Verlagspostamt 1150 WIEN – P.B.B. – GZ02Z031986M Foto: Kindergarten St. Michael-Schwanenstadt
01/2013
ZEITSCHRIFT VON KLIMABÜNDNIS ÖSTERREICH
Klima macht Schule •
Voneinander lernen
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Miteinander gestalten
Bildungseinrichtungen im Klimabündnis Lernen am Rio Negro Klimabündnis-Schule PORG Volders
Initiative 30 km/h in Wohngebieten Ein Haus voller Energie HLFS Ursprung – Projekte für die Zukunft
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klimaintro Neu im Klimabündnis: Vor wenigen Tagen bin ich gemeinsam mit einigen KollegInnnen von einer Studienreise in das Gebiet der Klimabündnis-Partnerschaft am Oberen Rio Negro zurückgekehrt. Dabei hat sich wieder herausgestellt, dass einer der entscheidenden Punkte bei der Zusammenarbeit mit den indigenen Völkern in Brasilien die indigene Bildung ist. Auch dank der Unterstützung aus Österreich konnten in den letzten Jahren rund 15 indigene Schulen aufgebaut werden. Die größten Unterschiede im Schulalltag: Schulwege mit bis zu 6-tägigen Bootsreisen, zwei Monate Unterricht und dann wieder zwei Monate Pause und Rückkehr in die Dörfer. Der Unterricht im Amazonas-Regenwaldgebiet dreht sich dabei vor allem um indigene Sprachen, Projekte zu Ernährungssicherung und Pflanzenaufzucht. Auf den Punkt gebracht bedeutet das für unsere Partnerorganisation, die FOIRN: „Ohne Bildung keine Identität“. Unser Bildungssystem hat ungleich mehr Mittel zur Verfügung und die Unterschiede in den Klassenzimmern zwischen Österreich und dem Rio Negro könnten drastischer nicht sein. Wie zukunftsfähig wir unsere Jugend erziehen, ist aber fraglich. Das Klimabündnis in Österreich hat in den letzten Jahren verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Schulen, Kindergärten und weiteren Bildungseinrichtungen gesetzt. Der Erfolg ist herzeigbar. Bald 350 Bildungseinrichtungen gibt es bereits im Klimabündnis. Jedes Jahr halten wir hunderte Workshops in Schulen ab und auch Angebote wie der Klimaclown, das Klima-Kasperlund Puppentheater oder die Klimameilen-Kampagne werden sehr gut angenommen. Gleichzeitig haben wir auch die Erwachsenenbildung forciert und bieten jedes Jahr für kommunale EntscheidungsträgerInnen mehrere Ausbildungsschienen an. Neben den bereits etablierten kommunalen Kursen zu Klimaschutz, Bodenschutz und Mobilität seit letztem Jahr auch einen urbanen Klimaschutzlehrgang. Einen guten Überblick über unsere Angebote sowie Eindrücke von unserer Reise gibt es bei der Jahreskonferenz in Hartberg am 28. und 29. Mai. Wir freuen uns auf Ihr Kommen. Viel Spaß beim Lesen! Ihr PETER MOLNAR
Geschäftsführer Klimabündnis Österreich Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabündnis Österreich, Hütteldorfer Straße 63-65 / Top 9-10, A-1150 Wien, T: 015815881, E: office@klimabuendnis.at • Redaktion: Emil Benesch, Brigitte Drabeck, Friedrich Hofer, Hannes Höller, Johann Kandler, Christian Salmhofer, Anna Schwerzler, Robert Stögner, Andreas Strasser, Sonja Wöhrenschimmel • Autorinnen: Christiane Barth, Peter Czermak, Michaela Hauer, Maria Hawle, Klaus Minati, Stefan Ratheiser, Stephanie Rauscher, Dagmar Rubatscher, Renate Schoissengeier • Graphik & Layout: Andreas Strasser • Anzeigen: Anita Zrounek • Druck: Druckhaus Schiner, mit Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe • Papier: Desistar aus 100% Altstoffen • Erscheinungsweise: viermal jährlich • Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Die Zeitschrift klimabündnis dient der Information aller PartnerInnen, MitarbeiterInnen der beigetretenen Gebietskörperschaften, der tragenden Organisationen, der miteingebundenen Initiativen und Gruppen sowie allgemein an den Themen Klimaschutz, Umwelt- und Entwicklungspolitik Interessierter. © Wien 2013 für alle Beiträge bei Klimabündnis Österreich. gedruckt nach der Richtlinie des Österreichischen Umweltzeichens „schadstoffarme Druckerzeugnisse“ Druckhaus Schiner Krems • UW 714
Sabine Aigner arbeitet seit Februar 2013 bei Klimabündnis Tirol. Sie erstellt, betreut und koordiniert in erster Linie Schulworkshops. Christian Josef Neuwirth studierte Ökoenergietechnik und arbeitet seit Anfang 2013 in den Bereichen Betriebe im Klimabündnis und KlimaKultur:KulturKlima bei Klimabündnis Oberösterreich.
Stefan Alton, Agraringenieur, arbeitet seit Dezember 2012 als Projektkoordinator für das Autonomieprojekt „Chocò“ (Kolumbien) bei Klimabündnis Vorarlberg. Heinz Allgäuer-Hackl, beendete nach über 20 Jahren seine Tätigkeit als Projektkoordinator für Klimabündnis Vorarlberg. Er möchte sich auf seine Lehrtätigkeit an der FH Vorarlberg konzentrieren.
Willkommen im Klimabündnis!
• Burgenland: Parndorf. • Oberösterreich: Innerschwand am Mondsee, Pfaffing. • Niederösterreich: Emmersdorf an der Donau. • Tirol: Schwoich und Silz. Horte, Kindergärten, Schulen: • Niederösterreich: Gemeinden:
Kindergärten: Echsenbach, Großweikersdorf, Montessori Kinderhaus Neulengbach, Schulen: VS Bürgermeister Hans Barawitzius (Wr. Neustadt), VS Erlauf, VS I Guntramsdorf-Hauptstraße, VS Mank, Privat-HS und Privat-Hort Mary Ward St. Pölten. Oberösterreich: Neue Mittelschule Vorchdorf. Steiermark: Kindergärten: Jägersteig (Judenburg), Ratsch a. d. Weinstraße (Ehrenhausen), Erzherzog-Johann-Kindergarten (Stainz). Schulen: VS Seckau. Wien: Astrid Lindgren Schule.
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Betriebe: Burgenland: bellaflora Gartencenter GmbH (Oberwart) Kärnten: bellaflora Gartencenter GmbH (Klagenfurt, Villach) Niederösterreich: bellaflora Gartencenter GmbH (Amstetten, Bad Vöslau, Gerasdorf, Krems, Schwechat, St. Pölten, Vösendorf, Wr. Neustadt), Pfarre Böhlerwerk a. d. Ybbs. Oberösterreich: Staufer Elektrotechnik (Aurach am Hongar), Billa AG Filialen (Ampflwang, Linz-4515, Stadl-Paura, Timelkam), VS u. HS Bad Schallerbach, Pfarre Gallneukirchen, Raiffeisenbank Gunskirchen, Landwirte Anzinger, Göweil und Kaiser; Göweil Maschinenbau GmbH (Kirchschlag), up-Umweltpionier GmbH (Perg), Kindergarten, Biolandwirt Leitner, Musikschule, Rathaus und Wirt in der Rosenau (Seewalchen am Attersee), Bauhof, Gemeindeamt, Kindergarten und Feuerwehr Tumeltsham. Steiermark: Go fair (Wörth a. d. Lafnitz) und Haus der Energie (Deutschlandsberg). Wien: Stadion Center, IG Immobilien Management GmbH.
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In Österreich haben sich alle Bundesländer, über 940 Städte und Gemeinden, rund 770 Betriebe und mehr als 350 Schulen und Bildungseinrichtungen dem Klimabündnis angeschlossen.
Titelfoto: Die Klimaschützer im Kindergarten St. Michael-Schwanenstadt beim Aufkleben der gesammelten Klimameilen. Die KlimameilenKampagne gibt‘s auch heuer. Siehe Seite 11.
Fotos: Privat • Archiv Klimabündnis Österreich
Foto: Gudrun Stöger
BILDUNG MACHT SCHULE
klimabündnis
Klimabündnis-Materialien und Unterrichtsideen für ein spannendes Schulklima. Praktikantin Nina Neumann in Schule und Hort der Lutherschule Wien 18.
Klima macht Schule Bildungseinrichtungen im Bündnis Wie das Klimabündnis Schulen, Kindergärten und Horte begleitet und unterstützt.
