AUSZEICHNUNG
Europ채ische Gemeinden im Klima-Wettbewerb
Climate Star 2009 Die europ채ische Auszeichnung f체r lokale Klimaschutz-Aktivit채ten
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INHALT
Erneuerbare Energie gewonnen in der Region.
DER WETTBEWERB
Energiepflanzen zur Biogasgewinnung.
GENT (B) Lokaler Klimaplan .................................................................... 09
CLIMATE STAR 2009
OSNABRÜCK (D)
Auf kurzem Weg zum Klimaschutz ........................................... 04
Sun-Power-OS ........................................................................... 09
DEN HAAG (NL)
SIEGERPROJEKTE
★ CLIMATE STAR KATEGORIE 1
Heizwärme aus der Nordsee .................................................... 10
★ CLIMATE STAR KATEGORIE 4
DORF AN DER PRAM (A)
KOMMUNALVERBAND SKARABORG (S)
Kompletter Umstieg auf „Erneuerbare“ bis 2030 ..................... 05
Wirtschaftliche Umweltentwicklung ........................................ 10
GLEISDORF (A)
PROVINZ BARCELONA (ES)
Leben im Sonnenzeitalter ......................................................... 05
Aktiv gegen den Klimawandel .................................................. 11
POYSDORF (A)
KIRKLEES (GB)
Energiesparinitiative ................................................................. 06
Kostenlose Wand- und Dachisolierungen ................................. 12
SAND IN TAUFERS (I)
★ CLIMATE STAR KATEGORIE SONDERPREIS
Energiestandort mit Vorzeigecharakter .................................... 06
WIEN (A)
★ CLIMATE STAR KATEGORIE 2
Umfassendes Klimaschutzprogramm ....................................... 12
LUSTENAU (A) Kyoto-Ziel übererfüllt! .............................................................. 07
ST. PÖLTEN (A) Fernwärme neu ........................................................................ 07
ULRICEHAMN (S) Bis zu 50 % weniger Energieverbrauch in Unternehmen ......... 08
★ CLIMATE STAR KATEGORIE 3 FREIBURG IM BREISGAU (D) 25 Jahre Energie-Baustandards ................................................. 08
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IMPRESSUM: Sondernummer umwelt & wir 5/2009, Zul.-Nr.:02Z032040M. HERAUSGEBER, VERLEGER & MEDIENINHABER: Land Niederösterreich, Gruppe Raumordnung, Umwelt und Verkehr, Abt. Umweltwirtschaft & Raumordnungsförderung, 3109 St. Pölten, Landhausplatz 1, Tel.: 02742/9005-15273, Fax: DW 14350, e-mail: post.ru3@noel.gv.at. REDAKTION: DI Tessa Brandl, Dr. Angelika Holler, DI Leonore Mader-Hirt. LAYOUT: Peter Fleischhacker. AUFLAGE: 3.000. HERSTELLUNG: Berger, Horn. VERLAGS- & ERSCHEINUNGSORT: St. Pölten. www.umweltundwir.at
VORWORT
Jede Zeit hat ihre Aufgaben. Ein zentrales Thema unserer Generation ist Klimaschutz im Sinne der Nachhaltigkeit. er kommunale Wettbewerb „Climate Star“, der von Klimabündnis Europa durchgeführt wird, zeigt, wie viele Gemeinden in Europa bereits innovative und vorbildhafte Projekte im Bereich Klimaschutz umgesetzt haben. Die heurige Rekordbeteiligung beweist, dass bereits viele Taten gesetzt werden, die dem Klimawandel entgegensteuern. Obwohl das diesjährige Motto sehr breit angelegt war, beschäftigt sich ein Großteil der Projekte mit dem Thema Energie. Auch Niederösterreich hat sich für den Weg, erneuerbare Energieträger verstärkt einzusetzen, entschieden. Diese Ziele werden dann besonders erfolgreich, wenn sie gemeinsam eingeschlagen werden. Gerade die Arbeit der Gemeinden mit ihren vielen engagierten Bürgern und Bürgerinnen spielt bei diesem „klimafreundlichen Umbau“ eine Schlüsselrolle. Es Landeshauptmann freut uns, dass wir bei der internationalen AusDr. Erwin Pröll zeichnungsveranstaltung mit ihren Vorzeigeprojekten in Stift Melk, einem UNESCO Weltkulturerbe, zusammentreffen, um den gemeinsamen Gedankenaustausch und das Miteinander zu fördern. Niederösterreich bekennt sich einerseits zu seinen Traditionen und Wurzeln und andererseits bringt uns gerade dieses Erbe an Erfindergeist und Freude für Innovationen dazu, dass Zukunft im Sinne einer Generationengerechtigkeit funktionieren kann. Schon 1993 ist unser Land dem Klimabündnis beigetreten und mittlerweile wohnen mehr als zwei Drittel der niederösterreichischen Bevölkerung in einer KlimaLandesrat Dr. bündnisgemeinde. Seit 2007 ist der KlimaStephan Pernkopf schutz in unserer Landesverfassung verankert und seit 2004 arbeiten wir konsequent mit dem Niederösterreichischen Klimaprogramm und seiner Fortschreibung 2009 bis 2012. Allen, die bei diesem Wettbewerb ihre Projekte eingereicht haben und den Siegergemeinden ein herzliches Dankeschön und weiterhin viel Elan bei der Umsetzung ihrer klimafreundlichen Projekte. Danke auch den Mitarbeitern und MitarbeiterInnen von Klimabündnis und den BündnispartnerInnen vom Rio Negro, Brasilien, für die ausgezeichnete Zusammenarbeit. © WEINGARTNER
© NÖ LANDESPRESSEDIENST
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DR. ERWIN PRÖLL LANDESHAUPTMANN
DR. STEPHAN PERNKOPF UMWELTLANDESRAT
