2
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
CZ verlost „Grill-Pakete“ an beste Tipper Am heutigen Freitag geht es endlich los: Die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine beginnt mit dem Eröffnungsspiel Polen gegen Griechenland. Die deutsche Nationalmannschaft will ihre lange Durststrecke beenden und erstmals seit 1996 wieder einen Titel holen. Viele Experten tippen, dass
dies dem Team von Trainer Joachim Löw auch gelingen wird. Apropos Tippen. Die Cellesche Zeitung bietet online ein EMTippspiel an. Wer seinen „Fußballsachverstand“ veredeln will, sollte unbedingt mitmachen. Schnell anmelden, die richtigen Ergebnisse tippen – und gewinnen. Unter allen Teilnehmern,
die nach einem DeutschlandSpieltag mit ihren Tipps vorne liegen, verlost die CZ jeweils ein „Grill-Paket“ für das folgende Deutschland-Spiel. Dies besteht aus zwei 9er-Kisten Celler Bier der Brauerei Betz sowie Fleischund Wurstwaren der Fleischerei Kielhorn. Am Tippspiel teilnehmen kann jeder, der sich im
Internet unter www.czurl.de/ kicktipp anmeldet. Gewinnberechtigt sind allerdings nur Teilnehmer, die in Celle Stadt und Landkreis wohnen. Die Tipper mit den meisten Punkten am Ende der EM gewinnen zudem Preise wie einen Tischkicker, DVDs, Spiele, Bücher oder Gutscheine.
EM-TIPPSPIEL UND INHALTSVERZEICHNIS
Inhalt Anstoß: Erste EM im ehemaligen Ostblock . . . . . . . 3 Deutsches Team: Das Aufgebot . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Deutsches Team: Sehnsucht nach dem Titel . . . . . . 5 Deutsches Team: Die Torhüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Deutsches Team: Die Abwehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Deutsches Team: Das Mittelfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Deutsches Team: Der Angriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Deutsches Team: Joachim Löw im Interview . . 10/11 Deutsches Team: Das EM-Quartier . . . . . . . . . . . . . . 12 Im Fokus: Bastian Schweinsteiger . . . . . . . . . . . . . . . 13 Rückblick: Der letzte deutsche EM-Triumph . . . . . 14 Hintergrund: Besonderheiten der EM-Kader . . . . .15 Hintergrund: Alle deutschen EM-Aufgebote . . . . .16 Deutsches Team: Mannschaftsfoto . . . . . . . . . . . . . .17 Gruppe B: Niederlande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18/19 Gruppe B: Dänemark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20/21 Gruppe B: Portugal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22/23 Spielplan und Stadien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24/25 Gruppe A: Polen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Gruppe A: Griechenland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Gruppe A: Russland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Gruppe A: Tschechien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Gruppe C: Spanien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Gruppe C: Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Gruppe C: Irland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Gruppe C: Kroatien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Gruppe D: Ukraine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Gruppe D: Schweden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Gruppe D: Frankreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Gruppe D: England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Die Spielorte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Die EM im Fernsehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Story: Fall Timoschenko bremst Euphorie . . . . . . . 40 Story: Polen setzt alles auf Nummer Sicher . . . . . 41 Die Schiedsrichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Die Stars . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Die Maskottchen: Zwillinge mit Punk-Frisuren . . 44 Fans, EM-Ball und Trikots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Im Fokus: UEFA-Präsident Michel Platini . . . . . . . . 46 Abpfiff : Unvergessliche EM-Momente . . . . . . . . . . 47
IMPRESSUM Redaktion: Oliver Schreiber Texte: Oliver Schreiber, Deutsche Presse-Agentur, Sport-Informations-Dienst Fotos und Grafiken: Deutsche Presse-Agentur Für den Anzeigenteil verantwortlich: Carsten Wießner 8. Juni 2012
So ist die Sportredaktion erreichbar: Oliver Schreiber ☏ 990-126 Uwe Meier
☏ 990-129
Heiko Hartung
☏ 990-133
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
3
Erste EM im ehemaligen Ostblock
(Polen) und Kiew, Donezk, Charkow, Lwiw (Ukraine). Für die deutsche Elf von Bundestrainer Joachim Löw gibt es in den polnisch-ukrainischen Wochen nur ein Ziel: das renovierte Olympiastadion mitten in der ukrainischen Hauptstadt. Als der Bundestrainer seinen vorläufigen Kader präsentierte und auf die Menschenrechtssituation in der Ukraine angesprochen wurde, sagte er: „Wir werden nicht als die Weltpolizei zur EM in die Ukraine reisen. Wir wissen, dass wir vorrangig den sportlichen Erfolg anstreben.“ Nach den umjubelten, aber ungekrönten Auftritten bei der Heim-WM 2006, der EM vor vier Jahren und der WM 2010 in Südafrika will sich die DFB-Auswahl endlich wieder mit einem Titel belohnen. „Ich bin überzeugt davon, dass wir ein gutes Turnier spielen werden“, formuliert es Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff. In der schweren Gruppe B warten zunächst einmal in Lwiw Portugal, in Charkow die Niederlande und schließlich wieder in Lwiw Dänemark auf Kapitän Lahm und seine Kollegen. Obwohl die drei Vorrundenpartien in der Ukraine stattfinden, hat sich die Reisegruppe des Deutschen Fußball-
Die EM-Erfolge der Teilnehmer 2012 Endrunden-Platzierungen bei den bisherigen Europameisterschaften, EM = Europameister 1960 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 Deutschland
–
–
–
EM
2
EM
5
3
2
EM
Spanien
–
EM
–
–
–
7
2
6
–
6
15 5
Frankreich
4
–
–
–
–
–
EM
–
6
4
EM
Russland*
EM
2
4
2
–
–
–
2
8
14
–
Tschechien**
3
–
–
–
EM
3
–
–
–
2
10
Italien
–
–
EM
–
–
4
–
4
–
10
2
Niederlande
–
–
–
–
3
5
–
EM
3
8
3
Dänemark
–
4
–
–
–
–
3
7
EM
9
16
Griechenland
–
–
–
–
–
8
–
–
–
–
–
Portugal
–
–
–
–
–
–
4
–
–
5
4
England
–
–
3
–
–
6
–
7
7
3
11
Schweden
–
–
–
–
–
–
–
–
4
–
14
Kroatien
–
–
–
–
–
–
–
–
–
7
–
Irland
–
–
–
–
–
–
–
5
–
–
–
Polen
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
Ukraine
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
*inkl. ehem. UdSSR/GUS **inkl. CSSR
Bundes schon früh auf das idyllische und abgelegene Quartier Dwor Oliwski nahe der polnischen Stadt Danzig festgelegt. Dort soll in Ruhe gearbeitet und alles dem Ziel Titel untergeordnet werden. Selten waren sportliche Prognosen so schwierig. Für alle Experten zählen die Deutschen zu den (Mit-)Favoriten, doch bereits die Vorrunde birgt Gefahr. Welt- und Europameister Spanien scheint über allen zu 2004 2008 thronen, allerdings be12 2 reitet der Ausfall von Abwehr-Routinier Car10 EM les Puyol und das Feh6 15 len von Torjäger David 11 3 Villa Trainer Vicente 3 11 del Bosque große Sorgen. 9 8 Die Franzosen wol4 6 len die Schmach von 8 – Südafrika vergessen EM 16 machen und haben zuletzt mit Testspielsie2 7 gen gegen Brasilien 5 – (1:0), England (2:1) und 7 10 Deutschland (2:1) für 13 5 Aufsehen gesorgt. Titelreife mag der Equipe – – tricolore allerdings – 14 nicht einmal der eige– – ne Trainer Laurent 16685 Blanc zuschreiben.
Der spanische Torwart Iker Casillas (Mitte) jubelt mit seinen Teamkollegen nach dem Sieg im EM-Finale 2008 gegen Deutschland. Dieses Mal will das deutsche Team den Spieß umdrehen. Gruppengegner England wiederum hat zwar endlich in Roy Hodgson einen neuen Coach gefunden, muss aber in den ersten Partien auf den gesperrten Wayne Rooney verzichten und zählt nicht unbedingt zu den ersten Anwärtern auf die Coupe Henri Delaunay. Bleibt der WM-Zweite Niederlande, der den ersten großen Titel seit 24 Jahren anstrebt, in der Qualifikation glänzte und mit einer prachtvollen Offensive aufwartet. Klaas-Jan Huntelaar sicherte sich die Torjägerkanone in der Bundesliga, Robin van Persie erzielte in der englischen Premier League die meisten Treffer. Dazu kommen Wesley Sneijder, Arjen Robben, und Dirk Kuyt - immenses Angriffspotenzial. Und nicht zu vergessen die beiden Gastgeber Polen und Ukraine, die hohe Erwartungen haben und ihre Fans nicht enttäuschen wollen. Bei all der Qualität der europäischen Top-Teams scheint nur eines (fast) ausgeschlossen: ein Außenseiter-Coup à la Griechenland 2004.
ANSTOSS
D
ie Negativ-Schlagzeilen nahmen kein Ende. Zwischendurch drohte die UEFA sogar ganz undiplomatisch mit dem EM-Entzug. Die Vorbereitungen auf die Fußball-Europameisterschaft 2012 liefen so schleppend, dass die erstmalige Vergabe des Turniers an Staaten des ehemaligen Ostblocks offen als „schwerer Fehler“ gebrandmarkt wurde. Die heftige Debatte über den Umgang mit der früheren Regierungschefin Julia Timoschenko in der Ukraine haben die Vorfreude auf das Stelldichein der besten 16 Mannschaften Europas zusätzlich getrübt. Allen Diskussionen zum Trotz wird die 14. EM heute feierlich eröffnet. Und wenn das erste Turnierspiel zwischen Co-Gastgeber Polen und Griechenland im Warschauer Nationalstadion angepfiffen wird, sollen die Probleme der Vergangenheit ausgeblendet werden. Bis zum Finale am 1. Juli in Kiew zählt nur noch das, was Philipp Lahm & Co. mit dem neuen Spielgerät Tango 12 anfangen werden. Die Zielsetzung der deutschen Mannschaft ist nach 16 titellosen Jahren klar: Der EMPokal soll her. 31 Spiele stehen auf dem Tableau in den acht EM-Orten Warschau, Danzig, Breslau, Posen
Harald Schneider
Die Diskussionen um die politische Situation in der Ukraine trüben die Vorfreude auf die heute beginnende erste Fußball-EM im ehemaligen Ostblock. Für die deutsche Mannschaft gibt es in Polen und der Ukraine aber nur ein Ziel: Endlich wieder einen Titel holen.
4
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
Das deutsche EM-Aufgebot
DIE DEUTSCHE NATIONALMANNSCHAFT – DAS AUFGGEBOT
Der Kader der deutschen Nationalmannschaft für die Fußball-Europameisterschaft 2012
Verein
Vorname Manuel Nachname Neuer Trikot-Nr. Position 1 Tor Länderspiele/-tore 26/0 geboren 27.3.1986
Tim Wiese
RonMarcel Robert Zieler Schmelzer
Benedikt Höwedes
12 Tor 6/0 17.12.1981
22 Tor 1/0 12.2.1989
3 Abwehr 6/0 22.1.1988
4 Abwehr 8/0 29.2.1988
Mats Hummels
Holger Badstuber
Philipp Lahm
Per Mertesacker
Jérôme Boateng
Ilkay Gündogan
5 Abwehr 14/1 16.12.1988
14 Abwehr 20/1 13.3.1989
16 Abwehr 86/4 11.11.1983
17 Abwehr 81/1 29.9.1984
20 Abwehr 21/0 3.9.1988
2 Mittelfeld 2/0 24.10.1990
Sami Khedira
Bastian Mesut Schweinsteig. Özil
André Schürrle
Lukas Podolski
Thomas Müller
6 Mittelfeld 27/1 4.4.1987
7 Mittelfeld 90/23 1.8.1984
8 Mittelfeld 33/8 15.10.1988
9 Mittelfeld 14/7 6.11.1990
10 Mittelfeld 97/43 4.6.1985
13 Mittelfeld 27/10 13.9.1989
Lars Bender
Toni Kroos
Mario Götze
Marco Reus
Miroslav Klose
Mario Gomez
15 Mittelfeld 6/0 27.4.1989
18 Mittelfeld 26/2 4.1.1990
19 Mittelfeld 14/2 3.6.1992
21 Mittelfeld 6/1 31.5.1989
11 Sturm 116/63 9.6.1978
23 Sturm 52/22 10.7.1985
Mertesacker: FC Arsenal, Khedira und Özil: Real Madrid, Klose: Lazio Rom Quelle: DFB
16659
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
5
Die Sehnsucht nach dem Titel
Thomas Eisenhuth
DIE DEUTSCHE NATIONALMANNSCHAFT
A
stand, „das ist doch klar“. ls Topfavorit will Löw hat mit der KadernoJoachim Löw sein minierung nochmals junges Team demonstriert, dass er noch nicht einordnen, die mehr auf junge, hochbeChance auf den ersten Tilastbare Spieler setzten tel für Deutschland nach will. Seit der WM 2010 hat 16 Jahren sieht der Buner den Verjüngungsprodestrainer aber durchaus. zess mit Talenten wie den Nachdem die schwarz-rotDortmundern Mats Humgoldene Fußball-Nationalmels und Mario Götze mannschaft bei den beioder dem Gladbacher den vergangenen TurnieMarco Reus weiter forciert. ren jeweils knapp an Welt„Es ist die beste Nationalund Europameister Spamannschaft, in der ich je nien gescheitert ist, spürt gespielt habe“, sagte Mitder 52 Jahre alte Löw telfeldchef Bastian nicht nur bei sich selbst, Schweinsteiger, der besondern auch „bei vielen reits 2004 in Portugal sein Spielern eine Sehnsucht“, erstes EM-Turnier spielte: das Turnier in Polen und „Jeder erwartet, dass wir der Ukraine zu gewinnen. den Titel holen – wir wol„Die Spieler sind sehr erlen es natürlich auch.“ folgshungrig – und sie Die Voraussetzungen wollen auch mal etwas in schuf der Schwarzwälder der Hand halten“, betonte Löw, der im Sommer 2004 Teammanager Oliver Bierals Assistent von Bundeshoff. trainer Jürgen Klinsmann „Es sind sehr viele junge beim DFB begonnen hatSpieler dabei, ähnlich wie te, in den vergangenen 2010. Der Vorteil ist sicher, Jahren. Der Durchmarsch dass die Basis besser ist als mit zehn Siegen in der EM2008 und 2010. Weil die Qualifikation sowie bePhilosophie gefestigter merkenswerte Testspielerist“, erklärte der DFB-Cheffolge 2011 gegen Rekordcoach, der sich internatioweltmeister Brasilien (3:2) nal längst einen hohen oder den WM-Zweiten Stellenwert erarbeitet hat. Holland (3:0) haben die ErDer Glaube an seine auswartungshaltung geerwählten Spieler um Kaschürt. „Wir haben sehr viel pitän Philipp Lahm ist Potenzial“, erklärte Spielgroß. „Wir haben Selbstbewusstsein genug zu sagen, wir Dennoch soll am 1. Juli in So nah – und doch so fern: Bundestrainer macher-Juwel Mesut Özil. Neben sportlichem können weit kommen“, betonte Kiew nach 16 Jahren wieJoachim Löw will mit der deutschen NationalLöw, auch wenn er die Unwäg- der ein deutscher Kapitän mannschaft endlich wieder die EM-Trophäe Ruhm würde der Titelgebarkeiten eines EM-Turniers einen EM-Endspiel den holen. Der letzte Titel liegt lange zurück: 1996 winn den 23 deutschen kennt. Mit dem Erfolgsdruck kön- Pokal in die Luft recken. wurde die DFB-Auswahl Europameister. Spielern auch eine Rekordprämie einbringen. Der Am 30. Juni 1996 hatte ne man jedenfalls leben: „Ich Deutsche Fußball-Bund glaube schon, dass wir relativ der damalige Stürmer Bierhoff im Londo- Derwall (EM 1980), Franz Becken- (DFB) zahlt jedem der 23 deutschwindelfrei ner Wembley- bauer (WM 1990) und Berti Vogts schen Spieler bei einem EMsind und unseEs ist die beste stadion mit (EM 1996) immerhin fünf in die Triumph 300.000 Euro. So viel re Spieler daseinem umju- Siegerlisten eingetragen. Auch Geld hätte es bislang nur bei mit gut umgeNationalmannbelten „Golden der sehr ehrgeizige Löw möchte einem Titelgewinn bei der Welthen.“ schaft, in der ich je Goal“ zum 2:1 irgendwann „in die Geschichts- meisterschaft 2006 im eigenen Der Bundesim Endspiel bücher eingehen“, wie er ge- Land gegeben. trainer rechnet gespielt habe gegen Tschebeim Projekt Bastian Schweinsteiger chien DeutschTitelgewinn alDEUTSCHE SPIELER MIT DEN MEISTEN EM-EINSÄTZEN land letztmals lerdings von Anfang an mit heftiger Gegen- zum Fußball-Europameister ge13 Spiele: Thomas Häßler (1992-2000), Jürgen Klinsmann 1988wehr. Das Ziel Europameister hät- macht. Es war der dritte konti1996. ten „mindestens fünf andere nentale Triumph einer DFB-Aus12 Spiele: Andreas Brehme (1984-1992). Mannschaften auch“. Neben den wahl – seitdem wartet Deutsch11 Spiele: Michael Ballack (2000-2008), Lothar Matthäus (1980weiter außergewöhnlichen Spa- land auf einen Titel. 1988/2000). Für den 52 Jahre alten Löw ist niern, die Deutschland nicht nur 10 Spiele: Matthias Sammer (1992-1996), Jürgen Kohler (1988im EM-Finale 2008, sondern auch es das dritte große Turnier als 1996). im Halbfinale der WM 2010 mit verantwortlicher Bundestrainer. 9 Spiele: Philipp Lahm (2004-2008), Thomas Helmer (19921:0 besiegen konnte, schreibt Von seinen zehn Vorgängern auf 1996). Löw auch den beiden Gruppen- dem wichtigsten Trainerstuhl der 8 Spiele: Torsten Frings (2004-2008), Miroslav Klose (2004-2008), gegnern Holland und Portugal Nation konnten sich in Sepp HerBastian Schweinsteiger (2004-2008), Guido Buchwald (1984-1992), sowie Frankreich, England und berger (WM 1954), Helmut Schön Rudi Völler (1984-1992), Andreas Möller (1992-1996), Stefan Reuter Italien höchste Ambitionen zu. (EM 1972 und WM 1974), Jupp (1992-1996), Christian Ziege (1996-2004).
6
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
Neuer setzt alte Tradition fort
Andreas Gebert
DIE DEUTSCHE NATIONALMANNSCHAFT – DIE TORHÜTER
W
enn es eine Position bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gibt, die schon traditionell mit Weltklassespielern besetzt ist, dann ist es die des Torwarts. In die Phalanx von Toni Turek, Sepp Maier, Harald „Toni“ Schumacher, Bodo Illgner, Andreas Köpke, Oliver Kahn und Jens Lehmann reiht sich nahtlos Manuel Neuer ein. Der Torwart des FC Bayern München ist gesetzt – und das völlig zu Recht. Seine Feuertaufe bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika hat er mit Bravour bestanden. Zusammen mit dem Spanier Iker Casillas, dem Italiener Gianluigi Buffon oder dem Tschechen Petr Cech gehört der 26-Jährige zu den Besten seiner Zunft weltweit. „Er ist ein perfekter Torwart und wird auf längere Sicht wohl die Nummer eins sein. Manuel hat seine Karriere ja praktisch noch vor sich“, lobt Bundestorwarttrainer Andreas Köpke. In der Tat hat Neuer eigentlich keine Schwächen. Er ist reaktionsschnell und damit auf der Linie stark, beim Herauslaufen hat er sich inzwischen den Respekt der Angreifer erarbeitet. Seinen Strafraum beherrscht Neuer auch, zudem ist er auch ein guter Fußballer. Mit seinen präzisen Abschlägen kann er ein Spiel schnell machen. Einziges Manko: Neuer ist oftmals noch zu ungestüm und übertreibt sein
ohnehin schon risikoreiches Torwartspiel. In der vergangenen Saison leistete er sich dadurch einige schwerwiegende Patzer. Der Stachel des „Vize-Triples“ in Meisterschaft, Pokal und Champions League sitzt bei ihm, der von Schalke RÜCKENNUMMERN 04 nach München wechselte, um Titel zu gewinDie Spieler der deutschen Fußballnen, tief. „Klar ist es eine Nationalelf tragen bei der Europameisschwierige Situation für terschaft folgende Rückennummern: uns alle“, erklärt Neuer, „aber der Fokus liegt 1 Manuel Neuer jetzt ganz klar auf der 2 Ilkay Gündogan EM. Schließlich wollen 3 Marcel Schmelzer wir da ja was erreichen.“ 4 Benedikt Höwedes Und zwar den Titel – ein 5 Mats Hummels Neuer in Topform wäre 6 Sami Khedira da immens wichtig. 7 Bastian Schweinsteiger Um den Platz hinter 8 Mesut Özil dem Bayern-Keeper 9 Andre Schürrle streiten sich Tim Wiese 10 Lukas Podolski und Ron-Robert Zieler, 11 Miroslav Klose die sich in der Vorberei12 Tim Wiese tung bei der Vergabe der 13 Thomas Müller drei EM-Plätze schon 14 Holger Badstuber gegen Gladbachs Shoo15 Lars Bender tingstar Marc-Andre ter 16 Philipp Lahm Stegen durchsetzen 17 Per Mertesacker mussten. 18 Toni Kroos Warum Löw auf Wiese 19 Mario Götze setzt, bleibt sein Ge20 Jerome Boateng heimnis. Der 30-Jährige 21 Marco Reus ist zwar auf der Linie 22 Ron-Robert Zieler stark, ansonsten aber 23 Mario Gomez
Manuel Neuer (großes Foto) ist die klare Nummer eins im deutschen Tor. Ron-Robert Zieler und Tim Wiese (kleines Foto, von links) müssen sich hinten anstellen. In der EM-Vorbereitung war auch noch Marc-Andre ter Stegen dabei, der beim 3:5 gegen die Schweiz sogar im Tor stand. Aber Bundestrainer Joachim Löw setzte letztlich doch auf diese drei Keeper.
bestenfalls Durchschnitt. Zudem leidet Wiese an Selbstüberschätzung – auch wenn viele das mit Selbstbewusstsein verwechseln. Bezeichnend ist sein Wechsel von Werder Bremen zu 1899 Hoffenheim. Wiese brachte als mögliche neue Arbeitgeber unter anderem Real Madrid und Manchester United ins Spiel – und landete schließlich im Kraichgau bei der grauen Maus Hoffenheim. Die Nominierung Wieses ist ein Schlag ins Gesicht des gleichaltrigen Dortmunder Torwarts Roman Weidenfeller, der seit Jahren auf konstant hohem Niveau spielt und Titel vorweisen kann. Auch die junge Generation der Schlussmänner ist klar höher einzustufen als der Noch-Bremer. Dazu gehören ter Stegen, Bernd Leno von Bayer Leverkusen und Zieler. Der 23-Jährige von Hannover 96 hat von Löw und Köpke den Vorzug gegenüber ter Stegen oder Leno erhalten. In der abgelaufenen Spielzeit leistete auch er sich im Gegensatz zur Vorsaison einige Aussetzer, bleibt allerdings ein großer Rückhalt der Roten in der Tradition eines Robert Enke. Zieler war höchst erfreut über seine Nominierung und erfüllt
die von Köpke ausgegebene Maxime, „dass Ersatztorhüter kein Theater machen dürfen“, zu einhundert Prozent. „Ich möchte die ganzen Eindrücke bei der EM einsaugen“, sagt er artig. Und er wird Neuer die Daumen drücken, dass er mit überragenden Leistungen Deutschland zu einem Titel verhilft. Dann würde Neuer endgültig eine gute, alte deutsche Torwart-Tradition fortsetzen.
REKORDNATIONALSPIELER Auch vor der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine bleibt Lothar Matthäus mit 150 Länderspielen unangefochten Rekord-Nationalspieler des Deutschen FußballBundes (DFB). Aufgeführt sind auch die Rekord-Auswahlspieler des Fußball-Verbandes der DDR (in Klammern die Anzahl der Länderspiele). 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Lothar Matthäus 150 Miroslav Klose 114 Jürgen Klinsmann 108 Jürgen Kohler 105 Franz Beckenbauer 103 Joachim Streich 102 Thomas Häßler 101 Hans-Jürgen Dörner 100 Ulf Kirsten 100 10. Michael Ballack 98 11. Lukas Podolski 97
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
7
Deutschlands größte Baustelle
Holger Badstuber (links) und Per Mertesacker stoppen Israels Yossi Benayoun. Beim 2:0-Sieg bei der EM-Generalprobe in Leipzig wurden die beiden in der Innenverteidigung kaum gefordert. Das wird bei der EM anders sein. Mertesacker fehlt allerdings die Spielpraxis. Dennoch bekommt er wohl den Vorzug vor Dortmunds Mats Hummels (Foto links, Nummer 5), der beim 3:5 gegen die Schweiz zwar traf, aber in der Abwehr Schwächen offenbarte. Kapitän Philipp Lahm (Foto unten) wird bei der EM wieder auf links verteidigen. monatelang verletzt war und ihm Spielpraxis fehlt. Gesetzt in der Innenverteidigung ist Badstuber – das hat Löw so entschieden. Ob sich der 23-Jährige diesen Status bereits verdient hat, sei dahingestellt. Dem deutschen Team fehlt nach wie vor noch ein Außenverteidiger von internationalem Format, da Lahm logischerweise nicht auf beiden Seiten spielen kann. Offensichtlich gibt es in Deutschland nicht einen geeigneten Linksfuß, der die entsprechende Position in der Viererkette bekleiden kann. Dortmunds Marcel Schmelzer wirkt da in der Nationalelf noch überfordert, wie die 3:5-Pleite in der EM-Vorberei-
tung gegen die Schweiz gezeigt hat. So muss dort wieder Lahm ran, weil Boateng als Rechtsverteidiger das kleinere „Übel“ gegenüber Schmelzer auf links ist. Eine optimale Besetzung ist das nicht, zumal der 23-Jährige bei Bayern fast ausschließlich in der Innenverteidigung eingesetzt wurde und sich dort auch wohler fühlt. Alternativen hat Löw hier nicht viele – es fehlen einfach gelernte Außenverteidiger im Kader. Benedikt Höwedes kann zwar auch rechts spielen, ist aber ebenfalls eher ein Kandidat fürs
LÖWS VORAUSSSICHTLICHE WUNSCH-ELF Neuer Boateng
Mertesacker Khedira
Müller
Badstuber
Lahm
Schweinsteiger Özil Klose
Podolski
Abwehrzentrum. Lars Bender wäre als rechter Außenverteidiger ebenfalls eine denkbare Variante, aber die Stammposition des Leverkuseners ist die Sechser-Position im Mittelfeld. Für Lahm ist die Versetzung auf die linke Seite nichts Neues. „Ich habe schon bewiesen, dass ich keine Probleme habe, mich da umzustellen. Wichtig ist, dass wir im ersten Spiel hellwach sind. Wir haben eine sensationelle Qualität im Kader. Wir müssen es nur zeigen.“ Und die größte Baustelle im deutschen Team schließen.
