Nachhaltigkeitsbericht 2016 Schaffhauser Wald Zahlen und Fakten
Baudepartement Kantonsforstamt 30. Dezember 2016
IMPRESSUM Titelbild
Hochfläche auf dem Hemmentaler Randen
Herausgeber
Kantonsforstamt Schaffhausen, Beckenstube 11, 8200 Schaffhausen Internet: www.sh.ch/kantonsforstamt © Kantonsforstamt Schaffhausen 2016
Erarbeitung und Redaktion
Michael Götz, Bruno Schmid, Walter Vogelsanger, Silvana Wölfle
Projektbegleitung Redaktion u. Layout
Naturkonzept AG, www.naturkonzept.ch
ABKÜRZUNGEN BAFU
Bundesamt für Umwelt
BFS
Bundesamt für Statistik
BHD
Brusthöhendurchmesser
FSC
Forest Stewardship Council (Zertifizierungssystem)
FSU
Forstschutzumfrage WSL/Kantonsforstamt
KFA
Kantonsforstamt Schaffhausen
NaiS
Nachhaltigkeits und Erfolgskontrolle im Schutzwald
WaG
Bundesgesetz über den Wald vom 4. Okt. 1991
WaV
Verordnung über den Wald vom 30. Nov. 1992
KWaG
Kantonales Waldgesetz vom 17. Feb. 1997
KWaV
Kantonale Waldverordnung vom 25 Nov. 1997
PV
Programmvereinbarungen im Umweltbereich
SUVA
Schweizerische Unfallversicherungsanstalt
sv
Silven. Raummass für stehende Bäume. Entspricht annähernd einem m
WSL
Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
LFI
Schweizerisches Landesforstinventar (LFI 1 - 4; 1983 - 2013)
KWI
Kantonales Waldinventar 1997 (Jahre 1996 - 1998)
SZF
Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen
BFS
Bundesamt für Statistik
NFA
Neuer Finanzausgleich
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VORWORT Was wäre der Kanton Schaffhausen ohne Wald? Was wäre unsere Landschaft ohne diesen vielfältigen und wertvollen Lebensraum? Und unser Kanton ist reich an Wald! Mit einem Anteil von 42 Prozent ist eine bedeutende Fläche mit Wald bedeckt. Von den rund 12‘500 Hektaren Wald im Kanton ist der grösste Teil im Eigentum von Gemeinden und Kanton (84%). Der Schaffhauser Wald erfüllt neben der Produktion des nachwachsenden Rohstoffs Holz wichtige Funktionen im Interesse der Öffentlichkeit wie Schutz vor Naturgefahren, Lebensraum für Pflanzen und Tiere, Trinkwasserspeicherung, CO2-Speicherung – und er bietet einen erstklassigen Erholungsraum für uns Menschen. Die Schaffhauser Waldeigentümer pflegen ihre Wälder so, dass alle Waldfunktionen optimal erfüllt werden. Der Wald lehrt uns, in langen Zeiträumen zu denken. Entscheide, die wir heute fällen, prägen die Waldentwicklung der künftigen Jahrzehnte. Umso wichtiger ist es, dass wir die Entscheide sorgfältig abstützen, immer wieder überprüfen und die sich ändernden Umweltbedingungen berücksichtigen. Der vorliegende Bericht ist der erste Nachhaltigkeitsbericht über den Zustand des Schaffhauser Waldes. Der Bericht dokumentiert den Ist-Zustand des Schaffhauser Waldes. In den Bereichen Waldressourcen, Holznutzung, biologische Vielfalt, Gesundheit und Vitalität, Schutzwald und Sozioökonomie zeigt er uns auf, wo wir stehen und wo Handlungsbedarf besteht. Insgesamt steht es gut um den Schaffhauser Wald. In einigen Bereichen sind Massnahmen zur langfristigen Sicherstellung der Nachhaltigkeit notwendig. Drei Bereiche sind besonders zu erwähnen: •
Der Druck auf den Wald nimmt zu. Einerseits durch den zunehmenden Bedarf der Bevölkerung nach Erholung im Wald, anderseits häufen sich die Wünsche, näher an den Wald zu bauen oder gewisse Vorhaben im Wald zu verwirklichen.
•
Die Auswirkungen des Klimawandels setzen dem Wald zu und stellen auch für die Schaffhauser Wälder eine Herausforderung dar.
•
Die finanzielle Lage der Forstbetriebe ist schwierig. Die Holzpreise sind in den letzten Jahren weiter gesunken und die von der Bevölkerung geforderten Waldleistungen können nicht kostendeckend abgegolten werden.
Beim Lösen dieser Aufgaben sind verschiedene Akteure gefordert: Waldbesitzer, Holzwirtschaft, Bevölkerung und Staat. Indem wir alle unseren Beitrag mit der nötigen Weitsicht leisten, tragen wir dazu bei, unseren Wald erfolgreich in eine nachhaltige Zukunft zu führen.
Dr. Reto Dubach Regierungspräsident
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INHALT EINLEITUNG ................................................................................................................................. 5 WALDRESSOURCEN ................................................................................................................... 7 Waldfläche ................................................................................................................................. 7 Holzvorrat .................................................................................................................................. 8 Altersklassen ............................................................................................................................. 9 Baumartenzusammensetzung ................................................................................................... 9 Waldfunktionen ........................................................................................................................ 10 Rodungen ................................................................................................................................ 11 HOLZNUTZUNG.......................................................................................................................... 13 Zuwachs................................................................................................................................... 13 Nutzung.................................................................................................................................... 13 Holzerntetechnik ...................................................................................................................... 15 Zertifizierung ............................................................................................................................ 16 BIOLOGISCHE VIELFALT .......................................................................................................... 19 GESUNDHEIT UND VITALITÄT ................................................................................................. 23 Schadstoffe .............................................................................................................................. 23 Klima ........................................................................................................................................ 25 Schadorganismen .................................................................................................................... 26 Naturnaher Waldbau................................................................................................................ 27 Wildschäden ............................................................................................................................ 28 SCHUTZWALD ............................................................................................................................ 29 SOZIOÖKONOMIE ...................................................................................................................... 31 Waldbewirtschaftung ............................................................................................................... 31 Waldbesucher .......................................................................................................................... 32 ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................................... 33 LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS .............................................................................. 34 BILDNACHWEIS ......................................................................................................................... 34
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EINLEITUNG Bäume werden alt und wachsen langsam, Zeitabläufe im Wald dauern lange. Die nachhaltige Erhaltung des Waldes erfordert deshalb langfristiges Denken und Handeln. Für seine Bewirtschaftung bedeutet dies, ihn so zu pflegen und zu nutzen, dass er seine wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Funktionen auch in Zukunft für die nachfolgenden Generationen erfüllen kann. Das Konzept der Nachhaltigkeit liegt auch der Waldgesetzgebung zu Grunde: Der Wald soll seine Funktionen dauern und uneingeschränkt erfüllen können. Das Schaffhauser Waldgesetz schützt den Wald mit seinen Pflanzen und Tieren als natürliche Lebensgemeinschaft und sorgt dafür, dass er in seinen vielfältigen Wirkungen, namentlich den Schutz-, Wohlfahrt, Nutzund Erholungsfunktionen erhalten bleibt. Wie steht es um die Nachhaltigkeit des Schaffhauser Waldes? Im vorliegenden Bericht geht das Kantonsforstamt dieser Frage nach. Dazu wurden zum Abschluss der NFA-Periode 2012-2015 die vorhandenen Daten zusammengetragen und ausgewertet. Der Bericht dient in erster Linie dem Kantonsforstamt und dem Baudepartement für die Kontrolle der Nachhaltigkeit und zur Überprüfung des Standes der Zielerreichung der Waldplanung. Er kann bei Bedarf auch weiteren Interessierten zugänglich gemacht werden. Der vorliegende Bericht stellt einen Ist-Zustand dar. Es liegen zwar aktuelle Daten des Landesforstinventars (LFI) vor, eine Zweitaufnahme des Kantonalen Waldinventars ist aber erst in den nächsten Jahren vorgesehen. In einem Folgebericht sollten dann aktualisierte Zahlen der Kantonalen Waldinventur zur Verfügung stehen. Die untersuchten Indikatoren orientieren sich grundsätzlich an den verbesserten gesamteuropäischen Indikatoren für eine nachhaltige Waldentwicklung ("Helsinki-Kriterien") der Ministerkonferenz zum Schutz in Europa (MCPFE). Es sind dies Waldressourcen, Gesundheit und Vitalität, Produktion, biologische Vielfalt, Schutzwald sowie Wald und Gesellschaft. Dieser international anerkannte Kriterien- und Indikatorenkatalog beruht auf dem Verständnis einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung. Die Liste dieser Kriterien wurde für den vorliegenden Bericht mit den Basisindikatoren des BAFU von 2014 ergänzt. Für einzelne Indikatoren fehlt derzeit noch die Datengrundlage.
