Die Tierknochen aus dem Kesslerloch Neubearbeitung der paläolithischen Fauna
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Hannes Napierala Die Tierknochen aus dem Kesslerloch Neubearbeitung der paläolithischen Fauna
Beiträge zur Schaffhauser Archäologie 2
Beiträge zur Schaffhauser Archäologie 2 Schaffhausen 2008
Die Publikation haben durch Beiträge ermöglicht: Kanton Schaffhausen Pro Iuliomago-Gesellschaft für Archäologie im Kanton Schaffhausen
Impressum: Redaktion: Markus Höneisen Gestaltung: Katharina Bürgin Lithos, Satz und Druck: stamm+co. AG, Grafisches Unternehmen, Schleitheim © 2008 Baudepartement des Kantons Schaffhausen, Kantonsarchäologie ISBN 3-9521868-6-4
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
I. Vorstellung der Fundstelle
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1. Einleitung
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2. Geographische Einordnung
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3. Datierung
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4. Taphonomie
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5. Befunde
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6. Neubearbeitung
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II. Auswertung der Faunenreste
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7. Überblick zu den nachgewiesenen Tierarten
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8. Hasentiere und Nager 8.1. Unterscheidung von Schnee- und Feldhase 8.2. Schneehase 8.3. Biber 8.4. Murmeltier 8.5. Ziesel
32 32 32 37 37 37
9. Rüsseltiere und Unpaarhufer 9.1. Mammut 9.2. Mammutknochen als Rohmaterial 9.3. Metrische Auswertung der Jungtiere 9.4. Wildpferd 9.5. Wollnashorn
38 38 38 39 40 42
10. Raubtiere 10.1. Wolf und Haushund 10.2. Eisfuchsu und Rotfuchs 10.3. Höhlenbär 10.4. Braunbär 10.5. Marder 10.6. Vielfrass 10.7. Iltis 10.8. Dachs 10.9. Fischotter 10.10. Höhlenlöwe 10.11. Wildkatze und Hauskatze 10.12. Eurasischer Luchs
44 44 48 49 50 50 50 50 51 51 51 52 52
11. Paarhufer 11.1. Wildschwein und Hausschwein 11.2. Rentier 11.3. Reh 11.4. Rothirsch 11.5. Steppenwisent 11.6. Moschusochse 11.7. Steinbock 11.8. Gams
53 53 53 65 65 66 68 69 69
12. Vögel 12.1. Singschwan 12.2. Schneehühner 12.3. Sonstige Vogelarten
70 70 70 71
13. Sonstige Tierarten und menschliche Knochenfunde 13.1. Fische 13.2. Amphibien und Reptilien 13.3. Maulwurf 13.4. Mensch
72 72 72 72 72
14. Zusammenfassung
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Literatur Abkürzungen Abbildungsnachweis
74 77 77
III. Anhang A Datierungen B Skelettteile C Metrik D Sonstiges
78 79 80 91 126
Vorwort
Die Ausgrabungen im Kesslerloch bei Thayngen SH liegen schon mehr als 100 Jahre zurück. Es war eine Sensation, als 1873/74 der Thaynger Reallehrer Konrad Merk in dieser Höhle umfangreiche Siedlungsspuren späteiszeitlicher Rentierjäger entdeckte und ausgrub. Unter den ausgezeichnet erhaltenen Werkzeugen aus Feuerstein, Rentiergeweih und Knochen und den Zehntausenden von Tierknochen tauchten auch Stücke mit eingravierten Tierzeichnungen auf, darunter die herausragende Darstellung eines «Weidenden Rentiers» auf einem Lochstab, selber aus Rengeweih gefertigt. Die zuvor nur Einheimischen bekannte Höhle wurde damit über Nacht weltberühmt. Forscher aus nah und fern besuchten die Fundstelle und begutachteten kritisch die Funde. Die Freude wurde indessen bald getrübt durch Objekte, die als Fälschungen entlarvt wurden: Ein Ausgräber hatte einen mit ihm verwandten Knaben beauftragt auf zwei alte Knochenstücke einen Bären und einen Fuchs einzuritzen. Als Vorlage benutzte der Schüler ein naturkundliches Buch seines Bruders, die weit herum bekannte Ausgabe «Thiergärten und Menagerien mit ihren Insassen» (Leipzig 1868). Merk publizierte in seiner Grabungsmonographie von 1875 die beiden gefälschten Darstellungen zusammen mit seinen übrigen bedeutenden Funden. Die offensichtliche Fälschung wurde aber bald schon aufgedeckt und löste damit eine heftige Diskussion über die Echtheit der Eiszeitkunst aus. Besondere Publizität erlangte denn das Kesslerloch auch vor allem durch diese Diskussion. Erst nach Aufdeckung der Fälschung und nach Klärung der damit verbundenen Umstände richtete sich das wissenschafliche Interesse wieder vermehrt auf das übrige Fundmaterial. Zwei weitere Ausgräber - Jakob Nüesch und Jakob Heierli - waren überzeugt, dass der Boden beim Kesslerloch noch immer Schätze birgt. Sie führten 1898/99 und 1902/03 weitere Grabungen durch, deren Funde und Ergebnisse schon bald nach Abschluss der Ausgrabungen, der Zeit entsprechend vorbildlich, publiziert wurden. In beiden Publikationen wurde vor allem auch den naturwissenschaftlichen Resultaten ganz besondere Beachtung geschenkt.
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Danach wurde es still um das Kesslerloch und seine Funde. Erst 1980 fanden im Vorplatzbereich wieder Sondierbohrungen statt, mit dem Ziel Stratigraphie, Ausdehnung und Erhaltung allenfalls noch vorliegender Kulturschichten abzuklären. Eine Neubearbeitung der Altfunde wurde indessen nie an die Hand genommen. Eine Gesamtvorlage des umfangreichen und leider auch weit verstreuten Fundmaterials fehlt daher noch immer. Diese Lücke soll in Zukunft wenn möglich geschlossen werden. Die Kantonsarchäologie Schaffhausen suchte in den letzten Jahren nach Möglichkeiten, um mit ihren beschränkten Mitteln eine Neubearbeitung und Gesamtvorlage einzuleiten. Für die Tierknochen waren wir froh, 1996 mit Hans Peter Uerpmann eine kompetente Person gefunden zu haben, die sich bereit erklärte, am Zentrum für Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Tübingen, mit Studentinnen und Studenten die umfangreichen Bestände neu zu bearbeiten. Angesichts der Fundmenge resignierten aber verständlicherweise verschiedene Bearbeiter, wodurch sich die Arbeiten über längere Zeit hinzogen. Hannes Napierala schaffte es schliesslich, die Arbeit mit grossem Einsatz voranzutreiben und mit vorliegender Publikation auch abzuschliessen. Hannes Napierala und Hans Peter Uerpmann sei für die geleistete Arbeit, die gute Zusammenarbeit und Unterstützung herzlich gedankt. Dem Kanton Schaffhausen gebührt der Dank für die Anschubfinanzierung dieser Bearbeitung und die Realisierung der vorliegenden Publikation.
Markus Höneisen Kantonsarchäologe
Geleitwort
Die Neubewertung alter Ausgrabungsfunde ist für die Urgeschichtsforschung im Allgemeinen und die Archäozoologie im Besonderen zu einem wichtigen Arbeitsgebiet geworden. Die vielen neuen Erkenntnisse, die insbesondere auch durch die vielfältigen naturwissenschaftlichen Untersuchungen im Bereich der Archäologie entstanden sind, wirken zurück auf ältere Beobachtungen und lassen diese oft in neuem Licht erscheinen. Dies gilt insbesondere für Funde aus den «Eiszeiten», die man heute sehr viel genauer gliedern kann, als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war. Die Neubearbeitung der Tierknochenfunde aus den Altgrabungen im Kesslerloch ist jetzt von Hannes Napierala zum Abschluss gebracht worden. Sie hat sich über einige Jahre hingezogen und war in dieser Zeit für eine Reihe von jungen Archäozoologen eine Quelle für den Erwerb grundlegender Kenntnisse. Dieser Aspekt ist bei dem Fundmaterial aus dem Kesslerloch von besonderer Bedeutung, weil es seit seiner Entdeckung eine wichtige Rolle für die Herausbildung unseres heutigen Wissens über die Tierwelt und ihre Nutzung durch die Menschen der ausgehenden Eiszeit in Mitteleuropa gespielt hat. Mit der jetzt vorliegenden Neubearbeitung werden die Kesslerlochfunde den Forschungsstand erneut voranbringen.
Die Möglichkeit einer erfolgreichen Neubearbeitung der Tierreste aus dem Kesslerloch ist der Tatsache zu verdanken, dass diese Funde über lange Jahrzehnte hinweg sorgfältig aufbewahrt worden sind und somit der Forschung nicht verloren gegangen sind. Den verschiedenen Kuratoren des Museums zu Allerheiligen in Schaffhausen gebührt dafür der Dank aller, die mit der Urgeschichte Zentraleuropas verbunden sind. Markus Höneisen hat die Neubearbeitung der Knochenfunde aus dem Kesslerloch in die Wege geleitet, betreut und nach Kräften bis hin zum Druck dieses Bandes unterstützt. Ihm sei an dieser Stelle herzlich gedankt, ebenso wie auch Hannes Napierala, der diesen schönen Beitrag zur Kenntnis der tierischen Umwelt und zur Lebensweise der späteiszeitlichen Menschen im Hochrheingebiet geliefert hat.
Hans-Peter Uerpmann Zentrum für Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Tübingen
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Teil I. Vorstellung der Fundstelle 1. Einleitung Die vorliegende Arbeit behandelt die Faunenreste des Höhlenfundplatzes Kesslerloch. Das Kesslerloch (Abb. 1.1) liegt bei Thayngen im nordschweizerischen Kanton Schaffhausen. Seit seiner Entdeckung sind bereits mehr als 100 Jahre vergangen. Dennoch gehört das Fundmaterial aus dem Kesslerloch weiterhin zu den grössten und spektakulärsten Inventaren des mitteleuropäischen Magdaléniens. In der Forschungsgeschichte spielte das Kesslerloch eine wichtige Rolle. Persönlichkeiten wie Virchow, Lindenschmitt und Obermaier führten einen heftigen Diskurs über die Authentizität der Kesslerloch-Funde. Noch nicht alle Forscher jener Zeit trauten dem «Troglodyten» künstlerische Ausdrucksformen zu wie man sie im Kesslerloch gefunden hatte. Die Skeptiker wurden bestärkt, als Lindenschmitt schliesslich zweifelsfrei nachweisen konnte, dass einige der Kunstwerke aus dem Kesslerloch Fälschungen waren. Ein Grabungsarbeiter hatte sie in der Hoffnung auf finanziellen Profit angefertigt. Die zahlreichen anderen Kunstwerke aus dem Kesslerloch verloren damit ebenfalls an Glaubwürdigkeit. Auch das paläolithische Alter der damals bekannten Kunstwerke Südwestfrankreichs war noch keineswegs allgemein anerkannt. Mit den Fälschungen aus dem Kesslerloch war nun die gesamte eiszeitliche Kunst auf dem Prüfstand (Gerhardt 1977). Altamira sollte erst fünf Jahre darauf, im Jahr 1879, entdeckt werden und damit dem Paläolithiker endgültig seine künstlerischen Fähigkeiten bescheinigen. Nur wenige Jahre vor dem Kesslerloch, im Jahre 1866, wurde ausserdem die Freilandfundstelle Schussenquelle bei Bad Schussenried in Südwestdeutschland entdeckt. Dort wurde von Oskar Fraas erstmals für Mitteleuropa der Nachweis einer Gleichzeitigkeit von menschlicher Besiedlung und eiszeitlicher Fauna geführt. So wurde das Kesslerloch vor allem durch die forschungsgeschichtlich frühen Funde paläolithischer Kleinkunst bekannt. Die als «weidendes Rentier» bekannte Gravur auf einem Geweihstück zählt sicherlich zu den am häufigsten abgebildeten Kleinkunstwerken der Eiszeit. Aber auch das figürliche Speerschleuderhakenende, der Moschusochsenkopf und die anderen, mit Gravierungen versehenen Lochstäbe sind in diesem Raum einzigartige Fundstücke. Im Kanton Schaffhausen sind ausser dem Kesslerloch noch einige weitere Magdalénienfundplätze mit Kleinkunst bekannt. Dazu gehören grosse Stationen wie das Schweizersbild (Höneisen und Peyer 1994), aber auch kleinere Abris und Höhlen, die nur von kurzzeitigen Begehungen zeugen (z.B. Höhle im Freudenthal, Karsten 1874). Stilistisch lassen sich Verbindungen untereinander sowie zu den etwa zeitgleichen Fundplätzen Monruz-Neuchâtel und Petersfels vermuten (Bosinski 1978, 1980; Worm 1980).
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1.1. Fragestellung Abseits der forschungsgeschichtlichen Bedeutung und der Kleinkunstwerke hat das Kesslerloch bislang jedoch wenig Beachtung erfahren. Die von Heierli und Hescheler im Jahre 1907 verfasste Monographie war zwar in vielerlei Hinsicht vorbildlich, für aktuelle Fragestellungen bot sie aber nicht die nötige Datengrundlage. Vor allem quantitative Aussagen sind kaum in den alten Arbeiten zu finden, ging es doch in diesen frühen Jahren der Steinzeitforschung überhaupt erst darum die Anwesenheit einer Tierart festzustellen und ein Bild vom eiszeitlichen Europa zu formen. Erst Ende der 1990er Jahre begann man dem Kesslerloch erneut Aufmerksamkeit zu schenken. Weinstock integrierte einen Teil der Funde in eine Studie zu spätpleistozänen Rentierpopulationen (siehe Kap.11.2.1). Etwa zeitgleich wurden von Housley et al. (1997) und Stuart et al. (2002) neue Datierungen an Kesslerloch-Material durchgeführt, die zeigten, dass das Kesslerloch zu den ältesten Magdalénienstationen Mitteleuropas zählt. Dieser besondere chronologische Status des Kesslerlochs machte es nötig noch einmal zu evaluieren inwieweit eine Datenbasis für aufbauende Forschungsvorhaben vorhanden war. Diese Datengrundlage zumindest in Bezug auf die Faunenreste zu schaffen, hat die vorliegende Arbeit zum Ziel. Eine übergreifende Fragestellung dieser Arbeit ist damit auch die Evaluation der früheren Ergebnisse, d.h. die kritische Überprüfung der bestehenden Faunenlisten und die Ergänzung quantitativer und metrischer Daten. Im Zuge dessen soll auch die Datierung und die Taphonomie nochmals überprüft werden. In umweltgeschichtlicher Hinsicht werden mit den neuen Faunenlisten auch Umweltdaten aus Nachbarwissenschaften wie der Palynologie (Pollenanalyse) abgeglichen, um unser Bild von der eiszeitlichen Landschaft zu ergänzen. Zwischen der Akkumulation von Faunenresten in einem paläolithischen Fundplatz und der lebendigen pleistozänen Tierwelt steht die Jagd durch den Menschen. Da die Jagd die prinzipielle Zugriffsart des paläolithischen Menschen auf die Tierwelt darstellt, können die Faunenreste also gerade in Hinblick auf die Jagd wichtige Erkenntnisse liefern und so direkten Bezug auf das Leben der Magdalénienmenschen nehmen. Fragestellungen dieses Themenkomplexes sind unter anderem: • Welche Tierarten wurden gejagt und welche Anteile machten die einzelnen Arten an der Beute aus? • Welche Aussagen sind über Jagdmethoden und Weiterverarbeitung der Tiere möglich? • Zu welcher Jahreszeit wurde gejagt? Einige Tierarten bringen ausserdem detailliertere Fragestellungen mit sich: • In den bisherigen Publikationen zum Kesslerloch war die Frage nach dem Status der Wölfe nie hinreichend beantwortet worden. Es soll nun überprüft werden ob die Wölfe Anzeichen der Domestikation zum Haushund zeigen bzw. ob sogar Magdalénien-zeitliche Haushunde im Material nachzuweisen sind. • Des Weiteren hatten sich bereits frühere Bearbeiter des Faunenmaterials Gedanken zu der Spezies der Bären gemacht. Sie ordneten alle Funde dem Braunbären (Ursus arctos) zu.
Zur Zeit der Kesslerlochbesiedlung war der Höhlenbär (Ursus spelaeus) demnach wahrscheinlich schon ausgestorben. Dies soll überprüft werden. • Seit der Entdeckung von eselartigen Darstellungen sowohl aus dem Kesslerloch als auch aus dem nahegelegenen Fundplatz Schweizersbild, wurde eine zweite Equidenart neben dem Wildpferd, der sogenannte Europäische Wildesel (Equus hydruntinus), im Faunenmaterial vermutet. Dem soll durch eine genaue metrische und morphologische Aufnahme der Faunenreste nachgegangen werden. Auf viele dieser Fragen hatten auch schon die früheren Arbeiten über das Kesslerloch Bezug genommen, wenn auch die Fragestellungen nicht so explizit formuliert worden waren. Da heute andere Auswertungsmethoden üblich sind und nur wenige quantitative Aussagen in den älteren Arbeiten zu finden sind, versprach eine Neubearbeitung eine Reihe neuer Erkenntnisse. Heierlis Hoffnung mit seiner 1907 erschienenen Publikation «[. . . ] eine zusammenfassende und abschliessende Schilderung der Arbeiten und Funde im Kesslerloch zu geben» (Heierli 1907, Vorwort) muss mit dieser Arbeit also leider enttäuscht werden. Die vorliegende Arbeit beabsichtigt dasselbe.
1.2. Lage und Beschreibung des Kesslerlochs Die Fundstelle Kesslerloch liegt im Norden des Kantons Schaffhausen (Schweiz), etwa einen Kilometer westlich von Thayngen, auf 447 m ü. M.. Die geographischen Koordinaten sind 8,69° Ost und 47,74° Nord bzw. 694 100/289 050. Im Gebiet um Thayngen grenzen mehrere Reliefeinheiten aneinander (Abb. 1.2): Im Westen liegen die Hochflächen des Randen, in das tiefe Täler eingeschnitten sind. Das Kesslerloch liegt am Eingang eines solchen Tales, dem Fulachtal. Im Osten erstreckt sich das glazial überformte Bodenseebecken. Das Drumlinfeld auf dem Bodanrück belegt eindrucksvoll die formenden Kräfte des einstigen Alpenvorlandgletschers. Die Vulkane des Hegaus sind von der Anhöhe oberhalb des Kesslerlochs ebenfalls leicht zu sehen. Sie liegen nur wenige Kilometer nordöstlich des Fundplatzes. Beim Kesslerloch selbst handelt es sich um einen geräumigen Höhlenraum in den massigen Kalken des oberen Kimmeridgien (ki3). Die Höhle besitzt zwei Eingänge, einen grossen nach Nordosten gerichteten Eingang und einen kleineren Eingang im Süden. Der Nordost-Eingang ist etwa 5m hoch und 12m breit und öffnet sich heute ebenerdig zu einem grossen Vorplatz (Abb. 1.3). Abb. 1.1: Der Haupteingang des Kesslerlochs. Ansicht von 1894 (Heierli, 1907, Taf.1).
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Wie die Sondage-Bohrungen 1980 ergaben, lag der Eingang des Kesslerlochs im Spätglazial einige Meter über dem Talgrund und war durch diesen mit einem Schuttfächer verbunden (Ammann et al. 1988, 63). Im Holozän hoben Torfbildung und weitere Sedimentakkumulation die Aue bis auf das Niveau des Nordost-Eingangs an.
1.3. Forschungsgeschichte
Abb. 1.2: Lage des Kesslerlochs in Bezug zum Relief des Alpenvorlands. (Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo BA081184).
Das Kesslerloch wurde um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert in drei Kampagnen ausgegraben. Die drei Ausgräber waren Konrad Merk, Jakob Nüesch und Jakob Heierli: Merk, Konrad Nüesch, Jakob Heierli, Jakob
1874 1893 und 1898-1899 1902-1903
Mit den Ausgrabungen verbunden sind aber auch bekannte Namen wie der Paläontologe Ludwig Rütimeyer und der Geologe Albert Heim, die die Grabung zuweilen unterstützten und ihren Teil zur Auswertung der Funde beitrugen. 1980 wurde eine Sondage-Bohrung von einem Team um Marcel Joos und Jürg Sedlmeier durchgeführt. Abb. 1.3: Der Nordost-Eingang des Kesslerlochs im Sommer 2007. Der höher gelegene Südeingang lässt etwas Licht in den hinteren Höhlenraum fallen.
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1.3.1. Die Grabung Konrad Merks Konrad Merk (Abb. 1.4), ein Lehrer aus Thayngen, entdeckte das Kesslerloch als paläolithischen Siedlungsplatz im Jahre 1873. Merk war naturwissenschaftlich gebildet, interessierte sich für Botanik und die Vorgeschichte des Menschen. Von den Erfolgen der Steinzeitforschung in Südfrankreich motiviert, begann er schon im Frühjahr des darauffolgenden Jahres, 1874, seine Ausgrabungen am Kesslerloch. Der bekannte Schweizer Geologe Albert Heim gehörte zeitweise ebenfalls zu Merks Grabungsmannschaft. Heim war es auch, der noch im gleichen Jahr einen ersten spektakulären Fund veröffentlichte: die Gravur des weidenden Rentiers, die auch heute noch der sicherlich am häufigsten abgebildete Fund des Kesslerlochs ist (Abb. 1.5). Albert Heim verdanken wir auch eine erste, relativ detaillierte Beschreibung der Stratigraphie, abseits derer von Merk. Der stratigraphische Kontext der einzelnen Funde ist aber leider nicht mehr nachvollziehbar. Die Auswertung der Fauna übernahm der renommierte Paläontologe Ludwig Rütimeyer, der die Grabung zuweilen ebenfalls besuchte. Bereits ein Jahr später, 1875, legte Merk die Ergebnisse der Grabung als Artikel in den Mittheilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich vor, erntete jedoch heftige Kritik für einige der abgebildeten Kunstwerke. Ein Streit entbrannte über die Authentizität der Funde und als Ludwig Lindenschmitt tatsächlich einige Gravierungen als Fälschungen entlarvte, stand auch die Glaubwürdigkeit aller anderen, damals bekannten Steinzeitkunstwerke auf dem Spiel.
Abb. 1.4: Konrad Merk.
1.3.2. Jakob Nüesch Jakob Nüesch (Abb. 1.6) war bereits durch seine Ausgrabungen am nahe gelegenen Fundplatz Schweizersbild als Paläolithforscher bekannt geworden. Die im Jahre 1896 und in zweiter Auflage 1902 erschienene Publikation zum Schweizersbild war in interdisziplinärer Zusammenarbeit entstanden und setzte in vielerlei Hinsicht neue Standards. Neben der archäologischen Aufarbeitung der Funde (Nüesch, Schötensack) enthielt die Publikation Beiträge namhafter Wissenschaftler zur Makrofauna (Studer) und Mikrofauna (Nehring) sowie zu den Fischresten (Fatio). Darüber hinaus gab es Beiträge zur Analyse der Kohlen (Früh), zur Geomorphologie (Penck), der Bodengenese (Meister), zur Anthropologie (Kollmann) sowie zu den lithischen Rohmaterialien (Hedinger) und der Datierung (Gutzwiller). Nüesch veröffentlichte Fotos von Artefakten in situ, zeichnete Profile und Befunde; gemessen an der Schweizersbild-Publikation war Nüesch ein gewissenhafter Ausgräber. Laut Höneisen und Peyer (1994, 43) scheint die hervorragende Methodik am Schweizersbild jedoch nicht das Verdienst Nüeschs gewesen zu sein, sondern der seines Grabungsleiters Rudolf Häusler, der an der Kesslerloch-Grabung nicht mehr teilnahm. Dies würde erklären, warum die Kesslerloch-Publikation Nüeschs von wesentlich geringerer Qualität war. Nüesch und seine Grabungsmannschaft verfügten zum Zeitpunkt der Kesslerloch-Grabung dennoch über eine gewisse Vorbildung und wussten was sie erwartete. Ihren Beobachtungen
Abb. 1.5: Die Gravur des «Weidenden Rentiers» wie von Heim (1874) erstmals vorgelegt.
Abb. 1.6: Jakob Nüesch.
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Abb. 1.8: Grundriss des Kesslerlochs (Heierli 1907, Taf. III). Abb. 1.7: Jakob Heierli.
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und Einschätzungen sollte also in jedem Fall Aufmerksamkeit geschenkt werden, auch wenn nicht mehr mit jener Detailhaftigkeit wie am Schweizersbild gearbeitet wurde. Nüesch war aufgefallen, dass am Südeingang ein von Merks Grabung noch fast unberührter Schuttkegel lag. Er erhoffte sich vor allem dort weitere Funde aber auch im Höhleninnern und im Vorplatzbereich wollte er noch intakte Sedimente aufspüren. 1893 unternahm er eine erste Probegrabung, konnte aber erst 1898 mit grösseren Arbeiten beginnen. Innerhalb zweier Jahre schloss er die Grabung ab. Der aussergewöhnlich trockene Sommer von 1899 erwies sich für Nüesch dabei als vorteilhaft, weil der ansonsten hohe Grundwasserstand im Fulachtal etwas abgesunken war. Das Ergebnis seiner Grabung drückt Nüesch wie folgt aus: «Das Kesslerloch hat den untrüglichen Beweis für die Gleichzeitigkeit der Existenz des Menschen mit dem Mammut und dem Rhinozeros erbracht; der Mammutjäger der Schweiz ist entdeckt» (Nüesch 1904, Vorwort).
1.3.3. Jakob Heierli Jakob Heierli (Abb. 1.7) unternahm in den Jahren 1902 und 1903 Grabungen am Kesslerloch. Er wollte damit die Diskussionen um Authentizität und Alter der Funde beenden, um dann eine umfassende und abschliessende Publikation über das Kesslerloch zu verfassen. Die Grabung verlief weitaus moderner als noch die Grabung Nüeschs drei Jahre zuvor. Heierli trennte die Funde nach Grabungseinheiten in horizontaler und vertikaler Hinsicht. Als erster Ausgräber des Kesslerlochs fertigte er zumindest grobe Profilskizzen an und vermass die Höhle (Abb. 1.8). Er grub nun nicht wie seine Vorgänger nur in der Höhle, sondern dehnte die Grabungsfläche bis in den Vorplatzbereich aus, soweit der hohe Grundwasserspiegel dies zuliess. Im Vorplatzbereich und längs der Südwand des Eingangs stiess er auf noch unberührte Schichten, eine obere Graue Kulturschicht und eine untere Gelbe Kulturschicht. Erstere war nur an wenigen Stellen von früheren Grabungen unverschont geblieben. Sie wurde nach oben stellenweise von einer Sinterdecke abgeschlossen, die auch Merk schon beschrieben hatte. Ihre Unterkante verlief etwa auf dem Niveau des Grundwasserspiegels. Die Gelbe Kulturschicht unterteilte er in Untereinheiten, die er mit den römischen Ziffern I bis III bezeichnete. Da Schicht III Richtung Süden immer mächtiger wurde, wurde sie nochmals in zwei Schichten IIIA und IIIB unterteilt. Der Zusatz n, c, und s gab die horizontalstratigraphische Lage an und entsprach dem Teil nördlich (n) des Eingangs, dem zentralen (c) und dem südlichen Teil (s). In Bezug auf die Unterteilung der Sedimente in Schichten macht Heierli aber darauf aufmerksam, dass «[. . . ] mit diesen sogenannten Schichten nicht etwa Schichten in geologischem Sinn gemeint sind, dass zwischen denselben keine sterilen Lehmmassen vorkamen, die auf Zeiten deuten, da die Höhle unbewohnt war, sondern dass unsere «Schichten» nur Abteilungen der mächtigen gelben (roten) Kulturschicht sind, durch leichte Farben-Unterschiede erkennbar und lediglich zum Zweck der bequemern und genauern Bestimmung der Fundorte und zur Kontrolle unserer Angaben dienen soll» (Heierli 1907, 31).
Den zentralen Höhlenvorplatz hatte stellenweise schon eine der vorhergehenden Grabungen gestreift. Laut Heierli waren die Sedimente hier bis in Schicht IIc gestört. Am Südeingang fand Heierli ebenfalls noch ungestörte Sedimente, die aber relativ arm an Funden waren und stratigraphisch nicht weiter unterteilt wurden. Diese Funde wurden von Heierli mit S gekennzeichnet. Aus dem Höhleninnern wurde nochmals der Schutt alter Grabungen durchgesehen und mit der Einheit Schutt bezeichnet (Sch). Funde aus der Umgebung des Felspfeilers wurden mit Pf beschriftet. Ausserdem existiert eine Fundeinheit «Wiese» (Wi), der alle Funde zugeteilt wurden, die auf und in der Wiese vor dem Höhleneingang gefunden wurden. Die Auswertung der Faunenreste übernahm Prof. Dr. Carl Hescheler. Heschelers (1907) Arbeit kann in jeder Beziehung als vorbildlich bezeichnet werden. Er bezog auch die Arbeiten von Rütimeyer (1875a) und Studer (1904) mit ein, diskutierte Funde in ihrer vertikal- und horizontalstratigraphischen Verteilung soweit ihm Informationen dazu vorlagen und publizierte Knochenmasse im Vergleich mit anderen Fundstellen. Seine Ergebnisse sollen bei der Besprechung der einzelnen Tierarten mit einfliessen.
1.3.4. Sondage-Bohrungen 1980 Unter der Leitung von Marcel Joos und Jürg Sedlmeier wurden im Februar 1980 Sondage-Bohrungen im Vorplatzbereich des Kesslerlochs durchgeführt (Joos 1982). Ziel der Sondagen war, Aufschluss über die Stratifizierung der Funde zu erhalten und mögliche intakte Fundschichten zu lokalisieren. Trotz einiger technischer Probleme aufgrund des hohen Grundwasserspiegels, brachten die Sondagen eine Reihe neuer Erkenntnisse. Die Pollenanalysen von Ammann (1988) zeigten, dass die Fundschichten sämtlich in die Älteste Dryas datieren und damit älter sind als bis dahin angenommen. Die Stratigraphie scheint in diesem Abschnitt ungestört zu sein und bildet sehr gut die Vegetationsgeschichte nach dem Gletscherrückgang im Spätglazial ab (Ammann et al. 1988, 72; siehe auch Kap. 2.3). Die Sondagen zeigten auch, dass sich intakte Fundschichten noch nach Osten fortsetzen. Da sie in diese Richtung gleichzeitig abfallen, steht einer Ausgrabung der hohe Grundwasserspiegel entgegen, der sämtlichen Ausgräbern schon in unmittelbarer Höhlennähe Probleme bereitet hatte.
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2. Geographische Einordnung 2.1. Topographische Situation Im Blockbild des Reliefs um Thayngen (Abb. 2.1) ist die topographische Situation des Kesslerlochs gut zu erkennen. Das Kesslerloch liegt dabei am östlichen Eingang eines Tals, des Fulachtals, auch Herblingertal genannt. Die heutige Talsohle des Fulachtals liegt etwa 70m tiefer als die umgebenden Hochflächen. Vor der holozänen Sedimentakkumulation dürfte das Tal im Spätglazial noch etwas stärker eingetieft gewesen sein. Nach Osten an das Fulachtal anschliessend, fällt gemächlich eine Ebene zum Bodensee (400 m ü. M.) hin ab, die stellenweise von den Hegau-Vulkanen durchbrochen wird. So ist auch der höchste Punkt im Kartenausschnitt der Rest eines tertiären Vulkans: Der Hohenstoffeln in der Bildmitte erhebt sich mit einer Höhe von 831 m ü. M. weit über das Umland. Im Westen des Fulachtals schliesst sich das von Tälern durchzogene Schichtstufenland des Randens an. Ausserhalb des Kartenausschnitts erreicht der Randen eine Höhe von 941 m ü. M.. Im Süden fällt eine stark glazial überprägte Landschaft zum Rhein hin ab, dem auch die nur temporär wasserführende Fulach zufliesst (siehe auch Abb. 1.2).
2.2. Geologie und Geomorphologie 2.2.1. Beginn der Siedlungstätigkeit im Kesslerloch Absolute Datierungen von Knochen oder Kohlen mittels Radiokarbon-Methode sind stets sehr punktuelle Altersbestimmungen und können nur annähernde Aussagen über den Umfang des Siedlungszeitraumes an einem Fundplatz geben. So scheint es angebracht, vor dem Heranziehen von absoluten Daten, einige Gedanken zum möglichen Besiedlungszeitraum anzustellen. Wann das Kesslerloch als Höhle überhaupt angeschnitten wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Sedimentologische Untersuchungen im Zuge der Vorplatz-Bohrungen 1980 legen aber nahe, dass die Entstehung, und damit die Besiedlung des Kesslerlochs, nicht vor der würmzeitlichen Maximalvereisung stattgefunden haben kann (Ammann et al. 1988, 42). Den Besiedlungszeitraum noch näher einzugrenzen, soll durch die folgenden Ausführungen versucht werden. 12
Abb. 2.1: Blockbild des Reliefs um Thayngen, Blick nach Südwesten. Die Lage des Kesslerlochs wird durch die Spitze des Dreiecks angezeigt. Kantenlänge des Blockbilds sind circa 17 Kilometer. (Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo BA081184).
