Der Irak - Christen im Land der Propheten

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Der Irak Christen im Land der Propheten


Liebevoll gepflegte Marienstatue in einer renovierungsbed端rftigen irakischen Kapelle.


Der Irak Christen im Land der Propheten

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Alle Rechte vorbehalten. © KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e. V., München 2. Auflage 2012 Impressum: Herausgeber: Idee und Redaktion: Bildnachweis: Layout: Druck: 2

KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe Deutschland e.V. Lorenzonistraße 62, 81545 München André Stiefenhofer Fotos von KIRCHE IN NOT Geiger Grafik-Design, München Mayer & Söhne, Aichach


Inhaltsverzeichnis Vorwort von P. Dr. Andrzej Halemba

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Einführung: „Christen im Nordirak – Zuflucht ohne Zukunft?“

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Interview mit Weihbischof Sleiman Warduni von Bagdad: „Ich habe viele Fragen an den Westen“

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„Wenn sie uns kennen, hassen sie uns nicht“

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Priester-Sein im Irak: „Wie Schafe unter die Wölfe gesandt“

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Hoffnung für Levo

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Im Land der Geisterfahrer-Demokraten

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Mossul: Christen im Brennpunkt des Terrors

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Abba statt Allah – christliche Spurensuche im Irak

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Impressionen

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Gebet für die Kirche im Irak

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Informationen zur Situation von Christen weltweit

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Beten und Helfen

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Artikel für ein aktives Glaubensleben

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KIRCHE IN NOT in Radio, Fernsehen, Internet

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Wie Sie helfen können

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Bestellmöglichkeiten und Adressen

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Vorwort

Es ist nicht übertrieben, das Gebiet zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris als Wiege der Zivilisation zu bezeichnen. Hier im antiken Mesopotamien erfanden die Sumerer das Rad. Namen wie Ninive, Babylon und Ur sind uns aus dem Alten Testament bekannt. Die Kirche ist dort so alt wie das Christentum selbst. Dennoch haben wenige Menschen aus der westlichen Welt die Gelegenheit, dieses faszinierende Land zu bereisen, aus dem in der jüngeren Vergangenheit vor allem Schreckensmeldungen ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit dringen. Daher freut es mich umso mehr, dass ich dieses Büchlein einem breiteren Publikum ans Herz legen darf. Es lässt uns gemeinsam mit dem Verfasser André Stiefenhofer durch Kurdistan reisen und Christen begegnen, für die ihr Glaube etwas Kostbares ist. Für den westlichen Leser mag es erstaunlich, vielleicht sogar befremdlich, sein, dass sie bereit sind, für ihren Glauben an Jesus Christus große Opfer zu bringen, ja, sogar ihr Leben hinzugeben. Der Autor gibt uns die Gelegenheit, hautnah bei seiner ersten Reise in den Irak dabei zu sein. Dieser erste Blick, mit dem er die Kirche dort betrachtet, ist frisch und dadurch in hohem Maße wahrhaftig. Die zahlreichen Abbildungen in diesem Büchlein runden die authentische Darstellung seiner Eindrücke ab. Das Bild, das sich uns bietet, ist das eines erstaunlichen Glaubenszeugnisses. Es übermittelt aber auch eine Atmosphäre, die von Anspannung und Angst geprägt ist. Nur zwei Tage nach unserem Aufenthalt in Kirkuk erfuhren wir von der bestialischen Ermordung eines entführten chaldäischen Christen. An vielen Orten haben die Menschen Angst, ihre Kinder auf der Straße spielen zu lassen oder auf dem Weg zur Kirche Gewalttaten zum Opfer zu fallen. 4


Oftmals wird die Lage im Irak mit einem Sandsturm verglichen. Es wird noch lange dauern, bis sich die aufgewirbelten Sandwolken setzen und einen klareren Blick auf das Land und seine Kirche erlauben. Zurzeit ist es unmöglich, vorauszusehen, wie die Zukunft des Irak aussehen kann. Die Beiträge von André Stiefenhofer wollen keine Lösungen für die Herausforderungen des Irak finden. Sie helfen uns vielmehr dabei, den Menschen dieses an Glaubenszeugen so reichen Landes nahezukommen. Mögen viele Leserinnen und Leser sich unseren christlichen Schwestern und Brüdern, die wegen ihres Glaubens leiden müssen, durch die hier vorgestellten Zeugnisse verbunden fühlen.

P. Dr. Andrzej Halemba KIRCHE IN NOT-Länderreferent für den Nahen Osten

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Einführung: „Christen im Nordirak – Zuflucht ohne Zukunft?“ Liebe Freunde und Wohltäter von KIRCHE IN NOT,

Es gibt ein Flugzeug, das ohne Zwischenstopp direkt von Frankfurt nach Erbil fliegt. Es ist fast leer, obwohl die Hauptstadt der autonomen Region Irakisch-Kurdistans zu Recht als einer der sichersten Orte im ganzen Mittleren Osten gilt. Eigentlich gehört Erbil natürlich zum Irak, doch für die Sicherheit sorgen hier nicht Armee oder Polizei, sondern die „Peschmerga“. Dieses kurdische Wort heißt übersetzt „Männer, die dem Tod ins Auge sehen“ und bezeichnete ursprünglich die Stammesrebellen, die sich von den zerklüfteten Bergen Kurdistans aus gegen die Zentralregierung Saddam Husseins auflehnten. Heute sind die „Peschmerga“ eine gut ausgerüstete Streitmacht, die an ihren zahlreichen Kontrollpunkten stolz die kurdische Flagge hisst. Effektiv schützen sie Kurdistan, eine Region, die sich als weltoffener und verlässlicher Wirtschaftspartner international profilieren will. 6


Ein Wachposten der kurdischen Miliz (Peschmerga). 7


Nicht zuletzt darum sind die irakischen Christen in Kurdistan willkommen. Die Autonomieregierung in Erbil möchte zeigen, dass sie im Gegensatz zu Bagdad Minderheiten achtet und auch beschützen kann. Die Christen des Landes sind gut ausgebildet, friedliebend und relativ wohlhabend. Sie tragen entscheidend zum deutlich sichtbaren Aufschwung rund um Erbil bei. Büros für Ölkonzerne und andere ausländische Investoren, Hotels, Einkaufszentren und Restaurants schießen wie Pilze aus dem Boden. Auf den Straßen fahren fabrikneue japanische und chinesische Geländewagen sowie amerikanische Limousinen. In den Bergdörfern Kurdistans, in die viele der weniger wohlhabenden Christen aus den Krisenherden Bagdad und Mossul geflohen sind, haben die Menschen dagegen keine Arbeit. Umgerechnet 40 Euro erhält eine fünfköpfige Familie dort von der kurdischen Autonomieregierung, falls das Familienoberhaupt arbeitslos ist. Immerhin, denn im restlichen Irak sorgen Korruption und fehlende Sozialgesetze dafür, dass arbeitslose Familien ganz auf Almosen angewiesen sind.

Moderne Autos mit traditioneller Fracht: Schaftransport nahe Erbil. 8


Die Kirche hilft in dieser Situation, wo sie kann. Die Pfarreien in den Dörfern und Städten Kurdistans sind Treffpunkte der Hoffnung für die Menschen. Aufopferungsvoll versuchen die Priester, ihren Gläubigen Mut zuzusprechen und bei der Suche nach Arbeit zu helfen. Die Diözesen betreiben Schulen und Waisenhäuser. KIRCHE IN NOT hilft in dieser Region unter anderem dabei, Ausbildungszentren für Katecheten zu bauen und Busse zu finanzieren, um den Menschen den Weg zur Katechese zu erleichtern. Der Hunger nach geistlicher Nahrung ist groß. In vielen Dörfern platzen die Pfarrhäuser aus allen Nähten, so viele Menschen strömen jeden Freitag zur Katechese. Manchmal muss der Unterricht draußen stattfinden, da einfach kein Platz mehr im Haus ist. Oft stehen die Gläubigen dann im Regen, denn die Berge Kurdistans sind berühmt für dicke Wolken und wilde Stürme.

In den Bergen Kurdistans platzen die Kirchen aus allen Nähten.

Obwohl der Irak heutzutage ein überwiegend von Muslimen bewohntes Land ist, hat er eine reiche christliche Geschichte, von der überall lebendige Spuren zu finden sind. Nahe des Bergdorfs Mangesh versammeln sich die 9


Gläubigen zum Beispiel täglich zum Rosenkranzgebet vor einer Höhle, in der der heilige Apostel Thomas gelebt haben soll. Der Ortsbischof möchte den Ort gerne zu einer Wallfahrtsstätte ausbauen. Weiter südlich, in der Bischofsstadt Alqosh, befinden sich auf dem Gelände eines 1949 verlassenen jüdischen Gemeindezentrums die Gräber des Propheten Nahum und seiner Frau Sara, die von der Diözese notdürftig instand gehalten werden. Zwischen Mohnblumen und Ruinen können Gläubige hier zum Gebet verweilen.

Friedliche Gebetsstätte: Das Grab des Propheten Nahum.

In den Bergen nahe Alqosh steht eine dem heiligen Hormizd geweihte Klosteranlage aus dem siebten Jahrhundert samt Klosterkirche. Hierher kommen auch Muslime, die der Jungfrau Maria ihre Ehrerbietung erweisen. Früher lebten in den Berghöhlen rund um die Kirche über hundert Mönche, heute spielt sich das geistliche Leben vor allem im Kloster „Unserer Lieben Frau der Ebene“ am Fuße des Berges ab. Auch ein Waisenhaus gehört zu der Anlage. 10


Uralte Klosteranlage nahe Alqosh.

Ob all das erhalten bleibt, hängt vor allem davon ab, ob die Christen im Irak bleiben können. Was die Sicherheitslage angeht, ist das in Kurdistan zurzeit zumindest denkbar. Doch wenn nicht bald auch in den weiter von der Hauptstadt Erbil entfernten Regionen Arbeitsplätze geschaffen werden, wird die Regierung nicht verhindern können, dass die gut ausgebildeten jungen Christen ihr Glück im Ausland suchen. Und so gut die kurdische Selbstständigkeit für die dort lebenden Christen derzeit ist, so schlecht ist sie für die Zukunft des Irak. Niemand spricht hier offen darüber, aber unter vorgehaltener Hand hört man es in den Straßen: „Der Irak wird auseinanderbrechen.“ 11


Stets auf der Hut: Christlicher Wachposten nahe Mossul.

Das Land ist gespalten. Nicht nur wegen ethnischen und religiösen Konflikten zwischen Kurden, Arabern, Sunniten, Schiiten, Jesiden und Christen, sondern auch im Kampf ums Geld. Der Irak ist reich an Bodenschätzen, vor allem an Erdöl. Und das wollen die unzähligen Parteien und Splittergruppen nicht teilen. Das Teilen ist eine christliche Tugend, doch um die Christen ist es still geworden im Irak. Sie sind die Ureinwohner ihres Landes und ihre Sanftheit und Demut wäre der Schlüssel zu seiner Zukunft. Aber sie werden ermordet und vertrieben. Was bleibt dem Irak also übrig? Die Teilung statt des Teilens? Ein neuer Bürgerkrieg?

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Mit diesem Buch möchte ich Ihnen durch Reiseberichte und Exklusiv-Interviews einen Einblick in die aktuelle Situation und die Zukunftsperspektive für die Christen im Irak geben und bitte Sie um Ihr Gebet für unsere Glaubensgeschwister.

In diesem Anliegen verbunden grüßt Sie Ihr André Stiefenhofer KIRCHE IN NOT

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Interview mit Weihbischof Sleiman Warduni von Bagdad: „Ich habe viele Fragen an den Westen“ Auf unserer Reise mussten wir uns leider darauf beschränken, den relativ sicheren Norden des Irak zu besuchen. Für die lange und gefährliche Fahrt nach Bagdad hatten wir kein Visum bekommen. Umso mehr freuten wir uns, dass uns gleich nach unserer Ankunft in der nordirakischen Stadt Erbil Weihbischof Sleiman Warduni begrüßte. Er war extra aus Bagdad angereist, um uns über die Lage der Kirche in der irakischen Hauptstadt zu informieren.