K
limaschutz und Nachhaltigkeit brauchen Partnerschaften und Kooperationen. Bildungseinrichtungen sind bewusstseinsbildend in Gemeinde, Stadt und Bezirk. Nur mit ihnen gelingt es, Klimaschutz in den Köpfen der jungen Generation zu verankern. Über die Kinder werden dabei sogar die Eltern erreicht. Klimabündnis-Bildungseinrichtungen erschließen klimarelevante Inhalte und erarbeiten daraus gezielt Maßnahmen für den Bildungsalltag. Die Kinder und Jugendlichen entwickeln durch projektorientiertes Arbeiten Gestaltungsund Lösungskompetenz und lernen, wie wichtig sie selbst für den Lauf der Welt sind.
Fotos: Klimabündnis Österreich • VS Kumberg
Unterstützung und Beratung
Anstatt Lösungen und Aktivitäten vorzugeben, werden Partner aus einer Art Bauchladen mit Angeboten und Ideen unterstützt. Jede Bildungseinrichtung kann für sich entscheiden, was sie macht und wie weit sie dabei gehen möchte. Ein Schwerpunkt ist die Vorbildwirkung des Lernortes an sich und damit das konkrete Tun. Die einzelnen Jahresberichte bieten dann allen eine Sammlung frischer Ideen und ermöglichen eine gemeinsame Reflexion über den Stand der Aktivitäten.
Klimabündnis-Bildungseinrichtungen sind besonders in den Bereichen Abfall und Müll sowie Mobilität und Energie aktiv. Viele arbeiten dabei mit der Gemeinde oder Stadt zusammen. Ziel ist es, Wechselwirkungen zwischen lokalem Handeln und globalen Effekten stärker zu thematisieren. So haben etwa 50 Prozent der Klimabündnis-Bildungseinrichtungen ein Aludosenverbot.
Angebote
An Bildungseinrichtungen werden viele Wünsche und Forderungen gestellt. Damit nicht alles neu erfunden werden muss, bietet das Klimabündnis neben Workshops für Schulklassen, Materialien und Unterrichtsheften mit Kopiervorlagen auch PädagogInnenfortbildungen oder Aktionstage an.
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Bildlegende ... VS Kumberg: Seit 10 Jahren im Klimabündnis.
Bildungseinrichtungen im Klimabündnis Ziele. An Klimabündnis-Bildungseinrichtungen wird ein Bildungsprozess in Richtung nachhaltiger Entwicklung nach Aspekten des globalen Lernens in Gang gesetzt. Kleine, aber dafür nachhaltige und stetige Schritte stehen vor großen kraftaufwendigen und flüchtigen Einzelprojekten. Geschichte. Das Klimabündnis wurde 1998 für Schulen geöffnet. Die Fachschule Gaming (NÖ) trat im Mai 1998 als erste Schule dem Klimabündnis bei. Im Jänner 2006 wurde der erste Kindergarten – der Natur- und Umweltkindergarten Mäder (Vlbg) – aufgenommen. Es folgten Horte und Tagesheime. Für Universitäten gelten die Kriterien der KlimabündnisBetriebe. Zahlen. Derzeit sind über 350 Bildungseinrichtungen Partner im Klimabündnis. Diese teilen sich in rund 50 Kindergärten, über 160 Volksschulen und über 130 Bildungseinrichtungen von der 5. bis zur 14. Schulstufe sowie in sechs Horte.
Bildungsarbeit ist Teamwork
In den Bundesländern gibt es jeweils eine oder mehrere Personen, die für Schulen und Kindergärten zuständig sind. Die Klimabündnis-MitarbeiterInnen tauschen sich über den Bildungsbereich hinaus aus und versuchen, Synergieeffekte mit den KollegInnen, die für KlimabündnisGemeinden zuständig sind, zu nutzen. Unterstützt werden die MitarbeiterInnen von umwelt- und klimaengagierten Personen, wie z.B. den WorkshopreferentInnen, KasperlkünstlerInnen und sogar einem Klimaclown. MARIA HAWLE Info!
www.klimabuendnis.at/schulen
Beitritt. Der Beitritt erfolgt durch einen einstimmigen Konferenzbeschluss. Damit werden die Schwerpunktthemen in Richtung Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit in das Leitbild der Bildungseinrichtung integriert. Ein Klimabündnis-Team wird gebildet und ein/e KoordinatorIn ernannt. Dies ermöglicht, Klimabündnisthemen breit aufzustellen und in kleineren Portionen auf mehrere Schultern zu verteilen.
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Indigener Lehrer beim theoretischen Unterricht zur Bienenzucht.
● Ausbildung zur/zum PädagogIn ● Lehramt und Forschung ● Zweisprachigkeit (Muttersprache und Portugiesisch) ● Gute Umgangsformen ● Verantwortungsvoll ● Geduldig ● Anteil am Gemeindegeschehen nehmen ● Zielorientiert ● Sinn für Gerechtigkeit ● Sensibel und verständnisvoll ● Rücksicht auf Zeitplan und Kalender der Schule ● Kreative Lösungsansätze ● Positive Problembewältigung ● Rechtliche Rahmenbedingungen der Gemeinde und Bildungseinrichtungen kennen ● Philosophie der indigenen Bildungseinrichtung mittragen ● Aktiv in Ämtern wie Soziales, Politik, Wirtschaft, Kultur und Ethik ● Information an die Gemeinschaft bei Abwesenheit LehrerIn – Seien Sie am Wohl der Gemeinschaft beteiligt! (aus: Educação Escolar Indígena do Rio Negro 1998-2011, Seite 37)
30 AbsolventInnen der Tuyuka Utapinopona Schule feiern ihren Schulabschluss. 17 Jugendliche beendeten die Grundschulausbildung und 13 die Mittelschule.
Lernen am Rio Negro Bildung als Schlüssel zur kulturellen Identität und Selbständigkeit.
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it der Festschreibung der Rechte indigener Völker in der brasilianischen Verfassung im Jahr 1988 wurde der Grundstein für ein indigenes Schulwesen gelegt. Seit den späten 90er Jahren setzten die Indigenen am Oberen Rio Negro in Brasilien Initiativen für ein „indigenes Bildungssystem“. 1999 gab es bereits 217 indigene Schulen im Bezirk São Gabriel da Cachoeira, 2003 waren es schon 367.
Ein Blick auf die Geschichte
Die Salesianer gründeten Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Schulen in der Region des Rio Negro – mit dem Ziel, die „wilden Indios“ zu missionieren und brasilianische Staatsbürger aus ihnen zu machen. In Internaten wurden die Kinder auf Portugiesisch unterrichtet und religiös erzogen. Den Salesianern ist es zu verdanken, dass am Oberen Rio Negro die AnalphabetInnenrate eine der geringsten in ganz Amazonien ist. Jedoch fehlte dem Bildungssystem völlig der Bezug zum Leben im Regenwald. Dies bewirkte eine Entfremdung von der Herkunftsgemeinschaft und der traditionellen Kultur, hin zu einem Leben in der Stadt. Einige salesianische Schulen gibt es weiterhin – diese werden allerdings bereits von indigenen PädagogInnen geleitet.
Die indigenen Sprachen als Grundstein
Erstes Ziel war die Alphabetisierung in den eigenen Sprachen, die bis dahin keine schriftliche Form hatten. Indigene LehrerInnen begannen mit Unterstützung von AnthropologInnen und SprachwissenschaftlerInnen Wörterbücher und Grammatikregeln zu schreiben. Einige Völker wie die Baniwa oder Tukano haben auch Verwandte in Kolumbien und Venezuela. Es war nötig, diese mit einzubeziehen und einheitliche Regeln zu vereinbaren. Nach jahrelanger aufwändiger Arbeit, die finanziell auch von KlimabündnisMitgliedern in Österreich unterstützt wurde, konnten die ersten Schulbücher gedruckt werden. Für die Menschen war es einer der bewegendsten Momente ihrer Geschichte – zum ersten Mal war ihre Sprache und Kultur in Buchform erschienen, konnte damit erhalten und für andere zugänglich gemacht werden. Wie Phönix aus der Asche erwachte das kulturelle Selbstbewusstsein der Völker nach jahrhundertelanger Unterdrückung! In vielen Dörfern entstanden vierjährige Grundschulen, neue Lehrpläne mussten erarbeitet und von Schulbehörden anerkannt werden. LehrerInnen wurden umgeschult und mit Unterrichtsmaterialien versorgt. Mittlerweile gibt es knapp 20 Lehrbücher in verschiedenen indigenen Sprachen.
Fotos: Pieter-Jan van der Veld/ISA • Fernando Oliveira/ Instituto Iraquara • © Andreza Andrade/ISA
Anforderungen an eine/n indigene/n LehrerIn
Die Stadt Altamira am Ufer des Xingú, wo der Belo Monte Staudamm errichtet wird (Amazonasbundesstaat Pará, Brasilien).
