€ 1,–
& Gemeinde NR. 2A/2005/KLIMA SPEZIAL
© UDO REISINGER
Magazin für Gemeinden, Schulen & Umweltinteressierte
Klima-Bündnis Wettbewerb:
CLIMATE STAR 2004.
Auszeichnung für 22 europäische Gemeinden.
© REISINGER, PUTZKER
INHALT
© WEIZ
© IG WINDKRAFT, HAAS DE SANEAUX
DIE SIEGERPROJEKTE DES CLIMATE STAR 2004, ab Seite 13.
KLIMA & Bündnis WELTWEIT WACHSENDES ENGAGEMENT. Internationale Erklärung zu Energieeffizienz und erneuerbarer Energie.
★★★ CLIMATE STAR KATEGORIE 3 WUPPERTAL (D): Strom aus neuen Quellen. .................. 17 VENEDIG (I): Energiekonzept für Nachhaltigkeit. .......... 17 .................. 5
„DAS KLIMABÜNDNIS IST UNSER FLAGGSCHIFF“. Interview mit Umweltlandesrat DI Josef Plank. ................ 6 DIE ZEIT DRÄNGT. „Das Klima ändert sich immer deutlicher“. .................... 8 CLIMATE STAR 2004. Bilanz des Wettbewerbs. .......................................... 10 HINTER DEN KULISSEN … Eindrücke der Jury Mitglieder. .................................... 11 PROJEKTE, DIE ETWAS BEWEGEN. Städte und Gemeinden zeigen Mut zu neuen Technologien. ...................................... 12
SIEGER & Projekte © ARCHIV
WIEN (A): Öko-Strom für 10.000 Haushalte. ................ 18 FRANKFURT (D): Biomasse-Kraftwerk hilft CO2 sparen. .......................... 19 MÜNSTER (D): Solarenergie macht Schule. .................. 19 APELDOORN (NL): Weltgrößte Solaranlage im sozialen Wohnbau. ............................ 20
★★★ SONDERPREIS KATEGORIE 3 SZEGED (H): Regionale EU-Strukturfonds optimal genützt. ................ 21 TRIER (D): „QuattroPole“ – vier Städte auf Energietour. ................ 21
★★ SONDERPREIS KATEGORIE 2
★ CLIMATE STAR KATEGORIE 1
KARDITSA (GR): Vorrang für klimafreundliche Mobilität.
WEIZ (A): Unterwegs zur energieautarken Gemeinde. ...................................... 13
HEERLEN (NL): Warmwasser aus den Kohlestollen.
22
...... 22
★ SONDERPREIS KATEGORIE 1
STETTELDORF/WAGRAM (A): Umstieg auf Biomasse-Fernwärme. .............................. 13
BIOMASA (SK): Pellets für die Slowakei. ...................... 23
KRUMBACH (A): Landwirte als Energiewirte. ................ 14
SONDERPREIS NIEDERÖSTERREICH
★★ CLIMATE STAR KATEGORIE 2
BRUCK/LEITHA (A): Klimabündnis-Ziel erreicht! ............ 23
WINTERTHUR (CH): Ökonomie trifft Ökologie. .............. 14 DELFT (NL): Sonnige Zeiten für Solarenergie. BRAUNAU (A), SIMBACH (D): Gemeinsam etwas bewegen.
.............. 15
.................................... 15
EUPEN (B): Holzschnitzel fürs Rathaus. ........................ 16 LUXEMBURG (L): Erneuerbare auf dem Vormarsch.
2
STUTTGART (D): Biomasse mitten in der Stadt. .............. 18
UMWELT & Gemeinde / Klima Spezial 2005
...... 16
DIE RICHTIGE ADRESSE zum Klimabündnis. .................. 24
IMPRESSUM HERAUSGEBER, VERLEGER & MEDIENINHABER: Amt d. NÖ Landesregierung, Gruppe Raumordnung, Umwelt und Verkehr, Abt. Umweltwirtschaft & Raumordnungsförderung, 3109 St. Pölten, Landhausplatz 1, Tel.: 02742/9005-15273, Fax: DW 14350, e-mail: post.ru3@noel.gv.at, Internet: www.noe.gv.at. REDAKTION: Mag. Riki Börner, Roland Goiser, Dr. Angelika Holler, DI Leonore Mader-Hirt, Birgit Morbitzer. LAYOUT & ILLUSTRATION: Claudia Reiter, Peter Fleischhacker. COVERFOTO: Reisinger. AUFLAGE: 7.000. HERSTELLUNG: Radinger, Scheibbs. VERLAGS- & ERSCHEINUNGSORT: St. Pölten.
Vorwort
Landeshauptmann Unser Land hat sich sehr intensiv auf die ErDr. Erwin Pröll weiterung der EU vorbereitet und alle Schritte gesetzt, die für NÖ und seine Bevölkerung notwendig sind. Jetzt befinden wir uns in der Phase des Durchsetzens in diesem größeren Europa. Das gilt auch für den Bereich des Klimaschutzes: Wir nutzen unsere Ideen und unser Know-how nicht nur im eigenen Land, wir gehen damit auch über die Grenzen und sichern so unseren Landsleuten und unseren Nachbarn mehr Lebensqualität. Vor wenigen Wochen starteten die drei neuen grenzüberschreitenden Klimabündnis-Schwerpunktregionen im Wald- und Weinviertel mit Tschechien und der Slowakei. Wir wissen von den bisherigen Klimabündnis-Schwerpunktregionen BruckHainburg-Schwechat und der Buckligen Welt, dass die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger mit der verbesserten UmweltSituation steigt. Auch für die Menschen in den 64 Gemeinden der drei neuen Schwerpunkt-Regionen soll sich die Lebensqualität Landesrat DI verbessern. NÖ setzt seit Jahren auf KlimaJosef Plank schutz. 1993 ist das Land dem Klimabündnis beigetreten. Seither ist viel geschehen – NÖ liegt im Spitzenfeld der europäischen Regionen. Das gelingt uns aber nur, weil Klimaschutz bei uns kein Widerspruch zu einem wachsenden und gedeihenden Wirtschaftsstandort ist. Wir als Landesregierung geben die Leitlinien vor und setzen wichtige Impulse. Unsere große Leitlinie ist das Klima-Programm 20042008, in dem zahlreiche Klimaschutz-Maßnahmen festgeschrieben sind. Wesentliche Impulse sind auch die Ökologisierung der Wohnbauförderung, der Ökobau Cluster NÖ und die Stärkung unserer Ortskerne und Stadtzentren. In Niederösterreich sind bereits 250 Gemeinden dem Klimabündnis beigetreten. Damit leben mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Klimabündnis-Gemeinden. Das ist deshalb so wichtig, weil die Gemeinden die wesentlichen Maßnahmen umsetzen. Der Climate Star ist für uns Ausdruck dafür, was Gemeinden leisten können – für ihre Bürgerinnen und Bürger und für unser Land.
Landeshauptmann DR. ERWIN PRÖLL, Landesrat DI JOSEF PLANK
Großartige Leistungen der Klima-Bündnisgemeinden.
Die glänzenden Beispiele der Climate Star Städte sollen den Weg für erfolgreichen kommunalen Klimaschutz zeigen. Wir haben uns im Klimaschutz hohe Ziele gesteckt, und die große Zahl Dr. Karl-Ludwig der Bewerbungen um die Auszeichnung sowie Schibel, die hohe Qualität der präsentierten Leistungen Vorstand zeigen, dass viele Mitglieder mit innovativem Klima-Bündnis Denken, mit Energie und Ressourcen ihre Selbstverpflichtungen angehen. Zudem wächst die Zahl von Bewerbern, die noch nicht Mitglied im Klima-Bündnis sind. Wir freuen uns über die exzellenten Leistungen der TeilnehmerInnen und GewinnerInnen der diesjährigen Auszeichnung. Die Nachahmung durch andere Kommunen ist durchaus erwünscht! Der Climate Star ist jedoch kein Fixstern. Als erste europäische Auszeichnung im Klimaschutz ist er selbst in Bewegung, um den Ansprüchen einer wirksamen Klimapolitik gerecht zu werden. Auch in Zukunft werden wir herausragende Praxisbeispiele prämieren, aber daneben werden wir, dem Willen der Mitgliederversammlung folgend, verstärkt messbare Erfolge abfragen. Gerade im Bereich des Energiesparens und der rationellen Energieverwendung geht es oft um unspektakuläre Lösungen, deren eher verhaltener Glanz in ihrer breiten und flächenwirksamen Anwendung liegt. Im Interesse einer steigenden und verifizierbaren Qualität kommunalen Klimaschutzes wird sich der Climate Star zu einem Gütezeichen entwickeln, von dem wir hoffen, es möglichst bald vielen Städten im Klima-Bündnis verleihen zu können. Wir gratulieren unseren diesjährigen Preisträgern sehr herzlich!
© WIENER STADTWERKE, REISINGER
© NÖ LANDESPRESSEDIENST (2)
Gemeinden sind wichtige Partnerinnen.
WEGWEISER IM KLIMASCHUTZ. © KLIMA-BÜNDNIS
KLIMASCHUTZ SICHERT LEBENSQUALITÄT.
DR. KARL-LUDWIG SCHIBEL, Vorstand Climate Alliance – Klima-Bündnis – Alianza del Clima e.V. Città di Castello
Klima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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Vorwort
© BMLFUW
KLIMASCHUTZ IST CHANCE FÜR GEMEINDEN. Umweltminister DI Josef Pröll
zahlreiche Handlungsmöglichkeiten, die nachhaltige Entwicklung zu mehr Klimaschutz aktiv zu gestalten. Klimaschutz ist nicht nur Gefahrenabwehr. Klimaschutz schafft Arbeitsplätze in der Region, steigert die Lebensqualität und hilft, die Zukunft unserer Kinder dauerhaft lebenswert zu gestalten. In der Nutzung erneuerbarer Energien steckt großes Potenzial: Die zur Verfügung stehenden Technologien sind in fast jeder Region anwendbar, produziert wird meist in mittelständischen Gewerbebetrieben. Das Geld bleibt im regionalen Kreislauf und kommt damit der Wirtschaft in der Region direkt zugute. Die Anwendung moderner Techniken zur Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen erfordert neue Qualifikationen und eröffnet zukunftsträchtige Berufsfelder. Durch Aus- und Weiterbildung haben aber auch bestehende Branchen neue Chancen. Die preisgekrönten Projekte des Climate Star 2004 zeigen, dass wir im Klimaschutz dann erfolgreich sind, wenn viele engagierte Menschen gemeinsam Projekte und Aktivitäten vorantreiben. Ich gratuliere allen Gewinnern des Climate Star 2004!
Climate Star Projekte zeigen großes Engagement. dringlichsten Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Städte und Gemeinden spüren die Auswirkungen des Klimawandels unmittelbar: Hochwasserereignisse richten große Zerstörungen an, mangelnde Schneebedeckung in den Schigebieten
© PUTZKER
Die Auswirkungen der globalen Erwärmung sind bereits spürbar – auch in Europa. Die Hochwasserkatastrophe des Jahres 2002 und die Hitzewelle des Jahres 2003 haben deutlich gezeigt, dass der Schutz des Weltklimas eine lebenswichti-
Klimaschutz ist eine lebenswichtige Zukunftsinvestition. ge Zukunftsinvestition ist. Dennoch steigt der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase weltweit an. Diese Emissionen effektiv zu reduzieren, ist eine der größten und
führt zu geringeren Nächtigungszahlen, Dürreperioden betreffen Land- und Forstwirtschaft und die Trinkwasserversorgung. Städte und Gemeinden haben aber auch
Umweltminister JOSEF PRÖLL
© REISINGER
Die Industriestaaten müssen ihren Verbrauch um 80% senken. Die weltweite Forschung ist sich einig: mittelfristig erfolgreicher Klimaschutz erfordert einen praktisch kompletten Ausstieg aus den fossilen Energieträgern. Innerhalb der nächsten 50 Jahre müssten die Industriestaaten ihren Verbrauch an Erdöl, Erdgas und Kohle um 80% senken, um eine global nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Das Kyoto-Protokoll, der wichtigste internationale Klimavertrag ist nur ein er4
UMWELT & Gemeinde / Klima Spezial 2005
ster, kleiner Schritt zum globalen Klimaschutz. Das KyotoMag. Wolfgang Protokoll sieht eine Mehl Reduktion der Treibhausgas-Emissionen der Industriestaaten um minimale 5% im weltweiten Durchschnitt vor. Das ist selbst bei 100% erfolgreicher Umsetzung nur ein Tropfen auf den längst sehr heißen Stein.
© KLIMABÜNDNIS ÖSTERREICH
AUSSTIEG AUS FOSSILER ENERGIE.