AUF KURZEM WEG ZUM KLIMASCHUTZ Städte, Regionen und Gemeinden zeigen, dass sie sich der künftigen Herausforderungen im Klimaschutz bewusst sind. limaschutz ist im politischen Alltag angekommen. Städte und Gemeinden setzen sich Klimaschutzziele, verabschieden Maßnahmenkataloge, aktivieren Betriebe und ihre EinwohnerInnen für Klimaschutz und reduzieren ihren Energieverbrauch. Indem Aktivitäten für Klimaschutz sichtVorsitzender bar gemacht werden, wird ihre Akzeptanz erhöht Joachim Lorenz und zum Nachahmen angeregt. Die europäische Auszeichnung „Climate Star“, die das Klima-Bündnis jetzt zum vierten Mal verleiht, will dazu beitragen, dass lokale Klimaschutz-Aktivitäten stärker wahrnehmbar und honoriert werden. Heute wird Klimaschutz gemeinsam mit Wirtschaft gedacht. Mit Klimaschutzmaßnahmen Arbeitsplätze in der Region fördern oder neue Arbeitsplätze schaffen, ist das Ziel engagierter Städte und Gemeinden. Lokale Betriebe dämmen die Gebäudehülle, bauen neue Fenster ein, installieren hocheffiziente Heizungsanlagen oder spezialisieren sich auf Solartechnik. Dahin soll auch das Geld aus der Region fließen und nicht für fossile Brennstoffe ausgegeben werden. Unabhängig sein von Energiequellen aus aller Welt, ist ein weiterer Gedanke, der in vielen Städten und Gemeinden verfolgt wird. Den Energieverbrauch drastisch reduzieren, die notwendige Energie effizient nutzen und heimische Quellen verwenden, so lassen sich die Anstrengungen für Klimaschutz zusammenfassen. Mit den für den Climate Star eingereichten Projekten zeigen Städte, Gemeinden und Regionen, dass sie sich der zukünftigen Herausforderungen im Klimaschutz bewusst sind. Dies ist auch in Hinblick auf die nächste UN-Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen von großer Bedeutung. Dort werden die Vertragsstaaten um ein NachfolgeAbkommen des im Jahr 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls ringen, das weit reichende Reduktionsverpflichtungen enthalten muss, um das globale Klima zu stabilisieren. Dies wird nur durch eine aktive Mitwirkung der Kommunen möglich werden. Herzliche Glückwünsche an die Preisträger! Ich wünsche ihnen auch in Zukunft viel Erfolg für Klimaschutzmaßnahmen in ihren Städten und Gemeinden.
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MUT ZU NEUEN WEGEN
JOACHIM LORENZ VORSITZENDER DES KLIMA-BÜNDNIS ClimateStar 2009 |
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WETTBEWERB
DER WETTBEWERB Kosten-Nutzen-Verhältnis, Innovation, CO2-Reduktion sowie Übertragbarkeit – nach diesen Kriterien wurden die eingereichten Projekte bewertet. IE BEWERBUNGEN. 444 Städte und Gemeinden aus den elf Ländern Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz und Spanien haben 118 Projekte für die folgenden vier Kategorien eingereicht: ■ Kategorie 1 – Gemeinden bis zu 10.000 EinwohnerInnen, 52 Bewerbungen von 47 Gemeinen aus Deutschland, Italien, Luxemburg, Österreich und Schweden ■ Kategorie 2 – Städte und Gemeinden zwischen 10.000 und 100.000 EinwohnerInnen, 28 Bewerbungen von 26 Städten und Gemeinden aus Deutschland, Österreich, Schweden und der Schweiz ■ Kategorie 3 – Städte mit mehr als
100.000 EinwohnerInnen, 21 Projekte von 18 Städten aus Belgien, Deutschland, Italien, Niederlande, Norwegen und Österreich ■ Kategorie 4 – Zusammenschlüsse von Städten und Gemeinden (Landkreise, Zweckverbände oder freiwillige Zusammenschlüsse), 17 Projekte von insgesamt 326 Städten und Gemeinden aus Deutschland, Großbritannien, Italien, Österreich, Schweden und Spanien
parates in Straßburg ■ Dr. Ing. Stephan Wilforth, wissenschaftlicher Angestellter des Lehrstuhls Systemtheorie und Systemtechnik der Fakultät Raumplanung an der Universität Dortmund sowie Vorsitzender des Informationskreises für Raumplanung IfR e.V.
DIE JURY. ■ Dr. Angelika Poth-Mögele, Leiterin der Politikabteilung des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) in Brüssel ■ Marité Moras, Sekretariat des Ausschusses für nachhaltige Entwicklung des Euro-
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Die ausgezeichneten Projekte repräsentieren ...
... das Engagement europäischer Städte und Gemeinden für den Klimaschutz.
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DIE BEWERTUNG. Die Auswahl der Jury erfolgte nach den vier Bewertungskriterien Kosten-Nutzen-Verhältnis, Innovation, CO2-Reduktion sowie Übertragbarkeit. Für jedes Kriterium vergaben die Jury-Mitglieder bis zu fünf Punkte von fünf für ausgezeichnet bis null für nicht gut. Die Summe der Punkte aller Jury-Mitglieder entschied über die Auszeichnung mit einem Climate Star. Die eingereichten Projekte sollten bereits verwirklicht sein oder sich in der Umsetzung befinden. In einer Vorrunde schieden Projekte aus, die sich erst in der Planungsphase befanden. Die ausgezeichneten Projekte repräsentieren das Engagement von Städten und Gemeinden in unterschiedlichen Ländern Europas für Klimaschutz und erneuerbare Energien sowie einen effizienten und sparsamen Umgang mit Energie. Die Kommunen verfolgen ehrgeizige Ziele bei der Reduktion der CO2-Emissionen und werben bei allen Interessensgruppen und der Bevölkerung für Klimaschutz.
