaftierungsquote sichtbar werde – von 100 000 seien 77 inhaftiert, in Europa durchschnittlich 100 und in den USA 660 (2 Millionen insgesamt) – so könne man doch rasch und wegen geringer Vergehen hinter Gitter kommen, während andererseits schwere Verbrechen durchaus milde behandelt werden. Wer Schulden hat, könne sich schnell hinter Gittern vorfinden. Hilsberg beklagte die überfüllten Gefängnisse in BadenWürttemberg (7000 Häftlinge) und bundesweit (mehr als 60 000) und die überforderten Vollzugsbeamten. Er verwies auf die Schwierigkeit, im Knast illegale Drogen unter Kontrolle zu bringen. Seinen Umgang mit den Gefangenen und deren Angehörigen beschrieb er als hart und prinzipientreu, gepaart mit Fingerspitzengefühl. Kleine, legale Freuden mache er ihnen aber gerne. Er gebe Spruchkarten, Kalender und Bibeln an sie ab. Fast alle der Gefangenen, so seine Erfahrung, fühlten sich unschuldig. Bei der Wahrnehmung eigener Schuld herrsche ein blinder Fleck. Das treffe aber auch für die zu, die nicht im Knast säßen. Zumindest vor Gott seien alle schuld. Doch Jesus sei in den Riss getreten. Im Gericht liege gegen den, der Jesus hat, nichts Verdammliches mehr vor. Somit sei Christus die einzige Chance für ausnahmslos alle, für die, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen seien und genauso für die braven Bürger. Walter Rominger INFORMATIONSBRIEF 308

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Öffentlichkeitswirksamer Protest gegen die »Homo-Ehe« Aber: Kirchenmusiker deswegen aus dem Gottesdienst verwiesen Im Sommer 2016 war der Kirchenmusiker Martin Schubach (55) aufgefallen – durch einen mutigen Schritt, der ihn recht viel kostete und ihm damit persönliche Nachteile brachte. Er hatte als Kreiskantor des evangelischen Kirchenkreises Oberes Havelland aus Protest gegen den Beschluss der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, fort­an auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu trauen, unter Berufung auf Schrift und Bekenntnis, gekündigt (vgl. Informationsbrief Nr. 302 vom Februar 2017, S. 3). Für ihn war mit diesem Beschluss offenbar der status confessionis erreicht. Nun hat in selbiger Angelegenheit Martin Schubach wieder durch einen beherzten Auftritt von sich reden gemacht. Er hatte sich ein T-Shirt mit der Aufschrift »Homo-›Ehe‹? Nein!!« anfertigen lassen, um mit diesem gegen die »Ehe für alle« zu protestieren. Bekleidet damit hatte er den Gottesdienst in der brandenburgischen Stadt Lindow (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) besucht – und er wurde wegen dieser Aufschrift des Gottesdienstes verwiesen. Weil sich ein anderer Gottesdienstbesucher davon herabgewürdigt fühlte, forderte Pfarrer Holger Baum Schubach zur Ablegung dieses Kleidungsstücks auf. Da Schubach sich geweigert habe, dieser Aufforderung nachzukommen, sei er der Kirche verwiesen worden. »Wir wollen Herrn Schubach seine Meinung nicht verbieten. Wir wollen aber auch nicht, dass er andere ausgrenzt oder verletzt«, war die Begründung von Pfarrer Baum gegenüber der »Märkischen Oderzeitung«. Schubach hingegen sieht das ihm zustehende Recht auf freie Meinungsäußerung verletzt: »Wenn der Bundestag aus meiner Sicht etwas Absurdes beschließt, muss ich damit nicht einverstanden sein.« Er habe dieses Kleidungsstück auch bereits bei früheren Anlässen getragen, etwa im Mai 2017 beim Deutschen Evangelischen Kirchentag; auch das war mutig, denn der Kirchentag ist seit langem eine beliebte Plattform, auf der Homosexuelle eine starke Stellung haben und sich öffentlichkeitswirksam präsentieren. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 40/2017 vom 5. Oktober 2017, S. 30, Ost)

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Veranstaltung der Bekenntnisbewegung

