Das Bürgerasyl in Stein am Rhein – Geschichte eines mittelalterlichen Spitals
Das Bürgerasyl in Stein am Rhein – Geschichte eines mittelalterlichen Spitals
mit Beiträgen von: Kurt Bänteli Christoph Brombacher/Marlies Klee Erwin Eugster Michel Guisolan Valentin Homberger Adrian Knoepfli Antoinette Rast-Eicher André Rehazek Verena Schaltenbrand Obrecht Serge und Marquita Volken Georg Wagner Felix Walder Kurt Zubler
Schaffhauser Archäologie 7 Monographien der Kantonsarchäologie Schaffhausen Schaffhausen 2006
Die Publikation haben durch Beiträge ermöglicht: Jakob und Emma Windler-Stiftung, Stein am Rhein Stadt Stein am Rhein Kanton Schaffhausen Lotteriefonds
Konzept: Kurt Bänteli und Markus Höneisen Redaktion und Lektorat: Markus Höneisen und Daniel Gerbothé Gestaltung: Katharina Bürgin Fundtafeln: Tina Cavka Abbildungsnachweis S. 218. Lithos, Satz und Druck: Meier Print Schaffhausen Einband: Buchbinderei Schuhmacher, Schmitten
© 2006 Baudepartement des Kantons Schaffhausen, Kantonsarchäologie ISBN 3-9521868-4-8
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort des Stadtpräsidenten Vorwort und Dank
800 Jahre Bürgerasyl – Ein Überblick
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I. Archäologie und Bauforschung Baugeschichte des Bürgerasyls
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800 Jahre Keramik im Überblick
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III. Historische Forschungen Netzwerk Heiliggeistspital um 1500
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Leben und Leute im Spital zum Heiligen Geist 1550 - 1803
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Vom Armenhaus zum Bürgerasyl 1830 - 1963
184
IV. Architektur Neue Nutzungen in alten Strukturen
II. Fundmaterial Keramik, Glas und Metallfunde
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Anhang 64
Daubenbecher und weitere Holzfunde
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Dendrochronologie der Daubenbecher
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Schuhe, Taschen und weitere Lederfunde
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Fasern und Gewebe
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Tierknochen aus Speiseabfällen
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Archäobotanische Reste
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Anmerkungen Abbildungsnachweis Abkürzungen Literatur
199 218 220 221
Katalog und Fundtafeln Typenkatalog der Keramikfunde Befundkatalog Fundkatalog Fundtafeln Im Umschlag hinten:
229 255 269 296 Planbeilagen 1 und 2 CD mit Tabellen 1–19
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Alte Gemäuer – neue Nutzungsformen Geleitwort von Stadtpräsident Franz Hostettmann
Seit 2002 ist Stein am Rhein um eine Attraktion reicher. In diesem Jahr wurden die Restaurierungs- und Renovationsarbeiten am einstigen Stadtspital und späteren Bürgerasyl erfolgreich abgeschlossen. Der zuvor von Zerfall gekennzeichneten Gebäudegruppe nördlich des Rathauses sind ein frisches Antlitz, neues Leben und moderne Nutzungsformen gegeben worden. Wo einst Kranke, Arme, Bettler, ledige Mütter, Waisen und wenig bemittelte Durchreisende sich die Türklinke in die Hand drückten, steht heute ein neuzeitliches Begegnungs-, Verwaltungs- und Wohnzentrum, dessen Gebäude und Räume mannigfaltig genutzt werden können. Hier befinden sich jetzt Räumlichkeiten, wo betagte Menschen komfortable und attraktive Wohnungen gefunden haben, Feste, Konzerte und Vorträge stattfinden sowie Sitzungen und Tagungen abgehalten werden. Zudem können sich die Besucherinnen und Besucher der Stadt an einer höchst gelungenen Sanierung von mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gebäuden erfreuen. Dank dem auf einem mittelalterlichen Weg- und Durchgangsrecht beruhenden, wieder erstellten Durchgang finden unsere Gäste nicht nur den Weg ins Herz der Anlage, sondern auch in die abgelegenen, deswegen aber nicht minder stimmungsvollen Gässchen unserer Stadt. Das Gelingen eines solchen Grossprojekts hängt heute mehr denn je von einer sorgfältigen und intensiven interdisziplinären
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Zusammenarbeit ab. Bauherr und Architekt müssen Hand in Hand mit Archäologen, Gebäudeforschern, Denkmalpflegern und Historikern zusammenarbeiten, um sinnvolle Lösungen zu finden. Wenn immer möglich, sollten in geschichtsträchtigen Gebäuden einerseits die früheren Strukturen ablesbar sein, anderseits in neuere praktische Nutzungen überführt werden können. Im Fall des früheren Spitals und nachmaligen Bürgerasyls scheint uns dies nachhaltig gelungen zu sein. Der vorliegenden Publikation und ihren Autoren kommt ein besonderes Verdienst zu. Bis zum heutigen Tag hatte sich niemand eingehend an die komplizierte, schwer durchschaubare Vergangenheit der Gebäudegruppe gewagt. Dank den neuen Erkenntnissen wissen wir nun weitgehend, wie alt die einzelnen Gebäude sind, wie sie genutzt wurden, welche Wandel sie durchgemacht haben, welche Baumaterialien und -techniken verwendet wurden, welche und wie viele Menschen hier ein Obdach fanden, was sie tranken und assen und wie sie ihren Alltag im Spital verbrachten. Der (bau-)geschichtliche Zusammenhang gibt uns Wurzeln und Halt, ohne die das Verständnis der Gegenwart und der Blick in die Zukunft schwer fallen. Wir danken allen, die an der erfolgreichen Realisierung dieser Publikation mitgewirkt haben, sehr herzlich und wünschen dem gelungenen Band eine gute Aufnahme.
Vorwort und Dank
Wir schätzen uns heute glücklich, gute Institutionen für Kranke, Pflegebedürftige und alte Menschen zu haben. Spitäler, Sozialwohnungen, Pflege- und Altersheime sind feste Einrichtungen geworden, die nicht mehr wegzudenken sind. Zündenden Gesprächsstoff haben wir dennoch: Krankenkassen und explodierende Gesundheitskosten. Die Menschen im Mittelalter hatten noch andere Sorgen. Vielerorts fehlte es nicht nur an finanziellen Mitteln, sondern ebenso an Heimen und auch an der medizinischen Grundversorgung. Damals waren viele Menschen schon froh, wenn sie nur für kurze Zeit ein Dach über dem Kopf hatten und verköstigt wurden. Die umfassende Sanierung und Renovation des ehemaligen Bürgerasyls von Stein am Rhein gab Gelegenheit, sich mit der spannenden Geschichte einer mittelalterlichen Spitalinstitution zu befassen: Archäologie und Bauforschung vermitteln Einblicke in die interessante Baugeschichte. Das hauptsächlich aus Brandschichten und Latrinen geborgene Fundmaterial ermöglicht vielfältige Aussagen über das Leben der Bewohner. Schliesslich füllt die historische Quellenforschung, zumindest seit dem 14./15. Jahrhundert, die Mauern mit Leben. Durch die Schriftquellen lernen wir einzelne Insassen kennen, erfahren von ihrem vorzüglichen Speiseplan, lesen von seltenen wohltätigen Schenkungen, aber auch von Streitigkeiten. Bis anhin beschränkten sich die archäologischen Erkenntnisse über die Anfänge der mittelalterlichen Stadt Stein am Rhein allein auf die Grabungen in der Stadtkirche, auf Einblicke im Areal des Klosters St. Georgen sowie einzelne punktuelle Beobachtungen in der Steiner Altstadt. Mit den Untersuchungen im Bürgerasyl bot sich nun erstmals die Chance, mehrere Parzellen zusammenhängend flächig zu untersuchen. Dank Mitteln der Jakob und Emma Windler-Stiftung sowie Beiträgen von Bund und Kanton Schaffhausen wurde es möglich, die umfangreichen Ausgrabungen und Bauuntersuchun‑ gen durchzuführen, umfassend auszuwerten und hiermit zu publizieren. Stadtpräsident Franz Hostettmann danke ich für das grosse Wohlwollen und Interesse, das er unserer Arbeit von Anfang an entgegengebracht hat. Dem Architekten Georg Wagner gebührt Dank für seine Geduld und die gute Zusammenarbeit.
Die Projektleitung der Untersuchungen und der abschliessenden Auswertung lag in den Händen von Kurt Bänteli, der selber auch die Aufarbeitung der Befunde und der Baugeschichte leistete. Die Bearbeitung der Keramik und der Kleinfunde übernahm Valentin Homberger; die typologische Einordnung und Datierung erfolgte in Zusammenarbeit mit Kurt Zubler. An der Auswertung waren verschiedene weitere Spezialistinnen und Spezialisten beteiligt: Verena Schaltenbrand Obrecht (Holzfunde), Felix Walder (Dendrochronologie), Werner Schoch (Holzartenbestimmung), Inka Potthast und Ralf Riens (Holzkonservierung), Ulrich Hürten (Metallrestaurierung), Serge und Marquita Volken (Lederfunde), Antoinette Rast-Eicher (Textilreste), André Rehazek (Tierknochen) und Christoph Brombacher (Botanische Reste). Die Historiker Erwin Eugster, Michel Guisolan und Adrian Knöpfli recherchierten verdankenswerterweise nach vorhandenen schriftlichen Quellen, so dass die Geschichte des Bürgerasyls nicht nur einseitig durch Baureste und Funde geprägt wird. Gerne hätte man die Präsentation noch durch einen Beitrag der Denkmalpflege abgerundet; aus verschiedenen Gründen war dies leider nicht möglich. Die Verbindung zur Gegenwart und damit zur heutigen Nutzung des Gebäudekomplexes als Begegnungsort wird schliesslich durch einen Beitrag von Architekt Georg Wagner hergestellt. Allen Bearbeiterinnen und Bearbeitern sei an dieser Stelle für ihren Einsatz und die Textbeiträge herzlich gedankt. Dank gebührt auch weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kantonsarchäologie, die zum Gelingen des Bandes beigetragen haben: den wissenschaftlichen Zeichnerinnen Tina Cavka und Ruth Baur, Daniel Gerbothé für redaktionelle und technische Arbeiten sowie Katharina Bürgin für die Anfertigung der Pläne und die Gestaltung der ganzen Publikation. Ich freue mich, mit dem vorliegenden Band der Öffentlichkeit und Forschung einen weiteren Puzzlestein über die Frühgeschichte der Stadt Stein am Rhein zur Verfügung stellen zu können. Markus Höneisen Kantonsarchäologe
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1900 Str 6
Umbau Bürgerasyl 1862/63
ab 1843
G 4
1800 1
1700
Umbau Bürgerasyl 1679/80 Ökonomiegebäude Mitte 17. Jh.
800 Jahre Bürgerasyl – Ein Überblick G 5
G 19
G 20
G 8
Nach Planie 3 (Nebenbau)
Anfänge im 13. Jahrhundert (Phase I)
G 2
G 3
1600
Mittelbau 1535 Nach Planie 1 (Ökonomie)
1500 Spittel 1477
S tr 7 G26
d = um
16 1 0 Erste Keramikscherben gehören zwar noch dem 12. Jahrhundert an; die Besiedlung des Areals ist aber erst ab der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachzuweisen. Damals entstand auch die Stadtmauer, und die Burg Hohenklingen erlebte ihre erste Blütezeit (1, Holzschnitt Stumpf 1548). Im Areal des Bürgerasyls baute man erste HäuG Spital 1509 3 8 ser, deren Aussehen aber nicht bekannt ist. Von diesen stammen vielSpital leicht die Bauhölzer aus der Zeit um 1200, 1245 und 1274, die in Haus Steffan 1480/90 Zweitverwendung Gzur 1 Ausschachtung der Latrine G18 verwendet worden sind. In den Hinterhöfen lagen Nebengebäude, umgeben von Spital ? Spital ? Gärten.
1400
Nach Brand II Schicht 5 a nach Brand I; mit Brand II
1300
Kernbauten 1 und 2 Schicht 5 b (6 Ökonomie) älter als Brand I
Schicht 5 b
1200
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G 37
Ausbau S t r im späten 13./frühen 14. Jahrhundert G 7 5 ersten Brand (Phase II) G 2bis 5 zum M13
Str
Str
1 Oberstadt G 9 1300 (2). An der 4 Deutlich fassbar wird die Besiedlung um G 6 M 9 stehen die zurückversetzten, dreigeschossigen Kernbauten 1 und 2, G 18 G 30 G 36 1 wie inS tr Schaffhausen wohl in MischbauweiseG 1gebaut: Halbkeller und d = 12 81 3 G 24 G 33 Erdgeschoss (Keller/Lager/Werkstatt) aus Stein und Obergeschoss d = d = 1229 1273 G 10 (Küche/Stube) aus Stein/Holz. Anbauten sind möglich, aber nicht im G 31 G 32 Detail zu definieren. Das Bollensteinmauerwerk istS tPietra Rasa verr 2 putzt, die Steinköpfe sind also sichtbar (3). Die zugehörigen HinterG 34 2 höfe sind unterschiedlich strukturiert: In der westlichen Parzelle, am östlichen Rand, findetBürgerasyl sich einzig G18, eine rechteckige, 1281 teilweiBürgerasyl Obergass 3 se aus altem BauholzOst errichtete Latrine, eine Schwindgrube, in West der 76/77 die flüssigen Stoffe im Boden versickerten und die zurückbleibenden Feststoffe von Zeit zu Zeit ausgeräumt wurden. In der östlichen Parzelle entstand durch die Siedlungstätigkeit die Kulturschicht 5b; darin sind verschiedene Strukturen eingebettet: G36, eine mit Bollensteinen gefüllte Grube, kann als Sickerloch für Hof- und Dachwasser gedeutet werden. In gleichem Zusammenhang steht M9, die Unterlage für einen mindestens 17 m langen Abzugskanal, der in der Verlängerung der Westwand des Hauses zum Rehbock nach Norden verläuft
und in die gemauerte Sickergrube/Latrine G6 mündet, die jüngste Grube der Phase II. Am Anfang des Kanals steht ein von den Hausdächern gespiesenes Regenfass, mit Überlauf in einen verschiedentlich umgebauten kleinen Trog, der als Tränke für das im Hof herumlaufende Federvieh diente (4). Bemerkenswert sind zwei in der Nähe gefundene Tonfigürchen: Ritter und Dudelsackspieler (5). 1265 baute man an der Obergass 77 einen zweigeschossigen, an die Stadtmauer angelehnten Steinbau mit Halbkeller, der an den älteren Steinbau Obergass 76 anschloss. Die zugehörigen Hinterhöfe reichten bis ins spätere Bürgerasyl hinein, bevor die Fronhofgasse (heutige Obergass) angelegt wurde. Dies machen die beiden am Südende der Hinterhöfe gelegenen Latrinen G24 und Str.3 deutlich, die möglichst weit vom Haus entfernt an den Parzellengrenzen liegen. Latrine G24 war mit Flechtwerk ausgesteift und ausgezeichnet erhalten (6). Zu den Funden gehören Wollgewebereste, hölzerne Teller und Gefässdeckel sowie 49 ganze Daubengefässe, dendrodatiert aus der Zeit 1200–1273 (7). Latrine Str.3 war durch eine rechteckige Palisade aus etwa 3,5 m langen Erlenpfählen eingefasst. Darüber stand das hölzerne, schindelgedeckte Abtritthäuschen mit quadratischem Grundriss. Nordseitig war es mit einem Prügelboden ausgestattet; südseitig hatte es drei Öffnungen, die einen mittigen oder auch zwei bis drei getrennte Abtrittsitze zulassen. Die bemerkenswerten Erhaltungsbedingungen der Fäkalienschichten zeigen sich am Fundmaterial: Nebst vielen botanischen Resten und zwei Katzenskeletten fanden sich wiederum Holzgeschirr, ein Lederhandschuh sowie ein Kinderschuh (8). Samen und Früchte geben Hinweise zur Ernährung, zum Bewuchs der Innenhöfe sowie zur umgebenden Kulturlandschaft. Auffallend sind Nachweise von Wachholdernadeln, die zum Räuchern und zur Geruchsbindung Verwendung fanden. Rinder- und Schweineknochen stammen vor allem von Jungtieren und fleischreichen Partien, was als Indiz für gehobene Kost, also für sozial höher gestellte Bewohner gewertet wird. Auffällig ist der geringe Anteil von Schaf und Ziege, im Vergleich mit anderen städtischen Siedlungen jener Zeit. Im ganzen Spätmittelalter ist der im Bodensee heimische Egli der beliebteste Speisefisch der Steiner. Auch die Groppe und der Felchen wurden häufig verzehrt, etwas weniger Weissfische. Die Bauten und Einrichtungen der Phase II fielen einem ersten Brand zum Opfer, der durch Brandrötungen auf Mauerwerk und der Oberfläche von Schicht 5b nachweisbar ist. Das Fundmaterial datiert den Brand ins späte 13./frühe 14. Jahrhundert.
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Wiederaufbau und zweiter Brand, 1. Hälfte 14. Jahrhundert (Phase III)
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Die brandbeschädigten, aber weitgehend aus Stein gebauten Häuser an der Oberstadt werden renoviert und gegen Süden erweitert. Man gibt die Latrinen G24 und Str.3 auf; weiter benutzt werden die steinerne Latrinen- und Sickergrube G6. Ein neuer Holzkanal M13 für die Ableitung des Dachwassers der Häuser an der Oberstadt tritt an die Stelle von M9. Längsseitig und parallel dazu entsteht ein kleines Nebengebäude von mindestens 3,5 x 6,5 m. Es war ein Holzhaus mit Schindeldach und dem metertiefen Steinkeller G9 im nördlichen Hausdrittel (9). Aus ihm stammen eine ausgezeichnet erhaltene Ledertasche, das Fragment einer gedrechselten Schüssel sowie Traubenkerne, Getreidekörner und Druschreste, welche auf die Nutzung des Gebäudes als Trotte oder Speicher hindeuten könnten. Dann hat man das Haus G9 aufgegeben. Durch die weitere Siedlungstätigkeit entstand im Hof die Kulturschicht 5a mit den folgenden, teilweise darin eingebetteten Strukturen: Drei eingeschossige Fachwerkgebäude mit Flechtwerkwänden auf einem Steinsockel, deren genaue Funktion unbekannt ist. Str.1 besitzt im Innenraum einen Bretterboden über einem Lehmboden (10). Weil nur die Nordwand des Gebäudes mit Resten einer Türe erhalten ist, bleibt unklar, ob es freistehend war, oder ob es sich um einen Anbau ans Bürgerasyl Ost handelt. Sein Ausgreifen nach Osten macht deutlich, dass noch keine Parzellengrenze zwischen Bürgerasyl Ost und Haus zum Rehbock bestand. Str.4 besitzt einen teils gepflästerten, teils verbretterten Boden, westseitig eine massive Steinmauer und aussen einen festgetretenen Hofplatz (11). Das dritte Nebengebäude G30 liegt weitgehend ausserhalb der untersuchten Fläche.
Brandschutt über diesen drei Nebengebäuden und fleckenweise Brandschutt auf Schicht 5a belegen einen zweiten Brand, der auf11 grund des Fundmaterials zeitlich nicht sehr lange auf den ersten Brand folgte. Die Keramikdatierung in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts lässt einen Zusammenhang mit dem in einer Quelle genannten Steiner Stadtbrand von 1347 möglich erscheinen: Das Kloster St. Georgen und die Vögte von Hohenklingen erliessen damals Metzgern und Pfistern (Bäckern) das Umgeld, eine Abgabe oder Steuer, um den Wiederaufbau zu fördern. 10
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Erneuter Wiederaufbau, 2. Hälfte 14./15. Jahrhundert (Phase IV) Nach dem Brand werden die Parzellengrenzen teilweise neu gezogen, das Haus Str.1 angepasst und die beschädigten Steinhäuser an 12 der Oberstadt wieder aufgebaut bzw. renoviert und spätestens jetzt bis auf die Gassenflucht erweitert. Dadurch ist eine geschlossene, dreigeschossige Häuserzeile entstanden. Ob hier bereits das 1362 erwähnte hospitale pauperum opidi in Steyn, das Armenspital zum heiligen Geist, lag ist unbekannt (12). 1404 ist das kleine, 1265 erbaute Steingebäude Obergass 77 in Mischbauweise aus Steinsockel und Fachwerk mit Bohlenwänden auf die heutige Bauflucht erweitert worden. Weiterhin in Gebrauch steht auch die steinerne Latrinen/Sickergrube G6 mit dem Holzkanal M13 (13). An Funden daraus sind eine gedrechselte Schüssel, ein fast vollständiges Dreibeingefäss, ein sogenannter Grapen sowie vielfältige botanische Funde zu erwähnen. Letztere unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung kaum von den älteren Gruben, abgesehen von einem vielfältigeren Obstspektrum. Hinzu kommen die Grube G7 und das kleine Balkengeviert Str.5, beide mit unbekannter Funktion. 13 Bei den muldenförmig eingetieften Gruben G25 und G37 zeigen die massiv verbrannten Wände an, dass sie als Öfen für unbekannte Zwecke genutzt worden sind. Mit Str.7/G26 lassen sich an der Obergass die letzten Reste des Spital(?)bades fassen: Ein eingetiefter Heizraum mit Kesselofen für die Zubereitung des Warmwassers; Schröpfköpfe für die lindernde Blutentnahme; Öllämpchen, um diese zu erhitzen sowie der Drehverschluss eines grossen Wasser- oder Zapfhahns, vermutlich des Badstubenbrunnens, der an die städtische Teuchelleitung angeschlossen war (14). Im Keramikinventar finden sich Ofenkacheln, eine da14 von mit der Darstellung von Kaiser Friedrich III. (1452–1493). Zuletzt kam die Latrinengrube G1 dazu, die wohl noch zum Wohn15 haus von Conrad Steffan (Bürgerasyl Ost) gehörte und mit dem Übergang ans Spital aufgegeben wurde (15).
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Bemerkenswerter Ausbau und Erneuerung des Spitals zum heiligen Geist, 16 1470 bis Mitte 16. Jahrhundert (Phase V) Bis in die 1470er Jahre war das Spital klein und seine materiellen Grundlagen dürftig: sie hätten gerade für den Jahresunterhalt von drei Handwerkerfamilien gereicht. Danach wurde es markant erweitert. Auch ausserhalb der Spitalparzelle kamen verschiedene Stadthäuser dazu. Grundlage waren ein entsprechender Vermögenszuwachs dank Schenkungen, Stiftungen und Erbschaften und die Ausgabe von Pfründen. Wie andernorts ist ein dreiklassiges System mit Herrenpfründnern, Mittelpfründnern und Siechen entstanden. Vermögende wohnten in einem der Stadthäuser des Spitals mit exklusivem, teils geliefertem Essen.Weniger Vermögende erhielten Einzelzimmer im Spitalkomplex selbst, erbrachten teilweise Arbeitsleistungen als Spitalmeister, durch die Pflege von Spitalinsassen oder durch Mithilfe in der Landwirtschaft und im Torggel (Trotte). Das Spital diente Teilen der Steiner Mittelschicht auch als Netzwerk, Einkommensquelle, Wohnungslieferant, Altersversicherung, Versorgungsanstalt für Verwandte etc. Darüber hinaus betreute es die armen, kranken und altersschwachen Menschen, die hier Unterkunft, Nahrung und Betreuung erhielten. Ansteckende Kranke wurden dagegen im Siechenhaus ausserhalb der Stadt untergebracht. 17 Der Ausbau des Spitals fällt in die Zeit des spätgotischen Baubooms (augenfällig in Stein am Rhein im Kloster St. Georgen) und ist Ausdruck einer stiftungsfreudigen Zeit, in der sich die Spender ewiges Gedenken und Seelenheil erhoffen durften. Der Ablassbrief von 1470, ein Spendenaufruf zur Erneuerung des Spitals zum heiligen Geist in seinen gesamten Strukturen, markiert einen Neubeginn. Nach der 18 bedeutenden Schenkung durch Jörg Weber 1475 kommen die noch heute den Komplex prägenden Spitalgebäude dazu: 1477 wird der Spittel gebaut, um 1480/90 wird der Westteil, nach 1509 der Ostteil des Bürgerasyls ausgekernt und umgebaut. 1535 kauft man den erst zwanzig Jahre alten Mittelbau dazu. 1477 wird das komplett freistehende, noch weitgehend erhaltene Spittel erbaut. Das Gebäude ist ein einzigartig erhaltener, geschossweise abgebundener Stockwerkbau auf einem Steinsockel und Satteldach mit Flechtwerkausfachungen in den Giebelwänden. Bemerkenswert sind die in unserer Gegend sehr seltenen Sichtback- steinausfachungen (16). Eine offene Säulenhalle prägt das Erdgeschoss, welches als Trotte, Stall und der Durchfahrt zum Spitalhof 12
diente. Das Obergeschoss, das gegen die Obergass hin leicht vorkragt, weist je vier Räume beidseits eines Mittelganges auf: Westseitig je eine heizbare, nicht mehr erhaltene Bohlenstube in den Ecken, dazwischen je eine zugehörige Küche, ostseitig ungeheizte Kammern (17). Ganz im Gegensatz zur einheitlichen Aussenhülle fällt vor allem im Obergeschoss der raumweise Unterschied der Materialien im Innenausbau auf: Nebeneinander gibt es Flechtwerk- oder Backstein- 19 ausfachungen, Lehm- oder Mörtelverputze, Bodenbeläge in quadratischen Tonplatten bzw. solchen in rechteckigem Backsteinformat und unterschiedliche Türhöhen zu den Kammern. Auch die Säulen im Erdgeschoß sind nicht einheitlich; die südwestliche ist in spätgotischer Manier gefasst und mit 1479 datiert (18). Die Beobachtungen deuten darauf, dass die Ausführung bzw. Finanzierung des Innenausbaus im Spittel durch die Insassen, die Pfründer selbst geschah. Je nach Pfrundvertrag erhielten sie eine einfache Kammer oder eine heizbare Stube mit Kammer. Um 1480/90 wird das ursprüngliche Spital, das Bürgerasyl West, ausgekernt und umgebaut. Wahrscheinlich gehört der Bossenquaderverband mit grauen Sandsteinen an der Nordwestecke des Bürgerasyls noch in diese Zeit (19). An die gut frequentierte Hauptgasse kommt die kleine Marienkapelle zu liegen, ausgestattet mit einem festen Altar vor der noch vorhandenen und mit Christopherus und Antonius Eremita, den Patronen der Reisenden und Kranken, geschmückten Altarnische (20). Hier las der städtische Kaplan dreimal wöchentlich die Messe. Vor der Kapelle wird eine grosse, multifunktionale Vorhalle eingerichtet, die als Warteraum diente, zur Aufnahme von Durchreisenden, zur Begutachtung von Kranken oder zur Austeilung von Gaben an die Armen. Die Pilgergraffitti an der Westwand (21) gehören dazu; sie besitzen teilweise Parallelen in anderen 20 Sakralräumen rund um den Bodensee. Durch die Reformation 1524 21 erfolgte die Aufhebung der Kapelle; ihr Standort geriet in Vergessenheit. An die Raumfunktion des Erdgeschosses als Krankenhalle für Bettlägerige erinnern noch heute einige Nischen, die zur Ablage von Geschirr, Lichtern oder anderen Krankenutensilien genutzt wurden, während der Wandschrank neben der Kapelle als Spitaltresor diente. Im östlichen Gebäudeteil von Conrad Steffan, der 1509 hinzukam, sind Speisesaal, Küche und Nebenräume zu vermuten, darunterliegend, in neuen, grossen, den ganzen Gebäudegrundriss einnehmenden Kellern lagerten Kraut, Gemüse, Obst und vor allem der Spitalwein – Nahrungsbestandteil der Spitalinsassen, der Gästen der Stadt auch oft vom Rat als Geschenk offeriert wurde. In den Obergeschos13
sen lagen die Kammern der vielleicht etwa 20 Spitalinsassen. Die schon 1466 erwähnte Glocke auf dem Dachreiter des Spitals läutete nicht nur zur Messe. Sie hatte vor allem am Montag und Donnerstag auch die zwölf Ratsherren zur Ratssitzung zu laden und das Öffnen und Schliessen der Stadttore anzuzeigen. Der Innenhof schliesslich 22 diente als Wirtschaftshof. Eine spannende Geschichte erzählt auch das durch seine Lage im Bürgerasyl als Mittelbau bezeichnete Gebäude: Ein zweigeschossiger, an die Parzellenmauer angelehnter Steinbau mit eingeschossigem Fachwerkaufbau, Sichtbacksteinausfachungen und Fenstern mit erhaltenen Schiebeläden (22). Er wurde 1515 vom Besitzer des Weissen Adlers, Hauszeichen noch ablesbar auf der Nordseite (23), vermutlich von Sigmund Flar errichtet, nachdem er mit Frau und Kindern die Niederlassungsbewilligung erhalten hatte. Ehemals Bürgermeister von Konstanz, floh er 1510, als Konsequenz seiner proeidgenös23 sischen Politik, nach Stein am Rhein. Seine Händlertätigkeit deckt sich mit der Speicherfunktion des Gebäudes, ablesbar durch ehemals grosse Tore im Fachwerkaufbau zu den drei Lagerböden (24). Die Zu- und Wegfahrt der Güter erfolgte über den Spitalhof. Von Flar bereits an Hans Wirt gelangt, verkauft dessen Witwe Margret Züst 1535 den Speicher an das Spital, das – entsprechend dem Kaufvertrag – die gegen den Hof des Weissen Adlers gerichteten Türen und Fenster vermauert, den Innenausbau samt drei Zwischendecken entfernt und das nun nicht mehr bewohnbare Gebäude zum Rossstall und Heuhaus umbaut, mit noch einer einzigen Zwischendecke. Zu diesem reichen baulichen Erbe lieferten die Ausgrabungen aus dieser Zeit vergleichsweise spärliche Hinweise: Das Spitalwaschhaus 24 mit der Grube G3, die vielleicht zur Herstellung der Waschlauge (sechten) diente (25) und den vermutlich zur Spitallatrine umgenutz25 ten Keller G2.
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Das Spital in der Neuzeit, 17. - Mitte 19. Jahrhundert (Phase VI) Nach der Reformation gingen die Stiftungen und Schenkungen mar- 26 kant zurück. Die Spitalrechnungen waren meist defizitär und deren Löcher wurden notdürftig durch den Verkauf von Liegenschaften und die Aufnahme von Darlehen gedeckt. Als Ausnahme erscheint einzig 1636 die Errichtung einer beachtlichen Pfrund durch den Steiner Bürger Hans Arnold für seine Aufnahme und die Deckung seiner Kosten im Spital, in dessen Eigentum nach seinem Tod der gesamte Besitz überging. Daher erstaunt es nicht, dass die Gebäulichkeiten unterschieden wurden nach «Rychen-» und «Armen Spittal» und dass das Essen der Pfründner sich nach dem Speiseplan vorzüglich anmutet. Nach 1730 änderten sich die finanziellen Verhältnisse aber grundlegend. Bessere Rechnungsabschlüsse wurden genutzt, um ins Bankgeschäft einzusteigen, private Darlehen zu gewähren und mit den Erträgen die Spitalrechnung nachhaltig zu verbessern. Grössere Renovationsarbeiten im Bürgerasyl fanden bereits um 1600 statt und haben im Ostteil eine repräsentative Eingangshalle geschaffen (heute Tourist-Office), von der noch die Reste einer monochromen Grisaille-Dekorationsmalerei zeugen (26). Prägend sind heute aber vor allem die Einbauten des Totalumbaus von 1679/80 unter dem auf einer Bauinschrift genannten Spitalpfleger Hans Conrad Schmid (27): Einfache, ursprünglich grau getünchte Fachwerkwände, Säulen, Unterzüge und das Decken- und Dachgebälk (28). Blieben durch den Umbau die weitgehend offenen Hallen im Unter- und Erd- 27 geschoss nach wie vor gebäudeweise getrennt, wurden in den Ober28 geschossen neu beide Hausteile miteinander verbunden, die Decken auf gleiche Höhe gebracht und die beheizten Wohnräume durch das Treppenhaus im Ostteil erschlossen. Gassenseitig im ersten Obergeschoss lagen Küche und gemeinschaftlicher Essraum (Ostseite, Konrad Steffenauer Zimmer) sowie Stube und Kammer des Spitalpflegers (Westseite, Jörg Weber Zimmer). Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde ein neues Ökonomiegebäude, die Stallscheune an die Obergass gebaut (heute Stadtarchiv) und im Hof die Mistlegi G19 angelegt. Der danebenliegende Spittel wurde renoviert: Das Erdgeschoss diente nur noch als Trotte; im zweiten Obergeschoss wird eine neue Knechte-/Mägde(?)Kammer eingebaut. Später baute man auch das erste Obergeschoss zu Lagerzwecken um, vielleicht 1722, im Zusammenhang mit der An15
schaffung einer neuen Baumtrotte. Um 1800 entstand an Stelle der freistehenden Gebäude über G2 und G3, Spitallatrine und Waschhaus, an der östlichen Hofmauer über der Planieschicht 3 ein zusammenhängender Nebenbau, der zusätzlich zu diesen Funktionen weitere Ställe aufnimmt. G2 wurde, dem Stand der Technik entsprechend, zum Schutz des Erdreiches abgedichtet, mit Backsteinen ausgekleidet und zur Trennung von Fest- und Flüssigstoffen über einen Kanal mit der Mistlegi G19 verbunden (29). Zum Ablassen der Jauche in die Mistlegi wurde der im Kanal eingebaute Schieber periodisch geöffnet. Mist und Jauche wurden in die Felder transportiert, während die Feststoffe in der Faulkammer G2 verblieben und separat entsorgt wurden. Die Durchfahrt zum Spitalhof durch den Spittel – weiterhin 29 auch genutzt durch den Besitzer des Weissen Adlers – wurde 1843 in den Ökonomiebau verlegt, was zur Verschiebung der Mistlegi G19 30 und deren Ersatz durch Str.6 führte. Der Verbindungskanal zwischen G19 und G2 wurde aufgegeben. An Letztere wurde für die Jauche ein Schöpfschacht angemauert.
Von der Armen- und Krankenanstalt zum Bürgerasyl, nach 1862/63 (Phase VII) Aus den Krankenpflegeabteilungen der spätmittelalterlichen Spitäler und Siechenhäuser entwickelten sich im 19. Jahrhundert die städtischen und kantonalen Krankenhäuser und psychiatrischen Anstalten, während unterstützungs- und pflegebedürftige alte Personen im Spital verblieben, das somit zum Vorläufer der Altersasyle und Altersund Pflegeheime wurde. Dieser Ausdifferenzierung entsprach auch, dass 1843 in Stein am Rhein die Waisen in ein neues Gebäude im Klosterhof umgesiedelt wurden. Nach der Kantonalisierung und Zentralisierung des Spitalwesens in Schaffhausen (psychiatrische Klinik Breitenau 1891 und Kantonsspital 1902) wandelte sich die Armen- und Krankenanstalt zum Bürgerasyl. Neben der Familie des Armenvaters waren hier durchschnittlich 15–20 Insassen untergebracht, eine gemischte Gesellschaft von Personen am Rande der Gesellschaft. Weil viele unfreiwillig da waren, hatten Armeneltern und Behörden oft Probleme mit der Disziplin und Ordnung, was breiten Niederschlag in den Akten fand (31). Die neuen, hygienischen Ansprüche des industriellen Zeitalters führen 1862/63 zu einem weiteren Umbau des Bürgerasyls. Wichtigste Eingriffe sind die Vereinheitlichung der Fassaden – die gassenseitigen 16
Fassadenmalereien mit dem Namen Bürger–Asyl bringt Christian Schmid erst 1901 an (33) – und die grosszügige Neuerschliessung der alten, nur renovierten Wohnräume, durch den Einbau eines neuen Treppenhauses mit Lichtschacht im Westteil. Zudem wird erstmals nach 600 Jahren der Abtritt im Hof zum Haus hin verlegt, in einen dreigeschossigen Abtrittanbau an der Nordostecke des Bürgerasyls, bis dahin und heute wieder Kellerzugang (30). Eine weitere Komfortsteigerung erfolgt 1916 durch die Versorgung mit Elektrizität und Leitungswasser und der Verlegung der Toiletten ins wärmere Hausinnere. Verschiedene Renovationen betreffen den Nebenbau, der 1904 neu gebaut und den veränderten Nutzungen angepasst wird. Im Zweiten Weltkrieg hält das Militär mit dem Einbau des Luftschutzunterstandes Einzug (32). Nach und nach verliert der Spitalhof seine Jahrhunderte lange Nutzung als Wirtschaftshof, und 1963, mit dem Auszug der Altersheiminsassen ins neu erstellte Alters- und Pflegeheim an der Oehningerstrasse, geht die Geschichte des ehemaligen Spitals zum heiligen Geist zu Ende.
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Vorerst wurden die Gebäude noch als Fremdarbeiterunterkunft genutzt. Dann verwahrlosten Hof und Gebäudekomplex mehr und mehr, bis die jüngsten Restaurierungen die Anlage wieder zu neuem Leben erweckten: Mit Hilfe der Jakob und Emma Windler-Stiftung wird der Ort ab 2002 zum Begegnungszentrum, mit Ratssaal und Alterswohnungen.
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I. Archäologie und Bauforschung
Baugeschichte des Bürgerasyls Kurt Bänteli
Archäologischer Forschungsstand Die Lage am Ausfluss des Untersees in den Rhein veranlasste bereits die Römer, hier eine Brücke und eine Siedlung (Vicus Tasgetium) anzulegen.1 Ihr Zentrum lag im 1. und 2. Jahrhundert n.Chr. am südlichen Ufer, auf der Höhe der Insel Werd. Aber auch auf der gegenüberliegenden Seite, am östlichen Rand der Steiner Altstadt, finden sich römische Siedlungsreste, die aber bislang noch nie in einer regulären Ausgrabung untersucht werden konnten. In spätrömischer Zeit, im 3. Jahrhundert n.Chr., wird mit dem Bau des Kastells «auf Burg» die Brücke 700 m abwärts an die Rheinmündung verschoben, wo sich auch heute noch eine Brücke befindet (Abb. 34). Brücke und Kastell mit rechtsrheinischem Brückenkopf waren Bestandteil der römischen Grenzwehr am Hochrhein.2 Das Siedlungszentrum verblieb weiterhin am linken Ufer. Daran änderte sich auch im Frühmittelalter nichts, wie dies die frühe Kirchengründung der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts im spätrömischen Kastell deutlich macht. Einzige Zeugen dieser Zeit im Bereich der späteren rechtsrheinischen Altstadt von Stein am Rhein sind einige Gräber aus dem 6. Jahrhundert, die im frühen 20. Jahrhundert südwestlich des Bürgerasyls gefunden wurden. Bis vor kurzem ging man davon aus, dass die rechtsrheinische Besiedlung nach den Römern und Alamannen abbrach, die eigentliche Geschichte der Stadt Stein am Rhein also erst nach der Jahrtausendwende begann: 1007 mit der Gründung des Benediktinerklosters St. Georgen durch die Erben Herzogs Burkhard II. von Schwaben. Die Ausgrabung in der Stadtkirche von 1990 liess allerdings die Vermutung aufkommen, dass sich im 11. Jahrhundert an Stelle der Klosterkirche schon eine Leutkirche mit dem Friedhof der Ortsbevölkerung befunden hatte.3 Im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Steiner Stadtge-
schichte zum Jubiläum 2007 wurden die Anfänge der Stadt neu hinterfragt. C14 Datierungen von drei beigabenlosen Skeletten ergaben, dass das Gräberfeld wesentlich älter ist als vermutet und bereits in der Zeit vom 7.–10. Jahrhundert bestanden hat (Abb. 35).4 Damit wird deutlich, dass die Gründung des St. Georgenklosters keinesfalls auf der grünen Wiese stattfand, sondern bereits eine Siedlung mit Kirche und Friedhof bestanden hatte. Es ist davon auszugehen, dass der Ausfluss des Untersees seit der Römerzeit beidseitig mehr oder weniger kontinuierlich besiedelt war. Durch die Klostergründung wurde aber das Macht- und Siedlungszentrum auf das rechte Ufer verschoben. Das Aussehen und der Umfang des ersten Klosters und der frühen Leutkirche sind noch unbekannt.5 Einstweilen am besten erforscht ist die Klosterkirche, die heutige Steiner Stadtkirche, die weitgehend aus dem frühen 12. Jahrhundert erhalten blieb. Die zugehörige romanische Klausur ist noch wenig erforscht, obwohl einiges an aufgehender Bausubstanz vorhanden ist. Auch von der frühen Siedlung ist bisher noch kaum etwas bekannt, die bislang ältesten Schichten fanden sich an der Nordseite des Rathausplatzes; sie enthielten Keramik des 12. Jahrhunderts.6 Zur hochmittelalterlichen Stadtanlage, zur Befestigung und den Häusern liegen erste Bauuntersuchungen und dendrochronologische Datierungen von Bauhölzern vor. Sie zeigen, dass die gesamte heutige Altstadt von Stein am Rhein in der ersten Hälfte, spätestens um die Mitte des 13. Jahrhunderts befestigt wurde. Die Stadtmauer ist bescheidene 90 cm stark und liegt damit im unteren Rahmen für Stadtmauern kleiner Städte jener Zeit.7 Die ältesten erhaltenen Wohnhäuser stammen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.8 Schriftliche Quellen sind erst ab der Mitte des 14. Jahrhunderts vorhanden.9
Abb. 34 (linke Seite): Seit der Römerzeit ist der Ausfluss des Untersees beidseitig mehr oder weniger kontinuierlich besiedelt. Durch die Klostergründung wurde das Macht- und Siedlungszentrum auf das rechte Ufer verschoben. Abb. 35: Die Gräber im Seitenchor der Stadtkirche sind älter als das Kloster St. Georgen und stammen aus der Zeit vom späten 7. bis zum späten 10. Jh.
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Abb. 36: Innenhof nach Beendigung der Ausgrabungen im Juli 1999.
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Die Untersuchungen von 1996–2001 Anlass und Ablauf der Untersuchungen
Ziele der Untersuchungen
Die Restaurierung des Bürgerasyls bot erstmals Gelegenheit zur umfassenden Erforschung der Besiedlungsgeschichte zweier Parzellen in der Steiner Altstadt. Sie ermöglichte sowohl baugeschichtliche Untersuchungen des weitläufigen Gebäudeensembles, als auch archäologische Grabungen, veranlasst durch die Anlage eines Kulturgüterschutzraumes für das Stadtarchiv. Zur Ausarbeitung des Restaurierungskonzeptes wurde der gesamte Baukomplex 1996 und 1997 durch die IBID inventarisiert.10 Im Frühjahr 1999 erfolgten die Ausgrabungen im Innenhof und im Ökonomiebau durch die Kantonsarchäologie. Sie dauerten gut drei Monate und umfassten eine Fläche von 360 m2 (Abb. 36).11 Weitere Untersuchungen wurden bis im Frühjahr 2001 baubegleitend durchgeführt, parallel zu den Aushub- und Unterfangungsarbeiten für den neuen Keller und den Restaurierungsarbeiten an den verschiedenen Gebäuden.12 Ein Dank für die gute Zusammen arbeit und Unterstützung gebührt dem Stadtpräsidenten Franz Hostettmann, Stadtarchivar Michel Guisolan, Architekt Georges Wagner, Bauführer Turi Weiss, den Restauratoren Tanja Dosch und Hanspeter Schnarwyler, den MitarbeiterInnen der IBID sowie den Bauunternehmern Peter Roth und Heinz Kern und ihren Mitarbeitern. Dank gebührt auch der Jakob und Emma Windler-Stiftung für die finanzielle Unterstützung des Projektes.
Ausgrabungen und Bauuntersuchungen hatten teils gleiche, teils auch unterschiedliche Zielsetzungen. Gesamthaft hatten sie zum Ziel, erstmalig die ganze Besiedlungsgeschichte zweier Parzellen in der Steiner Altstadt zu erforschen. Man erhoffte sich vor allem auch Hinweise zur bislang unbekannten, frühstädtischen Entwicklung in der Zeit vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. Die Ausgrabungen, veranlasst durch die Neuunterkellerung von Hof und Ökonomiebau, waren umfassende Rettungsgrabungen, um sämtliche Befunde im Boden zu dokumentieren, die sonst unwiederbringlich zerstört worden wären. Frühere Bodeneingriffe, wie Unterkellerungen im Spätmittelalter, der Einbau eines Luftschutzraumes und Bodenabsenkungen im Hof, haben die archäologischen Schichten bereits auf einer Fläche von 500–600 m2 zerstört.13 Anders gestaltete sich die Aufgabenstellung der Bauforschung. Durch die vorgegebene, weitestgehende Erhaltung des Gebäudekomplexes beschränkte man sich hier nur punktuell auf jene Orte, wo Zerstörungen stattfanden, sei es durch partiell entfernte Verputze, Konstruktionsteile oder Mauerdurchbrüche. Primär beantworten die Bauuntersuchungen vor allem restauratorische Fragestellungen; baugeschichtliche Fragen liessen sich auf diese Weise nur partiell und nicht zusammenhängend beantworten.
Abb. 37: Bürgerasyl Ost. Baufuge mit Südwestecke Kernbau 1 (links) in der östlichen Brandmauer im 1. OG.
Die Bauuntersuchungen Beobachtungen zur hochmittelalter lichen Bauentwicklung Die punktuellen Einblicke ins Mauerwerk des Bürgerasyls zeigen zumindest, dass das Hauptgebäude in der jetzigen, gemauerten Häuserzeile im Verlauf des 13./14. Jahrhunderts aus verschiedenen Einzelbauten zusammengewachsen ist und zwar von Norden nach Süden bis an die Oberstadt. Im Nordabschnitt der östlichen Brandmauer findet sich das älteste Mauerstück, das zeigt, dass im angrenzenden Haus zum oberen Rehbock der Kernbau 1 liegt (Abb. 37 und 42). Sein trapezförmiger Grundriss misst 7–8 m in N–S Richtung, bzw. 9 m in W–O Richtung und besitzt eine erhaltene Höhe von mehr als 7,8 m (Profil) – ein dreigeschossiges Gebäude also, mit zwei steinernen Geschossen, vielleicht in Mischbauweise, in Holz im Obergeschoss.14 Auch im Westteil des Bürgerasyls sind ebenfalls nordseitig Teile eines freistehenden Kernbaus 2 erhalten (Abb. 38 und 42). Sie ergeben einen Baukörper mit Aussenmassen von 6,5 x 7,5 m. Das innere Gehniveau lag nach einem feinen Absatz auf 401.55 (heute 403.10), was darauf hindeutet, dass zuunterst ein halb eingetiefter Kellerraum vorhanden war.15 Auf dem gleichen Niveau setzt romanischer Pietra Rasa Verputz an (Abb. 3),16 der auch in der westlichen Brandmauer vorhanden ist, unter der Nordostecke des weissen Adlers. Verzahnt vorspringende Steine und eine 404.00 Wundvermauerung sind Reste eines westlichen Anbaus zum Kernbau 2. Ob der weisse Adler älter oder jünger ist als der Kernbau 2 liess sich nicht einwandfrei klären. Gut zu diesen Kernbauten passt der an die Stadtmauer angelehnte Steinbau an der Obergass 77. Seine Erdgeschossdecke datiert ins Jahr 1265; hinzu kommen ein Obergeschoss und ein eingewölbter Halbkeller, während die Aussenmasse 6 x 8 m und die Höhe mehr als 8 m betragen402.00 (Abb. 39-42).17 Die weiteren Entwicklungen und die Zusammenhänge der einzelnen Brandmauerabschnitte waren so kleinflächig beobachtbar und sind durch Umbauten und nachträgliche Unterkellerungen so stark zerstückelt, dass eine detailliertere Darstellung der Bauentwicklung Spekulation wäre.18 In den Quellen tauchen alle diese Liegenschaften erst im Verlauf des 15. Jahrhunderts auf.19
Abb. 38: Bürgerasyl West. Steingerechte Aufnahme der Nordwestecke von Kernbau 2 mit sekundär anschliessendem Kellerhals zum Spitalkeller. M. 1: 50.
Kernbau 2 erhalten 404.00
402.00 MA Gehniveau 401.55
Boden 399.80
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Exkurs I: Überlegungen zur ursprünglichen Parzellenstruktur im Bereich des Bürgerasyls
Abb. 39: Obergass 77. a Längsschnitt. b Querschnitt. M. 1:200. Blau 1265. Gelb 1404.
a
Abb. 40: Obergass 77. Nordansicht mit Stadtmauer erste Hälfte, bzw. Mitte 13. Jh. Kieselbollenmauerwerk mit einzelnen Lagen schräggestellt in opus spicatum.
Abb. 41: Obergass 77. Erdgeschoss mit Balkendecke von 1265.
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Zum Parzellengefüge der mittelalterlichen Städte hat die Mittelalterarchäologie inzwischen viele Beiträge geliefert.20 Auch in der Schaffhauser Altstadt haben Untersuchungen deutlich gemacht, dass sich alte Parzellengrenzen durch Bauuntersuchungen und Ausgrabungen erkennen lassen. Wichtig ist dabei auch die Erkenntnis, dass im Mittelalter Latrinengruben entlang der Grundstückgrenzen und vielfach im rückwärtigen Teil der Parzellen angeordnet sind.21 Deshalb erschien die Lage der Latrinen G24 und Str.3 im Bürgerasyl bereits während der Ausgrabungsarbeiten merkwürdig, weil kein Zusammenhang zur heutigen Parzellierung ersichtlich war. Hinzu kommt, dass beide ungefähr gleich alt und um 1300 aufgegeben worden sind. Die erwähnte Bauuntersuchung von 1991 an der Obergass 77 gibt wichtige Hinweise: Sie ergab einen 1265 an die Stadtmauer angelehnten Steinbau, der bereits an den älteren Steinbau Obergass 76 anschliesst. Die Verlängerung dieser alten Parzellengrenze Obergass 76/77 nach Süden fällt in den Zwischenraum der Latrinen G24/Str.3, die ihrerseits zusammen mit G30 und dem Spittel von 1477 eine O–W Flucht bilden und ebenfalls auf eine alte Grenze hindeuten (Abb. 42). So finden sich die beiden vorerst merkwürdig gelegenen Latrinen am Südrand einer so
rekonstruierten Grossparzelle möglichst weit entfernt von den zugehörigen Häusern.22 Vielleicht in den Parzellenecken, wenn wir die Grenze 76/77 als frühe Teilung des Grundstückes interpretieren. Auch bei den südlich anschliessenden Parzellen ergibt sich bis zur Südflucht der Kernbauten 1 und 2 in etwa die gleiche Länge. Wurden diese Grundstücke später dann an die Oberstadt verlängert oder waren sie von Anfang an länger, bzw. grösser als die an der Stadtmauer gelegenen Parzellen? Zur Begrenzung ihrer Schmalseiten ist festzustellen, dass das Gebäude Str.1 und die nördlich anschliessenden Brandschichten in die heutige Parzelle zum Rehbock hineinlaufen, weshalb diese aktuelle Parzellengrenze nicht ursprünglich ist. Betrachten wir (Abb. 42) den 1477 gebauten Spittel, liegt seine Südostecke auf der Fluchtverlängerung der Ostseite von Kernbau 2, die Nordostecke auf der Verlängerung der Westflucht der Obergass 77, und schliesslich greift das Gebäude nach Westen über die Bauflucht des Bürgerasyls aus und übernimmt die hintere Parzelle des Weissen Adlers. Daraus ist zu schliessen, dass einerseits Weisser Adler und Bürgerasyl West, andererseits Bürgerasyl Ost und Haus zum Rehbock ursprünglich je eine Grossparzelle bildeten, mit einer Breite von durchschnittlich je etwa 14 m.23 Das in etwa gleiche Mass lässt sich an den heutigen Grundstücken an der Obergass ablesen, wodurch sich auch dort die ursprünglichen Parzellen zu erkennen geben.
b
Abb. 42: Bauentwicklung im Bereich des Bürgerasyls und Rekonstruktionsversuch der ursprünglichen Parzellengrenzen. M. 1:500.
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Ausgehend von diesen Beobachtungen ergibt sich für das 13. Jahrhundert im Bereich des Bürgerasyls eine ursprüngliche, grob gemessene Parzellengrösse von etwa 12,5–15 x 31–38 m, d.h. etwa 425–525 m2, eine Grösse die in etwa den ursprünglichen Schaffhauser Parzellen des 11./12. Jahrhunderts entspricht.24 Auffallend bei der Betrachtung des Planes der Steiner Altstadt ist, dass sich im Süden und Westen fleckenweise durchaus weitere solcher mehr oder weniger regelhafter und rechtwinkliger Grossparzellen finden. Oft und unvermittelt weicht aber der Grenzverlauf fächerförmig davon ab. Weitere Untersuchungen müssen hier ansetzen und Klarheit schaffen, ob nicht nur durch Erbteilungen, sondern beispielsweise auch nach Bränden, quartierweise Neuparzellierungen erfolgt sind, wie dies beispielsweise in jüngerer Zeit durch die Anlage der Neugass nach dem Brand von 1863 geschehen ist.25 Als weitere Fragestellung der Bauforschung wird zu klären sein, ob die Steiner Häuser ursprünglich nicht meist giebelständig waren und sich erst in der Neuzeit die heute verbreitete Traufständigkeit durchsetzte. So zeigt beispielsweise die Stadtansicht von Johann Jakob Mentzinger von 1662 östlich anschliessend an den Hinterhof des Bürgerasyls noch giebelständige Häuser, zu denen Ehgräben gehören (Abb. 242); heute sind auch diese Häuser an der Obergass traufständig. Traufständig sind an der Hauptstrasse beispielsweise noch Brodlaube und Hirzli mit einem Ehgraben zur Schmiedstube, während beim Untertor das Nord–Süd verlaufende Ehgrabengässli zwischen Chupferberg und Frieden dieser jetzt s e l t e n e n Dachorientierung folgt.26
Exkurs II: Brände und Stadtbrände in Stein am Rhein Während der Ausgrabungsarbeiten zeichnete sich als Hypothese ab, dass das ergrabene Haus Str.1, wegen der dazu gehörenden Keramik, mit seinen Brandhorizonten dem Stadtbrand von 1347 zum Opfer gefallen sei. Gegen das Ende der Grabung zeigte sich dann, dass zwei Brandschichten vorhanden sind (Brand I und II), die nun nach der Datierung der Keramik ins späte 13. und frühe 14. bzw. in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren sind.27 Während sich Brand I nur indirekt über die darunterliegende Schicht datieren lässt, lieferte Brand II Funde aus der Brandschicht selbst. Mit Letzterem haben wir wahrscheinlich, wie schon auf der Grabung vermutet, einen archäologischen Nachweis für den Stadtbrand von 1347 gefunden: In der Urkunde vom 26. Juli er24
liessen der Abt von St. Georgen und die Vögte von Hohenklingen den Metzgern und Pfistern (Bäckern) das Umgeld, um den Wiederaufbau zu fördern «zu einer Hilf, dass sie desto gerner ihre häuser zu Stein wieder bauen», nachdem «Stein die Stadt verbrunnen was».28 Trotz fehlender stratigrafischer Zusammenhänge passen die beiden ergrabenen und kurz aufeinander folgenden Brände zeitlich mit den verbrannten Gebäudeteilen des 13./14. Jahrhunderts im Bürgerasyl zusammen:29 Die Südwestecke des Kernbaus 1 zeigt im ersten Obergeschoss massive Brandrötungen; im Erdgeschoss sind diese auch auf dem jüngeren Brandmauerabschnitt vorhanden, der gegen die Oberstadt hinzieht. Auch das Mauerstück des Anbaus an Kernbau 2 ist massiv brandgerötet. Ein drittes brandgerötetes Mauerstück von mehr als 3 m Länge liess sich im Südabschnitt der Westwand des Mittelbaus beobachten (Abb. 42 und Beil. 1). Hohlziegeldurchschuss deutet hier auf eine jüngere Entstehungszeit der Mauer;30 sie ist aber älter als der 1515 darüber erbaute Mittelbau. Ein Zusammenhang mit diesen Bränden ist zwar möglich, ein jüngerer Brand im 15. Jahrhundert ist, wie auch Str.1 zeigt, wahrscheinlicher. Weitere Nachweise für Brände in Stein am Rhein sind bereits bei früheren Grabungen zum Vorschein gekommen. So zwei mittelalterliche Brandschichten im Kreuzgangareal von St. Georgen, ohne dass diese zeitlich genauer einzuordnen waren.31 Auch die Grabungen von 1990 in der Vorhalle der Stadtkirche erbrachten eine Brandschicht an der ehemaligen Kirchenwestwand, welche über einen älteren Friedhof hinzieht und vom später hinzugefügten Westturm durchschlagen wird. Aus dieser Abfolge datiert hier der erste Brand noch ins 11. Jahrhundert; weitere Brandspuren an romanischen Teilen der heutigen Stadtkirche stammen aus späterer Zeit.32 Bei den Werkleitungssanierungen zeigten sich im Jahre 2000 Brandschichten bei den Häusern schwarzer Adler und Straussen, Rathausplatz 25/27, während 2005 im Fronhof beim Haus zur oberen Linde ein mächtiges, aber lokales Brandschuttpaket aus dem 14. Jahrhundert zum Vorschein kam.33 Verschiedene neuzeitliche Brände sind schriftlich überliefert; archäologische Hinweise dazu liegen keine vor.34
Das mittelalterliche Spital zum heiligen Geist Die Anfänge des Steiner Spitals liegen im Dunkeln; 1362 ist es durch einen Ablassbrief für die Spitalkirche erstmals erwähnt, als hospitale pauperum opidi in Steyn (Abb. 239).35 Es diente als städtisches Wohnheim für Arme, Kranke, Waisen, Alte und durchreisende arme Pilger.36 Sein Patro-
zinium «zum heiligen Geist» war auch für den bereits 1253 erwähnten Schaffhauser Spital37 und für viele andere Armenspitäler namengebend. Von einer solchen Weihung an einen Heiligen erhoffte man sich vor allem Schutz und Segen, ohne dass eine Beziehung zum entsprechenden Orden bestand.38 Das Spital finanzierte sich weitgehend selbst, Einnahmen flossen ihm durch Schenkungen, Stiftungen und Erbschaften zu. Eine weitere Einnahmequelle erschloss sich durch die Ausgabe von Pfründen an mehr oder weniger Begüterte, während sich üblicherweise die Stadt nur in Ausnahmefällen, etwa an Bauvorhaben finanziell beteiligte.39 Klar fassbar wird die Steiner Spitalgeschichte erst in den spätmittelalterlichen Quellen. 1466 wurde auf den Spital das Ratsglöckchen montiert, um die 12 Ratsherren am Montag und Donnerstag zur Ratssitzung zu laden und das Öffnen und Schliessen der Stadttore anzuzeigen.40 1470 wird allen Spendern an die Spitalkirche ein Ablass von 100 Tagen gewährt, damit das Spital zum heiligen Geist in seinen Strukturen, Bauten, Betten etc. erneuert werden kann.41 Eine bedeutende Schenkung erfolgt 1475 durch Jörg Weber, 1477 wurde der Spittel gebaut, um 1480/90 wurde der Westteil des Bürgerasyls, nach 1509 der Ostteil ausgekernt und umgebaut.42 Dieser bemerkenswerte Aus- und Neubau des Spitals fällt in die Zeit des grossen, spätgotischen Baubooms, ausgeprägt in Stein am Rhein besonders auch im Kloster St. Georgen.43 Er ist Ausdruck einer stiftungsfreudigen Zeit, in der sich der Spender ewiges Gedenken und das Seelenheil erhoffen durfte.44 Bislang ist man davon ausgegangen, dass Spital und Spitalkapelle seit den Anfängen an der gleichen Stelle lagen.45 Weder die archäologischen und baugeschichtlichen Untersuchungen, noch die obigen Überlegungen zur ursprünglichen Parzellenstruktur, resp. die detaillierte Auswertung der Spitalakten liefern dazu konkrete Hinweise. Die spätmittelalterlichen Quellen belegen einzig, dass das Spital gegen 1475 einen Teil des Bürgerasyls umfasste. Eine detaillierte Zuordnung der in verschiedenen Quellen der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts genannten Besitzer und Gebäude ist wegen ständig wechselnder Bezeichnungen und dem verschachtelten, in der ganzen Stadt verstreuten Besitz des Spitals, nur eingeschränkt möglich.46 Der besitzrechtliche Nebel über dem Spitalkomplex lichtet sich auch in den Liegenschaftsverzeichnissen des frühen 16. Jahrhunderts nur bedingt: 1509 sind «Des Spitals drei Häuser mitsamt den Häusern und Torggeln darhinter» genannt,47 und auch die Nennung von 1518/19 «1) Hus und Hinderhus, 2) Hus an Lewerers Hus, 3) Hus und Hofraiti war Steffan Cd.»48 lässt offen, welches Hinterhaus gemeint ist, weil mit dem an Lewerer grenzenden Haus nur der 1477 gebaute Spittel gemeint sein kann.49
Das Bürgerasyl Im Bürgerasyl verbergen sich zwei mittelalterliche Wohnhäuser, die im Spätmittelalter vollständig ausgekernt und zu Spitalgebäuden umgebaut wurden (Abb. 42). Die Einrichtung eines festen Marienaltars 1490, die Spitalakten50 und die mit Jahrzahlen ab 1491 datierten Graffiti an der Westwand geben Hinweise für diese Umbauarbeiten im Westteil des Bürgerasyls um 1480/90; der Ostteil des Gebäudes kam 1509 hinzu. Weil das ganze Gebäude 1679 erneut ausgekernt und zudem die Fassaden 1863 stark verändert und vereinheitlicht wurden, sind die erhaltenen Hinweise zum Aussehen des spätmittelalterlichen Spitals eher spärlich. Die spätgotische Auskernung diente vor allem dazu, die – wie oben gezeigt – in verschiedenen Schritten entstandenen und damit heterogenen, kleinräumigen und mit unterschiedlichen Bodenund Deckenhöhen ausgestatteten Gebäudeteile zu grosszügigen Einheiten zu verschmelzen. Westund Ostteil blieben allerdings räumlich getrennt: Die Geschossdecken in beiden Häusern hat man nicht aufeinander abgestimmt, sie differieren um 40 bis 60 cm, entsprechend dem von Westen nach Osten ansteigenden Gelände. Das gleiche Bild zeigen auch die unterschiedlichen, an alten Dachlinien ablesbaren Dachstühle (Abb. 43).51 Vermutlich jetzt erst angefügt, ist auch die Nordwestecke des Bürgerasyls, mit ihrem über drei Geschosse sichtbaren Bossenquaderverband aus grauen Sandsteinen. Er ist mit dem Nordzugang zum Keller entstanden, einem inneren Kellerhals, der in den Quellen 1535 erwähnt ist (Abb. 19, 38, 47).52 Die 1662 entstandene Stadtansicht von Johann Jakob Mentzinger zeigt diesen, im Wesentlichen noch heutigen Zustand, ein aus zwei Häusern bestehendes, dreigeschossiges Gebäude mit Satteldach und Dachreiter für die Spitalglocke
Abb. 43: Bürgerasyl West. Dachgeschoss mit alten Dachlinien: 1 Sichtbacksteingiebel weisser Adler, 2 Dachnegativ Ende 15. Jh., 3 heutiges Dach von 1679/80.
3 2 1
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Abb. 44: Bürgerasyl West. Die Bollensteinkonsolen im Unter- und Erdgeschoss dienten als Auflage für die spätgotischen Streifbalken. 1679/80 sind sie aufgemauert, zum Teil durch Sandsteinkonsolen ersetzt und die Decken höhergelegt worden. Abb. 45: Bürgerasyl. Ansicht der Südfassade von innen. M. 1:100.
Abb. 46: Bürgerasyl West. Spätgotische Fenster- und Türnischen sind in der Südfassade nur noch im Sturzbereich als stark fragmentierte Stichbogen mit Leibungsansätzen vorhanden.
(Abb. 242). Heterogene Mauercharaktere im Untergeschoss zeigen, dass das bislang teilunterkellerte Untergeschoss nun vollflächig ausgegraben und die alten Brandmauern bis auf das Niveau des neuen Kellerbodens unterfangen wurden. In den Kellern wurde neben Kraut, Obst und Gemüse vor allem der Wein gelagert; der Spitalkeller wurde von der Stadt verwaltet, und Wein wurde oft auch als Geschenk ausgegeben.53 Anhand von Verputzkanten und Bollensteinkonsolen sind die zugehörigen Geschossdecken im Unter- und Erdgeschoss ablesbar, die sich im Abstand von 80 bis 150 cm in den Brandmauern finden (Abb. 44.) Sie haben ehemals Streifbalken zur Aufnahme der quergespannten Deckenbalkenlagen getragen, eine Konstruktionsart, die sich für Umbauten eignet, weil so neue Geschossbalken viel besser eingefügt werden können, für
die sonst tiefe Löcher in den Brandmauern angelegt werden müssten. Allerdings trifft man diese Machart im Hochmittelalter durchaus auch bei Neubauten an.54 Sie ermöglichte einen besseren Brandschutz, als in die Brandmauer eingelassene Balken. Im Erdgeschoss hat die spätgotische Stockwerkhöhe beachtliche 3,4–3,6 m betragen (3,6 m entspricht auch der Halle im Erdgeschoss des Spittels); zugehörige Wandverputze blieben hier grossflächig erhalten. Fenster- und Türnischen sind nur noch im Sturzbereich als stark fragmentierte Stichbogen mit Leibungsansätzen vorhanden: In der Südfassade im West- (Abb. 45 und 46) und Ostteil je drei, zwei in der Nordfassade im Westteil. In den Obergeschossen hat man die jüngeren Putze weitgehend belassen. So können einzig die Fenstergewände an der Nordfassade des Westbaus mit ihren tiefliegenden Brüstungen im ersten und zweiten Obergeschoss den spätgotischen Bodenniveaus zugewiesen werden.
Altarnische
Bürgerasyl Ost
Um 1500 Um 1600 1679/80 1862/63
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Bürgerasyl West
Kapelle Bereits im Ablassbrief von 1362 wird die Spitalkirche erwähnt; wo sie lag, ist nicht bekannt. 1469 erhält das Spital die Bewilligung, einen tragbaren Altar aufzustellen, an dem ein Ordenspriester Messe lesen kann.55 Ein fester Altar wird erst 1490 eingerichtet und der heiligen Jungfrau Maria und den Heiligen Petrus, Jakobus-Apostel, Agatha, Elisabeth, Verena, Antonius und allen Heiligen geweiht. Hier las der städtische Kaplan dreimal wöchentlich Messen.56 Mit der Reformation erfolgte 1524 die Aufhebung der Kapelle.57 Der Standort geriet in Vergessenheit, und erst im Rahmen der Restaurierungsarbeiten wurde die spätmittelalterliche Kapelle im Bürgerasyl wieder entdeckt.58 Sie liegt in der Südostecke des Westbaus, an gut frequentierter Stelle an der Oberstadt. Es war ein kleiner Raum, rechteckig, mit Innenmassen von 3,4 x ca. 4 m, wie sich aus den geglätteten und gekalkten gotischen Wandverputzen der Süd- und Ostwand ablesen lässt. Die ehemalige Nordwand aus Bohlen oder Fachwerk wird durch eine Putzkante markiert (Abb. 47 und 48). Als Decke kann eine flache Holzkonstruktion rekonstruiert werden, da keine Hinweise auf steinerne Gewölbeansätze vorhanden sind. Eine Nische mit unregelmässigem Stichbogen in der östlichen Brandmauer, heute mit modern gestalteter Rückwand, 59 ist das bemerkenswerteste Überbleibsel der Kapelle. Sie diente als Altar retabel, als Altarrückwand, und markiert damit den Standort des erwähnten Marienaltars.60 In der Nischenleibung sind Malereien vorhanden:61 Links Christopherus und rechts Antonius unter einem Sternenhimmel im Sturz. Der hl. Antonius eremita, einer der Altarpatrone, steht vor einer gemalten Fensternische mit unbekanntem Stifterwappen darüber (drei blaue tulpenförmige Kelche auf braungrauem Grund über einer gelben Fläche in der unteren Hälfte) (Abb. 20).62 Schwarzer Mantel und T-förmiges Kreuz als Abschluß des Stabes sind die Kennzeichen des Antoniterordens, der sich vorwiegend der Krankenpflege widmete. In bescheidenem Masse unterhielt er eigene Ordenspitäler.63 Als Attribut erkennbar ist eine Glocke, um Gesunde zu warnen und Kranken die mögliche Heilung anzukündigen; das Schwein deutet auf das Ordensprivileg der Schweinezucht, als Nahrung für die Kranken. Antonius ist auch in der Johanneskirche auf Burg auf der anderen Rheinseite dargestellt.64 In der Leibung links findet sich die Darstellung von Christopherus, Christus auf dem Rücken durch einen Fluß tragend (Abb. 49). Der Patron der Reisenden findet sich auch in der Liebfrauenkapelle der Stadtkirche und in mehrfacher Aus-
Abb. 47: Bürgerasyl. Grundriss Erdgeschoss mit spätgotischer Inneneinteilung. M. 1:200.
3
1
2
Abb. 48: Bürgerasyl West. Die Nordwand der ehemaligen Spitalkapelle wird durch eine Putzkante markiert (1), Altarnische (2), Wandschrank, Spitaltresor (3). Abb. 49: Bürgerasyl West. Der Patron der Reisenden Christopherus, Christus auf dem Rücken durch einen Fluß tragend, in der Altarnische der Marienkapelle des Spitals.
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Eine Vorhalle zu Kapelle und Spital
Abb. 50: Bürgerasyl West. a Fragment Volto Santo (heiliges Antlitz oder heilige Kümmernis) an der Südwand der Spitalkapelle. b Vollständige Darstellung in der Liebfrauenkapelle der Stadtkirche.
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führung im Kloster St. Georgen.65 Ebenfalls zur Kapelle gehört der grösste der drei spätgotischen Stichbogen im Osten der Südfassade, der eine Rankenmalerei besitzt, die mit der Altarnische rechnet. Flankiert ist diese Fensternische von einem weiteren Bildfragment mit Nimbus, Krone und gelbem Reif mit Kreuzenden (Abb. 50a).66 Diese Reste gleichen einem vollständig erhaltenen Bild in der Liebfrauenkapelle der Stadtkirche, welches abwechselnd als Volto Santo (heiliges Antlitz) oder als heilige Kümmernis interpretiert wird (Abb. 50b).67 Die Legende, der auch St. Hülferin genannten Heiligen, erzählt von der Königstochter, die christlich wird, die Ehe verweigert und daraufhin von ihrem Vater in den Kerker geworfen wird. Dort betet sie um Verunstaltung, worauf ihr ein Bart wächst. Der erzürnte Vater läßt sie ans Kreuz schlagen und höhnt, sie möge so ihrem himmlischen Bräutigam gleichen.
Im Westen der Südfassade lag ein grosser, von der Strasse her zugänglicher Vorraum als Zugang zur Kapelle und zur Erschliessung des Spitals. Innenseitig der Südfassade sind drei spätgotische Stichbogen gesichert, die von Westen nach Osten breiter werden und von denen nur der östlichste zur Kapelle gehört (Abb. 45). Ob in diese Nischen Türen, Fenster oder nur offene Masswerke eingesetzt waren, lässt sich nicht mehr entscheiden. Diese Vorhalle diente als Warteraum zur Aufnahme von Durchreisenden, zur Begutachtung von Kranken oder zur Austeilung von Gaben.68 Es sind teilweise die gleichen Funktionen, wie sie die Vorhallen der Klosterkirchen inne hatten.69 Die Vorhalle war deutlich tiefer als die Kapelle, denn ihre Westwand ist ab der Südwestecke auf einer Länge von 8 m70 übersät mit spätgotischen Graffiti. Am nördlichen Ende findet sich auch ein alter Mauerversatz, über den der gotische Verputz allerdings hinzieht, so dass offen bleibt, ob hier ein Raumabschluss vorhanden war. Jedenfalls ergibt sich so ein Vorraum von mindestens 5 x 8 m Ausdehnung (Abb. 47). Die Graffiti sind von vielen Händen mit Kohle und Rötel angebracht worden und mit Jahrzahlen zwischen 1491–1508 datiert (Abb. 51). Deutlich sichtbar sind zwei Wappen, eines mit Rechen71 und Kreuz (Konstanz); abgesetzt weiter nördlich eine Kreuzbergdarstellung (Kalvarienberg) und ein Monogramm. Von den Inschriften lassen sich entziffern:72 Namen wie jener des Steiner Bürgers Etzwiler und vielleicht auch Wagenbart, aber auch fremde Namen wie Gregorius Kusperg, Petter Brassperg(?) und Zitate in lateinisch wie z.B. «grata iterum et flos» (Marienlob?), «sine arma» (ohne Waffen), «dominus» (Herr); «mater dmi» (Mutter Gottes). Bemerkenswert sind die an drei weiteren Orten um den Bodensee vorkommenden Darstellungen des sogenannten «Blechblasinstrumentes mit verschlungenem Rohr».73 Hier sind sie geschmückt mit Kreuz und Blume über einem Kopf, mit Mond und Stern oder mit Pfeilen, Herz und vermutlich einer Jakobsmuschel.74 Diese Graffiti werden allgemein als Pilgerkritzeleien bezeichnet, sind aber noch gänzlich unerforscht.75 Teilweise sind Attribute wie Tasche, Stab oder Muschel vorhanden. Letzteres scheint auch im Bürgerasyl vorhanden zu sein. Von einer St. Jakobs-Bruderschaft ist in Stein der Name bekannt. Sie wurde, wie vier andere, im Zuge der Reformation 1524 aufgehoben.76 Ob es sich um Erinnerungsinschriften oder Erkennungszeichen solcher Bruderschaften oder von Pilgern handelt ist unklar. Es kommen auch Danksagungen anderer Besucher oder von Bauhandwerkern in Frage;
sie erinnern vielleicht auch an Stiftungen für das Spital oder dienten dem Zeitvertreib. Offen bleibt auch die Deutung des Blechblasinstrumentes als Jagdinstrument; vielleicht ist es ein Hut, wie ihn Bauhandwerker trugen.77 Weitere Funktionen der Erdgeschossräume Neben der Altarnische, von der nördlichen Kapellenwand abgetrennt, findet sich ein grosser, aus Weisstannenbrettern bestehender Wandschrank, der mit einem gefasten Sandsteingewände eingefasst ist (Abb. 47 und 48).78 Zwei Tablare unterteilen ihn in drei Fächer. Vermutlich diente er als Spitaltresor, zur Aufbewahrung der Stiftungen und Spenden an Spital und Kapelle.79 Wie die Verputzabfolgen zeigen, ist er zwar spätgotisch, aber etwas jünger als die Altarnische und auch später herausgebrochen als vier Wandnischen, die ihm gegen Norden folgen. Letztere sind ebenfalls kapellenzeitlich, mit Fichtenbrettern80 ausgekleidet, 30–40 cm tief, ca. 45 cm breit und 35 cm hoch (Abb. 47). Ihre Brüstung liegt etwa 1,4 m über dem ehemaligen Bodenniveau; die Anordnung ist paarweise mit einem Achsabstand um 2,4 m. Dasselbe Mass gilt auch als jeweiliger Wandabstand, während der Abstand zwischen den Nischenpaaren etwa doppelt so gross ist, ohne dass dort aber noch eine fünfte Nische zum Vorschein gekommen wäre. Vermutlich lag hier im Erdgeschoss der Spitalsaal, die Krankenhalle für Bettlägerige, und vielleicht gab es auch eine Raumunterteilung für verschiedene Gruppen, z.B. Patienten/Personal/Geschlecht.81 Die Wandnischen waren vermutlich Ablagen für Geschirr, Lichter oder andere Krankenutensilien.82 Solche Nischen finden sich auch im berühmten Spital Hôtel–Dieu in Beaune im Burgund, das 1451 vollendet wurde,83 aber auch im Schaffhauser Kloster Allerheiligen in der Infirmerie des 12. Jahrhunderts.84 Zur Funktion des Erdgeschosses im östlichen Gebäudeteil fehlen nähere Hinweise; Speisesaal, Küche und Nebenräume sind weniger im Erdgeschoss,85 viel eher im wärmeren Obergeschoss angeordnet worden. Raumfunktionen der Obergeschosse Zur spätgotischen Inneneinteilung der Obergeschosse sind am Bau keine Befunde ablesbar. Wir können aber davon ausgehen, dass die grossen offenen Hallen oder Spitalsäle, wie die gemeinsamen Dormitorien in den Klöstern, seit dem ausgehenden Mittelalter der Vergangenheit angehörten, weil sich eine Aufteilung in verschiedene Etagen, Gebäudeflügel und Räume durchsetzte.86 Es spricht nichts dagegen, dass die Einteilung
Abb. 51: Bürgerasyl West. Graffiti in der Spitalvorhalle, von vielen Händen mit Kohle und Rötel angebracht zwischen 1491– 1508.
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Der Umbau des Bürgerasyls von 1679/80 Grössere Renovationsarbeiten fanden bereits um 1600 statt. Nachzuweisen sind sie vor allem im Ostteil durch eine graue Architekturmalerei mit Grisaille-Dekorationsmalerei an den beiden östlichen, strassenseitigen Öffnungen (Abb. 26).90 Malerei und unterschiedliche Putzausführungen lassen hier eine grosse Eingangshalle von 4,5 x 6,5 m mit Mittelzugang erschliessen. Daran schliesst sich in der Mitte der Ostmauer das Treppenhaus an (Abb. 52). Offensichtlich wurde damit eine neue, repräsentative Eingangshalle geschaffen, anstelle der ursprünglichen Situation im Westbau, wo die säkularisierte Spitalkapelle lag.
Abb. 52: Bürgerasyl. Grundriss EG mit Inneneinteilung um 1600. M. 1:200. Abb. 53: Bürgerasyl. Dachreiter von 1736 mit Glocke von 1739. Abb. 54 (folgende Seite): Bürgerasyl Ost. Fässer für den Spitalwein aus dem 19. Jh. im Untergeschoss.
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ähnlich war wie jene von 1679, allerdings waren die beiden Gebäude mit ihren unterschiedlichen Bodenniveaus noch getrennt: In der Mitte sind Treppenhaus, Gang und Befeuerungseinrichtungen anzunehmen. Die vermutlich sechs bis zehn Pfründnerstuben in den beiden Obergeschossen lagen der Belichtung und Belüftung wegen entlang der Aussenfassaden, mit einer ähnlich der heutigen Situation entsprechenden Befensterung. Ein 1480/81 datierter Übergaberodel listet acht Schlafkammern auf, die mit Betten für ein, zwei oder drei Insassen ausgestattet sind.87 Hier, wie an anderen Orten, hatten die Pfründerstuben je nach bezahltem Betrag unterschiedliche Ausstattungen. So wurde in Stein am Rhein 1598 explizit zwischen «Rychen und Armen Spittal unterschieden»:88 Im Allgemeinen gehörten zur Grundausstattung Bett mit Inhalt und Wechselgarnitur, Tisch und Ruhebank, Tisch- und Handtücher, Schrank oder Truhe, drei unterschiedlich grosse Kannen und ein Salzfass.89
1679/80 dann, also kaum 200 Jahre nach der spätgotischen Auskernung, hat man erneut beide Häuser ausgekernt und mit einem vollständig neuen Innenausbau versehen. Der Rat schloss einen Vertrag mit Zimmerwerkmeister Ulrich Öfelein ab; Spitalpfleger war Hans Conrad Schmid, dessen Name mit der Jahreszahl 1679 an der südlichen Säule, in der heutigen Tourismusinformation, noch abzulesen ist (Abb. 27).91 Ein zweites Datum 1679 findet sich im Westbau im ersten Obergeschoss, im Raum 112, an einer Streifbal kenkonsole mit drei leeren Schilden. Diese Schriftquellen und die Daten am Bau werden auch durch dendrochronologische Datierungen be stätigt. 29 Proben sind vom Keller bis zum Dachstuhl entnommen und datiert worden. 92 Im Keller ist Eichenholz, im Erd- und in den Obergeschossen sind Fichten- oder Föhren- holz verwendet worden, das im Herbst/Winter 1678/79, im Frühjahr 1679 bzw. im Herbst/Winter 1679/80 geschlagen worden ist.93 Zu diesem Umbau gehören auch die Sandsteinkonsolen in den Brandmauern, welche die Streifbalken für die Auflage der Geschossdecken tragen. Im Gegensatz zu ihren spätgotischen Bollensteinvorgängern liegen sie 0–35 cm höher; die alten Konsolen hat man zum Teil übernommen und aufgedoppelt (Abb. 44). Damit scheint ein Hauptgrund für die erneute Auskernung klar zu werden: Die unterschiedlichen Niveaus führten jetzt zur Vereinheitlichung der Deckenhöhen in den Obergeschossen und ermöglichten neu die niveaugleiche Erschliessung beider Hausteile. Der Dachreiter mit der Spitalglocke trägt die Zimmermannsinschrift HH 1736;94 die jetzige 1739 datierte Glocke ist der Umguss einer Vorgängerin von 1556, die 1738 gesprungen war (Abb. 53).95
Zur Raumeinteilung und Funktion Noch heute prägend für das Bürgerasyl sind einfach grau getünchte Fachwerkwände, Säulen, Unterzüge sowie das Decken- und Dachgebälk des Totalumbaus von 1679/80. Die hallenartigen Keller mit Mittelunterzug auf je drei Stützen waren ehemals zugänglich vom Hof, über die alten Kellerhälse.96 Neben Kraut, Obst und Gemüse wurde hier vor allem der Spitalwein gelagert,97 von dem noch einige Fässer aus dem 19. Jahrhundert zeugen (Abb. 54). Der östliche Hausteil des Erdgeschosses ist zweischiffig, als repräsentative Eingangshalle ausgeführt. Sie wird heute weitgehend als Tourist Office genutzt. In der Mitte der Ostwand lag das Treppenhaus, das aus der Zeit von 1600 (vielleicht ist es auch älter) übernommen wurde. Den Westteil des Erdgeschosses unterteilt die noch bestehende Binnenwand in zwei Hälften. Der Zugang lag vermutlich in der Mitte, jener an der heutigen Stelle im Südwesten erschloss einen kleinen, von der ebenfalls noch bestehenden Halle (R 1) abgetrennten Vorraum (ca. 2,2 x 4,6 m) unbekannter Funktion (Abb. 55a). Eine Treppe führte hier im Zentrum ins Obergeschoss, neben der Treppe liegt auch der Feuerraum (R 4). Von hier hat man nicht nur den Ofen in Raum 5 beheizt; der russgeschwärzte Wandabdruck einer Rauchschürze belegt zudem das Vorhandensein einer Herdstelle für unbekannte Zwecke.98 Raum 5 diente im 19. Jahrhundert als Bettlerstübli.99 Liessen sich wegen der Umbauten von 1862/63 in den Obergeschossen nicht alle Details klären, so scheint sich doch ein regelhaftes Bild abzuzeichnen. Beide Hausteile waren miteinander verbunden und erschlossen durch das Treppenhaus im Ostteil (Abb. 55b). Vermutlich an drei Stellen gab es Herd- bzw. Feuerstellen, die südlichen beiden zusammengefasst in einem Kaminzug, der unweit des Firstes über das Sparrendach hinzog, das nun neu beide Hausteile mit einem gemeinsamen Dachstuhl überdeckte. Die gassenseitig angeordneten Räume sind durch eine fassadenpa-
a
Abb. 55: Bürgerasyl. a Grundriss EG mit Inneneinteilung von 1679/80. b Grundriss 1. OG mit Inneneinteilung von 1679/80. M. 1:200.
b
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Abb. 56: Bürgerasyl Ost. Spätgotisch anmutende Fenstersäule, im Konrad Steffenauer Zimmer 1. OG, vermutlich Speisesaal. Abb. 57: Bürgerasyl Ost. Einschubdecke mit schwarzer Bemalung und Ofennische mit modernem Kachelofen, im Konrad Steffenauer Zimmer 1. OG, vermutlich Speisesaal.
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rallele Querwand abgetrennt und entsprechen noch weitgehend der originalen Disposition. Im ersten Obergeschoss sind diese Räume etwas weniger einfach ausgestattet: Die nicht ausgefüllten Wappenkartuschen von Raum 112 (Jörg Weber Zimmer) sind, zusammen mit einer leicht besseren Ausstattung, Hinweis für Stube und Kammer (R 113) des Spitalpflegers,100 mit anschliessen- der Küche (R 111). Ein grosser Kamin in Raum 110 mit einer Rauchschürze von 1,6 m Seitenlänge deutet auf die Gemeinschaftsküche hin. Folglich wäre der anschliessende Raum 109 (Konrad Steffenauer Zimmer) als gemeinsamer Speisesaal zu interpretieren. Die spätgotisch anmutende Fenstersäule, mit dem Ansatz von zwei Fensterbögen, kann in diese Zeit passen (Abb. 56),101 genauso wie die noch «ganz spätgotisch formierten»,102 aber ebenfalls 1679 datierten Holzsäulen im Erdgeschoss. Als einziger Raum im Bürgerasyl besitzt er eine Einschubdecke mit schwarzer Bemalung (Abb. 57), während die übrigen Räume nur schlichte Balkendecken mit aufgelegten Blindböden besitzen. Ob diese Decken von Anfang an gekalkt waren, oder wie die Ständer ursprünglich natur, blieb unklar.103 Ob im westlichen Hausteil gegen Norden die Kammern der Pfründer beidseits eines Längsganges angeordnet waren, ist nicht ganz widerspruchsfrei geklärt.104 Im Zentrum lagen gefangene Kammern, die gegen den Gang entlüftet wurden.105
Der Spittel von 1477 1404 ist das 1265 erbaute Steingebäude Obergass 77106 auf die heutige Bauflucht erweitert worden. Ebenfalls spätmittelalterlich ist wohl auch die Fronhofgass (heute Obergass) angelegt worden.107 Noch sichtbar ist das Fachwerk mit Bohlenwänden auf einem steinernen Sockelgeschoss (Abb. 39 und 42).108 Im Obergeschoss blieben in der SW-Ecke die Reste einer gewölbten Bohlenstube erhalten, mit nördlich anschliessender Küche, begleitet von je einer Kammer auf der Ostseite. 1477 wird schräg vis-à-vis das komplett freistehende und, abgesehen von der Hoffassade und einigen Veränderungen im Inneren, noch weitgehend erhaltene Spitalgebäude erbaut. Der Spittel ist ein einzigartig erhaltener, geschossweise abgebundener Stockwerkbau auf einem Steinsockel, mit den in unserer Gegend sehr seltenen, originalen Sichtbacksteinausfachungen (Abb. 58)109 und Satteldach (Abb. 59) mit Flechtwerkausfachungen in den Giebelwänden (Abb. 60a-h). Eine offene Säulenhalle prägt das Erdgeschoss (Abb. 18), während das Obergeschoss, das gegen die Obergass hin leicht vorkragt, je vier Räume
beidseits eines Mittelganges aufweist: Westseitig je eine heizbare, nicht mehr erhaltene Bohlenstube in den Ecken, dazwischen je eine zugehörige Küche; ostseitig ungeheizte Kammern. Für die dendrochronologische Untersuchung des Spittels sind zuerst sieben Eichenständer im Erdund Obergeschoss datiert worden, die im Frühling 1475 (1 Stk.), Herbst/Winter 1476/77 und im Frühling 1477 (1 Stk.) geschlagen worden sind.110 In einer zweiten Kampagne sind die vier Eichensäulen im Erdgeschoss und die beiden darüberliegenden Fichtenunterzüge beprobt worden, die im Herbst/Winter 1475/76 (1 Stk.), 1476/77 (4 Stk.) bzw. 1478/79 (1 Stk.) geschlagen worden sind.111 Mit Ausnahme der letzten Probe lässt sich daraus das Baujahr 1477 ableiten. Zwei Jahre jünger datiert der südwestliche Ständer, der aber auch anders profiliert ist, weshalb sich die Frage stellt, ob hier sehr rasch ein Ständer ausgewechselt werden musste. Abbundzeichen der Zimmerleute an den Konstruktionshölzern lassen den damaligen Bauablauf rekonstruieren (Abb. 60a): Ausgehend von der NO-Ecke (I) hat man den Spittel im Uhrzeigersinn (Blick Süd) aufgerichtet: NW-Ecke (IIII), SW-Ecke (VIII), SO-Ecke (XI); der letzte Ständer in der Ostfassade trägt das Zeichen XIIII. Im Obergeschoss finden sich an den Ständern des Mittelganges die fortlaufenden Zeichen XV bis XX, von Nord nach Süd im Wechsel links/ rechts, dann rechts/links. Zugänglich war der Spittel von der Obergass her durch ein quadratisches Tor mit 3 m Seitenlänge, wohl zweiflüglig mit Schlupfpforte. In der Südseite ist ein entsprechendes Tor zu rekonstruieren, weil nur so die Zufahrt zum Spitalhof gewährleistet war (Abb. 60g und h).112 Die Ostseite war im Erdgeschoss nicht befenstert, vielleicht wegen dem Spital(?)bad; in der ehemals freistehenden Westseite sind dagegen zwei originale, rechteckige Fensterpaare vorhanden (Abb. 60e und f). Die gleiche Fensterform findet sich wieder an der Nordfassade im Obergeschoss und ist vielleicht für die Südseite ähnlich zu rekonstruieren; die Bohlenstuben besassen vielleicht auch einen Fensterwagen, wie dies in spätgotischen Bohlenstuben üblich war.113 Die beiden mittigen Kammern werden durch je ein quadratisches Fensterpaar in der West- und Ostfassade belichtet und belüftet. Rekonstruiert werden muss auch der ehemalige Zugang114 ins Obergeschoss, der, wie ebenfalls in spätgotischen Bauten üblich, über eine Aussentreppe zum Mittelgang anzunehmen ist (Abb. 17). Dort lagen beidseits die Türen zu den je vier Kammern und die Bohlentreppe zum Dachgeschoss. Auf der Ostseite lassen sich auf Grund von Zapflöchern, Blattsassen, Nuten und Holznägeln im noch erhaltenen Innenskelett, den darin enthaltenen Negativen ehemaliger Holzverbindungen
Abb. 58: Spittel von 1477. Originale, in unserer Gegend seltene Sichtbacksteinausfachungen als Ausläufer der nordischen Backsteingotik.
Abb. 59: Spittel von 1477. Neuzeitlich eingebaute Knechte-/Mägde(?)kammer im originalen Satteldach.
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Abb. 60: Spittel von 1477. a EG b OG c Längsschnitt d Querschnitt e Ostfassade f Westfassade g Südfassade h Nordfassade M. 1:200.
R 135
R 134
R 136
R 137
1477 1477
Mitte 17. Jh.
R 133
Mitte 17. Jh.
18./19. Jh.
R 138
18./19. Jh.
Öffnung original Öffnung original, heute zu Öffnung modern Öffnungen original
R 139
Öffnungen original, heute zu
Öffnungen modern
R 132
Backstein Backstein
Flechtwerk Flechtwerk
Lehm auf Backstein Lehm auf Backstein
a
b
Mörtel auf Backstein Mörtel auf Backstein
c
d
e
f
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g
h Abb. 61: Spittel von 1477. 1. OG. Auf Grund von Zapflöchern, Blattsassen, Nuten und Holznägeln im Innenskelett lassen sich die ehemaligen Kammern rekonstruieren.
also, die Kammern mit ihren Türen und Fenstern rekonstruieren (Abb. 61).115 Auch auf der Westseite sind die beiden geheizten Bohlenstuben (R 132 und R 135) grösstenteils nur auf Grund der ehemaligen Holzverbindungen im Skelett des Spittels zu rekonstruieren (Abb. 62).116 In den beiden dazwischen liegenden Räumen, den zugehörigen Küchen, zeichnen sich weitere Details ab: Beide Räume sind mit Tonplatten belegt, die nicht wie in spätgotischer Zeit üblich quadratisch sind (solche sind nur in der Kammer R 136117 vorhanden), sondern das Mass der Backsteine in den Fachwerkfüllungen übernehmen, aber nur halb so dick sind.118 In Raum 133 findet sich in diesem Boden gegen die Bohlenstube ein quadratischer Flick von 1,3 m Seitenlänge (Abb. 63); darüber sind die Deckenbalken in der halben Breite auf einer Fläche von 0,9 x 1,1 m nicht rauchgeschwärzt. Offensichtlich wurde dieser Bereich durch eine Rauchschürze aus Lehm und Flechtwerk oder einen gemauerten Rauchfang abgedeckt. Der Bodenflick stammt demnach von der abgebrochenen Herdstelle, von der aus auch der zu rekonstruierende Ofen in der Bohlenstube beheizt wurde. Auch Raum 134 zeigt einen ähnlichen Befund: hier ist an der Wand zur Bohlenstube ein rechteckiger Bodenflick von 0,8 x 2,7 m
Abb. 62: Spittel von 1477. 1. OG. Letzter Rest der geheizten Bohlenstube R 135.
Abb. 63: Spittel von 1477. 1. OG. Küche R 133 mit Bodenbelag in rechteckigen Tonplatten mit Backsteinmass. Der quadratische Flick markiert die ehemalige Herdstelle.
Abb. 64: Spittel von 1477. 1. OG. Kammer R 136 mit Bodenbelag mit quadratischen Tonplatten.
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Abb. 65: Spittel von 1477. 2. OG. Jüngere Knechte-/ Mägde(?)Kammer mit Backsteinboden und mit Mörtel verputzten Backsteinfüllungen.
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vorhanden, der von einem Herdsockel stammt. Die Abfasung des Deckenbalkens in der NWEcke und die Rauchschwärzung in seiner Umgebung belegen hier ebenfalls eine Rauchschürze mit 1 m Seitenlänge. Damit sind zwei Küchen mit zwei unterschiedlich gebauten Herden nachgewiesen, von denen auch die Bohlenstuben beheizt wurden. Bei einem Spitalgebäude stellt sich die Frage, ob allenfalls unterschiedliche Personengruppen hier wohnten? Im ganzen Obergeschoss fällt der raumweise Unterschied der Materialien im Innenausbau auf, ganz im Gegensatz zur einheitlichen Aussenhülle. So gibt es beispielsweise nebeneinander Flechtwerk- oder Backsteinausfachungen, Lehm- oder Mörtelverputze, Boden beläge in quadratischen Tonplatten (Abb. 64) bzw. solche im rechteckigen Backsteinformat und unterschiedliche Türhöhen zu den Kammern. Auch die Säulen im Erdgeschoß sind nicht einheitlich; drei sind schild- und zehenverziert und datieren 1477; die südwestliche dagegen ist in spätgotischer Manier gefast und 1479 datiert (Abb. 18). 119 Alle diese Beobachtungen deuten darauf, dass die Ausführung bzw. Finanzierung des Innenausbaus im Spittel durch die Insassen, die sogenannten Pfründer, selbst geschah; möglich ist, dass es der 1598 genannte «Armen Spittal» war.120 Für die Funktion der Halle im Erdgeschoss wurde auf Grund von Analogien mit an-
deren Spitälern erwogen, dass sie als Halle für Gnadenpfründer oder als Mehrzweckraum für die Spitalinsassen diente.121 Beim Kauf des Mittelbaus von 1535 durch den Spital wird aber erwähnt, er stosse «hinden an des Spitals MistSchütte.»122 Der Miststock muss deshalb neben dem postulierten, südlichen Tor des Spittels gelegen haben.123 Er lieferte Dung für die Reben;124 die Mistabfuhr setzte die Durchfahrt durch den Spittel und folglich auch dieses südliche Tor voraus. Zudem wird auch das Durchfahrtsrecht zum Hinterhof des weissen Adlers verschiedentlich erwähnt (Abb. 30).125 Dies mindestens bis 1509, als erst das östliche Grundstück hinzukam und eine neue Lösung ermöglichte. Aus diesen Überlegungen wird auch deutlich, dass das Erdgeschoss als Stall und vermutlich auch als Trotte des Spitals diente. Eine Trotte gehört spätestens ab 1509 zum Spitalkomplex, 1667 taucht sie in den Quellen erstmals im Spittel auf.126 In einem 1480/81 datierten Übergaberodel sind im Stall zwei Kühe, zwei Kälber und ein Ross aufgeführt.127 Nach der gleichen Quelle lagerten «im hindern hus underm tach» Roggen, Korn, Reisig, Weinfässer und andere Gerätschaften. Vermutlich gab es dazu auf der Südseite eine Aufzugslukarne, wie sie Mentzinger auf dem Dach des danebenliegenden Ökonomiebaus zeichnet (Abb. 242). Durch spätere Umbauten ist aber die ursprüngliche Situation nicht mehr ablesbar.
Jüngere Umbauten des Spittels Im Zuge einer ersten Umbauphase wurde im Dach eine ungeheizte Knechte-/Mägde-(?)Kammer eingebaut, mit Backsteinboden und mit Mörtel verputzten Backsteinfüllungen (Abb. 59 und 65).128 Der gleiche Mörtel zeigt sich punktuell auch an weiteren Stellen im Spittel und belegt kleinere Reparaturen; zudem sind im Erdgeschoss die Gefachfüllungen auf der Ostseite ausgewechselt worden, um die Deckenbalken über dem Erdgeschoss des neuen Ökonomiebaus mit Stall und Scheune einzubauen, welcher diesen Umbau um die Mitte des 17. Jahrhunderts datiert (Abb. 60e und 66).129 Die Mentzingersche Darstellung von 1662 zeigt bereits diesen Zustand (Abb. 242). Ebenfalls in jüngerer Zeit sind Teile von Fachwerk und Füllungen der beiden schmalseitigen Aussenfassaden ausgewechselt worden,130 die Südseite fast komplett; die Treppe wurde zum Teil auf die Innenseite verlegt, so, dass heute dort der spätgotische Charakter des Gebäudes nicht mehr
ersichtlich ist (Abb. 60h). Datiert dieser Eingriff 1722,131 als im Erdgeschoss eine neue Baumtrotte eingebaut wurde (Abb. 246), vermutlich zusammen mit einer 50 cm tiefer gelegten Mitteldurchfahrt. Dies führte zu einem Fassadenumbau, vielleicht auch im Obergeschoss, das neu als Lager genutzt wurde.132 1843 hat man den Rossgang in der Stallscheune verbreitert und die Decke um 1,2 m erhöht, als neue Durchfahrt von Heu, Stroh und Dünger für Hr. Schmid vom Weissen Adler, dem dies bis dahin durch die Spitaltrotte gestattet war. Mit dem neuen Deckenniveau rechnen auch die beiden Doppeltüren in der Ostfassade im Obergeschoss des Spittels, zu deren Schwellen der neue Backsteinboden in den Räumen 137 und 138 gehört (Abb. 16 und 60b).133 Die Deckenbretter über der Durchfahrt liessen sich im Bereich dieser Tore entfernen, so dass Heu und anderes vom Wagen direkt in die Obergeschosse von Ökonomiebau und Spittel entladen werden konnten. Die Nordfassade schliesslich behielt bis 1912 weitgehend ihren spätgotischen Charakter; erst damals wurden Tor, Aufzugsöffnung und Fenster verändert.134
Abb. 66: Um die Mitte des 17. Jhs. entsteht östlich vom Spittel die neue Stallscheune (heute Stadtarchiv).
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Abb. 67: Mittelbau von 1515. a Ostfassade b Längsschnitt c Querschnitt mit Südfassade d Nordfassade M. 1:200.
Der Mittelbau von 1515: Ein Speicherbau, vermutlich des Händlers Sigmund Flar Das durch seine Lage im Bürgerasyl als Mittelbau bezeichnete Gebäude ist ein zweigeschossiger, an die Parzellenmauer angelehnter Steinbau mit eingeschossigem Fachwerkaufbau, Sichtbacksteinausfachungen und Fenster mit erhaltenen Schiebeläden (Abb. 42 und 67a-d), fassadenseitig mit einem stehenden, innenseitig liegenden, stützenfreiem Dachstuhl und Satteldach aus dem Jahre 1515 (Abb. 68). Bereits 20 Jahre später wurde der Mittelbau ausgekernt und neu genutzt durch den unten besprochenen Umbau von 1535. Trotzdem lässt sich die innere Struktur noch weitgehend nachvollziehen. Die Längsseiten des gemauerten Sockels sind fensterlos und als Brandmauern ausgebildet.135
a
b
1515 1515
1535 1535
18./19. Jh. 18./19. Jh.
Öffnung original Öffnungen original
Öffnung original, heute zu Öffnungen original, heute zu
Öffnung modern Öffnungen modern
Backstein Backstein
Mörtel auf Backstein Mörtel auf Backstein
d 38
c
Das Parterre diente als nicht näher eingrenzbarer Wirtschaftsraum, war mittig zugänglich durch ein Tor vom Hof des Weissen Adlers und belüftet durch ein daneben liegendes quadratisches Fenster (Abb. 67c). Beide Öffnungen mündeten in einen etwa 3 m breiten Vorraum, der durch eine Querwand vom übrigen Bereich abgetrennt wurde, den seinerseits zwei quadratische Fenster in der Nordwand belüfteten. In der Südostecke des Raumes finden sich zwei eingemauerte Sandsteinkonsolen im Abstand von 3 m, 1,5 m über Boden, als Reste einer unbekannten Inneneinrichtung. Das erste Obergeschoss war über eine Laube an der Westwand des Innenhofes vom weissen Adler zugänglich. In der Südwestecke lagen Gang und Treppen mit roh verputzten Wänden, in der Südostecke eine Stube (3,2 x 5 m) mit dreiteiligem Fenster und Sitznischen. Die Leibungen der Tür- und Fensternischen sind innen mit den gleichen Backsteinen ausgeführt (26 x 13 x 6 cm), die auch in den Gefachfüllungen verwendet wurden. Diese Wände sind mit einem geglätteten und gekalkten Verputz ausgestattet; darin zeigt sich an der Gebäudenordwand der Abdruck einer Längswand. Damit war der Raum nördlich dieser Stube in zwei gleich grosse Kammern geteilt (je 2,5 x gut 6 m), mit je einem rechteckigen Doppelfenster. Gegen den Spitalhof hin befanden sich in den Obergeschossen grosse Tore. Ehemals waren sie mit drehbaren Galgen ausgestattet, die zusammen mit einer Spindel (heute funktionsunfähig) unter dem Dachfirst die Nutzung des Fachwerkbaus als Speicher mit drei Lagerböden deutlich machen (Abb. 69). Mit Ausnahme der Westseite sind allseitig quadratische Fenster angebracht, teils ausgestattet mit Schiebeläden, die
der Belüftung des Speichers dienten. Bei den Toren sind sie schmaler und dienten offensichtlich der Bedienung des Aufzuges (Abb. 67a und 70). Ein Teil des Fachwerkgefüges zeigt Bearbeitungsspuren, die nicht zur heutigen Konstruktion passen, wie Nuten, Einkerbungen und Löcher von Holznägeln sowie handgeschmiedete Nägel (Abb. 71). Dies bedeutet, dass es sich um wiederverwendete Teile eines oder mehrerer abgebrochener und gezügelter Häuser handelt. Waren es Vorgängerbauten von dieser Stelle oder stammen sie von woanders? Dendrochronologisch sind drei dieser Eichenhölzer um 1400, eines um 1450 und vier weitere um 1480 bis 1500 datiert und bestätigen die visuellen Beobachtungen. Andere Bauhölzer zeigen keine Spuren von Wiederverwendung und sind nur für das Fachwerk des Mittelbaus hergestellt worden. Zwei bis vier dieser Balken sind ins Jahr 1515 datiert und ergeben das Baujahr der Fachwerkkonstruktion.136 Der Mittelbau wurde nicht für das Spital errichtet. Der nordseitig über der Türe angebrachte, nur noch in Umrissen erhaltene Adler entspricht weitgehend dem seines ehemaligen Vorderhauses, des weissen Adlers (Abb. 23). Dieses Hauszeichen prangt dort im Zentrum der gassenseitigen Fassade, dessen Schmuck als früheste erhaltene Fassadenmalerei der Renaissance in der Schweiz gilt und vermutlich dem Steiner Maler Thomas Schmid zuzuschreiben ist.137 Besitzer des weissen Adlers war 1515/16 Bürgermeister Hans Albrecht, ab 1518 dann Sigmund Flar, ehemals Bürgermeister von Konstanz, der 1510 als Konsequenz seiner proeidgenössischen Politik nach Stein am Rhein emigrierte (Abb. 72).138 1518 hatte Flar Anstände wegen der Ableitung von Regenwasser, das sich «hinder des gemelten Sigmund Flaren dem hinderen huse alhie in unserer Stadt Stain und daselbst in der Spital Hof samlet».139 Im dendrochronologisch ermittelten Baujahr 1515 hatte Sigmund Flar mit Frau und Kindern die Niederlassungsbewilligung erhalten und konnte sein Handelsgeschäft wie ein hiesiger Bürger betreiben ohne Zoll zahlen zu müssen; ausgenommen davon war der Handel mit Salz.140 Ob Bürgermeister Albrecht oder bereits Händler Flar Bauherr des Mittelbaus ist, kann bei der geringen Dendroprobenzahl nicht mit Sicherheit gesagt werden, die ein um wenige Jahre jüngeres Datum möglich erscheinen liesse. Die Händlertätigkeit von Flar deckt sich aber mit der Speicherfunktion des Gebäudes. In der Wohnung im Obergeschoss haben vielleicht die quellenmässig erwähnten Dienstknechte von Flar gewohnt.141 Heizeinrichtungen sind nicht nachgewiesen, aber im Gebäudeinnern durchaus möglich.142 Diese Gesamtsituation zeigt zudem, dass Flar seine Güter nur über den Spitalhof ein- und ausfahren konnte.
Abb. 68: Mittelbau von 1515. Aussen stehender, innen liegender, stützenfreier Dachstuhl und Satteldach. Abb. 69: Mittelbau von 1515. Funktionsunfähig gemachte Spindel für den Warenaufzug unter dem Dachfirst.
Abb. 70: Mittelbau von 1515. Quadratische Fenster, teils mit Schiebeläden ausgestattet, die der Belüftung des Speichers dienten.
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Abb. 71: Mittelbau von 1515. Wiederverwendeter Balken mit Doppelnut im Dachgiebel (vermutlich Bohlenstube eines Vorgängerbaus).
Abb. 72: Wappenscheibe mit Wappen der Familie Flar von Konstanz um 1521 (Schweiz. Landesmuseum).
Abb. 73: Mittelbau von 1515. Jüngere Türen und Belüftungsöffnungen, die für den Stall herausgebrochen worden sind, höhergelegt entsprechend den neuen Niveaus.
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Kauf und Umbau des Mittelbaus 1535 durch das Spital Von Sigmund Flar kam der Mittelbau an Hans Wirt, dessen Witwe Margret Züst ihn 1535 dem Spital verkaufte. Gemäss Kaufvertrag musste Zugang und Zufahrt zu Hof und Mistlegi der Verkäuferin geschlossen und die eben dorthin gerichteten Türen und Fenster des Mittelbaus durch das Spital vermauert und vermacht werden (Abb. 67c). Das nun nicht mehr bewohnbare Gebäude wurde zum Rossstall und Heuhaus umgebaut.143 Zum einen wird durch diese Schriftquelle der neue Zweck des Hauskaufes klar, zum anderen wird auch die Nutzung des Spitalhofes deutlich, als Wirtschaftshof der Spitalknechte, unterstützt durch die Spitalinsassen. Die Ergebnisse der Bauuntersuchung decken sich hervorragend mit dieser Quelle: Das Bodenniveau im Erdgeschoss ist um 1 m auf das Spitalhofniveau und die Decke über dem Erdgeschoss ist um das gleiche Mass angehoben worden. Die gesamte Inneneinrichtung des Obergeschosses wurde entfernt und die beiden darüberliegenden Decken wurden herausgesägt, unter Belassung der in die Fassaden ausgreifenden Balkenköpfe (Abb. 67). Deren Entfernung hätte die ganze Konstruktion zum Einsturz gebracht. Wie im Vertrag verlangt, sind in der Südfassade sämtliche Tür- und Fensteröffnungen gegen den Hof des weissen Adlers vermauert worden, im zweiten Obergeschoss allerdings nicht ganz, aber reduziert auf zwei schmale Belüftungsschlitze. Vermauert hat man auch die Kellerfenster auf der Nordseite. Als Ersatz dafür sind gegen den Spitalhof auf der Nord- und Ostseite neue Türen und verschiedene Belüftungsöffnungen für den Stall herausgebrochen worden, höher gelegt entsprechend den neuen Niveaus (Abb. 73). Teilweise sind sie später nochmals verändert worden. Auch die funktionslos gewordenen oberen beiden Tore, mit den dortigen Belüftungsfenstern, hat man vermauert, so dass hier ein bis unters Dach reichender Heuboden entstanden ist.
Die Ausgrabungen Die bereits angesprochenen Störungen im Hof haben dazu geführt, dass die angetroffenen mittelalterlichen Befunde nicht mehr großflächig, sondern nur noch unter dem Nebenbau auf einem 5–6 m breiten Streifen entlang der östlichen Parzellenmauer erhalten blieben (Abb. 74). Erschwerend kommt hinzu, dass diese Schichten sich weiter nach Osten in die Parzelle zum Rehbock erstrecken, also durchtrennt sind durch die spätere Parzellenmauer. Durchtrennt durch jüngste Bautätigkeiten sind auch sämtliche Anschlüsse an das Gebäude des Bürgerasyls. Auch im Ökonomiebau blieben die ältesten Deckschichten kaum mehr erhalten. Im ganzen Gelände sind aber punktuelle Befunde, vor allem Latrinengruben, in bemerkenswerter Qualität überliefert. Dies vor allem, weil der anstehende Lehm von Kiestaschen durchzogen ist, in denen sich kontinuierlich Wasser sammelte, das auch liegenblieb. Dadurch sind organische Materialien wie Hölzer, Pflanzenreste, Leder u.a., die tiefer liegen als 1,5–2 m unter der Oberfläche, ausgezeichnet konserviert worden.
Schichtaufbau und Befunde im Überblick Gesamthaft erstreckten sich die Grabungen im Hof, Nebenbau und Ökonomiebau über zwei, bzw. ursprünglich vier mittelalterliche Parzellen. Trotz der nur teilweisen Untersuchung des westlichen Areals, scheint sich hier die Nutzung durch die geringe Anzahl Gruben und Strukturen deutlich vom östlichen Areal zu unterscheiden. Dort finden sich sehr viele, typische Elemente der mittelalterlichen bis neuzeitlichen Hinterhofnutzung, vor allem Nebengebäude für Keller und Vorräte, Ställe, Miststöcke, Öfen, Latrinen und Sickergruben mit Dachwasserkanälen sowie Nachweis von Bad und Waschküche. Unter dem Nebenbau im Hof ist die Humusschicht 5b die älteste, archäologisch relevante Schicht. Im unteren Bereich steril, wird sie nahtlos gegen oben fundführend, wurde also als ältester Garten- und Gehhorizont genutzt (Abb. 7577, Beil. 1 und 2). Das Fundmaterial stammt aus dem späten 13. und frühen 14. Jahrhundert.144 In diese Zeit, aber ohne direkte Schichtzusammenhänge, gehören Dendrodaten der Gruben G18
Abb. 74: Hof. Flächige Schichten blieben nur noch unter dem Nebenbau auf einem fünf bis sechs Meter breiten Streifen entlang der östlichen Parzellenmauer erhalten.
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(1281), G24 (Daubenbecher nach 1273) und Str.3 (Daubenbecher nach 1226). Fleckenweise ist Schicht 5b überdeckt von der Brandschicht I (S19a/b, S26). Danach entsteht die Schicht 5a, eine humöse Kulturschicht aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.145 Schicht 5a (gefolgt im Osten von Schicht 18 und 20) ist wiederum fleckenweise bedeckt von der Brandschicht II (4a/b, 17a/b). D a rauf liegt zum Teil viel Brandschutt, durchsetzt mit vielen verbrannten Hüttenlehmbrocken, insbesondere in Str.4. Die besprochenen Horizonte werden überdeckt von der Planieschicht 3, mit Funden aus dem späten 16. und 17. Jahrhundert. Als weitere Schicht liegt darauf Planieschicht 2, mit Funden aus dem 17. und frühen 18. Jahrhundert. Gegen den Ökonomiebau hin, ab Achse 52 gegen Norden, waren die Schichten 5a und 5b nicht mehr fassbar. Das Gelände ist dort von den vielen Gruben gleichsam durchsiebt. Es ist jener Bereich, in dem die ursprünglichen Hinterhöfe der Liegenschaften Oberstadt und Obergass zusammengetroffen sind. Im Ökonomiebau war Schicht 5a nicht mehr fassbar; Schicht 5b, hier als Schicht 6 bezeichnet, dagegen schon. Brandschichten waren auch hier fleckenweise vorhanden. Brandschutt mit Hüttenlehmbrocken kommt in G30, Str.1 und Str.4 vor; in G25, G26 und G37 ist es Ofenschutt. Auch im Ökonomiebau ist eine alles überdeckende Planie vorhanden mit Schicht 1, die ihrerseits überdeckt, teilweise aber auch vermischt ist von der Planieschicht 0. Die Datierung der Keramikfunde zeigt das gleiche Bild und datiert beide Planien ins 15./16. Jahrhundert.
Abb. 75: Hof. Längsprofil mit Schichtaufbau unter dem Nebenbau.
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Ausgewählte Grabungsbefunde Mittelalterliche Latrinen (Beil. 1 und 2) Mit den für Stein am Rhein im Bürgerasyl erstmals nachgewiesenen Latrinen reiht sich die Stadt nahtlos ein in die Befunde eines Baden-Württembergischen Städtereigens, der von Konstanz, über Ulm bis nach Villingen reicht und auch Schaffhausen umfasst.146 Die parzellenweise Anordnung der Latrinen und ihre Datierungen deuten darauf hin, dass die mit Holz ausgekleideten Gruben des 11./12. –14./15. Jahrhunderts ein bis zwei, vielleicht auch drei Generationen in Gebrauch waren und danach ersetzt worden sind.147 Die Latrinen im Bürgerasyl G18, G24 und Str.3 sind im späten 13. bzw. frühen 14. Jahrhundert letztmals benutzt worden und gehören vermutlich zu zwei oder drei verschiedenen Parzellen.148 Sie weisen ausgezeichnete Feuchtbodenerhaltung auf, weil man sie in lokal begrenzte Kiestaschen abgetieft hat, die im anstehenden Lehm eingebettet liegen und versickerndes Oberflächenwasser sammelten. Wie andernorts, lässt sich das Füllmaterial meist in verschiedene Schichten gliedern. Neben Fäkalien, Moos als Toilettenpapier, Küchenabfall, Hausrat, Holz und Teilen des Abtritthäuschens gelangten auch andere Materialien wie eingeschwemmter oder als Planien eingebrachter Lehm, Kies, Sand u.a. in die Gruben. Die Dendrodatierung von Daubengefässen in G24, mit vorhandenen Endjahren zwischen 1200 und 1273, jüngsten Endjahren aber sowohl in den ältesten, wie auch in den jüngsten Schichten, zeigen uns (neben der nicht so präzise datierbaren Keramik), dass nur die letzte Füllung erhalten blieb, die Gruben also alle paar Jahre geleert werden mussten, obwohl die offenen Latrinenböden das Versickern
1900 Str 6
Umbau Bürgerasyl 1862/63
ab 1843
G 4
1800
G 19
1700
Umbau Bürgerasyl 1679/80 Ökonomiegebäude Mitte 17. Jh.
G 20
G 8
G 5
Nach Planie 3 (Nebenbau)
G 2 G 3
1600
d = um 16 1 0
Mittelbau 1535 Nach Planie 1 (Ökonomie)
1500
S tr 7
G 38
Spital 1509
Spital 1480/90
Haus Steffan Spittel 1477
G26
G 1
Spital ?
Spital ? 1400
Nach Brand II
G 37
G 25
Str 5
G 7 M13
Schicht 5 a
1300
Kernbauten 1 und 2 Schicht 5 b (6 Ökonomie) älter als Brand I
G 6 G 30
S tr 3 G 24 d = 1273
Schicht 5 b
d = 1229
M 9
G 36
G11
G 18 d = 12 81
G 33 G 10 G 31
1200
G 32 G 34
Obergass 76/77
Str 1
Str G 9 4
nach Brand I; mit Brand II
Bürgerasyl Ost
Str 2
Bürgerasyl West
Abb. 76: Die Übersicht der ergrabenen und datierten Strukturen im Bürgerasyl zeigt deutlich einen Schwerpunkt in der Zeit um 1300. Die Pfeile markieren relativ-chronologische Abfolgen.
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Phase I, 13. Jh.
Phase II, Spätes 13./frühes 14. Jh.
Phase III, 1. H. 14. Jh.
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Phase IV, 2. H. 14./15. Jh.
Phase V, 1470 bis Mitte 16. Jh. Phasen VI (orange) und VII (gelb), 17. bis Mitte 20. Jh.
Abb. 77: Vereinfachter Grabungsplan mit den Hofnutzungen durch die Jahrhunderte (Beil.1).
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a
b
Abb. 78: Hof. a Kastenlatrine G18 b Flechtwerklatrine G24 c Palisadenlatrine Str.3. Alle existierten gleichzeitig nebeneinander, obwohl sie unterschiedlicher nicht konstruiert sein könnten.
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c
der Flüssigstoffe ermöglichten. Durchmesser und Tiefe der ausgehobenen Gruben entsprechen sich sehr oft; sie betragen 2,5–3 m. Je nach der gewählten Holzausschachtung verkleinert sich die Latrine bzw. ihr Fassungsvermögen auf etwa 6 m3 (Str.3), 9 m3 (G24) bzw. 11 m3 (G18). Gleichzeitig nebeneinander existieren: Die Kastenlatrine aus wiederverwendeten Hölzern (G18), die Flechtwerklatrine (G24) und die Palisadenlatrine (Str.3), obwohl sie unterschiedlicher nicht konstruiert sein könnten (Abb. 78). Kastenlatrinen mit Eckpfosten und oft wieder verwendeten Hölzern finden sich vom 12.– 14. Jahrhundert in den Bodenseestädten Konstanz und Überlingen. Es sind geschlossene Konstruktionen, sei es durch in die Eckpfosten eingenutete Bretter, durch Verbindungen mit Nut und Feder oder Verkeilungen.149 Latrinen mit erhaltenen Faschinenwänden finden sich vor allem in Villingen und verschiedentlich auch am Bodensee.150 Auch in Schaffhausen waren Latrinen mit Flechtwerkaussteifung häufig; erhalten blieben dort im trockenen Boden aber nur noch Verfärbungen und die Pfostenlöcher der Staketen. Palisadenlatrinen schliesslich sind aus dem hannoveranischen Braunschweig bekannt.151 Zum Aussehen mittelalterlicher Abtritte ist aus archäologischen Befunden bislang wenig über liefert.152 Bei Str.3 sind die Reste des quadratischen Abtrittshäuschens mit etwa 2 m Seitenlänge erhalten: Auf zwei Rundhölzern von etwa 15 cm Durchmesser entlang der West- und Ostseite lag quer in der Mitte ein Bohlenbrett. Nördlich davon war die Fläche mit armdicken Ästen bedeckt. Südlich davon und rechtwinklig eingenutet in die Mittelbohle lagen vier Bälkchen im Abstand von 50–60 cm als Unterkonstruktion des eigentlichen Toilettensitzes. Ob daraus ein, zwei (wie auf der bekannten Darstellung des Baschi Hegner von 1565 aus der Wickiana)153 oder allenfalls drei Latrinensitze zu rekonstruieren wären, kann nicht mehr entschieden werden. Eine Anzahl Dachschindeln in der Grube dürfte vom Dach stammen. Wie in den genannten Städten zu beobachten, werden auch in Stein am Rhein vermutlich im 14./15. Jahrhundert die hölzernen Latrinengruben von steinernen Gruben (G6, G38) abgelöst (Abb. 13), die oftmals bis zur Einführung der Schwemmkanalisationen um 1900 in Betrieb stehen. Der früheste mir bekannte Hinweis zu Latrinen aus den Steiner Quellen stammt von 1522: Der Rat gebot denen, welche Aborte in der Stadt hatten, die Gruben so einzutiefen und instand zu halten, dass ihr Inhalt nicht überfliessen oder ausrinnen und den Weg durch Nachbarhäuser nehmen könne.154
Mittelalterliche Hof- und Dachentwässerung (Beil. 1 und 2) Wie mittlerweile in vielen mittelalterlichen Städten lässt sich auch in Stein am Rhein die baugeschichtliche Entwicklung des Stadthauses, der Prozess vom Einzel- zum Zeilenhaus, nachvollziehen.155 Die daraus resultierende Verdichtung der Bebauung, die Zunahme der Dachflächen, einhergehend mit einem Verlust an Freiflächen, führte dazu, dass auch die Ableitung des Regenwassers gelöst werden musste. Ein praktisches Beispiel dazu konnten wir auf der Grabung im Bürgerasyl miterleben: Nach der Ausräumung der Latrinengrube G18 genügte bereits ein ausgiebiges Gewitter, um den noch erhaltenen, 6 m3 Inhalt fassenden Holzbehälter innert kurzer Zeit vollständig mit einsickerndem Wasser zu füllen (Abb. 79)! Die Erklärung für dieses Phänomen lieferten die Aushubarbeiten für den neuen Keller: Es liessen sich lokal begrenzte Kiestaschen beobachten, die eingebettet im anstehenden Lehm liegen und in denen sich versickerndes Oberflächenwasser sammelt. Es belegt aber auch, welche Wassermengen im bebauten Gelände anfallen, die heute natürlich weitgehend durch die Kanalisationen abgeführt werden. Im archäologischen Befund zeigte sich ein Holzkanal M13, der parallel zur östlichen Parzellenmauer verläuft und in die gemauerte Latrine/Sickergrube G6 mündet (Abb. 80). Sein Anfang im Süden lässt sich nicht genau definieren; dort sind noch Unterlagesteine mit einer Lehmabdeckung erhalten, deren Verlängerung direkt auf die Nordwestecke des Kernbaus 1 im Hause zum Rehbock zuläuft. Die Verbindung des Kanals mit der Grube G6 und das Gefälle nach Norden legen eine Interpretation der Grube als Sickergrube und des Kanals als Dachentwässerung der Häuser an der Oberstadt nahe. Ursprünglich besass der Kanal eine Länge von etwa 18 m. Als Vorgänger dieses Holzkanals M13 ist M9 anzusehen, ein noch 8 m langes, parallel dazu verlaufendes Gräbchen von 30 cm Breite und 20 cm Tiefe, das sorgfältig mit Kieseln gefüllt und mit einer Lehmschicht abgedeckt ist (Abb. 81). Darauf lag wohl ein aus Brettern gebildeter Holzkanal, der vielleicht im ersten Brand zerstört wurde. Am Beginn dieser Kanalunterlage liegt ein kleiner und verschiedentlich umgebauter Trog, der vermutlich als Überlauf eines von den Hausdächern gespiesenen Regenfasses zu interpretieren ist (Abb. 82), von dem das überschüssige Wasser mittels Kanal der Latrine/Sickergrube G6 zugeleitet wurde. Aus Freiburg i.Br. liegt das Beispiel einer Tränke im Zusammenhang mit einer in der Pflästerung ausgebildeten Rinne vor. An deren Anfang lag als
Abb. 79: Hof. Ein ausgiebiges Gewitter genügte, um den noch erhaltenen, 6 m3 Inhalt fassenden Holzbehälter G18 innert kurzer Zeit vollständig mit einsickerndem Wasser zu füllen. Abb. 80: Hof. Holzkanal M13 zur Ableitung von Dachwasser in die gemauerte Latrine/ Sickergrube G6.
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Abb. 81: Hof. Mit Kieseln gefülltes und mit einer Lehmschicht abgedecktes Gräbchen M9, Unterlage für einen Entwässerungskanal. Ältere Phase (links), Steine des jüngeren Nachfolgekanals M13 rechts. Abb. 82: Hof. Geöffneter und verschiedentlich umgebauter Trog, vermutlich Überlauf eines Regenfasses und Kleinviehtränke mit Kanal M13.
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kleiner Wassersammler mit 20 cm Tiefe eine konzentrisch gepflästerte Grube von 75 cm Durchmesser, die als mögliche Tränke für das im Hof gehaltene Federvieh interpretiert wird.156 Kanäle mit oft unklarer Zweckbestimmung treten in archäologischen Befunden immer wieder auf.157 Hölzerne Kanäle zur Entwässerung des sumpfigen Geländes und als Abwasserkanäle sind schon aus römischer Zeit in grösserer Zahl aus dem nahen Eschenz/Tasgetium bekannt und werden auch im Mittelalter angetroffen.158 Schaffhauser Quellen belegen Regelungen zur Ableitung des Dachwassers bereits ab dem späten 14. Jahrhundert.159 Eine Schriftquelle von 1518 führt uns die Entwässerungsproblematik im Steiner Bürgerasyl vor Augen: Es ging um das Wasser, das sich im Spitalhof hinter dem neu erbauten Hinterhaus von Sigmund Flar (Mittelbau) sammelte, welches Flar und das Spital auf ihre Kosten durch das Grundstück von Jakob Lewerer in das [Felsen-/Adler]gässli ableiten sollten.160 Vermutlich handelt es sich bei diesem Sammler um Grube G38.
Überreste des Spital(?)bades (Beil. 1 und 2) Welche Funktion besass der kleine Steinkeller Str.7 mit dem runden Mauerring G26 (Abb. 83)? Letzterer ist von der Form als Ofen zu deuten und erinnert an die aus dem Gebäudegrundriss ragenden, halbrunden Backöfen, wie sie heute noch vereinzelt in den Bergregionen der Schweiz angetroffen werden können.161 Vergleichsbefunde in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Badstuben zeigen aber, dass sich G26 als Unterbau für einen Kesselofen deuten lässt. Erhalten ist der eingetiefte Brennraum für einen vielleicht eingemauerten, bronzenen Kessel, zur Erhitzung von Warmwasser.162 Der tiefliegende Brennrraum ermöglichte die bequeme Wasserentnahme von der höher liegenden Badstube und ist typisches Merkmal für solche Bad- oder Kesselöfen.163 Str.7 ist der eingetiefte Heizraum; die gegenüber den Schmalseiten eher dicker ausgeführten Längswände können für seine Überwölbung als Feuerschutz sprechen. Der organische Benutzungshorizont mit den Holzfragmenten ist Rest des Arbeits- und Lagerplatzes.164 Weil sich der Heizraum mit Badeofen nur durch die Eintiefung gegenüber dem bodenebenen Badegebäude erhalten hat, wissen wir nicht, wie letzteres aussah. Fehlende Mauerfundamente und die Planieschuttschicht 1 deuten auf ein weiteres Fachwerkgebäude hin, mit lehmverstrichenen Flechtwerkwänden auf einem einfachen Steinsockel und einem Hohlziegeldach, das unmittelbar an der Obergass liegt. Das Fundmaterial aus den Planieschichten 1 und 0 über und in der Umgebung von Str.7/G26 weist ebenfalls auf den Standort eines Bades hin.165 Im reichhaltigen Keramikinventar mit dem üblichen Haushaltsspektrum fallen einige Funde besonders auf:166 Fünf Fragmente von drei Schröpfköpfen, sechs Fragmente von Öllämpchen, die auch zur Erwärmung der Schröpfköpfe eingesetzt wurden sowie der Drehverschluss eines Wasser- oder Zapfhahns aus Bronze, Küken genannt (Abb. 14).167 Allgemein datiert das Fundmaterial in die Mitte des 15. – erste Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist eine Ofenkachel mit dem Abbild Kaiser Friedrichs III. (1452–1493). Schröpfköpfe sind kleine Gefässe, die mittels Öllämpchen erhitzt werden, sich auf der zuvor eingeritzten Haut festsaugen und sich mit etwas Blut füllen. Das Entfernen der schlechten Säfte wurde im Mittelalter als lindernd empfunden.168 Das Schröpfen ist meist eng mit dem Bad verbunden, und so verwundert es nicht, dass auch bei den Werkleitungssanierungen 2003 bei der Badstube, unten an der Choligasse, unmittelbar ausserhalb der Stadtmauer, in Planieschichten am ehemaligen Rheinufer, in einem keramischen Inventar
auch eine Anzahl Schröpfköpfe zum Vorschein gekommen ist (Abb. 84).169 In diesen Kontext gehört auch der Drehverschluss eines grossen Wasser- oder Zapfhahns,170 welcher vom Badstubenbrunnen stammen könnte (Abb. 85), der an die städtische Wasserleitung angeschlossen war. Brunnen und Wasserleitung liessen sich nicht nachweisen. Teuchelleitungen (ausgebohrte Föhrenstämme, verbunden mit Eisenmuffen) konnten aber bei den Werkleitungssanierungen 2004 im Fronhof freigelegt werden. Sie gehörten offenbar zur 1434 erwähnten Badstube des Heinrich Schärrer, der späteren Klosterbadstube unterhalb des Metzgibrunnens.171 Das Spitalbad wird in den Quellen nicht genannt; erwähnt sind im Spitalinventar von 1480/81 nur einzelne Gegenstände, wie zwei Badzuber und ein Badhemli.172 Auch die damaligen Besitzverhältnisse dieser hinteren Parzelle (Spital, Steffan oder Dritte?) sind nicht zu klären,173 weshalb die Deutung als Spitalbad wahrscheinlich, aber nicht restlos gesichert ist.
Abb. 83: Ökonomie. Heizkeller Str.7 mit dem runden Mauerring G26 des Kesselofens für die Wassererwärmung. Abb. 84: Schröpfköpfe, gefunden in Stein am Rhein bei der Stadtmauer unterhalb der Badstube in der Choligass, bei Werkleitungsarbeiten 1959 und 2003. Abb. 85: Plan der Grossbasler Wasserwerke von Hanns Zschan, um 1495. Ausschnitt Dominikanerkloster. Links: «Der brun zu den predigern im closter», rechts: «bay der badstuben im closter zu den predigern», Wasserhahn mit Griff als RingDreipass wie Bürgerasyl. (Staatsarchiv Basel).
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Hof- und Nebenbauten (Beil. 1 und 2)
Abb. 86: Ökonomie. Abdrücke von Str.5 mit möglicherweise zugehörigem Ofen G25. Abb. 87: Die Abdrücke der Schwellbalken Str.5 gehören zu einem kleinen Ständerbau mit unbekannter Funktion. Eine solche Konstruktion bauten die Bürger von Konstanz unerlaubterweise auf dem Grundstück des Abtes von Kreuzlingen, der gegen diesen Bau protestiert. Darstellung vom Luzerner Diebold Schilling um 1500.
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Der längs der Parzellenmauer verlaufende Nebenbau des Bürgerasyls, dessen Funktionen 1810 erstmals mit Gang, Stall und Waschhaus genannt werden, steht am Ende einer langen Tradition der städtischen Hinterhofnutzung für Nebengebäude.174 Solche sind vereinzelt dargestellt auf Mentzingers Stadtansicht von 1662 (Abb. 242). Im Bürgerasyl ist ein quer gestelltes Hinterhaus gezeichnet, welches an den oben besprochenen Mittelbau anschliesst. Archäologische Spuren davon liessen sich aber keine finden, abgesehen von der Grube G2, wohl ursprünglich ein Keller, der zu einer Trotte gehörte. 1473 wird die Liegenschaft der Familie Steffan genannt als: «Hus, Hof, Hofraiti und Torgell mit aller Zubehörde, lit an dem Spital».175 G2 wurde nach der Integration der Liegenschaft Bürgerasyl Ost, nach 1509, als Spitallatrine umgenutzt. Verschiedene Umbauten von G2 und ihre Verbindung über einen Kanal mit der Mistlegi G19 lassen die technische Entwicklung im 19. Jahrhundert, die Trennung von Kot und Urin und deren separate Abfuhr, nachvollziehen. Nördlich davon, in Raum 52, lag im 19. Jahrhundert die Spitalwaschküche, traditionell an dieser Stelle, aber als Vorgänger des Nebenbaus nur durch zwei Sandsteinkonsolen in der Brandmauer nachweisbar, die, wie jene im Bürgerasyl von 1679/80, einen Streifbalken getragen haben, hier zur Aufnahme des Daches. Auf dem Stadtplan von 1730 scheint dieser Anbau angedeutet. Unter der Waschküche (Raum 53) kam das gemauerte Becken G3 zum Vorschein (Abb. 25). Mit 70 cm Seitenlänge, ähnlicher Tiefe und einem wasserdichten Backsteinboden scheint es ebenfalls mit dem Waschen in Verbindung zu stehen. Wurde hier
feuersicher Asche gelagert oder hat man die Asche in Wasser eingelegt (sechten), danach durch ein Tuch gesiebt, wodurch Waschlauge und Bleichmittel entstanden, oder hat man Wäsche eingelegt?176 Von den mittelalterlichen Strukturen lassen sich im Boden eingetiefte Befunde am besten nachweisen. Oft sind es die mit Fäkalien gefüllten Latrinen, dann aber auch Keller, Brunnen, vereinzelt auch handwerklich genutzte Gruben. Ebenerdige Strukturen wie Ställe, Ökonomiegebäude, Speicher, Trotten u.a. sind hingegen oft schwierig nachzuweisen, weil sie in Holz gebaut sind, oft nur geringe Spuren wie Pfostenlöcher oder Unterlagesteine hinterlassen und zudem oftmals durch jüngere Eingriffe gestört sind. Die Forschungssituation ist deshalb noch unübersichtlich.177 Die im Bürgerasyl zum Vorschein gekommenen Tei- le von Hof- und Nebenbauten stammen alle aus dem späten 13. und frühen 14. Jahrhundert und ermöglichen höchstens Vermutungen zu deren Funktion. G9 ist ein gemauerter, rechteckiger Raum mit Innenmassen von 2,6 x 1,3 m und etwa 1 m Tiefe (Abb. 9 und 76). Dieser Halbkeller gehört zu einem Haus mit Aussenmassen von mindestens 6,5 x 3,5 m, dessen Schwellbalken durch die Steinunterlage M14 in einem eingetieften Gräbchen markiert werden. Schindelfunde deuten auf entsprechende Dacheindeckung. Formal entspricht Grube G9 auch Str.7, die durch ihren zusammenhang mit G26 als Heizkeller des Spital(?)bades identifiziert werden konnte178 sowie der nur teilweise untersuchten Grube G30, welche aber nicht eingetieft ist. Lassen sich zur Funktion des Hauses keine weiteren Aussagen machen, entspricht der eingetiefte Raum G9 recht gut den früh- und hochmittelalterlichen Grubenhäusern, welche
beispielsweise aus dem abgegangenen Schaffhauser Dorf Berslingen bekannt sind. Durch die Eintiefung liess sich die Erdfeuchte für das Weben mit Pflanzenfasern nutzen, oder die Erdkühle für die Vorratshaltung.179 Vielleicht deuten die Traubenkerne (Tresterrückstände?), Getreidekörner und Druschreste aus G9 auf die Nutzung des Gebäudes als Speicher, Trotte oder gar Darre hin.180 Auch aus Villingen ist ein solcher Vorratskeller im Hofbereich bekannt.181 Vorratskeller werden zudem für Stein am Rhein in einer Quelle des Klosters St. Georgen von 1335 erwähnt: Abt Rudolf verlangt von den Lehensleuten einer an den Kirchhof stossenden Hofstatt den Bau von «Kammern (Gadmer) unter der Erde als Vorratsräume; aber sie, ihre Erben und ihr Gesinde sollen nicht darin wohnen und niemand soll mit einem Weibe darin liegen».182 Sonst aber finden sich in mittelalterlichem, städtischem Zusammenhang in dieser Zeit oft schon Holzgebäude mit tiefem und geräumigem Keller;183 im Bürger asyl scheint auch Str.2 in diese Richtung zu weisen. Ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts treten in Stein am Rhein die halb unterkellerten, steinernen Kernbauten auf.184 An weiteren ebenerdigen Kleinbauten ist Str.5 zu nennen, ein quadratisches Geviert von 2,3 m Seitenlänge, von dem nur die Schwellbalkenabdrücke in der Erde erhalten sind – eine Konstruktion, wie sie sich auch auf Bildquellen findet (Abb. 86 und 87). Der aussen angetroffene Ofen G25 kann dazu gehören. Str.4 ist ein verbrannter, ebenerdiger Ständerbau mit Flechtwerkwänden auf Steinsockel, angelehnt an eine massive Westwand. Der Innenraum misst 1,7 x 2,4 m; der Boden ist teilweise gepflästert oder mit Brettern belegt (Abb. 11 und 88). Die Funktionen sind nicht bekannt. Schliesslich ist Str.1 zu nennen, deren Masse
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mehr als 5,4 m (N–S), bzw. mehr als 4,8 m (O–W) betragen (Abb. 10 und 89). Vom verbrannten Gebäude ist die Nordwand erhalten, ein Schwellbalkenunterlager aus 1–2 Lagen Bollensteinen, in zwei Reihen mit 20–40 cm Breite verlegt. Im Mittelabschnitt fehlt eine Steinreihe auf einer Länge von etwa 1 m, was auf eine Türe hindeuten könnte. Reste der mit Lehm verstrichenen Flechtwerkwände sind vorhanden. Eine Holzkohlelage im Innern stammt wohl vom ehemaligen Bretterboden, der seinerseits auf einem bis zu 30 cm starken Lehmboden liegt.
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Abb. 88: Hof. Str.4 mit Ostwand (1), teils gepflästertem Boden und massiver Steinmauer (2). Abb. 89: Hof. Nördl. Steinunterlage von Str.1 (1), auf dem ein Fachwerkgebäude mit Flechtwerkwänden gestanden ist. Es ist dem jüngeren Brand (2) zum Opfer gefallen; älterer Brand (3) mit der Steinunterlage der Südwand des Gebäudes zu G9 (4).
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800 Jahre Keramik im Überblick Valentin Homberger und Kurt Zubler
Vom Ordnen des Scherbenhaufens Anhand der Funde des abgegangenen Dorfes Berslingen bei Schaff90 hausen konnten im Jahr 2000 erste Grundlagen für die mittelalterliche Keramikentwicklung der Region Schaffhausen vorgelegt werden.185 Da sich der in Berslingen fassbare Zeitraum vom 7. bis ins 12. Jahrhundert erstreckt, war damit jedoch erst ein Etappenziel innerhalb eines grösseren Gesamtprojektes erreicht. In einem weiteren Schritt sollten die folgenden Jahrhunderte anhand der hoch- und spätmittelalterlichen Keramik aus der Stadt Schaffhausen in vergleichbarer Weise beschrieben und dort, wo es zeitliche Überschneidungen gibt, mit den Scherben der jüngsten Phasen von Berslingen korreliert werden. Praktisch zur gleichen Zeit wurde das Projekt zur Auswertung der Ausgrabungen im Bürgerasyl von Stein am Rhein mit dem Ziel gestartet, die Keramik des Bürgerasyls anhand der Schichtabfolge, der dendrodatierten Gruben und einer computergestützten Seriation aus sich selbst heraus in eine zeitliche Abfolge zu bringen. Dabei zeigte sich aber rasch, dass ein solcher Ansatz an der begrenzten Zahl von Funden aus geeigneten Komplexen und damit an der zu kleinen Datenbasis scheitern musste. Auf der Suche nach zusätzlichen Quellen für die Seriation lag es nahe, in erster Linie die Daten aus den Befunden von Stein am Rhein und der Stadt Schaffhausen zusammenzuführen. Die Vorteile waren klar: Trotz der für mittelalterliche Verhältnisse nicht unbedeutenden Entfernung lagen die beiden Städte noch nahe genug für Kontakt und Austausch, für verbindende Einflüsse und Entwicklungen; dies nicht zuletzt aufgrund der gemeinsamen Lage am Rhein, der lange Zeit wichtigsten Verkehrs- und Handelsader der Region. Zudem konnten Unterschiede und Gemeinsamkeiten dank der Zusammenarbeit der beiden Bearbeiter unter einem Dach direkt am Material analysiert und fruchtbar gemacht werden. Sehr bald zeigten sich jedoch auch die Schwierigkeiten einer derart intensiven Zusammenarbeit. Einerseits bewegten sich die beiden Bearbeiter in völlig unterschiedlichen Ausführungen zu den Abbildungen 90 -122 Stadien der Auswertung und verfolgten andererseits aufgrund der siehe S. 218f. 52
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verschiedenen Ausgangslagen ganz andere Prozesse. So waren in Stein am Rhein eine einzelne Ausgrabung mit komplexer Stratigraphie auszuwerten, in der Stadt Schaffhausen dagegen mehrere unabhängige Fundstellen mit je unterschiedlicher Befundsituation. Somit war vorerst ein gemeinsames Vorgehen zu entwickeln, das sowohl für das übergeordnete Ziel wie auch die jeweiligen «lokalen» Bedürfnisse geeignet war. Als grundlegende Voraussetzung für eine auswertungsübergreifende computergestützte Seriation mit chronologischer Aussagekraft war in erster Linie eine übereinstimmende Ansprache des realen Formenspektrums zu suchen. Daraus entwickelten sich die zentralen 91 Elemente der gemeinsamen Arbeitsplattform: 1. Aufbau einer gemeinsamen Typologie der Gefäss- und Ofen- keramik (91) 2. Speisung und Verwaltung eines gemeinsamen Datenstammes für die computergestützte Seriation (92) mit dem Software Paket BASP186 3. Erweiterung des Datenstammes durch Einbezug von publizier- ten Fundstellen mit guter Materialbasis bzw. interessanten Datierungsansätzen ausserhalb der engeren Region 4. Interpretation der durch die Seriation erreichten Ordnung 5. Modifikation der Typologie aufgrund der interpretierten Seriation187 So bereichernd und weiterführend die enge Zusammenarbeit auf dieser Plattform eindeutig war, so schwierig stellte sich die Frage, wie die gemeinsamen Resultate vorzustellen seien. Aufgrund des sehr ungleichen Bearbeitungsstandes der beiden Auswertungsprojekte können die Resultate der Seriation erst einen vorläufigen Zwischenstand abbilden. Etliche für die Seriation gewichtige Fundstellen aus der Stadt Schaffhausen sind noch nicht abschliessend bearbeitet und vorgelegt, weshalb die Kommentierung und die Überprüfbarkeit der Aussagen nur eingeschränkt gewährleistet ist. Dies ist von einiger Bedeutung, weil wir auch bereits publizierte Fundensembles von ausserhalb des Kantons Schaffhausen in unsere Seriation und die damit verbundenen chronologischen Relationen einbeziehen, was besonders im Fall von abweichenden Aussagen zu kommentieren wäre. Aufgrund dieser Überlegungen werden im vorliegenden Band erst die bis dato definierten Typen als feststehendes Produkt vorgestellt. Der damit entstandene Typenkatalog dient der Ansprache der Keramik aus dem Steiner Bürgerasyl und gilt gleichzeitig als verbindlicher Rahmen für die Gesamtauswertung der Schaffhauser Funde. Sein
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Charakter ist daher starr und dynamisch zugleich: Änderungen an den vorgelegten Typendefinitionen sollen in Zukunft weitgehend vermieden werden, doch können allfällige neue Typen oder Untertypen jederzeit aufgenommen werden. Sinngemäss werden die im Rahmen der Berslinger Auswertung definierten Topfrandtypen (R1–R12) in den Typenkatalog übernommen und der entsprechenden Reihe vorangestellt.188 Im weiteren stellen wir den einzelnen Typen vorläufige, aus der Seriation und der damit verbundenen Interpretation abgeleitete Datierungsvorschläge unkommentiert zur Seite. Der Typenkatalog und die zugehörigen Erläuterungen werden in diesem Band am Anfang des Fundkataloges vorgestellt.189 Auf den Ab92 druck der Seriation und auf die ausführliche Herleitung der Datierungsansätze wird jedoch verzichtet. Eine umfassende Darstellung der Datenbasis, aller Resultate sowie der methodischen Grundlagen zur Seriation erfolgt im Zusammenhang mit der Auswertung der mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik aus der Stadt Schaffhausen.190 Mit der Zusammenführung der Datenstämme von Stein am Rhein und der Stadt Schaffhausen sowie der Erweiterung um geeignete ausserkantonale Fundkomplexe werden für das Bürgerasyl aussagekräftigere Resultate möglich. Zugleich erbringt dieses Vorgehen sowohl für die beiden Lokaluntersuchungen wie für die Gesamtschau eine Informationsverdichtung einerseits und eine Ausdehnung des zeitlichen Betrachtungshorizontes andererseits. Die älteren Steiner Funde können gut mit den reichhaltigen Schaffhauser Fundkomplexen des 12. und 13. Jahrhunderts verknüpft werden und gewinnen dadurch an zeitlicher Tiefenschärfe. Auf der anderen Seite erweitern die Funde der jüngsten Gruben aus dem Bürgerasyl die Kenntnisse zum neuzeitlichen Formengut, da aus der Stadt Schaffhausen erst wenig gut stratifiziertes Material aus dieser Zeit bekannt ist. Den nachfolgenden Überblick über die Formentwicklung der Gefässkeramik vom späten Mittelalter bis zur Neuzeit präsentieren wir im Sinne eines Zwischenberichtes.
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Vom Kochtopf bis zur Kaffeetasse In diesem Kapitel skizzieren wir einen zusammenfassenden, vorläufigen Zwischenstand über die allgemeine Formentwicklung der spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Gefässkeramik der Region Stein am Rhein – Schaffhausen. Dabei ist keine vollständige und umfassende Abhandlung aller Formen angestrebt, vielmehr besteht das Ziel darin, die grossen Entwicklungsbögen nachzuzeichnen. 12. und 13. Jahrhundert Hätten wir die Möglichkeit, einen Töpfer im Jahre 1150 zu treffen und mit ihm zusammen eine Töpferwerkstatt hundertfünfzig Jahre später um 1300 zu besuchen, so würde unser mittelalterlicher Freund ob der neuen Keramik vermutlich ziemlich ins Grübeln geraten. So sehr hatte sich das Tongeschirr in seiner Form und Machart verändert. Im ganzen Mittelalter war bis dahin der einfache Topf Meister in Küche und Haushalt. Zwar änderte sich die Gestaltung der Randlippe im Laufe der Jahrhunderte von den einfachen Trichterrändern der Zeit vor der Jahrtausendwende zu einer dynamischen Vielgestaltigkeit von stark verdickten, gerundet ausbiegenden, volutenartig eingerollten oder die Horizontale suchenden Rändern im 11. und 12. Jahrhundert; das keramische Grundrepertoire blieb aber erstaunlich gleichartig beschränkt auf eben diesen Kochtopf.191 Mit dem 13. Jahrhundert setzt nun eine Flut neuer Gefässtypen mit völlig abweichenden Formen und Funktionen ein. Als wichtige Neuheit erscheint im Laufe der 1. Hälfte und der Mitte des 13. Jahrhunderts der keramische Dreibeintopf auf dem mittelalterlichen Herd (95). Dank seiner Beine lässt sich dieser «Spezialkochtopf» standsicher und ohne Untersatz in der Glut platzieren und ermöglicht so ein ganz neues Kochgefühl. Mit seinem schlichten, trichterförmigen Rand, den zwei geknickten Rundstabhenkeln und den zylindrischen Beinen erinnert der frühe Dreibeintopf noch stark an die metallenen Vorbilder. Mitunter wurden von den Töpfern sogar die auf Metallfüssen mehrfach belegten «Fischgrät»-Muster nachgeahmt (96). Ob die gegenständigen Knickhenkel tatsächlich wie bei den Metallkesseln zum Befestigen eines Bügelhenkels dienten (97) oder einfach zwecks einer möglichst originalgetreuen Nachbildung übernommen wurden, bleibt mangels entsprechender Befunde offen.192 Hilfreich beim Hantieren mit den Gefässen waren die Henkel aber jedenfalls, wie ihre ununterbrochene und weiterentwickelte Herstellung über die folgenden Jahrhunderte beweist.
