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hat den neuen Bestseller von Carla Berling gelesen ........... S RKCO: „König David in St. Aposteln

Carla Berling las im Saal der Evangelischen Kirchengemeinde aus ihrem neuesten Buch, erzählte aber auch eigene Geschichten zu ihren Büchern und signierte fleißig ihre Bücher und schrieb Widmungen hinein. Fotos: Thielen.

„Was nicht glücklich macht, kann weg!“

HELMUT THIELEN HAT DEN NEUEN BESTSELLER VON CARLA BERLING GELESEN

Vor zwei, drei Jahren stieß ich auf der Suche nach einem guten regionalen Krimi auf Carla Berling. „Mordkapelle“ war der Titel, der mich ansprach, den ich wegen der Spannung fast am Stück las und der mich veranlasste, mir mit „Sonntagstod“ gleich einen zweiten Titel der Autorin zu bestellen.

Inzwischen ist Carla Berling auf Titel umgestiegen, die meiner Meinung nach eher Frauen ansprechen: „Klammerblues um zwölf“ und „Der Alte muss weg“ zum Beispiel. Und in diesem September ist das neue Buch von ihr erschienen: „Was nicht glücklich macht, kann weg“. Inzwischen gingen wir mit dem Bilderbogen-Team auf die 750. Ausgabe unseres Magazins in 62 Jahren zu. Unser Redaktionsteam hatte die tolle Idee, zu diesem Jubiläum eine Buchlesung zu veranstalten, mit 750 Cent Eintritt und mit Carla Berling als Autorin – die gebürtige Ostwestfälin lebt schließlich mittlerweile in Rodenkirchen. Gesagt – getan. Der Heyne-Verlag spielte mit, beteiligte sich sogar mit einer Anzeige an unserer Berling-Kampagne. Wir verlosten noch zehn Karten zusätzlich und schließlich waren 75 Zuhörerinnen und Zuhörer Zeugen einer stimmungsvollen Lesung. Doch zurück zum Buch: wahrscheinlich war ich einer der ersten, die das Buch im Briefkasten hatten. Bisher hatte ich jedes Buch, über das ich geschrieben habe, auch selbst gelesen. Und so war mein Versuch, das „Lesen“ auf meine Frau zu übertragen, relativ halbherzig. Aber da meine bessere Hälfte zurzeit den achten Georg-Rath-Krimi über die Olympiade in Berlin 1936 liest, musste ich am folgenden Wochenende selbst ran. Welch ein Glück! Ich legte das Buch nur einmal aus der Hand – zur Schlafenszeit. Sonntagmittag war ich durch und total begeistert! Schöne Story, angenehm zu lesen und mit einem Happy End nach spannendem Rätsel. Toll. Absolut empfehlenswert. Ganz kurz die Story: Ehepaar, um die 60 und schon im Ruhestand, muss zunächst einmal für ein halbes Jahr von Ostwestfalen nach Köln ziehen, um ihren Enkel August zu betreuen, der eingeschult wird. Der Sohn des Ehepaars ist mit 30 Jahren schon Witwer, Augusts Mutter zwei Jahre tot. Sohnemann muss beruflich erst mal für ein halbes Jahr beruflich nach London. Schon allein das Kennenlernen der Nachbarschaft ist vor allen Dingen für die ostwestfälische Oma ein Kulturschock. Das sind aber auch skurrile Typen, die Carla Berling da im eher doch beschaulichen Kölner Vorort Weiß angesiedelt hat. Aber es gibt solche Typen in Köln, und das garantiert nicht nur einmal. Und so ist sehr kurzweilig zu lesen, wie die Oma den Kulturschock langsam verdaut, das eine oder andere erst akzeptabel und schließlich schön findet. Perfekt ist das Glück, als sich das auf der Familie lastende Rätsel als großes Missverständnis herausstellt. Dann kommt der Moment, wo sich die Großeltern und besonders die Oma vorstellen, was sie wieder in ihrem Haus im ostwestfälischen Krudhof-Oederort (eine schöne Idee, wenn man im ersten Namen ein paar Buchstaben umstellt, kommt „Kuhdorf“ heraus) mit Nachbarn wie Rita-Marianne und „Schlabber-Else“ erwartet. Es kommt wie es kommen muss: Das Haus in Ostwestfalen wird verkauft, auch die Großeltern ziehen nach Köln und können ihren einzigen Enkel aus der Nähe aufwachsen sehen. Mir gefällt das Buch auch deshalb, weil es auch „die kölsche Seele streichelt“. Carla Berling schildert Köln so, wie es der Kölner am liebsten selbst sieht: weltoffen, tolerant, immer gut gelaunt, wenig Negatives, keine Missstände. Außerdem liebe ich Wortspielereien: wenn in Carla Berlings Roman ein skifahrender Schlagersänger „Hans Vorderteich“ heißt, zaubert das mir ein Lächeln auf mein Gesicht. Ein Dauerlächeln hatte ich bei der trefflichen Beschreibung des Rodenkirchener Samstagsmarktes. Da wird sich so manches „Dämchen“ wiedererkennen.

Ich als etwas älterer Zeitgenosse kenne einige Frauen, die aus anderen Teilen Deutschlands nach Abitur oder Ausbildung in Köln geblieben sind und nicht mehr weg wollen. Dazu gehört an erster Stelle meine Schwiegertochter, die aus dem schönen Frankenland stammt und mit Würzburg einen neuen „Sehnsuchtsort“ in mein Leben gebracht hat. Aber am meisten vertreten sind tatsächlich die Ostwestfälinnen, zu denen ja jetzt auch Carla Berling hinzugekommen ist. Eine aus meiner nächsten Nähe wurde durch Heirat sogar „kölscher Adel“. Sie ist seit fast 25 Jahren die Frau Schmitz! „Was nicht glücklich macht, kann weg“ von Carla Berling aus dem Heyne Verlag, unbedingt zu empfehlen! (ht).

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