Weihbischof Sleiman Warduni von Bagdad. 14


Herr Weihbischof, wie ist zurzeit die aktuelle Situation der Christen in Bagdad? Bagdad leidet sehr unter dem anhaltenden Terror. Immer noch explodieren beinahe wöchentlich Autobomben. In dieser Situation können und wollen wir Christen uns nicht von den übrigen Irakern abheben, indem wir sagen, dass es uns besonders schlecht geht. Die Situation ist allgemein nicht gut, es gibt keine Sicherheit. Darunter leiden alle Menschen in Bagdad, so auch wir Christen. Es gab aber doch des Öfteren gezielt Angriffe nicht nur auf Repräsentanten des Staates, sondern auch auf Christen? Natürlich – wenn die Angriffe sich häufen und gezielt auf Kirchen oder Wohnungen von Christen gerichtet sind, können wir von einem organisierten Vorgehen sprechen. Dann können wir sagen: die Terroristen wollen uns vertreiben. Ich wollte nur betonen, dass die Sicherheitslage für alle Iraker sehr schwierig ist. Und wenn Christen wegen dieser fehlenden Sicherheit Opfer von Raubüberfällen werden, kann man nicht von „gezielten Angriffen“ reden. Können Sie in den Fällen, in denen Christen zielgerichtet angegriffen werden, Gründe für diese Angriffe erkennen? Wenn irgendwo auf der Welt etwas geschieht, das den Fundamentalisten nicht gefällt, müssen wir Christen im Nahen und Mittleren Osten dafür büßen. Das war so nach der Regensburger Rede des Heiligen Vaters und ebenso nachdem der evangelikale US-Priester Terry Jones angedroht hatte, den Koran öffentlich verbrennen zu wollen. Nach solchen Vorfällen haben die Islamisten Gewalt gegen uns ausgeübt. Und das, obwohl wir Christen in der ganzen Welt nur friedlich unseren Glauben leben wollen. Gibt es auch politisch motivierte Angriffe auf Christen? Es gibt politische Kräfte, die den Irak spalten wollen. Diese Separatisten wollen je nach Richtung getrennte Gebiete für Sunniten, Schiiten, Kurden, Araber und so weiter einführen. In diesem Konzept ist kein Platz für ein „Miteinander“. Separation ist schlecht, denn sie entspringt aus der Gier der Menschen. Wir müssen endlich anfangen, an den Irak zu denken und 15


ihn nicht mehr länger in seine Bevölkerungsgruppen aufzuteilen. Wir sind alle zuerst Iraker und dann Christen oder Muslime. Die Gier nach Geld spaltet die Menschen und schwächt den Irak. Nur gemeinsame Arbeit und Idealismus garantiert eine gute Zukunft für unser Land.

Verbrannt und seiner Mutter aus dem Arm geschlagen: Die beschädigte Statue eines Jesuskinds wird in einer irakischen Kirche liebevoll aufbewahrt. 16


Der Irak hat eine gewählte Regierung, die eigentlich für den Schutz ihrer Bevölkerung sorgen müsste. Helfen Ihnen die Behörden denn nicht in Ihrer Situation? Die Behörden haben uns viele gute Dinge versprochen, aber bisher haben wir davon nichts bekommen. Wir brauchen vor allem Frieden und Sicherheit. Der fehlende staatliche Schutz ist für uns Christen das größte Problem und darum verlassen immer mehr christliche Familien das Land. Wenn wir optimistisch zählen, gibt es vielleicht noch halb so viele Christen im Land wie vor dem Sturz Saddam Husseins. Waren die Jahre unter Saddam Hussein wirklich „gute Zeiten“ für die Christen im Irak? Zumindest lebten wir in Sicherheit. Natürlich hatten wir keine Freiheit unter dieser repressiven Regierung und mussten unter den vielen Kriegen leiden, die das Regime angezettelt hatte. Aber insgesamt waren unsere Gläubigen damals doch glücklicher. Nun haben wir zwar theoretisch Freiheit, aber was nutzt das, wenn wir aus Angst unsere Häuser nicht mehr verlassen können? Frieden und Sicherheit sind für uns Christen im Moment die größten Wünsche.

Endlich in Sicherheit: Flüchtlingskinder aus Bagdad. 17


Was können wir in Europa für die Christen im Irak tun? Der Westen müsste sich stärker für den Frieden in unserem Land einsetzen, anstatt nur auf unsere Kosten seine eigenen Interessen durchzusetzen. Ich habe viele Fragen an den Westen: Es gibt so viele Diktatoren auf der Welt – warum, wenn nicht für unser Öl mussten Sie gerade Saddam Hussein stürzen? Woher – wenn nicht aus dem Westen, bekommen die Terroristen in unserem Land ihre hochentwickelten Waffen? Wieso weisen die westlichen Staaten unsere Flüchtlinge ab und schicken Menschen in den Irak zurück, die dort alles verkauft haben, weil sie dort keine Zukunft mehr hatten? Ich bitte Sie: Wirken Sie auf Ihre Politiker ein! Wir möchten endlich selbst jene Menschenrechte erfahren, die sie verkünden. Welche Hoffnung haben Sie für die Kirche Ihres Landes? Unsere Hilfe liegt nur beim Herrn. Er ist unsere Hoffnung. Wir versuchen, in Frieden zu leben, denn wenn wir das tun, ist Gott glücklich. Ohne Gott verliert der Mensch alles. Wir bitten alle Menschen guten Willens, für uns zu beten und dafür, dass die Hoffnung im Irak nicht stirbt.

Ein Ölfeld nahe der nordirakischen Stadt Kirkuk. Interessieren den Westen nur die Ressourcen des Irak, aber nicht die Menschen? 18


„Wenn sie uns kennen, hassen sie uns nicht“ Ein großes Thema im Irak sind die interreligiösen Beziehungen zwischen Christen und Muslimen. Erzbischof Louis Sako von Kirkuk ist sehr aktiv, wenn es darum geht, den Dialog zu pflegen und den Christen eine Zukunftsperspektive zu geben. Andere Kirchenvertreter, denen wir begegneten, waren nicht ganz so zuversichtlich, dass der Dialog Frucht trägt. In dieser Reportage wird das christlich-islamische Verhältnis im Irak analysiert: Die Kamera läuft, Erzbischof Louis Sako von Kirkuk lächelt und gibt sich optimistisch: „Wir haben gute Beziehungen zu den muslimischen Politikern und Imamen im Irak. Alle sagen uns: ‚Wir brauchen euch Christen!’ Wir sind die ausgleichende Kraft, die dieses Land erneuern kann!“ Fröhlich erzählt er von seinem Freund, dem Imam der benachbarten Moschee. Wie dieser zu Ostern stets zum Gottesdienst in die Kathedrale kommt und wie er selbst beim Gegenbesuch zum Fastenbrechen in der Moschee freundlich empfangen wird.

Erzbischof Louis Sako in seiner Kathedrale in Kirkuk. 19


Dann gehen die Lichter aus, die Objektivdeckel werden auf die Kameras geschraubt, die Journalisten verabschieden sich und die Welt ist eine andere. „Wir sind eine verfolgte Kirche – und die Verfolger sind die Islamisten!“ Die feine Stimme des sonst so fröhlichen irakischen Gottesmannes klingt klagend und resigniert. „Diese Fundamentalisten versuchen, einen Scharia-Staat zu errichten. Nicht nur im Irak, sondern im ganzen Mittleren Osten.“ Und sein Freund, der Imam? „Der kann sich selbst kaum gegen die Fanatiker wehren.“ Im islamischen Denken sind Religion und Politik untrennbar miteinander verbunden; ein unpolitischer Imam, der sich mit Christen solidarisiert, hat einen schweren Stand. Das Problem, erklärt Sako, seien nicht die Muslime, sondern die gewaltzentrierte Interpretation der islamischen Lehre auf breiter Front. „Trotz aller Gewalt ist aus meiner Diözese bisher kein einziger Christ konvertiert“, sagt Erzbischof Sako stolz. „Im Gegenteil, viele Muslime kommen zu mir und wollen sich taufen lassen, aber das ist mir verboten!“ Der Islam versteht sich als Vollendung aller Religionen. Glaubensabfall ist nach strenger Auslegung des Korans ein todeswürdiges Vergehen. Gibt es unter diesen Umständen Religionsfreiheit für die irakischen Christen als Grundlage eines echten Dialogs mit dem Islam? Erzbischof Sako lacht. Aber es klingt nicht fröhlich.

Die Kathedrale von Kirkuk wird scharf bewacht. Die linke Seite der Mauer hatte nach einem Bombenanschlag ausgebessert werden müssen. 20


„Wenn ich das Christentum verlasse, würde mich niemand verfolgen und mir den Kopf abschlagen. Das ist der Unterschied zum Islam.“ Youssif G. ist der Bürgermeister eines der vielen Dörfer in der Ninive-Ebene, in die die einst wohlhabenden Christen der Millionenstadt Mossul geflohen sind. Hinter drei Meter hohen Betonmauern, Straßensperren und mit bewaffneten Söldnern als Wachen sind die Christen nun ganz unter sich. Hier wagt Youssif es, offen über sein Verhältnis zu den Muslimen zu sprechen. „Früher waren wir alle einfach nur Iraker. Ich hatte muslimische Nachbarn, mit denen ich mich wunderbar verstanden habe.“ Durch den Einmarsch der US-Amerikaner habe sich alles verändert. Die Sicherheit brach zusammen, und in das politische Vakuum drängten radikal-islamische Gruppen, die das Land ins Chaos stürzten. „Seitdem wird in den Moscheen nur noch Intoleranz gepredigt, und die politischen Islamisten bezahlen Verbrecher dafür, dass sie Jagd auf Christen machen“, sagt Youssif.

Christen unter sich: Wachen in einem Dorf nahe Mossul. 21


Unter diesen Umständen blieb den meisten Christen nur die Flucht ins Ausland oder in die Dörfer Irakisch-Kurdistans, wo die kurdische Miliz und angeheuerte Söldner für Sicherheit sorgen. Doch die Islamisten geben nicht auf. „Eines Nachts kamen Männer über die Mauer und begannen, am Stadtrand eine Moschee zu bauen, obwohl hier gar keine Muslime wohnen“, erzählt Youssif. „Natürlich haben wir den Bau gestoppt und sofort wieder abgerissen.“ Wäre auch nur eine notdürftige Moschee im Dorf errichtet worden, da ist sich Youssif sicher, hätten die Terroristen das Dorf sofort zum „Scharia-Gebiet“ erklärt und die Christen Schritt für Schritt vertrieben. So sei es bereits in vielen anderen Siedlungen geschehen. „Wir sind nur sicher vor den Muslimen, wenn wir ihnen zeigen, dass wir die Kontrolle haben“, sagt Youssif bitter und zeigt auf seine Kalaschnikow.

„Ihre Worte bedeuten uns nichts“ – Erzbischof Bashar Warda zweifelt am interreligiösen Dialog. 22


Ganz anders als Youssifs Dorf ist Erbil, die Hauptstadt der Autonomieregion Irakisch-Kurdistan: eine aufstrebende Metropole, in der neben Bürohäusern, Hotels und Moscheen auch Kirchen gebaut werden. Politisch ist die Region stabil und auf den ersten Blick herrscht ein geschäftiges Miteinander. Auch zwischen den Religionen? „Die muslimischen Führer werden Ihnen alles erzählen, was Sie hören wollen. Aber ihre Worte bedeuten uns nichts, denn die Wirklichkeit sieht anders aus.“ Erzbischof Bashar Wardas Worte sind ernüchternd, doch wenn schon kein Vertrauen da ist, scheinen hier wenigstens alle friedlich nebeneinander zu leben. Doch nur nebeneinander zu existieren, ohne sich zu bekämpfen ist ein zu geringer Grundkonsens für den interreligiösen Dialog, meint Erzbischof Warda. „Wenn ich einen Kindergarten bauen will, finde ich kaum Arbeiter. Die Imame verbieten ihren Gläubigen, auf einer christlichen Baustelle zu arbeiten, selbst wenn es sich um soziale Projekte handelt.“ In Erbil sind die Christen unter sich, denn die kurdische Autonomieregierung hat ihnen ausschließlich im Vorort Ankawa Baugrund zugewiesen. Von „religiösen Mischgebieten“ hält man in Kurdistan wenig.