Bruno Schmid Kantonsforstmeister
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WALDRESSOURCEN Waldfläche Der Kanton Schaffhausen ist gemessen an der gesamten Fläche ein waldreicher Kanton. In den letzten 30 Jahren hat sich seine Fläche effektiv kaum mehr verändert. Der Waldanteil im Kanton Schaffhausen liegt gemäss amtlicher Vermessung mit 12'486 ha (Tab. 1) oder rund 42% der gesamten Kantonsfläche prozentual deutlich über dem schweizerischen Durchschnitt von 31%. Grösster Waldeigentümer ist mit rund 1900 ha Wald auf Kantonsgebiet der Kanton Schaffhausen. Dazu besitzt der Kanton ausserhalb des Kantonsgebietes im Schwarzwald bei Grafenhausen rund 340 ha Wald. Mit einer Fläche von rund 2068 ha (BAFU) oder 16% der gesamten Waldfläche ist der Privatwaldanteil im Kanton relativ tief (Abb. 1). "Nutzung Wald" in der amtlichen Vermessung
12'486 ha
Waldfunktionspläne
12'500 ha
Tab. 1: Waldfläche "Nutzung Wald" in der amtlichen Vermessung; im Kanton SchaffWaldfläche per 22.11.2016 (Quelle: AGI) hausen. GIS- Flächen der kommunalen Waldfunktionspläne, Stand 2009 (Quelle KFA)
Die Entwicklung der Waldfläche ist schwierig zu interpretieren. Zu unterschiedlich sind die im Lauf der Zeit verwendeten Datenquellen und Verfahren. In jüngster Zeit hat sich die Waldfläche jedoch kaum verändert. So hat die Waldfläche in den letzten 20 - 30 Jahren lediglich um ca. 500 Aren oder 0.04% der gesamten Waldfläche zugenommen. (Interpellation B. Egli 12/2007). Diese leichte Zunahme dürfte jedoch grösstenteils auf veränderte Walddefinitionen und genauere Erhebungsmethoden (GIS) und nur marginal auf effektiv eingewachsene Flächen, zurückzuführen sein. Abb. 1: Waldverteilung und Eigentum im Kanton Schaffhausen.
Die Schaffhauser Waldfläche hat sich in den letzten Jahren kaum verändert. Die Waldflächenpolitik kann daher trotz steigendem Druck auf den Wald, derzeit als nachhaltig bezeichnet werden. Nachhaltigkeitsbericht 2016 Schaffhauser Wald
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Fazit Waldfläche
Holzvorrat Die Schaffhauser Wälder sind reich an Holz. In den letzten 30 Jahren hat der Holzvorrat, insbesondere im Laubholz weiter zugenommen. Gemäss Schweizerischem Landesforstinventar (LFI) hat der durchschnittliche Holzvorrat 3 (Schaftholz in Rinde) im Kanton Schaffhausen von 1983 - 2013 von 328 auf 423 m /ha (+29%) 3 zugenommen. Im Vergleich dazu liegt der schweizerische Mittelwert bei rund 370 m /ha. Die Nutzung liegt bereits seit Jahren leicht unter dem Zuwachs. In derselben Zeit ist der Nadelholzanteil gemessen am Gesamtvorrat von 54% auf 48% gesunken. Verantwortlich dafür sind vor allem die Zwangsnutzungen der Fichte u.a. durch Stürme und Borkenkäfer. Die im Vergleich zum Nadelholz stärker gesunkenen Preise im Laubholzsortiment insbesondere der Buche, förderten zudem die überproportionale Nutzung in nadelholzreichen Beständen. Abb. 2: Vorratsreicher Waldbestand.
Der Holzvorrat unserer Wälder ist in den letzten Jahren angestiegen und bewegt sich im schweizerischen Vergleich auf hohem Niveau. Über die gesamte Fläche gesehen wurde der Wald in den letzten Jahren daher nicht übernutzt. Dieser an sich positive Befund birgt aber auch Risiken. Denn ebenso wie eine Übernutzung, kann auch eine Unternutzung die Waldfunktionen gefährden. Der angestrebte Zielvorrat ist daher in Abhängigkeit der Waldfunktion und den übergeordneten, politischen und waldbaulichen Zielen festzulegen. Aus heutiger Sicht ist der Vorrat als nachhaltig zu betrachten. Er könnte gebietsweise allenfalls auch leicht gesenkt werden ohne die Nachhaltigkeit langfristig zu gefährden.
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Fazit Holzvorrat
Altersklassen Der Altersklassenaufbau der Schaffhauser Wälder ist eine wesentliche Grundlage der waldbaulichen Planung. Die Kontrollstichproben des kantonalen Waldinventars von 1997 liefern Hinweise dazu. Bäume mit einem Alter von 80 - 119 Jahren sind mit einem Flächenanteil von rund 35% leicht übervertreten (Abb. 3). Bäume älter als 160 Jahre sind mit 3% Flächenanteil relativ selten verve treten. Zumindest gebietsweise ist heute tendenziell von einer leichten Verschiebung, Verschiebung hin zu einem höheren Anteil von Bäumen von über 120 Jahre, Jahre auszugehen. Abb. 3: Waldaufbau (Flächenanteile) nach Altersklasse gemäss kantonalem Waldinventar (1997).
In jüngerer Zeit hat vor allem der Orkan "Lothar" von 1999 zahlreiche Kahlflächen geschaffen, welche mit Eichen und anderen standortgemässen Baumarten aufgeforstet worden worden sind. Dazu fördert der Schaffhauser Forstdienst gezielt die d nachhaltige Waldverjüngung. Ältere BaumphaBaumph sen werden u.a. durch die Schaffung von Naturwaldreservaten oder Altholzinseln gefördert. Die Beurteilung der Altersstruktur ist aufgrund der rund 20-jährigen 20 Resultate des WaldinvenWald tars und zwischenzeitlichen Störungen (Sturm Lothar) schwierig. Bäume mit einem Alter von über 160 Jahren sind jedoch nach wie vor relativ selten. Gesamthaft darf der AltersklassenAltersklasse aufbau derzeit als nachhaltig betrachtet werden. wer
Fazit Altersklassen
Baumartenzusammensetzung Die Schaffhauser Wälder sind reich an verschiedenen einheimischen Baumarten. Baumarten Gemäss kantonalem Waldinventar von 1997 sind gemessen am Vorrat Laub- und NadelhölNadelhö zer etwa gleichhäufig vertreten. Dieses Diese Verhältnis dürfte sich in den letzen Jahren leicht zu Gunsten der Laubhölzer verschoben haben. In den Schaffhauser Wäldern kommen über 30 verschiedene, einheimische Baumarten arten vor. Gemäss Waldinventar ldinventar von 1997, ist gemessen gemessen am Vorrat am häufigsten die Buche mit einem Anteil von 36%, gefolgt von der Fichte (31%), der Föhre (10%) der Eiche (6%), der Tanne (5%) der Esche (4%), der Lärche che (3%) und dem Bergahorn (2%). Insbesondere infolge von Zwangsnutzungen wie Stürmen n oder Borkenkäferkalamitäten ist der Fichtenanteil gemessen an der Stammzahl in den letzten Jahren tendenziell zurückgegangen. zurückgegangen In den entstandenen Lücken werden standortgemässe LaubLaub und Mischwälder und die d Naturverjüngung gezielt gefördert. Naturnahe Waldbestände werden gezielt gefördert. Die früher häufig vorgekommenen FichtenFichten Reinbestände werden laufend durch standortgemässe LaubLaub und Mischwälder ersetzt. Die breite Palette an natürlich vorkommenden vorkommen Baumarten sowie die gemischten, standortgerechstandortgerec ten Bestände unserer Wälder bieten grundsätzlich gute Voraussetzungen für die Zukunft.