Zusätzlich war das Kyoto-Protokoll immer schon voller „Schlupflöcher“ für Klimasünder. Allein die Ausnahmeregelungen für den internationalen Flugverkehr reduzieren die Wirksamkeit des Kyoto-Abkommens um rund die Hälfte. Klimabündnis bedeutet Klimaschutz von der Basis und erfolgreich in die Praxis umgesetzt. 1.500 Städte in ganz Europa und über 560 Gemeinden in Österreich zeigen, dass erfolgreiche Klimapolitik möglich ist. Der Climate Star 2005 prämiert die europaweit besten kommunalen Klimaschutz-Projekte und ist ein globales Gegenprogramm zu den Versäumnissen der internationalen Klimapolitik. ■ MAG. WOLFGANG MEHL, Klimabündnis Österreich
& Bündnis WELTWEIT WACHSENDES ENGAGEMENT. Gotelind Alber, Klima-Bündnis Geschäftsführerin, über die internationale Erklärung der Städte und Gemeinden zu Energieeffizienz und erneuerbaren Energien.
Gemeinden beim Ausbau erneuerbarer Energien nicht nur unterstützend wirken, sondern für einige Handlungsfelder sogar so entscheidend sind, dass ein wesentlicher Zuwachs ohne lokales Engagement nicht erreichbar wäre, z.B. wenn die Gemeinden durch Raumund Siedlungsplanung sowie Infrastrukturausbau die Möglichkeiten für den Einsatz von Sonne, Biomasse, Wasser- und Windkraft schaffen. Ein Eingreifen der lokalen Politik ist auch erforderlich, wenn es darum geht, Investoren, AnbieterInnen, Konsumentinnen und Konsumenten zusammenzubringen und neue Finanzierungs-
schutzziele auf nationaler und internationaler Ebene. Kern der Erklärung ist deshalb eine Selbstverpflichtung zum systematischen Ausbau der erneuerbaren Energien in der Gemeinde unter besonderer Berücksichtigung des Energiesparens. Dies umfasst Projekte in den eigenen Gebäuden und Einrichtungen sowie die Initiierung und Förderung privater Projekte durch Information, Kooperation, finanzielle Anreize, Regeln und die Anwendung planerischer Kompetenzen. Gleichzeitig gilt es, auch die globalen Wirkungen lokaler Politik zu berücksichtigen und mit Partnern in anderen Teilen der Welt für
den Ausbau erneuerbarer Energien zusammenzuarbeiten. SELBSTVERPFLICHTUNG. Das Klima-Bündnis hat die Erklärung ausgearbeitet und auf der Internationalen Konferenz für erneuerbare Energien eine Selbstverpflichtung eingebracht, die in das Internationale Aktionsprogramm übernommen worden ist. Eine der geplanten Aktionen war es, den nächsten Climate Star auf erneuerbare Energien auszurichten. Dies ist geschehen – und zwar erfolgreich, wie Sie auf den folgenden Seiten sehen können! ■ INFO: Die Erklärung gibt es in mehreren Sprachen auf der Homepage des Klima-Bündnis: http://www.klimabuendnis.org/buendnis/renewables.htm
© TRIER
© KLIMA-BÜNDNIS
modelle auf den Weg zu bringen. Eine beDas Engagement von Städten und Gesondere Rolle der Gemeinden wird auch meinden beim Auf- und Ausbau der erdarin gesehen, Bürgerinnen und Bürger neuerbaren Energien wächst – nicht nur einzubeziehen und durch den Aufbau eihier in Europa, sondern weltweit. Die ernes nachhaltigen Energiesystems die reste internationale kommunale Erklärung zu gionale Wirtschaft zu fördern. diesem Thema ist ein Zeichen dafür. Sie wurde anlässlich der Internationalen Konferenz für SCHWERPUNKT ENERGIESPAerneuerbare Energien im Juni REN. Gleichzeitig betonen die 2004 von zahlreichen Städten Kommunen in der Erklärung, und Gemeinden verabschiedet dass erneuerbare Energien und der Weltöffentlichkeit vornicht isoliert betrachtet und begestellt. handelt werden dürfen. Ohne Gotelind Alber, gleichzeitiges Energiesparen ist Geschäftsführerin ein hoher Anteil der ErneuerLOKALE POLITIK GEFORDERT. Klima-Bündnis, baren nicht erreichbar, geEine zentrale Aussage der Ereurop. Sekretariat schweige denn die Klimaklärung ist, dass Städte und
Energiesparen auch im Wohnbau.
Klima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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KLIMA & Bündnis
© NÖ LANDESPRESSEDIENST
Niederösterreich liegt in der U&G: Herr Landesrat, Sie überCO2-Bilanz viel besser als nehmen mit den Umwelt-Agenden auch den Klimaschutz-Preis Österreich, obwohl wir eine Climate Star. Was bringt dieser Wachstumsregion sind. Wir Preis? konnten den Ausstoß von kliPLANK: In meinem Ressort Landmaschädigenden Gasen sogar wirtschaft und Umwelt sind die senken, und zwar um 500.000 drei großen Lebens-Ressourcen Tonnen/Jahr. Das verdanken Landesrat DI vereint: Wasser, Boden und Luft. wir vor allem dem Boom bei den Josef Plank Ich sehe Umweltpolitik als Reserneuerbaren Energieträgern, sourcen-Politik, die sich über vieaber auch den tausenden anle Bereiche spannt. Dafür gibt es einige deren Einzelprojekten in den Gemeinden. wichtige Leitlinien: die Wasser-RahmenU&G: Wie wichtig sind die Gemeinden im richtlinie der EU, das Bodenbündnis, dem Gesamtkonzept Klimaschutz und für die NÖ beigetreten ist und das Klimabündnis. Klimapolitik des Landes? Den Climate Star, sozusagen der Oscar für den Klimaschutz, verstehe ich als wichtige Motivation für die Gemeinden. U&G: Was bedeutet das Klimabündnis für Niederösterreich? PLANK: Das Klimabündnis ist das Flaggschiff unserer Umweltpolitik. Es ist eine echte Erfolgsgeschichte. Das Land Niederösterreich ist dem Klimabündnis bereits im März 1993 beigetreten, seitdem haben sich die NiederösterreicherInnen auf vielen Ebenen für den Klimaschutz eingesetzt und gezeigt, dass er in unserem Bundesland ernst genommen wird. Heute sind 250 Gemeinden im Klimabündnis – so viele wie nirgends sonst in Österreich und den anderen Ländern der EU. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in KliGemeinden sind der Motor im Klimaschutz. mabündnis-Gemeinden. Das Ergebnis: 6
UMWELT & Gemeinde / Klima Spezial 2005
SchülerInnen aktiv im Klimabündnis. PLANK: Das Land gibt den Rahmen vor, zum Beispiel mit der neuen Öko-Wohnbauförderung, die ganz auf den Klimaschutz ausgerichtet ist oder mit den Klimabündnis-Schwerpunktregionen. Die Gemeinden aber sind der Motor, und viele Gemeinden haben wirklich eine beeindruckende Bilanz vorzuweisen. Am liebsten wäre mir, wenn alle NÖ Gemeinden dem Klimabündnis beitreten, damit wir da sozusagen ordentlich in die Breite gehen. 300 Mitglieds-Gemeinden sind für uns ein realistisches Ziel für die nächste Zeit. U&G: Was konkret leisten die Gemeinden für den Klimaschutz? PLANK: Sie sind die breite Basis der Bewegung. Sie haben sich vernetzt, agieren in einer schlagkräftigen Struktur in enger Zusammenarbeit mit dem Land. Und sie sind der direkte Lebensraum der Menschen. Dort fallen die Entscheidungen für
© IG WINDKRAFT
Der Einsatz der Menschen in den Gemeinden ist die Grundlage für erfolgreichen Klimaschutz, sagt der neue Umwelt-Landesrat DI Josef Plank. Der Climate Star soll Vorreiter auszeichnen und Ideen liefern.
© ARCHIV
„DAS KLIMABÜNDNIS IST UNSER FLAGGSCHIFF“.
© BRUCK A. D. LEITHA
das Lebensumfeld, zum Beispiel über Nahversorgung oder Arbeitsplätze. Nehmen Sie den NÖ Preisträger Krumbach: Durch das Biomasse-Heizwerk haben sechs Menschen Arbeit gefunden, und das in einer Region, aus der sie sonst auspendeln müssten. Das Heizwerk selbst liefert Klima-neutrale Energie für 150 Haushalte. Das ist natürlich in der Gesamtbilanz ein kleiner Beitrag. Aber die Vielzahl der aktiven Gemeinden bewirkt durch derartige Projekte deutlich messbare CO2-Einsparungen. U&G: Sie haben die Siegergemeinde Krumbach bereits erwähnt. Zwei der vier Climate Star-Preisträger in der Kategorie der kleinen Gemeinden kommen aus Niederösterreich. PLANK: Darüber freue ich mich sehr, denn teilgenommen haben ja rund 200 Ge-
Biogas hat Zukunft in Niederösterreich. meinden aus 17 Ländern. Und die Sieger wurden von einer kompetenten Jury ausgewählt. Außerdem gibt es einen Climate Star-Sonderpreis für die aktivste Gemeinde, den der Gemeindevertreterverband der ÖVP Niederösterreich gestiftet hat. Der Sieger Bruck/Leitha zeigt uns sehr überzeugend, was eine einzelne Gemeinde zu bewegen vermag. Bruck ist ein strahlendes Vorbild und ein verdienter Preisträger. Bruck zeigt, dass es gut ist, auf die lokalen Akteure und Akteurinnen zu setzen. U&G: Das alles klingt so, als würden Sie wenig Arbeit mit dem Klimaschutz haben. PLANK: Nein, davon sind wir noch weit entfernt. Mein Vorgänger, Landesrat Mag. Wolfgang Sobotka, hat unter anderem
den Climate Star ins Leben gerufen, um die Gemeinden zu motivieren, und das ist auch gelungen. Wir sind auf einem enorm guten Weg, aber es bleibt noch sehr, sehr viel zu tun. Unser größtes Sorgenkind ist der Verkehr. In einer boomenden Region wächst eben auch das Verkehrsaufkommen, besonders das überregionale. Was mir Hoffnung macht, sind Erfolge in den Gemeinden. Wo daran gearbeitet wird, wie in Langenlois oder in der Verkehrspar-Region Wienerwald, da sinkt die Zahl der Autofahrten, da tut sich was. Ich würde mir wünschen, daß bei der Wahl des Verkehrsmittels umweltbewusster gedacht wird. Für kurze Wege bietet sich das Fahrrad an, das wäre gut für’s Klima und auch für die Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger. U&G: Wie wird sich die Klimapolitik künftig gestalten? Wo liegen die Schwerpunkte? PLANK: Im Export von Know-how zum Beispiel: Wir haben gerade die neuen grenzüberschreitenden Klimabündnisregionen mit Tschechien und der Slowakei gestartet – auf unserer Seite der Grenze im Thayaland, in der Region um Laa und im Marchfeld. Gerade jetzt im vereinten Europa müssen wir für die Umwelt an einem Strang ziehen. Wir wollen unser Knowhow weitergeben an unsere Nachbarländer, wir wollen sie begeistern und für den Klimaschutz gewinnen. Die ersten Projekte in diesem Bereich zeigen auch, dass das Interesse groß ist. U&G: Schwerpunkt-Regionen, Export des Klimaschutz-Know-hows, Verkehrsparen – das sind wichtige Punkte Ihrer weiteren Planung? PLANK: Ja, das sind ganz zentrale Themen. Aber wir setzen an vielen Punkten an. Das Maßnahmen-Bündel wird künftig eher breiter als schmäler werden. Denn wir wollen als erfolgreiche Region vorne bleiben im Klimaschutz. Und wir wollen – das ist kein Widerspruch – auch wirtschaftlich eine Top-Region bleiben. Die Schlagworte dafür sind Nachhaltigkeit und regionale Kreislaufwirtschaft. Ganz wichtig ist der
Bereich der erneuerbaren Energieträger. Auch Müll vermeiden ist ein Kernthema. Wir müssen überall ansetzen. Das Ende 2004 beschlossene Klimaprogramm des Landes NÖ gibt die Leitlinie vor. Das Klimabündnis ist das Instrument, mit dem wir den Klima- und Umweltschutz zielgerichtet und offensiv umsetzen. Unsere Umweltpolitik soll die Basis dafür sein, dass sich die Menschen in NÖ wohl fühlen. U&G: Danke für das Gespräch. ■ RIKI BÖRNER
INFO
KLIMASCHUTZ IN NÖ. ■ NÖ ist seit 1993 Mitglied im Klimabündnis. ■ 250 Gemeinden von Albrechtsberg bis Zwentendorf sind bereits beigetreten. DAS NÖ KLIMAPROGRAMM. Ende 2004 beschloss der Landtag das NÖ Klimaprogramm 2004 – 2008, in dem zahlreiche Schritte für den Schutz der Umwelt in allen Bereichen, vom Verkehr bis zur Energieversorgung, von der Wohnbauförderung bis zur Landwirtschaft, detailliert festgehalten sind. KLIMABÜNDNIS GRENZENLOS. In den aktuellen Klimabündnis-Schwerpunktregionen wollen Tschechien, die Slowakei und Niederösterreich enger zusammenarbeiten. Klimarelevante Maßnahmen sollen in der Region gebündelt werden, um Impulse für das ganze Land zu setzen. Die Schwerpunkt-Regionen: ■ Thayaland und die Mikroregion Slavonice (Tschechien). ■ Kleinregion Land um Laa und Hrusovansko (Südmähren/Tschechien). ■ Marchfeld mit den Gemeinden der Region Stupava (Slowakei). ■
Klima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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KLIMA & Bündnis
DIE ZEIT DRÄNGT. Der Klimawandel könnte schneller außer Kontrolle geraten als bisher angenommen. Maßnahmen auf lokaler Ebene sind ein wichtiger Erfolgsfaktor im Kampf gegen die Treibhausgase.