Sonnenuntergang hinter dem chaldäisch-katholischen Priesterseminar in Ankawa.

Im chaldäisch-katholischen Priesterseminar in Ankawa bildet die Kirche ihre Führungskräfte für die Zukunft aus. Die Seminaristen folgen einer lebensgefährlichen Berufung, viele werden später Pfarrer in Städten wie Bag23


dad oder Mossul, wo Anschläge und Entführungen immer noch an der Tagesordnung sind. Andere werden in den sicheren, aber wirtschaftlich trostlosen Dörfern der kurdischen Bergregion Pfarreien betreuen. Überall wird die Nachbarschaft mit Muslimen den Alltag prägen. Ist interreligiöser Dialog daher ein Thema im Seminar? In der Theorie ja. „Aber bei allem Respekt vor Rom: Den praktischen Dialog mit dem Islam gibt es im Irak nicht“, sagt Rektor Fadi Lion. Er wurde noch im Priesterseminar in Bagdad ausgebildet, bevor dieses nach Ankawa ziehen musste. „Eines Tages bekam ich einen Anruf und erfuhr, dass mein Rektor entführt worden war.“ Er sei nicht das erste Opfer der Gewalt gewesen, aber seine Entführung habe das Fass zum Überlaufen gebracht. Das Seminar zog aus der Hauptstadt in die kurdische Provinz. Im sicheren Ankawa lädt Rektor Lion heute auch muslimische Geistliche zu Gesprächen ins Seminar ein. Doch vom Ergebnis ist er nicht überzeugt. „Die Imame kommen, predigen und gehen dann wieder, aber sie hören uns nicht zu.“ Den irakischen Muslimen fehle eine historisch-kritische Betrachtung des Korans. „Sie versuchen nicht einmal, die brutalen Verse im Koran mit Hilfe ihrer Vernunft als zeitbedingt zu deuten“, erklärt Lion. Im modernen Irak zeige sich zudem ein großes Defizit in der islamischen Lehre: „Der Islam kennt keine Vergebung – wie sollten seine Vertreter also zugeben können, dass sie sich in einzelnen Fragen geirrt haben?“, fragt Lion.

Lädt häufig Muslime zum Dialog ein: Rektor Fadi Lion. 24


Trotz dieser verfahrenen Situation hat Erzbischof Louis Sako immer noch Hoffnung, denn viele reiche muslimische Familien schicken ihre Kinder in christliche Kindergärten und Grundschulen. „Darüber freuen wir uns natürlich sehr“, sagt Erzbischof Sako, „aber wir stellen auch fest, dass diese Muslime eine säkulare Minderheit sind, die sich wenig um die Anweisungen ihrer Imame schert.“ Ist das Zusammenleben im Irak also nur mit modernen Muslimen möglich, die ihren Glauben nicht mehr ernst nehmen? Erzbischof Sako verneint. Auch mit gläubigen Muslimen sei ein Miteinander möglich, aber dazu brauche es eine andere Gesellschaft. „Die Muslime müssen uns Christen wieder kennen lernen. Früher waren wir Nachbarn, doch heute kennen uns die meisten nur noch vom Hörensagen und durch die Horrorgeschichten ihrer Imame.“ Darum sei es ihm wichtig, dass Muslime christliche Kindergärten und Schulen besuchen. „Wenn sie uns kennen, hassen sie uns nicht!“, sagt er.

Ob Muslim oder Christ: Im katholischen Kindergarten Kirkuk ist jedes Kind willkommen. 25


Priester-Sein im Irak: „Wie Schafe unter die Wölfe gesandt“ Tomas Toma ist deutscher Staatsbürger und war bis Juni 2011 Seminarist im chaldäisch-katholischen Priesterseminar der nordirakischen Stadt Erbil. Mitte der 1990er-Jahre ist er aus seiner Heimatstadt Bagdad vor der zunehmenden Gewalt nach Deutschland geflohen. In diesem Interview berichtet er, wieso er nach seiner Einbürgerung in Deutschland wieder zum Studium in den Irak zurückgekehrt ist und welchen Herausforderungen er und seine Mitbrüder sich dort gegenübersehen.

In den Irak zurückgekehrt: Tomas Toma. 26


Herr Toma, Sie sind gelernter Schreiner - wie kamen Sie fern der Heimat dazu, Priester zu werden? Nun, Jesus war schließlich auch Schreiner, beziehungsweise Zimmermann, ebenso wie der heilige Apostel Thomas. Ich bin seit drei Jahren im Priesterseminar Erbil, meine Berufungsgeschichte begann aber in Deutschland Ende Dezember 2003. Damals war ich bereits 34 Jahre alt und spürte plötzlich den tiefen Wunsch, Priester zu werden. Ich traf einen chaldäischen Priester, der mich auf meinem Berufungsweg begleitet hat, fühlte mich aber auch zu den deutschen Franziskanern hingezogen und habe mit den Brüdern in Hermeskeil bei Trier gelebt. Dann kam die Fastenzeit 2007. In dieser Zeit wollte ich intensiv darum beten, dass Gott mir zeigt, wo er mich braucht: ob bei den Franziskanern oder in der chaldäischen Kirche. Die Antwort habe ich schließlich von drei Personen bekommen, die in drei verschiedenen Ländern leben. Alle gaben mir dieselbe Antwort: „Bitte diene in der chaldäischen Kirche als Priester.“ Diese Antwort hat sich für mich in den vergangenen drei Jahren durch viel Gebet bestätigt. Das Gebet ist der Schlüssel dazu, wie man seine Berufung erkennen kann. Wenn ich nicht gebetet hätte, hätte ich mich bis heute nicht entschieden.

So schön ist die Heimat: Sonnenuntergang in der Bischofsstadt Alqosh. 27


Wieso sind Sie ausgerechnet in den Irak ins Priesterseminar? Wäre das nicht auch in Deutschland gegangen? Als die Entscheidung gefallen war, habe ich ein Stipendium bekommen, damit ich an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und am dortigen Priesterseminar studieren darf. Im Seminar gab es kein Problem, aber die Universität hat mein irakisches Zeugnis nicht anerkannt. Ich hätte zwei Jahre lang die deutsche Hochschulreife nachmachen müssen. Mein Bischof hat vorgeschlagen, dass ich das abkürzen und im Irak studieren könnte. Er hat mir vom Priesterseminar in Erbil erzählt und mich gefragt, ob ich bereit wäre, dorthin zu gehen. Mein Bischof überließ mir die Entscheidung, denn er weiß, wie gefährlich es im Irak ist. Ich entschied mich für den Irak und lebe nun wie jeder andere Mitbruder im Priesterseminar Erbil. Wie war die erste Zeit im Priesterseminar für Sie? Das erste Jahr war wirklich hart, und das Philosophiestudium hat mich sehr in Beschlag genommen. Außerdem waren die Menschen hier nicht mehr so, wie ich sie von früher kannte. Es war eine andere Generation, die anders dachte als ich und andere Einstellungen hatte. Immerhin war ich damals schon 34 Jahre alt und alle anderen erst Anfang 20. Damit hatte ich zu kämpfen, aber zum Glück hatte ich mit Amil Nona, dem heutigen Erzbischof von Mossul, einen sehr guten geistlichen Begleiter. Er hat mich sehr ermutigt. Nach dem ersten Jahr kam er zu mir und sagte: „Tomas, alle Achtung! Ich dachte, du bleibst zwei Monate und verschwindest wieder.“ Er verstand meine Probleme und gab mir in vielem Recht. Er sagte: „Die Menschen im Irak sind von innen her verändert.“ Es gibt hier so viel Hass, so viel Verzweiflung und Lustlosigkeit. Im Nordirak mag es Sicherheit geben, aber wie steht es mit dem Rest des Landes? Wenn Sie heute Christ in Bagdad sind, stehen Sie morgens auf und wissen nicht, ob Sie abends noch leben. Das müssen Sie wissen, um die Menschen zu verstehen. Heute kann ich sagen, dass ich meine Mitbrüder alle sehr gern habe. Es sind nicht die Menschen, die böse sind. Es ist die Situation. Im Irak war, so lange ich denken kann, immer Krieg. Meine Mitbrüder haben mir gesagt: „Tja, Tomas, du lebst schon so lange in Deutschland. Dort ist alles okay. Aber wir haben gesehen, wie unsere Verwandten entführt, ermordet und verstümmelt wurden.“ Wenn du so etwas hörst, verstehst du, warum die Menschen sich hier so verändert haben, und du dankst Gott 28


dafür, dass dir das nicht widerfahren ist. Hier im Irak sehe ich in jedem Gesicht innere Zerrissenheit.

Heilige Messe im Priesterseminar von Erbil.

Welche Zukunft sehen Sie persönlich für die Christen im Irak? Wollen Sie, dass ich Ihnen optimistisch antworte oder die Wahrheit sage? Dass die Christen aus dem Irak auswandern wollen, ist ein großes Problem für unsere Kirche. Ich kann diese Entscheidung aber nachvollziehen. Die Christen fliehen nicht wegen des Geldes oder wegen der Arbeitslosigkeit. Sie fliehen, weil es nicht sicher ist im Irak und weil sie ihren Glauben nicht leben können. Der ganze Nahe Osten befindet sich im Umbruch und ich bezweifle, dass dieser Umbruch etwas Gutes bringt. Es ist wie im Winter: Sobald ein bisschen Sonne kommt, regnet es. Aber wenn es dann wieder kalt wird, ist das Glatteis umso gefährlicher. Im Nahen Osten folgt auf jede Phase der Ruhe und Hoffnung nur noch mehr Terror und Gewalt. Für uns Christen kommt hinzu, dass wir inzwischen eine verschwindend kleine Minderheit sind. Früher, das heißt vor 2003, gab es im Irak noch über eine Million Christen. Wie viele sind es heute noch? Statistiken sind im Orient mit Vorsicht zu genießen, aber nach allem, was ich gehört und gelesen habe, sind es heute nicht mehr als 300 000. Die größten Flüchtlingswellen gab es aus Bagdad und Mossul. Einige sind nach Irakisch-Kurdistan geflohen, aber die meisten versuchen, nach Europa, in die USA oder nach Australien zu kommen. 29


Gemeinschaft ist alles: Priesterseminaristen beim Abendessen.