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Fazit Baumartenzusammensetzung
Waldfunktionen Der Waldfunktionsplan dient der nachhaltigen Sicherstellung der öffentlichen Interessen am Wald. Er gibt Auskunft über die Waldfunktionen und deren Gewichtung, definiert die langfristigen Ziele der Walderhaltung und legt die notwendigen Massnahmen fest. Die Wälder im Kanton Schaffhausen sind multifunktional, das heisst sie erfüllen auf derselben Fläche mehrere Funktionen gleichzeitig. Die dabei in ihrer Bedeutung überwiegende Waldfunktion wird als Vorrangfunktion bezeichnet. Gemäss einer Auswertung des Kantonsforstamtes (2013) sind den Schaffhauser Wälder folgende Vorrangfunktionen zugeordnet: Nutzfunktion Lebensraum- und Naturschutzfunktion Schutzfunktion Wohlfahrtsfunktion - davon Erholungsfunktion - davon Landschaftsschutzfunktion
Tab. 2: Flächenanteil der Vorrangfunktion in Prozenten der Gesamtwaldfläche (Stand: 2010 WFP / 2013 Schutzwald).
55% 25% 12% 8% 2% 4%
Die behördenverbindlichen Waldfunktionspläne werden durch die Gemeinden erlassen und vom Regierungsrat genehmigt. Je nach Gemeinde können grosse Unterschiede bestehen. In den städtischen Agglomerationen ist zum Beispiel der Anteil der Erholungswälder deutlich höher als in den Landgemeinden. In abgelegenen und sehr steilen Gebieten steigt der Anteil von Flächen mit Vorrang Lebensraum und Naturschutz in der Regel an. Die Waldfunktionspläne werden periodisch überprüft und bei Bedarf den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Abb. 4: Vorrang Lebensraum
Sämtliche Gemeinden im Kanton Schaffhausen besitzen einen behördenverbindliche Waldfunktionsplanung. Sie erstreckt sich sowohl über die öffentlichen wie auch privaten Wälder. Die Waldfunktionsplanung bildet damit die Basis für eine umfassende, nachhaltige Waldbewirtschaftung sowie für die Erbringung diverser Waldleistungen im öffentlichen Interesse.
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Fazit Waldfunktionen
Rodungen Rodungen im Wald sind gemäss Waldgesetzgebung grundsätzlich verboten. Nur in AusAu nahmefällen können Waldrodungen bewilligt werden. Im Kanton Schaffhausen ist man sehr zurückhaltend mit der Genehmigung von Waldrodungen. Die Abb. 5 zeigt die Entwicklung lung der jährlich bewilligten temporären und definitiven Rodungsflächen von 1970 bis 2014 für den Kanton Schaffhausen gemäss emäss Rodungsstatistik des Bundesamtes für Statistik (BFS). Abb. 5: Bewilligte jährliche Rodungsflächen [m2] im Kanton Schaffhausen von 1970 bis 2014. Quelle Bundesamt für Statistik (BFS).
In den letzten 10 Jahren (2005 bis 2014) 20 wurden rund 8.5 ha (2.5 ha definitiv, 6 ha temporär) oder 0.85 ha Wald pro Jahr gerodet.. Dies vor allem für die Bereiche Hochbauten, Leitung und Energie, Rohstoffe, Gewässerkorrekturen und Verkehr (Abb. 6). Für den überwiegenden Teil der Rodungsflächen wurde Realersatz (Aufforstungen) geleistet (91%). Nur auf ca. 0.8 0. ha in 10 Jahren (ca. die Fläche eines Fussballfeldes) Fussballf oder 9% der gesamten Rodungsfläche wurde auf Realersatz zu Gunsten gleichwertige eichwertiger Massnahmen im Bereich des Natur- und LandschaftsLandschaft schutzes verzichtet. Abb. 6: Bewilligte Rodungsflächen [%] im Kanton Schaffhausen nach Zweck. Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2014. Quelle Bundesamt für Statistik (BFS).
Entsprechend den gesetzlichen Vorgaben sind die gerodeten Waldflächenanteile gering und werden zu u 91% wieder aufgeforstet (Realersatz). Aufforstungsflächen sind immer schwieriger zu finden oder stossen auf Wiederstand. Wiederstand In den letzten 10 Jahren wurde auf ca. 9% der geg samten Rodungsfläche auf Aufforstungen zu Gunsten von gleichwertigen Massnahmen im Bereich Natur und Landschaft verzichtet. Trotz steigendem Druck auf das Waldareal darf die derzeitige Rodungspolitik als nachhaltig bezeichnet werden.
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Fazit Rodungen
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HOLZNUTZUNG Zuwachs Eine wichtige Basis für die Planung der Holznutzung ist der durchschnittliche jährliche Holzzuwachs. Die Zahlen für den mittleren Zuwachs stammen aus älteren Vollkluppierungen und StichproStichpr benerhebungen sowie aus entsprechenden Nutzungsstatistiken des Kantonsforstamtes. Kantonsforstamtes Aktuelle Daten liegen nicht vor. Basierend auf obigen Daten wird der jährliche Zuwachs auf ca. 7 bis 3 8 m pro ha geschätzt. Bezogen auf die Gesamte Waldfläche im Kanton entspricht entsp das einem 3 jährlichen Zuwachs von 87'500 bis 100'000 m . Basierend auf Auswertungen des LandesforstinLandesforsti ventars dürfte der mittlere Zuwachs in unseren Wäldern in den letzen Jahren tendenziell eher leicht gestiegen sein. Der durchschnittliche jährliche Zuwachs uwachs in den Schaffhauser Wäldern wird aufgrund älterer 3 kantonaler Erhebungen auf rund 7 - 8 m pro Hektar geschätzt. Aktuellere Angaben sind mit der geplanten Durchführung eines zweiten Waldinventars Waldinventar zu erwarten.
Fazit Zuwachs
Nutzung Öffentliche Wälder sind gemäss Waldgesetzgebung und forstlicher Planung nachhaltig zu nutzen. Das heisst, langfristig darf maximal nur so viel Holz entnommen werden, wie tatsächlich zuwächst. Derzeit wird etwas weniger als die potentiell nachhaltig nutzbare Holzmenge (Hiebsatz) genutzt. Abb. 7: Hiebsatz (sv) und jährliche Holznutzungsmengen (m3) im öffentlichen Wald nach Sortimenten (kantonale Waldstatistik). Hinweis: Der starke Anstieg der Holznutzung im Jahr 2000 ist die Folge des Orkans "Lothar" vom Dezember 1999.