DIE DEUTSCHE NATIONALMANNSCHAFT – DIE ABWEHR
Hendrik Schmidt
D
rei Bayern in der Viererkette: Bundestrainer Joachim Löw setzt bei der EM auf die internationale Erfahrung des deutschen Rekordmeisters aus München. Der wurde in der Meisterschaft zwar nur Zweiter hinter Borussia Dortmund, stellte aber die beste Defensive der Liga. Insofern ist Löws voraussichtliche Abwehr-Formation mit Kapitän Philipp Lahm, Jerome Boateng und Holger Badstuber logisch, zumal mit Manuel Neuer ein weiterer Akteur des FC Bayern im Tor steht. Komplettiert wird die deutsche Bayern-Hintermannschaft aller Voraussicht nach von Per Mertesacker von Arsenal London, der den Vorzug gegenüber dem Dortmunder Mats Hummels – dem besten Innenverteidiger in der abgelaufenen BundesligaSaison – erhalPer ten wird. Die Mertesacker größere Erfahrung bei großen Turnieren gab hier den Ausschlag für Löws Entscheidung. Außerdem passt Hummels‘ Spielweise, der das Spiel gerne mit langen Pässen eröffnet, nicht zur Philosophie des Bundestrainers. „Ich sage lieber nichts, weil ich nicht gespielt habe“, meinte ein sichtlich angefressener Hummels nach der EM-Generalprobe gegen Israel (2:0), bei der das Duo Mertesacker/Badstuber im Abwehrzentrum zusammen Jerome agierte. „Ich Boateng bin schon wieder bei 90, 95 Prozent meines Leistungsvermögens“, erklärte Mertesacker – ohne in dieser Partie ernsthaft gefordert worden zu sein. Bei der EM warten in der Offensive mit den Portugiesen Cristiano Ronaldo und Nani oder den Niederländern Robin van Persie und Arjen Robben allerdings andere Kaliber. Da müssen es dann schon 100 Prozent sein. Nichtsdestotrotz bleibt die Defensive die größte Baustelle im deutschen Team. Mertesackers Einsatz in der Startelf birgt durchaus Risiken, da der lange Schlaks
8
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
D
as Mittelfeld ist das Prunkstück der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Dieser Mannschaftsteil verfügt auch im internationalen Vergleich über die meiste Qualität – vor allem in der Breite. Bundestrainer Joachim Löw kann hier bei der Aufstellung nicht viel falsch machen. Jede der insgesamt fünf Positionen ist doppelt und dreifach nahezu gleichwertig besetzt. Dennoch vertraut Löw auch hier zunächst einmal den erfahrenen Kräften. Die beiden „Sechser“-Positionen vor der Abwehr werden Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger bekleiden. Der hat allerdings ähnliche Probleme wie InnenverBastian teidiger Per Schweinsteiger Mertesacker oder Keilstürmer Miroslav Klose – fehlende Spielpraxis nach Verletzungen. Eine Achse Mertesacker-Schweinsteiger-Klose birgt demnach gewisse Risiken. Dennoch vertraut Löw darauf, dass dieses Trio rechtzeitig zum ersten Spiel gegen Portugal auf Betriebstemperatur kommt. Sollte der „emotionale Leader“ Schweinsteiger doch noch nicht so weit sein, steht mit BayernVereinskollege Toni Kroos eine fast gleichwertige Alternative bereit. Den defensiveren Part neben Schweinsteiger oder Kroos übernimmt Sami Khedira, der diese Position auch bei Real Madrid mit Bravour ausgefüllt hat und sich in diesem Starensemble einen Platz in der Startformation erkämpft hat. Sami Dies gilt auch Khedira für Mesut Özil, der wie Khedira bei Real unter Trainer Jose Mourinho eine sensationelle Entwicklung genommen hat. Der Ex-Bremer ist im zentralen offensiven Mittelfeld gesetzt. Der 23-Jährige hat sogar das Zeug zum EM-Star. Zudem reisen Özil und auch Khedira mit dem Selbstbewusstsein eines spanischen Meisters an, der den FC Barcelona vom Thron gesto-
Götze. Auch dessen Mannschaftskollege Ilkay Gündogan hat einen hohen Stellenwert beim Bundestrainer und ist einer der Gewinner der EM-Vorbereitung. Das gilt auch für Leverkusens Andre Schürrle, der vor allem Podolski auf links Druck macht. Der 21-Jährige kann auf eine Wahnsinnsquote verweisen. In bisher 14 Länderspielen traf er siebenmal ins Schwarze – und das meist als EinwechToni selspieler. Ein Kroos perfekter Joker ist auch der Neu-Dortmunder Marco Reus. Der quirlige Dribbler ist ideal für eine Hereinnahme geeignet, wenn die Verteidiger des Gegners müde werden. Löw darf sich glücklich schätzen über so viel Qualität im wichtigsten Mannschaftsteil. Genau hier lagen bei den vergangenen beiden großen Turnieren die Ursachen dafür, dass es nicht zu einem Sieg gegen die Spanier Lukas Podolski ist besonders heiß auf die EM in seinem Heimatland gereicht hat. Die hatten hier die Polen. Der 27-Jährige wird im linken offensiven Mittelfeld auflaufen. Hoheit. Das soll sich bei dieser EM ändern. Das deutsche Mittel„Poldi“ kann bei der EM die 100-Länderspiele-Marke knacken. feld ist vielleicht das beste bei dieser EM. Der Beweis dafür ßen hat. Khedira untermauerte Der Offensiv-Allrounder des FC muss nun auf dem Platz erfoldies auch verbal. „Für mich ist Bayern hat auf Grund seiner star- gen. klar, dass ich bei der EM Stamm- ken WM 2010, wo er mit fünf Trefspieler bin“, erklärte er. fern TorschütTURNIER-ERFAHRUNG Im linken offensiven Mittelfeld zenkönig wurwird Lukas Podolski – demnächst de, einen BoMiroslav Klose: WM 2002, Teamkamerad von Mertesacker nus. Müller hat EM 2004, WM 2006, EM 2008, bei Arsenal London – auflaufen. seinen Status WM 2010. Löw weiß, dass auf den 27-Jähri- als StammPhilipp Lahm: EM 2004, WM gen bei großen Turnieren stets spieler bei 2006, EM 2008, WM 2010. Verlass war. Der Noch-Kölner ex- Bayern zwar Lukas Podolski: EM 2004, plodierte regelrecht bei Welt- verloren, er WM 2006, EM 2008, WM 2010. und Europameisterschaften – bringt aber Bastian Schweinsteiger: und das waren insgesamt bereits eine gewisse EM 2004, WM 2006, EM 2008, Thomas vier. Podolski kann bei der EM UnberechenWM 2010. Müller sogar die 100-Länderspiele- barkeit ins Per Mertesacker: WM 2006, Grenze knadeutsche Angriffsspiel und hat EM 2008, WM 2010. cken. Zudem so gegenüber der Konkurrenz Mario Gomez: EM 2008, WM ist „Poldi“ bei Vorteile. 2010. der EM in seiDie besagte Konkurrenz kann Holger Badstuber: WM nem Heimatsich sehen lassen. Kroos, einer 2010. land Polen beder Lieblinge von Löw, droht die Jerome Boateng, Sami sonders motiRolle als Edelreservist, als zwölfKhedira, Toni Kroos, Thomas viert. „Ich habe ter Mann. Der 22-Jährige kann Müller, Manuel Neuer, Mesut ein polnisches alle Positionen spielen und ist Özil, Tim Wiese: WM 2010. Herz und das erste Wahl bei Ausfällen bezieMario Götze, Ilkay Gündowird auch imhungsweise Einwechslungen. gan, Mats Hummels, Marcel Mesut mer so bleiLöw verfügt aber noch über Schmelzer, Lars Bender, AndÖzil ben“, sagte Poweitere Hochkaräter, die für fast re Schürrle, Benedikt Höwedolski. jede Position im Mittelfeld in Frades, Marco Reus, Ron-Robert Zieler: Keine Turnier-ErfahSein Pendant auf der rechten ge kommen. Allen voran Dortrung. Seite wird Thomas Müller sein. munds hoch talentierter Mario Andreas Gebert
DIE DEUTSCHE NATIONALMANNSCHAFT – DAS MITTELFELD
Jede Menge Qualität
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
9
EM-TORSCHÜTZENKÖNIGE 1960 in Frankreich: Milan Galic, Drazen Jerkovic (beide Jugoslawien), François Heutte (Frankreich), Valentin Iwanow, Viktor Ponedelnik (beide UdSSR) mit 2 Toren. 1964 in Spanien: Jesús Maria Pereda (Spanien), Ferenc Bene, Deszo Novak (beide Ungarn) mit 2 Toren. 1968 in Italien: Dragan Dzajic (Jugoslawien) mit 2 Toren. 1972 in Belgien: Gerd Müller (Deutschland) mit 4 Toren. 1976 in Jugoslawien: Dieter Müller (Deutschland) mit 4 Toren. 1980 in Italien: Klaus Allofs (Deutschland) mit 3 Toren. 1984 in Frankreich: Michel Platini (Frankreich) mit 9 Toren. 1988 in Deutschland: Marco van Basten (Niederlande) mit 5 Toren. 1992 in Schweden: Karlheinz Riedle (Deutschland), Dennis Bergkamp (Niederlande), Tomas Brolin(Schweden), Henrik Larsen (Dänemark) mit 3 Toren. 1996 in England: Alan Shearer (England) mit 5 Toren. 2000 in Belgien und Niederlande: Patrick Kluivert (Niederlande), Savo Milosevic (Jugoslawien) mit 5 Toren. 2004 in Portugal: Milan Baros (Tschechien) mit 5 Toren. 2008 in Österreich und Schweiz: David Villa (Spanien) mit 4 Toren.
33-Jährige der komplettere Stürmer und für das Kombinationsspiel der deutschen Mannschaft besser geeignet. Allerdings hat Gomez in den vergangenen beiden Spielzeiten beim FC Bayern eine Traumquote vorzuweisen. Sagenhafte 80 Tore in 97 Pflichtspielen stehen da zu Buche. Auch seine Länderspiel-Bilanz kann sich sehen lassen. In 52 Länderspielen traf er 22 Mal, in den vergangenen zehn waren es acht. Auch Kloses Werte im Nationaltrikot sind bemerkenswert. Der Angreifer von Lazio Rom erzielte in 116 Länderspielen 63 Tore und kratzt an Gerd Müllers Rekord (68 Treffer). Für Löw wichtiger ist aber seine Bilanz bei großen Turnieren. Bei drei Welt- und zwei Europameisterschaften schaffte er in 27 Einsätzen 16 Tore. In der QualifikaMiroslav Klose (großes Foto) tion zur EM 2012 gab es zwiüberläuft den Schweizer schen Klose und Gomez eine Gökhan Inler. Der 33-Jährige Job-Teilung in den zehn Parvon Lazio Rom wird im tien. Beide kamen jeweils deutschen Angriffszentrum sechsmal zum Einsatz, Klose wohl den Vorzug gegenüber erzielte neun Tore, Gomez Bayern-Stürmer Mario Gomez sechs. „Es ist gut für die Mann(kleines Foto) erhalten. schaft, dass sie weiß, dass Miro und Mario immer Tore machen können – egal, wer von auch Marco Reus oder ihnen spielt. Das ist sehr wichtig, Andre Schürrle können denn wir werden beide unbe- problemlos auch in vordingt benötigen, wenn wir etwas derster Front eingesetzt erreichen wollen“, meinte Löw zu werden. Doch in erster Linie seinem Luxusproblem. Beide Konkurrenten halten muss Löw die Frage besich mit Kampfansagen bedeckt. antworten: Klose oder Go„Mario ist natürlich ein Konkur- mez? Ein echtes Luxusprorent. Aber es ist ein umheimlicher blem. Vorteil, dass wir im Sturm so gut besetzt sind. Der Trainer muss ALLE DEUTSCHEN EM-TORSCHÜTZEN entscheiden, wer von uns spielt“, phrasierte Klose. Ein wenig for5 Tore: Jürgen Klinsmann (1988-1996). scher antwortete Gomez: „Ich 4 Tore: Gerd Müller (1972), Dieter Müller (1976), Rudi Völler weiß, was ich kann. Ich freue (1984-1992). mich auf das Turnier. Der Bundes3 Tore: Lukas Podolski (2004-2008), Michael Ballack (2000-2008), trainer weiß, was er an mir hat“, so Klaus Allofs (1980), Karlheinz Riedle (1992). der 26-Jährige. 2 Tore: Bastian Schweinsteiger (2004-2008), Miroslav Klose Mit Cacau hat Löw in der EM(2004-2008), Horst Hrubesch (1980), Thomas Häßler (1992), Oliver Vorbereitung eine mögliche AlBierhoff (1996), Matthias Sammer (1996). ternative zu Klose und Gomez 1 Tor: Torsten Frings (2004-2008), Philipp Lahm (2008), Herbert aus dem Kader gestrichen. KandiWimmer (1972-1976), Bernd Hölzenbein (1976), Heinz Flohe (1976), daten für einen Platz im deutKarl-Heinz Rummenigge (1980-1984), Lothar Matthäus (1980schen Sturm gibt es im Aufgebot 1988), Andreas Brehme (1984-1992), Olaf Thon (1988), Stefan Effendennoch genug. Sowohl Lukas berg (1992), Stefan Kuntz (1996), Andreas Möller (1996), Christian Podolski und Thomas Müller als Ziege (1996), Mehmet Scholl (2000). Peter Schneider
G
erd Müller oder Uwe Seeler? Vor dieser Frage stand Bundestrainer Helmut Schön vor der FußballWeltmeisterschaft 1970 in Mexiko. Eigentlich war in seinem System nur Platz für einen Mittelstürmer. Am Ende entschied er salomonisch: Müller und Seeler, wobei „Uns Uwe“ sich im Mittelfeld abrackern musste. Vor einer ähnlichen Frage steht Nationalcoach Joachim Löw bei der EM 2012. Hier lautet sie: Miroslav Klose oder Mario Gomez? Denn auch Löw hat in seiner Grundformation 4-5-1 nur eine Planstelle für die beiden Angreifer frei. Anders als Schön wird sich Löw aber für einen der beiden entscheiden. Und das wird aller Voraussicht nach Miroslav Klose sein, obwohl ihm nach zwei Verletzungen am Saisonende die nötige Wettkampfpraxis fehlt. Nicht nur für den Bundestrainer ist der
DIE DEUTSCHE NATIONALMANNSCHAFT – DER ANGRIFF
Löws Luxusproblem
10 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
„Können Geschichte schreiben“
Sie haben vor der WM 2010 gesagt, die Spiele bei den großen Turnieren gäben Ihnen den Kick. Wie sehr sehnen Sie den EM-Start herbei? Ich habe manchmal das Problem, dass ich mit den Spielern bei Länderspielen nur ein paar Tage arbeiten kann. Man hat viele Ideen im Kopf, will Dinge im Training und in Sitzungen angehen, aber die Zeit ist oft zu knapp. Vor einem Turnier ist das entspannter. Ich kann einen methodischen Aufbau machen. Und wir freuen uns, wenn wir uns jetzt mit den Besten messen können. Das sind die besonderen Spiele, die man herbeisehnt. Das erste Turnierspiel gilt als wegweisend. Ist alles auf den 9. Juni ausgerichtet? Vieles. In der Vorbereitung war alles darauf ausgerichtet, die Basis für mehrere Wochen zu legen. Jetzt, in der letzten Woche, wird nur noch über Portugal gesprochen. Wir Trainer denken natürlich über dieses Spiel hinaus, aber die Spieler sollen sich ausschließlich auf den EM-Auftakt konzentrieren. Das Training wird von der Belastung ganz darauf abgestimmt. Sie planen sehr akribisch und analytisch. Verlassen Sie sich dennoch bei manchen Entscheidungen im letzten Moment auf Ihr Bauchgefühl? Es gibt schon die eine oder andere Bauchentscheidung. Ich sehe ja, dass manche Spieler auf einem ähnlichen Niveau sind. Dann ist es schwierig, rationale Entscheidungen zu treffen. Da verlasse ich mich, wenn es etwa
Bundestrainer Joachim Löw hat den EM-Titel fest im Visier. Seit 2006 ist er Nationalcoach und stand bisher bei zwei großen Turnieren in der Verantwortung. Bei der EM 2008 wurde das deutsche Team Zweiter hinter Spanien. Bei der WM 2010 reichte es zu Platz drei – auch hier standen die Spanier im Halbfinale einem deutschen Triumph im Wege.
Rolf Vennenbernd
BUNDESTRAINER JOACHIM LÖW IM INTERVIEW
M
it dem Bezug des EMQuartiers in Danzig beginnt für Bundestrainer Joachim Löw die Endphase der Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft auf die Fußball-Europameisterschaft. „Wir freuen uns, wenn wir uns jetzt mit den Besten messen können“, sagt Löw im Interview. Mit einem Titelgewinn könnten die Spieler „Fußballgeschichte schreiben und sich unsterblich machen“, betont der 52-Jährige, der persönlich sagt: „Ich würde mich freuen, wenn ich am 1. Juli in Kiew wäre und beteiligt wäre am großen Finale.“
i-Tüpfelchen. Damit kann man Fußballgeschichte schreiben und sich unsterblich machen. Von den Europameistern 1996 oder 1972 redet man auch heute noch. Es wäre eine tolle Belohnung für um die Aufstellung geht, aufs Der Generation Klose, Lahm, diese Spieler. Bauchgefühl, nachdem ich vieles Schweinsteiger, Mertesacker, abgewogen und analysiert habe. Podolski fehlt noch ein interna- Borussia Dortmund ist national tionaler Titel. Ist das die Vo- zur Nummer eins aufgestiegen. Helmut Schön, Franz Becken- raussetzung, um von großen Trotzdem gibt der FC Bayern bauer, Berti Vogts – wissen Sie, Spielern sprechen zu können? den Ton an bei der NationalSagen wir es so: Ein Titel würde mannschaft. Ist das ein Widerwie diese drei Nationaltrainer ihnen gut zu Ge- spruch? Blockbildung spielt für mich sicht stehen. Die Spieler sind ehr- eine untergeordnete Rolle. Die Ein Titelgewinn ist geizig. Sie sind Spieler müssen meine Anfordedas i-Tüpfelchen. zwei-, dreimal rungen erfüllen. Für die Aufstelknapp geschei- lung entscheidet allein Qualität. Damit kann man sich tert. Aber die Wenn ich Zeit habe, bin ich in der unsterblich machen. Es Spieler erken- Lage, unterschiedliche Vereine nen auch, dass und Philosophien auf eine Linie wäre eine tolle ihre Entwick- einzuschwören. Die Dortmunder Belohnung lung trotz allem Spieler sind national sehr, sehr sehr gut ist, dass stark, sie sind im Kommen. Aber sie mittlerweile sie sind international noch nicht bei ihrem dritten Turnier abge- gegen Mannschaften wie die ganz so erprobt wie die Bayern. Niederlande oder Brasilien guten Lahm, Schweinsteiger, Müller schnitten haben? Wahrscheinlich haben sie den Fußball zeigen können. Und und einige andere haben schon wenn ein Podolski, ein Schweins- bei der WM und auch in der Titel gewonnen. teiger, ein Lahm mit 27, 28 Jahren Champions League eine gute Genau. Betrachten Sie das als fast 100 Länderspiele haben, ist Rolle gespielt gutes Omen oder zusätzlichen das grundsätzlich ein RiesenUnd die Dortmunder? erfolg. Druck? Götze, SchmelFür mich ist das zer, Gündogan dann eher ein gumüssen internatiotes Omen. Die Dortmunder nal noch einen müssen internaSprung machen Gehen Sie in Ihr bei einem Turnier. drittes Turnier tional noch einen Sprung Denn eines ist klar: als Bundestraimachen. Wir spielen Die EM hat schon ner mit der bisnoch ein anderes lang besten nicht gegen Hoffenheim Niveau. Wir spielen Mannschaft? oder Nürnberg nicht gegen HofVielleicht mit fenheim, Nürnberg der talentiertesund so weiter. Wir ten Mannschaft. spielen gegen die Top Ten der Die jungen Spieler haben eine gute Qualität. Aber manche ha- Trotzdem: Bleibt man erst als Welt, gegen Spanien, den aktuelben mehr nationale Erfahrung Welt- oder Europameister in Er- len Welt- und Europameister. Das ist der höchste Level. und weniger internationale. Das innerung? (Fortsetzung auf Seite 11) Ein Titelgewinn ist immer das muss man bedenken.
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 11
Es ist die letzte EM-Endrunde mit 16 Mannschaften. 2016 in Frankreich werden 24 Nationen teilnehmen. Begrüßen Sie diese Ausweitung? Ich sehe es eher skeptisch. Die Qualifikation wird abgewertet, sie wird nicht mehr so schwierig sein. Man muss sich fragen, ob es das Niveau in der Vorrunde des EM-Turniers ab 2016 verwässern wird. Diesmal sind in unserer Gruppe alle vier Nationen in den Top Ten der Weltrangliste. Die Qualität ist gewaltig. Sie ist bei der EM in der Anfangsphase des Turniers noch stärker als bei der WM. Das ist bisher das Spannende an einer EM. Bei 24 Mannschaften wird es Paarungen geben, die weniger interessant sind. Die kleinen Nationen freuen sich trotzdem über die Erweiterung. Aber für die Qualität halte ich es eher für bedenklich. Miroslav Klose könnte sich unsterblich machen, wenn er Gerd Müllers Rekord von 68 Länderspieltreffern knackt. Fünf fehlen ihm noch. Trauen Sie Klose den Rekord zu? Das wird er schaffen. Bei der EM? Es wäre schön, wenn er bei der EM auf fünf Tore käme. Das wäre gut für unser Team. Er wirkt ja wie ein 25-Jähriger. Er ist schnell. Er ist beweglich. Er ist fußballerisch stark. Von daher tut uns so ein Spieler wie Klose schon wahnsinnig gut, vielleicht auch noch für die Zukunft nach dem Turnier. Sie haben stets betont, man müsse Welt- und Europameister Spanien spielerisch bezwingen. Hat Sie der ChampionsLeague-Triumph von Chelsea mit den Siegen gegen Barcelona und Bayern umgestimmt? Nein. Von zehn Spielen gewinnt Barcelona acht gegen Chelsea. Es gibt aber immer Unwägbarkeiten, das hat man auch
im Finale mit dem vergebenen Elfmeter der Bayern in der Verlängerung gesehen. Spanien muss mit spielerischen Möglichkeiten, mit Druck, mit Ballbesitz und mit schnellem Spiel vor Probleme gestellt werden. Wenn man das nicht kann, und wenn die Spanier nicht völlig desolat spielen oder schlecht mit ihren Chancen umgehen, wird man gegen sie auch nicht gewinnen.
Spieler wie Nani. Extrem stark ist die Abwehr um Pepe, vor allem die Innenverteidiger sind körperlich stark.
Turnieren. Aber wer bei Real Madrid so eine gute Rolle spielt, so viele Tore vorbereitet und so eine fußballerische Akzeptanz besitzt, gehört automatisch zu den BesWie sehr haben sich Mesut Özil ten, die es weltweit gibt. und Sami Khedira in den zwei Jahren bei Real Madrid weiter- Ist Mario Götze in der Nationalentwickelt? mannschaft noch ein Azubi? Mario ist ähnlich veranlagt wie Sie sind sehr gewachsen. Sie haben extrem von der WM 2010 pro- Mesut Özil. Spielintelligenz und fitiert und der Zeit in Madrid. Sie Technik sind bei ihm in ganz junhaben jetzt die gen Jahren ausgereift. Mario hat spanische Meis- bei uns und in Dortmund noch terschaft gewon- nicht so viele internationale SpieWir haben keinen nen, das ist ein Ti- le absolviert. Von daher muss Spanien-Plan. Der tel mit großer Re- man sehen, ob er nochmal einen putation. Sie spie- Sprung machen kann bei dieser existiert nicht. Wir len bei einem der EM. Zuzutrauen ist Mario sehr viel müssen erst einmal größten Vereine in den nächsten Jahren. Er kann andere Aufgaben der Welt. Sie müs- einer der ganz großen Fußballer sen tagtäglich um werden. Mario bringt enorm viel bewältigen ihren Platz bei mit, um ein Weltklassespieler zu Real kämpfen und sein. haben sich durchIst das nur ein Matchplan gesetzt. Sie haben in ihrer körper- Sie haben Bastian Schweinsteigegen Spanien oder für das ge- lichen und psychischen Robust- ger zum „emotionalen Leader“ samte Turnier? heit noch einmal zugelegt. Sie im Team erkoren. Allerdings Wir haben keinen Spanien- machen von ihrer Reife her einen musste er sportliche RückschläPlan, der existiert nicht. Das wäre sehr guten Eindruck. Das Aus- ge verkraften, außerdem fehlt nicht in Ordnung. Wir müssen landsengagement hat bei ihnen ihm nach seinen Verletzungen erst einmal andere Aufgaben be- schon etwas bewirkt. die Wettkampfpraxis. Kann er wältigen. Bei uns das Team dengibt es natürlich noch führen? einen Spielplan. Er Grundsätzlich Wir müssen in beinhaltet, unsere natürlich schon. jedem der drei Spielweise zu verAber wir müssen festigen, sie durchdie aktuellen EinGruppenspiele zubringen, die drücke der letzten Höchstleistungen Spielfreude und Trainingstage vor Risikobereitschaft dem ersten Spiel bringen, wenn wir beizubehalten, und die Entwickbestehen wollen auch wenn die Brilung abwarten. sanz hoch ist. Darum gibt es einen Was haben Sie Spielplan Richtung Portugal, Hat Özil das Zeug zum Star die- am 1. Juli in Ihrem TerminkaRichtung Holland und Richtung ser EM? lender stehen? Dänemark. Dann sieht man weiMein Terminkalender ist völlig Mesut Özil ist – unabhängig ter. Aber unsere Spielweise wird von dieser EM – einer der besten leer zwischen Anfang Juli und 15. sich nicht gravierend verändern, Fußballer überhaupt. Klar, muss Juli. Aber ich würde mich freuen, egal wie weit wir kommen. man das immer wieder unter Be- wenn ich am 1. Juli in Kiew am weis stellen bei den ganz großen großen Finale beteiligt wäre. Niederlande, Portugal, Dänemark – kann man diese RangZUR PERSON: JOACHIM LÖW folge in der Schwierigkeit der Gruppengegner aufstellen? Geburtsdatum: 3. Februar 1960 in Schönau im Schwarzwald. Ich möchte keine Rangfolge Spielerstationen: SC Freiburg (1978-1980), VfB Stuttgart (1980aufstellen. Wir müssen in jedem 1981), Eintracht Frankfurt (1981-1982), SC Freiburg (1982-1984), der drei Spiele unsere HöchstleisKarlsruher SC (1984-1985), SC Freiburg (1985-1989), FC Schaffhautung bringen, wenn wir bestehen sen (1989-1992), FC Winterthur (1992-1994), FC Frauenfeld (1994wollen. Portugal und die Nieder1995/Spielertrainer). lande sind fußballerisch und von Erfolge als Spieler: 4 U-21-Länderspiele, 52 Bundesligaspiele (7 ihrer Offensivkraft auf einem hoTore), 252 Zweitliga-Spiele (81 Tore). hen Niveau. Dänemark spielt naTrainerstationen: FC Winterthur (1994/A-Junioren), FC Frauentürlich anders, ist aber auch imfeld (1994-1995/Spielertrainer), VfB Stuttgart (1995-1996/Assismer ein unangenehmer Gegner. tenztrainer), VfB Stuttgart (1996-1998), Fenerbahce Istanbul (1998Da gibt es nur Nuancen, die 1999), Karlsruher SC (1999-2000), Adanaspor AS (2000-2001), FC unsere Gegner unterscheiden. Tirol Innsbruck (2001-2002), FK Austria Wien (2003-2004), Deutschland (2004-2006/Assistenztrainer), Bundestrainer (seit 2006) Ist es die halbe Miete, wenn Erfolge als Trainer: 3. Platz bei der WM 2010 in Südafrika, Finale man Cristiano Ronaldo bei Porbei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz, 3. Platz bei der WM tugal ausschalten kann? 2006 in Deutschland als Assistent von Bundestrainer Jürgen KlinsDas glaube ich nicht. Nicht nur mann, DFB-Pokalsieger mit dem VfB Stuttgart 1997, ÖsterreichiRonaldo ist sehr gefährlich und scher Meister mit dem FC Tirol Innsbruck 2002, Türkischer Superschnell, sondern auch andere cupsieger mit Fenerbahce Istanbul 1999
BUNDESTRAINER JOACHIM LÖW IM INTERVIEW
Erstmals findet ein großes Turnier in Osteuropa statt. Was erwarten Sie von der EM in Polen und der Ukraine? Man erlebt es erst, wenn man unmittelbar vor Ort ist. 2010 in Südafrika wusste auch niemand so richtig, was uns erwartet. Ich glaube, dass sich die Bevölkerung in Polen und der Ukraine riesig auf die EM freut und eine gute Stimmung herrschen wird.
12 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
„Liebe auf den ersten Blick“
Marcus Brandt
DIE DEUTSCHE NATIONALMANNSCHAFT – DAS QUARTIER
D
ie letzten Meter führen immer tiefer in den Wald. Durch eine Schrebergartenkolonie, über Kopfsteinpflaster und Schlaglöcher. Es würde wohl niemand ein Fünf-SterneHotel am Ende des Weges erwarten, eher schon einen Campingplatz. Doch im abgelegenen „Freudental“ im Hinterland von Danzig wird die deutsche Fußball-Nationalmannschaft während der EM im noblen „Dwor Oliwski“ logieren, um sich optimal auf ihre Titel-Mission bei der EM vorzubereiten. Im „Olivenhof“ mit seinen reetgedeckten Landhäusern, seinem malerischen Garten und einem kleinen Bächlein vor der Tür erwartet Bundestrainer Joachim Löw, Kapitän Philipp Lahm und Co. der gewohnte Turnier-Luxus. „Als wir erstmals nach Danzig gekommen sind, war es quasi Liebe auf den ersten Blick“, sagte DFBPräsident Wolfgang Niersbach über das deutsche Quartier. Die exquisite Herberge wurde exklusiv vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) bis zum Finale am 1. Juli gebucht.
Jede Menge Luxus: Im Hotel „Dwor Oliwski“ (Olivenhof) in Danzig bezieht die deutsche Mannschaft ihr EM-Quartier. Gebucht ist es für vier Wochen – also bis zum Finale...
ZEHN SPIELE – ZEHN SIEGE: MAKELLOSE EM-QUALIFIKATION DES DEUTSCHEN TEAMS Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich souverän für die Europameisterschaft qualifiziert. Sie gewann alle zehn Spiele – eine makellose Bilanz. Die Spiele im Überblick: 3. September 2010 in Brüssel: Belgien – Deutschland 0:1 (0:0). Neuer – Lahm, Mertesacker, Badstuber, Jansen (46. Westermann) – Schweinsteiger, Khedira – Th. Müller, Özil (88. Cacau), Podolski (70. Kroos) – Klose. Zuschauer: 47.000 – Tor: 0:1 Klose (51.). 7. September 2010 in Köln: Deutschland – Aserbaidschan 6:1 (3:0). Neuer – Riether, Mertesacker (11. Westermann), Badstuber, Lahm – Schweinsteiger (78. Cacau), Khedira – Th. Müller (62. Marin), Özil, Podolski – Klose. Zuschauer: 43.751 – Tore: 1:0 Westermann (28.), 2:0 Podolski (45.), 3:0 Klose (45.), 4:0 Sadigov (53., Eigentor), 4:1 Dzavadov (57.), 5:1 Badstuber (86.), 6:1 Klose (90.). 8. Oktober 2010 in Berlin: Deutschland – Türkei 3:0 (1:0). Neuer – Lahm, Mertesacker, Badstuber, Westermann – Kroos, Khedira – Th. Müller, Özil (89. Marin), Podolski (86. Träsch) – Klose (89. Cacau). Zuschauer: 74.244 (ausverkauft) – Tore: 1:0 Klose (42.), 2:0 Özil (79.), 3:0 Klose (87.). 12. Oktober 2010 in Astana: Kasachstan – Deutschland 0:3 (0:0). Neuer – Lahm, Mertesacker, Badstuber, Westermann – Kroos, Khedira – Th. Müller (71. Marin), Özil (79. Cacau), Podolski – Klose (55. Gomez). Zuschauer: 20.000 – Tore: 0:1 Klose (48.), 0:2 Gomez (76.), 0:3 Podolski (85.). 26. März 2011 in Kaiserslautern: Deutschland – Kasachstan 4:0 (3:0). Neuer – Lahm, Mertesacker, Badstuber, Aogo – Khedira, Schweinsteiger (78. Kroos) – Th. Müller (78. Götze), Özil, Podolski (65. Gomez) – Klose. Zuschauer: 47.984 (ausverkauft) – Tore: 1:0 Klose (3.), 2:0 Th. Müller (25.), 3:0 Th. Müller (43.), 4:0 Klose (88.). 3. Juni 2011 in Wien: Österreich – Deutschland 1:2 (0:1). Neuer – Lahm, A. Friedrich, Hummels, Schmelzer – Khedira (69. Badstuber), Kroos (90. Aogo) – Th. Müller, Özil, Podolski (67. Schürrle) – Gomez.
