MOVIE 06/07 2020

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KULTUR UND KONSUM AN DER GRENZE

06|07

JUNI/JULI 2020 UNBEZAHLBAR · MOVIEAACHEN.DE

Kultur in Quarantäne

Wie geht’s weiter mit Theater, Clubs, Konzerten?

50 JAHRE POP-FESTIVAL IN DER SOERS · ROBERT LEBECK IM KUK MONSCHAU


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Intro

MOVIEINTRO

Lokale Szene zwischen Lockdown und Lockerungen

Vor zwei Monaten, im Endspurt der MOVIE-Produktion, kam die Kontaktsperre. Inzwischen wurden einige Maßnahmen wieder gelockert – Geschäfte dürfen wieder öffnen, in Schulen wird wieder, wenn auch sehr reduziert, Unterricht gegeben, Sportstätten sind auf und sogar in der Gastronomie empfangen Lokale mit strengen Schutzvorkehrungen inzwischen wieder Gäste. Im Kultur- und Veranstaltungsbereich sieht die Lage etwas anders aus. Museen und Galerien haben zwar ihre Türen wieder geöffnet – im Normalbetrieb ist in manchen Häusern sowieso weniger los als bei einigen im Homeoffice –, allerdings sind die allermeisten Kulturschaffenden noch immer in unfreiwilliger Quarantäne. Großveranstaltungen wie Festivals oder Straßenfeste sind sowieso abgesagt, aber auch kleinere Konzerte und Clubevents dürfen noch nicht stattfinden. Im Theater sieht es ähnlich aus. Zwar gibt es diverse Konzepte einer Rückkehr zu einem wie auch immer gearteten regulären Betrieb, doch die speziellen Sicherheitsvorkehrungen gerade im Innenbereich

machen die ganze Angelegenheit noch immer besonders tricky. Und so nimmt das gesellschaftliche Leben in unterschiedlichen Geschwindigkeiten wieder Fahrt auf. Draußen bevölkern bei schönem Wetter Menschen die Parks; vor Eisdielen und Kiosken bilden sich Schlangen. Wann aber wieder Events in intimerem Rahmen – ob Kneipenkonzert, Lesung, Clubnacht oder Theaterpremiere – stattfinden können, ist weiterhin ungewiss. So bleibt Musikern, Schauspielern, Künstlern, DJs und vielen anderen momentan fast nur der Weg ins Netz, und der wird auch genutzt: Ob Home-Gig im Wohnzimmer, Opernarie aus der Küche, Kultur-Talk im leeren Konzertsaal, DJ-Benefizsession im verwaisten Club, ob auf Twitch, Facebook oder YouTube: Es wird gestreamt, was das Zeug hält. Doch im Netz sind andere Angebote nur einen Browsertab entfernt, und ein originär eigenes Konzept ist oft nicht einfach zu definieren. Die Streaming-Platzhirsche Netflix und Amazon verzeichnen nicht umsonst

gerade exorbitante Zuwachsraten. Die Aufmerksamkeitsökonomie ist der Kuchen, von dem jeder ein möglichst großes Stück abhaben will, aber manchmal reicht es nur für ein paar Krümel – wenn überhaupt. Und einen neuen zu backen, erfordert logistische Mittel, die nicht jeder hat, und nicht jeder, der backt, macht das gleich so erfolgreich wie die deutsche Starkonditorin und Bäckerin Peggy Porschen aus Düren. Die finanziell prekäre Lage kommt noch on top dazu, bei vielen brechen die kompletten Einnahmen durch Live-Auftritte, DJ-Sets, Theaterengagements und Gastspiele weg. Welche Wege gibt es kurz- und mittelfristig aus dem Dilemma? Weniger Antworten auf diese Frage, was auch sehr ambitioniert wäre, als vielmehr Einblicke in alternative Vervon Markus Jansen triebswege und Kulturkonzepte gibt es in unserem Spezial, bei dem wir Kulturschaffende aus der Region zu ihrer Einschätzung der Lage befragt haben.

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WESTWORLDKONSUMANDERGRENZE

#dafür

Auch in Aachen entstehen derzeit immer mehr Initiativen und Projekte, die angesichts unserer Konsumgesellschaft und deren Folgen konstruktiv nach Modellen und Wegen suchen, um etwas zu verändern. Ein wichtiges Thema, wie wir finden.

Unterstützung für Lieblingsläden

Neuer Spendenfonds für „Kultur made in Region Aachen“ Der Zweckverband Region Aachen hat eine groß angelegte Spendendaktion ins Leben gerufen. Das Programm nennt sich Culture Coin Corona: Spendenfonds für „Kultur made in Region Aachen“. Der Verband möchte damit seiner Wertschätzung für die Kulturschaffenden in der Region Ausdruck verleihen und vor allem jene unterstützen, die momentan durch das Raster der bereits aufgesetzten Soforthilfeprogramme fallen.

Wer kann sich bewerben?

Bewerben können sich alle Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffenden aus der Region, die

der Zweckverband abdeckt. Geografisch ist das ein recht großes Gebiet, da es sich um einen Zusammenschluss der Kreise Düren, Euskirchen und Heinsberg, der Stadt Aachen sowie der StädteRegion Aachen handelt. Wie man sich genau bewerben kann und welche Beträge ab wann ausgezahlt werden, ist momentan noch nicht klar. Ab Mitte Mai soll es dazu weitere Informationen auf der Webseite des Verbandes geben. Fest steht, dass es ein internes Auswahlverfahren geben wird, das darüber entscheidet, wer aus dem Topf bedient wird.

Wo und wie spenden?

Wichtiger als der Verteilschlüssel ist zunächst, dass das Spendenaufkommen in die Höhe geht. Aufgerufen sind alle, denen die Kultur in der Region am Herzen liegt. Diese können in Form von 10-Euro-Tickets (M) oder 20-Euro-Tickets (L) spenden. Es können beliebig viele Tickets erworben werden. Der Anbieter reservix, über den der Verkauf abgewickelt wird, verzichtet im Rahmen einer aktuellen Hilfskampagne auf die Servicegebühr. Die Zuwendungen können steuerlich geltend gemacht werden. Spenden kann man dort: seidabei. reservix.de. Mehr erfahren kann man hier: regionaachen.de.

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Daher stellen wir einige davon hier vor. Wir sollen auch über eure Initiative berichten? Dann meldet euch gerne bei der Redaktion/Verlag um die Ecke, 0241 5153844, info@verlag-umdieecke.de.

Es sind gerade die kleinen Lädchen, Kulturschaffenden, Restaurants und Cafés, die das Stadtbild prägen und es bunt und lebendig machen. Damit sie auch nach der Corona-Krise unserer Stadt erhalten bleiben und sie lebenswert machen, hat das Non-Profit-Projekt aachen.help eine Gutscheinplattform ins Leben gerufen. Das Gemeinschaftsprojekt der Aachener Werbe- und Internetagentur graphodata AG und der Q+ Allianz möchte so Aachener Einzelhändler unterstützen. Beim Kauf eines Gutscheins über das Gutscheinsystem Atento wird der Betrag eins zu eins an eine ausgewählte Lieblingslocations weitergegeben – lediglich ein kleiner Beitrag wird als Servicegebühr erhoben, der durch aachen.help an Zahlungsdienstleister gezahlt werden

muss (so z. B. PayPal). Es können Gutscheine von 10 bis 100 Euro für eine mittlerweile große Auswahl aus rund 120 Lieblingsorten ausgewählt werden. Darunter z. B. das DAS DA Theater, Auguste im Bade (plastikfreie und unverpackte Körperpflege), dean & david, der Saunapark Würselen oder die Gärtnerei und Floristik Blütenreich. Anhand eines Gutscheincodes und des QR-Codes können die Gutscheine im Anschluss vor Ort eingelöst werden. Auch wenn viele Geschäfte mittlerweile wieder öffnen durften, benötigen sie weiterhin Unterstützung, um die Verluste der letzten Wochen abzufangen. Da die Gutscheine nicht namensgebunden sind, ist es zudem möglich, sie zu verschenken. aachen.help

Schenk Lokal

Auch mithilfe der Gutscheine von „Schenk Lokal“, einer Kooperation von Einkaufen in Aachen und Schenk Lokal Köln, sollen Aachener Einzelhändler, Dienstleister und Gastronomen während der Corona-Zeit – und darüber hinaus! – unterstützt werden. So soll die Vielfalt des lokalen Einzelhandels weiterhin erhalten bleiben. Erworbene oder verschenkte Gutscheine sind hier jedoch nicht an ein bestimmtes Geschäft gebunden. Auf diese Weise können Kunden auf eine große Auswahl zurückgreifen, aber das Geld bleibt in der Nachbarschaft beim lokalen Einzelhandel, anstatt in den Onlinehandel zu fließen. Nachdem der Gutschein zunächst über die Website per Mail oder Post bestellt wurde,

kann er im Anschluss bei zurzeit rund 60 teilnehmenden Geschäften und Restaurants in der Aachener Innenstadt eingelöst werden. Der Gutscheinbetrag ist frei wählbar und es ist zudem möglich, den Betrag zu stückeln und so bei mehreren Läden einzukaufen. Vor Ort wird dann einfach der QRCode vom Händler gescannt, um die passende Summe abzubuchen. In Zukunft wird der Gutschein außerdem bei der Tourist Info am Elisenbrunnen erhältlich sein, wo er mit einem beliebigen Geldbetrag aufgeladen werden kann. Weitere Infos und eine Liste der Teilnehmer: schenk-lokal.de/aachen Text: Sabrina Marx


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W E S T W O R L D K U LT U R - U N D C L U B S Z E N E

Kultur- und Clubszene in Quarantäne – was jetzt? Das Kultur- und Clubleben ist aufgrund der Zwangspause durch Corona komplett zum Erliegen gekommen. Stellt euch nicht so an, schließlich geht es darum, Leben zu retten, sagen die einen, für die anderen macht aber genau das das Leben aus, und wenn es keine Kunst, Musik, Veranstaltungen gibt, fehlt eben das Lebenswerte im Leben. Und nicht zuletzt wurden durch die Maßnahmen die Kulturschaffenden ihrer Lebensgrundlagen beraubt. Hilfsfonds, um das adäquat abzufedern, fehlen bislang.

Zahlreiche Veranstalter, Musiker, Museen, Ausstellungsorte haben natürlich kurzfristig und kreativ reagiert – wie nicht anders genau von dieser Branche zu erwarten – und ihre Angebote ins Netz verlagert. Ist das die Alternative, vielleicht auch für die Zukunft, die wir risikominimiert auf unseren Sofas und vor unseren Bildschirmen verbringen werden? Wir lassen in dieser Ausgabe eine Auswahl der Akteure stellvertretend für die Branche zu Wort kommen.

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Befragung: Birgit Franchy Grafik: Markus Jansen


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MUSIKBUNKER AACHEN

Als würde man die Bundesliga auf der Playstation zu Ende spielen

Unser „Lieblingsbetonklops“ an der Goffartstraße fungiert seit 1987 als „Musikbunker“. 60 Proberäume befinden sich in dem gewaltigen Inneren, im Keller gibt es zudem zwei beliebte Konzert- und Partyräume. Das Veranstaltungsprogramm mit rund 100 Konzerten pro Jahr ist besonders in der alternativen Szene beliebt. Seit über sechs Jahren ringt der Musikbunker e. V. um eine Lösung zum Thema Partybetrieb und Lärmschutz. Mit der Stadt, die inzwischen Eigentümerin des Bunkers ist, wird dabei zusammengearbeitet. Der Musikbunker ist deutschlandweit mit anderen Clubs vernetzt. In der aktuellen Krise wurde anderen Kulturschaffenden in Aachen Beratung angeboten.

„Für uns ist die Solidarität untereinander eine sehr wichtige Sache – nicht nur in Pandemie-Zeiten! :)“ Wie sieht die aktuelle Situation des Musikbunkers aus? Chris Kukulis/Musikbunker: Leider wird mindestens bis zum 31.08. der Kulturbetrieb bei uns ruhen. Unter den aktuellen Auflagen (10 qm pro Person, also 40 Gäste pro Konzert) ist eine Öffnung für uns schlicht nicht machbar. Bei so einer Veranstaltung (auch einer eher „kleinen“) entstehen Kosten – angefangen bei einer fairen Bezahlung der Künstler, die in unseren Augen sehr wichtig ist, über die Bezahlung der Ton- und Lichttechniker, die sonstigen Personalkosten für Einlass, Garderobe, Toilette, Theke bis zu den Werbekosten, Betriebskosten etc. –, die wir unter diesen Auflagen gar nicht decken können. Wir werden uns lieber in der Planung auf den Herbst konzentrieren und ab dann wieder, wie ihr es von uns gewohnt seid, ein qualitatives Programm auffahren. Wir hoffen bis dahin auf die Solidarität der Menschen in Aachen (siehe hierzu unsere Fördermitgliedschaften), die uns unter anderem helfen werden, die Zeit bis dahin erfolgreich zu überbrücken! Ihr habt anderen freischaffenden Künstlern Beratung angeboten, wie ist das gelaufen? Konntet ihr helfen? Mit welchen Fragen wurdet ihr konfrontiert? Ja, unser Hilfsangebot wurde gut angenommen. Von verschiedensten Freiberuflern (nicht nur von Musikern) wurden Fragen zu den gängigen Themen – von allgemeinen Fragen wie „Welche Möglichkeiten hat man in

dieser Situation als freischaffender Künstler?“ bis zu spezifischen Anfragen auf bestimmte Sachverhalte – gestellt und von uns nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Wir haben uns gefreut, dass wir an dieser Stelle verzweifelten Menschen durch unser Knowhow helfen konnten! Wir mussten uns sowieso mit diesen Themen beschäftigen und wollten einfach auch einen Beitrag leisten – auf die Art und Weise, wie wir das momentan am besten leisten konnten. Für uns ist die Solidarität untereinander eine sehr wichtige Sache, nicht nur in Pandemie-Zeiten! :) Ihr seid mit anderen Clubs in NRW vernetzt und habt das Format #unitedwestreamnrw entwickelt. Wie ist das gelaufen? Wie waren die Zugriffszahlen? Die Vernetzung von Kulturstätten in ganz NRW ist eine sehr gute Sache. Gemeinsam kann man natürlich eine große Reichweite erzielen und zusammen gewisse Dinge nach vorne bringen. Vernetzung und Austausch ist immer schon sehr wichtig gewesen; nun findet das Ganze auf einer „geordneten“ Ebene statt. Es ist schön, zu sehen, dass es einige Leute gibt, die ähnliche Dinge machen und für ähnliche Werte und kulturelle Vielfalt stehen. Wir freuen uns auch, dass der Bunker und unsere lokalen Künstler auf einer „größeren Bühne“ wie UWS und ARTE sich gut darstellen konnten, und hoffen, dass sich das Ganze in Zukunft positiv auf verschiedenen Ebenen auswirkt.

Ist ein Onlineevent für euch ein adäquater Ersatz für eine reale Veranstaltung? Ganz klar – nein. Lars sagt dazu: „Das ist so, als würde man die Fußball-Bundesliga auf der Playstation zu Ende spielen.“ :) Wir haben in unseren Streams schon versucht, die Stimmung einer Veranstaltung einzufangen, aber das ist gar nicht einfach bzw. gar nicht möglich. Eine reale Veranstaltung lebt nicht nur von der Musik der auftretenden Band, sondern funktioniert vor allem über die soziale Interaktion mit der Band, mit dem Laden, mit anderen Gästen. Das alles fehlt ja bei einer Online-Veranstaltung. Man kann die Online-Veranstaltung nur so weit nutzen, dass man den Menschen zumindest etwas Musik für zu Hause anbieten kann. Ein wenig Seelentrost in dieser schwierigen Zeit. Mehr ist das nicht. Wir freuen uns sehr, wenn eine normale Veranstaltung wieder möglich ist. Wie seht ihr die Zukunft für die Clubszene? Vermutlich wird es jetzt eine Weile dauern; zum einen, bis die Auflagen so sind, dass eine Clubveranstaltung wieder durchführbar ist; zum anderen, bis die Leute wieder bereit sind, sich vollkommen darauf einzulassen. Aber wir hoffen, dass ab Herbst eine Normalisierung stattfindet und wir spätestens 2021 wieder zum gewohnten Betrieb übergehen können. Das wünschen wir uns als Club, aber auch für die Menschen da draußen.

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NICK JOSTEN/THE INSIDERS

Es wird sich alles verändern, so viel steht leider fest „Ein Ersatz ist das für Nick Josten, freiberuflicher PR-Manager und Booking Agent, hat das Onlineformat „The Insiders“ ins Leben gerufen, weil sich schlagartig alle Konzerte und Tourneen, die er geplante hatte, verabschiedet haben. Josten fährt häufig mit den Bands mit und ist selber bei einer tourenden Band dabei, und auf einmal war da nichts mehr, auf das sich alle freuen konnten – dem wollte er etwas entgegensetzen. Aus einer Bierlaune heraus wurde eine Facebook-Gruppe für die Planung des Festivals gegründet. „The Insiders“ sollte im Gegensatz zu anderen Online-Festival-Formaten erstmal nur etwas für Musiker aus Aachen sein, weil diese extrem abhängig vom Erhalt der kleinen Livemusikstätten in der Stadt/Region sind. Für diese Locations werden über das Konzert Spenden gesammelt. Wie sind die Insiders-Onlinekonzerte gelaufen? Nich Josten: Bisher lief „The Insiders“ wirklich, wirklich gut. Die Resonanz war vor allem beim allerersten Mal wirklich enorm gut! Klar, technische Schwierigkeiten tun sich hier und da auf, aber eigentlich lief das alles erschreckend reibungslos. Warst du (und waren die Musiker) zufrieden? Habt ihr damit auch ein Einkommen generieren können bzw. Ausfälle abgefangen? Zufrieden war glaube ich am Ende jeder, auch die anfänglichen Skeptiker. Ich habe auch von vielen Musikern gehört, dass ihre Reichweite online oder auch ihre Record Sales einen Aufschwung erlebt haben. Einkommen generieren wir nicht, weil es komplett ehrenamtlich passiert. Wir sammeln Spenden, die sind aber für die Konzertlocations in Aachen – da ist auch schon einiges zusammengekommen! Es ist halt mehr ein Herzensprojekt, von dem alle zwar profitieren, aber monetarisieren lässt sich das in diesem Format ja auch schwer. Eventuell kommen bei einigen Künstlern GEMA-Tantiemen durch „The Insiders“ rein. Das krasse bei „The Insiders“ ist, dass ich mich vor Bewerbungen aus der Region noch immer nicht retten kann. Das ehrt und freut mich und das Format natürlich und zeigt, wie vielfältig die Kultur hier ist. Trotzdem muss man irgendwo auch mal einen Punkt machen, leider. Wie waren die Zugriffszahlen? Für mein Empfinden sehr gut, vor allem,

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wenn ich mir ähnliche Formate anschaue! Wir hatten immer mehrere hundert Zuschauer gleichzeitig, und die einzelnen Zugriffszahlen befanden sich im gehobenen vierstelligen Bereich. Das ist für unbekannte Bands, die alle aus der gleichen Region kommen, schon ganz gut, würde ich sagen! Ist ein Onlineevent für euch ein adäquater Ersatz für eine reale Veranstaltung? Für mich persönlich absolut nicht. Es macht Spaß, sich mit den anderen online über ein Konzert zu unterhalten, und ich schaue mir auch regelmäßig andere Livestreams befreundeter Bands an. Es hat schon stellenweise was, aber ein Ersatz ist das für mich nicht, da fehlt es an Lautstärke, Atmosphäre, Persönlichkeit. Ich habe „The Insiders“ ins Leben gerufen, damit es irgendetwas an musikalischer Unterhaltung gibt, und ich unterstütze derzeit auch beruflich Onlinekonzerte, weil man als Musiker einfach im Spiel bleiben muss. Ich hoffe aber sehr, dass Onlinekonzerte nicht über die Zeit der hohen Ansteckungsgefahr von Corona hinaus zum Standard werden, das wäre tatsächlich mein Albtraum. Dafür ist mir persönlich in meinem Lebensstil, aber auch beruflich die Livebranche, die ja sowieso schon unter diversen Aspekten leidet, zu wichtig. Für jetzt ist es gut, aber sobald es mal vorbei ist (wann immer das ist), bitte wieder vor die Bühnen stellen.

mich nicht, da fehlt es an Lautstärke, Atmosphäre, Persönlichkeit.“

Wie seht ihr die Zukunft? Für „The Insiders“ sehe ich in der Zukunft neue Formate. Es hat jetzt, glaube ich, allen Beteiligten viel Spaß gemacht, doch nach drei Ausgaben mit regionalen Bands wird es auch Zeit für neue Formate, sonst wird es irgendwann einfach nur noch eine Radiosendung. Wir denken im Team über viele verschiedene Sachen nach. Es wird wohl Ende Frühling/ Anfang Sommer das nächste Insiders geben und dort werden dann auch überregionale Acts, die eine Verbindung zu Aachen haben, auftreten. Daran wird schon gearbeitet. Ansonsten denken wir auch über einen Podcast nach. Die Zukunft für die Livemusik-Branche ist leider sehr ungewiss. Ich möchte gern glauben, dass nächstes Jahr oder gar Ende dieses Jahres wieder alles stattfinden kann, denn ich bin nicht nur beruflich damit verbandelt, sondern ich lebe und brenne für Tourneen, Konzerte, kulturelle Reisen. Jetzt gerade sage ich meinen Klienten aber ganz klar, dass wir Alternativen finden müssen, denn niemand kann etwas Genaues sagen, und ich besitze da auch nicht die Kompetenz, Expertenmeinungen abzugeben. Es wird sich alles verändern, so viel steht leider fest.