Weiterentwicklung der Schulen
Der nächste Schritt war die Einführung von Mittelschulen, in denen neben Portugiesisch, Mathematik und Informatik die eigene Geschichte und die Geografie der Region gelehrt werden. Auch die Schamanen und die Ältesten der Völker sind in den Unterricht eingebunden. Mit ihrem Wissen über Kultur, astronomische Kalender, Legenden und Riten sowie Heilpflanzen tragen sie wesentlich zur Lehre bei. Weiters ist die praktische Ausbildung in Fischzucht, Imkerei und Waldwirtschaft von großer Bedeutung, um angepasste wirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten in der Region zu fördern und die Abwanderung zu verringern. Das Schuljahr ist abwechselnd in zwei Monate Unterricht und zwei Monate Zeit zu Hause unterteilt. Damit können die SchülerInnen das Erlernte anwenden und am Leben in ihrem Dorf teilnehmen. Die Schule selbst funktioniert ganztägig. Begonnen wird mit einem traditionellen Bad im Fluss. In einer
großen Maloca (Gemeinschaftshaus) finden alle Aktivitäten vom Unterricht über Mahlzeiten bis hin zu Spielen statt.
Was bringt die Zukunft indigener Bildung?
Das indigene Bildungswesen liefert einen wichtigen Beitrag für die Anerkennung und langfristige Absicherung von Landrechten. Indigene ist Bildung mehr als nur eine Ausbildung, sondern eine wichtige Säule für die nachhaltige Entwicklung in der Region. Trotz erster bedeutender Erfolge stehen die Gemeinschaften noch vor großen Herausforderungen. Diplome einer indigenen Mittelschule sind bislang nicht an weiterführenden staatlichen Einrichtungen anerkannt. Parallel starten die Vorbereitungen für die Gründung eines Indigenen Instituts, das eine höhere Ausbildung für künftige Führungskräfte anbieten soll. BRIGITTE DRABECK | Hans Kandler
info!
www.vamos-actnow.eu/de Weitere Informationen zur Region: www.klimabuendnis.at/regenwald
Was machen die AbgängerInnen einer indigenen Schule? Gesundheitsbeauftragte/r ➜ 1 Leitung von indigenen Basisorganisationen ➜ 3 Keine weiterführende Ausbildung (Frauen, die geheiratet haben) ➜ 6 Eintritt in den Militärdienst ➜ 8 Weiterbildung in Städten ➜ 9 Indigene/r ForscherIn ➜ 14 Indigene/r LehrerIn ➜ 39
Weiterführende Ausbildung in Gemeinden am Rio Içana ➜ 21
Daten am Beispiel der Schule Pamáali im Gebiet des Rio Içana, Völker Baniwa und Coripaco (aus: Educação Escolar Indígena do Rio Negro 1998-2011, S. 239)
Amazonien unter Druck Unter diesem Titel erschien die erste länderübergreifende Studie zu Amazonien, die von Organisationen aus allen Anrainerstaaten in jahrelanger Arbeit gemeinsam erstellt wurde. Sie zeigt, dass in den Jahren von 2000 bis 2010 rund 240 tausend Quadratkilometer Regenwald zerstört wurden, das entspricht fast der dreifachen Größe Österreichs. Sollten die geplanten Projekte zum Bau von Straßen und Wasserkraftwerken sowie zur Gewinnung von Erdöl, Gas und Bodenschätzen umgesetzt werden, dann könnte die Hälfte des noch verbliebenen Regenwaldes innerhalb weniger Jahre verschwinden, warnen die Autoren. Die Studie konzentriert sich auf sechs Themen – Straßen, Erdöl und Gas, Wasserkraftwerke, Bergbau, Rodungen und Brände. 55 Landkarten, 61 Tabellen und 73 Fotos verdeutlichen die Analysen. Wegen unzureichender Daten in einigen Ländern wurden weitere Problembereiche wie der illegale Bergbau, der Holzeinschlag und die Kleinlandwirtschaft nicht inkludiert. Die tatsächliche Situation ist also noch alarmierender. Download: http://raisg.socioambiental.org
Gold in Belo Monte Das kanadische Bergbauunternehmen „Belo Sun“ hat eine Lizenz für den Goldabbau unterhalb der zukünftigen Staumauer von Belo Monte im trockengelegten Flussbett des Xingu beantragt. Ab 2015 sollen in elf Jahren an die 38 Millionen Tonnen Material bewegt werden, damit wäre dies eine der größten Goldminen Brasiliens. Die indigenen Schutzgebiete Paquiçamba und Arara da Volta Grande wären unmittelbar davon betroffen. Weiters würden die ökologischen Schäden des Staudammbaus verschärft. Die brasilianische Klimabündnispartnerorganisation ISA hat Berufung eingelegt, wegen des hohen Goldpreises in Folge der Weltwirtschaftskrise wird es jedoch schwer sein, das Projekt zu verhindern. www.socioambiental.org HANS KANDLER
Foto: iMarcelo Salazar/ISA
Foto: Laise Diniz / ISA
SchülerInnen zeigen stolz ihren Fischfang. Durch lebensnahe Praxis während der Ausbildung gewinnen junge Menschen Wissen und wertvolle Erfahrungen.
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Reaktionsweg Bremsweg Anhalteweg Aufprallgeschwindigkeit 5
8,3 13,3
50 km/h 13,8
13,9 27,7
0m
5m
10 m
15 m
20 m
25 m
30 m
Bei T30 kann das Auto noch vor den FußgängerInnenn halten. Bei T50 werden sie mit 50km/h überfahren. Die Wahrscheinlichkeit getötet oder schwer verletzt zu werden liegt bei 80 %!
Runter mit dem Tempo in Wohngebieten Graz hat’s! Ansfelden und Kronstorf in Oberösterreich auch. Sie haben eine Tempo 30 Geschwindigkeitsbeschränkung im gesamten Ortsgebiet – ausgenommen Vorrangstraßen.
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as 30 km/h-Schild unterhalb der Ortstafel signalisiert, dass auf den Straßen im gesamten Gemeindegebiet Tempo 30 als zulässige Höchstgeschwindigkeit festgelegt ist. Die ansonsten im Ortsgebiet allgemein zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h ist hier nur für Hauptverkehrsstraßen mit der Zusatztafel „ausgenommen Vorrangstraßen“ zugelassen. Verkehrsberuhigung und runter vom Tempo im Wohngebiet sind für die BürgerInnen
in vielen österreichischen Städten und Gemeinden ein wichtiges Thema. In den meisten anderen österreichischen Gemeinden wird dies mit einzelnen Tempo-30-Zonen in den Wohnquartieren gestaltet. In St. Pölten und Salzburg wurde so das gesamte Nebenstraßennetz verkehrsberuhigt. In Wien soll bis Ende 2013 die Schließung der letzten Lücken im Netz der Tempo-30-Zonen im Nebenstraßenbereich erreicht werden.
Durch die Tempo-30-Regelung wird nicht nur die Sicherheit erhöht, es fallen auch die Beschleunigungsspitzen weg, der Verkehrsfluss wird verstetigt und damit auch leiser, spritsparender und klimafreundlicher. In Graz liegt die Zufriedenheit der Bevölkerung bei über 80 % – vor der Einführung dieser Maßnahme war die Mehrheit dagegen. Die Europäische BürgerInnen-Initiative „Tempo 30 km/h - macht die Straßen lebenswert“ hat sich nun das Ziel gesetzt, EU-weit Tempo 30 als generelle Höchstgeschwindigkeit in Wohngebieten einzuführen. Die Gemeinden sollen jedoch wie bisher die Möglichkeit haben, bestimmte (Vorrang-)Straßen mit anderen Tempolimits auszustatten. Mit dem neuen politischen Instrument der „Europäischen BürgerInnen-Initiative“ kann direkt Einfluss auf die Gesetzgebung der EU genommen werden, wenn innerhalb eines Jahres mindestens eine Million Unterstützungserklärungen aus mindestens sieben Mitgliedsländern der EU gesammelt werden. Für Österreich sind das mindestens 12.750 Unterschriften bis 13.11.2013. Gelingt das, ist die EUKommission verpflichtet, das Thema aufzugreifen, eine Lösung vorzuschlagen und gegebenenfalls gesetzgeberisch täPETER CZERMAK tig zu werden.
unterzeichnen Sie online! www.30kmh.eu
Verkehrsberuhigung in den Wohngebieten, autofreie Straßenbereiche und der Umstieg auf sanfte Mobilität sind auch die Schwerpunkte der Europäischen Mobilitätswoche, zu der das Klimabündnis gemeinsam mit dem Lebensministerium jedes Jahr im September die Gemeinden einlädt. Mit Gratismaterialien wie dem Mobilitätswochen-Bonusheft erhalten die Gemeinden Unterstützung für ihre BürgerInnen, z.B. ein Jahr Gratisversicherung für FußgängerInnen und RadfahrerInnen (in Kooperation mit dem VCÖ), Ermäßigungen beim Kauf von Fahrrädern oder Pedelecs sowie Schnupperangebote im Carsharing. Schon jetzt haben Gemeinden die Möglichkeit, sich für die Teilnahme anzumelden! www.mobilitaetswoche.at
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EUROPÄISCHE MOBILITÄTSWOCHE
Fotos: Klimabündnis Österreich
Europäische Mobilitätswoche
klimaschule
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6FKXOH 30 SchülerInnen und LehrerInnen sowie Direktor Leeb protestieren auf der Bundesstraße mit „Gehzeugen“ gegen den ausufernden Verkehr.
