Informationsbrief Juni 2012

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Freude statt Klage Theologische Erläuterungen: »Familiäres Zusammenleben« im Pfarrhaus Predigt: Christliche Freiheit Ein Brief an Hitler und seine Folgen Die wahren Heiligen Gottes – heilig oder geheiligt? Buchempfehlung InfoSpezial – thematisch geordnet

ISSN 1618-8306

Juni 2012 Nr.  272

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Hermann Traub weiterhin Vorsitzender

Alter und neuer Vorsitzen­ der der Evange­ lischen Vereini­ gung für Bibel und Bekenntnis in der badischen Landeskirche ist weiterhin Pfarrer i. R. Hermann Traub. Sein Stellvertreter bleibt der Pforzheimer Unternehmer Kurt Dittes; weitere Vorstands­ mitglieder sind Pfarrer Joachim Heuser, Pfarrer Martin Kugele und David Wittum.

zum Teil schwer verletzt und verstümmelt. Zahl der Hinrichtungen steigt

Die Dunkelziffer liegt hoch: Todesstrafen auch für Delikte wie »Abfall vom Islam« oder »Kampf gegen Gott«. Noch nie sei die Zahl der Hinrich­ tungen seit den Massenhin­ richtungen in den 80er Jahren so hoch gewesen wie zurzeit. Allein im Jahr 2011 seien 670 Hinrichtungen bekannt geworden, so Informationen aus der UN.

In arabischen Ländern keine Demokratie zu erwarten

Nach Angaben des For­ schungsinstituts The Pew Forum (www.pewforum.org) leben mehr als 200 Millionen Christen in 654 Ländern mit eingeschränkter oder stark ein­ geschränkter Religionsfreiheit dennoch ihren Glauben.

Nach Ansicht des Islamwis­ senschaftlers Carsten Polanz wird es auch nach den politi­ schen Umbrüchen in arabi­ schen Ländern kaum wirklich Demokratie und umfassende Freiheitsrechte geben. Es sei nicht anzuneh­ men, dass sich »eine freie Zi­ vilgesellschaft und volle Reli­ gionsfreiheit« herausbilden.

Islam

Bibel

Nigeria: 265 Morde durch islamische Terrorsekte

Kommende Jahreslosungen

Christenverfolgung Für gut 200 Millionen Chris­ ten keine Religionsfreiheit

Allein in den Monaten Janu­ ar und Februar 2012 hat die nigerianische Terrorsekte Boko Haram mindestens 265 Men­ schen, überwiegend Christen, bei neun Anschlägen ermordet und hunderte von Nigerianern

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2015: »Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat« (Römer 15,7). Älteste bisher bekannte Handschrift des Markus­ evangeliums

Die bis­ her ältesten bekannten Abschriften des Markus­ evangeliums stammten aus dem dritten Jahrhundert. Jetzt hat der US-Professor Daniel B. Wallace Bruchstücke dieses Evangeliums aus dem zweiten und eines aus dem ersten Jahr­ hundert entdeckt.

Gesellschaft US-Urteil zu Homo-Ehe

Ein kalifornisches Bundes­ gericht hat in den USA ein Heiratsverbot für Schwule und Lesben gekippt und damit das Urteil einer niedrigeren Ins­ tanz bestätigt. Der Rechtsstreit wird aber vermutlich bis zum Obersten Gerichtshof weiter­ gehen.

Kein Recht auf gesundes Kind

Die Jahreslosungen für die kommenden drei Jahre stehen fest. Für 2013: »Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir« (Hebräer 13,14). 2014 heißt sie: »Gott nahe zu sein ist mein Glück« (Psalm 73,28) und für

Das Landessozialgericht Nordrhein-Westfalens (Essen) hat entschieden, eine Kranken­ kasse muss Schwangeren keine genetische Untersuchung finanzieren, wenn deren Er­ gebnis zur Begründung einer Abtreibung benutzt werden soll, da der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenver­

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sicherung kein »Recht auf ein gesundes Kind« garantiere. Versagen Eltern?

Eltern kommen ihrer Elternpflicht zum Wohl des Kindes häufig nicht nach, denn Kinder zwischen sechs und 13 Jahren benötigen täglich zwi­ schen zehn und zwölf Stunden Schlaf, den viele aber nicht bekommen, da rund 230 000 Kinder unter 13 Jahren zwi­ schen 23 Uhr und Mitternacht noch vor dem Fernseher sitzen.

Mehr Kriege

Nach Angabe des Heidel­ berger Instituts für Konfliktfor­ schung ist die Zahl der Kriege und gewaltigen Konflikte 2011 so hoch gewesen wie seit 1945 nicht mehr. Von 388 Krisen seien 38 als hochgewaltsame Konflikte und 20 als Krie­ ge einzustufen. Das Institut warnt vor Kriegen vor allem in Afrika. Angesichts dessen erhält Matthäus 24,6, ein Wort Jesu, durchaus Brisanz: »Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei.«

und damit bewusst in Kauf genommen, dass von solchen Kindern weniger das Licht der Welt erblicken. Abtreibung: In Großbritanni­ en unterliegen zwei Hebam­ men vor Gericht

Einen Prozess um Abtrei­ bungen haben zwei langjährige Hebammen einer Klinik in Glasgow verloren. Sie woll­ ten sich dagegen wehren, zur Mitwirkung an Abtreibungen genötigt zu werden. Gegen diese Rechtsauffassung vertrat eine Richterin jedoch die Auffassung, im Rahmen ihrer Tätigkeit seien sie nicht direkt an Abtreibungen beteiligt. Da­ durch sei ihre religiöse Über­ zeugung respektiert.

»Vertrauliche Geburten« – um Leben zu erhalten

In 130 deutschen Kliniken können Mütter seit 1999 ihre Kinder anonym entbinden; zudem gibt es 100 Babyklap­ pen. Seit 1999 wurden 973 Kinder anonym geboren, von denen 278 in eine Babyklappe gelegt und 43 Kinder anonym abgegeben wurden. Leider hat der Deutsche Ethikrat 2009 gegen diese Angebote votiert

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kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

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Kirchentag 2013 Wieder Religionsvermi­ schung zu vermuten

»So viel du brauchst« lautet die Losung für den 34. Deutschen Evange­ lischen Kirchentag, der vom 1. bis 5. Mai 2013 in Hamburg stattfindet. Nach dem, was Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs bei der Vorstellung sagte, ist anzunehmen, dass er wieder Religi­ onsvermischung in erheblichem Maße betreiben wird: »Bei über hundert christlichen Denominationen in Hamburg wird es um den interkonfessionellen, viel mehr aber noch um den interreligiösen Dialog gehen – unter der Fragestel­ lung: Was brauchten wir auf dem Weg zu mehr Toleranz und Weitherzigkeit?« 3


kurz+bündig Babyklappen vor dem Aus?

Bundesfami­ lienministerin Kristina Schröder (CDU, Mitglied der SELK) will offenbar neue ­Babyklappen verhindern. Wenn es zu keiner Einigung kommt, droht ein Verbot der Babyklappen, die meist von Wohlfahrtseinrichtungen un­ terhalten werden. Mehr Abtreibungen in Baden-Württemberg

Im zweiten Jahr in Folge ist in Baden-Württemberg die Zahl der Schwanger­ schaftsabbrüche gestiegen. 2011 seien es 11 882 »lega­ le« ­Abtreibungen gewesen, 54, d. h. ein halbes Prozent mehr als im Vorjahr. Diese unerhört hohe Zahl wird auch nicht dadurch besser, dass die Abbrüche bei Minderjährigen laut Statistischem Landesamt rückläufig sind, um knapp 13 Prozent auf 404.

Keine Werbung für »Heilung von Homo­sexualität« erlaubt

Die Londoner Verkehrs­ betriebe stoppten eine Wer­ bekampagne mit der auf fünf ­Linien auf Doppeldecker­ bussen für die »Heilung von Homosexualität« geworben werden sollte. Hinter der geplanten Werbung steht die christliche Gruppe »Core ­Issues Trust«.

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Kirche in Deutschland Deutschlandweiter ­Christustag

Für das Jahr 2014 plant die Christusbewegung Lebendige Gemeinde in Stuttgart am 19. Juni (Fronleichnam) einen deutschlandweiten Christustag, »der die Größe Jesu Christi in die Mitte stellen wird«. Bereits im Jahr 2013 soll aus Stuttgart die Satellitenevangeli­ sation ProChrist übertragen ­werden. Die Quartalsschrift der ­Christusbewegung »Lebendige Gemeinde« hat eine Auflage von 22 000 Exemplaren.

Gemeindebund in Bayern: Mehr Rechte für Gemeinden

Ein »Gemeindebund in Bayern« will dadurch, dass Gemeinden mehr Rechte erhalten, die Landeskirche erneuern. Der Bund wendet sich »gegen Tendenzen der Zentralisierung, Hierarchi­ sierung und Stärkung des Bischofs­amtes in der evangeli­ schen Kirche«. Bis jetzt (Stand Februar 2012) gehören 16 Ge­ meinden diesem »Gemeinde­ bund« an, dessen Vorsitzender der Pegnitzer Dekan Gerhard Schoenauer ist.

Leitungswechsel bei Ohofer Gemeinschaftsverband

Nach 30 Jahren ging Ins­ pektor Rainer Keupp (65) vom Ohofer Gemeinschaftsverband in den Ruhestand, bleibt aber weiterhin Präses des Bundes

m evangelischer Gemeinschaften. Nachfolger in Teilzeitaufgaben sind Prediger Andreas Ulmer als Inspektor und Prediger Matthias Boeddinghaus als Geschäftsführer. Gnadauer Verband: Zwei Frauen im Vorstand

Erstmals in seiner 124-jäh­ rigen Geschichte gehören dem Gnadauer Verband zwei Frau­ en an: die Diakonisse Evelyn Olhzak, die als Predigerin der landeskirchlichen Gemein­ schaft arbeitet und Elke Wicke, stellvertretende Vorsitzende des Evangelischen Sängerbun­ des. Sie wurden mit großer Mehrheit gewählt.

Westfälischer Vizepräses: Feminisierung der Kirche ist ein Segen

»Die Feminisierung der Kirche ist keine Katastrophe, sondern ein Segen«, so der Vizepräses der westfälischen Kirche, Albert Henz. Er meine den Ausdruck »Feminisierung« wertneutral und verstehe da­ runter einen höheren Frauen­ anteil in bisher männlich domi­ nierten Berufen. Henz zufolge ist zurzeit etwa ein Drittel der 1350 westfälischen Pfarrstellen mit Frauen besetzt, jedoch sei bei Vikaren bereits die Hälfte weiblich. In hauptamtlichen kirchlichen Leitungsämtern seien Frauen bisher deutlich unterrepräsentiert.

Weitere Meldungen auf Seite 29.

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Aus Lehre und Verkündigung

m Christliche Freiheit mm Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Paulus, 2.Korinther 3,17

mm Christliche oder evangelische Freiheit ist die Freiheit des Gewissens, durch die das Gewissen von Werken frei wird, nicht so, dass keine geschehen, sondern dass es sich auf keine verlässt. Denn das Gewissen ist nicht eine Kraft, die da wirkt, sondern eine Kraft, die über die Werke urteilt. m Martin Luther

mm Es geht kein Mensch über diese Erde, den Gott nicht liebt. m Friedrich von Bodelschwingh d. Ä.

mm Zur Freiheit hat uns Christus befreit. So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen. m Paulus, Galater 5,1

mm Freundschaft mit Jesus ist wertvoll und kostet etwas. Der Glaube allein rettet, aber rettender Glaube ist nie allein. Er geht immer einher mit großen Opfern um Jesu willen. Richard Wurmbrand

mm Obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich viele gewinne. m Paulus, 1.Korinther 9,19

mm Gott hilft uns nicht immer am Leiden vorbei, aber er hilft uns hindurch. m Johann Albrecht Bengel

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mm Siehe, das ist die rechte, geistliche, christliche Freiheit, die das Herz frei macht von allen Sünden, Gesetzen und Geboten, welche alle andere Freiheit übertrifft wie der Himmel die Erde. Gott gebe uns das recht zu verstehen und zu behalten! Amen. m Martin Luther, m Schluss des Freiheitstraktats

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Freude statt Klage Hansfrieder Hellenschmidt Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. Lukas 21,28

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ie Klagen über den Verlust bewährter Tra­ ditionen in Kirche und Gesellschaft und die Betroffenheit über die rasante Abwärtsbe­ wegung in niedrige Gefilde, sind überall zu hö­ ren. Nur zu berechtigt sind die Klagen über das Dahinschwinden von Sitte und Anstand. Nicht nur Konservative sind entsetzt, mit welcher Dreistigkeit und leichter Hand lebenswichtige Grundregeln in der Gesellschaft außer Kraft gesetzt worden sind. Die verwandelnde Kraft des Zeitgeistes hat alle Gebiete menschlichen Lebens durchdrungen. Nichts soll bleiben wie es ist. So ist das Fest der Himmelfahrt Chris­ ti zum Vatertag verkommen und an Stelle des Reformationsfestes der Halloweenbrauch getre­ ten. Neue Formen des Zusammenlebens haben sich etabliert. Ehe und Familie sind unter Druck geraten und die Freigabe des Leibes zu lustvol­ ler Begegnung in homosexueller Praxis ist zur Selbstverständlichkeit geworden – selbst in den Kirchen ist sie gegen die klaren Weisungen des Wortes Gottes gutgeheißen, angenommen und unter den Segen Gottes gestellt. Der Geist der Zeit, der mit antichristlichen Elementen angereichert ist, hat die Gesellschaft umgepolt. In lebenswichtigen Fragen stehen sich Tradition und Moderne unvermittelt ge­ genüber. Nicht selten verharren sie in einem unüberbrückbaren Zwiespalt und tragen so zu disparaten Verhältnissen in der Gesellschaft bei. Ein Einverständnis, wie das Leben gestaltet wer­ den soll, ist kaum noch zu erreichen. Der Ge­ meingeist stirbt und eine gefährliche Gleichgül­ tigkeit zieht durchs Land – und melancholisch durchzieht manchen Zeitgenossen eine undif­

Hansfrieder Hellenschmidt Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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ferenzierte Wehmut nach dem einst gewesenen »Christlichen Abendland«, eine immer wieder aufkommende Sehnsucht nach »des alten Rei­ ches Herrlichkeit«. Warum nur? Auch Christen können sich der negativen Stimmung unserer Tage nicht entziehen. Vo­ rausfallende Schatten endgeschichtlicher Er­ eignisse schrecken sie. Weh und Ach erfüllen ihre Herzen. Angst geht um, denn es könnte noch Schrecklicheres geschehen als das, was uns Tschernobyl und Fukushima drastisch vor Au­ gen geführt haben. In der Tat. Alles ist möglich. Nichts ist auszuschließen. Wie aber sollen sich Christen zu dem, was auf sie zukommt, verhalten? Besonnen! Nüchtern­ heit ist angesagt. Jetzt gilt es, auf das Wort der Bibel zu achten und unter seiner Leitung einen Schritt nach dem anderen zu machen. Nervo­ sität und Klagegeschrei helfen nicht weiter, so berechtigt auch viele der Klagen sind. Jesus hat seinen Jüngern vorausgesagt, dass das Ende der Welt- und Menschheitsgeschichte kein Spazier­ gang sein wird. Seine Endzeitreden (Matthäus 24–25) sind eindeutig und klar. Sie wollen aber nicht Angst machen. Der Jünger soll nicht zu­ sammenzucken, sich erschrecken und klagen. Im Gegenteil. Er soll sich in gespannter Erwar­ tung aufrichten und auf das Kommen seines Herrn bereiten. Tut er das, wird es ihm trotz aller Widerwärtigkeiten, Umbrüche und Zu­ sammenbrüche gelingen, seinen Weg zu finden und zu gehen. Er wird erleben, dass ihm eine getroste Freude zu Teil wird, die ihn stärkt und seine Tage hell macht, denn er weiß um Jesu Wort: »Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.« So sind Christen nicht ohne Weisung und Antwort auf die Frage, was denn da in unseren Tagen geschieht. Die katastrophalen Ereignisse, die auch sie betreffen, sind ihnen darum nicht nur vorauslaufende Schatten endzeitlicher Ge­ richte, sondern auch und noch viel mehr Boten, die das Kommen des Endes ankündigen – Bo­ ten, die der Gemeinde ansagen, dass ihr Herr sich aufgemacht hat, sein Reich aufzurichten, in dem Frieden und Gerechtigkeit wohnen wer­ den. Das standhafte Warten auf das Kommen Christi und das gehorsame Handeln in einer Juni 2012