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ALTER SCHLACHTHOF EUPEN/CHUDOSCNIK SUNERGIA

Besonders hart trifft es die Künstler und Freelancer Chudoscnik Sunergia betreibt in Eupen den Alten Schlachthof, in dem ein breites Kulturprogramm auf mehreren Bühnen angeboten wird. Sie sind zudem seit vielen Jahren Ausrichter des Eupen Musik Marathon und des Straßentheaterfestivals HAASte Töne?! Der Eupen Musik Marathon im Mai musste ausfallen, die Veranstaltungen im Schlachthof wurden abgesagt oder verschoben. Als Alternative gab es einige Onlineangebote im Mai, zum Beispiel #Backtothestage.

„Wir möchten auch in der Krisenzeit unserem Auftrag als Kulturveranstalter nachkommen.“

Foto: ArthurMcGill

Wie ist das Onlineangebot #Backtothestage gelaufen? Konstanze Keller/Chudoscnik Sunergia: Unser erster Live-Stream #Backtothestage war ein voller Erfolg. 1.400 Zuschauer waren am Samstag, dem 2. Mai, in unseren Live-Räumen unterwegs. Viele Zuschauer aus NRW waren dabei. Vom Alten Schlachthof aus streamten wir die Konzerte von Yves Paquet, La Jungle und Grundrauschen direkt ins Wohnzimmer der Zuschauer. Der Stream wurde über die Facebookseite des Alten Schlachthofs und über den YouTube-Channel unserer Organisation (Chudoscnik Sunergia) ausgestrahlt und war ebenfalls auf unserer Website zu sehen. Wie geht es in Belgien weiter? Laut Beschluss des Nationalen Belgischen Sicherheitsrats dürfen bis auf Weiteres keine öffentlichen Veranstaltungen stattfinden. Die neun Bürgermeister Ostbelgiens haben daraufhin in Absprache mit der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft entschieden, dass dieses Verbot für Ostbelgien vorläufig bis zum 30. Juni 2020 gilt. Dies betrifft

auch den Eupen Musik Marathon, der in diesem Jahr definitiv nicht stattfinden kann. Was die Veranstaltungen mit öffentlichem Charakter während der Sommermonate (u. a. das WeltmusikFest und das HAASte Töne?!-Straßentheaterfestival) betrifft, müssen die weiteren politischen Entscheidungen abgewartet werden. Wir arbeiten zurzeit im Homeoffice und versuchen, so gut, wie es geht, eine maximale Anzahl Veranstaltungen zu verlegen – in den Herbst, aber unterdessen auch ins Jahr 2021. Wie ist die Situation für die Künstler? Besonders hart trifft es die Künstler in der aktuellen Situation, aber es trifft auch die Freelancer. Zu den Freelancern gehören beispielsweise auch die meisten unserer Techniker. Um unserem Publikum weiterhin gutes Programm in Quarantänezeiten zu bieten, möchten wir auch in den nächsten Wochen noch Online-Veranstaltungen anbieten und so gut, wie es geht, die Live-Atmosphäre nach Hause transportieren, auch wenn wir natürlich hoffen, dass wir bald wieder physisch veranstalten dürfen.

Wir möchten in erster Linie mit solchen Veranstaltungen auch in der Krisenzeit unserem Auftrag als Kulturveranstalter nachkommen. Ein Event wie #Backtothestage konnte außerdem professionellen Künstlern und Technikern Arbeit verschaffen und war für uns alle eine ganz neue, spannende Erfahrung. Ist ein Onlineevent für euch ein adäquater Ersatz für eine reale Veranstaltung? Selbstverständlich wünschen wir uns, in Zukunft wieder real veranstalten zu können.

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LAGERFEUER TRIO

Eine echte Liveshow ist durch nichts zu ersetzen

„Lagerfeuer Trio“, also Yann le Roux, Heiko Wätjen und Bernd Weiss, sind zweifelsohne eine der umtriebigsten Bands der Stadt. Gerade feiern sie (theoretisch) ihr 15-jähriges Bandjubiläum, können auf 700 Konzerte zurückblicken. 2020 mussten sie bereits 24 Konzerte absagen, weitere Absagen flattern täglich ins Haus. Auch in der aktuellen Krise wurde sofort reagiert: Die Livekonzerte im Studio von Siro wurden auf Facebook ausgestrahlt und konnten sich sensationeller Zugriffszahlen und über mehr als 3.200 Kommentare erfreuen. Statt Höschen auf der Bühne gab es Toilettenpapierspenden per Fanpaketpost.

Wie sind eure Onlinekonzerte gelaufen? Heiko Wätjen / Lagerfeuer Trio: Wir haben ja bisher (Stand Ende April) drei Konzerte gemacht, die alle sehr gut gelaufen sind. Der Zuspruch war dank treuer Fangemeinde und entsprechender Verbreitung sehr gut, und wir konnten uns auch in Sachen Performance in der ungewohnten Situation ohne unmittelbares Publikumsfeedback von Mal zu Mal steigern. Was die technische Umsetzung angeht, hatten wir mit Siro und seinem „Nota Falsa“-Studio einen super Partner und konnten, denke ich, für unsere Verhältnisse auch in der Hinsicht sehr vernünftige Qualität bieten. Ansonsten: tolle Community, die uns unterstützt, zugeschaut und fleißig in den virtuellen Hut geworfen hat. Seid ihr zufrieden? Habt ihr damit auch ein Einkommen generieren können / Ausfälle abgefangen? Mit dem Verlauf waren wir durchaus zufrieden. Es war zwar eine ungewohnte und auch etwas surreale Situation, lief aber von Anfang an besser als erwartet, auch vor dem Hintergrund, dass wir ja sehr früh am Start waren. Wie oben geschrieben, unsere Fans waren da echt sehr unterstützend und haben fleißig virtuelle Tickets gekauft. Also ja, es ist auch finanziell etwas für uns hängen geblieben, in etwa vergleichbar mit einer regulären Gage. Das macht die Sache ein kleines bisschen weniger dramatisch, aber wir reden hier über drei Online-Konzerte in sechs Wochen. Bei uns wäre ansonsten jetzt Hochsaison mit ein bis zwei Auftritten jedes Wochenende, das ist dadurch natürlich nicht zu kompensieren. Wie waren die Zugriffszahlen? Die Posts haben auf Facebook über 30.000 Leute gesehen, zwischen 12.000 und 14.000

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Aufrufe pro Show, jeweils über 3.000 Kommentare. Die Zahlen bei Facebook klingen natürlich wahnsinnig, aber das heißt ja zunächst mal nur, dass den Post entsprechend viele Leute gesehen haben bzw. entsprechend viele Menschen das Video angeklickt haben, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Die Live-Views, die angezeigt wurden, lagen immer so um die 400 bis 500. Das wiederum ist aber laut IT-Auskennern wenig aussagekräftig, weil da zig Algorithmen mitrechnen, nicht eingeloggte Zuschauer teilweise nicht erfasst werden etc. Wenn ich also mal annehme, dass viele auch nicht alleine vor dem Bildschirm hocken, kann man, denke ich, realistisch davon ausgehen, dass die Anzahl Menschen, die das ganze oder große Teile des Konzerts gesehen haben, im vierstelligen Bereich liegt. Also schon sehr gute Zahlen, aber wir sind trotzdem nicht Grönemeyer oder die Fanta 4 ;-) Ist ein Onlineevent für euch ein adäquater Ersatz für eine reale Veranstaltung? Nein. Die Streaming-Shows machen Spaß und sind eine Herausforderung, die wir gerne angenommen haben, aber für eine Band wie uns, die extrem von der Interaktion mit dem Publikum lebt, ist eine echte Live-Show durch nichts zu ersetzen. Die Auswertungen nach drei Konzerten von Chefstatistiker Dr. Weiss vom heutigen Tage haben übrigens ergeben, dass die Einnahmen durch die Online-Konzerte in etwa 20 % dessen betragen, was wir jetzt schon an Gagenausfällen zu verzeichnen haben, und die Veranstaltungsabsagen flattern quasi täglich weiter rein, diese Zahl wird also eher sinken.

Wie seht ihr die Zukunft? Im Moment ist es schwierig, irgendetwas vorauszusagen. Viele Veranstalter reservieren jetzt Ersatztermine für das nächste Jahr, manche Clubs versuchen, ihr Frühjahrsprogramm für den Herbst zu buchen, jedoch ohne Garantie, dass Veranstaltungen in egal welchem Rahmen bis dahin wieder erlaubt sind. Wir können als Band nur abwarten und hoffen, dass sich die Situation möglichst bald wieder in eine Richtung entwickelt, die eine Rückkehr auf die Bühne möglich macht. Letztlich stirbt da gerade eine komplette Branche, an der ja nicht nur Künstler, sondern auch Technikfirmen, Angestellte der Clubs etc. hängen, einen vergleichsweise stillen Tod und die Hilfsmaßnahmen sind bisher nicht an die Realitäten im kulturellen bzw. Unterhaltungsbereich angepasst. Du bist Berufsmusiker. Hast du auch alleine weitere Initiativen außerhalb der Band entwickelt? Ein Streamingkonzert mit meinem Soloprogramm „Heiko Allein Zuhaus“ hab ich auch gemacht, das war allerdings eher ein Spaßprojekt mit ganz geringen Zugriffszahlen (ca. 250 Views). Da ist finanziell nicht viel hängen geblieben, aber es gab trotzdem eine Menge positives Feedback, vielleicht werde ich daran auch nochmal anknüpfen.

„Letztlich stirbt da gerade eine komplette Branche.“


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MUZIEKGIETERIJ MAASTRICHT

„Quarantalks“ mit Kulturschaffenden Auch in den Niederlanden sind alle Veranstaltungen bis zum 31. August abgesagt. Die beiden Säle der Muziekgieterij in Maastricht – einer ist erst kürzlich eröffnet worden – bleiben mindestens bis dahin ohne Publikum. Wie bei vielen anderen Locations gibt es in der Zwischenzeit auch hier digitale Angebote wie etwa das Format „Quarantalks“ mit Kulturschaffenden und Künstlern.

Wie ist deine persönliche Sicht als Musiker zur aktuellen Situation und zur Lage für Musiker und Künstler? Meine ganz persönliche Sicht, unabhängig von Lagerfeuer: Das Corona-Hilfsprogramm des Bundes ging an den Bedürfnissen von Solo-Selbstständigen wie z. B. Künstlern ohne betriebliche Infrastrukturen komplett vorbei. Jetzt wird gesagt, dass man ja den Zugang zur Grundsicherung, sprich ALG 2, erleichtert habe und man auf diesem Wege seine Lebenshaltungskosten absichern könne. Das ist ein ziemlicher Schlag ins Gesicht, wenn man sich lange Jahre abgerackert hat, um in dem Job über die Runden zu kommen, und jetzt nicht arbeitslos, sondern mit einem Berufsverbot belegt wird. Hat man zudem noch das Pech, eine/n Partner/-in zu haben, die auch Geld verdient, und hat man zu allem Überfluss möglicherweise auch noch ein paar Rücklagen fürs Alter gebildet, ist man ohnehin gekniffen, weil man das dann erst mal aufbrauchen soll. Währenddessen haben die großen Automobilhersteller sämtlich Kurzarbeitergeld beantragt, bekommen also Staatshilfen und deren Vertreter dürfen sich in den Tagesthemen hinstellen und ein mögliches Einbehalten der Dividenden in Milliardenhöhe als „allerletztes Mittel“ darstellen. Da kann ich gar nicht so viel essen ... du weißt schon.

Wie sieht die aktuelle Situation bei der Muziekgieterij aus? Rob van Dijck: Es gibt keine Konzerte oder Veranstaltungen mit Publikum – die Situation bietet jedoch Raum für neue Initiativen! Was ist ausgefallen, was wird verschoben? Die Konzerte vom Frühling werden so weit wie möglich in den Herbst verschoben. In einigen Fällen wurden sie leider abgesagt. Aus der Not heraus haben wir viel mehr online gemacht. Konzertanmeldungen, aber auch eine echte Talkshow in einer leeren Muziekgieterij: Quarantalks. Wie sind die Online-Angebote gelaufen? Seid ihr zufrieden? Habt ihr damit auch ein Einkommen generieren können? Leider sind wir wie viele andere Institutionen von der aktuellen Krise sehr betroffen, und da alles online stattfindet, steht man mehr denn je mit vielen anderen im Wettbewerb. Das Einkommen auf Spendenbasis ist bescheiden und hauptsächlich für die Künstler bestimmt. Bisher sind wir mit den Zahlen zufrieden, aber es ist nur der Anfang!

Wie seht ihr die Zukunft? Auf Veranstaltungsebene hoffen wir, dass wir schnell zu einem vertrauten Muster zurückkehren können, wo wir wieder Konzerte und einen gemeinsamen Abend genießen können. Diese Krise bietet auch neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Umwelt in Kombination mit der Gestaltung von Arbeitsplätzen: Wir sollten uns ernsthaft fragen, ob alles notwendig ist, ob wir zum Beispiel so viel reisen müssen. Es wird immer deutlicher, dass ein Meeting auch online stattfinden kann. Dies führt zu Einsparungen für die Arbeitgeber, schont aber auch die Umwelt, weil unnötige Emissionen vermieden werden!

„Da alles online stattfindet, steht man mehr denn je mit vielen anderen im Wettbewerb.“

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DUMONT

Gastronomie steht das Wasser bis zum Hals Im DUMONT finden im Herbst/Winter hochkarätige Jazzkonzerte statt. Corona führte auch hier zu einem frühzeitigen Abbruch der Saison – am 8. März gab es den vorerst letzten Gig. Betreiber Armin Burke über die Lage der Club- und Konzertszene in der Krise und Sinn oder Unsinn der aktuellen Lockerungen in der Gastronomie.

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„Mit der Pandemie ist quasi ein kompletter Kultur- und Wirtschaftszweig in den Winterschlaf geschickt worden.“ Das Dumont musste Mitte März schließen, die von dir geplanten letzten Jazzkonzerte dieser Saison sind ausgefallen. Was bedeutet das für dich? Armin Burke: Das ist natürlich schade, aber es ist, wie es ist. Der finanzielle Schaden hält sich aber Grenzen, da ich mit der kompletten Jazzreihe eigentlich nie Geld verdient habe, aber das war ja auch nie das Ziel. Viele Veranstalter haben auf Onlineevents gesetzt, ein adäquater Ersatz für eine reale Veranstaltung? Nein, absolut nicht. Wer einmal auf einem Konzert war, weiß, was ich meine. Alleine der Sound ist online nicht reproduzierbar und von der Stimmung und Atmosphäre mal ganz zu schweigen. Ich kann Onlineevents nicht viel abgewinnen und schon gar nicht, wenn es ein Livekonzert-Ersatz sein soll.

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Wie siehst du die Zukunft der Branche? Die Branche wackelt und steckt in einer beispiellosen Krise, das ist schon mal klar. Mit der Pandemie ist quasi ein kompletter Kulturund Wirtschaftszweig in den Winterschlaf geschickt worden, und es weiß noch keiner, wann und ob dieser endet. Ich persönlich glaube nicht, dass wir in diesem Jahr noch richtige Livekonzerte erleben werden, wie wir sie kennen. Vielleicht finden andere Veranstalter Lösungen, aber für mich ist das nichts. Ich werde keine Konzerte für zehn Zuschauer mit Mundschutz im Dumont veranstalten. Es ist aber nicht nur die Clubkultur und Konzertszene, die leidet und in Gefahr ist. Eigentlich steht allen gastronomischen Betrieben und insbesondere den Kneipen das Wasser bis zum Hals. Die aktuelle Lockerung halte ich auch in Kneipen für Quatsch. Man geht doch in so einen Laden, weil man sozial in-

teragieren möchte und dazu vielleicht noch ein, zwei Bierchen trinken. Wie soll das denn gehen? Es ist eigentlich auch nicht möglich, die angewiesenen Schutzmaßnahmen korrekt umzusetzen und einen auch nur ansatzweise normalen Betrieb zu gewährleisten. Außerdem werden mit den zu erwartenden Umsätzen und zusätzlichen Kosten die meisten Betriebe nicht überleben können. Was wäre jetzt wichtig? Wenn der Staat und die Gesellschaft sich entschieden hat, eine Eskalation der Infektionen zu verhindern und dafür schon hunderte von Milliarden Euro investiert hat, finde ich es eigentlich auch nicht verantwortlich, die bisherigen Erfolge aufs Spiel zu setzen. Ich glaube, es wäre zielführender, die Kneipen, Clubs, Discos und Veranstaltungslocations vorerst geschlossen zu halten und die Branche finanziell zu unterstützen.


KINGZCORNER

Das Beste aus der Lage gemacht KingzCorner e. V. ist ein Aachener Kulturverein, der für urbane Jugend-und Subkultur steht. Seit 2012 werden Workshops und Projekte im Bereich Musikproduktion, Hip-Hop und Graffiti-Malerei angeboten. Seit 2017 ist das KingzCorner anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Eine Zeit lang wurden Partys angeboten, das ist seit Januar 2019 nicht mehr erlaubt (wir haben berichtet). Der Verein hat seine anderen Angebote jedoch weiter ausgebaut. Wie alle anderen Veranstalter musste der Betrieb im März vorrübergehend gestoppt werden.

Wie sieht die aktuelle Situation des KingzCorner aus? Sebastian Walter/KingzCorner: Seit dem 04.05. dürfen Jugend- und Kultureinrichtungen unter strengen Hygienevorschriften wieder öffnen. Wir haben noch keine Infos, wie das im Detail genau funktionieren soll. Der Beschluss dazu kam dann doch recht schnell. Wir gehen auf Nummer sicher und haben noch nicht offiziell geöffnet. Wir hoffen, dass es dazu von der Stadt möglichst bald einen Leitfaden gibt, was die Vorgaben angeht. Insgesamt haben wir die Krise bisher gut verkraftet. Anfang 2019 ging es uns aufgrund des Verbots der Abendveranstaltungen schlechter. Wir bekommen nun schon im zweiten Jahr die Betriebskosten von der Stadt Aachen erstattet. Somit können wir die laufenden Kosten bezahlen. Leider sind auch viele Workshops und Projekte vor Ort ausgefallen. Das bedeutet, dass wir uns selbst und auch unsere anderen Dozierenden leider nicht beschäftigen und bezahlen konnten. Für uns als Leitung bedeutet dies auch, dass unsere Arbeit nach wie vor zu einem Großteil ehrenamtlich ausgeführt werden muss. Was ist ausgefallen, was wird verschoben? Was bedeutet das für eure Arbeit? Unsere eigenen offenen Angebote dienstags und donnerstags haben wir online verlegt. Es bestanden einige Workshop-Kooperationen mit Schulen, der Caritas, der Bleiberger Fabrik, der JVA und anderen Einrichtungen. Diese wurden bis Juni alle abgesagt. Ob ein Teil davon später nachgeholt werden kann, steht noch nicht fest. Neben den oben erwähnten finanziellen Auswirkungen mussten wir uns auch inhaltlich schnell umorientieren. Anstatt spannende Projekte und Workshops durchzuführen, haben wir die letzten zwei Monate überwiegend im Büro verbracht und Anträge für weitere Projekte geschrieben, um unsere Arbeit langfristig zu sichern.