© SIMBACH AM INN, BIOMASA, SZEGED
Dürrekatastrophen, Überschwemmungen – laufend kommen neue Schreckensmeldungen aus allen Ecken der Welt. Und immer öfter fällt bei der Suche nach den Ursachen auch das Stichwort Klimawandel. „Das Klima ändert sich tatsächlich immer deutlicher und immer schneller“, bestätigt Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb vom Institut für Meteorologie der Wiener Universität für Bodenkultur: „Dabei sind diese spektakulären Katastrophen weit weniger aussagekräftig als die Entwicklungen über lange Zeiträume hinweg.“ Eine eindeutige Sprache spricht der globale Temperaturanstieg innerhalb der letzten 150 Jahre: Seit Beginn der industriellen Revolution ist es auf dem Globus zwischen 0,6 und 0,8 Grad wärmer geworden. Ten-
denz: stark steigend. Damit erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit für große klimatische Instabilitäten.
te Kreise. Die Nord-Süd-Schere wird immer größer und die armen Länder werden noch weiter benachteiligt. Die Ressourcen werden überall knapper und über kurz oder lang werden sie Inhalt von Auseinandersetzungen sein, um das eigene Überleben zu sichern.“ Was wie düstere Visionen aus Hollywood klingt, ist alles andere als ein Hirngespinst: „Die Forschung kann den Punkt nicht errechnen, an dem das Klima plötzlich kippt. Genau weiß niemand, wie lange unser Planet die Erwärmung verkraftet. Deshalb ist es besonders wichtig, eine Grenze zu haben, bis zu der wir uns sicher sein können.“ Zwei Grad über dem Durchschnitt von vor der industriellen Revolution, dort siedelt die Wissenschaft diesen Wert heute an. Immerhin 1,2 bis 1,4 Grad trennen uns davon noch
Initiativen auf lokaler Ebene können viel bewirken.
Bald „dicke Luft“ auf dem Globus?
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UMWELT & Gemeinde / Klima Spezial 2005
KURS AUF DIE EISZEIT. Eine aktuelle Studie des US-Pentagons warnt vor einem dramatischen Szenario. Die zunehmende Erderwärmung könnte den Golfstrom zum Erliegen bringen. Die Folgen: eisige Winde, abgestorbene Wälder und die Ebenen an Nord- und Ostsee gefrieren zur Tundra – kurz: eine neue Eiszeit in der nördlichen Hemisphäre. Skandinavien würde sich in eine Eiswüste verwandeln, dicht besiedelte Küstenländer wie Holland oder Bangladesh würden überflutet. Klimaforscherin Kromp-Kolb warnt vor der politischen Sprengkraft des Wandels: „Die klimatischen Veränderungen ziehen wei-
– kein Grund allerdings, sich in Sicherheit zu wähnen, erklärt die Klimaforscherin: „Nach aktuellen Berechnungen kann dieser kritische Punkt bereits in zwei bis vier Jahrzehnten erreicht sein, manche Forscher halten das sogar schon in zehn Jahren für möglich.“ DICKE LUFT. Zwar gibt es gewisse natürliche Schwankungen im Klima. Nach heutigem Stand der Dinge ist der Mensch allerdings ganz massiv mit verantwortlich, weil er die Atmosphäre mit zu vielen Treibhausgasen belastet. Diese Gase entstehen hauptsächlich bei der Verbrennung fossi-
ler Energieträger wie Erdöl oder Kohle – und damit in den meisten unserer Lebensbereiche. Die prozentuell größten Verursacher sind Energiewirtschaft und Verkehr. In beiden Sektoren liegen die Einsparungen weit hinter dem zurück, was möglich wäre. „Am Können liegt es nicht, das ist eine Frage des Willens“, ist KrompKolb überzeugt: „Es ist die Aufgabe der Politik, hier die Rahmenbedingungen entsprechend zu setzen. Man braucht sich ja zum Beispiel nur anzusehen, wie schnell eine Wirtschaft sich auf einen Krieg einstellen kann.“ DIE ZEIT WIRD KNAPP. Russland hat vergangenen Herbst nach langem Hin und Her doch noch das Kyoto-Protokoll zur Reduktion der Treibhausgase unterzeichnet; die EU will den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 auf die Hälfte von 1990
DER FUNKE VON RIO. Meilensteine der internationalen Klimapolitik seit 1992. 1992: UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio. Die KlimaRahmenkonvention wird verabschiedet und bildet die völkerrechtliche Vertragsgrundlage für den internationalen Klimaschutz. 1995: Vertragsstaaten-Konferenz in Berlin. Ein Jahr nach In-Kraft-Treten der KlimaRahmenkonvention können sich die Industrienationen nicht auf konkrete Ziele und
LOKAL HANDELN. Wo gilt es anzusetzen, um den Klimawandel zu entschärfen? „Überall“, ist Helga Kromp-Kolb überzeugt: „Jeder Einzelne hat es in der Hand. Der Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel wird ganz entscheidend von Initiativen auf lokaler Ebene abhängen.“ An Möglichkeiten mangelt es nicht: Beim Bauen und Sanieren lassen sich mit den richtigen Techniken enorme Einsparungen erzielen, bedarfsorientierter öffentlicher Verkehr vermeidet den Schadstoff-Ausstoß vieler privater Fahrzeuge. „In Summe machen die Initiativen auf lokaler Ebene dann sehr wohl einen Unterschied. Dabei kommt
Fristen für die Verringerung von Treibhausgas-Emissionen einigen. 1997: Vertragsstaaten-Konferenz in Kyoto. Das Kyoto-Protokoll wird verabschiedet und verpflichtet die unterzeichnenden Industriestaaten, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren, und zwar um insgesamt 5,2% bis zum Zeitraum 2008-2012 (Vergleichsjahr: 1990). 1998: Vertragsstaaten-Konferenz in Buenos Aires. Die Umsetzung des Kyoto-Protokolls wird ausgehandelt. Ein Arbeitsplan legt die Ausgestaltung der Klimaschutz-Maßnahmen fest.
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dem Climate Star Award besondere Bedeutung zu: Erfolge sichtbar zu machen heißt, anderen Ideen zu geben und sie zum Nachmachen zu animieren“, ist Kromp-Kolb überzeugt: „Da zählt es schon, wenn man statt einer Klimaanlage Außen-Jalousien installiert. Natürlich lösen die nicht alle Probleme, aber sie sind eine von vielen Möglichkeiten, wo es sich
… liegen große CO2-Einsparmöglichkeiten. anzusetzen lohnt. Ein Patentrezept gegen den Klimawandel gibt es nämlich nicht, von dieser Illusion müssen wir uns verabschieden.“ ■ ROLAND GOISER
2001: Vertragsstaaten-Konferenz in Bonn. 178 Länder einigen sich auf einen Kompromissvorschlag für die Ausgestaltung des Kyoto-Protokolls.
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In der Energiewirtschaft …
halbieren. Das sind wichtige politische Signale. Die Fakten bleiben eher ernüchternd: In Österreich stieg der Ausstoß an Treibhausgasen nach Angaben des Umweltbundesamtes 2003 um 5,9% gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 91,6 Millionen Tonnen. Das Erreichen der Kyoto-Ziele wird dadurch unwahrscheinlicher. Mehr Grund zur Hoffnung gibt es in Niederösterreich: Hier konnten die Emissionen 2003 entgegen dem Bundestrend um 3,3% gesenkt werden, das sind rund 500.000 Tonnen. Außerdem nimmt das Land mit seinem Ende 2004 beschlossenen Klimaprogramm zur Verwirklichung der Kyoto-Ziele eine Vorreiter-Rolle ein.
2004: Nach langem Ringen unterzeichnet Russland das Kyoto-Protokoll. Damit ist die Bedingung erfüllt, dass 55 Staaten, die zusammen mehr als 55% der Kohlenstoffdioxid-Emissionen (bezogen auf 1990) verursachen, das Abkommen ratifizieren. Die EU beschließt 2004 eine Reduktion der Treibhausgase um 50% bis 2050 (vom Stand 1990). ■ Klima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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KLIMA & Bündnis
CLIMATE STAR 2004. Bilanz des Wettbewerbs.
■ KATEGORIE 1: bis 10.000 EW ■ KATEGORIE 2: bis 100.000 EW ■ KATEGORIE 3: über 100.000 EW
AUSWAHLVERFAHREN: Die Auswahl verlief in einem zweistufigen Verfahren. Zunächst wurde die Climate-Star-Checkliste herangezogen, die die BewerberInnen im Sinne einer Selbstevaluation ausgefüllt hatten. Gefragt wurde darin vorrangig nach durchgeführten Maßnahmen. Daraus lässt sich ablesen, ob die wesentlichen Handlungsfelder in das kommunale Klimaschutzprogramm einbezogen wurden und wo die Schwerpunkte der Aktivitäten liegen. Für Kernbereiche des kommunalen Klimaschutzes wurden auch quantitative Angaben abgefragt, z.B. inwieweit sich eine Verringerung der Treibhausgasemis-
© EUPEN, REISINGER
Die Einreichungen kamen aus Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Frank-
reich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Slowakei, Slowenien, Schweiz, Schweden und Ungarn mit einem Gewicht auf den Ländern, in denen das Klima-Bündnis am stärksten verankert ist. Jedoch haben sich auch Städte beworben, die nicht – oder noch nicht – Mitglied im KlimaBündnis sind.
203 Gemeinden aus 17 europäischen Ländern bewarben sich um die Auszeichnung.
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Zum zweiten Mal lud das Klima-Bündnis alle europäischen Städte, Gemeinden und Landkreise ein, ihre erfolgreichsten Klimaschutzprojekte zu präsentieren und sich um einen Climate Star zu bewerben. Der Climate Star zeichnet herausragende Aktivitäten aus und dokumentiert die Erfahrungen und Erfolge auf kommunaler Ebene. Damit sollen die Vielfalt lokaler Strategien und Maßnahmen zum Klimaschutz aufgezeigt und weitere Gemeinden zum aktiven Klimaschutz motiviert werden. Der Climate Star 2004 stellt die erneuerbaren Energien – Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Geothermie – in den Mittelpunkt. 203 Gemeinden aus 17 europäischen Ländern bewarben sich um die Auszeichnung in einer der drei Kategorien:
sionen nachweisen lässt oder ob Kenngrößen für einzelne Handlungsfelder bekannt sind, etwa die erreichte Energieeinsparung in kommunalen Einrichtungen oder die installierte Leistung an erneuerbaren Energieanlagen. Bisher sind Umfang und Vergleichbarkeit dieser Daten für
den Einbezug in die Bewertung noch nicht ausreichend. In Zukunft soll der Climate Star aber stärker auf den Nachweis von Erfolgen setzen. Die bisherigen Einreichungen liefern für diese Weiterentwicklung wichtige Informationen. BEWERTUNGSKRITERIEN: In die engere Wahl kamen 62 Einreichungen, die eine Mindestzahl von Punkten in der Checkliste erreicht hatten. Diese wurden von der Fachjury anhand ihres Beitrags zum Klimaschutz, Effektivität und Kosteneffizienz, Innovationsgehalt, Ausstrahlung und Übertragbarkeit bewertet. Nachdem sich durch die Verknüpfung der Checkliste und der Projektbewertung ein Gesamt-Ranking ergeben hatte, wurde die endgültige Auswahl nach intensiver Diskussion der Jury im Konsens getroffen. DIE JURY MITGLIEDER: Pirita Lindholm, Rat der europäischen Gemeinden und Regionen (CEMR-Council of European Municipalities and Regions); Prof. Dr. Stefan Schleicher, Universität Graz, Mitglied des Österreichischen Klimabeirats; Karla Schoeters, Direktorin, Climate Action Network Europe; Oliver Wagner, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. ■
PIRITA LINDHOLM: Auswahl war schwierig. „Ich war beeindruckt von der Zahl der guten Projekte mit vielen innovativen Aspekten. Die Auswahl ist uns deshalb sehr schwer gefallen. Besonders hervorheben möchte ich, wie viele integrierte Nachhaltigkeitsprojekte dabei waren, die weit über rein technische Ansätze hinausgehen. Besonders die Projekte, die mit sozialen Belangen verknüpft Pirita Lindholm sind, fand ich sehr kreativ und „frisch“. Und auch die Projekte zur Bewusstseinbildung sollten wir nicht vergessen, denn ihr Potenzial und die Möglichkeiten zur Nachahmung sind sehr hoch“. PROF. DR. STEFAN SCHLEICHER: Lokale Initiativen tragen Klimapolitik. „Die Tätigkeit in der Jury ist aus zwei Gründen faszinierend: Erstens, weil so viele Initiativen die Hervorhebung durch eine Auszeichnung verdienen. Zweitens, weil es für mich sehr anregend ist, wie andere JuryMitglieder ihre Wertungen setzen. Insgesamt stimmt mich diese Tätigkeit immer optimistisch: Es wird deutStefan Schleicher lich, dass wir nicht nur auf die mühsamen Verhandlungen in den politischen Gremien angewiesen sind, weil nämlich die lokalen Initiativen die Klimapolitik tragen“. OLIVER WAGNER: Pfiffige Ideen beeindruckend. „Die Jury hatte es nicht leicht, unter den zahlreichen Bewerbungen die besten Projekte herauszusuchen. Eigentlich hätten alle TeilnehmerInnen einen Preis verdient.