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zu Ende gehenden Menschheitsgeschichte ist die rechte Haltung der Christen angesichts der apokalyptischen Erscheinungen unserer Tage. Darum sollen sich Christen nicht nutzlos da­ mit befassen, das hintergründig Böse in einer sich mehr und mehr gottlos gebärdenden Ge­ sellschaft aufspüren und seine zwielichtigen Zusammenhänge aufhellen zu wollen. Die Ver­ kündigung des Evangeliums und der Dienst am Nächsten im Zeichen der Liebe Christi ist die ihnen zugewiesene Aufgabe. Diesen Auftrag zu erfüllen, ist schwerer ge­ worden. An vielen Orten der Welt und das nicht zuletzt in den einst so genannten christlichen Ländern Europas, erleben wir einen Widerstand gegen die Botschaft vom Wiederkommen Jesu Christi. Den Kindern der Welt ist es unerträg­ lich, dass das Kommen Jesu auch im Zeichen des Gerichts über den Lebenden und den To­ ten steht. Einen solchen Jesus wollen sie nicht. Die abrahamitische Frömmigkeit, die Chris­ tentum, Judentum und Islam in solidarischer Einheit sieht und auch den Buddhismus nicht ausschließt, ist ihnen zeitgemäßer. Ihr soll die Zukunft gehören. Ist doch in der abrahamiti­ schen Religion auch der Mann aus Nazareth ohne alle gottheitlichen Prädikate anwesend, so dass auch der moderne Mensch Zugang zur Re­ ligion finden kann. Eine auf den vorbildlichen und außerordent­ lichen Menschen abgestellte Religiosität kennt weder ein Gericht noch ein Warten auf Erlö­ sung. Von einem Reich Gottes, das erst mit der Wiederkunft Christi zum Heil der Menschen aufgerichtet werden soll, will sie nichts wissen. Ihr Engagement richtet sich vielmehr darauf, hier, jetzt und heute, Frieden und Gerechtigkeit in der Welt herzustellen und die Bewahrung der Schöpfung zu betreiben. Trotz dieser pseudochristlichen Einlassun­ gen, die im Synkretismus beheimatet sind und den sich mehr und mehr abzeichnenden apo­ kalyptischen Geschehnissen, soll sich der Jünger Jesu nicht der Klage hingeben und verzagt ins Jammern verlieren. Soll er dann alles, was ge­ schieht, kritiklos und fatalistisch hinnehmen und schweigen – auch dazu schweigen, dass selbst in der Kirche Inhalte biblischen Glaubens zerstört werden und sich ein Handeln etabliert, das sich nicht am Worte Gottes, sondern am Anspruch gesellschaftlicher Maximen orientiert? Gewiss nicht. Die Antwort darauf ist aber nicht die überschwängliche Klage, sondern die Predigt des Evangeliums und die Abweisung falscher Lehrer. Wenn aber Gottes Wort nicht gehört werden will? Auch dann, gilt das Wort des Apo­ stels Paulus: »Predige das Wort, steh dazu, es sei Informationsbrief 272

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zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre. Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren. Du aber sei nüchtern in allen Dingen, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums, richte dein Amt redlich aus.« (2.Timotheus 2,4ff.) Des Apostels Wort hat auch für unsere Tage Bedeutung. Gerade darum sollen Christen be­ sonnen und nüchtern sein und erkennen, dass das antichristliche Wesen, das Not macht, zu den Ereignissen im Zeichen des Endes gehört. Das Antichristentum darf aber die Hoffnung nicht erschüttern. Denn Bibelleser wissen, dass die endzeitliche Geistesart emanzipativ gestaltet und pseudoreligiös durchformt ist. Die Austrei­ bung des Evangeliums von Jesus Christus aus der Gesellschaft muss darum nicht befremden. Gerade unsere Tage lehren den Jünger Jesu, wachsam zu sein und auf das biblische Wort zu achten. Unaufgeregt soll er seinen Weg gehen, denn er darf wissen, dass alles Geschehen – was auch immer noch kommen mag – unter dem göttlichen Muss steht. In prophetischer Voraus­ schau hat Jesus angesagt: »Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Aufruhr, so entsetzt euch nicht. Denn das muss zuvor geschehen; aber das Ende ist noch nicht so bald da. Dann sprach er zu ihnen: Ein Volk wird sich erheben gegen das andere und ein Reich gegen das andere, und es werden geschehen große Erdbeben und hier und dort Hungersnöte und Seuchen; auch werden Schrecknisse und vom Himmel her große Zeichen geschehen.« (Lukas 21,9ff.) Diese Ansage Jesu, befreit von Verzweiflung, gar Panik und schafft die rechte Gelassenheit, die die Zuversicht des Glaubens hervorbringt. Der Christ soll sich darum ob der Brüche in der Geschichte und der Umbrüche in der Ge­ sellschaft nicht zu sehr in der Klage aufhalten und sich schon gar nicht dem nichtsnutzigen Lamentieren über den Zustand unserer Tage ausliefern. Vielmehr gilt es, sich dem Kommen Christi entgegenzustrecken, ohne dabei Zeit oder Stunde wissen (Apostelgeschichte 1,7) oder sie gar spekulativ errechnen zu wollen. Wer nun aufsieht, die Zeichen der Zeit prüft und in ihnen Hinweise auf das Kommen Christi erkennt, ohne in unnüchterne Schwärmerei zu geraten, erhebe sein Haupt und bereite sich auf das Erscheinen seines Herrn und gebe der stil­ len Freude Raum, weil sich über kurz oder lang W die verheißene Erlösung einstellt. 7


»Familiäres Zusammenleben« im Pfarrhaus Theologische Erläuterungen zu § 39 des neuen Pfarrerdienstgesetzes der EKD und dessen Begründung Reinhard Slenczka

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er § 39 im neuen Pfarrerdienstgesetz ent­ zwei Menschen, das sich auf Dauer als geschloshält die Bestimmungen für das Verhalten sene solidarische Einstandsgemeinschaft darstellt von Pfarrern in Ehe und Familie. Die dafür gel­ und damit den […] inhaltlichen Anforderungen tende, jedoch an keiner Stelle erwähnte Regel Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und gegenseitiger nach dem Wort Gottes findet sich in 1.Timo­ Verantwortung genügt …« theus 3,1–13 sowie Titus So ist »Ehe« letztlich ein 1,5–9. Demnach ist von mm Es geht um die ernste Fra- Modell für den umfassende­ Amtsträgern der Gemeinde ge, ob bei solchen Entscheiren Begriff »familiäres Zuzu fordern: »… wenn einer sammenleben«. Sie wird nur untadelig ist, Mann einer dungen und Bestimmungen nochmals benannt, weil sie einzigen Frau, der gläubige überhaupt noch von Kirche (noch?) »die weitaus häufigste Kinder hat, die nicht im Ruf die Rede sein kann. Denn Form des familiären Zusamstehen, liederlich oder unmenlebens …« ist, nicht aber gehorsam zu sein. Denn ein es handelt sich hier wie in weil sie nach dem Wort Got­ Bischof soll untadelig sein als manchen anderen Fällen tes die einzig wahre Form ein Haushalter Gottes, nicht das Zusammenleben von um die Durchsetzung gesell- für eigensinnig, nicht jähzornig, Mann und Frau ist. kein Säufer, nicht streitsüch- schaftspolitischer ForderunDie Ehe eines Mannes tig, nicht schändlichen Ge- gen durch kirchliche Gremiund einer Frau ist göttliche winn suchen; sondern gastSchöpfungsordnung, die für frei, gütig, besonnen, gerecht, en und Amtsträger. alle Menschen gilt (Matthäus fromm, enthaltsam; er halte 19,4–6); in der christlichen sich an das Wort der Lehre, das gewiss ist, damit Ehe wird die Gemeinschaft von Christus und er die Kraft habe, zu ermahnen mit der heilsamen Gemeinde abgebildet (Epheser 5,21–33). Wenn Lehre und zurechtzuweisen, die widersprechen.« man das bedenkt, dann wird sogleich deutlich, Neben Ehe und Familie wird nunmehr der dass es bei dem »familiären Zusammenleben« Begriff »familiäres Zusammenleben« eingeführt, nicht um Gottes Ordnung für die Ehe in sei­ und dazu heißt es in der »Begründung« bei der ner Schöpfung und um deren Schutz durch sein Einführung in die EKD-Synode: Dieser Begriff Gebot »Du sollst nicht ehebrechen« vor mensch­ »ist hingegen bewusst weit gewählt. Er umfasst licher Willkür und Hartherzigkeit nach dem nicht nur das generationsübergreifende Zusam- Sündenfall (Matthäus 19,7–9) geht, sondern es menleben, sondern jede Form des rechtsverbind- werden neue Regelungen und Verhaltenswei­ lich geordneten Zusammenlebens von mindestens sen mit beliebigen Formen zur Befriedigung des Geschlechtstriebs eingeführt, nun also auch in Pfarrhäusern. Gottes Ordnungen und Wei­ sungen werden außer Kraft gesetzt und durch menschliche Willkür ersetzt. Was als kirchenrechtliche Ordnungsfrage er­ scheint, in deren umständlicher »Begründung« der Pferdefuß versteckt ist, hat eine tiefgreifende Reinhard Slenczka und weitreichende Bedeutung, die der Gemein­ de gerade deshalb klar sein muss: Es geht um die Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 ernste Frage, ob bei solchen Entscheidungen

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Beschlüsse, die im Widerspruch zu Schrift und Bekenntnis stehen, sind in der Kirche ungültig, selbst wenn sie mit absoluter Mehrheit angenommen werden. und Bestimmungen überhaupt noch von Kirche die Rede sein kann. Denn es handelt sich hier wie in manchen anderen Fällen um die Durch­ setzung gesellschaftspolitischer Forderungen durch kirchliche Gremien und Amtsträger. Von den Gliedkirchen der EKD soll dieses Gesetz übernommen werden. Die meisten ha­ ben bereits dazu Beschlüsse – auch gegen er­ heblichen Widerspruch aus den Gemeinden – gefasst, einige stehen noch in der Auseinan­ dersetzung. Dazu ist in notwendiger Klarheit Folgendes festzustellen: 1.  Beschlüsse, die im Widerspruch zu Schrift und Bekenntnis stehen, sind in der Kirche un­ gültig, selbst wenn sie mit absoluter Mehrheit angenommen werden. Hier gilt: »Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen« (Apostelgeschichte 5,29; 4,19). Dies betrifft eindeutig und unwiderlegbar sämt­ liche kirchenamtlichen Entscheidungen zu dem Thema »widernatürliche (Römer 1,26!) Befriedigung des Geschlechtstriebs«. Durch derartige Beschlüsse wird, wie es be­ reits geschieht, die Gemeinschaft nicht nur in den Gemeinden, sondern auch zwischen den Kirchen gebrochen, weil die verbindende und verbindliche Grundlage in Schrift und Bekennt­ nis aufgegeben ist. Beschlüsse dieser Art sind verderblich, weil sie die Sünde rechtfertigen und damit den Sünder den zeitlichen und ewigen Strafen Gottes aus­ liefern (Römer 1,18–32; 1.Korinther 6,9–10; Galater 5,19–21; Epheser 5,5). 2.  Das evangelische Pfarrhaus wird mit dieser Bestimmung kirchenamtlich demontiert. Informationsbrief 272

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Wie jeder Mensch steht auch der Pfarrer mit seiner Familie in der Anfechtung und Versu­ chung der Sünde, und er muss von Buße und Vergebung der Sünden in Ehe und Familie le­ ben und getragen werden (Matthäus 6,12). Zum Dienst an der Gemeinde ebenso wie für den Dienst der Gemeinde in der Welt gehören aber nicht nur die Verkündigung und Lehre, sondern auch das Lebenszeugnis, wie der Herr seinen Jüngern sagt: »So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen« (Matthäus 5,13–16; 7,15–23). 3.  Was überhaupt nicht gesehen wird: Die ver­ breitete Auffassung von einer Gleichwertigkeit und Beliebigkeit sexueller Triebbefriedigung führt in der Erziehung durch Vorbild, oft genug auch durch Verführung, zu einem verhängnis­ vollen Missbrauch von Kindern – leider auch innerhalb der Kirche. Die Aufdeckung solcher Fälle und die ent­ setzlichen Folgen für die Entwicklung von Kin­ dern begleiten als eine ernste Warnung die Vor­ gänge in protestantischen Kirchen. Dass diese nicht wahrgenommen, sondern das Gegenteil propagiert wird, gehört zweifellos zum Strafge­ richt Gottes. 4.  In ihrer Geschichte hat die christliche Kir­ che seit ihren Anfängen die Verantwortung für die von Gott geschaffene und durch sein Gebot geschützte Ehe gegenüber Missbrauch und Zer­ störung wahrgenommen. Wir stehen heute vor der Tatsache, dass die göttliche Ordnung durch kirchenamtliche Beschlüsse menschlicher Willkür ausgeliefert und damit gründlich zerstört wird. W 9


Christliche Freiheit Predigt über Galater 5,1.6.13 Hanns Leiner Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; sondern durch die Liebe diene einer dem andern. Galater 5,1.6.13 Liebe Gemeinde! Es geht heute in dieser Predigt um die christ­ liche Freiheit. Der Anlass für dieses Thema wird uns durch das bevorstehende große Jubiläum unserer Kirche im Jahr 2017 gegeben. 2017 wird unsere Evangelische Kirche das 500. Jubiläum der Veröffentlichung der 95 The­sen Martin Luthers gegen den Ablass und damit den Beginn der Reformation begehen und feiern. Die zehn Jahre davor hat unsere Kirche als so genannte Lutherdekade ausgeru­ fen, in der jedes Jahr unter einem besonderen Thema steht, das auf die Reformation hinweist. Das Jahr 2011 erhielt das Thema »Reformation und Freiheit«. Der bayernweite Auftakt zu diesem Jahr und seinem Thema fand im Februar 2011 bei uns in Augsburg statt. Ein offizieller Prospekt ruft dazu auf unter dem Motto: »Aufrechter Gang«, nämlich des Christen, der in Freiheit vor Gott leben und stehen kann. Dort heißt es: »Der Mensch ist zur Freiheit der Kinder Gottes gebo­ ren, damit er in Freiheit das Rechte tun kann.« Da jedoch in diesem Aufruf wie in den anderen offiziellen Äußerungen der Kirche (z. B. »Kir­ che der Freiheit«) die besondere Art christlicher Freiheit nur sehr allgemein und unscharf bleibt, ergreife ich gerne in dieser Predigt die Gelegen­ heit, um genauer zu entfalten, was christliche Freiheit eigentlich bedeutet.