Wie werden die Onlineangebote angenommen? Da sich unsere Zielgruppe (ab 16 Jahren) sehr viel in Social Media aufhält, haben wir bereits vor der Krise einen Teil unserer Angebote online angeboten. Die Umstellung, alles online anzubieten, war daher kein Problem. Die zusätzlichen Onlineangebote wurden gut angenommen. Am besten erreichen wir unsere Zielgruppe über Instagram. Negativ fällt uns immer mehr auf, dass die Vorgaben von Instagram (z. B. 15 Sekunden Story-Format) dazu führen, dass es schwer ist, Jugendliche über einen längeren Zeitraum bei der Partizipation an einem Onlineangebot zu halten. Seid ihr zufrieden? Habt ihr damit auch ein Einkommen generieren können / Ausfälle abgefangen? Ist ein Onlineevent für euch ein adäquater Ersatz für eine reale Veranstaltung? Wir haben das Beste aus der Lage gemacht, und die Negativerfahrungen aus dem letzten Jahr sind noch sehr nah. Daher sind wir dankbar, dass es uns noch gibt und wir weiter existieren können. Einnahmen konnten leider keine generiert werden. Die Zugriffszahlen sind in Ordnung. Jedoch gibt es auch da Tendenzen, wo wir mit unserer Arbeit Veränderungen bewirken möchten. Z. B. fand im April unser zweites Online-Rap-Contest „The Get Up Contest“ statt. Beim ersten Contest haben knapp 2.000 Menschen für die Teilnehmenden gevotet. Beim zweiten Contest waren es etwas mehr als 800 Personen. Der erste Contest hatte keine Themenvorgabe. Der zweite Contest hatte die Themenvorgabe Rassismus. Wir sehen da eine wichtige Aufgabe unsererseits, Jugendliche auch für gesellschaftliche Themen zu sensibilisieren. Hip-Hop ist für uns ein Medium, um Jugendliche in ihrer Lebensrealität abzuholen. Kritische und gesellschaftliche Themen wieder mehr in diese Kunstform einfließen zu lassen, ist uns ein wichtiges Anliegen. Regelmäßig lassen wir die Geschichte des Hip-Hops in unsere Work-

„Viele Angebote für Jugendliche (Shisha-Cafés, Bars, Clubs, Festivals) werden die Krise im schlimmsten Fall nicht überleben.“ shops, Projekte einfließen (online jeden Freitag Hip-Hop-Quiz). Dabei stellen die jugendlichen Teilnehmer/-innen regelmäßig fest, dass die Themenbereiche im Hip-Hop mal wesentlich mehr außer Gucci, Prada und Goldkettchen zu bieten hatten. Wir sehen es auch ohne Corona als unausweichlich an, einen Großteil der Angebote online anzubieten. Jugendliche müssen dort abgeholt werden, wo sie stehen. Wie seht ihr die Zukunft? Das ist momentan schwer zu sagen. Wir neigen dazu, positiv in die Zukunft zu schauen. Also stellen wir uns vor, dass Jugend- und Kultureinrichtungen in Zukunft einen viel größeren Stellenwert erhalten werden. Viele Angebote für Jugendliche (Shisha-Cafés, Bars, Clubs, Festivals) werden die Krise im schlimmsten Fall nicht überleben. Das bedeutet, dass öffentlich geförderte Einrichtungen stärker frequentiert werden und die Nachfrage nach pädagogisch qualitativen Freizeitangeboten steigen wird. Was wäre jetzt wichtig? Nach unseren Erfahrungen im letzten Jahr möchten wir euch bitten, für den Erhalt der freien Kultur zu spenden und sie zu unterstützen. Ohne Spenden und öffentliche Förderungen hätten wir nach dem Verbot der Abendveranstaltungen keine drei Monate überlebt. Erkundigt euch daher bitte, wie es eurem Lieblingsclub, Festival, Restaurant, eurer Lieblingsbar, Shisha-Bar usw. geht, und überlegt euch, wie ihr helfen könnt. Künstler/-innen und Kulturschaffende haben es besonders schwer in dieser Zeit. Also helft, wo ihr könnt.

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RASTSTÄTTE

Streams nur ein schwacher Trost Wenn sich die kreative Szene in Aachen irgendwo tummelt, dann in dem ehemaligen Ladenlokal in der Lothringerstraße, der „Raststätte“. Seit 1995 verwirklichen Menschen hier ihre Projekte – von Konzerten über Ausstellungen und Filmabende bis zu Theateraufführungen, Tanz-Performances, Lesungen und Poetry Slams. Der Raum wird durch den Förderverein Kunst & Internet e. V. zur Verfügung gestellt.

„Die Raststätte lebt vom persönlichen Kontakt zwischen Künstlern, Publikum und Crew sowie vom Ambiente.“ Wie läuft es derzeit bei der Raststätte? Christoph Giebeler/Raststätte: Seit dem 14.03. sind bei uns alle Veranstaltungen ausgefallen. Wir sind bemüht, mit den bereits gebuchten Künstlerinnen und Künstlern sowie Musikern und Bands Ausweichtermine zu finden, um damit deren Auftritte und Ausstellungen nicht ersatzlos streichen zu müssen. In der Zwischenzeit haben wir unsere Technik aufgestockt, um nun auch aus der Raststätte streamen zu können. In Zusammenarbeit mit dem satznachvorn e. V. lief am 08.05.2020 zum ersten Mal der Poetry Slam online – inklusive Onlinevoting, für das unser Tontechniker ein Votingtool programmiert hat. Zudem stehen wir im Kontakt zu den Organisatoren vom Onlinefestival „The Insiders“ und haben angeboten, dass Musiker/-innen, die keine eigene Möglichkeiten haben, ihre Songs aufzunehmen, dies bei uns tun können. Dies wurde bisher allerdings noch nicht genutzt. Außerdem nutzen wir den Leerlauf, um unsere Toilette barrierefrei umzubauen.

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Wie lief die Veranstaltung online? Bringt euch das auch finanziell etwas? Die Zugriffszahlen des Slams lagen so bei 150 Nutzerinnen und Nutzern. Bis auf kleinere technische Probleme hat alles so weit ganz gut funktioniert. Über ein Onlineangebot können wir direkt keine Einnahmen generieren. Die Raststätte gehört aber zu den Kulturstätten, die im Spendentopf des Insiders-Festivals bedacht werden. Die Einnahmen daraus werden wir, sobald wir wieder öffnen können, über die Aufstockung des Eintrittserlöses an die Künstler ausschütten. Da wir als Verein von der Stadt gefördert werden und wir alle ehrenamtlich arbeiten, bringen die Ausfälle uns zum Glück nicht in existenzielle Not. Ist ein Onlineevent für euch ein adäquater Ersatz? Für uns sind allerdings Onlineevents kein Ersatz, sondern höchstens eine zusätzliche Möglichkeit, unser Programm unter die Leute zu bringen. Die Raststätte lebt vom persön-

lichen Kontakt zwischen Künstlern, Publikum und Crew sowie vom Ambiente, dies ist digital nicht ersetzbar. Streams können nur ein schwacher Trost während der derzeitigen kulturellen Durststrecke sein. Wie sieht die Zukunft aus? Wie alle in der Kulturszene Aktiven stehen natürlich auch wir vor der Frage, wann es wie weitergehen kann. Da dies derzeit noch nicht absehbar ist, machen wir keine konkreten Pläne, sondern warten auf weitere Beschlüsse der Kommune. Wir gehen davon aus, dass wir nach der Wiedereröffnung eine Phase mit stark beschränkten Publikumszahlen durchlaufen müssen. Zum einen aufgrund von Hygienevorgaben und zum anderen wird es es sicher auch noch eine Weile dauern, bis die Menschen wieder sorgenfrei auf Veranstaltungen gehen werden und selbst bei offenen Läden lieber noch abwarten werden. Dementsprechend werden wir wohl mit den Veranstaltungen starten, bei denen sich die Regeln auch sinnvoll umsetzen lassen.


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ARTCONNECTION AACHEN

Real vs. digital – ist das überhaupt eine Frage? Gastbeitrag von Nikos & Mano, LATER IS NOW Der Unterschied liegt eindeutig im Oxytocin! Das ist das Hormon, welches z. B. bei Umarmungen ausgeschüttet wird. Es baut Stress und Ängste ab, es macht den Weg fürs Glück frei. Es ist gesund. Umarmungen sind also gesund. Und diese gibt es im Übermaß auf der realen Artconnection. Wer keinen Körperkontakt haben will, muss nicht, aber wer mag, der bekommt ihn. Freudig, innig, ehrlich! Es ist der Kitt zwischen uns Menschen. In der digitalen Erfahrung gibt es keine Umarmung, kein Oxytocin, keinen Kitt. Es gibt Dinge im Digitalen, die gut sind. Für viele Dinge ist es dennoch kein Ersatz.

Rückblick

4 Wochen noch bis zur Eröffnung der Artconnection Aachen 2020. Dann die Nachricht: keine Veranstaltungen bis zum 19. April 2020. Na prima, genau das Wochenende! Unser Wochenende. Wir hatten bereits seit über sechs Monaten Fahrt aufgenommen. Auch bei einer Vollbremsung ist es unmöglich, sofort still zu stehen. Immer noch vorwärtsgetrieben und trotz der Ansage immer noch stark euphorisiert. Was jetzt? Nichts tun und abwarten kommt nicht in Frage. Welche Möglichkeiten haben wir, die allgegenwärtigen Parolen #staysafe #stayhome zu respektieren und zugleich den Termin zu wahren?

#godigital

4 Wochen noch minus einen Tag. Wir haben einen Plan, stimmen uns mit den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern ab. #dannhaltso wird entschieden! Wir nehmen wieder Fahrt auf. Eine Auktionswebsite wird entwickelt, ein Paypal-Konto eröffnet, mit eBay verhandelt. 2 Wochen noch bis zur Eröffnung. Viel Kommunikation zwischen allen Akteuren. Alles steht! Nun Werbung, um das Publikum von

„Es gibt keine digitale Alternative. Vielleicht eine digitale Erweiterung des Formats, aber keine Alternative!“

der Aula Carolina mental ins Web umzuziehen. Bämm! Die Medien stürzen sich auf das digitale Event. Die Verbreitung ist enorm! Geht noch mehr? 2 Wochen noch minus einen Tag. Etwas fehlt! Gefühlt und faktisch. Wo findet der gewohnte Dialog, der Austausch statt? Wir brauchen ein Begegnungsfeld. Wir entscheiden uns zu streamen. Eine Sendung soll es werden, mit vielen Interviews, Rückblicken, Unterhaltung, Einblicken und auch mit neuem Wissen. Für alle! Wir müssen viel lernen. Keine Routine kann uns stützen, keine Erfahrung kann uns absichern. Neuland. Software, Hardware, Abläufe. Ein Riesenspaß, aber auch ein mulmiges Gefühl. Schaffen wir das? Wird es gut? Werden es die Menschen mögen? Sie mögen es! Allein auf Facebook erreichen wir an dem Abend der „Eröffnung“ knapp 6.000 Menschen mit der Streaming-Sendung. In etwa so viele, wie sonst über 2,5 Tage verteilt die Aula Carolina betreten. Die Social-Media-Kanäle glühen. Sicher, kein Vergleich zu den Zahlen von geübten Influencern oder Celebrities aber, hey, fürs erste Mal? Wird es noch ein weiteres Mal geben? In dieser Art? Von 40 angebotenen Kunstwerken werden 33 verkauft. Check! Das meistgesprochene Wort auf der Artconnection ist und war schon immer „DANKE“. Check! Wir, Organisatoren und Künstler, haben uns in diesen intensiven 4 Wochen völliger Hingabe so gut untereinander kennenlernen können wie sonst nie. Check! Auch Maria im Tann, unser traditioneller Zuwendungsempfänger, ist glücklich über die Spendensumme, die trotz Absage der eigentlichen Veranstaltung zustande kam. Check! Es ist ein Erfolg. Zweifelsohne! Es ist eine neue und auch eine wertvolle Erfahrung. Auch hier gerne, Check!

Ausblick

Wollen wir es noch einmal so machen? Reagieren wir positiv auf die vielen Anfragen in diese Richtung? Eine für das Publikum bequeme Rezeption vom Sofa aus? Der Blick nicht in die Augen vieler, sondern in die Linse einer Webcam? Geschriebene Kommentare, die Emoticons benötigen, damit sie eine Tonalität erhalten? Wollen wir das? Es fehlt das verdammte Oxytocin! Es fehlt diese Mischung aus Duft- und Rasierwasser auf unseren Wangen, Spuren jeder Begrüßung und jedes Abschieds. Das Lächeln auf den Gesichtern so vieler Menschen! Das Glück, wenn ein weiteres Danke-Kärtchen den Nagel schmückt, an dem gerade noch ein Kunstwerk hing! Das Gefühl, was nur das Kollektiv in seiner weltlichen Zusammenkunft entstehen lässt. Die Haptik und Optik realer Kunstwerke im Hier und Jetzt. Das Moment! Nein, nichts kann die eigentliche Artconnection ersetzen. Es gibt keine digitale Alternative. Vielleicht eine digitale Erweiterung des Formats, aber keine Alternative! Es klingt etwas romantisch, vielleicht sogar pathetisch, aber wir wissen, dass die Umarmungen auf der kommenden regulären Artconnection Aachen in 2021 besonders intensiv sein werden! Und wir freuen uns! Noch 49 Wochen minus 3 Tage … Link zur digitalen Artconnection Aachen 2020: dannhaltso.artconnection-aachen.de Link zum Video der Streaming-Sendung: facebook.com/Artconnection.Aachen/ videos/552270645667770 youtu.be/CZKRmqJW2qQ

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GALERIE FREITAG 18.30

Kreative Köpfe sind jetzt gefragt

Ende 2004 organisierten sich in Aachen einige Künstler und gründeten die Produzentengalerie Freitag 18.30. Heute wird diese mit viel Ideenreichtum von Robert Mertens betrieben. Auch jetzt möchte Mertens einen positiven Beitrag leisten. Der Kern der Gründungsidee der Galerie besteht darin, Menschen den Zugang zur Kunst zu ermöglichen.

„Die neu entstandenen Formate werden auch in der Zukunft angeboten werden.“ Foto: Gerd Plitzner

Die Wirkung von Kunst auf den Betrachter ist vielfältig, laut Robert Mertens meist positiv. Dieser Effekt entsteht nach seiner Meinung nur dann, wenn man die Arbeit einer Künstlerin oder eines Künstlers im Original erlebt. Hier entfaltet sich eine ganz besondere Magie, die nicht durch moderne Techniken ersetzt werden kann. Was für ein Wert in der heutigen Zeit! Aus diesem Grundgedanken ist die erste Idee in der Coronazeit entstanden, Kunst zu verlosen, die sich der Gewinner oder die Gewinnerin dann leihweise für sechs Wochen an die Wand hängen kann. Die zweite Idee für den Mai knüpfte ebenfalls daran an: eine persönliche Galeriestunde anzubieten. Beide Angebote waren keine reinen Onlineangebote. Hier steht das Original im Vordergrund, und die Verleihaktion und die persönliche eine Galeriestunde schaffen es, einem etwas kleineren Personenkreis als sonst die Originale zugänglich zu machen. Dies kann nach Mertensʼ Meinung auch nicht ersetzt werden durch digitale Lösungen, z. B. durch einen Ausstellungsfilm, ein digitales Live-Event oder Abbildungen. Wie ist deine (Online-)Aktion „Kunst für die Krise“ gelaufen? Unglaublich gut, wir haben so viele Anfragen für den Kunstverleih gehabt, dass wir teilweise Probleme hatten, sie zu beantworten. Wir haben auch mehr Arbeiten verliehen, als offiziell auf unsere Webseite angeboten wurden. Denn die Anfragen waren riesig und wir

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konnten teilweise Alternativen anbieten. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, so viele Menschen glücklich zu machen :) Warst du zufrieden? Hast du zum Beispiel auch etwas daran verdient / ein Kunstwerk verkauft? Zufrieden war ich schon, weil es so viele gefreut hat, was wir angeboten haben / Nicht nur eins – dass die Aktion auch noch am Ende ein wirtschaftlicher Erfolg geworden ist, hätte ich vorher niemals geglaubt. Wie siehst du die Krise und die Zukunft? Wir werden die Krise mit der Galerie überstehen. Die daraus neu entstandenen Formate (Kunstverleih, Galeriestunde ...) werden auch in der Zukunft angeboten werden. Die Zeit der Krise ist tatsächlich keine leichte Zeit für uns alle. Ich denke hier auch nicht nur an wirtschaftliche Aspekte, sondern auch persönliche Einbußen und Schicksalsschläge. Ich denke, gerade wir als kreative Köpfe sind jetzt alle gefragt, ein paar Lösungen zu generieren, die uns allen wieder einen positiven Blick nach vorne wagen lassen. Schöne Beispiele aus Aachen sind hier z. B. der Goldschmied Thomas Gießen mit seiner Aktion „Es kommen auch wieder goldene Zeiten“ oder der Modedesigner Björn Becker mit seinen Corona-Masken „Oecher bleibt gesund“, bei denen auch noch ein Euro pro Maske an die Kältehelfer in Aachen geht. Aber auch euren Einsatz finde ich großartig – einen Überblick der lokalen Angebote zu schaffen.

Die Zukunft liegt nicht im Digitalen

Nachdem die Gravieranstalt von Michael M. Baier und Christina Rinkens ihre Pforten geschlossen hat, mussten die Aachener nicht lange auf ein neues Angebot warten. Im Frankenberger Viertel sollte im April „Gravur“ eröffnet werden, geplant war als erstes Event eine Fotoausstellung. Selbstredend ist das Angebot in der Schlossstraße ausgefallen und kurzerhand ins Netz verlegt worden.

Wie ist eure Onlineveranstaltung zu „Distanz schafft Nähe“ gelaufen? Insgesamt gesehen ist sie gut gelaufen. Es war super, dass wir innerhalb kürzester Zeit die Zusagen von 22 Fotografen hatten, die bereit waren, teilzunehmen und ihre Fotos zur Verfügung zu stellen. Das hat eine Vielfalt in der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema „Gesellschaft – Distanz schafft Nähe“ mit sich gebracht, die nicht nur optisch eine gelungene Ausstellungskonzeption, sondern auch eine vielschichtige Interpretationsbreite ermöglicht hat. Die Resonanz, die wir bekommen haben, war durchweg positiv. Es gab aber auch – vor allem von älteren Personen – die Rückmeldungen, dass sie insgesamt mit dem Konzept einer Online-Ausstellung nicht viel anfangen konnten. Meist aufgrund fehlenden technischen Verständnisses. Aber auch, weil sie eine „richtige“ Ausstellung nicht ersetzen könne. Aber wie gesagt, ansonsten waren die Rückmeldungen sehr, sehr positiv. Besonders hat uns gefreut, dass tatsächlich ein bisschen Vernissage-Feeling aufkam. Eben digital. Aber man fühlte sich den anderen fast schon nah. Trotz der Distanz. Wart ihr zufrieden? Leider hat sich das insgesamt positive Feedback in den Verkaufszahlen nicht so richtig ausgedrückt. Es wurden ein paar


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GRAVUR

„Die Subkultur Aachens hilft sich selbst und sie definiert sich selbst. Mit ein wenig Unterstützung könnte sie noch mehr Stellenwert erlangen.“

