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Tagungen und Kongresse
Methodik Aus den Jahren 2009 bis 2013 wurden die Daten der Patienten, die im deutschen Einsatzlazarett Mazar-e-Sharif bei Schussoder Explosionsverletzungen versorgt wurden, analysiert. Einschlusskriterien waren penetrierende Verletzungen des Thorax bzw. des Abdomens. Zur besseren Vergleichbarkeit mit zivilen Anschlagsszenarien wurden ausschließlich Patienten ohne ballistischen Körperschutz eingeschlossen.
plosionsverletzten wurde durch Damage Control Surgery (DCS) erstversorgt. Die Gesamtmortalität betrug 13,7 % (10,3 % nach Schuss-, 16,7 % nach Explosionsverletzungen). Die verstorbenen Patienten wiesen mit 32,9 einen signifi kant erhöhten ISS-Wert auf. Die mit 25,7 % signifi kant höchste Mortalität wiesen Patienten mit thorakoabdominellen Kombinationsverletzungen auf (im Vergleich 8,3 % bei isoliert thorakal und 8,7 % isoliert abdominell Verletzten).
Ergebnisse Von den 117 Patienten waren 58 durch Schuss- und 59 durch Explosionsverletzungen des Thorax- oder Abdomens betroffen. 60 % der Patienten hatten eine Thorax-, 69 % eine Abdominal- und 25,6 % eine thorakoabdominelle Verletzung, wobei die Explosionsverletzten signifi kant mehr Thoraxverletzungen aufwiesen. Bei den Explosionsverletzten fanden sich signifi kant mehr Verletzungen und ein im Mittel mit 29 signifi kant höherer Injury Severity Score (ISS). 26 % der Schuss- und 41 % der Ex-
Schlussfolgerung Explosionsverletzte ohne ballistischen Schutz des Torsos weisen vor allem für thorakoabdominelle Verletzungen eine hohe Mortalität auf. Explosionsverletzungen können häufi ger zur DCS-Indikation führen. Die Versorgung von Schuss- und Explosionsverletzten setzt die Kenntnis und Kompetenz zur Durchführung von Damage Control Prozeduren des Thorax und des Abdomens voraus. Oberstabsarzt Dr. Ines Richardsen E-Mail: inesrichardsen@bundeswehr.org
Minimalinvasive Therapie penetrierender Thoraxverletzungen an einem überregionalen Traumazentrum – Vorstellung eines Algorithmus und Durchführung einer Proof-of-Concept-Studie Ines Richardsen, Robert Schwab, Arnulf Willms, Christof Schreyer, Sebastian Schaaf, Dan Bieler, Christoph Güsgen Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
Boxplot des ISS bei Schuss- und Explosionsverletzungen; Explosionsverletzte weisen einen signifi kant höheren ISS auf.
Einleitung Die videoassistierte Thorakoskopie (VATS) hat sich als minimalinvasives Verfahren in der Thoraxchirurgie als Standard etabliert. Ihre Rolle bei der Versorgung des penetrierenden Thoraxtraumas ist dagegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht exakt defi niert. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Terrorbedrohung in Europa, den hierfür typischen Verletzungsmustern und einer damit verbundenen Zunahme von penetrierenden Thoraxtraumen gilt es, deren Versorgung zu standardisieren und den Stellenwert der VATS hierbei einzuschätzen. Methoden Es wird ein Algorithmus zur Versorgung des penetrierenden Thoraxtraumas vorgestellt, welcher der VATS einen defi nierten Platz zuweist. Zudem wurden alle Patienten, die mit einem Thoraxtrauma zwischen 2012 und 2016 in einem überregionalen Traumazentrum therapiert wurden datenbankgestützt erfasst und ausgewertet. Ziel war es, die Praktikabilität des vorgestellten Algorithmus im Sinne einer Proof-of-concept-Studie zu untersuchen.
Bei thorakabdominellen Verletzungen ist die Mortalität annähernd dreimal so hoch wie bei Verletzungen, die nur den Thorax oder nur das Abdomen betreffen.
Ergebnisse Im Zeitraum zwischen 2012 und 2016 wurden im Bundeswehrzentralkrankenhaus (BwZKrhs) Koblenz insgesamt 340 Thoraxtraumen behandelt. 19 Patienten (6 %) erlitten hierbei ein penetrierendes Thoraxtrauma. Alle penetrierenden Thoraxverletzungen wurden anhand des Algorithmus behandelt. Alle wurden minimal-invasiv versorgt. Im Gegensatz zum stumpfen Thoraxtrauma, welches in der Mehrzahl der Fälle konservativ
Wehrmedizinische Monatsschrift 62 (2018), 1-2/2018
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