In Ermangelung absoluter Datierungsmethoden versuchte bereits Albert Penck das Alter der Besiedlung des Kesslerlochs über die Geomorphologie abzuschätzen: «In der Gegend von Schaffhausen sind die Glacialgebilde in einer Vollständigkeit entwickelt, welche man nur an wenigen Stellen des Randes der eiszeitlichen Vergletscherung antrifft. [. . . ] Ganz besondere Bedeutung erhalten diese Ablagerungen durch den Umstand, dass sie mit den prähistorischen Stationen des Schweizersbildes und des Kesslerloches bei Thayingen in unzweideutige Beziehung treten, kraft deren es gelingt, das Alter des paläolithischen Menschen der Renntierperiode als postglacial in bezug auf das Maximum der letzten grossen Vergletscherung zu erweisen» (Penck 1902, 285). Penck hatte demnach bereits erkannt, dass das Kesslerloch innerhalb der Endmoräne des Würmmaximums lag und eine Besiedlung damit jünger als dieser letzte grosse Gletschervorstoss sein musste. Für die zeitliche Einordnung der Fundstelle bietet dies die aussergewöhnliche Möglichkeit geomorphologische Überlegungen zur frühest möglichen Nutzung der Höhle anzustellen. Die Langloch-Churzloch-Rinne, ca. 700m nordwestlich des Kesslerlochs, verläuft in Nordost-Südwest-Richtung und wird als Abflussrinne des Gletschers zum Höchststand (Stand W1) gesehen (Abb. 2.2). Sie gehört damit zum vorgelagerten Rinnensystem der äusseren Endmoräne. In der Langloch-Churzloch-Rinne setzt sich das Bibertal fort. Zu dieser Schmelzwasser-Abflussrinne gehört letztlich auch das Brudertal mit dem Petersfels, das weiter im Nordosten Richtung spätglazialer Wasserscheide liegt. Reste der äusseren Jung-Endmoräne sind nördlich von Thayngen und westlich, am Fuss des Randens, erhalten (Schreiner 1992). Zum Zeitpunkt des Würmhöchststandes (W1) war das Kesslerloch also vom Gletscher überfahren und keine Besiedlung möglich. Mit dem Zurückschmelzen des Gletschers wurde zwischen den Ständen W3 und W4 das Kesslerloch von seiner Eisbedeckung befreit. Die Kiese der Munot-Terrasse (W4), die sich an geschützten Stellen im Fulachtal sowie um den Egelsee erhalten haben, belegen aber, dass zum Stand W4 eine Sediment-Schüttung vom Eisrand zum Fulachtal hin erfolgte. Die Kiese liegen zum Teil in höherer Reliefposition als das Kesslerloch, was dafür spricht, dass dieses unter einer
Abb. 2.2: Moränen und Abflussrinnen aus dem Spätglazial zwischen Thayngen und Schaffhausen. Die Gletscherstände W1-W6 sind mit Nummern gekennzeichnet. Das X bezeichnet die Lage des Kesslerlochs (veränderter Ausschnitt aus Schreiner 1992, Beil.1).
Abb. 2.3: Ausdehnung und Wasserregime des Gletschers zum Stand Stein am Rhein. Das Herblinger Tal (Fulachtal) ist die Abflussrinne des gesamten nordwestlichen Bodensee-Vorlandgletschers. Erst nach einem Zurückschmelzen jenseits dieses Standes wurde das Herblinger Tal zugänglich. Die Lage des Kesslerlochs wird durch die beiden Pfeile markiert. Ausschnitt aus Kartenbeilage Keller und Krayss (1980), leicht verändert.
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Schotterfläche begraben lag. Auch zu diesem Zeitpunkt ist also noch nicht an eine Besiedlung des Kesslerlochs zu denken. Mit einem weiteren Zurückschmelzen des Gletschers zum Stand Stein am Rhein (W/S) wurde die Langloch-ChurzlochRinne als Schmelzwasserabflussrinne vom Fulachtal abgelöst. Vom Mahlspürer Tal östlich von Stockach, über die Langensteinrinne und das Brudertal bis zum Bibertal entwässerte dieser nordwestliche Teil des Rheingletschers hauptsächlich über das Fulachtal (Abb. 2.3) und räumte es bis zur heutigen Form aus (Schreiner 1983, 74). Meiner Ansicht nach ist es wahrscheinlich, dass das Kesslerloch erst während dieser Phase angeschnitten wurde. Dies zeigt sich auch in der Tatsache, dass im Kesslerloch keine Schotter vorgefunden wurden. Die Neue Höhle, eine nur etwa 80m hangaufwärts gelegene Karstspalte, enthält dagegen grosse Mengen von Geröllen alpiner Gesteine. Zur Zeit der Geröllschüttung muss sie im Gegensatz zum Kesslerloch bereits angeschnitten gewesen sein. Eine Kontamination des Fundinventars durch ältere Sedimente kann ausgeschlossen werden. Mit einer Besiedlung bzw. Sedimentation unmittelbar nach dem Anschnitt der Höhle ist wegen der hohen Wasserführung des Fulachtals auch nicht zu rechnen. Erst als durch ein weiteres Zurückschmelzen des Gletschers bis westlich von Singen die Gewässer um Engen ihre Abflussrichtung verlegten, nahm der Schmelzwasserfluss im Biber- und Fulachtal ab und gab die Talsohle frei (Penck, 1902, 305). Damit wurde der Zugang zur Höhle sowie die Besiedlung des Vorplatzbereichs erst ermöglicht. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass eine spätglaziale Besiedlung des Kesslerlochs bis zum Stand Singen (= äusserer Stand W6 innerhalb des Eisrandkomplexes Stein am Rhein (W6 bzw. W/S)) nicht möglich war und ältere Sedimente nicht erhaltungsfähig gewesen wären. Absolute Datierungen ergaben für Mammutknochen aus Schottern des Singener Stands (W6) ein Alter von 16150±260 calBC (14800±120 14C -Jahre BP; Geyh und Schreiner 1984, 157).
2.2.2. Ende der Nutzung des Kesslerlochs Das Ende der Siedlungstätigkeit im Kesslerloch ist weniger klar zu fassen, doch wäre auch hier eine Eingrenzung auf wenige Jahrhunderte wünschenswert. Für direkte Datierungen werden selten jene Knochen beprobt, die von Tieren stammen, die auch noch rezent vorkommen. Da Datierungen bislang noch relativ teuer sind, wird man diese vermeiden, da sie prinzipiell aus unerkannten Störungen oder Profilverstürzen stammen könnten. Wählt man Knochen von ausgestorbenen Tierarten aus, ist diese Fehlerquelle ausgeschlossen. Holozäne absolute Daten sind deshalb bei der 14C-Datierung von Rentier, Mammut und Wildpferd nicht zu erwarten. Für die Ermittlung des Endes der Siedlungstätigkeit sind sie deshalb aber nicht tauglich. Je mehr Datierungen vorgenommen werden und um so breiter die beprobten Tierarten gestreut sind, desto mehr verdichtet sich das Bild des Besiedlungszeitraumes. Bei inzwischen 18 absoluten Datierungen des Kesslerlochs lässt sich der Besiedlungszeitraum bereits recht gut 14
abschätzen. Gibt es aber geomorphologische, sedimentologische oder statistische Hinweise, die den Besiedlungszeitraum näher eingrenzen, ist dies weitaus zuverlässiger als die punktuelle Altersbestimmung durch die Radiokarbon-Methode. Prinzipiell stand die Höhle immer offen und wurde, wie Merk von der einheimischen Bevölkerung erfahren hatte, noch im beginnenden 19. Jahrhundert immer wieder von «Kesselflickern» als Lagerplatz genutzt. Der Name «Kesslerloch» soll auf diesen Umstand zurückzuführen sein (Merk 1875). Eine Vermischung des spätglazialen mit holozänem Material wäre also nichts Verwunderliches. Auch sind menschliche Skelettreste aus dem Kesslerloch bekannt, die als neolithische Bestattung interpretiert wurden. Sind im Neolithikum auch Faunenreste in die Höhle gelangt und wenn ja, in welchen Quantitäten? Im Folgenden sollen einige Überlegungen zu diesem holozänen Anteil des Fundmaterials dargelegt werden. Ersten Aufschluss geben die Berichte der Ausgräber und ihre Beobachtungen zur Stratigraphie. Laut Merk war im gesamten Höhlenraum zuoberst eine Schicht aus grobem Kalkschutt vorhanden, die noch an ihrer geringmächtigsten Stelle im südlichen Teil annähernd 60cm mass und zum Nordost-Eingang auf 120-140cm anwuchs (Merk 1875, 6). Diese Schicht scheint keine Funde enthalten zu haben. Merk berichtet von der ersten Sondage: «Ziemlich lang blieb die erhoffte Beute aus. Erst in einer Tiefe von 1 M. zeigten sich die ersten Spuren von Thierknochen, unter denen sich einige sehr grosse Pferdezähne befanden» (Merk 1875, 3f.). Da bei der ersten Sondage auch keine Silices gefunden wurden, war für Merk zunächst nicht klar ob es sich bei den Funden um menschliche Hinterlassenschaften handelte. Es bleibt festzuhalten, dass eine relativ mächtige, weitgehend fundleere Schicht aus Kalkschutt die oberste Lage bildete. Sollte sich dieser Kalkschutt als pleistozäner Frostschutt erweisen, würde dies bedeuten, dass eine längere Besiedlungslücke vor Beginn des Holozäns bestand. Unter diesem Kalkschutt befand sich stellenweise eine Sinterschicht, die den Kalkschutt zu einer regelrechten Decke verbacken hatte. Sie soll ebenfalls zwischen 30 und 48cm dick gewesen sein und lag der Fundschicht direkt auf (Merk 1875, 6). Stellenweise wurde sie unter Einsatz von Sprengstoff entfernt. Im unteren Bereich der Sinterschicht waren bereits Funde eingebacken. An der hinteren Höhlenwand kann dies heute noch jeder Besucher selbst feststellen, da dort einige Hasenknochen und eine Lamelle aus Radiolarit in den Resten der Sinterbank zu sehen sind. Auch Heierli stiess stellenweise auf Sinter. Er schreibt dazu: «Über dieser [der Steinlage, oder «Bsetzi»] dehnte sich die graue (schwarze) Kulturschicht aus, die ihrerseits (ganz oder grösstenteils?) von einer Sinterdecke überlagert war. Diese Decke hatte sich, wie Einschlüsse zeigten, noch in paläolithischer Zeit gebildet. Was über dem Sinter lag [. . . ] ist jüngeren Datums» (Heierli 1907, 211). Es bleibt festzuhalten, dass die Sinterbildung jünger als die Fundschichten zu sein scheint. Ob dies auch schon Merk bewusst war und welche Konsequenzen er daraus zog, ist leider unbekannt. Dass die Sinterschicht den Kalkschutt verbacken hat zeigt, dass der Sinter epigenetischer Natur ist, d.h. jünger ist als der Kalkschutt. Eine epigenetische Sinterschicht, die
den obersten Magdalénienhorizont überprägt hat, ist in der Nordschweiz und Südwestdeutschland nichts Ungewöhnliches. Identische Beobachtungen gibt es aus der HollenbergHöhle 3, der Brügglihöhle sowie der Kastelhöhle (Sedlmeier 1982). Überall kann diese Sinterdecke aufgrund stratigraphischer Überlegungen in die Zeit zwischen Ältester Dryas und Atlantikum datiert werden. Es scheint sich um einen regelrechten Leithorizont zu handeln. Auch in der Gnirshöhle bei Engen wurde eine solche Sinterdecke angetroffen und konnte dort direkt datiert werden. Die Datierung ergab ein Alter von 7920±640 calBC (8760±500 14C-Jahre BP (H-4813), Albrecht, pers. Mitt.) und bestätigt damit die Annahme, dass der Sinter älter als die neolithische Besiedlung dieses Raumes ist. Sollten die darüberliegenden Sedimente, wie von Merk beschrieben, sehr fundarm gewesen sein, hat eine echte Besiedlungsphase nach dem Spätglazial nicht mehr stattgefunden. Die Ausgräber nach Merk arbeiteten den Schutt vorhergehender Grabungen mit auf und damit möglicherweise auch Material, das bei der Verfüllung vorhergehender Grabungsschnitte mit hineingeraten war. Heierli (1907, 29) berichtet von Tonscherben, Eisenmessern und Ähnlichem, das im Schutt der alten Grabungen gefunden wurde. Es ist nicht völlig auszuschliessen, dass auf diesem Weg auch Tierreste jüngeren Datums zum pleistozänen Faunenmaterial hinzukamen. In der Liste der nachgewiesenen Tierarten fällt jedoch auf, dass nur wenige Reste von Haustieren vorhanden sind. Zu den wenigen Haustierresten gehört auch ein Beckenknochen eines Hausrinds, der offensichtlich mit einer Säge zertrennt worden ist. Diese Zerlegungsart findet erst seit dem Industriezeitalter Anwendung und entlarvt sich damit als subrezent. Da Heierli auf eine Trennung nach Fundeinheiten achtete, sind solche subrezenten Funde nur im als Grabungsschutt bezeichneten Material zu erwarten. Unerkannte Störungen können jedoch für alle Grabungen nicht ausgeschlossen werden. Die Sinterüberdeckung im Höhleninneren verhinderte aber wahrscheinlich bioturbate Prozesse in grösserem Umfang. Die Sondagen von 1980 konnten auch in dieser Problematik Erfreuliches beitragen. Es wurde festgestellt, dass die oberen Bodenhorizonte der ungegrabenen Bereiche praktisch leer waren. Erst ab 2,5-3,5m unter der Oberfläche nehmen die Funde schlagartig zu, so dass diese Bereiche als Siedlungshorizonte angesprochen werden können (Ammann et al. 1988, 97). Es bestätigt dies die Beschreibung Merks, dass die Funde erst in der Tiefe anfangen. Im Höhleninnern werden die Funde, wie aus der Beschreibung Merks hervorgeht, nicht ganz so tief gelegen haben. Dass darüber ebenfalls eine quasi fundleere Schicht existierte, erscheint nach den Sondagen nun aber plausibel. Aufgrund der genannten Argumente kann zusammengefasst werden, dass das Faunenmaterial zum grössten Teil aus einem Zeitraum zwischen Singener Endmoränenstand und einem unbekannten Zeitpunkt am Beginn des Holozäns stammt. Die Verzerrung des Faunenspektrums durch zeitfremdes Material ist als sehr gering einzuschätzen. Das grob stratifizierte Material aus Heierlis Grabung kann dabei ausserdem als Kontrollinstanz für das Material der anderen Grabungen dienen. Dass Heierlis Funde einer Stratigraphie folgen und keine starken Störungen und Umlagerungen vorhanden gewesen sein können, zeigt sich anhand der Datierungen (Kap. 3).
2.3. Klima und Vegetation 2.3.1. Die Älteste Dryas in den Pollenprofilen der Umgebung Nur selten ist es dem Bearbeiter eines Fundplatzes möglich, auf Klimaarchive der unmittelbaren Umgebung zurückzugreifen. Durch die Nähe zum Steißlinger See besteht für das Kesslerloch jedoch genau diese Möglichkeit. Der Steißlinger See ist nur etwa 17 Kilometer Luftlinie vom Kesslerloch entfernt. Auf etwa 6 bis 7 Metern Seesediment sind Klimainformationen der letzten 15'000 Jahre konserviert. Seine Erforschung ist Teil des DFG-SPP-Projekts «Wandel der Geo-Biosphäre». Es sind hierbei die Arbeiten von Lechterbeck (2001) und WolfBrozio (1999) von Bedeutung. Daneben existieren durch die pollenanalytischen Untersuchungen von Ammann et al. (1988) nun auch vom Kesslerloch selbst Informationen zur Vegetation des Besiedlungszeitraums. Im Folgenden sollen in verkürzter Form die Ergebnisse der genannten Autoren zum Spätglazial wiedergegeben werden: Die Sedimentation des Steißlinger Sees setzt in der Ältesten Dryas ein. Die Landschaft ist offen, das Klima kühl und windig. Die in den Pollenprofilen abgebildete Vegetation wird von Rasengesellschaften mit hochwüchsigen Stauden bestimmt. Die Vegetation kann am ehesten mit einer modernen Tundra verglichen werden, von der sich dieser spätglaziale Vegetationstyp jedoch durch die unterrepräsentierten Ericaceen unterscheidet. Im Verlauf der Ältesten Dryas breiten sich im Bereich des Steißlinger Sees Zwergsträucher wie Salix retusa und Salix reticulata sowie die Zwergbirke, Betula nana, aus. Damit geht die verstärkte Ausbreitung der Gräser einher. Durch Warvenzählung wird das Ende der Ältesten Dryas am Steißlinger See auf 12042 calBC datiert (kalibrierte Warvenalter werden in der Regel in calBP angegeben, sind wegen der Vergleichbarkeit mit den Kesslerloch-Daten jedoch auf calBC übersetzt). Vor dem Hintergrund der Umweltgeschichte des Steißlinger Sees sind die Radiokarbon-Datierungen des Kesslerlochs besonders interessant. Die Richtigkeit der Warvenzählungen im Steißlinger See bestätigt sich sowohl im Vergleich mit anderen Seesedimenten, als auch mit den Markerlagen der Laacher-See-Tephra und der Vasset-Kilian-Tephra. Sollte die jeweilige Kalibration der Daten in Kalenderjahre ebenfalls korrekt sein, fallen fast alle Radiokarbon-Datierungen des Kesslerlochs in die Älteste Dryas. Es bestätigt dies die von Ammann et al. (1988) publizierte chronologische Interpretation der Pollenanalysen vom Kesslerloch. Die noch 1977 von Schmid (1977) vertretene Ansicht, die Besiedlung des Kesslerlochs falle in das Bölling-Interstadial, muss also korrigiert werden. Nach den Ergebnissen der Pollenanalysen beginnt die Älteste Dryas am Kesslerloch analog zum Steißlinger See mit einem Spektrum aus Nicht-Baum-Pollen. Im Verlauf der Ältesten Dryas kommen dann holzige Gewächse wie Weiden und Birken (v.a. Zwergbirken) hinzu (Ammann et al. 1988, 96). Mit dem Zwergbirkenanstieg treten in den Bohrkernen auch die ersten Funde auf. Kiefern-Bestände scheinen schon in einem 15
sehr frühen Stadium der Ältesten Dryas in einiger Entfernung existiert zu haben, das Fulach-Tal selbst war möglicherweise zu feucht. Anhand der Pollenanalysen stellt sich die Landschaft zur Zeit der Besiedlung des Kesslerlochs demnach als ein abwechslungsreiches Mosaik aus verschiedenen Florengesellschaften dar. Auf den trockeneren Standorten in einiger Entfernung gab es bereits Waldinseln mit Kiefern, daneben aber auch noch ausgedehnte steppenartige Rasengesellschaften. Holzige, niederwüchsige Pflanzen wie verschiedene Zwergweiden und Zwergbirken wuchsen genauso wie zahlreiche krautige Pflanzen in den feuchten Niederungen und Tälern.
2.3.2. Vegetationsentwicklung vom Bölling bis ins Holozän Mit der Erwärmung zu Beginn des Bölling geht die Ausbreitung des Wacholders, Juniperus und des Sanddorns, Hippophaë einher. Das Bölling beginnt laut kalibrierten Warvenzählungen um 12042 calBC1. Eine intensive Siedlungstätigkeit wie noch in der Ältesten Dryas ist im Kesslerloch ab dem Bölling nicht mehr festzustellen (siehe Kap. 3). Die Erwärmung im Bölling geht so rasch voran, dass die Waldausbreitung nicht schritthalten kann. Baumbirken (Betula pubescens und Betula pendula) breiten sich erst am Ende des Bölling aus und verdrängen Zwergbirke und Wachholder. Die Sedimentation deutet auf niedrigere Windgeschwindigkeiten und eine geschlossene Vegetationsdecke hin. Eine durch Warvenzählung ermittelte, etwa 110 Jahre dauernde kühlere Phase sorgt für einen kurzzeitigen Rückgang der Baumpollen. Diese kurze Klimaschwankung ist auch an Profilen anderer Seen nachgewiesen. Sie wird als Aegelseeschwankung bezeichnet und datiert durch Warvenzählung im Steißlinger See-Profil zwischen 11650-11540 calBC. Im Alleröd beginnt sich die Kiefer (Pinus) stark auszubreiten. Auch die Birke setzt ihre Ausbreitung fort. Die andauernde Präsenz von lichtliebenden Arten im Pollendiagramm zeigt dabei, dass weiterhin offene Flächen bestehen. Warvenzählungen datieren das Alleröd auf 11437-10730 calBC. Die Jüngere Dryas, zwischen 10730-9640 calBC warvendatiert, ist eine Zeit erneuter Abkühlung, die Vegetation im Steißlinger-See-Gebiet bleibt aber nahezu unverändert. Nur ein leichter Anstieg der Kiefern-Pollen ist zu verzeichnen. Erst in der Mitte der Jüngeren Dryas scheint die Baumdichte wieder etwas abzunehmen, was in einem Anstieg der Nichtbaumpollen belegt ist. Auch scheint die Winderosion wieder zuzunehmen, was auf eine nicht geschlossene Vegetationsdecke hindeutet.
1Warvenalter werden in der Regel in calBP angegeben, sind wegen der Vergleichbarkeit mit den Kesslerloch-Daten jedoch auf calBC übersetzt.
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3. Datierung Alle in dieser Arbeit verwendeten Daten wurden mit CalPal kalibriert, um die Vergleichbarkeit zu verbessern (Abb. 3.2). Auf die mit konventioneller 14C-Halbwertszeit gewonnenen Daten wurde bei der Kalibration keine besondere Rücksicht genommen, da bei spätglazialen Daten der Fehler zwischen den verschiedenen Halbwertszeiten noch äusserst gering ist. Vorbehalte gegenüber der Vergleichbarkeit der Daten bestehen dennoch aufgrund der verschiedenen Labors und der sich über die letzten Jahre stark verändernden Techniken zur Aufbereitung der Proben. Die Datierung OxA-10298 wurde nicht kalibriert, da Prof. Anthony Stuart sie wegen des niedrigen Kollagengehaltes für unzuverlässig hält (Stuart, pers. Mitt.). Eine Datierung, deren Verlässlichkeit ebenfalls unklar ist, ist Labornummer B-3327. In Abb. 3.2 ist zu sehen, dass sich dieses Datum von den anderen stark abhebt und keinerlei Überschneidung zu den Wahrscheinlichkeitsverteilungen der anderen Datierungen besteht. Das Probenmaterial ist aus der stratigraphisch jüngsten Schicht, der Grauen Kulturschicht (GK). Dass aus dieser Schicht ein verhältnismässig junges Datum gewonnen wurde, ist zunächst einmal stratigraphisch plausibel. Die Datierung B-3327 gehört zu den ersten zwei Datierungen des Kesslerlochs, die bereits Ende der 70er-Jahre durchgeführt wurden. Obwohl diesen Daten nicht grundsätzlich misstraut werden sollte, bestehen hier mögliche Fehlerquellen: Um die damals nötige Probenmenge von mehreren hundert Gramm zu erhalten, wurden mehrere Funde gemeinsam datiert. Die Datierungen waren damit Durchschnittsalter mehrerer Funde. Ein einzelner unerkannt-jüngerer Fund konnte dieses Durchschnittsalter stark verfälschen. Auch die Datierung an einem Rehknochen (KIA-33352) ist wesentlich jünger als die angenommene Schichtzugehörigkeit vermuten lassen würde. Hätte man diesen Fund in einem Konvolut aus Rentierknochen mitdatiert, wäre eben jener Fall eingetreten. Die Graue Kulturschicht ist ausserdem stark von Sinterbildung überprägt. Es wäre denkbar, dass im Zuge der Sinterbildung eine Kontamination von Funden stattfand, die tatsächlich älter sind. Leider ist weder bekannt ob Geweih oder Knochen datiert wurde, noch ob man nur das Kollagen datierte, was Fehlerquellen im Bereich der mineralischen Komponente ausschliessen würde. Ob die zwei Datierungen B-3327 und KIA-33352 verlässlich sind bzw. eine tatsächliche Siedlungstätigkeit dokumentieren, ist nicht zu entscheiden, aber auch nicht von allzu grosser Bedeutung. Das nächstältere Datum aus dem Kesslerloch liegt in Datierung KIA-33350 vor, mit einem Alter von 12360±210 calBC. Es ist damit auch unter Berücksichtigung der Standardabweichung älter als der Beginn des Bölling-Interstadials. Dieses beginnt laut Warvenzählungen am nahegelegenen Steißlinger See um 12042 calBC (Lechterbeck 2001 und WolfBrozio 1999). Alle 15 weiteren Daten sind älter als KIA33350. Abseits der beiden Ausreisser streuen demnach 16 Datierungen homogen über einen Zeitraum von etwa 1550012300 calBC. In Übereinstimmung mit den Pollenuntersuchungen von Ammann et al. (1988) sowie den Überlegungen zur Geomorphologie und Sedimentationsgeschichte (Kap. 2.2) wird deshalb in dieser Arbeit davon ausgegangen,
dass sich die Haupt-Siedlungstätigkeit im Kesslerloch auf die Älteste Dryas beschränkt. Die Datierungen wurden auch herangezogen, um die stratigraphischen Verhältnisse zu überprüfen. Cramer (2002) spricht davon, dass das Material nachweislich stark durchmischt wurde. Dem muss aber widersprochen werden. Sortiert man die Datierungen nach ihrem Median (Abb. 3.1), lässt sich durchaus eine Stratifikation erkennen, die von älteren Daten in Schicht III zu jüngeren in Schicht II und I sowie in der Grauen Kulturschicht reichen. Die Datierungen aus Schicht III stellen fast ausnahmslos die ältesten Daten. Einen Ausreisser bildet OxA-5748, eine AMS-Datierung an einem bearbeiteten Knochenfragment aus Schicht IIIBc. Der datierte Rehknochen (KIA-33352) stammt aus der Jüngeren Dryas und ist damit ebenfalls wesentlich zu jung für seine stratigraphische Position. Derartige Ausreisser gibt es im Material vermutlich noch mehr, es sei dahingestellt ob dies nun auf Probleme der Grabungstechnik, der Fundbearbeitung, der Bodenturbation oder der Datierung zurückzuführen ist. Dass diese Probleme auf die Mehrzahl der Funde mit Schichtzusammenhang nicht zutrifft, zeichnet sich aber im Diagramm ab. Bei der hohen Zahl von Funden werden sich oben genannte Probleme mit einzelnen Stücken statistisch nicht auswirken. Das Diagramm zeigt aber auch, dass auf einzelnen Funden basierende Thesen immer unter Vorbehalt geäussert werden sollten. Die stratigraphische Zuordnung der Funde scheint zumindest im Groben korrekt zu sein.
Abb. 3.1: Datierungen nach aufsteigendem Median, mit Standardabweichungen und Informationen zur datierten Tierart und Schicht, falls vorhanden.
Abb. 3.2: Kalibration der Radiokarbon-Daten des Kesslerlochs mit CalPal. Quellen, Alter in 14C-Jahren, sowie weitere Details zu den Datierungen finden sich im Anhang (A.1).
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4. Taphonomie Das Material des Kesslerlochs enthält eine grosse Menge an Knochen vom Schneehasen und vom Schneehuhn. Daneben sind weitere Kleinsäuger und Vögel in geringerer Zahl nachgewiesen. Es stellt sich wie bei jeder Bearbeitung von Faunenresten die Frage der Taphonomie, die durch die Präsenz der Kleinsäuger verstärkt Beachtung verdient. Prinzipiell sind zwei Möglichkeiten eines natürlichen (d.h. nicht menschlichen) Knocheneintrags zu erwägen: Tiere werden von Fleischfressern eingetragen oder Tiere sterben in der Höhle nachdem sie selbst diesen Ort aufgesucht haben. Eine dritte Möglichkeit des fluviatilen oder limnischen Eintrags kann sedimentologisch ausgeschlossen werden. Jeder Fleischfresser besitzt sein eigenes Beutespektrum, das u.a. von seiner Physis und seinem Lebensraum abhängt. Über die Grösse der für diesen Raum und diese Zeit nachgewiesenen Raubtiere sowie über deren Verhalten lässt sich also a priori abschätzen, welche Beutetiere bei welchem Raubtier zu erwarten sind, d.h. wie das Faunenspektrum im Kesslerloch bei dem jeweiligen Raubtier aussehen müsste. Im Anschluss kann dieses theoretische Ergebnis dann mit den empirischen Daten verglichen werden. Eine hohe Anzahl an Knochen kann nur an Orten akkumulieren, die von den Carnivoren über lange Zeit wiederholt aufgesucht werden. Von vielen der spätpleistozänen Carnivoren ist auszugehen, dass sie einen Teil der Beute zum Unterschlupf der Jungtiere tragen, und dass dort grössere Ansammlungen von Knochen entstehen. Da Jungtiere eine hohe Sterblichkeitsrate besitzen, finden sich in der Nähe des Unterschlupfs zumeist eine hohe Zahl Knochen verendeter Jungtiere. Für eine nicht-menschliche Ursache einer Knochenakkumulation sollten demnach zunächst die im Fundmaterial selbst nachgewiesenen Carnivoren erwogen werden. Ein hoher Anteil von Knochen junger Raubtiere wäre dabei ein Hinweis darauf, dass das Kesslerloch als Unterschlupf genutzt wurde. Ein Fleischfresser muss nicht zwangsläufig im Faunenmaterial eines Fundplatzes nachgewiesen sein um sich als möglicher Akkumulator der Knochen zu qualifizieren. Die Höhlenhyäne (Crocuta spelea) wird beispielsweise oft als Verursacher einer Knochenansammlung angeführt, obwohl sie selbst nicht im Material nachgewiesen ist. Bissspuren, Koprolithen und verdaute Knochen geben dann Hinweise auf deren ehemalige Anwesenheit. Es soll hier vorweggenommen werden, dass aufgrund der Artenzusammensetzung, der Schnittspuren sowie der Altersklassen der nachgewiesenen Tierarten nur ein geringer Anteil des Fundmaterials auf nicht-menschlichen Eintrag zurückzuführen ist. Einige Gedanken zu den häufigsten Knochenakkumulatoren in Höhlen sollen hier ausgeführt werden. Weitere finden sich in den jeweiligen Kapiteln zu den einzelnen Tierarten: Schnee-Eulen (Nyctea scandiaca) und Kolkraben (Corvus corax) nisten und fressen zuweilen in Höhlen und sind deshalb mögliche Verursacher von Knochenanhäufungen. Einen Eindruck über die möglichen, von Schnee-Eulen eingetragenen Faunenreste geben die Analysen von jungpleistozänen Gewöl18
len aus paläontologischen Fundstellen. Bei den 1267 Funden aus der hessischen Lösslehmgrube Biedensteg machten 80% des Fundmaterial verschiedene Microtus-Arten aus (Storch 1969), der Rest verteilte sich auf wenige Funde vom Lemming (Dicrostonyx sp. und Lemmus sp.), der Schermaus (Arvicola sp.), Ziesel (Citellus bzw. Spermophilus sp.), Zwergpfeifhase (Ochonta pusilla) und einigen anderen Arten, auch Amphibien und Fische. Keine Reste von Tieren in Hasengrösse und grösser wurden gefunden, was diese Eulenart als Hauptakkumulator der Kleinsäugerknochen im Kesslerloch unwahrscheinlich macht. Der noch grössere Uhu (Bubo bubo), der nicht im Faunenmaterial nachgewiesen ist, kann eigenen Gewöll-Untersuchungen zufolge zwar Tiere in Hasengrösse fressen, tut dies aber nur zu einem geringen Anteil. Nager von Maus- bis Rattengrösse stellen ebenfalls den allergrössten Anteil, weshalb Eulenvögel im Laufe der Zeit oft regelrechte «Nagerschichten» anhäufen. Am Südeingang soll es einige Reste von Gewöllen gegeben haben. Hescheler (1907, 137) spricht von Resten einer «Micronagerfauna». Diese wurden aber nicht weiter publiziert. Füchse (Vulpes und Alopex) sind dagegen durchaus in der Lage Hasen und grosse Vögel, bis hin zu Schwänen, zu erbeuten. Um Vergleichsdaten zu den mit Fuchsbauten in Verbindung stehenden Knochenanhäufungen zu gewinnen, wurden zwei rezente Fuchsbauten untersucht: Die Umgebung der Fuchsbauten wurde sorgfältig nach Knochen abgesucht. Die Knochen wurden eingesammelt und bestimmt. Feldhase (Lepus europaeus) machte dabei vor Rotfuchs die häufigste Tierart aus. Interessant war v.a. die Tatsache, dass Bissspuren auf den Knochen sehr häufig waren. Flachere Knochen wie Beckenteile oder Vogel-Humeri waren oft von den Canini regelrecht perforiert. Sollte dies im Zusammenhang mit Füchsen ein allgemeines Phänomen sein, schliessen sich die beiden Fuchsarten Rotfuchs (Vulpes vulpes) und Eisfuchs (Alopex lagopus) ebenfalls als Akkumulatoren der Faunenreste im Kesslerloch aus. Sehr wenige Knochen mit Vulpes/Alopex-typischen Bissspuren fielen im Material auf (Abb. 4.1), insgesamt sind Bissspuren selten.
Abb. 4.1: Axis eines Rotfuchses (Vulpes vulpes) mit typischen Bissspuren desselben. Einer der wenigen Funde mit Bisspuren dieser Art aus dem Kesslerloch.
Für die menschliche Jagdbeute gibt es keine Begrenzungen in der Grösse der Tiere. Der Mensch ist prinzipiell fähig jede Tierart zu erlegen. Ob er dies jedoch tut ist eine Kosten/Nutzen-Frage. Wird eine bestimmte Grösse unterschritten, ist der Nutzen der Beute zu gering um den Aufwand der Jagd und der Weiterverarbeitung zu rechtfertigen. Ausnahmen können dabei Tiere bilden, die sich über einen anderen Nutzen als den reinen Nahrungserwerb als Beute qualifizieren, z.B. über das Fell. Viele der Singvögel scheiden damit als menschliche Beute aus, ebenso die meisten Reptilien und Amphibien sowie Mäuse und andere Kleinsäuger ähnlicher Grösse. Zu guter Letzt bezeugen Schnittspuren, dass der Mensch ganz eindeutig viele der Tiere genutzt hat. Die Abwesenheit von Schnittspuren am Grossteil der Knochen belegt dabei nicht das Gegenteil: Schnittspuren entstehen nur bei Schnitten die bis unter die Knochenhaut dringen. Um Schneidwerkzeuge scharf zu halten sollten derart tiefe Schnitte möglichst vermieden werden, was den Jägern des Magdaléniens hinlänglich klar gewesen sein sollte. Bei kleinen Tieren ist eine Zerlegung ausserdem nicht immer notwendig.
