November 2020
Vorwort
Im Terzett vom Februar 2020 warfen wir unter dem Titel «Das Theater anders denken» einen Blick in die Zukunft. Es ging um den bevorstehenden Umzug in unser Provisorium UM!BAU, in dem wir ab Oktober in mancherlei Hinsicht andere Bedingungen vorfinden würden, als wir sie vom angestammten Paillardbau kennen. Wie hätten wir damals ahnen können, welch perfiden Doppelsinn jener Titel innerhalb von wenigen Monaten entwickeln würde! Inzwischen sind wir so weit, dass wir das Theater fast jede Woche anders denken müssen.
Aber stellen wir das Positive in den Vordergrund: Anders als in den Nachbarländern und in zahlreichen Kantonen dürfen wir noch spielen, zumindest zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser UM!SCHAU. Aber die Zahl 50 ist zur magischen Zahl geworden, höchstens so viele Besucherinnen und Besucher dürfen sich eine Theateraufführung anschauen oder ein Konzert anhören. «Dieses Theatererlebnis ist himmeltraurig und grossartig zugleich», schrieb die Presse nach der Premiere der musikalischen Fabel The Black Rider. Für uns war am Tag der Bekanntgabe der neuen Coronaeinschränkungen Ende Oktober rasch klar: Wir spielen weiter! Aus der tiefen Überzeugung heraus, dass es gerade in Zeiten wie diesen die Kultur und den Reichtum der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Welt braucht. Mit unserem Entscheid, weiterzumachen, unterstreichen wir, wie sehr uns die Kultur Auftrag und Bedürfnis ist. Die positiven Reaktionen zeigen, dass wir damit richtig liegen. «Danke, liebes Thea-
ter», so quittierte der Tages-Anzeiger den Entscheid. Wir freuen uns, dass wir Sie mit Giulio Cesare in Egitto, The Black Rider, Zendijwa, dem Familienstück Das Dschungelbuch und ab 20. November wieder mit dem Musical Wüstenblume entführen dürfen in unbekannte, fantastische Welten. Wir sind glücklich, dass die Musik nicht verstummt und wir Sie zu himmlischen Klängen in die Tonhalle einladen dürfen. Und wir würden Ihnen allen gerne wünschen, dass Sie zu den glücklichen Auserwählten gehören, die sich einen der jeweils fünfzig Plätze sichern können. Leider ist das nicht möglich. Und leider gibt es auch keine Garantie, dass selbst der reduzierte Betrieb möglich bleibt. Aber wir sind guter Dinge und machen weiter. Auch wenn wir den Theater- und Konzertbetrieb alle paar Tage anders denken müssen.
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Gute Jagd und fette Beute: Das Dschungelbuch
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Die lächerliche Finsternis: Schauspiel nach einem Hörspieltext
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Wüstenblume: Unser Erfolgsmusical ist zurück
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Der UM!BAU begeistert
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Musik aus Westafrika und Himmlisches von Strauss und Schubert
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UM!SCHREIBUNG: Die Kolumne unserer Hausautorin
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Kurz und knackig
9 Werner Signer Geschäftsführender Direktor
Bildstark: Giulio Cesare in Egitto und The Black Rider
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Das Theater ist (fast) überall
DAS WAR EIGENTLICH DIE IDEE!
EINE NEUE PILGERSTÄTTE IN ST.GALLEN!?
Sankt fünfzig
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Dank an unsere Sponsoren Sankt fünfzig
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Veranstaltungskalender
S C HAU S P I E L
DAS DSCHU NGEL BUCH
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Gute Jagd und fette Beute!
Das erste Familienstück auf der Bühne des UM!BAUs ist eine Bühnenversion des Klassikers von Rudyard Kipling. Die Geschichte vom Menschenkind Mowgli, das so gern im Dschungel lebt und doch nicht weiss, wohin es gehört, inszeniert von Philippe Besson.
Das Dschungelbuch Familienstück von Rüdiger Pape nach Rudyard Kipling (5+) Premiere Samstag, 14. November 2020 14 Uhr, UM!BAU Leitung Inszenierung: Philippe Besson Ausstattung: Gabriella Ausonio Musikalische Leitung: Andreas Dziuk Licht: Andreas Volk Dramaturgie: Armin Breidenbach Besetzung Mowgli das Menschenkind: Jeanne Le Moign Chil der Geier / ein Affe: Diana Dengler Raksha die Wolfsmutter / Kaa die Schlange: Marcus Schäfer
Tabaqui der Schakal / Akela der Leitwolf / Ububu der Affe: Oliver Losehand Baloo der Bär: Fabian Müller Bagheera der Panther: Moritz Bürge Shere Khan der Tiger / Obobo der Affe: Bruno Riedl Weitere Vorstellungen Mi 25. November 2020, 14 Uhr Sa 5. Dezember 2020, 14 Uhr Sa 5. Dezember 2020, 17 Uhr So 6. Dezember 2020, 14 Uhr Mo 21. Dezember 2020, 14 Uhr Do 24. Dezember 2020, 14 Uhr Sa 26. Dezember 2020, 14 Uhr Sa 26. Dezeber 2020, 17 Uhr So, 27. Dezember 2020, 14 Uhr So 27. Dezember 2020, 17 Uhr Fr 1. Januar 2021, 14 Uhr
Text ist ein wenig zu lang
Aufruhr im Dschungel: Ein Menschenkind soll unter den Tieren des Dschungels aufwachsen! Raksha, die Wolfsmutter, hat es aufgenommen und vor dem Tiger Shere Khan in Sicherheit gebracht. Der hatte das Menschenkind gefangen und sich dabei eine Pfote verbrannt. Mowgli konnte fliehen. Seitdem sinnt Shere Khan auf Rache. Er findet es unmöglich, dass die Tiere des Dschungels Mowgli aufnehmen wollen. Einen Menschen! Doch ob Mowgli auch wirklich bleiben darf, muss der Rat der Wölfe entscheiden. Und tatsächlich: Weil der lustige Bär Baloo und der geschmeidige Panther Bagheera sich auf Rakshas Seite schlagen, darf Mowgli nach langem Hin und Her im Dschungel bleiben.
