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INKLUSIVES MUSEUM

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Sie können die Tasse in der Vitrine nicht oder kaum sehen – aber dank detaillierter Beschreibungen und einem ähnlichen Modell zum Tasten, entsteht eine Vorstellung des Gegenstands

Inklusion Museum zum Anfassen

Mehr Inklusion in Hamburgs Museen: Ab sofort sind neue Führungen für blinde und sehbehinderte Menschen buchbar – mit Materialkoffern für die haptische Erfahrung und zum ermäßigten Preis.

Eine Gruppe von etwa zehn Personen steht im Altonaer Museum vor einem Gemälde. Offensichtlich handelt es sich um eine Führung. Wenn man genauer hinschaut und hinhört wird aber schnell klar: Es ist keine gewöhnliche Führung. Die Besucherinnen und Besucher haben Blindenstöcke oder eine Begleitperson dabei. Der Guide beschreibt, was auf den Bildern überhaupt zu sehen ist. In diesem Fall: eine kaffeetrinkende Bäuerin. Und damit es nicht bei der reinen Beschreibung bleibt, wird ein großer Flechtkorb geöffnet. Ein Service, das dem auf dem Gemälde zum verwechseln ähnlichsieht, wird herumgegeben.

Dieser Korb ist Teil des neuen Projekts des Hamburger Museumsdienstes „Museum zum Anfassen“. Der Name ist Programm. Die Führungen richten sich an blinde und sehbehinderte Menschen. Denn Museen sind für diese oft schwer zugänglich – auch, wenn sie barrierefrei gebaut sind. „Ich gehe gern in Museen, aber vieles kann ich mir auch durch Beschreibungen nicht vorstellen“, sagt André Rabe, 2. Vorsitzender beim Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH). „Aber oft ist alles in Glaskästen und man darf kaum etwas anfassen. Anfassen dauert zwar seine Zeit, aber ich kriege eine Vorstellung.“

Da sollen die neuen Führungen mit Materialkoffer ansetzen – hier war André Rabe auch beratend tätig. Die Koffer sind noch im Aufbau, aber schon reichlich und vielfältig bestückt. Im Museum der Natur – Zoologie gibt es verschiedene Felle, Schleichtiere in den richtigen Größenrelationen und auch ausgestopfte Tiere und Schädel. Im Altonaer Museum gibt es einen Materialkoffer zur Dauerausstellung „Mythos Landleben“ mit verschiedenen Stoffen wie Leinen oder auch Holz, die erwähnte Tasse und Schwellkopien mancher Gemälde. „Wir freuen uns, diese Führungen ab sofort anzubieten“, sagt Prof. Dr. Anja Dauschek, Direktorin des Altonaer Museums. „Wir versuchen bei neuen Ausstellungen, immer inklusiv zu denken und mindestens zwei Sinne anzusprechen. Aber es ist eine Herausforderung, da es so viele verschiedene Beeinträchtigungen gibt.“

Es sollen auch Führungen für Menschen mit Lernschwächen, Autismus oder dem Down-Syndrom folgen. Führungen in Gebärdensprache gibt es bereits regelmäßig, ebenso in einfacher Sprache, mit RollstuhlLeihservice oder Sitzgelegenheiten. „Es wird schon viel getan, viele – und besonders die Betroffenen – wissen das aber nicht“, sagt Anika Stracke, die beim Museumsdienst Hamburg die Projektleitung Inklusion innehat.

Auch Menschen ohne Einschränkung können an der Führung teilnehmen – antike Sachen anzufassen ist immer spannend und: „Wir wollen mehr Begegnung und Inklusion – da jemanden auszuschließen wäre ein Widerspruch“, so Stracke.

Für mich gehört zum Museum, dass ich nicht nur Fakten lerne, sondern sie auch erleben kann. Aber es ist immer wieder eine Herausforderung.“

André Rabe, 2. Vorsitzender des BSVH

Materialkoffer Museum der Natur – Zoologie

Autorin: sophie.rhine@kloenschnack.de Infos: www.museumsdienst-hamburg.de

ZUR SACHE: Diese Museen machen mit

. . . . . . Altonaer Museum Archäologisches Museum Hamburg Deutsches Hafenmuseum Hamburger Kunsthalle Internationales Maritimes Museum Museum der Natur – Zoologie Die Führungen dauern 90 Minuten. Kinder- und Jugendgruppen zahlen 19 Euro, Erwachsenengruppen 30 Euro. Tipp: Am 1. Oktober erscheint der Hamburger Abendblatt-Podcast „Von Mensch zu Mensch“, in dem Sabine Tesche mit André Rabe und Anika Stracke spricht.

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