Bekennende Kirche werden –– Die Bedeutung der Seelsorge für die Kirche der Zukunft Bekenntnistag am 13. und 14. Oktober 2018 in Kassel

»Die Kirche der Zukunft wird eine Kirche der Seelsorge sein – oder sie wird nicht sein!« Das schrieb Professor Rainer Mayer im ­Informationsbrief der Bekenntnisbewegung (Die Wurzeln der Reformation in der Seelsorge, Nr. 304, S. 11). Die mit Ernst Christ sein wollen, werden immer einsamer. Muss heute jeder sehen, wie er alleine zurecht kommt? Wo finde ich Beistand in der Not dieser Zeit und meines eigenen Lebens? Kann aus den verstreuten angefochtenen Christen eine bekennende Kirche werden, in der wir wieder eine geistliche Heimat finden können? Professor Mayer ist seit vielen Jahren Autor unseres Informationsbriefes. Er wird von den Erfahrungen der Bekennenden Kirche im »Dritten Reich« den Bogen schlagen zu den Glaubenskämpfen unserer Zeit und einen Weg zeigen für die Zukunft der kleinen Herde, die – nicht zuletzt in der Seelsorge – die Stimme des Guten Hirten hört. Diakonisse Schwester Heidi Butzkamm aus Aidlingen steht seit vielen Jahren ebenso im Dienst der Evangelisation und Seelsorge wie im Kampf um Lehre und Weg der Kirche. Sie wird aus der Verbindung jahrzehntelanger seelsorgerlicher Erfahrung mit fundierter biblisch-reformatorischer Theologie »Mut zur Seelsorge« machen und Hilfestellung geben, wie wir in unseren Kreisen und Gemeinschaften jeder an seinem Ort die »Kirche der Seelsorge« leben können.

Vorläufiges Programm Samstag, 13. Oktober Die Bedeutung der Seelsorge für die Kirche der Zukunft I (Professor Rainer Mayer) Mittagessen Die Bedeutung der Seelsorge für die Kirche der Zukunft II (Professor Rainer Mayer) Kaffee Mut zur Seelsorge! (Schwester Heidi Butzkamm) Sonntag, 14. Oktober Bekenntnisgottesdienst (Pastor Johannes Frey)

Das endgültige Tagungsprogramm und der Ort folgen im nächsten Informationsbrief. 26

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Aus der Bekenntnisbewegung Gerhard Naujokat heimgegangen Kurz vor Vollendung seines 85. Lebensjahres ist Pfarrer Gerhard Naujokat heimgegangen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er zusammen mit seiner Ehefrau Dorothea in Verden. Zuvor lebte er Jahrzehnte lang in Kassel. Er war viele Jahre Generalsekretär des »Weißen Kreuzes«. Zur Thematik

»Sexualität und Seelsorge« hat er sich immer wieder in Zeitschriftenaufsätzen und Büchern geäußert. Dem gerade herrschenden Zeitgeist hat er in diesen Fragen widersprochen, wenn er sich dazu aufgrund der Heiligen Schrift und der reformatorischen Bekenntnisse veranlasst sah. Über Jahre hinweg nahm er am Gang der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« regen Anteil. Er begleitete deren Arbeit als Mitglied im Bundesarbeitskreis (BAK) und war häufiger Autor am Informationsbrief. Nun darf er schauen, was er geglaubt hat.

Buchrezensionen Jakobs Kampf und Sieg Es gibt eine ganze Reihe von biblischen Texten, die zumindest den Bibelkundigen sehr vertraut sind. Der Bericht über den Kampf Jakobs am Jabbok (1.Mose 32,24–31) gehört dazu. Aber gerade weil einem diese Texte so vertraut und in unserem Gedächtnis als »bekannt« abgehakt sind, kann es geschehen, dass man ihren geistlichen Reichtum gar nicht mehr wahrnimmt. Wer von den Predigern in unserer Zeit würde denn noch den Versuch unternehmen, den geistlichen Gehalt der acht Verse der Geschichte von Jakob am Jabbok in elf Predigten auszuloten? Krummacher tat es, als er 1816 die Pfarrstelle in Elberfeld antrat. Gottfried Daniel Krummacher (1774–1837) ist einer der großen Bibelausleger im 19. Jahrhundert. Nach dem Studium der Theologie war er ab 1798 Pfarrer in Baerl (heute: Duisburg), ab 1801 in Wüfrath und ab 1816 dann in Elberfeld. Durch seine Predigten wurde Krummacher zum Haupt der niederrheinischen Erweckungsbewegung. Was ist das Besondere an Krummachers Predigten? Erstens: die Art der Schriftauslegung. Buchstäblich Wort für Wort wird betrachtet, während heutzutage die Themenpredigt überwiegt und der Bibeltext oftmals nur noch als ein Steinbruch gesehen wird, aus dem der Prediger sich die SätINFORMATIONSBRIEF 308

