4 minute read
MEIN ARBEITSPLATZ
„Theater ist ein Urbedürfnis des Menschen – und für mich eine seiner besten Ausdrucksformen.“
„Ich bin in der Theaterleitung für alles Künstlerische
zuständig: Ich denke mir das Programm aus, engagiere die Künstler und gebe die Richtung des Theaters vor. Einen typischen Arbeitsalltag habe ich nicht – er hängt davon ab, in welcher Phase ich mich gerade befinde: ob ich probe, ein Stück schreibe oder auf Tour bin … Besonders lang sind die Tage während einer Inszenierung – da mach ich oft alles gleichzeitig.“
MICHAEL FROWIN, THEATERLEITUNG Kapitän der Kunst
Das Wasser schwappt gegen die Wand, das Schiff bewegt sich leicht auf und ab. „Seekrank geworden ist hier noch niemand, aber wenn man hier zum ersten Mal ist, kann es ungewohnt sein“, sagt Michael Frowin. Es geht nicht um irgendein Schiff, sondern um das Theaterschiff Hamburg. Zusammen mit zwei weiteren Schiffen liegt es auf dem Nicolaifleet. Drei Schiffe sind auch nötig: Bühne, Garderobe und Lagerraum werden gebraucht und „viel Platz haben wir hier nicht“, so Frowin.
Er ist gemeinsam mit Heiko Schlesselmann Theaterleiter des Theaterschiffs und für die künstlerische Seite zuständig. „Heiko macht den kaufmännischen, ich den künstlerischen Part. Das allermeiste sprechen wir aber immer ab“, sagt er.
Seit 2007 ist er auf dem Theaterschiff, bis 2025 bleibt er mindestens hier – dann feiert das Theater, das 1975 von Eberhard Möbius gegründet wurde, sein 50-jähriges Bestehen. Frowins Start war alles andere als leicht: „Ich hab viele Vorstellungen vor 20 Leuten gespielt, da mussten wir alle durch“, erinnert sich Michael Frowin. „Aber wenn man sich das Publikum erobern will, muss man durchhalten.“ Das ist jetzt nach Corona nochmal ähnlich: „Die Leute trauen sich nur langsam zurück, aber ich hoffe, das dauert nicht so lange wie die erste Aufbauphase.“ 120 Plätze hat das Theater. Das ist nicht viel, aber hat seinen Charme: In dem urigen Raum unter Deck sitzt man nämlich auch in der letzten Reihe nicht weiter als sieben Meter entfernt von der Bühne. „Es ist klein und direkt und die Atmosphäre brodelt schnell“, beschreibt Frowin. „Daran müssen sich Zuschauer und Schauspieler erst gewöhnen, aber dann möchte man diese Nähe nicht mehr missen.“
Er steht selbst regelmäßig auf der Bühne, schreibt Stücke und arbeitet auch als Regisseur. „Das macht alles Spaß, da könnte ich mich nicht entscheiden, was ich am liebsten mache“, sagt er. Für ihn war schon immer klar, dass er auf die Bühne möchte: „Ich hab schon in der Schule viel Theater gespielt und bin dann direkt auf die Schauspielschule gegangen, habe die allerdings gleich für ein Engagement am Kommödchen unterbrochen“, erzählt er. „Dann habe ich doch die Schauspielschule zu Ende gebracht und bin klassisch ans Stadttheater, von da wieder zum Kabarett und dann bin ich nach einem Gastspiel dauerhaft hier gelandet. Wobei ich ja nicht nur in Hamburg arbeite, sondern auch fürs Fernsehen und viele andere Theater.“
Von Kabarett über literarische Stücke bis zu klassischem Unterhaltungstheater ist hier alles vertreten. Um die zwölf Leute sind an einer Produktion beteiligt, die Vorbereitung dauert knapp ein Jahr. Über 200 Aufführungen gibt es jährlich. „Gerade planen wir schon das jährliche Weihnachtskabarett – meine Lieblingsbeschäftigung im Sommer“, sagt Michael Frowin lachend.