Zuschauer: 47.500 (ausverkauft) – Tore: 0:1 Gomez (44.), 1:1 A. Friedrich (51., Eigentor), 1:2 Gomez (90.). 7. Juni 2011 in Baku: Aserbaidschan – Deutschland 1:3 (0:2). Neuer – Höwedes, Badstuber, Hummels, Aogo – Lahm, Kroos – Th. Müller (88. Holtby), Özil (81. Götze), Podolski (76. Schürrle) – Gomez. Zuschauer: 30.000 – Tore: 0:1 Özil (30.), 0:2 Gomez (41.), 1:2 Murad Husejnow (89.), 1:3 Schürrle (90.+3). 2. September 2011 in Gelsenkirchen: Deutschland – Österreich 6:2 (3:1). Neuer – Höwedes (46. Boateng), Hummels, Badstuber, Lahm – Kroos (85. Götze), Schweinsteiger – Th. Müller, Özil, Podolski (74. Schürrle) – Klose. Zuschauer: 53.313 (ausverkauft) – Tore: 1:0 Klose (8.), 2:0 Özil (23.), 3:0 Podolski (28.), 3:1 Arnautovic (42.), 4:1 Özil (47.), 4:2 Harnik (51.), 5:2 Schürrle (84.), 6:2 Götze (88.). 7. Oktober 2011 in Istanbul: Türkei – Deutschland 1:3 (0:1). Neuer – Boateng (73. Höwedes), Mertesacker, Badstuber, Lahm – Schweinsteiger, Khedira – Th. Müller, Götze (90. Reus), Podolski (62. Schürrle) – Gomez. Zuschauer: 50.000 (ausverkauft) – Tore: 0:1 Gomez (35.), 0:2 Th. Müller (66.), 1:2 Balta (79.), 1:3 Schweinsteiger (86., Foulelfmeter). 11. Oktober 2011 in Düsseldorf: Deutschland – Belgien 3:1 (2:0). Neuer – Höwedes, Mertesacker, Hummels, Lahm (84. Gündogan) – Khedira, Kroos – Th. Müller (71. Reus), Özil, Schürrle – Gomez (76. Cacau). Zuschauer: 48.483 – Tore: 1:0 Özil (30.), 2:0 Schürrle (33.), 3:0 Gomez (48.), 3:1 Fellaini (86.). Abschlusstabelle: 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Deutschland Türkei Belgien Österreich Aserbaidschan Kasachstan
10 10 10 10 10 10
10 0 0 523 433 334 217 118
34:7 13:11 21:15 16:17 10:26 6:24
30 17 15 12 7 4
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 13
Marcus Brandt
E
s ist wie verhext für Bastian Schweinsteiger. Die Leidenszeit des Fußball-Nationalspielers in dieser Saison setzt sich auch vor der Europameisterschaft nahtlos fort. Ein Bluterguss in der linken Wade aus dem Champions-League-Finale bremst Joachim Löws Mittelfeldchef in seinem Tatendrang, ein Einsatz beim Turnierstart gegen Portugal ist zum Wettlauf mit der Zeit geworden – Ex-Kapitän Michael Ballack und das WM-Sommermärchen 2006 lassen grüßen. Noch beschwichtigt die Sportliche Leitung um Joachim Löw. Der Bundestrainer sprach von einem Heilungsverlauf, der „ein bisschen schwieriger als gedacht“ verlaufe. „Der 9. Juni ist der Zeitpunkt, der für uns zählt. Wir sind guter Dinge“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff zum Abschluss des Trainingslagers in Südfrankreich, wo Schweinsteiger nur vom FahrradErgometer aus den Teamkollegen beim Fußballspielen auf dem Platz zuschauen konnte. „Klar, würde Bastian gerne mittrainieren“, berichtete Philipp Lahm. Der Kapitän stufte die Blessur als „ernst“ ein und bewertete auch schon mal einen möglichen Startausfall seines BayernKollegen: „Natürlich würde das schmerzen.“ Schweinsteigers Pechsträhne begann mit einem Schlüsselbeinbruch im November. Dann warf ihn zu Jahresbeginn ein Außenbandriss am rechten Sprunggelenk ein weiteres Mal zurück. Schweinsteiger kämpfte sich nach beiden Verletzungen wieder heran, quälte sich trotz fehlender Form und Spielpraxis sogar jeweils 120 Minuten durch die großen Spiele des FC Bayern in der Champions League gegen Real Madrid und Chelsea. Umsonst: In Bundesliga, DFBPokal und Königsklasse wurde
der 27-Jährige mit den Der heimliche Kapitän: Bayern immer nur Zweiter. Bastian Schweinsteiger Ausgerechnet er schoss hatte in dieser Saison mit im Heimfinale gegen Verletzungen und sportlichen Chelsea den entscheidenRückschlägen zu kämpfen. den letzten Elfmeter der Im EM-Quartier in Danzig stieg Münchner an den Pfosten. er wieder voll ins Training ein. Tränen, Wut, NiedergeIhm fehlt allerdings Wettkampfpraxis. schlagenheit – seit dem Spiel leidet Schweinsteiger see- Minuten mit einer leichten Verletlisch und auch körperlich. zung gespielt“, beschrieb Löw die Die EM hatte der 90-malige Na- Problematik der Blessur in tionalspieler zum persönlichen Schweinsteigers Wade und be„Neuanfang“ ausgerufen. Doch tonte: „Jetzt will ich das Risiko nadas Champions-League-Finale türlich absolut minimieren.“ lässt ihn auch bei der NationalDer Bundestrainer verordnete mannschaft und vor dem neuen dem Leistungsträger SondertraiZiel EM-Titel nicht los. „Er hat 115 ning. Für die EM-Generalprobe in
DEUTSCHE SPIELER MIT DEN MEISTEN EM-EINSÄTZEN 13 Spiele: Thomas Häßler (1992-2000), Jürgen Klinsmann 19881996. 12 Spiele: Andreas Brehme (1984-1992). 11 Spiele: Michael Ballack (2000-2008), Lothar Matthäus (19801988/2000). 10 Spiele: Matthias Sammer (1992-1996), Jürgen Kohler (19881996). 9 Spiele: Philipp Lahm (2004-2008), Thomas Helmer (19921996). 8 Spiele: Torsten Frings (2004-2008), Miroslav Klose (2004-2008), Bastian Schweinsteiger (2004-2008), Guido Buchwald (1984-1992), Rudi Völler (1984-1992), Andreas Möller (1992-1996), Stefan Reuter (1992-1996), Christian Ziege (1996-2004).
Leipzig gegen Israel (2:0) strich er Schweinsteiger vorsichtshalber aus seinen Planungen. Obwohl Schweinsteiger nach dem Bezug des EM-Quartiers in Danzig endlich mit der Mannschaft trainierte, wird er zum Turnierstart keinesfalls „voll im Saft stehen“ können, wie es Löw zur Vorgabe für seine EM-Startelf gemacht hat. Trotzdem wird der Bundestrainer um seinen Mittelfeldchef kämpfen, der sich – wie die lange verletzten Per Mertesacker und Miroslav Klose – unter Umständen auch erst während der EM „reinquälen“ soll ins Turnier. Löw weiß um die Bedeutung der „absoluten Führungspersönlichkeit“ Bastian Schweinsteiger. Als er nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Ballack vor der WM 2010 Lahm zum Kapitän ernannte, erklärte er Schweinsteiger nicht nur zu dessen Stellvertreter, sondern auch zum „emotionalen Leader“ des Teams. In Südafrika war Schweinsteiger der für alle sichtbare Chef der jungen DFB-Elf auf dem Spielfeld. Auch der Vergleich mit Ballack und der WM 2006 drängt sich auf. Vor sechs Jahren verzichteten Bundestrainer Jürgen Klinsmann und sein damaliger Assistent Löw im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica auf den „Capitano“, der sich im letzten WMTestspiel ebenfalls an der Wade verletzt hatte. „Bei Ballack war es eine Verletzung, die häufiger aufgetreten ist und kein einzelner Fall“, relativierte Bierhoff und betonte: „Bei Bastian sollte mit dem richtigen Auskurieren die Sache erledigt sein.“ Das könnte zutreffen: Aber auch Ballack fand bei der HeimWM nie zu seiner Höchstform. Deutschland schied im Halbfinale gegen Italien nach Verlängerung aus – auch Schweinsteiger war dabei.
Deutsche sind optimistisch Die deutsche Nationalmannschaft ist in den Augen der Bundesbürger haushoher Favorit der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Auf die Frage, wer ihrer Ansicht nach den Titel gewinnen wird, nannte in einer Umfrage fast jeder Zweite (47 Prozent) das deutsche Team. 15 Prozent glauben, dass es Spanien gelingt, den 2008 im Finale gegen Deutschland gewonnen Titel zu verteidigen. Alle anderen Teilneh-
mer gehen aus Sicht der Deutschen nur mit geringen Chancen auf einen Titelgewinn ins Rennen: Je 3 Prozent trauen die Europameisterschaft den Niederlanden und Frankreich zu, je 2 Prozent tippen auf England oder Italien als Turnier-Sieger. Je 1 Prozent meinen, Portugal oder Polen könnten den Pokal holen. 1 Prozent entfallen auf andere Mannschaften. Der Rest der Befragten (25 Prozent) äußerte keine Meinung.
IM FOKUS: BASTIAN SCHWEINSTEIGER
Verhextes Jahr: Schweinsteiger kämpft
14 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
„Der Star war die Mannschaft“
Europameister Die bisherigen Fußball-Europameister
1960 1964 1968 1972 1976 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008
Oliver Multhaup
RÜCKBLICK: DER LETZTE DEUTSCHE EM-TRIUMPH 1996
J
ürgen Klinsmann ist gerade ernüchtert. Als Erneuerer des US-Fußballs musste er beim 1:4 gegen Brasilien erfahren, dass es trotz zuvor fünf Siegen mit der amerikanischen Auswahl noch viel zu tun gibt. Oliver Bierhoff hat den größten Stress des Jahres schon hinter sich. Als Manager des deutschen Nationalteams ist er dafür zuständig, dass Philipp Lahm und Co. beste Bedingungen für einen EM-Titelgewinn in Polen und der Ukraine nutzen können. Das Feld ist gerichtet und es wird Zeit: Beim bislang letzten DFB-Triumph 1996 standen Klinsmann und Bierhoff noch gemeinsam auf dem Rasen. Die EM-Goldmedaille liegt bei Klinsmann zu Hause in Kalifornien. „Ich habe jede Sekunde genossen. Diese besondere Atmosphäre in den Stadien – das ist es ja, was die großen Turniere auszeichnet“, erinnerte sich der heutige US-Nationalcoach. Er hatte zuvor selbst in England gespielt, bei Tottenham. Vor dem Endspiel gegen Tschechien durfte er als Kapitän der Queen das spätere Europameister-Team vorstellen: Köpke, Sammer, Strunz, Babbel, Helmer, Ziege, Eilts, Scholl, Häßler, Kuntz – im Laufe des Spiels kamen Bode und natürlich Bierhoff. „Ich war schon ein wenig sauer auf Berti Vogts“, sagte der Matchwinner später. Denn der damalige Bundestrainer hatte lange nicht auf den Stürmer Bierhoff gesetzt.
Die GeDer letzte deutsche EM-Triumph 1996: schichte ist Mannschaftskapitän Jürgen Klinsmann stemmt auf bekannt: Bierder Ehrentribüne des Wembley-Stadions vor der hoff kam, englischen Königin Elizabeth II. den Pokal in die Höhe. schoss erst den Ausgleich und dann in der Verlängerung das Karlsruher persönlich zum Startgoldene Tor zum 2:1-Endspielsieg schuss einer später glanzvollen gegen Tschechien. „Viele dachten, Karriere im Ausland: Nach Austria das war ein Glückstreffer. Salzburg, Ascoli und Udine kam Aber ich habe in den Jah- der große AC Mailand. 25 Millioren darauf das Gegenteil nen Mark blätterte Milan 1998 für bewiesen“, erklärte Bierhoff den späteren Kapitän der DFB-Elf zu dem Golden Goal im hin, mehr war zuvor nie für einen Wembley-Stadion. Dieses deutschen Spieler gezahlt worwurde für den gebürtigen den.
UdSSR Spanien Italien Deutschland CSSR Deutschland Frankreich Niederlande Dänemark Deutschland Frankreich Griechenland Spanien 16683
Klinsmann war schon vor 1996 ein Weltstar und Weltmeister. Dennoch prägte dieses Turnier im Heimatland des Fußballs auch den einstigen Stuttgarter Jungen. „Die Basis war, dass Berti Vogts Verantwortung an seine Führungsspieler übergeben hat, Dinge intern zu regeln. Dadurch hat sich jeder in den Dienst der Sache gestellt“, berichtete der 108-malige Nationalstürmer. „Der Star ist die Mannschaft“ wurde zur deutschen Stärke, so dass trotz vieler Verletzungen – auch Klinsmann hatte es im Viertelfinale gegen Kroatien erwischt – am Ende gejubelt werden konnte. „Die herausragende Figur war Berti Vogts“, hob Klinsmann hervor. Vogts war es dann auch, der Klinsmanns zweite Karriere mit anschob. Als nach der deutschen EM-Pleite 2004 und dem Rücktritt von Teamchef Rudi Völler in Deutschland verzweifelt ein neuer Bundestrainer gesucht wurde, tourte Vogts gerade durch Klinsmanns Wahlheimat Kalifornien. Beim Barbecue bestärkte der ehemalige DFB-Chefcoach seinen Ex-Schützling, die neue Aufgabe anzugehen. Die 96-er Helden nahm Klinsmann mit an Bord: Bierhoff als Manager, etwas später folgte Andreas Köpke als Torwartcoach. „Die Erwartung ist, Europameister zu werden. Und die Mannschaft hat absolut die Klasse und Qualität dafür“, übermittelte Klinsmann nun vor der EM 2012Richtung deutsches Team. „Mit dem notwendigen Hunger und der damit verbundenen Leidensbereitschaft kann sie es auch schaffen.“ Dann würde sich der EM-Kreis schließen.
Partys als Erfolgsgeheimnis Alkohol, Zigaretten, Frauenbesuche: Der ehemalige Fußball-Nationalspieler und Bundesligaprofi Mario Basler hat tiefe Einblicke in das Innenleben der deutschen Europameister-Mannschaft von 1996 gewährt und ausgelassene Feiern im Kreise des Teams als eines der großen Erfolgsgeheimnisse ausgemacht. „An diesen Abenden wurden so einige Gläser Bier, WodkaLemon oder Gin-Tonic geleert, ein paar Marlboros geraucht, und wir quatschten über die schönen Dinge des Lebens“,
schrieb Basler in der Juni-Ausgabe des Männermagazins Playboy. Sogar bei ihren Frauen, die in einem Hotel in der Nähe untergebracht waren, hätten die Spieler übernachten dürfen: „Wochenlang kein Sex – das ging ja auch nicht.“ Zu verdanken sei dies vor allem dem Führungsstil des damaligen Bundestrainers Berti Vogts. „Wir waren ein verschworener Haufen und hatten mit Berti Vogts einen Trainer, der es verstand, die richtige Mischung aus An- und Entspannung zu schaffen. Nach
Spielen gab er uns grundsätzlich anderthalb Tage frei“, äußerte Basler. Wirklich über die Stränge geschlagen hätten die deutschen Nationalspieler dabei allerdings nie. Ganz im Gegensatz zu anderen Nationen: „Klar, wir waren auch mal angeschickert – allerdings nie so wie die englischen Nationalspieler. Die vernichteten das Bier, als gäbe es ab morgen keins mehr. Es war irre zu sehen, was die reinschütteten. Dagegen waren wir Waisenknaben.“
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 15
FC Bayern stellt die meisten EM-Spieler
D
13 Akteure des FC Bayern München sind bei der EM dabei. Aus dieser Elf sind es bis auf den Brasilianer Luiz Gustavo (oben, Zweiter von rechts) und den Österreicher David Alaba (unten, Erster von links) die Spieler (oben von links) Holger Badstuber, Manuel Neuer, Toni Kroos , Mario Gomez , Jerome Boateng, (unten von links) Philipp Lahm, Franck Ribery, Arjen Robben und Bastian Schweinsteiger. Vertrag, hat aber in der abgelaufenen Saison seine meisten Spiele leihweise für Cheltenham Town in der vierten Liga absolviert. Ähnlich wie Hodgson vertraut auch Russlands Trainer Dick Advocaat hauptsächlich auf Personal aus der heimischen Liga. Lediglich zwei russische Profis spielen im Ausland. EM-Gastgeber Polen führt hingegen 17 ausländische Spieler in seinem 23-Mann-Kader, davon haben sieben einen Bundesligisten als Arbeitgeber. Nationalcoach Franciszek Smuda setzt dabei auf die BVB-Achse Robert Lewandowski, Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek. Der exotischste „Legionär“ zieht sich das Trikot der Schweden über.
Angreifer Christian Wilhelmsson spielt für Al Hilal in Saudi-Arabien. Hinter dem Spitzentrio aus England, Spanien und Deutschland folgen die Ligen aus Italien (30 Spieler), Russland (26) und Frankreich (24). Trotz der Ermittlungen im italienischen Wettskandal nimmt Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli den Verteidiger Leonardo Bonucci zur EM. Die Staatsanwaltschaft Cremona ermittelt gegen den Spieler von Juventus Turin, der im Verdacht steht, Spiele manipuliert zu haben. Der Juve-Meistertitel spiegelt sich deutlich im Kader der „Squadra Azzurra“ wider. Sieben Spieler der alten Dame bilden das Gerüst des Weltmeisters von 2006.
Knapp 7 Millionen Mitglieder zählt der Deutsche Fußballbund derzeit. Sie spielen in rund 26 000 Vereinen und 170 000 Mannschaften.
1950
1960
Erfolge der Nationalmannschaft: 1970
1980
Weltmeister 1990
Europameister 2000
2012
7
DFB-Mitglieder 6
1980 4,32
5
1972 3,08
4 3
Mio.
1
1990 4,83 1996 5,88
2006 6,35
2012 6,80
1954 1,63 Mio.
2
Die deutsche Nationalmannschaft führte die ewige Tabelle der Fußball-Europameisterschaften an. Insgesamt qualifizierten sich 27 Nationen für die Endrunden. Deutschland ist mit drei Titeln auch RekordEuropameister. Hier die Top Ten nach Torverhältnis und Punkten: 1. Deutschland 55:39 67 2. Niederlande 55:32 59 3. Frankreich 46:34 49 4. Spanien 38:31 48 5. Italien 27:18 45 6. Portugal 34:22 40 7. Tschechien 36:32 38 8. Russland 31:36 38 9. England 31:28 28 10. Dänemark 26:38 24
DFB-Team am jüngsten
Fußballnation Deutschland WM in Deutschland
EWIGE EM-TABELLE
1974 3,41 1950 1,42 Quelle: DFB
16684
Bundestrainer Joachim Löw schickt zur Fußball-Europameisterschaft das jüngste Team aller 16 Teilnehmer ins Rennen. Der DFB-Kader ist im Durchschnitt 24,4 Jahre alt und damit sogar noch jünger als das WM-Team von 2010. Schon vor zwei Jahren hatte in Südafrika der Schnitt von 24,9 Jahren für Staunen gesorgt. Die älteste Mannschaft des Turniers in Polen und der Ukraine kommt
aus Russland. Die 23 Spieler von Trainer Dick Advocaat sind durchschnittlich 28,4 Jahre alt. Der älteste Profi des Turniers ist jedoch Griechenlands Torwart Konstantinos Chalkias mit 38 Jahren, der jüngste Jetro Willems (18) von den Niederlanden. Viereinhalb Monate älter als der holländische Abwehrspieler ist Englands Mittelfeldspieler Alex OxladeChamberlain.
BESONDERHEITEN UND WISSENSWERTES
Andreas Gebert
ie Fußballer des FC Bayern München stellen die meisten Spieler eines Klubs bei der Europameisterschaft. Dominiert wird das Turnier in Polen und der Ukraine allerdings klar von den Profis aus England. Von den insgesamt 368 nominierten Spielern kommen allein 76 aus der Premier League oder der zweiten englischen Liga. Damit führen die Klubs aus England die Rangfolge vor den hoch eingeschätzten spanischen Vereinen mit 51 Akteuren an. Dicht dahinter folgt die Bundesliga, die 48 Spieler ins EMRennen schickt. Von den Bayern fahren insgesamt 13 Profis zur Europameisterschaft. Für Bayerns Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge ist die europäische Top-Position der Münchner ein Zeichen von Qualität und Charakter, die dem Team nach den beiden Finalpleiten gegen Dortmund und Chelsea abgesprochen worden waren. „Wir haben 13 Spieler, die an der EM teilnehmen, der Stamm der deutschen Nationalelf kommt vom FC Bayern, und der Charakter unserer Mannschaft ist nicht gut, sondern sehr gut“, sagt Rummenigge. Hinter dem deutschen Rekordmeister rangiert der spanische Meister FC Barcelona mit neun EM-Abstellungen. Englands Roy Hodgson hat als einziger Nationaltrainer keinen einzigen Legionär in sein Team berufen. Kurios: Im Kader der „Three Lions“ befindet sich ein Viertliga-Spieler. Der 19-jährige Jack Butland rückte als dritter Torwart für den ausgefallenen John Ruddy nach. Butland steht zwar bei Birmingham City unter
16 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine Die deutschen EM-Trikots
DIE DEUTSCHE NATIONALMANNSCHAFT – ALLE KADER
1980
1972/76
1988
1984
1996
1992
2004
2000
2008
2012
16681
ALLE DEUTSCHEN EM-AUFGEBOTE VON 1972 BIS 2008 1972 in Belgien (18 Spieler): Franz Beckenbauer (Bayern München), Michael Bella (MSV Duisburg), Rainer Bonhof (Borussia Mönchengladbach), Paul Breitner (Bayern München), Jürgen Grabowski (Eintracht Frankfurt), Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach), Uli Hoeneß (Bayern München), Horst-Dieter Höttges (Werder Bremen), Wolfgang Kleff (Borussia Mönchengladbach), Horst Köppel (Borussia Mönchengladbach), Erwin Kremers (Schalke 04), Hannes Löhr (1. FC Köln), Sepp Maier (Bayern München), Gerd Müller (Bayern München), Günter Netzer (Borussia Mönchengladbach), Georg Schwarzenbeck (Bayern München), Berti Vogts (Borussia Mönchengladbach), Herbert Wimmer (Borussia Mönchengladbach). 1976 in Jugoslawien (18 Spieler): Franz Beckenbauer (Bayern München), Erich Beer (Hertha BSC Berlin), Hannes Bongartz (Schalke 04), Rainer Bonhof (Borussia Mönchengladbach), Dietmar Danner (Borussia Mönchengladbach), Bernard Dietz (MSV Duisburg), Heinz Flohe (1. FC Köln), Bernd Hölzenbein (Eintracht Frankfurt), Uli Hoeneß (Bayern München), Manfred Kaltz (Hamburger SV), Rudi Kargus (Hamburger SV), Sepp Maier (Bayern München), Dieter Müller (1. FC Köln), Peter Nogly (Hamburger SV), Georg Schwarzenbeck (Bayern München), Berti Vogts (Borussia Mönchengladbach), Herbert Wimmer (Borussia Mönchengladbach), Ronald Worm (MSV Duisburg). 1980 in Italien (22 Spieler): Klaus Allofs (Fortuna Düsseldorf), Rainer Bonhof (FC Valencia/fuhr infolge Verletzung nicht mit), Hans-Peter Briegel (1. FC Kaiserslautern), Bernd Cullmann (1. FC Köln), Calle Del‘Haye (Borussia Mönchengladbach), Bernard Dietz (MSV Duisburg), Bernd Förster (VfB Stuttgart), Karlheinz Förster (VfB Stuttgart), Horst Hrubesch (Hamburger SV), Eike Immel (Borussia Dortmund), Walter Junghans (Bayern München), Manfred Kaltz (Hamburger SV), Felix Magath (Hamburger SV), Lothar Matthäus (Borussia Mönchengladbach), Caspar Memering (Hamburger SV), Hansi Müller (VfB Stuttgart), KarlHeinz Rummenigge (Bayern München), Harald Schumacher (1. FC Köln), Bernd Schuster (1. FC Köln), Uli Stielike (Real Madrid), Miroslav Votava (Borussia Dortmund), Herbert Zimmermann (1. FC Köln). 1984 in Frankreich (20 Spieler): Klaus Allofs (1. FC Köln), Rudi Bommer (Fortuna Düsseldorf), Andreas Brehme (1. FC Kaiserslautern), Hans-Peter Briegel (1. FC Kaiserslautern), Hans-Günter Bruns (Borussia Mönchengladbach), Guido Buchwald (VfB Stuttgart), Dieter Burdenski (Werder Bremen), Ralf Falkenmayer (Eintracht Frankfurt), Bernd Förster (VfB Stuttgart), Karlheinz Förster (VfB Stuttgart), Pierre Littbarski (1. FC Köln), Lothar Matthäus (Borussia Mönchengladbach), Norbert Meier (Werder Bremen), Helmut Roleder (VfB Stuttgart), Wolfgang Rolff (Hamburger SV), Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München), Harald Schumacher (1. FC Köln), Uli Stielike (Real Madrid), Gerd Strack (1. FC Köln), Rudi Völler (Werder Bremen). 1988 in Deutschland (20 Spieler): Thomas Berthold (Hellas Verona), Uli Borowka (Werder Bremen), Andreas Brehme (Bayern München), Guido Buchwald (VfB Stuttgart), Hans Dorfner (Bayern München), Dieter Eckstein (1. FC Nürnberg), Matthias Herget (Bayer Uerdingen), Bodo Illgner (1. FC Köln), Eike Immel (VfB Stuttgart), Jürgen Klinsmann (VfB Stuttgart), Jürgen Kohler (1. FC Köln), Pierre Littbarski (1. FC Köln), Lothar Matthäus (Bayern München), Frank Mill (Borussia Dortmund), Hans Pflügler (Bayern München), Wolfgang Rolff (Bayer Leverkusen), Gunnar Sauer (Werder Bremen), Olaf Thon (Schalke 04), Wolfram Wuttke (1. FC Kaiserslautern), Rudi Völler (AS Rom). 1992 in Schweden (20 Spieler): Manfred Binz (Eintracht Frankfurt), Andreas Brehme (Inter Mailand), Guido Buchwald (VfB Stuttgart), Thomas Doll (Lazio Rom), Stefan Effenberg (Bayern München), Michael
Frontzeck (VfB Stuttgart), Thomas Häßler (AS Rom), Thomas Helmer (Borussia Dortmund), Bodo Illgner (1. FC Köln), Jürgen Klinsmann (Inter Mailand), Andreas Köpke (1. FC Nürnberg), Jürgen Kohler (Juventus Turin), Andreas Möller (Eintracht Frankfurt), Stefan Reuter (Juventus Turin), Karlheinz Riedle (Lazio Rom), Matthias Sammer (VfB Stuttgart), Michael Schulz (Borussia Dortmund), Andreas Thom (Bayer Leverkusen), Rudi Völler (AS Rom), Christian Wörns (Bayer Leverkusen). 1996 in England (22 Spieler): Markus Babbel (Bayern München), Mario Basler (Werder Bremen), Oliver Bierhoff (Udinese Calcio), Fredi Bobic (VfB Stuttgart), Marco Bode (Werder Bremen), Dieter Eilts (Werder Bremen), Steffen Freund (Borussia Dortmund), Thomas Häßler (Karlsruher SC), Thomas Helmer (Bayern München), Oliver Kahn (Bayern München), Jürgen Klinsmann (Bayern München), Jürgen Kohler (Borussia Dortmund), Andreas Köpke (Eintracht Frankfurt), Stefan Kuntz (Besiktas Istanbul), Andreas Möller (Borussia Dortmund), Oliver Reck (Werder Bremen), Stefan Reuter (Borussia Dortmund), Matthias Sammer (Borussia Dortmund), Rene Schneider (Hansa Rostock), Mehmet Scholl (Bayern München), Thomas Strunz (Bayern München), Christian Ziege (Bayern München), nachnominiert: Jens Todt (SC Freiburg). 2000 in Belgien und den Niederlanden (22 Spieler): Markus Babbel (Bayern München), Michael Ballack (Bayer Leverkusen), Oliver Bierhoff (Udinese Calcio), Marco Bode (Werder Bremen), Jörg Butt (Hamburger SV), Sebastian Deisler (Hertha BSC Berlin), Thomas Häßler (TSV 1860 München), Dietmar Hamann (FC Liverpool), Carsten Jancker (Bayern München), Jens Jeremies (Bayern München), Oliver Kahn (Bayern München), Ulf Kirsten (Bayer Leverkusen), Jens Lehmann (Borussia Dortmund), Thomas Linke (Bayern München), Lothar Matthäus (New York Metro Stars), Jens Nowotny (Bayer Leverkusen), Carsten Ramelow (Bayer Leverkusen), Marko Rehmer (Hertha BSC Berlin), Paulo Rink (Bayer Leverkusen), Mehmet Scholl (Bayern München), Dariusz Wosz (Hertha BSC Berlin), Christian Ziege (Bayern München). 2004 in Portugal (23 Spieler): Michael Ballack (Bayern München), Frank Baumann (Werder Bremen), Fredi Bobic (Hertha BSC Berlin), Thomas Brdaric (Hannover 96), Fabian Ernst (Werder Bremen), Arne Friedrich (Hertha BSC Berlin), Torsten Frings (Borussia Dortmund), Dietmar Hamann (FC Liverpool), Timo Hildebrand (VfB Stuttgart), Andreas Hinkel (VfB Stuttgart), Jens Jeremies (Bayern München), Oliver Kahn (Bayern München), Sebastian Kehl (Borussia Dortmund), Miroslav Klose (1. FC Kaiserslautern), Kevin Kuranyi (VfB Stuttgart), Philipp Lahm (VfB Stuttgart), Jens Lehmann (FC Arsenal London), Jens Nowotny (Bayer Leverkusen), Lukas Podolski (1. FC Köln), Bernd Schneider (Bayer Leverkusen), Bastian Schweinsteiger (Bayern München), Christian Wörns (Borussia Dortmund), Christian Ziege (Tottenham Hotspur). 2008 in Österreich und der Schweiz (23 Spieler): Rene Adler (Bayer Leverkusen), Michael Ballack (FC Chelsea), Tim Borowski (Werder Bremen), Robert Enke (Hannover 96), Arne Friedrich (Hertha BSC Berlin), Torsten Frings (Werder Bremen), Clemens Fritz (Werder Bremen), Mario Gomez (VfB Stuttgart), Thomas Hitzlsperger (VfB Stuttgart), Marcell Jansen (Bayern München), Miroslav Klose (Bayern München), Kevin Kuranyi (Schalke 04), Philipp Lahm (Bayern München), Jens Lehmann (FC Arsenal London), Per Mertesacker (Werder Bremen), Christoph Metzelder (Real Madrid), Oliver Neuville (Borussia Mönchengladbach), David Odonkor (Betis Sevilla), Lukas Podolski (Bayern München), Simon Rolfes (Bayer Leverkusen), Bastian Schweinsteiger (Bayern München), Piotr Trochowski (Hamburger SV), Heiko Westermann (Schalke 04).
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 17
DIE DEUTSCHE NATIONALMANNSCHAFT – TEAMPOSTER
Schürrle, Fitnesstrainer Shad Forsythe, (Mitte von links) Fitnesstrainer Mark Verstegen, Bundestrainer Joachim Löw, Co-Trainer Hansi Flick, Holger Badstuber, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Mesut Özil, Benedikt Höwedes, Mario Gomez, Torwarttrainer An-
dreas Köpke, Fitnesstrainer Darcy Norman, Teammanager Oliver Bierfhoff, (vorne von links) Marcel Schmelzer, Mario Götze, Lukas Podolski, Torwart Tim Wiese, Torwart Manuel Neuer, Torwart Ron-Robert Zieler, Philipp Lahm, Marco Reus, Lars Bender.
31 Männer – ein Ziel: Den EM-Titel nach Deutschland holen Dieses 31 Mann starke Team soll den ersten deutschen EM-Titel seit 1996 holen (hinten von links): Fitnesstrainer Yann-Benjamin Kugel, Sami Khedira, Mats Hummels, Toni Kroos, Jerome Boateng, Per Mertesacker, Thomas Müller, Ilkay Gündogan, André
18 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
DIE DEUTSCHEN GEGNER IN GRUPPE B: NIEDERLANDE
A
m 23. April erhielt Robin van Persie den Ritterschlag. Der 28 Jahre alte Angreifer des ehemaligen Meisters FC Arsenal gewann die Wahl zu Englands Fußballer des Jahres, die unter den Spielern der Premier League durchgeführt wurde. Seine Konkurrenten ehrten den Niederländer damit für eine herausragende Saison, in der er über 30-mal für die Gunners in der Premier League erfolgreich war. Sein achtes Jahr in London ist bislang mit Abstand sein bestes. Der technisch überragende Angreifer blieb im Gegensatz zu fast allen Spielzeiten zuvor von schweren Verletzungen verschont. Und prompt traf er wie am Fließband. „Robin ist ein Ausnahmespieler. Seine Bewegungen im Strafraum sollte jede Fuß-
ballschule zeigen“, sagt sein Teammanager Arséne Wenger. Nicht von ungefähr machte der Elsäßer den Oranje-Star zum Kapitän, und nicht von ungefähr hat van Persie im Rennen mit Schalkes Torjäger Klaas-Jan Huntelaar um den Stammplatz im Sturmzentrum der Elftal die Nase vorn. Van Persie und Huntelaar zusammen harmonieren noch nicht – das Experiment mit beiden in der Startformation bei der 1:2-Niederlage im Testspiel gegen Bulgarien missglückte. Ob Arsenal van Persie halten kann – die Gunners würden seinen bis 2013 laufenden Vertrag gerne frühzeitig verlängern –, wird wohl auch von seinem EM-Auftritt abhängen. Van Persie zusammen mit Lukas Podolski – keine schlechte Perspektive...
Robert Vos
Van Persie in der Form seines Lebens
Nicht zu stoppen: Der Niederländer Robin van Persie – hier im Duell mit Gaston Ramirez (Uruguay) – traf in der abgelaufenen Saison über 30 Mal für seinen Klub Arsenal London.
