März 2022
Vorwort
Kaum haben wir mit der Weltpremiere des Musicals Lady Bess eine fulminante Premiere feiern dürfen, hebt sich auch schon der Vorhang für die nächste Musiktheater-Inszenierung. Nach Mozarts Zauberflöte steht nun ein weiterer grosser Opernklassiker auf dem Spielplan: Giuseppe Verdis Seelendrama La traviata. Die junge, preisgekrönte Schweizer Regisseurin Nina Russi bringt das tragische Schicksal der Pariser Kurtisane Violetta Valéry auf die Bühne des UM!BAUS und gibt damit ihr St.Galler Regiedebüt. Entsprechend unserem Spielzeitmotto «Herstory» beleuchtet sie Verdis Erfolgswerk aus der weib-
lichen Perspektive und erzählt La traviata als Geschichte einer modernen, jungen Frau, die in einer oberflächlichen Gesellschaft gegen althergebrachte, patriarchale Moralvorstellungen und Lebensentwürfe und für ihre Selbstbestimmung kämpft. Darüber hinaus entpuppt sich der März auch als ein Monat für die Musical-Fans: Sie kommen sowohl mit unserem gerade aus der Taufe gehobenen Kunze-und-Levay-Musical Lady Bess als auch mit der Wiederaufnahme von Jesus Christ Superstar von Andrew Lloyd Webber voll auf ihre Kosten. In der Lokremise gibt es an zwei Abenden die Gelegenheit zu entdecken, welche choreografischen Talente in den Tänzer*innen der Tanzkompanie schlummern. Sechs Kompaniemitglieder sowie drei Studierende der Zürcher Hochschule der Künste haben in den letzten Wochen und Monaten akribisch an ihren Stücken gefeilt und mit ihren Kolleg*innen geprobt, sodass der Abend RAW eine unterhaltsame und facettenreiche Bandbreite an choreografischen Ideen präsentiert – von der
neoklassisch-inspirierten Kreation über einen akrobatischen Balanceakt bis hin zur abstrakt-puren Bewegungsreflexion. Exotische Klänge gibt es im Meisterzyklus grenzenlos-Konzert in der Tonhalle zu hören: Dort gastiert das Gulzoda Khudoynazarova Trio mit Musik aus seinem Heimatland Usbekistan. Später im Monat verspricht das Konzert L’Oiseau de Feu mit Musik von Maurice Ravel, Camille Saint-Saëns und Igor Strawinski märchenhafte sowie pianistisch- virtuose Unterhaltung. Im Schauspiel laden die Monologe Steve Jobs und Dienstags bei Migros zu einem Besuch ins Kunstmuseum St. Gallen ein und komplettieren mit der beliebten Komödie Frau Müller muss weg unser abwechslungsreiches März-Programm. Wir freuen uns, dass Sie das nun auch wieder mit einem Apéro vor der Vorstellung und in der Pause ausgiebig geniessen können!
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Nina Russi inszeniert Verdis La traviata
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RAW - eine Plattform für neue Choreografien
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Klassische Musik aus Usbekistan
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Tierisches Brunchkonzert für Kinder und Familien
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Märchenhaft und pianistisch-virtuos
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Russisches Streichquartett der Spitzenklasse
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Und ewig fliesst die Moldau
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Lady Bess - die Premiere begeistert und berührt
Christina Schmidl Musiktheaterdramaturgin
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Das Theatertreffen findet für einmal auf Rädern statt
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Sternstunden der Schauspielkunst
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Der Vorverkauf zu den Festspielen startet
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Ein Blick in die TheaterBaustelle
HAMMER! MIT LADY BESS FanGT EIN NEUES ZEITALTER AN.
DIE TERRORHERRSCHAFT DER BLOODY MARY VORBEI !
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ICH DACHTE, DU MEINTEST SCHLUSS MIT CORONA.
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Dank an unsere Sponsoren
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Veranstaltungskalender
M U S I K TH E ATER
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LA TRAVIATA
Von der Musicaldarstellerin zur Opernregisseurin Für ihren Bernstein-Abend Trouble in Tahiti / A Quiet Place am Theater Aachen erhielt Nina Russi 2019 den Götz-Friedrich-Preis. 2020 war sie Semi-Finalistin des Ring Award in Graz. Nach einer Ausbildung zur Musicaldarstellerin, einem lang jährigen Engagement als Regieassistentin an der Oper Zürich sowie verschiedenen Regiestipendien und Masterclasses ist die Schweizerin Nina Russi inzwischen als freiberufliche Musiktheater-Regisseurin erfolgreich. Zuletzt inszenierte sie Die Sache Makropulos am Mainfranken Theater Würzburg, Bajazet (Il Tamerlano) am Staatstheater Nürnberg sowie Coraline am Opernhaus Zürich. Mit ihrer Deutung von Giuseppe Verdis Erfolgsoper La traviata gibt Nina Russi ihr Regiedebüt am Theater St.Gallen.
Wie bist du eigentlich zum Musiktheater und letztlich zur Regie gekommen? Ich habe meine ganze Kindheit lang getanzt, gesungen und Schauspielunterricht genommen. Neben der Schule ist meine Freizeit und die meiner Eltern dafür draufgegangen, mich zum Unterricht zu fahren und später dann zu Vorstellungen und Tourneen. Ich war süchtig nach Theater, nach dieser Scheinwelt. Mit 16 bin ich weg aus der Schweiz, ich wollte raus in die grosse Welt, habe in Hamburg meine Ausbildung gemacht. Ich habe ja im Musical-Fach angefangen und schnell gemerkt, dass ich das zwar ganz gut mache, aber nicht speziell auf der Bühne auffalle. Wie soll man mit Anfang zwanzig auch die grossen Hauptrollen spielen? Letztlich hat sich mein Traum von der Bühne in der Realität einfach nicht als das entpuppt, was ich mir vorgestellt hatte.
Die Schweizer Regisseurin Nina Russi präsentiert sich mit La traviata erstmals dem St.Galler Publikum.
Wie ging es dann weiter für dich? Neben meinen Aufgaben als Darstellerin habe ich mich aber schon immer für alle anderen Komponenten, die zu einer Inszenierung oder Produktion gehören, interessiert. Und dann hat jemand zu mir gesagt, wenn mich das grosse Ganze interessiere, dann sei doch Regie genau das Richtige für mich. Danach habe ich mich langsam herangetastet und im Regiebereich klein angefangen. Ich habe viele Praktika und Hospitanzen absolviert, dabei sehr viel beobachtet und alles aufgesogen. Irgendwann kamen dann die ersten Assistenzen. Ich habe das Regiehandwerk also wirklich von der Pike auf gelernt und finde jetzt immer mehr meinen eigenen Fokus. Ich glaube, dass mir bei meiner Regiearbeit meine eigenen Erfahrungen als Darstellerin helfen, denn ich weiss, wie es sich anfühlt, manchmal sehr einsam und ausgestellt im Scheinwerferlicht, auf der Bühne zu stehen.