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Die keramischen Dreibeintöpfe scheinen rasch eine grosse Anhängerschaft gefunden zu haben. In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts lässt sich bereits eine ganze Reihe von Formtypen feststellen. Neben glatten bis V-förmig verdickten oder schräg ausgezogenen Trichterrändern (DTR 1 und DTR 2)193 erscheinen leistenförmige, gekehlte 97 Randabschlüsse (DTR 3).194 Zusammen mit den Dreibeintöpfen finden auch ihre kleineren Verwandten, die Dreibeinpfännchen Eingang in die mittelalterliche Küche. Während das Dreibeinpfännchen zweifellos eine Entwicklung des 13. Jahrhunderts ist, haben die beinlosen, kleinen Pfannen oder Schüsseln (PFR 1) ihre Wurzeln bereits im mittleren 12. Jahrhundert. Gebrauchsspuren an Berslinger und Schaffhauser Exemplaren belegen, dass diese ebenfalls im Feuer verwendet wurden und vielleicht als Kochgeschirr im Einsatz standen.195 Allein anhand der Randform lassen sich die älteren, unglasierten Dreibeinpfannen nicht immer klar von den gleichzeitigen kleinen Pfannen oder Schüsseln trennen.196 Dreibeinpfannen mit innerer Deckelrast treten in Stein am Rhein bereits seit dem späten 13./frühen 14. Jahrhundert auf (PFR 3).197 Sowohl die Dreibeingefässe als auch die beinlosen Pfännchen und Kochschüsseln sind Zeugen der Gerätedifferenzierung am Kochherd; die Art und Weise der Speisezubereitung wird vielfältiger, dass sie auch besser wird, ist zwar zu vermuten, aber kulinarisch leider 98 nicht mehr zu entscheiden. Auch der biedere Kochtopf verhält sich im 13. Jahrhundert vorerst 99 noch offen in der Gestaltung seines Randes. In der ersten Jahrhunderthälfte verstärkt sich der bereits im 11. und 12. Jahrhundert einsetzende Trend weg vom nach oben weisenden Trichterrand und hin zu liegenden Rändern (98). Offenbar ist das Töpferhandwerk auf der Suche nach einem neuen Randprinzip. Neben älteren Formen kommen gleichzeitig mehrere neue Randtypen zur Anwendung (TR 10 bis TR 19).198 Benutzungsspuren auf einigen Randfragmenten mit besonders ausgeprägter, horizontaler Randpartie und die neu auftretenden inneren Randkehlungen (TR 16/17) weisen auf einen möglichen Grund der Suche hin: Den besseren Anschluss von Deckeln. Da keramische Deckel in Winterthur und Basel in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auftauchen und in unserer Region bislang sogar erst im 14. Jahrhundert nachzuweisen sind, müssen im 13. Jahrhundert Deckel aus anderen Materialien zur Verwendung gekommen sein.199 Denkbar wäre die Verwendung etwa von kleinen Keramikschüsseln, von Steinplatten oder ähnlichem. Langsam aber sicher tritt jedoch der neue Leistenrand (TR 20) in den Schein des Herdfeuers (99). Obwohl die verschiedenen Leisten56
randformen von schmalen, senkrecht abgestrichenen Varianten (TR 20a) bis hin zu schräg anziehenden, gekehlten und unterschnittenen Beispielen (TR 20h) wie eine lange Entwicklungsreihe wirken, scheinen sie alle praktisch gleichzeitig aufzutreten. Spätestens in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts lassen sich sämtliche Spielarten belegen.200 Kennzeichnend für den Leistenrand im 13. Jahrhundert ist die gedrungene Gestaltung: Im Übergang vom Randumbruch zur Randleiste ist wie bei den anderen Formen die Horizontale betont, die Randleiste erscheint etwa gleich hoch wie breit, mitunter ist die Breite deutlich grösser (TR 20a1–h1). Der Leistenrand übersteht die Ex- 100 perimentierphase erfolgreich, schlicht und praktisch wird er zum dominierenden Gestaltungsprinzip der nächsten Jahrhunderte. Spätestens ab 1300 werden Kochtöpfe mit anderen Randtypen kaum mehr produziert.201 Nicht nur am Herd, auch zu Tisch künden im 13. Jahrhundert neue Geschirrformen von einer veränderten Ess- und Trinkkultur. So finden sich recht zahlreich und vor allem in Stein am Rhein rot engobierte Bügelkannen sowie vereinzelt auch bauchige Henkeltöpfe (100), die wohl als Schankgefässe Verwendung fanden.202 Einen reichhaltigen und verspielten Beitrag zur Tischkultur liefern auch die kleinen Ausgusskännchen (102) sowie als ganz spezielle Giessgefässe die Aquamanilien (101), die alle im Laufe des 13. Jahrhunderts das mittelalterliche Keramiksortiment bereichern.203 Eine letzte wichtige Gruppe bilden die Schüsseln, die zwischen Küche und Tisch eine Brücke schlagen. Besonders in dieser frühen Zeit sind die Schüsseln aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte und auch 101 ihrer Funktion zumindest ebenso häufig in der Küche wie am Tisch 102 anzutreffen. Die Bedeutung der Schüssel als Tischgeschirr nimmt erst mit der Verbreitung und Weiterentwicklung der Glasur mit ihrem beträchtlichen Gestaltungspotential zu. In Schaffhausen treten die ersten grossen Schüsseln im späten 12. Jahrhundert auf.204 Im Laufe des 13. Jahrhunderts lässt sich bereits eine ganze Reihe von grossen, meist gewülsteten, konischen Schüsseln feststellen, die in ihren Randausformungen zwar variieren, nach Machart und Gesamtform aber deutliche Verwandtschaft zeigen (SR 1/2).205 Zusammenfassend sei noch einmal herausgestrichen, welch grundlegende Veränderungen das 13. Jahrhundert für die Formentwicklung der Keramik brachte. Mit Dreibeintöpfen, Pfannen, Krügen, Kannen und Schüsseln, aber auch Spezialgefässen wie Aquamanilien und Kännchen erscheint innerhalb weniger Jahrzehnte eine ganze Reihe 57
von neuen Keramikformen. Gleichzeitig werden neue Fertigungstechniken eingeführt.Auf der schnellrotierenden Drehscheibe hergestellte Gefässe verdrängen zunehmend die ältere, gewülstete und nachgedrehte Keramik. Seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts treten Glasuren an Keramikgefässen in Erscheinung. 103 Die Frage nach den Ursachen dieses Innovationsschubes ist weder einfach noch allgemein gültig zu beantworten. Die Zeit vom 11. bis zum 13. Jahrhundert ist geprägt von einem tiefgreifenden Wandel in der europäischen Gesellschaft. In vielen Bereichen werden alte herrschaftliche Bindungen gelockert oder ganz beseitigt. Insbesondere den Städten gelingt es, sich von früheren Abhängigkeiten zu befreien (104). Durch Neuzuzüger und eine allgemeine Bevölkerungszunahme wachsen sie teilweise rasch. Damit einher geht ein Aufschwung von Handel und Handwerk. Die aufstrebende städtische Oberschicht kann sich einen gehobeneren Wohn- und Lebensstil leisten. In vielen Bereichen werden dabei höfische Sitten nachgeahmt (103). Dies führt auch zu veränderten Trink- und Essgewohnheiten. In der folgenden Zeit des Spätmittelalters entwickelt sich die Kochkunst mit grosser Dynamik.206 Die Zubereitung von raffinierteren Speisen und die verfeinerten Tischsitten verlangen nach neuen Gefässformen. Das Spätmittelalter setzt damit in vielen Bereichen der alltäglichen Sachkultur neue Standards, die bis weit in die Neuzeit prägend bleiben. 104 105
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14. Jahrhundert Das frühe 14. Jahrhundert steht noch ganz im Zeichen der vorangegangenen Jahrzehnte.Viele Gefässe der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts werden noch eine ganze Weile weiterproduziert. Daneben entwickeln sich auch neue Varianten. Bei den Töpfen setzten sich nun die schräg anziehenden, gekehlten und teilweise unterschnittenen Leistenränder (TR 20g und h) durch. In einer im Laufe der Zeit wieder zunehmend steiler und zugleich weiter ausschwingenden Formgebung bleiben diese bis in die Neuzeit bestimmend. Ab dem 14. Jahrhundert ist die Randleiste teilweise schon deutlich höher als breit (TR 20g2 und h2)207 und ab der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts finden sich dann bereits doppelt so hohe wie breite Beispiele (TR 20g3 und h3).208 Mit dem Rand wird der Topfkörper schlanker, die Höhe dominierender als die Breite. Das himmelwärtsstrebende Prinzip der Gotik bemächtigt sich auch des Kochtopfes (105). Die beiden in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts neu auftretenden Randtypen von Dreibeintöpfen (DTR 4 und 5) lehnen sich noch stark
an ihre Vorgänger (DTR 1 bzw. DTR 2) an, besitzen nun aber eine innere Deckelrast.209 Auch die Dreibeinpfännchen der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts entsprechen noch weitgehend jenen aus den vorangegangenen Jahrzehnten. Als Neuerung findet man vermehrt innen glasierte Stücke (PFR 2gs).210 Ebenfalls neu sind Pfännchenränder mit schräggestellter Lippe und innerer Deckelrast (PFR 4), die im Laufe des 14. Jahrhunderts aufkommen. Der Typ scheint vielerorts in kaum veränderter Form (106) bis ins späte 15. Jahrhundert weiterzulaufen.211 Irgendwann – vielleicht in der Mitte oder der 2. Hälfte des 14. Jahr- 106 hunderts – erfahren die Beine von Dreibeingefässen eine auffällige Neuerung (107). An die Stelle der schlichten walzenförmigen Varianten (Fu a und b) treten Beine mit einer lang ausgezogenen und zurückgeschlagenen Lasche an den Fussspitzen (Fu c). Ob es sich bei dieser verspielten Fusszier allenfalls um eine, mit einem Augenzwinkern angebrachte, Anspielung auf die zeitgleiche Schuhmode handelt, wo seit dem 14. Jahrhundert lange, spitz auslaufende Schnabelschuhe en vogue sind, lässt sich nur noch vermuten (108). Zusammen mit den Fusslaschen erscheinen auch senkrechte Kehlungen als Verzierung auf der Aussenseite der Beine.212 107 Im späteren 14. und frühen 15. Jahrhundert kommt es zu einer wei108 teren, augenfälligen Veränderung bei den Dreibeintöpfen. Die bis dahin üblichen, gegenständig angebrachten Rundstabhenkel werden durch einen einzelnen rand- bzw. schulterständigen Bandhenkel ersetzt.213 Die keramischen Dreibeintöpfe lösen sich damit erstmals deutlich von ihren metallenen Vorbildern (114). Sowohl die Bandhenkel, als auch die speziellen Beinformen erfahren bis zum Zeitpunkt, da die Dreibeintöpfe aus dem Keramiksortiment verschwinden, keine grundlegenden Änderungen mehr. Die Schüsseln der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts schliessen teilweise an die Formen des 13. Jahrhunderts an. So die konische Schüssel mit nach aussen gelegtem Rand und Wellenbandzier (SR 3), die formal wohl Bezug auf den Formtyp SR 2 nimmt.214 Als neue Grundform setzt sich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine konische Schüssel mit unterschiedlich gestaltetem Leistenrand durch (SR 6, 8– 9). Die Form bleibt auch im 15. und frühen 16. Jahrhundert verbreitet und variert zwischen schlichten, gerade abgestrichenen bis üppig profilierten Formen.215 Wesentlich seltener als die konischen Formen finden sich Leistenrandschüsseln mit S-förmig geschwungener Wandung (SR 7).216 Seit dem 14. Jahrhundert werden die Schüsseln häufig mit einem randständigen Bandhenkel ausgestattet (109). Zugleich erscheint die Innenseite immer öfter glasiert.217 59
15. und 16. Jahrhundert Während sich die Formentwicklung im 13./14. Jahrhundert recht gut nachzeichnen lässt, wird dieses Vorhaben im 15./16. Jahrhundert schwieriger. Zum einen kann das daran liegen, dass einzelne Phasen noch schlecht belegt sind und dieser Zeitabschnitt deshalb weniger gut gegliedert werden kann,218 zum anderen scheint sich die jüngere Keramik generell anhand der Formen zeitlich weniger fein differenzieren zu lassen. Während sich die Formen im 13. und frühen 14. Jahrhundert teilweise rasch ablösen, erscheinen diese seit dem fortgeschrittenen 14. Jahrhundert stärker vereinheitlicht und über länge109 re Zeit wenig verändert. Man gewinnt den Eindruck, dass sich die Modeentwicklung von der Gefässform zunehmend auf die Oberflächenbehandlung und die Verzierung verlagert. Während die Glasur bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts vor allem flächig und einfarbig auftritt (110), sind spätestens mit dem Aufkommen der Malhorntechnik (111) und der Herstellung der Fayencen im fortgeschrittenen 16. Jahrhundert der Verzierungsfreude kaum mehr Grenzen gesetzt.219 Um allerdings eine zeitliche und stilistische Dekorentwicklung erarbeiten zu können, ist die Materialbasis aus Stein am Rhein und Schaffhausen vorderhand noch zu klein. Etliche Formen, die wir aus dem 14. Jahrhundert kennen, laufen bis ins 15. oder frühe 16. Jahrhundert weiter. Das Feld der einfachen Koch- und Vorratstöpfe wird nach wie vor von den langgezogenen und weit ausladenden Leistenrändern beherrscht. Spätestens seit dem frühen 15. Jahrhundert sind Randleisten belegt, die mehr als doppelt so hoch wie breit sind (TR 20g4–h4).220 Etwa gleichzeitig tauchen auch die nahe verwandten Töpfe mit Karniesrändern auf 110 (TR 21 und 22).221 Wie bereits oben erwähnt, geht mit dem langgezogenen und ausbie111 genden Rand eine immer gestrecktere und schlankere Gesamtform und zudem eine teilweise schon bedrohlich verkleinerte Standfläche einher. Dass damit nicht in erster Linie das Kochen abenteuerlicher gestaltet werden sollte, indem nun niemand mehr wusste, wann der Topf das nächste Mal umkippen würde, könnten zeitgenössische Abbildungen andeuten. Dort sehen wir ineinander gestapelte Töpfe, die in einem Netz mitgetragen werden und so als Transportbehälter dienen (112). Insofern befriedigte der schlanke Fussteil nicht nur den Zeitgeschmack, sondern erleichterte auch das Ineinanderstapeln der Töpfe.Trotz oder gerade wegen ihrer eleganten, aber wohl etwas unpraktischen Form verschwinden henkellose keramische Töpfe im Verlauf des 16. Jahrhunderts aus dem Haushalt.222
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Bei den Dreibeintöpfen erscheinen im Laufe des 15. Jahrhunderts neue Typen, die bis ins frühe 16. Jahrhundert geläufig bleiben (DTR 69).223 Diese übernehmen von den Vorgängern die gelappten Beine und die Bandhenkel, brechen aber bei der Randgestaltung erstmals deutlich mit der älteren Tradition. Seit den frühen Dreibeintöpfen im 13. Jahrhundert hat sich zwar die Randinnenseite verschiedentlich geändert, das äussere Erscheinungsbild eines gestreckten Trichterrandes ist aber immer erhalten geblieben. Nun erkennen wir eine neue Grundidee. Die Randpartie ist nicht mehr konisch gestreckt, sondern ausschwingend. Betont ist nicht mehr die Trichterform, sondern der ausladende Schwung (113). Damit fassen wir vielleicht denselben neuen Zeitgeschmack, der auch in den immer weiter ausschwingenden Randpartien der Leistenrandtöpfe zu erkennen ist. Im Unterschied zu den Töpfen zeigen einige dieser Dreibeintöpfe aber zusätzlich eine Tendenz zur Horizontalen, die durch eine breite, flach abgestrichene Randlippe betont wird. Besonders ausgeprägt ist dieser Aspekt bei Dreibeintöpfen mit flach bis horizontal nach aussen gelegtem und breitgestrecktem Rand (DTR 10).224 Regelmässig sind die Dreibeintöpfe nun innen glasiert. Interessanterweise bleibt dabei die innere Wandung oft unglasiert, nur der Innen- 112 rand sowie der Topfboden werden mit einer Glasur überzogen. Ob dabei die Sparsamkeit des Töpfers im Vordergrund stand oder ob es schlicht nicht nötig bzw. gar nicht erwünscht war, die ganze Innenseite zu glasieren, bleibt offen. Vielleicht genügte es, wenn der Boden, wo das Kochgut am ehesten anbrannte, und der Rand, wo allenfalls die Kelle abgestrichen wurde, glasiert waren. Möglicherweise war es sogar besser, wenn die Wandung wasser- bzw. dampfdurchlässig blieb. Neben Töpfen und Dreibeingefässen sind im 15. und 16. Jahrhundert auch verschiedene Formen von Henkeltöpfen vertreten. Da die Formen aber im Material nur vereinzelt nachzuweisen sind, ist ihre Laufzeit oft schwierig einzugrenzen.225 113 Eine stark spezialisierte Gefässform ist die bauchige Keramikflasche 114 mit engem Hals und Bandhenkel (115), welche in der Nordostschweiz spätestens im ausgehenden 14./frühen 15. Jahrhundert erscheint.226 Bei den Schüsseln finden wir im 15. Jahrhundert viele Formen des späten 14. Jahrhunderts wieder, so die konischen Leistenrandschüsseln (SR 8 und 9) und verwandte Formen mit stark profilierter Randlippe (SR 10), die bis ins frühe 16. Jahrhundert weiterlaufen (116/117). Als neuer Typus tritt im Lauf des 15. Jahrhunderts eine Schüssel mit 61
115
spitzkantig umgelegtem, giebelförmigem Rand auf (SR 12a–c). Dieser kann verschieden gestaltet sein: mit glatter oder ausbauchender, senkrecht, schräg nach innen oder aussen geneigter Aussenkante und teilweise unterschnittenem Rand (118). Die Randformen lassen sich bis ins 16./17. Jahrhundert weiter verfolgen, ohne dass deutliche Veränderungen zu beobachten wären.227 Wie bereits angesprochen, dürften sich relevante Unterscheidungsmerkmale zukünftig eher bezüglich der Oberflächenbehandlung und der Verzierung herausarbeiten lassen als anhand der Randform. Dies gilt aufgrund ihres zunehmenden Repräsentationscharakters besonders auch für die Schüsseln. Allgemein werden die Schüsseln im Lauf des 15. Jahrhunderts vermehrt über einer Grundengobe glasiert. Im späten 16. Jahrhundert treten Malhorndekors als weitere Verzierungsform hinzu. Irgendwann im 16. Jahrhundert lässt sich im Steiner und Schaffhauser Material ein deutlicher Einschnitt feststellen. In der Kombinationsstatistik ist gut erkennbar, dass zahlreiche Formen in diesem Bereich ab116 brechen.228 Nur wenige Typen verbinden den Abschnitt des 15./16. Jahrhunderts mit dem 17./18. Jahrhundert. Der Bruch lässt sich vorderhand nicht sicher deuten: Möglich wäre, dass viele Gefässformen im Laufe des 16. Jahrhunderts tatsächlich abbrechen und nur wenige Typen ins 17. Jahrhundert überleiten - oder aber ein längerer Zeitabschnitt zwischen der 2. Hälfte des 16. und der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts fehlt im stratifizierten Material. 17. und 18. Jahrhundert Für die Darstellung der Keramikentwicklung im 17./18. Jahrhundert ergeben sich dieselben Schwierigkeiten, wie für den vorausgegangenen Abschnitt. Zum einen scheinen sich einzelne Gefässformen über längere Zeit kaum zu entwickeln, zum anderen dürfte ein Bereich des 17. Jahrhunderts im Material fehlen. Mehrere Grubenfüllungen aus dem Bürgerasyl gehören ins 18. Jahrhundert, allenfalls noch ins späte 117 17. oder auch ins frühe 19. Jahrhundert. Obwohl sich die Gruben teilweise durch stratigraphische Überschneidungen in eine chronologi118 sche Abfolge bringen lassen,229 können an den Gefässformen keine Entwicklungen aufgezeigt werden. Was als erstes auffällt, ist das fast vollständige Fehlen von Hochformen. Nur gerade die Henkeltopfform HTR 6 lässt sich in diesen jüngsten Komplexen noch finden.230 Das ganze übrige Spektrum wird durch flache, offene Formen wie Schüsseln und Teller bestimmt (119). Wie erwähnt, bleiben bei den Schüsseln weiterhin die giebelförmigen Randformen geläufig (SR 12). Eine stark unterschittene und weit ausladende Variante des Kragenrandes findet sich auch noch im 19. Jahr62
hundert (SR 17). Diese Schüsseln (oft auch niedrige, tellerartige Gefässe) sind meist polychrom verziert, wobei die Randaussenseite charakteristischerweise mit einem Band aus S-förmigen Motiven belegt ist. 231 Die dominierenden Formen des 17. Jahrhunderts sind jedoch Schüsseln mit breiter Fahne und aufgestellter Randlippe bis hin zu stufenförmig abgesetzten, innen gekehlten Rändern (SR 14a).232 Dieses Randschema scheint bereits im späteren 16. Jahrhundert auf- 119 zukommen und läuft bis ins 19. Jahrhundert weiter.233 Auch hier manifestiert sich die Entwicklung vor allem in Glasur und Verzierung und kaum in der Form. Erst in den jüngsten Komplexen des 17. und 18. Jahrhunderts sind im Bürgerasyl auch keramische Teller nachzuweisen (TLR 1–3).234 Dass die Tellerform an sich keine Entwicklung der Neuzeit ist, lässt sich im Bürgerasyl gut an Holztellern aus Befunden des 13. Jahrhunderts belegen (Kat. 175 und 338), die formal ihren jüngeren keramischen Verwandten erstaunlich nahe stehen. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts kommt es zu einem weiteren Entwicklungsschub in der Keramikherstellung. Neue Waren wie Steingut oder Porzellan werden zunehmend gebräuchlich.235 Veränderte Produktionsverfahren (Guss- oder Pressverfahren) beeinflussen auch die Formentwicklung des Geschirrs. Zugleich verlan- 120 gen neue Nahrungs- und insbesondere Genussmittel nach neuen Gefässtypen mit spezifischen Eigenschaften. Mit der rasch steigenden Beliebtheit der Heissgetränke Tee, Kaffee und Schokolade werden neue Trinkgefässe eingeführt, da die traditionellen Gläser der Hitze nicht standhalten. Henkellose Trinkschälchen (Koppchen) mit Untertassen und später Henkeltassen aus Fayence, Porzellan oder Steingut halten Einzug im modernen Haushalt (120–122). Diese jüngsten Entwicklungen fassen wir allerdings im Bürgerasyl nur noch am Rande. 236
121 122
63
Kat. 324
Kat. 73 Kat. 491 Kat. 98
Kat. 97 Kat. 579
Kat. 544
64
II. Fundmaterial
Keramik, Glas und Metallfunde Valentin Homberger
Zusammenfassung In diesem Kapitel werden die Keramik-, Glasund Metallfunde aus dem Bürgerasyl behandelt. Im Vordergrund steht dabei die Vorlage der Funde.237 Abgesehen von wenigen älteren Objekten, deckt das Fundmaterial die Zeitspanne vom späten 13. bis ins 18./frühe 19. Jahrhundert ab, wobei das späte 13./14. Jahrhundert sowie das späte 17./18. Jahrhundert besser vertreten sind. Die grösste Fundgruppe bildet die Keramik. Der Gefäss- und Ofenkeramik galt dabei das Hauptaugenmerk. Vorerst unberücksichtigt blieb die Baukeramik.238 Das Ziel, die Keramik des Bürgerasyls anhand der Stratigraphie, der dendrodatierten Gruben (G2, G18, G24, Str.3) und einer computergestützten Seriation möglichst aus sich heraus in eine zeitliche Abfolge zu bringen, scheiterte zunächst an der zu kleinen Datenbasis. Erst nachdem in Zusammenarbeit mit K. Zubler der Datenstamm mit geeigneten Fundkomplexen aus der Stadt Schaffhausen erweitert werden konnte, waren aussagekräftigere Resultate möglich (vgl. oben S. 52f. und unten S. 229f.). Unabhängig von formalen Aspekten wurde die Gefässkeramik nach Magerung und Brand in Materialgruppen gegliedert (vgl. S. 67ff.). Demnach scheinen in Stein am Rhein seit dem späten 13. Jahrhundert immer äusserlich orange/rot gebrannte Gefässe vorgeherrscht zu haben. Im späten 13. und in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts sind Scherben mit orange/roter Aussen- und Innenhaut über einem grauen Kern häufig (Gruppe E). Sie werden später zunehmend durch durchgehend rot gebrannte Waren ersetzt. Ab dem 15. Jahrhundert treten vermehrt orange, beige, fein
gemagerte Scherben auf, die ab der Neuzeit zur dominierenden Gruppe werden (Gruppe K/L). Ein Vorgang der zweifellos mit der gleichzeitigen Zunahme von feintonigen Schüssel- und Tellerformen zu Lasten des grob gemagerten Kochgeschirrs zusammenhängt. Die Oberflächenbehandlungen der Keramik wurden gesondert betrachtet. Glasuren treten demnach im Bürgerasyl sicher seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert auf. Erwähnenswert ist das Auftreten der fortschrittlicheren Glasurtechnik mit Grundengobe bereits in einem Befund der 1. Hälfte oder Mitte des 14. Jahrhunderts (G9). Eine Spezialität des Bodenseeraums scheinen die roten Engobenüberzüge zu sein, die mehrheitlich an Schankgefässen des späten 13. und der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts erscheinen.
Abb. 123: Auswahl gut erhaltener Keramik und Glasgefässe aus der Grabung Stein am RheinBürgerasyl.
Insgesamt zeigt die Gefäss- und Ofenkeramik ein geläufiges Spektrum, wie man es auch von anderen ähnlichen Fundstellen des Mittelalters und der Neuzeit kennt. Insbesondere in den älteren Schichten des 13./14. Jahrhunderts deuten einige besondere Gefässe (vgl. Aquamanilien) auf einigen Wohlstand im damaligen Umfeld des Bürger asyls. Die Gläser bewegen sich in demselben zeitlichen Rahmen wie die Keramik. Es ergaben sich keine neuen Datierungsansätze einzelner Glasfor men.239 Es konnten anhand der Keramik-, Eisen- oder Glasfunde keine speziellen Tätigkeiten oder Betriebe sicher nachgewiesen werden. Der Grossteil dürfte sekundär als Abfall in die Gruben bzw. Schichten gelangt sein.240
65
Keramik Technologische Aspekte und Warenarten Keramische Erzeugnisse ändern sich im Laufe der Zeit nicht nur in ihrer Form, sondern auch in der Machart und Materialzusammensetzung. Dabei spielen insbesondere auch regionale Unterschiede eine wichtige Rolle. So wirken sich etwa die physikalischen Eigenschaften von Tonlagern verständlicherweise unmittelbar auf die ansässige Keramikproduktion aus. Jede «Keramikregion» kann daher ihre keramischen Eigenheiten aufweisen. Um dieser Regionalität Rechnung zu tragen, kann es sinnvoll sein, je nach Gebiet und Forschungsstand, eine Neudefinition von Keramikarten vorzunehmen, auch wenn dadurch die Vergleichbarkeit mit anderen Stationen erschwert wird. Grundsätzlich lassen sich vier Hauptgruppen von Keramik unterscheiden:241 Nachgedrehte Irdenware, scheibengedrehte Irdenware, Fayence,242 Steinzeug, Steingut und Porzellan.243
1. Irdenware Unter Irdenware wird eine mehr oder weniger poröse Keramik verstanden, die bei relativ niedrigen Temperaturen (700–1100°C) gebrannt wurde. Die natürlichen Tone, die zur Herstellung verwendet werden, können mit Zuschlägen (Magerung) in ihren Eigenschaften modifiziert werden. Durch verschiedene Brenntechniken und Oberflächenbehandlungen bzw. Überzüge kann das Erscheinungsbild der Irdenwaren erheblich variieren. Die gebrannte Irdenware bleibt, als entscheidendes Charakteristikum, wasserdurchlässig bzw. wassersaugend, es sei denn, die Oberfläche wurde mit einem abdichtenden Überzug versehen.244 Die Irdenware lässt sich herstellungstechnisch in zwei grosse Gruppen unterteilen: nachgedrehte und scheibengedrehte Waren.
1.1. Nachgedrehte Waren Abb. 124: Keramischer Topfboden mit Quellrand (Kat. 594). Abb. 125: Keramischer Topfboden mit stark abgeriebenem, erhabenem Bodenzeichen, ursprünglich wohl als symmetrisches Radkreuz zu ergänzen (KASH 62782).
66
Darunter werden keramische Erzeugnisse verstanden, die mittels aufeinander geschichteter Tonwülste von Hand aufgebaut und anschliessend auf einer langsamen, nicht konstant drehenden (Hand-)Töpferscheibe überdreht wurden. Diese Arbeitsweise lässt sich mitunter an unsauber verstrichenen Tonwülsten ausmachen. Vielfach kann die fein überarbeitete nachgedrehte Ware jedoch nur schlecht oder gar nicht von schei-
bengedrehten Gefässen unterschieden werden, insbesondere bei kleinen Scherben.245 Als weiteres Merkmal gelten sog. Quellränder an Gefässböden (Kat. 290, Abb. 124).246 Schliesslich werden reliefartig erhabene Bodenzeichen auf der Bodenunterseite, etwa in Form von Kreuzen oder Radkreuzen, als Merkmal von handgewülsteten Gefässen gesehen. Sie gelten als charakteristisch für das 11. und 12. Jahrhundert.247 Im Bürgerasyl ist lediglich ein stark abgeriebenes Bodenzeichen vorhanden (Abb. 125).248 Insgesamt konnte die Gruppe nur vereinzelt sicher nachgewiesen werden.249 Auf ihre weitere Untergliederung wurde verzichtet. In der Art der Magerung entsprechen sie den grob bis mittel gemagerten Materialgruppen der scheibengedrehten Waren (Gruppe A–J). Die Scherbenfarben der «nachgedrehten Waren» sind dagegen wenig einheitlich. Oft lassen sich ineinander übergehende Zonen von mehrheitlich grauen bis schwarzen, teilweise auch braun bis roten Farbtönen beobachten. Dass sich die Farbe bei den «nachgedrehten Waren» als Ordnungskriterium wenig eignet, wurde andernorts schon festgestellt.250 In der Hochrheinregion bleiben die «nachgedrehten Waren» bis ins 12. Jahrhundert dominant, bevor sie allmählich durch scheibengedrehte Gefässe verdrängt werden.251 Nach der Mitte des 13. Jahrhunderts ist vielerorts die scheibengedrehte Keramik vorherrschend.252
1.2. Scheibengedrehte Waren Die überwiegende Mehrheit der Keramik vom Bürgerasyl ist scheibengedreht, wurde somit auf einer konstant und schnell rotierenden (Fuss-) Töpferscheibe frei hochgezogen.253 Als Merkmal für scheibengedrehte Gefässe gelten etwa Abschneid- oder Schlingenspuren auf der Bodenunterseite (Kat. 491, 530).254 Unter dem Überbegriff scheibengedrehte Waren lassen sich verschiede Keramikgruppen feststellen. Die Scherben unterscheiden sich in ihrer Materialzusammensetzung (Magerung), Farbe bzw. Brenntechnik, der Oberflächenbehandlung oder der Verzierungsart zum Teil beträchtlich. Für die Gefässkeramik soll mit der Definition von Materialgruppen versucht werden, die «scheibengedrehten Waren» nach Magerungen und Färbungen weiter zu differenzieren.255 Die Ober flächenbehandlungen und Verzierungen werden separat betrachtet.
Materialgruppen der scheibengedrehten Gefässkeramik (Abb. 126 und 127) Bei der Gliederung wurden als Unterscheidungskriterien die Magerung nach ihrer Zusammensetzung, Menge und Korngrösse sowie die Färbung der Scherben, aufgeschlüsselt nach Aussenmantel, Kern und Innenmantel (A/K/I), einbezogen. Die Bestimmung der Magerung erfolgte makroskopisch, von Auge und mit der Lupe, jeweils am frischen Bruch. Es wurden keine Analysen vorgenommen. Für die Beschreibung der Magerungsbestandteile wurde die Terminologie und Klassifizierung der Arbeitsgruppe Archäometrie verwendet.256 Bei der Ansprache der Farben kam keine handelsübliche Farbtafel zum Einsatz. Stattdessen wurde ein Katalog von Farbtönen neu erstellt, mit einzelnen Scherben als «farbliche Prototypen». Gleiche und ähnlich gefärbte Scherben wurden diesen Gruppen zugewiesen, abweichende Exemplare bildeten, bei mehrfachem Auftreten, eine neue Gruppe. Die Farbangaben stehen somit stellvertretend für einen Bereich von ähnlichen Farbtönen. Um den Kriterienkatalog nicht zu überladen,257 wurden die Oberflächenbehandlungen und Überzüge nicht in die Definition der Materialgruppen miteinbezogen,258 sondern gesondert betrachtet. Dies auch deshalb, weil gemäss Magerung und Färbung gleichartige Scherben durchaus verschiedene Oberflächenbehandlungen aufweisen können. Ziel war es, die Materialgruppen nach ihrem Auftreten in eine relative Abfolge zu bringen und – wenn möglich, über die absolut datierten Fundkomplexe (Dendrodaten) bzw. allenfalls über die auf gefässtypo-
logischem Weg gewonnenen Schichtdatierungen – deren zeitliche Schwerpunkte herauszuarbeiten.259 Hinsichtlich der Magerung ist die scheibengedrehte Gefässkeramik vom Bürgerasyl relativ einheitlich. Die Materialgruppen A–J sind recht grob und stark gemagert, die Gruppen K–M eher fein und nur leicht gemagert. Als Magerung liessen sich Quarz und Glimmer nachweisen.260 In einigen Fällen konnte ein Zuschlag von Schamotte261 ausgemacht werden.262 Der Kalk263 wurde mit verdünnter Salzsäure (HCl 15%) jeweils am frischen Bruch nachgewiesen. Nur in Einzelfällen liessen sich Kalkkörner von blossem Auge erkennen.264 Die Anteile der kalkhaltigen Scherben sind in den einzelnen Materialgruppen sehr unterschiedlich (Abb. 128).265 Spezielle Magerungszuschläge liessen sich nicht feststellen.266 Bezüglich der Färbung der Scherben finden sich zwei Grundprinzipien: Die Materialgruppen A–D und K–M sind durchgehend gleich gefärbt, bei den Gruppen E–J dagegen weisen Aussen- bzw. Innenmantel eine andere Färbung auf als der Kern. Für die Färbung der gebrannten Keramik ist unter anderem das Eisen im Ton ausschlaggebend. Beim oxidierenden Brand (mit Sauerstoffzufuhr) ergeben sich in der Regel rote bis orange Farbtöne, beim reduzierenden Brand (unter Sauerstoff-Mangel) dagegen meist graue bis schwarze. Da ein Herleiten der ursprünglichen Brennatmosphäre allein anhand der Färbung des gebrannten Scherbens nicht unproblematisch ist, wurde bei der Beschreibung auf Begriffe wie «oxidierend» oder «reduzierend» verzichtet.267 Nach Magerung und Färbung wurden 12 Gruppen unterschieden (Abb. 126 und 127). Die zusätzliche Unterteilung in 1 und 2 bezieht sich lediglich auf den Nachweis von Kalk (1 = nicht kalkhaltig; 2 = kalkhaltig); ansonsten stimmen die Untergruppen überein. Rund 80% der Ge fässkeramik liessen sich einer Materialgruppe zuweisen. Im Diagramm Abb. 128 sind die mengenmässigen Anteile der verschiedenen Materialgruppen aufgetragen. Die grösste Menge nimmt die Gruppe E (rund 20%), gefolgt von A (rund 12%), K (9%) und B (8%) ein. Alle anderen bleiben unter 7%. Das Diagramm Abb. 129 zeigt die prozentualen Anteile der einzelnen Materialgruppen in den fundreichsten Schichten (n > _ 100) sowie den Gruben G2.3/4, G24.1–5 und G20 (Tab. 2).268
67
Materialgruppen der Gefässkeramik269 (Abb. 126−129, vgl. Tab. 2) Gruppe A/B: Die Gruppen A und B unterscheiden sich lediglich leicht in den Farbtönen (orange/rot bzw. orange/braun). Die Übergänge sind jedoch fliessend, so dass sie zusammengefasst betrachtet werden können. Gruppe A/B ist in den älteren dendrodatierten Gruben (Str.3, G24) und fundreichen Schichten nicht oder nur schwach vertreten, nimmt dann aber allmählich zu. In der jüngeren Schicht S1 machen sie zusammen über 40% aus. Voraussetzung für die durchgehend orangerote bzw. orangebraune Keramik dürfte eine gut kontrollierte Brandführung sein. Vereinzelt schon im späteren 13. Jahrhundert, erscheint sie ab dem 14. Jahrhundert regelmässig. Sie dürfte bis zu einem gewissen Grad die «gemantelte» Keramik (Gruppe E/F) abgelöst haben, wird dann aber von der feineren Keramik K/L verdrängt. In den jüngsten Gruben des 17./18. Jahrhunderts (Gruben G2, G19, G20) findet sie sich, wenn überhaupt, nur mehr in Einzelstücken. Gruppe C/D: Sie entspricht weitgehend der Gruppe A/B, ist aber grau bzw. schwarz gefärbt. Die durchwegs geringen Anteile von C.1/2 und D.1 lassen keine klare Entwicklung erkennen. Sie finden sich etwa in den älteren dendrodatierten Gruben (vgl. G24; t.p.q. d 1273), kommen dagegen in der Grube G2 des 17./18. Jahrhunderts nicht mehr vor (t.p.q. 1595). D.2 findet sich immer nur als Einzelstücke. Zusammenfassend kann wohl gesagt Abb. 126: Materialgruppen A–M. Angegeben sind die Korngrössen der Magerung, die Menge bzw. Dichte der Magerung, die Färbung des Scherbens aufgeschlüsselt nach Aussenseite, Kern und Innenseite (A-K-I) sowie der Nachweis von Kalk.
68
werden, dass die graue bzw. schwarze Keramik im späten 13. und 14. Jahrhundert immer nur mit wenigen Stücken erscheint. Spätestens ab dem 16./17. Jahrhundert war sie kaum mehr gebräuchlich.270 Gruppe E: Kennzeichen ist eine orange/rot gefärbte Aussen- und Innenhaut über einem grauen Kern. Das Erscheinungsbild ist derart häufig und gleichförmig, dass es sich nicht um ein vereinzeltes Zufallsprodukt handeln kann.271 Das Phänomen der «gemantelten» Keramik wurde schon verschiedentlich festgestellt.272 Es tritt auch bei den älteren «nachgedrehten Waren» auf.273 Im Bürgerasyl ist der Anteil der «gemantelten» Keramik erstaunlich hoch. Zusammengenommen besitzen die Gruppen E.1 und E.2 in den älteren, fundreichen Schichten Werte bis zu 50%.274 In der jüngeren Schicht S1 bricht ihr Anteil mit rund 2% aber stark ein. In der älteren dendrodatierten Grube G24 (t.p.q. 1273) ist die Gruppe E mehrfach belegt, findet sich dagegen in der Grube G2.3/4 (t.p.q. 1595) nicht mehr. Zusammenfassend bleibt eine erstaunliche Häufigkeit der Gruppe E im späteren 13. und in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts festzuhalten. Danach geht ihr Anteil stark zurück. Es ist zu vermuten, dass sie nach dem 14. Jahrhundert kaum noch produziert wurde. Die äusserlich orangerote Keramik dürfte zumindest teilweise durch die äusserlich gleichartige Gruppe A/B abgelöst worden sein. An anderen Fundplätzen scheinen sich ähnliche Laufzeiten dieser Keramikart abzuzeichnen, mit einem Schwerpunkt im 13./14. Jahrhundert.275
Materialgruppe
Korngrösse
Menge/Dichte
Färbung A-K-I
Kalk
A.1
grob – mittel
mittel – sehr viel
durchgehend orange/rot bis rot
nein
A.2
grob – mittel
mittel – sehr viel
durchgehend orange/rot bis rot
ja
B.1
grob – mittel
mittel – sehr viel
durchgehend orange/braun
nein
B.2
grob – mittel
mittel – sehr viel
durchgehend orange/braun
ja
C.1
grob – mittel
mittel – sehr viel
durchgehend grau
nein
C.2
grob – mittel
mittel – sehr viel
durchgehend grau
ja
D.1
grob – mittel
mittel – sehr viel
durchgehend schwarz
nein
D.2
grob – mittel
mittel – sehr viel
durchgehend schwarz
ja
E.1
grob – mittel
mittel – sehr viel
orange - grau - orange
nein
E.2
grob – mittel
mittel – sehr viel
orange - grau - orange
ja
F.1
grob – mittel
mittel – sehr viel
orange - beige - orange
nein
F.2
grob – mittel
mittel – sehr viel
orange - beige - orange
ja
G.1
grob – mittel
mittel – sehr viel
orange - grau - grau
nein
G.2
grob – mittel
mittel – sehr viel
orange - grau - grau
ja
H.1
grob – mittel
mittel – sehr viel
schwarz - grau - schwarz
nein
H.2
grob – mittel
mittel – sehr viel
schwarz - grau - schwarz
ja
J.1
grob – mittel
mittel – sehr viel
schwarz - grau - grau
nein
K.1
mittel – sehr fein
wenig – viel
durchgehend orange/beige
nein
K.2
mittel – sehr fein
wenig – viel
durchgehend orange/beige
ja
L.1
mittel – sehr fein
wenig – viel
durchgehend beige
nein
L.2
mittel – sehr fein
wenig – viel
durchgehend beige
ja
M.1
mittel – fein
wenig – viel
durchgehend grau
nein
M.2
mittel – fein
wenig – viel
durchgehend grau
ja
Gruppe F: Sie ähnelt Gruppe E. Die zweifarbige Bänderung (orange–beige–orange) ist jedoch weniger ausgeprägt. Die Gruppe erreicht nie mehr als rund 9%.276 Auffallend häufig sind die Gefässe aussen rot engobiert. Die zeitliche Streuung deckt sich in etwa mit jener der Gruppe E. Gruppe G: Die Stücke sind uneinheitlich gefärbt. Der innere oder äussere Mantel zeigt jeweils eine andere Färbung als der übrige Scherben. In vielen Fällen scheint es sich bei den Farbverschiebungen um unbeabsichtigte «Unfälle» zu handeln, indem etwa eine abdichtende Glasur zu einer anderen Färbung der Haut führte. Die Gruppe wirkt wenig geschlossen. Eine klare Entwicklung ist nicht erkennbar. Tendenziell scheint die Gruppe in den älteren Strukturen etwas häufiger zu sein. In den Gruben des 17./18. Jahrhunderts fehlt sie praktisch vollständig.277 Gruppe H/J: Die Scherbenkerne sind grau, während der Aussen- und Innenmantel (Gruppe H), oder nur der Aussenmantel (Gruppe J) schwarz ist. Häufig ist die schwarze Färbung verbunden mit einer Glättung/Polierung der Keramikhaut. Ausser in der Schicht S1, wo insbesondere die Gruppe J.1 erstaunlich hohe Anteile besitzt (rund 17%), erreichen sie in den fundreichen Schichten nie mehr als rund 2%. Eine Entwicklung ist insofern schwer abzulesen. Beispiele der Gruppe H.1 finden sich bereits in den älteren Gruben (Str.3, G24). In der jüngeren Schicht S1 sind noch alle drei Gruppen vertreten.278 In den jüngsten Gruben des 17./18. Jahrhunderts finden sie sich dagegen nicht mehr.
Gruppe K/L:279 Durch ihre feine Magerung unterscheidet sie sich klar von den bisherigen Gruppen. Die Scherben wirken dichter. Die Färbungen (K: orange/beige; L: beige) sind durchgehend und einheitlich. Abgesehen von der Färbung sind die Gruppen K und L gleichartig. In der Stratigraphie der fundreichen Schichten treten sie erstmals in S1 in Erscheinung.280 Sie scheinen erst im Laufe des 15. Jahrhunderts häufiger aufzutreten. In den jüngsten Gruben des 17./18. Jahrhunderts (G2, G8, G19, G20) sind sie dann absolut vorherrschend. Andere Gruppen sind höchstens noch als Einzelstücke vertreten. Innerhalb der Gruppen überwiegen die Varianten mit Kalk teilweise sehr deutlich.281 Gruppe M: Sie zeichnet sich durch fein gemagerte, dichte Scherben aus, die eine graue Färbung zeigen. Die Keramikart tritt immer nur mit wenigen Exemplaren auf, so dass keine klare Entwicklung erkennbar ist. Die ältesten Stücke stammen aus der Grube G9, die jüngsten aus den Schichten S1 und S0. In den älteren dendrodatierten Gruben (Str.3, G24) ist die Gruppe nicht belegt, in der jüngeren Grubenschicht G2.1 nur einmal. NACH-A–M: Mit dem Präfix «NACH» wurden die Scherben gekennzeichnet, die aufgrund ihrer Machart zu den «nachgedrehten» Waren gerechnet wurden, sich nach der Magerung und Färbung aber einer Materialgruppe zuweisen liessen. Ausser in der Schicht S6 mit rund 5% bleibt ihr Anteil in den fundreichen Schichten immer unter 3%. In jüngeren Befunden (etwa S1 oder G20) sind sie nicht nachgewiesen.
A
B
C
D
E
F
G
H
J
K
L
M
Abb. 127: Beispiele derMaterialgruppen A–M. Dokumentiert wurde jeweils eine frische Bruchkante. Die Oberflächenbehandlung (glasiert, engobiert e.ä.) des äusseren bzw. inneren Gefässmantels wurde in die Definition der Materialgruppen nicht einbezogen.
69
Abb. 128: Mengenmässige Verteilung der Gefässkeramik auf die verschiedenen Materialgruppen (hellgrau = ohne Kalk, dunkelgrau = mit Kalk, schwarz = unbestimmt). Abb. 129: Prozentuale Anteile der Materialgruppen in verschiedenen Schichten/Gruben (nur Gefässkeramik, anpassende Fragmente zusammengenommen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass im Bürgerasyl seit dem späteren 13. Jahrhundert Gefässkeramik mit einer äusserlich orangeroten bis orangebraunen Färbung vorherrscht. Im späten 13. und in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts stellen Scherben mit roter Aussen- und Innenhaut sowie grauem Kern die Hauptmasse (Gruppe E). Seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert verliert diese Ware ihre Bedeutung. An ihre Stelle treten zum einen die ebenfalls grob gemagerten, aber durchgehend orangerot bis braun gefärbten Materialgruppen A/B, deren Anteile seit dem späten 13. und 14. Jahrhundert stetig leicht zugenommen haben, zum anderen eine wohl im Laufe des 15. Jahrhunderts vermehrt auftretende feine Keramik mit hellem, durchgehend orange oder beige gefärbtem Scherben (Gruppe K/L). In den jüngsten Gruben des 17. und 18. Jahrhunderts überwiegen
die Gruppen K und L sehr deutlich. Das zunehmende bzw. praktisch vollständige Ausbleiben von grob gemagerten Scherben in den jüngeren Komplexen zeigt wohl auch eine geänderte Nutzung der Keramikgefässe. In der Neuzeit nehmen flache Gefässformen zu Lasten der Hochformen immer mehr zu. Die Gruppen K und L finden sich folglich häufig bei Formen wie Schüsseln. Die Materialgruppen A und B umfassen dagegen alle möglichen Formen (Töpfe, Dreibeintöpfe, Pfannen, Schüsseln). Der Zuschlag von kristalliner Magerung dürfte insbesondere auch für die Feuerfestigkeit von Kochgeschirr Bedeutung gehabt haben. Da Schüsseln und Teller gemeinhin nicht dafür Verwendung fanden, wurde für sie in der Neuzeit vermehrt auf die grobe Magerung verzichtet, zugunsten eines feineren Tones.
100% A Total B Total 80%
C Total D Total E Total
60%
F Total G Total H Total J.1
40%
K Total L Total M Total
20%
NACH A-M indet 0% S5b 70
G24.1–5
S4c
S5a
S1
G2.3/4
G20 Total
100%
80% Total: unbehandelt Total: andere 60% Total: geglättet/poliert Total: engobiert 40%
Total: aussen bzw. innen glasiert oder über Engobe glasiert Total: glasiert
20%
0% S5b
Total: über Engobe glasiert
G24.1–5
S4c
S5a
S1
G2.3/4
G20 Total
Oberflächenbehandlungen und Überzüge Im Bürgerasyl lassen sich v. a. folgende Arten feststellen: unbehandelte Oberflächen, geglättete/ polierte Oberflächen, rote Engobenüberzüge, Glasuren und Glasuren über Grundengoben (Abb. 130 und Tab. 3).282
fässe auch im 15. und teilweise vielleicht im 16. Jahrhundert noch geläufig sind. Regelmässig tauchen Glättungen an grauen, henkellosen Schüsseln mit markant profilierten Rändern auf (Kat. 14, 390).287
Geglättete/Polierte Oberflächen
Rot engobierte Oberflächen
Mehrere Scherben zeigen eine glatte, schwarze, teilweise metallisch glänzende Oberfläche (Abb. 131).283 Möglicherweise ist dies das Re sultat eines Verfahrens, wie es auch in der moder nen Töpferei noch angewandt wird.284 Dazu wird die Gefässoberfläche vor dem Brand geglättet/poliert und anschliessend in stark rauchendem Feuer gebrannt (Reduktionsbrand), wobei sich auf der Gefässwandung eine feine Russschicht ablagert. Diese «Haut» wirkte nicht nur als Zier, sondern scheint auch die Wasserdurchlässigkeit des Scherbens zu verringern.285 Geglättete/polierte Oberflächen erscheinen bereits in älteren Gruben (Str.3 und G24; t.p.q. 1226 bzw. 1273) und Schichten (S4c, S5a). Grössere Anteile liegen aus der Schicht S1 vor (rund 22%). In der jüngsten dendrodatierten Grube G2 (t.p.q. 1595) fehlen sie dagegen. Für die Nordwestschweiz tauchen geglättete Oberflächen vor allem in der 2. Hälfte des 13. und der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts auf. Sie gehen dann allmählich wieder zurück und finden sich im 15. Jahrhundert nur mehr vereinzelt.286 Anders scheint die Situation in der Nordostschweiz zu sein, wo geglättete Ge-
Eine Engobe ist ein sehr fein geschlämmter Tonschlick, der vor dem Brand auf das Gefäss aufgebracht wird, durch Eintauchen, mit einem Schwamm, Pinsel oder ähnlichem (vgl. auch Malhorn). Durch die feinere Konsistenz und die meist etwas andere Tonzusammensetzung hebt sich die Engobe nach dem Brand farblich vom darunterliegenden Scherben ab. Alle hier beschriebenen Engobenüberzüge sind im Brand nicht gesintert und bleiben daher wasserdurchläs-
Abb. 130: Prozentuale Anteile der Oberflächenbehandlungen in verschiedenen Schichten/Gruben (nur Gefässkeramik, anpassende Fragmente zusammengenommen, vgl. Anm. 258 und Tab. 3).
Abb. 131: Scherben mit geglätteter Oberfläche (Kat. 14).
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Glasuren auf Keramik
Abb. 132: Scherben mit rot engobierter Oberfläche (KASH 62037).
sig. Im Steiner Material finden sich rote, braune und weisse Engoben, die beiden letzteren jedoch nur als Unterlage zu Glasuren.288 Häufig sind rote Engobenüberzüge (Abb. 132).289 Anscheinend wurden diese in der Regel eher als Zierelement verwendet, worauf auch der Umstand deutet, dass praktisch alle betreffenden Gefässe nur auf der Aussenseite engobiert wurden.290 Die Verbreitung der rot engobierten Keramik weist diese als eine Spezialität des Bodenseeraumes aus, mit einem wichtigen Zentrum um Konstanz.291 Erstaunlicherweise ist diese Keramikgattung im wenig westlich von Stein am Rhein gelegenen Schaffhausen nur mehr vereinzelt belegt.292 Für Konstanz wird der zeitliche Schwerpunkt allgemein in die 2. Hälfte des 13. und die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts gelegt.293 Schon in den folgenden Jahrzehnten kommt sie allmählich wieder aus der Mode.294 Im Steiner Material finden sich rot engobierte Scherben bereits im späteren 13. Jahrhundert, in den dendrodatierten Gruben (Str.3 und G24). Von den fundreichen Schichten zeigen S4c (19%) und S5a (17%) die höchsten Anteile (Abb. 130). Die Schicht S1 besitzt dagegen gerade noch zwei rot engobierte Fragmente. In der jüngsten dendrodatierten Grube G2 (t.p.q. 1595) ist die Gattung nicht belegt.
Glasuren (Abb. 133) Die Glasur ist eine harte, zumeist transparente, glasartige Masse, die den Keramikscherben als dünne Schicht überzieht. Glasuren bestehen aus mehreren Substanzen, die bei hohen Temperaturen auf die Keramik aufgeschmolzen werden.295 Sie dienen nicht nur als Zierelement, sondern dichten den porösen Scherben auch ab und machen ihn wasserundurchlässig. Die glatte Oberfläche der Glasur erleichtert zudem die Reinigung und Pflege der Gefässe. 72
Grundlegender Rohstoff bei der Glasurherstellung ist Quarz (SiO2), der als Glasbildner wirkt. Um den hohen Schmelzpunkt von Quarz zu senken, wurde für die Glasuren des 13. bis 17. Jahrhunderts in aller Regel Bleioxid verwendet (Bleiglasuren).296 Bleioxid ist ein effektives Flussmittel, in dem sich zudem die metallenen Glasurfärbungsmittel gut lösen, was zu schönen und satten Farbtönen führt. Der grosse Nachteil ist die Giftigkeit von Blei. Schädlich sind dabei nicht nur die Rohstoffe (Bleidämpfe), sondern auch die Bleiglasuren selbst. Schwache Säuren (Frucht-, Essigsäure, Milch) können das Blei teilweise aus der Glasur herauslösen, welches dann über die Nahrung aufgenommen wird.297 Die toxische Wirkung von Bleiglasuren dürfte lange Zeit nicht bekannt gewesen sein.298 Zunächst werden die zu glasierenden Gefässe bei niedriger Temperatur vorgebrannt (Schrühbrand, ca. 900°C).299 Die fein zermahlenen Glasurrohstoffe werden nun mit Wasser zu einem Brei angerührt, der auf das Gefäss aufgetragen wird (Eintauchen, Ausschwenken),300 oder das Glasurpulver wird direkt auf den angefeuchteten Scherben gegeben. Danach kommen die Gefässe ein zweites Mal in den Ofen, wobei die Glasur aufgeschmolzen wird (Glattbrand, ca. 1000°C). Alternativ kann die Glasurmasse auch auf den nur luftgetrockneten Scherben aufgebracht werden. Dabei wird nur ein Brand benötigt, die Qualität wird allerdings schlechter und der Scherben bleibt oft schwach gebrannt.301 Zumindest für die neuzeitlichen Scherben darf wohl, aufgrund ihrer einheitlichen Erscheinung, von zwei Bränden ausgegangen werden. Ohne Färbemittel erscheint die Bleiglasur farblos, transparent, weist aber durch Verunreinigungen (Eisen) häufig einen leichten Gelbstich auf. Unter der farblosen Glasur wirkt die Eigenfarbe der Scherbenoberfläche etwas abgedunkelt. Je nachdem ergeben sich rotbraune bis honigbraune Farbtöne. Insbesondere durch die Beigabe bestimmter Metalloxide, lassen sich verschiedene Glasurfarben erzeugen. So bewirken in Bleiglasuren Kupferoxid etwa grüne, Eisenoxid gelbe bis braune und Manganoxid (Braunstein) dunkelbraune bis dunkelviolette Farbtöne.302 Als wichtiger Aspekt der technologischen Entwicklung können die Glasurfarben auch ein Hinweis auf die zeitliche Stellung eines Gefässes sein.303
a
b
c
d
e
f
g
h
Abb. 133: Beispiele der Glasurfarben: a farblose Glasur. b farblose Glasur über roter Engobe. c olivgrüne Glasur. d olivgelbe Glasur über weisser Engobe. e dunkelgrüne Glasur über weisser Engobe. f hellgrüne Glasur über weisser Engobe. g gelbe Glasur über weisser Engobe. h dunkelbraun/schwarze Glasur.
Abb. 134 (links): Scherben mit dunkelgrüner Glasur über einer weissen Grundengobe (KASH 63164). Abb. 135 (rechts): Scherben mit einer farblosen Glasur über einer roten Grundengobe (KASH 63018).
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Abb. 136: Prozentuale Anteile der Glasurfarben, Engoben und Glättungen in verschiedenen Schichten/Gruben (nur Gefässkeramik, anpassende Frag mente zusammengenommen. Gefässinnen- bzw. Gefässaussenseiten wurden separat erfasst; vgl. Anm. 312 und Tab. 3).
Die frühesten Belege für Glasuren auf mittelalterlicher Geschirrkeramik werden allgemein in die Mitte und 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert.304 Zu Beginn dient die Glasur wohl vor allem als Dekoration (z.B. Kat. 584). Im Bürgerasyl finden sich glasierte Scherben bereits vereinzelt in den älteren Schichten S5b und S4c.305 Dagegen fehlen sie in den ältesten dendrodatierten Gruben G24 (t.p.q. 1273) und Str.3 (t.p.q. 1226). In den jüngeren, fundreichen Schichten nehmen die Anteile der glasierten Gefässkeramik allmählich zu: rund 9% in S5a und bereits 30% in der Schicht S1 (Abb. 130 und Tab. 3).306 Bei der jüngeren Glasiertechnik mit Grundengobe wird das Gefäss zunächst mit einer meist hellen Engobe überzogen und erst in einem zweiten Arbeitsschritt mit einer Glasur belegt (Abb. 134).307 Durch die helle Grundengobe wirken die Glasurfarben leuchtender und brillanter. Allgemein tritt diese neue Technik bei der Geschirrkeramik ab dem 15. Jahrhundert vermehrt auf.308 Frühe Beispiele aus der Nordwestschweiz datieren in die 1. Hälfte und die Mitte des 14. Jahrhunderts.309 Kat. 93 kann ebenfalls als früher Beleg dieser fortschrittlichen Glasurtechnik gewertet werden. Das Schälchen zeigt auf seiner Aussenseite eine grüne Glasur über einer weissen Grundengobe und dürfte nach den vergesellschafteten Gefässformen in die 1. Hälfte oder die Mitte des 14. Jahrhunderts gehören. Regelmässig treten Glasuren mit Grundengoben im Bürger asyl erst in den jüngeren Schichten und Gruben auf (S1–3 und ab G1, G5/6). Die Anteile der of-
fensichtlich zunehmend beliebten Glasurtechnik werden im Laufe der Zeit grösser. Sind in der Schicht S1 erst rund 12% der Gefässe glasiert und engobiert, so machen sie in den jüngsten dendrodatierten Grubenschichten G2.3/4 (t.p.q. 1595) bereits über 70% aus (Abb. 130).310 Hier finden sich nun auch verschiedenste Kombinationen von Glasuren: beidseitig über Engobe glasiert, nur einseitig über Engobe glasiert und die andere Seite unbehandelt, oder einfach glasiert; des weiteren auch beidseitig oder nur einseitig einfach glasierte Stücke. Neben den weissen treten regelmässig auch rote Grundengoben auf (Abb. 135). Sie werden häufig mit farblosen Glasuren verbunden und scheinen sich in etwa parallel mit den weissen Grundengoben zu entwickeln.311 Die Entwicklung der Glasurfarben bei der Gefässkeramik in den fundreichen Schichten und den Gruben G2.3/4, G20, G24.1–5 wurde in Abb. 136 aufgetragen (Tab. 3).312 Bis zu den Schichten S5a sind ausschliesslich olivgrüne Glasuren (ohne Grundengoben) belegt. Vereinzelt finden sich diese Glasurfarben auch noch in den jüngeren Komplexen (etwa G2, t.p.q. 1595).313 Farblose Glasuren dagegen, die etwa in Basel ebenfalls schon in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts erscheinen,314 tauchen im Bürgerasyl erstmals in der Grube G9 auf, die nach dem Typenspektrum in die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts gehören dürfte. Wirklich geläufig wird die farblose Glasur erst in den neuzeitlichen Befunden. Ebenfalls in der
100%
unbehandelt 80%
Gs mehrfarbig Gs braun/schwarz Gs hellbraun Gs gelb
60%
Gs farblos Gs dunkelgrün Gs hellgrün 40%
Gs olivgrün Gs olivgelb Engobe rot Glättung/Polierung
20%
indet andere 0% S5b
74
G24.1–5
S4c
S5a
S1
G2.3/4
G20 Total
Grube G9 tritt erstmals die praktisch immer mit einer weissen Grundengobe verbundene, dunkelgrüne Glasurfarbe in Erscheinung (Kat. 93).315 Regelmässig vertreten sind die dunkelgrünen Glasuren erst ab der Neuzeit.316 Andere Glasurfarben wie Hellgrün oder Gelb sind im Bürger asyl gegenüber den olivgrünen, dunkelgrünen und farblosen Glasuren vergleichsweise bescheiden vertreten. Sie sind in aller Regel mit Grundengoben verbunden.317 Eine letzte wichtige Gruppe sind dunkelbraune bis fast schwarze Glasuren, teilweise mit einer dunkelvioletten Tönung.318 Sie werden in der Regel als eine Erscheinung des 18. und 19. Jahrhunderts bewertet.319 Im Bürgerasyl sind sie vor allem in den Gruben G2 (t.p.q. 1595), G8, G19 und G20 nachgewiesen.320 Da die dunkelbraun/schwarzen Glasuren ihrerseits als Kriterium bei der Datierung der entsprechenden Gruben herangezogen wurden, können hier anhand des Steiner Materials keine Aussagen zur zeitlichen Einordnung dieser Glasuren gemacht werden.321 Neben den beschriebenen Stücken finden sich auch etliche Beispiele, die unter der dunkelbraun/schwarzen Glasur zusätzlich eine rote oder rotbraune Engobe aufweisen. Ihre Verteilung in den Befunden deckt sich weitgehend mit jener der dunklen Glasuren ohne Grundengobe. Ob sich Letztere in ihrer Zusammensetzung von den übrigen dunkelbraun/schwarzen Glasuren unterscheiden, lässt sich ohne Analysen nicht beurteilen.
Verzierungen Auf der mittelalterlichen und neuzeitlichen Geschirrkeramik lässt sich eine Vielzahl verschiedener Verzierungsarten feststellen.
Einstichdekor und Kerbdekor322 Mit einem mehr oder weniger spitzen Gegenstand wird die Oberfläche des lederharten Keramikgefässes eingestochen, eingedrückt oder eingeschnitten. Je nachdem entstehen dabei kreisförmige bis ovale Eindrücke oder längliche Einschnitte. Bei der mittelalterlichen Keramik finden sich derartige Verzierungen vornehmlich auf Gefässen des 13. Jahrhunderts.323 Vom Bürgerasyl sind nur wenige derartig verzierte Wandscherben überliefert (Abb. 137 und 138).324 Zwei rot engobierte Bügelkannenhenkel mit quergestellten Druckkerben stammen aus den Schichten S11 und S5b (Abb. 139b und c),325 ein weiterer grün glasierter Henkel, vielleicht von einem Aquamanile, fand sich in der Schicht S5a (Abb. 162a).326 Querlaufende Kerben auf Bügelkannenhenkeln gehören etwa in Basel mehrheitlich in das ausgehende 13. und in die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts.327 Ein auffallend grosser Fuss eines Dreibeinge fässes mit fischgräteförmig angebrachten Ker- ben kam in der Mischschicht S5a/b zu Tage (Kat. 550 und Abb. 96). Ähnlich verzierte Füsse von Dreibeingefässen finden sich regelmässig in mittelalterlichen Fundplätzen. Häufig werden für sie Datierungen in die 2. Hälfte des 13. und ins frühe 14. Jahrhundert vorgeschlagen.328
Abb. 137 (links oben): Scherbe mit Einstichdekor (KASH 62438). Abb. 138 (links unten): Scherbe mit «Kerbdekor», Fingernageleindrücke? (KASH 63405). Abb. 139 (rechts): Rot engobierte Henkel. a Rundstabhenkel mit schräg gestellten Rippen. b und c sattelförmig gekehlte Bandhenkel von Bügelkannen mit quergestelltem «Kerbdekor», Fingernageleindrücke (KASH 62201, 62739, 62540).
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Abb. 140 (links oben): Deckelfragment mit Stempeldekor (KASH 61830). Abb. 141 (links unten): Über einer weissen Grundengobe farblos glasiertes Tellerfragment, zusätzlich mit mehreren horizontal umlaufenden Rillen und Rollstempel/ Rädchendekor verziert (KASH 63732).
Abb. 142 (rechts): Wellenlinien oder Wellenbandverzierungen. a Randscherbe mit zwei Wellenlinien und «Kerbdekor» (Kat. 554). b Wandscherbe mit übereinander angebrachten Wellenlinien (KASH 62408). c Schüsselfragment mit inwendiger Wellenbandverzierung (Kat. 523).
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Stempelverzierung
Wellenlinien, Wellenband
Mit speziellen Stempeln in die lederharte Keramikoberfläche eingedrückte Verzierungen finden sich verschiedentlich auf mittelalterlichen Gefässen. Vom Bürgerasyl lässt sich nur ein Beispiel mit Stempeldekor anführen (Abb. 140).329 Der Flachdeckel aus der Mischschicht S3/5a zeigt ovale, gitterartig gemusterte Eindrücke. Ähnliche Verzierungen aus der Nordwestschweiz finden sich auf Flachdeckeln der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts.330 Rollrädchendekor oder Rollstempeldekor331 wurde mit einem schmalen Rollstempel in die lederharte Gefässoberfläche eingedrückt. Auf diese Weise liessen sich fortlaufende Muster bewerkstelligen. Allenfalls konnten auch mehrere Zeilen übereinander angebracht werden (mehrzeiliges Rädchendekor). Gebräuchlich waren etwa kurze, sägezahnförmige Querrippen oder Reihen von kleinen, rechteckigen bis punktförmigen, Eindrücken. Rollrädchendekor findet sich auf mittelalterlichen und neuzeitlichen Gefässen. Ein Fragment mit Rädchendekor aus Grube G20 gehört wohl ins 17./18. Jahrhundert (Abb. 141).332
Die Wellenlinien werden mit einem spitzen Gegenstand in die lederharte Gefässoberfläche eingeritzt. Besonders auf Töpfen des 10. und 11. Jahrhunderts ist die Zierform geläufig. Nach einer Zwischenzeit, in der Wellenlinien-Verzierungen praktisch vollständig fehlen, treten sie im 13. Jahrhundert erneut auf. Gegenüber den grosszügig, weit ausschwingenden älteren Wellenlinien, scheinen die jüngeren Ausformungen tendenziell enger und weniger hoch zu sein.333 Zudem werden die Wellenlinien des 13. Jahrhunderts häufig mit weiteren Zierelementen, wie Rillen oder Riefen kombiniert, wie dies auch ein grosser Dreibeintopf (Kat. 112) zeigt, der aus Grube G18 stammt (t.p.q. 1280). Weitere Beispiele kommen aus den Gruben G21 und möglicherweise G7.2 (Kat. 80), sowie den Schichten S1 (Altfund), S4a/b, S5b, der Mischschicht S5a/5b (Abb. 142a) und dem Kanal M9 (Abb. 142b).334 Geradezu als Charakteristikum für die Schüsselform SR 3 darf ein mehrzeiliges Wellenband auf der Randinnenseite gelten (Abb. 142c oder Kat. 94, 111, 524−525, 620).
Verstrichmuster335
Malhorndekor338
Für diese teilweise sehr feine Musterung wurde die Gefässoberfläche im lederharten Zustand vielleicht mit einem Lappen, oder, um eine stärkere Wirkung zu erzielen, mit einer Bürste aufgerauht. Ob es sich dabei in jedem Fall um eine eigentliche Verzierung handelt, bleibt jedoch fraglich. Verstrichmuster finden sich wiederholt auf Gefässen des 11. bis 13. Jahrhunderts.336 Praktisch alle Gefässe mit Verstrichmuster vom Bürgerasyl stammen aus älteren Strukturen: S5b (Abb. 143a), Str.3.1 (Kat. 317), Str.5, G9.2, G11, G24.1–4 (Abb. 143b).337
Mit Hilfe eines sog. Malhörnchens (einem kleinen Behälter mit Ausgusstülle und daran befestigtem Federkiel), das mit weissem oder rotem Tonschlick gefüllt war, wurde das Gefäss bemalt. In einem zweiten Schritt wurde dann die Oberfläche, wohl nach einem ersten Schrühbrand, glasiert. Als Sujets fanden verschiedene figürliche, geometrische oder florale Motive Verwendung. Teilweise wurden auch Schriftzüge und Jahreszahlen angebracht. Das Malhorndekor hob sich dabei durch seinen helleren oder dunkleren Farbton von der tongrundigen Gefässoberfläche ab. Um den Kontrast zwischen Dekor und Hintergrund zu verstärken, wurde mitunter das Gefäss vorgängig ganzflächig mit einer Engobe grundiert.339 Dabei gibt es Beispiele mit roter Grund engobe und weisser Bemalung oder umgekehrt mit heller Grundierung und dunklem Dekor (Abb. 144).340 Bemalt wurden insbesondere offene, flache Gefässformen wie Schüsseln oder Teller. Allgemein wird das Aufkommen von Malhorn-Verzierungen in unserem Gebiet in das ausgehende 16. Jahrhundert gesetzt.341 Ab dem 17. Jahrhundert ist die Technik dann weit verbreitet. Im Bürgerasyl findet sich das Gros des Geschirrs mit Malhorndekor in den Gruben G2, G8 und G19–G20. Weitere Stücke stammen aus den Befunden G1, G3–4, G6 sowie S2 und S3 (Auswahl Abb. 145 und Tab. 4).342 Einen Datierungshinweis gibt dabei die Füllung der Grube G2 (t.p.q. 1595).
Abb. 143 (links): Scherbe mit flächigem, horizontalem Verstrichmuster (KASH 62443 und 63436). Abb. 144 (rechts): Scherbe mit Malhorndekor. a Rotes Malhorndekor über einer weissen Grund engobe (KASH 63533). b Weisses Malhorndekor über einer roten Grundengobe (Kat. 83). Abb. 145 (unten): Verschiedene Varianten von Malhorndekors über roten Grundengoben. a und b Farblos glasierte Scherben mit weissem Malhorndekor (Kat. 149 und 83). c Dunkelgrün glasierte Scherbe mit weissem Malhorndekor (Kat. 21). d Farblos glasierte Scherbe, innenseitig unter dem Rand Schrift-(?)Zeichen in grüner Glasur (Kat. 1).
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Borstenzug343 Der Borstenzug ist eine Technik der Malhorn- und Engobenmalerei. Wird die aufgetragene Engobe in noch feuchtem Zustand mit Borsten bzw. einem pinselartigen Werkzeug verstrichen, so entstehen feine wellen- oder flämmchenförmige Musterungen. Eine spezielle Variante sind Verzierungen aus in einer Reihe angebrachten Tonschlicktupfern, die horizontal ineinander verstrichen werden, so dass ein Band aus herzförmigen «Punkten» entsteht.344 Im Bürgerasyl finden sich Borstenzugmuster in den Schichten S3 und S2 sowie den Gruben G2.3 (t.p.q. 1595), G3.1, G19 (Auswahl Abb. 146).345
Flächige Engobenverzierungen («Sternmuster» oder «Blütenmuster») Im Gegensatz zum Malhorndekor werden hier nicht nur Linien, sondern flächige Muster aufgemalt. Ansonsten ist die Technik und Farbwirkung verwandt. Eine Variante sind grosse «Sternmuster» auf der Innenseite etwa von konischen Schüsseln.346 Das Zentrum des Sterns liegt dabei auf dem Gefässboden, die dreieckigen Zacken auf der inneren Gefässwandung. Vorderhand wird davon ausgegangen, dass derartige, flächige Verzierungen etwa gleichzeitig mit den Malhorndekors auftreten.347 Vom Bürgerasyl weisen vier Scherben, alle aus der Füllung der Grube G20, ein «Sternmuster» auf (Abb. 147).348
Abb. 146 (links): Beispiele von Verzierungen mit Borstenzug (Kat. 433, 120, KASH 63533 und Kat. 33). Abb. 147 (rechts oben): Schüsselfragment mit innenseitigem «Sternenmuster» (Kat. 143). Abb. 148 (rechts unten): Schüsselfragment mit innenseitiger, mehrfarbiger Marmorierung (KASH 63126).
Marmorierung349 Bei der Marmorierung werden verschiedenfarbige Engoben durch Dreh- und Schwenkbewegungen, allenfalls durch geschicktes Verquirlen vermischt, so dass ein marmorähnliches Muster entsteht. Dieses wird dann mit einer transparenten Glasur überzogen. Allenfalls können auch noch verschiedene Glasurfarben verwendet werden (Abb. 148).350
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In- oder Aufglasurmalerei (?)
2. Fayence
Eine etwas spezielle Verzierung weist eine Scherbe aus der Grube G19 auf (Abb. 149).351 Das Gefäss, vermutlich eine Schüssel, wurde beidseitig mit einer weissen Grundengobe versehen und darüber farblos glasiert. Zusätzlich ist eine blaue Bemalung erkennbar. Aufgrund der schlechten Erhaltung lässt sich jedoch der Bildinhalt nicht mehr eruieren. Die Glasur ist grösstenteils abgeplatzt. Da bei den abgeplatzten Stellen auch die Bemalung jeweils fehlt, könnte es sich um eine In- oder Aufglasurmalerei handeln.352 Vermutlich wurde mit dem vorliegenden Stück versucht, ein Gefäss aus Fayence zu imitieren.
Die Fayence zeichnet sich durch einen beigen bis rosa farbenen, feinkörnigen Scherben und eine trübe bis meist völlig opake weisse Glasur aus. Die undurchsichtige Glasur wird durch die Beigabe des Trübungsmittels Zinn353 erzeugt (sog. Zinnglasur, Abb. 150).354 Der Scherben selber bleibt ohne Glasur wasserdurchlässig.355 Ursprünglich in Vorderasien entwickelt, verbreitete sich die Kenntnis der Fayenceherstellung mit dem Islam und erreichte im 15. Jahrhundert den Mittelmeerraum.356 Als Luxusgeschirr erlebte sie in der Folge etwa in Italien eine Blütezeit, wobei die norditalienische Stadt Faenza eine bedeutende Rolle spielt. Von ihr leitet sich über das französische «Faïence» auch unser Begriff Fayence ab.357 Im Laufe des 16. Jahrhunderts erreichte die Fayence die Schweiz. Spätestens um 1600 kann mit ersten Fayencemanufakturen auf schweizerischem Gebiet gerechnet werden.358 Während die frühen Fayencen mehrheitlich bemalt erscheinen, treten ab dem 18. Jahrhundert Beispiele mit einfachem Spritzdekor oder auch rein weisser Oberfläche auf, die entsprechend die gleichzeitig vermehrt auftretenden Gefässe aus Porzellan oder Steingut imitieren.359 Vom Bürgerasyl sind lediglich drei Fayencefragmente überliefert: zwei aus der Grube G19 (Kat. 125),360 eines aus dem Unterlagskies zum modernen Hofboden.361
Abb. 149: Scherbe mit blauer In- oder Auf glasurmalerei (KASH 63367).
Abb. 150: Fayence mit typisch hell beigem Scherben und opak weisser Glasur (Kat. 125).
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3. Steinzeug
Abb. 151: Steinzeug mit vollständig gesintertem Scherben (Kat. 627).
Abb. 152: Steingut mit typischem kreidig weissem Scherben und Transbarentglasur (KASH 63366).
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Steinzeug wird bei hohen Temperaturen gebrannt (1100–1350°C).362 Dabei kommt es zu einer Versinterung der Tonmasse (Abb. 151). Der Scherben ist klingend hart, kompakt und Wasser undurchlässig (resp. nicht Wasser saugend). Ein Nachteil von Steinzeug ist seine Empfindlichkeit gegenüber Temperaturschwankungen. Es lässt sich daher nicht als Kochgeschirr verwenden. Voraussetzung für die Steinzeugproduktion sind spezielle Tone, die versintern bevor der Schmelzpunkt erreicht wird. Entsprechende Tonvorkommen fehlen bei uns. Wichtige Produktionszentren lagen im Rheinland und im benachbarten El sass.363 Seit dem 14. Jahrhundert finden sich Steinzeuggefässe vereinzelt als Import in der Nordschweiz. Weite Verbreitung erfuhren seit dem späteren 18. Jahrhundert Mineralwasserflaschen aus Steinzeug. (z. B. das Gesundheitswasser aus Selters D).364 Von Stein am Rhein-Asyl ist lediglich ein Wandfragment einer Mineralwasserflasche überliefert (Kat. 627). Es stammt aus dem Unterlagskies zum modernen Betonboden. Die Scherbe weist auf der Aussenseite eine Salzglasur auf.365 Die Zylinderform, wie bei unserem Stück, ist bei Mineralwasserflaschen seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert üblich.366 Die Drehspuren auf der Innenseite deuten auf ein handgedrehtes Gefäss. Seit dem späten 19. Jahrhundert wurden die Mineralwasserflaschen zunehmend mit Krugpressen hergestellt und um die Jahrhundertwende dann durch Glasflaschen verdrängt.367
4. Steingut Steingut zeichnet sich durch einen kreidigen, porösen Scherben aus, mit einer hellen, meist weissen Färbung. Eine farblose, transparente Glasur macht den Scherben wasserundurchlässig. Zur Herstellung von Steingut wurden keine natürlichen Tonvorkommen, sondern eine künstliche, aus verschiedenen Rohstoffen gemischte Keramikmasse verwendet. Steingut ist eine recht junge Entwicklung. Seine Herstellung begann in der 1. Hälfte und Mitte des 18. Jahrhunderts in England. Besonders Mittelengland wurde mit seinen Grossbetrieben um 1750 zum führenden Zentrum in Europa.368 In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts nahmen dann Steingutfabriken auf dem Festland die Produktion auf.369 Seit dem späten 18. Jahrhundert findet sich Steingut auch in unserer Gegend vermehrt im Fundgut.370 Vom Bürgerasyl sind lediglich zwei Fragmente belegt, aus dem Unterlagskies zum modernen Betonboden (Kat. 628) und aus Grube G19 (Abb. 152).371
Die Keramikformen 1. Die Gefässkeramik Da die Formen und die zeitliche Entwicklung der Gefässkeramik bereits auf S. 52ff. dargestellt wurden, soll an dieser Stelle auf eine nochmalige Beschreibung der Formen verzichtet werden. Stattdessen werden im Folgenden nur mehr einige ausgewählte Gefässformen herausgegriffen und etwas eingehender vorgestellt. Für die im Bürgerasyl vertretenen Gefässtypen und deren Verteilung in den Schichten bzw. Gruben sei auf die Tabelle Tab. 5 verwiesen. Kännchen mit fixiertem Deckel Seine spezielle Form hebt das Kännchen Kat. 491 aus der Masse der Keramik heraus (Abb. 153b). Das Gefäss zeigt einen kugeligen Körper mit ausgezogenem, schräg nach innen abgestrichenem Rand. Auf der Schulter ist eine steil aufragende Ausgusstülle angebracht, rechtwinklig dazu, auf dem Schulterumbruch, findet sich ein kleiner Ringhenkel. Als Besonderheit wurde gegenüber der Ausgusstülle ein weiterer ringförmiger «Henkel» auf den Rand aufgesetzt, der als Halteöse für
einen mit einer entsprechenden Durchlochung versehenen Flachdeckel dient. Das Gefäss ist beidseitig mit einer olivgrünen Glasur überzogen. Deutlich erkennbare Abschneidespuren auf der Standfläche belegen die Herstellung auf der Töpferscheibe. Ein formal sehr nahe verwandtes Stück stammt aus den Altbeständen des Historischen Vereins Stein am Rhein (Abb. 153a).372 Das bis auf den fehlenden Deckel und die beschädigte Ausgusstülle vollständige Gefäss zeigt zusätzlich ein Zierband aus fünf gestempelten Rosetten auf der Schulter. Ähnliche Kännchen mit fixierten Deckeln fan- den sich beispielsweise in Freiburg i. Br. oder Konstanz.373 Die Freiburger Stücke zeigen allerdings einen etwas gestreckteren Körper, eine längere, ausschwingende bis zylindrische Halspartie und teilweise einen Deckelknauf in Form einer geknickten «Zipfelmütze».374 Unser Stück dürfte nach den Beifunden in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts in den Boden gekommen sein. Formal nahe verwandt, aber deutlich häufiger, sind keramische Ausgusskännchen ohne fixierten Deckel.375 Sie werden meist in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert.376
Abb. 153: Kännchen mit fixierten Deckeln aus Stein am Rhein. a Altfund, wohl aus Steiner Stadtgebiet, genaue Herkunft unbekannt (KASH 53685). b Fundstück aus dem Bürgerasyl (Kat. 491).
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Abb. 154: Rot engobierter Henkeltopf der Form HTR 1. Schaffhausen, Kloster Allerheiligen, Abts- und Gästelatrine (KASH 6256). Abb. 155: Rot engobierte, gesattelte Bandhenkel von Bügelkannen (KASH 63509 und 63508).
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Rot engobierter Henkelkrug (HTR 1) und Bügelkannen Die Randscherben Kat. 573 und 574 können nach Parallelen aus Schaffhausen (Abb. 154) als bauchiger Henkeltopf mit konischem Hals und Bandhenkel rekonstruiert werden (HTR 1).377 Auffallend ist der äussere rote Engobenüberzug, der in gleicher Weise auch für die Vergleichsstücke beschrieben wird.378 Ebenfalls zu den Giessgefässen gehört eine ganze Anzahl von Randscherben, die nach der Form und den teilweise erhaltenen, über die Gefässmündung gespannten Henkeln als Bügelkannen bestimmt werden können.379 Im Bürgerasyl fanden sich die Randformen BKR 2a (Kat. 159 und 507)380 und BKR 2b (Kat. 458, 501, 551, 572 und 606).381 Die zugehörigen Bügelhenkel sind ausnahmslos sattelförmig gekehlt und teilweise durch «Kerben» (Fingernageleindrücke) verziert (Abb. 139b, c und 155).382 Praktisch alle Bügelkannenfragmente zeigen einen orange/roten Scherben und eine rot engobierte Aussenseite. Wie die rot engobierte Keramik allgemein, dürften auch die entsprechend behandelten Krüge und Bügelkannen eine Besonderheit der Ostschweiz und des Bodenseeraumes sein.383 Beispiele von Bügelkannen etwa aus Winterthur, lassen sich zwar formal vergleichen, weisen aber für gewöhnlich eine abweichende Oberflächenbehandlung und teilweise eine andere Färbung auf.384 Gleichzeitige Bügelkannen aus der Nordwestschweiz dagegen zeigen eine im Detail schon deutlich verschiedene Randform und sind mit rundstabförmigen Henkeln verbunden.385 Dass durch das Aufbringen der Engobe insbesondere bei Schankgefässen eine bessere Abdichtung des Scherbens erhofft wurde, scheint kaum der Fall gewesen zu sein, da sonst vermehrt die Gefässinnenseiten behandelt worden wären. Vielmehr dürfte es sich bei den Überzügen um ein Zierelement handeln.
Rot engobierte Pfännchen (PFR 3) und weitere Pfännchenformen In die Gruppe der rot engobierten Gefässe gehören auch zwei Randscherben aus G9.2 bzw. S5a (Kat. 92).386 Nach der Form mit innerer Kehlung (Deckelrast?) wurden sie der Gruppe der Pfännchen/Schüsselchen zugerechnet (PFR 3).387 Die Stücke fallen nicht nur formal (und funktional?) aus der Masse der rot engobierten Gefässe heraus, sondern auch durch die Tatsache, dass sie innenseitig engobiert wurden. Nach dem mitgefundenen Typenspektrum dürften sie in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts in den Boden gekommen sein. Auf anderen Pfännchentypen als PFR 3 liess sich in keinem Fall eine rot engobierte Oberfläche feststellen. Wann dann die geläufige Pfännchenform mit schräg nach aussen gestellter, kantiger Lippe und innerer Deckelrast (PFR 4) in Stein am Rhein auftaucht, lässt sich am vorliegenden Material nicht ablesen (Kat. 362 und 388).388 In der Nordwest-
schweiz ist die Form bereits seit dem mittleren 14. Jahrhundert nachweisbar.389 Aufgrund der Fragmentierung bleibt auch die Frage nach der Handhabe oft ungelöst. Senkrechte Ringhenkel, wie sie Vergleichstücke der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts etwa in Basel zeigen, sind im Bürgerasyl nur einmal sicher belegt (Abb. 156),390 die für Basler Dreibeinpfännchen ab dem 14. Jahrhundert so charakteristischen Grifftüllen finden sich hier vier Mal (Kat. 362).391 Vergleiche zum Typ PFR 4 sind in der Regel mit Grifftüllen verbunden. Sie scheinen bis in die Neuzeit in kaum veränderter Form weiterzulaufen.392
Keramische Flaschen393 Bauchige Flaschen mit engem Hals und Bandhenkel scheinen in der Nordostschweiz spätestens im ausgehenden 14./frühen 15. Jahrhundert aufzutreten.394 Die Form ist im Bürgerasyl nur gerade einmal sicher nachgewiesen (Kat. 438). Dass Keramikflaschen im Steiner Umfeld aber durchaus bekannt waren, zeigt eine ganze Serie grösstenteils vollständig erhaltener Gefässe aus den Altbeständen des Historischen Vereins Stein am Rhein (Abb. 157).395 Darunter finden sich Beispiele mit grauer, unbehandelter Oberfläche,
wie unser Stück, andere wurden aussenseitig auf der oberen Gefässhälfte über einer Grundengobe glasiert, zwei mit Engobenbemalung (?) geschmückt.396 An einigen lässt sich als weiteres Merkmal eine schmale Ausgusstülle auf der Schulter beobachten.397 Vergleichbare Stücke werden ins fortgeschrittene 15. oder die 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert.398 Möglicherweise lösen diese keramischen Flaschen die Bügelkannen als Schankgefässe ab, ein Vorgang, der sich allerdings anhand der kleinen Steiner Materialmenge nicht belegen lässt.399
Abb. 156: Fragmentiertes Keramikpfännchen mit Ansatz eines rundstabförmigen Ösenhenkels (KASH 62587).
Abb. 157: Auswahl von Keramikflaschen aus einem Ensemble von zumeist ganz erhaltenen Gefässen, angeblich 1888 beim Bau des Alten Zollhauses Boll in Stein am Rhein gefunden (KASH 55555, 55557–55560, 55571, 55572).
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Schüssel mit «eingezapftem» Henkel (SR 2, Kat. 160) Unter dem Typus SR 2 wurde eine ganze Reihe von dickwandigen Schüsseln mit horizontal oder flachwinklig nach aussen gelegten Rändern zusammengenommen. Die Form ist im Bürgerasyl siebenmal belegt (Kat. 160, 164, 616, 369, 419, 575, 317).400 Soweit bestimmbar, wurden alle von Hand gewülstet und überdreht. In den meisten Fällen lässt sich die Frage, ob die Schüsseln ehemals mit Henkeln ausgestattet waren, nicht mehr beantworten. Lediglich an zwei Fragmenten (Kat. 160, 317) ist ein auf halber Gefässhöhe angebrachter, senkrechter Ringhenkel noch erhalten. Ursprünglich dürfte es sich wohl um gegenständige Henkelpaare gehandelt haben. Interessant ist dabei das Fragment Kat. 160, bei welchem der rundstabförmige Henkel nicht an die Oberfläche «angeklebt» (angarniert), sondern in die durchstochene Gefässwand eingesetzt, quasi «eingezapft» wurde. Gut nachvollziehbar ist diese Technik auch an dem Henkel Kat. 161, der vielleicht zum selben Individuum gehörte. Beide Stücke Kat. 160 und 161 aus der Grubenverfüllung G24.4 besitzen einen t.p.q. 1273. Formal verwandte Schüsseln mit gleichartig «eingezapften» Ringhenkeln sind von weiteren Fundstellen in der Ostschweiz bekannt.401
Aquamanilien
Abb. 158: Gekrümmtes Widderhorn aus Keramik (Kat. 504). Das rot engobierte Fragment dürfte zu einem Aquamanile, einem Handwaschgefäss, gehört haben (spätes 13./frühes 14. Jh.).
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Zwei anpassende Fragmente gehören zu einem aussen olivgrün glasierten Gefäss mit rundstabigen Beinen (Kat. 509).402 Das Stück dürfte zu einem sog. Aquamanile gehört haben. Unter dem erst im 19. Jahrhundert geprägten Begriff Aquamanile (lat. aqua = Wasser und manus = Hand)403 wird heute eine ganze Gruppe figürlicher Giessgefässe aus Metall oder Keramik verstanden, die zusammen mit einem Auffangbecken beim Händewaschen gereicht wurden.404 Zunächst bei liturgischen Messen verwendet, erscheinen sie später auch in profaner Verwendung.405 Sicher seit dem 13. Jahrhundert sind keramische Aquamanilien bekannt.406 Während die kostbaren, metallenen Stücke aus höfischen oder liturgischen Zusammenhängen stammen, finden sich die keramischen Vertreter regelmässig auch in Städten, Burgen oder ländlichen Siedlungen.407 Im 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts kommen diese speziellen Gefässformen dann mehr und mehr aus der Mode.408 Keramische Aquamanilien treten in mannigfaltigen Formen auf.409 Bekannt sind etwa Gefässe in Gestalt von Vögeln, Fabelwesen, Löwen, Hirschen, Widdern, Pferden und Reitern. Als Körper dient häufig eine scheibengedrehte, zylindrische
Grundform, an welche die figürlichen Elemente wie Beine, Köpfe u.ä. angefügt werden.410 Die Einfüllöffnung befindet sich entweder direkt am Kopf der Figur oder auf dem hinteren Gefässteil. Den Ausguss bildet für gewöhnlich das Maul bzw. der Rachen der Figur oder eine separat angebrachte Ausgusstülle am vorderen Gefässende.411 Im Gegensatz zu den metallenen Aquamanilien konnten sich die keramischen Varianten sicher auch weniger Betuchte durchaus leisten. Dennoch dürften sie immer einen gewissen Wohlstand der Besitzer anzeigen. Offensichtlich wollte man auch in den besseren, städtischen Haushalten höfische Tischsitten nachahmen. Ebenfalls zu einem Aquamanile gehört das aussen rot engobierte Fragment Kat. 504.412 Auf die äussere Wandung aufgelegt findet sich ein zu einer Spirale eingerollter Tonrundstab (Abb. 158 ). Die Form lässt sich als gekrümmtes Widderhorn deuten. Die Innenseite des Scherbens lässt erkennen, dass sich die Einfüllöffnung ursprünglich auf dem Hinterkopf zwischen den Hörnern des Widders befand.413 Den Ausguss dürfte, wie Vergleichsstücke zeigen, die Schnauze des Tieres gebildet haben.414 Aquamanilien in Gestalt eines Widders sind im mittelalterlichen Fundgut mehrfach belegt.415 Eher selten sind dagegen rot engobierte Beispie le.416 Gemäss dem zeitlichen Schwerpunkt der rot engobierten Keramik und nach den Mitfunden kann für das Stück eine Datierung in das ausgehende 13. und frühe 14. Jahrhundert vorgeschlagen werden. Zu einem Aquamanile dürfte auch der Keramikfuss Kat. 639 gehört haben.417 Der langgestreckte Fuss dürfte eine Tierpfote bzw. -pranke darstellen, vielleicht von einem Löwen.418 Durch vier Einschnitte am vorderen Fussende sind die Zehen angedeutet. Das stark verrollte Stück war ursprünglich olivgrün glasiert, wie Glasurreste in den Einschnitten zeigen.
2. Spezielle Keramikformen Tonfigürchen Das von Hand modellierte Figürchen Kat. 578 ist durchgehend orange/rot gebrannt (Abb. 159).437 Der auf Hüfthöhe abgebrochene Körper wird von einem massiven Rundstab gebildet; Kopf und Gesicht sind nur schematisch angegeben. Die Arme und Gerätschaften sind angarniert. Dargestellt ist ein Musikant, genauer ein Sackpfeifenspieler. Mit dem linken Arm klemmt er die Sackpfeife fest, während er mit beiden Händen auf der Melodiepfeife spielt. Das ursprünglich zum Mund geführte Blasrohr ist abgebrochen. Erkennbar ist im Weiteren eine Bordunpfeife («Brummer»), die schräg nach oben absteht. Das Stück kennt bislang keine exakten Parallelen. In Machart und Gestaltung ähnliche Tonfigürchen finden sich jedoch regelmässig im mittelalterlichen Fundgut, wenn sie auch insgesamt eher selten bleiben.438 Geläufig sind vor allem Frauen und Mädchenfiguren, vereinzelt erscheinen auch männliche Personen.439 In der Regel werden Themen des zeitgenössischen, höfischen Lebens dargestellt. Auch unser Musikant lässt sich gut diesem Kreis zuordnen. Die zumeist als Kinderspielzeug gedeuteten Figürchen scheinen vornehmlich in Südwestdeutschland, dem angrenzenden Elsass und der nördlichen Schweiz verbreitet.440 Für viele wird eine zeitliche Einordnung in das späte 13. und frühe 14. Jahrhundert vorgeschlagen.441 Die «ritterlichen» (Spiel-)Figuren zeigen auf eindrückliche Weise, welche Faszination damals (wie heute) die Welt der Ritter und Edelleute auf die Bevölkerung, insbesondere die Kinder, ausübte. Dass da manch einer dieser kleinen «Ritter» und «Könige» sein eigenes Turnier im Kinderzimmer abhalten wollte, ist daher nicht überraschend. Ein letztes Fragment besteht aus rötlich beigem Ton (Kat. 65). Zu erkennen ist ein faltenreiches Gewand. Das mit Hilfe eines Models hergestellte Figürchen war innen teilweise hohl gearbeitet. Ähnliche Figuren mit religiösen oder profanen Bildinhalten wurden seit der Neuzeit zum Teil in grossen Serien gefertigt.442 Ritterfigur Zu den sicherlich auffälligsten Objekten vom Bürgerasyl gehört diese rund 9 cm hoch erhaltene Figur aus Keramik (Abb. 160).419 Der Scherben ist orange/rot mit einem grauen Kern. Die Oberfläche wird von einer olivgrünen Glasur überzogen, die stellenweise (sekundär) verbrannt scheint. Das handgeformte Stück ist innen hohl. Dargestellt ist ein zum Turnier gerüsteter Ritter. Auf dem Kopf trägt er einen Topfhelm mit schmalen
Sehschlitzen und gerundeter Kalotte. Eine kreuzförmige Auflage aus zwei Tonwülsten zwischen den Sehschlitzen kann als Nasenspange gedeutet werden, welche die Stirn- und Frontplatte des Helmes verbindet. Auf der Helmkalotte finden sich neun feine Einstiche, die vielleicht ehemals zur Befestigung der Helmzier (Zimir) etwa aus Vogelfedern (?) dienten. Bekleidet ist der Ritter mit einem Waffenrock. Mit der rechten Hand hält er eine Turnierlanze im Anschlag; der Lanzenschaft ist nicht erhalten. Am linken Arm trägt er einen kleinen, dreieckigen Schild mit eingeritzter
Abb. 159: Tonfigürchen (Kat. 578). Ein Musikant spielt mit seiner Sackpfeife zum Tanz auf (spätes 13./frühes 14. Jh.).
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Abb. 160: Olivgrün glasierte Keramikfigur (Kat. 584). Ritter in voller Rüstung mit Schild und (nicht erhaltener) eingelegter Turnierlanze. Die detailreich gestaltete Figur gehörte möglicherweise zu einem Reiter-Aquamanile (spätes 13./frühes 14. Jh.).
Rauten- oder Gitternetzverzierung. Die linke Hand greift nach dem Pferdezaumzeug. Das Pferd selbst ist nicht erhalten. Unklar bleibt die genaue Deutung des Keramikritters. Eine erste Interpretation ist die eines Kinderspielzeugs. Bereiche des höfischen Lebens wurden gern auch in den Spielzeugen kopiert.420 Eine zweite m.E. wahrscheinlichere Ansprache ist die eines Aquamaniles.421 Für eine Ergänzung als Reiter–Aquamanile sprechen die Grösse der Figur, die Machart und vielleicht auch der äusse re Glasurüberzug.422 Das Fehlen eines Henkelansatzes muss dabei nicht erstaunen, da henkellose Reiter–Aquamanilien immer wieder auftreten.423 Möglicherweise diente bei diesen Varianten die Reiterfigur selbst als Handhabe. Teilweise befindet sich bei den Vergleichsstücken die Einfüllöffnung direkt auf dem Kopf des Ritters, was bei unserem Beispiel nicht der Fall ist.424 Für die Datierung lassen sich neben den stratigraphischen Überlegungen auch die Rüstungsteile des Tonritters heranziehen. Es darf davon ausgegangen werden, dass bei der Herstellung der Ritterfigur die gleichzeitig gebräuchlichen Rüstungen als Vorbilder gedient haben.425
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Auffallendstes Element ist sicherlich der Topfhelm. Diese Helmform taucht im 13. Jahrhundert neu auf.426 Zunächst noch annähernd zylindrisch geformt und mit einer flachen Scheitelplatte versehen, nimmt im Folgenden bei den Topfhelmen der Winkel zwischen Wangen- und Stirnplatten allmählich zu.427 Im ausgehenden 13. Jahrhundert erscheinen dann Helme, bei welchen die flache Scheitelplatte durch eine gewölbte Scheitelkalotte ersetzt ist.428 Sie führt schliesslich im 14. Jahrhundert zu den oben gerundeten sog. Kübelhelmen.429 Die gerundete Helmform des Ritters von Stein am Rhein passt gut zu den «Topfhelmen mit gewölbter Scheitelkalotte». Der jüngere der beiden auf der Burg Madeln BL gefundenen Helme ist ein gutes Beispiel für diese Gruppe.430 Er wird in das 1. Viertel des 14. Jahrhunderts datiert.431 Ob die abstehende, gebogene Platte (?) auf der rechten Schulter des Tonritters von Stein am Rhein einen Spangenharnisch andeuten soll, ist schwer zu entscheiden. Spangen- und Plattenharnische kommen als eine frühe Form der Brustpanzer aus Eisen wohl im ausgehenden 13. und frühen 14. Jahrhundert auf. Sie setzten sich aus einzelnen Eisenplatten und -spangen zusammen, die auf der Innenseite eines «Übergewandes» aus Leinen oder Leder festgenietet wurden; von aussen blieben dabei nur die Nieten sichtbar.432 Bei einem bei Küssnacht gefundenen Spangenharnisch scheint die Schulter ebenfalls durch eine Eisenplatte geschützt gewesen zu sein.433 Als letztes Element der ritterlichen Ausrüstung lässt sich auch der Schild zeitlich interpretieren. Der dreieckige Schild mit gerader Oberkante und leicht geschweiften Seiten gilt als typisch für die Zeit um 1300 und die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts.434 Wir finden dieselbe Schildform auch in den zeitgleichen, bildlichen Quellen, etwa der Manessi schen Liederhandschrift435 oder der Wappenrolle von Zürich.436 Aufgrund seiner Ausrüstung kann der tönerne Ritter von Stein am Rhein also zusammenfassend am ehesten ins ausgehende 13. oder das frühe 14. Jahrhundert datiert werden.
«Figürliche (?) Keramikobjekte» Das aussen rot engobierte Stück Kat. 599 (Abb. 161) stellt vielleicht einen Tierkörper dar.443 Eine bogenförmige, geritzte Linie könnte den Ansatz eines Beines angeben. Darüber folgt eine Zone mit gitterartiger Ritzverzierung. Der Körper ist hohl gearbeitet. Die Funktion und das ursprüngliche Aussehen des Objektes lassen sich jedoch nicht mehr sicher eruieren.444 Die engobierte Oberfläche legt eine Datierung in das ausgehende 13. und in die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts nahe.
Das olivgrün glasierte Keramikfragment Kat. 100 bleibt in seiner Deutung ebenfalls unklar.445 Es zeigt eine zylindrische Wandung, auf die aussen ein schräg abstehender, abgebrochener Tonrundstab aufgelegt ist. Möglicherweise lässt es sich zu einer Reiterfigur ergänzen, wobei die zylindrische Wandung als Pferdekörper und der Rundstab als nur mehr ansatzweise erhaltenes Bein des Reiters anzusprechen wäre. Mehrere, allesamt aussen olivgrün glasierte Keramikfragmente zeigen plastische geformte, figürliche (?) Auflagen und Musterungen. In allen Fällen liess sich die Funktion nicht sicher bestimmen (Kat. 77, Kat. 621, Abb. 162).446 Möglicherweise handelt es sich dabei teilweise ebenfalls um Fragmente von Aquamanilien. Kat. 107 schliesslich besitzt eine flache, spitzovale Form und ist auf der Oberseite mit schräggestellten Rillen verziert.447 Das Stück lässt sich unschwer als Pflanzenblatt ansprechen. Die roh belassene Rückseite könnte andeuten, dass das Blatt als Verzierung auf ein Gefäss (?) aufgelegt war.
Schröpfköpfe Fünf Fragmente von kleinen, u-förmigen «Töpfchen» mit leicht einziehender Randpartie und verdickter, gerundeter Lippe können als Reste von vermutlich drei Schröpfköpfen bestimmt werden (Kat. 372–373, 399).448 Alle zeigen einen grauen Scherben und eine grau/schwarz polierte Aussenhaut. Schröpfköpfe, die neben Ton auch aus Glas oder Metall gefertigt sein konnten, kamen beim sog. Schröpfen zum Einsatz. Dazu wurde die Luft im Inneren des Schröpfkopfes erhitzt und dieser anschliessend luftdicht auf die Haut aufgesetzt. Durch den beim Abkühlen entstehenden Unterdruck bildeten sich in der Folge Blutblasen und Blutergüsse unter der Haut. In einer weiteren Variante (blutiges Schröpfen) wurde noch vor dem Aufsetzen des Schröpfkopfes die Haut an der betreffenden Stelle eingeschnitten, wobei die Sogwirkung den Blutfluss anregte.449 Schröpfen war als vorbeugende und heilende Methode zum Ableiten «schlechter und überschüssiger Säfte» bis weit in die Neuzeit eine allgemein gebräuchliche Therapie.450
Öllämpchen Als Beleuchtungseinrichtung kannten auch das Mittelalter und die Neuzeit verschiedene Formen von Öllämpchen. Sie finden sich regelmässig sowohl im sakralen als auch im profanen Zusammenhang. Im späten 13. und in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts scheinen verschiedene Varianten von einfachen, schälchenförmigen Lämpchen mit gerader, konischer Aussenwand gleichzeitig in Gebrauch gewesen zu sein.451 Im Bürgerasyl fand sich nur die Form LAR 2 mit gerundeter Randlippe (Kat. 486, 530).452 Bei ersterem Stück ist die ausgezogene Schnauze, die Auflage für den brennenden Docht, erhalten. Wohl im ausgehenden 14. Jahrhundert werden dann Lämpchen mit geschwungener Wandung und nach innen geneigtem Rand üblich.453 Neben Stücken mit gleich bleibend dicker Wandung (LAR 6; Kat. 477)454 finden sich auch solche mit sichelförmig verdicktem Profil und spitz ausgezogener Randlippe (LAR 5; Kat. 374, 375, 398).455 Ebenfalls um 1400 treten, zumindest in Winterthur, vereinzelt auch Varianten mit Grifflaschen auf.456 Lämpchen mit Griffen fehlen dagegen im Steiner Material genauso wie innen glasierte Exemplare. In den jüngsten Befunden, etwa der dendrodatierten Grube G2 (t.p.q. 1595), finden sich keine Lämpchen (mehr). Auch in anderen Stationen scheint es, dass keramische Öllämpchen im Laufe des 16. Jahrhunderts aus der Mode kommen. Vielleicht, weil sie durch andere Beleuchtungseinrichtungen ersetzt wurden.457
Abb. 161: Rot engobiertes Keramikfragment, vielleicht einer Figur oder eines Spezialgefässes (Aquamanile? Kat. 599). . Abb. 162: Spezielle, olivgrün glasierte Keramikfragmente. a Rundstabhenkel mit Kerbdekor, wohl von einem Aquamanile (KASH 62148). b Ansatz eines Beines, wohl ebenfalls von einem Aquamanile. Die flächig angebrachten Eindrücke sollen vielleicht ein Fell imitieren (KASH 54899). c Kleiner rundstabiger Ösenhenkel (KASH 63501).
Spinnwirtel Vom Bürgerasyl liegt lediglich ein keramischer Spinnwirtel von fleckig weisslicher bis oranger Färbung vor (Kat. 577).458 Das Stück von runder, 87
leicht konischer Form ist mit drei feinen, horizontal umlaufenden Rillen verziert. Die Bohrung ist ebenfalls leicht konisch. Spinnwirtel finden sich auch im mittelalterlichen Fundgut regelmässig.459 Ihre Formen lassen sich zeitlich kaum differenzieren.460
lichen Innovationsschub, der mit dem fortschreitenden 13. Jahrhundert einsetzt und den Kachelofen innerhalb weniger Jahrzehnte technisch und formal umfassend verändert.
Becher-, Napf-, Pilzkacheln und «Kacheln mit viereckiger Mündung» 3. Die Ofenkeramik461
Abb. 163: Ein Mann wärmt sich an einem Kachelofen. Mit der einen Hand hält er seinen Hut schützend vor das Gesicht, während er mit einer Ofengabel das Feuer schürt. Dezemberbild. Wandmalerei, Haus „Zum Langen Keller“, Zürich, nach 1300.
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Darüber, wann und wo der Kachelofen seinen Ursprung hatte, gehen die Meinungen auseinander.462 Sichere Belege fassen wir hierzulande vermehrt seit dem späteren 11. und dem 12. Jahrhundert. Zunächst vor allem auf Burgen und in Adelshäusern findet die neue Heiztechnik bald auch Eingang in die aufstrebenden Städte. Die Möglichkeit, Räume wirksam und zugleich rauchfrei zu heizen, steigert die Wohnqualität enorm (Abb. 163). Dabei verbessern die in den Ofen eingebauten Keramikkacheln nicht nur dessen Wärmespeicherung und -abstrahlung, sie werten ihn auch optisch auf. Neben dem rein praktischen Nutzen lassen sich mit einem prächtigen Kachelofen immer auch Wohlstand und Savoir-vivre zur Schau stellen. So erstaunt es wenig, dass sich der Kachelofen grosser Beliebtheit erfreut und schon im 13. Jahrhundert zur Grundausstattung der Stuben in den wohlhabenden Stadthäusern gehört. Die gesteigerte Nachfrage führt zu einem erstaun-
Am Anfang der Entwicklung stehen handaufgebaute, topf- oder röhren-, später becherförmige Kacheln, die mit der Öffnung nach aussen in den Lehmmantel des Ofens eingesetzt werden.463 Schon früher als bei der Gefässkeramik scheint man im 13. Jahrhundert für die gleichförmigen und in grossen Serien zu produzierenden Kacheln die Vorteile der schnell rotierenden Fusstöpferscheibe genutzt zu haben. Abgesehen von der möglicherweise nachgedrehten Kachel Kat. 615464 (KR 1a), die vielleicht noch ins 12. Jahrhundert verweist, gehören alle Becherkacheln vom Bürgerasyl ins entwickelte 13. Jahrhundert. Soweit bestimmbar, wurden sie alle auf der schnell rotierenden Fusstöpferscheibe hergestellt. Vertreten sind Formen mit abgestrichener (KR 2) oder ausgezogener Randlippe (KR 3-B). Eine genaue zeitliche Einordnung innerhalb des 13. Jahrhunderts ist bei diesen einfachen Zweckformen oft schwierig.465 Nach dem Befund ergeben sich für die besprochenen Steiner Becherkacheln folgende Datierungsansätze: der Typ KR 2 fand sich in der Grube Str.3 (Kat. 320 und 325; t.p.q. 1226) und G24 (Kat. 162; t.p.q. d 1273). Sie alle kamen wohl im späteren 13./frühen 14. Jahrhundert in den Boden.466 Für die Form KR 3-B liegt ein fast vollständiges Exemplar aus der Grube G18 vor (Kat. 113; t.p.q. 1281).467 Vergleichsstücke, insbesondere zur verbreiteten Form KR 3-B, finden sich regelmässig in Fundkontexten der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts.468 Eine kleine Gruppe von Kacheln mit gerundeter Randlippe (KR 4, Abb. 164) zeigt eine konische Gesamtform, der Bodendurchmesser ist etwas grösser als die Mündung.469 Ähnliche Kachelformen sind etwa aus Konstanz (D) oder Diessenhofen (TG) bekannt. Für Letztere wird eine Datierung ins frühe 14. Jahrhundert vorgeschlagen.470 Seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts fassen wir mit den Pilzkacheln einen weiteren Kacheltypus und zugleich eine neue Ofenbautechnik.471 Mit ihrem zylindrischen Körper und dem runden, geschlossenen Kopf wird die Pilzkachel gegenüber der Becherkachel um 180° gedreht, mit der Mündung nach innen zum Ofenraum hin verbaut. Im Bürgerasyl sind lediglich drei Randfragmente als Pilzkacheln bestimmt worden (Kat. 463, 465 und 609).472
Mit dem ausgehenden 13. Jahrhundert kommt dann die Napfkachel in Mode, welche die Becherkachel allmählich verdrängt. Auch sie wird mit der Mündung nach aussen verbaut, ist aber von der Form her breiter als hoch. Sie bleibt in verschiedenen Ausformungen auch in den folgenden Jahrhunderten gebräuchlich. Im Bürgerasyl sind die Formen KR 3-N sowie KR 5a und b vertreten. Der Typ KR 3-N mit v-förmig verdicktem oder leicht ausgezogenem Rand entspricht von der Randausformung her den Becherkacheln KR 3-B; die Zuweisung zu den Napfkacheln erfolgte einzig über den Randdurchmesser (Typenkatalog, S. 237). Vertreter fanden sich in den Schichten S1a, S3/5a, S4a/b, S5a, S5b und den Gruben G6.1A sowie G9.2.473 Vergleichsstücke werden meist ins ausgehende 13. und die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert.474 Auffälligstes Merkmal der Napfkacheln der Gruppe KR 5 ist die innen gekehlte Randpartie, welche durch einen horizontal umlaufenden Steg von der unteren Wand abgesetzt ist. Die horizontal abgestrichenen, ausgezogenen oder gerundeten Randformen KR 5a kommen im Bürgerasyl in den Befunden G7.1/2, G9, G37.1, S2, S3, S5a und einigen Mischkomplexen vor.475 Für die Form KR 5b mit abgeknickter bis ausschwingender Randpartie finden sich Belege in den Komplexen G26.1, G37.1 und S1.476 Die Formgruppe KR 5 ist in Vergleichsstationen spätestens seit der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts nachzuweisen und bleibt bis ins 15. Jahrhundert, und frühe 16. Jahrhundert geläufig.477 Bei den flach ausladenden Randpartien der Form KR 5b insbesondere mit gerundeter Lippe könnte es sich allenfalls um eine etwas jüngere Entwicklung handeln.478 Auffallend ist, dass im Bürgerasyl kaum glasierte Napfkacheln vertreten sind.479 Dies erstaunt etwas, da ansonsten glasierte Napfkacheln spätestens seit dem 14. Jahrhundert durchaus geläufig sind.480 Glasierte Napfkacheln mit zusätzlicher Grundengobe erscheinen – zumindest in der Nordwestschweiz – ebenfalls schon in der 1. Hälfte oder Mitte des 14. Jahrhunderts.481 Die Tatsache, dass auch in jüngeren Komplexen immer wieder unglasierte Napfkacheln der Form KR 5 zusammen mit formal gleichen aber glasierten Beispielen auftreten, mahnt jedoch zur Vorsicht, das Fehlen eines Glasurüberzugs bei einem einzelnen Stück in jedem Fall chronologisch zu deuten. Mit der Napfkachel formal und technisch verwandt ist die «Kachel mit viereckiger Mündung» (oder Schüsselkachel), die im Bürgerasyl mit mindestens vier Randfragmenten belegt ist.482 Es lassen sich horizontal abgestrichene Ränder (Kat. 488 und 553) und solche mit einer Keh- lung auf der Randinnenseite unterscheiden (Kat. 539).483 Während dieser Kacheltypus wei-
ter nördlich in verschiedenen Regionen Deutschlands eine geläufige und langlebige Form darstellt,484 finden sich Vergleichsstücke auf schweizerischem Gebiet selten.485 In Winterthur etwa könnte es sich bei den «Kacheln mit viereckiger Mündung» um eine kurzlebige Erscheinung der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts handeln.486 Die Stücke vom Bürgerasyl gehören zu den Schichten S4a/b und S5a. Das vergesellschaftete Fundmaterial scheint dabei ein Auftreten der «Kacheln mit viereckiger Mündung» in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts zu stützen.
«Zusammengesetzte» Kacheln Eine Innovation des 14. Jahrhunderts sind Kacheln, die aus zwei Teilen zusammengesetzt werden. An das flache Kachelblatt wird rückseitig ein scheibengedrehter Rundtubus angesetzt. Die reliefartig verzierten Kachelblätter konnten in einem Model487 geformt und gleichförmig in grösseren Stückzahlen hergestellt werden.488 An zusammengesetzten Kacheltypen finden sich im Bürgerasyl Teller- und Blattkacheln.489 Wie die Pilzkachel werden auch sie mit der Tubusöffnung nach innen in die Ofenwand eingesetzt. Die verzierte Schauseite schmückt dabei die Ofenaussenwand.
Abb. 164: Becherkacheln des Typs KR 4 mit gerundeter Lippe und leicht konischer Gesamtform (von oben nach unten KASH 62671/68009, 63446, 68014).
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Abb. 165: Blattkachel. Mischwesen aus Pferdeleib und feuerspeiendem Drachenkopf (14. Jh.). Umzeichnung nach einer Kachel aus Zürich, Fraumünsterpost.
Abb. 166: Blattkacheln. Zwei Variationen des Physiologus-Motivs vom Pelikan, der sich die Brust aufreisst, um seine Jungen zu beleben (14. Jh.) Umzeichnungen nach Kacheln aus der Burg Schenkon LU (oben) und aus Bern (unten).
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Tellerkacheln Sie unterscheiden sich von den prinzipiell gleichartig hergestellten Blattkacheln durch die kreisrunde, konkav eingezogene Form des Blattes. Drei Tellerkachelfragmente vom Bürgerasyl zeigen ein olivgrün glasiertes Blatt.490 Auf zwei Stücken ist im Zentrum eine fünfblättrige, von einem Kreis eingefasste Rosette zu erkennen. Das Blatt wird von einem steilen, innen gekehlten Rand gerahmt (Kat. 437, 541). Verwandte Tellerkacheln werden zumeist der 1. Hälfte oder Mitte des 14. Jahrhunderts zugerechnet.491 Eine eigentliche Mischform ist Kat. 647, die im Brandschutt S4a/b zu Tage kam. Die Kachel ist von der Machart und der Verzierung mit zentraler Rosette ganz den eben besprochenen Tellerkacheln verpflichtet, zeigt aber interessanterweise ein quadratisches Blatt. Sie dürfte ähnlich zu datieren sein, wie die eben beschriebenen Tellerkacheln. Zwei weitere, kleinere Fragmente dürften ebenfalls zu derartigen «Mischform-Kacheln» zu ergänzen sein (Kat. 649 und 646). Sie kamen in den Schichten S5b und S3 zum Vorschein.492 Zu einer jüngeren Tellerkachelform gehört schliesslich Kat. 63. Das auf der Vorderseite über einer weissen Engobe dunkelgrün glasierte Stück dürfte nach Vergleichen in die 2. Hälfte des 15. oder das frühe 16. Jahrhundert gehören.493 Blattkacheln494 Blattkacheln besitzen ein flaches oder leicht konvexes Kachelblatt von meist quadratischer bis rechteckiger Form. Die Schauseite ist in der Regel reliefverziert. In der Neuzeit kommen auch bemalte Kachelblätter vor. Durch die rechteckige Blattform konnten die Kacheln eng aneinander gesetzt werden.495 Blattkacheln treten allgemein ab der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts in Erscheinung.496 Wichtiges Indiz bei der zeitlichen Einordnung sind die Bildinhalte. Weitere chronologische Anhaltspunkte ergeben sich aus der Form des Blattrahmens.497 Von einfachen, stabförmigen Blattrahmen mit halbrundem bis kantigem Querschnitt498 führt die Entwicklung in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zu vermehrt abgetreppten Randleisten. Die kantige Abtreppung wird im Folgenden zunehmend durch eine steile Kehlung ersetzt. Im späteren 15. und 16. Jahrhundert erscheinen dann wieder schlichte Stabränder oder auf einen Rahmen wird ganz verzichtet, um ein nahtloses Aneinanderfügen der Kacheln zu ermöglichen (Tapetenmuster). Bei den Überzügen weisen die Blattkacheln des 14. Jahrhunderts mehrheitlich einfache Glasuren auf, ab dem 15. Jahrhundert zusätzlich angebrachte Engobenunterlagen. Im Folgenden soll auf einzelne Blattkachelfunde aus dem Bürgerasyl etwas detaillierter eingegangen werden.
Das olivgrün glasierte Kachelblatt Kat. 467 zeigt einen nach links gewandten, pferdeartigen Tierkörper, mit nach vorne gebogenem Hals und ausgestreckten Vorderläufen.499 Hals, Schulter und oberer Rumpf sind mit Sichellocken geschmückt. Nach Vergleichsstücken lässt sich das Bild als ein Mischwesen aus Pferdeleib und feuerspeiendem Drachenkopf mit Vogelkrallen und Löwenschweif ergänzen.500 Die meisten Parallelen unterscheiden sich jedoch von der Steiner Variante: so sind die Körper etwa schuppenbedeckt, das rechte Vorderbein ist abgewinkelter oder die Mähne grösser gestaltet (Abb. 165). Dennoch lässt sich für unsere Kachel eine ähnliche Datierung annehmen, vielleicht in das mittlere 14. Jahrhundert.501 Die beiden olivgrün glasierten Blattkacheln Kat. 542 und 555 haben beide denselben Bildinhalt.502 Beim ersten Stück ist der stabförmige Blattrahmen erhalten. Das Kachelbild zeigt einen nach links gewandten Vogel. Der Körper wird von schuppenartigen Federn bedeckt. Ein Flügel ist nach hinten ausgestreckt, der andere, nur mehr im Ansatz erhalten, weist nach unten. Der Hals des Tieres ist stark gebogen, so dass das bekrönte Haupt nach unten blickt. Die seltsame Haltung des Vogels lässt vermuten, dass es sich dabei um das bekannte Physiologus-Motiv des Pelikans handeln könnte. Im Physiologus (der Naturkundige), einem zoologischen Lehrbuch, ursprünglich wohl aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. heisst es dazu:503 «Der Physiologus sagte vom Pelikan, er liebe seine Kinder über die Massen. Hat er nämlich die Jungen ausgebrütet und sind sie ein wenig gewachsen, hacken sie ihren Eltern ins Gesicht; die Eltern aber hacken zurück auf die Jungen und töten sie. Später aber tut es den Eltern der Kinder leid, und sie betrauern die Jungen, die sie getötet haben, drei Tage lang. Am dritten Tag nun reisst sich ihre Mutter die Seite auf, und ihr Blut, das auf die toten Körper der Jungen herabtropft, erweckt diese wieder zum Leben.» Die Lehre des Physiologus war im Mittelalter sehr verbreitet. Der Pelikan galt gleichsam als Sinnbild des Opfertodes Christi. Das Motiv, des sich die Brust aufreissenden Vogels, findet sich mehrfach auch auf Blattkacheln dargestellt (Abb. 166).504 Die angeführten Vergleiche unterscheiden sich in der Darstellungsweise allerdings teilweise beträchtlich von den hier vorgestellten Kachelbildern. Gerade bei frühen Blattkacheln lassen sich auch bei verwandten Motiven häufig sehr individuelle Züge feststellen. Die beiden Blattkacheln dürften noch in die 1. Hälfte oder Mitte des 14. Jahrhunderts gehören. Ähnlich datiert wohl auch Kat. 642. Auf dem olivgrün glasierten Kachelblatt ist noch das Haupt eines Hirsches mit gewaltigem Geweih zu erken-
nen. Gerahmt wird das Bild von zwei rundstabigen Leisten, die einen Perlstab flankieren.505 In denselben zeitlichen und thematischen Rahmen gehört möglicherweise die ebenfalls olivgrün glasierte Kachel Kat. 648.506 Auf dem stark fragmentierten Stück ist lediglich noch die Spitze eines Hörnerpaares zu erkennen. Kat. 407 besitzt eine dunkelgrüne Glasur über einer weissen Engobe.507 Das Kachelbild lässt noch die Hinterläufe eines aufgerichtet, nach rechts blickenden Tieres erkennen. Der nach oben gekrümmte Schwanz ist nur ansatzweise erhalten. Gerahmt wird die Kachel von einer steil gekehlten Leiste. Das Motiv lässt sich zu einem heraldischen Löwen oder Leoparden ergänzen (Abb. 167).508 Die Kachel dürfte nach Vergleichen in die Mitte oder 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts datieren.509 Das Kachelblatt Kat. 408 ist über einer weissen Engobe dunkelgrün glasiert.510 Aufgrund der kleinen Fragmentierung lässt sich das Bild nicht sicher lesen.511 Nach Machart und Randausformung mit steil gekehlter Randleiste, begleitet von einem inneren Rundstab, dürfte das Stück ähnlich datieren wie das eben besprochene. Zu den Architekturimitationen kann die kleine, quadratische Kachel Kat. 645 mit erhabener Diamantbosse gerechnet werden.512 Das Stück ist ebenfalls mit einer dunkelgrünen Glasur über weisser Engobe versehen. Auch sie dürfte in das entwickelte 15. Jahrhundert gehören.513
sierten Fragmente Kat. 478 gehören möglicherweise zu einem Individuum.519 Das Kachelbild zeigt ein Rapportmuster aus Kielbogen und stilisierten Pflanzenmotiven. Der Hintergrund ist mit einem kammstrichartigen Linienmuster belegt. Das Blatt wird von schlichten Rundstäben gerahmt. In ihrer Art gehört die Kachel vielleicht noch in das spätere 15. oder 16. Jahrhundert.520 Das Motiv kommt im 16. Jahrhundert zunehmend aus dem Gebrauch und taucht im 17. Jahrhundert nur mehr vereinzelt auf.521 Die Scherben Kat. 480 gehören zu demselben Individuum.522 Auf dem über einer weissen Engobe dunkelgrün glasierten Kachelblatt ist eine feine Verzierung mit Weinranken dargestellt, die das Kachelbild gleichmässig ausfüllt. Das Stück kann zu einem Rapport- oder Tapetenmuster ergänzt werden.523 Das Fragment Kat. 479 besitzt eine hellgrüne Glasur über einer weissen Engobe.524 Gerahmt von einer breiten, schlichten Leiste mit viereckigem Querschnitt zeigt das Stück ein Rapportmuster aus stilisierten Blattranken. Das über einer weissen Engobe dunkelgrün glasierte Kachelblatt Kat. 36 zeigt ein sog. Waffelmuster.525 Das Stück könnte ins 16. Jahrhundert datieren, kam jedoch sicher erst im 17. Jahrhundert in den Boden (t.p.q. 1595).526 Zu den jüngsten im Bürgerasyl vertretenen Kacheltypen gehört Kat. 643.527 Das völlig plane Kachelblatt ist mit einer hellblauen, opaken Glasur überzogen (Fayence).
Abb. 167: Blattkacheln. Nach rechts steigender Löwe (oben) und Leoparde (unten) in heraldischem Stil (15. Jh.). Umzeichnungen nach Kacheln aus Schaffhausen, Kloster Allerheiligen (oben) und Bern (unten).
Abb. 168: Blattkachel. Kaiser Friedrich III. (15. Jh.). Schaffhausen, Museum zu Allerheiligen (MA 18460).
Die beiden Fragmente Kat. 409 und 410 gehören vielleicht zu demselben Individuum.514 Beide sind über einer weissen Engobe dunkelgrün glasiert. Kat. 409 zeigt das bekrönte Haupt eines Herrschers mit schulterlangem, lockigem Haar. Auf Kat. 410 ist ein wehendes Schriftband vor einem durch Rundbögen gestalteten Hintergrund zu sehen. Die Stücke lassen sich zu einem verbreiteten, wenn auch nicht allzu häufig belegten Kachelbild ergänzen (Abb. 168). Dargestellt ist der sitzende Kaiser Friedrich III. Auf dem Haupt trägt er die Reichskrone, in der linken Hand ein Zepter, in der rechten den Reichsapfel haltend. Zu seinen Füssen sind drei Wappenschilde, links der habsburgische Löwe (?), in der Mitte der doppelköpfige Reichsadler und rechts der österreichische Bindeschild; im Hintergrund ein Band mit entstellter Minuskelschift.515 J. Tamási nimmt den Bodenseeraum als Ausgangspunkt für die Verbreitung des Kachelmotivs über Österreich bis nach Ungarn an.516 Gemäss ihr, erreichen die Auswirkungen dieser Werkstätten am Bodensee die Region Schaffhausen und das Bündnerland, während die übrigen schweizerischen Gebiete unberührt bleiben.517 Als Datierungsansatz wird die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts vorgeschlagen.518 Die über einer weissen Engobe dunkelgrün gla91
Abb. 169: Anzahl der mittelalterlichen und neuzeitlichen Glasfragmente in den Gruben (oben) und Schichten (unten).
Glas
Hohlglas
Insgesamt wurden 335 Glasfragmente geborgen.528 Bis auf zwei Fragmente von römischen Gläsern529 wurden alle als mittelalterlich oder neuzeitlich bestimmt. Abb. 169 zeigt die mengenmässige Verteilung der Flach- und Hohlgläser in den einzelnen Gruben (a) bzw. Schichten (b). Es fällt auf, dass wenige Schichten (v.a. S5a, S5b sowie S4a/b) und Gruben (G2, G6 und G20) den Grossteil der Glasfragmente liefern. Die ungleiche Verteilung der Funde, die zumeist kleinen Komplexe sowie das eher bescheidene Typenspektrum liessen die Hoffnung, anhand des Materials aus dem Bürgerasyl eine brauchbare, formale Abfolge erarbeiten zu können, von Anfang an schwinden. Da eine übergreifende, gründliche Glasanalyse aufwändig und zu zeitintensiv geworden wäre, wurde beschlossen, die Gläser nur in einer Auswahl vorzulegen.530
Die Hohlgläser machen den grössten Anteil (rund 82%) aus. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um geblasene Gläser.
30
Glas indet
Neben dem «frei» geblasenen Glas werden das optisch geblasene und das formgeblasene Glas unterschieden:531 Beim optisch geblasenen Glas wird die Glasblase in eine einteilige, entsprechend gemusterte Form geblasen, so dass sich die Musterung auf der Gefässwand abzeichnet. Bei der anschliessenden Weiterverarbeitung kann das Dekor noch verändert, etwa gedehnt oder verzogen werden. Geläufige optisch geblasene Verzierungen sind etwa Punkt-, Rauten-, Rippen- oder Kreuzrippenmuster. Beim formgeblasenen Glas wird die Glasblase in eine mehrteilige Form geblasen, die nicht nur die allfällige Musterung, sondern auch die Gesamtform des Glasgefässes im Wesentlichen bereits vorherbestimmt. Auf diese Weise lassen sich erhabene Muster, auch mit Hinterschneidungen, herstellen. Die beiden Verfahren sind verwandt und lassen sich daher nicht immer klar unterscheiden.
1. Becherformen
Flachglas 25
Hohlglas
n
20
15
10
5
0 G1
G2
G3
G4
G6
G9
G11
G12
G19
G20
G24
St3
70
Glas indet Flachglas
60
Hohlglas 50
n
40 30 20 10 0 Pfl.
92
S1
S2
S3
S4a/b
S5a
S5b
S6
S11
S18
Schaffhauser Becher Diese Becherform ist nach dem Fundort Kloster Allerheiligen in Schaffhausen benannt. Von der älteren Forschung noch als sehr selten und kostbar bewertet, sind die Funde derartiger Becher mittlerweile zu einer unüberschaubaren Masse angewachsen.532 Kennzeichnend für die Becherform533 sind: die hell-blaugrüne Glasmasse, eine leicht konische Gesamtform mit ausbiegender Halszone, der zackenförmig gekniffene Fussring sowie die relativ kleinen, meist schneckenhausförmig abgedrehten, teilweise auch spitz ausgezogenen Nuppen (aufgeschmolzene Glastropfen). Die Form ist weit verbreitet; der Schwerpunkt scheint dabei in Südwestdeutschland, dem Elsass sowie der nördlichen Schweiz zu liegen. Allgemein wird heute von einer Produktion solcher Becher in lokalen Hütten ausgegangen.534 Rund 60% der Gläser vom Bürgerasyl lassen sich diesem Typ zuweisen (Abb. 170).535 Die Masse lieferten dabei die Schichten S5a und S5b sowie S4a/b (Tab. 7). Für die Schaffhauser Becher wird allgemein ein Auftreten spätestens seit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts angenommen; sie bleiben bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts gebräuchlich.536 Obwohl, oder gerade weil, diese Becherform so verbreitet war, lässt sich bislang keine klare typologische Abfolge aufzeigen. Den Typus scheint es im 14. Jahrhundert in verschiedenen Variationen gegeben zu haben.537
Farblose Nuppenbecher Sie sind formal dem Schaffhauser Becher eng verwandt, unterscheiden sich aber durch die weitgehend farblose Glasmasse (Abb. 171). Von der älteren Glasforschung noch generell als Importe aus dem Vorderen Orient, dem Balkan oder aus Oberitalien (Venedig) gedeutet, geht man heute zumindest teilweise von einer Produktion in lokalen Glashütten aus.538 Innerhalb des zeitlichen Auftretens von Nuppenbechern scheinen farblose Stücke die tendenziell etwas ältere Variante zu sein.539 Farblose Nuppenbecher finden sich regelmässig im mittelalterlichen Fundgut, wenn sie auch gegenüber der Masse von hell-blaugrünen Schaffhauser Bechern deutlich seltener sind. Die Grabung im Bürgerasyl lieferte insgesamt 18 farblose Nuppenbecherfragmente (Tab. 7). Bis auf zwei (Grube G20, Altfunde), stammen alle Fragmente aus Komplexen, die aufgrund der Keramik ins spätere 13. und die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts datieren.540 Für die Datierung der farblosen Nuppenbecher ergeben sich daraus keine neuen Datierungsansätze.
Rippenbecher Drei Fragmente können als Rippenbecher angesprochen werden. Kat. 580 gehört wohl zu einem zylindrischen Gefäss aus farbloser Glasmasse mit einer vertikal angeordneten Rippe. Beim oberen, verdickten und leicht vorspringenden Ende der Rippe ist im Ansatz noch die schräg ausbiegende Randpartie erkennbar. Obwohl klein fragmentiert, lassen sich die Scherben mit einiger Wahrscheinlichkeit zu einem farblosen Rippenbecher ergänzen.541 Kennzeichnend für diese Glasbe-
cher sind der zylindrische Körper, die oben teilweise kräftig vorspringenden, vertikalen Rippen, der hochgestochene Boden mit gewelltem Fussfaden sowie ein meist blau gefärbter Randfaden. Die Becher gelten als ein Typ, der «neben und parallel zu den Nuppenbechern einer der beliebtesten war».542 Sie werden, ähnlich wie jene, in die 2. Hälfte des 13. bis 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert.543 Das farblose Glasfragment Kat. 425 könnte ebenfalls zu einem Rippenbecher gehören. Denkbar wäre aber auch eine andere Form mit entsprechender Rippenzier.544 Glasbecher mit Rippen tauchen im mittelalterlichen und neuzeitlichen Gefässbestand zu verschiedenen Zeiten auf.545 Krautstrunk Mit den drei Fragmenten aus grünem Glas (Kat. 7, 16, 597)546 sind lediglich einzelne, grosse Nuppen erhalten. Da es im 15./16. Jahrhundert verschiedene mit grossen Nuppen verzierte Gefässformen gibt, ist eine genaue Bestimmung mit letzter Sicherheit nicht möglich.547 Sehr wahrscheinlich dürfte die Zuweisung zur breiteten Becherform des sog. Krautstrunks sein. Den Namen verdankt der Glasbecher seiner Ähnlichkeit mit einem entblätterten Kraut- bzw. Kohlstrunk.548 Die Form entwickelt sich im 15. Jahrhundert aus dem Schaffhauser Nuppenbecher. Kennzeichnend für den «klassischen» Krautstrunk der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts sind die tonnenförmige Gesamtform, eine leicht ausbiegende, nach aussen gewölbte Randpartie, ein zahnradartig gekniffener Fussfaden, ein meist einfach umgelegter Halsfaden sowie die gegenüber den älteren Nuppenbechern deutlich grös-
Abb. 171: Fragmente von Nuppenbechern aus farblosem Glas.
Abb. 170: Nuppenbecher des Typs Schaffhauser Becher (Kat. 579). Kennzeichnend sind die hellblaugrüne Glasmasse, der leicht konische Körper mit ausbiegender Halszone, der zackenförmig gekniffene Fussring sowie die kleinen, aufgeschmolzenen Glastropfen, sog. Nuppen (2. Hälfte 13. und 14. Jh.).
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seren Nuppen.549 Die hier behandelten Fragmente könnten nach den Vergleichen in die 2. Hälfte des 15. und das frühe 16. Jahrhundert gehören.550 Zu einer jüngeren Form dürfte Kat. 425 gehören. Das Stück aus grünem Glas lässt eine leicht kugelige Form mit stark einziehender Schulterpartie vermuten. Auf der Wandung ist eine grosse, ovale Nuppe flach aufgeschmolzen. Derartige Krautstrünke mit nunmehr wenigen, grossen Nuppen werden als Entwicklung der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts angesehen.551 Unser Beispiel stammt aus der Grubenschicht G2.3, mit einem t.p.q. 1595.552
Mit derartigen meist recht dickwandigen Bechern fassen wir nicht nur eine neue Gefässform, sondern gleichzeitig wohl auch eine geänderte Herstellungstechnik. Die kräftigen Böden sind nicht mehr spitz hochgestochen, sondern flach oder nur leicht aufgewölbt und scharfkantig von der Wandung abgesetzt. In Winterthur treten derartige flachbödige, massive Becher im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert auf.560 Unsere Stücke lassen sich formal mit Becherformen vergleichen, die in das 18. und allenfalls frühe 19. Jahrhundert datiert werden.561 Aus der Fundlage ergibt sich für die Ablagerung der Stücke aus der Grube G2.3 ein t.p.q. 1595.
Warzenbecher, Gefäss mit Kreuzrippenmuster Gefässe auf hochgestochenem Fuss Kat. 38 aus farblosem Glas weist ein kräftig ausgeformtes Warzendekor auf. In der Literatur werden Becher mit Warzendekor meist in die 2. Hälfte des 16. und das 17. Jahrhundert datiert.553 Einen weiteren Datierungsansatz liefert die farblose Glasmasse. Gemäss P. Kurzmann ist in Deutschland die Verwendung von farblosem bzw. entfärbtem Glas «in grossem Umfang» eine Erscheinung der 2. Hälfte des 16. und des 17. Jahrhunderts.554 Schliesslich liefert die Fundlage in der Grubenschicht G2.3 mit einem t.p.q. 1595 einen weiteren Datierungsansatz.555 Ein Wandstück (Kat. 153) mit kleinen, leicht rhombisch geformten «Warzen» könnte aufgrund der speziellen «Warzenform» zu einem Gefäss mit Kreuzrippenmuster gehört haben.556
Klarglasbecher Aus der Grube G2 liegen drei Becherfragmente aus klarem, farblosem Glas vor. Kat. 40 zeigt eine glatte, leicht konische Wandung und einen dicken, nur leicht aufgewölbten Boden, der auf der Unterseite eine Heftnarbe aufweist. Kat. 41 besitzt auf der leicht konischen Wandung zusätzlich mehrere formgeblasene (?) senkrechte Rippen. Auf dem ebenfalls leicht aufgewölbten Boden ist keine Heftnarbe sicher erkennbar.557 Kat. 39 schliesslich lässt sich ebenfalls zu einem leicht konischen Becher ergänzen. Auf der Wandung wurde eine Verzierung aus vegetabilen Motiven eingeschliffen/geritzt (?).558 Ein weiteres gleichartiges Becherfragment (Kat. 152) stammt aus Grube G20.559 Ein letztes Bodenfragment (Kat. 126) fand sich in der Grube G19. Das Stück ist aus leicht gelbstichigem, sehr blasigem Glas gefertigt; auf der Unterseite des flachen Bodens ist die Heftnarbe noch erkennbar.
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Das farblose Bodenfragment Kat. 37 zeigt einen stark hochgestochenen Fuss mit umgebördeltem Rand. Gefässe mit derartigen Füssen sind vom 16. bis ins 18. Jahrhundert geläufig.562 Aufgrund seiner Fragmentierung kann unser Glas nicht genauer bestimmt werden. Nach der Fundlage in G2.3 ist ein t.p.q. 1595 für seine Ablagerung gegeben.
Moderne Gläser Mehrere Gläser stammen aus der Grube G4. Da es sich dabei um die jüngsten Glasformen aus dem Bürgerasyl handelt, wird hier eine Auswahl gesondert kurz vorgestellt.563 Mit dem 19. Jahrhundert treten auch beim Glas neue Herstellungstechniken auf. Neben den alten Verfahren, dem frei–, optisch– und formgeblasenen Glas, erscheinen im Laufe des 19. Jahrhunderts vermehrt gepresste Gläser, bei denen die Glasmasse mithilfe eines Mittel-, bzw. Kernstücks in eine Hohlform gepresst wurde.564 Im Rahmen dieser Arbeit war es allerdings nicht möglich, die technischen Grundlagen und deren Nachweisbarkeit am Fundmaterial eingehend zu erarbeiten. In vielen Fällen muss daher die Frage nach dem jeweiligen genauen Fertigungsverfahren offen bleiben.565 Vielfach scheinen auch im fortgeschrittenen 19. Jahrhundert noch geblasene bzw. formgeblasene Gläser verwendet worden zu sein.566 Kat. 58 gehört zu einem schweren Stengel- oder Kelchglas aus klarer, farbloser Masse.567 Sowohl die Wandung, als auch der kurze Fuss sind sehr massiv. Im Zentrum des flachen Bodens findet sich eine ovale Delle, die wohl ausgeschliffen wurde (ausgeschliffene Heftnarbe?).568 In die Vertiefung eingeritzt, sind die Initialen F B. Der schwere, zylindrische Becher Kat. 57 besteht ebenfalls aus klarem Glas. Die massive Wandung
ist mit vertikalen Facetten verziert, die nach den ziemlich flauen Kanten zu urteilen, wohl nicht geschliffen wurden.569 Der leicht konkave Boden dagegen scheint ausgeschliffen. Nach H. Horat tauchen in der von ihm bearbeiteten Entlebucher Glashütten Becher mit Facettenschliff erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf.570 Gleichzeitig erscheinen formgeblasene Stücke, die den Facettenschliff imitieren. Im Zusammenhang mit dem Glasschliff erwähnt Horat, dass die im 19. Jahrhundert auf den Gefässböden noch meist sichtbaren Heftnarben gegen Ende des Jahrhunderts vermehrt ausgeschliffen wurden.571 Vielleicht lässt sich damit auch die Bodenbearbeitung der beiden beschriebenen Stücke erklären. Ein drittes Glasgefäss (Kat. 56, Grube G4) ist ebenfalls aus völlig farblosem Glas gefertigt. Es kann zu einem zylindrischen Becher mit sehr massivem Boden und breitem Standring rekonstruiert werden. Nach dem Gesagten lassen sich die Fundstücke vielleicht in das spätere 19. oder frühe 20. Jahrhundert datieren. Vom Befund her ergibt sich nur ein t.a.q. um 1940, als die Grube G4 von einem Betonboden überdeckt wurde.
Einfache kugelige Flaschen 19 Fragmente gehören zu einer Flasche aus grünem Glas (Kat. 629). Über einem kugeligen Körper zeigt sie einen leicht konischen Hals mit stark ausbiegender Lippe; der Boden ist hochgestochen. Flaschen dieser langlebigen, einfachen Form sind zeitlich kaum genau festzuma chen.577 Drei olivgrüne Glasfragmente (Kat. 53) gehören zu einer kugeligen Flasche mit kurzem, engen Hals, ausbiegender Randlippe und hochgestochenem Boden.
Abb. 172: Ein fröhlicher Zecher gönnt sich einen tiefen Schluck. Als Trinkgefäss kommt eine bauchige Flasche mit schmalem Hals und Trichtermündung zum Einsatz. Wandbild, Haus «zur Glocke», Rössligasse 5, Zürich, um 1510/20.
2. Flaschenformen Kuttrolf Kat. 15 (Grube G1.6) kann als sog. Kuttrolf bestimmt werden. In der Glasforschung wird darunter eine Flaschenform mit kugeligem Körper, hochgestochenem Boden sowie einem engen, ein- oder mehrröhrigen Hals mit breitem Mündungstrichter verstanden.572 Die Bezeichnung guttrolf oder Kuttrolf taucht auch in neuzeitlichen Schriftquellen auf, wobei es unklar bleibt, welche Gefässform genau damit gemeint war.573 In der sog. Glaspredigt von Johann Mathesius, 1562,574 werden Gefässe «guttrolf» als «…oben weit und unten enge…» beschrieben, «… die do kuttern, klunkern, oder wie ein storch schnattern, wenn man darauss trincket».575 Nach zeitgenössischen Bildquellen dürfte es sich bei derartigen Flaschen jedenfalls um Trinkgefässe gehandelt haben (Abb. 172). Das Stück aus dem Bürgerasyl weist ein optisch geblasenes Rippendekor auf, das im Bereich des Halses tordiert ist. Derartige Verzierungen werden auf diesen Flaschenformen regelmässig angetroffen. Die Form wird meist in das 15./16. Jahrhundert datiert.576
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Flachglas In Rahmen eingesetzte Flachgläser als Fensterverschluss waren im Mittelalter eine kostspielige Angelegenheit. Noch bis ins 15. Jahrhundert hatten selbst öffentliche Bauten in grösseren Städten teils glaslose Fensterverschlüsse, etwa aus tierischen Häuten oder Papier.578 Für das Mittelalter in Mitteleuropa sind das zylindergeblasene Flachglas und die Butzenscheiben zwei wichtige Fertigungsverfahren.579
Abb. 173: Glaser beim Zusammensetzen von Butzenscheiben. Ulrich Fisch, um 1640.
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wenn sie nicht etwa einem Unwetter, Brand oder Abbruch zum Opfer fallen, zum anderen wurde dieselbe Herstellungstechnik in sehr ähnlicher Weise über lange Zeit angewandt. Für das Mittelalter wird eine Fertigungsart von zylindergeblasenen Scheiben bereits im 12. Jahrhundert beschrieben.585 Das Verfahren blieb in verwandter Form bis ins 19. Jahrhundert hinein geläufig.586 Im Bürgerasyl wurden nur 41 Fragmente von zylindergeblasenen Flachgläsern geborgen (Tab. 8).587 Rund 63% weisen eine grüne Farbe auf, rund 34% sind farblose.588
1. Zylindergeblasenes Glas
2. Butzenscheiben
Mit der Glasmacherpfeife wird die Glasblase solange bearbeitet bis sie eine zylindrische Form erhält. Danach werden die beiden Enden geöffnet, der Zylinder der Länge nach aufgeschnitten und anschliessend im sog. Streckofen ausgebreitet bzw. «flachgebügelt». Die rechteckige Glasplatte muss zum Schluss im Kühlofen langsam abgekühlt werden.580 Typische Merkmale des zylindergeblasenen Flachglases sind die parallel zur ehemaligen Streckrichtung verlaufenden, oft flachen und linsenförmigen Luftblasen sowie der leicht verdickte Rand der Glasplatte.581 Vor dem Verbauen mussten die Glastafeln entsprechend zugerichtet werden. Bisweilen wurde die Abmessung mit Ritzlinien markiert. Dann konnte das Glas mit einem heissen Eisen auseinandergesprengt werden. Anschliessend wurden die Kanten durch das Abbrechen feiner Absplisse teilweise nachgerichtet und begradigt (gekröselt).582 An mehreren Flachgläsern vom Bürgerasyl lassen sich gekröselte Kanten nachweisen (Kat. 66, 67 und 69, alle Grube G6.1). Erst seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Gläser zunehmend mit Diamant geschnitten.583 Abschliessend wurden die zugerichteten Glasscheibchen mithilfe von Holzrahmen und H–förmigen Bleiruten zu grösseren Fensterscheiben zusammengesetzt (vgl. Kat. 81).584
Zunächst wird mit der Pfeife eine kleine, kugelförmige Glasblase erzeugt. Anschliessend wird gegenüber der Pfeife ein Hefteisen angesetzt und die Pfeife abgeschlagen. Das entstandene Loch kann nun ausgeweitet und durch Rotieren und Abstreichen zu einer Scheibe «flachgedrückt» werden. Dabei knickt der äussere Rand nach innen, was zu der für die Butzenscheiben typischen umgebördelten Randform führt. Beim abschliessenden Abschlagen des Hefteisens bleibt im Zentrum der Scheibe der namengebende Butzen (Heftnarbe) zurück.589 Neben Butzen und Rand zeichnen sich Butzenscheiben durch oftmals konzentrisch angeordnete, leicht gekrümmte Blasen aus.590 Um grössere Fensterscheiben zu erhalten, mussten auch hier mehrere Butzenscheiben mit Bleiruten zusammengesetzt werden (vgl. Kat. 81). Die Zwickel zwischen den runden Scheiben wurden mit entsprechend zugerichteten Flachgläsern geschlossen (Abb. 173).591
Bei den Flachgläsern aus dem Bürgerasyl, die nicht als Butzenscheiben bestimmt werden konnten, wurde aufrund der Merkmale allgemein eine Herstellung im Zylinder-Blas-Verfahren angenommen. Grundsätzlich lassen sich Flachgläser nur schlecht datieren. Zum einen besitzen verbaute Glasfenster eine hohe Lebenserwartung,
Im Bürgerasyl kamen nur wenige Fragmente von Butzenscheiben zum Vorschein (Kat. 47, 48). Die Stücke von weitgehend farblosem oder nur leicht grünstichigem Glas stammen aus den Grubenschichten G2.4 und G20 (Tab. 8).592 Mit Durchmessern zwischen rund 10 und 12 cm besitzen sie Abmessungen, wie sie bei Butzenscheiben allgemein üblich sind.593 Bezüglich ihrer Datierung gelten dieselben Einschränkungen, wie bei den zylindergeblasenen Flachgläsern. Butzenscheiben treten in Mitteleuropa seit dem 13. Jahrhundert vermehrt auf und wurden seit dem 15. Jahrhundert sicher auch in hiesigen Hütten hergestellt.594
Metallfunde Insgesamt wurden 978 grösstenteils kleinteilige Eisenfragmente geborgen (Tab. 9). Es war nicht möglich alle Stücke eingehend zu untersuchen. Nach einer ersten Sichtung des gesamten, unrestaurierten Materials wurden die Fragmente, bei welchen vermutet werden konnte, dass sie sich noch näher bestimmen liessen, zur Weiteruntersuchung aussortiert. Diese wurden anschliessend geröntgt, mechanisch freigelegt bzw. konserviert. Die meisten Fragmente wurden nur in unrestauriertem Zustand bewertet.595 Objekte aus einer Kupferlegierung, meist wohl Bronze, wurden nur wenige gefunden.596
feine Riemenzunge handeln.
1. Gürtelbestandteile
2. Werkzeuge und Geräte
Eine besonders schöne und erstaunlich gut erhaltene Schnalle kam in der Schicht S5b zum Vorschein (Abb. 174). Das Stück besitzt einen leicht rhombischen Bügel. Das Dornende ist um die Dornachse herum gebogen; die Dornauflage ist mit einer separat gefertigten Blechhülse verkleidet. Das Gürtelbeschläg aus Eisenblech besitzt zur Schnalle hin dieselbe Breite wie der Bügel, verjüngt sich aber im hinteren Teil zu einem schmalen Band. Beide Enden des um die Dornachse herumgeführten Beschlägs wurden zurückgebogen und auf der Unterseite mit einem Stift vernietet. Gürtelbeschläg und Bügel zeigen eine feine Verzierung aus parallelen, schräggestellten Linien, die nach rein optischer Beurteilung mit einer Feile angebracht wurden. Eine ähnliche Verzierung aus parallelen, gerade gestellten Linien zeigt die Blechhülse. Feine Reste eines silbrigen Überzugs könnten andeuten, dass die Schnalle ursprünglich verzinnt (?) war.597 Das schlaufenförmige Ende des Beschlägs zeigt, dass an der Schnalle ein eher schmaler Riemen oder eine Kette befestigt war. Nach dem Fundkontext dürfte die Schnalle im späteren 13. oder frühen 14. Jahrhundert in den Boden gekommen sein. Kat. 302 ist ein dünnes Blechband aus einer Ku pferlegierung, das einmal gefaltet und mit fünf Nieten zusammengeheftet wurde. Zwischen den Blechstreifen lassen sich Lederreste (?) feststellen. Auf der einen Seite wurde am Rand entlang der Längsseite je eine feine Zickzacklinie eingeritzt. Das als Riemenzunge zu deutende Stück kam in der Verfüllung der Grube Str.2 zum Vorschein. Unsicher bleibt die Ansprache von Kat. 318, aus der Grubenverfüllung Str.3.1. Das ausgesprochen dünne Blechband zeigt an einem Ende ein Loch, vermutlich von einem Befestigungsnagel oder einer Niete. Das Stück ist stark verbogen und beschädigt. Es könnte sich dabei ebenfalls um eine
Messer Von Messern liegen zwei Fragmente vor. Kat. 610 besitzt eine einschneidige, dreieckförmig spitz zulaufende Klinge. Die Griffangel ist nur mehr ansatzweise erhalten. Die Spitze von Kat. 505 ist abgebrochen; Schneide und Klinge verlaufen bis zur Bruchkante gerade, mehr oder weniger parallel. Das Ende der Griffangel ist ebenfalls beschädigt. Messer mit Griffangel sind im Mittelalter und in der Neuzeit sehr verbreitet.598 Sie bleiben bis in die frühe Neuzeit die dominante Messerform. Im Gegensatz zu jüngeren Messern mit Griffzunge und zwei aufgenieteten Griffschalen wird bei Griffangelmessern ein rundherum geschlossener Griff aus Holz oder Bein auf die Angel aufgeschoben und befestigt.599 Die einfache Zweckform dieser Messer lässt sich zeitlich nicht sicher differenzieren.600 Nach dem Fundkontext dürfte Kat. 505 im ausgehenden 13. oder frühen 14. Jahrhundert abgelagert worden sein.
Abb. 174: Eisenschnalle mit verzierter Blechhülse und Beschläg (Kat. 581). Reste eines silbrigen Überzugs könnten möglicherweise als Verzinnung gedeutet werden.
3. Bau und Mobiliar Nägel 481 Eisenobjekte wurden als Fragmente von Nägeln angesprochen.601 Auffallend ist, dass einige wenige Schichten hohe Anteile aufweisen.602 Für die Nagelformen im Mittelalter sind verschiedene typologische Ordnungen vorgeschlagen worden.603 Nach der von Kurt Zubler für Berslingen SH604 erarbeiteten Typologie, lassen sich im Material von Stein am Rhein folgende Formen nachweisen: Nägel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf (Kat. 412); breit abgehauene Nägel (Kat. 640); Nägel mit dachförmigem Kopf 97
Abb. 175: Küken (Drehverschluss) eines Wasseroder Zapfhahns (Kat. 377). Kupferlegierung. Abb. 176: Blick in die Werkstatt eines Bronzegiessers. Im Hintergund rechts sind auch zwei Wasser- bzw. Zapfhähne zu erkennen. Ständebuch des Jost Amman, 1568.
(Kat. 367) und versenkbare Nägel (Kat. 413, 154, 155). Weil nur ein kleiner Teil der Nägel konserviert wurde und infolgedessen auch nur wenige Fragmente sicher bestimmbar waren, können weder Angaben über die Mengenverhältnisse der einzelnen Typen, noch abschliessende Aussagen zu den vorhandenen Nagelformen gemacht werden. Mit Kat. 610 haben wir einen modernen Vertreter vor uns. Der Drahtstift mit rundem Schaft und flachem Kopf entspricht der Form, wie sie auch heute noch in Gebrauch ist. Kat. 19 aus Kupferlegierung kann aufgrund des grossen, runden Kopfes am ehesten als Ziernagel gedeutet werden.
Schlüssel Der grosse Hohlschlüssel Kat. 139 gehört zum Fundgut aus der Grube G20. Er zeigt einen nierenförmigen Griff mit achteckigem Gesenk und einen hohlen, im vorderen Bereich flachgedrückten Schaft. Der breite Bart mit T-förmigem Querschnitt ist nur ansatzweise erhalten.605 Wie Vergleiche zeigen, wurden derartige Schlüssel aus mehreren, einzeln gefertigten Teilen (Griff, Gesenk, Bart und Hohlschaft) zusammengesetzt bzw. gelötet. Auf diese Weise waren sie relativ preiswert und schnell zu produzieren und verdrängten daher im 14./15. Jahrhundert die älteren, aus einem Stück geschmiedeten Hohlschlüssel zunehmend.606 Die jüngere Hohlschlüsselform erfreute sich lange Zeit grosser Beliebtheit. Unser Stück dürfte nach den Beifunden erst im 18. Jahrhundert entsorgt worden sein.
98
Schlösser Etliche Eisenobjekte können als Teile von Schliessvorrichtungen und Schlössern interpretiert werden. Das Eisenband Kat. 366 (Schicht S0) mit dem zurückgebogenen «Griff» auf der einen und dem eingehängten Ring auf der anderen Seite sowie der rechteckigen Krempe auf der Unterseite lässt sich als Schlossbestandteil (Schlossband) ansprechen, wie es in ähnlicher Weise auch heute noch verwendet wird. Zu einer verwandten Schliessvorrichtung gehörte auch Kat. 17, die in der Grubenverfüllung G1.6 gefunden wurde. Die runde Platte besitzt auf zwei Seiten bandförmige Fortsätze; der eine wurde zu einem «Griff» eingerollt, der andere zu einer Öse gebogen. In diese eingehängt ist eine Kette mit rundem und (fragmentiertem) 8-förmigem Kettenglied. Auf der Unterseite der Platte findet sich wiederum eine quergestellte, rechteckige Krempe. Unsicher ist die Ansprache von Kat. 109 aus der Verfüllung von Grube G9. Die dreieckige Platte, deren Spitze zu einem rechtwinklig abstehenden Dorn ausgeschmiedet ist, und deren Basis zurückgebogen wurde, könnte vielleicht als Teil eines Scharniers oder einer Art Befestigungsklammer gedeutet werden. Ebenfalls nicht näher zu bestimmen ist das Fragment eines ovalen, leicht 8-förmigen Eisenrings (Kat. 8) aus der Grubenschicht G1.5/6. Denkbar wäre die Deutung als grosses Kettenglied. Ohne genaue Deutung bleibt auch Kat. 43 aus Grube G2.3. Ein Ende des Eisenbandes ist rechtwinklig umgebogen, das andere V-förmig verbreitert, mit einer halbrunden Aussparung in der Mitte. Das Stück könnte zu einem Scharnier gehört haben.
Drehverschluss eines (Zapf-)Hahns Kat. 377 kann als Küken (Drehverschluss) zu einem Wasser- oder Zapfhahn bestimmt werden. Das Stück besitzt einen leicht konischen Körper mit runder Durchgangsöffnung. Der Griff wird durch drei versetzt angeordnete, miteinander verbundene Ringe gebildet (Abb. 175).607 Die Durchgangsöffnung verläuft rechtwinklig zum Griff; der Drehverschluss war demnach geöffnet, wenn der Griff quer zur Flussrichtung des Hahns stand. Die Form findet sich auf verschiedenen Abbildungen etwa des 16. Jahrhunderts wieder (Abb. 176). Derartige Hähne konnten auch als Abschluss von Rohrleitungen (Wasserschloss) dienen.
Bleirute Der Bleisteg mit H-förmigem Querschnitt kann als Bleirute angesprochen werden (Kat. 81), wie sie beim Zusammensetzen von Fensterscheiben aus kleinen Butzen- oder Flachgläsern verwendet wurden (Abb. 173).608
Verschiedenes Unsicher ist die Funktion einer leicht konischen Tülle aus eingerolltem Eisenblech (Kat. 411). Vielleicht handelt es sich um das Fragment einer Befestigungstülle zu einer Geschoss- oder Speerspitze. Ein Eisenstab mit quadratischem Querschnitt und einer trapezförmig ausgeschmiedeten Platte am Ende (Kat. 641) kann vielleicht als Achsnagel gedeutet werden. Ähnlich geformte Eisenteile wurden beim Wagen aussen vor dem Rad durch ein Loch in der Achse gesteckt und verhinderten damit das Herunterrutschen des Rades.609
4. Produktionsabfälle 57 Fragmente wurden als Schlackenbruchstücke bestimmt (Tab. 11). Während der grösste Teil von der Eisenverarbeitung herrühren dürfte, könnten 17 Fragmente allenfalls aufgrund der Färbung auch von der Arbeit mit Kupferlegierungen (Bronze?) herstammen. Es wurden allerdings keine Analysen durchgeführt. Die Schlackenstücke wurden nicht genauer erfasst.610
Datierung der Befunde nach dem Fundmaterial Die Datierung der Grubenverfüllungen und Schichten erfolgte in erster Linie anhand der Gefässkeramik. In einigen Fällen wurden weitere Materialgruppen, insbesondere Gläser und Ofenkeramik,611 als weitere datierende Elemente miteinbezogen. Wenn immer möglich wurde dabei das Gefässensemble als Ganzes und nicht die einzelnen Formen isoliert betrachtet. Wesentliche Kriterien waren: die stratigraphische Einordnung der Befunde, die mit Dendrodaten verbundenen Komplexe sowie die relative Ordnung der Ensembles in der computergestützten Seriation (S. 229f.). Je nach der Funktion einer Grube oder Schicht gilt es jeweils abzuklären, wie und wann das Fundmaterial abgelagert wurde. Bei Gruben etwa stellt sich die Frage, ob das Material während der Benutzung oder erst bei der Aufgabe in den Boden kam und ob verschiedene Nutzungsphasen (Primär-, Sekundärnutzung) vorliegen.612 Streng genommen liefert das datierte Fundmaterial aus einer Schicht immer nur einen terminus post quem (t.p.q.) für deren Entstehung bzw. Ablagerung. Speziell bei Grubenverfüllungen kann damit das Fundmaterial immer nur einen Hinweis auf den Nutzungszeitpunkt bzw. allenfalls die Nutzungsdauer sowie den möglichen Zeitpunkt der Aufgabe der Grube liefern, aber keinen direkten Ansatz für die Errichtung der Grube. Im Folgenden werden die Datierungsvorschläge für die einzelnen Befunde grafisch dargestellt (Abb. 177; zu den Datierungsgrundlagen S. 229f.; zu den einzelnen Datierungsvorschlägen vgl. die Erläuterungen zu den Schichten/Gruben im Befundkatalog S. 255ff.).
Bemerkungen zum historisch überlieferten Stadtbrand von 1347 Das Fundmaterial aus den Schichten S4a/b, S5a lässt sich typologisch in die 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts datieren. Insofern ist ein Zusammenhang zwischen dem archäologisch festgestellten Brandereignis und einem historisch für Stein am Rhein überlieferten Stadtbrand von 1347 nicht völlig auszuschliessen. Die Verknüpfung von archäologischen Befunden mit historischen Ereignissen, speziell mit Stadtbränden, ist aber nicht unproblematisch.613 Zum einen muss immer auch mit (kleineren) Bränden gerechnet werden, die in der Geschichtsschreibung keinen Niederschlag fanden,614 zum anderen blieben dagegen histo99
Mit der stark gestörten Struktur Str.2 fassen wir die ältesten Siedlungsspuren in diesem Bereich. Eine nächste, besser fassbare Nutzung des Areals setzt im späteren 13. Jahrhundert ein. Das Siedlungsniveau liegt nun auf der (stellenweise festgetretenen) Oberfläche der Schicht S5b,615 welche die älteren Befunde überlagert (Str.2, G10). Das Gebäude Str.1 wird errichtet, dessen Reste wir im Lehmboden S4c und dem Mauersockel M7 fassen. Ob der stratigraphisch ältere Kanal M9 lediglich eine erste Etappe beim Hausbau darstellt oder zu einem älteren nicht mehr nachvollziehbaren Kontext gehört, kann anhand des Fundmaterials nicht entschieden werden. Gleiches gilt auch für die «Pflästerung» nordöstlich des Hauses Str.1 auf der OK S5b, die auf der Grabung als befestigter Hausvorplatz zu Str.1 gedeutet wurde.616
Abb. 177: Datierung des Fundmaterials aus den einzelnen Gruben- und Schichtkomplexen.
100
In dieselbe Nutzungsphase wie Bau Str.1 gehört m.E. auch das Gebäude mit dem gemauerten Keller G9. Beide Bauten werden im 14. Jahrhundert durch einen Brand zerstört. Davon zeugen der Brandschutt S4a/b im Bereich der Str.1 sowie die möglicherweise durch Hitze beschädigten Wände des Kellers G9. Da nach der hier dargelegten Abfolge das Siedlungsniveau zum Zeitpunkt des Brandes nach wie vor auf der Oberfläche von S5b
vier oder mehr typologisch bestimmbare RS
An dieser Stelle sollen einige ausgewählte Befunde und deren zeitliche Einordnung aus Sicht der Keramikauswertung zusammengefasst werden. Dies insbesondere deshalb, weil sich gegenüber der in der Befundauswertung entwickelten Darstellung einige Differenzen ergaben, die sich nicht vollständig ausräumen liessen.
Unter der Annahme, die auf der Grabung vorgeschlagene stratigraphische Gleichsetzung der Schichten S5a und S17b ist korrekt, so könnten auch das Brandschuttpaket S17a und damit die Zerstörung des Gebäudes Str.4 (M8) auf dasselbe Ereignis zurückgehen.620 Da gut datierbare Funde aus den Schichten im Bereich von Str.4 fehlen (S17a/b, S18), lassen sich dazu aus Sicht der Fundauswertung aber keine sicheren Aussagen machen. Eine jüngere Bauphase nach der Brandzerstörung lässt sich sicher nur für Str.1 feststellen, wo über dem Brandschutt S4a/b ein neuer Mörtelboden eingebracht wird. Auch dieses jüngere Gebäude dürfte wiederum einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen sein.
vier oder mehr typologisch bestimmbare RS; Grenzen fliessend/unsicher
Bemerkungen zu den Befunden in den Sektoren A–D (spez. Str.1 und G9)
liegt, möchte ich die Brandflecken (S26) an der OK von S5b ebenfalls auf diesen Brand zurückführen.617 Nach dem Brandereignis wird der zerstörte Keller G9 eingefüllt. Anschliessend wird das Gelände im Umfeld der Bauten G9/Str.1 mit einem bis zu 20 cm mächtigen Schichtpaket (S5a) aufgeschüttet.618 Nebst herangeführtem Material werden dabei auch Teile des angefallenen Brandschuttes ausplaniert.619 Als wichtigste Indizien für die beschriebene These werte ich die typologische (und damit auch zeitliche) Nähe der Fundkomplexe S5b und S4c einerseits sowie S4a/b, S5a und G9 andererseits. Die zwei von K. Bänteli postulierten Brände I und II würden damit von einem einzigen Ereignis herrühren.
weniger als vier typologisch bestimmbare RS
risch überlieferte Brandereignisse oft ohne sichere Spuren im archäologischen Befund. Schliesslich muss ein historisches Datum immer auch quellenkritisch hinterfragt werden. Das historische Datum des Stadtbrandes wurde bei der zeitlichen Einordnung des Fundmaterials bewusst nicht als Datierungshilfe beigezogen. Damit soll insbesondere auch ein Zirkelschluss verhindert werden. So würden die Brandschichten zunächst über das typologisch datierte Fundmaterial datiert und mit dem historischen Stadtbrand verknüpft. Später bestünde jedoch die Gefahr, dass die so mit einem historischen Datum verbundenen Brandschichten (unbesehen) wieder als absolut datierter Fundkomplex (miss-)verstanden würden. Das Fundmaterial würde demnach zunächst die Brandschicht und die Brandschicht anschliessend wieder das Fundmaterial datieren!
101
t.p.q.
G4
G19
G20
G8
G2.3/4
G3
S2
S3
G1.2
G6.1A
G1.4–6
S0
Str.7
S1
G26
OK Möbo S
G37
G6.2–5
Str.5
StL Hoko
G25
G7
S4a/b (Str.1)
S5a
G9
Pflä Frei
Pflä Entf
S6
G11
G18
S4c (Str.1)
S5b
S11
G24
t.p.q.
Str.3.1/3
1226
1226
1200
Str.3.5
G36
Str.2
G30
G21
t.p.q.
t.p.q.
t.p.q.
1281
1281
1273
1300
1400
1500
t.p.q.
1595
1600
1700
1800
1900
t.a.q.
1940
Daubenbecher und weitere Holzfunde Verena Schaltenbrand Obrecht
Einleitung621
Die hölzernen Kleinfunde waren einzig dank der Einlagerung in Gruben (v.a. Latrinen) in feuchtem Milieu noch erhalten. Verglichen mit anderen mittelalterlichen Feuchtbodenfundstellen sind das Fundspektrum und die Fundzahlen aus dem Bürgerasyl klein. Aussergewöhnlich und bemerkenswert sind indessen 51 gut erhaltene Daubenbecher (Abb. 178). Sie bilden von der Stückzahl und von der Erhaltung her die weitaus wichtigste Gruppe der hölzernen Kleinfunde. Da sie vorwiegend ganz in die Gruben gelangten und sich die Rutenbindung erst im Laufe der Zeit löste, konnte der Grossteil der Gefässe einigermassen unversehrt geborgen, anschliessend wieder re-deformiert und zusammengeklebt werden. Vorgestellt werden der rekonstruierte Herstellungsablauf und die Merkmale der fünf für das vorliegende Material definierten Formgruppen. Ausserdem wird der Frage nachgegangen, wofür sie gedient haben und warum meist ganze Daubengefässe in die Grube geworfen worden sind, bzw. wodurch deren erstaunlich grosse Zahl bedingt sein könnte. Die übrigen hölzernen Kleinfunde stammen aus den Funktionsgruppen Küchen- und Tischgeschirr, Werkzeug, Musik, Hauskonstruktion und Inneneinrichtung, Verschiedenes und Unbestimmtes (viele Splitter, die ursprünglich zu gewissen Gerätschaften, Schindeln etc. gehört haben dürften, sind nicht mehr bestimmbar). Die Untersuchung zeigte, dass die verwendeten Holzarten genau auf die jeweilige Funktion des Gerätes abgestimmt worden waren. Die Holzkleinfunde stammen etwa aus dem späten 13. und beginnenden 14. Jahrhundert. Diese Zeitstellung ist gegeben durch die Datierung der Keramikfunde, die Dendrodatierung der Daubengefässe, Schindeln und Bauhölzer und durch die Ergebnisse der Befundanalyse.
Objekte aus Holz waren im Mittelalter äusserst zahlreich und vielfältig. Im archäologischen Kontext kommen Holzfunde allerdings nur selten zum Vorschein, da sie aus organischem Material bestehen. Sie zersetzen sich normalerweise im Boden und sind höchstens noch als verfärbte Flecken zu erkennen. Damit sie erhalten bleiben, müs- sen aussergewöhnliche Einlagerungsbedingungen herrschen: die Objekte müssen entweder vollkommen trocken, oder aber vollständig feucht und unter Luftabschluss die Jahrhunderte überdauern − oder sie müssen vollständig verkohlt sein. Das Gelände der Grabung Bürgerasyl bot diese speziellen Erhaltungsbedingungen mit sechs in den Kies eingetieften, immer feuchten Gru- ben. Die darin geborgenen Holzfunde sind entsprechend gut erhalten. Die Holzanteile in den Gruben G2, G6, G9, G18, G24 und Str.3 sind sehr unterschiedlich, da der Grossteil der Objekte in einigen wenigen Schichten eingelagert worden ist (vgl. S. 111f. und Abb. 179).622 Alle Holzkleinfunde stammen aus dem späten 13. oder beginnenden 14. Jahrhundert. Gedient haben diese immer feuchten Gruben grösstenteils als Latrinen.623
Stückzahl
Zusammenfassung
Abb. 178 (linke Seite): Daubenbecher aus Grube G24.
Abb. 179: Mengenmässige Verteilung der Holzfunde in den Gruben (Balken schwarz: Total der inventarisierten Funde; weiss: Gefässanteil am Fundtotal; grau: Anteil der vorerst aufbewahrten, dann aber entsorgten Hölzer (Äste, Spaltholz etc.). Bei der Darstellung der Gesamtfundzahl und der Gefässfundzahl pro Struktur sind alle Einzelteile der Daubengefässe gezählt (plus alle Bindungsreste zusammen als ein Element). Dies ermöglicht einen besseren Vergleich mit Holzfundinventaren aus andern Stadtkerngrabungen mit Feuchtbodenerhaltung, da diese mehrheitlich Einzeldauben oder unvollständige Gefässe enthalten.
2500 2093
2000
1500
1000 516
500 128 2
0
0
G2
87 3
0
Str.3
1 1
G6
0
34
1
G9
0
32 29
G18
389
0
G24
103
Funktionsgruppe
Objekte
Tischund Küchengerät
Daubengefässteile (inkl. Bindung)
Anzahl 568
gedrechselte Gefässe Gefässdeckel Total
Handwerkszeug
1
Tanne Fichte
Netzschwimmer?
1
Buche
Spatel/Spachtel
4
Fichte, Tanne, Weide
Stücke mit zu bestimmender Funktion
4
Fichte, Tanne
10
Panflöte/Flöte?
1
Holunder
1
Ast, verknotet
69
Fichte, Tanne
6
Tanne, Eiche
1
unbestimmt
1
Weide
Leisten, Profilleisten
7
Fichte, Tanne, Eiche, Buche, Birke
Einrichtungs- bzw. Möbelbestandteile?
2
Fichte, Tanne
Total
86
Pflock/Scheit
4
Fichte, Eiche, Buche
zugespitzte Stäbe (rundum / einseitig)
3
Fichte, Buche, Hasel
Astfragment zugespitzt (rundum / eins.)
3
Hasel, Kirschbaum
Latten
9
Tanne, Buche, Hasel
Brettfragmente
2
Tanne
Spitze
2
Tanne
2
Buche
Scheit/Klotz
104
Ahorn, Buche
1
Total
Abb. 180: Aufteilung der Holzfunde nach Funktionsgruppen und verwendeten Holzarten.
4
Webnadel?
Hauskonstruktion Schindeln und Holznagel/Zapfen Inneneinrichtung Konstruktionsholz?