Welche Perspektive hat die irakische Kirche unter diesen Umständen überhaupt noch? Die Kirche wird nur dann im Irak bleiben, wenn wir Christen hier in Sicherheit leben können. Ich bin kein Politiker, darum kann ich auch nicht vorhersagen, wie sich die Situation in den arabischen Ländern entwickeln wird. Nehmen wir Kurdistan: Heute ist es hier sicher. Aber was wird morgen sein? Wird Kurdistan unabhängig? Bleibt es im Irak? Gibt es vielleicht Krieg? Mit dem Iran? Der Türkei? Mit Bagdad? Ich weiß es nicht. Aber die Unsicherheit verfolgt die Menschen. Seit 2000 Jahren kämpfen wir Christen im Irak für unsere Kirche und unseren Glauben. Das begann mit der Evangelisation durch den heiligen Apostel Thomas in Mesopotamien. Seit damals gibt es Christen im Irak. Wenn es hier keine Christen mehr gibt, welche Zukunft hat dann das Land? Ich habe mit vielen Muslimen gesprochen, die mir gesagt haben: „Ohne Euch Christen können wir hier nicht leben.“ Und ich sage Ihnen ganz ehrlich: Hier in Kurdistan werden die Christen nicht deshalb beschützt, weil sie Christen sind, sondern weil die Autonomieregierung der ganzen Welt zeigen will: „Seht her, wir behandeln unsere Minderheiten gut, wir sind eine Demokratie!“ Sie weiß, dass die Christen gut ausgebildet und darum gut für die Wirtschaft sind. 30


Die Gemeinde wartet: Viele Seminaristen werden in lebensgef채hrlichen Gebieten Dienst tun. 31


Sie sind im Seminar der einzige Priesteramtskandidat, der die Perspektive hat, eines Tages im friedlichen Deutschland seiner Berufung nachgehen zu können. Ihre Mitbrüder werden im Irak ihren Dienst tun – auch in lebensgefährlichen Gebieten. Wie ist unter diesen Umständen die Stimmung im Priesterseminar von Erbil? Einige meiner Mitbrüder werden nach dem Ende ihres Studiums zurück nach Bagdad gehen, andere nach Mossul. Natürlich ist das lebensgefährlich. Aber sie möchten auf keinen Fall ihre Gemeinde und ihre Kirche im Stich lassen. Darum bin ja auch ich in den Irak gegangen – weil ich meiner Berufung gefolgt bin und niemals meine Gemeinde verlassen werde. Wenn mein Bischof heute sagt, dass ich nächste Woche eine Pfarrei in Bagdad übernehmen soll, dann packe ich morgen meine Koffer. In aller Freiheit haben wir Priester dem Herrn unser Jawort gegeben. Jeder von uns könnte sich heute dafür entscheiden zu gehen. Aber wir bleiben. Ihre Eltern und ein großer Teil Ihrer Familie sind noch in Deutschland. Was sagen sie dazu, dass Sie zum Studium zurück in den Irak gereist sind? Meine Eltern machen sich große Sorgen. Jeden Tag rufe ich sie an. Und wehe, ich melde mich einmal zwei Tage lang nicht! Dann ruft mich meine Mutter an und ist ganz aufgelöst! Meine Mutter und mein Vater sind alte, kranke Leute, und die Angst um mich macht sie noch kränker. Täglich sage ich ihnen, dass es mir hier gut geht, dass es in Erbil friedlich ist und dass ich zufrieden bin. Wie können wir in Europa den Christen im Irak helfen? Das ist sehr schwer, denn ein großes Problem ist die Arbeitslosigkeit im Land. In manchen Gegenden hat man als Christ bei der Arbeitssuche keine Chance. Hier in Kurdistan muss man zum Beispiel kurdisch sprechen, um Arbeit zu bekommen. Für Flüchtlinge ist das ein großes Hindernis, denn unter Saddam Hussein war die kurdische Sprache verboten. Es gibt viele arme Familien, in denen Vater oder Mutter getötet wurden und die Kinder alleine bleiben müssen. Die Kirche versucht zwar zu helfen, aber es sind einfach zu viele Schicksale, als dass wir das alleine bewältigen könnten. Wir sind wie Schafe unter die Wölfe gesandt. Das Traurige für unser Land ist, dass die Wölfe nicht nur die Christen auffressen werden, sondern auch alle anderen. Wenn ich als Priester sage: „Bitte bleibt im Irak!“, dann ant32


worten mir die Leute: „Gut, wir bleiben. Aber gib uns Sicherheit!“ Dazu müsste auch der Westen mehr beitragen.

Möchte gerne in seiner Heimat bleiben: Waisenmädchen im Nordirak. 33


Hoffnung für Levo Nach den Gesprächen mit Priestern und Ordensleuten in den Großstädten des Nordirak ging unsere Reise in die kurdische Bergregion. Dort sind wir den „einfachen“ Gläubigen begegnet und wurden Zeugen des harten Alltags der Menschen. Diese Reportage fasst die Lage der Christen in den abgelegenen Bergdörfern zusammen.

Eine halb zerfetzte kurdische Fahne flattert auf dem Dach, der Wind pfeift über die mit roten Mohnblumen getupften grünen Wiesen, die Sonne scheint, es ist ein kalter Maitag. Afram Yokhanna steht mit einem versteinerten Gesicht vor seinem kleinen Haus im nordirakischen Dorf Levo und starrt in die Ferne. „Hier bin ich wieder.“ Fast unmerklich bewegen sich seine Lippen. „46 Jahre Bagdad und jetzt bin ich wieder hier.“ Seine blaue Trainingshose schlackert wild um seine Beine. Er steht da wie angewurzelt. „Meine armen Kinder“, sagt er nach einer Weile. Dann geht er ins Haus. Dort ist es still, die Sonne malt gelbe Flecken auf das Sofa. Aus dem Hinterzimmer dringt ein Stöhnen, gefolgt von einem zärtlichen Flüstern. Hanna liegt gekrümmt auf einem Bett, ihr schmächtiger Körper verkrampft sich. Ihr Bruder sitzt auf dem Teppich neben ihr, ein Seil bindet seinen rechten Fuß an einen der Bettpfosten. Er steckt sich die ganze Hand in den Mund. „In Bagdad haben sie Medikamente bekommen.“ Zärtlich streicht Afram seiner Tochter durchs Haar. „Hier gibt es nichts.“ 34


Afram Yokhanna und seine Kinder.

Dieses Nichts teilen sich in Levo 156 christliche Familien. Die meisten von ihnen waren in den 1960er-Jahren aus dem Nordirak nach Bagdad geflohen, weil die Zentralregierung damals einen blutigen Feldzug gegen die kurdische Bevölkerung des Nordens begonnen hatte. Doch seit dem Einmarsch der US-Truppen 2003 und dem darauf folgenden Bürgerkrieg war es auch in der Hauptstadt mit der Sicherheit vorbei. Sunnitische und schiitische Milizen kämpften um die Vorherrschaft im Land. Bagdad und Mossul, die beiden größten Städte des Irak, wurden zu Terroristenhochburgen. Separatisten, Fanatiker und einfache Kriminelle nutzten das Sicherheitsvakuum für ihre Zwecke. Die Christen suchten unter diesen Umständen wieder Zuflucht in ihrer alten Heimat, den Bergdörfern des Nordirak. Dort sorgen die kurdischen Milizen für Sicherheit. Afram kam 2007 zurück nach Levo. „Ich habe meine Frau und die Kinder ins Auto gepackt und bin 14 Stunden durchgefahren“, erzählt er. Von seinem Ersparten hat sich der pensionierte Elektriker das kleine Haus gekauft, inzwischen lebt er von Almosen und den 50 Dollar, die ihm die kurdische Autonomieregierung monatlich für den Unterhalt seiner Familie zahlt. Er schläft auf dem Boden bei seinen beiden behinderten Kindern, seine Frau im Wohnzimmer auf dem Sofa. Eine Küche, ein Bad. Ein Zuhause. 35


Zuhair Daniel schluckt, als er Aframs Haus verlässt und schüttelt den Kopf. Zuhair war bis zu seinem Ruhestand Lehrer, heute erledigt er für die Diözese Zaxo die Verwaltungsarbeit. Viele wichtige Angelegenheiten landen auf seinem Schreibtisch, denn die Diözese hat zurzeit keinen Bischof. Levo ist eine jener Pfarreien, die Zuhair meistens nur auf dem Papier zu sehen bekommt. „Das ist schockierend“, sagt er. „Erst habe ich mich gefreut, dass unsere Leute wieder zurückkommen. Aber was gibt es hier für sie?“ 1961 war Levo ein blühendes Dorf gewesen, jeder hatte Arbeit. Doch damals gab es noch keine Traktoren. Heute beschäftigen die 3500 Hektar fruchtbares Land rund um Levo gerade mal vier Familien. Der Rest sitzt fest, 20 Kilometer von der Bezirkshauptstadt Zaxo entfernt. Und selbst dort ist die Arbeitslosigkeit sehr hoch. 36


Die Christen sitzen mitten im Nirgendwo fest.

„Der soziale Druck in den Familien ist enorm“, erzählt Zuhair. „Es ist sehr schwer, die Menschen davon abzuhalten, aus ihrer Not heraus eine Dummheit zu begehen.“ Schmuggel, Diebstahl, Prostitution. Die Möglichkeiten für all diese „Dummheiten“ sind in Zaxo gegeben. Die Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in die nahe Türkei, kilometerlang säumen Lastwagen die Straße von und zur Grenze. Zuhair winkt ab. „Die fahren alle nur durch. Und wenn sie Geld hierlassen, teilen sich das einige wenige Familien untereinander auf.“ Familie: An diesem Wort hängt in Zaxo alles – im Guten wie im Schlechten. „Vor vier Tagen haben Islamisten versucht, den Schnapsladen eines unserer Pfarreimitglieder anzuzünden“, berichtet Zuhair. „Wir wissen, wer es war und der Polizeichef weiß es auch, aber verhaftet wird niemand.“ Warum? Familie. „Der Täter ist sein Neffe.“ 37


Islamisten haben in Irakisch-Kurdistan im Vergleich zum übrigen Irak trotzdem einen schweren Stand. Sicherheit ist für die kurdische Autonomieregierung in Erbil die Währung, mit der sie Investoren ins Land holt. Gerade die vergleichsweise gut ausgebildeten christlichen Flüchtlinge will sie halten und siedelt sie vor allem in Grenzgebieten an. Ein guter Puffer für das neue Kurdistan gegen den arabischen Irak, die Türkei, den Iran. Im Gegenzug tut die Regierung alles, um für öffentliche Ordnung zu sorgen und Islamisten aus der Politik herauszuhalten. Zuhair bleibt skeptisch und hält alle islamischen Parteien für gefährlich. „Diese Fanatiker wollen uns Christen aus dem Irak vertreiben. Wenn uns die Regierung beschützen will, sollte sie weniger bewaffnete Wachen vor unsere Kirchen stellen, sondern lieber Arbeit und Wohnungen für unsere Familien schaffen!“

Arbeit und Wohnungen fehlen in der kurdischen Bergregion. 38


200 Häuser wurden in Levo aus dem Boden gestampft, finanziert von der Zentralregierung in Bagdad. Doch jemand muss den Menschen dort Hoffnung geben. Zuhair und seine Mitarbeiter helfen, wo sie können, doch die Diözese ist selbst auf Unterstützung angewiesen. In Levo kam diese Hilfe von KIRCHE IN NOT. Unser Hilfswerk baute den Flüchtlingen eine Kirche und finanzierten einen Bus, damit die Kinder und Jugendlichen des Dorfes zur Schule nach Zaxo fahren können. „Es ist so wichtig, dass die jungen Leute jeden Tag aus dem Dorf rauskommen“, sagt Pfarrer Jamal Yohanna. Der Pfarrer von Levo lebt in Zaxo, denn von den neu gebauten Häusern im Dorf war für ihn keines reserviert. Pfarrer Jamal ist selbst ein Flüchtling aus Bagdad, erst 2010 wurde der ehemalige Ingenieur ordiniert. KIRCHE IN NOT hat versprochen, für ihn ein Priesterhaus zu errichten. „Wer baut, der bleibt“, sagt Pfarrer Jamal und lächelt, während er auf das Haus von Afram Yokhanna zugeht. Er hat ihm versprochen, zusammen mit seiner Familie zu beten. „Wenn die Menschen sehen, dass die Kirche in Gebäude, Fahrzeuge und Personal investiert, bekommen sie genau die Hoffnung, die uns hier fehlt.“ Afram sieht den Pfarrer kommen und zum ersten Mal geht ein Riss durch seine steinernen Gesichtszüge. „Abuna“, sagt er. „Vater.“ Pfarrer Jamal dreht sich noch einmal um. „Sehen Sie, was ich meine?“

Die Kirche von Levo: Der einzige Lichtblick der Menschen. 39


Im Land der GeisterfahrerDemokraten Die Reise nach Levo war nicht ungefährlich, denn der irakische Straßenverkehr hat seine Tücken. Vor allem, wenn man mit einem waghalsigen Bischof unterwegs ist. Der folgende Text schlägt etwas augenzwinkernd eine Brücke zwischen dem irakischen Fahrstil und der politischen Situation im Land.