SIEGERPROJEKTE
VORBILDHAFT & ZUKUNFTSWEISEND Die Siegerprojekte sind nachahmenswerte Beispiele wie Klimaschutz-Maßnahmen auf lokaler Ebene umgesetzt werden können. ★ CLIMATE STAR KATEGORIE 1
Die Gemeinde will mit diesem Projekt in 30 Jahren komplett auf erneuerbare Energien umgestiegen sein. or drei Jahren wurde das Projekt ins Leben gerufen: Die Gemeinde Dorf an der Pram will mit dem Energiebaukasten in 30 Jahren komplett auf erneuerbare Energien umgestiegen sein. Über 30 engagierte MitstreiterInnen erarbeiten die Ideen im Rahmen von Workshops und verwirklichen sie. Die Bevölkerung wird über die Gemeindezeitung laufend informiert und zum Mitmachen motiviert. Energiesparlampen in allen öffentlichen Gebäuden und die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf niedrigen Energieverbrauch waren die ersten Schritte. Inzwischen ist als neueste Errungenschaft eine Solarstraßenlaterne dazu gekommen, die vor allem bei der Erweite-
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★ CLIMATE STAR KATEGORIE 1
„LEBEN IM SONNENZEITALTER“
5 Photovoltaikanlagen wurden installiert.
rung des Gehwegnetzes verwendet wird. Damit Energiesparleuchten häufiger genutzt werden, verteilt der Bürgermeister eine Lampe als kleines Präsent für pünktliches Erscheinen bei Sitzungsterminen. Besonderes Augenmerk schenkt die Gemeinde der Photovoltaik: Fünf Anlagen sind schon installiert je eine auf dem Betriebsgebäude der Gemeinde und dem Haus des Bürgermeisters, zwei sind freistehende, nachgeführte Anlagen. Als nächstes soll mit dem PV-Strom eine Stromtankstelle mit neun Ladestellen versorgt werden. In der Schule lernen die Kinder, wie viel Strom sie durch ihr Verhalten sparen können. Zur Belohnung wird das eingesparte Geld für weitere Aktionen in der Schule verwendet, z. B. für fachkundig begleitete Besichtigungen von PV-Anlagen. DORF AN DER PRAM (Österreich, 1.000 EinwohnerInnen) KONTAKT: Gemeinde Dorf an der Pram, Dorf 11, A-4751 Dorf an der Pram
Bis 2015 sollen in Gleisdorf 25 % der Wärmeversorgung und 100 % des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien kommen. ie Stadtgemeinde Gleisdorf will nicht nur Klimaschutz betreiben und nachhaltig wirtschaften, sondern zusätzlich die regionale Wirtschaft stärken und die Abhängigkeit vom Aus-
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ENERGIEBAUKASTEN IN DORF AN DER PRAM
Erika Dollereder, Tel.: +43-7764-8455-11 erika.dollereder@dorf.ooe.gv.at
Eine Analyse erfasste den energetischen Zustand der Gebäude.
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SIEGERPROJEKTE ★ CLIMATE STAR KATEGORIE 1
ENERGIESPARINITIATIVE POYSDORF Mit einem Energieleitbild und zahlreichen Aktionen zu Radfahren, Sanieren, Heizen motiviert die Gemeinde Poysdorf ihre BürgerInnen zu umweltfreundlichem Handeln.
Energiemanagement ist selbstverständlich.
de Poysdorf gegründet und ein Energieleitbild für die Stadtgemeinde erstellt. Im Herbst sollen zur Motivation der Bevölkerung in allen Katastralgemeinden Energietage abgehalten werden. In Planung ist die Energiebuchhaltung für die Stadtgemeinde mit den Bereichen Beleuchtung, Strom und Fahrzeuge. Dabei ist der Kauf von Elektrofahrzeugen schon fest eingeplant. POYSDORF (Österreich, 5.600 EinwohnerInnen) KONTAKT: Stadtgemeinde Poysdorf, Energiesparinitiative Dreifaltigkeitsplatz 2, A-2170 Poysdorf Werner Kraus, Tel.: +43-664-8181802 werner.kraus@nanet.at
★ CLIMATE STAR KATEGORIE 1 land bei der Energieversorgung verringern. Daher hat sie sich bis 2015 die Ziele 25 % erneuerbare Energien bei der Wärmeversorgung, Senkung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen um 20 % sowie 100 % Strom aus erneuerbaren Energien gesetzt. 2007 folgte eine gründliche Ist-Analyse: Von allen 1.500 Gebäuden wurden Daten über den energetischen und baulichen Zustand erhoben, ausgewertet und in einem elektronischen Kataster dargestellt. Auf dieser Grundlage wurde berechnet, wie viele Sonnenkollektoren und PV-Anlagen, energetische Gebäudesanierungen, Biomasseheizungen und Elektrofahrzeuge Gleisdorf bis 2015 benötigt. Gleisdorf hat bereits viel erreicht: 250 PV-Anlagen und 2.750 Quadratmeter Sonnenkollektoren sind montiert, Biomasseheizungen und ein Pflanzenöl-BHKW sind gebaut, 50 Elektrofahrzeuge fahren und tanken in Gleisdorf. Energiemanagement in den öffentlichen Gebäuden ist fast selbstverständlich und der Umsetzungsstand des Gesamtprojektes wird jährlich evaluiert.