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ze und Gedanken herausnimmt, die in sein eigenes Gedankenkonzept passen. Biblische Worte z. B. als Stichwortgeber für politische Aussagen. Nicht so Krummacher. Er befolgt den guten Grundsatz: Schrift legt Schrift aus. So finden sich in den vorliegenden Predigten eine Fülle von Querverbindungen zu anderen Texten der Bibel. Aussagen, die sich auf dem ersten Blick nicht dem kritischen Verstand öffnen, werden bei Krummacher nicht einfach übergangen oder solange zurechtgebogen, bis sie dem Verstand als annehmbar erscheinen. Für Krummacher gilt: Nicht wir korrigieren Gottes Wort, sondern Gottes Wort korrigiert uns. Zweitens: die seelsorgerliche Zuwendung. An der Gestalt Jakobs zeigt Krummacher, wie Gott einen Menschen in großen Nöten und Anfechtungen bewahrt, wie er treu zu seinen Verheißungen steht, wenn auch der Betroffene zeitweise davon kaum etwas spürt. Der Leitgedanke in diesen elf Predigten ist die Verheißung Gottes an Jakob und an alle Gläubigen: »Ich will dir wohltun.« Ein Beispiel: Zur stummen Frage des Jakob, warum ihm in diesem Kampf am Jabbok die Hüfte so schmerzhaft verrenkt wurde, erinnert Krummacher an Hiob, der auch nicht begreifen konnte, warum er so leiden musste oder an Abraham, der auch nicht wusste, warum er seinen geliebten Sohn opfern sollte oder an Petrus, der nicht begriff, warum Jesus ihm die Füße waschen wollte und sich mit der Antwort des Herrn be27


gnügen musste: »Was ich jetzt tue, weißt du nicht, du wirst es aber hernach erfahren.« Wie viele Christen leiden insgeheim darunter, dass sie gelegentlich den Eindruck haben, ihr Glaube sei zu schwach, ihr Gebet zu kraftlos, weil es nicht so erfüllt wird wie erhofft. Wie können wir im Glauben stark werden? Krummacher antwortet: »Ein wahres Zunehmen […] besteht nicht darin, dass man aus und für sich selbst immer besser fertig werden kann mit den Pflichten der Gottseligkeit, sondern es ist vielmehr ein Zunehmen in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi […], dass unsere eigene Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung zerstört werde, wodurch wir abnehmen, Christus aber wächst« (S. 27f.). Drittens: das überwältigende Gotteslob. Ist es nicht so, dass heutzutage viele Predigten stark in der Darstellung der Probleme und Nöte unserer Zeit sind, aber schwach im Gotteslob und in der Dankbarkeit für Gottes Führung, für die Orientierung, die wir in seinem Wort haben und für den Segen, den er uns gibt im Namen unseres Herrn Jesus Christus? Krummacher spricht durchaus die elementaren Nöte der Menschen an, ihre Ängste, ihr mangelndes Vertrauen in die Zukunft, ihre Verletzungen und Enttäuschungen, ihre Fragen: Warum tut Gott dieses und jenes, warum lässt er das Leid zu? Krummacher sagt dazu: »In seiner Regierungsweise kommt vieles Unbegreifliche vor, und wir sollten uns unter seine gewaltige Hand demütigen lernen, dann erhöht er uns zu seiner Zeit« (S. 25). An Jakob zeigt er, wie er sich in allem getragen weiß und wie am Ende die dunkle Nacht dem hellen Morgen weichen muss. Und so schließt auch die elfte Predigt mit einem starken Gotteslob. Thomas Karker ist sehr zu danken, dass er diese kostbaren Bibelauslegungen von Krummacher gesammelt und in mehreren Bänden neu herausgegeben hat. Thomas Karker schließt das Vorwort zu dem vorliegenden Band mit den Worten, die ich nur unterstreichen kann: »Der Herr Jesus möge Krummachers Wort, das damals kräftig gewirkt hat, auch heute seiner Gemeinde zum Segen setzen.« Jens Motschmann Gottfried Daniel Krummacher Jakobs Kampf und Sieg Elf Frühpredigten in den Jahren 1816–1817 hrsg. von Thomas Karker Berlin, 2. Auflage 2015 Zu beziehen über www.Karker.de Hardcover 15,– Euro Paperback 6,– Euro 28

