Klimabündnis Zeitschrift Sommer 2011

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Verlagspostamt 1150 WIEN – P.B.B. – GZ02Z031986M

02/2011

klimabündnis zeitschrift von klimabündnis österreich

Foto: Georg Korkisch • Korkisch Haustechnik GmbH

Schöne Aussichten • Klimaschutz mit Partnerschaft • Klimaschutz in der Praxis Chocó: Voneinander lernen

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Klimabündnis-Gemeinde Altmünster

... S. 7

Rio Negro: Schulfest zum Jubiläum

... S. 5

Klimabündnis-Schulen

... S. 10

Klimabündnis-Betrieb Stadlmeyer

... S. 11

• Klimaschutz mit neuen Zielen Milleniumsziele für unseren Konsum

Elektromobilität für und in Gemeinden

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... S. 14


klimaintro

Fotos: Privat

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E-mobilität - ein Schritt in die solare zukunft

Foto: Gudrun Stöger

Für Gemeinden und Stromlieferanten ist es derzeit sehr modern, Elektrotankstellen zu eröffnen und beim kommunalen Fuhrpark auf Elektroantrieb zu setzen. Das ist auch gut so, denn Elektromobilität kann als Chance gesehen werden, im Bereich der individuellen motorisierten Mobilität große Einsparpotenziale zu erzielen. Denn die CO2-Emissionen im Verkehrssektor stiegen von 1990 bis 2010 um rd 56%, und damit so stark, wie in keinem anderen Sektor. Neben der sinnvollen Einbindung in das öffentliche Verkehrssystem ist die Voraussetzung für eine signifikante CO2-Einsparung eine 100%ige Versorgung aus Erneuerbaren Energieträgern. Das ist allerdings bis heute noch überhaupt nicht sichergestellt! Wenn der Strom für Elektromobilität aus dem deutschen Strommix (50% fossil und 30% nuklear) bereitgestellt wird, sind die CO2-Emissionen pro Kilometer sogar höher als bei einem effizienten Dieselfahrzeug. Deshalb arbeitet das Klimabündnis an einer Sicherstellung der Versorgung von Elektromobilität in Österreich ausschließlich aus Erneuerbaren Energieträgern. Derzeit sind etwa 400 reine E-Fahrzeuge in Österreich angemeldet. Bis 2014 sollen mit den ersten in Großserien gefertigten Modellreihen – bis zu einer prognostizierten Anzahl von insgesamt 200.000 Elektroautos in Österreich im Jahr 2020 – jedes Jahr etwa 2-3.000 Fahrzeuge dazukommen. Der Strombedarf für diese Fahrzeugflotte ist nicht besorgniserregend. Bei einem „Durchschnittsverbrauch“ von 20 kWh/100 km und durchschnittlich 10.000 Kilometer Fahrleistung werden ungefähr 400 GWh Strom dafür benötigt. Das ist die Strommenge aus rund 100 moderne Windkraftanlagen oder 100.000 Photovoltaikanlagen zu 5 kWp auf Österreichs Hausdächern. Wem diese Zahlen hoch erscheinen, der sei daran erinnert, dass bereits 600 Windkraftanlagen in Österreich reinen Ökostrom produzieren sowie alleine in der Steiermark bei der heurigen PV-Förderaktion des Klima-und Energiefonds über 7.000 Interessenten angefragt haben, und nur 10% konnten in das Förderprogramm aufgenommen werden. Einen ähnlichen Ansturm auf Photovoltaikanlagen gab es auch in den anderen Bundesländern! Elektromobilität hat ein großes Klimaschutz-Potenzial – umso wichtiger ist es, jetzt die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass der Strom für Elektromobilität ausschließlich aus 100% dezentralen Erneuerbaren Energieträgern kommt. Mit dem neuen Ökostromgesetz ist der erste Schritt zur solaren Energiezukunft gemacht. Einige andere – wie 100% Erneuerbare für die E-Mobilität – müssen aber noch folgen. Das Klimabündnis arbeitet daran (siehe Seite 14). Ihr

Neu im Klimabündnis: Seit Oktober ist Cornelia Eichberger bei Klimabündnis Oberösterreich, wo sie neben der Arbeit in den Bereichen Sekretariat und Projektassistenz sich auch auf die Buchhaltung vorbereitet. Friedrich Hofer, seit 2008 bei Klimabündnis Österreich in Wien für die Betreuung burgenländischer Gemeinden, die CO2-Grobbilanzierung, Klimakultur und EU-Projekte zuständig, übernimmt mit Anfang Juli die Leitung der Regionalstelle Steiermark in Graz.

Willkommen im Klimabündnis! Neu beigetretene Gemeinden:

• Niederösterreich: Moorbad Harbach. • Oberösterreich: Kollerschlag, Oberkappel und Ungenach. • Steiermark: Gußwerk und Weitendorf. • Tirol: Sistrans. Neu beigetretene Betriebe:

• Niederösterreich: Gansch Tech-Support KEG (Kilb), Ing. H. Kollar GmbH u. CO KG (Lilienfeld). • Oberösterreich: Autohaus Lagerhaus

Pregarten-Gallneukirchen (Pregarten), Grininger Let‘s do it e. U. (Helmonsödt), Sbau Schwalbenhof (Rainbach im Innkreis). Wien: Boutiquehotel Stadthalle, Übersetzungsbüro Veronika Neuhold, Donauzentrum.

Neu beigetretene Kindergärten und Schulen:

Niederösterreich: VS Dietmanns, VS Ennsdorf, HS Kilb, Kindergruppe Korneuburg, VS 2 Korneuburg, VS Mauerbach und VS Wolfsbach. Wien: Sperlgymnasium – Kleine Sperlgasse und Evangelisches Tagesheim für die Schulen am Karlsplatz.

In Österreich haben sich alle Bundesländer, über 900 Städte und Gemeinden, über 580 Betriebe und rund 260 Schulen und Bildungseinrichtungen dem Klimabündnis angeschlossen.

www.klimabuendnis.at Vorschau:

Europäische Mobilitätswoche 16. – 22.09.2011 Europaweiter Autofreier Tag

22.09.2011

Aktion für teilnehmende Gemeinden: 1 Jahr Gratis-Nichtmotorisiertenversicherung für ihre BürgerInnen

Info! www.mobilitaetswoche.at

Peter Molnar

Geschäftsführer Klimabündnis Österreich Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Klimabündnis Österreich, Hütteldorfer Straße 63-65 / Top 9-10, A-1150 Wien, T: 015815881, E: office@klimabuendnis.at • Redaktion: Brigitte Drabeck, Hannes Höller, Johann Kandler, Petra Muerth, Christian Salmhofer, Anna Schwerzler, Robert Stögner, Andreas Strasser • AutorInnen: Heinz Allgäuer-Hackl, Maria Hawle, Friedrich Hofer, Martina Nagl • Graphik & Layout: Andreas Strasser • Anzeigen: Elfriede Hecher • Druck: aPrint, Klagenfurt, mit Druckfarben auf Basis nachwachsender Rohstoffe • Papier: Recyclingpapier aus 100% Altpapier • Erscheinungsweise: 4 mal jährlich • Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Die Zeitschrift klimabündnis dient der Information aller PartnerInnen, MitarbeiterInnen der beigetretenen Gebietskörperschaften, der tragenden Organisationen, der miteingebundenen Initiativen und Gruppen sowie allgemein an den Themen Klimaschutz, Umwelt- und Entwicklungspolitik Interessierter. © Wien 2011 für alle Beiträge bei Klimabündnis Österreich.

Titelfoto: Schöne Aussichten und klimafreundliche Energie genießen die SchülerInnen der VS Ober St. Veit in Wien – und das dank des Absolventen des Klimaschutz-Lehrganges, Gerhard Korkisch. Mehr auf Seite 8.


klimabündnis

Klimabündnis-Jahreskonferenz in München: Vielfältige Ansätze gaben Einblicke in umgesetzte Maßnahmen und ermutigende Ausblicke für weitere Ziele ...

Jahreskonferenz 2011

Foto: Tobias Hase

Internationale Jahreskonferenz und Mitgliederversammlung des Klimabündnis 2011 in München.

M

ünchen trat vor 20 Jahren dem Klimabündnis bei. Auf Initiative von Joachim Lorenz, Vorstandsmitglied im Europäischen Klimabündnis, fand dort im Mai die Jahreskonferenz 2011 statt. Über 300 Teilnehmer aus neun Ländern nahmen daran teil. Die Gastgeberstadt München beeindruckte durch lokale und globale Maßnahmen: Etwa durch den im Stadtbild sichtbar hohen Radfahranteil oder die Renaturierung der Isar – auch im unmittelbaren städtischen Bereich – sowie einer eigenen Partnerschaft mit indigenen Völkern.

Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou nahm an der hochkarätig besetzten Bürgermeisterkonferenz teil und diskutierte am Podium zum Thema EU und Gemeinden mit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, dem Vizepräsident der Metropolregion Nantes Ronan Dantec, Ferran Vallespinos von der Abteilung für Umwelt der Provinz Barcelona und Roman Doubrava von der Generaldirektion für Energie der Europäischen Kommission. In der Mitgliederversammlung brachte Österreich die Resolution für Elektromobilität ein – ergänzend zu umfassenden Maßnahmen und aus erneuerbaren Energiequellen. Deutschland brachte die Atomresolution ein, in der die Unvereinbarkeit mit dem Klimaschutz – leider in vielen europäischen Ländern noch immer nicht allgemein bekannt – erneut festgeschrieben wurde.

Foto: Johann Haidinger

250. Klimabündnis-Gemeinde in Oberösterreich Anfang Mai wurde im Rahmen des Tages der offenen Tür in der Kläranlage Ternberg die Marktgemeinde als 250. Klimabündnisgemeinde in Oberösterreich gefeiert. Norbert Rainer vom Klimabündnis OÖ und Bürgermeister Leo Steindler unterzeichneten vor der Ternberger Bevölkerung das Klimabündnismanifest. Die Klimabündnistafel und die Klimaretterurkunde des Landes OÖ wurden feierlich von Landesrat Anschober überreicht. Damit sind nun mehr als die Hälfte aller oberösterreichischen Gemeinden Klimabündnismitglieder. Ulrike Singer

info! www.klimabuendnis.at/oberoesterreich UAO Johann Hager, LR Rudi Anschober, GR Ursula Bichler, Norbert Rainer (Klimabündnis OÖ) und Bgm. Leopold Steindler beim feierlichen Beitritt der Gemeinde Ternberg.

Ein Blick auf die ersten zehn Jahre der kontinuierlich an Zulauf gewinnenden höchst erfolgreichen KindermeilenKampagne wurde präsentiert. Europaweit wurden seit 2002 elf Millionen grüne Meilen in 25 Staaten von 880.400 Kindern gesammelt. Österreich nimmt an dieser europäischen Initiative seit 2003 teil. Die Führung in der Ohel-Jakob-Synagoge im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern bildete den kulturellen Höhepunkt und zeigte Offenheit, Verständnis und Vernetzung erneut beeindruckend auf. Das Gemeindezentrum übertraf alle Erwartungen und entwickelte sich in kurzer Zeit nicht nur zu einem Treffpunkt unterschiedlicher Religionen. Auch städtebaulich gelang hier ein Vorzeigeprojekt durch die Schaffung dreier hochwertiger urbaner Plätze rund um die Synagoge – in Anlehnung an gewachsene italienische Stadtkerne, mit Kombination aus moderner Architektur und bestehender Bausubstanz. Die Konferenzgäste wurden abschließend durch 100%ig vegetarischen Speisen überrascht. Fredy Brunner, Vorstandsmitglied aus der Schweiz, lädt zur nächsten Internationalen Klimabündnis-Konferenz vom 23. bis 25. Mai 2012 nach St. Gallen ein. Martina Nagl

info! www.klimabuendnis.org siehe auch S. 14

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klimabündnis

Gemeindezentrum von El Carmen de Atrato – Hauptpartnergebiet im Chocó.

Zweisprachige Embera-Lehrer in Rio Playa mit dem Schwerpunkt Regenwaldschutz und agrar-ökologische Dorfentwicklung im Gespräch mit dem Autor.

Voneinander lernen Gelungene Projektpartnerschaft zwischen den Menschen im Chocó (Kolumbien) und Klimabündnis Vorarlberg.

Fotos: Guillermo Pino

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ach 20 Jahren Beziehung gibt es Höhepunkte, aber auch Überdenkenswertes, ein Evaluieren und Analysieren sowie ein Sortieren – so war es auch in unserer Projektpartnerschaft mit den Gemeinschaften der Afrokolumbianer und IndianerInnen. Es gab sehr schwierige Zeiten, u.a. wegen Massakern und Vertreibungen von tausenden Menschen, um Regenwald für Ölpalmen-Monokulturen von Großgrundbesitzern zu vernichten, wo BioSprit für die USA und Europa hergestellt wird. Was daran BIO ist, ist die Frage.

Resumee über die letzten drei Jahre Projektpartnerschaft

Ich bin beeindruckt, dass trotz vielfältiger Probleme, wie der Präsenz bewaffneter legaler und illegaler Gruppen sowie teils mafiöser Wirtschaftsstrukturen (Tropenholz-, Ölpalmen-, Coca-, Bergbaumafia, allen voran seit ca. fünf Jahren auch die Goldmafia), diverse Vorhaben planmäßig durchgeführt werden konnten. Dazu zählen Infrastrukturprojekte wie Trinkwasserversorgung, Kleinstwasserkraftwerke (2 bis 40 KW), Biogasanlagen, Zuckerrohr-

Seit 1991 besteht die Kooperation zwischen Klimabündnis Vorarlberg und der Region Chocó. Das Indianer-Gesundheitszentrum (traditioneller Embera Rundbau) wurde mit Mitteln des Klimabündnisses und des kolumbianischen Staates errichtet. Pro Monat werden hier über 500 IndianerInnen (v.a. Frauen und Kinder) von drei FachärztInnen behandelt.

pressen, Geburtshäuser, Häuser für Medizinmänner, Verbesserung der Wohnhäuser sowie jene im Produktions- und Bildungsbereich in 17 Indianerdorfgemeinschaften realisierten Projekte, die alle auf den Grundprinzipien fair und nachhaltig und der Einhaltung von Menschenrechten basierend eine ganzheitliche Bildung und Entwicklung anstreben. Dank der periodischen Präsenz (3 bis 4 mal pro Jahr) von Guillermo Pino (Chilene) und den kolumbianische Biobauern als Kurzzeitberater aus der Region konnten wir diese großen Fortschritte in allen Projekten erzielen.

Priorität Regenwaldschutz

Immer wieder sah ich, dass es den Menschen mit dem Regenwaldschutz nach dem Leitsatz „Bewahrung statt Zerstörung“ sehr ernst ist. Der Bürgermeister von San José de Palmar, JUAN MANUEL CUELLAR MENDOZA (Arzt) sagt: „Wir wissen, wohin wir gehen wollen und von allen beschreitbaren Wegen haben wir folgenden gewählt: die nachhaltige und faire Entwicklung sowie die Stärkung der Ökosysteme im Nationalpark Tatama und der Gebirgskette Serranía de los Paraguas.“ Unsere neuen ProjektpartnerInnen in San José sind sich der Schönheit ihres Naturschutzgebietes „Tatama“ bewusst und wollen dieses auch gegen die Ausbeutungs- und Umweltzerstörungspläne ausländischer Gold-Konzerne und deren „Hintermänner“ schützen.

El Tigre, Puma, Brillenbär und die Vogelwelt im bedrohten Naturschutzgebiet.


Bedauerlicherweise wurde die Vorgängerin des jetzigen Bürgemeisters wegen ihres klaren Engagements für Mensch und Natur ermordet. Die Bevölkerung (überwiegend Kakaobauern) hofft auf eine baldige Kooperation mit dem steirischen Schokoladenhersteller Zotter, der dem Projekt grundsätzlich sehr positiv gegenübersteht und sich für die Erhaltung der Naturschutzgebiete in Kolumbien engagieren möchte.

Partnerschaft und Vernetzung

In unserer Partnerschaft erfreulich sind auch die Kooperationen mit den Diözesen von Quibdó und Istmina, den Universitäten in Kolumbien, der BOKU in Wien, VertreterInnen des Außenministeriums in Wien, der österreichischen Botschaft in Bogotá, Forschungszentren in Cali und Manaus u.a.m. Unsere Kooperation ist als Dreiecksbeziehung zu sehen: 1. Basis (Gemeinschaften der Afrokolumbianer und IndianerInnen); 2. Kirche (Diözesen von Quibdó und Istmina) und 3. Politik (Staat, Gemeinden, Ministerien, u.a.) – in diesem Dreieck haben alle Beteiligten Verantwortung und nur ein respektvolles und optimales Zusammenspiel dieser gesellschaftlichen Kräfte ermöglichen eine menschenwürdige, faire und nachhaltige Entwicklung und können den nötigen Friedensprozess voranbringen. Das Klimabündnis unterstützt diese Prozesse ideell, finanziell und politisch. Die Präsenz der bewaffneten Akteure (legale und illegale) hat auch unseren Projektbesuchsplan im Februar 2011 stark beeinflusst und vieles konnten wir nur im Schutz der Menschen vor Ort realisieren. HEINZ allgäuer-Hackl *)

info!

