Verlagspostamt 1150 WIEN – P.B.B. – GZ02Z031986M Foto: © Klimabündnis Tirol / Florian Lechner
02/2014
ZEITSCHRIFT VON KLIMABÜNDNIS ÖSTERREICH
Mobilität heute und morgen Das Leben am Fluss
... S.
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Unsere Straßen – unsere Chancen
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Zukunft der Mobilität am Land
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Klasse auf‘D Rad
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Weite Wege zur Wende im Verkehr
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klimaintro
KLIMASCHUTZ UND MOBILITÄT
Neu im Klimabündnis:
Diese Ausgabe unserer Klimabündnis-Zeitschrift widmet sich ganz der „sanften“ Mobilität. Mobilität ist in Österreich in den letzten 20 Jahren zum Klimaschutzproblem Nummer 1 geworden! Seit 1990 ist der CO2-Ausstoß im Bereich Mobilität in Österreich um 60 % gestiegen und nach der Industrie der größte Verursacher von Treibhausgasen.
Katharina Mairinger absolviert nach der Matura am BG Wien Kundmanngasse das Freiwillige Umweltjahr bei Klimabündnis Österreich in Wien.
Wir im Klimabündnis versuchen deshalb, verstärkt Maßnahmen in der Mobilität zu setzen: Bei der heurigen Jahreskonferenz vom 16.–17. Juni in KötschachMauthen wird auch über neue, moderne Formen der Mobilität gesprochen, wie Carsharing, Sammeltaxis und kommunale E-Autos. Vom 25. Juni bis 4. Juli fährt unsere Klimastaffel klimafreundlich mit Fahrrädern und öffentlichem Verkehr durch Österreich, um auf sanfte Formen der Mobilität und Fair Trade aufmerksam zu machen. Begleitet wird die Klimastaffel wie schon in den letzten Jahren von einem rein elektrisch angetriebenen Renault Kangoo, der die Vorzüge der Elektromobilität eindrucksvoll darstellt: Null Emissionen und sparsamer Stromverbrauch bei exzellentem Fahrverhalten und hoher Alltagstauglichkeit. Im September koordiniert das Klimabündnis im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche hunderte Aktionen in ganz Österreich mit dem Regionalbahntag am 20. September und dem Autofreien Tag am 22. September. 2013 haben bei diesen Aktionen 537 Städte und Gemeinden in Österreich und weltweit 1.931 Städte mitgemacht. Am Ende des Jahres werden in bewährter Art und Weise alle über die Klimameilenkampagne gesammelten Klimameilen von Kindern, die klimafreundlich zur Schule kommen, an das UN-Klimasekretariat übergeben. Die umweltfreundliche Mobilität ist eines der Kernthemen des Klimabündnis und deshalb freuen wir uns sehr, in dieser Ausgabe viele tolle Beispiele und Aktionen präsentieren zu können. Einen sanft-mobilen Sommer wünscht Ihnen
Anja Lang studierte an der TU Wien Raumplanung und ist seit März bei Klimabündnis Oberösterreich für die Mobilitätswoche und FahrRad-Beratung zuständig.
400. Bildungseinrichtung im Klimabündnis Fotos: Privat, Kindergarten Mooskirchen
Foto: Elisabeth Mondl
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Der Kindergarten der Marktgemeinde Mooskirchen in der Steiermark ist die 400. Bildungseinrichtung im Klimabündnis. Gefeiert wird dies im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Projektes „Klimaschutz im Kindergarten“, das auch den Anstoß zum KlimabündnisBeitritt gegeben hat, wie Kindergartenleiterin Maria Gößler berichtet: „Wir waren sofort ‚Feuer und Flamme‘ und haben erkannt, dass es für uns eine wichtige Aufgabe, ja sogar Pflicht ist, den Kindern auch in Zukunft immer wieder die wichtigen Themen des Klimaschutzes verständlich näherzubringen.“ M.K.
Willkommen im Klimabündnis!
• Oberösterreich: Feldkirchen bei Mattig• Tirol: Assling. Bildungseinrichtungen: • Niederösterreich: VS Hainburg, VS Prottes, NÖMS Rastenfeld, VS Rastenfeld, VS St. Leonhard am Hornerwald. • Oberösterreich: NMS Bad Schallerbach, Martin Boos-Schule und VS1 Gallneukirchen, NMS Eferding Nord, VS Münzbach, HS Waldzell. • Steier-
Gemeinden: hofen.
mark: Kindergarten Mooskirchen, Kindergarten der Volkshilfe Rosental a.d. Kainach, VS Dr. Jonas Kapfenberg.
Ihr PETER MOLNAR
Geschäftsführer Klimabündnis Österreich Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabündnis Österreich, Prinz-Eugen-Straße 72/Top 1.5, A-1040 Wien, T: 01/5815 881, E: office@klimabuendnis.at • Redaktion: Emil Benesch, Brigitte Drabeck, Friedrich Hofer, Hannes Höller, Marion Kaar, Johann Kandler, Patricia Kandler, Thomas Kautnek, Christian Salmhofer, Anna Schwerzler, Robert Stögner, Andreas Strasser, Sonja Wöhrenschimmel-Wahl • AutorInnen: Peter Czermak, Martina Daim, Katharina Mairinger, Sara Repo, Natalie Weiss • Graphik & Layout: Andreas Strasser • Anzeigen: Anita Zrounek • Druck: Druckhaus Schiner, mit Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe • Papier: Desistar, aus 100 % Altstoffen • Erscheinungsweise: viermal jährlich • Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Die Zeitschrift klimabündnis dient der Information aller PartnerInnen, MitarbeiterInnen der beigetretenen Gebietskörperschaften, der tragenden Organisationen, der miteingebundenen Initiativen und Gruppen sowie allgemein an den Themen Klimaschutz, Umwelt- und Entwicklungspolitik Interessierter. © Wien 2014 für alle Beiträge bei Klimabündnis Österreich. gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“des Österreichischen Umweltzeichens Druckhaus Schiner Krems • UW 714
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Betriebe: Niederösterreich: SchuleWald GmbH und Naturpark Buchenberg Betriebs-GmbH (Waidhofen/Ybbs). Oberösterreich: GH Ganglberger Herbert e.U. (Alberndorf), RKP Elektrotechnik (Engerwitzdorf), Ing. Erich Stadler – Technisches Büro (Hellmonsödt), BG Graspointner (Oberwang), Carlos Keck (Reichenau im Mühlkreis), Nets.werk (St. Florian), Volkshilfe Arbeitswelt Steyr GmbH (Steyr), Hotel Greif, Welios Betriebs-GmbH (beide Wels). Steiermark: MC Capital und Greendrive (beide Graz) Wien: Textilreinigung Franz Lang.
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In Österreich haben sich alle Bundesländer, über 950 Städte und Gemeinden, rund 860 Betriebe sowie 410 Schulen und Bildungseinrichtungen dem Klimabündnis angeschlossen. Europaweit sind es 1.700 Städte und Gemeinden.
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Motorisierungsgrad
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Quelle: Östat
Anlauf zur Verkehrswende
Mobil im Alltag
Für die Energiewende braucht es auch eine Wende im Bereich Verkehr.
Mobilität ohne Barrieren
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ei der Vorstellung der Smart CityStrategie präsentierten Bürgermeister Häupl und Vizebürgermeisterin Vassilakou das Ziel der Halbierung des Pkw-Verkehrs in Wien auf 15 % bis 2030. Prompt erfolgte der Aufschrei der Opposition: „Autofahrer-Bashing“ und „verhaltensoriginell“! Doch im Rahmen einer konsequenten Energie- und Klimastrategie sind Änderungen im Verkehrsverhalten durchaus erforderlich, braucht ein Öffi-Fahrgast nicht einmal ein Zehntel der Energie bzw. des Platzbedarfs einer AutonutzerIn. Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß (pro Kopf) in Wien um 35 % reduziert werden, bis 2050 um 80 %. Die konsequente Wiener Verkehrspolitik zeigt auch deutliche Erfolge: Mit Maßnahmen wie Parkraumbewirtschaftung, 365-Euro-Jahresticket, Fahrradförderung und der Schaffung autofreier Bereiche (Mariahilferstraße)
konnte in den letzten 20 Jahren der Anteil des Umweltverbundes bei den Wegen der WienerInnen von 61 % auf 71 % erhöht werden. Ganz anders verläuft die Entwicklung in Österreich im ländlichen Raum, dort ist der Autozuwachs nach wie vor ungebremst. Das jüngste Beispiel der oberösterreichischen Verkehrserhebung zeigt, wie ungebrochen der Trend der Autonutzung weiter ansteigt: von 62 % (2001) auf 68 % (2012). Begünstigt wird dies auch durch eine weiterhin autoorientierte Verkehrspolitik mit Projekten wie der Linzer Westspange – während das Schicksal der Mühlkreisbahn ungewiss ist. Hier bedarf es österreichweit einer deutlichen Trendwende bei den Investitionen zum öffentlichen Verkehr. PETER CZERMAK
info!
