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Wissenschaft und Forschung
sehr ansprechenden Qualität der eingereichten Poster wiederspiegelte, die sie in einem vierminütigen Vortrag dem Auditorium präsentierten.
Lebensmitteluntersuchungen im Sinne des Verbraucherschutzes die Freisetzung von Zinn aus Konservendosen und dessen Übertragung auf Lebensmittel.
Hannah Willmes, Studentin chemischer Technik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften München und am Ende Gewinnerin des Posterpreises, entwickelte im Rahmen ihrer Bachelorarbeit eine Nachweis- und Bestimmungsmethode für freies Cyanid in Trinkwasser mittels Hochleistungsfl üssigchromatographie. Grundlage für den Cyanidnachweis ist der Austausch des Hydroxy-Li gan den am zentralen Cobalt- Atom des Cobalamins (Vitamin B12) gegen Cyanid. Dazu wird das Hydroxocobalamin (OHCob) der zu untersuchenden Trinkwasserprobe im Überschuss zugegeben. In Gegenwart von freiem Cyanid bindet das OHCob die Cyanid- Ionen und reagiert zu Cyanocobalamin (CNCob). Das Gleichgewicht der Reaktion liegt auf der Seite des CNCob, dessen Komplexbindungskonstante deutlich größer ist als die von OHCob. Die entwickelte Methode trennt überschüssiges OHCob und CNCob und bestimmt die Konzentration des CNCob. Dieser Gehalt korreliert mit der Konzentration freien Cyanids in der Trinkwasserprobe.
Selina Spitznagel studiert im Bachelorstudiengang „Lebensmittel, Ernährung, Hygiene“ an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und untersuchte in ihrer wissenschaftlichen Abschlussarbeit den Themenbereich „Nudging“ in der Speisenausgabestelle des ZInstSanBw München. Nudging beschreibt die Absicht, das Verhalten der Menschen unbewusst zu lenken. Hierzu wird der Ort, wo Entscheidungen zur Lebensmittelauswahl getroffen werden, umgestaltet. Es konnte bestätigt werden, dass sich durch diverse Nudging-Maßnahmen die Essensauswahl der Verpfl egungsteilnehmer im gesundheitsförderlichen Sinn beeinfl ussen lässt – ein Ergebnis, von dem die Verpfl egungsteilnehmer des Instituts bis heute profi tieren. Sebastian Waldleitner, Student im Bachelorstudiengang chemischer Technik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften München, untersuchte Tropanalkaloide als unerwünschte Substanzen in Nahrungsmitteln, z. B. in Getreideerzeugnissen, Hülsenfrüchten und Tees. Er entwickelte einen lebensmittelspezifi schen Nachweis (LC-MS/MS –Verfahren) für Atropin, Scopolamin, Anisodamin und Homatropin und etablierte eine Methode zur schnellen und einfachen Extraktion, die eine kurze Analysendauer beansprucht, eine niedrige Nachweis- und Bestimmungsgrenze erreicht und eine ausreichende Präzision erzielt.
Die der von Hannah Willmes entwickelten Methode zugrundeliegende Reaktion: Aus Hydroxy-Cobalamin (links) entsteht in Gegenwart von freiem Cyanid Cyanocobalamin (rechts).
Bei Verdacht auf eine Vergiftung bzw. natürliche Verunreinigung des Trinkwassers soll die Methode u. a. in Auslandseinsätzen der Bundeswehr angewendet werden. Durch einfache Probenvorbereitung und geringe Analysenzeit ist diese Methode hierfür sehr gut geeignet. Die hohe Relevanz und dringende Notwendigkeit eines derartigen Ansatzes zeigt sich hochaktuell im Einsatzgebiet der Bundeswehr in Mali. Dominik Böck wies im Rahmen seines Masterstudiums der Zellbiologie an der FAU Erlangen nach, dass genetische Veränderungen in Pfl anzen sowohl auf natürliche Art oder durch Gentechnik herbeigeführt sein können. Er etablierte eine Methode, die erste ihrer Art, zur Untersuchung von Lebensmitteln auf genetisch veränderte Organismen mittels Droplet Digital-PCR. Hauptfeldwebel Matthias Völlmark, Chemisch-technischer Assistent am ZInstSanBw München, untersuchte im Bereich
Iris Holderied entwickelte im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit im Masterstudiengang Lebensmittelchemie an der TU München eine Einzelmethode inklusive einer QuEChERS- Aufarbeitung (Quick, Easy, Cheap, Effective, Rugged, Safe) zur Bestimmung von Amitraz, einem insektiziden und akariziden Wirkstoff, der vor allem im Pfl anzenschutz, aber auch in der Veterinärmedizin Anwendung fi ndet. Mit der Validierung ihrer Methode konnte eine sehr niedrige Bestimmungsgrenze für Amitraz erreicht werden.
Jury von Siegergruppe beeindruckt Nach den hochkarätigen Vorträgen konnte man förmlich eine Stecknadel fallen hören, als der Projektoffi zier, Stabsapotheker Schüler, im Rahmen der Preisverleihung die Gewinner verkündete. Dass dabei der 3. Platz von Hauptfeldwebel Matthias Völlmark erstmals von einem Angehörigen der Gesundheitsfachberufe und nicht von einem Akademiker belegt wurde, war ein Novum. Durch seine krankheitsbedingte Abwesenheit nahm Feldwebel Rebecca Dähn, die bereits zuvor in einem brillianten Kurzvortrag dessen Poster vorgestellt hatte, den Preis aus den Händen der sichtlich beeindruckten Oberstapotheker Krappitz und Dr. Zimmermann entgegen. Für ihr couragiertes Einspringen erhielt sie anschließend noch einen Sonderpreis. Den 2. Platz sicherte sich Dominik Böck, dem es gelang, seine Methode innerhalb einer beeindruckend kurzen Zeit am Institut zu validieren. Seine respektable Leistung würdigte der Leitende Apotheker der Bundeswehr in besonderem Maße.
Wehrmedizinische Monatsschrift 62 (2018), 1-2/2018
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