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GLEISDORF (Österreich, 5.400 EinwohnerInnen) KONTAKT: Stadtgemeinde Gleisdorf Rathausplatz 1, A-8200 Gleisdorf Bürgermeister Christoph Stark, Tel.: +43-3112-2601-200 bgm@gleisdorf.at
oysdorf tritt in die Pedale“ heißt es seit Mai 2008. Heute hat der „ Radverkehr im Alltag merkbar zugenommen und in mehreren Betrieben gibt es Dienstfahrräder. Dazu beigetragen haben Aktivitäten wie Radler des Monats, Radlerhomepage, Berichte in den Stadtnachrichten und Lokalzeitungen, Frühjahrsradservice, Fahrradcomputeraktionen zur Messung der Kilometer, Radständer an Bushaltestellen, Aktionen in Schulen sowie neue Radwege abseits des Strassenverkehrs. Im Januar 2009 startete die Energiesparinitiative mit Fachvorträgen u. a. über energetisches Sanieren, alternatives Heizen, finanzielle Förderung und Passivhäuser. Es entstand ein Energiestammtisch. Radausflüge führten zu Passivhäusern, PV-Anlagen und energieoptimierten Altbauten. Außerdem gibt es einen Energieberatungstag und für interessierte BürgerInnen der Stadtgemeinde werden Thermographiebilder erstellt. Im März 2009 wurde dann die Energiespargemein-
Radverkehr hat merkbar zugenommen.
ENERGIEGEMEINDE SAND IN TAUFERS Allein durch die Auswertung des Energieverbrauchs aller öffentlichen Gebäude konnten 15 % eingespart werden. and in Taufers will ein Energiestandort mit Vorzeigecharakter werden und hat daher ein umfassendes Energiekonzept erstellt. Seit 2006 wird der Wärme- und Stromverbrauch aller öffentlichen Gebäude erfasst und ausgewertet. Allein dadurch konnten 15 % eingespart werden. Die Marktgemeinde hat 2007 einen Elektrobus für den ÖPNV beschafft und stellt den gemeindeeigenen Fuhrpark auf Gas um. Mit „Wandern ohne Auto“ und „Sand in Taufers mobil“ wird für umweltfreundliche Verkehrsmittel geworben. 2009 wurde das Zentrum für Energie und Innovation Taufers (Z.EN.I.T.) als Informations-, Beratungs- und Weiterbildungszentrum gegründet. Die erneuerbaren Energien wurden ausgebaut: Es gibt
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★ CLIMATE STAR KATEGORIE 2
krete Ziele und Maßnahmen für weitere Klimaschutz-Aktivitäten bis 2015 in sechs Handlungsfeldern wie Verkehr und BürgerInnenbeteiligung, beschlossen. Im März 2009 wurde der Grundsatzbeschluss zur Errichtung einer Biomasse-Nahwärme-Anlage gefasst. Jetzt wird geplant und gerechnet. Der Baubeginn der Anlage, die u. a. das Rathaus und einige Privathäuser versorgen soll, ist für November, die Inbetriebnahme für 2010 festgelegt.
KYOTO-ZIEL ÜBERERFÜLLT!
Bioabfälle betreiben die Biogasanlage.
eine Windkraftanlage, eine mit Bioabfällen betriebene Biogasanlage, ein Gasnetz, ein mit Holz betriebenes Fernheizwerk, ein neues Wasserkraftwerk, eine PV-Anlage auf der Sporthalle und 33 private PV-Anlagen, Straßenbeleuchtung mit PV sowie seit diesem Jahr eine Karbonisierungsanlage für Biomüll. Und selbstverständlich sind Bauen und Sanieren wichtig: Seit 2007 ist in der Gemeindebauordnung festgelegt, dass alle öffentlichen Neubauten den Klimahausstandard A (< 30 kWh/m2a) und alle privaten Bauten sowie Sanierungen den Standard B (< 50 kWh/m2a) erfüllen müssen. Beratungspakete für BürgerInnen bei energetischer Sanierung mit Thermographie, Klimahausberechnung und Baubegleitung sowie ein 20-DächerProgramm 2009 runden das umfangreiche Programm der Gemeinde ab.
LUSTENAU (Österreich, 21.000 EinwohnerInnen) KONTAKT: Marktgemeinde Lustenau, Umweltabteilung Rathausstraße 1, A-6890 Lustenau DI Rudolf Alge, Tel.: +43-5577-8181-519 rudi.alge@lustenau.at
n knapp vier Jahren ist schon viel erreicht worden, denn erst 2006 nahm das Energie-Team e5 seine Arbeit auf. Als Startschuss für das „gemischte“ e5-Team (Gemeindeverwaltung und Privatleute) fand eine Klausur statt, auf der Klimaschutzziele und eine Maßnahmenliste festgelegt wurden. Als Handlungsfelder wurden Gebäudesanierung und Wärmedämmung, die Umstellung der Heizsysteme auf erneuerbare Energieträger sowie der Bezug von Ökostrom festgelegt. Zuerst wurden die Schulgebäude energetisch saniert. Im Jahr 2007 waren dann die Heizungen im Seniorenhaus und Schulzentrum Hasenfeld an der Reihe: sie wurden auf Holzpellets umgestellt. Beim Neubau des Seniorenhauses Schützengarten setzte Lustenau auf eine ErdsondenWärmepumpe, Wärmerückgewinnung sowie eine PV- und Solaranlage. Seit 2008 bezieht die Gemeinde für ihre Liegenschaften ausschließlich Ökostrom, der teilweise von den sechs eigenen PV-Anlagen erzeugt wird. Außerdem wurden kon-
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★ CLIMATE STAR KATEGORIE 2
FERNWÄRME NEU Mit dem neuen Projekt will St. Pölten mehr Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit von Erdgas und Heizöl erzielen. napp die Hälfte aller Firmen und Haushalte in der niederösterreichischen Stadt St. Pölten sind schon an das Fernwärmenetz angeschlossen. Rund 6.000 Kunden in 950 Gebäuden werden über das 70 Kilometer lange
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SAND IN TAUFERS (Italien, 5.200 EinwohnerInnen) KONTAKT: Marktgemeinde Sand in Taufers, Sekretariat, Rathausstraße 8, I-39032 Sand in Taufers, Dr. Doris Oberegelsbacher, Tel.: +39-0474-677533 doris.oberegelsbacher@sandintaufers.eu
Durch Gebäudesanierung, Wärmedämmung und Umstellung auf erneuerbare Energien erreichte Lustenau ein Minus von 70 % CO2-Ausstoß!
