WEHRMEDIZINISCHE MONATSSCHRIFT- Februar 2018

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Tagungen und Kongresse

Methodik Aus den Jahren 2009 bis 2013 wurden die Daten der Patienten,  die im deutschen Einsatzlazarett Mazar-e-Sharif bei Schussoder Explosionsverletzungen versorgt wurden, analysiert. Einschlusskriterien waren penetrierende Verletzungen des Thorax  bzw. des Abdomens. Zur besseren Vergleichbarkeit mit zivilen  Anschlagsszenarien wurden ausschließlich Patienten ohne ballistischen Körperschutz eingeschlossen.

plosionsverletzten  wurde  durch  Damage  Control  Surgery  (DCS)  erstversorgt.  Die  Gesamtmortalität  betrug  13,7 %  (10,3 % nach Schuss-, 16,7 % nach Explosionsverletzungen). Die  verstorbenen  Patienten  wiesen  mit  32,9  einen  signifi kant  erhöhten ISS-Wert auf. Die mit 25,7 % signifi kant höchste Mortalität  wiesen  Patienten  mit  thorakoabdominellen  Kombinationsverletzungen  auf  (im  Vergleich  8,3 %  bei  isoliert  thorakal  und 8,7 % isoliert abdominell Verletzten).

Ergebnisse Von den 117 Patienten waren 58 durch Schuss- und 59 durch  Explosionsverletzungen des Thorax- oder Abdomens betroffen.  60 % der Patienten hatten eine Thorax-, 69 % eine Abdominal-  und 25,6 % eine thorakoabdominelle Verletzung, wobei die Explosionsverletzten  signifi kant  mehr  Thoraxverletzungen  aufwiesen.  Bei  den  Explosionsverletzten  fanden  sich  signifi kant  mehr Verletzungen und ein im Mittel mit 29 signifi kant höherer  Injury Severity Score (ISS). 26 % der Schuss- und 41 % der Ex-

Schlussfolgerung Explosionsverletzte ohne ballistischen Schutz des Torsos weisen vor allem für thorakoabdominelle Verletzungen eine hohe  Mortalität  auf.  Explosionsverletzungen  können  häufi ger  zur  DCS-Indikation führen. Die Versorgung von Schuss- und Explosionsverletzten  setzt  die  Kenntnis  und  Kompetenz  zur  Durchführung von Damage Control Prozeduren des Thorax und  des Abdomens voraus. Oberstabsarzt Dr. Ines Richardsen E-Mail: inesrichardsen@bundeswehr.org

Minimalinvasive Therapie penetrierender Thoraxverletzungen an einem überregionalen Traumazentrum – Vorstellung eines Algorithmus und Durchführung einer Proof-of-Concept-Studie Ines  Richardsen,  Robert  Schwab,  Arnulf  Willms,  Christof  Schreyer, Sebastian Schaaf, Dan Bieler, Christoph Güsgen Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

Boxplot des ISS bei Schuss- und Explosionsverletzungen; Explosionsverletzte weisen einen signifi kant höheren ISS auf.

Einleitung Die  videoassistierte Thorakoskopie  (VATS)  hat  sich  als  minimalinvasives Verfahren in der Thoraxchirurgie als Standard etabliert.  Ihre  Rolle  bei  der Versorgung  des  penetrierenden Thoraxtraumas ist dagegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht exakt defi niert. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Terrorbedrohung  in  Europa,  den  hierfür  typischen  Verletzungsmustern und einer damit verbundenen Zunahme von penetrierenden Thoraxtraumen  gilt  es,  deren  Versorgung  zu  standardisieren  und den Stellenwert der VATS hierbei einzuschätzen.  Methoden Es  wird  ein  Algorithmus  zur  Versorgung  des  penetrierenden  Thoraxtraumas vorgestellt, welcher der VATS einen defi nierten  Platz zuweist. Zudem wurden alle Patienten, die mit einem Thoraxtrauma zwischen 2012 und 2016 in einem überregionalen Traumazentrum therapiert wurden datenbankgestützt erfasst und ausgewertet. Ziel war es, die Praktikabilität des vorgestellten Algorithmus im Sinne einer Proof-of-concept-Studie zu untersuchen.

Bei thorakabdominellen Verletzungen ist die Mortalität annähernd  dreimal so hoch wie bei Verletzungen, die nur den Thorax oder nur  das Abdomen betreffen.

Ergebnisse Im Zeitraum zwischen 2012 und 2016 wurden im Bundeswehrzentralkrankenhaus  (BwZKrhs)  Koblenz  insgesamt  340  Thoraxtraumen behandelt. 19 Patienten (6 %) erlitten hierbei ein penetrierendes Thoraxtrauma. Alle  penetrierenden Thoraxverletzungen wurden anhand des Algorithmus behandelt. Alle wurden minimal-invasiv versorgt. Im Gegensatz zum stumpfen Thoraxtrauma, welches in der Mehrzahl der Fälle konservativ

Wehrmedizinische Monatsschrift 62 (2018), 1-2/2018

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