Als Belohnung gibt’s schulfrei 10 Jahre Klimabündnis-Schule PORG Volders: In Tirol geben die SchülerInnen beim Umwelt- und Klimaschutz den Ton an.
Zur Schule Name: PORG Volders
Fotos: PORG Volders
Bundesland: Tirol Die Schule: Das PORG Volders ist ein
kleines privates Oberstufenrealgymnasium 15 km östlich von Innsbruck mit einem musischen Zweig und einem Schulversuch mit dem Schwerpunkt Ökologie. Schulerhalter ist die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs. Klimabündnis-Schule: seit 2003 Schulleiter: Dir. Franz Leeb www.porg-volders.tsn.at
„ Eine unserer Klassen hatte eine lange, bunte Fahne mit der Aufschrift ‚Autofasten‘ vom Turm der Karlskirche direkt neben der Autobahn wehen lassen. Entrüstete AutofahrerInnen haben daraufhin die Polizei verständigt. Die Polizisten mussten auf Weisung der Bezirkshauptmannschaft kommen und haben uns aufgefordert, die Fahne zu entfernen.“ Immer wieder machen LehrerInnen und SchülerInnen des PORG Volders auf aktionistische Art und Weise auf Umweltthemen aufmerksam. So wurden alle Autobahnblockaden des Transitforums Österreich in dessen Kampf gegen den ausufernden Verkehr mitgetragen. Ein Fixpunkt jedes Jahr ist die Zusammenarbeit mit der Klimabündnis-Gemeinde Volders am europaweiten autofreien Tag. Und in der Fastenzeit wird regelmäßig zum „Autofasten“ aufgerufen. Genau vor zehn Jahren war am PORG erstmals das Österreichische Umweltzeichen ein Thema. Im Juni 2005 überreichten die damalige Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer und Umweltminister Josef Pröll das Umweltzeichen. Vier Jahre später wurde auch die zweite Zertifizierung erfolgreich abgeschlossen. Eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt war und ist heute Fortsetzung Seite 8
Religionslehrer am PORG Volders im Porträt Foto: PORG Volders
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tellen Sie sich vor, Sie sind Direktor einer Schule. Und stellen Sie sich vor, zwei Polizeiinspektoren kommen zu Ihnen ins Büro. Das klingt nicht gerade nach einer Geschichte, die Sie gerne weitererzählen würden, oder? Im Oberstufenrealgymnasium Volders in Tirol ist genau das passiert. Und trotzdem plaudert Direktor Franz Leeb gerne über den Polizeieinsatz:
Klaus Heidegger
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eit vielen Jahren leitet Religionspädagoge Klaus Heidegger an unserer Schule, dem PORG Volders, die Gruppe der umweltverantwortlichen SchülerInnen, von denen es in jeder Klasse jeweils zwei gibt. Mindestens alle zwei Monate treffen wir uns mit Ihnen, um über Umweltprobleme, Mülltrennung an der Schule und mögliche Einsparungspotenziale zu sprechen und zu diskutieren. Ich kenne keinen Menschen, der seine Überzeugung derart authentisch lebt wie er. So schlecht kann das Wetter gar nicht sein, dass Klaus Heidegger nicht mit dem Rad in die Schule kommt. Ich erinnere mich noch gut an einen Rodeltag unserer Schule, als ich mit der Rodel im Auto die Bergstraße zum Schilift am Glungezzer hoch fuhr und dabei den Kollegen Heidegger überholte. Er ist die Strecke mit dem Rad hochgefahren und hatte die Rodel umgeschnallt. Gerade solche Aktionen machen ihn bei seinen SchülerInnen glaubwürdig. Klaus Heidegger war auch der erste Vegetarier bei uns. In der Zwischenzeit werden in unserer Küche jeden Tag vegetarische Menüs angeboten, weil die Zahl der VegetarierInnen auch unter uns LehrerInnen ständig wächst. Auch wenn er manchmal polarisiert und hin und wieder kompromisslos erscheinen mag, bin ich als Direktor des PORG Volders sehr froh, einen wie Klaus Heidegger im Team zu haben. DIREKTOR FRANZ LEEB
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klimatelegramm: News aus Ländern und Gemeinden Wiener Klima-Malheft • In Kooperation
Fotos: Klimabündnis Oberösterreich • Votava/PID • Klimabündnis Steiermark • Klimabündnis Niederösterreich
mit der Klimaschutzkoordination Wien und dem Klimabündnis entstand das 1. Klima-Malheft zum Ausmalen von Klima-Tipps, Vorlesen und selber Lesen für große und kleine KlimaschützerInnen. Die in Comic-Form aufbereiteten Tipps können auch an Verwandte und FreundInnen verschickt werden – dem Heft liegen neben Buntstiften auch Postkarten bei. „Ich begrüße diese Initiative, mit der bereits Kinder lernen, wie sie ihre Welt mitgestalten
können“, betont Wiens Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch. Michaela Hauer vom Klimabündnis, die für das Projekt verantwortlich zeichnet, weiß: „Mit Spaß kann man bei Kindern am meisten erreichen. Deshalb haben wir einen originellen Zugang zu den Themen Umwelt- und Klimaschutz gewählt.“ Das für Kinder vom letzten Kindergartenjahr bis zur 1. Volksschulklasse konzipierte Heft steht auch zum Download bereit. M.H. & H.H. www.wien.gv.at/umwelt/klimaschutz/malheft.
Kindergarten-Netzwerk • Seit eineinhalb Jahren gibt es das Klimabündnis-Netzwerk für Kindergärten in Niederösterreich. 15 Kindergärten sind bisher dabei. Zu Jahresbeginn trafen sich PädagogInnen zum Erfahrungsaustausch und zu Workshops über „Systemisches Arbeiten“ und „Stressbewältigung“. Eine Vernetzung der Schulen gibt es seit mehr als zehn Jahren. Das Klimabündnis will dies mit passenden Angeboten auch im Kindergarten-Bereich ermöglichen. Mit dem Feedback „Gemeinsame Ziele stärken uns alle!“ und dem Wunsch nach einer Fortsetzung bestätigten die PädagogInnen die Wichtigkeit solcher Treffen. C.B. & S.R www.klimabuendnis.at/niederösterreich Green Peers aktiv in Schulen • Elf ober-
Grazer Klimaschutzpaket • Die Stadt
österreichische und zwei bayerische höhere Schulen nehmen an diesem Projekt teil. Die SchülerInnen erarbeiten die Themen Klimawandel, globale Gerechtigkeit und Fairer Handel. Dabei werden ihnen Wege aufgezeigt, ihr Leben aktiv zukunftsfähig zu gestalten. Nach dieser Ausbildung können sie in ihrer Amtszeit als Green Peers das Thema Klimaschutz altersgerecht in ihrer Schule weitervermitteln. R.S.
Graz setzt auf Bewusstseinsbildung bei Kindern und Jugendlichen und finanziert ein von Klimabündnis Steiermark zusammengestelltes Klimaschutzpaket. Das Bündel aus Klimaschutzaktivitäten beinhaltet sieben Energietage, die Erlebnisausstellung Felix & Maìra und die Anschaffung von vier Klimaschutzkoffern für Kindergärten, inklusive einer Einschulung für die PädagogInnen. K.M.
www.klimabuendnis.at/greenpeer
www.klimabuendnis.at/steiermark
Green Peers bei ihrer Ausbildung.
Ergebnis-Präsentation am Projekttag zum Thema „Gesunde Ernährung“ Fortsetzung von Seite 7 noch Religionslehrer Klaus Heidegger. „Er ist ganz wesentlich mitverantwortlich dafür, dass unsere Schule über Tirols Grenzen hinaus den Ruf hat, eine ‚grüne‘ Schule zu sein“, so Direktor Leeb.
Mitbestimmung
Einer der Erfolgsfaktoren ist die Mitsprachemöglichkeit der SchülerInnen. Die KlassensprecherInnen treffen sich regelmäßig mit dem Direktor, um mit ihm über ihre Anliegen zu sprechen. Zusätzlich wählt jede Klasse noch zwei so genannte „umweltverantwortliche SchülerInnen“, die als Ansprechpersonen für Umweltfragen zur Verfügung stehen und von Herrn Heidegger, dem Leiter des schulischen Umweltteams, betreut werden. Eingeführt wurde zudem der Bewerb „Umweltgerechte und saubere Klasse“. Zweimal in der Woche gehen entweder der Schulwart oder der
Mit ausgewählten Spielen wird die Klassengemeinschaft im Rahmen der erlebnispädagogischen Tage gefördert.