Achtzig Jugendliche werden zurzeit in Pamáali ausgebildet. Darüberhinaus finden viele Kurse für LehrerInnen, ProjektleiterInnen sowie regionale Versammlungen statt.

Fest am Rio Negro

Vor 10 Jahren startete am Icanafluss ein innovatives Schulmodell, dessen Erfolge breite Anerkennung finden.

Vom 25. bis 27. Mai feierte die Schule Pamáali ihr 10-jähriges Bestehen. Unter den über 800 Gästen waren neben dem Vizebürgermeister und Mitbegründer der Schule André Baniwa, VertreterInnen der Dörfer und verschiedenster Organisationen, sowie Ex-SchülerInnen und LehrerInnen. Gegründet wurde sie von den indigenen Dorfgemeinschaften der Baniwa und Coripaco, die entlang des Flusses Içana im Gebiet des Oberen Rio Negro leben, um den Jugendlichen nach dem Abschluss der Grundschule eine, ihrer Realität angepasste, Weiterbildungsmöglichkeit zu bieten. Bisher haben 105 Mädchen und Burschen die dreijährige Ausbildung abgeschlossen und arbeiten in Schulen und verschiedenen Projekten in der Region. Der Unterricht erfolgt in der eigenen Sprache und in Portugiesisch, die Fächer reichen von Ma-

www.klimabuensnis.at/vorarlberg

*) Der Autor ist Hochschullehrer für Ökonomie und Sozialwissenschaften und seit 20 Jahren im Klimabündnis ehrenamtlich tätig

thematik über die eigene Geschichte und Kultur bis hin zu Waldbewirtschaftung, Fischzucht und Informatik. Pamáali ist inzwischen ein allseits anerkanntes Modellprojekt, das vielerorts nachgeahmt wird. Das Besondere der Schule ist die Mitsprache der Dorfgemeinschaften und SchülerInnen bei der Erstellung des Lehrplans, in dem traditionelles und externes Wissen miteinander verknüpft und praxisbezogen vermittelt wird. Erprobt werden auch neue Technologien, (wie z.B. in der Fischzucht), nachhaltige Waldbewirtschaftung, ein mit Altspeiseöl betriebener Stromgenerator, Photovoltaik für das Internet und eine StrömungsturJohann Kandler bine.

INFO! klimabuendnis.at

oder der Blog der Schule: http://pamaali.wordpress.com

Fotos: FOIRN • Istituto Socioambiental (ISA)

Embera-Bub bei der Ernte im Projekt „Gesunde Bio-Ernährung für alle“.

10-Jähriges Schul-Jubiläum.

Über zwei Millionen Fische wurden bisher gezüchtet und an die Dorfgemeinschaften verteilt.


Rodungen schaffen Platz für Rinderweiden, den Anbau von Futterund Energiepflanzen.

Wieder mehr Rodungen am Amazonas

Fotos: Johann Kandler • Carla Diaz, ISA..

klimabündnis

Ausgerechnet im „Jahr der Wälder“ nehmen die Rodungen im Amazonasregenwald stark zu. Fünf Menschen wurden in den letzten Wochen ermordet, weil sie dagegen kämpften.

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aut dem brasilianischen Weltraumforschungsinstitut INPE wurde im März und April fünfmal mehr Regenwald gerodet als in den Vergleichsmonaten 2010. Allein in der Sojahochburg Mato Grosso waren es fast 500 Quadratkilometer. Mit der beginnenden Trockenzeit werden heuer wieder mehr Rodungen erwartet, weil Bergbauunternehmen und das Agrarbusiness große Projekte vorantreiben. Animiert werden sie dazu durch die Regierung, die große Infrastrukturausbauten umsetzt und entschlossen ist, das Monsterkraftwerk Belo Monte zu errichten – trotz sozialer und ökologischer Bedenken, sowie explodierender Kosten. Auch eine

Aufweichung des Waldschutzgesetzes, die bereits im brasilianischen Parlament beschlossen wurde und demnächst vom Senat behandelt wird, heizt die Begeisterung der Großgrundbesitzer und ihrer Verbündeten an.

Waldschutz wieder wichtiger

In der Zivilgesellschaft wächst indessen der Widerstand – laut einer Umfrage der brasilianischen Tageszeitung Folha de São Paulo vom 10. Juni sprechen sich 85 % der Bevölkerung für den Erhalt der Wälder aus, auch wenn dadurch die agroindustrielle Produktion eingeschränkt wird. Die brasilianische Bischofskonferenz gründe-

Klimastaffel 2011

Foto: Julia Baschinger, Klimabündnis

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Bereits zum elften Mal waren wir heuer mit der Klimastaffel unterwegs. Rund 1.500 km haben wir bei der klimafreundlichen ÖsterreichRundfahrt zurückgelegt. Der Startschuss fiel in Lustenau, wo Sternfahrten aus sechs Gemeinden zusammentrafen. Rund ging es auch in Tirol. Über 250 SchülerInnen radelten zum Fest samt Einradlershow, Spaß- und Hochrädern sowie Tandems nach Volders. In Oberndorf bei Salzburg gab es einen Elektromobilitätstest, den längsten Spielzeugautostau des Landes und

te gemeinsam mit der Vereinigung der Rechtsanwälte und anderen Organisationen eine Initiative gegen das neue Waldschutzgesetz. Betroffen sind wie immer indigene Völker und andere RegenwaldbewohnerInnen, deren Rechte trotz Regierungsversprechen missachtet werden. Laut der Landpastorale erhielten bereits 32 Personen Morddrohungen und die Bewegung der Landlosen MST erwartet mehr Konflikte, auch weil mehr ausländische Investoren in Amazonien Gewinne anstreben. Johann Kandler

INFO!

www.klimabuendnis.at

Workshops. Elektrisch wurde es auch heuer wieder in Oberösterreich, dafür sorgte die zweite Solarrally. Gefeiert haben wir die 1. Klimabündnis-Region in der Steiermark – das Mariazeller Land. Eine herrliche Kulisse für das Klima-Kabarett bot danach das Schloss Atzenbrugg (NÖ). In Wien radelten wir erstmals durch alle fünf Klimabündnis-Bezirke. Und zum Finale gab es am 1. Juli die Klima-Puppentheatershow in Bad Eisenkappel (Kärntnen). Danke an die 50 Gemeinden, durch die die Klimastaffel führte. Und Danke an alle fürs Mitmachen. Petra Muerth | Hannes Höller

Info! Fotos & Tourblog! www.klimastaffel.at

Grenzenlose Klimastaffel: Robert Pröll (Klimabündnis Salzburg) mit Bgm. Franz Rasp von Berchtesgaden und dem VizeBgm von Markt Schellenberg, Clemens Wagner (v.l.).


klimakommunal

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„Altmünster heckt was aus“: Bürgermeister Hannes Schobesberger (r.) und Umweltberater Josef Pesendorfer (l.) freuten sich am Ende der Aktion sogar über 12.000 verkaufte Wildsträucher. Darunter 1.056 Hainbuchen.

Altmünster geht immer neue Wege Die Klimabündnis-Gemeinde in Oberösterreich setzt seit 21 Jahren auf einen Umweltberater und auf Innovationen.

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ltmünster will energietautark werden. Ein Ziel, das viele Gemeinden und Städte anstreben. Was Altmünster aber von den vielen anderen unterscheidet, ist die zwei Jahrzehnte lange Erfahrung im Klimaschutz und eine kontinuierliche Planung. Mitverantwortlich dafür ist Josef Pesendorfer. Er wurde 1990 zum ersten Umweltberater der Gemeinde bestellt – und er ist es heute noch.