Also wächst das Menschenkind Mowgli wie ein Wolf auf. Im Dschungel lebt das Kleine ein unbeschwertes Leben und lernt ausserdem von Baloo und Bagheera die Vogelsprache und alles, was fürs Überleben im Dschungel nötig ist. Denn überall lauern Gefahren. Vor allem lernt Mowgli von seinen Freunden den Dschungelgruss: «Gute Jagd und fette Beute!» Wenn jedoch Baloo und Bagheera darauf bestehen, dass Mowgli ein Mensch sei, ist seine Antwort: «Ich bin ein Wolf!» Eines Tages will Shere Khan seinen Racheplan endlich umsetzen und kommt, um Mowgli zu töten. Mowgli soll bei den Menschen in Sicherheit gebracht werden. Weil das Menschenkind allerdings inzwischen ein echtes Dschungelkind geworden ist, will es dieses Leben voller Spass und Abenteuer nicht aufgeben. Aber mit der Affenbande, den Bandar-Logs, hat es nicht gerechnet. Die Affen sind schlau und verschlagen und wollen von ihm lernen, auf zwei Beinen zu gehen. Vor allem aber wollen sie von ihm die «Rote Blume» – das Feuer! Was liegt näher, als das Menschenkind kurzerhand zu entführen? Jetzt schafft es Mowgli nicht mehr ohne seine Freunde. Und Baloo und Bagheera brauchen die Hilfe der Schlange Kaa, vor allem ihre hypnotischen Kräfte. In der Ruinenstadt Cold-Lairs kommt es zum Showdown. Und dann ist da ja noch Shere Khan … Rudyard Kiplings Geschichte aus dem indischen Dschungel kreist um die Themen Identität und Heimat. Mowgli ist zwar ein Mensch, will aber viel lieber Wolf sein – oder zumindest im Dschungel leben. (ab)
S C HAU S P I E L
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DIE LÄCHER LICHE FINSTERNIS
«Das Verirren beim Versuch, die Welt zu erklären» Schauspieldirektor Jonas Knecht inszeniert Die lächerliche Finsternis als szenisches Konzert in der Lokremise. Was er unter der Bezeichnung versteht, warum er den Autor Wolfram Lotz so schätzt und wie er den Stoff umsetzen möchte, erzählt er im Interview.
Von Joseph Conrad 1899 verfasst, sollte der Roman Herz der Finsternis noch Generationen von Kulturschaffenden inspirieren. Das Buch erzählt vom englischen Seefahrer Marlow, der den Auftrag erhält, Mr. Kurtz, den Leiter einer Kolonialstation, im Dschungel ausfindig zu machen. Dafür begibt sich Marlow mit seiner Crew auf eine Flussfahrt mitten hinein ins Herz des düsteren Urwalds eines fremden Kontinents. Kurtz hat sich dort ein Handelsimperium aufgebaut und herrscht autokratisch über die Eingeborenen. Die gefährliche und beschwerliche Reise konfrontiert die Beteiligten zusehends mit Zweifeln, Ängsten und eigenen Abgründen. Auf Herz der Finsternis basierend, schuf der amerikanische Filmregisseur Francis Ford Coppola 1979 den Klassiker Apocalypse Now. Während die Literaturvorlage unscharf im afrikanischen Kongo verortet ist, verlegte Coppola den Plot seines Films in den Vietnamkrieg der 1960er-Jahre. Bezeichnenderweise erwies sich die Arbeit am Film als ähnlich aufreibend wie die Handlung der Vorlage. Die strapaziösen Dreharbeiten im philippinischen Dschungel überschritten sowohl das Budget als auch den geplanten Zeitaufwand bei Weitem und brachten die Crew an den Rand ihrer physischen und psychischen Kräfte. Von schier untragbaren Zuständen für alle Beteiligten beim Dreh berichtete ein paar Jahre zuvor auch der deutsche Regisseur Werner Herzog, der sich des Stoffes in seinem 1972 entstandenen Abenteuerfilm Aguirre – Der Zorn Gottes mit Hauptdarsteller Klaus Kinski angenommen hatte. Er handelt von einer Gruppe fiktiver spanischer Entdecker aus dem Mittelalter, die am Versuch, das Goldland Eldorado im Amazonas ausfindig zu machen, scheitern. Herzog wählte den peruanischen Urwald als Szenerie. Wolfram Lotz’ Hörspielversion aus dem Jahr 2013 führt uns schliesslich in die «Regenwälder» Afghanistans, genauer gesagt in den Hindukusch, der hier jedoch kein Gebirge ist, sondern ein Fluss – man soll schliesslich nicht alles glauben, was man im Fernsehen sieht! Und schon befinden wir uns mitten drin in Lotz’ unergründlichkomischen Welten. Bei ihm treten lediglich zwei Männer die Reise an: Oliver Pellner, Hauptfeldwebel der Bundeswehr, und sein Begleiter Stefan Dorsch, Unteroffizier, Aussteiger und ehemaliger Student der
Sozialen Arbeit. Sie sollen dafür sorgen, dass der durchgedrehte Oberstleutnant Deutinger liquidiert wird. Im Verlauf der Flussfahrt werden uns – wie selbstverständlich – irrwitzige Geschichten erzählt, und es kommt zu Begegnungen, die in ihrer scheinbaren Willkürlichkeit an Traumsequenzen erinnern. Zwei Männer fahren flussaufwärts in den Dschungel, mit dem Auftrag, einen Despoten zu liquidieren. Jonas, was hat das mit uns hier, unserem Alltag und unserem Leben zu tun? Ich glaube, ein Grundsatz bei Wolfram Lotz’ Stücken ist, dass die Figuren sehr konkret und heutig wirken. Das könnte einen erst mal auf eine falsche Fährte locken, dass also die Situation, in der sie sich befinden, entsprechend konkret ist. Die Flussfahrt steht meiner Meinung nach jedoch viel mehr für einen Kopf-Trip, eine Fahrt ins Innere dieser beiden Menschen. Wir befinden uns also auf einer surrealen Ebene, weit entfernt vom zwar oft mehrdeutigen, verschwommenen, aber doch auch realistischen Ansatz der Literaturvorlage. Was hat Lotz deiner Meinung nach an Herz der Finsternis als Vorlage für seinen Text inspiriert? Ich könnte mir gut vorstellen, dass es die wahnsinnigen Bilder und Beschreibungen sind. Lotz schreibt ja immer auch sehr bildhaft und bildgewaltig. Zudem reizte ihn wohl auch die Angst vor dem Fremden, und wie wir damit umgehen. Also wohl eher mit Ablehnung oder sogar Gewalt, anstatt mit Offenheit. So präsentiert sich das doch häufig in unserer Welt. Vielleicht ist es sogar als Plädoyer für mehr Offenheit gedacht. Und auf jeden Fall steckt da eine Menge Kolonialismus- und Neokolonialismus-Kritik drin. Wofür steht für dich das Adjektiv «lächerlich» im Titel? Ich denke, dass es für das Bedürfnis von uns Menschen steht, Unverständliches vereinfacht darzustellen, und die Dinge rational sehen und erklären zu wollen. Wenn uns das nicht gelingt, vereinfachen wir sie und ziehen sie ins Lächerliche – vielleicht auch gerade, um die Angst davor zu mindern oder um Überlegenheit zu mimen. Donald Trump ist ein super Beispiel dafür. Lotz hat das Stück zwar geschrie-