DER TRAINER Bert van Marwijk (60, Foto) ist den deutschen Fußballfans noch als Bundesliga-Trainer von Borussia Dortmund in Erinnerung. Beim deutschen Meister stand er von Juni 2004 bis Dezember 2006 an der Seitenlinie. Seinen größten Erfolg als Vereinscoach feierte der Niederländer als Trainer von Feyenoord Rotterdam mit dem Gewinn des UEFAPokals 2002 – gegen den BVB. Van Marwijk, Schwiegervater des ehemaligen Bayern-Kapitäns Mark van Bommel, übernahm nach dem Viertelfinal-Aus der Elftal bei der EM 2008 den Posten des Bondscoaches vom ehemaligen Weltklassestürmer Marco van Basten. Seitdem ver-
DAS AUFGEBOT lor das Team unter seiner Leitung von 46 Länderspielen nur vier. Die bitterste Pleite kassierten das Oranje-Team im WM-Finale in Südafrika gegen Spanien (0:1 n.V.). Weitere Niederlagen gab es nur im bereits unbedeutenden letzten EMQualifikationsspiel 2011 gegen Schweden (2:3) sowie in Länderspielen 2008 gegen Australien (1:2) und zuletzt Mitte November in Hamburg gegen Deutschland (0:3). Der niederländische Verband KNVB honorierte den positiven Trend und verlängerte den Vertrag von van Marwijk im Dezember vorzeitig um gleich vier Jahre bis zur EM 2016 in Frankreich.
Tor: 1 12 22
Maarten Stekelenburg (AS Rom/29 Jahre/ 47 Länderspiele/0 Tore) Michel Vorm (Swansea City/28/9/0) Tim Krul (Newcastle United/24/3/0)
Abwehr: 2 3 4 5 13 15 21
Gregory van der Wiel (Ajax Amsterdam/24/32/0) John Heitinga (FC Everton/28/78/6) Joris Mathijsen (FC Malaga/32/80/2) Wilfred Bouma (PSV Eindhoven/33/37/2) Ron Vlaar (Feyenoord Rotterdam/27/7/1) Jetro Willems (PSV Eindhoven/18/2/0) Khalid Boulahrouz (VfB Stuttgart/30/35/0)
Mittelfeld: 6 8 10 11 14 17 23
Mark van Bommel (AC Mailand/35/77/10) Nigel de Jong (Manchester City/27/60/1) Wesley Sneijder (Inter Mailand/27/84/24) Arjen Robben (Bayern München/28/57/17) Stijn Schaars (Sporting Lissabon/28/19/0) Kevin Strootman (PSV Eindhoven/22/11/1) Rafael van der Vaart (Tottenham Hotspur/29/96/18)
Angriff : 7 9 16 18 19 20
Dirk Kuyt (FC Liverpool/31/88/24) Klaas-Jan Huntelaar (Schalke 04/28/53/31) Robin van Persie (Arsenal London/28/65/28) Luuk de Jong (Twente Enschede/21/7/1) Luciano Narsingh (SC Heerenveen/21/2/0) Ibrahim Afellay (FC Barcelona/26/38/5)
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 19
Keine Angst vor Deutschland
Andy Rain
Bela Szandelszky
So beeindruckend Arjen Robben stand zuletzt bei Bayern die Niederländer München nach zwei verschossenen Elfmetern vorne aufgestellt in entscheidenden Spielen in der Kritik und sind, so löchrig wirkt wurde sogar von den eigenen Fans ausgepfifdie Formation hinfen. Bei den Niederländern ist er gesetzt. ten. Vor allem auf der Position des linken Verteidigers hat van Marwijk gro- te. Auch die Innenverteidigung ße Sorgen, nachdem der fest ein- mit John Heitinga und Joris Matgeplante Erik Pieters von der PSV hijsen verkörpert nur bedingt Eindhoven verletzt passen muss- europäisches Topniveau.
Die Nationalmannschaft der Niederlande mit (hinten von links) Michel Vorm, Joris Mathijsen, John Heitinga, Dirk Kuyt, Robin van Persie, (vorne von links) Erik Pieters (musste EM verletzt absagen), Gregory van der Wiel, Rafael van der Vaart, Ibrahim Afellay, Nigel de Jong and Wesley Sneijder. Im letzten Aufeinandertreffen mit Deutschland setzte es in Hamburg eine deutliche 0:3-Niederlage.
DIE DEUTSCHEN GEGNER IN GRUPPE B: NIEDERLANDE
M
it geballter OffensivPower und dem Selbstvertrauen des VizeWeltmeisters streben die Niederlande bei der EM in Polen und der Ukraine den ersten großen Titel seit 24 Jahren an. Dass es auf dem Weg dorthin wieder gegen Deutschland geht, bereitet der Elftal keine Angst. Es gilt vielmehr als gutes Omen. Auch 1988, als mit dem EM-Titel in Deutschland der bislang einzige große Erfolg gefeiert wurde, kam es zum Duell mit dem DFB-Team. Das 2:1 im Halbfinale von Hamburg gilt noch heute als Festtag in den Niederlanden Die Qualifikation brachten die Oranjes mühelos hinter sich. Erst im letzten, bereits bedeutungslosen Duell in Schweden gab es mit 2:3 die einzige Niederlage nach zuvor neun Siegen. Mit einem beeindruckenden Torverhältnis von 37:8 schloss das Team von Trainer Bert van Marwijk die Ausscheidungsrunde ab und machte deutlich, worauf sich die Fans bei EM-Spielen mit niederländischer Beteiligung freuen dürfen: auf ein Offensivspektakel. Kein Wunder, wenn man sich den Kader anschaut. Klaas-Jan Huntelaar sicherte sich die Torjägerkanone in der Bundesliga, Ro- bin van Persie erzielte in der englischen Premier League die meisten Treffer. Dazu kommen noch INFO NIEDERLANDE Wesley Sneijder, Arjen Robben, und Dirk Kuyt – das Potenzial der FIFA-Weltrangliste: Platz 4. Holländer im Angriff ist gigantisch. Größte Erfolge: EuropaDoch genau das birgt auch meister 1988, Vize-Weltmeister Konfliktstoff. Welcher der Stars 1974, 1978, 2002. setzt sich schon gerne auf die Bank? Vor allem die Frage, ob die Bisheriges Abschneiden sich vom Spielertyp ähnelnden bei Weltmeisterschaften: Huntelaar und van Persie auch 1934, 1938: Achtelfinale; 1974, zusammenspielen können, be1978: Vize-Weltmeister; 1990: schäftigte die Stammtische in Achtelfinale; 1994: Viertelfinaden Niederlanden schon weit vor le; 1998: Vierter; 2006: AchtelfiTurnierbeginn. „Natürlich können nale; 2010: Vize-Weltmeister. sie zusammenspielen“, sagte van Marwijk. „Aber ich weiß noch Bisheriges Abschneiden nicht, ob ich sie auch wirklich gebei Europameisterschaften: meinsam auflaufen lasse.“ 1976: Dritter; 1980: Vorrunde; Schließlich sind Sneijder, van 1988: Europameister; 1992: der Vaart und auch Robben nach Halbfinale; 1996: Viertelfinale; zahlreichen Verletzung rechtzei2000: Halbfinale; 2004: Halbfitig wieder fit. „Darüber bin ich nale; 2008: Viertelfinale sehr froh“, sagte van Marwijk. „Ich werde ein Mannschaft zusamGrößte Stars der Mannmenstellen, von der ich glaube, schaft: Klaas Jan Huntelaar, dass ich mit ihr den meisten ErRobin van Persie, Arjen Robfolg haben werde.“ Auf Namen ben, Wesley Sneijder. wird der frühere Trainer von Borussia Dortmund dabei keine Bilanz gegen Deutschland: Rücksicht nehmen, das hat er in 38 Spiele – 10 Siege, 14 Unentder Vergangenheit oft genug beschieden, 14 Niederlagen; Torwiesen. verhältnis: 63:75.
20 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
Der Erfolg von „Danish Dynamite“ stand und fiel in der jüngeren Vergangenheit mit Nicklas Bendtner. Doch die Karriere des auch erst 24 Jahre alten Angreifers hat einen Knick bekommen – Alkoholeskapaden und Prügeleien, Gerichtsprozesse und Führerscheinverlust inklusive. Zwischen Skagen und Lolland spricht man längst von einem anderen Youngster: Christian Eriksen, 20 Jahre alte Regisseur von Ajax Amsterdam, gilt als Jahrhunderttalent. „Er ist sehr wichtig für das Landshold, er kann den Unterschied ausmachen“, sagt Brian Laudrup über Eriksen, der sich mit 16 gegen die Angebote von AC Mailand, FC Chelsea sowie FC Bar-
celona – und für Ajax Amsterdam entschied. Dort feierte er mit 17 sein StartelfDebüt – und war gleich „Spieler des Spiels“. Der beidfüßige starke Pass- und Ideengeber ist mitlerweile nicht mehr wegzudenken aus der Mannschaft, mit der er zuletzt zweimal Meister wurde. Allerdings werden sie auf ihn wohl bald verzichten müssen: Manchester United und der FC Arsenal sollen Interesse haben, und auch bei Barça soll man sich an den Blondschopf erinnern. „Ich traue mir Barcelona durchaus zu“, sagt er. Beim EM-Test gegen Brasilien in Hamburg (1:3) blieb er allerdings blass. Dies wertete er selbstkritisch als „Weckruf“.
Liselotte Sabroe
DIE DEUTSCHEN GEGNER IN GRUPPE B: DÄNEMARK
„Traue mir Barça zu“
Christian Eriksen (rechts) zieht locker am Schweden Anders Svensson vorbei. Der 20-jährige Spielmacher gilt als dänisches Jahrhunderttalent.
DER TRAINER Eigentlich hatte Morten Olsen (Foto) ja vor, sich nach dieser Europameisterschaft zu verabschieden von seinem Landshold. Doch dann schien ihm die Truppe, die er mittlerweile schon seit 2000 mit wechselndem Erfolg betreut, doch zu zukunftsträchtig. Im vergangenen Herbst verlängerte er seinen Vertrag mit der Dansk Boldspil-Union (DBU) bis 2014 – drei Wochen, nachdem er die Dänen beim sechsten Versuch zum vierten Mal (jeweils zweimal EM und WM) zu einem großen Turnier geführt hatte. Dabei hatte Olsen, der einst den 1. FC Köln trainierte und dort auch noch als Profi spielte,
DAS AUFGEBOT durchaus reizvolle Alternativen zum Nationaltrainer-Dasein. Olsens ehemaliger Mitspieler Frank Arnesen wollte den 62-Jährigen noch vor einigen Monaten zum Hamburger SV holen. In Dänemark wird vor allem Olsens fairer Umgang mit den Spielern geschätzt, in seiner Heimatstadt Vordingborg ist nach dem schwerhörigen Hobby-Ornitologen sogar die „Morten Olsens Allé“ benannt. In zwei Jahren könnte Olsen im Jahr seines Jubiläums abtreten: 2014 hat er Dänemark 30 Jahre als Spieler und Coach gedient. „Aber ein Nationaltrainer“, sagt er, „kann leicht arbeiten, bis er 70 ist.“
Tor: 1 16 22
Stephan Andersen (FC Evian/30 Jahre/ 10 Länderspiele/0 Tore) Anders Lindegaard (Manchester United/28/5/0) Kasper Schmeichel (Leicester City/25/13/0)
Abwehr: 3 4 5 6 12 13 18
Simon Kjaer (AS Rom/23/24/0) Daniel Agger (FC Liverpool/27/46/6) Simon Poulsen (AZ Alkmaar/27/21/0) Lars Jacobsen (FC Kopenhagen/32/56/2) Andreas Bjelland (FC Nordsjaelland/23/6/1) Jores Okore (FC Nordsjaelland/19/3/0) Daniel Wass (FC Evian/23/6/0)
Mittelfeld: 2 7 8 9 14 15 19 20 21
Christian Poulsen (FC Evian/32/91/6) William Kvist (VfB Stuttgart/27/31/0) Christian Eriksen (Ajax Amsterdam/20/23/2) Michael Krohn-Dehli (Bröndby IF/29/24/4) Lasse Schöne (NEC Nijmwegen/26/10/2) Michael Silberbauer (Young Boys Bern/30/28/2) Jakob Poulsen (FC Midtjylland/28/25/2) Thomas Kahlenberg (FC Evian/29/38/4) Niki Zimling (FC Brügge/27/14/0)
Angriff : 10 11 17 23
Dennis Rommedahl (Bröndby IF/33/116/21) Nicklas Bendtner (FC Sunderland/24/48/18) Nicklas Pedersen (FC Groningen/24/7/0) Tobias Mikkelsen (FC Nordsjaelland/25/3/0)
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 21
Außenseiter fühlt sich in Rolle wohl
FIFA-Weltrangliste: 10.
Platz
Größte Erfolge: Europameister 1992. Bisheriges Abschneiden bei Weltmeisterschaften: 2010: Vorrunde; 1986, 2002: Achtelfinale; 1998: Viertelfinale.
fühlt sich darin besonders wohl. Er wechselte mit 16 Jahren zu Ajax und kann sich dem Vernehmen nach aussuchen, ob er in Zukunft für den AC Mailand, Manchester United oder Arsenal spielt. Der deutsche Einfluss dagegen ist zuletzt immer geringer geworden beim kleinen nördlichen Nachbarn. Saßen Olsen und seine Vorgänger früher regelmäßig in den Bundesliga-Stadien, um einen Flemming Poulsen, Brian Laudrup oder Ebbe Sand zu beobachten, spielt aktuell nur noch ein dänischer Nationalspieler für einen deutschen Klub: der defensive Mittelfeldmann William Kvist
Bisheriges Abschneiden bei Europameisterschaften: 1988, 1996, 2000: Vorrunde; 2004: Viertelfinale; 1964: Vierter; 1984: Halbfinale; 1992: Sieger.
Bilanz gegen Deutschland: 25 Spiele – 8 Siege, 3 Unentschieden, 14 Niederlagen; Torverhältnis: 35:51.
Liselotte Sabroe
Größte Stars der Mannschaft: Nicklas Bendtner, Christian Eriksen, William Kvist, Dennis Rommedahl.
vom VfB Stuttgart. Der Däne Michael Krohn-Dehli (rechts) „Wir haben richtig versucht, am Brasilianer Danilo vorbeizuziehen. gute Typen wie NickBei der 1:3-Testspielniederlage in Hamburg las Bendtner und wirkte das Team von Trainer Morten Olsen Christian Eriksen“, gegen den Favoriten überfordert. Bei der EM sagt der 27-Jährige, treffen die Dänen auf ähnliche Kaliber. der beim VfB wie in der „Olsen-Bande“ für die Ordnung im Spiel zustän- Rom gleich mehrfach, warum ihn dig ist. „Wir sind die Underdogs. der VfL Wolfsburg vor der Saison Aber wir arbeiten als Mannschaft gern loswerden wollte. Zu allem Überfluss müssen die und spielen gut zusammen.“ Erschwert werden könnte das Dänen auch noch auf Stammtorallerdings durch diverse Verlet- wart Thomas Sörensen verzichzungs- und Formprobleme bei ten. Der 35-Jährige vom engliden Dänen. Daniel Agger vom FC schen Erstligisten Stoke City fällt Liverpool etwa fiel lange Zeit we- wegen einer Rückenverletzung gen eines Rippenbruchs aus. Und aus. Als Ersatz nominierte Olsen Simon Kjaer unterstrich beim AS den 25 Jahre alten Kasper Schmeichel, Sohn von Torwart-Legende Peter Schmeichel. „Das war eine schwierige Entscheidung und trifft uns sportlich schwer“, sagte Olsen. Das dänische Team muss den Ausfall von Torwart Thomas Sörensen verkraften. Seine Mannschaftskollegen (hinten von links) Simon Poulsen, Simon Kjaer, Nicklas Bendtner, Andreas Bjelland, William Kvist, (vorne von links) Lars Jacobsen, Niki Zimling, Dennis Rommedahl, Christian Eriksen und Michael Krohn-Dehli wollen bei der EM dennoch für Überraschungen sorgen.
DIE DEUTSCHEN GEGNER IN GRUPPE B: DÄNEMARK
INFO DÄNEMARK
Daniel Reinhardt
V
or genau 20 Jahren gingen die Dänen schon einmal als krasser Außenseiter in eine EM. Damals rückten sie erst zehn Tage vor Turnierbeginn für das ausgeschlossene jugoslawische Team nach – und wurden am Ende sensationell Europameister. Diesmal muss Dänemark in der Vorrunde gegen Deutschland, die Niederlande und Portugal antreten. „Das ist ein Alptraum“, entfuhr es Trainer Morten Olsen nach der Gruppenauslosung. Doch in der Rolle des Favoritenschrecks fühlt sich niemand wohler als sein Team. „Auf dem Papier sind die Anderen besser als wir. Aber sie machen einen großen Fehler, wenn sie uns unterschätzen“, sagt Stürmer Nicklas Bendtner. Die Dänen wissen ziemlich genau, was sie in Polen und der Ukraine erwartet, das kann zumindest nicht schaden. Die deutlich besser besetzten Portugiesen ließen sie bereits in der Qualifikation hinter sich. Und die Niederländer sind so etwas wie ihr großes Vorbild. Der 62 Jahre alte Olsen, seit 2000 im Amt und damit der dienstälteste Nationaltrainer bei dieser EM, arbeitete zuvor bei Ajax Amsterdam und lässt seine Mannschaft immer im typisch holländischen 4-3-3-System agieren. Sein mit Abstand veranlagtester Spieler Christian Eriksen
22 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
DIE DEUTSCHEN GEGNER IN GRUPPE B: PORTUGAL
A
n seinem 27. Geburtstag pflegte Cristiano Ronaldo wieder einmal das Image des abgehobenen Superstars. Exakt 125 Tage vor dem EM-Duell in Lwiw gegen Deutschland machte sich der Superstar des spanischen Fußball-Rekordmeisters Real Madrid selbst das schönste Geschenk. „CR7“ leistete sich einen Lamborghini Aventador LP 700-4 – eine 340.000-Euroteure limitierte LuxusAuflage des italienischen Automobilherstellers. Damit dürfte es in der heimischen Garage des Weltfußballers von 2008 bald Platzprobleme geben. Schließlich nennt der teuerste Spieler Welt (94 Millionen Euro) mittlerweile zwölf Autos sein Eigen. Darunter sind unter anderem zwei Bentleys, vier Audis, ein Aston
Martin und ein Maserati. Trotz dieser und zahlreicher anderer Star-Allüren hat Ronaldo, der in seiner Freizeit am liebsten im eigenen Garten arbeitet, durchaus eine liebenswerte Seite. Ein kleinen Teil seines Gehalts von zwölf Millionen Euro spendet der im Armenviertel von Madeira aufgewachsene Profi für soziale Projekte. Um sich auch als Fußballer in die Herzen der Fans zu spielen, muss Ronaldo öfter so auftreten wie beim 6:2 im Play-off gegen Bosnien-Herzegowina. Mit einem Doppelpack hatte Ronaldo seine Kritiker Lügen gestraft und endlich auch im Nationaltrikot für positive Schlagzeilen gesorgt. Zuvor war dem Real-Star immer wieder vorgeworfen worden, nur im Vereinstrikot zu brillieren.
Bartlomiej Zborowski
Ronaldo liebt die großen Auftritte
Cristiano Ronaldo (links) – hier im Duell mit Polens Jakub Blaszczykowski – gehört zu den weltbesten Fußballern. Allerdings stellt er sein Können nicht immer in den Dienst der Mannschaft. Das wurde dem portugiesischen Team schon oft zum Verhängnis.
DER TRAINER Die Kampfansage von Paulo Bento (Foto) dürfte auch in den Ohren der deutschen Fußball-Nationalspieler klingeln. „Wir werden jedes Spiel mit dem Ziel angehen, gewinnen zu wollen – egal wie der Gegner heißt“, sagte der Trainer der portugiesischen Nationalmannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo mit Blick auf das EMEndrundenspiel am 9. Juni in Lwiw. Der 42 Jahre alte Bento weiß, was es heißt, fast jedes Spiel gewinnen zu müssen. Als der 35-malige Nationalspieler das Nationalteam im September 2010 von Carlos Queiroz übernahm, war die EM-Qualifiaktion für den EM-Zweiten von 2004 nach nur einem Punkt aus zwei Partien
DAS AUFGEBOT schon in weite Ferne gerückt. „Er hat dann die Wende geschafft und das Team umgekrempelt“, sagte Ronaldo, der sein Team mit zwei Toren beim 6:2 im Play-off gegen Bosnien-Herzegowina zur Endrunde geführt hat, über den Neustart unter Bento. Dennoch stand der gebürtige Lissaboner nach dem Verpassen der direkten Qualifikation sofort in der Kritik. In den Medien wurde bereits über eine Ablösung des Trainers spekuliert. Als Interimslösung war zum wiederholten Mal José Mourinho im Gespräch. Doch nach der Qualifikation für das siebte Großereignis seit dem Jahr 2000 in Folge hat Bento seinen Posten sicher.
Tor: 1 12 22
Zieler Eduardo (Benfica Lissabon/29 Jahre/ 28 Länderspiele/0 Tore) Rui Patricio (Sporting Lissabon/24/11/0) Beto (CFR Cluj/30/2/0)
Abwehr: 2 3 5 13 14 19 21
Bruno Alves (Zenit St. Petersburg/30/50/5) Pepe (Real Madrid/29/39/2) Fabio Coentrao (Real Madrid/24/22/1) Ricardo Costa (FC Valencia/30/11/0) Rolando (FC Porto/26/14/0) Miguel Lopes (FC Braga/25/1/0) Joao Pereira (Sporting Lissabon/28/14/0)
Mittelfeld: 4 6 8 10 15 16 17 20
Miguel Veloso (FC Genua/26/24/2) Custodio (FC Braga/29/1/0) Joao Moutinho (FC Porto/25/43/2) Ricardo Quaresma (Besiktas Istanbul/28/35/3) Ruben Micael (Real Saragossa/25/8/2) Raul Meireles (FC Chelsea/28/56/8) Nani (Manchester United/25/54/13) Hugo Viana (FC Braga/29/27/1)
Angriff : 7 9 11 18 23
Cristiano Ronaldo (Real Madrid/27/90/32) Hugo Almeida (Besiktas Istanbul/28/42/15) Nelson Oliveira (Benfica Lissabon/20/3/0) Silvestre Varela (FC Porto/27/6/1) Helder Postiga (Real Saragossa/29/49/19)
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 23
INFO PORTUGAL FIFA-Weltrangliste: Platz 5. Größte Erfolge: EM-Zweiter 2004, WM-Dritter 1966. Bisheriges Abschneiden bei Weltmeisterschaften: 1986, 2002: Vorrunde; 2010: Achtelfinale; 2006: Vierter; 1966: Dritter.
Qualifikation nur einen Punkt aus den beiden Spielen gegen Zypern (4:4) und Norwegen (0:1) geholt. Über den Umweg Relegation (0:0 und 6:2 gegen BosnienHerzegowina) führte Bento sein Team doch noch zur Euro in Polen und der Ukraine. Und verbesserte gleichzeitig das so angespannte Binnenklima bei den Portugiesen. Denn dass diese Ansammlung begnadeter Einzelspieler zuletzt bei der WM 2010 (Achtelfinal-
Größte Stars der Mannschaft: Cristiano Ronaldo, Nani, Pepe. Bilanz gegen Deutschland: 16 Spiele – 3 Siege, 5 Unentschieden, 8 Niederlagen; Torverhältnis: 16:24.
Leszek Szymanski
Bisheriges Abschneiden bei Europameisterschaften: 2004: Zweiter; 1984, 2000: Halbfinale; 1996, 2008: Viertelfinale.
Aus) und bei der EM 2008 Kaum vom Ball zu trennen: Portugals (Viertelfinal-Aus) enttäuschNani (rechts) von Manchester United. te, musste sie sich in erster Linie selbst zuschreiben. Mal rieben sich einige Spieler an Ro- dafür wurde Bentos Vertrag benaldo, mal an Bentos umstritte- reits vor der EM um zwei Jahre nem Vorgänger Carlos Queiroz. verlängert. „Das ist gut“, sagte Doch der 42-Jährige schaffte es Ronaldo. Der neue Coach ist bei seinen nicht nur, seinen Superstar zu stärken. Er warf in der entschei- Spielern auch deshalb so beliebt, denden Phase der EM-Qualifika- weil er sie in seine Entscheiduntion auch noch Querulanten wie gen mit einbezieht. „Ich würde sie Ricardo Carvalho und Jose Bo- nie entscheiden lassen, ob wir in singwa aus dem Team. Als Lohn einem 4-3-3- oder 4-4-2-System spielen“, meinte der Sohn eines Restaurant-Betreibers einmal zu diesem Thema. „Aber man kann es so beschreiben: Ich lege fest, dass das Hauptgericht ein Steak ist. Dann frage ich die Spieler, ob sie es lieber well-done oder medium, mit Reis oder Nudeln haben wollen.“ Portugal ist der erste Gegner der deutschen Mannschaft am 9. Juni: (hinten von links) Bruno Alves, Pepe, Hugo Almeida, Rui Patricio, Cristiano Ronaldo, (unten von links) Nani, Joao Moutinho, Raul Meireles, Fabio Coentrao, Joao Pereira and Miguel Veloso.
DIE DEUTSCHEN GEGNER IN GRUPPE B: PORTUGAL
„Wir fahren mit nur einem Ziel zur Europameisterschaft: Um sie zu gewinnen.“ Das hat nicht etwa einer der erfolgsverwöhnten Spanier gesagt oder ein ewig optimistischer Engländer, sondern der Superstar des ersten deutschen Gruppengegners: Portugals Cristiano Ronaldo. Seine Aussage wurde überall als ziemlich forsch aber nicht völlig abwegig eingestuft – und auch das liegt in erster Linie an dem Torjäger von Real Madrid. Denn kein anderes Land kann zu dieser EM einen so spektakulären, extrovertierten und gefährlichen Spieler (58 Saisontore in Meisterschaft, Pokal und Champions League) mitnehmen wie ihn. „Cristiano Ronaldo! Und wer noch?“, titelte der „Kicker“. Diese Schlagzeile wird den Portugiesen allerdings nicht ganz gerecht, denn bei genauem Hinsehen haben sie noch mehr zu bieten als nur den teuersten Fußballer der Welt. Der EM-Zweite von 2004 ist eine gesunde Mischung aus exzellenten Einzelkönnern wie Ronaldo und Nani (Manchester United), verlässlichen Zuarbeitern wie Raul Meireles (FC Chelsea) und aus knochenharten Verteidigern wie Pepe (Real Madrid). „Portugal kann die EM gewinnen“, sagt auch Altstar Luis Figo. Ein Grund für diesen Optimismus ist Trainer Paulo Bento. Als der frühere Nationalspieler die „Selecao“ im September 2010 übernahm, hatte sie in der EM-
Tiago Petinga
Portugal träumt vom EM-Titel
Der Spielplan der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen Gruppe
Gruppe
A
Polen Griechenland Freitag, 8. Juni 18.00 Uhr in Warschau
B
Russland Tschechien
Deutschland Portugal
Niederlande Dänemark
Samstag, 9. Juni 18.00 Uhr in Charkow
Polen – Griechenland
Niederlande – Dänemark
20.45 Uhr in Breslau
20.45 Uhr in Lwiw
Russland – Tschechien
Deutschland – Portugal
Dienstag, 12. Juni 18.00 Uhr in Breslau
Mittwoch, 13. Juni 18.00 Uhr in Lwiw
Griechenland – Tschechien
Dänemark – Portugal
20.45 Uhr in Warschau
20.45 Uhr in Charkow
Polen – Russland
Niederlande – Deutschland
Samstag, 16. Juni 20.45 Uhr in Breslau
Sonntag, 17. Juni 20.45 Uhr in Charkow
Tschechien – Polen
Portugal – Niederlande
20.45 Uhr in Warschau
20.45 Uhr in Lwiw
Griechenland – Russland
Dänemark – Deutschland
Tabelle
Tabelle Tore Punkte
Tore Punkte
1.
1.
2.
2.
3.
3.
4.
4.
Viertelfinale 1 Donnerstag, 21. Juni, 20.45 Uhr in Warschau
Viertelfinale 2 Freitag, 22. Juni, 20.45 Uhr in Danzig
– Sieger Gruppe A
– Zweiter Gruppe B
Zweiter Gruppe A
Halbfinale 1 Mittwoch, 27. Juni, 20.45 Uhr in Donezk
Danzig
–
Posen
Sieger Viertelfinale 1
Warschau Breslau POLEN
Sieger Gruppe B
Lwiw
Sieger Viertelfinale 3
Kiew
Finale Sonntag, 1. Juli, 20.45 Uh
Charkow
UKRAINE
Donezk
– Sieger Halbfinale 1
Warschau Nationalstadion 50 000 Plätze
Danzig Städtisches Stadion 40 000 Plätze
Posen Städtisches Stadion 40 000 Plätze
Breslau Städtisches Stadion 40 000 Plätze
Sie
und der Ukraine Gruppe
C
Gruppe Spanien Italien
D
Irland Kroatien
Frankreich England
Ukraine Schweden
Sonntag, 10. Juni 18.00 Uhr in Danzig
Montag, 11. Juni 18.00 Uhr in Donezk
Spanien – Italien
Frankreich – England
20.45 Uhr in Posen
20.45 Uhr in Kiew
Irland – Kroatien
Ukraine – Schweden
Donnerstag, 14. Juni 18.00 Uhr in Posen
Freitag, 15. Juni 18.00 Uhr in Donezk
Italien – Kroatien
Ukraine – Frankreich
20.45 Uhr in Danzig
20.45 Uhr in Kiew
Spanien – Irland
Schweden – England
Montag, 18. Juni 20.45 Uhr in Danzig
Dienstag, 19. Juni 20.45 Uhr in Donezk
Kroatien – Spanien
England – Ukraine
20.45 Uhr in Posen
20.45 Uhr in Kiew
Italien – Irland
Schweden – Frankreich
Tabelle
Tabelle Tore Punkte
Tore Punkte
1.
1.
2.
2.
3.
3.
4.
4.