Bilder verkauft, jedoch lediglich genug, um die Kosten für die Ausstellung zu decken. Unser Plan, so einerseits unsere fehlenden Einnahmen durch die Verschiebung der Eröffnung unseres neuen Ladens zu kompensieren und andererseits die Künstler in diesen auch für sie schwierigen Zeiten auch finanziell zu unterstützen, ging so nicht auf. Das mag mehrere Gründe haben. Zum einen ist Fotografie immer schwierig im Verkauf, zum anderen merkt man derzeit eine allgemeine Rückläufigkeit in der Kaufkraft der Menschen. Viele sparen, weil sie selbst nicht wissen, wie es weitergeht. Das ist verständlich. Teilweise gab es auch die Rückmeldung, dass man sich nicht durch ein in dieser Zeit gekauftes Kunstwerk an die Corona-Pandemie erinnern wolle. Das ist natürlich auch verständlich, auch wenn Bilder in der Ausstellung dabei sind, die Lebensfreude zeigen – das, was Gesellschaft ja eben ausmacht. Trotz alldem aber sind wir zufrieden. Warme Worte und der Rückhalt der Fotografen sind eben auch ein Lohn. Wir haben viel gelernt. Vor allem, wie schnell wir reagieren und ein solches Format auf die Beine stellen konnten. Und wenn man sich die Angebote größerer und eingesessener Galerien, Museen und Institutionen anschaut, die über größere Mittel verfügen – sowohl finanziell als auch personell –, müssen wir auch sagen: Wir müssen uns nicht verstecken. Wir haben bewusst nicht einfach Fotos online verkauft, sondern eine Ausstellung konzipiert, die sich sehen lassen kann. Natürlich gibt es Finessen oder technische Erweiterungen, die man noch bedenken könnte. Es geht immer noch besser. Aber ja, wir waren zufrieden. Wie waren die Zugriffszahlen? Unsere Online-Ausstellung wurde circa 3.000 Mal geklickt. Allein am Abend der Vernissage fast 1.000 Mal. Natürlich gibt es darunter ein paar Wiederholungsklicker. Daher können wir aber sagen: Etwa 1.000 bis 2.000 Per-

sonen haben sich die Ausstellung angesehen. Kein schlechter Schnitt. Wäre dies eine reale Ausstellung gewesen, hätten wir ein Platzproblem bekommen … Ist ein Online-Event für euch ein adäquater Ersatz für eine reale Veranstaltung? Nein. Es war für uns ein Versuch, schnellstmöglich auf die neuen Gegebenheiten zu reagieren. Das hat funktioniert. Für uns war der Ablauf hinter den Kulissen auch gar nicht so viel anders als bei einer realen Veranstaltung. Aber die Kunstszene lebt von Austausch, Begegnung und ganz besonders wichtig für den Kunstkauf ist das Visuelle. Das alles findet seinen Raum in einer Galerie. Online ist das nicht wirklich adaptierbar. Das war auch nie unser Anspruch, denn das ist unmöglich. Wir sind analoge Menschen und schätzen den realen Austausch. Aber wir können auch digital, ja, und das haben wir jetzt gezeigt. Dennoch freuen wir uns schon darauf, wieder Kunst erlebbar zu machen. In einem richtigen Raum. Wie seht ihr die Zukunft? Die Zukunft liegt nicht im Digitalen. Jedenfalls nicht nur. Wir denken, dass viele verschiedene Bereiche durch die Krise gezwungen waren, sich mit der aufgeschobenen Digitalisierung schneller und besser zu beschäftigen. Und in vielerlei Hinsicht hat dies auch Vorteile mit sich gebracht. Neue Denkanstöße haben ihren Platz gefunden. Aber die Zeit hat auch gezeigt: Wir sind soziale Menschen, wir brauchen die Gesellschaft. Und wir brauchen Kunst und Kultur. Und diese kann man eine Zeit lang ins Digitale verlegen, aber der reale Raum ist immens wichtig. Wir glauben auch, dass nach dem Ende der Corona-Krise sich eine neue Lebensfreude breitmachen wird und ein neues „Genießen“ der kulturellen Angebote. Nach der Krise kommt die Zerstreuung. Vielleicht wird die Krise auch ihren Anteil daran leisten, dass

manches in unserer Gesellschaft überdacht wird, Stellenwerte neu definiert werden und das Zusammenleben hinterfragt wird. Die Menschen werden nach Kultur, Austausch und Begegnung lechzen. Und darauf bereiten wir uns vor. Ganz analog. Mit unserem Laden und wieder „richtigen“ Ausstellungen. Fällt euch noch mehr ein, was wichtig ist? Vielleicht noch etwas dazu, was man sich für die Kulturszene gewünscht hätte. Es gab unfassbar viele Initiativen – von Internetseiten, auf denen Angebote gesammelt wurden, über Versuche einzelner Institutionen, gemeinsam stärker aus der Krise hervorzugehen (zum Beispiel Initiativen des Musikbunkers, Culture Coins der Region Aachen oder auch die neue Aktion des Theater 99 für Kulturschaffende), doch bei der ganzen Fülle und dem Aktionismus Einzelner ist ein bisschen der Überblick verloren gegangen. Auch verständlich, denn wer soll in der Krise so schnell alles überblicken und Weitsicht beweisen. Jeder läuft los, versucht, andere mitzunehmen, und dann entsteht ein Flickenteppich an Angeboten und Möglichkeiten. Vielleicht hat die Krise auch gezeigt, was die Aachener Kultur braucht: Einen starken „Wortführer“, jemand, der den Aktionen auch in politischer Hinsicht Gehör verschafft. Zum Beispiel eine/n Oberbürgermeister/-in oder eine/n Kulturdezernenten/-dezernentin, der/ die die freie Kulturszene nicht vergisst. Die Stadt Aachen hat wieder einmal bewiesen, dass sie auf diesem Auge blind ist. Die Subkultur Aachens hilft sich selbst und sie definiert sich selbst. Mit ein wenig Unterstützung könnte sie noch mehr Stellenwert erlangen. Vielleicht kann die nächste Aachener Lokalwahl einen Schritt in Richtung einer Wende bedeuten.

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ATELIERHAUS AACHEN

Noch eine Online-Ausstellung? Eher nicht Ana Sous ist seit 2019 neue Geschäftsführerin im Atelierhaus Aachen. Mit „Wie wir in den Wald hineinrufen“ kuratierte sie ihre erste große Ausstellung.

Website gebracht und verlinkt. Todde Kemmerich hat einen Tag in der Ausstellung gefilmt und ein Video erstellt, für das wir einen YouTube-Kanal erstellt haben und das wir dann ebenfalls auf der Website / der Online-Ausstellung verlinkt haben.

Wie ist deine Ausstellung „Wie wir in den Wald hineinrufen“ gelaufen? Ana Sous: Eine Woche vor der geplanten Eröffnung der – realen – Ausstellung „Wie wir in den Wald hineinrufen“ kam der Beschluss über die Schließung aller Kultureinrichtungen in NRW. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon mit der Hängung der Ausstellung begonnen und uns dann entschieden, sie auch zu vollenden. Gründe für die Entscheidung eine Online-Ausstellung anzubieten: Die Planung und Logistik der Ausstellung war vergleichsweise aufwändig. Von den 26 Künstlerinnen und Künstlern der Ausstellung waren 17 Atelierhaus-Externe und sogar sechs aus dem

„Ich glaube, dass dann bald so viele Angebote kamen, dass eine gewisse Sättigung der Menschen eingetreten ist.“ Ausland (deren Werke teilweise per Post verschickt wurden). Das bedeutete nicht nur viel Arbeit für uns, sondern teilweise auch für die einzelnen Künstler. Relativ schnell entschied ich mich dann für eine alternative Präsenta-

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tionsform, um die Arbeit jedes/jeder Einzelnen zu würdigen und die Künstler/-innen der Ausstellung auf unserer Plattform sichtbar zu machen. Ein wichtiger Punkt waren auch die abzusehenden wirtschaftlichen Konsequenzen für Künstler/-innen, sodass ich hoffte, dass über die Online-Ausstellung wenigstens einige Werke verkauft werden könnten. Weil die Verbote für unsere Ausstellung so kurzfristig kamen, ging die Online-Schau etwa zwei Wochen nach der geplanten (realen) Eröffnung online. Ich entschied mich, den Schwerpunkt auf die fotografische Dokumentation der realen Ausstellung zu legen – denn diese stand/hing ja bereits und diese Arbeit sollte nicht umsonst gewesen sein. Natürlich sind prinzipiell auch Alternativen denkbar, wie man Kunst online präsentieren kann, dazu aber später mehr. Für uns galt: eine möglichst große Nähe zur traditionellen Ausstellung und vor allem auch hinsichtlich der Blickachsen, der Korrespondenzen der Kunstwerke untereinander im räumlichen Bezug. Ich denke, das ist uns auch ganz gut in den Bildern gelungen. Hinzu kam auf unserer Website die Zurverfügungstellung der Werkstexte der Künstler und natürlich aller Angaben zu den Arbeiten. Ein Essay, das die Kunsthistorikerin und Schriftstellerin Claudia Tomaschewski eigentlich als Einführungsrede für die Ausstellung verfasst hatte, wurde ebenfalls auf die

Warst du zufrieden? Wie waren die Zugriffszahlen? Insgesamt bin ich mit dem Outcome der Online-Ausstellung sehr zufrieden. Wir haben es geschafft, schnell zu reagieren, und ich würde auch sagen, angesichts der Kürze der Zeit das Beste rauszuholen (zumal ich wirklich kein Profi in Webdesign und diesen Dingen bin). Wir haben sehr schnell viel Werbung gemacht und die Ausstellung auch in den Sozialen Medien beworben bzw. präsentiert (auf Instagram auch alle Werke + Beschreibung). Glücklicherweise fiel die Online-Ausstellung auch mit der Online-Eröffnung/Livestream der Artconnection zusammen, sodass ich hier als interviewte Jurorin auch noch Gelegenheit hatte, Werbung zu machen. Die Resonanz war insgesamt gut. Ich habe viel positive Rückmeldung erhalten. Ich muss aber ausdrücklich sagen, dass ich sicher bin, dass wir diese Aufmerksamkeit vor allem aus dem Grunde hatten, dass wir ja wirklich mit die Ersten in Aachen waren, die eine Online-Ausstellung gemacht haben. Ich glaube, dass dann bald so viele Angebote kamen, dass eine gewisse Sättigung der Menschen eingetreten ist. Ist ein Onlineevent in deinen Augen ein adäquater Ersatz für eine reale Veranstaltung? Wie siehst du die Zukunft für Ausstellungshäuser? Ich bin froh und zufrieden, dass wir sie gemacht haben. Wie gesagt hatten wir gute Resonanz und teilweise auch überregionale Beachtung. Aber: Wäre sie zwei Wochen später


W E S T W O R L D K U LT U R - U N D C L U B S Z E N E online gegangen, kann ich mir vorstellen, dass sie schon nicht mehr so erfolgreich gewesen wäre. Wir waren also meiner Meinung nach sozusagen zur rechten Zeit am rechten Ort. Online-Ausstellungen, wie wir sie geschaltet haben, sehe ich ausdrücklich nicht als adäquaten Ersatz für eine reale Ausstellung. Zumal es in der Folgezeit schon zu einer gewissen Übersättigung solcher Formate kam. Ich habe mit vielen Kollegen, Künstlern, Freunden usw. gesprochen, weil mich tatsächlich diese Dynamik auch interessiert hat. Am Anfang habe ich mir tatsächlich alles, was mir zugeschickt wurde, noch gegeben und ausführlich angesehen. Im Laufe der Zeit wurde aber schnell deutlich, dass es bei Ausstellungen vor allem auch um die Eröffnungen und das Miteinander (Sehen und Gesehenwerden, Gespräche, Austausch ...) geht. Die soziale Komponente war meiner Meinung nach am Anfang noch dadurch gege-

ben, dass man sich viel darüber ausgetauscht hat, was man sich jetzt angeguckt hat und wie dieses Format auf einen gewirkt hat. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass Online-Kunstrepräsentation zukunftsträchtig ist – allerdings müsste man sich dann von der „realen“ Ausstellung als Prototyp freimachen und die Möglichkeiten des virtuellen Raums nutzen und ausreizen. Also es müsste eine eigenstände Form der Kunstbetrachtung geben, die es nur im Internet geben kann. Dennoch bin ich der Ansicht, dass auch dies an die Faszination vor einem Originalkunstwerk, das wir mit all unseren Sinnen erfassen, nicht herankommen wird. Noch eine Online-Ausstellung? Eher nicht. Die Entscheidung für eine Online-Ausstellung „Wie wir in den Wald hineinrufen“ erfolgte aus genannten Gründen: bereits aufgebaut, Verpflichtung gegenüber den Künstlerinnen und Künstlern ... Sollte es noch einmal zu einer ähnlichen Konstellation

kommen, dann ist eine erneute Online-Ausstellung denkbar. Allerdings würde ich spätere Ausstellungen, so sie noch nicht aufgebaut sind, nicht als reine Online-Ausstellung aufziehen. ABER ich glaube schon, dass ich spätere Ausstellungen stärker auch online und mit für sich sprechenden Fotos bewerben möchte. Aktuelle Situation: Seit einer Woche dürfen wir die Ausstellung ja endlich im Original zeigen (wir konnten sie in Rücksprache mit den Künstlerinnen und Künstlern bis zum 24.05. verlängern) und haben tatsächlich auch gute Besucherzahlen. Viele Besucher/-innen sagen, sie hätten die Ausstellung schon online gesehen, und möchten sie sich nun auch „in echt“ ansehen. Dies ist doch ein sicheres Zeichen dafür, dass eine virtuelle Repräsentation eigentlich nur behelfsmäßig funktioniert, dass Kunst aber doch eigentlich von der „Aura des Originals“ lebt.

PATRICIA YASMINE GRAF/DESIGNMETROPOLE AACHEN

Trotz der Krise auf die positiven Aspekte konzentrieren! 2006 wurde die Designmetropole gegründet. Die Akteure machten fortan mit witzigen und spektakulären Aktionen auf sich und die Region aufmerksam, sei es durch eine Erpressung von Ikea mit Bällebad und Köttbullar im LUFO oder 2016 durch das Hotel Total in der ehemaligen Kirche St. Elisabeth. Außerdem sicherten sie sich eine Etage im Ludwig Forum, wo fortan junge Designer ihre Werke präsentieren konnten. 2018 wurde die Designmetropole als CREATIVE.Spaces in NRW ausgezeichnet. Du bist durch die Designmetropole mit sehr vielen Kreativen (Künstlern, Designern etc.) vernetzt. Vor welchen Problemen steht die Branche? Fast alle Veranstaltungen, Messen, Ausstellungen, Konzerte, Kreativ-Workshops etc. wurden coronabedingt abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Ein Großteil aller Aufträge wurde gecancelt, dadurch entstehen bei vielen Kreativen bis zu 100 % Umsatzeinbußen. Es ist noch nicht absehbar, wie lange dieser Zustand anhält. Dies sorgt natürlich für Unsicherheiten. Nichtsdestotrotz sind wir alle auch Überlebenskünstler und wir erfinden uns ständig neu :) Welche Hilfsmöglichkeiten gibt es? Fühlt sich die Branche vom Staat unter-

stützt? Was wären sinnvolle Maßnahmen? Leider fallen aktuell viele Solo-Selbstständige aus der Kultur- und Kreativwirtschaft durchs Raster der schnell geschnürten staatlichen Hilfspakete. Viele von uns haben die Soforthilfe beantragt und werden nun doch einen Großteil davon zurückzahlen müssen, da die Rahmenbedingungen der Antragstellung nachträglich wieder geändert wurden und man die Gelder nun doch nicht (wie vorher angekündigt) – oder nur zu einem kleinen Teil – für die Lebenshaltungskosten verwenden darf. Das fühlt sich nicht fair an und hilft uns auch nicht weiter. Die meisten von uns haben sowieso keine hohen Betriebsausgaben und leben aus Überzeugung relativ bescheiden. Unter diesem Link findet man eine aktuel-

„Unsere Formate leben von echten Begegnungen zwischen Menschen.“ le Studie des Bundes zur „Betroffenheit der Kultur- und Kreativwirtschaft von der Corona-Pandemie“ sowie eine Übersicht der Fördermaßnahmen: kreativ-bund.de/wissenschaftliche-analyse-corona-kkw#betroffenheit_kkw Viele Künstler denken sich jetzt alternative Formate aus, die meist online gestreamt werden. Ist ein Onlineevent ein adäquater Ersatz für eine reale Veranstaltung? Absolut nicht! Natürlich ist ein Online-Event besser als gar kein Event und man hat unter Umständen direkt eine größere Reichweite. Aber unsere Formate leben von echten Be-

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W E S T W O R L D K U LT U R - U N D C L U B S Z E N E gegnungen zwischen Menschen. Ich persönlich vermisse das sehr! Seit Wochen sehe ich meine Freunde und Designkollegen nur noch via Bildschirm ... Ich denke, den meisten geht es da ähnlich.

BL UMEN SPRENG NG KÜNSTLERINNEN DER SAMMLUNG LUDWIG 14.03. – 13.09.20

Ludwig Forum Aachen

Förderer

www.ludwigforum.de Abb.: Annette Wehrmann, Blumensprengung, 1992-1995, Fotografie, Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, Leihgabe der Peter und Irene Ludwig Stiftung, © VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Carl Brunn

Das Ludwig Forum für Internationale Kunst hat wieder geöffnet!

Die aktuelle Ausstellung „Blumensprengung – Künstlerinnen der Sammlung Ludwig“, kuratiert von Annette Lagler und Myriam Kroll (siehe MOVIE-Ausgabe April/Mai 2020), ist noch bis zum 13. September 2020 zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10:00 bis 17:00 Uhr. Freier Eintritt jeden Donnerstag beim Zentis-Tag von 10:00 bis 20:00 Uhr ludwigforum.de Fotos: Carl Brunn

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Wie seht ihr die Zukunft? Das Leben besteht aus ständiger Veränderung! Wir sollten uns trotz der aktuellen Krise auf die positiven Aspekte konzentrieren! Menschlichkeit ist neuerdings wieder hoch im Kurs. Wir alle spüren, wie wichtig uns die soziale Komponente ist, seit wir in Zeiten von „social distancing“ an vielen Stellen darauf verzichten müssen. Ich wünsche mir, dass wir Menschen uns wieder mehr auf die wirklich wichtigen Dinge besinnen: Gemeinschaft, Zusammenhalt, Wertschätzung und Mitgefühl. Jede Krise bietet die Chance, die Dinge mit frischer Perspektive noch einmal neu zu denken! Wie wollen wir in Zukunft leben? Plötzlich entstehen in Windeseile wertvolle gesellschaftliche Veränderungen, die vorher in der Kürze der Zeit undenkbar waren. Altes, Überholtes wird endlich über Bord geworfen. Echte Innovation ersteht eigentlich immer aus einer Not heraus. Ich glaube an kreative Selbstverwirklichung jenseits von reiner Profitgier und Machtgehabe, und ich freue mich auf die Zukunft! Was wäre wichtig? Wenn jede/r Einzelne daran arbeiten würde, mit sich selbst ins Reine zu kommen und seinem Herzen zu folgen, dann gäbe es weniger Kriege auf der Welt und alle wären glücklicher! #totallove


MOVIEAUSSTELLUNG

Wäscherinnen in Cullera, Spanien, 1964 ©Robert Lebeck

Robert Lebeck: Porträts von Menschen und Ländern Ausstellung im Kunst- und Kulturzentrum (KuK) der StädteRegion Aachen

Advertorial

„Wir öffnen wieder!“, konnte das Kunst- und Kulturzentrum (KuK) der StädteRegion Aachen nach einer temporären Schließung von mehr als sieben Wochen am 6. Mai endlich verkünden. Der Wiederaufnahme der im März von den Corona-Auswirkungen auf Kultur und öffentliches Leben unterbrochenen Ausstellung „Fotografien von Lotte und Ruth Jacobi“ schließt sich beginnend mit dem 30. Mai – und damit zwei Monate später als ursprünglich geplant – nun die Ausstellung „Robert Lebeck: Porträts von Menschen und Ländern“ an. Bis zum 13. September sind auf zwei Etagen Schwarz-Weiß-Aufnahmen tanzender Wäscherinnen, georgische Jugendliche und Feiernde in St. Pauli ebenso zu sehen wie beeindruckende Aufnahmen von Gesichtern, die jeder kennt, unter ihnen Schauspieler, Politiker, Bühnenstars. Robert Lebeck (1929–2014) war einer der bedeutendsten deutschen Fotojournalisten der Nachkriegszeit. Seine Fotografien von Romy Schneider, Josef Beuys, Herbert von Karajan und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind unvergessen. Mehr als 30 Jahre reiste er als Fotoreporter für das Magazin „Stern“ um die Welt. Dem zugewandten und charismatischen Fotografen fiel es leicht, mit Menschen in Kontakt zu kommen, egal aus welcher gesellschaftlichen Schicht, egal an welchem Ort der Welt. Vor seiner Kamera waren sie alle gleich, auch in der Unbefangenheit, mit der sie sich für den Fotografen

öffneten: Elvis Presley, Woody Allen oder der unbekannte Mann auf der Straße. Die Ausstellung umfasst ca. 130 SchwarzWeiß-Aufnahmen, die zwischen den späten 1950er und den 1990er Jahren entstanden sind. Neben Porträts werden Reisereportagen zu sehen sein, u. a. aus dem „verbotenen Land“ Russland, aus Japan, den USA und Europa. Dank der wertvollen Unterstützung von Cordula Lebeck, der Ehefrau und engsten Mitarbeiterin des Fotografen, hat KuK-Leiterin Dr. Nina Mika-Helfmeier nun eine breitgefächerte Auswahl aus zum Teil unveröffentlichtem Material kuratiert. Das KuK der StädteRegion Aachen an der Austraße 9 in Monschau ist zu folgenden Öffnungszeiten bei freiem Eintritt besuchbar: dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Die Maßnahmen im Kontext der Corona-Pandemie koppeln die Öffnung und damit auch den Besuch an gewisse Auflagen. Zu den Details geben Aushänge und das Aufsichtspersonal gern Auskunft; Mund-Nase-Schutz aber bitte nicht vergessen. Der Eintritt ist frei! Alle Infos unter kuk-monschau.de und noch mehr Aktuelles unter facebook.de/kukmonschau 30. Mai bis 13. September 2020 Achtung: Der ursprünglich geplante Termin hat sich verschoben und es gibt keine Vernissage!