5. Befunde 5.1. Feuerstellen Obwohl sich diese Arbeit im Wesentlichen auf die Fauna konzentriert, ist in diesem Zusammenhang der Nachweis von Feuerstellen von Bedeutung. Es gehört zur üblichen archäozoologischen Praxis auch Feuereinwirkung an Knochen zu registrieren, um Rückschlüsse auf deren Nutzung zu ziehen. Die Ansprache einer Feuereinwirkung ist jedoch nicht immer eindeutig. Knochen, die direkt und für längere Zeit mit der Hitze eines Feuers in Kontakt kommen, nehmen eine weisse Farbe an und weisen oft charakteristische Risse auf. Dies ist der Fall wenn Knochen als Brennmaterial genutzt werden, aber auch, wenn Knochen nach dem Entfernen der Fleischpartien im Feuer entsorgt werden. Eine Weissfärbung tritt auch dann noch ein, wenn der Knochen bereits lange vor der Anlage des Feuers vom Fleisch befreit wurde und bei Hitzeeinwirkung nur noch wenig Fett und Kollagen im Knochen verblieben ist. Die Hitzerisse treten dann aber nicht so stark in Erscheinung. Gebrannte Knochen sind also nicht zwangsläufig Reste menschlicher Jagdbeute. Knochen könnten auch wie Brennholz gesammelt worden sein. Ist die Hitzeeinwirkung nicht so stark, dass der Knochen weiss gebrannt wird, gibt es bei der Ansprache grosse Unsicherheiten. Farbskalen zu Verbrennungsstadien wurden zwar in Zusammenhang mit menschlichem Leichenbrand erarbeitet (z.B. Wahl 1982), es wäre jedoch unzulässig, diese ungeprüft bei unterschiedlichen Überlieferungsbedingungen anzuwenden. Auch das Sediment kann zu einer Verfärbung führen. Als eingängiges Beispiel sei hier auf Funde aus Feuchtbodenzusammenhängen verwiesen, die eine organisch verursachte Dunkelfärbung aufweisen. Diese Unsicherheiten konnte ich exemplarisch an den bisherigen Arbeiten am Kesslerloch-Material verfolgen, wo wiederholt ein und derselbe Fund von verschiedenen Bearbeitern unterschiedlich angesprochen wurde.
Es handelt sich dabei um partielle oder auch vollständige Schwarz- und Braunfärbungen der Knochen. Im Zuge der Aufnahme war es nicht möglich, eindeutige Verfärbungsklassen zu entwickeln. Dies hatte verschiedene Gründe: Ein Teil des Materials war bereits von anderen Bearbeitern aufgenommen worden und lag als Datensatz vor. Wie sie Verfärbungen von Knochen gehandhabt hatten, war nicht bekannt. Des Weiteren hätte ohne zerstörende Eingriffe ausserdem oft unklar bleiben müssen, inwieweit die Verfärbung nur oberflächlich oder auch in der Tiefe bestand. Für die Frage nach einer Hitzeeinwirkung ist dieser Umstand jedoch mitentscheidend, da mineralische Stoffe meist nicht bis ins Innere der Knochensubstanz vordringen. Einen Eindruck der unterschiedlichen Verfärbungen gibt Abb. 5.1. Der Grund für die Unsicherheiten in der Fundansprache liegt in den Auswirkungen des Grundwassers, das im Kesslerloch in geringer Tiefe anzutreffen ist und das für unterschiedliche reduzierende und oxidierende Verhältnisse sorgt. Manche der Knochen sind mit einer braunen eisenhaltigen Kruste bedeckt, die den Knochen oberflächlich auch eingefärbt hat. Nicht bei allen Funden ist diese Ansprache eindeutig. Prinzipiell ergaben sich mehrere Möglichkeiten bei der Ursache der Verfärbungen: 1. Die Knochen sind dem Feuer ausgesetzt gewesen; die dunklen Stellen sind verkohlt. 2. Die Knochen waren keiner Hitze ausgesetzt, sondern kamen erst später mit der Asche eines Holzfeuers in Berührung, wobei diese den Knochen sekundär dunkel färbte. 3. Die Verfärbungen sind im Zusammenhang mit der Bodengenese entstanden und stammen wahrscheinlich von Mangan oder Eisen. Feuerstellen sind durch Heierli aus mehreren Schichten beschrieben worden. Leider existieren weder Detailzeichnungen noch Fotos, was zu der Vermutung führt, dass ausser einer dunkleren Farbe keine Strukturen sichtbar waren. Der Anteil der verfärbten Knochen ist in den von Heierli als «Herdstellen» bezeichneten Befunden besonders hoch. Es scheint, als habe Heierli diese Feuerstellen aufgrund der dunklen Knochenfärbung postuliert, wobei er sich selbverständlich mit den gleichen Problemen konfrontiert sah wie der heutige Bearbeiter der Funde. So schreibt er zur Schicht Ic:
Abb. 5.1: Zwei Femora des Schneehasen (Lepus timidus), beide unverbrannt. Die zwei Funde illustrieren die Schwierigkeiten beim Nachweis von Hitzeeinwirkung.
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«Dieselbe muss einen Herdplatz, d.h. eine Feuerstelle enthalten haben, was besonders an der Farbe der Knochen erkennbar war» (Heierli 1907, 11). Heierlis Bemerkung, dass in der Feuerstelle auch ein «Kohlenscheibchen mit Aufhängeloch» (Heierli 1907, 35) gefunden worden sei, also ein Gagatanhänger, macht stutzig. Gagat ist nichts Anderes als Braunkohle und wäre im Feuer verbrannt. Auch eine minimale Glut hätte dieses Stück noch zerstört. Es zeigt dies umso mehr, dass, sollte es sich tatsächlich um eine Feuerstelle gehandelt haben, diese selbstverständlich keinen geschlossenen Befund darstellt und auch später noch Stücke in einen solchen Kontext eingebettet werden können. Ob es sich bei den Befunden tatsächlich um Feuerstellen gehandelt hat, ist letztlich nicht zu klären und auch nicht von Interesse. Feuerstellen haben die Bewohner des Kesslerlochs mit Sicherheit unterhalten. Versuche können jedoch klären, ob die Knochen grosser Hitze ausgesetzt waren; d.h., ob Knochen einen relevanten Beitrag als Brennmaterial leisteten oder ob Holz verfeuert wurde. Dies wiederum lässt Rückschlüsse auf die Umwelt zu. Zur Auswahl von Proben wurden Stücke ausgesucht, die aus Zusammenhängen stammten, die Heierli als «Herd» bezeichnet hatte. Herdstellen sind aus den in Tab.5.1 zusammengestellten Einheiten bekannt. Einheit
Befund-Beschreibung
Referenz
Ic Ic/In, Grenze Is IIc, Oberfläche
Heierli 1907, 31 Heierli 1907, 33 Heierli 1907, 39 ein Herd mit Herdsteinen, Heierli 1907, 34 Asche, angebrannten Knochen und FeuersteinArtefakten. IIc/IIIc, Grenze Heierli 1907, 40 IIIn Heierli 1907, 38 IIIBc/IIIBs, Grenze Heierli 1907, 35 Tab. 5.1: Grabungseinheiten der von Heierli postulierten Feuerstellen.
Abb. 5.2: Zeichung eines Ostprofils der Grabung Heierli mit zwei Herdstellen (Heierli 1907, 34).
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Aus der Vielzahl der Funde wurden zur Beprobung diejenigen ausgewählt, die am ehesten die Kriterien für gebrannte Knochen erfüllen, d.h. möglichst starke Farbveränderungen ins Schwarze, Graue und Kreidig-Weisse zeigen. Die vielversprechendsten Stücke entstammten den Feuerstellen IIc/IIIc und IIIBc/IIIBs, die auch in einer Profilzeichnung zu sehen sind (Abb. 5.2). Aus allen von Heierli genannten Herdstellen sind jedoch lediglich dunkle Knochenverfärbungen nachgewiesen, graue und weisse Farbtöne fehlen. Dies veranlasste auch den Leichenbrandexperten Bernd Trautmann M. A., dem die Stücke vorgelegt wurden, nur Hitzeeinwirkung bis maximal 400°C zu vermuten. Bei dieser Temperatur brennt der Knochen noch nicht, sondern wird lediglich erhitzt. Zusätzlich zu den genannten Grabungseinheiten Heierlis wurden auch aus Nüeschs Grabung zwei sicher als verbrannt anzusprechende Stücke beprobt. Beide waren zum Teil grau-weiss calciniert. Eines der Stücke war als Fragment eines Mammut-Langknochens anzusprechen. Die Stücke stammen wie die meisten Funde Nüeschs aus dem Schuttkegel des Südeingangs. Dort soll in etwa drei Metern Tiefe eine Feuerstelle mit [. . . ] «viel Asche, Wärmsteinen und angebrannten Knochen vom Mammut, vom Rhinozeros, vom Wildpferd, vom Rentier und Alpenhasen [. . . ]» (Nüesch 1904, 11) gefunden worden sein. Bei den verbrannten Knochen handelt es sich höchstwahrscheinlich um eben jene, da aus Nüeschs Grabung sonst keine sicher gebrannten Knochen bekannt sind. Zur Klärung, welche der Funde sicher mit Feuer in Kontakt waren, wurde die Fourier-Transformations-IR-Spektroskopie angewandt. Dabei wurde zunächst die Knochenoberfläche von Sediment und anderen Verunreinigungen befreit, um dann eine kleine Menge Bohrmehl vom darunter liegenden, sauberen Knochen zu gewinnen. Dieses wurde im Mörser mit Kaliumbromid (KBr) vermischt und zu einer Tablette verpresst. Im FTIR-Spectrometer liefert diese dann ein Extinktions-Spektrum.
Als Ergebnis der Experimente kann vorweggenommen werden, dass die schwarz und braun gefärbten Fundstücke aus Heierlis Grabung keine Anzeichen einer Hitzeeinwirkung zeigen. Die dunkle Färbung stammt höchstwahrscheinlich von Eisen. Nur die Funde aus der von Nüesch beschriebenen Feuerstelle sind sicher gebrannt. Zur Interpretation der Spektren lässt sich Folgendes sagen: Unverbrannter Knochen zeigt im IR-Spektrogramm einen typischen Kurvenverlauf. Dazu gehört ein Peak im Bereich von 1640cm−1 für das Kollagen, zwei Peaks um 1420cm−1 und 870cm−1 für die Carbonate sowie drei Peaks um 1030cm−1, 605cm−1 und 565cm−1 für die Phosphate. Mit fortschreitender Hitzeeinwirkung bilden sich die Peaks des Kollagens sowie der Carbonate zurück. Diese werden zu Tricalciumphosphat umgewandelt, was zur Ausbildung einer typischen «Dreigipfeligkeit» bei der bereits genannten Phosphatgruppe führt. Der hohe Phosphat-Peak um 1030cm−1 beginnt eine Schulter auszubilden, die beim calcinierten Kno-
Abb. 5.4 (oben): Extinktions-Spektrum eines Fragments einer RentierMandibula aus einer von Heierlis «Herdstellen». Das Spektrum zeigt keine Anzeichen einer Hitzeeinwirkung. Die Kollagenerhaltung ist sogar noch ausserordentlich gut.
chen dann eine eigene Spitze bildet. Die beiden Phosphatpeaks um 600cm−1 nähern sich in ihrer Höhe an, bis der Peak um 605cm−1 den Peak bei 565cm−1 leicht überragt. Das «Tal» zwischen ihnen wird dabei tiefer. Aus der Tiefe dieses «Tals» und der Höhe der beiden Peaks lässt sich ein als «Splitting Factor» bezeichneter Wert errechnen, der mit fortschreitender Hitzeeinwirkung immer höher wird. Interessant ist das Ergebnis in der Hinsicht, dass Knochen sicher keine grosse Rolle als Brennmaterial spielte. Dunkle, zum Teil auch fleckige Verfärbungen von Knochen sind kein direktes Anzeichen einer partiellen Erhitzung, sondern können durch mineralische Bodenkomponenten entstehen. Nur am Südeingang ist anscheinend eine Feuerstelle mit Knochen unterhalten worden. Wie von Nüesch beschrieben, sind es hauptsächlich Knochen sehr grosser Tiere, wahrscheinlich alles vom Mammut, die hier verbrannt wurden. Interessant ist die Tatsache, dass innerhalb eines Knochens auf wenigen Zentimetern sehr stark unterschiedliche Verbrennungsgrade vorliegen können. Diese Knochen müssen ganz am Rand des Feuers gelegen haben. Ein Fragment eines vermutlich vom Mammut stammenden Knochens vom Südeingang wies drei verschiedene Farben auf. Das Extinktions-Spektrum der verschiedenen Partien dieses Fundes macht die Veränderung des Knochens während der Erhitzung sehr gut deutlich (Abb. 5.3) und hilft andere Funde einzuordnen. Eine weisslich-kreidige Abb. 5.3 (unten): Extinktions-Spektren eines partiell unterschiedlich stark verbrannten Mammutknochens. Das Spektrum oben zeigt die stärkste Hitzeeinwirkung, im untersten Spektrum ist keine Hitzeeinwirkung sichtbar.
21
Partie des Knochens war nur geringer Hitze ausgesetzt. Kollagen ist noch in Resten vorhanden, wie der Peak bei 1629cm−1 zeigt. Beim schwarzen Teil des Knochens ist der organische Anteil fast völlig verbrannt, die Bildung des Tricalciumphosphats hat aber noch nicht stattgefunden. Der grau-calcinierte Bereich aber zeigt im Spektrum die typische Tricalciumphosphat-Gruppe mit den drei Spitzen bei 632, 603 und 570cm−1. Vor diesem Hintergrund ist leicht ersichtlich, dass auch die beprobte Rentier-Mandibula aus der «Herdstelle» am Übergang Schicht IIc/IIIc nicht gebrannt ist (Abb. 5.4). Auch eine Mandibula eines Schneehasen aus Schicht IIIBs lieferte ein Extinktions-Spektrum eines unverbrannten Knochens. Bei diesem Fund hatten sich die Expertenmeinungen geteilt. Die Einschätzung von Befragten reichte von «unverbrannt, mit Oxidauflagerungen» über «unverbrannt aber in Asche gelegen» über «verkohlt» bis hin zu «verbrannt und mit Oxidauflagerungen». Das Extinktionsspektrum ist aber eindeutig. Hitzeeinwirkung ist für dieses Stück ebenfalls ausgeschlossen. Es gleicht dem Spektrum Abb. 5.4, so dass auf eine Abbildung verzichtet wird.
5.2. Sonstige Befunde An weiteren Befunden sind eine Lage Steine bekannt, die sogenannte «Bsetzi“. Daneben werden einige Schlagplätze, «Ateliers“ genannt. Genaue Aufzeichnungen oder Bilder gibt es dazu keine. Tierknochen spielen in diesen Befunden scheinbar keine Rolle.
6. Neubearbeitung 6.1. Verbleib der Funde Das Gros der Faunenreste aus dem Kesslerloch wird in der Studiensammlung der Kantonsarchäologie / des Museums zu Allerheiligen in Schaffhausen aufbewahrt. Mit Unterstützung von Markus Höneisen von der Kantonsarchäologie konnten diese Funde zur Bearbeitung nach Tübingen ausgeliehen werden. Die in der Ausstellung befindlichen Funde wurden dort belassen und vor Ort begutachtet. Die Kantonsarchäologie stellte zudem Gelder für weitere Untersuchungen und Datierungen bereit. Faunenmaterial aus dem Kesslerloch der Grabung Merk befindet sich wie die meisten der bekannten Kleinkunstwerke im Rosgartenmuseum Konstanz. Peter Wollkopf ermöglichte die Aufnahme der Funde im dortigen Archiv und stellte freundlicherweise auch einige Arbeitsmaterialien zur Verfügung. Das Rosgartenmuseum besitzt etwa 1000 Faunenreste aus dem Kesslerloch. Einige Funde aus der Sammlung Seyler, die ebenfalls dem Kesslerloch zugeordnet sind, befinden sich im Besitz der Universität Tübingen. Die Anthropologische Sammlung der Universität Tübingen besitzt ebenfalls einige Kisten mit Funden des Kesslerlochs. Aus welcher Grabung diese stammen ist 22
nicht bekannt, am wahrscheinlichsten jedoch ist die Grabung Merk, da über Verkäufe aus nachfolgenden Grabungen nichts bekannt ist. Bei Bürgi (1977) findet sich der Hinweis, dass Fundmaterial aus dem Kesslerloch, das ehemals im Besitz des Rheinischen Landesmuseums Bonn war, nach Tübingen ging. Wahrscheinlich handelt es sich bei den vorliegenden Funden um eben jenes Material. Das Naturhistorische Museum Basel ist im Besitz von etwa 450 Faunenresten aus dem Kesslerloch. Die meisten dieser Funde stammen von Rentier und Schneehase. Diese Funde flossen nicht in die vorliegende Studie ein, angesichts der geringen Anzahl dieser Funde sind statistische Auswirkungen aber unwahrscheinlich. Andere Schweizer Museen, wie das Schweizerische Landesmuseum Zürich besitzen zwar einige Kesslerloch-Funde, doch handelt es sich dabei ausschliesslich um Silices und Geweihartefakte (van Willigen, pers.Mitteilung).
6.2. Vollständigkeit des Materials Bei der ersten Grabung von Merk sollen nach seinen Angaben geschätzte 1500kg Knochen geborgen worden sein (Merk 1875, 8). Da der vorliegenden Arbeit aber nur etwa 270kg zugrundeliegen, scheint es einen immensen Schwund gegeben zu haben. Sollte dies zutreffen, wäre die statistische Aussagekraft dieser Arbeit mit Bedenken behaftet. An der von Merk gelieferten Zahl muss ich aber erhebliche Zweifel anmelden. Sicherlich sind einige Funde von Merks Grabung, die in der Literatur beschrieben wurden, heute nicht mehr auffindbar. Dies gilt z.B. für einen Bärenschädel und einen fast vollständigen Mammut-Stosszahn. Zieht man diese Stücke vom postulierten Gesamtgewicht ab, liegt das Gewicht der heute überlieferten Funde noch immer viel zu niedrig. Merk könnte und wird, wie dies im Falle der Sammlung des Rosgarten-Museums geschehen ist, weitere Funde verkauft haben. Doch lässt sich dieser Anteil abschätzen oder die daraus resultierenden, statistischen Verzerrungen ermitteln? Das Material der Heierli-Grabung ist nach Angaben der Kantonsarchäologie Schaffhausen fast vollständig im Besitz des Museums zu Allerheiligen geblieben (Höneisen 1985). Die von Hescheler in der Literatur beschriebenen Funde sind deshalb auch fast alle auffindbar gewesen. Angesichts der Tatsache, dass Heierli eine mindestens ebenso grosse Fläche ausgrub wie Merk, und dazu den Schutt der vorhergehenden Grabungen nochmals durchsehen liess, sollte das Knochengewicht dieser Grabung mindestens ebenso hoch sein, wie das der Grabung Merk. Aus Heierlis Grabung sind mir aber nur etwa 160kg Faunenmaterial übergeben worden. Ich muss aufgrund dieser Hinweise folgern, dass Merks Angabe stark übertrieben ist. Arne Ziems vom Naturhistorischen Museum Basel teilte mir kurz vor Abschluss dieser Arbeit mit, dass sie ebenfalls im Besitz einiger Funde seien. Es handelt sich um etwa 450 Funde verschiedener Grabungskampagnen. Die meisten Stücke stammen von Schneehase, Rentier und Pferd. Am Eindruck, dass Merk sich in Bezug auf das Knochengewicht stark verschätzt hat, ändern auch die Funde des Museums in Basel nichts.
Ein Umstand, der für hohe Verluste und die z.T. vollständige Zerstörung von Sammlungen dieser Zeit verantwortlich ist, sind die Auswirkungen der beiden Weltkriege. Sammlungen wurden geplündert, verbrannten im Bombenhagel oder wurden einfach nur entsorgt, weil die Räumlichkeiten benötigt wurden. Tatsächlich wurde 1944 auch Schaffhausen bombardiert (Holderegger 1944, 59). Das Naturhistorische Museum soll dabei vollständig ausgebrannt sein. Ob hier Funde des Kesslerlochs ausgestellt waren, ist nicht bekannt. Auch das Museum zu Allerheiligen wurde im Westtrakt getroffen, wobei eine Bildersammlung Schaffhauser Maler verbrannte. Es werden keine Schäden an anderem Material gemeldet, die Kesslerloch-Funde scheinen den Brand unbeschadet überstanden zu haben. Auch diese Ursache für einen Materialschwund ist also weitgehend auszuschliessen. Aufgrund der Datenlage bin ich der Ansicht, dass im Zuge der vorliegenden Arbeit der grösste Teil der im Kesslerloch geborgenen Faunenreste ausgewertet werden konnte. Dass die vorliegende Arbeit dennoch als statistische Auswertung einer Stichprobe zu sehen ist, verdankt sie einem ganz anderen Umstand: Da die Fundschichten des Kesslerlochs nicht vollständig in ihrer horizontalen Ausdehnung gegraben sind, stellt das Fundmaterial nur einen räumlichen Ausschnitt aller erhaltenen Überreste der paläolithischen Siedlungstätigkeit dar. Heierlis Äusserung, dass die Fundschichten durch den hohen Grundwasserstand Richtung Osten stets unzugänglicher werden, konnte bei den Sondagen 1980 bestätigt werden (Ammann et al. 1988). Wie weit sie sich in diese Richtung erstrecken ist weiterhin unklar. Die Stichprobengrösse ist demnach nicht zu ermitteln, ist aber angesichts der ausgewerteten Fundzahl höchstwahrscheinlich repräsentativ. Was bei der Durchsicht der Fundzahlen jedem Bearbeiter eines modern gegrabenen Fundplatzes auffallen wird, ist der hohe Anteil an Funden die bis auf Tierart-Niveau bestimmt werden konnten. Dies ist sicher auch eine Folge der Grabungstechnik, bei der stark fragmentierte Knochen möglicherweise gar nicht erst geborgen wurden. In gewisser Weise ist also auch diese Fraktion zum «Fehlbestand» zu rechnen. Da aber auch eine grosse Anzahl sehr kleiner Knochen, wie z.B. Phalangen von Schneehasen gefunden wurde, kann die Grabungstechnik zumindest nicht sehr stark für eine Grössenklasse selektiert haben.
6.3. Der Zustand der Funde bei der Arbeitsaufnahme Bei Beginn meiner Arbeit hatten bereits mehrere Personen Vorarbeit geleistet. Ein Teil der Funde war nach der letzten umfassenden Bearbeitung von Hescheler grob sortiert nach Tierarten und Skelettteilen verpackt worden. Die Bestimmung erwies sich bei der Überprüfung in vielen Fällen als richtig, auch wenn die lateinischen Artnamen heute nicht immer denen vor über hundert Jahren entsprachen. Dass sich auch die verschiedenen Bearbeiter nicht einig waren, und selbst ein Bearbeiter immer wieder zwischen den Artbezeichnungen schwankte, führte dazu, dass allein für den Eisfuchs vier verschiedene Beschriftungen vergeben wurden: Vulpes alopex,
Alopex lagopus, Vulpes lagopus und sogar Canis lagopus. Einige Bestimmungen mussten auch korrigiert werden. So versteckten sich zwischen den Unmengen von Rentierknochen doch einige Steinböcke, Hirsche und andere Tiere ähnlicher Grössenklasse. Auch die Körperseite war gelegentlich vertauscht worden. Derartige Flüchtigkeitsfehler können bei jeder Materialarbeit geschehen, haben jedoch keine grossen Auswirkungen auf statistische Aussagen. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass von taxonomischer Seite keine gravierenden Änderungen zur Arbeit Rütimeyers, Studers und Heschelers gemacht werden mussten. Die Verpackung verriet ihrerseits bereits einiges über die jüngere Geschichte der Funde. Manche Knochen waren dabei einzeln in Zeitungspapier, Streichholzschachteln oder Ähnlichem verpackt. Vereinzelte Zeitungsausschnitte vom Kriegsbeginn 1914 zeigten, dass man die Funde damals weggepackt hatte, möglicherweise, um sie vor den Kriegswirren zu schützen. Im Zuge früherer Arbeiten an der Universität Tübingen durch Jacobo Weinstock (2000) und Birgit Cramer (2002) waren Teile der Funde mit zusätzlichen Signaturen für die Datenaufnahme versehen worden. In digitaler Form wurden mir aus diesen Arbeiten Daten übergeben, die überprüft und mit dem Fundmaterial abgeglichen werden mussten. Die Funde wurden zum Teil ausserdem umgepackt, da die alten Fundtüten nach fast einhundert Jahren sehr brüchig waren.
6.4. Methodik 6.4.1. Aufnahmesystem Die meisten der Funde wurden zunächst von wissenschaftlichen Hilfskräften in Tübingen beschriftet. Dabei wurde ein vierstelliger Code für die Grabungseinheit vergeben (Anhang D.1). Um dies für zukünftige Arbeiten am Fundmaterial verständlich zu machen, soll hier eine kurze Erklärung des Codes folgen: Der erste Buchstabe gibt dabei den Ausgräber an. M steht also für Merk, N für Nüesch, und H für Heierli. In manchen Fällen wurde dem ein zweiter Buchstabe nachgestellt, der eine Gruppe von Funden bezeichnet. L wurde dabei für die Lagomorphen angehängt, A für die Vögel und R oder RT für die Rentiere. Die folgenden Zahlen oder Buchstaben definieren die Grabungseinheit genauer. Bei Heierli bezeichnet eine 1, 2 oder 3 an der dritten Stelle des Codes die Schicht. Jeder Fund wurde einzeln begutachtet und auf 0,1g genau gewogen. Sofern Masse für die Bearbeitung einer Fragestellung notwendig waren wurden diese nach Driesch (1976) mit einer Schieblehre auf 0,1mm genau genommen. In der vorliegenden Arbeit sind Gewichtsangaben demnach immer in Gramm, metrische Angaben in Millimetern angegeben. Für die Aufnahme der Daten wurde die Datenbanksoftware KNOCOD benutzt. Für die Auswertung der Daten wurden die KNOCOD-Programme KNVSICAL, KNMASTAB sowie die Computersoftware R, Microsoft Access und Excel genutzt.
23
6.4.2. Quantitative Auswertungsmethoden Das Verhältnis der Knochengewichte der nachgewiesenen Tierarten gilt gemeinhin als beste Annäherung an die wirtschaftliche Bedeutung einer Tierart (Uerpmann 1973). So steht die Fleischmenge in direktem Verhältnis zum Gewicht der Knochen eines Säugetieres, wobei dieses etwa 7-8% beträgt (Kubasiewicz 1956). Unter der Voraussetzung, dass alle Knochen den gleichen taphonomischen Prozessen ausgeliefert sind, bleibt dieses Verhältnis konstant. Bei so grossen Faunenkomplexen wie dem des Kesslerlochs nivellieren sich darüber hinaus Erhaltungsunterschiede weitgehend, weshalb das Knochengewicht als beste Vergleichsgrösse zwischen Tierarten, Grabungseinheiten und Fundplätzen betrachtet wird. Die Geweihe, Hörner und Stosszähne von Tierarten repräsentieren keine Fleischmenge und werden deshalb bei der Abschätzung der wirtschaftlichen Relevanz nicht miteinbezogen. Es erübrigt sich damit die Behandlung von Artefakten, die vor allem aus Geweih und Elfenbein hergestellt sind. Die Provenienz dieser Rohmaterialien kann meist nicht geklärt werden. Beides kann von jungpaläolithischen Jägern aufgesammelt worden sein. Beim Geweih haben die vom Tier abgeworfenen Stangen sogar eine höhere Qualität als die schädelechten und sind demnach der bevorzugte Rohstoff für Geräte. Ein methodisches Problem bildet dabei die Behandlung der Zähne abseits des Elfenbeins. Pferdezähne sind relativ zum restlichen Skelett sehr gross und schwer und machen einen Grossteil des Knochengewichts dieser Tierart aus. Dasselbe gilt für die Backenzähne des Mammuts, bei denen ohnehin unklar ist, weshalb sie in die Höhle getragen wurden. Sollten auch sie Rohmaterial für Schmuck oder Werkzeuge dargestellt haben, besteht die gleiche Situation wie beim Elfenbein, dass diese aufgesammelt worden sein könnten. Um die Auswirkungen der Zähne auf das Knochengewicht zu ermitteln, wurden die Zähne versuchsweise der Berechnung enthalten und zum Vergleich dem konventionellen Knochengewicht gegenübergestellt. Die Abweichung durch unterschiedliches Zahngewicht zeigt Diagramm 7.1. In vielen Fundstellen sind erhaltungsbedingt Zähne oft der einzige Nachweis seltenerer Tierarten, weshalb es auch falsch wäre, diese grundsätzlich nicht mit einzubeziehen. Zähne die noch in Kieferfragmenten stecken, können aus technischen Gründen nicht aus der Statistik ausgeschlossen werden. In dieser Arbeit wird deshalb das Knochengewicht in konventioneller Form benutzt. Bei Tierarten, die mit einem besonders hohen Anteil an Zähnen nachgewiesen sind, wird dies genannt.
6.4.3. VSI - Variability Size Index Für morphometrische Analysen der Rentiere und Pferde findet der Variability Size Index (VSI) Anwendung. Über den VSI lassen sich Funde unabhängig vom Skelettelement in ihrer Grösse vergleichen. Der VSI wurde von Uerpmann (1982) entwickelt und basiert auf dem Vergleich eines Fundstücks mit einem Standard. Im Gegensatz zu anderen Grössenindices wie dem LSI (Logarithmic Size Index) besteht beim VSI 24
eine lineare Abhängigkeit zwischen dem Mass und dem ermitteltem VSI-Wert. Als Standard wird eine Population benutzt. Für die Rentiere waren dies die Funde der Ahrensburger Schichten von Stellmoor, die auch Weinstock (2000, 28) für seine Arbeit verwendete. Die Werte dieser Standardpopulation sind bei Weinstock (2000) publiziert. Bei den Pferden wurde der von Cramer (2002) erstellte Standard des mittelpleistozänen Fundplatzes Mosbach benutzt. Die Formel für die Berechnung des VSIs lautet VSI(x) =
x−m 2 ·SD
·50
wobei x das Mass eines Fundes ist, m der Median des entsprechenden Masses in der Standardpopulation und SD die Standardbweichung von m. Der Faktor 50 dient nur dazu, den Wert zu skalieren und ihn so besser handhabbar zu machen. Die VSIs eines Fundplatztes können dann in verschiedener Form mit denen anderer Fundplätze verglichen werden. In dieser Arbeit werden zum Vergleich box-and-whiskers-Diagramme und Gauss-Kerndichteschätzungen benutzt. Bei den box-and-whiskers-Diagrammen kommt die vom KNOCODProgramm vorgeschlagene Darstellungform zur Anwendung (Abb. 6.1). Für die Ermittlung der optimalen Bandweite bei der Kerndichteschätzung verwendet das Programm R standardmässig die Silverman-Daumenregel. Diese Bandweite erwies sich auch bei Tests mit anderen Verfahren und bei manueller Einrichtung der Bandweite meist als bester Wert. Die Bandweite ist bei den Diagrammen immer mit angegeben.
Abb. 6.1: Erklärung der box-and-whiskers-Diagramme zur Darstellung der VSI-Werte.
Teil II. Auswertung der Faunenreste 7. Überblick zu den nachgewiesenen Tierarten Für die vorliegende Studie wurden 42'567 Knochenfunde mit einem Gesamtgewicht von ca. 270 Kilogramm ausgewertet. Es konnten dabei 29 Wildsäugetierarten bestimmt werden, die noch um den Moschusochsen (Ovibos moschatus) ergänzt werden, der sich im Besitz des Naturkundlichen Museums Basel befindet und nicht mit aufgenommen werden konnte. Neben den Wildsäugetieren sind die Haustiere Hund (CANIS), Schaf (OVIS), Ziege (CAPRA), Rind (BOS) und Schwein (SUS) nachgewiesen. Auch einige menschliche Knochen (Homo sapiens) befanden sich beim ausgewerteten Fundmaterial. Daneben kommen die Reste von 15 verschiedenen Vogelarten vor, dazu die Knochen einer Ringelnatter (Natrix natrix) und von der Kröte oder dem Frosch (Bufo sp./Rana sp.). Bei den Sondagebohrungen im Jahr 1980 wurde auch ein Fischwirbel gefunden, der als Mühlkoppe (Cottus gobio) bestimmt wurde. Insgesamt sind demnach 54 Arten am Fundplatz Kesslerloch nachgewiesen. Welche Arten davon als Überreste der paläolithischen Siedlungstätigkeit gewertet werden dürfen, wird in den Kapiteln der jeweiligen Tierarten diskutiert werden. Auf die Problematik des Höhlenbären (Ursus spelaeus), der wahrscheinlich nicht zu den nachgewiesenen Arten hinzugerechnet werden darf, soll im entsprechenden Kapitel ebenfalls eingegangen werden.
Einige Funde konnten nicht bis auf Tierartniveau bestimmt werden. Andere wurden erst durch metrische Analysen genauer bestimmbar, wie z.B. bei der Trennung von Alpen- und Moorschneehuhn (Lagopus mutus und Lagopus lagopus). Von den nachgewiesenen Tierarten sind Rentier (Rangifer tarandus), Pferd (Equus ferus) und Schneehase (Lepus timidus) die nach NISP (Number of Identified Specimens = Anzahl der bestimmten Funde) und Knochengewicht häufigsten Tierarten. Das Mammut (Mammuthus primigenius) ist nach Knochengewicht ebenfalls gut vertreten. Diese vier Tierarten stellen 84,6% aller Funde, bzw. 93,3% der bestimmten Funde (als «bestimmt» wird der Teil der Funde angesehen, bei dem mindestens die Unterfamilie ermittelt werden konnte). Sie sollen in der Auswertung deshalb als Hauptarten besondere Aufmerksamkeit erhalten. Auf die Probleme der quantitativen Auswertung wurde bereits eingegangen (Kap.6.4). Je nach Art der Auswertung ergeben sich geringfügig verschiedene Anteile am Gesamtmaterial und verschiedene Verhältnisse untereinander. Abb. 7.1 zeigt dies in anschaulicher Weise. Von der Verschiebung der Anteile ist besonders das Pferd betroffen. Aufgrund der hohen Anzahl verschiedener Taxa sind in dieser ersten Übersicht alle Arten abseits der vier häufigsten in der Gruppe «Sonstige» vereint. Sie werden im Folgenden als «Hintergrundfauna» bezeichnet und stellen zusammen 6,1% aller Funde nach Knochengewicht oder 6,7% der bestimmten Funde. Diese Gruppe wird dann in einem separaten Diagramm betrachtet werden. Da der unbestimmte Anteil der Funde sehr gering ist, wird darauf verzichtet diesen genauer nach Grössenklassen aufzuschlüsseln.
25
Abb. 7.1: Anteile der vier häufigsten Tierarten am Fundmaterial. Bei der Fundanzahl (NISP) tritt das Mammut (Mammuthus primigenius) in den Hintergrund.
