Museum Mansio Sebatum

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Vivat sebatum! . Auf Spurensuche unserer Vorfahren vor 2000 Jahren

museum mansio sebatvm .Im Land der Saevates

J. Renzler StraĂ&#x;e 9 - St. Lorenzen Pustertal - SĂźdtirol


Salve visitatoris!

„Die menschliche Natur ist reiselustig und nach Neuem begierig.“ Plinius der Ältere, römischer Historiker und Schriftsteller (etwa 23-79 n.Chr.)

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Begeben Sie sich auf einen Streifzug durch die Siedlungsgeschichte im Raum Pustertal: dort wo der norische Stamm der Saevates in der jüngeren Eisenzeit die Geschicke der Gegend bestimmte und den Raum besiedelte, der später als verkehrstechnischer und wirtschaftlicher Knotenpunkt von den Römern genutzt wurde. Auf drei Stockwerken reisen Sie in die Vergangenheit, vor allem in die Zeit um das Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr., als sich im lebendigen Marktort die römische Raststation Mansio Sebatum entwickelte. Davon zeugen die Funde, die es im Museum zu entdecken gilt. Multimediale und interaktive Installationen erleichtern den Einstieg in die Welt vor 2000 Jahren. Das Museum ist ganzjährig geöffnet. Informationen: www.mansio-sebatum.it Tel. +39 0474 474092, info@mansio-sebatum.it Öffnungszeiten: Montag – Freitag 9.00-12.00 und 15.00-18.00 Uhr Samstag 9.00-12.00 Uhr Von Ostern bis Ende Oktober auch an Sonnund Feiertagen von 14.00-18.00 Uhr geöffnet Juli + August: Montag – Samstag 9.00-13.00 und 15.00-18.00 Uhr

Wir danken für die Unterstützung:

AUTONOME PROVINZ BOZEN SÜDTIROL

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO ALTO ADIGE

.Aufbau des Museums. . . . . . . . . . . 4 .Wer waren die Saevates? . . . . . . . . 6 .Was ist eine Mansio? . . . . . . . . . . . 8 .Handel am Marktplatz . . . . . . . . . 10 .Bäder und Wohnen . . . . . . . . . . . . 12 .Der 1. Bürgermeister. . . . . . . . . . . 14 .Religion & Totenkult . . . . . . . . . . . 16 .Im Wandel der Zeit . . . . . . . . . . . . 18 .Panoramaweg . . . . . . . . . . . . . . . . 19 .Lageplan Panoramaweg. . . . . 20-21

Marktgemeinde St. Lorenzen

@ 2012 Museum Mansio Sebatum Gestaltung: werbestudio.it | Grafikvorlagen: Gruppe Gut | Fotos: Caroline Renzler, Gruppe Gut , Eduard Wagner | Texte: Christian Terzer

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Im land der saevates!

Erstes Obergeschoß

Beherbergt wird das Museum im baulich adaptierten „alten Rathaus“ direkt am Dorfplatz. Das Museum breitet sich über drei Stockwerke aus. Im ersten Obergeschoß finden sich Informationen und Funde aus dem eisenzeitlichen Reich der Saevates, deren Pustertaler Stammesgebiet zum keltischen Königreich Noricum zählte, und zur römischen Landnahme. Im zweiten Obergeschoß geht es um die römische „mansio“, das Leben an der Straße, das Reisen, die Rast und den Marktplatz, und im dritten Obergeschoß um Glaube, Religion und Totenkult und den Zerfall des römischen Verwaltungsbezirks Sebatum mit der beginnenden Völkerwanderung und ersten Christianisierung.

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Zweites ObergeschoĂ&#x;

Drittes ObergeschoĂ&#x;

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Wer waren die saevates?

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Die Saevates waren ein Völkerstamm, der in der jüngeren Eisenzeit das Gebiet um St. Lorenzen bevölkerte.

.Keltennamen

Dieses Gebiet gehörte ab dem 1. Jh. v. Chr. zum keltischen Königreich Noricum. Durch ihre strategisch günstige Lage war diese Siedlungskammer bereits damals ein wirtschaftlicher und verkehrstechnischer Knotenpunkt im Pustertal. Die eisenzeitliche Niederlassung von St. Lorenzen bildete die Grundlage für die spätere römische Straßenstation und Siedlung.