www.klimabuendnis.at
Entwicklung des Schienennetzes und des hochrangigen Straßennetzes in Österreich 1997 – 2012 120,0 %
Quelle: ASFINAG, BMVIT Autobahnen, Schnellstraßen
115,0 % 110,0 % 105,0 %
Schienennetz 100,0 % 95,0 % 90,0 % 85,0 % 1997
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iele Menschen sind im Alltag nach wie vor mit Barrieren im öffentlichen Verkehr, im Fuß- und im Radverkehr konfrontiert. Neue Technologien, mangelnde Sprachkenntnisse, Unsicherheiten beim Fahrradfahren oder kulturelle Unterschiede können für manche Zielgruppen ein großes Hindernis darstellen. Ziel des Interreg IV A Italien-Österreich Projekts „Mobilität ohne Barrieren“ von Klimabündnis Tirol, Ökoinstitut Südtirol/Alto Adige, Land Tirol und Autonome Provinz Bozen – Südtirol ist es, diese Barrieren abbauen zu helfen. Im Mittelpunkt der Initiative stehen daher Zielgruppen, die auf Nahverkehr und Nahmobilität besonders angewiesen sind. Konkret sind das SeniorInnen, Familien mit Kindern und betreuungsbedürftigen Angehörigen sowie Menschen mit Migrationshintergrund. Für sie werden in enger Zusammenarbeit mit Gemeinden, Vereinen, ehrenamtlich Tätigen und den Verkehrsunternehmen Konzepte und spezielle Serviceangebote für umweltfreundliches Mobilitätsverhalten ausgearbeitet. Die Angebotspalette reicht mittlerweile von Radkursen für SeniorInnen und MigrantInnen über Fahrradreparaturkurse für Frauen bis hin zu ÖVWorkshops für Menschen mit Migrationshintergrund. Weitere Schwerpunkte sind die Erstellung von Publikationen wie die neue Familienbroschüre „Radfahren kinderleicht“ oder die SeniorInnenInfomappe und die Organisation von Seminaren und Netzwerktreffen für Entscheidungsträger und Multiplikatoren. Für die Projektpartner ist die Förderung gleicher Mobilitätschancen für alle unabhängig von Einkommen, Herkunft oder Geschlecht das Herzstück des gemeinsamen Projekts und fördert Unabhängigkeit und Flexibilität im Alltag. SARA REPO www.mobilitaetohnebarrieren.at
Foto: Klimabündnis Tirol / Florian Lechner
Grafik: Andreas Strasser
Motorisierungsgrad, PKW/1.000 EinwohnerInnen
Die ÖsterreicherInnen und ihr Auto
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Der Hafen in Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, ist die bedeutendste Drehscheibe der Region. In den mehrstöckigen Schiffen werden Waren und PassagierInnen befördert.
Das Leben am Fluss Mobilität am Rio Negro. Wie unsere PartnerInnen im Alltag mit Entfernungen zurechtkommen müssen.
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rundlage der Mobilität im Amazonasgebiet war und ist weiterhin zum größten Teil die Schifffahrt. Die Siedlungen der UreinwohnerInnen befanden sich hauptsächlich entlang des Hauptstroms und der großen Nebenflüsse. Das wurde ihnen zum Verhängnis bei der Invasion durch Spanier und Portugiesen, die auf der Suche nach Gold ganze Völker niedermetzelten. Die Überlebenden starben oft an eingeschleppten Krankheiten oder wurden versklavt. Wenigen gelang die Flucht und sie versteckten sich an den schwer zugänglicheren Flussoberläufen. Am Oberen Rio Negro kamen ihnen dabei die vielen Stromschnellen zu Hilfe, deren Überwindung für große Schiffe
unmöglich ist. Das war mit ein Grund dafür, dass die indigene Bevölkerung heute noch über 90 Prozent in der Region ausmacht.
Wege am Wasser Während die Menschen früher mit ihren Ruderbooten nur in der Region unterwegs waren, um zu fischen, ihre Felder zu bearbeiten oder um Verwandte und Nachbar-dörfer zu besuchen, sind heute viel mehr Fahrten in den Hauptort São Gabriel da Cachoeira und darüber hinaus bis in die Landeshauptstadt Manaus nötig. Die Gründe dafür sind der Verkauf von Produkten, der Einkauf von Konsumgütern, das Beheben von Gehältern oder Sozialzahlungen, medizinische Behandlungen usw. Jede Reise ist eine logistische Herausforderung und mit großen Kosten verbunden. Plant z.B. unsere Partnerorganisation FOIRN ein Treffen in einer Teilregion, dann bedeutet das eine mehrtägige Bootsreise in Hunderte Kilometer entfernte Orte. Der
Rio Negro
BRASILIEN
Der Hafen in São Gabriel da Cachoeira – rund 800 km nordwestlich von Manaus an den Ufern des Rio Negro – während der Dürre 2007.
Treibstoff muss Tage zuvor mit größeren, langsameren Transportbooten vorausgeschickt und entlang der Route deponiert werden, damit auf der Hin- und Rückfahrt nachgetankt werden kann. Es braucht weiters kundige Bootsführer, die jeden Felsen bei den Stromschnellen kennen und wissen, wo sie je nach Wasserstand kreuzen können. An den Oberläufen müssen oft die Boote und Motoren Hunderte Meter am Ufer entlang durch den Wald getragen werden, bevor sie die Fahrt fortsetzen können. In der Regenzeit ist auf Bäume zu achten, die oft im Wasser treiben. Deswegen werden auch nächtliche Fahrten tunlichst vermieden. Übernachtet wird bei Bekannten in den Dörfern oder auf Sandbänken und Inseln, was bei Vollmondnächten recht romantisch ist, aber weniger lustig, wenn es heftig regnet.
Klimawandel kostet Reisewege In den letzten Jahren verursachte der Klimawandel zusätzliche Probleme – infolge der Dürre sanken die Wasserpegel, Anlegestellen brachen ein, der Bootsverkehr musste eingestellt werden und die Versorgung mit Lebensmitteln und Treibstoffen wurde unterbrochen. Dann kam es wiederum durch Starkregen zu Überschwemmungen, die ebenfalls Uferböschungen und Hafenanlagen zerstörten. Für die Zukunft der Region wäre die Einführung öffentlicher Verkehrsmittel für den Transport der Menschen und Produkte, auf Basis erneuerbarer Energieträger, eine wichtige Maßnahme zur Vermeidung der Abwanderung und für die Regionalentwicklung. JOHANN KANDLER
info! www.klimabuendnis.at/regenwald
Fotos: Johann Kandler, FOIRN, ISA
Die Flüsse sind die Lebensadern Amazoniens. Im Hafen wird die Vielfalt regionaler Produkte, exotischer Früchte und Tiere sichtbar.
Klimabündnis & Rio Negro
20 WegbegleiterInnen aus 20 Jahren wurden beim Fest in Waidhofen ausgezeichnet.
Wir sitzen alle in einem Boot Fotos: Hannes Höller, Klimabündnis Österreich
Das war übereinstimmend die Erkenntnis beim 20-20-20 Klimabündnis-Fest in Waidhofen an der Ybbs.
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eit über 100 Festgäste nahmen das Dreifach-Jubiläum zum Anlass. am 4. Juni im festlichen Rahmen des Rothschildschlosses zu feiern und auch, um sich zurückzubesinnen.
20 Jahre Österreich – Rio Negro Das Klimabündnis steht für eine Partnerschaft europäischer Gemeinden mit Vertretungen indigener Völker aus dem Regenwald. Die österreichisch-brasilianische Allianz kann auf 20 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit blicken. Die FOIRN – als Dachverband der Indigenen Organisationen am Rio Negro – hält heute Landrechte über ein Regenwaldgebiet der eineinhalbfachen Fläche Österreichs. Almerinda Ramos – die erste weibliche Präsidentin der FOIRN – freut sich, gemeinsam zu feiern. „Diese Partnerschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur Wertschätzung indigener Kultur und Geschichte in ganz Brasilien“, meint sie überzeugt. „Es bleibt jedoch wenig Zeit, innezuhalten. Neben dem fortschreitenden
Klimawandel sind Indigene heute wieder durch mögliche Verfassungsänderungen und Lockerungen der Schürfrechte in bereits ausgewiesenen indigenen Gebieten bedroht“, ergänzt Marivelton Barroso, Vorstandsmitglied der FOIRN, besorgt. Das Überleben der Indigenen ist nach wie vor durch die Gewinnung von Rohstoffen wie Bauxit oder Soja extrem gefährdet. Ein Vergleich: Die knapp 77.000 Plätze des größten WM-Stadions Maracanã in Rio ließen sich mit den 51.000 Guarani, Angehörige des heute größten Volkes in Brasilien, locker füllen (Survival International).
Regionale Produkte und Klimawandelanpassung sind am Rio Negro und auch im Pielachtal wichtige Themen.