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M U S I K TH E ATER / TA N Z
Du warst einige Jahre am Opernhaus Zürich als Regieassistentin tätig und hast dabei mit zahlreichen namhaften Regisseur*innen zusammengearbeitet. Wie hat dich diese Zeit beeinflusst? Ich habe noch unter der Intendanz von Alexander Pereira in Zürich als Assistentin begonnen und durfte auf einem sehr hohen Niveau in den Beruf einsteigen und mit absolut professionellen Künstler*innen zusammenarbeiten. Die Bandbreite an Stücken und unterschiedlichen Regiehandschriften war enorm gross und reichte von modernen Arbeiten bis hin zu sogenannten opulenten Ausstattungsschinken, in denen die Sänger*innen ziemlich statisch mit typischer Operngestik agierten. Dabei haben mich die modernen, konzeptuellen Inszenierungen immer am meisten interessiert. Ich habe in dieser Zeit auch viel mit Robert Wilson gearbeitet. Weil ich ja selbst vom Tanz komme, habe ich zu seinen physischen Arbeiten sofort einen Zugang gefunden. Diese unterschiedlichen Einflüsse habe ich alle aufgenommen und für mich selbst weiterentwickelt. Wo liegt in deinen Inszenierungen der Fokus? Welche Geschichten willst du erzählen? Momentan liegen mir auf jeden Fall die tragischen Inhalte mehr als die komischen. In meinen Arbeiten ist mir immer wichtig, die Lebenssituationen der Figuren ernst zu nehmen und in deren Tiefe vorzudringen. Klamauk oder gespielt Gespieltes interessieren mich dagegen nicht. Das heisst, dass ich grundsätzlich sehr psychologisch an den Charakteren arbeite. Je nach Stück und Stil ist das natürlich mal mehr oder weniger möglich. Ausserdem ist mir eine weibliche Sicht auf das jeweilige Werk sehr wichtig. Ich arbeite ja in einem Bereich, in dem zum einen nicht so viele junge Frauen die Chance zum Inszenieren bekommen, und andererseits die Opern fast alle aus einer Männerperspektive erzählt werden. Ich versuche da also auf subtile Art und Weise eine weibliche Perspektive herauszuarbeiten. Nicht unbedingt immer meine eigene, aber die der Protagonistin oder auch einer weiblichen Nebenfigur. Gibt es einen Inszenierungswunsch für die Zukunft? Natürlich betrachte ich die Musik als Grundmaterial, aber ich merke schon, dass mir der Text immer sehr wichtig ist. Gerade jetzt bei Verdi und Traviata wird deutlich, dass ich aus einem Satz in der Originalsprache noch mal viel mehr rausholen kann als das, was da vom Italienischen ins Deutsche übersetzt worden ist. Aufgrund dieses Textinteresses glaube ich, dass das deutsche Opernrepertoire mir nahe ist und mir liegt. Ich bin zwar noch nicht bei Richard Wagner angelangt, aber eine RichardStrauss-Oper könnte ich mir aktuell gut vorstellen. Grundsätzlich bin ich aber natürlich offen. Wichtig ist, dass es auch zum momentanen Zeitpunkt passt. In fünf Jahren habe ich dann über ein bestimmtes Stück wohl wieder eine andere Meinung. Es gibt viele grosse Werke, an die man sich vielleicht auch noch gar nicht herantraut, weil sie einem wie ein riesiger unbezwingbarer Berg vorkommen. La traviata ist im Übrigen mein
erster Opernklassiker, auch davor und vor den damit verknüpften Erwartungen hatte ich anfangs Respekt, das hat sich aber spätestens seit Probenbeginn gelegt. Was hast du dir für deine Inszenierung von La traviata vorgenommen? Die Oper stammt aus dem Jahr 1853, und die Handlung spielt drei Jahre früher. Meine Inszenierung in dieser Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts zu verorten, interessiert mich nicht. Mir ist wichtig, eine moderne, heutige Gesellschaft auf der Bühne abzubilden. Die Hauptfigur Violetta ist für mich eine moderne und mutige Frau. Nur zu zeigen, dass sie eine Prostituierte ist und sonst in ihrem Leben nichts hat, reicht mir nicht. Ich will verschiedene Seiten von Violetta darstellen, denn zwischen der grossen Party am Anfang, auf der sie die Gastgeberin ist, und dem späteren Leben auf dem Land mit Alfredo, sozusagen als liebende Hausfrau, gibt es noch viel mehr Nuancen, und die versuchen wir gerade herauszuarbeiten.
Neue Choreografien
RAW
La traviata Oper von Giuseppe Verdi Premiere Samstag, 19. März 2022 19 Uhr, UM!BAU Einführungsmatinee Sonntag, 6. März 2022 11 Uhr, UM!BAU-Foyer, Eintritt frei Leitung Musikalische Leitung: Modestas Pitrenas / Stéphane Fromageot Inszenierung: Nina Russi Ausstattung: Julia Katharina Berndt Licht: Mark van Denesse Choreinstudierung: Franz Obermair Dramaturgie: Christina Schmidl Regieassistenz: Guta Rau Besetzung Violetta Valéry: Vuvu Mpofu / Tatjana Schneider Flora Bervoix: Jennifer Panara Annina: Tatjana Schneider / Michaela Frei Alfredo Germont: Francesco Castoro / Pablo Bemsch Giorgio Germont: Kartal Karagedik / Leon Košavić Gastone: Christopher Sokolowski / Riccardo Botta Baron Douphol: Kristján Jóhannesson / Niccoló Paudler Marchese D’Obigny: Justin Hopkins / Paolo Medeiros Dottore Grenvil: David Maze Sinfonieorchester St.Gallen Chor des Theaters St.Gallen Opernchor St.Gallen Weitere Vorstellungen 22./27. März 2022 1./20./24. April 2022 1./8./21./25./30. Mai 2022 9. Juni 2022
Die Tanzkompanie Theater St.Gallen bei den Proben zu RAW.
Raw bedeutet roh, rau, krude, ungeschliffen, unverputzt, nackt. Hinter diesem Titel verbirgt sich ein Tanzabend, der eine Plattform für junge Choreograf*innen bietet, eigene Ideen professionell umzusetzen und zu zeigen. Am 9. März ist es so weit, neun Choreograf*innen stellen in der Lokremise ihre Werke dem Publikum vor. Zum Teil seit letztem Jahr arbeiten die Tänzer*innen der Tanzkompanie Theater St.Gallen und Studierenden des Masterstudiengangs Dance der Zürcher Hochschule der Künste an ihren Choreografien. In der UM!SCHAU-Ausgabe vom Februar wurden die Werke der Tänzer*innen der Tanzkompanie vorgestellt. Von den Studierenden der ZHdK sind drei Choreografien zu sehen. Rebeka Mondovics thematisiert in Landscape of a Breath die Widerstandsfähigkeit des Menschen und der Fähigkeit, sich von Traumata und schwierigen Situationen im Leben wieder zu erholen. Sich selbst kennenzulernen, ehrlich mit sich zu sein und neu zu beginnen, ist dabei ausschlaggebend; es wird in der Choreografie erforscht. In Hyphae nimmt uns Maria Combi in die wundersame Welt der Pilze mit und zeichnet mit den Tänzer*innen einen singulären Organismus nach, der zwar aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt ist, jedoch ein
gemeinsames Bewusstsein hat. Filipe Portugal fand in Richard Dehmels Gedicht Verklärte Nacht und dem darauf basierenden Streichsextett von Arnold Schönberg Inspiration. Transfigured Night erforscht den mentalen Zustand im Moment einer lebensverändernden Entscheidung, und wie Liebe, Akzeptanz und Kommunikation eine Beziehung bestimmen können. (cd/cs)
RAW Neue Choreografien Premiere Mittwoch, 9. März 2022 20 Uhr, Lokremise Künstlerische Leitung: Kinsun Chan Kostüm: Ben Voorhaar Produktionsleitung: Sandrine Cassini Choreografie: Guang-Xuan Chen, Beatriz Coelho, Maria Combi, Swane Küpper, Mei-Yun Lu, Rebeka Mondovics, Filipe Portugal, Piran Scott, Minghao Zhao Mit: Tanzkompanie Theater St.Gallen Kooperation mit der Zürcher Hochschule der Künste - MA Dance Weitere Vorstellung 10. März 2022 Vorstellungen in Zürich 12./13. März 2022 Theater der Künste, ZHdK
KONZER T
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GRENZEN LOS!
Klassische Musik aus Usbekistan
Einmal pro Saison blicken wir über das westliche Kulturerbe hinaus und laden Künstler*innen aus aussereuropäischen Musiktraditionen nach St.Gallen ein, die sich in ihrer jeweiligen Kunst als Virtuos*innen hervorgetan haben. Das ist das Programm von unserem längst etablierten Konzertformat Meisterzyklus grenzenlos. In der nächsten Ausgabe dieses Formats geht die Reise nach Usbekistan. Das Trio rund um die Sängerin Gulzoda Khudoynazarova schöpft aus dem Shashmaqam, einer Verbindung aus Dichtung, virtuosem Gesang und Instrumentalmusik, die sich in der multikulturellen usbekischen Metropole Buchara entwickelt hat.
Usbekistan Klassische Musik aus Usbekistan Meisterzyklus grenzenlos! Freitag, 11. März 2022 19.30 Uhr, Tonhalle Gulzoda Khudoynazarova, Gesang Bekzod Safarov, Tanbur Farruh Vohidov, Ghichak
Können schnell in der ShashmaqamSzene herumgesprochen, und heute tritt sie in den Konzerthäusern Usbekistans wie auch international auf. Begleitet wird sie von Bekzod Safarov, der Tanbur spielt (eine gezupfte Langhalslaute), sowie von Farruh Vohidov an der Ghichak (ein zentralasiatisches Streichinstrument). Im zweiten Teil des Konzerts wird der usbekische Musikwissenschaftler Husniddin Ato die Eigenheiten der Instrumente und der Musik erläutern. (ir)
Die Trio um die Sängerin Gulzoda Khudoynazarova spielt klassische Musik aus Usbekistan.
