Krebsforschung Schweiz
Jahresbericht 2014
Inhalt Editorial Erprobte und zunehmend genutzte Forschungsförderungskompetenz
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Stiftung Krebsforschung Schweiz Stiftungsrat
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Geschäftsstelle
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Wissenschaftliche Kommission
8
Forschungsprojekte Vielfältige Mittel, einheitliches Ziel
10
Grundlagenforschung Frühe Krankheitszeichen deuten
12
Klinische Forschung Unerwartete Ähnlichkeiten nutzen
14
Psychosoziale Forschung Sicherheitsstrategien optimieren
16
Epidemiologische Forschung Den Ursachen von Kinderleukämie auf der Spur
18
Zahlen und Fakten Über 16 Millionen Franken für die Krebsforschung
20
Bilanz
22
Betriebsrechnung
23
Geldflussrechnung
24
Anhang
25
Revisionsbericht
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Editorial
Erprobte und zunehmend genutzte Forschungsfรถrderungskompetenz
«Immer mehr Organisationen erkennen, dass wir gut darin sind, die besten Krebsforschungsprojekte auszuwählen.» Die Stiftung Krebsforschung Schweiz unterstützt seit über 20 Jahren industrieunabhängige Forschungsvorhaben. Jedes Projekt hat zuvor eine strenge Evaluation der Wissenschaftlichen Kommission bestanden. Diese setzt sich aus 17 namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen. Sie prüfen im Milizsystem und unter Einbezug internationaler Expertinnen und Experten die eingereichten Forschungsgesuche: Wie innovativ ist ein bestimmtes Projekt und wie gut stehen die Chancen für dessen erfolgreiche Durchführung? Die Kommission beurteilt dabei auch, was die Gesuchstellenden schon bis anhin geleistet haben und ob sie die richtigen Methoden zur Durchführung vorschlagen. Aufgrund dieser klaren Kriterien erstellt die Kommission eine Rangliste, mit der sie die wissenschaftliche Spreu vom Weizen trennt. Dass die Kommission bei ihrer Begutachtungsarbeit hilfreich, fair und kompetent vorgeht und dabei eine gute Auswahl trifft, hat eine externe Evaluation kürzlich bestätigt. Doch darüber hinaus lässt sich auch die Tatsache, dass immer mehr Organisationen das Wissen und Können des Bereichs Forschungsförderung in Anspruch nehmen, als weitere unabhängige Bestätigung seiner qualitativ hochstehenden Arbeit sehen. Mehrere kantonale Krebsligen und die Stiftung Swiss Bridge verlassen sich schon seit einiger Zeit auf die Begutachtungsdienste der Wissenschaftlichen Kommission oder anderer spezifisch zusammengestellter Fachgremien. Im Jahr 2014 hat nun erstmals auch die Movember
Foundation auf die Forschungsförderungskompetenz unserer Expertinnen und Experten zurückgegriffen. So ist über eine Million Franken in die Unterstützung einer klinischen Studie geflossen, die in der Schweiz und in Frankreich bessere Behandlungsmöglichkeiten von Prostatakrebs untersucht. Dieses stetig wachsende Vertrauen in unsere Arbeit erfüllt mich mit Stolz – und bedeutet gleichzeitig eine immer grösser werdende Verpflichtung: Wir werden uns weiterhin anstrengen, die besten Forschungsprojekte auszuwählen. Das dürfen nicht nur unsere Partnerorganisationen von uns erwarten. Das sind wir auch allen Spenderinnen und Spendern schuldig. Erst deren grosszügige Unterstützung ermöglicht die Förderung von Forschungsprojekten, die sich nicht am Profit orientieren, sondern ausschliesslich die Verbesserung der Überlebenschancen und der Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Krebs zum Ziel haben.
Prof. Dr. med. Thomas CERNY Präsident Stiftung Krebsforschung Schweiz
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Stiftung Krebsforschung Schweiz
Stiftungsrat
Der Stiftungsrat ist das oberste Organ. Er wacht über den Stiftungszweck und bewirtschaftet das Stiftungsvermögen. Der Stiftungsrat der Krebsforschung Schweiz trifft sich zwei- bis viermal pro Jahr. Er entscheidet – aufgrund der Empfehlungen der Wissenschaftlichen Kommission – über die Verteilung der Mittel an die Forschenden. Der Stiftungsrat setzt sich aus acht ehrenamtlich tätigen Mitgliedern zusammen.