Die offiziell genehmigte nachhaltige Nutzungsmenge (Hiebsatz) im öffentlichen Wald lag von 3 1992 bis 2014 zwischen 70‘000 und d 79‘000 Silven (1 sv ≈ 1 m ) pro Jahr. Seit 1992 ist der Hiebsatz zum grossen Teil ausgeschöpft worden. Abb. 7). Markante rkante Abweichungen stammen aus den SturmSturm und Käferjahren mit hohen Zwangsnutzungen. Die Gesamtnutzung über den Kanton sagt jedoch wenig über die Nutzung auf den einzelnen Eingriffsflächen aus. aus Insbesondere in gut erschlossenen Wäldern mit Vorrang Holzproduktion besteht gebietsweise die Gefahr einer Übernutzung. Daher werden en die Holzschläge und Nutzungsmengen im öffentlichen Wald jährlich durch den kantonalen Forstdienst
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besichtigt und genehmigt. Für das Anzeichen und die Nutzung ist der zuständige Förster verantwortlich. Im Privatwald erfordern Holznutzungen mit einem Holzanfall von jährlich mehr als 3 30 m eine Bewilligung des zuständigen Försters. Eine Verpflichtung für den Waldeigentümer zur Nutzung des Waldes gibt es jedoch nur in Ausnahmefällen (zum Beispiel bei Schutzwald). Der Energieholz-Anteil an der Gesamtnutzung ist seit 1992 (21%) stark angestiegen und liegt heute bei rund 40%. Die Hackschnitzel haben einen steigenden Anteil an der Energieholznutzung, welcher heute über 60% des Energieholzanteils beträgt. Da bei der Verbrennung von Holz gleichviel CO2 freigesetzt wird wie bei der Verrottung im Wald, ist die energetische Nutzung von Holz sinnvoll. Zudem entlastet jedes Kilogramm Heizöl, welches durch Holz ersetzt wird, unsere Atmosphäre um mehr als 3 kg CO2. Abb. 8: Holzlager
Die jährlich genutzte Holzmenge im öffentlichen Wald bewegte sich in den letzen Jahren (1992 - 2014) im Durchschnitt leicht (5%) unter der potentiell nachhaltig nutzbaren Holzmenge (Hiebsatz). Die Gesamtnutzung im Schaffhauser Wald könnte daher leicht erhöht werden, ohne die Nachhaltigkeit zu gefährden. Zusätzlich könnte durch einen gezielten Vorratsabbau gebietsweise die Nutzung, insbesondere in abgelegenen, schlecht erschlossenen Waldbeständen, vorübergehend leicht erhöht werden.
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Fazit Nutzung
Holzerntetechnik Der Mechanisierungsgrad bei der Holzernte hat sich in den letzen Jahren stark verändert. Heute wird rund die Hälfte der genutzten Holzmenge vollmechanisiert mit "Vollerntern" geerntet. Diese Maschinen sind in der Lage, das anfallende Holz sehr rasch, kostengünstig und sicher zu ernten (Abb. 9). Bei sorgfältiger Einsatzplanung werden die verbleibenden Waldbestände und die Waldböden geschont und die Unfallzahlen sind wesentlich tiefer als bei der herkömmlichen Waldarbeit. Mit dem Einsatz moderner Forstmaschinen werden zunehmend Unternehmer beauftragt. So hat gemäss Statistik der SUVA die Anzahl der in den Schaffhauser Forstbetrieben vollbeschäftigten Personen zwischen 1999 und 2014 von 93 auf 75 abgenommen. Im Jahr 2014 wurden im Kanton Schaffhausen gemäss einer Umfrage des Kantonsforstamtes bereits rund 47% der gesamten Holznutzungsmenge mit dem Vollernter geerntet. Der Einsatz der erwähnten Forstmaschinen verlangt eine gezielte Feinerschliessung mit Rückegassen und Maschinenwegen in den Waldbeständen. Abb. 9: Vollmechanisierte Holzernte (Vollernter).
In der Erntetechnik haben sich seit dem Sturm "Lothar" (1999) markante Veränderungen ergeben. Sämtliche Forstbetriebe setzen zunehmend moderne Forstmaschinen ein. Dazu gehören Vollernter, welche das Holz maschinell ernten und aufarbeiten, Rückefahrzeuge (Forwarder), die für den effizienten Transport des Holzes an die Waldstrassen sorgen sowie Grosshacker und Spaltmaschinen für die Produktion von Energieholz. Die laufende Modernisierung der Ernte-Technik unterstützt die nachhaltige Waldbewirtschaftung. Voraussetzung ist jedoch das konsequente und bodenschonende Befahren der Feinerschliessung, bestehend aus Rückegassen und Maschinenwegen.
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Fazit Holzerntetechnik
Zertifizierung Sämtliche öffentlichen Wälder im Kanton Schaffhausen sind seit dem Jahr 2001 nach dem System FSC zertifiziert. Im Kanton Schaffhausen waren 2015 rund 11'029 ha Wald oder 88% der Waldfläche nach FSC zertifiziert. Darunter auch 40 ha Privatwald. Die zertifizierte Fläche ist seit 2001 praktisch konstant geblieben. Die Zertifizierung wurde ab 2016 um weitere 5 Jahre verlängert. Die Zertifizierung der Schaffhauser Wälder wird vom Waldbesitzerverband Schaffhausen (Wald Schaffhausen) koordiniert, der dabei sehr eng mit dem Waldwirtschaftsverband des Kantons Zürich (WVZ) und mit dem Kantonsforstamt Schaffhausen zusammenarbeitet. Abb. 10: Holzernte im FSC-zertifiziertem Wald.
100% der öffentlichen Wälder in Schaffhausen und 88% der gesamten Schaffhauser Waldfläche sind FSC zertifiziert. Die damit verbundenen strengen Vorgaben unterstützen die nachhaltige Bewirtschaftung der Schaffhauser Wälder sicher.
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Fazit Zertifizierung
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BIOLOGISCHE VIELFALT Als einem der letzten grossflächigen, zusammenhängenden und noch weitgehend intakten Lebensräume, kommt dem Wald eine besondere Bedeutung zu. Hochrechnungen gehen davon aus, dass etwa 60% der über 50'000 in unserem Lande vorkommenden Pflanzen, Tiere, Pilze, Flechten und Bakterien in der einen oder anderen Form auf den Lebensraum Wald angewiesen sind. Die ökologische Qualität der Wälder ist im Vergleich zu anderen Ökosystemen insgesamt auf hohem Niveau. Doch auch im Wald gibt es noch Verbesserungspotenzial. Die Erhaltung der Biodiversität und Förderung von Leistungen zu Gunsten des Naturschutzes ist ein wichtiges Anliegen des Schaffhauser Forstdienstes. Ein Viertel der Waldfläche im Kanton Schaffhausen dient gemäss Waldfunktionsplan vorrangig dem Lebensraum- und Naturschutz. In den Schaffhauser Wäldern kommen 57 verschiede Waldgesellschaften und über 30 verschiedene, einheimische Baumarten vor. Darunter sind auch einige schweiz- und sogar europaweit seltene Waldgesellschaften und Baumarten. Eine besonders seltene Baumart ist der Speierling (Sorbus domestica). Mit über 230 inventarisierten Bäumen (BHD > 4 cm), handelt es sich um eines der bedeutendsten Vorkommen der Schweiz. Eine weitere seltene und wärmebedürftige Baumart ist die Flaumeiche (Quercus pubescens). Sie bildet an den Südhängen bei Osterfingen den grössten zusammenhängenden Flaumeichenwald der Nordschweiz (Abb. 11). An der Wutach bei Schleitheim befindet sich zudem ein Auenwaldreservat von nationaler Bedeutung. Abb. 11: Flaumeichenwald Badstieghau, Wilchingen (Naturwaldreservat).