Nachdem das Konzertformat Meisterzyklus grenzenlos! in der Vergangenheit bereits Musik aus Armenien, Persien und Westafrika auf dem Programm stehen hatte, nehmen wir nun die reiche musikalische Tradition Usbekistans, genauer gesagt Bucharas, in den Fokus. Die Geschichte der Stadt ist gekennzeichnet von Menschen verschiedenster Ethnien und Religionen, die sich dort einfanden und zu ihrer Entwicklung beitrugen. So fliessen in der Vokal- und Instrumentalmusik des Shashmaqam sowohl tadschikisches, usbekisches, jüdisches als auch muslimisches Kulturerbe ineinander. Die Wurzeln dieser reichen Kunst gehen zurück bis zur Hofmusik des Mittelalters. Manch ein Sultan oder Emir sang gar selber mit, spielte ein Instrument
oder komponierte neue Stücke. Heute wird die Kunst des Shashmaqam an den Grundschulen und Musikhochschulen Usbekistans gelehrt, und die UNESCO hat sie 2003 auf die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Ustod-shogird «Ustod-shogird» ist persisch und bedeutet so viel wie vom Meister zum Schüler. Die Kunst des Shashmaqam wird vorwiegend mündlich weitergegeben. Am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte ein findiger Musiker eine Notation mit 18 (!) Linien, doch wurde dadurch das Lehrer-Schüler-System weder verdrängt noch radikal verändert. Noch heute werden die Verse der klassisch orientalischen Dichtkunst und die dazugehörigen Melodien mündlich wei-
tergegeben. Als Gedächtnisstütze dient dabei ein ausgeklügeltes System, das für jeden Abschnitt des Shashmaqam den Modus und das Genre benennt, Informationen über deren Struktur und Rhythmus bereithält sowie dabei hilft, sich an die Verse zu erinnern. Das klangliche Resultat wird traditionellerweise von einer Sängerin oder einem Sänger sowie einer variierenden Gruppe von Instrumenten hervorgebracht. Usbekische Stimmvirtuosin Die Sängerin Gulzoda Khudoynazarova hat sich als wahre Shashmaqam-Virtuosin einen Namen gemacht. Bereits während ihrer Studienjahre an der Universität in Buchara konnte sie einige wichtige Preise gewinnen. Mit ihrer nuancenreichen Stimme hat sich ihr
Die Sängerin Gulzoda Khudoynazarova.
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Tiergeschichten
KINDER Streichquartette KAMMER1781–1949 BRUNCH MUSIK IM KONZERT LAUF DER ZEIT
Musik und Brunch! Unser neuestes Konzertformat vereint das gemütliche sonntägliche Frühstück mit einem unterhaltsamen Konzertprogramm. Diesmal ist das Programm ganz auf junge Ohren ab 4 Jahren zugeschnitten. Mit Märchen und Geschichten geht es auf musikalische Entdeckungstour. Der kleine Affe Dodo findet mitten im Urwald eine Geige und lernt dieses wundersame Musikinstrument kennen. Als Dodo noch weitere Instrumente entdeckt, veranstaltet er mit seinen tierischen Freunden ein grandioses Urwaldkonzert. Nicht nur im Urwald sondern auch in der klassischen Musik wimmelt es nur so von Tieren, man denke etwa an Camille Saint-Saëns Suite Karneval der Tiere. Auf kindgerechte Art nimmt die Erzählerin Joséphine François das junge Publikum mit in die faszinierende Welt der Tiere und der klassischen Musik. Für den musikalischen Teil sorgen die Violinistin Ilaria Sieber-Pedrotti und die Cellistin Maria-Christina Flüge.
Das Brunchkonzert wird für Familien und Kinder ab 4 Jahren empfohlen. Es findet im Foyer des UM!BAUs statt. Ab 10 Uhr verwöhnt Sie das Team des Restaurant Concerto mit einem reichhaltigen Frühstück, um 11 Uhr ist Konzertbeginn. (ir)
Tiergeschichten Brunchkonzert für Kinder und Familien [4+] Sonntag, 13. März 2022 Konzertbeginn 11 Uhr Brunch ab 10 Uhr UM!BAU-Foyer Ilaria Sieber-Pedrotti, Violine Maria-Christina Flüge, Violoncello Joséphine François, Erzählerin Ab 4 Jahren empfohlen Kinder bis 12 Jahre: CHF 15.Erwachsene: CHF 40.-
In diesem Kammermusikkonzert steht das Streichquartett in all seinen Facetten im Zentrum. Und, wenn man diese Gattung in den Blick nimmt, darf ein Name selbstverständlich nicht fehlen: Joseph Haydn, der als Begründer des Streichquartetts auch liebevoll «Papa Haydn» genannt wird, eröffnet das Konzert. Sein strahlendes Quartett C-Dur op. 33 Nr. 3 wurde 1781 gedruckt und gehört zu jener Gruppe von Quartetten, mit denen Haydn die Gattung in neue, moderne Bahnen lenkte. Die vier Instrumente erhalten mehr Autonomie, präsentieren Brillantes, Sangliches und Verspieltes. Den Beinamen «Vogelquartett» verdankt das Stück einer Vogel rufimitation in der Primgeige, die den heiteren Charakter des ersten Satzes prägt. Mit Felix Mendelssohn Bartholdys Streichquartett Nr. 1 Es-Dur op. 12 geht es weiter an den Beginn einer glanzvollen Karriere. Erst 20-jährig vollendete Mendelssohn dieses Kammerstück. Die ersten drei Sätze bestechen mit sanglichen Linien, während das Finale jugendlich-ungestüm daherkommt. Ein grosser Zeitsprung führt zu einer der prägendsten Figuren für die Entwicklung des Streichquartetts im 20. Jahrhundert. Dmitri Schostakowitschs 1949 entstandenes Streich-
quartett Nr. 4 ist durchdrungen von jüdischen Melodien, durch die er das Schicksal der Juden in der Sowjetunion anmahnte. Alle vier Sätze sind darüber hinaus von einem innigen Zusammenspiel geprägt, in dessen Zuge verschiedenste Spieltechniken den Instrumenten immer neue Klangfarben entlocken. Besonders intim ist der zweite Satz. Die anfängliche Verklärung weicht nach einem furiosen Steigerungslauf zuletzt einem zart ersterbenden Dur-Akkord. (ir)
Streichquartette 1781–1949 Sonntags um 5 Sonntag, 20. März 2022 17 Uhr, Tonhalle Alessandro Quartett Sebastian Gugala, Violine Yuko Ishikawa, Violine Ricardo Gaspar, Viola Adrian Gavrilescu, Violoncello Joseph Haydn, Streichquartett C-Dur op. 33/3 Dmitri Schostakowitsch, Streichquartett Nr. 4 D-Dur op. 83 Felix Mendelssohn Bartholdy, Streichquartett Nr. 1 Es-Dur op. 12
Der kleine Affe Dodo lernt im Familien-Brunchkonzert das Geigenspiel.
Das Alessandro Quartett mit Adrian Gavrilescu, Yuko Ishikawa, Sebastian Gugala und Ricardo Gaspar.
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RAVEL SAINT-SAËNS STRAWINSKI Anja Bihlmaier & Bertrand Chamayou
Märchenhaft und pianistisch-virtuos geht es in diesem Tonhallekonzert zu und her. Für den virtuosen Part konnten wir den Pianisten Bertrand Chamayou gewinnen, der das imposante Klavierkonzert Nr. 2 seines französischen Landsmannes Camille Saint-Saëns interpretieren wird. Mit märchenhaften Klängen füllt sich die Tonhalle dank Maurice Ravels Suite Ma mère l’oye und Igor Strawinskis Suite aus der Ballettmusik L’Oiseau de feu.
L’Oiseau de Feu Ravel Saint-Saëns Strawinski Tonhallekonzert Donnerstag, 24. März 2022 19.30 Uhr, Tonhalle Einführung um 18.30 Uhr Anja Bihlmaier, Leitung Bertrand Chamayou, Klavier Maurice Ravel, Ma mère l’oye. Cinq pièces enfantines (Suite) Camille Saint-Saëns, Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 g-Moll op. 22 Igor Strawinski, Suite aus Der Feuervogel (1945)
Der mehrfach ausgezeichnete Pianist Bertrand Chamayou spielt im Tonhallekonzert das imposante 2. Klavierkonzert von Camille Saint-Saëns.
