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SCHREIBWERKSTATT
Michael erklärt Benjamin und Fabian (v.l.), wie wir unsere YouTube-Videos schneiden
Vor Kurzem begann für uns ein außergewöhnliches Projekt. Wir zeigen Jugendlichen, wie wir in der Redaktion arbeiten, und schreiben mit ihnen. Es gibt da allerdings eine Besonderheit.
Die Redaktion leert sich nach und nach. Eigentlich wäre schon Feierabend. Es klingelt vorne, wir springen aufgeregt auf. Ist alles vorbereitet für den ersten Termin der Schreibwerkstatt? Kekse und Wasser stehen bereit, Zettel und Stifte schnell gegriffen. Wir wollen die beiden erstmal kennenlernen. Also, auf geht’s! Benjamin ist erst 13 Jahre alt. Manchmal hat er etwas Angst. Seine Mutter verrät uns, dass er vielleicht im letzten Moment doch nicht in die Redaktion will. Doch er traut sich. Überhaupt traut er sich sehr viel. Und das beeindruckt uns.
Benjamin schreibt Geschichten. Mehrere dicke Ordner sind schon voll. Mal handeln sie vom König der Löwen, mal sind es ganz freie Texte – etwa Gute-Nacht-Geschichten. Sie sprechen von Angst und wie alles wieder gut wird oder von etwas Lustigem. Er will nicht, dass alle sie lesen. Dass wir sie sehen dürfen, ist für uns ein großer Vertrauensbeweis.
Benjamin hat bereits kleine Filmprojekte gemacht. Sein Interesse greifen wir auf und zeigen ihm, wie wir Filme drehen. Dazu nehmen wir ein kleines Interview mit ihm auf. So ist dieses für uns so wichtige Thema auch gleich angerissen. Das Interview schneiden wir gemeinsam. Benjamin ist voll dabei. Aber auch Fabian findet es „voll cool“.
Wir finden es auch voll cool, wie aufmerksam die beiden sind.
Fabian ist eigentlich schon ein alter Hase, was das Schreiben angeht. Man merkt, dass er Erfahrung hat. Das hängt mit seiner Arbeit zusammen. Er arbeitet bei barner 16 und nimmt dort Hörspiele auf. Für das Magazin von „Kids e.V.“ hat er auch schon zahlreiche Artikel geschrieben.
Fabian ist ein sensibler junger Mann, mit vielen Interessen, der sich prima ausdrücken kann. Er durfte uns schon auf einen Dreh begleiten, bei dem wir die Freiwilligen Feuerwehren Blankenese und Rissen besuchten. Einmal gezeigt, stürmte er los und schoss eine Bilderserie. Im Nachgang lieferte er viele Ideen für Artikel, die er gerne schreiben möchte. Überhaupt sprüht Fabian vor Ideen. Benjamin und Fabian sind toll und sie haben das Down-Syndrom.
Die Schreibwerkstatt ist kein Dienst nach Vorschrift. Wir machen es nicht, weil wir
dafür bezahlt werden. Uns war von Beginn an klar, dass es hier um mehr geht.
Aber wie sind wir überhaupt auf die Idee gekommen, eine Schreibwerkstatt für Menschen mit Down-Syndrom anzubieten? Im Dezember 2020 war Regine Sahling unser „Mensch des Monats“. Regine Sahling ist Fabians Mutter und war damals noch Vorsitzende vom „Kids e.V.“, einem Kompetenz- und Infozentrum zum Thema DownSyndrom. Im Interview erzählte sie von ihrem Magazin, davon, dass Fabian begeistert Artikel dafür schreibt und dass er und andere schon den Wunsch geäußert haben, mal an einer Schreibwerkstatt teilzunehmen. Es verging etwas Zeit, aber die Idee ließ uns nicht los.
Wir fanden sie super und dachten uns, dass das doch eine Sache ist, über die wir nicht nur berichten, sondern auch aktiv helfen können. Nach kurzer Absprache mit Klaus Schümann war klar: Wir machen das!
Dann ging es an die Planung. Wir kontaktierten Regine Sahling und sie half uns, Teilnehmer zu finden. Wir hatten einige Fragen. Vor allem wollten wir wissen, was sich die Jugendlichen wünschen und was sie brauchen. Dazu gehörte Leichte Sprache. Sie ist eine Hilfe für Menschen, die Probleme mit komplizierten Sätzen haben. Das trifft zum Beispiel auch auf demente Personen zu. Zur Leichten Sprache gehören kurze Sätze, das Vermeiden von Wendungen mit „nicht“ und auch eine größere Schrift. Menschen mit Down-Syndrom etwa, können kleine Buchstaben schlecht erkennen und „sortieren“. Wir haben uns entschlossen die Artikel der Schreibwerkstatt in Leichter Sprache abzudrucken. Wir wol-
Die Feuerwehrübung ist vorbei. Der Theaternebel zieht ab.