SIEBEN GUTE GRÜNDE, MITGLIED IM MIETERSCHUTZVEREIN ZU WERDEN 1. STARKE INTERESSENVERTRETUNG 2. KOSTENFREIE RECHTSBERATUNG 3. FACHGERECHTE KORRESPONDENZ 4. KEIN PROZESSRISIKO 5. NÜTZLICHE INFORMATIONSHILFEN 6. AUSSENSPRECHSTUNDEN 7. GÜNSTIGER BEITRAG

MIETERSCHUTZVEREIN AACHEN E.V. Talstraße 2 (Depot) · 52068 Aachen Fon 0241 94979-0 · Fax 0241 94979-15 info@mieterverein-aachen.de www.mieterverein-aachen.de

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AUTORENLUNGE

Was würde ich am Beatmungsgerät tragen? LB BIGGI! Ich hab noch relative Schreibsperre wegen des Lockdowns, obwohl in 1 paar Tagen ja wieder LOCKUP ist; Abschluss, Aufschluss! Schlimm. Mein liebstes Hobby ist (außer SCHREIBEN natürlich!) auf dem Markt AC sitzen und Kaffee schlürfen, im AZ stehen und Cola trinken, im Mubu lungern und Mixgetränk zu mir nehmen: Alle Hobbys mit Virus (das ist nun mal unterwegs) -> Unmöglich.

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Der Moment des Abschlusses: Tagelang hatten wir 4mutet, dass er kommen würde, wie die Tiere arbeiten wir allerdings eh immer, plötzlich, zu 4tgeschrittener Uhrzeit: KAM ER, alles zu; die Leute ließen wie bei Radioaktivitätsausbruch alles stehen und liegen, selbst die halbausgetrunkenen Gläser mit Mineralwasser! Ich packte Krimskrams und das Allerwichtigste, meine 2 EOS Labellos Zitrus-Vanille und Mandarine 1, ab in meine Taschen und folgte dann dem Rat, 4räte anzulegen! (Dummerweise hatte ich zu Hause nach wohlweislicher 4abendlicher Überprüfung nur 1 halbes Paket abgelaufenes Dinkelmehl 4zuweisen sowie Nudeln Tricolor, 1 Päckchen!) Ich rannte zu 1 großen Supermarkt in meiner Nähe, wo sich wie im Film die Leute schweißüberströmt schon um 1kaufswagen schlugen! Schreiend und brüllend stoben alle rein, das alles ohne Abstand ..., Nudelregal: Leer, aber da waren noch die teuren, Klopapierregal: Leer, aber es gab noch Küchenrollen; sie hatten es alle geahnt und ich kam mit meinem intellektuellen, ach, lass doch noch was 4 die Mitmenschen übrig – nicht weiter! (Zudem im letzten Supermarkt, als das alles noch nicht klar war, hatte ich dummerweise beliebte Produkte aus dem Antivirussortiment wie Desinfektionsmittel stehen gelassen, Ergebnis: Nun bekam ich nichts

mehr ab! Niemand lässt mir was stehen!) Ich lud also irgendetwas 1!!!! Sozusagen dem Rat 1 älteren Dame folgend, die die Spanische Grippe und den 2. WK überstanden hat; ich nahm: Kekse, Schokolade, Spüli, Taschentücher! Dazu hochpreisiges FEUCHTES Toiletpaper, das die Kanalisation 4stopft! Äpfel auch! Das musste reichen. Ich musste stärker sein als der Instinkt der Mitmenschen. Sie grätschten in alle von mir mühselig gehaltenen Abstände rein, ich schlang mir den Schal um Mund und Nase, sollte ich Kippen nehmen, sterben die Raucher nun zuerst oder doch die Diabetiker und die Adipösen??? Wer wird es sein? ICH? Ich bitte nicht, oh, lasst Gnade walten, ich wollte, will doch noch 1 bissel leben! Sagt jeder, hahaha. Ich wählte auch, das mit zitternden Fingern: 1 Haarfarbe knallig rot, weil ich im Sarg auch keinen Haaransatz haben will von schlohweißen Haaren und wie die ältere Dame auch überlegte ich, was ich im Hospital am Beatmungsgerät tragen würde: 1 legeren Jogginganzug? 1 Hauskleid? Meine Lieblingsjeans? Mit Lieblingstop? Oder ist man da nackt und wird nur zugedeckt; ich glaube JA! (Man liegt auch eh auf dem Bauch.) Anschließend guckte ich 5 (!!!) Wochen lang je 6 h täglich Nachrichten und maß dabei Fieber (den Platz 4 m. Grab hab ich auch schon klargemacht). Inzwischen bin ich 1 Profi: Ich hab 12 bis 15 Stoffmasken da, 2 FFP2-Masken, 1 FFP3-Maske, 1 Spuckschutz zu 24.95 Euro. Massen an Spüli. Ich gehe zur Arbeit. Und hab jetzt noch 9 Pakete Nudeln. MADXXX


AUTORENLUNGE

Immer mit der Ruhe! „Weʼre afraid to be alone. Everybody got to have a home“, singt Lennon in der zweiten Strophe seines Songs „Isolation“. Aber home alone, zu zweit oder zu dritt ist auch nicht so prickelnd. Unter Menschen sein, ist schon die zweite wahre Sonne. In einem Café in Hattingen gab es mal auf verpackten Zuckerwürfeln Sternzeichen und ihre Eigenschaften zu lesen. Bei Wassermann stand: gesellschaftssüchtig und zum Okkultismus neigend. Als ich das las, fiel mir beinahe mein ausgekochter Schafschädel aus der Hand. Familie Südzucker hatte recht. Ich war wirklich süchtig nach Gesellschaft und bin es heute noch. Nun, ein Partylöwe war ich nie, aber dieser Entzug, das sogenannte Meiden sozialer Kontakte, ist schon eine Todespranke. Auf einmal heißt es runterschrauben. Man sucht nach neuen oder alten Beschäftigungen, um die Ruhe zu bewahren. Doch „Ruhe bewahren“ ist leicht gesagt, man muss sie erst mal finden. Ich selbst würde mich als ruhelos beschreiben. Stille kann ich nur bis zu einem gewissen Grad genießen, und wenn ich zu lange das gleiche Buch lese, spüre ich bereits das Warten anderer Bücher in meinem Nacken.

Meditation kann in solchen Fällen sicherlich hilfreich sein. Aber dafür muss man schon vorher etwas für Ruhe übrig gehabt, möglichst keine guten Bücher in der Nähe und nichts auf der Herdplatte stehen haben. Vorurteilsfrei bin ich auch nicht, sage ich frei raus. Sobald dieses „Chillen für Intellektuelle“ zu sehr ins Spirituelle abdriftet, bin ich mehr als raus. Die Dynamische Meditation von Osho ist mir z. B. schon so ein Oschi. Ohne Frühstück soll man schnell und tief atmen, dann langsam in Schreien, Lachen und Weinen übergehen und das Ganze mit Hüpfen ausklingen lassen. Danke! Da kriege ich ja schon beim Lesen Herzrasen. Nicht besser ist die Meditation nach Vipassana. Diese ist zwar weniger abgefahren, aber zehn Tage Schweigen als Übung lässt einen wie mich Gefahr laufen, paranoid zu werden. Ich würde jedenfalls nach vier Tagen anfangen, mit meinen nackten Füßen zu sprechen, und ich bin mir sicher, am fünften Tag würden sie auch antworten. Halbwegs nachvollziehbar ist die Sonnen-Meditation. Nicht zu verwechseln mit faul am Strand rumliegen. Bei Sonnen-Meditation ist man quasi eine Art Solarzelle. Man tankt in aller Ruhe Licht und Wärme und soll sich im Winter daran erfreuen. Die Maus Frederick konn-

te das ganz gut. Wenn man das Kinderbuch richtig deutet. Man könnte diese rührende Geschichte auch als Herantasten an die Atomphysik betrachten. Denn Wärme teilen geht schon fast in Richtung Kernspaltung. Aber das würde jetzt zu weit führen. Und bevor ich noch von einigen missverstanden werde, ich habe nichts gegen das Meditieren. Das ist immer noch besser als rumsitzen und nichts tun. Ich persönlich komme halbwegs beim Schreiben runter. Ich schaue abwechselnd auf die Wörter vor mir, dann wieder zum Fenster raus aufs Teerdach der Nachbarn. Kaffee ist da auch sehr hilfreich. Gestern Abend habe ich im Bett noch gelesen, dass David Bowie übermäßig viel Kaffee getrunken haben soll, besonders in den 70ern. Und gekokst auch noch. Mehr als Kaffee getrunken. Manchmal soll er drei Tage am Stück wach geblieben sein. Das nenne ich dann wirklich ruhelos. Dabei hatte er 1967 noch meditieren gelernt. Aber was heißt das schon? Ich hatte mal eine Woche einen Französischkurs. Da ist nichts, aber auch gar nichts hängen geblieben. Und da hätte ich auch schon fast den nächsten Vorschlag: Sprachen lernen. Nie hatte man mehr Zeit als jetzt. Kann ja erst mal eine einfache Sprache sein. Hahahaha! Auf den Osterinseln fehlerfrei ein Drei-Gänge-Menü bestellen können. Hätte doch was. Aber reisen können wir vorerst nur in unseren Köpfen. Vielleicht doch an der Zeit, sich mit Meditation anzufreunden. Live long and prosper Robert Sukrow (der Suk) PS: Auf den Osterinseln spricht man Rapanui, was auf Deutsch übersetzt „Riesengummi“ heißt. Tss. Die sind ja drauf ...

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M O V I E T H E AT E R

„Wir haben Berufsverbot!“

„Schirm auf! – Damit Künstler nicht im Regen stehen“ Seit März steht aufgrund der Corona-Pandemie hierzulande das kulturelle Leben still. Besonders kleine Einrichtungen bewegen sich seit Wochen auf einen finanziellen Abgrund zu: Es geht schlichtweg um die Existenz. Hilfen für Künstler und Kreative wurden von der Bundesregierung ins Leben gerufen – doch setzen diese wirklich an den richtigen Stellen an? Der Aachener Kultur- und Theaterinitiative e. V. (AKuT) ruft als Betreiber des Theater 99 eine solidarische Aktion ins Leben. Eine „schnelle Unterstützung für die Kultur“ wollte NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen auf den Weg bringen – und legte Mitte März ein Sonderförderprogramm in Höhe von insgesamt fünf Millionen Euro auf. Dieses berücksichtigte all jene, die durch kurzfristige Absagen von Engagements in „finanzielle Engpässe“ gerieten, und sicherte den Betroffenen eine Einmalzahlung in Höhe von bis zu 2.000 Euro zu. Schnell war die unbürokratische Unterstützung ausgezahlt und erschöpft. Mitte Mai folgte eine Aufstockung mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 27 Millionen Euro sowie die sogenannte NRW-Vertrauensschutz-Lösung. Diese ermöglichte es in Teilen, die Soforthilfe auch für den Lebensunterhalt anzusetzen. Die Ministerin sprach von „Überbrückungshilfen bis zum Anlaufen der ,großen‘ Hilfsprogramme in Bund und Land.“ Diese sind mittlerweile in Form von Unterstützungen in Milliardenhöhe durch die Bundesregierung und weiteren Förderleistungen angelaufen. Kultureinrichtungen und -orte zu erhalten und die Existenz jener zu sichern, die mit Kunst und Kultur ihren Lebensunterhalt verdienen, habe, so heißt es seitens der Regierung, nun in den kommenden Wochen und Monaten Priorität. Doch wie sehen diese finanziellen Hilfen in der Umsetzung aus? Das mit bis zu 50 Milliarden Euro Bundesmittel beschlossene Hilfspaket für Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen steht ebenfalls Künstlern und freiberuflichen Kulturschaffenden zur Ver-

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fügung. Auch ein vereinfachter Zugang zur Grundsicherung für Kultur- und Medienschaffende wurde beschlossen; die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt diesen Personenkreis zudem mit Liquiditätshilfen. Steuerliche Hilfen wie Stundungen von Steuerzahlungen, Anpassung und Erstattung von Vorauszahlungen können greifen; Künstlersozialkasse und GEMA haben ebenfalls unterstützende Maßnahmen ergriffen. Alle aktuellen Konzepte samt weiterführenden Informationen sind unter bundesregierung.de einzusehen.

„Wir sollten mit einer Stimme sprechen“

Was sich in der Theorie wie ein umfangreiches Sicherheitsnetz liest, stößt in der Kulturszene eher auf Ernüchterung und Zynismus, zielen die Soforthilfen doch auf Betriebskosten ab, die Künstler genauso wenig vorzuweisen haben wie auch viele andere Solo-Selbstständige. Das unterstreicht auch Jutta Kröhnert vom Aachener AKuT e. V./Theater 99: „Für die meisten von uns greift keines der ,Soforthilfepakete‘, und der gut gemeinte Rat, Hartz IV zu beantragen, wenn die Not sehr groß sei, ist ein Schlag ins Gesicht.“ Ohne Umschweife macht die Vereinsvorsitzende klar: „Wir sind keine Langzeitarbeitslosen! Wir haben Berufsverbot. Das ist ein großer Unterschied.“ Und tatsächlich scheint es in manchen Köpfen noch nicht angekommen zu sein, dass viele Künstler und Kulturschaffende zurzeit perspektivlos sind. Gemeinsam mit der grünen OB-Kandidatin Sibylle Keupen sowie weiteren Künstlern startet Kröhnert daher nun eine Aktion, um auf diese Situation aufmerksam zu machen. Hierzu trommelt sie nicht nur Theater, sondern auch

Musiker, bildende Künstler, Tänzer, Autoren und Veranstalter zusammen: „Wir sollten mit einer Stimme sprechen, statt jeder für sich. Nur so werden wir gehört und nur so können wir etwas für uns bewegen.“ Unter dem Arbeitstitel „Schirm auf! – Damit Künstler nicht im Regen stehen“ möchte Jutta Kröhnert das Bewusstsein für die Lage der Betroffenen schärfen – vor allem jenes der Personen in maßgeblichen Positionen. Neben „coronakonformen“ Social-Media-Kampagnen soll vor allem eine Installation auf dem Aachener Katschhof für Aufsehen sorgen: „Die Idee ist, dass sich zunächst möglichst viele Betroffene und Unterstützer mit einem Regenschirm fotografieren und diese Fotos mit einer Banderole samt Slogan teilen“, so die Initiatorin. Entsprechende Schirme sollen später zahlreich auf dem Katschhof unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften aufgestellt und abgelichtet werden. „Dieses Bild“, so Kröhnert, „kommunizieren wir dann mit einem Positionspapier an Politik und Verwaltung.“ Kleine Performances vor den leeren Stühlen runden das Vorhaben ab. Ein Nahziel wäre laut Jutta Kröhnert, dass die NRW-Landesregierung es Bayern und Baden-Württemberg gleichtut und Künstlern und Kulturschaffenden für die Zeit ohne Einkünfte eine Art bedingungsloses Grundeinkommen zahlt. Denn nur so könne wiederum das Fernziel erreicht werden: der Erhalt einer vielfältigen und unabhängigen Kulturlandschaft. akut-theater99.de Text: Robert Targan | Foto: Birgit Franchy


M O V I E T H E AT E R

Wann hebt sich wieder der Vorhang?

Wochen der Ungewissheit und der fehlenden Planungssicherheit: Mit einem Schlag legte die COVID-19-Pandemie im März auch den Betrieb sämtlicher Theaterhäuser lahm. In den Aachener Kulturstätten herrschte jedoch zu keiner Zeit Stillstand: So entstanden in den Werkstätten etwa Schutzvisiere und Atemmasken, und im Hintergrund wurde an Alternativspielplänen gebastelt. Nun richtet sich der Blick nach vorn. In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens waren zuletzt weitgehende Corona-Lockerungen zu beobachten: Schulen und Kitas empfingen bestimmte Jahrgangs- und Altersstufen, Einzelhändler und Gastronomen durften unter Einschränkungen wieder ihre Pforten öffnen und auch für Geisterspiele in der Fußballbundesliga gab die Politik Anfang Mai grünes Licht. Mehr Geduld musste und muss die Theaterszene aufbringen: Der Shutdown sorgte für einen umgehenden Abbruch der Spielzeit, leere Sitzreihen und somit fehlende Einnahmen. Seit Ende Mai dürfen die Häuser in Nordrhein-Westfalen den Betrieb wieder hochfahren – mit Auflagen wie etwa den berühmten anderthalb Metern Abstand im Zuschauerbereich. Doch wie ist es den Aachener Bühnen in den letzten Wochen ergangen? Und wie geht es weiter? Eine Übersicht:

Theater Aachen

Im Zuge der Krise bewies man im größten Haus der Stadt Kreativität. In der hauseigenen Werkstatt entstanden Visiere und Ab-

schirmungswände für Ärzte- und Pflegepersonal bzw. Supermarktkassen und Theken in Arztpraxen. In Heimarbeit nähten die Kolleginnen und Kollegen der Schneiderei zudem Mund-Nasen-Bedeckungen. „Die Organisation läuft über den Krisenstab der Stadt“, so Ursula Schelhaas von der Pressestelle auf Nachfrage. „Dort weiß man am besten, wo die Not am größten ist.“ Mitte Mai erklärte man am Theater Aachen die aktuelle Spielzeit für beendet: „Wir sind sehr traurig, diesen Schritt gehen zu müssen, sind aber der festen Überzeugung, dass es zum Schutz unseres Publikums und unserer Mitarbeiter die einzig richtige Entscheidung ist“, so Generalintendant Michael Schmitz-Aufterbeck. Man wolle nun die verbleibende Zeit aktiv nutzen, um neue Ideen zu entwickeln und zu verwirklichen. Laut Planung soll die neue Spielzeit am 27. und 28. September mit dem 1. Sinfoniekonzert im Eurogress starten. Schauspiel (9. und 10. Oktober) und Oper (1. November) werden folgen.

DAS DA Theater

In der Liebigstraße ruht noch bis zum 9. August der Spielbetrieb – für die bis dahin ausfallenden Vorstellungen wurden alternative Termine und Spielorte gefunden (Informationen – auch zum Kartenumtausch – unter dasda.de). Neben den organisatorischen Herausforderungen berichtet der Geschäftsführer und künstlerische Leiter Tom Hirtz von einer sozialverträglichen Entscheidung für Kurzarbeit und gegen Kündigungen: „Seitens unseres Teams gab es eine riesige Welle der Solidarität. Doch auch von unseren Zuschauern erhalten wir unzählige E-Mails, Spenden und gute Wünsche. Freunde des Hauses, die uns seit über 20 Jahren die Treue halten.“ Von Beginn der Krise an verfiel man am DAS DA Theater zudem nicht in Passivität und rief etwa im theaterpädagogischen Bereich ein digitales Angebot für Kinder ins Leben.

Grenzlandtheater

Auch während der Corona-Krise ist man am Grenzlandtheater darauf bedacht, nicht den Kontakt zum Publikum zu verlieren. So wurde in der Elisengalerie kurzerhand der „Corona Vista Social Club“ ins Leben gerufen – Mitglieder des Hauses bieten Unterstützung für all jene an, die das Haus nicht verlassen dürfen oder wollen. Anja Junski (Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit) berichtet: „Von Montag bis Freitag, 10 bis 14 Uhr, kann man uns unter der 0241 4746122 erreichen. Wir bieten hilfsbedürftigen Menschen zum Beispiel an, den Gang zur Apotheke zu übernehmen oder Einkäufe zu erledigen.“ Wie in allen Theatern mussten auch im Grenzlandtheater bis zum 31. Mai alle Vorstellungen gestrichen werden – spruchreife Neuigkeiten zu einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs werden unter grenzlandtheater.de verkündet.

Theater Brand

Die für Juni geplanten Aufführungen von „Mensch, ich lieb dich doch“ mussten am Theater Brand in die neue Spielzeit verschoben werden. Die 1. Vorsitzende Wilma Gier gewährt einen Einblick in die aktuelle Situation: „Alle Arbeit ruht – die Kindergruppe, die Jugendgruppe und unsere vielen aktiven Mitglieder, die in den geplanten Produktionen dabei sein wollten und nun nicht können bzw. dürfen. Wir suchen nach neuen Stücken, erarbeiten neue Konzepte und nehmen längst geplante Verbesserungen in Angriff.“ Die Produktionen „Zwei wie Bonnie und Clyde“ und „Bella Italia“ sollen im September bzw. Oktober nachgeholt werden (theater-brand.de).

Theater K

„Virus trifft Theater!“ hieß es auch im historischen Tuchwerk, wo die Unsicherheit über die Dauer der Zwangspause eine „Post-Corona-Planung“ kaum möglich machte. „Die ersten Wochen konnten wir dennoch sehr gut nutzen“, blickt Annette Schmidt vom Theater K zurück. „Im normalen Theateralltag haben wir schließlich selten Zeit für ein intensives Aufräumen und Ausmisten der Werkstatt.“ Auch wurden im Homeoffice stapelweise Stücke gelesen, Konzepte erstellt und Texte bearbeitet. Außer von der Verschiebung abgesagter Stücke in den Sommer und Herbst berichtet Annette Schmidt aber auch von zeitnäheren Plänen, die einen „vorsichtigen Spielstart“ mit drei Open-Air-Produktionen vorsehen: „Wir haben grünes Licht von der Landesregierung, viel Lob vom Kulturamt, warten jedoch noch auf die finale Einschätzung des Aachener Ordnungsamtes.“ (Stand Mitte Mai). Informationen unter theater-k.de

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MOVIEMAGAZIN

30 Jahre BÄNG BÄNG!

Im August dieses Jahres darf man zu einem ungewöhnlichen Jubiläum gratulieren. Dann wird es die Comic-Buchhandlung BÄNG BÄNG genau 30 Jahre geben. Für ein Spezialgeschäft ist das beachtlich. Deshalb habe ich mit Rainer Thienel, dem Gründer und Inhaber, über sein Erfolgsrezept gesprochen. Es läuft, sehr einfach gesagt, darauf hinaus, dass man sehr viel Durchhaltevermögen braucht. Abgesehen davon sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass man damit reich wird.