Viertelfinale 3 Samstag, 23. Juni, 20.45 Uhr in Donezk
Viertelfinale 4 Sonntag, 24. Juni, 20.45 Uhr in Kiew
– Sieger Gruppe C
– Zweiter Gruppe D
Sieger Gruppe D
Zweiter Gruppe C
Halbfinale 2 Donnerstag, 28. Juni, 20.45 Uhr in Warschau – Sieger Viertelfinale 2
Sieger Viertelfinale 4
r in Kiew
ger Halbfinale 2 Quelle: UEFA
Kiew Olympiastadion 60 000 Plätze
Donezk Donbass-Arena 50 000 Plätze
16226
Lwiw Neues Stadion Lwiw 30 000 Plätze
Charkow Metalist-Stadion 35 000 Plätze
26 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
D
ie Last ist groß, doch wenn es nach Nationaltrainer Franciszek Smuda geht, sind die Schultern von Lukasz Piszczek, Jakub „Kuba“ Blaszczykowski und Robert Lewandowski breit genug. Die drei Double-Gewinner von Borussia Dortmund sollen Polen bei der EM im Heimatland und der Ukraine ins Viertelfinale tragen. „Ich denke, sie können das schaffen. Sie sind schon erfahrene Spieler, obwohl sie erst 25 oder 26 sind. Für unsere Mannschaft sind sie das Skelett“, sagte Smuda, der insgesamt sieben DeutschlandLegionäre nominiert hat. Aber die Starspieler aus der Bundesliga werden bei den „Bialo-Czerwoni“ (die Weiß-Roten) besonders im Fokus stehen. Sie selbst spielen jedoch ihre Bedeutung ein wenig herunter. „In unserer Mannschaft ist jeder Spieler sehr wichtig. Wir wissen, dass wir mit nur einer einzelnen Person nichts gewinnen können“, sagt Piszczek und auch Kapitän Blaszczykowski stellt den Teamgedanken in den Vordergrund: „Wir müssen als Mannschaft funktionieren und dann können wir auch was gewinnen. Ansonsten wird es schwer.“ Die Gruppe A, in der der CoGastgeber gegen Griechenland, Russland und Tschechien antritt, sieht auf den ersten Blick machbar aus. Zumindest wirkt keiner der Gegner übermächtig. „Jeder denkt das Gleiche: Wir kommen
GRUPPE A: POLEN
DER TRAINER In seiner aktiven Laufbahn gehört er nicht zu den ganz großen Fußballern seines Landes. Doch bei der EM in eigenen Land möchte Franciszek Smuda (63, Foto) Geschichte schreiben und sich ein Denkmal setzen. Seit dem 29. Oktober 2009 ist der gebürtige Oberschlesier Trainer der polnischen Nationalmannschaft. Smuda sprach von der Erfüllung eines Traumes, den er bei der EM vollenden will. Seine Erfahrungen als Trainer resultieren aus insgesamt 20 Engagements bei Klubs in Deutschland, in der Türkei auf Zypern und in Polen.
weiter“, sagt Smuda: „Das erste Spiel ist für uns sehr wichtig und dann schauen wir mal.“ Im diesem ersten Spiel, der Eröffnung des Turniers am 8. Juni in Warschau, warten die Griechen, der Europameister von 2004. Allerdings wäre ein Sieg gegen die Hellenen bestenfalls die halbe Miete. „Wir brauchen Minimum sechs Punkte, um unser Ziel, ins Viertelfinale zu kommen, zu erreichen. Aber das ist die Europameisterschaft. Egal gegen wen man spielt, es ist immer schwer“, ergänzt Polens Fußballer des Jahres Lewandowski, dessen Tore den Weg ebnen und eine Begeisterungswelle im Land entfachen sollen. Denn die Fans sind womöglich ein entscheidender Faktor, um nach über 30 Jahren Polen wieder in die Nähe der Weltspitze zu führen. Welch großen Einfluss der Heimvorteil haben kann, hatte nicht zuletzt Deutschland bei der WM 2006 erfahren. „Die Fans sind für uns sehr wichtig. Ich bin mir sicher, dass die Atmosphäre im Stadion gut wird“, sagt Piszczek. So soll denn auch nach der goldenen Ära in den 1970ern und Anfang der 1980er Jahre, als Polen 1972 mit dem Olympiasieg in München den größten Erfolg feierte und 1974 in Deutschland sowie 1982 in Spanien WM-Dritter wurde, endlich ein neues Kapitel folgen. „Wir wollen Geschichte schreiben“, kündigt „Kuba“ an. Ähnliche Pleiten wie bei den letzten Turnieren sollen dann der Vergangenheit angehören. 2006 in Deutschland und bei der EM 2008 in der Schweiz und Österreich schieden die Polen jeweils schon nach der Vorrunde aus. Coach Smuda, seit 2009 im Amt, hatte diesmal ohne die Mühle der Qualifikation Zeit, ein harmonisches Gebilde zusammenzustellen. „Seit zwei Jahren arbeiten wir an einer neuen Taktik, einem neuen System. Und ich glaube, wir haben jetzt eine richtig gute Mannschaft. Alles funktioniert richtig gut“, sagt Lewandowski. Den Nachweis müssen sie in gut einer Woche erbringen, und falls es dann im Viertelfinale zu einem Duell mit der DFB-Elf kommt, will auch Lewandowski Geschichte schreiben: „Wir haben in der polnischen Geschichte noch nie gegen Deutschland gewonnen. Ich hoffe, dass es bei der Europameisterschaft das erste Mal wird.“
Leszek Szymanski
BVB-Trio soll Traum verwirklichen
Polens Hoffnungsträger: Robert Lewandowski (rechts), Torjäger vom Deutschen Meister und Pokalsieger Borussia Dortmund.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 12 22
Wojciech Szczesny (Arsenal London/22 Jahre/ 10 Länderspiele/0 Tore) Grzegorz Sandomierski (KRC Genk/22/3/0) Przemyslaw Tyton (PSV Eindhoven/25/5/0)
Abwehr: 2 3 4 13 14 15 20
Sebastian Boenisch (Werder Bremen/25/6/0) Grzegorz Wojtkowiak (Lech Posen/28/19/0) Marcin Kaminski (Lech Posen/20/3/0) Marcin Wasilewski (RSC Anderlecht/31/48/2) Jakub Wawrzyniak (Legia Warschau/28/24/0) Damien Perquis (FC Sochaux/28/7/1) Lukasz Piszczek (Borussia Dortmund/27/24/0)
Mittelfeld: 5 6 7 8 10 11 16 18 19 21
Dariusz Dudka (AJ Auxerre/28/63/6) Adam Matuschyk (Fortuna Düsseldorf/23/19/1) Eugen Polanski (FSV Mainz 05/26/8/0) Maciej Rybus (Terek Grozny/22/21/1) Ludovic Obraniak (Girondins Bordeaux/27/23/5) Rafal Murawski (Lech Posen/30/42/1) Jakub Blaszczykowski (Borussia Dortmund/26/51/9) Adrian Mierzejewski (Trabzonspor/25/23/1) Rafal Wolski (Legia Warschau/19/3/0) Kamil Grosicki (Sivasspor/24/12/0)
Angriff : 9 17 23
Robert Lewandowski (Borussia Dortmund/23/42/14) Artur Sobiech (Hannover 96/21/5/1) Pawel Brozek (Trabzonspor/29/32/8)
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 27
Griechen setzen auf Rehhagel-Taktik
Fernando wer? Der Nachfolger von Otto Rehhagel sorgte bei seiner Vorstellung im Juli 2010 durchaus für Stirnrunzeln. Zwei Jahre später hat sich der eher unbekannte Fernando Santos (Foto) längst einen Namen gemacht. Der Portugiese marschierte mit Griechenland ungeschlagen durch die EM-Qualifikation und wurde schon vor dem Turnier mit einer Vertragsverlängerung bis zur WM 2014 belohnt. Dabei hatte der 57-Jährige zuvor nur Vereinsmannschaften trainiert. Das allerdings mit Erfolg. 1999 führte er den FC Porto zur Meisterschaft.
die Defensive – in zehn Qualifikationsspielen kassierten die Griechen nur fünf Gegentreffer. In der Innenverteidigung ist derzeit noch ein Platz zu vergeben. Neben Kyriakos Papadopoulos bewirbt sich auch Sokratis Papastathopoulos von Werder Bremen um den Platz neben Avraam Papadopoulos von Olympiakos Piräus. Immer noch ein wenig überraschend ist die Nominierung von Offensivspieler Konstantinos Fortounis von Bundesliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern. Der 19-Jährige hatte in der abgelaufenen Saison bei 28 Einsätzen keinen Treffer für die Roten Teufel erzielt. Santos aber sieht in Fortounis vermutlich etwas, was Jürgen Klinsmann einst in David Odonkor sah. Und zur Stammformation in der Abwehr wird wohl auch José Holebas gehören. Holebas (27), als Sohn eines Griechen und einer Deutsch-Amerikanerin 1984 in Aschaffenburg geboren, hat mal drei Jahre lang für den TSV 1860 München in der 2. Bundesliga gespielt. Seit 2010 gehört er zum festen Personal bei Olympiakos Piräus, seit November 2011 ist er griechischer Staatsbürger – und Santos hat den Spätentwickler offensichtlich für die linke Abwehrseite fest eingeplant. Auffallend oft nimmt er Holebas zur Seite, bespricht sich mit ihm, erklärt. Immerhin noch drei Spieler, die 2004 zum griechischen EM-Kader gehörten, sind auch jetzt noch dabei. Da ist einmal der damalige
Ersatztorhüter Kos- Kyriakos Papadopoulos (Nummer 22) setzt sich tas Chalkias (PAOK robust gegen Bosniens Senad Lulic durch. Der Saloniki), der mit Mi- Abwehrspieler von Schalke 04 kämpft um einen chalis Sifakis (Aris Platz in der griechischen Innenverteidigung. Thessaloniki) sowie Alexandros Tzorvas (US Palermo) um die Nummer in Portugal vor acht Jahren zur eins kämpft. Kostas Katsouranis Stammformation im Mittelfeld. und Giorgios Karagounis gehö- Vorne, im Zentrum, ist Theofanis ren dagegen wie beim Triumph Gekas gesetzt.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 12 13
Kostas Chalkias (PAOK Saloniki/38 Jahre/ 30 Länderspiele/0 Tore) Michalis Sifakis (Aris Saloniki/27/12/0) Alexandros Tzorvas (US Palermo/29/16/0)
Abwehr: 2 3 4 5 8 15 18 19
Giannis Maniatis (Olympiakos Piräus/25/9/0) Giorgos Tzavellas (AS Monaco/24/6/0) Stelios Malezas (PAOK Saloniki/27/2/0) Kyriakos Papadopoulos (Schalke 04/20/8/3) Avraam Papadopoulos (Olympiakos Piräus/28/33/0) Vassilis Torossidis (Olympiakos Piräus/26/44/6) Sotiris Ninis (Panathinaikos Athen/22/19/2) Sokratis Papastathopoulos (Werder Bremen/23/28/0)
Mittelfeld: 6 9 10 16 20 21 22 23
Grigoris Makos (AEK Athen/25/11/0) Nikos Liberopoulos (AEK Athen/36/75/13) Giorgos Karagounis (Panathinaikos Athen/35/117/8) Giorgos Fotakis (PAOK Saloniki/30/10/2) Jose Holebas (Olympiakos Piräus/27/4/0) Kostas Katsouranis (Panathinaikos Athen/32/91/9) Kostas Fortounis (1. FC Kaiserslautern/19/3/0) Giannis Fetfazidis (Olympiakos Piräus/21/13/3)
Angriff : 7 11 14 17
Giorgos Samaras (Celtic Glasgow/27/54/7) Kostas Mitroglu (Atromitos Athen/24/13/0) Dimitris Salpingidis (PAOK Saloniki/30/56/6) Theofanis Gekas (Samsunspor/32/58/21)
GRUPPE A: GRIECHENLAND
DER TRAINER
Fehim Demir
K
yriakos Papadopoulos schaut betont ernst. „Griechenland“, sagt der junge Mann, der hauptberuflich das königsblaue Trikot von Schalke 04 trägt. Griechenland Europameister? Meint er das im Ernst? Papadopoulos schaut frech wie ein Lausbub, der einen Streich ausgeheckt hat. „Natürlich“, sagt er dann. Er sagt es mit einem Grinsen, klar – allerdings auch mit einem Tonfall, der verrät: Nur aus Spaß hat der 20 Jahre alte Abwehrspieler das nicht gesagt. Aber ernsthaft: Griechenland Europameister? Griechenland Europameister! Zumindest die Griechen scheinen das nicht mal für abwegig zu halten. Vor acht Jahren, 2004 in Portugal, hat es ja schon mal geklappt, warum also nicht ein zweites Mal? Durch die Vorrundengruppe ist das „Piratenschiff“, wie die Mannschaft genannt wird, geradewegs hindurchgesegelt, jetzt liegt es vor der Abreise zur Endrunde im österreichischen Kitzbühel vor Anker. Im Trainingslager herrscht eineinhalb Wochen vor dem Eröffnungsspiel gegen Co-Gastgeber Polen eine Mischung aus Ernsthaftigkeit und guter Laune. Seit zwei Jahren, seit der Abdankung von König Otto Rehhagel, hört auf dem „Piratiko“ alles auf das Kommando von Fernando Santos. Hart und streng sei der Trainer, sagt Papadopoulos. Er legt, wie einst Rehhagel, Wert auf
28 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
D
er russische Fußball hat bereits 2010 einen ganz großen Triumph errungen. Das Riesenreich bekam vom Exekutivkomitee des Weltverbandes FIFA den Zuschlag für die WM-Endrunde 2018 und darf erstmals überhaupt die FußballWelt bei „Mütterchen Russland“ willkommen heißen. Natürlich will die Sbornaja beim Heimspiel in sechs Jahren ebenfalls eine gute Rolle spielen, deshalb ist die EM 2012 in Polen und der Ukraine eine wichtige Durchgangsstation für die russische Auswahl. Bei der EM-Endrunde 2008 in Österreich und der Schweiz überraschten die Russen mit ihrem herzerfrischenden Angriffsfußball und entzauberten im Viertelfinale die hochgelobten niederländischen Stars (3:1 n.V.). Aber in der Vorschlussrunde wurden den Russen, damals betreut von der niederländischen Trainer-Ikone Guus Hiddink, vom späteren Welt- Europameisterschaft Spanien deutlich die Grenzen aufgezeigt. 3:0 siegten die Iberer und gaben im Endspiel auch Deutschland das Nachsehen. In der Qualifikation für die EMEndrunde spazierten die Russen unter dem neuen Cheftrainer Dick Advocaat mehr oder minder problemlos durch. Auch weiterhin setzt der russische Fußball also auf den Oranje-Einfluss. Mit 23 Punkten sicherte sich der Europameister von 1960 klar den Gruppensieg vor Irland. Der ehe-
GRUPPE A: RUSSLAND
DER TRAINER Dick Advocaat (Foto) war lange Zeit Russlands FußballLiebling. Doch nach der EM 2012 in Polen und der Ukraine macht der 64-Jährige nach zwei Jahren als Nationalcoach der Sbornaja Schluss. Er kehrt zu seinem Ex-Klub PSV Eindhoven zurück. Bei der EM wird der Niederländer, der auch einmal Borussia Mönchengladbach coachte, nochmals die Verantwortung tragen und will mit seiner Mannschaft an die Erfolge seines Vorgängers Guus Hiddink anknüpfen. Dieser hatte Russland 2008 in Österreich und der Schweiz immerhin ins EM-Halbfinale geführt.
malige Mönchengladbacher Bundesliga-Coach soll bei der EMEndrunde 2012 das schaffen, was Hiddink versagt geblieben war. „Ich hoffe inständig, dass die Mannschaft, von jetzt an, nicht mehr so heftig kritisiert wird wie in der Vergangenheit“, betonte Advocaat, der zuvor schon Zenit St. Petersburg zum UEFA-CupSieg (2008) geführt hatte. Der 64-Jährige kennt inzwischen die russische Fußball-Seele aus dem Effeff - vielleicht auch ein Erfolgsgeheimnis. Allerdings gehen der russische Fußball-Verband RFU und Advocaat nach der EM-Endrunde getrennte Wege. Der Coach übernimmt seinen Ex-Klub PSV Eindhoven. Seit dem Triumph bei der ersten EM überhaupt vor 51 Jahren und dem Erreichen der Endspiels 1988 bei der Endrunde in Deutschland gegen die Niederlande (0:2) – jeweils als UdSSRAuswahl – ging die Sbornaja bei EM-Turnieren regelmäßig leer aus. Dass der russische Fußball wieder international mehr Beachtung geschenkt wird, verdankt er nicht nur der WM-Gastgeberrolle 2018. In den letzten Jahren ist auch in der nationalen Liga viel passiert. Milliardenschwere Oligarchen haben sich des Fußballs angenommen und wollen die Klub auch international wettbewerbsfähig machen. Während Roman Abramowitsch lieber sein Geld in den Champions-League-Finalisten FC Chelsea steckt, investieren andere Superreiche des Landes Millionen und Abermillionen in ihre Klubs, die mit hochkarätigen Stars aus dem Ausland verstärkt werden. Ein Beispiel ist Milliardär Suleiman Kerimow, der den Erstligisten Anschi Machatschkala mit Hochkarätern wie Samuel Eto‘o, Roberto Carlos und Juri Schirkow verstärkt hatte. Bei Dynamo Moskau spielt in Kevin Kuranyi (früher Schalke 04 und VfB Stuttgart) auch ein deutscher ExNationalspieler in der russischen Premjer Liga. Aber auch die russischen Nationalspieler sind längst bei ausländischen Klubs beliebt. Der VfB Stuttgart hatte in Pawel Pogrebnjak (jetzt FC Fulham) einen der erfolgreichsten Angreifer in seinen Reihen. Der große Star ist natürlich Andrej Arschawin, der beim FC Arsenal in London spielte, dort allerdings nur Ergänzungsspieler war und zu Meister St. Petersburg in die Heimat wechselte.
Ivan Sekretarev
Zwischenstation für WM 2018
Der Star der russischen Mannschaft ist Andrej Arschawin (am Ball) – hier im Duell mit dem Iren Damien Delaney.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 13 16
Igor Akinfejew (ZSKA Moskau/26 Jahre/ 52 Länderspiele/0 Tore) Anton Schunin (Dynamo Moskau/25/2/0) Wjatscheslaw Malafejew (Zenit St. Petersburg/32/25/0)
Abwehr: 2 3 4 5 12 19 21
Alexander Anjukow (Zenit St. Petersburg/29/65/1) Roman Scharonow (Rubin Kasan/35/8/0) Sergej Ignaschewitsch (ZSKA Moskau/32/75/5) Juri Schirkow(Anschi Machatschkala/28/52/0) Alexej Beresutski (ZSKA Moskau/29/47/0) Wladimir Granat (Dynamo Moskau/25/0/0) Kirill Nababkin (ZSKA Moskau/25/1/0)
Mittelfeld: 6 7 8 9 15 17 18 22 23
Roman Schirokow (Zenit St. Petersburg/30/22/6) Igor Denisow (Zenit St. Petersburg/28/26/0) Konstantin Syrjanow (Zenit St. Petersburg/34/50/7) Marat Ismailow (Sporting Lissabon/29/33/2) Dmitri Kombarow (Spartak Moskau/25/5/0) Alan Dsagojew (ZSKA Moskau/21/20/4) Alexander Kokorin (Dynamo Moskau/21/5/0) Denis Gluschakow (Lokomotive Moskau/25/9/1) Igor Semschow (Dynamo Moskau/34/57/3)
Angriff : 10 11 14 20
Andrej Arschawin (Zenit St. Petersburg/31/70/16) Alexander Kerschakow (Zenit St. Petersburg/29/60/19) Roman Pawljutschenko (Lokomotive Moskau/30/47/20) Pawel Pogrebnjak (FC Fulham/28/32/8)
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 29
Im Sonderzug zurück in Erfolgsspur
Mit der Rolle des Außenseiters kann Michal Bilek (Foto) gut leben. „Wir wissen, dass wir nicht zu den Top-Favoriten zählen“, sagt der 47-Jährige. Bilek selbst hat eine erfolgreiche Karriere als Spieler vorzuweisen. 1989 wurde er zu Tschechiens Fußballer des Jahres gewählt, gewann unter anderem vier tschechoslowakische Meisterschaften und viermal den Pokalwettbewerb in seiner Heimat. Nach dem Wechsel auf die Trainerbank feierte der frühere Nationalspieler in seiner Geburtsstadt mit Sparta Prag 2007 den Gewinn des Doubles.
Vorrunde zugutekommen, weil wir nur schwer ausrechenbar sind. Wir können mit Mann und Maus verteidigen – oder auch einfach alles nach vorne werfen.“ Die Tschechen haben nach dem Abtritt vieler Leistungsträger aus der goldenen Generation schwierige Jahre hinter sich. Einzig der frühere Dortmunder Bundesligaprofi und jetzige Kapitän Tomas Rosicky ist geblieben. Gemeinsam mit dem ehemaligen Welttorhüter Cech vom FC Chelsea ist er der Star der Mannschaft. Noch längst nicht vergessen sind jene Profis, die ab Mitte der 90er fast ein Jahrzehnt im europäischen Fußball mitmischten – ohne jedoch einen Titel zu gewinnen. Pavel Nedved, Karel Poborsky, Vladimir Smicer oder Jan Koller – trainiert von Karel Brückner: Große Namen, große Fußstapfen. 1996 verlor die „Narodny Tym“ im EM-Finale nach Golden Goal von Oliver Bierhoff gegen Deutschland, 2004 scheiterte das favorisierte Team im Halbfinale am Überraschungssieger Griechenland. Doch während es für die DFB-Auswahl nach dem Tiefpunkt 2004 eigentlich immer stetig nach oben ging, verlief die Leistungskurve Tschechiens entgegengesetzt. Bei der WM 2006 scheiterte das Team genauso wie bei der EM 2008 in der Vorrunde. Die WM-Qualifikation 2010 wurde zum Desaster. Der „kleine Bruder“ Slowakei schaffte die Teilnahme, Tschechien nicht.
Seitdem erle- Torwart Petr Cech ist der große Rückhalt der Tscheben die tschechichen. Mit dem FC Chelsea holte er gerade die schen Fußballfans Champions League gegen Bayern München. Im eine Achterbahn- Finale wehrte er insgesamt drei Elfmeter ab – hier fahrt, mittlerweile den von Arjen Robben – und wurde zum Helden. stehen die Nachfolger aber in den Startlöchern. Für das richtige EM- an, auch für die Fans wurden Feeling reisen übrigens nicht nur sechs Sonderzüge geordert, die die Spieler in ihrem eigenen Zug sie nach Breslau bringen sollen.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 16 23
Petr Cech (FC Chelsea/30 Jahre/ 90 Länderspiele/0 Tore) Jan Lustuvka (Dnjepr Dnejpropetrowsk/29/1/0) Jaroslav Drobny (Hamburger SV/32/5/0)
Abwehr: 2 3 4 5 6 8
Theodor Gebre Selassie (Slovan Liberec/25/9/0) Michal Kadlec (Bayer Leverkusen/27/34/8) Marek Suchy (Spartak Moskau/24/3/0) Roman Hubnik (Hertha BSC Berlin/28/21/2) Tomas Sivok (Besiktas Istanbul/28/25/3) David Limbersky (Viktoria Pilsen/28/8/0)
Mittelfeld: 10 11 12 13 14 17 18 19 22
Tomas Rosicky (Arsenal London/31/85/20) Milan Petrzela (Viktoria Pilsen/28/9/0) Frantisek Rajtoral (Viktoria Pilsen/26/2/0) Jaroslav Plasil (Girondins Bordeaux/30/21/4) Vaclav Pilar (Viktoria Pilsen/23/8/1) Tomas Hübschman (Schachtjor Donezk/30/42/0) Daniel Kolar (Viktoria Pilsen/26/10/1) Petr Jiracek (VfL Wolfsburg/26/7/1) Vladimir Darida (Viktoria Pilsen/21/1/0)
Angriff : 7 9 15 20 21
Tomas Necid (ZSKA Moskau/22/25/7) Jan Rezek (Anorthosis Famagusta/30/13/3) Milan Baros (Galatasaray Istanbul/30/88/40) Tomas Pekhart (1. FC Nürnberg/23/10/0) David Lafata (FK Jablonec/30/17/2)
GRUPPE A: TSCHECHIEN
DER TRAINER
Federico Gambarini
A
uf der rot und blau lackierten Lokomotive ist ein riesiger Fußball aufgemalt, direkt daneben prangt das Landeswappen. Bis jetzt ist nur eine Skizze des Sonderzugs aufgetaucht, der die tschechische Nationalmannschaft von Prag in den EM-Vorrundenspielort nach Breslau bringen soll. Der nationale Fußballverband FACR setzt zur Motivation auf einen Zug, um eine ähnlich triumphale Erfolgsgeschichte zu schreiben, wie bei der WM 1934 in Italien. Damals, am 21. Mai 1934, fuhr das tschechoslowakische Team in Richtung Rom. Während die Anreise in Richtung Italien eher unspektakulär verlief, wurde die Rückkehr zur Legende, obwohl das Endspiel gegen Italien knapp mit 1:2 nach Verlängerung verloren ging. An vielen Bahnhöfen gab es Empfänge, das Land feierte seine Helden im Überschwang. Bis dahin ist es für die Mannschaft von Trainer Michal Bilek in Polen in der Ukraine zwar ein sehr langer Weg, doch die Tschechien wollen ihre Außenseiterchance nutzen. „Wir wollen ein neues und erfolgreiches Kapitel für den tschechischen Fußball schreiben“, sagte Bilek, der sich mit seinem Team erst im Nachsitzen in den Playoffs gegen Montenegro qualifiziert hatte. „Wir sind auf einem sehr guten Weg, sind in unserem Spiel sehr flexibel“, sagte Torhüter Petr Cech: „Das wird uns in der
30 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
E
s dauerte nicht lange, bis der Name Raúl fiel. Kaum hatte nach Abwehrchef Carles Puyol auch Spaniens TopStürmer David Villa seine Teilnahme an der Fußball-EM in Polen und der Ukraine abgesagt, riefen Fans und Medien nach dem Weltstar. „Wir sind noch nicht komplett – es fehlt Raúl!“, schrieben Anhänger, die das Training des Topfavoriten dieser Tage verfolgten, auf ein Plakat. Und zumindest die Sporttageszeitung AS machte sich die Forderung nach der Rückkehr des ehemaligen Schalkers zu eigen. Spanien fehlten „zwei Stützpfeiler“, und eine schwierige Lage erfordere ungewöhnliche Maßnahmen. Der „große Kapitän“ von einst habe „den Hunger eines Debütanten“, schrieb das Blatt über den 34-Jährigen. Und Raúl verfüge über die Erfahrung von 102 Länderspielen mit immerhin 44 Toren. Übertroffen wird Raúl, der zuletzt vor sechs Jahren für Spanien spielte, nur noch von Villa. Der 30 Jahre alte Angreifer des FC Barcelona schoss in seinen 82 Länderspielen stolze 51 Tore. Bei der EM 2008 war er Schützenkönig (vier Treffer in vier Spielen), bei der WM trug er erneut vier Treffer (bei sieben Einsätzen) zum Titelgewinn bei. „Ich habe es bis zum Schluss versucht, aber ich werde für die EM nicht bei 100 Prozent sein können“, so Vil-
GRUPPE C: SPANIEN
DER TRAINER Es braucht schon eine ganze Menge, um den „hombre tranquilo“, den ruhigen Mann, zu einem Gefühlsausbruch zu bringen. Stets freundlich, stets besonnen – so kennt man Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque (Foto). Seit 2008 domestiziert del Bosque die rote Furie – selbstverständlich immer mit dem nötigen Schuss Gelassenheit. 2010 führte er die iberische Kombiniermaschine so in Südafrika gleich bei seinem ersten Turnier zum WM-Triumph. Und auch bei der EM in Polen und der Ukraine will der 61-Jährige wieder jubeln.
la. Sein linkes Wadenbein, das er sich im vergangenen Dezember bei der Klub-WM gebrochen hatte, lasse Fußball auf Top-Niveau noch nicht zu, meinte „El Guaje“. Die „rote Furie“ verliere mit Villa viel Qualität, kommentierte El País und nannte „Schnelligkeit im Umschaltspiel“ sowie „Abschlussstärke“. Wenn so ein Klassespieler fehlt, kann man schon mal auf scheinbar abwegige Gedanken kommen. Doch Trainer Vicente Del Bosque zeigte Raúl bei der KaderNominierung die kalte Schulter. Er hat auch guten Grund dazu, verfügt er doch über genügend Alternativen. Nach Villas Ausfall dürften Fernando Torres (FC Chelsea) und Fernando Llorente ihre Plätze im Angriff sicher haben. Zudem können die Mittelfeldspieler David Silva (Manchester City) und Juan Mata von Champions-League-Sieger FC Chelsea im Sturm eingesetzt werden. Das Angebot ist so groß, dass selbst für einen Klassestürmer wie Barças Pedro kein Platz ist. Am 10. Juni wartet zum EMAuftakt in Danzig mit Italien gleich der schwerste Gegner der Gruppe C, die von Irland und Kroatien komplettiert wird. Noch vor der EM hat Spaniens Torwart Iker Casillas einen Rekord im Weltfußball aufgestellt. Der Kapitän bestritt beim 4:1 (1:1) des Europameisters im Testspiel gegen Südkorea seine 95. siegreiche Partie. Allen Prognosen zum Trotz sieht del Bosque seine Mannschaft nicht als alleinigen Favoriten auf den EM-Titel an. „Spanien ist nicht der Favorit. Deutschland, Niederlande, England, Portugal, Italien und Frankreich sind auch zu nennen. Wir stehen alle auf einem Niveau. Vor allem Deutschland wird in Top-Verfassung zur Europameisterschaft kommen “, sagte der 61-Jährige, der kein Freund von Überraschungen ist. In seinem EM-Kader setzt er auf Altbewährtes. „Es ist ein gut durchdachter Kader“, sagte Del Bosque, der unter anderem Valencias Torjäger Roberto Soldado und Torhüter David de Gea von Manchester United zu Hause ließ. Villa und Puyol, Abwehrchef der Iberer bei den zurückliegenden EM und WM-Triumphen und laut AS das „Herz“ der Selección, werden dann übrigens doch dabei sein – als Maskottchen, wie das verletzte Duo ankündigte.