ben, bevor Trump Präsident wurde, aber das Phänomen ist ja schon lang bekannt. Das könnte ein Ansatz sein, den Lotz für den Titel gewählt hat. Sicher wissen kann man es bei ihm allerdings nie, das macht seine Texte auch mit aus. Es geht bei Lotz oft um das Verirren beim Versuch, die Welt zu erklären und zu begreifen. Das heisst, die Figuren in seinen Stücken hadern, da es ihnen nicht gelingt, ihr Dasein richtig einzuordnen und zu verstehen. Bei der Vorlage handelt es sich um ein Hörspielskript, nicht um einen Theatertext. Du inszenierst das Stück jedoch für die Bühne. Was erwartet das Publikum? Wir haben als Untertitel «szenisches Konzert» gesetzt. Das lässt einen grossen Interpretationsspielraum, gibt jedoch eine gewisse Richtung an. Wir haben zwei Livemusiker dabei, Nico Feer und Andi Peter. Dazu gesellt sich während der Proben Albrecht Ziepert als Sounddesigner. Wir möchten auf akustischer Ebene mit der grossen Kelle anrühren. Das Publikum wird über weite Strecken Kopfhörer aufhaben und so auf intime Weise, jede und jeder für sich, lauschen und den Text erleben können. Dann wird es zum wirklichen Trip ins Innere. Es gibt natürlich einen Bühnenraum, und die Spielerinnen und Spieler werden sichtbar sein. Szenische Momente möchte ich aber eher anreissen und als Tableaus bauen als ausagieren, so werde ich diesem Text am ehesten gerecht. Du bezeichnest dich selbst als grossen Wolfram-Lotz-Fan. Was fasziniert dich an seinen Texten? Also erst mal sprechen mich die skurrilen Charaktere, die er schafft, und seine Sprache extrem an. Und dann ist da seine Fähigkeit, ernste Themen mit einem Augenzwinkern zu behandeln und in Ironie zu verpacken, dass sie erst mal leicht, lustig und gut geniessbar rüberkommen. Und dann gibt es plötzlich einen totalen Bruch, und es geht so richtig um was, um Zwischenmenschliches, um Ängste, um Menschen, deren Seelen offengelegt sind. Lotz ist ein Meister in diesen flirrenden Übergängen von Ernsthaftigkeit zu Ironie und zurück. Dabei haben seine Figuren stets eine Spur von Tragik und Melancholie an sich. Auch das ist ein Lotz’sches Markenzeichen.
Die lächerliche Finsternis Szenisches Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz Premiere Mittwoch, 9. Dezember 2020 20 Uhr, Lokremise Einführungsmatinee Sonntag, 6. Dezember 2020 11 Uhr, Lokremise, Eintritt frei (Zählkarten erforderlich) Leitung Inszenierung: Jonas Knecht Ausstattung: Markus Karner Sounddesign: Albrecht Ziepert Dramaturgie: Stefan Späti Besetzung Hauptfeldwebel Pellner: Birgit Bücker Unteroffizier Dorsch: Anna Blumer Lodetti / Stojković / Reverend Lyle Carter / Chor: Anja Tobler Tofdau / Pagagei / Chor: Jeanne Le Moign Ultimo Michael Pussi / Chor: Fabian Müller Oberstleutnant Deutinger / Kriegsberichterstatter / Chor: Moritz Bürge Live-Musik: Nico Feer, Andi Peter Weitere Vorstellungen Do 10. Dezember 2020, 20 Uhr Di 15. Dezember 2020, 20 Uhr Mi 16. Dezember 2020, 20 Uhr Sa 19. Dezember 2020, 20 Uhr Di 22. Dezember 2020, 20 Uhr
Im Stück gibt es nur Männerrollen. Du besetzt jedoch überwiegend mit Frauen, gerade die Hauptrollen. Wie kommts? Da es ja hauptsächlich ein akustisches Projekt wird, liegt für mich die Konzentration auf den Stimmen der Mitwirkenden. Ich habe mir also überlegt, von wem ich diese Geschichte gerne erzählt bekommen würde und entsprechend besetzt. Männlich oder weiblich war dabei kein Kriterium. Und ausserdem: So ein Trip ins Innere können ja Frauen wie Männer erleben. Da ist das Geschlecht nicht massgebend, im Gegenteil! Interview: Stefan Späti
M U S I K TH E ATER
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WÜSTEN BLUME
Das Erfolgsmusical ist zurück Nach über acht Monaten Pause kehrt das Musical Wüstenblume am 20. November zurück auf die Bühne. In den wenigen Vorstellungen, die es nach seiner Urauf führung am 22. Februar in St.Gallen gezeigt wurde, begeisterte und berührte die Geschichte von Waris Dirie.
Wüstenblume Musical von Uwe Fahrenkrog-Petersen und Gil Mehmert Wiederaufnahme Freitag, 20. November 2020 19.30 Uhr, UM!BAU Weitere Vorstellungen Sa 21. November 2020, 19 Uhr Fr 18. Dezember 2020, 19.30 Uhr Mo 28. Dezember 2020, 19.30 Uhr Di 29. Dezember 2020, 19.30 Uhr
Naomi Simmonds als junge Waris (Mitte).
Anfang Oktober kam das Team von Wüstenblume erneut zusammen. Das Werk wurde für die Wiederaufnahme geprobt, die musikalischen Nummern wurden perfektioniert, und die Darstellerinnen und Darsteller standen zum ersten Mal im UM!BAU auf der Bühne. Die Freude auf die Vorstellungen ab November ist gross, denn das Werk, das Waris Diries schwierigen, berührenden und erfolgreichen Weg vom Nomadenmädchen zum Supermodel erzählt, bewegt Zuschauer und Mitwirkende gleichermassen. Gil Mehmert bearbeitete Diries Autobiografie für die Bühne, und erzählt dabei einen Lebensweg, bei dem Erfolg und Hindernisse Hand in Hand gehen. Das Musical zeigt die glamouröse Modewelt der 1980er-Jahre, bringt die somalische Wüste zum Leben und zeigt zugleich die Schwierigkeit auf, sich – gefangen zwischen zwei verschiedenen Kulturen – selbst zu definieren. Die Musik schrieb Uwe Fahrenkrog-Petersen und liess eingängige, facettenreiche Songs mit 1980er-Klang mit traditionell afrikanischer Musik zu einem ganz eigenen Klang verschmelzen. Berührt und begeistert war nach der Weltpremiere nicht nur das Publikum (wie die enorme Nachfrage nach Tickets bewies), sondern auch die Kritik. Wir erinnern uns gerne an das Medienecho. Einige Beispiele: Die Musik von Uwe Fahrenkrog-Petersen überzeugt durch virtuosen Umgang mit Pop-Rock-Ideen, vor allem der 80er-Jahre, und noch mehr durch die gekonnte Einfühlung in afrikanische Musik. Auch hier werden Kulturen
packend vermengt. Die Musik hat Fluss, ist facettenreich, schenkt dem Hörer eindringliche Balladen. (St. Galler Tagblatt) Nicht zum ersten Mal beweist St. Gallen, dass es im Musical auch mit einem dramatischen Stoff unaufgeregt umgehen und ihn dem Publikum mit einem hervorragend ausgewählten Cast überzeugend präsentieren kann. (Die Ostschweiz) Gänsehautmomente beim Musical Wüstenblume. (Süddeutsche Zeitung) Schauspielerisch und stimmlich passt alles in diesem Cast. Kerry Jean spielt und singt die erwachsene Waris sehr eindringlich, ebenso tut das Naomi Simmonds als junge Waris Dirie. Dieser Abend wirkt nach – die Musik bleibt im Ohr und die Erkenntnis, dass noch heute täglich Tausende von Mädchen körperlich und seelisch verstümmelt werden, setzt sich durch die starke Schlussszene im Hirn fest. Wirklich gutes Musiktheater. (Orpheus) Ein insgesamt starker Abend ist das im Theater St.Gallen, das mit dieser Uraufführung in vielerlei Hinsicht einen grossen Coup landen kann: Künstlerisch ist Wüstenblume erstklassig, emotional eine Wucht, interkulturell ein gelungener Spagat und für ein Musical thematisch so unorthodox wie letztlich einfach richtig [...]: grosse Oper, grosse Gefühle und trotzdem mit grosser Sensibilität für das Thema. (Südkurier)
Kerry Jean als Bond-Girl (Mitte).