Fotos: PORG Volders
Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch, Klimaschutzkoordinatorin Christine Fohler-Norek (Stadt Wien) und Michaela Hauer (Klimabündnis, (v.l.)) bei der Generalprobe für das 1. Klima-Malheft.
klimaschule
Foto: PORG Volders
Am PORG Volders haben SchülerInnen die Möglichkeit, ihre Klassenzimmer ganz nach Lust und Laune, bunt und individuell zu gestalten. Direktor nach Unterrichtsende durch alle Klassen und kontrollieren. Für Kategorien wie Mülltrennung, geschlossene Fenster oder die Temperatur der Klassenzimmer gibt es Punkte. Am Ende eines Semesters erhalten alle Klassen, die mehr als 85 Prozent der maximalen Punktezahl erreicht haben, einen Tag unterrichtsfrei. Ein Ziel, das mehr als zwei Drittel aller Klassen erreichen. Die Schulkultur am PORG Volders hat sich mit dem Beitritt zu Klimabündnis und ÖKOLOG entscheidend verändert. Direktor Leeb: „Es ist jetzt selbstverständlich, dass jedes Jahr ein oder mehrere Projekttage mit gesundheits- oder umweltrelevanten Themen organisiert werden.“
PORG Volders bewegt
Wie umfassend so ein Projekt bearbeitet wird, zeigt das Beispiel „Mobilitätsmanagement – PORG bewegt“. In Zusammenarbeit mit dem Klimabündnis Tirol und der Organisation Fairkehr wurde zunächst das Mobilitätsverhalten der SchülerInnen analysiert, es folgten Exkursionen und ein Projekttag. 14 Exkursionsziele – darunter ein Besuch bei einem Busunternehmen oder einem Verkehrsplanungsbüro – standen zur Wahl. Für die größte Aufmerksamkeit sorgte aber die Aktion „Gehzeug statt Fahrzeug“. Bei eisiger Kälte und dichtem Schneetreiben waren dreißig LehrerInnen und SchülerInnen mit einem umgeschnallten Holz-
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rahmen, der einen Mittelklassewagen darstellt, auf der stark befahreren Bundesstraße nach Hall unterwegs. Das Projekt wurde im Rahmen der EU-Ministerkonferenz für Umwelt und Gesundheit in Parma mit dem CEHAP-Award und einem Geldpreis in der Höhe von 1.000 Euro ausgezeichnet.
Gesunde Küche und Fair Trade
Klimaschutz geht in Volders auch durch den Magen. Bei den Mittagsmenüs wurde auf biologische, regionale und fair gehandelte Produkte umgestellt. Neben großzügigen Salatbuffets gibt es täglich auch ein vegetarisches Menü. Und das zur vollsten Zufriedenheit der SchülerInnen, wie die laufende Erhebung des Schulklimas zeigt. 90 % der SchülerInnen beantworteten die Frage „Wie wohl fühlst du dich am PORG Volders“ auf einer fünfstufigen Skala mit „äußerst wohl“ & „wohl“. HANNES HÖLLER
Info!
www.porg-volders.tsn.at
Klima-Porträt Stefanie Greiter, Klimabündnis Steiermark
Fotos: privat • Klimabündnis Steiermark
Die aus dem Ruhrgebiet stammende Deutsche studierte in Graz Zoologie, Montessori- und Ökopädagogik. Während einer dreijährigen Auszeit mit der Familie auf einem Boot in der Südsee unterrichtete sie ihren Sohn selbst. Sie betreute Kindergartengruppen und Schulklassen im NaturErlebnisPark Graz, entwickelte Natur- und Umwelttage für Jugendgästehäuser und ist seit 1999 bei Klimabündnis Steiermark für Schul- und Kindergartenprojekte sowie für die Fortbildung der KindergärtnerInnen zuständig.
Wie kommt man nach langer Auszeit zum Thema Klimaschutz? Schon vor unserer Südseereise habe ich für das Klimabündnis gearbeitet und bin sozusagen wieder zurück zum Klimaschutz gekommen. Zu denken gegeben hat mir, dass wir auf einem Segelboot z.B. mit 140 Liter Wasser bis zu drei Wochen ausgekommen sind – das ist der Pro-Kopf-Verbrauch in Österreich für einen Tag. Viele der Inseln, die wir besucht haben, werden bald vielleicht zu Opfern des Klimawandels werden. Das allein ist schon Ansporn genug, mich für den Klimaschutz einzusetzen. Was ist wichtig für deine Arbeit? Besonders wichtig und interessant finde ich, dass ich mich jedes Mal wieder auf die Kinder und Jugendlichen einstellen muss. Wenn ich es schaffe, sie dort abzuholen, wo sie stehen, erreiche ich am meisten! Ich habe auch festgestellt, dass weniger oft mehr ist. Es bringt nichts, die Kinder mit zu vielen Fakten zu überschütten.
Stefanie Greiter umringt von neugierigen KlimaschützerInnen. Was nehmen die Kinder auf, was bewegt sie, was hoffen sie? In letzter Zeit gibt es immer mehr Kinder, die Angst davor haben, dass die Welt bald untergeht. Ich versuche, ihnen diese Angst zu nehmen und aufzuzeigen, dass jede(r) Einzelne viele Handlungsmöglichkeiten hat, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Vielen ist auch bewusst, dass unsere Resourcen endlich sind und ein Wandel kommen muss. Sie hoffen, dass die Erwachsenen endlich mal handeln, statt bloß zu reden. Was ist wichtig für deine Arbeit? Ich versuche Klimaschutz in möglichst vielen Bereichen zu praktizieren. Beim Einkauf achte ich darauf, möglichst Bio- und Fair-Trade-Produkte bzw. regional einzukaufen. Wir haben auch einen eigenen Gemüsegarten. Ich bin zwar nicht immer, aber immer öfter, mit dem Fahrrad oder Öffis unterwegs. Wir haben einen eigenen Hausbrunnen, der die Waschmaschine und Toilette mit Wasser versorgt. Sonnenkollektoren liefern das Warmwasser und wir heizen mit Holz aus unserem Wald. A.S.
kontakt! stefanie.greiter@klimabuendnis.at
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klimabündnis
Zur Gemeinde Name: Bleiburg/Pliberk Bundesland: Kärnten Bezirk: Völkermarkt Lage: Die zweisprachige Stadtge-
Die Bleiburger Eisblockwette als öffentliches Energieexperiment. Christian Salmhofer, LHStv. Beate Prettner und Bgm. Stefan Visotschnig (v.l.) mit SchülerInnen aus Bleiburg.
meinde liegt im Südosten Kärntens an der slowenischen Grenze. EinwohnerInnen: 3.899 Klimabündnis-Gemeinde: seit 2005 Bürgermeister: Stefan Visotschnig
Hotspot für den Klimaschutz
B
leiburg im zweisprachigen Südkärnten ist ein Geheimtipp. Nicht nur wegen des Werner Berg Museums, sondern auch als Kristallisationspunkt für Klimaschutz ist die Stadtgemeinde ein Begriff. Es ist das Zusammenspiel Vieler, das hier Großes bewirkt. Was besprochen wird, wird umgesetzt. Gemeinde, Schulen, Kindergarten und Betriebe ziehenan einem Strang. Gemeinsam werden Projekte wie die Eisblockwette, Klimaquiz, Umwelt am Zug, Klimastaffel, Puppentheater und Biofest umgesetzt. In Bleiburg steht mit dem Campus Futura auch eine einzigartige Kombina-
tion aus JUFA Jugendgästehaus, Ballsporthalle und der Energie-Erlebniswelt „energy-park“. Dort ist Energie in allen Formen spür- und erlebbar. Das energieoptimierte Passivhaus in Form eines roten Kubus wird konsequent mit Ökostrom versorgt. Und mobil sein können TeilnehmerInnen dort – etwa während der Schulsportwochen – auch mit E-Bikes oder Segways. Wichtig ist der Stadtgemeinde Bleiburg die internationale Vernetzung – ob als e5-Gemeinde, e5-Region, Convent of Mayors, Allianz in den Alpen und natürlich als Klimabündnis-Gemeinde, im Vordergrund steht die Kooperation.
