Klimabündnis Zeitschrift Sommer 2009

Page 1

Verlagspostamt 1150 WIEN – P.B.B. – GZ02Z031986M

02/09

klimabündnis zeitschrift von klimabündnis österreich

es ist so einfach ... Foto: Bernhard Bergmann / TVB Werfenweng

• mitzureden & mitzumachen Klimabündnis auch in Ungarn

... S. 3

Interview mit dem neuen GF Peter Molnar

... S. 13

Die sattelFESTe Klimatour

... S. 5

Elektroauto-Pionier Christian Prugger

... S. 10

Grüner Strom für Saõ Jorge

... S. 4

Die Eisblock-Wetten

... S. 6

• aufzusteigen & umzusteigen

• vorzuzeigen & nachzumachen


Fotos: Archiv Klimabündnis, Opernfoto Graz, Hannes Höller

klimaintro

Mehr Energie für Lösungen verwenden

Foto: Hannes Höller

Allerorts werden derzeit Krisen verlautbart: Sehr viel Energie wird für die Betrachtung der Energie- und Ressourcenkrise, der Klimakrise, der Finanzkrise und im persönlichen Bereich oft auch der Sinnkrise verwendet. Jede/r redet darüber, jede/r zerbricht sich den Kopf. Mein Vorschlag: Verwenden wir all diese Energie, um uns (endlich) auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Für eine Zukunft, in der wir nicht auf Kosten anderer leben. In der wir nicht mehr Profite generieren, die andere in Ihrer Entwicklung beeinträchtigen. In der wir Energie sinnvoll und ressourcenschonend einsetzen. Die Lösungen für all diese Krisen gibt es schon und sie sind im Grunde genommen einfach. Das Besondere daran ist, dass sie unser Leben nicht belasten, sondern lebenswerter machen: ● Bewusst konsumieren ● Mobilität (und Geschwindigkeit), wenn möglich, reduzieren ● Energieeffizienz erhöhen ● Umstieg auf Erneuerbare Energien ● Langfristige und nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit zwischen Nord und Süd ● Fairer Ausgleich zwischen den Kulturen und gerechter Handel Wir EuropäerInnen verbrauchen fünfmal mehr Energie als durchschnittliche WeltbürgerInnen. Das heißt nichts anderes, als dass unser Wohlstand auf Kosten anderer aufgebaut ist. Wenn wir jedoch diese Grundsätze berücksichtigen, werden wir unseren Komfort weiter halten und ausbauen können. Das Klimabündnis lebt diese Grundsätze seit über 15 Jahren. Wir bilden mit unseren Mitgliedern und PartnerInnen in ganz Österreich ein weites und dichtes Netzwerk. Gemeinsam können wir beginnen, die vielen Krisen zu lösen – die Angebote und Projekte haben wir schon jetzt. Was wir dazu aber so schnell wie möglich noch benötigen, sind sinnvolle und nachhaltige Rahmenbedingungen. Wir brauchen von politischer Ebene einen Masterplan. Eine Roadmap, wie die Länder, Städte, Gemeinden und Betriebe die Klimaziele erreichen können. Die Krisen sind unsere Chancen. Nützen wir sie. Auf eine gute Zusammenarbeit freut sich Ihr

Veränderungen im Klimabündnis ...

Der langjährige Geschäftsführer Wolfgang Mehl baut in Jokkmokk (Schweden) ein selbst entwickeltes Klimaschutz-Projekt auf, bleibt dem Klimabündnis aber als Berater erhalten. Die Leiterin der Regionalstelle Steiermark Andrea Gössinger-Wieser ist seit Mai Klimaschutzkoordinatorin beim Land Steiermark. Petra Schön übernahm mit April die Regionalstellenleitung in NÖ (v.l.). Vorgängerin Martina Nagl betreut in einem Schwerpunkt-Projekt ausgewählte Klimabündnis-Gemeinden. Fotos: Archiv Klimabündnis

2

Neu im Klimabündnis ...

In der Regionalstelle Steiermark arbeiten seit März Silvia Thaler und Klaus Minati. Neue Regionalstellenleiterin ist seit Mai des Jahres Brigitte Schicho (v.l.).

Willkommen im Klimabündnis! Neu beigetretene Gemeinden:

• Burgenland: Oberpullendorf. • Niederösterreich: Fels a. Wagram, Geras, Lunz a. See,

Mailberg, Muckendorf-Wipfing, St. Martin, Schweiggers, Traunstein, Traisen, Weissenbach a.d. Triesting, Ybbsitz. Oberösterreich: Aschach an der Donau, Aichkirchen, Eberstalzell, Eggelsberg, Fraham, Hartkirchen, Oftering, Pennewang, Pühret, Rainbach i. Mühlkreis, Steegen, Weyregg am Attersee. Salzburg: Anif. Tirol: Reith bei Seefeld.

Neu beigetreten in Wien ist nach Wieden (4.) und Neubau (7.) mit Hietzing der 13. Bezirk. Neu beigetretene Betriebe:

• Kärnten: Alpencamp und Schlank-Schlemmer-Hotel

Kürschner (beide Kötschach-Mauthen) sowie die Weltläden in Klagenfurt und Villach. Oberösterreich: Die Weltläden in Steyr, Vorchdorf und Weyer. Steiermark: Bioweingut Otto Knaus (Sulztal an der Weinstraße), Armin VOGL Installationen (Obdach).

Neu beigetretene Kindergärten und Schulen:

Peter Molnar

Geschäftsführer Klimabündnis Österreich Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabündnis Österreich, Hütteldorfer Straße 63-65 / Top 9-10, A-1150 Wien, T: 015815881, E: office@klimabuendnis.at • Redaktion: Brigitte Drabeck, Hannes Höller, Hans Kandler, Christian Salmhofer, Anna Schwerzler, Robert Stögner, Andreas Strasser • AutorInnen: Jessica Maier • Graphik & Layout: Andreas Strasser • Anzeigen: Elfriede Hecher • Druck: Kärntner Druckerei, Klagenfurt, mit Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe • Papier: Recyclingpapier aus 100% Altpapier • Erscheinungsweise: 4 mal jährlich • Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Die Zeitschrift klimabündnis dient der Information aller PartnerInnen, MitarbeiterInnen der beigetretenen Gebietskörperschaften, der tragenden Organisationen, der miteingebundenen Initiativen und Gruppen sowie allgemein an den Themen Klimaschutz, Umwelt- und Entwicklungspolitik Interessierter. © Wien 2009 für alle Beiträge bei Klimabündnis Österreich.

• Burgenland: VS Litzelsdorf. • Niederösterreich: VS Großschönau. • Oberösterreich: HS Altmünster, VS Eberstalzell, Musik-VSLeonding, HS Neukirchen bei Altmünster und Schülerhort Kremsmünster, VS Reichenau, VS Rockersberg. Steiermark: Städtischer Kindergarten „Sonnenschein“ Mürzzuschlag.

In Österreich haben sich alle Bundesländer, über 790 Städte und Gemeinden, rund 460 Betriebe und über 175 Schulen und Bildungseinrichtungen dem Klimabündnis angeschlossen.

www.klimabuendnis.at

Titelbild: Die Hektik des Alltags vergessen und eintauchen in die wunderbare Enthastungswelt Werfenwengs, die Klimabündnis-Gemeinde für „Sanfte Mobilität - Autofreier Tourismus“ im Salzburger Pongau.


klimabündnis

3

Fotos: Klimabündnis Österreich

Herz für den Klimaschutz bewiesen ungarische Gemeindeund NGO-VertreterInnen bei ihrer Reise durch Österreich im Mai. Hier in der KlimabündnisGemeinde Hinterstoder mit Vize-Bgm. Angelika Diesenreiter und Kneipp Verein-Initiatorin Ilse Fruhmann.

Dimension Europa: Klimabündnis in Ungarn Neue Klimabündnis-Koordination in unserem Nachbarland.