Bischof Rabban Al-Qas (Diözese Ahmandiya).

„Was ist mit euch los, da hinten?“ Bischof Rabban lacht lauthals und überholt den nächsten rostigen Lastwagen, der sich die engen kurdischen Bergstraßen hinaufquält. Der Tacho steht auf 140 km/h, die Fliehkraft presst uns auf dem Rücksitz zusammen und schleudert uns in der nächsten Kurve auf die andere Wagenseite. Unsere Schutzengel machen Überstunden, bereits zweimal sind wir nur um Haaresbreite laut hupend einem Frontalzusammenstoß entkommen. Unablässig tippt Bischof Rabban eine SMS nach 40


der anderen in sein Handy. „Das Auto ist mein Büro“, sagt er. Wenn das so ist, braucht er dringend eine Sekretärin oder zumindest einen Chauffeur. Bevor er den nächsten Laster überholt, dreht sich seine Exzellenz noch einmal zwei endlos lange Sekunden um und ruft uns mit leuchtenden Augen zu: „Keine Angst! Christus ist unsere Hoffnung!“

Die Ausnahme von der Regel: Friedliche politische Versammlung von Christen, Muslimen und Jesiden.

Dass der Sohn Gottes für den modernen Straßenverkehr wahrscheinlich andere Vorgaben als das Prinzip Hoffnung geben würde, ist dem tatkräftigen nordirakischen Gottesmann schlecht beizubringen. Uns Besuchern lehrt der irakische Straßenverkehr dagegen viel über die verfahrene politische Situation im Land. Seit die „Koalition der Willigen“ 2003 unter der Führung der USA das Regime von Saddam Hussein gestürzt hat, gibt es keine Sicherheit mehr im Irak. Die Regeln des friedlichen Zusammenlebens zwischen Volksgruppen und Religionen, die Jahrhunderte lang mal schlecht, mal recht, aber doch im Großen und Ganzen funktionierten, wurden mit einem Schlag weggewischt. Ein Bürgerkrieg brach aus und Sunniten kämpften gegen Schiiten, Araber gegen Kurden, alle gegen die Westalliierten, und mittendrin standen schutzlos zwischen allen Fronten 41


die irakischen Christen. Der Irak ist auch heute noch ein Staat, der die Sicherheit seiner Bürger nicht garantieren kann. Was unter anderem daran liegt, dass sich kaum einer an die grundsätzlichsten Regeln hält. Wie im Straßenverkehr eben: Vier Autos überholen sich gegenseitig auf einer engen Landstraße, den Gegenverkehr fordern sie hupend zum Verlassen der Fahrbahn auf und die Fahrer schimpfen lauthals, weil die anderen sich genauso verhalten wie sie selbst. „Ich, ich, ich!“, steht in imaginären Sprechblasen über jeder Fahrerkabine geschrieben. Wenn das Verständnis für höhere Werte und Regeln verschwindet, werden die Menschen auf archaische Strukturen zurückgeworfen. Und so zählen im Irak heutzutage vor allem Familien- und Stammesbande. Für den Aufbau des Landes ist dies das reinste Gift. Bischof Rabban fährt mit uns auf eine Autobahn, eine bessere Landstraße mit getrennten Fahrstreifen. Plötzlich kommt uns ein Geisterfahrer entgegen. Zupackend wie der Bischof nun mal ist, parkt er seinen Geländewagen prompt quer, steigt aus und stellt die jungen Leute im anderen Auto zur Rede. „Warum fahrt Ihr nicht auf der richtigen Straßenseite?“, will er wissen. Die Antwort: „Das ist Demokratie! Wir gegen alle!“

Politik auf der Überholspur: „Wir gegen alle!“ 42


Wie Geisterfahrer muten in der Tat die Splittergruppen, Parteien und Koalitionen an, die von Bagdad aus versuchen, das an Rohstoffen und Potenzial so reiche Land wieder in den Griff zu bekommen. Alle geben Vollgas, alle versuchen, sich gegenseitig zu überholen, es gilt das Motto: „Wer bremst, verliert“. Am Ende steht aber nur das nächste Zerwürfnis, der nächste Anschlag. Wieder landen sie im Straßengraben und fahren ein Land, das der blühende Motor einer ganzen Region sein könnte, gegen die Wand. Das Denken in engen Grüppchen, das Sich-Abgrenzen findet man im Irak überall. Sicher fühlen sich die Menschen nur, wenn sie „unter sich“ sind; so gibt es Dörfer für Sunniten, Schiiten, Jesiden, Christen, Kurden und Araber. Viele führen sich auf wie bayerische Dorfjugendliche, die dem Nachbardorf den schöneren Maibaum nicht gönnen. Mit dem kleinen Unterschied, dass das „Maibaumstehlen“ im Irak kein Jugendstreich ist. Die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Dörfern verschiedener Volksgruppen und Konfessionen werden mit Sturmgewehren und Sprengladungen geführt und von Terrororganisationen wie „Al Quaida“ gefördert.

„Wir sind alle Iraker!“ 43


Wo ist der gemeinsame Nenner, der im Irak für eine funktionierende Demokratie gebraucht würde? Wie heißt das Mittel gegen das „Wir gegen alle!“ der Geisterfahrer? Bischof Rabban kennt es: „Wir sind alle Iraker. Daran müssen wir uns wieder erinnern.“ Doch dieser Bund einer Nation ist spätestens seit 2003 zerbrochen und wurde ersetzt durch religiöse und ethnische Bündnisse. So wie in Irakisch-Kurdistan, das wir gerade mit unserem waghalsigen Bischof durchqueren. Die autonome Region im Nordosten des Landes gehört offiziell noch zum Irak, verfügt aber über eine eigene Miliz, der es gelingt, effektiv für Sicherheit zu sorgen. Dass die Christen in Kurdistan in größerer Sicherheit leben können als im übrigen Land, ist erfreulich. Dass aber regionale Milizen besser funktionieren als die irakische Armee, ist bedenklich. Ist der Irak wirklich nur zu retten, indem man ihn zerteilt? Plötzlich hüpft ein kleiner Welpe unbeholfen auf die Fahrbahn. Ein Lastwagen donnert über ihn hinweg und der Luftzug wirbelt ihn derart herum, dass er sich einige Male überschlägt. Mit einem protestierenden Japsen hoppelt das kleine Tier in die Böschung, augenscheinlich ohne einen Kratzer abbekommen zu haben. Glück muss man haben. Am Ende der langen Fahrt wünschen wir den Christen im Irak das Glück des kleinen Hündchens. Sie werden es brauchen.

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Mossul: Christen im Brennpunkt des Terrors Besonders bedrängt sind die Christen in der nordirakischen Millionenstadt Mossul. Seit dem Einmarsch der US-Truppen ist die Metropole ein Brennpunkt des Terrors. Sunnitische und schiitische Milizen kämpfen um die Vorherrschaft in der strategisch wichtigen Stadt am Tigris direkt an der Grenze zum autonomen Kurdengebiet. Für Christen ist es in Mossul auch heute noch lebensgefährlich, auf die Straße zu gehen. Viele verbarrikadieren sich seit Jahren in ihren Wohnungen und verlassen sie nur zum Kirchgang. Von der aktuellen Situation in dieser bedrängten Stadt erzählt dieses Interview mit dem Erzbischof von Mossul, Amil Shamaaoun Nona. Erzbischof Nona, wie gefährlich ist Mossul heutzutage für Christen? In den vergangenen Jahren war Mossul eine sehr gefährliche Stadt – ganz besonders für uns Christen. Mein Vorgänger, Erzbischof Faraj Raho, wurde entführt und ermordet. Ebenso wurden viele unserer Gläubigen getötet, darunter auch ein Priester. Darum haben die meisten Christen Mossul inzwischen verlassen. Im Zentrum der Stadt hatten wir früher acht Pfarreien, jetzt sind es nur noch drei. Die meisten Pfarreien sind heutzutage außerhalb Mossuls angesiedelt, in den Dörfern Karamess, Karakosch und Telkef. In den letzten Monaten hat sich die allgemeine Situation in Mossul aber leicht verbessert und wir hoffen, dass es so weiter geht. Ich habe in Deutschland mit irakischen Flüchtlingen aus Mossul gesprochen, die erzählten, dass sie vor ihrer Flucht im Jahr 2008 nur noch in ihren Häusern bleiben konnten und die Einkäufe von muslimischen Nachbarn erledigen lassen mussten … Das hat sich ein bisschen verbessert, aber nicht sehr. 2008, 2009 und auch 2010 wurden viele Christen getötet. Ihre Häuser wurden von Terroristen gestürmt, ganze Familien wurden ermordet oder gezwungen, die Stadt zu verlassen. Das war noch bis vor einem halben Jahr so. Jetzt ist es ruhiger, aber es ist schwer zu sagen, ob es so bleibt. Denn in der Vergangenheit hat es immer wieder Zeiten gegeben, in denen die Lage sich beruhigte. 45


Erzbischof Amil Shamaaoun Nona in seinem Büro außerhalb Mossuls.

Doch dann haben die Angriffe wieder begonnen. Es stimmt, was Ihnen die Christen in Deutschland gesagt haben: Sie wurden auf den Straßen bedrängt und getötet, oft sogar in den eigenen Häusern. 46


Straßensperren und Kriegsgerät sind allgegenwärtig in Mossul.

Wir hören immer wieder, dass nur diejenigen in Mossul bleiben, die sich keine Flucht leisten können. Ist das so? Sind es nur arme Leute, die in Mossul leben? Ja, der Großteil der verbliebenen Familien in Mossul ist eher arm, vor allem im älteren Teil der Stadt jenseits des Tigris. Diesen Stadtteil können wir derzeit nicht betreten. Dort sind nur arme Familien zurückgeblieben, die keine Möglichkeiten zur Flucht haben. Große Probleme in und um Mossul bereiten die Arbeitslosigkeit und eine schlecht funktionierende Stadtverwaltung. Glauben Sie, dass sich das in den nächsten Jahren bessert? Das hängt von der Entwicklung der politischen Lage im Irak ab. Denn alle unsere Probleme sind politischer Natur. Wenn die politische Lage so bleibt, werden Mossul und die ganze Region nie zur Ruhe kommen. Wenn allerdings die politischen Gruppen untereinander Frieden finden, sieht die Sache anders aus. Ich bete darum, dass das geschieht, denn dann würde sich Vieles zum Guten wenden. 47


Wachposten an der Zufahrtsstraße zu einem christlichen Dorf.

Sie wurden ernannt, nachdem ihr Vorgänger, Erzbischof Faraj Raho, von Terroristen entführt und getötet wurde. Hatten Sie keine Angst, Erzbischof von Mossul zu werden? Ich war in der Tat ein wenig besorgt, aber Angst hatte ich keine. Denn irgendjemand musste schließlich kommen und den Menschen hier dienen. Ich habe viele Gläubige in meiner Diözese. Und selbst wenn nur noch wenige in der Stadt Mossul übrig geblieben sind, brauchen sie dennoch einen Hirten, der ihnen dient. Dieser Ruf, diese Pflicht, die mir Gott auferlegt hat, wischte meine Besorgnis weg. Besuchen sie Ihre Gläubigen in Mossul oft? Nein. Mein Bewegungsradius ist sehr begrenzt, vor allem innerhalb Mossuls. Es ist dort immer noch lebensgefährlich für uns Christen und auch ich muss sehr vorsichtig sein, wenn ich mich auf den Straßen bewege. Wenn es also nichts Unaufschiebbares gibt, bleibe ich außerhalb der Stadt. 48


Ergreifen Sie bessere Sicherheitsmaßnahmen als ihr Vorgänger? Mehr Leibwächter zum Beispiel? Nein, ich habe keinen einzigen Leibwächter. Es ist besser für die Sicherheit, sich ohne Leibwächter zu bewegen. Wenn mich immer jemand begleiten würde, zöge das nur Aufmerksamkeit auf sich. Ohne Leibwächter kann ich mich unauffälliger bewegen. Ich wechsle oft meine Autos und nehme immer unterschiedliche Wege. Im Grunde bewege ich mich wie ein Geheimagent.