Höher als alle Vernunft Die Aktualität der Reformation heute Vor Jahren hat der Lutherkenner Ulrich Asendorf (1928–2006) ein Buch, wohl sein letztes, veröffentlicht, das den bezeichnenden Titel trägt: »Luther neu gelesen«. Daran sieht sich nach der Lektüre des angezeigten Buches, das aus dem Nachlass des langjährigen Stuttgarter Sozialphilosophen Günter Rohrmoser (1927–2008) anlässlich dessen 90. Geburtstag von Harald Seubert herausgegeben wurde, der Rezensent erinnert. Denn es ist doch so, der Philosoph bringt zur Sprache, was Theologen nicht (mehr) beachten, vergessen haben oder auch (bewusst) verschweigen. Insofern wird Luther hier (ganz) neu gelesen und wird Rohrmoser dem gerecht, womit er seine Ausführungen schließt: »Ich komme hier in eine eigenartige Rolle, als Philosoph solche Dinge formulieren zu müssen, aber wenn das theologische Salz taub geworden ist [Matthäus 5,13], dann müssen sich eben Philosophen der Sache annehmen« (S. 269). Das Bestechende an diesem Buch ist, dass Rohrmoser nicht in zeitlich und persönlicher Distanz, einem wissenschaftlich korrekten Historismus huldigend schreibt, der einen das Ganze dann auch nichts mehr angehen lässt, sondern auf die Gegenwartsbedeutung der Reformation Martin Luthers hinweist, was auch in dem wohl vom Herausgeber ausgewählten Buchtitel deutlich wird: »Die Aktualität der Reformation«. Rohrmoser beklagt indes zurecht, wie in der offiziellen evangelischen Kirche nicht allein eine »Luthervergessenheit« (Gerhard Ebeling) herrscht, sondern eine (bewusste) Abkehr, was dazu führt, dass sie, obschon sie auf der Höhe der Zeit sein wolle, auf Fragen, die gerade unbedingt angehen, keine – oder zumindest keine befriedigenden – Antworten zu geben vermag. Einen Grundfehler erblickt Rohrmoser darin, FEBRUAR 2018