D

ie langjährige Partnerorganisation von Klimabündnis Österreich, der Umweltverband Reflex, ist nun offizielle Klimabündnis-Vertretung in Ungarn. Mit seiner Gründung 1987 ist Reflex eine der ersten Umweltorganisationen des Landes und zählt heute zu den bedeutendsten Ansprechpartnern in diesem Bereich. Reflex hat seinen Sitz unweit der österreichischen Grenze in Győr und leitet außerdem eine Umweltzentrale in Pápateszér. Neben rund 5.000 Anfragen zu Umwelt- und Energieanliegen jährlich, betreuen die sieben Hauptangestellten Bildungseinrichtungen mit Unterrichts-

materialen und bieten Veranstaltungen, die großteils im eigenen Bildungszentrum durchgeführt werden können. Weiters zählen Mobilitätsangebote zu den Hauptaufgaben von Reflex. Der Autofreie Tag spielt dabei ebenso eine Rolle wie Fahrrad-Aktionen und die Erstellung von Mobilitätskonzepten für Städte und Gemeinden. Kampagnen zur Abfallvermeidung bis hin zum Schutz der Feuchtgebiete in der westlichen pannonischen Tiefebene runden die Aktivitäten von Reflex ab. Eine Umfrage mit einer Beteiligung von 213 Städten und Gemeinden bietet die Grundlage, auf der Reflex seine Bera-

tungsaktivitäten fortführen wird. Insgesamt sind dem Klimabündnis in Ungarn bereits die vier Gemeinden Nagykanizsa (Nahe der Grenze im Dreiländereck Ungarn/Slowenien/Kroation) Felsőőrs (am nord-östlichen Ufer des Plattensee), Kajárpéc und Tényő (südlich von Győr) sowie neun überregionale Organisationen und NGOs beigetreten. Der offizielle Startschuss von Klimabündnis Ungarn fiel bei einer Konferenz in Győr am 27. und 28. April. Mit dabei waren Ulrike Janssen vom europäischen Klimabündnis und Brigitte Drabeck von Klimabündnis Österreich. Brigitte Drabeck

info! www.reflex.gyor.hu

Neues vom Klima-Bündnis Jahreskonferenz : Knapp 500 Poli-

tikerInnen und kommunale PraktikerInnen nahmen an der Konferenz von Klima-Bündnis und Energie-Cités in Brüssel teil. Visionär die Rede des USÖkonomen Jeremy Rifkin: „ Künftig werden die Prinzipien und Technologien, die das Internet und globale Kommunikation ermöglicht haben, dafür eingesetzt, die Energienetze umzugestalten – sodass die Menschen erneuerbare Energie herstellen und miteinander teilen können, genauso wie sie jetzt Informationen teilen.“ Für eine weitere zweijährige Amtszeit im Vorstand wurden Joachim Lorenz

(München), Diego Iván Escobar Guzman (COICA), Dr. Karl-Ludwig Schibel (Città di Castello, IT) und die Vizebürgermeisterin der Stadt Linz, Dr. Christiana Dolezal, gewählt. Zudem wurde eine Resolution zur „Öffentlichen Beschaffung“ beschlossen: „ Die Mitgliederversammlung empfiehlt allen Mitgliedsstädten und -Gemeinden, alles zu unternehmen, um 75% bis 2012, 90% bis 2015 und 100% bis 2020 ihrer Ausschreibungen ökologisch & sozial nachhaltig zu gestalten.“ Hannes Höller

info! www.klimabuendnis.org

Der US-Ökonom Jeremy Rifkin prophezeit eine dritte industrielle Revolution.


4

klimabündnis

Grüner Strom für São Jorge Die erste Photovoltaikanlage ist finanziert und liefert PartnerInnen am Rio Negro bald klimafreundlichen Strom. Zyklon Nargis 2008

Wer zahlt die Rechnung?

Hella Schmuck und Direktor Petrus Pilsinger vom Stiftsgymnasium Seitenstetten überreichten den Baustein zur Photovoltaikanlage am Rio Negro an Johann Kandler (l.) von Klimabündnis Österreich.

Z

wölf Photovoltaikanlagen für sechs Dörfer am Rio Negro in Amazonien. Das ist das hochgesteckte Ziel des Klimabündnis gemeinsam mit der FOIRN, dem Zusammenschluss indigener Organisationen im Rio Negro-Gebiet.

Die erste Anlage

Die erste Etappe ist bereits erreicht. In São Jorge werden die dieselbetriebenen

Stromgeneratoren schon bald durch klimafreundliche Photovoltaikanlagen ersetzt. Die Sonnen-Energie liefert den 30 Familien, die hauptsächlich von der Fischzucht und dem Verkauf von Früchten leben, Strom für Licht, Radios, Funkgeräte und Computer. Ermöglicht haben die erste Anlage die Gemeinden Marchtrenk (OÖ), St. Johann im Pongau (S), Virgen (T), Weiz (Stmk), die MEA Solar Gmbh in Wels (OÖ), die HBLA Ried (OÖ), das Stiftsgymnasium Seitenstetten (NÖ) und die VS Scharten (OÖ). Installation und Inbetriebnahme dieser ersten Anlage stehen in den Startlöchern. Das Klimabündnis informiert Sie zeitgerecht darüber.

Am Weg zur zweiten Anlage Info! Klimabündnis Österreich brigitte.drabeck@klimabuendnis.at

www.klimabuendnis.at • www.sunshine-eu.org

Spendenkonto Amazonien: BA-CA Konto Nr. 09743 852 700 • BLZ 12000

Die zweite Etappe ist schon eingeläutet. Von der Energiewerkstatt Purgstall (NÖ), Filmemacher Willi Schwarzenbacher und Gemeinde Bramberg (S) kamen bereits Bausteine für die nächste Anlage. Johann Kandler

ascher als erwartet nehmen extreme Wetterereignisse zu und verursachen weltweit tausende Todesopfer und Verletzte, sowie Schäden in Milliardenhöhe. Besonders betroffen sind die Armen und die indigenen Völker, die keine Schuld am Klimawandel trifft. Ihnen nach dem Verursacherprinzip zu helfen, sollte selbstverständlich sein. Über 150.000 Todesopfer und Zwei Millionen Obdachlose verursachte der Zyklon Nargis vor einem Jahr in Burma, fast die gesamte Reisernte wurde zerstört. Länder wie Haiti und Honduras brauchen Jahrzehnte, um die zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. Indigene Völker der Arktis müssen bereits umsiedeln, ebenso wie Inselbewohner im Südpazifik. Eine gemeinsame Studie der renommierten Medizinzeitschrift „The Lancet“ mit dem University College von London bezeichnet den Klimawandel als die größte Bedrohung für die globale Gesundheit. Es droht der Zusammenbruch der Gesundheitssysteme vor allem in den armen Ländern. Zunehmende Ernteverluste und Wassermangel infolge des Klimawandels verursachen mehr Hunger und Krankheiten. Anstatt Milliardenbeträge in abgewirtschaftete Unternehmen zu versenken, gilt es den Rat der Dakota zu befolgen – „Versuche nie ein totes Pferd zu reiten!“ Und stattdessen den Fonds zur Unterstützung für die Klimaopfer zu füllen und Klimaschutz als Schwerpunkt aller Politikbereiche umzusetzen. Johann Kandler

Info! www.thelancet.de

Collage: A. Strasser • Fotos: Gustavo T. Pinheiro & Aloiso Cabalza (ISA), oekostrom AG / http://earthobservatory.nasa.gov/Newsroom/html

Foto: Stift Seitenstetten

R


klimabündnis

5

SattelFEST in 128 Gemeinden D

ie Klimatour bewegt Österreich. 15 Tage lang führt sie von Vorarlberg über Wien nach Oberösterreich. Und das klimafreundlich mit Fahrrad, Skates, hoch zu Ross oder rudernd im Wasser. Unter dem Motto „SattelFEST im Klimaschutz“ steht heuer das Fahrrad als klimafreundliche Alternative im Mittelpunkt. Das Klimabündnis macht Lust auf Klimaschutz, Biolandbau und fairen Handel. Und bietet Alternativen zur Probe gleich an – wie z.B. ein Elektro-Bike von

Intersport oder ein BROMPTON-Faltrad von der Cooperative Fahrrad.