Andy Rain
Die „rote Furie“ wieder auf Titeljagd
Stiller Weltklasse-Fußballer: Andres Iniesta (am Ball) vom FC Barcelona ist eine tragende Säule im Mittelfeld der Spanier.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 12 23
Iker Casillas (Real Madrid/31 Jahre/ 131 Länderspiele/0 Tore) Victor Valdes (FC Barcelona/30/8/0) Pepe Reina (FC Liverpool/29/25/0)
Abwehr: 2 3 4 15 17 18
Raul Albiol (Real Madrid/26/34/0) Gerard Pique (FC Barcelona/25/39/4) Javier Martinez (Athletic Bilbao/23/7/0) Sergio Ramos (Real Madrid/26/86/6) Alvaro Arbeloa (Real Madrid/29/35/0) Jordi Alba (FC Valencia/23/5/0)
Mittelfeld: 6 8 10 13 14 16 20 21 22
Andres Iniesta (FC Barcelona/28/65/10) Xavi Hernandez (FC Barcelona/32/109/11) Cesc Fabregas (FC Barcelona/25/63/8) Juan Mata (FC Chelsea/24/18/5) Xabi Alonso (Real Madrid/30/96/13) Sergio Busquets (FC Barcelona/23/39/0) Santi Cazorla (FC Malaga/27/43/6) David Silva (Manchester City/26/58/16) Jesus Navas (FC Sevilla/26/17/1)
Angriff : 5 7 9 11 19
Juanfran (Atletico Madrid/27/1/0) Pedro Rodriguez (FC Barcelona/24/15/2) Fernando Torres (FC Chelsea/28/93/28) Alvaro Negredo (FC Sevilla/27/9/6) Fernando Llorente (Athletic Bilbao/27/20/7)
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 31
Wettskandal überschattet alles
Cesare Prandelli (54/Foto) könnte ein Buch über seine Erfolge als Spieler schreiben – bei den Triumphen als Trainer bliebe die Seite leer. Kein Titel, was wahrscheinlich daran liegt, dass er in Italien die gehobene Mittelklasse trainierte, den AC Florenz, den FC Parma, aber eben nicht den AC Mailand, Inter oder Juventus Turin. Dennoch hat er sich besonders in Florenz einen hervorragenden Ruf erworben. Zweimal wurde er sogar zum Trainer des Jahres gewählt, was ihm schließlich die Nachfolge des Weltmeistertrainers Marcello Lippi einbrachte.
halb ein Ermittlungsverfahren gegen den Keeper eingeleitet, das aber eingestellt wurde. Buffon räumte damals ein, bis November 2005 zwei Millionen Euro auf alle möglichen legalen Wetten gesetzt zu haben. Für weiteren Ärger im Lager der Azzurri sorgte Criscito. Er beschwerte sich über seine Ausmusterung. „Damit bin ich nicht einverstanden. Der Fußballverband hätte abwarten müssen“, sagte der Verteidiger von Zenit St. Petersburg. Prandelli hatte Criscito aus dem EM-Kader gestrichen, weil die Staatsanwaltschaft Cremona gegen den Fußballer wegen des Verdachts der Wettmanipulationen ermittelt. Nach dem WM-Debakel in Südafrika präsentiert Prandelli eine runderneuerte Nationalelf. Erstmals seit vielen Jahren geht die Squadra Azzurra ohne übermäßigen Erfolgsdruck in ein Turnier, in dem sie für viele dennoch zu den Geheim-Favoriten zählt. In Südafrika war Italien als Titelverteidiger ohne einen einzigen Sieg schon in der Gruppenphase gescheitert. Italiens WMHelden von 2006 wurden unsanft in Rente geschickt, junge Spieler überfordert und die Fans geschockt. Zwei Jahre später bestaunen die „Tifosi“ ein kleines Fußball-Wunder: Ungeschlagen hat sich der Europameister von 1968 mit acht Siegen und nur zwei Gegentoren so früh und souverän wie nie für eine EM qua-
lifiziert. Nun Skandalnudel: Italiens Top-Stürmer Mario Balotelli überschattet (Nummer 9) steht nicht nur für spektakuläre Tore, der Wettskan- sondern auch für Eskapaden abseits des Spielfeldes. dal alles. Dies erinnert an die Situation vor der WM 2006 in hochkochte. Die Italiener ließen Deutschland, als der Manipula- sich davon nicht beirren – und tionsskandal um Juventus Turin holten den Titel.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 12 14
Gianluigi Buffon (Juventus Turin/34 Jahre/ 113 Länderspiele/0 Tore) Salvatore Sirigu (Paris St. Germain/25/2/0) Morgan de Sanctis(SSC Neapel/35/5/0)
Abwehr: 2 3 4 6 7 13 15 19
Christian Maggio (SSC Neapel/30/16/0) Giorgio Chiellini (Juventus Turin/27/50/2) Angelo Ogbonna (FC Turin/24/3/0) Federico Balzaretti (US Palermo/30/8/0) Ignazio Abate (AC Mailand/25/2/0) Emanuele Giaccherini (Juventus Turin/26/0/0) Andrea Barzagli (Juventus Turin/31/29/0) Leonardo Bonucci (Juventus Turin/25/14/2)
Mittelfeld: 5 8 16 18 21 23
Thiago Motta (Paris St. Germain/29/8/1) Claudio Marchisio (Juventus Turin/26/20/1) Daniele de Rossi (AS Rom/28/72/10) Riccardo Montolivo (AC Florenz/27/33/1) Andrea Pirlo (Juventus Turin/33/83/9) Antonio Nocerino (AC Mailand/27/11/0)
Angriff : 9 10 11 17 20 22
Mario Balotelli (Manchester City/21/8/1) Antonio Cassano (AC Mailand/29/29/9) Antonio di Natale (Udinese Calcio/34/37/10) Fabio Borini (AS Rom/21/1/0) Sebastian Giovinco (FC Parma/25/8/0) Alessandro Diamanti (FC Bologna/29/1/0)
GRUPPE C: ITALIEN
DER TRAINER
Claudio Onorati
G
enervt vom Wettskandal sehnt Italiens FußballNationalelf den Start der Europameisterschaft herbei. „Wir haben es so satt“, klagte der Chef des italienischen EM-Teams Demetrio Albertini. Der frustrierte Nationaltrainer Cesare Prandelli schloss zwischenzeitlich sogar einen EM-Verzicht nicht mehr aus. „Wenn es unserem Fußball helfen würde, dass wir nicht zur Europameisterschaft fahren, dann wäre es kein Problem“, sagte der Coach. Eine Woche vor Beginn der EM in Polen und der Ukraine wurden die Azzurri von den Ermittlungsverfahren gegen EM-Spieler Leonardo Bonucci und den ausgemusterten Domenico Criscito abgelenkt. Und dann sorgte auch noch die kostspielige Wettleidenschaft des als Zocker bekannten Star-Torhüters Gianluigi Buffon für Wirbel. Fahnder haben in einem Wettbüro in Parma Schecks des Juve-Stars in Höhe von 1,5 Millionen Euro gefunden. Zwischen Januar und September 2010 seien insgesamt 14 Schecks aufgetaucht. Sollte Buffon über einen Strohmann aber doch Wetten abgeschlossen haben, wäre dies immer noch unproblematisch, so lange es keine Wetten auf Fußballspiele in Italien oder internationale Spiele der UEFA und der FIFA waren. Dass Buffon gern wettet, ist längst bekannt. Strafbar ist das nicht. 2006 wurde des-
32 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
D
en 1. Juli 2012 haben sich viele Iren dick in ihrem Terminkalender angestrichen. Am Tag des EM-Finales, so jedenfalls der irische Traum, greift ihr Team nach dem Titel. Nach dem griechischen Vorbild von 2004, als die Hellenen mit Coach Otto Rehhagel sensationell Europameister wurden, soll ihre Mannschaft im Sommer nach den Sternen greifen. Die Hoffnungen des krassen Außenseiters ruhen vor dem Turnier in Polen und der Ukraine vor allem auf dem Mann auf der Bank. Trainer Giovanni Trapattoni ist der Star des irischen Teams. Allein sein Name jagt den Konkurrenten in Todesgruppe C reichlich Respekt ein. „Ich wollte ein Duell mit Trapattoni eigentlich vermeiden“, stöhnt der italienische Nationalcoach Cesare Prandelli. Und auch Slaven Bilic, der Trainer Kroatiens, spricht voller Ehrfurcht vom 73 Jahre alten Maestro. „Spanien ist Favorit, aber Trapattoni ist ein Genie und ein Top-Mann. Ich freue mich darauf, gegen ihn zu spielen.“ Trapattoni selbst geht selbstbewusst in die Vorrundenduelle mit Welt- und Europameister Spanien, Kroatien und seinem Heimatland. „Wir müssen die gleiche Mentalität zeigen, die uns auch zuletzt ausgezeichnet hat. Ich bin zuversichtlich“, sagte Trapattoni: „Spanien ist fast übermächtig, aber wir denken im Augenblick nur an unsere Stärken. Wichtig ist, dass
GRUPPE C: IRLAND
DER TRAINER Europapokal der Landesmeister, UEFA-Cup, Weltpokal – Giovanni Trapattoni (Foto) hat in seiner 30-jährigen Trainerkarriere so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Ins deutsche Fußball-Gedächtnis brannte er sich allerdings mit einer Aktion abseits des Platzes ein. Unvergessen ist bis heute sein Wutausbruch bei einer Pressekonferenz als Trainer von Bayern München 1998. In seiner Rede erreichte er mit Sprüchen wie „Ich habe fertig“ Kultstatus. Auch die Iren liegen dem 72 Jahre alten italienischen Charismatiker nach der erfolgreichen EM-Qualifikation zu Füßen.
wir mit einem kompletten Kader ohne Verletzte antreten können.“ Europapokal der Landesmeister, UEFA-Cup, Weltpokal – Trap weiß, wie man Titel gewinnt. Allein zehn nationale Meisterschaften hat der 72 Jahre alte Charismatiker aus Italien in seiner 30-jährigen Trainerkarriere gewonnen. Es gibt kaum eine Trophäe, die Trapattoni noch nicht in den Händen gehalten hat. In Irland tüftelt der italienische Taktikfuchs nun an seinem persönlichen Meisterwerk. „Das ist kein Traum, man sollte niemals nie sagen“, sagte Trapattoni, nachdem er Irland nach 24 Jahren Abstinenz erstmals wieder zu einer EM-Endrunde geführt hatte. Trapattoni weiß, dass ein Titel bei dem Turnier in Polen und der Ukraine einer Sensation gleichkommen würde. „Ich bin nicht Gott, ich spreche nicht gut englisch, selbst italienisch nicht besonders, und ich mache viele Fehler“, sagte Trapattoni: „Aber nach 30 Jahren im Fußball verstehe ich ein wenig von der Materie.“ Ausschließen will er einen Coup, wie ihn einst Otto Rehhagel gelandet hat, als er seine Griechen 2004 in Portugal völlig überraschend zum Titel führte, deswegen nicht. „Wenn wir einhundertprozentiges Engagement zeigen – warum nicht?“, frohlockte der Mitbegründer des italienischen Ergebnisfußballs. Die Iren liegen dem Mann, der einst Bayern München und den VfB Stuttgart trainierte, nach der erfolgreichen EM-Qualifikation zu Füßen – kein Wunder, sorgten die „Boys in green“ doch für eine der dicken Überraschungen des vergangenen Fußballjahres. Mit 21 Punkten und nur einer Niederlage holten sie sich den zweiten Platz in Qualifikationsgruppe B und sicherten sich in den anschließenden Play-off-Spielen gegen Estland eines der letzten noch freien Tickets. „Ich bin sicher, dass wir uns dort beweisen können“, sagt Kapitän Robbie Keane mit Blick auf das erste sportliche Großereignis für Irland seit der Weltmeisterschaft 2002. Bange ist den Iren vor ihrer zweiten EM-Teilnahme nach 1988 in Deutschland nicht. Als Minimalziel hat Trapattoni-Assistent Marco Tardelli kurzerhand den Viertelfinal-Einzug ausgegeben. Sein Dienstherr dürfte die forschen Töne mit einem Kopfnicken zur Kenntnis nehmen – denn: Fertig hat Trap noch lange nicht.
Boris Gdranoski
„Trap“ hat noch lange nicht fertig
Treffsicherer Kapitän: Robbie Keane erzielte in der EM-Qualifikation sieben Tore für die als krasser Außenseiter geltenden Iren.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 16 23
Shay Given (Aston Villa/36 Jahre/ 122 Länderspiele/0 Tore) Keiren Westwood (FC Sunderland/27/10/0) David Forde (FC Millwall/32/2/0)
Abwehr: 2 3 4 5 12 13 18
Sean St. Ledger (Leicester City/27/27/2) Stephen Ward (Wolverhampton Wanderers/26/12/2) John O‘Shea (FC Sunderland/31/76/1) Richard Dunne (Aston Villa/32/73/8) Stephen Kelly (FC Fulham/28/30/0) Paul McShane (Hull City/26/9/0) Darren O‘Dea (Leeds United/25/14/0)
Mittelfeld: 6 7 8 11 15 17 21 22
Glenn Whelan (Stoke City/28/39/2) Aiden McGeady (Spartak Moskau/26/49/2) Keith Andrews (West Bromwich Albion/31/29/3) Damien Duff (FC Fulham/33/97/8) Darron Gibson (FC Everton/24/19/1) Stephen Hunt (Wolverhampton Wanderers/30/39/1) Paul Green (vereinslos/29/11/1) James McClean (FC Sunderland/23/2/0)
Angriff : 9 10 14 19 20
Kevin Doyle (Wolverhampton Wanderers/28/48/10) Robbie Keane (Los Angeles Galaxy/31/117/53) Jonathan Walters (Stoke City/28/7/1) Shane Long (West Bromwich Albion/25/25/7) Simon Cox (West Bromwich Albion/25/12/3)
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 33
Die „Feurigen“ lassen die Fans kalt
Slaven Bilic (Foto) sorgte bereits vor der EM für Aufsehen, als er seinen Abschied als Nationaltrainer Kroatiens nach dem Turnier verkündete. Den 43-Jährigen zieht es nach Russland zu Lokomotive Moskau, sein Nachfolger wird Igor Stimac. Bilic‘ erfolgreiche ersten Amtsjahre mit dem Viertelfinaleinzug bei der EM 2008 folgten Jahre der Stagnation, ja sogar des Rückschrittes. Der studierte Jurist und ehemalige Klasse-Verteidiger verzichtete bei der Nominierung auf Altstars wie Mladen Petric oder Ivan Klasnic und zog sich so deren Unmut zu.
phase zu überstehen“, sagte Bilic trotz der namhaften Konkurrenz in der „Todesgruppe“ C mit Titelverteidiger Spanien, Italien und Irland. Aber Bilic geht noch einen Schritt weiter: „Ab dem Viertelfinale ist alles möglich, auch wir können den Titel erreichen.“ Gegen stärkere Teams, so Bilic‘ Rechnung, seien seine Spieler immer am gefährlichsten. Der Trainer spielt auf die EM vor vier Jahren in Österreich und der Schweiz an, wo Kroatien im Gruppenspiel gegen Deutschland (2:1) brilliert hatte und bis ins Viertelfinale vorgestoßen war. Doch selbst Mittelfeldspieler Niko Kranjcar gibt zu: „Das Duell in Klagenfurt gegen Deutschland war unser bislang letztes richtig gute Spiel.“ Das sehen auch die Experten so. „Wir sind in unserer Entwicklung stehengeblieben“, sagte Niko Kovac und stellte seinem früheren Team ein Armutszeugnis aus: „Wir spielen noch wie vor 20 Jahren. Wir haben kein Konzept, das den Anforderungen des modernen Fußballs entspricht. Wir verlassen uns noch immer nur auf unsere gute Technik.“ Die mühsame Qualifikation für die Endrunde in Polen und der Ukraine bestätigen Kovac. Die schlimmen Auftritte in Georgien (0:1) und in Griechenland (0:2) haben die Fans noch nicht vergessen. Allerdings bewies der 3:0-Hinspielsieg in den Play-offs gegen die Türkei, dass man das mit vielen Stars wie Luka Modric (Tottenham Hotspur) oder Mario Mandzukic (VfL Wolfsburg) be-
setzte Team Schock kurz vor Turnierstart: Ivica Olic (links) – hier im nie unterDuell mit dem Türken Egemen Korkmaz – fällt wegen schätzen darf. einer Oberschenkelverletzung für die EM aus. Olic Die kroatiwechselt von Bayern München zum VfL Wolfsburg. sche Zeitung Jutarnji List drückte die Erwartungen des Leistungen wie gegen Georgien Vier-Millionen-Volkes passend oder Griechenland sind wir nur aus: „In der Form von Istanbul der Box-Sandsack für die andesind wir der Geheimfavorit, mit ren.“
DAS AUFGEBOT Tor: 1 12 23
Stipe Pletikosa (FK Rostov/33 Jahre/ 91 Länderspiele/0 Tore) Ivan Kelava (Dinamo Zagreb/24/0/0) Danijel Subasic (AS Monaco/27/4/0)
Abwehr: 2 3 4 5 13 21
Ivan Strinic (Dnjepr Dnjepropetrowsk/24/17/0) Josip Simunic (Dinamo Zagreb/34/95/3) Jurica Buljat (Maccabi Haifa/25/2/0) Vedran Corluka (Bayer Leverkusen/26/54/3) Gordon Schildenfeld (Eintracht Frankfurt/27/12/0) Domagoj Vida (Dinamo Zagreb/23/10/0)
Mittelfeld: 6 7 8 10 11 14 15 16 19 20
Danijel Pranjic (Bayern München/30/43/0) Ivan Rakitic (FC Sevilla/24/41/8) Ognjen Vukojevic (Dynamo Kiew/28/39/4) Luka Modric (Tottenham Hotspur/26/54/8) Darijo Srna (Schachtjor Donezk/30/91/19) Milan Badelj (Dinamo Zagreb/23/4/1) Ivo Ilicevic (Hamburger SV/25/6/1) Tomislav Dujmovic (Spartak Moskau/31/18/0) Niko Kranjcar (Tottenham Hotspur/28/71/14) Ivan Perisic (Borussia Dortmund/23/10/0)
Angriff : 9 17 18 22
Nikica Jelavic (FC Everton/26/19/2) Mario Mandzukic (VfL Wolfsburg/26/29/5) Nikola Kalinic (Dnjepr Dnjepropetrowsk/24/13/5) Eduardo (Schachtjor Donezk/29/47/23)
GRUPPE C: KROATIEN
DER TRAINER
-
M
anchmal sagen Zahlen doch recht viel über die Stimmung in einer Fußballnation aus. Bei den KartenVorbestellungen für die EM 2012 war das Interesse der Kroaten fünfmal geringer als bei der letzten Europameisterschaft vor vier Jahren. Und beim Länderspiel gegen Schweden (1:3) verirrten sich gerade einmal 7000 Zuschauer ins Zagreber Stadion Maksimir. Die „Feurigen“, wie die Spieler des kroatischen Nationalteams auch genannt werden, lassen die Fußballfans inzwischen fast kalt. Der ehemalige Kapitän Niko Kovac sprach wegen dieser Entwicklung schon von „österreichischen Verhältnissen“ und kritisierte: „Das ist katastrophal für uns. Wir haben immer davon gelebt, dass uns die Euphorie der Fans getragen hat.“ Gründe für das Abwenden der Fans gibt es viele. Da wäre zum einen die mühsame Qualifikation mit dem Umweg über die Play-offs gegen die Türkei. Zudem scheint der mit starken Einzelspielern besetzten Mannschaft der Teamgedanke zu fehlen. Und in Slaven Bilic steht ihr ein Trainer vor, der nach dem Turnier aufhört und bei Lokomotive Moskau anheuert. Doch die Kritik perlt am ehemaligen Bundesligaprofi völlig ab, er sieht sein Team für die Endrunde gerüstet. „Wenn wir gesund und komplett sind, dann ist es ein realistisches Ziel, die Gruppen-
34 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
Z
errissen zwischen dem „russischen“ Osten und dem „europäischen“ Westen: Die Ukraine gilt als gespaltenes Land am Rande Europas, doch ein Traum eint die Fußballfans in der Ex-Sowjetrepublik – der Gewinn der Heim-EM 2012. Das Team von Trainer Oleg Blochin geht als Außenseiter in die EM. In der Gruppe D mit Frankreich, England und Schweden setzt die Mannschaft um Altstar Andrej Schewtschenko auf eine begeisterungsfähige Kulisse bei den Partien in Kiew und Donezk. Zu Hause im Olympiastadion von Kiew gelang im Testspiel gegen Topfavorit Deutschland im November 2011 ein 3:3. Gegen den dreimaligen Weltmeister standen die Männer in Gelb oft mit dem Rücken zur Wand, bei Kontern ist das Team aber brandgefährlich. In EM-Testpartien maß die Ukraine ihre Kräfte mit etablierten Teams – und bezog oft derbe Pleiten: 0:4 in Tschechien, 1:4 gegen Frankreich. „Wir müssen uns auf unsere Tugenden konzentrieren, auf Technik und Taktik“, unterstreicht Blochin. In seiner aktiven Zeit machte es der Trainer vor: Der Linksaußen wurde 1975 zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. Nur mit Geschlossenheit könne der Gastgeber bei der EM etwas erreichen, meint Mittelfeldspieler Anatoli Timoschtschuk vom FC
GRUPPE D: UKRAINE
DER TRAINER Er ist so etwas wie der „Beckenbauer der Ukraine“. Und deshalb konnte auch nur er würdig sein, die Ukraine zu einer Heim-EM zu führen: Oleg Blochin (59/ Foto) Seinen Namen kennt in der Ukraine jedes Kind, er ist selbst in der ukrainischen Fußball-Hymne verankert. „Auf geht‘s Burschen, stürzen wir‘s runter – wir trinken auf Blochin“, heißt es dort. Also ist „La Blocha“ (der Floh) auch der größte Hoffnungsträger dafür, dass es auch während der EM-Endrunde im eigenen Land etwas zu feiern geben wird. Sein Ruf im Lande ist vom Abschneiden nicht wirklich abhängig, schon im Februar wurde sein Vertrag bis zur WM 2014 verlängert.
Bayern München, einer der wenigen Stars der Nationalmannschaft. Mut für das Turnier im eigenen Land macht dem zweitgrößten Flächenstaat Europas der historische Erfolg bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Bei seiner bisher einzigen Endrunden-Teilnahme schied das Team von Blochin damals sensationell erst im Viertelfinale gegen Italien aus. Ausgerechnet eine der damaligen Stützen, Torhüter Alexander Schowkowski, fällt aber wegen einer Schulterverletzung für die EM aus. Und auch Schowkowskis Ersatzleute Andrej Dikan (verletzt) und Alexander Rybka (Dopingsperre) werden beim Heimturnier fehlen. Stattdessen könnte ein ehemaliger Bundesligaprofi zum Schlüsselspieler werden: Andrej Woronin erlebt bei Dynamo Moskau als Sturmpartner des Ex-Schalkers Kevin Kuranyi seinen dritten Frühling. Unumstrittener Star der Mannschaft ist aber Schewtschenko. Europas Fußballer des Jahres 2004 und weltweit einer der besten Stürmer der 2000er-Jahre, will seine große Karriere gebührend abschließen. Ein Finale in seiner Heimatstadt Kiew ist der große Traum des 35-Jährigen, für den der FC Chelsea einst 51 Millionen Euro gezahlt hatte. Ende vergangenen Jahres hatte es noch so geklungen, als sei „Schewa“ durchaus skeptisch, die EM noch zu schaffen. „Ich werde nur spielen, wenn ich wirklich fit bin“, hatte er gesagt: „Wenn ich körperliche Probleme habe und den hohen Anforderungen nicht mehr gerecht werden kann, werde ich nicht auf dem Platz stehen. Ich will mich und meine Mannschaft nicht blamieren.“ Doch bei einem wie ihm zählt nicht nur die Leistung. Schewtschenko ist der größte Star, der größte Werbeträger und die größte Respektsperson für alle Gegner. Dass einer wie er bei der Heim-EM dabei ist, ist fast schon von nationalem Interesse. „Andrej ist nicht irgendein Fußballspieler“, sagt Blochin. Klubtrainer Juri Semin stellte die Interessen von Dynamo Kiew zurück und schonte Schewtschenko, wo er nur konnte. Es scheint sich gelohnt zu haben, Schewtschenko gab grünes Licht für die EM. „Ich fühle mich in guter Form. Nichts behindert mich. Meine Fitness ist gut“, erklärte er unmittelbar vor dem EM-Start.
Sergey Dolzhenko
Außenseiter mit Kämpferherz
Andrej Schewtschenko (rechts) – hier im Duell mit dem Österreicher Emanuel Pogatetz – ist in der Ukraine ein Volksheld.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 12 23
Maxym Kowal (Dynamo Kiew/19 Jahre/ 1 Länderspiel/0 Tore) Andrej Pjatow (Schachtjor Donezk/27/25/0) Alexander Horjainow (Metalist Charkow/36/2/0)
Abwehr: 2 3 5 13 17 20 21
Jewhen Selin (Worskla Poltawa/24/5/1) Jewhen Chatscheridi (Dynamo Kiew/24/10/0) Alexander Kutscher (Schachtjor Donezk/29/29/1) Wjatscheslaw Schewtschuk (Schachtjor Donezk/32/21/0) Taras Michalik Dynamo Kiew/28/26/0) Jaroslaw Rakizki (Schachtjor Donezk/22/16/3) Bohdan Butko (Illitschiwez Mariupol/21/9/0)
Mittelfeld: 4 6 8 9 14 18 19
Anatoli Timoschtschuk (Bayern München/33/115/4) Denis Garmasch(Dynamo Kiew/22/5/0) Alexander Alijew (Dynamo Kiew/27/26/6) Oleg Gusew (Dynamo Kiew/29/71/11) Ruslan Rotan (Dnjepr Dnjepropetrowsk/30/58/6) Sergej Nasarenko (Twarija Simferopol/32/49/12) Jewhen Konoplianka (Dnjepr Dnjepropetrowsk/22/18/5)
Angriff : 7 10 11 15 16 22
Andrej Schewtschenko (Dynamo Kiew/35/107/46) Andrej Woronin (Dynamo Kiew/32/71/7) Andrej Jarmolenko (Dynamo Kiew/22/19/7) Artem Milewski (Dynamo Kiew/27/45/7) Jewhen Selezniow (Schachtjor Donezk/26/28/5) Marco Devic (Metalist Charkow/28/20/2)
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 35
Alle Augen auf Ibrahimovic gerichtet
Es ist eine vertrauenerweckende Ausstrahlung, die Erik Hamren anhaftet. Das gutmütige Lächeln trägt dazu ebenso bei wie die positive Grundhaltung. Es sind Eigenschaften, die dem 54 Jahre alten Trainer der Schweden zweifelsohne geholfen haben, eine verunsicherte schwedische Mannschaft nach der verpassten WM-Qualifikation 2010 wieder aufzurichten und mit jungen Spielern und offensiver Ausrichtung zur EM 2012 zu führen. Hamren gewann auf Vereinsebene den dänischen mit Aalborg BK sowie den norwegischen Meistertitel mit Rosenborg Trondheim.
dal-Buches – fast die komplette Aufmerksamkeit auf sich. Auch auf dem Platz wird der 30-Jährige wie kein anderer von seinen Mitspielern gesucht. Das, mahnen Kritiker, mache das schwedische Spiel leicht auszurechnen. Zudem fürchten sie, dass die Entwicklung des Teams stagniert. Schwedens bester Spieler scheint eine Schwachstelle im Team zu sein. Ein Meinung, die Ibrahimovics Kritiker mit Zahlen zu untermauern versuchen: Seit dessen Debüt im Nationalteam 2001 hat Schweden in der EM-Qualifikation ohne den Angreifer vom AC Mailand jedes Spiel gewonnen, mit Ibrahimovic kommen die Skandinavier nur auf eine Siegquote von rund 55 Prozent. Von einer Degradierung seines Ausnahmespielers will Trainer Hamren allerdings nichts wissen. „Zlatan ist ein Star. Ich verstehe nicht, dass die Leute in Schweden sagen, dass wir ohne ihn besser wären. Ich denke, er macht einen fantastischen Job“, sagte Hamren, der Ibrahimovic zum Kapitän ernannt hatte: „Vielleicht lastet in Schweden ein zu großer Druck auf ihm. Er zieht sehr viel Aufmerksamkeit auf sich, weil er der einzige Weltklassespieler in unserer Mannschaft ist“. Zudem hat Hamren offensichtlich einen Weg gefunden, Ibrahimovic besser ins Spiel der Schweden zu integrieren. Im Länderspiel gegen Kroatien im Februar (3:1) agierte der Torjäger hinter Stoßstürmer Johan Elmander, traf
selbst und war Zlatan Ibrahimovic setzt sich gegen den Dänen an den beiden William Kvist (rechts) durch. Der Stürmer des AC weiteren Tref- Mailand ist die zentrale Figur im Spiel der Schweden. fern beteiligt: „Das hat sehr gut ausgesehen. So bin ich macht aus seinen Wünschen keischwerer auszurechnen.“ nen Hehl: „In meinem Kopf halte Wohin die Reise für Schweden ich den Pokal in meinen Händen.“ bei der EM geht, bleibt schwer Das dürfte aber wohl eher ein vorherzusagen. Ibrahimovic Traum sein.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 12 23
Andreas Isaksson (PSV Eindhoven/30 Jahre/ 93 Länderspiele/0 Tore) Johan Wiland (FC Kopenhagen/31/7/0) Pär Hansson (Helsingborg IF/25/2/0)
Abwehr: 2 3 4 5 13 15 17
Mikael Lustig (Celtic Glasgow/25/24/1) Olof Mellberg (Olympiakos Piräus/34/114/7) Andreas Granqvist (FC Genua/27/18/2) Martin Olsson (Blackburn Rovers/24/8/4) Jonas Olsson (West Bromwich Albion/30/6/0) Mikael Antonsson (FC Bologna/31/5/0) Behrang Safari (RSC Anderlecht/27/24/0)
Mittelfeld: 6 7 8 9 16 18 21
Rasmus Elm (AZ Alkmaar/24/23/1) Sebastian Larsson (FC Sunderland/27/41/5) Anders Svensson (Elfsborg IF/35/124/18) Kim Källström (Olympique Lyon/29/92/16) Pontus Wernbloom (ZSKA Moskau/25/22/2) Samuel Holmen (Istanbul BB/27/27/2) Christian Wilhelmsson (Al-Hilal/32/74/9)
Angriff : 10 11 14 19 20 22
Zlatan Ibrahimovic (AC Mailand/30/77/31) Johan Elmander (Galatasaray Istanbul/31/63/16) Tobias Hysen (IFK Göteborg/30/20/3) Emir Bajrami (Twente Enschede/24/16/2) Ola Toivonen (PSV Eindhoven/25/23/6) Markus Rosenberg (Werder Bremen/29/31/6)
GRUPPE D: SCHWEDEN
DER TRAINER
Lars Poulsen
N
ach der Enttäuschung über die verpasste WMTeilnahme 2010 hat in Schweden der große Umbruch begonnen. Die neunjährige Ära von Trainer Lars Lagerbäck wurde beendet, das in die Jahre gekommene Team von Nachfolger Erik Hamren schrittweise durch junge Talente ergänzt und taktisch weiterentwickelt. Die defensive Ausrichtung unter Lagerbäck ersetzte Hamren erfolgreich durch ein modernes, offensiv ausgerichtetes 4-2-3-1-System und löste mit Schweden mit 24 Punkten als bester Zweiplatzierter das direkte EM-Ticket. 31 Tore in zehn Spielen machen Schweden zudem zu einer der treffsichersten Mannschaften der EM-Qualifikation – nur Gruppensieger Niederlande (37) und die DFB-Auswahl (34) erzielten mehr Tore. Dass trotz dieser Offensivstärke ausgerechnet Stürmer-Star Zlatan Ibrahimovic immer wieder in der Kritik steht, scheint daher verwunderlich. Doch spätestens seit dem fulminanten 3:2-Erfolg im abschließenden Qualifikationsspiel gegen Vize-Weltmeister Niederlande, bei dem „Ibracadabra“ fehlte, mehren sich in Schweden die Stimmen, die das Ende von Ibrahimovics Nationalmannschaftskarriere fordern. Denn nicht nur außerhalb des Platzes zieht Ibrahimovic – wie im vergangenen November durch die Veröffentlichung seines Skan-
36 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
A
GRUPPE D: FRANKREICH
n Selbstbewusstsein mangelt es den Fußballern der „Grande Nation“ nicht. „Ich habe das Gefühl, dass wir ein Riesending schaffen können. Ich persönlich will den Titel“, tönte Bayern-Star Franck Ribery, nachdem sich Frankreich zum achten Mal für die Endrunde qualifiziert hatte. Und Abwehrspieler Eric Abidal stieß ins selbe Horn: „Jetzt wollen wir auch die EM gewinnen.“ Woher Ribery und Co. ihre Ansprüche ableiten, ist am 29. Februar beim 2:1 gegen die deutsche Nationalmannschaft ein wenig deutlicher geworden. Les Bleus entzauberten den Titelaspiranten und sind bereits seit 18 Spielen ungeschlagen. Dennoch erscheinen Titelträume nicht realistisch. Bis zur letzten Minute musste der neue Nationaltrainer Laurent Blanc zittern, ehe er das EM-Ticket in der Hand hatte. Ein Elfmetertor von Samir Nasri von Manchester City in der Schlussphase rettete den Franzosen ein 1:1 im Endspiel der Qualifikationsgruppe D gegen Bosnien-Herzegowina und damit Platz eins. Blanc, Weltmeister von 1998 und Europameister von 2000, sprach danach von „Genugtuung“ – wohlwissend, dass sein Projekt Neuaufbau nach der WM-Blamage 2010 beim Verpassen der EM gewaltig ins Wanken geraten wäre. Der 46-Jährige schraubte die Erwartungen zwei
DER TRAINER Das Bild des Kapitäns, der vor jedem Spiel Torhüter Fabien Barthez die Glatze küsste, ist noch jedem in Erinnerung. Dass Laurent Blanc (Foto), „le Président“ der französischen Weltmeistermannschaft von 1998, im Achtelfinale gegen Paraguay auch das erste Golden Goal der WM-Geschichte erzielte, wissen nicht mehr ganz so viele. Als 97-maliger Nationalspieler hat der einstige Abwehrchef maßgeblich zu den großen Erfolgen der Equipe Tricolore rund um die Jahrtausendwende beigetragen. Als Trainer muss sich der 46-Jährige dagegen noch beweisen.