Rio Negro-Delegation Delegationsreise 2014 • Vom 2. bis 18. Juni besuchen Almerinda Ramos de Lima, Präsidentin der FOIRN, und ihr Vorstandskollege Marivelton Rodrigues Barroso sowie Aloisio Cabalzar vom ISA Brasilien KlimabündnisGemeinden, -Bildungseinrichtungen und -Betriebe in Österreich. P. K.
20 Jahre Waidhofen/Ybbs 20 Jahre Land Niederösterreich im Klimabündnis 20 Jahre engagieren sich das Land Niederösterreich und die Gemeinde Waidhofen an der Ybbs im Klimabündnis. Sie sind damit wie viele andere in Österreich langjährige und wertgeschätzte Partner für den lokalen und globalen Klimaschutz. „Energie sparen, die Kraft der Sonne nutzen und mehr Rad fahren sind gute Beispiele für den niederösterreichischen Klimaschutz. Das schützt das Klima bei uns und den Regenwald bei unseren Freunden aus Brasilien“, erinnert Landeshauptmann Stellvertreter Wolfgang Sobotka. „Nehmen wir uns deshalb auch die kommenden 20 Jahre Zeit für den Klimaschutz“, ruft der Waidhofener Vizebürgermeister Anton Lueger zum Schluss auf, „und rudern gemeinsam in die gleiche Richtung.“
Das Wasserwirbelkraftwerk in Grafendorf (Niederösterreich) erweckte wegen seiner Einfachheit und Effizienz großes Interesse bei unseren indigenen PartnerInnen. Die Firma Helios Sonnenstrom in Freistadt (Oberösterreich) unterstützt erneuerbare Energie-Projekte am Rio Negro.
BRIGITTE DRABECK
Die Geburtagstorte besiegelte die Weiterführung der Partnerschaft.
info!
www.klimabuendnis.at
Die Delegationsreise wird durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit und Mittel der EU gefördert.
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klimabündnis
Ein breites Netzwerk von AkteurInnen ist bei uns aktiv daran beteiligt: Klimabündnis, BMLFUW, fast alle Bundesländer, ÖBB, Verkehrsverbünde, der österreichische Städteund Gemeindebund, die Wirtschaftskammer Wien, Verkehrs- & Umweltinitiativen. Machen Sie mit, melden Sie Ihre Gemeinde an und nutzen Sie Materialien und Aktionspakete. Sagen Sie damit RadlerInnen, FußgängerInnen und Fahrgästen Dankeschön für ihr umweltfreundliches Verkehrsverhalten. PETER CZERMAK
Die Josefstädter Straße in Wien während der Mobilitätswoche.
info! www.mobilitaetswoche.at
Unsere Straßen – unsere Chance Die Mobilitätswoche findet heuer bereits zum 15. Mal statt.
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nsere Straßen – unsere Chance ist das Jahresmotto der Europäischen Mobilitätswoche 2014. Das Klimabündnis lädt gemeinsam mit dem BMLFUW zum 15. Mal zur Europäischen Mobilitätswoche von 16.–22. September und zum Autofreien Tag am 22.9.2014 ein. 537 Städte und Gemeinden in Österreich und weltweit 1.931 Städte haben 2013 mitgemacht. Die Mobilitätswoche und der Autofreie Tag am 22.9. und der neue
Öst. Regionalbahntag am 20.9. schaffen auch heuer wieder Öffentlichkeit und Motivation fürs Zufußgehen, Radfahren, Bus- oder Bahnfahren. Die Mobilitätswoche bietet gute Chancen zu Umsetzung und Bewerbung dauerhafter Maßnahmen für sanfte Mobilität in der Gemeinde. Sei es die Eröffnung eines Radweges, Verbesserung im öffentlichen Verkehr oder die Schaffung autofreier Bereiche – durch die gemeinsame Aktion der Mobilitätswoche im September gelingt es, diesen Themen lokal und überregional gute Medienaufmerksamkeit zu verschaffen.
Aktionen und Angebote für die Mobilitätswoche ● Bonusheft mit zahlreichen Schnupper- und Gratisangeboten zu sanfter Mobilität ● Gratisversicherung für FußgängerInnen und RadfahrerInnen ● Ermäßigung beim Kauf von Fahrrädern und Pedelecs bei ausgewählten Händlern ● Rabatte bei autofreiem Urlaub ● Gratis-Radverleih ● Spezielle Mobilitätswochen-Angebote bei ÖBB und Verkehrsverbünden ● Gewinnspiele und Wettbewerbe wie z.B. Straßenmal-Wettbewerb „Blühende Straßen“ ● „Autofrei Genießen“-Give-Aways ● Info- und Aktionspakete zu Regionalbahntag und -Tagung u.v.m.
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Klimastaffel 2013 und die Tourkarte 2014.
ei der vom Klimabündnis organisierten Tour machen Gemeinden, Schulen und Betriebe mit. In kurzen Etappen geht es klimafreundlich von Gemeinde zu Gemeinde. Infos, Spaß und Unterhaltung rund um Klimaschutz und fairen Handel gibt es bei lokalen Events. Zum 14. Mal ist die Klimastaffel von 25. Juni bis 4. Juli 2014 als Informations- und Partizipationskampagne durch mehrere Bundesländer unterwegs. Startschuss fällt am 25. Juni in Wien am Karlsplatz. Von dort geht es mit Fahrrädern, E-Rädern und dem Begleit-E-Auto Renault Z.E. weiter ins Burgenland, in die Steiermark, nach Kärnten, Salzburg und Oberösterreich. Bei der Klimastaffel kann jeder mitmachen. Begleiten auch Sie uns ein Stück oder besuchen Sie die Staffel-Events.
Faire Preise gibt es beim Klima-Quizrad, für Stimmung sorgen Musikrudi – ein solarbetriebener Anhänger mit Musikanlage – sowie ein Brompton Faltrad-Wettbewerb. An der Klimastaffel nehmen auch Klimabündnis-Schulen und FAIRTRADE SCHOOLS teil. Für sie gibt es Klima-Clown, Kasperltheater und Klima-Workshops. In Salzburg findet heuer erstmals ein E-Auto-Korso rund um den Wallersee statt. Das Finale der Klimastaffel geht am 4. Juli in Obernberg am Inn (Oberösterreich) über die Bühne. Die Klimastaffel wird unterstützt vom Ministerium für ein lebenswertes Österreich, Renault Österreich, FAIRTRADE, EZA, ÖBB und die Cooperative Fahrrad. Natalie Weiss
info! www.klimastaffel.at
Fotos: Klimabümndnis Österreich
Klimastaffel 2014: „Fair unterwegs“ ab 25. Juni!
klimakommunal
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Der Start der Mobilcard erfolgte durch die Landesräte Rudi Anschober (2.v.l.) und Reinhold Entholzer (3.v.l.), die eine Magnettafel mit dem „Mobilcard Krenglbach“-Logo auf den Elektroautos anbrachten.
Foto: Mobilcard Krenglbach
Die Klimabündnis-Gemeinde Krenglbach in Oberösterreich belebt mit einer innovativen Mobilcard den eigenen Ort
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renglbach ist eine weitläufige Gemeinde. Die 1.100 Haushalte mit 3.018 EinwohnerInnen sind auf 22 Ortschaften aufgeteilt. Die an sich gute Anbindung an das öffentliche Netz wurde bisher wenig genutzt, da nur eine Linie die bevölkerungsreichen Ortschaften bedient. Die restlichen Buslinien verkehren entlang der Bundesstraße und erreichen die Wohngebiete nur zum Teil. Ebenso außerhalb des Ortszentrums liegt der Bahnhof. Weder dieser noch die Buslinien an der Bundesstraße waren über das innerörtliche, öffentliche Verkehrsmittel erreichbar. Krenglbach wurde so über die Jahre immer mehr zur AutopendlerInnengemeinde.