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AU S S ER D EM
UM!BAU
Eine Wucht Eine situationsbedingt reduzierte Eröffnungsfeier, mit Giulio Cesare in Egitto eine richtige Premiere vor vollem Haus und dann The Black Rider vor 50 Besucherinnen und Besuchern: Der UM!BAU hat schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Mit seiner Mischung aus Rustikalität und Eleganz hat er die ersten Gäste rasch für sich eingenommen.
Monatelang war manche St. Gallerin und mancher St. Galler regelmässig am entstehenden Provisorium vorbeigegangen, und mit jedem Gang, mit jedem Bauschritt war die Neugier gewachsen, wie es wohl da drin, hinter der auffälligen Profilblech-Fassade, aussehen würde. Inzwischen haben bereits viele die Neugier gestillt – und dabei vielleicht der neuen St. Galler Kulturministerin Laura Bucher zugestimmt. Das Provisorium sei noch besser gelungen, als sie sich das vorgestellt habe, es überzeuge räumlich und auch akustisch, sagte sie an der kleinen Eröffnungsfeier eine Woche vor der ersten Premiere. Beeindruckt zeigte sich auch die Presse. Urs-Peter Zwingli schrieb im St. Galler Tagblatt nach dem ersten Rundgang: «Das Foyer im St. Galler Theaterprovisorium namens ‹UM!BAU› ist lichtdurchflutet, die hohe Decke macht den von hellem Holz dominierten Raum luftig – was für ein Kontrast zum «alten» Theaterfoyer, in dem Marmor und dunkle Farben herrschten. Geprägt ist das Foyer zudem von einer langen Bar, die aus rohen Brettern gezimmert, gut mit Flaschen bestückt und raffiniert beleuchtet ist. Das könnte auch ein szeniges Lokal in irgendeiner Grossstadt sein.» Auch Saiten-Redaktor Peter Surber war angetan und schilderte, wie das Provisorium raffiniert auf das Publikum ausgerichtet sei: «Der erste Eindruck: riesig. Der Eingangsflur mit den Garderoben ist breit, das Foyer mit raumlanger Bar, imposanter Höhe und der Galerie, die zum Theatersaal führt, eine Wucht – und im Saal haben 500 Sessel scheinbar locker Platz. Die Bühnenfläche und der Orchestergraben: ungefähr so gross wie das Original nebenan im Theater. Der technische Leiter Georges Hanimann relativiert: Im Provisorium stehen im Vergleich zum Theater nur rund 40 Prozent des Volumens zur Verfügung. Es gibt keine Seiten- und Hinterbühne, keinen Schnürboden und keinen Bühnenturm, was Umbauten erschwert und den Inszenierungen Grenzen setzt. […] Das Provisorium, von Gähler Flühler Architekten entworfen und von Blumer-Lehmann ganz in Holz (mit Ausnahme der Blechfassade) erstellt, duckt sich gegen hinten und macht nach vorne auf. Es ist ganz auf das Publikum ausgerichtet: Dieses wird mit grosser Geste empfangen.» Bleibt die Hoffnung, dass die grosse Geste endlich auch einem grossen Publikum gelten darf. (bh)
Das grosszügige Foyer mit Bar - die darauf wartet, genutzt zu werden.
Funktional mit guter Sicht von allen Plätzen: Blick in den Zuschauerraum.
KONZER T
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STRAUSS Himmlisch SCHUBERT Cissokho Brothers
GRENZEN Musik der Griots LOS! Es dürfte ein in der Schweizer Konzertlandschaft einzigartiger Glücksfall sein, neben hochkarätiger sinfonischer und Kammermusik ein Konzertformat namens Grenzenlos! anbieten zu können. Seit nunmehr drei Jahren gibt es ein solches innerhalb der St. Galler Meisterzyklus-Reihe, und der Titel ist Programm: Es ist ein Konzertformat, das dem Weitblick über die Grenzen des Gewohnten hinaus verpflichtet ist. Denn dort, jenseits der abendländischen Musiktradition, ist viel Meisterliches zu entdecken. So die jahrhundertealten Musiktraditionen Armeniens oder Persiens, die als Ziele im Fokus der vergangenen musikalischen St. Galler Entdeckungsreisen standen. In dieser Saison führt «Meisterzyklus grenzenlos» auf einen neuen Kontinent und wieder zu Musik mit langen historischen Wurzeln. Ursprünglich sollte sich das Konzert um Musik aus der indischen Tradition drehen, doch die aktuelle Situation verunmöglichte die Einreise des dreiköpfigen Ensembles. Ihr Auftritt wird deshalb auf die nächste Saison verschoben. Auf unserer Wunschliste kommender Grenzenlos!-Programme greifen wir in dieser Saison deshalb vor und machen die Tonhallebühne frei für Musik aus Westafrika. Troubadoure Westafrikas Der Vergleich mit den singenden Dichtern des europäischen Mittelalters ist nicht zufällig gewählt: Wie jene sind auch die Griots oder Jali, wie sie in den westafrikanischen Mande-Sprachen genannt werden, singende Poeten, die ihre Vorträge mit Instrumenten begleiten. Und wie jene spielten die Griots an den Höfen des riesigen, Mitte des 14. Jahrhunderts in seiner Ausdehnung nur vom Mongolenreich übertroffenen Königreichs Mali eine wichtige Rolle – als Hofmusiker, die mit epischen Liedern und Geschichten für die Überlieferung
der Geschichte ihrer Kultur sorgten. Sie waren aber weit mehr als musizierende Chronisten und Geschichtsschreiber zu Hofe und in den Dörfern, sie wirkten auch als Berater, Diplomaten oder Lehrer. Zu einer der Besonderheiten der Griots gehörte, dass sie Geschichten und Melodien ausschliesslich an ihre Nachkommen weitergaben und noch immer ausschliesslich mündlich weitergeben, ihre Kunst also gewissermassen vererben. Einer Dynastie senegalesischer Griots entstammen die Cissokho Brothers, die in ihrem St. Galler Auftritt einen Einblick in diese faszinierende Kunst bieten werden. Die vier Musiker bringen typische Begleitinstrumente der Griots mit: die komplex aufgebaute, 21-saitige Stegharfe Kora, das Xylofon-ähnliche Balafon und eine Reihe traditioneller Perkussionsinstrumente. (ff)