Prof. Dr. med. Thomas CERNY St. Gallen
Prof. Dr. med. Richard HERRMANN Basel
Prof. Dr. med. Matthias EGGER Bern
Prof. Dr. med. Nicolas VON DER WEID Basel
Prof. Dr. sc. nat. Hans HENGARTNER Langnau am Albis
Präsident
Vizepräsident Vertreter klinische Krebsforschung
Vertreter epidemiologische Krebsforschung
Vertreter pädiatrische Krebsforschung
Vertreter Grundlagenforschung
Alt Ständerätin Erika FORSTER-VANNINI St. Gallen
Dr. med. Eduard HOLDENER Therwil
unabhängige Persönlichkeit
unabhängige Persönlichkeit
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Gallus MAYER St. Gallen Kassier
Geschäftsstelle
Die Geschäftsstelle der Stiftung Krebsforschung Schweiz ist im Bereich Forschungsförderung der Krebsliga Schweiz angesiedelt. Der Bereich Forschungsförderung unter der Leitung von Dr. Rolf Marti organisiert die Ausschreibungen und ist für die wissenschaftliche Begutachtung der Gesuche sowie die Qualitätskontrolle der geförderten Projekte zuständig. Marti nimmt auch die Geschäftsführung der Stiftung wahr. Zwischen der Krebsliga Schweiz und der Stiftung Krebsforschung
Schweiz besteht eine intensive Zusammen arbeit. Sämtliche erbrachten Tätigkeiten werden über Leistungsvereinbarungen abgegolten. Dazu gehören die Mittelbeschaffung am Spendenmarkt unter der Federführung von Felizitas Dunekamp (Leiterin Fundraising), das Finanzwesen und die Rechnungsführung unter der Leitung von Markus Sallin (Leiter Finanzen und Zentrale Dienste) sowie die Öffentlichkeits arbeit und Werbung.
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Stiftung Krebsforschung Schweiz
Wissenschaftliche Kommission
Die Wissenschaftliche Kommission (WiKo) begutachtet die Forschungsgesuche nach klaren Kriterien. Bei der Evaluation der Gesuche steht immer die Frage im Zentrum, ob ein Forschungsprojekt neue Erkenntnisse in Bezug auf Vorbeugung, Entstehung oder Behandlung von Krebs gewinnen kann. Zudem stellt die WiKo eine hohe wissenschaftliche Qualität sicher, indem sie etwa Originalität und Durchführbarkeit der Forschungsvorhaben beurteilt – und nur die besten zur Förderung empfiehlt.
Jedes Gesuch wird durch zwei Kommissionsmitglieder sorgfältig geprüft. Zusätzlich werden weitere internationale Fachexpertinnen und -experten zur Begutachtung beigezogen. An den zwei Mal im Jahr stattfindenden Sitzungen der WiKo werden die Projektanträge eingehend diskutiert und in eine Rangliste überführt. Darauf basierend trifft der Stiftungsrat den Entscheid, welche Projekte eine finanzielle Förderung erhalten. Dabei werden ausschliesslich industrieunabhängige Pro-
GRUNDLAGENFORSCHUNG
Prof. Dr. med. Martin F. FEY Bern
Prof. Dr. Ruth CHIQUET-EHRISMANN Basel
Prof. Dr. med. Adrian OCHSENBEIN Bern
Prof. Dr. Freddy RADTKE Lausanne
Prof. Dr. Martin PRUSCHY Zürich
Prof. Dr. med. Curzio RÜEGG Freiburg
Prof. Dr. Beat W. SCHÄFER Zürich
Präsident KLINISCHE FORSCHUNG
Prof. Dr. med. Silke GILLESSEN St. Gallen
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Prof. Dr. med. Holger MOCH Zürich
jekte unterstützt. Besonderer Wert wird auf patientennahe Forschung gelegt. Die 17 Mitglieder der WiKo sind anerkannte Fachpersonen mit hervorragendem wissenschaftlichem Leistungsausweis. Zusammen decken sie alle für die Krebsforschung relevanten Forschungsbereiche ab. Die Mitglieder werden für eine Amtsdauer von drei Jahren gewählt und können zweimalig wiedergewählt werden.