Besonders beeindruckend fand ich die pfiffigen Ideen kleinerer Kommunen, die oft von besonders großem Engagement und lokaler Verbundenheit zeugen. Insgesamt zeichnen sich die eingereichten Wettbewerbsunterlagen durch eine große Vielfalt innovativer und ambitionierter Lösungsansätze aus.“ Oliver Wagner KARLA SCHOETERS: Die Zukunft der Klimapolitik nach In-Kraft-Treten des Kyotoprotokolls. „Schlüssel für die Zukunft der internationalen Vereinbarungen ist die Europäische Union – sie muss sicherstellen, dass sie eine substanzielle Verringerung der Treibhausgase vorweisen kann. Erst dann kann sie glaubwürdig Druck in den weiteren Verhandlungen um die zukünftigen weltweiten Klimaziele ausüben. Eine entscheidende Rolle wer-
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HINTER DEN KULISSEN… Eindrücke der Jury Mitglieder.
den auch die Entwicklungsländer spielen – die Frage ist, wie sie stärker in das Klimaregime eingebunden werden können, und wie sie ihre Entwicklung klimapolitisch in die richtige Richtung steuern können. Von der Bush-Regierung erwarten sich die Umweltverbände keine echten Schritte in der Klimapolitik. Die US-Bundesstaaten spielen deshalb eine umso wichtigere Rolle. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass viele US-Bundesstaaten im Klimaschutz vorangehen. Die amerikanischen Umweltverbände sind äußerst aktiv dabei, dort Vereinbarungen zum Klimaschutz anzuschieben. Insgesamt müssen wir stärker auf einen Ansatz von unten nach oben setzen: Wenn Städte, Gemeinden und Länder zeigen, dass sie willens sind, Verantwortung im Klimaschutz zu übernehmen, Erfolge vorweiKarla Schoeters sen können und ihren Bemühungen gerade jetzt, mit dem In-Kraft-Treten des Kyoto-Protokolls, noch einen zusätzlichen Schub geben, wird das ein wichtiges Signal für die nationale Politik sein.“ ■
Kreativität und Mut zu neuen Wegen bestimmten die eingereichten Projekte.
Klima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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KLIMA & Bündnis
PROJEKTE, DIE ETWAS BEWEGEN. Die Einreichungen zum Climate Star belegen, dass sich in den Städten und Gemeinden ein effizientes Umweltbewusstsein entwickelt.
GRÜNE ZUKUNFT. Erneuerbare Energie ist in allen Ländern Europas ein Thema. Die neuen EU-Länder beginnen in unterschiedlichem Tempo, es aufzugreifen. Das spiegelt sich in der Liste der Siegerprojekte des Climate Star 2004: Biomasa, ein slowakisches Projekt und Szeged (Ungarn) haben es gegen die Konkurrenz aus den „alten“ EU-Ländern geschafft. Doch es ist noch ein weiter Weg, bis die erneuerbaren Energien überall optimal genutzt werden. Aber es gibt Hoffnung, dass das Thema in vielen Ländern der Erde zum Alltag wird – und dabei manche Fehler der Industriestaaten vermieden werden. Edwin Vasquez, Umweltkoordinator der indigenen Organisationen des Amazonas-
beckens COICA, berichtet: „Auch wir haben begonnen, erneuerbare Energien zu nutzen: Einige indianische Gemeinschaften in Amazonien kommunizieren bereits über solarbetriebene Funkradios miteinander, andere gewinnen Strom für Schu-
Edwin Vasquez
Eins der Klimabündnisziele ist …
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UMWELT & Gemeinde / Klima Spezial 2005
… die Unterstützung der indigenen Völker … len und Gemeinschaftshäuser aus Sonnenenergie. Langfristig sehen wir hier ein großes Potenzial für eine bessere Zukunft unserer Völker.“ Die Siegerprojekte für den Climate Star konzentrieren sich vor allem auf Biomasse und Sonnenenergie. Motor für diese Entwicklung ist der zunehmende Wunsch vieler Kommunen, unabhängig zu sein von Erdgas- und Erdöllieferungen aus fernen Regionen, wie zum Beispiel die Preisträger Weiz (A) oder Bruck (A) formulieren. Auch große Städte können Biomasse nutzen, das beweisen Frankfurt (D) und Stuttgart (D). MUT ZU NEUEN TECHNOLOGIEN. Zukunftsweisende Sonnenenergie-Projekte erfordern Fantasie und Mut, wie ihn die Sieger Delft (NL) oder Apeldoorn (NL) vorleben. Mut zu neuen Technologien spielt eine wichtige Rolle: Heerlen (NL) nutzt alte Berg-
werkstollen zur Wärmegewinnung, Braunau hat (A) in Kooperation mit Simbach (D) das größte Geothermie-Kraftwerk Europas gebaut. Auch bisher wenig beachtete Quellen lassen sich für grüne Energie nutzen, wie das Beispiel Wuppertal (D) zeigt: Strom kommt aus dem Wasserversorgungssystem der Stadt. Das ist gut so, denn es sind die fossilen Energieträger, die den Klimawandel beschleunigen. Edwin Vasquez aus dem Amazonasbecken bringt es auf den Punkt: „Vorrangig erwarten wir von den Industrieländern, dass sie die erneuerbaren Industrien ausbauen, denn die zunehmende Förderung der fossilen Energien ist eine der größten Bedrohungen für die Amazonas-Regenwälder und ihre BewohnerInnen.“ Doch Biomasse-Fernheizwerke und Sonnenkollektoren sind nicht alles. Integrierte Projekte nehmen Bürgerinnen und Bürger bei ihrer Eigenverantwortung und machen Lust auf ein Leben in einer gesünderen Umwelt, auf Verantwortung für die nächste Generation und auf ein neues Stück Lebensqualität. Beispiele dafür legen die Preisträger Trier (D), Luxemburg (L) oder Apeldoorn (NL) vor. Oder Münster (D), das Jugendliche direkt anspricht. Denn so kann der Umgang mit erneuerbarer Energie in den nächsten Generationen selbstverständlich werden. ■
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Restlos ausverkauft war Ende Jänner die Mitteleuropäische Biomassekonferenz 2005 in Graz. Der große Ansturm belegt: Das Thema ist heiß. Das liegt wohl auch daran, dass die Europäische Union sehr klare Ziele für 2010 festgesetzt hat: einen Anteil von 12% erneuerbarer Energie am Bruttoinlandsenergieverbrauch, einen Anteil von 22% für grünen Strom und einen Anteil von 5,75% für Biotreibstoffe.
… beim Erhalt des Regenwaldes.
& Projekte FREI VON KOHLE UND ÖL.
SPÜRBAR BESSERES MIKROKLIMA.
silen Brennstoffen und hin zu heimischen, nachwachsenden Rohstoffen. Bis 2010 will die Stadt zu 90 Prozent energieautark sein. Das starke Interesse an der Zukunftskonferenz im Vorjahr machte deutlich, wie wichtig allen Beteiligten der Weg
Die Kleinstadt Weiz will durch Fernwärme und Holzvergasung weitgehend unabhängig von fossilen Brennstoffen werden.
INFO ■ WEIZ (9.320 EinwohnerInnen), Österreich ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 1 ■ PROJEKT: Der Energieplan Weiz soll die Stadt weitgehend unabhängig von fossilen Brennstoffen machen. Nach der Erhebung des Ist-Zustands in Form eines Heizungskatasters wird die Fernwärme-Gesellschaft gegründet und ein Biomasse-Heizwerk übernommen. Mit zwei Firmen werden Kooperationen eingegangen. Bis 2010 soll das Fernwärme-System optimiert sein, eine Holzvergasungsanlage soll Gas ins bestehende Netz einleiten. Dann soll sich die Stadt zu 90 Prozent selbst aus erneuerbaren Energiequellen versorgen. ■ KOSTEN: 200.000 Euro für die Gründung der Fernwärme-Gesellschaft ■ KONTAKT: Umweltreferent Mag. Oswin Donnerer, Umweltberaterin Barbara Kulmer, www.weiz.at
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Weiz hat sich für die kommenden Jahre ein großes Ziel gesteckt: Weg von den fos-
Für Stetteldorf am Wagram wurde der Umstieg auf Biomasse-Fernwärme zum nachhaltigen Erfolg.