26
Schicht III
Schicht II
NISP
Gewicht
%
%
NISP
Gewicht
Biber (Castor fiber)
-
-
-
1
2.1
0.01
-
-
Braunbär (Ursus arctos)
1
15.0
0.02
Drossel (Turdus sp.)
2
34.1
0.10
3
16.8
0.09
-
-
-
-
-
-
1
0.1
0.00
Eisfuchs (Alopex lagopus)
6
7.3
0.00
5
5.5
0.02
6
23.8
0.12
Gams (Rupicapra rupicapra)
1
6.4
0.01
-
-
-
-
-
-
Kolkrabe (Corvus corax)
4
6.7
0.01
4
9.1
0.03
2
3.5
0.02
Kröte/Frosch (Bufo sp./Rana sp.)
-
-
-
5
0.3
0.00
-
-
-
Luchs (Lynx lynx)
1
3.4
0.00
-
-
-
1
1.8
0.01
10
464.7
0.61
1
25.0
0.07
5
434.0
2.26
x
x
x
-
-
-
-
-
-
-
-
-
2
11.9
0.04
-
-
-
Rentier (Rangifer tarandus)
5491
46871.0
61.55
2487 16889.3
49.95
1267
10132.2
52.84
Ringelnatter (Natrix natrix)
-
-
-
4
0.2
0.00
-
-
-
Mammut (Mammuthus primigenius) 1Moschusochse
(Ovibos moschatus)
Reh (Capreolus capreolus)
Rotfuchs (Vulpes vulpes)
NISP Gewicht
Schicht I %
57
17.2
0.02
7
20.3
0.06
9
51.7
0.27
Schneehase (Lepus timidus)
4328
7410.7
9.73
2038
2886.2
8.54
1808
2952.4
15.40
Schneehuhn (Lagopus sp.)
252
163.3
0.21
123
71.5
0.21
91
62.9
0.33
6
18.8
0.02
-
-
-
1
7.1
0.04
Steinbock (Capra ibex)
20
203.9
0.27
8
61.4
0.18
5
38.6
0.20
Steppenbison (Bison priscus)
14
603.9
0.79
8
317.4
0.94
3
29.0
0.15
622
17896.5
23.50
239
6449.0
19.07
183
4870.9
25.40
Wolf (Canis lupus)
8
66.1
0.09
7
25.8
0.08
6
28.8
0.15
Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis)
1
130.0
0.17
-
-
-
-
-
-
Ziesel (Spermophilus major)
2
0.7
0.00
6
2.8
0.01
-
-
-
²Hausrind (BOS)
1
158.0
0.21
1
78.0
0.23
-
-
-
611
2112.5
2.77
2262
6921.3
20.47
86
521.1
2.72
11384
76156.1
100.00
7210
33811.2 100.00
3477
Schwan (Cygnus sp.)
Wildpferd (Equus ferus)
Unbestimmte Insgesamt
19174.7 100.00
Tab. 7.1: Alphabetische Liste der in den Schichten I-III vorgenommenen Bestimmungen. Angegeben sind Anzahl, Knochengewichte in Gramm und die jeweiligen Gewichts-%. 1 Der Moschusochse ist in Schicht III nachgewiesen, der Fund konnte jedoch nicht quantitativ ausgewertet werden. 2 Bereits Hescheler hielt es für wahrscheinlich, dass diese Funde bei der Grabung fälschlich diesen Schichten zugeordnet wurden (siehe Kap.11.5).
27
Abb. 7.2: Gewichtsverhältnisse innerhalb der «Hintergrundfauna», d.h. der Tierarten ausser Rentier, Pferd, Schneehase und Mammut. Ob der Höhlenbär tatsächlich aus dem Kesslerloch stammt, ist nicht sicher (siehe Kap.10.3).
Obwohl eine Einteilung in Grössenklassen bei der Aufnahme der Funde gemacht wurde, ist die Verwertbarkeit dieser Daten unsicher. Es kann nicht nachvollzogen werden ob alle Bearbeiter des Fundmaterials die Grössenklassen in gleicher Weise definierten und ob «unbestimmt» als «unbestimmtes Säugetier» zu verstehen ist. Selbst an kleinen Bruchstücken ist in der Regel noch erkennbar ob es sich um Säugetier-, Vogel-, Reptilien- oder Amphibienknochen handelt. Nicht jeder Bearbeiter nimmt jedoch diese Einteilung vor. In der Kategorie «unbestimmt» sind im Folgenden alle Grössenklassen der unbestimmten Funde vereint, einschliesslich unbestimmter Vogel- und Amphibienreste. Durch den geringen Anteil an der Gesamtheit der Funde ist das Zusammenfassen der unbestimmten Funde unproblematisch. Vogelknochen machen 3% des Fundmaterials nach NISP aus, gemessen am Knochengewicht sind es nur 0,3%. Der Übersichtlichkeit wegen sind sie deshalb in der Grafik zur Hintergrundfauna (Abb. 7.2) als «Aves» zusammengefasst, obwohl ihre Bestimmung mindestens bis auf das Niveau der Gattung möglich war. Im Kapitel über die Vögel ist Näheres zu den einzelnen Vogelarten aufgeführt. Reptilien, Amphibien, Fi28
sche und menschliche Knochen sind im Diagramm als eigene Gruppe abgesetzt. Diese Arten werden in der vorliegenden Arbeit nur randlich behandelt (Kap.13). Von den als Hintergrundfauna bezeichneten Arten nehmen der Steppenbison (Bison priscus), das Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis) und der Wolf (Canis lupus) noch etwas höhere Gewichtsanteile an der Hintergrundfauna ein. Viele der Haustierreste sind sicher holozänen Alters. Angesichts des gesicherten Auftretens solcher «Störungen» im Material war bei der Bestimmung besondere Vorsicht geboten. Bei dem Hund, CANIS, muss die Frage des Alters der Funde diskutiert werden, da der Hund als Haustier bereits im Spätglazial denkbar ist (siehe Kap.10.1). Einige Funde konnten aufgrund von Grössenüberschneidungen bzw. undiagnostischen Skelettelementen nicht sicher der Wild- oder Hausform einer Tierart zugeordnet werden. Auch bei den Wildsäugetieren bestehen aber Unsicherheiten bezüglich des Alters. Da Merk und Nüesch das Fundmaterial nicht nach Schichten trennten, ist der Fundzusammenhang dieser beiden Grabungen unklar. Nur Heierli unterschied nach Schichten und beschriftete die Funde dementsprechend.
Die im Fundmaterial dieser Schichten nachgewiesenen Arten sind zunächst grundsätzlich als Ältest-Dryas-zeitlich zu betrachten. Alle Arten die darüber hinaus im Fundmaterial vorkommen sind bezüglich ihres Alters mit Vorbehalten behaftet. Dass aber auch Heierlis Schichten I-III nicht völlig unkritisch zu übernehmen sind, zeigt sich in einer neuen Datierung: Einer der Rehknochen aus Schicht II wurde durch Radiokarbondatierung als Jüngere Dryas-zeitlich bestimmt. Auch die Tatsache, dass einige Reste der Ringelnatter (Natrix natrix) und von einer Frosch- oder Krötenart (Rana sp. bzw. Bufo sp.) in Schicht II gefunden worden sein sollen, deutet Störungen in Schicht II an. Bei der Ringelnatter ist schon die Zugehörigkeit zu Schicht II äusserst fragwürdig. Reste einer wahrscheinlich subrezenten Ringelnatter sind auch am Südeingang gefunden worden. Diese Reste haben z.T. noch anatomischen Zusammenhalt und gleichen in Erhaltung, Färbung und Grösse den angeblich aus Schicht II stammenden Ringelnatter-Wirbeln. Eine Verwechslung beim Beschriften ist wahrscheinlich. Derartige Verwechslungen sollten immer für möglich gehalten werden. Mit der Beschriftung hatte Heierli auch Schulkinder beschäftigt, denen die Konsequenzen einer solchen Verwechslung vielleicht nicht hinlänglich bewusst war. Auch bei der Neubeschriftung durch eine studentische Hilfskraft im Institut für Ur- und Frühgeschichte in Tübingen unterliefen einige Fehler, wie der Vergleich zwischen alten und neuen Beschriftungen bewies. Bei den Amphibienresten aus Schicht II sind aber auch andere Möglichkeiten denkbar. Sie könnten von Tieren stammen, die sich im Holozän selbst dort hinuntergegraben haben. Vielleicht nutzten sie auch rezente Kleinsäugerbaue um zu überwintern und verendeten dort. Ein spätglaziales Alter erscheint in jedem Fall als fragwürdig. Bei Amphibien muss mit einer wesentlich langsameren Rekolonisation Mitteleuropas nach dem Kältemaximum gerechnet werden als dies für die meisten Säugetiere gilt. In der Ältesten Dryas hatten jedoch selbst einige Grosssäuger, wie z.B. der Auerochse (Bos primigenius), das Kesslerloch noch nicht erreicht. Dass Kröten und Frösche den Auerochsen «überholt» haben oder das Kältemaximum in der näheren Umgebung überlebt haben, ist unwahrscheinlich. Unerkannte Störungen sind demnach grundsätzlich für möglich zu erachten, ebenso können Profilverstürze u.Ä. zu falschen Zugehörigkeiten führen. Gerade in Schicht II sind einzelne Funde mit Unsicherheiten behaftet. Vorsicht ist also immer geboten, insgesamt ergeben die Schichten I-III aber durchaus ein homogenes Bild (siehe Tab.7.1) und scheinen relativ ungestört zu sein. In diesen Schichten stellen stets Rentier, Wildpferd und Schneehase den grössten Teil der Funde und erreichen als einzige Arten zweistellige Prozentanteile am Gesamtgewicht. Eis- und Rotfüchse sind in allen Schichten nachgewiesen, wie auch der Bison, der Steinbock, das Mammut, der Wolf und der Braunbär. Von den Vögeln scheinen das Schneehuhn und der Kolkrabe während der gesamten Besiedlungszeit zum Artenspektrum der Umgebung gehört zu haben. Andere Arten sind nur in einer oder zwei Schichten nachgewiesen. Wie dies zu interpretieren ist, soll im Kapitel zu den jeweiligen Arten näher erläutert werden.
Bereits Hescheler versuchte zu ergründen, welche Arten im Kesslerloch tatsächlich spätglazialen Alters waren. Er bemerkte, dass beispielsweise der Rothirsch (Cervus elaphus) nicht in den Schichten I-III vorkam. Auch Studer hatte keine Rothirsch-Funde beschrieben. Ob gefolgert werden darf, dass die Rothirsch-Funde holozänen Alters sind, wird diskutiert werden. Eine Reihe anderer Tiere wie der Vielfrass (Gulo gulo) oder der Höhlenlöwe (Panthera leo spelea) kommen in den Schichten I-III ebenfalls nicht vor, an deren spätglazialem Alter besteht aber kein Zweifel. Es sollen nun die Besprechungen der einzelnen Tierarten folgen, bei denen unter anderem auch dieser Frage Aufmerksamkeit geschenkt werden wird. In Tab. 7.2 sind alle Bestimmungskategorien (i.d.R. Tierarten) mit Fundzahlen und -gewichten zu finden.
29
NISP
%NISP
Gewicht
%Gewicht
2
0.01
4.1
0.00
33
0.08
1058.9
0.39
4
0.01
34.2
0.01
137
0.32
309.7
0.12
1
0.00
6.8
0.00
Gams (Rupicapra rupicapra)
12
0.03
79.3
0.03
Höhlenbär (Ursus spelaeus)
3
0.01
57.4
0.02
Höhlenlöwe (Panthera leo spelea)
6
0.01
140.9
0.05
Iltis (Mustela sp.)
2
0.01
3.2
0.00
Luchs (Lynx lynx)
13
0.03
81.9
0.03
214
0.50
15157.8
5.63
Marder (Martes sp.)
2
0.01
2.4
0.00
Maulwurf (Talpa europaea)
2
0.01
0.2
0.00
Moschusochse (Ovibos moschatus)
x
x
x
x
Murmeltier (Marmota marmota)
5
0.01
11.8
0.00
Reh (Capreolus capreolus)
5
0.01
38.8
0.01
15160
35.61
121414.5
45.11
178
0.42
562.2
0.21
Rothirsch (Cervus elaphus)
42
0.01
1026.0
0.38
Schneehase (Lepus timidus)
15597
36.64
25133.5
9.34
64
0.15
531.7
0.20
129
0.30
5511.4
2.05
13
0.03
146.1
0.05
1
0.00
0.5
0.00
2185
5.13
65835.8
24.46
29
0.07
395.7
0.15
232
0.55
1695.0
0.63
Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis)
10
0.02
1939.0
0.72
Ziesel (Spermophilus major)
16
0.04
7.1
0.00
Wildsäugetiere
Biber (Castor fiber) Braunbär (Ursus arctos) Dachs (Meles meles) Eisfuchs (Alopex lagopus) Fischotter (Lutra lutra)
3
Mammut (Mammuthus primigenius)
4
Rentier (Rangifer tarandus) Rotfuchs (Vulpes vulpes)
Steinbock (Capra ibex) Steppenbison (Bison priscus) Vielfrass (Gulo gulo) Wildkatze (Felis silvestris) Wildpferd (Equus ferus) Wildschwein (Sus scrofa) Wolf (Canis lupus)
Tab. 7.2: Vollständige alphabetische Liste des ausgewerteten KesslerlochFaunenmaterials. Es sind die Kategorien der Bestimmung mit Fundzahlen und Knochengewicht sowie den jeweiligen prozentualen Anteilen an der Gesamtmenge angegeben. 3 Der
Höhlenbär gehört wahrscheinlich nicht im eigentlichen Sinne zum Fundmaterial des Kesslerlochs. Näheres dazu in Kapitel 10.3. 4 Siehe Fussnote 1, S. 27. 5 Fund aus Sondagebohrung 1980. Konnte nicht quantitativ aufgenommen werden.
30
NISP
%NISP
Gewicht
%Gewicht
Drossel (Turdus sp.)
5
0.01
0.5
0.00
Elster (Pica pica)
1
0.00
0.5
0.00
Ente (Anas sp.)
9
0.02
8.0
0.00
Gans (Anser sp.)
4
0.01
11.2
0.00
Jungfernkranich (Anthropoides virgo)
1
0.00
2.1
0.00
Kampfläufer (Philomachus pugnax)
2
0.01
0.3
0.00
35
0.08
52.9
0.02
1
0.00
1.3
0.00
965
2.27
647.2
0.24
12
0.03
81.5
0.03
Seetaucher (Gavia sp.)
1
0.00
2.2
0.00
Seeadler (Haeliatus albicilla)
1
0.00
2.0
0.00
Singschwan (Cygnus cygnus)
1
0.00
5.0
0.00
Tauchente (Aythya sp.)
2
0.01
3.6
0.00
4
0.01
6.8
0.00
Wild-/Hausrind (Bison priscus/BOS)
18
0.04
817.5
0.30
Wild-/Hausschwein (Sus scrofa/SUS)
15
0.04
212.1
0.08
2
0.01
7.2
0.00
3
0.01
7.4
0.00
17
0.04
646.8
0.24
Hausschwein (SUS)
2
0.01
8.1
0.00
Hund (CANIS)
1
0.00
22.0
0.01
Schaf (OVIS)
5
0.01
94.0
0.03
Schaf/Ziege (OVIS/CAPRA)
1
0.00
35.0
0.01
Ziege (CAPRA)
2
0.01
43.0
0.02
10
0.02
0.9
0.00
Mensch (Homo sapiens)
5
0.01
26.1
0.00
Mühlkoppe (Cottus gobio)
x
x
x
x
Ringelnatter (Natrix natrix)
524
1.23
15.3
0.01
6821
16.02
25215.9
9.37
42567
100.00
269162.3
100.00
Vögel
Kolkrabe (Corvus corax) Schneeeule (Nyctea scandiaca) Schneehuhn (Lagopus sp.) Schwan (Cygnus sp.)
Wild- oder Haustiere Wild-/Hauskatze (Felis silvestris/CATUS)
Steinbock/Schaf/Ziege (Capra ibex/OVIS/CAPRA) Haustiere Hauskatze (CATUS) Hausrind (BOS)
Sonstige Kröte/Frosch (Bufo sp./Rana sp.)
5
Unbestimmte Insgesamt
31
8. Hasentiere und Nager Lagomorpha und Rodentia 8.1. Unterscheidung von Schnee- und Feldhase
Abb. 8.1: Dichteschätzung der Phalanx 1, posterior, von Lepus sp.. Das Diagramm zeigt, dass nur eine einzige Hasenart im Material vertreten ist.
Abb. 8.2: Oberkiefer-Incisiven der Hasen des Kesslerloch-Materials im Vergleich mit denen einiger Vergleichsstücke.
Tab. 8.1: Einige Magdalénien-Stationen mit grosser Lagomorphenkomponente am Faunenmaterial.
Fundplatz
Bereits in den früheren Faunenauswertungen von Rütimeyer (1875a), Studer (1904) und Hescheler (1907) ist die mengenmässig herausragende Rolle der Hasen betont worden. Schwierig war bei den Lagomorpha stets die Unterscheidung von Schneehase (Lepus timidus) und Feldhase (Lepus europaeus). Alle Bearbeiter wiesen den Schneehasen für das Kesslerloch nach. Nur in der ersten Grabungskampagne von Merk soll auch der Feldhase nachgewiesen worden sein. Rütimeyer, der die Faunenreste dieser Grabung auswertete, bestimmte zunächst einige Funde als Feldhase, nennt diese aber in einem separaten Bericht nicht mehr. Hescheler (1907, 83ff.) diskutierte für die Heierli-Grabung ausführlich die Frage, ob der Feldhase einen Teil der Hasenfunde ausmachen könnte, kam aber nach einer vorbildhaften Auswertung verschiedener Messstrecken stets zum Schluss, dass nur der Schneehase im Material vertreten sei. Auch bei der vorliegenden Neubearbeitung stellte sich die Frage nach der Hasenart. Durch erneute metrische und morphologische Vergleiche sollen die früheren Ergebnisse evaluiert werden. Am postkranialen Skelett ist die Unterscheidung äusserst unsicher, wenn nicht gar unmöglich. Nach Angermann (1967, 164) sind die Phalangen des Hinterfusses bei Lepus timidus länger, der Radius dagegen kürzer als bei Lepus europaeus. Da Längenmasse am Radius selten zu nehmen sind, wurde eine Auswertung der Phalangen vorgenommen. Von 348 ersten Phalangen des Hinterfusses wurde die Länge gemessen und in einer Dichteschätzung geplottet (Abb. 8.1). Sollte das von Angermann angegebene Kriterium zutreffen, sind alle Phalangen im Fundmaterial von einer einzigen Art. Die Abbildung zeigt einen hohen Peak bei etwa 27mm. Dieser repräsentiert die Strahlen III und IV, die beim Hasen etwa gleich lang sind.Weil der Peak damit die Summe zweier Strahlen darstellt, ist er genau doppelt so hoch wie der Peak bei etwa 22,5mm, der Strahl II abbildet. Strahl V ist der kürzeste und für die Schulter der Kurve bei etwa 20mm verantwortlich. Der Kurvenverlauf zeigt keinerlei Unregelmässigkeiten, wie durch das Vorkommen zweier metrisch unterschiedlicher Arten zu erwarten wäre. Bessere Unterscheidungskriterien als das postkraniale Skelett bieten die Zähne (Koby 1959). Hierbei sind besonders die vordersten Prämolaren von Ober- und Unterkiefer sowie die Incisiven des Oberkiefers aussagekräftig. Die Schmelzfalten der Prämolaren gelten beim Schneehasen als stärker gefaltet als
Schicht
Anzahl
Anteil
Quelle
Bois-Ragot 5 Brillenhöhle IV-VII Gazel Rislisberghöhle I-III Kesslerloch
15491 944 8460 1278 15597
86,0% 14,3% 50,5% 19,9% 43,6%
Cochard 2005, 319 Boessneck and von den Driesch 1973 Fontana 1999, 180 Stampfli 1983, 39
32
beim Feldhasen. Am Vergleichsmaterial der osteologischen Sammlung der Archäozoologie in Tübingen konnte dieser Unterschied bestätigt werden. Im Material des Kesslerlochs konnte bei der Materialaufnahme nach diesem Kriterium kein einziger Prämolar dem Feldhasen zugewiesen werden. Die buccale Rille der Oberkiefer-Incisiven ist beim Schneehasen ausserdem immer mit Zahnzement gefüllt, beim Feldhasen in der Regel nicht. Auch nach diesem Kriterium war kein Feldhase im Material bestimmbar. Eindeutig und metrisch zu untermauern sollte laut Literatur die Unterscheidung der beiden Hasenarten an den Incisiven sein. Die Tiefen/Breiten-Masse fanden bereits bei anderen pleistozänen Faunenauswertungen erfolgreiche Anwendung (z.B. Brillenhöhle: Boessneck und von den Driesch 1973; Rislisberghöhle: Stampfli 1983). Beim Schneehasen sind die Incisiven im Verhältnis zur Breite etwas tiefer als beim Feldhasen und nähern sich einem quadratischen Querschnitt an (Koby 1959). Abb. 8.2 plottet die Verteilung der Oberkiefer-Incisiven des Fundmaterials mit bucco-lingualer Tiefe und mesiodistaler Breite. Im Vergleich dazu sind die in der Vergleichssammlung der Archäozoologie Tübingens zur Verfügung stehenden Stücke von Feld- und Schneehasen dargestellt. Als Vergleichsstücke von Lepus timidus standen leider nur zwei Stücke zur Verfügung. Beide stammen von der Unterart Lepus timidus arcticus aus Kanada. Bei dem arktischen Schneehasen scheint sich das Verhältnis von Breite zu Tiefe (= Steigung der Regressionsgeraden) noch stärker dem Wert 1 anzunähern als bei den Hasen des Kesslerlochs. Es ist aber gut zu sehen, dass die Incisiven des Feldhasen entlang einer viel flacher ansteigenden Regressionsgeraden liegen, d.h. die Zähne sind weniger tief als die der Hasen des Kesslerlochs. In Übereinstimmung mit den Befunden Heschelers und Studers ist festzustellen, dass die Hasenreste im Kesslerloch alle vom Schneehasen stammen. Sollten dennoch einzelne Skelettteile vom Feldhasen unerkannt im Material vorhanden sein, ist davon auszugehen, dass ihr Anteil verschwindend gering ist und statistische Aussagen nicht verfälscht werden.
8.2. Schneehase, Lepus timidus LINNAEUS 1758 Keine der bekannten Magdalénien-Stationen Südwestdeutschlands und der Schweiz hat so viele Reste vom Schneehasen geliefert wie das Kesslerloch. Dennoch kann der Schneehase im Magdalénien durchaus als übliche Jagdbeute gesehen werden. Gemessen an der Anzahl der Funde stellt der Schneehase in vielen Magdalénienstationen die zahlreichste Tierart. Die Tab. 8.1 enthält einige der Magdalénienstationen mit sehr grosser Lagomorphenkomponente im Faunenmaterial. Da leider selten Knochengewichte publiziert werden, konnten nur NISPs zusammengestellt werden.
8.2.1. Funde des Schneehasen im Kesslerloch Der Schneehase (Lepus timidus) ist mit 15'597 Funden die nach NISP häufigste Art im Fundmaterial des Kesslerlochs. 43,6% der bestimmten Funde stammen vom Schneehasen. Nach Knochengewicht liegt er mit 10,3% der bestimmten Funde noch vor dem Mammut auf dem dritten Rang. Der Schneehase ist in allen Schichten belegt. Während der Anteil der Funde von Schicht III nach Schicht II relativ konstant bleibt, steigt der Anteil am Knochengewicht von Schicht II nach Schicht I von ca. 9% auf 15% an. Die Grafik zur Repräsentanz der Skelettteile (Abb. 8.3) bildet im Wesentlichen die Grabungsmethoden ab. Genaueres zur Methode der Darstellungsart ist in Kap.11.2 zu finden. Die kleineren Skelettteile wie Carpalia, Patella und Sesambeine fehlen fast völlig. Auch die Phalangen und Metapodien sind in Abhängigkeit ihrer Grösse im Material repräsentiert. Da sowohl das Achsen- wie auch das Extremitätenskelett bis auf diese sehr kleine Fraktion vorhanden ist, müssen die Tiere vollständig zum Kesslerloch gebracht worden sein. Eine detaillierte Übersicht der Skelettteile, nach Grabungseinheit sortiert, findet sich im Anhang (B.1). Abb. 8.3: Repräsentanz der Skelettteile des Schneehasen im Material.
33
8.2.2. Der Schneehase als Nahrungsgrundlage
Abb. 8.4: Schema und absolute Fundzahl der Schnittspuren an Knochen vom Schneehasen. Funde, die ausser dem Skelettelement keine Information über die genaue Position der Schnittspuren tragen, sind mit einem Fragezeichen in der Grafik gekennzeichnet.
Schnittspuren sind an Funden des Schneehasen sehr selten. Nur 1,3% der Funde tragen Schnittspuren, womit diese weniger als halb so häufig sind wie beim Rentier. Bei so kleinen Tieren wie dem Hasen ist eine Zerlegung weder zum Transport noch zum Verzehr zwingend notwendig, weshalb dieser Umstand nicht verwunderlich ist. Die beobachteten Schnittspuren stammen zu einem grossen Teil vom Abtrennen der Gliedmassen, v.a. des Vorderlaufs (Abb. 8.4). Diese Schnittspuren verlaufen quer zur Knochenachse, nahe am Gelenk. Es liegen dabei stets mehrere Schnitte parallel dicht beieinander, was typisch für eine sägende Bewegung ist. Die singulären, in axialer Richtung verlaufenden Schnittspuren an einem Humerus könnten vom Entfleischen stammen. Von der Gesamtzahl von 196 Funden mit Schnittspuren sind nicht alle mit ihrer Position und Ausrichtung in der Datenbank aufgenommen worden. Dies liegt wie auch bei den Rentierfunden daran, dass ein Teil des Materials von anderen Bearbeitern aufgenommen wurde. Das Fragezeichen in Abb. 8.4 bedeutet dementsprechend, dass die Schnittspuren zwar diesem Skelettelement zugeordnet werden, aber keine genaue Position und Ausrichtung der Schnittspuren notiert wurde. Schnittspuren die in besonderer Weise die Nutzung des Fells belegen würden, gibt es kaum. Möglicherweise sind die Schnittspuren auf den Metapodien und Phalangen in diesem Zusammenhang zu sehen. Insgesamt entspricht das Muster der Schnittspuren sehr gut dem der Hasenfunde von Bois Ragot (Cochard 2005) und Gazel (Fontana 1999). Auch für Artefakte wurden Hasenknochen genutzt. Schabespuren an einigen Tibia-Schaftfragmenten zeigen, dass man die Knochen von anhaftenden Fleischresten säuberte. Bei einer Tibia sind die Gelenkenden abgeschnitten worden. Es muss darauf hingewiesen werden, dass Bearbeitungspuren im Zusammenhang mit der Artefaktherstellung nicht als Schnittspuren aufgenommen wurden, sondern in eine andere Kategorie fallen. Da solche Artefakte nur zufällige, bisher nicht erkannte Beimischungen von Artefakten zum Faunenmaterial waren, sind quantitative Aussagen über die Verwendung von Hasenknochen als Rohmaterial nicht möglich. 34
Obwohl der Schneehase, gemessen an der Zahl der Funde, die häufigste Tierart ist, kann daraus nicht zwangsläufig geschlossen werden, dass er das wichtigste Beutetier der KesslerlochBewohner war. Müller (2004) gibt an, dass die Fleischmenge eines einzelnen Pferdes das von 100 Hasen aufwiegt. Nach Müllers Ansicht muss es deshalb einen Nutzen neben dem Fleisch gegeben haben, der den Jagdaufwand für die Hasen rechtfertigte. Müllers These hat die Annahme zur Grundlage, dass die Schneehasen über das ganze Jahr hinweg bejagt wurden und deshalb nie eine grössere Fleischmenge auf einmal zur Verfügung stand. Eine Gruppe von ein bis zwei Dutzend Menschen mit Schneehasen zu ernähren erscheint in der Tat nur schwer vorstellbar. Sollte es aber möglich sein, grosse Mengen von Schneehasen in kurzer Zeit zu erbeuten, wäre eine zumindest zeitweise Ernährung auf Grundlage der Hasen möglich. Um zu überprüfen ob die Schneehasen am Kesslerloch alle aus einem begrenzten Zeitraum des Jahres stammen könnten, wurde versucht eine Methode zu entwickeln, die Aussagen hinsichtlich der Jahreszeit treffen kann. Zwar implizieren auch die Rentiere eine begrenzte jahreszeitliche Nutzung des Kesslerlochs, dieser Umstand sollte aber nicht einfach auf alle anderen Tierarten übertragen werden. Es wäre theoretisch denkbar, dass die Rentiere nur zu einer bestimmten Jahreszeit gejagt werden konnten, andere Arten aber das ganze Jahr. Ein Umstand, der die jahreszeitliche Auswertung der Hasenknochen zulässt, ist der schnelle Lebenszyklus der Tiere. Während des ersten Lebensjahres ändern sich innerhalb kurzer Zeit sehr viele Parameter, die zeitlich eingeordnet werden können. Die folgenden Ausführen sind als Modell zu verstehen. Da die alpine Unterart des Schneehasen, Lepus timidus varronis, den Schneehasen des Kesslerlochs geographisch am nächsten sind, werden sie als beste Vergleichspopulation angesehen. Inwieweit die spätglaziale Realität damit übereinstimmt, soll im Anschluss kurz diskutiert werden. Schneehasen sind mit etwa einem Jahr geschlechtsreif. Nach einer Tragezeit von 7-8 Wochen bringen sie ab April bis zu fünf Junge zur Welt. Habermehl (1985) spricht von zwei Würfen pro Jahr. Als Hauptsetzzeiten gibt er Mai/Juni und August an. Andere Quellen sprechen von einer ersten Setzzeit Mitte April bis Mitte Mai und einer zweiten im Juli/August. Das Grundschema ist jedoch stets das gleiche. Die Jungen sind schon nach wenigen Wochen völlig selbstständig und mit einem Alter von etwa 4-5 Monaten sind sie äusserlich nicht mehr von älteren Tieren zu unterscheiden. Selbst der moderne Jäger muss zur Altersdiagnose das «Stroh’sche Zeichen» heranziehen, den Epiphysenschluss am distalen Radius. Dieser ist mit etwa 9 Monaten vollständig geschlossen. Auch für die vorliegende Arbeit erwies sich der Epiphysenschluss als bestes Altersmerkmal. Wie der distale Radius, beginnt auch der proximale Humerus mit etwa 7 Monaten zu verwachsen. Mit etwa 9 Monaten ist der Epiphysenschluss vollständig abgeschlossen (Habermehl 1985; Walhovd 1965). Danach ist eine weitere Altersdifferenzierung kaum möglich.
Abb. 8.5: Schema des Epiphysenschlusses von distalem Radius und proximalem Humerus beim Schneehasen. Linkes Beispiel mit einer Geburt Anfang Mai, rechtes Beispiel Geburt Anfang August. Erklärungen siehe Text.