PSYCHOSOZIALE FORSCHUNG
Prof. Dr. Primo SCHÄR Basel
Prof. Dr. med. Jürg SCHWALLER Basel
Prof. Dr. med. Kurt FRITZSCHE Freiburg, Deutschland
Prof. Dr. med. Friedrich STIEFEL Lausanne
EPIDEMIOLOGISCHE FORSCHUNG
Prof. Dr. med. et Dr. phil. Hans-Uwe SIMON Bern
PD Dr. med. Emanuele ZUCCA Bellinzona
Prof. Dr. Simone BENHAMOU Paris, Frankreich
Prof. Dr. Maria BLETTNER Mainz, Deutschland
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Forschungsprojekte
Vielf채ltige Mittel, einheitliches Ziel
Die Stiftung Krebsforschung Schweiz fördert Forschungsprojekte ganz unterschiedlicher Ausrichtung, Methodik und Zielsetzung. Gemeinsam ist den Projekten nur eins: Sie haben zum Ziel, die Überlebenschancen und die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Krebs zu verbessern. Unterstützt werden Projekte aus allen vier Bereichen der Onkologie. In je ein beispielhaftes Vorhaben gewähren die folgenden Seiten einen Einblick.
Grundlagenforschung Welches sind die molekularen und zellulären Vorgänge, die zu einer Krebskrankheit führen? Die Grundlagenforschung findet meist im Labor statt. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können etwa in Ideen für neue Behandlungsansätze münden.
Klinische Forschung Lassen sich die Diagnose- und Therapiemethoden noch verbessern? Die klinische Forschung ist auf die Zusammenarbeit mit Patientinnen und Patienten angewiesen. Die Personen, die an einer klinischen Studie teilnehmen, tun dies freiwillig und werden vorgängig umfassend über die Chancen und Risiken informiert.
Psychosoziale Forschung Wie wirkt sich eine Krebserkrankung seelisch auf die Betroffenen und ihr Umfeld aus? Die psychosoziale Forschung hat zum Ziel, die Lebensqualität von krebskranken Menschen und ihren Angehörigen zu verbessern.
Epidemiologische Forschung Wie oft treten verschiedene Krebskrankheiten in der Bevölkerung auf? Die epidemiologische Forschung untersucht grosse Datenmengen, die von verschiedenen Bevölkerungsgruppen stammen. Sie versucht den Einfluss verschiedener Faktoren ausfindig zu machen, die die Entstehung von Krebs begünstigen: Rauchen, Ernährung, soziales Umfeld, Umwelteinflüsse sowie Alter und Geschlecht. 11
Grundlagenforschung
Frühe Krankheitszeichen deuten
In den Zellen der Darmschleimhaut werden mit zunehmendem Alter zahlreiche Gene stillgelegt, die vor Darmkrebs schützen. Gelingt es, die biochemischen Spuren dieser Alterungsprozesse korrekt zu lesen, liesse sich der Darmkrebs frühzeitig feststellen: dann, wenn er noch heilbar ist.
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Obwohl alle Zellen des menschlichen Körpers das gleiche Erbgut enthalten, unterscheiden sich beispielsweise die Zellen der Haut von Zellen der Leber oder des Darms, weil in den unterschiedlichen Zelltypen verschiedene Gene aktiv sind. Auch die Alterung geht mit Veränderungen der Genaktivität einher. So werden etwa im Dickdarm mit zunehmendem Alter zahlreiche vor Darmkrebs schützende Gene stillgelegt, wie Kaspar Truninger mit Primo Schär und weiteren Kolleginnen und Kollegen aus Basel und Warschau entdeckt hat. Das Ein- oder Ausschalten von Genen hinterlässt im Erbgut biochemische Spuren: Stillgelegte Gene lassen sich oft an Methylgruppen erkennen, die als kleine Anhängsel an den
PD Dr. med. Kaspar Truninger Gastroenterologie Oberaargau Langenthal und Departement Biomedizin der Universität Basel
Projekt Molekulare Marker zur Früherkennung und Prävention von Darmkrebs
Steuerungselementen von Genen angebracht sind. Auf diese sogenannten epigenetischen Markierungen hat es Truninger abgesehen. Seine bisherigen Resultate zeigen, dass der Lebensstil einer Person die molekularen Alterungsprozesse im Dickdarm beeinflusst. So verzögert beispielsweise die Einnahme von Aspirin die Alterung, Rauchen oder Übergewicht hingegen beschleunigen sie. In seinem neuen Projekt will Truninger die Anhängsel am Erbgut nutzen, um Polypen und Darmkrebs frühzeitig identifizieren zu können. Denn erste epigenetische Veränderungen sind bereits in der normalen Darmschleimhaut nachweisbar, noch bevor der Tumor tatsächlich ausbricht. «Wenn er früh erkannt wird,
ist Darmkrebs heilbar», sagt Truninger. Dass Darmkrebs dennoch zu den tödlichsten drei Krebsarten in der Schweiz gehört, liegt daran, dass die derzeit verfügbaren Vorsorgeuntersuchungen mit Unannehmlichkeiten verbunden sind und deshalb zu wenig angewendet werden. Sollten sich die biochemischen Alterungsspuren in der Früherkennung von Darmkrebs als nützlich erweisen, könnten epigenetische Untersuchungen viele Leben retten.
