Anamnesis web

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dailymail.co.uk/sciencetech/article-2044538/Hollywood-star-Marilu-Henners-memory-chan-

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scher Wortlaut zum Hyperthymestisches Syndrom, Professor Giuliana Mazzoni in http://www.

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/ Gerhard Jaschke, Mehr denn Je! / Definition Engramm https://www.wikipedia.de / engli-

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QUELLEN Leonardo DaVinci; Tagebuch und Aufzeichnungen / Marc Aurel, Selbstbetrachtungen

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HERAUSGEBER / GESTALTUNG Sascha Krieg / EMail: krieg.sascha@yahoo.de

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ANAMNESIS 1. Jahrgang

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Pro, Roboto, Times New Roman,

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FONDS Calibri, Garamond, Helvetika 25 UltraLight, Khmer UI, Lato, Letter Gothic Std, Minion

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GRAFIKEN Sascha Krieg

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DaVinci; Tagebuch und Aufzeichnungen

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ABBILDUNGEN aus dem Fundus von Sascha Krieg, Abb.1, Abb.2 und Abb.3 aus Leonardo

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Gerhard Jaschke, SEGELWELLE, DENKVERKEHR

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Tagebuch der Marianne B., verfasst von Kathrin Henschler und Victoria Dressel / Text Seite 52,

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gen; Gedicht Seite 10, Rainer Maria Rilke, Werd ich vergessen? Und wenn irgendwas / Fiktives

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do DaVinci, Tagebuch und Aufzeichnungen; Texte Seite 48-49, Marc Aurel, Selbstbetrachtun-

Vergessen

TEXTE Peterwolf in Moskau, Sascha Krieg, Texte Seite 06, 14-15, 20-21, 28-29, 43, 45, Leonar-

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03 Erinnern ANAMNESIS 2015

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PREIS D 240 €

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DRUCKEREI sedruck, Zschochersche Str 3, 04229 LEIPZIG,

Auflösung

DRUCK Farbprofil Coated FORGA27 (ISO 12647-2:2004)


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sei e und f darunter. Ich behaupte nun: Falls die Basis des Kubus und die Basis der Pyramide auf derselben Ebene ruhen, so wird sich die Pyramide tatsächlich um den dritten Teil ihres Umfangs drehen, um auf ihre andre Seite zu fallen; aber der Würfel wird sich nur um den vierten Teil seines Umfangs drehen, um die andre Seite zu seiner Basis zumachen. Aus diesen zwei Darstellungen ergibt sich die Schlußfolgerung, daß der Kubus eine ganze Umdrehung unter Änderung seiner vier Seiten auf derselben Ebene macht, während das Dreieck oder die Pyramide die ganze Umdrehung nur mit drei Seiten auf derselben Ebene machen. Das Fünfeck wird alle fünf Seiten drehen. Und je mehr Seiten [der Körper] also hat, desto leichter ist die Bewegung, weil er dann der Kugel mehr gleichkommt. Daraus möchte ich folgern, daß das Dreieck eine langsamere Bewegung hat, und infolgedessen hätte man die Pyramide, nicht den Kubus, der Erde beimessen sollen. F 27 v. Von der Proportion. Wenn von zwei gleichen Ganzen gleiche Teile weggenommen werden, dann wird sich der Teil zum Teil ebenso verhalten wie das Ganze zum Ganzen. Daraus folgert: Wenn von zwei Kreisen der eine doppelt so groß ist wie der andre, dann ist der vierte Teil des größeren doppelt so groß wie der vierte Teil des kleineren. Und Rest wird sich zu Rest ebenso verhalten, wie das Ganze sich zum Ganzen verhält, und Teil zu Teil ebenso wie Rest zu Rest. Berühren zwei Kreise ein und dasselbe Quadrat an vier Stellen, so ist der eine doppelt so groß wie der andre. Und berühren zwei Quadrate einen und denselben Kreis an vier Stellen, so ist das eine auch doppelt so groß wie das andre. G 17 r.

