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Im Gespräch. Über die Initiative „Digitaler Humanismus“ im Stift Wilhering. Seite

Neue Initiative von Stift Wilhering, Gemeinde Wilhering und Tabakfabrik Linz

Apostel des digitalen Humanismus

„Ist die Welt noch zu retten?“ Gemeinsam handeln und anpacken, Brücken bauen und Lösungen anstoßen für die großen Themen unserer Zeit will man im Stift Wilhering gemeinsam mit dem Kreativitätsstandort Tabakfabrik Linz. Das „Forum Humanismus Wilhering“ wurde im Juni gegründet.

ANDREA MAYER-EDOLOEYI

„Religion ist Teil der Lösung“, sagt Abt Reinhold Dessl selbstbewusst. Zur DNA des Christentums gehöre, zur vollen Menschwerdung aller beizutragen. Er bringt diese Sichtweise in das soeben gegründete „Forum Humanismus Wilhering“ ein. Dieser Verein begibt sich auf die „Suche nach der Menschlichkeit im Digitalen“ und will zu Lösungen der allgegenwärtigen Krisen auf Basis eines humanistischen Menschenbildes beitragen. „Es geht um Kommunikation, nicht nur um hyperschnelle Verbindungen“, erinnert der Wilheringer Abt an den jahrhundertealten Kulturauftrag des Klosters.

Expedition als digitale Einkehr. Als erster Schritt ist im September der dreitägige Kongress „Digitaler Humanismus“ geplant, veranstaltet als Expedition zu Themen und Orten. Dabei wird erstmals die „digitale Einkehr“ in den 875 Jahre alten Mauern des Stifts Wilhering erprobt. Man will aus dem Alltag heraustreten und einander offene Fragen stellen. Entstehen sollen gemeinsame Lagebilder und ein Kompass, der hilft, ins aktive Tun und Gestalten der Gesellschaft zu kommen. Geplant ist unter anderem die Zusammenarbeit mit Schulen und Unternehmen. Bei der Expedition von 23. bis 25. September gibt es öffentlich zugängliche Veranstaltungen und geschlossene Runden, allesamt mit namhaften Expert/innen wie der Publizistin Katharina Nocun und dem Arzt Johannes Huber.

Zeit und Raum. Die Schauplätze der Expedition sind sprechend und der Rahmen ist liturgisch gestaltet: Gestartet wird mit Orgelklängen, einem Psalm und dem Segen des Bischofs in der Stiftskirche. Im ehemaligen Weinkeller steht man auf nackter Erde und wird daran erinnert, dass wir alle wie der Erdling Adam aus Erde geschaffen sind. Diese Erfahrung soll helfen, auf dem Boden zu bleiben. Die Totenkapelle ist der Ort, wo etwas zu Ende geht und etwas Neues beginnt. Bischof Manfred Scheuer wird dort einen Vortrag halten, der nicht kommentiert, sondern nur still bedacht wird. Begleitet von Orgelklängen marschiert man hinauf zur Empore der Stiftskirche und blickt in den Rokokohimmel. Es geht dabei – wie bei den Kirchenführungen des Abts – um die Einmaligkeit des Zufalls, die gekonnte Planlosigkeit und die schöpferische Zerstörung. Diese gelten als förderliche Rahmenbedingungen für die Entstehung von Innovationen. Im Gewächshaus hoffen die Veranstalter/innen am folgenden Tag auf die (Photo-)Synthese. Für den wissenschaftlichen Begleiter der Veranstaltung, Harald Katzmair, sind die kirchlichen Räume und Akteur/innen eine Erinnerung daran, dass es nicht nur die Welt der Dinge, sondern auch „das Formlose und Unendliche“ gibt. Der Verlust dieses Bewusstseins führe zur ständigen Überfüllung und sei ein Grund der Krise. Erst wenn Überhitzung und Bedrängnis überwunden werden, entstünden Kooperation und konstruktive Lösungen.

Langer Atem gefragt. Die Initiator/innen verstehen sich als „Apostel des digitalen Humanismus“. Sie wissen, dass das Thema groß ist und der Weg nicht einfach. Sie hoffen auf Multiplikator/innen und Mundpropaganda. Peter Weichselbaumer, Vorstandssprecher des Forums Humanismus Wilhering, ermutigt: „Wir müssen es versuchen.“ Der Direktor der Tabakfabrik Linz Chris Müller verweist auf viele positive Beispiele, wo die Digitalisierung den Menschen dient und nicht umgekehrt. Doch es brauche Mut, an das Gute zu glauben: „Ich habe zwei Kinder.“ «

Die Totenkapelle im Stift Wilhering

ist einer der Schauplätze der Expedition „Digitaler Humanismus“. Im Bild von links Chris Müller (Direktor der Tabakfabrik Linz), Reinhold Dessl (Abt des Stifts Wilhering) und Harald Katzmair (CEO FASresearch) GREINDL