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Mit gezielten forstlichen Naturschutzeingriffen werden ökologische Lebensräume und Vernetzungselemente aufgewertet und prioritäre Arten wie zum Beispiel der Mittelspecht oder die Gelbbauchunke gefördert. Ökologisch und landschaftlich wertvolle Bewirtschaftungsformen wie etwa lichte Wälder werden wieder aufgenommen und erhalten. Im Rahmen der naturnahen Waldbewirtschaftung werden aber auch Naturwerte wie zum Beispiel der Totholzanteil oder Biotopbäume auf der gesamten Waldfläche gefördert. Von 2012 bis 2015 wurden durch den Forstdienst, mit finanzieller Unterstützung von Bund und Kanton, rund 200 ha Lebensräume, 50 ha Waldränder (Abb. 12) und über 50 wasserführende, ehemalige Bohnerzgruben im Wald gepflegt und aufgewertet. Auf geeigneten Standorten wurden in derselben Periode 3 ha neue Eichenwälder gegründet. Abb. 12: gepflegter, artenreicher und vernetzter Waldrand (Beggingen Untergalmet).
Auf langfristig gesicherten Waldflächen hat die natürliche Entwicklung bzw. die Erhaltung der biologischen Vielfalt Vorrang vor anderen Waldfunktionen. Im Kanton Schaffhausen sind rund 1'162 ha oder 9% der gesamten Waldfläche im Richtplan eingetragen und stehen damit langfristig unter kantonalem Schutz. Darüber hinaus sind verschiede Waldflächen in Naturschutzinventaren der Gemeinden verzeichnet. Unter den kantonalen Objekten befinden sich auch 546 ha Waldreservate, deren Erhalt zusätzlich durch langfristige Verträge gesichert wurde. Auf einem Grossteil dieser Flächen, den sogenannten Sonderwaldreservaten (437 ha), sind waldbauliche Eingriffe notwendig, damit die gewünschten Schutzziele erreicht werden können. In den Naturwaldreservaten, das heisst auf rund 109 ha oder knapp einem Prozent der gesamten Waldfläche, wird bewusst während mindestens 50 Jahren auf Eingriffe verzichtet (Prozessschutz).
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Abb. 13: Föhrenstreifen auf dem Randen.
Abb. 14: Wachholder (links) und Diptam (rechts)
25% der gesamten Waldfläche dient vorrangig dem Lebensraum- und Naturschutz und 9% der Waldfläche steht gemäss Richtplan langfristig gesichert unter kantonalem Schutz. Die ökologische Qualität der Wälder ist im Vergleich zu anderen Ökosystemen insgesamt auf hohem Niveau, so dass der Stand der Biodiversität in unseren Wäldern als nachhaltig bezeichnet werden darf. Doch auch im Wald gibt es noch Verbesserungspotenzial. Die Erhaltung der Biodiversität und Förderung von Leistungen zu Gunsten des Naturschutzes sind wichtige Anliegen von Bund, Kanton und auch der Gemeinden. Die durch die Waldeigentümer erbrachten Leistungen werden daher im Rahmen von Programmvereinbarungen (NFA) von Bund und Kanton mitfinanziert. Nachhaltigkeitsbericht 2016 Schaffhauser Wald
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Fazit Biologische Vielfalt
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GESUNDHEIT UND VITALITÄT Schadstoffe Die Verwendung von umweltgefährdenden Stoffen im Wald ist grundsätzlich verboten. Ausnahmefälle sind nur zulässig, wenn es für den Erhalt des Waldes unerlässlich ist. Die Emissionen von Luftschadstoffen sind seit den 1980er Jahren in der Regel deutlich zurückgegangen. Insbesondere bei den Stickstoffeinträgen aber auch beim Ozon werden die kritischen Werte jedoch nach wie vor überschritten. Die mittleren Stickstoffeinträge in den Wäldern des Kantons Schaffhausen haben zwischen 1990 und 2010 von 26 auf 21 Kilogramm pro Hektare und Jahr abgenommen. Sie liegen jedoch in den meisten Gebieten nach wie vor deutlich über den als kritisch angesehenen Werten von 10 bis 20 kg Stickstoffeintrag pro Hektar und Jahr (Abb. 15). Abb. 15: Stickstoffdeposition 2010 (Meteotest 2015).
Zu hohe Stickstoffeinträge können auf sensiblen Böden zu einer schleichenden Bodenversauerung und zu einer Stickstoffüberdüngung führen. Als Folge davon kann es zu Nährstoffungleichgewichten im Wurzelraum, reduziertem Stammwachstum und Anfälligkeit gegenüber Sturm, Trockenheit, Frost und Schädlingen kommen. Auch erhöhte Ozonbelastungen können sich negativ auf den Wald auswirken. Der zum Schutz der Wälder festgelegte nationale Maximalwert von 5ppm*h, wurde im Kanton Schaffhausen in den letzten Jahren zeitweise deutlich überschritten. Die heutige Belastung hemmt das Wachstum der Bäume und führt bei hohen Konzentrationen zu sichtbaren Schäden an den Blättern (Abb. 16). Hochrechnungen des Instituts für angewandte Pflanzenbiologie (IAP) gehen von Zuwachsverlusten von bis zu 20% aus. Die Verwendung von umweltgefährdenden Stoffen im Wald ist grundsätzlich verboten. Ausnahmen von diesem Grundsatz sind nur zulässig, wenn es für die Erhaltung des Waldes unerlässlich ist. Im Kanton Schaffhausen wurden zum Schutz vor Borkenkäfern in den letzten Jah3 ren (2013 bis 2015) durchschnittlich 8'752 m liegendes Rundholz pro Jahr oder 12% der jährlichen Nutzungsmenge mit Insektiziden behandelt (Abb. 17). Dabei gelten strenge Vorschriften. Nachhaltigkeitsbericht 2016 Schaffhauser Wald
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Abb. 16: Ozonschäden an Buchenblatt © Madeleine Goerg, WSL 2016.
Abb. 17: zum Schutz vor Nutzholzborkenkäfer mit Insektiziden behandeltes Nadelholzlager.
Die mittleren Stickstoffeinträge haben sich in den letzten Jahren leicht reduziert, liegen aber immer noch über dem Grenzwert. Auch die Ozonwerte liegen zeitweise immer noch deutlich über den nationalen Grenzwerten. Umweltgefährdende Stoffe werden nur in Ausnahmefällen eingesetzt. Um die Schadstoffeinträge auf die Grenzwerte zu senken sind weitere Anstrengungen notwendig. Diese liegen jedoch in der Regel nicht im Einflussbereich der Forstwirtschaft.
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Fazit Schadstoffe
Klima Der Klimawandel stellt für den Wald und die Waldwirtschaft als ortsgebundener WirtWir schaftszweig mit langen PlanungsPlanungs und Produktionszeiträumen eine wachsende HerausHerau forderung dar. Moderate Klimaszenarien prognostizieren für die Schweiz eine mittlere Erwärmung ng von 2.7 4.1 °C C bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Zudem wird erwartet, dass die Winter feuchter, die Sommer trockener und extreme Wetterereignisse wie Trockenzeiten und Stürme häufiger werwe den. Im Kanton Schaffhausen hat die mittlere jährliche Lufttemperatur Lufttemperatur von 2006 bis 2015 im Vergleich zur Referenzperiode von 1961 bis 1990 durchschnittlich um 1.6 °C C zugenommen. Sämtliche Jahresmittel der Meteorologischen Station Neuhausen (Charlottenfels) liegen seit 2006 über dem langjährigen Mittel von 8.5 °C (Abb. 18). Abb. 18: Jährliche Temperaturabweichung vom Jahresmittel 1961 - 1990 (Station Charlottenfels, SH).
