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Jahrhundertprojekt Koralmbahn – ein Vermächtnis Jörg Haiders
Steirer wären allein zu schwach gewesen
spinnen die ganz, das ist Größenwahn.“ So dachte in den 1980er-Jahren Walter Kröpfl, damals junger Gemeinderat in Wettmannstätten, als er in einer SPÖ-Bezirksparteisitzung das erste Mal davon hörte, dass durch die Koralm ein 33 Kilometer langer Tunnel kommen soll. Diese Anekdote gibt er beim KLIPP-Fotoshooting am in einem Jahr fertigen, beeindruckenden neuen Bahnhof Weststeiermark zum besten. Und heute steht er genau dort. Nur
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Stilles Zugeständnis
Es war ein stilles Zugeständnis der Steirer an Jörg Haider. Mit einer Haltestelle der Koralmbahn direkt beim Flughafen Thalerhof fürchtete er um den Bestand des Flughafens Klagenfurt. Graz war schon Anfang der 2000er-Jahre international bestens angebunden. Also, wozu braucht es dann noch Klagenfurt, wenn man in knapp 40 Minuten Fahrzeit von Graz abfliegen kann? Die ÖBB nahm daher eine Haltestelle Thalerhof für die Schnellzüge nicht in die Planung auf. Dieses „Versäumnis“ löste erst jetzt in der letzten Bauphase ungläubiges Kopfschütteln aus. Jörg Haider ist Geschichte und der Flughafen Klagenfurt ebenfalls.
wenig mehr als 100 Meter vor der Einfahrt in den eben besagten Tunnel. Diese liegt auf dem Gemeindegebiet von Groß St. Florian.
Dann lässt Walter Kröpfl aber mit einem Politik-Lob aufhorchen – er war von 2004 bis 2014 Klubobmann der SPÖ im steirischen Landtag: „Ich muss eines heute aber offen zugeben: Wenn damals in Kärnten nicht der Jörg Haider der Landeshauptmann gewesen wäre, wir Steirer allein wären zu schwach gewesen. Der Haider wollte den Tunnel und die Koralmbahn unbedingt.“ Es folgte die Zeit der Schüssel-Haider-Koalition (1999 bis 2006) und durch Haiders politischen Druck und Einfluss in Wien kam es zur endgültigen Weichenstellung. Aus der Landeskasse Kärnten und Steiermark dafür: 280 Mio. Euro.
Offiziell besiegelten diesen Pakt bei einem medienwirksamen Ereignis im Dezember 2004 die beiden Landeshauptleute Waltraud
Klasnic und Jörg Haider gemeinsam mit Vizekanzler Verkehrsminister Hubert Gorbach, Finanzminister Karl-Heinz Grasser und dem ÖBB-Vorstand in Wien. Nur wenige Monate später, im Oktober, war Waltraud Klasnic durch ihr WahlDebakel „out“. Franz Voves kam.
„Keiner wurde über den Tisch gezogen“
Auf steirischer Seite wurden die beiden Landtagsabgeordneten
Walter Kröpfl und Manfred Kainz (ÖVP) von ihren politischen Chefs beauftragt, die Region auf das Jahrhundertprojekt vorzubereiten. Das Duo Kröpfl/Kainz, heute bereits in Pension: „Auch wenn im Landtag politisch die Fetzen geflogen sind, es viel, viel Streit gab – bei der Koralmbahn zogen wir alle in eine Richtung.“ Nachsatz: „Im früheren Haider-Land war das nicht so. Wo bis heute wichtige Entscheidungen, so zum Beispiel Grundankäufe, noch ausstehen. Obwohl die Koralmbahn im Dezember 2025 ihren Betrieb aufnehmen wird.“ Haider verstarb bekanntlich 2009.
Ihm gelang kein Schulterschluss zwischen den mehrheitlich roten Gemeinden, den blauen und schwarzen Vertretern im Lavanttal.
Sichtlich stolz macht uns der ehe- malige Landtagsabgeordnete Manfred Kainz – bis heute selbst erfolgreicher Unternehmer mit seiner Firmengruppe TCM – beim Lokalaugenschein am Bahnhof Weststeiermark auf eines aufmerksam: „Die Grundstücke rund um den Bahnhof, es sind so an die zehn Hektar, gehören alle der Laßnitztal Entwicklungsgesellschaft. Die wiederum ist im Besitz der Gemeinden in der Region. Ursprünglich waren das landwirtschaftliche Vorrangzonen, also die besten Flächen für die Bauern.“ Nach intensivsten, monatelangen Vorarbeiten und zahllosen Versammlungen, Gesprächsrunden sei es Walter Kröpfl und ihm („natürlich mit Rückendeckung aus Graz“) gelungen, am selben Tag in allen betroffenen Gemeinden die für die Umwidmung und den Grundankauf nötigen Beschlüsse durchzusetzen.