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[Von den regelmäßigen Körpern.] Wider einige Kommentatoren, die den Erfindern des Altertums, von denen die Grammatiken und die Wissenschaften stammen, etwas am Zeug flicken und gegen die toten Erfinder ins Feld ziehen, und warum sie es aus Trägheit nicht fertiggebracht haben, selbst Erfinder zu werden, und wie sie mit soundso vielen Büchern ihre Meister durch falsche Argumente fortwährend zu widerlegen trachten: Sie sagen, die Erde sei hexaedrisch, d. h. kubisch, also ein Körper mit sechs Grundflächen, und sie beweisen das, indem sie anführen, daß unter den regelmäßigen Körpern kein Körper weniger beweglich oder beständiger sei als der Kubus. Und dem Feuer schreiben sie den Tetraeder zu, d. h. den pyramidenförmigen Körper, der nach der Meinung dieser Philosophen beweglicher ist als der Kubus. Ja, deshalb schreiben sie diese Pyramide dem Feuer und den Kubus der Erde zu. Aber wenn man die Beständigkeit des pyramidenförmigen Körpers nun untersuchen und mit der des kubischen Körpers vergleichen würde, [so würde man finden], daß dieser Kubus unvergleichlich beweglicher ist als die Pyramide, und das wird folgendermaßen bewiesen: Der Kubus hat sechs Seiten, die regelmäßige Pyramide vier, und sie sind hier am Rand in a und b dargestellt. a ist der Kubus, b die Pyramide. Um diesen Beweis zu führen, werde ich eine Seite des Kubus und eine Seite der Pyramide nehmen, und sie sollen c und d sein. Ich behaupte, daß der Kubus c für die Drehbewegung geeigneter ist als die Pyramide d. Der Anfang dieser Bewegung


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Werd ich vergessen? Und wenn irgendwas Viel später zu mir kommt und mich daran Erinnert: Werd ich fremdhin fragen -: Wann -? Kann Leben heißen: Zu vergessen, daß

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Dich anzusehn. Ich weiß von dir nicht mehr; Nur kommen mußtest du um jeden Preis, Und eine Stelle in mir ist jetzt leer Für alles das von dir was ich nicht weiß.

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Mir Seligkeit, endlose unverkürzte An einem Tage ward der rasch verrann Und daß dein Wesen sich in meines stürzte Aus deinen Augen, da ich kaum begann


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eder ist genau das Selbe seiner Tage. Immer auf der Suche nach Jedem und Jeder und Jeden. Und

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ch was, hat er gesagt. Noch einer und noch einer oben drauf. Das schafft der schon. K l u g s c h e i ß e r. Immer dieses Reisen durch ewig lange Nächte vorbei an Sümpfen. Täten sich alle nicht so wichtig genommen haben, dann wäre jetzt etwas übrig von dem großen Kuchen.

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ch bin ein Ungeheuer der Einsamkeit, dachte er. Und er wußte, dass das in den Tiefen seiner Jahre, in dem Vergessen der Zeit verborgen lag. Nie hätte er das tun sollen, wäre das Wollen nicht so eindringlich gewesen. Niemals hätte er es schlagen sollen, nie Ei zu Ei.

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etzt ist nichts vorbei. Und er hört die anderen raunen: jetzt ist nichts vorbei, hat er gesagt.

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ie Welt holperte so vor sich hin. Schmerzhaft ist das Holpern. Verloren fühlte sich das an. Nur einen Moment, dachte er, nur einen Moment anhalten. Erinnern.

ouwww. Gab es im Ural Wölfe? Bestimmt! Auf zu den Wölfen. Zu einer wilden Hatz. Lass mich wild sein, hat er gedacht. Lass mich vergessen. Noch mehr vergessen. Mich mich vergessen. All den Tant der uns ins Leben schmückt. Stinken möchte ich, hat er gedacht. Wie ein nie gewaschner Pelz. Hungrig wollte er sein und knurrent Peterwolf. Rasent wild wollte er werden, fanatisch von Hunger und Trieb gesteuert.

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amen und Orte. Wälder? Und was war das eigentlich für ein Sumpf? Damals lag er vor der Stadt. Heute ist er eingezogen und durchfließt unsere Strassen.

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nendlichkeit in jeder Pore. Unendlichkeit und Speichel. Atmen war da gar nicht und Haut setzt sich immer zusammen. In Schichten. Könnte möglich sein, dass eine davon Sumpf ist. Sumpf auf dem Weg nach Moskau. Und jede Durchdringung gibt Schichten vor, die tief ins Innere des sogenannten Kaninchenbaus führen. Jeder Schritt im Durchdringen der Haut führt näher zum Ziel. Anfang? Haut? Und der Weg nach Moskau. Nach Vergessen kommt immer Erinnenern. Nach jeder Haut kommt Fleisch: Und Fleisch birgt Blut. Und das Blut ist dann endlich gerinnent. Und nach der 11 kommt die 12.

kam nur Heulen. Ein großes Geheul.

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oskau. Es lag hinter dem Sumpf. Man sagte, er wäre unüberwindbar gewesen, bis man die Strasse baute, die hineinführte. Heute ist sie in der Stadt. Wie Speichelfäden, die aus dem Mund kommen. Fäden, die in den anderen Mund hinein fließen. Spuckefäden, an Häusern und Strassen vorbei.