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dass das Gesetz praktisch abhandengekommen sei, wobei dadurch aber auch das Evangelium sinnentleert werde. Die Eschatologie ist ebenfalls weggebrochen, so dass von einem letzten Gericht nicht mehr ausgegangen werde. Falle jedoch das Gericht Gottes weg, so trete an dessen Stelle menschliches Richten, was gut zu beobachten sei. Werde Gott einseitig auf Liebe reduziert, wie dies großenteils der Fall sei, so komme man mit all dem Schrecklichen, das in der Welt passiert, nicht mehr klar, wie dies ja auch immer wieder deutlich wird. Rohrmoser macht auf die Schrift Luthers aufmerksam, die in der Auseinandersetzung mit dem »Gelehrtenpapst« Erasmus von Rotterdam (1467–1536) entstanden ist: »De servo arbitrio« (1525, Vom unfreien/geknechteten/versklavten Willen). Diese »Kampfschrift«, die Luther selbst zu seinen besten zählte, wird von Theologen einfach ignoriert. Doch gerade sie trägt zum Verständnis Luthers und dessen Gottesverständnis bei. Ohne Gott kann sich Luther überhaupt nichts vorstellen, aber Gott zeigt nicht alles von sich, sondern handelt oft dunkel und rätselhaft, wiewohl ihm nichts entgleitet und er selbst des Teufels Gott ist. Wenn (an)erkannt wird, dass Gott alles wirkt und sich alles seinem Wollen und Ziel einordnet, dann kommt es angesichts des Unbegreiflichen nicht mehr zu einer Absage an Gott. Gott zeigt sich nie ganz. Er hat eine dunkle Seite. Mit dieser soll sich keiner beschäftigen, sondern sich auf das stützen, was Gott von sich offenbart hat. Das Sichtbare und die Zusage versetzen freilich in Anfechtung, was aber nach Luther zur Existenz als Christ gehört. Die Theodizeefrage ist jedoch keine Frage mehr. Gott braucht nicht entschuldigt zu werden. Denn Gott ist niemandem Rechenschaft schuldig, noch lässt er sich zur Rechenschaft ziehen. Ob Rohrmoser indes den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) nicht allzu sehr in die Nähe Luthers rückt, bleibt dann doch die Frage, hat Luther doch, im Gegensatz zu Hegel, den Einzelnen vor Gott betont (vgl. etwa seine Erklärung zum Glaubensbekenntnis). Diese Anfrage schmälert indes die Bedeutung dieses Buches keineswegs. Walter Rominger Günter Rohrmoser Höher als alle Vernunft Die Aktualität der Reformation heute hrsg. von Harald Seubert, Ansbach 2017 304 Seiten, gebunden, Logos Editions ISBN 978-3-945818-07-7 INFORMATIONSBRIEF 308

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Staffelpreis: ab 1 Buch je 19,90 Euro ab 3 Büchern je 17,80 Euro ab 5 Büchern je 16,80 Euro ab 10 Büchern je 14,90 Euro

Walter Meng Aus meinem Leben voller Wunder Viel hat er erlebt und mit so mancher Aufgabe ist er in seinem fast 90 Jahre währenden Leben betraut gewesen, der 1926 im kleinen Dorf Rötenberg im Schwarzwald geborene und 2016 in Schorndorf im Remstal heimgegangene Walter Meng. Davon legt er in seiner Autobiographie beredtes Zeugnis ab. Geprägt haben ihn, der aus einem frommen Elternhaus stammte und eine recht unbeschwerte Kindheit erleben durfte, die Kriegsjahre, als er, fast noch ein Kind, zum Wehrdienst musste und die Schrecken erlebte, sowie die Nachkriegszeit, die er bis zum Herbst 1948 in französischer Gefangenschaft verbrachte, davon die meiste Zeit bei einem Bauern, den er Zeit seines Lebens in guter Erinnerung hatte. Zur Reifung des Charakters haben diese Erlebnisse aus seinen frühen Jahren bestimmt beigetragen. Mit diesen Erfahrungen machte er seine Ausbildung zum Diakon auf der Karlshöhe in Ludwigsburg. Später nahm er, der den Pfarrertitel leicht hätte erhalten können, diesen aber – bescheiden – ablehnte und nie mehr als Diakon sein wollte, nach Tätigkeiten bei der evangelischen Jugend wichtige Aufgaben beim Evangelischen Hilfswerk/Diakonischen Werk der EKD wahr. Im Alter von 48 Jahren wechselte er zur Evangelischen Gesellschaft (EVA) in Stuttgart, bei der er 15 Jahre lang dem Bereich »Stadtmission« vorstand, zu dem unter anderem auch die 29


aufreibende Arbeit unter Obdachlosen und Prostituierten zählte. Eine ganze Anzahl von Initiativen gehen auf seine Anregungen zurück, etwa das Vorantreiben der Telefonseelsorge, die täglichen Telefonkurzandachten, die seelsorgerliche Begleitung der Beschäftigten im Gastgewerbe. Mit 63 Jahren beendete er nach einem zweiten Herzinfarkt seinen hauptamtlichen Dienst, blieb aber weit darüber hinaus in Ehrenämtern bei CVJM, Diakonie usw. tätig. Gerade für sein Engagement darin erhielt er kurz vor seinem Eintritt in den Ruhestand das Bundesverdienstkreuz. Über all das, und weit mehr, berichtet, zurückhaltend, was seine »Leistungen« angeht, Walter Meng, der sich von Gott geführt wusste und deshalb ihm die Ehre geben wollte. Für Walter Meng gehörten in all den Jahren seines Dienstes Zeugnis und helfende Tat aufs engste zusammen: »Diakonie ohne Mission ist Verrat am Auftrag Jesu, genauso wie Mission ohne helfende Tat.«