Verschiedenes und Unbestimmtes
Fichte (Weide, Hasel)
573
Total Musik
Holzarten
Splitter
11
Fichte, Tanne, Buche, Eiche, Erle, Hasel
Astfragmente mit Schnitt-/Hackspuren
21
Buche, Eiche, Hasel
Astfragmente, Fragmente, Rindenstücke
26
Verschiedene
Total
83
Aus dem Fundmaterial wurden gezielt Holzstücke für die Aufbewahrung ausgewählt und damit verbunden auch für die Restaurierung und Bearbeitung. Um nicht weggeworfen zu werden, mussten die Objekte irgendwelche Werkzeugspuren aufweisen. Diese Spuren konnten sehr verschiedenartig sein, vom raschen Schnitt zum Abtrennen eines Astes bis hin zu den Rillen des Drechslereisens auf einer Schüssel. Verglichen beispielsweise mit den Holzfunden aus dem Kloster der Augustinereremiten in Freiburg im Breisgau, den Funden aus den Stadtkerngrabungen in Konstanz624 oder den Ausgrabungen am Petersberg in Basel, ist das Fundspektrum aus dem Bürgerasyl klein. Es sind nur wenige der zahlreichen Funktionsbereiche, in welchen Holz objekte im Mittelalter üblicherweise Verwendung fanden, vertreten. Ausserdem sind die Fundzahlen, mit Ausnahme der bemerkenswerten Zahl von gut erhaltenen Daubengefässen, sehr bescheiden. Neben Küchen- und Tischgeschirr gibt
es Objekte aus den Funktionsgruppen Werkzeug, Musik, Hauskonstruktion und Inneneinrichtung (Abb. 180). Ausserdem sind etliche Stücke unter «Verschiedenes und Unbestimmtes» aufgeführt, weil viele Splitter, die ursprünglich zu gewissen Gerätschaften, Schindeln etc. gehört haben dürften, nicht mehr bestimmbar sind. Wahrscheinlich hielten sich die Bewohner der Liegenschaften möglichst kurz auf den Latrinen auf.625 Irgendwelche Gegenstände scheinen Sie nicht verloren zu haben und Unbrauchbares wurde ausser in Ausnahmesituationen wie auf S. 111f. beschrieben eher selten in die Grube geworfen. Somit dürfte Abfallholz nicht in grossem Stil in den noch in Betrieb stehenden Latrinen entsorgt worden sein, sondern man verwendete es als Brennholz.
Holzartenbestimmung und dendrochronologische Datierungen
Tisch- und Küchengerät
Die Untersuchung der verwendeten Hölzer durch W.H. Schoch zeigt, dass die gewählte Holzart jeweils genau auf den Verwendungszweck abgestimmt wurde (Abb. 180 und 181). Im restaurierten Fundmaterial gibt es Astfragmente, Rindenstücke etc. von verschiedenen Baumarten. Einzig von der Fichte (Rottanne, Picea abies) liegen nur schindelförmige Fragmente, aber keinerlei Aststücke vor. Weil die engen Jahrringe der erhaltenen Fichtenobjekte darauf schliessen lassen, dass dieses Holz nicht in der näheren Umgebung von Stein am Rhein gewachsen ist626 und auch Werkabfallstücke fehlen, hat die primäre Verarbeitung des Fichtenholzes wohl nicht im Bereich des Fundplatzes stattgefunden. Das bedeutet, Schindeln und Daubenbecher sind als Fertigprodukte an diesen Platz gelangt. Die ausserordentlich engen Jahrringe und der gute Erhaltungszustand der Daubengefässe bilden eine ausgezeichnete Grundlage für dendrochronologische Messungen. Es konnten insgesamt 20 Daubengefässe und zwei Schindeln dendrochronologisch datiert werden; 15 Datierungen sind als sehr gut, 7 als nicht ganz sicher einzustufen.627 Die Mittelkurve der Daubengefässdatierung liegt im Zeitraum 1084−1273 n.Chr. Keine der beteiligten Einzelholzkurven hat Waldkante; somit entspricht das jeweilige Enddatum nicht dem Fälldatum des Baumes. Für den Inhalt der Gruben heisst das: Dendrochronologisch datiert werden konnten Objekte aus Grube Str.3 mit Enddatum 1226 und aus Grube G24 (G24.6–8) mit Enddatum 1273.
Die Daubengefässe bilden von der Stückzahl und der Erhaltung her die weitaus wichtigste Gruppe. Da sie vorwiegend ganz in die drei Gruben bzw. Latrinen (G24, G18 und Str.3) gelangten und sich die Rutenbindung erst im Laufe der Zeit im Boden löste, konnten insgesamt 51 Gefässe einigermassen unversehrt geborgen, wieder in Form gebracht und zusammengeklebt werden.628 Dazu kommen einzelne Dauben und Böden von etwa 22 weiteren Gefässen; insgesamt sind es gegen 570 Einzelteile (Abb. 182).
Holzart
Daubengefässe
Anz.
%
Fichte (Picea abies)
560
85.0
Tanne (Abies alba)
35
5.3
Eiche (Quercus sp.)
25
3.8
Buche (Fagus sylvatica)
16
2.4
Hasel (Corylus avellana)
11
1.7
Ahorn (Acer sp.)
3
0.5
Erle (Alnus sp.)
3
0.5
Birke (Betula sp.)
3
0.5
Weide (Salix sp.)
1
0.2
Holunder (Sambucus sp.)
1
0.2
Kirschbaum (Prunus sp.)
1
0.2
659
100
Total
Fundort
Anz. Daubengefässe Anz. Böden
Latrine G24
49 (davon ganz 42)
3
Latrine Str.3
10 (davon ganz 6)
1
Latrine G18
5 (davon ganz 3)
1
Griffdaube
gedrechselte Gefässe 1
1
1
Latrine G6
1
Keller G9
1
Gemeinsame Merkmale Trotz gewisser formaler Unterschiede sind an allen Gefässen einige gemeinsame Merkmale feststellbar. Alle Dauben und Böden bestehen aus Fichtenholz. Die Dauben sind gegen oben konisch verbreitert, d.h. beim fertig zusammengefügten Gefäss ist der Rand nach aussen gerichtet. Zusammengehalten werden die Dauben durch eine oder zwei Rutenbindungen. Die Daubenaussenseiten wurden dementsprechend mit ein bzw. zwei umlaufenden Rillen oder Kerben versehen, um den Bindungen guten Halt zu verschaffen. Diese bestanden aus entrindeten Ruten und zeichnen sich bei vielen Gefässen heute noch als helle Streifen auf der unter Lichteinwirkung bzw. bedingt durch den Sumpf in der Grube nachgedunkelten Wandung ab. Die Streifen geben so die ursprüngliche Farbe des Holzes wider (Abb. 183). Die Randpartie der Gefässe ist gegen aussen verjüngt und dünn.
Abb. 182: Holzgefässanteil pro Grube.
Abb. 181 (links): Anteil der verschiedenen Holzarten im Fund material (Holzbestimmung durch W. H. Schoch). Abb. 183: Daubengefäss Kat. 241 (Formgruppe 4K) mit deutlich sichtbarem Negativ der Rutenbindung und schön herausgeschnittener oberer Kerbe.
105
Abb. 185 (rechts): Daube Kat. 174 mit Resten der Bindung aus Weidenruten.
Die Bodenrille ist im Allgemeinen etwa 1.8 cm (eine Fingerbreite/digitus) vom unteren Daubenende entfernt eingeritzt. Die Bodeninnenseite ist glatt gehobelt, die Aussenseite hingegen ungehobelt. Die Randpartie der Bodenunterseite wurde häufig durch deutliches Anschrägen verjüngt. Alle Gefässböden waren ursprünglich rund; erst durch die Einlagerung in der Latrine, verbunden mit dem Lösen der Bindungen und dem Auseinanderfallen der Dauben, haben sie teilweise elliptische Form angenommen.629 Im Gegensatz zu den Daubengefäss-Funden aus Freiburg i.Br. und Konstanz630 konnte an den vorliegenden Gefässen keine einzige Bodenmarke festgestellt werden. Das einzig Auffällige sind die kreuzförmig angebrachten, tief eingeschnittenen Kerben im Fussbereich des Daubengefässes Kat. 247.
Holzbestimmung Die Daubengefässteile bestehen ohne Ausnahme aus exakt radial abgespaltenem Fichtenholz (Picea abies) mit engen, teilweise sogar extrem engen Jahrringen.631 Es sind Dauben vorhanden, die auf eine Breite von wenigen Zentimetern über 100 Jahrringe aufweisen. Gewachsen ist das Holz «in höheren Lagen»,632 nicht in der näheren Umgebung von Stein am Rhein. Es besitzt eine gute Festigkeit und Elastizität, schwindet kaum und ist mit seinen feinen Jahrringen sehr gut geeignet für Gefässe, deren Oberfläche bei der Reinigung nicht abgenützt werden soll. Bei Holz mit groben Jahrringen würde das weiche, leichte Material des Frühwuchses stärker abgenützt; die Oberfläche würde damit rubbelig und gleichzeitig anfälliger für Verschmutzung und Fäulnis.
Abb. 184: Daubengefässe. Zahlenmässiger Anteil der Weiden- oder Haselbindungen pro Grube und Verteilung in Bezug auf die Daubengefäss-Formgruppen.
Die Bindung bestand aus entrindeten Weidenoder Haselruten; kombiniert treten sie nicht auf (Abb. 184). Der Weidenanteil beträgt etwas weniger als drei Viertel (36 Gefässe), der Haselanteil etwas mehr als einen Viertel (13 Gefässe). Auf zwei Gefässen waren letzte Reste der Bindung erhalten (Abb. 185), die übrigen Ruten wurden diForm- Weide Hasel Gruppe
106
Total
G24
G18
Str.3
1
3
0
3
3
0
0
2
2
4
6
5
0
1
3
0
1
1
0
1
0
4G
3
1
4
0
1
3
4K
15
0
15
14
0
1
5G
3
3
6
5
1
0
5K
10
4
14
13
1
0
Total
36
13
49
40
4
5
rekt neben den jeweiligen Gefässen geborgen (z.B. Kat. 274). Eine klare Unterteilung der Gruben oder der Formgruppen der Daubengefässe auf Grund des gefundenen Rutenholzes ist allerdings nicht möglich. Weidenbindung konnte bei allen Gefässen mit nur einer Kerbe (Formgruppe 1) und allen kleinen Gefässen mit zwei Kerben und fein überarbeiteter Aussenwand (Formgruppe 4K) festgestellt werden. Das Gefäss mit einer Kerbe oben und einer Rille unten (Formgruppe 3) hatte eine Haselbindung. Bei allen übrigen Formgruppen kamen beide Holzarten vor, mit unterschiedlichen Anteilen.
Zur Herstellung Der Herstellungsvorgang dürfte für alle Daubengefässe vom Bürgerasyl derselbe gewesen sein.633 Wo sie hergestellt worden sind, kann aufgrund der vorliegenden Befundsituation nicht festgestellt werden. Die fehlenden Fichtenholzabfälle zeigen meines Erachtens, dass sie nicht im Bereich des Fundplatzes gefertigt wurden. Rekonstruiert und beschrieben wird die Herstellung im Folgenden einerseits anhand von Werkzeugspuren an den Gefässen, andererseits anhand der Arbeitstechnik heutiger Weissküfer (Abb. 186). Das Ausgangsmaterial war ein gerader, astfreier Baumstammabschnitt einer nicht direkt in der Gegend um Stein am Rhein gewachsenen, 100 und mehr Jahre alten Fichte. Er wurde entrindet und in Rugel zersägt. Sie wiederum wurden mit dem Spaltmesser radial in Brettchen von 1.2 bis 1.5 cm Dicke aufgetrennt, vergleichbar mit der Schindelherstellung. Die vorberei- teten Hölzer mussten rund zwei Jahre gelagert werden,634 denn erst getrocknet konnte das Holz für die Herstellung der Dauben und Gefässböden verwendet werden (Abb. 186.1–6).
Abb. 186: Daubengefässe. Rekonstruktion des Herstellungsablaufs (Zeichnung Ruth Baur).
107
Abb. 187 (links): Daubengefäss Kat. 184 mit rauher, ungehobelter Bodenunterseite. Abb. 188 (rechts): Daubengefäss Kat. 335. Die klare Grenze der Verfärbung etwas oberhalb der Bodenrille zeigt, dass der Boden sehr gut in die Wandung des Gefässes eingepasst war. Der doppelte Abstand zwischen Rille und Verfärbung entspricht ungefähr der Bodendicke. Abb. 189: (links): Daubengefäss Kat. 168 mit zwei Rillen mit halbrundem Querschnitt (Formgruppe 2), die zur Fixierung der Bindungen dienten. (rechts): Die Detailaufnahme zeigt die deutlichen Spuren des Hohlbeitels.
Abb. 190: Daubengefäss Kat. 226 mit neuer Weidenrutenbindung (Formgruppe 1). (links): Gesamtansicht. (rechts): Detailaufnahme der schräg abgeschnittenen neuen Rutenenden. (rechts): Schräg abgeschnittenes Ende einer originalen Weidenrute vom Daubengefäss Kat. 184.
Abb. 193 (rechte Seite unten): Hanns Gebenpach, Büttner, 1485. Der Büttner sitzt auf dem Schneid esel bzw. Schneidbock und verwendet für die grossen geböttcherten Eimer wesentlich stärkere Bindungen als für die kleinen Daubengefässe vom Bürgerasyl nötig waren. Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung zu Nürnberg.
108
In einem ersten Arbeitsschritt wurden die Dauben mit Hilfe des Hobels in eine sich vom Boden zum Rand hin konisch verbreiterte Form gebracht. Der nach aussen gerichtete Rand wurde verjüngt. Alle Dauben waren im Querschnitt schwach gebogen, entsprechend der Gefässrundung. Der Daubensatz wurde anschliessend, mit der späteren Mündung nach unten, gegen ein rundes Model gestützt zusammengesetzt. In den letzten Zwischenraum wurden dabei ein bis zwei meist etwas schmalere Abschlussdauben genau eingepasst. Dann wurde das Ganze entlang des oberen und unteren Randes provisorisch gebunden, mit Hilfe von Lederriemen, Bast oder Ähnlichem (Abb. 186.7–9).
Anschliessend wurde die Rille für den Boden etwa eine Fingerbreite635 (1.8–2.1 cm) von der unteren Gefässkante entfernt mit einem spitzen Werkzeug, wie z.B. einem Nagel oder einer Ahle, angerissen; so entstand eine wenig tiefe, faserige, V-förmige Nut. Für den Boden wurde ebenfalls ein radial abgespaltenes Brettchen von durchschnittlich 0.5 cm Dicke verwendet. Es war auf der Gefässinnenseite fein gehobelt, auf der Aussenseite aber unbehandelt, rau (Abb. 187). Der runde Boden wurde angezeichnet und ausgesägt; zusätzlich wurde seine Unterkante meistens eher grob abgekantet. Nun konnte der Boden von der Mündung her nach unten in die zusammengebundenen Dauben eingedrückt werden, bis sich seine
Kante rundum in der angerissenen Rille festklemmte. Die Keilform der Bodenkante verbesserte den Halt des Brettchens in der Rille und dichtete damit die Verbindungsstelle von Boden und Wandung gut ab (Abb. 188). Durch das Einpassen des Bodens war nun das ganze Gefüge bereits bedeutend stabiler (Abb. 186.10–12). Ob die vorliegenden Gefässe teilweise zusätzlich abgedichtet worden sind, ist nicht eindeutig feststellbar.636 In einem nächsten Schritt wurden auf der Aussenwand eine oder zwei umlaufende Kerben für die Bindung vorbereitet. Mit dem Messer brachte der Böttcher zunächst einen horizontalen umlaufenden tiefen Schnitt an, der teilweise auch nachgearbeitet wurde, wie verschiedene stärkere und schwächere Schnitte zeigen, und mit dem Ziehmesser wurden anschliessend die schmalen Späne senkrecht bzw. leicht schräg von oben bis zum Schnitt hin in ein bis zwei Umgängen abgezogen (Abb. 183). Das Resultat war eine Kerbe mit dreieckigem Querschnitt, deren untere Begrenzung zum Faserverlauf der Daube einen eingetieften rechten Winkel bildete und die dank dieser starken Kante das Abrutschen der Bindung verhinderte (Abb. 186.13–14). Einige wenige Kerben sind statt mit dem Ziehmesser mit einem Schnitzmesser bzw. Beitel mit halbrund geformter Klinge ausgeschnitten worden (Abb. 186.15 und 189). Dann konnte die Bindung angebracht werden. Sie bestand aus langen, dünnen entrindeten Weidenoder Haselruten, die mit Hilfe des Rutenspalters (Dreieckholz, Reisser) in Längsrichtung in drei gleichmässige Teile aufspaltet worden waren. Um die Daubengefässe mit dem nötigen Zug zusammenhalten zu können, wurde eine Rute im nassen Zustand zu einem Ring gebogen und dann zusätzlich noch mehrmals rund um diesen ersten Ring herumgeschlungen. So lagen schliesslich etwa drei Rutenteile nebeneinander (Abb. 185). Sass jede Bindung nach dem Aufziehen fest auf dem Gefäss, wurden die Rutenenden durch einen schrägen Schnitt abgetrennt (Abb. 186.16–18; 190a–c). Nun konnten die provisorischen Bindungen entfernt werden, und damit lagen die Fuss- und die Randpartie ebenfalls wieder frei. Bei gewissen Gefässen wurde die Fusspartie auf der Aussenseite unterhalb der unteren Bindung noch mit dem Ziehmesser verjüngt (Abb. 183), oder die Nahtstellen wurden durch einen senkrechten «Zierschnitt» überarbeitet (Abb. 191). Und ganz zum Schluss wurde der Randbereich manchmal aussen, immer aber auf der Innenseite mit dem Messer gesäubert und geglättet (Abb. 186.19). Im Streiflicht sind die Werk zeugspuren teilweise noch zu erkennen (Abb. 192).637 Alle Dauben sind mit Hobel und Messer stark be-
arbeitet, aber, im Gegensatz zu neuzeitlichen Daubengefässen, weder auf der Innen- noch auf der Aussenseite auf der Drechselbank überarbeitet. Ein zweiter Unterschied zu modernen Daubengefässen besteht darin, dass der Boden bei den vorliegenden Daubengefässen nicht eigentlich eingenutet, sondern nur in einer angerissenen Rille festgeklemmt worden ist. Die verwendeten Werkzeuge (Abb. 193) waren: Axt/Beil, Schlägel, Säge, Spaltstock/Schindelstock, Spaltmesser, Messer, Hobel, Ahle, Ziehmesser, Stechbeitel, Hohlmesser, Rutenspalter, Werkbank, Schneidesel/Ziehbock, Wassergefäss/ Bottich.
Abb. 191 (oben): Detail des Zierschnittes am Fuss des Daubengefässes Kat. 191, der zum Glätten des Überganges von einer Daube zur nächsten diente.
Abb. 192 (links oben): Detail der Innenseite des Randes von Daubengefäss Kat. 184. Gut sichtbar sind die wellenförmigen Spuren der Messerklinge, die beim Verjüngen und Glätten des Randbereiches zurückgeblieben sind.
109
Abb. 194: Fürstliches Festmahl mit hölzernen, geböttcherten Trinkgefässen. Miniatur aus einer Handschrift des «Willehalm» von Wolfram von Eschenbach, frühes 13. Jahrhundert.
Abb. 195: Inneres des Daubengefässes Kat. 241 mit deutlich ringförmiger Verfärbung auf der Wandung. Abb. 197 (rechte Seite): Stein am Rhein-Bürgerasyl. Ein Blick auf den Inhalt von Schicht G24.8. Gut zu erkennen sind die durch die Einlagerung zum Teil etwas gequetschten, doch vollständigen Daubengefässe.
110
Zur Verwendung Das verwendete Fichtenholz hat äusserst feine Jahrringe und ist deshalb ein ausgezeichneter Werkstoff. Es ist speziell geeignet für die Herstellung von Gefässen, die geschruppt werden müssen, deren Oberfläche aber glatt bleiben soll.638 Auch ist das fein gehobelte Holz spriessenfrei. Mindestens drei Merkmale weisen meines Erachtens darauf hin, dass diese Daubengefässe grundsätzlich als Becher dienten: der glatte, nach aussen gerichtete und zum Schluss auf knapp 1 mm verjüngte Rand; das Gefässvolumen, das für Flüssigkeiten zwischen 1.5 und 4.5 dl beträgt;639 die Bindungen, die einen guten Griff ermöglichen. Ausserdem gibt es verschiedene Abbildungen in mittelalterlichen Handschriften des 13./14. Jahrhunderts, die auf gedeckten Tischen von Adeligen neben eigentlichen Schalen und Schüsseln für Speisen derartige Daubenbecher zeigen (Abb. 194). Auch der Bericht eines Spaniers, der 1436 an einem Turnier in Schaffhausen teilnahm, belegt, dass man noch im 15. Jahrhundert den Wein aus hölzernen Bechern trank.640 Ob es sich um Daubenbecher oder aber eher um aus Wurzelholz gedrechselte, teils mit Edelmetall beschlagene Becher handelte, geht aus der Textstelle nicht eindeutig hervor. Demnach dienten Daubenbecher sowohl dem Adel, als auch den einfachen Leuten. Getrunken wurde daraus hauptsächlich Wein, bei festlichen Gelegenheiten auch Bier, ausserdem wohl Most, Beerensäfte, Wasser, Milch.641 Neben der Verwendung als Becher dürften die Daubengefässe auf verschiedenste weite re Art genutzt worden sein, wie z.B. zur Aufbewahrung von allerlei Dingen.642 Damit die Daubengefässe dicht blieben, durften sie nicht vollständig austrocknen. Das Aufbewahren in der Nähe des Herdfeuers war deshalb nicht zweckmässig.
Die heutige Grundfarbe dieser Fichtengefässe ist ein durch das Altern bedingtes hell-glänzendes Grau. Die verschiedenen Verfärbungen der Oberfläche stammen grösstenteils von der Einlagerung in der Latrine und sind, ebenso wie teilweise anhaftende Verkrustungen, ungleichmässig auf der Oberfläche und im Innern verteilt. Eine Ausnahme bilden dunkle Ringe, die zum Teil rundum auf der Innenseite der Gefässe zu sehen sind (Abb. 195). Wahrscheinlich entstanden sie durch eine stark färbende oder längere Zeit im Becher belassene Flüssigkeit. Selten sind auch Krusten in der Bodennut zu erkennen. Ob es sich um Nahrungsreste, um allfällige Teile eines Dichtungsstoffes oder aber um erst seit der Lagerung in der Latrine anhaftendes Material handelt, lässt sich nicht entscheiden. Interessant ist die Verfärbung auf der Aussenseite gewisser Daubengefässe: Auf Grund der hellen Färbung, die sich über etwa einen Viertel des Gefässes erstreckt und die Rutenbindung nicht nachzeichnet und der dunklen Färbung, die den Rest bedeckt, ist zu sehen, dass das Gefäss einige Zeit schwach aus dem Sumpf der Latrine hervorragte.
Die Zahl von ganz oder teilweise erhaltenen Daubengefässen ist erstaunlich gross, vor allem verglichen mit den eher spärlichen, nur auf wenige Funktionsgruppen verteilbaren übrigen Holzobjekten (Abb. 179 und 180). Insbesondere in Grube G24, in den Schichten G24.6, 8 und 9 kamen Daubengefässe sehr gehäuft zu Tage (Abb. 196). Mindestens 80% davon sind gut erhalten und zeigen kaum Abnützungsspuren. Was kann die ehemaligen Besitzerinnen und Besitzer dazu bewogen haben, diese vollständigen Gefässe in grösserer Zahl in die Gruben zu werfen (Abb. 197)? Interessant ist, dass Daubengefässe in Abfallgruben und Latrinen insbesondere bei Stadtkerngrabungen an verschiedenen weiteren Orten zum Vorschein gekommen sind, zum Teil in grosser Zahl und manchmal vollständig erhalten. So etwa am Petersberg in Basel, auf dem Münsterhof in Zürich, in Konstanz, in Einbeck, aber auch im Augustiner Eremitenkloster in Freiburg i.Br.643 Anscheinend war es nicht unüblich, Daubengefässe in der Latrine zu entsorgen, statt ihren Brennwert bewusst zu nutzen und sie im Herd zu verbrennen.644 Zurzeit sehe ich zwei verschiedene einleuchtende Lösungsansätze: Es scheint, als ob eine bestimmte Einstellung, eine Tradition hinter diesem uns heute unverständlichen Entsorgungsverhal-
Stückzahl
Zur überraschend grossen Zahl von Daubengefässen in Grube G24
1800
1695
1600 1400 1200 1000 800 600 370 259
400 200
221
171 77 72
67 58 2
0 Schicht G24.6
Schicht G24.8
Schicht G24.9
ten stünde. Da im Mittelalter das tägliche Leben, die Handlungen und das Verhalten der Leute stark durch Glaube, Aberglaube, Sitte und Tradition bestimmt wurden, dürfte der Schlüssel zu dieser Frage möglicherweise in diesem Bereich zu finden sein.645 Karl Meuli beschreibt, dass es die Sitte gab, nach einem Todesfall zu Ehren des Toten im Hause alles kurz und klein zu schlagen.646 Ausgangspunkt dieser institutionalisierten Sitte mag die hoffnungslose, rasende Verzweiflung der Trauernden über den Tod z.B. des Familienoberhauptes gewesen sein. Und die Reste dieses Tuns wurden dann anschliessend wohl weggeworfen. Da die Gefässe in den Gruben des Bürgerasyls zum grossen Teil recht gut erhalten sind, helfen
0 6
Schicht G24.10
Abb. 196: Verteilung der Holzfunde in den Schichten der Grube G24 (Balken schwarz: Total der inventarisierten Funde; weiss: Gefässanteil am Fundtotal; grau: Anteil der vorerst aufbewahrten, dann aber entsorgten Hölzer (Äste, Spaltholz etc.). Bei der Darstellung der Gesamtfundzahl und der Gefässfundzahl pro Struktur sind alle Einzelteile der Daubengefässe gezählt (plus alle Bindungsreste zusammen als ein Element).
111
Abb. 198: Zusammenstellung der Dendrodaten von Daubengefässen und Schindeln aus den Gruben Str.3 und G24. Zusätzlich ist die zugehörige Daubengefässform aufgeführt. Da keine Waldkanten vorhanden sind, stimmt das jeweilige Enddatum nicht (!) mit dem Fälldatum des Baumes überein.
Daube Güte Daube Güte Anfang Ende
Boden Güte Boden Anfang Ende
Güte Kat.Nr.
Struktur
Schicht/ Objekt/ Abstich FG
1096
a
1226
a
328
Str.3
Str.3.5
4G
1186
a
1266
a
1157
a
1273
a
168
G24
G24.6
2
1105
a
1259
a
1161
a
1248
a
242
G24, S-Hälfte
G24.8
4K
1157
a
1266
a
187
G24, N-Hälfte G24.8/1 5K
1084
a
1203
a
1108
a
1212
a
228
G24, N-Hälfte G24.8/2 4K
1181
a
1271
a
1178
a
1264
a
269
G24, N-Hälfte G24.9
1122
a
1248
a
207
G24, N-Hälfte G24.8/1 Schindel
Angaben aus dem Lexikon des deutschen Aberglaubens noch etwas weiter. Bedingt durch den Tod eines Angehörigen musste nämlich – in Form eines Abwehrzaubers − gewisses Hausgerät durch die Hinterbliebenen entsorgt werden.647 Zitat: «Weiter folgt heraus eine ganze Reihe von Massnahmen, welche, ausser den schon genannten, dem Toten die Wiederkehr unnötig, bzw. unmöglich machen wollen. Vor allem muss alles, was der Tote als Speisegeräte in Lebzeiten benützt hat, überhaupt alles, dessen er sich zuletzt besonders gern bediente, entweder ins Grab mitgegeben oder vernichtet werden.» Ausserdem ist festgehalten, dass «alle Gegenstände, die zur Totenpflege dienen, Zauberkraft erhalten. Sie müssen als gefährlich beseitigt werden oder dienen als Leichenfetische. Alles was zur Waschung verwendet worden, wird entweder dem Toten mitgegeben oder zum Fenster hinausgeworfen oder vergraben. Bei den Russen wird all dies, wenn der Hauswirt gestorben, im Hofe vergraben, ‹damit der Hausgeist nicht fortgehe›.»648 Allgemein bekannt ist überdies, dass das Verbrennen von Weidenholz (in unserm Fall der Rutenbindung) Unglück und Kummer bringt. Keine dieser Ausführungen scheint die Frage nach den vielen weggeworfenen Daubengefässen abschliessend zu beantworten. Sie geben aber einen Einblick in die Gedankenwelt vergangener Jahrhunderte und werden hoffentlich Anstoss sein zu weiterführenden Überlegungen und Recherchen. Ein zweiter Lösungsvorschlag geht davon aus, dass der Platz durch eine schlimme Überschwemmung heimgesucht wurde, deren Auswirkungen es nötig machte, alle durchnässten, wahrscheinlich stinkenden, verschmutzten Daubengefässe kurzerhand in der bereits bestehenden Abortgrube G24 zu entsorgen.649 Meines Erachtens ein sehr überdenkenswerter Ansatz! Schicht G24.8 (Beil. 2, Profil P 7) enthielt mit rund 35 Gefässen ein Mehrfaches an Daubengefässen, verglichen mit den darüber und darunter liegenden Schichten. Und das weitere hölzerne Füll-Material in 112
4K
G24.8 bestand auffälligerweise grösstenteils aus Abfall-Holz: aus Ästen, Holzsplittern, Schindelfragmenten etc. (Abb. 196). Es könnte sich dabei um die Reste von Aufräumarbeiten handeln, die Schicht somit in recht kurzer Zeit eingebracht worden sein.650 Oder wurde die Latrine G24 etwa bei Aufräumarbeiten in Folge eines Umzugs der HausbewohnerInnen zeitweilig als Abfallgrube umgenutzt? So, wie es der Befund der Latrine 1 auf dem Areal des Augustinerklosters in Basel, Enddatum vor 1276, nahe legt. Anlässlich der Ausgrabung 1968 konnte dort eine grosse Menge an unbeschädigten keramischen Gefässen geborgen werden.651 Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die Dendrodaten der Daubengefässe aus Grube G24. Vorsichtig formuliert könnten die Enddaten ein Hinweis darauf sein, dass das Verfüllen der Grube, das heisst die Bildung der sogenannten «Fäkalschichten», in relativ kurzer Zeit erfolgte. Zum einen stammen interessanterweise die beiden Gefässe mit den jüngsten Enddaten aus der untersten und aus der obersten holzführenden Schicht (G24.9: Enddat. 1271, Kat. 269; G24.6: Enddat. 1273, Kat. 168) und auch die Daten aus der dazwischen liegenden Schicht G24.8 (G24.8 Süd, Enddat. 1259; G24.8/1, Enddat. 1266; G24.8/2, Enddat. 1212) passen recht gut ins Bild. Auch für die zeitliche Einordnung der Daubengefässformen sind die Datierungen informativ: 13 dendrochronologisch gut datierte Daubenbecher stammen aus G24, ein einziger gut datierter aus Str.3. Die Gefässformen können somit zeitlich kaum feiner eingeteilt werden (Abb. 198). Das Diagramm (Abb. 210) zeigt deutlich, dass bei etlichen Gefässen die zusammengehörigen Dauben vom selben Baum stammen. Zudem besitzen gewisse Gefässe, die sich sehr ähnlich sehen, gut übereinstimmende Datierungen. Das bedeutet, sie sind zur selben Zeit vom gleichen Böttcher hergestellt worden! Ein schönes Beispiel dafür sind die Daubenbecher Kat. 184 und 228.
Abb. 199: Formgruppen der Daubengefässe. M. 1:2. 1 Kat. 166 2 Kat. 168 3 Kat. 114 4K Kat. 228 4G Kat. 329 5K Kat. 245 5G Kat. 274
113
Abb. 200: Detail der Aussenwandung des Daubengefässes Kat. 184 mit Markierschnitten, die von einer Daube zur nächsten ziehen.
Die Handschrift des Böttchers widerspiegelt sich in den Formgruppen Die Gefässe lassen sich anhand von Formmerkmalen, verbunden mit Werkzeugspuren und unterschiedlichen Höhen bzw. Mündungsdurchmessern, in fünf Gruppen aufteilen: Gruppe 1 (1): Gefässe mit einer Kerbe (Abb. 199.1)652 Gefässe mit sorgfältig glatt überarbeiteter Oberfläche. Die Schnitte für die einzige Kerbe sind sehr regelmässig, kurz, schräg von links oben nach rechts unten verlaufend. Der Gefässfuss ist aussen durch feine Schnitte verjüngt. Das Holz hat enge Jahrringe. Die Gefässe dieser Gruppe sehen sich sehr ähnlich. Gruppe 2 (2): Gefässe mit zwei tiefen Rillen mit halbrundem Querschnitt (Abb. 199.2)653 Oberfläche etwas gröber überarbeitet als bei Gruppe 1. Gut zu sehen sind auf der Aussenwand die Verjüngung des Fusses und des Bereichs zwischen den beiden Rillen bzw. zwischen oberer Rille und Rand. Daraus ergibt sich eine schwache Wulstbildung ober- und unterhalb der oberen Rille. Im Rilleninnern sind die <<-förmigen Spuren des Kerbmessers, das von rechts nach links geführt wurde, zu sehen (Abb. 189b). Das Holz hat feine Jahrringe, die Oberflächen sind heute relativ hell. Die Gefässe dieser Gruppe sind ungefähr gleich hoch und sie haben etwa denselben Mündungsdurchmesser, mit Ausnahme von Kat. 326 (höher) und Kat. 227 (niedriger). Gruppe 3 (3): Gefäss mit Kombination von Kerbe-oben und Rille-unten (Abb. 199.3)654 Die Merkmale sind ähnlich wie bei Gruppe 2, doch sitzt oben eine mit sauberen Schrägschnitten (von rechts oben nach links unten) herausgeschnittene Kerbe und unten eine tief ausgehobene halbrunde Rille. Es ist unklar, ob der Bereich zwischen Kerbe und Rille verjüngt ist. Jede Kontaktstelle der Dauben am Fuss wurde durch einen flachen Schnitt verjüngt (Abb. 191). Gruppe 4 klein (4K): Glatte Gefässe mit 2 Kerben, Mündungsdurchmesser kleiner als 14 cm (Abb. 199.4K)655 Gefässe mit sorgfältig glatt überarbeiteter Oberfläche. Die obere Kerbe wurde durch deutlich sichtbare, sehr regelmässige, kurze, schräg von links oben nach rechts unten angelegte Schnitte herausgearbeitet. Die Aussenseite ist beim Gefässfuss, mit einem deutlichen Wulst unterhalb der unteren Rille und im Bereich zwischen den Rillen bzw. zwischen Rand und oberer Rille durch feine Schnitte verjüngt (Schnittrichtung von links oben gegen rechts unten). Interessant sind knapp
114
oberhalb der unteren Rille verlaufende Horizontalmarkierungen, die oft an der Nahtstelle von einer Daube zur nächsten zu sehen sind (Abb. 200). Die Wandung ist unterhalb der unteren Kerbe relativ glatt. Auf der Innenseite des Randes sind im Streiflicht die wellenförmigen Spuren des Überarbeitens und abschliessenden Glättens oft gut sichtbar (Abb. 192). Alle Gefässe dieser Gruppe sind ungefähr gleich hoch und haben etwa denselben Mündungsdurchmesser. Gruppe 4 gross (4G): Glatte Gefässe mit 2 Kerben, Mündungsdurchmesser grösser als 16 cm (Abb. 199.4G)656 Die obere Kerbe ist mit deutlichen regelmässigen «Schrägschnitten» (von links oben nach rechts unten) herausgearbeitet und eher niedrig. Die Schnitte der unteren Kerbe sind ebenfalls eher kurz. Der Zwischenbereich allerdings wurde durch lange Schnitte verjüngt. Ebenfalls bearbeitet sind der Fuss (dadurch unterhalb der unteren Kerbe eine deutliche Wulstbildung) und der Abschnitt zwischen oberer Rille und Rand. Interessant ist die Horizontalmarkierung von Daube zu Daube etwas oberhalb der unteren Kerbe. Auf der Gefässinnenseite sind die Bearbeitungsspuren zur Verjüngung des Randes deutlich sichtbar. Die Gefässe dieser Gruppe sind etwas höher als die Gefässe der Gruppe 4K, und sie haben einen deutlich grösseren Durchmesser, doch wirken sie als Gruppe etwas zusammengewürfelt. Sehr ähnlich sind sich nur Kat. 328 und 329 (mit sehr feinen Jahrringen). Gruppe 5 klein (5K): Gröbere Gefässe mit 2 Kerben, niedrig (Abb. 199.5K)657 Die obere Kerbe wurde mit unregelmässig verlaufenden, unregelmässig hohen «Schrägschnitten» herausgearbeitet. Der Verlauf der Schnitte ist unterschiedlich, oft schwer zu erkennen (Abb. 201), z.T. von rechts oben nach links unten. Verjüngt sind der Fuss, insbesondere die Kontaktstelle der Dauben durch einen deutlichen Längsschnitt(!), der Bereich zwischen den Rillen und der Bereich zwischen oberer Rille und Rand. Unterhalb der oberen Rille ist ein starker Wulst ausgebildet. Interessant ist die von Daube zu Daube angebrachte Horizontalmarkierung, z.T. knapp oberhalb der unteren und auch über der oberen Kerbe. Der
Rand ist auf der Innenseite verjüngt, aber so sauber überarbeitet, dass keine Arbeitsspuren zu sehen sind. Diese Gefässe sind deutlich gröber gearbeitet als diejenigen der Gruppe 4. Sie sind dickwandiger, schwerer und haben unregelmässigere Schnitte und Aussenflächen. Alle Gefässe dieser Gruppe sehen sich sehr ähnlich! Sowohl die Höhe als auch der Durchmesser, die Kerbenhöhe und die gesamte Machart sind einheitlich. Gruppe 5 gross (5G): Gröbere Gefässe mit 2 Kerben, hoch (Abb. 199.5G)658 Die Gefässe dieser Gruppe sind deutlich höher als diejenigen der Gruppe 5K. Die obere und untere Kerbe sind durch unregelmässig verlaufende, unregelmässig hohe schwer zu erkennende «Schrägschnitte» herausgearbeitet (Verlauf z.T. von rechts oben nach links unten). Die obere Kerbe ist merklich niedriger als die untere. Verjüngt sind auf der Aussenseite der Fuss, insbesondere die Kontaktstelle der Dauben durch einen breit geführten Längsschnitt und der Bereich zwischen den Kerben. Ein deutlicher Wulst ist unterhalb der oberen Kerbe zu sehen. Der Rand ist auf der Innenseite verjüngt, aber so sauber überarbeitet, dass keine Arbeitsspuren erhalten sind. Diese Gefässe sind dickwandiger, schwerer und sichtlich gröber gearbeitet als diejenigen der Gruppe 4. Das verwendete Fichtenholz hat z.T. sehr breite (grobe) Jahrringe. Die Daubengefässe machen von der Grösse her einen verblüffend einheitlichen Eindruck. Um diese Gleichförmigkeit, d.h. die Häufung gewisser Masse in einem bestimmten Bereich und damit verbunden auch die Einheitlichkeit der vorgeschlagenen Formgruppen besser darstellen zu können, werden die wichtigsten Gefässmasse im Folgenden in fünf Diagrammen zusammengestellt.
Am aufschlussreichsten ist, insbesondere, weil es sich wohl um Trinkgefässe handelt, der Gefässinhalt. Abb. 202.a zeigt, dass der Grossteil der Gefässe 2 bis 3 dl fasst, wobei ein Sicherheitsabstand von 1 cm bis zum Rand miteingerechnet ist. Becher mit 3 bis 4.5 dl Fassungsvermögen sind ebenfalls vertreten, und die beiden Gefässe aus der Formgruppe 4G mit den grossen Mündungsdurchmessern haben ein Volumen von gegen 7 dl.659 Dass die meisten Bodendurchmesser zwischen 7.5 und 9 cm und die Mündungsdurchmesser zwischen 12 und 14 cm liegen, belegen die Diagramme Abb. 202.b und c. Wie auf den Fundzeichnungen und Fotografien zu sehen ist, haben die Gefässe alle eine ähnlich steile Wandung; die Berechnung der Neigung bestätigt dies. Hat wohl die Daubenzahl der Gefässe einen Einfluss auf die Grösse des Mündungsdurchmessers? Diagramm Abb. 202.d zeigt, dass der Schwerpunkt der Daubenstückzahl bei den vollständigen Gefässen zwischen 7 und 9 Stück liegt. Verbunden mit der Darstellung der Mündungsdurchmesser (Abb. 202.e) ergibt dies ein eindeutiges Bild − es gilt: Daubenzahl und Mündungsdurchmesser beeinflussen sich gegenseitig kaum! Sind die Masse bei anderen Daubengefäss-Fundinventaren aber deutlich grösser, insbesondere Bodenund Mündungsdurchmesser, so trifft diese Feststellung nicht mehr zu. Dieses Ergebnis belegt meines Erachtens deutlich, dass der Böttcher zunächst eine rechte Anzahl nahezu gleicher Dauben vorbereitete und sie anschliessend in beliebiger Reihenfolge gegen sein Model gestützt zu Gefässen zusammenfügte. Der letzte Zwischenraum wurde, wie oben bereits erwähnt, durch eine oder zwei schmalere Dauben, die genau eingepasst wurden, verschlossen. Die Dauben konnten unterschiedliche Breiten haben; entscheidend war, dass die angeschrägten Seitenkanten exakt aufeinander passten und die Biegung der Dauben, im Querschnitt gesehen, zusammengesetzt einen gleichmässigen Kreis ergaben. Vorgegeben waren dem Böttcher durch die Kundschaft wohl, wie viel Flüssigkeit ungefähr in das Gefäss passen sollte und, von der Handhabung her, auch der Mündungsdurchmesser und die Gefässhöhe. Dass das Holz einer geeigneten Fichte in einem Durchgang verarbeitet wurde, verdeutlicht die dendrochronologische Analyse verschiedener Daubengefässe (Abb. 210).
Abb. 201: Daube Kat. 198 (Formgruppe 5K) mit den typischen unterschiedlich hohen Schnitten bei der oberen Kerbe, deren Orientierung teils nur schwer zu erkennen ist.
Die Zusammenstellung der mehr als 15 Gefässe der Formgruppen 4K fein/klein und 5K grob/klein und auch der Gruppe 5G gross zeigt, dass sich die Gefässe innerhalb der Formgruppe teilweise sehr ähnlich sehen. Die Grösse und die Art der Bearbeitung der Aussenseite stimmen überein: die Anfertigung der Kerben, deren Höhe, der Verlauf und 115
Gefässinhalt (dl)
7 6 5 4 3 2 1 1
2
3
4G
4K
5G
a Boden-Dm. (cm)
5K Gefässtyp
13
Griffdaube 12 11 10 9 8 7 6 1
2
3
4G
4K
5G
5K Gefässtyp
b Mündungs-Dm. (cm)
die Breite der Schnitte, die Feinheiten der Endbearbeitung. Meines Erachtens kann aus diesem Grund gesagt werden, dass jede der hier definierten Formgruppen im Grunde die Handschrift eines bestimmten Böttchers widerspiegelt! Das heisst konkret, jede Formgruppe hätte direkt nach der Herstellung auf Grund gewisser Eigenheiten ihrem Hersteller zugewiesen werden können. Interessant wäre nun zunächst der Vergleich mit den Herstellungsspuren an Daubengefässen, die in Konstanz gefunden wurden; und anschliessend auch die Gegenüberstellung von Material entfernterer Fundstellen. Um einen guten Überblick zu gewinnen, müssten auch die Dendrodaten der verschiedenen Daubengefässe in die Untersuchung miteinbezogen werden. Derartige Abklärungen sind im Zusammenhang mit dieser Materialvorlage nicht vorgesehen und würden den vorgegebenen Rahmen sprengen.660
Öfters zu finden sind Gefässe mit derartigen Griffdauben auf mittelalterlichen Darstellungen, wie zum Beispiel im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung zu Nürnberg. Dort sind sie als Wassereimer und Gelten bei den verschiedensten Handwerkern in Gebrauch, so beim Wirt zum Kühlen des Weins (Abb. 203), beim Bäcker neben dem Ofen, beim Winzer im Weinberg, beim Metzger, beim Flickschuster, beim Harnischpolierer, beim Tüncher, beim Mörtelrührer. Die Griffdauben konnten als Einzelstück, oder auch paarig, einander gegenüber, eingesetzt sein. Besass ein Eimer zwei Griffdauben, bestand die Möglichkeit, einen Stock durch die beiden Löcher zu schieben, um ihn leichter tragen zu können.
18
16
14
12
10 1
c 116
Ein absolutes Einzelstück im Fundmaterial des Bürgerasyls ist, sowohl von der Form als auch von der Grösse her, die aus Fichtenholz bestehende fragmentierte Griffdaube Kat. 337.661 Sie wird gegen oben etwas breiter, hat aber im Gegensatz zu den zahlreichen bedeutend kleineren Daubengefässen eine deutlich ausgeschnittene Nut, in welche der Boden eingefügt war. Ausserdem sitzt im oberen Teil ein rundes Loch; die Ecken oben sind gekappt und deren Innenkante angeschrägt. Es ist anzunehmen, dass die Griffdaube zu einem grösseren Daubeneimer gehörte, der, aus der Verfärbung auf der Aussenseite zu schliessen, durch ein breites Band zusammengehalten wurde.662
2
3
4G
4K
5G
5K Gefässtyp
Anzahl Daubengefässe
Im Gegensatz zu den zahlreichen geböttcherten Gefässen sind nur gerade vier Teile von gedrechselten Gefässen663 zum Vorschein gekommen, in vier verschiedenen Gruben. Der Teller Kat. 175 aus Buche ist noch zu einem Drittel erhalten (G24.6), die Schale Kat. 338 aus Ahorn ist beinahe vollständig (Str.3.5, Abstich 5), und die beiden Schalen Kat. 71 und 101, ebenfalls aus Ahorn, sind Fragmente mit Resten des Randes, der Wandung und teilweise des Bodens (aus Gruben G6 und G9). Der einzige gedrechselte Teller, Kat. 175, hat eine stark ausladende Fahne, die durch einen deutlichen Knick von der kurzen Wandung getrennt ist. Der Standbodendurchmesser beträgt nur etwa einen Drittel des Randdurchmessers, weshalb dieser Tellertyp etwas wackelig sein kann (ähnlich wie die Schale Kat. 338). Der Gesamtdurchmesser ist 21 cm, die Tellerhöhe 4 cm. Auf der Aussenwand sind grobe Drehrillen sichtbar, ebenso auf der Fahne und der Innenwand. Die Wandung hat innen, wohl bedingt durch den Gebrauch, einen dunkeln Überzug; das Holz in der Tellermitte hingegen ist blank. Das ganze Stück ist verzogen und hat etliche eingedrückte Bereiche. Vergleichbare Tellerformen finden sich unter dem publizierten Holzmaterial von Konstanz und Freiburg i.Br.664 Die Schale Kat. 338 sieht aus wie eine etwas in die Höhe gezogene Form des Tellers Kat. 175. Sie hat eine leicht aufwärts gerichtete breite Fahne, die sich deutlich von der rundlich gebogenen Gefässwandung absetzt. Der kleine Standbodendurchmesser beträgt ebenfalls weniger als einen Drittel des Randdurchmessers, daher ist das ganze Gefäss etwas «kippelig».665 Der Gesamtdurchmesser ist 24.6 cm, der Innendurchmesser 13 cm und die Höhe 7.8 cm. Die Oberseite der Fahne ist fein überarbeitet. Deren Unterseite hingegen ist mit groben Drehrillen versehen bis hin zum obersten Teil der Wandung; sie verliehen der Schüssel wahrscheinlich bessere Griffigkeit. Auf der Aussenwand sind je zwei paarige Zierrillen angebracht; weitere Zierrillen hat es auf der Fahnenunterseite nahe des abgeschrägten Randes und am Übergang von Fahne zu Wandung. Die Gefässinnenseite trägt feine Rillen und einen lackartigen schwarzen Überzug bis hinaus auf den Rand. Der Gefässboden ist blank. Die Gesamtform ist schwach verzogen. Der Fahnenrand ist beinahe bis zur Hälfte des Umfangs ausgebrochen, und auf der Gegenseite sind zwei reparierte Löcher erhalten (Abb. 204a–d). Es scheint sich nicht um Astlöcher zu handeln, die mit Holzdübeln gestopft worden sind. W.H. Schoch meint dazu:666 «Obwohl zu dieser Beurteilung nur Makrofotos
14 12 10 8 6 4 2 0 6
7
8
9
d Daubenzahl pro Gefäss
Gedrechselte Gefässe
10 13 Daubenzahl pro Gefäss
14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 12
e
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14
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16
17
Mündungsdurchmesser (cm) Abb. 202 (linke Seite): Daubengefässe. a Gefässinhalt pro Formgruppe (dl), inkl. Sicherheitsabstand des Inhalts von 1 cm bis zum Rand. b Boden-Durchmesser pro Formgruppe (cm). c Mündungs-Durchmesser pro Formgruppe (cm). (rechte Seite): d Daubenzahl pro Gefäss. e Verhältnis von Mündungsdurchmesser zur Daubenzahl pro Gefäss. Abb. 203: Jörg Startz, Gastwirt, 1470. Um den Wein zu kühlen, wurde der Krug in einen mit kaltem Wasser gefüllten Bottich mit Griffdauben gestellt. Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung zu Nürnberg.
117
Abb. 204: Gedrechselte Schale Kat. 338: a Aufsicht. Gut sichtbar sind die zwei gestopften Löcher auf der Fahne und im Innern der schwarze Belag und die Drehrillen. b Die Schüssel, umgedreht, mit zwei paarigen Zierrillen auf der Wandung und einem Absatz zum Boden hin. c Detail des grossen gestopften Astlochs in der Fahne, von oben. d Detail des grossen gestopften Astlochs in der Fahne, von unten. e Detail des gestopften kleineren Lochs in der Fahne, von oben.
118
zur Verfügung stehen, kann doch festgestellt werden, dass der Faserverlauf des Holzes nicht auf ausgebrochene Äste hinweist. Im Umfeld des grösseren Flickes ist zwar eine leichte Anomalie des Faserverlaufs erkennbar, doch handelt es sich hier sicher nicht um einen grösseren eingewachsenen Ast. An den eingefügten Holzstücken ist teilweise ein leichter Farbunterschied festzustellen, der Faserverlauf ist aber mit dem Holz der Schüssel identisch, auch feine Risse finden in der Schüssel ihre Fortsetzung. Wahrscheinlich scheint, dass die Schüssel zu Gebrauchszeiten von zwei spitzen Gegenständen von unten (?) unbeabsichtigt durchlocht wurde. Da die Fragmente in den Löchern fasergenau passen, hat man die ausgebrochenen Stücke wohl unmittelbar danach wieder in die Schadstellen eingedrückt und − da sie bis heute in situ erhalten geblieben sind − möglicherweise mit einem Klebemittel fixiert. Ob sich davon Reste erhalten haben, müsste am Original abgeklärt werden.» Gute Vergleichsstücke aus Konstanz, die z.T. ebenfalls einen dunklen Überzug auf der Innenseite der Wandung haben, stammen aus dem späten 13. Jahrhundert.667 Die beiden weiteren Fragmente von Schalen, Kat. 71 und 101, haben eine relativ steile Wandung und einen ähnlich ausgebildeten Randbereich, indem der Rand innen durch einen deutlichen Grat von der Wandung abgesetzt ist und, schwach konkav ausgebildet, nur unmerklich nach aussen läuft. Der Abschluss fällt gegen aussen ab und ist mit einer den Rand begleitenden Zierrille versehen. Auf der Aussenseite sitzt etwa auf der Höhe des Grates eine Rille. Der Mündungsdurchmesser beträgt 24 bis 27 cm, die Gefässhöhe rund 9 cm. Auf der Aussenwand hat es Drehrillen bis hin zum abgesetzten Standboden. Das Gefässinnere ist mit einem durchgehenden dunklen Belag überzogen, wobei am Rand von Kat. 71 senkrecht verlaufende helle Schabspuren zu sehen sind und die Innenkante, möglicherweise durch das Reiben eines Deckels, heute wieder die ursprünglich weissliche Färbung zeigt. Speziell ist an dieser Schale, dass sie bereits zu Gebrauchszeiten einen vom Rand wohl bis zum Boden durchgehenden Spalt hatte; die Bruchkante ist heute dunkel verfärbt. Der Spalt war mit Hilfe eines «Häftli»668 – wie seit römischer Zeit bei Keramik- und Lavezgefässen üblich – geflickt worden, indem man zu beiden Seiten des Spaltes je ein feines rundes Löchlein bohrte, einen Buntmetalldraht (wohl Messing) hindurch steckte und dessen Enden miteinander verdrehte (Abb. 205). Im Material von Freiburg und Konstanz ist dies ein verbreiteter langlebiger Schalentypus. Allerdings sind die Gefässe bedeutend kleiner als die beiden Schalenfragmente vom Bürgerasyl.669 Die vier beschriebenen Gefässe sind sehr sauber und sorgfältig gedrechselt, doch sind sie alle wohl
Abb. 205: Fragment der gedrechselten Schale Kat. 71. Der bereits beim Gebrauch der Schüssel entstandene Spalt ist mit einem sogenannten Häftli geflickt worden, das heisst zu beiden Seiten des Spalts wurde ein Löchlein gebohrt, damit die beiden Teile mit einem Buntmetalldraht fest miteinander verbunden werden konnten (Detailaufnahmen: oben Innenseite, unten Aussenseite).
bereits beschädigt bzw. fragmentiert in die Latrinen gelangt und haben dort weiter Schaden genommen. Für welche Speisen diese Schalen und der Teller ehemals gebraucht worden sind, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Es hing einerseits sicher von der Stellung und dem Vermögen der Besitzer ab und ausserdem von den übrigen Gefässen, die in der Küche und für das Auftragen der Speisen zur Verfügung standen. Auch mittelalterliche Quellen, die verschiedenste Schüsseltypen namentlich nennen, aber keinen Hinweis auf deren Form geben, helfen da nicht weiter.670
Gefässdeckel Aus Tannenholz besteht die nur noch zur Hälfte erhaltene ehemals runde Scheibe mit zentralem Loch Kat. 251. Sie ist grob zugeschnitten, weder die Ober- noch die Unterseite ist gehobelt, die Kanten sind nicht überarbeitet, ebenso wenig das Loch. Handelt es sich um ein Halbfabrikat? Vielleicht um einen missratenen und deshalb in die Grube beförderten Deckel eines Butterfasses?
Werkzeugartige Stücke Grosse Nadel mit dreieckig-spatelförmigem Kopf Die grosse Holznadel Kat. 252, deren breiteste Stelle sich am Kopfende befindet, hat knapp oberhalb der Schaftmitte ein vierkantiges Loch.671 Der Kopf geht gleichmässig in den Schaft über, die sorgfältig überarbeiteten Kanten sind rundum von beiden Seiten her angeschrägt. Die Nadel besteht aus Fichtenholz und könnte vom Material und von der Dicke her aus einem Schindelrest hergestellt worden sein. Vergleichbare Funde aus Bryggen in Bergen/N stammen grösstenteils aus der Zeit zwischen der 2. Hälfte des 12. und dem 14. Jahrhundert, andernorts sind sie bereits aus früheren Befunden bekannt.672 Die Funktion ist nicht endgültig geklärt. Es gibt verschiedenste Vorschläge für ihre Verwendung,673 so als Nadel zum Nähen von grober Ware, zum Knüpfen von Netzen, beim Korbflechten, als Webnadel zum Bilden des Fachs mit den Kettfäden oder als Nadel für die Herstellung von groben Geweben durch Verschlingen (Nadelbindung).674
Netzschwimmer (?) Ebenfalls ein Einzelstück, Kat. 253, erinnert an einen Netzschwimmer. Erhalten ist die Hälfte einer dicken, zentral gelochten Scheibe. Das Loch ist nur grob ausgestemmt. Die äussere Randpartie ist schlecht erhalten; auf der einen Seite hat es breite rinnenförmige Kerben, die Richtung Loch verlaufen. Doch gibt es weder im Lochinnern noch an den Kanten oder auf der Aussenseite irgendwelche eindeutigen Abriebspuren, die durch eine Schnur oder ein Seil entstanden wären. Rollen, die zum Umlenken oder Aufhängen von Schnüren dienen (vgl. z.B. Seilzug oder Aufhängung der Schäfte bei einem liegenden Webstuhl), haben üblicherweise auf der Aussenseite eine rundum laufende Vertiefung, die das Seil bzw. die Schnüre am seitlichen Abrutschen hindert.
Spatel/Spachtel Drei Objekte, Kat. 254, 256 und 307, haben die Form eines Spachtels: sie sind flach, gleichmässig dick, die Kanten sind rundum gebrochen, ein Ende ist zungenförmig, das andere gerade. Zwei bestehen aus Fichte, das dritte aus Tanne. Die Dicke des Holzes, der verwendete Holztyp und der Rest eines Nagellochs nahe der Längskante von Kat. 256 lassen vermuten, dass diese Spachtel aus ehemaligen Schindeln gefertigt worden sind. Interessant ist die Feststellung, dass ein Fichtenholzspachtel aus Freiberg675 in Zweitverwendung aus einer Daube mit zwei Kerben hergestellt worden ist. Es scheint sich um Geräte zu handeln, die bei Bedarf fabriziert wurden. Anders verhält es sich mit Kat. 201, das aus Weidenholz besteht. Ist 119
es mit seinem einseitig angeschrägt schneidenförmig ausgebildeten Ende und dem dazu um 90° gedrehten schmaleren kurzen «Griff» tatsächlich ein Spachtel? Unklar ist in diesem Zusammenhang meines Erachtens, wofür Spachtel in jener Zeit gebraucht worden sind. Bei Gühne676 finden sich einige von unterschiedlichen Autoren vorgestellte Möglichkeiten zusammengefasst: sie reichen vom Spachtel, der beim Essen verwendet wird, falls der Löffel fehlt, über angekohlte Spachtel, die zum Anzeichnen im lederverarbeitenden Gewerbe genutzt worden sein könnten, bis zum Einsatz als Gerät, das zum Mischen und Einfüllen von Salben diente.
Stücke mit zu bestimmender Funktion Wie die Spachtel sind auch die flachen Objekte, Kat. 202–204, möglicherweise aus Schindelfragmenten hergestellt worden. Sie bestehen aus Fichtenholz. Im Unterschied zu den Spachteln ist bei ihnen das eine Ende ein- oder zweiseitig zugespitzt. Die Form erinnert bei Kat. 203 an die heutigen Markierhölzchen, mit denen Beete mit frisch gesäten Pflanzen im Garten gekennzeichnet werden. Auch die schräge Kante der einseitigen Spitze von Kat. 202 ist sorgfältig bearbeitet. Vielleicht wurde das Instrument zum Schneiden von weichem Material, z.B. Teig oder Ton verwendet. Interessant, aber von der Funktion her noch unbestimmt, ist das knapp 10 cm lange Objekt Kat. 309 mit dem an einen Schraubenzieher erinnernden schneidenförmigen Ende und einem rundstabigen Griff. Die Form, insbesondere beim schmalen schneidenförmigen Teil, wurde sauber aus dem Tannenholz herausgeschnitzt. Gebrauchsspuren sind nicht zu erkennen. Handelt es sich um ein griffartiges Stück, das in irgendeinen Schlitz hineingesteckt und dadurch fixiert wurde?
Musik Flöte/Panflöte (?) Ein einziges Objekt im Fundmaterial besteht aus Holunderholz: das unscheinbare längliche Fragment Kat. 258 mit schwach gebogenem Querschnitt, welcher noch etwa den Viertel eines Kreises ausmacht (Aussen-Dm. 1.4 cm, D. 0.25 cm). Die Längskanten sind wahrscheinlich irgendwann durch Bruch entstanden. Die Enden hingegen sind durch einen sauberen, von innen nach aussen schwach abfallend angesetzten 120
Schnitt abgetrennt. Die Aussenseite wurde mit feinen längsverlaufenden Schnitten von der Rinde befreit, das Innere ebenso sorgfältig von den Fasern des Marks. Das Stück wurde am Ende des 13. oder im frühen 14. Jahrhundert in Latrine G24 (G24.8) zusammen mit einem Grossteil der Daubengefässe und vielen weiteren Holzabfällen eingelagert. Graeme Lawson,677 Archäologe und Spezialist für Musikinstrumente, Grossbritannien, hat dieses Stück anlässlich eines Besuchs im Konservierungslabor Konstanz kurz gesehen und dazu bemerkt, dass es sich allenfalls um den Rest irgendeiner Flöte handeln könnte. Auf meine Anfrage hin, schrieb er mir, dass die Länge von rund 20 cm gut für eine Flöte (musical pipe) passe. Das Material, Holunder, war und sei bis ins jetzige Jahrhundert hinein in ganz Europa in der Volksmusik und in Kinderreigen (childhood musical games) verbreitet. Es könnte sich bei diesem Fragment seines Erachtens entweder um ein unfertiges Instrument handeln, dessen Löcher noch nicht gebohrt waren, oder um den Abschnitt, der den Löchern gegenüber liegt, oder ganz einfach um das Fragment einer Panflöte. Spuren einer ehemaligen Bindung, wie sie bei Panflöten evt. zu finden wären, sind nicht zu erkennen. Der sauber überarbeitete, nach aussen geneigte Rand hingegen kann gut mit der anzublasenden Kante heutiger Panflöten verglichen werden. G. Lawson schreibt weiter, dass Holunder gut geeignet sei für den musikalischen Gebrauch, da die Fasern des Marks im Astinnern bei jungem, einbis zweijährigem Holz einfach zu entfernen seien. Holunderflöten sind in mittelalterlichen Fundzusammenhängen, u.a. wohl auch wegen der Erhaltungsbedingungen, nicht sehr häufig; ein mit dem vorliegenden Fragment von der Form her gut vergleichbares Instrument ist mir bisher nicht bekannt.678 Gibt es noch andere Möglichkeiten der Deutung für dieses Objekt, z.B. irgendeine Verwendung im Haushalt? Als Nadelbüchse beispielsweise, scheint mir das Stück zu lang, zu dünn und zu zerbrechlich zu sein. In Freiberg/Sachsen wurden mehrere sauber geglättete, innen hohle Holunderzweigstücke gefunden,679 für die Gühne eine Verwendung als Ausgusstülle, bzw. als Gärröhrchen bei der Herstellung von Destillaten vorschlägt, da gewisse Stücke an den innern Rändern einen schwachen Absatz aufweisen, der allenfalls zum Zusammenstecken der Röhrchen gedient haben könnte. Sie stammen aus verschiedenen Fundstellen des 14. bis 17. Jahrhunderts in Freiberg. Die Bestimmung als Flötenfragment scheint mir für das Stück Kat. 258 nicht abwegig zu sein.
Hauskonstruktion und Inneneinrichtung Schindeln Die Schindeln und Schindelfragmente im vorliegenden Fundmaterial – es sind insgesamt etwa 75 Stücke – wurden zu rund 80% aus Fichten- und zu 20% aus Tannenholz hergestellt. Sie machen gut einen Zehntel der gesamten restaurierten Holzfunde aus und kamen vor allem in den Gruben G24 und Str.3 zum Vorschein, einige wenige Fragmente auch in der Füllung der Grube G9. Erhalten sind beachtlich grosse Stücke bis hin zu kleinsten Fragmentchen; die Grundform ist immer langrechteckig, alle sind dünn. Die grössten erhaltenen Längen liegen bei 87.8 bzw. 73.5 cm, die grösste Breite bei 15.5 cm; die Dicken variieren zwischen 0.2 und 0.8 cm. Für die Herstellung680 wurden nicht zu alte, gleichmässig gerade gewachsene, möglichst astfreie Fichtenstämme verwendet, die gefällt, ent- astet, entrindet und anschliessend in Abschnitte mit der gewünschten Schindellänge zersägt wurden. Diese Holztrommeln wurden mit der Axt und dem Schlegel radial in Sektorstücke gespalten und anschliessend in die kleineren, sogenannten «Mösel» aufgetrennt. Von ihnen wurden dann mit dem Schindelmesser und dem Schlegel die dünnen, langen Schindeln abgespalten. So wurden die Holzfasern nicht verletzt, sondern sauber voneinander getrennt, was sie, im Gegensatz zu gesägten, sehr langlebig und widerstandsfähig machte. Die Grösse und Form wurde sicher schon damals auf den Einsatzort abgestimmt, d.h. der Querschnitt ist oft ungefähr flachrechteckig, bei den sogenannten Riftschindeln aber bewusst gestreckt-dreieckig. Das obere Ende ist meist leicht schräg abgetrennt, das untere Ende hingegen schwach halbrund ausgebildet. Einige haben eine gekappte Ecke. Modernen Vergleichen zufolge wurde durch dieses Kappen verhindert, dass die Schindellagen stellenweise zu dick, d.h. ungleichmässig hoch wurden.681 Auch die schmaleren Randschindeln haben zum Teil eine gekappte Ecke. Üblicherweise sind die Schindeln auf der einen Seite glatter als auf der Gegenseite. Die während längerer Zeit Wind und Wetter ausgesetzte Seite erhielt wohl durch die Abnützung eine etwas ausgewaschene, rubbelige Struktur. Die Schindeln scheinen, den vereinzelten erhaltenen Nagellöchern zufolge, schon damals mit «Schindelnägeln» mit rechteckigem, 5 bis 6 cm langem Schaft und wenig ausgebildetem Kopf befestigt worden zu sein (Lochmass 0.1 cm x 0.2 cm). Rückschlüsse können allerdings nur auf
Grund von anderen Fundstellen gezogen werden,682 da im Bürgerasyl die Nägel nicht näher untersucht worden sind. Die Nagellöcher befinden sich entweder in der Schindelmitte oder knapp 1 cm vom Schindelrand entfernt. Dies deutet darauf hin, dass, bei einer seitlichen Überdeckung von rund der Hälfte, nur jede zweite genagelt – «gedoppelt» – worden ist. Verfärbungen und Abnützungsspuren auf dem untersten Drittel der Oberfläche der grossen Schindel Kat. 276 zeigen ausserdem, dass hier die Überdeckung in Längsrichtung rund zwei Drittel der Gesamtlänge betragen hat. Ob gewisse Schindeln als Wandverkleidung die Hausfassade schützten, so wie es auch heute noch im Appenzellerland Brauch ist, kann auf Grund des Befundes nicht entschieden werden, denkbar wäre es. Beispiele aus dem Kanton Appenzell ab dem 16./17. Jahrhundert zeigen, dass für die Bretterschalung von Fassaden grosse, rund 60 cm lange Dachschindeln benutzt wurden, die erst im Verlauf der Jahrhunderte von kleineren Formaten, heute noch mit 24 cm Länge, abgelöst wurden.683 Grosse Nagelschindeln (L. 60 cm, B. 15 cm) wurden im Kanton Appenzell anscheinend noch im 19. Jahrhundert auf gewissen Dächern angebracht.684 Einige Fragmente vom Bürgerasyl erwecken den Eindruck, es handle sich bei ihnen um Schindelstücke in sekundärer Verwendung. Sie bestehen meist aus Fichtenholz, sind lang gestreckt und flach und ungefähr so dick wie die Schindeln; die Jahrringe sind eng. Dazu gehören die Spachtel Kat. 254 und 307, das einseitig zugespitzte schmale Brettchen Kat. 255, vierkantige Stäbe (z.B. Kat. 213, 214) und Fragmente, die in der Art von Kienspänen685 zum Feuermachen hätten verwendet werden können (z.B. Kat. 211, eine Schindel in sekundärer Verwertung). Haben die buchstabenförmigen dunklen Abdrücke auf dem Fragment Kat. 209 eine besondere Bedeutung oder sind sie absolut zufällig entstanden? Die Verteilung der Schindeln in Bezug auf die verwendeten Holzarten zeigt die Tabelle (Abb. 206).686
Fichte Tanne (Picea abies) (Abies alba)
Unbestimmtes
Stückzahl / 51 / 80% Prozentanteil
13 / 20%
11
Fundort
Str.3 (ganz) G24 (ganz)
Str.3 G24 G9
G24
Abb. 206: Schindeln. Verwendete Holzarten.
121
Zapfen/Holznägel – Verbindungselemente Es kamen Holznägel zum Vorschein, die bei Verbindungen in Holzkonstruktionen sowohl in der Zimmerei als auch im Möbelbau verwendet werden. Hingegen sind keine sogenannten Dübel, kurze Holzzäpfchen z.B. aus Tanne, die zum Fixieren von zusammengesetzten Stücken an Holzmöbeln dienen, im Fundmaterial vertreten. Es ist anzunehmen, dass es sich dabei nicht um eine Fundlücke handelt; vielmehr dürfte es eine Folge der in der Einleitung beschriebenen Fundauswahl im unkonservierten Zustand sein. Das gemeinsame Merkmal der Holznägel/Zapfen ist eine deutlich ausgeprägte Spitze, die verschiedene Formen haben kann. Der Schaft ist rundstabig mit ovalem Querschnitt, oder auch kantig geschnitten, hat dann aber gebrochene Kanten. Die Schaftdicke sollte Richtung Spitze nicht stark abnehmen, da sonst der Halt im Holz nicht gewährleistet ist. Das Kopfende ist meistens gerade abgeschnitten, bei den vorliegenden Funden nicht speziell ausgebildet und manchmal wohl durch das Einschlagen etwas beschädigt. Holznägel für Möbel oder für den Bau können höchstens anhand der Masse unterschieden werden, wobei die beim Möbelbau verwendete Länge 5–10 cm beträgt, der Schaftdurchmesser 1.7– 2.6 cm.687 Es liegen sechs wohl als Holznägel bzw. Zapfen ansprechbare zugespitzte Hölzer vor (Kat. 102, 215, 235, 257, 281, 308). Zwei bestehen aus Tannenholz, der Rest aus Eichenholz.688 Je ein Holznagel stammt aus den Gruben Str.3 und G9; vier kommen aus der Grube G24. Sie haben unterschiedliche Formen, Grössen und Querschnitte; der Kopf ist nie besonders ausgebildet, aber ein Ende ist immer zugespitzt. Fundmaterial, das nähere Auskunft geben würde über das Aussehen der hölzernen Einrichtungsgegenstände der nahe gelegenen Häuser, ist nicht zum Vorschein gekommen. Es ist davon auszugehen, dass üblicherweise nicht ganze Möbel in die Abfallgruben gelangten. Die vorliegenden geringen Reste sind so wenig aussagekräftig, dass sie nur mit Vorsicht der Einrichtung zugewiesen werden können.
Konstruktionsholz (?) Das Vierkantholz Kat. 266 hat ein abgesetztes Ende und einen trapezförmigen Querschnitt. An der Stirnseite des anderen Endes sind drei verschiedene Hack- bzw. Schnittspuren zu erkennen. Nagellöcher sind nicht vorhanden. Es macht den Anschein, dass dieses Holzstück nicht einfach zum 122
Abfallholz gehört, sondern eine definierte Aufgabe erfüllte, z.B. als Teil eines Gestells.
«Knoten» aus Weidenholz; Wandgeflechtfragment (?) Weidenholz ist relativ elastisch und kann besonders im feuchten Zustand gut gebogen und geflochten werden. Der sich stark in Auflösung befindende Ast mit Rindenfragmenten Kat. 268 könnte ursprünglich ähnlich wie ein Seil zum Verbinden oder Verknüpfen zweier Teile, bzw. zum Umschnüren gedient haben. Vielleicht war er um eine Konstruktion von Holzstäben geknotet. Oder war er Teil eines Wandgeflechts? Das eine Ende wurde ursprünglich mit einem schrägen Schnitt abgetrennt, das andere hat sich in seine Fasern aufgelöst. Weder der Befund noch der Erhaltungszustand bieten eine grosse Hilfe bei der Deutung.
Profilleisten, Leisten Profilleisten dienen als Abschluss an Möbelstücken (Kästen, Truhen etc.) und bei der Inneneinrichtung und haben dank ihrer etwas besonderen Querschnitte einen dekorativen Charakter. Sie werden üblicherweise mit Nägeln befestigt. Die den Leisten zugeordneten Funde Kat. 103, 178, 217 und 259–262 sind alle nicht länger als 18 cm. Ihre Enden sind im Allgemeinen gegen aussen schräg abgeschnitten, die Querschnitte liegen zwischen rechteckig mit gerundeten Kanten, trapezförmig, rhombisch und fünfkantig. Anders als z.B. bei den Profilleisten aus Freiburg i.Br.689 haben diejenigen vom Bürgerasyl keinerlei Spuren von Nagellöchern. Es dürfte sich somit entweder um neue, noch unbenutzte Leisten handeln, oder aber um Abschnitte bzw. Abfallstücke von längeren Leisten, die beim exakten Einpassen gekürzt werden mussten. Mit Fichte, Tanne, Buche und Birke sind fast alle unter den Holzfunden vertretenen Holzarten für die Herstellung von Leisten verwendet worden. Die Inneneinrichtung war, von den verwendeten Hölzern her betrachtet, keineswegs eintönig. Im Allgemeinen sind die Stücke eher schlecht erhalten, das heisst ihre Form hat gelitten und das Holz ist teilweise verzogen und verbogen. Mit einer Ausnahme (G24.6) stammen alle Profilleisten aus Schicht G24.8 der Grube G24. Unklar ist, ob dies nur mit der allgemein grossen Funddichte in G24.8 zusammenhängt, oder ob die Funddichte durch ein besonderes Ereignis bedingt ist, welches zu einem grösseren Aufkommen an Abfall führte. Die nur in Grube G24 ver-
tretenen Leisten weisen darauf hin, dass damals gewisse Einrichtungsgegenstände entsorgt worden sind. Ein Einzelstück ist die eichene, kurze Leiste Kat. 103 aus Grube G9. Auch sie hat kein Nagelloch, doch zeigt der sauber ausgeführte Absatz, dass sie für einen ganz bestimmten, heute wohl nicht mehr ersichtlichen, Zweck angefertigt worden ist.
Mutmassliche Einrichtungs- bzw. Möbelbestandteile Gewisse Objekte können nur mit einem grossen Fragezeichen einer gewissen Funktionsgruppe zugewiesen werden, da in der Hauseinrichtung z.T. besondere Konstruktionen vorhanden sind, die nur als Ganzes zu verstehen, zu beschreiben und einzuordnen sind, nicht aber basierend auf fragmentierten Einzelstücken. Die zwei feineren stabförmigen Objekte Kat. 218 und 237 haben je ein etwas speziell ausgebildetes Ende, was evt. erlaubt, sie in die Gruppe der «mutmasslichen Einrichtungs- und Möbelbestandteile» aufzunehmen. Kat. 218, ebenfalls aus Tannenholz, hat direkt unter der Oberfläche zwei feine Löcher, die rechtwinklig zueinander, parallel zur Kante verlaufen. Dies erinnert vom Aussehen her an heutige billige Möbelkonstruktionen, die nicht mehr genagelt, sondern durch Bostitchklammern verbunden werden. Beim Stück aus Schicht G24.8 dürfte das wohl nicht der Fall gewesen sein. Der zweite Stab, Kat. 237, aus Tanne, hat ein schwach zapfenförmig ausgebildetes Ende mit einem etwas unterhalb zusätzlich angebrachten Schnitt. Die Funktion ist unklar.
einseitig zugespitzte Ende entsteht, wenn ein Ast von einem Busch oder Baum abgeschnitten wird. Beim Holzen mit dem Gertel fielen immer viele Äste mit einem schräg verlaufenden Schnitt am Ende an, die anschliessend getrocknet und im Herd oder Ofen verbrannt wurden. Diese Stücke sind Abfallprodukte. Bei einem Stab mit rund zugerichteter Spitze hingegen handelt es sich um ein bearbeitetes Holzstück, mit einer bestimmten Funktion. Der Verwendungsspielraum für zugespitzte Stecken ist gross, denn die Spitze erleichtert das Fixieren in unterschiedlichen Materialien wie z.B. Erde oder Holz. Als eine − mit Schmunzeln angebotene − Hilfe zur Deutung der Holzstäbe in den Latrinen kann der Hinweis im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens dienen, der besagt, dass man im württembergischen Blaubeuren glaubte Blut stillen zu können, wenn man mit einem Stock darüber streicht und dann den blutigen Stock in den Abort steckt.691
Lattenfragmente Lattenfragmente werden im Fundkatalog Stücke genannt, die grösser und dicker sind als Stabfragmente und meist eine glatte Ober- und Unterseite haben.692 Sie bestehen grösstenteils aus Tannen- oder Eichenholz. Bei gewissen Splittern handelt es sich möglicherweise auch um Reste von vollständig verrotteten Brettern. Eine eindeutige Funktionszuweisung ist bedingt durch den Erhaltungszustand nicht mehr möglich.
«Bauholzsplitter»
Verschiedenes und Unbestimmtes Stäbe und stabförmige Fragmente Stäbe und stabförmige Fragmente sind zu mehr als einem Dutzend im Fundmaterial vertreten. Die Längen reichen bis 25 cm, die Querschnitte liegen zwischen vierkantig und rund. Bei den vierkantigen Stäben scheint es sich zum Teil um in Längsrichtung abgespaltene Splitter von Schindeln (Fichte) zu handeln; ihre Enden sind meist gerade abgetrennt (Kat. 211, 213, 214, 218, 238). Die runden Stäbe hingegen sind meist Astteile (v.a. Hasel) mit einem geraden Ende und einem entweder bewusst rundum zugespitzten (Kat. 219) oder aber nur einseitig angespitzten Ende (Kat. 179, 220–222, 236, 311).690 Dieses
Einige grössere Holzteile, die von ehemaligen Pflöcken stammen dürften, sind möglicherweise ursprünglich im Zusammenhang mit Holzkonstruktionen eingesetzt worden.693 Heute sind keine Details mehr erhalten, die eine Funktionszuweisung erlauben würden. Die dieser Gruppe zugewiesenen Fragmente bestehen aus Eiche oder Buche und stammen vor allem aus Grube G24.
Es wurden etliche Fragmente, Splitter, Astbruchstücke und Rindenteile zur Aufbewahrung aufgehoben und konserviert, deren Funktion nicht bestimmt werden kann. Grösstenteils handelt es sich wohl um kleinere Holzabfallstücke, die in den Gruben entsorgt worden sind.694
123
Dendrochronologie der Daubenbecher Felix Walder
Abb. 207: Nahaufnahme der Jahrringstruktur einer Daube.
124
Zusammenfassung
Messvorgehen und Auswahl der Proben
Die zahlreichen gut erhaltenen Daubenbecher beinhalten aus dendrochronologischer Sicht spannende Aspekte. Dabei tritt die Absolutdatierung der Gefässe eher in den Hintergrund, weil sich ja aufgrund des Fertigungsprozesses keine Waldkanten erhalten haben. Immerhin erlauben die dicht gestaffelten datierten Endjahre eine ungefähre zeitliche Eingrenzung. Ein weiteres Indiz für eine zeitliche Zusammengehörigkeit der Becher wäre gewesen, wenn es gelungen wäre, aus demselben Baum gefertigte Dauben nachzuweisen, die in verschiedenen Gefässen eingesetzt worden sind. Entsprechende zweifelsfreie Korrelationswerte fanden sich aber stets nur innerhalb eines Gefässes.
Im Labor für Dendrochronologie der Stadt Zürich wurden insgesamt 25 Daubenbecher analysiert, wobei bloss einzelne oder alle Teile (Dauben und Boden) der Gefässe vermessen wurden. In einer ersten Phase geschah dies am noch ungereinigten und unrestaurierten Material. Schon dabei zeigte sich, dass sowohl die Dauben wie auch die Böden der Gefässe zum Teil feinringig und die Jahrringe gut erkennbar waren. Nach erfolgter Reinigung und Restaurierung war bei den meisten Dauben eine zerstörungsfreie Messung problemlos möglich. Um möglichst alle vorhandenen Jahrringe zu erfassen, musste diese entlang des Gefässrandes erfolgen. In schwierigen Fällen, wenn beispielsweise der Rand zerdrückt oder die Jahrringstruktur aus anderen Gründen nicht eindeutig zu erkennen war, wurde der Jahrringverlauf auf der Unterseite erfasst, wo allerdings weniger Jahrringe als am oberen Ende vorhanden sind. Die übrigen, nicht klar messbaren Ringe konnten gezählt werden, um so zumindest die ungefähre Anzahl aller Ringe zu erfassen. Bei den meisten Böden war die Messung ebenfalls möglich, da die Jahrringe beim radial gespaltenen Nadelholz auch auf der Oberfläche aufgrund des dunkleren Spätholzes klar unterscheidbar sind. Die Auswahl der zu messenden Proben erfolgte in erster Linie aufgrund der Jahrringzahl und der Erkennbarkeit der Jahrringstruktur (Abb. 207). Da die datierten Gefässe ausschliesslich aus den Gruben G24 und Str.3 stammen, wurde beim letzten Durchgang zusätzlich versucht, Gefässe aus der Grube G18 zu datieren, was aber nicht gelang (Tab. 13).
Korrelation innerhalb eines Gefässes Bei insgesamt 15 Gefässen wurden jeweils die meisten Dauben sowie die Böden vermessen (Abb. 208). Dabei konnten wir feststellen, dass die Einzelkurven der Dauben innerhalb eines Gefässes optisch ausserordentlich gut übereinstimmen. Die Korrelation mit dem Boden oder mit Teilen anderer Gefässe hingegen war oft deutlich schlechter. Dieses sehr hohe Mass an Übereinstimmungen könnte bedeuten, dass die Dauben, wenn nicht aus demselben Holzstück, so doch mit grösster Wahrscheinlichkeit aus demselben Baum(bestand), gefertigt wurden. Obwohl bei
den meisten Gefässen auch Anfangs- und Endjahre der Dauben auffallend nahe beisammen liegen (Abb. 209a und 210), waren in einzelnen Gefässen auch deutlich ältere Dauben verarbeitet worden (Abb. 209b und 210), die auf Grund der Übereinstimmung mit den anderen Dauben aber aus dem gleichen Holzvorrat stammen. Man hat sie entweder gespalten oder in der Breite entsprechend angepasst. Mit einer genügend grossen Anzahl gemessener Dauben pro Gefäss können solche ältere Einzeldauben zuverlässig erkannt werden.
Abb. 208: Daubenbecher mit Jahrringverlauf und Balkendiagramm.
125
Abb. 210 (rechte Seite): Balkendiagramm aller datierten Dauben und Gefässböden.
Datierung der Gefässe Die aus den Einzelholzkurven resultierende Mittelkurve (MK 2726) ist sicher in den Zeitraum 1084–1273 datiert (Abb. 210). Wie bei Spaltprodukten und insbesondere bei nachträglich noch zwecks Einpassung ins Gefäss weiter zugerichteten Dauben zu erwarten, konnten bei keinem der Holzteile Anzeichen für Rinde, Waldkante (entspricht dem letzten gewachsenen Jahrring des Baumes) oder zumindest Stammrundung (Nähe des Fälljahres) festgestellt werden. Dendrochronologisch ist es deshalb nicht möglich, die Herstellung der Gefässe zeitlich exakt zu datieren.
Überlegungen zum Baumalter Abb. 209: a Balkendiagramm und Kurvendeckungsbild zu Gefäss Kat. 244. b Balkendiagramm und Kurvendeckungsbild zu Gefäss Kat. 228.
Geht man von einer zeitlichen Einheitlichkeit der Gefässe aus, kann mit allen gemessenen und datierten Dauben und Böden ein «künstlicher Baum» erstellt werden. Dieser hätte weder Mark noch Waldkante, es fehlt sowohl eine unbestimmte Anzahl der innersten als auch der äussersten
Jahrringe. Der Durchmesser eines solchen Baumes beträgt, trotz einem Alter von bereits über 200 Jahren, nur etwas über 30 cm. Nimmt man einmal an, dass bei der Verarbeitung des Holzstücks aussen zur Rinde hin etwa 2 cm weggehobelt worden sind, entspräche das bei der vorliegenden durchschnittlichen Jahrringbreite einem Verlust von ca. 30 Jahrringen. Das Fälljahr des Baumes läge also um 1300 herum. Das Datum der ältesten Probe (Daubengefäss Kat. 228, Daube 1) von 1135 braucht nicht zu erstaunen: Es handelt sich nämlich wegen der engen Jahrringabfolge bis zum Jahr 1273 um nur etwa 10 cm fehlendes Holz, was ungefähr der Breite von zwei Dauben entspricht. Die Engringigkeit und die grosse Ringzahl der einzelnen Dauben, meistens gegen hundert Ringe auf nur 5 cm, deuten darauf hin, dass für die Herstellung der Gefässe «alte» Bäume verwendet wurden. Wie von Werner Schoch erwähnt, wachsen solche feinringige und entsprechend alte Bäume fast ausschliesslich in höheren Lagen, jedoch kaum in der Gegend von Stein am Rhein.695
a
b 126
SH / STEIN AM RHEIN - BÜRGERASYL / DAUBENBECHER Alle A - datierten Daubenbecher 1100
1150
1200
1250
96
26
57
66
75
40 86
84 84
50
55 56 7
75 76 77
1 99 13
94 0
6
87 84
35 53 99
91 92 93
14 99 3
1 6
3 8
12
83
3 98
32
81 78
52 64 29
68 69 70 70 71
99 25 16 1
9
66
64
23 23
52 52
40 41 42
55 53
93
48
86
61 63 66
94 91 57
73
64 67 66
15 21 23 84
47
5
59
61
48
39 41 38
26 26 31 32 34 35 36 37 37
46 40 59 41 52 50
54 56
14 17 75 75 74
23
97 77 72 93 45
30 33 34 38 39 39 46
64620
BODEN
63554 / Str. 3
61229
BODEN
63590 / G24
61232 61231
DAUBEN BODEN
63591 / G24
64641 64643 64642 64640 64644 64645 64639
DAUBE 3 DAUBE 5 DAUBE 4 DAUBE 2 DAUBE 6 DAUBE 7 DAUBE 1
63602 / G24
62813 62817 62814 62815 62816 62819 62818 62820
DAUBE 1 DAUBE 5 DAUBE 2 DAUBE 3 DAUBE 4 DAUBE 7 DAUBE 6 BODEN
63611 / G24
64656 64655 64653 64661 64660 64658 64654 64657 64659
DAUBE 4 DAUBE 3 DAUBE 1 BODEN DAUBE 9 DAUBE 6 DAUBE 2 DAUBE 5 DAUBE 7
63615 / G24
61252
DAUBE
63622 / G24
64625 64626 64623 64622 64624
DAUBE DAUBE DAUBE DAUBE DAUBE
64637 64636 64634 64633 64638
DAUBE 8 DAUBE 7 DAUBE 3 DAUBE 2 BODEN
61260 61261 61262 61259
DAUBE DAUBE DAUBEN BODEN
63630 / G24
61264
DAUBEN
63632 / G24
61268
BODEN
63637 / G24
64663 64665 64668 64670 64666 64669 64662 64664 64667
DAUBE 2 DAUBE 4 DAUBE 7 DAUBE 9 DAUBE 5 DAUBE 8 DAUBE 1 DAUBE 3 DAUBE 6
63639 / G24
64680 64678 64676 64674 64677 64672 64673 64675 64679 64681
DAUBE 10 DAUBE 8 DAUBE 5 DAUBE 3 DAUBE 6 DAUBE 10 DAUBE 2 DAUBE 4 DAUBE 9 BODEN
63640 / G24
4 5 2 1 3
63625 / G24
63626 / G24
127
128
Schuhe, Taschen und weitere Lederfunde Serge und Marquita Volken
Zusammenfassung
Kinderschuh
Die Ausgrabungen im Bürgerasyl von Stein am Rhein lieferten auch vereinzelte Lederstücke, darunter ein fast vollständiger Kinderschuh, zwei Handschuhfragmente, eine Umhängetasche, Fragmente von verschiedenen Besohlungsteilen sowie mehrere Lederverschnitte. Nach der Befunddatierung stammen die Lederreste aus dem Mittelalter (spätes 13. Jahrhundert/1. Hälfte 14. Jahrhundert) und der Neuzeit (17./18. Jahrhundert).696 Die Untersuchung der Lederfragmente bestätigt einzelne Datierungen der Fundstellen. Der Kinderschuh ist typologisch datierbar und stimmt mit der Datierung des Befundes bestens überein (um 1300). Aus den gleichen Schichten stammende Schuhfragmente passen ebenfalls in diese Zeit, jedoch muss aufgrund fehlender Oberlederteile auf die anderen Datierungsmöglichkeiten der Fundstelle zurückgegriffen werden. Die mittelalterlichen Lederabfälle sprechen eindeutig für eine Verwendung von Neuleder, und Nahtspuren liefern den Hinweis auf Sackgerbung, einem Verfahren, bei welchem geschmeidige aber dennoch kräftige Leder hergestellt wurden. Die fast vollständig erhaltene Umhängetasche ist nur aufgrund der Befunddatierung in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts einzuordnen. Es könnte sich hierbei um eine Pilgertasche handeln, was durch Bildquellen zu überprüfen wäre. Zu den neuzeitlichen Lederfunden gehören eine Brandsohle und kleinere Schuhfragmente. Aufgrund der feststellbaren Macharten sind sie ebenfalls der Neuzeit zuzuordnen; genauere typologische Datierungen der Lederteile sind aber aufgrund der fehlenden Oberlederteile wiederum nicht möglich. Bei den Lederresten des neuzeitlichen Fundkomplexes handelt es sich um Verschnitte.
Das aussagekräftigste Fundstück, ein Kinderschuh Kat. 312, stammt aus Grube Str.3 (um 1300). Es handelt sich hierbei um einen linken Schuh mit hohem auf die Waden reichendem Schaft (Abb. 211 und 212). Das Oberleder besteht aus einem grossen Hauptteil, der Vorfuss, laterale und hintere Beinseite bedeckt. Ein hier fehlendes, rechteckiges Lederstück ergänzte das Oberleder an der medialen Frontseite des Beines. Die obere Schaftkante wurde mit einem ebenfalls fehlenden, dreieckigen Lederstück ergänzt. Die Verschnürung wurde durch zwei seitliche Schlitzpaare gezogen und über der Fussbeuge festgebunden. Der querliegende Einschnitt zuunterst an der Schuhöffnung ist als eine Abänderung einer zu klein gewordenen Öffnung zu deuten. Die Betrachtung der Bearbeitungsspuren gibt uns die Möglichkeit, den Herstellungsvorgang nachzuvollziehen. Das Oberleder wurde mit einem Leistzweck auf dem Schuhleisten festgehalten. Dies lässt sich an einer kleinen schlitzförmigen Lochung an der Spitze des Oberleders feststellen. Zwei weitere Leistenzwecklöcher befinden sich je vorne und hinten auf der Mittelachse der Sohle, deren Zuschnitt in etwa der natürlichen Form des Fusses entspricht. Die Machart, d.h. die Art und Weise wie man Oberleder und Besohlung miteinander verbindet, war wendegenäht. Dazu wurden Oberleder und Sohle verkehrt, mit der Aussenseite nach innen, auf einem Holzleisten befestigt und zusammengenäht. Auf der Sohle wurde die Naht über die Kante gestochen; die Unterkante des Oberleders hingegen wurde durchgestochen. Anschliessend wurden die Leistenzwecke entfernt, der Leisten entfernt und der Schuh gewendet, so dass sich die Bestechnaht nun im Inneren des Schuhes befindet. Die Naht ist somit vor einer zu raschen Abnützung geschützt. Unsicher ist, ob sich zwischen Oberleder und Sohle noch ein schmaler Lederstreifen, den wir Sohlenkeder nennen, befand.
Abb. 211: Kinderschuh mit hohem Schaft und einfacher Schnürbindung, um 1300. Rekonstruktion: Diego Faccani, Schaffhausen.
129
312
314 130
Aus typologischer Sicht bestätigt dieser Schuh die ermittelte Datierung der Fundstelle. Die bisher ältesten Vergleichsfunde werden in das 12. Jahrhundert datiert.697 Die Mehrzahl der Vergleichsfunde findet sich jedoch im 13. Jahrhundert. Unter den geographisch am Nächsten gelegenen Funden gibt es einen identischen Schuh698 sowie zwei analoge Beispiele699 aus Konstanz. Dass sich die Schuhmode auch im Mittelalter weitläufig parallel entwickelt, besagen Vergleichsfunde aus Oslo, die ebenfalls in das 13. Jahrhundert datiert wurden700 sowie mehrere Funde aus Lübeck,701 worunter wieder ein identischer Schuh.702 Weitere analoge Funde finden sich unter den Schuhen von Schleswig.703
Besohlung eines Schuhes Ein weiterer Schuh Kat. 313 aus der Grube Str.3 (um 1300) besteht aus einem Oberlederfragment und der fast vollständigen Besohlung (Abb. 213). Vom Oberleder ist nurmehr die Schuhspitze erhalten, die Besohlung hingegen ist fast vollständig vorhanden. Etwas mehr als die Hälfte des Sohlenkeders fehlt. Es handelt sich bei diesem Schuh, wie beim oben erwähnten Kinderschuh, um eine wendegenähte Machart. Zwischen Oberleder und Sohle befindet sich ein Lederstreifen, den wir hier Sohlenkeder704 nennen. Seine Funktion war, die Bestechnaht zu verstärken. In einer späteren Entwicklungsphase (ca. 14.–15. Jahrhundert) wird die Laufsohle mit einer zweiten Naht durch diesen Keder befestigt. Dies ist aber bei diesem Schuh noch nicht der Fall, wie es an der Nachbesohlung ersichtlich ist. Die Sohle zeigt nebst der Bestechnaht durch die halbe Dicke des Leders angestochene Nahtlöcher. Es sind dies die Spuren eines sogenannten Tunnelstiches, einer Verbindungsweise, bei welcher der Faden sich jeweils durch das gegenüberliegende Nahtgut schlängelt. Sie sind in unregelmässigen Abständen angebracht und stammen von der Nachbesohlung. Diese besteht aus zwei Halbsohlen, die je vorne und hinten angebracht waren, und auf welcher die passenden Einstiche erkenntlich sind. Weil auf der eigentlichen Sohle unter diesen nachträglich angebrachten Halbsohlen keinerlei Abnützungsspuren festzustellen sind, muss die Nachbesohlung bereits am neuen Schuh erfolgt sein. Ein weiterer Sohlenfleck an der Schuhspitze hingegen stammt von einer Reparatur, weil hier die Abnützung unter diesem Flecken offensichtlich ist. Da wichtige Teile des Oberleders fehlen, ist eine genauere typologische Datierung schwierig. Machart, Sohlenform sowie Art der Nachbesohlung passen aber auch hier in den mittelalterlichen Kontext. Insbesondere die Tatsache, dass der Sohlenkeder noch nicht zur Sohlenbefestigung be-
nützt wird, setzt diesen Schuh vor das 14. Jahrhundert. Die Sohlenform ist mit Vergleichsfunden aus dem 12.–13. Jahrhundert übereinstimmend, wie dies im Vergleich mit den Sohlen des Kinderschuhs festgestellt werden kann.
Handschuhfragmente Zwei unter verschiedenen Fundnummern geborgene Lederfragmente, wiederum aus Grube Str.3 (um 1300), sind die Resten eines verschnittenen, rechten Finger-Handschuhes Kat. 314 (Abb. 212, unten). Er wurde aus einem feinen geschmeidigen Leder verarbeitet. Die Narbenseite, die sich im Inneren des Handschuhs befand, ist zu stark beschädigt, um eine sichere Lederbestimmung durchführen zu können. Mit einem Vorderstich wurden die Lederteile so zusammengenäht, wie es noch heute bei der handwerklichen Herstellung von Lederhandschuhen üblich ist. Eines der besonderen Merkmale ist, dass die Kleinfingerpartie aus einem eigenen Stück geschnitten war, wie dies beim Daumen eines Handschuhs üblich ist. Am anderen Fragment erkennt man die Ansätze des dritten und vierten Fingers. Es handelt sich hierbei um das Stück, das auf dem Handrücken zu liegen kommt. Die Handschuhfinger wurden auf der Höhe des ersten Fingergliedes abgeschnitten. Dies muss nachträglich geschehen sein, weil die Nahtspuren keinerlei Arretierungen der Nähte zeigen. Weiter ist an den unteren Fragmenträndern klar ersichtlich, dass der Handschuh ein letztes Mal möglicherweise vor der Entsorgung verschnitten wurde. Archäologische Vergleichsfunde von Fingerhandschuhen sind den Autoren noch nicht bekannt. Doch deuten bildliche Hinweise darauf, dass der Fingerhandschuh auch im 13. Jahrhundert bekannt war, wie dies in bilderreichen Rechtsbüchern, beispielsweise im sogenannten Sachsenspiegel, zu sehen ist. Der Handschuh diente gewiss in erster Linie zum Schutz der Hände. Er soll vor Kälte schützen und die Hände bei der Handhabung verschiedenster Materialien schonen. Doch nebst den praktischen Aspekten spielt der Handschuh auch eine symbolische Rolle. So findet man ihn in der Liturgie als Symbolträger der Reinhaltung; auch gilt er als Amts-, Herrschafts- und Rechtszeichen.705
Abb. 212: Oben: Kinderschuh (Kat. 312) mit hohem Schaft und einfacher Schnürbindung mit Rekonstruktion. Unten: Rechter FingerHandschuh (Kat. 314), mit der Narbenseite nach oben abgebildet, also die Innenseite des Hand schuhes. M.1: 2.
131
313
348
343
339 132
340
315
Lederverschnitte Gleichfalls aus Grube Str.3 (um 1300) stammen verschiedene kleinere Lederverschnitte (Abb. 213, unten). Bei Lederabfällen wird allgemein zwischen Neu- und Altleder-Abfällen unterschieden. Erstere sind Verschnitte, die von der Herstellung eines neuen Objektes stammen, Letztere finden ihren Ursprung in der Wiederverwertung bestehender Lederobjekte. Das Vorhandensein von Neulederabfällen weist auf eine Herstellungsstätte hin, wobei diese sich nicht unbedingt in unmittelbarer Nähe der Fundstelle befunden haben muss. Auffallend an fünf der aufgezeichneten Fragmente Kat. 340, 343 und 348 sind die Nahtspuren entlang der Fragmentränder. Diese in überwendlichen Stichen angefertigten Nähte stammen von einem Gerbverfahren, welches als Sackgerbung zu bezeichnen ist. Die enthaarten und entfleischten Häute werden zu einem Sack zusammengenäht, der mit Gerberlohe gefüllt wird. Taucht man diese Säcke zusätzlich in Lohe gefüllte Gerbergruben, wird der Gerbprozess um einiges beschleunigt. Dieses Gerbverfahren eignete sich besonders
für dünnere Häute, wie Ziege und Schaf oder auch Kalb. Es entsteht ein geschmeidiges, aber dennoch reissfestes Leder, wie man es in der mittelalterlichen Schuhherstellung benötigte. Dies sollen die Schuhmacher ursprünglich selber hergestellt haben. Solche Leder wurden, nach der spanischen Stadt Cordoba benannt, als Korduanleder bezeichnet. Davon soll die französische Bezeichnung von cordonnier, oder der seltener im Englischen benutzte Ausdruck cordwainer (dt. Schuhmacher), stammen.706 Mit fortschreitender Spezialisierung der Handwerke, konzentrierten sich die Schuhmacher nach und nach nur noch auf die Schuhherstellung. Die enge Verbindung von Gerberei und Schuhmacherei tritt besonders in der Tatsache hervor, dass in den meisten Städten Gerber und Schuhmacher derselben Zunft angehörten.
Abb. 213: Oben: Kinderschuh Kat. 312 und weitere Schuhfragmente Kat. 313 und 127, rechts. Linke Seite: Oben: Schuhfragmente. Unten: Kleinere Lederverschnitte. M. 1:2.
133
110
110a
612
106
105
Abb. Abb. 214214 (linke (linke Seite): Seite): Oben: Umhängetasche Umhängetasche (Kat. (Kat. 110), 110), vermutlich vermutlich PilgerPilgertasche. tasche. M. 1:2. Unten: 1. Hälfte Lederabfälle. 14. Jahrhun(rechte dert. Seite): Rekonstruktion der Abb. 215: Tasche. M.Oben: 1:2. Rekonstruktion der Tasche. Unten: Lederabfälle M. 1:2.
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Umhängetasche
Neuzeitliche Leder
Eine fast vollständig erhaltene Umhängetasche Kat. 110 fand sich in der Grube G9 (1. Hälfte 14. Jahrhundert). Die Tasche wurde aus einem grossen zusammenhängenden Stück geschnitten. Sie hat keinen eigentlichen Taschenboden, denn die ganze Taschenkonstruktion ist ein zusammengefaltetes Lederstück, das flach zusammengenäht wurde und dessen obere Partie den Taschendeckel bildet (Abb. 214 und 215). Die Tasche wurde zuerst seitlich mit einer Stossnaht zusammengenäht, so dass eine Art kurze Röhre entstand. Diese Naht befand sich zu diesem Zeitpunkt noch an der Aussenseite. Anschliessend wurde der Taschenboden mit einem dazwischenliegenden Keder zusammengenäht. Dann erst wurde die Tasche von innen nach aussen gewendet, so dass sich die Nähte im Tascheninnern befanden. Der verschnittene Taschendeckel muss an seiner abgeschnittenen Partie noch ein Riemchen gehabt haben. Dieses wurde an einer Schnalle befestigt, die auf der Mitte der Taschen-Vorderseite angebracht war. Von dieser Schnallenbefestigung ist nur noch das Schnallenriemchen vorhanden. Der Tragriemen war ein langer schmaler Riemen, der ermöglichte, die Tasche umgehängt zu tragen. Dieser Tragriemen konnte verkürzt, bzw. verlängert werden. Die dazugehörende Schnalle ist jedoch vom Schnallenende des Riemens losgelöst und in die Verknotung des Tragriemens einbezogen. Auch zu dieser Tasche finden sich zur Zeit kaum analoge Vergleichsbeispiele aus der Archäologie. Ein annähernder Vergleich bietet eine in Schleswig gefundene Tasche, die ebenfalls aus einem Stück geschnitten ist, aber eine viereckige Form hat.707 Jedoch gibt es viel Bildmaterial aus jener Zeit, mit Abbildungen von Menschen mit Taschen. Dazu ist allgemein zu bemerken, dass die Gürteltasche üblicher war und man die Umhängetasche gewöhnlich am abgebildeten Pilger findet.708 Es mag etwas voreilig sein, die hier gefundene Tasche ausschliesslich als Pilgertasche zu sehen, doch sollte man in dieser Richtung weiter suchen.
Eine Brandsohle Kat. 127 mit dazu passendem Absatzkeder Kat. 141 sind die Zeugen der neuzeitlichen Schuhherstellung (Abb. 216, oben). An der Brandsohle erkennen wir parallel zum Sohlen umriss zweierlei Nahtspuren: die durch die halbe Dicke des Leders gestochenen Nahtspuren, die von der eigentlichen Herstellung stammen und durchgestochene Löcher, wie beispielsweise an der Sohlenspitze, die von einer nachträglichen Reparatur herrühren. Die Hinterpartie der Sohle zeigt Löcher, die durch Holznägel entstanden sind und die Anwesenheit eines nicht mehr vorhandenen Absatzes verraten. Da Absätze erst um das 16. Jahrhundert erscheinen, steht fest, dass es sich um die Reste einer neuzeitlichen Sohle handelt. Der zu dieser Brandsohle passende Absatzkeder Kat. 141 verrät mit seinen Fadenabdrücken und Nahtspuren, wie dieser an der Absatzpartie befestigt wurde. Der Keder wird vorerst mit einer Naht an das Oberleder Kat. 142 befestigt. Diese Naht verbindet gleichzeitig die Brandsohle. Anschliessend wurde der Keder unter die Sohle gestülpt und mit Spannfäden stramm befestigt. Eine zweite Naht, die zwischen Oberleder und Absatzkeder gestochen wird, verbindet die Laufsohle mit der Brandsohle. Zuletzt wurde mit Hilfe von Holznägeln ein Absatzflecken angenagelt, möglicherweise auch mehrere. Von den identifizierbaren Oberlederteilen sind nur zwei Zungenfragmente vorhanden; das eine besitzt noch Stichlöcher einer überwendlichen Naht. Die Zugehörigkeit zu den beiden oben genannten Besohlungsteilen ist nicht erwiesen.
Abb. 216: Oben: Brandsohle. Unten: Lederschnipsel. M. 1:2.
Unter den Lederschnipseln Kat. 128 (Abb. 216, unten) gibt es mehrere kleinere Lederteile ohne Nahtspuren. Diese können auf den sehr sparsamen Gebrauch von Leder hindeuten, da es sich um verhältnismässig dünne und kleine Lederabfälle handelt. Drei kleinere Fragmente mit Nahtspuren sind Rahmenfragmente, die Überbleibsel der Sohlenverbindung.
137
Fasern und Gewebe Antoinette Rast-Eicher709
Abb. 217: Reste eines Haarschnitts. Schaffhausen, Haus zur Treu, Grube 4. REM-Foto.
Zusammenfassung
Haare
Da aus dem Bürgerasyl in Stein am Rhein nur wenig Material vorhanden ist, wurden in die Bearbeitung weitere mittelalterliche Textilreste aus dem Kanton Schaffhausen miteinbezogen. Aus Schaffhausen und Stein am Rhein wurden mehrere mittelalterliche Textilfragmente geborgen, dazu Haare, die von einem Haarschnitt stammen.710 Ein Gewebe aus Schaffhausen wurde in einer Latrinengrube gefunden, wo Abfall entsorgt wurde (Haus zur Treu).711 Ein weiterer Fundort in Schaffhausen ist die Herrenstube, wo unter einem Steinplattenboden Textilien lagen.712 Die restlichen Gewebe stammen aus zwei Latrinen von Stein am Rhein-Asyl (Gruben G24 und Str.3),713 wo vielfach textile Reste in der Funktion von WC-Papier entsorgt wurden. Ergänzt werden die Gewebefunde mit Abdrücken auf Ziegeln vom Schaffhauser Münster.714 Die meisten Gewebe sind vermutlich lokal hergestellt. Qualitativ herausragend ist der Köper 3/3 Spitzkaro aus Schaffhausen, der in bürgerlichen Häusern nicht allzu häufig nachgewiesen ist.
Aus zwei Gruben stammen Haare, auf Grund einer Analyse mit dem Rasterelektronenmikroskop (REM) sicher Menschenhaare, die nach einem Haarschnitt in die Latrine entsorgt wurden. Am optischen Mikroskop ist die Pigmentierung erkennbar. In Schaffhausen (Haus zur Treu) sind es helle und dunkle Haare, von einer Person also mit braunen und weissen Haaren (Abb. 217). In Stein am Rein-Asyl (Grube G24) wurden braune Haare gefunden, die ebenfalls von einem Coiffeurbesuch stammen.
Textilien Lein-/Hanfgewebe Im Haus zur Treu in Schaffhausen wurde in Mörtel ein Gewebe aus pflanzlichen Fasern dokumentiert (Abb. 218).715 Die Mörtelreste lassen möglicherweise auf eine Armierung mit Textilien schliessen, wie sie in der Schauenburg bei Winterthur im Ofenlehm gefunden wurde.716 Wie bei den Resten der Schauenburg, kann eine sekundäre Verwendung vermutet werden. Ein seltener Gewebetyp stellt das Gewebe aus der Herrenstube (Spätmittelalter) in Schaffhausen dar (Abb. 219). Es handelt sich um einen Köper 3/3 Spitzkaro. Ein solches Gewebe wurde mit sechs Schäften gewebt, bedingte also einen ausgebauten Leinenwebstuhl. Es war offensichtlich ein teures Gewebe, da man ihn in Kirchenschätzen, seltener auch in bürgerlichen Häusern findet, in der Schweiz zum Beispiel in der Burg Zug.717 Ein Fund aus dem 13./14. Jahrhundert aus einer Latrine in Einbeck (D) gehört zu den seltenen frühen Belegen ausserhalb von Kirchenschätzen.718 Solche Leinengewebe mit Rautenmuster wurden vermutlich als Tischwäsche verwendet. Tischtücher waren in der Oberschicht häufig und wich-
138
tig. Auf bildlichen Darstellungen sind Rautenmuster bis ins 13. Jahrhundert zurückzuverfolgen.719 Eine weitere Fundgattung von Lein-/Hanfgeweben sind die Abdrücke auf den Flachziegeln des Schaffhauser Münsters aus dem 12. Jahrhundert, die von der Herstellung der Ziegel stammen. Auf 57 von 129 Ziegeln befanden sich solche Abdrücke eines leinwandbindigen Gewebes.720 Auch wenn keine eigentlichen Textilien erhalten sind, kann wegen der Herstellungstechnik mit grosser Wahrscheinlichkeit von Geweben aus pflanzlichen Fasern (Lein oder Hanf) ausgegangen werden. Dachziegel mussten aus bindigem Lehm bestehen, da sie dünn und wasserundurchlässig sein müssen. Der Ziegel wurde deshalb mit Hilfe einer Form hergestellt. Damit er aus dieser besser herauszulösen war, wurde er auf einem feinen Tuch hineingepresst. Dieser Vorgang ist bei einzelnen Ziegeln wegen den Fingerabrücken des Zieglers auf der oberen Seite (d.h. Rückseite des Ziegels) zu belegen (Abb. 220).721 Das Tuch hinterliess Abdrücke auf der unteren Seite, die auf dem Formboden auflag, zum Teil auch an den seitlichen Kanten und an der Spitze.722 Die Qualitä ten der Gewebe variieren zwischen 11 bis 20 Fäden pro Zentimeter, sind also mittlere bis feine Qualitäten. Es handelt sich um leinwandbindige Gewebe; Fadendrehungen sind in den Abdrücken nicht sichtbar. Abb. 218: Gewebe in Mörtel. Schaffhausen, Haus zur Treu.
Abb. 219 (links): Spitzkaro. Schaffhausen, Herrenstube. Abb. 220 (rechts): Gewebeabdruck auf einem Dachziegel. Schaffhausen, Münster.
139
Wollgewebe Aus Stein am Rhein-Asyl, sind drei Wollgewebe aus dem späten 13./frühen 14. Jahrhundert geborgen worden. Es handelt sich bei allen um Köpergewebe, zwei Gleichgratköper 2/2 und einen Köper 2/1, die aber in der Qualität unterschiedlich sind (Abb. 221 und 222). Die Fäden sind z/z, z/s und s/s gesponnen. Besonders die s-Spinnrichtung in beiden Fadenrichtungen ist recht selten nachgewiesen. Bei Londoner Funden wurde diese Variante als Garn inter- pretiert, das auf dem Rad gesponnen wurde.723 Von den Geweben aus dem 14. Jahrhundert ist es dort nur gerade eines von 74 Geweben, das s/sgesponnene Fäden aufweist. Ob die seltenen sgesponnenen Kettgarne wirklich auf dem Spinnrad entstanden, ist jedoch unsicher; sie könnten genauso von Linkshändern mit der Spindel hergestellt worden sein. Wird bei einem Handrad der Antriebsriemen nicht verkreuzt, entsteht tatsächlich mit dem Antrieb des Rades nach rechts ein sGarn. Solche verkreuzte Riemen – also für z-Garn – sind jedoch auf Abbildungen sichtbar. Das Handrad, das in China zuerst als Haspelrad diente, dann im 13. Jahrhundert als Spinnrad für Wolle oder Baumwolle in Bagdad abgebildet wird, erleichtert und beschleunigt das Spinnen von kurzen Fasern, vor allem für Schussfäden.724 Im Mittelalter war sogar die Spinnrichtung für bestimmte Tuchqualitäten reglementiert und die Produktion von Kettfäden auf dem Rad wiederholt verboten. Die Qualität der drei Köpergewebe aus Stein am Rhein ist mittel bis fein, mit nicht ausgeglichener Einstellung bei Kat. 240. Alle Gewebe sind aus Streichgarn hergestellt worden; bei keinem wurde das feinere und glatte Kammgarn festgestellt. Die Köperbindung ist generell im 12./13. Jahrhundert die häufigste Bindung, die im 14. Jahrhundert immer mehr von der Leinwandbindung abgelöst wird.725 Bei der Wolle lässt sich mit der Wollfeinheitsanalyse, der Ausmessung einer Anzahl Fasern, die Wollqualität bestimmen, im weitesten Sinn damit der Schaftyp. Die Untersuchung der Wolle am Durchlichtmikroskop zeigte bei Kat. 341 Haare ohne und solche mit Pigmentierung. Es ist deshalb auf ein graues Schaf zu schliessen (zum «Grautuch» s. unten). Kat. 240 ist mit ursprünglich weisser Wolle hergestellt worden, die sich im Boden verfärbt hat. Ob das Gewebe wirklich weiss gewesen ist, kann nicht mehr beurteilt werden. Gerade Gelb- und Grüntöne sind in feuchten Böden schlecht haltbar. Im Spätmittelalter waren solche Wollgewebe meist einfarbig, in Nordeu ropa vereinzelt mit Streifenmuster versehen.726 Die Wollfeinheitsuntersuchung zeigt, dass alle Funde aus Stein am Rhein aus Mischwollen be140
Die mittelalterliche Weberei in Schaffhausen Quellen zur Weberei sind für das Hoch- und Spätmittelalter nicht so zahlreich, dass wir genau wüssten, welche Qualitäten in dieser Zeit hergestellt wurden. Dennoch gibt es aus den historischen Quellen Hinweise auf eine frühe Produktion und frühen Handel von Geweben. Einzelne Qualitäten kennen wir aus archäologischen Funden. Stein am Rhein wird in den Quellen erst später, im 14. Jahrhundert erfasst. Wir müssen uns daher zum Thema Textilien auf das Wenige aus Schaffhausen stützen. Generell muss spätestens im 13. Jahrhundert von der Gewebeproduktion auf dem Trittwebstuhl ausgegangen werden. Der Faden wurde jedoch noch lange von Hand, das heisst vor allem mit der Spindel, später mit dem Rad, gesponnen. Historische Quellen aus Genua nennen 1252 den Handel von Schaffhausen mit telle de Jafusa, Leinengewebe wie sie aus diesem Gebiet, allen voran aber durch die Städte Konstanz, Augsburg, Ulm und St. Gallen schon im 13. Jahrhundert für den Fernhandel produziert worden sind. 1228 handelt ein Kaufmann aus Schaffhausen mit Leinwand via Septimer nach Como – ob diese auch in Schaffhausen produziert wurde, bleibt offen. Andere Kaufleute aus dieser Stadt werden in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Bozener Quellen genannt.727 Für das 15. Jahrhundert weist Ammann auf die Bedeutung der Grautuche (Wollgewebe) hin. Ein solches ist möglicherweise mit Kat. 341 aus Stein am Rhein belegt. Im Zinsrodel des Klosters Allerheiligen von 1253 wird in Schaffhausen die Webergasse «Webirgazzun de vico textorum» genannt.728 Dabei muss es
Kat.nr.
N
M (μ)
Sx
Min/Max (μ)
Kat. 341
57
25.4
11.34
10.04–57.02
Kat. 225
53
27.02
9.1
11.44–57.91
Kat. 240
81
24.65
8.4
13.27–46.97
16
Prozent pro Durchmesserklasse
stehen (Abb. 223), unter denen Kat. 240 mit dem kleinsten Mittelwert und dem niedrigsten Maximaldurchmesser die feinste ist (Abb. 224). Die Kurve ist aber auch dort nicht regelmässig glockenförmig, sondern unsymmetrisch mit zwei Peaks (Maxima) und einer Lücke, was für Mischwollen typisch ist. Bei feinen Wollen (z.B. Merino) wird die Kurve symmetrisch, nicht mehr unterbrochen und weist nur ein Maximum auf. Da hier keine wirklich feine Wolle gefunden wurde, die sich klar von den anderen abhebt, können wir eine lokale Produktion vermuten und nicht etwa den Import von feiner Wolle, respektive Tuch. Die Gewebe wurden vermutlich als Kleiderstoffe verwendet, wie sie im Spätmittelalter gebräuchlich waren. Besonders bei Kat. 240 ist ein Schnittteil mit klaren Schnittkanten vorhanden, der von einem Kragen stammt (Taf. 24).
14 12 10 8 6 4 2 0 1
5
9 13 17 21 25 29 33 37 41 45 49 53 57 61 65 69 73 77 81 85
Durchmesserklasse (mm Klassenmitte)
sich um die Vorstadterweiterung handeln, die archäologisch ins späte 12./frühe 13. Jahrhundert datiert werden kann.729 Hier haben wir nun einen Beleg für die grosse Ansiedlung eines wichtigen Handwerks in der Stadt. Nennungen von Tuchscherer und Wollkämmer im gleichen Zinsrodel lassen nicht nur auf eine frühe Leinwand-, sondern auch Wollgewebeproduktion schliessen. Wir können damit schon für das 12. Jahrhundert von der Textilherstellung auf Trittwebstühlen ausgehen. Diese These wird durch andere Funde aus der Schweiz gestützt, wie die Breithalter aus der Burg Alt-Lägern ZH aus dem 12. Jahrhundert und die Standspuren eines Trittwebstuhls aus Reinach BL, die ebenfalls ins 12. Jahrhundert datiert werden.730 Ob in der Webergasse auch Wollgewebe produziert wurden, wissen wir nicht. Explizit um einen Leineweber geht es bei einem Vertrag von 1420.731 Henni Wälti von Neunkirch, der sich an der Webergasse ein Haus bauen lässt, kam wie früher schon andere vom Land in die Stadt, um dort sein Gewerbe auszuüben. Hinweise auf die Wollwaage732 zeigen, dass spätestens 1408 die gewerbliche Wollweberei in Schaffhausen etabliert war. Ein Tucher (Wollweber) ist wieder 1451 erwähnt.733 Die Quellen belegen für Schaffhausen die gewerbliche Leinen- und Wollweberei. Handel mit Geweben scheint schon sehr früh im 13. Jahrhundert auch von Schaffhausen ausgegangen zu sein. Die archäologischen Funde weisen nun auf verschiedene Textilqualitäten. Bis vor wenigen Jahren gab es im süddeutsch-schweizerischen Raum, im Vergleich mit den norddeutschen Funden, sehr wenig publiziertes Material.
Abb. 223 (oben): Wollfeinheit der Gewebe von Stein am Rhein-Asyl, Grube G24. Abb. 224 (unten): Wollfeinheit von Gewebe Stein am Rhein-Asyl. Kat. 240.
Abb. 221 (linke Seite, oben): Gleichgratköper 2/2. Stein am Rhein-Asyl. Kat. 240. Abb. 222 (linke Seite, unten): Gleichgratköper 2/2. Stein am Rhein-Asyl. Kat. 341.
141
Gewebe aus Leinen oder Hanf wurden in der Nord- und Ostschweiz schon früh, schon um 1200, für den Handel hergestellt. Dafür gibt es historische Quellen und vor allem die archäologischen Funde und Befunde, die Webkeller aus Winterthur, die aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammen und diese gewerbliche Produktion dokumentieren.734 In diesen Webkellern wurden nur Textilien aus pflanzlichen Fasern, in verschiedenen Qualitäten, zum Teil noch auf dem Webstuhl, gefunden, dazu Webstuhlfragmente. Vergleiche mit den Wollgeweben sind vor allem aus dem süddeutschen Raum mit den Funden aus Wiesloch (Baden-Württemberg) in einem Vorbericht publiziert.735 Sie gehören zu einem sehr frühen Komplex aus dem 11./12. Jahrhundert. Wie auch in den Schaffhauser Funden fehlen Gewebe aus Kammgarnen, die in Europa begehrte Handelsware waren. Belegt sind Köper 2/2 und Köper 2/1 in verschiedenen Qualitäten. Mit Stein am Rhein-Asyl vergleichbare spätmittelalterliche Funde stammen aus der Latrine des Heiliggeistspitals in Bad Windsheim, südlich von
142
Würzburg (D). Es handelt sich um Leinen- und Wollgewebe, letzteres auch in Köper 2/2, in mittleren bis feinen Qualitäten.736 Solche Latrinenfunde sind in Norddeutschland recht häufig (z.B. aus Lübeck). Die rund 160 Wollgewebe aus der Latrine des Augustiner Klosters in Freiburg i.Br. sind zwar jetzt in Bearbeitung,737 aber etwas jünger zu datieren, als das meiste Schaffhauser Material (14.–16. Jahrhundert). Aus dem Vorbericht ist nicht ersichtlich, welche Gewebetypen zu den älteren Funden gehören. In Freiburg scheinen jedenfalls auch Textiltypen, die ansonsten im Norden weit verbreitet sind, zu fehlen. Die mittelalterlichen Gewebe aus dem Kloster St. Johann in Müstair GR weisen bei den Leinengeweben auf viele verschiedene Qualitäten hin, auch feine 3/1 Fischgratköper. Die wenigen Wollgewebe sind entweder mittelfein oder dann sehr fein, besonders die Gewänder aus Gräbern der Ulrichskapelle.738 Dies zeigt, dass in kirchlichem Umfeld sehr viel feinere Qualitäten üblich waren. Demgegenüber weisen die Funde aus Schaffhausen und Stein am Rhein auf einige ortsübliche Qualitäten aus dem 12.–15. Jahrhundert.
Tierknochen aus Speiseabfällen André Rehazek
Zusammenfassung Im Beitrag werden die Ergebnisse der archäozoologischen Analyse von 2420 Knochen aus handaufgelesenen Befunden und 1495 Knochen aus geschlämmten Sedimenten, vorwiegend wohl Fäkalienablagerungen, vom 13.–20. Jahrhundert vorgestellt. Bei den insgesamt gut erhaltenen und gering fragmentierten Knochen aus den handaufgelesenen Befunden dominiert das Rind in allen untersuchten stratigrafischen Einheiten, gefolgt vom Schwein und den kleinen Wiederkäuern Schaf und Ziege. Geflügel (Huhn und Gans), Pferd, Hund, Katze und Kaninchen sind ebenso nachgewiesen. Wildtiere fehlen dagegen weitgehend. Bei den untersuchten handaufgelesenen Knochen handelt es sich fast ausschliesslich um Speiseabfälle. Hinweise auf Handwerksabfälle, etwa abgesägte Hornzapfen von Schafen, Ziegen oder Rindern, gibt es nicht. Unter den Tierarten, die aus den geschlämmten Sedimenten stammen, dominieren die Fische. Es handelt sich dabei vor allem um Eglis (Flussbarsche); aber auch Groppen, Karpfenartige (Weissfische) und Coregonen sind in grösserer Anzahl vorhanden. Auffallend ist, dass der grösste Anteil der Knochen von Jungfischen mit einer Körperlänge von maximal 10 cm stammt. Damit sind die konsumierten Fische noch einmal deutlich kleiner als in den Latrinen der Stadt Schaffhausen. Während bei den Tierartenzusammensetzungen in den geschlämmten Befunden im Verlaufe des Hoch- und Spätmittelalters keine Veränderungen erkennbar sind, ergibt sich für die handaufgelesenen Funde ein deutlich anderes Bild. Hier ist eine Entwicklung zu erhöhten Rinderanteilen bei stagnierenden Schweineanteilen und abnehmenden Schaf-/Ziegenanteilen im Verlaufe des Mittelalters und der frühen Neuzeit erkennbar, die wahrscheinlich mit einer grossräumigen Veränderung der Landwirtschaftssysteme in dieser Zeitspanne erklärt werden kann. Darüber hinaus lassen sich auch Unterschiede in den Konsumgewohnheiten der Bewohner im Verlaufe der Zeit feststellen. Die Tierarten-, Alters-
und Skelettteilspektren aus Haus Str.1A (1. Hälfte 14. Jahrhundert) sowie den Latrinen G24 und Str.3 (spätes 13./frühes 14. Jahrhundert) deuten auf die Ablagerung von Nahrung einer gehobenen Qualität hin, die eventuell auch einen Hinweis auf die sozial höher gestellte Stellung der ehemaligen Konsumenten gibt. In der Latrine G18 ist ein Schalenfragment des (Fluss-?)Krebses nachgewiesen, das als Überrest von Krankennahrung gedeutet werden könnte.
Material und Methode Die Tierknochen aus dem Hofbereich des Bürgerasyls von Stein am Rhein stammen aus den Fäkalien- und Verfüllungsschichten von fünf Latri nen (G1, G10, G18, G24, Str.3) und acht weiteren Befunden und Strukturen. Ihre Datierung reicht vom Ende des 13. bis ins frühe 20. Jahrhundert, wobei der grösste Teil aus der Zeit Ende 13. Jahrhundert bis Beginn 14. Jahrhundert reicht. Insgesamt handelt es sich um 2420 handaufgelesene Knochen (Tab. 14) und 1495 Knochen aus geschlämmten Proben (Tab. 15) mit einem Gesamtgewicht von rund 29 Kilogramm.739 Die Tierknochen verteilen sich sehr ungleichmässig auf die verschiedenen stratigrafischen Einheiten. So enthalten beispielsweise die Befunde G1, G4, G7, G18 und G26 weniger als 50 handaufgelesene Knochen, während die Siedlungshorizonte eines Hauses (Str.1A, S4a–c) und der umliegen den Kulturschichten (Str.1B, S5a–b) sowie die Latrine Str.3 sehr viel höhere Knochenzahlen – im Falle der Kulturschichten Str.1B über 1200 – liefern (Abb. 225). Unter den geschlämmten Befunden enthalten nur der Heizraum Str.7 und die Latrine bzw. Vorratsgrube G10 sehr wenige (weniger als 60) zoologische Funde (Tab. 15). Die Knochen sind in ihrer überwiegenden Mehrheit unverbrannt. Verbrannte Knochen liegen lediglich aus Haus Str.1A und dem Ofen G26 vor. Die Erhaltung der Knochen ist aber insgesamt als gut bis sehr gut zu bezeichnen (Abb. 226). Fast alle Funde aus den handaufgelesenen Befunden 143
Abb. 225 (oben): Gesamtanzahl der Tierknochen in den verschiedenen Befunden. Abb. 226 (unten): Knochenoberflächenerhaltung in den verschiedenen Befunden (Werte ab 100 Knochen/Befund, Basis: Knochenanzahl).
besitzen eine unbeschädigte Knochenoberfläche, die in den meisten Fällen zusätzlich einen deutlichen Fettglanz aufweist. Dies ist ein Zeichen für den geringen Abbau der organischen Knochensubstanz. Dabei zeigen vor allem die Knochen aus dem Befund G9 kaum Verwitterungsspuren und sind überdurchschnittlich erhalten, was wohl auf ihre Lagerung in einem dauernd geschützten Bereich (Keller) zurückzuführen ist. Auch die Funde aus den geschlämmten Proben sind durchwegs sehr gut erhalten und lassen ausser einigen charakteristischen Verdauungsspuren740 nur wenige Oberflächenbeschädigungen erkennen. Etwas schlechter erhalten, aber immer noch deutlich besser als vergleichbare Funde aus der Stadt Schaffhausen, sind die Funde aus den Siedlungshorizonten Str.1A und 1B. Sie wurden wahrscheinlich durch chemische und mechanische Faktoren (Wettereinfluss, Umlagerung, Trampling) stärker beansprucht als beispielsweise die Knochen aus den Gruben bzw. Latrinen.
G18 G24
Strat. Einheit
Str.3 G9 Str.1A Str.1B G7 G1 G26 Str.7 G4 0
200
400
600
800
1000
1200
Anzahl
Erhaltung sehr gut
Erhaltung gut bis mittel
Erhaltung schlecht
G18
1400
Die handaufgelesenen Funde Bestimmbarkeit, Durchschnittsgewicht, Fragmentierung Als bestimmbar gelten diejenigen Knochen, bei denen das Sklettteil und die Tierart identifiziert werden konnten.741 Als unbestimmbar werden im Folgenden diejenigen Knochen bezeichnet, bei welchen entweder das Skelettteil, nicht aber die Tierart («Grossgruppen»), oder aber weder das Skelettteil noch die Tierart bestimmt werden konnten («indet.»). In den fünf Befunden mit über 100 Knochen waren zwischen 65% und 80% aller Tierknochen bestimmbar (Abb. 227a). Auf der Basis des Knochengewichts liegen die Bestimmbarkeitsanteile naturgemäss höher, da sich grössere und schwe rere Fragmente meist einfacher bestimmen lassen. Die Anteile liegen hier zwischen ungefähr 85% und 95% (Abb. 227b). Sowohl anzahl- als auch gewichtsmässig waren in der Latrine G24 die höchsten Bestimmbarkeitsanteile zu verzeichnen. Da die Knochen aus diesem Befund weder aussergewöhnlich gut erhalten (Abb. 226) noch besonders grob fragmentiert sind, was sich unter anderem im Knochendurchschnittsgewicht von ca. 12 Gramm widerspiegelt (Abb. 228), ist der Grund wohl in der Tierartenzusammensetzung zu suchen. Tatsächlich sind in der Latrine G24 besonders viele verhältnismässig leichte (im Vergleich zu Rinderknochen etwa) Hausschweinknochen nachgewiesen. Insgesamt erreichen die durchschnittlichen Bestimmbarkeitsanteile aller Befunde aus Stein am Rhein fast genau dieselben Werte wie in den mittelalterlichen Befunden der Stadt Schaffhausen,742 was letztlich wohl auf die ungefähr gleichartigen Lagerungsbedingungen, Fragmentierungen und Durchschnittsgewichte der Tierknochen zurückzuführen ist.
G24
Tierartenspektrum
Str.3
Strat. Einheit
G9 Str.1A Str.1B G7 G1 G26 Str.7 G4 0%
144
20%
40%
60%
80%
100%
Insgesamt sind im handaufgelesenen Tierknochenmaterial 10 Haustier- und 3 Wildtierarten nachgewiesen (Tab. 14). Bei den Haustieren handelt es sich um Rind, Schwein, Schaf, Ziege, Pferd, Hund, Katze, Huhn und Gans. Ab der Neuzeit ist zudem auch das Kaninchen nachgewiesen (Latrine G4, 19.–20. Jahrhundert). Die Wildtiere sind generell sehr selten und nur durch einige Hasenknochen (Str.3, Str.1B) sowie durch zwei Bussardknochen (Str.3) und eine Süsswassermuschel (G24) belegt. Darüber hinaus konnte in der Struktur G7, deren Deutung unklar ist, eine Patella eines Menschen gefunden werden.743
Bestimmbare Unbestimmbare
Am zweithäufigsten konnten Knochen vom Hausschwein (Sus domesticus) nachgewiesen werden. Da diese Tierart weder zur Arbeit eingesetzt werden kann und neben der reinen Fleischnutzung kaum noch über nennenswerte andere wirtschaftlich nutzbare Eigenschaften verfügt (sieht man einmal von der Nutzung der Haut zur Lederfabrikation ab), dagegen aber fruchtbar und relativ einfach mit Haushaltsabfällen zu ernähren ist, diente es praktisch ausschliesslich der Nahrungsproduktion (Fleisch, Wurst usw.).
Abb. 227: Verhältnis bestimmbarer/unbestimmbarer Knochen in den verschiedenen Befunden (Werte ab 100 Knochen/ Befund) oben: Basis Knochenanzahl unten: Basis Knochengewicht.
G18 G24 Str.3
Strat. Einheit
G9 Str.1A Str.1B G7 G1 G26 Str.7 G4 0%
20%
40%
60%
80%
100%
Bestimmbare Unbestimmbare
G18 G24 Str.3
Strat. Einheit
G9 Str.1A Str.1B G7 G1 G26 Str.7 G4 0%
20%
40%
60%
80%
100%
Abb. 228: Durchschnittsgewicht der Knochen in den verschiedenen Befunden (Werte ab 100 Knochen/Befund).
G18 G24 Str.3
Strat. Einheit
In allen Befunden dominiert sowohl nach der Knochenanzahl als auch nach dem Knochengewicht das Rind (Bos taurus) (Abb. 229a). Es war vom ernährungswirtschaftlichen Standpunkt, aber auch in Bezug auf die Nutzung seiner Arbeitskraft das wichtigste Nutztier. In den Befunden mit mindestens 100 Knochen schwanken seine Anteile unter den bestimmbaren Knochen zwischen 34% und 44% (anzahlmässig) bzw. zwischen 52% und 71% (gewichtsmässig). Dabei ist eine Tendenz von steigenden Rinderanteilen vom 13. bis ins 14. Jahrhundert zu verzeichnen, die sich auch in jüngeren Befunden (G26, G1, G4) fortsetzt, dort allerdings aufgrund der sehr geringen Fundzahlen statistisch nicht so gut zu fassen ist. Dieser Trend ist bereits in vielen anderen städtischen und ländlichen Siedlungen – beispielsweise in der Stadt Schaffhausen744 und in Berslingen SH745 – nachgewiesen und Ausdruck einer überregionalen, im Alpenraum besonders stark ausgeprägten Intensivierung der Grossviehhaltung und Weidewirtschaft im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig; der Hauptgrund dürfte jedoch in einer allgemeinen Klimaverschlechterung liegen, die ab dem 14. Jahrhundert in ganz Europa einsetzte (Beginn der «Kleinen Eiszeit»). Als Reaktion darauf wurden sukzessive die Ackerflächen und damit die Getreideproduktion verringert (Ende des im 11. Jahrhunderts begonnenen «Landesausbaus» in der Schweiz), während Sonderkulturen, wie Wein- und Obstbau und die Grossviehhaltung intensiviert wurden. Betrachtet man die Ergebnisse der Altersbestimmung der Rinder in den Befunden mit genügend auswertbaren Funden (Str.1A und 1B, G24, Str.3) so fällt auf, dass sich in den Befunden Str.1A, Str.1B und Str.3 mehr Knochen von Jungtieren als von alten Individuen finden, was generell Ausdruck für eine etwas qualitätvollere, gehobene Kost ist (Abb. 231). Darüber hinaus ist der überdurchschnittlich hohe Anteil von Knochen des oberen Extremitätenskeletts (Stylopodium = Träger der Hauptmuskelmasse des Körpers) sowie der vielen Rippen in Str.1A festzustellen (Abb. 230).
G9 Str.1A Str.1B G7 G1 G26 Str.7 G4 0.0
2.0
4.0
6.0
8.0
10.0
12.0
14.0
16.0
D-Gew. in Gramm
145
Abb. 229: Tierartenanteile in den verschiedenen Befunden (Werte ab 100 Knochen/Befund). a Rind b Schwein c Schaf/Ziege d Huhn/Gans.
Rind (Basis: Gewicht) Rind (Basis: Knochenanzahl)
Schwein (Basis: Gewicht) Schwein (Basis: Knochenanzahl)
b
G18
G18
G24
G24
Str.3
Str.3
G9
G9
Strat. Einheit
Strat. Einheit
a
Str.1A Str.1B G7
Str.1A Str.1B G7
G1
G1
G26
G26
Str.7
Str.7
G4
G4 0
20
40
%
60
0
80
Schaf/Ziege (Basis: Gewicht) Schaf/Ziege (Basis: Knochenanzahl)
80
d
G18
G18
G24
G24
Str.3
Str.3
G9
G9
Strat. Einheit
Strat. Einheit
60
Huhn/Gans (Basis: Knochenanzahl)
Str.1A Str.1B G7
Str.1A Str.1B G7
G1
G1
G26
G26
Str.7
Str.7
G4
G4 20
40
%
60
80
Die Anteile an den bestimmbaren Knochen schwanken zwischen 23% und 36% (anzahlmässig) bzw. 18% und 34% (gewichtsmässig) und liegen damit eindeutig höher als in der mittelalterli chen Stadt Schaffhausen (Abb. 229b). Eine klare Tendenz der Zu- oder Abnahme ihrer Anteile im Verlaufe des Mittelalters ist insgesamt nicht erkennbar. Auffallend ist jedoch der hohe Prozentsatz an Schweineknochen in der Latrine G24. Da die Knochen auch noch grösstenteils aus den besonders fleischtragenden Rumpf- und oberen Extremitätenbereichen junger Tiere stammen (Abb. 231; Tab. 16–17), fassen wir hier Nahrungsreste einer gehobeneren Qualität, die auch einen Hin146
40
%
Huhn/Gans (Basis: Gewicht)
c
0
20
0
5
10
%
15
20
weis auf eine gehobene soziale Stellung der ehemaligen Konsumenten beinhalten. Ebenfalls sehr viele Reste von jungen Schweinen sowie ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Knochen der besonders fleischtragenden oberen Extremitäten finden sich in Str.1A. Die dritthäufigste Gruppe von Knochen stammt von den kleinen Wiederkäuern. Es handelt sich, soweit eine genaue Artbestimmung möglich war, mehrheitlich um Knochen von Schafen (Ovis aries), während Ziegen (Capra hircus) in der Minderheit waren.
Hausgeflügel, im vorliegenden Fall handelt es sich bei den handaufgelesenen Knochen um Hühner (Gallus domesticus) und Gänse (Anser anser),
35 30 25 20 15 10 5 0 Kopf
Rumpf
Stylopodium
Zygopodium
Autopodium
Skelettregionen
ist nur mit wenigen Fundstücken vertreten. Es überwiegen in allen Befunden immer deutlich die Hühner gegenüber den Gänsen. Überdurchschnittlich hohe Hühnerknochenanteile sind im Siedlungshorizont Str.1B und besonders im Haus Str.1A nachgewiesen, wo sie knapp 10% (n=27) unter den bestimmbaren Knochen ausmachen (Abb. 229d). Vergleicht man allerdings ihre Altersspektren in den beiden Befunden miteinander, so zeigen sich deutliche Unterschiede. Während in Str.1A fast nur junge, nicht ausgewachsene (juvenile-subadulte) Hühnchen in den Boden gelangten, fanden sich in Str.1B praktisch nur Reste von älteren (subadulten oder adulten), ausgewachsenen Hühnern (Abb. 231). Dies ist wohl dadurch zu erklären, dass die Hühner aus Str.1B in erster Linie zur Eierproduktion dienten, bevor sie dann in einem relativ hohen Alter geschlachtet wurden. Die Hühner aus Str.1A dienten dagegen fast ausschliesslich zur Konsumation und wurden dementsprechend früh geschlachtet. Wie schon weiter oben vermutet, bestätigt dieser Befund, dass besonders im Bereich
Abb. 231: Altersbestimmung der wichtigsten Nutztierarten in Befunden mit ausreichend grosser Knochenzahl.
juvenilsubadult
adult-senil
indet.
neonatinfantil
juvenilsubadult
adult-senil
indet.
neonatinfantil
juvenilsubadult
adult-senil
subadult oder adult
neonatinfantil
juvenilsubadult
adult-senil
Str.1B
neonatinfantil
Str.1A
Abb. 230: Skelettregionenverteilung beim Rind gegenüber einem rezenten, vollständigen Skelett (Werte bei mind. 100 Knochen/Befund).
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
n
6 28
Schaf/Ziege 22 Rind
40
Str.3
Huhn Schwein
Str. 3 Str. 1B Str.1A Vgl.Skel.
indet.
G24
45
%
Die meisten der älteren Schafe dürften vor ihrer Schlachtung zur Wollproduktion gehalten worden sein, während die jüngeren der Fleischproduktion dienten. Zusammen erreichen die beiden Tierarten in den Befunden mit mindestens 100 bestimmbaren Knochen Anteile zwischen 18% und 26% (anzahlmässig) bzw. 7% und 16% (gewichtsmässig) (Abb. 229c). Auffallend sind die unterschiedlichen Schaf-/Ziegenanteile im Verhältnis zu den Rinderanteilen in der gleichen Zeitspanne. Der Grund für diesen Befund hängt hier wohl nicht mit den chronologischen Gegebenheiten zusammen, sondern mit dem unterschiedlichen Befundcharakter der untersuchten Auswertungseinheiten. In den flächigen Siedlungshorizonten Str.1A und 1B sind deutlich mehr Schafe und Ziegenknochen abgelagert worden als in den Gruben (Keller G9 und Latrinen Str.3 und G24). Insgesamt sind aber deutlich weniger Schafe und Ziegen in Stein am Rhein-Bürgerasyl nachgewiesen als in vielen anderen hoch- und spätmittelalterlichen städtischen Siedlungen der Schweiz. In Schaffhausen beträgt der durchschnittliche Anteil der kleinen Wiederkäuer vom 11.–13./14. Jahrhundert beispielsweise ca. 45% (anzahlmässig). Die relativ wenigen altersbestimmbaren Knochen stammen mehrheitlich von jüngeren, nicht aus gewachsenen Tieren (Abb. 231). Dieser Befund spricht zusammen mit der Tatsache, dass vor allem in den Latrinen viele in portionsgerechte Stücke zerteilte Rippen aufgefunden wurden, für die Ablagerung von fast reinem Speiseabfall in diesen Befunden. Modifizierte, d.h. mit Schnittoder Hackspuren versehene Hornzapfen von Ziegen und Schafen, welche bei der Rohstoffgewinnung zur Hornverarbeitung abfallen, fehlen dagegen im gesamten Tierknochenmaterial aus Stein am Rhein-Asyl.
45
14 1
1
60
17
2
3
21
3
14
3
38
24
1
194
1
1
14
49
3
43
1
7
3
36
13
2
159
3
29
17
78
2
16
5
94
23
5
249
1
49
16
147
von Haus Str.1A Nahrung einer überdurchschnittlichen Güteklasse abgelagert wurde. Unter den weiteren nachgewiesenen Haustierarten (Pferdartige-Equus spec., Hund-Canis familiaris, Katze-Felis domesticus, Kaninchen-Oryctolagus cuninculus) sind nur die Katzenknochen (46 Fundstücke) in einer grösseren Menge im Material vertreten. Alle Reste finden sich in der Latrine Str.3. Es handelt sich um die Überreste von mindestens zwei adulten Katzen, deren Körper in dieser Latrine wohl entsorgt wurden. Ähnliche Kadaverentsorgungen sind in grösserer Anzahl auch aus den mittelalterlichen Latrinen der Stadt Schaffhausen bekannt.
Die Schlämmfunde Bei den archäozoologischen Resten aus den geschlämmten Proben handelt es sich neben wenigen Insekten vor allem um Fisch-, Vogel- und Säugetierreste (Tab. 15). Ein Hinweis darauf, dass es sich dabei mehrheitlich nicht um Abfall, sondern um Fäkalienrückstände handelt, ergibt sich aus den charakteristischen Verformungen und Auflösungserscheinungen der Knochenoberfläche. Diese entstehen im menschlichen MagenDarmtrakt, vor allem durch Magensäure, wo die mitgegessenen Knochen angedaut wurden, bevor sie mit den Fäkalien wieder ausgeschieden wurden. Grössere Knochenreste weisen dabei fast immer deutlicher ausgeprägte Verdauungsspuren auf als kleinere Fragmente. Zumindest bei den Fischknochen hängt dies wahrscheinlich mit einer unterschiedlichen Zubereitungs- und Zerteilungsart der verschieden grossen Fische zusammen, wie dies auch schon für die Funde aus den Schaffhauser Latrinen vermutet wurde.746 Insgesamt sind bei etwa 10% der Säuger,- Vogel- und Fischknochen diese Verdauungsspuren nachgewiesen. Interessanterweise finden sich Knochen mit solchen Auflösungserscheinungen (Fäkalienanzeiger) nicht nur in den Latrinenbefunden (G1, G10, G18, G24 und Str.3), sondern auch in der Str.7 (Heizraum). Offenbar wurden in diesem Befund zumindest zeitweise auch menschliche Fäkalien abgelagert. Die Fundkonzentrationen sind in allen untersuchten Befunden mit Ausnahme der Latrine G10 und der Fäkalschicht aus dem Heizraum Str.7, welche sehr wenige Funde aufweisen, mit durchschnittlich 250 Knochen/Probe jeweils ungefähr gleich hoch. Sie liegen mit weniger als 500 archäozoologischen Funden pro Liter Sediment jedoch deutlich unter der durchschnittlichen Fundkonzentration der Schaffhauser Latrinen (ca.1000/Liter). 148
Säugetiere, Vögel, Insekten Der weitaus grösste Teil der Säugetierknochen ist aufgrund seiner geringen Grösse und relativ schlechten Erhaltung unbestimmbar. Lediglich ein Fingerglied (Phalanx II) von einem Hausschwein konnte in der Latrine G18 bestimmt werden (Tab. 15, 18). Magensäurespuren zeugen davon, dass die kleinen Knochen aus dem Hand-/ Fussbereich eines Schweins einfach mitgegessen wurden, vielleicht als Bestandteil einer Schweinssülze. Zwei der drei Kleinsäugerknochen stammen von Mäusen und ein Knochen aus der Latrine G18 von einer Haus- oder Wanderratte. Die Knochen stellen keine Nahrungsreste des Menschen dar, sondern sind wahrscheinlich im Abfall entsorgt worden nachdem die Nagetiere mit einer Falle gefangen wurden. Von den wenigen Vogelknochen konnte nur ein Beckenfragment aus der Latrine/Vorratsgrube G10 genauer bestimmt werden. Es handelt sich um eine Stockente (Anas platyrynchos) oder ihre domestizierte Form, die Hausente (Anas domesticus). Die insgesamt neun Insektenfunde stammen aus den Latrinen G24 (n=8) und Str.3 (n=1). Es handelt sich um Chitinpanzerbestandteile, wahrscheinlich von Käfern.747 Der einzige Fund eines Krebses, ein Teil des Beines, stammt aus der Latrine G18. Um welche Krebsart es sich handelt, kann nicht bestimmt werden. Wahrscheinlich haben wir es mit einem Vertreter der drei einheimischen Süsswasserkrebsarten Edelkrebs (Astacus astacus), Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) oder Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes) zu tun. Der Zürcher Naturforscher und Zoologe Conrad Gesner (1516–1565) schreibt in seinem 1670 in Frankfurt am Main auf Deutsch erschienenen Fischbuch748 dem Fleisch des Flusskrebses, seiner zerriebenen Schale und dem Wasser, in dem der Krebs gekocht wird, vielfältige medizinische Heilkräfte zu. Eventuell stellt also das Krebsfragment einen Rest von Krankennahrung dar, welche in der Latrine G18 abgelagert wurde.
Fische Von den Tierknochen aus den geschlämmten Sedimenten stammen zwischen 25% (Latrine/Vorratsgrube G10) und 100% (Latrine Str.3) von Fischen (Tab. 15). In absoluten Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass zwischen 13 (Latrine/ Vorratsgrube G10) und 311 (Latrine G1) Fischreste in den verschiedenen Befunden analysiert
wurden. In diesen Zahlen sind sowohl Fischknochen als auch Fischschuppen enthalten. Die Fischknochen und –schuppen sind praktisch ausnahmslos gut bis sehr gut erhalten. Die weitaus meisten Knochen (ca. 90%) stammen von Jungfischen, welche eine Körperlänge von unter 10 cm aufweisen. Damit sind sie im Vergleich mit den Fischresten aus den Latrinen der Stadt Schaffhausen, welche in der Mehrzahl von Tieren mit einer Körperlänge von 10–30 cm stammen, deutlich kleiner. Wie die Fische zubereitet wurden, ob sie gebraten, gekocht oder eingelegt verzehrt wurden, kann an den Knochenresten nicht abgelesen werden. Aus mehreren schriftlichen Quellen ist aber bekannt, dass besonders kleine Fische (als Suppe zubereitet) als besonders nahrhaft galten und als Krankenspeise Verwendung fanden. Alle Fischreste stammen, ähnlich wie in den Schaffhauser Fundstellen, von einheimischen Süsswasser- oder Wanderfischen. Seefische wie Hering oder Kabeljau, welche in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas ab dem Hochmittelalter weite Verbreitung fanden, fehlen im Material von Stein am Rhein (Tab. 15). Unter den bestimmbaren Fragmenten dominieren in allen untersuchten Befunden die Reste vom Egli (Perca fluviatilis, Abb. 233). Seine Anteile schwanken zwischen 42% (Latrine/Sickergrube G6) und 77% (Latrine Str.3), wobei keine signifikanten Veränderungen vom 13.–16. Jahrhundert festzustellen sind (Abb. 232). Damit erreicht der Egli im Vergleich mit anderen mittelalterlichen
Fundstellen des Hoch-/Oberrheingebietes enorm hohe Werte. Auffallend ist, dass in den archäozoologisch besonders gut untersuchten (Latrinen-) Fundstellen von Basel, Schaffhausen und Stein am Rhein die Eglianteile mit der räumlichen Distanz zum Bodensee, einem der wichtigsten Lebensräume des Eglis in unserer Region, stetig abnehmen. Ein Grund dafür könnte sein, dass einheimische Süsswasserfische wie Eglis in unmittelbarer Nähe ihres Fangortes verkauft und konsumiert wurden, um so eine aufwendige Konservierung für den Transport (wie z.B. bei Seefischen) zu vermeiden. Für diese Annahme spricht auch, dass nach Ausweis des Skelettteilspektrums (Tab. 3) der gesamte Egli konsumiert wurde und nicht nur bestimmte Teile, wie beispielsweise die Filets, welche sich, geräuchert oder anderweitig haltbar gemacht, eher für den Transport in weiter entfernt gelegene Gebiete eignen würden. Am zweithäufigsten ist in den untersuchten Befunden die Groppe (Cottus gobio) nachgewiesen. Sie erreicht Anteile zwischen 10% (Latrine Str.3) und 30% (Latrine G24) an den bestimmbaren Fischresten (Abb. 232). Dieser bodenlebende Fisch sauerstoffreicher Gewässer wie Rhein und Bodensee, ist auch in vielen anderen mittelalterlichen Fundstellen749 in grösserer Zahl nachgewiesen. Heute ist er in der Fischerei nahezu bedeutungslos und vielerorts vom Aussterben bedroht; er hatte aber im Mittelalter bis in die frühe Neuzeit hinein wirtschaftlich eine Bedeutung als Speisefisch. Dies kommt unter anderem im
Abb. 232: Fischarten und –gruppenanteile der Schlämmfunde.
149
Abb. 233: Das Egli (Perca fluviatilis) ist der am häufigsten nachgewiesene Fisch im Bürgerasyl Stein am Rhein. Die Art lebt in vegetationsreichen Zonen in Seen oder langsam fliessenden Flussabschnitten, wie dies in der Umgebung von Stein der Fall ist. Heute wird die Art als Leckerbissen in der Schweiz sehr geschätzt. Da die inländischen Bestände die Nachfrage nicht befriedigen können, muss ein Grossteil der Eglis importiert werden.
150
Fischbuch Conrad Gesners zum Ausdruck: «Die gemeinen Groppen mit den grossen Köpfen haben ein gesund gut Fleisch / lieblich und gut zu essen. … Doch werden sie von männiglich gepriesen / absonderlich die so in rinnenden Wassern gefangen werden. Die Seegroppen werden nicht so hoch gehalten / zur zeit des Winters sind sie am besten / von Weihnachten nemlich biss zu Anfang des Aprils / die edelsten sind die so voll Rogen gefangen werden».750 Relativ häufig, und in allen Befunden nachgewiesen, sind weiterhin Fische, die unter dem Begriff «Karpfenartige» (Cyprinidae) zusammengefasst werden (Abb. 232). Die meisten Vertreter dieser sehr artenreichen Fischgruppe leben in mässig schnell fliessenden Gewässern mit mittlerem Sauerstoffgehalt oder in Seen mit reichem Pflanzenbestand wie z.B. dem Bodensee. Karpfenartige, oder «Weissfische», wie sie von den Fischern genannt werden, gelten heute als kulinarisch nicht besonders wertvoll, waren im Mittelalter aber gängige Speisefische, die wahrscheinlich als Beifang mit den Eglis gefangen wurden. Da es sich bei den vorliegenden Cypriniden vorwiegend um Reste von Jungfischen handelt, konnten diese leider oftmals nicht artbestimmt werden. Sicher nachweisbar (Tab. 15) waren Elritze (Phoxinus phoxinus), Plötze (Rutilus rutilus) und Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus). Auffallend häufig sind die Coregonen (Felchen, Renken, Maränen) vertreten. Sie machen beispielsweise in der Latrine/Sickergrube G6 und der Latrine G18 9% bzw. 10% aller bestimmbaren Fische aus (Abb. 232). Diese mit den Lachsartigen verwandten Fische sind in zahlreichen Lokalformen in ganz Europa verbreitet, lassen sich jedoch
nur anhand der Knochen nicht voneinander unterscheiden. Eventuell handelt es sich bei den vorliegenden Coregonen aber um Reste des Blaufelchens (Coregonus lavaretus), welches heute die bekannteste und häufigste Coregonenart im Bodensee ist. Der Fisch ist sehr schmackhaft und gilt heute als «Brot- und Butterfisch» der Bodenseefischerei. In Stein am Rhein spielen die Coregonen anscheinend diejenige wirtschaftliche Rolle, welche die in ähnlich grosser Anzahl nachgewiesenen Lachse und Forellen weiter rheinabwärts in den Schaffhauser Fundstellen innehatten. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die direkt vor den Toren der Stadt gelegenen Nahrungsressourcen (Bodensee und Oberlauf des Rheins mit seinen Zuflüssen) konsequent genutzt wurden, während Fische aus weiter entfernt gelegenen Gebieten dagegen nicht oder nur in sehr geringem Masse in die Stadt eingeführt wurden. Als weitere Fische belegt sind der Hecht (Esox lucius) mit insgesamt vier Funden im Keller Str.7, der Latrine/Sickergrube G6 und der Latrine/Vorratsgrube G10, die Äsche (Thymallus thymallus, nur anhand einer Schuppe nachgewiesen) und die Quappe (Lota lota) mit fünfzehn Funden in der Latrine G24. Insgesamt ähneln sich die Tier-(Fisch-)artenzusammensetzungen in den geschlämmten Befunden von Stein am Rhein über die Jahrhunderte in erstaunlicher Weise. Tendenzen, die auf veränderte Konsumgewohnheiten oder einen Wechsel der Bewohnerschaft hinweisen und anhand der Knochenfunde «herausgelesen» werden könnten, sind, im Gegensatz zu den handaufgelesenen Funden, nicht erkennbar.
Archäobotanische Reste Christoph Brombacher/Marlies Klee (unter Mitarbeit von Aleksander Dzbynski)
Zusammenfassung Die Untersuchungen von neun Proben aus verschiedenen mittelalterlichen Gruben im Bürgerasyl von Stein am Rhein haben ein sehr reichhaltiges Spektrum an Pflanzenfunden geliefert. Durch den ständig feuchten Zustand im Grundwasserbereich sind die Pflanzenreste alle in einem ausgezeichneten Zustand erhalten geblieben. Die untersuchten Latrinen und Gruben zeigen hinsichtlich ihrer Pflanzenspektren einige Unterschiede. Diese lassen sich zumindest teilweise auf die Art der Verfüllungen zurückführen. Bei den Gruben G1, G6, G24 und Str.3 dominieren verschiedenste Obstfunde sowie Gewürzpflanzen, die charakteristisch für Fäkalienschichten sind. Ebenfalls relativ viele Obstreste liegen aus Grube G18 vor, zuerst als Zisterne interpretiert, aufgrund der archäobotanischen Analysen aber eher als Latrine zu charakterisieren. Kaum Obstfunde zeigen hingegen die Strukturen G10, G9. Verkohlte Getreidefunde stammen fast ausschliesslich aus der Kellergrube G9, unverkohlte Getreidefunde konnten auch in G10, Str.3 und G24 in nennenswerten Mengen nachgewiesen werden. Chronologische Tendenzen im Bereich des untersuchten Zeitraums vom 13.–16. Jahrhundert lassen sich kaum ausmachen. Auffallend ist aber doch, dass aus den beiden jüngsten Gruben (G6 und G1) die reichhaltigsten Obstspektren vorliegen. Dies könnte mit einer zunehmenden Bedeutung des Obstkonsums in Zusammenhang stehen, doch ist die Probenbasis für eine sichere Aussage zu gering. Exotische Funde751 liegen keine vor, wenn wir von wenigen Feigennachweisen absehen. Aber auch die Feigen könnten an geschützten Stellen gereift sein, trotzdem ist ein Import von getrockneten Früchten wahrscheinlicher. Hinweise auf handwerkliche Tätigkeiten lassen sich anhand der Samen/Fruchtanalysen keine erkennen. Der weitaus grösste Teil der nachgewiesenen Pflanzen steht im Zusammenhang mit der Ernährung. Die Reste der übrigen Pflanzenarten lassen sich grösstenteils den Unkräutern von Äckern und
Ruderalstellen des Hofbereiches zuordnen und könnten auch durch Sickerwasser in die Gruben gelangt sein. Ein Vergleich mit dem Fundspektrum der Stadt Schaffhausen zeigt nur geringe Unterschiede. Nachweise von Wildfrüchten wie Erdbeeren, Brombeeren und Himbeeren sind deutlich seltener und auch von der Feige liegen nur vereinzelte Nachweise vor. Dagegen sind die Funde von Steinobst, insbesondere Kirschen, aber auch Pflaumen und Zwetschgen in Stein am Rhein viel häufiger. Das Spektrum der Getreide, Öl- und Faserpflanzen unterscheidet sich kaum. Etwas seltener sind in Stein am Rhein gegenüber Schaffhausen die Nachweise von Gewürzen; so konnten z.B. Dill und Sellerie nicht gefunden werden. Die archäobotanischen Funde geben uns einen Einblick ins Alltagsleben der damaligen Bewohner und ergänzen die oft unvollständigen Angaben aus den schriftlichen Quellen. Zusammen mit Untersuchungen der Tierknochen sowie weiterer Fundgruppen ergeben sich so detailliertere Hinweise zur Ernährungssituation und zur Umwelt des mittelalterlichen Menschen. Im Rahmen der Restaurierung des Bürgerasyls wurden durch die archäologischen Ausgrabungen zahlreiche Gruben freigelegt, aus denen Probenmaterial für die archäobotanischen Untersuchungen entnommen wurde (Beil. 1). Für die Analysen wurden insgesamt acht verschiedene Komplexe ausgewählt und genauer untersucht. Sie stammen aus dem Zeitraum des 13. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Bei der Mehrzahl der untersuchten Komplexe handelt es sich um Latrinen die vereinzelt auch als Sickergruben dienten (G6). Die Analysen von pflanzlichen Resten, die wie die Tierknochen752 mit Abfällen oder Fäkalien in Latrinen und andere Gruben gelangt sind, bilden wichtige Quellen zur Rekonstruktion früherer Nahrungswirtschaft und zur ehemaligen lokalen 151
Umweltsituation. Oft ergeben sich auch detailliertere Hinweise zu den Essgewohnheiten und zum sozialen Umfeld der Bewohner. Latrinen- und Brunnenanlagen gehören dank ihrer meistens ausgezeichneten Erhaltungsmöglichkeiten für organisches Material zu den archäobotanisch fundreichsten Objekten. Im feuchten Milieu bleiben Pflanzenreste unter Luftabschluss oft über lange Zeit ausgezeichnet erhalten. In zeitweise ausgetrockneten Latrinen ist die Erhaltung dagegen weniger gut, und es kann öfters ein Mineralisierungsprozess der Pflanzenreste beobachtet werden. Dabei findet eine Einlagerung von Calciumphosphat statt,753 die oft im Zusammenhang steht mit der zur Verhinderung der Geruchsbildung durchgeführten Kalkung der Latrinen. Solche mineralisierten Pflanzenreste erhalten sich auch in trockenem Sedimentmaterial, sind jedoch meist schwieriger zu bestimmen. Die Proben aus Stein am Rhein stammen alle aus einem feuchten Ablagerungsmilieu und liessen eine optimale Erhaltung der Pflanzenreste erwarten. Da in den letzten Jahren bereits umfangreiche archäobotanische Untersuchungen von Latrinenkomplexen aus der Stadt Schaffhausen durchgeführt wurden,754 erlauben die hier vorliegenden Resultate einen Vergleich der kleinstädtischen Situation von Stein am Rhein mit derjenigen von Schaffhausen.