Zur Veranschaulichung der demographischen Entwicklung einer Schneehasenpopulation ist es am einfachsten, die Entwicklung eines Individuums über das Jahr zu verfolgen: Dabei soll zunächst von der Geburt eines Schneehasen Anfang Mai ausgegangen werden, in der Abb. 8.5 durch einen blauen Pfeil markiert. Dieser Hase würde zum ersten Wurf des laufenden Jahres gehören. Die Epiphysenfugen des proximalen Humerus und des distalen Radius sind für die folgenden sieben Monate offen (hellblaue Signatur in der Abbildung). Mit dem Eintritt in den achten Lebensmonat, im Beispiel Anfang Dezember, beginnen die Epiphysen langsam zu verwachsen (hellrote Signatur). Ende Januar ist der Hase vollständig ausgewachsen. Alle Epiphysen sind geschlossen (roter Pfeil). Bei einem Hasen der in der zweiten Setzzeit geboren wird, als Beispiel Anfang August, beginnt der Epiphysenschluss Ende Februar und ist Ende April abgeschlossen. Alle Individuen, die zwischen Anfang Mai (Abb. 8.5, links) und Anfang August (Abb. 8.5, rechts) geboren werden, beginnen den angesprochenen Epiphysenschluss zwischen Anfang Dezember und Ende Februar. Je nach Population und Witterung kann sich dieser Zeitraum evtl. um zwei bis drei Wochen nach vorne oder hinten verschieben. Es ergibt sich aber ein grundsätzliches Schema des Epiphysenschlusses von proximalem Humerus und distalem Radius. Bezogen auf eine Population sind von den frühestmöglichen Geburten Mitte April bis zum Beginn des ersten Epiphysenschlusses im Spätherbst sehr viele Jungtiere vorhanden. Bei keinem der Tiere dieser Population sollten in diesem Zeitraum die betrachteten Epiphysen im Verwachsen sein. Sie sind entweder offen oder geschlossen, weil die in der Population vorhandenen Tiere entweder aus dem laufenden Jahr stammen oder bereits völlig ausgewachsen sind. Im Frühjahr dagegen, etwa der Zeitraum Anfang/Mitte März bis zur Geburt der ersten Jungtiere Mitte April, gibt es keine Tiere mit
offenen Epiphysen. Die Population hat dann das im Jahresverlauf höchste Durchschnittsalter erreicht. Im Zwischenzeitraum sind alle drei Verwachsungsstadien präsent. Die folgende Auflistung fasst das Schema für den Epiphysenschluss am proximalen Humerus und distalen Radius nochmals zusammen: 1. Mitte April bis Mitte November: nur offene oder geschlossene Epiphysen, keine Zwischenstadien. 2. Mitte November bis Mitte März: alle drei Stadien des Epiphysenschlusses. 3. Mitte März bis Mitte April: keine offenen Epiphysen. Zwischen den drei Altersstadien der Population existieren selbstverständlich keine scharfen Grenzen. Die Setzzeit beginnt im April langsam mit wenigen Tieren und erreicht einige Wochen später ihren Höhepunkt. Ebenso verhält es sich mit dem letzten Wurf des Jahres, der noch in den ersten Septemberwochen stattfinden kann. Je später jedoch die Tiere im Jahr geboren werden, desto jünger sind sie bei Wintereinbruch. Dementsprechend sind die Verluste unter den spät im Jahr geborenen Tieren höher. Auch archäologisches Fundmaterial kann anhand des aufgezeigten Schemas einer der drei jahreszeitlichen Kategorien zugeordnet werden. Dafür muss gewährleistet sein, dass eine menschliche Selektion einer Altersklasse ausgeschlossen werden kann. Dies betrifft besonders die Jungtiere, da nur diese für die Zuordnung einer Kategorie relevant sind. Da die Jungtiere äusserlich bereits mit 4-5 Monaten nicht mehr von adulten Tieren zu unterscheiden sind, ist eine intentionelle Selektion durch den Menschen nicht möglich. Eine unbewusste Selektion durch die Jagdmethode kann ebenfalls ausgeschlossen werden. Die menschliche Jagd wirkt in Bezug auf die selektierten Altersklassen ähnlich wie Raubtiere dies tun. Jungtiere fallen diesen häufiger zum Opfer, da die Jungtiere 35
unerfahrener sind. Auch die Jagd mit Fallen selektiert nicht gegen Jungtiere, wie anhand von Jagdstatistiken über schottische Schneehasen festzustellen ist (Hewson 1965, 1976). Es bleibt festzuhalten, dass Jungtiere, sollten sie in einer Population zum Zeitpunkt der Jagd vorhanden sein, auch Teil der Jagdstrecke sein müssen. Mit diesem Hintergrund kann auf die Ausgangsfrage zurückgekommen werden, ob sich die Schneehasen im Kesslerloch-Material einer bestimmten Jahreszeit zuordnen lassen. Tab. 8.2 zeigt die zwei relevanten Skelettelemente mit den beobachteten Stadien des Epiphysenschlusses. Mit einem Verhältnis von 1:12 bzw. 1:14 weisen die offenen Epiphysen auf einen sehr geringen Junghasenanteil hin. Bei Jagdstrecken schottischer Schneehasen (Hewson 1976) lag der Median der Junghasenanteile zwischen Juni und Dezember im Verlauf von 13 Jahren bei 39,2%, was einem Verhältnis von etwa 1:2,5 entspricht. Obwohl aus der restlichen Zeit des Jahres keine Vergleichsdaten existieren, scheinen Sommer und Herbst ausgeschlossen werden zu können. Die Zahlen passen dagegen sehr gut zu einer Einstufung in das Frühjahr, vor Beginn der Setzzeit. Das extreme Übergewicht erwachsener Tiere wurde auch bei anderen Fundstellen mit hohen Schneehasen-Anteilen festgestellt. Wie mir David Cochard mitteilte, konnte er in der Fundstelle Bois-Ragot weniger als 1% der Schneehasenfunde Jungtieren zuordnen, 5% wurden als subadult eingestuft. Ähnlich verhält es sich mit dem südfranzösischen Fundplatz Gazel. Laut Fontana (2003, 107) stammen alle dort gefundenen Stücke von subadulten oder adulten Tieren. Beide Fundplätze sind modern gegraben, eine grabungtechnische Selektion kann ausgeschlossen werden. Fontana erwägt für Gazel aufgrund der jahreszeitlichen Einordnung der anderen Tierreste eine Belegung zwischen Spätherbst und spätem Frühjahr (Anfang Oktober bis Ende Mai). Das Altersspektrum der Schneehasen würde dem nicht widersprechen. Die Einstufung der Schneehasen des Kesslerlochs ins beginnende Frühjahr passt sehr gut zu den jahreszeitlichen Signalen der Rentiere. Eine intensive Hasenjagd hat also nicht das ganze Jahr im Umfeld des Kesslerlochs stattgefunden. In Übereinstimmung mit den Fundplätzen Bois-Ragot und Gazel scheint es möglich, dass nur im Frühjahr die Möglichkeit bestand, sehr grosse Mengen von Schneehasen in kurzer Zeit zu erlegen. Die Gruppe auf dieser Basis zu ernähren, wäre möglich gewesen. In diesem Zusammenhang soll noch der bekannte Pionier der Urgeschichtsforschung, Hugo Obermaier, zitiert werden, der vor fast 70 Jahren ebenfalls über die Schneehasen im Kesslerloch sinnierte: «Den Jagdrekord schlugen die Urzeitjäger mit dem Schneehasen, einem munteren, sehr wenig scheuen Geschöpf, das auch in der heutigen Arktis in Unmassen auftritt. In Nordgrönland stiess Sverdrup allenthalben auf Schneehasen, so dass er schreibt: „An vielen Stellen war der Schnee von den Tieren zu richtigen Wegen festgetreten, und auf ihren Weideplätzen an der flachen Küste war alles weit und breit von ihnen zerkratzt und zerscharrt. Wohin wir blickten, sahen wir Hasen. Der einzige Fehler war, dass sie so schwer zu tragen und so fett waren; es schwamm ein halber Zoll Fett auf der Suppe die wir allabendlich assen.“ Auch das Gelände am Bodensee muss, wenn wir die blossen Ziffern sprechen lassen, 36
offen
im Verwachsen
geschlossen
Humerus proximal
27
69
332
Radius distal
20
9
287
Tab. 8.2: Epiphysenschluss am proximalen Humerus und distalen Radius im Fundmaterial.
von diesem Tier geradezu überschwemmt gewesen sein. Da es leicht ist, sich ihm zu nähern, dürfte man es, auf kurze Entfernung, hauptsächlich mittels Schleuderknüppel (Wurfhölzer) getötet haben. Auch an die Anwendung von Schlingen ist zu denken» (Obermaier 1939, 126). Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass grosse Schneehasen-Jagdstrecken keine kalkulierbaren Nahrungsquellen waren, wie es beim Rentier angenommen wird. Während Rentiere jährlich sehr ähnliche Wanderungsrouten zurücklegen und dabei mit einigen Kilometern Abweichung stets zur selben Zeit in ein Gebiet kommen, sind Schneehasenpopulationen grossen Schwankungen unterworfen. Es scheint mehrjährige Zyklen zu geben, in denen sehr grosse Zahlen von Tieren auftreten. Hewson (1976, 406) kann an einer Population schottischer Schneehasen einen zehnjährigen Zyklus feststellen, wie er auch von amerikanischen Schneeschuh-Hasen (Lepus americanus) bekannt ist. Ein weiteres Zitat von Otto Sverdrup, der zwischen 1898 und 1902 mit Fridtjof Nansen die Arktis erforschte, soll dies illustrieren. Ein Jahr nachdem Sverdrup, wie von Obermaier zitiert, Schneehasen im Überfluss beobachtet hatte, wollte er, um die Vorräte aufzustocken, wieder an gleicher Stelle jagen gehen. Doch seine Hoffnung wurde enttäuscht: «So mussten wir denn jedenfalls Hasen finden; denn als wir voriges Jahr in den Fjord hineingeguckt hatten, hatten wir sie herdenweise gesehen. Aber nein! Kein einziger Hase war zu sehen, Gott mag wissen, wo sie geblieben waren!» (Sverdrup 1903, 4). Die Frühjahrsjagd ist auch deshalb sehr schlüssig, weil sich die Tiere zur Paarungszeit auf offenen Flächen zu grossen Gruppen zusammenschliessen. Prinzipiell sollte es dabei einfach sein eine grössere Anzahl der Schneehasen zu erlegen. Bei der schon mehrfach zitierten Studie schottischer Schneehasen, wurden bei Zählungen in gleichbleibenden Zeitabständen die höchsten Zahlen ebenfalls stets im Februar und März gezählt (Hewson 1976, 400), was mit dem genannten Verhalten während der Paarungszeit zusammenhängen dürfte. Über mögliche Nachweise der Jagdmethode für Niederwild wurde schon viel diskutiert (Lupo und Schmitt 2002; Eastham 2005), überzeugende Ergebnisse aber gibt es kaum. Von Vermutungen dieser Art wird deshalb Abstand genommen.
8.3. Biber, Castor fiber LINNAEUS 1758
8.5. Ziesel, Spermophilus major PALLAS 1778
Vom Biber sind nur zwei einzelne Oberkieferzähne gefunden worden, ein Prämolar und ein Molar der linken Seite. Der Prämolar stammt aus Schicht IIc der Heierli-Grabung. Färbung und Erhaltung dieses Stücks passen sehr gut zu anderen Funden derselben Grabungseinheit. Nachdem nun aber ein Rehknochen aus dieser Schicht in die Jüngere Dryas datiert wurde, scheint es kleinere Störungen zu geben. Bis eine direkte Datierung des Stücks Klärung verschafft, ist unsicher, ob der Biber tatsächlich schon während der Hauptbesiedlungsphase in der Ältesten Dryas am Kesslerloch vorkam. Der Oberkiefermolar ist ohne stratigraphischen Fundkontext und stammt aus dem von Studer nicht bestimmten Material der Grabung Nüesch. Studer (1904, 86) beschreibt aber einen Humerus, der Feuereinwirkung gezeigt haben soll. Dieser Humerus konnte bei der Neubearbeitung nicht wieder aufgefunden werden.
Das Ziesel ist der einzige kleine Nager, der im Kesslerloch eine gewisse Bedeutung besitzt, mit 16 Funden ist es aber dennoch recht selten. Drei weitere Funde befinden sich in der Ausstellung des Museums zu Allerheiligen. Im Gegensatz zu einigen wenigen Resten anderer Nager, wahrscheinlich Mus sp. und Microtus sp. kommt das Ziesel auch in stratigraphischem Kontext der Heierli-Grabung vor. Alle bisherigen Bearbeiter bezeichneten das Ziesel als Spermophilus rufescens, nach heutiger Taxonomie wäre dies Spermophilus major. An anderen pleistozänen Fundstellen wurden identische Funde als Citellus superciliosus bestimmt (z. B. Boessneck und von den Driesch 1973). Prinzipiell handelt es sich stets um eine sehr grosse Zieselart, bei der Uneinigkeit herrscht, ob sich die pleistozäne Art von der heute in den Steppen Asiens beheimateten Art Spermophilus major unterscheidet. An Skelettteilen des Ziesels sind aussschliesslich Femora und Tibien vorhanden. Eine erhaltungsbedingte Selektion ist unwahrscheinlich aber möglich. Humerus und Radius sind zwar in Form und Struktur prinzipiell gleich erhaltungs- und auffindungswahrscheinlich wie Femur und Tibia, bei einer so kleinen Anzahl von Funden (5 Femora und 11 Tibien) kann es sich aber noch um Zufall handeln. Eine menschliche Selektion wäre ebenfalls denkbar, da der Hinterlauf bei den Hörnchen (Sciuridae) das meiste Fleisch trägt. Möglicherweise war es nur dieser Teil wert, zum Lagerplatz gebracht zu werden. Das Ziesel ist der Grösse nach im Grenzbereich dessen, was für den Menschen zum Nahrungserwerb noch sinnvoll erscheint. Das Erlegen eines Ziesels muss man sich dabei wahrscheinlich eher als zufällige Begegnung vorstellen, die für das Ziesel wenig glücklich endete. Ein aktives Nachstellen macht aus Gründen der EnergieEffizienz eigentlich keinen Sinn. Eine eindeutige Entscheidung für oder gegen einen menschlichen Eintrag kann nicht getroffen werden. Ziesel sind auch die Beutetiere vieler anderer im Kesslerloch nachgewiesener Spezies. Schnittspuren, die eine Nutzung durch den Menschen belegen würden, gibt es keine. Bissspuren, die den Eintrag durch Carnivoren konstatieren würden, aber ebenfalls nicht. Messbar waren nur einige der Tibien (Tab. 8.3). Eine Liste aller Zieselfunde mit Grabungseinheit findet sich im Anhang (Tab. B.2).
8.4. Murmeltier, Marmota marmota LINNAEUS 1758 Aus der Grabung Merk stammt ein Radius, aus Nüeschs Grabung eine Tibia, eine Ulna und zwei Incisiven vom Murmeltier (Marmota marmota). An einem der Incisiven konnten Bullinger und Müller (2003) Schnittspuren feststellen. Derart modifizierte Incisiven konnten sie auch an weiteren Fundplätzen nachweisen. Im Museum zu Allerheiligen sind noch vier weitere Incisiven in einer Vitrine ausgestellt. Mindestens einer davon stammt aus der Grabung von Nüesch, wie die Beschriftung erkennen lässt. Zwei der Incisiven stammen wahrscheinlich aus der Grabung Heierlis, der diese aus dem «Schutt» der vorhergehenden Grabungen auslesen konnte. Es existieren demnach keine Funde aus bekanntem stratifiziertem Kontext. Sowohl die Ulna, als auch Radius und Tibia stammen von nicht ausgewachsenen Tieren. Bei der Ulna ist die proximale Epiphysenfuge noch gut sichtbar, bei der Tibia ist die proximale Epiphyse noch offen. Der Radius aus der Grabung Merk und die Ulna aus Nüeschs Grabung gehören zum selben Individuum. Beide sind distal an der gleichen Stelle gebrochen und passen am proximalen Gelenk so aneinander wie es nur innerhalb eines Individuums möglich ist. Obwohl die Stücke messbar waren, sollten die Messwerte nur als Grössenorientierung verstanden werden, da die proximalen Epiphysenfugen noch sichtbar sind. Der Radius hat proximal einen Durchmesser von 10,6mm (grösste Breite proximal) bzw. 6,8mm (kleinste Tiefe proximal). Die Ulna misst 12,3mm (Tiefe über Pr.anconeus) und 10,4mm (grösste Breite über Pr.coronoideus).
Skelettteil
Fundkontext
Bp
Tibia sin. Tibia sin. Tibia dex. Tibia sin. Tibia sin.
Heierli IIn Heierli II Heierli II Heierli IIIBc Heierli
*63 *62 *68
GL
Bd
Td
*421 430 *422 *440
42 53 55
50 45 48 44 43
50
Tabelle 8.3: Masse von Spermophilus major im Kesslerloch-Material. Bei den Massen mit einem * ist die proximale Epiphyse offen.
37
9. Rüsseltiere und Unpaarhufer Proboscidae und Perissodactyla 9.1. Mammut, Mammuthus primigenius BLUMENBACH 1799 Das Mammut ist sicher das bekannteste aller Eiszeittiere. In Mitteleuropa starb es wahrscheinlich bereits im Verlauf des Magdaléniens aus. In der ersten Publikation zu den Faunenresten des Kesslerlochs teilte Rütimeyer die von ihm im Kesslerloch nachgewiesenen Tierarten in Kategorien ein. Er stellte das Mammut dabei nicht zu den ausgestorbenen Tierarten, sondern schuf noch eine sehr amüsante Steigerung: «Noch ausgestorbener [... sind] das Mammuth und das sogenannte sibirische Nashorn [...]» (Rütimeyer, 1875a, 129). Funde im Permafrost Sibiriens haben gezeigt, dass das Mammut dort noch lange in das Holozän hinein überlebte und auf Wrangel Island sogar erst um 2000 BC ausstarb (Stuart et al. 2002). Durch die hervorragende Erhaltung von Mammutkadavern in den gefrorenen Böden Sibiriens hat man heute eine sehr gute Kenntnis der Physiologie dieser Tiere. Über die Ethologie des Mammuts ist wesentlich weniger bekannt. In mehreren Arbeiten wurde bereits versucht, das Verhalten über Analogien zu Elefanten und arktischen Grosssäugern zu erschliessen (z.B. Haynes, 1991; Maschenko 2002). Ein Teil der Erkenntnisse soll auch hier einfliessen. Koenigswald und Hahn (1981, 96) schreiben, das Mammut käme nur in kleinen Zahlen im Kesslerloch vor. Das ist sicher richtig, betrachtet man allein die Anzahl von 214 Funden. Gemessen am Knochengewicht nimmt das Mammut jedoch eine durchaus bedeutende Stellung ein. Mit 15,2kg nimmt es die vierte Position nach Rentier, Pferd und Schneehase ein und stellt 5,6% des gesamten Knochengewichts, bzw. 6,2% des bestimmten Anteils. Einen relativ hohen Anteil der Mammutfunde stellen, wie beim Wollnashorn, Knochen von Jungtieren. Es war zunächst nicht klar, ob sie eine bevorzugte Jagdbeute darstellten oder ob die erwachsenen Tiere durch taphonomische Prozesse unterrepräsentiert sind. Das grosse Gewicht der Knochen macht es wahrscheinlich, dass diese nicht immer zum Lager transportiert wurden. Einige Knochen gelangten dennoch in die Höhle, wofür es einen Grund gegeben haben muss. Bei den Jungtieren kann man wie bei anderen Tieren mittlerer Grösse annehmen, dass der Transport «am Stück» einfacher ist, als der Transport einzelner Fleischstücke.
9.1.1. Mammutknochen als Rohmaterial Bei vielen Tierarten war der Knochen durchaus kein «Abfall“. Zwar wurde Knochen kaum als Brennmaterial benutzt, es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Mammutknochen als Rohmaterial zur Werkzeugherstellung genutzt wurde. So weisen einige Mammutknochen Schlagspuren auf, wie sie normalerweise nur an Silex auftreten. Einige Stücke können als regelrechte «Abschläge» bezeichnet werden (Abb. 9.1). Von
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Abb. 9.1: Dorsalansicht eines Abschlags aus einem Mammutknochen. Beide Enden sind ausserdem ausgesplittert, was eine meisselartige Verwendung impliziert.
den Mammutrippen sind einige an beiden Enden ausgesplittert, was an eine meisselartige Verwendung denken lässt. Da diese Arbeit aber nicht das Ziel hat, technologische Aspekte zu behandeln, soll hier nicht weiter ins Detail gegangen werden. Für die Fundplatzgenese ist lediglich der Umstand zu bemerken, dass die Schlagspuren nicht mit der Markgewinnung in Zusammenhang stehen müssen und Mammutknochen auch als Rohmaterial in die Höhle eingetragen worden sein könnten. Dies gilt selbstverständlich nur für Knochen ausgewachsener Tiere. Die Knochen von sehr jungen Tieren sind nicht zur Herstellung von Artefakten geeignet. Ob auch Zähne als Rohmaterial genutzt wurden, ist nicht bekannt. Für den Fund zweier vollständiger Molaren eines erwachsenen Tieres scheint dies die einzig plausible Erklärung zu sein. Die Zähne sollen bei der Bergung noch von Teilen des Kiefers umgeben gewesen sein (Nüesch 1899, 144). Heute sind nur noch die isolierten Zähne vorhanden. Jeder dieser Zähne wiegt fast 2kg. Zusammen mit dem Kieferknochen hätten diese Stücke einen recht hohen Transportaufwand erfordert, ohne dass grössere Fleischmengen dies rechtfertigen würden. Nüesch berichtet, die Zähne hätten am Südeingang gelegen und vermutet einen Zusammenhang mit der bereits erwähnten Feuerstelle (Kap. 5.1). Da Zähne im Gegensatz zu Knochen kaum Fett enthalten, ist ihr Brennwert auf das Kollagen beschränkt und demnach recht gering. Auch zeigt nicht eine einzige Zahnlamelle Spuren von Feuereinwirkung. Ähnliche Fragen ergeben sich auch für die Zähne des Wollnashorns (Coelodonta antiquitatis), die regelmässig in Höhlensedimenten angetroffen werden. Entgegen der Ansicht Merks ist das Mammut in allen Fundschichten vertreten. Merk soll einen vollständigen Stosszahn von 1,35m Länge und 19kg Gewicht gefunden haben. Da er aber sehr stark verwittert war, zerfiel er bei der Bergung in mehrere Teile. Im Besitz der Sammlung des Instituts für Urund Frühgeschichte in Tübingen befindet sich ein Stosszahnfragment aus der Sammlung Seyler. Merks Beschreibung passt sehr gut auf die Beschaffenheit und die Dimensionen dieses Stücks. Es könnte zu dem von Merk beschriebenen Stosszahn gehört haben, ansonsten sind so grosse Stosszahnfragmente nicht bekannt.
Abb. 9.2: Auswahl von Knochen sehr junger Mammuts (Mammuthus primigenius). Von links nach rechts: Humerus, Ulna, Femur, Tibia, Fibula.
Hescheler (1907, 136) und Studer (1904, 87) bemerkten, dass die Mammutfunde im Schuttkegel am Südeingang verhältnismässig zahlreich waren. Für die Grabung Nüeschs ist dies nicht mehr nachvollziehbar. Nüesch grub zwar hauptsächlich am Südeingang und seine Grabung lieferte mit 106 Funden und 8,86kg sehr viele Mammutfunde. Ob allerdings der Schluss zulässig ist, dass die meisten dieser Funde vom Südeingang stammen, bleibt dahingestellt. Sicher ist, dass am Südeingang verbrannte Knochen von sehr grossen Tieren, wahrscheinlich vom Mammut, gefunden wurden. Diese einzige, anhand des Knochenmaterials nachvollziehbare Feuerstelle würde im Hinblick auf eine Häufung von Mammutknochen durchaus Sinn ergeben. So könnten die Mammutknochen dort zusammengetragen worden sein um sie als Brennmaterial zu nutzen. Für Heierlis Grabung ist die Sache etwas eindeutiger. Zwar wurden am Südeingang nicht mehr besonders fundreiche Schichten angetroffen, die Zahlen bestätigen aber Heschelers und Studers Eindruck, dass Funde vom Mammut hier gehäuft vorkommen. Lässt man die wahrscheinlich subrezenten Knochen der Ringelnatter einmal ausser Acht, liegen 179 Funde vom Südeingang vor. Nach dem Schneehasen (n=50) ist dabei das Mammut mit 25 Funden das nach NISP häufigste Tier. Mit einem Fundgewicht von 1,28kg stellt es den grössten Anteil der insgesamt 3,08kg aller Knochenfunde vom Südeingang.
9.1.2. Metrische Auswertung der Jungtiere Als von sehr jungen Tieren stammend wurden 15 Funde bestimmt (Abb. 9.2). Diese Knochen waren sehr spongiös und klein. Daneben existieren noch eine Anzahl Wirbel und lose Apophysen, die von subadulten Tieren stammen. Im Folgenden sollen die Knochen besonders junger Tiere näher diskutiert werden.
Für die Aussagekraft dieser Funde war wesentlich, ob sich die Tiere noch in einem fötalen Entwicklungsstadium befanden oder bereits geboren waren. Um Mammut-Föten in die Höhle bringen zu können, wäre es selbstverständlich notwendig gewesen die Kühe zu töten. Da ausgewachsene Mammuts sicherlich wesentlich wehrhafter waren als Jungtiere, macht die Altersansprache der Jungtiere einen grossen Unterschied in Bezug auf Jagdtechniken und Möglichkeiten der Magdalénien-Menschen. Auch differieren die Fleischmengen erheblich. Ein MammutFötus steht stellvertretend für ein ausgewachsenes Mammut, während ein Neugeborenes nur sich selbst repräsentiert. Mammut-Föten können ausserdem für die Ermittlung der Jahreszeit der Jagd herangezogen werden. Als Vergleichsmaterial dienen die von Maschenko (2002) publizierten Masse sibirischer Mammuts. Die anhand dieses Vergleichsmaterials geschätzten Alterseinstufungen sind nur als sehr grobe Annäherungen zu verstehen. Da die Vergleichsdaten einerseits relativ wenige sind, andererseits auch aus einem anderen geographischen Gebiet stammen und über eine gewisse Zeit streuen, ist die Unschärfe sehr gross. Von den Humeri stammen ein rechter und ein linker aus Schicht IIIBs. Sie stimmen in den Massen absolut überein. In der Tab. 9.3 wurde deshalb nur einer davon aufgeführt. Die Altersangaben sind aus Maschenko (2002) übernommen. Wie die Tabelle zeigt, ist ein grosser Teil der Mammut-Jungtiere noch in einem fötalen Entwicklungsstadium. Die Knochenstruktur und Grösse der nicht messbaren Knochen legt eine ähnliche Alterseinstufung nahe. Wie bereits ausgeführt, belegen diese Mammutknochen auch das Erlegen der trächtigen Muttertiere. So muss angenommen werden, dass das Mammut einen grösseren Anteil der Ernährung der Kesslerloch-Bewohner stellte, als es den Zahlen nach den Anschein hat. Die drei genauer einzugrenzenden Altersbestimmungen der Jungtiere sind sehr heterogen. In Bezug auf die jahreszeitliche 39
9.2. Wildpferd, Equus ferus BODDAERT 1785
Abb. 9.3: Metapodium vom Wildpferd, Equus ferus, das wahrscheinlich als Nadelkern diente. Ähnliche Stücke gibt es aus vielen Magdalénienfundplätzen, z.B. aus Solutré (Frankreich).
Skelettelement
Länge in mm1
Alter
dP3
56
Infant 4-5 Monate
Humerus
126
Fötus
Ulna
117
Fötus, letzte pränatale Phase
Femur
114
Fötus
Tibia
96
Fötus, Beginn des 2. Schwangerschaftsjahres
Tab. 9.1: Messbare Funde von Mammut-Jungtieren mit einer Alterseinschätzung. Wegen schlechter Erhaltung sind die Masse nur grob zu nehmen. 1Länge:
9.2.1. Zur Frage des «Hemionen» im Kesslerloch - eine jahreszeitliche Interpretation
bei Langknochen Diaphysenlänge, bei Zähnen mesiodistale Län-
ge.
Einordnung ist das Bild demnach ebenfalls nicht einheitlich. Über das Fortpflanzungsverhalten des Mammuts ist wenig bekannt. Analogien zu anderen kälteadaptierten Grosssäugern sowie einige wenige Funde im Permafrost Sibiriens legen nahe, dass die Kälber im Frühling geboren wurden. Maschenko spricht von April (Maschenko 2002, 77). Die gemessene Ulna (Tab. 9.3) würde demnach grob zu der anhand der Rentiere und Schneehasen ermittelten Jahreszeit passen. Ganz anders steht es mit dem dP3, der damit eher für den Spätsommer sprechen würde. Die Tibia wiederum scheint auf Herbst hinzudeuten. Aufgrund der wenigen Vergleichsdaten und der schlechten Messbarkeit können leider keine weitergehenden Interpretationen vorgenommen werden. Da wie bereits angesprochen die meisten Jahreszeitensignale für eine ausschliessliche Frühjahrsnutzung des Kesslerlochs sprechen, wäre eine Evaluation der Annahmen zum Fortpflanzungsverhalten des Mammuts wünschenswert. 40
Das Wildpferd (Equus ferus), ist mit 2180 Funden das dritthäufigste Tier nach NISP. Mit einem Gewicht von 65,7kg stellt das Wildpferd das zweithöchste Knochengewicht. Bei den Wildpferden des Kesslerlochs ist der Anteil der Zähne am Knochengewicht einzigartig. Die Zähne machen 32kg aus, nicht eingerechnet sind noch im Kiefer befindliche Stücke. Damit besteht das Knochengewicht der Pferde zu fast 50% aus Zähnen. Eine Interpretation dieses Umstands ist bislang nicht möglich. Da die Erhaltung bei den Rentieren keine besonders starke chemische Verwitterung erkennen lässt, kann dies auch bei den Pferden nicht zu einem so starken Übergewicht der Zähne geführt haben. Die Zähne zeigen auch keinerlei Modifikationen von menschlicher Hand, weshalb eine Verwendung als Rohmaterial ebenfalls unwahrscheinlich ist. Auch die Grabungstechnik ist schwer als Ursache denkbar. Bei der Grabung Heierlis entfallen 17,8kg der 35,0kg Pferdefunde auf die Zähne, also wie im Gesamtmaterial etwa 50%. Da er aber selbst kleinste Hasenknochen barg, ist es unwahrscheinlich, dass er die viel grösseren Knochen des Wildpferdes verwarf oder übersah. Knochen des Wildpferds wurden auch als Artefakt-Rohmaterial verwendet (Abb. 9.3). Dass dadurch ein hoher Anteil des postcranialen Skeletts verschwand, kann in Anlehnung an das Rentier nicht gefolgert werden. Bei einem grösseren Basislager, wie dem des Kesslerlochs, wäre anzunehmen, dass mehr Rohmaterial eingetragen als ausgetragen wird. Der Anteil des Wildpferds an den Schichten I-III beträgt gleichbleibend zwischen 20 und 25% nach Gewicht. Das Pferd scheint demnach über die gesamte Besiedlungszeit einen relativ konstanten Anteil an der Beute ausgemacht zu haben (siehe auch Anhang B.9).
Seit der ersten Auswertung der Fauna durch Rütimeyer wurde diskutiert, ob im Material des Kesslerlochs auch der pleistozäne europäische Halbesel, Equus hydruntinus, nachzuweisen sei. Die Bearbeiter sprachen vom «Hemionen“, d.h. dem asiatischen Halbesel (Equus hemionus). Ob und inwiefern sich diese beiden Arten voneinander unterscheiden, soll hier nicht weiter diskutiert werden. Fest steht, dass seit der ersten Ausgrabung im Kesslerloch Unsicherheit besteht, ob nicht eine zweite Equidenart im Material vorhanden ist. Diese Vermutung wurde vor allem wegen der Gravierungen eselartiger Equiden angestellt. Die Gravierungen zeigen alle einen Equiden mit Stehmähne. Das Gesicht sowie zum Teil auch der restliche Körper der Tiere ist mit relativ langen Haaren besetzt. Der Körperbau ist insgesamt eher gedrungen, die Beine kurz, aber schlank. Dass diese Eigenschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts v.a. mit eselartigen Equiden verbunden wurden, mag daran liegen, dass die Forschung noch in den Anfängen steckte. Das Przewalski-Pferd als letzte Wildpferdart wurde erst 1878 erstmals beschrieben, drei Jahre nach der ersten Publikation zu den Faunenresten des Kesslerlochs.
Eine andere Interpretation soll hier vorgeschlagen werden: Wie bereits bei den Schneehasen gezeigt wurde, ist das Kesslerloch im beginnenden Frühjahr als Lager genutzt worden. Wie noch gezeigt werden wird, bestätigen die Rentiere ebenfalls diesen Eindruck. Nun darf man annehmen, dass viele der einfacheren Gravierungen direkt vor Ort geschaffen wurden, da sie oft nur wie spontane Ritzzeichnungen wirken und auf sonst nicht bearbeiteten Gagatplättchen oder Knochenbruchstücken angebracht wurden. An anderen Fundstellen, wie z.B. dem Schweizersbild, wurden dafür Steinplatten verwendet. Diese Art von Kunst könnte man als «ad-hoc-Kunst» bezeichnen, im Gegensatz zu Verzierungen auf Gebrauchsgegenständen mit langer Lebensdauer. Dies betrifft z.B. eine Equidendarstellung auf einem Rippenfragment oder jene auf einer Abwurfstange vom Rentier. Bei diesen spontanen «ad-hocKunstwerken» gaben die Menschen das wieder, was sie unmittelbar sahen. Beim Kesslerloch waren dies unter anderem Pferde, die der Jahreszeit entsprechend noch das Winterfell trugen. Die Gegenüberstellung von Darstellungen aus dem Kesslerloch mit Fotos von Przewalski-Pferden im Winterfell macht den Zusammenhang gut deutlich (Abb. 9.4). Selbst kleine Details, wie die oberhalb der Crista facialis, radial zum Auge verlaufenden Blutgefässe, sind wiedergegeben. Diese Darstellungen bestätigen damit ebenfalls die jahreszeitliche Einordnung der Fundstelle. Es muss nochmals betont werden, dass für diese Einschätzung nur die einfachen Ritzzeichnungen herangezogen werden dürfen, nicht die tiefen Gravuren und die Verzierungen von Geräten mit langer Lebensdauer. Rütimeyer konnte in seiner Arbeit über die «Pferde der Quaternär-Epoche» (Rütimeyer 1875b) keine endgültige Entscheidung treffen ob es sich bei einigen Funden aus dem Kesslerloch um einen Halbesel handelt (Rütimeyer spricht vom «Hemion»). Er beschrieb einige Funde, die er für ungewöhnlich hielt, blieb eine konkrete Artzuweisung aber schuldig. Studer nahm einen Halbesel, in seiner Publikation als «Equus hemionus» bezeichnet, in die Artenliste auf. Auch im Schweizersbild hatte er Equus hemionus festgestellt, schloss dies nach seinen eigenen Angaben v.a. aus den Gravierungen auf einem Kalkplättchen (Studer 1904, 96). Stehlin und Graziosi (1935) diskutierten die Funde Studers aus beiden Fundstellen, kamen aber auch zu keinem sicheren Ergebnis. Equus hemionus wollten sie nicht ausschliessen. Die von Studer als Equus hemionus abgebildeten Funde (Abb. 9.5) fallen aber keineswegs aus dem Rahmen der Variabilität primitiver Pferde der Tübinger Vergleichssammlung. Das von Studer abgebildete Frag-
Abb. 9.4: Vorder- und Rückseite eines Gagatplättchens mit einer Equidenzeichnung (Rütimeyer 1875a). Im Vergleich dazu Przewalski-Pferde im Winterfell, aufgenommen im Zoo Hellabrunn.
Abb. 9.5: Die von Studer als Equus hemionus bestimmten Funde. Diese Bestimmung muss als hinfällig gelten.
Abb. 9.6: Von Hescheler als mögliche Hemionus-Funde gekennzeichnet. Das linke Zahnpaar gehört sicher zu einer Zahnreihe, bei den beiden Zähnen auf der rechten Seite ist die Zusammengehörigkeit wegen einiger Absplitterungen unsicher. Auch diese Zähne sind von Equus ferus.
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ment einer Mandibula, das aus Symphysenbereich und den Incisiven besteht, stammt von einem relativ alten Tier, wie der stark abradierte Zahnschmelz zeigt. Stehlin und Graziosi (1935) schätzten das Tier auf mindestens 15 Jahre. Dies erklärt auch die Tatsache, dass die Kunden sehr schwach ausgeprägt sind und kann keinesfalls als Beleg für einen Halbesel gelten. Auch Hescheler (1907, 106) schreibt, er könne nicht sicher entscheiden ob Equus hemionus im Material vorhanden sei. Er räumt ein, dass das Fehlen der Kunden an einigen I3 auf den starken Abkauungsgrad zurückzuführen sein könnte. In dem mir zur Auswertung vorliegenden Material waren auch vier Oberkieferzähne, die Hescheler in einer Fundtüte mit «Hemionus?» gekennzeichnet hatte (Abb. 9.6). Die Morphologie dieser Zähne spricht mit grosser Sicherheit für das Wildpferd, Equus ferus. Sowohl Proportionen wie auch Schmelzschlingen stimmen mit rezenten Vergleichsstücken überein. Der Nachweis einer zweiten Equidenart neben Equus ferus kann demnach für das Kesslerloch nicht verifiziert werden.
den. Einen direkten Hinweis auf die Art der Pferdejagd geben die Speerschleuder-Hakenenden. Sechs der Hakenenden sind als stilisierte Pferdeköpfe ausgearbeitet (Bandi et al. 1977, Katalog Nr.5a-5f), deren Mähne den eigentlichen Haken bildet.