Grenzenlos! Traditionelle Musik aus Westafrika Freitag, 13. November 2020 19.30 Uhr, Tonhalle
Die Künstler des Tonhalle- und des Mittagskonzerts dieses Monats braucht man für einmal nicht näher vorzustellen. Aber nicht etwa, weil es sich nicht lohnen würde – im Gegenteil! Dirigent und Solistin gehören schlicht und einfach «zur Familie» und haben sich in der Tonhalle und im Theater St. Gallen schon aus allen möglichen musikalischen Perspektiven präsentiert; im Falle von Michael Balke in der Funktion als Erster ständiger Gastdirigent, im Falle von Rosemary Yiameos als Solo-Oboistin. Den obertonreichen, farbigen Klang der Oboe haben Komponisten seit jeher auszukosten gewusst. So kann das Instrument eine ganze Reihe wunderbarer Melodien in der Orchester- und Opernliteratur ihr Eigen nennen. Weitaus seltener als innerhalb des Orchesters können Oboistinnen und Oboisten solistisch vor dem Orchester brillieren. Eines der technischen anspruchsvollsten Werke in diesem schmalen Repertoire steht mit dem Konzert für Oboe und kleinem Orchester von Richard Strauss auf dem Programm. Himmlisch schön, teuflisch schwer Durchdrungen von einer goldschimmernden Expressivität ist es, das Oboenkonzert aus dem Jahr 1945. Der melodiereiche, idyllische Charakter zieht sich durch alle drei nahtlos ineinanderfliessenden Sätze und zeigt
sich schon beim ersten Einsatz der Solo-Stimme. Diese hebt an zu einer Kantilene, die scheinbar kein Ende hat – ausnehmend schön, aber schwierig zu interpretieren: Gerade der Anfang des Konzerts gilt mit seiner unendlichen Melodie (und das ist wörtlich gemeint, denn eine veritable Zäsur gibt es für viele Takte keine ...) als etwas vom anspruchsvollsten, was für Oboe je geschrieben wurde. Den Eindruck «himmlischer Länge» hinterliess auch Franz Schuberts C-DurSinfonie D 944, und zwar beim über dieses Werk staunenden Robert Schumann. Kaum jemand fasste schöner zusammen, was diese Sinfonie (die vermutlich um 1827 entstanden war und je nach Zählung die Nr. 8 oder 9 unter Schuberts Sinfonien darstellt) im Innersten ausmacht, als Schumann: «Kolorit bis in die feinste Abstufung, Bedeutung überall», «Romantik» durch und durch und eben jene «himmlische Länge», die bei den Hörern ähnlich nachhallt wie ein gewichtiger Roman bei seinen Lesern. «Die Sinfonie hat unter uns gewirkt, wie nach den Beethoven’schen keine noch», setzte Schumann dem Werk gar noch die Krone auf. (ff)
Himmlisch Strauss Schubert | Tonhallekonzert
Oboenkonzert Mittagskonzert
Sonntag, 22. November 2020 17 Uhr, Tonhalle
Freitag, 20. November 2020 12.15 Uhr, Tonhalle
Michael Balke, Leitung Rosemary Yiameos, Oboe
Michael Balke, Leitung Rosemary Yiameos, Oboe
Richard Strauss, Konzert für Oboe und kleines Orchester D-Dur Franz Schubert, Sinfonie C-Dur D 944
Richard Strauss, Konzert für Oboe und kleines Orchester D-Dur
Cissokho Brothers Sankoum Cissokho, Kora, Gesang Moussa Cissokho, Kora, Gesang Sadio Cissokho, Balafon, Kora, Gesang Ibrahima Ndiaye, Perkussion, Gesang Weltweite Entdeckungsreisen durch meisterhafte Musik in einem speziellen Konzertformat!
Rosemary Yiameos
Michael Balke
KONZER T / AUS S E R D EM
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Mehr Musik
KONZERT Suite Parisienne Ganz gleich ob Gipfelwerke des Repertoires oder Trouvaillen der Musikgeschichte – an fünf Sonntagen in dieser Saison, punkt fünf Uhr, gehört die Tonhalle den Musikerinnen und Musikern des Sinfonieorchesters und ihren abwechslungsreichen Kammermusikprogrammen. Im bevorstehenden Konzert vom 6. Dezember dreht sich alles um Trouvaillen, denn allein die Besetzung ist eine echte Trouvaille: wie oft kommt man schon in den Genuss eines reinen Posaunenquartetts! Die vier Posaunisten unseres Orchesters haben sich ein Programm ausgedacht, das einige musikalische Entdeckungen bereithalten dürfte, darunter John G. Mortimers titelgebende Suite Parisienne und weitere Originalwerke oder Arrangements für diese Besetzung. Ein Konzert mit «himmlischen» Posaunenklängen, passend zu diesem 2. Adventssonntag. (ff)
Suite Parisienne Sonntags um 5
Konzerteinführungen neu digital Die Einführungen vor den Tonhalle konzerten des Sinfonieorchesters St. Gallen sind fest etabliert. Sie zeigen musikalisch, historisch oder ästhetisch Hintergründiges und können «Hörspuren» legen, die im anschliessenden Konzert neue Perspektiven auf die Werke eröffnen, den ein oder anderen musikalischen Moment voraus- oder heraushören oder einfach nur staunen lassen über eine ausgeklügelte Instrumentation, eine visionäre Form, eine thematische Idee, eine unterschwellige Doppeldeutigkeit, ein harmonisches Wagnis, ein bedeutsames Zitat etc. Aufgrund der Bestimmungen zum Schutz gegen das Coronavirus können bis auf weiteres jedoch keine Live-Einführungen stattfinden. Auf sie verzichtet werden soll aber nicht; wir verschieben sie in den digitalen Raum, auf die Webseite von Sinfonieorchester und Theater St. Gallen, wo die von Konzertdramaturgin Franziska Frey entworfenen Einführungen zeitlich und örtlich uneingeschränkt abrufbar sind. (ff)
Sonntag, 6. Dezember 2020 17 Uhr, Tonhalle
UM! Offene Türen SCHREI BUNG Y Hast du die Tür offengelassen?
Y Verstehe.
X Magst du keine offenen Türen?
–
Y Doch, ja.
Ob es wohl zu spät ist, sie zu schliessen?