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Klinische Forschung
Unerwartete Ähnlichkeiten nutzen
Eine neue klinische Studie gelangt zu einem überraschenden Schluss: Wird die Vermehrung von Zellen gehemmt, die am Knochenabbau beteiligt sind, lässt sich das Leben von Lungenkrebspatienten verlängern. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Entwicklungsmechanismen von Knochen und Krebsgeschwüren?
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RANK ist ein Rezeptor auf der Oberfläche von Knochenzellen, die für den Abbau der Knochen verantwortlich sind. Diese Zellen spielen bei der Osteoporose eine wichtige Rolle, aber auch bei Schäden, die aufgrund von Krebsmetastasen in den Knochen entstehen. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die Hemmung von RANK sich nicht nur positiv auf die Knochenstabilität auswirkt, sondern auch die Lebenszeit von Patientinnen und Patienten mit einem bestimmten Typ von Lungenkrebs verlängert: dem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom, das für nahezu 80 Prozent aller Lungenkrebsfälle verantwortlich ist. Diese Entdeckung ist wichtig, weil Lungenkrebs von allen Krebsarten weltweit am
Dr. med. Solange Peters Universitätsspital (CHUV) Lausanne
Projekt Behandlung von Lungenkrebs durch Hemmung des RANK-Signalwegs
meisten Todesopfer fordert. In der Schweiz sterben jährlich 3100 Personen daran. Er entwickelt sich oft unbemerkt und über lange Zeit symptomfrei, weshalb er meist erst im Spätstadium diagnostiziert wird. Zudem ist er in vielen Fällen resistent gegen konventionelle Chemotherapien. Weil Lunge und Knochen sehr verschieden sind, mag die Verwandtschaft ihrer zellulären Kommunikationswege verblüffen. Solange Peters und ihre Mitarbeitenden, darunter Etienne Meylan und sein Team, möchten diesen Ähnlichkeiten auf den Grund gehen. Sie vermuten, dass der Tumor langsamer wächst, wenn RANK gehemmt wird. Um diese Hypothese zu prüfen, untersucht ihr Team die Wirkungen
eines Antikörpers, der den RANK-Signalweg hemmt. In einer ersten, präklinischen Phase arbeiten die Forschenden mit Mausmodellen, später mit Gewebe von Patienten, die an einem aktuellen klinischen Versuch teilnehmen. Die Studie könnte helfen, Untergruppen von Patienten zu definieren, die auf diese Art von Behandlung ansprechen. Sie würde so zu einer gezielteren Behandlung von Lungenkrebs beitragen – was sich alle erhoffen, die gegen diese Krankheit kämpfen.
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Psychosoziale Forschung
Sicherheitsstrategien optimieren
Krebspatienten droht eine grosse Gefahr, wenn während der Chemotherapie ein Medikament verwechselt oder falsch dosiert wird. Um solche Fehler zu vermeiden, setzen die Spitäler in der Schweiz auf das Vier-Augen-Prinzip. Doch wie gut greift diese Massnahme – und wirkt sie sich vielleicht sogar negativ auf die Sicherheit der Patienten aus?