Olang

= keltisch AULACA = „Besitz des Aulos“

Luttach

= keltisch LUCTACU = „Besitz des Lucotos“

Vintl

= keltisch VINDOIALO = „Feld des Vindos“

Das Leben der Saevates wird an Funden dokumentiert, wie z.B. verschiedene Haushaltsgeräte. Diese waren hauptsächlich aus Keramik und Holz.

Mehrere Ortsnamen im Pustertal sind keltischen Ursprungs:

.Mikrowelle der Eisenzeit Ein Gefäß zum Warmhalten von Speisen . Unter das Warmhaltegefäß konnte eine Lampe gestellt werden, die ähnlich der heutzutage gebräuchlichen Teelichter die nötige Wärme abgab .

.Schmuck Fingerringe wurden von Frauen, Kindern und Männern getragen. Die Fibeln galten als fester Bestandteil der einheimischen Tracht und dienten zum Heften der Kleidung. Dabei funktionieren die Gewandspangen wie Sicherheitsnadeln.

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Was ist eine mansio? Der Begriff mansio steht für eine Raststation, aber auch als Sammelbegriff für eine ganze Straßenstation. Solche Stationen ermöglichten dem römischen Reich eine Kolonialisierung der Provinzen und damit eine Ausdehnung ihrer Macht. Als Straßenbaukünstler errichteten die Römer nicht nur ein weit verzweigtes Straßennetz, sondern auch Verkehrsknotenpunkte, öffentliche Einrichtungen für Reisende wie Bäder, Rast- und Pferdewechselstationen, Postquartiere und Wohnsiedlungen für die Einheimischen, die hauptsächlich von der Landwirtschaft lebten. Größere Straßenstationen mit Serviceeinrichtungen wurden im Abstand von durchschnittlich 40 km errichtet. Dazwischen gab es alle 17 km kleinere Pferdewechselstationen mit einfacher Unterkunft. Die Bezeichnungen mansio für

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Meilenstein von Sebatum

Modell der Mansio

Raststation und mutatio für Wechselstation sind erst seit dem 4. Jh. n. Chr. gebräuchlich. Sebatum wird im Itinerarium Antonini als Straßenstation entlang der Strecke Aquileia-Veldidena genannt. Das römische Straßenverzeichnis wurde Ende des 3. Jh.s n. Chr. niedergeschrieben. Für die Routen zu Land ist stets eine Gesamtentfernung angegeben. Darauf werden die Ortschaften entlang der Route aufgezählt und die dazwischen liegenden Entfernungen.

.Der Meilenstein Nach dem Bau oder der Sanierung einer Straße wurden entlang der Trasse Distanzmesser positioniert. Diese Meilensteine sind bis zu 3m hohe, beschriftete Steinsäulen. Die farblich hervorgehobene Inschrift erfüllte zweierlei Zwecke. Die Entfernungsangaben zu den nächsten Städten halfen Reisenden zur Orientierung. Die Angaben zum Erbauer oder Wiederhersteller der Straße dienten der kaiserlichen Propaganda

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Der Marktort Sebatum .Der Marktplatz Mit macellum wird in römischer Zeit eine öffentliche Markthalle bezeichnet. Das macellum von Sebatum ist 69m lang und 25m breit. Die ergrabenen Baureste erlauben die Rekonstruktion eines U-förmigen Gebäudes mit Säulengang, das einen nach Süden offenen Platz umgibt, der an die Straße grenzt.

Modell einer Markthalle

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Römische Münzen

.Römische Münzen Römische Münzen waren im Mittelmeerraum und den Nachbarländern ein anerkanntes Zahlungsmittel und Grundlage eines funktionierenden Handels. Die Vorderseite zeigt stets das Abbild des jeweiligen Herrschers, begleitet von einer in Kürzel gehaltenen Umschrift. Auf der Rückseite sind meist Gottheiten oder allegorische Figuren abgebildet. Importprodukte: Feinkeramik, Terra sigillata, Glasgefäße, Lampen, Bronzegefäße, Wein, Garum, Oliven, Olivenöl, Pfeffer, Austern, Datteln, Feigen, Weihrauch, Elfenbein, Bernstein, Edelsteine, Parfums, Salben, Stoffe, Schmuck, …

Exportprodukte: Käse, Honig, Eisen/Eisenwerkzeuge, Gold, Bergkristall, Holz, Pelze, Tierhäute.

