Hochbauamt / Gebäudehüllensanierung Neue Abtei

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K a nton Sc h a ff h a u sen, Baudepar t ement H oc hb a ua m t, Proj e k t e und Unt er halt Schaffhausen | April bis November 2013

Gebäudehüllensanierung Neue Abtei Das dreigeschossige, aus Kalkbruchsteinen gemauerte Bauwerk der Neuen Abtei wurde im Jahr 1484 von Abt Konrad VI Dettikofer als letzte Residenz vor dem Beginn der Reformation westlich des Klosters Allerheiligen erbaut und gehört bauhistorisch zur Frührenaissance. Ein Aquarell aus der Zeit um 1600 gibt einen guten Eindruck vom damaligen Aussehen der Anlage. Obwohl oder gerade weil die Perspektive und die Grössenverhältnisse ungenau angelegt sind, zeigt das Bild sehr deutlich den repräsentativen Charakter des Gebäudes, das sich bewusst von den klösterlichen Bauten abhob. Durch einen doppelstöckigen «Pfaffengang» war die Neue Abtei mit der Alten Abtei verbunden. Prägend für das Fassadenbild ist sicherlich auch der überwölbte «Klosterbogen» im Erdgeschoss.


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G ebäud e h ß l l e n s a n i e ru n g N e u e Ab tei 2

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Gebäudehüllensanierung Neue Abtei

1 Ost-Giebel bei Gerüstdemontage 2 Arbeitsgerüst vom Klosterplatz

3 Wappen des erbauenden Abtes im Rohzustand 4 Wappen nach abge schlossener Sanierung 5 Nordwest-Fassaden vom Vorplatz Regierungsgebäude 6 Treppengiebel Nordost im Rohzustand 7 Treppengiebel Nordost saniert ohne Fertigarbeiten 8 Treppengiebel Nordost beim Fertigstreichen im Rohzustand 9 Treppengiebel Nordost nach abgeschlossener Sanierung mit Blitzschutz

Die Fassaden weisen glattverputzte Wände mit Eckquadern aus grauem Sandstein sowie spätgotische Kreuzstockfenster und Gruppenfenster auf. Der kleine Anbau an der Nordwestecke stammt vermutlich aus dem beginnenden 16. Jahrhundert und war für das Klosterarchiv bestimmt. Im Innenbereich ist das Erdgeschoss durch den Durchfahrtsbogen in zwei mit Tonnengewölben versehene Räume geteilt. Im 1. Obergeschoss befindet sich eine steinerne Rundbogenpforte, die zum «Pfaffengang» führte. Der Dachstuhl besteht aus Eichenholz und weist liegende Binder, zwei Überzüge mit Hängesäulen, ein zusätzliches Sprengwerk und über dem Zwischenboden Andreaskreuze auf. Ausgangslage Nachdem zunächst im 16. und 17. Jahrhundert erste kleinere bauliche Umgestaltungen vorgenommen wurden, setzten im 19. Jahrhundert grössere verändernde Massnahmen ein. Dazu zählten der Abbruch eines nordseitigen Erkers, der Einbau eines Saales für Konvent und Synode im 2. Obergeschoss, die Beseitigung des «Pfaffenganges» sowie innere Umbauten, die bis in das 20. Jahrhundert hinein im Rahmen der Nutzung als Verwaltungsbau folgten. 1913 wurde im Zuge des nachbarlichen Gefängnisbaus eine Vorhalle an der Westseite errichtet. Die letzte umfassende Sanierung der Gebäudehülle wurde 1937 vorgenommen. Seither wurden lediglich der Anstrich und die Fenster im Rahmen laufender Unterhaltsarbeiten erneuert. Der allgemein schlechte Zustand führte zum Entschluss, die Aussenhülle im Rahmen des ordentlichen und grosszyklischen Unterhalts zu sanieren. Diese Arbeiten sollten dem Substanz- und Werterhalt dienen und das äussere Erscheinungsbild des imposanten Gebäudes verbessern. In Zusammenarbeit mit der Kantonalen Denkmalpflege wurde anhand von Voruntersuchungen die Eingriffstiefe für die Sanierung definiert. Die historisch wertvolle Bausubstanz sollte wieder einen mineralischen Fassadenaufbau sowie ein zuverlässiges Dach mit Unterdach erhalten. Die Natursteinbauteile, welche markante Schäden aufwiesen, sollten dabei saniert und teilweise ausgewechselt werden.