Auf dem Weg zur energieautarken Gemeinde. in diese Richtung ist. Ein Energieplan für Weiz schreibt nun die nötigen Schritte fest, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu vermindern. Im Vorjahr wurden mit einem Heizungskataster das Potenzial an möglichen Fernwärmeanschlüssen erhoben. 2005 gründet die Stadt zusammen mit der Elin-Siedlungsgesellschaft eine Fernwärme-Gesellschaft, übernimmt das Fernwärmenetz und betreibt es in Kooperation mit der Firma Weitzer Parkett. Bereits im Jahr 1995 wurde der Weizer Ökoplan erstellt, 70 BürgerInnen beteiligten sich daran. Seither werden Umweltziele konsequent verwirklicht. Der Zukunfts-Plan: Eine HolzvergasungsAnlage soll Öko-Gas ins bestehende Gasnetz einleiten. Oswin Donnerer, Umweltreferent der Stadt Weiz: „Unser großes Ziel, energieautark zu werden, war vor zehn Jahren noch unrealistisch und utopisch. Jetzt sind wir ihm Stück für Stück näher gerückt. Wichtig ist, dass viele Bürgerinnen und Bürger ihre Heizungen an die Fernwärme anschließen.“ ■
Stetteldorf am Wagram in Niederösterreich ist ein Pionier in Sachen Biomasse. Seit 1994 verbrennt das Biomasse-Fernheizwerk Stroh – mit dreifachem Effekt: Schon im ersten Winter war die Luftqua-
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★ CLIMATE STAR KATEGORIE 1
Pionier in Sachen Biomasse. lität durch hochsensible Filter viel besser als in den Jahren zuvor, als die Haushalte noch fossile Brennstoffe verwendet hatten. Die Schadstoff-Belastung sank auch deshalb, weil kein Stroh mehr auf den Feldern verbrannt wurde. Die Asche des Heizwerkes geht als Dünger zurück auf die Felder. Bürgermeister Josef Trabauer: „Im Winter ist das sehr sensible Mikroklima bei uns nun spürbar besser! Klimaschutz Klima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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SIEGER& Projekte
Stroh – umweltfreundlicher Energielieferant. hängigkeit und Wertschöpfung und können außerdem einen kleinen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten.“ ■
INFO ■ STETTELDORF AM WAGRAM (1021 EinwohnerInnen), Österreich. ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 1. ■ PROJEKT: 1994 entstand das Biomasse-Fernheizwerk, heute sind bereits weit über 200 Haushalte und öffentliche Gebäude angeschlossen. Bisher gab es keine einzige Preiserhöhung beim Wärmetarif. Der Brennstoff Stroh wird in zwei Hallen ganzjährig trocken gelagert. Hochsensible Filter halten die Luftschadstoff-Belastung extrem niedrig. Durch Dämmen möglichst vieler Häuser soll die Fernwärme künftig für alle Haushalte der Gemeinde ausreichen. Mit dem Fernheizwerk konnte der CO2-Ausstoß deutlich verringert werden; außerdem entstanden Arbeitsplätze und Zuverdienstmöglichkeiten für Landwirte. Die Wertschöfung bleibt damit in der Region. ■ KOSTEN: rd. 3 Mio. Euro im Endausbau ■ KONTAKT: Josef Danksagmüller, e-mail: josef.danksagmueller@mwave.at oder gemeinde@stetteldorf-wagram.gv.at
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UMWELT & Gemeinde / Klima Spezial 2005
GANZ UND GAR NATUR. Die Marktgemeinde Krumbach fördert Fernwärme aus Biomasse und schafft damit Arbeitsplätze und neue Aufgaben für ihre Landwirte. „Keine neue Ölheizung in unserer Gemeinde“ – der Wunsch nach Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen stand in Krumbach an erster Stelle. Die Marktgemeinde setzt deshalb auf erneuerbare Energien: Seit rund zehn Jahren wird ein Biomasse-Fernheizwerk mit großem Erfolg betrieben. Krumbach ist aber auch sonst eine Klimabündnis-Mustergemeinde: 150
INFO ■ KRUMBACH (2.254 EinwohnerInnen), Österreich. ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 1. ■ PROJEKT: Eine bäuerliche Genossenschaft betreibt seit 1994 gemeinsam mit dem Energieversorger EVN ein Biomasseheizwerk, das mittlerweile mit 150 Anschlüssen und einem Netz von acht Kilometern Länge 10 MWh pro Jahr liefert. Daneben wurden gemeinsam mit der EVN weitere Kraftwerke errichtet, die wiederum sechs Menschen einen Arbeitsplatz sichern. Förderungen für Solaranlagen, Holzheizungen, Fernwärme-Anschlüsse und Wärmedämmung sowie energetisch sinnvolle Bebauungspläne seitens der Gemeinde sind weitere Maßnahmen, die allesamt den CO2-Gesamtausstoß von errechneten 10.800 t um 12,5% reduzierten. ■ KONTAKT: Marktgemeinde Krumbach, Bürgermeister Dipl. Ing. Friedrich Trimmel, Tel.: 0043/2647/42238, www.krumbach-noe.at
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bedeutet für uns die Erhaltung und Verbesserung unserer Lebensqualität. Durch sorgsamen Umgang mit den knappen Ressourcen und Förderung von erneuerbarer Energie sichern wir uns ein Stück Unab-
Klimabündnis-Mustergemeinde, o.: Bgm. Friedrich Trimmel mit Energiesparlampen. Solaranlagen für Warmwasser und Heizung hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren gefördert. Finanzielle Unterstützung gibt es auch für Holzheizungen und Fernwärme-Anschlüsse sowie für gute Wärmedämmmaßnahmen. Krumbach arbeitet an einer umweltfreundlichen Zukunft: Bau-Parzellen werden mit Fernwärme-Anschlüssen versehen, die Bebauungspläne sind auf Energiesparen ausgerichtet. Ein Pilotprojekt soll die Bauern der Region mit Biogasanlagen vertraut machen – unter dem Motto „Die Zukunft des Bauern als Energielieferant“. ■
★★ CLIMATE STAR KATEGORIE 2
ÖKONOMIE TRIFFT ÖKOLOGIE. In Winterthur gibt es für Unternehmen einen besonderen Anreiz, bei den CO2-Emissionen zu sparen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Ein nationales Pilotprojekt in der Gemeinde Winterthur motiviert bis zu 20 Kleinund Mittelbetriebe, den CO2-Ausstoß zu senken. Ausgangspunkt für das Projekt „KMU-Programm Energie-Effizienz“ ist das
zeigen dem Unternehmen den Handlungsbedarf auf. Die Hälfte der Kosten dieser Analyse ist durch das KMU-Programm gedeckt. Im zweiten Schritt setzt das Unternehmen die Maßnahmen um. Schließt ein Unternehmen mit der EnergieAgentur der Wirtschaft eine Zielvereinbarung ab, kann es sich von der im CO2-Gesetz vorgesehenen Lenkungsabgabe befreien. Alle Unternehmen profitieren von der publizistischen Begleitung des Programms. ■
INFO ■ WINTERTHUR (92.875 EinwohnerInnen), Schweiz ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 2. ■ PROJEKT: Ziel des Projekts ist es, kleinen und mittleren Unternehmen die Steigerung ihrer Energie- und Ressourcen-Effizienz zu erleichtern. Dabei werden die Kosten zur Hälfte von der Trägerschaft des nationalen Pilotprojekts übernommen. Das Projekt wird laufend verbessert, weitere Staffeln sollen in Winterthur folgen. Auch andere Regionen haben bereits Interesse angemeldet. ■ KOSTEN: 153.000 CHF (rd. 99.000 Euro) ■ KONTAKT: Erik Schmausser, Umweltschutz-Fachstelle Stadt Winterthur, Tel.: 0041/52/2675302
Sonnige Zeiten für Solarenergie in Delft: 1.700 m2 an Solarzellen sind dort in den letzten Jahren entstanden. „100 blaue Dächer“ heißt das Solarenergie-Programm im niederländischen Delft. In Wahrheit allerdings reichten die 1.700 m2 an geförderten Solarzellen für mehrere hundert Häuser. Damit setzt die Stadt neue Maßstäbe auf dem Gebiet der Sonnenenergie-Förderung. Eine Senioren Einrichtung ist nun mit 285m2 an Solarzellen auf Sonnen-Energie umgestellt. 253 Mietshäuser wurden mit insgesamt 1.000 m2 an Kollektoren bestückt und erzeugen über 113.300 kWh pro Jahr. Die Gemeinde förderte auch die Ausstattung von 400 Privathäusern mit 1.100 Solarzellen. Eine Grundschule hat durch eine Kollektorenwand doppelt gewonnen: neben der Energiegewinnung gibt sie nun
INFO ■ DELFT (95.817 EinwohnerInnen), Niederlande ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 2. ■ PROJEKT: Das Dachprojekt „100 Delft-blue roofs“ umfasst ein breites Bündel an Solar-Initiativen. Dabei setzt man auf eine enge Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, Wohnungsgesellschaften und der örtlichen Technischen Universität. Ausgerichtet sind all diese Aktivitäten am Delft Climate Plan, den die Stadt für die Jahre 2003 bis 2012 entworfen hat. ■ KOSTEN: 2 Mio. Euro (gesamtes Programm) ■ KONTAKT: Elke Wisseborn, City of Delft, 0031/15/2602997.
auch einen attraktiven Blickfang ab. Sogar das De Witte Roos-Monument der Stadt ist mit Solarzellen bestückt worden und vereint nun Tradition mit moderner Nachhaltigkeit. Darüber hinaus finden sich heute auch an zahlreichen öffentlichen Orten der Stadt Solarzellen. Rik Grashoff, der für Nachhaltigkeit zuständige Vizebürgermeister: „Im Delft Climate plan wurden 20 konkrete Projekte definiert, mit denen die Stadt spürbar CO2 einsparen will, und zwar 33.500 Tonnen gegenüber 1999“. ■
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100 BLAUE DÄCHER.
Delft setzt auf die Kraft der Sonne.
WÄRME OHNE GRENZEN. Mitteleuropas größtes Geothermie-Kraftwerk liefert saubere Wärme an beide Ufer des Inns und spart dabei 16.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Das Geothermie-Kraftwerk, das von der öberösterreichischen Stadt Braunau und der bayrischen Stadt Simbach gemeinsam betrieben wird, ist das erste grenzüberschreitende FernwärmeKraftwerk in Europa und gleichzeitig die größte Geothermie-Anlage ihrer Art in Mitteleuropa. Die Energie dafür sprudelt aus dem Inneren der Erde: Zwei Bohrungen in 2.000 Meter Tiefe waren 1999 Klima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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Schweizer CO2-Gesetz. Für jedes an dem Pilotprojekt beteiligte Unternehmen wird in einem ersten Schritt das Einsparungspotenzial bei Energie und Ressourcen analysiert. Ist das Ergebnis viel versprechend, erstellen Fachleute eine Kurzanalyse und
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SIEGER& Projekte
Erfolgreiche, grenzüberschreitende Kooperation. notwendig, um rund 80 Grad heißes Wasser zu gewinnen und dieses nach Durchlaufen des Wärmetauschers wieder in die Erde rückführen zu können. Im Laufe der Umsetzung dieses zukunftsweisenden Projekts wurde des öfteren Neuland betreten, etwa beim dezentralen Versorgungskonzept, bei den ausgewählten Einrohrschleifen oder bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. ■
INFO ■ BRAUNAU (17.258 EinwohnerInnen), Österreich, und ■ SIMBACH (9.943 EinwohnerInnen), Deutschland. ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 2. ■ PROJEKT: Braunau und Simbach verfügen gemeinsam über das größte Geothermie-Kraftwerk Mitteleuropas. Zwischen 2001 und 2003 wurde das Fernwärme-Netz auf 35 km verlängert; zur Zeit wird weiter ausgebaut. Ende 2004 versorgte die Anlage fast 600 Abnehmer (darunter Schulen, Gemeindegebäude und Freizeiteinrichtungen) mit rund 33 MW. Geplant ist eine Leistung von 40 MW, was dem Bedarf von etwa 5.000 bis 6.000 Haushalten entspricht. Das Kraftwerk spart pro Jahr die Schadstoffmenge von umgerechnet acht Millionen Liter Erdöl ein: 16.000 t CO2, 13.000 kg Schwefeldioxid und 14.000 kg Stickoxide. ■ KOSTEN: rd. 20,2 Mio. Euro ■ KONTAKT: Stadt Braunau/Inn: Günter Linecker, 0043/7722/808340; Stadt Simbach/Inn: Anton Schuhbauer, 0049/8751/606-21.
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UMWELT & Gemeinde / Klima Spezial 2005
Vorbildwirkung zeigt die Stadt Eupen. Eine Holzschnitzel-Anlage und ein Öko-Musterhaus setzen in der Region Standards. Wenn ein Amtsgebäude zu klein wird, kann das auch durchaus ein Glück sein. Die Belgische Stadt Eupen nutzte diesen Umstand, erwarb einen 9.000 m2 großen Gebäudekomplex, der gerade frei wurde, und schaffte so nicht nur die Grundlage für eine modernere, bürgerfreundliche Verwaltung: Das neue Rathaus bekommt auch gleich eine Holzschnitzel-Heizung. Denn beim Weiterverarbeiten des Holzes aus den städtischen Waldungen fällt Restholz an, eine aus Sicht des Klimaschutzes geradezu ideale nachhaltige Energiequelle. Der Heizkessel ist so konzipiert, dass er auch mit waldfrischem Holz befeuert werden kann. Weiters wird aus dem
INFO ■ EUPEN (17.788 EinwohnerInnen), Belgien ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 2 ■ PROJEKT: Die Übersiedlung des Rathauses wird genutzt, um auf ein Biomasse-Heizsystem umzusteigen. Holz aus den städtischen Waldungen garantiert kurze Transportwege und eine umweltfreundliche, autarke Energieversorgung. Die lokale Wertschöpfung wird gestärkt. Eupen punktet auch mit zahlreichen anderen Klimaschutz-Projekten, etwa mit dem Bau eines ökologischen Musterhauses. ■ KOSTEN: 539.000 Euro für die Holzschnitzel-Heizung ■ KONTAKT: Georg Kremer, Stadtverwaltung Eupen, Tel.: 0032/87/595817, e-mail: georg.kremer@eupen.be
ehemaligen städtischen Schlachthof der Stadt Eupen ein Musterhaus, das den strengsten ökologischen Kriterien entspricht und behindertengerechten Wohnraum bieten wird. Eupen gilt in Belgien als Vorbild beim Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutz, etwa in Sachen sanfte Mobilität. Eupen ist auch die erste Gemeinde der Wallonie, die Sonnenkollektoren finanziell fördert. Dazu Bürgermeister Dr. Elmar Keutgen: „Diese Auszeichnung ist eine große Genugtuung, vor allem aber ein großer Ansporn für meine Gemeinde, in unseren Anstrengungen im Umwelt- und
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HOLZSCHNITZEL FÜRS RATHAUS.