Im Gegensatz zur Temperatur ist bei der jährlichen Niederschlagssumme weder für die Schweiz noch für den Kanton Schaffhausen ein klarer Trend feststellbar. Der mittlere JahresJahre niederschlag der Station Charlottenfels von 2006 - 2015 war nur leicht höher (+24 mm), mm) als in der Referenzperiode von 1961 bis 1990 mit einem Mittel von 883 mm pro Jahr. Das Ausmass und die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen sind noch nicht vollständig absehbar.. Grundsätzlich gilt daher, dass Vielfalt die beste Versicherung ist. i . Durch geeignete Wirtschafts- und Pflegekonzepte lässt sich die Widerstandsfähigkeit, Stabilität und Naturnähe der Schaffhauser Wälder erhöhen. Die breite Palette an natürlich vorkommenden und an Extremstandorte angepassten Baumarten im Kanton Schaffhausen Schaffhausen bieten dazu gute VoraussetVorausse zungen. Der Anbau von standortangepassten angepassten Gastbaumarten kann in Einzelfällen eine ergänergä zende Handlungsoption sein. Zu den bedeutendsten abiotischen Störungen zählen die Sturmschäden.. Am 26. Dezember 1999 wurde Europa von Orkan "Lothar Lothar" heimgesucht. Rund 10 Jahre zuvor (1990), war es der Sturm "Vivian", der grosse Schäden verursachte. In der Folge von "Lothar" waren im Kanton 3 Schaffhausen rund 120'000 m Sturmholz zu verzeichnen, was etwa der 1.5-fachen fachen JahresnutJahresnu zung entspricht. Drei weitere kleinere Sturmereignisse haben im Kanton Schaffhausen in den 3 3 1980er und 1990er Jahren zu Sturmholz von je 20'000 m bis 40'000 m geführt. Seit 1970 ist die mittlere jährliche Lufttemperatur in der Schweiz um 1.5 °C gestiegen. Der Klimawandel imawandel verbunden mit einer zu erwartenden Zunahme von Extremereignissen wie Starkniederschläge, Trockenheit und Stürme stellt ein Risiko für die Schaffhauser Schaffhauser Wälder dar. Standortgerechte gerechte Baumarten, strukturreiche Bestände und ein an die jeweilige Situation Situat angepasster Waldbau können Risiken minimieren.
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Fazit Klima
Schadorganismen Im Zeichen des Klimawandels ist damit zu rechnen, dass sich Schadorganismen nach Extremereignissen stärker vermehren und massive Schäden an Waldbäumen anrichten können. Zudem ist zu erwarten, dass mit dem globalen Handel vermehrt neu eingeeing schleppte Schadorganismen auftreten. auftreten. Einzelne dieser Arten können erhebliche ökonoökon mische, ökologische oder gesundheitliche Schäden verursachen. Der Buchdrucker (Ips typographus) gehört nach wie vor zu den wichtigsten einheimischen Schädlingen unserer Wälder. In der Folge des Orkans "Lothar" (1999) und des heissen und trockenen Sommers 2003, fand der Buchdrucker ideale Bedingungen vor. Von 2001 bis 2006 waren in den Schaffhauser Wäldern Zwangsnutzungen von bis zu 50% der durchschnittlichen jährlichen Nutzungsmenge zu verzeichnen. Seit 2007 hält sich die Buchdruckerpopulation (Kä(K fernester) auf relativ tiefem Niveau (Abb. ( 19). Abb. 19: Buchdrucker Zwangsnutzung und Anzahl neu zu verzeichnende Käfernester 1998 - 2015 (FSU).
Bereits sehr selten geworden sind insbesondere ältere Ulmen im Kanton Schaffhausen. Schaffhause Das dafür verantwortliche Ulmensterben (Ulmenwelke) wird durch einen Pilz verursacht,, der durch den Ulmensplintkäfer (Scolytus sp.)) übertragen wird. Der befallene Baum stirbt in der Regel innert Jahresfrist ab. Im Jahr 2008 erstmals in der Schweiz nachgewiesen, hat sich die Eschenwelke (Eschentrieb(Eschentrie sterben) innerhalb weniger Jahre über die gesamte Schweiz verbreitet. Die Pilzkrankheit befällt Eschen jeglichen Alters und führt in den meisten Fällen Fäl zum Tod des Baumes. Mit einem Anteil von 4% am Gesamtvorrat ist die Esche die dritthäufigste Laubholzbaumart im Kanton SchaffSchaf hausen. Die bedeutendsten Schäden sind in den Jungbeständen zu verzeichnen. Das KantonsKanton forstamt schätzt, dass bereits etwa 90% 9 der Eschen-Jungwaldbestände im Kanton von der Eschenwelke befallen sind. Eine wirkungsvolle Bekämpfung der Krankheit ist derzeit nicht mögmö lich. Die Hoffnung ruht auf resistenten Arten. Arten Aufgrund der Globalisierung und des Klimawandels ist damit zu rechnen, rechnen, dass in Zukunft vermehrt Schadorganismen eingeschleppt werden. MittelMittel bis langfristig sind daher einzelne Waldleistungen gefährdet. Für die Waldbewirtschaftung ist es deshalb wichtig, wichtig im Rahmen einer Risikominimierung stabile Bestände zu fördern und die vorhandene breite einheimische Baumartenpalette konsequent zu nutzen. nutzen Nachhaltigkeitsbericht 2016 Schaffhauser Wald Wa
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Fazit Schadorganismen
Naturnaher Waldbau Die Bewirtschaftung der Wälder im Kanton Schaffhausen erfolgt seit langem nach den Prinzipien des naturnahen Waldbaus. Seine Grundsätze sind in der kantonalen Waldgesetzgebung verankert. Standortgemässe Baumarten, natürliche Waldverjüngung und strukturierte, artenreiche Wälder werden gezielt gefördert (Abb. 20). Es wird auf eine möglichst boden- und waldschonende Nutzung des Holzes und eine angemessene Berücksichtigung aller Waldfunktionen geachtet. Abb. 20: Stufiger Wald mit Naturverjüngung.
Die Förderung der Pflege von Jungwäldern hat zum Ziel, stabile, vitale, artenreiche und mit standortgerechten Baumarten bestockte Wälder zu schaffen. Die Jungwaldpflege ist eine Investition in die Zukunft und sichert langfristig und nachhaltig wichtige Leistungen des Waldes für die Öffentlichkeit. Sie wird deshalb im Rahmen von Programmvereinbarungen von Bund und Kanton finanziell unterstützt. In den letzten acht Jahren von 2008 bis 2015 wurden im Kanton Schaffhausen jährlich rund 200 ha Jungwälder oder 2% der öffentlichen Waldfläche gepflegt. Durch die naturnahe Waldbewirtschaftung entstehen struktur- und artenreiche Wälder, welche mit standortgerechten Baumarten natürlich verjüngt werden. Solche Bestände sind in der Regel vital und stabil. Damit bildet der naturnahe Waldbau einen wichtigen Grundstein für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Schaffhauser Wälder.