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ach dem Ural kommt die Steppe. Danach nichts mehr. Und immer dieses Raunen. Man hört flüstern, die Welt sei danach vorbei. Nun, man fiele herunter, ginge man weiter, hörte man sagen. Alles Humpug. Er hätte es nicht vergessen dürfen. Er wollte so gerne seinen Namen sagen. Es

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nd das mit den Namen und Orten und den Freunden und Kindern. Dachte er es, so wollte er es aussprechen, und sprach er es aus, so zersetzte sich das Gesagte noch im Moment der Äußerung und lief an seinem Kinn hinab auf die Kleidung und versankt in den Fasern und noch bevor es seine Haut erreichen konnte war es verdunstet.

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Nur nicht zornig werden, dachte er sich. Er ist schon einmal zornig geworden. Nein. Ohne Blut. Doch alle wurden traurig nach seinem Zorn. Wäre er nur nicht so zornig geworden, haben alle gesagt. Würde er sich doch endlich erinnern können, haben alle gesagt. Woran denn, hat er dann gefragt; an die 11 und oder aber die 12?

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enne eine Zahl, hatte man ihm gesagt, und er nannte die 3. Aber es war ohne Bedeutung. Nichts bedeutete mehr etwas. Ob nun 3 oder 11. Welche Zahl er auch dachte, welches Wort er auch immer sagte, sobald es ausgesprochen war, zerfiel es vor seinen Augen.

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ie hatte man das vergessen können. Heute klaft an Stelle der Häuser ein unüberwindbares Loch,

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Jahre nach dem Untergang dachte jeder, das wird schon. Aber es wurde nicht. Man hatte vergessen wie es ging. Dem, der sich erinnern sollte war es, wie will man sagen, ja, es war ihm schlichtweg entfallen. Und da wo einmal ein Gedächtniss war, nun, da war heute ein Sumpf.

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falls jemand jemanden fand, so gab er es nie weiter und gab er es doch weiter, so war es für immer verloren.

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uf dem Weg nach Moskau begegnete man Birken und die Wälder waren voll von Sumpf. Nie hätte man gedacht, dass Wasser so ein klärendes Bewusstsein erzeugen kann. Das bleibt vage.

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sich in sehr hohen Wolken, und dann ist es wieder eingeschlossen in den tiefen Höhlen der Erde. Es hat nichts Eigenes, sondern es bewegt alles und nimmt es mit, was sich bei der Destillation deutlich zeigt. So eilt es hin und her, auf und ab, findet nirgends Ruhe und eilt immer dorthin, wo der Lebenssaft fehlt. Bald entführt es Erdreich, bald schenkt es solches, hier Holz, dort Steine abladend, hier Sand, dort Schlamm zuführend und nirgends verharrend, weder auf dem Grund noch am Damm. Manchmal eilt es in rasendem Lauf dahin, manchmal fließt es mit ruhiger Bewegung bergab, manchmal erscheint es aufgeregt, manchmal klar und heiter von Wesen, manchmal mischt es sich als feiner Nebel mit der Luft, manchmal fällt es als heftiger Regen herab. Zuweílen geht es in Schnee oder Hagel über, zuweilen durchtrankt es als Sprühregen die Luft, dabei manch mal eiskalt und manchmal warm. Nie ist Beständigkeit ihm eigen. Manchmal steigt es auch als dünner Nebel auf, hierbei die Luft einschließend, und preßt sie zusammen und treibt sie durch die andre Luft, gleichwie ein Schwamm, wenn er unter Wasser zusamrnengepreßt wird, das darin eingeschlossene Wasser durch das andre treibt. B. M. 21 O r. [Vom Sonnenbild im Wasser.] Die von der Oberfläche des welligen Wassers

zurückgeworfenen Sonnenstrahlen lassen das Bild der Sonne zusammenhängend auf dem ganzen Wasser erscheinen, das zwischen der Welt und der Sonne liegt. F 38 v. Warum ist das Bild der Sonne ganz in der ganzen Wassersphäre, welche die Sonne sieht, und ganz in jedem Teil des genannten Wassers? Da der ganze Himmel den von der Sonne gesehenen Teil der Wassersphäre sieht, so sieht er dieses ganze Wasser vom Bild der Sonne bedeckt, und jeder Teil des Himmels sieht alles.Die Wasseroberfläche ohne Wellen beleuchtet gleichmäßig die Stellen, die von den zurückgeworfenen Strahlen des Sonnenbildes im Wasser getroffen werden. Das Bild der Sonne ist einzig und allein in der von der Sonne gesehenen Wassersphäre, aber es zeigt sich dem ganzen Himmel, der gegenüber ist, und jeder Punkt dieses Himmels sieht ein Bild für sich, und was einer an einem Ort sieht, das wird von einem andern an einem andern Ort gesehen, so daß kein Teil des Himmels es ganz sieht. Das Bild der Sonne, das von einem weiter entfernten Ort gesehen wird, nimmt einen größeren Raum der Wasseroberfläche ein. F 39 r.