Hanns Leiner Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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Zunächst darf man dem Freiheitsthema dankbar zustimmen. Ja, es trifft zu: Unser christlicher Glaube ist auf den Ton der Freiheit gestimmt. Leider wurde das in der Geschichte unserer Kirche und in der Öffentlichkeit nicht immer so wahrgenommen. Darum halte ich es auch für gut und nötig, diesen hellen Klang der christlichen Freiheit herauszustellen, zu betonen und zu hören; damit nicht das Vorur­ teil hängen bleibt, das ich wiederholt bei Zeit­ genossen, auch bei meinen Schülern fand, die meinten: »Religion ist das, was man nicht darf«, also eine Sache des Verbotenen und damit ei­ gentlich der Unfreiheit, und dies kritische Urteil durchaus auf den christlichen Glauben bezogen. Doch das trifft ganz und gar nicht zu. Mit diesem Missverständnis des christlichen Glaubens hatte auch schon der Apostel Paulus zu kämpfen. Er hatte den Galatern die Christus­ botschaft als Befreiungsbotschaft gebracht, und dort waren heidenchristliche Gemeinden ent­ standen, die das jüdische Gesetz nicht kannten und einhielten. Allerdings musste Paulus erfah­ ren, dass aus Jerusalem judenchristliche Geset­ zesprediger nach Galatien gekommen waren, die den galatischen Christen sagten: »Schön, dass ihr an Christus glaubt. Doch das genügt noch nicht. Ihr müsst, um vollkommene Christen zu werden, auch noch das jüdische Gesetz auf euch nehmen und erfüllen.« Das bedeutete konkret, dass sich die Männer beschneiden lassen und alle Gemeindemitglieder die Speisen- und Rein­ heitsgebote des Judentums einhalten mussten. Als der Apostel Paulus davon erfuhr, erschrak er über diesen Rückfall in die Gesetzlichkeit und Unfreiheit und schrieb ihnen den Galaterbrief: »In Christus gilt nicht Beschneidung oder Un­ beschnittensein, sondern der Glaube, der in der Liebe tätig ist.« In diese Situation hinein also erging ursprüng­ lich seine Warnung im Galaterbrief: »Lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auferle­ gen!« Besteht in der Freiheit, die euch Christus geschenkt hat! Sonst verliert ihr Christus und das Christsein! Denn was diese Boten euch brin­ gen, das ist »ein anderes Evangelium«, das heißt ein falsches! Diese Warnung war wohl auch für andere Gemeinden immer wieder wichtig und Juni 2012

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nötig. Darum wurde der Brief aufgehoben, ab­ geschrieben, weitergegeben und ging ins Neue Testament ein und seine Botschaft ergeht damit auch an uns heute. Trotzdem veränderte sich die Kirche im Mit­ telalter erneut so sehr in Richtung einer gefähr­ lichen Gesetzlichkeit, dass in ihr die christli­ che Freiheit wieder verschüttet und überlagert wurde von kirchlichen Gesetzen und Verboten, die den Ton der Freiheit erstickten. Der Papst und die Hierarchie wollten die Menschen nicht mehr freie Christen sein lassen. In dieser Ver­ kehrung und Verdunkelung des christlichen Glaubens schlug Luther im 16. Jahrhundert erneut die christliche Freiheitsglocke an. In sei­ ner berühmten Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« wandte er sich entschieden gegen alle, besonders die kirchlichen Bevor­ mundungen und Gängelungen der Christen und erinnerte mit dem Apostel Paulus in seiner ersten einleitenden These an die christliche Frei­ heit: »Ein Christenmensch ist ein freier Herr al­ ler Dinge und niemandem untertan.« Das hat in der Reformationszeit weites Ge­ hör gefunden, ist auf fruchtbaren Boden gefal­ len und hat in der Geschichte weitergewirkt. Vor allem in der Aufklärung wurde dieser Ton aufgegriffen, allerdings dann verallgemeinert und säkularisiert: Jetzt sprach man lieber von der Freiheit des Menschen überhaupt und nicht mehr von der des Christenmenschen. In der Französischen Revolution wurde Freiheit so­ gar zu einer der drei kämpferischen, politischen Grundforderungen, ja sogar zu einem Schlag­ wort: »Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«. Von daher wirkte dieser Freiheitsgedanke dann weiter in allen abendländischen Freiheitsbewe­ gungen der Neuzeit, von der Amerikanischen Verfassung: »Der Mensch ist frei geboren ...« bis hin zu der Erklärung der Menschenrechte. Dieses gesellschaftliche und politische Ver­ ständnis von Freiheit ist es auch, was davon heute im öffentlichen Bewusstsein hauptsäch­ lich weiterlebt. Über diese vom Evangelium ausgehende, aber über die Kirche hinausrei­ chende Freiheitsgeschichte kann man sich auch als Christ freuen und sie bejahen. Dennoch erfasst sie das, was Paulus und Lu­ ther unter der christlichen Freiheit verstehen, nur unvollständig und oberflächlich. Wir müs­ sen uns klar machen, dass das, was im Neuen Testament dazu steht, doch noch etwas anderes ist. Die Aufklärung hat sich das mit der mensch­ lichen Freiheit wohl doch etwas zu einfach und zu leicht gemacht, besonders deswegen, weil sie ein zu optimistisches Menschenbild hatte und die Freiheit zu individualistisch verstand. Informationsbrief 272

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In seiner berühmten Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« wandte sich Luther entschieden gegen alle, besonders die k­ irchlichen Bevormundungen und Gängelungen der ­Christen. So einfach liegen jedoch die Dinge mit der christlichen Freiheit nicht. Es ist deshalb sinn­ voll und notwendig, anhand des biblischen Zeugnisses noch einmal genauer darüber nach­ zudenken, was das wirklich heißt: »Zur Freiheit hat euch Christus befreit«. Das lässt sich nämlich nicht in einem Satz sagen. Denn die menschli­ che Freiheit hat – christlich gesehen – eine lange Geschichte, der man entlanggehen muss, um sie richtig zu verstehen. Dass es sich bei der christ­ lichen Freiheit nicht einfach um einen selbstver­ ständlichen Besitz des Menschen oder um einen dauernden Zustand handelt, in den wir einfach hineingeboren werden und den wir als selbst­ verständliche Eigenschaft unser Eigen nennen, sondern vielmehr um einen Vorgang, einen Akt der Befreiung, das klingt ja schon in unserem biblischen Wort deutlich an: Christus hat et­ was Entscheidendes für uns getan, nämlich er hat uns befreit. Um den Sinn der christlichen Freiheit voll zu erfassen, ist hier also genauer von einer Befreiungsgeschichte zu reden. Diese dramatische Geschichte der von Gott dem Men­ schen verliehenen, vom Menschen verlorenen und durch Christus wieder gewonnenen Frei­ heit des Christen will ich hier in sechs Punkten entfalten. 11


1. Gottes Freiheit Zunächst gilt es, sich bewusst zu machen, dass Freiheit ursprünglich gar keine menschli­ che Eigenschaft darstellt, sondern eine göttli­ che. Nur Gott allein ist vollkommen und un­ eingeschränkt frei. Freiheit ist also eigentlich ein Gottesprädikat. Er ist Ursprung und Grund aller Freiheit. Freiheit kommt von Gott her und geht von ihm aus.

3. Missverständnis und Missbrauch der Freiheit

Dieser hohen Berufung ist der Mensch aber nicht gerecht geworden. Wir haben viel­ mehr – leider Gottes! – unsere geschöpfli­ che Freiheit missverstanden und missbraucht: Wir haben vergessen, dass sie uns von Gott gegeben wurde und ihm nicht dafür ge­ dankt. Wir haben uns nur die negative »Frei­ heit für uns« zu eigen gemacht und sie von der positiven »Freiheit zu etwas« getrennt. 2. Menschliche Freiheit Dieses privative, individualistische, egoisti­ Aber er hat uns Menschen an seiner Freiheit sche Verständnis von Freiheit führte dazu, uns Anteil gegeben. Denn im Unterschied zu allen voneinander zu trennen und Gemeinschaft zu anderen Lebewesen hat er uns »nach seinem Bil­ zerstören. Wir verstanden Freiheit nur noch als de« geschaffen. Dazu gehören nicht nur Geist, Selbstbehauptung und Selbstdurchsetzung ge­ Vernunft, Seele und gen alle anderen. Dieser Selbstbewusstsein, son­ mm Nur Gott allein ist vollkommen Missbrauch der Freiheit dern eben auch eine ge­ und uneingeschränkt frei. Freiheit isolierte uns und ließ den wisse Anteilhabe an Got­ Menschen entstehen, den tes Freiheit. Das lässt sich ist also eigentlich ein GottespräLuther den homo incur­ sogar biologisch bestäti­ dikat. Er ist Ursprung und Grund vatus in se ipse nennt, gen, denn wir sind nicht in sich selbst zu­ aller Freiheit. Freiheit kommt von den wie die Tiere den auto­ rückgekrümmten Men­ matisch wirkenden Ins­ Gott her und geht von ihm aus. schen. tinktreaktionen mit ih­ Schließlich richtete sich ren Zwängen unterworfen, sondern auf Grund die­se missverstandene Frei­heit sogar gegen einer so genannten Instinktreduktion (wie die Gott selbst, den Geber der Freiheit. Wir wa­ Biologen das nennen) davon ein Stück weit be­ ren nicht mehr mit unserer endlichen Freiheit freit. Wir besitzen die Fähigkeit, uns von einer zufrieden, sondern wollten daraus eine abso­ Situation zu distanzieren und zu überlegen, aus lute machen, das heißt, wir wollten frei sein verschiedenen Möglichkeiten auszuwählen und wie Gott und damit von Gott. Das will die uns danach zu entscheiden. Freilich kommt uns biblische Erzählung vom Sündenfall uns be­ damit nicht absolute, göttliche Freiheit zu, son­ wusst machen: Wir Menschen ließen uns dazu dern eine bedingte, endliche Freiheit, die immer verführen durch die trügerische Verheißung nur im Rahmen und in den Grenzen unserer ge­ der Schlange: »Ihr werdet sein wie Gott!« Das schöpflichen Lebensbedingungen sich entfalten konnte und sollte uns jedoch nicht gelingen. kann. Diese von Gott geschenkte menschliche So gerieten wir mit unserer falsch verstande­ Freiheit ist also eigentlich nicht unser Eigentum nen Freiheit in einen gefährlichen Selbstwider­ oder unsere Eigenschaft, sondern eine »fremde spruch. Wir wollten uns nicht mehr mit dem Würde«, die uns von Gott verliehen wurde, die zufrieden geben, was Gott uns verliehen hatte: wir also ihm verdanken. Als solche verdankte nämlich endliche freie Geschöpfe zu sein. Doch Freiheit ist sie ein sehr hohes Gut für uns. Von es gelang uns nicht, das zu werden, was wir daher trifft es zu, zu sagen: Der Mensch ist von wollten: absolut frei zu sein wie Gott. Dadurch Gott mit Freiheit geschaffen oder zur Freiheit schlug unsere Freiheit um in Unfreiheit. So kam berufen. Er darf darum mit Recht »der erste es zum Freigelassene der Schöpfung« heißen (Johann Gottfried Herder). Man muss sich aber dabei 4. Verlust der Freiheit von vornherein bewusst machen, dass diese von Das verwandelte unsere ganze Situation zum Gott geschenkte Freiheit zwei Seiten besitzt: Sie ist nämlich nicht nur eine »Freiheit von«, in der Negativen: Das missbrauchte Geschenk wurde wir uns von allem distanzieren können, sondern uns zum Verhängnis. Die nur noch egoistisch zugleich eine »Freiheit zu (bzw.) für«, in der wir verstandene Freiheit trennte uns von Gott, vom dazu befähigt und berufen sind, uns Gott und Mitmenschen und von der ganzen Schöpfung. unseren Mitmenschen in Freiheit zuzuwenden Wir gerieten in den Zustand der Selbstentfrem­ dung, wurden einsam und unglücklich. Ja, wir und Gemeinschaft mit ihnen zu haben. 12

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machten uns in unserer Undankbarkeit gegen­ 5. Die wiedergeschenkte Freiheit in über Gott schuldig. Wir verloren damit alles, Jesus Christus den Frieden der guten Schöpfung Gottes und Das bedeutet also zunächst: Wir brauchen wurden bildlich gesprochen aus dem Paradies vertrieben. Unser Leben ist seitdem gezeichnet wirklich Befreiung, wir sind darauf angewie­ von den unausweichlichen Folgen der miss­ sen. Das Evangelium von Jesus Christus ist die einzigartige Befreiungsbot­ brauchten Freiheit. schaft, die wir Gefangenen Und selbst, wenn wir brauchen. Darum heißt es das erkennen und davor er­ bei Paulus: »Zur Freiheit hat schrecken und es rückgän­ euch Christus befreit«, oder gig machen wollen, kön­ bei Johannes: »So euch der nen wir es nicht. Wir haben Sohn frei macht, so seid ihr uns gleichsam in ein Netz recht frei« (Johannes 8,36). verstrickt, aus dem wir uns Wie soll das geschehen, wie nicht mehr selbst befreien hat das Christus gemacht? Er können. Wir sind an unse­ ging dazu einen eigenartig re selbstsüchtige Freiheit paradoxen Weg: Er gab sei­ gebunden. Darum spricht ne göttliche Freiheit für uns Paulus sogar von der Ver­ auf, er entäußerte sich ihrer, sklavung des – angeblich er erniedrigte sich, er wurde freien – Menschen unter vom Herren zum Knecht, die Macht der Sünde. Der er ließ sich gleichsam seine Mensch als Sünder ist ge­ Freiheit rauben, um ganz an rade darum heillos und ret­ unsere Seite zu treten. Und tungslos verloren, weil ihn doch wurde er dabei nicht sein »freier Selbstwille« im­ unfrei. Im Gegenteil: Gerade mer tiefer in diesen Selbst­ widerspruch hineintreibt Der Mensch ist von Gott mit Freiheit so zeigte er uns, worin echte, göttliche Freiheit besteht: In­ (vgl. Römer 7,16–24). Die geschaffen oder zur Freiheit berufen. verkehrte Grundrichtung »Der Mensch ist der erste Freigelassene dem er ganz und gar für un­ sere Befreiung sich einsetzte, der einmal missbrauchten der Schöpfung.« indem er »zum Menschen für Freiheit wird er nicht mehr So schrieb schon Johann Gottfried andere« (Dietrich Bonhoef­ los. Kurz gesagt: Der Sün­ ­Herder in seinen »Ideen zur Philosofer) wurde. So heißt es in ei­ der Mensch hat vor Gott phie der Geschichte der Menschheit«. nem guten, alten Weihnachts­ seine Freiheit verloren, er ist nicht mehr frei. Und aus dieser verfahrenen lied: »Er wird ein Knecht und ich ein Herr, das Situation vermag er sich nicht mehr selbst zu mag ein Wechsel sein, wie könnt es noch sein befreien. Das ist die aussichtslose Lage des Men­ freundlicher, das herze Jesu­lein?« Jesus hat uns schen ohne Christus: Nicht frei, sondern gefan­ gerade so vorgelebt und gezeigt, was »Freiheit für« ist, echte kommunikative, nicht egoistische gen zu sein. Diesen düsteren Aspekt der menschlichen Freiheit. Er hat uns die Augen dafür geöffnet, Situation will besonders die Neuzeit partout dass wahre Freiheit etwas mit Zuwendung, Hin­ nicht sehen, erkennen, anerkennen und wahr­ gabe und Liebe zu tun hat, ja damit sogar iden­ haben. Ohne diese bittere Selbsterkenntnis tisch ist. Dazu gehörte es, dass er diesen Weg kann man jedoch weder die tatsächliche Lage zu uns, in unsere Misere, zu unserer Befreiung des Menschen richtig verstehen, noch auch, was bis zum bitteren Ende durchhielt: »Wie er die die christliche Freiheitsbotschaft bedeutet. Die Seinen geliebt hatte, so liebte er sie bis zum Einsicht in unsere in Unfreiheit umgeschlage­ Ende.« Dadurch hat er uns aus dem Gefäng­ ne Freiheit ist unbedingt nötig; denn nur der nis unserer Ichsucht und falsch verstandenen wird nach Befreiung suchen und sich sehnen, Freiheit erlöst und befreit. So schenkt er denen der weiß, dass er gefangen ist, nur der Verlore­ die Freiheit wieder, die sich von ihm befreien ne braucht Rettung. Darum ist das Wissen um lassen und von ihm lernen und ihm vertrauen. unsere wahre Lage und um das Angewiesensein Darum heißt es auch: »Die Wahrheit [nämlich auf eine Befreiung von außen die notwendige die Wahrheit Christi] wird euch frei machen.« Bedingung für unsere Rettung. Es ist gewisser­ Denn so verwirklichte Christus den Sinn dessen, maßen das Einzige, was wir zu unserer Befrei­ was das Geschenk der göttlichen Freiheit mein­ te: In Freiheit für andere da zu sein. ung beitragen können. Informationsbrief 272

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Christsein heißt also frei werden, noch ge­ nauer aus der Gefangenschaft, in die wir uns gestürzt hatten, durch ihn befreit werden. Das bedeutet jedoch nicht zuerst eine politische oder gesellschaftliche Befreiung, sondern eine persönliche, wesensmäßige, wesentliche Frei­ heit. Wir werden wieder zu der Freiheit befreit, die Gott uns ursprünglich verliehen hatte. Das heißt zunächst: Wir werden befreit von der Sün­ de, von der Trennung von Gott und den Men­ schen, von dem Gesetz, das uns verklagt und das wir nicht erfüllen können, von dem Tod als Strafe und »der Sünde Sold«; wir werden – wenigstens ansatzweise – von unserer Ichsucht befreit, die ja nicht zum Leben, sondern zum Tode führt. So werden wir befreit »zur herrli­ chen Freiheit der Kinder Gottes«. Diese wiedergeschenkte Freiheit ist aber et­ was anderes, als was wir gewöhnlich unter Frei­ heit verstehen. Sie besteht nämlich nicht in ei­ ner Trennung, sondern im Gegenteil in einer Hinwendung zu und Verbindung mit Christus und dem Nächsten. Es ist die Freiheit, die ent­ steht durch die Verbindung mit Christus, die so eng ist, dass er mit uns gleichsam verschmilzt und wir mit ihm, wie Paulus schreibt: »Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir« (Galater 2,20). Christliche Freiheit ist nichts anderes als die Freiheit der mit Christus Verbundenen und an Christus Gebundenen. Freiheit und Gebundenheit gehören hier auf ge­ heimnisvolle und untrennbare Weise zusammen: Die Bindung an Christus wird zum Grund un­ serer Freiheit. Darum gilt hier die nur scheinbar widersprüchliche Doppelthese am Anfang von Luthers Freiheitsschrift: »Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan und ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.« Der Christ ist so der Christus gegenüber (scheinbar) Unfreie, aber er wird gerade so frei von sich selbst und frei zum Dienst an anderen. Unsere Freiheit soll und darf der Freiheit Christi gleichen. Wir sind so frei – wie Christus. Indem wir (wieder) Kinder Got­ tes, Freunde und Diener Christi werden, wer­ den wir von allen Bindungen der Welt, unseres Ichs, der Sünde und des Bösen befreit. In Chris­ tus ergreift uns nicht die ichsüchtige Freiheit, sondern die Freiheit der Liebesgemeinschaft mit Christus und untereinander.