Stellen Sie sich vor, Sie sind Dirigent oder Dirigentin. In drei Wochen steht Ihnen eine Serie von mehreren Konzerten mit einem grossen russischen Pianisten in der französischen Hauptstadt bevor. Der Pianist beschliesst, diese Gelegenheit zu nutzen, um sich dem Pariser Publikum auch als Dirigent vorzustellen. Und bei dieser Gelegenheit sollen Sie am Klavier sitzen. Was machen Sie? Nun, Sie haben Glück! Sie sind Camille Saint-Saëns und nicht nur Dirigent, sondern auch Pianist. Und weil Sie zudem auch Komponist sind, schreiben Sie kurzerhand, innerhalb von lediglich zwei Wochen ein neues Klavierkonzert. Und was für eines! Technische Tücken zu Hauf, eine Solo-Kadenz im Stile Bachs sowie an Chopin gemahnende Kantilenen haben Sie zu einem spektakulären Glanzstück vereint. Selbst Franz Liszt, der wohl grösste Klaviervirtuose der Zeit, ist beeindruckt. Die Zeit ist übrigens das Frühjahr 1868 und der grosse russische Tastenvirtuose kein geringerer als Anton Rubinstein. Dieser wird das Klavierkonzert in seiner Karriere auch noch selber oft und gerne
Die Dirigentin Anja Bihlmaier leitet ein Tonhalle- und ein Mittagskonzert.
spielen. Es wird ihm gar zu einem «teuren Freund». Chamayou und Bihlmaier Auch Bertrand Chamayou verbindet mit dem 2. Klavierkonzert von Saint-Saëns eine enge Beziehung. Denn seine Aufnahme des 2. sowie 5. Klavierkonzerts von Saint-Saëns wurde 2019 mit dem Gramophone Recording of the Year Award ausgezeichnet. Weiter ziert der ECHO Klassik sowie vier Auszeichnungen mit Frankreichs renommiertesten Preis Victoires de la Musique seine glanzvolle Solistenkarriere. Im Konzert in der Tonhalle St.Gallen spannt er mit der deutschen Dirigentin Anja Bihlmaier zusammen. Seit der aktuellen Saison ist sie Chefdirigentin des Residentie Orkest Den Haag. In der Vergangenheit konnte sie mit Klangkörpern wie dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem BBC Symphony Orchestra und der NDR Radiophilharmonie Hannover zusammenarbeiten und in der laufenden Saison folgen Debuts bei den Orchestern des SWR und WDR. Und auch auf das Sinfonieorchester St.Gallen trifft sie
Hörwege! Nach dem Konzert spielt Bertrand Chamayou ein ca. 20-minütiges Late Night Special.
Feuervogel Mittagskonzert
zum ersten Mal. Diese erste Begegnung ist in gleich zwei Konzerten zu erleben: Neben dem Tonhallekonzert leitet Bihlmaier auch das Mittagskonzert mit Igor Strawinskis Suite aus L’Oiseau de feu. Verzauberte Märchenklänge Camille Saint-Saëns 2. Klavierkonzert wird im Tonhallekonzert eingebettet in märchenhafte Klänge. Da wäre zum einen die Welt von Dornröschen, dem kleinen Däumling, der Kaiserin der Pagoden und von der Schönen und dem Biest. Das sind die Protagonisten in Maurice Ravels Suite Ma mère l’oye. In plastischen Klangbildern bevölkern die französischen Märchenfiguren die Sätze, bis sie sich am Ende im verzauberten Feengarten wieder in Luft auflösen. Ursprünglich hatte Ravel die Suite für die beiden Kinder von Freunden für Klavier zu vier Händen geschrieben. Die Verwendung von Fabelthemen suggeriert zwar, dass es sich um Stücke für Kinder handelt, doch ist der technische und musikalische Anspruch nicht zu unterschätzen. Später fertigte Ravel eine Fassung für Orchester an, die zu
Freitag, 25. März 2022 12.15 Uhr, Tonhalle Anja Bihlmaier, Leitung Igor Strawinski, Suite aus Der Feuervogel (1945)
einem festen Bestandteil des Konzertrepertoires geworden ist und mit ihrer sinnlichen Klangsprache Kinder- wie Erwachsenenohren betört. Das nicht minder fantastische Personal der Ballettsuite L’Oiseau de feu von Igor Strawinski wird in schillernde Klangfarben getaucht. Ursprünglich war L’Oiseau de feu eine Ballettmusik, doch dank der ausgeklügelten Orchestrationskunst Strawinskis kann man das russische Märchen rund um den Feuervogel auch in der Suitenfassung problemlos verfolgen. Der magische Feuervogel betritt etwa in einem schillernden Tonkleid die Bühne, während der böse Zauberer Kaschtschei durch das tiefe Blech und mit krachenden Akkorden heraufbeschworen wird. (ir)
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DAVID OISTRAKH QUARTETT
Streichquartett der Spitzenklasse
David Oistrakh Quartett – mit dem derart prestigeträchtigen Namen des 1974 verstorbenen Jahrhundertgeigers kann man sich nicht ohne weiteres schmücken. Diese Ehre muss man sich verdienen! Und dieses Vierergespann hat dies getan und tut es mit seinem transparenten und klangnuancierten Quartett-Spiel immer wieder. Nun kommt das russische Spitzenensemble im Rahmen der MeisterzyklusKonzerte nach St.Gallen. Im Gepäck sind Werke von Beethoven, Schostakowitsch und Dvořák.
Oistrakh Quartett Beethoven Dvořák Schostakowitsch Meisterzyklus-Konzert Freitag, 1. April 2022 19.30 Uhr, Tonhalle Oistrakh Quartett Andrey Baranov, Violine Rodion Petrov, Violine Fedor Belugin, Viola Alexey Zhilin, Violoncello Raúl da Costa, Klavier Ludwig van Beethoven, Streichquartett Nr. 3 D-Dur op. 18/3 Dmitri Schostakowitsch, Streichquartett Nr. 10 As-Dur op. 116 Antonín Dvořák, Klavierquintett A-Dur op. 81
Das russische David Oistrakh Quartett.
Aus vier mehrfach ausgezeichneten Solisten besteht das russische David Oistrakh Quartett. Und auch wenn sie zu viert unterwegs sind, sorgen sie für umjubelte Konzerte und haben längst ihre Spuren in der internationalen Kammermusikszene hinterlassen. Als 2012 die Familie von David Oistrakh das Quartett mit dessen Namen beehrte, dürfte es auch eine Rolle gespielt haben, dass exakt 75 Jahre nach dem Triumph der russischen Legende beim prestigeträchtigen Violinwettbewerb Concours Reine Elisabeth der Primgeiger des Quartetts, Andrey Baranov den ersten Preis für sich entscheiden konnte. Im zweiten Konzertteil in der St.Galler Tonhalle spannt das Quartett für Antonín Dvořáks Klavierquintett A-Dur op. 81 mit dem Pianisten Raúl da Costa zusammen. Dvořáks Klavierquintett ist eines der beliebtesten der Gattung – damals wie heute. Schon allein der
Beginn dürfte einen von dieser lebensfrohen Musik überzeugen: Über der sanft plätschernden Begleitung des Klaviers hebt das Cello mit einer strahlenden Kantilene an, wie sie eigentlich nur Dvořák schreiben kann. Und auch die anderen drei Sätze leben von der melodischen Erfindungsgabe des böhmischen Komponisten. Im zweiten kommt seine elegische Seite hervor. Er hat ihn «Dumka» überschrieben – ein ukrainischer Volkstanz der zwischen inniger Wehmut und Heiterkeit schwankt. Bei Dvořák überwiegt die Wehmut mit einem bezaubernd-melancholischen Hauptthema, das er in eine reiche Palette an Klangfarben taucht. Apropos Klangfarbe: Eine Herausforderung, vor der alle Komponist*innen stehen, wenn sie ein Klavierquintett komponieren, ist die richtige Klangbalance zwischen dem Streichquartett und dem kräftigeren und lauteren Klavier zu finden.
Dvořák wusste dieses Problem souverän zu lösen, indem er das Klavier den Streichern als gleichberechtigter Partner zur Seite stellte und auf diese Weise eine abwechslungsreiche Mischung der Timbres schuf. Beethoven und Schostakowitsch Dem nicht ganz ernst gemeinten Wettbewerb zwischen zwei Komponistenkollegen haben wir Dmitri Schostakowitschs Streichquartett Nr. 10 zu verdanken. Als sein guter Freund Mieczysław Weinberg 1964 ein neuntes Streichquartett geschrieben hatte, fühlte sich Schostakowitsch – der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls neun Quartette verzeichnete – dazu angestachelt, den Freund zu überholen. So komponierte er innerhalb von nur elf Tagen seinen zehnten Gattungsbeitrag. Dass der Anlass ein ungezwungener, ja freundschaftlicher war, hört man dem Quartett
an: Der erste Satz ist geprägt von einer gesprungenen, neckischen Melodie und verspielten Ausgefallenheiten, wie etwa die flirrenden Ausbrüche sul ponticello (zu deutsch: am Steg). Das anschliessende Allegro furioso erweist seinem Namen alle Ehre, während das folgende Adagio von kantabler Innigkeit ist. Das Finale hat es jedoch in sich. Es wird von einem tänzerischen Thema bestimmt, dessen Konturen immer schärfer gezeichnet werden, bis der Satz schliesslich morendo verklingt. Das Streichquartett wurde noch Ende des Jahres 1964 vom Moskauer BeethovenQuartett ebendort uraufgeführt. Mit einem Beitrag von Ludwig van Beethoven beginnt indessen das Meisterzyklus-Konzert. In seinem Streichquartett Nr. 3 sind seine Vorbilder Mozart und Haydn präsent. Das zarte Adagio ist von einer Sanglichkeit, wie sie auch in den langsamen Sätzen der Mozart-Quartette erstrahlt. Und das plötzliche Pianissimo mitten in einem fortissimo-Lauf am Ende des Finales, könnte ebenso ein Scherz à la Haydn sein. (ir)
KONZER T / AU S S ER D E M
SCHULDie Moldau UND FAMILIENKONZERT
Das Sinfonieorchester unternimmt eine abenteuerliche Reise dem Lauf der Moldau entlang.