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[Vom rubeloıen Wesen des Wassers.] Das Wasser ist zum Lebenssaft dieser trockenen Erde bestimmt. Die Ursache, die es gegen den natürlichen Lauf (Drang) der schweren Dinge durch die Adern der Erde bewegt, gleicht derjenigen, welche die Säfte in allen möglichen lebendigen Körpern bewegt. Und wie das Wasser aus dem unteren Teil des Weinstocks bis zu den angeschnittenen Zweigen getrieben wird und dann auf seine Wurzeln zurück fällt, diese durchdringt und aufs neue steigt, so strömt auch das Wasser vom tiefsten Grund des Meeres bis zu den Spitzen der Berge, fällt aus den geborstenen Adern wieder herab, kehrt zum Meer zurück und steigt aufs neue. Es fließt also auf und ab, ein und aus, stets ruhelos kreisend, bald mit natürlicher Bewegung, bald mit zufälliger, bald in Freiheit, bald in der Gewalt des Bewegers, und in die Gewalt seines Bewegers zurückgekehrt,steigt es aufs neue und fällt dann wieder. So steigt der eine Teil, indes der andre fallt. So strömt das Wasser vom tiefsten Grund des Meeres bis zu den Spitzen der Berge und fließt aus den geborstenen Adern wieder herab, und gleichzeitig steigt das andre Wasser. So kreist das ganze Element immerzu, und soundso oft ist es schon durch die Flüsse gegangen, die zum Meer fallen. Manchmal verflüchtigt es


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Samstag, 7.9.1964

Ich stelle fest, es sind immer die Anfänge und die Enden einer Woche, die mich zum Büchlein greifen lassen, als bin ich darum bemüht, entweder auf die neue oder auf die alte Woche zu schauen. Heute ist es die Mitte, das Bergfest, und es verändert sich nichts daran. So oder so, es hilft mir, mich zu erinnern an Dinge, die mir ansonsten entfallen würden, es unterstützt dabei, manchmal, eine Antwort zu finden. Irgendwie sortiere ich mich besser. Ich stelle fest, dass ich ab und an sehr durcheinander bin und mir Kleinigkeiten entfallen. Beispielsweise vor zwei Tagen beim Einkauf. Die zwei Dinge, die Grund waren, mich zum Einkauf zu überwinden, habe ich gnadenlos ausgeblendet und endete mit acht anderen Dingen zu Hause. Kein Wunder, warum ich mich scheinbar so angestrengt anfühle nach meinen Rätseln am Frühstückstisch. Die Konzentration nimmt manchmal irgendwie ab. Und da fiel mir ein Artikel letztens in die Hände, in dem das Ausland von einem Phänomen berichtete, welches nur bei ganz wenigen Menschen auf der Erde bisher aufgetreten ist, jedoch wirklich existiert! Es gibt Menschen, die merken sich bis zum Tod jede Einzelheit ihres Lebens, nichts ist verdrängbar, nichts liegt an Erinnerung brach. Was muss das für eine Qual bedeuten?

Mittwoch, 14.03.1971

Gestern erst berichteten zwei befreundete Frauen aus dem Dorf an der Fleischerskasse hinten im alten Gässchen, dass wir wohl eingeschneit sein werden. Ich hoffe bis dahin ist August zurück. Ich liebe es, wenn er sich um das Feuer kümmert und mir in den Abendstunden einen Tee zum Kamin reicht. Letztes Mal war er hier und überraschte mich mit zwei Kleidern aus dem Westen. Wunderbar im Schnitt, feines Wolle-Seide-Gemisch, die waren sicherlich recht teuer. Gern lässt er sich es etwas kosten, wenn er mir eine Freude bereiten will. Auch das kann ein Zeichen von Hingabe sein, von Liebe, auch wenn ich mich eigenartig fühle, darüber zu schreiben. Doch es beschäftigt mich in den Wintermonaten immer etwas mehr. Das kleine Büchlein meines Großonkels fiel mir gestern in die Hand. Indische Schriften. Damit kann ich nicht viel anfangen. Wenn man so darin liest, kann man nur feststellen, dass sie das Leben und die Liebe irgendwie ganz anders begreifen. Damit kann ich nichts anfangen. August schon gar nicht. Er lacht nur immer, wenn er ab und an mal ein Buch auf meinem Schreibtisch entdeckt und meint dann, ich solle doch die Hände von solch überzogener Romantik lassen. Dabei ist er genauso traditionell und manchmal auch romantisch. Manchmal fühle ich mich auch nicht unbedingt wohl, wenn er Bilder von mir schießt, weil er glücklich ist über sein neues Gefährt und es dann auf diese Weise mit mir zelebrieren will. Manchmal hätte ich noch viel mehr zu sagen, doch will ich darüber schreiben, ist es mir entfallen, kann ich nicht danach greifen. ><