X Das ist doch etwas Einladendes, eine offene Tür. Etwas Optimistisches. Dir steht die offen, geh hindurch, sieh, was auf der anderen Seite/ Y Ich hab nichts gegen offene Türen. X Aber? Y Wir sind zu zweit.
Auszug aus dem Stücktext zur Carte Blanche, dem Recherche-Projekt des Schauspiels zur Corona-Pandemie, das ab Februar des nächsten Jahres in der Kunstzone der Lokremise gezeigt wird und bei dem Maria Ursprung Co-Autorin ist.
X Ja. Y Wenn die Tür offen ist und du es nicht warst und ich es nicht war –
Alain Pasquier, Posaune Krasimir Stefanov, Posaune Guillaume Copt, Posaune/Bassposaune Jérôme Rey, Bassposaune
X Hör auf. Y Ich habe sie nicht offengelassen. Hast du sie offengelassen?
Werke für Posaunenquartett von Pierre-Max Dubois, Kazimierz Serocki, István Marta, Claude Debussy, John G. Mortimer, Arthur Frackenpohl und Jeffrey Agrell
Kurze Pause
Warum hast du sie offengelassen?
X Nur so. Y Aber es zieht. X Lüften. Wir sollten öfters lüften. Y Lüften? X Du weisst schon, die Luft kann gefährlich sein so alt. Y Du hast noch nie gelüftet. X Aber du schon. Ich wollte dir helfen. Alain Pasquier
X Wir könnten sie offenlassen und sehen, was passiert.
Krasimir Stefanov
Jérôme Rey
Guillaume Copt
Kurze Pause Y Du hast sie nicht offengelassen. X (Lügt) Doch. Y Warum sagst du, du hättest die Tür offengelassen, wenn du sie gar nicht offengelassen hast? X – Weil du sie nicht offengelassen hast und ich sie nicht offengelassen habe, wir aber nur zu zweit sind. Ich wollte dich nicht beunruhigen.
Maria Ursprung ist in der laufenden Spielzeit Hausautorin am Theater St. Gallen. In der UM!SCHAU schreibt sie jeden Monat ihre Kolumne UM!SCHREIBUNG.
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AU S S ER D EM
NOTIERT Kurz und knackig
Ergänzungen zum Schutzkonzept Mit dem Beginn der Spielzeit 2020 / 2021 ist unser Corona-Schutzkonzept in Kraft getreten. Inzwischen hat der Bundesrat die Modalitäten im Theaterund Konzertbetrieb wieder massiv verschärft. Seit Ende Oktober sind bei Theatervorstellungen und Konzerten nur noch 50 Besucherinnen und Besucher erlaubt. Unser Schutzkonzept mit genereller Maskenpflicht und Contact Tracing als Kernpunkte gilt weiterhin. Unabhängig davon haben wir in der Zwischenzeit insbesondere in technischer Hinsicht weitere Vorkehrungen getroffen, um den Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu erhöhen. Für Sie als Besucherinnen und Besucher sind es folgende Optimierungen: - Im UM!BAU steht eine Lüftungsanlage mit 8 fix eingebauten Luftdesinfektionsgeräten im Einsatz, dazu kommen 4 mobile Luftdesinfektionsgeräte. Die Lüftungsanlage ist mit zusätzlichen Filtern mit Virenschutz ausgerüstet worden. - Wir sind daran, auch im Saal 2 in der Lokremise eine entsprechende Belüftungs-Infrastruktur zu installieren (Saal 1 ist dank der architektonischen Gegebenheiten gut belüftbar). - Der Besuchereinlass wurde mit Blick auf unsere Schutzbestimmungen überprüft und angepasst. Um im Eingangsbereich des UM!BAU, d. h. zwischen Haupteingang und Besuchergarderobe, Menschenansammlungen zu vermeiden, befindet sich die Abendkasse auch bei Vorstellungen im UM!BAU in der Tonhalle. - Bei jeder Vorstellung wird in der Pause eine zusätzliche Intensivlüftung im Zuschauerraum und im Bühnenbereich durchgeführt. Dabei wird auch der doppeltürige Notausgang zwischen Bühne und Haupteingang geöffnet. Optimierungen wurden auch hinsichtlich des Probenbetriebs vorgenommen, insbesondere diese:
- Im Sinne einer personellen Entflechtung des Probenbetriebs haben wir für die Tanzkompanie neue Proberäume am Unteren Graben 1 zugemietet. - In den Räumen der Probebühne an der Dürrenmattstrasse sind zusätzlich 5 mobile Luftdesinfektionsgeräte installiert worden, damit sind dort total 9 Geräte im Einsatz.
Zendijwa reisst mit Zendijwa in der Lokremise ist eine quecksilbrige Expedition in die Tropen: Im Tanzstück des israelischen Gastchoreografen Nadav Zelner tanzen Mischwesen zwischen Mensch und Tier Mambo und machen uns vor, wie Zusammenleben gelingt – beweglich und tolerant. […] Man setzt also bereits im Foyer brav die Maske auf, erstickt im Saal zunächst beinahe im Trockeneisnebel, wird dann aber sogleich mit Schwung aus der ängstlich-distanzierten, körperfeindlichen Gegenwart geschleudert ins exotisch Kreatürliche. Ins Witzige, Skurrile – auch das ist in der Sparte Tanz eher exotisch. So vieldeutig die Sprache der Körper in zeitgenössischen Choreografien sein mag, bleibt das Groteske, Komische eher eine Randerscheinung. Nicht so in diesem knackig kurzen Stück, kaum fünfzig Minuten lang. […] Zendijwa zieht alle Register, es legt gewaltig Tempo vor, aus den Lautsprecherboxen knallt die Musik von Pérez Prado, dem kubanischen King of Mambo. Nein, Nadav Zelner ist als Gastchoreograf kein Leisetreter. Er fordert die Tänzerinnen und Tänzer der Kompanie von Kinsun Chan in jeder Hinsicht: sportlich wie komödiantisch, ausdauernd und blitzschnell. Von der Mimik bis in die Finger- und Zehenspitzen hinein ist das Stück durchchoreografiert: eine rasante Urwaldrevue mit markanten Figuren, mal als selbstbewusste Einzelgänger, dann wieder als harmonisches Kollektiv aus lauter Originalen. St. Galler Tagblatt