Lustenau: Konkrete Ziele bis 2015 in Handlungsfeldern wie Verkehr und BürgerInnenbeteiligung.
31 Kilometer ist die längste Fernwärmeleitung Österreichs.
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SIEGERPROJEKTE
Ulricehamn: Kooperationen auch über die Stadtgrenzen hinaus ...
Netz mit Wärme versorgt. Bislang werden die beiden Fernheizwerke mit Erdgas betrieben. Das soll sich ändern, denn die Stadt verfolgt mit dem Projekt „Fernwärme neu“ das Ziel der Versorgungssicherheit, d. h. keine Abhängigkeit von Erdgas oder Heizöl. Die neue Wärmequelle ist Abwärme von Heizkraftwerken der Energieversorgung Niederösterreich (EVN) in Zwentendorf-Dürnrohr. In einem wird Hausmüll verbrannt. Um die Wärme für St. Pölten nutzen zu können, wurde mit 31 Kilometern die längste Fernwärmeleitung Österreichs gebaut.Trotzdem ist der prognostizierte Wärmeverlust mit einem Abfall der Vorlauftemperatur von 140°C auf 138°C nur gering. Die Investitionskosten betrugen rund 35 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme erfolgt zum Start der Heizperiode 2009/2010. Es werden dann 200 Gigawattstunden Wärme pro Jahr über diese Leitung geliefert. Damit werden rund zwei Drittel der Fernwärme regional abgedeckt und jährlich rund 21 Millionen Kubikmeter Erdgas sowie 40.000 Tonnen CO2 eingespart. Außerdem wird derzeit an einem neuen Fernwärmekonzept u. a. mit den Schwerpunkten Versorgungssicherheit und Klimaschutz gearbeitet, das Ende 2009 fertig sein soll. ST. PÖLTEN (Österreich, 51.500 EinwohnerInnen) KONTAKT: Stadtgemeinde St. Pölten, Abteilung Umweltschutz Roßmarkt 6, A-3100 St. Pölten DI Thomas Zeh, Tel.: +43-2742-333-3303 thomas.zeh@st-poelten.gv.at
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★ CLIMATE STAR KATEGORIE 2
DIE NACHHALTIGE STADT ULRICEHAMN In einem gemeinsamen Projekt konnte der Energieverbrauch einzelner Unternehmen bis zu 50 % gesenkt werden. m Mittelpunkt der prozessorientierten Arbeitsweise „nachhaltige Stadt“ stehen die Entwicklung und die Förderung verschiedener Kooperationsformen sowohl innerhalb der Stadt als auch über die Stadtgrenzen hinaus, mit Betrieben und der Bevölkerung. Die Stadt Ulricehamn startete den Prozess 2003 mit Betrieben und der Universität Linköping. Gemeinsam wurde der Energieverbrauch der einzelnen Unternehmen analysiert. Bis zu 50 % des Verbrauches konnten meistens mit nur geringen Investitionskosten eingespart werden! Die Forscher verwendeten eine einfache aber effektive Methode, die jetzt auch von den Energieberatern genutzt wird. So haben alle Betriebe ihren Energieverbrauch verringert oder die Produktion bei konstantem Verbrauch erhöht. 2004 wurde gemeinsam mit der Universität Luleå das Thema Stadtplanung
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mit neuen Methoden bearbeitet. Dadurch konnten strategische Entscheidungen zwischen verschiedenen NachhaltigkeitsSzenarien getroffen werden. Ein umfangreicher Maßnahmenplan wurde erarbeitet und wird umgesetzt: Der neue Kindergarten wurde als Niedrigenergiehaus gebaut und PV-Anlagen produzieren jährlich schon 13.000 bis 15.000 Kilowattstunden Strom. Ein zweiter Plan wird gerade entwickelt und zwar mit einer Methode, die die Mitwirkung der Bevölkerung wesentlich erleichtert. ULRICEHAMN (Schweden, 22.600 EinwohnerInnen) KONTAKT: Ulricehamns kommun, Miljö- och Samhällsbyggnadskontoret Höjdgatan 3, S-52386 Ulricehamn Susanne Arneborg, Tel.: +46-321-595259 susanne.arneborg@ulricehamn.se
★ CLIMATE STAR KATEGORIE 3
25 JAHRE FREIBURGER ENERGIEBAUSTANDARDS Reduktion des Energieverbrauchs und Deckung des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien ist das Ziel dieses vorbildlichen Projekts. uerst den Energieverbrauch reduzieren, dann den noch bestehen„ den Energiebedarf effizient und möglichst mit erneuerbaren Energien decken“ ist die Vorgehensweise mit der Freiburg deutschlandweit bei den Energie-Baustandards richtungweisend wurde und bis heute ist. Bereits 1992 hat die Stadt für den Verkauf städtischer Grundstücke einen eigenen Energiestandard (65 kWh Heizenergieverbrauch pro Qua-
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★ CLIMATE STAR KATEGORIE 3
LOKALER KLIMAPLAN GENT Der erste Klimaplan enthält Ziele bis 2020 und umfasst Aktionspläne, Zuschüsse und eine Energieagentur. Bis 2050 wird das Ziel CO2-Neutralität angestrebt. 6.200 Wohnungen im Niedrigenergiestandard.