Neue Geburten im Dorf, mindestens sechs in den vergangenen zwölf Wochen und alles irgendwie anders als sonst. Diese Frauen werden von einer Minute auf die andere Mutter und alles ist anders. Mittlerweile könnte ich längst Großmutter sein. Doch was sollte ich dann mit den Enkeln tun? Ich hätte ihnen ein Buntfernsehen bieten können und einen großen Garten, ein paar Haustiere. Das Kochen hätte Gerda übernehmen müssen, sie kommt ab und an zum Putzen. Ich habe gehört, sie solle wohl gut kochen können, für mich hat sie noch nie gekocht. Braucht sie auch nicht, es reicht, wenn sie Ordnung herstellt. Doch verlässlich ist sie nicht. Hat ständig das eine und andere Kind ins Nachbardorf zu fahren, zum Unterricht. Und dann ist sie nie pünktlich. Sie sagt immer, die Zeit vergeht wie im Fluge!

Mittwoch, 11.11.1988

Ich habe die Leine für den Hund liegengelassen, vor Schreck, heute Morgen und bin mit ihm durch die Wälder gewandert. Es war sein Glück. So gerannt ist er noch nie! Mein bester Freund, mein Begleiter, meine große Liebe. Wenn ihm was zustoßen würde, ich könnte es nicht überleben. Gerd ist ab und an eifersüchtig, wenn ich ihn stundenlang kraule am Feuer, obwohl er selbst das Kraulen und den Körperkontakt generell nicht wirklich aushalten kann. Deshalb schlafen wir auch in getrennten Betten, damit jeder seinen Platz ausreichend für sich hat. Und trotzdem scheint er eifersüchtig. Ich schicke ihm dann ein Lächeln und hoffe er versteht. Am liebsten würde ich dann gern loslegen und Fragen stellen, erfahren, was er manchmal denkt, wie es ihm wirklich geht, doch damit strenge ich ihn an. Das war schon immer so. Ich habe mich entwöhnt davon. Jetzt, wie ich darüber schreibe, stelle ich erst wieder fest, dass es so war und ist. Ich habe gar nicht mehr daran gedacht. Als wäre es nie anders gewesen. Männer bohren gerne dünner Bretter, sagte er dann zu mir, wenn ich ihm zu anstrengend wurde. Ich solle mich nicht an all diesen Dingen so aufreiben. Dann ging er meist am Morgen hinter in unsere Anlage am Wald, dort, wo sich die Pfauen nicht mehr gestört fühlen und machte seine Schießübungen. „Die Treffsicherheit geht über alles, Marianne!“ wiederholte er dann immer und wenn der Schuss nicht so verlief, wie er es wünschte, war die Stimmung für den ganzen Tag hinüber. Dann ging ich ihm immer aus dem Weg. Diese Erinnerungen. Ich hätte sie nicht mehr im Kopf, hätten wir nicht unsere Fotos. Das hilft mir. ><

Mittwoch, 27.06.1977

Dann lieber noch einmal einkaufen fahren. ><

25 Vergessen ANAMNESIS 2015

Lächeln Richtung S o n n e

Ich mag sie nicht, diese Sonntage! Ich ziehe die Vorhänge zu. Auch wenn niemand vom Hang her bis zu mir in die Wohnstube sehen könnte, doch es fühlt sich besser an. Ich genieße die Stille. Nur die zwei ganz frisch erstandenen meiner wunderschönen Pfaue melden sich aus der Holzhütte. Es ist zu kalt für sie in diesen Monaten, auch wenn bisher noch kein Schnee gesehen ward. Er soll kommen, noch vor der Heiligen Nacht, gewarnt haben sie uns.

Sonntag, 11.12.1965

Ein Kopfschmerz überkommt mich. Zwei meiner Briefe sind zurückgekommen. Doch die Adresse, weder deren, noch meine, hat sich je geändert. Und über dringliche Veränderungen hätte man mich doch informiert, oder? Ich suche in den Unterlagen meines Mannes, doch scheinbar hat er sein Adressbuch bei sich. Wir hören uns erst Mittwoch, bis dahin muss ich warten. Oh Schreck, auf meinem Herd die Suppe. Schnell! ><