6. Gelebte christliche Freiheit Dies umsonst empfangene Geschenk der Freiheit Christi will Gestalt annehmen in unse­ rem Leben. Denn Christsein ist nichts anderes als leben in und aus dieser Freiheit. Das kann 14

eben nur geschehen in der spannungsvollen Dialektik von Freiheit und Dienst. Denn wir empfangen diese Freiheit nicht für uns, son­ dern für den Dienst aneinander. Genau dieses dialektische Verständnis von Freiheit finden wir auch schon beim Apostel Paulus. Er betont etwa den Korinthern gegenüber seine Freiheit: »Bin ich nicht frei?« (1.Korinther 9,1) fragt er her­ ausfordernd und bejaht diese Frage vehement. Doch er fährt fort: »Obwohl ich frei bin von je­ dermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne« (1.Korinther 9,19), genau wie das bei Christus war. Christen handeln deshalb in all ihrem Tun nicht aus Zwang oder auf Befehl, sondern in freier Liebe, wie es Christus für uns getan hat. Christliche Freiheit ist also in erster Linie Frei­ heit von sich selbst und damit Freiheit zum Dienst. Christen handeln daher nicht ichsüch­ tig, sondern in der freien Dienstbereitschaft Christi. Sie tun »freie Werke« (d. h. freiwillige, ungezwungene Werke), wie Luther das von Adam schreibt. Christen leben nicht für sich selbst, sondern für Christus und für die anderen (Römer 14,7–9). Sie binden sich in Freiheit, wie sich Christus in Freiheit an uns gebunden hat. Sie sind nicht mehr freie, isolierte Einzelperso­ nen, die um ihre Freiheit ängstlich besorgt sind und meinen, sie verteidigen zu müssen, son­ dern verstehen ihre Freiheit als Verpflichtung und Einsatz. Christen sagen nicht wie einige Korinther, dabei ihre Freiheit stolz und allzu selbstbewusst betonend: »Mir ist alles erlaubt« (1.Korinther 6,12), sondern: »Ich bin zu allem bereit«, nämlich zu jedem Liebesdienst für den anderen gerne bereit. Diese Dialektik christli­ cher Freiheit gipfelt am Ende der Freiheitsschrift Luthers in den Worten: »Ein Christ lebt nicht in sich selbst, sondern in Gott und im Nächsten. In Gott im Glauben (und ist darin ganz frei) und im Nächsten in der Liebe (und ist da ganz gebunden). Im Glauben fährt er über sich in Gott, aus Gott fährt er wieder unter sich durch die Liebe und bleibt doch immer in Gott und göttlicher Liebe ...« Und er schließt die gan­ ze Schrift: »Siehe, das ist die rechte, geistliche, christliche Freiheit, die das Herz frei macht von allen Sünden, Gesetzen und Geboten, welche alle andere Freiheit übertrifft wie der Himmel die Erde. Gott gebe uns das recht zu verstehen und zu behalten! Amen.« So sieht also die christliche Freiheit in idealer Form aus. Wir können darauf vertrauen, dass uns dazu von Christus geholfen wird, aber es will uns leider nicht immer gelingen, sie so zu verwirklichen. Das heißt: die Freiheit des Chris­ Juni 2012

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ten ist immer auch bedroht und umkämpft, es besteht Rückfallgefahr in das alte Wesen und so­ gar der erneute Verlust der Freiheit. Das christ­ liche Leben in der Freiheit eines Christenmen­ schen gleicht einer Gratwanderung. Wir können dabei nach zwei Seiten abstürzen. Auf der einen Seite als Rückfall in die Gesetzesreligion und ihre Gesetzlichkeit, wie es bei den Galatern und auch in der Geschichte der Kirche bis heute im­ mer wieder geschah und geschieht. Dann gilt es, den Weckruf der Freiheit wieder zu hören, wie in unserem Text: »So besteht nun in der Freiheit und lasst euch nicht wieder unter das knechti­ sche Joch bringen!« (Galater 5,1) Aber wir können auf der anderen Seite auch abstürzen in die Gesetzlosigkeit und Lieblosigkeit, in die alte Ichsucht und Isolation und ebenso in das alte, weit verbreitete Missverständnis der Frei­ heit. Das scheint mir heute in mancher Hinsicht die größere Versuchung und Gefahr für unsere Kirche zu sein. Darum gilt es, die Warnung zu hören, unsere Freiheit nicht zu missbrauchen: »Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht

dem Fleisch [d. h. der Ichsucht] Raum gebt, sondern durch die Liebe diene einer dem an­ deren!« (Galater 5,13) Darum wird unser freies Christenleben immer auch den Charakter des Kampfes mit uns selbst und gegen uns selbst an­ nehmen und wir im Glauben ringen müssen um die Bewahrung und Bewährung unserer Frei­ heit in der Nachfolge Jesu Christi. Das alles – Gottes eigene Freiheit, unsere ge­ schöpfliche Freiheit, das Missverständnis und der Verlust der Freiheit, die durch Christus wie­ dergeschenkte Freiheit, die Doppelnatur christ­ licher Freiheit als Bindung und Befreiung und der ständige Kampf um die Verwirklichung die­ ser Freiheit – gehört zur rechten Erkenntnis der christlichen Freiheit. Nur so, in diesem Sinne wird unser Christusglaube recht gelebt als Sa­ che der Freiheit. Wir dürfen und sollen uns als befreite Knechte Christi verstehen und in frei­ er Hingabe mit Hilfe Christi tun, was wir dem Nächsten tun können. Dass uns das gelingt, das verleihe uns allen unser Herr Jesus Christus, der W uns dazu befreit hat. Amen

Ein Brief an Hitler und seine Folgen Erinnerung an den Onstmettinger Polizisten Wilhelm Fischer, der zum »Blutzeugen« Christi wurde Walter Rominger Nachstehender bewegender Bericht versteht sich als kleiner Beitrag zur Erinnerung an den Onstmettinger Polizisten Fischer, der während der schrecklichen zwölfjährigen nationalsozia­ listischen Terrorherrschaft von 1933 bis 1945 aufgrund seines christlichen Zeugnisses zum Blutzeugen Jesu geworden ist. In diesem Jahr wäre dieser wackere Christuszeuge 125 Jahre

Walter Rominger Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 Informationsbrief 272

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alt. Heute ist er, soweit ich das zu beurteilen vermag, sowohl in seiner eigenen kommunalen als auch Kirchengemeinde leider weitgehend in Vergessenheit geraten. Das ist nicht gut. Fi­ scher teilt das Schicksal vieler »großer« Blut­ zeugen jener Jahre, etwa Dietrich Bonhoeffer, Paul Schneider, Sophie und Hans Scholl. Deren »Leistungen« dürfen nicht im Geringsten ange­ zweifelt werden. Doch verblassen zu Unrecht vielerorts die »kleinen« Schicksale und fallen dem fast vollständigen Vergessen anheim. So ist es auch dem kleinen Dorfgendarmen Wilhelm Fischer (Jahrgang 1887) aus Onstmet­ tingen (heute Teilgemeinde von Albstadt im Westen der Schwäbischen Alb gelegen) ergan­ gen. Dieser schrieb im Jahr 1943, nachdem der einzige Schwiegersohn gefallen war, besorgt um das Schicksal Deutschlands und dessen Bewoh­ ner, insbesondere auch um weitere Familienan­ 15


gehörige und wohl auch um Adolf Hitler und dessen eifrige Parteigänger, einen mahnenden Brief an Hitler. Wir erinnern, dass an den viel­ beschworenen »Endsieg« trotz »totalem Krieg« nicht mehr zu denken war – nicht allein wegen des Desasters von Stalingrad. Der Brief an Hitler enthielt wohl kaum mehr als eine selbstreden­ de Liedstrophe des pietistischen Dichters Ernst Gottlob Woltersdorf (1725–1761): »Ach wie groß ist dein Verderben! Ohne Jesum musst du sterben: blind und tot sind deine Kräfte; Sünde das ist dein Geschäfte; dein Verdienst ist Zorn und Rache. Es ist aus mit dieser Sache; ja im Himmel und auf Erden kann dir nicht geholfen werden« (Strophe 2 des Passionsliedes »Sünder! freue dich von Herzen …«, enthalten etwa im 1912 erschienenen Gesangbuch für die Evan­ gelische Kirche in Württemberg, auch noch im Evangelischen Kirchengesangbuch von 1953; im jetzigen Evangelischen Gesangbuch von 1996 ist dieses aussagekräftige, wertvolle Lied, wie manch anderes, nicht mehr enthalten). Der Glaubenszeuge Fischer wurde daraufhin in der nicht allzu fernen Kreisstadt Balingen eingesperrt, wo er dann zu Tode kam und da­ mit zum »Blutzeugen« wurde. Nach offizieller

amtlicher »Lesart« hat er sich erhängt, während seine Frau, die nach dem Krieg noch lange leb­ te, davon sprach, er sei ermordet worden, was glaubwürdiger erscheint. Gleichviel, wie der Todesumstand auch war – schließlich können Menschen ja auch in den Selbstmord getrieben werden. Erinnert sei nur an Jochen Klepper und Hugo Distler. Dieser einfache Dorfgendarm Fischer von der Schwäbischen Alb ist zum Märtyrer geworden, zum »Blutzeugen« unseres Herrn Jesus Chris­ tus. Nach seinem Märtyrertod – als sei dieser für die Familien nicht schon genug – wurde diese noch schwer heimgesucht: die beiden Söhne fielen und auch die Tochter verstarb früh und kinderlos. Nachkommen sind demnach keine vorhanden. Dem Engagement entfernter Ver­ wandter und Bekannter ist es zu verdanken, dass gewissermaßen wie ein Mahnmal wenigstens auf dem Onstmettinger Friedhof dessen Besucher durch das Grab an den aufrechten Christuszeu­ gen Fischer erinnert werden. Diese Verwandten und Bekannten konnten erreichen, dass Fischers Grab in das Verzeichnis der Kleindenkmäler auf­ genommen wurde und damit nicht aufgelöst W werden darf.

Die wahren Heiligen Gottes –– heilig oder geheiligt? Günter Rudolf Schmidt

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ie Selig- und Heiligsprechungen der rö­ misch-katholischen Kirche erregen großes Aufsehen. Für den Gottesdienst, in dem Papst Johannes Paul II. seliggesprochen wurde, reich­ te der Petersplatz nicht aus. Die Massen der Teil­ nehmer füllten auch die Via della Riconciliazio­

Günther R. Schmidt Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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ne und deren Seitenstraßen. Weltweit konnten Millionen von Menschen die Feier auf dem Bild­ schirm miterleben. Auch viele Evangelische nehmen Hinweise in den Medien zur Kenntnis, teilweise mit Be­ wunderung, teilweise mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite finden sie es erfreulich, wenn kirchliche Ereignisse ein so breites Echo auslö­ sen, auf der anderen regen sich immer noch vor­ handene anti-römische Affekte: Was würde Jesus dazu sagen? Liebt er solchen Pomp? Ist das nicht ein letztlich unchristlicher Triumphalismus? Überschreitet die Amtskirche nicht ihre Kom­ petenzen, wenn sie über den geistlichen Status einzelner Menschen befindet? Ist hier nicht pro­ testantische Kritik angezeigt? Eine Besinnung über »Heiligkeit« und »Hei­ Juni 2012

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lige« kann Affekte abbauen, ohne kritische Fra­ gen zu unterdrücken. Deshalb soll im Folgen­ den gefragt werden: WW Was bedeutet »heilig«, »Heiliger« in der Bi­ bel? WW Wie kam es zur Heiligenverehrung und wel­ che Formen nahmen sie im Laufe der Kirchen­ geschichte an? WW Wie nahm die Reformation dazu Stellung? WW Welche kritischen Anfragen kann man von evangelischer Seite immer noch stellen?

Was sagt die Bibel? »Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth. Alle Lande sind seiner Ehre voll« (Jesaja 6,3). »Heilig« ist im Vollsinn des Wortes nur Gott. Seine Heiligkeit unterscheidet den Schöpfer vom Geschöpf und im Sinne der Reinheit beson­ ders vom sündigen Geschöpf. Seine Heiligkeit umgibt Gott wie eine Sphäre, die Personen und Dinge einschließt. Im Sinne der Zugehörigkeit zu dieser Sphäre können sie dann auch »heilig« sein. Wer oder was in diese Sphäre eingelassen und zu Gott in Beziehung gesetzt wird, ist dann in einem abgeleiteten Sinne »heilig«, »gehei­ ligt«. Ein Seraph vollzieht an Jesaja ein Sakra­ ment, einen Ritus, der bewirkt, was er bedeutet – er berührt seine Lippen mit einer glühenden Kohle vom Altar –, und heiligt ihn dadurch. Im Sinne der Heiligung durch ein Wort oder einen Ritus werden Menschen »heilig«: »Darum sollt ihr mir heilig sein; denn ich, der Herr bin heilig, der euch abgesondert hat von den Heidenvölkern, dass ihr mein wärt« (3.Mose 20,26). Hier wird eine weitere Bedeutung von »heilig« deutlich: »heilig« als Gegensatz zu »profan«, als abge­ sondert von dem, was nicht heilig ist. Heilig in dem Sinne, dass sie von Gott besonders bean­ sprucht, in seine Nähe gerückt werden, können auch Dinge sein. So hört Mose vor dem bren­ nenden Dornbusch die göttliche Stimme: »Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort auf dem du stehst, ist heiliges Land!« (2.Mose 3,5) Heilig sind dann auch kultische Ri­ ten und Gegenstände. Das Neue Testament schließt sich an den Sprachgebrauch des Alten an: »Heiliger Vater« spricht Jesus Gott an (Johannes 17,11), die Christen werden »heilig«, weil sie »der Heilige« beruft (1.Petrus 1,15); »die Heiligen« meint mehr oder weniger die Christen. Problemlos ist auch von »heiligen« Gegenständen die Rede. »Heilig« bedeutet »von Gott angenommen«, »von Gott in Beschlag genommen«, »geheiligt«. Das Wort meint zunächst nicht eine vom Men­ Informationsbrief 272

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Gottesdienst zur Selig- und Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. schen durch eigene Leistungen erworbene Qua­ lität. Paulus sieht sich genötigt, den Korinthern schwere moralische Vorwürfe zu machen. Das hindert ihn aber nicht, sie als »in Christus Jesus Geheiligte«, als »berufene Heilige« (1.Korinther 1,2) anzusprechen, noch weniger allerdings, von ihnen ein christliches Leben zu erwarten. In dem Sinne, dass sie aus der profanen Welt he­ rausgenommen, in die Gemeinde versetzt wor­ den sind und an Wort und Sakrament teilhaben, sind alle Christen gleich »heilig«. Dies schließt aber nicht aus, dass diese Heiligkeit an einzelnen unterschiedlich deutlich wird. Eine Minderheit, ja eine Elite, lässt die Wirkung der Heiligung besonders deutlich erkennen. Im Sinne des He­ rausragens aus der großen Menge der Christen ist das Wort »Heilige« dann später verwendet worden. Diese Bedeutungsverschiebung war möglich, weil sich für die Gesamtheit inzwischen die Bezeichnung »Christen« durchgesetzt hatte, die in neutestamentlicher Zeit noch nicht allge­ mein üblich gewesen war.