Erzbischof Nona in einer zerstörten Kirche in Mossul.

Sie feiern mit den Christen in Mossul regelmäßig Gottesdienste. Was sagt ein Priester seinen Gläubigen in einer solchen Situation? Wir reden über den Glauben. Wir wollen gläubig bleiben gemäß unserer christlichen Prinzipien und Wurzeln. Es ist sehr schwierig über die Zukunft zu reden, weil niemand weiß, was passieren wird. Wir reden über die Gegenwart. Wir fragen uns, wie wir heute als Christen in Mossul leben können, wie wir in einer derartigen Situation zu unserem Recht kommen. Darüber reden wir mehr als über alles andere. 49


Und welche Antwort geben Sie den Menschen? Wie können die Christen in Mossul leben? Das Wichtigste ist, das Leben selbst zu kennen. Als ich nach Mossul kam, war für mich nicht die Frage wichtig, wie ich mich verteidigen oder mein Leben retten kann. Ich wollte vielmehr herausfinden, wie ich unter diesen Umständen überhaupt leben kann. Die ständige Angst vor dem Tod und der Verfolgung führt dazu, dass der Mensch seine Menschlichkeit verliert. Es ist darum besser, an das Leben heute in diesem Moment zu denken. Ich führe die Menschen zu einem innerlichen, christlichen Leben, damit sie die christlichen Prinzipien und Werte in sich bewahren. Das ist das einzige Heilmittel für unsere Angst vor der Zukunft und dem Tod.

Ein christliches Mädchen in Mossul: Was haben ihre Augen schon alles gesehen? 50


Haben Sie den Eindruck, dass die Gläubigen ihre Botschaft verstehen? Natürlich! Und auch ich habe viel von unseren Gläubigen gelernt. Vor allem, dass der Glaube umso stärker wird, je schwieriger die Situation ist. Die Gläubigen tauschen sich über ihre schlimmen Erlebnisse und über ihre Lebensumstände aus. Ich denke sogar, ich habe mehr von Ihnen gelernt, als sie von mir. Denn sie sind es, die wahrhaft ihren christlichen Glauben leben! Stellen Sie sich zum Beispiel nur einmal vor: Am Ende der vergangenen Fastenzeit gab es eine Ausgangssperre, doch meine Gläubigen sind dennoch an Gründonnerstag und Karsamstag mehr als eine Stunde zu Fuß zur Kirche gegangen. Kein Mensch war sonst auf der Straße, und der Weg zur Kirche war lebensgefährlich. Doch nichts konnte sie aufhalten. Das nenne ich lebendigen Glauben! Ich glaube, dass der Herr die schwierige Situation in Mossul dazu benutzt hat, das Leben jener Christen, die dort noch ausharren, tiefer in den Glauben und in die Menschlichkeit hineinzuführen.

Diese Kirche in Mossul wurde durch einen Bombenanschlag schwer beschädigt. 51


Abba statt Allah – christliche Spurensuche im Irak Dies ist ein sehr persönlicher Text, in dem ich meine geistlichen Eindrücke der Reise wiedergebe. Der Irak ist, wie es der Titel dieses Buches richtig sagt, das „Land der Propheten“ voll großartigem kulturellem und religiösem Erbe. Ein Besuch in diesem Land ist gleichzeitig eine Pilgerreise – und davon soll hier berichtet werden.

Eine Projektreise durch den Irak ist kräftezehrend. Jeden Tag geht es von Kirche zu Kirche, von Pfarrzentrum zu Pfarrzentrum, von Kloster zu Kloster. Irgendwann verschwimmt alles und die Versuchung wird groß, in den Gotteshäusern nur noch mehr oder weniger geschmackvoll eingerichtete Vereinsheime zu sehen. Mit großem Eifer setzt die Reiseleitung von KIRCHE IN NOT alles daran, die Spendengelder richtig einzusetzen und der Kirche vor Ort zu helfen. Doch wer wie ich das Ganze als begleitender Journalist beobachtet, für den wird es irgendwann eintönig. 52


Aber Gott sei Dank: Aus dieser nüchternen Stimmung reißt mich die tägliche Heilige Messe wie ein Donnerschlag. Der Weihrauch, die feierlichen Gesten des Bischofs, der klagende orientalische Gesang der Gemeinde. Die Frauen stehen in den hinteren Reihen mit krauser Stirn, geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen, die Haare von feinen Spitzentüchern bedeckt. Die Männer vorne sind in tiefem Ernst versunken, aufrecht, manche mit von der Arbeit gebeugten Rücken. Augen wie schwarze Perlen blicken mich beim Friedensgruß an. Die Rufe vom Altar erhalten Antwort aus der Gemeinde. Und über all dem schwebt ein Geist, so leicht, frei und friedlich wie die weiße Taube am blauen Himmel.

Heilige Messe in der Kathedrale von Alqosh.

Wir fahren durch ein Land mit tiefen geistlichen Wurzeln. In den grünen Bergen Kurdistans führt uns Bischof Rabban Al-Qas zu einem besonderen Ort: eine Höhle, in der der heilige Apostel Thomas gelebt haben soll. Rote Mohnblumen säumen den engen Schotterweg, der bald ganz zum Trampelpfad zwischen niedrigen Bäumen und hohem Gras wird. Immer wieder begegnen uns Frauen, die den Rosenkranz zwischen den Fingern bewegen. Freundlich lächeln sie uns an, während ihre Lippen sich unaufhörlich zum leisen Gebet bewegen. 53


Bischof Rabban Al-Qas vor der Höhle des heiligen Apostels Thomas.

Wir nähern uns dem Wallfahrtsort, den Bischof Rabban gerne noch besser ausbauen würde. „Letztes Jahr haben wir die Straße zur Höhle mit einer großen Feier eröffnet, doch der Höhlenvorplatz muss noch größer werden, damit genug Platz für die Pilger ist.“ Als wir um eine Ecke biegen, sehen wir, was Bischof Rabban meint. Mitten in einem ins gelbe Gestein gehauenen Halbrund klafft eine enge Öffnung. Die Wände oberhalb des Höhleneingangs sind rußgeschwärzt. „Wir haben die Höhle ausgeräuchert, um sie zu desinfizieren“, erklärt der Bischof. Um hinein zu gelangen, muss der Gottesmann zwei Meter an der steilen Wand hinaufklettern und sich dann durch die enge Öffnung zwängen. „Man muss sich bücken – und mit einem zu dicken Bauch hat man gar keine Chance“, zwinkert uns der drahtige Bischof zu. „Schon der Eingang lehrt uns etwas über unseren Glauben.“ Demut und Askese ganz praktisch. Drinnen sind noch einige in den Stein gehauene Schlafplätze zu bewundern. Hier soll der heilige Thomas also gelebt haben. In der Stille der Berge sendet der Pilger ein Gebet zum Himmel. 54


Malerisch in den grünen Bergen Kurdistans gelegen: Das Dorf Mangesh.

Der kleine Vorplatz der Höhle lädt zur Rast ein. Man hat einen guten Blick auf das nahe Dorf Mangesh inmitten einer üppig bewachsenen Hügelkette. Verträumt schaut Bischof Rabban ins Tal. Es ist seine Heimat, hier hatte er als junger Priester seine erste Pfarrei. Es waren schlimme Zeiten, in denen die Soldaten Saddam Husseins gegen die Kurden vorrückten. Die heute so friedlichen Berge waren zu jener Zeit Schauplatz grausamer Gefechte. „Damals kamen oft Kämpfer der kurdischen Miliz nach Mangesh“, erinnert sich Bischof Rabban. „Aus irgendeinem Grund mochten sie mich und baten darum, dass ich die Begräbnisse für ihre Gefallenen abhalte.“ Die Regierung in Bagdad sei darüber überhaupt nicht erfreut gewesen. „Aber das war mir egal. Menschen sind wichtiger als die Politik.“ Ein Leitsatz, den sich Bischof Rabban bis heute bewahrt hat. Für die Menschen, viele von ihnen Flüchtlinge aus Bagdad, möchte er sein Dorf zu einem geistlichen Zentrum machen. „Der Name Mangesh bedeutet ‚berührt von’. Das heißt, berührt von demjenigen, der die Wundmale Jesu berühren durfte“, erklärt er. „Diesen Namen findet man in vielen Ländern, die vom Apostel Thomas evangelisiert wurden, so zum Beispiel auch in Indien.“ Archäologen haben in der Nähe von Mangesh Spuren einer uralten jüdischen Siedlung gefunden, die lange vor den ersten Christen errichtet worden war. Dem Apostel bot sich hier also ein ideales geistliches Pflaster für seine gute Botschaft. 55


Der Eingang zum Grab des Propheten Nahum in Alqosh.

Die zerfallenen Überreste einer weiteren jüdischen Siedlung finden sich etwa 40 Kilometer von Mangesh entfernt in der Bischofsstadt Alqosh. Hier können Pilger die Gräber des alttestamentlichen Propheten Nahum und dessen Frau Sara besuchen. Bischof Michael Maqdasi ist in Alqosh geboren und kann sich noch an die Zeit erinnern, als die Juden die Stadt verließen. „Es war 1949“, sagt er. „Die Staatsgründung Israels sorgte in der gesamten arabischen Welt für Empörung und der Druck auf die im Irak lebenden Juden wuchs.“ Die jüdische Gemeinde Alqoshs, die seit der babylonischen Gefangenschaft hier gelebt hatte, floh unter diesem Druck innerhalb eines Jahres aus dem Land und ließ ihr Kulturzentrum mitsamt dem Prophetengrab zurück. Seitdem versuchen die Katholiken ihr Bestes, den heiligen Ort zu erhalten. Doch weil das Geld für nötige Restaurierungen fehlt, steht der Sarkophag Nahums heute inmitten eines zerbröckelnden Gemäuers, nur notdürftig von einer hässlichen grünen Plane abgedeckt. 56


Eine Christin entzündet Kerzen am Grab Nahums.

Auch hier treffen wir Frauen, die an diesem heiligen Ort beten und Kerzen anzünden. Auch am Grab Saras zeugen brennende Kerzen und Rosenkränze von großer Ehrfurcht, die die Menschen Nahums Frau entgegenbringen. Ihr Grab steht inzwischen unter freiem Himmel, denn das Gebäude, das es einst schützte, ist längst zerfallen. Romantisch sieht der Weg dorthin im Sonnenschein zwar aus - mit all dem grünen Gras und den roten Mohnblumen. Doch ist es nur eine Frage der Zeit, bis das uralte Kulturerbe zusammenbrechen wird, geschliffen von den Sandstürmen und zerrüttet von Wind und Regen. 57


Mohnblumen säumen den Weg zum Grab von Nahums Frau Sara.

Besser instand gehalten ist das Kloster des heiligen Hormizd in den Bergen von Alqosh. Die Wurzeln dieses Ortes gehen bis ins siebte Jahrhundert zurück, damals lebten hier über hundert Mönche in einfachen Berghöhlen. Hinter die hohen Klostermauern zogen sie sich nur zurück, wenn Kriege oder Banditen sie bedrängten. Die Mauern beschützen bis zum heutigen Tag die Klosterkirche, zu der auch Muslime pilgern, um der Jungfrau Maria ihre Ehrerbietung zu erweisen. „Den Schleier Marias sehen sie als das Vorbild für das Kopftuch ihrer Frauen“, erklärt Bischof Maqdasi. Entsprechend gemäßigt und kultiviert seien die Muslime, die man hier antreffe. „Von einer Maria in Burka hat schließlich noch keiner was gehört“, sagt der Bischof lächelnd und nickt einem muslimischen Ehepaar zu, das uns auf dem steilen Pfad entgegenkommt. Beide lächeln und grüßen. „Salaam aleikum!“ „Friede sei mit Euch“, rufen sie uns zu. 58


Die gute Aussicht vom Kloster des heiligen Hormizd genießen heutzutage leider nur wenige Besucher.