9.2.4. Pathologien Auch Pathologien sind kaum aufgenommen worden. Ein dennoch interessanter Einzelfund ist eine Rippe mit einem verheilten Bruch (Abb. 9.7). Der Bruch war mit einer starken Dislokation verbunden, so dass der Knochen in einer unnatürlichen Stellung verwuchs. Die Rippe zeigt keine Anzeichen einer Entzündung. Das Tier muss den Bruch noch lange Zeit ohne grössere Beeinträchtigung überlebt haben.
9.2.2. Morphometrische Untersuchungen Für ihre Arbeit über die Morphometrie quartärer Pferde in Mitteleuropa wertete Cramer (2002) auch die Pferde des Kesslerlochs aus. Ihre Daten standen mir zur Verfügung und wurden durch einige weitere Funde ergänzt. Insgesamt konnten 217 Masse ausgewertet werden. Die Masse wurden zur Berechnung des VSIs in Bezug auf die mittelpleistozäne Standardpopulation Mosbach benutzt. Der Median des VSIs mit Standardabweichung beträgt 86,4±29 und liegt damit nur unwesentlich unter dem Wert, den Cramer berechnet hatte. Die Differenz ergibt sich aus der unterschiedlichen Anzahl ausgewerteter Masse. Der VSI der Kesslerloch-Pferde fällt sehr niedrig aus, da im Verlauf des Jungpleistozäns die caballinen Pferde Mitteleuropas immer kleiner wurden. Die Grössenreduktion wird mit klimatischen Faktoren in Verbindung gebracht, der Tiefpunkt ist zur Zeit des Würmmaximums erreicht. Wie Cramer (2002, 97) zeigen konnte, ist der Tiefpunkt der Grössenreduktion bei den Pferden des Kesslerlochs bereits überschritten. In der langsam wieder ansteigenden Körpergrösse kündigt sich der spätglaziale Interstadialkomplex an. Da die Anzahl messbarer Knochen in Schicht I und II sehr gering war, konnte eine nach Schichten differenzierte Auswertung des VSIs nicht vorgenommen werden. Detaillierte metrische Daten können dem Anhang entnommen werden (Anhang C.1).
9.2.3. Schlachtspuren Über Schlachtspuren können keine quantitativen Angaben gemacht werden, da diese der Fragestellung entsprechend nicht von Cramer aufgenommen wurden. Eine Sichtung ergab jedoch ähnliche Schemata wie beim Rentier. Sehr viele Knochen zeigen gute Impaktfrakturen, die von der Markgewinnung herrühren. Dass das Pferd durchaus eine wichtige Rolle im Leben der Kesslerloch-Bewohner einnahm, kann auch an der grossen Zahl von Equidendarstellungen abgelesen wer42
Abb. 9.7: Pferde-Rippe mit verheiltem Bruch.
9.3. Wollnashorn, Coelodonta antiquitatis BLUMENBACH 1799 Wie das Mammut ist dasWollnashorn eines der Tiere, das für den Laien am stärksten mit der Eiszeit in Verbindung gebracht wird. Am Kesslerloch ist das Wollnashorn mit 10 Funden belegt, die zusammen aber ein stolzes Gewicht von 1939 Gramm aufbringen (Anhang B.3). Dafür ist vor allem die Tatsache ausschlaggebend, dass ein fast vollständiger rechter Femur im Fundmaterial ist. Dieser allein wiegt bereits etwas mehr als ein Kilogramm. Schon Studer (1904) hatte diesen Femur abgebildet und beschrieben. Er soll in der Feuerstelle am Südeingang gelegen haben. Entgegen der Ansicht Nüeschs bin ich nicht der Meinung, dass dieser Knochen gebrannt ist. Die rötliche Färbung ist kein Hinweis auf Hitzeeinwirkung, sondern ist eher durch die Bodenlagerung entstanden. Bei der Neubearbeitung konnten weitere Teile angesetzt werden (Abb. 9.8). Der Knochen stammt von einem noch nicht ausgewachsenen Tier, die proximale Epiphyse ist noch offen. Auch ein Zahn aus Heierlis Schicht IIIAs stammt von einem Jungtier. Dieser P4 rechts hat noch eine offene Wurzel und zeigt keine Abrasion. Merk berichtet von einigen Schädelstücken (Merk 1875, 13), die bei der Neubearbeitung nicht mehr vorlagen. Von den beschriebenen drei Zähnen ist nur noch ein einziger auffindbar. Auch über den Verbleib des von Studer (1904, 88) erwähnten
Beckenfragments und eines Halswirbels ist nichts bekannt. Dagegen findet sich in der Ausstellung des Museums zu Allerheiligen ein fast vollständiger Unterkiefer (Abb. 9.9), der in der Literatur nirgends beschrieben ist. Der Beschriftung nach soll er aus dem Kesslerloch stammen. Diese Provenienz möchte ich aber anzweifeln. Selbst wenn der Unterkiefer erst in jüngerer Zeit zusammengesetzt worden sein sollte, wären die vielen Zähne bei Rütimeyer, Studer oder Hescheler sicher nicht unerwähnt geblieben. Deshalb, aber auch weil er in der Ausstellung fest installiert war, wurde er nicht aufgenommen. Eine Datierung könnte unter Umständen zumindest falsifizieren, dass der Fund aus dem Kesslerloch stammt. Ist der Fund aber aus einer der vielen anderen Magdalénien-Stationen des Fulachtals, würde die Datierung die Zugehörigkeit zum Kesslerloch nicht ausschliessen können. Festzustellen bleibt, dass das Wollnashorn im Kesslerloch etwas stärker repräsentiert sein sollte, als dies anhand der vorgelegten Zahlen den Anschein hat. Einige Funde sind nicht mehr auffindbar und wahrscheinlich in den Museen und Privatsammlungen Europas verstreut. Im Zuge ihrer Arbeit über das Aussterben des Mammuts datierten Stuart et al. (2002) auch eine Phalange des Wollnashorns aus dem Kesslerloch. Die Phalange wurde auf 15660± 140 calBC datiert (Stuart, pers. Mitt.) und gehört damit zu den ältesten Datierungen, die vom Kesslerloch vorliegen. Es passt dies zu der Beobachtung, dass in den drei Schichten Heierlis nur die zuunterst gelegene Schicht III Reste des Wollnashorns erbrachte. Auch nach Ansicht Rütimeyers sind die Nashornknochen tendenziell aus den tieferen Bereichen der Stratigraphie und gehören damit in die ältere Phase der Begehung (Rütimeyer 1875a, 129). Ob dies tatsächlich zutrifft und was die Gründe dafür sein könnten, ist im Zuge dieser Arbeit nicht zu ermitteln gewesen. Ob das Wollnashorn in späterer Zeit nicht mehr gejagt wurde oder ob es zu dieser Zeit im Umfeld des Kesslerlochs schon nicht mehr vorkam, bleibt ungeklärt, da der stratigraphische Kontext der meisten Nashorn-Funde des Kesslerlochs nicht bekannt ist. Nur grössere Datierungsserien an Funden des Kesslerlochs, Südwestdeutschlands und der Nordschweiz könnten darüber Aufschluss geben. Messbar waren allein die datierte Phalange und eine distale Tibia (Tab. 9.2).
Abb. 9.8: Femur vom Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis) aus der Grabung Nüeschs. Links die Abb. von 1904, rechts der heutige Zustand mit dem neu ergänzten proximalen Teil des Schaftes.
Abb. 9.9: Nashorn-Unterkiefer in der Ausstellung des Museums zu Allerheiligen, Schaffhausen. Der Beschriftung nach soll er aus dem Kesslerloch stammen.
Skelettteil
Mass
Tibia distal rechts
Breite distal Tiefe distal
Phalanx 2 anterior
grösste Breite Breite prox. Gelenkfläche Tiefe prox. Gelenkfläche Breite dist. Gelenkfläche Tiefe dist. Gelenkfläche axiale Länge
mm 101,5 73,0 60,7 53,0 24,5 56,7 19,4 27,8
Tab. 9.2: Messbare Nashorn-Funde.
43
10. Raubtiere - Carnivora 10.1. Wolf, Canis lupus LINNAEUS 1758 und Haushund, CANIS Funde vom Wolf sind im Kesslerloch relativ zahlreich. Insgesamt wurden 232 Funde alsWolf bestimmt (Anhang B.4). Keine andere der südwestdeutsch-schweizerischen Magdalénien-Stationen lieferte so viele gut erhaltene Reste. Bei der Neubearbeitung wurden neben den bereits in der Literatur beschriebenen Funden noch einige weitere Knochen und Zähne vom Wolf gefunden, die bislang unerkannt dem Faunenmaterial beigemischt waren. Um die Vollständigkeit des Materials exemplarisch zu überprüfen wurde versucht, Funde in der Neubearbeitung direkt mit den in der Literatur beschriebenen Funden zu korrelieren. Da vom Wolf eine überschaubare Anzahl von Funden vorliegt, war dieses Vorgehen möglich. Das Resultat ist im Anhang tabellarisch aufgeführt (Tab. D.2). Wie die Tabelle zeigt, fehlen nur wenige Funde. Dies bestärkt die Annahme, dass das Fundmaterial weitgehend vollständig vorliegt und keine grösseren Anteile in anderen Sammlungen verstreut sind. Angesichts der inzwischen für das Spätglazial nachgewiesenen Domestikation des Wolfes, waren die Caniden zu Beginn der Neubearbeitung von wesentlichem Interesse. Die Domestikation eines Wildtieres ist ein komplexer Vorgang, dessen Mechanismen und Konsequenzen in dieser Arbeit nicht ausführlich dargelegt werden können. Einige Grundüberlegungen sind jedoch für das Verständnis der folgenden Ausführungen notwendig: Die Kontrolle des Menschen über Nahrung und Fortpflanzung der Tiere und die damit einhergehende genetische Isolation von der Wildpopulation ist das initiale Stadium der Domestikation. Im Falle des Wolfes, wie auch bei einer Reihe anderer Tiere, führen veränderte Selektionsmechanismen bei der Fortpflanzung zu einer Verringerung der Körpergrösse, die auch anhand von Knochenmassen quantifizierbar ist. Da diese Körpergrössenverringerung nicht auf alle Skelettelemente gleich wirkt, tritt eine relative Verkürzung des Schädels ein, der erst später die Verkleinerung der Zähne folgt. Zähne sind im evolutiven Sinne demnach etwas «träger». Der Domestikationsnachweis gelingt anhand der Zähne also erst dann, wenn die Tiere an anderen Skelettteilen schon stärkere Domestikationserscheinungen zeigen. Dennoch eignen sich die Zähne beim Wolf sehr gut für den Nachweis der Domestikation. Im Gegensatz zu anderen Skelettteilen ändern sich Länge und Breite der Zahnkrone im Laufe des Lebens eines Individuums nur unwesentlich (Pathologien ausgenommen), subadulte Tiere verfälschen das Bild also nicht. Auch Stress durch Nahrungsmangel und Krankheit wirken sich auf die Entwicklung der Zähne nicht so stark aus wie auf das restliche Skelett bzw. sind in derartigen Fällen leichter als pathologisch zu erkennen. Zähne besitzen ausserdem eine gute Erhaltungsfähigkeit und sind oft messbar, was die Datenbasis vergrössert und Vergleiche erleichtert. Dem vierten Prämolar des Oberkiefers (P4) und dem ersten Molar des Unterkiefers (M1) wird für die Frage nach Haushunden im Fundmaterial des Kesslerlochs des44
halb besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Zähne sind mit mehreren messbaren Stücken im Material vorhanden. Auch den früheren Bearbeitern der Kesslerloch-Faunenreste war bereits aufgefallen, dass es Reste des Haushundes im Material geben könnte. So hatte Rütimeyer (1875a) bei der ersten Bearbeitung der Faunenreste aus der Grabung Merk verschiedene Grössenklassen bei den Wölfen festgestellt. Ein Oberkieferstück und eine Tibia schienen ihm sehr klein vorzukommen und er schloss eine Zugehörigkeit zum Haushund nicht aus. Auch den Kojoten (Canis latrans) hielt er für möglich. In der tabellarischen Auflistung der Tierarten stellte er ein Fragezeichen hinter den Hund, hielt es aufgrund der wenigen Bissspuren am Knocheninventar aber für unwahrscheinlich, dass die Menschen des Magdalénien bereits Hunde hielten. Es gibt im Material zwar durchaus wenig Bissspuren, davon sind einige aber sehr aufschlussreich. Ein distaler Humerus eines Rentiers trägt Bissspuren, die nur von Canis sp. stammen können. Eine tiefe Kerbe in der dorsalen Seite der Trochlea humeri zeigt den typischen Querschnitt einer Bissspur, die durch die Sägebewegung der Kiefer entstanden ist. Das Stück lässt sich auf eine rezente Wolfs-Mandibula regelrecht «aufsetzen». Auf der caudalen Seite des Humerusfragments sind dann noch die Abdrücke der Oberkiefer-Prämolaren zu sehen (Abb. 10.1). Die fragliche Maxilla vom Haushund wurde wieder aufgefunden und vermessen. Die Zugehörigkeit zu einem Haushund kann bestätigt werden. Da nur wenige Standardmasse genommen werden konnten, wurden auch einige weitere Messstrecken definiert. Diese sind in Tab. 10.1 zu sehen. Auch morphologisch unterscheidet sich das Stück von den grösseren Wölfen des Fundmaterials. Wie Abb. 10.2 zeigt, ist der Protocon des P4 bei CANIS weiter distal gelegen. Obwohl die Zähne bei CANIS einen stärkeren Abrasionsgrad zeigen (Abb. 10.3) und das Tier deshalb tendenziell älter war als das der Wolfsmaxilla, sind die Zahnzwischenräume viel enger. Die distale Incisura zwischen Palatinum und Maxilla zieht bei CANIS ausserdem weniger weit nach mesial und endet bereits distal des M2. Bei Canis lupus erstreckt sich die Incisur bis etwa auf Höhe der Mitte von M2. Die Länge des P4 bei CANIS beträgt 21,0mm die Breite 12,0mm. Wie sich dies zur Grösse von Vergleichsstücken verhält ist Tab.10.1 zu entnehmen: Es ist klar zu sehen, dass sowohl zu rezenten Wölfen als auch zu anderen Funden des Kesslerlochs eine starke Grössendifferenz besteht. Auch der als Haushund gehandelte Fund aus der Kniegrotte (Musil 1974, 40) wurde mit seinen Massen in die Tabelle aufgenommen. Den Massen nach zu urteilen muss die Bestimmung Musils mit einem Fragezeichen versehen werden. Der Haushund aus dem Fundmaterial unterscheidet sich demnach sowohl in der Grösse als auch in der Morphologie deutlich von seinem wilden Vorfahren. Auch andere wilde Caniden mittlerer Grösse können morphologisch ausgeschlossen werden. Der Koyote ist noch etwas kleiner und zeigt eine grosse Ähnlichkeit zum Fuchs. Auch kann es sich bei dem Fund nicht um den seltenen Rothund (Cuon alpinus) handeln. Diese Art tritt immer wieder in pleistozänen Fauneninventaren auf, ist aber tendenziell eine Art der wärmeren Interglaziale und Interstadiale. Der M2 ist beim Rothund stark reduziert,
und ist nicht nur sehr klein, sondern besitzt nur noch einen Schmelzhöcker (Hillson 2005, 48). Der vorliegende Fund ist in seiner Form aber klar wolfsartig, mit den genannten Abweichungen. Der Rothund kann also ebenfalls ausgeschlossen werden. Da die CANIS-Maxilla vom Kesslerloch aus der Grabung Merks stammt, ist seine stratigraphische Herkunft nicht klar. Es erfolgte eine Datierung durch das Leibnitz-Labor in Kiel, die ein Alter von 12360±210 calBC (12225±45 14C-Jahre BP) ergab. Der Fund aus dem Kesslerloch ist damit einer der ältesten Nachweise des Haushunds und einer der wenigen Funde, die direkt datiert sind. Das Maxilla-Fragment ist ausserdem gut messbar (Tab. 10.1) und stammt im Gegensatz zu anderen frühen Haushundnachweisen von einem ausgewachsenen Individuum. Auch ein Unterkiefer-Caninus mit nur 11,9mm bzw. 7,9mm Durchmesser hebt sich durch seine geringe Grösse von den Wölfen im Fundmaterial ab (Anhang C.4). Studer verglich die Funde der Nüesch-Grabung mit rezenten Wölfen verschiedener Provenienz und befand, dass die Wölfe des Kesslerlochs alle in die Variationsbreite heutiger Wölfe fallen. Er wies darauf hin, dass die Kiefer der Tiere sehr gedrungen wirken, die Zähne sehr eng stehen. Studer begründete dies mit dem meist wohl noch jugendlichen Alter der Tiere (Studer 1904, 77). Diese Einschätzung kann ich teilen. Der Unterkiefer streckt sich auch nach dem Zahnwechsel noch geringfügig, weshalb die Kulissenstellung nicht prinzipiell für den Nachweis einer Domestikation dienen kann. Den Haushund konnte Studer nicht nachweisen. Hescheler erkannte im Material Reste des Haushunds, CANIS. Er stellte davon in den Ablagerungen des Südeingangs Fragmente von Ober- und Unterkiefer, drei Canini, einen Incisivus sowie ein Ulna-Fragment fest. Er diskutierte die Funde mit Herrn Prof. Dr. Th. Studer und sie kamen überein, dass die Stücke von einem rezenten Schäferhund stammen mussten (Hescheler 1907, 140). Ausschlaggebend war die Beobachtung, dass die Canini wie bei rezenten süddeutschen Schäferhunden künstlich abgefeilt worden waren, um die Schafe vor Verletzungen zu schützen. Dieselben HaushundFunde des Südeingangs sind nicht im Material aufgefunden worden. Möglicherweise wurden sie aufgrund der Ansprache als rezentes Material von Hescheler separiert. In Anbetracht der Datierungsergebnisse der Maxilla aus Merks Grabung wäre ein Auffinden der von Hescheler beschriebenen Funde wünschenswert. Neben dem Haushund-Oberkiefer sollen auch die anderen Wolfsfunde in Hinblick auf die Domestikation dieser Tierart diskutiert werden. Die Erhaltung im Kesslerloch ist so gut, dass viele der Funde vermessen werden konnten. Auch die anderen als Haushund publizierten Funde des Spätglazials sollen in die Diskussion einbezogen werden (siehe Tab. 10.2). Die zwei beinahe vollständigen Schädel aus Eliseevichi I sind die möglicherweise ältesten Nachweise des Haushunds. Der bei Sablin und Khlopachev (2002) abgebildete Schädel zeigt den für Haushunde typischen Knick im Profil des Frontale, was mit genannter Verkürzung des Schädels zusammenhängt. Auch die angegebenen Masse sprechen überzeugend für einen Haushund. Wie auch andere Funde aus Sibirien sind die Funde leider nicht direkt datiert, die Datierungen der Fund-
Abb. 10.1: Fragment eines Rentier-Humerus mit Bissspuren, die nur vom Wolf oder Hund stammen können.
Abb. 10.2: Wolf, Canis lupus (links) und Haushund, CANIS (rechts) aus dem Fundmaterial. Jeweils Maxilla rechts mit P4 bis M2.
Abb. 10.3: Wolf, Canis lupus (links) und Haushund, CANIS (rechts) aus dem Fundmaterial.
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A B
B1
B2 C D E F1 F2 G1 G2 H1 H2
Strecke vom Foramen infraorbitale zur Basis des Proc.temporalis des Zygomatikums Strecke vom Foramen palatinum majus zur Incisur an der distalen Verwachsungsnaht von Palatinum und Maxilla Foramen palatinum minor bis zur Incisur an der distalen Verwachsungsnaht von Palatinum und Maxilla Foramen palatinum majus Foramen palatinum minor P2, alveolare Länge P3, alveolare Länge P4, alveolare Länge P4, Länge P4, Breite M1, Länge M1, Breite M2, Länge M2, Breite
38,3 mm
23,9 mm
11,7 mm 10,7 mm 13,4 mm 15,3 mm 20,5 mm 21,0 mm 12,0 mm 14,6 mm 16,8 mm 11,0 mm 0,83 mm
stelle liegen aber im Bereich von 17000-12000 14C-Jahre BP. Aufgrund des unklaren Fundzusammenhangs wäre eine direkte Datierung in jedem Fall anzustreben. Der zweite Schädel aus Eliseevichi I soll unmittelbar aus der Fundschicht stammen. Er gehört aufgrund der Masse jedoch eher einemWolf und wurde von den Autoren leider nicht abgebildet, was Zweifel hätte ausräumen können. Es scheint jedoch durchaus schlüssig, dass bereits im frühen Epi-Gravettien/Magdalénien der Mensch in den Steppen Osteuropas den Hund als Jagdgefährten nutzte. Gerade bei Mammutjägern wäre der Hund auch nicht als Last empfunden worden, da Fleisch immer wieder in grossen Mengen zur Verfügung stand (Uerpmann 1996, 230). Gleiches gilt für die Funde aus Razbonichiya und Afontova Gora I. Die Fundstelle Razbonichiya ist auf 14850 14C-Jahre BP datiert. Nur der Fund von Bonn-Oberkassel ist bislang direkt datiert. Er lieferte ein Alter von 12440±260 calBC (12270±100 14CJahre BP (Housley et al. 1997, 29), und ist damit der älteste, sichere und direkt datierte Beleg für den Haushund. Inzwischen wurden drei weitere Datierungen vorgenommen, die die bisherige Datierung bestätigen. Es scheint ein vollständiger Hund bestattet worden zu sein, wie eine kürzliche Durchsicht des Fundmaterials nahelegt (Street 2002). Geographisch naheliegende Vergleichsinventare zum Kesslerloch sind die Fundstellen bei Engen (Deutschland). Der PeHerkunft
Länge P4 [mm] Breite P4 [mm] Bestimmung
Kesslerl. Kesslerl. Kesslerl. Kesslerl. Kesslerl. Kesslerl. Kniegrotte
21,0 26,5 26,0 25,8 25,6 24,8 25,8
12,0 14,3 14,5 13,1 14,1 12,0 15,6
CANIS Canis lupus Canis lupus Canis lupus Canis lupus Canis lupus CANIS?
Tab. 10.1: Wolf oder Haushund? Masse des P4 von Funden des Kesslerlochs im Vergleich mit denen rezenter Vergleichsstücke und dem von Musil (1974) publizierten Fund aus der Kniegrotte.
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tersfels als grösste Fundstelle dieser Region lieferte ein sehr fundreiches Fauneninventar, in dem jedoch kaum Wölfe nachgewiesen sind. Es liegen lediglich sechs Stücke vor (Albrecht et al. 1983, 78), die wegen schlechter Erhaltung nicht näher beschrieben wurden und auch nicht vermessen werden konnten. Wie dort das annähernde Fehlen von Wölfen interpretiert werden muss, ist noch unklar. Aus der Gnirshöhle, wie der Petersfels ebenfalls im Engener Brudertal gelegen, stammt dagegen ein Unterkieferfragment, das laut Albrecht et al. (1977, 175) von einem Hund stammen könnte. Ich hatte die Möglichkeit diesen Fund in Tübingen selbst zu untersuchen. Obwohl der Fund nicht aus sicherem stratigraphischen Zusammenhang stammt, ist sein spätglaziales Alter relativ sicher. Mangandendriten auf der Knochenoberfläche sind ein starker Hinweis für eine lange Bodenlagerung und unter den Beifunden sind keine Funde aus jüngeren Epochen. Anthropogene Modifikationen des Knochens sind nicht festzustellen. Die vorhandenen Kratzspuren auf der Knochenoberfläche sind modern, wie die Tatsache beweist, dass sie die Mangandendriten durchtrennen. Die Zähne stehen sehr eng, das Diastema ist mit nur 3mm Länge sehr kurz. Dieser Umstand ist unzweifelhaft auf das junge Alter des Tieres zurückzuführen, die Zahnwurzeln sind noch nicht alle geschlossen. Als Domestikationserscheinung kann dieser Umstand also nicht gewertet werden. Ein Vergleich der Zahnmasse des M1 (L=27,0mm, B=11,0mm) zeigt, dass der Fund in die Grössenklasse von rezenten Zoowölfen fällt und sich mit einem Fund des Kesslerlochs absolut deckt (siehe Abb. 10.4). Er ist kleiner als die zur Verfügung stehenden, rezenten Unterkiefer der aus Nordamerika stammenden Wölfe der Vergleichssammlungen von Tübingen und München. Das Diagramm zeigt zwei Grössenklassen. Die grösseren Zähne aus den Kesslerlochfunden gruppieren sich mit den nordamerikanischen Wölfen, die kleineren mit dem Fund der Gnirshöhle und einigen Zoowölfen. Dass wir es mit zwei Momentaufnahmen einer kontinuierlichen Grössenänderung über die Zeit zu tun haben, scheidet aus, da die absoluten Datierungen des Kesslerlochs über die gesamte Ältere Dryas
Fundort Afontova Gora I Bonn-Oberkassel Champréveyres-Hauterive Eliseevichi I Erralla Gnirshöhle Kniegrotte Oelknitz Razbonichiya Teufelsbrücke
Skelettteil
Quelle
zahlreiche Funde eines Individuums Oberkiefer-Caninus zwei Crania Humerus rechts Unterkiefer Oberkiefer mit P4, M1, M2 Humerus rechts, Tibia links Metapodium, 1. Phalange
Ovodov 1998 Street 2002 Morel und Müller 1997 Sablin und Khlopachev 2002 Altuna und Mariezkurrena 1985 Albrecht et al. 1977 Musil 1974 Musil 1985 Ovodov 1998 Feustel 1980
Tab. 10.2: Funde des spätpleistozänen Haushunds in Eurasien.
streuen (siehe Abb. 3.2) und Wölfe aus allen Horizonten nachgewiesen sind. Es wäre in einem solchen Fall also eine kontinuierliche Grössenänderung auch im Diagramm zu sehen. Entweder existiert ein sehr starker Geschlechtsdimorphismus oder bei der Gruppe der kleineren Zähne machen sich Folgen einer Domestikation bemerkbar. Dass diese Gruppe kleinerer Wölfe ausgerechnet ähnliche Grössen wie die Zoowölfe besitzt ist bemerkenswert, da Zoowölfe in der Regel ebenfalls seit einigen Generationen von der Wildpopulation isoliert sind und ähnliche Mechanismen wie bei einer initialen Domestikation greifen. Da die Herkunft der Vorfahren der Zoowölfe jedoch nicht genauer bekannt ist, und damit auch nicht die Körpergrösse der Wildfänge, ist nicht feststellbar ob ebenfalls eine Grössenminderung stattgefunden hat. Ein starker Geschlechtsdimorphismus kann nicht ausgeschlossen werden, erscheint aber unwahrscheinlich, da der Geschlechtsdimorphismus in den Vergleichspopulationen sehr viel geringer ist als der Unterschied der beiden Grössenklassen im Fundmaterial. Aus der Fundstelle Teufelsbrücke werden ein Metapodium und eine erste Phalange als mögliche Funde des Haushunds angegeben (Feustel 1980). Nur für die Phalange ist ein Mass publiziert, sie soll 24,8mm lang sein. Von den 21 messbaren Phalanx 1 des Kesslerlochs besitzt keine eine solch geringe Länge. Der Bestimmung als Haushund kann nicht widersprochen werden. Um auch die Grösse der Kesslerloch-Wölfe in einen grösseren Kontext setzen zu können, wurden 171 Phalanx 1 von neun Wölfen der Sammlung München vermessen. Nicht alle Phalangen der Tiere waren vorhanden. 50 Phalangen stammten von männlichen Tieren, 73 von weiblichen. Das Diagramm (Abb. 10.5) zeigt die Dichteschätzung der Längen von Phalanx 1 im Vergleich. Bei den rezenten Weibchen ergibt sich ein ähnlicher Kurvenverlauf wie beim Kesslerloch-Material. Warum sich die Männchen anders verhalten, ist unklar. Die 1. Phalangen des Kesslerlochs sind aber im Vergleich mit denen rezenter Wölfe aus der Sammlung München etwas kleiner. Vom Fundplatz Erralla in Spanien wurde ein Humerus eines möglichen Haushunds mit Massen publiziert (Altuna und Mariezkurrena 1985, 110). Mit einer distalen Breite von 34,5mm ist er wesentlich kleiner als ein messbarer Humerus des Kesslerlochs, dessen Breite distal 39,1mm beträgt. Noch breiter ist jedoch der Humerus aus der Oelknitz-Grotte, der ebenfalls unter den frühen CANIS Funden geführt wird.
Abb. 10.4: Vergleich von Länge und Breite des ersten Unterkiefermolaren von Canis lupus im Kesslerloch, mit denen von Gnirshöhle und einigen Vergleichsstücken.
Abb. 10.5: Die Längen der Phalanx 1 des Kesslerlochs im Dichteplot. Im Vergleich dazu sind auch die Längen rezenter Wölfe und eines spätglazialen Haushunds vom Fundplatz Teufelsbrücke geplottet.
47
Die distale Breite dieses Fundes beträgt 42,6mm. Eine Tibia desselben Fundplatzes weist eine distale Breite von 29,0mm und eine distale Tiefe von 20,3mm auf. Sie ist damit nur unwesentlich kleiner als ein Fund des Kesslerlochs, dessen Masse 29,3mm und 22,0mm sind. Die Funde der Oelknitz-Grotte könnten demnach auch von Wölfen stammen. Ein Caninus der Fundstelle Hauterive-Champréveyres ist den Massen nach ein überzeugender spätglazialer Fund eines Haushundes (Morel und Müller 1997, 67f.). Datierungen der Fundschicht ergaben ein Alter von etwa 13000 BP. Damit wäre der Fund einer der ältesten Nachweise des Haushundes in Mitteleuropa. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass im Kesslerloch eine grosse Anzahl Funde vom Wolf vorliegen. Sie sind in der Regel grösser als die bekannten spätglazialen Funde des Haushundes. Im Vergleich zeigt sich aber auch, dass die Funde aus der Kniegrotte und aus Oelknitz eher in das Grössenspektrum der Wölfe passen und darin wahrscheinlich keine Haushunde zu sehen sind. Ein Oberkiefer aus dem Kesslerloch hat sich als sicherer Nachweis eines spätglazialen Haushundes erwiesen. Morphologisch grenzen sich die Wölfe im Fundmaterial von dem datierten Haushund-Oberkiefer ab. Dass bereits im späten Magdalénien eine so starke morphologische Trennung zwischen Hund und Wolf besteht, ist überraschend. Es wäre anzunehmen, dass im Magdalénien auch immer wieder Wölfe eingekreuzt wurden, ob intentionell oder zufällig sei dahingestellt. Morphologische Differenzen wären damit immer wieder abgeschwächt worden. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein. Aufgrund der bestehenden starken morphologischen Unterschiede ist damit zu rechnen, dass der Wolf bereits einige tausend Jahre früher domestiziert wurde. Zusammen mit dem Fund der Gnirshöhle scheint sich aber auch eine Grössenklasse abzuzeichnen, die zwischen Wölfen und Haushunden liegt. Die Interpretation dieser Gruppe muss offen bleiben. Es könnte sich um Hybriden zwischen Wölfen und Hunden handeln oder die Grössenvariation innerhalb der Population ist stärker als angenommen.
Abb. 10.6: Metrische Differenzierung von Alopex und Vulpes am M2.
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10.2. Eisfuchs, Alopex lagopus LINNAEUS 1758 und Rotfuchs, Vulpes vulpes LINNAEUS 1758 Die beiden Fuchsarten sind am postkranialen Skelett schwer zu trennen. Tendenziell ist der Eisfuchs etwas kleiner und gedrungener, es gibt jedoch einen grossen Überschneidungsbereich. Die morphologische Trennung beider Arten funktioniert am Schädel und an den Zähnen dagegen wesentlich besser. Besonders der M2 weist eine artspezifische Form auf. Beim Eisfuchs ist der Zahn schlanker. Dieses Kriterium wird seit langem bei der Bestimmung pleistozäner Fauneninventare benutzt. Zuerst beschrieben wurde es von Hagmann (1899). Bei der Aufnahme der Funde wurden postkraniale Skelettelemente anhand ihrer Grösse zunächst einer der Arten zugewiesen. Die Bestimmung soll dann anhand der Zahlenverhältnisse beider Arten zueinander überprüft werden. Dazu werden die Länge und Breite des M2 ausgewertet. Das daraus resultierende Verhältnis sollte sich in den restlichen Funden widerspiegeln, wenn die Bestimmung nach der Grösse korrekt war. Insgesamt konnten im Fundmaterial an 43 Funden des M2 sowohl Länge als auch Breite gemessen werden. In Abb. 10.6 ergibt sich eine deutliche Trennung zweier Cluster. Durch Messwerte an Vergleichsskeletten weist sich die Gruppe kleinerer Zähne als Alopex lagopus aus. Von Vulpes vulpes stand nur ein einziges Vergleichsstück zur Verfügung, das sich aber gut in die Gruppe der grösseren Zähne einordnet. Wie das Diagramm zeigt, wäre auch eine Trennung allein anhand der Länge von M2 möglich. Keine Längenmasse fallen in den Bereich zwischen 6,5mm und 7,0mm. Von den 43 Zähnen lassen sich demnach 13 dem Eisfuchs zuordnen, 30 dem Rotfuchs (Anhang C.5 und C.6). In Prozent ausgedrückt, müssten 30% der Fuchsfunde nach NISP dem Eisfuchs zugeordnet sein. Mit 44,1% der Fuchsfunde ist der Eisfuchs demnach etwas öfter bestimmt worden als es aufgrund der statistischen Auswertung des M2 sein sollte. Nicht ausgeschlossen sind deshalb einige Fehleinschätzungen der Grösse. Da die Stichprobe mit gemessenen 43 Zähnen aber relativ klein ist, ist eine gewisse Abweichung zu erwarten. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Eisfuchs im Fundmaterial etwas seltener vorkommt als der Rotfuchs. Das trifft sowohl auf NISP (139 zu 179 Funden) wie auf das Knochengewicht (314,1g zu 557,8g) zu. Beide Arten sind in allen Schichten nachgewiesen, jedoch mit stets relativ geringen Anteilen am Gesamtmaterial. Schnittspuren existieren an je einem Fund beider Arten. Auch Spuren von Carnivorenverbiss konnte nur an je einem Fund festgestellt werden. Zusammen mit der Beobachtung, dass keine Jungtiere gefunden wurden, führt dies zum Schluss, dass der überwiegende Anteil der Füchse vom Menschen in die Höhle gebracht wurde.