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Baden und Wohnen!

Illustration eines รถffentlichen Bades

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.Koch- und Vorratsgeschirr Koch- und Vorratsgeschirr wurde in lokalen Werkstätten produziert. In Sebatum kamen zwei Töpferöfen auf dem Gelände der villa rustica beim „Kreuzwirt“ zum Vorschein. Das Formenrepertoire der „Hauskeramik“ umfasst Töpfe, Schüsseln, Schalen, Becher und Deckel.

Leben in der Küche

.Balnea Öffentliche Bäder spielten eine wichtige Rolle im römischen Alltag. Neben der Hygiene dienten sie der Pflege sozialer Kontakte. Kleinere Badeanstalten, wie für Sebatum anzunehmen, wurden im Unterschied zu den großen städtischen Thermen als balnea bezeichnet. Großer Wert wurde auf die Ausstattung der Bäder als Aushängeschild einer Gemeinde gelegt. Türschwellen und Wandverkleidungen bestanden aus Marmor, die Wände zierten Wandmalereien oder Stuckdekorationen.

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der 1. Bürgermeister! Einer der interessantesten Funde, welcher erst vor kurzem zum Vorschein kam, ist eine Grabplatte, auf welcher ein gewisser Tiberius genannt wurde. Mittlerweile weiß man, dass TIBERIUS CR um 100 n. Chr. das Amt eines Duumvirn von Aguntum bekleidete. In seiner Funktion als einer von zwei „Bürgermeistern“ des Munizipiums Aguntum war er zugleich oberster Verwalter von Sebatum.

Villa Rustica

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Blick in ein römisches Musterhaus

.Villa Rustica

.Römerzeitliches Musterhaus

Bei dem Gebäudekomplex „Kreuzwirt“ handelt es sich um das Landgut einer vermögenden Besitzerfamilie. Das Wohnhaus der villa rustica spiegelt gehobenen Lebensstandard wider. Zur Innenausstattung gehörten neben der Wand- und Bodenheizung Mosaike und Architekturteile aus Marmor. Das Gut verfügte über mehrere Wirtschaftsgebäude, Stallungen und zwei Töpferöfen. Ein herrschaftlicher Brunnen mit Treppenfontäne gehörte ebenfalls zum Anwesen.

Der rechteckige Hausgrundriss zeigt zwei Räume und einen Flur . Im größeren Wohnraum mit Holzboden und offener Feuerstelle spielte sich der Alltag der Familie ab . Der zweite, repräsentativere Raum mit Steinplattenboden verfügte über eine Fußbodenheizung und farbigen Wandverputz . An der Außenwand lehnte ein Vordach an, unter dem sich ein Backofen und der Heizraum befanden . Eine angebaute Holzhütte ergänzt die Hofstelle .

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Religion und totenkult!

Mit den Römern kamen ihre Götter, Kulte und Riten in den Alpenraum. Daneben verehrte die einheimische Bevölkerung weiterhin ihre althergebrachten Gottheiten und nutzte die traditionellen Kultplätze. Diese Toleranz der Römer gegenüber den Gottheiten der unterworfenen Stämme erleichterte die Integration fremder Völker in das römische Reich.

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In römischer Zeit werden die Verstorbenen bis in das 2. Jh. n. Chr. vor allem verbrannt und ihre Totenasche in einer Graburne beigesetzt. Der Brauch gründet in der Vorstellung, den Körper durch Einäscherung in eine andere Seinsform überführen zu können. Ab dem 3. Jh. n. Chr. setzt sich die Körperbestattung durch.