Auf die Bewusstseinsbildung der Jugend wird großer Wert gelegt. Regelmäßig finden dazu vom Klimabündnis betreute Workshops in Volksschulen und in der Neuen Mittelschule statt. Bürgermeister Stefan Visotschnig: „ Die Stadtgemeinde Bleiburg möchte mit gemeinsamen Projekten hinsichtlich Energie- und Klimaschutzfragen bereits die Kleinsten sensibilisieren und auf spielerische Weise Interesse für die Bewahrung der Umwelt und für die gerade eingeleitete Energiewende wecken.“ CHRISTIAN SALMHOFER
Info!
www.bleiburg.gv.at
Networking in Europe – Tagung in Villach Zur Erreichung der UNO-Millennium Development Goals (MDGs) haben sich die die Städte Oxford, Bonn, Potsdam, Nagykanizsa (Ungarn) und Villach vernetzt. Im Rahmen des EU-Projektes Networking in Europe: Local Governments meet the MDGs stellen die Städte zukunftsfähige Projekte vor. Beim Treffen in Villach, Anfang März, das ganz im Zeichen von „Bio“ stand, präsentierte die Draustadt die lokal vernetzte Versorgung ihrer Kindergärten. Bei jährlich 213.000 Mahlzeiten ist jedes Essen ein Beitrag zum Klimaschutz. Vor allem wenn man bedenkt, dass ein Drittel der Umwelt- und Klimabelastungen mit unserer Ernährung zusammenhängen. Die 13 Kindergärten und sieben Horte Villachs haben einen Bio-Anteil von ca. 65 %.
Alle Kindergärten und Horte haben eine eigene Küche und kochen täglich frisch. Und das zu den gleichen Kosten wie vorher. Der Wareneinsatz liegt pro Essen bei 64 Cent und ist somit für alle Bevölkerungsgruppen leistbar. Die Umstellung wirkte sich mehrfach positiv aus. Da das Essen den Kindern besser schmeckt, wurde gleichzeitig auch das Müllaufkommen deutlich reduziert. Nicht zu vergessen: das gute „Betriebsklima“ und der Stolz der Verantwortlichen. Derzeit werden alle Betriebe mit Hochbeeten ausgestattet, die frische Kräuter und Gemüse vom Anbau bis zur Ernte liefern. CHRISTIAN SALMHOFER
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http://cities-for-mdgs.eu/40.html?&L=1
Foto: Cordine Lippert/Potsdam
Fotos: Thomas Hofer • Stadtgemeinde Bleiburg
In der Südkärntner Gemeinde Bleiburg wird das Thema Energie auf verschiedenen Ebenen in den Mittelpunkt gerückt.
klimabetrieb
Zum Betrieb
LH-Stv. Siegfried Schrittwieser mit Solarspielzeug „Sunny“ und SchülerInnen der HS Preding, die für das Haus der Energie einen Solarkollektor gebaut haben.
Ein Haus mit viel Energie Fotos: Klimabündnis Steiermark • Haus der Energie
In Deutschlandsberg wächst mit Unterstützung von AMS und Land ein kleines Energie-Zentrum.
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eit März 2011 entsteht in einem sanierungsbedürftigen Haus, welches von der Klimabündnis-Gemeinde zur Verfügung gestellt wurde, im Rahmen eines gemeinnützigen Beschäftigungsprojektes (mit Unterstützung vom AMS und Land Steiermark) sukzessive das „Haus der Energie“. In diesem Haus sind Menschen mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund beschäftigt. In der Regel werden Arbeitsplätze mit befristetem Dienstverhältnis angeboten, die keine höhere Schul- und/oder Ausbildung erfordern. Beschäftigt werden Personen aus der Region, die sozialpädagogische Unter-
stützung hinsichtlich der Bewältigung des Alltags und der Anforderungen des Arbeitslebens erhalten. Die Stärkung des Selbstwertgefühls, selbstständiges Arbeiten, eigenverantwortliches Handeln sowie die Vermittlung von Basiswissen im Bereich erneuerbare Energie zählen zu den Hauptaufgaben.
Bisherige Klimaschutzmaßnahmen
Ausgestattet ist das Haus, das auch eine Kasperlbühne beherbergt, mit Recycling-Möbeln. In der eigenen Holzwerkstatt entsteht das solarbetriebene Holzspielzeug „Sunny“. Das Ziel sind Entwurf und Fertigung von Holzspiel--
Klimameilen-Kampagne 2013 Mobilität – ein wichtiges Lernfeld der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Mobilität bedeutet Beweglichkeit, aber auch Wandlungsfähigkeit. Unser ressourcenverschwenderisches Mobilitätssystem braucht eine Wandlung in ein resilienteres System, in dem Wege zu Fuß, auf Roller oder Rad, mit dem Bus oder Zug zurücklegbar sind. Die vom Lebensministerium geförderte Klimameilen-Kampagne des Klimabündnis gibt dabei einen Anstoß, umweltfreundliche Wege auszuprobieren. Jeder zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegte Schul- bzw. Kindergartenweg zählt eine Klimameile – ist dazu noch gesund und schützt das Klima.
30.000 Kinder und Jugendliche aus über 300 Bildungseinrichtungen beteiligen sich jährlich allein in Österreich an der Kampagne. Machen auch Sie mit und ermöglichen Sie einen TeilnahmeRekord. Die Klimameilen-Kampagne läuft bis 26. Oktober. Das Klimabündnis unterstützt mit den bewährten Gratis-Materialien (Medientexte, Sammelalben, Klimameilen-Sticker), einem Aktionsheft, einem Elternbrief und Workshops. M.H.
Info! www.klimabuendnis.at/klimameilen
Name: Haus der Energie Bundesland: Steiermark Standort: Deutschlandsberg Gründung: März 2011 Kontakt: Irmtraud Pribas Klimabündnis-Betrieb: seit 2012
zeug aus Holz(abfällen) mit Photovoltaik-Zellen. „SUNNY – bewegendes solares Spiel-Erlebnis“ wurde 2011 mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. Neben Energieberatungen für einkommensschwache Haushalte finden auch Workshops zur Herstellung von LED-Lampen und Recyclingpapier statt. Großes Augenmerk wird auf die Bewusstseinsbildung bei den TeilnehmerInnen des Beschäftigungsprojektes gelegt. KLAUS MINATI
info!
www.energie-agentur.at
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klimanews
Der Norden wird grün
Beobacchtungs gsszei z traum ze m 198 19 2 bis 201 20111
Beobachtungen zeigen, wie sich unsere Welt mit dem Klimawandel ändert.
N
irgendwo auf unserem Planeten sind die Temperaturen in den letzten drei Jahrzehnten schneller gestiegen als in der Arktis. Folglich ist in nördlichen Breiten die Vegetationsperiode länger geworden. Seit Jahrzehnten messen die Instrumente der verschiedenen NASA-Satelliten die Intensität des sichtbaren und Infrarot-Lichtes, welches von den Pflanzenblättern reflektiert wird. Es ist ein Indikator der photosynthetischen Aktivität oder einfacher: Es zeigt das „Grün“ der Landschaft.