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Gemäss internationalen Untersuchungen passieren in der Onkologie zwar weniger Fehler bei der Medikamentengabe als in anderen Bereichen der Medizin – doch weil Chemotherapeutika starke Nebenwirkungen haben, können Missgriffe in der Krebsbehandlung zu besonders grossen Schäden führen. Dementsprechend umfassend sind die Strategien zur Fehlervermeidung. In der Schweiz am stärksten verbreitet ist die sogenannte Doppelkontrolle, bei der zwei verschiedene Personen im Vier-Augen-Prinzip überprüfen, ob die korrekten Medikamente in der richtigen Dosis verabreicht werden. «Intuitiv leuchtet die Doppelkontrolle ein», sagt David Schwappach. Doch sei noch nicht
Prof. Dr. David Schwappach Stiftung für Patientensicherheit Zürich
Projekt «Sehen vier Augen mehr als zwei?» Doppelkontrollen bei der Medikamentengabe
erforscht, ob sich der zusätzliche Aufwand lohne – oder ob er sich sogar negativ auf die Patientensicherheit auswirke. Denn der zweite Kontrollblick kann etwa zu häufigeren Unterbrüchen in den Arbeitsabläufen des Pflegepersonals führen, die zerstückelte Arbeit für mehr Hektik und mehr Irrtümer sorgen. Denkbar ist auch, dass das Vier-Augen-Prinzip zu einer falschen Sicherheit verleitet. Und dass einer Person vielleicht eher Fehler unterlaufen, wenn sie nicht die alleinige Verantwortung trägt, sondern davon ausgeht, dass allfällige Missstände von einer anderen Person behoben werden. Doch wenn diese weiss, dass schon jemand Dosis und Medikament geprüft hat, entgehen auch ihr eher Fehler.
Mit seinem Team untersucht Schwappach deshalb, wie die Pflegenden und die Ärzteschaft die Doppelkontrolle bei der Verabreichung von Chemotherapien konkret umsetzen. Ihr Projekt soll mögliche Schwachstellen ausmachen und Verbesserungen vorschlagen: damit eine abgeänderte – und wirklich unabhängige – Doppelkontrolle tatsächlich die Fehlerrate bei der Medikamentengabe senken und so die Sicherheit von Krebspatienten erhöhen kann.
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Epidemiologische Forschung
Den Ursachen von Kinderleukämie auf der Spur
Leukämien treffen Kinder, die oft erst zwei bis fünf Jahre alt sind. Woran liegt es, dass sie erkranken? Das Durchforsten einer schweizweiten Datensammlung zu Kinderkrebsfällen soll etwas mehr Licht ins Dunkel bringen.
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In der Schweiz erkranken jährlich et wa 200 Kinder an Krebs, die meisten davon an Leukämie. Diese Form von Blutkrebs befällt vor allem Zwei- bis Fünfjährige. Über die Ursachen dieser Krankheit wird zwar viel gerätselt: Haben genetische Faktoren oder elektromagnetische Felder einen Einfluss? Doch gesicherte Befunde hierzu gibt es so gut wie keine. In den im Schweizerischen Kinderkrebsregister erfassten Daten sucht der Statistiker Ben Spycher in Zusammen arbeit mit Kinderärztinnen und Epidemiologen nach Erkrankungsmustern. Tatsächlich sind die Leukämiefälle bei Kindern nicht zufällig verteilt, wie die Forschenden um Spycher gezeigt haben. In ihren
Dr. Ben Spycher Institut für Sozial- und Präventivmedizin Universität Bern
Projekt Wird Leukämie im Kindesalter durch Infektionen ausgelöst?
bisherigen Arbeiten sind sie auf örtlich und zeitlich begrenzte Häufungen gestossen, die auf die Rolle von Viren oder anderen Erregern hinweisen könnten, die genau dann im betroffenen Dorf oder Stadtteil zirkulierten, als die Kinder zur Welt kamen. Vielleicht hatte sich deshalb das Immunsystem der befallenen Kinder ungünstig entwickelt, so dass bei einigen Jahre später eine Leukämie ausbrach? Zurzeit sind das alles noch Vermutungen, die Spycher nun mit ausgeklügelten Zahlenspielen entweder erhärten oder verwerfen wird. Und auch wenn die potenziellen viralen Erreger in einem späteren Schritt noch identifiziert werden müssten: Erkenntnisse über mögliche Auslöser von Leukämie bei Kindern
sind dringend nötig. Sie könnten vielleicht helfen, dieser Krankheit vorzubeugen. Zwar ist die Medizin heute in der Lage, die meisten jungen Patientinnen und Patienten zu heilen. Doch die Behandlung ist für die Kinder – und ihre Angehörigen – physisch und psychisch sehr belastend, zudem geht sie auch mit einem erhöhten Risiko für Spätfolgen wie etwa verminderter Fruchtbarkeit einher.