Zur Gemeinde Name: Altmünster

Bundesland: Oberösterreich Fotos: Gemeinde Altmünster

Bezirk: Gmunden

Lage: Altmünster liegt auf 442 m Höhe im nördlichen Salzkammergut und gehört zum Traunviertel. EinwohnerInnen: 9.601 Klimabündnis-Gemeinde: seit 2006 Bürgermeister: Hannes Schobesberger www.altmuenster.at

Heute wie damals sind es Innovationen, die Altmünster im Klimaschutz antreiben. „Derzeit planen wir gerade eine kleine Windkraftanlage. Bei uns hat es immer geheißen, dass unser Standort dafür nicht geeignet ist. Wir wollen jetzt den Gegenbeweis antreten“, so Pesendorfer. Wie bei so vielen anderen Projekten, betritt die Gemeinde auch hier Neuland. Ein Windrad in dieser Form gibt es in Österreich noch nicht. Es schaut aus wie ein Fahrrad und ist extrem leise – nicht lauter als der Wind selbst. Die Gemeinde stellt den Grund zur Verfügung und errichtet die Anlage, bezahlt wird sie von einen Privatperson. Erfahrungen mit Pionierprojekten hat Pesendorfer schon einige gesammelt. 1990 wurde das Altstoffsammelzentrum gegründet – Altmünster war eine der ersten Gemeinden in Oberösterreich mit diesem Ansatz, heute gibt es flächendeckend solche Einrichtungen. Zwei Jahre später wurde ein Abfallkalender eingeführt – mit Veranstaltungsterminen und Tipps für die richtige Mülltrennung sowie jährlichen Schwerpunktthemen. „Das war damals eine Innovation – heute ist das Standard“, so Pesendorfer. 1998 folgte die energetische Sanierung der Volks- und Hauptschule, das 1. geförderte Contractingprojekt in Oberösterreich. Weniger erfolgreich aber ebenso wegweisend war die 1. Energieausstel-

Fortsetzung Seite 8

Kurz-Interview mit Bürgermeister Hannes Schobesberger Welchen Stellenwert hat der Klimaschutz in ihrer Gemeinde? Einen sehr hohen. Das Thema beschäftigt uns schon seit Jahrzehnten. Als Gemeinde wollen und müssen wir Vorbild sein. Wie wichtig ist Kontinuität – ihr Umweltberater ist seit 21 Jahren im Amt? Das hilft sehr. Er bündelt die Erfahrung und ist sehr gut vernetzt. Grundsätzlich bringt es aber nichts, wenn nur der Umweltberater und der Bürgermeister sich dem Thema annehmen. Ohne Rückhalt und Mitarbeit der BürgerInnen geht es langfristig nicht. Dass der Arbeitskreis seit Jahren besteht und es weiter Zuwachs gibt, ist ein positives Zeichen. Wie gelingt es, die Bevölkerung einzubinden? Unsere Gemeinde besteht aus drei Ortschaften. Beim Klimaschutz fällt auf, dass alle zusammenarbeiten. Bei uns helfen Personen mit, die sich effizient dem Thema widmen. Die meisten sind auch beruflich damit verbunden und bringen das Knowhow mit. Solche Leute gibt es in jedem Ort. Die Kunst ist es, diese auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.


klima kommunal

Ein Geburtstagskind schenkt am Tag der Sonne eine Solaranlage an eine Schule!

klimatelegramm: News aus Ländern und Gemeinden 5. Solarcamp • Im Rahmen des von Klima-

bündnis Steiermark organisierten und vom Land geförderten Solarcamps errichteten SchülerInnen der HRS Leibnitz mit KollegInnen der Osnovna Šola Puconci in Slowenien Mitte Mai eine 15 m2 große Solaranlage am Dach des Turnsaals zur Warmwasseraufbereitung. In drei Tagen führten ExpertInnen die 13- bis 14-Jährigen in die Welt der Erneuerbaren ein. Für Direktor Hartinger von der HRS Leibnitz ist wichtig, dass nachhaltig etwas in den Köpfen der SchülerInnen hängen bleibt: „Eine Fortsetzung des Projektes würde mich sehr freuen.“

8 www.klimabuendnis.at/steiermark

Die Crazy-Bike-Landessieger mit LHStv. Gschwentner, Landesrätin Palfrader und Frau Valentini von der Südtiroler Landesverwaltung.

kilometerradeln • Radwege sammeln,

Statements an die Pinnwand posten und gewinnen: Das alles macht der neue RADLand-Wettbewerb des Klimabündnis Niederösterreich möglich. Ende April startete KilometerRADLn und übertraf alle Erwartungen. „Im ersten Monat haben sich bereits mehr als 800 RadlerInnen online registriert, über 120.000 AlltagsRADLkilometer gesammelt und mehr als 20 Tonnen CO2 eingespart. Auf der Pinnwand hinterlassen viele ihre Botschaften und erzählen, warum und wann sie das Rad nutzen“, freut sich Ulla Wittmann

Wiener Bezirke • Wie man als Absolvent

des Klimaschutz-Lehrgangs Gelerntes kreativ in die Praxis umsetzt, zeigt der ehemalige Bezirksrat des 13. Wiener Gemeinde- und Klimabündnisbezirks Gerhard Korkisch. Statt sich zum runden Geburtstag beschenken zu lassen, spendete er der VS Ober St. Veit eine Solaranlage, die am Tag der Sonne feierlich überreicht wurde. Auch der jüngste Klimabündnis-Bezirk Josefstadt wird im September etwas überreichen: den Josefstädter Klimaschutzpreis. Projekte können noch bis bis 22. August eingereicht werden.

8 www.klimabuendnis.at/wien

Crazy Bike • 1.600 SchülerInnen aus Tirol und Südtirol nahmen am Malwettbewerb crazy bike teil, der als Auftakt zum länderübergreifenden Interreg IV A-Projekt „Schulen mobil“ ausgeschrieben wurde. Projektpartner sind bei dem Vorhaben, in dem es um die Förderung umweltfreundlichen, gesunden und sicheren Verhaltens im Straßenverkehr mit kreativen und spielerischen Unterrichtsmodulen geht, neben den Ländern das Kuratorium für Verkehrssicherheit, das Ökoinstitut Südtirol und Klimabündnis Tirol. 8 www.klimabuendnis.at/tirol

von Klimabündnis NÖ über den gelungenen Start. Mit gutem Beispiel radeln auch viele GemeindevertreterInnen voran. Klimabündnis NÖ unterstützt die Gemeinden bei der Bewerbung des Projekts mit einem umfassenden Werbepaket. KilometergeRADLt wird noch bis 30. September 2011. Unter den Teilnehmenden werden sechs Brompton Falträder verlost. Ausgezeichnet werden die eifrigsten „KilometerRADLerInnen“ sowie die „RADLaktivsten“ Gemeinden und BürgermeisterInnen. 8 www.kilometerradln.at

Umweltberater Pesendorfer führte als einer der ersten in OÖ die Eisblockwette durch. Fortsetzung von Seite 7 lung Anfang der 90er Jahre. Pesendorfer: „Das war alles andere als leicht. Das Publikumsinteresse war damals leider noch nicht so groß, wie bei den vielen Energieausstellungen heute“. Das Erfolgsprinzip bei der Information der BürgerInnen lautet „Handlungsanleitungen geben“. „Nehmen wir als Beispiel den Energiebereich. Wenn jemand eine Energiesparmesse besucht, dann kommt er mit zig Materialien nach Hause und wird mit Information überladen. Uns geht es darum, die Lösungen herunterzubrechen, damit jeder gleich etwas tun kann“, erklärt Pesendorfer. Bei der Obstbaumaktion „Altmünster blüht auf“ wurden bewusst wenige Sorten (30) angeboten. Die Gemeinde hat sich dafür aber um die Abwicklung der Förderung gekümmert. Ein Baum kostete dadurch lediglich 5 Euro. 2.000 Bäume wurden auf diese Weise verkauft. Noch größer war der Erfolg bei der Wildsträucheraktion „Altmünster heckt was aus“ – 12.000 heimische Wildsträucher gingen über den Ladentisch.

Foto: Archiv Klimabündnis

Fotos: Klimabündnis Steiermark, und -Tirol • Georg Korkisch Haustechnik GmbH

Grenzüberschreitender Klimaschutz – Solaranlagenbau mit Nachbarn.

Fotos: Gemeinde Altmünster

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Voller Erfolg mit niedrigem Preis – die Obstbaumaktion „Altmünster blüht auf“.


klimakommunal

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Man muss nur mit offenen Augen durchs Leben gehen, sich Ideen von anderen holen und diese dann auf die Gegebenheiten in seiner Gemeinde anpassen.“

Das fahrbare Klima- und Energiehaus informiert in Kindergärten über Klimaschutz und wurde bereits mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.