Es tropft, rauscht, kracht, fliesst, plätschert, strömt, spritzt und sprudelt. Wasser kann so unterschiedlich klingen! Und auch unser Sinfonieorchester kann sich von einem sanften Bächlein in einen tosenden Fluss, von einem plätschernden Frühlingsregen in ein krachendes Gewitter verwandeln. In diesem für Kinder und Familien konzipierten Konzert zeigt das Sinfonieorchester, wie es mit seinen vielen Instrumenten das Wasser in all seinen Formen und Zuständen imitieren kann. Auch die Komponisten der klassischen Musik waren seit jeher von den Klängen des Wassers fasziniert. So hat etwa Gioacchino Rossini in der Ouvertüre zu seiner Oper Wilhelm Tell einen donnernden Sturm entfesselt und Benjamin Britten beschwört in seinen Four Sea Interludes einen reissenden Strom. Der wohl bekannteste Fluss der Musikgeschichte ist Bedřich Smetanas Moldau. Wir begleiten sie in diesem Konzert auf ihrer ereignisreichen Reise von der Quelle bis ins Meer: Aus zwei kleinen Rinnsalen schwillt sie zu einem kräftigen Strom an, zieht vorbei an einer Jagdgesellschaft und einer Bauernhochzeit und begegnet zauberhaften tanzenden Nymphen. Sie muss
zudem gefährliche Stromschnellen überwältigen und kracht dabei an steil emporragende Felswände. Schliesslich verabschiedet sie sich in die Elbe und dann in die Weiten des Ozeans. Wir laden dazu ein, das Sinfonieorchester und die Moldau auf ihrem abenteuerlichen Weg zu begleiten und die Klangvielfalt des Orchesters kennenzulernen. (ir)
Auf dem Wasser – Die Moldau Schulkonzert [6-12] Freitag, 1. April 2022 10.30 Uhr, Tonhalle Familienkonzert [6+] Sonntag, 3. April 2022 10.30 Uhr, Tonhalle Stéphane Fromageot, Leitung Karl Schimke, Konzept und Moderation Sinfonieorchester St.Gallen
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Theaterkurs für Jugendliche [13-15]
MIT MACHEN
Spielwütig und bereit für die ersten Versuche auf der Bühne? – Hier ist deine Chance. Am 23. März startet der nächste Theaterkurs für 13- bis 15-Jährige. Unter Anleitung von Theaterpädagoge Mario Franchi kannst du jeweils am Mittwochnachmittag Theaterluft schnuppern. Schlüpfe in Figuren, übe dich im Improvisieren und erwecke Geschichten zum Leben. In den wöchentlichen Treffen stehen Spiel und Spass im Zentrum. Zum Abschluss gibt’s Mitte Juni eine Präsentation für Familienangehörige. (mf)
Kursstart Mittwoch, 23. März 2022 15 Uhr, Probebühne St.Gallen-Lachen Anmelden bis 13. März 2022 Gina Besio, g.besio@theatersg.ch 071 242 05 25 theatersg.ch/de/youngsters
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St.Gallen • Gossau SG • Wil SG Bütschwil • Wiesendangen Rapperswil-Jona • Pfäffikon SZ • Lachen SZ
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Begeisternde Premiere
LADY BESS
Spannendes und emotionales Musiktheater, engagierte Darstellerinnen und Darsteller, ein volles Haus: Die Premiere von Lady Bess wurde zum begeisternden Fest – und zum Symbol für die Rückkehr zum prallen Theaterleben.
Nach gut zweieinhalb Stunden packendem Musicalgenuss hielt es das Publikum nicht mehr in den Klappsesseln des Provisoriums: Mit dem ersten Applaus nach dem Schlusssong schnellten die Menschenreihen in die Höhe zur Standing Ovation für alle Beteiligten auf, vor und hinter der Bühne. Einhellig waren auch die Kommentare im Foyer und an der anschliessenden Premierenfeier. Begeistert, beeindruckt, beseelt vom Gesehenen und Gehörten, mit solchen Begriffen drückten die einen ihre Gefühle aus. Andere analysierten: Absolut genial, toll auf die Bühne gebracht, hochprofessionell gespielt, Weltklasse-Musical. In das Lob des St.Galler Publikums stimmte auch ein ganz besonderer Gast ein. Komponist Sylvester Levay hatte es sich nicht nehmen lassen, zur Premiere der Neufassung nach St.Gallen zu reisen – und er liess gegenüber dem St.Galler Tagblatt keine Zweifel aufkommen, dass er die Reise nicht bereut hatte. Das Sinfonieorchester St.Gallen habe grossartig gespielt, die Darstellerinnen und Darsteller hätten genial gesungen und nicht einfach geschauspielert, sondern sich mit Herz in die Figuren eingelebt: «Ich bin komplett überwältigt von der ganzen Produktion.» Was sich Werner Signer und Jan Henric Bogen im Vorwort des Programmhefts erhofften, ist bereits an der Premiere wahr geworden: Dass dieses dichte, spannende Stück Musiktheater die Herzen im Sturm erobern werde. Das Historiendrama um Lady Bess, das zugleich ein zeitloses Märchen über den Traum von einer besseren Welt ist, lässt nicht kühl. Dass die Premiere dank dem Timing des Bundesrates zur ersten Vorstellung ohne Corona-Einschränkungen seit Langem wurde, war die schöne Zugabe. (bh)
Cast und Orchester bedanken sich beim Publikum für die Standing Ovation.
Vorstellungen 4./5./6./11./12./13./30./31. März 2022 2./3./19./22./23./29./30. April 2022
«Komplett überwältigt»: Komponist Sylvester Levay (mit Mikrofon) inmitten des Lady-Bess-Teams an der Premierenfeier.
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Und irgendwo dazwischen
WANDER Theatertreffen UM!STUTZ auf Rädern MOBIL Ein Trauma aus dem Stück Die Entfremdeten, Wo der Supermarkt aufhört (AT). S - SIE // F - FLURIN // F.e*r - Fremde*r
Das Wandermobil des Schweizer Theatertreffens macht in St.Gallen halt.
Das 8. Schweizer Theatertreffen vom letzten Jahr konnte leider wegen … Sie wissen es ... nur teilweise .... Im Kleinformat jedoch findet es vollständig statt, auf vier Rädern: Es tourt in der Gestalt eines Wandermobils durch die ganze Schweiz. Diesen Frühling macht es auch in St.Gallen halt, und zwar vor dem UM!BAU und der Tonhalle. Die dezentrale Durchführung des Festivals ist dabei mehr als nur eine Notlösung, sondern sie steht geradezu symbolisch für diese Art von Veranstaltung. Denn die Tour von Theater zu Theater entspricht in Miniform der Grundidee eines Theatertreffens, das dem kulturell und sprachlich diversen Theaterschaffen der Schweiz eine Plattform bietet und ein Treffpunkt zur Begegnung und zum Austausch für Professionelle und Publikum aus der ganzen Schweiz sein soll. Im Wandermobil können die Besucher*innen über verschiedene Kanäle eintauchen in die Produktionen, die das Programm des 8. Theatertreffens gebildet hätten. Präsentiert werden die «Sélection 2021» der eingeladenen Stücke sowie der Shortlist. Auf dieser figuriert auch das szenische Konzert Die lächerliche Finsternis, welches Schauspieldirektor Jonas Knecht im Dezember 2020 unmittelbar vor dem Lockdown auf die Bühne der Lokremise gebracht hat und das im April 2022 dort nochmals zu sehen sein wird.