MOMENTE

Radrennen, Kirtag und Orgelweihe

„ Stadl. Die Bevölkerung des Engelhartszeller Höhenorts Stadl hatte Mitte August gleich mehrfach Grund zum Feiern. Am 14. August ging das schon traditionelle Bergrennen über 10 Kilometer und 420 Höhenmeter von Engelhartszell bis zur Kirche nach Stadl mit zahlreichen Radfahrer/innen über die Bühne. Tags darauf begann der Feiertag mit dem Gottesdienst, der von Bischofsvikar Johann Hintermaier, Pfarrer Franz Fuchs und Diakon Hans Hofer mit zahlreichen Gläubigen in der Kirche von Stadl begangen wurde.

Höhepunkt war die Orgelweihe, die der Bischofsvikar vornahm und die vom Kirchenchor Engelhartszell musikalisch umrahmt wurde. Das nach der Schenkung durch die Nachbarpfarre St. Aegidi restaurierte Instrument ist die erste Orgel in Stadl seit der Kirchweihe im Jahre 1906. Das rein mechanische Instrument fügt sich sowohl optisch als auch akustisch optimal in den Kirchenraum ein. Die Gesamtkosten von voraussichtlich 33.000 Euro wurden überwiegend durch Spenden aufgebracht. Beim anschließenden Zeltfest der Freiwilligen Feuerwehr Stadl konnte unter den Klängen der Marktmusikkapelle Engelhartszell auch der 40. Kirtag in der Ortschaft Stadl gefeiert werden.

Die Stadler Orgel besteht

aus sieben Registern und 334 Pfeifen. PRIVAT

Große Professfeier in Kremsmünster

Ein Physiker und ein Missionar „setzen alles auf eine Karte“

Der 18. August 2022 war ein freudiger Tag für die Klostergemeinschaft von Kremsmünster. Der Physiker und Theologe Anselm Demattio legte im Stift Kremsmünster sein ewiges Gelübde ab. Sein Mitbruder, der Brasilienmissionar Christian Mayr, feierte zeitliche Profess.

Frater Anselm Demattio (34, gebürtig in München), der sich 2017 der Gemeinschaft der Benediktiner von Kremsmünster anschloss, feierte am 18. August die ewige Profess. Damit bindet sich Demattio, der in Wien Theologie und Physik studierte, für immer an die klösterliche Gemeinschaft. Der aus Enns stammende Pater Christian Mayr (63), der als Diözesanpriester mehr als 20 Jahre als Missionar in der Diözese Barreiras (Brasilien) wirkte, begann vergangenes Jahr sein Noviziat im Kloster Kremsmünster und legte die zeitlichen Gelübde für drei Jahre ab. „Unsere Klostergemeinschaft ist dankbar und freut sich, dass immer wieder Männer den Weg in unser Kloster finden und ihr Leben für Gott und die Menschen nach den klösterlichen Gelübden gestalten wollen“, betonte Abt Ambros Ebhart bei der großen Professfeier. „Mit dieser Profess setzen Christian und Anselm alles auf eine Karte: auf Gott!“, würdigte P. Bernhard Eckerstorfer, der die Predigt zur Professfeier hielt, den Schritt der beiden Männer.

Professfeier: Prior P. Maximilian Bergmayr, P. Christian Mayr, Abt Ambros Ebhart, Frater Anselm Demattio und P. Bernhard Eckerstorfer (von links) STIFT KREMSMÜNSTER, STEFAN KERSCHBAUMER

Wahlen bereiten Sorgen

„ Spital. Diakon Martin Mayr wirkt seit mehr als dreißig Jahren in der Diözese Barreiras in Brasilien. Der Entwicklungshelfer leitet unter anderem eine Organisation, die sich für die Rechte der Kleinbauern und den Schutz des regionalen Naturraums einsetzt. Im August hat Martin Mayr, der aus Windischgarsten stammt, seiner Heimat einer Besuch abgestattet (im Bild mit seiner Ehefrau Lou am Rande eines Gottesdienstes in Spital am Pyhrn). „Die bevorstehenden Wahlen in Brasilien im Oktober machen mir große Sorgen“, sagt Mayr im Gespräch mit der KirchenZeitung. Dass Präsident Jair Bolsonaro eine mögliche Wahlniederlage einfach akzeptieren würde, gilt als unwahrscheinlich. So sagte Bolsonaro, dass ihn „nur Gott von der Macht entfernen“ könne. Hoffnung schöpft Martin Mayr jedoch aus der Entwicklung der Coronapandemie. Obwohl Bolsonaro Corona stets verharmlost hat, zählte die Impfkampagne in Brasilien zu den erfolgreichsten weltweit. Mayr meint: „Die Vernunft kann siegen.“

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