Erste Adresse

In meiner Erinnerung war der Laden nicht immer in der Wirichsbongardstraße 34, aber da sieht man, wie sehr man sich täuschen kann. Tatsächlich hat sich die Adresse seit der Gründung im Jahre 1990 nie geändert. Vermutlich trug zur Irritation bei, dass Rainer Thienel noch mit einem anderen Geschäft zu tun hatte, nämlich mit FILMRAUSCH (Verkauf von Filmen auf VHS-Kassetten und DVDs) in der Komphausbadstraße. Während FILMRAUSCH im Besitz eines zeitweiligen Geschäftspartners verblieb und kurz nach der Jahrtausendwende aus wirtschaftlichen Gründen zumachte, führte Thienel das BÄNG BÄNG erfolgreich weiter. Bis heute.

Die Zeiten ändern sich, aber wird’s auch mal besser? Überlebensstrategien

Aus einem Gespräch über Erfolgsrezepte wird unversehens ein Gespräch über Überlebensstrategien. Momentan geht es dem Laden, genau wie dem Einzelhandel im Allgemeinen, nicht besonders gut. Coronabedingt bleiben die Kunden aus und Thienel ist nicht sehr optimistisch, was die baldige Rückkehr zum Normalbetrieb angeht. Vielleicht hat sogar der ein oder andere in der Krise den Online-Handel als bequeme Alternative für sich entdeckt und wird demnächst weiterhin dort bestellen, anstatt den Laden zu besuchen, mutmaßt er. Seit 2010 hat das BÄNG BÄNG auch selbst einen Online-Shop. Was im Laden vorrätig ist, kann dort bestellt werden, wenn man sich partout den Weg sparen will oder einfach sehr weit weg wohnt. Mit Amazon und Konsorten kann das BÄNG BÄNG aber nicht konkurrieren, schon deshalb, weil das Vorhalten von tausenden von Titeln gar nicht möglich ist. Die Online-Konkurrenz und anderen Kummer ist Thienel indes gewohnt. Wer drei Jahrzehnte dabei ist, bekommt einen ganz guten Überblick. 2002, das Jahr der Währungsumstellung, erinnert Rainer beispielsweise als ein schwieriges. Dann kam 2009 die Bankenkrise. Was ich als Otto Normalverbraucher und kleiner

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Selbstständiger nur peripher wahrgenommen habe, sieht aus der Sicht eines Einzelhändlers, der darauf angewiesen ist, dass das Geld bei den Leuten locker sitzt, ganz anders aus. Und dann kommt überraschenderweise noch das Jahr 2015 ins Spiel: Da war die Eröffnung des Aquis Plaza, das potentielle Kundschaft aus dem Viertel abzog, sagt Thienel. Da die wenigsten bis an ihr Lebensende Comics kaufen, dünnt sich das Kontingent an Stammkunden mit der Zeit aus. Damit aber neue Stammkunden gewonnen werden können, braucht man Laufkundschaft. Ein schönes Beispiel dafür, wie durch ein vermeintliches Prestigeobjekt an einer Stelle an einer anderen Stelle Umsatz wegfällt und dadurch urbane Vielfalt bedroht ist.

Yes, we are open!

Seit die Bestimmungen im Mai gelockert wurden, tröpfeln die Kunden wieder in den Laden. Dass es derart ruhig war, hat Thienel aber selten erlebt, sagt er. Wir machen einen kleinen Rundgang durchs Sortiment. Es bietet alles, was zwischen zwei Comicdeckel passt. Von den Klassikern wie Tim und Struppi oder den nicht totzukriegenden lustigen Taschenbüchern von Disney bis zu japanischen Mangas und den momentan beliebten Superhelden-, Science-Fiction- und Fantasy-Titeln. Von denen stehen viele auch in der Originalsprache (das heißt meistenteils in Englisch) im Regal. Die Verfilmungen von Superheldencomics (wie beispielsweise „Deadpool“), sorgten letzthin sogar für einen kleinen Boom und kurbelten das Interesse und den Umsatz in diesem Segment auch bei den Comics wieder an. Des Weiteren gibt es noch ein kleines Antiquariat, jede Menge Merchandise (vom Kaffeebecher über Figuren bis zum

einschlägigen Zubehör) und ein großes Sortiment an Trading Cards. Alles, was man hier findet, gibt’s auch im Online-Shop, sagt Rainer, aber natürlich sei bestellen nicht das Gleiche wie im Laden zu schmökern, dabei ein Schwätzchen zu halten und sich vom Angebot und von der Expertise des Personals inspirieren zu lassen. Zumal Comics ein Medium sind, das sich auch über die Haptik erschließt. Unerwartete Probleme macht die Pandemie, die sich bekanntlich nicht an nationale Grenzen hält, auch an anderer Stelle. Seit der Monopolist, der in den USA für die Auslieferung der Titel sorgt, coronabedingt schwächelt, machen nicht nur dort die Comicläden reihenweise zu, sondern auch der Nachschub für Deutschland versiegt zusehends. Ein Silberstreif am Horizont könnte der vorerst verschobene Gratis Comic Tag 2020 sein. Der eigentliche Termin wäre der 9. Mai gewesen. Die Ware liegt bereits im Laden und soll dann im Herbst endlich unter die Leute gebracht werden.

Stramm auf die 40 zu

Rainer hat sich vorgenommen, noch ein Jahrzehnt dranzuhängen, bevor er den Laden zuschließt oder abgibt. Sollte es konjunkturbedingt früher dazu kommen, kann er sich vorstellen, der Branche treu zu zu bleiben und in den Vertrieb oder in einen Verlag zu wechseln. „Ich kann ja nix anderes als Comics“, sagt er ganz bescheiden. Das allerdings kann er ziemlich gut, wie ich spätestens feststelle, als ich den Laden später mit dem mir anempfohlenen Mœbius-Band „40 days dans le désert B“ in der Hand verlasse. Danke, BÄNG BÄNG, für 30 Jahre ungebrochenen Idealismus und dafür, dass Aachen dadurch ein bisschen bunter und abwechslungsreicher ist und bleibt. Eckhard Heck BÄNG BÄNG Comic-Buchhandlung GmbH Wirichsbongardstraße 34 baengbaeng.de (da ist auch der Online-Shop) und deinestadt3d.de/portfolio_page/baengbaeng (virtueller Rundgang durch den Laden) Öffnungszeiten: Mo-Fr 10:00-19:00 Uhr, Sa 10:00-17:00 Uhr


MOVIEFILM

Best of Quarantänekino (so far) Da die Kinos zurzeit geschlossen haben, gibt es auf unserer Website seit dem 26. März eine neue Rubrik namens QuarantäneKino, in der die Redaktion jeden Tag Tipps zu Filmen postet. Das können Spielfilme sein, Serien, Dokumentationen oder Kurzfilme – die allermeisten davon sind frei im Netz abrufbar, also zum Beispiel in den Mediatheken von ARD, ZDF und arte oder auf YouTube und Vimeo – wenn auch einige nur für kurze Zeit. Wir haben eine kleine Auswahl der bisherigen Highlights zusammengestellt. Texte: Eckhard Heck, Christian Horn, Markus Jansen, Lars Tunçay

#1 – Kurzfilm: Submarine

Mounia Akl, Libanon 2018, Spielfilm, 21 Minuten 2015 eskaliert im Libanon eine Müllkrise und die Menschen müssen ihre Häuser verlassen. Nur Hala, eine junge Frau, widersetzt sich der Evakuation. In wunderbaren Bilder erzähltes poetisches Kammerstück über Menschen in einer existentiellen Krise. (mj)

#4 – Studio Ghibli auf Netflix

PREVIEW: Hayao Miyazaki, Japan 1984-2008 Die schönsten Filme aus dem legendären Studio Ghibli vom Großmeister des Anime gibt es jetzt zum Immerwiederstreamen auf Netflix. Mit dabei: Nausicaä (1984), Das Schloss im Himmel (1986), Mein Nachbar Totoro (1988), Kikis kleiner Lieferservice (1989), Prinzessin Mononoke (1997), Chihiros

Submarine

Reise ins Zauberland (2001), Das wandelnde Schloss (2004), Ponyo (2008). (lt)

#7 – Animation: My Dog Tulip

Paul und Sandra Fierlinger, USA 2009, Animation, 81 Minuten Basierend auf den Memoiren des BBC-Redakteurs und Schriftsteller J. R. Ackerley wird seine 15-jährige Beziehung zu seinem Schäferhund Tulip im London der 1940er und 1950er Jahre erzählt. Der alleinlebende ältere Mann – gesprochen von Christopher Plummer – rettet den Hund eines Tages aus einer misslichen Lage und gewinnt langsam sein Vertrauen. Erzählt in sehr distinguierter britischer Manier, mit viel und manchmal deftigem Humor sowie garniert mit einem sehr treffgenauen musikalischen Background, ist dieser animierte Spielfilm mit vielen wunderbaren absurden Szenerien definitiv etwas für Erwachsene. (mj)

#8 – Bang Boom Bang

Peter Thorwarth, Deutschland 1999, Spielfilm, 104 Minuten Tarantinohafte Verwicklungen einiger Gauner im Ruhrpott. Der Kultfilm steht bei Tele 5 auch in der speziellen „Alles auf Horst“-Fassung zur Verfügung, die den Film um eingeblendete Fakten ergänzt (bis 5. Juli 2020). (ch)

#16 – arte-Doku: Afghanistan. Das verwundete Land

Mayte Carrasco, Marcel Mettelsiefen, Deutschland 2019, je 53 Minuten Vom Königreich bis zum Bürgerkriegsschauplatz der jüngsten Vergangenheit. Afghanistan kommt seit den ersten Aufständen in den 1960er Jahren nicht mehr zur Ruhe. Die vierteilige Reihe zeigt bisher ungesehene Archiv-

bilder und erläutert die gesellschaftlichen und politischen Verwerfungen in dem Land zwischen Iran und Pakistan. (eh)

#18 – Kurzfilm (nicht nur) für Kinder: Jonas and the Sea

Marlies van der Wel, Niederlande 2015, Animation, 11 Minuten Und noch eine Geschichte, in der ein Großvater an einer seltsamen Maschine am Strand bastelt. Für diese sammelt der kleine Jonas tagsüber alles Mögliche an Treibgut zusammen. Als der Meeresspiegel langsam ansteigt, wird allmählich klar, an was der Opa bastelt. Fantastisch gezeichnete, liebenswürdige Animation, die komplett ohne Dialoge auskommt. (mj)

#21 – arte Doku: Paul Auster – Was wäre wenn

Sabine Lidl, Deutschland 2018, Dokumentation, 54 Minuten Ich habe weder Pauls Austers New York Romane gelesen noch sein Opus magnum 4321. Aber ich lasse mich gerne von dem charismatischen Schriftsteller mit in seine eigene Biografie nehmen. Die recht aktuelle Dokumentation (2018) wirft auch ein Licht auf Austers politisches Leben. Unglücklicherweise kommen Wim Wenders und dessen Frau Donata unangemessen lang zu Wort. Die Passagen kann man getrost überspringen. (eh)

#22 – Kurzdoku: 99 Problems

Ross Killeen, Irland 2019, Dokumentation, 13 Minuten Auf Tour mit dem Eisverkäufer Pinky, der jeden Tag mit seinem rosaroten Eismobil durch die Straßen von Dublins Wohnvierteln kreuzt, um den Kids – und auch Erwachsenen – Softeis und Süßigkeiten zu verkaufen. Das Business ist nicht einfach, denn der perJonas and the Sea

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MOVIEFILM die Protagonisten nicht auf Reisen gehen, sondern die Welt an sich vorbeidefilieren lassen. So geht intelligentes Fernsehen. Sehr, sehr empfehlenswert! (eh) Bis Oktober 2020 in der ARD-Mediathek

#35: Kurzfilm: Merci Monsieur Imada

Sylvain Chomet, Frankreich 2016, Spielfilm, 12 Minuten In einen Filmstudio wird zum wiederholten Mal eine Szene aufgenommen, mit der der jähzornige Meisterregisseur Mr. Imada bislang alles andere als zufrieden ist. Die jungen Darsteller am Set werden zunehmend nervös. Der für seine Animationsfilme bekannte und ausgezeichnete Franzose Sylvain Chomet inszenierte diesen Film über das Filmemachen in einer fast semidokumentarischen Weise. (mj)

#43: Kurzfilm: 8

Madame Tutli-Putli

sönliche Einsatz ist hoch und die Konkurrenz hart. Aufwändige und sehr stimmungsvolle Doku mit Animations- und Luftbildsequenzen, die ein sehr vielschichtiges und atmosphärisch stimmiges Bild des selbsterklärten „king of the ice-cream men“ zeichnet. (mj)

#24 – Kurzfilm: Madame Tutli-Putli

Chris Lavis, Maciek Szczerbowski, Kanada 2007, Stop-Motion, 17 Minuten Eine Frau mit ungewöhnlich viel Gepäck wartet an einem Bahnsteig auf ihren Zug. Es beginnt eine surreale Reise mit dem Nachtzug durch ein Niemandsland, das immer unwirklicher wird und die Zuggäste werden immer merkwürdiger. Bald beginnen Zeit und Raum unscharf zu werden. Der poetische und grandios ausgestattete und animierte Stop-Motion-Film, produziert vom National Filmboard of Canada, zählt schon jetzt zu den Klassikern des Genres und erhielt völlig zu Recht den Oscar in der Kategorie animierter Kurzfilm. (mj)

#32 – Kurzfilm: An Angry Man

Jannik Dahl Pedersen, Dänemark 2015, Spielfilm, 20 Minuten Lars ist gerade frisch von seiner Frau geschieden. Auf der Autofahrt nach dem Auszug aus dem gemeinsamen Haus sucht er spirituelle Erbauung durch ein altes Mixtape eines Esoterik-Gurus. Dann muss er noch seinen Vater abholen – und der alte Herr ist nicht besonders gut drauf. Sarkastische und wunderbar lakonische Komödie mit deftigem skandinavischem Humor. (mj)

#33 – Serie: Warten auf’n Bus – Tot über’n Zaun hängen in Brandenburg

#29 – Claires Knie Vermutlich ist Oliver Bukowski den Freunden von Hörspielen und Theatergängern ein Begriff. Ich kannte ihn bis „Warten auf ’n Bus“ nicht, ergo entdecke ich ihn gerade als sehr witzigen Autor. Dass die achtteilige Serie des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) unter dem Label Comedy läuft, finde ich jedoch irreführend. „Warten auf ’n Bus“ ist so was wie ein umgestülpter Roadmovie, bei dem

Aćim Vasić, Frankreich 2010, Spielfilm, 10 Minuten Bis heute entzieht sich meinem Verständnis, worauf sich der (sehr kurze) Titel des Kurzfilms von Aćim Vasić, einem Franzosen, eigentlich bezieht. „8“ kann ja viel bedeuten. Das Sinnvollste, was mir im Zusammenhang mit der Handlung einfiel, war, dass die Zahl auch als gedrehtes Unendlichkeitszeichen interpretiert werden kann. Die Filmhandlung spielt während eines nicht eindeutig spezifizierten Krieges. Zwei Soldaten gegnerischer Armeen fechten ihn stellvertretend in einer Art Katz-und-Maus-Spiel aus. (eh)

#45 – Kurzfilm: The Hungry Corpse

Gergely Wootsch, Großbritannien 2012, Animation, 9 Minuten Auf dem Trafalgar Square, unter der Säule von Admiral Nelson, trifft ein hungriger Zombie auf eine Taube, die sich am Flügel verletzt hat. Zwei einsame Seelen alleine in der Londoner Nacht. Zugleich melancholischer wie warmherziger, in Schwarz-Weiß gehaltener Animationsfilm, bei dem an einigen Stellen ein Quäntchen britischer Humor durchscheint.(mj)

Éric Rohmer, Frankreich 1970, Spielfilm, 106 Minuten Aus der Reihe Filme, die man gefühlt schon achtzigmal gesehen hat, aber immer mal wieder gucken kann. Insgesamt eine Stunde und vierzig Minuten Ränkespiel der subtilen und Art, in der das titelgebende Knie erst erst kurz vor Ende eine Rolle spielt. Ein Film wie ein schwüler Sommertag. (eh)

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An Angry Man


MOVIEFILM

#47 – Kurzfilm: Bus 44

Dayyan Eng, China 2001, Spielfilm, 11 Minuten Ein ungewöhnlich erfolgreicher Kurzfilm, zumal es sich um ein Erstlingswerk handelt. Bus 44 von Dayyan Eng lief in Venedig, beim Sundance Filmfestival und erhielt eine Einladung nach Cannes. Ein Bus pickt einen am Straßenrand wartenden Reisen auf. Der junge Mann beginnt einen harmlosen Flirt mit der Busfahrerin, die ihn freundlich, aber bestimmt auf seinen Platz verweist. Als einige Zeit später zwei weitere Männer den Bus anhalten, ist das nicht nur der Beginn einer dramatischen Entwicklung, sondern auch einer Tragödie, die sich dem Betrachter erst in der letzten Einstellung erschließt. (eh)

#48 – Konzertfilm: Tony Allen & Jeff Mills Live in Paris (2016)

Der nigerianische Schlagzeuger Tony Allen, ein Wegbereiter des Afrobeat und weltweit einflussreicher Musiker, ist am 30. April im Alter von 79 Jahren gestorben. Er arbeitete mit Musikern wie Fela Kuti – mit ihm nahm er über 30 Alben auf –, Roy Ayers, Manu Dibango oder Damon Albarn (Gorillaz) zusammen und war seit 2016 Mitglied des Moritz von Oswald Trios. Mit dem Detroiter Techno-Wizzard Jeff Mills ging er in den letzten Jahren mehrfach auf Tour. arte zeigt anlässlich von Allens Tod jetzt den Mitschnitt eines zweistündigen Konzerts der beiden. (mj)

#50 – Kurzfilm: Copyshop

Die Kolumne Klotz

Maskenball

So unangenehm das Tragen eines Mundschutzes momentan sein kann, sollte man sich vor Augen halten, dass es durchaus noch unangenehmer geht, wie ein kleiner Blick in die Filmgeschichte zeigt. Werden hier Masken auch meistens genutzt, um ein Geheimnis um die sie tragenden Personen aufzubauen, haben die Dinger manchmal auch ein unschönes Eigenleben. Im ersten kanadischen Horrorfilm „The Mask“ (Julian Roffman, 1961) bekommt ein Psychiater nach dem Selbstmord eines Patienten eine aztekische Maske zugespielt, die zu Alpträumen und Wahnsinn führt, wenn man sie aufsetzt. Dankenswerterweise darf das Publikum daran teilhaben – die entsprechenden Sequenzen sind angenehm deliriös in 3D gedreht, und ein Sprecher fordert die Zuschauer mit den Worten „Put your mask on now!“ rechtzeitig auf, wenn es mal wieder so weit ist. Die ursprünglich vom serbischen Künstler Slavko Vorkapić reichlich aufwendig entworfenen Szenen konnten aufgrund des niedrigen Budgets zwar nur etwas minimalistischer umgesetzt werden, gehören aber dennoch zum Wunderlichsten, was man aus dieser frühen Welle von 3D-Filmen zu sehen bekommen kann.