en ersten Klimaplan mit Klimaschutz-Zielen bis 2020 (minus 20 % beim Energieverbrauch und den CO2-Emissionen für die ganze Stadt, 60 % CO2-Reduktion und 50 % mehr erneuerbare Energien für die Stadtverwaltung und Straßenbeleuchtung) hat die Stadt Gent im September 2009 beschlossen. Der Klimaplan umfasst Ziele und Aktionspläne, Zuschüsse und eine Energieagentur. Beginnend für das Jahr 2007 wird in dem Klimaplan ein jährliches CO2-Monitoring festgelegt. Die CO2-Emissionen sollen aber auch für das Jahr 1990 berechnet und für 2050 Szenarien hochgerechnet werden. Der neue Klimaplan mit einem Planungshorizont bis 2050 wird basierend auf dem CO2-Monitoring mit Beteiligung der Bevölkerung entwi-
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FREIBURG IM BREISGAU (Deutschland, 217.500 EinwohnerInnen) KONTAKT: Stadt Freiburg im Breisgau, Energiefachstelle Talstraße 4, D-79102 Freiburg Klaus Hoppe, Tel.: +49-761-201-6140 klaus.hoppe@stadt.freiburg.de
GENT (Belgien, 230.000 EinwohnerInnen) KONTAKT: Stad Gent, Milieudienst Braemkasteelstraat 41, B-9050 Gentbrugge Indra van Sande, Tel.: +32-9-268-2334 indra.vansande@gent.be
★ CLIMATE STAR KATEGORIE 3
SUN-POWER-OS Ein Forschungsprojekt untersuchte die Dachlandschaft von Osnabrück, um das solare Potenzial zu ermitteln. ie wollen wissen, ob das Dach Ihres Hauses für die Gewinnung von Solarenergie geeignet ist? HauseigentümerInnen in Osnabrück ermitteln
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dratmeter und Jahr) definiert, der auch die drei Jahre später in Kraft gesetzte bundesweite Wärmeschutzverordnung immer noch um rund 30 % unterschritt. Zwei neue Stadtteile mit 6.200 Wohnungen sind nach dem Freiburger NiedrigenergieStandard gebaut worden. 2002 ist der Freiburger Baustandard an die neue Energieeinsparverordnung angepasst und nach Gesprächen in der Verwaltung und mit Bauträgern auch qualitativ verbessert worden. Die erneute Fortentwicklung der energetischen Standards erfolgte im Rahmen eines einjährigen Dialogs mit allen betroffenen Handlungsträgern in zwei Stufen 2009 und 2011 hin zum Freiburger Passivhausstandard. In Freiburg gelten die energetischen Standards nicht nur für einzelne Pilotgebiete, wie oft üblich, sondern grundsätzlich für alle einer solchen Regelung zugänglichen Flächen. Somit werden in absehbarer Zeit praktisch alle Wohnungsneubauten von den neuen Regelungen erfasst.
ckelt und soll 2011 verabschiedet werden. Er wird gezielt Maßnahmen enthalten, die CO2-Engpässe zu überwinden. CO2-Kompensation wird nicht mehr als Standardmaßnahme definiert, sondern als „letzte Ersatzmaßnahme“. Die Klimaschutzmaßnahmen werden jährlich fortgeschrieben und alle drei Jahre detailliert überarbeitet. Im Rahmen des CO2-Monitorings werden dem Rat der Stadt die Fortschritte in Richtung CO2-Neutralität berichtet. Mit dem Motto „Ursachen behandeln und nicht Symptome“ wird das Ziel CO2-Neutraliät bis 2050 angepeilt.
Gent: Das Ziel ist CO2-Neutralität bis 2050.
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SIEGERPROJEKTE Postfach 4460, D-49034 Osnabrück Ute Fritsch-Riepe, Tel.: +49-541-323-2469 fritsch-riepe@osnabrueck.de
das solare Potenzial ihres Daches ganz einfach über ein Internetportal der Stadt (www.osnabrueck.de/sun-area). Dazu wurde erstmals im Rahmen eines Forschungsprojektes gemeinsam mit der Fachhochschule Osnabrück die Dachlandschaft einer ganzen Stadt auf ihr solares Nutzungspotenzial hin untersucht. Anschließend startete die Stadt das durch Sponsoring finanzierte Beratungsprojekt SUN-POWER-OS, um das größte Investitionshemmnis, nämlich das Informationsdefizit der EigentümerInnen zu beheben. Im April 2008 wurde rund 200 ausgewählten Hausbesitzern, deren Dächer optimal für Solartechnik geeignet sind, eine kostenlose, ausführliche und qualifizierte Beratung durch ein Ingenieurbüro angeboten. Die ausgewählten Gebäude umfassten eine gute Mischung von verschiedenen Gebäudetypen, Dachformen und -größen. Wesentliche Ziele der Beratung, die 66 EigentümerInnen nutzten, waren ein Maximum der strahlungstechnisch optimal geeigneten Dachflächen einer wirtschaftlich sinnvollen solaren Nutzung zuzuführen, das Verhältnis von strahlungstechnisch vorhandenem Dachflächenpotenzial zu tatsächlich aktivierbarer Fläche sowie technische, wirtschaftliche und sonstige Hemmnisse, die einer Dachflächennutzung entgegenstehen, zu ermitteln. Nach einer zweiten Befragung im Sommer 2009 wird das tatsächlich aktivierte Solarpotenzial berechnet.