Klima- & Energiehaus

Die Ideen zu solchen Aktionen werden auch im Klimaschutz-Arbeitskreis geboren. Dieser wurde mit dem Beitritt zum Klimabündnis vor vier Jahren ins Leben gerufen und kam, nach anfänglich zögerlichem Start, richtig ins Laufen. Monatlich finden Treffen statt. „Wir hatten schon 1991 einen Arbeitskreis, der sich aber leider aufgelöst hat. Jetzt läuft es sehr gut, bei den monatlichen Treffen haben wir immer um die 10 Personen. Und das wichtigste dabei, sie kommen aus unterschiedlichen Richtungen und bringen unterschiedliche Erfahrungen ein“, so Pesendorfer. Aktuelles Projekt des Arbeitskreises ist das Klima- und Energiehaus. Das Haus

in Miniformat ist fahrbar, informiert über Klimaschutz und Energie und wird nach Fertigstellung von Klimabündnis Oberösterreich an Kindergärten verliehen. Altmünster hat sich aber nicht nur dem Klimabündnis, sondern auch dem Bodenbündnis angeschlossen. Es hat den LA 21-Prozess gestartet und wurde E-Gem Gemeinde. Für Pesendorfer ein empfehlungswerter Schritt: „Zusammenarbeit ist im Klimaschutz ganz wichtig. In manchen Bereichen sind wir Vorreiter, aber eben nur in manchen. Was wir in den zwei Jahrzehnten gelernt haben, war, dass alles ein Prozess ist und dass man nicht alles neu erfinden muss.

Auszeichnungen

Die Liste der Preise, die Altmünster für sein Engagement im Klimaschutz, erhalten hat, ist lang: Der Umweltpreis des Landes OÖ 1997 war der Anfang, es folgten Landespreise für Umwelt & Natur für das Amphibienbiotop, für die Obstbaumaktion „Altmünster blüht auf“, die Wildsträucheraktion „Altmünster heckt was aus“ und für den Energiekalender „Der Haushalt der Zukunft“ sowie der Energy Globe für das JugendMalprojekt „Wasser ist Leben“. Zuletzt wurde das Projekt „Gartenträume-Lebensräume“ ausgezeichnet. Eine ganz aktuelle Auszeichnung gab es vor ein paar Tagen im OÖ Landhaus. Dort wurde die Idee des „Klima- und Energiehaus“ mit dem Innovationspreis des Landes OÖ ausgezeichnet. Hannes Höller

Info! www.altmuenster.at

Klima-Porträt

Petra Hrachovina, Klimabündnis Österreich Die „waschechte“ Wienerin kam 2007 über das Freiwillige Ökologische Jahr zum Klimabündnis. Sie steht hinter den perfekt organisierten Klimabündnis-Lehrgängen, sorgt für die ständige Aktualität der Homepage und ist erste Anlaufstelle für die 66 Klima- und Energiemodellregionen.

Fotos: privat

Dein beruflicher Werdegang begann in der Privatwirtschaft – wie und warum der Wandel? Während meiner beruflichen Aufenthalten in Deutschland, den USA und dem Kosovo lernte ich die unterschiedlichsten Lebensweisen kennen. Die Quintessenz für ein zufriedenes Leben war jedoch immer dieselbe: Tue, was dir Spaß macht. So begann ich meinen Lebensstil zu hinterfragen und mich dem zuzuwenden, was mir die größte Freude bereitet: dem Umwelt- und Klimaschutz. Der Büroalltag erfordert viel Sitzfleisch – im eigentlichen und übertragenen Sinne. Wie schaffst du den Ausgleich? Ich verstehe meine Alltagsmobilität als körperliche Bewegung und erreiche meine Ziele grundsätzlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad in Kombination mit dem Öffentlichen Verkehr. In meiner Freizeit finde ich Entspannung und Ausgleich beim Gärtnern, Tanzen und Yoga.

Ausgleich und „Erdung“ am Biobauernhof – Klimaschutz in der Praxis. Klimaschutz erlebst du intensiv durch Mitarbeit auf einem Biobauernhof im Südburgenland. Wie sieht der Alltag einer Biobäuerin aus? Früh aufstehen ist ein Muss, was für eine bekennende Langschläferin eine echte Herausforderung darstellt. Der Lohn sind grandiose Sonnenaufgänge und das intensive Erleben der natureigenen Geräusche und Gerüche. Das Arbeiten in Stall und Garten ist meine „Erdung“ nach stressigen Tagen in Wien. Petra Muerth

kontakt! petra.hrachovina@klimabuendnis.at


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klima kommunal

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Hilfe für den Indianer-Bischof

SchülerInnen der HS Lechtal sammelten für den Rio Xingu.

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it ihrem Musiktheater „Passion am Xingu“ nahmen Tiroler SchülerInnen der HS Lechtal im Vorjahr für Bischof Erwin Kräutler 3.333,- Euro ein. Nun konnte der gebürtige Vorarlberger selbst in der Schule begrüßt werden. Vor zahlreichen Ehrengästen aus Kirche und Politik überreichten die SchülerInnen die gesammelten Gelder und führten noch einmal Teile des von Direktor Josef Wildanger geschriebenen Theaterstücks auf. Von Stelzengehern

neu! Schulworkshop

über Trommler zu Gesang und Tanz, von Leinwandprojektionen über Geräusche aus dem Regenwald bis hin zu Videosequenzen und dem Benzingeruch von Motorsägen: Alle Sinne wurden angesprochen. Bischof wie Zuschauer waren begeistert, berührt und vor allem beeindruckt von solch kreativem Engagement für den Klimaschutz! Bischof Kräutler ist seit 1965 als Geistlicher in der brasilianischen Provinz Xingu tätig, 1980 wurde er dort zum Bischof

Foto: VS Korneuburg / Klimabündnis Österreich

In Kooperation mit Clever einkaufen und gefördert durch die Austrian Glas Recycling AGR entwickelte Klimabündnis Österreich einen Workshop zum Thema Beschaffung und Klima. SchülerInnen lernen dabei Ursachen für Treibhauseffekt und Klimawandel kennen und worauf sie selbst beim Einkaufen für ihre Schultaschen achten können – etwa auf klimafreundliche Schulprodukte ...

● Zielgruppe: ● Dauer:

1. bis 4. Klasse Volksschule 2 Unterrichtseinheiten

INFO! www.klimabuendnis.at

info!

SchülerInnen des ABZ St. Josef in Salzburg gingen Fragen des Lebensstils im Selbstversuch auf die Spur ... eit Jahren befassen sich SchülerInnen der HLW am Ausbildungszentrum St. Josef Salzburg mit Fragen des Klimaschutzes. Besonderes Gewicht wird dabei auf das eigene Verhalten, die eigenen Möglichkeiten gelegt. Projekte zu Ressourcen schonenderem Leben, zum Ökologischen Fußabdruck u. a. weckten die Neugier für einen interessanten Selbstversuch. Gemeinsam mit KollegInnen der HBLA Annahof, auch eine KlimabündnisSchule, versuchten die SchülerInnen einen Monat lang klimafreundlich zu leben und schafften es so auch in die Salzburger Nachrichten. Die Erfahrungen kann man nachlesen: Stromsparen ist noch am einfachsten. Klimafreundliche Ernährung erfordert viel Disziplin. Bei Mode und Bekleidung ist die Suche nach tauglichem mitunter mühsam.

Info!

www.salzburg.com/wirtretenkuerzer

www.klimabuendnis.at/tirol

Weitere Infos und Spendenmöglichkeit: www.domerwin.com

Kürzer treten ...

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Klimaschutz in der Schultasche

geweiht. 2010 erhielt er den Right LivElihood Award (Alternativ-Nobelpreis) für seinen Einsatz für die Rechte der indigenen Bevölkerung. Anna Schwerzler

Fotos: Klimabündnis Tirol Tiroler Tageszeitung, Mittermayr

Ein Musical über das umstrittene Staudammprojekt Belo Monte spielte im Vorjahr für Bischof Kräutler einen ansehnlichen Betrag ein. Bezirkshauptfrau Katharina Schall (rechtes Foto) führt den Bischof bei seinem Besuch durch ein Palmenspalier der SchülerInnen.

Hauptschule Lechtal

6652 Elbigenalp 31a • Mitglied seit: 2010 Klimabündnis-KoordinatorIn der Schule: Josef Wildanger • www.hs-lechtal.tsn.at

Ausbildungszentrum St. Josef / Salzburg 5020 Salzburg • Hellbrunner Straße 14 Mitglied seit: 2007 Klimabündnis-KoordinatorIn der Schule: Renate Sorko • www.abz-stjosef.at


klimakommunal

Klimaschutz mit Beratung

Wie ein KlimabündnisBetrieb in Tirol kurzfristig viel Zeit investiert und so langfristig die Kunden bindet.