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erhöht hte photosyn yn nthe etis t che e Ak Aktiv t ität geringe ere photosynt ntthe nthet h ische Akt Aktivi ivität tät keine sig gnifikanten Daten en n keine Datten
Die Karten lassen in bisher baumloser Tundra einen Ring der Begrünung erkennen. In die Ökosysteme der nördlichsten Teile Kanadas, Russlands und Skandinaviens mischen sich in die bisher von Gräsern dominierte Tundra hohe Sträucher und Bäume. In Summe ist das Pflanzenwachstum um 7 bis 10 Prozent angestiegen. Im Gegensatz dazu weisen boreale Wälder, insbesondere in Nordamerika, eine „Bräunung“ auf. Die geringere photosynthetische Aktivität weist
auf Dürren, Waldbrände, Stress durch Insekten, aber auch industrielle Verschmutzung hin. Nur wärmere und feuchtere Gebiete unterstützen die Begrünung und fördern das Wachstum. Die aus Einzelaufnahmen zusammengesetzte Grafik zeigt die Trends zwischen Juli 1982 und Dezember 2011 für die nördlichen Teile von Nordamerika und Eurasien. CHRISTIAN SALMHOFER
Abb.: http://earthobservatory.nasa.gov montage: a.strasser
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http://cliveg.bu.edu/greeningearth/ssnltydim/about-our-article.html
klima & wetter • News aus den Archiven Jahr werden sich die Temperaturanomalien wieder ausgleichen. Ähnlich dem Jahr 2012 wird die durchschnittliche Temperatur am Ende des Jahres um 0,55 °C über dem Mittelwert des 20. Jahrhunderts liegen. www.nasa.gov/topics/earth/features/ warming-links.html
Temperaturanomalien im März 2013 im Vergleich zu Werten aus den Jahren 2005 bis 2012
Abb.: earthobservatory.nasa.gov
Heißer Norden und ungewöhnlich kalter März • Die Karte zeigt Temperaturanomalien der Landoberfläche zwischen 14. und 20. März 2013, im Vergleich zum gleichen Zeitraum in den Jahren 20052012. Bereiche mit Temperaturen um bis zu 15 °C über normal scheinen in rot und orange, und Bereiche mit um bis zu 15 °C unterdurchschnittlicher Temperaturen scheinen in Blautönen. Europa, Russland und die östliche USA waren ungewöhnlich kalt, während Grönland und Zentralaisen viel zu warm für die Jahreszeit waren. Übers
Der Ananas-Express bringt Flut • Der „Ananas-Express“ ist ein atmosphärischer Fluss, der immer wieder zu verheerenden Flutkatastrophen im Nordwesten der USA führt. Er bringt von Hawaii, wo viel Ananas angebaut wird, feuchtwarme Luft in Richtung Kalifornien. Wie aus aktuellen Sedimentproben ersichtlich, hält sich dieses Wetterphänomen alle 200 Jahre bis zu 40 Tage. Zuletzt war das 1861 der Fall, da wurde Sacramento ein halbes Jahr unter Wasser gesetzt. Durch die steigenden Temperaturen werden die atmosphärischen Flüsse an Stärke und Häufigkeit zunehmen. Die Schäden für Kalifornien, einer der wichtigsten Wirtschafträume der Welt, werden enorm sein. Die Gefahr einer Riesenflut ist viel größer als die eines Erdbebens. www.spektrum.de
Winter-Bilanz 2012/2013 • National war es einer der trübsten Winter der letzten 130 Jahre. Österreichweit gab es 37 % weniger Sonnenschein als im vieljährigen Mittel. Die Temperatur lag im Bereich des Mittelwertes der letzten 30 Jahre. Markant war das Weihnachtstauwetter mit Werten bis 18,3 °C in Feldkirch (Vorarlberg). Ausgeprägte Kältewellen gab es nicht. Der März war im Mittel um 1,7 °C zu kalt und damit einer der kältesten der letzten 18 Jahre. Im Vergleich zur gesamten Messreihe seit 1767 liegen die Märztemperaturen österreichweit gesehen im Mittelfeld. www.zamg.ac.at
• Global war 2012 eines der zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. Die Durchschnittstemperaturen der ersten zwei Monate 2013 waren um 0,55 °C. wärmer als im 20. Jahrhundert. Im Jänner lag der globale Mittelwert bei 12,54 °C. Im Februar bei 12,67 °C. Alle bisherigen Temperaturrekorde wurden im Jänner in Australien gebrochen: Über dem ganzen Kontinent lagen die Temperaturen am 7. Jänner bei über 40 °C – in der Nacht nicht unter 32,36 °C. www.ncdc.noaa.gov/sotc/global CHRISTIAN SALMHOFER | ANDREAS STRASSER
klimapolitik
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Verbinden, vernetzen, verändern. Symbol im Schulhof für gemeinsames Lernen, Bewusstseinsbildung und Innovation.
HLFS Ursprung: Projekte für die Zukunft In Zeiten von iPhone, Facebook & Co überraschen die Projekte an Ihrer Schule. Wie motivieren Sie die SchülerInnen? Wir sind selbst positiv überrascht. Aber es ist sicherlich immer attraktiv, gemeinsam spannende Themen zu bearbeiten. Und auch Facebook lässt sich gewinnbringend in die Projektarbeit integrieren.
in unseren Projekten die Themen möglichst positiv zu besetzen, anstatt mit Zwängen und Verzichtspredigten zu operieren: Gerade beim Thema Klimaschutz kann auf diese Weise sicherlich viel mehr erreicht werden. Außerdem versuchen wir, unser konkretes Tun mit sozialen Aspekten zu kombinieren.
... und das alles auf freiwilliger Basis? Das ist Voraussetzung für den Erfolg. Als Schule mit Internat haben wir für Aktivitäten außerhalb der Schulzeit eine gute Ausgangsbasis. Spannend ist, dass SchülerInnen verschiedenen Alters aus den Ausbildungszweigen Landwirtschaft und Umwelttechnik zusammenarbeiten.
Die Wärmedämmung des Flüchtlingshauses in Ursprung ist so ein Beispiel ... Bei diesem Projekt wurde neben thermischen Effekten sozusagen auch soziale Wärme geschaffen. Das ist wichtig. Bei Themen wie Ernährung, Gesundheit und Bewusstseinsbildung für nachhaltiges Handeln gehen wir weit über den gewöhnlichen Schulalltag hinaus, wie unsere Arbeiten zu Lifestyle, Allergien oder Demenz zeigen. Erfreulich ist, dass wir für unsere Projekte das Vertrauen vieler Sponsoren und Kooperationspartner gewinnen konnten. Das verdanken wir auch der Vielfalt an unserer Schule: SchülerInnen erproben derzeit den Anbau der Aronia-Beere, eine andere Gruppe brachte in einer Junior Company die „Ursprunger Schwarzerde“ auf den Markt.
Woher kommt die Begeisterung? Unsere Projekte haben bereits einen gewissen Ruf, sie fanden bisher schon viel Beachtung und Unterstützung. Hier ist unserem Kollegen Konrad Steiner für seine richtungsweisende Aufbau- und Pionierarbeit zu danken. Wir bemühen uns,
Zur Person Bernhard Stehrer studierte Molekularbiologie in Wien und Sydney (Australien) sowie Biologie und Romanistik in Rennes (Frankreich) und Salzburg. Er unterrichtet seit 2011 an der HLFS Ursprung Genund Biotechnologie, Angewandte Chemie sowie chemisches und biotechnologisches Laboratorium. Im Schuljahr 2012/13 führte er mit 16 SchülerInnen das Projekt „Zukunftsdialog“, gefördert vom Nachwuchsförderprogramm des BMWF (Young Science), durch.
Kontakt!
bernhard.stehrer@ursprung.at
Was wünschen Sie Ihren SchülerInnen? Ich wünsche mir, dass wir Ihnen weiterhin Unterricht am Puls der Zeit bieten können. Mit Blick auf das Klimabündnis hoffe ich, dass es gelingen wird, Klimaschutz und nachhaltige Lebensweise zu einer „Bewegung“ zu machen, die gerade für Jugendliche attraktiv ist und für die man sich gerne engagiert. Gerade hier können Schulen sicherlich Beachtliches beitragen. ANDREAS STRASSER
Zukunfts-Projekte im Überblick 2012 beeindruckte die Höhere Land- und Forstwirtschaftliche Schule in Ursprung (Salzburg) mit der Dachgeschossdämmung des Caritas-Flüchtlingshauses (s. Foto). Bei diesem Projekt arbeitete die Klimabündnis-Schule in der Klimabündnis-Gemeinde mit dem Klimabündnis-Betrieb Isocell zusammen. Die Bandbreite der Schulprojekte ist beachtlich. Sie reicht von Themen zu Ernährung und Gesundheit über spezielle Fragen zu Tier- und Pflanzenschutz bis zu hochkomplexen Experimenten im Forschungslabor. Auch technisches Gerät wie das mittlerweile selbstverständliche Handy mit Masten und Strahlung kam dabei auf den Prüfstand. Im jüngsten Projekt „Zukunftsdialog“ nahmen die SchülerInnen als Interviewer für die gleichnamige Publikation WissenschafterInnen aller Richtungen in die Zange. Das Young-Science-Projekt stand unter dem Motto „Rio+20 – Jugendliche ziehen Bilanz“. Die HLFS feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen. Sie trägt das Österreichische Umweltzeichen, ist Klimabündnisund ENIS-Schule (European Network of Innovative Schools). Seit Juni 2012 ist sie auch mit dem Young-Science-Gütesiegel des BMWF ausgezeichnet. A.S. www.ursprung.at www.youtube.com/user/HLFSUrsprung
Foto: Isocell/Neumayr/MMV
Fotos: Franz Schmiedbauer/HLFS Ursprung •
Bernhard Stehrer im klimklündni abündniss-Gespräch
Foto: Vass Gergely (reflex)
Klima-Politik-Splitter
28. und 29. Mai in Hartberg
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ie Stadtgemeinde Hartberg lädt anlässlich ihres 20-jährigen Klimabündnis-Jubiläums gemeinsam mit dem Land Steiermark und Klimabündnis Österreich Ende Mai zur Klimabündnis-Jahreskonferenz 2013. Zum 22. Mal treffen sich VertreterInnen der österreichischen Klimabündnis-Gemeinden zu Wissensvermittlung, Vernetzung, Diskussion und Erfahrungsaustausch. Highlights: Klimaforscher Mojib Latif (Helmholtz-Zentrum/Universität Kiel) und Gottfried Kirchengast (Wegener Center/Universität Graz) ● Podiums- und Publikumsdiskussion zum Klimaschutzgesetz ● Best-Practice-Beispiele von Gemeinden, Betrieben und Schulen ● Workshops: Bürgerbeteiligung • CO2-Kompensation • Klimaschutz und Ernährung • Konvent der Bürgermeister • Klimagerechtigkeit in der Gemeinde ● Zum Schluss geht es im Rahmen einer Exkursion in den Ökopark Hartberg. Veranstaltungsort: Schloss Hartberg Die Teilnahme ist kostenlos! INFO & Anmeldung: steiermark@klimabuendnis.at Tel.: 0316/821580 Nähere Infos und Programmdetails:
www.klimabuendnis.at/jahreskonferenz
Transformation gemeinsam gestalten – zur Nachhaltigkeit befähigen Internationale Jahreskonferenz und Mitgliederversammlung des Klima-Bündnis e.V. in Den Haag
15. bis 17. Mai 2013 www.klimabuendnis.org
SchülerInnen der Ferrari-Schule mit Lehrerin Schittenkopf, Klimaschutzkoordinator Allinger-Csollich, Frau Rauscher (Natopia) und Professor Mandl (UNI Wien).