★ CLIMATE STAR KATEGORIE 3
MEERWASSERKRAFTWERK FÜR DUINDORP Rund 800 Wohnungen werden in Den Haag seit Januar 2009 mit Meerwasser geheizt. Das Heizkraftwerk, das dem Wasser der Nordsee Wärme entzieht, ist europaweit die erste Anlage dieser Art!
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OSNABRÜCK (Deutschland, 162.900 EinwohnerInnen) KONTAKT: Stadt Osnabrück, Fachbereich Umwelt, Fachdienst Umweltplanung
Großes solares Potenzial steckt in den Dächern der Stadt.
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uindorp ist ein Stadtteil von Den Haag, der direkt in den Dünen am Meer im Bezirk Scheveningen liegt. In dem Gebiet wird intensiv saniert; fast 800 Wohnungen werden derzeit instand gesetzt oder neu gebaut und alle werden seit Januar 2009 mit Meerwasser geheizt. Das Meerwasser-Kraftwerk im Hafen von Scheveningen entzieht mittels Wärmetauscher dem Meerwasser Wärme und schickt es mit einer Temperatur von 11°C durch ein Leitungsnetz. Im Winter, wenn die Durchschnittstemperatur der Nordsee auf 4°C sinkt, wird zur Erhöhung der Temperatur eine zentrale Wärmepumpe verwendet. In jeder Wohnung ist eine kleine Wärmepumpe installiert, die das Wasser auf die gewünschte Temperatur (45°C zum Heizen, 55 bis 65°C für warmes Wasser) bringt und über eine Fußbodenheizung abgibt. Im Sommer wird durch das gleiche System kaltes Wasser geschickt, das die Wohnungen angenehm kühl hält. Im Vergleich zu Zentralheizungen in jedem Haus verbraucht diese Anlage nur halb so viel Energie um die Wohnungen zu temperieren. Das Meerwasser-Kraftwerk bezieht seinen Strom aus Windkraft. So wird in
Strom aus Windkraft für das Meerwasserkraftwerk.
Duindorp erneuerbare Energie genutzt um noch mehr erneuerbare Energie zu erzeugen. Die Anlage reduziert die CO2-Emission um rund 50 % im Vergleich zu durchschnittlichen Neubauten. DEN HAAG (Niederlande, 475.000 EinwohnerInnen) KONTAKT: Gemeente Den Haag, Dienst Stadsbeheer afdeling Milieu en Vergunningen/Milieucommunicatie Postbus 12651, NL-2500 DP The Hague Ceciel Van der Stoep-Rip, Tel.: +31-70-3536493 c.h.vanderstoep@dsb.denhaag.nl
★ CLIMATE STAR KATEGORIE 4
WIRTSCHAFTLICHE UMWELTENTWICKLUNG Der Kommunalverband Skaraborg will den öffentlichen Verkehr bis 2020 zu 90 % mit erneuerbaren Energien aus der Region antreiben. er Kommunalverband Skaraborg ist für die überregionale wirtschaftliche Entwicklung zuständig und legt großen Wert auf Kooperationen mit Unternehmen, insbesondere auf den Gebieten Landwirtschaft und Umwelttechnologien. Schwerpunktmäßig verstehen sich die Verbandskommunen als Vor-
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bilder in den Bereichen Beschaffung, Verkehr und Energieeffizienz. Der Kommunalverband hat sich auch um die Wirtschaft zu fördern, ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2020 soll der öffentliche Verkehr zu 90 % mit erneuerbaren Energien möglichst aus der Region angetrieben werden. In mehreren Gemeinden fahren bereits Biogas-Busse und in zwei Betriebshöfen kann das Biogas getankt werden. Darüber hinaus haben die Gemeinden und kommunalen Betriebe 800 Fahrzeuge im Wert von 11 Millionen Euro ausgeschrieben, die später als Biogas-Gebrauchtwagen die Nachfrage in der Bevölkerung stimulieren sollen. Um das Biogas zu produzieren, haben die Kommunen und die Privatwirtschaft mehr als 23 Millionen Euro in neue Biogas-Anlagen investiert. Als Energiequellen werden etwa Schlachtabfälle und Klärschlamm genutzt. Im Rahmen des Projektes „Skaraborg Gas“ wird gemeinsam mit Landwirten, Investoren und Forschern überlegt, wie sich die Produktion von Biogas aus Ackerfrüchten und Abfällen steigern lässt. Langfristiges Ziel des Kommunalverbandes Skaraborg ist die Selbstversorgung der Gemeinden mit erneuerbaren Energien.
AKTIV GEGEN KLIMAWANDEL AUF PROVINZEBENE Mit der Deklaration von Vilafranca haben sich 2005 erstmals Städte und Gemeinden in der Provinz Barcelona (Diputació de Barcelona) zu konkreten CO2-Reduktionen verpflichtet. Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind die strategischen Hauptziele der Provinz.
007 wurde im Rahmen des EUProjektes „Res Publica“ bei allen Akteuren für erneuerbare Energien und rationellen Energieverbrauch geworben. Außerdem entstanden das Energieforum und ein Energieprogramm auf Provinz-Ebene. 2008 wurden Klimaschutz und Nachhaltigkeit als strategische Hauptziele der Provinz definiert und dafür ein Technisches Büro im Umweltamt eingerichtet. Das Umweltamt der Provinz Barcelona wurde 2008 Unterstützungsstruktur des „Konvents der Bürgermeister“, er-
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KOMMUNALVERBAND SKARABORG (Schweden, 15 Gemeinden, 250.000 EinwohnerInnen) KONTAKT: Skaraborgs Kommunalförband, Samordnare affärsdriven miljöutveckling Kaplansgatan 16 A, S-54122 Skövde Pascal Tshibanda, Tel.: +46-500-4972-10 pascal.tshibanda@skaraborg.se
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In mehreren Gemeinden fahren bereits Biogas-Busse.