Das Konzept des Wandermobils stammt von Julie Paucker, der künstlerischen Leiterin des Festivals, und Damian Hitz, einem Duo, das auch in St.Gallen Spuren hinterlassen hat. Julie Paucker war als Gastdramaturgin letztes Jahr am Audiowalk Città irreale beteiligt, Damian Hitz hat zuletzt das Bühnenbild zu unserem Familienstück Die kleine Hexe entworfen. Das nächste grosse Schweizer Theatertreffen geht ebenfalls im Osten über die Bühne. Es findet vom 18. bis 22. Mai 2022 in Chur und im Fürstentum Liechtenstein statt und wird ausgerichtet vom Theater Chur, der Postremise Chur und dem TAK Theater Liechtenstein. (bh) rencontre-theatre-suisse.ch/de/
Wandermobil Schweizer Theatertreffen 2021 on tour 25. März 2022 bis 14. April 2022 Platz vor UM!BAU und Tonhalle
Die lächerliche Finsternis Szenisches Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz Inszenierung: Jonas Knecht 12./19./21./23. April 2022 20 Uhr, Lokremise
S Ich bin in dem Alter, in dem alle um mich herum schwanger sind, heisst Baby da, Baby dort … Bla … Bla …Bla … Nervtötend! Einmal, am Bahnhof. Ich zu spät. Was mir meine Mutter auch immer sagt! Weisst schon, Sachen wie: Warte nicht zu lange… Deine Biologische Uhr … Bla …Bla … Bla … Also, ich verschlafen, stülpe mir das erstbeste Kleidungsstück über, schnellen Kaffee, Zähneputzen, Schlüssel, Raus. Kennst du das, wenn man so im Halbschlaf am Bahnhof steht? Man nimmt diese MüdigkeitsAggressionen wahr. Musik, aus fremden Kopfhörern, der abgestandene Geruch in der Luft und ich höre das Quietschen der Räder, die beim Einfahren um die letzte Kurve kratzen, sehe das Licht, und dann, der Rausch-Moment. So ein ewiges, vertrautes Rauschen. Nichts Einzigartiges. Nur ein monotones Rauschen. So, als ob man das Wort aussprechen würde, aber das «sch» elf Stunden lang durchzieht. Und plötzlich schreit ein Kind. Ich, muss einsteigen und weiss, dass diese Mutter mit diesem Kinderwagen, in diesem das schreiende Ding liegt, nicht in meinem Zug soll. Ich höre wie sie nach Hilfe fragt, ignoriere sie. F Das tun doch alle mal. S Drehe mich um und setze ein triumphierendes, Sieger*innenLächeln auf. F Viele helfen sich nicht gegenseitig. S Die Tür zu und ich liege in meinem Bett. Mein Telefon klingelt. Ja? Was? Mist! Wie spät? Ja! Ich bin … Ja, zu spät, ich weiss! Ich zieh mir nur … Mist! Nein, nicht du! Weinflecken! Auf meinem Kleid. Nein! Alles gut. Ach, ich verkauf es als Designer-Stück. Nein, keine wilde Nacht, nein! Je länger du mich aufhältst, desto länger geht es, bis ich im Büro … Ja. Ich weiss. Ich gebe Gas! Duschen. Anziehen. Kaffee. Zähneputzen. Handy. Schlüssel. Handtasche. Tür. Raus. Bus. Bahnhof. Dann Rausch. Fe*r Wie heisst es? S Was? Fe*r Das Kind? F Nenn es bitte Flurin! S Naja, eigentlich… F Bitte! Es hat noch nie jemand ein Kind nach mir benannt. Bitte! S Also gut! Flurin! Du weisst, dass du meinen Traum verfälscht. F Nur ein wenig. Fe*r Wie alt ist es denn? S Was?!
Fe*r Das kleine Ding? S Das kleine Ding?! Und bemerke, wie mein Arm auf und ab und auf und ab, ich folge mit meinem Blick dem Arm, sehe meine Hand, sehe wie diese Hand einen mit Schaumstoff überzogenen Griff umklammert und auf und ab und auf und ab einen Kinderwagen schaukelt. In diesem ein schreiendes kleines etwas, dessen Name … F Flurin, ist. S Ich NICHT kenne! Ich, plötzlich durchgeschwitzt, stehe wie so eine typisch überforderte Mutter am Bahnhof, die einer Panikattacke nahe ist. Sei Still! Fe*r Es scheint frisch zu sein? S Ich weiss nicht! Fe*r Sie stehen doch mit diesem Kind hier am Bahnhof? S Ich bin nicht die Mutter! Fe*r Das denken alle Eltern, gerade wenn sie schreien. Sie Die Frau von gestern. Ich habe sie stehen lassen. Sie hat den Wagen stehen lassen. Sei endlich Still! Fe*r Das kann passieren, wenn man frisch Mutter ist, das bedeutet Stress. S Es ist nicht mein Kind! F Raussscccchhhhhhhh. S Können Sie mir helfen? Und das Fremde setzt nur ein kurzes, triumphierendes, Sieger*innenLächeln auf. Die Tür knallt zu. Ich am Bahnhof, mit diesem Kind und plötzlich gibt es keine Aufzüge und Rolltreppen mehr. Wir gefangen in einem Labyrinth aus Treppen. F Weisst du, die Transportunternehmen sind bemüht, möglichst gute Anschlüsse ohne Hindernisse und allzu langes Warten auf das nächste Verkehrsmittel zu bieten. Das hat zur Folge, dass das Umsteigen für Reisende mit Kinderwagen oft zu einer Art Spiel ohne Grenzen wird. Mit Nachwuchs ist man naturgemäss langsamer unterwegs. Hab ich irgendwo in einer Tier Doku gesehen. S Ich bin an diesem blöden Bahnhof alt geworden! Und das Kind wurde älter. Schlussendlich hat dann dieses Kind, was nun eine Frau, in meinem Alter war. Dieses Kuckucks-Kind-Frau, hat mich dort zwischen Pisse und toten Tauben «begraben». Es hat mich wie ein altes Sandwich, was man nicht mehr essen mag, auf die Gleise geschmissen. Und daher will ich dieses Kind in mir nicht haben. Ich will kein altes Sandwich sein!
Alexander Stutz ist in dieser Spielzeit Hausautor am Theater St.Gallen. In der UM!SCHAU schreibt er seine monatliche Kolumne UM!STUTZ.
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FRAU RADKIAL Sie ist wieder da MÜLLER ALLEIN MUSS WEG
«Sternstunde der Schauspielkunst» Mit zwei spannenden Monologen von französischen Schriftstellern und inszeniert von der französischen Regisseurin Leyla Claire Rabih ist die Reihe Radikal allein im Februar in die zweite Runde gegangen: Matthias Albold spielt Steve Jobs von Alban Lefranc, Bruno Riedl Dienstags bei Migros von Emmanuel Darley. Das Kulturmagazin Saiten würdigte die beiden Monologe unter dem Titel «Die Königsdisziplin» und schrieb: «Minimale Requisiten, maximale Textkonzentration, eine Stunde solo, ohne Netz und doppelten Boden, radikal allein, wie die Monolog-Reihe sich passend nennt: Das ist quasi die Königsdisziplin des Schauspiels. Wäre Kultur olympisch, so würden sich alle Scheinwerfer darauf richten. So aber gibt es statt Medaillen «nur» Applaus. Dafür geht es um etwas – um drängende Zeitfragen und psychologische Zwischentöne, wie sie so zugespitzt, live und nachhallend nur das Theater hinkriegt.» Nichts weniger als eine Sternstunde der Schauspielkunst habe das Publikum erlebt. Das St.Galler Tagblatt sprach von zwei intimen, feinfühlig und bildmächtig umgesetzten Monologen, die «in Bruno Riedl
und Matthias Albold, den beiden alten Schauspielschlachtschiffen, zwei starke Protagonisten gefunden» hätten. Das Fazit des Tagblatts: «Mit zwei eindringlichen, kleinen Inszenierungen zeigt das Theater St.Gallen, was starkes Sprechtheater kann: berühren, empfinden lassen, als wäre man Teil des Geschehens.»
Steve Jobs von Alban Lefranc aus der Monologreihe Radikal allein mit Matthias Albold 3./8./17. März 2022 jeweils 20 Uhr, Kunstmuseum
Dienstags bei Migros von Emmanuel Darley aus der Monologreihe Radikal allein mit Bruno Riedl 10./15./21./31. März 2022 20./27. April 2022 5. Mai 2022 jeweils 20 Uhr, Kunstmuseum – Kirchhoferhaus
Ist die Lehrerin überfordert? Sind die Kinder frech und renitent? Haben die Eltern versagt? Um diese Fragen dreht sich das Stück Frau Müller muss weg. Die bitterböse Komödie aus dem Schul- und Erziehungsalltag von Lutz Hübner und Sarah Nemitz wurde 2010 in Dresden uraufgeführt und vor allem durch die gleichnamige Verfilmung von Sönke Wortmann aus dem Jahr 2015 einem grösseren Publikum bekannt. Im Dezember letzten Jahres kam sie in einer Inszenierung unserer Leitenden Dramaturgin Anja Horst auf die Bühne der Lokremise. Wegen des grossen Erfolgs und weil durch die Verschiebung der Produktion Die Mitte der Welt Termine und Kapazitäten frei wurden, kehrt Frau Müller muss weg im März nochmals zurück auf den Spielplan.
Elternschaft urban aufmüpfig. Diana Dengler behauptet sich als Lehrerin mit urkomischer Redlichkeit. […] Wenig später läuft die Sache ziemlich aus dem Ruder, die Emotionen kochen hoch – und alles kommt, wie sich das für eine gut geschriebene, auf Pointen zielende Komödie gehört, am Ende völlig anders. Aber wirklich: ganz anders.» St.Galler Tagblatt «Das Premierenpublikum reagierte entsprechend stark, kommentierte flüsternd, applaudierte, lachte peinlich berührt oder lauthals über Situationskomik und Dialogwitze. Das spricht für die starke Wirkung eines Stücks, das wie seine Figuren nach Unterhaltung <schreit> und zugleich zum Nachdenken anregt.» Saiten
Das sagte die Kritik: «Wo das Gymnasium als einziger Weg zur Seligkeit gilt, gehen Eltern notfalls über Leichen – darüber kann man sich im pointenreichen Erfolgsstück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz gut amüsieren. Regisseurin Anja Horst hat es gestrafft und nach St.Gallen verpflanzt: Auch da ist die
Frau Müller muss weg Komödie von Lutz Hübner und Sarah Nemitz Inszenierung: Anja Horst Zusatzvorstellungen in der Lokremise 11./15./17./20./22. März 2022
Matthias Albold in Steve Jobs. Diana Dengler als Frau Müller (rechts vorne) mit (v. l.) Christian Hettkamp, Fabian Müller, Anja Tobler, Pascale Pfeuti und Oliver Losehand.