Methoden Die Probenentnahme erfolgte während den Ausgrabungen im Jahre 1999 durch die örtliche Grabungsleitung. Das Material wurde luftdicht in Plastiksäcke verpackt und zur Untersuchung in das archäobotanische Labor des Instituts für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie (IPNA) an der Universität Basel gebracht. Zur Aufbereitung wurden die einzelnen Erdproben zuerst in Wasser eingeweicht und danach geschlämmt.755 Die Pflanzenreste wurden aussortiert, gezählt und bestimmt. Bei reichhaltigeren Proben wurden nur Stichproben angeschaut und die Fundzahlen auf das Gesamtvolumen hochgerechnet. Die genaue morphologische Bestimmung erfolgte anhand unserer Vergleichssammlung sowie der einschlägigen Bestimmungsliteratur. Die Angaben zu den einzelnen Proben sowie die Anzahl der bestimmten Pflanzentaxa in jeder Probe wurden in einer relationalen Datenbank erfasst.756 Diese Daten sind jederzeit abrufbar und dienten als Grundlage für die weiteren Auswertungen. Für die Auswertungen wurden die Artenlisten nach verschiedenen Kriterien gruppiert. Einerseits erfolgte eine Einteilung nach Nutzungsgruppen, d.h. nach den hauptsächlichen Verwendungs152
möglichkeiten der Taxa zur Zeit des Mittelalters. Die zweite Einteilung folgt den sogenannten ökologischen Gruppen757 und beruht auf dem Aktualitätsprinzip, d.h. nach den heutigen Vorkommen der einzelnen Pflanzenarten. Speziell zur Interpretation von Latrinenfunden gibt es noch eine weitere Gruppierungsmöglichkeit, die sogenannte Funktionsanalyse, bei der die Taxa nach Herkunft und Art und Weise, wie die Diasporen ins Sediment gelangt sein konnten, gegliedert werden. Es wird dabei zwischen Fäkalzeigern, Zeigern von Küchen- und Haushaltabfällen, wahrscheinlichen Abfällen sowie Wildpflanzen der lokalen, die Gruben umgebenden Vegetation unterschieden.
Ergebnisse Die Ergebnisse der Makrorestanalysen sind tabellarisch zusammengestellt (Tab. 19). Dabei wurden die Pflanzenarten zur besseren Übersicht nach den Nutzungsgruppen gegliedert (Abb. 234). Gesamthaft konnten nahezu 59000 Pflanzenreste (v.a. Samen und Früchte) bestimmt werden, wobei der weitaus grösste Teil (97%) der Funde in unverkohltem Zustand vorlag. Lediglich 444 Reste (knapp 1%) waren in verkohltem und 1142 (2%) in mineralisiertem Zustand anzutreffen. Die bestimmten Reste gehören 119 verschiedenen Pflanzentaxa an. Von diesen machen drei Taxa allein knapp 60% aller Reste aus. Es sind dies alles Obstarten, nämlich Kirschen mit 15835, Erdbeeren mit 10283 und Weinkerne mit 8764 Funden. Ebenfalls häufige Nachweise mit über 5000 Belegen liegen von Brombeeren und Schlafmohn vor. Wesentlich seltener sind Nachweise von Getreiden. Die Funddichte an Pflanzenresten aus den einzelnen Gruben streut relativ stark. Die höchsten Werte konnten mit 7129 bzw. 6551 Resten pro Liter in den beiden jüngsten Gruben (G6 und G1) festgestellt werden, wo gleichzeitig auch am meisten Obstreste vorliegen. Eine mittlere Funddichte weisen die Gruben Str.3, G18 und G24 mit etwas mehr als 1000 Resten/Liter auf, während die restlichen vier Gruben wesentlich geringere Funddichten aufweisen. In allen Gruben machen die unverkohlten Reste weitaus den grössten Anteil aus (Abb. 235). Vermehrt mineralisierte Reste fanden sich in den Gruben G1 und Str.3, während in G9, G10 und Str.7 überhaupt keine mineralisierten Funde festgestellt werden konnten. Werten wir den Grad der Mineralisierung als Indiz für eine zeitweilige Austrocknung bei grossem Phosphat und Calci-
um-Gehalt, würde dies bedeuten, dass vor allem in diesen beiden Gruben solche wechselfeuchten Verhältnisse vorlagen. Nennenswerte Anteile an verkohlten Resten konnten in vier Gruben festgestellt werden, wobei in Grube G9 (Keller) diese rund einen Drittel aller Reste, darunter vor allem Getreide, ausmachen. Ebenfalls eine grössere Zahl verkohlter Funde konnte in Grube Str.3 festgestellt werden und auch in Str.7 und G10 liegen einige verkohlte Funde vor. Eine erhöhte Präsenz verkohlter Pflanzenfunde deutet darauf hin, dass in verstärktem Masse verkohlte Abfälle (z.B. Reste des Herdfeuers) entsorgt wurden.
220
5430
5986
Nachgewiesene Nutzpflanzen Getreide- und Hülsenfrüchte Für die Ernährung der mittelalterlichen Bevölkerung hatten die Getreide und die Hülsenfrüchte eine sehr grosse Bedeutung. Trotz der Tatsache, dass Getreide erfahrungsgemäss in Latrinen meist unterrepräsentiert sind, konnten 1610 Getreidereste ausgelesen werden, was an der Gesamtfundzahl aller Pflanzenreste gemessen einen Anteil von knapp 4% ausmacht. Dabei liegen 283 Reste in Form von Körnern (z.T. noch in bespelztem Zustand) und 1327 Reste in Form von Spelzen und verschiedensten Druschresten vor.
4285
941
28517
13101
355
100%
Abb. 234: Erhaltungszustand nach Befunden (n=58835).
80%
60%
40% verkohlt
20%
unverkohlt mineralisiert
0% G10
Str.3
G24
104104
4220 4220
5236 5236
G18
3943 3943
G9
843843
G6
G1
25689 25689
Str.7
324324
100% 100%
Abb. 235: Nutzungsgruppen nach Befunden (n=53253).
90% 90% 80% 80% 70% 70%
Diverses DIV DIV
60% 60%
Gemüse Gemüse Gemüse
50% 50%
Leguminosen Leguminosen Leguminosen
40% 40%
Mehlfrüchte Mehlfrüchte Mehlfrüchte Oel-/Faserpflanzen Oel_Faserpfl. Oel_Faserpfl.
30% 30%
Wildobst Obst Obst
20% 20%
Kultiviertes Obst Kultiv. Obst Kultiv. Obst
10% 10% 0%0% G1 G1
Str.3 Str.3
G24G24
G18G18
G9 G9
G6 G6
G1 G1
Str.7 Str.7
153
5%
Abb. 236: Getreideanteile verkohlt Körner (n=182).
34%
Abb. 237: Getreideanteile unverkohlt Drusch (n=1227).
154
Sieben verschiedene Getreidearten konnten nachgewiesen werden: Nacktweizen, Einkorn, Dinkel, 1% Hafer, Roggen, Kolbenhirse und Rispenhirse (Abb. 236 und 237). Dieses Spektrum stimmt gut 9% mit demjenigen anderer hoch- bis spätmittelalterlicher Fundstellen in der Nordschweiz überein.758 Ein Teil der Getreidefunde liess sich nicht näher 4% bestimmen und ist als Cerealia aufgeführt. Von den verkohlten Getreidefunden konzentriert sich 2% ein grosser Teil der Funde auf Grube G9 (Keller), in der insgesamt 556 Getreidereste gefunden wurden. Die Getreideart mit der grössten Zahl an Nachweisen ist die Rispenhirse (Panicum miliaceum). Aus Grube Str.3 liegen 500 und aus Grube G24 total 687 Deckspelzenfragmente vor, die alle unverkohlt bzw. nur leicht mineralisiert sind. Dieses 37% Getreide spielte in der mittelalterlichen ErnähAvena sativa/fatua rung in der Schweiz und in Süddeutschland eine wichtige Rolle und war zusammen mit Hafer das Panicum miliaceum Hauptnahrungsmittel vieler einfacher Leute.759 Triticum aestivum An weiteren Getreiden sind drei Weizenarten beTriticum spec. legt, nämlich Dinkel (Triticum spelta) mit 83, EinCerealia korn (Triticum monococcum) mit 17 und NacktSecale cereale weizen (Triticum aestivum s.l.) mit 9 Resten, Triticum monococcum zudem liegen nicht näher bestimmte Weizenreste (69) vor. Bei Dinkel und Einkorn handelt es sich Triticum spelta um Spelzweizen, die vor dem Entspelzen gedarrt werden mussten. Beide Arten liefern ein proteinhaltiges Mehl, das sich ausgezeichnet zum Ba2% cken von Brot sowie für die Zubereitung weiterer 1% <1% Mehlspeisen eignet. Beim Nacktweizen, welcher <1% <1% heute das Hauptbrotgetreide darstellt, sind die Körner nicht in den Spelzen eingeschlossen und lassen sich deshalb leichter verarbeiten. Wenige Funde stammen von Hafer (Avena sativa), welcher nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als wichtige Pflanze in der Naturheilkunde Bedeutung hatte. Zudem liefern sowohl die Körner wie auch das Stroh ein nahrhaftes Pferdefutter. Auch Roggen (Secale cereale) ist nachgewiesen (19). Er diente ebenfalls als Brotgetreide und fand ebenfalls in der Naturheilkunde Verwendung. Das sehr haltbare Stroh eignete sich für Flechtarbeiten, wurde aber auch für die Bedachung der Häuser verwendet. Neben den Getreiden waren im Mittelalter die Hülsenfrüchte für die Ernährung von grosser Bedeutung. Dies widerspiegeln die Reste aus den vorliegenden Gruben jedoch nicht, sind doch nur 97% vier Reste kultivierter Hülsenfrüchte nachgewiesen. Dies hängt wie bei den Getreiden mit der reCerealia Dreschrest lativ schlechten Erhaltungsfähigkeit der LegumiPanicum miliaceum Deckspelzenfragm. nosen zusammen. Es konnte nur eine Art, nämlich Secale cereale Dreschrest die Ackerbohne (Vicia faba) nachgewiesen werTriticum Dreschrest den. Alle diese Funde kommen aus der Grube Triticum monococcum Dreschrest Str.3. Die Ackerbohne als alte Kulturpflanze aus Triticum spelta Dreschrest dem Mittelmeerraum war bis zur Einführung der 8%
neuweltlichen grünen Bohnen (Phaseolus) eine wichtige Kulturpflanze. Der Leguminosenanbau war überdies bedeutend für die Gründüngung des bebauten Landes.
Obst und Nüsse Wie bei anderen Latrinenuntersuchungen ist auch in den vorliegenden Gruben, bedingt durch die gute Erhaltungsfähigkeit, die Gruppe der Obstund Nussfunde sehr gut vertreten. Es konnten insgesamt 22 verschiedene Arten nachgewiesen werden. Neun kultivierte und elf Wildobstarten sowie Walnuss und Haselnuss zeugen von der Bedeutung dieser für die Bevölkerung beliebten Nahrungsmittel. Viele Obstreste gerieten mit den Fäkalien massenweise in die Latrinen, darunter vor allem kleinere Kerne, die von verspeisten Früchten stammen. Hierzu gehören insbesondere Reste von Beerenfrüchten wie Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren, aber auch Weintrauben und Perikarpreste von Äpfeln und Birnen. Von den kultivierten Arten stammen die häufigsten Funde vom Steinobst, wobei Kirschen (Prunus avium/cerasus) mit 15868 Stück den grössten Anteil ausmachen. Von diesen liegen 33 in mineralisertem Zustand vor; die restlichen Fruchtsteine sind alle unverkohlt erhalten geblieben. Weitaus die meisten Kirschenkerne kommen a u s den Gruben G1 und G6, die zu den jüngsten untersuchten Phasen (14. - 1. Hälfte 16. Jahrhundert) gehören. Deutlich seltener gefunden sind Zwetschgen- und Pflaumensteine mit gesamthaft 103 bzw. 120 Nachweisen, wobei auch von diesen am meisten Belege aus den Gruben G6 und G1 kommen. Die Fruchtsteine dieser beiden Arten können allerdings wegen ihrer Grösse kaum als Fäkalzeiger gelten; sie deuten eher auf entsorgte Abfälle hin. Ebenfalls reichliche Funde konnten von Weintrauben (Vitis vinifera) mit 8764 Stück gefunden werden, wobei ebenfalls die meisten Reste unverkohlt vorliegen. Wein ist auch von anderen mittelalterlichen Fundstellen regelmässig nachgewiesen. Ob es sich um Überreste frischer oder getrockneter Früchte handelt, kann nicht gesagt werden. Weinbau ist in Stein am Rhein am Südhang des Hohenklingen möglich, zudem sind sowohl der Hegau wie auch der Klettgau bereits früh bedeutende Weinbaugebiete gewesen. Es liegt somit auf der Hand, dass ein grosser Teil der nachgewiesenen Trauben aus der nahen Umgebung kommt. Vier Nachweise von Traubenkernen mit anhaftendem Fruchtfleisch aus Grube G18 weisen darauf hin, dass jene Reste keine Darmpassage hinter sich haben, sondern direkt in die Grube
gelangten. Möglicherweise handelt es sich hier um Reste von Rosinen. Aus den Schriftquellen wissen wir denn auch, dass Weintrauben rege als Trockenfrucht verhandelt wurden und in der Küche als begehrter süssender Zusatz für verschiedene Zubereitungen dienten. Zucker aus Rüben und Zuckerrohr waren bis ins späte Mittelalter noch unbekannt. Ebenfalls relativ häufige Funde (total 5182 Samen, Perikarpfragmente und übrige Fruchtreste) stammen von Äpfeln und Birnen, bei denen es sich durchwegs um Kulturobst handeln dürfte. Bei einem grossen Teil der Reste konnte aber nicht sicher zwischen Apfel und Birne unterschieden werden.760 Auf den Hofgrundstücken und stadtnahen Gärten wuchsen verschiedene Sorten von Apfel- und Birnbäumen, nebst verschiedenem Steinobst. Zu den seltener nachgewiesenen kultivierten Obstarten gehören Feige, Mispel, Maulbeere, Pfirsich und Kornelkirsche. Zudem ist auch die Walnuss aus mehreren Gruben belegt. Von der Feige liegen nur vier Samen vor, was darauf hinweist, dass diese Frucht kaum eine grössere Bedeutung hatte. Die Feigen waren gemäss den schriftlichen Quellen eine beliebte Krankenkost, aber wohl eher der wohlhabenden Bevölkerung vorbehalten. Sie wurden, wie die Weintrauben, rege als Trockenfrucht gehandelt. Die Mispel, die heutzutage in unserem Gebiet kaum mehr bekannt ist, wurde früher als Kulturobst angebaut. Aus den untersuchten Proben sind jedoch nur vier Reste belegt, so dass in Stein am Rhein für diese Art keine grosse Bedeutung abgeleitet werden kann. Diese Pflanze mit kleinen apfelähnlichen Früchten wurde zum Gelieren von Marmelade geschätzt sowie zum Mosten und zum Brennen von Schnaps. Alleine war sie hingegen aufgrund des sauren Geschmacks und der oft holzigen Früchte kaum geniessbar. Etwas häufiger sind mit 103 Resten Funde der Schwarzen Maulbeere zu verzeichnen. Diese süsslichen Früchte wurden gerne frisch gegessen, aber auch für die Herstellung von Fruchtmus verwendet. Zudem waren sie ein beliebtes Mittel zur Färbung von Speisen und von Rotwein; der Maulbeerwein ist uns überliefert als Vinum moratum. Maulbeeren scheinen aufgrund der aktuellen Quelllage erst in der frühen Neuzeit häufiger genutzt worden zu sein. Die vorliegenden Nachweise aus der späten Hälfte des 13. Jahrhunderts gehören deshalb zu den frühesten Maulbeerfunden in der Schweiz. Nur zwei Nachweise liegen von Pfirsichsteinen vor. Diese Frucht ist in unserem Gebiet seit der Römerzeit bekannt, aus dem Mittelalter liegen bislang erst wenige Funde vor.761 Ebenfalls kaum Nachweise gibt es von der Kornelkirsche (Cornus mas), von der vier Samen nachgewiesen sind. 155
Diese Art stammt aus Südosteuropa und wurde bereits zur Römerzeit genutzt. Sie ist in unserem Gebiet vermutlich nicht urwüchsig. Angaben über Anpflanzungen finden sich im Hochmittelalter und Hildegard von Bingen führt die Kornelkirsche als medizinisches Gewächs auf.762 Die roten, säuerlich schmeckenden Früchte waren als Vitaminspender und als Grundlage für Marmelade und Kompott sehr beliebt. Feige, Mispel und Maulbeere sind aus einzelnen mittelalterlichen Latrinen von Schaffhausen nachgewiesen,763 hingegen fehlen dort Belege der Kornelkirsche. Von der Walnuss liegen mit 14 Schalenbruchstücken aus vier verschiedenen Gruben relativ wenige Nachweise vor. Diese dürften wohl aus lokalem Anbau stammen. Die Walnuss, die bei uns seit der Römerzeit kultiviert wird, wird in den Quellen oft erwähnt und hatte eine grosse Bedeutung für die Herstellung von Öl, aber auch als Färbemittel sowie für die Volksmedizin. Ausserdem war das Holz des Baumes ein bevorzugter Rohstoff bei der Möbelherstellung. Eine grosse Bedeutung hatte neben den kultivierten Früchten auch das Wildobst. Insbesondere von Erdbeeren und Brombeeren konnten reichliche Fundmengen nachgewiesen werden. Bei den Erdbeeren handelte es sich im 13./14. Jahrhundert noch nicht um die grossfrüchtigen kultivierten Sorten, wie uns verschiedene Bildquellen zeigen. Weitere Nachweise liegen von Wacholder (185), Berberitze (1), Holunder (4), Schlehe (10), Hagebutte (92) und der Haselnuss (147) vor. Die Haselnuss war als ölhaltige, kalorienreiche Frucht sehr geschätzt. Als Vitaminspender beliebt waren Schlehen, Hagebutten und Holunder. Exotischere Obstfunde fehlen im Fundgut von Stein am Rhein. Das meiste Obst dürfte im Bereich des Städtchens oder der Umgebung angebaut oder gesammelt worden sein. Die einzigen möglichen Importfrüchte sind die Feigen, bei denen aber ein lokaler Anbau an geschützten Standorten auch nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Öl- und Faserpflanzen Von den Öl- und Faserpflanzen sind aus Stein am Rhein drei sicher kultivierte Arten belegt. Diese Gewächse wurden, wie in verschiedenen Quellen beschrieben, häufig in Gärten bzw. Ländern gepflanzt. Es handelt sich um Lein/Flachs (Linum usitatissimum), Hanf (Cannabis sativa) und Schlafmohn (Papaver somniferum). Am häufigsten nachgewiesen ist der Schlafmohn mit 5074 Samenfunden. Diese Mohnfunde stammen alle aus den beiden jüngsten Latrinen G1 und G6, die in den Zeitraum 14. - 1. Hälfte 16. Jahrhun156
dert zu datieren sind. Es finden sich aber für den Mohnanbau in Urbaren bereits ab dem 12. Jahrhundert zahlreiche Hinweise.764 In wesentlich geringerer Zahl konnten Samen von Lein (12) und von Hanf (3) nachgewiesen werden, wobei sich diese Funde jeweils auf zwei Gruben beschränken (Tab. 19). Sowohl Schlafmohn wie Lein und Hanf waren wichtige Öllieferanten; insbesondere Mohnöl fand in der Küche Verwendung. Oft dienten die Mohnsamen auch als schmackhafter und kalorienreicher Zusatz zu vielerlei Brei- und Grützespeisen. Der Hanf war neben dem Lein auch eine wichtige Faserpflanze und wurde wohl vor allem für die Faserherstellung angebaut. Gemüse, Salatpflanzen und Gewürze Das nachgewiesene Spektrum der Gewürz- und Gemüsepflanzen umfasst nur einen Teil der Arten, die der Bevölkerung zur Verfügung standen. Dies hängt damit zusammen, dass kaum je vegetative Teile wie Blätter, Stängel oder Knollen gefunden werden können, da diese sich kaum erhalten und somit nicht mehr nachweisbar sind. So kommen überwiegend nur solche Arten in Betracht, von denen Samen/Früchte in die Ablagerungen gelangen. Insgesamt konnten 11 Taxa nachgewiesen werden, bei denen eine Verwendung als Gemüse, Salat oder Gewürz wahrscheinlich ist, wobei bei einzelnen Arten eine mehrfache Nutzung möglich ist. Von den Gewürzen sind Koriander, Fenchel, Petersilie, Kümmel, Thymian und Bohnenkraut nachgewiesen. Viele Kräuter und Gewürze der mittelalterlichen Küche wurden in Kräutergärten gezogen, wie uns verschiedene Quellen berichten.765 Die Gewürze dienten insbesondere zur Geschmacksverbesserung der Speisen und zur Förderung der Verdauung. Die häufigsten Nachweise stammen von Fenchel mit 155 Früchtchen, während von allen anderen Arten nur wenige Funde vorliegen (Tab. 19). Auffallend ist das Fehlen von Dill und Sellerie, die aus anderen mittelalterlichen Fundstellen, so auch aus der Stadt Schaffhausen, regelmässig nachgewiesen sind. Zu den Gemüse- und Salatpflanzen lassen sich Portulak (2), Karotte (9), Kohl/Senf (5), Runkelrübe (1) und Rettich (4) stellen. Aus dieser Gruppe sind aber von keiner Art in nennenswerten Mengen Reste nachgewiesen; am meisten Nachweise stammen von der Karotte, bei der aber anhand der Teilfrüchte sich nicht ableiten lässt, ob es sich um kultivierte oder wilde Formen handelt. Ebenfalls schwierig ist eine Abgrenzung von kultivierten und wilden Pflanzen des Portulaks, der als Salatgemüse beliebt war. Von Kohl gab es bereits verschiedene Sorten, wie wir aus Quellen
und Darstellungen in Kräuterbüchern wissen.766 Bei weiteren wild wachsenden Pflanzen, die potentiell als Gemüse- oder Salatpflanzen verwendbar sind, lässt sich eine sichere Nutzung nicht beweisen. Dazu gehört zum Beispiel der Nüsslisalat (Valerianella), der zu den Ackerunkräutern bzw. Ruderalpflanzen gehört und auch zufällig ins Fundgut gelangt sein könnte. Heil- und Zierpflanzen Sichere Hinweise zur Nutzung von Heil- und Zierpflanzen sind anhand von Samen- und Fruchtfunden kaum zu erbringen. Wir wissen jedoch aus Quellen, dass im Mittelalter eine grosse Zahl verschiedener Arten als Heil- bzw. Medizinalpflanzen Verwendung fand. Unter den nachgewiesenen Pflanzen gibt es zum Teil recht potente Giftpflanzen wie z.B. das Bilsenkraut (Hyoscyamus niger). Diese Pflanze wurde als Anästhetikum benutzt und beispielsweise bei Zahnschmerzen angewendet.767 Die Samen dienten auch verschiedentlich dazu, das Bier berauschender zu machen, was wiederholt zu Vergiftungen geführt hat. Auch die Samen der Kornrade sind giftig. Ein hoher Befall der Getreideäcker mit Kornrade führte wiederholt zu Vergiftungen, da die Samen nur schlecht von den Getreidekörnern getrennt werden konnten und so mit den Körnern vermahlen wurden. Bei weiteren Pflanzen wie etwa dem Schwarzen Nachtschatten (Solanum nigra) oder dem Gebräuchlichen Erdrauch (Fumaria officinalis) ist eine offizinelle Verwendung ebenfalls möglich. Im weiteren gehörten einige der bereits erwähnten Gewürzpflanzen sowie diverse Kulturpflanzen wie z.B. Feige, Hafer und Roggen ebenfalls zum mittelalterlichen Heilpflanzenschatz. Schliesslich kommt bei verschiedenen Pflanzen auch eine mögliche Verwendung als Zierpflanzen in Betracht. So liegt es nahe, die Nachweise von zwei Samen der Akelei aus Grube G6 als Hinweis auf eine Haltung dieses Krauts in Gärten zu interpretieren. Auch bei der Kornblume mit ihren intensiv blauen Blüten kommt eine Nutzung als Zierpflanze in Frage.
Rekonstruktion der Vegetation der Umgebung Die vielen in den Latrinen nachgewiesenen Wildpflanzen erlauben es, Rückschlüsse über die Vegetation in der weiteren Umgebung der Fundstelle zu ziehen. Es liegen erwartungsgemäss vor allem Reste von solchen Arten vor, die aus anthropogen stärker genutzten oder begangenen Standorten stammen. Dazu gehören einerseits Unkräuter von Äckern, Ruderalstellen und Gärten sowie andererseits Arten des Grünlandes, welches als Weide oder zur Mahd genutzt wurde. Einige wenige Waldpflanzen wie z.B. Weisstanne und Fichte sind mit Nadelfunden ebenfalls belegt. Unkrautvegetation der Äcker und Gärten Insgesamt konnten 37 verschiedene Unkrauttaxa nachgewiesen werden, die nach heutigen Kriterien als Getreideunkräuter anzusehen sind. Davon lassen sich 15 zu den Sommerfrucht bzw. Gartenunkräutern und 10 zu den Winterfrucht bzw. Halmfruchtunkräutern stellen; von den Ruderalpflanzen sind zudem 12 Taxa belegt. Am meisten Unkrautfunde liegen aus den Gruben G6, G18 und Str.3 vor. Viele Unkrautdisporen fielen wohl bei der häuslichen Speisezubereitung an und wurden mit dem Küchenabfall entsorgt oder sie überstanden als Bestandteil der verzehrten Speisen die Darmpassage unbeschädigt. Von den Sommerfruchtunkräutern, die ihr Keimungsoptimum bei höheren Temperaturen haben und deshalb erst im späteren Frühjahr mit dem Auskeimen beginnen, liegen total 464 Reste vor. Die beiden häufigsten Arten sind graugrüne Borstenhirse (Setaria glauca) mit 272 und vielsamiger Gänsefuss (Chenopodium polyspermum) mit 140 Nachweisen. Die Borstenhirse bevorzugt lockere, eher sandhaltige Böden (z.B. Hackäcker), während der vielsamige Gänsefuss eher auf feuchteren nährstoffreicheren Böden vorkommt. Mit 15 Nachweisen ist die Sonnenwend-Wolfsmilch (Euphorbia helioscopia) die dritthäufigste Art, gefolgt von der Vogelmiere (Stellaria media) mit 12 Funden. Von allen übrigen Taxa dieser Gruppe liegen nur vereinzelte Nachweise vor. Von den Wintergetreideunkräutern sind zwar weniger Arten, dafür mehr Reste (1603 Samen und Früchte) nachgewiesen. Diese Artengruppe hat ihr Keimungsoptimum bereits im Spätherbst und überwintert jeweils zusammen mit den Winterfrüchten. Zwei der nachgewiesenen Arten machen insgesamt 95% aller Reste dieser Gruppe aus. Es sind dies Kornrade (Agrostemma githago) mit 965 und die stinkende Hundskamille (An157
themis cotula) mit 561 Nachweisen. Regelmässig sind auch Rundblättriges Hasenohr (Bupleurum rotundifolium, 49 Reste) und der Windenknöterich (Fallopia convolvulus, 13 Reste) nachgewiesen, während alle übrigen Arten nur in geringer Zahl vorhanden sind. Zu erwähnen sind einige heute selten gewordene Unkräuter wie Breitsame (Orlaya grandiflora) und Kornblume (Centaurea cyanus), die eher auf kalkhaltigen Böden wachsen. Dass auch Standorte mit saurer Bodenreaktion dem Ackerbau dienten, zeigen andere Getreideunkräuter wie z.B. die Feld-Hundskamille (Anthemis arvensis). Eine Zuordnung zu den Anbauflächen einzelner Kulturpflanzen lässt sich anhand des Unkrautspektrums nicht durchführen, da dieses sehr unterschiedliche Herkünfte repräsentiert.
Grünlandvegetation Aus einem Teil der Gruben (v.a. G6 und G24) konnte eine beachtliche Zahl von Grünlandarten nachgewiesen werden. Insgesamt liegen 21 Taxa mit 708 Resten vor, deren Standorte nach heutigem Ermessen auf Wiesen und Weiden zu suchen sind. Im Mittelalter war allerdings eine wesentlich kleinere Fläche der Innenstadt bebaut; Tiere wie z.B. Schweine liefen frei herum, weshalb mit grösseren Grünlandflächen auch im Stadtinnern zu rechnen ist. Die meisten Reste sind Zeiger von gedüngtem Wirtschaftgrünland, welches pflanzensoziologisch zu den Mähwiesen- und Weidegesellschaften zu rechnen ist. Allerdings sind nicht Funde von Gräsern dominant, sondern die häufigsten Nachweise stammen von der Gemeinen Brunelle (Prunella vulgaris, 247) sowie von einer nicht sicher bestimmten Seide (Cuscuta cf. epithymum), die als Schmarotzer auf anderen Pflanzen, z.B. auf Thymian gedeiht. Von allen übrigen Arten liegen durchwegs nur wenige Nachweise vor. Zeiger magerer Standorte sind kaum vorhanden, wenn wir von der Margerite (Leucanthemum vulgare) und dem Thymian (Thymus serpyllum) absehen. Vereinzelt sind Trittzeiger wie etwa der Grosse Wegerich (Plantago major) belegt, die aus dem Hofbereich stammen könnten. Wildpflanzen anderer Standorte Nur wenige Wildpflanzen stammen von anthropogen kaum umgestalteten Standorten. Hierzu zählen vor allem Pflanzen von Wäldern und Waldrändern sowie die Feuchtvegetation aus dem Uferbereich von Gewässern.
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Von den Wald- und Waldrandpflanzen liegen total 274 Reste von neun verschiedenen Arten vor. Es handelt sich vor allem um Samen und Früchte sowie Nadelfunde von Holzgewächsen (Weisstanne, Hasel, Fichte, Schlehe und Schneeball) und von nur wenigen Krautpflanzen. Weitere fünf Pflanzenarten stammen von Feuchtstandorten. Dazu gehören die Weide (Salix) und die Sumpfbinse (Eleocharis palustris) sowie Zeiger von Pionierfluren an Ufern, Weg- und Grabenrändern wie Sardischer Hahnenfuss (Ranunculus sardous) oder Schlammböden, wozu die beiden Knötericharten Polygonum lapatifolium und P. hydropiper gehören. Moosfunde In einzelnen Gruben konnten verschiedene Moosreste nachgewiesen werden. Insbesondere aus den Gruben G18 und G24 lagen grössere Mengen von Blatt- und Stängelfragmenten vor, die nicht näher bestimmt wurden.768 Das natürliche Vorkommen dieser Moose ist in den umliegenden Wäldern zu suchen und weist auf ein gezieltes Sammeln von Polstern als einfache und billige Hygieneartikel hin. Nachweise von Moosen, oft in Form ganzer Polster, sind denn auch von anderen Latrinenuntersuchungen bekannt.
Fundspektra der einzelnen Gruben Vorratsgrube/Latrine G10 (13. Jahrhundert) Aus dieser Grube liegen relativ wenige Pflanzenreste vor. Bei einem Total von 199 Samen/Früchten erreicht die Fundkonzentration einen Wert von nur 50 Resten/Liter. Beim grössten Teil handelt es sich um Reste von Kulturpflanzen, insbesondere von Getreiden. Einerseits liegen unverkohlte Druschreste von Roggen, Dinkel und Einkorn, andererseits verkohlte Körner von Roggen, Einkorn und Hafer vor. Zudem konnte auch die Walnuss mit zwei Bruchstücken und Koriander mit einer Teilfrucht nachgewiesen werden. Es ist auffallend, dass in dieser Probe Nachweise von Obst, das als typischer Fäkalzeiger in Latrinen gilt, praktisch fehlen. Neben den Nutzpflanzen liegen verschiedene Getreideunkräuter und Grünlandpflanzen vor, die wohl mit den Getreiden ins Fundgut gerieten. Das Pflanzenspektrum deutet darauf hin, dass vor allem Getreideabfälle entsorgt wurden und die Grube, zumindest für den untersuchten Zeitraum, kaum als Latrine benutzt wurde. Ebenfalls auf Abfallentsorgung weisen einige verkohlte Pflanzenreste hin.
Latrinengrube G24 (um 1300) Ein deutlich anderes Spektrum, verbunden mit einer wesentlich höheren Funddichte konnte in dieser Grube an der Südseite des Ökonomiegebäudes festgestellt werden. Es dominieren mit einem Anteil von 64% Reste von Kulturobst, gefolgt von Wildobst und Getreiden mit je 11%, wobei es sich bei letzteren fast ausschliesslich um Spelzen der Rispenhirse handelt. Wir fassen hier ein typisches Latrinensediment, das bereits während der Ausgrabung als «Fäkalschichten mit ausgezeichneter Erhaltung» charakterisiert wurde. Zu den häufigsten Obstfunden gehören mit 3257 Nachweisen Äpfel und Birnen, wobei es sich zum Teil um Samen, zum Teil um Perikarpreste, also Teile des Kerngehäuses handelt. Die Mehrzahl der Funde konnte nicht sicher zugewiesen werden, da die Unterscheidung der beiden Arten schwierig ist. Ebenfalls nennenswerte Mengen liegen von Kirschen (289), Weintrauben (182) und Erdbeeren (502) vor. An weiterem Obst sind Pflaumen (49) und Maulbeeren (31) erwähnenswert, in geringer Zahl sind zudem Mispel (Mespilus) und die Walnuss (Juglans) belegt. Auffallend in dieser Probe sind Nadelfunde von Wacholder (Juniperus communis). Von dieser Pflanze wurden sowohl Beeren wie Zweige und Nadeln zum Räuchern wie auch zur Geruchsbindung verwendet. Von den Getreiden liegen 687 Deckspelzenfragmente der Hirse vor, von denen einige leicht mineralisiert sind. Solche Spelzenfunde finden sich des Öfteren in Latrinensedimenten. Andere Getreide sind kaum vorhanden; es fanden sich lediglich zwei Dreschreste von Dinkel und ein Haferperikarp. Das Wildpflanzenspektrum wird dominiert von Ackerunkräutern, wobei vor allem die Graugrüne Borstenhirse als Sommergetreideunkraut gefunden werden konnte. Dies stimmt gut mit dem Getreidespektrum überein, da die Hirsen typische Sommerfrüchte sind. Speziell erwähnenswert ist schliesslich eine grosse Zahl von Moosfunden, die wohl der persönlichen Hygiene dienten. Latrinengrube Str.3 (um 1300) Von dieser Grube wurden aus Schicht Str.3.5 zwei verschiedene Abstiche (3 und 4) mit sehr unterschiedlichem Pflanzengehalt bearbeitet. Während in Abstich 3 mit 4808 Resten eine Konzentration von über 1000 Stück/Liter erreicht wur- de, konnten in Abstich 4 nur 121 Reste gefunden werden, was einer Funddichte von nur 30 Stück/ Liter entspricht. Das Pflanzenspektrum zeigt einen hohen Anteil von Kultur- und Wildobstresten und ist dem Spek-
trum aus Grube G24 recht ähnlich, kann also als typisches Latrinensediment charakterisiert werden. Die nachgewiesenen Mengen an Kulturobst sind aber wesentlich niedriger als in G24. Am häufigsten konnten Apfel/Birne und Wein gefunden werden, in geringer Zahl liegen auch Kirschen, Pflaume und Maulbeeren vor. Unter dem Wildobst sind vor allem Erdbeeren und Brombeeren belegt. Ob die 20 Samen des Wolligen Schneeballs (Viburnum lantana) ebenfalls auf eine Nutzung hindeuten, kann nicht gesagt werden. Auch hier konnten eine grössere Zahl von Deckspelzenfragmenten der Rispenhirse, zwei Reste von Hanf sowie 40 nicht näher bestimmbare Getreideperikarpe nachgewiesen werden, wie sie in Latrinensedimenten oft anzutreffen sind. Auffallend sind im weiteren Gewürzfunde von Fenchel, Kümmel und Petersilie; bei weiteren nicht näher bestimmbaren Apiaceen-Früchten dürfte es sich ebenfalls um Reste von Gewürzen handeln. In dieser Grube konnten zudem die einzigen drei sicher bestimmbaren Reste von Ackerbohnen nachgewiesen werden. Speziell zu erwähnen sind 120 verkohlte krustenartige Objekte, deren Zuordnung unklar ist. Es könnte sich um verkohlte Reste von Backwaren oder Fruchtfleisch handeln; eine sichere Bestimmung ist aber nicht möglich. Latrinengrube G18 (um 1300) Aus der Grube G18 liegen 4284 Reste vor, was einer Konzentration von 1071 Stück/Liter entspricht und etwa im Durchschnitt aller untersuchten Gruben liegt. Es liegen fast ausschliesslich unverkohlte Pflanzenreste vor, wobei mit über 50 verschiedenen Pflanzentaxa eine recht hohe Diversität erreicht wird. Am häufigsten nachgewiesen sind Kirschen (1148) und Weinkerne (1413), deutlich weniger häufig konnten Apfel/Birne belegt werden. An weiteren Kulturobstfunden konnten Zwetschge/ Pflaume und Maulbeere gefunden werden. Wildfrüchte sind dagegen mengenmässig wenig, aber doch mit verschiedenen Arten vertreten; wir konnten Hagebutte, Schlehe, Erdbeere, Brombeere und Kornelkirsche nachweisen. Spezielle Funde stammen von Gewürzen; so konnten drei Samen des Bohnenkrauts und zwei Teilfrüchte von Koriander bestimmt werden. Im weiteren sind verschiedene Getreide, insbesondere Dreschreste und Perikarpfragmente von drei Arten belegt: Rispenhirse, Dinkel und Hafer. Auffallend sind grössere Mengen von Wildpflanzen wie z.B. der Kornrade, die wohl zusammen mit den Getreiden in die Ablagerung gelangt ist. Zudem sind viele Moosfunde in dieser Grube gefunden worden. Das Pflanzenspektrum deutet so159
Abb. 238 (rechte Seite): Samen und Früchte: 1 Akelei (Aquilegia vulgaris) 2 Hafer (Avena) 3 Runkelrübe (Beta vulgaris) 4 Runkelrübe (Beta vulgaris) 5 Hanf (Cannabis sativa) 6 Kornelkirsche (Cornus mas) 7 Koriander (Coriandrum sativum) 8 Schachtelhalm (Equisetum) 9 Fenchel (Foeniculum vulgare) 10 Erdrauch (Fumaria officinalis) 11 Wacholder (Juniperus communis) 12 Lein, Kapsel (Linum usitatissimum) 13 Mispel (Mespilus germanica) 14 Schwarzer Maulbeer- baum (Morus nigra) 15 Schlafmohn (Papaver somniferum) 16 Petersilie (Petroselinum cris- pum) 17 Portulak (Portulaca sativa) 18 Süsskirsche (Prunus avium) 19 Zwetschge (Prunus domestica) 20 Pflaume (Prunus insititia) 21 Birne, Samen (Pyrus) 22 Birne, Steinzellen (Pyrus) 23 Birne, Perikarp (Pyrus) 24 Rose, Hagebutte (Rosa) 25 Bohnenkraut (Satureja hortensis) 26 Roggen (Secale cereale) 27 Dinkel (Triticum spelta) 29 Brennessel (Urtica dioica) 29 Kuhnelke (Vaccaria pyramidata) Massstab: Abstand zwischen zwei Strichen entspricht jeweils 1 mm.
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mit eher auf ein Latrinensediment mit grösseren Anteilen von Fäkalmaterial hin und entspricht nicht einem typischen Brunnensediment.769 Grube G9, Keller (1. Hälfte 14. Jahrhundert) Die Funddichte ist mit 207 Stück/Liter recht niedrig, hingegen ist die Diversität mit über 50 verschiedenen Pflanzenarten recht hoch. Von den total 943 Resten sind deren 260 in verkohltem Zustand nachgewiesen. Dies ist der höchste Anteil verkohlter Reste aus allen untersuchten Gruben und weist auf einen verstärkten Eintrag von verkohlten Abfällen hin. Darunter sind vor allem Getreidekörner und Druschreste, jedoch kaum Unkräuter. Nachgewiesen sind: Nacktweizen, Dinkel, Einkorn, Roggen und Hafer. Von Hafer und Roggen gibt es auch unverkohlte Dreschreste; weitere unverkohlte Nutzpflanzenfunde liegen von der Walnuss und von Hanf vor. Ebenfalls in unverkohltem Zustand liegen zwei Pfirsichsteine vor, bei denen es sich um die einzigen Nachweise aus dem Bürgerasyl handelt. Diese beiden Reste stammen aber nicht aus der Schlämmprobe, sondern kommen als handaufgelesene Funde aus einer darüber liegenden Schicht (G9.2). Dieser Nachweis ist ein Indiz für eine höhere soziale Stellung der Bewohner dieses Gebäudes. Bei allen übrigen Funden handelt es sich um Wildpflanzen (v.a. Wintergetreideunkräuter). Dieses Artenspektrum deutet nicht auf ein Latrinensediment hin, sondern zeigt einen höheren Anteil von häuslichen Abfällen, die beispielsweise vom Herdfeuer oder der Getreideaufbereitung stammen könnten. Heizkeller/Spital(?)bad Str.7 (Mitte 15. – 1. Hälfte 16. Jahrhundert) Diese Grube gehört zu den fundärmeren mit total nur 355 Funden von fünf verschiedenen Taxa und einer Konzentration von 178 Stück/Liter. Es wurden fast ausschliesslich Weinkerne (320) gefunden, zudem drei Holundersamen, zwei Schlehenkerne und ein einziges Hirseperikarp. Das Fundspektrum lässt an ein Latrinensediment denken, doch ist die Fundkonzentration erstaunlich gering, was nicht typisch für Fäkalschichten ist. 29 verkohlte Reste weisen zudem auf einen Eintrag von verkohlten Abfällen hin. Somit ist dieses Sediment archäobotanisch nicht eindeutig charakterisierbar.
Latrinen–/Sickergrube G6 (14./15. Jahrhundert) Diese Grube ist mit 28513 nachgewiesenen Resten die fundreichste aller untersuchten Latrinen und weist zugleich die höchste Fundkonzentration auf (7128 Stück/Liter). Während der Ausgrabung konnte unter einer sterilen Verfüllschicht eine stark geruchsintensive Fäkalienschicht festgestellt werden, in der bereits von Auge grosse Mengen an Kirschkernen erkennbar waren. Diese Beobachtung hat sich auch bei den Analysen bestätigt, konnten doch die meisten Pflanzenreste verschiedenen Obstarten (Kultur- und Wildobst) zugeordnet werden. Am häufigsten fanden sich Erdbeeren (8753), Kirschen (4227), Weinkerne (4200) und Brombeeren (2387). Seltene Funde liegen von der Feige, Maulbeere, Hagebutte und Pflaume vor; auffallend ist das nahezu vollständige Fehlen von Apfel/Birne. Ebenfalls sehr häufig sind die ölhaltigen Samen des Schlafmohns (5032). Als weitere Ölpflanze ist auch der Lein nachgewiesen. Von den Nüssen liegen von der Haselnuss reichliche Nachweise vor (124), während von der Walnuss nur zwei Reste gefunden wurden. Auffallend sind im weiteren 788 Samen der Kornrade, deren 561 von der stinkenden Hundskamille sowie eine grössere Zahl verschiedener Grünlandarten. Diese könnten möglicherweise über Sickerwasser ins Sediment gelangt sein. Getreidereste fehlen fast vollständig. Der äusserst geringe Anteil verkohlter Reste deutet darauf hin, dass keine Herdfeuerabfälle in dieser Latrine entsorgt wurden. Grube G1 (2. Hälfte 15./1. Hälfte 16. Jahrhundert) Die jüngste aller untersuchten Gruben hat ebenfalls sehr viele Pflanzenreste geliefert. Die Funddichte liegt bei 6550 Resten/Liter, nur wenig tiefer als bei Grube G6. Auffallend ist ein erhöhter Anteil mineralisierter Funde (7%), was auf eine zeitweilige Austrocknung hindeuten kann. Die Diversität in dieser Probe ist mit 36 verschiedenen Taxa trotz der hohen Funddichte etwas geringer. Allein die Kirschkerne machen mit 10137 Stück rund 77% aller Funde aus. Es folgen in der Häufigkeit Weinkerne (987), Äpfel/Birnen (779) und Brombeeren (660). Weitere Kulturpflanzenfunde stammen von Zwetschgen und Pflaumen, Schlafmohn und Fenchel; von den Getreiden liegt ein einziger unverkohlter Dreschrest von Weizen vor. Gemüsenachweise fehlen, und die Zahl von Wildpflanzen ist sehr niedrig.
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Abb. 239: Ablassbrief für das Steiner Spital aus dem Jahr 1362 (StaStaR Spi 1). Eine für den Kanton Schaffhausen einmalige Prachtsurkunde, sehr gross geschrieben und quasi «überformatig». Sie garantierte einen vierzigtägigen Ablass für folgende Menschen: 1. allen, die an Sonn- und Feiertagen und an Tagen von gegen 40 namentlich aufgeführten Heiligen zu Andacht, Gebet oder Wallfahrt zum Spital kommen oder dort der Messe, den Vesperpredigten oder andern Gottesdiensten beiwohnen; 2. allen, die den Leib Christi oder das heilige Öl, wenn diese zu Kranken getragen werden, begleiten; 3. allen, die bei der Abendglocke kniend dreimal das Ave Maria sagen; 4. allen, welche zur Fabrik oder zu ihrer Verbesserung Licht, Ornate, Kleider, Bücher, Kelche, Gold, Silber, Vieh in ihrem Testament oder sonst wie geschenkt oder vermacht haben; 5. allen, die beten für die Gesunderhaltung des Bischofs von Konstanz oder von Johann, genannt Muttinger, Kleriker des Konstanzer Herren-Klosters vom Rosenkranz, welche diesen Brief ausfertigen liessen. Sie weckt viele Fragen: War sie für den Aushang an bestimmten Tagen (der Altarweihe?) gedacht? Wo wurde sie aufgehängt? Wer hat sie veranlasst? Wer hat sie zuhanden des Spitals erhalten?
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III. Historische Forschungen
Netzwerk Heiliggeistspital um 1500 Erwin Eugster
Geschichte des Spitals bis um 1490 Die Dokumente zur Frühgeschichte des Spitals sind äusserst dürftig. Ein Stiftungsbrief fehlt, so dass die Gründung des Spitals nur aus der allgemeinen Geschichte der Steiner Herrschaftsträger, insbesondere der Herren von Hohenklingen hergeleitet werden kann.770 Der bekannte Ablass- brief von 1362 (Abb. 239) belegt immerhin, dass spätestens jetzt ein hospitale pauperum opidi in Steyn mit einer zugehörigen Kirche bestand. Hundert Jahre später war die Stadt Stein im Besitz der Pflege und der Gutsverwaltung des Spitals. In den 60er-Jahren liess sie auf dessen Dach das Ratsglöckchen montieren.771 Und ein erstes erhaltenes Güterverzeichnis von 1468 ergibt, dass dem Spital Grundzinseinnahmen in der Höhe von 200 Schillingen und etwa tausend Schillinge an Geldrenten zukam. Beides zusammen hätte gerade dazu gereicht, den Jahresunterhalt von drei Handwerkerfamilien zu bestreiten.772 Noch um 1468 war das Spital also eine kleine Anstalt. Sie wurde vermutlich von (einem?) Laien geführt, war wie viele Spitäler des Spätmittelalters dem Heiligen Geist geweiht und stand mitt lerweile unter der Aufsicht und auch im Dienst der Stadt – ein Bild, wie es die meisten Spitäler der kleineren Städte unserer Region vermitteln.773 Das Spital – ein kleines Haus774 – lag spätestens gegen 1450 an der heutigen Oberstadt, mit mindestens einem weiteren (Ökonomie?)Gebäude südlich der heutigen Obergass. Wo genau Spital und Kapelle zuvor in Stein gelegen haben, wird anhand der schriftlichen Quellen nicht klar. Indizien wären allenfalls aufgrund der bauarchäologischen Befunde zu erschliessen. Ab 1475 ist das Spital dann vergleichsweise gut dokumentiert. In diesem Jahr schenkte Jörg Weber dem Spital nebst umfangreichen Barguthaben zwei Häuser. Das eine wird schon lange als die heutige «Pilgerherberg» identifiziert. Das andere lag laut Schenkungsurkunde zwischen Payers
Haus und dem Spital. Da dieses Haus wachtpflichtig war, erscheint das bisher wachtdienstfreie Spital von nun an auch in den Wachtrödeln. Laut Rodel von 1492 hatte es an der Oberstadt nun die Steuer von «Galyätzen Oberhus» zu bezahlen, während die Steuer des unteren Hauses der Galiatz von Hans Vels bezahlt wurde, der in dieser Zeit die payersche Liegenschaft versteuerte. Der Spital-Übergaberodel von 1480 (Abb. 240) erwähnt ein «vorderes», ein «hinteres» und ein «neues» Haus. Letzteres grenzte an das Haus der Steffan. Damit ist klar: Weber hat dem Spital 1475 das «Oberhaus» der Galiatz geschenkt, das er kurz vor seiner Schenkung von Heinrich von Payer und dessen Gattin Elisabeth Galiatz übernommen hat. Nicht ganz klar ist, ob zu diesem Haus auch das erwähnte «hintere» Haus gehörte, oder ob dieses zuvor schon im Besitz des Spitals war. Ein Hinweis in die erstgenannte Richtung ist, dass der erwähnte Übergaberodel einen «vorderen», einen «hinteren» und «Spitals» Keller nennt. Er stellt also keinen Bezug zwischen dem hinteren und dem 1480 bereits umgebauten «neuen» Haus her. Andererseits erwähnt ein Zinsverzeichnis von St. Georgen um 1518 zwei hintere Häuser des Spitals, von denen eines an Lewerers Haus stiess. Dies würde bedeuten, dass das «hintere Haus» von 1480 zum älteren, um 1480 bereits umgebauten Spitalgebäude («neues Haus») gehört hätte und nach 1480 ein Bau an der nordwestlichen Parzellengrenze gegen die Obergasse hin vollendet worden wäre. Ganz schlüssig ist das Problem allein aufgrund der schriftlichen Quellen nicht zu lösen.775 Nach 1475 setzte eine umfangreiche Renovations- resp. Bautätigkeit auf dem Grund der bestehenden Spitalbauten ein. Schriftlich belegt sind für die Zeit vor 1481 der Neubau des alten vorderen Spitalgebäudes, um 1492/94 der Ausoder Neubau des Siechenhauses ausserhalb der 163
Abb. 240: Übergaberodel aus dem Spitalarchiv aus dem Jahr 1480/81(StaStaR Spi 494). Ein sehr «schwieriges» Dokument. Es wurde wahrscheinlich während des Streites zwischen der Stadt Stein und dem Spitalmeister Claus Horn verfasst, als die Stadt bemängelte, Horn habe weniger Güter als versprochen in das Spital eingebracht und das Spital heruntergewirtschaftet. Es verzeichnet das Inventar der Spitalliegenschaften auf dem Areal beim Spital selbst, aber nicht alles, sondern nur die Vorräte und jene Mobilien, welche strittig waren. Diese dürften sich in den Zimmern der Spitalmeisterfamilie selbst und der Mittelpfründner befunden haben. Das Mobiliar der Siechen, einer allfälligen Kappelle usf. bleiben also unerwähnt. Ebenso bleibt unklar, ob alle Vorräte aufgeführt sind (der Anfang des Dokumentes fehlt). Auch so ist die Auflistung indes eindrücklich: Rund 70 Schweineviertel, 4 Ölhäfen, 1 Topf mit Honig, 1 Topf mit Senfhanfsamen, 1 Säcklein mit Senfsamen, gut 15 Kübel und Eimer, je 1 Büttelfass und -kiste neben 2 Bütteln, 4 Flaschen verschiedener Grösse, 2 Badezuber, 1 Reitsattel und vieles mehr werden neben 51 «Kornzaiberli» als Vorräte und Inventar genannt, deren Aufbewahrungsort nicht mehr ersichtlich ist. Im vorderen Haus wird eine Kammer «vor der Stube» aufgeführt mit einer Truhe samt Tuch und Ersatzbettwäsche, zwei Bettstätten mit insgesamt drei Betten. In der oberen Kammer hinten hinaus fand sich die gleiche Anzahl von Bettstätten und Betten. In zwei Truhen wurden 37 Stangen und Klüngel Garn aufbewahrt. In der oberen vorderen Kammer mit zwei Bettstätten und insgesamt drei Betten wurden neben einer Truhe mit einem Messingleuchter und Ersatz-Bettwäsche (z.B. 1 «Badhemli» und 1 Mantel) «des Spitals Ablassbriefe und ander zierden zu der wihi» aufbewahrt. Im kleinen Kämmerlein vorne hinaus befanden sich nur zwei Betten und eine kleine Kiste. Im neuen Haus werden nur eine mittlere und eine hintere Kammer mit zusammen drei Betten und wenig Mobiliar erwähnt. Im hinteren Haus werden keine Wohnutensilien und nur das Dachgeschoss, der Stall und der Keller aufgeführt. Dort fand man unter dem Dach 4 Malter Roggen, 27 Ringbänder, 1 Weintüchel, 2 Dreschflegel, 1 Rantzen, 9 Burden Reis, 11 grosse und kleine Weinfässer, 1 «Kornviertel». Im Stall 2 Kühe, 2 Kälber, 1 Pferd, 1 Treggel, 2 «Kestli», 2 Reitsättel, 1 Wanne, 1 Schleifstein nebst weiteren Utensilien. Im hinteren Keller 1 Fass mit neuem Wein ca. 4 Saum, 2 Gelten mit Gemüse und Kraut, 2 Hurden; im «Spitalkeller» (vgl. Bildausschnitt) 1 Fass mit rotem altem Wein ca. 12 Saum, 1 Fass mit weissem neuem Wein ca. 12 Saum, 1 Fass mit rotem neuem Wein ca. 12 Saum, 1 langer «Wintrachter»; im vorderen Keller schliesslich 1 Fass mit altem, ungefähr vierjährigem weissem Wein ca. 10 Saum, 1 Fass mit altem, ca. zweijährigem rotem Wein ca. 9 Saum, 1 Fass mit altem weissem Wein ca. 9 Saum, 1 Fass mit neuem rotem Wein ca. 5 Saum, 1 Fass mit neuem weissem Wein 5 Saum, 1 Fass neuen roten Wein ca. 4 Saum, 2 leere Fässer, 1 langer «Wintrachter».
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Stadt gegen Öhningen hin und in der gleichen Zeit grössere Treppen-, Keller und Dachgeschossarbeiten auf der eigentlichen Spitalparzelle.776 In Zusammenhang der Arbeiten am vorderen Spitalhaus gehört auch die Erbauung jener Spitalkapelle, die 1490 mit einer Priesterpfründe versehen wurde und deren Reste heute wieder erkennbar sind.777 Die nördliche Grenze dieser Spitalparzelle (und damit wohl auch des «hinteren Hauses») wird aus den schriftlichen Quellen nicht exakt ersichtlich. Gesichert ist aber, dass auf den Nachbarparzellen bereits um 1448 steuerlich erfasste «hintere Häuser» standen. Und zwischen der Grenze dieser Parzellen und der Stadtmauer muss noch mindestens eine Parzellen- oder Häusertiefe gelegen haben, welche über einen Durchgang im Raum der heutigen Obergass erschlossen wurde.778 Dendrochronologisch ist – passend zum Quellenbefund zum «vorderen Haus» und zum Siechenhaus vor der Stadt – um 1480 der (Neu?)Bau eines hinteren Spitalgebäudes gesichert.779 Im frühen 16. Jahrhundert ging die Expansion des Spitals weiter: 1509 kam, wie erwähnt, das Haus von Conrad Steffan hinzu, welches neben dem renovierten Spital lag. 1535 schliesslich kaufte das Spital noch das hintere Gebäude der vormaligen Parzelle der Galiatz resp. Payer, welche nach mehreren Handänderungen via die Flar an die Familie der Würt (Wirt) gelangt war.780
Die wirtschaftlichen Grundlagen des Spitals Wie oben bereits erwähnt, waren die materiellen Grundlagen des Spitals bis in die Mitte der 70erJahre des 15. Jahrhunderts dürftig. Die Grundausstattung warf vermutlich pro Jahr fünf Mark Silber (= 250 Schilling) ab und bestand je etwa zu einem Drittel aus grundherrlichen Abgaben von einem Hof in Hemishofen, einer grossen Wiese samt Weinberg beim (späteren) Siechenhaus und kleineren Zinsen in und um Stein. Bis 1469 kamen rund tausend Schillinge Einkünfte dazu, meistens in der Form von Gülten, also ablösba- ren Renten auf ausgeliehenes Kapital.781 Nur in drei Fällen ist bekannt, wie das Spital zu einer Gülte kam. 1459 resp. 1465 schuldeten zwei Steiner Bürger dem Spital 5 resp. 10 Pfund und übertrugen ihm deshalb Einkünfte von 5 resp. 10 Schilling.782 1468 stifteten Johannes von Rosenberg und Gattin Agnes von Bussnang dem Spital je die Hälfte von Freudenfels und der Kirche Burg. Freudenfels ist anschliessend nicht mehr in den Spitalakten zu finden. Burg brachte jährlich je 7.5 Malter Vesen (ungespelzter Dinkel) und Hafer sowie zehn Schilling ein.783 Damit hat man
wohl die beiden hauptsächlichen Hintergründe der Vermehrung der Spitaleinkünfte vor sich: Das Spital profitierte einerseits von Stiftungen für das Seelenheil, andererseits hatte es begonnen, Kapital gegen Rentenzinsen von 5% auszuleihen. In den nächsten fünf Jahrzehnten hat sich das Spitalvermögen (inkl. Gläubigerguthaben) merklich vergrössert. Die genauen Jahreseinkünfte sind zwar nicht zu eruieren, da die Rechnungen der Spitalpfleger noch wenig mit unserer heutigen doppelten Buchhaltung gemein haben und man beispielsweise noch nicht zwischen einer laufenden Rechnung und einer Vermögensrechnung oder Bilanz unterschied. Zudem war die Zahlungsmoral der Schuldner – gelinde gesagt – bedenklich. Wer nicht ausdrücklich vom Spitalpfleger dazu aufgefordert wurde, scheint seine Zinsen oder Renten nur ausnahmsweise von sich aus bezahlt zu haben. Dazu kommt, dass es den Schuldnern und Zinszahlern oft auch schlicht nicht möglich war, termingerecht zu bezahlen – ein Phänomen, das aus der ländlichen spätmittelalterlichen Gesellschaft bestens bekannt ist. So sind denn die Rechnungsbücher des Spitals besonders in den 70er- und 80er-Jahren des 15. Jahrhunderts voll von sogenannten «Restanzen», Zahlungen, die zwar als Einnahmen verbucht, jedoch teilweise seit Jahren ausstehend waren. In manchen Jahren machten die Restanzen nahezu 50% der verbuchten Einnahmen aus. Trotz dieser gewichtigen Unsicherheit lässt sich die Entwicklung der Spitaleinnahmen einigermassen abschätzen. 1474 stiegen sie von rund 1200 auf etwa 1600 Schillinge; im Jahr darauf, als Spitalpfleger und -meister einigermassen Übersicht über die Schenkung Jörg Webers gewonnen hatten, betrugen sie bereits über 3000 Schillinge. Danach pendelten sie bis in die 90erJahre hinein zwischen rund 2700 und 3300 Schillingen. Bis 1508 stiegen sie schliesslich gegen 5000 Schillinge, wobei für diese Zeit eine gewisse Geldentwertung des Schillings berücksichtigt werden muss.784 Zu diesen Einnahmen sind noch die Erträge einiger Weinberge und zahlreicher Tiere zu addieren, welche in Halbpacht ausgegeben waren. 1508 waren dies beispielsweise 56 Kühe, 22.5 Rinder, 26 Kälber, 3 Mutterschweine, 10 «Stainymmen», 83 «Halbymmen» (Ymmen = Bienen(stöcke)).785 Diesen Einnahmen standen laut Rechnungsbüchern jeweils Ausgaben gegenüber, die durchschnittlich rund 10% tiefer waren als die Einnahmen. Das Spital warf also einen ansehnlichen Gewinn ab. Dieser wurde teilweise in Lagerbeständen konserviert, welche beispielsweise 1509 aus 190 Pfund 3 Schilling Bargeld «im Kasten» bestanden. Dazu kamen in den beiden Kellern 18 Fuder alten und 21 Fuder neuen Weines sowie wohl in den Estrichen aufbewahrte etwas mehr als 2 Malter Kernen (gespelzter Din165
kel), 25 Malter Vesen, 6 Malter Roggen und 9 Malter Hafer.786 Wie weit die Spitalpfleger damit über «Reserven» verfügten, welche sie bei entsprechend günstigen Preisen auf den Markt bringen konnten, ist nicht erkennbar. Ebenso wenig existieren Hinweise dafür, dass das Spital auf Anweisung des Steiner Rates zur Versorgungssicherheit der Stadt beizutragen hatte. Das Spital verstand es nicht nur, seine Ausgaben niedriger zu halten als die Einnahmen und entsprechend Geld- und Naturalreserven anzulegen. Es gab zumindest Teile des resultierenden Gewinnes im Stile einer Bank wieder als Darlehen aus. Weil es über genügend liquide Mittel verfügte, konnte es zudem auch «riskantere» Geschäfte tätigen. So überwiesen zwei Schwestern von Hornstein, Nonnen in Kalchrain, dem Spital 200 Gulden gegen ein Leibgeding zu jährlich 20 Gulden. Das Spital lieh die 200 Gulden zu 10% (!) Rente gleich wieder an Hartmann Amman, den Gerber Hans Ruf und Ulrich Mayer zum Schwarzen Horn weiter, wobei es sich im Falle Ammans und Mayers um kurzfristige Kredite gehandelt haben dürfte, die man später in normale 5%-Ausleihen umwandelte. Leibgedinge verfielen dem Schuldner mit dem Tod des/der Begünstigten. Damit war klar: Lebten die Nonnen noch länger als zwanzig Jahre nach Abschluss des Leibgedings, so resultierte für das Spital eine Rendite von weniger als fünf Prozent, sofern es für dieses Geld nicht mehr als die üblichen 5% Rente erhielt. Starben sie früher, so war das Geschäft für das Spital auf jeden Fall lukrativ.787
Herrenpfründner Die Nonnen von Hornstein übertrugen wohl ihre materielle, standesgemässe Absicherung an das Steiner Spital. Ihren Lebensunterhalt – insbesondere im Alter oder bei schwerer Krankheit – garantierte aber sicher ihr Kloster, welches nach ihrem Tod auch für das Heil ihrer Seelen sorgte. Eine weitere Quelle für das wachsende Spitalvermögen waren indes Menschen, welche dem Spital nicht nur ihre materielle Absicherung, sondern den Lebensunterhalt im Alters- oder Krankheitsfall und die Sorge für ihr Seelenheil schlechthin übertrugen. Solche Menschen wurden Spitalpfründner genannt. Für die Zeit des Mittelalters sind keine eigentlichen Pfrundverträge des Steiner Spitals direkt überliefert. Diejenigen Pfrundverhältnisse, welche indirekt erschliessbar sind, weisen indes klar darauf hin, dass auch in Stein ein dreistufiges Verpfründungssystem existierte: Wer mit einem grossen Vermögen in das Spital eintrat, erhielt eine exklusive Pfründe, die andernorts «Herrenpfründe» genannt wurde.788 Die verpfründete Person 166
verfügte über ein eigenes Gemach mit Stube, Ofen und Herd. In Stein bewohnte sie in der Regel eines der dem Spital zugehörigen Stadthäuser. Sie hatte die Möglichkeit, sich das Essen selbst zuzubereiten, konnte sich aber auch Spital essen zukommen lassen. Dazu trank sie guten Wein. Existierte eine Magd, so hatte sie vermutlich in der Mittelpfrund (vgl. unten) zu leben. Herrenpfründner und -pfründnerinnen behielten sich in der Regel beim Eintritt in das Spital ein gewisses frei verfügbares Einkommen vor. Herrenpfründner benützten das Spital also in einer Art und Weise, welche an die heutige Spitex erinnert. Im Falle einer gesundheitlichen Verschlechterung wurden sie von Spitalleuten zuhause betreut. Die Steuerverzeichnisse weisen darauf hin, dass dies bis zum Tod so blieb. Herrenpfründner gingen zum Gebet wohl in die Kapelle des Spitals. Zu den Dienstleistungen des Spitals dürfte aber bei Bedarf auch der Besuch des Spitalgeistlichen gehört haben, für den 1490 auf Wunsch der Stadt und offenbar auch im Sinne des längst verstorbenen Jörg Weber eine eigene Kaplanei eingerichtet wurde.789 Der gerade erwähnte Jörg Weber war sicher der prominenteste Steiner Herrenpfründner des Mittelalters. Er übertrug 1475 noch zu Lebzeiten sein umfangreiches Vermögen, welches in Liegenschaften, Schuldbriefen und ausstehenden Zahlungen bestand,790 an das Spital mit der Bedingung, in den beiden Steiner Häusern Spitalpfleger oder -pfründner und arme Menschen zu beherbergen und seine Jahrzeiten nach genau vorgegebenem Ritual zu begehen.791 Welche Summe er dem Spital neben seinen beiden Häusern in Stein, seinem Hausinventar und rund 60 Gulden in bar vermachte, ist nicht mehr genau zu eruieren. Denn Weber hat nicht nur sichere Einkünfte und Besitzungen übertragen, sondern in erster Linie auch «Briefe» über «Hauptgülten», d.h. Schuldbriefe für verliehenes Kapital. Dazu kamen ausstehende Guthaben für Lebensmittel- und Materiallieferungen, deren Einzug dann ganz offensichtlich auf Schwierigkeiten stiess.792 Die markante, gesicherte Steigerung der Spitaleinkünfte um 1476 ergibt immerhin, dass Weber mehr als 1300 Gulden an Hauptgülten (verliehenes Kapital) übertragen hat (die 131 Gulden, die das Spital dem Eigenherrn Webers, dem Kloster Einsiedeln, nach dessen Tod zu bezahlen hatte, bereits abgezählt). Allein die Seelgerätstiftung setzt die Stiftung von Liegenschaften im Wert von 50 Gulden voraus. Weber dürfte seinen Lebensabend im neuen Haus beim Spital verbracht haben. In der kurzen Zeit, die ihm nach der Verpfründung bis zu seinem Tod vor dem 25.9.1477 noch blieb, hat er weiterhin eigene Finanzgeschäfte getätigt.793 Zu diesem Zweck hatte er sich bei seiner Verpfründung die Verfügung über maximal 200 Pfund (etwa 270 Gulden) vorbehalten.
Andere Pfründner, wie Heinrich Karrer, der Steiner Zimmermanns-Werkmeister, waren weniger reich als Weber. 1472 noch Nachbar von Jörg Weber, zog er unmittelbar nach dessen Verpfründung in dessen Haus am Untertor («Pilgerherberg»). 1478 vermachte er 110 Pfund an das Spital, welches ihm und seiner Frau 5.5 Pfund jährliches Leibgeding zu zahlen hatte.794 Das Ehepaar Karrer lebte spätestens ab diesem Zeitpunkt als Herrenpfründner im ehemaligen weberschen Haus: Für das Haus sorgte das Spital, für die persönlichen Bedürfnisse bekam das Ehepaar eine «Altersrente», die bis 1490 sogar auf 6 Pfund und 4 Schillinge stieg. Nur die Vogt- und Wachtsteuern beglich das Paar bis 1501 weiterhin selbst. 1502 dürften beide Ehegatten Karrer tot gewesen sein. Denn 1502 bis 1508 zahlte das Spital die Vogtsteuer ab «Karers hus», während die Wachtsteuer von 1503 bis 1509 vom Sattler Conrad Zaltenbach abgeliefert wurde, der 1509/1510 auch die Vogtsteuer übernahm. Zaltenbach seinerseits wechselte 1503 von einem seiner zwei Häuser bei Obertor resp. gegenüber der Brotlaube in das Weber-Haus, ohne seine beiden bisherigen Liegenschaften zu veräussern. Er erhielt ein Leibgeding unbekannter Höhe.795 Wie Weber hat Zaltenbach also nach seinem Umzug in das Pfrundhaus einen Vermögensteil behalten und entsprechend bis zu seinem Tod eine ansehnliche Vermögenssteuer bezahlt, während Karrer offensichtlich deutlich weniger Eigenmittel für sich behalten hatte. Hans Raff war 1490 bis 1495 Spitalmeister. 1492 bis 1497 besass er zudem die Liegenschaft des heutigen «Adler Felsen», welche er laut Wachtliste auch mit seinem «Swiger» bewohnte. Wie die im Folgenden noch detailliert zu beschreibende Familie des Spitalmeisters Horn zog auch Spitalmeister Raff in die unmittelbare Nähe des Spitals. 1495 muss er schwer erkrankt sein, denn die Rechnung für das Jahr 1495 erstellte nachträglich im Jahr 1498 seine durch Ratsmitglieder bevogtete Gattin. 1499 ist er aus den Wacht- und Steuerlisten verschwunden und zahlt nur noch für ein Jahr die Vogtsteuer für Hochmessingers Haus. Raff könnte durchaus seinem Lebensabend als Herrenpfründner des Spitals verbracht haben. Es ist denkbar, dass er schon ab 1495 als Spitalnachbar vom Spital betreut wurde, in welches er 1497– 99, als er schwer krank oder altersschwach war, noch eintrat oder eintreten musste. Als Pfrundgut könnte er unter anderen das «Hochmessinger Haus», die auch heute noch stattliche Kanzley nahe beim Spital, eingebracht haben, welche 1485 in seinem Besitz erscheint. Im Falle von Raff bleibt aber eine Unsicherheit: Das «Hochmessinger Haus» könnte vom Spital nach Raffs Tod auch einfach als Pfand für ausstehende Schulden akquiriert worden sein, bevor es dann 1501 gerichtlich wegen ausstehenden Guthaben ganz dem Spi-
tal zugeschrieben wurde. In diesem Falle hätte Raff ab 1497 wie sein Vorgänger Horn seinen Lebensabend als Mittelpfründner (vgl. unten) im Spital verbracht.796 Dorothe von Elgi, «Herdegens Junckers Jungckfer», ist die einzige namentlich bekannte Herrenpfründnerin dieser Zeit. Sie bewohnte 1503 bis 1516 das «Hochmessinger Haus». Über sie ist wenig in Erfahrung zu bringen: Sie musste nur 1503 Wachtsteuer bezahlen. Anschliessend war sie wohl ohne Vermögen oder aufgrund eines Privileges ihrer Familie steuerfrei und bezog vom Spital ein Leibgeding, welches ihr ein standesgemässes Leben ermöglichte. Denn Hochmessingers Haus muss ähnlich vornehm gewesen sein wie die andern ehemaligen Stadthöfe der Herren von Hohenklingen. Nach 1524 war es entsprechend an Juncker Conrad Egli vermietet, später an Lorenz Lewerer. 1556 ist es schliesslich als Pfarrhaus belegt. Offen bleibt die Frage, welche Funktion im Falle Dorothes von Elgi der nahen Sammlung zugekommen ist.797 Letzter im Mittelalter einigermassen erfassbarer Herrenpfründner schliesslich ist Conrat Steffan, Sohn von Hans Steffan resp. Staffanower. Er war seit dem Jahr 1500 Besitzer der Steffan-Liegenschaft unmittelbar östlich des Spitals. Seit 1509 zahlte das Spital die Wacht-, Vogt- und Vermögenssteuer ab seinem Haus, während Conrad seinerseits nur noch 1510 eine Vermögenssteuer leistete. Er scheint 1509 sein Haus dem Spital überlassen zu haben. Seine Platzierung in der Steuerliste weist darauf hin, dass er weiterhin in seinem Haus wohnte und nicht in das Spital eintrat. Ab 1510 muss er also ebenfalls ein Herrenpfründer in der Art Dorothe von Elgis gewesen sein, der bis zu seinem Ableben vor 1533 mehr oder weniger selbständig in seinem Haus wohn te, aber von den oben erwähnten Leistungen des Spitals bei Bedarf profitieren konnte.798 Es bleibt noch der Hinweis auf einen in gewissem Sinn «speziellen» Pfründner zu machen. 1505 erhielt das Spital von Mittelpfründner Clewi Wagner (vgl. unten) das Haus unmittelbar westlich der Sammlung und nördlich des Spitals («Augustinerhus»). Anschliessend wurde das Haus bis 1526 abgabenfrei von «Herrn Marti», Kaplan Hans Marti von Arlen, bewohnt, der vorher wohl im Spital untergebracht war. Vom Spital erhielt Marti zudem gut 22 Pfund Pfründe und Wein aus einem eigenen Rebberg. Als Gegenleistung hatte er gemäss Pfrundstiftung von 1490 mindestens drei Messen pro Woche zu lesen und generell die Spitalinsassen und -pfründner geistlich zu betreuen. Hingegen war es ihm zumindest theoretisch verboten, Beichten entgegenzunehmen oder Taufen, Begräbnisse, Siebte, Dreissigste und Jahr-
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Abb. 241: Auszug aus der Vermögenssteuerliste der Steuerperiode 1515/1516 (StaStaR Fi 296). Er zeigt ab dem Eintrag zu Hans von Arlen den «MartiClan». Vor Hans Legysen und Hans Fryg, deren Bezug zu Spital und Sammlung noch abzuklären ist, muss man sich die vermögenssteuerfreie Sammlung ergänzen, bevor dann Dorotea von Elgi in der Kanzlei («Hochmessingers Haus») aufgeführt wird.
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zeiten zu begehen.799 Marti war jedoch für das Spital noch in ganz anderer Richtung von Bedeutung: Bereits 1497 bis 1502 lebte Martis Mutter offenbar im Spital. 1506 bis 1516 wohnte sie dann bei ihrem Sohn, zusammen mit ihren zwei Enkeln, den Kindern von Martis Schwester Vren. Das Wohnrecht der beiden Kinder bei Marti wurde 1509 nachträglich legitimiert: Hans Herer gen. Hildpold, Bürger zu Stein, hatte bisher die Verantwortung für die zwei Kinder, Halbwaisen des verstorbenen Schwagers Welty «Hildpold» Herer und der Schwester von Herrn Marti, gehabt. Doch er hatte gemerkt, dass er «sine güetter nit me bewerben möchte». Gegen Überlassung von Haus, Hof, Garten und Baumgarten im Oberdorf und zweier Weingärten übernahm der Spital die Verpfründung des Hans Herer. 1510 bis 1516 lebte nun auch er mit seinen Nichten oder Neffen, die immerhin ein kleines, steuerbares Vermögen besassen, bei Marti und dessen Mutter. Zu diesen gesellte sich ab 1516 noch «Marti Herrs Gret» (Gret Müller). 1505 übernahm zudem Ägthly Herer das Haus der Erben des oben gannten Welty Hildpold, welches neben «Hochmessingers Haus» lag. Ägthly hatte mit ihrer Mutter Annli bis 1503/04 in Oberdorf, wohl in einer Liegenschaft Hans Hildpolds, gelebt und schon seit 1490 als «Mädchen für alles» im Spital gearbeitet – neben Vren Herer. Neben Herrn Marti wohnte seit 1506 zudem ein Hans aus Arlen, dem Herkunftsdorf von Kaplan Marti.800 1516 (Abb. 241) schliesslich nahm Herr Marti auch für ein Jahr Andli, Hans und Elsy Steffan bei sich auf. Diese Kinder des vor 1503 verstorbenen Hans Steffan hatten 1503 bis 1509 bei ihrem Vatersbruder Conrad Steffan gewohnt und waren danach noch mindestens drei Jahre bei letzterem geblieben, obwohl ihr Onkel das Haus bereits dem Spital übereignet hatte. Als er aber 1515 endgültig Herrenpfründner wurde, scheint die Situation unhaltbar geworden und Herr Marti in vormundschaftlicher Weise eingesprungen zu sein. Im Jahr darauf scheint Hans Steffan volljährig gewesen zu sein. Elsy ihrerseits wohnte von nun an im Bereich der Sammlung und des Hochmessinger
Hauses «hinter» dem Spital.801 Herr Marti war also bei weitem nicht nur Spitalkaplan. Er nahm in vormundschaftlicher Weise – wohl im Auftrag des städtischen Rates – Beherbergungs- und Nothilfeaufgaben wahr. Und er verstand es insbesondere, um einen Kern aus seiner Verwandtschaft der Marti-Herer-Hildpold herum ein richtiges Netz von Spitalleuten zu weben.
Sonstige Pfründner Deutlich weniger gut erfassbar sind jene andernorts «Mittelpfründner» genannten Personen, die nicht ausserhalb des Spitalkomplexes gewohnt haben. Entsprechende Verpfründungsverträge sind nicht erhalten, wahrscheinlich wurde ihre Verpfründung in der Regel gar nicht vertraglich fixiert. Sie bewohnten – sofern vorhanden – Einzelzimmer im Spital oder in Spitalliegenschaften und genossen auch hinsichtlich des Essens eine weniger gute Betreuung als die Herrenpfründner. Ihre Eintrittsgebühr schwankte in Stein wohl wie andernorts in der Grössenordnung zwischen einem und zweihundert Gulden. Nachzuweisen sind sie in der Regel nur indirekt über Notizen in den Spitalakten oder weil in den Steuerlisten erkennbar wird, dass sie in Spitalliegenschaften gezogen sind. Letzteres setzt aber voraus, dass sie nicht ihr ganzes Vermögen an das Spital übertragen haben. Die frühesten Spuren von solchen Pfründnern und Pfründnerinnen reichen bis in die 60er-Jahre des 15. Jahrhunderts zurück: Vor 1473 schenkte Dorothe Wagner dem Spital ihr Haus bei der Oberen Sonne und beim Oberen Sternen mit der Bedingung, «sol man darumb dz thurli in dem Spital sin leptag hailten und versähen». Es ist anzunehmen, dass dies mit einem Eintritt ins Spital verbunden war.802 Nach 1472 erwarb das Spital unmittelbar neben Wagners Haus eine weitere Liegenschaft. Da eine entsprechende Kaufsurkunde fehlt, ist anzunehmen, dass der frühere Besitzer Hans Ybach ebenfalls im Spital verpfründet war.803 Ob er der Vater des Stadtschreibers Adam Ybach war, ist
nicht bekannt. Für Letzteren jedenfalls zahlte das Spital 1492 bis 1505 die Wachtsteuer seines Hauses. Er scheint am Ende seines Lebens also lange Jahre krank und im Spital verpfründet gewesen zu sein. Der bereits erwähnte Clewi Wagner zog 1492 in das «Augustinerhus» unmittelbar neben der Sammlung, wobei keine Hinweise für eine Herrenpfründe bestehen. 1505 zog er in das Spital, welches sein Haus übernahm und für ihn die Wachtsteuer bezahlte, bis er 1507 oder 1508 starb.804 Weitere belegte Mittelpfründner sind der Vorderbrugger Hans Schmid «Scham» 1501/1502, Konrad Krantz (1505), der Oberdorfer Schuhmacher Hans Guss (1516–1520) sowie vielleicht Jerg Scherer.805 Berücksichtigt man zusätzlich zu diesen Beispielen den bereits erwähnten Hans Herer, Schwager Martis, und Martis Mutter, welche ebenfalls Mittelpfründner gewesen sein dürften, so ergibt sich, dass jeweils etwa zwei bis fünf Mittelpfründner im engeren Sinn im Spital oder in den benachbarten Spitalliegenschaften inklusive Sammlung gelebt haben.806 Die Liste der Mittelpfründner ist damit aber noch längst nicht vollständig. Es fehlt noch eine Gruppe von Pfründnern im weiteren Sinn, die für das «System Spital» von grösster Bedeutung war. Denn diese Pfründner kauften sich zwar ebenfalls im Spital ein, verpflichteten sich aber zusätzlich zu gewissen Arbeitsleistungen gegenüber letzterem. Manche erhielten zudem auf die von ihnen eingebrachte Summe ein Leibgeding von 10%. Solche Pfründner erscheinen auch nach ihrer Verpfründung bei entsprechend verbleibendem Vermögen in den Steuerlisten. Teils dürften sie ebenfalls Einzelzimmer belegt haben, teils standen ihnen ganze Spitalliegenschaften zur Verfügung. Der am besten und frühesten erfassbare Mittelpfründner dieses Typus ist Claus Horn. Er war zusammen mit Gattin Anna und Sohn Peter vor 1476 in das Spital eingetreten mit dem Anerbieten, 200 Gulden einzulegen, die ganze Wirtschaft des Spitals zu verbessern und auch den ganzen Hausrat in das Spital einzubringen. 1476 und 1477 sind Claus und Peter Horn als Spitalpfleger bezeugt. Bereits kurz danach wurde die Amtsführung der Horn aber von Seiten der Stadt Stein kritisiert. Die Horn hätten die 200 Gulden nicht eingebracht und das Spital nicht seriös verwaltet. Zudem scheint auch die Grösse des eingebrachten Hausrates strittig gewesen zu sein. Die Horn wehrten sich gegen die Vorwürfe und machten geltend, sie hätten die 200 Gulden ausgegeben und sich Mühe gegeben, sich aber vielleicht nicht so geschickt verhalten. Im Sinne eines Kompromisses gab der Steiner Rat 1481 den Horn schliesslich nochmals eine letzte Chance: Die Familie erhielt ein Startkapital in Form von Getreide, Wein
und Fleisch. Man definierte den gesamten Hausrat, welcher im Besitz der Familie Horn bleiben und nach dem Tode der Eltern an das Spital übergehen sollte. Die Familie erhielt eine Behausung im Spital oder in der Sammlung zugesichert und ein Leibgeding von 20 Gulden und 2 Malter Kernen jährlich; stirbt ein Familienmitglied, kürzt sich die Geldrente um 1/3; stirbt das Ehepaar, so wird der Kornzins hinfällig.807 Der Kompromiss hatte jedoch keinen Bestand. Die Kritik an Horns Amtsführung blieb. Der Zugang zur Wohnung wurde ihm vorübergehend gesperrt. Der Streit eskalierte. Jos Spidler übernahm das Amt des Spitalpflegers.808 Schliesslich scheint man eine Einigung gefunden zu haben: Den Eltern Horn verblieb 1481 das Leibgeding von 20 Gulden und 2 Malter Kernen jährlich, welches Peter Horn teilweise erbte.809 Andere Verpfründungen gegen Arbeitsleistung waren deutlich unproblematischer, sind aber erst auf den zweiten Blick als solche in den Akten erkennbar: Gemäss Ausgabenbüchern von 1492 und 1494 arbeitete Hans von Winterthur rund 24 Tage für das Spital. Die Arbeiten umfassten je zur Hälfte Mithilfe im Spitaltorggel und landwirtschaftliche Arbeiten rund um das Siechenhaus. Hans Kel wurde ebenfalls im Torggel eingesetzt, daneben leistete er Dienst in der Landwirtschaft und pflegte Menschen im Spital oder im Siechenhaus. Für eine Zahlung von 63 Schilling wird kein Grund angegeben; es könnte sich hier um ein Leibgeding gehandelt haben. Die bereits erwähnte Egtly Herer hatte 1492 die Jahrzeit Jörg Webers zu begehen, pflegte verschiedene «arme Leute», war allenfalls bei deren Begräbnis mit dabei, wusch Wäsche im Spital und «bestrich» (verteilte Sonderspenden) das Siechenhaus. Bentely Thyss buk 1492 insgesamt 14 Arbeitstage für das Spital. Zwei Jahre später wurde er bis zu seinem Tod im Spital gepflegt. Hans Bentz, der schon 1494 oft im Spital mitarbeitete, wurde 1498 (erneut?) mit Vertrag als «Knecht im Spital» angestellt. Er hatte zusammen mit seiner Ehefrau arme Leute zu empfangen, sie niederzulegen, auf sie Acht und ihnen Holz und Feuer zu geben. Von Fall zu Fall musste er dem Spital für Hilfeleistungen zur Verfügung stehen. Dafür erhielt er 180 Schilling jährlich, den Kerzins (Lagerzins) für fremden Wein, einen Weingarten in Halbpacht, eine Kuh, deren Milch aber auch für die Armen reichen und deren Kalb er jeweils sieben bis acht Wochen säugen lassen musste. Für seine Hilfeleistungen beim Priester erhielt er obendrein einen Gulden. Der Spitalknecht Gräss schliesslich, der bei ähnlichem Pflichtenheft rund das Doppelte von Bentz verdiente, dürfte dessen Vorgesetzter gewesen sein.810 Warum hier diese ausführliche Schilderung der Tätigkeiten all dieser Leute? Sie alle wohnten in 169
unmittelbarer Spitalumgebung resp. in Spitalliegenschaften: Gräss und Bentz hausten mit Sicherheit auf dem Spitalareal selbst, letzterer vermutlich in deren hinteren Teil. Thyss gehörte der Blaue Ilgen. Auf Herer wurde bereits oben verwiesen. Kel scheint zuerst in Spitalnähe im Raum Ober-/Frongasse gewohnt zu haben, bevor er 1495 ebenfalls auf die Spitalparzelle zog. Und Hans von Winterthur schliesslich bewohnte jenes Spitalhaus, welches die erwähnte Mittelpfründnerin Dorothe Wagner beim Eintritt geschenkt hatte. Nachbarin des Hans von Winterthur war Gret Widmer, die Hebamme. Ihre Behausung war 1497 von der Spitalliegenschaft «Glestings Haus» (Gerwe in der Unterstadt) in jene Doppelliegenschaft des Spitals neben Wagners Haus verlegt worden, die aus dem erwähnten «Haus Ybachs» und dem 1491 von Schultheiss Barthlome schulden- und pfründenhalber an das Spital übertragenen Haus bei der Oberen Sonne und dem Oberen Sternen entstanden war.811 Herrenpfründner, Mittelpfründner im engeren und im weiteren Sinn, Spitalangestellte, deren Angehörige und deren Umfeld sowie die Stadthebamme bildeten also ein regelrechtes «Netzwerk Spital», ein Phänomen, auf welches der Schlussabschnitt dieses Artikels nochmals näher eingeht.
Die «Siechen» Die Angaben über die «Siechen», d.h. grundsätzlich altersschwache oder extrem geschwächte Menschen, sind naturgemäss sehr zufällig und meist vage. Zumindest einen Einblick in den Spitalalltag ergeben immerhin die detaillierten Ausgabenverzeichnisse des Spitals von 1490/1492. Verzeichnet sind 1490 beispielsweise Pflege, Begräbnis und Siebt für einen «armen Menschen», was 4 Schillinge und 6 Pfennige kostete. Die Pflege eines «armen kranken Priesterleins» kostete 5 Schillinge; «Kaiserins» Pflege, Begräbnis und Siebt waren 1 Schilling teurer als jenes des «armen kranken Menschen»; Egtly Herers «Pflege von armen Menschen» wurde mit 10 Schillingen verbucht, jene «Schirmers» mit 12. Das Begräbnis «eines Toten» kostete 3, jenes eines «armen Menschen» 2 Pfennig, die Pflege «einer kranken Frau im Spital» 2 Schillinge. Bantlys Pflege steht mit 3 Schillingen zu Buche, die Wache bei ihm mit 18 Pfennigen, Begräbnis und Grabbegehung mit 5.5 resp. 3 Pfennigen. Das Bett der «Hartmennin» wurde mit 9 Pfennigen für Weissmehl «verstrichen» (Sonderspende). Eine «Jungfrau» bekam 4 Schillinge für die «Pflege armer m. Siechen», also wohl für die Betreuung von kranken, möglicherweise ansteckenden «armen Siechen» im Siechenhaus. Das Ausgabenverzeichnis 170
von 1492 enthält grundsätzlich ähnliche Angaben und einige interessante Präzisierungen: Es fügt bei einem Insassen namens Wagner «Knecht» bei, erwähnt die (vergleichsweise teure) Pflege eines «ehrbaren Knechtes» im Spital und unterscheidet Brotspenden «für Siechen im Spital» von jenen «für arme Leute im Spital».812 Das Spital hat also einerseits «namenlose» Menschen versorgt, die wohl die Weiterreise nicht mehr schafften, andererseits alleinstehende Leute aus der Steiner Unterschicht, von denen man im besten Fall am Ende des Jahres noch die Voroder Beinamen wusste. Solche Leute hatten im Spital ein Dach über dem Kopf und wenn nötig menschliche Hilfe. Sie bekamen hier ihr Frühstücks- und Abendmus, am Mittag manchmal billiges Fleisch und im Falle von Sonderspenden auch einmal Brot, Wein oder Fisch.813 Erst recht anonym bleiben die «armen Siechen» im Siechenhaus. Nur ausnahmsweise gelingt es, solche Spitalbewohner namentlich zu erfassen. 1492 wurden für 6 Pfenninge «Rietlis» Begräbnis und Siebt begangen. Darüber hinaus stiftete das Spital – für verstorbene «arme Siechen» völlig unüblich – ein Seelgerät für 3 Schilling. Die Erklärung dafür ist in den Steuerbüchern zu finden: Der Oberdorfer Haini Rietli versteuerte noch 1464 und 1472 ein bescheidenes Vermögen. Danach fiel er offenbar unter die Besteuerungsgrenze. Als er in das Spital eintrat, verfügte er aber entweder noch über ein minimales Vermögen, welches für sein Seelenheil verwendet werden konnte. Oder Letzteres wurde von den Herer erledigt – Rietli gehörte nämlich ebenfalls dem Herer-Hiltpolt-Clan an.814 Sogar für einen «Siechen» könnte es also von Vorteil gewesen sein, zum «Netzwerk Spital» gehört zu haben.
Netzwerk Spital Das Heiliggeistspital in Stein hat also im späten Mittelalter die bekannten Funktionen übernommen: Spitex-Leistungen für Herren- und Mittelpfründner, welche teils im Spital, teils in externen Pfrundhäusern wohnten; Pflege und Beherbergung von tödlich geschwächten oder altersschwachen Menschen; (vorübergehende) Nothilfe für sozial sehr schwache Menschen; Pflege von Menschen mit ansteckenden Krankheiten im Siechenhaus vor den Stadttoren. Wenig bekannt und vielleicht eine Steiner Besonderheit ist das Netzwerk, welches das Spital und seine Betreiber gebildet haben: Für eine ganze Gruppe von Menschen aus der Steiner Mittelschicht war das Spital zusammen mit der nahen Sammlung nicht nur Altersasyl am Ende des Lebens, sondern längst vorher auch Einkommensquelle, Wohnungslieferant, Versorgungsanstalt
für Verwandte, «Versicherung» im Falle gravierender sozialer Probleme usf. Es wird im Rahmen der Arbeiten zur neuen Steiner Stadtgeschichte abzuklären sein, wie weit um 1500 in Stein ein eigentliches «Spitalquartier» bestanden hat. Der Steiner Rat hat das Netzwerk Spital ganz gezielt gefördert: Kaplan Marti war von der Stadt präsentiert worden. Hebamme Gret wurde von der Stadt besoldet und zählt zu den frühsten Gemeindeangestellten Steins überhaupt. Vormundschaftsfragen wurden nicht selten vom Spital erledigt. Auf dem Spital stand quasi die Stadtglocke.815 Das Spital bildete also mit den politischen Institutionen Steins zusammen ein zweites Netzwerk, welches das erste teilweise überlappte: Es übernahm Aufgaben, für welche sich der Rat im Spätmittelalter mehr und mehr zuständig sah oder sehen wollte. Dazu gehörte nicht nur die Betreuung von Armen und Kranken, für welche in Stein ursprünglich sicher das Kloster St. Georgen zuständig war. Der Rat begrüsste es auch, wenn die Armenspeisung als Teil der Guten Werke einer Seelgerätstiftung vom Spital übernommen und nur der liturgische Bestandteil der Stiftung noch vom Leutpriester und damit von St. Georgen wahrgenommen wurde. Die Steiner Oberschicht
hat spätestens seit Jörg Weber die «Spitalgemeinde» geradezu als Memorialgemeinde entdeckt, der sie die Ausführung der Guten Werke und die Kontrolle über die liturgischen Bestandteile ihrer Seelgeräte übertrug. Das Spital griff um 1500 stark in die Belange der Steiner Leutkirche ein, nicht nur über die Guten Werke. Es organisierte das Ewige Licht auf der Kanzel, erstellte Mobiliar, z.B. den «Totenbaum» in der Leutkirche und beauftragte den Leutpriester mit der Durchführung von Jahrzeiten. Für diese stellte es auf eigene Kosten das Hilfspersonal. Vielleicht besoldete das Spital kurz vor der Reformation auch schon einen Schulmeister.816 Damit rückte gegen Ende des Mittelalters eine Zielsetzung des Steiner Spitals in den Vordergrund, die schon seit seiner Gründung eine Rolle gespielt hatte: Es bot den Konkurrenten St. Georgens die Möglichkeit, das klösterliche Monopol in gewissen sozialen und religiösen Belangen aufzuweichen. So ist zum Beispiel um 1473 Clewi Scheffmacher gerichtlich verpflichtet worden, dem Spital – und nicht St. Georgen – 30 Pfund zu übertragen als Sühne für seinen Totschlag an Kleinhans Krepser – das Spital als Sühneort für schwere Verbrechen, der Kreis zu den Anfängen dieser Institution schliesst sich.817
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Leben und Leute im Spital zum Heiligen Geist 1550–1803 Michel Guisolan
Ein, zwei oder gar drei Spitäler in Stein am Rhein?
tal wie dasjenige von Stein am Rhein beherbergte sehr unterschiedliche Menschengruppen, die sich je nachdem verschieden lang darin aufhielten.
Das Steiner Spital zum Heiligen Geist – ab dem 20. Jahrhundert Bürgerasyl genannt – befand sich seit dem ausgehenden Mittelalter wie Gebäude dieser Art generell an zentraler Lage. Unmittel bar nördlich des Rathauses, unweit von Markt platz und Kirche, an einem Hauptverkehrsweg liegend, entsprach es von der Situation her genau der Lage der meisten mittelalterlichen Spitäler in der Schweiz und in Europa. Bisher ging die loka le Geschichtsliteratur von der Existenz eines ein zigen Spitals in Stein am Rhein aus, ein Spital al lerdings, das sich im Verlauf der Jahre wandelte und je nach Epoche mehrere Funktionen in sich vereinte.
Langzeitaufenthalter waren: – Pründner und Pfründnerinnen, d.h. einheimi- sche, nicht unbedingt kranke Betagte, die ge- gen eine vertraglich festgelegte Summe (Schenkung) ein Bett oder sogar eine Kam- mer, Verpflegung und im Bedarfsfall auch Pflege bis zu ihrem Lebensende erhielten – einheimische Kranke aller Art, Waisen- und Findelkinder sowie schwer Erziehbare – einheimische Arme
In der mit grosser Sorgfalt und Akribie vom früheren Stadtarchivar von Stein am Rhein Max Ambühl erstellten Dokumentation über die Häu ser des Städtchens findet man folgendes aus einem Ratsprotokoll von 1678 stammende Zitat: «Weil man bei eingenommenem Augenschein in beiden Spitälern befunden, dass die höchste Notwendig keit erfordere, zu Vorkommen besorgendem Übels einige Bauwesen vorzunehmen, dass des wegen mit Holz und anderem hierzu alle mög lichste Gestalt solle gemacht werden».818 – Exi stierten zu diesem Zeitpunkt also zwei Spitäler in der Stadt? Vertieft man sich im Archivinventar von Heinrich Waldvogel,819 so begegnet man auf Seite 55 fol gendem Eintrag: «1806–1807 Akten, Korrespon denzen und Verhörprotokolle über den Brand im Waisenhaus, Armenhaus, Spital».820 – Gab es zu diesem Zeitpunkt gar ein drittes Spitalge bäude? Diese auf den ersten Blick etwas verwir rende Situation ist auf die wenig konsequente Be griffshandhabung der damaligen Zeit und die multifunktionale Struktur der Spitäler und spital ähnlicher Institutionen zurückzuführen. Ein Spi
Abb. 242: Spital. Der Stadtplan von J. J. Mentzinger aus dem Jahr 1662 (Umzeichnung von F. Mülchi 1944/1945) enthält die erste bildliche Darstellung der zum Spi tal gehörenden Gebäude gruppe (Bild StaStaR, Tobiar 5552).
Kurzzeitaufenthalter waren: – durchreisende Handwerker, Dienstboten, Pil- gerer – einheimische und fremde Bettler – Wöchnerinnen, schwangere meist arme und ledige Frauen Zudem hielt sich sicher auch ein Teil des Perso nals, das für die Pflege und Verpflegung der In sassen sowie den Unterhalt der Räumlichkeiten zuständig war, darin auf. Arzt, Chirurg und Heb amme wurden im Bedarfsfall herbeigerufen.821 Dementsprechend werden in der Literatur und teilweise auch in den zeitgenössischen Doku menten Begriffe falsch gebraucht oder verwech selt. Man spricht von Spital, Armen- oder Wai senhaus und meint dieselbe Institution. Der inkonsequente Umgang erklärt auch in unserm Fall die etwas verwirrende Situation. Im Jahr 1678 bestanden im Bereich des Areals des Spitals zum Heiligen Geist in Stein am Rhein ganz offensichtlich zwei Gebäude, in denen sich auch zwei verschiedene Insassengruppen auf hielten. Das war einerseits der Ost- und anderseits der Westteil des Doppelhauses an der Oberstadt.822 Beide gehörten aber zum städtischen Spitalamt und bildeten verwaltungsmässig und funktionell eine Einheit (Abb. 242). Das vermeintlich dritte Spital tritt uns durch den 173
Abb. 243: Waisenhaus. Das erste städtische Wai senhaus befand sich an der Westecke zwischen Metzggass und Understadt und war ein Mehrzweck bau, der auch eine Metz gerei beherbergte (Bild StaStaR, Tobiar 5554).
skandalumwitterten Brand vom 13./14. Septem ber 1806 entgegen, bei dem sieben Häuser zer stört, weitere beschädigt wurden und fünf Men schen ihr Leben lassen mussten. Unter den Opfern befanden sich ein kleines Waisenmädchen und vier betagte, teilweise kranke Frauen. Zu den überlebenden Personen zählten u.a. zwei kranke Männer. Aus diesem Grund hat sich seinerzeit Waldvogel wahrscheinlich die Frage gestellt: «Armenhaus, Waisenhaus, Spital»? – Skandalumwittert war der Brand deswegen, weil die Stei ner Behörden eine Untersuchung des Brandfalls um jeden Preis – aus welchen Gründen auch im mer – unterdrücken wollten.823 Das fragliche Haus lässt sich einwandfrei bestim men; es ist die «Stadtmetzg» bzw. «neui Metzgi» an der westlichen Ecke zwischen der Understadt und der Metzggass824 (Abb. 243). Die Stadt hatte dieses Haus bereits 1629 erworben und betrieb darin ab 1639 eine eigene Metzgerei.825 Im Jahr nach dem fatalen Brand wurde es in seinen alten
Funktionen wieder aufgebaut; davon zeugt u.a. der Schlussstein über dem Hauseingang an der Metzggass mit der Jahrzahl 1807. Der Brandka taster und die Liste der im Besitz der Stadt befind lichen Gebäude von 1810 nennen dieses Haus un ter der Nummer 55, wo es als «Waisenhaus, unten Metzg, oben Wohnungen» bezeichnet ist.826 Auch wenn seine Geschichte nicht lückenlos festzustel len ist, so kann doch mit grosser Wahrscheinlich keit davon ausgegangen werden, dass es zwischen 1765 und 1783 gegründet wurde. Am 22. April 1765 setzte nämlich der Rat eine Kommission ein mit dem Auftrag, sich wegen der allgemeinen Teuerung und zunehmenden Armut mit der Ein richtung eines Waisenhauses für die Kinder der Armen und Waisen zu befassen.827 Was danach geschah ist nicht bekannt. Die Anstalt muss aber in der Folge eingerichtet worden sein; denn am 22. Juli 1783 beschwert sich der Sekretär des Wai senhauses darüber, dass viel zu wenig Leintücher im Haus vorhanden seien.828 Bis zum Brand von 1806 erfahren wir nicht mehr Wesentliches über dieses Fürsorgewerk. Aufgrund der Akten zu die sem Unglück steht fest, dass sich im Waisenhaus nicht nur Armen- und Waisenkinder, sondern auch kranke und betagte Personen aufhielten. Die Er richtung dieses Waisenhauses ist denn auch nicht zu verwechseln mit der Ausgliederung der Wai senkinder aus den Armenhäusern, wie sie im 19. Jahrhundert – in Stein am Rhein 1843 – an ver schiedenen Orten stattfand. Die Einrichtung eines Waisenhauses in der zwei ten Hälfte des 18. Jahrhunderts bedeutet aber nicht, dass sich die Stadt erst damals mit der Prob lematik der Armen und Waisen zu befassen be gann. Bereits am 16. März 1635 war in diesem Zusammenhang neben dem bereits existierenden Almosen- und Spendamt, Sondersiechenhhaus sowie dem Spitalamt ein städtisches Waisenamt gegründet worden, dessen Aufwand aus den Mit teln früherer und späterer Stiftungen zugunsten der Armen finanziert wurde.829 Das Stiftungsbuch enthält alle Schenkungen an das Waisenamt zwi schen 1635 und 1790, wobei die ersten Stifter mit Wappen und Kurzbiographien festgehalten sind.830 Bis 1765/1783 brachte man aber die Wai senkinder wahrscheinlich im Spital unter.
Der Verpfründungsbrief
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des Hans Arnold Einen in der Folge nie mehr erreichten Höhepunkt in der Besitzesgeschichte des Spitalamts setzte 1475 Jörg Weber mit seiner beispiellosen Stiftung und Schenkung. Damals vermachte der sehr rei che Donator seine ganze künftige Hinterlassen heit dem Spital, darunter 13 Häuser, 19 Weingär ten und 20 landwirtschaftliche Grundstücke inklusive deren Zins.831 Was vorausging und da nach folgte, steht in keinem Vergleich dazu. Für die Zeit vor 1550 finden sich im Stadtarchiv bloss sechs und für die Zeit zwischen 1550 und 1798 neun Verpfründungsbriefe, wobei der letzte von 1636 datiert. Bei diesen ging es um verhältnis mässig bescheidene Beträge von 350–460 Gul den und in gewissen Fällen dazu noch um Möbel und Haushaltgeräte.832 Wo die Pfrund nicht mit barem Geld bezahlt werden konnte, überliessen die Schenker dem Spital Wertpapiere, Gebäude, Grundbesitz als Bezahlung oder zur Nutznies sung. Hier stellt sich natürlich die Frage, ob diese neun Pfrundbriefe die Gesamtheit darstellen? Denkbar ist ja auch, dass entsprechende Briefe verloren ge gangen sind. Aufgrund der Feststellung von Stadt schreiber Georg Winz im März 1751 und der wirt schaftlichen Entwicklung des Spitals (die wir weiter unten betrachten) müssen wir eher von der ersten Hypothese ausgehen. In jenem Jahr beklagt sich nämlich Winz über den wenig ansprechenden Geschäftsgang des Spitals. Er macht dafür die mangelnden Schenkungen verantwortlich und bemerkt, dass «die meisten Stiftungen ohnehin noch vor der Reformation» geschehen waren.833 In der frühen Neuzeit überragt eine Verpfründung alle andern. Es ist diejenige des Steiner Bürgers Hans Arnold. Sie ist als seltene, positive Ausnah me einzustufen und wird in der Folge als solche exemplarisch abgehandelt. Ihr Stellenwert lässt sich schon an der Tatsache ablesen, dass von Sei ten der Stadt und des Spitals sechs hochrangige Persönlichkeiten urkundeten: Bürgermeister Hans Etzweiler, Stadtvogt Jos Hubenschmid, Se ckelmeister Konrad Hölzlin und Hans Georg Schmid, Baumeister Lienhardt Winz, Obervogt im Steinbach Hans Harder und Spitalmeister Hans Ulrich Ytta, wogegen in andern Fällen le diglich der Spitalmeister (Leiter des Spitalamts) und der Spitalpfleger (Kassier, Rechnungsführer) als Urkundsperson auftraten.834 Am 19. Februar 1636 bat der betagte Hans Ar nold, der zweimal verheiratet gewesen war, kei ne Leibeserben hatte und seine Güter nicht mehr selber verwalten konnte, um Aufnahme als Pfründner in das Spital, um zeitlebens versorgt zu sein und gepflegt zu werden. Im Gegenzug trat er dem Spitalamt seine beiden am Steckenmarkt
(heute untere Metzggass) gelegenen Häuser mit Stallungen, Hof und Hofstatt ab sowie vier Wein berge mit Wiesen und Äckern. Hinzu kam etwas Weniges an Bettwäsche, Küchengeschirr und Hausrat. Der Gesamtwert des Pfrundguts belief sich auf beachtliche 950 Gulden.835 Dafür über nahm die Stadt die Grundzinsen, die Vogt- und Wachtsteuer von Hans Arnold. In der Urkunde festgehalten sind auch die Leistungen des Spitals an ihn: Das Essen (es darf auch kalt sein) mit mehrmals wöchentlich Fleisch, täglich ein Mass Wein (= 1.15 Liter), eine Kammer mit einem Bett und wöchentlich ein Taschengeld von 10 Kreu zer. Vom Pfründner erwartete das Spital, dass er sich «ehrlich, gottesfürchtig, redlich, freundlich, fried lich und bescheiden» benehmen sollte (was übri gens bis ins 20. Jahrhundert den allgemeinen Be digungen entspricht). Für den Fall, dass der Spitalmeister seinen Verpflichtungen Arnold ge genüber nicht nachkommen sollte, gewährte man ihm die Möglichkeit, sich direkt beim Bürgermei ster zu beschweren, der dann zusammen mit dem Rat die Bedingungen der Pfrund durchzusetzen hatte. Mit dem Tod des Pfründners erloschen alle Ver pflichtungen des Spitals ihm gegenüber, und die dem Spitalamt übertragenen Güter blieben des sen Eigentum. Wie wichtig das Essen war und wie gut die Pfründ ner um 1600 verpflegt wurden, davon zeugt ihre Speiseordnung aus dem Jahr 1598, die einzige für die Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert in Stein am Rhein erhaltene (Abb. 244). Nicht weniger als acht hohe Beamte versammelten sich, um diese zu erstellen. Der Wochen-Speisefolgeplan mutet wirklich vorzüglich an, wenn man bedenkt, dass der Durchschnittsbürger von damals sich fast aus schliesslich von Eintöpfen, Breien, Mus, Gemü se und Brot ernährte. Fast alle Tage Fleisch, be sonderes Brot und spezieller Wein kennzeichneten die Speisekarte. Eine besondere Delikatesse stell te der Zieger dar, der in Stein am Rhein nur in sehr kleinen Mengen eingeführt wurde und ho hen Zollgebühren unterlag.836 Speiseordnung für die Pfründner vom 9. August 1598837
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Abb. 244: Speiseordnung. Die Speiseordnung von 1598 ist ein eindrück liches Beispiel für die pri vilegierte Stellung der Pfründner innerhalb des Spitals (Bild StaStaR, Tobiar 5556)
Erstellt von Stadtvogt, Statthalter, Kellermeister, Seckelmeister, Hausmeister, beiden Spitalpflegern, zwei Bürgern und Spitalmeister. Montag
Mittag: ein Kost (Mahlzeit) und dazu ein Tracht (Portion) Suppe Abend: zwei Trachten Suppen oder Mus und etwas dazu
Dienstag
Mittag: Suppen und Fleisch Abend: ein Tracht und etwas dazu nach Gelegenheit der Zeit
Mittwoch
Mittag: eine Suppe und Eiermus Abend: eine Suppe und Fisch
Donnerstag Mittag: Suppen und Fleisch Abend: Suppen und Brates, das man bekommen kann Freitag
Mittag: zwei Trachten Abend: ein Tracht und dazu Bachne (Gebackenes?)
Samstag
Mittag: zwei Trachten Abend: Suppe und Fleisch
Sonntag
Mittag: Suppen und Fleisch Abend: Suppe und Brates
Dazu: Alle Tage zum Frühstück, ausgenommen Sonntag, Suppe, Zieger oder Käse. Jeden Abend die ganze Woche Käse oder Zieger und dazu immer das besonders für die Pfründner gebackene Brot. Den Pfrundwein, der den Pfründnern geschuldet wird und nicht verkauft werden darf. Je nach Gegebenheit der Zeit darf dieser Speisezettel reduziert oder erweitert werden. Am 10. August wurde dieser Speisezettel von Bürgermeister und Rat bestätigt und den Pfründnern vorgelesen mit der Bedingung, dass die Pfründner, die diese Ordnung nicht annehmen wollten, «unverzüglich auszuschaffen seien».
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Güter und Geld 1600–1730
Güterstatistik Quelle
Häuser, Höfe
Rebberge
Besonderes
Urbar 1473840
40
29
dazu weitere zahlreiche Äcker, Rebberge, Zehnten, Zinsen
Urbar 1494840a
50
49
dazu weitere zahlreiche Äcker, Wiesen, Rebberge, Krautgärten
Literatur841
1 Mühle (1508–1699)
Urbar 1738842
dazu: – 5 Lehenhöfe zu Hilzingen (seit 1521) – 9 Güter (diverse Nutzungen gemischt) – 14 Kraut- oder Baumgärten – 47 Wiesen – 100 Äcker – 14 Waldparzellen
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Wirtschaftlich hing der Erfolg eines Spitals zu nächst von seiner Ausstattung mit Gütern, allen falls Nutzungsrechten, ab, da eine solche Institu tion den allergrössten Teil ihrer Leistungen unentgeltlich erbrachte. Zudem war der Aufwand für das Spitalpersonal (Pflege, Unterhalt; wobei die Insassen damals wie später soweit möglich beigezogen wurden) und die Instandhaltung der Gebäude nicht gering. Neben einer soliden Grund ausstattung spielten in der Folge zusätzliche Schenkungen, Stiftungen und Erwerbungen eine nicht unwichtige Rolle. Von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an nahm die Bevölkerung der Schweiz sehr stark zu; diejenige der Stadt Stein am Rhein stieg allein zwischen 1643 und 1710 von 745 auf 1218 Ein wohner.838 Dementsprechend nahm sicher auch die Zahl der Spitalinsassen merklich zu. Für die Spitäler galt es also, von den räumlichen (Gebäu Stichjahr 1600 1610 1620 1630 1640 1650 1660 1670 1680 1690 1700 1710 1720 1730 1740 1750 1760 1770 1780 1790 1797 1803
Vermögen aus Vorjahr 334 446 262 841 1448 1911 2186 3062 3020 3051 2556 2651 1695 1137 3669 5442 6346 8129 10943 16242 18449 19308
Einnahmen laufendes Jahr 680 733 715 842 1428 1146 832 929 1332 529 392 590 400 723 518 630 598 738 1318 981 2543 1281
de) wie auch den personellen Kapazitäten her Schritt zu halten, d.h. zu wachsen. Ein Blick in die Urbarien (= Güterverzeichnisse, Tabelle oben) des Steiner Spitals zeigt uns, dass die Entwicklung seines Besitzes nicht eben glück lich verlief. Trotz der markanten Besitzeszunah me nach 1475, fast ausschliesslich bedingt durch die einzigartige Schenkung von Jörg Weber,839 ging das Eigentum des Spitals markant zurück. Es müssen demzufolge zahlreiche, von der öko nomischen Lage her absolut notwendige Ver käufe stattgefunden haben, die allerdings akten mässig nicht belegt sind. Die prekäre wirtschaftliche Lage des Spitals bis weit ins 18. Jahrhundert wird von der Spitalrech nung (Tabelle unten) noch verdeutlicht: Erfolgsrechnung in Gulden843 Ausgaben laufendes Jahr 772 1046 832 1354 1616 1413 1023 1171 1398 706 357 723 529 472 474 766 552 330 473 577 1170 1168
Gewinn/Verlust –92 –313 –117 –512 –188 –267 –191 –242 –66 –177 35 –133 –129 251 44 –136 46 408 845 404 1373 113
Vermögen Ende Jahr 242 133 147 329 1260 1644 1995 2820 2954 2874 2591 2518 1566 1388 3713 5306 6392 8537 11788 16646 19822 19421
Mit Ausnahme des Jahrs 1700 weisen die Rechnungen in allen Stichjahren bis 1720 durchwegs Ver 177
luste aus. Diese waren vor allem in der ers- ten Hälfte des 17. Jahrhunderts hoch: sie mach ten zwischen 13 und 70% des jeweiligen Spitalvermögens aus. Die grössten finanziellen B e - lastungen für das Spital waren Unterhalt, Verbes serungen und Erneuerungen nicht nur der Spital gebäude, sondern auch an den in seinem Besitz befindlichen Höfen und Häusern sowie die Rück zahlung und Verzinsung von aufgenommenen Darlehen.844 Dass das anfängliche sehr bescheidene Vermögen bis 1680 dennoch wuchs, deutet darauf hin, dass es zwischen den Stichjahren auch etliche gute Jahresabschlüsse gab; diese waren allerdings meistens auf Darlehensaufnahmen zurückzufüh ren. Danach und bis 1730 sank das Vermögen in bedrohliche Tiefen hinab, die grössere Investiti onen verhinderten. Zwischen der prekären Finanzlage des Spitals zu Beginn des 17. Jahrhunderts und den Pestjahren sowie dem Dreissigjährigen Krieg, die bekannt lich viele Flüchtlinge, Kriegsversehrte, Mittel lose, aber auch Gesindel brachten, kann durchaus ein Zusammenhang vermutet werden.
Abb. 245: Bettlerstube. Besonders im 17. und 18. Jahrhundert stellten die einheimischen und frem den Bettler eine grosse Belastung für die Stadt dar. Die Nachstellung der Bettlerstube beruht auf hi storischen und bauge schichtlichen Fakten (Bild StaStaR, Tobiar, 4643).
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Diese Entwicklung wird durch einige sporadische Stimmen von Seiten der Stadtbehörden direkt und indirekt bestätigt. Am 8. November 1634 zum Beispiel erliess der Rat ein Mandat betreffend Ar me und Bettler und stellte darin fest, dass die Zahl der «unverschämten Armen und Bettler» inner halb und ausserhalb der Stadt zugenommen hat (Abb. 245). Mit geeigneten Massnahmen beab sichtigte er die hohe Zahl der fremden Armen und Bettler, die Stadt, Bürger, Kloster und Spital stark belasteten, zu reduzieren. So ordnete die Obrig keit damals an, dass am übernächsten Dienstag
alle Armen und Bettler sich vor dem Rathaus ver sammeln sollten, damit man ihre Namen aufneh men und diejenigen feststellen konnte, welche un terstützungsberechtigt (= Bürger, Ansassen) bzw. der Almosen nicht würdig (= Bettler, Vagabun den) waren. Den ersteren wurde ein Zeichen, möglicherweise eine Art Kokarde, gegeben, das sie in der Öffentlichkeit tragen mussten. Damit waren die andern besser erkennbar und konnten leichter ausgeschafft werden.845 Dieses Mandat ergänzten flankierende Massnah men wie die Erhebung einer Armensteuer von er benlosen Personen, von Ledigen und Verwit weten, das Sammeln von freiwilligen Spenden und Kollekten mittels in Wirtshäusern aufgestell ter «Büchsen» (kleine Kassen). Das auf diese Weise gesammelte Geld wurde angelegt und der sich ergebende Zins für den Kauf von Kleidern u n d Nahrungsmitteln für die Armen verwendet.846 Ein weiteres Indiz für den nicht eben guten Ge schäftsgang des Spitals war die Aufnahme eines sehr hohen Darlehens im Jahr 1667 von Bürger meister Georg Schmid im Betrag von 1400 Gul den «zur Notdurfft».847 Ebenfalls in diese Rich tung weist eine 1672 vom Stadtschreiber wohl zum Zweck der Standortsbestimmung erstellte Auflistung der Schulden des Spitals; diese um fasst 17 Gläubiger und weist eine Verschuldung von insgesamt 2995 Gulden aus, ein Betrag, der über dem Vermögen des Spitals im Jahr 1670 lag.848 Diese unerfreuliche Situation erreichte 1696 ih ren Höhepunkt, als Bürgermeister und Rat sich veranlasst sahen, über die Finanzlage des Spitals zu beratschlagen und Überlegungen anzustellen, wie jenem geholfen werden konnte, damit sein Vermögen «besser in das Auffnemmen und nit in das Abnemmen gerathen möchte». Zu diesem Zweck wurde dem Spital empfohlen: – je nach Wirtschaftslage eher Güter zu verkau- fen als zu kaufen – zur Bezahlung der Passivschulden an das Sek- kelamt (Stadtkasse) 1 oder 2 Jucharten Re- ben zu verkaufen oder die flüssigen Restan- zen (Restschulden an das Spital) einzuziehen und dafür zu verwenden – den Armen, Vertriebenen, Kranken und Ge- brechlichen, die übernachten und verpflegt werden, genau Rechnung stellen – den Jahreslohn des Spitalbauern849 «in dieser gottlob wohlfeilen Zeit» von 50 auf 30 Gul- den herabzusetzen – wenn das Spital dem Seckelamt seine Passiv schulden nicht durch den Verkauf von Reben oder von Wein begleichen könne, die Zinsen nach und nach zu bezahlen.850
Zu den Sparbemühungen zu zählen sind wahr scheinlich auch folgende Schritte: In der Zeit spanne zwischen 1670 und 1700 gab das Spital sein kleines «Transportgeschäft» mit Ross und Wagen auf, für das es je einen «Ober- und Unter karrer» beschäftigte. 1670 brachte dieser Neben erwerb ihm noch eine ansprechende Einnahme von knapp 300 Gulden ein. Gleichzeitig ver schwinden aus den Rechnungen ein paar Ange stellte mit Jahresgehältern: der Oberkarrer und Melcher, der Unterkarrer, das Kindermädchen und eine Magd.847 Ein weiterer Hinweis auf die nicht eben erfreu liche Finanzlage des Spitals sind auch die Bar geldbeträge, über die es sich jeweils Ende Jahr ausweisen konnte. In den Jahren 1620, 1660– 1680 und 1730 lagen keine flüssigen Mittel in der Kasse, und in den übrigen Jahren schwankten die Barbeträge zwischen sehr bescheidenen 3 und 61 Gulden, was ihm kaum grosse Bewegungsfreiheit gestattete.851 Von den erwähnten Massnahmen erhoffte sich der Rat zweierlei: die Sanierung der Finanzen des Spitals und die Eintreibung seiner Schulden an die Stadt. Es macht ganz den Anschein, als hät ten die Massnahmen teilweise gegriffen. Nach 1680 wurden die Ausgaben drastisch gesenkt. Zwischen 1690 und 1790 beliefen sie sich nur noch auf rund 25–50% derjenigen von 1680. Den noch half das nicht genug, denn wegen der nach wie vor sich ergebenden Verluste sank das Ver mögen des Spitals nach 1700 wiederum drastisch und erreichte 1730 einen in den vorangegangenen 90 Jahren nie dagewesenen Tiefpunkt.853 Da half auch ein weiterer für das Spital wohl schmerz licher Schritt nichts: Mit Bewilligung von Bür germeister und Rat beschloss das Spitalamt Ende 1699, die seit 1508 in seinem Besitz befindliche Spitalmühle für 1000 Gulden an einen Konrad Büel zu verkaufen.854
Das Spital – eine Bank
855
Nach 1730 änderte sich die Lage grundlegend. Mit Ausnahme des Jahres 1750 konnte das Spi talamt durchwegs positive Rechnungsabschlüsse schreiben. Die Gewinne wurden nach 1760 im mer ansehnlicher und gipfelten im Rekordgewinn und -vermögen von 1797 (Tabelle unten). Was war geschehen? Schon vor diesem Zeitpunkt hatte das Spital gelegentlich kleinere Darlehen gewährt, deren Erträge sich in Grenzen hielten. Jährliche Zinserträge von weniger als 100 Gul den waren die Regel.857 Nun änderte sich das völ lig. Die verhältnismässig guten Abschlüsse der 1730er und 1740er Jahre wurden genutzt, um in grösserem Masse ins Geldgeschäft einzustei gen. Das Spital begann sich als Bank zu betäti gen, und dies gesamthaft gesehen mit Erfolg (fol gende Seite: Tabelle oben). Nach 1740 und bis 1760 sank die Zahl der Dar lehen zwar relativ stark, im Bereich der Zinser träge und der Kapitalsumme hatte dies aber kei nen Einbruch, sondern nur eine Stagnation zur Folge. Danach setzte wieder ein stetiges Wachs tum ein, das im Bereich der Kapitalsumme we sentlich ausgeprägter war als in demjenigen der Darlehensnehmer. Mit andern Worten: In dieser Zeit nahm die Zahl der «grossen Kunden» ausge sprochen stark zu. 1797 war die Gruppe der ganz grossen Kreditnehmer auch zahlenmässig die um fangreichste (folgende Seite: Tabelle unten). Während die Bank bis 1750 keine Kunden mit Darlehen über 300 Gulden zählte, verzeichnete sie 1797 deren dreizehn mit Beträgen von über 500, darunter zwei mit 1000 und einen mit sogar 2000 Gulden. Die Kundschaft rekrutierte sich aus dem Unterta nengebiet der Stadt, also aus den Vogteien Stein bach, Bibern, Wagenhausen, Ramsen und Hemis
Erfolgsrechnung in Gulden856 Stichjahr 1740 1750 1760 1770 1780 1790 1797 1803
Vermögen aus Vorjahr 3669 5442 6346 8129 10943 16242 18449 19308
Einnahmen laufendes Jahr 518 630 598 738 1318 981 2543 1281
Ausgaben laufendes Jahr 474 766 552 330 473 577 1170 1168
Gewinn/Verlust 44 –136 46 408 845 404 1373 113
Vermögen Ende Jahr 3713 5306 6392 8537 11788 16646 19822 19421
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Darlehensgeschäfte858 Stichjahr 1732 1740 1750 1760 1770 1780 1790 1797 1803
Kapitalsumme in Gulden
Zinsen in Gulden
2182 3147 4550 5434 6853 10294 14386 16911 18190
101 231 263 265 572 716 611 678 958
Zinssatz in Prozent
Anzahl Darlehen
4.6 7.3 5.8 4.9 8.3 7.0 4.2 4.1 5.3
hofen sowie der unmittelbaren thurgauischen und deutschen Nachbarschaft, wobei Öhningen durch wegs den grössten Kundenkreis verzeichnete. Mit jedem Kunden schloss die Bank einen Dar lehensvertrag ab, in welchem die Höhe des Dar lehens, der Zins, die Rückerstattungsraten und Zahlungsfristen individuell festgelegt wurden. Letztere zwei waren nicht einheitlich, sondern wurden den Wünschen und Möglichkeiten des Kunden mitunter auch der Bank angepasst. Es kam auch vor, dass in wirtschaftlich schlechten Zeiten, den Kunden die Zahlung der Zinsen oder Rückerstattungen erlassen, d.h. auf das nächste Jahr verschoben wurde. Bemerkenswert im Zusammenhang mit den Dar lehensgeschäften sind auch die errechneten Zins sätze. Sie schwankten verhältnismässig stark von Stichjahr zu Stichjahr und bewegten sich zwi schen 4.1 und 8.3%; der durchschnittliche Zins
35 50 42 39 46 48 50 53 56
Darlehendurchschnitt in Gulden 62 63 108 139 149 214 287 319 325
satz belief sich auf 5.72%, was doch deutlich über den im Thurgau und in Winterthur üblichen 4 ½ bis 5% lag. Vergleichen wir die Erträge des Spitals aus sei nen Geldgeschäften mit seinen Ausgaben und Einnahmen, so tritt eines deutlich zu Tage: Ohne seine Bankgeschäfte wäre es ihm im 18. Jahrhun dert mit Ausnahme von 1797 nie gelungen, schwarze Zahlen zu schreiben. Bemerkenswert ist aber auch die Tatsache, dass die Entstehung der Spitalbank und ihre geschäft liche Entwicklung ziemlich genau dem entspricht, was wir auch bei den Finanzen der Stadt beobachten: Fast regelmässig rote Zahlen in der Jah resrechnung bis 1730, markanter Einstieg ins Bankgeschäft zwischen 1730 und 1740, rasche Zunahme des Geschäftsvolumens und des Ver mögens und letztlich sehr guter Stand der Finan zen.860
Verteilung der Darlehen nach Betragshöhe859 Stichjahr 1740 1760 1780 1797
180
Anzahl Darlehen bis 50 Gulden 21 15 11 11
Anzahl Darlehen 51–99 Gulden 19 5 9 7
Anzahl Darlehen 100–299 Gulden 8 12 15 12
Anzahl Darlehen Über 300 Gulden 2 7 13 23
Von «Betten, Underbetten und Bettstetten» Drei Dokumente aus dem ausgehenden 16. und dem 17. Jahrhundert geben uns einen interes santen Einblick in das Wirtschaftsleben und ge statten gewisse Rückschlüsse auf die Raumanord nung und –nutzung sowie die Zahl der Insassen des Spitals. Es sind dies die drei Inventare über Hausrat, Geräte und Vorräte aus den Jahren 1598, 1622 und 1667.861 Leider ist kein ähnliches Do kument für das 18. Jahrhundert vorhanden und sind die drei Inventare von ihrem Informations gehalt nicht gleichwertig und damit nicht in jeder Hinsicht vergleichbar. Die Vorräte zum Beispiel, die 1598 noch sehr detailliert aufgelistet werden, fehlen in den Inventaren des 17. Jahrhunderts. Desgleichen fehlen in den letzteren Angaben über die Standorte des Inventarguts. Am 23. Juni 1598 lagerten in den diversen Öko nomieräumlichkeiten insgesamt 58 Malter 10 Viertel Kernen (Korn), Fesen (Korn mit Hülse), Roggen, Gerste, Haber und Bohnen.862 Dazu ka men noch ein Fuder und 16 Eimer Wein.863
in «dem armen Spittal» 5 Leintücher, darunter zwei schlechte; 35 Tisch tücher; 15 sehr schlechte Tischtücher, die geflickt werden müssen; 37 gute und schlechte Hand zwechellen (Waschlumpen, -lappen), 1 Oblaten eisen, 1 Kinderpfanne (!), 3 Unterbetten, 3 Feder decken, 7 Kissen in der «Kammer des Spitalmeisters» 2 Tragen (Tragbetten) und 2 Ladt (kistenförmiger Behälter), 1 Bettstatt im «hinderen Hüsli, in der Winde, in einem Trögli der Anna Fuossen selig» 1 Schüssel, 1 Dreifuss, 3 Quinnten (kleine Gewichtssteine), 2 Krüge, 1 Teller, 1 Platte, 1 Hüll(e) im «hindern Hus der Anna Farneren» 1 Unterbett, 1 Federdecke, 1 Kissen «Des Benedict Klärer Hausrat» 5 Kanten, 1 Kessel, 1 Becken, 1 Harnast (Har-ni sch) samt der Begelhuben (Helm), 4 Zinnplatten, 2 Düllen (Ruderpflöcke), 1 Hellebarde, 20 Ellen gebleichtes Tuch, 26 Eimer alter Wein, 8 Fuder 16 Eimer neuer Wein.864
Dazu befanden sich: in der «vorderen Stube» 6 grosse und kleine zinnene Fleischteller, 15 gros se und kleine zinnene Schüsseln, 11 kleine und grosse Becher, 30 Kannen und Krüge verschie denster Art, 6 Salzbüchslein, 14 grosse und klei ne kupferne Kessel, 1 Handbecken, 13 Schüsseln, 6 Leuchter aus Messing in «der Küche» 10 Pfannen, 3 Kellen, 2 Bratspiesse, diverse Tel ler, Krüge und Platten in der «vorderen Stube» 2 Tragbetten mit 4 Kissen und 1 Laubsack sowie 2 Laternen in «dem Rychen Spittal» 34 gute und schlechte Betttücher; im «vorderen Haus» insgesamt 14 Betten und 7 Federdecken, 25 Kissen mitsamt Laubsack und Bettstätten, 1 Kiste, 1 Trog, 3 kupferne Näpfe; im «hinderen Stübli» 1 Butschen (?), 1 Laubsack, 1 Kissen, Bul ter (?), 3 Bankkissen, 2 Reitsattel, 2 Saumzeug, 2 Paar Reitstiefel, 2 Paar Sporen, 1 Bauernhemd, 1 Ablasshahn aus Messing, 5 Graben (Art Schau fel), 6 Kärst (Hacke), Schaufeln, Besen, Messer «uff dem Thurm» 2 Betten mit Überzügen und Leintüchern
Zum Zeitpunkt der Erstellung des Inventars wa ren die grossen Umbauten von 1679/1680 im Ostund Westteil noch nicht geschehen. Die Zuord nung der genannten Räumlichkeiten ist nicht einfach und bleibt teilweise im Dunkeln. Den noch sind Spekulationen gestattet. Es ergibt sich der Eindruck, die Aufnahme des Inventars sei im Südtrakt von Osten nach Westen erfolgt. Im Ost teil befanden sich Küche und Gemeinschafts raum. Letzterer wäre dann die zweimal genannte vordere Stube (heute Steffenauer Zimmer; vgl. S. 31f.). In diesem Teil hätte sich demzufolge das «Rychen Spittal» befunden, mit dem zweifelsoh ne der von den Pfründnern besetzte Bereich ge meint ist. Sodann wechseln wir in den Westteil hinüber, wo das «Armen Spittal» und die Kam mer des Spitalmeisters (heute Weber Zimmer; vgl. S. 31f.) gewesen wäre. Ist mit «hinderem Hus» bzw. «Hüsli» dann der Spittel gemeint, wo offenbar Hausrat und Naturalien von (verstor benen) Pfründnern aufbewahrt wurden? Auf etwas sichererem Boden bewegen wir uns, wenn wir die Frage nach der Anzahl der Spitalin sassen zu beantworten versuchen. Zählen wir die Zahl der Liegestellen zusammen, so kommen wir auf insgesamt «18 Betten», «3 Unterbetten» (wohl Matratze) und «25 Bettstetten» (Bettge stelle). Diese Angaben sind etwas verwirrend. Zählt man alle Betttypen zusammen, kommen wir
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Abb. 246: Trotte. Im Jahr 1722 wurde im alten Spit tel eine neue Trotte errich tet, die 1918 abgerissen und durch eine hydrau lische Presse ersetzt wur de (Bild StaStaR, Tobiar 3117).
auf einen Bestand von 46 Betten, die der Ange stellten inbegriffen. Eine solche Kapazität er scheint aber angesichts der räumlichen Verhält nisse des Spitals als viel zu hoch. Rechnet man die Betten und Bettgestelle ineinander so kom men wir auf die viel wahrscheinlichere Zahl von etwa 20 Insassenbetten, eine Zahl, die auch ange sichts der Bestände in den späteren Inventaren wesentlich realistischer ist.
Gehen wir von der Annahme aus, dass die Bettan züge und Leintücher die Bettwäsche zum Wech seln darstellen, so kommen wir wieder auf eine Bettenzahl von etwa 20. Demnach hätte sich die Insassenkapazität des Steiner Spitals zwischen 1598 und 1667 kaum verändert, was durchaus Sinn macht. Diese Zahl entspricht übrigens auch in etwa der Insassenzahl im 19. und 20. Jahrhundert.867
Etwas stutzig macht uns auch eine andere Zahl, nämlich die der Betten im «Armen Spittal»: Sie wird unmissverständlich mit 3 angegeben. Auch nicht annähernd kann die Frage beantwor tet werden, ob alle Plätze auch belegt waren. In Anbetracht der Zahl an Leintüchern, Kissen und Pfulmen neigen wir eher zur Annahme, dass die se Kapazität kaum dauernd ausgeschöpft war. Ein knappes Vierteljahrhundert später zählt das «Bettgefider» 21 Betten, 24 Leintücher, 23 gute und schlechte Pfulmen, 9 Underbetten und 9 Fe derdecken.865 Dies ergibt wiederum eine poten zielle Insassenzahl von etwa 20.
In einem andern Zusammenhang interessant ist die Nennung der beiden eingebauten Betten im Geschoss über der Trotte. Sie gibt uns indirekt die Gewissheit, dass im alten Spittel (Nordwestecke der Anlage) zu diesem Zeitpunkt (1667) bereits eine Trotte bestand (Abb. 246). Dieser Hinweis wird noch verstärkt durch den im Inventar von 1667 erstmals auftauchenden Bestand an Trotten geschirr (Abb. 247): 12 Gestelle für je eine Bren te, 32 Holzkübel, 2 Transportfässer, 2 Eimer, 3 Kübel, 2 Brenten und 2 Trottenäxte.
Im Inventar von 1667 werden u.a. genannt unter dem Titel: «An Bett- und weissem Plunder» 2 angemachte Betten ob der Trotte, 1 Bett auf der Laube, 2 Betten in der Mägdekammer, 3 Betten in der andern Kammer ohne Pfulmen, 22 grosse Bet tanzüge ohne die an den Betten, 19 Leintücher oh ne die an den Betten, 7 Pfulmenanzüge.866
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Über das Leben und die Zustände im Spital ver nehmen wir erst im 18. Jahrhundert einige Stim men. Diese äussern sich nur zu negativen Erschei nungen und zeichnen ein eher düsteres Bild des allgemeinen Zustandes. So beklagt sich z.B. Stadtschreiber Georg Winz im März 1751 in einem Bericht über den schlech ten Geschäftsgang des Spitals und die fehlenden Stiftungen; er kritisiert darin auch die Tatsache, dass das Spital keine Herberge für arme Bürger mehr sei, sondern nur dem Bauherr868 und dem Bettelvogt869 als Wohnung diene, dass darin nur noch «fremde Bettler wohnen, unter denen meis tens auch faule Diebe, Landstreicher und scheue re Huren anzutreffen seien, dass es überhaupt sei nen Namen Spital zum Heiligen Geist gar nicht mehr verdiene und es bekannt sei, wie die teils ordentlichen, teils liederlichen Spitalmeister ihre Geschäfte wahrnehmen würden».870 Ein gutes Jahr später, im Juli 1752, klagt dersel be Winz über die schlechte Arbeit, die in den Re ben des Spitals geleistet wird.871 Ende desselben Jahrs kritisiert er in einem weite ren Bericht den Aufenthalt im Spital von mehre ren «Spitzbuben» und lastet dies sowohl dem Bettelvogt als auch dem Spitalmeister an, der wie die meisten Beamten seine Aufgabe nur noch da rin sehe, die Einnahmen und Ausgaben aufzu schreiben ohne Rücksicht auf das, was im Spital geschehe.872
Offenbar war zu dieser Zeit das Spital auch nicht mehr so frequentiert wie früher, was den Rat am 15. November 1765 veranlasste die «vordere Stu be» zu schliessen.873 Ein paar Jahre später waren die Spitalgüter in einem derart verwahrlosten Zustand, dass der Rat am 25. (!) Dezember 1772 dem Spitalbauern mit der Kündigung des Lehens drohen musste.874 Einzelvorkommnisse, Führungsprobleme, allge meiner Zerfall, Schwarzmalerei, Alltagssituatio nen: Was lag dieser Kritik zugrunde? – Angesichts der spärlichen Zeugnisse ist eine Bewertung kaum möglich.
Abb. 247: Trottengeschirr. Das im Inventar von 1667 aufgeführte Trottenwerk zeug ist mitunter der Beweis, dass schon im 17. Jahrhundert im alten Spittel eine Trotte stand (Bild StaStaR, Tobiar 5556).
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Vom Armenhaus zum Bürgerasyl 1830–1963 Adrian Knoepfli
«… dass die Armenanstalt keine Fütterungsanstalt sey» «Da es sich neulich ergeben: dass der in die Gefangenschaft gesezte Peter Brütsch, Schlosser, von Seiten der Armenanstalt gespiesen, auch einem fremden besoffenen Handwerkspurschen das Nachtquartier daselbst angewiesen wurde, so finde die Armenpflege, dass die Armenanstalt keine Fütterungsanstalt für solche, die wegen Polizeyvergehen eingesezt werden, sey, auch sey es nicht schiklich, dergleichen Individuen in derselben zu versorgen».875 Mit dieser Haltung brachte die Armenpflege Stein am Rhein 1840 zum Ausdruck, was im 19. Jahrhundert allgemein galt: Das Armenwesen sollte nicht sogenannt unwürdige Arme unterstützen, sondern sich auf diejenigen konzentrieren, die es nach Ansicht der Behörde auch verdient hatten.
Vom Umgang mit der Armut – der institutionelle Rahmen Die Einstellung der Obrigkeit den Armen gegenüber schlug sich auch in den 1843 erlassenen Statuten der Armenanstalt Stein am Rhein nieder, in deren «Allgemeinen Bestimmungen» es hiess: «Die Anstalt ist ausschliesslich für hiesige Verburgerte bestimmt und hat nebst dem, dass die bisher gegebenen Haus-Almosen wo möglich beseitiget werden, den Zweck: a. Hülfsbedürftige zu unterstützen. b. Müssiggänger, die der Gemeinde zur Last fallen, zur Arbeit anzuhalten».876 Die positive Sicht des Armen als Abbild Christi, auf der die mittelalterliche Fürsorge beruhte, war schon im 16. Jahrhundert durch die Auffassung abgelöst worden,Armut sei ein Übel, der «schlechte» Arme unnütz und eine Gefahr für die Gesellschaft. Entsprechend änderte sich die Fürsorgepraxis grundlegend.877
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Das Spital, das um 1800 in der Schweiz «als multifunktionelle Armenfürsorgeanstalt eine zentrale Institution der städtischen Wohlfahrt»878 war, erlebte im 19. Jahrhundert eine Ausdifferenzierung. «Stets ging es darum», schreibt dazu Ganzoni, «eine in jeder Beziehung zusammengewürfelte Gesellschaft, der einzig die Not gemeinsam war, nach ihrer Zusammensetzung zu gliedern und vernünftig zu verteilen. In dieser Aufgabe kreuzten sich Gesundheitswesen, Sozialpolitik und Strafwesen».879 Das Historische Lexikon der Schweiz fasst die Entwicklung wie folgt zusammen: «Während sich aus den Krankenpflegeabteilungen der spätmittelalterlichen Spitäler und Siechenhäuser im 19. Jahrhundert die städtischen und kantonalen Krankenhäuser entwickelten, konzentrierten sich im Bereich der geschlossenen Armenfürsorge die traditionellen Spitäler zunehmend auf unterstützungs- und pflegebedürftige alte Personen. Sie bilden die Vorläufer der Altersasyle und Alters- und Pflegeheime».880 Dies vor dem Hintergrund, dass im Verlauf des 19. Jahrhunderts «die Stellung alter Menschen durch die raschen und tiefgreifenden ökonomischen und sozialen Veränderungen allgemein geschwächt» wurde. «Bis ins 20. Jahrhundert hinein war Arbeit <bis ins Grab> für die grosse Mehrheit der Bevölkerung ein unabdingbares Muss. (…) Das Alter – definiert als Nachlassen der Arbeitskraft – war somit in vielen Fällen ein entscheidender Faktor für die Verarmung. Alleinstehende Frauen und Alte bildeten seit jeher die traditionellen Armengruppen».881 Ein Ausdruck der Ausdifferenzierung882 war, dass man auch in Stein am Rhein das Waisen- vom Armenhaus trennte, indem 1843 der ehemalige Klosterhof als Waisenhaus eingerichtet wurde (Abb. 248). Man empfand es – wie andernorts – zunehmend als unpassend, dass Kinder mit «ungeratenen» Erwachsenen zusammenleben mussten.883
Das Waisenhaus wurde 1859 aber wieder geschlossen und die Waisenkinder wurden nun bei Familien platziert.884 Unverändert hatte das Steiner Asyl hingegen noch bis ins 20. Jahrhundert auch die Funktion als Krankenhaus wahrzunehmen, verfügte der Kanton Schaffhausen doch erst ab 1902 über ein Kantonsspital.885
Von der Bürgerzur Einwohnergemeinde Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Kantone für Gesetzgebung und Reglementierung der Fürsorge zuständig, doch blieb die Ausübung den Gemeinden überlassen. Ab etwa 1850 übernahmen auch die Kantone gewisse Aufgaben. «Die Rolle der Kantone bestand im Wesentlichen darin, die Arbeit der Gemeinden zu überwachen, diese finanziell zu unterstützen und sich an der Schaffung und am Betrieb von Anstalten zu beteiligen».886 Im Kanton Schaffhausen steht das Armengesetz von 1851, das eine Vereinheitlichung brachte, für diese Entwicklung.887
Die Bundesverfassung von 1874 brachte allen in einer Gemeinde niedergelassenen Schweizer Bürgern die gleichen politischen Rechte, womit die Bürgergemeinde als politischer Abstimmungs- und Wahlkörper durch die Einwohnergemeinde ersetzt wurde. Die Bürgergemeinden blieben aber weiterhin für die Armenfürsorge zuständig, deren Kosten sie aus dem Bürgergut bestritten. Auch in Stein am Rhein musste das Vermögen zwischen Bürger- und Einwohnergemeinde ausgeschieden werden,888 und für das Armenwesen war nun anstelle des Stadtrates der neu gebildete Bürgerrat verantwortlich. 1934 wurde im Kanton Schaffhausen mit einer Verfassungsänderung «die heimatliche Armenfürsorge durch die wohnörtliche» ersetzt.889 Damit gingen in Stein am Rhein das Bürgerasyl und das Bürgergut im Gesamtbetrag von gegen 900‘000 Franken an die Einwohnergemeinde über. In die Kompetenz der Bürgergemeinde fiel künftig nur noch die Erteilung des Bürgerrechts. Erst mit dieser Verfassungsänderung wurde auch die Bestimmung aufgehoben, dass Armengenössige vom Aktivbürgerrecht ausgeschlossen waren, wenn die «Almosengenössigkeit» als selbstverschuldet taxiert wurde.890
Abb. 248: Der ehemalige Klosterhof an der Mühlenstrasse, der 1843 bis 1859 als Waisenhaus diente. Später zog hier Industrie ein (Bild StaStaR).
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Nicht realisierte Projekte Der Weg zu neuen Strukturen und Institutionen war mit zahlreichen nicht realisierten Projekten gepflastert. So war bei der Trennung von Armenund Waisenhaus ursprünglich eine Verlegung der gesamten Anstalt in den Klosterhof geplant, der zu diesem Zweck ausgebaut werden sollte.891 Das Armenhaus blieb aber, auch aus Kostengründen, in seinen alten Mauern, und in den Klosterhof kam nur das Waisenhaus. Das Kloster, das als Standort ebenfalls angeboten wurde, hatte man für ungeeignet befunden.892
Abb. 249: Als Standort für das städtische Krankenhaus wurde 1885 auch der Adlergarten im Niderfeld vorgeschlagen, doch wurde dessen Ankauf, unter anderem wegen des schlechten Zustands der Liegenschaft, abgelehnt. Der Adlergarten wurde 1982 abgebrochen (Bild StaStaR).
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1842 beschloss Stein am Rhein, sich an einer «Anstalt zur Versorgung von Irren & unheilbaren Kranken» grundsätzlich zu beteiligen. Allerdings wollte man einige Fragen noch geklärt haben.893 1868/69 offerierte Stein am Rhein als mögliche Standorte für die kantonale Psychiatrische Klinik den Klosterhof samt drei Jucharten Wiesland und 30‘000 Franken Barbeitrag oder zehn Jucharten Land auf der obern Breite und 40‘000 Franken.894 1874 zog man das Angebot für den Klosterhof zurück, dasjenige für die Breite wurde bestätigt.895 Schliesslich erhielt 1885 die Kantonshauptstadt, wo 1891 die Klinik Breitenau eröffnet wurde, den Vorzug gegenüber Unterhallau und Stein am Rhein.896 In Stein stand die Gemeinde inzwi- schen allerdings nicht mehr geschlossen hinter
dem Ansiedlungswunsch.897 Bis zur Realisierung der Breitenau mussten auch die Steiner Psychiatriepatienten ausserkantonal – in Münsterlingen TG, St. Urban LU, aber auch im deutschen Göppingen – platziert werden.898 Mitte der 1880er-Jahre diskutierten die Steiner die Errichtung eines städtischen Krankenhauses. Aber sowohl «eine Neubaute im Hofe des Spitals» als auch der Erwerb des Adlergartens im Niderfeld (Abb. 249) und ein Neubau im Jägerstuck (heute Schulhaus Hopfegarte) wurden abgelehnt. Die Bürgergemeinde hatte das Anliegen auf die Einwohnergemeinde abgeschoben, wäre allerdings bereit gewesen, die Hälfte des voraussichtlichen Defizits zu tragen.899 Nie realisiert wurde auch die 1852 beschlossene Pfrundanstalt,900 obwohl 1874 bei der Trennung von Einwohnerund Bürgergemeinde 10’000 Franken für diesen Zweck im Spitalamt eingesetzt waren901 und die Pfrundanstalt bis über die Jahrhundertwende hinaus in den Köpfen herumschwirrte.902 Einzelne Insassen, die über ein Vermögen verfügten, waren aber durchaus verpfründet.903 1903 entspann sich eine Kontroverse, als der spätere Stadtpräsident August Fuog, eine immer wieder umstrittene Figur,904 vorschlug, die Bürgergemeinde solle «ruhe- und unterstützungsbedürftigen Bürgern» den Eintritt ins stadtschaffhauserische Bürgerheim ermöglichen. Die Gegner wehrten sich gegen die Privilegierung einzelner Bürger.905 Fuog lobte zwar die Leitung des Armenhauses, «allein nichts desto weniger ist und bleibt es nichts anderes als ein Armenhaus und ändert daran auch der seit einiger Zeit angebrachte wohltönende Namen <Bürger-Asyl> gar nichts» (Abb. 250).906 Falls «diese Angelegenheit auf kantonales Gebiet könnte geleitet werden, so wäre unter Umständen unser Städtchen mit seiner schönen Lage wohl zu berücksichtigen», schloss Fuog.907 Tatsächlich ersuchte der Kanton d i e Gemeinden 1904 um entsprechende Bewerbungen,908 und die von Stein gemeldeten Bauplätze für ein «Kantonales Asyl für Altersschwache und Gebrechliche» – im Blaurock und im Guldifuss909 – wurden am 14. Dezember 1908 von der Asylbaukommission auch inspiziert.910 Das Pflegeheim der Gemeinden wurde aber erst 1954 Wirklichkeit.911 Die gleichzeitigen Bemühungen der Regierung um eine Verstaatlichung des Fürsorgewesens stiessen auf wenig Begeisterung und endeten 1922 mit einem Debakel in der Volksabstimmung.912 Ebenso wenig realisiert wurde in den 1930er-Jahren ein vom Kantonalen Krankenkassen-Verband Schaffhausen geplantes Erholungsheim auf der Klingenwiese.913
Wer wohnte im Asyl? Die Bewohnerschaft des Armenhauses, auch als «Personal» bezeichnet, war bis ins 20. Jahrhundert hinein weiterhin bunt gemischt. In der Regel dürften zwischen 15 und gut 20 Personen, die Familie des Armenvaters nicht eingerechnet, im Asyl gewohnt haben. 1874/75 waren die 17 Armenhaus-Insassen – ein zweijähriges Kind nicht mitgerechnet – im Durchschnitt 49.5 Jahre alt, wobei das Spektrum von 17 bis 80 reichte. Sie waren, wiederum durchschnittlich, seit 11 Jahren hier und bei ihrem Eintritt 38 Jahre alt. Die Palette der Berufe reichte vom Schiffmann über den Wagner und den Buchbinder bis zum Kaminfeger. Bei den sechs Insassen mit der längsten Aufenthaltsdauer betrug diese im Durchschnitt 27 Jahre.914 Die Statuten von 1873 bestimmten bezüglich der Aufnahme: «Als Armenhausgenössige können nur solche bürgerliche Angehörige aufgenommen werden, welche, und zwar in erster Linie wegen hohen Alters, Krankheit, Gebrechlichkeit oder unverschuldeter Armuth, dann aber auch aus andern für genügend anerkannten Ursachen, ihren Lebensunterhalt nicht mehr finden können».915 Eine genauere Analyse des «Personals» von 1874/75 zeigt, dass im Armenhaus tatsächlich ausschliesslich Personen vom Rande der Gesellschaft untergebracht waren.916 1922 wohnten, ausser den Armeneltern Fuog mit ihren drei Töchtern, die Krankenschwester Luise Häfliger sowie
sieben Männer und acht Frauen von 28 bis 88 Jahren mit einem Durchschnittsalter von 66 im Bürgerasyl.917 Seit 1874 hatte sich das Haus also stärker zu einem Altersheim entwickelt, was auch mit der gestiegenen Lebenserwartung zu tun haben dürfte. In den 1950er-Jahren hatten die Armeneltern ebenfalls für rund 15 Insassen zu sorgen. Zu den letzten Bewohnern gehörten auch die Ungarnrückwanderer Barth, die vor und nach dem Ungarnaufstand von 1956 im Asyl Aufnahme fanden.918 Das Armenhaus war eine unbeliebte Endstation. Hier verbrachte zum Beispiel Charles Holzer seine letzten Tage, der 80jährig immer noch in der Uhrenschalenfabrik seines einstigen politischen Weggefährten Friedrich Weber-Oechslin arbeitete, bettelarm im Restaurant Mühlethal wohnte919 und 1901, «krankheitshalber im hiesigen Spi- tal920 untergebracht», beim Fischen im Rhein ertrank.921 Auch der Kaufmann Hubert Röllin «musste kurz vor seinem Tode mangels finanzieller Mittel ins Bürgerasyl Stein am Rhein verbracht werden».922 Röllin hatte von 1872 bis 1911 den stattlichen Hirschen am Rathausplatz besessen, wo er «ein Kolonialwarengeschäft und daneben einen bedeutenden Käsehandel ins deutsche Nachbargebiet» betrieb. Röllin war Ehrenmitglied des Gewerbevereins, den er «viele Jahre» präsidierte, er hatte im Stadtrat die katholische Minderheit vertreten und für einige Zeit auch im Kantonsrat gesessen.923
Abb. 250: 1901 wurde die Fassade des nun Bürgerasyl genannten Armenhauses von Christian Schmidt bemalt (Bild StaStaR).
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Das tägliche Armenhausleben «Ihre Nahrung besteht Morgens & Abends in zwei Schaalen Kaffee mit Milch, Mittags Suppe & Zugemüse & wöchentlich dreimal Fleisch & an Tagen, an welchen kein Fleisch gegeben wird, geschmalzenes Zugemüse oder Mehlspeisen; Nachts Suppe und in der Regel täglich 1 Pfund Brod; ferner bei regelmässiger Arbeit 2–3 Schoppen Wein per Tag, was durch die Commission näher zu bestimmen ist».924 So sah der Speisezettel im Armenhaus 1873 aus. Die Einrichtung war einfach, die Zimmer wiesen noch 1940 bis zu vier Betten auf.925 Die Frauen wurden, soweit sie arbeitsfähig waren, im Haus, die Männer vorwiegend durch das Bauamt beschäftigt. Beim Bauamt war man darüber nicht nur glücklich; Arbeitsleistung und Lohn gaben immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Behörden Anlass.926 Breiten Niederschlag finden in den Akten disziplinarische Probleme. Weil viele unfreiwillig hier waren und mehr oder weniger eingesperrt, kam es immer wieder zu Entweichungen. 1872 suchte man zum Beispiel nach Mitteln, «den Unfugen des Isac Böschenstein u. Schuhmacher Vetter, die jede Gelegenheit zum echappieren benützen u. dann Abends betrunken u. störrisch nach hause kommen, abzuhelfen, auch habe Vetter, wenn ihm in der Sandgrube Arbeit angewiesen werde, Gelegenheit mit seiner früheren Concubine rendezvous zu veranstalten».927 Die Rückschaffung erfolgte teilweise gewaltsam, und die Strafen – vom Entzug des Sonntagsbatzens bis zum Arrest und zur Androhung der Arbeitserziehungsanstalt – waren hart. 1885 verfügte der Bürgerrat, Conrad Haas «habe in der Sandgrube zu arbeiten, sei strenge zu überwachen, einzusperren, wenn er nicht schaffe & demselben ferner Aussicht auf die Wiederplazierung in Kalchrain928 zu eröffnen». An derselben Sitzung beschloss der Bürgerrat, «das Wirthshausverbot während den Wochentagen für die Arbeiter wieder auszuschreiben» und die Beschäftigung der Armenhausinsassen durch Private zu untersagen929 (Abb. 251).930 Abb. 251: Dass Aufrufe wie der nebenstehende periodisch wiederholt werden mussten, weist darauf hin, dass sie nicht besonders viel nützten (Grenzbote 03.07.1885).
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1878 sah sich der Bürgerrat veranlasst, wegen «Streit & Widerwärtigkeiten» unter den weiblichen Insassen für Befragungen eine Sondersitzung im Armenhaus abzuhalten.931 Die Armen eltern bezeichneten Marie Schnewlin als «Urheberin», aber «Frau Etzweiler habe sich ebenfalls sehr wüst betragen, sodass die Frauen voneinander getrennt werden mussten». Marie Schnewlin wurde ferner vorgeworfen, «in die Männerstube hinauf zu gehen», und sie «esse auch immer nebenbei Butter».932 Solche Probleme begleiteten das Bürgerasyl bis zu seiner Schliessung. 1963 wurde im Stadtrat rapportiert, dass «gemäss den Aussagen von Frau E. Ritter» ein Bewohner «immer lästiger» werde. «Kürzlich hat er August Sonnenmoser gewürgt; auch ziehe er rasch nach einem Messer. Beschluss: Kenntnisnahme».933
Ordnung und Sauberkeit Der Armenvater, der zusammen mit seiner Frau dem Armenhaus vorstand, war für das Amt nicht speziell qualifiziert. Während in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts «die Funktion des Anstaltsleiters mit Wohnsitz am Arbeitsplatz entstand», entwickelte sich der Beruf des Sozialarbeiters, den zunächst vor allem Frauen ausübten, erst im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.934 1843 wurden vom Verwalter, der «in der Regel verheirathet» sein sollte, «Reifheit der Jahre, Geistes- und Körperkraft, Festigkeit des Karackters, ernste Ordnungsliebe, Treue, Anhänglichkeit an sein Amt, das Haus und die Glieder desselben in allen Theilen» verlangt. Er sollte vor allem «auf das sittliche Verhalten seiner Untergeordneten stets sorgsam» achten und hatte auch das Recht, Fehlbare «für einige Stunden einzusperren». «Die ganze Haushaltung soll das Bild einer in sparsamer Einfachheit und stiller Zufriedenheit lebenden Christenfamilie darstellen», lautete die Vorgabe.935 Ordnung und Sauberkeit hatten für die Behörden stets oberste Priorität. 1908 stellte die Gemeindedirektion als Aufsichtsbehörde in ihrem Bericht fest: «Der Gang durch die Anstalt hat uns in erfreulicher Weise gezeigt, dass hier bezüglich Ordnung & Reinlichkeit nichts zu wünschen übrig ist. Wir sprechen Ihnen bezüglich der Führung dieses Asyls unsere volle Befriedigung aus».936 Und noch 1940 hiess es in der Dienstordnung: «Ordnung und Reinlichkeit erleichtern den Betrieb. Im vollen Masse haben die Asyleltern deshalb für die restlose Erfüllung dieses Grundsatzes zu sorgen». 1940 war der Hausvater nach wie vor auch Trottmeister, und in Maikäferjahren «führt er die Ablieferungskontrolle und übernimmt das Vernichten der abgelieferten Maikäfer».937
Handwerker als Sozialarbeiter Für den Posten des Armenvaters meldeten sich in erster Linie Handwerker und Gewerbetreibende. 1843 bewarben sich zum Beispiel ein Metzger, ein Bäcker, ein Glaser, ein Drechsler, ein Steinhauer, ein Sattler, ein Messmer und ein Landjäger.938 1873 wollten zwei Schiffleute, ein Seiler, ein Schlosser, ein Schneider und ein Kandidat ohne Berufsangabe Armenvater werden.939 1884 umfasste das berufliche Spektrum der Bewerber einen Sesselmacher, einen Baumeister, einen Landwirt, einen Seiler und einen Lehrer.940 Wahlgremium war die Bürgergemeinde, welcher jeweils ein Dreiervorschlag unterbreitet wurde. Besonders begehrt war der Posten im Zweiten Weltkrieg, als sich 13 Interessenten meldeten, darunter auch eine Frau. Zehn von ihnen wohnten in Stein am Rhein.941 Inzwischen erfolgte die Wahl durch den Stadtrat, und seit 1930 waren, um «eine grössere Auswahl zu haben», auch Nichtbürger zugelassen.942 Nicht nur, aber auch mit der mangelnden Qualifikation zu tun hatten die Reklamationen, Missstimmungen sowie kleineren und grösseren Skandale, welche die Tätigkeit der Armeneltern begleiteten, wobei bedacht werden muss, dass sich in den Akten vor allem die negativen Ereignisse niederschlugen und nicht der Courant normal. 1872 wies der Stadtrat die Tochter von Armenvater Conrad Stoll samt ihrem unehelichen Kind aus dem Armenhaus weg.943 Im August 1894 verurteilte das Kantonsgericht Schaffhausen den Armenvater, früheren Gerichtsweibel und Landwirt Conrad Böschenstein wegen «Notzucht im weitern Sinne» und «Verführung» «im Zusammenfluss und unter erschwerenden Umständen» zu vier Jahren Zuchthaus und, nach erstandener Strafe, weiteren zehn Jahren Verlust der bürgerlichen Rechte und Ehren.944 Böschenstein hatte sich Übergriffe auf Burschen, junge Männer und Mädchen zu Schulden kommen lassen.945 Seine Ehe wurde geschieden, und er starb 1918 in der Psychiatrischen Klinik Breitenau in Schaffhausen.946 Eine eigentliche Armenvater-Dynastie bildeten die Stoll. Während es in der ersten (im Amt bis 1873) und zweiten Generation (1894–1906) kaum Probleme gab, war Heinrich Stoll-Soller (1923– 1930), der in jungen Jahren «bei verschiedenen Überseedampfern als Heizer anheuerte», danach in Stein als Schlosser und schliesslich als Maschinist bei der Dampfbootgesellschaft für den Untersee und Rhein arbeitete,947 dem Amt nicht gewachsen. Trotzdem wurde er von der Bürgergemeinde jeweils glänzend gewählt.948 Als aber 1929 eine Besoldungserhöhung für die Asyleltern
verlangte wurde, teilte der Bürgerrat der Bürgergemeinde mit, «dass Stoll allzustarkem Wirtshausbesuch fröhne & oft spät & in angeheitertem Zustande nach Hause komme». Auf Vorhaltungen des Bürgerrates habe Stoll «nur mit Spott & Hohn» geantwortet und erklärt, er werde die Stelle in der Spitaltrotte – für diese war er extra bezahlt – «nicht mehr versehen».949 Später hiess es im Nachruf: «Doch seinem freien Drang behagte die Einengung, die ein solcher Betrieb damals mit sich brachte, nicht und er zog nach Zürich».950 Auch mit dem Feilenhauer und Maschinisten Adolf Schneider-Halter, Armenvater 1933 bis 1940, kam es zu Auseinandersetzungen. Der bereits 75jährige verlangte für die «aufgezwungene Arbeit der Maikäferabnahme» eine höhere Extraentschädigung, welche der Stadtrat unter anderem mit dem Hinweis ablehnte, dass Schneider ein sehr gutes Gehalt beziehe, welches die Stadt «Ihnen trotz der infolge Rückganges der Zahl der Insassen verminderten Arbeitsleistung immer noch ausrichtet».951 Nach Schneiders Abgang erörterte die Fürsorgekommission «grundsätzlich die Frage, ob es nicht opportun wäre, den Asylbetrieb unter den bestehenden Verhältnissen einzustellen und die vorhandenen und neu hinzukommenden Pfleglinge zu verpfründen».952 Man entschied sich aber für die Weiterführung. Schneiders Nachfolger, der Bauarbeiter Adolf Tinner-Brunner und seine Frau Lisette (1940– 1958), erhielten dann sehr gute Noten: «Der Bürgerrat war seinerzeit gut beraten, als er dem Ehepaar Tinner-Brunner die Asylpflege anvertraute, die viel Geduld und Arbeit erfordert, über welche der Verstorbene einfühlend Meister wurde».953 Auch die Amtsführung von Ulrich Fuog-Vetterli (1906–1922) wurde sehr gelobt (Abb. 252).954 Als Fuog, der auch stellvertretender Feuerwehrkommandant und Mitglied des Kirchenstandes war, im Alter von 47 Jahren starb, schrieb der «Steiner Anzeiger»: «Er gehörte zu jenen einfachen, aufrichtigen und tapfern Menschen, denen Pflichterfüllung und stete Arbeit etwas Selbstverständliches sind. Aus eigener Kraft hat er sich vom Knechtlein zum Verwalter des Bürgerasyls emporgearbeitet, und zusammen mit seiner Gattin hat er dieses schwere Amt mit viel Takt und Geschick in trefflicher Weise verwaltet».955
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«Gewandtheit & Tüchtigkeit seiner Frau»
Abb. 252: Ulrich Fuog, Asylvater 1906–1922. Die Aufnahme dürfte im Tessin entstanden sein, wo Fuog im Fort Airolo diente (Bild StaStaR).