Eupen fördert Sonnenkollektoren. Naturschutz nicht nachzulassen. Klimaschutz auf lokaler Ebene bedeutet nicht zuletzt auch eine höhere Lebensqualität für unsere Bevölkerung“. ■
ERNEUERBARE AUF DEM VORMARSCH. Luxemburg setzt auf erneuerbare Energie und auf das Energiesparen. Die Stadt Luxemburg beteiligt sich am 4 Städte-Erfahrungsaustausch-Programm „QuattroPole Energietouren“, mit dem klimafreundliches Bauen bekannt gemacht und gefördert wird. Luxemburg tut aber auch sonst jede Menge für die Umwelt und hat bereits gute Erfolge beim CO2-Einsparen vorzuweisen. Grundlage dafür ist
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das Energiekonzept der Stadt, das den Verbrauch an fossilen Energieträgern deutlich senken will. So konnten durch den massiven Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung und Fernwärme sowie einer Reihe anderer Maßnahmen wie Solar- und Photovoltaik-Großanlagen und diverse Förderungen 28.800 t/a CO2 bzw. 9,8 Mio. Liter Heizöl pro Jahr eingespart werden. Ein Klärgas-BHKW mit einer Leistung von 1.200 kWél, zwei thermische und vier Photovoltaik-Großanlagen stehen bereits, ein Holzhackschnitzel-Heizwerk mit einer Gesamtleistung von ca. 2.000 kWth ist
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In Wuppertal haben die Anlagen zur Wasserversorgung einen klimafreundlichen Nebenjob: Sie produzieren auch Strom.
Gute Erfolge bei der CO2-Reduktion. im Bau und eine Pelletsfeuerung für eine Schule in Planung. Rund 6% des städtischen Stromverbrauchs werden durch den Einkauf eines Stromkontingents erneuerbarer Energien gedeckt. ■
Unkonventionelle Zugänge eröffnen oft erstaunliche Möglichkeiten, wie im deutschen Wuppertal: Dort wird heute Ökostrom aus bisher ungenutzten Quellen gewonnen. Eine Machbarkeitsstudie im Jahr 2003, im Zuge eines Contracting-Projekts von den Wuppertaler Stadtwerken in Auftrag gegeben, zeigte Erfreuliches auf: Es lohnt sich wirtschaftlich wie ökologisch, die Anlagen von zwei nahe gelegenen Talsperren und jene für die städtische Trinkwasseraufbereitung auch zur Stromer-
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■ LUXEMBURG (83.607 EinwohnerInnen), Luxemburg ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 2. ■ PROJEKT: Die Stadt Luxemburg hat ein Energiekonzept entwickelt, das auf drei Bereiche setzt: Rationelle Energienutzung im Bereich der Produktionsanlagen, Einsatz erneuerbarer Energien und Informations- und Öffentlichkeitsarbeit im Sinne des Klimaschutzes. ■ KOSTEN: 37 Mio. Euro in den Jahren 1998 bis 2004 ■
■ WUPPERTAL (365.000 EinwohnerInnen), Deutschland ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 3. ■ PROJEKT: Wuppertal schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe und nutzt die städtischen Wasserversorgungsanlagen auch zur Stromgewinnung. Aus dem Grundablass in zwei Talsperren und aus der Rohrwasserleitung eines Wasserwerks lassen sich künftig rund 1,3 Mio. kWh/a Ökostrom gewinnen. Das Gefälle der Rohre in den Anlagen reicht für drei neue Wasserkraftwerke aus, die Durchflussmenge ebenso. Eine Anlage ist bereits in Betrieb, zwei weitere folgen 2005 und 2006. ■ KOSTEN: insges. 820.000 Euro ■
KONTAKT: Administration des Travaux, Tom Eischen, e-mail: teischen@vdl.lu
KONTAKT: Hermann Bucks, WSW AG Bromberger-Str. 39-41, D-42281 Wuppertal
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STROM AUS NEUEN QUELLEN. zeugung zu nutzen. Gefälle und Durchflussmengen reichen aus, um „grünen“ Strom zu produzieren. Seit April 2004 liefert die Wasserkraftanlage im Grundablass der Kerspe Talsperre klimafreundlichen Öko-Strom an die Wuppertaler Stadtwerke. Heuer kommt das Kleinkraftwerk in der Rohrwasserleitung des Wasserwerks Herbringhausen als Energielieferant dazu, und 2006 wird die Wasserkraftanlage im Grundablass Obere Herbringhauser Talsperre installiert. In Summe sollen so jährlich etwa 1,3 Mio. kWh gewonnen werden. ■
ALLES AUF DIE KLIMA-KARTE. Die schwimmende Stadt Venedig kämpft mit einem umfassenden Energie-Konzept für Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Im Oktober 2003 verabschiedete die Stadtverwaltung von Venedig ein neues Energiekonzept, das als Werkzeug für einen sparsamen Umgang mit Energie und für die Verminderung des TreibhausgasAusstoßes dienen soll. Erstellt wurde das Papier in Kooperation von Behörden, Industrie, Dienstleistungsbetrieben und BürgerInnen. Ein zentraler Bestandteil des Konzepts sind sogenannte „Action Cards“: Geplante oder bereits laufende Aktivitäten werden darauf festgehalten und regelmäßig auf ihre tatsächliche Nachhaltigkeit und ihre Relevanz für Klimaschutz-Ziele überprüft. Für die Umsetzung des Konzepts wurden mehrere AbKlima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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SIEGER& Projekte
besserung immer als einen Prozess an. Die laufende Überprüfung der Aktivitäten soll die bestmögliche Umsetzung der Initiativen sicherstellen. ■
INFO
■ VENEDIG (252.000 EinwohnerInnen), Italien ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 3. ■ PROJEKT: Venedig hat es sich zum Ziel gemacht, nach einer genauen Analyse seines Energiebedarfs und der damit einhergehenden Treibhausgas-Emissionen ein Energiekonzept zu entwerfen. Gemeinsam mit den beteiligten Stellen, Unternehmen und BürgerInnen hat die Stadt Ziele und Strategien festgeschrieben, deren Umsetzung regelmäßig überprüft und von Fachgremien überwacht wird. ■ KOSTEN: 135.000 Euro ■
■ STUTTGART (590.000 EinwohnerInnen), Deutschland ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 3. ■ PROJEKT: Der Aufbau einer Biomasse-Logistik in der Großstadt Stuttgart ist ein Pionier-Projekt. Die Ziele: Lokal vorhandene erneuerbare Brennstoffe nutzen, die Wertschöpfung innerhalb der Stadtverwaltung verbessern und Entsorgungskosten einsparen. Drei städtische Gebäude eignen sich für die Beheizung mit Biomasse, für die der Biobrennstoff angeliefert und gelagert werden muss. Die Erfolgsfaktoren: Gute Information der Bevölkerung, besonders niedrige Schadstoffemissionen durch hochwertige Abgasreinigung mit Staubfiltern, ein qualitativ hochwertiger Brennstoff. ■ KOSTEN: Baukosten der Feuerungsanlagen ■
KONTAKT: Stadt Venedig, Eliana Caramelli. 0039/041/2748627, e-mail: eliana.caramelli@comune.venezia.it
KONTAKT: Dr. Görres, Amt für Umweltschutz der Landeshauptstadt Stuttgart, 0049/711/216-2912, e-mail: u360510@stuttgart.de
INFO
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Was in ländlichen Gemeinden mancherorts fast selbstverständlich ist, nämlich das Heizen mit Biomasse, ist in Ballungsräumen wie der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt noch eine Seltenheit. Erneuerbare Energien stehen in Stuttgarts Klimaschutzkonzept ganz oben auf der Wunschliste. Deshalb sollen die 18.000 m3 Holz und Baumschnitt, die bei der Landschaftspflege in der Stadt
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schnitzelheizung und die dafür nötige Belieferung mit und Lagerung von Holz geeignet sind. Ein Schulzentrum, ein Hallenbad und die Stadtgärtnerei werden mit Biomasse beheizt. Ein ausgeklügeltes Logistik-Konzept sichert die Versorgung dieser Anlagen mit Brennstoff. Derzeit sind zwei Anlagen in Betrieb, der Bau der dritten ist beschlossen. Damit steigt der Anteil der erneuerbaren Energie an der Wärmeerzeugung aller städtischen Gebäude auf mehr als 2%. ■
AUS DER BLAUEN DONAU. Ein Kleinwasserkraftwerk soll ab heuer 10.000 Wiener Haushalte mit umweltfreundlichem Öko-Strom versorgen. Ökostrom gewinnen, ohne in die Natur einzugreifen, und das in einer MillionenStadt: In Wien Nußdorf, am Beginn des Donaukanals, geht heuer ein Kleinwasserkraftwerk in Betrieb, das genau dieses Kunststück vollbringt. Die Anlage wird jährlich etwa 24,6 Millionen KWh Strom erzeugen und etwa 10.000 Haushalte mit sauberer Energie versorgen. Unter Wasser
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sichtserklärungen ausgearbeitet und von der Stadtverwaltung und den wichtigsten Energieproduzenten und -abnehmern unterzeichnet. Fachgremien überwachen die Einhaltung der Deklaration. Das Energiekonzept von Venedig sieht jede Ver-
Stuttgart verwendet Holz, das bei der Landschaftspflege in der Stadt anfällt, zum Heizen öffentlicher Gebäude.
jedes Jahr anfallen, auch gleich wieder in der Stadt genutzt werden. Bisher wurden fast zwei Drittel dieser Abfälle entsorgt – auch ein Kostenfaktor. Aus den 1.400 Gebäuden der Stadt wurden drei ausgewählt, die für eine Holzhack-
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BIOMASSE MITTEN IN DER STADT.