Foto: Gemeinde Krenglbach
Zur Gemeinde Name: Krenglbach EinwohnerInnen: 3.o18 Fläche: 15,3 km2 Politischer Bezirk: Wels-Land Klimabündnis-Gemeinde: seit 2006 Bürgermeister: Manfred Zeismann
Ein Verein, eine Idee „Trotz des hohen PendlerInnenanteils sind wir aber keine typische Schlafgemeinde. Durch das starke Vereinsleben bietet unsere Gemeinde sehr viel – vor allem im kulturellen Bereich“, beschreibt Norbert Rainer aus Krenglbach. Der Regionalstellenleiter des Klimabündnis Oberösterreich hatte gemeinsam mit seinem Bruder Gerhard eine Idee, wie sie ihre Heimatgemeinde noch stärker beleben könnten: mit der Mobilcard Krenglbach. Das System ist schnell erklärt: Es ist eine Kombination aus Ortsbus als Anrufsammeltaxi und Elektrofahrzeug im Carsharing-System. „Wir holen die Bevölkerung wieder ins Ortszentrum und sorgen dafür, dass die dörfliche Infrastruktur – vom Nahversorger, über Cafe, Arzt bis zum Friseur wieder verstärkt genutzt wird“, beschreibt Norbert Rainer die Zielsetzung. Im ersten Schritt wurde gemeinsam mit Umweltausschussobmann Franz Burgstaller der gemeinnützige Verein „Mobilcard Krenglbach“ gegründet. Als Anschubfinanzierung gab es Förderungen vom Klima- und Energiefonds sowie vom Land Oberösterreich. Rainer: „Entscheidend war von Beginn weg die lokale Verankerung. Die Gemeinde, die Pfarre, der Pensionistenverband waren Opinion-Leader, die uns geholfen haben. Unser erster Vortrag fand bei der Generalversammlung der lokalen Raiffeisenbank statt – da konnten wir gleich Fortsetzung Seite 8
Foto:Krenglbach
Die Zukunft der Mobilität am Land Kurz-Interview mit Bürgermeister Manfred Zeismann Was ist das Erfolgsrezept der Mobilcard? Einerseits, dass das Angebot alle in unserer Gemeinde anspricht. Egal ob jung oder alt. Andererseits, dass die Idee und das Projekt direkt aus der Bevölkerung kommen. Genau deshalb war ich von Beginn weg optimistisch. Was ändert sich durch die Mobilcard in der Gemeinde? Ich bin mir sicher, dass die Zahl der Zweit- und Drittautos langfristig abnehmen wird. Es gibt jetzt schon ein paar, die am Überlegen sind. Das heißt weniger fixe Ausgaben und mehr Geld, das dann in unserer Region bleiben könnte. Der Bus ist ja auch ständig unterwegs und damit immer schön sichtbar. So ein Erfolgsprojekt stärkt zudem auch die Gemeinde. Es ist so, als würde ein Fußballverein einen Titel holen: Die Leute sind richtiggehend stolz auf die Mobilcard. Und das zu Recht, es stecken ja auch viele ehrenamtliche Stunden in diesem Projekt. Nutzen auch Sie die Mobilcard? Ja, denn wir von der Gemeinde sind natürlich auch mit dabei. Im privaten Bereich muss ich aber zugeben, dass es aus beruflichen Gründen momentan noch schwierig ist.
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erInnen errInnen reduzieren n ahmen und Verhal Verhal-everbrauch evverbrauch und hel hel-eld d zu sparen sparen.
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Ein neuer Kurs bietet Tipps zum ÖV für Menschen mit Migrationshintergrund.
Der VCÖ zeichnete die Mobilcard Krenglbach als innovativstes Projekt aus.
klimatelegramm: News aus Ländern und Gemeinden „Ich bin mobil“ • „Unterwegs mit Bus, Bahn
April versammelten sich die Radbeauftragten der Gemeinden in Oberösterreich im Ursulinenhof, um sich kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto: Gut geplant ist halb geradelt. Vorträge über gute Radverkehrsplanung, Praxisbeispiele aus den Gemeinden, ein Packwettbewerb und der anregende Austausch unter den Anwesenden machten diesen Tag zu einem Erfolg für alle Beteiligten. Christian Hummer, Radverkehrsbeauftragter vom Land OÖ und einer der beiden Gastgeber dieses Tages, freut sich, dass dank der vielen TeilnehmerInnen und dank des abwechslungsreichen und interessanten Programms dieser Tag zum großen Erfolg wurde: „Ich habe für meine Arbeit als Radverkehrsbeauftragter für Oberösterreich sehr viel an Motivation mitgenommen und hoffe, dass es allen anderen TeilnehmerInnen auch so gegangen ist.“ Robert Stögner vom Klimabündnis OÖ, der zweite Gastgeber: „Ich möchte mich bei den vielen Radbegeisterten, die sich in den Gemeinden für das Radfahren engagieren, für die Teilnahme am Rad-Vernetzungstreffen sehr herzlich bedanken! Es ist eine Freude zu sehen, wie die ‚Familie‘ der FahrRad-Beratung OÖ wächst.“ Zum Abschluss wurden jene Städte und Gemeinden, die erfolgreich an der FahrRad-Beratung OÖ. teilgenommen haben, von LH-Stv. Franz Hiesl, LR Reinhold Entholzer und LR Rudi Anschober mit dem BYPAD-Zertifikat ausgezeichnet. S.W.-W.
und Tram“ ist das Thema des neuen Kurses im Rahmen des Projekts „Mobilität ohne Barrieren“, in dem speziell auf Bedürfnisse von MigrantInnen eingegangen wird. TeilnehmerInnen erhalten von Klimabündnis Tirol viele nützliche Infos zu Fahrplänen, Tickets, Verhaltensregeln und Sicherheitsvorschriften. Gearbeitet wird vor allem mit Comics, interaktiven Spielen und informativen Dialogen zu Öffis und Klimaschutz. S.R.
www.fahrradberatung.at
www. mobilitaetohnebarrieren.at
„Zu Fuß zur Schule“ • Als Partner der gleichnamigen Aktion in Wien entwickelte Klimabündnis Österreich einen Outdoor-Workshop für SchülerInnen. Dabei erkunden Kinder ihre Schulumgebung als VerkehrsdetektivInnen. Ihre Anregungen werden an die FußgängerInnen-Beauftragte der Stadt weitergeleitet. Im Rahmen der Aktion gab es auch einen Wettbewerb, bei dem vielfältige Projekte zum Thema eingereicht wurden – von Bastelarbeiten bis zur Radiosendung. Die fünf besten Einreichungen werden mit einer spannenden Grätzeltour für die ganze Klasse bzw. Hortgruppe belohnt. K.M.
Fotos: Klimabündnis Oberösterreich © Klimabündnis Tirol / Florian Lechner (2), Katharina Mairinger
Gut geplant ist halb geradelt • Am 1.
Fortsetzung von Seite 7
www.wienzufuss.at/zu-fuss-zur-schule
Crazy Bike • Das „Brezle-Fahrrad“ von Volksschülerin Theresa Lob aus Schönwies in Tirol wurde unter 1.100 Fantasie-Fahrradzeichnungen von einer Jury zum Sieger des landesweiten Malwettbewerbs „Crazy Bike” gekürt. Die kleine Theresa erhielt bei der Preisverleihung in Innsbruck zu ihrer großen Freude ihr eigenes, detailgenau nachgebautes „Crazy Bike“. Der Wettbewerb wurde vom Land Tirol und von Klimabündnis Tirol zur Förderung des klimafreundlichen Radverkehrs ausgerufen. S.P. www.schulenmobil.at
LH-Stv.in Ingrid Felipe und Anna Schwerzler (Klimabündnis Tirol) mit Crazy Bike-Gewinnerin Theresa auf ihrem „Brezle-Fahrrad“.
viele von unserem Projekt überzeugen.“ Besser bekannt ist das ganze Angebot heute übrigens unter den Namen Kraxi, „el Maxi“ und „el Flitzi“. Das Sammeltaxi wurde „Kraxi“ getauft – ganz einfach, weil der Familienname Kraxberger besonders häufig ist. Die beiden ElektroKleinwagen der Marke Renault wurden wiederum von den Volksschulkindern in einem Wettbewerb getauft.
Angebot wird ausgebaut Das von einem örtlichen Unternehmer betriebene Anrufsammeltaxi steht von Montag bis Freitag von 6.30 bis 19.45 und samstags von 7.30 bis 12.30 zur Verfügung. Einzelmitglieder zahlen 11 Euro, Familien mit 2 Erwachsenen und Kindern zahlen 22 Euro im Monat. Die gemeinsam mit carsharing24/7 – einer Plattform für privates Carsharing – betriebenen Elektroautos parken bei der Ökostrom-Tankstelle beim Gemeindeamt, die Benutzung kostet 10 Cent pro Kilometer und 50 Cent pro Stunde.
Foto: Land OÖ / Andrea Binder • Mobilcard Krenglbach
Bypad-Auszeichnung der FahrRad-Beratung OÖ für die Gemeinde Ottensheim.
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Foto: Mobilcard Krenglbach
Wo ist der Auspuff? SchülerInnen der VS Krenglbach machten sich auf die Suche und fanden auch Namen für die E-Autos: „el Maxi“ und „el Flitzi“.