arbeitete eine Standardmethode für die Entwicklung von Energieaktionsplänen in den Kommunen und stellte ihnen dafür 1,5 Million Euro zur Verfügung. Bis jetzt haben 88 Städte und Gemeinden, die mehr als 80 % der Bevölkerung in der Provinz repräsentieren, den Konvent unterzeichnet. Bis Oktober 2009 wollen 70 Kommunen ihre Energieaktionspläne fertig gestellt haben und in die Tat umsetzen. Gerade begonnen hat das EU-Projekt „Euronet 50/50“, das verhaltensbedingte Energieeinsparungen in den Schulen hervorrufen soll. Mit einem bereits bewilligten Kredit in Höhe von 500 Millionen Euro sollen kommunale und provinzeigene Gebäude energieeffizienter gestaltet und PV-Anlagen installiert und damit 200.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. PROVINZ BARCELONA (Spanien, 350 Kommunen, 5.416.400 EinwohnerInnen) KONTAKT: Diputació de Barcelona, Àrea de Medi-Ambient C/Urgell 187, 2a planta, E-08036 Barcelona Domènec Cucurull, Tel.: +34-93-4022485 cucurulldd@diba.cat ClimateStar 2009 |
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SIEGERPROJEKTE ★ CLIMATE STAR KATEGORIE 4
WARME ZONE KIRKLEES Kostenlose Wand- und Dachisolierungen für alle Wohnungen sind das Ziel des Klimaschutzprogrammes. as Klimaschutzprogramm „Warme Zone Kirklees“, das im Februar 2007 startete, ist einmalig: Es bietet kostenlose Wand- und Dachisolierung für alle Wohnungen in Kirklees an unabhängig vom Einkommen. Darüber hinaus stehen in Zusammenarbeit mit einem Netzwerk von Partnerorganisationen viele weitere Dienste zu Verfügung, wie kostenlose Energiesparlampen und Energieeffizienzratschläge, Brandschutzkontrollen und die kostenlose Ausleihe von Kohlenmonoxidmessgeräten. Für die „Warme Zone Kirklees“ stehen 20 Millionen £ (rund 23,2 Millionen Euro) zur Verfügung, die von Kirklees und dem Energieunternehmen Scottish Power finanziert werden. Das Ziel des Programms ist, jeden der 172.000 Haushalte in den 23 Bezirken von Kirklees bis Herbst 2009 zu besuchen. Ende Mai waren bereits 20 Bezirke abgearbeitet. Bis zum Programmende im
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KIRKLEES (Großbritannien, 23 Bezirke, 401.000 EinwohnerInnen) KONTAKT: Kirklees Council Environment Unit 23 Estate Buildings, Railway Street, GB-Huddersfield HD1 1JY Dr. Phil Webber, Tel.: +44-1484-223568 environment.unit@kirklees.gov.uk
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Das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien umfasst über 200 Maßnahmen.
Die Reduzierung der Treibhausgase, die Verbesserung der Lebenssituation und die Schaffung von Arbeitsplätzen sind Ziele des Programms.
rung der Lebenssituation, der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Stärkung des Wirtschaftsstandortes Wien. Die Umsetzung des KliP wird regelmäßig extern evaluiert; für den Zeitraum von 1999 bis 2007 von der Österreichischen Energieagentur. Danach wurden mehrere 100 Maßnahmen in den fünf Handlungsfeldern Fernwärme- und Stromerzeugung, Mobilität, Stadtverwaltung, Wohnen sowie Betriebe realisiert. So konnten bis Ende 2007 jährlich bereits 2,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent eingespart werden. Damit ist schon heute der Zielwert von 2,6 Millionen Tonnen bis 2010 übertroffen. Durch das KliP wurden 10 Milliarden Euro Investitionen mit einer Wertschöpfung von 22 Milliarden Euro ausgelöst. Außerdem sind durch das KliP rund 55.000 Arbeitsplätze gesichert worden das sind fast 7 % der in Wien unselbständig Beschäftigten. Wien hat österreichweit jetzt schon die niedrigsten CO2-Emissionen pro Kopf und wird sie mit dem Klimaschutzprogramm sicher noch weiter reduzieren.
as Klimaschutzprogramm (KliP) der Stadt Wien wurde 1999 ins Leben gerufen, läuft bis 2010 und umfasst 36 Programme mit über 200 Maßnahmen. Das KliP verbindet die Reduzierung der Treibhausgase mit der Verbesse-
WIEN (Österreich, 1.680.000 EinwohnerInnen) KONTAKT: Stadt Wien, Magistratsdirektion, Klimaschutzkoordination, A-1190 Wien Mag. DDr. Christine Fohler-Norek, Tel.: +43-1-4000-75081 post@md-kli.wien.gv.at
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KLIMASCHUTZPROGRAMM DER STADT WIEN
D Kostenlose Wand- und Dachisolierungen.
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Sommer 2010 haben die Haushalte, die es bisher noch nicht getan haben, die Gelegenheit, das Programm in Anspruch zu nehmen. Bis zum Projektende sollen 171.000 Haushalte besucht werden, 135.000 Beratungen stattfinden sowie 53.000 Dächer und 20.000 Wände isoliert sein. Dadurch entstehen neue Arbeitsplätze, u. a. für mehr als 150 Installateure und Sachverständige. Über alle Haushalte werden bis 2010 mehr als 10 Millionen £ Heizkosten und rund 44.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart. Somit hat der Rat von Kirklees mit seinen Investitionen in Höhe von 11 Millionen £ einen wirtschaftlichen Nutzen von 45 Millionen £ geschaffen.