INFO ■ WIEN (1.627.173 EinwohnerInnen), Österreich ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 3. ■ PROJEKT: 100%igen Ökostrom wird das Kleinwasserkraftwerk produzieren, das 2005 in Wien in Betrieb geht und dann jährlich 24,6 Millionen KWh Strom für 10.000 Haushalte erzeugen wird. Daneben plant die Stadt auch eine Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage mit max. 66 MWth pro Jahr, die Fernwärme und Strom erzeugen soll. ■ KOSTEN: Kleinwasserkraftwerk Nußdorf: 15 Mio. Euro, Biomassekraftwerk Simmering 52 Mio. Euro. ■ KONTAKT: WIENSTROM GmbH, Ing. Friedrich Rois, Tel.: 0043/1/4004/34610, e-mail: friedrich.rois@wienstrom.co.at
maschutzprogramm das Ziel, minus 14% CO2 bis 2010, erreichen werden.“ Vizebürgermeister Dr. Sepp Rieder: „Für den Erfolg des Wirtschaftsstandortes Wien ist eine sichere, nachhaltige und wirtschaftliche Energieversorgung eine entscheidende Voraussetzung. Umwelt und Ressourcen schonen, mit Energie sparsam umgehen: diese Ziele haben einen hohen Stellenwert. Das Kleinwasserkraftwerk Nußdorf ist ein Beitrag dazu und erhöht auch die Versorgungssicherheit.“ ■
DER SANFTE RIESE. Das BiomasseKraftwerk Fechenheim produziert pro Jahr Strom für 20.000 Haushalte und spart dabei 84.000 Tonnen CO2 ein. Frankfurt am Main punktet mit Kraft-Wärme-Kopplung. Im Rahmen der Klimaschutzstrategie der Stadt entstand das BiomasseKraftwerk Fechenheim, das neue Maßstäbe setzt. Die Anlage ermöglicht eine bei-
spielhafte Kooperation von Holzlieferanten, Energie-Unternehmen und der Industrie in der Region. Das Biomasse-Kraftwerk ist erst seit kurzem in Betrieb und eines der modernsten seiner Art; es besticht durch hervorragende Effizienz und hohe
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sorgen 12 Matrixturbinen für eine optimale Ressourcennutzung. Die Projektpartner sind zu gleichen Teilen Wien Energie Wienstrom, die VERBUND-Austrian Hydro Power AG und evn Naturkraft. In Wien Simmering ist eine Kraft-Wärme-KopplungsAnlage geplant, die mit einer maximalen Brennstoffwärmeleistung von fast 66 MWth Fernwärme und Strom erzeugen soll. Während der 8.000 Betriebsstunden pro Jahr können so rund 600.000 Schüttraummeter Waldbiomasse verfeuert werden. Das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien besteht aus insgesamt 36 Maßnahmenbündel in den Handlungsfeldern Fernwärme- und Stromerzeugung, Wohnen, Betriebe, Stadtverwaltung und Mobilität mit insgesamt mehr als 300 Einzelmaßnahmen, die bis 2010 umgesetzt werden sollen. Ein Ziel des Programmes ist auch die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energieträger. Die Wiener Umweltstadträtin Mag. Ulli Sima freut sich über den Climate Star: „Klimaschutz ist eine der größten Herausforderungen für die Zukunft. Säumigkeit ist in diesem Bereich fahrlässig. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem Wiener Kli-
Einsparungen an Kohlendioxid. Herzstück des Kraftwerks ist ein 35 Tonnen schwerer Generator, der von einer Dampfturbine angetrieben wird und 70.000 MWh Strom pro Jahr produziert – genug für rund 20.000 Haushalte. Die gleichzeitig ausgekoppelte Wärme entspricht dem Bedarf von ca. 8.000 Einfamilienhäusern (95.000 MWh) und wird vom Standortbetreiber genützt. Bei der Auswahl der Anlage wurde besonderer Wert auf hohe Effizienz und Umweltverträglichkeit gelegt. Auch möglichst große Robustheit war ein zentrales Kriterium, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. ■
INFO ■ FRANKFURT/MAIN (650.000 EinwohnerInnen), Deutschland ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 3. ■ PROJEKT: Biomasse-Kraftwerk Fechenheim, spart im Vergleich zu Befeuerungsanlagen mit fossilen Energieträgern im Jahr 33 Mio. Liter Heizöl bzw. Kubikmeter Erdgas ein. Verheizt werden Biomasse-Brennstoffe aller Art. Dadurch werden in Summe etwa 84.000 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden. ■ KOSTEN: 30 Mio. Euro ■ KONTAKT: Mainova AG, Herr Ruch, Tel.: 0049/69/21382602, www.biomasse-kraftwerk-frankfurt.de
SOLARENERGIE MACHT SCHULE. Auf den Schuldächern in Münster sprießen Solaranlagen. Engagierte LehrerInnen und wissbegierige SchülerInnen bauen daraus ein Zukunfts-Netzwerk auf. Engagierte LehrerInnen, wissbegierige SchülerInnen und eine Solaranlage auf dem Dach des Schillergymnasiums in Münster – aus diesen drei Erfolgsfaktoren entstand das Siegerprojekt „SolarNet – Erneuerbare Energien an Schulen“. BegonKlima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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SIEGER& Projekte
Gegenzug errichteten die Stadtwerke Solarstromanlagen auf städtischen Schulen. Heute arbeiten bereits 20 Solaranlagen auf
INFO ■ MÜNSTER (281.285 EinwohnerInnen), Deutschland ■ Ausgezeichnet für das Projekt SolarNet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 3. ■ PROJEKT: Die Basis für dieses Projekt: Im Stadtgebiet wird die Nutzung der Sonnenenergie besonders gefördert. Damit werden neben der Gewinnung klimafreundlicher Energie auch sanierte Dachflächen sinnvoll genutzt. Die BürgerInnen haben die Möglichkeit, sich an den Solaranlagen zu beteiligen. Bislang konnten 20 Solaranlagen mit insgesamt rd. 100 kWp auf städtischen Schuldächern installiert werden. Für weitere vier Anlagen mit insgesamt 65 kWp liegen bereits Anträge vor. In den Schulen selbst werden die Anlagen zum Anschauungsobjekt und Ausgangspunkt für die praktische Auseinandersetzung mit dem Thema Energie. ■ KOSTEN: Das Schulprojekt nützt bestehende Anlagen. ■ KONTAKT: Stadt Münster: Amt für Grünflächen und Umweltschutz, Frau Wildt, Tel: 0049/251/4926703, e-mail: wildtb@stadt-muenster.de. Schillergymnasium: Herr Lammen, lammen@muenster.de
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UMWELT & Gemeinde / Klima Spezial 2005
Schuldächern in Münster. Das Thema „Erneuerbare Energien“ sollte aber auch mehr Platz im Lehrplan bekommen. Ein Lehrer des Schillergymnasiums ergriff die Initiative: Die Solaranlage am Schuldach wurde in Kooperation mit Nütec. e.V. mit einer Messstation verbunden. Dadurch konnten Erfolg und Effizienz der Photovoltaik-Station regelmäßig beobachtet werden. Mittlerweile ist aus dem Projekt ein Netzwerk geworden, an dem auch andere Schulen in Münster, in Namibia und in Polen beteiligt sind. Mediengruppen in den Schulen dokumentieren die Arbeitsergebnisse und steuern den Informations-Austausch zwischen den Schulen über eine gemeinsame Web-Site. Ständig melden weitere Schulen Interesse an; mittlerweile ist die Arbeit mit ehrenamtlicher Beteiligung und Schüler-AGs kaum mehr zu bewältigen. Dabei ist das Projekt durchaus ausbaufähig: 20 Schulen in Münster haben Solaranlagen auf dem Dach, sie alle sollen bald mitmachen. Dazu Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann: „Klimaschutz hat in Münster Tradition und Perspektive. Eine wichtige Aufgabe, der wir uns verpflichtet fühlen.“ ■
MIT HILFE VON OBEN. Die weltgrößte Solaranlage im sozialen Wohnbau mit 1 MW Leistung pro Jahr entstand in Apeldoorn. Im niederländischen Apeldoorn ist ein Projekt der Superlative umgesetzt worden: Eine 35 Jahre alte Sozialbau-Siedlung mit 364 Häusern wurde durch ein beispielloses Sanierungsprogramm zu einem Vorzeigeprojekt in Sachen Photovoltaik. Auf jedem der Häuser wurden bis zu 20 m2 der Dachziegel durch Solarpanele ersetzt. So entstand die weltweit größte Photovoltaik-Anlage in einer Wohnsiedlung. Im Laufe eines Jahres spart die Anlage mehr als 12.000 Tonnen CO2 ein. Damit war die umweltfreundliche Revitalisierung aber
längst nicht abgeschlossen: Weitere Energiespar-Installationen sind Wärmepumpen-Boiler, eine zentrale Heizungsanlage, mechanische Ventilation und die Isolierung der Dachgeschoße. Bei diesen Arbeiten legten die BewohnerInnen der Anlage selbst Hand an, um die Kosten der Sanierung so gering wie möglich zu halten. Apeldoorn hat sich im Jahr 2000 entschlossen, bis 2020 eine energieneutrale Stadt zu werden. J. A. C. M. van Beckhoven, Stadtrat für Nachhaltigkeit: „Als Kommune ist
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nen hatte alles mit einer Kooperation: Die Stadt Münster bezog von den örtlichen Stadtwerken 500.000 kWh Ökostrom, im
man auf dem Weg zu diesem Ziel nicht allein. Wir kooperieren mit den Bürgerinnen und Bürgern, mit der Wirtschaft und mit sozialen Wohnbauträgern. So werden unsere Ziele profitabel für alle Seiten, und der Gewinner ist die Umwelt.“ ■
INFO ■ APELDOORN (155.958 EinwohnerInnen), Niederlande ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 3. ■ PROJEKT: Die weltgrößte Photovoltaik-Anlage im sozialen Wohnbau bringt eine Leistung von 1 MW pro Jahr. 364 Häuser wurden dafür mit Solar-Panelen ausgestattet und im Zuge der Sanierung auch isoliert und mit neuen Installationen versehen. Äußerst positiv wirkt sich das Projekt auch auf das Umweltbewusstsein der Menschen aus: Sie sind für alternative Energieträger sensibilisiert, und nach Abschluss der Sanierung 2003 gaben 90% der MieterInnen an, wieder in ein Energiespar-Haus ziehen zu wollen, wenn sie die Wahl hätten. ■ KOSTEN: 11 Mio. Euro ■ KONTAKT: Sjaak de Ligt, e-mail: sjaak.de.ligt@klimaatverbond.nl
Die neue Energieversorgungsanlage für das Krankenhaus in Szeged ist auch heilsam für das Klima. Die Energiefachleute der Klinik in Szeged nutzten den EU-Beitritt Ungarns samt den dazugehörigen Fördertöpfen geschickt und lieferten ein überzeugendes Konzept für das neue Energiesystem des Krankenhauses. Für diese Nutzung der Förderungen erhält das Projekt einen Climate StarSonderpreis. Das Konzept für den Umbau: Die sehr ineffizienten alten Dampfkessel
INFO ■ SZEGED (160.000 EinwohnerInnen), Ungarn ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 3 – SONDERPREIS für besonders gute Nutzung regionaler EU-Strukturfonds. ■ PROJEKT: Modernisierung des Energiesystems des städtischen Krankenhauses in der Stadt Szeged: Heizkesseltausch, 2.800 m2 Sonnenkollektorflächen für Warmwasser-Bereitung, eine effizientere Küchenanlage, ein neues Leitungssystem, neue Heizkörper und eine Computersteuerung für das Heizungssystem sollen die Schadstoffemissionen und den Energieverbrauch drastisch reduzieren. Die NOx-Emissionen sollen von 1.127 kg/Jahr auf 558 kg/Jahr sinken, die CO2-Emissionen von 1.372 t/Jahr auf 780 t. ■ KOSTEN: 1.468 Mio. Euro ■ KONTAKT: Tpèter Rácz, e-mail: racz.peter@polghiv.szeged.hu
Stadt Trier startete vor fünf Jahren das Projekt „Energietouren“ mit monatlichen BusExkursionen zu Baustellen und zu innovativen Ein- und Mehrfamilienhäusern: Nicht nur künftige Hausbauer, sondern auch Fachleute der verschiedenen Sparten, be-
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GESUNDE ENERGIE FÜR DIE KLINIK.
werden ausgetauscht. 2.800 m2 Sonnenkollektoren sollen von Frühling bis Herbst die durchschnittlich 2.050 Sonnenstunden in Szeged nutzen und die WarmwasserVersorgung übernehmen. Damit bekommt die Klinik die bisher größte Sonnenkollektorfläche Ungarns. Alte Leitungen werden ausgetauscht und neue Heizkörper installiert. Die neue Anlage wird per Computersystem hoch effizient gesteuert. Durch die geschickte Bewerbung um Fördergelder muss die Stadt nur rund ein Viertel der Umbaukosten tragen, den Rest teilen sich der Staat und die EU. Im Oktober 2005 soll der Umbau abgeschlossen sein. Dazu Bürgermeister Dr. Botka Laszlo: „Nach dem Motto „global denken – lokal
Voller Erfolg für die „Energietouren“.
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★★★ SONDERPREIS KATEGORIE 3
Größte Sonnenkollektorenfläche Ungarns. handeln“ hat sich die Stadt Szeged dem Klimaschutz verschrieben. Aufgrund des bisherigen Erfolges werden wir unsere Bemühungen verstärken und weitere Maßnahmen setzen, um die Lebensqualität der Menschen in unserer Gemeinde und letztlich weltweit zu verbessern.“ ■
GRENZENLOSE INFO-TOUREN. Vier Städte und drei Länder sind am Info-Austauschprojekt „QuattroPole Energietouren“ der Stadt Trier beteiligt. Wie kann man Wohnkomfort durch gesunde Materialien, erneuerbare Energie und regionale Baustoffe erlebbar und für viele Menschen schmackhaft machen? Die
suchten zum Erfahrungsaustausch vorbildliche Bauprojekte und anbietende Betriebe. Themen wie Baubiologie, Passivhausstandards, Pelletheizungen, Heizen mit Holz und der Sonne standen am Programm. Im Vorjahr wurde das Projekt auf das junge Städtenetzwerk QuattroPole mit Trier, Luxemburg, Metz und Saarbrücken ausgeweitet. Jede Stadt organisierte zwei-
INFO ■ TRIER (100.175 EinwohnerInnen), Deutschland ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 3 – SONDERPREIS für grenzüberschreitende Kooperation. ■ PROJEKT: Erfahrungsaustausch zwischen Bauherren, Planern und Architekten sowie Dienstleistern und Betrieben zum Thema „Ökologisches Bauen“ durch Bus-Infotouren zu vorbildlichen Bauprojekten und Betrieben in den vier Städten Luxemburg, Metz, Trier und Saarbrücken (Luxemburg, Frankreich und Deutschland). Das Projekt ermöglichte Erfahrungsaustausch und Know-how-Transfer zwischen Handwerkern, Planern, Architekten und Studierenden. ■ KOSTEN: unter 1.000 Euro pro Stadt (ohne Personalkosten) ■ KONTAKT: Johnn Hill, Rathaus Am Augustinerhof, D-54290 Trier, umweltberatung@trier.de, 0049/0651/718-4120/4444
Klima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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SIEGER& Projekte
★★ SONDERPREIS KATEGORIE 2
MIT VOLLER KRAFT IN DIE PEDALE. Karditsa will zur Rad-Stadt Nummer eins in Griechenland werden und schnürt dazu ein breites Bündel an Maßnahmen für klimafreundliche Mobilität.