Auch durchaus im wunderlichen Bereich ist „Halloween III – Season of the Witch“ (Tommy Lee Wallace, 1982), hat man bei dieser Fortsetzung doch einfach den Protagonisten Michael Myers (auch Maskenträger) aus den Vorgängerfilmen weggelassen und eine komplett andere Geschichte erzählt. Die Story um einen bösartigen Spielzeughersteller, der tödliche Halloween-Masken in Umlauf bringt, ist aber zumindest originell und basiert auf einer Idee des britischen SF-Pioniers Nigel Kneale, der seinen Namen aufgrund einiger drastischen Szenen dann aber lieber aus dem fertigen Produkt entfernt haben wollte. Auch gab es einiges Hin und Her auf dem Regiestuhl, was das Endprodukt schließlich etwas konfus wirken ließ – seinen schlechten Ruf hat der Film aber auch nicht verdient. Da waren wohl viele Leute in ihrer Erwartungshaltung enttäuscht worden, aber man kann ja eigentlich froh sein, wenn die in Hollywood auch mal was Neues ausprobieren. Und jetzt Maske auf! Alex Klotz

Virgil Widrich, Österreich 2001, Pixilation/ Collage, 12 Minuten Ein Angestellter eines Copyshops kopiert sich versehentlich selbst – und es wird nicht bei einer Kopie bleiben. Brillanter und oscarnominierter experimenteller Kurzfilm aus dem Jahre 2001, der aus 18.000 einzelnen mit 35-mm-Kamera abfotografierten und animierten Fotokopien besteht. En passent bekommt man darüber hinaus ein Gefühl für den Begriff „exponentielles Wachstum“. (mj)

Alle Filmlinks auf movieaachen.de/category/quarantaenekino

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M O V I E F E S T I VA L S

Sommer der Absagen Normalerweise stellen wir in den Ausgaben Juni/Juli und August/September das Programm der regionalen Festivals in der Open-Air-Saison vor. Überflüssig zu erwähnen, warum in diesem Jahr alles abgesagt beziehungsweise verschoben wurde. Wir möchten an dieser Stelle einen kleinen Überblick darüber geben, welche konkreten Ersatztermine – in der Regel für 2021 – geplant sind oder bereits feststehen. Für aktuelle Infos werft einen Blick auf die Websites der jeweiligen Festivalbetreiber.

Burg Wilhelmstein

Geplant waren die Open-Air-Konzerte, Kabarett-, Comedy- und Kino-Veranstaltungen vom 26. Mai bis zum 12. September 2020. Innerhalb von kurzer Zeit wurden bereits viele Ersatztermine für das kommende Jahr organisiert, denn glücklicherweise haben 80 Prozent aller Künstlerinnen und Künstler, die in diesem Jahr auftreten sollten, bereits für 2021 zugesagt. Tickets für Veranstaltungen, die im nächsten Jahr nachgeholt werden, bleiben selbstverständlich gültig. burg-wilhelmstein.com

ex Te nded Thr u 9 aug !

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Das beliebte Viertelfest mit Konzerten, Lesungen, Kunst und Performances hätte in diesem Jahr aufgrund der Umbauarbeiten der Lothringerstraße sowieso in einem leicht veränderten Rahmen stattgefunden. Die 2020er-Ausgabe ist abgesagt, für das nächste Jahr steht noch kein Termin fest. Es kann gut sein, dass er sich am weiteren Fortschritt der Baumaßnahmen orientiert. lothringair.de

Kimiko Festival

In den letzten beiden Jahren gab es eine Erweiterung des Festivals marres.org

marres maasTrichT sTichTing nieuwe helden

image: atelier Cambré

Yes,Please! Yes,Please! Yes,Please! Yes,Please! Yes,Please! 8 march — 9 augusT

Lothringair

mit einem „Isle of Campus“-Ableger im Frühsommer auf dem Gelände des Campus Melaten – diese ist natürlich in diesem Sommer hinfällig geworden. Hinsichtlich der „regulären“ Ausgabe, die normalerweise Ende August am Ludwig Form stattfindet, gibt es zurzeit aber einige neue Überlegungen und Ideen – hier wäre frühestens ein Termin im September vorstellbar, wenn es denn die Rahmenbedingungen erlauben. Im konkreten Fall würde dies dann im Juni auf der Website und über die Social-Media-Kanäle frühzeitig angekündigt werden. kimiko-festival.de

Text: Markus Jansen Foto: Birgit Franchy

Garten Eden Festival

Das Garten Eden Festival gehört zu den kleineren Events der Region, dennoch ist es nach eigener Aussage egal, „ob man nun mit 500, 1.000 oder 10.000 Gästen feiert“. Letztes Jahr hatte man Pech mit dem Wetter beim DJ- und Kultur-Event an der Tuchfabrik in der Soers, dieses Jahr kam Corona. Für nächstes Jahr ist auf jeden Fall eine neue Auflage geplant. garteneden-festival.de

Le Micro Festival

Edition 11 des kleinen, intimen Events am Lütticher Espace 251 Nord, das seit 2010 stattfindet,


M O V I E F E S T I VA L S wurde auf den 5. bis 7. August 2021 auch das Weltmusikfest am Freiverschoben. tag fester Bestandteil von Haaste microfestival.be Töne?!, das 1995 in der Haasstraße als kleines Event für Familien startete. Geplant ist es in diesem Jahr Mithra Jazz à Liège vom 21. bis 23. August, bis RedakDie 30. Ausgabe des renommiertionsschluss stand nicht fest, ob es ten Festivals wird von Donnerstag, 10. September, bis Sonntag, 13. 2020 stattfinden kann. September, in den gleichen Loca- haastetoene.be tions wie ursprünglich vorgesehen stattfinden. Die für die KonzerKurpark Classix te gekauften Tickets bleiben ohne Auch für die SpätsommerveranÄnderungen gültig. Tickets für die staltungen im Kurpark wurden beneuen September-Daten sind ab reits Ersatztermine vereinbart. Das sofort erhältlich. aktuelle Programm wird 2021 beijazzaliege.be nahe zeitidentisch nachgeholt. Alle gekauften Tickets behalten ihre Gültigkeit; der Vorverkauf hält an. Orlando Festival kurparkclassix.de Das renommierte Orlando Festival in Südlimburg für Kammermusik wird mit demselben Programm Meakusma Festival und denselben Musikern und En- Auch in Belgien wurden alle grösembles auf den 12. bis 22. August ßeren Veranstaltungen bis zum 31. 2021 verschoben. Bei der 39. EdiAugust abgesagt. Zwar war das tion stehen dann, wie in diesem Festival erst für den September geJahr geplant, vor allem zwei Kom- plant, allerdings hat das Meakusponisten im Fokus: Ludwig van ma ein sehr internationales LiBeethoven und Rudolf Escher. ne-up und es ist zurzeit unklar, orlando-festival.com welche Einreisebeschränkungen zu diesem Zeitpunkt weltweit bestehen werden. Zudem sind die Fiesta City Verviers Auch das kostenlose Open-Air-Fes- Räumlichkeiten im Alten Schlachthof recht beengt – was in normatival in der Innenstadt von Verviers und in benachbarten Clubs, len Zeiten ja gerade den Charme des Festivals ausmacht. Die Orgawas in der Regel Ende August nisatoren haben deswegen entstattfindet, ist in diesem Jahr abschieden, das Festival komplett auf gesagt. Ein neuer Termin für 2021 2021 zu verschieben, auf den 3. bis steht noch nicht fest. 5. September. fiestacity.be Wer bereits Karten gekauft hat, kann über die Ticket-Website eiHaaste Töne?! ne Rückerstattung erhalten. Es ist Das kleine Straßentheater- und auch möglich, für 2020 gekaufte TiMusikfestival in der Eupener Unckets auf 2021 zu übertragen. terstadt gibt es seit nunmehr 25 meakusma-festival.be Jahren. Seit einigen Jahren ist

Musica Sacra Maastricht

Zurzeit gehen die Organisatoren davon aus, dass das Festival rund um sakrale Musik – im weitesten Sinne – auch 2020 stattfinden kann. Das Thema dieses Jahr ist „Akzeptanz & Rücktritt“, was laut den Veranstaltern „gut zur aktuellen Corona-Krise passt“. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, das Festival ist vom 17. bis 20. September 2020 geplant. musicasacramaastricht.nl

Cultura Nova Heerlen

Einen etwas anderen Weg der Verschiebung geht Cultura Nova in Heerlen. Das Straßentheaterfestival, das traditionell Ende August stattfindet, wird in diesem Jahr zwischen Weihnachten und Silvester ausgetragen. Die meisten der Aufführungen, die für den Sommer geplant waren, können auch im Winter gespielt werden. Bei einigen der Präsentationen wird es Anpassungen geben. Im August wird eine Cultura-Nova-Woche im Fernsehen und in den sozialen Medien präsentiert. cultura-nova.nl

Liebe Freundinnen und Freunde, der Musikbunker bittet um eure Hilfe!

Werdet Fördermitglied – rettet die Kultur in Aachen Gründe: Aktuell: Wir werden mit die Letzten sein, die von den Einschränkungen durch die Corona-Epidemie befreit werden. Nach den aktuellen offiziellen Verordnungen hoffen wir auf den 31.08. Immer: Unsere Gemeinschaft und ihr Beitrag zum kulturellen Leben ist auch in normalen Zeiten unterstützenswert. Der Musikbunker ist gemeinnützig. Die Gewinne fließen nicht in private Taschen. Mitglieder erfahren Solidarität, z. B. erhalten Leute mit wenig Geld Ermäßigungen. Wir unterstützen lokale Bands. Wir unterstützen Nachwuchskünstler (meist junge Leute). Wir sind eine offene Gemeinschaft, jeder kann teilhaben, Konzerte spielen, proben, Konzerte oder Clubveranstaltungen organisieren. Wir machen seit vielen Jahren ein hochwertiges Programm, das möglichst vielen Menschen (Lebens-) Freude bringen soll. Mit eurer Förderung tragt ihr einen Teil zum Fortbestand der Kulturlandschaft in Aachen bei! Ihr zahlt mindestens 5 Euro/mtl. (Abbuchung als Jahresbeitrag), sehr gerne kann man freiwillig mehr zahlen. Aufgrund der Gemeinnützigkeit des Vereins kann der Beitrag steuerlich geltend gemacht werden. Den Jahresbeitrag könnt ihr bequem per Bankeinzug abbuchen lassen. Als kleines Dankeschön gibt es für euch Freikarten für Konzerte im Musikbunker. (Es gibt zu den Veranstaltungen Kontingente. Eine Voranmeldung muss unter gaesteliste@musikbunker-aachen.de erfolgen.)

Infos auf: 31 musikbunker-aachen.de


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Der Büstenhalter am Fahnenmast

Vor 50 Jahren fand vom 10. bis 12. Juli auf dem Gelände des Reitstadions in der Soers das europop Festival statt Als das Open Air Pop-Festival Aachen, auch als europop bezeichnet und später auch Soersfestival genannt, angekündigt wurde, wunderten sich viele nicht schlecht. Eines der ersten Open-Air-Festivals in Deutschland mit beachtlicher internationaler Beteiligung (unter anderem Deep Purple und Pink Floyd) sollte ausgerechnet in Aachen stattfinden? Kaum zu glauben! Peer van Daalen trampte von Berlin nach Aachen zum Festival. Die handbeschriebene Programmzeitschrift und die Drucksachen auf Seite 34/35 stammen aus seinem Archiv.

Heute lässt sich nur noch fragmentarisch rekonstruieren, wie sich damals alles zutrug, denn die Quellenlage ist dünn und die noch lebenden Zeitzeugen erinnern sich nur bruchstückhaft. Interessant – und bisweilen amüsant –, aber wenig hilfreich sind die damaligen Ankündigungen der Veranstalter selbst. Meldungen über Verhandlungen mit den Rolling Stones überschlugen sich mit Verlautbarungen, dass Ginger Bakerʼs Air Force, Canned Heat, Donovan, Soft Machine oder John Lennon & the Plastic Ono Band im Gespräch seien. Das erzeugte eine Menge Aufmerksamkeit, aber weder die Stones noch eine der anderen genannten Bands konnten letztlich verpflichtet werden. Ein aus heutiger Sicht ziemliches Durcheinander, doch der Erfolg, also die faktische Durchführung des Festivals, gab den Veranstaltern am Ende recht.

Vorspiel. Wo und wer

Die Bezeichnung Soersfestival hat sich eingebürgert, da sie Bezug auf den Ort des Geschehens nimmt. Stattgefunden hat das Event nämlich im Reitstadion des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV) in der Aachener Soers. Ursprünglich war geplant, die Pop-Jünger (Zeitungsjargon der Zeit) auf die Tribünen zu verbannen. Der Rennverein machte sich Sorgen um seinen Rasen. Nicht die einzigen Ressentiments, mit denen die jugendlichen Veranstalter Karl-August Hohmann, Golo Goldschmitt

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(beide Studenten) und Walter Reiff (Betreiber eines Tanzcafés in Eschweiler) zu kämpfen hatten. Denn generell stand man weder von Seiten des ALRV noch von Seiten der Stadt einem Festival besonders offen gegenüber. Albert Vahle, damaliger Präsident des ALRV, versuchte, durch das Einfordern einer saftigen Miete (30.000 DM) und von Versicherungen und Kautionen die Veranstalter zur Aufgabe der Idee zu „bewegen“. Und der damalige Oberbürgermeister der Stadt, Hermann Heusch, soll sogar wörtlich gesagt haben, er werde das Festival „kaputtmachen“. Es heißt auch, dass Stella Artois als Hauptsponsor kurzfristig ausstieg, weil politischer Druck ausgeübt wurde. Keine optimalen Voraussetzungen also. Die Konzertveranstalter in spe ließen sich von all dem nicht entmutigen. Unter Aufbringung aller Kräfte und Mittel konnte die Durchführung gesichert werden, und am Ende war das Festival auch seitens der Politik nicht zu verhindern. Aber die Stadt blieb argwöhnisch. Sie machte einen Sicherheitsdienst, bestehend aus sieben Ordnern pro 1.000 Besucher, zur Auflage. Der Kern der aus diesem Grund engagierten Truppe bestand aus etwa 50 Angehörigen einer Essener Sportschule, die von der Presse wie folgt charakterisiert wurden: „Unter ihnen Ringer und Judokas, zum Teil mit Meisterehren. Alle machen einen durch und durch gesunden Eindruck.“ Man kann sich ausmalen,

welch eklatanter Gegensatz zwischen diesen durchtrainierten Athleten und den von in den gleichen Artikeln als „mittellos“ und „Gammler“ titulierten Festivalbesuchern bestand. Geradezu süffisant wurde über die verzweifelten Versuche einiger Besucher berichtet, sich freien Eintritt zum Festivalgelände zu verschaffen, und wie dieser ihnen von den besagten Sportlern mit handfesten Argumenten verwehrt wurde. Es ist anzunehmen, dass sich viele den Eintrittspreis von 12 DM für eine Tagesticket und 28 DM für alle drei Tage (im Vorverkauf) nicht leisten konnten. Während viele junge Musikfreunde also von weit her anreisten, mutmaßlich keine Groschen auf der Tasche hatten und auf Zugang durch Glück oder Geschick hofften, kamen andere in den Genuss von Freikarten über den ALRV und stolzierten mit ihren Eltern über das Gelände, um sich mal anzusehen, was ihre Altersgenossen da so trieben. Es soll nicht wenige gegeben haben, die sich im damaligen Quellenhof an der Monheimsallee einmieteten. Peace, Love & Bequemlichkeit. Über die sogenannten Gammler wurde damals ausführlich berichtet, über die gut betuchten Schaulustigen, die sich nicht nehmen ließen, das Spektakel als Gaffer zu besuchen, und die Edelhippies findet man hingegen praktisch nichts. Unbeeindruckt von den etwas holprig laufenden Vorbereitungen kurbelte das Veran-


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Stills aus dem Super-8-Film von Karl-Heinz Müller

staltertrio Werbung und Vorverkauf an, und die Kunde vom Festival verbreitete sich bald über ganz Deutschland und halb Europa. Auch Peer van Daalen aus Berlin, der heute in Aachen lebt, hörte davon, holte sich in einem Ticketshop auf dem Kurfürstendamm für 28 D-Mark ein Festivalticket und machte sich auf den Weg nach Nordrhein-Westfalen. Zu Recherchezwecken überließ er mir das Originalprogramm im Zeitungsformat, auf das er in dicken Lettern handschriftlich auf einer Seite HANNOVER und auf der anderen KÖLN geschrieben hatte. Den Älteren unter uns dürfte jetzt, ebenso wie mir, Pipi in den Augen stehen. Die gute alte Zeit, als wir noch die Bundesrepublik per Anhalter durchquerten. Wo ist sie geblieben? Ich weiß, ich weiß. Es war längst nicht alles gut. Peer jedenfalls kam seinerzeit wohlbehalten in Aachen an. Über die auftretenden Bands und die Stimmung hat er nicht viel zu berichten. Wie die meisten ließ er sich auf der Woge des allgemeinen Hochgefühls durch die drei Festivaltage treiben. 1977 kam er zum zweiten Mal nach Aachen. Und diesmal blieb er für immer.

Wenn der Rubel rollt

Die Aussicht auf Umsatz zog nicht nur allerlei Kleingewerbe an, welches das Festival als Absatzmarkt für Räucherstäbchen und anderen Hippiebedarf nutzte, sondern rief auch einen kriminellen Trittbrettfahrer auf den Plan. Unter der Überschrift

„280-Mille-Coup ist vereitelt worden“ rollte Golo Goldschmitt selbst den Fall für die Presse auf. Eine dreiköpfige Bande versuchte, 10.000 gefälschte Eintrittskarten an den Mann zu bringen. Mit dem Gewinn wollte sich der damals 25-jährige Hauptverdächtige in politisch linke Kreise in Aachen einkaufen. In den Jahren zuvor hatte er Anschluss an diese gesucht, wurde aber nicht ernst genommen, da seine Ideen (selbst den Linken) als zu irreal erschienen. Das alles gestand er nach der Überführung durch eine Essener Privatdetektei, die von Goldschmitt und seinen Kollegen damit beauftragt worden war, sich der Angelegenheit anzunehmen.

„Lange Haare und abenteuerliches Gewand gehen vielfach auch mit durchaus friedlichen Absichten überein.“

Selten, sehr selten berichtete die Presse im Vorfeld positiv über den Einfall der Pop-Jünger in der Kaiserstadt. Aus der ablehnenden Haltung gegenüber den Festivalbesuchern wurde kein Hehl gemacht. Immerhin öffnete die Stadt für die kommenden Tage drei Bunker (in der Sandkaulstraße, der Saarstraße und der Kasinostraße) als provisorische Übernachtungsmöglichkeit. Das Angebot wurde von vielen genutzt. Morgens gab es für die „Gäste“ Tee und Butterbrote. Wer sich nicht mit einem Bunkerzimmer anfreunden konnte und keine Geld für eine noble Unterbringung im Quellenhof hatte, der campte in

der Soers auf Küppers Wiese oder übernachtete in einem 2.500 Personen fassenden Zelt direkt neben dem Reitstadion. Die Kleingärtner am Tivoli befürchteten trotz aller getroffenen Maßnahmen, dass sich ungebetene Gäste in ihre Lauben verirren könnten, und fragten prophylaktisch an, wie es eigentlich um den Schutz ihres Eigentums bestellt sei. Die Polizei wies diesbezüglich darauf hin, dass man nicht überall sein könne.

Let the games begin. Kann ich mal deine Karte sehen?

Wie oben bereits erwähnt, existierte anfangs der Plan, die Zuschauer auf die Sitzplätze zu verteilen. Immerhin hätten dort 40.000 Menschen Platz gehabt. Die Idee eines Sitzkonzerts gefiel dem Publikum aber so gar nicht, und so setze man sich über die Vorschriften hinweg und okkupierte den inneren Bereich, wo man sich nach Gusto platzierte, um sich umgehend selbst für diesen Akt des zivilen Ungehorsams zu feiern. Ordnungskräften und Polizei blieb nichts weiter übrig, als dem Geschehen zuzusehen (unter anderem vom Schiedsrichterturm aus). Bilder der hoffnungslosen Überfüllung, wie man sie aus Woodstock kennt, gab es in Aachen übrigens nicht, obwohl solches sicher einige befürchtet und andere insgeheim erhofft hatten. Viele Fotos zeigen einen eher weniger denn mehr gefüllten Reitplatz und leere Tribünen. Insgesamt sollen, auf drei Tage verteilt, etwa 40.000 Besucher anwe-

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send gewesen sein. Was die Einnahmen angeht: Nach Abzug aller Kosten war das Festival für die Veranstalter eine Nullnummer. Gut, dass vorsorglich Rahmenattraktionen wie Schaumschlacht, Kirmes und Lichtdom schon im Vorfeld abgesagt wurden. So sparte man sich wenigstens die Vergnügungssteuer. Am Eröffnungstag hatten die Veranstalter den Überblick über die Anzahl der verkauften Karten verloren. Man kann sich die Hektik vorstellen, die vor Ort herrschte. Immerhin standen die beiden Bühnen (jeweils 96 qm) und die Technik. Allerdings hatten die Headliner Traffic mit Steve Winwood und auch Fairport Convention inzwischen krankheitsbedingt abgesagt. Es kam hinzu, dass der eigentliche Opener für Freitag, Cuby + Blizzards, irgendwo in den Niederlanden, wahrscheinlich in einem Schneesturm, auf der Strecke liegen geblieben war und niemand einspringen wollte. Schließlich erbarmte sich Spencer Davis (was ihn als echten Chef auszeichnet), und er bestritt zusammen mit Alun Davies den ersten Auftritt des Festivals.