Bruno Riedl in Dienstags bei Migros.
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Der Vorverkauf startet
ST.GALLER FESTSPIELE
Grosse russische Oper und die Geschichte von Frankreichs Nationalheiliger Jeanne d’Arc, ein Tanzstück über die Flüchtigkeit der Moderne und ein reichhaltiges Konzertprogramm unter dem Motto «Spielarten der Liebe»: Das sind die 17. St.Galler Festspiele. Am 1. März startet der Vorverkauf.
St.Galler Festspiele 2021: Notre Dame von Franz Schmidt.
Oper: Die Jungfrau von Orléans Gott habe ihr den Auftrag gegeben, die englischen Gegner in Orléans zu besiegen und den französischen Thronerben nach Reims zur Krönung zu führen, behauptete das 17-jährige Bauernmädchen Jeanne d’Arc und erfüllte tatsächlich die zweifelhafte Prophezeiung. An ihrem Plan, auch Paris den Feinden zu entreissen, scheiterte sie jedoch und wurde schlussendlich als Ketzerin zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Inspiriert von der Legende der Heiligen Johanna und von Friedrich Schillers
Drama Die Jungfrau von Orleans setzte Pjotr Iljitsch Tschaikowski Frankreichs Nationalheldin ein opulentes musikalisches Denkmal. Er schuf eine wirkungsvolle Grand opéra russischer Prägung mit hochemotionalen Arien und Ensembles, dramatischen Tableaus, Chor- und Massenszenen, in der Jeanne d’Arc nicht nur das französische Heer unerschrocken zum Sieg führt, sondern sich letztlich gegen ihre göttliche Mission und für die Liebe entscheidet und dafür am Ende mit dem Leben bezahlen muss. In St.Gallen ist Orleanskaya deva,
so der russische Originaltitel des Werks, im Rahmen der Festspiele nun zum ersten Mal zu erleben. Die eindrucksvolle Kulisse von Kathedrale und Klosterhof liefert dabei das passende Ambiente für Tschaikowskis monumentalste Oper über Politik, Religion, Fanatismus und grosse Gefühle. Regisseurin Barbora Horáková, die 2017 mit einem Preis beim Ring Award in Graz und 2018 als Newcomer des Jahres bei den International Opera Awards ausgezeichnet wurde, wird zusammen mit Bühnenbildnerin Susanne Gschwender und
Kostümbildnerin Annemarie Bulla Die Jungfrau von Orléans auf die Freilichtbühne bringen. Als ausgewiesener Experte des russischen Repertoires gibt Dirigent Dmitri Jurowski ebenfalls sein Debüt bei den St.Galler Festspielen. (cs) Tanz: Gegen den Strom Der bulgarische Choreograf Dimo Kirilov Milev zeichnete zuletzt am Theater St.Gallen für den ersten Teil des Doppelabends TraumAlpTraum verantwortlich. Nun choreografiert er zum ersten Mal für die St.Galler Festspiele.
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Die Jungfrau von Orléans Oper von Pjotr I. Tschaikowski Premiere Freitag, 24. Juni 2022 20.30 Uhr, Klosterhof Weitere Vorstellungen 25./28. Juni 2022 1./2./6./8. Juli 2022
Gegen den Strom Tanzstück von Dimo Kirilov Milev Uraufführung Mittwoch, 29. Juni 2022 21 Uhr, Kathedrale Weitere Vorstellungen 4./7. Juli 2022
Konzerte Festgottesdienst Sonntag, 26. Juni 2022 10.30 Uhr, Kathedrale Domkapellmeister Andreas Gut, Leitung Collegium Vocale der Kathedrale St.Gallen
Guang-Xuan Chen und Mei-Yun Lu 2021 im Tanzstück Echo.
Für die Stiftskirche entwickelt er mit Gegen den Strom eine Choreografie, die sich mit dem philosophischen Begriff der «flüchtigen Moderne» auseinandersetzt. Dabei geht es um das sich entwickelnde Phänomen, dass unser Leben und unsere Beziehungen von Flexibilität und Kurzfristigkeit bestimmt werden. Ergebnis dieser Entwicklung ist ein Zustand der ständigen Ungewissheit. Gemeinsam mit der Tanzkompanie Theater St.Gallen erforscht Milev diesen Aspekt des Lebens in unserer Gegenwart. Musikalisch begleitet wird die Kreation von Domorganist Willibald Guggenmos an der Orgel. (cd) Omnia vincit amor – Die Liebe besiegt alles Der Titel des Konzertes mit den gefeierten Monteverdi-Experten von La Venexiana steht für die Allmacht der
Liebe. Weil dies natürlich ein vollkommen zeitloses Thema ist und auch kaum eine Oper ohne Liebesgeschichte auskommt, präsentieren wir im Festspielsommer 2022 unser Konzertprogramm, wie es ursprünglich für den ersten Coronasommer 2020 vorgesehen war. Die Freude darüber ist riesengross, dass wir diese Konzertideen, an denen wir hingen und hängen, nun doch noch in Klang umsetzen können – bei uns, wie auch bei unseren Gastkünstlern und Partnern, denen wir uns herzlich verpflichtet fühlen! Das Vocalconsort Berlin, die tunesische Sängerin Ghalia Benali und das Ensemble Zefiro Torna beleuchten in Allegories of Desire das alttestamentarische Hohelied Salomos, das mit seiner oft explizit erotischen Sprache während Jahrhunderten orientalische und abendländische Künstler*innen faszinierte
und bewegte. Der italienische Ausnahme-Stimmkünstler Marco Beasley lässt in Il racconto di mezzanotte mystische Geschichten über Liebe, Leben und Tod lebendig werden. Domorganist Willibald Guggenmos widmet sich Meisterwerken der russischen Musiktradition für «seine» Königin der Instrumente, während das Ensemble Les Inattendus Bachs weltliches Gebet Die Kunst der Fuge in neuer und reizvoller Klangmischung mit Akkordeon, Barockvioline und Viola da gamba erklingen lässt. In Zusammenarbeit mit dem Domchor St.Gallen präsentiert das Festkonzert unter Leitung von Chefdirigent Modestas Pitrenas religiöse Chorszenen und Arien aus der Welt der Oper. Gebet, Liebe, Andacht und Allzu-Menschliches: Ein Konzertprogramm wie geschaffen für Tschaikowskis Die Jungfrau von Orléans – finden Sie nicht? (fs)
Die russische Orgel Orgelmusik und Bearbeitungen aus der russischen Tradition Sonntag, 26. Juni 2022 17 Uhr, Kathedrale Willibald Guggenmos, Orgel Preghiera – Festkonzert Religiöse Orchesterwerke, Chorszenen und Arien aus der Welt der Oper Donnerstag, 30. Juni 2022 20.30 Uhr, Kathedrale Modestas Pitrenas, Leitung DomChor St.Gallen Prager Philharmonischer Chor Sinfonieorchester St.Gallen Monteverdi - Omnia vincit Amor Spielarten der Liebe Freitag, 1. Juli 2022 19 Uhr, Kirche St. Laurenzen Eine Liebesgeschichte - Pasticcio aus Madrigalen, Canzonetten und den Scherzi Musicali von Claudio Monteverdi La Venexiana Il Racconto di Mezzanotte Gesänge von Nacht und Liebe, Schatten und Licht Sonntag, 3. Juli 2022 19.30 Uhr, Schutzengelkapelle Sololieder, Gesänge und Rezitationen mit einem der charismatischsten Stimmkünstler unserer Zeit Marco Beasley, Gesang Die Kunst der Fuge Bachs Vermächtnis – neu gehört Dienstag, 5. Juli 2022 19 Uhr, Barocksaal Stiftsbibliothek Les Inattendus
Am Festkonzert in der Kathedrale erklingen religiöse Orchesterwerke, Chorszenen und Arien aus der Welt der Oper.