Finale 2009

Der Endspurt am 10. Juli beginnt mit einer Schifffahrt von Steeg nach Hallstadt. Anschließend geht es mit der Seilbahn auf den Krippenstein, samt Zwischenstopp auf der Schönbergalm zur „Langen Nacht der Höhlen“. Hannes Höller

INFO! www.klimatour.at

Die „Kommunale Klimaschutzexpertin“ Interview mit einer der ersten „Kommunalen Klimaschutz-ExpertInnen“: Sabine Hörtner aus St. Valentin.

Was hat sich nach dem Lehrgang in Ihrer praktischen Tätigkeit geändert? Hörtner: Der Lehrgang macht einen Blick über den eigenen Tellerrand möglich. Man erhält einen sehr guten Überblick über KlimaschutzProgramme – wie zum Beispiel klima:aktiv – und kann zudem ein Netzwerk aufbauen. In unserer Gemeinde haben wir ganz konkret die Förderungen im Wohnbau geändert. Der Fokus wurde in Richtung Energieeffizienz und Wärmedämmung verschoben. Außerdem bekommt man mehr Rückgrat und ein sichereres Auftreten sowie Selbstvertrauen und Motivation in der täglichen Arbeit.

Warum ist der Lehrgang für GemeindevertreterInnen wichtig? Hörtner: Neben den Inhalten ist es vor allem der Austausch mit anderen Gemeinden, der sehr interessant ist. Egal wie klein oder groß eine Gemeinde ist, überall gibt es andere Ansätze. In meiner Gruppenarbeit habe ich mit zwei VorarlbergerInnen zusammengearbeitet. Die hohen Klimaschutz-Standards waren beeindruckend. Ich habe mir gleich Modelle zuschicken lassen. Die Vortragenden waren ebenso überzeugend. Allen voran Helga Kromp-Kolb – sie erklärt komplexe Zusammenhänge so, dass sie jeder versteht. Der nächste Lehrgang startet im November 2009. Hannes Höller

info! www.klimabuendnis.at

Sabine Hörtner ist eine der 45 bisher von Klimabündnis Österreich ausgebildeten „Kommunalen Klimaschutz-ExpertInnen“. (Mit Zertifikat rechts von Wolfgang Mehl und Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb).


klimakommunal

Klimaschutz zum Angreifen, Staunen und Lernen: All das bietet die Eisblock-Wette wie im Bild in Feldkirchen in Kärnten. Sie zeigt, wie einfach und effizient Wärmedämmung ist.

Die Eisblockwetten Die Eiswetten von Klimabündnis Österreich unterstreichen anschaulich: Dämmen bringt‘s.

D

ie Gletscher schmelzen weltweit, selbst das Polareis wird weniger. Das ist aber nicht der Grund, warum das Klimabündnis Eisblockwetten organisiert. Durch das Dämmen von zwei Tonnen Eis wird symbolisch gezeigt, wie gut moderne Wärmedämmung funktioniert. In einem bewohnten Haus soll so wenig Wärme wie möglich verloren gehen, bei der Eisblockwette die Kälte drin bleiben. „ Beim Dämmen geht es darum, einen Energiezustand zu konservieren – und im Prinzip ist es egal, ob es sich dabei um Kälte oder um Wärme handelt“,

erklärt Robert Hetzl von der IG Passivhaus das scheinbare Paradoxon von Kälteerhalt mittels Wärmeschutz.

Frostige Untermieter

Bei der Eisblockwette in Feldkirchen in Kärnten wurden zwei Kubikmeter Eis in Blockform der gefrorenen Oberfläche des Goggausees entnommen. Per Motorsäge wurde die 35 Zentimeter dicke Eisschicht zuerst entlang der benötigten Umrisse durchschnitten und anschließend hob man die über 500 Kilo schweren Blöcke mithilfe eines Krans

aus dem Wasser. Drei riesige und ein paar „zerquetschte“ Blöcke aus Kerneis wurden mit einem Häuschen aus einer zehn Zentimeter dicken Holzschicht und 30 Zentimeter dicken Polysterolplatten mit minimaler Wärmeleitfähigkeit „eingemietet“. Die frostigen Untermieter waren vier Monate lang in ihrem maßgeschneiderten Eigenheim beherbergt. In der Zeit bis zur Enthüllung fragten sich viele Passanten, ob wirklich was vom Eis übrig bleibt. Wie bei jeder Eisblockwette wurde das Dämmhäuschen zur Verschönerung künstlerisch gestaltet. Von Kindern, die Fische malten, weil sie meinten, da gäb‘s am Schluss nur noch Wasser, und Künstlern, die Problemfelder unserer Gesellschaft auf den Punkt brachten.

Eis an der Laufstrecke

In Wien wurde das Eis beim Freizeitzentrum der Naturfreunde an der Alten Donau verpackt. Genau dort, wo tagtäglich JoggerInnen und BikerInnen ins Schwitzen kommen, sorgte der Eisblock für Abkühlung.

Prüfung durch Ehrengäste

In Oberösterreich wurde in den Gemeinden Reichenau und Lembach Eis verpackt. In Reichenau erfolgte die Überprüfung der Eisblockwette durch hochrangige Ehrengäste wie den Umweltminister. Auch die Bürgermeister der Nachbargemeinden Ottenschlag und Haibach sowie die Volksschulen Reichenau und Kaindorf überzeugten sich vor Ort von der Qualität der Däm-

Geschichte der Eiswetten

Die erste Eiswette wurde 1996 in der Mölltaler Klimabündnis-Gemeinde Winklern durchgeführt. Damals wurden 15 Tonnen Schneeeis verpackt. Inzwischen gibt es alljährlich in ganz Europa Eisblockwetten. So stand heuer etwa in Sarajevo, der Hauptstadt Bosniens, ein 30 Zentimeter dick umhüllter Eisblock. Dorthin hat der Klimabündnisbetrieb STO die Eisblockwette exportiert. „Wir wollen helfen, dass die durch den Krieg zerstörte Stadt beim Wiederaufbau nicht auf das Energiesparen vergisst“, erklärt Harald Heuwieser von STO.

Fotos: Archiv Klimabündnis Kärnten,

6


klimakommunal

Materialien aus der Region

In Seeham wurde zwar nur ein Kubikmeter Eis verhüllt, dafür stammten aber die Dämmmaterialien aus der Region. Integriert in die Seehamer Biotage war natürlich rund um die Eisblockwette „alles Bio & Regional“.

Staunen beim Enthüllen des Eisblocks in Feldkirchen. Dass nach 4 Monaten noch mehr als 75% übrig waren, darauf setzten nur 8% der WettteilnehmerInnen. mung. Besonders die SchülerInnen waren sehr neugierig. Sie hatten Projektunterricht zum Thema Klimawandel und waren vom Klimaschutz in der Praxis begeistert. In Lembach war die Enthüllung das zentrale Element des Sommernachtsballs und wurde filmisch vom ORF dokumentiert.

Erschwerte Bedingungen

Auch in Oberpullendorf war der Umweltminister anwesend. Fand die Eiswette doch in seiner Nachbargemeinde statt. Im warmen pannonischen Klima sind die Bedingungen für das Eis besonders schwer. Das Frühjahr war um 3 Grad wärmer als normal.

Überall nahmen hunderte an der Wette teil. Die meisten tippten, dass höchstens die Hälfte des Eises übrig bleibt. In Feldkirchen, wo der Eisblock vier Monate überstehen musste, hatten nur 8% erwartet, dass mehr als 75% des Eises übrig bleibt. Gewonnen hat aber überall das Weltklima. Und die Dämmstoffhäuschen warten schon auf die eisigen Mieter im nächsten Jahr. Unter verschärften Bedingungen wird dann die Eisblockwette wieder für Klimaschutz und Energiesparen in so mancher Klimabündnisgemeinde die Gemüter erhitzen. Christian Salmhofer

Info! Klimabündnis Kärnten

Fotos: Archiv Klimabündnis Kärnten, Klimabündnis ÖsterreichJessica Maier,

So funktionieren die Eisblockwetten ...