10.3. Höhlenbär, Ursus spelaeus ROSENMÜLLER & HEINROTH 1794 Der Nachweis des Höhlenbären im Kesslerloch widerspricht der bisherigen Forschungsmeinung, dass diese Art mit dem letzten Kältemaximum ausstarb. Zwar sind bereits Höhlenbärenfunde aus Magdalénien-Kontext postuliert worden, bislang konnte jedoch keine direkte Datierung von Höhlenbären ein Datum nach dem letzten Kältemaximum liefern. Vermutete Verbindungen von Höhlenbärenknochen und Magdalénien-zeitlicher Besiedlung zerschlugen sich stets. Eine Vermischung mit älteren Horizonten ist in den meisten Fällen demnach wahrscheinlich. So z.B. auch für Goyet (Belgien), wo ein Hyänenfund in einem Magdalénien-Horizont auf 27230±260 14CJahre BP datiert wurde (Germonpré 1997). Die Höhlenbären könnten demnach ebenfalls älter sein. Dies wird umso mehr dadurch bestärkt, dass keiner der Knochen überzeugende Modifikationen von menschlicher Hand zeigt. Auch bei jüngsten Datierungsserien von Rosendahl et al. (2005) an Material der Einhornhöhle und anderen Fundplätzen, konnten keine Daten jünger als das LGM gewonnen werden. Was nun das Kesslerloch betrifft, so besteht hier keine Möglichkeit einer Vermischung mit älteren Horizonten. Dass ältere Sedimente erhalten waren, die die Höhlenbärenfunde enthielten, konnte über die Geomorphologie ausgeschlossen werden (siehe Kap.2.2). Als mögliche Gründe für die Anwesenheit dieser Funde im Kesslerloch-Material kommen demnach drei Möglichkeiten in Betracht: 1. Die Fundstücke gehören tatsächlich zum restlichen Kesslerloch-Material und sind Nachweis einer Restpopulation des Höhlenbären nach dem LGM. 2. Die Höhlenbärenzähne sind möglicherweise als ganze Schädel bereits im Magdalénien vom Menschen in die Höhle eingetragen worden. Die Funde wären dann älter als das LGM, würden aber dennoch zum Kesslerloch-Material gehören. Ein ähnlicher Erklärungsansatz wird in Gönnersdorf für einen älter datierten Mammutknochen vorgeschlagen. 3. Erst bei einer Ausstellung in jüngerer Zeit sind diese Zähne mit dem Kesslerloch-Material zusammen in einer Vitrine arrangiert und beim Ausräumen derselben nicht wieder getrennt worden. Solche Zusammenstellungen verschiedener Fundplätze in einer Vitrine existieren sowohl in Schaffhausen als auch in Konstanz. Bei den drei Funden des Höhlenbären handelt es sich allesamt um Zähne. Zwei der Funde sind die letzten Oberkiefer-Molaren der linken Körperseite, von denen einer noch in Resten der Maxilla steckt. Diesen Funden war ein Kärtchen beigelegt wie es bei Ausstellungen zur Beschilderung der Funde benutzt wird. Identische Schildchen waren mehreren Fundverpackungen beigelegt, was die Vermutung nährt, dass diese Stücke tatsächlich einmal Teil einer Ausstellung waren. Der dritte Fund jedoch ist ein linker P4, der aus der Grabung Heierlis stammen soll. Er war noch nicht als Höhlenbär erkannt worden sondern war zusammen mit anderen Zähnen in einer Fundtüte vermengt. Da es sich bei einem so unscheinbaren Zahn um kein besonders spektakuläres Ausstellungsobjekt handelt, halte ich eine Vermischung im Zuge einer Ausstellung für relativ unwahrscheinlich.
Abb. 10.7: Der zur Datierung ausgewählte M2 links des Höhlenbären (Ursus spelaeus). Oben in buccaler, unten in okklusaler Ansicht.
Eine Datierung der Stücke war damit notwendig und letzlich auch die einzige Möglichkeit, einige der obigen Hypothesen auszuschliessen. Die Tatsache, dass der Höhlenbär in den älteren Faunenauswertungen nicht nachgewiesen wurde, ja sogar explizit ausgeschlossen wurde (Hescheler 1907, 81), erregte gewisse Skepsis was die Hypothesen 1 und 2 betraf. Der im Zuge der Neubearbeitung erst relativ spät entdeckte P4 macht Hypthese 3 für diesen Fund unwahrscheinlich. Zur Datierung wurde eine Wurzel einer der Molaren ausgewählt (Abb. 10.7). Die Datierung übernahm das Leibnitz-Labor in Kiel. Der Fund erwies sich mit einem Alter von 36400±420 14CJahre BP als wesentlich älter als alle bisher datierten Funde. Eine Zugehörigkeit zum Kesslerloch-Material ist damit ausgeschlossen. Gleiches muss für den zweiten Molaren vermutet werden. Lediglich der P4 besitzt noch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, tatsächlich aus dem Kesslerloch zu stammen. Nur eine direkte Datierung könnte dies klären.
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10.5. Marder, Martes sp. Vom Marder existieren zwei Funde aus der Grabung Nüeschs, ein Humerus und ein Unterkieferfragment. Da anhand der vorliegenden Skelettelemente eine genauere Artzuweisung problematisch ist, wurden die Funde nur bis zur Gattung bestimmt. Studer (1904) führte die Funde als «Edelmarder» (Baummarder, Martes martes) in der Faunenliste, wollte aber auch den heute im Norden Asiens heimischen Zobel (Martes zibellina) nicht ausschliessen. In Ermangelung von Vergleichsmaterial kann dies nicht überprüft werden. Abb. 10.8: Maxilla vom Braunbären (Ursus arctos) aus dem Bestand des Rosgartenmuseums Konstanz.
10.6. Vielfrass, Gulo gulo LINNAEUS 1758 Der Vielfrass (Gulo gulo) ist mit 13 Funden belegt. Zwei weitere sind in der Ausstellung des Museums zu Allerheiligen fest installiert und konnten nicht aufgenommen werden. Es handelt sich dabei um eine fast vollständige Mandibula mit beiden Hälften. Die messbaren Funde sind im Anhang C.7 aufgelistet. Eine Mandibula und ein grosses Fragment des Gesichtsschädels aus der Grabung Merk könnten von einem einzigen Tier stammen (Abb. 10.10). Der Zahnabrieb ist an beiden Teilen identisch und die Grösse stimmt gut überein.
Abb. 10.9: Retuscheur aus einem Braunbären-Eckzahn. Die roten Pfeile markieren die beiden Narbenfelder.
10.4. Braunbär, Ursus arctos LINNAEUS 1758 Vom Braunbären stammen 33 Funde aus dem Kesslerloch, wovon allein 12 Funde Einzelzähne sind (siehe Anhang B.16). Rütimeyer (1875a) beschreibt den Fund eines vollständigen Schädels, den er selbst geborgen haben soll. Über den Verbleib dieses Schädels ist nichts bekannt. Ob der Braunbär zur menschlichen Jagdbeute zu rechnen ist oder er selbst die Höhle aufsuchte ist nicht zu klären. Weder Schnittspuren noch Carnivorenverbiss sind feststellbar. Zu den Funden, die in musealer Hinsicht nennenswert sind, gehört ein grösseres Fragment einer Maxilla, das sich in Konstanz befindet (Abb. 10.8), eine vollständige Unterkieferhälfte, die in die Ausstellung des Museums zu Allerheiligen integriert ist sowie ein vollständiger Os penis. Zwei der Eckzähne im Fundmaterial weisen Narbenfelder auf, die zeigen, dass diese Zähne als Retuscheur verwendet worden sind. Eine derartige Nutzung ist nichts Ungewöhnliches und ist auch in zahlreichen anderen Fundstellen belegt. Einer der Funde (Abb. 10.9), der im Leiner-Saal des Rosgartenmuseums Konstanz ausgestellt ist, war von Rütimeyer und Merk als Zahn eines Höhlenlöwen bestimmt worden und ist noch immer als solcher beschriftet. Die Form der Zahnwurzel spricht aber eher für einen Braunbären, ausserdem besitzt sie keine so ebenmässige Oberfläche wie die Zahnwurzeln der Löwen. 50
Abb. 10.10: Zwei Funde des Vielfrasses (Gulo gulo), möglicherweise vom gleichen Tier stammend.
10.7. Iltis, Mustela sp. Zwei Funde vom Iltis konnten ebenfalls bestimmt werden. Die beiden Unterkieferhälften erwiesen sich dabei als zusammengehörig. Waldiltis (Mustela putorius) und Steppeniltis (Mustela eversmanni) sind sich grössenmässig sowie skelettmorphologisch sehr ähnlich. Vorliegende Funde entsprachen in ihrer Grösse etwa der Mandibula eines männlichen Waldiltisses der osteologischen Vergleichssammlung Tübingen. Vergleichsmaterial zum Steppeniltis war nicht zugänglich. Eine genauere Ansprache soll laut Literatur anhand der Zähne möglich sein (Wolsan 1993): Durch den bei den Funden kleineren M2 sowie die ansonsten aber grösseren Zähne erschien die Artzuweisung zum Steppeniltis plausibel, ist aber nicht vollständig durch Vergleichsmaterial abgesichert.
Der Steppeniltis bevorzugt offene Landschaft, laut Heptner und Naumov (1974, 761) besiedelt er u.a. gerne Hänge von Schluchten und Erosionsrinnen. Die Hänge des spätpleistozänen Fulachtals boten ihm demnach einen idealen Lebensraum in unmittelbarer Umgebung des Kesslerlochs. Zur bevorzugten Beute des Steppeniltisses gehören Ziesel, die ebenfalls im Fundmaterial nachgewiesen sind. Er könnte als natürlicher Bewohner der Höhle also auch die Reste des Ziesels in die Höhlensedimente eingebracht haben. Von der Artbestimmung hängt auch die Datierung ab. Die Bestimmung als Steppeniltis schliesst ein holozänes Alter des Fundes aus. Demgegenüber ist mit dem Waldiltis in der Ältesten Dryas noch nicht zu rechnen. Obwohl sich der Steppeniltis in Bezug auf die spätglaziale Umwelt sehr gut in das Artenspektrum einfügen würde, kann eine endgültige Entscheidung aus Mangel an Vergleichsmaterial nicht getroffen werden.
10.9. Fischotter, Lutra lutra LINNAEUS 1758 Der Fischotter konnte nur in der Grabung Nüeschs nachgewiesen werden. Ein grosses Unterkiefer-Fragment ist der einzige Nachweis dieser Tierart am Kesslerloch. Gewässer in denen sich das Tier aufgehalten haben könnte gab es in der Umgebung im Spätglazial sehr viele. Auch im Fulachtal selbst könnte das Tier heimisch gewesen sein, weshalb sich grössere räumliche Beziehungen zu anderen Gewässern nicht herstellen lassen. Obwohl der Fund aus der Grabung Nüeschs stammt und der Fundzusammenhang deshalb nicht bekannt ist, ist eine Datierung ins Spätglazial wahrscheinlich. Der Fischotter teilt sich den Lebensraum oft mit dem Biber, von dessen Baumassnahmen er profitiert. Da der Biber mit stratigraphischem Kontext nachgewiesen ist, erhält auch das Vorkommen des Fischotters im spätglazialen Fulachtal eine höhere Wahrscheinlichkeit. Das Fragment konnte vermessen werden (Tab. 10.3). Mass
mm
Länge C alveolar - M2 alveolar Länge C alveolar - Processus articularis Länge Hinterrand For.mentale - Processus angularis Länge Prämolarenreihe Länge M1 Breite M1 Höhe hinter M2
40,2 66,4 55,5 18,2 14,8 6,3 14,9
Tab. 10.3: Masse der Mandibula von Fischotter (Lutra lutra).
10.10. Höhlenlöwe, Panthera leo spelea GOLD1810
FUSS
Abb. 10.11: Die beiden Unterkiefer-Hälften des Iltis.
10.8. Dachs, Meles meles LINNAEUS 1758 Vom Dachs existieren in der Ausstellung des Museums zu Allerheiligen zwei Mandibula-Hälften und eine Ulna. Ein Zahn kommt aus Heierlis Grabungseinheit «Wiese vor der Höhle», was letzlich eine Umschreibung zusammenhangsloser Aufsammlungen ist. Die Tatsache, dass der Dachs in keiner der Faunenlisten des Kesslerlochs bislang Erwähnung fand, nährt die Vermutung, dass diese Funde nicht mit dem spätglazialen Faunenmaterial in Verbindung stehen. Sicherheit wäre nur über eine direkte Datierung zu erlangen.
Vom Höhlenlöwen gibt es im Kesslerloch nur sechs Funde (Anhang B.6). Ein Fragment einer Maxilla gehört dabei zu einem juvenilen Tier (Abb. 10.12). Die Wurzeln der MilchPrämolaren sind noch nicht geschlossen. Die anderen Funde stammen alle von subadulten oder adulten Tieren. Es sind dies zwei isolierte Unterkieferzähne, darunter ein vollständiger Caninus.Weiter ein Calcaneus und je eine zweite und dritte Phalange. Die zweite Phalange ist vollständig und konnte gemessen werden (Tab. 10.4). Merk (1875) beschreibt noch weitere Funde. Er spricht von insgesamt drei Eckzähnen, wovon einer aus dem Oberkiefer eines jungen Tieres stammen soll. Am Eindruck, dass diese Tierart relativ selten aber vorhanden ist, würden ein paar Zähne jedoch nicht viel ändern. Es besteht ausserdem der dringende Verdacht, dass Merk auch einige Fehlbestimmungen unterliefen. Ein Caninus aus dem Rosgartenmuseum Konstanz, der von Merks Grabung stammt und mit «Leo spelea» beschriftet ist, stammt wahrscheinlich nicht vom Löwen sondern vom Braunbären. Die Bestimmung ist nicht vollständig gesichert, da die besonders diagnostischen Bereiche des Zahnschmelzes nicht erhalten sind. Die Zahnwurzel ist aber nicht so ebenmässig glatt wie dies bei den Löwen in der Regel der Fall ist. Auch die schwache Krümmung und die Symmetrie der Zahnwurzel spricht stark für den Braunbären. 51
Abb. 10.12: Maxilla mit Milchzähnen von einem juvenilen Höhlenlöwen.
Messstrecke
mm
Breite proximal Tiefe proximal kleinste Breite der Diaphyse Breite distal Tiefe distal grösste Länge physiologische Länge
20,7 18,8 13,0 19,2 12,9 43,8 41,0
Tab. 10.4: Masse (in mm) einer vollständigen 2. Phalange von Höhlenlöwe (Panthera leo spelea).
Studer konnte im Material der Grabung Nüeschs keinen Höhlenlöwen bestimmen. Bei der Neubearbeitung fanden sich darin aber besagte Phalangen und der Calcaneus. Im Fundmaterial der Grabung Heierlis konnte der Höhlenlöwe nicht nachgewiesen werden.
10.11. Wildkatze, Felis silvestris SCHREBER 1777 und Hauskatze, CATUS Bei der Wildkatze (Felis silvestris) bestehen gleich mehrere Schwierigkeiten in Bezug auf die Auswertung. Zum einen ist die Wildkatze osteologisch nur schwer von der Hauskatze CATUS zu trennen. Da die Hauskatze nicht so stark von der menschlichen Obhut abhängig ist, hat sich im Laufe der Domestikation keine besonders starke Grössenreduktion eingestellt. Zum anderen gibt es die Wildkatze auch heute noch in Mitteleuropa, weshalb die Verbindung zum spätglazialen Fundmaterial noch nicht allein durch die Artzuweisung hergestellt wird. Auch zu jedem Zeitpunkt im Holozän hätten Skelettreste der Wildkatze in die Fundstelle gelangen können. 52
Sicher als Wildkatze können nur Funde sehr grosser Tiere bestimmt werden. Messbar waren ein Caninus, zwei Metapodien und drei distale Humeri (Anhang C.2). Der Caninus ist mit 5,0mm Durchmesser relativ gross und kann deshalb als Wildkatze angesprochen werden. Alle drei Humeri liegen in ihren Dimensionen unter dem Durchschnitt von Vergleichsstücken und müssen deshalb von Hauskatzen stammen. Bei den beiden Metacarpen ist aufgrund der Masse keine Entscheidung möglich. Beide sind jeweils mindestens 3mm länger als alle Vergleichsstücke von Hauskatzen, die Gelenke sind aber eher etwas schlanker. Von den insgesamt 8 Funden wurde demnach nur der Caninus sicher als Wildkatze bestimmt. Drei der Funde sind sicher von Hauskatzen, vier Funde liegen der Grösse nach im Überschneidungsbereich von Haus- und Wildform. Keiner der Funde kommt aus einem stratigraphischen Kontext der Grabung Heierlis. Zwei der Humeri stammen sogar aus der Wiese vor der Höhle, einer Grabungseinheit, in der auch andere Haustierreste vorkommen. Der Wildkatzen-Eckzahn stammt aus der Grabung Nüeschs. Da für das Spätglazial eine ganze Reihe mitteleuropäischer Fundplätze von Felis silvestris bekannt sind (Sommer und Benecke 2006), ist der Nachweis im Kesslerloch nichts Ungewöhnliches.
10.12. Eurasischer Luchs, Lynx lynx LINNAEUS 1758 Der Luchs ist regelmässiger Bestandteil grösserer jungpleistozäner Fauneninventare. Funde gibt es u.a. von der Schwäbischen Alb (z. B. Boessneck und von den Driesch 1973; Münzel et al. 1994). Mit dem Kältemaximum scheint er sich aus Mittel- und Nordeuropa zurückgezogen zu haben. Sein Auftreten im Kesslerloch erscheint vor diesem Hintergrund in die früheste Phase der Rekolonisation nach dem Kältemaximum zu fallen (Sommer und Benecke 2006, 12). Die meisten der 13 Funde stammen aus der Grabung Merk (Anhang B.7). Die Funde in Schicht I und III der Heierli-Grabung zeigen, dass der Luchs bereits zu Beginn der Siedlungsaktivitäten in diesem Gebiet vorkam. Ein Calcaneus in der Ausstellung des Museums zu Allerheiligen trägt schwache Schnittspuren, was die Nutzung durch den Menschen konstatiert. Messbare Funde sind im Anhang C.3 aufgelistet.
11. Paarhufer - Artiodactyla 11.1. Wildschwein, Sus scrofa LINNAEUS 1758 und Hausschwein, SUS
Knochen einer Tierart. Der Faktor r ist der gesuchte Bezug zwischen den beiden Gewichtsverhältnissen. Stellt man diese Formel nach r um und mutipliziert diesen mit 100, erhält man die relative Repräsentanz R in Prozent: R[%] =
Wie die Funde des Azilien-Fundplatzes Le Closeau im Pariser Becken belegen (Bemilli 2000), war das Wildschwein im Spätglazial auch in Mitteleuropa wieder heimisch. Ob auch im Kesslerloch die Wildschweinfunde dem Magdalénienkontext angehören, könnte nur durch eine direkte Datierung eindeutig geklärt werden. Gewisse Vorbehalte bestehen, weil Wildschwein- und Hirschknochen im Zusammenhang mit einer wahrscheinlich neolithischen Bestattung in einer Felsnische genannt werden (Nüesch 1904, 20). Hescheler konnte von den Funden der Schichten I-III keinen einzigen als Wildschwein bestimmen. Nur aus der Grauen Kulturschicht lag ein Unterkiefer-Caninus eines weiblichen Tieres vor (Hescheler 1907, 131). Aus dem Fundmaterial ohne stratigraphischen Zusammenhang, dem Schutt, barg er jedoch zahlreiche Reste. Insgesamt gibt es im Material 29 Funde des Wildschweins mit einem Gewicht von 395g. Weitere 15 Funde sind nicht näher der Wild- oder Hausform zuzuschreiben. Gerade bei jungen Tieren ist eine genauere Bestimmung oft schwierig. Das Hausschwein ist mit zwei Funden belegt. Beides sind Canini, je einer aus Ober- und Unterkiefer. Aufgrund ihrer Grösse können sie nicht vom Wildschwein stammen.
11.2. Rentier, Rangifer tarandus LINNAEUS 1758 Das Rentier ist das nach Knochengewicht bei weitem häufigste Tier im Fundmaterial des Kesslerlochs. Abb. 11.1 zeigt, wie stark die einzelnen Skelettelemente im Material repräsentiert sind. Dabei dienen die Gewichtsverhältnisse in einem rezenten Vergleichsskelett der Sammlung Tübingen als Referenz. Durch diese Nivellierung wird der Tatsache Rechnung getragen, dass manche Knochen bereits im vollständigen Skelett leichter oder kleiner sind als andere. Würde man absolute Fundgewichte oder -zahlen darstellen, würden niedrige Werte nichts aussagen können. In einem vollständigen Skelett machen z.B. die Rollbeine (Talus) nicht ganz 1% des Gesamtgewichts des Skelettes aus. Ist nun der Talus auch im Fundmaterial mit 1% vorhanden, ist er genau so häufig wie erwartet, ist also zu 100% vorhanden. Im Diagramm gibt der Wert «100%“ also an, dass das Skelettteil genau so häufig vorkommt wie es anhand des Vergleichsskelettes zu erwarten wäre. Zur Berechnung der Prozentwerte kann der einfache Bezug angewendet werden: SV S ·r = G GV SV ist dabei das Gewicht des Skelettelements im Vergleichsskelett, GV ist das Gesamtgewicht des Vergleichsskeletts. Analog dazu sind s und G die Gewichte für das entsprechende Skelettelement im Fundmaterial und das Gesamtgewicht der
GV · S SV · G
· 100
Die Gewichte im Vergleichsskelett sind wie folgt: Skelettteile
Gewicht
Schädel und Oberkieferzähne Unterkiefer und Unterkieferzähne Wirbel Rippen + Sternum Scapula Humerus Radius und Ulna Carpalia Metacarpus Hauptstrahl Metacarpus Nebenstrahlen Pelvis Sacrum Femur Patella Tibia (und Fibula) Talus Calcaneus sonstige Tarsalia Metatarsus Phalangen Sesambeine
622,8 222,1 1130,0 694,1 250,2 379,8 380,0 48,0 182,6 8,8 262,6 73,0 373,0 30,2 388,6 51,2 71,8 40,6 270,0 181,3 14,0
Insgesamt (ohne Geweih)
5674,7
Mit der Formel lassen sich daraus für die jeweiligen Skelettteile errechnen, ob diese im Material über- oder unterrepräsentiert sind. Mit Hilfe eines Balkendiagramms können diese Werte dann veranschaulicht werden. Das Ergebnis ist in Abb. 11.1 dargestellt. Das Diagramm ist dabei im Wesentlichen ein Abbild der Erhaltungsbedingungen und der Bestimmbarkeit. Stark überrepräsentiert sind Talus und Calcaneus. Diese beiden Skelettelemente sind sehr gut erhaltungsfähig. Aufgrund ihrer Grösse und Form zerbrechen sie nicht so leicht und wenn, dann selten in viele Teile. Diese Fragmente sind dann meist noch eindeutig bis auf Artniveau bestimmbar. Beim Talus kommt noch der Umstand hinzu, dass dieser keine Hohlräume mit fetthaltigem Knochenmark besitzt und deshalb zur Markgewinnung nicht von den Bewohnern des Kesslerlochs zerschlagen wurde. Für die obere Hälfte des Diagramms sind die genannten Argumente auf fast alle Skelettelemente übertragbar. Auch Zähne sind sehr resistent gegen mechanische und chemische Zerstörung. In der unteren Hälfte dagegen finden sich vor allem Skelettelemente des Axialskeletts mit ihrer vorwiegend sehr dünnen 53
Abb. 11.1: Repräsentanz der Skelettelemente des Rentiers im Fundmaterial.
11.2.1. Grössenverhältnisse am VSI (Variability Size Index) Kompakta. Die Sesambeine wurden wegen ihrer geringen Grösse wahrscheinlich nur selten bei der Ausgrabung gefunden. Gleiches gilt für die Nebenstrahl-Metacarpen (Telemetacarpalia), von denen oft nur das Gelenkende unfragmentiert bleibt. In der Mitte des Diagramms gruppieren sich hauptsächlich die Langknochen der Extremitäten, bei denen sich Bestimmbarkeit und Erhaltungsfähigkeit etwa die Waage halten. Insgesamt kann gesagt werden, dass die Erhaltung sehr gut ist. Chemische Verwitterung spielt wie an anderen Höhlenfundplätzen eine untergeordnete Rolle. Dies ist gut an der Tatsache zu erkennen, dass die in dieser Hinsicht sehr widerstandsfähigen Zähne nicht besonders überrepräsentiert sind. Zähne können fast immer auf Tierartniveau bestimmt werden und besitzen schon deshalb einen gewissen «RepräsentanzBonus». Weiterhin ist zu sehen, dass von den Bewohnern des Kesslerlochs zumeist wohl vollständige Rentiere ins Lager gebracht wurden, da alle Skelettelemente vorhanden sind, wenn auch in unterschiedlicher Menge. Wie bereits erläutert, würde ich von der Überrepräsentanz des Autopodiums ausdrücklich nicht darauf schliessen, dass dieses öfter in die Höhle gelangte als andere Skelettelemente. Sollten z.B. einzelne Metatarsen als Rohmaterial in die Höhle eingetragen worden sein, sind beim Weiterziehen der Menschen sicher auch wieder solche mitgenommen worden. Statistisch sollte dies also irrelevant sein. Meiner Ansicht nach ist die Bestimmbarkeit der entscheidende Agens, den das Diagramm wiedergibt. Dagegen treten Erhaltung und Selektion durch den paläolithischen Menschen kaum in Erscheinung. 54
Die Rentiere des Kesslerloch-Materials waren bereits Teil einer umfassenden Studie spätglazialer Rentiere in Europa von Weinstock (2000). Für das Kesslerloch wurden dabei die Funde der Grabungen Merk und Nüesch vermessen. Da die Daten von Weinstock leider nicht vollständig digital verfügbar waren, konnten in vorliegender Arbeit nicht die gleiche Anzahl von Massen dieser Grabungskampagnen genutzt werden. Es sollten nun unter Miteinbeziehung der von Weinstock genommenen Masse auch die Rentiere der Heierli-Grabung ausgewertet werden. Da die Masse der Grabungen Merks und Nüeschs bereits von Weinstock publiziert wurden, sind im Anhang nur die Masse der Heierli-Grabung aufgelistet. Weinstock stellte in seiner Arbeit bereits fest, dass die Rentiere des Kesslerlochs und anderer Fundplätze im Alpenvorland kleiner sind als spätglaziale Populationen im Norden Mitteleuropas. Er konnte anhand des VSIs ausserdem einen Zusammenhang zwischen Kontinentalität des Klimas und durchschnittlicher Körpergrösse in den Populationen nachweisen. Angesichts des spätglazialen Klimawandels war eine der Fragestellungen der vorliegenden Arbeit, ob sich eine Grössenänderung bei den Rentieren des Kesslerlochs innerhalb des Belegungszeitraumes feststellen liesse. Da die bislang vorhandenen 14C Datierungen für das Kesslerloch (siehe Abb. 3.1) durchaus eine ehemalige Stratifizierung des Materials vermuten lassen, schien das Material der Heierli-Grabung für diese Frage besonders interessant. Die Gegenüberstellung der box-and-whiskers-Diagramme für die VSIs der einzelnen Schichten (Abb. 11.2) lässt keine eindeutigen Schlüsse zu. Der Median scheint von Schicht IIIB über IIIA zu Schicht II abzunehmen. Zu Schicht I ist wieder ein leichter Grössenanstieg zu sehen. Die Graue Kulturschicht
Abb. 11.2: Nach Schichten getrennte Boxplots für die VSIs der Rentiere.
(GK) lieferte nur acht VSI-Werte und sollte deshalb nicht weiter interpretiert werden.Wie noch gezeigt werden wird, hängt der Anstieg des Medians zu Schicht I mit einem höheren Anteil männlicher Tiere in dieser Schicht zusammen. Da die Dichteschätzung aller Einzel-VSIs bei den Rentieren des Kesslerlochs keinen starken Geschlechtsdimorphismus erkennen liess (Abb. 11.3), sollte ausserdem versucht werden, die Ursachen dafür näher einzugrenzen. Ein starker Geschlechtsdimorphismus, wie er bei den Rentieren in der Regel vorherrscht, sollte sich in der Dichteschätzung der EinzelVSIs eigentlich als bimodale Kurve äussern. Der Peak beim höheren VSI-Wert bildet dabei die männlichen Tiere ab, die im Durchschnitt grösser sind als die Weibchen. Der zweite Peak zeigt die Häufung von VSI-Werten bei einem niedrigeren Wert, der die Mehrheit der Weibchen abbildet. Bei der bimodalen Kurve handelt es sich also im Prinzip um die Addition zweier Normalverteilungen mit unterschiedlichem Median. Die erwartete Bimodalität ist bei der von Weinstock (2000) publizierten Kurve jedoch wenig ausgeprägt.
Abb. 11.3: Rentiere des Kesslerlochs. Dichteschätzung der VSIs aller Grabungseinheiten zusammen.
Auch bei einer manuellen Modifikation der Bandweite der Dichteschätzung konnte keine Bimodalität bei den VSIs des Gesamtmaterials hergestellt werden (Abb. 11.3). In der Neuauswertung des stratifizierten Fundmaterials der Heierli-Grabung zeigte sich, dass die geringe Bimodalität zu einem gewissen Grad das Produkt einer Addition mehrerer Kurven ist (Abb. 11.4). In Schicht I zeigen die VSIs der Rentierfunde einen Kurvenverlauf wie er idealerweise zu erwarten ist. Männchen sind dabei etwas weniger zahlreich als Weibchen und setzen sich in der Grösse von ihnen ab. In einer Population kanadischer Rentiere war das Verhältnis Männchen zu Weibchen 77:100 (Miller 1974, 63), im Diagramm verhalten sich die zwei Peaks wie 87:100. Die VSIs der Schicht I entsprechen damit der Demographie einer vollständigen Rentierpopulation. Der Abstand der beiden Peaks, der etwa 30 Indexwerte beträgt, bildet den durchschnittlichen Grössenunterschied von Männchen und Weibchen ab. In Schicht II ist eine Bimodalität noch vorhanden, der zweite Peak ist aber wesentlich niedriger. Dies bezeugt zwar einen vorhandenen Geschlechtsdimorphismus ähnlich zu Schicht I (ebenfalls etwa 30 Indexwerte), der Anteil der Männchen ist aber weitaus geringer. Die beiden Peaks haben sich aber auch etwas verschoben, die Rentiere in Schicht II sind etwas grösser als die in Schicht I. In Schicht IIIA, d.h. in den jüngeren Teilen der Schicht III, ist eine ähnliche Bimodalität wie in II vorhanden. Interessanterweise liegen hier die beiden Peaks weiter auseinander. Während der Peak für die Weibchen etwa den Wert erreicht der auch in Schicht II vorhanden ist, liegt der Peak für die Männchen fast 20 Punkte höher. In Schicht IIIB ist ein Peak für die Männchen kaum noch auszumachen. Der Peak für die Weibchen liegt etwa 15 Indexpunkte höher als in den Schichten II und IIIA. Um theoretisch abzuschätzen, wo der Peak der Männchen liegen müsste, kann man den Abstand der Peaks von etwa 30 Punkten aus den oberen Schichten auf dieses Diagramm übertragen. Der Peak würde dann etwa an der Stelle liegen wo er in Schicht IIIA liegt, bei einem VSI Wert von etwa 15. Schicht IIIA könnte also eine Art Überlagerung zweier (chronologischer) Populationen sein, die eine unterschiedliche Körpergrösse besitzen. Dies würde auch erklären, warum die Variabilität der VSIWerte der Weibchen grösser ist als in II und I. Eine unterschiedliche Berechnungsgrundlage für die VSIs liegt in den drei Schichten nicht vor. Jeweils ähnliche Anteile der verschiedenen Skelettelemente liegen den Diagrammen zugrunde (Abb. 11.5). Als Ursache für den unterschiedlichen Charakter der Kurven kann die Berechnungsgrundlage deshalb ausgeschlossen werden. Die Entwicklung der VSIs über die Schichten lässt nur den Schluss zu, dass adulte Rentier-Männchen während der Belegungszeit des Kesslerlochs zunächst fast nicht, aber im Laufe der Zeit zunehmend zur Jagdbeute wurden. Parallel dazu scheinen die Rentiere kleiner zu werden. Da der Anteil der Männchen am Fundmaterial aber steigt, wirken die beiden Mechanismen ausgleichend auf den Median der VSIs. Obwohl sich also an den Boxplots keine Grössenentwicklung ablesen lässt, zeigt die Verschiebung der Peaks in den Kern55
dichteschätzungen eine Verkleinerung der durchschnittlichen Körpergrössen an. Diese Grössenreduktion lässt sich sehr gut mit der klimatischen Entwicklung erklären. Ein Zusammenhang von klimatischer Kontinentalität und Körpergrösse bei Säugetieren ist bereits länger bekannt (Beninde 1937; Weinstock 2000). Dass mit einer Abnahme der Kontinentalität innerhalb der Ältesten Dryas auch eine Abnahme der Körpergrösse bei den Rentieren einhergeht, war zu erwarten.
Abb. 11.4: Dichteschätzungen der VSIs der Schichten IIIB bis I. Die roten Balken markieren die Position der Peaks auf der x-Achse.