Viele Autobiographien wurden schon geschrieben (und werden noch geschrieben werden). Bei der überwiegenden Mehrzahl versäumt man nichts, wenn man sie nicht gelesen hat. Anders ist es bei der von Walter Meng: Sie nimmt den Leser nicht nur hinein in eine lange Zeit kirchlicher und sozialer Entwicklung, beginnend mit dem Wiederaufbau kirchlicher und sozialer Arbeit nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern zeugt genauso von Jesus, dem Herrn aller Herren. Darauf kommt es an. Walter Rominger Walter Meng Aus meinem Leben voller Wunder Eigenverlag 2014, 136 Seiten mit Fotos 15,– Euro Zu beziehen bei Frau Lore Meng Buchenweg 16, 73614 Schorndorf Telefon (07181) 24832­

Die Vorträge des Studientages 2017 von Pfarrer Thomas Hilsberg zum Thema »Einer für alle: Christus allein. Die reformatorischen ›allein‹« sind zum Nachhören und zum Weiter­ geben auf Tonträger erhältlich (als Audio-CD oder MP3) bei: Helmut Schlee · Gartenstraße 15 a · 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (02845) 9490950 · E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de PS: Auch von den Vorträgen des letztjährigen Studientages mit dem deutsch-amerikanischen Journalisten und Theologen Dr. Uwe Siemon-Netto sind noch Aufnahmen vorhanden und ­ebenfalls bei Helmut Schlee zu erhalten.

Weitere Exemplare des Informationsbriefes für Juli 2013, Heft 279 und für Juli 2014, Heft 286 sowie die Traktate »Falsche Propheten sind unter uns«, »Ist Gott interreligiös?«, »Christentum und Islam in Geschichte und Gegenwart« und »Der Islam im Licht des christlichen Glaubens« können –– auch in größerer Stückzahl –– bei der Geschäftsstelle bestellt werden.

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (0421) 5228910 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Dekan Martin Holland Denzenberghalde 3 72074 Tübingen Propst Gert Kelter Carl-von-Ossietzky-Straße 31 02826 Görlitz

Pastor Jens Motschmann Bremen Pfarrer Gerhard Naujokat † Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D. Spardorfer Straße 47 91054 Erlangen Telefon und Fax (09131) 24139 E-Mail: Grslenczka@aol.com Professor Dr. Werner Thiede Richard-Wagner-Straße 8 75242 Neuhausen E-Mail: werner.thiede@web.de

Für den Inhalt der Artikel sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Die Meinung des Verfassers deckt sich nicht in allen Fällen mit der des Schriftleiters.

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Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender Pfarrer Johannes Frey Ofener Weg 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@kabelmail.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Martin Schunn Hölderlinstraße 9 75334 Straubenhardt Telefon (0 70 82) 2 02 75 E-Mail: cmschunn@gmail.com Helmut Schlee Gartenstraße 15 a 47506 Neukirchen-Vluyn Telefon (0 28 45) 9 49 09 50 E-Mail: HelmutSchlee@gmx.de

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Kassenwart Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de

Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Hans Lauffer. Sie erreichen ihn telefonisch unter (0 71 58) 48 31, per Fax 94 78 73 oder per E-Mail hans.lauffer@t-online.de Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Bitte nutzen Sie nur noch Einzahlungsscheine ab Heft April 2016. Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben. Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Geschäftsstelle: Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt

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Der Bibel allein ist zu glauben, weil sie durch sich selbst glaubwĂźrdig, einfach, deutlich und ihr eigener Ausleger ist und alle Worte aller prĂźft und beurteilt. Martin Luther


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