Die Eiswetten 2009 im Überblick

Schneiden und Bergen der Eisblöcke. Aufbauen, Einhausen bzw. Dämmen. Dann wird gewettet, wieviel Eis bei der Enthüllung noch übrig ist ...

Ort

Menge

Feldkirchen

2 Tonnen 20.02. – 19.06.

Dauer

76,0 %

Lembach

1 Tonne

11.03.–06.06.

65,0 %

Oberpullendorf

1 Tonne

21.03. – 15.05.

92,5 %

Reichenau

1 Tonne

30.04.–21.06.

78,0 %

Sarajevo

2 Tonnen 25.03.–09.06.

71,0 %

Seeham

1 Tonne

62,0 %

Wien

2 Tonnen 08.04.–06.06.

19.02.–24.05.

Ergebnis

95,0 %

7


8

klima kommunal

„Kleine“ Klimakonferenz auf der Murinsel

G

anz wie bei den Großen. Die Vorsitzenden eröffnen die Konferenz und begrüßen die Anwesenden. Aber dann

der Unterschied: Im Gegensatz zu den wirklich „großen“ Klimakonferenzen stehen diesmal die BewohnerInnen

ie Krise macht auch vor unseren „schönsten Tagen im Jahr“ nicht Halt. Vier von zehn EuropäerInnen wollen ihre Reisepläne aufgrund der Wirtschaftskrise umstellen. Weltweit werden Reisende zunehmend nahe Reiseziele ansteuern und verstärkt auf ihre Ausgaben achten. Die Branche reagiert prompt. 15 der wichtigsten nationalen Fluggesellschaften Europas strichen in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt 132 innereuropäische Flugverbindungen. Keine rosigen Aussichten, trägt doch der Tourismus in unserer Alpenrepublik mit rund 8 % zum BIP bei und ist sogar für rund ein Drittel der Entwicklungsländer die bedeutendste Einkommensquelle! Zur Bekämpfung werden kuriose Wege gegangen. So geht z.B. der Trend zur Wartung von Flugzeugen in Richtung Billigländer, ob nach Malta, Manila oder Xian, denn der Druck günstig zu produzieren ist überall groß.

Foto: Elisabeth Mondl

Im Reise-Fieber D

Vielleicht wären weniger kuriose Wege und der Respekt gegenüber den Einheimischen, der Umwelt, den Lebensweisen und Traditionen der bereisten Länder eine viel bessere Lösung. Immerhin, 95% der Schweizer Reisenden legen darauf am meisten wert und wären bereit, einen Mehrpreis von 10-20% zu zahlen. Ein Trend, der sich auch in Österreich breit machen könnte. Bereits 30% der UrlauberInnen Werfenwengs reisen mit der Bahn an. Heimische TouristikerInnen und FreizeitanbieterInnen werden über klima:aktiv mobil gefördert. Bis zu 50% der Investitions- und

info! www.hrs-lassnitzhoehe.at

Betriebskosten von Wanderbussen, Shuttleservice oder Elektrofahrrädern bis hin zu Mobilitätszentralen sind anrechenbar. Bestimmt eine lohnenswerte Investition, rangiert Österreich doch europaweit auf Rang 3*) der beliebtesten Destinationen und Wien folgt auf Paris und London bei den meist besuchten Metropolen des Kontinents. Da die Aussicht per Googlemaps „Street-View“ und Konsorten virtuell zu verreisen wohl eher noch hypothetisch ist: „Auf zu einer klimafreundlichen Reise“! Brigitte Drabeck

info! www.freizeitmobil.klimaaktiv.at Quellen: Global Travel Industry News, der Standard, Statistik Austria, Fairunterwegs *) nach Übernachtungen/EinwohnerIn

Foto: Archiv Klimabündnis

SchülerInnen der HRS Laßnitzhöhe bei einer Tanztheater-Performance auf der Murinsel

des Regenwaldes im Mittelpunkt. Sie erzählen von ihrem Leben und berichten über ihr Geheimnis – wie sie in Harmonie mit der Natur leben. Sie zeigen die Gefahren auf, die durch Abholzung und Vernichtung der Regenwälder drohen. Aber sie sagen auch, wie jeder einzelne zum Erhalt der „grünen Lunge“ beitragen kann. SchülerInnen der Haupt- und Realschule Laßnitzhöhe schlüpften im Rahmen einer Tanztheater-Performance auf der Murinsel in die Rolle der „BotschafterInnen für Umwelt, Regenwald und Menschenrechte“. Eingebunden wurde auch das Publikum. Es konnte sich an der Menschenrechtsklangskulptur beteiligen. Hannes Höller

foto: HRS Laßnitzhöhe

SchülerInnen der HRS Laßnitzhöhe waren BotschafterInnen für den Klimaschutz.


Foto: Rupert Gsöls

klimakommunal

9

Minister Niki Berlakovich und Raabaus Bürgermeister Franz Uller gaben den Startschuss zur ersten glühbirnenfreien Gemeinde Europas.

Raabau wird glühbirnenfrei

Die Klimabündnis-Gemeinde aus der Steiermark steigt schon jetzt auf Energiesparlampen um.

V

iele reden davon, Raabau macht es: Energiesparen. Bis Ende des Jahres will der 580 EinwohnerInnen zählende Ort sämtliche Glühbirnen für Raum- und Außenbeleuchtung durch Energiesparlampen ersetzen. Raabau reagiert somit vorzeitig auf eine EU-Verordnung, die Glühbirnen in den kommenden Jahren zum Verschwinden bringen soll. In den 185 Haushalten und Betrieben werden

4.500 Glühbirnen ausgetauscht. Den Umstieg will Bürgermeister Franz Uller mit gezielten Förderaktionen schmackhaft machen. 20 % des Kaufpreises für neue Lampen werden bar auf die Hand zurückgezahlt. Außerdem wird die Initiative von einem kleinen privaten Elektrohändler in Feldbach unterstützt, der Kompakt- und Halogensparlampen zum Großhandelspreis weitergibt.

„ Mehr als 40.000 Euro können so pro Jahr eingespart und die KohlendioxidEmissionen um 107 Tonnen jährlich reduziert werden“, meint Bürgermeister Uller. Denn eine Energiesparlampe braucht um 75 bis 80 % weniger Energie als eine Glühbirne. Ein Befürworter der Aktion ist Umweltminister Niki Berlakovich: „ E ine tolle Sache, dieser Alleingang. Wenn man immer auf die anderen wartet, passiert nichts.“ Hannes Höller

info! www.gluehbirnenfrei.at

Klima-Porträt

Fotos: Privat

Eva Grill, Klimabündnis Oberösterreich Die 27-Jährige aus Fahrafeld in Oberösterreich startete zuerst bei Klimabündnis Kärnten. Schwerpunkt ihrer Ausbildung an der FH Wieselburg waren Produkt- und Projektmanagement für erneuerbare Energie und nachwachsende Rohstoffe. Sie absolvierte ein Praktikum beim umwelt.service.salzburg und war u.a. für Bio Austria tätig.

Wie bist du zum Klimabündnis gekommen? Das Klimabündnis ist schon lange ein Begriff für mich, da auch meine Heimatgemeinde Klimabündis-Gemeinde ist. Ernst wurde es dann in Kärnten durch die Mithilfe bei diversen Schulworkshops. Wie gestaltest du dein Leben nachhaltig? Zum einen lege ich meinen täglichen Arbeitsweg nur zu Fuß, mit dem Rad und Zug zurück. Sollte doch der ein oder andere Weg mit dem Auto gefahren werden, dann nur mit Pflanzenöl. Ganz wesentlich ist für mich aber auch „nachhaltiger“ Konsum.