„Mittlerweile haben wir über 100 Personen, die unser Angebot nutzen können. Aufgrund der Nachfrage haben wir auch das Angebot ausgeweitet. Seit Anfang des Jahres fährt Kraxi bei Bedarf halbstündlich. Die Anschaffung eines Elektroscooters läuft bereits, das bestehende Radverleihsystem nextbike soll in das Angebot der Mobilcard aufgenommen werden. Zusammengearbeitet wird auch mit dem Krenglbacher Sportverein. Die Trainingszeiten wurden so gelegt, dass An- und Abreise samt genügend Zeit zum Umziehen unter einen Hut gebracht werden kann.“ Der KFZ-Betrieb Huemer ist einer der gewerblichen Nutzer. Einen Faktor hat
Rainer übrigens unterschätzt: „Den sozialen Effekt. Vor allem für jüngere und ältere Menschen, die noch keinen Führerschein besitzen oder nicht mehr fahren wollen, wird die Mobilität massiv erhöht. Sie sind nicht mehr von Dritten abhängig. Schön hat das unser Gemeindearzt auf den Punkt gebracht. Er hat gesagt, wir holen die älteren Leute wieder zurück in die Mitte unserer Gesellschaft.“
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und wurde für den ORF-Klimaschutzpreis nominiert. Mehrere Gemeinden in ganz Österreich haben bereits Interesse. Die oftmals gestellte Frage: „Können wir das in unserer Gemeinde auch machen?“ Rainer macht den vielen „Schlafgemeinden“ Hoffnung: „Ja, auf alle Fälle. Wenn die wichtigsten Stakeholder an Bord sind, springt der Funke auf die Bevölkerung über. E-Carsharing kann man auch ohne Förderung auf die Beine stellen, das Bussystem braucht – zumindest bei finanzschwächeren Gemeinden – aber Unterstützung von Landesseite. Meine Vision ist, dass es im ländlichen Raum neben der Feuerwehr und dem Musikverein in jedem Ort in Zukunft auch einen Mobilitätsverein gibt.“
Projekt zum Nachmachen Die Mobilcard Krenglbach zieht mittlerweile weite Kreise und gewann den VCÖ-Mobilitätspreis für Oberösterreich sowie den ÖGUT-Umweltpreis
HANNES HÖLLER
Info! www.mobilcard.at • carsharing247.com
Klima-Porträt Sara Repo Klimabündnis Tirol
Fotos: Markus Bianchi, Privat
... ist finnische Österreicherin und studierte Kommunikations- und Politikwissenschaft in Salzburg und Paris. Sie war nach dem Studium Projektmanagerin für PR & Europainformation im Regionalmanagement Burgenland. Seit November 2013 ist sie bei Klimabündis Tirol für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig und Projektleiterin für den Autofreien Tag.
Wie sieht‘s mit deiner Mobilität aus? Ich habe zwar einen Führerschein, besitze aber selbst kein Auto. In Innsbruck trotze ich Schnee- und Regenfällen und bin das ganze Jahr über mit dem Fahrrad unterwegs. Ich liebe die frische Luft und die Bewegung in der Früh und abends nach der Arbeit am Weg nach Hause. Für längere Fahrten außerhalb nehme ich gerne den Zug.
Gibt es Dinge bei deiner Arbeit, über die du dich richtig freust? Ich freue mich, wenn sich Menschen für Klimaschutz interessieren und sich Gedanken über eigene Handlungsmöglichkeiten machen.
Was sind die wichtigsten Maßnahmen für dich auf dem Weg zu einer umweltfreundlichen Mobilität? Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen das Fahrrad und die Öffis im Alltag nutzen und den positiven Effekt dabei wahrnehmen. Gerade in Österreich gibt es viele kleinere Städte und Gemeinden, in denen das Auto nicht wirklich nötig ist und wo man gerade Kurzstrecken besser mit dem Fahrrad bewältigt. Wichtig sind in diesem Zusammenhang natürlich gut ausgebaute Radwege und Öffinetze, um den Anreiz und die Verkehrssicherheit zu stärken.
Wie sieht der Autofreie Tag in deinen Träumen aus? Naturrasen auf einer großen Verkehrsfläche in Innsbruck, fröhliche Jugendliche, Erwachsene und spielende Kinder, Liegestühle und Picknicks, Sportaktivitäten und Fahrradshows, Musik und gute Laune – weit und breit kein Autolärm. Da könnte ich eine lange Wunschliste aufzählen. Wichtig ist nicht die Dimension der Aktivitäten – Tiroler Gemeinden haben gezeigt, dass mit kreativen Ideen auch bei kleinen Mitteln Großes aus der Europäischen Mobilitätswoche herauszuholen ist. A.S. kontakt! sara.repo@klimabuendnis.at
Sara Repo beim Öffi-Ticket-Kauf für den Innsbrucker Stadtverkehr. Sie fährt nicht nur gerne mit der Bahn, sondern auch mit dem Bus.
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klimabündnis
SchülerInnen der Hauptschule Pfunds in Tirol beim gemeinsamen Radausflug im Rahmen von „Klasse auf´D Rad“.
Klasse auf’D Rad in Tirol Fotos: Hauptschule Pfunds,
Klimabündnis Tirol / Florian Lechner
Wie „richtige“ Fahrrad-Profis lernen, üben und trainieren.
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u richtigen Radprofis werden SchülerInnen beim Projekt „Klasse auf D´Rad“, das im Rahmen des Interreg IV A Italien Österreich-Projekts „Schulen mobil“ erstellt wurde. Das Fahrrad ist einen Monat lang Thema in verschiedenen Unterrichtsfächern einer Schulklasse. Martina Abraham vom Klimabündnis Tirol steht Schulklassen einen ganzen Monat lang beratend zur Seite und gibt LehrerInnen konkrete Tipps, wie das Fahrrad in den Schulunterricht integriert werden kann. Egal ob im Geografie- oder Mathematikunterricht, in bildnerischer Erziehung oder beim Sport – überall lassen sich interessante Infos und Übungen rund ums Radfahren mit
einbauen. Die SchülerInnen sollen dabei die Vorteile des Radfahrens kennen lernen und motiviert werden, das Fahrrad im Alltag vermehrt zu nutzen, um unabhängiger vom Elterntaxi zu sein. Neben theoretischem Basiswissen zu Verkehrssicherheitsregeln und technischen Details lernen die SchülerInnen auch die Auswirkungen diverser Mobilitätsformen auf das Klima und die Gesundheit kennen. Durch interaktive Teamarbeit üben die SchülerInnen ihre kommunikative und soziale Kompetenz und lernen den Umgang mit Konfliktlösungsstrategien. Am Ende des Monatsschwerpunkts werden die SchülerInnen als Radprofis ausgezeichnet. In der
Hauptschule Pfunds im Tiroler Bezirk Landeck lernten die SchülerInnen beispielsweise etwas über die Geschichte des Fahrrads, die Entwicklung großer Radveranstaltungen, das Radwegenetz in ihrer Umgebung, Kreisberechnungen bezogen auf Reifen, Fahrradlieder und vieles mehr. Besonders spannend war für die SchülerInnen die Unterrichtseinheit Biologie, in der über richtige Ernährung und die Vorteile von regelmäßigem Radtraining gesprochen wurde. Auch die praktischen Übungen direkt am Fahrrad kamen nicht zu kurz: In einem Parcours wurde die sichere Handhabung des Fahrrads geübt und das Gelernte gleich umgesetzt. Weitere kreative Ideen finden PädagogInnen in einem Begleitheft oder online als Download. SARA REPO
Info!
www.schulenmobil.at
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Pedibus – der Autobus auf Füßen: Der gemeinsame Schulweg weckt Freude an umweltfreundlicher Bewegung.
wischen Februar und April hatten die Schülerinnen und Schüler der Volksschule Gleisdorf die Möglichkeit, mit dem Pedibus umweltfreundlich und gesund in die Schule zu gehen. Wegen des großen Erfolges werden die „Buslinien“ ab Herbst zur fixen Einrichtung. An zwei Tagen pro Woche stiegen die Kinder an fixen Haltestellen in den „Autobus auf Füßen“, der von engagierten Müttern betreut wurde. Ziel ist das Üben des Schulweges, der dann nach einiger Zeit selbstständig zurückgelegt werden kann, das „Busgehen“ soll aber auch Gusto auf mehr umweltfreundliche Fortbewegung machen.
Die Länge der Pedibus-Linien beträgt jeweils einen knappen Kilometer, die Kinder wurden eigens mit Leuchtbändern und Reflektoren ausgestattet. Dass der gemeinsame Schulweg Spaß macht, zeigte sich bereits: Auch an den Tagen ohne geführten Pedibus gingen viele Kinder schon gemeinsam zur Schule. Diese nimmt übrigens auch am klimaaktiv mobil Programm „Mobilitätsmanagement für Kinder, Eltern und Schulen“ teil und wird sich somit im nächsten Schuljahr noch ausführlich mit dem Thema Mobilität beschäftigen. MARTINA DAIM www.schule.klimaaktiv.at
Foto: VS Gleisdorf
Neue Pedibus-Linien in Gleisdorf
klimabetriebe
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Die Wiener Friedensbrücke wurde für eine Haltestelle der Wiener Linien „windfest“ gemacht – das kommt auch FußgeherInnen zugute.
Mit Wind und Wetter ... Fotos: Weatherpark
Weatherpark plant urbanes Klima und ist „sanft mobil“.