Inspiriert von dieser freundlichen Begegnung besuchen wir im weiteren Verlauf der Reise auch eine Moschee. Dort ist es ganz anders als in einer Kirche. In einem christlichen Gotteshaus ist Gott nahe, alles atmet seinen Heiligen Geist, seine Anwesenheit umfängt mich. Wenn ich diesem unbestimmten Gefühl nachspüre, weiß ich: Gott liebt uns und wird uns nie verlassen. Die Moschee ist dagegen vor allem eines: Leer. Selbst wenn sie mit hunderten Gläubigen gefüllt ist: das Wichtigste fehlt. Gott ist nicht da, denn er ist in den Augen der Muslime ja der ganz Andere, der Ferne, gegenüber 59


dem der Mensch keine andere Wahl hat, als die bedingungslose Unterwerfung. Für einen gläubigen Christen ist die Moschee ein trauriger Ort, erfüllt von verzweifelten Rufen: „Allahu Akbar“, „Gott, Du bist groß.“ Ja schon, möchte ich antworten. Aber Gott, wo bist Du? All die herrlichen Kunstwerke und Verzierungen in der Moschee strecken sich ohne Antwort nach einem unerreichbaren Wesen aus, während sie in einer christlichen Kirche umarmt werden vom Atem jenes lebendigen Geistes, der versprochen hat: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Nach dem Aufenthalt in einer Moschee werde ich nie mehr in Versuchung geraten, eine Kirche mit einem Vereinsheim zu verwechseln. Und ich bin dankbar, dass ich keinen „Allah“, sondern einen „Abba“ habe: einen liebenden Vater.

Das Innere einer leeren Moschee. 60


Impressionen: Manche Bilder sagen mehr als tausend Worte. Darum zeige ich Ihnen auf den folgenden Seiten einige Fotos, die für mich viel über den Irak aussagen.

Die drei wichtigsten Dinge im Irak: Glaube, Klimaanlage und interreligiöser Dialog. Bei Temperaturen von über 50 Grad im Sommer steht von diesen dreien oft die Klimaanlage an erster Stelle. Leider sind Stromausfälle an der Tagesordnung, in manchen Regionen gibt es nur ein bis zwei Stunden am Tag Strom. 61


Wie hier in der Kathedrale von Kirkuk findet man im Irak in allen Kirchen nur leere Kreuze ohne Corpus. Der auferstandene Herr ist die Kernaussage und die Hoffnung der irakischen Christen. Auch wenn, wie im Moment der Aufnahme, gerade mal wieder ein Stromausfall das t채gliche Leben lahmlegt. 62


Der heilige Josef und die Muttergottes werden im Irak immer als junge Menschen dargestellt. Ähnlich wie durch die Betonung der Auferstehung durch das leere Kreuz zeigt sich darin die lebendige Hoffnung der Christen.

Normalität im Irak: Das Interesse am internationalen Fußball eint alle Volksgruppen und Religionen. Und alle kleinen Jungs möchten eines Tages am liebsten auf dem grünen Rasen ihr Geld verdienen. 63


Verkrampfte Sehnsucht nach Normalität: Selbst in den abgelegenen Gegenden des Nordirak findet man solche Vergnügungsparks mit obligatorischem Riesenrad. Nie sind sie in Betrieb und machen einen gespenstischen Eindruck auf den Besucher.

Wunderschönes Kurdistan: Jene Region, in der heutzutage die meisten Christen Zuflucht gefunden haben, war zu Saddam Husseins Zeiten das Ferienziel der oberen Zehntausend aus Bagdad und Mossul. Kehrt hier dauerhafter Frieden ein, ist das touristische Potenzial gewaltig. 64


„Freiheit jederzeit“ verspricht diese Werbung direkt neben einer Moschee. Ob eine säkularisierte Gesellschaft die Antwort auf die zum Teil religiös begründeten Probleme des Irak ist?

Ein Land für alle Generationen: Die Familie zählt im Irak sehr viel. Oft bringt das Probleme mit sich, doch viel häufiger zeigen sich die großen Chancen, die sich aus diesem Familiensinn ergeben: Jung und Alt leben unter einem Dach, teilen Freude und Leid. Immer ist jemand da, der Rückhalt gibt. Wo das noch funktioniert und nicht durch Krieg oder Terror zerstört wurde, da ist Hoffnung! 65


Gebet für die Kirche im Irak Zum Abschluss dieser Reise in das „Land der Propheten“ möchte ich Sie einladen, mit ihrem Gebet für die irakischen Christen einzustehen. Ein Priesterseminarist aus Bagdad hat uns ein von ihm verfasstes, sehr persönliches Gebet geschickt und darum gebeten, es mit seinen „deutschen Brüdern und Schwestern in Christus“ teilen zu dürfen. Er fand seine Berufung mitten im irakischen Bürgerkrieg. Der Priester, der seine Berufung geweckt und ihn bis ins Seminar begleitet hat, wurde letztes Jahr in seiner Kirche von Terroristen erschossen. Doch die Liebe überwindet den Tod: „Ich möchte die Pfarrei dieses Märtyrers übernehmen“, sagte uns der Seminarist. Er weiß, dass ihn dann sehr wahrscheinlich dasselbe Schicksal erwartet. „Aber niemals würde ich meinen Herrn am Kreuz allein lassen!“, schrieb er. Ein echtes Löwenherz. Beten wir gemeinsam mit ihm und allen irakischen Christen:

„Oh Herr Jesus, gib mir die Kraft, mit Deiner Mutter Maria an Deinem Kreuz zu stehen. Ich weiß, Herr, wie schwer es für Dich ist, an Deinem Kreuz alleine zu sein. Hilf mir, bei Dir zu bleiben und bei denen, die Dich lieben. Ich weiß, Herr, wenn Du uns an Deinem Kreuz stehen siehst, wird es leicht für Dich sein, aufzuerstehen und uns das volle Leben mit Dir zu schenken. Unser Schicksal ist es, mit Dir aufzuerstehen und nicht am Kreuz festgenagelt zu bleiben. Unser Glaube, unsere Hoffnung und unsere Liebe für Dich, oh Herr, möge das Kreuz in die Auferstehung verwandeln. Amen.“ 66


Informationen zur Situation von Christen weltweit Äthiopien – Katholiken im Kampf gegen Hunger und Not Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Welt. Hunger und Krankheit sind vielerorts anzutreffen. Dennoch gibt es Hoffnung im Glauben. Die Autorin Eva-Maria Kolmann reiste mit einer Delegation von KIRCHE IN NOT in das Land am Horn von Afrika, um sich über die aktuelle Lage der Kirche vor Ort zu informieren. Format: DIN A5, 128 Seiten, farbig bebildert. Kostenlos, Art.-Nr.: 7039

Pakistan – Christen im Land der Taliban Eva-Maria Kolmann, Journalistin und Mitarbeiterin von KIRCHE IN NOT, bereiste Pakistan und berichtet über die dramatische Lage der Christen in diesem Land. Format: DIN A5, 128 Seiten, farbig bebildert. Kostenlos, Art.-Nr.: 7035

Die Kirche in der Türkei Zum Gedächtnis an den 2010 ermordeten Apostolischen Vikar von Anatolien, Bischof Luigi Padovese. Der Autor Professor Rudolf Grulich geht in dem 80 Seiten umfassenden Band auf die zwei Jahrtausende lange Geschichte des Christentums in Kleinasien ein. Format: DIN A5, 80 Seiten Kostenlos, Art.-Nr.: 7038

Christen in großer Bedrängnis Das Buch „Christen in großer Bedrängnis“ erläutert anhand einiger ausgewählter Länderberichte Ursachen und Formen heutiger Unterdrückung von Christen weltweit. Format: DIN A5, 112 Seiten. Kostenlos Art.-Nr.: 7025

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Beten und Helfen Gebet für den Irak – Mit Maria am Kreuz ausharren Auf S. 66 abgedrucktes Gebet im Format DIN A7. Kostenlos, Art.-Nr.: 7032

Kreuzwegfürdie verfolgte Kirche Er verbindet die Betrachtung des Leidens und Sterbens Jesu Christi mit dem Gebet für die verfolgte Kirche unserer heutigen Zeit. Format: DIN A6, 52 Seiten. 1,50EUR*, Art.-Nr.: 7034

Echo der Liebe Regelmäßiger Rundbrief mit geistlichem Impuls und Berichten über die weltweite Arbeit von KIRCHE IN NOT. Kostenlos, Art.-Nr.: 6009

Glaube als Geschenk – Materialsammlung Alle Materialien von KIRCHE IN NOT sind charakterisiert durch das Motto „... damit der Glaube lebt!“ Kostenlos, Art.-Nr.: 6035

KIRCHE IN NOT – Kurzvorstellung Wir helfen verfolgten, bedrängten und notleidenden Christen und dient der (Neu-)Evangelisierung. Mehr Informationen finden Sie in dieser Broschüre. Kostenlos, Art.-Nr.: 6003

In die Zukunft Gutes wirken Informationen zum Thema Vererben und Verschenken. Mit Beispielen zu Mustertexten und aktueller Rechtsprechung. Kostenlos, Art.-Nr.: 6011

Mess-Stipendien für Priester in Not Mit diesem Faltblatt können Sie hl. Messen über KIRCHE IN NOT bestellen. Der Betrag kommt Priestern in armen Ländern zu. Kostenlos, Art.-Nr.: 7006

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Gebet für den Nahen Osten von Antonios Kardinal Naguib, dem koptischkatholischen Patriarchen von Alexandria in Ägypten Kostenlos, Art.-Nr.: 4116

Pater Werenfried van Straaten Stiftung Informationen zur Stiftung des „Speckpaters“, der KIRCHE IN NOT gegründet hat. Kostenlos, Art.-Nr.: 9002

Geschenk-Karte für Heilige Messen Damit können Sie die Person, für die Sie die Messe lesen lassen, darüber informieren. Format: ca. DIN A6, aufklappbar, ohne Kuvert. Kostenlos, Art.-Nr.: 4023


Artikel für ein aktives Glaubensleben Glaubenspaket Grundausstattung Die wichtigsten Gegenstände für den katholischen Glauben – in einem Paket. Inhalt: Neues Testament, Kleiner Katholischer Katechismus, Kreuz, Papst-Rosenkranz, Betrachtungen, Grundgebete, Tipps für den Glaubensalltag und vieles mehr. Format: 31 x 24 x 6,5 cm 19,90 €* – Art.-Nr.: 2007 Sonderausgaben zu den Sakramenten Taufe, Erstkommunion und Firmung sowie zu den Themen Seelsorge und Kinderbibel erhältlich. Die Prayerbox ist ein kleines handliches Döschen, das in jede Tasche passt. Sie dient dem Gebet unterwegs und auf Reisen – also immer, wenn der Platz knapp wird. In der Prayerbox sind enthalten: 10-Perlen-Rosenkranz, „Kreuz der Einheit“, Weihwasserfläschchen, Grundgebete auf Deutsch, Englisch und Italienisch. 2,00 €* – Art.-Nr.: 2004 Sonderausgabe für Pilger erhältlich (Art.-Nr.: 2019). Die Kinderbibel ist eines der größten Projekte von KIRCHE IN NOT. Weltweit wurden bereits über 49 Millionen Exemplare in 166 Sprachen verbreitet, um Kindern und Familien überall die Frohe Botschaft in ihrer Muttersprache zu überbringen. Die Texte der Kinderbibel sind in kindgerechter Sprache verfasst. Die vielen bunten Illustrationen vermitteln die Inhalte des Alten und Neuen Testaments altersgerecht und verständlich. Querverweise zur Einheitsübersetzung sind abgedruckt. Für Kinder ab 5 Jahren geeignet. 2,50 €* – Art.-Nr.: 5003 Die Kinderbibel gibt es auch als Hardcover, Mal-, Bilder- und Hörbuch. Begleitend gibt es sie in Auszügen im bekannten „Pixi“-Format, als Puzzle und zusammengefasst in einem Glaubenspaket. Am Beginn unseres Werkes steht der Priester Werenfried van Straaten, genannt der „Speckpater“. Mit unerschütterlichem Gottvertrauen ausgestattet bettelte der Niederländer nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst für die Deutschen und sammelte im Laufe der Jahre Milliarden für die Kirche in Not weltweit. Dieses Buch erzählt packend von der Anfangszeit des Hilfswerks KIRCHE IN NOT. 5,00 €* – Art.-Nr.: 6025 Weitere Schriften von und über Pater Werenfried erhältlich. Adressen und Bestellmöglichkeiten finden Sie auf Seite 73. *Versandkosten bei kostenpflichtigem Material: 4 € pro Bestellung nach D (EU: 6 €, Nicht-EU: 10 €). Ab einem Warenwert von 50 € entfallen die Versandkosten nach D, ebenso bei der Bestellung von ausschließlich kostenlosem Material nach D. Mit der Lieferung erhalten Sie eine Rechnung, bitte bezahlen Sie auf das dort angegebene Konto. Änderungen möglich, alle Angaben ohne Gewähr. © KIRCHE IN NOT, 2010 Diese und weitere Artikel finden Sie auch in Internet unter: http://www.kirche-in-not.de/shop.