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Die griechische Stadt Karditsa ist anderen Städten des Landes weit voraus – und das mit dem Rad. Die Verkehrsplaner der Stadt haben während der letzten Jahre ein vorbildliches Fahrrad-Wegenetz aufgebaut und dieses mit dem General-Verkehrskonzept abgestimmt. Bei den BürgerInnen wurde intensiv um Bewusstsein und Akzeptanz für umweltfreundliche Mobilität geworben. Dazu werden eigene Fahrrad-Sicherheitskurse organisiert, während der Europäischen Mobilitätswoche finden
Vorbildliches Fahrradwegenetz.
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UMWELT & Gemeinde / Klima Spezial 2005
INFO ■ KARDITSA (50.000 EinwohnerInnen), Griechenland ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 2 – SONDERPREIS für Mobilität. ■ PROJEKT: Ziel des Projekts ist es, die Entwicklung der Stadt auf Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftsebene nachhaltig zu gestalten. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Thema Mobilität, wo die Stadt mit der bestenwickelten Fahrrad-Infrastruktur punkten möchte. Karditsa ist auch maßgeblich an der Gründung des ersten griechischen Städtenetzwerks für nachhaltige Mobilität beteiligt. ■ KOSTEN: rd. 1 Mio. Euro pro Jahr ■ KONTAKT: Municipality of Karditsa, Evangelia Tsivou Artessianou 1, GR- 43100 Karditsa, Tel.: 0030/24410/79525, www.Karditsa-city.gr
Schwerpunkt-Veranstaltungen statt und für die jeweiligen Zielgruppen gibt es ein spezifisches Informationsangebot. Im Anschluss an ein Bürgermeister-Treffen in Karditsa vergangenen September wurde beschlossen, ein griechisches Städtenetzwerk für nachhaltige Mobilität zu gründen, um die Ideen und Erfahrungen in Karditsa im Land zu verbreiten. ■
EINE BRÜCKE IN DIE ZUKUNFT. Die ehemalige Kohlestadt Heerlen nutzt ihr Erbe heute auf nachhaltige Weise: Warmwasser aus den Stollen versorgt eine Fernwärmeanlage. Energie war immer schon ein zentrales Thema im niederländischen Heerlen: Die Schließung der großen Kohlewerke vor 30
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sprachige Touren zu verschiedenen Themen, die von Teilnehmern aus allen vier Städten besucht wurden. Die Kosten sind gering: Zweisprachige Info-Folder und die Busfahrten mussten bezahlt werden. Triers Oberbürgermeister Helmut Schröer: „Klimaschutz ist eine globale Verpflichtung, die am effektivsten auf lokaler Ebene umgesetzt werden kann. Über die Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Akteuren können die europäischen Städte und Gemeinden einen wesentlichen Beitrag für das Klima leisten.“ ■
Erneuerbare Energien als Zukunftsperspektive. Jahren brachte der Stadt hohe Arbeitslosenzahlen und einen Identitätsverlust. Viele Häuser wurden nach 1970 nicht mehr saniert und waren so nur ungenügend gedämmt. 30 Jahre nach dem Ende der Kohle-Ära setzt Heerlen nun auf erneuerbare Energieträger als Perspektive für die Zukunft. Die Stadt betreibt ein Fernheizwerk, das mit Warmwasser aus aufgelassenen Kohlenschächten arbeitet, unterstützt die Erforschung alternativer Energieträger
INFO ■ HEERLEN (95.000 EinwohnerInnen), Niederlande ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 2 – SONDERPREIS für soziale Aspekte. ■ PROJEKT: In Zusammenarbeit mit der schottischen Stadt Midlothian wurde eine Fernwärme-Anlage errichtet, die der Gebäudeheizung Warmwasser aus den aufgelassenen Kohlenminen zuführt. Im Business-Park Avantis, der je zur Hälfte in Heerlen und im benachbarten Deutschland liegt, hat sich das Unternehmen „Solland solar“ angesiedelt und produziert dort eine neue Generation von Solarzellen. Die Grundschulen der Stadt wurden mit Solarpanelen ausgestattet, die im Unterricht als Anschauungsobjekte zum Thema alternative Energie dienen. ■ KOSTEN: Minenwasser-Fernheizanlage: 15 Mio. Euro, Solland solar Avantis: 20 Mio. Euro, Schulprojekte: 84.000 Euro ■ KONTAKT: Elianne Demollin-Schneiders, e-mail: e.demollin@heerlen.nl
★ SONDERPREIS KATEGORIE 1
PELLETS FÜR DIE SLOWAKEI. Integrierte Logistik in einer neuen Verarbeitungsanlage für Pellets soll die Biomasse in der Slowakischen Republik etablieren.
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In der Gemeinde Kysucky Lieskovec im Nordwesten der Slowakischen Republik wurde im September 2004 eine zentrale Verarbeitungsanlage für die Produktion von Holz-Pellets eröffnet. Errichtet wurde sie von BIOMASA, einer 1999 gegründeten unabhängigen Organisation mit 27 Mitgliedern, von Gemeinden über Gesundheitseinrichtungen bis hin zu Schulen. Das Musterprojekt für die Herstellung und Vermarktung von Biomasse arbeitet nach einem Konzept für integrierte Logistik und soll so in der Slowakei, wo Holzpellets bisher noch kaum genutzt wurden, einen nachhaltigen Markt für diesen klimafreundlichen Energieträger etablie-
Biomasse – Musterprojekt. ren. Gleichzeitig werden 44 Schulen und öffentliche Gebäude der Region mit modernen Pellets-Heizungen ausgestattet und von BIOMASA mit Brennstoff beliefert. In der Anlage werden 12 Mitarbeiter beschäftigt. ■
INFO ■ PROJEKTTRÄGER: BIOMASA zdruzenie právnickych osôb, Slowakische Republik ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR IN DER KATEGORIE 1 – SONDERPREIS für „Co-operation“. ■ PROJEKT: Herzstück des Projekts ist eine in der Slowakei bisher einzigartige zentrale Verarbeitungsanlage für die Produktion von Holz-Pellets, in der der gesamte Herstellungs- und Vertriebsprozess durch integrierte Logistik optimiert werden soll. Die Pellets werden dann an Schulen und öffentliche Gebäude in der Region geliefert, deren Heizungsanlagen saniert und auf Hackschnitzel umgestellt werden. Insgesamt sollen in der Slowakei Betriebskessel mit einer Kapazität von 20.000 kW, die in Summe mehr als 6.150 Tonnen Kohle und Koks pro Jahr verbrennen, ersetzt werden. Dadurch sinken die CO2-Emissionen um geschätzte 402.000 Tonnen. ■ KOSTEN: 6,7 Mio. Euro ■ KONTAKT: Biomasa, RNDr. Ladislav Zidek, General Director, Kysucky Lieskovec No. 743, SL-02334 Kysucky Lieskovec, Tel.: 00421/414231500, www.biomasa.sk
SONDERPREIS NIEDERÖSTERREICH
DAS KLIMABÜNDNIS-ZIEL ERREICHT! Die Stadt Bruck an der Leitha hat im Bereich der Strom- und Wärmeversorgung bereits mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen eingespart. Welche Gemeinde ist die klimafreundlichste in Niederösterreich? Die Wahl der Climate Star-Jury fiel auf Bruck an der Leitha
im Osten des Landes. Die umtriebige Gemeinde hat das Klimabündnis-Ziel im Bereich Strom- und Wärmeversorgung bereits erreicht und spart mehr als die Hälfte des CO2-Ausstoßes ein. Grundlage für diesen herausragenden Erfolg ist der Energiepark Bruck, der 1995 gegründet wurde. Er übernahm die BiomasseFernwärmeversorgung der Stadt und baute einen Windpark auf. Im Vorjahr wurde die Biogas-Anlage errichtet. Der nächste Schritt: Ausweiten der Erfolge des Energieparks auf die Leader+-Region Auland Carnuntum (16 Gemeinden, 32.000 Einwohner). ■
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und verankert das Thema „Energie“ bereits im Unterricht der Grundschulen. Bei einem Energie-Tag verteilte die Gemeinde Dämm-Material im Wert von 70 Euro um symbolische fünf Euro an die BewohnerInnen eines besonders schwach entwickelten Gebiets. ■
INFO ■ BRUCK AN DER LEITHA (7.300 EinwohnerInnen), Österreich ■ Ausgezeichnet mit dem CLIMATE STAR-SONDERPREIS FÜR DIE KLIMAFREUNDLICHSTE GEMEINDE NIEDERÖSTERREICHS, GESTIFTET VOM NÖ GEMEINDEVERTRETERVERBAND DER ÖVP 1). ■ PROJEKT: Der Energiepark Bruck hat sich zum Ziel gesetzt, die Stadt zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie zu versorgen, möglichst alle Formen der Erneuerbaren Energie zu nutzen, breit über das Thema zu informieren und so das Klimabündnis-Ziel in diesem Jahr zu erreichen. Der Energiepark trägt die Biomasse-Fernwärme-Versorgung der Stadt, liefert mit einem Windpark grünen Strom und hat eine Biogas-Anlage errichtet. Ein weiteres Ziel des Energieparks ist der Know-how-Transfer. ■ KOSTEN: 21 Mio. Euro ■ KONTAKT: DI Martina Prechtl, 0043/2162/68100, m.prechtl@energiepark-bruck.at, www.energiepark.at 1) Der NÖ Gemeindevertreterverband der ÖVP ist die Interessensvertretung der Gemeinden und damit der Bürgerinnen und Bürger gegenüber den Gesetzgebern auf Landes- und Bundesebene und sieht sich als Servicestelle für die Gemeinden. Kontakt: office@noegvvoevp.at, Tel.: 0043/2742/9020-800.
Klima Spezial 2005 / UMWELT & Gemeinde
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ADRESSEN& Links
DIE RICHTIGE ADRESSE ZUM KLIMABÜNDNIS: ■ KLIMA-BÜNDNIS/ALIANZA DEL CLIMA E.V. D-60486 Frankfurt am Main, Galvanistr. 28, Tel.: 0049/69/717139-0 Fax: 0049/69/717139-93 e-mail: europe@klimabuendnis.org, Internet: www.klimabuendnis.org ■ KLIMABÜNDNIS ÖSTERREICH 1060 Wien, Mariahilferstr. 89/24, Tel.: 0043/1/581 5881, Fax: 0043/1/581 5880, e-mail: office@klimabuendnis.at, Internet: www.klimabuendnis.at ■ KLIMABÜNDNIS NIEDERÖSTERREICH 3100 St. Pölten, Wiener Straße 35 Tel.: 0043/2742/26967-0, Fax: 0043/2742/26967-30, e-mail: niederoesterreich@klimabuendnis.at ■ AGRAR- UND UMWELT-LANDESRAT DI JOSEF PLANK 3109 St. Pölten, Landhausplatz 1, Haus 1 Tel.: 0043/2742/9005-0, Fax: 0043/2742/9005-13510, e-mail: post.lrplank@noel.gv.at,
P.b.b., Erscheinungsort St. Pölten, Verlagspostamt 3100 Zulassungsnummer: 02Z032040M Bei Unzustellbarkeit bitte zurück an den Absender
Internet: www.noel.gv.at ■ „DIE UMWELTBERATUNG“ – VERBAND ÖSTERR. UMWELTBERATUNGSSTELLEN 3100 St. Pölten, Wiener Straße 35, Tel.: 0043/2742/70 855, Fax: DW 20, e-mail: oesterreich@umweltberatung.at, Internet: www.umweltberatung.at ■ „DIE UMWELTBERTUNG“ NIEDERÖSTERREICH 3109 St. Pölten, Wienerstr. 54/A/2, Postfach 47, Tel.: 0043/2742/71829, Fax: DW 120 e-mail: niederoesterreich@umweltberatung.at
Verkehr, Innovation und Technologie) Internet: www.nachhaltigwirtschaften.at ■ ÖSTERREICHISCHER KLIMABEIRAT Internet: www.accc.gv.at ■ UMWELTBUNDESAMT Internet: www.umweltbundesamt.at ■ ENERGIEVERWERTUNGSAGENTUR Internet: www.eva.ac.at ■ ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR UMWELT UND TECHNIK Internet: www.oegut.at
LINKS: ■ INTERNATIONALE ENERGIEAGENTUR Internet: www.iea.org
■ PLATTFORM FÜR INNOVATIVE TECHNOLOGIEN IN DEN BEREICHEN ERNEUERBARE ENERGIE UND ENERGIEEFFIZIENZ (Initiative des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie) Internet: www.energytech.at
■ EUROPÄISCHES PROGRAMM ZUR KLIMAÄNDERUNG (ENGLISCH) Internet: http://europa.eu.int/comm/environment/climat/eccp.htm
■ NACHHALTIG WIRTSCHAFTEN (Initiative des Bundesministeriums für
■ HORIZONT 3000 Internet: www.horizont3000.at ■