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Fazit Naturnaher Waldbau
Wildschäden Die naturnahen Wälder im Kanton Schaffhausen haben für das Wild eine grosse Bedeutung als Lebensraum, Deckung und Äsungsangebot. Der Verbiss durch Wildtiere kann den Wald aber auch nachhaltig schädigen. Im Rahmen der Überwachung der Rehwildbestände wird die Verjüngungssituation von den Revierförstern gutachtlich beurteilt. Die Resultate fliessen in die alle 4 Jahre stattfindenden Abschussplanungen ein. Die Verjüngungssituation (Erhebung 2016) kann zusammenfassend als befriedigend bezeichnet werden. In 2 von 47 Jagdrevieren wurde der Verbiss durch das Reh als nicht tragbar beurteilt. In weiteren 11 Jagdrevieren, wurde der Verbiss für gewisse Baumarten als zu hoch eingestuft. Insbesondere bei der Verjüngung der Tanne, Föhren/Lärche, Eiche und von seltenen Baumarten ist die Verbisssituation kritisch. Anlass zur Sorge bereitet der nicht einheimische Sika-Hirsch (Abb. 21). Zwar haben die Schäden durch das Schälen der Jungbäume tendenziell abgenommen, es mehren sich jedoch Meldungen, dass sich der der Sika-Hirsch über sein angestammtes Gebiet im Südranden hinaus weiter verbreitet. Eine ernst zu nehmende Gefahr ist zudem die Einkreuzung (Hybridisierung) mit dem einheimischen Rothirsch, der von Süden her gegen den Kanton Schaffhausen vordringt. Als Sofortmassnahme wurde im September 2016 der ganzjährige Abschuss des SikaHirschs ausserhalb des eigentlichen Sikagebietes (Südranden) unter Berücksichtigung des Muttertierschutzes im ganzen Kanton bewilligt. Abb. 21: SikaHirsch
Mit der Einführung der Dauerwaldbewirtschaftung in vielen Forstbetrieben, beziehungsweise mit dem Verzicht auf flächige Verjüngungsschläge, in Verbindung mit der Förderung von Naturverjüngung, hat sich das Äsungsangebot für das Wild in den letzen Jahren deutlich verbessert. Ein Spiegelbild dieser Entwicklung ist die Anzahl der im Wald errichteten Wildschutzzäune. Waren 1994 noch rund 171 ha oder 1.6% der öffentlichen Waldfläche eingezäunt, so waren es 2014 nur noch 18 ha oder 0.2%. Im Rahmen dieser Entwicklungen hat sich die Zusammenarbeit zwischen der Waldwirtschaft und der Jagd in den letzen Jahren spürbar verbessert. Im Kanton Schaffhausen werden die jagdbaren Wildtierbestände von 47 Jagdgesellschaften nachhaltig genutzt (Revierjagd). Die derzeitige Situation von Wildverbiss und Waldverjüngung kann insgesamt als befriedigend bezeichnet werden. Gebietsweise kritisch bzw. nicht nachhaltig ist der Verbiss durch Reh und Sika-Hirsch bei der Verjüngung von Tanne, Lärche/Föhre, Eiche und den seltenen Baumarten. Der Wildbestand ist im Rahmen der Abschussplanungen so zu regeln, dass die Verjüngung mit standortgerechten Baumarten ohne Schutzmassnahmen gesichert ist. Nachhaltigkeitsbericht 2016 Schaffhauser Wald
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Fazit Wildschäden
SCHUTZWALD Im Kanton Schaffhausen beträgt der Anteil der Wälder mit Schutzfunktion gemäss Waldfunktionsplan rund 12% (1'412 ha). Rund die Hälfte davon (6%) oder 704 ha sind vom Bund anerkannte Schutzwälder. Diese Wälder schützen ein vom Bund anerkanntes Schadenpotenzial wie Mensch und Infrastrukturanlagen direkt vor Naturgefahren wie Steinschlag, Murgängen, Rutschungen oder Hochwasser. Um die Schutzfunktion der Wälder auch in Zukunft zu gewährleisten, braucht es eine gezielte Pflege dieser Wälder. Im Kanton Schaffhausen werden aktuell 15 ha pro Jahr mit finanzieller Unterstützung von Bund und Kanton im Hinblick auf die Schutzfunktion nach NaiS-Kriterien gepflegt (PV 2016 - 2019). Nur ein Teil der anfallenden Kosten ist dabei über den Holzerlös gedeckt. Abb. 22: Schutzwald Schutz vor Steinschlag und Erosion.
Der Wald im Kanton Schaffhausen spielt in Bezug auf den Hochwasserschutz direkt keine wesentliche Rolle. Indirekt schützt der Wald jedoch regulierend, indem er den Oberflächenabfluss verhindert oder verlangsamt. So mag der Waldboden beispielsweise bedeutend mehr Wasser aufzunehmen und zu speichern, als der dichte Freilandboden. Das Wurzelwerk schützt zudem vor Erosionsschäden. Die Pflege der Schutzwälder ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz vor Naturgefahren. Im Kanton Schaffhausen schützen sie direkt vor Steinschlägen, Murgängen und Rutschungen, indirekt durch den verringerten Oberflächenabfluss auch vor Hochwassern. Die derzeit jährlich gepflegte Fläche von 15 ha Schutzwald pro Jahr ist aus Sicht der Nachhaltigkeit zu gering.
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Fazit Schutzwald
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SOZIOÖKONOMIE Waldbewirtschaftung Wie in anderen Regionen der Schweiz hat sich die finanzielle Situation der Forstbetriebe im Kanton Schaffhausen trotz technologischen Entwicklungen und Betriebszusammenschlüssen seit 1980 verschlechtert. Im forstwirtschaftlichen Testbetriebsnetz der Schweiz wiesen im Erhebungsjahr 2013 nur 37%, in der Region Jura sogar nur 32% der untersuchten Forstbetriebe ein positives Betriebsergebnis (Gewinn) aus. Gründe dafür sind in erster Linie sinkende Holzpreise sowie auch die steigenden Ansprüche an die Leistungen des Waldes (Wohlfahrt, Erholung, Naturschutz). Zusätzlich macht der starke Franken der Holzwirtschaft in den letzen Jahren zusätzlich zu schaffen. Die Holz-Preise sind seit 1975 bei den Hauptsortimenten gesunken (Tab. 3). Damit bricht eine wesentliche Einnahmequelle der Forstbetriebe weg. 3
Sortimente (mittlere Qualität) Fichten-Langholz (ab 40 cm Durchmesser)
Buchen-Rundholz (Durchmesser 40 - 49 cm)
Holzpreis [Fr.] ab Waldstrasse pro m 1975 1980 1990 2000 2010
2015
165.-
177.-
175.-
133.-
137.-
115.-
125.-
140.-
158.-
175.-
110.-
90.-
Tab. 3: Holzpreise nach Sortimenten und Jahr.
Quelle: Waldbesitzer-Verband des Kantons Schaffhausen, Karten für Rundholzpreise mit jeweils mittlerer Holzqualität
Die Forstbetriebe können die Waldfunktionen langfristig nur dann nachhaltig erfüllen, wenn beim Holzverkauf faire Preise erzielt werden, andere Leistungen der Betriebe (zum Beispiel im Naturschutz, im Erholungswald und im Schutzwald) kostendeckend entschädigt werden oder entsprechende Defizite von der öffentlichen Hand gedeckt sind. Zurzeit wird nur ein Teil der von den Waldeigentümern erbrachten Waldleistungen im Rahmen von Programmvereinbarungen im Umweltbereich zwischen Bund und Kanton abgegolten. Abb. 23: Holzernte
Die derzeitige finanzielle Lage der Forstbetriebe ist auch im Kanton Schaffhausen schwierig. Aufgrund des tiefen Holzpreises verbunden mit zunehmenden Ansprüchen an die Leistungen des Waldes sind derzeit ausgeglichene Betriebsergebnisse in der Forstwirtschaft nicht zu erreichen. Die ökonomische Nachhaltigkeit ist in vielen Forstbetrieben mittel bis langfristig nicht gesichert. Die Abgeltung nicht kostendeckender und von der Öffentlichkeit geforderter Waldleistungen ist anzustreben. Nachhaltigkeitsbericht 2016 Schaffhauser Wald
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Fazit Waldbewirtschaftung
Waldbesucher Die Wohnbevölkerung im Kanton Schaffhausen ist in den letzen 10 Jahren (2006 - 2015) kontinuierlich gewachsen. Ende 2015 lebten erstmals über 80‘000 Einwohnerinnen und Einwohner im Kanton Schaffhausen. Mit dem Bevölkerungswachstum nimmt auch die Erholungsdichte in den Wäldern zu. Insbesondere in Stadtgebieten hat der Interessenskonflikt zwischen den verschiedenen Nutzniessern leicht zugenommen. Die Bedeutung der Schaffhauser Wälder als Naherholungsgebiet ist heute sehr gross. Gemäss Waldfunktionsplanung sind 2% aller Wälder vorrangig der Erholung zugeordnet. In der städtischen Agglomeration ist der Anteil an Erholungswäldern wesentlich höher (z.B. Stadt Schaffhausen 9%). Eine Untersuchung im Naherholungsgebiet Buchthalerwald (Stadt Schaffhausen) mit etwa 100 ha Gesamtfläche hat ergeben, dass hier pro Jahr 150`000 bis 200`000 Besuche stattfinden. Im Interesse des Waldes ist allerdings darauf zu achten, dass Nutzungen, die für den Wald einen Nachteil sind, nicht zunehmen. In stark genutzten Wäldern ist es sinnvoll, die verschiedenen Aktivitäten zu entflechten oder Besucherströme zu kanalisieren. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil der Wälder mit der Vorrangfunktion "Erholung" in den nächsten Jahren steigen wird und auch die Besucher-Zahlen zunehmen werden. Die Erholungsleistung, die der Waldeigentümer erbringt, wird im Kanton Schaffhausen derzeit weder von Bund, Kanton noch den Nutzniessern direkt abgegolten. Abb. 24: Einrichtungen im Erholungswald
Der zunehmende Bedarf der Schaffhauser Bevölkerung nach Erholung im Wald führt dazu, dass der Anteil an Erholungswäldern voraussichtlich weiter zunehmen wird. Interessenskonflikte zwischen den unterschiedlichen Nutzniessern haben leicht zugenommen. Die Waldeigentümer werden für die erbrachten Waldleistungen im Interesse der Öffentlichkeit nicht direkt entschädigt. Der Bedarf an politischen Diskussionen ist gestiegen. Handlungsbedarf ergibt sich daher bei der Abgeltung von Erholungsleistungen sowie bezüglich der Lenkung der Besucherströme.