Darum kaufe ich ausschließlich Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft, immer mit dem Augenmerk auf Regions- und Saisonangebot. Es ist aber wichtig, auch über Lebensmittel hinaus den Wert seiner Heimatregion zu stärken und zu schützen. Was sind deine Aufgaben beim Klimabündnis? Hauptsächlich bin ich für Sekretariat und Buchhaltung zuständig. Ab Juni werde ich den Schulbereich betreuen. Eine Aufgabe, der ich mit Spannung und Freude entgegen sehe, da Schulen und Bildungseinrichtungen wichtige Multiplikatoren darstellen. Was wünschst du dir für unsere Welt? Ich wünsche mir, dass die Menschen Zusammenhänge erkennen, dass sie lernen, jedes Leben auf dieser Welt mit Respekt zu behandeln. Erst dann wird es möglich sein, Dankbarkeit zu empfinden für die Vielfalt und Schönheit, die wir jeden Tag erleben dürfen. Wir sollten diese Schätze achten und nicht für immer zerstören.

kontakt! eva.grill@klimabuendnis.at

AliceJede Saverschel ist in ihrer neue Aufgabe ist Freieine Herauszeit forderung, meist mit umweltfreundwie beim Klettern ... lichen 1 PS unterwegs ...


10

klima kommunal

Läuft er schon?

Elektro-Fahrzeuge werden für Gemeinden immer interessanter. Einer, der die vielen Vorteile kennt, ist Christian Prugger.

Foto: Jessica Maier

Seit Jahren schraubt und werkt der Kärntner „E-Pionier“ Christian Prugger an Elektro-Autos und Elektroantriebsbausätzen. Im März wurde ein Prototyp präsentiert.

L

äuft er schon? Eine Frage, die Christian Prugger in letzter Zeit oft hört. Die Testfahrer seines „Mazda AQ“ warten immer auf das Geräusch des Anstartens, und – nichts passiert. Die Stille zwingt sie immer wieder dazu, den Zündschlüssel umzudrehen. „Es braucht eben Pioniere, um etwas voranzubringen.“ Überzeugte Worte eines überzeugten Menschen. Unzählige Wo-

Welche Reichweite schaffen Elektroautos?

chenenden und Feierabende opferte der Fahrzeugbauer Christian Prugger aus Feldkirchen in Kärnten der Idee, einen Umbausatz für Elektroantrieb zu entwickeln. „Ursprünglich lag mein Fokus vor allem darauf, den Preis des entstehenden Autos möglichst niedrig zu halten. Sehr bald wurde mir aber klar, wie wichtig der Einsatz hochwertiger und nachhal-

Wieviel kosten Elektroautos im Betrieb?

Reichweiten von bis zu 140 Kilometern können zu wirtschaftlich vernünftigen Bedingungen angeboten werden.

Versicherung

E-Autos ca. 90,- 7

Sprittanker 350,- 7

Wie hoch ist der Stromverbrauch beim Aufladen der Batterie?

Wartungskosten

ca. 50,- 7

300,- 7

Wer sein E-Auto daheim an die 230 V-Steckdose hängt und sich in der Zwischenzeit vor den Fernseher setzt, zahlt für beide Aktivitäten etwa gleich viel: Einmal „Volltanken“ kostet ca. 2,- Euro.

Für eine Strecke von 10.000 km/Jahr benötigt ein Elektroauto etwa 200,- 7. Dies entspricht einem Verbrauch von rund 1,5 Litern auf hundert Kilometern.

tiger Technologien ist – und diese haben eben ihren Preis“, erläutert Prugger und verweist auf die von ihm eingesetzten Komponenten: Die Zebra-Nickel-Schwefel-Batterie hat einen Wirkungsgrad von 95 Prozent. Im Ranking aller Batterien ist sie die umweltfreundlichste. Das einstufige Qualitätsgetriebe senkt die Verluste im Antriebsstrang auf ein Minimum und durch ein spezielles System kann beim Bremsen ein Teil der Energie wieder in die Batterie rückgespeist werden. Obwohl er den Prototyp seines „Mazda AQ“ erst März 2009 präsentierte, eilt sein guter Ruf durch die E-Mobil Szene. Pruggers Arbeitgeber, der Spezialfahrzeughersteller Nusser, hat inzwischen eine Elektroauto-Schiene in das Unternehmen inkludiert. Diese enthält nicht nur den Verkauf von Fahrzeugen, sondern ein ganzes Paket inklusive Versicherungs-, Wartungs- und Stromerzeugerservice. Und: Mit der Doppelmayer AG konnte Prugger auch bereits einen namhaften Kunden lukrieren.

Vielseitiger Antriebsbausatz

Elektro-Kleinwagen werden jedoch künftig nicht an erster Stelle stehen: Der von Prugger entwickelte Elektroantriebsbausatz kann problemlos auf Spezialfahrzeuge umgemünzt werden. Kurz vor der Fertigstellung ist ein Kleinlaster und ein Kleinbus für 25 Personen. Besonders für Städte und Gemeinden ist dieses Konzept äußerst interessant. „Öffentliche Einrichtungen und Gemeinden sollten in Sachen Elektromobilität mit gutem Beispiel vorangehen. Einsatzmöglichkeiten gibt es jede Menge, vom Wirtschaftshof bis zum öffentlichen Nahverkehr. Diese Perspektiven müssen gefördert werden, denn darin liegt unsere Zukunft“, ist Feldkirchens Bürgermeister Robert Strießnig überzeugt.

Chancen und Risiken

Die Chancen von Elektroautos liegen hierzulande momentan in der Spezialund Einzelwagenherstellung, am Weg zur Serienproduktion stünde man noch vor einigen Hindernissen. Da wären die unberechenbare Abnehmerschaft, die vage Entwicklungskurve des öffent-


11

klimakommunal

lichen Bewusstseins in punkto Elektromobilität und das daraus resultierende finanzielle Risiko für den Hersteller. „Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das stark automatisierte Produktionsverfahren: Die Serienherstellung von Elektromobilen würde den Bedarf an Arbeitskräften stark senken“, so der Feldkirchner: „Auch für die Werkstätten gibt es weniger Arbeit da kaum Wartungsarbeiten anfallen.“ Weniger Arbeitsplätze – ein Argument das gerade in der Krise politisch sicher keine Mehrheit findet. Apropos finanzielles Risiko: Auf der Suche nach weiteren, für das Voranschreiten der Produktion unerlässlichen Subventionen – das Startkapital wurde u. a. von Feldkirchens Bürgermeister Robert Strießnig bereitgestellt – klopfte Prugger an die Türen des Klimafonds. Und das mit Erfolg: Der Elektroniker erhielt neben Automobil-Goliath Magna Steyr die Zusage der Forschungsförderung. Gemeinsam an einem Strang ziehen lautet nun die Devise. Die Vorarlberger Modellregion VLOTTE (Link unten) zeigt vor, wie es geht. Bleibt zu hoffen, dass sich zu Christian Pruggers Strang bald noch weitere Zugpferde gesellen. Jessica Maier

info! www.mazda-nusser.at

www.vkw.at/inhalt/at/vlotte.htm

Der Klima- und Energiefonds

Das Elektroauto ist ein Beispiel für die Förderung innovativer Projekte, die eine umweltfreundlichere und energieschonende Zukunft bringen. Der Klima- und Energiefonds wurde 2007 im Nationalrat per Gesetz beschlossen. Er soll die Bundesregierung bei der Umsetzung der österreichischen Klimastrategie unterstützen. Ziel ist die Verwirklichung einer nachhaltigen Energieversorgung, die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen sowie die Steigerung der Forschungsquote. Der Fonds ist für den Zeitraum von 2007 bis 2010 mit einem Fördervolumen von bis zu 500 Millionen Euro dotiert. Info! www.klimafonds.gv.at

Innsbrucks Stadtrat Walter Peer, Michael Brandl (Tirol Werbung), Mobilitätskoordinator Ekkehard Allinger-Csollich, Günther Zimmermann und Leo Satzinger (Land Tirol) sowie Robert Thaler (Lebensministerium).

Erfolg für 1. Tiroler Radgipfel

Erfolge im Radtourismus für den Alltagsradverkehr nutzen!