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Der Stoff, aus dem Erinnerungen sind

Eine besondere Rolle in der kollektiven Erinnerung scheint ein Büstenhalter an einem Fahnenmast zu spielen. Sehr amüsant ist die folgende Stellungnahme dazu, die ebenfalls aus einem Zeitungsartikel stammt: „Soweit am Sonntagabend abzusehen war, verlief das Pop-Festival ohne schwerwiegende Vorkommnisse. Heute wird dann auch die rote Fahne, ein zweckentfremdeter roter Mantel, von der Fahnenstange inmitten des Turnierplatzes eingeholt sein. Es war wohl weniger eine politische Demonstration als vielmehr ein missglückter Gag. Denn nebenbei hatte dort auch ein BH im Sommerwind geflattert. Sicherlich ein Zeichen dafür, wieweit sich heute junge Mädchen zu ,emanzipierenʻ bereit sind.“ Was andere Ereignisse angeht, so geht die Wahrnehmung deutlich auseinander. Ein Gast aus dem niederländischen Weert, der mit Freunden anreiste und heute in Maastricht lebt, erzählte mir persönlich von seinem beeindruckendsten Erlebnis: Beim Auf-

tritt von Deep Purple habe irgendwann die Bühne in Flammen gestanden, sagte er, weil Gitarrist Ritchie Blackmore mit seinem Instrument ein paar Scheinwerfer zertrümmerte. Die Band habe davon unbeeindruckt weitergespielt. Ein Vorfall, den sonst niemand bestätigt. Natürlich reden alle von den Tüten und den Bongs, die herumgereicht wurden. Peer van Daalen erzählte mir von Leuten, die Pillen dealten, ihm allerdings einen Placebo andrehten. Dergleichen findet sich öfter in den Berichten. Man muss, denke ich, festhalten, dass es insgesamt sehr gesittet und eher provinziell zuging. Georg Dünnwald brachte es 2006 in einem Erlebnisbericht für die AN folgendermaßen auf den Punkt: „[…] an Bierständen standen Pink Floyds und Deep Purples, wie wir sie nannten, neben uns Normal-Fast-Hippies und tranken ein Gläschen.“ Schon fast rührend klingt die Bewertung von Antje Hallmanzik in der Juliausgabe 1995 der Bad Aachen, wo sie festhält: „Die Kinder der Hippiebewegung und gelegentlich deren gesellschaftlich arrivierten Väter träumten damals gerne in den Marihuana-Farben.“ Und auf UnserAa-

kulturkneipecafé im hubertusviertel

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BURG WILHELMSTEIN

Freilichtbühne Würselen

2020 wird 2021

Die Saison verschoben auf Schweren Herzens müssen wir die geplante #Buwi2020 Saison vom 26. Mai bis 12. September aufgrund der CoronaPandemie ins nächste Jahr verschieben! Tickets für Veranstaltungen, die im

nächsten Jahr nachgeholt werden, bleiben selbstverständlich gültig. Denkbar ist auch eine Ticketspende, falls Besucher zum Ersatztermin 2021 verhindert sind. Alle aktuellen Infos auf unserer Website.

Bereits bestätigt für 2021: 24.01.2021 23.04.2021 28.05.2021 29.05.2021 05.06.2021

chen schreibt René H. Bremen: „Ob echt oder nachgemacht, jeder gab sich den Hippie-Anstrich, so gut er konnte.“ Dem ist wenig hinzuzufügen. Nach drei Tagen verlief sich die Menge friedlich und hinterließ, wie bei Festivals üblich, jede Menge Müll.

Mitglieder der Band Raw Material (die später auch auf dem Festival auftrat) zufällig an einer Tankstelle kennenlernte. Das brachte den Stein ins Rollen und fast, ja fast hätten deshalb die Rolling Stones in Aachen gespielt. Eckhard Heck

Wunschdenken

Quellen:

Im Gegensatz zu Woodstock, das schon bald Kultstatus erlangen sollte, geriet das Open Air Pop-Festival Aachen, vielleicht auch wegen des sperrigen Namens, in Vergessenheit. Zwar wurde alle Jubeljahre mal wieder lokal darüber berichtet, aber das Ereignis hatte, soweit ich das beurteilen kann, kaum Strahlkraft. Das schmälert selbstverständlich nicht seine Wirkung auf der ganz individuellen und persönlichen Ebene bei allen, die dabei waren. Das für mich mit Abstand Erstaunlichste an der ganzen Angelegenheit bleibt, dass drei Aachener, die ein paar Freunde in London und einige Kontakte in Aachen hatten, sich einfach auf den Weg machten. Neben Pink Floyd, die zum Headliner avancierten, und Deep Purple traten unter anderem Mungo Jerry, Free, Taste, Golden Earring, Can, Kevin Ayers, Tyrannosaurus Rex und (als einziger US-Amerikaner) Champion Jack Dupree auf. Bis auf die ganz großen Namen also ein Whoʼs who der progressiven britischen Musikszene. Heinrich Schauerte recherchierte für die AN, dass Golo Goldschmitt die

15.06.2021 16.06.2021 17.06.2021 25.06.2021 13.08.2021 14.08.2021 18.08.2021

Alain Frei (Franz Aachen) Nighthawks (Franz Aachen) Blind Date Stefanie Heinzmann DAS DA Theater – Oh wie schön ist Panama Christoph Sieber Thomas Quasthoff Quartett Konstantin Wecker Alte Bekannte RebellComedy Tommy Engel Herbert Pixner Projekt

21.08.2021 Götz Alsmann & Band 22.08.2021 Frau Höpker 28.08.2021 Naturally 7 29.08.2021 Helge Schneider 03.09.2021 Rymden 04.09.2021 Stoppok mit Band 05.09.2021 WDR 4 sing(t) mit Guildo 12.09.2021 Klaus Doldinger’s Passport

Termine für 2021 folgen: Flow & CantoAmore Knacki Deuser Summer-Club Kasalla Bülent Ceylan Sona Jobarteh

Infos & Tickets: burg-wilhelmstein.com Medienpartner:

AN und AZ vom 9.-15. Juli 1970, AN vom 30.08.2006, Bad Aachen, Ausgabe Juli 1995 „Die Rock- und Popwelt zu Gast in Aachen – Aachen Open Air Pop Festival“ von René H. Bremen unser-aachen.eu/die-rock-und-popweltzu-gast-in-aachen-aachen-open-air-popfestival „Pink Floyd kam für 2000 Pfund“ von Heinrich Schauerte unser-aachen.eu/pink-floyd-kam-fuer2000-pfund „Musikalische Grüße aus Aachen“ von Uwe Reuters unser-aachen.eu/musikalische-gruesse-aus-aachen

30 JAHRE

„Aachen Open Air Pop Festival“ auf Wikipedia en.wikipedia.org/wiki/Aachen_Open_Air_ Pop_Festival „Open Air Popfestival 1970 im Reitstadion Aachen“, Super-8-Film von Karl-Heinz Müller youtube.com/watch?v=zm9ztEBkOAA POP FESTIVAL AACHEN 1970 bei Aachener Untergrund Kultur allopach.wordpress.com/2009/10/24/ pop-festival-aachen-1970 POP FESTIVAL AACHEN 1970 bei Aachener Untergrund Kultur, Nachschlag allopach.wordpress.com/2010/04/16/aachener-popfestival-1970-nachschlag

WIRICHSBONGARDSTRASSE 34 52062 AACHEN · 0241 35101 INFO@BAENGBAENG.DE BAENGBAENG.DE

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Um die Ecke gehört #7

Onlinekonzerte und Offlinegefühle – ein Kommentar Juni/Juli 2020 Kolumne von Greta Arntz „Möchtest Du noch etwas trinken?“, werde ich gefragt, Zwinkersmiley. Ich zwinkere zurück und bin irgendwie amüsiert und auch irritiert. An sich keine abwegige Frage bei einer Party, doch bin ich ja gar nicht in einem Club. Ich sitze in Schneidersitz und Gammelhose auf meinem Bett, starre auf den Laptop und weiß nicht genau, was ich davon halten soll, von dieser Onlineparty. Ein Freund hat mich dazu eingeladen, die Party selbst ist das Onlinependant zu einer Veranstaltungsreihe in einer niederländischen Kleinstadt. An sich ist es eine schöne Sache, mal wieder Musik zu hören gemeinsam mit anderen Menschen – vielleicht wäre ich im realen Leben nie zu dieser Party gegangen. Nur irgendwie fühlt es sich so gar nicht nach Gemeinschaft an, allein vor seinem Bildschirm zu sitzen und mit anderen Leuten zu chatten. Das könnte wohl daran liegen, dass da ja auch (physisch) niemand ist neben mir auf dem Bett. Irgendwie ist eine Onlineparty käsig, finde ich. Dass der Stream dank Facebook alle 30 bis 40 Minuten abstürzt, macht das Ganze leider nicht sexyer und ich bin nicht ganz unglücklich, dass das alles dann auch bald ein Ende hat. Die Gründe, aus denen Menschen der Sinn nach virtuellen Feierlichkeiten steht, liegen auf der Hand: Corona macht uns alle mürbe und weckt die Sehnsucht nach Kunst, Kultur und Gemeinschaft. Zudem geht es um Sichtbarkeit, die Clubs und Künstler wollen

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sagen: Wir sind noch da, vergesst uns nicht! gelungenen Partyabends. Zuhause vor meiSo wurde das Berliner Streamingprojekt nem Laptop brüllt mir niemand ins Ohr, „United We Stream“ ins Leben gerufen, um wie geil der Song grad ist. Niemand wankt die Zuschauer mittels DJ-Livesets aus (leemir besoffen auf der Tanzfläche auf die Füren) Berliner Szeneclubs zum Spenden zu ße – auch deswegen, weil ich hier ja gar keianimieren. Zahlreiche Künstne Tanzfläche habe. Klar ler bieten Streamkonzerte kann ich auch allein in Läuft gerade: aus ihren Wohnzimmern an, meiner Wohnung tanWoodkid – Goliath es gibt ganze Streamingfestizen, aber das hat einfach vals, die spontan auf die Beieine ganz andere Ebe(„Goliath“, 2020) ne gestellt werden (so auch ne und auch Qualität als in Aachen). Zuschauer und das GemeinschaftserlebKünstler vermissen und brauchen einander, nis im versifften Lieblingsclub. das ist offensichtlich. Zudem muss ich mich, wenn ich doch noch Doch ich frage mich: Kann ein Onlineformat ein bisschen Interaktion erleben möchte, denn Ersatz sein für eine echte Party? Kein zugunsten des Chattens gegen das (einsavollwertiger, das ist klar und das würde sime) Tanzen und für das Vor-dem-Laptopcherlich auch niemand behaupten – doch Sitzen entscheiden. Der Chat wiederum ist kommt das virtuelle Gefeiere dem realen (zumindest bei den von mir angetesteten überhaupt irgendwie nahe? Onlinepartys) auch nicht das Wahre, und irgendwie scheint auch das einzige wirklich konstante Gesprächsthema zu sein, dass diese Onlineparty nicht das Wahre ist ...

Ich will wieder Schweiß und Gebrüll Es fehlt einfach die Interaktion, es fehlen die Geräusche, die Gerüche und, ja, es fehlen auch die unangenehmen Aspekte eines

Nun gibt es ja nicht nur Onlinepartys, nein: Es gibt coronabedingt auch jede Menge Konzerte im WWW. Es gibt die oben ange-


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chen ans Homeoffice gewöhnen wird, frage ich mich: Gewöhnen wir uns nicht ein bisschen an kostenlose Kultur? Natürlich würde niemand, der noch bei Trost ist, jetzt auf die Idee kommen, nur noch kostenlose Onlinekonzerte zu veranstalten. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Menschen sich schnell an Dinge gewöhnen, und genau wie es sich irgendwann komisch anfühlen wird, wieder im Büro herumzulaufen, genau so komisch könnte es sein, irgendwann wieder Eintritt für Ausstellungen und Konzerte zahlen zu müssen.

Foto: Greta Arntz

sprochenen Wohnzimmerkonzerte diverser Künstler, es gibt die erweiterte Jam-Version, bei der dann mehrere Musiker miteinander im Multi-Videochat spielen und es gibt Bühnenkonzerte (quasi wie eine traurige, publikumslose Ausgabe einer Live-DVD). Ich schicke voraus: Sie sind alle nicht mein Ding.

Wer braucht denn ernsthaft Videos von Leuten, die so tun, als würden sie mit einem Publikum kommunizieren, das zuhause sitzt und so tut, als würde es den schlechten Sound im ruckelnden Stream genießen? Dann esse ich doch lieber eine Zeit lang einfach Gurkensalat und denke möglichst nicht an Torten ...

Während ich DJ-Sets aus leeren Clubs (abgesehen von den bräsigen Chats) vielleicht noch irgendwie nachvollziehen kann, erschließt sich mir leider nicht der Charme einer vor leerem Saal spielenden Band. Was unterscheidet denn da das Konzert noch von der Session im Proberaum? „Yeah, seid ihr da? SEID IHR DAAAAA?“ Nein, leider nicht, denn es ist zu traurig, das mitanzusehen. Liebe Musiker: Wir vergessen euch doch nicht nur wegen Corona. Wir wollen euch trotzdem sehen und hören, aber eben nicht so. Das ist ein bisschen, wie dem Kumpel auf Diät die Torte vorzuessen und ihm aber nur ein mieses Foto davon in die Hand zu drücken.

Kultur umsonst und online – ein falsches Signal?

Natürlich kann man jetzt argumentieren: Aber die Künstler wollen auf sich aufmerksam machen, auf ihr Leid und ihre wirtschaftliche Lage. Verständlich! Aber sind kostenlose Onlinekonzerte (ohne Spendenaufruf) da wirklich der richtige Weg? Für (viel zu) viele Menschen ist Kultur im Kopf doch sowieso schon keine Arbeit und hat keinen monetären Wert. Die Band vom Nachbarn kann doch gern bei meiner Eröffnung spielen, aber umsonst – ist ja schließlich Topwerbung!

Aber es gibt gute Nachrichten: Wir können etwas tun, um die Künstler und Veranstaltungsstätten und all die Menschen, die Kultur ermöglichen, zu unterstützen. Wir können gekaufte Tickets behalten. Wir können Merch und Musik kaufen. Wir können das Geld, das wir für Konzerttickets ausgegeben hätten, einfach direkt an die Künstler spenden. Liebe Menschen, vergesst nicht eure Musiker. Vergesst nicht eure Clubs und Konzerthallen. Geht für jedes traurige Wohnzimmerkonzert bei Facebook zu Bandcamp und kauft eine Platte!

War mir neu:

Naja, ein bisschen geschummelt – neu war mir Benjamin Biolay keineswegs, aber irgendwie hatte ich den Franzosen mit der schönen Stimme und den melancholischen Popsongs völlig vergessen. Mich nun wieder seiner Musik erfreuend, kann ich sein neues Album „Grand Prix“, das am 26. Juni erscheint, kaum erwarten. Die ausgekoppeltes Single „Comment est ta peine?“ ist poppig, treibend und macht definitiv sehr neugierig auf den Rest der Platte.

In einer Zeit, in der Menschen es toll finden, dass man sich jetzt in manchen Bran-

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PILS & POMMES

Die Redaktion bestellt eine Pizza Es ist Samstagabend, wir sind zu viert und haben Hunger. Telefonisch bestellen wir mehrere Pizzen bei unterschiedlichen Anbietern. Unser Ziel ist, herauszufinden, wie sich das Bestellen und Ausliefern in den Zeiten des De-facto-Lockdowns gestaltet. Wir schicken drei Pizzerias ins Rennen. Luigi und Nanino sollen liefern. Zu Maranello werden wir unseren eigenen Fahrradkurier schicken, was unumgänglich ist, sich aber als mittelgute Idee erweisen wird.

Die Regeln

Die Bedingungen sollen für alle Aspiranten einigermaßen gleich sein. Wir bewerten die Schnelligkeit der Lieferung und vergleichen subjektiv die Qualität der Pizzen. Besonders gespannt sind wir natürlich auf die Umsetzung der durch Corona verschärften Auflagen für die Gastronomie. Kommen die Lieferanten mit Mund-Nasen-Schutz? Wird bei der Übergabe auf Abstand geachtet? Das mit der Vergleichbarkeit ist so eine Sache. Die beginnt ja schon beim Belag. Gut, dass die Entscheidung darüber bereits vor Eintreffen einiger Anwesender getroffen wurde, sonst

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wäre die Sache vermutlich bereits daran gescheitert. So mussten alle mit Pizza Beifang leben, also dem Klassiker Thunfisch & Zwiebeln. Zugegeben, nicht gerade politisch korrekt.

Die Resultate

Pizzeria Luigi: „Pizza kommt in 45 Minuten“, sagt der sympathische Herr, der uns ganz ungezwungen am Telefon duzt. Es dauert dann aber nur 40 Minuten, bis der Fahrer bei

uns vor der Tür steht. Damit trifft er vor allen anderen ein, obwohl wir hier zuletzt angerufen haben. Trotzdem ist die Pizza leider kalt. Wahrscheinlich wegen des Fahrtwindes. Das Gesicht des Mannes verschwindet hinter einer Maske der Schutzklasse FFP3, die in der Lage ist, giftige, krebserregende und radioaktive Partikel zu filtern. Damit ist er also schon mal perfekt gegen uns geschützt. Die Abstandsregel wird eingehalten. Abgesehen davon, dass die Pizza nicht mehr warm ist, kann sie auch optisch und geschmacklich keinen von uns überzeugen. Das könnte an der Tagesform liegen oder an der schieren Menge an Bestellungen. An sich sind die Pizzen von Luigi nämlich sehr zu empfehlen. Großer Pluspunkt: Es gibt keinen Mindestbestellwert, sodass man für 1,40 Euro Aufschlag auch nur eine Pizza bestellen kann. Pizzeria Maranello: Hier wird nicht außer Haus geliefert. Daher schicken wir unseren eigenen Kurier. Es wird umgehend telefonisch nachgefragt, als er nicht pünktlich


IMPRESSUM 38. Jahrgang | movieaachen.de

HERAUSGEBER UND VERLAG Verlag um die Ecke Birgit Franchy Kasinostraße 73, 52066 Aachen 0241 5153844 info@verlag-umdieecke.de verlag-umdieecke.de

CHEFREDAKTION

Birgit Franchy (V. i. S. d. P.)

REDAKTION

Greta Arntz, Eckhard Heck, Christian Horn, Katrin Lückhoff, Markus Jansen, Alex Klotz, Sabrina Marx, Waltraud Nießen (Lektorat/Korrekturen Magazin), Robert Sukrow, Robert Targan, Lars Tunçay, Jochen Windgasse

FOTOS

siehe Credits; nicht gekennzeichnete Bilder sind Stockmaterial oder Pressefotos

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LAYOUT dort ankommt. Löblich. Allerdings ergeben sich dann vor Ort Verzögerungen, weil keine Kartenzahlung möglich ist und unser Mann deshalb zum Geldautomaten muss. Weniger löblich. Der Schnitt ist dadurch verratzt, was die Lieferzeit angeht, und als die Pizzen bei uns ankommen, sind sie natürlich auch nicht mehr wirklich warm. Von Optik und Geschmack sind wir sehr angetan. Allerdings wird uns berichtet, dass die Empfehlungen zu Corona im Laden nur leidlich beachtet wurden. Pizzeria Nanino: Hier bestellen wir – wegen der Mindestbestellmenge von 11 Euro – zwei Pizzen. Die brauchen statt der zugesagten 45 bis 60 Minuten eineinviertel Stunden, bis sie bei uns sind. Dafür sind sie heiß! Geschmack super. Optik auch, was bei Nanino schon bei der Verpackung anfängt, die vom Tattoostudio The Sinner & The Saint gestaltet wird. Schutzmaßnahmen beim Fahrer: Fehlanzeige. Dar Mann hält zwar Abstand, hat aber offenbar noch nichts von Maskenpflicht gehört. Wenn das mal Nanino in diesem Jahr

nicht die Auszeichnung „Bester Lieferservice Deutschland“ kostet, die ihnen 2019 von Lieferheld verliehen wurde.

Fazit

Für alle, die schon mit Hunger bestellen und nur eine Pizza brauchen, ist Luigi eine gute Wahl. Wer ein bisschen warten kann, für mindestens 11,00 Euro bestellt und von der Qualität von Nanino überzeugt ist, sollte dabei bleiben. Ansonsten alternativ mal Maranello probieren, die wirklich leckere Pizzen machen, die man aber selbst abholen muss (Bargeld einstecken!). Eckhard Heck Pizzeria Luigi, Büchel 16 0241 403337 Pizzeria Nanino, Rochusstraße 47 0241 35002 Pizzeria Maranello, Pontstraße 23 0241 46363642

Markus Jansen, Birgit Franchy

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