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obert Stadlmeyer führt seit 1988 den gleichnamigen Installationsbetrieb in Zell am Ziller – in zweiter Generation. 25 MitarbeiterInnen umfasst mittlerweile sein Team. Was unverändert geblieben ist, ist die Firmenphilosophie: „Bei uns steht die Beratung der Kunden im Bereich Alternativenergie im Mittelpunkt.“ Auch wenn das manchmal gegen das eigene Geschäft spricht. „Wenn wir zu einem

Kunden kommen, dann schauen wir uns immer die Gesamtsituation an. Es gibt einen ganz klaren Weg: Zunächst kommt die thermische Sanierung der Außenwände und die Dämmung der obersten Geschoßdecke. Erst dann kommen wir mit unseren umweltfreundlichen Heizungen. Alles andere macht keinen Sinn“, so Stadlmeyer. Ein Ansatz, der langfristig wirkt: „Die Kunden wissen die Ehrlichkeit zu schätzen.“ Die ganzheitliche Sichtweise verknüpft mit gezielten Klimaschutzmaßnahmen ist es auch, die Robert Stadlmeyer zum Klimabündnis führte: „Man muss immer im Großen denken und die Zusammen-

hänge und Auswirkungen auf andere berücksichtigen. Nutzt es wirklich etwas, wenn ich zum Beispiel importierte Pellets um ein paar Cent billiger kaufe? Ich sage Nein und hol‘ mir die Pellets aus der Region beim nächstgelegenen Produzenten. Da geht es um die GesamtEnergiebilanz.“ Vor fünf Jahren ist der Installationsbetrieb dem Klimabündnis beigetreten. Und seit fünf Jahren rollt auch das Firmenfahrrad mit dem KlimabündnisLogo durch den Ort. Am häufigsten am Lenkrad: der Firmenchef persönlich. Für ihn sind es auch die kleinen Dinge, die zählen: „Mülltrennen, Licht regelmäßig abschalten oder das Rad nutzen – das hören meine MitarbeiterInnen von mir schon sehr oft.“

Vorzeigeprojekte

Die beste Visitenkarte ist aber das Betriebsgebäude. Zu den Standards zählen die Dämmung der Fassade, der Einbau von Energiesparfenstern, die Umstellung von Öl auf Pellets, die Installation einer Solaranlage und die Regenwassernutzung für WC, Waschmaschine und Garten. Die neueste Errungenschaft ist die Inbetriebnahme einer 40 m2 großen Photovoltaikanlage. Hannes Höller

info!

Foto: Stadlmeyer

So kennt man Robert Stadlmeyer in Zell am Ziller: Der Geschäftsführer des Installationsbetriebes am auffälligen Klimabündnis-Fahrrad.

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www.stadlmeyer.at

Die Energie ist das Haus Aktive Sanierer auf dem Weg zum Klimabündnis-Betrieb ...

Foto: Walter Luttenberger

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as sanierte „Corso“ in Pörtschach (Kärnten) ist ein Projekt mit Vorbildwirkung, denn es ist ein Passivhaus modernster Prägung. Fünf Wohnungen und verschiedene Fachgeschäfte (z.B. für Fahrräder) benötigen gerade mal die Energie eines normalen Einfamilienhauses. „Hier wird kein Öl und kein Holz verheizt, die Wärmegewinnung erfolgt mittels Wärmetauscher und dem Grundwasser des Wörthersees“, so Architekt Gerhard Kopeinig. „Das einzige Öl, das hier verbraten wird, ist hochwertiges Speiseöl“, bringt es der Koch der Pizzeria „Da FranCo“ auf den Punkt. Das „Corso neu“ ist eine zeitgemäße Weiterentwicklung der legendären Wörtherseearchitektur. Das Passivhaus ist ein Schmuckstück für den Ort und bereits jetzt ein Fixpunkt für den Wörtherseetourismus. Christian Salmhofer

INFO! www.klimabuendnis/kaernten • www.archmore.cc

Der Passivhaus-Betrieb: Fünf Wohnungen, eine Pizzeria, verschiedene Fachgeschäfte (darunter ein Fahrradhandel) – all das unter einem Dach und noch dazu klimafreundlich in Passivbauweise saniert ....


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klimanews

2010

Das Panorama der Ötztaler Alpen von der Kreuzspitze wurde 1869 von C. Jordan und G. Engelhardt gemalt und 2010 von Jakob Abermann fotografiert (Österreichische Akademie der Wissenschaften/Universität Innsbruck).

Gletscher: Rekordschmelze erwartet! D

as sonnigste und viertwärmste Frühjahr der letzten 200 Jahre läßt unsere Gletscher reagieren. Den Fieberthermometern des Alpenklimas steht ein großer Aderlaß bevor. Der Winter 2010/11 hat nur wenig Schneerücklage gebracht. Dabei sind es ja das Winterhalbjahr und die beiden ersten Frühjahrsmonate, die für den Gletscher die Zeit der Einnahme bedeuten, mit denen der Verlust durch die Abschmelzung im Sommer ausgeglichen werden müsste. Am 1. Mai lagen am Stubacher Sonnblickkees in den mittleren Hohen Tauern nur 2,40 Meter Schnee. Gegenüber dem Mittelwert von

4,54 Meter ist das heuer weniger als die Hälfte! Vom 1. April auf den 1. Mai dieses Jahres nahm die Schneehöhe um 40 Zentimeter ab. Das ist sehr ungewöhnlich, in „guten Zeiten“ kamen im April ein bis drei Meter Schnee dazu. Am 6. Mai 1979, dem bisherigen positiven Rekord seit 1964, gab es mit 7,80 Meter mehr als die dreifache(!) Schneehöhe, schrieb der Gletscherforscher Heinz Slupetzky in seinem „Gletschertagebuch“. *) Christian Salmhofer

info! http://science.orf.at/stories/1682955

klima & wetter • News aus den Archiven Zugvögel • Der Bienenfresser ist um die-

Foto: © worgullm - Fotolia.com

Klimawandel-Indiz Bienenfresser – bis auf 150 Kilometer an den Polarkreis angenähert.

2°-Ziel schwer möglich • Der Ausstoß an Treibhausgasen hat laut Internationaler Energieagentur 2010 ein neues Rekordhoch erreicht. Mit einem Plus von 1,6 Gigatonnen im Energiesektor gegenüber 2009 ist das auch der größte Zuwachs seit Beginn der Messungen. Von 2008 auf 2009 gab es noch eine Reduktion von 29,3 auf 29 Gigatonnen. Business as usual lässt das 2°-Ziel – einen Temperaturanstieg, den Klimaforscher noch als „erträglich“ bewerten – außer Reichweite geraten. Experten befürchten, dass der kritische Punkt von 32 Gigatonnen bereits zu Jahresende erreicht werden könnte. 8www.iea.org • www.bp.com

se Jahreszeit normalerweise in Südeuropa anzutreffen und kommt nur bis Deutschland oder Südostpolen nach Norden. Heuer war er bereits Mitte Mai in Lappland (Nordschweden), nur 150 km südlich des Polarkreises. Während die einen nur vom besonders warmen Südostwind sprechen, passt es insgesamt in eine Reihe von Beispielen, die den Trend zunehmend stärkerer Erwärmung des Nordens bestätigen. 8 http://derstandard.at

Temperaturunterschiede • In der US-

Kleinstadt Bartlesville (Oklahoma) war Mitte Februar ein seltenes Wetterphänomen wahrzunehmen. Am 10. Februar fielen die Temperaturen auf -33° Celsius, um nur sieben Tage später auf +28° zu klettern – eine Differenz von 61 Grad! In der Diskussion um den globalen Klimawandel geht es nur um eine Temperaturerhöhung von wenigen Graden – aber die regionalen Anpassungen werden uns in Zukunft mit vielen außergewöhnlichen Wetterphänomenen versorgen. 8 www.science.org

www.uibk.ac.at/climate-cryosphere

Die Frühjahrs-Bilanz 2011 • national Im heurigen Frühling, dem

sonnigsten seit Beginn der Messungen, war der Klimawandel deutlich spürbar. Die Sonnenscheindauer lag im Schnitt um 41% über jener der Jahre 1971 – 2000. „Der Rekord aus dem Jahr 2007 wurde um 3% übertroffen“, so Alexander Orlik, Klimatologe an der ZAMG in Wien. Der Frühling war mit 1,9° C über dem vieljährigen Mittel der sechstwärmste seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen 1767 und mit Minus 25 % zugleich der niederschlagsärmste der letzten 20 Jahre. 8 www.zamg.ac.at

• global Über den globalen Klimawandel

lassen sich nur Aussagen treffen, wenn man den Mittelwert der gesammelten Daten aller Meeresoberflächen und Kontinentaltemperaturen errechnet. Diese Aufgabe übernimmt die Climate Services and Monitoring Division der NOAA. Der April 2011 war mit 11,6 Grad Celsius um 0,5 Grad wärmer als die Aprilmonate des 20. Jahrhunderts. Der Mai belegt im Vergleich den 10. Rang. 8 www.ncdc.noaa.gov/sotc/#global Christian Salmhofer | Andreas Strasser

Foto & Montage: Jakob Abermann

1869


klima politik

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Foto: Tobias Hase

Der sri-lankische Physiker und Wirtschaftswissenschaftler Mohan Munasinghe bei seinem Vortrag „Neue Modelle für eine globale Ökonomie jenseits des Wachstums“ auf der diesjährigen Klimabündnis-Jahreskonferenz in München.