Barocke Lehrstunde Mit der Produktion von Händels Giulio Cesare ist dem Theater St. Gallen eine Lehrstunde in Sachen Barockoper gelungen. Ein Sinfonieorchester spielt Barock, ein grandioses Sängerensemble ist mit unbändiger Spielfreude am Werk, und Bühne und Regie entführen den Zuschauer in fantastische Welten. Noch dazu hat die Produktion, die eigentlich im März hätte Premiere haben sollen, sowohl die Coronaadaption wie auch den Umzug vom Theater am Stadtpark ins Provisorium UM!BAU bestens überstanden. […] Das Sinfonieorchester St. Gallen unter der Leitung von Rubén Dubrovsky zeigt, dass Barock-Opern auch mit klassischen Orchestern klanglich absolut adäquat aufzuführen sind. Das Continuo mit Cembalo und Theorbe sitzt gegenüber dem restlichen Orchester deutlich erhöht und ist so angemessen klanglich bevorteilt. Das Orchester ist bestens disponiert und läuft nie Gefahr in romantischen Klang abzurutschen. Regisseur Fabio Ceresa entführt den Zuschauer in eine Fantasiewelt, die ihm Bühnenbildner Massimo Checchetto mit den klassische Kulissen des barocken Theatres in überbordender Farbigkeit geschaffen hat. Die Kostüme von Giuseppe Palella fügen sich nahtlos in die optische von George Tellos perfekt ausgeleuchtete Pracht ein. Die Choreografie der Statisterie des Theaters St. Gallen hat Mattia Agatiello besorgt. Online Merker Das Hauptverdienst am Seh- und Hörvergnügen haben aber nicht diese Regieeinfälle, sondern Solisten und Orchester. Letzteres legt unter der souveränen Leitung von Rubèn Dubrovsky ein packendes und federndes Fundament. Die Tempi sind, von der forsch genommenen Ouvertüren-Fuge an, in den Zorn- und Wutarien rasant, und auch die Trauerpartien bleiben stets bewegt und innerlich bebend. Saiten Für gut zwei Spielzeiten ist das Theater St. Gallen ins spartanische Provisorium nebenan umgezogen. Das Publikum soll dort aber nichts vermissen, weder
Foyer, noch gute Sicht und gute Akustik im Saal und schon gar nicht die Kunst auf der Bühne. Für die Premiere im UM!BAU getauften Gebäude scheint das Theater dem Publikum im Gegenteil geradezu eine Extraportion Üppigkeit zu gönnen. Schliesslich bietet Händels Giulio Cesare in Egitto jede Menge musikalische Perlen für Countertenöre, Frauenstimmen und Bass, und für das zwischen Komödie und Drama schillernde Geschehen gab es den Freipass zu farbig wuchernden Dekorationen und exotisch bunten Kostümen – alles für einen musikalisch geglückten, szenisch attraktiven Abend, der mit Kleopatras Krönung endete und nur in einem einzigen szenischen Witz an Corona erinnerte. Roccosound Regie (Fabio Ceresa) und Ausstattung (Bühne Massimo Checchetto, Kostüm Giuseppe Palella) schöpfen lustvoll aus dem Fundus an Orientklischees aus Kino und Comic. St. Galler Tagblatt
The Black Rider Der St. Galler Black Rider verschiebt die Gewichte vielmehr in einem anderen Sinn: «Corona Shift». Das Stück ist konsequent auf Abstand inszeniert, die Liebesherzen fliegen sich nur per Projektion zu, gesungen wird Solo (Michaela Frei) statt wie geplant vom Damenchor, der Teufelskreis, der am Ende um Wilhelm herum brennt, hält alle auf Distanz usw. – ein Spiel voller Anspielungen auf die Pandemie. Das ist intelligent und amüsant, man sitzt mit drin und fühlt sich als einer von 50 handverlesenen Zuschauern gebauchpinselt, dass man dabei sein kann. Und dann taucht plötzlich dieses Bild im Kopf auf: Ein Kobold, einer wie das Beilkind, das uns am Anfang begrüsst und gefragt hat: «Sitzen Sie gemütlich?» – dieser Kobold hackt mit seinem blutroten Beil ein Loch in den Bühnenboden, und ich und wir alle stürzen hinein in das Loch und mit uns der ganze Kulturbetrieb, und irgendwo lacht einer mit einem Stelzfuss sein irres Lachen und ruft ins Loch hinab: «You must have just the right bullets.» Draussen, auf dem Heimweg, fällt mir eine mögliche Antwort auf das teuflische Lachen und auf das vermaledeite Virus ein. Es ist ein Satz vom alten Kuno: «Whatever you do, don’t sell your you.» Saiten
AU S S ER D EM
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BILDSTARK
Jetzt im UM!BAU
Ähnelt Liz Taylor verblüffend und singt dazu ebenso leichtfüssig wie liebreizend, schreibt das St. Galler Tagblatt: Tatjana Schneider als Cleopatra in Giulio Cesare in Egitto.
Singt, knurrt und jammt die Songs von Tom Waits fantastisch, bilanziert Saiten: Schauspielensemble in The Black Rider.
WAS IST WO?
ER AU S S E R D EM
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Das Theater ist imbuchstäblichen Sinn breit abgestützt Das Theater St. Gallen ist ein weit verzweigter Betrieb, längst nicht alle Abteilungen haben unter einem Dach Platz. Während der Zeit der Sanierung ist es noch ausgeprägter: Da muss an bestehenden Standorten der Raum effizienter genutzt werden, für Proben und Lagerräume sind neue Lokalitäten zugemietet worden. Wir zeigen, wer oder was wo stationiert ist.
Bestehend
Gezügelt TONHALLE
UM!BAU
ARMSTRONG-AREAL KUNKLERSTRASSE 9
– Requisite – Hauswarte/-dienst – Wäscherei – Maske – Bühnenmeister – Bühnentechniker – Beleuchtung – Ton – Kasse
WINKELN
– Lagerraum
– Sinfonieorchester – Kasse – Technische Leitung – Produktionsleitung – Raum für Kostüme und Requisiten von aktuellen Stücken – Kantine
– Proberaum UNTERER GRABEN 1–7 THEATER
LOKREMISE
– Malsaal – Schreinerei – Schlosserei – Innendekoration
– Theatersäle, auch für Proben genutzt MUSEUMSTRASSE 2
– Kostümfundus – Maskenwerkstatt – Kostümateliers – Lagerraum für Hausdienst und Technik
SE 24
DÜRRENMATTSTRAS
– Proberäume – Requisiten-, Möbel- und Beleuchtungsfundus – Archiv – Requisitenwerkstatt
MINGERSTRASSE 2
– Standardmaterial, v.a. für Festspiele
NOTKERSTRASSE 40
HULE RUDOLF STEINER SC SSE 312 RA ST R HE RORSCHAC
– Ballettsaal
ZÜRCHERSTRASSE 45
– Hauptkulissenlager – Materiallager für Ton, Video und Beleuchtung
– Theatertanzschule – Raum für Tonaufnahmen – Klavierzimmer
HAUPTBAHNHOF
– Chorproberaum
WITTENBACH STATIONSSTRASSE 6
– Direktion / Verwaltung – Konzertdirektion – Schauspieldirektion – Dramaturgie – Kostümabteilung – Operndirektion – Tanzleitung – Künstlerisches Betriebsbüro – Regieassistenz – IT
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DANK
Produktionsunterstützungen
DANKE Zendijwa
Giulio Cesare in Egitto
Peter und der Wolf
Wüstenblume Sponsoren
Wüstenblume Co-Sponsoren
Walter und Verena Spühl-Stiftung Oboenkonzert Das Dschungelbuch
Hedy Kreier, St. Gallen
Max Pfister Baubüro AG · St.Gallen
Susanne und Martin Knechtli Kradolfer-Stiftung
Himmlisch
Grenzenlos!