Heiligenverehrung –– Ursprung und Gegenwart -– Katholizismus Die Konsequenz, mit der die Märtyrer in der Frühzeit des Christentums für Christus zu jedem Opfer bis hin zur Preisgabe des eigenen Lebens bereit waren, prägte sich den anderen Christen besonders ein. Regelmäßig wurde ihrer gedacht. Es entstanden Gedenktage und Gedenkstätten. Ihre Körper und Teile davon, sowie Gegenstän­ de, die mit ihnen in Berührung gekommen wa­ ren, wurden als Reliquien aufbewahrt und zu gottesdienstlichen Feiern aufgesucht. Etwas spä­ ter wurde nicht nur der Märtyrer in Verehrung gedacht, sondern auch anderer, die im Dienst des Glaubens Qualen und besondere Entbehrungen auf sich genommen und Leistungen erbracht 17


hatten. Man nannte sie confessores (Bekenner). In WW Eine Kommission von neun Theologen sich­ späterer Zeit wurden beide Gruppen unter der tet die Vorlagen. Bezeichnung »Heilige« zusammengefasst. Die WW Kardinäle und Bischöfe bewerten das Votum Anerkennung eines besonders eindrucksvollen der Theologenkommission. christlichen Lebensstils war ursprünglich WW Auf Grund seiner »heroischen Tugen­ dem kirchlichen Umfeld überlassen. den« und eines Wunders, das durch Da die einzelnen Gemeinden die Fürsprache des Kandidaten und Diözesen mit einem ge­ geschehen und das nach sorg­ wissen Stolz auf ihre lokalen fältigen Untersuchungen und regionalen Vorbilder festgestellt worden ist, wird im Glauben blickten, jede er vom Papst in einer feier­ möglichst auch »ihre« lichen Messfeier für »selig« Heiligen haben wollte erklärt. und eine rege Legenden­ WW Wenn ein weite­ bildung einsetzte, sahen res Wunder anerkannt sich kirchliche Behörden wird, kann nach ähnlich genötigt, den Wildwuchs sorgfältigen Prüfungen einzudämmen. Gegen die »Heiligsprechung« Ende des 10. Jahrhun­ folgen. Für die Heili­ derts war die Anerken­ genverehrung sind be­ Anna Schäffer (1882-1925), nung als Heiliger an die bayerische Laiin und Mystikerin, 1999 von sonders zwei Motive Zustimmung des Bischofs Johannes Paul II. seliggesprochen, wird in wichtig: Die Heiligen gebunden (bischöfliche veranschaulichen exem­ diesem Jahr heiliggesprochen. Kanonisierung). Durch plarisches Christsein und den Papst (Johannes XV.) wurde als erster im sie treten fürbittend für die Christenheit und Jahre 993 Bischof Ulrich von Augsburg feierlich einzelne Christen ein. Das erste Motiv der Er­ kanonisiert. Die kirchenrechtlichen Verfahren mutigung zu freudigerem Leben aus dem Glau­ für die Anerkennung einer Person als eines Hei­ ben leuchtet unmittelbar ein. Das Zweite bedarf ligen wurden im Laufe des zweiten Jahrtausends der Erläuterung. immer detaillierter festgelegt. »Fürbitte« (intercessio d. h. wörtlich Dazwi­ Die heutige römisch-katholische Kirche un­ schentreten) gehört nach dem Neuen Testament terscheidet zwischen »Seligsprechung« (beatifica- zu den selbstverständlichen Aufgaben der Chris­ tio) und »Heiligsprechung« (canonizatio), die in­ ten. Paulus tritt nicht nur selbst für die anderen zwischen beide dem Papst vorbehalten sind. Der Christen fürbittend ein, sondern fordert sie auch Weg bis dahin kann sich, wenn es sich nicht um selbst zu solcher Fürbitte für sich und andere einen Märtyrer handelt, ziemlich in die Länge Christen auf. »Ich danke meinem Gott, sooft ich ziehen. Die Seligsprechung stellt nicht nur die euer gedenke, welches ich allezeit tue in meinem Vorstufe dar, sondern in vielen Fällen auch die Gebet für euch alle …« (Philipper 4,3). »Haltet Endstufe. Folgende Wegabschnitte lassen sich an am Gebet und wachet darin mit Danksagung! unterscheiden: Betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine WW Eine christliche Gemeinschaft ist durch den Tür für das Wort auftue …« (Kolosser 4,2). In Lebensstil einer Person besonders beeindruckt. diesen und ähnlichen Bibelversen geht es um die WW Sie beauftragt jemanden, beim Bischof eine Fürbitte von in dieser Welt lebenden Christen für Untersuchung im Blick auf eine mögliche Selig­ andere. Der Seher Johannes schildert auch die sprechung einzuleiten. Normalerweise müssen bereits zu Gott erhöhten Märtyrer als Betende: mindestens fünf Jahre seit dem Tod des Kandi­ »Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange daten vergangen sein. richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an WW Der Bischof reicht einen Antrag bei der rö­ denen, die auf der Erde wohnen?« (Offenbarung mischen Kongregation für die Selig- und Hei­ 6,10) Als wichtigstes Argument für die Fürbitte ligsprechungsprozesse (Congregatio de Causis der Heiligen gilt die Einheit der himmlischen Sanctorum) ein. und der irdischen Kirche und die alle Gläubigen WW Diese erklärt ihr Nihil obstat (Nichts steht in der Kirche verbindende Solidarität: »Sondern entgegen.). ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der WW Personen, die den Kandidaten zu seinen Leb­ Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen zeiten kannten, werden befragt und die entspre­ Jerusalem, den vielen tausend Engeln und zu chenden Doku­mente der Kongregation vorge­ der Gemeinde der Erstgeborenen …« (Hebräer legt. 12,22). Die Kirche als Leib Christi umfasst die 18

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Gläubigen in Vergangenheit und Gegenwart, auf Erden und im Himmel. So wie ein Christ den anderen bitten kann, für ihn zu beten, so kann er diese Bitte auch an bereits verewigte Heilige richten. So viel näher diese bei Gott sind, um so viel wirksamer ist ihre Fürsprache bei ihm. Die Verehrung der Heiligen kann nicht in Konkurrenz zur Verehrung Gottes treten. Den Kult, der Gott erwiesen wird, bezeichnet die Tradition als »Latreía« (adoratio), den der Hei­ ligen als »Dulía« (veneratio). Latreía bezieht sich unmittelbar auf Gott, Dulía mittelbar. Gott wird um seiner selbst willen verehrt, die Heiligen um Gottes willen. Die Verehrung der Heiligen drückt den Dank gegenüber Gott für sein Han­ deln an den Heiligen und durch sie aus. Durch die Verehrung der Heiligen wird Gott nichts weggenommen, sondern sie wird gleichsam noch ausgedehnt.

Protestantismus Die Reformatoren fanden eine verwilderte und fast zum Polytheismus entartete Form der Heiligenverehrung vor. Die Heiligen wurden nicht um Fürsprache gebeten, sondern als Hel­ fer angerufen. Die Heiligenverehrung, die an den Rand der Glaubenslehre gehört, war für die Frömmigkeit vieler in die Mitte gerückt. Mitleid erwartete man von den Heiligen, weniger von dem strengen Richter Christus. In seiner Todes­ angst rief der junge Luther: »Hilf, heilige Anna!« und versprach ihr als Gegenleistung: »Ich will ein Mönch werden«. Dringlich mussten theo­ logisches Denken und Frömmigkeit wieder auf Christus hin zentriert werden. Eine gewisse Einmütigkeit der Evangelischen über die Be­ wertung des Heiligenkultes gibt Melanchthon im Augsburger Bekenntnis von 1530 und seiner Apologie von 1531 wieder: »Vom Heiligendienst wird von den Unseren also gelehrt, dass man der Heiligen gedenken soll, auf dass wir unseren Glauben stärken, so wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren und wie ihnen durch Glauben geholfen ist; dazu, dass man Exempel nehme von ihren guten Werken, ein jeglicher nach seinem Beruf ...« (Art. 21 des Augsburger Bekenntnisses). Die Heiligen haben rein religionspädago­ gische Bedeutung. Sie bieten Modelle, welche Christen geistlich erbauen und ethisch moti­ vieren sollen. Der entsprechende Artikel der Apologie ist dann nicht mehr »Vom Dienst der Heiligen«, sondern »Von Anrufen der Heiligen« überschrieben und wesentlich polemischer ge­ halten. Melanchthon legt dar, worin die rechte Ehrung der Heiligen bestehen könne: darin, dass wir Gott für diese »Beispiele seiner BarmInformationsbrief 272

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herzigkeit« und die Veranschaulichung seines Heilswillens danken, unseren Glauben stärken lassen und ihrem Glauben und ihren »sonstigen Tugenden« nacheifern. Obwohl er kein deutli­ ches Schriftzeugnis dafür findet, gesteht er zu, dass die Heiligen im Himmel für »die Kirche im allgemeinen« beten. »Doch folgt daraus nicht, dass sie anzurufen wären.« »Woher sollen wir ohne Schriftzeugnis wissen können, dass die Heiligen die Gebete Einzelner hören?« Mit der Behauptung, die Heiligen könnten den Beter hören oder gar seine Gedanken lesen, wird ihnen »göttliches Wesen« zugeschrieben. Schwer zu ertragen ist auch die Vorstellung, »Verdienste« der Heiligen würden auf ihre Verehrer übertragen. Dadurch werden sie von Fürsprechern zu »Mittlern« des Heils und treten in Konkurrenz zu dem alleini­ gen Mittler Christus. Eine Verirrung ist auch die Zuschreibung bestimmter Kompetenzen an einzelne Heilige: Anna soll Reichtümer gewähren, Sebastian die Pest fernhalten. Hier ist eine gewisse Analogie zur heidnischen Religion so wenig zu verkennen wie in den Fabeln, die über Heilige erzählt wer­ den. Melanchthon äußert auch den Verdacht, dass all dieser Aberglaube von den Verantwortlichen geduldet werde, weil sie daraus materiellen Ge­ winn zögen.

Kritische Anfragen an h ­ eutige katholische Theologie und ­Frömmigkeitspraxis WW Überschreiten kirchliche Instanzen nicht ihre Kompetenzen, wenn sie zweifellos verdiente Christen »zur Ehre der Altäre erheben«? Fällen sie da nicht ein Urteil, das allein Gott zusteht? Katholische Antwort: Gott hat manche Men­ schen durch die Gewährung besonderer Gnaden bereits zu Heiligen gemacht. Durch Heilig- und Seligsprechung wird eine Person nicht in den besonderen Status versetzt, sondern es wird nur kirchenamtlich erklärt, dass sie von Gott ausge­ zeichnet worden ist, und ihre Verehrung emp­ fohlen. Zudem gibt es eine große Zahl verbor­ gener Heiliger, die nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. WW Offenbart sich in der Pracht mancher Seligoder Heiligsprechungsfeiern auf dem Petersplatz nicht ein dem Wesen des Christentums wider­ streitender kirchlicher Triumphalismus? Katholische Antwort: Durch die liturgische Prachtentfaltung drückt die Kirche ihre Freu­ de darüber aus, dass der auferstandene Christus in der Christenheit bis heute wirkt und an den 19


Heiligen sein Wirken besonders deutlich macht. von Gott kommt. Diese religionspädagogische Gottesdienstliche Ausdrucksformen müssen sich Aufgabe wird verschiedentlich zu wenig wahr­ nicht auf das Ohr beschränken, sondern sollten genommen. auch die anderen Sinne, besonders das Auge, einbeziehen. Liturgie ist ein den ganzen Men­ Schlussbemerkungen schen umfassendes Geschehen. Im Übrigen ist die ästhetische Beurteilung liturgischer Vollzü­ Katholische und evangelische Frömmigkeit ge auch eine Frage des Geschmacks und nicht unterscheiden sich hier nicht nur gefühlsmäßig, zuletzt durch die jeweilige Sozialisation bedingt. sondern auch lehrmäßig, weil die Bibel keinen WW Die Zahl der Heiligsprechungen hat unter Umgang mit jenseitigen Mächten oder Perso­ Johannes Paul II. ein übertriebenes Ausmaß er­ nen außer Gott lehrt. Tendenziell fühlt sich der reicht. Katholik aber nicht nur von Gott und von En­ Katholische Antwort: Dieser Papst hat auch wie geln umgeben, sondern auch von den Heiligen, keiner seiner Vorgänger auf betrübliche Vorgän­ die ihm wohlgesonnen sind und seine Anliegen ge in der Geschichte der Kirche hingewiesen, unterstützen. Auch hat für ihn die Glaubens­ eingestanden, dass namens der Kirche unsägli­ gemeinschaft, in die er gestellt ist und die ihm che Verbrechen begangen worden sind, und zur mit ihren Riten beisteht, größere Bedeutung als Buße aufgerufen. Im Gegenzug wollte er auch für den Protestanten. Sie trägt ihn gleichsam. darauf aufmerksam machen, dass christlicher Der Tendenz nach gibt es jedoch konfessionelle Glaube die ganze Geschichte hindurch von vie­ Mentalitäten, die weniger im Denken als in ge­ len Einzelnen immer wieder höchst glaubwürdig fühlsmäßigen Einstellungen liegen. gelebt worden ist. Das Thema »Heilige« hat auf katholischer WW Christus ist der einzige Mittler zwischen Gott Seite in der Frömmigkeitspraxis größeres Ge­ und Mensch. Die Vorstellung, Heilige könnten wicht als in der Theologie. Zudem ist in der als Mittler angerufen wer­ Gegenwart eine Verschiebung den, lenkt von ihm ab und der Aufmerksamkeit von am nimmt ihm etwas von seiner mm Anstößig bleibt die Rand liegenden Themen hin Ehre. auf zentrale zu beobachten. ­Verehrung der Heiligen, wo Katholische Antwort: Das Anstößig bleibt aber die Ver­ Mittlertum der Heiligen ist sie direkt um Hilfe und um ehrung der Heiligen, wo sie als sekundäres dem einzi­ Fürbitte angerufen werden. direkt um Hilfe und um Für­ gen Mittler Christus unter­ bitte angerufen werden. Es geordnet und erlangt seine wäre gut, wenn dieses Ärger­ Vollmacht ausschließlich von ihm her. Er ist sel­ nis noch klarer theologisch und religionspädago­ ber der Adressat ihrer Fürbitte. Die Heiligen tre­ gisch angegangen würde. ten mit dem, der ihre Fürbitte erfleht, gemein­ Meiner Ansicht nach kann man in der Fröm­ sam vor Gott, so wie auch lebende Christen mit migkeitspraxis der anderen Konfession manches ihren Gebeten die Gebete anderer unterstützen. akzeptieren, was man nicht selber praktiziert WW Heilige werden oft als »Nothelfer« bezeichnet und auch nicht für sich selbst übernimmt, vor al­ und als für bestimmte Lebensbereiche zuständig len Digen dann, wenn es sich um Praktiken han­ angesehen. Damit geraten sie in die Rolle einer delt, die keinen biblischen Hintergrund haben. Art untergeordneter Götter. Dies ist besonders Denn selbst der auf Einklang mit seiner Kirche dann der Fall, wenn nicht nur ihre Fürsprache, bedachte Katholik ist nicht zu aktiver Heiligen­ sondern ihre Hilfe erbeten wird. verehrung verpflichtet. Auch im Protestantismus So wird verschiedentlich bis heute der heilige wird immer wieder an das vorbildliche Christ­ Antonius angerufen, verlorene Gegenstände sein von Personen wie Luther, Paul Gerhardt wieder zu beschaffen. Von manchen wird ernst­ und Bonhoeffer erinnert. Solches Erinnern un­ haft darüber diskutiert, welcher Heilige in einer terscheidet sich aber von dem Heiligenkult der bestimmten Not wahrscheinlicher und wirksa­ katholischen Kirche, denn sie werden nicht um mer helfe. Man gibt sogar Tipps weiter. Hilfe, Beistand oder Fürbitte angerufen. Katholische Antwort: Die Volksfrömmigkeit Die beiden Konfessionen in Deutschland orientiert sich nicht immer an klaren theologi­ schulden einander ein Verständnis, das wech­ schen Leitlinien. Sie kommt immer wieder in die selseitige Kritik einschließt. Sachliche Kritik er­ Gefahr, die Grenze zum Aberglauben zu über­ möglicht Lernen. Höflichkeitsökumene genügt schreiten. Grundsätzlich muss klar bleiben, dass nicht. Wo die Abneigung noch tief sitzt, muss die Heiligen in ihrer Nähe zu Gott bestimmte sie durch Nachdenken und Bewusstmachen der Anliegen fürbittend unterstützen, die Hilfe aber eigenen Motive überwunden werden. W 20