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er viel im Freien unterwegs ist, entwickelt eine ausgeprägte Sensibilität für Wind und Wetter. So auch die drei Meteorologen, die vor 10 Jahren, die damals noch etwas abenteuerlich anmutende Idee hatten, eine Firma für meteorologische Forschung und Dienstleistungen zu gründen. Die Weatherpark GmbH mit mittlerweile sechs MitarbeiterInnen steht allen, die planen und bauen, mit Rat in Sachen Wind und Wetter zur Seite. Denn schon geringe Unterschiede in Planung und Ausführung sind in einer Stadt entscheidend dafür, ob’s zieht, richtig windig wird und pfeift, oder es da und dort windgeschützte Plätze gibt – und sind somit entscheidend fürs Wohlbefinden.
Weatherpark unterstützte die Wiener Linien – übrigens auch ein KlimabündnisBetrieb – bei der Haltestellen-Errichtung auf der Friedensbrücke und betreut auch Großprojekte wie den Wiener Hauptbahnhof. Computersimulationen, wie sie im Flugzeugbau verwendet werden, helfen nicht nur, windstille Nischen zu schaffen, auch die Zufuhr frischer und kühler Luft ist bei den aufgrund des Klimawandels sich stärker erwärmenden Zonen in den Städten besonders wichtig. Dabei werden ganze Bündel möglicher Maßnahmen angedacht: Beschattung, kühlende Grün- und Wasserflächen, Brunnen, die Art der Pflasterung u.v.m. Die Spezialisten des urbanen Mikroklimas beschäftigen sich auch mit der eigenen
Name: Weatherpark Meteorologische Forschung u. Dienstleistungen Bundesland/Standort: Wien MitarbeiterInnen: 6 Klimabündnis-Betrieb: seit 2011
Mobilität. Die drei Geschäftsführer (siehe Foto) gehen als Fußgänger, Radler und Benutzer des ÖV mit gutem Beispiel voran. Dass die ÖBB-Vorteilscard für alle MitarbeiterInnen bezahlt wird, ist beschlossene Sache, ebenso die Übernahme der Servicekosten für die Fahrräder aller. Wegen der Stellplatz-Problematik wird das Projekt „meinefahrradgarage“ unterstützt. Dass weiter geradelt und gegangen wird, dafür sorgt die Tuchfühlung, die die Meteorologen für ihre Projekte aufbringen müssen – das geht schlecht vom Auto aus, auch wenn man zu Prüfzwecken an alte Einsatzorte zurückkehrt. ANDREAS STRASSER
info!
www.weatherpark.com
Foto: Klimabündnis Oberösterreich
FahrRad-Beratung in oberösterreichischen Gemeinden Die Tatsache, dass Strecken, die Herr und Frau ÖsterreicherIn mit dem Auto fahren, zu 50 % unter fünf Kilometer liegen, zeigt, dass es hier Potential für das Rad gäbe. Die FahrRad-Beratung OÖ setzt hier an. Wie kann man den Umstieg auf zwei Räder leichter machen? Wie gut und sicher kann man in der eigenen Gemeinde Rad fahren? Können auch Betriebe radmobiler werden? Oberösterreich zählt derzeit 84 Fahrradberatungsgemeinden. Gemeinden wie Enns, Gallneukirchen, Munderfing, Vöcklabruck, Ottensheim und viele andere setzen Akzente, um den Alltagsradverkehr zu fördern. Dazu bieten Land OÖ und Klimabündnis OÖ das Programm der FahrRad-
Beratung OÖ an, das Gemeinden beim Umsteigen auf mehr Radmobilität hilft. Die Teilnahme ist für Gemeinden und Regionen kostenfrei. Wichtiger Baustein der FahrRad-Beratung OÖ ist der Rad-Lokalaugenschein: FahrradberaterInnen, Gemeindeverantwortliche und AlltagsradlerInnen befahren das Ortsgebiet und analysieren die Fahrrad-Freundlichkeit der Gemeinde. Danach werden nötige Maßnahmen erarbeitet. Neben baulichen Maßnahmen und den richtigen Rahmenbedingungen ist es in erster Linie die Bewusstseinsarbeit, die mehr EinwohnerInnen auf das Rad bringt. „Radfahren beginnt im Kopf. Wenn eine Gemeinde Anreize setzt und den Radverkehr
RadlerInnen beim Rad-Lokalaugenschein in Enns. fördert, wenn auch Gemeinde-VertreterInnen gerne mit dem Rad fahren, steigen auch immer mehr BürgerInnen um“, erklärt der Mobilitätsbeauftragte von Klimabündnis OÖ, Robert Stögner. SONJA WÖHRENSCHIMMEL-WAHL
NEU!
Klimabündnis OÖ berät auch Betriebe, die auf „mehr Rad“ umsteigen möchten.
www.www.fahrradberatung.at
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klimanews
Störende Streifen am Himmel
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as Flugzeug ist das klimaschädlichste Verkehrsmittel und wird dennoch indirekt mit steuerfreiem Kerosin subventioniert. Die Zuwachsraten im Luftverkehr sind mit 5 % pro Jahr immens. Zudem sind Flugreisen meist sehr lang. Da summieren sich viele Kilometer-Emissionen. Und weil Abgase in großer Höhe einen zusätzlich negativen Effekt haben, wirken Stickoxide, daraus entstehendes Ozon, Wasserdampf und Rußpartikel besonders stark. 200 PassagierInnen entsprechen einer Kolonne aus 100 Geländewagen mit 17 Litern
Kondensstreifen über Portugal und Spanien. Sie zeigen uns die Obergrenze der Troposphäre. So nennt man die Wetterküche, innerhalb der sich alle Klimagase ansammeln. Spritverbrauch. Allein die Lufthansa Group, zu der auch die AUA gehört, benötigt die unvorstellbare Energiemenge von fast vier Millionen Einfamilienhäusern – steuerfrei! Flugzeugabgase injizieren zusätzlichen Wasserdampf in die Atmosphäre. Daraus entstehen Kondensstreifen – sie sind das sichtbarste Zeichen des menschlichen Einflusses auf die Atmosphäre. Das Bild oben zeigt Kondensstreifen über Portugal und Spanien. Die Zusammensetzung dieser schmalen, langen Wolken gleicht den Cirruswolken. Ist die Luft feucht,
sind Kondensstreifen langlebig, verbreitern sich und sind schwer von natürlichen Cirruswolken zu unterscheiden. Satelliten haben Cluster von Kondensstreifen beobachtet, die bis zu 14 Stunden bestehen und dabei Tausende von Kilometern zurücklegen. Das hat natürlich Einfluss auf das Klima. Man schätzt, dass Kondensstreifen 0,07 Prozent bis 0,40 Prozent des Himmels bedecken. Daraus ergibt sich ein leichter Netto-Wärmeeffekt. CHRISTIAN SALMHOFER
earthobservatory.nasa.gov
Wie sich das Fliegen auf die Wolkenbildung auswirkt und zusätzlich zum Klimawandel beiträgt.
info! earthobservatory.nasa.gov eo.ucar.edu/webweather/cirrus.html
www.wmo.org
klima & wetter • News aus den Archiven
Abschmelzprozesse in der Westantarktis
Eisschwund in der Antarktis • Lange schien es, als ob die globale Erwärmung dem ewigen Eis in der Antarktis wenig anhaben könne. Neueste Analysen zeigen jedoch, dass die Eisschmelze stärker als befürchtet voranschreitet. ExpertInnen der Universität Washington und der NASA zufolge sei das Abschmelzen der sechs großen Gletscher in der Westantarktis bereits ein unumkehrbarer Prozess, der zudem noch andere Eisteile schwächen könnte. Derzeit trage das Schmelzen des größten dieser Gletscher allerdings nur wenig zum Meeresspiegelanstieg bei: 1 mm pro Jahr. www.nasa.gov/press/2014/may
Die Frühjahrs-Bilanz 2014 • national: Der Frühling liegt um 1,5 °C Gletscher-Welt vermessen • Einer internationalen Gruppe von 74 WissenschafterInnen gelang es, die Daten aller Gletscher der Erde zusammenzutragen – ohne die Eisschilde der Arktis und Antarktis. Nun weiß man, dass es rund 200.000 sind, mit einem Gesamtvolumen von rund 170.000 Kubikkilometer. In Summe ist die globale Gletscherfläche so groß wie Deutschland, Dänemark und Polen zusammen. Den neuen Daten zufolge enthalte das Gletschereis zwischen 35 und 47 cm Meeresspiegeläquivalent an Wasser (d.h. der Meeresspiegel würde bei einer Totalschmelze aller Gletscher so hoch ansteigen) und nicht wie bisher angenommen 60 cm. www.igsoc.org • imgi.uibk.ac.at
über dem langjährigen Mittel. Es ist der siebentwärmste Frühling seit Beginn der Messungen im Jahr 1767. In der 247-jährigen Messgeschichte war der Frühling auch in den Jahren 2009, 2011 und 2012 ähnlich warm. Hauptverantwortlich für dieses Ergebnis waren der März, der mit einer Abweichung von plus 2,9 °C außergewöhnlich warm war, und ein um 2,0 °C zu warmer April. Der Monat Mai stoppte den Trend allerdings. Er war um 0,5 °C kälter als das Mittel der Jahre von 1981 bis 2010. www.zamg.ac.at
• global: Der April 2014 war in vielen RegiAnstieg der CO2-Konzentration • Vor der Industrialisierung lag die Konzentration des Treibhausgases CO2 auf der Nordhalbkugel der Erde bei 278 ppm (parts per million, Teile pro Million). Im Sommer 2012 wurden erstmals 400 ppm überschritten – das passierte danach mehrmals, aber nur kurzfristig und an einzelnen Orten. Nun wurde von der Messstation Maona Loa erstmals das dauerhafte Überschreiten dieses Wertes für den gesamten April 2014 gemeldet. www.wmo.int
onen der Erde wärmer als früher. Mit 14,47 °C strahlte die Erde eine um 0,77 °C höhere Temperatur, als es in den Jahren zwischen 1981 und 2010 der Fall war, in den Weltraum ab. Für den März zeigte das globale Fieberthermometer den vierthöchsten Märzwert seit es Aufzeichnungen gibt. Er war um 0,71 °C über dem Durchschnitt des 20. Jahrhundert von 12,3 °C. www.ncdc.noaa.gov/sotc/global/ F. HOFER | C. SALMHOFER | A. STRASSER
klimapolitik
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Die Energiewende klappt wohl nur, wenn es auch eine Wende im Bereich Verkehr gibt. Da waren die Weichen aber jahrzehntelang auf Vorrang für PKW und LKW eingestellt.