Projekt In der ersten Arbeitsphase wurden rund 800 m2 schlechthaftender Fassadenputz vollständig vom heterogenen Bruchsteinmauerwerk entfernt. Anschliessend sind lose Mörtelfugen ausgekratzt und wieder frisch gestopft worden. Partiell wurden Riss-Prophylaxen eingesetzt, verzinkte Stahldrahtgitter montiert und die grössten Unebenheiten aufgefüllt. Auf dieser neuen Basis wurde danach in mehreren Schichten ein Hydraulkalk-Renovierputz aufgebaut, und abschliessend mit drei Sumpfkalk-Anstrichen versehen. An Sockelpartien, Ecklisenen, Fenster- und Türeinfassungen sowie Putzbändern und Abschlüssen wurde der mürbe Sandstein ausgefräst, ausgehauen und wieder reprofiliert. Stark exponierte Teile und Elemente mit markanten Schadstellen wurden zudem gefestigt oder ausgetauscht. Da vorgesehen war, den Sandstein natürlich zu belassen und nicht zu überstreichen, mussten die vorhandenen Farbtöne und Oberflächen, meist fein bis mittel scharriert, speziell beachtet und die neuen Bauteile im entsprechenden Stein nachgebaut werden. Massgebend waren und sind die vorhandenen Rorschacher Sandsteine in diversen Grautönen, der rote Schilfsandstein aus dem Schwarzwald und der hiesige, knochenfarbige Kalkstein. Im Untergeschoss wurden zwei Fenster aus den 30-er Jahren ersetzt und das Bogenfenster aus Stahl ist durch ein neues, innenliegendes Fenster zum Vorfenster geworden. Die Fenster beider Dachgeschosse wurden ebenfalls ersetzt. Das Biberschwanzziegeldach wurde komplett ausgedeckt, die Ziegel kontrolliert, gereinigt und mit knapp einem Viertel neuer Ziegel komplettiert. Das steile Hauptdach und das Nebendach auf der Eingangsseite, zusammen eine Fläche von rund 750 m2, wurden neu mit einem Unterdach aus 35 mm starken Weichfaserplatten und einer Unterdachbahn versehen. Sechs Schleppgauben wurden abgebaut und fünf davon anschliessend wieder neu aufgebaut, sämtliche Spenglerarbeiten und der Blitzschutz wurden komplett erneuert. Die heutige Farbgebung an Fassadenputz und Holzwerk beruht auf Farb- und Anstrichstoff-Untersuchung zu Beginn der Sanierung. Dabei hat man sich auf einen der gefundenen Fassadenfarbtöne geeinigt, welcher dem vorletzten Anstrich aus dem Jahr 1937 entsprechen dürfte.


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10 First richtung Osten vor der Sanierung 11 Dachfläche Nordseite vor Wiederaufbau Schleppgaube

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12 Dachfläche Südseite mit Unterdach und halb eingedeckt 13 Dachfläche und Traufe Nordseite mit Schleppgaube 14 Traufe Südseite nach abgeschlossener Sanierung mit 14 Blitzschutz

13 Kanton Schaffhausen Hochbauamt Beckenstube 11 CH - 8200 Schaffhausen

Legende:

Telefon 052 632 77 60 Fax 052 632 78 78 Objekt Nr.

G ebäud e h ü l l e n s a n i e ru n g N e u e Ab tei

Neue Abtei, Klosterhäuser

Massstab

Plan Nr.

12.25 Mass an Fassade gemessen

1:100

Klosterbogen, 8200 Schaffhausen

Kanton Schaffhausen

38/50 Datum 12.09.36 / K Rev.

Bürgin Eggli Partner AG, Schaffhausen

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Legende:

Hochbauamt Beckenstube 11 CH - 8200 Schaffhausen

Plangrösse

Westfassade

03.01-008

Telefon 052 632 77 60 Fax 052 632 78 78 Objekt Nr.

Rev. 24.01.13 / fm Rev.

12.25 Mass an Fassade gemessen

Neue Abtei , Klosterhäuser

Massstab

1:100

Klosterbogen, 8200 Schaffhausen

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Plan Nr.

Plangrösse

Nordfassade

38/50

03.01-005 Datum 11.9.36 / K

Bürgin Eggli Partner AG, Schaffhausen

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Rev.

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Rev. 24.01.13 / fm Rev.

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Legende: 12.25 Mass an Fassade gemessen

Massstab

1:100 Plangrösse

30/92 Datum 14.09.36 / K Rev.

Rev. 24.01.2013 / fm Rev.

BLINDFENSTER

Wappen

Wappen

WESTFASSADE Westfassade

Ansichten

OSTFASSADE

Ostfassade

Nordfassade

NORDFASSADE


Projektorganisation Eigentümer vertreten durch

Kanton Schaffhausen Baudepartement, Hochbauamt

Kantonsbaumeister Projektleitung Denkmalpflege

Mario Läubli Martin Marvin Staller Flurina Pescatore

Bauchronik Vorstudien Vorprojekt Projekt Baubeginn Fertigstellung

September 2012 Dezember 2012 Februar bis März 2012 April 2013 November 2013

Kosten inkl. MWST 1 Vorbereitungsarbeiten 2 Gebäude 5 Baunebenkosten Total Kosten inkl. MWST

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Stand August 2014 / Gestaltung: mcid. ag, Schaffhausen / Druck: Druckwerk SH AG Schaffhausen

Bauleitung Beat Häberli, IMMOWERT, Neuhausen Voruntersuchungen Rolf Zurfluh, Helsighausen Fotografie Mario Togni, MARIOTOGNI Photography, Lohn

5’0000.00 760’000.00 25’000.00 790’000.00

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15 Älteste Darstellung des Klosters Allerheiligen. Aquarell von Hans Kaspar Lang (1571–1645), entstanden um 1600, aus der Schaffhauser Chronik von Johann Jakob Rüeger. Staatsarchiv Schaffhausen, Chroniken A1.


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