Suite Parisienne
Jutta Marxer Stiftung
Freundeskreis Sinfonieorchester St. Gallen
Max Pfister Baubüro AG · St.Gallen
Mit grosszügiger Unterstützung von
I M P RE S S U M
Redaktion Beda Hanimann (bh) Texte Marius Bolten (mb) Armin Breidenbach (ab) Caroline Damaschke (cd) Mario Franchi (mf) Franziska Frey (ff) Anja Horst (ah) Stefan Späti (sts) Maria Ursprung Fotos Seite 1: Jos Schmid Seite 4: Andreas J. Etter Seite 5: Susi Reinhardt Seite 6: PD, Jos Schmid Seite 7: Jos Schmid, Julian Schwendner Seite 9: Iko Freese, Tanja Dorendorf Illustration Seite 1: Chantal Maag Seite 2: Chantal Maag Seite 10: Chantal Maag Konzept Chantal Maag Produktion Ostschweiz Druck AG, 9300 Wittenbach
Auflage 2500 Stück / 28. Jahrgang ISSN 2673-5989 (Print) ISSN 2673-5997 (online) Bitte richten Sie Ihre Adress änderungen an info@theatersg.ch oder 071 242 05 05 Tickets theatersg.ch / sinfonieorchestersg.ch kasse@theatersg.ch / 071 242 06 06
© UBS 2020. Alle Rechte vorbehalten.
Herausgeber Theater St. Gallen Sinfonieorchester St. Gallen
Billettkasse Montag bis Freitag 10–19 Uhr Samstag 10 – 14 Uhr Abendkasse jeweils eine Stunde vor der Veranstaltung Vorverkauf am VBSG-Schalter im Rathaus St. Gallen, Montag bis Freitag 8–18.30 Uhr
Hotline Ticketportal 0900 325 325 (CHF 1.19/Min. ab Festnetz) Ihr Billett ist auch Ihr Busticket Konzert- und Theatertickets gelten als öV-Fahrausweis in der Ostwind-Zone 210.
Meisterklasse Wir sind dabei, wenn die Kultur unser Leben bereichert. Auch bei Konzert und Theater St. Gallen. Geniessen Sie mit uns unvergessliche Momente.
UBS Switzerland AG St. Leonhardstrasse 33 9000 St. Gallen ubs.com/schweiz
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VE RA N S TA LTU N G S K A L E N D E R
SPIELPLAN November
Dezember
So 01 KONZERT Peter und der Wolf Familienkonzert 10.30 Uhr, Tonhalle
Fr 20 KONZERT Oboenkonzert Strauss | 1. Mittagskonzert 12.15 Uhr, Tonhalle
Fr 04 Giulio Cesare in Egitto Oper von Georg Friedrich Händel 19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU
Giulio Cesare in Egitto Oper von Georg Friedrich Händel 14 – 16.45 Uhr, UM!BAU
Mi 04 The Black Rider Eine musikalische Fabel von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs 19:30 – 21.30 Uhr, UM!BAU Fr 06 The Black Rider Eine musikalische Fabel von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs 19:30 – 21.30 Uhr, UM!BAU Zendijwa Tanzstück von Nadav Zelner 20 – 20.50 Uhr, LOK Sa 07 The Black Rider Eine musikalische Fabel von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs 19 – 21 Uhr, UM!BAU So 08 The Black Rider Eine musikalische Fabel von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs 19 – 21 Uhr, UM!BAU Mo 09 Giulio Cesare in Egitto Oper von Georg Friedrich Händel 19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU Di 10 Zendijwa Tanzstück von Nadav Zelner 20 – 20.50 Uhr, LOK Fr 13
KONZERT Grenzenlos! Musik aus Westafrika | Meisterzyklus grenzenlos 19.30 Uhr, Tonhalle
Zendijwa Tanzstück von Nadav Zelner 20 – 20.50 Uhr, LOK Sa 14 PREMIERE Das Dschungelbuch Familienstück von Rüdiger Pape nach Rudyard Kipling [5+] 14 Uhr, UM!BAU So 15 Giulio Cesare in Egitto Oper von Georg Friedrich Händel 14 – 16.45 Uhr, UM!BAU Zendijwa Tanzstück von Nadav Zelner 20 – 20.50 Uhr, LOK
WIEDERAUFNAHME Wüstenblume Musical von Uwe Fahrenkrog-Petersen und Gil Mehmert 19.30 – 22.05 Uhr, UM!BAU
Sa 21 Wüstenblume Musical von Uwe Fahrenkrog-Petersen und Gil Mehmert 19 – 21.35 Uhr, UM!BAU So 22 The Black Rider Eine musikalische Fabel von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs 17 – 19 Uhr, UM!BAU
KONZERT Himmlisch Strauss Schubert | Tonhallekonzert 17 Uhr, Tonhalle
Di 24 The Black Rider Eine musikalische Fabel von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs 19.30 – 21.30 Uhr, UM!BAU Mi 25 Das Dschungelbuch Familienstück von Rüdiger Pape nach Rudyard Kipling [5+] 14 Uhr, UM!BAU
The Black Rider Eine musikalische Fabel von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs 19.30 – 21.30 Uhr, UM!BAU
Do 26 Giulio Cesare in Egitto Oper von Georg Friedrich Händel 19.30 – 22.15 Uhr, UM!BAU Sa 28
The Black Rider Eine musikalische Fabel von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs 19 – 21 Uhr, UM!BAU
So 29 Giulio Cesare in Egitto Oper von Georg Friedrich Händel 19 – 21.45 Uhr, UM!BAU
Sa 05 Das Dschungelbuch Familienstück von Rüdiger Pape nach Rudyard Kipling [5+] 14 – 15.30 Uhr, UM!BAU
Das Dschungelbuch Familienstück von Rüdiger Pape nach Rudyard Kipling [5+] 17 – 18.30 Uhr, UM!BAU
So 06 Matinee: Die lächerliche Finsternis Einführung in das szenische Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz 11 Uhr, LOK, Eintritt frei (Zählkarten erforderlich)
Das Dschungelbuch Familienstück von Rüdiger Pape nach Rudyard Kipling [5+] 14 Uhr, UM!BAU
KONZERT Suite Parisienne Sonntags um 5 17 Uhr, Tonhalle
The Black Rider Eine musikalische Fabel von Tom Waits, Robert Wilson und William S. Burroughs 19 – 21 Uhr, UM!BAU
Mi 09 PREMIERE Die lächerliche Finsternis Szenisches Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz 20 Uhr, LOK Do 10 Die lächerliche Finsternis Szenisches Konzert nach einem Hörspieltext von Wolfram Lotz 20 Uhr Uhr, LOK