Abb. 253: Die Armenmutter spielte eine wichtige Rolle. Pauline Fuog-Vetterli, um 1919 (Bild StaStaR).
Namentlich gewählt wurde zwar der Armenvater, doch war oft die Armenmutter die zentrale Person. Ihr Pflichtenheft war in den Statuten von 1873 erstmals explizit festgehalten: «Die Besorgung der Haushaltung, sowie die Beaufsichtigung der Bewohner der Anstalt in häuslicher Beziehung, ist der Frau des Armenvaters übertragen. Sie verwaltet daher in Verbindung mit den hiezu befähigten weiblichen Anstaltsgenössigen das gesammte Küchenwesen, besorgt die Anordnung und gehörige Zubereitung der Speisen. Auch sorgt sie für gehörigen Kleider- & Wäschevorrath, für Reinhaltung der Räumlichkeiten der Anstalt, der Wäsche & Geräthschaften, überwacht die Beschäftigung der weiblichen Personen, sowie auch die Effecten sämmtl. Anstaltsgenössigen»956 (Abb. 253). «Die Ordnung im Spital war wie uns & Ihnen bekannt eine musterhafte & war dies speciell der Gewandtheit & Tüchtigkeit seiner Frau zuzuschreiben», führte der Bürgerrat 1900 nach dem Tod von Armenvater Jacob Stoll aus.957 Auch bei Armenmutter Böschenstein wurde festgestellt, dass sie «sowieso die Hauptperson im Hause ist».958 Als Witwe Stoll sich dann selbst um das Amt bewarb, musste die Bürgergemeinde Farbe bekennen – und sie tat es. Auf die Frage des Bürgerrates, «ob entgegen dem bisherigen Usus, <Armeneltern> für fragliches Amt zu wählen, die Anmeldung der Frau Stoll, die seit der Krankheit & dem Tode ihres Mannes in jeder Beziehung lobenswert dem Armenhauswesen vorgestanden, auch bei der tit. Bürgergemeindeversammlung Berücksichtigung finde»,959 und nachdem der Arzt Ernst Böhni noch ihre «ausgezeichnete Besorgung der Kranken» gelobt hatte, gab sie Margaretha Stoll-Müller gegenüber Schneidermeister Adam Brütsch klar den Vorzug. Der Beschluss wurde allerdings mit der Einschränkung versehen, «dass es der Gemeinde jederzeit freistehe, einen Armenvater zu wählen, sofern dies aus irgend welchem Grunde erforderlich würde».960 1904 wurde Margaretha Stoll wiedergewählt. Der Bürgerrat hatte dies «aufs Angelegentlichste» empfohlen, «da sowohl im Haushaltungswesen als in der Krankenpflege dieselbe fortwährend die vollste Zufriedenheit des Hr. Armenreferenten & des Bürgerrates erworben».961 1940 überlegte sich die Fürsorgekommission, ob es «aus Spargründen» nicht opportun wäre, «die Führung des Asyls einer tüchtigen Frau zu übertragen».962 Man stellte dann nochmals Armeneltern an, aber nach dem Tod von Adolf Tinner 1958 wurde das Bürgerasyl bis zu seiner Aufhebung zunächst von
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Helga Goldmann und dann von Elise Ritter geleitet. Bei Goldmanns Anstellung hatte man, in richtiger Einschätzung der nicht mehr zeitgemässen Einrichtung, festgestellt: «Die Auswahl ist schwer, da sich jede Bewerberin, welche die nötige Vorbildung besitzt, schwer in unsere heutigen Asyl-Verhältnisse einleben wird».963
Täglich ein halber Liter Wein Weil der Raum für eine ausführliche Abhandlung der wirtschaftlichen Entwicklung des Armenhauses sowie des Armenfonds der Bürgergemeinde fehlt, müssen dazu ein paar wenige Angaben genügen. Stein am Rhein hatte für seine Armen innerhalb und ausserhalb des Armenhauses zwar hohe Auslagen: Mit 9.49 Unterstützten auf 100 Einwohner nahm die Gemeinde 1872 im Kanton den Spitzenplatz ein. In Hemishofen waren es nur 3.97, in Ramsen 3.47.964 Andererseits verfügte Stein am Rhein in den 1890er-Jahren pro bürgerlichen Einwohner über ein Armengut von 920 Franken. Osterfingen kam auf 832, Schaffhausen auf 390, Schleitheim auf 265 und Ramsen auf 225 Franken, während es in vielen Gemeinden weniger als 100 Franken waren.965 1888 begann Stein am Rhein aus den Überschüssen des Armenguts einen Separatfonds zu äuffnen,966 und Stein musste im Unterschied zu andern Gemeinden, obwohl in den 1920er-Jahren davon die Rede war,967 nie eine Armensteuer erheben. Das Armenhaus war zwar ein Defizitunternehmen, doch erzielte das Armengut, dessen Einnahmen vor allem aus Kapital- und Pachtzinsen sowie dem Erlös des Holzverkaufs bestanden, insgesamt Gewinne.968 Von den Ausgaben des Armenhauses entfielen 1904 20% auf Fleisch. 14% wurden für Brot verwendet, 11% für Wein und 9% für Milch, 7% für Kleider, 6% für Brennholz sowie 5% für Arzt und Apotheker. 10% machte die Besoldung der Armeneltern aus. Der Wein spielte stets eine wichtige Rolle.969 Bei der Beratung der Statuten 1893 gab «der citirte Armenvater Böschenstein an, dass ein Mann täglich 1/2 Liter, die Frauen Samstag & Sonntag je ein dreier Wein erhalten; die Weinabgabe für die Frauen findet die Behörde nicht richtig vertheilt & hält für zweckmässiger jeden Tag etwas Wein zu verabreichen, aber in kleinern Portionen».970 Verschiedentlich stand auch zur Debatte, ob man dem Armenhaus nicht eine «grössere Ökonomie» angliedern wolle, doch wurde dies abgelehnt.971 Die Bürgergemeinde hatte nicht nur für die im Armenhaus wohnenden, sondern für alle unterstützungsbedürftigen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu sorgen. Für die Betroffenen war dies mit einer weitgehenden Entmündigung verbunden. «Auf
das Gesuch von Isaac Böschenstein um Anschaffung neuer Sonntagskleider wird nicht eingetreten», befand der Bürgerrat zum Beispiel 1885.972 Böschenstein war Schiffmann und damals 66 Jahre alt.973 Einen schroff ablehnenden Entscheid erhielt 1894 auch der Uhrmacher Leonhard Steffenauer, «von Ostindien wieder ganz verwahrlost zurückgekehrt», als er um einen neuen Heimatschein ersuchte. «Von Ausstellung eines Heimatscheines könne keine Rede sein, da erstens ein so verwahrloster, überall kranker Mensch so wie so keine Arbeit erhalte & zweitens dadurch der Gemeinde nur wieder unnütze Kosten verursache», befand der Bürgerrat. «Es soll demselben dieser Beschluss schriftlich mitgeteilt werden mit dem Bemerken, dass ihm dagegen zu jeder Stunde der Spital offen stehe». Der Familie, bei der Steffenauer wohnte, wurde angezeigt, «dass sie vielleicht ja nicht vom Bürgerrate Bezahlung des Logis & Kostgeldes für Steffenauer erwarte».974
Weiterhin «Armen- & Krankenanstalt» In der «Armen- & Krankenanstalt», wie sie noch 1893 ausdrücklich genannt wurde,975 waren nach wie vor auch die Kranken untergebracht, soweit sie nicht zu Hause versorgt wurden. Die Statuten des Armenhauses von 1843 schrieben dem Armenvater vor, er solle «auch alles Mögliche zur Verpflegung & Besorgung der Kranken beitragen».976 Gemäss der Instruktion von 1873 hatte er «die bereits bestehende Krankenanstalt»977 zu besorgen und war «verpflichtet Landesfremde, die hier erkranken, nach Anordnung aufzunehmen & zu verpflegen & bei Todesfällen solcher Personen für das Nöthige besorgt zu sein».978 1834 war für die Handwerksgesellen eine – noch sehr zünftisch orientierte – Krankenkasse ins Leben gerufen worden,979 die man später auch auf die Dienstboten und Arbeiter ausdehnte.980 Die Krankenkasse umfasste also die Kategorien, die bei Krankheit das Asyl aufsuchen mussten, wenn ihr Meister oder ihre Dienstherrin sie nicht bei sich verpflegen981 wollte. Das Defizit deckte ebenfalls das Armengut.982 Die Krankenkasse war mit dem Armenhaus so eng gekoppelt, dass die Rechnungen nicht getrennt geführt wurden, was 1873 Anlass zu Kritik gab.983 Ab 1875 war der Beitritt zur Kasse für die erwähnten Gruppen obligatorisch.984 1885 wurde im Rückblick erklärt, «dass die Mitbenutzung der dafür verwendeten Lokalitäten» im Asyl durch die Krankenkasse «sich nach und nach als etwas zu Recht bestehendes eingeschlichen hat».985 1893 über gab die Bürgergemeinde die städtische Kranken191
kasse an den Stadtrat.986 In dieser Zeit entstanden weitere Krankenkassen.987 «Während der Kanton Appenzell 4 wohleingerichtete Krankenhäuser mit etwa 150 Betten zählt, besitzt der Kanton Schaffhausen ausser dem Gemeinde-Krankenhaus [Schaffhausen] keine Einrichtungen zur Aufnahme von Kranken, welche den Anforderungen an einen Spital genügen», klagte Kantonsrat Carl Keller im Mai 1885 im «Schaffhauser Intelligenzblatt». «Treten nun im Kanton Fälle ein, in welchen Spitalverpflegung dringend am Platze wäre, so sind Private oder Behörden gezwungen, die Aufnahme im Krankenhause zu Schaffhausen oder in einer ausserkantonalen Anstalt nachzusuchen und müssen es, von den bedeutenden Kosten abgesehen, darauf ankommen lassen, ob die Aufnahme gestattet wird». Weil nun zuerst die Psychiatrische Klinik realisiert werden und ein Kantonsspital warten müsse, schlug Keller staatlich subventionierte Bezirkskrankenhäuser «vorläufig» in Schaffhausen, Stein und Neunkirch vor.988
Abb. 254: Dienstordnung für die 1885 neu angestellte Krankenpflegerin (Grenzbote 28.04.1885).
Auf den Bau eines eigenen Krankenhauses hat Stein am Rhein wie erwähnt verzichtet, wobei bezüglich der Notwendigkeit sehr widersprüchliche Aussagen vorliegen. So wurde «das Bedürfniss einer Neubaute» in der Bürgergemeinde mit dem Argument bestritten, dass «die bisanhin zur Verpflegung von Kranken dienenden Lokalitäten die meiste Zeit unbenützt seien».989 Pfarrer Böschenstein hingegen bemerkte, dass man «überhaupt wegen Mangel an Raum für Kranke klage», und der Arzt Ernst Böhni stellte fest: «Im Allgemeinen entsprechen aber die Lokale unseres Spitals für Unterbringung von Kranken nicht den heutigen Anforderungen, die Zimmer seien im Verhältnis zum Luftraum mit 2 Betten schon überfüllt, ein Hauptmangel sei aber das Fehlen eines Kräzezimmers u. eines Badelokales».990
Teurer, aber protestantisch Aus all den Diskussionen resultierte 1884 aber wenigstens die Anstellung einer Krankenpflegerin, was ebenfalls zu Carl Kellers Forderungen gehörte. Dabei gerieten die Steiner in den Zwiespalt, ob sie der Sparsamkeit oder der richtigen Religionszugehörigkeit den Vorzug geben sollten. Während nämlich das katholische Ingenbohl für seine Schwestern «nebst freier Station u. Kost» eine jährliche Entschädigung von 150 Franken verlangte, waren es bei den Diakonissenhäusern Neumünster und Riehen 350 bis 400 Franken. «In Anbetracht unserer durchaus reformirten Gemeinde» empfahl Vizepräsident Seiler trotz der finanziellen Mehrbelastung «die Anstellung einer solchen Wärterin aus Riehen», worauf Pfarrer Böschenstein diesen Antrag verdankte und unter anderem ausführte, «dass es für die reformirte Kirche geradezu eine Beleidigung wäre, wenn katholische Schwestern berufen würden, deren Einfluss im Sinn u. Geist der römischen Kirche durchaus nicht zu unterschätzen sei». Die Bürgergemeinde folgte dem Antrag und beauftragte den Bürgerrat, ein Reglement über die Taxen für Private zu entwerfen.991 Gemäss Dienstordnung von 1885 hatte die Krankenpflegerin den «ambülanten Krankendienst» zu besorgen, «die Weisungen des Arztes zu befolgen», und sie durfte «nur in Notfällen selbstständig handeln». Armen Kranken konnte die Taxe erlassen werden (Abb. 254).992 Damit verfügte Stein am Rhein über eine Art frühe Spitex. Die Krankenschwester wurde aber schon 1889 von ihrem Mutterhaus «wegen ungenügender Beschäftigung» wieder erufen, wogegen die Steiner Behörden nichts einzuwenden hatten.993 Danach stand armen Kranken wieder ausschliesslich das Asyl zur Verfügung.994 Als unter der Bezeichnung «Asyl- und Gemeindekrankenpflege» die Krankenpflege 1906 wieder eingeführt wurde, war sie, wie schon der Titel besagt, stärker ans Asyl angebunden. Die «diplomierte Krankenpflegerin (Anstaltsschwester)» – diesmal kam sie vom Diakonissenhaus Bern995 – sollte «den Kranken des Asyls, sowie der gesamten Einwohnerschaft, ohne Rücksicht auf Nationalität und Konfession, zur Verfügung» stehen, «immerhin in der Meinung, dass die ärmere Bevölkerung besonders berücksichtigt werde». Gesuche «um Pflege ausserhalb des Asyls» waren an die Krankenpflegerin oder an die Asyl eltern zu richten. In «Fällen von Hülfsbedürftigkeit der Kranken» machte die Pflegerin der Präsidentin des Frauenhülfsvereins Anzeige.996 Neu waren die Dienstleistungen der Krankenpflegerin unentgeldlich.997 Das Defizit trug die Bürgerge-
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meinde, wobei später die Hälfte davon die Einwohnergemeinde übernahm.998 Freiwillige Beiträge wurden «zur Anschaffung von Krankenutensilien sowie zur Unterstützung armer Kranker verwendet».999 Ab 1927 hatte die Krankenschwester nicht mehr im Bürgerasyl Kost und Logis.1000 Die Asyleltern waren im übrigen weiterhin in der pflegerischen Pflicht. «Pflegebedürftigen und Kranken ist, soweit die Gemeindekrankenschwester daran verhindert ist, zu jeder Zeit und in liebevoller Art die notwendige Pflege durch die Asyleltern angedeihen zu lassen», hiess es in der Dienstordnung von 1940.1001
Kundi – weitere Elemente der Armenfürsorge Neue Probleme und Aufgaben brachte in den 1870er- und 1880er-Jahren die zunehmende Proletarisierung im Gefolge der Industrialisierung. Das «Bettler- und Vagantenwesen», schrieb die Schaffhauser Kantonsregierung 1881, habe «auch dieses Jahr der Kantonspolizei wieder viel zu thun gegeben (…). Es ist wohl weniger die Fluktuation des grossen Arbeitsmarktes1002 als die im Gefolge der neuern Produktionsweise mit Nothwendigkeit eintretende Überhandnahme des Proletariates, welche uns an einem der wenigenAus- und Eingangsthore der Schweiz mit so viel wan- derndem Volke ohne bestimmte Beschäftigung bescheert».1003 Für die durchziehenden Handwerksburschen und Arbeitslosen wurden Naturalverpflegungsstationen eingerichtet, so auch in Stein. Weil die entsprechende Rechnung 1887 mit einem Defizit abschloss und die freiwilligen Beiträge der Einwohnerschaft nicht so richtig fliessen wollten, ersuchte der Stadtrat den Bürgerrat, 100 Franken des Defizits zu übernehmen. «Sie werden ohne Zweifel mit uns darin übereinstimmen», begründete der Stadtrat sein Ansinnen, «dass es nicht nur schade, sondern auch für die Gemeinde compromittirend wäre, wenn diese schöne Einrichtung wieder eingehen müsste und dem lästigen Hausbettel und Stromerunwesen wieder Thor & Thür geöffnet würde. Es hat gerade unser Institut, das in einer der letzten Grossrathssitzungen anerkennend hervorgehoben wurde, die Frage in Anregung gebracht, ob nicht staatlich diese Verhältnisse geregelt werden sollen & es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, dass in dieser Richtung etwas gethan werden wird, ja wirklich schon im Gange ist, denn eine genaue Controlle über die Handwerksburschen, die auf diese Weise viel leichter ermöglicht wird, liegt auch sehr im Interesse der Polizeihandhabung, also auch in gewissen Fällen der öffentlichen Sicherheit».1004
Schaffhausen stellte 1889 als zweiter Kanton die Naturalverpflegung1005 auf eine staatliche Grundlage.1006 Die Kundi,1007 wie sie auch genannt wurden, fielen im Städtchen auf. In den 1920erJahren befand sich die Herberge im Kupferberg (heute Heimatwerk). Die nächsten derartigen Stationen waren seeaufwärts in Steckborn und rheinabwärts in Diessenhofen.1008 1921 zog man in Erwägung, die Herberge, «wie an andern Orten», eingehen zu lassen,1009 doch gelangte der Stadtrat zur Überzeugung, dass ein solcher Schritt «in der heutigen Zeit der Arbeitslosigkeit nicht tunlich sei».1010 Bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts betrieb Stein am Rhein auch verschiedentlich eine Sup penanstalt.1011 Schliesslich rief Stein am Rhein 1843 als eine der ersten Gemeinden im Kanton eine Sparkasse ins Leben.1012 Die Gründung solcher Kassen, mit denen die unteren Schichten zur Vorsorge angehalten werden sollten, betrachtete man, wie auch die Versuche zur Ansiedlung von neuen Industriezweigen, ebenfalls als Massnahme der Armenpolitik.1013 «Der Zweck dieser Anstalt soll im Allgemeinen eine Ermunterung zur Sparsamkeit seyn, und namentlich Kindern, Dienstboten und Handwerksgesellen die Gelegenheit darbieten, ihre Sparpfenninge sicher und zinstragend anzulegen», hiess es in den ersten Statuten der Steiner Kasse.1014
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IV. Architektur
Neue Nutzungen in alten Strukturen Georg Wagner
Grundsätzlich ist beim Umgang mit Altbauten die Geschichte eines Gebäudes zu respektieren. Dies mit all seinen im Laufe der Zeit erfahrenen Veränderungen. Bei der Wiederbelebung soll die Nutzung dem Baubestand angepasst werden, nicht umgekehrt. Auf diesem Weg ist es möglich die Bausubstanz als Geschichtszeugnis optimal zu erhalten. Es müssen somit keine, oder nur wenige Raumstrukturen zusammengelegt oder gar aufgelöst werden. Beim Bürgerasyl erwiesen sich die Voraussetzungen als optimal. Die Bauherrschaft und die zuständige Baukommission zeigten sich offen und bereit, auf zuerst gewünschte grössere Raumformationen zu verzichten. Dies zu Gunsten des Erhalts von bestehenden, kleineren Strukturen, wie sie meist in Altstadthäusern anzutreffen sind. Bei Umnutzungen ist es die Aufgabe des Architekten aus Programm, Rahmenbedingungen und eigenem Empfinden ein bereits gebautes Bauwerk neu zu formen, welches allen Anforderungen gerecht wird. Wo kann ohne Zerstörung wesentlicher Bausubstanz ein Treppenhaus oder ein Lift eingebaut werden? Organisatorisch richtig, den heutigen Sicherheitsstandarts entsprechend, formal anständig? Wie sind technische Installationen unterzubringen, ohne die alten, bescheidenen Räume zu erdrücken oder zu verunstalten? Wie kann verhindert werden, dass Unterputzkonstruktionen als Vorwand dienen, um bestehende Oberflächenmaterialien zu entsorgen. Wie können neue, grössere Räume entstehen, ohne die kleinen Raumteiler ganz zu entfernen? Letztlich sind es einfache Fragestellungen, die den Architekten beschäftigen. Und doch liegt in diesen Fragen die ganze Problematik des architektonischen Schaffens. Das heisst auch: mit genügendem Respekt und Anstand einem gewachsenen Denkmal gegenüber treten zu können.
Das Bürgerasyl Wir haben dem restaurierten Bürgerasyl ein neues Gesicht gegeben, das sich streng an den historisch überlieferten Grossformen orientiert. Mit den heutigen technischen Mitteln realisiert, ohne der Versuchung zu erliegen Neues alt zu machen. Wo Reparaturen nötig waren, wurde auf alte Techniken zurückgegriffen. Wo Neues hinzugefügt wurde, ist dies im heutigen Geist, heutiger Form und heutiger Technik geschehen (Abb. 255). Die einheitlich auftretende graue Metallfarbe vermittelt späteren Generationen, welche Elemente zur Restaurierungsphase 2000 gehören. Ebenso helfen die zahlreich auftretenden Glasflächen mit, Licht und Form in die vielen verschachtelten Räume zu bringen und gleichzeitig deren verschiedene Niveaus für alle begehbar zu machen. Der Wunsch nach einer gemischten Nutzung des Areals konnte relativ einfach erfüllt werden: Für öffentliche Räume wie Vortrags- oder Sitzungssaal, Vereinskeller und Empfangsraum, standen verschiedene Räumlichkeiten in den fünf Häusern zur Verfügung. Auch mittelgrosse Zimmer für Sitzungen konnten mit alkovenähnlichen Erweiterungen gut realisiert werden (Abb. 256).
Abb. 255: Durchgang zwischen Spittel und Ökonomie: Wo Neues hinzugefügt wurde, ist dies im heutigen Geist, heutiger Form und heutiger Technik geschehen.
Abb. 256: Die Stube des Spitalpflegers, das Jörg Weber Sitzungszimmer, konnte mit einer alkovenähnlichen Erweiterung gut realisiert werden.
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Als schwieriger erwies sich der Umgang mit den oberen Stockwerken des Mittelbaus. So strebte die Denkmalpflege die Erhaltung der äusseren und inneren Fassadenteile mit den innenliegenden Schiebeläden des einmaligen, mittelalterlichen Fachwerkes aus Sichtbacksteinen an. Eine Beheizung des Gebäudes wäre somit nicht möglich gewesen. Die Beteiligten einigten sich darauf, hinter der Fassade eine über zwei Stockwerke reichende Glasfront einzuziehen. Es konnte eine Art innere Laube entstehen. Dieses «Haus in Haus- System» ermöglichte es, dass an der historischen Fassade keine einzige originale Fensteröffnung verändert werden musste.
Abb. 257: Halle im Erdgeschoss, wohl letzter Zeuge der Nutzung mittelalterlicher Erdgeschosse in der Altstadt.
Abb. 258: Unterfangungsund Unterkellerungsarbeiten des Innenhofs für das Stadtarchiv.
Für die Eingangshalle musste ebenfalls eine Lösung gefunden werden, welche dem Anliegen der Bauherrschaft entgegen kam. Dem Wunsch nach einer grossflächigen Auskernung stellten Denkmalpflege und Architekten die Beibehaltung der mittelalterlichen Kammern gegenüber. Mit offenen Raumstrukturen, verbunden durch Glasstege, ist die Halle heute wohl letzter Zeuge der Nutzung mittelalterlicher Erdgeschosse in der Altstadt (Abb. 257). Als gar nicht verträglich erwies sich der Wunsch, ein neues Stadtarchiv in eines der oberen Stockwerke einzubauen. Zu viele Auflagen und Sicherheitsvorschriften hätten dazu geführt, die Strukturen des ehemaligen Asyls und späteren Altersheimes zu zerstören. Als viel sinnvoller wurde die Unterkellerung des Innenhofes betrachtet, was auch in Bezug auf Sicherheit nur Vorteile brachte (Abb. 258). Es kann von einem Glücksfall gesprochen werden, dass die kleinen An- und Nebenbauten im Hof, welche aus Restmaterialien und Zweitverwendungen erstellt wurden, die letzten Jahrzehnte unbeschadet überlebt haben. Als Hilfsbauten dienen sie nun der Infrastruktur des Bürgerasyls und zeugen zugleich von einem sorgfältigen und sparsamen Umgang mit Bausubstanz während der letzten Bewirtschaftung des Spitalareals.
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Zu den Baumaterialien Die im Bürgerasyl vorhandenen Baumaterialien und Konstruktionen zeigten sich schlicht und ohne Verzierungen. Viele Hölzer und Steine wurden dabei zwei- und mehrfach verwendet. Die alten, unebenen Kiesbeläge sowie die vielfach geflickten Wandverputze bildeten ein Zeugnis einer etwas sparsameren Zeit, als wir es uns heute vielleicht gewohnt sind. Trotz neuen und aufwendigen Leitungsinstallationen ist beim Umbau versucht worden, die alten Oberflächen wo immer auch möglich zu schonen und in ihrer Schlichtheit zu belassen. Den Restauratoren stellte sich die Aufgabe, die gleichen Sandmischungen und Farben für Reparaturen wieder ausfindig zu machen.
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Gerade verblüffend einfach ist die Ostfassade des Spitals konstruiert. Das aus Holzstecken, geflochtenen Haselruten und Lehmgemisch ausgefachte Riegelwerk überlebte 500 Jahre und ist durch Restauratoren fachgerecht saniert worden (Abb. 259).
Abb. 259: Restaurierung der Riegelausfachung am Spittel nach originalem Befund von 1477: a und b Senkrechte Staketen aus Eichenholz werden ins Riegelwerk eingepasst und frischgeschnittene Haseloder Weideruten um die Staketen herumgeflochten. c Anmachen des Lehmverputzes mit Schlämmsand, Stroh (Armierung) und Kuhmist (isoliert, bindet und härtet, Holzschutz vor Schädlingen). d und e Grober Lehmputz wird von innen ins Flechtwerk hineingedrückt. f Aussen wird ein gröberer Kalkmörtel aufgetragen, der von einem feineren Kalkmörtel überdeckt und al fresco gekalkt wird.
Auch bei neuen Bauteilen wurde versucht, einfache und schnörkellose Elemente einzubringen. Viele natürliche Elemente sind roh und kommen ohne grosse modische Farbkompositionen aus. c
In Anlehnung an die Mehrfachverwendung der alten Baumaterialien sind ein neuer, grauer Quarzsandstein als Pflästerung, gebrochene Bodenplatten sowie geschliffene und polierte Wandplatten eingesetzt worden. Dies führte zu einer einfachen Material- und Farbsprache, welche heute in der ganzen Anlage anzutreffen ist. Im Hinterhof des Asyls eine bescheidene, ruhige Atmosphäre zu schaffen, ohne protzige und aufdringliche Architektur, wird sicher von vielen Betrachtern verstanden (Abb. 260). Die alten Häuser bilden mit Sicherheit einen würdigen Rahmen, um vielleicht ein paar Minuten innezuhalten und auch über das harte, entbehrungsreiche Leben einer verflossenen Zeit nachzudenken.
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Abb. 260: Im Hinterhof des Asyls wurde eine bescheidene, ruhige Atmosphäre geschaffen, ohne protzige und aufdringliche Architektur.
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Anmerkungen
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Zum Folgenden: Höneisen 1993; Guisolan 1998. 2007 erscheint die neue Stadtgeschichte von Stein am Rhein. 2 Allg. dazu: Im Schutze mächtiger Mauern. Spätrömische Kastelle im Bodenseeraum. Frauenfeld 2005. 3 Bänteli 1993, 242f. 4 Grab 26: UZ–4835/ETH–26340: 1320±50 (664–769). Grab 17: UZ– 4918/ETH–26988: 1185±50 (785–945). Grab 11: UZ–4833/ETH– 26338: 1105±50 (893–989). In Klammern: Kalibrierte Daten 1 Sigma nach Calib ETH 1.5b, 1991. Vortrag Erwin Eugster vom 9. 12. 2004; SN 11. 12. 2004, Steins neue Stadtgeschichte; AZ 16. 12. 2004, Verblüffende Entdeckungen geben Rätsel auf. 5 Frauenfelder 1958, 49ff. und 83ff.; Guisolan 1998, 21ff. 6 Werkleitungssanierungen im Jahre 2000, Akten KASH. 7 Bänteli 1996, 239f., in jenem Band auch der schweizerische Forschungsstand zum Thema. Neue Untersuchungen an der rheinseitigen Stadtmauer anlässlich der Werkleitungssanierungen in der Schwarzhorn- und Choligass (2003); Bauuntersuchungen beim Chretzenturm (1998) und an der Obergass 77 (1991, Steinbau von 1265, angelehnt an Stadtmauer, Anm. 17). Allg. zur Stadtbefestigung: O. Stiefel, Die Wehranlagen des Städtchens Stein am Rhein bis ins 17. Jh. SHBG 14, 1937, 233ff.; O. Stiefel, Die Wehranlagen des Städtchens Stein am Rhein, II. Teil. SHBG 15, 1938, 40ff. 8 Obergass 77, Steinbau von 1265 wird an einen bereits bestehenden Bau angefügt, unten, S. 22. Der vordere Westteil des Hauses zum Lindwurm wird 1279 ebenfalls an einen bereits bestehenden Bau (zum Steinfels) angefügt (Akten KASH und Denkmalpflege; Dendrochronologie: Laboratoire Romand de Dendrochronologie LRD90/R2641). SN 3. Juli 1993, Sonderpublikation Museum Lindwurm Stein am Rhein. Ob die romanischen Blendarkaden im Haus zur Sonne (Frauenfelder 1958, 229) ebenfalls zu einem Wohnhaus gehören, ist unbekannt. 9 Frauenfelder 1958, 17–21; Waldvogel 1973. 10 IBID 1996 und 1997. Auf die ohne Rücksprache und Diskussion mit der KASH erarbeitete Darstellung IBID 2002 und 2003 wird nicht im Detail eingegangen. Dieser jüngste Bericht der IBID basiert bezüglich der Baugeschichte des Spitals bis zum 16. Jh. auf den baubegleitend erarbeiteten Dokumenten der KASH, die ohne Wissen der KASH ausgewertet und fehlerhaft interpretiert wurden. 11 Die Grabung stand unter der Leitung des Verfassers; die örtliche Leitung hatte Daniel Gerbothé; es war seine Prüfungsgrabung zum archäologischen Grabungstechniker. Mitarbeiter waren Fabian Amsler, Marcel Nyffenegger und Andreas Vogelsanger. Zwischenbericht KASH/Daniel Gerbothé, Anfang Oktober 1999. 12 SN 28. Mai 1999: Kanäle, Keramik und Kinderhandschuhe; SN, 18. Mai 2001: Kuhdung als archaischer Baustoff; SN 11. Juni 2001: Aus ehemaligem Spital wird ein wahres Bijou; Sonderbeilage der SN, 8. Juni 2002: Bürgerasyl Stein am Rhein; SN 18. Juli 2002: Bettlerstube im ehemaligen Asyl wieder bewohnt. 13 Die bis ins 15. Jh. zurückreichende Unterkellerung des Bürgerasyls, der Einbau einer Luftschutzzentrale während des 2. Weltkrieges im Hof und die damalige(?) Absenkung des Innenhofes um bis zu 1 m. 14 Für Schaffhausen nachgewiesen: Bänteli 2002, 46. In Stein am Rhein ist im 13. Jh. nur der Steinbau nachgewiesen, da bislang kaum Obergeschosssituationen untersucht sind. 15 Mauerabsatz aussen Kernbau Rehbock 402.10; die Fundamentunterkante 400.70 macht deutlich, dass auch dort ein halb eingetiefter Keller vorhanden war, und dass das Gefälle von O nach W etwa 60 cm betragen hat; gleicher, erhaltener Keller von 1265 Obergass 77. 16 Bollensteinköpfe sichtbar, Fugenmörtel mit Kellenstrich. 17 Untersuchung von 1991, Norbert Kaspar, Kant. Denkmalpflege; Dendrochronologie: Laboratoire Romand de Dendrochronologie LRD91/ R3047. 18 Plandokumentation M. 1:20 im Archiv der KASH.
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StaStaR Bü72; Frauenfelder 1958, 255ff.; Waldvogel 1964; Ambühl 1979, 20ff. 20 Mit weiterführender Literatur Steuer 1995, 98ff. 21 Zum Folgenden: Bänteli 2004. 22 Gleiche Feststellung etwa auch bei den Werkleitungssanierungen 2004 im Fronhof: Die Latrinen der Häuser Lamm, untere Schmiede und Frieden liegen im Fronhof und ergeben von der Unterstadt her mindestens 34 m lange Parzellen. Akten KASH. 23 Zur schriftlichen Überlieferung, unten Anm. 46. 24 Bänteli 1999, 32 und Bänteli 2004, 120: 17,5 x 29,5 m, d.h. 516 m2. 25 Stadtgeschichte 1957, 339. 26 Stadtgeschichte 1957, 112: Ebenso erhält man den Eindruck, das Niederhofareal habe bis zum Durchschlupf zwischen «Kupferberg» und «Frieden» gereicht, welcher als «Ehgraben» das Wasser der an den untern Fronhof grenzenden Häuser ableitete, und hier habe die Gemeinde damals die 1472 auftauchende «Färbe und Mange» erstellt. Zum Ehgraben: Illi 1987, 38ff.; auch Flüeler/Flüeler 1992, 364ff. 27 Unten S. 43 und 99ff. 28 Waldvogel 1973, 9. 29 Unten S. 42 und 50f. 30 In Schaffhausen kommen Hohlziegel im 13. Jh. auf: Bänteli/Zubler 2001, 21. Mauerwerk mit Hohlziegeldurchschuss auf der Burg Hohenklingen, dendrodatiert 1396. 31 Waldvogel 1973, 6. 32 Dokumentation KASH. 33 Akten KASH. 34 So etwa die Erwähnung «eines nächtlichen Feuerausbruchs hinter den Ställen offenbar am Bärengässchen – welcher den Rat 1471 drängte, wenigstens auf Neubauten und geänderten Dächern Ziegel vorzuschreiben» (Stadtgeschichte 1957, 168). Zum Brand von 1668 im Fronhof: Stadtgeschichte 1957, 222f. Zum Brand von 1806 an der Metzggass/Unterstadt unten Guisolan, S. 174 und zu jenem von 1863 im Quartier nördlich vom Rathausplatz: Stadtgeschichte 1957, 338f. 35 StaStaR Spi 1. 36 Unten Beiträge Eugster, Guisolan, Knoepfli, S. 162ff. Zur bisherigen Literatur Spital: Stadtgeschichte 1957, 151ff.; Frauenfelder 1958, 208–210. 37 Zum Schaffhauser Heiliggeistspital: Landolt 2004, S. 491–521; Steinegger 1942–1946. 38 Zur Beziehung der Heiliggeistspitäler, zum Heiliggeistorden: Widmann 2001, 492; Hermann 2004, 20f. 39 Unten Eugster, S. 165f. Mit weiterführender Literatur Widmann 2001, 493; Hermann 2004, 23f. 40 StaStaR Bü 46, S. 48; Stadtgeschichte 1957, 114f. 41 StaStaR Spi 4, Urkunde von 1470. 42 Unten S. 25ff. 43 Dazu mit weiterführenden Hinweisen: Bänteli 1999, 93 und Anm. 790. 44 Widmann 2001, 493 und Höneisen 2002, 217ff. 45 Stadtgeschichte 1957, 151ff.; Frauenfelder 1958, 208–210; Ambühl 1979. 46 Auf der Grossparzelle Weisser Adler standen nach den Schriftquellen an der Oberstadt drei Häuser, neben dem Spital das «ober und under Hus» ab 1448 im Besitz der Galiatz, ab 1463 dann im Besitze von Heinrich Payer, dessen Ehefrau Elisabeth Galiatsin und deren Sohn Junker Bernhard Payer. 1485 dann im Besitz des Ratsherrn Konrad Vels (StaStaR Spi, Bü 17; Waldvogel 1964, 79ff.). 1492 erscheinen als Besitzer des «under hus Konrad Vels, vormals Galiatzen», heute Weisser Adler, und des «ober Hus das Spital, vormals Galiatzen», heute Teil des Bürgerasyls West (StaStaR Fi 268ff, Bü 19). Die Schenkung von 1475 von Jörg Weber, Bürger von Stein und Leibeigener des Klosters Einsiedeln (StaStaR Spi 16), umfasste unter anderem sein Haus, das am Spital und an Payers Haus (Weisser Adler) lag (unten Eugster,
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S. 163f.). Für die Lage von Webers Haus gibt es grundsätzlich folgende Möglichkeiten: Westliche Hälfte des Bürgerasyls West (keine archäologischen Befunde, da spätmittelalterlich ausgehöhlt); Kernbau 2 des Bürgerasyls West; ein Vorgänger des aus wiederverwendeten Hölzern (von gleicher Stelle?) erbauten Mittelbaus. Webers Liegenschaft könnte gar die Grossparzelle Obergass 78/79 (oder ein Teil davon) umfassen, wenn man die Hypothese aufstellt, der ursprüngliche Spital wäre mit den Gebäuden der Grossparzelle 76/77 identisch. Der in den Quellen in der Bauzeit ebenfalls nicht fassbare Spittel wäre dann zwei Jahre nach Webers Schenkung, im Jahre 1477 auf dessen Hofstätte erbaut worden. Gleiche Zuordnungsschwierigkeiten auch mit dem Übergaberodel von 1480/81 (StaStaR Spi 494) wo Vorder-, Hinder- und neues Haus genannt sind (unten Eugster, S. 163). StaStaR Spi 551, unten Eugster, S. 165. StaStaR Fi 257, Nr/S 30/1. Zu Lewerers Haus StaStaR Spi 49, S. 588. Unten Eugster, S. 163. IBID 2003, 15f. und 43. StaStaR Weisser Adler, Hausdokumentation Ambühl. StaStaR Spi 494; Stadtgeschichte 1957, 133: 1490 lieferte der Spitalkeller für 24 Gulden Wein an ein Detachement, das die Zerstörer des Klosterneubaus in Rorschach züchtigte; 141: Mit Spenden von «Schenkkanten» aus dem Spitalkeller wies sie auswärtige Gäste immer wieder darauf hin, welch würziger Tropfen ihr «Steiner» sei. Beispiele bei W. Wild, Die mittelalterlichen Bauten auf der Kyburg, Kanton Zürich. Eine Bestandesaufnahme mit neuen Erkenntnissen. In: Mittelalter, Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 8, 2003, 76. Ergänzend dazu Schaffhausen Rathauslaube um 1413d. StaStaR Spi 1, 2, 3, bestätigt 1476, Spi 6 und 1478, Spi 7. StaStaR Spi 8–13. StaStaR RP 1524: Eine Kommission wurde eingesetzt um Gemälde und Bilder aus den Kirchen und Kapellen zu beseitigen, wobei auch die Spitalkapelle ausdrücklich genannt wird. Früher hat man die Kapelle im Hof des Bürgerasyls vermutet, als Ostanbau an den Mittelbau: Ambühl 1979, 21f.; Frauenfelder 1958, 209. Als Bauverbindung zwischen West- und Ostteil zu Beginn der Bauarbeiten 1999 unbeobachtet herausgebrochen. In der aufwendigen Voruntersuchung wurde die freiliegende Nische selbst nicht untersucht, wohl aber ihre Rückseite im Bürgerasyl Ost, die als sekundär zugemauerte Türe angesprochen wurde (IBID 1996, 43f. und Bauphasenplan). Gleiche Nischen aus spätgotischer Zeit in der Schaffhauser Stadtkirche St. Johann: Bänteli 1990, 55 und 70; C. Stäheli/K. Bänteli/H. Lieb u.a., Die Stadtkirche Sankt Johann in Schaffhausen. Schweizerische Kunstführer GSK Nr. 548, 1994, 25 ebenfalls mit Darstellung des hl. Antonius Eremita. Interpretation nach Bericht der Restauratorin Tanja Dosch 2002, 3f. Vgl. auch Hermann 2004, 159f. Wappen müsste weiter untersucht werden. Widmann 2001, 492. Frauenfelder 1958, 325. Vertieft mit Antonius befasst sich H. Urner (M. Guisolan hrsg.) In: Die Kirche auf Burg zu Stein am Rhein – Ein Juwel mittelalterlicher Malerei, 1999, 15ff. Frauenfelder 1958, 77, 98ff. und 138f. Dosch 2002, 6f. Heike Schweizer, die Nordkapelle der ehemaligen Klosterkirche St. Georgen in Stein am Rhein und ihre Wandmalereien. In: SHBG, 75 1998, 7–47, bes. 34ff. Beispiele bei Hermann 2004, 188, auch 202, 238. Z.B. am Schaffhauser Münster: Bänteli 1999, 95. Auf den westlichen 2 m liegt eine jüngere Putzschicht, welche die Graffiti zerstört hat. Wappen müsste weiter untersucht werden. Ergebnisse durch Leseversuch vor Ort durch die Historiker Roland Hofer, Hans Lieb und Olga Waldvogel (Schaffhausen), Michel Guisolan (Stein am Rhein) und Rudolf Gamper (Winterthur) im Jahre 2000. Überprüft an Hand der digitalen Aufnahmen im Winter 2004/05, ohne weiterführende Ergebnisse. Teilweise identische Parallelen finden sich im Gruftgewölbe der Totenbruderschaftskapelle «Maria zum guten Trost» im benachbarten Öhningen (D): F. Meyer, Jakobspilger im Bodenseeraum. In: Hegau, Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Ge-
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biets zwischen Rhein, Donau und Bodensee 59/2002, 87f.; in Triboltingen St. Nikolaus, frdl. Mitteilung Alfons Raimann, Frauenfeld; in der Spitalkapelle von Markdorf (D): Michler 1992, 150f. 74 Frdl. Hinweis von Ulf Wendel, Schaffhausen. 75 Michler 1992, 150f. 76 Stadtgeschichte 1957, 150. 77 Hüte mit eingerollter Spitze als Steinmetzzeichen am Strassburger Münster: K. Friedrich, Die Steinbearbeitung in ihrer Entwicklung vom 11. bis zum 18. Jh., Ulm 1988, 93ff. 78 DBfAZ 61173, Weisstanne, unsichere Datierung mit Endjahr 1476 ohne Waldkante. 79 Unten Eugster, S.165. Gleichartiger Wandschrank mit Münzen im Turmsockel in der Schaffhauser Stadtkirche St. Johann: Bänteli 1990, 53. 80 DBfAZ 61174–61178, undatiert. 81 Hermann 2004, 182ff.; Widmann 2001, 494. 82 Hermann 2004, 183. 83 Hermann 2004, 220 und Abb. 195. 84 Bänteli 1999, 82. 85 Z.B. wie in Ravensburg: Hermann 2004, 185. 86 Hermann 2004, 184f.; Widmann 2001 494; Bänteli 1999, 103. 87 StaStaR Spi 494; unten Eugster, S. 164. 88 Unten Guisolan, S. 181. 89 Widmann 2001, 494. 90 Dosch 2002, 16ff. 91 StaStaR RP 12, fol. 355r, 364r; RP 13, fol. 16r; Spi 564. Unten Guisolan, S. 173. 92 Mit dieser sehr grossen Probenzahl sollte die Feinstruktur des Spitals von 1679 erkannt werden, um Hinweise für das Restaurierungskonzept zu erhalten. IBID 1997. 93 Dendroberichte vom Mai und August 1997, Raymond Kontic, Dendron, Basel. 94 StaStaR Foto IBID 99/11/15–17 95 Frauenfelder 1958, 209 und Anm. 1 96 Die westliche «Kellerfalle» ist 1843 vermauert worden: StaStaR MA 22. 97 StaStaR Spi 494, Übergaberodel 1480/81, unten Eugster, S.164. 98 Dokumentation KASH; Dosch 2002, 14. 99 Bleistiftinschrift auf Holzbrett, gefunden 1999 hinter dem Täfer: «Im Jahr 1893 am 20. Juli wurde das Bettlerstübli renoviert von Bril u. Leibacher, Zimmermann. Armenvater war Kunrad Böschenstein – Referent Spengler Christian. Bürgerpräsident Bart. Rudi Teiler. Zur Erinnerung G. Leibacher.» Dosch 2002, 15. 100 StaStaR Spi. 546: Ausgaben für einen Ofen «zu des pflägers stuben». 101 Dosch 2002, 22. Ihre drittälteste Farbfassung entspricht dem dunkelgrau der restaurierten Balkendecke mit Einschubbrettern. D.h. entweder ist die Decke noch jünger als 1679 oder dann gehört die Säule zum Umbau der Zeit um 1600, kaum aber in spätgotische Zeit. 102 Frauenfelder 1958, 209. 103 Dosch 2002, 19. 104 Fasen in den Deckenbalken zeigen nur die östliche Längswand an, Dendrodaten datieren andererseits Pfosten in beiden Wänden im 1. und 2. OG 1679/80. Deutet dies auf eine Planänderung während dem Bau 1679/80 oder auf die Wiederverwendung von Hölzern bzw. die Verschiebung von Wänden 1863? Dementsprechend korrellieren Berichte IBID 1997, 5 und Pläne; IBID 2003, 12f. und 66; nur teilweise mit den Planaufnahmen der Deckenbalken IBID vom 30. 09. 99. 105 IBID 1997, 6, Befund im Erdgeschoss. 106 Oben S. 22. 107 Die Werkleitungssanierungen von 2003 zeigten in 30 bis 60 cm Tiefe anstehenden Humus, darüber war der Schichtaufbau modern gestört. 108 Untersuchung N. Kaspar, Kant. Denkmalpflege 1991; Dendrochronologie: Laboratoire Romand de Dendrochronologie LRD91/R3047. 109 Backsteinmass 26 x 55 x 13. Gotische Backsteine als Fachwerkausfachung in Stein am Rhein ausser dem Spital sonst nur im Dormitorium des Klosters St. Georgen von Abt Jodokus Krum (1460–1490): Frauenfelder 1958, 89 und 153. In Schaffhausen im Bindhaus von 1465 des Kloster zu Allerheiligen: Bänteli 1999, 108; ferner im Sondersiechenhaus von 1470 an der Stockarbergstrasse. 110 Dendron Raymond Kontic, Basel, Bürgerasyl Stein am Rhein, Teil 2, August 1997. 111 DBfAZH, Felix Walder, Bericht 109. 112 Unten S. 36.
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Z.B. Schloss Beringen, 1467 datiert: K. Bänteli, Die Baugeschichte von Schloss Beringen. SHBG 65, 1988, 34f. 114 Der westliche Türpfosten scheint original, ist aber wohl wiederverwendet, weil eine originale Türe an jener Stelle durch das darüberziehende, originale Fussband nicht möglich ist. 115 Ob die flächenmässig kleinste Kammer (R 139) in der SO-Ecke auf Grund sekundär scheinender Zapflöcher im NW-Ständer erst später eingebaut wurde, oder ob auch hier die Eigenleistung eines Pfründners sichtbar wird ist unklar. In die Aussenfassade wurde hier nachträglich über die oberen beiden Gefachfüllungen eine in den Raum stehende Kiste eingebaut. Vielleicht war es das im Übergaberodel von 1480/81 in der Kammer vor der Stube genannte Bienenvolk (Imppen, StaStaR Spi 494). Denkbar wäre auch ein Taubenschlag o.ä. 116 Nur noch in der Nordfassade war ein völlig verrottetes Bohlenbrett erhalten. 117 Sie sind im gleichen Mörtel verlegt wie die rechteckigen Platten in R 133 und R 134. 118 Vgl. dazu auch die ornamentierten Bodenfliesen im St. Georgenkloster in Stein am Rhein: E. Landgraf, Ornamentierte Bodenfliesen des Mittelalters in Süd- und Westdeutschland 1150–1550. FBAM 14, Stuttgart 1993. Fundortkatalog 258f. und zu dem ab 1465 erwähnten Namen «Hafner», bzw. Hafnerhandwerk Textband 130, Anm. 162. 119 Frauenfelder 1958, 210 datierte sie deshalb stilistisch ins 16. Jh. 120 Unten Guisolan, S. 181. 121 Hermann 2004, 160. 122 StaStaR Spi 49. Dazu auch Stadtgeschichte 1957, 167: «Holzbeigen und Miststöcke in den Gassen, Schlachthausabfälle vor der Metzg, Unrat in den Wasserrinnen, welche die Kanalisation ersetzten, bemühten den Rat. Im Jahre 1522 verbot er, auf Strassen und Gassen zu streuen, beliebig Dung abzulagern, gebot denen, welche Aborte in der Stadt hatten, die Gruben so einzutiefen und instand zu halten, dass ihr Inhalt nicht überfliessen oder ausrinnen und den Weg durch Nachbarhäuser nehmen könne.» Auch StaStaR Bauamt, 1628, revidierte Ordnung betr. die mistleginen in der Stadt. 123 Diese Fläche ist nicht unterkellert und deshalb nicht ausgegraben. 124 Der Rat sorgte jeweils für die Beschaffung von Dung für die Reben: Stadtgeschichte 1957, 141. 125 StaStaR: Spi 49, 1535; Hausdokumentation Ambühl, 1738 etc.; MA 22, 1843. 126 StaStaR Spi 551, 1509: des Spitals drei Häuser mitsamt den Häusern und Torggeln darhinter; unten Guisolan, S. 182; der Spittel wird in den Brandkatasterbüchern ab 1810 als Trotte aufgeführt. 127 StaStaR Spi 494, unten Eugster, S. 164. 128 Die Backsteine mit Länge von 27,5 cm entsprechen am ehesten jenen von 1679 im Bürgerasyl, die 28 x 13,5 x 5,5 cm messen. Möglicherweise die 1667 genannte Mägdekammer, unten Guisolan, S. 182. 129 IBID 2003, 63f. 130 Eine Beobachtung, die auch andernorts in Stein am Rhein zutrifft: Im Haus zum Fels sind in den Brandmauern die spätgotischen Fachwerkwände von 1417 noch vollständig erhalten; die Fassade am Rathausplatz ist 1726 vollständig erneuert worden, während die nordseitige Fassade mit Ausnahme der alten Ständer erneuert wurde. 131 Frauenfelder 1958, 210: An der südwestlichen Säule angebrachte Tafel von 1722 mit Bauvermerk des damaligen Spitalpflegers Hans Konrad Schnebeli. Diese Tafel war ehemals am Trottbaum angebracht und kann die Trotte datieren, vielleicht ist sie aber auch älter. Vgl. Abb. 247, dort eine weitere Inschrift links oben am Stud: Herr HCW.D Spitalpfleger 1787 AHWM. 132 Guisolan 1998, 33f.; Nennung Trotte auch StaStaR: Spi 560, 1738, Urbar; MA 22, 1843. 133 Grösseres Backsteinformat 28,5–29,5 x 14,5–15 cm. 134 StaStaR BW, Plan Architekt Boeschenstein, 10. Juni 1912. 135 Älterer Baubestand, oben S. 23f. 136 DBfAZ Felix Walder, Bericht 41 vom 18. August 2000. Zwei Endjahre sicher Herbst/Winter 1514/15, zwei weitere Hölzer können auf Grund der Splintringe gleiche Endjahre aufgewiesen haben. 137 Zum weissen Adler: Frauenfelder 1958, 255ff.; Waldvogel 1964; Guisolan 1998, 48f. 138 StaStaR Fi 294, Fi 298ff.; Waldvogel 1964, 81. 139 StaStaR Bü 20, 1518; Spi 49, 1535. 140 O. Stiefel, Junker und Patrizier des Bodenseeraumes im spätmittelalterlichen Stein am Rhein. SHBG 42, 1965, 100f.; StaStaR BN 8, 1510 und BN 10, 1515.
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In den Quellen wird das Hinterhaus «an des Spitals Mistschütti anstossend» genannt (StaStaR Spi 49). 142 Vgl. die spärlichen Hinweise dazu im Boden und in den Deckenbalken im Spittel, oben S. 35f.; hier sind diese Balken herausgesägt! 143 StaStaR Spi 49. 144 Unten Homberger, S. 100f. 145 Unten Homberger, S. 100f. 146 Illi 1987, 35ff; Flüeler/Flüeler 1992, 364ff.; Jenisch 1999, 157ff. mit weiterführender Literatur; AABW 2003, 230 (Ulm). Zu Schaffhausen: Lehmann 1999; Ch. Brombacher/A. Rehazek, Ein Beitrag zum Speisezettel des Mittelalters: Archäobiologische Untersuchungen von Latrinen am Beispiel der Stadt Schaffhausen. AS 22.1, 1999, 44–48; Bänteli 2004. 147 Anders ist die Situation in Freiburg i.Br., wo bereits im 12. Jh. gemauerte Latrinen angelegt worden sind, die immer wieder geleert wurden und bis ins 19. Jh. in Betrieb blieben: M. Untermann, Archäologische Befunde zum frühen Freiburg. In: Freiburg 1091–1120: Neue Forschungen zu den Anfängen der Stadt, hrsg. von H. Schadek und Th. Zotz, Sigmaringen 1995 (Archäologie und Geschichte 7), 225. 148 Oben S. 22f. 149 J. Oexle, Die Grabungen in der Katzgasse in Konstanz. AABW 1992, 320ff.; dies. Die Grabungen in der Konstanzer Neugasse 12–16. AABW 1992, 325ff.; M. Dumitrache, Archäologische Untersuchungen im Konstanzer Neugasse–Viertel. AABW 1993, 291 und 1994, 309f.; E. Schmidt, Archäologische Untersuchungen im Innenhof des ehemaligen Gasthofes Krone in Überlingen am Bodensee. AABW 1996, 256ff. 150 Jenisch 1999, 157ff. mit weiterführender Literatur; Neu z.B. Ulm: AABW 2003, 230. 151 H. Rötting, Stadtarchäologie in Braunschweig. Ein fachübergreifender Arbeitsbericht zu den Grabungen 1976–1984. Forschungen Denkmalpflege Niedersachsen. Hannover 1985, 49–57. 152 Illi 1987, 29ff; Flüeler/Flüeler 1992, 370f. 153 Lehmann 1999, 161, Abb. 162. 154 Stadtgeschichte 1957, 167f. 155 Oben S. 21f.; allgemein Steuer 1995, 103ff.; zu Schaffhausen: Bänteli 2002, 46. 156 Untermann 1995, 150. 157 Beispiele von Kanälen: Konstanz, Wasserkanalsystem einer Gerberei: Hauptkanal in einem 40 cm tiefen und 80 cm breiten Gräbchen, Lehmsohle mit Seitenwänden aus hochkant gestellten Brettern, aussen mit Lehm verfüllt und innen mit Pfählen abgestützt 1268(d): M. Dumitrache, Archäologische Untersuchungen im Konstanzer Neugasse–Viertel. AABW 1993, 291 und 1994, 309f.; Konstanz, Wasserleitung (oder Entwässerungsleitung?) aus V-förmig aufgestellten langen Brettern, 2. H. 15. Jh.: U. Trepkas und R. Röber, Konstanz «Am Gries». Zur Entstehung und Bevölkerung eines Stadtviertels am Rande des Sees. Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 119, 2001, 15; holzverschalte Wasserleitung von 1,3 m Breite auch in Villingen: Jenisch 1999, 147f. Zur Abwasserableitung von Dächern und Höfen auch Galioto/Löbbecke/Untermann 2002, 239; Vförmiger Steinkanal und Sickergrube in Schaffhausen im Hinterhof des Hauses zum Buchsbaum: Bänteli, 1999, 50 und Anm. 386. 158 Höneisen 1993, 43ff; Jenisch 1999, 150. Einen umfassenden Überblick gibt Illi 1987, 11ff. 159 SHBG 22, 1945, 11: Vereinbarung von 1382 für Rathaus und Nachbarhaus zur Regelung des tachtropf, der mittels einem kennel auf die Strasse zu leiten ist genauso wie das Wasser im Hof, das die töl nicht fasst abzuleiten ist durch ein tolen an die Strasse. StaSH, A I/0430,1478: Klage gegen das Spital bezüglich Ableitung des Dachwassers, Räumung eines Abtritts und einer gemeinschaftlichen Mauer bei der Brodlaube. UR 3008A I/1488, 1546: Streit um den Verlauf eines Dachkännels zur Ableitung von Regenwasser. Zudem wird beklagt, dass die Gäste in Stühlingers Herberge ihren Harn und ander ungesüber auf das Dach leeren würden, von wo dieses in Löw’s Hof fliesse und dort ain grossen geschmack verursache. 160 StaStaR Bü 20, S. 588; auch Spi 49, 1535. 161 Vgl. Tauber 1980, 367ff. Auch in unserer Gegend war diese Backofenform noch im 18. Jh. üblich, manchmal nur als ein der Küche angefügter Sommerbackofen, um in der warmen Jahreszeit den sonst als Backofen genutzten Stubenofen nicht einfeuern zu müssen. Vgl. dazu Hermann 1997, 200f. und 452. Als freistehendes Feuer- oder Ofenhaus diente es im ländlichen Raum noch bis ins 20. Jh. für verschie-
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dene Funktionen wie Backen, Dörren von Hanf und Getreide, Waschen, Schnapsbrennen oder Fleisch trocknen. Zudem kann das Feuerhaus mit Speichern, Keller- und Vorratsräumen kombiniert sein. Vgl. dazu auch E. Tanner, Die Bauernhäuser des Kantons Thurgau, Basel 1998, 401ff. 162 Tuchen 2003, 75ff., 127f. 163 Tuchen 2003, 86 und Abb.101–104. Ähnliche Öfen aus dem späteren 16. Jh. sind auch im städtischen Bad von Schaffhausen erhalten, das nach der Reformation 1547 im leerstehenden Heiliggeistspital eingerichtet worden ist: Steinegger 1942, 66f. Zum Befund: SHBG 61, 1984, 324f., fälschlicherweise als Hafneröfen interpretiert. 164 Tuchen 2003, 84ff. 165 Die Existenz eines Spitalbades wurde bereits 1966 von H. Waldvogel vermutet (Bader, Wundärzte und Ärzte im alten Stein. SN, Mai 1966, sechs Aufsätze). Beispiele von Spitalbädern mit Quellen bei Hermann 2004, 201, 207, 209, 221. 166 Unten Homberger, S. 87 und 99. 167 Zum archäologischen Inventar von Bädern: Tuchen 2003, 112ff. 168 Tuchen 2003, 33f., 112f. 169 Akten KASH. An der gleichen Stelle sind bei den Kanalisationsarbeiten 1959 bereits sieben Schröpfköpfe zum Vorschein gekommen: H. Waldvogel, Über die archäologischen Funde in der Choligass. Steiner Anzeiger, 16. März 1959. KASH 55815.1–7. 170 Beispiele bei Drack 1997, 80f. und Abb. 39 und 45ff. 171 Akten KASH; Ambühl 1979, 37 und Stadtgeschichte 1957, 61. H. Waldvogel, Bader, Wundärzte und Ärzte im alten Stein. SN, Mai 1966 (sechs Aufsätze). 172 StaStaR Spi 21 und 494, unten Eugster, S. 164. 173 Zur Problematik, oben S. 25. 174 Zum Nebenbau: IBID 2003, 73ff. 175 StaStaR. Spi 558. 176 Hermann 1997, 451ff. 177 Zur ländlichen Situation im Früh- und Hochmittelalter mit weiterer Literatur: Bänteli 2000, 66f. 178 Oben S. 49. 179 Bänteli 2000, 59–63. 180 Unten Brombacher, S.160. 181 Jenisch 1999, 157. 182 Waldvogel 1973, 9. 183 Galioto/Löbbecke/Untermann 2002, 121ff. 184 Oben S. 21. 185 Zubler 2000a, 83ff. 186 WinBASP (The Bonn Archaeological Statistic Package), Version 5.42. 187 Anhand der durch die Seriation hervorgebrachten Ordnung können typologische Unschärfen erkannt und behoben werden. Hierbei handelt es sich nicht um ein zirkuläres Vorgehen, sondern um die Rückkoppelung der durch die Seriation gewonnenen Erkenntnis im Sinne einer Interpretationsspirale. 188 Topfränder, TR1–TR12 vgl. dazu Zubler 2000a, 105ff. 189 Vgl. dazu unten S. 229ff. 190 Publikation in Vorbereitung. 191 Zur Formentwicklung vom 7.–12. Jh. vgl. etwa Zubler 2000a, 104ff. und 113ff. 192 Fehlende Abriebspuren an Henkeln von Keramiktöpfen sprechen eher gegen Metallbügel. Bügel aus organischen Materialien, wie sie an Flüssigkeitsbehältern bekannt sind (vgl. Lobbedey 1968, 50 und Taf. 27.4) dürften dagegen in Verbindung mit Feuer wenig geeignet gewesen sein. 193 Zu den aufgeführten Typen vgl. Typenkatalog S. 233 und Beispiele aus dem Bürgerasyl (DTR1: etwa Kat. 319, 487, 499, 519; DTR2: Kat. 112, 500) sowie aus der Region: Zubler 2000b, Taf. 63.83 (Merishausen); Gutscher 1984, Abb. 36.13, 39.77.78.81.82 (Schaffhausen); Junkes 1995, 168ff., Abb. 215.132.142.158.163 (Diessenhofen). 194 Asyl, etwa Kat. 163, 483, 498, 563–565. Junkes 1995, 168ff. Abb. 215.133.134.160. In Stein am Rhein-Asyl sind die Typen DTR 1–3 gemeinsam im selben Fundkomplex vergesellschaftet, Asyl S4c, Kat. 499 (DTR 1), Kat. 500 (DTR 2), Kat. 498 (DTR 3). 195 Vgl. dazu Zubler 2000a, 109, 120f., dort unter Typ R13: Beispiele aus Schaffhausen und Berslingen SH mit weiteren Parallelen; in Deutschland scheinen ähnliche Schüsselformen wesentlich früher bereits im 11. Jh. aufzutreten (Stetten a. d. Donau), ebd. Anm. 701. 196 Zu PFR 2 vgl. etwa Matter 1996, Taf. 3.46 (Dreibeinpfännchen), Taf.
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4.65 (Schüsselchen). Asyl, Kat. 92. 198 Asyl, etwa Kat. 585 (TR 12); Kat. 322, 350 (TR 16b); Kat. 558 (TR 18a); Kat. 324, 492, 559 (TR 19); Zubler 2000b, Taf. 62.56–63 (Merishausen); vgl. dazu auch in Schaffhausen, etliche Fragmente in Gutscher 1984 sowie weitgehend erhaltene Gefässe in Lehmann 1999, Kat. 1-10. 199 Matter 2000a, 194; Keller 1999a, 91f. 200 Asyl, aus Befunden des späten 13./frühen 14. Jhs.: Kat. 157, 316, 493–494, 561 (TR 20a1); Kat. 158, 560 (TR 20b1); Kat. 562 (TR20c1); Kat. 496 (TR 20d1); Kat. 351, 495 (TR 20f1); Zubler 2000b, Taf. 63.73–82; Gutscher 1984, Abb. 32.4, 33.5.7, 34.9.10, 35.11, 37.17, 38.45.57.62–65, 39.71.83.88. 201 Dass die Entwicklung der Leistenränder, wie sie sich in der Nordschweiz darstellt, keineswegs unbesehen auf andere Gebiete übertragbar ist, zeigen Funde in Deutschland, wo sich Leistenränder bereits in Kontexten finden, die ins 12. Jh. datiert werden; vgl. etwa Scholkmann 1978, 70 u. Abb. 13; Gross 1991b, 145f., 157f. und Abb. 108, wobei für die Datierung ins 12. Jh. keine bauhistorischen oder naturwissenschaftlichen Daten vorliegen, sondern relativchronologische Überlegungen; Galioto/Löbbecke/Untermann 2002, 77, 500 u. 505, vgl. auch Abb. 12: Typ E02: z.B. aus III ps 2 Planieschicht (letztes Drittel 12. Jh.), Taf. 3.117. 202 Vgl. dazu unten S. 82. 203 Zu Kännchen vgl. unten S. 81, zu Aquamanilien vgl. unten S. 84. 204 Zum möglichen Auftreten von Schüsselformen vor dem 13. Jh. in der Nordostschweiz vgl. Reding 2001, 13. 205 Asyl, Kat. 301, 503 (SR 1); Kat. 160, 164, 317, 575 (SR 2). 206 Ein Hinweis darauf sind etwa die seit dem 14. Jh. auch auf Deutsch auftretenden Kochbücher, vgl. Ph. von Rummel, Speisezettel und Essgewohnheiten. In: Lorenz/Zotz 2001a, 377–391; Keller 1999a, 159. 207 Vgl. etwa Kat. 89–90, 514–515 (TR 20g2); Kat. 516–517 (TR 20h2). 208 Vgl. Kat. 466 (TR 20g3); sowie Junkes 1995, 174ff., Abb. 218.168 (Diessenhofen). 209 Vgl. etwa Kat. 299 (DTR 4); Kat. 358, 368 (DTR 5). 210 Vgl. etwa Kat. 91, 457, 485. Im Bürgerasyl scheint der zeitliche Schwerpunkt der Form PFR 2 in der 1. Hälfte des 14. Jh. zu liegen. 211 Vgl. etwa Kat. 362, 388. Keller 1999a, 80ff., z.B. Taf. 48.1–3, Taf. 73.2–4. 212 Vgl. Kat. 73; sowie Junkes 1995, 174ff., Abb. 220.201, 221.212.213 (Diessenhofen). 213 Vgl. Kat. 73; sowie Junkes 1995, 174ff., Abb. 218.180 (Diessenhofen). Die Dreibeintöpfe mit zwei abgeknickten Rundstabhenkeln bleiben aber vereinzelt noch bis in die Zeit um 1400 in Gebrauch; vgl. Lehmann 1992, 49ff., Taf. 9.75. 214 Vgl. etwa Kat. 524–525; sowie Gutscher 1984, Abb. 40.104 (Schaffhausen), die damals wenig bekannte Randform wurde von D. Gutscher fälschlicherweise dem 15. Jh. zugewiesen. 215 Vgl. etwa Kat. 442 (SR 6); Kat. 2–5, (SR 8); Kat. 10, 13 (SR 9); sowie Junkes 1995, 174ff., mit mehreren Spielarten in den Abb. 217-223 (Diessenhofen). 216 Vgl. etwa Kat. 292, 295. 217 Vgl. Kat. 2–3, Kat. 10 und 13; sowie Junkes 1995, 175, Abb. 220.204 mit dem Beispiel einer glasierten Schüssel vom Typ SR 7 mit Bandhenkel aus Diessenhofen. 218 Im Bürgerasyl liessen sich vergleichsweise wenig aussagekräftige Fundkomplexe dem 15./16. Jh. zuordnen. 219 In Winterthur werden Fayencen spätestens seit dem 16. Jh. auch produziert. 220 Junkes 1995, 174ff., Abb. 219.199 (Diessenhofen). 221 Vgl. Zubler 1999, Taf. 19.381: TR 22, aus Schaffhausen-Allerheiligen; im Bürgerasyl nicht belegt. 222 Zur späten Formentwicklung und zum Verschwinden des irdenen Topfes aus der Basler Küche vgl. Keller 1999a, 62ff., 107f. 223 Vgl. etwa Kat. 11–12, 73 (DTR 6); Kat. 284 (DTR 7); Kat. 383, 385– 386 (DTR 8); Kat. 359 (DTR 9); sowie Junkes 1995, 174ff., Abb. 218.180 (Diessenhofen). 224 Unpubliziertes Fragment aus Schaffhausen, Areal „Bogen“ Grube 2, Gutscher 1984, 161. 225 Eine ganze Serie von vollständig erhaltenen, jedoch nicht stratifizierten Henkeltöpfen kam in der ehemaligen Abtslatrine des Schaffhauser Allerheiligenklosters zum Vorschein, Lehmann 1999, 164ff. 226 Vgl. unten S. 83. 197
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Vgl. etwa Kat. 1, 62, 119 (SR 12a); Kat. 29, 143, 444 (SR 12b); Kat. 378, 476 (SR 12c); vgl. auch: Frascoli 2000, Taf. 9.21 (1. H. 15. Jh.); Faccani 1994, Taf. 2.16–18 (2. H. 15. Jh.); Frascoli 1997, Taf. 35.405 (spätes 17. Jh.). 228 Zu den Grundlagen der Seriation vgl. unten S. 229f. 229 G19 und G20, vgl. S. 259f. 230 Kat. 26 aus Grube G2.3, vgl. S. 256. 231 Vgl. etwa: Hoek/Illi/Langenegger 1995, Taf. 10.186 (Terminus post quem 1801, vgl. Taf. 11.188); Babey 2003, Fig. 34 («Terrine à lèvre pendante»); Boschetti-Maradi/Kissling/Bossert 2004, Abb. 458, Kat. 14. 232 Vgl. etwa Kat. 25, 51–52, 82–83 (SR 14a); sowie Lehmann 1999, Taf. 11.91 und 95 (Schaffhausen-Allerheiligen). 233 Vor allem aus dem 17. Jh. sind etliche Exemplare mit aufgemalten Jahreszahlen bekannt, vgl. etwa: Frascoli 1997, 85ff., Typ 23.1–4: Taf. 22.222 (1671), 36.414 (1699), 54.629 (1700); Lithberg 1932, Schloss Hallwil, Pl. 251 D und 272.251 D (1664), 336 G und 344.336 G (1680?), 336 H und 344.336 H (1686); Lehmann 1992, Taf. 29.234 (1634); Oexle 1985, Abb. 752, Kat. 47 (1678); Hoek/Illi/Langenegger 1995, Taf. 10.187 und 12.190-191 (nach 1801; vgl. Taf. 11.188/189). 234 Da im uns zur Verfügung stehenden stratifizierten Fundmaterial ein Teil des 16. und 17. Jh. zu fehlen scheint, sagt diese Beobachtung wenig über den Zeitpunkt des Auftretens von Keramiktellern aus. Unter den Tellern aus der ehemaligen Abtslatrine des Schaffhauser Allerheiligenklosters datiert P. Lehmann die ältesten etwa in die Mitte des 16. Jh. (Lehmann 1999, 174f.). In Basel treten Teller bereits im ausgehenden 15. und 16. Jh. auf, vgl. Keller 1999a, 90f. 235 Vgl. S. 79f. 236 Vgl. für Winterthur etwa Frascoli 2004, 142; für das Bürgerasyl Kat. 125 (Untertasse) und 123 (RS eines Koppchens?, allerdings aus Irdenware). 237 Eine Einbindung in ein grösseres Umfeld anhand überregionaler Vergleiche soll dann im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der mittelalterlichen und neuzeitlichen Funde aus Schaffhausen erfolgen; vgl. Zubler, Keramik Schaffhausen, in Bearbeitung. 238 Mittelalterkeramik aus Schaffhausen, in Bearbeitung. 239 Die Gläser und insbesondere die Metallfunde konnten aus zeitlichen Gründen nur eingeschränkt untersucht werden. 240 Eine Ausnahme ist etwa ein praktisch vollständig erhaltenes Kännchen aus der Brandschicht S4a/b (Kat. 491), das sicherlich unmittelbar beim Brandereignis verloren ging. 241 Schneider 1989, 10. 242 Streng genommen wäre die Fayence eigentlich zur Irdenware zu rechnen. 243 Porzellan konnte im Bürgerasyl nicht nachgewiesen werden. 244 Schneider 1989, 17. 245 Vgl. etwa Jenisch 1999, 176; Zubler 2000a, 94f. 246 KASH 63758 (G30) und 62816 (S6). Quellränder sind feine, wulstartige Verdickungen entlang der Aussenkante der Bodenunterseite, die unregelmässig stark ausgeprägt sein können. Auf die sehr kontrovers geführte Diskussion zur Entstehung solcher Quellränder kann an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden; vgl. etwa Zubler 2000a, 101. 247 Auch hier kann auf die Diskussion zur Deutung und Herstellung derartiger Bodenzeichen nicht weiter eingegangen werden; zusammenfassend vgl. Zubler 2000a, 99. 248 KASH 62782 (S6), nur fotografisch vorgelegt. 249 Gross 1991a, 52ff. 250 Zubler 2000a, 85. Nur vereinzelt liessen sich Scherben der «nachgedrehten Waren» bei den Farbgruppen der scheibengedrehten Scherben einordnen, vgl. Angaben im Katalog. 251 Zubler 2000a, 94ff: für Berslingen SH werden die Magerungstypen C1, C2 und D1–3 den «nachgedrehten» Waren zugerechnet. Diese datieren in die Phasen 3–5 (Anfang 9.–12. Jh.; S. 116ff.). 252 Keller 1999a, 112. 253 Sie kann somit der Gruppe der «echten» bzw. jüngeren Drehscheibenware zugerechnet werden; Gross 1991a, 60ff. 254 Sie entstehen, wenn das Gefäss etwa mittels einer Drahtschlaufe von der Töpferscheibe gelöst wird. 255 Da die Ofenkeramik sich in ihrer Funktion und teilweise auch in der Machart klar von der Gefässkeramik unterscheidet, wurde bewusst darauf verzichtet, diese in dieselben Materialgruppen wie die Gefässkeramik einzuordnen. Auf die Definition von speziellen Materialgruppen
für die Ofenkeramik wurde nach anfänglichen Versuchen verzichtet, da sich keine klare Gliederung und Entwicklung feststellen liess. Nicht zur Gefässkeramik gerechnet wurden: Figürliche Keramikobjekte, Schröpfköpfe, Lämpchen, Spinnwirtel (zusammengefasst unter Keramik spez.). Die mit grosser Wahrscheinlichkeit als Aquamanilien bestimmbaren Fragmente wurden dagegen bei der Gefässkeramik mitgezählt. 256 Schneider 1989, 12 und 25f. (spez. zur Magerung). 257 Vgl. dazu Zubler 2000a, 85: «Die Zusammenfassung von sehr vielen Kriterien, wie beispielsweise Magerung, Oberfläche, Farbe, Aufbautechnik etc., führt oft zu Abgrenzungsproblemen und willkürlichen Zuweisungen.» … «Je mehr Kriterien von Beginn weg kombiniert angesprochen werden, desto grösser ist die Möglichkeit, dass kontinuierliche Aspekte an sich vorhandene Unterschiede verdecken (und umgekehrt).» 258 Vgl. etwa Keller 1999a, 113ff.; dies. 2002b, 159ff.; Kaltwasser 1995, 252ff.; Y. Henigfeld, Die Keramikversorgung einer mittelalterlichen Grossstadt am Beispiel Strassburgs. In: Lorenz/Zotz 2001a, 143–150. 259 Da die hier behandelten Materialgruppen bei der zeitlichen Einordnung der Fundkomplexe nicht miteinbezogen wurden, besteht dabei keine Gefahr eines Zirkelschlusses. 260 Da für die Magerung demnach höchstwahrscheinlich kristallines Gestein verwendet wurde, müsste in der Tonmatrix Feldspat ebenso häufig vorhanden sein, wie Quarz- und Glimmer. Feldspat aber lässt sich schwer von Quarz unterscheiden. Im Katalog wird daher vereinfachend von kristalliner Magerung gesprochen. 261 Zerriebene Keramikscherben. In der modernen Töpferei wird z.T. unter Schamotte ein künstlich hergestellter «Rohstoff» aus feuerfesten Tonen verstanden. Gewöhnliche zerriebene Scherben werden dagegen auch als «Scherbenmehl» bezeichnet; vgl. Reuter 1988, 31. 262 Die optische Nachweisbarkeit von Schamott hängt wesentlich mit der Brenntechnik zusammen. So kann bei oxidierenden Bedingungen ein unterschiedlicher Eisengehalt von Keramikmatrix und Schamotte zu verschiedenen Rottönen führen, wodurch sich die Schamottekörner leichter erkennen lassen. Bei reduzierenden Bedingungen bleiben diese jedoch in der grauen Scherbe für das blosse Auge meist unsichtbar; vgl. dazu Zubler/Rentzel 2000, 308. 263 Durch die Abgabe von CO2 zersetzt sich Kalk bereits bei relativ niedrigen Temperaturen (800–900°C) und es bildet sich Kalziumoxid (CaO); vgl. Reuter 1988, 28. 264 Grosse Kalkkörner in der Tonmatrix können nach dem Brennen bei Kontakt mit Wasser aufquellen und zu Abplatzungen an der Gefäss oberfläche führen; J. Weiss, Experimente zur Herstellung von Terra Sigillata und anderer römischer Keramik. AS 2002.3, 3 und Abb. 1. 265 Bei den grob gemagerten Gruppen (A–H) bleiben die kalkhaltigen Fragmente meist in der Unterzahl. Die höchsten Werte zeigt Gruppe F mit rund 43%, für J liess sich kein Kalk nachweisen. Dagegen überwiegen die kalkhaltigen Scherben bei den fein gemagerten Gruppen (K–M). Sehr hohen Anteil an kalkhaltigen Fragmenten finden sich in den Gruppen K und L (rund 87% bzw. 77%). Da diese beiden Gruppen im Laufe der Zeit stark zunehmen, bedeutet dies auch eine allgemeine Zunahme der kalkhaltigen Scherben. Im modernen Töpferhandwerk wird Kalk als Magerungs- und Sinterungsflussmittel eingesetzt (vgl. Reuter 1988, 28, allerdings erst bei Brenntemperaturen über 1200°C, was bei der besprochenen Irdenware sicher nicht erreicht wurde). Kalk scheint aber eine gewisse «Verdichtung» und Festigung des Scherbens zu bewirken. In der Glasur soll Kalk Haarrisse verhindern, die Härte der Glasur erhöhen und eine bessere Verzahnung von Glasur und Scherben herbeiführen (Reuter 1988, 28 und 160; Keller 1999a, 145. Am Material vom Bürgerasyl wurden keine Glasuranalysen durchgeführt). Da die neuzeitlichen Scherben der Materialgruppem K und L sehr häufig mit Glasuren bzw. Glasuren über Grundengoben versehen sind, könnte das kalkhaltige Scherbenmaterial auch einen gewissen Einfluss auf die Qualität der Überzüge gehabt haben. 266 Auf die Bildung von spezieller Magerungstypen wurde daher verzichtet; vgl. etwa Zubler/Rentzel, Petrographische Charakterisierung der Magerungstypen, in: Bänteli/Höneisen/Zubler 2000, 85 ff. und 308ff. 267 Schneider 1989, 12. 268 Für alle statistischen Auswertungen wurden sämtliche Gefässkeramikfragmente einbezogen. Anpassende Fragmente wurden zusammengenommen und als eins gezählt (Anzahl: n). Da bei kleinen Ensembles schon wenige Scherben zu grossen Anteilen einer best. Materialgruppe führen können, wurden in den nachfolgenden Dia-
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grammen nur Schichten berücksichtigt, die mindestens eine Anzahl von n ≥100 aufweisen (S1, S4c, S5a, S5b). Die chronologische Abfolge der Schichten S5b, S4c und S5a ist stratigraphisch gesichert. Die Schicht S6 wurde nicht verwendet, obwohl ihr mehr als 100 Gefässfragmente zugerechnet wurden, da ihre Zusammensetzung wenig einheitlich scheint (Befundkatalog, S. 266). Die Grube G20 wurde gewählt, da sie von den typologisch jüngsten Komplexen die höchste Scherbenanzahl aufweist (n = 78). Zum Vergleich wurden auch die dendrodatierten Grubenverfüllschichten G2.2/4 (t.p.q. 1595) und G24.1–5 (t.p.q. 1273) teils angegeben, obwohl sie für die statistische Auswertung eigentlich zu wenig Fundmaterial lieferten: G2.2/4 (n = 34), G24.1–5 (n = 53). 269 Der gewählte Begriff «Materialgruppe» ist insofern etwas unglücklich, als darunter ja nicht nur die verschiedenen Materialien, sprich die Tonzusammensetzung der Scherben, subsumiert werden, sondern auch die Färbungen der Scherben, also eigentlich die Brenntechnik. Auf die Verwendung des Begriffes Ware resp. Warenarten wurde dagegen bewusst verzichtet, da der Begriff einerseits schon für die Hauptgruppen verwendet wird und andererseits unter sog. Waren in der Keramikforschung je nach Publikation z.T. sehr unterschiedliche Gruppierungen mit sehr verschiedenen Kriterien verstanden werden. 270 Die höchste Anzahl der Gruppe C.1 von 16 Scherben in S4b könnte mit einem hohen Anteil von verbrannten Keramikfragmenten aus dieser Brandschicht erklärt werden. 271 Als Erklärung werden etwa mehrphasige Brände, bei verschiedenen Brennatmosphären vorgeschlagen, bzw. das Bestehenbleiben eines anders gefärbten (reduzierten) Kerns beim (oxidierten) Brand; vgl. dazu Kaltwasser 1995, 255. Allgemein vgl. Keller 1999a, 113, 119 u. Anm. 275: Wechselbrand; Warenart I.5 «graue Irdenware mit rotbraunem Kern». Zu römischer Keramik vgl. M. Maggetti und G. Galetti, Naturwissenschaftliche Untersuchungen an der Terra Sigillata von Schwabegg. In: Forschungen zur Geschichte der Keramik in Schwaben, Arbeitsheft des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Nr. 58, 1993, 101–118: «zonierte» Scherben (S. 106). 272 Vgl. etwa Matter 2000a, 186; Pfrommer/Gutscher 1999, 151f. (Warenart A2 bes. Variante a, sog. gemantelte Keramik); Schnyder 1981, 270f. 273 Zubler 2000a, 87 und 95f; Kaltwasser 1995, 255; Ade-Rademacher/ Rademacher, 1993, 97. 274 S6: 20.7%, S5b: 43.8%, S4c: 52%, S5a: 41.2%. 275 Pfrommer/Gutscher 1999, 25f. und 151f.; Schnyder 1981, 270f. und 272f.; Ade-Rademacher/Rademacher, in: Flüeler/Flüeler 1992, 334. Für die «nachgedrehten» Varianten wird das 12. Jh. vorgeschlagen; vgl. Zubler 2000a, 87, 95f und 119ff. (Magerungstyp D.3); Ade-Rademacher/Rademacher, 1993, 71ff. und 99 (Warenart 5). 276 Höchste Werte in S5a: 8.2% und S5b: 8.6%. 277 Ein Fragment G.2 noch aus Grube G19. 278 H.1: 1.5%, H.2: 4.6%, J.1: 16.8%. 279 Vgl. etwa Keller 1999a, 127ff. ihre Warenarten II.7; II.8; II.9. 280 K.1: 0%; K.2: 10.7%; L.1: 0%; L.2: 6.1%. Frühe Vertreter wären in: G1.4–6 (K.1/2, L.2), G6.1 (K.1/2, L.2). Älteste Stücke: 1 Fragm. (unsicher) K.1, mit Fragezeichen, der Grubenschicht G7.2 zugewiesen, es stammt aus der Grubenwand, weshalb unklar bleibt, ob es zur Grubenfüllung oder zum Umgebungsmaterial gehört (FK 81); 1 Fragm. aus der Mischschicht S5a/b; 1 Fragm. (nur sehr unsicher als K.2 bestimmt) aus S6. 281 Z.B. G20: K.1: 4%; K.2: 51%. 282 Vgl. auch Anm. 268. 283 Rot gefärbte, geglättet/polierte Scherben fanden sich im Bürgerasyl keine; vgl. dagegen bei Keller 1999a, 148. 284 Vgl. etwa G. Spies, Hafner und Hafnerhandwerk in Südwestdeutschland, Heidelberg 1964, 95; Schneider 1989, 18 (Kohlenstoffschwarztechnik). 285 Keller 1999a, 148; Junkes 1995, 174. 286 Keller 1999a, 117 (Warenart I.3). 287 Lehmann 1999, 169ff. Taf. 8,74; Guyan/Schnyder 1976, Abb. 23; Junkes 1995, 174f., etwa Kat. 188, Abb. 217; Faccani 1994, 232f., Taf. 1–4. Geradezu ein Charakteristikum für die grauen Schüsseln aus Schaffhausen scheint ein flacher, breit ausgezogener Ausguss zu sein. Freundliche Mitteilung Kurt Zubler, KASH. 288 Lediglich ein Henkel zeigt eine weisse Engobe, ohne darüberliegende Glasur (KASH 61611); möglicherweise handelt es sich um Halbfabrikate (?).
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Rund 9% an der gesamten Gefässkeramik. Bei der Ofenkeramik konnten dagegen keine rot engobierten Oberflächen festgestellt werden. 290 Nur gerade 10 Fragmente zeigen auf der Gefässinnenseite eine rote Engobe (Kat. 92, 95, 495, 568, 592, weiter nicht abgebildet: KASH 61721, 62032, 62231, 63273, 68021). Kat. 592 ist innen nur teilweise mit einer roten Engobe versehen. Dagegen stehen 173 Gefässfragm. mit lediglich rot engobierter Aussenseite. Dagegen vgl. Junkes 1992, 340: Sie nimmt für die roten Engoben einen funktionalen Zweck als abdichtender Überzug an, ähnlich verwendet wie Glasuren. 291 Junkes 1995, 168f., auch Anm. 391; Junkes 1992, 340; Jenisch 1999, 174 und Anm. 759; Widmer 2005, 92ff.; Ade-Rademacher/Rademacher, 1993, 103ff., Bsp. aus Ravensburg (Warengruppe 8), dort mit zusätzlicher Bemalung in hellbraunroten Streifen. 292 Gutscher 1984, Abb. 35; Lehmann 1999, 164 und Kat. 21–23. 293 Junkes 1995, 168f.; Lehmann 1999, 164 bes. Anm. 1378; ähnliche orange bis rote Engoben allerdings auf Flachziegeln sind etwa in Schaffhausen bereits in Kontexten des 12. Jhs. bekannt; Zubler 1999, 205; vgl. dazu auch Anm. 304. 294 Ebd. 295 Vgl. etwa Keller 1999a, 137ff.; Reuter 1988, 156ff. Am Material vom Bürgerasyl wurden keine Glasuranalysen durchgeführt. 296 Keller 1999a, 138. 297 Reuter 1988, 159; Hamer 1990, 43. 298 Dazu K. Karmarsch: «Wenn die Menge des Bleioxydes darin nicht zu gross ist, widersteht sie recht gut der auflösenden Kraft schwacher Säuren und ist daher bei Kochgeschirr nicht gesundheitsgefährlich», Karmarsch 1851, 1570. In vielen Ländern werden auch heute noch Bleiglasuren eingesetzt: Stichproben des Basler Kantonslabors im November 2004 an ausländischen Keramiksouvenirs; vgl. dazu Zeitungsbericht vom 17. Nov. 2004, SN, S. 22. 299 Zu den folgenden Ausführungen vgl. Karmarsch 1851, 1570f.; Keller 1999a, 137ff. 300 Allenfalls können die Komponenten schon vorgängig zu einer Glasfritte verschmolzen und anschliessend aufgemahlen werden. Die Glasfritte ist weniger giftig, da das Blei bereits gebunden und länger haltbar ist. 301 Karmarsch 1851, 1572. 302 Reuter 1988, 163ff.; Hamer 1990, 95; Keller 1999a, 138ff. 303 Ohne entsprechende Analysen soll am Steiner Material auf ein Herleiten der Färbemittel nur anhand der Glasurfarbe verzichtet werden. Kupferoxid kann etwa unter best. Bedingungen auch zu rötlichen Farbtönen führen, Eisenoxid auch zu grünlichen bis schwarzen, vgl. Reuter 1988, 163ff. 304 Rippmann e.a. 1987, 268; Ade-Rademacher/Rademacher, 1993, 109f.; Kaltwasser 1995a, 30f.; ders. 1995b, 282; Keller 1999a, 139f.; Tauber 1980, 315 und Anm. 34; Frascoli 2004, 137. Deutlich ältere Glasuren, allerdings auf Dachziegeln, sind etwa aus Schaffhausen bekannt geworden. Die Flachziegel gehören in einen klösterlichen Kontext (Kloster Allerheiligen) und werden in die 1. Hälfte des 12. Jhs. datiert; Zubler 1999, 204ff.; Bänteli/Zubler 2001. 305 Interessanterweise ist ein Fragm. aus S5b beidseitig olivgrün glasiert. Beidseitig glasierte Gefässe treten ansonsten meist erst in der Neuzeit auf: Keller 2002b, 158; Keller 1999a, 146; Ade-Rademacher/Rademacher, 1993, 111. 306 Die Ofenkeramik und auch die speziellen Keramikformen (vgl. Anm. 268) wurden nicht in die Statistik einbezogen, da sie sich möglicherweise anders entwickeln als die Gefässkeramik. Für eine separate, statistische Auswertung war aber die Datenbasis der Ofen- bzw. Spezialkeramik zu klein. In der Tab. 3 sind auch die Anteile der Ofen- und Spezialkeramik aufgetragen. 307 Bei Glasuren über Grundengoben dürfte es notwenig sein, dass das Gefäss vor dem Glasieren ein erstes Mal vorgebrannt wird (Schrühbrand), da sonst die noch nicht gefestigte Engobe beim Aufbringen der flüssigen Glasur wohl beschädigt würde. 308 Keller 2002b, 161; Jenisch 1999, 174; Frascoli 2004, 137. 309 Marti/Windler 1988, 69, Kat. Nr. 89 und 93 (vor 1356; vgl. dazu 21); Keller 1999a, 146, etwa 32.4 und 33.1 (1. H. 14. Jh. datiert). 310 Allerdings besitzt G2.3/4 nur eine statistisch sehr unsichere Materialbasis (n = 34). Ähnliche Anteile zeigt auch die typologisch ins 17./18. Jh. datierte Grube G20 (rund 81%). Zur Statistik vgl. Anm. 268. 311 Glasuren über roten Grundengoben finden sich etwa in den Schichten S1–S3 sowie den Gruben G1–G4, G8 und G19–20. 312 Im Diagramm Abb. 136 wurden die Scherbenaussen- bzw. Innenseiten
einzeln erfasst, d.h. es wird effektiv mit der doppelten Scherbenanzahl gerechnet. Zur Statistik vgl. Anm. 268 und 306. Bei der Ofenkeramik treten lediglich die Glasurfarben olivgrün, farblos, dunkelgrün und hellgrün auf. Siehe auch unten S.88 ff. 313 Es muss sich keineswegs immer um Altfunde handeln (vgl. etwa Kat. 135 in G20). 314 Keller 1999a, 139 Abb. 141. 315 Die Verbindung zwischen dunkelgrüner Glasur und weisser Engobe ist wohl herstellungsbedingt. Eine grüne Glasur auf dem rötlichen Scherben ohne Engobe dürfte tendenziell zu einer olivgrünen Farbtönung führen. Lediglich 4 Fragm. zeigen dunkelgrüne Glasuren ohne Grundengobe, alle weisen aber einen hellen, beigen Scherben auf (Kat. 119; weiter ohne Abb. KASH 61796, 63351 63361). 316 Eine derart dominante Stellung, wie die grün glasierte Keramik im 15. bis 17. Jh. etwa in Basel besitzt, lässt sich für Stein am Rhein nicht feststellen; vgl. Keller 1999a, 140. 317 Gelbe Glasuren: S0–S2; G2.1, G8, G20, G4.1/S6, S3/5a, S3/17a. Hellgrüne Glasuren aus: S0, S2; G3, G8, G19 G20, S3/17a. In Basel werden gelbe Glasuren ab dem 15. Jh. gebräuchlich, Keller 1999a, 141. 318 Vgl. oben S. 72 Glasurfarben und Anm. 302. 319 Lehmann 2003, 302 und Kat. 76–85: ein dunkelbraun glas. Ensemble, nach dem Befund in die 1. H. 19. Jh. datiert; Keller 2002b, 166; Keller 1999a, 141; Frascoli 1997, 92; Junkes 1995, 204f.; H. SchwerdelSchmidt. Eine Kaffeekanne und ein Milchkännchen aus dem späten 19. Jh. In: Vor dem grossen Brand, 1992, 119 und Abb. 157. 320 Dunkelbraune Glasuren: G2.1, G2.3, G19, G20, S2, Unterlagskies Hof; Schwaze Glasuren: G2.1, G2.3, G2.4, G8, G19, G20, S2, Unterlagskies Hof. 321 Andernfalls droht ein Zirkelschluss. Allenfalls kann aus der Grube G2 mit einem dendrodatierten t.p.q. 1595 ein zeitlicher Ansatz abgelesen werden. 322 Der Begriff ist etwas irreführend, da z.B. bei der Holzbearbeitung eine Kerbe durch Herausschneiden bzw. Wegnehmen von Material entsteht (Kerbschnitt), während bei der Keramik (oft) Material durch Eindrücken verschoben wird (Eindruck Dekor). Da der Begriff Kerbdekor für durch Eindrücken entstandene Verzierungen auf Tongefässen aber gebräuchlich ist, wird er hier dennoch verwendet; vgl. dazu etwa: Brockhaus Enzyklopädie, Stichwort: Kerbschnitt, Band 11, Mannheim 1990, 608. Es sollte aber bei eingedrückten Verzierungen nicht von Kerbschnitt-Dekor gesprochen werden. 323 Frascoli 1997, 91 und 92; Keller 1999a, 148. 324 KASH 62438 (S5b) und 63405 (G24.1/2); nur fotografisch vorgelegt. 325 KASH 62739 (S11), 62540 (S5b); nur fotografisch vorgelegt. 326 KASH 62148; nur fotografisch vorgelegt. 327 Keller 1999a, 149. 328 Matter 2000a, 187 und Taf. 14.177; Keller 1999a, 149; Rickenbach 1995, Kat. 192–207: in der Stadtwüstung Alt-Eschenbach fanden sich auffallend viele derart verzierte Füsse (vor 1309, hist. Datum, vgl. S. 90). 329 KASH 61830, nur fotografisch vorgelegt. 330 Keller 1999a, 149. 331 Zubler 2000b, 218; Bauer e.a. 1993, 91. 332 KASH 63732; nur fotografisch vorgelegt; weitere Beispiele: KASH 63119 (G2) und 63231 (G20), beide ohne Abbildung. 333 Zubler 2000a, 102f. und ders. 2000b, 218f. 334 KASH 62408; nur fotografisch vorgelegt; weitere Bsp. ohne Abb.: 61639 (S1 Schnitt 1), 61925 (S4a/b), 62490 und 62516 (S5b), 63751 (G21). 335 Zubler 2000a, 101ff., sowie Abb. 76.12; Bauer e.a. 1993, 79. 336 Zubler 2000a, 103; ders. 2000b, 218 und Anm. 1225: nach K. Zubler scheinen die älteren Beispiele (11./12. Jh.) eher eine etwas unregelmäs sige, kreuz und quer verlaufende Linienführung aufzuweisen, während jene des 13. Jhs. mehrheitlich recht gleichmässig und horizontal umlaufend über den gesamten Gefässkörper angebracht sind. 337 KASH 62443 (S5b), 63436 (G24.1–4), nur fotografisch vorgelegt; Kat. 317 (Str.3.1, SR 2). Weitere Bsp. (ohne Abb.): S5b: 62490, 62597; S5b/11: 62574; S6: 62811, 62812, 62813, 62832, 62833; G9.2: 63291; G11: 63332; G24.1/2: 63407; Str.5: 63669; G32/34: 63763; S1: 62942. 338 Vgl. Keller 1999a, 154f.; Bauer e.a. 1993, 85. 339 Vgl. dazu auch Lehmann 1999, 172; Lehmann 2003, 338. 340 Abb. 144a: KASH 63533 (G2.3, vgl. auch Abb. 146c); Abb. 144b: Kat. 83 (G8, vgl. auch Abb. 145b).
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Eggenberger e.a. 2005, 49; Lehmann 1999, 170 und 172; Frascoli 1997, 79 und 91; Ade-Rademacher/Rademacher, 1993, 110; Keller 1999a, 33 und 154; zu frühen absolut datierten Belegen aus Winterthur vgl. Schnyder 1990, 84f.; Frascoli 1997, Anm. 156 und 194; Lehmann 1999, 172; einen älteren Ansatz mit einem Aufkommen des Malhorndekors bereits im späten 15. und 16. Jh. bei Keller 2002b, 163. 342 Abb. 145a: Kat. 149 (G20), b: Kat. 83 (G8), c: Kat. 21 (G2.1), d: Kat. 1 (G1.2). 343 Lehmann 2003, 300; Bauer e.a. 1993, 85. 344 Lehmann 2003, 301. 345 Abb. 146a: Kat 433 (S2), b: Kat. 120 (G19), c: KASH 63533 (G2.3, nur fotografisch vorgelegt), d: Kat.: 33 (G2.3); weiter vgl. Kat. 55 (G4.2), Kat. 446 (S3) sowie 61688 (S3, ohne Abb.), 61702 (S2, ohne Abb.) 346 Aus der Abts- und Gästelatrine des Klosters Allerheiligen Schaffhausen liegt auch ein Henkeltopf mit einem derartigen Sternmuster vor Bänteli/Gamper/Lehmann 1999, Taf. 6.44. 347 Lehmann 1999, 170. 348 Weitere Bsp. Kat. 143; und (ohne Abb.): KASH 63698, 63699, 63700 (alle G20). 349 Frascoli 1997, 92; Lehmann 2003, 301 und Abb. 356–358; Bauer e.a. 1993, 85. 350 KASH 63126 (G2.1, t.p.q. 1595, nur fotografisch vorgelegt); weiteres Bsp. (ohne Abb.), 63703 (G20). 351 KASH 63367 (nur fotografisch vorgelegt). 352 Bei der Innglasurmalerei wird das Dekor vor dem Glasurbrand auf die luftgetrocknete Glasurschicht aufgemalt. Verwendet werden sog. Scharffeuerfarben, die im Brand nicht verderben (Kobaltblau, Kupfergrün, Manganviolett, Antimongelb). Bei der Aufglasurmalerei wird die bereits gebrannte Glasur bemalt, wobei sich die Bemalung beim anschliessenden Niedrigbrand (600–800˚C) dauerhafter mit der sich aufweichenden Glasuroberfläche verbindet. Bei der Unterglasurmalerei wird dagegen die weisse Grundengobe bemalt; vgl. Schneider 1989, 19; Weiss 1970, 250ff. 353 Eigentlich Zinndioxid (SnO2), vgl. Reuter 1988, 162. 354 Kat. 125 (G19). 355 Die Fayence gehört damit eigentlich zur Gruppe der Irdenware, wird aber zumeist als eigene Ware behandelt; vgl. z.B. Keller 1999a, 113ff. 356 Weiss 1970, 246. 357 Weiss 1970, 250; Matteotti, 1994, 38ff. 358 Lehmann 1999, 179f. bes. Anm. 1486; Frascoli 2004, 138 und Anm. 33. 359 Frascoli 2004, 138. 360 Ein weiterer nicht näher bestimmbarer WS KASH 63382 nicht abgebildet. 361 Ein nicht näher bestimmbarer RS KASH 63349 nicht abgebildet. 362 Schneider 1989, 17. 363 Frühe Produktionsstätten lagen etwa in Siegburg (D). Gross 1991a, 71f. 364 Lehmann 2003, 304f. und Anm. 359 mit weiteren Nachweisen; Frascoli 2004, 139. 365 Salzglasuren wurden erzeugt, indem man das Gefäss vor dem Brand mit einer Kochsalzlösung bestrich oder während des Keramikbrandes Kochsalz in den heissen Brennraum warf; bei der grossen Hitze reagiert das Salz mit der Tonoberfläche; vgl. etwa Karmarsch 1851, 1573. 366 Brinkmann 1982, 13f. 367 Matteotti 1994, 43; Lehmann 2003, 307. 368 Weiss 1970, 256; bedeutend insbesondere die Werke Wedgwoods (vgl. auch Anm. 369). 369 Matteotti 1994, 44; Lehmann 2003, 308 Anm. 367. 370 Vgl. in Winterthur: Frascoli 2004, 140. 371 Nicht näher bestimmbarer WS KASH 63366 (ohne Abbildung). 372 Fundortangabe Steiner Stadtgebiet; KASH 53685. 373 S. Kaltwasser, Keramik im Breisgau. In: Flüeler/Flüeler 1992, 327; Kaltwasser 1995, 25ff. bes. 27, Farbtaf. 2.5: mit weiteren Bsp. (für Freiburger Stücke gelten die Eckdaten: vor 1280 und nicht nach 1700, vgl. ebd. S. 31). Verwandte Stücke vgl. auch: Junkes 1992, 343 und Abb. S. 344 unten links; J. Oexle, Die Grabungen in der Katzgasse Konstanz, AABW 1992, 320–325, Abb. 230: Konstanz-Katzgasse, ein olivgrün glasierter Flachdeckel mit Lochung, wohl ebenfalls für eine Ringöse (datiert 2. H. 13. Jh., t.p.q. von 1224); Oexle 1984, Abb. 12.2
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(ein verwandtes Stück ebenfalls mit fixiertem Deckel, nicht als Kännchen, sondern als Dreibeingefäss mit Tüllengriff gestaltet, rot engobiert mit Rosettenmuster); verwandte Gefässe sind auch in der Dauerausstellung des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg in Konstanz zu sehen; Ade-Rademacher/Rademacher, 1998, 104, Abb. 77: Rottweil-Hauptstr. 41, allerdings mit seitlichem Überhenkel. 374 Kaltwasser 1995, Taf. 6.1, Taf. 9.1–2; Taf. 15.6. 375 Interessant ist die (regional?) unterschiedliche Henkelgestaltung. Beispiele aus Basel oder Freiburg i.Br. zeigen seitliche, rechtwinklig zur Ausgusstülle angebrachte Ringhenkel; in Winterthur oder Konstanz finden sich verschiedentlich auch hörnchenförmige Griffe gegenüber der Ausgusstülle; Rippmann e.a. 1987, Taf. 34.1 mit weiteren Vergleichen; Matter 2000a, Taf. 6.34–35; Keller 1999a, z.B. Taf. 4.6–7; Kaltwasser 1995, 26, Abb. 1; Junkes 1992, 344; J. Oexle, Grabungen im Bereich der «Oberen Augustinergasse», AABW 1986, 258–262, Abb. 193. 376 Keller 1999a, 76: derartige kleine Ausgussgefässe wurden nach ihr nur im 13. Jh. produziert. 377 Lehmann 1999, 164, Taf. 4.21–22: interessanterweise findet sich dieselbe Krugform in Schaffhausen auch als innen glasierte Variante, vgl. ebd. Taf. 5.31. 378 Junkes 1995, 169 u. Abb. 215.141 (vor 1318); vgl. auch Anm. 377. 379 Auch sog. Verenakrug genannt; vgl. Lehmann 1992, 53; Keller 1999a, Taf. 29.6; zur Verbreitung und Datierung in Deutschland vgl. etwa Gross 1991a, 101ff. 380 KASH 63395 (G24.4) bzw. 61975 (S4c/5b). 381 KASH 61735 (S3/5a), 62094 (S4c), 62522 (S5a/5b), 62496 (S5b) und 62726 (S11), 62948 (S1, ohne Abb.). 382 Abb. 139b/c: KASH 62739 und 62540; Abb. 155: 63508 und 63509 (alle nur fotografisch vorgelegt) 383 Vgl. Kp. «Rot engobierte Oberflächen», S. 71f.; gute Vergleiche zu den Steiner Bügelkannen (ebenfalls mit roten Engobeüberzügen) sind etwa aus dem Kt. St. Gallen oder Konstanz (D) bekannt; vgl. M. Widmer, Verloren, weggeworfen, gefunden, aufgehoben. Die Ergebnisse der Ausgrabung in der Kirche St. Laurenz in St. Gallen, Lizentiatsarbeit am Historischen Seminar der Universität Basel, Basel 2002 (unpubliziert), 32, Taf. 17.131 und 22.183; Widmer 2005, 92, 94 und Anm. 49: vgl. z.B. Kat. 79 (vgl. mit Typ BKR 2b), 105; Reding 2001, 14, Abb. 9: St. Gallen, Leo-Buchhandlung; Burg Alt-Altstätten, Altstätten SG (angeblich 1338 zerstört): Engobe (?) dort als Bemalung mit weinroter Farbe bezeichnet; Junkes 1992, 343 Abb. oben rechts. 384 Matter 2000a, 192 u. Taf. 24.347. 385 Kamber 1995, Taf. 30.232 u. 233 (vor 1290/1300); Keller 1999a, 73ff. Während die Bügelkanne im Raum Basel als eine Neuschöpfung des 13. Jh. betrachtet wird (Keller 1999a, 73), könnte ihre Einführung in der Nordostschweiz bereits früher erfolgt sein. So finden sich in Schaffhausen Bügelkannen der Form BKR 1 (im Bürgerasyl nicht belegt) bereits in Komplexen der 2. Hälfte des 12. Jh. (freundl. Mitteilung K. Zubler). Im Süddeutschen Raum erscheinen Bügelkannen ebenfalls im 12. Jh. (Überblick bei Gross 1998, 775f. u. Abb. 3.9; vgl. auch M. Schulze, Die mittelalterliche Keramik der Wüstung Wülfingen am Kocher, Stadt Forchtenberg, Hohenlohekreis, FBAM 7, Stuttgart 1981, 5–148: in der Entwicklung der Kannen vom 12.–13. Jh. scheinen dort Varianten mit gekehlten Henkeln eine Erscheinung des 13. Jhs. zu sein, ebd. 61 und Abb. 73. 386 KASH 63264 (G9.2) und 68021 (S5a, ohne Abb.). Die beiden Stücke sind sich formal und vom Ton her sehr ähnlich, so dass es sich sogar um ein und dasselbe Individuum handeln könnte. 387 Vgl. dazu auch Junkes 1992, 340: für Konstanz sind rote Engoben überzüge bei Dreifussschüsseln bzw. Pfannen ebenfalls belegt. 388 Lediglich zwei Fragmente: KASH 61558 (S0), 62871 (S1) 389 Marti/Windler 1988, Taf. 5.89 (vor 1356). 390 KASH 62587 (S5b/11, nur fotografisch vorgelegt); vgl. etwa für Basel: Kamber 1995, Taf. 13.84. 391 Weitere Bsp. (ohne Abb.): KASH 61956 (S4a/b), 61699 (S2), 63486 (G37.1); vgl. dazu bei Keller 1999a, 79, Taf. 31.6 u. 8: Grifftüllen sind in Basel ab dem 14. Jh. gebräuchlich; Matter 1996, Taf. 3.59 (Tüllenfragment), Taf. 3.46 (Ringhenkel), Taf. 4.63–64 (Schüsselchen mit Grifflappen) (alle um 1300, vgl. 260ff.). In der Nordostschweiz scheinen Grifftüllen bereits im 12. Jh. vereinzelt an (Koch?-) Schüsselchen aufzutreten; vgl. Zubler 2000a, Taf. 54.107, Abb. 81; zur Datierung 118ff. u. Abb. 87. 392 Keller 1999a, 80ff., z.B. Taf. 48.1–3, Taf. 73.2–4 (für Basel). Die
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Form scheint auch in der Nordostschweiz zumindest bis in die Zeit um 1500 geläufig; vgl. Faccani 1994, Taf. 8.100–101 und 103. 393 Da diese Gefässform im bearbeiteten Material kaum belegt ist, wurde sie vorderhand (noch) nicht typologisch differenziert. 394 Lehmann 1992, Taf. 13.104–105; zur Verbreitung und Datierung der Form in Deutschland vgl. etwa Gross 1991a, 110f. 395 KASH 55555–55573, Stein am Rhein, Boll (Zollhaus); angeblich beim Bau des Alten Zollhauses gefunden. Dazu kommt eine ganze Anzahl von Lämpchen (KASH 55536–55554), sowie weitere Gefässformen, etwa Schüsseln, Dreibeintöpfe, Aquamanile (KASH 55574– 55583), die meisten ebenfalls intakt erhalten. Möglicherweise zu demselben Ensemble gehören Flaschen (LM 18157–18164), Lämpchen und eventuell weitere Gefässformen mit Herkunftsbezeichnung Stein am Rhein, die sich im Schweiz. Landesmuseum befinden. Publiziert sind etwa die beiden Flaschen (LM 18161, 18163) in U. Gross, Kommentar zu Kat. 377, Flaschen. In: Lorenz/Zotz 2001b, 193. 396 KASH 55560, 55571: engobiert glasiert, beide mit Ausgusstülle; 55572–73: Verzierung aus breiten, unregelmässigen Linien, wirkt eher wie Pinselstriche (?); vgl. Frascoli 2004: Flasche mit Malhorn: Taf. 11.48 (2. H. 16. Jh.); Taf. 22.177 (nach 1609). 397 Aufgrund der Fragmentierung an unserem Stück nicht nachweisbar. Die Ausgusstülle wird mitunter als Merkmal spezifisch für das Gebiet Südwestdeutschland und Nordschweiz angesehen, das erst nach der Mitte 15. Jh. auftritt; vgl. Anm. 394 (U. Gross). 398 Vgl. Anm. 394 (U. Gross). 399 Lehmann 1992, 53f.: Winterthur Untertor 21–25 Bügelkannen und Flaschen vergesellschaftet (Taf. 12 und 13). 400 KASH 63391 (G24.4), 63399 (G24.5), 62406 (M9), 61570 (S0/1), 61665 (S1?), 62591 (S5b), 62830 (Str.3.1). 401 Burg Neu-Toggenburg SG; vgl. Reding 2001, 13 u. Abb. 6. 402 KASH 62738 (S4c/11). 403 Zur mittelalterlichen Bezeichnung der entsprechenden Gefässe vgl. Scholkmann 1989, 670 Anm. 1 (mit weiterer Literatur); Keller 2002a, 125. 404 Möglicherweise wurde diese Gefässform durch die Kreuzfahrer in Europa bekannt; Kasten 1976, 435f.; Scholkmann 1989, 674 und Anm. 26; Keller 2002a, 132. 405 Keller 2002a, 125; zur Bedeutung des Händewaschens und den damit verbundenen Tischsitten sowie deren Einfluss auf die Gesellschaft vgl. ebd. 133ff. (mit weiterer Literatur). 406 Scholkmann 1989, 675; Exemplar aus Bebenhausen (D) wird in die Zeit um 1200 datiert. 407 Kasten 1976, 430f. (mit älterer Literatur); Scholkmann 1989, 678; R. Hofmann. In: Ritter, Burgen, Städte 1997, 210; Keller 2002a, 125; im liturgischen Zusammenhang scheinen keramische Aquamanilien dagegen nicht oder nur in Ausnahmefällen Verwendung gefunden zu haben (Scholkmann 1989, 679). 408 Kasten 1976, 429; Keller 2002a, 132. 409 Kasten 1976, 390. 410 Kasten 1976, 411f.; frühe Beispiele wie etwa ein an den Anfang des 13. Jhs. datiertes Reiter–Aquamanile aus Andernach (D) weisen noch einen vollständig handmodellierten Körper auf; vgl. Kasten 1976, K3 Abb. 27; Keller 2002a, 126; Michael Hütt. In: Luckhardt/Niehoff 1995, Bd. 1, 606, G102. 411 Es scheint, dass die Gefässe mit separater Ausgusstülle tendenziell etwas jünger sind (14./15. Jh.), vgl. Keller 2002a, 126. 412 KASH 62065 (S4c). 413 Diese Art der Einfüllöffnung scheint typisch zu sein für die Widder aquamanilien aus dem Oberrheingebiet, während die Stücke aus dem Inneren Schwabens die Öffnung auf dem hinteren Gefässteil besitzen, vgl. Scholkmann 1989, 680. 414 Ebd.; vgl. Anm. 412. 415 Zusammenstellung bei Scholkmann 1989, 679ff. und 686ff. 416 Scholkmann 1989, 677 und Anm. 49; dort nur gerade drei Beispiele: Konstanz (D) Nr. 33g; Murr (D) Nr. 62a; Frankfurt (D) Nr. 20. 417 KASH 62714 (indet). 418 Kasten 1976, K36 Abb. 44, Beispiel eines Löwen-Aquamanile aus Köln; Beine mit abgesetzt modellierten Füssen sind bei Aquamanilien eher selten (Kasten 1976, 413). 419 KASH 62627 (S5b/11); vgl. Höneisen (Hrsg.) 2002, Abb. S. 174. 420 Zwei keramische Miniaturhelme aus Konstanz, die unserem Stück recht ähnlich sind, werden als Kinderspielzeuge angesprochen, allerdings sind diese mit hörnerartigen, tönernen Helmzieren geschmückt
und unglasiert, weisen dafür aber z.T. Bemalung auf; vgl. Oexle 1986, 235 und Abb. 209. 421 Reiter- oder Ritter-Aqamanilien sind verschiedentlich belegt; vgl. etwa Kasten 1976, 391ff.; Scholkmann 1989, 686ff.; Ritter, Burgen, Dörfer 1997, 210 (mit älterer Literatur); gut vergleichbar mit dem Stück vom Bürgerasyl sind: Alt-Regensberg (CH) (Kasten 1976, K115 od. Schneider 1979, 78, Abb.74; glasiert 14. Jh.); Regensburg (D) (Kasten 1976, K61 oder Ritter, Burgen, Dörfer 1997, 210, Kat. IX.44; unglasiert 2. H. 14. Jh.); Winterthur-Untertor ZH 21–25 (Lehmann 1992, Taf. 30.243); auch metallene Aquamanilien mit derselben Thematik sind bekannt: vgl. etwa Schneider 1953, Taf. 12 a–d; Aquamanilien 1981, Kat. 30, 31, 32. 422 Die als Kinderspielzeug angesprochenen handmodellierten Reiterfiguren vornehmlich der Zeit um 1300 sind meist kleiner und massiv gearbeitet. Die Figuren erscheinen auch schematischer und weniger detailliert. Sie bleiben meist unglasiert. Vgl. etwa die Beispiele bei Oexle 1986, 235 Abb. 208 (Konstanz D); Ritter, Burgen, Dörfer 1997, 96, Kat. V.23 (Lichtenfels D); Stebler-Cauzzo 1995, 100, Abb. 16 und Kat. 120 (Burg Bonstetten ZH); Obrecht 1981, 151, C3 (Mörsburg ZH). Beispiele für glasierte Pferdefigürchen, die als Spielzeuge angesprochen werden aus Magdeburg (D) (Ritter, Burgen, Dörfer 1997, 93, Kat. V.19). 423 Kasten 1976, 413. 424 Vgl. etwa Kasten 1976, Abb. 70; Aufgrund der Fragmentierung bleibt jedoch die Lage der Einfüllöffnung häufig unbekannt. Bei den metallenen Beispielen lässt sich der Topfhelm des Ritters mitunter regelrecht aufklappen, vgl. Schneider 1953, Taf. 12 a–c. 425 Oexle 1992, 394 (betreffend Kinderspielzeuge). 426 Vgl. dazu Schneider 1953, 42; Steeger 1997, 69. Zusammenstellung der bekannten Topf- und Kübelhelme bei Senn 1991, 168 (Stand 1991); weitere Topfhelme: Rehburg (D) (G. P. Fehring, Stadtarchäologie in Deutschland, AiD Sonderheft, Stuttgart 1996, 66 und Abb. 58); Obere Burg bei Treuchtlingen (D) (Ritter, Burgen, Dörfer 1997, Kat. 54a). 427 Marti/Windler 1988, 96. 428 Schneider 1953, 42ff.; Marti/Windler 1988, 96; Senn 1991, 167f.; Steeger 1997, 70. 429 Vgl. etwa der 1916 auf der Ruine Obere Burg (sog. Gesslerburg) bei Küssnacht am Rigi SZ gefundene Helm; dazu Schneider 1953, Taf. 8a; Schneider 1984, Kat. C1; Brinker/Flühler-Kreis e.a. 1991, Kat. 153. 430 Schneider 1953, Taf. 6a und c; Marti/Windler 1988, 93ff. Abb. 57 und Taf. 13/14 (Kat. 159). 431 Schneider 1953, 27ff.; Marti/Windler 1988, 101; Steeger 1997, 70; allenfalls wäre auch ein Vergleich mit einem Kübelhelm, wie etwa jenem aus Küssnacht, denkbar. Das Stück wird gemeinhin in die 1. Hälfte, allenfalls in die Mitte des 14. Jhs. gestellt; vgl. Schneider 1984, 100; Brinker/Flühler-Kreis e.a. 1991, 279. 432 Schneider 1984, 101, C2; Senn 1991, 167; Steeger 1997, 70. 433 Vgl. Anm. 431. 434 Senn 1991, 165. 435 Senn 1991, 165. 436 W. Merz/F. Hegi (Hrsg.) Die Wappenrolle von Zürich. Ein heraldisches Denkmal des vierzehnten Jahrhunderts in getreuer farbiger Nachbildung des Originals mit den Wappen aus dem Haus zum Loch, Zürich/Leipzig 1930. 437 KASH 62518 (S5b); vgl. Höneisen (Hrsg.) 2002, Abb. S. 179. 438 Vgl. etwa Hoffmann 1996 (Zusammenstellung der Funde aus Sachsen); Nagel-Schlicksbier 2000a, 659ff. mit zahlreichen Beispielen. 439 Etwa das bekrönte Haupt eines Königs aus Rottweil (Gildhoff 1993, 318f. und Abb. 227.3) oder verschiedene Reiter- bzw. Ritterfiguren (vgl. etwa Oexle 1986, 235 und Abb. 208; Nagel-Schlicksbier 2000a, 669, bes. Anm. 54 und 55 mit weiteren Bsp.). 440 Gildhoff 1993, 319; G. P. Mager, Spiel und Unterhaltung im spätmittelalterlichen Rottweil. In: Ade-Rademacher/Rademacher, e.a. 1998, 133; Nagel-Schlicksbier 2000a, 670 Anm. 60; teilweise besitzen die Figürchen auch einen inneren Hohlraum, der mit einer kleinen Tonkugel oder kleinen Steinen gefüllt ist. In diesen Fällen wird auch die Deutung als Rasseln vorgeschlagen. 441 Nagel-Schlicksbier 2000a, 669; der Datierungsvorschlag stützt sich zum einen auf die Datierung der Fundstücke anhand Stratigraphie und Beifunde, zum anderen auf stilistische Vergleiche mit zeitgleichen Trachtdarstellungen in Buchmalerei und Bildhauerei (664ff.). 442 Vgl. etwa Hoffmann 1996, 161ff.
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KASH 62799 (S6). Für ein Aquamanile scheint der Hohlraum etwas klein. 445 KASH 63510 (G9.2). 446 Abb. 162a: KASH 62148 (S5a) Bandhenkel mit Fingertupfenband, vielleicht Teil eines Aquamanile; b: 54899 (S5b): Beinansatz mit Kerben- bzw. Fingertupfenverzierung, die wohl ein Fell oder Gefieder darstellt, verm. zu einem Aquamanile gehörend; c: 63501 (indet, Oberflächenreinigung): Ösenhenkel (?), alle drei Fragmente nur fotografisch vorgelegt; vgl. Kasten 1976, K60, K61, K74, K117. 447 KASH 63507 (G9). 448 KASH 61576 (S0/S1), 61575 (S0/OK S1) und 62862–62864 (S1). 449 Vgl. etwa R. Hofmann, Schröpfköpfe In: Ritter, Burgen, Dörfer 1997, 110. 450 Tuchen 2003, 112ff.; E. Huwer und Ch. Prohaska-Gross, «Wen einer von Krankheit griffen an…». In: Vor dem grossen Brand, 1992, 128– 129. Schröpfköpfe waren mindestens seit der griechischen und römischen Antike bekannt: vgl. Künzl 1982, 514f.; ders. Der Schröpfkopf vom Limeskastell Zugmantel, Saalburg-Jb. 40/41, 1984/85, 1985, 30– 33. 451 Keller 1999a, 99f.: Typ 1; Roth-Heege 2004a, 183: Typ TL 1–3, mit weiteren Vergleichen; Keller 1999a, 100; Kamber 1995, 72f. 452 KASH 61922 (S4a), 62222 (S5a). 453 Roth-Heege 2004a, 183: TL 4; Keller 1999a, 100: vgl. in etwa Typ 2 und 3. 454 KASH 61778 (S3/S17a). 455 KASH 61571 (S0/S1), 61572 (S0/S1), 62941 (S1); weitere nicht abgebildet: 61573 und 61574 (S0/S1); nur mit Fragezeichen als LAR 5 bestimmt wurde 62798, das Stück stammt aus S6. Wenn die Bestimmung stimmt, wäre es ein deutlich älterer Vertreter der Form als die übrigen oder aber ein Irrläufer. 456 Lehmann 1992, 57, Taf. 16.121; Keller 1999a, 100, spez. Typ 3, die Form tritt in Basel erst im ausgehenden 15. Jh. auf. 457 Keller 1999a, 100. 458 KASH 62519 (S5b). 459 Etwa Pfrommer/Gutscher 1999, 169 u. Taf. 19.14–17; 20.1–8, mehrheitlich kugelförmige Spinnwirtel, die v.a. in die Periode I und beginnende Periode II gehören (ausgehendes 13. und 14. Jh.), vgl. auch Anm. 300 mit weiteren Beispielen. 460 Vorschläge zur chronologischen Gliederung von Spinnwirteln etwa bei Degen e.a. 1988 (Grottenburg Riedfluh BL), 118f. bes. 121. Danach finden sich im 11./12. Jh. v.a. konische Formen, während die Stücke des 13. Jhs. mehr kugelige Formen aufweisen. Die meisten dort vorgestellten Spinnwirtel sind indes aus Stein gearbeitet; Abb. 12, C17 (eines der wenigen keramischen Stücke lässt sich gut mit unserem Bsp. aus Stein am Rhein vergleichen). 461 Zur Entwicklung der Kachelöfen vgl. etwa: P. Lehmann, Die Ofenkeramik. In: Grünenfelder/Hofmann/Lehmann 2003, 341–367; Eggenberger 2002, 175ff.; Bitterli/Grütter 2001, 69ff.; Matter 2000a, 194ff.; Matter/Wild 1997, 77ff.; Tauber 1980, 289ff.; P. Kamber/Ch. Keller, Das Fundmaterial im Spiegel der häuslichen Sachkultur. In: Fundgruben. Stille Örtchen ausgeschöpft. Ausstellungskatalog Historisches Museum Basel, Basel 1996, 61ff. Zur Entwicklung in Deutschland etwa: Stelzle‑Hüglin 1997, 112ff.; Roth Heege 2002, 211ff. 462 Zur Frage nach dem Ursprung des Kachelofens (spätantike Tradition oder mittelalterliche Erfindung?) sowie zu frühmittelalterlichen Kachelfunden vgl.: S. Stelzle-Hüglin, Von Kacheln und Öfen im Mittelalter. Eine quellenkritische Betrachtung zum Forschungsstand, Historische Ausstattung, Arbeitskreis für Hausforschung, Jahrbuch für Hausforschung Bd. 50, 2004; Stelzle‑Hüglin 1997, bes. 12ff.; Tauber 1980, 394ff. 463 Zur Definition der verschiedenen Kacheltypen vgl. etwa Stelzle‑Hüglin 1997, 91ff.; Tauber 1980, 289ff.; Bitterli/Grütter 2001, 68ff.; Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, 34ff. 464 Kat. 615, gefunden im NO Bereich der Grabungsfläche bei Baggerarbeiten, direkt auf der OK des anstehenden Bodens. 465 An Kachelserien, die nach dem Befund alle zu einem Ofen gehörten, lassen sich zudem teilweise recht verschiedene Randformen beobachten, was davor warnt, kleine formale Unterschiede zu schnell entwicklungsgeschichtlich zu interpretieren; vgl. etwa Matter/Wild 1997, 78ff., Abb. 7.1–17, bes. 81f. mit weiteren Bsp. 466 Kat. 320 (Str.3.3), Kat. 325 (Str.3.5) und Kat. 162 (G24.4). 467 Kat. 113 (G18.1). 468 Zu KR 3-B vgl. etwa: Tauber 1980, 310ff., Typentafel 10; Matter 444
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2000a, z.B. Taf. 7.43–54, 8.62–73; Rickenbach 1995, 143. Abb. 164a: KASH 62671 und 68009 (Mischschicht S6/8); b: 63446 (nicht mehr sicher zuweisbar); c: 68014 (G9). Da die Stücke teilweise erst zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar waren, konnten sie nicht mehr in den regulären Katalog aufgenommen werden. 470 Früh 1995, 258, Kat. 667–668; 670–672; zu Konstanz vgl. etwa Oexle 1984, 20 u. Abb. 17.3. 471 Matter/Wild 1997, 85; Matter 2000a, 196, Taf. 8.85–92 und 9.93–108; Tauber 1980, 335. 472 Kat. 463 und 465 (S3/5a; KASH 61756 und 61836; Kat. 609 (S11; 62743). 473 Kat. 64 (G6.1), 96 (G9.2), 424 (S1a), 461 und 464 (S3/5a), 535 und 537 (S5a), 576 (S5b); ohne Abbildung KASH 62649 (S3/5a), 63465 (indet), 68025 (S4a/b). 474 Vgl. etwa Matter 2000a, 196, z.B. Taf. 25.365; Marti/Windler 1988, Taf. 6.95–111; Tauber 1980, 311ff., Typentafel 11.1–5. 475 Kat. 79 (G7.1/2), 108 (G9), 293 (G37.1), 435–436 (S2), 449–452 (S3), 536, 538, 540 (S5a), 460, 462 (S3/5a), 602 (S6/8 OK), 556 (S18/5a/5b); ohne Abbildung: KASH 68001–2, 68004–6 (indet), 68016 (S3/5a); etwas unsicher ist die Zuweisung von Kat. 536 (S5a), deren Randform eher zu KR 5b passt, die aber keinen Wandkick zeigt. 476 Kat. 286–288 (G26.1), 294 (G37.1), 401–403 (S1), ohne Abbildung: KASH 61757 (S3/5a), 63463, 63464, 63466, 68000, 68003, 68007 (indet). 477 Zu KR 5a vgl. etwa Matter 2000a, Taf. 26.371–372: Winterthur-Töss talstrasse 7 (1. H. 14. Jh., 185 Abb. 2, 205f.); Früh 1995, Abb. 297.677, 679 und 681: Diessenhofen (A. 14. Jh.; die Stücke zeigen deutlich steilere Wandungen); Lehmann 1992, 58f., Taf. 17.129–132: Winterthur-Untertor 21–25 (um 1400). Während die frühen Winterthurer Stücke der 1. H. 14. Jh. recht gut mit den Steiner/Schaffhauser Typen vergleichbar sind, setzen sich die gleichzeitigen Napfkacheln aus der Nordwestschweiz formal etwas ab und tendieren eher Richtung KR 5b; Keller 1999a, Taf. 21.6: Basel-Leonhardsgraben 47 (E. 13. – 1356); Kamber 1995, 98, Taf. 51.407: Basel-Augustinergasse 2 (vor 1320/40); Tauber 1980, Typentafel 11.12. Vgl. auch Anm. 480. 478 Faccani 1994, 234, Taf. 10.136–138 u. Taf. 11.139–141 u. 144: Winterthur-Marktgasse 25 (vor 1501); vgl. für die Nordwestschweiz etwa Keller 1999a, Taf. 58.1–2: Basel-Aeschenvorstadt 2 (1. H. 15. Jh.). 479 Nur gerade vier Fragmente: engobiert glasierte: KASH 61588 (S0/ S1); glasiert: 63475 (G26.1), 62919 (S1), 61839 (S3/5a); alle ohne Abbildung. 480 Etwa Tauber 1980, 313. 481 Marti/Windler 1988, 73f., Taf. 7.115–128: Madeln BL (vor 1356). 482 Weitere Fragmente sind nur sehr unsicher als «Kacheln mit viereckiger Mündung» bestimmt (alle ohne Abb.): KASH 61813 (S3/S17a), 61916 (S3), 61958 und 61965 (S4a/b), 63662 (Str.5). 483 Kat. 488 (S4a/b), 539 (S5a), 553 (S5a/5b); ohne Abbildung: KASH 68024 (S4a/b); da kein vollständiges Profil vom Bürgerasyl überliefert ist, lässt sich über die Proportionen der Gesamtform keine Aussage machen. 484 Etwa Stelzle-Hüglin 1997, 96; Roth Heege 2002, 214f. 485 «Kachel mit viereckiger Mündung» und abgestrichenem Rand: Matter 2000a, 196, Taf. 26.374–375; vgl. auch Matter 2000b, 51, 53, 55ff.: die Kacheln auf der Burg Schauenberg bei Hoffstetten ZH wirken gegenüber den Steiner Stücken kantiger abgestrichen und massiver. Bsp. mit innerer Kehlung: Lehmann 1999, 15.154; Frascoli 2004, 157 u. Anm. 126–27, Taf. 9.32. 486 Matter 2000a, 196. 487 Eine Negativform aus Keramik, ev. auch aus Gips, Holz oder Stein, in das der Ton eingepresst wurde; vgl. Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, 31f. 488 Zur Herstellung vgl. etwa: Marti/Windler 1988, 75ff., Abb. 49; Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, 24f. 489 Nicht belegt sind teilweise ebenfalls zusammengesetzte Varianten von Pilzkacheln; vgl. etwa Kamber 1995, 98; Tauber 1980, 322; StelzleHüglin 1997, 96. 490 Kat. 437 (S2), 541 (S5a); ohne Abbildung: KASH 62206 (S5a). Unsichere Tellerkachelnfragmente: 61915 (S3), 61948 (S4a/b). 491 Tauber 1980, 322ff. und Typentafel 16.6; Roth Kaufmann/Buschor/ Gutscher 1994, 36, 63 und Kat. 21. 492 KASH 61914 (S3): muss als Altfund angesprochen werden; 54897 (S5b): Das Fragment kam beim Abbau der Mauer M7 (vgl. Str.1) beim ersten Abstich der Schicht S5b zum Vorschein. Wenn die Zuweisung 469
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zu S5b stimmt, so wäre sie ein früher Vertreter. Faccani 1994, Taf. 11.143; Eggenberger e.a. 2005, 491, Kat. 456–467; zur Laufzeit von Tellerkacheln vgl. auch Zubler 1999, 203 und Anm. 1606. 494 Zur Terminologie der verschiedenen speziellen Ofenkacheln (Nischen-, Kranz-, Eck-, Gesims-, Leisten- und Abdeckkachel) vgl. etwa Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, 37ff.; Bitterli/Grütter 2001, 68f. 495 Vgl. Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, 37. 496 Marti/Windler 1988, 77ff.; Tauber 1980, 325ff.; Boschetti-Maradi/ Gutscher/Portmann 2004, 719. 497 Vgl. dazu Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, 28; Bitterli/Grütter 2001, 111f.; Marti/Windler 1988, 77 und Abb. 49: die Blattkachel Taf. 9.151 zeigt bereits einen recht steilen, gekehlten Rand. 498 Tauber 1980, 329; vgl. auch Keck 1993, 341 (Blattkacheln der Gestelnburg VS, datiert zw. 1330–1350). 499 KASH 62235 (S3/OK Mörtelboden). 500 Bitterli/Grütter 2001, 72f., Taf. 2.32, mit weiteren Beispielen; Schindler 2001, Abb. 7 (u.l., vor 1388). 501 Bitterli/Grütter 2001, 74; Tauber 1980, Abb. 150.32, 216.13. 502 KASH 62297 (S5a), 62246 und 62296 wohl zusammengehörend (S5a/5b/2/25). 503 Übersetzung nach Schönberger 2001, 11; zur Datierung des Physiologus, vgl. ebd. 140, 146f. Nach einer anderen Beschreibung nährt der Pelikan mit seinem Blut die Jungen: vgl. Roth Kaufmann/Buschor/ Gutscher 1994, 73; vgl. auch Lehmann 1999, 185f. 504 Vgl. etwa Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, Abb. 122, 123, 124; Tauber 1980, Abb. 143.22; Roth Heege 2004a, Kat. 128; Freiburger Hefte für Archäologie, Nº 5/2003, 204, Abb. 20 (Romont/Place de la Poste), 209, Kat. 8 (Greyerz/Haus Bourg 30). 505 KASH 54907 (G9). 506 KASH 54908 (S5a). 507 KASH 62987 (S1). 508 Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, Kat. 161 und 164. 509 Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, 75, vgl. Anm. 507; Lehmann 1999, Abb. 185d; Roth Heege 2004a, 195, Abb. 39: BE 161; zur Datierung vgl. 205. 510 KASH 62989 (S1). 511 Evt. ein nach rechts blickender Greif. Der Greif ist ein im 15. Jh. sehr verbreitetes Kachelmotiv; vgl. etwa Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, Kat. 152–159. 512 KASH 54906 (S1a). 513 Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, etwa Kat. 295, 296 (Diamantbossen vertieft); zur Datierung vgl. auch Roth Heege 2004a, 205. 514 KASH 62921 bzw. 62988 (beide S1). 515 Tamási 1995, 118. Eine Kachel mit demselben Motiv in ähnlicher, wenn auch im Detail verschiedener Ausführung aus Schaffhausen (MA 18460) vgl. ebd. Abb. 87; dieselbe Kachel auch in: K. Strauss, Die Kachelkunst des 15. und 16. Jhs. in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Strassburg 1966, 43, Taf. 14.2. 516 Tamási 1995, 43. 517 Vgl. Anm. 515. 518 Tamási 1995, 44. 519 KASH 61842, 61843 (S3/S17a). 520 Ähnliche Muster vgl. Roth Kaufmann/Buschor/Gutscher 1994, Kat. 325–339. 521 Röber 1998, 815. 522 KASH 61845, 61846 (S3/S17a). 523 Bitterli/Grütter 2001, 119f., Abb. 133 und 134 sowie Kat. 118. 524 KASH 61844 (S3/S17a). 525 KASH 63143 (G2.3). 526 Lehmann 1999, 186 und Abb. 185g; Bitterli/Grütter 2001, 118 und Abb. 130 (Ofen auf der Mörsburg ZH, datiert 1574), Stelzle‑Hüglin 1997, Taf. 44.3. 527 KASH 54905 (G19). 528 Anpassende und mit Sicherheit zusammengehörende Fragmente wurden zusammengenommen und als eins gezählt: insgesamt 276 Hohlgläser, 51 Flachgläser und 8 indet. 529 KASH 54829 und 54782 (nicht abgebildet). 530 Glasanalysen wurden keine durchgeführt. Zu den verschiedenen Rezepturen und ihrer zeitlichen Entwicklung vgl. etwa Kurzmann 2003, 21ff. und 183ff.; Lang 2001, 133ff. bes. 138; K.H. Wedepohl, Glas in 493
Antike und Mittelalter, Stuttgart 2003, 89ff.; spez. zu frühmittelalterlichen (Flach) Glasfunden vgl. Kessler/Wolf/Trümpler 2005, 5ff. 531 Vgl. etwa Baumgartner/Krueger 1988, 228ff.; Lang 2001, 82f. 532 Lehmann 1999, 188; Baumgartner/Krueger 1988, 210. 533 Prohaska–Gross 2001a, 209; Prohaska–Gross 2001b, 194; Lehmann 1999, 188; Soffner 1995a, 52; Baumgartner/Krueger 1988, 210. 534 Vgl. etwa Prohaska–Gross 2001b, 194f.; wie für die farblosen Nuppenbecher wurde auch für die hell blaugrünen in der älteren Forschung ein Import zumeist aus venezianischen Werkstätten angenommen; vgl. auch Anm. 537. 535 Ein weitgehend rekonstruierbares Exemplar stammt aus der Schicht S5b, Kat. 579. Dank der Nuppen lassen sich meist auch kleine Fragmente noch zuweisen; damit besitzt dieser Typus vielleicht einen gewissen «Vorteil» gegenüber anderen Formen, die eher unbestimmt bleiben. Die äusserst dünnwandigen Glasgefässe sind zudem meistens stark zerscherbt, so dass sie gegenüber den deutlich dickwandigeren Formen etwa der Neuzeit übervertreten sind. Auch in anderen Stationen besitzt der Schaffhauser Becher hohe Anteile vgl. etwa in Freiburg, Augustiner-Eremitenkloster mit 42% am Fundmaterial des 13./ Anfang 14. Jhs.; Soffner 1995a, 52. 536 Prohaska–Gross 2001b, 194; Baumgartner/Krueger 1988, 210; Soffner 1995a, 52. 537 Prohaska–Gross 2001a, 209 und Anm. 26; Prohaska–Gross 2001b, 194f. 538 Baumgartner/Krueger 1988, 192f.; Soffner 1995a, 51f.; Pause 1996, 50ff., mit älterer Forschungsgeschichte (bes. 52f.), geht selber für einen grossen Teil derartiger Nuppenbecher von einer Herstellung in «venezianischen bzw. venezianisch beeinflussten Glashütten des Mittelmeergebiets» aus (58); in diesem Sinne etwa P. Steppuhn, der farblose Nuppenbecherfragmente als möglichen Import aus Oberitalien deutet: P. Steppuhn, Gebrauchs- und Tafelglas aus Einbeck. In: Einbeck 2002, 282—286. 539 Baumgartner/Krueger 1988, 192f.; Pause 1996, 54. 540 Es handelt sich um die Schichten: S11, S5a, S5b, die Pflästerung sowie die Grube Str.3.7. 541 Vgl. etwa Baumgartner/Krueger 1988, Kat. Nr. 205 und 208. 542 Baumgartner/Krueger 1988, 218ff. 543 Ebd. vgl. Anm. 541. 544 Theoretisch kann das Stück auch um 180 Grad gedreht betrachtet werden, mit einer Rippe, die am unteren Ende eine vorspringende Nase aufweist. Da ein Bodenumbruch fehlt, wäre in diesem Fall aber weniger an einen Becher, als allenfalls an die rippenverzierte Kuppa eines Stengelglases zu denken. Vgl. Baumgartner/Krueger 1988, 237ff.: derartige Stengelgläser sind aber vielfach aus grünlichem Glas gefertigt. 545 Vergleichbare Rippenformen finden sich bei Rippenbechern des 13./14. Jhs. (etwa Baumgartner/Krueger 1988, Kat. Nr. 206 und 207; Soffner 1995a, 53, Kat. Nr. 53 und 54), als auch allenfalls bei jüngeren Stücken des 15./16. Jhs. (Baumgartner/Krueger 1988, Kat. Nr. 455, allerdings aus grünem Glas; Kat. Nr. 458, Import Venedig mit Emailbemalung!). 546 Bei dem Fragment Kat. 7 ist aufgrund der starken Korrosion eine Bestimmung der Glasfarbe nur unter Vorbehalten möglich. 547 Beispiele wären: Nuppenbecher auf durchbrochenem Fuss (Baumgartner/Krueger 1988, 352ff.; datiert um 1500); konisch ausladende Nuppenbecher und Berkemeyer (Baumgartner/Krueger 1988, 362ff.; datiert zur Hauptsache 1. H. 16. Jh.); Stangengläser mit Nuppen (Baumgartner/Krueger 1988, 392ff.; datiert zur Hauptsache spätes 15./ frühes 16. Jh.) u.a. 548 Lang 2001, 84; der Begriff «Krautstrunk» ist schon in der frühen Neuzeit bezeugt in der sog. «Glaspredigt» des Wittenberger Pfarrers Johann Mathesius von 1562. Sarepta oder Bergpostill, sampt der Jochimsthalischen kurtzen Chronik, Johann Mathesii, Nürnberg MDLXII, 277; Auszüge aus der 15. Predigt «vom Glasmachen» zitiert bei Ade-Rademacher/Rademacher, 1933, 136–138. 549 Baumgartner/Krueger 1988, 296f. und 336f.; Prohaska–Gross 2001b, 196f.; Soffner 1995a, 58f. 550 Vgl. Anm. 548. 551 Baumgartner/Krueger 1988, 336ff. bes. Kat. Nr. 425 und 426; Prohaska–Gross 2001b, 197. Zur Frage, ob auch das Vorhandensein bzw. Fehlen eines Halsfadens sowie die Ausformung des Standrings chronologisch zu deuten seien, kann anhand des aus dem Bürgerasyl vorliegenden Materials keine Aussage gemacht werden; vgl. Baumgart-
ner/Krueger 1988, 336; Prohaska–Gross 2001b; Pfrommer/Gutscher 1999, 225 nach: A. S. Gai, Reliquiengläser aus Altarsepulkren: eine Materialstudie zur Geschichte des deutschen Glases vom 12. bis zum 19. Jh., Diss. masch., Tübingen 1994, 283f u. 306. 552 Baumgartner und Krueger gehen von einer kurzen Laufzeit dieser Krautstrünke aus, so dass sie «nur ausnahmsweise über das erste Drittel des 16. Jhs. hinaus weiterzuverfolgen» seien (Baumgartner/Krueger 1988, 338). Wenn dieser Datierungsansatz stimmt, muss unser Fragment als Altfund gelten. 553 Glatz 1991, 25f., bes. 26 u. Anm. 62 mit Beispielen; Frascoli 1997, 99ff. u. Taf. 13, 91–97 (Winterthur-«Salmen», Latrine 102, datiert 3. Viertel 17. Jh., vgl. zusammenfassend 43ff.); Lehmann 1999, 188ff. u. Abb. 188 (Schaffhausen-Kloster Allerheiligen, Latrine aufgelassen frühes 17. Jh.). 554 Kurzmann 2003, 224. 555 Aus derselben Grubenschicht liegt noch eine BS mit hochgestochenem Boden und ebenfalls mit Warzendekor vor (KASH 54872, ohne Abb.). 556 Denkbar wäre ein Kreuzrippenbecher oder ein schälchenförmiges Maigelein mit Kreuzrippenmuster; vgl. Baumgartner/Krueger 1988, 305ff., Kat. 357–359. 557 Matteotti 1994, Taf. 25.163. 558 Horat 1986, 205ff.; im Flühli–Glas tauchen geschnittene und geschliffene Gläser nach Horat erst in der 2. Hälfte des 18. Jhs. auf; Boschetti-Maradi/Portmann/Frey-Kupper 2004, Kat. 85; Vor dem grossen Brand, 1992, 55 und Abb. 52. 559 Ein weiterer, nicht abgebildeter BS (KASH 54839) stammt aus derselben Grube G20. Er dürfte ebenfalls zu einem Klarglasbecher gehören. 560 Frascoli 1997, 99f. bes. 102 u. Abb. 115. 561 Boschetti-Maradi/Portmann/Frey-Kupper 2004, Kat. 83–84 (vor 1851); Frascoli 2004, Taf. 16.108 (dat. 2. H. 18. Jh.); P. Lehmann, Gefässglas. In: Grünenfelder/Hofmann/Lehmann 2003, 311, Kat. 122 und 123 (gut datierter Komplex, spätestens Mitte 18. Jh. abgelagert; Matteotti 1994, 51, Taf. 167–169 u. Anm. 293 mit weiteren Vergleichen; Horat 1986, 82f. u. Abb. 60. 562 Z.B. verschiedene Kelch– und Stangengläser; vgl. etwa Glatz 1991, 32ff.; Horat 1986, 89 u. Abb.77. 563 Nicht näher behandelt werden 2 Tafelglasfragmente (KASH 54814, 54853), ein Fragment einer braunen Flasche (54855) und zwei Fragmente einer grünen Flasche (?) (54856); alle nicht abgebildet. 564 Karmarsch 1851, 1538f.; Matteotti 1994, 66ff. und 69. 565 Karmarsch 1851, 1539; Offensichtlich wurde nicht genau zwischen den verschiedenen Verfahren unterschieden, bei Karmarsch heisst es dazu: «Alle in Formen gefertigte verzierte Waare kommt unter dem Namen gepresstes oder gegossenes Glas (verre moulé, pressed glass) vor, wenn sie auch durch Blasen erzeugt ist». 566 Gerade dickwandige Gefässe mit tiefer Höhlung oder enger Mündung wurden, da die menschliche Lunge zu schwach war, mit Hilfe von Blasbälgen oder Dampf (wenig Wasser in die Glasmacherpfeife eingeleitet) formgeblasen; vgl. Karmarsch, 1851, 1538. 567 Vgl. Frascoli 2004, Taf. 32.287 (dat. Mitte 19. Jh.); Matteotti 1994, Abb. 54.12 (t.p.q. 1837). 568 Karmarsch 1851, 1538; beschreibt die Herstellung von geblasenen Wein– bzw. Fussgläsern: die Kupa wird so geblasen, dass ein massiver Zapfen – dem späteren Glasstiel – beim Ansatz der Pfeife bleibt; an den Stiel wird ein Glasklumpen angesetzt und der Fuss ausgeformt; auf der Fussunterseite wird ein Hefteisen befestigt, um zum Schluss die Kupa fertig auszuformen; vgl. auch bei Horat versch. Bsp. für Kelchgläser mit ausgeschliffener (ausgekugelter) Heftnarbe; Horat 1986, Abb. 288, 289. 569 Nach Karmarsch zeichnen sich geschliffene Verzierungen insbesondere durch «…die Schärfe der Kanten und Ecken, sowie die spiegelglatte feinglänzende Oberfläche…» aus (Karmarsch 1851, 1539). Ähnliche Gläser etwa bei Frascoli 2004, Taf. 19.142 (mit Facetten; nach 1905); Boschetti/Kissling/Bossert 2004, Abb. 36.34; Matteotti 1994, Abb. 54.8–9 (t.p.q. 1837). 570 Horat 1986, 205. 571 Siehe Anm. 569. 572 Lang 2001, 86; die Verwendung des Begriffs ist nicht eng definiert, so werden unter «Kuttrolf» mitunter auch birnenförmige, mehrröhrige Flaschen mit enger Mündung verstanden (etwa Baumgartner/Krueger 1988, Kat. Nr. 380, oder Soffner 1995a, 61, Nr. 164), die z.T. auch als
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«Angster» bezeichnet werden (Kurzmann 2003, 245f.). Ob die formal ähnlichen «Rippenflachen mit Fadenauflage» mit Mündungstrichter ebenfalls als Kuttrolf zu bezeichnen wären, soll hier offen gelassen werden (Baumgartner/Krueger 1988, 277, Kat. Nr. 310–311und 326, 391/392; vgl. zur verwirrenden Namengebung auch Kurzmann 2003, 247 u. 248f.). 573 Erwähnt in einer Zunftordnung der Glasmacher im Spessart von 1406, zitiert in S. Krimm, Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Glashütten im Spessart. Studien Gesch. Spessartglas 1, Aschaffenburg 1982, 226ff; vgl. auch Lang 2001, 86; Baumgartner/Krueger 1988, 322; vgl. auch Prohaska–Gross 2001b, 202. Sie geht davon aus, dass Kuttrolf im Mittelalter als Sammelbegriff für Flaschen allgemein gebraucht wurde. 574 Vgl. Anm. 548. 575 Zitat nach Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 136; die beschriebenen Eigenschaften lassen sich mit heutigen Repliken unschwer nachempfinden; vgl. Lang 2001, 86; möglicherweise leitet sich der Name Kuttrolf von lat. gutta, der Tropfen her: Lehmann 1999, 190. 576 Prohaska–Gross 2001b, 195, Kat. Nr. 383 und 202, 401; Baumgartner/ Krueger 1988, 316 u. Kat. Nr. 383. Gemäss Lang verändert sich die Form im 16. Jh., indem der Hals gebogen, der Mündungstrichter zur Giessschnauze verformt wird (Lang 2001, 87). 577 Vgl. etwa Baumgartner/Krueger 1988, Kat. 525. 578 Steppuhn 2002, 371; dort eine ganze Reihe von möglichen alternativen Fensterverschlüssen. 579 Zu gegossenen Flachgläsern vgl. etwa Steppuhn 2002, 372; zur Problematik von eindeutigen Unterscheidungskriterien für die verschiedenen Herstellungsverfahren von Flachgläsern vgl. Kessler/Wolf/Trümpler 2005, 7ff. (mit weiterer Literatur). Hier nicht berücksichtigt ist das sog. Mondglas sowie das Tellerglas; zu Mondglas: Kurzmann 2003, 208; Steppuhn 2002, 374f.; Lang 2001, 76; Karmarsch 1851, 1528 u. bes. 1530; zu Tellerglas: Kurzmann 2003, 208; Steppuhn 2002, 375. 580 Ausführlichere Beschreibung siehe: Kurzmann 2003, 208; Steppuhn 2002, 372; Lang 2001, 76ff. bes. Anm. 2 (mit zahlreichen Literaturverweisen); Karmarsch 1851, 1529f. (für das 19. Jh.; dort geblasener Glaszylinder nicht aufgeschnitten, sondern mit glühendem Eisen und wenig Wasser aufgesprengt). 581 Steppuhn 2002, 372; Kessler/Wolf/Trümpler 2005, 8. 582 Kurzmann 2003, 179; Soffner 1995b, 322. Verwendet wurde ein spezielles Werkzeug, das Kröseleisen, ein leistenförmiges Gerät mit einer oder mehreren rechteckigen Kerben, vgl. Kurzmann 2003, Abb. 73; Lang 2001, Taf. 9.3. 583 Steppuhn 2002, 375. 584 Da das Stück aus dem Fundkomplex 81 stammt, ist nicht sicher, ob es zur Grube G7 oder zur Schicht S20 gerechnet werden muss. 585 Vgl. Theophilus Presbyter «De diversis artibus»; Auszüge zitiert bei Lang 2001, 76f.; neuere Edition von Presbyter vgl. E. Brepohl, Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk: Gesamtausgabe der Schrift «De diversis artibus» in zwei Bänden, Köln 1999; die Zylinder–Methode existierte vielleicht schon im 3. Jh.; Steppuhn 2002, 372. 586 Vgl. Karmarsch 1851, 1529f. 587 Aus G1.1, G1.2, G1.5, G1.6, G2.3, G3.1, G4.1, G4.2, G6.1, G19, G20 Füllung, S1 Schnitt 1, S3. 588 Ein Fragm. blieb unbestimmt (KASH 61859). Unter anderem fanden sich vier farblose Fragmente (KASH 54812) in G1.1. Wie schon auf der Grabung festgehalten, gehört G1.1 aber nicht zur eigentlichen Grubenfüllung von G1, sondern zur modernen Bodenunterlage des modernen Nebenbaus (Schlackenschicht, Isolationsmaterial). 589 Kurzmann 2003, 208; Lang 2001, 138f. u. Anm. 209. 590 Steppuhn 2002, 374. 591 Die Butzenscheiben wurden zunächst in gleichlaufenden Reihen mit Viereckzwickeln angeordnet, seit der Mitte des 15. Jhs. auch in versetzten Reihen mit Dreieckzwickeln dazwischen (Ch. Prohaska-Gross. In: Lorenz/Zotz 2001b, 68; mit weiterer Literatur). Die Zwickelform könnte damit als gewisses Datierungselement gelten. Entsprechende Glasfragmente wurden jedoch im Bürgerasyl nicht gefunden. 592 G02: KASH 54850, 54850.01–02 (Kat. 47–48); G20: 54837, 54841. 593 Lehmann 2003, 375 u. Anm. 577; Soffner 1995b, 321. 594 Lehmann 2003, 374 u. Anm. 574; Steppuhn 2002, 374. 595 Rund die Hälfte der Eisenfragmente liess sich nicht genauer bestimmen (n = 482). Von den Restlichen wurde die Hauptsache als Nägel oder Nagelfragmente angesprochen (n = 481). Bestimmt, aber nicht
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abgebildet, wurden: ein Fensterband (KASH 66303), ein Teil einer Schliessvorrichtung, eine Kette mit Haken (66493), ein Eisenring (66336). 596 Insgesamt 13 Fragmente, davon konnten 7 nicht genauer bestimmt werden (nicht abgebildet). Nicht abgebildet wurde auch ein kurzes Stück Draht (KASH 66473). 597 Freundliche Mitteilung von Ulrich Hürten, Restaurator KASH; es wurden keine Analysen gemacht, die Zusammensetzung des Überzugs ist daher nicht zweifelsfrei festgestellt (Zinn, Zink?). Der Überzug hat sich v.a. in den Vertiefungen (Verzierungen) erhalten, so dass der Eindruck erweckt wird, als sei die Verzierung mit Einlagen versehen worden (Tauschierung). Dies kann aber, nach Aussage U. Hürten, ausgeschlossen werden. 598 Bsp. etwa bei: Bitterli/Grütter 2001, Kat. 388–392; Marti/Windler 1988, Taf. 18.199. 599 Heege 2002, 311ff. Zur experimentellen Herstellung von Griffangelmessern vgl. N. Holloh, Vom Stahl zur Klinge und zum fertigen Messer. In: Melzer 2004, 163–164. 600 Vgl. Zubler 2000a, 139ff.; Versuch einer zeitlichen Gliederung der Messer aus Berslingen SH. 601 Die 481 Fragmente können 379 Individuen zugerechnet werden. 602 S23: 12.7% (n = 61), S05a: 12.3% (n = 59), Freilegen Pflästerung: 9.4% (n = 45), S04c/05b: 7.3% (n = 35) und S4c: 6.6% (n = 32). Die anderen Schichten besitzen alle unter 5%, die meisten sogar unter 2%. 603 Zubler 2000a, 133–137 und Abb. 97, vgl. ebd. Anm. 808–813 mit weiterer Literatur; J. Pfrommer, Fundgruppe G: Metall. In: Pfrommer/ Gutscher 1999, 243f.; P. Lehmann, Nägel und Haken. In: Grünenfelder/Hofmann/Lehmann 2003, 386f. und Abb. 507. 604 Siehe Anm. 602. 605 Zur Terminologie und Formentwicklung der Schlüssel vgl. allg. J.-J. Brunner, Der Schlüssel im Wandel der Zeit, Bern/Stuttgart 1988. 606 Zubler 2000a, 130f. (mit weiterführenden Vergleichen). 607 Gleiche Stücke vgl. Lithberg 1932, Pl. 98.A und B (Schloss Hallwil AG, dort auch Beispiele für Hähne aus organischem Material); allgemein zur Entwicklung des Wasserhahns vgl. Drack 1997. 608 Bsp. etwa in: Bitterli/Grütter 2001, Taf. 42.490; Heege 2002, 203f. und Abb. 435. 609 Bitterli/Grütter 2001, 142 u. Kat. 517; Heege 2002, Abb. 2–3. 610 Zu den verschiedenen Schlackenformen vgl. etwa: B. Beck und M. Senn, Zur Eisenverhüttung im Durachtal. In: Bänteli/Höneisen/Zubler 2000b, 241–269. 611 In einem Ofen verbaute Kacheln können mitunter lange Zeit in Gebrauch bleiben. Kacheln können demnach deutlich älter sein als die übrigen Funde eines Fundkomplexes. Gerade die älteren Blattkacheln aus dem Bürgerasyl (etwa aus der Schicht S5a) müssen jedoch, nach der mitgefundenen Gefässkeramik zu urteilen, noch recht modern gewesen zu sein, als sie in den Boden kamen. 612 Gerade bei Latrinen muss auch immer mit einer teilweisen Entleerung gerechnet werden, wodurch gewisse Zeitabschnitte im Fundmaterial fehlen können. 613 Vgl. etwa zusammenfassend für Basel: W. Meyer, Basel im Spätmittelalter. In: G. Kreis/B. von Wartburg (Hrsg.), Basel – Geschichte einer städtischen Gesellschaft, Basel 2000, 56f. 614 In den kleinflächigen Stadtgrabungen ist kaum je auszumachen, wie viele Gebäude letztendlich von einem Brand betroffen waren. 615 Auf der Grabung wurde die humose Schicht S5b als alter, mit Siedlungsabfällen durchsetzter Oberboden gedeutet. Da die Schicht aber die Gruben G10 und Str.2 mit einer Mächtigkeit von bis zu 0.5 m überdeckt, muss es sich dabei (zumindest teilweise) um eingebrachtes Material handeln. 616 Von K. Bänteli wird die «Pflästerung» im Zusammenhang mit G9 gesehen und wie G9 in eine zur Str.1 ältere Phase gestellt (s. unten Befundkatalog, S. 258). 617 Dies setzt die Ansprache von S5a als eine erst nach dem Brand eingebrachte Schüttung voraus (vgl. Anm. 618). In gewissem Widerspruch zu dieser These steht die Profilaufnahme P12 (Beil. 2: Profil 2), wonach S26 scheinbar leicht unter den Lehmboden S4c läuft, damit also älter wäre als Str.1. In P7 (Beil. 2: Profil 1) ist dies nicht zu beobachten. Problemlos wäre dagegen die Verbindung der «Pflästerung», die ja ebenfalls von der Brandschicht S26 überdeckt wird, mit der Str.1 – wie auf der Grabung schon angenommen. K. Bänteli sieht in den Brandflecken auf OK S5b Spuren eines ersten, älteren Brandes (Brand
I, vgl. S. 24 und 42). Ebenfalls zu diesem Brand I rechnet er die Brandschicht S19a/b im Bereich der Str.4 (vgl. Beil. 2: Profil 4). Die beiden Schichten sind aber stratigraphisch nirgends verhängt. M.E. könnte es sich bei S19a/b auch um ein örtlich beschränktes Phänomen handeln. 618 Nach dem Profil P12 (Beil. 2: Profil 2) scheint S4a/b die Schicht S5a leicht zu überlagern, wäre demnach stratigraphisch jünger. Im Profil P7 (Beil. 2: Profil 1) diffundiert S4a/b jedoch in die Schicht S5a hinein. Ich gehe daher davon aus, dass die Schichten bei den Planierarbeiten teilweise vermischt wurden. 619 K. Bänteli deutet S5a als «Kulturschicht» im Sinne von Nutzungs- und Siedlungshorizonten, die sich über längere Zeit akkumulierten. Es gibt jedoch m.E. keine Anzeichen für die Deutung als «Kulturschicht» (feine Schichtung, klein fragmentiertes, verwittertes oder verrundetes Fundgut). 620 Vgl. unten Befundkatalog, S. 257 mit Anm. 22 und 23 (G6 und Holzkanal M13). 621 Für die wissenschaftliche Bearbeitung der vorliegenden Holzkleinfunde sind die Arbeiten folgender Personen von Bedeutung: Restauriert und wieder in Form gebracht wurden die Funde von Inka Potthast und Ralf Riens (Konservierungslabor − Erhaltung von archäologischem und historischem Kulturgut, Seilerstrasse 2, D−78467 Konstanz: Konservierungsprotokolle). Die Untersuchung der Holzarten wurde von Werner H. Schoch (Labor für quartäre Hölzer, Unterrütistr. 17, 8135 Langnau am Albis) durchgeführt: Schoch 2000/2004. Felix Walder (Labor für Dendrochronologie der Stadt Zürich, Seefeldstr. 317, 8001 Zürich) hat die dendrochronologische Analyse der Hölzer durchgeführt (Walder 2000/2002/2004). Für die vielfältige Unterstützung bei meiner Arbeit möchte ich folgenden Personen herzlich danken: Markus Höneisen, Kurt Bänteli, Tina Cavka, Ruth Baur, Valentin Homberger, Daniel Gerbothé, Hans Reifler, Werner Meyer, Jakob und Johanna Obrecht und René Schaltenbrand. 622 Ausführungen zur Grube G24, vgl. unten Befundkatalog, S. 260. 623 Die Funde verbreiten daher, auch nach der Restaurierung, noch immer einen eher unangenehmen Duft. 624 Müller 1996; Berger 1963. 625 Im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens Bd. 1, 93–95 heisst es, dass der Abort eine Erscheinungsstätte von Totengeistern und Teufeln sei, die man bei Nacht kaum allein zu betreten wagte, dazu auch Stätte allerlei Zaubers und Aberglaubens. − «Es gilt als gefährlich, Kinder unter einem Jahre auf den Abort mitzunehmen. Sie bekommen dann leicht böse Augen oder einen übelriechenden Atem. Letzteres widerfährt auch Erwachsenen, wenn sie am Abort essen. In Baden müssen Erwachsene ihre abgeschnittenen Haare vergraben oder in den Abort werfen, sonst bekommen sie Läuse». 626 Schoch 2000/2004. 627 Dazu Felix Walder, unten S. 124ff. und Abb. 198. 628 Viele Daubengefässe und gewisse Schindeln mussten re-deformiert werden, damit sie überhaupt wieder zusammengesetzt werden konnten. Das ausführliche Restaurierungsprotokoll von I. Potthast und R. Riens enthält alle nötigen Angaben und zusätzlich auch Zustandsphotos der Objekte vor und nach Abschluss der Restaurierung. 629 Freundlicher Hinweis von Ralf Riens. Bedingt durch die bei allen Gefässböden gleiche Ausrichtung der Jahrringe zeigt der heute kleinste Durchmesser eines Bodens, gemessen entlang der Jahrringe, seine ehemalige Grösse an. 630 Müller 1996, 138–146. 631 Einzige Ausnahme bilden die hohen, eher gröberen Gefässe mit z.T. deutlich gröberer Jahrringstruktur (Formgruppe 5G). Deren Böden haben aber ebenfalls feine Jahrringe. So hat z.B. der Boden von Kat. 328 einen Durchmesser von 9.7 cm und 131 chronologisch auswertbare Jahrringe (= 13.5 Jahrringe pro cm). 632 Schoch 2000/2004. 633 Hans Reifler, Weissküfer und Drechsler, 9064 Hundwil (www.reifler. ch), hat mit vielen nützlichen Hinweisen wesentlich zur vorliegenden Rekonstruktion des Herstellungsvorganges beigetragen. Ich danke ihm herzlich für seine Hilfe. 634 Gemäss Angabe von H. Reifler muss das Holz für die Weissküferei pro Zentimeter Dicke ein Jahr gelagert werden. 635 1 Fingerbreite (= 1 römischer digitus) entspricht rund 1.85 cm. 636 Inka Potthast, Konservierungslabor Konstanz, konnte nur auf dem Gefässboden Kat. 230 einige helle Spuren, mutmassliche Reste eines Dichtungsmateriales, feststellen. Es sind Untersuchungen an weiteren Daubengefässen nötig, um diese Frage zu klären.