Weite Wege zur Wende im Verkehr Günter Emberger im klimklündni abündniss-Gespräch über mehr Nachhaltigkeit im Verkehr.
Foto: Fotostudio Huger
Wir sind also offenbar in einer Sackgasse gelandet – können wir noch wenden? Wir müssen. Dazu muss aber auch das System, seine Entwicklung, seine Geschichte verstanden werden. Das Leben spielte sich im Mittelalter, vor der Industrialisierung, vor der Entwicklung des motorisierten Verkehrs in überschaubaren Räumen ab. Gewachsene Siedlungsstrukturen waren fußläufig und Gemeindegrößen auf eine Stunde Fußweg (ca. 6 km Durchmesser) begrenzt. Größere Einheiten wie Bezirke waren in einer (Fuß-)Tagesreise zu durchmessen. Der politische Verantwortungsbereich entsprach jenem, in dem die Menschen wohnten und arbeiteten. Die Verwaltungsgrenzen wuch-
Zur Person Günter Emberger, Sozial- und Wirtschaftswissenschafter, Betriebs- und Wirtschaftsinformatiker ist Professor am Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien. Forschungsschwerpunkte sind u.a. öffentlicher Verkehr, barrierefreie Mobilität, Mobilität für Alle. Emberger ist auch wissenschaftlicher Leiter des Klimabündnis-Lehrgangs „KommunaleR MobilitätsbeauftragteR“.
Kontakt! guenter.emberger@tuwien.ac.at
sen nicht mit der durch die Automobilität gestiegenen Geschwindigkeit mit – diese hat unsere Welt grundlegend verändert. Die Geschwindigkeit als heilige Kuh? Seit den 50er Jahren wurden die Wege für Güter und Personen der Logik rollender PKW und LKW folgend ausgebaut. Auftretende Probleme versuchte man nur aus dieser Sichtweise heraus schnell und kurzfristig zu lösen. Da Fahrbahnverbreiterungen oder Umfahrungsstraßen, dort neue Parkplätze, Zubringer, Anschlüsse an noch schnellere Verkehrswege und neue Zentren für die Verteilung der Waren auf den sogenannten grünen Wiesen usw. Ein Umdenken setzt aber doch ein? Ja, aber nur langsam. Viele EntscheidungsträgerInnen glauben immer noch, dass Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur Beschäftigung und wirtschaftliche Entwicklung fördern. Aus unseren Analysen wissen wir schon länger, dass die Wirkung solcher Maßnahmen sehr gering ist und bisweilen auch negativ ausfällt. Im Wettstreit der Kommunen und Regionen gibt es Gewinner und Verlierer. Dieselben Maßnahmen können in schwächeren ländlichen Gemeinden auch wachstumshemmend sein, einen Kaufkraftabfluss und Abwanderung produktiver Ressourcen hin zu den stärkeren Zentren bedeuten. Wo aber ansetzen? Was hat Priorität? Was da über Jahrzehnte auf- und ausgebaut wurde, lässt sich nicht per Knopfdruck lösen. Möglicherweise beansprucht, was wir uns als Verkehrswende, als Rück- oder Umbau vorstellen, vergleichbar viel Zeit. Wichtig wäre es, über kommunale Gren-
zen hinauszuschauen, in größeren Einheiten zu denken. Das zeigen Ansätze in der Steiermark. Planung und Verwaltung müssen in eine sinnvolle Relation zur Geschwindigkeit gebracht werden – und die Geschwindigkeit muss sinken. Wir müssen den Fuß vom Gaspedal nehmen. Verlangsamen statt Beschleunigen ist angesagt. Kommt das auch bei NutzerInnen der Verkehrsinfrastruktur an? Ändert sich etwas? Die letzte umfassende Mobilitätsbefragung stammt aus dem Jahr 1996 und die aktuelle läuft erst an. Man kann aber sagen, dass es Änderungen gibt, die in Richtung Umwelt-Verbund führen. Auch das Radfahren ist im Kommen. Das hat wenig mit stärkerem Umweltbewusstsein zu tun – Mobilität ist teurer geworden, auch aufgrund der Wirtschaftskrise. Und so wie wir von Energiearmut sprechen, werden wir uns auch zunehmend mit Mobilitätsarmut auseinandersetzen müssen. Radfahren boomt. Da sind Maßnahmen sinnvoll und auch für „Kleine“ leistbar ... Abgesehen von ungünstigen Gegebenheiten, sind alle Unternehmungen sinnvoll, die die Möglichkeiten schwächerer VerkehrsteilnehmerInnen verbessern. Besonders, wenn damit Verhalten gefördert wird, das ressourcenschonend, klima- und umweltfreundlich, leise, platzsparend und auch in der Erhaltung günstiger ist. RadfahrerInnen kommen in der Prioritätenliste für eine nachhaltige Verkehrsgestaltung erst nach FußgeherInnen, dann folgen BenutzerInnen des öffentlichen Verkehrs und ganz am Ende der motorisierte Individualverkehr, der bislang Vorrang hatte. ANDREAS STRASSER
Foto: Radland NÖ, Weinfranz
Verkehr als bedeutender Klimafaktor ist auch ein großer Kostenfaktor, stimmt das? Verkehr verursacht nicht nur negative Folgen für Umwelt, Klima und die Gesundheit, sondern auch für die Brieftaschen aller Beteiligten. Für Nutzer ebenso wie für Betreiber und Erhalter. Schwer belastet sind hier v.a. die Gemeinden, die sich um die Infrastruktur Straße kümmern müssen – vielen fehlen dazu die Mittel. Und das System stößt zunehmend an seine Grenzen.
klimapolitik
Regionalbahnen überschreiten Grenzen Zur Regionalbahn-Tagung am 16. September. Österreichischer Regionalbahntag Am 20. September ruft das Klimabündnis mit Unterstützung von Lebensministerium und ÖBB wieder im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche zum Öst. Regionalbahntag auf. Am Regionalbahntag werden die im Alltag unverzichtbaren Leistungen der Regionalbahnen präsentiert und gewürdigt. Setzen Sie in Ihrer Gemeinde ein Zeichen für die Regionalbahn und veranstalten Sie gemeinsam mit den Bahnunternehmen Fahrgast-Dankesaktionen, Bike+Ride-Aktionen, Bahnhofsfeste, Sonderfahrten, Straßenmal-Aktionen am BahnhofsVorplatz u.a.m. www.regionalbahntag.at
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renzen zwischen Ländern, Bundesländern, zwischen Bahn, Bahnhof und Gemeinde – das sind die spannenden Themen der Regionalbahntagung am 16. September in Seefeld in Tirol. Berichtet wird von erfolgreichen Impulsen, die Bahnhof und Bahn für die Gemeindeentwicklung bedeutet. Präsentiert werden u.a. die Bahnumfeld-Entwicklungsprogramme der Vision Rheintal in Vorarlberg, Ortskernbelebung durch die S-Bahn in Tirol und Erfolge der Vinschgerbahn in Südtirol. Bahnzukunft in Gmunden. Nach einer Lesung im Regionalzug Vorchdorf-Gmunden und anschließender Podiumsdiskussion in Gmunden war die StadtRegioTram
Gmunden 2012 beim 1. Regionalbahntag noch ein Hoffnungsprojekt: Nun ist die Finanzierung gesichert und die Umsetzung im Gange. Die Regionalbahn VorchdorfGmunden wird mit der Gmundner Straßenbahn verknüpft und bringt Fahrgäste aus dem Stadtumland direkt ins Zentrum. Die Bestellung neuer Bahngarnituren ist erfolgt und bis Ende 2014 soll der erste Abschnitt der Verlängerung bis knapp vor die Traunbrücke fertig sein. Nach dem Bau einer neuen Traunbrücke soll bis 2017 die Durchbindung bis zum Rathaus und weiter bis zum Bahnhof Gmunden realisiert sein. Anders die Situation im Südburgenland: Nach Einstellung des Personenverkehrs 2011 auf der Strecke Friedberg-Oberwart gibt es hier nur noch Güterverkehr und trotz Bemühungen aus der Region seitens des Landes keine Unterstützung für eine Attraktivierung des Bahnverkehrs. Am 27. 6. findet dazu im Kurzentrum Bad Tatzmannsdorf eine Fachkonferenz statt, wo mit Unterstützung zahlreicher RegionsvertreterInnen auch Optionen einer Bahnverbindung Richtung Ungarn/Szombathely präsentiert werden. PETER CZERMAK
Fotos: ÖBB, ÖBB-Zumtobel
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Vöcklabruck. Der Weg vom SeniorInnenheim zum Zentrum wurde auf Barrierefreiheit geprüft. Unten: Auszeichnung von EinfachSicherGehenPionierInnen unter oö Gemeinden.