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Zahlen und Fakten
Ăœber 16 Millionen Franken fĂźr die Krebsforschung
Die Stiftung Krebsforschung Schweiz förderte letztes Jahr insgesamt 79 Forschungsprojekte, Stipendiaten und Forschungsorganisationen mit 16,2 Millionen Franken. Im Jahr 2014 hat die Wissenschaf tliche Kommission (WiKo) 174 Forschungsgesuche fachlich begutachtet – und 84 Projekte zur Unterstützung empfohlen. Davon haben die Krebsforschung Schweiz 50 Projekte und die Krebsliga Schweiz weitere 15 Projekte gefördert. Weil die entsprechenden Mittel fehlten, konnten 19 qualitativ hochstehende Projekte leider nicht finanziert werden. Zus ät zlich unter stü t z te die K reb sforschung Schweiz drei Stipendiaten der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) mit insgesamt knapp
0,5 Millionen Franken und bewilligte knapp 2,0 Millionen Franken für sechs verschiedene Schweizer Forschungsorganisationen, die elementare und unverzichtbare Grundleistungen für die klinische und epidemiologische Krebsforschung erbringen. Etwas mehr als 0,6 Millionen Franken hat die Krebsforschung Schweiz zur Unterstützung des Nationalen Krebsprogramms, von europäischen Organisationen und wissenschaftlichen Tagungen eingesetzt. Insgesamt hat die Stiftung im vergangenen Jahr 79 krebsrelevante Forschungsvorhaben mit mehr als 16 Millionen Franken unterstützt.
Die Forschungsförderung 2014
Freie Projektforschung
Projekte
Betrag
Anteil
50
13 195
81,3 %
Grundlagenforschung
25
7 621
46,9 %
Klinische Forschung
13
3 698
22,8 %
Psychosoziale Forschung
5
879
5,4 %
Epidemiologische Forschung Stipendien
5 2
886 111
5,5 % 0,7 %
MD-PhD-Stipendien (SAMW)
3
455
2,8 %
Forschungsorganisationen
6
1 975
12,2 %
Nationales Krebsprogramm, Organisationen, Tagungen
20
608
3,7 %
Total
79
16 233
100 %
(Projekte: Anzahl bewilligte Gesuche, Betrag: in kCHF)
21
Bilanz Aktiven
2014
2013
9 034 101
13 088 397
503
125
9 638
13 610
36 516
28 938
222
60
Anlagevermögen
36 738
28 998
Total Aktiven
46 376
42 608
2014
2013
Verbindlichkeiten Passive Rechnungsabgrenzung
20 331 215
18 499 224
Fremdkapital
20 546
18 723
Zweckgebundenes Fondsvermögen
665
0
Fondskapital
665
0
20 485
17 565
Flüssige Mittel Forderungen Aktive Rechnungsabgrenzung Umlaufvermögen Finanzanlagen Sachanlagen
Passiven
Freies Betriebskapital Stiftungskapital (einbezahltes Kapital)
100
100
4 348
3 300
232
2 920
Organisationskapital
25 165
23 885
Total Passiven
46 376
42 608
Wertschwankungsreserve (gebundenes Kapital) Jahresergebnis
(Zahlen per 31.12. in kCHF)
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Betriebsrechnung 2014
2013
17 141
19 679
4 042
2 992
21 183
22 671
Produktionsaufwand
- 2 873
- 3 646
Porti und Postkontogebühren
- 1 552
- 1 550
- 253
- 260
-71
-13
- 4 749
- 5 469
- 234
- 175
- 4 983
- 5 644
- 16 014
- 14 413
Einnahmen aus Spendenaktivitäten Einnahmen aus Vermächtnissen und Erbschaften Betriebsertrag
Personalaufwand MIttelbeschaffung Abschreibungen Aufwand für die Mittelbeschaffung Sachaufwand für Geschäftsführung und Administration Total administrativer Aufwand 1
Beiträge an Forschungsprojekte und -organisationen Personalaufwand Forschungsförderung
-6
-2
- 16 020
- 14 414
Finanzertrag
1 950
1 594
Finanzaufwand
- 318
- 549
Finanzerfolg
1 632
1 045