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Bewährung im Pfarramt Gedanken zu einem empfehlenswerten InfoSpezial von Gisela Kittel Gisela Kittel, bis vor einigen Jahren an der Universität von Bielefeld mit der Ausbildung von (Religions)Pädagogen befasst, und jetzt, noch vollkommen agil, im tätigen Ruhestand in Detmold lebend, hat sich eines nicht allein interessanten, sondern auch eines in mehrerer Hinsicht wichtigen Themas angenommen. »Be­ währung im Pfarramt« sieht nämlich inzwischen ganz anders aus, als dies über Jahrzehnte, wohl Jahrhunderte der Fall war und wie sich eine sol­ che diejenigen, die zum Kern der Gemeinde ge­ hören in aller Regel immer noch vorstellen, in Übereinstimmung mit dem Neuen Testament, vornehmlich den ermahnenden Teilen neutes­ tamentlicher Briefe; doch selbst solche, die als Randsiedler der Gemeinde zu charakterisieren sind, haben davon, wie denn der Pfarrer sein sollte, wohl vor allem intuitiv, eine Vorstellung, die, wie Untersuchungen schon gezeigt haben, recht nahe dem kommt, was das Neue Testa­ ment nahelegt. (In Konfliktfällen werden sie sich des Öfteren dann doch gegenläufig verhal­ ten.) Anders sehen dies offensichtlich Kirchenlei­ tungen und Synoden, sowie andere so genannte kirchen- und gemeindeleitende Gremien, wie dies die instruktive Studie von Professorin Gise­ la Kittel zeigt, die reichlich Literatur eingesehen und verarbeitet hat. Denn wenn sich ein Pfarrer so verhält, wie es sich durch das Neue Testa­ ment nahelegt, dann vermag er sich nicht der zumindest stillschweigenden Zustimmung aller sicher zu sein, da die Kirchengemeinde, Abbild gegenwärtiger inhomogener Gesellschaft, gar nicht ungeteilt hinter ihrem Pfarrer stehen kann – und dies auch in früheren Zeiten nicht der Fall war, dass sie ungeteilt zu ihm stand (vgl. etwa den so genannten »Kirchenkampf« im so ge­ nannten »Dritten Reich«). Es kann also leicht zu Konflikten in der Gemeinde kommen, was aber genau dem Neuen Testament entspricht (vgl. dazu 1.Korinther 11,18f.; vgl. auch 1.Korinther 1,10). Das jedoch darf nach Ansicht kirchen-/ gemeindeleitender Gremien nicht sein. Mithin haben diese ein gänzlich anderes Verständnis von Kirche als das, welches das Neue Testa­ ment nahelegt. Denn Bewährung im Pfarramt geschieht deren Meinung nach gerade dadurch, dass der Stelleninhaber mit seiner Pfarramtsfüh­ rung nirgends anstößt, keinen Wind von vorne bekommt und Ruhe in der Gemeinde herrscht, und handle es sich um eine geradezu verordnete Friedhofsruhe. Die Andersartigkeit des Evange­ Informationsbrief 272

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liums als einer Botschaft nicht von dieser Welt wird damit negiert. Nicht die Übereinstimmung mit dem Willen Jesu zählt, sondern diejenige mit augenblicklichem gesellschaftlichem Main­ stream, der durchaus ein breiter sein kann. Das stellt Gisela Kittel überzeugend heraus. Da­ durch entsteht ein ungeheurer Anpassungs­ druck auf die jeweiligen Stelleninhaber: es nur ja nicht mit irgendeinem verderben. Wer also dadurch auffällt, dass er nicht und durch nichts auffällt, der bewährt sich gängiger kirchleitender Ansicht nach im Pfarramt – und hat dann wohl auch Chancen, »höhere Weihen« zu erhalten und in der kirchlichen Hierarchie aufzusteigen. Wer auffällt, vor allem dann, wenn er dadurch auffällt, dass er aufgrund gewissensmäßiger Bin­ dung an Heiliger Schrift und reformatorischem Bekenntnis festhält, der riskiert seinen Abstieg, da sich kirchenleitende Organe mehr den Wün­ schen der Gesellschaft verpflichtet wissen als Schrift und Bekenntnis und Ruhe über alles setzen; dass Konflikte auch zielführend und der Klärung dienlich sein können, interessiert nicht. Dabei wird auch nicht nach dem Schuldigen ge­ sucht; es gilt das Zerrüttungsprinzip, was meines Erachtens schon im Gemeinwesen ein Unding ist und jahrhundertelanger Rechtsauffassung zuwiderläuft, in der Kirche aber völlig inakzep­ tabel ist. Und das ist es erst recht, wenn dahinter »Nazirecht« steht (dieses wurde von der Kirche bzw. den Kirchen damals etwa gegen den Mär­ tyrerpfarrer Paul Schneider angewandt), wie Gi­ sela Kittel überzeugend aufweist; ansonsten ist man doch in der Kirche auch immer lauthals ge­ gen alles, was auch nur den leisesten Hauch hat, nationalsozialistisch, ja lediglich national zu sein. Es hat den Anschein, wenn es günstig erscheint, dann ist auch solches Unrecht recht. Eine kleine Bemerkung am Rande: Aus dem Beamtenrecht, in das ebenfalls in den 30er Jahren »Nazirecht« eingeflossen ist, wurde solches schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg wieder entfernt, nicht jedoch aus dem evangelischen Kirchenrecht. Dieser so genannte »Ungedeihlichkeitspara­ graph« hat schon viel Unheil angerichtet. Das zeigt die Studie von Gisela Kittel auf. Ebenso wird deutlich, worauf ich schon hinwies, dass solche (kirchen)rechtlichen Gepflogenheiten einer Kirche unwürdig sind und einen völligen Umbau dieser bedeuten. So etwas, das derartige Machenschaften ermöglicht und teilweise sogar fördert, kann nicht mehr den Anspruch erheben, Kirche im Sinne des Neuen Testaments oder Kirche Jesu Christi zu sein. Sie ist Pervertierung dieser. Wer sich also heute mit dem Gedanken trägt, ein Pfarramt in irgendeiner der bundes­ republikanischen Landeskirchen anzutreten, der 21


sollte sich, worauf Gisela Kittel deutlich hin­ weist, schon frühzeitig im Klaren darüber wer­ den, worauf er sich einlässt: Er könnte nämlich gerade dann, wenn er sein Amt gewissenhaft ausführt, rasch mit Konflikten belastet werden und der »Ungedeihlichkeitsparagraph« auf ihn Anwendung finden, wobei nie danach gefragt, geschweige denn gesucht wird, wo denn nun Recht bzw. Unrecht liegen, sondern nur eine »Zerrüttung« festgestellt wird (das genügt), so dass er, auch wenn er im Recht ist, doch mit seinem Abstieg, sprich Wartetand und dann die­ sem meist folgend, frühen Ruhestand rechnen muss mit all den dazu gehörigen auch sozialen Nachteilen (geringe Wartestands- und Ren­ tenbezüge, zerbrechende Freundschaften usw., Einsamkeit). Von daher ist das so verantwor­ tungsvolle, schwere aber trotz allem oft auch schöne Amt des Pastors (Hirten, der Gemein­ de) nur noch recht bedingt als erstrebenswert zu empfehlen. Und das weniger wegen der Ge­ meindemitglieder, die zweifelsohne durchaus auch recht seltsam sein können, teilweise auch

einen Lebenswandel pflegen, der den Geboten Gottes eklatant entgegensteht, sondern vor al­ lem, weil er in sich anbahnenden und bestehen­ den Konflikten nicht allein von kirchenleitenden Gremien »im Regen stehen gelassen wird«, son­ dern weil diese gegen ihn agieren werden, die ihn doch eigentlich schützen müssten, wenn sie den gesellschaftlichen Frieden gefährdet sehen, was nichts anderes heißt, als dass die Kirche/ Gemeinde Jesu Christi einer Gesellschaftskirche hat Platz machen müssen. Die instruktive Studie von Gisela Kittel kann nur der aufmerksamen Lektüre empfohlen wer­ den. Sie verdient es, weiterempfohlen und wei­ tergegeben zu werden, so dass sie weite Verbrei­ tung findet. Bestellen Sie diese also zahlreich im Sekretariat der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« zur eigenen Lektüre und zur empfehlenden Weitergabe an Verwandte, Freunde usw. Walter Rominger Der Beitrag von Gisela Kittel ist als InfoSpezial Nr. 163 bei der Geschäftsstelle zu beziehen.

Aus Kirche und Gesellschaft Frappierende Ähnlichkeiten … … bei Lebensentwürfen nach dem EKD-Pfarrdienstrecht und der gelebten Beziehung von Präsident und »First Lady« im Schloss Bellevue. Zu einer instruktiven Problemanzeige des Theologen und Naturwissenschaftlers Horst W. Beck. Der emeritierte Professor Dr. Dr. Horst W. Beck (promovierter evangelischer Theologe und Ingenieur, Baiersbronn-Röt im Schwarzwald) hat aufgrund des EKD-weit gültigen neuen Pfarrdienstrechts und der zur Zeit der Abfas­ sung seiner Problemanzeige kurz bevorstehen­ den Wahl (diese war am 18. März 2012) des nominierten Bundespräsidenten Joachim Gauck ins höchste Staatsamt, eines (ehemaligen) Ros­ tocker Pfarrers, eine kurze Problemanzeige ver­ fasst, in welcher er diese beiden Themen, die auch als unmittelbar zusammenhängend zu be­ trachten sind, behandelt. Professor Beck weist darin – wie bereits so manch andere – auf den Paragraphen 39 des neuen EKD-Pfarrdienstge­ setzes darauf hin, in welchem es um »Ehe und Familie« geht. Er macht unter anderem darauf aufmerksam, dass dieses Pfarrdienstgesetz hinter das geltende Grundgesetz (GG) zurückfällt, ja gar diesem (wie auch gesundem Menschenver­ 22

Der emeritierte Professor Dr. Dr. Horst W. Beck bezieht Stellung zu Lebensentwürfen nach dem Pfarrdienstrecht. stand) widerspricht, von seiner Unvereinbarkeit mit einer biblisch-christlich vertretbaren Ethik einmal ganz abgesehen. Während im Grund­ Juni 2012

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gesetz steht: »Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ord­ nung«, wobei für die Väter des Grundgesetzes und auch für die meisten normalen Menschen heute »Ehe« und »Familie« noch klare Begriffe seien (Ehe steht für Institut, Familie für Kinder), werde im Pfarrdienstgesetz die Rangfolge ver­ tauscht: der nebulöse Begriff familiäres Zusam­ menleben steht vor Ehe und muss durch vage Verhaltensweisen umschrieben werden, heißt es doch: »Pfarrerinnen und Pfarrer sind auch in ihrer Lebensführung im familiären Zusammen­ leben und in ihrer Ehe an die Verpflichtungen der Ordination gebunden.« Wenn es zudem heiße, evangelische Pfarrer seien durch Ordi­ nation an Schrift und Bekenntnis gebunden, so seien damit Ehe und Familie nicht auflösbare Begriffe. »Familiäres Zusammenleben« bedeute demgegenüber einen weiten Begriff, was ge­ wollt ist, da es doch ausdrücklich heißt: »Der Begriff ›familiäres Zusammenleben‹ ist hinge­ gen bewusst weit gewählt. Er umfasst nicht nur das generationsübergreifende Zusammenleben von mindestens zwei Menschen.« Professor Beck hat vollkommen Recht, wenn er darauf hinweist, das bedeute doch, dies könnten dann doch auch mehr als zwei Menschen sein (auch gleichgeschlechtliche). Damit werden, so Pro­ fessor Beck, in Pfarrwohnungen unbegrenzte Lebensmodelle hinsichtlich der Personenzahl sowie sexuellen Verhaltens denkbar und sei zu­ dem der auf Kinder ausgerichtete Begriff Fami­ lie ausgemerzt. Ehebruch, wilde Ehe, Bigamie und anderes werden damit möglich. In solches Denken hinsichtlich des darin be­ kundeten Verständnisses von Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und gegenseitiger Verantwortung passt denn auch das Lebensmodell des Ruhe­ standspfarrers und jetzigen Bundespräsidenten Joachim Gauck (parteilos), der mit nicht ge­ schiedener Primärehe (er lebt allerdings bereits seit etwa 20 Jahren von seiner ihm angetrau­ ten Ehefrau getrennt) mit acht Kindern und Schwiegerkindern und vorläufig neun Enkeln in neuer verlässlicher (???) Partnerschaft (seit etwa zwölf Jahren ist er mit seiner derzeitigen Part­ nerin in »wilder Ehe« zusammen) lebt. Sollte er aus politischem Opportunismus anlässlich des Einzugs ins Schloss Bellevue seine Beziehung zu seiner derzeitigen Lebenspartnerin oder Le­ bensgefährtin nicht doch noch auf eine auch rechtlich legale Beziehung stellen, so hätte man erstmals einen Präsidenten in der Bundesrepu­ blik Deutschland, der – bislang nicht geschie­ den – in einer »wilden Ehe« lebt, wobei wohl, so meine Anmerkung, die Einwilligung seiner (noch) »Ehefrau« zur Ehescheidung noch er­ Informationsbrief 272

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folgen müsste. (Joachim Gaucks Amtsvorgänger Christian Wulff, CDU, der nach nur 18 Mona­ ten vom Amt des Bundespräsidenten zurück­ getreten ist, nachdem er von unterschiedlichen Seiten wegen seines für einen hohen Politiker unwürdigen Verhaltens zu diesem Schritt ge­ drängt worden ist, war der erste geschiedene und wieder verheiratete bundesrepublikanische Bundespräsident. Geht es denn mit jedem neuen in ethischer Hinsicht weiter bergab?) Aber, und das ist das Schlimme und in jeglicher Hinsicht Verwerfliche: Der Lebensentwurf des Ruhe­ standspfarrers und jetzigen Bundespräsidenten, der für Christen und auch für solche, die (noch) auf ein Mindestmaß an Anstand und Moral be­ dacht sind inakzeptabel ist, steht in Einklang mit dem neuen EKD-Pfarrdienstgesetz und ist da­ von vollständig gedeckt. Es mag wie zufällig erscheinen, dass neues Pfarrdienstrecht und der »Fall Gauck« zeitlich (fast) zusammenfallen. Doch es ist derselbe Geist, der all dies so einfach ermöglicht, offen­ sichtlich ohne nennenswerten, zumindest ohne beachteten Widerspruch, von Widerstand ganz zu schweigen. Man kann ihn nur als einen anti­ christlichen ansehen. Fast ist man geneigt, mit Heinrich Heine, lange Jahre gar ein Spötter über das Christentum, das auszurufen, was er in seinem Pariser »Exil« hervorbrachte: »Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht.« Es verbleibt indes noch, den Hinweis anzufügen, dass derartiges Verhal­ ten wohl im dekadenten Westen als unanstößig eingeordnet wird, weil es als lediglich das Pri­ vatleben betreffend angesehen wird (als könnte beim Bundespräsidenten mit einer solch hervor­ gehobenen öffentlichen Stellung in Amt und Dienst einerseits und Privatleben andererseits unterschieden werden), so doch diese Einschät­ zung nicht in allen Teilen des gesamten Globus’ vorherrscht, sondern Anstoß erregt, womit ein solcher Präsident »sein« Land nur recht unzu­ länglich repräsentierte oder diesem sogar Scha­ den hinsichtlich dessen Ansehen zufügte. Professor Beck beendet denn auch s­eine ins­ truktive Problemanzeige damit, dass er die herrschend gewordene völlige Beliebigkeit da­ hingehend auf den Punkt bringt: »Das Pfarr­ dienstrecht hat über den Zielkreis Pfarrer für Ehe und Familie die Norm Schrift und Be­ kenntnis provokativ bis zur indirekten Kritik des GG ausgelegt. Jeder EKD-Christ soll in aller Freiheit sein familiäres Gefüge jenseits al­ ler repressiven Moral etablieren und leben. Von Kiel über Berlin bis Berchtesgaden: Schöne neue Deutschlandwelt! Land der Reformation!« Walter Rominger 23


vorgänger vorgelesen und gesagt, dass ich mich im Gericht auf diese Stelle der Schrift berufen werde und nicht auf das, was dieser Bischof über Homosexualität lehrte. Gleiches gilt nun auch Ihnen gegenüber. Da ich mich bei der Ordinati­ on auf die Bekenntnisschriften verpflichtet habe, bin ich nach CA XXVIII Ihnen gegenüber zum Ungehorsam verpflichtet: »Wo sie aber etwas dem Evangelium entgegen lehren, setzen oder aufrichten, haben wir Got­ tes Befehl in solchem Falle, dass wir nicht sollen gehorsam sein … Man soll auch den Bischöfen, so ordentlich gewählt, nicht folgen, wo sie irren oder etwas wider die heilige göttliche Schrift leh­ ren oder ordnen.« Als Bischof kann ich Sie nicht mehr anerken­ nen. Den von der Kirchenleitung am Wochen­ Dr. Theo Lehmann ende gefassten Beschluss kann ich ebenso wenig Wittgensdorfer Str. 82b mittragen wie die Behauptung, er berühre nicht D-09114 Chemnitz den status confessionis. Im Gegenteil, es geht Telefon (0371) 3 36 29 15, Fax (0371) 3 36 39 15 um die Frage, ob das Wort Gottes gilt oder nicht. Meine Entscheidung bedeutet nicht, dass ich 23. Januar 2012 auch die Fürbitte für Sie beende. Im Gegenteil, Herrn es wird, wie bisher, weiterhin mein tägliches Ge­ Landesbischof der bet für Sie sein, dass Sie umkehren und sich der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Autorität von Gottes Wort unterwerfen. Jochen Bohl Rampische Str. 29 Theo Lehmann 01067 Dresden Pfarrer der sächsischen Landeskirche Doktor der Theologie Sehr geehrter Herr Landesbischof, Die Schriftlesung für den heutigen Tag (1.Ko­ VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM Jesaja 40,8 rinther 6,1–11 – welche göttliche Fügung und 1.Petrus 1,25 Ermutigung) habe ich bereits einem Ihrer Amts­

Nachstehend dokumentieren wir einen Brief von Pfarrer Dr. Theo Lehmann an Landesbischof Jochen Bohl, in welchem Dr. Lehmann seinen Landesbischof dringend darum bittet, kein Zusammenleben gleichgeschlechtlichen Partnerschaften im Pfarrhaus zuzulassen. Die Kirchenleitung der sächsischen Landeskirche hatte bereits den Vorstoß unternommen, Pfarrhäuser Homo-Paaren zu öffnen (siehe Informationsbrief 271, S. 22f. und idea ­Spektrum 4/2012, S. 34). Inzwischen hat auch die Synode der sächsischen Landeskirche beschlossen, dass die Ehe zwar Leitbild bleiben solle, in Einzelfällen aber das Zusammenleben gleichgeschlechtlicher Partner im Pfarrhaus möglich sein soll (idea ­Spektrum 17/2012, S. 28), womit das Pfarrhaus für homosexuelle Paare praktisch geöffnet ist.