ehen als unsere ureigenste Bewegungsart ist gesund und umweltfreundlich. Seine Bedeutung hat sich in den letzten Jahrzehnten aber drastisch verringert. Wurden 1992 noch 21,6 % der Wege zu Fuß zurückgelegt, waren es nach einer Verkehrserhebung des Landes OÖ 2012 nur mehr 15,1 %. Bei jeder zehnten Autofahrt wird weniger als ein Kilometer(!) gefahren. Das Projekt EinfachSicherGehen zeigt, dass es anders geht und verhilft den Gemeinden zu mehr Lebensqualität. Warum gehen wir so wenig? Viele von uns steigen automatisch ins Auto und vergessen auf Füße oder Fahrrad. Dazu kommen Verkehrs-Verhältnisse, die das Auto begünstigen. Immer mehr Gemeinden in OÖ wollen dieser Entwicklung entgegensteuern und in „sanfte Mobilität“ wie Rad- und Fußverkehr investieren. Seit 2013 führt Klimabündnis OÖ das Projekt „EinfachSicherGehen“ im Auftrag des Verkehrsressorts des Landes OÖ durch. Das Interesse der
Gemeinden war von Anfang an sehr groß. Zuerst wird das Gemeindegebiet auf Fußgänger-Freundlichkeit überprüft. Dann werden Maßnahmen erarbeitet, die den Fußverkehr im Ort beleben. Die ersten Gemeinden von EinfachSicherGehen waren Vöcklabruck, Traun, Weibern, Gaspoltshofen und Perg. „Die ersten Erfolge sind sichtbar“, freut sich Gerlinde Larndorfer vom Klimabündnis OÖ, die das Projekt betreut. „In Vöcklabruck wurde ein Infrastrukturpaket mit Verbesserungen für FußgängerInnen beschlossen. Ein Schwerpunkt war die barrierefreie Verbindung vom SeniorInnenheim ins Zentrum. Traun führte unter dem Motto ,Sanfte Mobilität ist GEHnial‘ eine Info-Kampagne durch.“ 2014 werden Arbing, Asten, Schärding, Nußbach und Gallneukirchen „EinfachSicherGehen“ in ihren Gemeinden umsetzen. SONJA WÖHRENSCHIMMEL-WAHL
Info!
www.klimabuendnis.at/oberoesterreich
Fotos: Klimabündnis Oberösterreich
Oberösterreich: Einfach sicher gehen
klimatipps
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So fesch am Rad fuhren die TeilnehmerInnen letztes Jahr über die Linzer Nibelungenbrücke.
Linz: So fesch am Rad
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er mit dem Rad in die Arbeit fährt, muss sich nicht in einen Raddress zwängen. Es geht auch fesch. Um dies zu unterstreichen, lädt das Klimabündnis OÖ gemeinsam mit der Radlobby OÖ anlässlich der WearFair & mehr 2014 (Termin wird noch bekanntgegeben) auch heuer wieder zu „Fesch am Rad“ ein, einer stilvollen Radfahrt durch Linz. „ Wir laden alle herzlich ein, sich schön zu machen und mit uns durch Linz zu radeln. Ob Hipster, elegant, Tracht, Hippielook oder
WearFair & mehr Die WearFair & mehr präsentiert auch heuer wieder (3. bis 5. Oktober) neben Mode, Ernährung, Biotourismus und ethischen Geldanlagen den Bereich Mobilität. Dazu werden AusstellerInnen gesucht. Alle FahrradhändlerInnen sowie E-AutoHändlerInnen sind eingeladen, sich bei der größten Messe Österreichs für nachhaltigen Lebensstil anzumelden.
INFO! rocinela.ortiz@klimabuendnis.at
Clever einkaufen für die Schule ...
Retro, alle besonderen Styles sind willkommen. Die besten drei MenschRad-Duos werden prämiert.“ Im letzten Jahr radelten mehr als 60 Menschen mit und sorgten mit ihrem stilvollen Auftreten und mitfahrenden Musikboxen für gute Laune auf den Straßen von Linz. S.W.-W.
INFO!
www.wearfair.at
klimathek
Ausstellung: Klimazeugen 24 Klimazeugen aus Europa, Amazonien, Asien und Afrika helfen, das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen. Von der Tiroler Hüttenwirtin bis zu VertreterInnen der FOIRN am Rio Negro. Die Ausstellung steht allen Klimabündnis-Gemeinden, -Betrieben und -Bildungseinrichtungen zur Verfügung.
Info! www.klimabuendnis.at
NINA OBERBUCHER | CHRISTIAN SALMHOFER | ANDREAS STRASSER
Einem Teil der Auflage liegt der Folder „Clever einkaufen für die Schule“ bei. www.schuleinkauf.at
Bewegung in den Gemeinden
Zur Zukunft der Mobilität
Walkability meint nicht nur Begehbarkeit, sondern die gesamte Bewegungsfreundlichkeit von Straßenzügen, Wohnvierteln, Stadtteilen und urbanen Räumen. In dieser ersten deutschsprachigen Einführung in den Walkability-Ansatz wird Bewegungsförderung aus unterschiedlicher Sicht, mit Ergebnissen von Studien und Beispielen für den Praxistransfer vorgestellt.
Mobilität ist von fundamentaler Bedeutung für unsere arbeitsteilige Ökonomie wie für unseren privaten Lebensstil. Sie ist dabei extrem produkt- und ressourcenintensiv und stellt große Herausforderungen an die Zukunft. Angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung und knapper Ressourcen ist klar: Wir brauchen eine drastische Richtungsänderung – eine Schubumkehr eben.
Jens Bucksch, Sven Schneider (Hrsgb.)
Stephan Rammler
Walkability
Schubumkehr
Das Handbuch zur Bewegungsförderung in der Kommune
Die Zukunft der Mobilität
Verlag Hans Huber, Bern, Jänner 2014 237 Seiten • 49,95 • ISBN 978-3456853512
FISCHER Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main, Juli 2014 288 Seiten • 12,99 • ISBN 978-3596030798
Zukunftstauglich unterwegs
Das Fahrrad unter der Lupe
Der CO2-Fußabdruck des Verkehrs ist immens, Ressourcen schwinden und »autogerechte« Städte gefährden Leib und Leben – dabei lässt sich Mobilität schon heute zukunftstauglich und unkompliziert organisieren. Die postfossile Mobilität wird nicht nur die Umwelt entlasten, sondern auch zu einem Mehr an Lebensqualität und gesellschaftlichem Miteinander führen.
Das Fahrrad ist das global am meisten benutzte Verkehrsmittel und das effizienteste von Muskelkraft angetriebene Fahrzeug, das je erfunden wurde. Eben fast völlig vom Auto verdrängt, erlebt es eine neue Konjunktur. In diesem Buch, das eine Ausstellung im Hamburger Museum der Arbeit begleitet, zeigen JournalistInnen,VerkehrsexpertInnenen, MuseumswissenschaftlerInnen u.a. den aktuellen Stand des Wissens.
oekom verein e.V.
Mario Bäumer / Hamburg Museum der Arbeit (Hrsgb.)
Postfossile Mobilität
(Politische Ökologie • Band 137) Zukunftstauglich und vernetzt unterwegs
Das Fahrrad
oekom verlag, München, Juni 2014 144 Seiten • 17,95 • ISBN 978-3865814869
Junius Hamburg, Mai 2014 216 Seiten • 24,90 • ISBN 978-3885060413
Kultur, Technik, Mobilität
Die Wiederaneignung des öffentlichen Raumes
d e S t ra ß e n “ n e h lü B „ b r e tbew Mit dem Wet Ring“ m a n e s a R „ n Mit der Aktio stadt .at utofreie
Fotos: Klimabündnis Tirol/Florian Lechner Klimabündnis Österreich/Hannes Höller
von a veranstaltet