Montag, 9.9.1964

So sitze ich in der Julisonne und staune einsam. Sie, meine Nachbarin läuft immer mal wieder am Zaun vorbei und äugt durch den Rodhodendronbusch. Ich mag sie nicht, sonst hätte ich schon längst einmal einen gemeinsamen Kaffee angeboten. Sie ist so einverstanden mit Gott und der Welt. Und dann ereilt mich immer ein Gefühl von Abgetrenntheit, ich fühle mich fremd, wenn ich die Lautstärken von den anreisenden Enkeln, die lautstarken Diskussionen mit ihrem Mann vernehme. Und sie lächelt, immer und immer wieder. Und ich übe mich im Lächeln Richtung Sonne. Kein Anruf bisher. Dabei wollte sich August schon vor zwei Tagen gemeldet haben. Wenn ich für Jacob den Tierarzt bestellt habe und wir uns vielleicht noch eine Woche auskurieren, dann wollte ich los nach Dresden, zu meiner Freundin Hilde. Auch wenn Jahre vergangen sind. Verbunden fühle ich mich noch wie zu Beginn. Wir ähneln uns etwas in unseren Leben, nicht etwa im Charakter. Zwar weiß ich nicht, was wir unternehmen könnten, doch Hilde wird schon auf Ideen kommen. In Dresden einfach nur zu flanieren und einen Tee zu trinken an den Promenaden, nah am Ufer, das wäre schon nett. Diese Flut an Menschen, die hier nicht in Jahren zusammenkommen. Der Rodhodendron blüht und mein Ring korrespondiert mit der Farbe. Die Sonne bricht diese dann in viel mehr Farben. An die kann ich mich nicht mehr erinnern, dafür gab es Bezeichnungen, wenn die eine die andere herausfordert? Mir wird frisch. Es reicht an Worten nun. Morgen dann weiter. ><

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27 Vergessen ANAMNESIS 2015

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wie die Kraft durch das Gewicht. Das Gewicht selbst ist sichtbar ohne Kraft, aber die Kraft ist unsichtbar ohne Gewicht. Wenn das Gewicht keinen Nachbar hat, sucht es sich geschwind einen solchen; aber die Kraft vertreibt ihn geschwind. Während das Gewicht eine unveränderliche Lage erstrebt, flieht die Kraft diese freiwillig. Während das Gewicht nach Stillstand strebt trachtet die Kraft immer nach Flucht. Das Gewicht allein ist ohneLeistung, aber die Kraft ist nie ohne eine solche. Je mehr das Gewicht fällt, desto größer wird es, und je meh die Kraft fällt, desto geringer wird sie. Während das Gewicht ewig ist, ist die Kraft vergänglich. Das Gewicht ist natürlich, die Kraft zufällig. Das Gewicht strebt nach Beständigkeit und Dauer, die Kraft nach Flucht und Selbstvernichtung. Kraft, Gewicht und Schlag gleichen eirıander beim Ausüben des Druckes. A 35 r.

Dieser Zustand ist atemberaubend. Wenn eine Frau in ihren 40ern oder 50ern jeden einzelnen Tag ihres Lebens erinnern kann, dann ist die Kapazität unseres Gedächtnisses quasi unendlich. Die große Überraschung dieses Syndroms ist, dass es ein sehr altes Modell des Gedächtnisses stützt - das es nämlich reproduktiv ist, dass Begebenheiten buchstäblich aufgenommen werden. Sollte das Gedächtnis tatsächlich solche enormen Datenmengen speichern, so ist zu klären, wie dies in einem Organ wie dem Gehirn möglich sein soll - oder ob der Sitz des Gedächtnisses vielleicht gar nicht im Gehirn ist. Somit vermutet man den Sitz entweder im ganzen Körper verteilt oder in einem Informations- und Energiefeld, aus dem die Informationen vom Gehirn herausgelesen werden können.

29 Vergessen ANAMNESIS 2015

[Eigenschaften des Gewichts.] Jedes Gewicht ist betrebt, auf dem kürzesten Weg zum Mittelpunkt [der Erde] zu fallen, und wo die Schwere größer ist, da ist auch das Bestreben größer, und was am schwersten ist, das fällt, wenn es frei ist, am schnellsten. Das Hindernis, das weniger schräg ist, leistet ihm mehr Widerstand; aber das Gewicht läuft naturgemäß über seinen ganzen Träger, und während es so von Stütze zu Stütze eilt, wirkt es belastend beim Übergang von Körper zu Körper, bis es seinen Drang befriedigt hat. Der Mangel zieht es an und der Überfluß stößt es ab. Es ruht ganz auf seinem ganzen senkrechten Hindernis und ganz auf jedem Teil desselben. Und das Hindernis, das sehr schräg ist, Wird seiner Abwärtsbewegung keinen Widerstand leisten, sondern es wird, wenn es frei ist, mit ihm zusammen fallen. Bei der Ausübung eines Drucks und einer Belastung gleicht es der Kraft. Das Gewicht wird durch die Kraft überwunden

Hyperthymestisches S y n d r o m

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(von griechisch en, „hinein“, und gramma, „Inschrift“) ist eine allgemeine Bezeichnung für eine physiologische Spur, die eine Reizeinwirkung als dauernde strukturelle Änderung im Gehirn hinterlässt. Die Gesamtheit aller Engramme – es sind Milliarden – ergibt das Gedächtnis.