Kaum zu glauben, aber wahr! Wenn eine verpartnerte lesbische Pfarrerin ein Kind bekommt Das hat es bislang wohl noch nicht gegeben. Aber bei allem gibt es ein erstes Mal. Eine les­ bische Pfarrerin, die mit einer »grünen« Politi­ kerin in eingetragener Lebenspartnerschaft lebt, erwartet ein Kind. Diese sonderbare Schwan­ gerschaft bewegt die Öffentlichkeit. Die Theo­ login ist die 46-jährige Eli Wolf, die in Frankfurt das Frauenbegegnungszentrum der Evangeli­ schen Kirche in Hessen und Nassau leitet. Seit 2002 ist diese mit der Staatssekretärin im nord­ rheinwestfälischen Ministerium für Gesundheit und Emanzipation, der 55-jährigen Marlis Bre­ dehorst, die der Partei der »Grünen« angehört, verpartnert. Das »Kind der beiden«, die sich vor inzwischen 15 Jahren 1997 bei einer Geburts­ tagsfeier kennengelernt haben sollen, sei durch künstliche Befruchtung gezeugt worden. Es sei 24

bei ihnen »Liebe auf den ersten Blick« gewesen. Eli Wolf will nach der Geburt Elternzeit beantra­ gen und nach Köln ziehen, wo die beiden eine gemeinsame Wohnung haben. »Um sich Freiräume für Frau und Kind zu schaffen«, will Bre­ dehorst ihr Arbeitspensum von täglich 15 bis 16 Stunden kürzen. Wie beide überreinstimmend berichteten, haben sie aus ihrer Umgebung nur positive Reaktionen erfahren. Eli Wolf sagte überdies, in ihrer Kirche erlebe sie »pure Freu­ de«. Wie der Sprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Stephan Krebs berich­ tete, leben 24 der etwa 1 700 landeskirchlichen Pfarrer in eingetragenen Lebenspartnerschaften; von diesen lebten acht diese im Pfarrhaus. Krebs sagte, für sie gelten dieselben Bestimmungen wie für Ehepaare. Das muss wohl so sein, wenn die Kirche gleichgeschlechtliche Partnerschaften als mögli­ che Form des Zusammenlebens betrachtet, wes­ Juni 2012

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halb staatliche Regelungen Anwendung fänden, denen zufolge nach der Geburt ein Jahr Eltern­ zeit möglich ist. Pressesprecher Krebs zufolge hat die hessisch-nassauische Kirche aus theo­ logischer Sicht gegen sexuelle Partnerschaften nichts einzuwenden, wenn diese ethisch verant­ wortlich gelebt und auf Dauer angelegt seien, was bei Eli Wolf und Marlies Bredehorst gege­ ben sei, wie dies der Umzug nach Köln in eine gemeinsame Wohnung doch nahelege. Kritik äußerte das Weiße Kreuz. Dessen Lei­ ter, Rolf Trauernicht sagte völlig zu Recht, das Verhalten der beiden Frauen widerspreche Got­ tes Schöpfungsordnung. Empirisch lässt sich nämlich feststellen, wie schädlich solches Verhal­ ten ist und Kinder aus solchen Verpartnerungen leiden. Laut Trauernicht berichten Psychothe­ rapeuten häufig davon, wie Kinder ihr ganzes Leben lang darunter litten; auch werde es einem Kind schwerfallen, von seiner Familie zu spre­ chen, wenn es von einem lesbischen Paar auf­ gezogen werde. Trauernicht meinte, wiederum zu Recht, solche Belastungen seien keinem Kind zuzumuten. Weil mit Problemen zu rechnen sei, hätten diese beiden zumindest auf den Kin­ derwunsch verzichten sollen. Dieser Vorgang berührt seltsam. Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man darüber lachen – und zur Tages­ ordnung übergehen. Dass so etwas vorkommt, ist bereits schlimm genug, doch dass dies nicht allein einfach ignoriert wird, sondern dass solch gottloses Tun noch vielfach Zustimmung und Unterstützung findet, macht ganz und gar rat­ los. Man ist konsterniert. Wohl bleibt zu Erklä­ rung solcher Verblendung, Verirrung und mit Überzeugung öffentlich gelebter Sünde, dass dieses bereits Strafe Gottes ist. Zwei so ernste Worte des Apostels Paulus kommen einem in den Sinn: »Darum hat Gott sie den Begierden ihres Herzens dahingegeben« (Römer 1,24; vgl. auch 1,26.28) und: »Darum sendet ihnen Gott die Macht der Verführung, so dass sie der Lüge glauben, damit gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern Lust haben an der Ungerechtigkeit« (2.Thessalonicher 2,11f.). (Quelle des Berichts: ideaSpektrum 8/2012, 22. Februar 2012, S. 6)

Sind Juden die besseren Christen?

Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider spricht sich in aller Deutlichkeit gegen Judenmission aus

auch wenn diese Ansicht gerade der Bibel wi­ derspricht. Hingegen gilt Schneider zufolge die Einladung zum Glauben an Jesus Christus grundsätzlich allen Menschen. Demnach wären Angehörige sämtlicher Religionen mit Ausnah­ me der Juden zum Glauben an Jesus Christus einzuladen und wahrscheinlich auch Kirchen­ mitglieder, die lediglich Karteileichen sind zu­ mindest zu mehr Aktivität in den Kirchenge­ meinden zu animieren. Juden sind Schneider zufolge jedoch davon auszunehmen, denn Ju­ den wie Christen glaubten an den Gott Israels. Man kann sich angesichts solcher Anschauungen und Folgerungen schon fragen, ob Juden die besseren Christen sind. Zwar ist zutreffend, dass sie nach dem Apostel Paulus noch eine Verhei­ ßung haben; »dass das jüdische Volk am Ende der Zeiten nicht an Jesus vorbeikommen wird«, wie sich der Ratsvorsitzende im Gespräch mit der »Welt am Sonntag« ausdrückte. Doch dies hebt nicht auf, dass zu jeder Zeit Jesus der ein­ zige Weg zum Vater ist (Johannes 14,6), keiner also an ihm »vorbeikommt«, so dass für alle der Missionsbefehl des Auferstandenen gilt (Mat­ thäus 28,18–20). Wenn Schneiders Position als Philosemitismus erscheinen mag, so trügt die­ ser Schein. Denn in Wahrheit ist er damit kein Freund der Juden, wie dies der Ausdruck Phi­ losemitismus nahelegen dürfte, sondern enthält ihnen mit dergleichen Ansichten das Heil vor. Er ist damit im Grunde genommen, trotz gegen­ teiliger Absicht, antisemitisch oder besser anti­ judaistisch, um diese umstrittenen Ausdrücke einmal zu benutzen. Freilich, er wird als Freund der Juden angesehen und dafür auch belohnt. Denn am 11. März 2012 wurde er in Leipzig zu Beginn der »Woche der Brüderlichkeit« mit der »Buber-Rosenzweig-Medaille« ausgezeichnet, benannt nach den jüdischen Philosophen Mar­ tin Buber (1878–1965) und Franz Rosenzweig (1886–1929). Bei dieser Auszeichnung waren auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, die katholische Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusam­ menarbeit, Eva Schulz-Jander und der sächsi­ sche Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) zugegen. (Quelle des Kommentars: ideaSpektrum 11/2012, 14. März 2012, S. 9)

Mutig und deutlich

Bekannter Regisseur als deutlicher Wieder einmal hat sich der Ratsvorsitzende Abtreibungsgegner der EKD, der rheinische Präses Nikolaus Schnei­ der (Düsseldorf) in aller Deutlichkeit gegen Ju­ Ryan Scott Bamberger, Regisseur und Sänger, denmission ausgesprochen, die er ausdrücklich der mit dem Emmy-Award-Preis ausgezeichnet aus biblischer Sicht als nicht empfohlen ansieht, wurde (der »Oscar« für Fernsehfilme, höchster

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Preis für Filme fürs Fernsehen), bekennt nicht allein öffentlich, in einer Vergewaltigung ge­ zeugt worden zu sein, sondern spricht sich auch in aller Deutlichkeit gegen Abtreibungen aus. Nach seiner Geburt wurde er zur Adoption frei­ gegeben. Aus Dankbarkeit, nicht abgetrieben worden zu sein, gründete er mit seiner Frau die »Pro-Life«-Organisation »Radiance Foundati­ on«. Abtreibungsbefürwortern unter den Po­ litikern hält er Heuchelei vor, wenn sie vorge­

ben, auf der Seite der Frauen zu stehen. Speziell amerikanischen Politikern wirft er vor, einen Genozid voranzutreiben, wenn sie Maßnahmen beschließen, innerhalb einer Rassengruppe Ge­ burten zu verhindern. Seine Hoffnung setzt er auf die Jugend; diese engagiere sich deutlich mehr für das Leben als die vorangehende Ge­ neration. (Quelle der Nachricht: Kurier der Christlichen Mitte, Nr. 2/2012, Februar 2012, S. 2)

Buchrezension Karl Müller: Die Freude zieht durchs Land. Das Lukasevangelium ausgelegt für die Gemeinde Band 1, Kapitel 1 bis 12, Gambacher Predigten, Band 6, 426 Seiten, Alzey 2010, Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätte, 9,– Euro Das nachdrücklich zu empfehlende Buch ist nur direkt beim Verfasser erhältlich: Pfarrer i. R. Karl Müller Platz de Plombiers 4, 35708 Haiger-Sechshalden Tel. (02771) 42255, E-Mail: Karl-Esther@web.de Vorschlag und Praxis des Schweizer Refor­ mators Huldreich Zwingli aufgreifend, hat der in reformierter Tradition stehende inzwischen emeritierte hessische Pfarrer Karl Müller in den 90er Jahren das gesamte Lukasevangelium der Gemeinde in Sonn- und Feiertagspredigten ausgelegt, insgesamt in 135 Predigten (Band 1 enthält 75, Band 2 weitere 60 Predigten; auf Band 2 wird in einer kurzen späteren Be­ sprechung eingegangen) mit jeweils etwa fünf Seiten Umfang. Kommentare, nicht allein wis­ senschaftliche, sondern auch gut verständliche und dennoch solide gearbeitete für den »theo­ logischen Laien« gibt es. Doch eine Auslegung durch Predigten für ein ganzes Bibelbuch ist in den letzten Jahrzehnten doch eine Seltenheit, womit diese Bände eine empfindliche Lücke schließen. Der Prediger bleibt, so jedenfalls der Eindruck des Rezensenten nach Abschluss der Lektüre des ersten Bandes, immer dicht am Wortlaut des Evangeliums, ohne auf gera­ de aktuelle Bezüge zu verzichten, was ja, wenn diese stimmig, gut nachvollziehbar und nicht spekulativ sind, mit den Wert einer guten Pre­ digt ausmachen. So wird der Leser immer wie­ der an Geschehen der damaligen Zeit erinnert. 26

Die Predigten zielen auf Glauben: sowohl dass es zu solchem komme, als auch, dass er behalten werde. Einem bloßen Traditions- und Gewohn­ heitschristentum erteilt Karl Müller eine deutli­ che Absage. Dem Rezensenten hat sich lebhaft in der Erinnerung festgesetzt, wie Karl Müller immer wieder die Zusammengehörigkeit von Glaube und Gehorsam, was zum Tun des Ge­ rechten führt, zur Sprache bringt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn eine »soziale Linie« im Evangelium vom Prediger erkannt wird, die, womit ein Merkmal des Lukasevangeliums an­ gesprochen ist, wohl in keinem der drei anderen Evangelien so deutlich hervortritt. Der Prediger macht vor der historisch-kritischen Methode keine Verbeugung, die ja gerade dem Werk des Lukas im letzten Jahrhundert so arg zugesetzt hat. Aber er hat bei seiner gründlichen Erarbei­ tung der Predigten reichlich in der Fachliteratur nachgeschaut, was aus in Klammern angegebe­ nen Namen von Autoren deutlich wird, wobei freilich fairerweise zugestanden werden muss, dass deren Ergebnisse durchaus beachtlich sind und überzeugend sein können, so dass auch so genannte »bibeltreue« Ausleger, wie Karl Mül­ ler deren einer ist, sie für ihre Auslegung in der Predigt ohne schlechtes Gewissen benutzen können. Die lesenswerte Auslegung zum Lukasevan­ gelium kann wie ein Andachtsbuch zur persön­ lichen Erbauung benutzt werden. Auch ist das Buch für Hauskreise, die sich mit dem Lukas­ evangelium befassen, gut geeignet als Vorberei­ tungs- und Begleitlektüre. Und auch Pfarrer, die sich auf die Predigt zu einer Perikope aus dem Lukasevangelium oder zur Bibelstunde vorzubereiten haben, werden mit Gewinn zu diesem Kommentar greifen. Walter Rominger Juni 2012

Informationsbrief 272


InfoSpezial

Übersicht lieferbarer Titel in Kurzfassung, auch als pdf-Datei per E-Mail

Diese Sonderdrucke bestellen Sie bitte auf Spendenbasis im Sekretariat der Bekenntnisbewegung, 88524 Uttenweiler, Jakob-von-Stein-Straße 5, Telefon (07374) 92 05 42, Fax 92 05 43, E-Mail: Bekenntnisbewegung@t-online.de Das Erscheinungsjahr der jeweiligen InfoSpezial ist nach dem Autorennamen aufgeführt.

Bibel/Übersetzungen Nr. 38: Vom Geheimnis der Bibel (Bergmann – 2003) Nr. 60: Der Name Gottes (Mayer – 2005) Nr. 72: Neue Bibelübersetzun­ gen unter der Lupe (Felber, Rothen, Wick – 2005) Nr. 73: Zuverlässigkeit vor leichter Verständlichkeit (Felber, Hafner, Rothen, Wick – 2005) Nr. 82: Christus der verborgene wahre Messias (Leiner – 2006) Nr. 84: Die heilige Schrift (Slenczka – 2006)

Nr. 93: Kritische Anmerkung zur »Bibel in gerechter Sprache«. Die Anbetung der Weiblichkeit Gottes und das Bilderverbot (Slenczka – 2007) Nr. 109: Kreuz und Auferste­hung Jesu Christi (Künneth – 2008)

Nr. 110: Welche Bedeutung hat das Gesetz Gottes für uns Christen? (Leiner – 2008) Nr. 116: Zorn Gottes (Hellenschmidt – 2009) Nr. 117: Der Glaube an den Auferstandenen (Michel – 2009) Nr. 129: Übersicht über Bibel­ übersetzungen (Felber – 2010) Nr. 133: Was ist Wahrheit? (Hellenschmidt – 2010)

Ekklesiologie/Kirche Nr. 5: Am Ende Maria (Hamel – 2000) Nr. 9: Thesen zur Taufe (Hellenschmidt – 2000) Nr. 20: Lobpreisgottesdienst (Eisen – 2002) Nr. 42: Mystik als Frömmigkeit (Dienst – 2003) Informationsbrief 272

Nr. 48: Ist die evangelische Kirche noch Kirche des Evange­ liums? (Hellenschmidt – 2003) Nr. 61: Wir brauchen verbindli­ che Lehre (Zschuppe – 2005) Nr. 62: Kriterien für den rechten Gottesdienst (Kelter – 2005) Nr. 64: Warum glauben wir an den dreieinigen Gott? (Leiner – 2005) Nr. 65: Was heißt an Gott, den Schöpfer, glauben? (Leiner – 2005) Nr. 78: Auseinandersetzung um die Lehre von der Endzeit (Rominger – 2005) Nr. 95: Kirche wohin? Die Gemeinde Jesu Christi und die Kirche (Hellenschmidt – 2007) Nr. 96: Was heißt Kirche? (Leiner – 2007) Nr. 98: Impulspapier der EKD – Kirche der Freiheit (Mayer – 2007)

Nr. 163: Bewährung im Pfarramt (Kittel – 2012)