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Müller 1996, 59–78 (Geschichtliches, Technologisches). Die Holzbearbeiter schätzen die Fichte. Sägen und Hobeln sind problemlos, ebenso Schneiden, Spalten und Fräsen. Das leichte Spalten haben die Erzgebirg’schen Spielzeugmacher im sogenannten «Seifener Ring» perfektioniert. - Das weiche Frühholz kann bei breiteren Jahrringen gegenüber dem härteren Spätholz beispielsweise leichter durch Bürsten angegriffen werden, was dann eine rubbelige Struktur ergibt. 639 Weil ein Becher üblicherweise nicht randvoll eingeschenkt wird, ist bei dieser Berechnung ein Sicherheitsabstand von 1 cm bis zum Gefässrand miteingerechnet; das Volumen Boden bis Rand beträgt hingegen 3–6 dl. 640 Stehlin 1915, 165: Weder die Confituren noch der Wein wurden in Silber serviert, sondern die Confituren trug man in Büchsen auf und den Wein in hölzernen Bechern, die mit ganz wenig Silber verziert waren, oder in andern Gefässen mit weissem Fuss (Anm. 2) und von geringem Werthe. Die Geschirre, die am einen Abend gedient hatten, erschienen am andern nicht mehr, sondern andere neue. – Anm. 2: de fuste blanco; fuste heisst Schaft und kann bei einem Gefäss wohl den Fuss bedeuten. Aber dieses Gefäss mit weissem Fuss ist schwer vorstellbar. Sollten nicht einfach hölzerne Eimer, Gelten, gemeint sein? - Den Hinweis verdanke ich Werner H. Meyer. - Seit dem 13. Jh. waren auch gläserne Trinkgefässe wie z.B. Nuppenbecher immer häufiger in Gebrauch, doch scheint es verständlich, dass bei grösseren Festlichkeiten mit wechselnder Besucherschar der Wein in wenig bruchgefährdeten Holzbechern, anstatt in dünnwandigen, teuren Glasbechern serviert wurde. 641 Durch die Jahrhunderte lange Lagerung im Latrinen-Milieu sind heute wahrscheinlich alle Spuren der Getränke, die durch den Gebrauch im Holz eingelagert waren, herausgelöst. 642 Müller 1996, 119–121. 643 Schmidt-Thomé 1986, 129–158 mit vielen Literaturangaben; Berger 1963, 67f., Taf. 33 und 34.1–3; Schneider/Gutscher 1982, Teil II, 307, Taf. 88–91; Manessische Liederhandschrift 1991, 198f.; Heege 2002, 65, 231ff., 280f. 644 Schmidt–Thomé 1986, 158. 645 Werner H. Meyer, Basel, danke ich herzlich für seinen Hinweis auf die Arbeit von K. Meuli, «Entstehung und Sinn der Trauersitten», 1975. 646 Meuli 1975/I, 348–351. 647 Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens Bd. 1, 139–140, Abwehrzauber. Und weiter: Hier macht sich die animistische Auffassung geltend, dass der Seelen- oder Vitalstoff des Menschen an seinen Gebrauchsgegenständen haftet. Solange die hiermit behafteten Gegenstände im Hause vorhanden sind, besteht zwischen dem Toten und ihnen eine Art sympathischen Verhältnisses, das bewirken kann, dass der Tote sich zurücksehnt und zurückkehrt. Das von ihm benützte Geschirr wird daher am besten zerschlagen und an einen Kreuzweg getragen, von wo aus dem Toten der rechte Weg zumindest erschwert wird. 648 Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens Bd. 5, 1117 (Leichenwaschung). 649 Den Vorschlag verdanke ich Valentin Homberger, KASH. 650 Schicht G24.8 scheint sich nach Auskunft der Ausgräber von der darunter liegenden Schicht G24.9 (7 Daubengefässe) und der darüber folgenden Schicht G24.6 (8 Daubengefässe) während der Grabung gut abgehoben zu haben. 651 Kamber 1995, 92f. und Abb. 51. – Werner H. Meyer, Basel, danke ich für diesen ergänzenden Hinweis. – Die Vermutung, dass die Gefässe infolge eines Austausches der Holzgefässe gegen Glasbecher in derart grosser Menge in die Grube gelangt sind, dürfte im Fall der Grube G24 wohl nicht zutreffen. K. Bänteli äusserte die Meinung, dass für den Besuch des Aborts möglicherweise Wasser in diesen Gefässen mitgenommen wurde. Das Wasser dürfte aber wohl kaum dazu gedient haben, das Moos (einen Vorgänger des heutigen Toilettenpapiers), das in der Grube recht zahlreich gefunden wurde, anzufeuchten. Betrachtet man z.B. das Bild des Mönchs Baschi Hegner, der nachts die Latrine im Hof besuchen will und dabei tödlich verunglückt (Bänteli/Gamper/Lehmann 1999, 161, Abb. 162), findet man oberhalb des Sitzbretts eine mit Stroh gefüllte Futterraufe. Ein Kübel mit Wasser wird nicht gezeigt − möglicherweise war er nicht gebräuchlich. 652 3 Stücke: Kat. 166, 181, 226. 653 7 Stücke: Kat. 118, 167–169, 182, 227, 326. 654 1 Stück: Kat. 114. 655 25 Stücke: Kat. 183–186, 228–230, 241–243, 269–272, 275, 304, 321, 638
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331, 333–336, 342, 344. 5 Stücke: Kat. 115, 327, 328, 330, 334. 657 19 Stücke: Kat. 170–174, 187–191, 195, 197, 198, 231, 244–247, 273. 658 7 Stücke: Kat. 116, 118, 192–194(!), 248, 274. 659 Dubler 1975, 7 und 45: In Stein am Rhein ist im 18. Jh. 1 Mass Wein lauter = 1,15 l (1/4 Mass= 0.29) und l Mass Wein trüb = 1,23 l (1/4 Mass = 0.31 l).= . 660 Schoch 2000/2004 (21.1.2000) schreibt: Ein Vergleich mit entsprechenden Daubengefässen aus ganz Europa wäre interessant, auch in Gebieten, in denen die Fichte im Mittelalter nicht vorkam (z.B. Göttingen), sind vergleichbare Daubengefässe gefunden worden. Die Frage stellt sich in jedem Fall nach der Herkunft des Holzes, ist der Rohstoff Holz oder das fertige Gefäss importiert worden? Wie weit ist die Herstellung solcher Gefässe Tradition, wo finden sich Abweichungen, z.B. Bindematerial, Holzarten? Die Antworten auf diese Fragen zu finden, müsste das Ziel weiterer Untersuchungen sein. 661 Die zwei Fragmente stammen aus unterschiedlichen Schichten; Str.3: unter Holzwandversturz und Str.3.5, Abstich 3. 662 Müller 1996, Taf. 22.2,6. Dazu auch Vergleichsstücke zu Griffdauben auf Taf. 18. 663 Vgl. zum Drechseln allgemein: Spannagel 1948; Müller 1996, 34– 58. 664 Müller 1996, 105 (Gruppe Ia) und 107f., Taf. 1.2, (Dendrodat. 1235/85) und 2.14. 665 Schmidt-Thomé 1986, 136. 666 Freundliche Antwort (29.1.2005) auf meine Anfrage. 667 Müller 1996, 106 (Gruppe IIb), Taf. 7.12,11. 668 Bänteli/Höneisen/Zubler 2000, Geflicktes Geschirr, 122f. 669 Müller 1996, 105f., Gruppe IIa1/2, zu Kat. 71: Taf. 5.6 und 6.15; zu Kat. 101: Taf. 4.17; 5.21; 7.5. 670 Müller 1996, 25f., 116–121. 671 Øye 1988, 86–103: Typ A; dazu Fig. IV.2,A und Fig. IV.3.2,A und alle Tabellen, die «Typ A mit Loch» enthalten. Freundlicher Hinweis von A. Rast-Eicher. 672 Øye 1988, 98 (Typ A). 673 Øye 1988, 98f. 674 Seiler-Baldinger 1991, 17–25. 675 Gühne 1991, 30, Abb. 10.6. 676 Gühne 1991, 30, Abb. 10, Taf. 8.13–14; Müller 1996, 137, Taf. 20.29– 30 Messerspatel (Honig, Butter, Kosmetika), 26.2–8 Spatel mit Stiel. 677 Dr. Graeme Lawson, Direktor von Archaeologia Musica in Cambridge, ist Research Archaeologist, Instrumentenbauer, Composer and Performer. 678 Colardelle/Verdel 1993, 260, Fig. 191.4: kurze Flöte mit einem Daumenloch und weiteren Löchern auf der Gegenseite. 679 Gühne 1991, 61–64, Abb. 36.1–2. 680 Grundlage der folgenden Ausführungen ist der Aufsatz von Müller 1968. 681 Müller 1968, 14 und 17. 682 Bänteli/Höneisen/Zubler 2000, 135 und Anm. 815–817; Müller 1968, 14: Masse der heutigen Schindelnägel: Länge 5.5 cm, Dicke 0.18 cm. 683 Hermann 2004, 148. 684 Hermann 2004, 98 und Anm. 11. 685 Gühne 1991, 65 (3.27). 686 Kat. 106, 107, 176, 177, 205, 209–214, 232–234, 349, 352. Nicht abgebildet: Grube G9: KASH 63779; Grube G24: 63642, 66538, 66560, 66566, 66568, 66569, 66570, 66571 (G24.8, 1. Abstich); 66574, 66576, 66581 (G24.8, 2. Abstich); 63651, 66499.1, 66499.2, 66499.3, 66502.1, 66502.2, 66506, 66516 (G24.8, Gesamt); 63649 (G24.9); Str.3: 63569 (unter Deckel); 63576, 63578 (Str.3.5). 687 Gemäss Müller 1996, 194–198, v.a. 196. – Weitere Holznägel bei Gühne 1991, 165, Abb. 37.2–3. 688 Als Vergleiche bei Müller 1996: Taf. 37.50 zu Kat. 102; Taf. 38 zu Kat. 257. 689 Müller 1996, 198, Taf. 42.29–46. 690 Ein weiteres nicht abgebildetes Stück aus Grube G24: 66517 (G24.8, Gesamt). 691 Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 1, 94. 692 Kat. 216, 265, 279. Nicht abgebildet aus Grube G24: 63644, 66540 (G24.8, 1. Abstich); 66513, 66517 (G24.8, Gesamt); 66521 (G24.9). 693 Kat. 49, 263, 264, 278, 345. 694 Kat. 104, 223, 239, 267, 280, 310, 346, 347. Nicht abgebildet: Grube 656
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G2: 66523 (G2.4). Grube G9: 63582, 63583 (G9.2). Grube G18: 63549. Grube G24: 54770 (G24.6); 63643, 63645, 63646, 63647, 66527, 66550, 66572, 63573 (G24.8, 1. Abstich); 63575, 66533, 66556, 66577, 66578 (G24.8, 2. Abstich); 66503, 66507, 66513.1, 66513.2 (G24.8, Gesamt); noch ohne Nr., 66522 (G24.9). Str.3: 63572, 63574 (unter Deckel). 695 Bericht zur Holzartenbestimmung an Artefakten von Werner Schoch. Oben Anm. 660. 696 K. Bänteli, KASH, persönliche Mitteilung. 697 O. Goubitz/A. Ketel, De Lederfondsten. In: P. H. Broekhuisen et al. Van boerenerf tot bibliotheek. Historisch, bouwhistorisch en archeologisch onderzoek van het voormalig Wolters-Noordhof-Complex te Groningen. Groningen 1992, 482, Abb. XV-9, F.Nr. 917; O. Goubitz, Vijf eeuwen schoeisel uit Dokkumer grond. Jaarverslag 1990 Streekmuseum Het Admiraliteitshuis te Dokkum. Dokkum 1991, 38, Abb. 1f. 698 Schnack 1994, Taf. 21, F.Nr. 1837. 699 Ebd. Taf. 21, F.Nr. 12; Taf. 22, F.Nr. 1949. 700 Schia 1987, Fig.17, a) G19756, b) G23195; Schia 1977, fig. 37, G979. 701 Groenman-van Waateringe 1987, Typ 5, Abb. 63 Nr. 17 und 18, Abb. 64 Nr. 25, Abb. 68 Nr. 49; Volken 2001; Vons Comis 1992, Typ 5 Abb. 96d, 282a. 702 Groenman-van Waateringe 1987, Typ 5, Abb. 63, Nr.17. 703 Schnack 1992, Taf. 67.1, 63, 72.1, 77.2, 70.1. Beispiele mit hohen Schäften auf Taf. 68.1, 72.2, 73, 88. 704 In der industriellen Schuhterminologie nennt man den Streifen der den Schuh entlang der Besohlung umrahmt den «Rahmen. Um die primitive Form des Rahmens zu unterscheiden sprechen die Autoren hier von Sohlenkeder, weil dieser im Unterschied zum Rahmen statt am Oberleder anliegend, wie ein Keder zwischen Oberleder und Besohlung mit eingenäht wird. 705 A. Latour, Le gant. Les Cahiers CIBA No 27 Vol. III. Basel 1950, 930– 951; Kühnel et al. 1992, 100. 706 cordonnier, vom altfranzösischen cordouanier, was auf Deutsch soviel wie Korduanmacher heisst. Oft entsteht eine Verwechslung, denn man findet in der Fachliteratur denselben Ausdruck für Goldleder-Tapeten, aber auch für das untere Rückenstück eines Pferdeleders, das zur Herstellung von Luxus Herrenschuhen verwendet wird. 707 Schnack 1998, 68, Abb. 41, F.Nr. 1485. 708 Siehe dazu auch Kühnel et al. 1992, Pilgerkleidung, 196–197. 709 ArcheoTex, Büro für archäologische Textilien, Kirchweg 58, 8755 Ennenda. 710 Menschliche Haarfunde: – Stein am Rhein-Asyl 1999, Grube G24, Kat. 224, Menschenhaare, braun. – Schaffhausen-Haus zur Treu (Kirchhofplatz 9) 1993, Grube 4, KASH 42938, helle und dunkle Haare: Probe 04/82. 13. Jh. 711 Schaffhausen, Haus zur Treu (Kirchhofplatz 9) 1993, Grube 2, KASH 42883, Gewebe in Mörtel, 3x1.5 cm, z/z-gesponnen, Fdm. 0.4–0.6 mm, 16/15 F/cm, Leinwandbindung, Lein/Hanf. 14. Jh. 712 Schaffhausen, Herrenstube (Fronwagplatz 3) 1934 (unter Steinplattenboden), KASH 6369–6371: Textilfragmente zwischen Glasplatten, drei Rahmen, mehrere Fragmente in jedem Rahmen, max. 15x6 cm, verkohlt, z/z, Fdm. 0.3/0.5 mm, 17/13 F/cm, Spitzkaro 3/3, pflanzlich (Lein/Hanf). Die Gewebefragmente sind zwischen Glas aufbewahrt. Es konnte deshalb keine Faserprobe genommen werden, aber auf Grund der Verkohlung handelt es sich um pflanzliche Fasern und nicht um Wolle (Wolle würde schmelzen). Spätmittelalter. 713 Stein am Rhein-Asyl 1999: – Kat. 341, Grube Str.3, Textil 4x3/4.8x4/3.5x4.5/3.5x1.5/4x2 cm, s/s, Fdm. 0.4–0.6 mm, 12/10 F/cm, K2/2, Wolle, helle und dunkle Haare gemischt =grau. Probe 04/85. Spätes 13./frühes 14. Jh. – Kat. 225, Grube G24, Gewebe 5x4 cm, z/z, Fdm. 0.3/0.3 mm, 15/14 F/cm, K2/1, Wolle, Probe 04/86. Spätes 13./frühes 14. Jh. – Kat. 240 (Taf. 24), Grube G24, Gewebe 15x5 cm, mit Schnittkante, z/s, Fdm. 0.5/0.5 mm, 18/11 cm, K2/2, Wolle, ursprünglich weisse Wolle, vom Boden verfärbt, auf VS verfilzt, vermutlich Schnittteil, 04/83 (x); 04/84 (y). Spätes 13./frühes 14. Jh. 714 Schaffhausen, Münster, Abdrücke auf Ziegeln (Bsp.): – KASH 65686: Textilabdruck über grosse Fläche, ca. 19x24 cm, 16 F/cm, Abdrücke auch an Kanten und an Spitze. – KASH 54569: ca. 20 F/cm, Abdruck auch über Kante.
– KASH 54701: ca. 18 F/cm, z.T. an der Kante sichtbar. – KASH 54705: 11/14 F/cm, nicht über den Rand sichtbar. 715 KASH 42883. 716 Winiger/Matter/Tiziani 2000, Abb. 73 und 74. 717 Rast-Eicher 1999, Abb. 4.1; 16. Jh. 718 Jordan-Fahrbach/Stührenberg/Tidow 2000. 719 Zander-Seidel 1990, 304ff. 720 Bänteli/Zubler 2001. 721 Z.B. KASH 54699. 722 Ich danke Kurt Rhyner, Glarus, Spezialist für Lehmbauarchitektur, für die Hinweise zur Ziegelherstellung. 723 Crowfoot/Pritchard/Staniland 2001, 27. 724 Cardon 1999, 232ff. 725 Jordan-Fahrbach/Stührenberg/Tidow 2000. 726 Crowfoot/Pritchard/Staniland 2001, pl. 5–8. 727 H. Ammann, Die Anfänge der Leinwandindustrie des Bodenseegebiets. Alamannisches Jb. 1953, 251–313, bes. 280ff. 728 Rüeger 1884, 341. 729 Freundlicher Hinweis von Kurt Bänteli, KASH. 730 R. Windler, Schwinghebel(?) und Breithalter – Teile eines hochmittelalterlichen Horizontalwebstuhls von der Burgstelle Alt-Lägern (CH). Archaeological Textiles Newsletter 39, 2004, 2f. 731 UR Schaffhausen 1665. 732 UR Schaffhausen 1488. 733 UR Schaffhausen 2257. 734 Windler/Rast-Eicher 2000. 735 Tidow 2001. 736 Martius 1995. 737 Tidow 2004, Vorbericht. 738 Rast-Eicher, im Druck. 739 Die Tierknochen wurden mithilfe der osteologischen Vergleichssammlung des Instituts für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie (IPNA) in Basel und der gängigen osteologischen Bestimmungsliteratur (z.B. Schmid 1972; Lepiksaar 1983; Prummel/Frisch 1986; Payne 1985, 1969; Boessneck/Müller/Teichert 1969; Fernandez 2001) identifiziert. Die Altersbestimmung erfolgte nach einem am IPNA ermittelten Schema, welches die Bestimmungskriterien der wichtigsten Publikationen zu diesem Thema zusammenfasst (z.B. Grant 1982; Habermehl 1985, 1975; Schmid 1972). Die Geschlechtsbestimmung stützte sich auf die Arbeiten von Armitage/Clutton-Brock 1976, Higham 1967, Fock 1966, Lepetz 1995 und Sadler 1990. Eine Erfassung der osteometrischen Masse erfolgte nach den definierten Messstrecken von von den Driesch 1976 (da in den verschiedenen Befunden die Anzahl der zur Verfügung stehenden Knochen nicht ausreichte, wurde auf eine osteometrische Auswertung verzichtet) und – bei den Fischen und soweit durchführbar – von A. Morales und K. Rosenlund 1979. Die Quantifizierung des Materials erfolgte anhand der Knochenanzahl (n) bzw. des Knochengewichtes (Gew. in Gramm), wobei in einigen wenigen Fällen zusätzlich auch noch die Mindestindividuenzahl (MIZ) ermittelt wurde. Eine statistische Auswertung und grafische Datendarstellung der Einzelbefunde erfolgte nur, wenn mindestens 100 Funde pro Befund vorhanden waren. 740 Unten Kap. Fische, S. 148ff. 741 Aufgrund der oftmals schwierigen Unterscheidbarkeit von Schaf und Ziege ist es allgemein üblich, Vertreter der Gruppe «Schaf oder Ziege» den bestimmbaren Knochen zuzuordnen, obwohl dies nach einer strengen Auslegung der obigen Definition nicht zulässig wäre. 742 Rehazek 2003. 743 Evt. gelangte der Knochen mit dem Aushub aus einem Friedhof in diese Struktur. 744 Rehazek 2003. 745 Rehazek 2000. 746 Rehazek 2003; oben S. 143f. 747 Für die Begutachtung der Insektenreste danke ich meiner Kollegin M. Schäfer, Freiburg i.Br. 748 Gesner 1670, 92f. 749 Basel: Brombacher et al. 1999; Winterthur: Hüster-Plogmann/Stopp/ Windler 2003. 750 Gesner 1670, 163. 751 Viele exotische Nahrungsmittel (v.a. Gewürze) sind aus Latrinenuntersuchungen von deutschen Städten bekannt, wie z.B. aus Lüneburg, Rostock (Wiethold 1995 und 1999) oder Göttingen (Hellwig 1997). 752 Oben Rehazek, S. 143f.
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F. J. Green, Phosphatic mineralization of seeds from archaeological sites. Journal of Archaeological Science 6, 1979, 279–284. Das aus den Fäkalien oder den Knochen stammende Phosphat wird umgewandelt und in die organischen Reste eingelagert. 754 Brombacher/Klee unpubl.; Brombacher/Rehazek 1999. 755 Es kam ein Siebsatz mit Maschenweiten von 2, 1 und 0.35 zum Einsatz. Die Untersuchungen erfolgten unter einem Binokular bei 6–30facher Vergrösserung, wobei auch der anorganische Anteil auf Pflanzenreste kontrolliert wurde. Dabei konnten zusätzlich viele Tierknochen ausgelesen werden, die durch A. Rehazek bearbeitet wurden (oben S. 148ff.). Die Aufbereitung und die Grobanalysen der geschlämmten Proben wurden von Aleksander Dzbynski durchgeführt. Die fotographische Dokumentation verschiedener Pflanzenfunde besorgten G. Haldimann (La Chaux-de-Fonds) und U.M. Weber (Larix Consult, Basel). 756 ARBOL, eine Applikation unter Fox Pro von Microsoft, entwickelt von Kubli und Partner GmbH, Riehen. 757 Jacomet/Brombacher/Dick 1989. 758 Konstanz (Küster 1989), Schaffhausen (Brombacher 1999), Winterthur (Kühn unpubl.), Zürich (Jacquat/Pawlik/Schoch 1982) und Basel (Brombacher et al. 1999). 759 Rösener 1986. 760 Anhand der Samenfunde ist bei Äpfeln und Birnen die Kultur- und Wildform nicht unterscheidbar. Wir gehen aber davon aus, dass es sich durchwegs um Früchte kultivierter Bäume handelt. 761 Aus Schaffhausen gibt es z.B. einen Fund aus dem Haus zum Löwen (Brombacher/Klee unpubl.) 762 Nach Hegi 1906–1929, 1551. 763 Brombacher/Klee unpubl. 764 Jänichen 1970. 765 Z.B. Kräuterbuch von de Rontzier (1598). 766 Körber-Grohne 1987. 767 Nach Hegi 1906–1929. 768 Genauere Bestimmungen der einzelnen Moosarten und Hinweise zur Herkunft dieser Pflanzen liegen aus den Untersuchungen vom Kloster Allerheiligen, Schaffhausen vor (Brombacher 1999). 769 Oben Bänteli, S. 42f. 770 Im Rahmen meiner Arbeiten zur 2007 erscheinenden neuen Steiner Stadtgeschichte habe ich rund 30’000 Einträge der Steiner Vogtsteuer‑, Steuer- und Wachtrödel aufgenommen (StaStaR Fi 265–319). Deren Auswertung erlaubt, in Ergänzung zu Ambühl (vgl. Anm. 774) die bewohnten Liegenschaften der meisten Steiner Steuerzahler im späten 15. und bis zur Mitte des 16. Jhs. zu eruieren und damit neuartige Einblicke in die Stadttopographie Steins am Ende des 15. Jhs. zu erhalten. Die Systematik dieser Verwaltungsdokumente und die Methodik von deren Auswertung werden in der neuen Stadtgeschichte eingehend vorgestellt. Es muss hier genügen, vorerst einzelne Erkenntnisse zum Spital zu präsentieren ohne Besprechung der Methodik, die hinter diesen Aussagen steht. Zu grundlegend neuen Dokumenten zur Stiftungsgeschichte des Spitals vgl. ebenfalls die neue Stadtgeschichte Steins. 771 StaStaR Spi 1f. (1362), STAZH A 273 Nr. 2 (1468); StaStaR RP 1 34v (Ratsglocke). 772 StaStaR Spi 475. Der Tagesverdienst von zwei Schilling für einen Steiner Handwerker ergibt sich z.B. aus den Spitalrechnungen von 1490/92 (StaStaR Spi 546f.). 773 Vgl. Siegfried Reicke, Das deutsche Spital und sein Recht im Mittelalter Bd. 1 (Kirchenrechtliche Abhandlungen 111), Stuttgart 1932, der immer noch die rechtshistorische Grundlage der Spitalforschung legt. Eine Übersicht über die primär kanonistisch orientierte Spitalforschung gibt Elsanne Gilomen-Schenkel, Spitäler und Spitalorden in der Schweiz (12./13.–15. Jh.). Ein Forschungsbericht. In: HS IV/4, Basel 1996, 19–34. Zwei interessante, primär wirtschaftspolitisch orientierte Spitalstudien bei Michaela von Tscharner-Aue, Die Wirtschaftsführung des Basler Spitals bis zum Jahr 1500 (Quellen und Forschungen zur Basler Geschichte 12), Basel 1983, und besonders Stefan Sonderegger, Landwirtschaftliche Entwicklung in der spätmittelalterlichen Ostschweiz (St. Galler Kultur und Geschichte 22), Diss. Phil. St. Gallen 1994. Vgl. auch Jürgen Sydow, Spital und Stadt in Kanonistik und Verfassungsgeschichte des 14. Jahrhunderts, in: Der deutsche Territorialstaat im 14. Jh. 1 (Vorträge und Forschungen 13), Sigmaringen 1970, 175–195. 774 Zur Lokalisierung der Steiner Häuserdokumentation Ambühl (StaStaR 08.00.00). Das «neue Haus» im Übergabeverzeichnis von
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1480/81 (StaStaR Spi 494, vgl. dazu nachfolgende Anm.) wurde vermutlich auf dem Grundriss dieses älteren Gebäudes erstellt. Es umfasste (neben den eigentlichen Spitalräumlichkeiten wohl im Erd- und ev. im ersten Obergeschoss) gerade einmal zwei Kammern mit je einer Bettstatt. 775 StaStaR Spi 16 (1475). – Spi 494, aufgrund einer auf Martini 1481 datierten, ausstehenden Zahlung in die Jahre 1480 oder 1481 zu datieren; erstellt wohl in Zusammenhang mit den Streitigkeiten mit den Horns vgl. Anm. 808f.). – Wachtrödel in StaStaR Wintz Bü 17, 785f (Wachtrodel 1463)), Wintz Bü 19, 743–748 (Wacht 1492). Conrad Vels war Nachfolger des 1463 als Wachten leistender belegten Heinrich von Payer (StaStaR Fi 265 (1463); zu Payer/Galiatz vgl. StaStaR Spi 46 u.a. Weitere Belege: Spi 481; undatiert; der hier als Bebauer eines Weingartens aufgeführte Rudi Zwicker kommt in den Steuerlisten 1499 letztmals vor) erwähnt als Spitalkomplex ein «Haus», ein «hinteres Haus» und «Galiatzen Haus» sowie zwei weitere, nicht in der heutigen Spitalumgebung stehende Häuser, darunter jenes von Jörg Weber («Pilgerherberg»). – Laut den Vogtsteuerrödeln des 15. und 16. Jhs. lagen das Spital und die Liegenschaften der Steffans resp. deren vorderes Haus unmittelbar beieinander. – Laut Ratsprotokollen von 1465 und 1471 durften drei Steiner Bürger ihre Verkaufsbänke für Schuhe vor dem Moren(könig) und zwei zwischen den Türen des Payer und des Spitals aufstellen, drei Bürgern war dies oberhalb der Spitaltüre erlaubt (StaStaR RP 1 57v (1471)). – Im Liegenschaftenverzeichnis des Spitals von 1509 werden dann «des Spitals drei Häuser mitsamt den Häusern und Torggeln darhinter» aufgeführt. Mit den drei Häusern sind entweder das Haus Galiatz/Weber, das renovierte Spital und das Haus Conrad Steffans gemeint (für letzteres zahlte das Spital seit 1509 Wacht- und Vogtsteuern), das hintere Haus wurde in diesem Fall unter den «Häusern dahinter» subsummiert. Sprachlich weniger einleuchtend ist die Variante, dass unter einem der «drei Häuser» das hintere Haus aufgeführt wurde. Inhaltlich ist diese Deutung aber ebenfalls möglich, da Conrad Steffan laut Steuerrödeln noch geraume Zeit neben dem Spital wohnte und das Liegenschaftenverzeichnis von 1509 an sich solche «Leibgedingsträger» in seinen Häusern verzeichnete (vgl. StaStaR Spi 551, «Hochmessingers Haus, das Dorothe von Elgis Leibgeding ist; Jörg Webers Haus beim Niedertor, so der Sattler zu Leibgeding hat»). 776 StaStaR Spi 558 (1473) führt die Einnahmen des Siechenhauses auf; zu diesen gehört eine Gült aus einem Weingarten «beim Siechenhaus»; eine Lokalisierung innerhalb der Stadtmauern ist also höchst unwahrscheinlich; Spi 545–547 weisen dann mit Sicherheit (Transportdienste von Stein zum Siechenhaus!) auf ein auswärtiges Gebäude hin. Zudem belegen beide Quellen für 1491/1492 und in geringerem Umfang für 1493/94 umfangreiche Bauarbeiten in den Unter- und Dachgeschossen der Spitalliegenschaften. 777 StaStaR Spi 8–10; zur Kapelle vgl. Bänteli, oben S. 27f. 778 Die Steuerrödel Steins belegen dies eindeutig. Die Auswertung dieser einzigen seriellen Quelle aus dem Mittelalter Steins wird wie erwähnt in der neuen Steiner Stadtgeschichte ausführlich thematisiert. Hier nur so viel: Es ist mit Ausnahme zweier Quartiere möglich, den Stadtumgang der Steiner Steuerschätzer präzis nachzuverfolgen und damit die Liegenschaften der vermögenssteuerpflichtigen Steiner und Steinerinnen recht genau zu lokalisieren. Der Steuerumgang im Bereich der östlichen Obergasse ergibt aus den Vogtsteuerlisten im Norden gegen die Stadtmauer hin eine in den 70er-Jahren schon geschlossen anmutende Häuserzeile. Die Wachtlisten ergeben für den Süden dieses Gassenabschnittes bereits mehrere «hintere Häuser» auf Parzellen von Leuten, deren Vogtsteuer von der «Oberstadt» aus erfasst wurde (explizit belegt für die Parzelle der Steffan, anzunehmen auch für weitere Parzellen z.B. zwischen Weissem Adler und Rotem Löwen (vgl. StaStaR Wintz Bü 19, 743–748 bes. Einträge von «Singer Hans» bis «Funck Petter»). 779 Vgl. Bänteli, oben S. 32ff. 780 StaStaR Spi 49. 781 StaStaR Spi 475–477 (Einnahmen inkl. Siechenhaus); zu Hemishofen bereits StaStaR He/A 1–1c; zur Grundausstattung und zur Technik der Evaluierung der Gründungsdotation (inkl. Problematik der Umrechnung und Geldwertentwicklung) vgl. die neue Stadtgeschichte Steins. 782 StaStaR Spi 84, 78. 783 StAZH A 273 Nr. 2ff. (bisher in der Forschung nicht berücksichtigt); StaStaR Spi 477. 784 StaStaR Spi 562, 546f., 550f. etc.; zur Problematik der Geldentwer-
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tung ist umfangreiche, oft widersprüchliche Literatur vorhanden. Zur Ostschweiz vgl. neuerdings die Übersicht in Sankt-Galler Geschichte, Bd. 2, St. Gallen 2003, bes. 67 (inkl. Anm.). 785 StaStaR Spi 562. 786 StaStaR Spi 553. Ein Malter entspricht gut 300 Litern. 1 Fuder (1536) = 30 Eimer = 900 Masse (STASH St. Georgenamt AA 6; 1 Mass entspricht ungefähr 1.5 Litern). 787 StaStaR Spi 558 (1473; Mayer und Amman sind gestrichen); 543 (1481). Das Spital gab bei der Ausleihe des Hornsteiner Geldes teilweise das Risiko sogar weiter: Hans Ruf hatte 1473 seinen Kredit bis zum Ableben der Schwestern zu 10% und erst danach zu 5% zu verzinsen (StaStaR Spi 84). 788 Zu den Begriffen «Herrenpfründe», mittlere Pfründe, «Siechen» usf. vgl. Stefan Sonderegger, Ernährung im Heiliggeist-Spital in St. Gallen, in: Medium Aerum Quotidianum 34, Krems 1996, 9–24, und detaillierter ders., Landwirtschaftliche Entwicklung in der spätmittelalterlichen Ostschweiz (St. Galler Kultur und Geschichte 22), Diss. phil. St. Gallen 1994. 789 StaStaR Spi 8–13. 790 Zur Stiftung StaStaR Spi 16–18. Die Gülten und Guthaben sind in StaStaR Spi 476 aufgeführt; vgl. auch Spi 541. Es handelt sich im ersten Teil in erster Linie um ausstehende Zahlungen für Lieferungen von Salz, Eisen, Wein, weniger von Korn, nur ausnahmsweise um ausstehende Zinszahlungen. Es ergibt sich für das Jahr 1476 überschlagsmässig eine Summe von 141 Pfund und 140 Gulden, wobei das Rechnungsbuch leider nicht systematisch unterscheidet, ob es sich um (jährlich wiederkehrende) Zinszahlungen oder um (einmalige) Zahlungen für gelieferte Waren handelt. 791 StaStaR Spi 16; vgl. Erwin Eugster, Spektakel um den reichen Jörg Weber, SN vom 17.12.2004. 792 Nachlass in StaStaR ET 44 (ergibt neben Hausinventar und ausstehenden Zahlungen von Schuldnern über 1300 Gulden an Hauptgülten). Die Verpfründung ergibt sich aus Spi 18 (Streit mit Einsiedeln). 793 StaStaR Spi 85, 40. 794 StaStaR Spi 25 (1478). 795 StaStaR Spi 542 (1479), 546f. (1490/91; 1492), 551 (1509: «Jörg Webers Haus beim Niedertor, so der Sattler zu Leibgeding hat»). 1495 bis 1499 besass Zaltenbach zudem ein Haus neben der Sammlung und damit unmittelbar beim Spital. 796 Zu Raff StaStaR Spi 476f., 548, 562 fol. 11f. und Steuerlisten 1485– 1502 (StaStaR Fi 268–276). Zu 1501 StaStaR Spi 93. 797 StaStaR Fi 275–296, 303, 326. 798 StaStaR Fi 285–311. In Nr. 311 (1533) wird Conrad Steffan als verstorben erwähnt. 799 StaStaR Fi 278–304; Spi 8–11. 800 StaStaR Spi 27 (1509); übrige Angaben aufgrund der Steuerlisten Fi 271–303. 801 StaStaR Fi 276ff. 802 StaStaR Spi 558. 803 StaStaR Fi 267 (1472); StaStaR Wintz Bü 19 S. 731–735 (1492). 804 StaStaR Fi 265ff. Steuerverzeichnisse der hier angegebenen Jahre. 805 1501 und 1502 lebte im Spital ein «Schmid». Es könnte sich um den Vorderbrugger Hans Schmid «Scham» gehandelt haben, der 1500 aus den Steuerlisten verschwindet (StaStaR Fi 273–276). Konrad Krantz verlebte 1505 sein letztes Lebensjahr im Spital. Das Spital zahlte die Wacht- und Vogtsteuer für sein Haus (Fi 278f.). Schuhmacher Hans Guss lebte bis 1515 in Oberdorf. 1516 bis 1520 zahlte das Spital seine Steuern (Fi 295–299). 1505 bis 1508 besass das Spital auch eines von Jerg Scherers zwei Häusern. Dieser erscheint aber noch bis 1512 in den Wacht- und Steuerlisten. Das Spital scheint also eine andere Person in diesem Haus platziert zu haben (Fi 278–293). 806 Zu obigen Mittelpfründnern sind vermutlich noch einige jener Personen zu addieren, welche in den Steuerrödeln zwischen den Liegenschaften Flar/Vels und Steffan (Spitalareal) resp. Wagner/Marti und Hochmessinger/Raff (Areal rund um die Sammlung) aufgeführt werden. 807 StaStaR Spi 21. Der hier aufgezählte Hausrat ergibt einen guten Einblick in das Hausinventar einer Steiner Familie aus der Mittelschicht. 808 StaStaR Spi 22, 89, Ju 835. Peter Horn griff offenbar sogar zur Urkundenfälschung. 809 StaStaR Spi 546. Peter Horn zog (vorübergehend?) nach Wangen weg, prozessierte gegen Stein, wurde sogar inhaftiert. Er bezog in der Folge aber noch 1490 rund 16 Gulden als Leibgeding und als Gutschrift
für eine (wohl externe) Behausung. StaStaR Spi 546 (1490), 547 (1492), 548 (1498); zu Kel auch Spi 545. 811 Zu Gräss, Bentz, Thyss und Herer vgl. die Einträge in den Steuerregistern. Zu Hans von Winterthur und dem Haus von Dorothe Wagner StaStaR Spi 558 und StaStaR Wintz Bü 19, 731–735, 743–748. Zu Glestings Haus StaStaR RP I fol. 64v. Es wurde offenbar nach dem Auszug der Hebamme verkauft. Zur Liegenschaft Barthlomes URSH 3385 (1490), 3442 (1492). Das Spital besass nun unmittelbar beim Oberhof explizit drei Liegenschaften. 812 StaStaR Spi 546f. 813 Vgl. dazu Sonderegger für das Heiliggeistspital in St. Gallen (wie Anm. 788). Die Ausgabenlisten von 1490/1492 weisen auf ganz ähnliche Ernährung im Steiner Spital hin. 814 Vgl. Position in der Steuerliste von 1464 und Vogtsteuerliste von 1472, wonach Rietli «Sulger Hylpolt säligs» Vogtsteuer übernimmt (StaStaR Fi 266f.). 815 Zu den Halbwaisen aus dem Herer-Hiltpolt-Clan vgl. oben. Schon 1468 wurde der Spitalpfleger damit beauftragt, die Guthaben der Erben von Hans Kromer zu verwalten (StaStaR Spi 475). 816 Zum Totenbaum und den Jahrzeitstiftungen z.B. StaStaR Spi 547 und Spi 558. Zum Schulmeister vgl. StaStaR Su 85 (1530). 817 Zum Mord, welcher wahrscheinlich zur Stiftung des Spitals geführt hat, vgl. den Abschnitt zu den Hohenklingen in der neuen Steiner Stadtgeschichte. 818 StaStaR 08.00.00-1, Nr. 13, Häuserdokumentation Ambühl. 819 Heinrich Waldvogel, Inventar des Stadtarchivs Stein am Rhein, Singen 1967. 820 StaStaR Fw Al 179–187, Akten Brand Waisenhaus 1806–1807. 821 Hermann 2004, 18–28, 62–67. 822 Vgl. weiter unten Kapitel «Räumlichkeiten und Insassen». 823 Vgl. dazu StaStaR 06.01.00-54, Manuskripte Ambühl und Waldvogel zum Brand Waisenhaus 1806. 824 Heute Understadt 13 und Metzggass 2. 825 StaStaR 08.00.00-2, Nr. 111, Häuserdokumentation Ambühl. 826 StaStaR 09.04.01-1, Gebäudeversicherungskataster 1810. 827 StaStaR RP 28, Ratsprotokoll vom 22 April 1765. 828 StaStaR RP 32, Ratsprotokoll vom 22. Juli 1783. 829 StaStaR F-W 46, Stiftungsbuch des Waisenamts 1635–1790, S. a–b. 830 Ebd. 831 StaStaR Spi 16, Stiftungsurkunde vom 9. März 1475. 832 StaStaR Spi 30–38, Verpfründungsbriefe. 833 StaStaR Bü 32, Chronik Georg Winz, Band XIX 1751, 1752, p. 78. 834 StaStaR Spi 37, Verpfründungsbrief des Hans Arnold. 835 Zum Vergleich dazu kostete damals ein Zugstier 13, ein Stück Mastvieh 14 und belief sich der Jahreslohn eines Rebknechts des Spitals auf 15 Gulden. 836 Diese Aussage ist belegt durch Materialien, die der Schreibende im Hinblick auf die neue Stadtgeschichte von Stein am Rhein (Erscheinungsjahr 2007) erarbeitet hat. 837 StaStaR Spi 495, Anhang zum Inventar von 1598. 838 Diese Aussage ist belegt durch Materialien, die der Schreibende im Hinblick auf die neue Stadtgeschichte von Stein am Rhein (Erscheinungsjahr 2007) erarbeitet hat. 839 Siehe Anfang des Kapitels. 840 Heinrich Waldvogel, Fürsorgewesen im alten Stein am Rhein, Steiner Anzeiger vom 19. April 1963. 840a StaStaR Spi 478, Urbar des Spitals 1494. 841 Otto Stiefel, Die Mühlen in Stein am Rhein, Schaffhauser Jahrbuch, Band 1, Thayngen 1926. 842 StaStaR Spi 560, Urbar des Spitals 1738. 843 StaStaR Fi 457, 458, 459, 466, 468, 469, 470, 471, 472, 473, 474, Vorrechenbücher des Seckelamts 1600–1730. 844 StaStaR Fi 457– 479, Vorrechenbücher des Seckelamts 1600–1803. 845 StaStaR Ges. 77, Mandat von 1634 betreffend die Armen. 846 StaStaR Ges. 78, Mandat von 1634 betreffend die Armen. 847 StaStaR Bü 26, Chronik Georg Winz, Band XIII, S. 748. 848 StaStaR Spi 520, Verzeichnis der Schulden des Spitals, 1672. 849 Das Spital betrieb zur Selbstversorgung einen ihm direkt unterstellten Bauernhof, der vom sogenannten Spitalbauern geführt wurde. Der Spitalbauer war derzeit ein Angestellter des Spitalamts. 850 StaStaR Spi 525, Bedenken des Rats zur Finanzlage, 1696. 851 StaStaR Spi 563, 566, 570; Handbücher über das Einnehmen und Aus810
geben des Spitals 1668–1677, 1700–1709 und 1777–1808, jeweils unter den Ausgaben von 1670, 1700 und 1797. 852 StaStaR Fi 457, 458, 459, 466, 468, 469, 470, 471, 472, 473, 474, Vorrechenbücher des Seckelamts 1600–1730. 853 Vgl. Tabelle S. 177. 854 StaStaR Bü 27, Chronik Georg Winz, Band XIV, S. 770. 855 Die Bank blieb auch nach 1803 das wichtigste Standbein des Spitals; vgl. dazu Knoepfli, unten S. 195. 856 StaStaR Fi 474, 475, 476, 477, 478, 479, Vorrechenbücher des Seckelamts 1740–1803. 857 StaStaR Fi 457, 458, 459, 466, 468, 469, 470, 471, 472, 473, 474, Vorrechenbücher des Seckelamts 1600–1730. 858 StaStaR Spi 566–577, Amts-, Hand- und Schuldenbücher des Spitalamts 1700–1803. 859 StaStaR Spi 566–577, Amts-, Hand- und Schuldenbücher des Spitalamts 1700–1803. 860 Diese Aussage ist belegt durch Materialien, die der Schreibende im Hinblick auf die neue Stadtgeschichte von Stein am Rhein (Erscheinungsjahr 2007) erarbeitet hat. 861 StaStaR Spi 495, 496 und 500, Inventare 1598, 1622 und 1667. 862 Das Getreide wurde bis in die 1830/1850er Jahre in Hohlmassen gemessen. In Stein am Rhein galten vom Kanton Schaffhausen abweichende Masse. Beim Hohlmass galt 1 Viertel = 16.3 Liter für entspelztes Getreide. Demzufolge entsprechen diese Angaben 15’233 Litern. 863 Entspricht rund 1589 Litern. 864 StaStaR Spi 495, Inventar 1598. 865 StaStaR Spi 496, Inventar 1622. 866 StaStaR Spi 500, Inventar 1667. 867 Vgl. dazu Knoepfli, unten S. 191. 868 Der Bauherr oder Oberbaumeister war zusammen mit dem Unterbaumeister verantwortlich für den Bau und Unterhalt der städtischen Gebäude, der Strassen und Wege, der Wasserversorgung, der Brücken und der Uferverbauungen. 869 Dem Bettelvogt – einer Art Polizeibeamter – oblag die Aufsicht und Kontrolle über die Bettler und das herumziehende Volk. 870 StaStaR Bü 32, Diarium des Georg Winz, S. 78. 871 Ebd., S. 673. 872 Ebd., S. 736. 873 StaStaR RP 28, Ratsprotokoll, S. 120. 874 StaStaR RP 29, Ratsprotokoll, S. 438. 875 StaStaR F-A 75, Protokoll Armenpflege, 26.10.1840. 876 StaStaR F-A 76, Statuten für die Armenanstalt in Stein am Rhein, 07.03.1843. 877 HLS, Artikel Fürsorge. 878 HLS, Artikel Spital. 879 Ganzoni 2002, 1126. 880 HLS, Bd. 1, Artikel Anstaltswesen, 359. 881 HLS, Bd. 1, Artikel Alter, 265. 882 Siehe auch HLS, Artikel Fürsorge. 883 StaStaR 03.02.00-1, Protokoll Bürgergemeinde, 27.06.1841. 884 Zur Geschichte der Industrie im Klosterhof Waldvogel, Klosterhof, 8ff. 885 Uehlinger 2003. 886 HLS, Artikel Fürsorge. 887 Schmid 1993, 241ff.; Troxler/Wüst 2002, 1473, 1477f. 888 StaStaR 03.02.03-4, Entwurf über Ausscheidung des Bürger- und Einwohnergutes der Stadtgemeinde Stein am Rhein, 01.05.1875. In Stein existierte in der Folge aber kein Ausscheidungsvertrag, wie der Stadtrat der Staatskanzlei 1904 auf eine entsprechende Anfrage mitteilte. Brief Staatskanzlei an Stadtpräsidium betr. Übersendung Ausscheidungsvertrag, 14.10.1904; Antwort an Staatskanzlei, 17.10.1904. 889 Bundesblatt, 06.06.1934, 359. 890 Bundesblatt, 06.06.1934, 357. 891 StaStaR RP 40, Protokoll Stadtrat, 12.03.1840; 03.02.00-1, Protokoll Bürgergemeinde, 19.03.1840. 892 StaStaR RP 40, Protokoll Stadtrat, 21.06.1841; 03.02.00-1, Protokoll Bürgergemeinde, 11.10.1840, 02.05.1841 und 27.06.1841. 893 StaStaR 03.02.00-1, Protokoll Bürgergemeinde, 30.10.1842. 894 StaStaR 03.02.00-4, Protokoll Bürgergemeinde, 21.05.1883. 895 StaStaR 03.04.01-1, Protokoll Bürgerversammlung, 24.07.1874. 896 Ott Bernhard, Bankaktien für die Breitenau, SN, 27.02.2003. 897 StaStaR 03.02.00-4, Protokoll Bürgergemeinde, 21.05.1883.
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Für den Gesamtkanton stellte die Regierung 1886 fest: «Wir müssen demnach nach wie vor den grössten Teil unserer Irren in Göppingen unterbringen». Verwaltungsbericht des Kantons Schaffhausen 1886, 67. 899 StaStaR 03.04.01-2, Protokoll Einwohnergemeinde, 07.05.1885 und 16.11.1885; 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 07.05.1885 und 04.04.1886. 900 StaStaR 03.02.00-1, Protokoll Bürgergemeinde, 17.05.1852. 901 StaStaR 03.03.06-2, Entwurf über Ausscheidung des Bürger- und Einwohnergutes der Stadtgemeinde Stein am Rhein, 01.05.1875. 902 StaStaR 03.02.00-4, Protokoll Bürgergemeinde, 21.05.1883; 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde 25.03.1901. 903 StaStaR 03.02.04-15, Protokoll Bürgerrat, 29.06.1894; 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 11.07.1909; F-A 76, Statuten der Armenanstalt in Stein am Rhein, undatiert [1873]. 904 Steiner Anzeiger, 24.05.1916. 1900 wurde August Fuog als Stadtrat abgewählt und 1912 schaffte er die Wiederwahl als Stadtpräsident nach einem gehässigen Wahlkampf erst im zweiten Wahlgang. Steiner Anzeiger, 15.11.1912, 22.11.1912 und 25.11.1912. 905 Steiner Anzeiger, 16.02.1903 und 20.02.1903; StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 15.02.1903. 906 StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 17.02.1901. «Der Entwurf des Hrn. Schmidt sei einfach u. würdig gehalten u. dem Zwecke des Hauses entsprechend; die geplante Ausführung passe zu den gegenüber liegenden, ebenfalls schön bemalten Häusern u. würde eine weitere Zierde unseres Ortes bilden», wurde der Antrag für die Fassadenbemalung begründet. 907 Grenzbote, 17.02.1903. 908 StaStaR 03.02.04-16, Protokoll Bürgerrat, 12.10.1904; Antwort von Thayngen, Steiner Anzeiger, 09.12.1904. 909 StaStaR RP 52, Protokoll Stadtrat, 17.11.1908. 910 StaStaR Armenwesen 4. 911 Zur Geschichte des Kantonalen Pflegezentrums Ganzoni 2002,1127, 1130. 912 Verwaltungsbericht des Kantons Schaffhausen 1909, 164, 1910, 158 und 1911, 157. Die entsprechende Vorlage wurde am 23.04.1922 mit 71% Nein-Stimmen wuchtig abgelehnt. 913 StaStaR Sanitätswesen 16. 914 StaStaR F-A 69, Armenhaus-Rechnungen 1866-Juli 1886. 915 StaStaR F-A 76, Statuten der Armenanstalt in Stein am Rhein, undatiert [1873]. 916 StaStaR 04.15.05-1, Familienregister Bürger Bd. 1. 917 StaStaR 03.02.02-2, Insassen des Bürgerasyls im Jahr 1922. 918 StaStaR 03.02.02-16, Liste Bürgerasyl-Insassen, 16.11.1953, mit Nachführungen; Zeugnis für Lisette Tinner, 28.02.1959; 04.15.05-2, Familienregister Bürger Bd. 2, 04.15.05-3, Bd. 3, Einträge Barth. 919 StaStaR 04.04.02-49, Inventar Carl Holzer, 1904, Nr. 2. 920 Die Begriffe Spital, Armenhaus und Asyl wurden, oft in demselben Dokument, gleichzeitig verwendet. Gemeint war immer das Armenhaus bzw. spätere Bürgerasyl. 921 Steiner Anzeiger, 10.04.1901. Holzer und Weber-Oechslin hatten sich beim Neuenburger Putsch von 1848 gemeinsam gegen preussische Gendarmen ausgezeichnet. SN, 27.10.2004. 922 StaStaR 04.04.02-70, Inventar Hubert Röllin-Ullmann, 1932, Nr. 22. 923 Steiner Anzeiger, 14.03.1932. 924 StaStaR F-A 76, Statuten der Armenanstalt in Stein am Rhein, undatiert [1873]; RP 45 Protokoll Stadtrat, 18.08.1873. 925 StaStaR 03.02.02-2, Inventar Waisenanstalt 1859, Fahrhabe-Inventare Bürgerasyl 1898 (noch unter der Bezeichnung Spital), 1906, 1913 und 1940. 926 StaStaR 03.02.04-3, Brief Stadtratskanzlei an Bürgerrat, 27.03.1894. 927 StaStaR RP 45, Protokoll Stadtrat, 30.07.1872. 928 Arbeitserziehungsanstalt Kalchrain ob Herdern TG. Siehe dazu Düssli 1948, 145f.; Lippuner 2005. 929 StaStaR 03.02.04-14, Protokoll Bürgerrat, 01.07.1885. 930 Eine ähnliche Anzeige, die bereits auf frühere Aufrufe Bezug nimmt, findet sich zum Beispiel im Grenzbote vom 24.08.1883. 931 StaStaR 03.02.04-13, Protokoll Bürgerrat, 31.03.1878 932 StaStaR 03.02.04-13, Protokoll Bürgerrat, 03.04.1878. 933 StaStaR 81, Protokoll Stadtrat, 05.02.1963. 934 HLS, Artikel Fürsorge. 935 StaStaR F-A 76, Statuten für die Armenanstalt in Stein am Rhein, 07.03.1843.
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StaStaR 03.02.03-1, Bericht Direction des Gemeindewesen an den Bürgerrat, 01.12.1908. 937 StaStaR RP 63, Protokoll Stadtrat, 13.12.1940. Unten Bänteli, S. 256. 938 StaStaR F-A 76, Protokoll Armenpflege, 12.08.1843. 939 StaStaR 03.04.01-1, Protokoll Bürgergemeinde, 11.09.1873. 940 StaStaR 03.02.00-4, Protokoll Bürgergemeinde, 05.06.1884. 941 StaStaR 03.02.02-16, Schreiben Fürsorge-Kommission an den Stadtrat, 26.09.1940. 942 StaStaR 03.02.02-17, Antrag Bürgerrat an Bürgergemeinde, 19. 02. 1930. 943 StaStaR RP 45, Protokoll Stadtrat, 30.07.1872. 944 Amtsblatt 38, 18.09.1894. 945 Schlatter 2002, 234, 282, 322; StASH, Strafakten, 1894.4809, S. o. Nr., Strafantrag. 946 StaStaR 04.15.05-1, Familienregister Bürger Bd. 1, 356. 947 Steiner Anzeiger, 19.12.1949. 948 StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 18.02.1923, 30.11. 1924 und 02.12.1928. 949 StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 22.07.1929. 950 Steiner Anzeiger, 19.12.1949. 951 StaStaR 03.02.02-16, Briefe vom 28.06.1939, 19.01.1940 und 28.02.1940. 952 StaStaR 03.02.02-16, Schreiben Fürsorge-Kommission an den Stadtrat, 26.09.1940. 953 Steiner Anzeiger, 05.05.1958. 954 StaStaR 03.02.04-17, Protokoll Bürgerrat, 23.02.1906; Steiner Anzeiger, 03.07.1922. 955 Steiner Anzeiger, 3.7.1922. 956 StaStaR F-A 76, Statuten der Armenanstalt in Stein am Rhein, undatiert [1873]. 957 StaStaR 03.02.02-16, Antrag Bürgerrat an Bürgergemeinde, 08.01.1900. 958 StaStaR 03.02.04-15, Protokoll Bürgerrat, 12.07.1894. 959 StaStaR 03.02.02-16, Antrag Bürgerrat an Bürgergemeinde, 07.11.1900. 960 StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 12.11.1900. 961 StaStaR 03.02.02-16, Antrag Bürgerrat an Bürgergemeinde, 14.11.1904. 962 StaStaR 03.02.02-16, Schreiben Fürsorge-Kommission an den Stadtrat, 26.09.1940. 963 StaStaR 03.02.02-16, Brief Fürsorgebehörde an Stadtrat und Fürsorgekommission, 16.08.1958; RP 76, Protokoll Stadtrat, 25.08.1958; RP 79, Protokoll Stadtrat, 19.12.1961. 964 Rahm 1872, 13. In den 1850er-Jahren nahm Stein am Rhein betreffend Unterstützung pro Unterstützten einen einsamen Spitzenplatz ein. Hallauer 1859, Tab. «Berechnung der durchschnittlichen Anzahl der Unterstützungsgenössigen und des Gesammtbetrags der verabreichten Unterstützungen von 1853 bis 1858». 965 StaSH Armenwesen 8-15, Akten des Regierungsrates, Mappe 2, Fasz. 8, Armenstatistik des Kantons Schaffhausen 1890-1894. Für 1872 siehe Rahm 1872, 9 und Tab. II, Armengüter der Gemeinden. 966 StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 18.02.1926 und 29.09.1932. 967 StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 18.02.1926 und 22.07.1929. 968 So verursachte das Bürgerasyl 1932 – zu Lasten des Armengutes – ein Defizit von 5800 Franken. Das Armengut erzielte aber trotzdem ein positives Betriebsergebnis von 2240 Franken, in der Kapitalrechnung betrug der Überschuss 12130 Franken. StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 07.06.1933. 969 So wurde zum Beispiel 1839 ein Reglement beschlossen, das die Abgabe des Weins regelte. StaStaR F-A 75, Protokoll Armenpflege, 21.07.1839. 970 StaStaR 03.02.04-15, Protokoll Bürgerrat, 30.03.1893. 971 StaStaR 03.02.00-1, Protokoll Bürgergemeinde, 17.05.1852 und 12.09.1852. 972 StaStaR 03.02.04-14, Protokoll Bürgerrat, 17.06.1885. 973 StaStaR 04.15.05-1, Familienregister Bürger Bd. 1, 54; F-A 69, Armenhaus-Rechnungen 1866-Juli 1886. 974 StaStaR 03.02.04-15, Protokoll Bürgerrat, 29.06.1894. 975 StaStaR 03.02.04-15, Protokoll Bürgerrat, 30.03.1893. 976 StaStaR F-A 76, Statuten für die Armenanstalt in Stein am Rhein, 07.03.1843.
977
Der Begriff Krankenanstalt wurde bisweilen auch für die Krankenkasse verwendet. StaStaR 03.04.01-1, Protokoll Bürgergemeinde, 05.03.1875; 03.02.04-15, Protokoll Bürgerrat, 23.08.1894 978 StaStaR F-A 76, Instruction für den Armenvater, undatiert [1873]. 979 StaStaR Armenwesen 22, Reglement für eine Gesellenkasse zur Unterstützung kranker Gesellen in Stein am Rhein, 07.06.1834. 980 StaStaR Sanitätswesen 8. Statuten der Städt. Krankenkasse in Stein am Rhein, 03.10.1895, Neudruck 1910. 981 Für die Krankenpflege wurde im 19. Jh. noch weitgehend der Begriff «Krankenverpflegung» verwendet, auf welche Tätigkeit sie sich im Wesentlichen auch beschränkte. 982 StaStaR F-A 69, Armenhaus-Rechnungen 1866-Juli 1886, Rechnung 1873/74. 983 StaStaR 03.04.01-1, Protokoll Bürgergemeinde, 21.07.1873. 984 StaStaR RP 45, Protokoll Stadtrat, 02.03.1875; 03.04.01-1, Protokoll Bürgergemeinde, 05.03.1875. Beitreten konnten nur Aufenthalter. 1900 wurden, nicht unumstritten, erstmals auch zwei Niedergelassene aufgenommen. StaStaR RP 50, Protokoll Stadtrat, 04.08.1900 und 11.08.1900. 985 StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 07.05.1885. 986 StaStaR 03.02.04-15, Protokoll Bürgerrat, 30.03.1893. 987 So 1896 der Kranken-Unterstützungs-Verein Stein. StaStaR Sanitätswesen 8; Armenwesen 23; Steiner Anzeiger, 23.01.1901. Ferner die Betriebskrankenkasse der Schuhfabrik Henke. Grenzbote, 01.02.1912. 988 Grenzbote, 12.05.1885. Der Grenzbote übernahm den im Schaffhauser Intelligenzblatt erschienenen Beitrag. 989 StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 04.04.1886. 990 StaStaR 03.02.00-4, Protokoll Bürgergemeinde, 05.06.1884. 991 StaStaR 03.02.00-4, Protokoll Bürgergemeinde, 18.12.1884. Noch 1950 bezeichnete der Kirchenstand der evangelisch-reformierten Kirche die Wahl einer katholischen Bewerberin als «bedauerlichen Missgriff», und er befürchtete «konfessionelle Grenzverletzungen». Auch der Frauenverein Stein am Rhein protestierte. StaStaR Sanitätswesen 8, Brief Kirchenstand der evang. ref. Kirche Stein am Rhein an den Stadtrat, 01.07.1950; Brief Frauenverein Stein am Rhein an den Stadt rat, 28.06.1950. 992 Grenzbote, 28.04.1885. 993 StaStaR 03.02.04-14, Protokoll Bürgerrat, 08.01.1889; RP 48, Protokoll Stadtrat, 18.01.1889. 994 In der ersten Hälfte der 1890er-Jahre wurden unter anderem ein 21jähriger Dienstknecht wegen einer Gesichtsrose, ein 16jähriger Gipserlehrling «wegen einer Entzündung am Fuss» sowie ein 21jähriger Küferlehrling, «der im Geschäft gefallen war und dem es <am Rücken u. am Bauch fehlte>», ins Asyl eingeliefert. Schlatter 2002, 322. 995 StaStaR 03.02.04-16, Protokoll Bürgerrat, 10.03.1905; 03.02.04-17, Protokoll Bürgerrat, 07.10.1905. 996 StaStaR 03.02.03-1, Statuten der Asyl- und Gemeindekrankenpflege Stein am Rhein, 01.10.1905. Gutgeheissen wurden die Statuten 1906. StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 07.03.1906. 997 StaStaR 03.02.04-17, Protokoll Bürgerrat, 07.10.1905. 998 StaStaR 03.02.03-29, Rechnung bürgerlicher Armenfond 1932. 999 StaStaR 03.02.03-1, Statuten der Asyl- und Gemeindekrankenpflege Stein am Rhein, 01.10.1905. 1000 StaStaR 03.02.00-5, Protokoll Bürgergemeinde, 18.08.1927. 1001 StaStaR RP 63, Protokoll Stadtrat, 13.12.1940. 1002 Man befand sich noch mitten in der Grossen Depression. 1003 Verwaltungsbericht des Kantons Schaffhausen 1881, 16f. 1004 StaStaR 03.02.03-1, Schreiben Stadtrat an Bürgerrat, 13.02.1888. Die Bettlerstube im Bürgerasyl dürfte aber weiterhin in Betrieb gewesen sein, wurde sie doch 1893 renoviert. Dosch 2002, 15; oben Bänteli, S. 31. Es hatten auch nicht alle Durchziehenden Anrecht auf die Naturalverpflegung. 1005 Die Naturalverpflegung bestand aus einem Mittagessen oder Nachtessen, Nachtquartier und Frühstück. Streif 2004, 50; Telefon mit Willy Guhl, Hemishofen, 20.12.2001 1006 Streif 2004, 48; Verwaltungsbericht des Kantons Schaffhausen 1889, 144-146. Die «Kundschaft» kam 1889 zu 90% aus Deutschland und der Schweiz. 1007 Als Kundi oder «Kunde» wurden wandernde Handwerksburschen und Landstreicher bezeichnet, die mit einer Abart des Rotwelsch auch über eine Geheimsprache verfügten. Brockhaus Enzyklopädie 1970, Bd. 10, 17. Auflage, 751, Wiesbaden.
1008 Telefon
mit Willy Guhl, Hemishofen, 20.12.2001; Gespräch mit Rudolf Mühlemann, Weinfelden, dessen Eltern die Herberge von 1919 bis 1932 betrieben, 14.01.2002. 1009 StaStaR RP 56, Protokoll Stadtrat, 08.07.1921. 1010 StaStaR RP 56, Protokoll Stadtrat, 25.07.1921; Armenwesen 2, Verpflegungsstatistik der Station Stein von 1914 bis 1921 sowie weitere Unterlagen zur Naturalverpflegungsstation. 1921/22 herrschte in der Schweiz eine schwere Krise. Bei Streif 2004, 35-61, ist das Thema der Naturalverpflegungsstationen, als «Vorläufer und Mitläufer der Arbeitsämter», am Beispiel des Kantons Aargau eingehend aufgearbeitet. 1011 1817, 1847 und 1854. StaStaR F-A 77, Rechnungsbuch der Suppenanstalt 1817-1854; Armenwesen 13, Rechnung und Belege Sparsuppenanstalt 1847 und 1854. Zur Verteilung von Brot und weiteren Lebensmitteln 1847 und 1854 siehe Armenwesen 12. 1012 Wipf/Knoepfli 2001, 329. 1013 Hallauer 1859, 14, 22. Siehe zu den Hintergründen und Motiven der Sparkassengründungen auch die Geschichte des Prototyps unter den Schaffhauser Sparkassen: H. Pletscher, Die Ersparniskasse in Schaffhausen im ersten Jahrhundert ihres Bestehens 1817-1917. Schaffhausen 1917; E. Rüedi, 150 Jahre Ersparniskasse in Schaffhausen am Münsterplatz, 1817-1967. Schaffhausen 1967. 1014 StaStaR 02.01.01-111, Statuten für die öffentliche Ersparniss-Kasse zu Stein am Rhein, 1.9.1843. 1015 In Vorbereitung. 1016 Zum Problem von Kriterienkombinationen vgl. auch Zubler 2000a, 85, dort betreffend Warenarten.
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Abbildungsnachweis Zahl = Abbildungsnummer
KASH Titelbild oben, 2, 4–7, 9–11, 13, 15, 22, 25, 29, 32, 33, 35, 36, 38, 42, 45, 47, 52, 55, 75–84, 86, 88-93, 95, 96, 98–102, 105, 107, 109, 113, 114, 116-118, 121, 122, 124– 152, 154–158. 161, 162, 164–167, 169–171, 174, 175, 177, 179–192, 195–202, 204–205, 211, 220, 261–266. KASH (Otto Braasch) 34. KASH (Jürg Fausch) 8, 14, 123, 153, 168, 213 oben, 214 unten. KASH (Schmid Partner AG) 17. KASH (StaStaR, IBID) 60, 67. KASH (Rolf Wessendorf) 111, 159, 160, 178, 211. KASH (DBfAZ, Felix Walder) 207–210. KASH (Gentle Craft, Lausanne) 212–216. KASH (Archeotex, Ennenda) 217–219, 221–224. KASH (IPNA, Basel) 225–232, 234–238. Kant. Denkmalpflege SH (Norbert Kaspar) 39-41. StASH 1. StaStaR (Willi Arn AG) 3, 20, 24, 26, 27, 37, 44, 46, 48-50a, 56, 69, 73, 259. StaStaR (Dieter Füllemann) Umschlag, 12, 21, 30, 31, 50b, 51, 74, 239-245, 247, 250, 251, 254. StaStaR (IBID) 16, 18, 23, 43, 53, 54, 57-59, 61-66, 68, 70, 71. StaStaR (Rolf Wessendorf) Titelbild unten, 19, 28, 255-258, 260. StaStaR 246, 248, 249, 252, 253.
Quellen und ergänzende Hinweise zu den Abbildungen: 72 Wappenscheibe. Wappen der Familie Flaar von Konstanz. Um 1521. Schweizerisches Landesmuseum, Zürich, Inv. Nr. LM-12813. Foto: SLM Zürich, Neg. Nr. NEG-73793. 85 Zschan, Brunnenplan (Spalenwerk). Staatsarchiv BaselStadt, Brunn-Akten A6. 87 Diebold-Schilling-Chronik 1513 – Eigentum der Korporation Luzern. 90 Messmethode Randbreite TR 20a (vgl. Abb. 263). 91 Randformen Töpfe (vgl. S. 238ff.). 92 Arbeitsblatt: Seriation der mittelalterlichen/neuzeitlichen Gefäss- und Ofenkeramik. 93 Topf (13. Jh., KASH 41001, Schaffhausen-Vorstadt 46/48) und moderne Kaffeetasse. 94 Töpfer bei der Arbeit. Hans Ulrich Fisch 1640–1660, Federzeichnung. Schweizerisches Landesmuseum, Zürich, Inv. Nr. LM-25731 (Ausschnitt). Foto: SLM Zürich, R. Keller, Neg. Nr. COL-4416. 218
95 Dreibeintopf (13./14. Jh., KASH 41013, SchaffhausenVorstadt 46/48). 96 Keramik- und Metallfuss von Dreibeingefässen (KASH 62542, Stein am Rhein-Bürgerasyl; 66126, Schaffhausen-Mogeren). 97 Metallener Dreibeintopf mit Bügelhenkel und Kesselhalterung. Aaron und seine vier Söhne sitzen um Feuerstelle, 1460/61. Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, Sondersammlung Handschriften und Alte Drucke, Msc.39fol., f236rb (Ausschnitt). Foto: ZHB LU, Bild-Nr. 4418. 98 Verschiedene Töpfe (13. Jh., KASH 41001–41003 und 41009, alle Schaffhausen-Vorstadt 46/48). 99 Topf mit Leistenrand (13. Jh., KASH 41009, Schaffhausen-Vorstadt 46/48). 100 Bügelkanne und Henkeltopf (13./14. Jh., KASH 41012, Schaffhausen-Vorstadt 46/48 und 6256, SchaffhausenKloster Allerheiligen, Abts- und Gästelatrine). 101 Aquamanile (16. Jh., KASH 55574, Stein am RheinAltes Zollhaus). 102 Ausgusskännchen (13. Jh., KASH 42917, SchaffhausenKirchhofplatz 9). 103 Reich gedeckte Tafel. Miniature de la „Bible Porta“, 1270/1275. Peinture de livre. Lausanne Bibliothèque cantonale et universitaire, Inv. Nr. 1275 (voir annexe cijoint). 104 Stadtansicht von Basel. Weltchronik. Kolorierte Gesamtausgabe von 1493. Hartmann Schedel. Blatt CCXLIIII recto. Faksimile-Nachdruck, 2004. 105 «Gotische Töpfe» (14./15. Jh., KASH 51414 und 51426, beide Schaffhausen-Vorstadt 40/42). 106 Josef entfacht Feuer unter einem Dreibeintopf. Geburt Christi, Tafel aus dem Wildunger Altar, 1403 (Ausschnitt). In: R. Toman, Die Kunst der Gotik, 1998, 432. 107 Keramische Füsse von Dreibeingefässen (KASH 61689 und 63002, beide Stein am Rhein-Bürgerasyl). 108 Schuhhändler in einer gedeckten Markthalle. Frankreich, 15. Jh. (Ausschnitt). In: R. Barlett, Die Welt des Mittelalters, 2001, 178. 109 Innen glasierte Keramikschüssel (14. Jh., KASH 42877, Schaffhausen-Kirchhofplatz 9). 110 Glasierte Schüssel als «Nachttopf». Wunderheilung durch die heiligen Ärzte Cosmas und Damian, Anfang 16. Jh., Tafelbild. Württembergisches Landesmuseum Stuttgart, Inv. Nr. 989 (Ausschnitt). Württembergisches Landesmuseum Stuttgart, Foto Nr. E58b. 111 Schüssel mit reichem Malhorndekor (16./17. Jh., KASH 6708, Schaffhausen-Kloster Allerheiligen, Abts- und Gästelatrine). 112 Ineinander gestapelte Keramiktöpfe werden in einem Netz als Speisebehälter mitgetragen. Gedenkstein der
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Osanna von Rosenberg. Burg Boxberg, Unterfranken, um 1493. In: Spätmittelalter am Oberrhein, Katalogband, 2001, 283. Dreibeintopf mit ausschwingendem Rand und Bandhenkel (15./16. Jh., KASH 55576, Stein am Rhein-Altes Zollhaus). Metallener Dreibeintopf (15./16. Jh., KASH 66130, Schaffhausen-Mogeren). Keramische Flasche und Henkeltopf als Flüssigkeitsbehälter. Geburt der hl. Maria, Tafelbild. Meister des Albrechtsaltars, um 1440 (Ausschnitt). In: H. Kühnel, Alltag im Spätmittelalter, 1984, 150. Keramikschüssel mit stark profiliertem Rand (15./16. Jh.; KASH 51352, Schaffhausen-Vorstadt 40/42). Keramikschüssel mit Leistenrand (15. Jh., KASH 67714, Stein am Rhein, Fundort unbekannt). Keramikschüssel mit giebelförmigem Rand (16. Jh.; KASH 55578, Stein am Rhein-Altes Zollhaus). Familienporträt Hans Conrad Bodmer, Landvogt zu Greifensee, 1643. Schweizerisches Landesmuseum, Zürich. Inv. Nr. DEP-3721 (Ausschnitt). Foto: SLM, Neg. Nr. COL-9396. Johann Sauter, Familienportrait Viktor von Büren-Jenner, Öl auf Leinwand, 1745. Historisches Museum Bern, Inv. Nr. 46600 (Ausschnitt). Koppchen aus Fayence mit kobaltblauer Bemalung (18. Jh.; KASH 67634, Schaffhausen-Bahnhof Nord). Koppchen aus Fayence mit kobaltblauer Bemalung (18. Jh.; KASH 67634, Schaffhausen-Bahnhof Nord). Haus zum langen Keller, Zürich, 1300-1325, Wandgemälde. Schweizerisches Landesmuseum, Zürich. Inv. Nr. LM-19713.1 (Ausschnitt, Monatsbild Dezember). Foto: SLM, Neg. Nr. COL-2532. Haus «Zur Glocke», Rössligasse 5, Zürich, um 1510/20, Wandgemälde (Ausschnitt). Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich (BAZ). Hans Ulrich Fisch 1640–1660, Federzeichnung. Schweizerisches Landesmuseum, Zürich, Inv. Nr. LM-25731 (Ausschnitt). Foto: SLM Zürich, R. Keller, Neg. Nr. COL-4416. Ständebuch des Jost Amman 1568 (Ausschnitt). In: Heege 2002, Abb. 523. Hanns Gebenpach, 208. Bruder, 1485, Bl. 103v. Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung. Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 317.2c. Oesterreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv, Wien (cod. vind. 2670, Fol. 109r). Jörg Startz, 179. Bruder, 1470, Bl. 88v. Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung zu Nürnberg. Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 317.2c. Aus: G. Lunel, Histoire naturelle des Poissons du Bassin du Léman, 1874. 219
Abkürzungen
AABW
Archäologische Ausgrabungen in Baden- W ü r t temberg Abb. Abbildung AiD Archäologie in Deutschland AIZ Archäologie im Kanton Zürich AIB Archäologie im Kanton Bern AJB Archäologisches Jahr in Bayern AK Archäologisches Korrespondenzblatt AS Archäologie der Schweiz Ber. Bericht Beil. Beilage Beitr. Beiträge BHM Bernisches Historisches Museum, Bern BJ Bonner Jahrbücher BSPF Bulletin de la Société Préhistorique Française BV Bayerische Vorgeschichtsblätter FBAM Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg FBBW Fundberichte aus Baden-Württemberg FBVF Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg DBfAZ Dendrolabor, Büro für Archäologie Zürich GDV Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit HA Helvetia Archaeologica HAV Historisch-Antiquarischer Verein HLS Historisches Lexikon der Schweiz IBID Institut für Bauforschung, Inventarisation und Dokumentation Jb. Jahrbuch Jber. Jahresbericht JbSGUF Jahrbuch der Schweiz. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte KASH Kantonsarchäologie Schaffhausen KAZH Kantonsarchäologie Zürich MA Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen MBVF Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte RGA Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGK Römisch-Germanische Kommission RGZM Römisch-Germanisches Zentralmuseum RP Ratsprotokolle s. siehe S. Seite SBKAM Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters SGUF Schweizerische Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte SHBG Schaffhauser Beiträge zur Geschichte SLM Schweizerisches Landesmuseum Zürich SN Schaffhauser Nachrichten SNR Schweizerische Numismatische Rundschau
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SPM StaStaR StaSH StASH Tab. Taf. t.a.q. t.p.q. UFAS UZ ZAK ZAM
Schweiz vom Paläolithikum zum Mittelalter Stadtarchiv Stein am Rhein Stadtarchiv Schaffhausen Staatsarchiv Schaffhausen Tabelle Tafel terminus ante quem (Datierung vor...) terminus post quem (Datierung nach...) Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz Universität Zürich Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters
Literatur
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Typenkatalog zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik im Kanton Schaffhausen Valentin Homberger und Kurt Zubler Nachfolgend erläutern wir nur einige methodische Überlegungen, die uns bei der Erarbeitung der typologischen Grundlagen zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik im Kanton Schaffhausen geleitet haben. Eine umfassende Darstellung der Seriation mit ihren methodischen Grundlagen und die ausführliche Herleitung aller Resultate und Datierungsansätze erfolgen im Zusammenhang mit der Gesamtauswertung der Schaffhauser Funde.1015 Soll eine Keramiktypologie über die eigene Fundstelle hinaus und für eine Seriation brauchbar sein, so ist vor allem der Frage nach dem Detaillierungsgrad einerseits und dem Umfang der Kriterienbündel andererseits Rechnung zu tragen.1016 Ist die Differenzierung zu feingliedrig so besteht die Gefahr, dass nach individuellen anstatt typischen Merkmalen unterschieden wird, ist sie dagegen zu grob, so wird unter Umständen Ungleiches zusammengefasst. Bei den Kriterienbündeln liegt die Sache ähnlich; je mehr scharf definierte Kriterien zusammen betrachtet werden, desto enger bzw. eigentümlicher wird der beschriebene Typ. Gleichzeitig können grosse Kriterienbündel jedoch dazu führen, dass die einzelnen Kriterien ungleich gewichtet und reale Unterschiede dadurch verwischt werden. Das Ziel sollte demnach sein, möglichst eindeutige Kriterien in die Typendefinition aufzunehmen. Im vorliegenden Typenkatalog haben wir das Material nach Gefäss- und Kachelarten wie zum Beispiel Topf, Dreibeintopf, Schüssel, Ofenkachel etc. gegliedert und innerhalb dieser Gefässtypen in erster Linie die Randformen im engeren Sinn unterschieden. In wenigen Fällen sind zusätzliche Kriterien wie beispielsweise der Wandverlauf in den Beschreibungen enthalten oder – wie besonders in den jüngeren Zeitabschnitten – die Oberflächengestaltung als eindeutige Kriterien für Untertypen aufgenommen worden. Auf die heute meist angestrebte umfassendere Beschreibung von Gesamtgefässformen verzichten wir bewusst, weil dabei meist sehr viele Kriterien zusammengefasst werden müssen und zudem aufgrund der oft kleinteiligen Überlieferung der Keramik allzu viele Formen bzw. Einzelstücke herausfallen würden oder nur mittels gewagter Rekonstruktionen aufgenommen werden könnten.
Die Grundgliederung des Typenkataloges erfolgt nach funktional und/oder formal unterscheidbaren Gefässarten. Innerhalb jeder Gefässart kommen mehr oder weniger viele Randtypen vor. Einzelne Typen sind zudem in Untertypen aufgeteilt und durch nachgestellte Kleinbuchstaben gekennzeichnet. Dies geschieht immer dann, wenn die Randformen zwar dem gleichen Grundprinzip folgen, sich in bestimmten Kriterien aber trotzdem eindeutig unterscheiden lassen. Untertypen werden allerdings nur dann beibehalten, wenn sie in formaler oder chronologischer Hinsicht eine gewisse Aussagekraft entfalten und die Materialbasis breit genug ist. Bei Berücksichtigung von Aspekten der Oberflächenbehandlung werden diese mit den Kürzeln gs = glasiert, egs = glasiert über einer Grundengobe, gt = polierend geglättet und en = engobiert angegeben. Ofenkacheln werden bei gleicher Rand- aber unterschiedlicher Kachelform als Becher- (B) bzw. Napfkacheln (N) markiert. Jeder Typ wird mit einer oder mehreren schematisierten Zeichnungen sowie einer verbalen Beschreibung präsentiert. Je nach Typ werden zudem weitere Bemerkungen zu Form und/oder Oberflächenbehandlung angefügt (grau hinterlegt). Anschliessend an die Randtypen der Gefäss- und Ofenkeramik sind die Formen der Füsse (Abb. 265) von Dreibeingefässen und die Deckelformen (Abb. 266) kurz zusammengestellt. Diese Formgruppen wurden nicht in die Seriation einbezogen. Auf ihre ausführliche Definition wird hier verzichtet. Am Ende des Typenkataloges ist schliesslich zu jedem Typ ein unkommentierter Datierungsvorschlag angegeben (Liste der Datierungsvorschläge S. 252ff.), welchen wir dem gegenwärtigen (sprich vorläufigen) Stand der Seriation entnommen haben (Dezember 2005). Die wichtigsten Anhaltspunkte für die chronologische Interpretation der Seriation sind: 1. Mit der durch die Seriation errechneten Ord- nung werden jeweils sowohl die Typen wie auch die Fundstellen in eine relative Abfolge gebracht, die jedoch keine Aussage zu Anfang und Ende bzw. den zeitlichen Abständen enthält.
229
2. Aussagen zur stratigraphischen und damit (in der Regel) realen Abfolge von Fundkomplexen führen zur chronologischen Ausrichtung der Seriation.
Folgende Abkürzungen werden in den Typenbezeichnungen verwendet: Formgruppen (R steht jeweils für Rand) AKR
Ausgusskännchen
BKR
Bügelkanne
DTR
Dreibeintopf
4. Durch den Einbezug von Typenspektren und Datierungsvorschlägen externer Fundstellen können Zeitabschnitte mit wenigen oder keinen hiesigen chronologischen Anhaltspunkten besser gegliedert werden, gleichzeitig werden die Resultate bestätigt oder in Frage gestellt.
HTR
Henkeltopf
LAR
Lämpchen
PFR
Pfanne, Dreibeinpfanne, Kochschüssel
SR
Schüssel
TR
Topf
TLR
Teller
Die im Katalog zum Steiner Bürgerasyl erscheinenden Typenbezeichnungen beziehen sich auf den nachfolgenden Typenkatalog. Einige Typen des Typenkataloges kommen im Material vom Bürgerasyl nicht vor, die entsprechenden Funde stammen in der Regel jeweils aus Fundstellen der Stadt Schaffhausen.
KR
Ofenkachel
De
Deckel
Fu
Fuss
3. Anhand von absolut datierten Komplexen kann die Seriation chronologisch fixiert werden.
Oberflächenbehandlungen en
engobiert
gs
glasiert
egs
über einer Grundengobe glasiert
gt
polierend geglättet
Lesebeispiel (Jeder Randtyp wird im Typenkatalog durch vier Elemente beschrieben): TYPENBEZEICHNUNG
Schematisierte Zeichnung(en) des Typs
230
Formale Beschreibung des Typs. Allfällige weitere Bemerkungen zur Form und/oder zur Oberflächenbehandlung, wie sie am untersuchten Material beobachtet werden konnten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) sowie Anmerkungen zur allfälligen Berücksichtigung dieser Merkmale in der Seriation. «Oberflächen: Unbehandelt» meint: nicht polierend geglättet, engobiert oder glasiert.
Ausgusskännchen (AKR) AKR 1a
Ausgusskännchen mit ausbiegendem Rand. Randlippe schräg nach aussen abgestrichen, innen gekehlt. Oberflächen: Unbehandelt.
AKR 1b
Ausgusskännchen mit ausbiegendem Rand. Randlippe gerundet, innen gekehlt. Oberflächen: Unbehandelt.
AKR 2
Ausgusskännchen mit steilem Rand. Oberflächen: Unbehandelt. Vorkommen in Winterthur, bislang keine Belege im Kanton Schaffhausen.
Bügelkannen (BKR) BKR 1a
(Bügel?-)Kanne mit kurzem, teilweise aussen leicht verdicktem Steilrand. Oberflächen: Unbehandelt.
BKR 1b
(Bügel?-)Kanne mit kurzem, innen verdicktem Steilrand. Oberflächen: Aussen weiss engobiert.
231
BKR 2a
Bügelkanne mit leistenförmigem Kragenrand. Randleiste abgesetzt und unterschnitten. Oberflächen: Aussen rot engobiert. Nur in Stein am Rhein-Asyl belegt.
BKR 2b
Bügelkanne mit leistenförmigem, eng anliegendem, nur schwach abgesetztem Kragenrand. Oberflächen: Teilweise aussen rot engobiert.
BKR 3
Bügelkanne mit kurzem, v-förmig verdicktem, schräg nach aussen abgestrichenem Steilrand. Oberflächen: Unbehandelt.
BKR 4a
Bügelkanne mit kurzem, ausschwingendem Rand. Randlippe gerundet. Oberflächen: Unbehandelt. Vorkommen in Winterthur, bislang keine Belege im Kanton Schaffhausen.
BKR 4b
Bügelkanne mit kurzem, ausschwingendem Rand. Randlippe schräg nach aussen abgestrichen. Oberflächen: Teilweise aussen polierend geglättet. Vorkommen in Winterthur, bislang keine Belege im Kanton Schaffhausen.
232
Dreibeintöpfe (DTR) DTR 1
Dreibeintopf mit Trichterrand. Rand oben abgestrichen oder gekehlt, z.T. v-förmig verbreitert. Zwei abgewinkelte oder gebogene, rundstabige Henkel. Oberflächen: Unbehandelt.
DTR 2
Dreibeintopf mit teilweise gewelltem Trichterrand. Ausgezogene Randlippe mit spitzrundem bis leistenförmigem Abschluss. Rand nach innen teilweise verdickt. Zwei abgewinkelte oder gebogene, rundstabige Henkel. Oberflächen: Unbehandelt.
DTR 3
Dreibeintopf mit Trichterrand. Kantiger, leistenartiger Rand oben und aussen abgestrichen oder gekehlt, innen teilweise mit unterschiedlich stark ausgeprägter Kehlung. Zwei abgewinkelte, rundstabige Henkel. Oberflächen: Unbehandelt.
DTR 4
Dreibeintopf mit Trichterrand, innen gekehlt (Deckelrast). Rand oben abgestrichen und v-förmig verbreitert. Zwei abgewinkelte, rundstabige Henkel oder ein Bandhenkel. Oberflächen: Meist unbehandelt, innen selten glasiert, aussen selten polierend geglättet.
DTR 5
Dreibeintopf mit teilweise gewelltem Trichterrand, innen gekehlt (Deckelrast). Ausgezogene Randlippe mit spitzrundem Abschluss. Zwei abgewinkelte, rundstabige Henkel oder ein Bandhenkel. Oberflächen: Meist unbehandelt, innen selten glasiert, aussen selten polierend geglättet.
233
Dreibeintopf mit ausschwingendem Rand, innen gekehlt (Deckelrast). Horizontal breit abgestrichener, meist verdickter Rand.
DTR 6
Ein Bandhenkel. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe.
DTR 7
Dreibeintopf mit ausschwingendem Rand, innen gekehlt (Deckelrast). Schräg nach innen abgestrichener, teilweise verdickter Rand. Ein Bandhenkel. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe.
DTR 8
Dreibeintopf mit ausschwingendem Rand, innen gekehlt (Deckelrast). Schräg nach aussen abgestrichener, v-förmig verdickter Rand. Ein Bandhenkel. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe.
Dreibeintopf mit flach nach aussen gelegtem, oben gekehltem Rand (Deckelrast). Rund endende, verdickte Randlippe, oben zum Teil abgestrichen.
DTR 9
Ein Bandhenkel. Oberflächen: Innen unbehandelt oder glasiert.
Dreibeintopf mit flach oder horizontal nach aussen gelegtem, breitgestrecktem Rand. Innen teilweise gekehlt.
DTR 10
Ein Bandhenkel. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe.
Variante 234
Henkeltöpfe (HTR) HTR 1
Henkeltopf mit langem und steilem Rand. Randlippe leisten- oder v-förmig nach aussen verdickt, horizontal abgestrichen. Henkelstellung, soweit bekannt: Randständiger Bandhenkel. Oberflächen: Aussen rot engobiert.
HTR 2a
Henkeltopf mit bauchigem Gefässkörper und Leistenrand. Randleiste unterschiedlich ausgeprägt. Randständiger Bandhenkel. Oberflächen: Innen glasiert oder glasiert über Engobe. Oberflächenmerkmale in der Seriation als Untertypen differenziert.
HTR 2b
Henkeltopf mit zylindrischem bis schwach und tief ausbauchendem Gefässkörper und Leistenrand. Randleiste unterschiedlich ausgeprägt. Randständiger Bandhenkel. Oberflächen: Innen glasiert über Engobe.
HTR 3
Henkeltopf mit bauchigem Gefässkörper und aufgestelltem, mehr oder weniger unterschnittenem Rand mit Aussen- und ausgeprägter Innenkehlung (Deckelrast). Randständiger Bandhenkel. Oberflächen: Innen glasiert oder glasiert über Engobe. Oberflächenmerkmale in der Seriation als Untertypen differenziert.
HTR 4
Henkeltopf mit bauchigem Gefässkörper und nach aussen dreieckförmig verdicktem, horizontal oder schräg abgestrichenem Steilrand. Schulterständige Bandhenkel. Oberflächen: Innen glasiert.
235
HTR 5
Henkeltopf mit ausschwingendem Rand, innen gekehlt (Deckelrast). Schräg nach aussen abgestrichene oder gerundete, v-förmig verdickte Randlippe. Schulterständige Bandhenkel. Oberflächen: Innen glasiert über Engobe.
HTR 6
Henkeltopf mit bauchigem Gefässkörper und aufgestelltem Rand mit ausgeprägter Innenkehlung oder kantiger Kröpfung (Deckelrast). Rand- oder schulterständige Bandhenkel. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe. Oberflächenmerkmale in der Seriation als Untertypen differenziert.
HTR 7
Henkeltopf mit zylindrischem bis tief ausbauchendem Gefässkörper und flach oder horizontal nach aussen gelegtem, breit gestrecktem Rand. Randständiger Bandhenkel. Oberflächen: Innen unbehandelt oder glasiert.
236
Ofenkacheln (KR) KR 1a
Dünnwandige Becherkachel (Wandstärke < 6 mm) mit glatter, leicht gebauchter (Topfkachel) oder konischer Wandung und kurz ausbiegendem Rand. Randabschluss variabel (spitz zulaufend, schräg abgestrichen oder wulstförmig verdickt). Oberflächen: Unbehandelt.
KR 1b
Becherkachel mit aussen glatter, leicht gebauchter (Topfkachel) oder konischer Wandung und kurz ausbiegendem Rand. Innen unverstrichene, deutlich sichtbare Wulstung. Oberflächen: Unbehandelt.
KR 2
Becherkachel mit zylindrischer bis leicht konischer, zum Rand teilweise trichterförmig erweiterter Wandung. Aussen deutlich gewellt bis schwach gerieft. Horizontal oder schräg nach innen abgestrichener Steilrand, nach aussen teilweise verdickt, oben teilweise deutlich gekehlt. Oberflächen: Unbehandelt.
KR 3-B KR 3-N
Leicht konische Becherkachel (B) oder Napfkachel (N) mit meist deutlich ausgeprägter Riefung und horizontal oder schräg nach innen abgestrichenem, unterschiedlich verdicktem Steilrand (v-förmig, dreieckförmig oder schlank nach aussen gezogen), teilweise mit Innenkehlung unter dem Rand. Unterscheidung Becher- und Napfkacheln: N falls Mündungsdurchmesser (Dm.) geteilt durch die Höhe der Wandung eindeutig über 1. Bei RS ohne eruierbare Höhe gilt B wenn Dm. unter 11 cm und N falls Dm. eindeutig über 11 cm. Um 11 cm herum ist die Ansprache schwierig. Die Funde zeigen insgesamt, dass es sich um einen kontinuierlichen Übergang handelt. Oberflächen: Unbehandelt.
237
KR 4
Nach oben konisch zulaufende Becherkachel mit leicht verdicktem Steilrand. Aussen deutlich gerieft. Oberflächen: Unbehandelt.
KR 5a
Zylindrische bis leicht konische Napfkachel mit unterschiedlich stark ausgeprägter Riefung (flau bis deutlich gewellt) und gerundetem oder abgestrichenem, teilweise verdicktem Steilrand. Steile Innenkehlung und daran anschliessende, meist gratartig ausgeformte Leiste. Oberflächen: Meist unbehandelt, selten innen glasiert.
KR 5b
Zylindrische bis leicht konische Napfkachel mit unterschiedlich stark ausgeprägter Riefung (flau bis deutlich gewellt) und gerundetem oder abgestrichenem, teilweise verdicktem, schräg ausbiegendem Rand. Schräg liegende Innenkehlung und daran anschliessende, markante, gratartig ausgeformte Leiste. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe. Oberflächenmerkmale in der Seriation als Untertypen differenziert.
238
Lämpchen (LAR) LAR 1
Lämpchen mit konischer oder leicht gebauchter Wandung und horizontal abgestrichenem Rand. Oberflächen: Unbehandelt.
LAR 2
Lämpchen mit konischer oder leicht gebauchter Wandung und gerundetem Rand. Oberflächen: Unbehandelt.
LAR 3a
Lämpchen mit konischer oder leicht gebauchter Wandung und schräg nach aussen abgestrichenem Rand. Oberflächen: Unbehandelt.
LAR 3b
Lämpchen mit konischer oder leicht gebauchter Wandung und schräg nach aussen abgestrichenem, verdicktem Rand. Oberflächen: Unbehandelt.
LAR 4
Lämpchen mit leicht einziehendem und schräg nach aussen abgestrichenem Rand. Oberflächen: Innen unbehandelt oder selten glasiert.
LAR 5
Lämpchen mit kantig betontem Wandknick und einziehendem Rand. Randlippe gerundet oder spitz zulaufend. Oberflächen: Innen unbehandelt oder selten glasiert.
LAR 6
Lämpchen mit einziehendem Rand. Randlippe gerundet oder spitz zulaufend. Zum Teil mit Griff. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe.
239
Pfannen, Dreibeinpfannen, Kochschüsseln (PFR) PFR 1a
Pfanne oder Kochschüssel mit horizontal oder schräg nach aussen abgestrichenem Rand. Oberflächen: Unbehandelt. Aussen meist geschwärzt. Entspricht Berslingen R13. Zu diesem Gefässtyp sind Tüllengriffe bekannt.
PFR 1b
Pfanne oder Kochschüssel mit gestauchtem Randabschluss, z.T. leicht gerundet, z.T. gekehlt. Oberflächen: Unbehandelt. Aussen meist geschwärzt.
PFR 2
Pfanne, Dreibeinpfanne oder Kochschüssel mit horizontal oder schräg nach innen abgestrichenem, verdicktem und/oder gekehltem Rand. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert oder engobiert. Aussen meist geschwärzt. Folgende Oberflächenmerkmale in der Seriation als Untertypen differenziert: Innen unbehandelt/engobiert (PFR 2) und innen glasiert (PFR 2 gs).
PFR 3
Dreibeinpfanne mit kurzem, nach aussen gelegtem, leistenförmigem Rand. Innen gekehlt (Deckelrast). Oberflächen: Innen engobiert.
PFR 4
Dreibeinpfanne mit steilem oder schräg nach aussen gelegtem Rand. Innen markant gekehlt (Deckelrast). Rand schräg nach aussen abgestrichen oder gerundet. Oberflächen: Innen glasiert oder glasiert über Engobe.
PFR 5
Kugelige Pfanne mit einziehendem Rand und horizontal ausladendem Deckelfalz. Randlippe gerundet. Oberflächen: Unbehandelt, grau. Glasierte Gefässe mit diesem Randtyp kommen in jüngeren, nicht in die Seriation aufgenommenen Komplexen ausserhalb der Region häufig vor.
240
Schüsseln (SR) SR 1
Dickwandige Schüssel mit horizontal oder leicht schräg nach innen abgestrichenem und teilweise nach innen und/oder aussen verdicktem Rand. Oben selten leicht gekehlt. Teilweise mit Bandhenkeln. Oberflächen: Unbehandelt.
Dickwandige Schüssel mit horizontal oder flachwinklig nach aussen gelegtem und teilweise nach innen markant verdicktem Rand. Randlippe spitzzulaufend, gerundet oder leistenartig abgestrichen. Variante mit schräg ausbiegendem, kaum verdicktem Rand.
SR 2
Teilweise mit rundstabigen Henkeln oder Bandhenkeln. Oberflächen: Unbehandelt. Variante
Variante
SR 3
Schüssel mit kantig schräg nach aussen gelegter Fahne, diese nach aussen v-förmig verdickt und senkrecht abgestrichen. Wellenlinien- oder Wellenbandzier auf Oberseite der Fahne. Variante mit ausbauchender Fahne. Oberflächen: Unbehandelt.
Variante Variante
SR 4
Schüssel mit konischer Wandung und v-förmig verdicktem Rand. Randlippe horizontal oder leicht schräg nach innen abgestrichen. Oberflächen: Innen glasiert.
SR 5
Schüssel mit s-förmig geschwungener bis leicht ausbauchender Wandung und kurzem, flachwinklig bis horizontal ausbiegendem Rand. Randlippe spitz zulaufend oder gerundet, teilweise verdickt. Oberflächen: Innen glasiert.
241
SR 6
Schüssel mit schräg bis horizontal nach aussen gelegtem Rand. Rand senkrecht oder schräg anziehend abgestrichen und teilweise gekehlt. Oberflächen: Innen glasiert.
SR 7
Schüssel mit s-förmig geschwungener bis leicht ausbauchender Wandung und ausladendem Leistenrand. Randleiste senkrecht bis schräg anziehend, teilweise gekehlt und teilweise unterschnitten. Oberflächen: Innen glasiert.
SR 8
Schüssel mit konischer Wandung und ausschwingendem Leistenrand. Randleiste schräg anziehend, häufig gekehlt und häufig unterschnitten. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert, glasiert über Engobe oder polierend geglättet. Oberflächenmerkmale in der Seriation als Untertypen differenziert.
SR 9
Schüssel mit konischer Wandung und horizontal oder schräg nach aussen abgestrichenem, leistenförmig ausgebildetem Rand. Randleiste schräg anziehend, oft stark profiliert und teilweise unterschnitten. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert, glasiert über Engobe oder polierend geglättet. Oberflächenmerkmale in der Seriation als Untertypen differenziert.
SR 10
Schüssel mit konischer Wandung und oben rund verdicktem, leistenförmig ausgebildetem Rand. Randleiste meist deutlich profiliert. Oberflächen: Innen polierend geglättet.
242
SR 11
Schüssel mit konischer Wandung und schräg nach aussen gelegtem, ausgezogenem Rand. Gerundete Randlippe. Oberflächen: Innen unbehandelt oder glasiert über Engobe.
SR 12a
Schüssel mit konischer Wandung und giebelförmigem Rand (stehendes Dreieck). Aussenkante senkrecht oder schräg anziehend. Rand häufig unterschnitten. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe. Aussen meist unbehandelt, selten glasiert oder glasiert über Engobe. Oberflächenmerkmale der Innenseite in der Seriation als Untertypen differenziert.
SR 12b
Schüssel mit konischer Wandung und giebelförmigem Rand (stehendes Dreieck). Aussenkante senkrecht gestellt und ausbauchend. Rand häufig unterschnitten. Oberflächen: Innen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe. Aussen meist unbehandelt, selten glasiert oder glasiert über Engobe. Oberflächenmerkmale der Innenseite in der Seriation als Untertypen differenziert.
SR 12c
Schüssel mit konischer Wandung und giebelförmigem Rand (stehendes Dreieck). Aussenkante schräg nach aussen gestellt, unterschnitten und teilweise ausbauchend (Kragenrand). Oberflächen: Aussen unbehandelt. Innen unbehandelt, polierend geglättet, glasiert oder glasiert über Engobe. Oberflächenmerkmale der Innenseite in der Seriation als Untertypen differenziert.
SR 13
Schüssel mit konischer Wandung, kantig nach aussen gelegter Fahne und kurzem, aufgestelltem Rand. Oberflächen: Aussen unbehandelt oder glasiert über Engobe. Innen glasiert über Engobe.
243
SR 14a
Schüssel mit konischer Wandung und innen deutlich gekehltem bis kantig verkröpftem Rand. Oberflächen: Aussen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe. Innen glasiert oder glasiert über Engobe. Bei der Weiterentwicklung der Seriation sollte eine Differenzierung dieses Randtyps nach Glasurfarbe und Verzierung vorgenommen werden.
SR 14b
Schüssel mit konischer Wandung und innen deutlich gekehltem Rand. Lange Kehlung. Oberflächen: Aussen und innen glasiert oder glasiert über Engobe. Bei der Weiterentwicklung der Seriation sollte eine Differenzierung dieses Randtyps nach Glasurfarbe und Verzierung vorgenommen werden.
SR 15
Schüssel mit konischer Wandung und innen deutlich gekehltem bis kantig verkröpftem Rand. Aussenkante durch Rippen profiliert. Oberflächen: Aussen und innen glasiert oder glasiert über Engobe.
SR 16
Schüssel mit konischer Wandung und verdicktem Rand (teilweise leicht giebelförmig). Randlippe mehr oder weniger senkrecht aufgestellt und teilweise abgestrichen. Oberflächen: Aussen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe. Innen glasiert oder glasiert über Engobe.
SR 17
Schüssel mit konischer Wandung und fast rechtwinklig nach aussen gestelltem Kragenrand. Aussenkante glatt oder ausbauchend. Oberflächen: Aussen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe. Innen glasiert oder glasiert über Engobe. Aussenkante häufig bemalt (Malhorn) etwa mit Band von s-förmigen Motiven.
244
Teller (TLR) TLR 1
Teller mit nach aussen gelegter Fahne und nicht oder nur schwach verdicktem Rand. Randlippe gerundet oder senkrecht abgestrichen. Oberflächen: Aussen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe. Innen glasiert oder glasiert über Engobe.
TLR 2
Teller mit nach aussen gelegter Fahne und kurzem, aufgestelltem Rand. Randlippe kantig bis gerundet ausgeformt. Oberflächen: Aussen unbehandelt, glasiert oder glasiert über Engobe. Innen glasiert oder glasiert über Engobe.
TLR 3
Teller mit nach aussen gelegter Fahne und kurzem, aufgestelltem Rand. Randlippe kantig bis gerundet ausgeformt. Aussenkante durch Rippen profiliert. Oberflächen: Aussen und innen glasiert oder glasiert über Engobe.
Töpfe (TR) TR 13a
Topf mit rund ausbiegendem Rand. Randlippe unterseitig abgestrichen, teilweise hängend. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 13b
Topf mit rund ausbiegendem Rand. Hängende, rund endende Randlippe. Oberflächen: Unbehandelt.
245
TR 14
Topf mit kurzem, flachwinklig ausbiegendem Rand. Randlippe schräg nach aussen abgestrichen. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 15
Topf mit kurzem, horizontal nach aussen gelegtem Rand. Randlippe spitz zulaufend oder gerundet. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 16a
Topf mit schräg bis horizontal nach aussen gelegtem Rand, oben oder innen mehr oder weniger deutlich gekehlt. Randlippe gerundet. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 16b
Topf mit schräg bis horizontal nach aussen gelegtem Rand, oben oder innen mehr oder weniger deutlich gekehlt. Randlippe schräg nach aussen abgestrichen. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 17
Topf mit kurzem, horizontal oder flach nach aussen gelegtem Rand, oben gerade abgestrichen und mehr oder weniger deutlich gekehlt. Randlippe gerundet oder schräg nach aussen abgestrichen. Oberflächen: Unbehandelt.
246
TR 18a
Topf mit horizontal nach aussen gelegtem, dreieckförmigem Rand (Dreieckrand). Oberflächen: Unbehandelt.
TR 18b
Topf mit horizontal nach aussen gelegtem, gestauchtem Rand. Randlippe abgestrichen. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 18c
Topf mit hängendem, stufenartig profiliertem Rand (Stufenrand). Randlippe gerundet. Variante mit schmaler Randlippe schwanenkopfartig profiliert (Schwanenkopfrand). Oberflächen: Unbehandelt.
TR 19
Topf mit rund ausbiegendem, aussen schräg abgestrichenem Rand. Randlippe teilweise hängend. Oberflächen: Unbehandelt.
247
Abb. 262: Randkoeffizient bei Leistenrändern (TR 20). Messung der Rand höhe (rh).
TR 20 Randkoeffizient bei den Töpfen mit Leistenrand: Randkoeffizient rk = rh/rb
falsch
richtig
rh
Höhe der Aussenkante der Randleiste. Ge- messen wird die Strecke vom oberen bis zum unteren Absatz der Randleiste, parallel zur Ausrichtung der Kante (Abb. 261).
rb
Breite der Randleiste. Gemessen wird vom unteren Absatz der Aussenkante der Rand- leiste zur geschwungenen Innenseite des Randes. Gesucht ist die kürzeste Distanz (Abb. 261).
TR 20a1–h1 entspricht:
rk >
0
bis
TR 20a2–h2 entspricht:
rk >
1.15
bis
TR 20a3–h3 entspricht:
rk >
1.5
bis
TR 20a4–h4 entspricht:
rk >
2
rk ≤ 1.15 rk ≤ 1.5 rk ≤ 2
Abb. 263: Randkoeffizient bei Leistenrändern (TR 20). Messung der Randbreite (rb).
rh rb
falsch
Abb. 261: Randkoeffizient bei Leistenrändern (TR 20). Messstrecken Randhöhe (rh) und -breite (rb).
richtig Abb. 264: Randkoeffizient bei Leistenrändern (TR 20). Messung der Randbreite bei horizontal abgestrichenen Leistenrand formen (rb).
248
Messmethode: Am einfachsten werden die Messungen mit einer Schieblehre vorgenommen. Die Höhe (rh) lässt sich gut messen, es muss lediglich darauf geachtet werden, dass die Messstrecke parallel zur Ausrichtung der äusseren Leistenrandkante verläuft (Abb. 262). Die Breite (rb) lässt sich am einfachsten messen, indem die Randleistenbreite mit der Schieblehre abgegriffen wird und die Schieblehre anschliessend leicht nach rechts und links gekippt wird, bis die kleinste Messstrecke gefunden ist (Abb. 263). Bei oben flach abgestrichenen resp. kantig nach aussen gelegten Leistenrändern der Form TR 20a wird für die Breite (rb) die Diagonale vom unteren Absatz der Aussenkante zum inneren Randumbruch gemessen (Abb. 264).
TR 20a
Topf mit Leistenrand. Randleiste senkrecht und unverdickt. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 20b
Topf mit Leistenrand. Randleiste senkrecht und unterschnitten. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 20c
Topf mit Leistenrand. Randleiste senkrecht, gekehlt. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 20d
Topf mit Leistenrand. Randleiste senkrecht, gekehlt und unterschnitten. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 20e
Topf mit Leistenrand. Randleiste schräg anziehend. Oberflächen: Unbehandelt.
249
TR 20f
Topf mit Leistenrand. Randleiste schräg anziehend und unterschnitten. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 20g
Topf mit Leistenrand. Randleiste schräg anziehend, gekehlt. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 20h
Topf mit Leistenrand. Randleiste schräg anziehend, gekehlt und unterschnitten. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 21
Topf mit ausschwingendem Karniesrand. Spitzrunde oder abgestrichene, unverdickte Randlippe. Oberflächen: Unbehandelt.
TR 22
Topf mit ausschwingendem Karniesrand, innen teilweise gekehlt. Gerundete oder schräg nach aussen abgestrichene, verdickte Randlippe. Oberflächen: Unbehandelt.
250
Liste der Datierungsvorschläge
a
In der ersten Spalte stehen die Typenbezeichnungen. Die Zahl in der zweiten Spalte (Auftr.) gibt an, wie oft der entsprechende Typus in der Seriation auftritt, d.h. in wie vielen in der Seriation berücksichtigten Fundkomplexen der Typ mindestens einmal vorhanden ist. Zu jedem Typ wird ein unkommentierter Datierungsvorschlag in 25-Jahres-Schritten angegeben. Typen, zu denen aus dem gegenwärtigen Stand der Seriation kein Datierungsvorschlag herausgearbeitet werden konnte, sind in der Liste nicht aufgeführt.
b
c
d
Abb. 265: Formen der keramischen Füsse (Fu) bei Dreibeingefässen: a Einfacher zylindrischer Fuss, unverdickt b Einfacher zylindrischer Fuss mit gestauchtem Fussende c Zylindrischer Fuss mit kurzer, umgeschlagener Fusslasche. Häufig mit einer oder mehreren Kehlungen auf der Aussenseite d Zylindrischer Fuss mit langer, umgeschlagener Fusslasche. Häufig mit einer oder mehreren Kehlungen auf der Aussenseite
a
Farbkodierung der Balken: In der Seriation nicht vertreten. Datierung erfolgte über Fundvergesellschaftungen. Der Typ ist in den für die Seriation berücksichtigten Fundkomplexen nicht vertreten oder er fällt bei der Berechnung heraus, weil er keine gültige Verknüpfung zu einem anderen Fundkomplex aufweist (in der Regel, weil er nur in einem Fundkomplex erscheint).
e
In der Seriation viermal oder weniger vertreten (< = 4). Der Typ ist maximal in vier Fundkomplexen vertreten.
In der Seriation mehr als viermal vertreten (> 4). Der Typ ist mindestens in fünf Fundkomplexen vertreten.
b f c g
d h Abb. 266: Formen der keramischen Deckel (De): a Flachdeckel mit zylindrisch bis rundem Knauf b Flachdeckel mit konischem, inwendig hohl gearbeitetem Knauf c Deckel mit hochgewölbtem Zentrum und konischem, innen hohl gearbeitetem Knauf d Flachdeckel. Knaufform unbekannt e Deckel mit hochgewölbtem Zentrum. Knaufform unbekannt f Hohldeckel von doppelkonischer Form g Steckdeckel h Steckdeckel (?) mit getrepptem Knauf NB: Bei keinem Deckel liess sich ein Bügelhenkel nachweisen. Aufgrund der Fragmentierung kann ein solcher aber auch nicht in jedem Fall zweifelsfrei ausgeschlossen werden.
251
252
0
3
2
1
7
4
0
3
1
HTR 2b
HTR 3 gs
HTR 4 gs
HTR 5 egs
HTR 6 egs
HTR 6 gs
HTR 7 gs
KR 1a
KR 1b
9
10
4
KR 5b
KR 5b egs
KR 5b gs
9
2
HTR 2a egs
1
3
HTR 1
KR 5a
5
DTR 10
12
2
DTR 9
KR 4
5
DTR 8
KR 3-N
8
DTR 7
7
11
DTR 6
10
3
KR 3-B
8
DTR 5
KR 2
9
1
BKR 4a
DTR 4
2
BKR 3
12
5
BKR 2b
DTR 3
2
BKR 2a
DTR 2
1
BKR 1b
2
2
BKR 1a
14
2
AKR 2
DTR 1
0
AKR 1b
BKR 4b
0
Auftr.
AKR 1a
Typ
1100
1200 1300 1400
1500 1600 1700 1800
253
2
4
7
6
2
1
2
5
8
2
3
3
9
3
5
5
0
14
SR 7 gs
SR 8
SR 8 egs
SR 8 gs
SR 8 gt
SR 9
SR 9 egs
SR 9 gs
SR 9 gt
SR 10 gt
SR 11
SR 12a
SR 12a egs
SR 12a gs
SR 12b egs
SR 12c egs
SR 13
SR 14a
3
1
SR 14b
1
6
PFR 4
SR 6 gs
2
PFR 3
1
4
PFR 2 gs
SR 5 gs
9
PFR 2
8
2
PFR 1b
SR 4 gs
4
PFR 1a
6
5
LAR 6
SR 3
6
LAR 5
SR 2
3
LAR 4
0
0
LAR 3b
13
0
LAR 3a
SR 1
6
LAR 2
PFR 5
1
Auftr.
LAR 1
Typ
1100
1200 1300 1400
1500 1600 1700
?
?
?
?
1800
254
5
22
5
6
9
13
7
9
6
2
5
6
3
1
4
7
4
4
10
TR 20b1
TR 20c1
TR 20d1
TR 20e1
TR 20f1
TR 20g1
TR 20h1
TR 20c2
TR 20f2
TR 20g2
TR 20h2
TR 20f3
TR 20g3
TR 20h3
TR 20h4
TR 21
TR 22
0
TR 20a1
0
TR 18c
TR 19
4
6
TR 13b
TR 18b
15
TR 13a
7
19
TR 12
TR 18a
2
TR 11
7
20
TR 10b
TR 17
4
TR 10a
TR 16b
6
TLR 3
12
7
TLR 2
TR 16a
2
TLR 1
2
3
SR 17
15
4
SR 16
TR 15
5
SR 15
TR 14
Auftr.
Typ
1100
1200 1300 1400
?
1500 1600 1700
?
?
?
?
?
1800
Befundkatalog
Befunde: Kurt Bänteli. Datierung:1 Valentin Homberger (vgl. insbesondere Typenkatalog S. 229ff. und Tab. 5). Abkürzungen: n Anzahl Fragmente, anpassende Stücke zusammengenommen und als eins gezählt. GK Gefässkeramik OK Ofenkeramik G Grube S Schicht Str. Struktur Fussnoten zu den einzelnen Befunden siehe S. 267f.
Grube G1, Latrine Mitte/2. Hälfte 15.–1. Hälfte 16. Jh., Phase IV
(Beil. 1 und 2: Profil 4–5; Taf. 1–3) Liegt über G33, durchschlägt den mittelalterlichen Schichtaufbau und den Holzkanal M13, der zu G6 führt. Quadratische Erdgrube mit Seitenlängen von 2,2 m (oben) verjüngt sich bis zur Sohle auf 1,7 x 1,2 m. Erhaltene Tiefe 1,5 m, bzw. urspr. bis 2 m. Mit verschiedensten Materialien verfüllt: Zuunterst Planieschichten aus Umgebungsmaterial (G1.9–G1.13), darüber torfartige Fäkalschichten2 (G1.6–G1.8) bedeckt von einer geruchshemmenden Sumpfkalkschicht (G1.5). Passscherben von G1.5/6 mit der Deckschicht G1.4 belegen deren Gleichzeitigkeit, während die darüber ziehenden Deckschichten (G1.1–G1.3) in jüngerer Zeit einplaniert worden sind, durch Setzungen der Grubenfüllung. G1 liegt an der Stelle des späteren Waschhauses G3; der Grubeninhalt, bestätigt auch durch die botanischen und zoologischen Untersuchungen, belegt aber ihre Latrinenfunktion. Die Datierung des Fundmaterials deutet darauf hin, dass sie noch in die Zeit vor 1509 gehört, als diese Parzelle noch nicht zum Spital gehörte, bzw. nach dem Übergang ans Spital aufgelassen wurde. Datierung: Keramik liegt aus G1.1–13 vor. Das Material aus G1.7–12 wurde nicht schichtgetrennt geborgen; die wenigen Fragmente dürften aber, laut Ausgräber, v.a. der Schicht G1.7 zugehören. Die umfangreichsten Keramikkomplexe lieferten G1.5 und G1.6. Die Verfüllschichten G1.4/G1.6 sowie G1.5/G1.6 sind durch Passscherben mehrfach miteinander verknüpft und wurden daher zusammengenommen betrachtet (G1.4–6). Typologisch bestimmbare RS fanden sich nur in den Schichten G1.2–6. Zwei Scherben wurden nur allg. G1 zugewiesen, ohne genauere Schichtzuweisung. G1.4–6 (GK: n = 66): Wichtige Typen sind: SR 8 und SR 9 (gs und egs), sowie DTR 6 und DTR 8. Rund 47% der Gefässkeramik ist glasiert, rund 9% über einer Grundengobe (rot oder weiss). Ein Fragment ist beidseitig glasiert; Malhornverzierungen fehlen. Anhand der Randformen wird eine Datierung in die Mitte/2. Hälfte des 15. Jhs. bis allenfalls 1. H. 16. Jh. vorgeschlagen.3 G1.3 (GK: n = 6): Nur eine bestimmbare RS: Typ SR 8 (Kat. 2). Sowohl ohne, als auch mit Grundengobe glasierte Gefässcherben sind vertreten. Es kann von einem ähnlichen Datierungsansatz, wie für die darunterliegenden Schichtpakete ausgegangen werden.
G1.2 (GK: n = 7): Nur ein bestimmbares Schüsselfragment SR 12a liegt vor (Kat. 1; I: über roter Engobe mehrfarbige Glasur und Malhorndekor). Praktisch alle Gefässfragmente sind glasiert, die Mehrheit über Engobe. Ein Stück ist beidseitig über einer weissen Engobe grün glasiert. Das Material aus G1.2 dürfte somit jünger einzuordnen sein als die Schichten G1.3–6, vielleicht ins 16./17. Jh.
Grube G2, Keller/Spitallatrine/Jauchegrube 17.–20. Jh., Phasen V–VII
(Beil. 1 und 2: Profil 1, Profil 3; Taf. 3–6) Älteste Phase: Quadratischer Kellerraum nachträglich vor die Parzellenmauer gestellt mit Innenmassen von 2,8 bzw. 3 m, erhalten auf 2,1 m Höhe. Einhäuptig gegen die Grube gemauert, mit einer Breite von 40 cm; unter der Parzellenmauer 55 cm breit. Liegt zentral unter Raum 53 des Nebenbaus. Das Mauerwerk besteht aus Bollensteinen mit Hohlziegeldurchschuss, einzelnen Biberschwanzziegeln und Backsteinen (28,5 x 14,5 x 5,5 cm), verbunden mit einem weissen, feinkörnigen harten Mörtel. In den östlichen zwei Dritteln des Kellers besteht der Boden aus 30–40 cm breiten Eichendielen auf 4-kantigen Unterlagehölzern. Letztere laufen bis an die Ostwand, dort fehlen aber die Dielen und deshalb scheint jener Bereich geflickt mit einem kurzen Brett und plattigen Steinen. Im westlichen Bodendrittel ist eine lose Steinpflästerung vorhanden (G2.4). Die mittlere Eichendiele liess sich aufs Jahr 1595 datieren,4 Splintjahre sind keine vorhanden, so dass ein Endjahr frühestens um 1610 angenommen werden kann; G2 kann aber durchaus älter sein. Vermutlich wurde sie ursprünglich als Keller zur 1473 erwähnten Trotte angelegt 5 für die noch private Liegenschaft Bürgerasyl Ost von Conrad Steffan und nach der Integration ins Spital nach 1509 umgenutzt als Spitallatrine. Die Nordwand von G2 übernimmt die Nordflucht des Mittelbaus, eine alte Baulinie, auch schon durch Haus G9 vorgegeben, markiert auch ein Staketenzaun, der im Abstand von 25 cm die Südwand von G2 flankiert. Kleine viereckige Löcher im Abstand von 8–12 cm sind davon erhalten; sie durchschlagen den Holzkanal M13 und wurden in Schicht 5a sichtbar. Zweite Phase: In die Spitallatrine wird ein neuer, dichter Boden eingebaut (G2.2), aus roten Backsteinen (28 x 14 x 5,5 cm), der auf einer lehmig-sandig-kiesigen Unterlage von 5–15cm Dicke liegt (G2.3). Im Zentrum befindet sich eine Holzstütze. Der Boden besitzt ein Gefälle gegen die Südwestecke, von dort führt ein 3,8 m langer Verbindungskanal mit etwa 15 cm Gefälle nach Westen zu G19. Der Kanal ist aus gelben Backsteinen gemauert (29,5 x 14,5 x 5,5 cm), innen 25cm breit und 40cm hoch. Der Auslauf lag im Minimum 25 cm6 über dem Backsteinboden von G2, der Einlauf in G19 etwa 40 cm über jenem Boden. Ein hochziehbarer Holzschieber in einem Eichenholzrahmen,7 kurz vor dem auf 0,5 m verbreiterten Einlass in G19, ermöglichte die Regulierung des Zuflusses. Welches war der Zweck dieser beiden miteinander verbundenen Gruben? Wasserdichte Verkleidungen von Gruben mit Backsteinen und Lehmschichten zum Schutze des Erdreiches, und die Trennung von Kot und Urin und deren separate Abfuhr, entsprechen der Technik des 19. Jh.8 In den Brandkatasterbüchern ab 1810 werden für den Nebenbau erstmals genaue Funktionen genannt: Gang, Stall und Waschhaus.9 Der heutige Grundriss entspricht den Katasterplänen von 1843/46.10 Die Latrinengrube G2 weist den darüberliegenden Raum (R 53) als Spitallatrine aus und war zusätzlich Sammelbehälter für die Stalljauche und für das Abwasser der Waschküche. Feststoffe konnten sich hier in der Faulkammer setzen, während die Jauche über den periodisch geöffneten Schieberegler in die Mistlegi G19 abgelassen und von dort mit dem Mist in die Felder abtransportiert wurde.
255
Jüngste Phase: In der Jüngsten Phase trennte man die Verbindung zwischen G2 und G19 und baute an die Südwestecke einen vor das Nebengebäude auskragenden Schöpf- oder Pumpschacht für die Jauche ein, der bis unter die Grubensohle reicht. Er wurde aussen mit einer 10 cm dicken Lehmschicht abgedichtet und ist aus Backsteinen (30,5 x 15,5 x 5,5 cm) gemauert. Verkrustete, bis zu 5 cm dicke Fäkalablagerungen an den Wänden und an der Sohle belegen die Nutzung des 2,4 m tiefen Raumes als Jauchegrube. Moderner Schrott und viele Maikäferleichen in der weitgehend ausgebaggerten Füllung G2.1 sind Beleg dafür, dass hier die Maikäfersammelstelle war, deren Vernichtung dem Hausvater noch 1940 oblag und an die sich ältere Steiner noch erinnern.11 Der Pumpschacht wird nach der Aufgabe und Verlegung des Abtrittes ans Bürgerasyl, in den Jahren 1862/6312 entstanden sein, nachdem die Grube nur noch für Abwasser vom Stall und der in diesem Jahr ebenfalls erneuerten Waschküche13 genutzt wurde. Das Mauerwerk des Nebenbaus weist zum Teil bis ins Fundament Zementmörtel auf und ist 190414 in den alten Abmessungen neu erbaut worden.
Bleichmittel entstand, oder hat man hier Wäsche eingelegt?19 Das Waschhaus stand im Spital offensichtlich schon früher an dieser Stelle: Ein kleiner Anbau von 4–5 m Seitenlänge war südlich anschliessend ans Ökonomiegebäude an die östliche Hofmauer angelehnt. Zwei Sandsteinkonsolen, die wie jene im Bürgerasyl von 1679/80 einen Streifbalken zur Aufnahme des Daches getragen haben, sind die letzten Reste dieses Anbaus, der erstmals auf dem Stadtplan von 1730 erscheint.
Datierung: Keramik liegt aus G2.1, G2.3 und G2.4 vor. Die Eichendiele, welche zusammen mit G2.4 als Kellerboden eingebracht wurde, ergibt einen t.p.q. 1595 (bzw. frühstens 1610 s.o.) für die Ablagerung von G2.4 und die darüber liegenden Schichten G2.1–3.
Grube G4, Latrine 2. Hälfte 19. Jh./frühes 20. Jh., Phase VII
G2.4 (GK: n = 6): Nur ein bestimmbarer Typ: TLR 2 (Kat. 45). Von den wenigen Gefässfragmenten ist der Grossteil glasiert, die meisten über weisser oder roter Engobe. Ein Stück ist beidseitig über einer weissen Grundengobe glasiert, ein weiteres zeigt eine braun/schwarze Glasur (ohne rot/braune Grundengobe). Ob die Funde mit G2.4 in den Boden kamen oder (teilweise?) eher aus der darüberliegenden Schicht G2.3 nach unten sanken, lässt sich nicht beantworten. Die Schicht wurde frühestens im 17. Jh. abgelagert (t.p.q. 1595). G2.3 (GK: n = 28): Die Leitformen sind HTR 6, SR 15, SR 16 sowie TLR 2 und 3. Gute Vergleichskomplexe liegen etwa aus den Winterthurer Grabungen „Salmen“ und „Glocke“ vor.15 Bis auf ein Stück sind alle Keramikfragmente glasiert. Rund dreiviertel zeigen zusätzlich eine rote oder (mehrheitlich) weisse Grundengobe, die überwiegende Mehrheit sogar beidseitig. Malhornverzierungen sind mehrfach belegt. Sieben Fragmente besitzen dunkelbraune/ schwarze Glasurfarben. Während das Typenspektrum durchaus im 17. Jh. geläufig wäre, deuten die mitgefundenen Glasbecher und die dunkelbraun/ schwarzen Glasuren ins 18. Jh. Der Komplex dürfte demnach im 18. Jh. abgelagert worden sein.16 G2.1 (GK: n = 15): Da G2 sicher noch bis ins 20. Jh. offen stand, müsste diese letzte Einfüllschicht G2.1 deutlich jünger sein. In der Seriation liegen die Komplexe G2.1 und G2.3 jedoch nahe beieinander.17 Aus dem Typenspektrum (SR 12a und b, SR 14a) lässt sich eine so junge Datierung nicht ablesen. Eindeutige Formen des 19. oder 20. Jhs. fehlen.18 Grosse Teile der Grube wurden unbeobachtet, maschinell ausgenommen, somit bleibt offen, wie repräsentativ das geborgene Material ist. „Moderne“ Abfälle und Schrottteile wurden nur zum Teil aufbewahrt. Die Grubenschicht muss jedenfalls in der 1. Hälfte des 20. Jhs. eingebracht worden sein.
Grube G3, Wasserbecken 17./18. Jh., Phasen V–VI
(Beil. 1 und 2: Profil 1; Taf. 7) Angebaut an das alte Fundament der Westwand des Nebenbaus fand sich in Raum 052 ein gemauertes Becken G3. Es durchschlägt die ältere Planie 3. Der quadratische Trog war einhäuptig aus Bollen- und Backsteinen mit einzelnen Ziegeln gemauert, der Boden mit fugendicht vermörtelten Backsteinen belegt (29 x 14,5 x ? cm). Die Seitenlänge misst innen 70 cm, die Tiefe noch 30 cm; sie war ursprünglich etwa doppelt so tief. Verfüllt war G3 mit sandigem Schutt. Mit der Funktion des darüberliegenden Raumes (R 052) als Waschküche, ausgewiesen durch den gemauerten Kamin in der Nordostecke, lässt sich dieses Becken als Wassertrog deuten. Wurde hier feuersicher Asche gelagert oder hat man die Asche in Wasser eingelegt (sechten), danach durch ein Tuch gesiebt, wodurch Waschlauge und
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Datierung: Nur eine Verfüllschicht wurde dokumentiert, die sehr wenig Funde lieferte (GK: n = 8): Nur ein bestimmbarer Typ SR 14a (Kat. 51–52). Bis auf ein Gefässfragment, das beidseitig ohne Grundengobe glasiert ist, sind alle Stücke über einer roten oder meist weissen Grundengobe glasiert, der Grossteil beidseitig. Malhornverzierungen sind belegt. Das spärliche Fundmaterial kann damit am ehesten allgemein in das 17. oder 18. Jh. datiert werden.
(Beil. 1; Taf. 7) G4 lag angelehnt an die Ostwand des Ökonomiegebäudes, genau in deren Mitte, direkt unter dem modernen Betonboden. Im gelben Lehm, mit dem die Grube auf eine Breite von 10–30 cm gegen das Erdreich abgedichtet war, zeichneten sich die Negative von Boden- und Seitenbrettern einer rechteckigen Holzkiste ab. Die Masse betragen 1,45 x 0,92 m bei einer erhaltenen Tiefe von knapp 60 cm, vielleicht waren es ursprünglich 90 cm. Es ist unklar ob eine alte Truhe in Zweitverwendung in den Boden gelangte oder ob man die Kiste speziell für diesen Zweck anfertigte. Für ersteres spricht die Verstärkungslatte in der Mitte der Schmalseiten, der vermutlichen Griffseite. Die Grube war mit modernem Eisenschrott und Bauschutt aufgefüllt; ihre Funktion ist unklar; vielleicht war es eine weitere Abtrittgrube für den Stallknecht. Datierung: Wenig Gefässkeramik liegt aus G4.1 (GK: n = 2) und 4.2 (GK: n = 3) vor. Einige Fragmente wurden G4 und S6 zugewiesen (n = 2). Ein gewisser t.p.q. für die Grubenverfüllung ergibt sich aus dem Baudatum des Ökonomiebaus (Mitte 17. Jh., nur stilistisch), ein t.a.q. aus dem Betonboden, der die Grube überlagert und wohl um 1940 eingebracht wurde. G4.2: Nur ein bestimmbarer Typus: SR 16 (Kat. 55). Das Stück ist beidseitig über einer weissen Grundengobe glasiert und mit einem Malhorndekor versehen. Die Datierung beruht im Wesentlichen auf den mitgefundenen Glasformen, die in die 2. Hälfte des 19. oder sogar ins frühe 20. Jh. gehören dürften (vgl. S. 94f., Moderne Gläser). G4.1 Lieferte keine chronologisch auswertbaren Funde.
Grube G5 Jünger als 17. Jh., Phase VI
(Beil. 1; Taf. 8) Flache Mulde, Durchmesser 0,65 m, Tiefe 0,3 m, urspr. bis 0,7 m. Durchschlägt S3. Funktion unbekannt. Datierung: Nur eine Schicht wurde dokumentiert mit sehr wenig Gefässkeramik (GK: n = 2). Lediglich ein bestimmbarer Typ SR 8 (Kat. 59). Innen ist das Fragment olivgrün glasiert. Die Form wäre in die 2. Hälfte des 14. oder ins 15. Jh. zu datieren. Da die stratigraphisch ältere Schicht S3 von ihrem Fundspektrum her aber klar jünger ist, muss die einzelne Randform wohl als Altfund gewertet werden (siehe unten zu S3).
Grube G6, Latrine/Sickergrube 14./15. Jh., Phasen III–IV
(Beil. 1 und 2: Profil 1, Profil 6; Taf. 8–9) Stört G31 und Str.3, wird leicht überlagert von der östlichen Brandmauer und überdeckt von der südseitigen Schwelle des Ökonomiebaus. Die Grube konnte aus statischen Gründen nur rudimentär untersucht werden, parallel zu den Unterfangungsarbeiten. Die rundliche Grube besteht aus trocken versetztem Mauerwerk aus grossen Kieseln und einer Breite von 50–60 cm, mit einem lichten Durchmesser von 2–2,5 m und einer Tiefe von 3,5 m. Die obersten zwei bis drei Steinlagen sind mit einem Lehmmantel gegen das Erdreich abgedichtet und überdeckt von der Kohlelage des Brandes I (S19b), fleckenweise auf der Südwestseite erhalten. Von oben nach unten bestehen die Schichten aus einer 0,8 m starken, kiesig-sandigen und mit Mörtel durchsetzten Planie (G6.1A), die über den Grubenrand hinzieht und nach Aufgabe der Grube eingebracht wurde. Ihr folgt eine 1,6 m mächtige, sterile Verfüllschicht aus sandigem Kies (G6.1B), gefolgt von einer etwa 1,2 m starken, noch sehr geruchsintensiven Fäkalienschicht (G6.2/6.3) mit vielen Kirschkernen, Holzabfällen und einer gedrechselten Schüssel.20 Zuunterst lag wieder steriles, kiesigsandig-lehmiges Einfüllmaterial (G6.4/6.5). Die offene Sohle lag auf anstehendem, dichtem Lehm. Es ist zu vermuten, dass der Kanal M9, wie sein jüngerer Nachfolger M13 dazugehört.21 Jüngere Phase: In einer zweiten Etappe, offenbar als Ersatz des Kanales M9, wird ein hölzerner Kanal M13 mit einem Querschnitt von 30 cm erstellt, der die Brandschicht I (S19) durchschlägt, aber von Brand II (S17) bedeckt ist. Der Einlauf liegt etwa 80 cm unter dem Grubenrand und reicht etwa 60 cm ins Grubeninnere. Fassbar ist der Kanal M13 über eine Gesamtlänge von fast 13 m, mit einem Gefälle gegen G2 von 2–4 cm, unterbrochen durch das jüngere Kellermauerwerk G2.22 Im nördlichen Abschnitt sind Boden- und ein Seitenbrett erhalten, aber so verrottet, dass keine Dendrodatierung mehr möglich war. Südlich von G2 konnten drei rechteckige Staketenlöcher festgestellt werden, parallel zu dieser Konstruktion, die vielleicht zur Fixierung der Seitenbretter dienten; lag hier in der Mitte der ursprünglichen Gesamtlänge von etwa 18 m eine Nahtstelle? Im südlichen Abschnitt ist nur die Steinunterlage des Kanals mit etwa 30 cm Breite erhalten, die teilweise mit Lehm abgedeckt ist, der punktuell faserige Holzreste enthielt. Der Anfang im Süden lässt sich nicht genau definieren; seine Verlängerung läuft direkt auf die Nordwestecke des Kernbaus Rehbock zu. Die Verbindung des Kanals M13 mit der Grube G6 und das Gefälle nach Norden legen eine Interpretation der Grube als Sickergrube und des Kanals M13 als Dachentwässerung der Häuser an der Oberstadt nahe. Die Funktion eines Balken- oder Bretterrestes an der Westseite von G6, der aus dieser jüngeren Bauphase stammt, ist unbekannt. Die Datierung des Fundmaterials macht deutlich, dass diese Grube lange in Betrieb stand, später noch als Sickerloch für Dachwasser diente und deshalb durch G6.1B vermutlich kontinuierlich aufgefüllt wurde. Als Latrine wurde sie von G1 abgelöst. Bemerkenswerteste Funde sind ein fast vollständiger Grapen und ein Schüsselfragment aus Ahorn. Für die botanischen Untersuchungen war es die fundreichste Latrine; bemerkenswert ist vor allem der häufige Nachweis des ölhaltigen Schlafmohns. Datierung: Der Grossteil der Gefässkeramik stammt aus G6.1A. Das übrige Material konnte nur allgemein den Schichten G6.2–5 zugewiesen werden. Das vollständig erhaltene Dreibeintöpfchen (Kat. 73) kann mit einiger Wahrscheinlichkeit der Schicht G6.2 zugerechnet werden. Einige weitere Stücke wurden undifferenziert der Grube G6 zugewiesen (GK: n = 3). Da G6 jünger ist als die Str.3 ergibt sich für deren Bau, Nutzung und Verfüllung ein t.p.q. 1226 (vgl. zu Str.3). Irgendwann wurde der Holzkanal M13 in G6 eingeleitet.23 Da jedoch unklar bleibt, zu welchem Zeitpunkt und ob, bzw. wie lange die Grube nach der Aufgabe des Kanals noch in Betrieb blieb, lassen sich über den Kanal keine Aussagen zur Datierung der Grube herleiten. G6.2–5 (GK: n = 6): Die Schichten dürften während der Benutzung der Grube abgelagert worden sein. Lediglich drei Typen sind vertreten: DTR 5, DTR 6, SR 8 (I: olivgrün glasiert). An Oberflächenbehandlungen finden sich nur olivgrün
glasierte Stücke (ohne Grundengobe). Da mehrere Schichten zusammengefasst wurden, könnte sich im Fundmaterial eine längere Zeitspanne vom 14. bis 15. Jh. abbilden.24 G6.1A (GK: n = 25): Die jüngsten Typen sind: SR 12a (I: über Engobe glasiert) und HTR 3.25 An Oberflächen finden sich glasierte, über Engobe glasierte und geglättete Fragmente. Ein Stück ist beidseitig über einer weissen Engobe glasiert. Einmal ist für G6 ein Malhorndekor nachgewiesen, allerdings ohne genaue Schichtzuweisung. Die SR 12er Schüsseln zusammen mit HTR 3 findet sich etwa in Komplexen der 1. H. des 16. Jhs.26 Als Spezialform erwähnt sei noch das Fragment eines Figürchens (Kat. 65). Für das (uneinheitliche) Fundmaterial wäre allenfalls eine Datierung in die 2. H. des 15. oder 16. Jhs. zu vermuten. Aufgrund der Oberflächenbehandlungen und des Malhorndekors (wenn es hier dazugerechnet werden soll) vielleicht sogar späteres 16. Jh. (17. Jh.?).
Grube G7 14. Jh., Phase IV
(Beil. 1 und 2: Profil 1; Taf. 9) G7 durchschlägt die Brandschicht I (S19) und die Gehhorizonte (S18), auf denen Brand II (S 17a/b) liegt. Sie wird auf der Westseite von Str.6 durchschlagen und auf der Nordseite von G8 gestört. Besitzt die gleiche Ostflucht wie G9; beide liegen auf der Westflucht des Hauses zum Rehbock. Sie war leicht rechteckig mit Grundmassen von ursprünglich 1,8 x mind. 2 m; die geringe Tiefe von knapp 60 cm und die Verfüllung mit lehmigem Umgebungsmaterial, überdeckt von einer humösen Deckschicht, geben keine Hinweise zur Funktion. Merkwürdig ist der Fund einer menschlichen Kniescheibe in der Auffüllung.27 Datierung: Zwei Schichtpakte wurden dokumentiert. Das wenige Fundmaterial wurde nicht oder nur unsicher nach Schichten geborgen (G7.1/2: GK: n = 5; G7.2?: GK: n = 3). G7.1/2: Lediglich ein sicher bestimmbarer Typ: KR 5a (Kat. 79). Weiter finden sich ein nicht sicher bestimmbares Schüsselchen (Kat. 76), eine weitere Napfkachel? (Kat. 78) und eine «figürlich» verzierte WS (Kat. 77). Die unglasierten Napfkacheln lassen nur eine vage Datierung zu. An Oberflächenbehandlungen finden sich olivgrün glasierte Stücke (ohne Grund engobe), jeweils nur einseitig. Eine WS ist aussen geglättet. Das Fundmaterial kann allgemein ins 14. Jh. datiert werden. G7.2?: Nur ein bestimmbarer Typ: TR 12 (Kat. 80). Bemerkenswert ist das Fragment einer Bleirute (Kat. 81). Die Funde stammen aus der Grubenwand, ihre Zugehörigkeit zur Grubenfüllung ist daher unsicher.
Grube G8 18. Jh., Phase VI
(Beil. 1; Taf. 10) Fast kreisrunde, gut 50 cm tiefe (urspr. 1m) Grube mit einem Durchmesser von gegen 80 cm. Sie liegt über G7, ist damit jünger und war fast ausschliesslich mit Ziegelabfällen (Hohl- und Biberschwanzziegel) gefüllt. Holznegative an Grubenwänden und -sohle sind Hinweis dafür, dass ein Fass oder ein Bottich in diese Grube gestellt worden war. Vermutlich ein Regenfass zu dem kleinen, unter G3 beschriebenen Waschküchenanbau, der erstmals auf dem Stadtplan von 1730 erscheint. Datierung: Lediglich eine Verfüllschicht. Einige Gefässkeramik (GK: n = 19). Vertreten ist ein kleines aber recht einheitliches Typenspektrum: SR 14a, SR 15 sowie TLR 3.28 Bis auf ein Fragment sind sämtliche Scherben mit Glasuren versehen. Der überwiegende Teil (15 Fragm.) besitzen zusätzlich eine Grundengobe (10 Fragm. sogar beidseitig). Malhornverzierungen sind mehrfach vertreten. Ein Stück zeigt beidseitig eine dunkelbraun/ schwarze Glasur (Kat. 84). Aufgrund dieser Merkmale wird eine Datierung ins 18. Jh. (allenfalls noch ausgehendes 17. Jh.) vorgeschlagen.
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Grube G9, Haus mit Keller 1. Hälfte 14. Jh., Phase II(?)/III
(Beil. 1 und 2: Profil 1; Taf. 10–12) Stratigraphisch ist G9 von der Oberfläche der Schicht S5b abgetieft worden, Schicht S5a zieht bereits über die aufgegebene, mit Mauerversturz und lehmigen Planien verfüllte Grube hin. Das Verhältnis von G9 zu Brand I konnte nicht widerspruchsfrei geklärt werden: Vom Befund her würde sie zur Phase II gehören, von der Datierung der Keramik zur Phase III, aber bereits aufgegeben vor dem zweiten Brand. Der gemauerte rechteckige Raum besitzt Innenmasse von 2,6 x 1,3 m, die ursprüngliche Tiefe dürfte um 1 m betragen haben. Das Mauerwerk besteht aus Bollensteinen mit vereinzelten Tuffsteinen, ist vermörtelt und einhäuptig in die Grube gemauert mit einer Breite von 35–45 cm. Erhalten sind 7–8 Steinlagen, was einer Höhe von maximal 95 cm entspricht. G9 ist bis 20 cm in den anstehenden Lehm eingetieft, der gleichzeitig auch den Kellerboden bildet. Darin zeigten sich vier rechteckige bis quadratische Pfostenlöcher von Einbauten unbekannter Funktion. Die Beobachtung des Ausgräbers, dass in der Fuge zwischen der 2. und 3. untersten Mauerlage immer wieder verrottete Eisennägel im Mauermörtel steckten, könnte auf eine Holzausschalung der Grube hindeuten. Verschiedene Teile von Holzschindeln weisen auf ein entsprechendes Dach. Die Mauersteine sind z.T. brandgerötet, hinzu kommt ein kleiner kohliger Fleck auf der Grubensohle in der SO-Ecke. Der Mörtel zeigt keine Brandrötung; erstaunlich ist allerdings, dass die Steinköpfe auf der Innenseite des Kellers völlig frei von Mörtel sind, während gegen aussen, gegen das Erdreich hin, davon sehr viel vorhanden ist. Diese Abwitterung könnte auf Brandeinwirkung zurückzuführen sein, was sich aber nicht zweifelsfrei entscheiden lässt. Der eingetiefte Raum gehörte vermutlich zu einem Holzgebäude, dessen Reste sich 4 m ausserhalb der Südwand von G9 finden und parallel dazu verlaufen: Die Steinreihe M14 in einem etwa 10 cm in Schicht S5b eingetieften Gräbchen verlegt, begleitet von Mörtelresten. Sie liegt auf der Höhe der Maueroberkante von G9, also 1 m über der Kellersohle. M14 ist die Unterlage eines Schwellbalkens, die wie G9 von Schicht S5a bedeckt ist. Die rekonstruierbare Ostwand übernimmt die Verlängerung der Westwand des Kernbaus Rehbock. Damit betragen die Aussenmasse dieses Hauses mindestens 6,5 x 3,5 m; ein Drittel davon war unterkellert mit G9. Als Vorplatz diente die Pflästerung bei der SO-Ecke, die dritte Phase von M9, die unter Brand I (S26) liegt und teilweise von Str.1 überdeckt wird. Sie ist ihrerseits bedeckt von einem sandigen Gehniveau von 1–2 cm Stärke und geht gegen Südwesten in eine fein gekieste Fläche ohne Pflästerungsunterlage über. Einen möglichen Hinweis zur Funktion geben die botanischen Untersuchungen: Neben Traubenkernen (Tresterrückstände?), vor allem auch viele Getreidekörner und Druschreste; zum Teil sind sie verkohlt. Sie könnten auf die Nutzung des Gebäudes als Trotte, Speicher oder gar Darre hindeuten.29 Bemerkenswerteste Funde sind eine lederne Umhängetasche und eine gedrechselte Schüssel. Datierung: Vier Verfüllschichten wurden dokumentiert. Die Funde der Ost‑Hälfte wurden nach Schichten getrennt. Das gesamte dabei geborgene Fundgut gehört zu G9.2 (FK 153, GK: n = 75). Das wenige Material aus der West‑Hälfte wurde nicht schichtgetrennt geborgen (FK 106, GK: n = 6). Es dürfte ebenfalls hauptsächlich G9.2 zuzurechnen sein. Einige Fundstücke kamen beim Reinigen der Mauern zum Vorschein, sie können keiner Schicht sicher zugewiesen werden (FK 161, GK: n = 2). G9.2: Die Schicht entstand erst nach der Aufgabe des Kellers. Die vertretenen Leitformen sind: PFR 2 und 3, SR 3, sowie TR 20c1, TR 20g2.30 Speziell zu erwähnen sind zwei intakte, konische Schüsselchen (Kat. 97 und 98),31 sowie ein Fragment vielleicht eines Figürchens (Kat. 100). Rund 17% der Gefässfragmente sind glasiert. Rund 8% besitzen einen roten Engobenüberzug. In zwei Fällen liess sich eine geglättete Oberfläche feststellen. Die überwiegende Mehrheit bleibt jedoch unbehandelt (rund 69%). Speziell zu erwähnen sind fünf beidseitig olivgrün glasierte Wandscherben.32 Als weitere Besonderheit liegt ein Randstück vor, welches auf der Aussenseite eine dunkelgrüne Glasur über einer weissen Engobe zeigt (Kat. 93). Diese fortschrittlichere Glasurtechnik findet sich regelmässig erst ab dem 15. Jahrhundert. Da keinerlei Hinweise auf eine jüngere Störung der Grubenfüllung G9.2 bzw. die Verlagerung von Fundmaterial vorliegt, dürfte das besagte Fragment jedoch, wie die übrigen Funde zu datieren sein. (vgl. S. 71ff., Oberflächenbehandlungen). Erwähnt sei noch die
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Blattkachel Kat. 642 mit der Darstellung eines Hirsches, welche aber nur G9 allgemein zugewiesen wurde. Für das Fundmaterial wird eine Datierung in die 1. Hälfte des 14. Jh. vorgeschlagen. Allenfalls könnte Kat. 93 (und vielleicht auch die Blattkachel Kat. 642) eine Tendenz eher gegen das mittlere 14. Jh. andeuten.
Grube G10, Latrine oder Vorratsgrube 13. Jh., Phase I
(Beil. 1 und 2: Profil 1) Die Grube ist nur rudimentär untersucht. Sie stört die NO-Ecke des Kellers (Str.2), ist älter als Schicht 5b, folglich auch als Brand I und war beim Bau des Zivilschutzbunkers nach 1940 teilweise zerstört worden. Es war eine ursprünglich ovale Erdgrube von über 3 m Durchmesser und etwa 2,3 m Tiefe. Auf der Grubensohle wurde ein knapp 7 cm dickes Lehmband beobachtet, das wohl zur Abdichtung eingebracht wurde. Verfüllt war die Grube schichtweise, teilweise mit hohem humös-torfigem Anteil, wie er in den Fäkaliengruben vorkommt. Die botanischen und zoologischen Untersuchungen erbrachten aber nur geringe Fäkalienanzeiger.33 Deshalb und auch aus der hausnahen Lage zu schliessen, dürfte sie eher als Vorratsgrube angelegt worden sein. Ähnliche Vorratskeller sind für Villingen nachgewiesen; einer davon mit zeltartigem Dach und einer Datierung um 1198/99.34 Funde: Neulederabfälle (Abb. 215, Kat. 612). Datierung: Wenig Gefässkeramik wurde der Grube zugewiesen (GK: n = 4).35 Es fanden sich aber keine typlogisch bestimmbaren Fragmente. Aus dem spärlichen Fundmaterial lassen sich keine Datierungsansätze ableiten.
Grube G11 Spätes 13./frühes 14. Jh., Phase II
(Beil. 1 und 2: Profil 1; Taf. 12) Einfache Erdgrube neben G9, von rundlicher Form, einem Durchmesser von 1,3 m und gleicher Tiefe. Gehört zu S5b, ist jünger als Pfostengrube 12. Ihre Verfüllung mit umgelagertem, sterilem Material entspricht nicht jener der Latrinengruben. Das spärliche Fundmaterial aus der Füllung lässt ebenfalls keine weiteren Rückschlüsse zu. Datierung: Das Fundmaterial wurde nicht nach Schichten getrennt geborgen. Wenig Gefässkeramik wurde bei der Profilreinigung gesammelt (G11?, GK: n = 2, FK 127), der Rest beim Ausnehmen der Westhälfte (G11, GK: n = 4, FK 126). Als bestimmbarer Typ liegt lediglich SR 3 vor (Kat. 111). Seine Zuweisung zu G11 ist unsicher (G11?, FK 127). Die Form SR 3 dürfte am ehesten ins spätere 13. oder die 1. Hälfte des 14. Jhs. gehören.36
Gruben G12–G17, Pfostengruben Siehe unter G22/23. Die Pfostengruben lieferten jeweils nur einzelne Scherben, G16–G17 gar keine. Keine Datierung möglich.
Grube G18, Latrine 1281–frühes 14. Jh., Phase II
(Beil. 1 und 2: G18; Taf. 12–13, 61) Zentral im Hof, ursprünglich am östlichen Parzellenrand, zeichnete sich G18 ab, mangels erhaltener Gehniveaus ohne zugehörige Schichten zu den übrigen Befunden im Hof. Es ist eine Erdgrube von rund 3,6 m Durchmesser bei ursprünglich gleicher Tiefe, die im NO leicht durch G19 gestört wird. Unter humös-kiesigen Deckschichten, gefolgt von einer 40 cm dicken Lehmschicht, fand sich in 1,5 m Tiefe ein rechteckiger, ausgezeichnet erhaltener Holzschacht. Er war gefüllt mit kiesig-lehmigen Planien, unterbrochen von einzelnen, feinen Fäkalienbändern (G18.2, 18.5 und 18.6). Auffallend ist der geringe Fäkalienanteil, der sich aber nach den botanischen und zoologischen Untersuchungen in keiner Weise von den übrigen Latrinensedimenten unterscheidet.37 Möglicherweise ist das kiesiglehmige Material wie bei G6 durch Entwässerungskanäle von Dächern und Hof eingeleitet worden; leider aber fehlten hierzu die archäologischen
Schichten Die rechteckige Holzkonstruktion misst innen 2,1 x 1,5 m und war noch 2 m (urspr. gut 3,5 m) hoch erhalten, entsprechend der Höhe des anstehenden Lehms. Das Grundgerüst bildeten vier eichene Eckpfosten aus wieder verwendeten Bauhölzern, die dickeren drei unten zugespitzt und bis zu 50 cm tief in den Kies gerammt. Die Wände bestanden aus wahllos aufeinander geschichteten Hölzern, die, weil keine Verbindungen vorhanden sind, Stück für Stück aufeinandergelegt, die Fugen mit Lehm gestopft und der Holzkasten fortlaufend mit Kies hinterfüllt wurde. 16 Hölzer wurden dendrochronologisch untersucht, nur zwei davon, eines ein Lärchenholz, blieben undatiert. Der Grossteil davon sind sekundär verwendete Konstruktionshölzer, deren Daten folglich zu alt sind und die Konstruktion selbst nicht datieren: Weisstannenbretter mit Falz, Nut und Holznagellöchern mit Waldkante um 1200 (3 Stk.), bzw. 1274 (1 Stk.), verschieden bearbeitete Eichenbalken oder Pfosten mit Falz, Zapfen und Holznagellöchern mit Waldkante 1245 (2 Stk.) bzw. ebenfalls 1273/74 (3 Stk.). Ein Holz ist aufgrund der Form und verschiedener Löcher als Schiffsplanke zu interpretieren, wie sie am Bodensee verschiedentlich in Konstanzer und Überlinger Latrinen gefunden worden sind.38 Vorhanden sind aber auch roh gespaltene Eichenhölzer, die zum Teil einseitig zugespitzt waren und vielleicht als Zaunpfähle hätten verwendet werden sollen. Sie gehören einer jüngsten Schlagphase an, mit Waldkante 1280/81(Blau), zeigten keine Spuren von Wiederverwendung und ergeben damit eine zuverlässige Datierung für den Bau dieser Konstruktion. Wegen ihrer vermutlich vorgesehenen Funktion als Zaunpfähle wären allenfalls noch ein paar Jahre Lagerzeit vor dem Verbau möglich. Der südwestliche Eckpfosten ist mit Stoss, schiefem Blatt und Holznägeln zusammengefügt, eine Verbindung, wie sie typisch ist als Holzverlängerung von kurzen Eichenholzpfetten.39 An besonderen Funden ist ein Grapen von auffallender Grösse zu erwähnen; gefunden wurden zudem fünf Daubengefässe; die dendrochronologische Untersuchung ergab keine Resultate.40 Datierung: G18 lieferte nur wenige Gefässcherben. G18.1 (FK 147, GK: n = 2) und G18.2 (FK150, keine Funde) wurden nach Schichten gegraben. Die übrige Grubenfüllung wurde in zwei Abstichen ausgenommen: erster Abstich bis Niveau 400.60 m.ü.M. (FK 156, v.a. Holzfunde; keine Keramik und Metallfunde); zweiter Abstich ab Niveau 400.60 m.ü.M. bis Grubensohle (G18 ab Niveau 400.60, FK 157, GK: n = 2). Das jüngste Dendrodatum eines Eichenholzes aus der Holzverschalung liefert einen t.p.q. 1281 für die Ablagerung aller Verfüllschichten G18.1–7. G18 (ab Niveau 400.60): Ein zu grossen Teilen zusammensetzbarer Dreibeintopf lässt sich als DTR 2 bestimmen (Kat. 112). Besonders ist die reich verzierte Wandung (Riefenband und Wellenlinie) und die auffallende Grösse des Topfes. Obwohl das grosse und recht dünnwandige Gefäss ziemlich fragil wirkt, zeigen Brandschwärzungen auf der Aussenseite, dass es im Feuer stand und daher möglicherweise als Kochgefäss diente. G18.1: Lediglich ein bestimmbarer Typ ist überliefert: eine intakte Kachel KR 3-B (Kat. 113). Bei der gesamten Gefässkeramik aus G18 liessen sich nur unbehandelte Oberflächen beobachten. Die Funde aus G18 kamen sicher erst nach 1281 in den Boden. Die Typen dürften ins späte 13./frühe 14. Jh. oder allenfalls in die 1. Hälfte des 14. Jh. gehören.
Grube G19, Mistlegi 2. Hälfte 18. Jh./frühes 19. Jh., Phase VI
(Beil. 1 und 2: Profil 1, Profil 3; Taf. 14) Stört M4,41 G18 und G20 und wird später überlagert von der gleichartigen Str.6. Nur rudimentär untersucht; der Südteil nur während Ausbaggerungsarbeiten. Rechteckige Grube von 6 x 2.8 m Innenmass, erhaltene Höhe noch 1–1,7 m; ursprünglich 1,9–2,6 m. Die Grube war ausgekleidet mit einer 10–20 cm dicken Lehmabdichtung, war ursprünglich vollständig mit Backsteinen ausgemauert (? x 15 x 6 cm) – zum Teil waren nur noch die Negativabdrücke der Backsteine vorhanden – und in der Mitte unterteilt, so dass zwei quadratische Becken entstanden sind. Das Auffüllmaterial bestand aus Bollensteinen, Abbruchmörtel, Sand und neuzeitlichem Abfall; einzig auf dem Backsteinboden zeigte sich ein dünnes Fäkalienband.
Zu G19 gehört auch der unter G2 beschriebene Verbindungskanal mit Schieber; sein Einlauf liegt ca. 1,1 m über dem im Südteil tieferliegenden Boden. Vom Bauablauf her ist der Kanal aber jünger als die Lehmabdichtung von G19. Der Kanal durchschlägt M4, welche bei dessen Anlage wieder geflickt wurde, also immer noch in Betrieb war. Vermutlich führte die Anlage der Durchfahrt zum Spitalhof in den Ökonomiebau 1843 zur Verschiebung, zum Ersatz von G19 durch Str.6. G19/Str.6 ist im Katasterplan von 1843/46 eingezeichnet.42 Bemerkenswerter Fund ist eine Schuhsohle (Abb. 216, Kat. 127). Datierung: Die Schuttschichten G19.1–2 wurden wohl bei der Aufgabe der Grube eingebracht, die sehr dünne Fäkalschicht G19.3 auf der Grubensohle dürfte noch in die Benutzungszeit gehören. Zwei FKs wurden G19 zugewiesen: FK 128 sind Lesefunde, die beim Ausbaggern der Grube gemacht wurden; FK 214 stammt aus einer Sondierung in der NE‑Ecke der Grube im Bereich des Kanals mit Holzschieber. Das Fundmaterial wurde nicht schichtgetrennt allgemein der Verfüllung von G19 zugewiesen (eigentlich G19.1–2). Aus dem Befund ergeben sich zwei absolut datierte t.p.q. für G19: • G2 wird vermutlich in ihrer zweiten Phase durch einen Kanal mit G19 verbunden. Zu jenem Zeitpunkt müssen die beiden Gruben gemeinsam in Funktion gewesen sein. Für eine erste Nutzungsphase von G2 liegt ein absoluter t.p.q. 1595 vor. Angenommen die Zuweisung des Kanalbaus in die zweite Phase von G2 ist korrekt, so gilt der t.p.q. auch für den Kanalbau. Da nicht bekannt ist wie lange G19 allenfalls bereits vor dem Zeitpunkt des Kanalbaus bestanden hatte, kann der t.p.q. 1595 zwar für die Verfüllung von G19 verwendet werden, nicht aber für deren Bau. • G19 stört G18. Das Dendrodatum aus der Holzverkleidung von G18 1281 gibt somit einen t.p.q. für den Bau von G19. G19 (GK: n = 31): Vertreten sind die Typen: SR 12a-gs, SR 14a, SR 14b und SR 15.43 Bis auf zwei sind sämtliche Scherben glasiert, die überwiegende Mehrheit (22 Fragm.) weisen zusätzlich eine rote, braune oder mehrheitlich weisse Grundengobe auf, fast die Hälfte (12 Fragm.) ist beidseitig über einer Engobe glasiert. Weiter finden sich auch die Varianten: A: gs/I: egs, A: egs/I: gs oder A/I: gs. Malhornverzierungen sind mehrfach vertreten. Zwei Fragmente zeigen eine schwarz/braune Glasur (ohne Grundengobe). Erwähnt sei noch die glatte Blattkachel Kat. 643 mit hellblauer, opaker Glasur (Fayence). Einen weiteren Datierungshinweis liefert ein Klarglasbecher (Kat. 126), zu dem es ähnliche Stücke in G20 und G2.3 gibt. Speziell zu erwähnen sind zwei Fayence-Fragmente: eine nicht näher bestimmbare WS (KASH 63382, ohne Abb.) und eine RS (Kat. 125), die möglicherweise zu einer Untertasse gehört. Ähnliche Stücke finden sich in Winterthur in Befunden des 18. Jhs.44 In dasselbe Umfeld gehört möglicherweise auch Kat. 123, eine beidseitig glasierte (innen zusätzlich über Grundengobe) RS vielleicht einer Tasse oder eines henkellosen Koppchens aus Keramik.45 Weiter ein aussen farblos glasierter Steckdeckel wohl einer Kanne (Kat. 124). Schliesslich liegt auch eine nicht näher bestimmbare WS aus Steingut vor (KASH 63366, ohne Abb.). Steingut taucht wiederum in Winterthur im letzten Viertel des 18. Jhs. auf.46 Nach dem Typenspektrum unterscheidet sich G19 nicht von G20 oder G2.3. Das Vorhandensein insbesondere von Steingut und weiterer spezieller Formen könnten allenfalls für eine etwas jüngere Datierung sprechen, vielleicht in die 2. Hälfte des 18. Jhs. und das frühe 19. Jh.47 Allerdings fehlen typische Fundgruppen des 19. Jhs. sonst weitgehend.48
Grube G20 17./18. Jh., Phase V/VI
(Beil. 1 und 2: Profil 3; Taf. 15–17) Grube mit untersten Resten (30 cm) eines Holzbehälters, der in den anstehenden Wandkies eingetieft ist. Auf der Sohle lag eine hauchdünne Fäkalablagerung, überdeckt von humös–kiesigem Material. Die Ostseite wird durch die Lehmabdichtung der Mistlegi G19 gestört, während die Nordwand fehlt. Von ursprünglich vier Eckpfosten sind die westseitigen erhalten; zudem je ein Mittelpfosten an der Nord- und Südseite, die bis zu 60 cm in den anstehenden Wandkies eingerammt sind. Zwischen diese Pfosten und die ausgehobene Grube waren Holzbohlen gestellt. Aufgrund der Pfostenstellung und der erhaltenen Wandbretter kann G20 als annä-
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hernd quadratischer Behälter von 1,3 bzw. 1,5 m Seitenlänge rekonstruiert werden, mit einer Tiefe von ursprünglich etwa 1,2 m. Für die Wandbohlen wurde sowohl Eiche als auch Nadelholz verwendet, für die Pfosten Eiche.49 Datierung:50 Zwei Schichten wurden dokumentiert. Sämtliche Funde lassen sich dem mächtigen Schichtpaket G20.1 zuweisen, das sicherlich erst bei der Verfüllung der Grube eingebracht wurde. Einem dünnen, torfigen Bändchen G20.2 auf der Grubensohle konnten keine Funde zugewiesen werden.51 Ein Teil der Funde wurden beim Freilegen an der Oberfläche der Grube aufgesammelt (G20 OK; GK: n = 40). Da die Grube beim flächigen Baggerabtrag an ihrer OK gekappt wurde, können diese Funde ebenfalls zur Grubenverfüllung G20.1 gerechnet werden. Das übrige Fundgut wurde beim Ausnehmen der Grube geborgen (G20 Füll). Die beiden FKs G20 OK und G20 Füll wurden in der Auswertung zusammengenommen, da sie auch weitgehend identische Fundensembles zeigen (G20). Vertreten sind die Typen SR 12a–b, SR 14a und SR 15 sowie TLR 1–3. Die Grube zeigt damit ein ähnliches Typenspektrum wie G19 und G2.3.52 Rund 18% der Gefässfragmente sind ohne Grundengobe glasiert, 82% sind über einer Grundengobe glasiert, gut die Hälfte davon sogar beidseitig. Malhorndekors sind mehrfach nachgewiesen. Mehrfach finden sich auch braun/schwarze Glasuren (ohne braune Grundengobe). Weitere Datierungshinweise liefern wiederum die Bruchstücke von zwei Klarglasbechern (Kat. 152 und KASH 54839, ohne Abb.), wie sie sich auch in G2.3 und G19 finden. Das Fundmaterial aus G20 dürfte demnach ins 18. Jh. (allenfalls noch ins ausgehende 17. Jh.) gehören.