Das Duo Kainz/Kröpfl: Es habe da völlige Transparenz gegeben. Jeder Bauer habe denselben Quadratmeterpreis bekommen. „Das war eine der ganz wichtigen Voraussetzungen für die Gründung der Entwicklungsgesellschaft. Keiner wurde über den Tisch gezogen. Damit war es dann mit dem üb- lichen Kirchturmdenken in den Gemeinden – nur bei mir, nur bei mir – vorbei“, so Manfred Kainz. Die wichtigste Spielregel der Laßnitztal Gesellschaft: Es gibt eine regionale („interkommunale“) Aufteilung der für die Gemeinden lebenswichtigen Kommunalsteuer. Die Größe der in die Gesellschaft von der Gemeinde eingebrachten Grundstücke bestimmt künftig den Anteil dieser Steuer, die der jeweiligen Gemeinde zufließt.
Zuvor hatten Kröpfl und Kainz im Auftrag ihrer Regierung in Graz aber noch eine Hausaufgabe zu lösen. Bei der Planung der Koralmbahn hatten die Österreichischen Bundesbahnen für den weststeirischen Abschnitt nur die eine oder andere Haltestelle vorgesehen. Abgesehen von einer technischen Zentrale in der Nähe der Tunneleinfahrt hätte es nichts gegeben. „Für unsere Region in der Weststeiermark hätte das wenig gebracht.“
Mit einer Studie, vom Land Steiermark in Auftrag gegeben, löste man politischen Druck aus. Darin hieß es: Mit Bahnknotenpunkten in der Weststeiermark und in St. Paul im Lavanttal könne der Abwanderungstrend gestoppt und die beiden Gebiete zu einem Wachstumsraum entwickelt werden.
„Ohne ein entsprechendes wirtschaftliches Umfeld hältst du die jungen Leute nicht in den Dörfern und bringst auch keine neuen her“, so Manfred Kainz. 50 Prozent der Beschäftigten in der Weststeiermark – „früher waren wir ein Agrarbezirk“ – arbeiten im Industrie- und
Gewerbebereich. „Gute Anbindungen an die Bahn bringen Leben und Wohlstand“, so Manfred Kainz. Als Anschauungsbeispiel – „wir waren mehrmals dort“ – führt er die Stadt Montabaur (ca. 12.000 Einwohner) in Rheinland-Pfalz an, zwischen Köln und Frankfurt gelegen. Diese wurde laut Landesplanung zu einem Mittelzentrum ausgebaut mit Anschluss an den internationalen Bahnverkehr.
Ein Preis für alle Bereits im kommenden Jahr wird es die ersten Bauzäune geben, ist doch die Inbetriebnahme der Koralmbahn bereits für Dezember 2025 angesetzt. Die Grundstückspreise in der Gegend steigen spürbar, heißt es aus der Immobilienbranche. Kröpfl und Kainz verweisen aber darauf, dass Spekulanten nur wenig Chancen haben. „Jeder Bewerber, der dort ein Grundstück für sein Unternehmen kaufen will, muss innerhalb von zwei Jahren mit dem Bau beginnen, ansonsten muss er das wieder an die Laßnitztal Entwicklungsgesellschaft zurückgeben.“ Geschäftsführer Moritz Purr zur gegenwärtigen Situation: „Es kommen ständig Anfragen.“
Auf Kärntnerseite in St. Paul im Lavanttal ist man bei weitem noch nicht so weit. „Dort laufen gerade erst“, so Bürgermeister Stefan Salzmann, „mit dem Stift St. Paul als größten Grundeigentümer die Verkaufsgespräche.“ Wer Kirche kennt – ein schwieriges Unterfangen. Was aber bis jetzt fix ist, wie in der Steiermark: Alle Gemeinden haben sich auf eine interkommunale Aufteilung der Steuern geeinigt.
Nadelöhr Wörthersee
Eine „Großbaustelle“ bleibt aber der Wörthersee. Mit der Fertigstellung des Semmering-Basis-Tunnels Ende der 2020er-Jahre erwartet man auf der Strecke über Wien, die Südbahn, bis nach Triest eine gewaltige Zunahme des Güterverkehrs. 80 Prozent zu 20 Prozent Personenverkehr, so die Prognosen von Experten. Das Nadelöhr wird dann auf Kärntner Seite der Wörthersee sein.
Die Gemeinden am Nordufer haben bereits prinzipiell einer Trassenführung zugestimmt. Zum Leidwesen der Kärntner, so die Information aus dem Büro von Verkehrslandesrat Sebastian Schuschnig: Die ÖBB halten eine eigene Güterverkehrstrasse für nicht zwingend nötig. Nur: Eine noch stärkere (Lärm-)Belastung auf der Wörthersee-nahen Trasse ist ein absolutes No-Go für die Landesregierung in Klagenfurt.
Herzstück und gerade im Sommer beliebter Treffpunkt: 50.000 m2 großer See mit fast ebenso großem Park.
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