Millennium-Ziele für unseren Konsum

Wie wir mit T-Shirt & Co unser Klima beeinflussen ...

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as T-Shirt aus Bangladesh, die Rosen aus Kenia und der Laptop aus China. Was sich die Österreicher und Österreicherinnen kaufen, wird häufig andernorts hergestellt. Dabei werden tonnenweise wertvolle Rohstoffe unter oft extremen Arbeitsbedingungen gewonnen und verarbeitet. Letztlich entsteht auch eine Menge an Treibhausgasemissionen bei der Produktion und beim Transport. Studien gehen davon aus, dass sich der CO2 Rucksack Österreichs – durch importiere Waren, Dienstleistungen und Energie – von acht Tonnen auf satte 14 Tonnen pro Kopf erhöht. Heute verfügt das reichste Fünftel der Weltbevölkerung über 83% des Welteinkommens. Und nur ein Zehntel der Menschen verursacht gut die Hälfte aller Treibhausgase. Der Klimawandel ist somit schon längst als eine ernsthafte ethische Diskussion zu sehen. Leider

ist weder ein Sinken der Treibhausgase noch eine Erreichung der MillenniumEntwicklungsziele in Sicht. Obwohl sich Österreich unter den Vereinten Nationen schon im Jahr 2000 das Ziel gesetzt hat, extreme Armut und Hunger zu beseitigen, allen Kindern eine Grundschulbildung zu gewährleisten etc. schaut die Bilanz nach zehn Jahren äußert schwach aus. Jetzt bekommen die Millennium Entwicklungsziele Gesellschaft: Die Millennium-Konsumziele sollen Reichen eine Art Anleitung zu einem nachhaltigeren Lebensstil bieten. Der Wissenschaftler Mohan Munasinghe und Vizepräsident des IPCC aus Sri Lanka ist der prominenteste Vertreter dieses Ansatzes. Unter den Zielen ist zum Beispiel eine Verdopplung des nicht-motorisierten Verkehrs oder auch die Halbierung von Übergewicht und Fettleibigkeit bis 2020 zu finden.

Zu hoffen bleibt, dass nicht die vorgenommenen Ziele, sondern vor allem die umgesetzten Taten zunehmen. Denn, auch wenn die Bemühungen von Adidas & Co, so „grün“ als möglich zu produzieren, sehr begrüßenswert sind, wird es dennoch das Wichtigste bleiben, unseren Konsum erheblich zu reduzieren und alle übrigen Produkte aus fairem Handel zu beziehen. Brigitte Drabeck Südwind bietet mit seinen Kampagnen viele praktische Lösungsansätze für KonsumentInnen: ● www.cleanclothes.at

Aktiv für faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie

● www.clean-it.at

Für faire Arbeitsbedingungen in der globalen Computerindustrie

● www.spielsachen-fair-machen.at

Für faire Arbeitsbedingungen in der Spielzeugproduktion

● www.ishopfair.at

KonsumentInnennetzwerk

● www.fairebeschaffung.at

Beratung und Anleitung zur sozial fairen Beschaffung

Info! www.suedwind.at

Millenium Entwicklungsziele bis 2015 1. Extreme Armut und Hunger beseitigen 2. Grundschulausbildung für alle Kinder gewährleisten 3. Gleichstellung und größeren Einfluss der Frauen fördern 4. Die Kindersterblichkeit senken Grafik: A. Strasser

5. Die Gesundheit der Mütter verbessern 6. HIV/Aids, Malaria und andere Krankheiten bekämpfen 7. Eine nachhaltige Umwelt gewährleisten 8. Eine globale Partnerschaft im Dienst der Entwicklung schaffen

Erste Vorschläge, um nicht nur die Armut, sondern auch den Reichtum zu halbieren: ● Den nichtmotorisierten Verkehr verdoppeln ● Freie Gesundheitsversorgung für alle einführen ● Die Steuern für die Reichsten erhöhen ● Eine progressive Besteuerung von Luxusgütern ● Ein maßvoller Fleischkonsum ● Die Gebäudesanierung vorantreiben ● Die Arbeitswoche auf 20 Stunden reduzieren ● Die Fettleibigkeits-Rate bis 2020 halbieren


Atomkraft • Nach dem Gau von Fukushima, Diskussionen über Stresstests für AKWs in Europa ist das Thema Ausstieg brandaktuell: In der Schweiz sollen die fünf Reaktoren nach Regierungsund Parlamentsbeschluss bis 2034 vom Netz sein – der erste 2019. Auch Deutschland bereitet den Abschied vor. Alles zu zögerlich meinen jene, die den Ausstieg jetzt wollen. In Ländern wie Frankreich, mit äußerst hohem Atom-Energieanteil wird offiziell nicht daran gedacht. Reiche ÖlStaaten, wie Saudi Arabien, wägen einen Einstieg ab. In Italien wurde der von der Regierung Berlusconi v. a. mit dem Argument des Klimaschutzes propagierte Wiedereinstieg in einer Volksbefragung, genauso wie die Privatisierung des Wassers, klar abgeschmettert: Die erreichten 94% zeigten auch im Nachbarland Slowenien Wirkung. Die Pläne zum weiteren Ausbau von Krško mit kroatischer Beteiligung sind vorerst auf Eis gelegt. 8 www.legambiente.it • www.atomausstieg.at

Kyoto ... wie weiter? • Die Bonner Klimaverhandlungen Mitte Juni – ein Vorbereitungstreffen für den Klimagipfel im Dezember – werden von Kritikern als schlechtes Omen für die internationale Klimapoltik gewertet. NGO‘s fordern für Entwicklungs- und Schwellenländer, die mittlerweile in Summe ambitioniertere Klimaschutzziele haben, als Industrieländer, eine verlässliche Perspektive für die Zeit nach Auslaufen des KyotoProtokolls. Von der EU wird erwartet, dass sie als Vorreiter ihr Reduktionsziel von 20 auf 30% erhöht. Dazu wären erstaunlicherweise alle EUStaaten bereit – mit einer Ausnahme: Polen, das mit 1. Juli die Ratspräsidentschaft übernimmt. 8 www.germanwatch.org • www.taz.de/1/zukunft

Christian Salmhofer | Andreas Strasser

Vorrang für 100% Erneuerbare E-Mobilität fordern Peter Molnar (Klimabündnis), Wolfgang Anzengruber (VERBUND) und Alexander Egit (Greenpeace).

Elektromobilität – aber richtig

Foto: Greenpeace / (c) Greenpeace/Moritz Wustinger

Klimapolitik-Splitter ... klima politik 14

Immer mehr Kommunen stellen sich auf E-Mobilität ein. Das Klimabündnis unterstützt diese Entwicklung, weist aber auf notwendige Rahmenbedingungen hin.

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emeinsam mit Greenpeace und dem VERBUND fordert das Klimabündnis einen gesetzlichen Fahrplan für E-Mobilität. „Es muss sichergestellt sein, dass Elektrofahrzeuge ausschließlich mit Strom aus Erneuerbaren Energien betrieben werden, sonst droht der Fortschritt zum ökologischen Rückschritt zu werden“, so Klimabündnis-Geschäftsführer Peter Molnar. Eine gemeinsame Studie, die bis Herbst dieses Jahres erarbeitet wird, sowie die Initiative zu einem Elektromobilitätsgipfel sollen den politischen Prozess unterstützen. Bei der Klimabündnis-Konferenz in München beschlossen die Delegierten eine Resolution zu diesem Thema. Speziell in Städten heißt mehr Elektromobilität aber: mehr Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen, O-Busse und E-Busse. Mit Pedelecs und Elektroscooter gibt es zudem weitere neue attraktive Zweiradange-

bote. Übereinstimmung herrscht, dass Rahmenbedingungen notwendig sind, die Verkehrsvermeidung und Verkehrsverlagerung zu umweltverträglicheren Verkehrsarten zur Grundlage haben. Elektromobilität kann aber auch zur Gefahr werden: Im Autobereich könnte die sogenannte „AutobesitzerInnen-Falle“ noch verschärft werden. Mehr als 60% der Autokosten sind Fixkosten – wer ein Auto hat, nutzt es möglichst oft. Bei Elektroautos sind die Nutzungskosten noch geringer und mit dem Umweltgewissen fällt ein weiteres Hemmnis. Notwendig sind zudem neue Modelle, z.B. Carsharing oder Leasingvarianten. Gleichzeitig müsste die Subventionierung des Autoverkehrs verringert werden, der weniger als 50% der verursachten Kosten trägt. Peter Czermak | Hannes Höller

info!