.Leben im Jenseits Die Römer glaubten an eine Existenz im Jenseits. Daher erhielten Verstorbene Beigaben für das Leben in der Unterwelt. Mit einer Münze musste der Fährmann für die Überfahrt in das Totenreich bezahlt werden. Eine Lampe spendete Licht und Wärme. Das in das Grab gelegte Geschirr diente als Tischservice. Dazu kamen persönliche Gegenstände der Verstorbenen, Geschenke der Angehörigen und Reste des Totenmahls. Das bisher größte Gräberfeld von Sebatum kam auf der Flur Pichlwiese zum Vorschein. Der Friedhof lag einst an der östlichen Ausfallstraße der Siedlung. Dort wurden insgesamt 84 Bestattungen freigelegt.

Körperbestattung mit Grabbeigabe

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Im wandel der Zeit

Die Blütezeit des Marktortes Sebatum neigt sich im 4. Jh. n. Chr. ihrem Ende zu. Im Lauf des 5. Jh.s n. Chr. verfallen die römischen Gebäude mit ihren Fußbodenheizungen und den farbigen Wandverputzen zusehends. In und über den Ruinen entstehen meist einfache Wohnhäuser in Holzbautechnik über einem Mauersockel. Der für die römische Bautechnik typische Kalkmörtel wird durch Lehmmörtel ersetzt. Seit dem 4. Jh. n. Chr. entstehen auf den umliegenden Kuppen der Talsiedlungen als castra bezeichnete, befestigte Höhensiedlungen. Auch in Sebatum ziehen sich im 6. Jh. n. Chr. Teile der Bevölkerung für etwa ein Jahrhundert dauerhaft auf die geschützte Anhöhe des Lothener Burgkofels zurück. Dort schützt eine mächtige Befestigungsmauer samt vorgelagertem Graben die auf Hangterrassen angelegten Wohngebäude. Zur Siedlung gehört ein kleines Gräberfeld. Eine frühchristliche Kirche lässt sich nur vermuten.

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Panor amaweg

.Enträtseln Sie die Vergangenheit Verbinden Sie Ihren Besuch im Museum Mansio Sebatum mit einer gemütlichen Rundwanderung in einer landschaftlich reizvollen Natur und entdecken Sie entlang des archäologischen Panoramaweges lebendigen Geschichtsunterricht. Er bringt die Besucher an geschichtlich bedeutsame Orte und Ausgrabungsstätten aus der Bronze- und Eisenzeit, der Römerzeit und der Spätantike.

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BURGKOFEL LOTHEN

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STOCKER STOLE

KRONBÜHEL

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14 SONNENBURGER SCHLOSSHÜGEL AMTMANNBÜHEL

Panoramaweg Sentiero panoramico

TERNER BÜHEL

Fundstellen Siti archeologici Aussichtspunkt Punti panoramici Museum Mansio Sebatum Museo Mansio Sebatum

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Tourismusbüro Ufficio turistico

SCHRENKBÜHEL

GRIEBLER FELD

1. 2. 3. 4. 5. 6.

Ausgangspunkt Blick auf Heilig Kreuz Info Natur – der Wald Rastplatz Befestigung und Toranlage Kuppenhöhe Quelle

Punto di accesso Vista su Santa Croce Info natura – il bosco Area di sosta Vallo principale e porta Sommità del colle Sorgente

7. 8. 9. 10. 11. 12.

An Ra Pa Inf Eis Bl die


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1 SONNENBURGER KOPF

HINTERKOFEL

SONNENBURGER WEINLEITE

HEILIG KREUZ PICHLWIESE

MACELLUM

VILLA RUSTICA

THERMAE

PALMBÜHEL

ntikes Gebäude astplatz anoramatafel fo Natur – die Tierwelt senzeitliches Gebäude lick auf St.Lorenzen und e Ruinen von Sebatum

KAISERBÜHEL

Edificio antico Area di sosta Punto panoramico Info natura – la fauna Edificio dell‘età del ferro Vista su San Lorenzo e le rovine di Sebatum

13. 14. 15. 16.

Rastplatz Blick auf Siedlungen im Talbecken von St.Lorenzen Sonnenburg Schalenstein Ausgangspunkt

Area di sosta Vista su castellieri nella conca di San Lorenzo Castelbadia Rocce a coppelle Punto di accesso

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