NEU

Predigten/Andachten/ Gebete Nr. 27: Predigt über 2.Korinther 13,13 (Leiner – 2002) Nr. 53: Verkündigung zwischen Auftrag und Flucht. Jona 1–4 (Naujokat – 2003) Nr. 92: Das Apostolische Glau­ bensbekenntnis in Predigten ausgelegt (Buchrucker – 2007) Nr. 101: Paul Gerhardt – Chorä­ le. Liedpredigten (Leiner – 2007) Nr. 111: Predigt zum Israel­ sonntag. Römer 11,25–36 (Leiner – 2008) Nr. 122: Das Gebet (Buchrucker – 2009) Nr. 135: Predigt über 1.Korin­ ther 2,1–5 (Leiner – 2010)

Nr. 105: Die Kirche und die Religionen (Hartenstein – 2010)

Nr. 137: Die Rechtfertigung des Sünders im Zeichen biblischer Anthropologie. Zwei Predigten. Römer 3 und 14 (Leiner – 2011)

Nr. 107: Das geistig-ideologische Umfeld des Christentums (Leiner – 2008)

Nr. 139: Nun freut euch, lieben Christen g’mein. Liedpredigt (Leiner – 2011)

Nr. 115: Kennzeichen schwärmerischer Frömmigkeit (Mayer – 2009)

Nr. 145: Fallt in die gewaltige Hand Gottes. Predigt zu 1.Petrus 5,5c–11 (Kandler – 2011)

Nr. 134: Wie kann man heute noch Jesu versöhnendes Leiden und Sterben verkündigen? (Mayer – 2010)

Nr. 146: Im Licht Jesu Chris­ ti. Predigt zu Epheser 5,8b–14 (Kandler – 2011)

Nr. 138: »Gesellschaft« kontra »Gemeinschaft der Heiligen« (Dienst – 2011) Nr. 142: Bestens geschützt und doch laufend gebrochen. Das Beichtgeheimnis (Rominger – 2011) Nr. 158: Eintracht und Zwietracht in der Kirche (Slenczka – 2011)

Juni 2012

Nr. 147: Danken und Vergessen. Themapredigt (Naujokat – 2011) Nr. 148: Glaubensleben in der Nachfolge Jesu. Themapredigt (Naujokat – 2011) Nr. 149: Predigt zu Jesaja 58,1–9a (Stücklen – 2011) Nr. 150: Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen. Predigt zu Josua 24,15c (Stücklen – 2011)

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Nr. 151: Gott ist Liebe – wie passen Leid und Verdammnis dazu? Predigt zu 1.Johannes 4,16b (Horwitz – 2011) Nr. 152: Das Tun Gottes durchbricht unser Denkschema. Predigt zu Jona 4,1–11 (Horwitz – 2011) Nr. 153: Jenseits von Eden. Predigt zu 1.Mose 3 (Lachenmann – 2011) Nr. 154: Nichts als das Wort. Predigt zu Johannes 4,45–54 (Hellenschmidt – 2011) Nr. 155: Sermon von der rechten Unterscheidung von Gesetz und Evangelium. Predigt zu Galater 2,16.19.20 (Volk – 2011) Nr. 156: Die Reformation – der Jahrtausendirrtum? Predigt zu Römer 3,21–28 (Tscharnkte – 2011) Nr. 157: Warum lässt Gott das zu? Predigt zu Galater 6,7–8 (Tscharntke – 2011) Nr. 159: Predigt zu Lukas 11,1–3 (Buchrucker – 2011) Nr. 160: Predigt zu 2.Korinther 3,12–18 und 4,6 (Buchrucker – 2011) Nr. 164: Predigt zu Matthäus 20,1–16a (Reuter – 2011)

Seelsorge Nr. 10: Wider die Psychohäresie in der Seel­sorge. Kongress 4.–5. Februar 2000, Gießen (2000) Nr. 15: Seelsorge unter Gesetz und Evangelium (Slenczka – 2001) Nr. 16: Glauben, Wissen und Seelsorge (Hoffmann – 2001) Nr. 26: Charismatische Seelsorge nach Ignis (Antholzer – 2002) Nr. 113: In Christi Hand, ob wir leben oder sterben (Hellenschmidt – 2008) Nr. 114: Die dramatische Be­ grenzung: Alles hat seine Zeit (Naujokat – 2009) Nr. 118: Sterben in Würde (Mayer – 2009)

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Nr. 127: Eines Vaters letzte ­Worte an seinen Sohn (Naujokat – 2009)

Nr. 46: Luther und die Bibel (Leiner – 2003) Nr. 51: Luther – vom Mönch zum Reformator (Leiner – 2003)

Nr. 130: Ein Wort an die Gemeinde Jesu Christi. Orientierung in wirrer Zeit (Mayer – 2010)

Nr. 52: Luthers Christusglaube (Leiner – 2003) Nr. 69: Luthers Theologie für Nichttheologen (Leiner – 2005)

Biographien Nr. 86: Glaube im Widerstand – Bonhoeffer zum 100. Geburtstag (Leiner – 2006) Nr. 94: Melanchthon als Theologe und Pädagoge (Rominger – 2007) Nr. 120: Das politische Testament Dietrich Bonhoeffers (Mayer – 2009)

Evangelisation/ Mission Nr. 2: Wie sollen wir das ­Evangelium ver­kündigen? (Ernst – 2000) Nr. 141: Von Lausanne nach Kapstadt (Rominger – 2011)

Nr. 121: Paul Gerhardt und Anna Maria Gerhardt (Hesemann/Rominger – 2009)

Ethik

Nr. 124: Zum 70. Todestag von Pfarrer Paul Schneider (Martin – 2009)

Nr. 1: Ist Sterben doch ganz anders? (Möckel – 2000)

Nr. 132: Rudolf Bultmann (Rominger – 2010) Nr. 143: Friedrich Wilhelm Raiffeisen (Rominger – 2011) Nr. 144: Henry Dunant (Rominger – 2011) Nr. 161: Jeremias Gotthelf (Rominger – 2011) Nr. 162: Johannes Kuhlo – ­Entstehung der Posaunenarbeit (Rominger – 2011)

Nr. 11: Faszination und Verwirrung heutiger Partnerbeziehungen (Naujokat – 2000) Nr. 17: Euthanasie, Gentechnik und Embryonenforschung (Rominger – 2001) Nr. 18: Die Unwandelbarkeit der Zehn Gebote im Wandel der Zeit (Rominger – 2001) Nr. 50: Weil es Gott gibt, ist nicht alles erlaubt! (Rominger – 2003)

Martin Luther

Nr. 58: Das Alter: Die Krone des Lebens (Naujokat – 2005)

Nr. 23: Luthers Lehre von der Kirche (Leiner – 2002)

Nr. 59: Mensch von Anfang an: Zur Problematik der Abtreibung (Naujokat – 2005)

Nr. 29: Luthers Auseinander­ setzung mit dem Islam (Leiner – 2002) Nr. 37: Luther und der Papst (Leiner – 2003) Nr. 39: Luther und das Heilige Abendmahl (Leiner – 2003)

Nr. 66: Das Alter ist keine Auslaufzeit (Naujokat – 2005) Nr. 67: Allein ohne Partner (Naujokat – 2005)

Nr. 41: Luther und die Marien­ verehrung (Leiner – 2003)

Nr. 77: Über den Sinn »christlicher Werte« (Mayer – 2005)

Nr. 45: Luther – Zölibat, Ehe und Familie (Leiner – 2003)

Nr. 87: Der letzte Feind – der Tod (Leiner – 2006) Juni 2012

Informationsbrief 272


Nr. 88: Gewalt im Namen Gottes (Leiner – 2006) Nr. 104: Antiquiert oder mo­ dern – der Begriff Keuschheit. Charakterlicher Gewinn oder Verzicht auf Lust? (Naujokat – 2008) Nr. 119: Die Gewissensreligion (Heim – 2009) Nr. 126: Freiheit, Schuld und biologisches Schicksal (Eibach – 2009) Nr. 131: Neurotheologie – Gott ein »Hirngespinst«? (Eibach – 2010) Nr. 136: Gender-Mainstreaming – Wer oder was ist gerecht? Zwei Aufsätze (Mayer – 2011)

Feminismus/Frauen in der Kirche

Nr. 140: Gleichgeschlechtliche Partnerschaften im Pfarrhaus (Mayer, Rominger – 2011)

Ökumene/Ökumene der Religionen Nr. 6: Keine Übereinstimmung in der Rechtfertigung (Hamel – 2000) Nr. 8: Heiliges Abendmahl oder päpstliche Messe? (Volk – 2000) Nr. 13: Was ist Ökumene? (Leiner – 2001) Nr. 25: Überlegung zum ­Ver­hältnis dreier Religionen (Volk – 2002) Nr. 33: Ökumene der Religionen? (Rominger – 2003) Nr. 40: Buddhismus und ­Christentum (Leiner – 2003) Nr. 43: Kirche und Judentum (Gesellschaft für Innere und Äußere Mission – 2003)

Nr. 71: Frauenordination (Rominger – 2005) Nr. 89: Der Beruf der Frau (Slenczka Gisela – 2006) Nr. 123: Das Hirtenamt und die Frau (Brunner – 2009)

Homosexualität

Nr. 49: Erklärungen, ab »Basis der evangelischen Allianz« 1846 bis zur »Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre« (Rominger – 2003) Nr. 63: Gemeinsames Abend­ mahl? (Leiner – 2005)

Nr. 3: Stellungnahme der ­Bekenntnisbewegung zur Homosexualität (2000)

Nr. 70: Passahfest Israels und das Abendmahl Jesu (Burchartz – 2005)

Nr. 56: Im Gegenwind: Über Schwulen- und Lesbenbewe­ gung (Lachenmann – 2004)

Nr. 74: Das Papsttum – dennoch antichristlich? (Leiner – 2005)

Württembergische Landes­ kirche senkt Wahlalter

Die württembergische Landeskirche (2,2 Millionen Mitglieder) senkt das Wahlal­ ter. War bislang Wählen ab 16 möglich, so dürfen jetzt bereits 14-Jährige wählen, wie dies in den benachbarten Landes­ kirchen Badens und Bayerns bereits möglich ist. Soll damit etwa versucht werden, der immer schlechteren Beteiligung

Informationsbrief 272

Nr. 79: Der Buddhismus im Gegenüber zum Christentum (Leiner – 2005) Nr. 80: Der Weg zum Leben für Juden und Christen (Burchartz – 2006) Nr. 85: Soll der Papst Sprecher der evangelischen Christenheit werden? (Hellenschmidt – 2006) Nr. 90: Rechtfertigung gestern und heute (Leiner – 2006) Nr. 99: Wider allen falschen Oekumenismus (Volk – 2007) Nr. 102: »Benediktinisches«. Vom klugen Irrtum des Papstes (Volk – 2007) Nr. 108: Synkretismus (Hartenstein – 2008) Nr. 125: Christlicher Glaube und Judentum (Leiner – 2009)

Islam Nr. 14: Gibt es eine ­abrahamitische Urreligion? (Eusebia – 2001) Nr. 21: Allah – oder der Vater Jesu Christi (Leiner – 2002) Nr. 34: Die islamische Ehe (Eusebia – 2003) Nr. 35: Wie ist das islamische Recht ent­standen? (Eusebia – 2003) Nr. 106: Christliche Anfragen an den Islam (2008)

an Kirchenwahlen entgegenzu­ wurde der wirken? Präses des Mülheimer Erstmals: ­Verbandes, Stellvertretender Vorsitzen­ Ekkehard Vetter, als der der DEA ­Charismatiker Erstmals hat die Deutsche Nachfolger Evangelische Allianz (DEA) des bisherigen einen stellvertretenden Vorsit­ stellvertretenden Vorsitzenden zenden, der dem charismati­ Theo Schneider gewählt. Der schen Flügel der Evangelikalen Verband hat 4000 Mit­glieder angehört. Auf der Frühjahrs­ und bezeichnet sich als evange­ tagung des Allianzvorstandes likal-charismatisch.

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Sonderdrucke Alle Sonderdrucke sind bei der Geschäfts­ stelle auf Spendenbasis erhältlich und kön­ nen natürlich auch über unsere Internetsei­ te bestellt werden: www.kein­anderesevangelium.de

n »Gleichgeschlechtliche Beziehungen im evangelischen Pfarrhaus?« n »Biblische Anthropologie und das Gender-Mainstreaming-Programm« (Professor Dr. Dr. Rainer Mayer) n »Abfall von den Grundlagen christlicher Gemeinschaft im Protestantismus« (Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D.)

Traktate n Die Bekenntnisbewegung »Kein anderes ­Evangelium« – Entstehung, Aufgaben und Ziele n Heilsgewissheit n Vom rechten Beten n Homosexualität – Herausforderungen für Christen n Gemeinsames Abendmahl

n Die Gemeinde Jesu Christi und die Kirche n Etikettenschwindel »Einheitsübersetzung« n Gemeinsame Feier des Reformationsjubiläums 2017? n Christentum und Islam in Geschichte und Gegenwart n Der Islam im Licht des christlichen Glaubens

»Jesus lebt«-Anstecker Als »Erfinder« dieser Anstecknadel gilt einer der einst führenden Männer der Bekenntnis­ bewegung »Kein anderes Evangelium«, Pfar­ rer Paul Deitenbeck (1912–2000), zeitweise deren zweiter Vorsitzender, der zusammen mit Pastor Rudolf Bäumer den Informati­ onsbrief verantwortete und über Jahre die Geschäftsstelle in seinem Lüdenscheider Pfarrhaus versah.

Die »Jesus lebt«-Anstecker sind beim ­Sekretariat der Bekenntnisbewegung auf Spendenbasis erhältlich. Adresse siehe Seite 31.

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Rötlenstraße 26 70794 Filderstadt Telefon (07158) 69569 Fax (07158) 9157494 E-Mail: hans.hellenschmidt@gmx.de Studiendirektor Pfarrer Hanns Leiner Mittenwalder Straße 34 86163 Augsburg Telefon (0821) 63731 E-Mail: Hanns.Leiner@arcor.de

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Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D. Spardorfer Straße 47 91054 Erlangen E-Mail: Grslenczka@aol.com

Professor Dr. Günter Rudolf Schmidt Schinnerer Straße 11 91056 Erlangen Telefon und Fax (09131) 41793 E-Mail: guerusch@t-online.de

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Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Rötlenstraße 26 70794 Filderstadt Telefon (07158) 6 95 69 Fax (0 71 58) 9 15 74 94 E-Mail: hans.hellenschmidt@gmx.de Stellvertretender Vorsitzender Pastor Jakob Tscharntke Jakob-von-Stein-Str. 5 88524 Uttenweiler Telefon (0 73 74) 920541 Fax (0 73 74) 920543 E-Mail: JakobTscharntke@t-online.de Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Pfarrer Johannes Frey Ofener Straße 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@nord-com.net Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de Gottfried Meskemper Voltastraße 26 28357 Bremen Telefon (04 21) 25 60 40 Fax (04 21) 2 05 34 56 E-Mail: Gottfried.meskemper@t-online.de

Kassenwart Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (0231) 5 84 46 96 Handy (0177) 2 99 77 76 Fax (0231) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de

Neue Fax-Nummer von Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt: (07158) 9 15 74 94 Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Gabriele Reimer. Sie erreichen sie telefonisch unter (02 31) 5 84 46 96 am besten samstags. Ansonsten sprechen Sie bitte auf den Anrufbeantworter der angege­benen Rufnummer. Bankkonten Volksbank Filder e.G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Sekretariat: Jakob-von-Stein-Straße 5 88524 Uttenweiler Telefon (07374) 92 05 42 Fax (07374) 92 05 43 E-Mail: Bekenntnisbewegung @t-online.de Im Büro können Sie anrufen von Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr www.keinanderesevangelium.de

Impressum: Herausgeber und Verlag: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. – zweimonatlich, kostenlos – Redaktion: Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Satz und Layout: Grafisches Atelier Arnold, Dettingen an der Erms Druck: BasseDruck, Hagen ISSN 1618-8306 Fotos/Abb. auf Seite: 2: Andreas Lehmann, ERF Medien; Daniel B. Wallace; Universität Bonn 3: www.kirchentag.de 4: BMFSFJ, L. Chaperon 5: MEV 9: Grafisches Atelier Arnold 11: Wolfgang Sauber 17: prezydent.pl, Kancelaria Prezydenta 22: Horst W. Beck 29: www.ead.de restliche privat.

Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an das Sekretariat weitergeben. Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Sekretariat: Jakob-von-Stein-Straße 5, 88524 Uttenweiler

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Das ist meine Sicherheit. Das ist mein Hafen. Die ganze Welt mag voll Unruhe und Verwirrung sein. Ich erschrecke nicht. Ich habe sein Wort. Ich lese die Heilige Schrift. Das ist meine Schutzwehr. Darauf verlasse ich mich. Amen. Johannes Chrysostomos (350–407)


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