www.klimabuendnis.org

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egelmäßig werden u.a. von der für den „Ökostrombericht“ zuständigen E-Control die Kosten für den Ökostromausbau überhöht dargestellt. Laut E-Control haben die Ökostrom-Förderun-gen 2009 etwa 340 Mio Euro betragen. Eingerechnet werden Kosten, die mit dem Ausbau neuer Erneuerbarer aber überhaupt nichts zu tun haben: die Direktförderung von Wasserkraftwerken mit 20 Mio Euro und von KWK-Anlagen, die fast ausschließlich mit fossilem Gas betrieben werden, mit 41,5 Mio Euro. Auch bei den Vorhersagen der E-Control klafft zu den realen Kosten regelmäßig ein bis zu 62 Mio Euro/Jahr großes Loch. Diese Zahlen beeinflussen aber die Meinungsbil-

dung in der Öffentlichkeit über den vermeintlich teuren Ökostromausbau. Besonders offensichtlich ist die Fehldarstellung bei den „CO2-Minderungskosten“ – d.h. wie die Reduktion von CO2 am effizientesten erfolgt. Für die E-Control ist der Handel mit CO2-Zertifikaten das „effizienteste Mittel“. An zweiter Stelle steht mit 30-50 Euro/t schon Carbon Capture and Storage (die Extraktion und Lagerung des CO2 aus Kohlekraftwerken in unterirdischen CO2-Lagern). Dieses Verfahren wird in keiner ernstzunehmenden Literatur der Welt unter 100 Euro/t dargestellt. Peter Molnar

INFO! www.klimabuendnis.at

Collage: a.s. , Fotos oekostrom AG

Die Tricks der Ökostrom-GegnerInnen


Neue Klima- und Energiemodellregioklimatipps nen gesucht

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Einreichfrist:

14. Oktober 2011 • 12:00 h

Klima- und Energie-Modellregionen Foto: Klima- und Energiefonds/Pepo Schuster

m Rahmen der Startveranstaltung wurde die aktuelle Förderaktion für Klima- und Energiemodellregionen vorgestellt: Ziel des Förderprogramms ist es, Klima- und EnergieModellregionen bei der Gründung bzw. während der Aufbauphase zu unterstützen. Finanziert werden die Erarbeitung eines Umsetzungskonzepts sowie die Tätigkeiten eines/r Modellregions-Managers/in über max. zwei Jahre. Die Unterstützung ist mit E 100.000 je Region limitiert. 40% der Gesamtprojektkosten müssen dabei von der Region getragen werden. Zusätzlich werden heuer erstmals Photovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen Dächern gefördert.

B

ereits 773 Gemeinden engagieren sich in 66 Klima- und Energie-Modellregionen österreichweit für eine nachhaltige Energiezukunft. Für ein erstes Kennenlernen untereinander lud der Klima- und Energiefonds Anfang Mai unter dem Titel „Das Ende des fossilen Zeitalters: Klima- und Energie-Modellregionen auf dem Weg in die Energieunabhängigkeit“ zu einem internationalen ExpertInnenaustausch nach Wien. Die Tagung warf einen Blick über die Grenzen: ReferentInnen von Klima- und Energie-Modellregionen aus Dä-

nemark, Deutschland, der Schweiz, aber auch aus Österreich referierten über ihre Erfahrungen. Der zweite Tag stand dann ganz im Zeichen der Vernetzung und des Erfahrungsaustausches der 66 Klima- und Energie-ModellregionsmanagerInnen Österreichs: Im Rahmen eines World Cafes wurde über erste Erfahrungen, Probleme und Ziele der einzelnen Klima- und EnergiemoFriedrich Hofer dellregionen diskutiert.

INFO!

www.klimaundenergiemodellregionen.at

klimathek

klimatipp

Titel_PostOil_124_Layout 1 03.03.11 09:57 Seite 1

politische ökologie

Post-Oil City

März 2011_29. Jahrgang_ISSN 0933-5722_B 8400 F

Die Stadt von morgen

Die KlimaSparbücher des oekom Verlags in München sind etwas Besonderes. Schon der Buchdeckel der lokalen Ausgabe lockt mit gratis Biobroten, einem kostenlosen Stadtplan und mit 30,- Euro Ökostrom-Guthaben! Und, ohne Einzahlungen auf dieses Sparbuch: Der Kern enthält über 60 Gutscheine mit Rabatten oder Gratis-Angeboten für Biorestaurants, Ökobäckereien, Modegeschäfte und Naturkosmetikanbieter in und um München. Wer noch mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, Ferien auf dem Biobauernhof macht, spart zusätzlich zu einigen 100,- Euro noch jede Menge C02-Emissionen. Und Tipps für den Klimaschutz gibt‘s natürlich auch. KlimaSparbücher sind auch für Bremen und Frankfurt erhältlich. Als Beispiel:

KlimaSparbuch München 2011 Klimaschützen & Geld sparen

Herausgegeben von der Landeshauptstadt München und dem oekom e.V., München 2010 64 Seiten • € 14,00 • 978-3-941365-11-7

Nina Oberbucher | Christian Salmhofer | Andreas Strasser

KlimaSparbücher

Ressourcen schonend leben

Nachhaltigkeits-Prognosen

Tim Jackson

Harald Welzer/Klaus Wiegandt (Hg.)

Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt

Wie sieht die Welt von Morgen aus? Fischer Verlag, Frankfurt2011. 352 Seiten • € 12,99 • ISBN 978-3596187942

Unsere Wirtschaftsordnung baut auf dem völlig falschen Modell ewigen Wachstums auf. Wir überschreiten Grenzen, schöpfen Spielräume aus. Der Autor macht klar, dass Wohlstand ohne Wachstum kein Traum, sondern eine finanzpolitische wie ökologische Notwendigkeit ist und, dass Wohlstandssicherung mit nachhaltiger Ökonomie möglich ist.

Wohlstand ohne Wachstum

oekom Verlag, München 2011 • www.oekom.de 240 Seiten • € 22,95 • 978-3-86581-245-2

Chancen für andere Energien

Wissenschafter verschiedenster Disziplinen bemühen sich um eine Bestandsaufnahme in Sachen Nachhaltigkeit. Sie erläutern, was sich bisher konkret getan hat , wie unser Leben im Kleinen - Konsumverhalten, Ernährung und Freizeit - in Zukunft aussehen wird und was sich in der Arbeitswelt, Energiewirtschaft und der großen Weltpolitik noch bewegen wird.

Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung

Die Zukunft der Städte

Zum Ausklang des Ölzeitalters redet Hänggi nicht erneuerbaren Energien oder effizienterer Energienutzung das Wort, sondern einer neuen Gesellschaft, die in der Rückbesinnung auf ein menschliches Maß weniger Energie braucht – nur so ist der Klimawandel zu stoppen und Lebensqualität für alle zurückzugewinnen.

Die Hälfte der Weltbevölkerung lebt bereits in städtischen Ballungsräumen – dort bündeln sich die Schwierigkeiten, vor die uns Klimawandel und zur Neige gehende Ressourcen stellen, aber ebenso Experimente, die sich der Herausforderungen annehmen: So etwa in Beiträgen wie „Urbane Landwirtschaft als postfossile Strategie“ oder „Null-Emissionen-Stadt Masdar City“.

Marcel Hänggi

Post-Oil City. Die Stadt von morgen

Ausgepowert

Das Ende des Ölzeitalters als Chance Rotpunkt Verlag, 2011 • 32o Seiten • € 28,00 • isbn 978-3-85869-446-1

politische ökologie • Heft 124 • März 2011 oekom Verlag, München 2011 • www.oekom.de 112 Seiten • € 16,90 • isbn 978-3865812551


Rio Negro • Klimabündnis Österreich

Klimabündnis

Partnerschaften

Ecuador • Klimabündnis Südtirol

www.indigene.de

Chocò • Klimabündnis Vorarlberg

COICA • Klimabündnis Europa

Peru • Stadt München

Partnerschaftstreffen bei der Klimabündnis Konferenz 2011 in München

RETOUREN AN POSTFACH 555, 1080 WIEN

Fotos: Archiv Klimabündnis Österreich, Klimabündnis Vorarlberg, Klimabündnis Südtirol, ast Luxemburg, Klimabündnis Europa, Tobias Hase.

India • astm Luxemburg

Togo • astm Luxemburg

Ecuador • astm Luxemburg


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