M

ehr als 250 BesucherInnen konnten beim 1. Tiroler Radgipfel am 27. und 28. April im Congress Innsbruck von den Veranstaltern Land Tirol, Lebensministerium und der Stadt Innsbruck begrüßt werden. Im Mittelpunkt der Referate von renommierten RadexpertInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz standen Themen wie: Was braucht es für ein gut ausgebautes Radwegenetz? Welche technischen Innovationen gibt es? Und wie können diese sowohl touristisch als auch für den Alltagsradverkehr optimal genutzt werden? Der Radgipfel wurde zudem von einer Ausstellung mit Elektrofahrrädern, vorbildlichen Abstellsystemen, etc. begleitet. Auf den ersten Blick haben touristischer Radverkehr und Alltagsradverkehr wenig gemein. Fragt man ExpertInnen, ändert sich der Eindruck rasch. Argumentiert wird mit gemeinsam nutzbaren Radwegen, Serviceeinrichtungen und Angeboten von Bus und Bahn, aber auch dem positiven Einfluss des Radtourismus auf den Alltagsradverkehr. Der Tiroler Mobilitätskoordinator Ekkehard Allinger-Csollich bringt den allgemeinen Tenor so auf den Punkt: „Wer im Urlaub oder in der Freizeit gerne Rad fährt, lernt klimafreundliches Radfahren auch im Alltag schätzen.“

Vom Land Tirol wurde der 1. Tiroler Radgipfel zum Anlass genommen, die neue Qualitätsoffensive zum Ausbau des Tiroler Radwegenetzes vorzustellen. Tirol, bisher schon als Mountainbike-Land positioniert, setzt damit auch in Richtung Radwanderland neue Impulse. Dafür nimmt das Land in den nächsten fünf Jahren auch Geld in die Hand. Hauptpunkte sind die Verbesserung der Wegoberflächen, eine gute Beschilderung, der Ausbau von Servicestellen sowie der Anschluss von Gemeinden an das Radwegenetz. Zehn Millionen Euro werden dafür in das Tiroler Radwegenetz investiert. Der zentrale Fokus richtet sich dabei auf Synergien für den Freizeit- und Alltagsradverkehr. Unterstützt werden das Land Tirol und Innsbruck dabei durch Bundesmittel im Rahmen des Programms klima:aktiv mobil des Lebensministeriums. Das Teilnehmermanagement des Radgipfels lag bei Klimabündnis Tirol.

info! Klimabündnis Tirol

Foto: Land Tirol

Kommunales Engagement


Fotos: Strasser & Sabrina Barthel

12

klimakommunal

Überreichung der KlimabündnisGemeinde-Tafel an Bgm. Hartlieb durch Minister Berlakovich und Klimabündnis-Geschäftsführer Molnar. V.l.: Bgm. Walter Hartlieb, Barbara Klauß (Hotel Kürschner) mit Töchtern, LHStv. Reinhart Rohr, LHStv. Uwe Scheuch, LHStv. Herbert Martinz, Josef Kolbitsch & Mathilde Krethen (Alpencamp).

Betriebe für den Klimaschutz

A

ls Vorzeige-Gemeinde in Sachen Klimaschutz ist Kötschach-Mauthen schon lange bekannt – jetzt wurden zwei Betriebe, das Alpencamp und das Hotel Kürschner, für ihr Engagement ausgezeichnet. Aus diesem Anlass gratulierten neben Umweltminister Niki Berlakovich, der das Leitziel eneregieautarke Gemeinde besonders würdigte, auch Vertreter der Kärntner Landesregierung.

„In Kötschach-Mauthen ziehen Betriebe, Schulen und Gemeinde an einem Strang und zeigen so, wie das Klimabündnisziel erreichbar wird“, betonte LHStv. Reinhart Rohr, der das Projekt „Betriebe im Klimabündnis“ seit Jahren unterstützt. Die beiden neuen Klimabündnis-Betriebe machen vor, wie man Urlaub klimabe-

klima & wetter • News aus den Archiven

Foto: Strasser

Walderhaltung ist effizientester Klimaschutz.

Ökosysteme als CO2-Speicher • Der

Schutz von Wäldern, Mooren und die Forcierung einer klimafreundlichen Landwirtschaft, wie dem Biolandbau, wurden als effizienteste Klimaschutzmaßnahmen von der UNEP auf der Prioritätenliste ganz weit nach vorne gereiht. Die Landnutzung trägt global etwa 30% zu den Treibhausgasemissionen bei. Zwei Drittel davon gehen auf das Konto der Waldzerstörung. Das ist mehr als der Verkehrssektor verursacht. Allein die Halbierung der aktuellen Entwaldungsrate bis 2050 würde 12% der nötigen Emissionsreduktionen zur Wahrung der sogenannten 2°-Grenze bringen. Im Vergleich zu anderen Optionen seien beim CO2-Management über Ökosysteme Erfolge sicher und zudem

die Kosten extrem niedrig. Dennoch werden Milliardenbeträge für Experimente verbraucht, CO2 unter Tage zu verpressen oder in Ozeanen verschwinden zu lassen – mit zweifelhaften Erfolg: Das bisher größte Eisendüngungsexperiment zur CO2-Bindung im Meer (im Südatlantik) erwies sich als kaum kontrollierbares Unternehmen ... 8 www.unep.org

Zeitreise mit Plankton • Da bisher mittels Analysen von Eisbohrkernen nur ein Zeitraum von 800.000 Jahren geprüft werden konnte, ging man davon aus, dass die großen Eiszeiten vor 500.000 bzw. 1,2 Millionen Jahren durch ein starkes Absinken der CO2-Konzentrationen verursacht worden wären. Diese Annahme erwies sich nun als falsch. Forschern der Columbia University gelang es über die Analyse versteinerten Planktons die CO2-Konzentration mehr als zwei Millionen Jahre weit zurückzuverfolgen. Ergebnis: Die CO2-Werte waren in den letzten 2,1 Mio. Jahren stabil. Nebenergebnis: aktuell sind sie 40% höher als während dieser unvorstellbar großen Zeitspanne. 8 www.science.com

wusst gestalten kann – das Alpencamp besitzt beispielsweise die erste österreichische Bio-Schauheizanlage, das Hotel Kürschner punktet unter anderem mit einem umweltfreundlichen Freizeitprogramm. Durch vorbildhafte Unternehmen wie diese rückt der Traum von der zu 100 % energieautarken Gemeinde in greifbare Nähe. Christian Salmhofer

Info! Klimabündnis Kärnten

www.alpencamp.at www.hotel-kuerschner.at

Alpenklima • Eine Sammlung der wichtigsten Forschungsarbeiten zum Klima in unseren Breiten in einem Band vereint: Klimawandel in Österreich

Die letzten 20.000 Jahre ... und ein Blick voraus. Schmidt/Matulla/Psenner (Hg.) 192 Seiten • innsbruck university press 2009 • € 14,50

April, April • Die Temperatur-Monatsmittel im April lagen fast in ganz Österreich um 2,5 bis 5°C über dem langjährigen Durchschnitt – es war der wärmste April seit Messbeginn im 18. Jahrhundert. Der Mai war um durchschnittlich 2° C zu warm. Diese Temperaturen hatten ihren Preis: Punktuell entlud sich die aufgeheizte Luft in heftigen Gewittern. Es wurden rekordverdächtig viele Blitze gezählt, was normalerweise nur während der Sommermonate der Fall ist. Auch der Juni war zu warm und brachte gegen Ende Extremwetterlagen mit Hochwasser. 8 www.zamg.ac.at Christian Salmhofer | Andreas Strasser


klima politik

Seit April ist Peter Molnar neuer Geschäftsführer von Klimabündnis Österreich.

Klimaschutz ist Selbstschutz

Hannes Höller im Gespräch mit Peter Molnar, dem neuen Geschäftsführer von Klimabündnis Österreich.