Jahre nach der Schande von Südafrika denn auch deutlich herunter. „Die Leute wollen, dass wir in nur 15 Monaten ein tolles Team mit tollen Spielern haben und spielen wie die Niederlande, Spanien oder Deutschland. Das ist unmöglich“, sagte Blanc, der nach der WM 2010 das schwere Erbe von Raymond Domenech angetreten hatte. „Wir haben es immer wieder gesagt: Es braucht Zeit. Du kannst die Qualität des Spiels oder der Mannschaft nicht im Supermarkt kaufen.“ Verbandspräsident Noel Le Graet hat deutlich weniger Geduld. „Es ist an der Zeit, Titel zu gewinnen“, sagte er und setzte Blanc unter Druck. Der Trainer konterte, die „wirkliche Herausforderung“ sei die Heim-EM 2016: „Alles, was vorher kommt, ist nur Vorbereitung.“ Trotz der Erfolgsserie seit September 2010, die nach zwei Pleiten zum Start von Blancs Amtszeit begann, mit Siegen gegen Brasilien (1:0) und in England (2:1) hat die Equipe Tricolore einstige Größe noch nicht wieder erreicht. Seit der WM 2006, als sie im letzten Spiel von Zinedine Zidane das Finale in Berlin verloren, haben die Blauen die erste Runde nicht mehr überstanden. Der Tiefpunkt war Südafrika, als nach dem Rauswurf von Nicolas Anelka die Spieler in einen Streik traten und in der Heimat eine Welle der Empörung auslösten. „Diese Narbe wird ewig bleiben“, sagte Blanc. Auch wenn im ersten Spiel seiner Amtszeit alle WM-Versager zuschauen mussten, wurden sie danach begnadigt. „Wir hätten sagen können: Die Leute wollen sie alle nicht mehr sehen, also ist es vorbei. Aber nach drei Niederlagen hätten die Leute geschrien: Wir wollen eine Mannschaft, die gewinnt.“ So sind Ribery, Abidal, Patrice Evra oder Florent Malouda weiter dabei. Dennoch hat Blanc den Neuaufbau eingeleitet und Spieler wie Mittelfeldmann Nasri oder die Stürmer Karim Benzema von Real Madrid und Loic Remy von Olympique Marseille zu neuen Fixpunkten gemacht. Das hat ihm immerhin ein Lob seines ehemaligen Teamkollegen Zidane eingebracht: „Man erwartet von ihm einen Aufbau in unglaublicher Geschwindigkeit. Aber das macht er nicht schlecht.“
Yoan Valat
Frankreich plant „Riesending“
Franck Ribery präsentierte sich in den Testspielen vor der EM in Gala-Form. So gewinnt er auch die Herzen der Franzosen zurück.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 16 23
Hugo Lloris (Olympique Lyon/25 Jahre/ 33 Länderspiele/0 Tore) Steve Mandanda (Olympique Marseille/27/15/0) Cedric Carrasso (Girondins Bordeaux/30/1/0)
Abwehr: 2 3 4 5 13 21 22
Mathieu Debuchy (OSC Lille/26/5/1) Patrice Evra (Manchester United/31/41/0) Adil Rami (FC Valencia/26/20/1) Philippe Mexes (AC Mailand/30/26/1) Anthony Reveillere (Olympique Lyon/32/17/1) Laurent Koscielny (Arsenal London/26/3/0) Gael Clichy (Manchester City/26/12/0)
Mittelfeld: 6 7 8 12 14 15 17 18 19 20
Yohan Cabaye (Newcastle United/26/13/0) Franck Ribery (Bayern München/29/60/10) Mathieu Valbuena (Olympique Marseille/27/12/2) Blaise Matuidi (Paris St. Germain/25/4/0) Jeremy Menez (Paris St. Germain/25/13/1) Florent Malouda (FC Chelsea/31/77/9) Yann M‘Vila (Stade Rennes/21/19/1) Alou Diarra (Olympique Marseille/30/41/0) Marvin Martin (FC Sochaux/24/12/2) Hatem Ben Arfa (Newcastle United/25/11/2)
Angriff : 9 10 11
Olivier Giroud (HSC Montpellier/25/6/1) Karim Benzema (Real Madrid/24/45/15) Samir Nasri (Manchester City/24/31/3)
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 37
Trübe Stimmung im englischen „Lazarett“
Norwegisch, Schwedisch, Japanisch, Deutsch und Italienisch – außerdem ein bisschen Koreanisch, Dänisch, Französisch und Finnisch: Die Sprachkenntnisse von Roy Hodgson (Foto) sind bemerkenswert. Jetzt muss der 64-Jährige nur noch die richtige (An)Sprache für die englischen Nationalspieler finden. Keine leichte Aufgabe. Denn als Wunschkandidat galt Hodgson nach dem Rücktritt des Italieners Fabio Capello nicht gerade. Die notwendige Erfahrung für ein großes Turnier bringt der Engländer aber mit. Seine Trainerkarriere dauert bereits über 35 Jahre.
pard aber nicht garantieren können, dass er für wenigstens eines der Gruppenspiele fit werden kann. „Er war in sehr guter Form und hat sich auf das Turnier gefreut“, klagte Hodgson. Lampard, Barry und Cahill sind nicht die einzigen Sorgenfälle: Scott Parker von den Tottenham Hotspur wird seit längerer Zeit von Achillessehnenproblemen geplagt, ist nicht hundertprozentig fit und muss sich spritzen lassen. Danny Welbeck (ManUnited) hat‘s am Knöchel und Glen Johnson (FC Liverpool) schmerzt ein entzündender Zeh. Zuletzt reihte sich noch Theo Walcott in die Liste der Spieler mit Wehwehchen ein. Mit Blick auf die EM allerdings muss Hodgson sein einzig echtes Mittelfeld-Ass, Kapitän Steven Gerrard, in Watte packen. Denn zu allem Übel ist auch noch Stürmerstar Wayne Rooney für die ersten beiden EM-Spiele gegen Mitfavorit Frankreich und Schweden gesperrt. Dem Mittelfeld muss Notarzt Hodgson nun notgedrungen eine massive Verjüngungskur verordnen. James Milner von ManCity ist mit 26 Jahren schon ein Routinier. Ihm stehen mit Phil Jones (20) und Lampard-Ersatzmann Jordan Henderson (21) zwei Greenhorns zur Seite. Die ohnehin junge englische Truppe – mit weniger als 26,5 Jahren eine der jugendlicheren Mannschaften im 16er Feld der EM – könnte gezwungenermaßen noch jünger werden.
Die englischen Zeitungen sind allerdings skeptisch, ob das die Qualität des Teams entscheidend steigern kann. Die „Sun“ sieht das Team in der nicht einfachen Gruppe D im Kampf ums Überleben.
Der deutsche Schiri Wolfgang Stark zeigt Englands Stürmerstar Wayne Rooney wegen einer Tätlichkeit im EM-Qualifikationsspiel gegen Montenegro die Rote Karte. Dadurch fehlt Rooney den Engländern in den ersten beiden EM-Spielen. Obendrein fallen auch noch Frank Lampard, Gareth Barry und Gary Cahill verletzt aus.
DAS AUFGEBOT Tor: 1 13 23
Joe Hart (Manchester City/25 Jahre/ 18 Länderspiele/0 Tore) Robert Green (West Ham United/32/12/0) Jack Butland (Birmingham City/19/0/0)
Abwehr: 2 3 5 6 12 14 15 18
Glen Johnson (FC Liverpool/27/36/1) Ashley Cole (FC Chelsea/31/94/0) Martin Kelly (FC Liverpool/22/1/0) John Terry (FC Chelsea/31/73/6) Leighton Baines (FC Everton/27/8/0) Phil Jones (Manchester United/20/5/0) Joleon Lescott (Manchester City/29/16/0) Phil Jagielka (FC Everton/29/1/0)
Mittelfeld: 4 7 8 11 16 17 19
Steven Gerrard (FC Liverpool/32/92/19) Theo Walcott (Arsenal London/23/24/3) Jordan Henderson (FC Liverpool/21/3/0) Ashley Young (Manchester United/26/21/6) James Milner (Manchester City/26/26/0) Scott Parker (Tottenham Hotspur/31/13/0) Stewart Downing (FC Liverpool/27/34/0)
Angriff : 9 10 20 21 22
Andy Carroll (FC Liverpool/23/4/1) Wayne Rooney (Manchester United/26/74/28) Alex Oxalde-Chamberlain (Arsenal London/18/2/0) Jermaine Defoe (Tottenham Hotspur/29/47/15) Denny Welbeck (Manchester United/21/5/1)
GRUPPE D: ENGLAND
DER TRAINER
Darko Bandic
R
und einen Monat vor der EM holte der englische Fußballverband überraschend den 64 Jahre alten Roy Hodgson als neuen Nationaltrainer. Nach Lage der Dinge hätte die ehrwürdige FA lieber einen Arzt als Nachfolger von Fabio Capello rufen sollen statt einen Fußballlehrer. Hodgson hat allerdings eher ein Lazarett zu betreuen als eine Fußballmannschaft. Acht Tage vor EM-Beginn hatte in Routinier Frank Lampard (33) vom Champions-League-Sieger FC Chelsea einer der Führungsspieler absagen müssen – eine Oberschenkelverletzung, die er im Training erlitt, heilte nicht mehr rechtzeitig aus. Lampard ist der zweite Mittelfeld-Stratege, der den „Three Lions“ kurz vor Turnierstart abhandenkommt. Kurz zuvor hatte bereits Gareth Barry vom englischen Meister Manchester City passen müssen – ihn zwickt die Leiste. Im letzten Testspiel gegen Belgien (1:0) erwischte es dann auch noch Innenverteidiger Gary Cahill mit einem doppelten Kieferbruch. Das Aus von Lampard, der als Schütze des nicht gegebenen Tores gegen Deutschland bei der WM 2010 in Südafrika nun auch nicht den Start der TorkameraTechnik in Wembley miterleben kann, ist nach den Worten von Hodgson ein „schwerer Schlag“. „Besonders deswegen, weil uns Gareth Barry eh schon fehlt“, sagt der Coach. Die Ärzte hatten Lam-
38 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
31 Spiele in acht Städten
B
DIE SPIELORTE
Oliver Lang
ei der Fußball-Europameisterschaft 2012 wird in acht Städten gespielt, vier in Polen und vier in der Ukraine. Die Spielorte der insgesamt 31 Partien im Überblick: Danzig: Die DFB-Elf hat sich ein Hotel in der Nähe der Hafenstadt Danzig (Gdansk) ausgesucht. Der 456.000-Einwohner-Ort bildet zusammen mit Gdynia und Sopot einen Ballungsraum, der sich über 25 Kilometer an der baltischen Küste entlang zieht und als Dreistadt (Trójmiasto) bekannt ist. Literaturnobelpreisträger Günter Grass verewigte seine von vielen Backsteinbauten geprägte Geburtsstadt im Roman „Die Blechtrommel“. 1980 wurde hier die Gewerkschaft Solidarnosc gegründet. In Danzig bestreitet Titelverteidiger Spanien alle drei Vorrundenspiele, zudem ist die Stadt Gastgeber für ein Viertelfinale. Posen: Die mit 557.000 Einwohnern fünftgrößte Stadt Polens ist vor allem als Messestadt bekannt. Posen (Poznan) war seit dem Mittelalter ein wichtiges Handelszentrum, heute steht die Stadt in Sachen Wirtschaftsentwicklung hinter Warschau auf Platz zwei in Polen. Der Klub Lech Posen wurde 2010 polnischer Meister – auch dank der 18 Treffer von Robert Lewandowski, der nach der Saison zu Borussia Dortmund wechselte. In Posen finden während der EM drei Vorrundenspiele der Gruppe C statt. Warschau: Die polnische Hauptstadt ist Schauplatz des EM-Eröffnungsspiels am 8. Juni zwischen Polen und Griechenland, zweier weiterer Vorrundenpartien, eines Viertelfinals und eines Halbfinals. Die 1,7-Millionen-Metropole ist Heimat von nationalen Instituten und zahlreichen inländischen und internationalen Firmen. Der Kniefall des Bundeskanzlers Willy Brandt (1970) gilt als Symbol des Durchbruchs in den deutsch-polnischen Beziehungen. Die Altstadt wurde 1980 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.
Breslau: Die 633.000-Einwohner-Stadt mit wechselhafter Geschichte liegt auf insgesamt zwölf Inseln, die durch 112 Brücken verbunden sind. Breslau (Wroclaw) ist das industrielle, kommerzielle und mit 13 Hochschulen bildende Zentrum einer Region, die an Tschechien und Deutschland grenzt. Nach 1989 entwickelte es sich zu einem bedeutenden Finanzzentrum. Stolz der Stadt ist das Panoramabild von Raclawice, ein 114 Meter langer Rundbau, der die Schlacht bei Raclawice von 1794 zeigt. In Breslau sind drei Spiele der Gruppe A. Donezk: Die 1,1-MillionenStadt im Donezk-Becken ist das Zentrum des ukrainischen Kohlereviers und Heimat des Stabhochspringers Sergej Bubka. Das Stadtbild ist geprägt von der Industrie, die Stahl- und Kohleproduktion ist auch heute noch das Fundament Donezks. Die Stadt wurde einst von der UNESCO als sauberste Industriestadt der Welt eingestuft. Der heimische Klub Schachtjor Donezk gewann 2009 im Finale gegen Werder Bremen den UEFA-Pokal. Donezk ist Schauplatz von fünf EM-Spie-
len, darunter ein Viertel- Hier will die deutsche Nationalmannschaft finale und ein Halbfinaunbedingt hin: Im Olympiastadion von le. Kiew findet am 1. Juli das EM-Finale statt. Charkow: Die Stadt ist der Entstehungsort der sowjetischen Nukleartech- mehr als 100 Museen, 33 Theanologie und heute das geistige tern und 141 Büchereien. Die BilZentrum mit Universitäten für der von der prowestlichen Oran100.000 Studenten. Zu Zeiten genen Revolution auf dem Un(Maidan) der Sowjetunion war Charkow abhängigkeitsplatz ein Industrie- und Handelszen- gingen 2004 um die Welt. Aus trum, das sich auf die Herstel- Kiew stammen Oleg Blochin und lung und den Vertrieb von Mili- Andrej Schewtschenko. Lwiw: Lwiw gilt als eine der tytärausrüstung spezialisiert hatte. Der Freiheitsplatz ist der neunt- pischsten ukrainischen Städte. größte Platz der Welt. Als Attrak- Die im deutschen Sprachraum tion gilt eine 1,5 Kilometer lange als Lemberg bekannte Stadt ist Seilbahn über der zweitgrößten seit jeher vom Zusammenleben Stadt der Ukraine. Hier werden mehrerer Völker geprägt. Der drei Spiele der Gruppe B zu se- kleinste ukrainische EM-Spielort hen sein, darunter der Klassiker liegt nur 70 Kilometer von der zwischen Deutschland und den polnischen Grenze entfernt. Die Kaffeehaus-Kultur des charmanNiederlanden. Kiew: In der 2,8-Millionen-Me- ten Städtchens erinnert an Östropole steigt am 1. Juli 2012 das terreich oder Ungarn. Das WeltFinale. Vorher finden im reno- kulturerbe der UNESCO wird vierten Olympiastadion drei Par- auch „Florenz des Ostens“ getien der Gruppe D und ein Vier- nannt. Etwa 80 Kilometer südlich telfinale statt. Seit 1934 ist Kiew der Stadt liegen die Karpaten. In anstelle von Charkow die Haupt- Lwiw sind drei Partien der Grupstadt der Ukraine. Kiew ist eine pe B. Die Deutschen treten hier moderne Stadt mit vielen archi- gegen Portugal und Dänemark tektonischen Monumenten, an.
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 39
Sender versprechen volles Programm
hüter wird seinen TV-Vertrag bis 2015 verlängern. „Wir wollen die Fernsehzuschauer mit vielen Informationen in unser Boot holen“, sagte der einstige „Titan“, der zusammen mit Katrin Müller-Hohenstein ein Moderationsduo bil-
Die Fußball-EM im Fernsehen Das ZDF hat das Vorwahlrecht für die Viertelfinals, die ARD das Vorwahlrecht für die Halbfinals. Das Finale am 1. Juli 2012 in Kiew wird vom ZDF übertragen.
Olympiastadion in Kiew
Die TV-Übertragungen der Gruppenspiele:
Finalstadion
Freitag, 8. Juni
A Samstag, B 9. Juni Sonntag, C 10. Juni Montag, D 11. Juni Dienstag, A 12. Juni Mittwoch, B 13. Juni Donnerstag, C 14. Juni Freitag, D 15. Juni Samstag, A 16. Juni Sonntag, B 17. Juni Montag, C 18. Juni Dienstag, D 19. Juni 16227
18.00 (Warschau) Polen – Griechenland 20.45 (Breslau) Russland – Tschechien 18.00 (Charkow) 20.45 (Lwiw)
Niederlande – Dänemark Deutschland – Portugal
18.00 (Danzig) 20.45 (Posen)
Spanien – Italien Irland – Kroatien
18.00 (Donezk) 20.45 (Kiew)
Frankreich – England Ukraine – Schweden
18.00 (Breslau) Griechenland – Tschechien 20.45 (Warschau) Polen – Russland 18.00 (Lwiw) 20.45 (Charkow)
Dänemark – Portugal Niederlande – Deutschland
18.00 (Posen) 20.45 (Danzig)
Italien – Kroatien Spanien – Irland
18.00 (Donezk) 20.45 (Kiew)
Ukraine – Frankreich Schweden – England
20.45 (Warschau) Griechenland – Russland 20.45 (Breslau) Tschechien – Polen 20.45 (Charkow) 20.45 (Lwiw)
Portugal – Niederlande Dänemark – Deutschland
20.45 (Danzig) 20.45 (Posen)
Kroatien – Spanien Italien – Irland
20.45 (Donezk) 20.45 (Kiew)
England – Ukraine Schweden – Frankreich Quelle: UEFA
det. ARD-Kollege Fernsehteam: (vorne von links) ZDF-Experte Mehmet Scholl hinOliver Kahn, ZDF-Moderatorin Katrin Müllergegen ist ständiger Hohenstein, ARD-Teamleiterin Radio Sabine Live-Gast bei den Töpperwien, ARD-Moderator Matthias Spielen der deutOpdenhövel sowie (hinten von links) schen Mannschaft, ARD-Experte Mehmet Scholl, ARD-Moderator „für die ein guter Reinhold Beckmann, ARD-Moderator Start extrem wichtig Gerhard Delling und ZDF-Reporter Bela Rethy sein wird“, wie der berichten ausführlich von der EM. ehemalige BayernProfi, dem Reinhold Beckmann oder Gerhard Delling Beim Quartier der deutschen zur Seite stehen. Nationalmannschaft setzen ARD Die ARD beginnt die Live-Be- und ZDF allerdings auf die gleirichterstattung am 8. Juni in War- che Taktik: Manndeckung. Matschau mit der Übertragung des thias Opdenhövel, der NeuzuEröffnungsspiels zwischen Polen gang im ARD-Team berichtet aus und Griechenland. Mit dem End- dem Lager des DFB in Sopot bei spiel am 1. Juli (20.45 Uhr MESZ) Danzig und wechselt sich dort in Kiew endet im ZDF der Reigen mit ZDF-Mann Michael Steinbreder insgesamt 31 EM-Spiele. Bei cher ab. zeitgleich stattfindenden BegegAngesichts der politischen Vernungen wird eine Partie parallel hältnisse speziell in der Ukraine in einem digitalen Satelliten-Pro- sieht man sich bei den deutschen gramm gesendet. TV-Stationen dort in einer besonZwischen ARD und ZDF gibt es deren Verantwortung. „Wir steeinen Unterschied bei der Be- hen vor der politischsten EM richterstattung. Beim ZDF ist Béla überhaupt. Davor können wir Réthy als Kommentator alleinver- unsere Augen nicht verschlieantwortlich für die Spiele der ßen“, sagte ARD-Teamchef Schödeutschen Nationalmannschaft. nenborn, der die Veranstaltung in Er soll auch am 1. Juli das Finale einem Atemzug mit der WM-Endaus Kiew übertragen, unabhän- runde 1978 in Argentinien nanngig davon, ob das DFB-Team da- te. bei ist. Doch in erster Linie ist es die Beim Ersten darf jeder mal – DFB-Auswahl, die hautnah bezumindest, wenn die deutsche gleitet wird. Schon im MorgenMannschaft die Gruppenphase magazin soll für die ARD Ex-Naübersteht: Tom Bartels, Gerd tionalspieler Gerald Asamoah zu Gottlob und Steffen Simon Wort kommen, am Ende eines wechseln sich ab. Beim Auftakt- langen EM-Tages beschließt „Walspiel Polen – Griechenland am 8. dis Club“ aus dem Bayerischen Juni spricht Bartels ins ARD-Mi- Bahnhof in Leipzig die Sendestrecke im Ersten. krofon.
DIE EM IM FERNSEHEN
Marcus Brandt
N
äher dran, hintergründiger denn je, aber nicht teurer – auch in Zeiten weniger prall gefüllten Kassen versprechen ARD und ZDF für die Europameisterschafts-Endrunde in Polen und der Ukraine Fußball pur fast rund um die Uhr. „Wir bewegen uns etwa im gleichen Kostenrahmen wie bei der EM-Endrunde 2008 in Österreich und der Schweiz, und das bei erheblich weiteren Reisewegen“, sagte ARD-Teamchef Jörg Schönenborn bei der gemeinsamen Präsentation der beiden öffentlichrechtlichen Anstalten in Hamburg. Jeweils knapp zehn Millionen Euro sollen sich die beiden TVStation das gut dreiwöchige Spektakel in acht Städten kosten lassen. Dabei setzt die ARD den Schwerpunkt bei der Präsenz in den Stadien, mit einem FußballStrand in Heringsdorf auf Usedom setzt das ZDF dagegen. Das vorpommersche Kaiserbad ist nur wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt. An der Ostsee ist auch der feste Standort von ZDF-Experte Oliver Kahn, der ehemalige Nationaltor-
40 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
Fall Timoschenko bremst Euphorie
Ukrpravda
„Im November 2011 spielte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der Ukraine, und wir haben von unseren Gästen viel Lob erhalten – obwohl Frau Timoschenko schon damals im Gefängnis saß“, zitierten Medien in Kiew vor kurzem einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter des ukrainischen Fußballverbands. „Heute, ein halbes Jahr später, ist auf einmal alles schlecht bei uns. Dabei hat sich seitdem gar nichts verändert.“ Als die Europäische FußballUnion UEFA die Ukraine 2007 als Co-EM-Gastgeber neben Polen auswählte, sandte sie damit ein
EM-Ausrichter Ukraine EM-Spielorte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und Haftort Julia Timoschenkos
POLEN
DIE EM-GASTGEBER: UKRAINE
B
oykottdrohung statt Ballzauber: Erstmals seit 36 Jahren ist die FußballEuropameisterschaft wieder in Osteuropa zu Gast – doch vor dem EM-Start beherrschten Skandale in der Ukraine die Schlagzeilen. Wegen der Inhaftierung von Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko drohten auch deutsche Politiker offen mit einem Boykott der EM-Spiele im zweitgrößten Flächenstaat Europas. Aus Protest gegen Menschenrechtsverletzungen werden die Mitglieder der französischen Regierung nicht zu den EM-Spielen in die Ukraine reisen. Das Außenministerium habe darüber die dortige Führung informiert, sagte Sportministerin Valérie Fourneyron. „Das ist eine Positionierung mit Blick auf die Wahrung der europäischen Werte und vor allem im Lichte der Situation von Frau Timoschenko“, erläuterte Fourneyron. Zudem sorgte eine Bombenserie mit 30 Verletzen in Dnjepropetrowsk vor dem EM-Start für eine Diskussion über Sicherheitsmängel. Zur Randnotiz sind da die anderen Probleme geworden: Tierschützer beklagen ein Massentöten von Hunden und Reisebüros beschweren sich über Wucherpreise bei Unterkünften in der ExSowjetrepublik. Vor allem der Fall Timoschenko überschattet aber die Vorbereitungen. Kritiker auch aus Deutschland werfen der Ukraine einen „politischen Schauprozess“ gegen die Oppositionsführerin vor. In Kiew stoßen die Vorwürfe aber bei vielen auf Unverständnis.
RUSSLAND
WEISSRUSSLAND
Lwiw 9. Juni: Deutschland – Portugal 17. Juni: Dänemark – Deutschland
Charkow Gefängnis Timoschenkos 13. Juni: Niederlande – Deutschland
Kiew EM-Finale am 1. Juli
Dnjepropetrowsk Bombenanschläge am 27.4.
UKRAINE MOLDAWIEN RUMÄNIEN 300 km
Schwarz. Meer
Donezk mögliches Halbfinale am 27. Juni für Deutschland 16597
starkes Signal Die in der Ukraine inhaftierte Ex-Regierungschefin für die IntegraJulia Timoschenko trat auf Grund von tion des FußMisshandlungen im Gefängnis in den Hungerstreik. balls im postsowjetischen Raum. Das Turnier sollte drei Jah- regierungsorganisation Transpare nach der prowestlichen Oran- rency International belegt die genen Revolution in Kiew „Ge- Ukraine den 152. Platz von insgeburtshelfer“ sein für mehr Demo- samt 183 Ländern, noch hinter kratie. Die bisher einzige EM-End- den afrikanischen Ländern Togo runde in Osteuropa hatte 1976 in und Uganda. Korrupt und wirtschaftlich Jugoslawien stattgefunden. Doch auf die Freude über die rückständig – so benennen westVergabe folgte in der Ukraine ein liche Investoren die größten Prohässlicher Zank um die vier Spiel- bleme der Ukraine. Die Gastgeorte und damit verbundene Mil- berrolle, über die sich viele der 46 lionenaufträge. Vor den Augen Millionen Einwohner freuen, stellt der UEFA gerieten die Vorberei- die Führung in Kiew auf allen Ebetungen ins Labyrinth der ukraini- nen vor einen immensen Aufschen Innenpolitik. Ein Streit zwi- wand. Das große Land leidet an schen dem europäisch geprägten einer extrem maroden InfrastrukWesten und dem russisch beein- tur: Es fehlt an Straßen, Flughäfen flussten Osten und Süden des und vor allem an Hotels. Hier gelLandes kostete Zeit und Geld. ten selbst die Metropolen Kiew Statt der ursprünglich geplanten und Donezk nur bedingt reif für 3,2 Milliarden Euro wird die EM ein solches Fußball-Spektakel. Immer wieder mussten daher das finanziell angeschlagene Land Schätzungen zufolge 11,5 Männer wie Rinat Achmetow tief in die Tasche greifen. Der PräsiMilliarden Euro kosten. Oppositionspolitiker und Box- dent von Schachtjor Donezk ist weltmeister Vitali Klitschko er- einer der reichsten Oligarchen hebt vor diesem Hintergrund des Landes und hat das rund 280 schwere Vorwürfe. Nach dem Tur- Millionen Euro teure Stadion in nier müsse eine unabhängige Donezk finanziert. Weithin strahlt Kommission die Kosten der Bau- im Zentrum der ostukrainischen maßnahmen in der früheren So- Industriestadt seit 2009 eines der wjetrepublik prüfen, fordert der modernsten Fußballstadien OstVorsitzende der Partei Udar europas, die Donbass Arena. „Ein (Schlag) und Abgeordnete des Symbol der neuen Ukraine“, Kiewer Stadtrates. Klitschko ver- nannte die Zeitung „Segodnja“ mutet massive Vetternwirtschaft einmal das Stadion – und fügte bei der Auftragsvergabe. Im aktu- hinzu: „Das ist eine durchaus ellen Korruptionsindex der Nicht- zweideutige Bezeichnung.“
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 41
Polen setzt alles auf Nummer Sicher
N
bekannt ist, Diese Bilder soll es bei der EM nicht geben: sieht in diePolnische Hooligans randalieren beim Pokalfinale sem Fall auch zwischen Legia Warschau und Lech Posen. den Glanz der Polens Ministerpräsident Donald Tusk hat eine polnischen harte Welle gegen Gewalttäter angekündigt. Gastgeberschaft getrübt. Dabei will Polen als guter bekannte Gewalttäter das FußGastgeber auch Imagepunkte ballfest nicht stören können, bei den Fans aus ganz Europa werden von Juni an vorübergehend wieder Grenzkontrollen sammeln. Bei der EM in Polen, dessen eingeführt. Rund 120 ausländieigene Liga nur allzu oft von Ge- sche Polizisten werden die Arbeit ihrer polnischen Kollegen unterwaltausbrüchen zwischen Fans stützen – die meisten von ihnen Die Quartiere der EM-Teilnehmer überschattet wur- als „Spotter“ von gewaltbereiten de, soll nichts „Fans“. Warschau Kolobrzeg Gniewino Gdingen Legionowo An Spieltagen selbst wird in schief gehen. Ein Griechenland Polen Dänemark Spanien Irland neues Gesetz über den Gastgeberstädten alles auf Russland die Sicherheit bei Nummer Sicher gesetzt – der Luftraum über den Städten wird SportveranstalWEISSDanzig gesperrt, Abfangjäger stehen für tungen wurde beRUSSL. Deutschland Opalenica reits Anfang des den Fall der Fälle bereit, in StaRUSSLAND POLEN Portugal Jahres verabschie- dien, Innenstädten und Fanzodet. Jeder Käufer nen wurden hunderte ÜberwaWarka eines Tickets muss chungskameras installiert. Kroatien Breslau Kiew Im Vorfeld der EM wurden alseine Identität ofTschechien Ukraine lerdings Befürchtungen laut, fen legen – HooliUKRAINE Krakau Schweden gans mit Stadion- dass während der EM rund 8000 Niederlande verbot sollen gar Polizisten im Land fehlen könnItalien Donezk nicht erst in die ten. Dabei gilt es nicht nur die EM England Frankreich vier polnischen zu sichern: Gewerkschaften und EM-Stadien in Oppositionspolitiker planen beWarschau, Danzig, reits Großdemonstrationen, um RUMÄNIEN Schw. Breslau und Posen während der EM größtmögliche Meer Aufmerksamkeit etwa auf den gelangen. Damit auch aus- Streit um die geplante Erhöhung 16680 ländische polizei- des Rentenalters zu lenken. der Ukraine wegen Menschenrechtsverletzungen am liebsten in der Schlussphase der Vorbereitungen die EM noch wegnehmen würde, warnt der liberalkonservative Regierungschef Tusk vor einem „Eigentor“, sollte bei der EM Politik und Sport vermischt werden. Tusk, der einst selbst Kapitän und Torschütze der Fußballmannschaft des polnischen Parlaments war und als Fußballfan
DIE EM-GASTGEBER: POLEN
Katarzyna Plewczynska
och immer wird in der Innenstadt Warschaus gebaggert und gebaut. Mit der zweiten Linie der U-Bahn Richtung Stadion ist es bis zum Beginn der EM nichts mehr geworden, doch immerhin prangt der Regionalbahnhof am Stadion nach einer Generalüberholung in neuem Glanz. In der vergangenen Woche wurde die größte Fanzone des Landes am Warschauer Kulturpalast im Herzen der polnischen Hauptstadt aufgebaut. Schon jetzt erhält die Poniatowski-Brücke einen neuen Farbanstrich. Über die für Bus- und Autoverkehr gesperrte Brücke werden vom 8. Juni an tausende Fans unterwegs zum neu gebauten Nationalstadion am östlichen Weichselufer unterwegs sein. Mehr als 80 Prozent der Polen sind nach einer Umfrage der Organisatoren von einem Erfolg der Fußballeuropameisterschaft überzeugt, auch wenn einen Monat vor Beginn des Sportfestes der Streit über einen möglichen Boykott der Ukraine auch einen Schatten über die Vorfreude von Co-Gastgeber Polen wirft. Inzwischen ist sogar ein innenpolitischer Streit über den Umgang mit dem östlichen Co-Gastgeber ausgebrochen. Während der nationalkonservative Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski
42 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
Klare Ansagen für Schiedsrichter
Arne Dedert
Pawel Supernak
DIE EM-SCHIEDSRICHTER
D
ie Europäische Fußball-Union hat ihren zwölf auserwählten Schiedsrichtern für die EM-Zeit strenge Ansagen gemacht. Und zwar für ihr Verhalten auf dem Rasen und abseits des Spielfelds. Öffentlich sollen Wolfgang Stark und seine Kollegen so gut wie gar nicht in Erscheinung treten. Mit einem Interviewverbot sollen die Referees während des Turniers in Polen und der Ukraine abgeschottet und vor unbedachten Äußerungen geschützt werden. „Sie müssen sich auf das Turnier konzentrieren. Es ist den Schiedsrichtern während der EM nicht erlaubt, Kontakte zu Medien zu haben oder Kommentare abzugeben“, sagt UEFASchiedsrichterchef Pierluigi Collina. Nach der Vorrunde wird es vermutlich einen Medientag geben. „Aber zwischendurch dürfen die Schiedsrichter nicht sprechen“, macht der frühere Weltklasse-Referee unmissverständlich klar. Stark & Co. sollen sich einzig auf ihren Job konzentrieren. Und der wird anstrengend genug. „Der Druck wird immens groß sein“, sagt der erfahrene Bundesligaund FIFA-Schiedsrichter Stark. Der Bankkaufmann aus Landshut spricht aus Erfahrung: Bereits bei Olympia 2008 und der WM vor zwei Jahren in Südafrika vertrat der 42-Jährige die Farben des Deutschen Fußball-Bundes. „Der Druck hat in den letzten Jahren
sätzlichen Schiedsrichterassistenten hätten wir viel mehr Fehlentscheidungen in Champions League und Europa League gehabt“, sagte Collina. Ansonsten gibt es für die zwölf Schiedsrichter, von denen nur der Engländer Howard Webb schon bei der EM vor vier Jahren in Österreich und der Schweiz pfiff, keine gravierenden Neuerungen oder spezielle Maßnahmen. Strenges Durchgreifen fordert die UEFA aber bei Rudelbildung oder Bedrängung des Referees durch die Spieler. „Wir wollen nicht, dass Schiedsrichter von Gruppen protestierender Spieler umringt werden. Das gibt kein gutes Bild ab und man darf mit Gelben Karten rechnen. Wir wollen auch keine 20 Spieler in Massenkonfrontationen sehen, hier wird es Gelbe Karten für die Verursacher geben“, kündigt Collina an. Die Schiedsrichterkommission der UEFA werde alle 16 Mannschaften in ihren Teamquartieren besuchen und eine DVD mit den wichtigsten Hinweisen übergeben. „Die Instruktionen an die Unparteiischen werden die selben sein wie an die Spieler und Trainer. Wir möchten, dass Schiedsrichter, Trainer und Spieler Fingerzeig: Der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark ist bei der EM im Einsatz. die selbe Sprache sprechen, wenn es um Fußball und die Interpretation der zugenommen, aber die Schieds- eingesetzt. Mit einem flammen- Spielregeln geht“, sagt Collina. Für Stark und Kollegen beginnt richter, die hier sind, haben alle den Appell verteidigte der Italieso viel Erfahrung, mit diesem ner Collina bei einem Workshop das Turnier am 4. Juni, wenn sich Anfang Mai in Warschau das Sys- die Schiedsrichter-Teams im HilDruck umzugehen“, sagt er. Erstmals bei einem großen Tur- tem im Gegensatz zu der Torli- ton-Hotel in Warschau versamnier werden bei der EM Torrichter nientechnologie. „Ohne die zu- meln. In der polnischen Hauptstadt werden die Unparteiischen während des gesamten Turniers wohnen und in die jeweiligen Spielorte fliegen. Die Schiedsrichter der EM 2012 (vorne von links): Viktor Kassai (Ungarn/36 Jahre alt), Nicola Rizzoli (Italien/40), Björn Kuipers (Niederlande/39), Pedro Proenca (Portugal/41), Damir Skomina (Slowenien/35), Carlos Velasco Carballo (Spanien/41) sowie (hinten von links) Stephane Lannoy (Frankreich/42), Howard Webb (England/40), Wolfgang Stark (Deutschland/42), Jonas Eriksson (Schweden/38), Cüneyt Cakir (Türkei/35) sowie Craig Thomson (Schottland/39).