Fabian Sahling
Alter: 23 Beruf: Fabian
schreibt Artikel und macht Hörspiele. Er sucht und macht auch Geräusche für die Hörspiele.
Interessen: Musik, Reiten,
Motorrad mitfahren, Schwimmen
gut, wenn das alle in Leichter Sprache sehen.“
K
Zu Besuch bei der Feuerwehr
Liebe Leserin, lieber Leser, wenn es brennt, dann kommt die Freiwillige Feuerwehr. Mit Tatütata. Ich schreibe über die Feuerwehr in Rissen und Blankenese. Michael Wendland und Sophie Rhine helfen beim Feuerwehr-Artikel. Wir waren mitten im Einsatz mit der Feuerwehr. Wir haben mit einer Puppe Wieder-Belebung geübt. Und wir waren nicht im Feuer drin. Wir sind draußen geblieben. Die haben mit Puppen geübt. Die Freiwillige Feuerwehr. Sophie hat ein Feuerwehr-Video gedreht. Sophie hat auch zum Video gesprochen. Sophie hat das Feuerwehr-Video auf YouTube gestellt. Auch im echten Notfall kommt die Freiwillige Feuerwehr. Mein Feuerwehr-Artikel ist auch vorbei. Bleiben Sie alle gesund. Ihr Zeitungs-Freund Fabian
E i n P r o j ekt von KIDS Hamburg e. V. und dem H a mb ur ger lönschnack + +
len zeigen, wie das aussieht, und wir wollen, dass die Autoren ihre Texte hier auch anständig lesen können.
Also, erstes Treffen: Wir zeigten die Redaktion und wie wir hier alles machen. Die Folgetreffen gingen dann etwas in die Tiefe. Dann stellten wir fest, dass keineswegs nur die Jugendlichen lernten: Ab und zu wurden dieselben Fragen öfter gestellt und wir gaben – leicht verändert – öfter dieselben Antworten. Schließlich begriffen wir, es liegt an uns. Am Ende war die einfachste Erklärung stets die beste. Eigentlich sollte das im Journalismus immer so sein. So haben wir es gelernt. Jetzt haben wir es erneut gelernt.
Wir haben kein gleichartiges Projekt gefunden, bei dem Menschen mit Down-Syndrom in eine gewöhnliche Redaktion eingebunden werden: Die Artikel der Teil nehmer erscheinen im KLÖNSCHNACK, nicht in einem speziellen Magazin.
Wir stießen auf viel Gegenliebe bei diesem Projekt, aber auch auf wenig Unterstützung von außen. Wir würden die Schreibwerkstatt gerne weiterführen und auch außerhalb der Redaktion Termine ermöglichen, die die Teilnehmer sich wünschen – zum Beispiel eine Fahrt auf einem Polizeiboot oder ein Besuch beim Musical „König der Löwen”. Wir suchen noch Teilnehmende, aber auch Sponsoren für Druckkostenzuschüsse – denn wir möchten mehr Artikel unterbringen. Unser Wunsch ist es, dass unser Projekt andauert. Wenn es uns gelingt eine ehrenamtliche Hilfe zu finden oder eine Stelle zu finanzieren, würde uns das sehr freuen. Zunächst läuft das Projekt noch bis einschließlich Januar. An jedem Adventssonntag veröffentlichen wir zusätzlich online Artikel aus der Schreibwerkstatt. Wir danken Benjamin und Fabian.
Schon bald werden wir Menschen zu den Sternen reisen
Autoren: sophie.rhine@kloenschnack.de michael.wendland@kloenschnack.de Infos: www.kloenschnack.de
Benjamin Protzen
Alter: 13 Beruf: Schüler Interessen:
Geschichten schreiben, der König der Löwen, Raketen und alles mit Weltraum
einen Film machen.“
E i n P r o j ekt von KIDS Hamburg e. V. und dem H a mb ur ger Klönschnack
Ab ins All
Aliens reisen mit Raumschiffen. Aliens gibt es wirklich. Weil es so viele Sterne gibt. Das sind Außerirdische. Die sprechen Außerirdischensprache.
Irgendwann machen wir Weltreisen mit Raketen. Die Menschen fliegen dann auch zu den Sternen. Aber wir starten dann von einem Stützpunkt und es geht ganz schnell. Und dann können wir neue Welten entdecken. Wir sehen den Weltraum und unser Sonnensystem.