Fotos: Gudrun Stöger, Hannes Höller

Wie sieht Ihre persönliche Klimabilanz aus? Gut, aber nicht sehr gut. Vor allem in den Bereichen Strom, Wärme und Ernährung. Überrascht hat mich die Mobilität. Ich verbrauche für die Strecke Krems–Wien und zurück genauso viel CO2 wie für Strom und Heizung. Und das, obwohl ich öffentliche Verkehrsmittel nutze. Man muss sich bewusst sein, dass wir Mitteleuropäer das 5-fache an CO2 ausstoßen, wie der durchschnittliche Weltbürger. Umso wichtiger ist es, Ressourcen effizient zu nutzen. Effizienz wird immer auch mit Kosten verbunden. Scheitert der Klimaschutz nicht – vor allem jetzt – genau daran? Ganz im Gegenteil, Klimaschutz und Klima-Technologie sind die größten Jobmotoren. Klimaschutz ist Selbstschutz – und jeder, von der Basis bis zur Politik, kann etwas dazu beitragen. Klimaschutz ist auch Fortschritt. Es wird keinen anderen Sektor geben, der sich in den nächsten Jahren stärker entwickelt.

Bei der oekostrom AG waren Sie für den Vertrieb zuständig. Welche Erfahrungen können Sie mitnehmen? Ich war für Haushalte, Firmen und Gemeinden zuständig. Ich weiß, wie Gemeinden ticken und was sie brauchen. Das hilft natürlich, denn die Gemeindenbetreuung ist das Herzstück beim Klimabündnis. Das Bewusstsein für den Klimaschutz ist längst vorhanden – dafür haben auch unsere Projekte wie die Ökostaffel bzw. Klimatour, die Europäische Mobilitätswoche mit dem Autofreien Tag und der Climate Star gesorgt. Die neuen Lehrgänge zur Weiterbildung von Gemeinde-MitarbeiterInnen liefern das notwendige Know-how. Wir müssen aber noch mehr als bisher die richtigen Werkzeuge und Angebote zur Verfügung stellen. Ganz nach unserem Motto „Global denken, lokal handeln“ dürfen wir nie die Sicht auf das Ganze verlieren. Mir imponiert die langjährige Kooperation mit den indigenen Völkern in Amazonien. Von ihnen können wir lernen, wie man Ressourcen nutzt, ohne gleichzeitig Lebensgrundlagen zu zerstören.

Welche Werkzeuge und Angebote sind es, die Klimabündnis-Gemeinden, -Schulen und -Betriebe brauchen? Die Gemeinden benötigen Unterstützung in fünf Bereichen: Sanfte Mobilität, Energieeffizienz, Erneuerbare Energien, öffentliche Beschaffung und Adaptionsmaßnahmen. Wichtig ist es, dass wir das Know-how an Personen in den Gemeinden weitergeben. Diese kennen die Gegebenheiten vor Ort und können Maßnahmen und Projekte auch schneller und einfacher initiieren. Wir sind für diese Personen die zentrale Ansprechstelle. Gemeinsam arbeiten wir Verbesserungsvorschläge aus und beraten bei der Umsetzung. Die Klimabündnis-Schulen und -Betriebe werden in eigenen Projekten zum Klimaschutz animiert. Erfolgreiche Kampagnen sind die Kindermeilenkampagne und das Mobilitätsmanagement in Betrieben. Kehren wir vor der Tür der Gemeinden. Wie sieht deren Klimabilanz aus? Die Klimabündnis-Gemeinden sind Vorreiter. Ziel ist es, dass alle fünf Jahre 10% an CO2-Emissionen eingespart werden. Unser Tool der CO2-Grobbilanz zeigt Verbesserungspotentiale genau an. Wir sind dabei, dieses jetzt zu verfeinern und können dann noch besser beraten. Auch hier wird es für einige Gemeinden, wie es bei mir im Bereich Mobilität war, den einen oder anderen Aha-Effekt geben.

Kontakt! Klimabündnis Österreich

Zur Person

Peter Molnar (40) lebt in Krems (NÖ). Familienstand: verheiratet, Vater von drei Kindern – Daniel (9), Laetitia (6) und Siena (2). Beruflicher Werdegang: Der studierte Ökologe und Ökonom war neun Jahre bei der oekostrom AG tätig, leitete den Stromvertrieb und stieg 2004 zum Geschäftsführer der oekostrom Vertriebs GmbH auf. Für das Umweltbundesamt erarbeitete er als Experte für Erneuerbare Energie das Projekt „Anpassung an den Klimawandel“. Hobbys: Familie, Lesen, Reisen, Laufen.

13


2°-Ziel so nicht erreichbar! KlimaforscherInnen schlagen Allarm und fordern von der Politik umgehend Taten statt Worte.

Z

wei Grad Celsius Erderwärmung gelten als magische Grenze der Klimapolitik. Wird sie gehalten, können dramatische Szenarien und unumkehrbare Prozesse verhindert werden. Führende KlimaforscherInnen – unter Ihnen Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) – haben die bei den UN-Verhandlungen im Juni in Bonn diskutierten Reduktionsziele genau durchgerechnet und kamen zum Schluss, dass die Zusagen der Vertragsstaaten nicht genügen, um den Wert zu halten.

Sowohl die Ziele der Industriestaaten, als auch jene der Schwellen- und Entwicklungsländer, sofern diese überhaupt erreicht werden, liegen weit unter den Werten, die laut letztem IPCC-Bericht nötig wären, um die globale Temperaturerhöhung begrenzen zu können. Insgesamt verfüge man zwar über ausreichend technologische, ökonomische Instrumente und Ansätze auf der Verhaltensebene. Man müsse diese Herausforderung aber auch annehmen. Zielvorgaben dürfen bei Verhandlungen nicht abgeschwächt und Maßnahmen nicht

Foto: © Bente Stachowske/Greenpeace

Foto: DBU

„Der neueste Stand der wissenschaftlichen Ergebnisse vermittelt einen Eindruck der Dringlichkeit, die, so hoffen wir, die Kopenhagen-Konferenz zu einem erfolgreichen Abschluss bringt“, sagt Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des PotsdamInstituts für Klimafolgenforschung und Mitglied des Weltklimarates.

NGOs mit Kyoto-Nachfolgeprotokoll

KlimaexpertInnen führender NGOs präsentierten bei den UN-Klimaverhandlungen in Bonn einen Entwurf für ein Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls. Dieser zeigt, wie die Interessenskonflikte zwischen wohlhabenden und armen Nationen gelöst werden können. Die drei zentralen Punkte: 1. stärkere Reduzierung der Emissionen in Industrieländern, 2. rechtsverbindliche Verpflichtungen der USA und Maßnahmen für den Weg in eine CO2-arme Gesellschaft der Entwicklungsländer (mit Unterstützung der Industrieländer), 3. ein Schnellstart schon vor 2013 (wenn das Protokoll in Kraft tritt) . 8 www.germanwatch.org/

klima/treaty1nar.pdf

Klimaflüchtlinge

Der Klimawandel trägt bereits jetzt zu Vertreibung und Abwanderung bei. Bis 2050 droht aber eine humanitäre Katastrophe. Bis zu 200 Millionen Menschen sind laut einer internationalen Studie von Folgen der Umweltverschmutzung und des Klimawandels betroffen. „Mögliche Auswirkungen eines steigenden Meeresspiegels sind alarmierend. Im dicht besiedelten Flussgebiet des Mekongs in Vietnam würde ein Anstieg von zwei Metern die Häuser von 14,2 Millionen Menschen und die Hälfte des Ackerlandes überschwemmen“, so Charles Ehrhart, Klimakoordinator von Care und einer der Autoren der Studien. 8 www.care.at/downloads/ CARE_MigrationReport2009.pdf

Globale Erwärmung

Mögliche Zukunft ohne effiziente KlimaschutzMaßnahmen

6

Wahrscheinlichkeit zur Überschreitung der 2°-Grenze

5

Ohne Maßnahmen: 100% Emissionsbudget

4

von 1000 Milliarden Tonnen CO2 bis 2050: 25%

3

max. +2° C

2 1

1000 Gt CO2 bis 2050

In der Vergangenheit gemessene Temperaturen 1900

1920

1940

1960

1980

2000

2020

2040

2060 2080 2100

Bis 2050 dürfen wir nur noch 1.000 Milliarden Tonnen CO2 emittieren. Dann pendelt sich das Weltklima im blauen Bereich bei 2 Grad ein. In den letzten neun Jahren wurde bereits ein Drittel davon emittiert. Ohne Klimaschutzmaßnahmen gelangen bis 2050 4.000 Milliarden Tonnen in die Atmosphäre – wir landen dann im roten Bereich ...

mehr hinausgezögert werden. Das, so der Umweltökonom Nicolas Stern, mache jedes Bemühen letztlich noch teurer und die Gewissheit, ob es greift, sinke. Um den Klimawandel noch einigermaßen abschwächen zu können, müssen Trägheit und Ineffizienz wirtschaftlicher und politischer Systeme überwunden werden. Und wenn es beim Gipfel in Kopenhagen im Dezember ein sinnvolles Kyoto-Nachfolgeprotokoll geben soll, muss das Klimathema, so die AutorInnen der Studie, auch in Zusammenhang mit Fragen der Nachhaltigkeit, der Fairness und Gerechtigkeit gebracht werden.