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 43
D
er Superstar der EM könnte vom FC Bayern kommen. Ob Arjen Robben, Franck Ribery oder Bastian Schweinsteiger: Im Schaulaufen um die Kür zum besten Spieler der Europameisterschaft herrscht allerdings Hochbetrieb. Wer hat die Nerven und das Können, in den entscheidenden Situationen genau das Richtige zu machen? Wer verzückt Fachwelt und Fans mit seinen fußballerischen Finessen? Mesut Özil hat das Zeug dazu, Mario Götze genauso. Oder wird es endlich das Turnier des Cristiano Ronaldo? Zusammen mit Özil tankte das Fußball-Modell aus Madeira mit dem Gewinn des spanischen Meistertitels ordentlich Selbstvertrauen. Die Frisur sitzt, die Form stimmt: Allein in der Primera División erzielte Ronaldo weit über 40 Tore. Also darf der unumstrittene Superstar der Königlichen und teuerste Fußballer der Welt wie vor jedem großen Turnier erneut in der Kandidaten-Liste der Superstars nicht fehlen. Den Nachweis im portugiesischen Nationaldress blieb Ronaldo bislang meist schuldig. Gleich im ersten EMMatch kann er es seinen ewigen Kritikern zeigen und im Duell mit Schweinsteiger & Co vorlegen: Am 9. Juni trifft Portugal auf die DFB-Auswahl. Kommt Schweinsteiger bis dahin richtig in Form, könnte er Ronaldo allerdings die Schau stehlen. In der Liga hatte der Bayern-
Deutschlands Edeltechniker Mesut Özil (großes Foto, rechts) hat das Zeug zum EM-Star. Dies gilt aber auch für (von oben links nach oben rechts) Arjen Robben, Franck Ribery, Andres Iniesta, Cristiano Ronaldo, Robert Lewandowski, Robin van Persie oder Wayne Rooney.
Antreiber wegen einer Schulterund einer Bänderverletzung länger aussetzen müssen. Der technisch begnadete Götze vom neuen Bayern-Erzrivalen Dort-
mund plagte sich ebenfalls lange mit einer Verletzung (Schambeinentzündung) rum. Sind die beiden in Polen und der Ukraine aber wieder in Topform, dürften
auch Deutschlands Angreifer davon profitieren: Allen voran Mario Gomez, bester deutscher Bundesliga-Torschütze mit 26 Treffern in der vergangenen Saison. Die Liste spektakulärer Offensivspieler bei der EM ist lang. Holland kann neben dem launenhaften Robben vor allem Robin van Persie aufbieten. Der Angreifer vom FC Arsenal wurde bereits vorzeitig nach 27 Ligatreffern zum Spieler des Jahres in England gekürt. Hinzu kommt Bundesliga-Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar vom FC Schalke 04 – Trainer Bert van Marwijk steht vor einem echten Luxusproblem. Tore allein werden aber für die Spieler nicht reichen, um zum Superstar des kontinentalen Titelkampfs zu werden. 2008 führte Mittelfeldass Xavi seine Spanier mit seinen Geniestreichen zum EM-Titel und wurde zum besten Spieler des Turniers in der Schweiz und in Österreich gewählt. Vier Jahre später könnte erneut seine und damit die spanische Stunde schlagen – oder die seines kongenialen Mittelfeldpartner Andres Iniesta. Neues Turnier, nur alte Namen? Nicht ganz, auch wenn FußballEngland einmal mehr auf Wayne Rooney setzt. Denn beim Superstar-Casting könnten auch Torjäger Robert Lewandowski oder Auswahlkapitän Jakub Blaszczykowski von Borussia Dortmund die Fußball-Jury beeindrucken. Mit-Gastgeber Polen, aber auch die Bundesliga würde es freuen.
DIE EM-STARS
EM sucht ihren Superstar
44 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
Zwillinge mit Punk-Frisuren
E
ren sind farblich auf das jeweilige Land abgestimmt. „Ich bin mir sicher, dass die Kinder sie mögen werden“, sagt der ukrainische EM-Botschafter Andrej Schewtschenko über die zwei kleinen Männchen. Geradezu begeistert ist sein polnischer EM-Botschafter-Kollege Zbigniew Boniek. „Normalerweise muss man sie oft sehen, bevor man anfängt, sie zu mögen. Aber ich habe diese Maskottchen auf den ersten Blick gemocht. Sie sind jung, frisch und Slavek (links) und Slavko sind die lustigen offen“, sagte der 56 Maskottchen der EM. „Ich bin mir sicher, Jahre alte frühere dass die Kinder sie mögen werden“, glaubt Stürmer von JuvenAndrej Schewtschenko, Stürmerstar der tus Turin und AS Ukraine und EM-Botschafter seines Landes. Rom. Die Maskottchen wurden bereits im November 2010 vorgeKURZSTATISTIK ALLER EM-ENDSPIELE stellt – anschließend durfte die Zuschauer: 47.860. Öffentlichkeit über die Namen 10. Juli 1960 in Paris: Tore: 1:0 Hrubesch (10.), 1:1 Vandereycken (72./ mitentscheiden und abstimUdSSR – Jugoslawien 2:1 n.V. (1:1,0:1). Foulelfmeter), 2:1 Hrubesch (88.). men. Fast 40.000 Menschen gaSchiedsrichter: Ellis (England). ben ihr Votum ab – nun heißen Zuschauer: 17.966. 27. Juni 1984 in Paris: die zwei Glücksbringer eben SlaTore: 0:1 Galic (41.), 1:1 Metreveli (49.), 2:1 PoneFrankreich – Spanien 2:0 (0:0). vek und Slavko. delnik (114.). Schiedsrichter: Christov (Slowakei). Das Duo folgt Trix und Flix, die Zuschauer: 47.368. bei der EM 2008 in Österreich 21. Juni 1964 in Madrid: Tore: 1:0 Platini (56.), 2:0 Bellone (90.). und der Schweiz das Bild des Spanien – UdSSR 2:1 (1:1). Turniers geprägt hatten. GeraSchiedsrichter: Holland (England). 25. Juni 1988 in München: dezu staatstragend formulierte Zuschauer: 79.115. Niederlande – UdSSR 2:0 (1:0). der ukrainische VerbandspräsiTore: 1:0 Pereda (7.), 1:1 Chussainow (9.), 2:1 Schiedsrichter: Vautrot (Frankreich). dent Grigorij Surkis: „Die beiden Marcelino Martinez (84.). Zuschauer: 72.300. Maskottchen repräsentieren die Tore: 1:0 Gullit (33.), 2:0 van Basten (54.). gemeinsame Anstrengung und 8. Juni 1968 in Rom: Hingabe beider Länder und deItalien – Jugoslawien 1:1 n.V. (1:1,0:1). 26. Juni 1992 in Göteborg: ren Fußballverbände, eine erSchiedsrichter: Dienst (Schweiz). Dänemark – Deutschland 2:0 (1:0). folgreiche Europameisterschaft Zuschauer: 68.817. Schiedsrichter: Galler (Schweiz). zu organisieren.“ Tore: 0:1 Dzajic (39.), 1:1 Domenghini (80.). Zuschauer: 37.800. Tore: 1:0 Jensen (18.), 2:0 Vilfort (78.). Wiederholungsspiel, 10. Juni 1968 in Rom: MEISTE EM-EINSÄTZE 30. Juni 1996 in London: Italien – Jugoslawien 2:0 (2:0). Deutschland – Tschechien 2:1 n.V. (1:1,0:0). Schiedsrichter: Ortiz de Mendibel (Spanien). 16 Spiele: Edwin van der Sar Schiedsrichter: Pairetto (Italien). Zuschauer: 32.886. (Niederlande, 1996-2008), LiliZuschauer: 73.611. Tore: 1:0 Riva (11.), 2:0 Anastasi (32.). an Thuram (Frankreich, 1996Tore: 0:1 Berger (59./Foulelfmeter), 1:1 Bierhoff 2008). (73.), 2:1 Bierhoff (95.). 18. Juni 1972 in Brüssel: 14 Spiele: Nuno Gomes Deutschland – UdSSR 3:0 (1:0). (Portugal, 2000-2008) Zinedine 2. Juli 2000 in Rotterdam: Schiedsrichter: Marschall (Österreich). Zidane (Frankreich, 1996Frankreich – Italien 2:1 n.V. (1:1,0:0). Zuschauer: 43.066. 2004), Luis Figo (Portugal, Schiedsrichter: Frisk (Schweden). Tore: 1:0 Gerd Müller (27.), 2:0 Wimmer (52.), 3:0 1996-2004), Karel Poborsky Zuschauer: 48.200. Gerd Müller (58.). (Tschechien, 1996-2004). Tore: 0:1 Delvecchio (55.), 1:1 Wiltord (90.), 2:1 13 Spiele: Alessandro Del Trezeguet (103.) 20. Juni 1976 in Belgrad: Piero (Italien, 1996-2008), Peter CSSR – Deutschland 5:3 i.E.(2:2,2:2,2:1). Schmeichel (Dänemark, 19884. Juli 2004 in Lissabon: Schiedsrichter: Gonella (Italien). 2000), Thomas Häßler Griechenland – Portugal 1:0 (0:0). Zuschauer: 30.790. (Deutschland, 1992-2000) JürSchiedsrichter: Merk (Otterbach). Tore: 1:0 Svehlik (8.), 2:0 Dobias (25.), 2:1 Dieter gen Klinsmann (Deutschland, Zuschauer: 62.865. Müller (28.), 2:2 Hölzenbein (89.). 1988-1996), Laurent Blanc Tor: 1:0 Charisteas (57.). Elfmeterschießen: 1:0 Masny, 1:1 Bonhof, 2:1 Ne(Frankreich, 1992-2000), Didier hoda, 2:2 Flohe, 3:2 Ondrus, 3:3 Bongartz, 4:3 JurDeschamps (Frankreich, 199229. Juni 2008 in Wien: kemik, U. Hoeneß verschossen, 5:3 Panenka. 2000), Paolo Maldini (Italien, Deutschland – Spanien 0:1 (0:1). 1988-2000), Dennis Bergkamp Schiedsrichter: Rosetti (Italien). 22. Juni 1980 in Rom: (Niederlande, 1992-2000), PhilZuschauer: 51.428. Deutschland – Belgien 2:1 (1:0). lip Cocu (Niederlande, 1996Tor: 0:1 Torres (33.). Schiedsrichter: Rainea (Rumänien). 2004).
DIE EM-MASKOTTCHEN UND STATISTIK
Alik Keplicz
in polnisch-ukrainisches Zwillingspaar mit Punkfrisur ist zum EM-Glücksbringer auserkoren worden. Slavek und Slavko sind die lustigen Maskottchen für die FußballEuropameisterschaft in Polen und der Ukraine. Eines trägt ein Trikot in den ukrainischen Landesfarben Gelb und Blau (Trikotnummer 12), das andere eines im polnischen Rot-Weiß (Nummer 20). Selbst die Irokesenfrisu-
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 45
Malte Christians
W
ucherpreise von mehreren 100 Euro für eine Übernachtung während der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine? Das muss nicht sein, denken solidarische Fans des Ballsports in der ExSowjetrepublik. Sie haben vor Beginn der EM am 8. Juni eine Internet-Börse für Gratis-Übernachtungen bei ukrainischen Familien gestartet – und wollen damit auch dem Negativimage ihres Landes entgegenwirken, sagt Maxim Prodan in der Hauptstadt Kiew. „Wenn unseren Politikern auch der schlechte Ruf der Ukraine in Europa gleichgültig ist – uns ist es das nicht.“ Bereits mehr als 600 Angebote kamen schon zusammen. Prodan gründete mit Gleichgesinnten erst die Facebookgruppe „Welcome to Ukraine!“ und anschließend die Seite rooms4free.org.ua. Vor allem für Kiew, wo am 1. Juli das EM-Finale ausgetragen wird, finden sich Angebote – aber auch für Charkow, wo die deutsche Elf am 13. Juni auf die Niederlande trifft. „Wir sind eine gastfreundliche Nation und möchten nicht, dass bei den Besuchern des Turniers ein falscher Eindruck entsteht“, sagt der Sprecher des Bündnisses in Charkow, Iwan Wartschenko. EM-Touristen sollen im Gästezimmer oder auf dem Sofa in den Wohnungen ukrainischer Fans untergebracht werden. Weniger als drei Wochen vor
EM-Beginn hatten örtliche So soll es sein: Deutsche Fans feiern Medien über explodierenfröhlich-friedlich und fiebern mit ihrer de Preise während des TurMannschaft mit. Allerdings trübten niers berichtet, das die Wucherpreise für Übernachtungen die Ukraine mit Polen veranStimmung. Doch die Fußball-Anhänger staltet. Demnach sollen in wissen sich zu helfen. Charkow Appartements, die sonst 50 Euro kosten, für rund 2000 Euro pro Nacht er- berichtet das Kiewer Magazin „Korrespondent“. Kommerzielle hältlich sein. Grundbedingung für die Frei- Angebote würden sofort geschaltung in der Internetbörse löscht. Maxim und seine Mitstreisei, dass es sich um eine Gratis- ter wollen den Fußballfans eine übernachtung ohne versteckte andere, gastfreundliche Seite der Kosten für EM-Besucher handele, Ukraine präsentieren.
Auch Angebote für Lwiw (Lemberg) finden sich mittlerweile, dort spielt Deutschland gegen Portugal (9. Juni) und gegen Dänemark (17. Juni). Einzig die Industriestadt Donezk steht noch zurück. Wie Wadim Woskressenski aus Charkow meint, hält er Gastfreundschaft für seine Bürgerpflicht. „Besucher sollen einen Eindruck von der Ukraine bekommen, der nicht von der Scheinheiligkeit der Regierung und der Gier der Krämer geprägt wird, sondern vom Kontakt zu normalen Ukrainern“, sagt Woskressenski. Er ist sogar bereit, Gäste vom Flughafen abzuholen, sie durch Charkow zu fahren und – „soweit es die Gesundheit gestattet“ – sie mit der Nationalküche bekanntzumachen. Leider werden nicht nur friedlich-fröhliche Fans zur EM erwartet. Die Bundespolizei sieht sich gut auf reisende Krawall-Fans aus Deutschland vorbereitet. „Wir stehen in engem Kontakt mit den Landespolizeien, die uns auf problematische Gruppen hinweisen“, sagte Polizeioberrat Ivo Priebe vom Bundespräsidium in Potsdam. „Wir können so gezielt gegen Fans vorgehen, die etwa ein Ausreiseverbot haben.“ Besondere Schwierigkeiten zeichneten sich bislang nicht ab. Hooligans, die mit der Bahn zu den Spielen reisten, würden schon im Zug von Bundesbeamten begleitet. „An der Grenze übernehmen dann – wenn nötig – die polnischen Kollegen.“
Der EM-Ball – Tango 12
Die Trikots der EM-Teilnehmer
Der EM-Ball für 2012 wurde 2 Jahre im Labor und in 8 verschiedenen Ländern getestet.
GRUPPE A
GRUPPE B
GRUPPE C
GRUPPE D
Polen (Gastgeber)
Niederlande
Spanien
Ukraine (Gastgeber)
Griechenland
Dänemark
Italien
Schweden
Russland
Deutschland
Irland
Frankreich
Tschechien
Portugal
Kroatien
England
Gewicht
432 g
Umfang
68,9 cm
Kunststoffblase Außenhaut Fasergewebe termisch geklebte Panels – stabiles Flugverhalten
auswärts heim
Grip-Textur auf Panel – bessere Ballkontrolle
16640
Quelle: adidas
16639
FANS, EM-BALL UND TRIKOTS
Fan-Projekte gegen Wucherpreise
46 Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine
V
or 28 Jahren erlebte er seinen Höhepunkt als aktiver Profi, heute steht Michel Platini vor der größten Herausforderung als Funktionär. Mit seinen neun Toren bei der Euro-
IM FOKUS: UEFA-PRÄSIDENT MICHEL PLATINI
NACHGEFRAGT Die anstehende Fußball-EM hat zuletzt für heftige Debatten über die politische Situation im Co-Gastgeberland Ukraine gesorgt. Vor allem der Umgang mit der inhaftierten früheren Regierungschefin Julia Timoschenko wurde teilweise heftig kritisiert. Auch DFB-Kapitän Philipp Lahm meldete sich zu Wort und forderte eine klare Positionierung von UEFA-Präsident Michel Platini. Der weist das zurück und verteidigt seine Linie. Michel Platini, zwischendurch waren auch Ihre Zweifel an der ersten EM im ehemaligen Ostblock groß. Die UEFA hat mehrmals die Gelbe Karte gezeigt. Die beiden Länder sind die einzigen, die jemals zwei Gelbe Karten bekommen haben und nicht gleich die Rote Karte. Aber wir wissen doch, wie es ablaufen wird. Der erste Tag wird schwierig, am zweiten wird es besser, und am dritten ist es gut. Zuletzt sorgte eigentlich nur die Debatte über die politische Situation in der Ukraine für Schlagzeilen. Auch DFBKapitän Philipp Lahm meldete sich zu Wort und forderte klare Worte von Ihnen. Herr Lahm ist nicht mein Chef. Er hat von mir nichts zu fordern. Aber ist es nicht auch seine Pflicht oder sein gutes Recht als mündiger Profi, eine klare Position der UEFA zu verlangen? Er kann sagen, was er will. Das ist mir egal. Ich sage immer: Jeder hat sein Aufgabengebiet auszufüllen. Auch die westlichen Politiker beispielsweise. Sie haben nicht gesagt, dass sie die EM boykottieren wollen. Sie haben gesagt, dass sie nicht dorthin reisen werden. Und das sind die gleichen, die vor vier Jahren gesagt haben, wie toll es ist, dass wir uns Polen und der Ukraine öffnen.
pameisterschaft 1984 im eigenen Land hat sich der Franzose längst seinen Platz in den dicken Geschichtsbüchern der Fußball-Historie gesichert. Und das nicht nur wegen des ersten EM-Titels der Équipe Tricolore, sondern vor allem wegen seines Treffers im Halbfinale. Zwischen Frankreich und Portugal steht es nach 90 Minuten 1:1. In der Verlängerung erzielen die Portugiesen den Treffer zum 2:1. In der 114. Minute gleicht Frankreich in Marseille aus. Eine Minute vor dem Ende kämpft sich Jean Tigana irgendwie in den Strafraum durch und spielt den Ball in die Mitte zu Platini. Der Kapitän stoppt kurz den Ball und schießt aus der Drehung das Siegtor zum 3:2. Kapitän ist Platini auch heute noch – sein effektives und effizientes Wirken hat sich aber verlagert. Seit 2007 ist der mittlerweile 56-Jährige Präsident der Europäischen Fußball-Union. Bislang gelang es dem gewieften Strategen perfekt, sich als Reformer und Anwalt des Fußballs zu präsentieren und zu positionieren. Im Gegensatz zur korruptionsgeschädigten FIFA unter seinem Duz-Freund Joseph Blatter gilt der Ruf der UEFA als tadellos. Platini inszeniert sich gekonnt als Funktionär „zum Anfassen“, als uneitler und glaubwürdiger Chef eines Dachverbandes mit 53 Mitgliedern. Doch die EM in Polen und der Ukraine ist auch für Platini eine gewaltige Herausforderung. Nach all den Problemen in der Turniervorbereitung sorgte zuletzt die Menschenrechtssituation in der Ukraine für unschöne Schlagzeilen, in denen manche ein klares Wort des Präsidenten forderten – und lange Zeit vermissten. Dabei spricht der ehemalige Angreifer gerne und ausführlich über die bevorstehende EM – allerdings am liebsten über das sportliche Geschehen. „Die EM ist ein schwerer Wettbewerb, das hat die Vergangenheit gezeigt“, sagte Platini. „Ich glaube, es gibt zwei klare Favoriten: Deutschland und Spanien oder eher Spanien und Deutschland. Wenn sie ihre Leistung zu hundert Prozent abrufen, werden Spanien oder Deutschland Europameister. Aber wenn sie nur 80 oder 90 Prozent bringen, werden sie es schwer haben.“ Für das Kontinentalturnier unter der Regie seines Verbandes sieht er – ganz diplomatischer
Efrem Lukatsky
Platinis größte Herausforderung
UEFA-Präsident Michel Platini hält die EM-Trophäe ganz fest. Als genialer Spielmacher der Franzosen führte er sein Team 1984 fast im Alleingang zum Titelgewinn und stellte dabei einen Torrekord auf. Vertreter aller Teams – gleich mehrere potenzielle Kontrahenten für das Favoriten-Duo. „England, Frankreich, Italien, Dänemark, Portugal, Holland zählen zu den Teams, die schwer zu schla-
gen sein werden. Auch Kroatien oder Irland darf man nicht unterschätzen. Man weiß nie, wie es läuft. Das ist kein einfaches Turnier, aber es wird interessant“, prophezeit Platini.
SPIELER MIT DEN MEISTEN TOREN BEI EM-ENDRUNDEN 9 Tore: Michel Platini (Frankreich, 1984). 7 Tore: Alan Shearer (England, 1996-2000). 6 Tore: Ruud van Nistelrooy (Niederlande, 2004-2008), Patrick Kluivert (Niederlande, 1996-2000), Thierry Henry (Frankreich, 20002008), Nuno Gomes (Portugal, 2000-2008). 5 Tore: Savo Milosevic (Jugoslawien, 2000), Milan Baros (Tschechien, 2004-2008), Marco van Basten (Niederlande, 1988-1992), Jürgen Klinsmann (Deutschland, 1988-1996), Zinedine Zidane (Frankreich, 2000-2004).
Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine 47
S
eit 1960 wird der Titel des Fußball-Europameisters ausgespielt. Die EM-Turniere haben den Fans eine Vielzahl an unvergesslichen Momenten beschert. Hier eine kleine Auswahl historischer Ereignisse: Die großen FußballZwerge: 1964 kickte Luxemburg im Achtelfinale die Niederlande raus. Dabei hatte der Außenseiter dem Favoriten sogar das Heimspiel geschenkt, weil man in Luxemburg nur mit 6000 Zuschauern rechnete. Erst gab‘s ein 1:1 „zu Hause“ in Amsterdam. Da machten die Niederländer noch Scherze, man wolle durch das Ergebnis mehr Anhänger fürs Rückspiel anlocken. Vor 42.000 in Rotterdam gewann Luxemburg aber 2:1 – und zeigte sich weiter als zäher Gegner: Im Viertelfinale gegen Dänemark kam erst im Entscheidungsspiel das Aus. Der Schicksalswurf: 1968 gab es noch kein Elfmeterschießen – und so musste eine Zehn-Franc-Münze über den Einzug ins Finale entscheiden. Zwischen Italien und der UdSSR war nach 120 Minuten kein Tor gefallen. Der italienische Kapitän Giacinto Facchetti hatte Kopf gewählt – und die Münze landete mit dieser Seite nach oben auf dem Handrücken des deutschen Schiedsrichters Kurt Tschenscher. Das Endspiel gewann Italien dann gegen Jugoslawien. Die Geburtsstunde: Das 3:1 gegen England im Viertelfinale 1972 war nicht nur der erste Sieg einer deutschen Mannschaft im Mutterland des Fußballs. Der „Daily Mirror“ schrieb vom „Ende der Welt“ – für die die DFB-Elf war es der grandiose Beginn einer gro-
ßen Generation, die 1974 auch Weltmeister wurde. Franz Beckenbauer, Günter Netzer und Gerd Müller führten die vielleicht beste deutsche Mannschaft ins Endspiel, wo sie 3:0 gegen die Sowjetunion gewann. Der Fehlschuss: Die vorletzte Szene des Endspiels 1976 zwischen der CSSR und Deutschland bereitete Uli Hoeneß lange Alp-
SPIELER MIT DEN MEISTEN EM-EINSÄTZEN 16 Spiele: Edwin van der Sar (Niederlande, 1996-2008), Lilian Thuram (Frankreich, 1996-2008). 14 Spiele: Nuno Gomes (Portugal, 2000-2008) Zinedine Zidane (Frankreich, 1996-2004), Luis Figo (Portugal, 1996-2004), Karel Poborsky (Tschechien, 1996-2004). 13 Spiele: Alessandro Del Piero (Italien, 1996-2008), Peter Schmeichel (Dänemark, 1988-2000), Thomas Häßler (Deutschland, 1992-2000) Jürgen Klinsmann (Deutschland, 1988-1996), Laurent Blanc (Frankreich, 1992-2000), Didier Deschamps (Frankreich, 1992-2000), Paolo Maldini (Italien, 1988-2000), Dennis Bergkamp (Niederlande, 1992-2000), Phillip Cocu (Niederlande, 1996-2004).
lungsland – bis Michel Platini kam. Der Regisseur führte die Gastgeber 1984 mit insgesamt neun Toren – darunter Hattricks gegen Belgien und Jugoslawien und dem 1:0 beim 2:0-Erfolg im Endspiel gegen Spanien – zum Titel. Die Party in Paris übertraf alle Feierlichkeiten bei bisherigen Europameisterschaften. Dänisches Dynamit: Ganze zehn Tage vor dem Turnier 1992 in Schweden rückte Dänemark ins Teilnehmerfeld. Wegen des Bürgerkriegs war Jugoslawien ausgeschlossen worden. „Beim ersten Training sagte der Trainer zu uns: Wir haben sieben Tage, das reicht. Wir fahren dahin, um Europameister zu werden“, erinnert sich BriOliver Bierhoff (großes an Laudrup. Alle hätten gelacht. Mit den Gegnern Foto) erzielte das machten die Dänen, die einzige „Golden Goal“ aus dem Urlaub geholt der EM-Geschichte, werden mussten, aber wodurch die deutsche ernst. Im Halbfinale beMannschaft 1996 siegten sie nach ElfmeterEuropameister gegen schießen Titelverteidiger Tschechien wurde. Weniger treffsicher war Niederlande, im Endspiel Deutschland mit 2:0. Uli Hoeneß im Finale Golden Goal: Im Mut1976. Er verschoss im Elfmeterschießen – die terland des Fußballs schrieb Oliver Bierhoff damalige CSSR 1996 Fußball-Geschichte: holte den Titel. Das „Goldköpfchen“ glich im Finale gegen Tscheträume: Der Münchner jagte sei- chien vier Minute nach seiner Einnen Elfmeter in den Nachthimmel wechslung aus. Die Verlängerung über Belgrad. Nach dem Ball, sagte dauerte nur fünf Minuten, bis Biermal jemand, wird heute noch ge- hoff erneut traf. Bierhoff rannte sucht. Danach narrte Antonin Pa- jubelnd zur Außenlinie und zog nenka Sepp Maier mit seinem sein Trikot aus. Es dauerte ein paar Strafstoß-Lupfer – und die leicht- Sekunden, bis die Tschechen und füßigen Tschechen waren Europa- die Zuschauer im Wembleystadion kapiert hatten, dass das Spiel meister. Das Kopfball-Ungeheuer: Erst aus war. Deutschland war zum mit 28 Jahren stieß Horst Hru- dritten Mal Europameister. König Rehakles: Der größte besch zur Nationalmannschaft. Der Hobby-Angler vom Hambur- Triumph eines Außenseiters – ger SV düpierte im Finale 1980 Griechenland unter dem deutBelgiens Torwart Jean-Marie Pfaff schen Trainer Otto Rehhagel bot bereits nach zehn Minuten per 2004 keinen glanzvollen Fußball, Distanzschuss. Mit einem für ihn aber eine taktische Meisterleistypischen Kopfball zum 2:1 in der tung nach der anderen. Die Mannvorletzten Minute sorgte der schaft kämpfte sich bis ins Finale. wuchtige Angreifer für den Sieg. Angelos Charisteas von Werder Dank Hrubesch war die DFB-Elf die Bremen köpfte das entscheidende erste Mannschaft, die zum zwei- Tor gegen Gastgeber Portugal. Und „König Rehakles“ machte den ten Mal den EM-Pokal holte. La Grande Nation: Frankreich größten Luftsprung seiner Karriegalt als fußballerisches Entwick- re.
ABPFIFF: UNVERGESSLICHE EM-MOMENTE
Hoeneß‘ historischer Fehlschuss und Bierhoffs goldener Moment
43700801_12060809501030312