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KIRCHE IN NOT in Radio, Fernsehen und Internet

• Die Termine der wöchentlichen Radio- und TV-Sendungen von KIRCHE IN NOT können Sie im Internet einsehen unter: www.kirche-in-not.de oder telefonisch erfragen unter: 089 - 64 24 888-0 Weitere Informationen zu Terminen und Programmen erhalten Sie auch von den entsprechenden Sendern: Radio Horeb, Tel.: 0 83 23 - 96 75 11 0 Radio Maria Österreich, Tel.: 0043 - 1 - 7 10 70 72 Radio Maria Südtirol, Tel.: 0039 - 0472 - 83 15 15 Radio Gloria, Tel.: 0041 - 41 - 7 20 23 23 K-TV, Tel.: 0 83 85 - 92 49 89 0 EWTN, Tel.: 02 28 - 93 49 41-60 Bibel TV, Tel.: 040 - 44 50 66 0 Von den Sendern können Sie sich auch unentgeltlich die aktuellen Monatsprogramme nach Hause schicken lassen.

• Rosenkranzgebet Live-Übertragung des Rosenkranzgebets aus der Hauskapelle von KIRCHE IN NOT in München. Auf Radio Horeb und Radio Maria Südtirol: erster Donnerstag im Monat um 19:00 Uhr.

• KIRCHE IN NOT Filmdokumentationen Dokumentarfilme werden gesendet auf Bibel TV, K-TV, EWTN, Gloria TV und anderen Sendern. Sendezeiten unter: www.kirche-in-not.de.

• Sonstige Medien Auf den Internetplattformen www.gloria.tv und www.kathtube.com werden regelmäßig Video-, Audio- und Printbeiträge von KIRCHE IN NOT veröffentlicht. 70


• www.kirche-in-not.de Sie können sich zahlreiche Radio- und TV-Produktionen von KIRCHE IN NOT sowie die vielfach preisgekrönten Dokumentarfilme in der Medienbox auf unseren Internetseiten ansehen. Dazu bieten wir Ihnen aktuelle und ausführliche Informationen mit Reportagen, Länder- und Hintergrundberichten, Interviews, Kinderbibel online in verschiedenen Sprachen, Programmhinweisen u. v. m. Dort finden sich unter der Rubrik „Radio und TV“ auch Hinweise, wie Sie die verschiedenen Radio- und Fernsehsender empfangen können.

KIRCHE IN NOT im Fernsehen – Unsere Sendungen: • Weitblick – die Welt von innen Analysen zu den Entwicklungen in den verschiedenen Ländern und Regionen unserer Erde. Dabei steht jeweils die geistige und geistliche Entwicklung im Vordergrund. Denn es sind die geistigen Triebkräfte, die den Kurs einer Gesellschaft bestimmen und Wirtschaft und Politik maßgeblich beeinflussen. • Spirit – Leben mit Stil Grundlage dieses Fernsehmagazins ist das Wort von Pater Werenfried van Straaten: „Das Evangelium ist millionenfach auf Papier gedruckt worden. In alle Sprachen ist es übersetzt worden. Aber die verzweifelten Menschen von heute fragen nicht nach einem papiernen Evangelium. Sie verlangen ein lebendiges Evangelium aus Fleisch und Blut. Sie hungern nach Christus, der die lebendige Frohbotschaft ist. Sie warten auf Menschen, in denen Christus von neuem sichtbar wird ... Sie fordern von uns, dass wir Christus endlich wieder eine lebendige Gestalt geben.“ „Spirit – Leben mit Stil“ will den Zuschauern helfen, aus der Fülle der Möglichkeiten, das Leben zu gestalten, diejenigen auszuwählen, die dem Evangelium gemäß sind. So können sie als „Salz der Erde“ dem Alltag ein christliches Gepräge geben und nicht zuletzt auch missionarisch wirken. 71


Wie Sie helfen können Beten, Informieren, Spenden

Gebet Jeder kann durch sein Gebet den Bedrängten und Verfolgten beistehen und so ein Teil einer christlich-geistlichen Solidarität sein, die sich über die ganze Welt erstreckt. Beten Sie für die Weltkirche, ganz besonders für die verfolgte und bedrängte Kirche. Wir bitten Sie auch um Ihr Gebet für unser Hilfswerk und dessen Mitarbeiter. Für Ihr persönliches Gebet oder für das Gebet in Gebetsgruppen bedanken wir uns sehr herzlich. Informieren Nur wer über die Notlagen der Kirche und ihrer leidenden Glieder informiert ist, wird sich für Recht und Gerechtigkeit einsetzen. Christen dürfen nicht schweigen, wenn ihre Brüder und Schwestern “zum Schweigen” gebracht werden. Ein wichtiger Dienst besteht darin, sich und andere zu informieren. Spenden Jede Gabe hilft mit, dass Menschen die Liebe Gottes mehr erleben dürfen. Dank der Hilfe von weltweit rund 600 000 Freunden und Wohltätern können jährlich etwa 5000 Bittgesuche bewilligt werden. Ihre Spende, ob gelegentlich oder regelmäßig, ist unsere Verantwortung. Bitte gehören auch Sie zu uns! Nachlass Durch ein Vermächtnis in Ihrem Testament können Sie auch über Ihren Tod hinaus der notleidenden Kirche Hilfe leisten. Gerne senden wir Ihnen kostenlos unsere Informationsbroschüre zum Thema „Vererben“ zu. Pater Werenfried van Straaten Stiftung Auf vielfachen Wunsch aus dem Freundeskreis unseres Hilfswerkes wurde zum ersten Todestag von Pater Werenfried van Staaten eine Stiftung auf seinen Namen gegründet. Die Hauptaufgabe der Stiftung ist es, das von ihm gegründete Hilfswerk bei seiner weltweiten Aufgabe für verfolgte, bedrängte und Not leidende Christen zu unterstützen. Der Neuevangelisierung über Massenmedien kommt dabei ein besonderer Schwerpunkt zu. 72


Bestellmöglichkeiten Weitere Informationen über die Arbeit von KIRCHE IN NOT erhalten Sie:

in Deutschland KIRCHE IN NOT Lorenzonistraße 62 D-81545 München Telefon: 0049 (0)89 - 64 24 888-0 Telefax: 0049 (0)89 - 64 24 888-50 E-Mail: info@kirche-in-not.de Internet: www.kirche-in-not.de Spendenkonto: Kto-Nr.: 215 2002, Liga Bank München, BLZ: 750 903 00 in Österreich KIRCHE IN NOT Hernalser Hauptsraße 55 A-1172 Wien Telefon: 0043 (0)1 - 405 25 53 Telefax: 0043 (0)1 - 405 54 62 75 E-Mail: kin@kircheinnot.at Internet: www.kircheinnot.at Spendenkonto: P.S.K., Kto-Nr.: 7631 087, BLZ: 60 000 in der Schweiz/Fürstentum Liechtenstein KIRCHE IN NOT Cysatstrasse 6 CH-6000 Luzern 5 Telefon: 0041 (0)41 - 410 46 70 Telefax: 0041 (0)41 - 410 31 70 E-Mail: mail@kirche-in-not.ch Internet: www.kirche-in-not.ch Spendenkonten: - Postcheckkonto Nr.: 60-17200-9 - Luzerner Kantonalbank, Kto-Nr.: 01-00-177930-10

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Notizen Meine Gedanken ...

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KIRCHE IN NOT ist ein internationales katholisches Hilfswerk päpstlichen Rechts, das der Kirche überall dort hilft, wo sie verfolgt oder bedrängt wird oder nicht genügend Mittel für die Seelsorge hat. Das Hilfswerk wurde 1947 vom niederländischen Prämonstratenserpater Werenfried van Straaten (1913 – 2003) gegründet. Damals organisierte Pater Werenfried in Belgien und Holland Hilfe für die heimatvertriebenen Deutschen und rief zur Versöhnung mit den verfeindeten Nachbarn auf. Da er anfangs vor allem Speck bei den flämischen Bauern sammelte, nannte man ihn bald den „Speckpater“. KIRCHE IN NOT ist ein pastorales Hilfswerk, das in mehr als 130 Ländern aktiv ist. Schwerpunkte der Hilfe sind gegenwärtig die Kirche in islamisch geprägten Ländern, in denen Christen meist Bürger zweiter Klasse sind, der Wiederaufbau der Kirche in den Staaten des ehemaligen Ostblocks, die Hilfe für die durch Sekten bedrängte Kirche in Lateinamerika sowie Unterstützung für die Kirche in Afrika, die oft in Auseinandersetzungen mit dem Islam steht. Immer wichtiger wird auch die Neuevangelisierung in den westlichen Ländern. Sitz der internationalen Zentrale ist Königstein im Taunus (Deutschland). Das deutsche Büro hat seinen Sitz in München. In weiteren sechzehn Ländern unterhält KIRCHE IN NOT nationale Sekretariate.

Unser Werk ist ein Treffpunkt der Weltkirche, wo sich Gottes Kinder aus allen Ländern der Erde in übernatürlicher Liebe begegnen und gegenseitig bereichern. Für die Gebenden ist es eine Gnade, in Gedanken und Gebet mit denen vereint zu sein, die von Jesus selig genannt werden, weil sie arm sind oder Verfolgung leiden. Für die Empfangenden hingegen ist es eine Freude, sich mit jenen verbunden zu wissen, die wegen ihrer Barmherzigkeit selig gepriesen werden. Pater Werenfried van Straaten


Der Irak hat eine uralte christliche Tradition, die noch auf den heiligen Apostel Thomas zurückgeht. Doch heutzutage befinden sich die Christen im Land zwischen Euphrat und Tigris in arger Bedrängnis, denn durch den Sturz Saddam Husseins 2003 und im darauf folgenden Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten sowie Arabern und Kurden sind sie zwischen alle Fronten geraten. Von den einst 1,2 Millionen irakischen Christen leben heute noch etwa 300.000 im Land. Alle anderen sind ins Ausland geflohen, viele wurden ermordet. Im Mai 2011 reiste eine Delegation des weltweiten katholischen Hilfswerks KIRCHE IN NOT in den Nordirak, um sich über die aktuelle Lage der Kirche vor Ort zu informieren. Dieses Buch fasst die Eindrücke dieser Reise zusammen und dokumentiert anschaulich mit vielen farbigen Bildern die Nöte, Hoffnungen und Perspektiven der Christen im „Land der Propheten“.


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