WEHRMEDIZINISCHE MONATSSCHRIFT- Februar 2018

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Wissenschaft und Forschung

sehr ansprechenden Qualität der eingereichten Poster wiederspiegelte, die sie in einem vierminütigen Vortrag dem Auditorium präsentierten.

Lebensmitteluntersuchungen  im  Sinne  des  Verbraucherschutzes die Freisetzung von Zinn aus Konservendosen und dessen  Übertragung auf Lebensmittel.

Hannah Willmes, Studentin chemischer Technik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften München und am Ende  Gewinnerin des Posterpreises, entwickelte im Rahmen ihrer Bachelorarbeit eine Nachweis- und Bestimmungsmethode für freies Cyanid in Trinkwasser mittels Hochleistungsfl üssigchromatographie. Grundlage für den Cyanidnachweis ist der Austausch  des  Hydroxy-Li gan den  am  zentralen  Cobalt- Atom  des  Cobalamins (Vitamin B12) gegen Cyanid. Dazu wird das Hydroxocobalamin (OHCob) der zu untersuchenden Trinkwasserprobe im Überschuss zugegeben. In Gegenwart von freiem Cyanid  bindet  das  OHCob  die  Cyanid- Ionen  und  reagiert  zu  Cyanocobalamin  (CNCob).  Das  Gleichgewicht  der  Reaktion  liegt auf der Seite des CNCob, dessen Komplexbindungskonstante deutlich größer ist als die von OHCob. Die entwickelte  Methode  trennt  überschüssiges  OHCob  und  CNCob  und  bestimmt die Konzentration des CNCob. Dieser Gehalt korreliert  mit der Konzentration freien Cyanids in der Trinkwasserprobe.

Selina Spitznagel studiert  im  Bachelorstudiengang  „Lebensmittel, Ernährung, Hygiene“ an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen  und  untersuchte  in  ihrer  wissenschaftlichen  Abschlussarbeit  den  Themenbereich  „Nudging“  in  der  Speisenausgabestelle des ZInstSanBw München. Nudging beschreibt die Absicht, das Verhalten der Menschen unbewusst zu lenken.  Hierzu wird der Ort, wo Entscheidungen zur Lebensmittelauswahl getroffen werden, umgestaltet. Es konnte bestätigt werden, dass sich durch diverse Nudging-Maßnahmen die Essensauswahl der Verpfl egungsteilnehmer im gesundheitsförderlichen Sinn beeinfl ussen lässt – ein Ergebnis, von dem die Verpfl egungsteilnehmer des Instituts bis heute profi tieren. Sebastian Waldleitner, Student im Bachelorstudiengang chemischer Technik  an  der  Hochschule  für Angewandte Wissenschaften München, untersuchte Tropanalkaloide als unerwünschte Substanzen in Nahrungsmitteln, z. B. in Getreideerzeugnissen, Hülsenfrüchten und Tees. Er entwickelte einen lebensmittelspezifi schen Nachweis  (LC-MS/MS –Verfahren) für Atropin, Scopolamin, Anisodamin und Homatropin und etablierte  eine Methode zur schnellen und einfachen Extraktion,  die  eine  kurze  Analysendauer  beansprucht, eine niedrige Nachweis- und Bestimmungsgrenze erreicht und eine ausreichende Präzision erzielt.

Die der von Hannah Willmes entwickelten Methode zugrundeliegende Reaktion: Aus  Hydroxy-Cobalamin (links) entsteht in Gegenwart von freiem Cyanid Cyanocobalamin  (rechts).

Bei  Verdacht  auf  eine  Vergiftung  bzw.  natürliche  Verunreinigung des Trinkwassers soll die Methode u. a. in Auslandseinsätzen der Bundeswehr angewendet werden. Durch einfache Probenvorbereitung  und  geringe  Analysenzeit  ist  diese  Methode  hierfür sehr gut geeignet. Die hohe Relevanz und dringende Notwendigkeit eines derartigen Ansatzes zeigt sich hochaktuell  im Einsatzgebiet der Bundeswehr in Mali. Dominik Böck wies im Rahmen seines Masterstudiums der Zellbiologie an der FAU Erlangen nach, dass genetische Veränderungen  in  Pfl anzen  sowohl  auf  natürliche  Art  oder  durch  Gentechnik herbeigeführt sein können. Er etablierte eine Methode, die erste ihrer Art, zur Untersuchung von Lebensmitteln  auf genetisch veränderte Organismen mittels Droplet Digital-PCR. Hauptfeldwebel Matthias Völlmark,  Chemisch-technischer  Assistent  am  ZInstSanBw  München,  untersuchte  im  Bereich

Iris Holderied entwickelte im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit im Masterstudiengang Lebensmittelchemie an der TU München eine Einzelmethode  inklusive   einer  QuEChERS-  Aufarbeitung  (Quick,  Easy,  Cheap,  Effective,  Rugged, Safe) zur Bestimmung von Amitraz, einem insektiziden und akariziden Wirkstoff, der vor  allem  im  Pfl anzenschutz,  aber  auch  in  der  Veterinärmedizin Anwendung fi ndet. Mit der Validierung ihrer Methode konnte eine sehr niedrige Bestimmungsgrenze für Amitraz erreicht werden.

Jury von Siegergruppe beeindruckt Nach  den  hochkarätigen Vorträgen  konnte  man  förmlich  eine  Stecknadel fallen hören, als der Projektoffi zier, Stabsapotheker  Schüler, im Rahmen der Preisverleihung die Gewinner verkündete. Dass dabei der 3. Platz von Hauptfeldwebel Matthias Völlmark  erstmals  von  einem Angehörigen  der  Gesundheitsfachberufe und nicht von einem Akademiker belegt wurde, war  ein Novum. Durch seine krankheitsbedingte Abwesenheit nahm  Feldwebel Rebecca Dähn, die bereits zuvor in einem brillianten Kurzvortrag dessen Poster vorgestellt hatte, den Preis aus den  Händen der sichtlich beeindruckten Oberstapotheker Krappitz  und Dr. Zimmermann entgegen. Für ihr couragiertes Einspringen erhielt sie anschließend noch einen Sonderpreis. Den 2. Platz sicherte sich Dominik Böck, dem es gelang, seine Methode innerhalb einer beeindruckend kurzen Zeit am Institut zu validieren. Seine respektable Leistung würdigte der Leitende Apotheker der Bundeswehr in besonderem Maße.

Wehrmedizinische Monatsschrift 62 (2018), 1-2/2018

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