31 Vergessen ANAMNESIS 2015

50째50'05.8"N 10째05'33.6"E

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lm Rahmen der Tätigkeit ihres Mannes traf sie in den folgenden Jahren immer wieder auch mit Funktionären des Staatsapparates zusammen, was aus den Fotos ersichtlich wird. Der überwiegende Teil der Fotos behandelt aber das private Leben von Marianne. Sie ist am häufigsten darauf dargestellt, was darauf schließen lässt, dass ihr Mann den meisten Teil der Fotos geschossen hat. Es ist ein gewisser Ansatz von Bildaufteilung und ein Gefühl für Komposition des Dargestellten zu erkennen.

In Bestand befinden sich alte Fotopapiere der Firma ORWO. Diese sollen mit bearbeiteten und oder verfremdeten Fotos aus Mariannes Leben analog belichtet und dadurch eine nie dargestellte Version ihres Lebens künstlich erzeugt werden. Fragen nach dem Erinnerungsraum in dem sich die Vergangenheit in unserer Seele manifestiert und Fragen nach dem Rest der da bleibt sollen aufgeworfen werden.

Microfich

Eine andere Variante wäre, die so bearbeiten Fotos auf Micorfiche zubelichten. Ein Microfich ist ein 14,5cm x 10,5cm großes Trägermaterial in Form eines Planfilms auf dem verkleinerte, analoge Abbildungen von Vorlagen abgelichtet werden. Die Microverfilmung dient in der Regel zur Archivierung von historischen Dokumenten und Abbildung oder für moderne digitale Dokumentensammlungen. Es stellt einen interessanten Kontrast zwischen einem schon vergessenen Leben und einem Material dar, dass unter günstigen Umständen der Lagerung bis zu 750 Jahre archiviert werden kann. Diese so belichteten Microfiche könnten dann zu in kleine Lichtkästen eingebracht werden.

Das schwer sichbare Leben und eine verkleinerte Existenz. Das Erinnern, Vergessen, die Auflösung und der Übergang der Zustände sind ebenso Thema, wie die Begrenztheit der Zeit in der der Mensch wirken und handeln kann. Das Nachher ist der Versatz zwischen Geburt und sterben. Unablässig vergisst das Gedächtnis.

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Geschichte

Über die auf den Abbildungen dargestellte Person läßt sich sagen, dass sie keine Kinder hatte und bis zu ihrem einsamen Lebensende in einer Villa außerhalb einer kleinen Ortschaft nahe der hessischen Grenze gelebt haben. Sie war verheirate mit Gerhard, einem Funktionär der in den 70er und 80er Jahren Leiter des VEB Kalibetriebes war. Die Fotos beginnen zeitgeschichtlich etwa Ende der 40er Jahren in der Ortschaft Lauter im Erzgebirge, dem Geburtsort von Marianne. Es sind sehr wenige Zeugnisse vom Krieg vorhanden. Ihren Heimatort verließ sie schätzungsweise in den frühen 50er Jahren um mit Gerhard, vermutlich auch aus dem Erzgebirge stammend, nach Dorndorf überzusiedeln.

Von ihr aufgenommene Bilder beinhalten oft Blumen und Gartenmotive der Villa. Die rückseitigen Archivierungsstempel sind unter anderen aus Vacha, Ehrenfriedersdorf, Ilmenau und Stollberg im Harz. Somit lässt sich in etwa das Lebensumfeld verorten.

Varianten

KONZEPT

Als Material stehen circa 300 Fotos und 200 Dias zur Verfügung, die das Leben von Marianne und Gerhard dokumentieren. Kurz vor der Entsorgung des gesamten Hausstandes konnten wenigstens die Fotos gerettet werde. Sie zeigen einen Ausschnitt aus einem fast vergessenen Leben, beginnent in der Jugendzeit von Marianne bis in die 80ger Jahre hinein.