Allegories of Desire - Liebe, Sehnsucht, Verlangen Das Hohelied der Liebe - Musik aus Abend- und Morgenland Donnerstag, 7. Juli 2022 19 Uhr, Kirche St. Laurenzen Lieder, Chorwerke und Instrumentalmusik aus dem Mittelalter, Renaissance, Barock sowie der arabischen Tradition Ghalia Benali, Arabischer Gesang Vocalconsort Berlin Zefiro Torna
AU S S ER D EM
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Die Baustelle lebt
SANIERUNG UND ERWEI TERUNG
Vor rund eineinhalb Jahren haben die Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten am Paillard-Bau begonnen. Sie erlitten im ersten Winter eine Verzögerung und sollen im Frühling 2023 abgeschlossen sein. Ein Rundgang durch die Baustelle zeigt: Manches wie Teile der Fassade oder der Ballettsaal sind ihrem künftigen Aussehen bereits nahe, in anderen Bereichen sieht es noch sehr nach Baustelle aus.
Die Erweiterung im Eingangsbereich hat ihre endgültige Höhe erreicht. Sie wird mehr Raum für Maske und Garderoben bieten und den Chorsaal beherbergen.
Kaum zu erkennen vor lauter Gerüsten: Blick in den Theatersaal.
Im erhöhten Ballettsaal ist bereits mit dem Innenausbau begonnen worden.
In den Räumen im Untergeschoss sieht es noch sehr nach Baustelle aus.
DANK
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Produktionsunterstützungen
HERZLICHEN DANK La traviata
Jesus Christ Superstar Hauptsponsoren
Lady Bess Medienpartner
Lady Bess Hauptsponsoren
RAW
Offizieller Fitnesspartner
City Parking St.Gallen AG Auf dem Wasser Die Moldau
Jesus Christ Superstar Co-Sponsoren
Susanne und Martin KnechtliKradolfer-Stiftung Lady Bess Co-Sponsoren
Tiergeschichten Streichquartett 1781-1949 L’Oiseau de feu Feuervogel
Freundeskreis Sinfonieorchester St.Gallen
Grenzenlos! Oistrakh Quartett
Jutta Marxer Stiftung Mit grosszügiger Unterstützung von
I M P RE S S U M Herausgeber Theater St.Gallen Sinfonieorchester St.Gallen
Produktion Ostschweiz Druck AG, 9300 Wittenbach
Redaktion Beda Hanimann (bh)
Auflage 6000 Stück / 29. Jahrgang ISSN 2673-5989 (Print) ISSN 2673-5997 (online)
Fotos Seite 1: Jos Schmid Seite 2: AK Photo Berlin Seite 3: Reto Müller Seite 4: Husniddin Ato Seite 5: Sam Forrer Agata Lazarczyk Seite 6: Marco Borggreve Neda Naväe Seite 8: Anna-Tina Eberhard Seite 9: Anna-Tina Eberhard Seite 10: Damian Hitz Seite 11: Tanja Dorendorf T+T Fotografie Seite 12/13: T+T Fotografie Seite 14: Beda Hanimann Illustration Seite 1: Jasmin Kast Konzept Chantal Maag
Bitte richten Sie Ihre Adress änderungen an info@theatersg.ch oder 071 242 05 05
© UBS 2020. Alle Rechte vorbehalten.
Texte Caroline Damaschke (cd) Mario Franchi (mf) Isabelle Rohner (ir) Florian Scheiber (fs) Christina Schmidl (cs) Alexander Stutz
Tickets theatersg.ch / sinfonieorchestersg.ch kasse@theatersg.ch / 071 242 06 06 Billettkasse Montag–Freitag 10–19 Uhr Samstag 10–14 Uhr Abendkasse jeweils eine Stunde vor der Veranstaltung Vorverkauf am VBSG-Schalter im Rathaus St. Gallen, Montag–Freitag 8–18.30 Uhr
Meisterklasse Wir sind dabei, wenn die Kultur unser Leben bereichert. Auch bei Konzert und Theater St. Gallen. Geniessen Sie mit uns unvergessliche Momente.
Hotline Ticketportal 0900 325 325 (CHF 1.19/Min. ab Festnetz) Ihr Billett ist auch Ihr Busticket Konzert- und Theatertickets gelten als öV-Fahrausweis in der Ostwind-Zone 210.
UBS Switzerland AG St. Leonhardstrasse 33 9000 St. Gallen ubs.com/schweiz
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VE RA N S TA LTU N G S K A L E N D E R
SPIELPLAN März
Mi 02 WIEDERAUFNAHME Jesus Christ Superstar Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 19.30 – 21 Uhr, UM!BAU
April
So 13
Do 03 Jesus Christ Superstar Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 19.30 – 21 Uhr, UM!BAU Steve Jobs von Alban Lefranc aus der Monologreihe Radikal allein 20 – 21 Uhr, Kunstmuseum
Di 15
Di 08 Steve Jobs von Alban Lefranc aus der Monologreihe Radikal allein 20 – 21 Uhr, Kunstmuseum Mi 09 URAUFFÜHRUNG RAW Neue Choreografien 20 Uhr, LOK Do 10 RAW Neue Choreografien 20 Uhr, LOK
KONZERT Klassische Musik aus Usbekistan Meisterzyklus grenzenlos 19.30 Uhr, Tonhalle Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU Frau Müller muss weg Komödie von Lutz Hübner und Sarah Nemitz 20 – 21.20 Uhr, LOK
Sa 12
Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19 – 21.45 Uhr, UM!BAU
Fr 25
Frau Müller muss weg Komödie von Lutz Hübner und Sarah Nemitz 20 – 21.20 Uhr, LOK
So 27 La traviata Oper von Giuseppe Verdi 14 Uhr, UM!BAU
Fr 18
Sa 19
Jesus Christ Superstar Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 19.30 – 21 Uhr, UM!BAU
Do 31 Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU Dienstags bei Migros von Emmanuel Darley aus der Monolog reihe Radikal allein 20 – 21 Uhr, Kunstmuseum - Kirchhoferhaus
Fr 01
PREMIERE La traviata Oper von Giuseppe Verdi 19 Uhr, UM!BAU
So 20 KONZERT Streichquartette 1781–1949 Sonntags um 5 17 Uhr, Tonhalle Frau Müller muss weg Komödie von Lutz Hübner und Sarah Nemitz 17 – 18.20 Uhr, LOK Jesus Christ Superstar Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 19 – 20.30 Uhr, UM!BAU
Di 22
La traviata Oper von Giuseppe Verdi 19.30 Uhr, UM!BAU Frau Müller muss weg Komödie von Lutz Hübner und Sarah Nemitz 20 – 21.20 Uhr, LOK
KONZERT Oistrakh Quartett Beethoven Dvořák Schostakowitsch Meisterzyklus-Konzert 19.30 Uhr, Tonhalle La traviata Oper von Giuseppe Verdi 19.30 Uhr, UM!BAU
Sa 02 Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19 – 21.45 Uhr, UM!BAU So 03 KONZERT Auf dem Wasser – Die Moldau Familienkonzert [6+] 10.30 Uhr, Tonhalle Matinee: Biedermann und die Brandstifter Einführung in das Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch 11 Uhr, LOK, Eintritt frei
Mo 21 Jesus Christ Superstar Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 19.30 – 21 Uhr, UM!BAU Dienstags bei Migros von Emmanuel Darley aus der Monolog reihe Radikal allein 20 – 21 Uhr, Kunstmuseum - Kirchhoferhaus
KONZERT Feuervogel Mittagskonzert 12.15 Uhr, Tonhalle
Mi 30 Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU
Frau Müller muss weg Komödie von Lutz Hübner und Sarah Nemitz 20 – 21.20 Uhr, LOK
Dienstags bei Migros von Emmanuel Darley aus der Monolog reihe Radikal allein 20 – 21 Uhr, Kunstmuseum - Kirchhoferhaus Fr 11
Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 17 – 19.45 Uhr, UM!BAU
Do 17 Steve Jobs von Alban Lefranc aus der Monologreihe Radikal allein 20 – 21 Uhr, Kunstmuseum
So 06 Matinee: La traviata Einführung in die Oper von Giuseppe Verdi 11 Uhr, UM!BAU-Foyer, Eintritt frei Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19 – 21.45 Uhr, UM!BAU
Do 24 KONZERT L’Oiseau de feu Ravel Saint-Saëns Strawinski Tonhallekonzert 19.30 Uhr, Tonhalle
Dienstags bei Migros von Emmanuel Darley aus der Monolog reihe Radikal allein 20 – 21 Uhr, Kunstmuseum - Kirchhoferhaus
Fr 04 Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU Sa 05 Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 19 – 21.45 Uhr, UM!BAU
KONZERT Tiergeschichten Brunch-Konzert für Kinder und Familien [4+] 10 Uhr, UM!BAU-Foyer (Konzertbeginn 11 Uhr)
Lady Bess Musical von Michael Kunze und Sylvester Levay 17 – 19.45 Uhr, UM!BAU Fr 08 PREMIERE Biedermann und die Brandstifter Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch 19.30 Uhr, UM!BAU Sa 09 Jesus Christ Superstar Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice 19 – 20.30 Uhr, UM!BAU So 10
Biedermann und die Brandstifter Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch 19 Uhr, UM!BAU