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Hoamatsound“ ist einfach cool

Volkstümliche Schlagerstars ziehen massenhaft Fans an. Begann alles mit der „Perle Kufstein“oder doch schon früher ... in Graz?

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Rock‘n‘Roller Andreas Gabalier ist als Solist der unerreichbare Megastar. Melissa Naschenweng

Foto: Arthur

Es war Mitte der 1960er-Jahre, als der Münchner Musikproduzent Egon Frauenberger von der Schallplattenfi rma Philips in Hamburg den Auftrag bekam, er solle sich doch in Richtung alpenländischer Musik etwas einfallen lassen.

Heimatfi lme, gedreht in Tirol, Salzburg, mit Lovestorys und „patschigen“, deutschen Urlaubern füllten die Kinos – und sorgen noch heute im Fernsehen für Unterhaltung. Der deutsche Schlager boomte. Sommerurlaub in den Alpen, das war was. Das müsste sich doch alles irgendwie verbinden und zu Musik machen lassen – die das Herz des Publikums erhellt, wie das auch heute wieder der Fall ist. Ohne den fi ndigen Musikproduzenten gäbe es keinen Andreas Gabalier, keine Nockis, keine Melissa Naschenweng, keine Zillertaler, keinen DJ Ötzi, Nik P. und unzählige andere.

Der Münchner schwärmte von Tirol und hatte dort auch einen Wohnsitz. Er machte sich auf die Suche

Foto: Youtube / Universalmuseum Joanneum

und stieß dabei auf das KufsteinLied, das 1947 geschrieben wurde und regional recht bekannt war. Mit Franzl Lang, einem Münchner Sänger, Jodler, der dazu Gitarre spielte und bereits recht erfolgreich war, fand er auch einen feschen, jungen, glaubhaften Interpreten. Das Kufstein-Lied als Single-Schallplatte erschien Ende der 1960erJahre und wurde zu einem riesigen Erfolg. Mehr als eine Viertel Million Mal wurde sie bereits in den ersten fünf Jahren verkauft. Plötzlich war die Textzeile „kennst du die Perle, die Perle Tirols, das Städtchen Kufstein, das kennst du wohl“, bei der man im Urlaub, im Gasthaus, beim Mirzl Hofer (Bild li.) war eine berühmte volkstümliche Sängerin und ihr Steinklopfer-Lied war 1908, also vor 114 Jahren, ein großer Erfolg.

Sitznachbarn sich einhängen und schunkeln konnte, im deutschen Sprachraum und natürlich in Österreich zu einem Hit geworden.

Mit dem Kufstein-Lied und Franzl Lang wurde die volkstümliche Variante der Volksmusik zum Massenphänomen. Eingeschworene Volksmusiker haben aufgrund der Texte auch den Begriff „volkstümlich“ kreiert. Kein Tourismusort ohne seinen „Heimatabend“. Besungen wurde die Schönheit der Urlaubsregion mit ihren pfundigen Dirndln und Buam.

Es kling unwirklich, ist aber eine klassische „hätti-wäri-wari“-Geschichte. Hätte Frauenberger nicht im Tiroler Liederarchiv, sondern im steirischen gestöbert, wäre er auch hier fündig geworden. Denn in Graz gibt es bereits 1908 mit einer Mirzl

Hofer eine berühmte volkstümliche Sängerin. Und ihr Steinklopfer-Lied war zu dieser Zeit, also vor 114 Jahren, ein großer Erfolg. Sie war in ihrer Zeit der erste weibliche „Popstar“.

Warum man das weiß: Es gab bereits zeitgenössische AutogrammFotos von ihr und – das ist das wirklich Sensationelle – einen etwa dreiminütigen Film, in dem Mirzl Hofer auf der Bühne singend vor einer kulissenhaften Berglandschaft, umringt von zwei Tanzpaaren, die mitklatschen, ihr Steinklopfer-Lied zum Besten gibt. Die Choreografi e dafür ähnelt einem modernen Musikvideo.

2019 wurde der originale 35-Millimeter-Stummfi lm restauriert und digitalisiert und durch das Filmarchiv via Youtube erstmals veröffentlicht. Die Filmquelle musste mit einer Schallplatte aus Privatbesitz kombiniert werden. Die größte Schwierigkeit bestand darin, die Bildfrequenz mit der Tonspur zu synchronisieren. Das Museum für Geschichte am Universalmuseum Joanneum widmete Mirzl Hofer im selben Jahr einen prominenten Platz in der Ausstellung „Pop 1900 bis 2000 – Populäre Musik in der Steiermark“.

Auf einigen frühen Platten wird Hofer auch als „Tiroler Jodlerin“ bezeichnet, wo sie auch auftrat und ihre Fans hatte. Die Titel ihrer Songs könnten auch von heute sein: „Das arme Dirndl“, „Der verliebte Bua“, „A Bleaml und a Herz“, „Mei Glück is a Hütterl“. In Graz trat die Sängerin vor allem im Orpheum auf.

Doch zurück in die jüngere Vergangenheit. Als im Jahre 1981 der Musikantenstadl an den Samstagen Millionen von Fernsehzuschauern in seinen Bann zog und später dazu auch noch der Grand Prix der Volksmusik, begann das ganz große Geschäft. Die Zillertaler Schürzenjäger vermischten Rock und Pop mit Lederhosen und Ziehharmonika, DJ Ötzi sang zu Disco-Beats über den Anton aus Tirol und das Nockalmquintett aus Kärnten gewann schon beim ersten Antreten die Trophäe.

Es ist schwierig geworden, die Grenzziehung zu defi nieren. Was

Foto: Wikipedia

Bis heute wurden die Nockis 37 Mal mit „Gold“ und 29 Mal mit „Platin“ ausgezeichnet. Mit ihrem Frontman und Sänger Friedl Würcher.

ist Schlager? Was ist volkstümlich? Und was ist am Ende nur ein Après-Ski-Hit? Denn gemeinsam ist möglicherweise, dass allesamt an eine bäuerliche Welt erinnern und eben auch die Sehnsucht nach der heilen Welt. Zurück zum Anfang – dem KufsteinLied. Wie oft es gecovert wurde, weiß keiner genau. Die Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) verballhornte es zu einer Punk-Nummer. Aus der „Perle Tirols“ wurden die „Kerle Tirols“, die sich gerne mit den Urlauberinnen einließen. Eine Facette am Rande: Jahrzehntelang lehnte es der Ö3-Sender ab oder wehrte sich dagegen, den heimischen Schlager- oder Pop-Künstlern wie STS, aber auch Gabalier, Nik P., der EAV oder auch anderen Dialektsängern, einen fi xen Platz im Programm zu geben, sie entsprechend oft zu spielen. Nun gibt es mit dem sogenannten „Hoamatsound“ vier Mal pro Woche eine Sendung. Stundenlang nur Dialektsongs – too much!

Sehens- und Hörenswert! Hier gibt‘s den SteinklopferMarsch von Mirzl Hofer:

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