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Fazit Waldbesucher
ZUSAMMENFASSUNG Handlungsfeld WALDRESSORCEN
HOLZNUTZUNG
Indikator
Nachhaltigkeit heute?
Weitere Entwicklung?
Waldfläche
Ja: Waldfläche bleibt konstant
Negativ: Druck auf Waldfläche nimmt zu
Holzvorrat
Ja: Holzvorrat hat zugenommen
Neutral: Vorratszunahme gefährdet gebietsweise Waldfunktionen
Altersklassen
Ja: Ältere Bestände sind teilweise übervertreten
Neutral: Waldverjüngung wird gefördert
Baumartenzusammensetzung
Teilw.: Vermehrt standortgerechte Wälder
Positiv: Förderung standortgemässer Wälder
Waldfunktionen
Ja: Waldfunktionspläne werden umgesetzt
Neutral: Umsetzung wird weitergeführt
Rodungen
Ja: 91% der Rodungsflächen aufgeforstet (Realersatz)
Neutral: Weiterhin strikter Vollzug / Realersatz schwierig zu finden
Zuwachs
Teilw.: Es wächst mehr nach als genutzt wird
Neutral: Zuwachs könnte genutzt werden
Nutzung
Ja: Nutzung ist im Mittel leicht unter Zuwachs
Neutral: Gesamtnutzung könnte erhöht werden
Holzerntetechnik
Ja: ~ 50% der Holznutzung ist vollmechanisiert
Neutral: Weiter zunehmende Mechanisierung
Zertifizierung
Ja: Wälder sind grösstenteils zertifiziert
Neutral: Nachhaltige Waldbewirtschaftung
Ja: Vorrang Naturschutz auf 25% der Waldfläche
Positiv: Biodiversität im Wald wird weiter gefördert
Schadstoffe
Nein: Stickstoff und Ozon über Grenzwert
Neutral: Weitere Schadstoffreduktion zu erwarten
Klima
Ja: Extremereignisse tendenziell zunehmend
Negativ: Erhöhtes Risiko für Waldschäden
Schadorganismen
Ja: Tendenziell leichter Anstieg
Negativ: Entmischung von Baumarten
Naturnaher Waldbau
Ja: Wälder werden naturnah bewirtschaftet
Positiv: Fortsetzung naturnahe Bewirtschaftung
Wildschäden
Teilw.: Befriedigend, gebietsweise kritisch
Neutral: Massnahmen wie Aufwertung u. Regulierung
Teilw.: Pflege nach NaiS, Anteil gepflegter Flächen jedoch zu gering
Negativ: Gepflegte Fläche müsste erhöht werden (> 15 ha)
Waldbewirtschaftung
Nein: Finanzielle Lage der Betriebe ist schwierig
Negativ: Ansprüche an den Wald nehmen zu
Waldbesucher
Teilw.: Erholungswälder ohne Entschädigung
Negativ: Interessenskonflikte nehmen zu
BIOLOGISCHE VIELFALT GESUNDHEIT UND VITALITAET
SCHUTZWALD
SOZIOÖKONOMIE .
Teilw. = teilweise / gebietsweise
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LITERATUR UND QUELLENVERZEICHNIS BRANG P. und RIGLING A. (2008): Klimaänderung und Waldbewirtschaftung. SZF, 159/2008. S. 315 - 323. BRAUN Sabine u. FLÜCKIGER W. (2013): Wie geht es unserem Wald. 29 Jahre Walddauerbeobachtung. IAP 2013, 127 S. BÜRGI P., THOMAS M., PAULI B. (2015): Forstwirtschaftliches Testbetriebsnetz der Schweiz: Ergebnisse der Jahre 2011 - 2013. Neuchâtel Bundesamt für Statistik (BFS). 44 S. Bundesamt für Statistik, BFS (2014): Jahrbuch Wald und Holz 2014. BRÖNNIMANN Monika, Bundesamt für Statistik BFS und Kantonsforstamt Schaffhausen (2015): Interne Auswertung der Rodungsstatistik. Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL und Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (1983 - 2013); Resultate der Landesforstinventare 1 - 4. FRITZ U. (2014): Zu viel Stickstoff ist ungesund. Umwelt 2/2014, S. 14 - 17. Bundesamt für Umwelt (BAFU). Interpellation wachsende Waldfläche 12/2007 (2007): Eingereicht von Bernhard Egli am 11.11. 2007, Beantwortet am 31.3.2008 (Ratsprotokoll). Kanton Schaffhausen: Richtplan 2015: Genehmigt durch den Bundesrat 21. Oktober 2015. Kantonsforstamt Schaffhausen: Kantonale Forststatistik, Jahresberichte. Kantonsforstamt Schaffhausen (2010): Interne Auswertung der Waldfunktionsplanung Kantonsforstamt Schaffhausen (2015) Interne Auswertung. Waldeigentum im Kanton Schaffhausen. Kantonsforstamt Schaffhausen: Kantonales Waldinventar (1997): Unveröffentlichte Auswertung der Stichprobeninventur von 1996 - 1998. Kantonsforstamt Schaffhausen (2016): Interne Auswertung. Kantonale und nationale Naturschutzgebiete im Wald. Kantonsforstamt Schaffhausen (2016): Wildschadensituation 2016. Gutachtliche Einschätzung. RIGLING. A, SCHAFFER. H.P. (2015): Waldbericht 2015. Zustand und Nutzung des Schweizer Waldes. Bundesamt für Umwelt, Bern und Eidg. Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf. 144 S. Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung UVG (SUVA) Luzern (2016): Kanton Schaffhausen. Unfallstatistiken Klasse 42 B Forstbetriebe. Stadt Schaffhausen, Bereich Grün: Interner Bericht zum Erholungswald im Revier Buchthalen.
BILDNACHWEIS Abb. 6
Monika Brönnimann-Schwarz
Bundesamt für Statistik, BFS
Abb. 15
Beat Rihm
Meteotest, Bern
Abb. 16
Madeleine Goerg-Gunthardt
Eidg. Forschungsanstalt, WSL
Alle anderen Abb.
Michael Götz, Walter Vogelsanger und Bruno Schmid
Kantonsforstamt Schaffhausen
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