Grube G21 13. Jh. oder Neuzeit
(Beil. 1; Taf. 17) Ovale Erdgrube im anstehenden Kies von 1,4–1,7 m Durchmesser, erhaltene Höhe 0,3 m von ursprünglich mind. 1,5 m; keine Deckschichten erhalten. Deutet die Lage an der NO-Ecke des Mittelbaus auf Regenfassnutzung hin oder ist sie noch mittelalterlich? Datierung: Es wurde nur eine Verfüllschicht dokumentiert (G21.1), die sehr wenig Fundmaterial, wenig Gefässkeramik (GK: n = 3) lieferte. Lediglich eine RS ist typologisch bestimmbar: DTR 1 (Kat. 156). Wenn anhand eines einzelnen Scherbens überhaupt das Wagnis einer Datierung unternommen werden sollte, so dürfte die Grube in das 13. Jh. gehören.
Gruben G22/23, Pfostengruben
(Beil. 1) Runde bis langovale Pfostengruben von 30–50 cm Durchmesser, welche ursprünglich etwa 0,6 bis maximal 1 m eingetieft waren. Aufgrund ihrer Verfüllungen scheinen sie zusammen mit G12–17 mindestens zwei verschiedenen Bauphasen anzugehören (Phase A: G14, 15, 17, 22; Phase B: G12, 13, 23). Keine Funde.
Grube G24, Latrine Spätes 13./frühes 14. Jh., Phase II
(Beil. 1 und 2: Profil 7; Taf. 17–27, 61–68) An der Südseite des Ökonomiebaus fand sich eine leicht ovale Erdgrube von 2,6–3 m Durchmesser und einer Tiefe von rund 2,6 m. Auf eine alte Parzellengrenze deutet die mit G30, Str.3 und der Südflucht des Spittels gebildete O–W Flucht hin, G24 gehört deshalb zum Hinterhof einer alten Grossparzelle Obergass 76/77. Während die oberen 1,2 m mit muldenförmig abgesunkenen Lehmschichten überdeckt sind (G24.1–5), unterbrochen von einem Brandhorizont (G24.3), wie er sich fleckenweise im ganzen Ökonomiebau findet, aber nicht zweifelsfrei Brand I oder II zugewiesen werden kann. Darunter liegen Fäkalschichten in ausgezeichneter Erhaltung (G24.6–10) innerhalb eines korbartigen Flechtwerkes. Es war auf eine Höhe von 1 m erhalten, besass oben einen Durchmesser von 2,2– 2,4 m, der sich gegen unten auf 1,8–2,1 m verjüngt. Die Staketen aus Bu-
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chenhölzern von 5–7 cm Durchmesser sind unten zugespitzt und in einem Abstand von 20, bzw. 30–35 cm bis zu 40 cm tief in den anstehenden Lehmboden eingerammt worden; aussen wurde die frei hochgezogene Faschinenwand hinterfüllt. Die Besonderheit und der gut erhaltene Befund dieser Grube veranlassten uns, einen Teil des Faschinenwerks zusammen mit einem Ausschnitt des Grubenprofils für museale Zwecke in Silikon abzuformen. Die der Feuchtbodenerhaltung wegen noch aufs übelste riechenden Fäkalschichten enthielten viel organisches Material wie Holzabfälle, eine grössere Anzahl Holzschindeln, Holzgeräte und Holzleisten sowie Leder, Wollgewebe, Menschenhaare, Obst- und Getreidereste sowie Moos, das als Toilettenpapier Verwendung fand. Als Besonderheit gilt der Nachweis von Wachholdernadeln, die zum Räuchern und zur Geruchsbindung verwendet worden sind.53 Bemerkenswert sind 49 Daubengefässe.54 Eine grössere Anzahl davon ist dendrochronologisch datiert; die vorhandenen Endjahre der Gefässe liegen zwischen 1200 und 1273,55 wobei sich die jüngsten Endjahre sowohl in den ältesten wie auch in den jüngsten Schichten finden. Keramik fand sich dagegen verhältnismässig wenig; sie zeigt, dass die Latrine wie Str.3 letztmals im späten 13. bzw. frühen 14. Jh. benutzt worden ist. Datierung: Es wurden insgesamt 10 Verfüllschichten dokumentiert. Keramikfunde lieferten die Schichten G24.1/2, 4–5 und 8. Am fundreichsten war G24.4. Beim Reinigen der Grubenkante wurden weitere Funde gemacht, die allgemein den Schichten G24.1–4 zugewiesen wurden. Damit stammt praktisch das gesamte Fundmaterial aus den lehmigen Deckschichten. Keine Funde lieferte G24.3. Zu den tieferen Fäkalschichten G24.6–9 gehört lediglich eine einzige Keramikscherbe (KASH 63445 aus G24.8). Während die Fäkalschichten G24.6–9 sicherlich in die Benutzungszeit gehören, dürften die muldenartig eingesunkenen, lehmigen Schichten G24.1–5 aus der Zeit stammen, als die Grube aufgegeben und versiegelt wurde. Aus den unteren Fäkalschichten stammen mehrere dendrodatierte Hölzer (G24.6, 8, 9).56 Das jüngste Enddatum 1273 lieferte ein Daubenbecher aus der Schicht G24.6. Daraus ergibt sich ein t.p.q. 1273 für die Ablagerung der Schichten G24.1–6. Unter der Annahme, dass G24 nur relativ kurze Zeit in Benutzung war, könnte ihre endgültige Verfüllung frühestens im späten 13. Jh. erfolgt sein.57 Typologisch bestimmbare Randstücke stammen aus den Schichten G24.1/2, 4 und 5: G24.5 (GK: n = 6): Vertreten sind die Typen SR 2 (Kat. 164) und DTR 3 (Kat. 163). Die Schüssel dürfte zu den sog. Nachgedrehten Waren gehören. Glasierte Scherben sind keine vorhanden. Eine WS ist rot engobiert. G24.4 (GK: n = 31): Vertreten sind die Typen TR 20b1 (Kat. 158), BKR 2a (Kat. 159), SR 2 (Kat. 160) sowie eine Becherkachel KR 2 (Kat. 162). Auch diese Schüssel dürfte zu den Nachgedrehten Waren gehören. Von einem Dreibeingefäss ist ein Bein mit verbreitertem Fuss (Fu b) überliefert (KASH 63432). Glasuren sind nicht vorhanden. Dagegen weisen 5 der Gefässscherben auf ihrer Aussenseite einen roten Engobenüberzug auf. Ein Fragment ist beidseitig geglättet. G24.1/2 (GK: n = 6): Lediglich eine RS ist typologisch als TR 20a1 bestimmbar (Kat. 157). Die besprochenen Schichten wurden sicher erst nach 1273 abgelagert.58 Die wenigen Typen aus G24.1/2 und 5 finden sich jeweils in der etwas fundreicheren Schicht G24.4 grösstenteils wieder. Die Schichten G24.1–5 dürften demnach in relativ kurzer Zeit eingebracht worden sein.59 Für das enthaltene Fundmaterial wird eine Datierung ins späte 13./frühe 14. Jh. vorgeschlagen.
Grube G25, Ofen 14. Jh., Phasen III–IV
(Beil. 1; Taf. 28) Ausserhalb Str.5, an deren NO-Ecke, liegt eine quadratische Erdmulde mit gerundeten Ecken. Die Seitenlänge beträgt 1,2 m bei noch 20 cm Tiefe. Die Ränder weisen künstlich eingebrachten Lehm auf, der bis zu 8 cm tief, bis ins Anstehende hinein durch Brand verziegelt ist. Reste von wohl durch
Hitze abgesplitterten Kieselbollen stammen wohl von der gemauerten Überkonstruktion, zweifellos ein Ofen. Die Verfüllung besteht aus losem Brandschutt und Mörtelbrocken und wird von der Lehmplanie 1 überdeckt. Auf der N- und S-Seite des Ofens fanden sich einzelne Steine, Holzreste und Staketenlöcher, vielleicht Reste einer Blasebalgeinrichtung.60 Mangels verbindender Schichten blieb unklar, ob Ofen G25 und diese Befunde mit Str.5 zusammengehören oder einer älteren Phase entstammen. Datierung: Nur eine Verfüllschicht wurde dokumentiert. Lediglich eine Gefässscherbe liegt vor, die als innen glasierte Schüsselform SR 4 bestimmt werden kann (Kat. 283). Nach Vergleichen aus Schaffhausen dürfte die Form ins 14. Jh. gehören.61
Grube G26
(Beil. 1 und 2: Profil 8; Taf. 28) Siehe Str.7
Gruben G27–G29, Pfostengruben (Beil. 1) Keine Datierung möglich.
Grube G30, Haus 13. Jh./1. Hälfte 14. Jh., Phase II oder III
(Beil. 1; Taf. 29) Unter der östlichen Parzellenmauer des Ökonomiegebäudes lagen etwa 40 cm breite Mauerreste, die noch 30 cm hoch erhalten sind und aus vermörtelten Kieseln und Nagelfluhblöcken bestehen. Nur eine Seitenlänge ist mit 4,6 m bekannt, die anderen reichen über die östliche Grabungsgrenze in die Parzelle zum Rehbock hinein. Auf eine alte Parzellengrenze deutet die mit G24, Str.3 und der Südflucht des Spittels gebildete O–W Flucht hin, G30 gehört deshalb zum Hinterhof einer alten Grossparzelle Obergass 76/77. Im nur punktuell untersuchten Innern ist der anstehende Boden brandgerötet und überlagert von einer massiven Holzkohleschicht die den Wänden hochzieht und ihrerseits bedeckt ist mit Brandschutt, in dem viele Hüttenlehmbrocken mit glatter Seite und Rutenabdrücken liegen, wie sie in G26, G37 oder den Str.1 und Str.4 zum Vorschein kamen. Es sind Reste einer Fachwerkkonstruktion mit lehmverstrichenen Flechtwerkwänden, die auf dem Steinsockel gestanden ist. Konstruktiv entspricht G30 den Befunden G9 und Str.7; sie ist aber nicht eingetieft. Südlich anschliessend liegt eine weitere Latrine in der Rehbockparzelle, die während der Unterfangungsarbeiten der Hofmauer angeschnitten wurde. Datierung: Wenige Keramikfunde fanden sich im Brandschuttpaket (G30 Brandschutt, GK: n = 4). Lediglich eine RS einer nicht näher bestimmbaren Becherkachel wurde gefunden (Kat. 289). Erwähnt seien noch zwei BS mit Quellrändern (Kat. 290 und KASH 63757, ohne Abb.). Das spärliche Fundmaterial gibt nur einen sehr vagen Datierungshinweis vielleicht ins 13. Jh.62
Gruben G31–G34 13. Jh., Phase I
(Beil. 1 und 2: Profil 1, Profil 4) Rudimentär untersuchte Latrinen(?)gruben mit sehr spärlichem Fundmaterial: G31: Durchmesser mehr als 1,8 m, Tiefe ursprünglich um 2 m, weitgehend zerstört durch G6. Älter als G33, jünger als G32. G32: Durchmesser 2,6–3 m, Tiefe ursprünglich 1,8 m; liegt unter G7. Älter als G31, jünger als G34. G33: Durchmesser ca. 2,2 m, Tiefe ursprünglich ca. 1,6 m. Jünger als G31, älter als G1.
G34: Durchmesser ca. 1,7 m, Tiefe ursprünglich ca. 1,4 m. Schicht von Kirschkernen beobachtet. Älter als G32. Datierung: Lediglich aus G32 ist eine WS (KASH 63764) geborgen worden. Über das Fundmaterial ist bei allen Gruben keine Datierung möglich.
Grube G35, Leernummer Grube G36, Sickergrube Mitte/2. H. 13. Jh., Phase II
(Beil. 1; Taf. 29) In den Vorsondierungen angeschnittene, längsoval-trapezförmige Grube; gehört zu Schicht 5b. Die Seitenlängen betragen 3 m, bzw. 1,1 m bei 1,5 m Tiefe. G36 liegt unter dem Lehmboden von Str.1 und ist nur teilweise ausgegraben, weil sie gegen Osten teilweise über die Grabungsgrenze hinauslief. Die Grube zeigt in den unteren 80 cm eine sterile Bollensteinpackung; darüber liegt eine kompakte Humusschicht, die ihrerseits bedeckt ist von einer sterilen Lehmplanie. Datierung: Drei Verfüllschichten wurden dokumentiert. Lediglich Schicht G36.2 lieferte wenige Keramikfunde. Nur ein bestimmbarer Typ ist vorhanden: TR 20a1 (Kat. 291). Die Form dürfte schwerpunktmässig in die Mitte/2. Hälfte des 13. Jhs. oder 1. Hälfte des 14. Jhs. datieren. Bezüglich der vorgeschlagenen Datierung für die überdeckende Schicht S4c muss die Grube G36 spätestens im ausgehenden 13. Jh. verfüllt worden sein.
Grube G37, Ofen 2. Hälfte 14. Jh./um 1400, Phase IV
(Beil. 1 und 2: Profil 9; Taf. 29) Quadratisch bis rundliche Grube, mit einer Seitenlänge um 2 m, etwa 0,5 m eingetieft. Nur teilweise ausgegraben, weil unter nördlichen Grabungsrand laufend. In der Obergass liess sich im Leitungsgraben der Anschluss an Str.7 beobachten. Die Wände sind massiv brandgerötet, der Boden russgeschwärzt. Eine verbrannte, vorspringende Lehmkante an der Südwand deutet auf eine mögliche Unterteilung der Ofengrube hin. Das Innere ist lagenweise mit Brandschutt verfüllt; es sind sehr viele Hüttenlehmbrocken vorhanden, vermutlich vom Ofengewölbe. Datierung: Es wurden vier Verfüllschichten dokumentiert. Keramisches Fundgut lieferten nur G37.1–2. In G37.3 wurden viele Eisenstücke gefunden (31 Fragm.; KASH 66487 und 66488), die aber nicht näher bestimmt werden konnten. Die Schichten G37.1–3 wurden wohl erst mit der Aufgabe der Grube eingebracht. Die Schichten G37.1 und 2 sind durch Passscherben verbunden (vgl. Kat. 295) und wurden zusammengenommen betrachtet. Bis auf ein Deckelfragment (Kat. 296) stammen sonst ohnehin alle Keramikfunde aus G37.1. G37.1/2 (GK: n = 17): Vorhanden sind die Typen: KR 5a und KR 5b sowie drei Fragmente der Schüssel SR 7 (Kat. 292, 295 und KASH 63482, ohne Abb.). Alle Schüsseln weisen auf der Innenseite eine olivgrüne Glasur auf (ohne Grundengobe). Der Typ kommt ausser in G37 nur noch zweimal vor (Kat. 601, S6/ OK S8 und Kat. 634, Oberflächenreinigung). Es finden sich nur glasierte Stücke ohne Grundengobe. Sämtliche Glasuren sind auf der Gefässinnenseite angebracht und bis auf zwei Fälle, wo die Glasurfarbe nicht mehr zu bestimmen ist, sind alle olivgrün. Für das Formenspektrum wird eine Datierung in der 2. Hälfte 14. Jh. und um 1400 vorgeschlagen.
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Grube G38, Latrine/Sickergrube Vermutlich 16./17. Jh., Phasen V–VI
(Beil. 1) Gemauerte Latrinengrube mit Wandstärke 25 cm, Durchmesser mehr als 1,2 m. Nur während Aushub rudimentär beobachtet ist der unterste Meter von urspr. etwa 3,5 m Tiefe und eine Fäkalschicht von mehr als 50 cm Dicke mit vielen Kirschenkernen. Liegt an der NO-Ecke des im Katasterplan von 1843 eingezeichneten Grundrisses, der keine Versicherungsnummer trägt und deshalb vermutlich ein offener Schopf ist. G38 ist vermutlich mit G6 zu vergleichen und deshalb als Latrine und Sickergrube/Sammler mit Überlauf zu interpretieren. Vermutlich ist es jener Sammler, der in einer Schriftquelle von 1518 genant wird.63 Keine Funde.
Grube G39, Pfostengrube? (mit Steinplatte), Oekonomiebau (Beil. 1) Keine Funde.
M 9, Kanal 2. H. 13./frühes 14. Jh., Phase II
(Beil. 1 und 2: Profil 10–13, M9 2.–4. Abstich; Taf. 58) Eingebettet in 5b und überdeckt vom Brandhorizont I (ohne Nr.) liegen die Reste des Kanals M9, ein 30 cm breites und 20 cm tiefes, horizontal verlaufendes Gräbchen, das sorgfältig mit Kieseln gefüllt und mit einer Lehmschicht abgedeckt ist. Er verläuft in der Verlängerung der Westflucht des Kernbaus 1, beginnt auf der N-Seite des jüngeren Hauses Str.1, verläuft parallel zum Haus G9 und lässt sich über eine Länge von 8 m bis zur Störung durch den ebenfalls jüngeren Keller G2 verfolgen; die Fortsetzung nach Norden ist unbekannt. Auf M9 lag wohl ein aus Brettern gebildeter Holzkanal der vielleicht verbrannt ist und an dessen Stelle der parallel verlaufende Holzkanal M13 zu G6 getreten ist. Der Beginn dieses Kanals wurde verschiedentlich umgebaut: Ältester Teil ist eine rechteckige Lehmschicht von 80 x 100 cm Ausdehnung, die 30 cm unter der Oberkante von M9 liegt. Darauf liegt als zweite Phase ein jüngerer Streifen mit Kieselbollen, der als kleiner Kanal ausgebildet und mit Decksteinen abgedeckt ist. Dieser mündet in ein rechteckiges Becken, das innen etwa 50 x 80 cm misst und eingefasst ist von grossen, länglichen Kieseln, die auf einer Lehmsohle liegen. Dieser jüngere Trog markiert die spätere Nordflucht von Str.1, liegt 90 cm südlich der erwähnten, rechteckigen und etwa gleich grossen Lehmschicht, die damit als Unterlage eines älteren Troges anzusprechen ist. Der kleine Trog ist folglich als Überlauf eines von den Hausdächern gespiesenen Regenfasses zu interpretieren, von dem das überschüssige Wasser mittels Kanal vermutlich der Sickergrube G6 zugeleitet wurde. In einer dritten Phase werden Trog und Kanal sehr sorgfältig mit grossen plattigen Steinen abgedeckt. Vereinzelt sind kleine, oxydierte Eisenreste vorhanden. Die pflästerungsartige Fläche dünnt gegen Westen aus, war wohl Hofplatz und wird schliesslich vom ältesten Brand bedeckt. Datierung: Kanal M9 (GK: n = 15): Beim Abbau des Kanals M9 wurden einige Gefässfragmente geborgen. Lediglich ein bestimmbares Schüsselfragment der Form SR 2 (Kat. 616) ist überliefert. Ein Fragment ist innen olivgrün glasiert, drei zeigen aussen einen roten Engobenüberzug. Die Schüssel und die wenigen rot engobierten Scherben sprechen für eine (vorsichtige) Datierung von M9 in die 2. Hälfte 13. und das frühe 14. Jh. Pflästerung: Beim Freilegen und beim Abbau der Pflästerung wurden einige Funde geborgen: Freilegen der Pflästerung (Pflä Frei; GK: n = 9): PFR 2 (Kat. 617) und SR 3 (KASH 62387, ohne Abb.). Erwähnt seien noch zwei Füsse der Form Fu b (KASH 62388–89, ohne Abb.). Ein Keramikfragment ist aussen rot engobiert, zwei sind innen olivgrün glasiert (ohne Grundengobe).
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Entfernen der Pflästerung (Pflä Entf; GK: n = 21): TR 20a1 (Kat. 619) und SR 3 (Kat. 620). Weiter fand sich eine aussen olivgrün glasierte Scherbe mit plastischer/figürlicher Auflage, die jedoch nicht genauer zu deuten war (Kat. 621). An Oberflächenbehandlungen finden sich olivgrüne Glasuren (ohne Grundengobe) und rote Engoben. Die Ensembles dürften ins spätere 13./1. Hälfte 14. Jh. gehören.64
Holzkanal M13 vgl unter G6 Struktur Str.1, Haus Spätes 13./1. Hälfte 14. Jh., Phase III
(Beil. 1 und 2: Profil 1–2; Taf. 47–49) Ganz im Süden der Grabungsfläche lag ein grösseres, verbranntes Holzgebäude, südseitig durch einen spätmittelalterlichen Kellerhals mit Treppe zum Bürgerasyl und westseitig im 20. Jh. durch Hofabsenkung und Zivilschutzbunker gestört. Das Gebäude liegt auf S5b, bzw. ist zugehörig zu S5a (Brand II, 4a/b) und überdeckt durch S3. Seine Masse betragen mehr als 5,4 m (N–S), bzw. mehr als 4,8 m (O–W). Ob es freistehend war, oder an die Steinbauten an der Oberstadt angebaut, ist unklar. Jedenfalls läuft es über die Parzellengrenze zum Haus zum Rehbock hinaus, die demnach jünger ist. Einzige erhaltene Begrenzung ist die N-Wand M7, ein Balkenunterlager aus 1–2 Lagen Bollensteinen, in zwei Reihen mit 20–40 cm Breite verlegt. Die Steinunterlage ist brandgeschwärzt; einige verkohlte Holzreste markieren die ehemalige Wandschwelle. Im Mittelabschnitt dieser Wand fehlt die nördliche Steinreihe auf einer Länge von etwa 1 m, was auf eine Türe an dieser Stelle hindeuten könnte. Auffallenderweise ist hier innenseitig der Boden am stärksten brandgerötet. Innenraum und Aussenbereich, bis etwa 1,5 m über die Nordwand hinaus, sind bedeckt von Brandschutt: eine bis zu 10 cm dicke Schicht aus verbranntem Lehm, durchsetzt von bis zu drei übereinanderliegenden Holzkohlebändern (S4a) und Lehmbrocken mit Flechtwerkabdrücken. Es sind die Reste der mit Lehm verstrichenen Flechtwerkwände. Im Hausinnern lag unter der Brandschuttschicht (S4a) eine Holzkohlelage (S4b) die wohl vom ehemaligen Bretterboden stammt, der seinerseits auf einem bis zu 30 cm starken Lehmboden (S4c) liegt. Auf den Wiederaufbau des Hauses Str.1 nach dem Brand deutet der noch auf einigen m2 erhaltene Mörtelboden (S23). Seine Nordflucht fällt wieder mit jener von Str.1 zusammen, bemerkenswerterweise eine Flucht, die fast von Anfang an, bereits mit dem zu M9 gehörenden, jüngeren Trog immer wieder übernommen wird. Auf dem Mörtel liegt der Lehmestrich (S22), der wiederum brandgerötet ist. Ob dies mit den Funktionen des Gebäudes zu tun hat oder von einem dritten Brand resultiert, liess sich auf Grund des fragmentarischen Zustandes nicht klären. Bemerkenswertester Fund ist ein vollständiges Kännchen mit fixiertem Deckel (Kat. 491, Abb. 153). Datierung: S4a/b (GK: n = 76):65 Die Schicht S4a/b weist von allen Schichten den höchsten Anteil an verbrannter Keramik auf. Vorhanden sind die Typen: DTR 1, DTR 3, PFR 2, TR 20g2 sowie ein Öllämpchen LAR 2. Weiter sind ein gekehlter Henkel wohl einer rot engobierten Bügelkanne (He a) und mehrere Beine von Dreibeingefässen (FU a und b) nachgewiesen.66 Besonders ist ein beidseitig olivgrün glasiertes Kännchen mit fixiertem Deckel (Kat. 491). An Ofenkeramik sind die Form KR 3-N und zwei RS vermutlich von „Kacheln mit viereckiger Mündung“ (Kat. 488 und KASH 68024, ohne Abb.) belegt sowie zwei olivgrün glasierte Blattkacheln (Kat. 489 und KASH 61961 nicht näher bestimmbar, ohne Abb.). Speziell ist Kat. 647, eine „Tellerkachel mit viereckiger Mündung“. Rund 23.7% der Gefässscherben sind glasiert, 2.6% sogar beidseitig, alle ausschliesslich olivgrün. Rund 11.8% der Gefässe besitzen einen roten Engobenüberzug auf der Aussenseite, 5 Fragmente sind aussen geglättet. Die Mehrheit (rund 58%) bleibt unbehandelt. Verwandte Typenspektren finden sich etwa in S5a oder G9. Für das Material aus Schicht 4a/b wird eine Datierung in die 1. Hälfte des 14. Jh. vorgeschlagen.67 Allenfalls könnten insbesondere die Blattkacheln tendenziell eher ins 2. Viertel des 14. Jh., resp. gegen die Mitte des 14. Jh. weisen.
S4c (GK: n = 100): Vorhanden sind die Typen DTR 1, DTR 2, DTR 3 sowie TR 19, TR 20a1, TR 20d1 und TR 20f1. Im weiteren die Schüsselform SR 1. Erwähnt sei noch eine rot engobierte Bügelkanne BKR 2b (Kat. 501) sowie das ebenfalls rot engobierte Fragment eines «Widder-Aquamanile» (Kat. 504). Lediglich drei Gefässscherben weisen eine olivgrüne Glasur auf (ohne Grundengobe, alle auf den Gefässaussenseiten). Rund 17% besitzen dagegen aussen einen roten Engobenüberzug, zwei Scherben sind innen rot engobiert, ein Stück ist aussen geglättet. Ein verwandtes Typenspektrum zeigen etwa die Grube G24.4/5 (t.p.q. 1273) oder Schicht S5b. Für das Fundmaterial der Schicht S4c wird eine Datierung ins späte 13./frühe 14. Jh. vorgeschlagen.68 OK Mörtelboden S23 (S3/OK Möbo, GK: n = 1, 2 Fragm. Ofenkeramik): Das Material, das direkt auf dem Mörtelboden S23 zum Vorschein kam, wurde separat erfasst. Ob das Material allerdings der darüber liegenden Deckschicht S3 oder dem feinen Brandhorizont auf OK von S23 zuzurechnen ist, liess sich auf der Grabung nicht entscheiden. Gefunden wurde ein Topf TR 20g3 (Kat. 466) und eine Blattkachel mit Fabeltierdarstellung (Kat. 467). Nach der Topfform wird eine (allerdings nur sehr schlecht abgestützte) Datierung vielleicht in die 2. Hälfte des 14. Jh. und um 1400 vorgeschlagen.
Struktur Str.2, Keller 13. Jh., Phase I
(Beil. 1 und 2: Profil 1; Taf. 31) Ganz im Süden der Grabungsfläche, überdeckt von Str.1 und unter S5b liegen die Reste eines Kellers. Zwei jüngere Eingriffe haben weite Teile zerstört: Auf der N-Seite G10 und auf der W-Seite der Zivilschutzbunker. Erhalten ist lediglich ein knapp 60 cm breiter Streifen der ursprünglich mindestens 4 m langen und etwa 1,2–1,5 m eingetieften Kellergrube. Entlang der O-Seite zeigten sich drei nur etwa 10 cm tiefe Pfostengruben, im Abstand von 1,2 bzw. 1,4 m. Zwei Eichenpfähle mit Durchmesser um 20 cm waren erhalten, der südliche war umgeknickt und lag auf dem Boden. Der schlechte Erhaltungszustand verunmöglichte deren Datierung.69 Auf der Grubensohle findet sich im Bereich der Pfosten ein 10 cm dicker Lehmestrich, offenbar ein jüngerer Boden, weil darunter bereits ein älterer Benutzungshorizont liegt. Im Südabschnitt liegt der Grubenboden 30 cm höher; ein eigentlicher Benutzungshorizont ist nicht vorhanden, und an der SO-Ecke der Grube ist auch kein Pfosten vorhanden, weshalb dort der ehemalige Kellerabgang vermutet werden kann. Verfüllt war die Grube mit humösen, bzw. sandig kiesigen Schichten S11, S12 und S16, deren Setzungsprozess zusammen mit der jüngeren Verfüllung von G10 verlaufen ist. Möglich wäre die Nutzung des Raumes als Webkeller, wie sie in Winterthur verschiedentlich nachgewiesen sind.70 Datierung: Aus der Lehmschicht, die mit grosser Wahrscheinlichkeit zur Nutzung von Str.2 gehören dürfte, stammt lediglich eine RS die sich als Schüssel SR 1 bestimmen liess (Kat. 301). Aus der darüber liegenden Schicht (FK 137) stammen nur eine bronzene Riemenzunge (Kat. 302) und ein unbestimmbares Eisenfragment (KASH 66317, ohne Abb.). Die Form SR 1 dürfte schwerpunktmässig ins 13. Jh. datieren. Das Randfragment gäbe damit zumindest einen vagen Hinweis auf die Nutzungszeit von Str.2 im 13. Jh. S11 (GK: n = 21): In der Schicht S11 fanden sich die Typen: BKR 2b, DTR 3 und TR 20f1. Im weiteren ist noch ein Randfragment, das wohl zu einer Pilzkachel gehört, belegt (Kat. 609). Nach dem (kleinen) Typenspektrum liegt S11 recht nahe bei der Schicht S5b.71 Unter den Oberflächenbehandlungen finden sich keine Glasuren. Neun Gefässfragmente zeigen eine rot engobierte Aussenseite. Für das Material aus Schicht S11 wird demnach, wie für S5b, eine Datierung in das späte 13. oder frühe 14. Jh. vorgeschlagen.
Struktur Str.3, Latrine Spätes 13./frühes 14. Jh., Phase II
(Beil. 1 und 2: Profil 7; Taf. 31–37, 69) Die in der SO-Ecke des Ökonomiebaus gelegene Grube wurde bereits in den Vorsondierungen angeschnitten. Sie gehört zu S6, ist an ihrer Südseite durch G6 gestört und deshalb älter. Auf eine alte Parzellengrenze deutet die mit G24, G30 und der Südflucht des Spittels gebildete O–W Flucht hin, Str.3 gehört deshalb zum Hinterhof einer alten Grossparzelle Obergass 76/77. Auch in dieser Latrine sammelte sich Sickerwasser, weshalb sie ebenfalls Feuchtbodenerhaltung aufwies. Die schrägen Grubenwände sind eingefasst mit einer rechteckigen Palisade,72 dicht aneinander stehenden Pfählen, meist Erlenholz, selten Eiche,73 von 8–15 cm Durchmesser, welche unten zugespitzt und bis zu 1 m in den anstehenden Lehm eingeschlagen sind. Die Masse der Grube betragen oben 2 x 1,7 m, auf der Sohle noch 1,2 x 1 m bei einer noch erhaltenen Tiefe von max. 2,7 m. Darüber lagen die Reste des etwa quadratischen Abtritts von etwa 2 m Seitenlänge: Auf zwei Rundhölzern von etwa 15 cm Durchmesser entlang der W- und O-Seite lag quer in der Mitte ein Bohlenbrett. Nördlich davon war die Fläche mit armdicken Ästen bedeckt. Südlich davon und rechtwinklig eingenutet in die Mittelbohle lagen vier Bälkchen im Abstand von 50–60 cm, als Unterkonstruktion des eigentlichen Toilettensitzes. Ob daraus ein, zwei (wie auf der mittlerweile bekannten Darstellung des Baschi Hegner von 1565 aus der Wickiana) oder allenfalls drei Latrinensitze zu rekonstruieren wären, kann nicht mehr entschieden werden. Die Verfüllung der Grube bestand bis unter den ehemaligen Latrinenboden aus schichtweise abgelagerten stark riechenden Fäkalschichten,74 mit unterschiedlich hohen (eingeschwemmten?) Lehmanteilen, in denen sich ausserordentlich viel organisches Material erhalten hat: die Skelette von mind. zwei erwachsenen Katzen und die in Fäkalschichten üblichen Obstund Getreidereste. Hinzu kommen Wollgewebe und verschiedene Lederfunde: Ein fast vollständig erhaltener Kinderschuh, eine Schuhsohle, ein Handschuh und Lederverschnitte. Weiter viele Holzabfälle, eine Anzahl Dachschindeln des Aborthäuschens und Holzgeschirr, wie eine gedrechselte Schale, eine Griffdaube sowie etwa 10 Daubengefässe. Von Letzteren sind eine ganze Anzahl Dauben und Böden aus Fichtenholz gemessen worden; ein einziger Boden liess sich sicher aufs Jahr 1226 datieren.75 Zusammen mit der Keramikdatierung ist davon auszugehen, dass diese Latrine wie G24 letztmals in der Zeit des späten 13. bzw. frühen 14. Jh. benutzt wurde. Datierung: Es wurden insgesamt neun Schichten dokumentiert. Die lehmige Schicht Str.3.9 dürfte die Grubensohle angeben, die teilweise torfigen Schichten Str.3.8–5 entstanden wohl in der Benutzungszeit der Grube. Die Schichten Str.3.1–3 (vielleicht auch noch Str.3.4) laufen über den Grubenrand hinaus. Sie können somit nicht mehr zu den eigentlichen Verfüllschichten der Grube gerechnet werden. Diese Schichten wurden wohl erst beim Zudecken und Einplanieren der Latrine eingebracht. Keramisches Fundgut fand sich in den Schichten Str.3.1 und 3–6. Str.3.7 erbrachte lediglich ein einzelnes Glasfragment. Einige Glas- und Keramikfragmente konnten nur allgemein Str.3 zugeordnet werden (bestimmbare Formen: TR 16b, Kat. 350; TR 20f1, Kat. 351). Ein Daubenbecherboden aus der Verfüllschicht Str.3.5 lieferte das einzige sicher datierte Dendrodatum von 1226.76 Damit erhalten wir einen absoluten t.p.q. 1226 für die Ablagerung der Schichten Str.3.1–5. Str.3.7: Lediglich ein Fragment eines Nuppenbechers (KASH 54803, ohne Abb.).77 Str.3.6: Lediglich eine nicht näher bestimmbare WS (GK). Str.3.5 (GK: n = 8): Neben Str.3.1 lieferte dieses Schichtpaket die meisten keramischen Funde. Vorhanden sind die Topfformen: TR 16b und TR 19 sowie TR 7 als Altfund. Daneben fand sich die Becherkachelform KR 2. Ein Fragment weist aussen einen roten Engobenüberzug auf, der Topfrand TR 16b (Kat. 322) ist geglättet. Glasierte Scherben liegen dagegen keine vor.
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Str.3.4 (GK: n = 4): Keine typologisch bestimmbare RS. Ein Fragment besitzt aussen einen roten Engobenüberzug. Str.3.3 (GK: n = 2): Vorhandene Typen: DTR 1 (Kat. 319) und die Kachelform KR 2 (Kat. 320). Alle Oberflächen sind unbehandelt. Str.3.1 (GK: n = 24): Dieses Schichtpaket lieferte die meisten Keramikfunde, allerdings lassen sich nur zwei Typen bestimmen: ein innen teilweise geglätteter Topfrand TR 20a1 (Kat. 316) und eine Schüssel der Form SR 2 (Kat. 317) mit Verstrichmuster. Lediglich zwei Gefässfragmente zeigen teilweise eine geglättete Oberfläche (vgl. Kat. 316), ansonsten sind alle Scherben unbehandelt. Die Schichten Str.3.1 und 3 dürften schon vom Befund her in etwa demselben Zeitraum entstanden sein (Einplanierung der Grube). Die einzelnen Typen aus den Schichten Str.3.1, 3 und 5 finden sich in auswärtigen Fundensembles wiederholt miteinander vergesellschaftet.78 Es kann daher angenommen werden, dass auch die oberste „Nutzungsschicht“ (Str.3.5) zeitlich nicht allzu weit von den darüberliegenden Deckschichten (Str.3.1–4) entfernt ist. Trotz des älteren Dendrodatums (1226) dürften die Schichten Str.3.1–4 und vermutlich auch Str.3.5 nicht vor der 2. Hälfte des 13. Jh. eingebracht worden sein, eher im letzten Viertel des 13. Jh. oder allenfalls im frühen 14. Jh.
Struktur Str.4, Haus 1. Hälfte 14. Jh., Phase III
(Beil. 1) Str.4 liegt unter Planie 3, ist neuzeitlich gestört durch G2, Str.6 und eine moderne Leitung an der Südwand. Ein dreiseitig vorhandenes, um 20 cm breites Trockenmäuerchen aus Bollensteinen misst 2,8 x 1,85 m und gehört offenbar zusammen mit M4, der massiven 55 cm breiten Westmauer. Sie ist zweihäuptig, vermörtelt und besteht aus Bollensteinen. Im Südabschnitt ist der Boden gepflästert, die Begrenzung gegen Norden ist nicht untersucht, Mörtelreste zwischen den Steinen sind zu gering, als dass sie als Reste eines darüber ziehenden Mörtelestrichs anzusprechen wären. Diese Steinunterlage eines Holzbaus mit massiver Westwand umschliesst einen Raum von 1,7 x 2,4 m. Das Gebäude ist durch Brand zerstört worden, wie die 25 cm mächtige Brandschuttschicht (S17a/b) des zweiten Brandes nahelegt. Auf den brandgeröteten Steinen der Trockenmäuerchen sind Reste der verkohlten Schwellhölzer erhalten. Zudem lagen über dem gepflästerten Innenraum Wandreste in Form von verkohltem Flechtwerk mit verbranntem Lehm mit Hüttenlehmbrocken, im nördlichen, ungepflästerten Raumabschnitt verkohlte Bretter und verbrannter Lehm mit Hüttenlehmbrocken (S17a/b). Aussen liess sich im Norden und Osten über einige Quadratmeter ein Hofplatz nachweisen, bestehend aus feinem Kies, mit festgetretener, teilweise brandgeröteter Oberfläche (S18, Brand II). Datierung: S17a und b: Der FK 19 wurde den Schichten S17a und S3 zugeordnet (S3/17a). Der Mischkomplex, ist daher für die zeitliche Einordnung von S17a nicht zu verwenden.79 S17a zugerechnet wurde lediglich FK 99. Die vier Eisen- (KASH 66402, ohne Abb.) und zwei Bronzefragmente (KASH 66403, ohne Abb.) lassen sich nicht näher bestimmen und können keinen Datierungshinweis liefern. S17b erbrachte keine Funde. S18 (GK: n = 3): Der FK 101 wurde der Schicht S18 zugerechnet. Die einzige bestimmbare Randform ist eine Ofenkachel KR 5a (Kat. 556) die jedoch Passscherben aus S5a und b besitzt. Ihre Zuweisung bleibt unsicher. FK 100 wurde den Schichten S18 und S3 (S18/S3) zugerechnet.80 Der Mischkomplex kann für die Datierung von S18 nicht verwendet werden. Als vage Datierungshinweise für S18 bleiben nur noch zwei Gefässfragmente mit rot engobierten Oberflächen (KASH 62231: I: en und 62232: A/I: en, ohne Abb.). Diese Überzugsart tritt – zumindest für Konstanz – schwerpunktmässig im späten 13. und in der 1. Hälfte des 14. Jh. auf. Weiter liegt noch ein Fragment eines Nuppenbechers (wohl Schaffhauser Typ) vor. Diese Glasbecher datieren allgemein in die 2. Hälfte des 13. Jh. und ins 14. Jh. (vgl. S. 71f. rote Engoben und S. 92 Schaffhauser Becher).
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Struktur Str.5, Haus 14. Jh., Phase IV
(Beil. 1 und 2: Profil 7; Taf. 37) Erhalten sind Holzbalken-Negative unter Schicht S1 mit einem Querschnitt von 25 cm, die ein fast quadratisches Geviert mit Seitenlänge um 2,3 m bilden. An der SW-Ecke überlagert Str.5 Grube G24 und wird ihrerseits auf der Ostseite von einem jüngeren Balkengräbchen mit unbekanntem Zweck überlagert. Niveau und Ausrichtung korrespondieren einerseits mit G30, andererseits mit der Bauflucht G9/Str.7. Diese Schwellbalken bildeten die Unterkonstruktion eines kleinen Ständerbaus unbekannter Funktion.81 Der Ofen G25 kann dazugehören. Datierung: Zwei FK wurden zu Str.5 gerechnet: FK 171 vom Ausnehmen der Balkengräbchen (Str.05 Balkenlager; GK: n = 1): Es fand sich lediglich eine innen olivgrün glasierte Schüssel SR 8 (Kat. 355). FK 172 vom Abbau brandiges Material im Innern von Str.5 (Str.05 Innenraum; GK: n = 7): sicher bestimmbar ist lediglich ein Kachelrand KR 3-B (Kat. 353). Ein Gefässfragment ist innen olivgrün glasiert (ohne Grundengobe), drei Fragmente sind aussen rot engobiert, unter anderem ein gekehlter Bügelkannenhenkel mit Eindruckdekor (KASH 63663 ohne Abb.). Beide Schichtpakete können erst nach dem Abgang der Str.5 abgelagert worden sein. Die Str.5 überlagert Latrine G24, was einen t.p.q. von 1273 für ihre Errichtung ergibt. Aufgrund der spärlichen Merkmale wird für das Fundmaterial aus der brandigen Verfüllschicht eine (nur schwach abgestützte) Datierung in das 14. Jh. vorgeschlagen. Die Verfüllung der Balkengräbchen könnte etwa in denselben Zeitraum datieren.82
Struktur Str.6, Mistlegi 2. Hälfte 19./Anfang 20. Jh., Phase VII
(Beil. 1) Ganz im Norden des Hofes, direkt an der Durchfahrt des Ökonomiegebäudes lag ein fragmentarisch untersuchtes, rechteckiges Mauergeviert mit Innenmassen von 4,5 x 1,8 m. Die Mauerstärke beträgt rund 55 cm, erhalten auf eine Höhe von 50–90 cm. Das zweihäuptige, lagerhafte Bollensteinmauerwerk war durchsetzt mit einzelnen Sandsteinen, Hohlziegeln sowie neuzeitlichen Biberschwanzziegeln und ist mit einem grauen, kiesigen Mörtel zusammengefügt. Flickstellen im oberen Bereich sind auch mit Vollbacksteinen durchsetzt. Das Mauerwerk wurde in die Grube gemauert, durchschlägt sämtliche älteren Schichten und überlagert G19, an deren Stelle es getreten ist. Der Innenraum war mit einem Boden aus Vollbacksteinen versehen, mit Massen von 29,7 x 14,8 x 5,8 cm. Vermutlich führte die Anlage der Durchfahrt zum Spitalhof in den Ökonomiebau 1843 zur Verschiebung, zum Ersatz von G19 durch Str.6. G19/Str.6 ist im Katasterplan von 1843/46 eingezeichnet und ist jener Dungplatz, der in einem Handänderungsprotokoll von 1850 erwähnt wird.83 Die Nutzung des Ökonomiebaus als Stall verschwindet vor 1916 aus den Brandkatasterbüchern,84 womit auch die Mistlegi ihre Funktion verloren hat. Datierung: Es wurden daher keine Funde geborgen.
Struktur Str.7/Grube G26, Heizraum mit Badofen des Spital(?)bades Mitte 15. Jh.–1. Hälfte 16. Jh., Phase IV
(Beil. 1 und 2: Profil 8; Taf. 37) Steinkeller, aus dessen SW-Ecke der runde Mauerring G26 hervorragt. Das kleine Bauwerk läuft unter den Fundamenten des Ökonomiebaus hindurch in die Obergass, wo sich in einem Leitungsgraben noch die NOEcke beobachten liess. Das einhäuptige, in die Grube gemauerte, 30– 50 cm breite Mauerwerk war noch auf eine Höhe von maximal drei Lagen (=40 cm) erhalten und umfasst einen Raum von 1,6 x 3,3 m. Es setzt erst 40 cm über der Grubensohle an und kragt leicht über den inneren Grubenrand aus. Dies hat dazu geführt, dass das Mauerwerk vor allem entlang der Südmauer leicht in den Innenraum abgerutscht ist. Der Mauerring von
G26 an der SW-Ecke ist oval bis hufeisenförmig, innen verputzt, mit einem Durchmesser von 1,2–1,5 m und ist nahtlos über eine (Schür-)Öffnung von etwa 40 cm Breite mit Str.7 verbunden. Mauerstärke, -unterkante, -charakter und Mörtel sind ebenfalls identisch. Die erhaltene Höhe beträgt noch zwei Steinlagen (=35 cm), was in etwa dem Eintiefungsniveau entspricht. Verfüllt war der Innenraum von Str.7 mit einer 40 cm dicken, humös-organischen Benutzungsschicht Str.7.2, die mit Holzfragmenten durchsetzt ist und gegen oben mit einem Lehmband Str.7.1 abgeschlossen ist. Brandspuren zeigten sich im Gebäudeinnern keine. Nur aussen auf der Ostseite sind sie fleckenweise vorhanden, beobachtet aber ohne klaren Zusammenhang während der Aushub- und Unterfangungsarbeiten. Str.7/G26 lässt sich als Heizraum mit Badofen deuten.85 Darüber liegt die Planieschicht 1, die in die Str.7 mit ihrer zusammengesackten Einfüllung tiefer hinunterzieht. Sie besteht aus Abbruchmörtel, mit Brandschutt (Lehmund Holzkohlebrocken), Hohlziegelbruch also hauptsächlich Resten des Badegebäudes sowie verbrannten Knochen. Datierung: Aus der torfigen Verfüllschicht von Str.7.2 stammen wenige Keramikfunde. Das darüber liegende dünne Lehmband ergab keine Funde. In der Verfüllung des Ofens G26.1 fanden sich mehrere Keramikscherben. Str.7 (GK: n = 8): Einziger bestimmbarer Typ ist der Dreibeintopf DTR 8 (Kat. 356). Der Topf ist innen im Randbereich farblos glasiert. Zwei weitere Gefässfragmente sind ebenfalls farblos glasiert (ohne Engoben). Ein Bodenfragment ist über einer weissen Engobe glasiert (Farbe nicht mehr bestimmbar). Ferner liegen Kachelfragmente vor, insbesondere das Bruchstück möglicherweise einer Tellerkachel (farblos glasiert, KASH 68030, ohne Abb.), eine nicht näher bestimmbare Blattkachel (farblos glasiert, KASH 63005, ohne Abb.) und ein steil gekehlter Blattkachelrand (über weisser Engobe grün glasiert, KASH 68031, ohne Abb.). Für die Datierung des Ensembles ist insbesondere die Laufzeit des Dreibeintopfes bestimmend: mittleres 15. Jh. bis 1. Hälfte 16. Jh.86 G26.1 (GK: n = 8): Nachgewiesene Typen sind: DTR 7, SR 8 und die Napfkachelform KR 5b. Der Dreibeintopf weist innen eine olivgrüne Glasur auf (Kat. 284).87 Die Schüssel ist innen über einer roten Engobe (?) olivgrün glasiert (Kat. 285). Da in Vergleichskomplexen die Dreibeintöpfe DTR 7 und DTR 8 zusammen vergesellschaftet auftreten, ist es gut möglich, dass Verfüllungen von Str.7 und G26 gleichzeitig wohl im 15. Jh. entstanden.88
Schichten Aufgeführt sind nur Schichten, die datierendes Material lieferten, keine Mischschichten und Mischkomplexe, ausser jenen, die vom Befund her ohnehin mit grosser Wahrscheinlichkeit zusammengenommen werden können (z.B. S4a/b).
Schicht S0 15./16 Jh., Phase IV–V
(Beil. 2: Profil 7, Profil 9; Taf. 38–39) Datierung: Die Schicht S0 liess sich teilweise nicht sauber von S1 trennen, weshalb das Fundmaterial durchmischt sein dürfte. Die Gefässkeramik (GK: n = 39) streut zeitlich vom späten 13. bis ins 16. Jh. Ältere Formen sind etwa DTR 5 oder TR 20d1, jüngere DTR 9 und PFR 4. Daneben finden sich etliche SR 8 und 9 Schüsseln. Die Schüsseln sind teilweise innen roh belassen, teilweise geglättet, glasiert oder auch über einer Grundengobe glasiert. Typische Schüsselformen des späten 16. und 17. Jh., etwa SR 14a/b, fehlen dagegen. Nach den jüngsten Formen wird für S0 daher eine Entstehung im 15./16. Jh. vorgeschlagen.
Schicht S1 15./frühes 16. Jh., Phase IV (Beil. 2: Profil 7; Taf. 39–42) Datierung: Die Schicht S1 gehört zu den fundreichsten Schichten.89 Die Funde stammen aus zwei Bereichen: ein kleinerer Teil stammt aus dem Umfeld des Sondierschnittes 1 (Signatur: S1 Schnitt 1),90 die Masse wurde im Sektor I gefunden (Signatur: S1).91 S1 (GK: n = 131): Das Typenspektrum besteht aus: DTR 4–6, DTR 8, BKR 2b, TR 20e1, PFR 4, SR 4 und SR 8–9. Weiter fand sich die Lämpchenform LAR 5 und ein Schröpfkopf (Kat. 399). An Ofenkeramik fanden sich die Formen KR 5b sowie einige Blattkacheln vornehmlich aus der Mitte und 2. Hälfte des 15. Jh. (vgl. Kat. 404–410).92 Das Fundmaterial streut zeitlich vom 14. bis ins 16. Jh. Neben älteren Formen TR 20e1 (Kat. 379) oder SR 4 (Kat. 391) finden sich v.a. Typen mit einem Datierungsschwerpunkt im 15. und 16. Jh. Rund 30.5% der geborgenen Gefässfragmente weisen eine glasierte Oberfläche ohne Grundengobe auf, v. a. auf der Innenseite. Bei rund 12.2% wurde zusätzlich eine Grundengobe (meist weiss, selten rot) unter der Glasur angebracht. In keinem Fall wurden beide Seiten über einer Engobe glasiert. Ein Fragment besitzt jedoch aussen eine farblose Glasur ohne Grundengobe, innen eine dunkelgrüne Glasur über einer weissen Engobe. An Glasurfarben sind farblose, dunkelgrüne, olivgrüne und olivgelbe, gelbe und hellbraune vertreten. Nicht vertreten sind Malhornverzierungen. Aufgrund der jüngsten Typen (DTR 6, DTR 8) und der Oberflächenbehandlungen wird für S1 eine Ablagerung im 15. oder frühen 16. Jh. vorgeschlagen. S1 Schnitt 1 (GK: n = 18): An Typen finden sich TR 20a1 (Altfund), ebenfalls die Schüsselform SR 9 und zusätzlich SR 12a. An Oberflächenbehandlungen sind ebenfalls Glasuren ohne Grundengobe (einmal auch beidseitig) als auch solche über einer weissen Grundengobe nachgewiesen. Es finden sich olivgrüne und dunkelgrüne Glasuren. Es kann eine ähnliche Datierung wie für die Schicht S1 angenommen werden.
S1a 15. Jh., Phase IV
(Beil. 2: Profil 7; Taf. 42) Datierung: (GK: n = 15) Lediglich die Napfkachelform KR 3-N ist belegt. Als weitere Merkmale liegen zwei olivgrün und ein farblos glasiertes Fragment vor (alle ohne Grundengobe). Ein jüngstes Stück wäre die über einer weissen Engobe dunkelgrün glasierte Blattkachel mit Diamantbossen (Kat. 645), die wohl ins 15. Jh. gehört. Die Schicht wäre demnach ins 15. Jh. oder jünger zu datieren.
S1c
(Taf. 42) Datierung: (GK: n = 10) Keines der Keramikfragmente liess sich sicher bestimmen. An Oberflächenbehandlungen findet sich lediglich ein Fragment mit roter Engobe, alle anderen bleiben unbehandelt.
Schicht S2 17./frühes 18. Jh., Phasen V–VI
(Beil. 2: Profil 1–2; Taf. 42–43) Datierung: Ein Grossteil der Schicht wurde mit dem Bagger entfernt; lediglich ein Rest entlang der Parzellenmauer (Sektoren B–D) wurde von Hand abgebaut (GK: n = 44). Nachgewiesen sind die Typen: DTR 5, SR 12a und b sowie TLR 2. Die Formen streuen vom 14.–17. Jh. An Ofenkacheln ist die Becherkachelform KR 5a und eine Tellerkachel (Kat. 437, Altfund) nachgewiesen. Bei den Oberflächen ist etwa ein Drittel der Gefässscherben ohne Grundengobe glasiert, der überwiegende Teil davon nur auf der Innen-
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seite. Bei sechs Stücken konnte unter der Glasur zusätzlich eine Grundengobe festgestellt werden (rot oder weiss), drei Scherben sind beidseitig über einer Engobe glasiert. Zwei Stücke zeigten einen roten Engobenüberzug. Fünf sind aussen geglättet. Malhornverzierungen sind belegt. An Glasurfarben sind v.a. drei Fragmente mit einer braun/schwarzen Glasur (ohne rot/braune Grundengobe) zu erwähnen. Eine zeitliche Einordnung von S2 ist schwierig, nicht zuletzt, weil möglicherweise nur ein kleiner Teil des ursprünglich vorhandenen Fundinventars geborgen wurde. Nach den jüngsten Indizien könnte S2 im 17. Jh. (frühen 18. Jh.) entstanden sein. Allerdings fehlen geläufige junge Formen (etwa SR 14a/b).
Schicht S3
(Beil. 2: Profil 1–2; Taf. 43–46) Datierung: Teile der Schicht S3 (GK: n = 36) wurden mit dem Bagger entfernt.93 Neben älteren Formen TR 8, SR 4, SR 6, SR 8 und DTR 4 (Altfunde) finden sich jüngere Typen SR 12b, SR 13, SR 14a sowie SR 15. An Ofenkeramikformen sind die Napfkachel KR 5a sowie eine nicht sicher bestimmbare Blattkachel (olivgrün glasiert, KASH 61914, ohne Abb.) vertreten. Die Funde streuen zeitlich vom 14.–17. Jh. Bei den Oberflächenbehandlungen weisen rund 30% der Gefässkeramik eine Glasur ohne Grundengobe auf. Rund 16.7% sind über einer roten oder mehrheitlich weissen Grundengobe glasiert, vier Stücke auch beidseitig. Überraschend ist der hohe Anteil an rot engobierter Keramik (rund 14%). Eine Datierung ist schwierig. Aufgrund der jüngsten Merkmale kann eine Ablagerung von S3 am ehesten im späten 16./17. Jh. angenommen werden.
Schicht 4a–c vgl. Anmerkungen zu Str.1 Schicht S5a 1. H. 14. Jh., Phase III
(Beil. 2: Profil 1–2; Taf. 50–52) Datierung: S5a gehört zu den fundreichsten Schichten des Bürgerasyls (GK: n = 182). Sie liegt stratigraphisch über S5b. Vorhanden sind die Typen: TR 20a1, TR 20c1, TR 20g2, TR 20h2, DTR 1, DTR 4, PFR 2–3 sowie die Schüsselformen SR 3 und (nur unsicher bestimmt) SR 6 (innen olivgrün glasiert, Kat. 528). Als Altfunde sind zwei Töpfe TR 10b (Kat. 510–11) nachgewiesen. An Ofenkacheln finden sich Becher- und Napfkachelformen: KR 3-B und KR 3-N sowie KR 5a, im Weiteren mehrere Blattkachelfragmente, alle olivgrün glasiert (Kat. 542–3 und Kat. 648; nicht näher bestimmbar KASH 62211, ohne Abb),94 zwei olivgrün glasierte Tellerkachelfragmente (Kat. 541 und KASH 62206, mit demselben Motiv, ohne Abb.) und schliesslich eine Kachel mit viereckiger Mündung (Kat. 539). Bei den Oberfächenbehandlungen zeigen 9.3% aller Gefässfragmente eine olivgrüne Glasur. Andere Glasurfarben oder Glasuren über Engobenunterlagen sind nicht vertreten. Lediglich drei Fragmente besitzen sowohl auf der Aussen-, wie auch der Innenseite eine Glasur. Einen Anteil von 17% besitzen die Scherben mit einem roten Engobenüberzug, bis auf ein Stück finden sich alle auf der Aussenseite. Eine Scherbe ist beidseitig geglättet, sechs weitere nur aussen. Die überwiegende Mehrheit bleibt jedoch unbehandelt (rund 70%). Vom Formenspektrum her unterscheidet sich S5a deutlich von den stratigraphisch tieferliegenden Schichten S5b und S4c. Etliche Formen treten hier gegenüber den darunterliegenden Schichten neu auf, wie die Schüsseln SR 6, die Dreibeintopfformen DTR 4, die entwickelten Leistenränder TR 20g2 und h2, aber auch die Teller- und Blattkacheln. Zu S5a verwandte Inventare finden sich dagegen in Befunden, die gemeinhin in die 1. Hälfte des 14. Jh. datiert werden.95 Für die Ablagerung der Schicht S5a wird daher die 1. Hälfte des 14. Jh. vorgeschlagen. Wie bei S4a/b könnten auch hier die Blattkacheln vielleicht eine Datierung tendenziell eher ins 2. Viertel des 14. resp. gegen die Mitte des 14. Jh. andeuten (vgl. S. 88ff. Kacheln).
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Schicht S5b Spätes 13./frühes 14. Jh., Phase II
(Beil. 2: Profil 1–2; Taf. 52–54) Datierung: Die Schicht S5b gehört zu den fundreichsten Schichten des Bürgerasyls (GK: n = 162). Sie liegt stratigraphisch unter S5a. Das Spektrum umfasst die Typen: AKR 1a (unsicher bestimmt, vgl. Kat. 569), DTR 3, PFR 2 sowie die Topfformen TR 18a, TR 19, TR 20a1, TR 20b1 und TR 20c1. Ein TR 10b muss als Altfund gewertet werden (Kat. 557). Als etwas speziellere Gefässe finden sich zwei Henkeltöpfe HTR 1 (Kat. 573–574, vgl. S. 82) und eine Bügelkanne BKR 2b (Kat. 572), alle mit rot engobierter Aussenseite. Die Ofenkeramik ist vertreten durch eine Napfkachel (?) KR 3-N (Kat. 576).96 Erwähnt sei noch das Figürchen eines Sackpfeifenspielers (Kat. 578, Abb. 159) sowie die aussen olivgrün glasierte Ritterfigur (Kat. 584, Abb. 160), die allerdings aus einem Mischkomplex der Schichten S5b/S11 stammt. Lediglich drei Gefässfragmente sind olivgrün glasiert (ohne Engobe), eines davon beidseitig, die übrigen nur aussen. Rund 10% der Gefässe weisen einen roten Engobenüberzug auf, bis auf ein Stück alle aussen. Die überwiegende Mehrheit der Gefässoberflächen bleibt jedoch unbehandelt (87%). Die Inventare der Schichten S5a und S5b setzen sich damit deutlich voneinander ab. Nach dem Typenspektrum und der Oberflächenbehandlung kann für das Material der Schicht S5b eine Datierung ins späte 13. oder allenfalls frühe 14. Jh. vorgeschlagen werden.97
Schicht S6 Spätes 13.–1. H. 16. Jh., Phase II–IV/V
(Beil. 2: Profil 7–9; Taf. 55–56) Datierung: Die Schicht S6 gehört ebenfalls zu den fundreicheren Schichten des Bürgerasyls (GK: n = 111). Das Typenspektrum wirkt nicht einheitlich. Neben den Topfformen TR 20a1 und c1, einem Altfund TR 12 (Kat. 585) und der Kännchenform AKR 1b, wurden auch jüngere Dreibeintopfformen DTR 6 (Kat. 598) und DTR 8 (Kat. 590) der Schicht S6 zugerechnet. Weiter ist die Kachelform KR 3-B belegt. Es scheint, dass die Schicht vermischt ist, nicht erkannte Störungen aufweist oder sich nicht immer sauber trennen liess. Der Grossteil des Materials dürfte in das späte 13. oder die 1. Hälfte des 14. Jh. gehören. Einzelne Stücke sind jünger (15. Jh./1. H. 16. Jh.). Der überwiegende Teil des Fundmaterials und praktisch alle bestimmbaren RS98 stammen aus dem Bereich des Sondierschnitts 1.
Schicht S11 siehe Str.2 Schicht S17 und S18 siehe Str.4 Schicht S23 siehe Str.1 Kohlige Steinlage (StL Hoko): Datierung: Die zwei bestimmbaren Topfränder TR 20c1 (Kat. 622) und TR 20g2 (Kat. 623–624) lassen sich allgemein ins 14. Jh. datieren.
1
Die Datierung der Grubenverfüllungen und Schichten erfolgte in erster Linie anhand der Gefässkeramik. In einigen Fällen wurden weitere Materialgruppen, insbesondere die Gläser oder Ofenkeramik, als weitere datierende Elemente miteinbezogen. Wenn immer möglich wurde dabei das Gefässensemble als Ganzes und nicht die einzelnen Formen isoliert betrachtet. Wesentliche Kriterien waren: die stratigraphische Einordnung der Befunde, die mit Dendrodaten verbundenen Komplexe sowie die relative Ordnung der Ensembles in der computergestützten Seriation. 2 Oben Brombacher, S. 160. 3 Innerhalb der Grabung Bürgerasyl ist die Schicht S1 am nächsten «verwandt». Ähnliche Fundensembles vgl. etwa: Keller 1999a, 26, 38 und Taf. 52–59 (Basel-Aeschenvorstadt 2; 1. H. 15. Jh.); Keller 1999a, 26, 38 und Taf. 60–70 (Basel-Bäumleingasse 1–7; Mitte 15. Jh.); Faccani 1994 (Winterthur-Waaghaus, Marktgasse 25; 2. H. 15. Jh.). 4 DBfAZ, Felix Walder, Bericht Nr. 34, Holz Nr. 61225. 5 StaStR, Spi 558. 6 Gerechneter Wert, Anschluss durch jüngste Phase zerstört. 7 Die Hölzer konnten nicht datiert werden. DBfAZ Hölzer 61223/4. 8 Zur technisierten Abwasser- und Fäkalienentsorgung im 19. Jh.: Illi 1987, 213ff. 9 Staatsarchiv Schaffhausen. 10 Zum Nebenbau: IBID 2003, 73 ff. 11 Oben Knoepfli, S. 188. 12 IBID 2003, 76. 13 StadtA RP 43, 524 14 Auffallende Wertsteigerung im Brandkataster 1904 im Vergleich zu 1895. 15 Frascoli 1997, Grabung «Salmen», Latrine 102, bes. 29ff., Taf. 2–14; Grabung «Glocke», Brunnenschacht, FK 19–15, bes. 53ff., Taf. 33– 47. 16 Die Tatsache, dass typische Fundgegenstände des späten 18. und 19. Jh. fehlen, etwa Mineralwasserflaschen aus Steinzeug, Steingutgeschirr oder zylindrische gläserne Weinflaschen kann vielleicht ein Hinweis sein, dass die Einfüllung von G2.3 bereits einige Zeit vor den Jahren um 1800 abgeschlossen war. Allerdings ist es gefährlich anhand fehlender Merkmale Einordnungen vorzunehmen, da es immer eine Vielzahl von Ursachen für das Ausbleiben einer best. Fundgruppe geben kann, etwa Überlieferung, Handelsbeziehungen, soziale Stellung und wirtschaftliche Potenz ehemaliger Bewohner; vgl. etwa Matteotti 1994, bes. 60, Abb. 44 und 73, Tab. 1; im Horizont V der Landvogtei Riehen (datiert um 1800) zeigen sich folgende Anteile: Fayence rund 20%, Steingut 5% und Steinzeug 3% (Total Keramik = 157); Frascoli 2004, 139f. 17 Die Schicht G2.4 mit nur einer bestimmbaren RS (TLR 2) fällt raus. Zwischen dem Kellerbodenbelag G2.4 und der ersten Verfüllschicht G2.3 müsste eigentlich eine zeitliche Differenz angenommen werden. Die Form TLR 2 ist aber in beiden vorhanden. 18 Vgl. etwa Ensembles des späten 18. bis 20. Jh. bei Frascoli 2004, Kat. 122–140 (nach 1905), Kat. 225–237, Kat. 239–244, Kat. 245–257 und Kat. 258–299; Lehmann 2003, 302 und 431, Taf. 6.82–84; Junkes 1995, 204ff., Abb. 233–239. 19 Hermann 1997, 451ff. 20 Oben Brombacher, S. 160. 21 S. 47f. 22 In der Nordwand, genau auf der Westflucht des Holzbodens, 1 m höher gelegen, war eine quadratische Öffnung eingelassen, die vom Holzkanal M13 zu G6 stammt; es ist anzunehmen, dass dieser beim Bau des Kellers G2 angeschnitten wurde, dann zuerst integriert und schlussend lich vermauert wurde. 23 Der Holzkanal M13 ist jünger als S20 und S19a/b, aber älter als S17a/b, S18, Str.4 und S3 (Beil. 2: Profil 4). Bis auf S3 liess sich jedoch keine der Schichten durch das Fundmaterial datieren. Der Holzkanal M13 wird durch G1 und G2 gestört, muss also bei deren Bau bereits ausser Funktion gewesen sein. K. Bänteli setzt die S19a/b mit S26 (Brand I) gleich. Da die beiden Schichtpakete stratigraphisch nirgends miteinander verknüpft sind, muss diese Gleichsetzung spekulativ bleiben und wurde zur Datierung des Holzkanals M13 nicht verwendet (siehe oben). Auf der Ausgrabung wurde die Schicht S17b mit S5a gleichgesetzt. Die entscheidende Anschlussstelle (Beil. 2, Profil P1, Meter 52–53) ist jedoch durch den Baggerabtrag gekappt und nachträglich ergänzt worden. Angenommen die Gleichsetzung S17b und S5a trifft zu, so wäre
der Holzkanal M13 vor der Ablagerung der Schicht S5a angelegt worden. 24 Die jüngere Form DTR 6 gehört wohl bereits ins 15. Jh.; vgl. etwa Keller 1999a, Taf. 62.6 u. 8. 25 Daneben sind die Typen: DTR 1, DTR 4 und KR 3-N vertreten. 26 Keller 1999a, 30f., Taf. 91.1 und Taf. 96.3 (E. 15./1. H. 16. Jh.). 27 Oben Rehazek, S. 144. 28 Vgl. das Typenspektrum von G2.3, G19 und G20. Ähnliche Formspektren etwa bei Frascoli 1997, z.B. Taf. 34.388, Taf. 34.390, Taf. 45.539: Winterthur-«Zur Glocke» (2. H. 17. Jh.); ähnliche Formen finden sich z.T. schon in älteren Komplexen vgl. Keller 1999a, etwa Taf. 110.1, Taf. 110.5: Basel-Petersgraben 47–55 (2. H. 16. Jh.). 29 Oben Brombacher, S.160. 30 Das Typenspektrum ist nahe bei der Schicht S5a. 31 Ähnliche teilweise innen glasierte Gefässe finden sich regelmässig. Sie werden mitunter als Geschirr zum Auftragen von Beilagen, Gewürzen u.ä. gedeutet vgl. Kaltwasser 1995, Taf. 10.5/8/10; Keller 1999a, Taf. 76.3 (I: gs); Lehmann 1999, 169f., Taf. 8.61. 32 KASH 63277, 63279, 63280, 63281, 63282. 33 Oben Brombacher, S. 158. 34 Jenisch 1999, 157f. 35 Die Schichten S13–15 können als Verfüllung von G10 angesprochen werden. Das Fundgut wurde der Schicht S13 (oder S15, die Trennung war offensichtlich nicht klar; FK 135) zugewiesen. Die übrigen Schichten (S12, S14) lieferten kein Material. 36 Mehrfach nachgewiesen etwa in der Schicht S5a oder G.9.2. 37 Oben Brombacher, S. 159f. 38 D. Hakelberg, Das Kippenhorn bei Immenstad. Archäologische Untersuchungen zu Schiffahrt und Holzschiffbau am Bodensee vor 1900. Materialhefte zur Archäologie in Baden–Würtemberg 56. Stuttgart 2003, 144ff. 39 DBfAZ, Hölzer 61198–61213. 40 Oben Walder, S. 124. 41 Ihr Fundament wurde bei Anlage von G19 unterfangen. 42 Brief von Stadtarchivar Michel Guisolan vom 21.06.99. 43 Ein ähnliches Gefässtypenspektrum ist in G20 und G2.3 belegt. 44 Vgl. Frascoli 2004, Taf. 15.87–88: Winterthur-Obergasse 9 (2. H. 18. Jh.); formal ähnliche Stücke sind schon früher belegt: vgl. Frascoli 1997, Taf. 46.545, bemalte Fayence: Winterthur-«Zur Glocke» (2. H. 17. Jh.); die älteren Fayencen sind in Winterthur nahezu alle bemalt, im 18. Jh. erscheinen dann Gefässe mit Spritzdekor oder uni weiss, ebenda S. 138. 45 Vgl. Frascoli 2004, Taf. 15.85 (Koppchen, allerdings aus Fayence). 46 Frascoli 2004, 140. 47 Vgl. dazu Matteotti 1994, 73, Tab. 1: Riehen BL, Landvogtei (um 1800): Anteil Fayence rund 20%, Steingut rund 3%. St. Jakob BS, Ziegelei (t.p.q. 1837, nur 30 Fragmente): Fayence: 3%; Steingut: 33%. Vgl. auch Frascoli 2004, 135, Abb. 6a und b. Diese Unterschiede können aber nicht in jedem Fall rein chronologisch interpretiert werden (Status der Bewohner, Handelsanbindung usw.). Fayence und Steingut finden sich im Fundmaterial vom Asyl 1999 allgemein sehr selten. 48 Vgl. auch die Anmerkungen zu G2.3 und G20 sowie S. 79 Fayence und S. 80 Steingut. 49 DBfAZ, Hölzer 61226–8. b = unsichere Datierung. Drei Hölzer wurden gemessen, eines blieb undatiert, der S/W Eckpfosten ergab ein Endjahr von 1439b, die Bohle der Südwand ein Endjahr 1552b, an beiden fehlten Splintringe. 50 Aus der Wandverkleidung von G20 liegen zwei Dendrodaten mit Enddaten von 1439b und 1552b. Da es sich dabei um unsichere b-Datierungen handelt, wurden sie für die Funddatierung nicht verwendet. 51 Mündliche Mitteilung D. Gerbothé, örtlicher Grabungsleiter. 52 Ähnliche Inventare etwa Frascoli 1997, Winterthur-«Zur Glocke», Taf. 33–47 (2. H. 17. Jh.); Oexle 1985: Konstanz, Brückengasse 5 + 7 (2. H. 17. Jh.; Jahreszahl auf Keramik 1678); Glatz/Boschetti/Frey-Kupper 2004: Burgdorf, Kronenplatz, Keller II (vor 1734, hist. Datum, S. 489ff.). 53 Oben Brombacher, S. 159. 54 Oben Schaltenbrand, S. 102ff. 55 Oben Walder, S. 124ff.; zusätzlich ist ein Weisstannenbrett aus der Füllung 1248 datiert (DBfAZ Holz 61241). 56 Sämtliche Daten stammen von Holzobjekten aus der Grubenfüllung; von den Konstruktionshölzern der Flechtwerkwand konnte keines datiert werden.
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Das viele «sperrige» Holz in den tieferen Fäkalschichten könnte allenfalls für eine recht schnelle Verfüllung sprechen, vgl. Schaltenbrand, S. 112. In diese Richtung weisen könnte auch der Umstand, dass sowohl aus den untersten Fäkalschichten (G24.9, t.p.q. 1271), wie den obersten (G24.6, t.p.q. 1273) ähnlich junge Dendrodaten stammen. 58 Bei Fichten lässt sich das Kern- vom Splintholz nicht unterscheiden, weshalb nicht mit einer Mindestanzahl von Splintjahrringen gerechnet werden kann. Bei unserem Datum können also einige wenige Jahre bis etliche Jahrzehnte fehlen, vgl. etwa Wagenführ 1989, 76. 59 Vgl. auch Anm. 55. 60 Dazu etwa die Darstellung im Spiezer Schilling: Pfaff 1991, 218. 61 Schaffhausen-Haus zur Treu, Grube G1 (unpubliziert), vgl. auch S. 229ff. Typologie. 62 Da von G30 nur ein kleiner Ausschnitt des Gesamtmaterials vorliegt, ist das geborgene Spektrum nicht unbedingt repräsentativ. 63 Oben S. 48. 64 Vgl. etwa Typenspektren: S5a und S5b. 65 Da die Schichten S4a und b sicher von einem Ereignis herrühren und bereits auf der Grabung die Schichten nicht immer klar getrennt werden konnten, wurde diese in der Auswertung zusammengenommen. 66 He d (KASH 62111; A: en/I: un), He a (61951; A: gt/I: un), Fu (k3) (61949; A: un/I: un), Fu a (61955; A: gs/I: un), Fu b (61952; A: un/I: un), Fu b (61954; A: un/I: un), alle ohne Abb. 67 Ähnliches Typenspektrum vgl. etwa Matter 2000a, Taf. 23.321 (TR 20g2), Taf. 24.341 (DTR 2), Taf. 24.347–348 (Bügelkannen mit gekehltem Bandhenkel, nicht engobiert), Taf. 26.374–375 (Kachel mit viereckiger Mündung), Taf. 25.365–366 u. 368–369 (KR 3; vgl. ebenda S. 213 dort als «breite Becherkacheln» beschrieben; nach der hier gewählten Definition (Dm. > 11 cm) wären sie den Napfkacheln zuzuweisen): Winterthur-Tösstalstr. 7 (1. H. 14. Jh.). 68 Ähnliches Typenspektrum vgl. etwa: Matter 1996, Taf. 2.25 (TR 20a1), Taf. 2.31–32 (TR 20b1), Taf. 2.33 (TR 20d1), Taf. 2.41 u. Taf. 3.43– 44 (DTR 2), Taf. 4.71 (SR 1), Taf. 3.51 (BKR 2b): Winterthur-Marktgasse 54 (um 1300); Matter 2000a, Taf. 12.130 (TR 20a1), Taf. 12.133 (TR 20d1), Taf. 12.136 (DTR 1), Taf. 12.139–140 (SR 1): WinterthurMetzggasse (um 1300). 69 DBfAZ, Hölzer 61196/7. 70 Windler/Rast-Eicher 2000. 71 Insofern wäre S11 vielleicht auch als abgesacktes, zu S5b gehörendes Schichtpaket zu sehen. 72 Vergleichbare Beispiele in Braunschweig: Illi 1987, 189. 73 DBfAZ, 61194–95 (Pfähle); 61179 (Konstruktionsbalken), undatiert. 74 Oben Brombacher, S. 159. 75 Oben Walder, S. 127. 76 Ein weiteres Holz aus derselben Schicht lieferte ein wesentlich jüngeres Datum. Allerdings handelt es sich dabei um eine unsichere b-Datierung, die für die Befunddatierung nicht verwendet wurde (1271b). 77 Der t.p.q. 1226 kann für diese tiefer liegende Schicht nicht verwendet werden. 78 Matter 2000a, 204f. u. Taf. 14.176 (DTR 1), Taf. 13.166 (TR 19), z.B. Taf. 13.163, (TR 20a1): Winterthur, Pfarrgasse, um 1300. Zubler 2000b, 210ff. u. a. Taf. 62.59 u. 60 (TR 16b), Taf. 63.77 u. 78 (TR 20a1), Taf. 64.99 (KR 2): Merishausen SH, Haus Nr. 63 (mittleres 13. Jh.). Schaffhausen-Vorstadt 40, G15: KR 2, TR 16b (unpubl.); Schaffhausen-Haus zur Treu, G4: TR 16b, TR 20a1 (unpubl.) e.a. 79 Vom bestimmbaren Formenspektrum her müsste der Grossteil von FK 19 wohl eher der Schicht S3 zugerechnet werden. Typenspektrum: DTR 6, HTR 2a, SR 12a und c, LAR 6. 80 Nur ein Typ ist bestimmbar: die innen über einer Grundengobe dunkelgrün glasierte Schüsselform SR 12a (Kat. 481) dürfte eher der Schicht S3 zuzurechnen sein. 81 Eine entsprechende Darstellung findet sich im Luzerner Schilling: Pfaff 1991, 217. 82 Betrachtet man alle Funde aus Str.5 als ein Ensemble, so ordnet sich dieses in der Seriation in etwa zu den Ensembles der 1. Hälfte und Mitte des 14. Jh. Die ohne Grundengobe glasierte Schüssel SR 8 findet sich u.a. in: Lehmann 1992, Taf. 15.116: Winterthur-Untertor 21–25 (um 1400); Schaffhausen-Haus zur Treu, G2 (1. H. und Mitte 14. Jh., unpubl.). 83 Brief von Stadtarchivar Michel Guisolan vom 21.06.99. 84 StASH. 85 Oben S. 49. 86 Vgl. S. 52ff. Gefässformenentwicklung. 57
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Urspr. wohl nur im Randbereich glasiert, aufgrund der Fragmentierung lässt sich dies aber nicht mehr zweifelsfrei feststellen. 88 Vgl. etwa Keller 1999a, Taf. 63.1 (DTR 8), Taf. 63.2 u. 4 (DTR 7): Basel-Bäumleingasse 1–7 (Mitte 15. Jh.). 89 Auf der Grabung wurde S1 als vermutlich identisch mit S3 angesprochen. Nach der Fundauswertung dürfte S1 aber älter sein als S3, oder S3 enthält noch einige Anteile an jüngerem Material. 90 FK 30, 45, 50 und 68; ebenfalls hier dazu genommen wurde FK 105, der aus dem Umfeld über Str.5 stammt; aus letzterem liegen keine bestimmbaren RS vor. 91 FK 49 und 53. 92 Vgl. S. 89ff. Zusammengesetzte Kacheln. 93 Auf der Grabung wurde S3 als wahrscheinlich identisch zur Schicht S1 angesehen, was nach der Fundauswertung nicht zutreffen dürfte; vgl. Anm. 89. 94 Eine weitere Blattkachel (Kat. 555) streut mit ihren Passscherben über mehrere Schichten. 95 Vgl. Matter 2000a, Taf. 25.355 (verwandt SR 3), Taf. 25.357 (LAR 2): Winterthur-Tösstalstr. 7 (1. H. 14. Jh.), vgl. auch oben Anm. 66. Weitere Bsp.: Schaffhausen-Haus zur Treu, G1 (t.p.q. 1280, datiert 1. H. 14. Jh., unpubl.): gemeinsame Formen: DTR 4, KR 3-N, LAR 2, TR 20h2. 96 Das Stück ist sehr klein fragmentiert, so dass der Mündungsradius nur unsicher zu bestimmen ist. 97 Die Formen DTR 3 und TR 20b1 finden sich etwa in der Grube G24.4/5 wieder (t.p.q. 1273). Vgl. auch Matter 1996: Winterthur-Marktgasse 54 (um 1300) vgl. oben Anm. 69; Matter 2000a, 205 und Taf. 19.261 (TR 19), Taf. 19.267 (TR 20a1), Taf. 20.272/3 (SR 2) Winterthur-Untertor 15 (um 1300). 98 Ausser Kat. 588: FK 84, Umfeld «Holzschacht» Str.3.
Fundkatalog
Vorbemerkungen: Die Katalognummer entspricht der Nummerierung auf den Fundtafeln. Nicht mit einer Katalognummer versehene Objekte sind auf den Tafeln nicht abgebildet und werden nur mit den Inventarnummern der KASH bezeichnet. Erläuterungen zur Keramik: Brand: Färbung der äusseren Wandung, des Kerns und der inneren Wandung. Reihenfolge: Aussenwand-Kern-Innenwand. Magerung: «Korngrösse»/«Magerungsdichte».
Signete im Tafelteil:
Grube G1 Schicht G1.2 1 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: I: horizontal umlaufende Streifen; in einem grösseren Feld direkt unter dem Rand wurden mit grüner Glasur Zeichen eingeschrieben (Buchstabe: «B» und «Fisch»-Symbole?). Diese wurden mit weiss engobierten Malhornlinien unterlegt. Typ: SR 12a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: über roter Engobe mehrfarbig glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). FK 67. KASH 63058. Schicht G1.3 2 2 RS, Henkel einer Schüssel mit Bandhenkel. Typ: SR 8. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend beige. I: farblos glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 69. KASH 63064.
Ofenkeramik: Teller- und Blattkacheln
Daubenbecher
Leder
Textilien
Im Katalog verwendete spezielle Abkürzungen: A Aussenseite B. Breite Bo Boden BS Bodenscherbe D. Dicke Da. Dauben Dm Durchmesser Fdm. Fadendurchmesser FK Fundkomplex Gew. Gewicht H. Höhe I Innenseite KASH 63058 Kantonsarchäologie Schaffhausen Inventarnummer L. Länge Materialgr. Materialgruppe Rd. Rand RS Randscherbe Rs Rückseite SOFO Sonderform sp. species u undatiert Us Unterseite Vs Vorderseite WS Wandscherbe Wst. Wandstärke
Schicht G1.5 3 2 RS, Henkel einer Schüssel mit Bandhenkel. Typ: SR 8. Nicht anpassend. Materialgr.: K.2. Brand: orange/beige–orange/rot–orange/ beige. A: teilweise engobiert. I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). B. 2.3 cm. H. 1.2 cm. FK 21. KASH 63018. 4 RS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/ viel. FK 74. KASH 63066. 5 RS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: H.2. Brand: schwarz– grau/beige–schwarz. I: geglättet/poliert. Glättung grau/schwarz (metallischer Glanz). Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 74. KASH 63067. 6 RS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/beige. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: mit Glasurflecken. Glasur farblos. FK 74. KASH 63068. 7 WS eines Krautstrunkes. Grosse Nuppe mit nach oben ausgezogener Spitze. Glas. Färbung: grün? Stark korrodiert. FK 21. KASH 54822. 8 Fragment einer Kette? Oval, langgestreckter Ring, in der Mitte leicht eingezogen (Kettenglied?). Eisen. FK 74. KASH 66308. Schicht G1.5/6 9 3 RS, 5 WS eines Dreibeintopfes mit Rillenbandzier auf dem Bauch. Typ: DTR 8. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Sekundär verbrannt. A: mit weissen Engobeflecken. FK 21/74/75. KASH 63019. 10 10 RS, 7 WS, 2 BS, Henkel einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: K.2. Brand: beige-orange/beige-orange/beige. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). Wst. 0.8 cm. A: mit Glasurflecken. Glasuren farblos und olivgrün. FK 22/74/75. KASH 63026. Schicht G1.6 11 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 6. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. Glasur im Randbereich dicker. FK 22. KASH 63031. 12 2 RS eines Dreibeintopfes mit Horizontalleiste auf dem Hals. Typ: DTR 6. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. I: im Randbereich farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). FK 75/76. KASH 63077. 13 2 RS, Henkel einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: fein/sehr viel
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(Kristallin). Sekundär verbrannt. Zu KASH 63027, 63028, 63030, 63065 gehörend. FK 22/75. KASH 63029. RS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: H.2. Brand: schwarz– grau/beige–schwarz. I: geglättet/poliert. Glättung grau/schwarz (metallischer Glanz). Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). Vgl. Kat. 5. FK 75. KASH 63078. RS, 6 WS, BS eines Kuttrolfes. Einröhriger gerader Hals, hochgestochener Boden und leicht verzogener Mündungstrichter. Optisch geblasene Rippen auf der Wandung (im Halsbereich tordiert). Glas. Färbung: grün. FK 22/76.01. KASH 54826. WS eines Krautstrunkes. Grosse Nuppe mit nach oben ausgezogener Spitze. Glas. Färbung: grün. FK 22. KASH 54825. Schliessvorrichtung. Ovale Eisenplatte mit eingelassener Krampe und Öse am einen Ende (anderes Ende beschädigt). Darin eingehängt ein ovales Kettenglied und ein Stift mit Schlaufe. Eisen. FK 75. KASH 66309.
Ohne Schichtkontext 18 RS eines Nuppenbechers mit leicht geschwungener Lippe. Typ: Schaffhauser Becher. Glas. Färbung: hell blaugrün. Gefunden bei der Reinigung der Grubenwand, dürfte daher nicht zur Grubenfüllung gehören. FK 80. KASH 63654. 19 Niet. Grosse, kreisrunde Niete mit Stift auf der Rückseite. KupferLegierung. FK 80. KASH 66311. Grube G2 Schicht G2.1 20 RS eines Topfes mit Rillenlinienzier auf der Schulter. Typ: SOFO. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A: braun glasiert. I: über weisser Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Schamott, Kristallin). FK 14. KASH 63111. 21 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: I: horizontal umlaufende Streifen, darunter vegetabiles Muster (Blumen, Blätter) aus Bogenlinien und Punkten. Typ: SOFO. Materialgr.: K.2. Brand: beige-orange/beige-orange/beige. I: über roter Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 14. KASH 63112. 22 RS einer Schüssel. Typ: SR 12a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 14. KASH 63116. 23 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (weiss) und Rillenbandzier (aussen). Dekorbeschrieb: I: Wellenlinie. Typ: SR 12b. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A: im Randbereich teilweise gelb glasiert. I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/ viel (Kalk, Kristallin). FK 14. KASH 63115. 24 RS einer Schüssel. Typ: SOFO. Materialgr.: L.1. Brand: durchgehend beige. A: über weisser Engobe gelb glasiert. I: über weisser Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/viel (Schamott, Kristallin). FK 14. KASH 63114. 25 RS einer Schüssel. Typ: SR 14a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über brauner Engobe schwarz glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). Herstellungsfehler(?): an der Innenseite des Randes ist der Negativabdruck des Randes eines weiteren Gefässes (oder Deckels) sichtbar. Die beiden Gefässe verklebten verm. bei der Herstellung (Glasier- oder Brennvorgang). FK 14. KASH 63110. Schicht G2.3 26 RS eines Henkeltopfes. Typ: HTR 6. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: olivgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 257. KASH 63129. 27 2 RS einer Kanne mit Ausguss und Malhorndekor (rot) auf der Innenseite. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A: braun glasiert. I: über weisser Engobe olivgelb glasiert. Magerung: fein/mittel (Kalk, Kristallin). FK 257. KASH 63531. 28 RS einer Schüssel. Typ: SR 16. Materialgr.: K.2. Brand: beige-orange/beige-orange/beige. I: über roter Engobe schwarz glasiert. Magerung: fein/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 257. KASH 63131. 29 RS einer Schüssel. Dekorbeschrieb: Glasur auf der äusseren Randlippe nur in einzelnen, horizontal umlaufenden Streifen aufgetragen. Typ: SR 12b. Materialgr.: K.2. Brand: beige-orange/beige-orange/ beige. I: schwarz glasiert. Magerung: fein/mittel (Kalk, Kristallin). Rand mit Mörtelresten. FK 257. KASH 63128.
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30 RS einer Schüssel. Henkelansatz mit seitlichem Knopf. Horizontalleiste auf der Aussenseite. Typ: SR 15. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Schamott, Kristallin). Glasur ungleichmässig dick aufgetragen. FK 257. KASH 63529. Parallelen: Frascoli 1999, Taf. 45, 530. 31 RS einer Schüssel. Typ: SR 15. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/sehr viel (Kalk, Kristallin). Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). FK 257. KASH 63530. 32 RS einer Schüssel. Dekorbeschrieb: Spritzdekor, farblose Glasur mit grünen Glasurflecken. Typ: SR 16. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend beige. A/I: über weisser Engobe mehrfarbig glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 257. KASH 63133. 33 2 RS einer Schüssel (flach)/Teller. Dekorbeschrieb: I: diagonale Streifen von brauner Engobe über der weissen Grundengobe, die mit einem kammartigen Gegenstand horizontal verstrichen wurden. Darüber eine farblose Glasur, die zusätzlich mit grünen Glasurpunkten ergänzt ist. Der Rand aussen ist mit horizontalen weissen und braunen Streifen versehen. Typ: TLR 3. Nicht anpassend. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend grau/beige. A: über weisser Engobe farblos glasiert. I: über mehrfarbiger Engobe mehrfarbig glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 257. KASH 63130. 34 RS eines Tellers mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: Der Rand aussen ist mit zwei horizontal umlaufenden Malhornlinien (weiss), die darunter anschliessende Wandung mit einer umlaufenden Wellenlinie verziert; darunter dürften ursp. weitere(?) Horizontallinien gefolgt sein (nur ansatzweise erhalten). Innen weist der Rand eine Horizontallinie auf der flach abgestrichenen Fläche auf und eine im inneren Randumbruch. Auf der inneren Wandung finden sich versch. Malhorntupfer (vegetabiles Muster?), die mit grünen Glasurpunkten versehen sind. Typ: TLR 2. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend grau/beige. A: olivgrün glasiert. I: mehrfarbig glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). Sekundär verbrannt. FK 257. KASH 63132. 35 WS eines Hohldeckels mit profiliertem Knauf und Loch. Typ: De h. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. A: braun glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 257. KASH 63142. 36 WS einer Blattkachel mit Waffelmuster. Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). I: brandgeschwärzt. FK 257. KASH 63143. 37 BS mit hochgestochenem Fuss und umgebördeltem Rand. Glas. Färbung: farblos. FK 257. KASH 54867. 38 WS eines Bechers(?) mit Warzendekor. Glas. Färbung: farblos. Herstellung: formgeblasen. FK 257. KASH 54868. 39 RS, WS eines Bechers mit zylindrischem Profil und Glasschliffdekor. Dekorbeschrieb: Flächig vegetabiles Muster. Im rechten Bildbereich vielleicht Ansatz eines laubenartigen Gebäudes (Wände mit Gitterschraffur). Glas. Färbung: farblos. FK 257. KASH 54869. 40 7 RS, 28 WS, BS eines Bechers von konischer Form, dünnwandig mit nur leicht gewölbtem Boden. Teilw. zusammengesetzt. Glas. Färbung: farblos. Herstellung: formgeblasen? Bodenunterseite mit Heftnarbe. FK 257. KASH 54857. 41 BS eines Bechers von konischer Form mit gewölbtem Boden und Rippendekor. Dekorbeschrieb: Wandung mit flauen vertikalen Rippen. Glas. Färbung: farblos. Herstellung: formgeblasen? FK 257. KASH 54858. 42 WS eines Krautstrunkes(?) mit auffallend grosser, aufgeschmolzener Nuppe. Glas. Färbung: grün. FK 257. KASH 54874. 43 Scharnier? Bandförmig, ein Ende rechtwinklig umgebogen, das andere v-förmig verbreitert mit einer halbrunden Aussparung in der Mitte. Eisen. FK 257. KASH 66322. Schicht G2.4 44 RS, WS eines Topfes mit Horizontalleiste auf dem Hals und der Schulter und Rillenbandzier auf dem Bauch. Typ: SOFO. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. Magerung: fein/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 258. KASH 63145. Parallelen: Faccani 1994, Taf. 6, 78. 45 RS eines Tellers. Typ: TLR 2. Materialgr.: K.2. Brand: beige-orange/ beige-orange/beige. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Ma-
gerung: fein/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 258. KASH 63144. 46 RS einer Scheuer(?) mit steilem, leicht einziehendem Rand und blauem Randfaden. Glas. Färbung: farblos. FK 258. KASH 54848. Parallelen: vgl. etwa Baumgartner/Krüger 1988, Kat. 223. 47 RS einer Butzenscheibe mit umgebördeltem Rand. Glas. Färbung: leicht gelbstichig farblos. Teilweise mit opak weisser und brauner Korrosionsschicht. FK 258. KASH 54850.01. 48 RS einer Butzenscheibe mit umgebördeltem Rand. Glas. Färbung: leicht gelbstichig farblos. Teilweise mit opak weisser und brauner Korrosionsschicht. FK 258. KASH 54850.02. 49 Holzscheit. Segment eines dicken Astes/Baumstammes. Ein Ende gerade abgesägt, das andere von zwei Seiten her schwach zugespitzt. Buche (Fagus sylvatica). L. 25.3 cm. B. 6.2 cm. D. 5.5 cm. Gew. 254 g. Ungleichmässig abgebautes Holz mit Rindenresten. FK 258.06. KASH 66524. Nicht abgebildete Hölzer: – Holzscheit. Querschnitt dreieckig. Buche (Fagus sylvatica). L. 26.2 cm. B. 10.3 cm. D. 5.2 cm. Gew. 264 g. Keine Rinde erhalten. Viele Wurmlöcher. FK 258.05. KASH 66523. Grube G3 Schicht G3.1 50 RS einer Schüssel. Typ: SOFO. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend beige. I: über weisser Engobe olivgelb glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 13. KASH 63151. 51 RS, 3 WS, BS einer Schüssel mit Malhorndekor (rot). Dekorbeschrieb: A: horizontal umlaufende Linien und eine Wellenlinie. I: Ineinander verstrichene, herzförmige Punkte (Borstenzug) am Rand, mit einzelnen, grünen Glasurpunkten ergänzt; am Bodenansatz dicht angeordnete, radiale Streifen, die auf dem Boden in einer engen Spirale auslaufen. Typ: SR 14a. Teilw. zusammengesetzt. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A: über weisser Engobe farblos glasiert. I: über weisser Engobe mehrfarbig glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 13. KASH 63150. 52 RS einer Schüssel mit «Flämmchendekor» in roter Engobe. Typ: SR 14a. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe farblos glasiert. Magerung: grob/viel (Kristallin). FK 13. KASH 66325. 53 RS, 2 BS eines Fläschchens mit kugeligem Körper und hochgestochenem Boden. Glasmasse marmoriert. Glas. Färbung: grün. FK 13. KASH 54819. 54 Objekt (undef). Leicht U-förmig gebogene Eisenplatte mit grosser, konischer Bohrung. Eisen. FK 13. KASH 66324. Grube G4 Schicht G4.1/2 55 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (rot). Dekorbeschrieb: A: horizontal umlaufende Streifen am Rand; I: «Flämmchendekor» (Borstenzug). Typ: SR 16. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend beige. A/I: über weisser Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Schamott, Kristallin). FK 36. KASH 63160. 56 WS, 3 BS eines Bechers von zylinderförmigem Profil mit massivem Boden und breitem Standring. Glas. Färbung: farblos. FK 35. KASH 54852. 57 RS, 2 WS, BS eines Bechers von zylindrischer Form mit dicker Wandung, flachgeschliffenem(?) Boden und Facettendekor. Dekorbeschrieb: Ein Band von enggesetzten, rund 1.5 cm breiten und 3.7 cm hohen Facetten auf der unteren Gefässhälfte. Glas. Färbung: farblos. FK 35/42. KASH 54851. 58 3 WS, BS eines Kelchglases mit massivem Fuss und Wandung, Bodenunterseite mit eingeschliffener(?), ovaler Delle. Glas. Färbung: farblos. Auf Bodenunterseite eingeritzte Initialen: F R. FK 42. KASH 54854. Grube G5 Schicht G5.1 59 RS einer Schüssel mit Rillenbandzier(?) auf der Wandung. Typ: SR 8. Materialgr.: G.1. Brand: orange-grau-grau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 38. KASH 63169. Grube G6 Schicht G6.1 60 RS, WS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 4. Nicht anpassend. Mate-
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rialgr.: B.1. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Schamott, Kristallin). Beidseitig brandgeschwärzt. Altfund. FK 54. KASH 63179. RS eines Henkeltopfes. Typ: HTR 3. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. Magerung: fein/sehr viel (Kalk, Kristallin). I: mit olivgrünen Glasurflecken. FK 169. KASH 63191. RS einer Schüssel. Typ: SR 12a. Materialgr.: K.2. Brand: beigeorange/beige-orange/beige. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 54. KASH 63174. RS einer Tellerkachel. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/ rot. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/ viel (Kristallin). FK 169. KASH 63190. 2 RS einer Napfkachel. Typ: KR 3-N. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig brandgeschwärzt. Sekundär verbrannt? FK 169. KASH 63203. Fragment eines Figürchens. Gewandfalten. Keramik. Brand: uneinheitlich. Magerung: fein/mittel (Kristallin). FK 169. KASH 63204. Fragment eines Flachglases. Rand auf einer Seite wulstartig verdickt und teilweise grob, retuschenartig abgekantet (gekröselt). Weitere Seite rechtwinklig dazu ebenfalls gekröselt. Glas. Färbung: kräftig grün. FK 54. KASH 54816.02. Fragment eines Flachglases. Rand auf zwei rechtwinklig zueinander verlaufenden Seiten gekröselt. Glas. Färbung: kräftig grün. FK 54. KASH 54816.05. Fragment eines Flachglases. Rand auf einer Seite wulstartig verdickt. Glas. Färbung: kräftig grün. FK 54. KASH 54816.03. Fragment eines Flachglases. Rand auf zwei rechtwinklig zueinander verlaufenden Seiten gekröselt. Glas. Färbung: kräftig grün. FK 54. KASH 54816.06. 2 Fragmente eines Flachglases. Langrechteckiges Glasplättchen. Ritzverzierung. Dekorbeschrieb: Die Glasoberfläche ist mit einem opak-weissen Überzug versehen. In diesen wurden Zierelemente eingeritzt? An der Stelle der Ritzungen wird wieder die grüne, transparente Glasmasse sichtbar. Auf diese Weise hebt sich die Ritzverzierung grün von dem weissen Überzug ab. Mehrere parallele Linien unterteilen das Plättchen in drei Felder. Im breitesten Feld ist eine fortlaufende Blattranke eingeschrieben. Glas. Färbung: grün. FK 169. KASH 54863. Parallelen: Vor dem Grossen Brand, 35, Abb. 27 (15. Jh.).
Schicht G6.2 71 Fragment einer Schüssel, knapp zur Hälfte erhalten. Rand innen etwas konkav, schwach nach aussen gebogen. Randabschluss gegen aussen abfallend. Innenkante stark berieben weisslich (Spuren eines Deckels?). Deutlicher Knick/Absatz zum Gefässkörper, dann «steilmuldenförmig» bis zum abgesetzten Boden. Randbereich aussen etwas gewölbt, dann Rille (knapp unterhalb des Knicks im Gefässinnern) und rundlich bis zum niedern Standring (H. 0.4 cm) verlaufende Aussenwand. Sehr feine Drehrillen, auf der Aussenwand besser sichtbar als im Gefässinnern. Durchgehender dunkler Überzug im Innern, am Rand mit senkrechten helleren Schabspuren; Gefässäusseres eher fleckig. Alter, wohl bis zum Boden durchgehender dunkler Bruch des Gefässes (vgl. dunkle Verfärbungen auf der Bruchkante); geflickt mit Hilfe eines «Häftlis» (Buntmetalldraht/ Messing durch je ein kleines rundes Loch nahe des Randes gesteckt und Enden miteinander verdreht). Ahorn (Acer sp.). Herstellung: gedrechselt. Bo-D. 0.6 cm. Mündungs-Dm. 27 cm. Gefäss-H. 9 cm. D. max. bei Knick 0.8 cm. Gew. 89 g. FK 259.01. KASH 63589. Parallelen: Form wie Kat. 101. Schicht G6.2–5 72 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 5. Materialgr.: H.1. Brand: schwarz–grau/beige–schwarz. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig brandgeschwärzt; Ev. Irrläufer. FK 262. KASH 63206. 73 Dreibeintopf mit umgeschlagenen Laschen an den Fussenden und einem Bandhenkel. Typ: DTR 6. Materialgr.: H.1. Brand: schwarz– grau/beige–schwarz. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt (v.a. auf der dem Henkel gegenüber liegenden Seite). FK 262.01. KASH 63172. 74 RS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: G.1. Brand: orange-graugrau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Wohl zu KASH 63208 gehörend. FK 262. KASH 63207.
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Ohne Schichtkontext 75 RS einer Schüssel. Typ: SOFO. Materialgr.: K.2. Brand: beige-orange/beige-orange/beige. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/sehr viel (Kalk, Schamott, Kristallin). FK 113. KASH 63188. Grube G7 Schicht G7.1/2 76 RS eines Schüsselchens. Typ: SOFO. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 70. KASH 63210. 77 Fragment eines plastisch geformten, figürlichen Objektes (Aquamanile?). Dekorbeschrieb: Zwei eng aneinander geschobene Leisten mit punktförmiger Eindruckverzierung. Daran anschliessend m-förmiges Objekt (?). Materialgr.: G.1. Brand: grau-grau-orange. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Schamott, Kristallin). FK 70. KASH 63502. 78 RS einer Napfkachel? Typ: KR 5b? Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 70. KASH 63216. 79 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 70. KASH 63215. Zuweisung unsicher (aus Grubenwand; ev. auch zu Umgebungsmaterial gehörend) 80 RS eines Topfes mit Wellenlinienzier auf der Schulter und dem Bauch. Typ: TR 12. Materialgr.: NACH-D.2. Brand: durchgehend dunkelgrau. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). Herstellung: nachgedreht. A: brandgeschwärzt. FK 81. KASH 63218. 81 Fragment einer Bleirute. Blei. FK 81. KASH 66302. Grube G8 82 RS einer Schüssel mit Spritzdekor. Dekorbeschrieb: A/I: farblose Glasur versetzt mit unregelmässigen, grünen Glasurflecken. Typ: SR 14a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/rot. A/I: über weisser Engobe mehrfarbig glasiert. Magerung: fein/mittel (Kalk, Kristallin). FK 66. KASH 63221. 83 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: A: mehrere horizontal umlaufende Linien auf Rand und Wandung; I: dito – in der inneren Randkehlung zusätzlich eine Wellenlinie. Typ: SR 14a. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend beige. A/I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 66. KASH 63222. 84 RS einer Schüssel. Typ: SR 15. Materialgr.: L.1. Brand: durchgehend beige. A/I: schwarz glasiert. Magerung: fein/viel (Kristallin). FK 66. KASH 63224. 85 RS einer Schüssel. Typ: SR 15. Materialgr.: K.1. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kristallin). FK 66. KASH 63225. 86 RS einer Schüssel (flach)/Teller mit Malhorndekor (rot). Typ: TLR 3. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe gelb glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 66. KASH 63223. 87 WS einer Blattkachel. Brand: durchgehend orange/beige. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). I: brandgeschwärzt. Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). FK 66. KASH 63235. Grube G9 Schicht G9.2 88 RS eines Topfes. Typ: TR 20c1. Materialgr.: H.1. Brand: schwarz– grau/beige–schwarz. Magerung: mittel/sehr viel. FK 153. KASH 63259. 89 RS eines Topfes. Typ: TR 20g2. Materialgr.: E.1. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 153. KASH 63258. 90 2 RS, 7 WS eines Topfes mit Riefenbandzier auf der Schulter. Typ: TR 20g2. Teilw. zusammengesetzt. Materialgr.: B.1. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 153. KASH 63257. 91 RS einer Pfanne (Kochschüssel). Typ: PFR 2. Materialgr.: B.1. Brand: uneinheitlich. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. Sekundär verbrannt. FK 153. KASH 63261.
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92 RS einer Pfanne (Kochschüssel). Typ: PFR 3. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: rot engobiert. Magerung: mittel/ sehr viel (Kristallin). FK 153. KASH 63264. 93 RS einer Pfanne (Kochschüssel). Typ: SOFO. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Wst. 0.3 cm. FK 153. KASH 63278. 94 WS einer Schüssel mit Randansatz, Wellenbandzier auf dem Rand (innen) und der Wandung (innen). Typ: SR 3. Materialgr.: M.2. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Schamott, Kristallin). FK 153. KASH 63265. 95 RS. Typ: SOFO. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. A: unbehandelt? I: rot engobiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Ev. ein Hohldeckel. FK 153. KASH 63263. 96 RS einer Napfkachel. Typ: KR 3-N(?). Brand: durchgehend orange/ rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: mit Lehmresten. FK 153. KASH 63310. 97 Schüsselchen mit Schlingenspuren auf dem Boden. Typ: «Konisches Schüsselchen». Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 153. KASH 63321. 98 Schüsselchen mit horizontal abgestrichenem, leicht ausladendem Rand und Schlingenspuren auf dem Boden. Typ: «Konisches Schüsselchen». Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: mit olivgrünen(?) Glasurflecken. FK 153. KASH 63322. 99 RS eines Tubus (Blattkachel). Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: mit Lehmresten. FK 153. KASH 63311. 100 Fragment eines figürlichen Objektes (?); vielleicht Rest einer Reiterfigur. Zu erkennen wäre allenfalls noch ein Teil des Pferdebauchs und das beschädigte Bein des Reiters. Keramik. Brand: uneinheitlich. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 153. KASH 63510. 101 Fragment einer Schüssel. Rand-/Wandfragment. Rand schwach nach aussen schwingend. Randabschluss gegen aussen abfallend. Rand innen leicht konkav, oben von einer feinen Zierrille begleitet. Starker Knick zum Gefässkörper hin, dann «steilmuldenförmig» (hier nicht erhalten: abgesetzter Standboden). A: Rille ca. auf Höhe des Knicks im Innern; starke Drehrillen. Gesamtes Stück schlecht erhalten, unvollständig, deformiert, rundum Bruchstellen. Ahorn (Acer sp.). Herstellung: gedrechselt. Mündungs-Dm. 23.6 cm. Gefäss-H. 5.2 cm. L. innen 2.4 cm. Rd.-B. innen 2.2 cm. Gew. 19 g. Sehr weiches Holz. I: dunkler Belag, z.T. krustig. FK 153.04. KASH 63587. Parallelen: Form wie Kat. 71 (in Freiburg und Konstanz sehr verbreiteter, langlebiger Typus, doch sind die Durchmesser, nicht aber die Höhe, im Allgemeinen kleiner als beim vorliegenden Stück). 102 Holznagel/Zapfen. Ende konisch zugespitzt, stumpf. Kopf rechteckig, Ende gerade abgesägt, Kanten gephast. Tanne (Abies alba). L. 5.5 cm. B. max. 2.3 cm. D. max. 1.9 cm. Gew. 4 g. Jahrringe weit. FK 153.02. KASH 63580. 103 Leiste. Grundform rechteckig mit gerundeten Ecken. Eine Hälfte abgesetzt, dünn, mit abgerundetem, angeschrägtem Ende. Breites Ende ist abgesägt. Keine Befestigungsmöglichkeit zu sehen. Funktion? Eiche (Quercus sp.). L. 7.3 cm. B. 4.3 cm. D. max. 1.6 cm. Gew. 16 g. FK 153.02. KASH 63579. 104 1 ca. quadratisches Fragment, das an das Fussstück einer grösseren Gefässdaube erinnert, ev. auch Schindelfragment (eine Kante ist angeritzt und gebrochen, eine ist gesägt, eine gehobelt, die letzte entlang des Jahrrings gebrochen; Querschnitt keilförmig). L. 5.5 cm. B. 5 cm. D. 0.6 cm. FK 153.02. KASH 63581. 105 Lederabfall. Verschnitt. FK 153.05. KASH 60006. 106 2 Lederabfälle Verschnitte. FK 153.03. KASH 60007. Nicht abgebildete Hölzer: – 3 Astfragmente, jeweils an einem Ende eine Schnittspur (Teile der Grubenauskleidung/Faschinen?) 1 x Hasel (Corylus avell.); 2 x Eiche (Quercus sp.). D. max. 2.2 cm. Gew. 9 g. FK 153.02. KASH 63582. – Rinde indet. Holz mit unterschiedlichen Abbaugraden. L. 6.5 cm. B. 4 cm. D. max. 1.6 cm. Gew. 16 g. FK 153.02. KASH 63583. – 18 Splitter, davon 6 bearbeitete Fragmente: Ein kurzer Splitter mit angeschrägtem Ende; Masse: 5x1.1x0.4 cm. 2 cm dünne, gleichmässig breite langrechteckige Splitter (dünne Schindel?); Masse: 6.8x1.2x0.3 cm. 2 Splitter mit ca. rechteckigem Querschnitt, ein En-
de gesägt, das andere gebrochen; Masse ca.: 5.3x1.7x1.1 cm. Ca. dreikantiger, verbogener Stab mit einem abgeschrägten Ende; Masse: 9.6x1 cm. Der Rest sind grössere und kleinere Rindenfragmente. 7 x Nadelholz; 6 x Eiche (Quercus sp.); 1 x Buche (Fagus silvat.). Gew. ca. 25 g. FK 153.02. KASH 63581. Ohne Schichtkontext 107 Fragment eines plastisch geformten, figürlichen Objektes. Dekorbeschrieb: Flaches, spitz-ovales Objekt mit «fischgrätenförmigen», breiten Einkerbungen auf der Oberseite; wohl als modelliertes Baumblatt zu deuten. Die roh belassene Rückseite könnte andeuten, dass das «Blatt» auf eine Gefäss(?)wand aufgelegt war. Materialgr.: G.1. Brand: grau-grau-orange. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Ohne FK. KASH 63507. 108 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: mit Lehmresten. FK 106. KASH 63242. 109 Fragment eines Scharniers? Dreieckige Platte: an der Spitze rechtwinklig abstehender Dorn, auf der gegenüberliegenden Seite scheint die Platte umgebogen. Eisen. FK 106. KASH 66313. 110 Fragment einer Tasche. Einfache, aus einem grossen Stück geschnittene Umhängetasche mit langem verknotetem Tragriemen, an welchem noch die Schnalle vorhanden ist. Die Naht an der Us der Tasche war mit einem Lederstreifen, dem Keder verstärkt. Leder. FK 106.01. KASH 60005. 110a Lederstreifen. Leder. FK 106.02. KASH 60014. Nicht abgebildete Hölzer: – 4 Schindelfragmente. 1 grosses Stück, 3 kleine Fragmentchen. Rundum Bruchkanten. Flächen nicht überarbeitet. L. noch 28 cm. B. 7 cm. D. max. 0.3 cm. FK 106.03. KASH 63779. – Fragment/Bruchstück. Länglich, klotzig, z.T. mit rechten Winkeln. L. 9.1 cm. B. 5.2 cm. D. max. 1.9 cm. FK 106.03. KASH 63780.
Grube G10 (siehe Schicht S13) Grube G11 111 WS einer Schüssel mit Randansatz und Wellenbandzier auf dem Rand (innen). Typ: SR 3. Materialgr.: E.2. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 127. KASH 62727. Grube G18 112 3 RS, 15 WS, 2 Henkel eines Dreibeintopfes mit Rundstabhenkel, Wellenlinienzier auf der Schulter, Riefenbandzier auf dem Bauch und Verstrichmuster. Typ: DTR 2. Teilw. zusammengesetzt. Materialgr.: G.1. Brand: orange-grau-grau. Magerung: mittel/viel (Schamott, Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. FK 157.03. KASH 63343. 113 3 RS, 5 WS einer Becherkachel. Typ: KR 3-B. Brand: orange-grauorange. A: am Boden gesandet. Magerung: mittel/viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht? FK 147. KASH 63341. 114 Daubengefäss (4 breite, 1 schmalere Daube; Boden; Bindungsfragmente). Gefäss unvollständig (1 Daube fehlt), recht erhalten, doch Form etwas verzogen. Rand und Boden (durch Ausgrabung) teils beschädigt. Typ: 3. Oben schwache Kerbe, unten tief eingekerbte Rille mit halbrundem Querschnitt (B. ca. 0.3 cm) für die Bindung. Obere Kerbe eher schwach, durch gleichmässige Schnitte angelegt (Arbeitsfortgang nach rechts), Kante mit gleichmässigem, sauberem Schnitt. Untere Kerbe kehlenförmig. Deutliche Verfärbung durch Bindung (B. bis 0.8 cm), doch gesamte Oberfläche gleichmässig nachgedunkelt. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Reiffragm.: Hasel (Corylus avell.). Bo-Dm. 8.8 cm. Mündungs-Dm. 13 cm. Gefäss-H. 6.5 cm. H. Bo-Kerbe 2.2 cm. H. untere Kerbe 1.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.3 cm. L. innen 7.2 cm. D. max. 0.7 cm. Bindungsfragm.-L. max. 7.2 cm. Gew. 42 g. Dendrodat.: Bo und 4 Da: u. Weiches Holz. FK 156.03. KASH 63545. 115 Daubengefäss (7 Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Unvollständiges Gefäss, einigermassen gut erhalten. Rand z.T. mit starken Fehlstellen, ausgefranst; Hälfte einer Daube ausgebrochen. Typ: 4G. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach eingetieft, obere mit gleichmässigen Schnitten von schräg oben links, Kanten gleichmässig. Untere Kerbe mit ca. 0.4 cm breitem Absatz oberhalb der
Kerbe (vgl. feine Anrisse, die sonst nur über die Naht von einer Daube zur nächsten laufen). A: Daubenfuss verjüngt (Wulstbildung unterhalb der Kerbe). I: dunkel verfärbt. Rand noch dunkler, teilweise verkrustet. A: grösstenteils stark nachgedunkelt. Helle Färbung zeigt Verlauf und Breite der Rutenbindung an. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 9.4 cm. Bo-D. 0.5 cm. Mündungs-Dm. 14 cm. Gefäss-H. 7 cm. H. Bo-Kerbe 2.1 cm. H. untere Kerbe 2.1 cm. Obere Kerbe–Rd. 2.8 cm. L. innen 7.3 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 4.5 cm. Gew. 43 g. Dauben mit groben, Boden mit sehr feinen Jahrringen. Holz ungleichmässig abgebaut. FK 156.06. KASH 63547. 116 Daubengefäss (7 breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, recht erhalten, doch stark deformiert, gestaucht. Kleine Hicke im Rand. Typ: 5G. 2 flache Kerben; deutlich und grosszügig senkrecht herausgeschnitten (oben kurze Schnitte; unten lange Schnitte, Wulstbildung). Kante, v.a. der oberen Kerbe, gegen aussen abfallend. A: Gefässfuss an der Kontaktstelle der Dauben z.T. mit einem senkrechten Schnitt. A: grosszügig, etwas grob, aber gleichmässig gearbeitet. I: sehr dunkel verfärbt, spez. der Randbereich und drei Viertel der Wandung. A: im selben Bereich ebenfalls dunkel verfärbt, mit deutlichen hellen Spuren der Bindung; ein Viertel sehr hell, ohne Spuren der Bindung. Verfärbter und verformter Bereich stimmen nicht überein! Dazu 4 längere Bindungsfragmente (je zwei bis drei umeinander herumgeschlungene Ruten; eine Rute mit schräg angeschnittenem Ende) und etliche z.T. lange Rutenfragmente (B. bis 0.45 cm). Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Bo-Dm. 7.8 cm. Mündungs-Dm. 12.9 cm. Gefäss-H. 8.6 cm. H. Bo-Kerbe 2.1 cm. H. untere Kerbe 2.1 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.8 cm. L. innen 9 cm. D. max. 0.6 cm. Bindungsfragm.-L. max. 15.5 cm. Gew. 46 g. Dauben mit groben, Boden mit feinen Jahrringen. Holz ungleichmässig abgebaut. FK 156.01. KASH 63544. 117 Hohe Gefässdaube mit 2 kantig herausgeschnittenen, z.T. etwas schrägen Kerben. Fussbereich aussen verjüngt. Typ: 5G. Fichte (Picea abies). Breite, weite Jahrringe. FK 156.04. KASH 63546.01. 118 Fragmente eines Daubengefässes (3 zusammengehörige Dauben, 1 Boden). Typ: 2. 2 tief ausgeschnittene Rillen mit halbrundem Querschnitt für die Bindung. Deutliche Spuren des Herausarbeitens (beide Kerben machen auf einer Gefässdaube an derselben Stelle einen Knick nach unten). Schwache Wulstbildung oberhalb der oberen Rille. Bereich zwischen den Rillen und Fuss durch Schnitte verjüngt. Bindungsverlauf anhand der helleren Vefärbung gut erkennbar. Fussbereich einer Gefässdaube teilweise abgebrochen. Fichte (Picea abies). Bo-Dm. 8.2 cm. Bo-D. 0.7 cm. Gefäss-H. 8.3 cm. H. Bo-Kerbe 2.6 cm. H. untere Kerbe 2.2 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.6 cm. L. innen 8.8 cm. D. max. 0.7 cm. Bindungsfragm.-L. max. 9.9 cm. Gew.: 3 Da: 19.4 g, Bo: 8 g. Dauben und Boden mit sehr dichten, feinen Jahrringen. FK 156.04/156.06. KASH 63546/63548. Nicht abgebildete Hölzer: – Länglicher Splitter, Stabfragment? Fichte (Picea abies). Drei Flächen und zwei rechte Winkel erhalten. Breiteres Ende wohl gebrochen, das andere einseitig angeschrägt. Keine Funktionszuweisung mehr möglich; L. 5.5 cm. B. 0.9 cm. D. max. 1.3 cm. Gew. 1 g. – Zweigfragment (Hasel, Corylus avell.). – Rindenstück (Nadelholz). FK 156.06. KASH 63549. Grube G19 119 RS einer Schüssel. Typ: SR 12a. Materialgr.: L.1. Brand: durchgehend beige. A/I: dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kristallin). FK 214. KASH 63387. 120 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (rot und weiss). Dekorbeschrieb: A: mehrere horizontale Streifen am Rand und Wellenlinie auf der Wandung (weiss); I: herzförmig ineinander verstrichene Punkte (Borstenzug) am Rand und kurze Linien auf der Wandung (beide rot) dazu jeweils gleichförmige grüne Glasurflecken. Typ: SR 14a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A: farblos glasiert. I: über weisser Engobe mehrfarbig glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 128. KASH 63357. 121 RS, 2 WS einer Schüssel mit Rillenlinienzier auf dem Fuss. Typ: SR 14b. Materialgr.: L.1. Brand: durchgehend beige. A/I: über roter Engobe braun glasiert(?). Magerung: fein/sehr viel (Kristallin). FK 128. KASH 63355. 122 RS einer Schüssel. Typ: SR 15a. Materialgr.: K.2. Brand: durchge-
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hend orange/beige. A/I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 214. KASH 63386. RS eines Koppchens(?) mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: Horizontal umlaufende Linie am Rand und vegetabiles Dekor darunter in hell- bis dunkelgrüner Glasur. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/rot. A: mehrfarbig glasiert. I: über weisser Engobe hellgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 128. KASH 63356. RS eines Steckdeckels. Halbkugeliger Deckel, mit zentralem Knauf; Kannendeckel. Typ: De g. Brand: durchgehend grau/dunkelbraun. A: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Schamott, Kristallin). FK 214. KASH 63379. 2 RS eines Schälchens oder Untertasse. Fayence. A/I: opak weiss glasiert. FK 128. KASH 63358. BS eines Bechers mit zylinderförmigem Profil und dickem, flachem Boden. Glas. Färbung: farblos. Herstellung: formgeblasen? Glasmasse mit auffallend vielen Blasen. Bodenunterseite mit Heftnarbe. FK 241. KASH 54859. Fragment eines Schuhes. Brandsohle eines Herrenschuhs mit Absatz wendegenähter Machart. Bei der Fersenpartie wurden Oberleder und Sohle erst nach dem Wenden des Schuhs zusammengenäht. Leder. FK 128. KASH 60010. 15 Lederschnipsel und -abfälle, davon drei Fragmente von Rahmen. FK 214.01. KASH 60013.
Grube G20 Freilegen Oberfläche 129 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: I: horizontale Linien. Typ: SR 12a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/ mittel (Kalk, Kristallin). FK 136. KASH 63683. 130 2 RS einer Schüssel. Typ: SR 12a. Materialgr.: L.1. Brand: durchgehend beige. I: gelb glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 136. KASH 63680. 131 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (weiss) auf dem Rand (innen). Dekorbeschrieb: Wellenlinie. Typ: SR 14a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: über roter Engobe schwarz glasiert. Magerung: fein/mittel (Kalk, Kristallin). FK 136. KASH 63679. 132 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: A: horizontale Linien. Typ: SR 14a. Materialgr.: K.1. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über roter Engobe schwarz glasiert. Magerung: fein/viel (Kristallin). FK 136. KASH 63681. 133 RS einer Schüssel. Typ: SR 15. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 136. KASH 63682. 134 RS einer Schüssel. Typ: SR 15. Materialgr.: L.1. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/mittel (Kristallin). FK 136. KASH 63684. 135 RS eines Tellers. Typ: TLR 1. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 136. KASH 63685. 136 RS eines Tellers. Typ: TLR 1 (?). Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe schwarz glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 136. KASH 63687. 137 RS eines Tellers. Typ: TLR 1 (?). Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe schwarz glasiert. Magerung: fein/mittel (Kalk, Kristallin). KASH 63688. 138 RS mit blauem Randfaden. Glas. Färbung: farblos. FK 136. KASH 54795. Parallelen: vgl. etwa Baumgartner/Krüger 1988, Kat. 205. 139 Fragment eines Hohlschlüssels mit rundem Griff und achteckigem(?) Gesenk. Aus mehreren Teilen zusammengesetzt. Bart nur mehr im Ansatz vorhanden. Schaft leicht verbogen und an der Spitze flachgedrückt. Eisen. FK 136. KASH 66315. 140 Nagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. FK 136. KASH 66586. 141 Fragment eines Schuhes. Sohlenkeder neuzeitlicher Typologie. Leder. FK 136. KASH 60011. 142 2 Fragmente von 2 Schuhen. Oberlederfragmente. Leder. FK 136. KASH 60012. Füllung 143 RS einer Schüssel mit flächiger Bemalung in weisser Engobe auf der Innenseite. Dekorbeschrieb: Sternmuster. Typ: SR 12b. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: über roter Engobe farblos
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glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Schamott, Kristallin). A: mit Glasurflecken (olivgrün). FK 154. KASH 63714. RS einer Schüssel mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: I: Wellen- und horizontale Linie. Typ: SR 14a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/mittel (Kalk, Kristallin). I: mit schwarzer Verfärbung. FK 154. KASH 63715. RS einer Schüssel mit Bemalung in schwarzer Glasur (innen). Dekorbeschrieb: Wellen- und horizontale Linie. Typ: SR 14a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe mehrfarbig glasiert. Magerung: fein/mittel (Kalk, Schamott, Kristallin). Beidseitig mit schwarzer Verfärbung. FK 154. KASH 63716. RS einer Schüssel mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: Wellen- und horizontale Linien. Typ: SR 14a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). Beidseitig mit schwarzen Verfärbungen. FK 154. KASH 63719. RS, Henkel einer Schüssel(?) mit Bandhenkel (gekehlt). Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Schamott, Kristallin). FK 154. KASH 63748. RS, Henkel eines Henkeltopfes. Henkelansatz mit Noppen. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend beige. A/I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/mittel (Kalk, Kristallin). FK 154. KASH 63721. RS eines Tellers mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: A/I: Wellenförmige und horizontale Linien. Typ: TLR 2. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/mittel (Kalk, Kristallin). Beidseitig mit schwarzen Verfärbungen. FK 154. KASH 63718. RS eines Tellers. Typ: TLR 1. Materialgr.: L.1. Brand: durchgehend beige. A/I: über weisser Engobe unbestimmbar glasiert. Magerung: mittel/mittel (Kristallin). Sekundär verbrannt? FK 154. KASH 63717. RS eines Tellers mit Malhorndekor (rot). Dekorbeschrieb: A/I: Wellen- und horizontale Linien. Typ: TLR 3. Materialgr.: L.1. Brand: durchgehend beige. A/I: über weisser Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/viel (Kristallin). Beidseitig mit schwarzen Verfärbungen. FK 154. KASH 63720. RS, WS eines Bechers. Typ: Klarglasbecher. Glas. Färbung: farblos. Stark irisierend korrodiert. FK 154. KASH 54838. RS eines Bechers mit zylinderförmigem Profil und Kreuzrippenmuster. Glas. Färbung: farblos. Herstellung: formgeblasen. FK 154. KASH 54860. Fragment eines Nagels. Typ: Versenkbarer Nagel. Eisen. FK 154. KASH 66436.01. Fragment eines Nagels. Typ: Versenkbarer Nagel. Eisen. FK 154. KASH 66436.02.
Grube G21 Schicht G21.1 156 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 1. Materialgr.: G.1. Brand: orange-grau-grau. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 163. KASH 63750. Grube G24 Schicht G24.1/2 157 RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: D.1. Brand: durchgehend grau/dunkelbraun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 189. KASH 63404. Schicht G24.4 158 RS eines Topfes. Typ: TR 20b1. Materialgr.: G.1. Brand: orangegrau-grau. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 190. KASH 63413. 159 RS einer Bügelkanne mit Henkelansatz. Typ: BKR 2a. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. A: rot engobiert. Magerung: mittel/ sehr viel (Kristallin). FK 183. KASH 63395. 160 3 RS, 4 WS, BS, Henkel einer Schüssel. Unterrandständiger Rundstabhenkel. Typ: SR 2. Materialgr.: NACH-C.1. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Schamott, Kristallin). Herstellung: nachgedreht. A: brandgeschwärzt. Sekundär verbrannt. FK 183. KASH 63391.
161 Henkel. Rundstabhenkel. Materialgr.: E.2. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). Dm. 2.9 cm. FK 190. KASH 63431. 162 RS einer Becherkachel. Typ: KR 2. Brand: grau-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 190. KASH 63414. Schicht G24.5 163 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 3. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 184. KASH 63400. 164 2 RS, 9 WS einer Schüssel. Typ: SR 2. Teilw. zusammengesetzt. Materialgr.: NACH-E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/ sehr viel (Schamott, Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 184. KASH 63399. 165 Fragment eines Nagels mit dachförmigem Kopf. Eisen. FK 191. KASH 66453. Schicht G24.6 166 Daubengefäss (7 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten mit Ausnahme von Fehlstellen im Rand. Typ: 1. 1 Kerbe für die Bindung. Kerbe durch gleichmässig kurze schräge Schnitte (Verlauf von oben links nach unten rechts) angelegt. Bereich zw. Rand und Kerbe, bzw. zw. Kerbe und Standfläche durch senkrechte Schnitte verjüngt; schwache Wulstbildung unterhalb der Kerbe. In einer Daube knapp oberhalb des Bodens rundes Loch (Dm. ca. 1.3 mm); Holzwurmloch? Helle Verfärbung durch ehemalige Bindung rundum zu sehen. A: Farbe gleichmässig, leicht nachgedunkelt. I: fleckige Verfärbung, verstärkt entlang des Randes. Erhalten sind ein paar kurze Bindungsfragmentchen. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.1 cm. Mündungs-Dm. 12.8 cm. Gefäss-H. 6.5 cm. H. Bo-Kerbe 1.5 cm. H. untere Kerbe 2.5 cm. Obere Kerbe–Rd. 4.4 cm. L. innen 6.9 cm. D. max. 0.4 cm. Gew. 48 g. FK 251.14. KASH 63629. 167 Daubengefäss (5 breitere, 2 schmälere Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Gefäss recht gut erhalten, Form etwas verzogen. Gefässrand stellenweise beschädigt. Typ: 2. 2 tief eingekerbte Rillen mit halbrundem Querschnitt (B. 0.4–0.6 cm) für die Bindung. In den Rillen <<-förmige Schnitte. Bereich zwischen oberer Rille und Rand, bzw. zw. den Rillen durch leicht schräge Schnitte verjüngt. I: Rand angeschrägt, Schnitte im Streiflicht z.T. sichtbar. Helles Gefäss, schwach nachgedunkelt. Kaum Verfärbungen. Verlauf der Bindung nur dank geringen Krusten (Rinde?) schwach zu erahnen. Dazu ein paar kurze Bindungsfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Bo-Dm. 7.7 cm. Mündungs-Dm. 12.8 cm. Gefäss-H. 6.9 cm. H. Bo-Kerbe 2 cm. H. untere Kerbe 1.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.6 cm. L. innen 7.3 cm. D. max. 0.7 cm. Gew. 41 g. FK 251.08. KASH 63623. 168 Daubengefäss (8 Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Gefäss recht gut erhalten. Gefässrand mit einigen kleinen Hicken, z.T. verzogen. Typ: 2. 2 tief eingekerbte Rillen mit halbrundem Querschnitt (B. 0.4–0.6 cm) für die Bindung. In den Rillen <<-förmige Schnitte. Bereich zwischen oberer Rille und Rand (Wulstbildung oberhalb der Rille), bzw. zw. den Rillen durch leicht schräge Schnitte verjüngt. I: Rand angeschrägt, Schnitte im Streiflicht z.T. sichtbar. A/I: vereinzelte Flecken. I: allgemein dunkler. Am Übergang von einer Daube zur nächsten sind z.T. im Bereich der Rille dunkle Spuren (Verfärbung der ehemaligen Bindung?) zu erkennen. Im Rilleninnern helle Spuren der Bindung. Ein paar wenige schmale kurze Rutenfragmente erhalten. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Bo-Dm. 8.5 cm. Mündungs-Dm. 13.6 cm. Gefäss-H. 7.3 cm. H. Bo-Kerbe 2.1 cm. H. untere Kerbe 1.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.5 cm. L. innen 7.6 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 36 g. Dendrodat.: Bo: 1157–1273 (Lab.Nr. 64638; a); 6 Da: Daten zw. 1186 und 1273 (Lab.Nrn. 64632–64637). FK 251.11. KASH 63626. 169 Daubengefäss (6 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Gefäss recht gut erhalten, Gesamtform – insbesondere der Rand – verzogen/deformiert; ein Teil des Standringes fehlt. Gefässrand mit einigen Hicken. Typ: 2. 2 tief eingekerbte Rillen mit halbrundem Querschnitt (B. ca. 0.4–0.6 cm) für die Bindung. In den Rillen <<-förmige Schnitte. Bereich zwischen oberer Rille und Rand (Wulstbildung oberhalb der Rille), bzw. zw. den Rillen durch leicht
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schräge Schnitte verjüngt. Fussbereich auf der Innenseite ebenfalls verjüngt. Rand auf der Innenseite angeschrägt, Schnitte im Streiflicht z.T. sichtbar. Einige Dauben mit sehr feinen, andere mit sehr groben Jahrringen. I: hell. A: zur Hälfte mit dunklen Verkrustungen. Bodenrille innen schwarz verkrustet. Verfärbungen durch die Bindung sind rundum teilweise zu sehen. Kurzes Bindungsfragment aus drei Ruten erhalten, dazu einige Rutenfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). BoDm. 8 cm. Mündungs-Dm. 12.9 cm. Gefäss-H. 6.8 cm. H. Bo-Kerbe 2.1 cm. H. untere Kerbe 1.7 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.2 cm. L. innen 7.4 cm. D. max. 0.8 cm. Bindungsfragm.-L. max. 5.5 cm. Gew. 59 g. Dendrodat.: Bo: 1184–1247 (Lab.Nr. 61259; a); Da: 1164–1215 (Lab.Nr. 61260; a); Da: 1167–1221 (Lab.Nr. 61261; a); 2 Da 1166– 1223 (Lab.Nr. 61262; a). FK 251.15. KASH 63630. Daubengefäss (noch 7 unterschiedlich breite Dauben; Boden). Unvollständiges Gefäss mit vielen, z.T. stark schadhaften Stellen; etwas verformt. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide durch Schnitte von oben angelegt. Obere Kerbe eher unregelmässiger, grob, untere eher schwach herausgeschnitten. Kante der Kerben mit gleichmässigem, sauberem Schnitt. Rand der Bodenunterseite rundum grosszügig angeschrägt. A: erhaltungsbedingt verschliffen wirkend. I: etwas besser erhalten. A/I: stark fleckige Verfärbungen. Ehemalige Rutenbindung (B. bis 1 cm) durch hellere Färbung v.a. bei oberer Kerbe rundum gut erkennbar. Dazu 3 sehr kurze Rutenfragmentchen. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies). Bo-Dm. 8.8 cm. Bo-D. 0.7 cm. Mündungs-Dm. 13.5 cm. Gefäss-H. 6.5 cm. H. Bo-Kerbe 1.9 cm. H. untere Kerbe 1.6 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.4 cm. L. innen 7.2 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 39 g. Dendrodat.: Bo: u; 2 Da: u. FK 251.09. KASH 63624. Daubengefäss (noch 4 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Unvollständiges Gefäss, Gesamtform verzogen. Rand mit vielen Hicken und beschädigten Stellen; schlecht erhalten. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide durch Schnitte von oben angelegt, eher schwach herausgeschnitten, obere Kerbe etwas tiefer. Kante der Kerben mit einigermassen gleichmässig sauberem Schnitt. Unterhalb der oberen Kerbe Wulstbildung. A: eher grob gearbeitet, erhaltungsbedingt verschliffen. Unregelmässig verfärbt, z.T. verkrustet. Ehemalige Rutenbindung stellenweise durch helle Färbung angezeigt. 1 Bindungsfragment und einige kurze schmale Rutenfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Weiches Holz. Bo-Dm. 8.7 cm. Bo-D. 0.6 cm. Mündungs-Dm. 13.6 cm. Gefäss-H. 6 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.4 cm. Obere Kerbe–Rd. 3 cm. L. innen 6.7 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 4.8 cm. Gew. 38 g. Dendrodat.: Bo: u.; 5 Da: Daten zw. 1152 und 1241 (Lab.Nrn. 64622–64626; a). FK 251.10. KASH 63625. Daubengefäss (10 schmale Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, Form elliptisch verzogen. Rand der Dauben teilweise verzogen/deformiert, beschädigt; 2 Dauben gespalten. Standring mit zwei grossen Lücken. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide durch Schnitte von oben angelegt, eher schwach herausgeschnitten, Schnittabfolge oben unregelmässiger als unten. Kante der Kerben mit gleichmässigem, sauberem Schnitt. Beim Übergang von einer Daube zur nächsten stellenweise feine bis deutliche Messerschnitte knapp 0.4–0.6 cm horizontal oberhalb der beiden Kerben (Markierungen). A: erhaltungsbedingt verschliffen. I: besser erhalten, mit gefleckter Verfärbung. Ehemalige Rutenbindung durch hellere Färbung teilweise noch sichtbar. Dazu etliche Rutenfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.8 cm. Mündungs-Dm. 13.1 cm. Gefäss-H. 6.3 cm. H. Bo-Kerbe 1.5 cm. H. untere Kerbe 1.7 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.1 cm. L. innen 6.7 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 13.7 cm. Gew. 58 g. FK 251.12. KASH 63627. Daubengefäss (6 breite, 2 schmale Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, elliptisch verformt. Rand mit einigen gröberen Kerben, schadhafte Stellen auch im Bereich der unteren Kerbe. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide durch Schnitte von oben angelegt (bei der unteren deutlicher zu erkennen), obere Kerbe eher grob, untere eher schwach herausgeschnitten. Kante der Kerben mit gleichmässigem, sauberem Schnitt. A: erhaltungsbedingt verschliffen. Recht helles Gefäss mit stark fleckiger Verfärbung innen und aussen. Ehemalige Rutenbindung stellenweise dank hellerer Färbung erkennbar (B. ca. 0.6 cm). Dazu 4 kurze Rutenfragmente.
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Dauben: Fichte ev. Lärche(?); Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Weiches Holz. Bo-Dm. 8.4 cm. Mündungs-Dm. 12.6 cm. Gefäss-H. 5.7 cm. H. Bo-Kerbe 2 cm. H. untere Kerbe 1.6 cm. Obere Kerbe–Rd. 2.7 cm. L. innen 6.4 cm. D. max. 0.7 cm. Gew. 42 g. Dendrodat.: Bo und 4 Da: u. FK 251.13. KASH 63628. 174 3 Gefässdauben mit 2 Kerben (1 Gefässdaube passt an Gefässdaubengefäss Kat. 244 an). Beide Kerben eher schwach herausgeschnitten, Kante mit gleichmässigem, sauberem Schnitt. Auf 2 Gefässdauben in der oberen Kerbe orginale Reste der Rutenbindung erhalten (3-fach geschlungene Ruten, ohne Rinde); Reste der Verfärbung durch die Bindung (B. der Bindung 0.7 cm. B. der Rute 0.4 cm). Recht erhalten, teils verzogen; Rand mit grösserer Fehlstelle. Bereich der Bodenkerbe mit krustigem Material dunkel verfärbt. Dazu ein paar kurze Rutenfragmente. Dauben: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Weiches Holz. Mündungs-Dm. 12 cm. Gefäss-H. 6.3 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.3 cm. L. innen 6.8 cm. D. max. 0.6 cm. Bindungsfragm.-L. max. 4.6 cm. Gew. 9 g. Dendrodat.: Da: u; Da: 1209–1266 (Lab.Nr. 61252; a). FK 251.07. KASH 63622. 175 Gedrechselter Teller, zu einem Drittel erhalten. Stark ausladende Fahne, durch deutlichen Knick von der kurzen, steilen Wandung getrennt. Rand sauber abgerundet. Standboden-Dm. nur ca. ein Drittel des Rd.-Dm., daher ist das Ganze etwas «kippelig». Grobe Drehrillen auf der Aussenwand (Zierelement), auf der Fahne und auf der Innenwand sichtbar. Tellerinneres dort, wo die Drehrillen enden, mit schwachem Absatz. Gesamtes Stück verzogen, etliche eingedrückte Bereiche. I: grösstenteils noch mit dunklem Überzug durch Gebrauch (Material?). Tellermitte blankes Holz. A: ebenfalls mit dunkeln Stellen. Buche (Fagus silv.). Weiches Holz. Bo-D. 0.5 cm. Mündungs-Dm. 21 cm. Gefäss-H. 3.9 cm. D. max. bei Knick 1.4 cm. Gew. 42. – Ausserdem flaches schief-trapezförmiges Fragment, schlecht erhalten. Funktion unklar; Masse: 1.8x1.9x0.4 cm. FK 251.04. KASH 63621. 176 Schindelfragment. Schmal, auffallend dick; schmales Ende gesägt, restliche Seiten Bruchstellen. Ev. angebrochenes Nagelloch in der einen Längskante nahe des abgebrochenen Endes. Feine Jahrringe. Fichte (Picea abies). L. 21.4 cm. B. 3.2 cm. D. 0.9 cm. Gew. 23.7 g. FK 251.02. KASH 66582. 177 Schindelfragment. Gleichmässig breit und dick, ein Ende etwas gerundet, das andere mit Bruchstelle. Breite wahrscheinlich original. Nagelloch ca. in der Mitte, 0.7 cm von der einen Längskante entfernt (Grösse 0.3x0.2 cm, ausgebrochen). Feine Jahrringe. Fichte (Picea abies). L. 40.4 cm. B. 8.1 cm. D. 0.6 cm. Gew. 81 g. FK 251.02. KASH 66583. 178 Leistenfragment, Leiste? Stab mit regelmässig fünfkantigem Querschnitt, beide Enden gegen aussen schräg abgesägt. Möbelbestandteil Schrank/Truhe? Tanne (Abies alba). L. 14.1 cm. B. 2 cm. D. 3.1 cm. Gew. 26.5 g. FK 251.02. KASH 66584. 179 Starker, runder Ast (in zwei Teile zerbrochen). Ein Ende mit langem Schnitt einseitig angeschrägt (=abgetrennt), das andere schräg abgebrochen. Funktion? Hasel (Corylus avellana). L. 25.5 cm. Dm. 2.4 cm. Gew. 32.9 g. FK 251.02. KASH 66585. Nicht abgebildete Hölzer: – Holzfragment/Rinde. FK 198.11. KASH 54770.
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185 Schicht G24.6/7 180 Daubengefässboden, fragm. Rand auf der Us angeschrägt. I: fein gehobelt. A: unbearbeitet. Sehr feine Jahrringe. Fichte (Picea abies). Ungleichmässig abgebautes Holz. Bo-Dm. 8.9 cm. Bo-D. 0.7 cm. Gew. 5 g. FK 185.01. KASH 66559. Schicht G24.8, 1. Abstich 181 Daubengefäss (7 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten mit Ausnahme von 3 Ausbrüchen am Gefässrand. Typ: 1. 1 Kerbe für die Bindung. Kerbe durch gleichmässig kurze schräge Schnitte (Verlauf von oben links nach unten rechts) angelegt. I: Rand deutlich kurz angeschrägt. Bindung durch eher schwache Verfärbung auf einer Seite sichtbar, fehlt auf der gegenüberliegenden Seite. Erhalten sind ein paar kurze Bindungsfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), sehr feine Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.7 cm. Mündungs-Dm. 13 cm. Gefäss-H. 5.9 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. unte-
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re Kerbe 2.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.6 cm. L. innen 6.5 cm. D. max. 0.4 cm. Bindungsfragm.-L. max. 4.6 cm. Gew. 51 g. Dendrodat.: Bo: 1035–1159 (Lab.Nr. 62812; b); 8 Da: Daten zw. 1114 und 1193 (Lab. Nrn. 62804–62811; b). FK 198.10. KASH 63594. Daubengefäss (6 breitere, 3 schmale Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Gefäss gut erhalten. Gefässrand mit wenigen kleinen Hicken. Typ: 2. 2 tief eingekerbte Rillen mit halbrundem Querschnitt (B. 0.4–0.6 cm) für die Bindung. In den Rillen <<-förmige Schnitte. Bereich zwischen oberer Rille und Rand, bzw. zw. den Rillen durch leicht schräge Schnitte verjüngt. Helles Gefäss, schwach nachgedunkelt. Verlauf der Bindung nicht durch Verfärbung angezeigt. Abdrücke der Bindung erhalten. Dazu einige längere Stücke der Bindung und viele kurze Fragmente, eines davon mit schrägem Schnitt am Ende. Rutenfragmente z.T. mit feinen schräg verlaufenden Eindrücken, die den Verlauf der darumherumgewickelten Rute anzeigen. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Bo-Dm. 7.8 cm. Mündungs-Dm. 12.6 cm. Gefäss-H. 6.6 cm. H. Bo-Kerbe 2.1 cm. H. untere Kerbe 1.6 cm. Obere Kerbe–Rd. 2.7 cm. L. innen 7.3 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 13 cm. Gew. 37 g. FK 199.02. KASH 63597. Daubengefäss (8 breite, 1 schmälere Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, recht gut erhalten, Form verzogen/deformiert. Rand etwas beschädigt. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung). A/I: fast drei Viertel des Gefässes geflecktverfärbt, der Rest blank; d.h. das Gefäss steckte einseitig im Dreck. Auch die helle Verfärbung der ehemaligen Bindung ist auf drei Vierteln des Gefässes zu sehen. Dazu ein paar kurze Rutenfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8 cm. Mündungs-Dm. 12.4 cm. Gefäss-H. 6.5 cm. H. Bo-Kerbe 1.5 cm. H. untere Kerbe 1.6 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.3 cm. L. innen 7.1 cm. D. max. 0.4 cm. Gew. 52 g. FK 199.15. KASH 63601. Daubengefäss (7 Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten; Rand an einer Stelle beschädigt. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung; eher schwach herausgeschnitten, obere Kerbe durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung). Wenig oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten immer zwei parallele kurze, horizontale Schnitte (Markierung). Gesamte Oberfläche schwach verfärbt. Gefäss ragte ev. mit einer Daube zum Dreck heraus, da dort eine Stelle blank ist und die sonst rundum gut sichtbare Verfärbung durch die Bindung (B. 0.7–0.9 cm) fehlt. Dazu ein paar kurze Reiffragmente, eines mit schräg abschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). BoDm. 7.7 cm. Mündungs-Dm. 12.8 cm. Gefäss-H. 6.5 cm. H. Bo-Kerbe 1.4 cm. H. untere Kerbe 1.9 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.3 cm. L. innen 6.8 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 39 g. Dendrodat.: 7 Da: Daten zw. 1084 und 1200 (Lab.Nrn. 64639–64645; a). FK 199.16. KASH 63602. Daubengefäss (8 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, recht gut erhalten, Form schwach verzogen. Rand an einer Stelle ausgebrochen. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Parallel und knapp 0.5 cm oberhalb der unteren Kerbe stellenweise Markierung durch feinen Messerschnitt. A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung). Oberfläche im Innern etwas gefleckt. Bindung aussen rundum als heller Abdruck sehr deutlich zu sehen (B. 0.4–0.9 cm). Dazu ein paar kurze Bindungsfragmente, 3 mit schräg angeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Holz ungleichmässig abgebaut. Bo-Dm. 8.6 cm. Mündungs-Dm. 13.2 cm. Gefäss-H. 6 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.5 cm. Obere Kerbe–Rd. 3 cm. L. innen 6.5 cm. D. max. 0.4 cm. Bindungsfragm.-L. max. 14.2 cm. Gew. 39 g. FK 199.17. KASH 63603.
186 Daubengefäss (8 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten, Form elliptisch verzogen/deformiert. Rand mit kleinen Beschädigungen, Boden stark verzogen und gewellt. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Stellenweise horizontaler Messerschnitt (Markierung) 0.2–0.5 cm oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten. A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung). I: beinahe umlaufender verfärbter Ring ca. 3.1 cm ab Boden. A: rundum – mit Ausnahme von 2 Dauben – deutliche helle Färbung durch ehemalige Bindung (B. 0.5–0.8 cm). Das Stück muss zu ca. 4/5 im Dreck gesteckt haben, Holz an der noch freiliegenden Stelle kaum nachgedunkelt. Gesamtfarbe honiggelb. Technologische Details dank einseitiger Verfärbung gut erkennbar. Dazu 2 zusammengerutschte Rutenbindungen aus je drei Ruten (fragmentiert), und 4 Fragmente mit schräg angeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8 cm. Mündungs-Dm. 12.5 cm. Gefäss-H. 7.2 cm. H. Bo-Kerbe 1.6 cm. H. untere Kerbe 1.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.7 cm. L. innen 7.4 cm. D. max. 0.4 cm. Gew. 40 g. Dendrodat.: 7 Da: u. FK 199.19. KASH 63605. 187 Daubengefäss (6 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, Gesamtform etwas verzogen. Rand mit einigen Hicken und grösserer schadhafter Stelle; eine Daube zerbrochen. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide eher schwach herausgeschnitten. Obere und untere Kerbe durch Schnitte von schräg oben links, Schnittabfolge oben unregelmässiger als bei unterer Kerbe. Kante der Kerben mit gleichmässigem, sauberem Schnitt. An einer Stelle beim Übergang von einer Daube zur nächsten feiner horizontaler Messerschnitt knapp 0.4 cm oberhalb der unteren Kerbe (Markierung). A: erhaltungsbedingt verschliffen. Durch das Alter nachgedunkelt. Ehemalige Bindung stellenweise durch helle Spuren angezeigt. Dazu etliche Reiffragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Weiches Holz. BoDm. 8.8 cm. Mündungs-Dm. 13.2 cm. Gefäss-H. 6.2 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.6 cm. Obere Kerbe–Rd. 2.9 cm. L. innen 6.8 cm. D. max. 0.7 cm. Bindungsfragm.-L. max. 4.7 cm. Gew. 44 g. Dendrodat.: Bo: 1157–1266 (Lab.Nr. 61229; a); 3 Da: u. FK 198.06. KASH 63590. 188 Daubengefäss (6 schmale Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Dauben recht gut erhalten, Gefäss unvollständig, geklebt. Rand etwas beschädigt. Typ: 5K. 2 schwache Kerben für die Bindung; Bindung hat deutliche Abdrücke und Verfärbungen hinterlassen. Dauben überarbeitet, Boden innen gehobelt, aussen roh. Oberfläche gefleckt. Hellere Färbung durch Rutenbindung rundum schwach sichtbar. Ein paar kurze Rutenfragmente und kurzes Stück von drei miteinander verdrehten Ruten. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Bo-Dm. 8.1 cm. Bo-D. 0.5 cm. Mündungs-Dm. 13 cm. Gefäss-H. 5.5 cm. H. Bo-Kerbe 1.7 cm. H. untere Kerbe 1.4 cm. Obere Kerbe–Rd. 2.4 cm. L. innen 6.2 cm. D. max. 0.7 cm. Bindungsfragm.-L. max. 3.3 cm. Gew. 25 g. FK 198.09. KASH 63593. 189 Daubengefäss (noch 1 schmale, 8 breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Unvollständiges Gefäss, mindestens 1 Daube fehlt; Gesamtform etwas verzogen. Rand mit vielen Hicken, verformten und stark abgenützten unvollständigen Stellen. Standringbereich ebenfalls beschädigt. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide durch klar erkennbare Schnitte von oben angelegt, eher schwach herausgeschnitten. Kante der Kerben mit einigermassen gleichmässigem Schnitt. A: erhaltungsbedingt verschliffen, nachgedunkelt, mit fleckigen Verfärbungen. I: eher schlecht erhalten, Wandung dunkel verfärbt, Boden heller. Kaum durch ehemalige Rutenbindung heller gefärbte Stellen erhalten. Dazu wenige kurze Rutenfragmente. Auf kurzem Rutenfragment dunkle linienförmige Verfärbung, die Verlauf der darumherumgewickelten Rute anzeigt. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Weiches Holz. Bo-Dm. 8.8 cm. Bo-D. 0.6 cm. Mündungs-Dm. 13.4 cm. Gefäss-H. 6.5 cm. H. Bo-Kerbe 1.7 cm. H. untere Kerbe 1.4 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.1 cm. L. innen 6.6 cm. D. max. 0.4 cm. Bindungsfragm.-L. max. 4.1 cm. Gew. 41 g. Dendrodat.: Bo: 1118–1197 (Lab.Nr. 61236; b). FK 199.03. KASH 63598.