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TAL

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[Ausbalancierung der Fluges. Abb. 3] Wenn der Vogel mit Hilfe des Windes, doch ohne Flügelschlag, aufsteigt, streckt und hebt er seine Flügel in einem Bogen, dessen konkave Seite dem Himmel zugekehrt ist, und fängt während des Kreisens den Wind immer unter den Flügeln auf. Das

würde zu seinem Absturz führen, wenn er mit der dem Wind zugekehrten Ecke des Schwanzes nicht unter den Wind ginge, so daß dieser durch seine entgegengesetzte Kraft diesen Absturz verhindert. Er hält den Flügel also durch den Schwanz gewissermaßen im Gleichgewicht, da ihre Teile die gleiche Kraft haben, und so wird der Schwanz zum Teil gesenkt, während der Vogel vorn etwas gehoben wird. Der Wind, der den Schwanz trifft, ist hier stärker als am Flügel, weil der Schwanz vom Mittelpunkt weiter entfernt ist. Was vorausgesetzt worden ist, das wird hier bewiesen. Ich behaupte: Wenn der Flügel in bezug auf den Schwanz eine solche Lage hat, daß die Windmenge ab, die den Flügel mo trifft, gleich der Windmenge bc ist, die den Schwanz von oben in no trifft, dann wird sich der Vogel nicht drehen, sondern er wird in der Linie der Windströmung entführt werden. Aber wenn der Wind, der den Schwanz oben trifft, stärker ist als der Wind, der unter den Flügel prallt, dann wird der Schwanz nachgeben und durch die Kraft des Windes überwunden werden. Der Flügel aber wird sich dem Wind zudrehen, der nun stärker sein wird als vorher, weil die Bewegung, die der Flügel gegen den Wind macht, die Geschwindigkeit und Kraft vergrößert. Und so geht der Wind unter den Flügel, bildet dort einen Keil und hebt und dreht ihn. K II v.Ignos

Abb. 2

Abb. 3

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[Steig und Fallhewegung] Es gibt viele Vögel, die nur in einer Schraubenlinie, d. h. mittels Kreisbewegungen, aufsteigen können, mit Ausnahme der Lerche, deren Flügel beim Heben derart durchbrochen sind, daß sie keinen Widerstand leisten, zumal sie fast die ganze Zeit über durchbrochen bleiben. Wenn der Vogel sinken will, wirft er die Flügel nach hinten, so daß der Mittelpunkt ihrer Schwere aus der Mitte des Widerstandes der Flügel verschoben wird, und so wird er vornüberfallen. L 56 r.

C

o

l

l

i

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[Wie der Vogel sich aufrichtet. Abb. 2] Wenn sich der Vogel in einer verkehrten Lage befindet, so wie man es in a sieht, dann werden die Spitzen der Flügel gegen den Boden zu gestoßen, so wie es in b gezeigt wird. Dadurch wird dieses geflügelte Tier sich wieder in seine gewohnte, ursprüngliche Lage bringen; aber es muß den breiten Schwanz dabei gegen den Rücken zu biegen. Und wenn es mit der Kante fällt, so muß es die Flügel gegen den Rücken zu heben, und dadurch wird es sich wieder aufrichten.


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c b. Nun nimmst du a f (vom Ufer aus) von f c weg, d. h. f h, und es bleibt dir h c, eine Strecke, die gleich der Breite des erwähnten Flusses ist. E 51 v.

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[Messung der Breite eines Flusses.] Wenn du einen Fluß der Breite nach messen willst, so entferne dich von seinem Ufer etwas weiter, als diese Flußbreite ausmacht, und betrachte irgendein deutlich wahrnehmbaresZeichen am entgegengesetzten Ufer dieses Flusses. Angenommen, die Breite dieses Flusses sei a b, und die Strecke, um die du dich von dieserm Fluß entfernst, sei a c, eine Strecke, die etwas größer ist als die Breite des Flusses. Nun errichte am Ende dieser Strecke eine Linie von beliebiger Länge, und das sei die Linie c d. Dann betrachte von d aus noch einmal das Zeichen l ø, das du jenseits des Flusses wahrgenommen hast, und lasse am [diesseitigen] Ufer ein Zeichen in dem Punkt t anbringen, der in eben dieser Linie d b liegen soll. Nachdem du das getan hast, halbiere die Senkrechte d b in dem Punkt e. Von e aus errichte dann eine andre fortlaufend gerade Senkrechte, und wo sie die Linie d t schneidet, da mache ein Zeichen, von dem aus du dann die dritte Senkrechte g f errichtest. So bekommst du das Viereck c f g e, dessen Seite c f, wie du weißt, gleich f b ist; denn so wie der Punkt e in der Mitte der Linie c d ist, so ist der Punkt f in der Mitte der andern Linie


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B

47 Auflรถsung ANAMNESIS 2015

E R

D

I

E

T

I E

Z


rg e b

Ü 49 Übergang ANAMNESIS 2015

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g n a


51 Übergang ANAMNESIS 2015

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53 Übergang ANAMNESIS 2015

ANBIN DUNG


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55 Übergang ANAMNESIS 2015

Archivar

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57 Ăœbergang ANAMNESIS 2015

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Umgebung

Schilf


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65 Übergang ANAMNESIS 2015

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