Zuweisung an zweckgebundenen Fonds
- 664
0
Fondsergebnis
- 664
0
Total Projektaufwand
2
Ausserordentlicher Erfolg Anpassung der Wertschwankungsreserve Ausserordentlicher Erfolg und Anpassung Jahresergebnis
132
16
- 1 048
- 755
- 916
- 738
232
2 920
(Zahlen per 31.12. in kCHF) 1 inklusive Sachauf wand und Rückerstattungen 2 Ausschüttung Fondsertrag 2013 des Cancer Charity Support Fund und Darlehensverzicht gegenüber Oncosuisse
23
Geldflussrechnung Jahresergebnis Kurserfolg Wertschriften Abschreibungen Sachanlagen Zuweisung an Wertschwankungsreserve
2013
232
2 920
- 1 266
- 793
71
13
1 048
755
Veränderung Fondskapital
665
0
Veränderung Forderungen
154
- 196
Veränderung aktive Rechnungsabgrenzungen
- 378
198
Veränderung Verbindlichkeiten
1 974
264
-9
- 741
2 491
2 419
Veränderung passive Rechnungsabgrenzungen Mittelfluss aus Betriebstätigkeit Investitionen Finanzanlagen
- 13 032
- 10 580
Veränderung Sachanlagen Veränderung strategische Mittel
- 233 - 1 007
- 40 1 997
Desinvestitionen Finanzanlagen
7 727
7 419
Mittelfluss aus Investitionstätigkeit
- 6 545
- 1 204
Anfangsbestand an flüssigen Mitteln
13 088
11 872
9 034
13 088
- 4 054
1 216
Endbestand an flüssigen Mitteln Veränderung an Zahlungsmitteln (Zahlen in kCHF)
24
2014
Anhang Grundsätze der Rechnungslegung Die Jahresrechnung entspricht den Bestimmungen des eidgenössischen Stiftungsrechts, unter Anwendung der Vorschriften des Aktienrechts. Die Bestandteile, die Gliederung und die Form der Jahresrechnung sowie die Bewertungsgrundsätze entsprechen den einschlägigen Bestimmungen nach Swiss GAAP FER, wobei die Transaktionen mit Nahestehenden jedoch offengelegt sind. Dieser Jahresbericht führt einen Auszug aus der Jahresrechnung auf. Die vollständige Rechnung ist auf der Website der Stiftung Krebsforschung Schweiz einsehbar (www.krebsforschung.ch).
Stiftungsgründung Stifter: Verein Krebsforschung Schweiz Stiftungskapital: CHF 100 000.– Gründungsdatum: 17.2.2000
Risikobeurteilung Der Stiftungsrat erachtet insbesondere die beiden Bereiche Spenden/Legate als auch die Wertschriftenanlagen als eigentliche Risikofaktoren. Das Fundraising rapportiert an jeder Sitzung des Stiftungsrats über den Erfolg seiner Aktivitäten, während der Kassier sowie der Rechnungsführer in engem Kontakt mit den Verwaltungsbeauftragten der Banken stehen und periodisch den Stiftungsrat über die Entwicklung der Anlagen orientieren. Aus Gründen der Sicherheit ist beim Organisationskapital ein Minimum definiert. Dies beeinflusst jeweils die Höhe des nächsten Forschungsbudgets.
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Revisionsbericht
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Impressum Herausgeberin Stiftung Krebsforschung Schweiz Effingerstrasse 40 Postfach 3001 Bern Redaktion Ori Schipper Cathy Maret Koordination Sonja Zihlmann Korrektorat Rub Media AG, Wabern Fotos Marco Zanoni, Liebefeld Layout Dominique Scholl Revisionsstelle BDO AG, Bern Druck Ast & Fischer AG, Wabern Auflage 6 200 Ex. deutsch 1 900 Ex. französisch 700 Ex. italienisch © April 2015 Krebsforschung Schweiz, Bern
Krebsforschung Schweiz Effingerstrasse 40 Postfach 3001 Bern Tel. 0844 80 20 10 Fax 031 389 91 60 www.krebsforschung.ch info@krebsforschung.ch Postkonto 30-3090-1 IBAN CH67 0900 0000 3000 3090 1