190 Daubengefäss (5 breite, 3 schmalere Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss. Wenige Hicke im Rand. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide durch grosszügige Schnitte von oben rechts angelegt, deutlich herausgeschnitten, Schnittabfolge oben unregelmässiger als bei unterer Kerbe. Kante, v.a. der oberen Kerbe, mit unsauberer Schnittfläche, gegen aussen abfallend. A: Gefässfuss durch grosszügige Schnitte verjüngt. A: grosszügig, etwas grob, aber gleichmässig gearbeitet. Schöne Verfärbung; I: stark nachgedunkelt, z.T. fleckig. A: gleichmässig nachgedunkelt, helle Spuren der ehemaligen Rutenbindung rundum gut erkennbar (B. 0.5–0.8 cm). Dazu ein langes und ein kurzes Bindungsfragment (jeweils drei miteinander verdrehte Ruten) und etliche Rutenreste, 1 mit schräg angeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.8 cm. Mündungs-Dm. 13.6 cm. Gefäss-H. 6 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.6 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.3 cm. L. innen 6.8 cm. D. max. 0.7 cm. Gew. 61 g. FK 199.06. KASH 63600. 191 Daubengefäss (6 Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, recht gut erhalten, Form verzogen. Am Rand z.T. ausgefasert, etwas beschädigt. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung. Untere Kerbe schwach, obere etwas stärker herausgeschnitten; Schnittabfolge oben unregelmässiger als bei unterer Kerbe; mit feinen Schnittspuren und letzten Abdrücken der miteinander verdrehten Bindungsruten. I: Rand deutlich angeschrägt. Gleichmässige schwache Verfärbung der Oberfläche. Bindung rundum schwach zu sehen. Einige kurze Reiffragmente, 3 mit schräg abgeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Festes Holz mit weicher Oberfläche, ungleichmässig abgebaut. Bo-Dm. 8.1 cm. Mündungs-Dm. 13 cm. Gefäss-H. 6.2 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.7 cm. Obere Kerbe–Rd. 2.9 cm. L. innen 6.8 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 71 g. FK 199.21. KASH 63607. 192 Daubengefäss (7 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss mit grossen Fehlstellen, Form etwas verzogen. Rand mit Hicken. Dazu ein stark abgebautes Fragmentchen eines Daubenstandfusses, das wohl anpassen würde (Jahrringstruktur). Typ: 5G. 2 Kerben für die Bindung; eher schwach herausgeschnitten. Beide Kerben durch gleichmässige Schnitte von oben links her angelegt. Kante der unteren Kerbe mit gleichmässigem, sauberem Schnitt, Kante der oberen z.T. etwas unregelmässiger angelegt. Rand auf der Innenseite angeschrägt (Schnitte im Schräglicht erkennbar). A/I: gesamte Oberfläche stark nachgedunkelt. A: z.T. verkrustet, Rutenbindung durch Abdrücke und sehr deutliche Verfärbung (B. 0.5–0.8 cm) rundum gut zu erkennen. Dazu einige kurze Rutenfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Holz unterschiedlich abgebaut. BoDm. 8.1 cm. Bo-D. 0.6 cm. Mündungs-Dm. 12.6 cm. Gefäss-H. 7.6 cm. H. Bo-Kerbe 1.9 cm. H. untere Kerbe 2.3 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.2 cm. L. innen 7.9 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 4.2 cm. Gew. 33 g. FK 198.12. KASH 63595. 193 Daubengefäss, hoch (9 unterschiedlich breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, recht gut erhalten, doch Gesamtform stark verzogen. Rand mit grosser Fehlstelle und weiteren Hicken, dasselbe im Fussbereich. Typ: 5G. 2 Kerben für die Bindung; beide deutlich herausgeschnitten, v.a. die obere. Obere und untere Kerbe durch Schnitte von oben angelegt. Kante der Kerben mit gleichmässigem, sauberem Schnitt. Knapp 0.4 cm oberhalb der unteren Kerbe am Übergang von einer Daube zur nächsten feiner horizontaler Messerschnitt (Markierung). Gesamtes Gefäss macht groben Eindruck. I: dunkler als Aussenseite, fleckig verfärbt. A: mit einigen Verfärbungen ohne Aussage (ev. Farbspuren von ehemaligen Krusten). Verlauf der Bindung anhand der Verfärbung kaum zu erkennen. Dazu ein kurzes Bindungsfragment aus 3 Ruten und etliche Reiffragmente, 1 mit schräg abgeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Sehr feine Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.6 cm. Mündungs-Dm. 13.2 cm. Gefäss-H. 8.7 cm. Bo-Kerbe 2.1 cm. H. untere Kerbe 2.1 cm. Obere Kerbe–Rd. 4 cm. L. innen 9 cm. D. max. 0.6 cm. Bindungsfragm.-L. max. 8.3 cm. Gew. 64 g. Dendrodat.: Bo: u; 2 Da: u. FK 198.13. KASH 63596. 194 Daubengefäss (5 breitere, 2 schmalere Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten, schwach verzogen; einige Hicke im Rand. Typ: 5G. 2 Kerben für die Bindung, flach, aber deutlich herausgeschnitten. Obere und untere Kerbe durch
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grosszügige Schnitte von oben rechts her angelegt. Oberhalb der unteren Kerbe sind lange, weniger tiefe Schnitte zu sehen, von links oben geführt. Kante v.a. der oberen Kerbe gegen aussen abfallend. A: Gefässfuss durch senkrechte Schnitte verjüngt. A: grosszügig, etwas grob, aber gleichmässig gearbeitet. I: dunkler als Aussenseite; honiggelb, fleckig; Rand dunkel. A: nur schwach nachgedunkelt. Helle Verfärbungen rundum im Bereich der beiden Kerben und letzte Rindenreste belegen ehemalige Bindung. 2 sehr lange Bindungsreste – zusammengerutscht (je drei umeinander herumgeschlungene Ruten) – und etliche Rutenfragmente, zwei mit schräg abgeschnittenem Ende. Eher grobes, hohes Gefäss. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), grobe Jahrringe. Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Holz ungleichmässig abgebaut. Bo-Dm. 8.2 cm. Mündungs-Dm. 12.2 cm. Gefäss-H. 8.5 cm. H. Bo-Kerbe 2.4 cm. H. untere Kerbe 2.5 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.5 cm. L. innen 8.8 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 2.4 cm. Gew. 50 g. FK 199.18. KASH 63604. 2 Gefässdauben mit 2 Kerben, vollständig (zu Kat. 198 gehörend?). Typ: 5K. Klare Spuren des Herausschneidens der Kerben (Schnitt richtung wohl von oben rechts; schwer feststellbar). Bereich zwischen den beiden Kerben verjüngt (Wulstbildung unterhalb der oberen Kerbe). Immer am Übergang von einer Gefässdaube zur nächsten im Fussbereich ein von oben geführter Schnitt. Oberfläche teilweise schlecht erhalten. A/I: mit Verfärbungen, z.T. gefleckt. Sehr kurzes Bindungsfragment erhalten. Dauben aus Fichte (Picea abies). Weiches Holz. Mündungs-Dm. verzogen, Gefäss-H. 6.2 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.5 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.1 cm. L. innen 7 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 8 g. FK 199.22. KASH 63608. Fragment einer Gefässdaube mit zwei Kerben. Typ: 5K. Erhalten ist der Bereich zwischen Rand und unterer Kerbe; feines Stück mit feinen Jahrringen. Fichte (Picea abies). L. noch 5 cm. Abstand zw. den Kerben 1.8 cm. Kerbe oben bis Rd. 3.2 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 2.1 g. FK 199.24. KASH 66573. Gefässdaubenfragment mit zwei Kerben (nicht zu Kat. 189 passend). Untere Kerbe durch lange Schnitte herausgearbeitet, unterhalb der oberen Kerbe Wulstbildung. Erhalten ist der Bereich ab unterer Kerbe bis Mitte Wandung vor dem Rand. Originale Breite teilweise, Oberfläche schlecht erhalten; kaum technol. Details erkennbar. Ehemalige Rutenbindung stellenweise durch hellere Färbung angezeigt. Oberfläche schlecht erhalten. Fichte (Picea abies). Weiches Holz. L. innen 4.5 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 3 g. FK 199.03. KASH 63599. 4 Gefässdauben mit 2 Kerben, vollständig (zu Kat. 195 gehörend?). Bodenkerbe ca. auf gleicher Höhe wie untere Kerbe aussen. Spuren des Herausschneidens der Kerben aussen gut erkennbar (Schnittrichtung: wohl von oben rechts; schwer feststellbar). Bereich zwischen den beiden Kerben verjüngt (Wulstbildung unterhalb der oberen Kerbe). Randinnenseite angeschrägt, Schnitte sichtbar. Im Fussbereich am Übergang von einer Gefässdaube zur nächsten je ein deutlicher von oben geführter Schnitt. Innenseite z.T. verfärbt, z.T. gefleckt; unterschiedliche Verfärbungen. Recht gut erhalten. Fichte (Picea abies). Mündungs-Dm. 13.8 cm. Gefäss-H. 6.2 cm. H. BoKerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.4 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.1 cm. L. innen 6.7 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 19 g. FK 199.20. KASH 63606. 4 Daubengefäss-Fragmente mit 2 Kerben. Bodenkerbe ca. gleiche Höhe wie untere Kerbe aussen. Klare Spuren des Herausscheidens der Kerben. A/I: im Randbereich angeschrägt (Schnittspuren innen). Bruchstelle im Bereich der unteren Kerbe, Standfuss fehlt. A/I: dunkel verfärbt. Im Bereich der Kerben hellere Spuren der ehemaligen Rutenbindung. Boden (aus 3 Fragmenten wieder zusammengesetzt): Us rau belassen, Kanten angeschrägt. Oberseite fein gehobelt. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies). Weiches Holz. Bo-D. 0.5 cm. Mündungs-Dm. 14 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.3 cm. L. innen 5.3 cm. D. max. 0.5 cm. Gew.: Bo 6.4 g. 4 Fragmente 10.2 g. Dendrodat.: Bo: 1186–1250 (Lab.Nr. 61231; a); 2 Da: 1175–1240 (Lab.Nr. 61232; a). FK 198.07. KASH 63591. Fragmente von insgesamt 2–3 versch. Daubengefässen. Boden fragm., schlecht erhalten. 6 Daubenfragmente (1 ca. vollständig, 2 x Rd. bis Bodenkerbe (eines davon gehört zu Kat. 199); gleiche Verfärbung, inkl. Bindung), 1 x Kerbe unten bis Kerbe oben, 1 x Boden bis Kerbe oben, 1 x Boden bis Kerbe unten) und 3 weitere flache Fragmente, von den technologischen Merkmalen her nicht eindeutig
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zuzuordnen (d.h. gleichen den übrigen 6 Fragmenten nicht; ev. grösseres Gefäss oder keine Dauben). Oberfläche stark zersetzt, schlecht erhalten. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Sehr weiches Holz. Bo-D. 0.4 cm. Gefäss-H. 11.8 cm. H. Bo-Kerbe 2.3 cm. H. untere Kerbe 1.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.1 cm. L. innen 6.9 cm. D. max. 0.4 cm. Gew.: Bo 3.2 g. 6 Daubenfragmente 5.7 g, 3 weitere Fragmente 3.1 g. FK 198.08. KASH 63592. Spachtelförmiges Stück. Stab mit gebreitetem, einballig-schneidenförmigem Ende und dazu um 90° gedrehtem, deutlich schmalerem kurzem «Griffteil». Weide (Salix sp.). L. 8.1 cm. B. 1.7 cm. Gew. 1.5 g. FK 199.24. KASH 66561. Schmales Schindelfragment zugespitzt (sek. Verwendung). Eine Längsseite angeschrägt, zugespitzt. Gleichmässig breit und dick. Schmalseite gesägt, gerade. Sehr feine Jahrringe. Fichte (Picea abies). L. 9.8 cm. B. 2.9 cm. D. 0.6 cm. Gew. 3.1 g. FK 199.24. KASH 66563. «Schindelfragment», zugespitzt (sek. Verwendung?!). Schmal, lang, zweites Ende Bruchstelle. Fichte (Picea abies). L. 12.5 cm. B. 2.2 cm. D. 0.6 cm. Gew. 4.6 g. FK 199.01. KASH 66535. Schindelfragment, einseitig angeschrägt (sek. Verwendung). Lang und gleichmässig schmal. Zweites Ende schwach gerundet. Zweitverwendung! Fichte (Picea abies). L. 18.8 cm. B. 3 cm. D. 0.5 cm. Gew. 10.8 g. FK 199.11. KASH 66542. Schindelfragment mit Astloch. Eine Schmalseite gesägt, restliche Kanten gebrochen. Dickenzunahme von einer Längskante zur anderen. Fichte (Picea abies). B. 6.5 cm. L. 10.8 cm. D. 0.6 cm. Gew. 18.2 g. FK 199.01. KASH 66534. Schindelfragment. Eine Schmal- und eine Längsseite sind gesägt, zweite Schmalseite wohl gebrochen. Mit dreikantigem Loch (beschädigt beim Ausgraben). Fichte (Picea abies). B. 8.1 cm. L. 18.7 cm. D. 0.6 cm. Gew. 28.8 g. FK 199.12. KASH 66539. Schindel. Lang, gross, schwach trapezförmig, dünn. Längsseiten gespalten, schmale Enden gesägt. Ein Ende gerade, das andere schwach gerundet. Rechteckige kleine Nagellöcher (0.2x0.1 cm): Abstand vom eher geraden Ende Loch 1 ca. 22 cm und 1 cm ab Rd.; Loch 2 ab entgegengesetzter Längseite ca. 22.5 cm und 1.2 cm ab Rd.; Loch 3 ab gerundetem Ende 18.5 cm und 3.2 cm ab Rd.; Loch 4 auf gleicher Seite ab Ende 24.4 cm und 5.5 cm ab Rd.. Entgegengesetzte Längsseite ca. 16 cm und 1.5 cm ab Rd.. Ungefähr in der Schindelmitte rechteckige dunkle Verfärbung (ev. Abdruck der überdeckenden Schindel; freier Bereich wäre ca. 32 cm). Breite und schmale Jahrringe. Aus mindestens 2 Teilen zusammengeleimt. Holzart nicht bestimmt. L. 73.5 cm. B. 15.5–16.5 cm. D. max. 0.4 cm. Gew. 130 g. Dendrodat.: 1122–1248 (Lab.Nr. 61241; a). FK 199.23. KASH 63648. Schindelfragment. Eine Längsseite stark angeschrägt (Randschindel). Schmalseiten sind gebrochen. Dickenzunahme von einer Längskante zur andern. Zentrales Loch ist ausgebrochen; Holz stark abgebaut. Fichte (Picea abies). B. 9.3 cm. L. 15 cm. D. 0.3 cm. Gew. 181.1 g. FK 199.11. KASH 66541. Schindelfragment. Wahrscheinlich rundum Bruchstellen. Erhalten sind 4 dunklere Eindrücke, quer über das Stück laufend, die an Buchstaben erinnern (denkbare Lesart z.B. OUSO). Sehr feine Jahrringe. Fichte (Picea abies). L. 8.9 cm. B. 2.6 cm. D. 0.5 cm. Gew. 3.1 g. FK 199.24. KASH 66564. Schindelfragment. Schmalseite schräg abgeschnitten. 2 cm breiter Saum gut erhalten, dahinter Holz abgebaut; Überdeckung? Eine Längsseite ev. vollständig, der Rest Bruchstellen. Ein zentrales Nagelloch (ca. 0.2x0.1 cm), 2 cm ab Rd. und 6.7 cm ab Basis. Fichte (Picea abies). L. 9.5 cm. B. 4.6 cm. D. 0.3 cm. Gew. 3.3 g. FK 199.24. KASH 66565. Schindelfragment. Eine Schmal- und eine Längsseite original erhalten. Schmalseite schwach bogenförmig gesägt. Basismaterial für Stabherstellung: 3 stabförmige Abschnitte (getreppt) mit abgesägten Enden (z.T mit Braue vom Abbrechen). Dreieckiges Loch in der Mitte wohl rezente Beschädigung (Ausgrabung). Fichte (Picea abies). B. 6 cm. L. 36 cm. D. 0.6 cm. Gew. 53.6 g. FK 199.24. KASH 66567. Schindelfragment. Flache Latte, Zweitverwendung (?). Ein Ende gerade abgesägt, doch Ecke rechtwinklig ausgeschnitten, angeschrägt. Kurz davor in der Mitte der Latte zwei kleine Löcher (erinnert an die Spuren einer modernen Bostitch-Klammer). Gegenüberliegendes
Ende gebrochen. Starke anhaftende Krusten auf der Us. Fichte (Picea abies). L. 18.2 cm. B. 3.2x0.6 cm. Gew. 11.6 g. FK 199.14. KASH 66525. 213 Vierkantstab/«Kien»span? Stab mit rechteckigem Querschnitt, wahrscheinlich beide Enden gesägt, eine Längsseite gespalten. Schindelfragment in sek. Verwendung? Fichte (Picea abies). L. 20.2 cm. B. 1.2x0.6 cm. Gew. 8.8 g. FK 199.13. KASH 66549. 214 Stabfragment/«Kien»span? Stück einer Schindel in Zweitverwendung. Querschnitt rechteckig, ein Ende abgeschnitten (Braue), das andere gebrochen. Längskanten durch Spalten. Fichte (Picea abies). L. 15.2 cm. B. 0.8 cm. D. 0.5 cm. Gew. 3.4 g. FK 199.24. KASH 66562. 215 Holznagel/Zapfen. Astfragment, zugespitzt; zweites Ende gebrochen. Tanne (Abies alba). L. 14.3 cm. Dm. 2.2 cm. Gew. 11.5 g. FK 199.11. KASH 66543. 216 Lattenfragment. Querschnitt rechteckig, Längsseiten schwach zusammen laufend; breiteres Ende gesägt, schmaleres gebrochen. Funktion unklar. Tanne (Abies alba). L. 12.8 cm. B. 2.8x1.6 cm. Gew. 21.1 g. FK 199.13. KASH 66546. 217 Leistenfragment. Kurz; ein Ende wohl (schräg) abgesägt, das andere gebrochen. Oberkante gegen aussen schwach abfallend. Buche (Fagus sylvatica). L. 7.7 cm. B. 2.4x1.4 cm. Gew. 6.7 g. FK 199.13. KASH 66548. 218 Vierkantstab. Querschnitt quadratisch. Am einen Ende zwei feine Löcher direkt unter der Oberfläche parallel zum Ende und rechtwinklig zueinander verlaufend (erweckt modernen «gebostitchten» Eindruck!). Quer durch den Stab ein weiteres Löchlein. Zweites Ende unvollständig. Tanne (Abies alba). L. 23 cm. B. 1.2x1.1 cm. Loch-Dm. 0.13 cm. Gew. 11.2 g. FK 199.12. KASH 66537. 219 Ast, ungleichmässig zugespitzt. Zweites Ende etwas angeschrägt, oben quer abgeschnitten; dort Rinde teilweise erhalten. Hasel (Corylus avellana). L. 22 cm. Dm. 1.9 cm. Gew. 12.8 g. FK 199.01. KASH 66536.01. 220 Kurzes Astfragment mit Rinde. Beide Enden mit schrägem Schnitt in Längsrichtung, doch beide Enden gebrochen. Funktion? Kirschbaum (Prunus sp.). L. 12.4 cm. Dm. 1.5 cm. Gew. 7.7 g. FK 199.11. KASH 66544. 221 Astfragment, bearbeitet. Ein Ende schräg abgetrennt, das andere gebrochen. Mittelabschnitt etwas verdickt (Schnittspuren zu erkennen), rindenlos. Funktion unklar. Hasel (Corylus avellana). L. 12.4 cm. Dm. 2 cm. Gew. 8.8 g. FK 199.14. KASH 66526. 222 Astfragment einseitig schräg angespitzt. Am anderen Ende Bruchstelle. Letzte Rindenreste erhalten. Hasel (Corylus avellana). L. 11.8 cm. Dm. 1.7 cm. Gew. 5.3 g. FK 199.01. KASH 66536.02. 223 Längliches Fragment. Schwach gebogen, Querschnitt linsenförmig (erinnert an Rippe bzw. Falzwerkzeug). Beide Enden gebrochen. Keine Aussagen zur Funktion möglich. Buche (Fagus sylvatica). L. 7.5 cm. B. 2.1 cm. D. 0.7 cm. Gew. 1.7 g. FK 199.13. KASH 66547. 224 Überrest (Anthro). Menschenhaare, braun. Haar. FK 198.16. KASH 54764. 225 Fragment eines Gewebes, z/z, Fdm. 0.3/0.3 mm, 15/14 F/cm. K2/1, Wolle (Digi 3475). Wolle. L. 5 cm. B. 4 cm. FK 199.08. KASH 54766. Nicht abgebildete Hölzer: – Schindelfragment? Splitter, lang, flach, ca. gleichmässig dick, nicht gehobelt. Rundum Bruchkanten. Tanne (Abies alba). L. 11.6 cm. B. 1.5 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 3 g. FK 198.06. KASH 63642. – Holzsplitter. Keine Funktion mehr feststellbar, keine besonderen Merkmale, nur Bruchstellen. Tanne (Abies alba). L. 8.8 cm. B. 2.2 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 2 g. FK 198.07. KASH 63643. – Splitter einer Latte. Flach, gleichmässig dick, wohl gehobelt. Mit Ausnahme einer Kante rundum Bruchkanten. Tanne (Abies alba). L. 10.4 cm. B. 1.7 cm. D. max. 0.8 cm. Gew. 5 g. FK 198.08. KASH 63644. – Rindenstück ohne weitere Merkmale. Eiche (Quercus sp.). L. 4.2 cm. B. 2.7 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 2 g. FK 198.09. KASH 63645. – Astfragment, beide Enden gebrochen. Wohl keine Schnittspuren. Ev. Teil der Grubenausfachung (Faschinen). Buche (Fagus silv.). L. 9.1 cm. B. 1.3 cm. Gew. 2 g. FK 198.12. KASH 63646. – Fragment eines dünnen Ästchens. Beide Enden gebrochen. Keine Werkzeugspuren. Hasel (Corylus avell.). L. 5.7 cm. B. 0.4 cm. FK
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199.22. KASH 63647. Astfragment, mit Rinde. Hasel (Corylus avellana); L. 16 cm. Dm. 1.5 cm. – Astfragment; Buche (Fagus sylvatica); 8.5 cm. – Rindenstück; Erle (Alnus sp. cf.). Gew. 10.4 g. FK 199.14. KASH 66527. 2 Schindelfragmentchen. Eine Schmalseite gesägt, restlichen Kanten gebrochen bzw. rundum Bruchstellen. Fichte (Picea abies). B. 2/2.3 cm. L. 12.8/10.4 cm. D. 0.3/0.4 cm. Gew. 3.1/2.2 g. FK 199.12. KASH 66538. 3 Splitter wohl von ehemaligen Latten. Funktion nicht mehr bestimmbar. Tanne (Abies alba); Eiche (Quercus sp.). L. 19 und 16.5 (Tanne), 14.5 (Eiche). FK 199.12. KASH 66540. 2 verrottete undefinierbare Holzsplitter, einer davon mit erhaltenem rechtem Winkel. Tanne (Abies alba); Eiche (Quercus sp.). L. 15 bzw. 10 cm. Gew. 30.9 g. FK 199.11. KASH 66545. Länglicher Splitter, verrundet. Eine Schmalseite gerade abgetrennt. Keine Aussagen zur Funktion möglich. Buche (Fagus sylvatica). L. 15.4 cm. Gew. 14.8 g. FK 199.13. KASH 66550. 3 Schindelfragmentchen. Feine Jahrringe. Fichte (Picea abies). L. 8.4 cm. Gew. 1.6 g. FK 199.24. KASH 66560. Schindelfragment. Ein Ende angeschrägt/gebrochen, das andere mit gebogener Form, unvollständig. Mindestens eine Längsseite Bruchkante. Form erinnert an neuzeitliche Fassadenschindel. Eher grobe Jahrringe. Fichte (Picea abies). L. 13.8 cm. B. 5.5 cm. D. 0.4 cm. Gew. 9.8 g. FK 199.24. KASH 66566. Schindelfragment. Schmal, eine Schmalseite gesägt, restliche Seiten Bruchstellen. In der Mitte des Stücks Nagelloch 0.2x0.13 cm. Oberund Us ausgewaschen. Fichte (Picea abies). L. 19.8 cm. B. 3 cm. D. 0.4 cm. Gew. 10.7 g. FK 199.24. KASH 66568. Schindelfragment. Eine Schmalseite gesägt, restliche Seiten Bruchstellen. Verfärbung wohl durch Überdeckung. Tanne (Abies alba). L. 13.3 cm. B. 2.7 cm. D. 0.4 cm. Gew. 6.4 g. FK 199.24. KASH 66569. Schindelfragment. Lang, schmal, schwach trapezförmig; breiteres Ende – wohl original – mit abgerundeten Ecken; restliche Seiten gebrochen. Tanne (Abies alba). L. 40.2 cm. B. 4.4 cm. D. 0.3 cm. Gew. 20.4 g. FK 199.24. KASH 66570. Schindelfragment. Eine Schmalseite gesägt, restliche Seiten Bruchstellen. Aus 4 Fragmenten zusammengeklebt. Fichte (Picea abies). L. 25.1 cm. B. 3.2 cm. D. 0.4 cm. Gew. 12.1 g. FK 199.24. KASH 66571. Splitter. Stabförmiges Fragment mit einer glatten Seite, Rest Bruchstellen. Tanne (Abies alba). L. 13.6 cm. B. 1x0.8 cm. Gew. 4.5 g. FK 199.24. KASH 66572.
Schicht G24.8, 2. Abstich 226 Daubengefäss (7 ca. gleich breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten mit Ausnahme von 2 Ausbrüchen im Gefässrand. Typ: 1. 1 Kerbe für die Bindung. Kerbe durch gleichmässig kurze schräge Schnitte (Verlauf von oben links nach unten rechts) angelegt. Bereich zw. Kerbe und Standfläche verjüngt. Eher grobe Jahrringe. A/I: Hälfte des Gefässes verfärbt, andere Hälfte blank; d.h. Gefäss steckte einseitig im Dreck. Verfärbung durch Bindung wohl rundum zu sehen (heute durch rekonstr. Bindung verdeckt), denn dunkles Material hat sich darunter abgesetzt. 2 kurze miteinander verbundene Bindungsfragmente und ein paar weitere Fragmentchen. Bindung aus rezenten Weidenruten rekonstruiert. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 7.8 cm. Mündungs-Dm. 12.8 cm. Gefäss-H. 6.4 cm. H. Bo-Kerbe 1.5 cm. H. untere Kerbe 2.5 cm. Obere Kerbe–Rd. 4.1 cm. L. innen 6.8 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 35 (mit modernen Weidenreifen). FK 200.05. KASH 63613. 227 Daubengefäss (9 unterschiedlich breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Gefäss gut erhalten, Gesamtform verzogen. Gefässrand mit 2 schadhaften Stellen. Typ: 2. 2 tief eingekerbte Rillen mit halbrundem Querschnitt (B. 0.3–0.6 cm) für die Bindung. In den Rillen <<-förmige Schnitte. Bereich zwischen oberer Rille und Rand, bzw. zw. den Rillen durch leicht schräge Schnitte verjüngt. Gewisse Dauben mit sehr feinen Jahrringen. A: relativ glatt, ohne Wülste. Helles Gefäss mit orange bis rötlichen unregelmässigen Verfärbungen, speziell im Innern und aussen am Rand. Ehemalige Bindung, die die tiefe «Furche» (Rille) deutlich an Breite übertrifft, ist an hellen, von einem schwarzen Strich begleiteten Spuren zu erkennen. Etliche kurze Bindungsfragmente erhalten, 2 mit schräg abgeschnittenem
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Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.4 cm. Mündungs-Dm. 13 cm. Gefäss-H. 6 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.4 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.1 cm. L. innen 6.3 cm. D. max. 0.6 cm. Bindungsfragm.-L. max. 9.1 cm. Gew. 54 g. FK 200.02. KASH 63610. Daubengefäss (6 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, sehr gut erhalten, Form kaum verzogen. Rand mit wenigen Hicken. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Stellenweise horizontaler Messerschnitt (Markierung) 0.4–0.5 cm oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten. Aussenfläche unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung). Starke Anschrägung des Randes auf der Bodenunterseite. Helle Oberfläche kaum verfärbt, insbesondere im Innern. Auf der Innenseite ca. 2 cm oberhalb des Bodens stellenweise verfärbter Ring (Flüssigkeit?), darüber Wandung heller. Bindung stellenweise durch Verfärbung angezeigt (steckte ev. im Dreck, denn Bindung ist auf ca. einem Viertel des Umfangs kaum sichtbar). Dazu einige kurze Bindungsfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 7.7 cm. Mündungs-Dm. 13 cm. Gefäss-H. 6.1 cm. H. Bo-Kerbe 1.5 cm. H. untere Kerbe 1.7 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.1 cm. L. innen 6.9 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 6.7 cm. Gew. 49 g. Dendrodat.: Bo: 1108–1212 (Lab.Nr. 62820; a); 7 Da: Daten zw. 1084 und 1203 (Lab.Nrn. 62813–62819; a). FK 200.03. KASH 63611. Daubengefäss (9 unterschiedlich breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, sehr gut erhalten, Form etwas verzogen/deformiert. Rand mit einigen kleinen Ausbrüchen. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt (Arbeitsfortschritt gegen rechts). Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Stellenweise horizontaler Messerschnitt (Markierung) 0.5 cm oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten. Rand auf der Innenseite angeschrägt; nicht sauber überarbeitet. A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung). I: stärker verfärbt als Aussenseite. Bindungsverlauf (anhand der Verfärbung) nicht zu erkennen. Dazu ein paar recht lange Reiffragmente, 2 mit schräg angeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Holz ungleichmässig abgebaut. Bo-Dm. 8.2 cm. Mündungs-Dm. 13.2 cm. Gefäss-H. 6.9 cm. H. Bo-Kerbe 2 cm. H. untere Kerbe 2 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.5 cm. L. innen 7.5 cm. D. max. 0.6 cm. Bindungsfragm.-L. max. 13.5 cm. Gew. 43 g. FK 200.04. KASH 63612. Daubengefäss (8 Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten, Form etwas verzogen/deformiert; Boden geknickt. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Horizontal verlaufender feiner Messerschnitt (Markierung) knapp 0.4 cm oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten. Sehr helles Gefäss, kaum verfärbt. Verlauf und Breite der Rutenbindung nicht sichtbar. Dazu ein Bindungsfragment und einige Rutenfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); sehr enge Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 7.5 cm. Mündungs-Dm. 12.7 cm. Gefäss-H. 6.9 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 2 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.2 cm. L. innen 7.4 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 12.3 cm. Gew. 31 g. FK 200.06. KASH 63614. Daubengefäss (8 unterschiedlich breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, Gesamtform schwach verzogen. Rand mit einer grossen Lücke und kleinen Hicken. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide durch Schnitte von oben angelegt, deutlich herausgeschnitten, Schnittabfolge oben unregelmässiger als bei unterer Kerbe. Kante der Kerben mit einigermassen sauberer, gegen aussen abfallender Schnittfläche. A: Gefässfuss mit deutlichen Schnitten verjüngt. Beim Übergang von einer Daube zur nächsten gibt es mehrmals einen feinen, horizontalverlaufenden Messerschnitt knapp 0.4 cm oberhalb der unteren Kerbe (Markierung). A: grob gearbeitet. I: verfärbter Ring auf ca. 1.5 cm Höhe. A: dunkle
fleckige Verfärbung, verstärkt auf einer Seite. I: fleckig und teilweise verkrustet, in Bodennähe etwas «sauberer», heller als am Rand. Hellere Färbung durch Rutenbindung rundum einigermassen sichtbar. Dazu 1 Bindungsfragment und etliche Rutenfragmente, 1 mit schräg angeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 9 cm. Mündungs-Dm. 13.4 cm. Gefäss-H. 5.9 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.4 cm. Obere Kerbe–Rd. 3 cm. L. innen 6.6 cm. D. max. 0.7 cm. Bindungsfragm.-L. max. 6.8 cm. Gew. 52 g. Dendrodat.: Bo: u; 2 Da: u. FK 200.01. KASH 63609. 232 Schindelfragment. Verdickung durch Ast-Durchwuchs. Dickenzunahme von einer Längskante zur anderen. Zerbrochen; rundum Bruchstellen. Fichte (Picea abies). L. 13 cm. B. 8.4 cm. D. 0.5 cm. Gew. 9.8 g. FK 200.08. KASH 66551. 233 Schindelfragment. Basis gesägt, mit Hick. Entgegengesetztes Ende gerundet. Rest Bruchstellen. Feine Jahrringe. Fichte (Picea abies). L. 28.9 cm. B. 3.9 cm. D. 0.4 cm. Gew. 18.6 g. FK 200.11. KASH 66580. 234 Schindelfragment. Originalgrösse oder Zweitverwendung? Ein Ende schräg abgesägt, das andere etwas abgerundet. Eine Seite stärker abgenützt, als zweite Seite. Fichte (Picea abies). L. 14.8 cm. B. 4 cm. D. 0.5 cm. Gew. 5 g. FK 200.08. KASH 66552. 235 Holznagel/Zapfen. Gestreckt trapezförmig, Querschnitt rechteckig. Breites Ende zweiseitig angeschrägt, Spitze gekappt. Eiche (Quercus sp.). L. 10.1 cm. B. 3.2 cm. D. 2 cm. Gew. 21.1 g. FK 200.08. KASH 66553. 236 Stabförmiges Fragment, zugespitzt. Kanten rundlich verschliffen; ein Ende mit mehreren Schnitten einseitig zugespitzt, entgegengesetztes Ende gebrochen. Fichte (Picea abies). L. 15.2 cm. B. 1.8 cm. D. 0.7 cm. Gew. 4.6 g. FK 200.01. KASH 66575. 237 Splitter bzw. Stabfragment mit zapfenförmigem Ende. Eine originale Seite teilweise erhalten. Ende ansatzweise zapfenförmig ausgebildet, mit Schnitt kurz unterhalb davon; zweites Ende wohl abgesägt. Fichte (Picea abies). L. 25.2 cm. B. 1.2 cm. D. 1.7 cm. Gew. 15.4 g. FK 200.11. KASH 66579. 238 Stabförmiger Splitter/Span mit ca. quadratischem Querschnitt und 2 erhaltenen glatten Seiten, eine davon gegen das Ende angeschrägt. Ein Ende abgesägt, das andere gebrochen. Funktion unbestimmt. Fichte (Picea abies). L. 18.5 cm. B. 1x1.2 cm. Gew. 6.4 g. FK 200.08. KASH 66554. 239 Stabförmiger Splitter mit schräg abgesägtem Ende. Zweites Ende etwas dicker, doch zersplittert. Eiche (Quercus sp.). L. 10.9 cm. B. 1.9x1.2 cm. Gew. 9 g. FK 200.08. KASH 66555. 240 Fragment eines Gewebes mit Schnittkante, z/s, Fdm. 0.5/0.5 mm, 18/11 cm. K2/2, Wolle, ursprünglich weisse Wolle, vom Boden verfärbt (digi 3471), auf VS verfilzt, vermutlich Schnittteil, 04/83 (x); 04/84 (y). Wolle. L. 15 cm. B. 5 cm. FK 200.13. KASH 54767. Nicht abgebildete Hölzer: – Längliches Astfragment. Verrundet mit flach D-förmigem Querschnitt (zur Form vgl. KASH 66533). Funktion unbekannt. Birke (Betula sp.). L. 9.6 cm. B. 2.7x0.7 cm. Gew. 3.8 g. FK 200.08. KASH 66556. – 3 Schindelfragmente. Fragment 1: kurz, Basis gerade, eine Ecke schräg abgetrennt (Ausgrabung?), Rest Bruchstellen. L. 14.7 cm. B. 3.3 cm. D. 0.7 cm. Gew. 11.2. – Fragmente 2 und 3: ca. gleichmässig dick, rundum Bruchstellen. L. 2 cm. B. 3.8 cm. D. 0.4 cm. Gew. 16.8. Fichte (Picea abies). FK 200.01. KASH 66574. – Schindelfragment. Lang, schmal; Basis und eine Längsseite gesägt, eine Ecke ausgebrochen (urspr. Nagelloch?), übrige Seiten Bruchstellen. Sehr feine Jahrringe. Tanne (Abies alba). L. 48 cm. B. 4.4 cm. D. 0.7 cm. Gew. 37.6 g. FK 200.01. KASH 66576. – 2 Splitter von Ästen (beim einen Rinde erhalten) mit Sägespuren quer und längs. Funktion nicht bestimmbar. Buche (Fagus sylvatica). L. 16.5/10 cm. FK 200.01. KASH 66577. – 2 Holzsplitter. Fragmente von Ästen mit verschiedenen Säge-/ Schnittspuren quer und längs. Funktion nicht bestimmbar. Eiche (Quercus sp.). L. 21/16 cm. FK 200.01. KASH 66578. – Schindelfragment. Basis und eine Längsseite gesägt, Rest Bruchstellen. Basis schräg. Feine Jahrringe. Aus 2 Stücken zusammengeleimt. Feine Jahrringe. Fichte (Picea abies). L. 34.8 cm. B. 4.6 cm. D. 0.6 cm. Gew. 32.9 g. FK 200.11. KASH 66581.
Schicht G24.8, Gesamt 241 Daubengefäss (8 ca. gleich breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten, Form schwach verzogen. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Stellenweise horizontaler feiner Messerschnitt (Markierung) knapp 0.5 cm oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten. A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung). I: verfärbter Ring knapp 3 cm oberhalb des Bodens (Flüssigkeit?), Wandung unterhalb des Rings etwas «sauberer», darüber dunkler verfärbt, gefleckt. A: gleichmässig schwach verfärbt, Bindung rundum durch helle Spuren angezeigt (B. 0.5–0.8 cm). Dazu etliche längere Reiffragmente, 3 mit schräg angeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.3 cm. Mündungs-Dm. 13.2 cm. Gefäss-H. 6.4 cm. H. Bo-Kerbe 1.3 cm. H. untere Kerbe 1.7 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.2 cm. L. innen 6.7 cm. D. max. 0.4 cm. Bindungsfragm.-L. max. 14.5 cm. Gew. 43 g. Dendrodat.: u. FK 252.01. KASH 63631. 242 Daubengefäss (7 ca. gleich breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten, Form einseitig eingedrückt/deformiert. Rand mit kleinen Hicken. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. 0.3–0.5 cm oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten z.T. fast vollständig horizontal umlaufender feiner Messerschnitt. A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung). I: Rand angeschrägt, die letzten 0.4 cm besonders stark; Schnitte im Streiflicht z.T. sichtbar. I: etwas gefleckt. A: nachgedunkelt. Hellere Verfärbung durch die Bindung rundum teilweise zu erkennen (B. 0.5– 0.8 cm). Dazu etliche kurze Reiffragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Dauben mit sehr sehr feinen Jahrringen, Boden mit gröberen. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Weiches Holz, Boden fest. Bo-Dm. 8 cm. Mündungs-Dm. 12.1 cm. Gefäss-H. 5.7 cm. H. Bo-Kerbe 1.5 cm. H. untere Kerbe 1.9 cm. Obere Kerbe–Rd. 3 cm. L. innen 6.3 cm. D. max. 0.4 cm. Bindungsfragm.-L. max. 6.9 cm. Gew. 39 g. Dendrodat.: Bo: u; 5 Da: 1105–1259 (Lab.Nr. 61264; a). FK 252.02. KASH 63632. 243 Daubengefäss (10 eher schmale Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten, Gesamtform etwas verzogen. Rand mit wenigen kleinen Hicken. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Beim Übergang von einer Daube zur nächsten 0.6 cm oberhalb der unteren Kerbe teilweise über mehrere Dauben laufender horizontaler feiner Messerschnitt (Markierung). A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung). I: Rand angeschrägt, Schnitte im Schräglich sichtbar. Boden aussen roh, etwas «zackig» ausgesägt. Gefäss steckte wahrscheinlich einseitig tief im Dreck. A: ca. ein Viertel ohne sichtbaren Verlauf der Bindung. Rundum gefleckte Verfärbung, relativ hell, auch im Innern. Dazu 2 Reiffragmentchen. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 7.3 cm. Mündungs-Dm. 12.6 cm. Gefäss-H. 6.7 cm. H. Bo-Kerbe 1.6 cm. H. untere Kerbe 1.9 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.4 cm. L. innen 7.3 cm. D. max. 0.4 cm. Bindungsfragm.-L. max. 8.7 cm. Gew. 58 g. Dendrodat.: Bo: 1145–1246 (Lab.Nr.64681; a); 10 Da: Daten zw. 1154 und 1239 (Lab.Nrn. 64673–64680; a). FK 252.23. KASH 63640. 244 Daubengefäss (8 breitere, 1 schmalere Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten, schwach verzogen; einige, auch grössere Hicke im Rand. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide durch grosszügige deutliche Schnitte von oben rechts angelegt (Schnittrichtung nicht immer eindeutig erkennbar). Kante beider Kerben gegen aussen abfallend. Ca. 0.4 cm oberhalb der Kerben, v.a. beim Übergang von einer Daube zur nächsten, horizontaler Messerschnitt bis deutliche Kerbung. Fussbereich mit je einem von oben geführten Schnitt am Übergang von einer Daube zur nächsten.
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Rand auf der Innenseite angeschrägt, speziell die letzten 0.4 cm (Schnitt im Streiflicht gut sichbar). A: grosszügig, etwas grob, aber gleichmässig gearbeitet. Gefäss steckte zur Hälfte im Dreck, Verfärbung auf der Aussenseite klar zu erkennen (quer über die Dauben verlaufende Begrenzungslinie). Hellere Färbung durch die ehemalige Rutenbindung im dunkeln Teil gut zu sehen, im nicht verfärbten Bereich (d.h. nur durch normale Alterung nachgedunkelt) hingegen keinerlei Spuren. Oberfläche dort recht «sauber» und hell, der dunkle Teil ist verkrustet. Im Innern weniger deutlich: stärkste Verkrustung auf dem Boden, Fortsetzung auf der Wandung im Bereich der dunklen Aussenseite. Dazu einige z.T. sehr lange Rutenfragmente. Restaurierung: eine Daube von FK 251.07 passt an und wurde eingefügt. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.8 cm. Mündungs-Dm. 13.5 cm. Gefäss-H. 6 cm. H. Bo-Kerbe 1.9 cm. H. untere Kerbe 1.4 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.1 cm. L. innen 6.4 cm. Bindungsfragm.-L. max. 13.7 cm. Gew. 62 g. Dendrodat.: Bo: u; 7 Da: Daten zw. 1138 und 1237 (Lab.Nrn. 64662–64670; a). FK 252.03. KASH 63633. Daubengefäss (6 breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, Gesamtform verzogen. Rand mit etlichen Hicken und kleineren schadhaften Stellen. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide deutlich herausgeschnitten. Kante der Kerben mit gleichmässigem, sauberem Schnitt. A: eher grob bearbeitet, macht etwas verschliffenen Eindruck. Rutenbindung durch helle und dunkle Verfärbung angezeig. Dazu 1 Bindungsfragment, 1 schräg abgeschnittenes Rutenende und einige Rutenstückchen. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); alle Dauben haben auf der einen Seite feine, auf der anderen Seite grobe Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.8 cm. Mündungs-Dm. 13.5 cm. Gefäss-H. 6.2 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.4 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.2 cm. L. innen 6.5 cm. D. max. 0.6 cm. Bindungsfragm.-L. max. 6.7 cm. Gew. 70. Dendrodat.: Bo: 1161–1248 (Lab.Nr. 61268; a). FK 252.20. KASH 63637. Daubengefäss (7 breite,1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, Form recht gut erhalten. Rand mit einigen Hicken und einer grösseren schadhaften Stelle. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide durch Schnitte von schräg oben rechts angelegt, deutlich herausgeschnitten, Schnittabfolge oben unregelmässiger als unten. Kante der Kerben mit gleichmässigem, sauberem Schnitt. Schnittflächen leicht gegen aussen abfallend. Wulstbildung unterhalb der oberen Kerbe. A: am Rand ca. quadratischer «Eindruck». A: etwas grob gearbeitet, erhaltungsbedingt verschliffen, Holz z.T. deutlich abgebaut, mit fleckiger Verfärbung. I: dunkler, insbesondere Randbereich. Rutenbindung durch einige Abdrücke und hellere Färbung nachweisbar. Dazu etliche kürzere – schmale und breite – Rutenfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.9 cm. Mündungs-Dm. 13.8 cm. Gefäss-H. 6.2 cm. H. Bo-Kerbe 1.9 cm. H. untere Kerbe 1.7 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.1 cm. L. innen 6.8 cm. D. max. 0.7 cm. Bindungsfragm.-L. max. 6.4 cm. Gew. 44 g. FK 252.21. KASH 63638. Daubengefäss (6 breite, 1 schmalere Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, recht gut erhalten, Form schwach verzogen/deformiert. Rand etwas beschädigt. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide eher schwach herausgeschnitten. Feine Schnittspuren des Schnitzmessers und dazu letzte Abdrücke und Verfärbungen der miteinander verdrehten Bindungsruten. Auf der Standfläche kreuzförmig angebrachte tiefe, grobe Kerben; Markierung? Dazu ein paar kurze Rutenfragemente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Bo-Dm. 8.9 cm. Mündungs-Dm. 13 cm. Gefäss-H. 6.4 cm. H. Bo-Kerbe 2 cm. H. untere Kerbe 1.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.3 cm. L. innen 7.1 cm. D. max. 0.6 cm. Bindungsfragm.-L. max. 3.3 cm. Gew. 69 g. FK 252.22. KASH 63639. Daubengefäss, hoch (5 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, recht erhalten, doch vollkommen deformiert. Hicke im Rand, Daube gebrochen. Typ: 5G. 2 Kerben für die Bindung; beide flach, aber deutlich herausgeschnitten. Obere und untere Kerbe durch grosszügige Schnitte von oben rechts angelegt (oben kurze Schnitte; unten lange Schnitte, Wulstbildung). Kante v.a. der oberen Kerbe gegen aussen abfallend. A: Gefässfuss z.T. durch senkrechte Schnitte verjüngt, insbesondere Kontaktstelle der Dauben. Boden aussen mit grosszügig angeschrägtem Rand. A:
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grosszügig, etwas grob, aber gleichmässig gearbeitet. I: gleichmässig honiggelb, etwas dunkler als Aussenseite. A: im unteren Bereich zu 4/5 schwach nachgedunkelt, inkl. Boden. 1/5 des Umfanges ist ebenso hell wie der Randbereich. Reste von heller Verfärbung durch die Rutenbindung nur auf der unteren Kerbe sichtbar. Dazu 2 Bindungsfragmente (je zwei umeinander herumgelegte/verdrehte Ruten; wahrscheinlich fehlt die dritte; durch Verfärbung angedeutet) und mehrere z.T. sehr lange Rutenfragmente (B. bis 0.45 cm). Grobes, hohes Gefäss. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Dauben mit sehr groben Jahrringen, Boden mit feineren. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8 cm. Mündungs-Dm. 13.4 cm. Gefäss-H. 9.2 cm. H. Bo-Kerbe 2.2 cm. H. untere Kerbe 2.1 cm. Obere Kerbe–Rd. 4 cm. L. innen 9.6 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 28 cm. Gew. 59 g. Holz teilweise abgebaut. FK 252.19. KASH 63636. Daubengefässboden. Ehemals rund, heute schwach verzogen. I: gehobelt. A: rau. Rand auf der Us rundum mehr oder weniger angeschrägt. I: mit kleinem verkrustetem Fleck. Durch Ausgrabung etwas beschädigt. Fichte (Picea abies). Bo-D. 0.5 cm. Gew. 10 g. FK 252.04. KASH 63634. Daubengefässboden. Ehemals rund, heute schwach verzogen. I: gehobelt. A: rau. Rand auf der Us rundum mehr oder weniger angeschrägt. I: teils mit dunkler Kruste. Aus 2 Stücken zusammengeleimt. Fichte (Picea abies). Bo-Dm. 10.9 cm. Bo-D. 0.6 cm. Gew. 18 g. FK 252.05. KASH 63635. Rundes Brett, zentral gelocht, zur Hälfte erhalten. Grob zugeschnitten, Kanten roh. Weder Ober- noch Us gehobelt, wobei die eine Seite glatter ist, als die andere. Loch mit «ausgefranstem» Rand, nicht überarbeitet. Missratenes Halbfabrikat eines Butterfassdeckels? Tanne (Abies alba). Bo-D. 0.7 cm. Loch-Dm. 1.2 cm. D. max. 0.7 cm. Gew. 17 g. FK 252.24. KASH 63641. Grosses, nadelförmiges, gelochtes Objekt; Webgerät? Konisch zulaufendes flaches Holzstück mit schwach seitlich verschobenem Loch im breiteren Teil; Schindelfragment in sekundärer Verwendung?! Breites Ende abgerundet, schmales Ende gerade; Loch vierkantig mit schwach gerundeten Ecken. Alle Seiten überarbeitet, «zweischneidig». Fichte (Picea abies). L. 24.5 cm. B. max. 3.4 cm. D. 0.5 cm. Gew. 9.4 g. FK 252.07. KASH 66496. Netzschwimmer? Hälfte einer dicken zentral gelochten Scheibe. Randpartie schlecht erhalten; einseitig breite Hicke/Rinnen in Richtung Loch. Loch nur grob ausgestemmt; weder Abriebspuren im Innern noch an den Kanten. Die zwei Rinnen können ev. durch Abrieb eingetieft worden sein. Aussenkanten gebrochen. Dunkel verfärbt, einige Wurmlöcher. Buche (Fagus sylvatica). Dm. ca.13.8 cm. LochDm. ca. 3.8 cm. D. 4.5 cm. Gew. 80.1 g. FK 252.25. KASH 66514. Spachtelförmiger Stab (Schindelfragment in sek. Verwendung). Mit zungenförmigem Ende, zweites Ende abgebrochen. Fichte (Picea abies). L. noch 17.5 cm. B. 2.6 cm. D. Spitze 0.4 cm. D. hinten 0.5 cm. Gew. 6.1 g. FK 252.15. KASH 66505.01. Schindelfragment. Eine Ecke schräg abgetrennt (Randschindel?); ev. Hälfte eines zugespitzen flachen Stabes? Fichte (Picea abies). L. 12.4 cm. B. ehemals 3.5 cm. D. Spitze 0.5 cm. D. hinten 0.6 cm. Gew. 2.5 g. FK 252.15. KASH 66505.02. Langes spachtelförmiges Stück (Schindelfragment in sek. Verwendung!?). Ein Ende abgetrennt (mit Braue), das andere etwas breiter, schwach abgerundet. Rest eines Nagellochs nahe einer Längskante (L. 0.2 cm; 0.35 cm ab Basis). Fichte (Picea abies). L. 24.9 cm. B. 2.3–2.6 cm. D. 0.4–0.3 cm. Gew. 10.2 g. FK 252.16. KASH 66509. Holznagel/Zapfen (Astfragment). Zwei Drittel des runden Querschnitts sind im oberen Teil erhalten, Ende etwas abgerundet. Unterteil vierkantig zugerichtet, gespitzt. Ende fehlt. Holzstruktur ziemlich aufgelöst. Eiche (Quercus sp.). L. 14.4 cm. Dm. oben 3.3 cm. Dm. unten 2x2.5 cm. Gew. 22.4 g. FK 252.07. KASH 66500. Panflöten-/Flötenfragment? Querschnitt ca. zu einem Viertel erhalten. Leichte Zunahme des Dm. vom einen Ende zum anderen. Enden sauber abgeschnitten, Rand schwach gegen aussen abfallend, das schmalere Ende mit schwach schrägem Schnitt abgetrennt. A: gleichmässige, in Längsrichtung verlaufende Schälspuren. I: sorgfältig von Fasern befreit. Längskanten, da schwach unregelmässige Oberfläche, wohl durch Bruch entstanden. Keinerlei Anzeichen von Löchern. Vom schmaleren zum breitern Ende relativ gleichmässige Zunahme der Dunkelfärbung. Keine eindeutigen Spuren einer Bindung zu sehen. Holunder (Sambucus sp.). L. 19.9 cm. Aussen-Dm. ca. 1.4
cm. D. 0.25 cm. Gew. 2.8 g. FK 252.07. KASH 66495. 259 Leistenfragment? Unvollständig, nur ca. Hälfte des Profils erhalten. Ein Ende gegen die Basis nach aussen angeschrägt, das andere gerade gebrochen. Tanne (Abies alba). L. 12.2 cm. B. 2 cm. D. 2.3 cm. Gew. 13.8 g. FK 252.16. KASH 66512. 260 Leisten-, Stab- oder Brettchenfragment? Eine Längskante unvollständig. Beide Enden parallel zueinander angeschrägt (Längsschnitt: gestrecktes Parallelogramm). Keine Nagellöcher sichtbar. Tanne (Abies alba). L. 15.5 cm. B. 2.6 cm. D. 1.4 cm. Gew. 19.1 g. FK 252.07. KASH 66498. 261 Leistenfragment. Querschnitt trapezförmig. Ein Ende zur Basis hin angeschrägt, das andere halbrund ausgeschnitten. Keine Nagellöcher erkennbar. Fichte (Picea abies). L. 16.3 cm. B. oben 2.1, unten 3.2 cm. D. 2.2 cm. Gew. 40.5 g. FK 252.16. KASH 66510. 262 Leiste. Querschnitt rhombisch, verzogen und unvollständig. Beide Enden zur Basis hin nach aussen schräg abgetrennt. Birke (Betula sp.). L. 18.1 cm. B. 2.8 cm. D. 1.2 cm. Gew. 18.1 g. FK 252.26. KASH 66515. 263 Pfahlfragment (Klotz mit Rindenresten). Ca. ein Fünftel des Durchmessers eines starken Astes oder Baumstammes. Beide Enden mit der Axt angeschrägt, bzw. schwach zugespitzt. Bauholz? Buche (Fagus sylvatica). L. 27.5 cm. B. 5.7 cm. D. 6.2 cm. Gew. 265 g. FK 252.15. KASH 66508. 264 Längliches Holzstück mit dreieckigem Querschnitt. Ein Ende zu flacher Spitze zugerichtet. Fichte (Picea abies). L. 14.6 cm. B. 2.2 cm. D. 1.6 cm. Gew. 12.4 g. FK 252.16. KASH 66511. 265 Lattenfragment. Beide Enden gerade abgesägt – das zweite ist beschädigt. Kanten etwas gerundet. Stück verzogen. Feine Jahrringe. Eiche (Quercus sp.). L. 11.7 cm. B. 5 cm. D. 2 cm. Gew. 28.7 g. FK 252.14. KASH 66504. 266 Vierkantholz. Querschnitt trapezförmig, ein Ende schräg abgesetzt (Beil). Zweites Ende mit drei versch. Hack- bzw. Schnittspuren (Säge-/Beil-). Funktion unbekannt. Mit Astloch, 2 Brandflecken und etlichen Wurmlöchern. Holzart nicht bestimmt. L. 5.6 cm. B. 6 cm. D. max. 3.1 cm. Gew. 347 g. FK 252.08. KASH 63651.01. 267 Krummes Aststück mit einem durch einige Hiebe schwach zugespitzten, unvollständigen Ende. Zweites Ende gebrochen. Funktion? Hasel (Corylus avellana). L. 20.2 cm. Dm. 2.1 cm. Gew. 21.3 g. FK 252.07. KASH 66501. 268 «Knoten»; Wandgeflecht? Ast mit Rindenfragmenten. Am einen Ende einseitig angeschrägt; gut erhalten. Etwa ab der Mitte vollkommen in Auflösung, d.h. besteht nur noch aus einem Bündel von Holzfasern, das knotenartig gewunden zu sein scheint. Wohl ein zweiter Ast, ebenfalls in faseriger Auflösung, mit in den «Knoten» eingebunden. Weide (Salix sp.). L. 14.5 cm. Ast-Dm. 1.3 cm. Gew. 12.1 g. FK 252.07. KASH 66497. Nicht abgebildete Hölzer: – Schindel. Flach, langrechteckig, die zwei kurzen Seiten sind gesägt (eine mit Braue). Längskanten unvollständig. Schmaleres Ende angeschrägt. Kein Nagelloch zu sehen. Enge Jahrringe. Breiteres Ende wieder angeklebt. Holzart nicht bestimmt. L. 41.2 cm. B. 6.1–7.8 cm. D. max. 0.6–0.8 cm. Gew. 71 g. Dendrodat.: u. FK 252.08. KASH 63651. – Schindelfragment. Dünn, aus mehreren Fragmenten zusammengeleimt (und bereits wieder zerbrochen). Eine Längsseite original, der Rest wohl Bruchstellen. Fichte (Picea abies). L. 12.8 cm. B. 4.7 cm. D. 0.3 cm. Gew. 5.1 g. FK 252.07. KASH 66499. – Schindelfragment. Eine Schmalseite gesägt, mit nagellochförmigem Ausbruch; übrige Seiten Bruchstellen. Eine Seite glatt und recht einheitlich verfärbt, die andere verwittert, mit deutlichen dunklen Krusten. Tanne (Abies alba). L. 18.4 cm. B. 2.8 cm. D. 0.6 cm. Gew. 14.1 g. FK 252.07. KASH 66499. – Schindelfragment. Rundum beschädigt. Fichte (Picea abies). L. 12.5 cm. B. 2.2 cm. D. 0.4 cm. Gew. 3.2 g. FK 252.07. KASH 66499. – 7 Schindelfragmente. Z.T. eine originale gerade Schmalseite erhalten. Ein Fragment mit einseitig angeschrägter Basis (Randschindel). Teilweise sehr feine Jahrringe. Fichte (Picea abies). L. 16.5, 22.9, 19.2, 18.9, 10.4, 13.1, 15.7 cm. B. 2.8, 3, 3.6, 2.2, 4.8, 3.3, 3.7 cm. D. 0.3, 0.5, 0.3, 0.5, 0.6, 0.5, 0.6 cm. Gew. 4.5, 20.7, 17.1, 15.8, 8.2, 7.5, 16.3 g. FK 252.14. KASH 66502. – Schindel. Lang, schmal, aus insgesamt 4 Fragmenten zusammengeklebt. Eine Schmalseite gesägt, die andere gebrochen, etwas schräg. Us glatt, Oberseite abgebaut. Keine Nagellöcher zu sehen. Tanne
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(Abies alba). L. 87.7 cm. B. oben 6.3 cm. B. unten 6.9 cm. D. 0.5 cm. Gew. 64.3 g. FK 252.14. KASH 66502. Lang-schmales Fragment. Zerbrochen und wohl rundum ebenfalls Bruchstellen. Breite Jahrringe. Bandförmiger dunkler Abdruck im Bereich der heutigen Bruchstelle, B. ca. 0.6 cm. Bedeutung? Eiche (Quercus sp.). L. 14.5 cm. B. 3.2 cm. D. 0.6 cm. Gew. 13.9 g. FK 252.14. KASH 66503. 5 Schindelfragmente, 3 davon mit einem abgeschnittenen Ende (mit Braue, alle übrigen Kanten sind Bruchstellen). 2 Fragmente mit einem deutlich heller gefärbten Ende. Z.T. mit anhaftenden dunklen Krusten. Fichte (Picea abies); Tanne (Abies alba); Fichte (Picea abies); Tanne (Abies alba); Fichte (Picea abies). Die beiden Abies-Fragmente gehören zusammen. L. 12.3, 20.6, 29.2, 24.3, 25.9 cm. B. 6.2, 3.7, 5, 4.5, 4.1 cm. D. 0.4, 0.8, 0.6, 0.5, 0.5 cm. Gew. 8.9, 32.9, 27.1, 17.7, 23.3 g. FK 252.15. KASH 66506. 3 längliche Fragmente. Enden z.T. angeschrägt oder gerade abgetrennt. Bei jedem Stück mindestens eine zugerichtete ebene Oberfläche erhalten. Funktion unbestimmbar. Tanne (Abies alba); Fichte (Picea abies); Tanne (Abies alba). L. 19.3, 22.5, 12.7 cm. B. 3.4, 3, 2.4 cm. D. 1.8, 1.5, 1.4 cm. Gew. 48.4, 18.9, 6.4 g. FK 252.15. KASH 66507. Ast mit Rindenfragmenten. Ein Ende einseitig etwas angeschrägt (Axt), zweites Ende gebrochen. Funktion unklar; Teil der Faschinen? Hasel (Corylus avellana). L. 30.5 cm. Dm. 3.2 cm. Gew. 85.4 g. FK 252.16. KASH 66513. Ast, längs gespalten. Ein Ende angeschrägt, das andere mit gewölbtem Abschluss. Buche (Fagus sylvatica). L. 16.7 cm. D. 3.3 cm. B. 1.7 cm. Gew. 24.5 g. FK 252.16. KASH 66513. Lattenfragment. Querschnitt verschoben rautenförmig. Mit Schnittspuren. Alle Kanten beschädigt. Funktion unklar. Eiche (Quercus sp.). L. 14.3 cm. B. 2.3 cm. D. 1.3 cm. Gew. 8.8 g. FK 252.16. KASH 66513. 3 Schindelfragmente. Ein Ende ist gesägt, die restlichen Enden und Kanten sind wohl Bruchstellen (eine Schindel aus 4 Fragmenten zusammengeklebt). Die Fichtenschindeln mit sehr feinen Jahrringen. Fichte (Picea abies); Tanne (Abies alba). L. 14.7, 12.3, 18.8 cm. B. 4.5, 5.2, 5.7 cm. D. 0.8, 0.4, 0.5 cm. Gew. 19.6, 7.2, 12.9 g. FK 252.26. KASH 66516. Brettfragment. 2 glatte Flächen gut erhalten, ein schmales Ende angeschrägt, das andere gerade abgetrennt. Längskanten gebrochen. Tanne (Abies alba). L. 13.7 cm. B. 3.1 cm. D. 2.3 cm. Gew. 335 g. FK 252.26. KASH 66517. Flaches Holzstück, Splitter. Ein Ende angeschrägt, das andere gebrochen. Schnittspur über die Mitte. Querschnitt unregelmässig dick, Funktion unklar. Eiche (Quercus sp.). L. 13.1 cm. B. 6.9 cm. D. 2 cm. Gew. 44.8 g. FK 252.26. KASH 66517. Längliches Holzstück (Sektor eines Astes?) mit Rindenresten an einer Längskante. Ein Ende einseitig angeschrägt, zugespitzt, das andere abgebrochen. Funktion unklar. Beschädigt durch Pickelspitze. Buche (Fagus sylvatica). L. 12.9 cm. B. 3.5 cm. D. 2.1 cm. Gew. 18.9 g. FK 252.26. KASH 66517.
Schicht G24.9 269 Daubengefäss (9 unterschiedlich breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten, Form, v.a. Rand, etwas verzogen. A: stellenweise alt beschädigt, kurzes Stück des Standringes ausgebrochen. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Stellenweise horizontal verlaufender feiner Messerschnitt (Markierung) knapp 0.4 cm über unterer Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten. A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung), desgleichen Bereich zwischen beiden Kerben. A: dunkel, unten etwas verkrustet mit deutlichen, rundumlaufenden hellen Spuren der Bindung (B. 0.5–0.8 cm). Dazu 2 Bindungsfragmente und etliche längere Rutenfragmente, 2 mit schräg angeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.6 cm. Mündungs-Dm. 12.9 cm. Gefäss-H. 6.7 cm. H. Bo-Kerbe 2 cm. H. untere Kerbe 1.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.4 cm. L. innen 7.1 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 20.5 cm. Gew. 47 g. Dendrodat.: Bo: 1178– 1264 (Lab.Nr. 64661; a); 8 Da: Daten zw. 1181 und 1271 (Lab.Nrn.
64653–64660; a). FK 208.01. KASH 63615. 270 Daubengefäss (5 breite, 3 schmalere, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten, Gesamtform z.T. verzogen/deformiert. Standring mit kleiner Lücke. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Horizontaler feiner Messerschnitt (Markierung) etwa 0.45 cm oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten und stellenweise noch länger. Gefässinnenseite dunkler als Aussenseite; Bodenaussenseite z.T. mit Krusten. A/I: stark fleckige, z.T. rötliche Verfärbungen. Eine Daube aussen fast blank, Innenseite wie bei den übrigen. Abdruck der Bindung z.T. recht breit (bis 0.8 cm), dank hellerer Verfärbung v.a. bei oberer Kerbe fast rundum erkennbar. Dazu 2 Bindungsfragmente und etliche längere Rutenfragmente, 1 mit schräg angeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.3 cm. Mündungs-Dm. 13.2 cm. Gefäss-H. 6.9 cm. H. Bo-Kerbe 2.1 cm. H. untere Kerbe 1.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.6 cm. L. innen 7.5 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 10.5 cm. Gew. 48 g. FK 208.02. KASH 63616. 271 Daubengefäss (6 Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Unvollständiges Gefäss, etliche Fehlstellen (auch rezente), Form schwach verzogen. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Bei beiden Kerben etliche feine Schnitte des Messers. Horizontaler feiner Messerschnitt (Markierung) etwa 0.4 cm oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten. A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung), desgleichen der Bereich zwischen den beiden Kerben. A/I: etwas fleckenförmige Verfärbungen; Bindung durch Abdrücke und schwache Verfärbung angezeigt. Dazu ein paar kürzere Reiffragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Holz ungleichmässig abgebaut. Bo-Dm. 8.6 cm. Mündungs-Dm. 14.7 cm. Gefäss-H. 6.6 cm. H. Bo-Kerbe 2.1 cm. H. untere Kerbe 2.1 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.6 cm. L. innen 7.4 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 51 g. FK 208.05. KASH 63619. 272 Daubengefäss (9 ungleich breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten, doch Form stark verzogen/deformiert. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Verlauf etwas unstet. Horizontaler feiner Messerschnitt (Markierung) etwa 0.4 cm oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten. A: unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (Wulstbildung). Überall etwas fleckige Verfärbungen, keine einheitlichen, aussagekräftigen Spuren. Verlauf der Bindung nur schwach zu erkennen. Dazu 2 Bindungsfragmente und ein paar kurze Reiffragmente, 1 mit schräg angeschnittenem Ende. Viele technologische Details zu sehen! Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Holz ungleichmässig abgebaut. Bo-Dm. 8.2 cm. Mündungs-Dm. 13 cm. Gefäss-H. 6.9 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.9 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.5 cm. L. innen 7.1 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 56 g. FK 208.06. KASH 63620. 273 Daubengefäss (9 Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, Form etwas verzogen. Rand mit einigen Hicken, Boden ebenfalls beschädigt. Typ: 5K. 2 Kerben für die Bindung; beide durch Schnitte von oben angelegt. Obere Kerbe etwas tiefer herausgeschnitten, Schnittabfolge unregelmässiger als bei unterer Kerbe. Kante der Kerben mit einigermassen gleichmässig sauberem Schnitt, z.T. gegen unten abgeschrägt. Wulstbildung unterhalb der oberen Kerbe. A: grob wirkend und – erhaltungsbedingt – verschliffen. A/I: zu ca. 4/5 fleckig dunkler gefärbt; das Gefäss steckte im Dreck. Hellere Verfärbungen durch die Rutenbindung rundum nur schwach sichtbar. Dazu wenige schmale Rutenfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.6 cm. Mündungs-Dm. 13.2 cm. Gefäss-H. 6.5 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 1.5 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.4 cm. L. innen 6.9 cm. D. max. 0.6 cm. Bindungsfragm.-L. max. 5.1 cm. Gew. 77 g.
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Dendrodat.: Bo: 1154–1256 (Lab.Nr. 61247; b); 4 Da: u. FK 208.04. KASH 63618. 274 Daubengefäss, hoch (7 breite, 1 schmale Daube; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, gut erhalten; einige Hicke im Rand. Typ: 5G. 2 Kerben für die Bindung; beide flach, aber deutlich herausgeschnitten. Obere und untere Kerbe durch grosszügige Schnitte von oben rechts angelegt. Kante v.a. der oberen Kerbe gegen aussen abfallend. A: Gefässfuss durch senkrechte Schnitte verjüngt. Bereich zwischen Rand und oberer Kerbe durch schräge Schnitte (von links oben) verjüngt. A: grosszügig, etwas grob, aber gleichmässig gearbeitet. Helles Gefäss, schwach nachgedunkelt. I: Krusten auf Boden und Wandung. Verlauf der Rutenbindung durch Verfärbung schwach angezeigt. Dazu ein sehr langes Bindungsfragment (drei umeinander herumgelegte Ruten) und etliche, z.T. sehr lange Rutenfragmente. Grobes, grosses, hohes Gefäss. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), grobe Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8 cm. Mündungs-Dm. 13.8 cm. Gefäss-H. 8.7 cm. H. Bo-Kerbe 2 cm. H. untere Kerbe 2.2 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.9 cm. L. innen 9.2 cm. D. max. 0.7 cm. Bindungsfragm.-L. max. 19 cm. Gew. 92 g. FK 208.03. KASH 63617. 275 Gefässdaube, schmal. Beide Kerben sauber herausgeschnitten, schwache Wulstbildung unterhalb der oberen Kerbe. Bindung zeichnet sich durch hellere Verfärbung schwach ab. Im Fussbereich beschädigt. A: abgenützt. Fichte (Picea abies). Gefäss-H. 6 cm. H. BoKerbe 1.9 cm. H. untere Kerbe 1.6 cm. Obere Kerbe–Rd. 3 cm. L. innen 6.6 cm. B. 1.5–2.3 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 3 g. FK 253.01. KASH 66520. 276 Schindel. Gesamtform schwach gestreckt trapezförmig. Längskanten durch Spalten entstanden; schmale Enden gesägt, das eine ist gerade (mit Absatz), das andere schräg abgetrennt. Querschnitt: flach, etwas unregelmässig dick ohne Regelhaftigkeit. Genau in der Mitte des Brettes kleines rechteckiges Nagelloch (0.2x 0.1 cm). Verfärbung der Schindel auf einer Seite ca. 25 cm vor dem angeschrägten Ende (d.h. ca. 47.5 cm waren nicht überdeckt/hell – Holzfarbe wechselt von hell zu dunkel). Undefiniert (Holz/Rinde). L. 73.2 cm. B. 10.6 cm. D. 0.8 cm. Gew. 169.8 g. Relativ feine Jahrringe. Kleine Defekte an den Kanten. Angeschrägtes Ende wieder angeleimt. FK 208.12. KASH 63650.01. 277 3 Fragmente einer Schindel. Sehr dünn. Eine Ecke schräg abgetrennt (Randschindel), dazugehörige Längskante gut erhalten. Der Rest beschädigt. Rechteckiges (0.2x0.4 cm), etwas ausgebrochenes Loch 19.2 cm ab Ende mit abgetrennter Ecke und ca. 1.2 cm ab Seitenrand. Undefiniert (Holz/Rinde). L. 41 cm. B. 8.8 cm. D. 0.2 cm. Gew. 25.6 g. FK 208.12. KASH 63650.02. 278 Kleiner Pflock. Oberteil in Längsrichtung zerbrochen, nur zur Hälfte erhalten. Spitze sauber vierkantig zugerichtet, im oberen Teil Kanten zusätzlich gebrochen. Buche (Fagus sylvatica). L. 18.3 cm. B. 3.7 cm. D. noch 2 cm. Gew. 29.6 g. FK 253.01. KASH 66519. 279 Latte. Querschnitt rechteckig bis trapezförmig (wechselnd). Rund die Hälfte des Stabquerschnitts ist bis auf kurzen Rest entfernt, direkt anschliesssend unregelmässig rechteckige Kerbe aus dem Stab herausgetrennt. Endet wohl in Bruchstelle. Entgegengesetztes Ende gerade abgesägt. Unvollständiges Stück, Funktion unklar. Buche (Fagus sylvatica). L. 19.3 cm. B. 4 cm. D. 2 cm. Gew. 25.3 g. FK 253.01. KASH 66518. 280 Klobiges Holzstück. Querschnitt schiefwinklig. Ein Ende mit Sägespur, das andere mit Hackspuren (3 Axthiebe?). Tanne (Abies alba). L. 14.7 cm. B. 5.5 cm. D. 3.1 cm. Gew. 99.1 g. FK 208.13. KASH 66528. Nicht abgebildete Hölzer: – Fragment einer dünnen Schindel? Lang, schmal, flach, nicht gehobelt, rundum Bruchstellen. Ev. mit kleinem ausgebrochenem Nagelloch am einen Ende nahe der Kante. Fichte (Picea abies). L. 13.9 cm. B. 1.2 cm. D. max. 0.2 cm. Gew. 1 g. FK 208.06. KASH 63649. – Lattenfragment. Ein Ende lang angeschrägt, bzw. einseitig zugespitzt. Keine weiteren Aussagen möglich. Eiche (Quercus sp.). L. 12.8 cm. B. 2.9 cm. D. 1.3 cm. Gew. 9.2 g. FK 253.01. KASH 66521. – Längliches, flaches Fragment mit Rinde. Us schwach geglättet, rundlich gebogen. Funktion? Birke (Betula sp.). L. 11.8 cm. B. 5.5 cm. D. 1.7 cm. Gew. 25.5 g. FK 253.01. KASH 66522. Schicht G24.10 281 Rundstabiger Holznagel/Zapfen. Zur Spitze hin zunehmend dicker
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(erhaltungsbedingt?); mit 5 gleichmässigen Hieben kurz zugespitzt. Zweites Ende etwas zersplittert, unvollständig. Stammholz. Eiche (Quercus sp.). L. 16.9 cm. Dm. 3.7 cm. Gew. 75.4 g. FK 211.03. KASH 66557. 282 Holzsplitter mit Hackspuren. Ende einseitig angeschrägt, zweifach abgesetzt; kurz davor Kerbe. Funktion unklar. Eiche (Quercus sp.). L. 11.1 cm. B. 2.4 cm. D. 2.7 cm. Gew. 10.9 g. FK 211.03. KASH 66558. Grube G25 Schicht G25.1 283 2 RS, WS einer Schüssel. Typ: SR 4. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). FK 165. KASH 63754. Grube G26 Schicht G26.1 284 RS, Henkel eines Dreibeintopfes mit randständigem Bandhenkel. Typ: DTR 7. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 175. KASH 63469. 285 RS, WS, Henkel einer Schüssel mit randständigem Bandhenkel. Typ: SR 8. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: über roter Engobe(?) olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 175. KASH 63452. 286 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5b. Brand: durchgehend ocker/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. FK 175. KASH 63477. 287 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5b. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 175. KASH 63478. 288 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5b. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. FK 175. KASH 63479. Grube G30 289 RS einer Becherkachel? Typ: SOFO. Brand: durchgehend orange/ braun. FK 201.01. KASH 63756. 290 BS eines Topfes mit Quellrand. Brand: durchgehend orange/braun. Herstellung: nachgedreht. Innenseite mit Speiseresten. FK 201.01. KASH 63758. Grube G36 Schicht G36.2 291 RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: H.1. Brand: grau/ schwarz-grau-grau/schwarz. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). FK 242. KASH 63765. Grube G37 Schicht G37.1 292 2 RS einer Schüssel. Typ: SR 7. Materialgr.: M.2. Brand: durchgehend grau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). Wst. 0.8 cm. Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). Keramik stark aufgequollen. Sekundär verbrannt. Vielleicht zu Kat.295 und KASH 63482 gehörend. FK 247. KASH 63483. 293 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel. A/Rand: mit Lehmresten. FK 247. KASH 63496. 294 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5b. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 247. KASH 63495. Schicht G37.1/2 295 6 RS, 2 WS, 3 BS einer Schüssel. Typ: SR 7. Materialgr.: M.2. Brand: durchgehend grau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). Wst. 0.8 cm. Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). Sekundär verbrannt. Wohl zu KASH 63482 gehörend. FK 247/248. KASH 63481. Schicht G37.2 296 RS eines Flachdeckels mit hochgewölbtem Zentrum und doppelkonischem Griffknauf. Typ: De c. Materialgr.: D.1. Brand: durchgehend grau/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Schamott, Kristallin). Beidseitig brandgeschwärzt. Sekundär verbrannt. FK 248. KASH 63498.
Grubenzuweisung unsicher oder zusammengesetzt Grube G1 (Schicht G1.2) und Grube G6 297 2 RS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: L.1. Brand: durchgehend beige. I: über roter Engobe farblos glasiert? Magerung: fein/ sehr viel (Schamott, Kristallin). FK 67/111. KASH 63184. Grube G4 (Schicht G4.1) und Schicht S6 298 RS, 2 WS, BS eines Schüsselchens. Typ: SOFO. Materialgr.: L.2. Brand: beige-orange/beige-orange/beige. A: gelb glasiert. I: über weisser Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/viel (Kristallin). Sekundär verbrannt. FK 35/47. KASH 63159. Grube G9 (Schicht G9.2), Schicht S3 und Schicht S5a 299 2 RS, 11 WS, 5 BS, 2 Henkel, 2 Beine eines Dreibeintopfes mit Rundstabhenkel, Horizontalleiste auf dem Hals und Riefenbandzier. Typ: DTR 4. Materialgr.: H.1. Brand: grau/schwarz-grau-grau/ schwarz. A: geglättet/poliert. Glättung grau/schwarz (metallischer Glanz). Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 151/152/153/178. KASH 62311. Grube G32/34 300 2 RS, 3 WS eines Topfes. Typ: TR 10b. Brand: orange-grau-grau. Magerung: mittel/viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. Aussen am Rand: brandgeschwärzt. FK 243. KASH 63761. Struktur Str.1 (s. Schicht S4a–c) Struktur Str.2 301 RS einer Schüssel mit Riefenlinienzier auf der Aussenseite. Typ: SR 1. Brand: durchgehend grau/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). Herstellung: nachgedreht. A: brandgeschwärzt. FK 138. KASH 63749. 302 Riemenzunge (allg). Einfach gefaltetes Band, mit fünf kleinen Stiften zusammengenietet. Dekorbeschrieb: Vorderseite am Rand mit zwei feinen Zickzacklinien verziert. Kupfer-Legierung. L. 3.4 cm. B. 1.2 cm. Zwischen Metallplatten Reste von Leder? FK 137. KASH 66316. Struktur Str.3 Unter Deckel 303 WS eines Daubengefässes. Typ: 5K. Untere Kerbe durch lange, dann durch kurze Schnitte sauber herausgearbeitet. Ehemalige Rutenbindung durch hellere Spuren angezeigt. Fichte (Picea abies). L. 8 cm. Wst. 0.6 cm. Gew. 8.7 g. Rezenter Anriss quer über das Stück. FK 108. KASH 63551.01. 304 WS eines Daubengefässes mit gut sichtbaren Markierungen oberhalb der unteren Kerbe. Typ: 4. Ev. zu Kat. 334 gehörend? Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. L. 7.8 cm. Wst. 0.4 cm. Gew. 6.2 g. FK 108. KASH 63551.02. 305 2 WS eines Daubengefässes. Typ: 4. Obere Kerbe mit kunstvoll übereinander angelegten Schnitten (Wirkung: seilförmig), untere Kerbe mit 0.5 cm oberhalb der Kerbe horizontal verlaufendem Messerschnitt (Markierung). Fuss aussen zwischen Kerbe und Boden verjüngt, Wulstbildung. Fichte (Picea abies), beide Dauben mit sehr feinen Jahrringen. L. 7.5 cm. Wst. 0.6 cm. Gew. 11.4 g. Mit rezenter Beschädigung, geklebt. FK 108. KASH 63551. 306 BS eines Daubengefässes. Daubenboden gross, etwas elliptisch verzogen, knapp ein Viertel ist ausgebrochen. Rand unten rundum schwach angeschrägt. I: fein gehobelt. A: rau. Fichte (Picea abies). Gew. 24.9 g. FK 108. KASH 63551.03. 307 «Spachtel/Spatel». Flacher Span, gleichmässig dick, gehobelt, Kanten rundum gebrochen. Ein Ende zungenförmig zugeschnitten, das andere schwach gerundet zugerichtet. Feine Jahrringe. Tanne (Abies alba). Holz mit unterschiedlichen Abbaugraden. L. 11.2 cm. B. 3.6 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 8 g. FK 108. KASH 63566. 308 Zapfen/Vierkant, zugespitzt. Gleichmässig dicke Latte einseitig angeschrägt, stumpf. Basis verläuft schräg zur geraden Aussenkante. Alle Seiten mit Ausnahme der unvollständigen Spitze auf irgendeine Art bearbeitet (gesägt, geschnitten, gehobelt). Funktion unbekannt. Holzart nicht bestimmt. Holz mit unterschiedlichen Abbaugraden. L. 8.5 cm. B. 1.3/2.2 cm. D. max. 1.3 cm. Gew. 4 g. FK 108. KASH 63571. 309 Werkzeugartig geformtes Stück. Querschnitt elliptisch. Ein Ende ge-
rade abgetrennt, mit Schnitzspuren. Auf der Gegenseite ist der Schaft zunächst schwach abgesetzt, dann langgezogen, verjüngt, mit einer Kerbe, dann folgt ein deutlicher Absatz und das Ganze endet in einem schraubenzieherförmigen Teil. Funktion unklar. Schnittspuren der Zurichtung deutlich erkennbar. Tanne (Abies alba). Holz mit unterschiedlichen Abbaugraden. L. 9.7 cm. B. 0.6/2.4 cm. Gew. 12 g. FK 108. KASH 63567. 310 Spitze. Flaches, etwa gleichmässig dickes Fragment in Form eines halben Pfeiles. Spitze schwach verjüngt und gerundet. Längskante gerade, geschliffen. Kürzere Kante etwas ausgebrochen, Schrägkante wohl ebenfalls geschliffen. Kurzes Ende ist gesägt. Funktion unklar. Tanne (Abies alba). Holz mit unterschiedlichen Abbaugraden. L. 11.6 cm. B. 2.4 cm. D. max. 0.9 cm. Gew. 6 g. FK 108. KASH 63568. 311 2 Astfragmente mit Schnitzspuren. Das eine mit rundlichem Querschnitt (abgebildet) hat ein durch Schnitte schwach zugespitzes und ein schräg abgetrenntes Ende. Das andere ist eine Asthälfte mit unvollständigen Enden. Keine Funktion zuweisbar. Holzart nicht bestimmt. Holz mit unterschiedlichen Abbaugraden. L. max. noch 8.5 cm. B. 1.7 cm. Gew. 5 g. FK 108. KASH 63570. 312 2 Fragmente eines Schuhes. Kinderschuh. Linker Schuh mit hohem auf die Waden reichendem Schaft. Das Oberleder besteht aus einem grossen Hauptteil, der Vorfuss, laterale und hintere Beinseite bedeckt. Leder. FK 108. KASH 59997. 313 6 Fragmente eines Schuhes. Oberlederfragment und fast vollständige Besohlung. Vom Oberleder bleibt nur noch die Schuhspitze, die Besohlung ist fast vollständig vorhanden. Etwas mehr als die Hälfte des Sohlenkeders fehlt. Leder. FK 94.01. KASH 59998. 314 2 Fragmente eines Handschuhes. Partie die den unteren Teil des Kleinfingers bedeckt (FK 108) und ein dazu passendes Fragment (FK 94.01). Leder. FK 94.01/108. KASH 59999. 315 Unidentifiziertes Lederfragment. FK 108. KASH 60004. Nicht abgebildete Hölzer: – 7 Schindelfragmente von verschiedenen Schindeln. Dickere und dünnere, breitere und schmalere mit breiten (Weisstanne) und schmaleren (Fichte) Jahrringen; ungehobelt. Ein Fragment gleichmässig flach, doch nicht gehobelt, hebt sich von den übrigen ab. Insgesamt ein Ende gerade abgesägt, übrige Enden teilweise schwach bogenförmig bzw. gebrochen. 5 x Tanne (Abies alba), 2 x Fichte (Picea abies). L. max. noch 20.5 cm. B. max. noch 4 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 35 g. FK 108. KASH 63569. – Splitter. Keine Merkmale, die auf eine bestimmte Funktion hinweisen. Holzart nicht bestimmt. Holz mit unterschiedlichen Abbaugraden. L. 5.1 cm. B. 2.3 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 1 g. FK 108. KASH 63572. – 10 kurze gerade Astfragmente mit unterschiedlichen Durchmessern. Enden z.T. gesägt. Teile der Grubenauskleidung? Holzart nicht bestimmt. Holz mit unterschiedlichen Abbaugraden. L. 14.3 cm. D. max. 1.3 cm. Gew. ca. 30 g. FK 108. KASH 63573. – 3 Rindenfragmente ohne weitere Merkmale. Rinde, Holzart nicht bestimmt. Holz mit unterschiedlichen Abbaugraden. L. 13.2 cm. B. 3.2 cm. Gew. 12 g. FK 108. KASH 63574. Schicht Str.3.1 316 RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: D.1. Brand: uneinheitlich. I: geglättet/poliert. Magerung: fein/sehr viel (Kristallin). Beidseitig brandgeschwärzt? FK 193. KASH 62831. 317 2 RS, Henkel einer Schüssel mit Verstrichmuster (Besenstrich?). Typ: SR 2. Materialgr.: NACH-E.1. Brand: orange–grau/schwarz– orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 193. KASH 62830. 318 Blech. Schmales Blechband, stark verbogen, am einen Ende eine Lochung (wohl von einem Niet oder Nagel). Kupfer-Legierung. FK 193. KASH 66327. Schicht Str.3.3 319 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 1. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. FK 195. KASH 62845. 320 RS einer Becherkachel. Typ: KR 2. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 195. KASH 62846. 321 Daubengefäss (9 unterschiedl. breite Dauben; Boden; Bindungsfrag-
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mente). Vollständiges Gefäss, sehr gut erhalten, höchstens Rand z.T. schwach verzogen. Typ: 4K. 2 Kerben für die Bindung. Beide eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. A: durch Wegschneiden von Material unterhalb der unteren Kerbe zur Standfläche hin verjüngt (Wulstbildung). Z.T. feiner Messerschnitt parallel und etwas oberhalb der unteren Kerbe beim Übergang von einer Daube zur nächsten. Rand auf der Innenseite angeschrägt (eher grobe Schnitte, im Schräglicht erkennbar). Helles Gefäss, aussen und innen gleichmässig schwach nachgedunkelt. Stellenweise deutliche Verfärbung durch ehemalige Rutenbindung (darüber 2 rekonstruierte Weidenbindungen). Dazu etliche Reiffragmente, die 2 längsten mit schräg angeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.5 cm. Mündungs-Dm. 13.6 cm. Gefäss-H. 7 cm. H. Bo-Kerbe 2.2 cm. H. untere Kerbe 1.7 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.7 cm. L. innen 7.6 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 9.9 cm. Gew. 62 g mit rezenter Bindung (2-fach). Dendrodat.: Bo und 9 Da: u. FK 195.01. KASH 63552. Schicht Str.3.5 322 RS eines Topfes. Typ: TR 16b. Brand: uneinheitlich. A/I: geglättet/ poliert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. Beidseitig brandgeschwärzt? FK 215. KASH 62855. 323 RS eines Topfes. Typ: TR 7. Materialgr.: NACH-E.1. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 197. KASH 62849. 324 3 RS, 5 WS, BS eines Topfes mit Riefenbandzier auf der Schulter. Typ: TR 19. Materialgr.: D.1. Brand: durchgehend grau/dunkelbraun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. Teilweise stark versintert. FK 94.02/108/197. KASH 62828. 325 RS einer Becherkachel. Typ: KR 2. Brand: orange–grau/beige–orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 197. KASH 62850. 326 Hohes Daubengefäss (8 ca. gleichmässig breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Gefässrand etwas beschädigt, Gefässaussenseite allgemein eher schlecht erhalten. Form etwas verzogen; Rand und Boden durch Ausgrabung teils beschädigt. Typ: 2. 2 tief eingekerbte Rillen mit halbrundem Querschnitt (B. 0.4–0.5 cm) für die Bindung. In den Rillen <<-förmige Schnitte. Bereich zwischen 2. Kerbe und Rand, bzw, zw. den Rillen durch leicht schräge spanabhebende Schnitte verjüngt. Boden heute stark wellig. Gesamte Oberfläche etwas gefleckt, doch keine einheitlichen «Gebrauchsspuren» ablesbar, mit Ausnahme der Abdrücke und Verfärbungen durch die ehemalige Bindung. Dazu zwei miteinander verdrehte Bindungsfragmente und weitere kurze Rutenfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 8.1 cm. Mündungs-Dm. 13 cm. Gefäss-H. 8.5 cm. H. Bo-Kerbe 1.9 cm. H. untere Kerbe 1.8 cm. Obere Kerbe–Rd. 4.2 cm. L. innen 8.7 cm. D. max. 0.6 cm. Bindungsfragm.-L. max. 10 cm. Gew. 56 g. Dendrodat.: 4 Da: Daten zw. 1108 und 1168 (Lab.Nrn. 64606–64609; b). FK 197.08. KASH 63558. 327 Daubengefäss (5 breite, 1 schmalere Daube; Boden; Bindungsfragmente). Unvollständiges Gefäss, Form recht. Zustand allgemein schlecht, Rand mit starken Fehlstellen, eine Daube nur zur Hälfte erhalten, Boden beschädigt. Es fehlen mindestens 3 Dauben. Typ: 4G. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten; beide durch Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit gleichmässigem, sauberem Schnitt. Versch. Messerschnitte gut erkennbar. A/I: stark dunkel verfleckt, ehemals verkrustet. A: Hälfte sehr dunkel mit klar erkennbarem Verlauf der hellen Abdrücke der Bindung; auf der andern Seite hell, Abdrücke der Bindung höchstens zu erahnen. Dazu 3 nicht direkt anpassende Daubenfragmente und 6 kleine Fragmentchen. Ausserdem 4 kurze Bindungsfragmente aus je drei schmalen Ruten (B. max. 0.25 cm) und einige wenige Rutenfragmentchen. Grosses Gefäss. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. Holz z.T. deutlich abgebaut. Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.). Sehr weiches Holz. Bo-Dm. 12.4 cm. Bo-D. 0.5 cm. Mündungs-Dm. 16.2 cm. Gefäss-H. 8.2 cm. H. Bo-Kerbe 2 cm. H. untere Kerbe 2.3 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.4 cm. L. innen 8.3 cm. D. max. 0.4 cm. Bindungsfragm.-L. max. 6.1 cm. Gew. 42 g. Dendrodat.: 4 Da: u. FK 197a. KASH 63553.
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328 Daubengefäss (7 breite, 1 schmale Daube; Boden). Unvollständiges Gefäss, einigermassen gut erhalten, Form schwach verzogen. Eine Daube fehlt, einer andern fehlt der unterste Teil; Boden wohl rezent beschädigt, unvollständig; Rand mit einigen Hicken. Typ: 4G. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten; beide durch Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit gleichmässigem, sauberem Schnitt (z.T. Höhendifferenzen beim horizontalen Verlauf). Feine Markierung (horizontaler Messerschnitt) knapp 0.5–0.6 cm oberhalb der unteren Kerbe, z.T. beinahe umlaufend, v.a. beim Übergang von einer Daube zur nächsten. A: Daube unterhalb der ersten Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (schwache Wulstbildung). I: Rand angeschrägt (Schnitte im Schräglicht erkennbar). Innenseite dunkler als Aussenseite. A: Zwei Drittel dunkel, ein Drittel hell. Boden aussen ebenfalls dunkel. Bindung, v.a. auf der unteren Kerbe, rundum durch Farbspuren und Abdrücke nachgewiesen. Dazu 4 kurze Bindungsfragmente, einige Rutenfragmente, 3 davon mit schräg angeschnittenem Ende. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies), Holz stellenweise abgebaut. Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 9.7 cm. Bo-D. 0.6 cm. Mündungs-Dm. 14.4 cm. Gefäss-H. 6.6 cm. H. Bo-Kerbe 1.4 cm. H. untere Kerbe 1.7 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.6 cm. L. innen 7 cm. D. max. 0.4 cm. Gew. 40. Dendrodat.: Bo: 1096–1226 (Lab.Nr. 64620; a); 6 Da: u. FK 197b. KASH 63554. 329 Daubengefäss, gross (13 unterschiedl. breite Dauben; Boden; Bindungsfragmente). Vollständiges Gefäss, recht gut erhalten, Form schwach verzogen. Rand mit einigen Hicken, Boden (1/6) mit koloriertem Nadelholz ergänzt. Typ: 4G. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kerben durch neue Weidenbindung überdeckt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. Parallel und ca. 0.4 cm oberhalb der unteren Kerbe teilweise über mehrere Dauben laufend feiner Messerschnitt. A: Daube unterhalb der ersten Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (schwache Wulstbildung). I: Rand angeschrägt, insbesondere die letzten Millimeter. Überall stark nachgedunkelt und einige Flecken. Hellere Verfärbung durch ehemalige Bindung wohl rundum sichtbar (heute durch rezente Ergänzung verdeckt). Dazu 3 kurze Rutenfragmente. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies); Bindungsfragm.: Weide (Salix sp.). Bo-Dm. 12 cm. Mündungs-Dm. 16.8 cm. Gefäss-H. 7.5 cm. H. Bo-Kerbe 2.1 cm. H. untere Kerbe 2 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.9 cm. L. innen 7.8 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 124 g (mit 2 rezenten Bindungen). Dendrodat.: Bo: 1014–1179 (Lab.Nr. 61186; b); 3 Da klein: 1147–1195 (Lab.Nr. 61188; b); 5 Da: u. FK 215.02. KASH 63559. 330 3 Daubenfragmente, 1 Daubengefässboden. Aussenkerben der Gefässdauben eher wenig ausgehoben, gerader Messerschnitt. Wandstärke allgemein dünn (bedingt durch die Erhaltung?). Bodenkerbe recht weit oben. Schlecht erhalten, 1 Daube zerbrochen. Boden zu zwei Dritteln erhalten, gerade Bruchstelle. Rand des Bodens schwach konisch, doch Us nicht angeschrägt. – Dazu dünnes, flaches, längliches Fragment mit nicht mehr erkennbarer Funktion (wohl kein Daubenfragment, da keinerlei Kerben sichtbar). Insgesamt sehr schlecht erhalten. Dauben, Boden: Fichte (Picea abies). Sehr weiches Holz. Bo-Dm. 8.9 cm. Bo-D. 0.5 cm. H. Bo-Kerbe 2.5 cm. H. untere Kerbe 1.6 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.5 cm. L. innen 8.1 cm. D. max. 0.4 cm. Gew. Bo: 6.2, Da: 6.7 g. FK 197.07. KASH 63557. 331 3 Gefässdauben mit 2 Kerben (ca. gleich breit). Typ: 4K? Bodenkerbe bei Daube 1 unterhalb der 1. Aussenkerbe, bei Daube 2 auf derselben Höhe, bei Daube 3 etwas höher. I: mit anhaftenden dunkeln Krusten. Erhaltung der Oberfläche schlecht, daher keine weiterführenden technologischen Details mehr sichtbar. Bindungsfragmente scheinen nicht erhalten zu sein. Durch Konservierung haben alle ein feines durchgehendes Stecknadel-Loch in der Mitte der unteren Kerbe. Passen wahrscheinlich zu Boden Kat. 332, da ähnliche schwarze Krusten. Dauben: Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. Bindungsfragm.: Hasel (Corylus avell.) Weiches Holz. Mündungs-Dm. 16–20 cm. Gefäss-H. 7.3 cm. H. Bo-Kerbe 19.7 cm. H. untere Kerbe 1.8–2 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.7 cm. L. innen 8.3 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 15 g. FK 197.07. KASH 63556. 332 Daubengefässboden, rund, fragm. Us mit etwas angeschrägtem Rand. I: glatt gehobelt, A: rau. Noch zwei Drittel erhalten. Gehört wahrscheinlich zu den 3 Dauben Kat. 331. Fichte (Picea abies). Weiches Holz. Bo-D. 0.4 cm. Gew. 6 g. Dendrodat.: Bo: 1176–1271
(Lab.Nr. 61185; b). FK 197.06. KASH 63555. 333 Gefässdaube fragm., mit 2 Kerben für die Bindung. Typ: 4K. Schnitte für obere Kerbe gleichmässig von links oben geführt; Schnitte im Fussbereich etwas weniger steil angesetzt (schwache Wulstbildung). Die feinen Schnitte oberhalb der unteren Kerbe verlaufen senkrecht. Rand innen kurz angeschrägt. Bodendicke durch hellere Verfärbung auf der Wandung gut sichtbar. Linke Kante Bruchstelle. – Dazu: 2 schlecht erhaltene Schindelfragmente. L. noch ca. 15.4 cm. D. 0.6 cm. Fichte (Picea abies). Gefäss-H. 7 cm. H. Bo-Kerbe 2 cm. H. untere Kerbe 2.2 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.2 cm. L. innen 7.8 cm. D. max. 0.5 cm. Gew. 4 g. FK 215.04. KASH 54771. 334 Gefässdaube mit 2 Kerben (nicht an Kat. 329 anpassend). Typ: 4K. I: Rand kurz stark angeschrägt. Obere Kerbe mit rundlichen Schnitten gleichmässig herausgeschnitzt, schräger Verlauf; darüber eigentlicher Wulst. Kurzer waagrechter Schnitt 0.6 cm oberhalb und 0.3 cm unterhalb der unteren Kerbe. Fuss aussen verjüngt. Gefässinneres deutlich dunkler als Boden- und Standringbereich. Gehört zu Gefässdaube 2 (Kat. 304?). Oberfläche relativ schlecht erhalten. Dauben: Fichte (Picea abies), sehr feine Jahrringe. Gefäss-H. 7.3 cm. H. untere Kerbe 2 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.5 cm. L. innen 7.9 cm. B. 2.6–3.9 cm. D. max. 0.5 cm. Bindungsfragm.-L. max. 7.9 cm. Gew. 6 g. FK 215.02. KASH 63560. 335 4 Gefässdauben mit 2 Kerben (vermutl. zu den 2 Gefässdauben Kat. 336 gehörend). Typ: 4K. Untere Kerbe zunächst mit langen, dann mit kurzen, rundlichen, einander überlappenden von links oben geführten Schnitten herausgearbeitet, obere Kerbe durch fast doppelt so lange gleich gerichtete Schnitte. Auf einer Gefässdaube knapp 0.3 cm unterhalb der unteren Kerbe horizontal verlaufender Schnitt; auf dieser Gefässdaube ist die Verfärbung abweichend. Gut erhalten. Spezieller «Typ»! Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. MündungsDm. 18 cm. Gefäss-H. 7.8 cm. H. Bo-Kerbe 2.3 cm. H. untere Kerbe 2.2 cm. Obere Kerbe–Rd. 4.3 cm. L. innen 9 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 44 g. FK 215.02. KASH 63561. 336 2 Gefässdauben mit 2 Kerben (vermutlich zu den 4 Gefässdauben Kat. 335 gehörend). Typ: 4G od. 4K? Untere Kerbe mit kurzen, regelmässigen, einander überlappenden gut erkennbaren Schnitten herausgearbeitet, obere Kerbe mit fast doppelt so langen Schnitten. Recht massive Wandung. Eine Daube im Randbereich deutlich beschädigt. Fichte (Picea abies). Gefäss-H. 8 cm. H. Bo-Kerbe 2.3 cm. H. untere Kerbe 2.2 cm. Obere Kerbe–Rd. 4 cm. L. innen 8.8 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 21 g. Dendrodat.: 2 Da: u. FK 215.03. KASH 63562. 337 Grosse Griffdaube mit rundem Griffloch. Zum Griff hin etwas verbreitert. Griffabschluss mit «gekappten Ecken», Kanten der Innenseite angeschrägt. Wölbung der Daube gut erhalten. Tiefe Nut mit kantigem Querschnitt für das Bodenbrett. Kante des unteren Dauben endes gerundet, recht rau. A: quer verlaufende Anrisslinie. Keine Abdrücke der Bindung: ev. durch sehr breites Band (ca. 11 cm; Holz? Metall?) zusammengehalten (Verfärbung). Daube ist verzogen, Bestimmung des ehemaligen Dm. daher unsicher. Aus mindestens 3 Fragmenten zusammengeleimt. Fichte (Picea abies). Holz ungleichmässig abgebaut. H. Bo-Kerbe 2 cm. H. untere Kerbe 2 cm. Nut-B. 0.5 cm. Nut-T. 0.9 cm. L. innen rund 43 cm. Loch-Dm. 5.7–6 cm. B. 14 cm. D. max. 1.5 cm. Gew. 198 g. FK 215.01/108/106(?). KASH 63577/66999. 338 Gedrechselte Schale. Stark ausladende Fahne, im Innern durch starken Knick von der gerundeten, steilen Wandung getrennt. Rand sauber abgerundet. Standfuss-Dm. weniger als ein Drittel des Rd.Dm., daher ist das Ganze etwas «kippelig». I: feine, gut erkennbare Rillen. Fahnenoberseite fein überarbeitet, Rillen nur dank Verfärbung sichtbar. Grobe Drehrillen auf der Fahnenunterseite bis und mit oberstem Teil der Wandung (Griffigkeit), Aussenwand mit je zwei paarigen Zierrillen. Weitere Zierrillen auf der Fahnenunterseite nahe des abgeschrägten Randes und am Übergang Fahne-Wandung. Auf der Fahne zwei geflickte Stellen. Beide Flickstellen heute beschädigt. Gesamtform schwach verzogen. Erhaltungszustand allgemein gut. Innenkante mit Fehlstellen; Fahnenrand auf fast der Hälfte des Umfangs ausgebrochen, beschädigt. Innenwand mit lackartigem schwarzem Überzug, auf dem Rand innen kurze Fortsetzung der Schwarzfärbung, Rest hell. Holz am Boden blank. Ahorn (Acer sp.). Gesamt-Dm. 24.6 cm. Innen-Dm. 13 cm. Gefäss-H. 7.8 cm. Gew. 169 g. FK 217.01. KASH 63563. 339 Lederabfall. Kleines Verschnittstück. FK 215.06. KASH 60002.
340 3 Lederabfälle. Hautrandverschnitte mit einzelnen Haaren die noch am Fragmentrand haften und überwendlicher Naht. FK 215.06. KASH 60003. 341 5 Fragmente eines Gewebes. Textil 4x3/4.8x4/3.5x4.5/3.5x1.5/4x2 cm. s/s, Fdm. 0.4–0.6 mm, 12/10 F/cm. K2/2, Wolle, helle und dunkle Haare gemischt =grau (digi 3474). Wolle. FK 215.05. KASH 54765. Nicht abgebildete Hölzer: – 2 Zweigbruchstücke mit Rinde. Hasel (Corylus avell.). L. noch 6/5.1 cm. D. max. 2/1 cm. Gew. 2 g. FK 197 (a). KASH 63575. – Schindelfragment? Flacher, gleichmässig dünner, langer Splitter. Alle erhaltenen Kanten gebrochen. Fichte (Picea abies), feine Jahrringe. L. 10.6 cm. B. 1.5 cm. D. max. 0.2 cm. Gew. 1 g. FK 197.07. KASH 63576. – Schindelfragment oder Spatel? Langer Splitter, gestreckt trapezförmig. Dickenzunahme vom breiten zum schmalen Ende. 3 Kanten gebrochen, die dickste, kürzeste ist geschnitten und etwas abgerundet. Eindeutige Funktionsbestimmung kaum möglich. Tanne (Abies alba). L. 10.8 cm. B. 2.1–3.3 cm. D. max. 0.9 cm. Gew. 9 g. FK 215.02. KASH 63578. Schicht Str.3.6 342 Daubengefäss, gross (noch 6 Dauben; Boden). Unvollständiges Gefäss, rund zur Hälfte erhalten. Bo teilweise beschädigt. Typ: 4G. 2 Kerben für die Bindung. Kerben eher schwach herausgeschnitten, obere durch gleichmässige Schnitte von schräg oben links angelegt. Kante der Kerben mit sehr gleichmässigem, sauberem Schnitt. A: Daube unterhalb der ersten Kerbe zur Standfläche hin durch Wegschneiden von Material verjüngt (schwache Wulstbildung). Bo-Kante z.T. stark angeschrägt. Fichte (Picea abies). Bo-Dm. 12.5 cm. Bo-D. 0.7 cm. Gefäss-H. 7.2 cm. H. Bo-Kerbe 2.5 cm. H. untere Kerbe 1.9 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.6 cm. L. innen 7.9 cm. D. max. 0.6 cm. FK 227.02. KASH 66990. 343 Lederabfall. Verknoteter Hautrandverschnitt. FK 227.01. KASH 60000. Nicht abgebildete Hölzer: – Gefässdaube mit 2 Kerben. Typ: 4K. Untere Kerbe kunstvoll mit halbrunden Schnitten ausgeführt. Fichte (Picea abies). Gefäss-H. 7.1 cm. H. Bo-Kerbe 1.8 cm. H. untere Kerbe 2.4 cm. Obere Kerbe–Rd. 3.6 cm. L. innen 7.6 cm. B. 4.3–6.2 cm. D. max. 0.4 cm. FK 227.02. KASH 66990.01. Schicht Str.3.7 344 Gefässdaube. Typ: 4K. Untere Kerbe mit kurzen, gleichmässigen Schnitten, obere Kerbe mit langen Schnitten; alle von links oben her geführt. Übliche Schnittformen oben–unten vertauscht. Sauber gearbeitet. Fussbereich nicht verjüngt. Randbereich innen angeschrägt, fein überarbeitet. Fichte (Picea abies). Gefäss-H. 8 cm. H. Bo-Kerbe 2.3 cm. H. untere Kerbe 2.1 cm. Obere Kerbe–Rd. 4.2 cm. L. innen 8.8 cm. D. max. 0.6 cm. Gew. 16 g. FK 228.02. KASH 66530. 345 Bauholzsplitter/Teil eines vierkantigen Pflocks. Ein Ende schräg abgesägt, das andere keilförmig zugerichtet. Eiche (Quercus sp.). L. 9.9 cm. B. 5.3 cm. D. 3.8 cm. Gew. 38.2 g. FK 228.02. KASH 66529. 346 2 «brettchenförmige» Fragmente. Funktion unklar. Schmalseite am einen Ende wohl etwas angeschrägt, horizontaler Querschnitt beim einen trapezförmig, beim andern Parallelogramm (ein Fragment mit Astansatz). Bruchstelle, stark verwittert, breite Jahrringe. Erle (Alnus sp.). L. 5.7 cm. B. 2.9 cm. D. 0.6 cm. Gew. 5.3 g. FK 228.02. KASH 66532. 347 Fragment mit linsenförmigem Querschnitt. Ein Ende gesägt, das andere gebrochen. Erle (Alnus sp.). L. 5.1 cm. B. 3.5 cm. D. 1 cm. Gew. 3.2 g. FK 228.02. KASH 66531. 348 Lederabfall. Hautrandverschnitt, aus dem Streifen geschnitten wurden; möglicherweise waren dies Kanteneinfassungen. FK 228.01. KASH 60001. Nicht abgebildete Hölzer: – Holzsplitter und kleines flaches Fragment. Querschnitt flach D-förmig; vgl. KASH 66556. Funktion unbekannt. Erle (Alnus sp.). L. 10.9 und 3 cm. Gew. 28.7 g. FK 228.02. KASH 66533.
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Schicht Str.3.8 349 Schindel. Langrechteckig, dünn, alle Kanten urspr. gesägt. Ein Ende gerade; zweites Ende mit rundlichem Verlauf, doch deutlich beschädigt. Querschnitt keilförmig. Beinahe vollständig. Viele kleine Einlagerungen (durch Würmer etc.). Rostfarbene und dunkelbraune Verfärbungen. Oberfläche heute wellig. Restaurierung: aus mind. 2 Teilen wieder zusammengefügt. Holzart nicht bestimmt, feine Jahrringe. L. 51.8 cm. B. 13.7 cm. D. max. 0.7 cm. Gew. 100. Dendrodat.: 1105–1167 (Lab.Nr. 61250; b). FK 230. KASH 63564.
366 Schlossband. Löffelförmige Platte. Am einen Ende spitz auslaufend, Spitze eingerollt und zurückgebogen, am anderen Ende Durchlochung mit Ring; auf der Rückseite rechteckige Krempe. Eisen. L. 0.92 cm. B. 0.25 cm. FK 7. KASH 66335. Parallelen: ähnlich Baeriswyl/Junkes 1995, Kat. 424; Lithberg 1932, PL. 110, B u. E; Winiger/Matter/Tiziani, Burg Schauenberg 2000, Taf. 7,90; Tauber 1991, Kat. 510 (11./12. Jh.). 367 Fragment eines Nagels mit dachförmigem Kopf. Eisen. FK 7. KASH 66337.
Ohne Schichtkontext 350 RS eines Topfes. Typ: TR 16b. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. Sekundär verbrannt? FK 232. KASH 62861. 351 RS eines Topfes. Typ: TR 20f1. Materialgr.: D.1. Brand: durchgehend schwarz. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 202. KASH 63173. 352 Schindel, Riftschindel. Langrechteckig, dünn. Rundum gesägt. Ein Ende gerade, das andere von der Ecke zur Mitte hin etwas angeschrägt. Querschnitt keilförmig. Kein Nagelloch erkennbar. Aus mind. 3 Fragmenten zusammengeklebt, beinahe vollständig. Versch. Einlagerungen und Löcher durch Würmer etc. Holzart nicht bestimmt, feine Jahrringe. L. 71.7 cm. B. 7.6 cm. D. max. 0.7 cm. Gew. 114 g. Dendrodat.: u. FK 232.02. KASH 63565.
Schicht S0/1 Im Bereich von Struktur Str.7 368 2 RS, WS, 2 Henkel eines Dreibeintopfes mit Horizontalleiste auf dem Hals. Typ: DTR 5. Teilw. zusammengesetzt. Materialgr.: H.1. Brand: grau/schwarz-grau-grau/schwarz. A/I: geglättet/poliert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). Irrläufer. FK 52. KASH 61569. 369 RS einer Schüssel. Typ: SR 2. Materialgr.: NACH-E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 52. KASH 61570. 370 RS einer Schüssel mit Ansatz einer Angarnierung. Typ: SR 4. Materialgr.: G.1. Brand: orange-grau-grau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 52. KASH 61578. 371 RS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: grob/viel (unbekannt, Kristallin). Glasur blasig (ascheartiger Überzug). FK 52. KASH 61577. 372 RS eines Schröpfkopfes mit einfachem, steilem Wulstrand. Materialgr.: J.1. Brand: grau/schwarz–grau–grau. A: geglättet/poliert. Magerung: fein/viel (Kristallin). FK 52. KASH 61576. 373 RS eines Schröpfkopfes mit einfachem Wulstrand. Materialgr.: J.1. Brand: grau/schwarz–grau–grau. A: geglättet/poliert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 52. KASH 61575. 374 RS eines Lämpchens mit verdicktem, schräg nach innen abgestrichenem Rand, spitz zulaufender Randlippe und Wandknick. Typ: LAR 5. Materialgr.: M.2. Brand: durchgehend grau. Magerung: fein/ viel (Kalk, Kristallin). Aussenhaut geschwärzt. FK 52. KASH 61571. 375 RS eines Lämpchens mit schräg nach innen abgestrichenem Rand. Typ: LAR 5. Materialgr.: H.1. Brand: grau/schwarz-grau-grau/ schwarz. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 52. KASH 61572. 376 WS einer Blattkachel mit Tapetenmuster. Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe farblos glasiert. Magerung: mittel/ viel (Kristallin). Innenseite geschwärzt. Z. T. braune Glasurflecken. FK 52. KASH 61622. 377 Drehhahn. Küken eines (Zapf-)hahnes, konisch mit runder Durchgangsöffnung, Griff in der Form von drei verbundenen Ringen. Kupfer-Legierung. FK 52. KASH 66304. Parallelen: Wasserburg Mülenen 1970, F 19.
Struktur Str.5 Innenraum 353 RS einer Becherkachel. Typ: KR 3-B. Brand: orange-grau-orange. A: mit Lehmresten. FK 172. KASH 63661. 354 RS einer Kachel. Typ: SOFO. Brand: orange-grau-orange. FK 172. KASH 63660. Balkennegativ 355 2 RS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: G.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 171. KASH 63659. Struktur Str.7 (s. auch Schicht S0/1 und Schicht S1) Fäkalschicht 356 RS eines Dreibeintopfes mit Henkelansatz (Bandhenkel). Typ: DTR 8. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: im Randbereich farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 57. KASH 63003. Schicht S0 357 RS eines Topfes. Typ: TR 20d1. Materialgr.: H.1. Brand: grau/ schwarz–grau–grau. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 48. KASH 61551. 358 RS eines Dreibeintopfes mit Drehrillen. Typ: DTR 5. Materialgr.: M.1. Brand: durchgehend grau/schwarz. Magerung: fein/mittel (Kristallin). FK 7. KASH 61534. 359 RS eines Dreibeintopfes mit Horizontalleiste auf dem Hals. Typ: DTR 9. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/mittel (Kristallin). Fleck von farbloser Glasur. FK 48. KASH 61552. 360 RS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: M.2. Brand: durchgehend grau. I: geglättet/poliert. Magerung: fein/mittel (Kalk, Kristallin). FK 7. KASH 61533. 361 RS, Henkel einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/beige. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/ viel (Kristallin). Glasur sandig (resp. blasig). FK 7. KASH 61540. 362 RS, Griff einer Dreibeinpfanne mit Grifftülle. Typ: PFR 4. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 48. KASH 61558. 363 RS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: C.1. Brand: grau/schwarzgrau-grau/schwarz. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 7. KASH 61531. 364 RS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/mittel (Kristallin, Kalk). FK 7. KASH 61532. 365 RS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: K.1. Brand: durchgehend orange/beige. I: über weisser Engobe gelb glasiert. Magerung: fein/ mittel (Kalk, Kristallin). FK 7. KASH 61535.
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Im Bereich von Schnitt 1 378 3 RS einer Schüssel mit nach aussen schräg abgestrichenem Wulstrand. Typ: SR 12c. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: über weisser Engobe olivgelb glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). A: mit olivgrünen Glasurflecken. FK 8/85. KASH 61626. Schicht S1 Im Bereich von Struktur Str.7 379 RS eines Topfes. Typ: TR 20e1. Materialgr.: C.1. Brand: durchgehend grau. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 49. KASH 62870. 380 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 4. Materialgr.: A.2. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). Glas stark irisierend. FK 49. KASH 62867. 381 RS eines Dreibeintopfes mit Horizontalleiste auf dem Hals. Typ: DTR 5. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt); sekundär verbrannt (Verbrennung läuft über die Bruchkante). FK 49. KASH 62868. 382 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 5. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Sekundär verbrannt. FK 53. KASH 62934.
383 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 8. Materialgr.: C.2. Brand: durchgehend dunkelgrau. I: Unbestimmbar glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). Blasige Glasur (verbrannt). FK 49. KASH 62869. 384 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 6. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Glasur im Randbereich dicker aufgetragen. FK 53. KASH 62996. 385 2 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 8. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Glasur im Randbereich dicker aufgetragen. FK 53. KASH 62997. 386 2 RS eines Dreibeintopfes mit Henkelansatz. Typ: DTR 8. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 49. KASH 62873. 387 RS eines Dreibeintopfes mit Riefenlinienzier auf dem Hals und der Schulter. Typ: DTR 6. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. FK 53. KASH 62930. 388 RS einer Dreibeinpfanne. Typ: PFR 4. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 49. KASH 62871. 389 RS einer Schüssel. Typ: SOFO. Materialgr.: H.1. Brand: schwarz– grau/beige–schwarz. A/I: geglättet/poliert. Glättung grau/schwarz (metallischer Glanz). Magerung: fein/viel (Schamott, Kristallin). FK 53. KASH 62936. 390 RS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: H.2. Brand: schwarz– grau/beige–schwarz. I: geglättet/poliert. Glättung grau/schwarz (metallischer Glanz). Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). Randlippe auch aussen geglättet. FK 53. KASH 62938. 391 RS einer Schüssel. Typ: SR 4. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 53. KASH 62998. 392 RS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Innenseite mit Mörtelresten (sekundär); sekundär verbrannt. FK 53. KASH 62933. 393 RS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: M.2. Brand: durchgehend grau. A/I: geglättet/poliert. Glättung grau/schwarz (metallischer Glanz). Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 53. KASH 62931. 394 RS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend beige. I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Schamott, Kristallin). FK 53. KASH 62932. 395 RS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: K.2. Brand: beige-orange/beige-orange/beige. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). Wohl zu KASH 62935 gehörend. FK 53. KASH 62939. 396 RS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend beige. I: gelb glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Schamott, Kristallin). FK 49. KASH 62865. 397 2 RS einer Schüssel. Typ: SR 12c. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend beige. I: über weisser Engobe olivgelb glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). A: mit Glasurflecken, Glasur olivgelb; Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt), Glasur läuft z.T. über die Bruchkante! FK 49/53. KASH 62940. 398 RS eines Lämpchens mit Schlingenspuren. Typ: LAR 5. Materialgr.: K.2. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 53. KASH 62941. 399 RS eines Schröpfkopfes. Materialgr.: M.1. Brand: durchgehend grau. A: geglättet/poliert. Glättung grau/schwarz (metallischer Glanz). Magerung: fein/viel (Kristallin). Wohl zu KASH 62863 und 62864 gehörend. FK 49. KASH 62862. 400 2 RS einer Becherkachel. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 49. KASH 62915. 401 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5b. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 49. KASH 62916. 402 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5b. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: fein/sehr viel (Kristallin). FK 49. KASH 62918. 403 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5b. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin, Kalk). FK 53. KASH 62995.
404 WS einer Blattkachel. Brand: orange-grau-orange. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 49. KASH 62920. 405 WS einer Blattkachel mit Reliefdekor. Dekorbeschrieb: «Waffelmuster»? Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 49. KASH 62922. 406 2 WS einer Blattkachel mit Waffelmuster. Brand: durchgehend orange/braun. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Innenseite brandgeschwärzt. FK 53. KASH 62993. 407 RS einer Blattkachel mit Reliefdekor. Dekorbeschrieb: Tierdarstellung. Hinterbeine und -pranken sowie der Schwanz eines aufrechtstehenden «Löwens»? Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Innenseite brandgeschwärzt. Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). FK 53. KASH 62987. 408 RS einer Blattkachel mit Reliefdekor. Dekorbeschrieb: Fabeltierdarstellung? Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Innenseite brandgeschwärzt und mit Glasurflecken. Glasur olivgrün. FK 53. KASH 62989. 409 WS einer Blattkachel mit Reliefdekor. Dekorbeschrieb: Bekröntes Haupt eines Herrschers, mit schulterlangem, lockigem Haar (Kaiser Friedrich III.). Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Dürfte zu Kat. 410 gehören. FK 49. KASH 62921. 410 2 RS einer Blattkachel mit Reliefdekor. Dekorbeschrieb: Personendarstellung. Im Hintergrund Rundbögen. Seitlich rechts neben dem Kopf ein gewundenes Spruchband. Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Innenseite brandgeschwärzt. Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). Dürfte zu Kat. 409 gehören. FK 53. KASH 62988. 411 Fragment einer Tülle. Leicht konische Tülle aus eingerolltem Blech. Eisen. FK 49. KASH 66362. 412 Nagel. Typ: Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. FK 49. KASH 66361. 413 Fragment eines Nagels. Typ: Versenkbarer Nagel. Eisen. FK 53. KASH 66394. Im Bereich von Schnitt 1 und Struktur Str.3 414 RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Brand: grau/beige-grau-grau/beige. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). FK 45. KASH 61637. 415 RS, WS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/rot. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). FK 30. KASH 61630. 416 RS eines Schüsselchens. Typ: SOFO. Materialgr.: D.1. Brand: durchgehend grau/dunkelbraun. A/I: olivgrün glasiert/ (Kristallin). FK 50. KASH 61638. 417 RS einer Schüssel. Typ: SR 9. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/rot. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). Glasur mit weisslichem Überzug? FK 30. KASH 61631. 418 RS einer Schüssel. Typ: SR 12a. Materialgr.: L.1. Brand: durchgehend beige. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Schamott, Kristallin). FK 30. KASH 61629. 419 RS einer Schüssel. Typ: SR 2. Materialgr.: NACH-E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 86. KASH 61665. 420 RS eines Flachdeckels. Typ: De d/e? Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: fein/viel (Kristallin). FK 50. KASH 61645. 421 RS eines Hohldeckels von konischer Form. Typ: De f. Materialgr.: K.1. Brand: durchgehend orange/beige. Magerung: fein/viel (Kristallin). FK 30. KASH 61633. Schicht S1a 422 RS mit Riefenlinienzier (inwendig). Typ: SOFO. Materialgr.: K.1. Brand: orange/rot-orange/beige-orange/beige. Magerung: mittel/ sehr viel (Unbekannt, Kristallin). FK 203. KASH 61671. 423 RS eines Flachdeckels mit konischem, nach oben offenem Griff-
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knauf und Schlingenspuren auf der Us. Typ: De b. Materialgr.: C.1. Brand: grau-grau/schwarz-grau/schwarz. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Deckelknauf abgebrochen. FK 203. KASH 61676. 424 RS einer Napfkachel mit Drehriefen. Typ: KR 3-N. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Olivgrüner Glasurfleck auf dem Rand. FK 203. KASH 61677. 425 WS eines Rippenbechers. Glas. Färbung: farblos. Herstellung: formgeblasen. FK 71. KASH 54778. Schicht S1c 426 RS eines Topfes mit Bemalung? in roter Engobe. Typ: SOFO. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 188. KASH 63671. Schicht S2 427 RS eines Dreibeintopfes mit Henkelansatz (Bandhenkel). Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 15. KASH 61682. 428 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 5. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 206. KASH 61703. 429 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 5. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 206. KASH 61704. 430 3 RS, 22 WS eines Topfes mit horizontal abgestrichenem, aussen gekehltem Wulstrand. Typ: SOFO. Teilw. zusammengesetzt. Materialgr.: G.1. Brand: orange-orange-grau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Glasur stark verwittert. Einzelne Stellen der inneren Gefässwand sind nicht mit Glasur bedeckt, dort ist die Keramikoberfläche rot (oxidierend) gebrannt. Auf der Aussenwand zwei Abplatzungen, mögliche Reste eines unterrandständigen Henkels. FK 207. KASH 61707. 431 RS einer Schüssel. Typ: SR 12a. Materialgr.: K.2. Brand: beigeorange/beige-orange/beige. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). FK 207. KASH 61708. 432 RS einer Schüssel. Typ: SR 12b. Materialgr.: K.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: fein/mittel (Kristallin). FK 206. KASH 61691. 433 4 RS, WS eines Tellers mit Malhorndekor (rot). Dekorbeschrieb: A: feine, horizontal umlaufende Streifen. I: feine, horizontal umlaufende Streifen auf der Randlippe und herzförmig verstrichene Punkte direkt unter der Randlippe (Borstenzug); zwischen den Engobepunkten wurden gleichförmige grüne Glasurflecken aufgebracht. Typ: TLR 2. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe gelb glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin, Kalk). FK 206. KASH 61692. 434 RS eines Flachdeckels. Typ: De d/e. Materialgr.: E.2. Brand: orangegrau-orange. I: gesandet. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). FK 206. KASH 61698. 435 RS einer Napfkachel mit Rillenbandzier. Typ: KR 5a. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 207. KASH 61732. 436 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Lehmreste auf der Aussenund Innenseite. FK 206. KASH 61705. 437 WS einer Tellerkachel mit Rosettendekor. Dekorbeschrieb: Relief einer fünfblättrigen Rosette von einer Kreislinie umschrieben mit herzförmigen Blütenblättern. Brand: durchgehend orange/rot. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 207. KASH 61724. Schicht S2/3 438 RS einer Flasche mit Henkelansatz (Bandhenkel). Materialgr.: J.1. Brand: grau/schwarz-grau/beige-grau. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 82. KASH 61875. 439 RS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: C.1. Brand: durchgehend grau. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 82. KASH 61876. Schicht S3 440 RS eines Topfes. Typ: TR 8. Materialgr.: NACH-D.2. Brand: durchgehend grau/schwarzbraun. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 149. KASH 61889.
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441 RS eines Dreibeintopfes mit Henkelansatz (Rundstabhenkel). Typ: DTR 4. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 149. KASH 61891. 442 RS einer Schüssel. Typ: SR 6. Materialgr.: G.1. Brand: orange-graugrau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Glasur mit weissem, ascheartigem Überzug; wohl zu KASH 61880 gehörend. FK 95. KASH 61881. 443 RS einer Schüssel. Typ: SR 4. Materialgr.: G.1. Brand: orange-graugrau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 95. KASH 61920. 444 RS einer Schüssel. Typ: SR 12b. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/wenig (Kalk, Kristallin). FK 56. KASH 61869. 445 RS, WS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). FK 17. KASH 61769. 446 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (rot). Dekorbeschrieb: A: horizontal umlaufende Streifen. I: Verstrichene Flecken von weisser und roter Engobe (Borstenzug), darauf vereinzelte grüne Glasurflecken. Typ: SR 14a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend grau/beige. A: über weisser Engobe farblos glasiert. I: über weisser Engobe mehrfarbig glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). FK 56. KASH 61872. 447 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (rot). Dekorbeschrieb: A/I: horizontal umlaufende Streifen. Typ: SR 15. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über weisser Engobe farblos glasiert. Magerung: mittel/mittel (Kalk, Kristallin). FK 56. KASH 61870. 448 RS einer Schüssel mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: I: mehrere horizontal umaufende (z.T. auffallend breite) Streifen auf Rand und Wandung. Diese sind teilweise durch dunkelgrüne Glasur zusätzlich hervorgehoben. Typ: SR 13. Materialgr.: K.2. Brand: beige-orange/beige-orange/beige. I: über roter Engobe mehrfarbig glasiert? Magerung: fein/mittel (Kalk, Kristallin). Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). FK 149. KASH 61890. 449 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig mit Lehmresten. Vielleicht zu Kat. 452 gehörend. FK 149. KASH 61905. 450 RS, 4 WS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: orange–grau/ schwarz–grau/schwarz. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig mit Lehmresten. FK 149. KASH 61904. 451 RS einer Napfkachel mit deutlichen Drehriefen. Typ: KR 5a. Brand: durchgehend ocker/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig mit Lehmresten. FK 149. KASH 61903. 452 RS einer Napfkachel mit deutlichen Drehriefen. Typ: KR 5a. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig mit Lehmresten. Vielleicht zu Kat. 449. FK 149. KASH 61902. Schicht S3/5a 453 RS eines Topfes. Typ: TR 20c1. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 16. KASH 61736. 454 RS eines Topfes. Typ: TR 20g2. Materialgr.: E.1. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 16. KASH 61738. 455 RS, Henkel eines Dreibeintopfes mit Rundstabhenkel. Typ: DTR 4. Materialgr.: H.1. Brand: grau/beige-grau-grau/beige. A: geglättet/ poliert. Glättung grau/schwarz (metallischer Glanz). Magerung: fein/sehr viel (Kristallin). FK 151. KASH 62247. 456 RS eines Dreibeintopfes. Typ: SOFO. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 151. KASH 62249. 457 RS einer Pfanne (Kochschüssel). Typ: PFR 2. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/ sehr viel (Kristallin). FK 16. KASH 61737. 458 RS einer Bügelkanne. Typ: BKR 2b. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. A: rot engobiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 16. KASH 61735. 459 RS einer Schüssel. Typ: SR 5. Materialgr.: E.1. Brand: orange-graugrau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 16. KASH 61733.
460 3 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 16. KASH 61759. 461 RS einer Napfkachel. Typ: KR 3-N. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Mörtelreste an der Aussenwand und am Rand. FK 16. KASH 61758. 462 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 27. KASH 62647. 463 RS einer Pilzkachel. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 16. KASH 61756. 464 RS einer Napfkachel. Typ: KR 3-N. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 27. KASH 62648. 465 RS einer Pilzkachel mit deutlichen Drehriefen. Brand: durchgehend ocker/braun. Magerung: grob/sehr viel (Kristallin). FK 28. KASH 61836.
Schicht S3/18 481 RS einer Schüssel. Typ: SR 12a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 100. KASH 62225.
Schicht S3/OK Mörtelboden 466 RS eines Topfes. Typ: TR 20g3. Materialgr.: C.2. Brand: durchgehend grau. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 59. KASH 62716. 467 WS einer Blattkachel mit Fabeltierdarstellung. Brand: durchgehend orange/braun. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 59. KASH 62235. Parallelen: Tauber 1980, 281, Abb. 281.
Schicht S4a/4b 485 RS einer Pfanne (Kochschüssel). Typ: PFR 2. Materialgr.: G.1. Brand: orange-grau-grau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 93. KASH 61923. 486 4 RS eines Lämpchens. Typ: LAR 2. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Im Schnabelbereich brandgeschwärzt. FK 93. KASH 61922. 487 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 1. Brand: durchgehend ocker/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 93. KASH 61957. 488 RS einer Kachel mit viereckiger Mündung. Brand: durchgehend ocker/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 93. KASH 61966. 489 2 RS einer Blattkachel mit Tapetenmuster. Brand: durchgehend ocker/braun. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Sekundär verbrannt? FK 93. KASH 61959/61960.
Schicht S3/17a 468 3 RS, 4 WS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 6. Teilw. zusammengesetzt. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Ausser im Randbereich ist die Glasur matt. FK 19. KASH 61770. 469 RS eines Henkeltopfes mit Horizontalleiste und Rillenlinienzier auf dem Rand. Typ: HTR 2a. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 19. KASH 61777. 470 RS eines Topfes. Typ: SOFO. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). Glasur mit irisierendem, weisslichem Überzug. FK 19. KASH 61771. 471 RS einer Schüssel. Typ: SOFO. Materialgr.: M.1. Brand: durchgehend grau/beige. A/I: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 19. KASH 61773. 472 RS eines Schüsselchens mit Malhorndekor (weiss). Dekorbeschrieb: I: Punkte auf dem Rand und horizontal umlaufende Streifem am Randumbruch. Typ: SOFO. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: über roter Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/mittel (Kristallin). FK 19. KASH 61772. 473 RS einer Schüssel. Typ: SR 12a. Materialgr.: K.2. Brand: beigeorange/beige-orange/beige. I: über weisser Engobe hellgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). A: mit olivgrünen Glasurflecken. FK 19. KASH 61768. 474 2 RS einer Schüssel mit Rillenlinienzier. Typ: SR 12a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/rot. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 19. KASH 61766. 475 RS einer Schüssel. Typ: SR 12a. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: über roter Engobe farblos glasiert. Magerung: mittel/mittel (Unbekannt, Kristallin). FK 19. KASH 61774. 476 RS einer Schüssel. Typ: SR 12c. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend orange/beige. I: gelb glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). FK 19. KASH 61767. 477 RS eines Lämpchens. Typ: LAR 6. Materialgr.: L.2. Brand: durchgehend orange/beige. Magerung: mittel/mittel (Kalk, Kristallin). Rand brandgeschwärzt. FK 19. KASH 61778. 478 WS einer Blattkachel mit Tapetenmuster. Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Wohl zu KASH 61843 gehörend. FK 19. KASH 61842. 479 RS einer Blattkachel mit Tapetenmuster. Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe hellgrün glasiert. Magerung: fein/ sehr viel (Kristallin). FK 19. KASH 61844. 480 2 WS einer Blattkachel mit Tapetenmuster (Weinranken). Brand: durchgehend orange/rot. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Innen brandgeschwärzt. FK 19. KASH 61846.
Schicht S4a 482 RS eines Topfes. Typ: TR 20g2. Materialgr.: D.1. Brand: durchgehend schwarz. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 61. KASH 62104. 483 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 3. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 61. KASH 62105. 484 4 RS mit Ansatz einer Angarnierung. Typ: SOFO. Materialgr.: G.1. Brand: orange-grau-grau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Sekundär verbrannt. FK 61. KASH 62103.
Schicht S4a/4b/5b 490 5 RS, 2 WS, 2 Henkel eines Dreibeintopfes mit Rundstabhenkel. Typ: DTR 3. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt, im Randbereich teilweise auch innen. FK 93/118. KASH 62520. Schicht S4b 491 5 RS, 15 WS, 4 BS, 2 Henkel, Ausguss einer Kanne mit Tüllenausguss, einem seitlichen und einem überrandständigen Ösenhenkel sowie Schlingenspuren auf der Bodenunterseite und Riefenbandzier. Typ: Kanne mit fixiertem Deckel. Zusammengesetzt. Materialgr.: C.1. Brand: durchgehend grau. A/I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Z.T. Glasur blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt), Gefäss wurde schon in fragmentiertem Zustand sekundär verbrannt; der Deckel KASH 62117 gehört zu diesem Gefäss dazu. FK 90. KASH 62114. Schicht S4c 492 RS eines Topfes. Typ: TR 19. Materialgr.: E.2. Brand: orange-grauorange. Magerung: fein/sehr viel (Kristallin, Kalk). Aussen- und Innenseite brandgeschwärzt; Altfund? FK 115. KASH 62012. 493 RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: F.1. Brand: orange/rot– orange/beige–orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig brandgeschwärzt, sekundär verbrannt; vielleicht zu KASH 62013 gehörend. FK 115. KASH 62014. 494 RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: F.2. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin, Kalk). Beidseitig brandgeschwärzt, sekundär verbrannt; vielleicht zu KASH 62014 gehörend. FK 115. KASH 62013. 495 RS eines Topfes. Typ: TR 20f1. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: rot engobiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Randbereich auch aussen engobiert. FK 115. KASH 62016. 496 RS eines Topfes. Typ: TR 20b1. Materialgr.: E.1. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 115. KASH 62015. 497 RS eines Topfes. Typ: SOFO. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grauorange. Magerung: mittel/mittel (Kristallin). Aussenseite und am inneren Rand brandgeschwärzt. FK 142. KASH 62081. 498 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 3. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grauorange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 115. KASH 62011.
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499 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 1. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 115. KASH 62074. 500 2 RS, 2 WS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 2. Brand: grau/beige– grau/schwarz–grau/beige. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 115. KASH 62073. 501 RS einer Bügelkanne. Typ: BKR 2b. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. A: rot engobiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin, Schamott). Keramikmagerung 41A? FK 235. KASH 62094. 502 RS eines Kännchens? Typ: verwandt AKR 1a (?). Materialgr.: E.2. Brand: rot/braun–grau–rot/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin, Kalk). FK 235. KASH 62095. 503 RS einer Schüssel. Typ: SR 1. Materialgr.: NACH-E.2. Brand: rot/ braun–grau–rot/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 181. KASH 62101. 504 WS eines Aquamanile. «Widderaquamanile». Materialgr.: E.2. Brand: orange-grau-orange. A: rot engobiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kistallin). FK 115. KASH 62065. 505 4 Fragmente eines Messers. Eisen. FK 115. KASH 66415. Schicht S4c/5b 506 RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: E.1. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt; Keramik verrundet. FK 239. KASH 62632. 507 RS einer Bügelkanne. Typ: BKR 2a. Brand: beige–orange/beige– beige. Magerung: fein/sehr viel (Kristallin). FK 114. KASH 61975. 508 RS. Typ: SOFO. Materialgr.: F.2. Brand: orange/rot–orange/beige– orange/rot. Magerung: fein/sehr viel (Kristallin, Kalk). FK 114. KASH 61976. Schicht S4c/11 509 2 WS, 2 Beine eines Aquamaniles. Materialgr.: E.2. Brand: orangegrau-orange. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kalk, Schamott, Kristallin). FK 115/121. KASH 62738. Schicht S5a 510 2 RS eines Topfes mit Rillenlinienzier. Typ: TR 10b. Materialgr.: NACH-H.1. Brand: grau/beige–grau/schwarz–grau/beige. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. Beidseitig brandgeschwärzt. Sekundär verbrannt? FK 152. KASH 62269. 511 RS eines Topfes. Typ: TR 10b. Materialgr.: NACH-H.1. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. Beidseitig brandgeschwärzt. Sekundär verbrannt? FK 152. KASH 62270. 512 RS eines Topfes mit Rillenlinienzier auf der Lippe. Typ: TR 20a1. Materialgr.: E.1. Brand: gelb/braun–grau–gelb/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 58. KASH 62118. 513 RS eines Topfes. Typ: TR 20c1. Materialgr.: E.1. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 65. KASH 62158. 514 RS eines Topfes. Typ: TR 20g2. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 65. KASH 62234. 515 RS eines Topfes. Typ: TR 20g2. Materialgr.: B.1. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: z.T. brandgeschwärzt. FK 152. KASH 62268. 516 RS eines Topfes mit Rillenbandzier. Typ: TR 20h2. Materialgr.: C.1. Brand: durchgehend grau. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 65. KASH 62161. 517 RS eines Topfes. Typ: TR 20h2. Materialgr.: H.1. Brand: schwarz– grau/beige–schwarz. A/I: geglättet/poliert. Glättung grau/schwarz (metallischer Glanz). Magerung: grob/sehr viel (Kristallin). FK 65. KASH 62162. 518 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 4. Materialgr.: B.1. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig brandgeschwärzt; sekundär verbrannt. FK 234. KASH 62330. 519 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 1. Brand: rot/braun–grau–rot/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 234. KASH 62337. 520 RS einer Pfanne (Kochschüssel). Typ: PFR 2. Materialgr.: NACHC.1. Brand: durchgehend dunkelgrau. Magerung: mittel/sehr viel
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(Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 178. KASH 62283. 521 RS, Henkel eines Henkeltopfes mit Henkelansatz (Bandhenkel). Typ: SOFO. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Ev. verwandt mit HTR 1. FK 96. KASH 62223. 522 RS eines Ausgusskännchens. Typ: SOFO. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 237. KASH 62355. 523 RS einer Schüssel mit Wellenbandzier auf dem Rand (innen). Typ: SR 3 spez. Materialgr.: E.1. Brand: rot/braun–grau/schwarz–rot/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 234. KASH 62329. 524 WS einer Schüssel mit Randansatz und Wellenbandzier auf dem Rand (innen). Typ: SR 3. Materialgr.: F.1. Brand: rot/braun–grau/ beige–rot/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 226. KASH 62321. 525 RS einer Schüssel mit Wellenbandzier auf dem Rand (innen). Typ: SR 3. Materialgr.: E.1. Brand: rot/braun–grau–rot/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Wohl zu KASH 62164 gehörend. FK 65. KASH 62166. 526 RS. Typ: SOFO. Materialgr.: E.1. Brand: rot/braun–grau–rot/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 152. KASH 62278. 527 RS einer Schüssel. Typ: SOFO. Materialgr.: G.1. Brand: orangegrau-grau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 65. KASH 62163. 528 RS einer Schüssel. Typ: SR 6. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 65. KASH 62160. 529 RS. Typ: SOFO. Materialgr.: G.1. Brand: orange–grau/schwarz– grau/schwarz. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 65. KASH 62159. 530 RS eines Lämpchens mit Schlingenspuren. Typ: LAR 2. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 96. KASH 62222. 531 RS. Materialgr.: G.1. Brand: rot/braun-grau-grau. Magerung: fein/ viel (Kristallin). FK 97. KASH 62238. 532 RS eines Flachdeckels mit verdicktem Rand. Typ: De d/e. Materialgr.: C.2. Brand: durchgehend dunkelgrau. Magerung: grob/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 65. KASH 62205. 533 RS eines Flachdeckels. Typ: De e. Materialgr.: E.1. Brand: rot/ braun–grau–rot/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 58. KASH 62141. 534 RS einer Becherkachel. Typ: SOFO. Materialgr.: G.1. Brand: orange-grau-grau. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 237. KASH 62404. 535 RS einer Napfkachel. Typ: KR 3-N. Brand: durchgehend ocker/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 65. KASH 62210. 536 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Schamott, Kristallin). FK 237. KASH 62376. 537 RS einer Napfkachel. Typ: KR 3-N. Brand: durchgehend ocker/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 58. KASH 62151. 538 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: mit Lehmresten. FK 234. KASH 62338. 539 RS einer Kachel «mit viereckiger Mündung». Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: mit Lehmresten. FK 65. KASH 62207. 540 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: rot/braun–grau–rot/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 152. KASH 62277. 541 3 RS, BS einer Tellerkachel mit Rosettendekor. Dekorbeschrieb: Relief einer grossen, ursp. wohl fünfblättrigen Rosette, die von einer Kreislinie umschrieben wird; die Blüttenblätter sind herzförmig ausgestaltet. Brand: uneinheitlich. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: mit Lehmresten, brandgeschwärzt. Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). FK 178. KASH 62287. 542 WS einer Blattkachel mit Fabeltierdarstellung. Dekorbeschrieb: Mit Fischschuppen bedeckter Körper; an dessen Us sind die Ansätze von zwei Füssen zu erkennen, am Bauch befindet sich eine Schwimm-
flosse und auf dem Rücken ein Vogelflügel. Brand: durchgehend orange/braun. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). H. 2.2 cm. Auf der reliefierten Schauseite sind einzelne Mörtelspritzer zu erkennen. FK 222. KASH 62297. 543 RS einer Blattkachel mit Fabeltierdarstellung. Dekorbeschrieb: Spitze einer Pflanze? Brand: uneinheitlich. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). H. 1.5 cm. A/Rand: mit Lehmresten. FK 237. KASH 62380. 544 RS, 19 WS, 2 BS von 22 Nuppenbechern. Typ: Schaffhauser Becher. Teilw. zusammengesetzt. Glas. Färbung: hell blaugrün. FK 65. KASH 54776. Schicht S5a/5b 545 RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: E.2. Brand: orange– grau/schwarz–orange. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 118. KASH 62526. 546 RS eines Topfes. Typ: TR 20c1. Materialgr.: B.2. Brand: durchgehend grau/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin, Kalk). Beidseitig brandgeschwärzt. FK 118. KASH 62523. 547 RS eines Topfes. Typ: TR 20f1. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 118. KASH 62525. 548 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 3. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 118. KASH 62521. 549 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 5. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 118. KASH 62524. 550 Bein eines Dreibeintopfes (Dreibeinpfanne) mit gestauchten Fussenden und Kerbdekor. Dekorbeschrieb: Eingedrückte Kerben als Fischgrätenmuster auf der Beinesaussenseite. Typ: Fu b. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig brandgeschwärzt. FK 118. KASH 62542. Parallelen: Bader 1998, Taf. 6.207. 551 RS einer Bügelkanne. Typ: BKR 2b. Materialgr.: E.1. Brand: orange–grau/schwarz–orange. A: rot engobiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 118. KASH 62522. 552 RS einer Becherkachel. Typ: KR 3-B. Brand: rot/braun–grau–rot/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 186. KASH 62292. 553 RS einer Kachel «mit viereckiger Mündung». Brand: rot/braun– grau–rot/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 186. KASH 62293. 554 RS mit horizontal abgestrichenem steilem Wulstrand und Wellenbandzier sowie Einstichdekor auf der Randlippe. Typ: SOFO. Materialgr.: E.1. Brand: rot/braun–grau–rot/braun. Magerung: fein/sehr viel (Kristallin). FK 186. KASH 62288. Parallelen: Üetliberg ZH, Bauer e.a. 1991, Bd. B, Taf. 102.1472/1473 (nach 1150, Münzen; 13. Jh.). 555 2 RS, WS einer Blattkachel mit Fabeltierdarstellung. Brand: uneinheitlich. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). FK 118/180/221. Dazu: RS einer Blattkachel mit Fabeltierdarstellung. Dekorbeschrieb: Nach links zurückblickender, bekrönter Greifvogelkopf mit einem von Fischschuppen bedeckten Körper. Brand: durchgehend orange/braun. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Nur Rand mit Lehmresten. Anpassend an KASH 62246. FK 222. KASH 62246/62296. Schicht S5a/5b/18 556 2 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: rot/braun–grau–rot/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: mit Lehmresten. FK 101/186. KASH 62236. Schicht S5b 557 RS eines Topfes. Typ: TR 10b. Materialgr.: NACH-D.1. Brand: durchgehend schwarz. A: verpicht? Magerung: fein/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. A: brandgeschwärzt. FK 107. KASH 62453. 558 RS eines Topfes. Typ: TR 18a. Materialgr.: E.1. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/mittel (Kristallin, Schamott). FK 117. KASH 62501. 559 RS eines Topfes mit unterschnittenem Rand. Typ: TR 19. Material-
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gr.: D.1. Brand: durchgehend schwarz. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 144. KASH 62593. RS eines Topfes. Typ: TR 20b1. Materialgr.: NACH-H.1. Brand: grau/beige–grau/schwarz–grau/beige. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. A/Rand: brandgeschwärzt. FK 182.01. KASH 62616. RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: B.2. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). Beidseitig brandgeschwärzt. FK 144. KASH 62592. RS eines Topfes mit leicht abgesetztem Hals und Rillenlinienzier auf dem Hals. Typ: TR 20c1. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin, Schamott). FK 117. KASH 62498. RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 3. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 91. KASH 62434. RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 3. Materialgr.: A.2. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin, Kalk). FK 110. KASH 62465. RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 3. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. FK 187. KASH 62624. RS einer Pfanne (Kochschüssel). Typ: PFR 2. Materialgr.: F.1. Brand: orange–grau/beige–orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 91. KASH 62435. RS eines Schüsselchens. Typ: SOFO. Materialgr.: NACH-A.2. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Schamott, Kristallin). Herstellung: nachgedreht, Wst. 0.6 cm. FK 91. KASH 62433. RS einer Pfanne (Kochschüssel). Typ: PFR 2. Materialgr.: NACHG.1. Brand: grau/schwarz–grau/schwarz–orange. I: rot engobiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. A: brandgeschwärzt. FK 117. KASH 62497. RS eines Ausgusskännchens. Typ: AKR 1a(?). Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/mittel (Kristallin). A/ Rand: brandgeschwärzt. FK 144. KASH 62595. RS eines Schüsselchens. Typ: SOFO. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/viel (Kristallin). FK 110. KASH 62466. RS. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/ viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 110. KASH 62468. RS einer Bügelkanne mit Riefenbandzier auf der Schulter. Typ: BKR 2b. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. A: rot engobiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 117. KASH 62496. RS, 2 WS eines Henkeltopfes. Typ: HTR 1. Materialgr.: F.1. Brand: orange–grau/beige–orange. A: rot engobiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 116. KASH 62485. RS eines Henkeltopfes. Typ: HTR 1. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. A: rot engobiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 117. KASH 62499. RS einer Schüssel. Typ: SR 2. Materialgr.: NACH-E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: fein/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 144. KASH 62591. RS einer Napfkachel. Typ: KR 3-N. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 110. KASH 62517. Spinnwirtel. Keramik. Brand: weiss/beige. FK 117. KASH 62519. Fragment eines Figürchens. «Dudelsackspieler». Keramik. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: fein/sehr viel (Kristallin). L. 6.4 cm. B. 2.8 cm. Dm. 1.7 cm. FK 117. KASH 62518. 11 RS, 32 WS, 11 BS von Nuppenbechern. Typ: Schaffhauser Becher. Teilw. zusammengesetzt. Glas. Färbung: hell blaugrün. FK 117. KASH 54787. 2 WS eines Rippenbechers. Glas. Färbung: farblos. FK 117. KASH 54788. Fragment einer Schnalle. Eisen. FK 144. KASH 63652.
Schicht S5b/11 582 RS, Henkel eines Dreibeintopfes mit Rundstabhenkel. Typ: DTR 1. Materialgr.: E.2. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 120. KASH 62562. 583 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 3. Materialgr.: A.1. Brand:
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durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 120. KASH 62564. 584 Fragment eines Figürchens oder Aquamanile. Darstellung eines Ritters mit Harnisch und Topfhelm. Auf der Helmkalotte finden sich mehrere Einstiche, vom ehemaligen Helmschmuck? Am linken Arm trägt er einen, mit netzartigen Ritzlinien verzierten, Dreieckschild und greift gleichzeitig nach den Zügeln. Mit der Rechten hält er die (nicht erhaltene) Turnierlanze im Anschlag. Die bis zur Hüfte erhaltene Figur ist auf einem Pferd sitzend zu ergänzen. Keramik. Brand: orange-grau-orange. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Glasur teilweise blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). FK 120. KASH 62627. Schicht S6 585 RS eines Topfes. Typ: TR 12. Materialgr.: NACH-E.2. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Kristallin). Herstellung: nachgedreht. A: brandgeschwärzt. FK 5.3. KASH 62746. 586 RS, WS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 11. KASH 62745. 587 RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: NACH-G.1. Brand: orange-grau-grau. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. A/Rand: brandgeschwärzt. Wohl zu KASH 62789 gehörend. FK 44. KASH 62788. 588 3 RS eines Topfes. Typ: TR 20a1. Materialgr.: E.1. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. FK 84. KASH 62823. 589 2 RS eines Topfes. Typ: TR 20c1. Materialgr.: E.1. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 173. KASH 62686. 590 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 8. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Irrläufer. FK 31. KASH 62749. 591 RS eines Ausgusskännchens. Typ: AKR 1b. Materialgr.: A.1. Brand: uneinheitlich. Magerung: fein/viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. Wohl zu KASH 62764 gehörend. FK 32. KASH 62765. 592 RS mit Bemalung(?) auf der Lippe. Materialgr.: E.1. Brand: orange– grau/schwarz–orange. I: teilweise rot engobiert. Magerung: mittel/ sehr viel (Kristallin). FK 173. KASH 62687. 593 RS mit Rillenlinienzier auf dem Hals. Materialgr.: G.1. Brand: orange-grau-grau. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 43. KASH 62785. 594 4 BS mit Quellrand. Materialgr.: NACH-C.1. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. Beidseitig brandgeschwärzt. Sekundär verbrannt. FK 73. KASH 62816. 595 RS, WS einer Becherkachel. Typ: KR 3-B. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: mit Lehmresten. FK 31. KASH 62756. 596 RS einer Becherkachel. Typ: KR 3-B. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: mit Lehmresten. FK 31. KASH 62757. 597 WS eines Krautstrunkes? Grosse Nuppe mit nach oben ausgezogener Spitze. Glas. Färbung: grün. Stark irisierend korrodiert. FK 31. KASH 54827. 598 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 6. Materialgr.: G.1. Brand: uneinheitlich. I: unbestimmbar glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Sekundär verbrannt. FK 47. KASH 62797. 599 BS eines figürlichen Objektes. Tierfigur (?). Dekorbeschrieb: Bogenförmige Ritzlinie, die vielleicht den Beinansatz angibt, darüber netzartiges, flächiges Muster. Materialgr.: F.1. Brand: durchgehend orange/beige. A: rot engobiert. Magerung: fein/viel (Kristallin). FK 47. KASH 62799. Schicht S6/OK Schicht S8 600 2 RS einer Pfanne (Kochschüssel). Typ: PFR 2. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 162. KASH 62652. 601 2 RS, WS einer Schüssel. Typ: SR 7. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 162. KASH 62651. 602 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: durchgehend orange/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig mit Lehmresten. FK 162. KASH 62669.
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Schicht S11 603 2 RS, 12 WS eines Topfes mit Riefenbandzier auf der Schulter. Typ: TR 20f1. Teilw. zusammengesetzt. Materialgr.: B.1. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. FK 121. KASH 62722. 604 2 RS, 6 WS, Henkel eines Dreibeintopfes mit Rundstabhenkel und Riefenbandzier auf dem Bauch. Typ: DTR 3. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/ Rand: brandgeschwärzt. FK 121. KASH 62723. 605 RS, WS, Henkel eines Dreibeintopfes mit Rundstabhenkel. Typ: DTR 3. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. FK 121. KASH 62724. 606 RS einer Bügelkanne. Typ: BKR 2b. Materialgr.: B.1. Brand: durchgehend orange/braun. A: rot engobiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 121. KASH 62726. 607 RS, Henkel einer Bügelkanne. Bandhenkel (gekehlt). Materialgr.: E.2. Brand: orange-grau-orange. A: rot engobiert. Magerung: mittel/ sehr viel (Kalk, Kristallin). FK 121. KASH 62740. 608 RS. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/ sehr viel (Kristallin). FK 121. KASH 62725. 609 2 RS einer Pilzkachel. Brand: orange–grau/beige–orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: mit Lehmresten. FK 121. KASH 62743. Schicht S13 610 Messer mit dreieckförmig, spitz zulaufender Klinge. Die Griffangel ist abgebrochen. Eisen. FK 103. KASH 66408. 611 Nagel mit rundem Querschnitt. Eisen. FK 103. KASH 66406. 612 35 Lederabfälle. Unbestimmbare Verschnitte. FK 122.02. KASH 60008. Schicht S25 613 RS einer Napfkachel. Typ: KR 5a. Brand: uneinheitlich. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: mit Lehmresten. FK 221. KASH 62720. Diverse kleinere Komplexe Rest Kulturschicht nach Baggerfreilegung Hof 614 RS eines Topfes. Typ: TR 7 od. 8. Brand: durchgehend dunkelgrau. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 123. KASH 63769. 615 RS einer Becherkachel. Typ: KR 1a. Brand: orange-grau-grau. FK 123. KASH 63770. Entfernung 1. Lage M9 616 RS einer Schüssel. Typ: SR 2. Materialgr.: NACH-E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 245. KASH 62406. Freilegen Pflästerung 617 RS einer Pfanne (Kochschüssel). Typ: PFR 2. Materialgr.: G.1. Brand: orange-grau-grau. I: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Kristallin, Schamott). FK 238. KASH 62403. 618 Fragment eines Bleches. Schmales, beidseitig spitz zulaufendes Blech. Kupfer-Legierung. FK 238. KASH 66326. Entfernen Pflästerung 619 RS eines Topfes mit Rillenlinienzier. Typ: TR 20a1. Materialgr.: E.1. Brand: uneinheitlich. I: geglättet/poliert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Beidseitig brandgeschwärzt. FK 240. KASH 62341. 620 WS einer Schüssel. Randansatz. Wellenbandzier auf dem Rand (innen). Typ: SR 3. Materialgr.: F.1. Brand: rot/braun–grau/beige–rot/ braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 240. KASH 62345. 621 Fragment mit plastischer/figürlicher Auflage. Figürliches Objekt (Aquamanile?). Dekorbeschrieb: eine umlaufende, abgerundete Leiste, die mit Kerben und einem manschettenartigen Knopf verziert ist. Materialgr.: G.2. Brand: grau-grau-orange. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kalk, Schamott, Kristallin). FK 240. KASH 63513.
Sektor C/D: Kohlige Steinlage unter Schicht S3 622 RS eines Topfes. Typ: TR 20c1. Materialgr.: E.1. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 51. KASH 61860. Parallelen: Keller 1999, Typ 4. 623 RS eines Topfes. Typ: TR 20g2. Materialgr.: E.1. Brand: orangegrau-orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin, Unbekannt). FK 51. KASH 61862. 624 RS eines Topfes. Typ: TR 20g2. Materialgr.: C.1. Brand: durchgehend grau/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 51. KASH 61863. 625 RS einer Gluthaube(?) mit horizontal abgestrichenem Rand und Rillenlinie auf der Lippe. Materialgr.: E.1. Brand: orange-grau-orange. Magerung: grob/sehr viel (Kristallin). FK 51. KASH 61861. Hof: Im Unterlagskies des Betonbodens 626 RS, 8 WS einer Schüssel. Typ: SR 14b. Materialgr.: K.2. Brand: durchgehend orange/beige. A/I: über brauner Engobe braun glasiert. Magerung: fein/viel (Kalk, Kristallin). FK 25. KASH 63346. 627 WS einer Flasche mit deutlichen Drehriefen auf der Wandung (innen). Steinzeug. Brand: durchgehend grau/beige. A: fleckig rötlichbraun glasiert, Salzglasur. FK 25. KASH 63348. 628 BS mit Standring. Steingut. Brand: durchgehend weiss. A/I: glasiert. FK 25. KASH 63352. 629 RS, 17 WS, BS eines Fläschchens mit hochgestochenem Boden. Glas. Färbung: grün. FK 25. KASH 54876.
Streufunde 630 RS eines Topfes mit Horizontalleiste. Dekorbeschrieb: Einzelne Leiste am Hals. Typ: TR 20a1 (?). Materialgr.: E.1. Brand: orange-grauorange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 29. KASH 62425. 631 RS eines Topfes. Typ: TR 18b. Materialgr.: NACH-M.2. Brand: durchgehend grau. Magerung: mittel/viel (Kalk, Kristallin). Herstellung: nachgedreht. FK 6. KASH 62704. 632 RS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 4. Materialgr.: F.1. Brand: orange–grau/beige–orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 6. KASH 62696. 633 RS, WS eines Dreibeintopfes. Typ: DTR 5. Materialgr.: F.1. Brand: orange–grau/beige–orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A: brandgeschwärzt. FK 6. KASH 62695. 634 RS, WS einer Schüssel. Typ: SR 7. Nicht anpassend. Materialgr.: G.1. Brand: orange-grau-grau. I: über weisser(?) Engobe olivgrün glasiert. Magerung: mittel/viel (Schamott, Kristallin). FK 6. KASH 62703. 635 RS, WS einer Schüssel. Typ: SR 8. Materialgr.: A.1. Brand: durchgehend orange/rot. I: farblos glasiert. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). Zu KASH 63449, 63450 gehörend. FK 166. KASH 63451. 636 RS einer Napfkachel. Typ: SOFO. Brand: orange–grau/beige–orange. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). FK 6. KASH 62701. 637 RS einer Napfkachel mit leicht gekehlter Randlippe. Typ: SOFO. Brand: durchgehend ocker/braun. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: mit Lehmresten. FK 3.03. KASH 63447. 638 RS eines Flachdeckels mit zentralem Griffknauf. Typ: De a. Materialgr.: D.1. Brand: durchgehend schwarz. Magerung: mittel/sehr viel (Kristallin). A/Rand: brandgeschwärzt. FK 4.01. KASH 63323. 639 Bein eines Aquamaniles. Tierfuss, ev. von Löwe o.ä. Materialgr.: C.2. Brand: uneinheitlich. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/ viel (Kalk, Kristallin). Stark abgerollt, verrundet. FK 37. KASH 62714. 640 Nagel. Typ: Breit abgehauener Nagel. Eisen. FK 212. KASH 66462. 641 Fragment eines Objekts (undef.). Eisen. FK 166. KASH 66321.
Nachträge Blatt- und Tellerkacheln Grube G9 642 RS einer Blattkachel mit Reliefdekor. Dekorbeschrieb: Rahmen aus zwei parallelen Rundstäben und einem dazwischen geschobenem Perlstab. Kopf eines Hirsches mit mächtigem Geweih. Brand: durchgehend orange/braun. A: olivgrün glasiert. KASH 54907. Grube G19 643 RS einer Blattkachel. Glattes, reliefloses Blatt. Fayence. Brand: durchgehend beige. A: hellblau glasiert (opak). KASH 54905. Grube G20 Freilegen 644 RS einer Blattkachel mit steil getrepptem Rand. Reliefdekor. Dekorbeschrieb: Ansatz eines grossen Bogens, im Zwickel kleine Figur (flaues Relief). Brand: durchgehend orange/braun. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. KASH 54904. Schicht S1a 645 RS einer Blattkachel mit Reliefdekor. Dekorbeschrieb: Architektur imitation, Diamantbossen. Brand: durchgehend orange/braun. A: über weisser Engobe dunkelgrün glasiert. KASH 54906. Schicht S3 646 RS einer Tellerkachel. Typ: Tellerkachel mit viereckiger Mündung. Brand: orange-grau-orange. A: olivgrün glasiert. Magerung: mittel/ sehr viel (Kristallin). Glasur blasig mit weissem, ascheartigem Überzug (verbrannt). KASH 61914. Schicht S4a/b 647 RS einer Tellerkachel mit Reliefdekor. Typ: Tellerkachel mit vier eckiger Mündung. Dekorbeschrieb: In Kreis eingefasste Rosette. Brand: durchgehend orange/braun. A: olivgrün glasiert. Rand mit Lehmresten. KASH 68027. Schicht S5a 648 RS einer Blattkachel mit Reliefdekor. Dekorbeschrieb: Spitzen eines Hörnerpaares. Brand: durchgehend orange/braun. A: olivgrün glasiert. Sekundär verbrannt. Rand mit Lehmresten. KASH 54908. Schicht S5b 649 RS einer Tellerkachel. Typ: Tellerkachel mit viereckiger Mündung. Brand: durchgehend grau. A: olivgrün glasiert. KASH 54897.
295
Tafel 1: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G1.1 (1), G1.3 (2), G1.5 (3–8). M. 1:2.
296
Tafel 2: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G1.5/6 (9–10), G1.6 (11–14). M. 1:2.
297
Tafel 3: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G1.6 (15–17), G1 ohne Schichtkontext (18–19); Grube G2.1 (20–25). M. 1:2.
298
Tafel 4: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G2.3. M. 1:2.
299
Tafel 5: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G2.3. M. 1:2.
300
Tafel 6: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G2.4. M. 1:2.
301
Tafel 7: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G3.1 (50–54); Grube G4.1/2 (55–58). M. 1:2.
302
Tafel 8: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G5.1 (59); Grube G6.1 (60–70). M. 1:2.
303
Tafel 9: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G6.2 (71), G6.2–5 (72–74), G6 ohne Schichtkontext (75); Grube G7.1/2 (76–79), G7 Zuweisung unsicher (80–81). M. 1:2.
304
Tafel 10: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G8 (82–87); Grube G9.2 (88–96). M. 1:2.
305
Tafel 11: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G9.2. M. 1:2.
306
Tafel 12: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G9, ohne Schichtkontext (107–110); Grube G11 (111); Grube G18 (112). M. 1:2.
307
Tafel 13: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G18. M. 1:2.
308
Tafel 14: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G19. M. 1:2.
309
Tafel 15: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G20, Freilegen Oberfläche. M. 1:2.
310
Tafel 16: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G20, Füllung. M. 1:2.
311
Tafel 17: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G20, Füllung (150–155); Grube G21.1 (156); Grube G24.1/2 (157), G24.4 (158–160). M. 1:2.
312
Tafel 18: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G24.4 (161–162), G24.5 (163–165), G24.6 (166–175). M. 1:2.
313
Tafel 19: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G24.6 (176–179), G24.6/7 (180). M. 1:2 und 1:4 (177).
314
Tafel 20: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G24.8, 1. Abstich. M. 1:2.
315
Tafel 21: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G24.8, 1. Abstich. M. 1:2 und 1:4 (207).
316
Tafel 22: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G24.8, 1. Abstich. M. 1:2.
317
Tafel 23: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G24.8, 1. Abstich (219–225), 2. Abstich (226–235). M. 1:2.
318
Tafel 24: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G24.8, 2. Abstich (236–240), Gesamt (241–251). M. 1:2.
319
Tafel 25: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G24.8, Gesamt. M. 1:2.
320
Tafel 26: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G24.8, Gesamt. M. 1:2.
321
Tafel 27: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G24.9 (269–280), G24.10 (281–282). M. 1:2 und 1:4 (276).
322
Tafel 28: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G25.1 (283); Grube G26.1 (284–288). M. 1:2.
323
Tafel 29: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grube G30 (289–290); Grube G36.2 (291); Grube G37.1 (292–294), G37.1/2 (295), G37.2 (296). M. 1:2.
324
Tafel 30: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Grubenzuweisung unsicher oder zusammengesetzt. Grube G1 und Grube G6 (297); Grube G4 und Schicht S6 (298); Grube G9 und Schicht S3 (299); Grube G32/34 (300). M. 1:2.
325
Tafel 31: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Struktur Str.2 (301–302); Struktur Str.3 unter Deckel (303–315). M. 1:2.
326
Tafel 32: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Struktur Str.3.1 (316–318), Str.3.3 (319–321), Str.3.5 (322–325). M. 1:2.
327
Tafel 33: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Struktur Str.3.5. M. 1:2.
328
Tafel 34: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Struktur Str.3.5. M. 1:2 und 1:4 (337).
329
Tafel 35: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Struktur Str.3.5. M. 1:2.
330
Tafel 36: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Struktur Str.3.5 (338–341), Str.3.6 (342–343), Str.3.7 (344–348). M. 1:2.
331
Tafel 37: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Struktur Str.3.8 (349), Str.3 ohne Schichtkontext (350–352); Struktur Str.5 (353–355); Struktur Str.7, Fäkalschicht (356). M. 1:2 und 1:4 (349 und 352).
332
Tafel 38: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S0. M. 1:2.
333
Tafel 39: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S0/1, im Bereich von Struktur Str.7 (368–377), Schnitt 1 (378). M. 1:2.
334
Tafel 40: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S1 im Bereich von Struktur Str.7. M. 1:2.
335
Tafel 41: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S1 im Bereich von Struktur Str.7 (398–413), Schnitt 1 und Bereich Struktur Str.3 (414–417). M. 1:2.
336
Tafel 42: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S1, Schnitt 1 und Bereich Struktur Str.3 (418–421); Schicht S1a (422–425); Schicht S1c (426); Schicht S2 (427–429). M. 1:2.
337
Tafel 43: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S2 (430–437); Schicht S2/3 (438–439). M. 1:2.
338
Tafel 44: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S3. M. 1:2.
339
Tafel 45: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S3/5a (453–465); Schicht S3/OK Mörtelboden (466–467). M. 1:2.
340
Tafel 46: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S3/17a (468–480); Schicht S3/18 (481). M. 1:2.
341
Tafel 47: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S4a (482–484); Schicht S4a/4b (485–489); Schicht S4a/4b/5b (490). M. 1:2.
342
Tafel 48: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S4b (491); Schicht S4c (492–502). M. 1:2.
343
Tafel 49: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S4c (503–505); Schicht S4c/5b (506–508); Schicht S4c/11 (509). M. 1:2.
344
Tafel 50: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S5a. M. 1:2.
345
Tafel 51: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S5a. M. 1:2.
346
Tafel 52: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S5a (544); Schicht S5a/5b (545–555); Schicht S5a/5b/18 (556). M. 1:2.
347
Tafel 53: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S5b. M. 1:2.
348
Tafel 54: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S5b (577–581); Schicht S5b/11 (582–584). M. 1:2.
349
Tafel 55: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S6. M. 1:2.
350
Tafel 56: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S6 (598–599); Schicht S6/OK Schicht S8 (600–602); Schicht S11 (603–604). M. 1:2.
351
Tafel 57: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Schicht S11 (605–609); Schicht S13 (610–612); Schicht S25 (613); Rest Kulturschicht im Hof (614–615). M. 1:2.
352
Tafel 58: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. M9 (616); Freilegen Pflästerung (617–618); Entfernen Pflästerung (619–621); Sektor C/D: Kohlige Steinlage unter Schicht S3 (622–625); Hof: Im Unterlagskies des Betonbodens (626). M. 1:2.
353
Tafel 59: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Hof: Im Unterlagskies des Betonbodens (627–629); Streufunde (630–635). M. 1:2.
354
Tafel 60: Stein am Rhein-Asyl. Siedlungsfunde. Streufunde. M. 1:2.
355
87
36
404
376
408 408 405 - 406
407
437 478
409 - 410
467 Tafel 61: Stein am Rhein-Asyl. Ofenkeramik. Blatt- und Tellerkacheln. M. 1:2.
356
479
480
489
543
542
541
642
555
Tafel 62: Stein am Rhein-Asyl. Ofenkeramik. Blatt- und Tellerkacheln. M. 1:2.
357
643
646
644
645
648
647
Tafel 63: Stein am Rhein-Asyl. Ofenkeramik. Blatt- und Tellerkacheln. M. 1:2.
358
649
114
115
116
166
167
Tafel 64: Stein am Rhein-Asyl. Daubenbecher. Grube G18 (114-116); Grube G24.6 (166-167).
359
Tafel 65: Stein am Rhein-Asyl. Daubenbecher. Grube G24.6 (168-173).
360
168
169
170
171
172
173
181
182
183
184
185
186
Tafel 66: Stein am Rhein-Asyl. Daubenbecher. Grube G24.8, 1. Abstich (181-186).
361
187
188
189
190
191
192
Tafel 67: Stein am Rhein-Asyl. Daubenbecher. Grube G24.8, 1. Abstich (187-192).
362
193
194
226
227
228
229
Tafel 68: Stein am Rhein-Asyl. Daubenbecher. Grube G24.8, 1. Abstich (193-194), 2. Abstich (226-229).
363
230
231
241
242
243
244
Tafel 69: Stein am Rhein-Asyl. Daubenbecher. Grube G24.8, 2. Abstich (230-231), Gesamt (241-244).
364
245
246
247
248
Tafel 70: Stein am Rhein-Asyl. Daubenbecher. Grube G24.8, Gesamt (245-248).
365
Tafel 71: Stein am Rhein-Asyl. Daubenbecher. Grube G24.9 (269-274).
366
269
270
271
272
273
274
321
326
327
328
329
342
Tafel 72: Stein am Rhein-Asyl. Daubenbecher. Struktur Str.3.3 (321), Str.3.5 (326-329), Str.3.6 (342).
367