Graphik: © Meinshausen_etal/ creativecommons.org/licenses

klima politik

Mittlere globale Oberflächenerwärmung in (°C)

14

7

Christian Salmhofer | Andreas Strasser

Info! www.pik-potsdam.de www.nature.com/climate/2009

NobelpreisträgerInnen fordern Wende

„Wir haben heute die historisch einmalige Chance, die Welt hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaftsweise zu verändern.“ Das betonten 20 NobelpreisträgerInnen, die sich auf Einladung des britischen Thronfolgers Prinz Charles drei Tage lang mit KlimaexpertInnen, PolitikerInnen und Wirtschaftsfachleuten in London trafen. Zum Abschluss stellten sie in einem gemeinsamen Memorandum drei Forderungen auf: ein effektives und gerechtes globales Klimaschutz-Abkommen, ein Kohlenstoffarmes Energieversorgungssystem sowie Schutz, Erhaltung und Wiederaufforstung von tropischen Wäldern. 8 www.nobelcause.org Höller | Kandler | Salmhofer


klimatipps

10 Jahre Autofreier Tag & Europäische Mobilitätswoche Die Anmeldung zur Jubiläums-Woche von 16. bis 22. September läuft.

Klimaschutz einmal anders

Im Jahr 2000 wurde zum ersten Autofreien Tag in Österreich aufgerufen. 2002 wurde die in Österreich vom Klimabündnis koordinierte Aktion europaweit auf eine ganze Woche – die Europäische Mobilitätswoche – ausgedehnt. Die Teilnehmerzahl stieg von 70 Gemeinden auf 388 im letzten Jahr kontinuierlich an. Die Gemeinden nutzen die Woche, um Mobilitäts-Angebote und neue dauerhafte Maßnahmen zu präsentieren und die Bevölkerung zum „Aussteigen“ aus dem Auto und Umsteigen auf klimafreundliche Fortbewegungsmittel aufzurufen. Das Klimabündnis berät bei der Auswahl der Projekte, bietet Infomaterialien wie Folder, Plakate und Transparente, Verteil-Materialien (Luftballons, Snacks, Stofftaschen), Öffentlichkeitsarbeit, Infostände, Vorträge und Gewinnspiele. Neu ist die „Verkehrsmittel-Wettbörse“. Im Praxis-Test werden Gehen, Fahrradfahren, Öffentliche Verkehrsmittel und Autos gegenüber gestellt. Wie kommt man am schnellsten und günstigsten von A nach B. Das Klimabündnis unterstützt bei der Durchführung der Aktion. Hannes Höller

M

onsieur Hugo entdeckt sein „Traumland der Natür“, beim „Finnischen Wein“ gibt’s einen humorvollen Einblick in das Klima der Zukunft und bei „Schwein g´hobt“ bestimmt das Publikum das Geschehen. „Klimakultur macht Lust auf Klimaschutz. Wir vermitteln KünstlerInnen aus ganz Österreich, die eines gemeinsam haben: Sie haben sich mit ihren Programmen auf Klimaschutz-Themen spezialisiert“, so Friedrich Hofer vom Klimabündnis.

Das Angebot reicht von Theater, Kabarett, Puppenspiel, Tanz & Musik, Zirkus bis zu Reise- und Erlebnisberichten. Für jede Zielgruppe ist etwas dabei. Für Klein und Groß, Jung und Alt. Die Kulturveranstaltungen können als Plattform genutzt werden, um über KlimaschutzAktivitäten und Angebote zu informieren und die Bevölkerung zum Mitmachen anzuregen. Tipp: Für Klimabündnis-Gemeinden und -Betriebe gibt es Klimakultur zum Vorzugspreis.

info! www.klimakultur.at

klimathek

info! Klimabündnis Österreich

15

Spezial-Angebote

www.mobilitaetswoche.at Nina Oberbucher | Christian Salmhofer | Andreas Strasser

Source: Adapted from Meinshausen et al. (2009)

Aussteigen und Umsteigen

Bedrohliche Schatten

Zu optimistisch?

Hartwig Berger

Marcel Hänggi

Über unseren Umgang mit Energie

Warum die Klimapolitik versagt

Vor einer halben Million Jahren lernte der Mensch, Feuer zu machen – der Grundstein der heutigen Zeit wurde gelegt. Mittlerweile verbrennen wir Kohle, Erdöl und Erdgas, um Energie zu gewinnen. Der Soziologe Hartwig Berger geht der Geschichte nach und analysiert die Hintergründe unserer verschwenderischen Gewohnheiten.

Der lange Schatten des Prometheus oekom Verlag, München 2009. 214 Seiten, € 24,90 • isbn 978-3-86581-129-5

Auch nach Jahren intensiver Verhandlungen über neue Klimaschutzmaßnahmen ist keine Verhaltensänderung in Sicht. Was bringen Emissionshandel und Agrartreibstoffe? Und weshalb versagt die Klimapolitik? Die Blockierer ernsthafter Veränderungen sind nicht etwa die „üblichen“ Verharmloser, sondern allen voran Optimisten wie Nobelpreisträger Al Gore ...

Wir Schwätzer im Treibhaus Rotpunktverlag, Zürich 2008. 285 Seiten, € 21,50 • isbn 978-3858693808

STRG + ALT + ENTF

Kampf in den eigenen vier Wänden

P.M.

Kampf den Klimakillern:

So geht es weiter

Droemer Knaur Verlag , München 2009 128 Seiten, € 9,95 • isbn 978-3426646083

Der New Deal des Zürichers P.M. ist nicht als Antwort auf die Finanzkrise gedacht, der Neustart ist ein Sofortprogramm. Die Bestandteile: Senkung der Lebenskosten, mehr Bildung, Verwaltungsvereinfachung und Verwendung der Überschüsse für globale Aktionen zur Verbesserung der Lebensbedingungen.

Neustart Schweiz Edition Zeitpunkt, Solothurn 2009. 96 Seiten, € 13,00 • isbn 978-3033017795

Wussten Sie, dass die Spülmaschine bei 55° C ein Drittel weniger Energie verbraucht als bei 65° C? Die Nachhaltigkeitsexpertin Yarrow gibt 365 praktische und vor allem leicht umsetzbare Tipps zum Energiesparen im eigenen Haushalt. Joanna Yarrow, Manfred Wolf (Übersetzer)

365 Tipps wie Sie CO2 reduzieren und Energie sparen


... 15 Jahre Klimabündnis mit Wolfgang Mehl

RETOUREN AN POSTFACH 555, 1080 WIEN

Fotos: Archiv Klimabündnis Österreich, BMLFUW, Lebensministerium_Michalski, Privat.

In 15 Jahren machte Wolfgang Mehl als Geschäftsführer das Klimabündnis zum größten Klimaschutz-Netzwerk in Österreich. Seit April leitet er in Jokkmokk (Schweden) ein Klimaschutz-Projekt. Danke & viel Erfolg!


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.