Klimagipfel in der Schule An der Ferrari-Schule wurde mit dem C-ROADS-Programm die Weltklimakonferenz ins Klassenzimmer geholt.
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rstmals wurde im Rahmen eines Schulversuches an der Ferrari-Schule in Innsbruck eine UN-Weltklimakonferenz mit Hilfe des C-ROADS-Programmes nachgestellt. Per Los werden dabei die SchülerInnen einer der acht Delegationen, bestehend aus den USA, der EU und anderen Industrienationen, China, Indien, anderen Entwicklungsländern sowie ÖllobbyistInnen und UmweltschutzaktivistInnen, zugeteilt. Die Delegationen werden entsprechend ihrem Anteil an der Weltbevölkerung prozentual aufgeteilt, auch der Komfort bei der Konferenz richtet sich nach dem realen Lebensstandard: Während die Industrienationen an Tischen mit Getränken und Snacks Platz finden, sitzen die Entwicklungsländer am Boden. Geleitet vom Spielleiter in Person des UNO-Generalsekretärs werden nach einem kurzen Überblick über den aktuellen Stand des Klimageschehens die Verhandlungen zwischen den Delegierten eröffnet. Ziel des Rollenspieles ist die Erarbeitung eines internationalen Lösungsansatzes zur Treibhausgasreduktion, sodass die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 2 °Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau nicht übersteigt (2-Grad-Ziel). Dazu legt jede Delegation beispielsweise fest, ab wann und um wie viel „ihr Land“ den weiteren
Anstieg von Treibhausgasen zu reduzieren bereit ist. Zusätzlich muss jede Delegation Gelder für den Green Climate Fond zur Verfügung stellen. Auch Maßnahmen im Bereich der REDDPolitik (Reduktion der Emissionen aus Entwaldung und zerstörerischer Waldnutzung) werden verhandelt. Die Ergebnisse jeder Verhandlungsrunde werden in das Klimamodell C-ROADS (Climate Rapid Overview And Decisionsupport Simulator, entwickelt von Ventana Systems, dem Sustainability Institute und der MIT System Dynamics Group) eingespeist. Das Modell macht in EchtZeit-Simulation den zu erwartenden Anstieg von Temperatur und Meeresspiegel unmittelbar sichtbar. Wird das 2-GradZiel nicht erreicht, muss weiter verhandelt werden. Für die SchülerInnen der Ferrari-Schule war der Workshop ein eindrucksvolles Erlebnis, das sie wie folgt kommentierten: „ Mich hat es erstaunt, dass wirklich alle Länder zusammenarbeiten müssen, um etwas zu bewegen.“ „ Es ist schwer, eine gemeinsame Lösung zu finden, wenn jeder für sich das Beste will.“ STEPHANIE RAUSCHER | DAGMAR RUBATSCHER
Buchung & Info! www.natopia.at www.klimabuendnis.at/tirol www.climateinteractive.org
Foto: Ferrari Schule
Foto: Ökopark Stadtgemeinde Hartberg
Jahreskonferenz 2013
klimatipps
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klima.quiz
Das Wissen über Klimawandel und Klimaschutz ist bei Kindern oft noch sehr gering. Grund genug, es auf spielerische Weise mit dem Klimaquiz zu versuchen. Die Quiz-Fragen prüfen keine trockenen Fakten. SchülerInnen sollen ihr eigenes Verhalten hinterfragen lernen. Oft wird gesagt: „Bio kann ich mir nicht leisten“. Bei anderen Konsumgütern sind wir jedoch weniger kritisch – fast niemand stellt sich die Frage: Wie viel kostet eigentlich ein Liter actimel? C.S.
Mini-Ratgeber für Schulsachen heißt das kleine, aber sehr informative Heftchen, das ab sofort neu aufgelegt erhältlich ist. Es macht Eltern aufmerksam, auf welche Merkmale sie bei der Wahl von Schulsachen wie Füllhalter, Klebstoff, Malfarben & Co achten sollen. Gesundheitsbewusst und gut für‘s Klima kann so die richtige Auswahl beim Schuleinkauf erfolgen. Wer dieses Angebot nützt und Schulsachen sorgsam verwendet, schützt aktiv das Klima! Bestellung oder Download unter: www.schuleinkauf.at
Foto: Klimabündnis Kärnten
Spaß und Aha-Erlebnisse mit schlauen Fragen.
INFO! Klimabündnis Kärnten
klimathek
Abgerutscht
Im alljährlich von German Watch und dem Climate Action Network Europe herausgegebenen Klimaschutz-Index ist Österreich auf Platz 34 abgerutscht. Der Bericht zeigt, in welchem Bereich wir besser oder schlechter sind. Stockerlplätze wurden keine vergeben.
Info!
www.vamos-actnow.eu/de
Finanziert durch die Europäischen Union Gefördert durch die Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit
NINA OBERBUCHER | CHRISTIAN SALMHOFER | ANDREAS STRASSER
germanwatch.org/de/5697
Beeindruckende Fotos aus aller Welt dokumentieren die Folgen des Klimawandels und regen zum Nach- und Umdenken an.
Die Kurve kratzen ... mit dem Klimapolitik-Comic
Asit Datta
A. Hamann/C. Zea-Schmidt/R. Leinfelder (Hrsg.)
Warum heute mehr Menschen hungern als vor 20 Jahren
Klima - Kriegen wir die Kurve?
Der in Indien geborene Autor, der an der Uni Hannover lehrte, analysiert in diesem Buch, warum die von der UNO im Jahr 2000 verkündeten Milleniumsziele nicht erreicht werden. Weltbank und Internationaler Währungsfonds enttarnt er als heimliche Herrscher der Welt und zeigt auf, wie eine alternative, nachhaltige Entwicklung aussieht und beschleunigt werden kann.
Download unter:
Klimagerechtigkeit in Bildern
Das Armutszeugnis
Armutszeugnis
Die bekannten Klimaexperten Rahmsdorf und Schellnhuber bemühen sich mit weiteren ExpertInnen des wissenschaftlichen Beirats der deutschen Regierung als Comic-Figuren den Klimawandel aufzuhalten. Damit die dafür nötige Transformation zu einem nachhaltigen Leben und Wirtschaften gelingt, wurden den gezeichneten Seiten Tipps und ein umfangreiches Glossar beigefügt.
Die große Transformation
Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2013 220 Seiten • € 14,90 • ISBN 978-3423249836
Klima-Comic • Verlag Jacoby & Stuart, Berlin 2013 144 Seiten • € 14,95 • ISBN 978-3941087231
Emissionshandel in der Klemme
Gute Geschäfte verpflichten zu Nachhaltigkeit
Damien Morris
oekom research (Hrsg.)
Die größten Profiteure des Emissionshandels
Wie Global Player große Herausforderungen meistern
Diese Studie ist ein Update bisheriger Analysen zum Emissionshandel und den sogenannten „Verschmutzungsrechten“, die anfangs von der EU sogar umsonst vergeben wurden. Fachleute und NGOs schlagen Alarm, denn anstatt den CO2-Ausstoß zu reduzieren, missbrauchen Teile der Industrie den Emissionshandel offenbar als profitable Einnahmequelle.
Der Klimagoldesel 2013
BUND (Friends of the Earth Germany) & sandbag 20 Seiten, Download unter www.bund.net
Der oekom research-Report analysiert die Rolle ökologischer und sozialer Ziele der globalisierten Wirtschaft und bilanziert in einer umfassenden Bestandsaufnahme, welche Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit führend sind und wie sie mit Herausforderungen wie Klimawandel, Artenschutz und Armutsbekämfung umgehen. Gute Geschäfte verpflichten zu großer Verantwortung.
Globale Geschäfte – globale Verantwortung oekom Verlag, München 2013 148 Seiten • € 19,95 • ISBN 978-3-86581-418-0
RETOUREN AN POSTFACH 555, 1080 WIEN
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• Kärnten: HS Straßburg. • Niederösterreich: BG Babenbergerring (Wiener Neustadt), VS Michelhausen, HS Edlitz. • Steiermark: VS Kumberg. • Tirol: Landhauptschule Niederndorf, PORG Volders.
Bilder: VS Michelhausen, Lara Milchrahm und Kristin Ungersbäck. Fotos: VS Kumberg, HS Niederndorf PORG Volders.
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