56
Die Zunahme der Männchen über die Zeit ist eine Beobachtung, die ebenfalls eine Erklärung benötigt. Die Ursache dafür könnte in der Jahreszeit der Besiedlung zu sehen sein. Studien von Miller (1974) und Parker (1972) zu den Rentieren Kanadas können hierzu einigen Aufschluss geben. Mit Beginn des Frühlings wandern die Rentiere nach Norden (Miller 1974, 63). Nach und nach schliessen sich kleine Verbände zu grösseren Herden zusammen. Mit Geschwindigkeiten von durchschnittlich 20km pro Tag wandern die Herden nach Norden, die trächtigen Weibchen schneller als der Rest der Herde. So findet nach und nach eine Trennung der Herden statt. Fast ausschliesslich die trächtigenWeibchen erreichen die Setzgebiete jenseits der geographischen Baumgrenze, wo sie ihre Jungen gebären (Parker 1972, 26). Der Anteil der Jungtiere, die mit ihnen ziehen, hängt stark von den Wetterbedingungen ab. Hoher Schnee lässt die Jungtiere früher zurückfallen. Zusammen mit nicht-trächtigen Weibchen verweilen sie in Kleingruppen südlich der Setzgebiete und schliessen sich den langsam aufholenden Herden adulter Männchen an. Im Spätsommer folgen sie dann den nach Süden ziehenden Weibchen und Neugeborenen. Männchen mit einem Alter von mehr als zwei Jahren überschreiten bei ihren Wanderungen nur selten die klimatische Baumgrenze. Eine Zählung an der Lokalität «Baralzon Lake», nur etwa 30km nördlich der Baumgrenze in Kanada, ergab, dass in den Herden nur noch 4% der Tiere Männchen mit einem Alter von mehr als zwei Jahren waren. Im Gegensatz dazu machten die adulten Weibchen 82% der Herden aus (Parker 1972, 26). Der Rest entfiel auf Jungtiere. Dieses Schema lässt sich sehr gut auf die Rentiere des Kesslerlochs in Schicht IIIB übertragen. So scheinen die Herden im Frühjahr auf ihrem Weg zu den Setzgebieten in die Gegend des Kesslerlochs gekommen zu sein. Adulte Rentierbullen machten in Schicht IIIB einen sehr geringen Anteil der Beute der Kesslerlochbewohner aus. Rentierbullen können also nicht mehr Teil der Herden im Streifgebiet der Jäger gewesen sein. Sie waren bereits hinter den Weibchen zurückgeblieben und hatten die Herden verlassen. Idealisiert könnte man von einer Art Herden-Trennungslinie sprechen, jenseits derer das Kesslerloch lag, als Schicht IIIB akkumulierte. Im Verlauf der Ältesten Dryas verschob sich diese HerdenTrennungslinie, die von Männchen nicht mehr überschritten wurde, über das Kesslerloch hinaus. In den Schichten IIIA und II sind bereits mehr Rentierbullen erlegt worden. Ein Teil der Bullen muss aber schon zurückgefallen gewesen sein, da der im Diagramm sichtbare Peak für die Männchen noch wesentlich niedriger ist als der für die Weibchen. Die angenommene Herden-Trennungslinie muss sich demnach im Gebiet des Kesslerlochs befunden haben. Sowohl Männchen als auch Weibchen erreichten während der Bildung von Schicht I das
Abb. 11.5: Prozentuale Anteile der Skelettelemente am VSI.
Kesslerloch, weil die Trennung der beiden Herdenteile erst weit jenseits des Kesslerlochs erfolgte. Als Ursache für die demographische Veränderung in den erlegten Rentieren kommt die anhand der Pollenanalysen nachgewiesene Veränderung der Vegetation in Frage, der sich das Verhalten der Rentiere anpasste. In der Vergleichspopulation von Kaminuriak kann die Herden-Trennungslinie grob mit der Baumgrenze gleichgesetzt werden (Parker 1972, 26), dies ist für das Kesslerloch jedoch unwahrscheinlich. Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt (siehe Kap. 2.3) zeigen die Pollenanalysen aus dem Vorplatzbereich des Kesslerlochs zwar durchaus eine Zunahme der Pollen holziger Gewächse im Verlauf der Ältesten Dryas, es handelt sich dabei aber vorwiegend um niederwüchsige Baumarten wie die Zwergbirke (Betula nana). Die Verschiebung der Herden-Trennungslinie ist letzlich nur die Konsequenz einer Verlagerung der Überwinterungsgebiete und der Setzgebiete, zwischen denen sich diese Linie befindet. Denkt man den Trend weiter, dass sich die Herden in räumlicher Hinsicht immer später trennten, bedeutet dies, dass irgendwann der Zusammenschluss zu grossen Herden erst jenseits des Kesslerlochs erfolgte, weil auch die Überwinterungsgebiete immer näherrückten. Um weiterhin die grossen Frühjahrsherden bejagen zu können, hätten die Magdalénien-Menschen andere Gegenden aufsuchen müssen. Vielleicht ist so auch das Ende der Siedlungstätigkeit am Kesslerloch zu erklären. Dass die Ursache für die unterschiedlichen Diagramme nicht im Verhalten der Rentiere, sondern in einem geänderten Jagdverhalten der Menschen zu suchen ist, findet keine stützenden Argumente. Da jede Schicht einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren repräsentiert, und damit auch eine Vielzahl an Jagdereignissen, werden die Folgen unterschiedlicher Jagdstrategien ausgeglichen. Auch jahreszeitliche Signale des Faunenmaterials ändern sich im Verlauf des Besiedlungszeitraums nicht und deuten stets auf eine Jagd im beginnenden Frühling hin. Die Artenzusam-
mensetzung der Schichten bleibt ebenfalls immer relativ konstant und zeigt kein verändertes Verhalten auf menschlicher Seite. In welcher Richtung und mit welcher Geschwindigkeit die Wanderung der Rentierherden erfolgte ist nicht zu sagen. Ebenso müssen diese zu verschiedenen Zeiten nicht immer gleich gewesen sein. Denkbar wäre eine Überwinterung der Rentiere sowohl im Bodenseegebiet, als auch in der Rheinebene. Letzteres ist zumindest für Schicht III wahrscheinlicher. Datierungen von Geyh und Schreiner (1984) zufolge, befanden sich die Gletscher um 15450±80 calBC (14100±115 14C-Jahre BP) noch beim Stand Konstanz. Die vorgelagerten Schotterflächen und die klimatischen Bedingungen ergaben damit im Bodenseegebiet wohl wesentlich ungünstigere Überwinterungsgebiete als in der Rheinebene. Auch die Nähe des Bodenseegebiets macht es unwahrscheinlich, dass die Männchen die Herden bereits verlassen hatten. Die Distanz wäre von Rentieren prinzipiell in einem einzigen Tag überwindbar gewesen. Die Setzgebiete lagen mit Sicherheit in orographisch höheren Gebieten. Dafür kommt sowohl der Randen als auch die Schwäbische Alb in Frage. Die von Sturdy (1975, 74) geäusserte Hypothese, nach der die Rentiere in der norddeutschen Tiefebene überwinterten und jährlich zu Sommerweiden im Süden Deutschlands zurückkehrten, wurde bereits von Weinstock (2000) widerlegt, weshalb diese Möglichkeit nicht weiter in Betracht gezogen werden soll. Die geäusserte Hypothese einer Verschiebung der Überwinterungs- und Setzgebiete lässt sich an anderen Inventaren Südwestdeutschlands und der Schweiz überprüfen. Es sollte sich bei zeitgleichen Inventaren in der unmittelbaren Umgebung die demographische Entwicklung der Kesslerloch-Rentiere nachvollziehen lassen. So könnte das Modell auch in einen grösseren räumlichen Kontext eingebettet werden. Liegt der Grund für die Aufgabe des Kesslerlochs als Siedlungsplatz tatsächlich im veränderten Wanderverhalten der Rentiere, sollte es ausserdem keine Fundstellen in der unmittelbaren Umgebung geben, die chronologisch direkt an die Besiedlung des Kesslerlochs anschliessen. Eine mögliche Vergleichsfundstelle ist der Petersfels bei Engen, nur wenige Kilometer vom Kesslerloch entfernt. Weinstock (2000) hatte für das Kesslerloch und den Petersfels sehr unterschiedliche Dichteschätzungen ermittelt. Um einen Vergleich mit den neu gewonnenen Dichteschätzungen der einzelnen Schichten des Kesslerlochs anstellen zu können, wurden die von Weinstock publizierten Daten zum Petersfels in eine Dichteschätzung umgesetzt (Abb. 11.6). Das Ergebnis zeigt, dass das Diagramm fast identisch zur Dichteschätzung der VSIs aus Schicht IIIB des Kesslerlochs ist. Auch die Position des Peaks ist identisch. Die Ähnlichkeit der beiden Diagramme und die geographische Nähe deuten an, dass es sich um dieselbe Rentierpopulation handelt, die an beiden Fundplätzen bejagt wurde. Es sollte demnach auch eine zeitliche Nähe von Petersfels und Kesslerloch IIIB bestehen. Die meisten der vermessenen Rentierknochen aus dem Petersfels-Inventar sollen aus Schicht 3 stammen (Weinstock 2000, 45). 57
Abb. 11.6: Dichteschätzung der von Weinstock (2000) publizierten Masse des Petersfels im Vergleich mit Schicht IIIB des Kesslerlochs.
Datierungen dieser Schicht streuen um einen Median von 12840±520 calBC (Jaguttis-Emden 1983) und sind damit etwas jünger als die Datierungen von Schicht III am Kesslerloch. Problematisch im Vergleich mit dem Kesslerloch ist zum einen, dass zwischen den meisten Datierungen am Kesslerloch und denen am Petersfels mehr als 20 Jahre vergangen sind in denen sich die Radiokarbon-Methode stark weiterentwickelt hat. Zum anderen sind die Petersfels-Datierungen konventionelle Datierungen, die am Kesslerloch zumeist AMS-Datierungen. Die zeitliche Beziehung zwischen den Fundstellen sollte aufgrund der genannten Ähnlichkeit der VSI-Dichteschätzungen nochmals überprüft werden. Stellt sich dabei heraus, dass bei einer so starken Ähnlichkeit in der Demographie und Körpergrösse der Rentiere tatsächlich eine grosse zeitliche Differenz besteht, muss das oben formulierte Modell überdacht werden.
11.2.2. Rentiere in fötalen Entwicklungsstadien Folgt man dem geschilderten Szenario, müssten den Jägern im beginnenden Frühjahr also verhältnismässig oft trächtige Weibchen zum Opfer gefallen sein. Dieser Nachweis kann jedoch nicht erbracht werden, da Knochen von fötalen Tieren im Material relativ selten sind. Sie machen gemessen an der Anzahl aller Rentierfunde nur 0,16% aus (Tab.11.1). Dies kann verschiedene Ursachen haben. Sowohl Erhaltungs- als auch Auffindungschancen von Knochen fötaler Tiere sind wesentlich geringer. Selbst nach der Bergung sind diese Knochen anfälliger für Beschädigungen und können dann selten noch einer Tierart oder einem Skelettteil zugeordnet werden. Einige der fötalen Tierknochen konnten in Ermangelung von Vergleichsmaterial als Tierart nur mit «Cervide» bestimmt werden. Sicher auf Tierartniveau bestimmbar waren einige der Metapodien, die alle als Rentier bestimmt wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei den anderen Cerviden-Föten damit ebenfalls um Rentiere. 58
Skelettteil
Anzahl
Einheit
Metatarsus Femur Metatarsus Humerus Femur Tibia Metatarsus Atlas Humerus Radius Metapodien Pelvis Femur Tibia Phalanx 2
1 1 1 2 1 1 1 1 1 1 8 2 1 1 1
Graue Kulturschicht Schicht I Schicht II Schicht III
insgesamt
25
Sonstige
Tab. 11.1: Knochen fötaler Rentiere im Kesslerloch-Material.
Es besteht auch die Möglichkeit, dass ein Teil der Rentierföten gar nicht erst bis in die Höhle gelangte. Bei heutigen Jagden wird das erlegte Tier in der Regel direkt an der Kill-Site ausgeweidet um das Verderben des Fleisches beim Transport zu verhindern. Die Gebärmutter mit dem Fötus könnte dabei ebenfalls als Abfall zurückgeblieben sein. Gerade bei noch wenig entwickelten Föten wäre dies denkbar. Auch wenn ansonsten genug Fleisch zur Verfügung steht, könnte auf den Verzehr der Föten verzichtet worden sein. Der Umgang mit ungeborenen Tieren ist sehr stark kulturell geprägt. Entwickelte Föten gelten in einigen Kulturen als Delikatesse, in anderen sind sie tabu. Eine konkrete Aussage kann deshalb nicht gemacht werden. Es soll lediglich klar werden, dass die geringe Zahl von Föten im Fundmaterial dem vermuteten Szenario nicht grundsätzlich widerspricht. Vier der Knochen fötaler Rentiere waren messbar. Mit einer von Spiess (1979) vorgeschlagenen Methode konnte aus den Längenmassen das Alter der Tiere berechnet werden. Dazu wurde aus der Länge der Diaphyse der Knochen mit einem von Spiess ermittelten Faktor die Länge des Hinterlaufs errechnet. In dem seiner Studie zugrunde liegenden Vergleichsmaterial war dies mit einer Standardabweichung von maximal 2% möglich. Mit der Formel Alter[Tage] = 0,5 ·L.Hinterlauf [mm]+70 konnte damit ein ungefähres Alter seit Empfängnis ermittelt werden (Abb. 11.7). Der lineare Zusammenhang von Alter und Knochenlänge ist dabei eine Vereinfachung. Tatsächlich ist das Wachstum logarithmisch. Da die Wachstumsrate jedoch nur sehr geringfügig schwankt (Roine et al. 1982, Fig. 4), ist mit der Vereinfachung kein grosser Fehler verbunden. Die sich ergebenden Daten streuen zwischen etwa 127 und 153 Tagen. Legt man dem eine Kalenderskala zugrunde, die von einer Brunft Mitte Oktober ausgeht, ergibt sich als Jagdzeit etwa der Monat März. Da die Berechnungen des fötalen Entwicklungsstands ebenso auf rezenten Vergleichsstudien
11.2.3. Geweihe
Abb. 11.7: Entwicklungsstand der messbaren Knochen fötaler Rentiere im Kesslerloch-Material. Die blaue und rote Linie geben die jeweilige Standardabweichung an.
basiert wie die Ermittlung von Brunft und Setzzeit, ist diese Aussage zulässig, da sich diese Ereignisse heute gegenüber dem Spätglazial etwas verschoben haben könnten, die zeitliche Beziehung zwischen den Ereignissen aber sicher sehr ähnlich war. Die Tragezeit der Weibchen kann sich innerhalb einiger tausend Jahre nicht um Monate verkürzen, weshalb eine frühere Brunft also in einer früheren Setzzeit resultieren muss. Der Monat März sollte aber weniger kalendarisch, als vielmehr jahreszeitlich aufgefasst werden, d.h. man sollte die jahreszeitliche Einordnung als «ausgehender Winter/beginnender Frühling» auffassen.
Abb. 11.8: Schädelechte Geweihstücke von Jungtieren. Eine Osteoklastentrennlinie ist sichtbar. Das Stück unten hat einen leichten Sinterüberzug der Bruchkante.
Geweihe spielten im Technokomplex des Magdalénien eine bedeutende Rolle als Rohmaterial. Allein aus dem Fundmaterial des Kesslerlochs stammen mehr als 200 Geschossspitzen aus Geweih, dazu eine Vielzahl von Harpunen, Lochstäben und anderen Geräten (Höneisen 1986, 30). Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Kunstwerke, die oft ebenfalls aus Rentiergeweih hergestellt wurden. Derartige Artefakte wurden zumeist aus den Abwurfstangen erwachsener Bullen gefertigt. Diese könnten sowohl in der Umgebung gesammelt, als auch von weiter entfernt mitgebracht worden sein. Von den Abwurfstangen auf eine Siedlungstätigkeit im Winter, der Abwurfzeit eben jener Geweihe zu schliessen, wäre demnach falsch. Hinweise, dass das Kesslerloch im Bereich einer Winterweide der Rentiere lag, gibt es kaum. Die Entwicklungsstadien der Geweihe an den Schädeln sprechen eher für eine andere jahreszeitliche Einordnung der Rentierjagd am Kesslerloch. Grundsätzlich ist das Beurteilen des Geschlechts, und damit der Jahreszeit in der das Tier erlegt wurde, mit grossen Unsicherheiten behaftet. Buchud (1966) war einer der ersten, der versuchte anhand des Entwicklungsstandes des Geweihs auf Geschlecht und Jahreszeit zu schliessen. Einige der von ihm erarbeiteten Kriterien sind in darauf folgenden Studien anderer Autoren stark in Frage gestellt worden. Spiess (1979) meint gar, dass Geweihe für die Bestimmung der Jahreszeit nahezu nutzlos seien. Aaris-Sørensen (2007) kann die Kriterien zur Geschlechtsbestimmung am Geweih ebenfalls nicht bestätigen. Studien an anderen Hirscharten haben gezeigt, dass der Geweihzyklus durch Sexualhormone gesteuert wird, deren Produktion ihrerseits stark mit der Veränderung der Tageslänge zusammenhängt (Bubenik und Smith 1987). Damit besteht ein Zusammenhang zwischen geographischer Breite und Geweihzyklus (Bubenik et al. 1990). Da Rentiere in Europa heute nicht mehr so weit südlich vorkommen wie im Magdalénien, ist nicht klar inwieweit der Geweihzyklus von Populationen in nördlicheren Breiten abweicht. Da dieses Problem aber wahrscheinlich alle jahreszeitlichen Zyklen aller Tierarten in ähnlicher Weise betrifft, sind wenige Verschiebungen zwischen den verschiedenen Tierarten zu erwarten. Probleme bestehen dagegen nicht nur in der Bestimmung des Geschlechts eines Geweihstücks, sondern auch in Bezug auf das Alter des Tieres. Da sich die Produktion der steuernden Hormone mit dem Alter eines Tieres stetig ändert, verändert sich auch der Geweihzyklus. Die Unschärfe, die bei der Bestimmung der Jahreszeit an den Geweihen existiert, ist dementsprechend gross. Im Folgenden soll mit gewissen Vorbehalten versucht werden, aus den Geweihen dennoch einige Informationen zu gewinnen. An schädelechten Geweihfragmenten liegen vor allem eine Vielzahl an Spiessergeweihen vor. Für die jahreszeitliche Einordnung sind diese am wenigsten mit Problemen behaftet, da beide Geschlechter in sehr jungem Alter noch keine so starken hormonellen Unterschiede aufweisen. Auch die ersten Geweihzyklen sind bei beiden Geschlechtern deshalb noch sehr ähnlich. Hescheler hatte einige dieser Geweihe an den be59
Abb. 11.9: Rentier-Frontale vom Südeingang, Grabung Nüesch (Studer 1904, Taf.1).
kannten Zoologen Prof. Dr. Einar Lönnberg in Stockholm geschickt, der nach einer Begutachtung schloss, dass diese «etwas schwächer und kleiner sind als das fertige Geweih der Kälber» (Hescheler 1907, 113). Dieser Einschätzung kann ich nicht folgen. Viele der Spiessergeweihe sind zwar sehr zierlich, machen jedoch einen kompakten, fertig entwickelten Eindruck. Die Dicke der Kompakta im Vergleich mit der Gesamtdicke der Stücke lässt keinen anderen Schluss zu, als dass die Geweihe fertig ausgebildet waren. Bei einigen Stücken deutet sich sogar eine Osteoklastentrennlinie an, die den bevorstehenden Abwurf des Geweihs ankündigt (Abb. 11.8). Auch ein von Studer abgebildetes Schädelstück, das sich heute im Naturhistorischen Museum Basel befindet, zeigt eine Osteoklastentrennlinie (Abb. 11.9). Es handelt sich um das Frontale eines jungen Männchens bei dem eine der Geweihstangen an der Osteoklastentrennlinie abgebrochen ist. Die Trennung war jedoch noch nicht weit fortgeschritten, so dass der Bruch eine unebene Bruchfläche schuf. Bei der Bodenlagerung verliert Geweih im Gegensatz zu Knochen erfahrungsgemäss schneller an Gewicht. Geweih wirkt im archäologischen Fundmaterial deshalb immer etwas poröser und kreidiger als Knochen. Möglicherweise war Lönnberg als Zoologe wenig mit archäologischem Fundmaterial vertraut, was ihn dazu verleitet haben könnte die erhaltungsbedingten Veränderungen des Geweihs falsch zu interpretieren. Auch Höneisen (1986, 30) schloss, dass das Kesslerloch vorwiegend im Sommerhalbjahr aufgesucht worden sein musste, weil kaum kräftig ausgebildete Geweihe vorhanden waren. Diese tendenziell schwachen Geweihe sind aber durchaus voll entwickelt, allerdings stammen sie wohl hauptsächlich von Weibchen, die grundsätzlich ein kleineres Geweih entwickeln. Jungtiere behalten wie Weibchen ihr Geweih den ganzen Winter hindurch und werfen es erst im Zeitraum Mai bis Juni ab (Aaris-Sørensen 2007). Je älter die männlichen Tiere werden, desto früher werfen sie dann bereits die Geweihe ab, so dass das von Studer abgebildete Stück, sollte es sich tatsächlich 60
um ein Männchen handeln, nicht gegen eine Jagd im beginnenden Frühjahr (März/April) sprechen würde. Bei mehreren Schädelfragmenten, die aufgrund der sehr grossen Geweihansätze nur männlichen Tieren zugeordnet werden können, ist das Geweih abgeworfen. Im Gegensatz zu den Weibchen werfen adulte Rentierbullen ihre Geweihe bereits wenige Wochen nach der Brunft ab, üblicherweise im November oder Dezember. Das Wachstum neuer Geweihe beginnt, abhängig vom geographischen Verbreitungsgebiet unterschiedlich, etwa zwischen Ende März und Mitte Mai (Syroechkovskii 1995, 135). Ein vom Südeingang stammendes Schädelfragment der Grabung Heierli ist ein besonders schönes Belegstück dieses Entwicklungsstadiums. Es ist ein fast vollständiges Hinterhaupt eines männlichen Rentieres und zeigt die Geweihstümpfe nach Abwurf der Stangen. Das neue Geweihwachstum hat noch nicht begonnen, der Fund passt demnach sehr gut zu den jahreszeitlichen Signalen der Rentier-Föten und der meisten anderen Geweihfunde. Dieser Fund ist momentan im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen ausgestellt und konnte nicht quantitativ aufgenommen werden. Darüberhinaus ist nur ein einziges Stück eines anderen Stadiums der Geweihentwicklung gefunden worden. Ein sehr grosses, voll entwickeltes, schädelechtes Geweih eines Rentierbullen ist aus der Grabung Merk bekannt. Es ist nicht nur das mächtigste Geweih des gesamten Materials, es zeigt auch als einziges schädelechtes Geweihstück Bearbeitungsspuren und ist das einzige schädelechte Geweih eines adulten Bullen. Es fällt damit gleich mehrfach aus den sonst vorhandenen Mustern heraus. Obwohl es durchaus von einem kurzen Herbstaufenthalt einer Gruppe im Kesslerloch stammen kann, ist auch die Möglichkeit gegeben, dass es wegen seiner Grösse als Rohmaterial von weiter her mitgebracht wurde. Den Rosenstock mit einem kurzen Stangenabschnitt liess man dann zurück, weil diese als Rohmaterial nichts mehr hergaben.
11.2.4. Sterbealter der Tiere Über die Zahnabrasion und den Zahnwechsel kann eine grobe Einteilung in Altersklassen vorgenommen werden. Damit sollte geklärt werden, ob alle Altersklassen vorhanden sind oder ob bei der Jagd entgegen oder stark für eine Altersklasse selektiert wurde. Fontana (2000) zeigte am Fundmaterial südwestfranzösischer Fundplätze, dass dort keine Selektion stattfand. Für das Kesslerloch gibt es ebenfalls keinen Grund von einer anthropogenen, intentionellen Selektion bestimmter Alterklassen bei den Rentieren auszugehen. Fontana (2000) teilte für ihre Studie die Funde in fünf Altersklassen ein, um dann anhand von Histogrammen Vergleiche mit der Demographie rezenter Populationen anzustellen. Im Zuge der vorliegenden Arbeit wurde eine derartige Analyse für das Kesslerloch nicht durchgeführt. In Bezug auf die Fragestellung waren lediglich die sehr jungen und sehr alten Tiere interessant. Da bereits anhand des VSIs einige Aussagen über die Zusammensetzung der Herden in Analogie zu der Kaminuriak-Population getroffen wurden (siehe Kap. 11.2.1), besteht die Möglichkeit anhand des Sterbealters das Modell zu überprüfen und zu verfeinern.
In der Studie über die Kaminuriak-Rentiere von Miller (1974), hatten alle Tiere spätestens mit dem 28. Lebensmonat die Unterkiefer-Prämolaren gewechselt. Die Variation zu anderen Populationen ist nicht allzu gross. Der späteste Wechsel findet nach der Zusammenstellung von Miller (1974, 16) bei den lappländischen Rentieren statt, die erst mit 30 Monaten die Unterkiefer-Prämolaren wechseln. Dieses Alter ist in Bezug auf die Fragestellung besonders interessant. Im dritten Lebensjahr sind mehr als die Hälfte der weiblichen Rentiere erstmals trächtig (Parker 1972, 86), womit sie dann prinzipiell aus eigenem Antrieb die volle Strecke bis ins Setzgebiet zurücklegen könnten. Jüngere Tiere versuchen den Müttern zu folgen, schaffen dies aber nicht immer. Die Tab. 11.2 zeigt, dass zwischen den Schichten keine grosse Schwankung im Anteil der Jungtiere unter 30 Monaten vorliegt. Die verschiedene Fundanzahl in den Schichten dürfte zum grössten Teil für die geringfügigen Abweichungen verantwortlich sein. Auch im Gesamtmaterial ist der Anteil der Milchprämolaren ähnlich. Jungtiere scheinen also in stets ähnlichen Zahlenverhältnissen zu den älteren Tieren im Zugriffsbereich der Jäger gewesen zu sein. Gleiches zeigt der Epiphysenschluss am distalen Metatarsus und am proximalen Femur, die sich ebenfalls im dritten Lebensjahr schliessen (Spiess 1979 93). Dies lässt sich in Kombination mit dem Wanderungs-Modell so interpretieren, dass die Jungtiere weniger Schwierigkeiten hatten den Weibchen zu folgen als dies in der Kaminuriak-Population der Fall ist. Stimmt die von Parker (1972, 26) geäusserte Hypothese, dass vor allem die Witterungsbedingungen und Schneedecke während der Wanderung dafür verantwortlich sind, dass die Jungtiere hinter den Weibchen zurückbleiben, so könnte dies unter kontinentaleren Bedingungen im Spätglazial ausgeblieben sein. Die Kaminuriak-Population ist durch die Nähe der Hudson-Bay einem sehr ozeanischen Klima ausgesetzt. Der Winter bringt stets eine mächtige Schneedecke. Es bestätigt sich damit durch das Auftreten relativ konstanter Jungtieranteile, was auch aufgrund der Präsenz von Equiden im Fundmaterial gefolgert werden kann: Eine starke Schneebedeckung im Bereich des Kesslerlochs kann nicht vorhanden gewesen sein. Dass Equiden mit hoher Schneebedeckung nicht gut zurecht kommen und deshalb ein guter Umweltindikator sind, wurde von Guthrie (1982) dargelegt. Für das Zahnalter der adulten Tiere kann nur noch die Abrasion einen Anhaltspunkt liefern. Molaren die an mindestens einer Stelle des Zahns bis auf eine Kronenhöhe von ≤1mm abgekaut sind, machen 10,6% aller Molaren im Fundmaterial der Heierli-Grabung aus. Tiere mit so stark abradierten Molaren sind nach Vergleichen mit Miller (1974) durchschnittlich mindestens 10 Jahre alt, zum Teil bis zu 18 Jahre. Eine nähere Bestimmung des Alters wird aufgrund der mit dem Alter wachsenden Unschärfe und der vielfältigen Probleme dieser Methode nicht vorgenommen (näheres dazu bei Spiess 1979, 70ff.). Besonders alte Tiere scheinen als Jagdbeute also nicht gemieden worden zu sein, obwohl das Fleisch alter Tiere heute als weniger hochwertig gilt als das von Jungtieren und Tieren mittleren Alters. Auch in Bezug auf die jahreszeitliche Einordnung und die Lokalisation des Setzgebiets sind weitere Aussagen möglich. Das
völlige Fehlen von nicht und wenig abgekauten Milchzähnen impliziert, dass das Setzgebiet nicht im unmittelbaren Zugriffsbereich der Rentierjäger war. Dies stimmt mit den anderen jahreszeitlichen Signalen überein, nach denen die Rentiere etwa ein bis zwei Monate vor der Geburt der Jungtiere im Gebiet des Kesslerlochs waren. dP mand. Schicht I Schicht II Schicht III alle Grabungen
5 4 16 59
Zähne gesamt
% der dP mand.
99 174 436 1340
5,1 2,3 3,7 4,4
Tab. 11.2: Anzahl und Anteil der Unterkiefer-Milchprämolaren am Fundmaterial der Schichten I - III.
11.2.5. Schlachtspuren Schlachtspuren wurden bei der Aufnahme in der Datenbank einzeln vermerkt. Bei den Datensätzen von Jacco Weinstock war über die reine Feststellung dieser Spuren keine weitere Information gegeben. Bei dem vom Verfasser selbst aufgenommenen Teil der Daten wurden Schlag- und Schnittspuren mit ihrer jeweiligen Position und Ausrichtung vermerkt. Dieser letztere Teil der Daten soll als Stichprobe dienen, um auch relative Häufigkeiten in Bezug auf den Charakter der Schlachtspuren angeben zu können. Bei den Schlachtspuren konnten insgesamt grosse Regelmässigkeiten festgestellt werden. Schlagspuren Das Zerschlagen der Knochen zur Gewinnung des Knochenmarks quantitativ zu fassen ist am Kesslerloch-Material in sinnvoller Weise fast unmöglich. Die meisten der Knochen sind wahrscheinlich zerschlagen worden, auch wenn die Impaktpunkte nur bei wenigen Stücken klar festzustellen sind. Solche Stücke können aber nicht als «zerschlagen» aufgenommen werden, weil sie keine Schlagspur im Sinne eines sichtbaren Impaktpunkts zeigen. Ist dieser Punkt nicht klar zu definieren, weist der spiralige Bruch und eine gleichmässige Färbung des Knochen dennoch darauf hin, dass auch diese Knochen im frischen Zustand zerschlagen wurden. Wie eigene Experimente gezeigt haben, ist bei Knochen von Rentiergrösse nicht immer gegeben, dass das Aufschlagen zu einem sichtbaren Impaktkegel am Knochen führt. Durch die gute Erhaltung können auch rezent gebrochene Knochen noch spiralig brechen. Die Bruchflächen sind dann aber meist etwas rauher und unterscheiden sich farblich vom Rest des Knochens. Mangandendriten erstrecken sich nicht auf diese Flächen. Qualitativ ist die Auswertung der Schlagspuren durchaus interessant. Das Zerschlagen der Knochen zeigt eine klare Systematik. Wenn möglich wurde für den Impakt eine Stelle gewählt, auf deren Gegenseite eine flache Stelle eine sichere Auflage auf dem Amboss gewährleistete (Abb. 11.10). Nur wenn der Knochen beim Schlagen nicht verrutscht, kann die volle Schlagkraft auf den Knochen wirken. Der Gegenimpuls vom Amboss führte dabei gelegentlich ebenfalls zu einem Im61
NISP R.tarandus
∑ Schnittspuren
%
Schicht I Schicht II Schicht III Grabung Merk Grabung Nüesch Grabung Heierli
1266 2486 5487 2348 1134 11400
39 68 133 166 18 278
3,1 2,7 2,4 7,1 1,5 2,4
alle Funde
15160
468
3,1
Abb. 11.10: Tibia mit Schlagspur. Wie die Spuren gegenüber des Impakts (Pfeil) zeigen, wurde der Knochen auf einen Amboss aufgelegt (durch Ellipse symbolisiert).
Tab. 11.3: Zahlenverhältnisse von Funden des Rentiers mit Schnittspuren.
paktkegel, der sich vom echten Auftreffpunkt des Schlagsteins durch einen weniger klar definierten Impaktpunkt unterscheidet. Auch die Auftrefffläche des Schlagsteins wurde so gewählt, dass der Stein an dieser Stelle möglichst senkrecht auf den Knochen traf. Diese Art der Zerlegung führt deshalb oft zu identischen Fragmenten der Knochen.
borgenen Funde, bzw. jene, die für uninteressant erachtet wurden, vor Ort beliessen und sie nicht etwa nach einer Begutachtung andernorts entsorgten. Diese Funde müssten dann während der abschliessenden Grabung von Heierli geborgen worden sein. Für quantitative Aussagen über das Material ist dieser Hinweis sehr wertvoll. Die Schnittspuren im Material zeugen fast ausschliesslich von einer Abtrennung der jeweiligen Skelettelemente. Diese Schnittspuren sind demzufolge oft quer zur Knochenachse ausgerichtet und befinden sich nahe der Gelenkenden oder direkt auf ihnen. Sehr häufig zeugen sie von einer Durchtrennung des Hinterlaufs am Fussgelenk. 155 Stücke können dieser Gruppe zugeordnet werden, womit diese Schnittspuren mit 59% aller Schnittspuren an Rentierknochen am häufigsten sind. Das Gelenk wurde etwas häufiger zwischen distalen Tarsalia und proximalem Metatarsus abgetrennt als zwischen Tibia und Talus/ Calcaneus. Das Verhältnis liegt etwa bei 3:2. Die Metatarsen tragen fast kein Muskelfleisch, weshalb auch heute beim Zerlegen von Wild dieser Teil des Laufs abgetrennt wird. Da die Metatarsen aber dennoch sehr häufig im Fundmaterial sind, bestätigt sich erneut, dass die Tiere erst im Lager zerlegt wurden (wie bereits aufgrund der Skelettteil-Repräsentanz angenommen, siehe Abb. 11.1). Die Metatarsen waren auch ein wichtiges Rohmaterial zur Herstellung von Geräten. Dies könnte zu einem leichten Übergewicht von Schnittspuren einer Trennung zwischen dist.Tarsalia/ prox.Metatarsus geführt haben. Die Abb. 11.11 bis 11.13 zeigen exemplarisch, wie sich das beschriebene Abtrennen in Schnittspuren äussert. Um die Abbildungen übersichtlich zu halten, wurde nur ein Teil repräsentativer Schnittspuren übereinandergezeichnet. Beim Talus und Metatarsus sind es jeweils 20 Funde, die als Illustration dienen sollen, beim Calcaneus nur fünf. Am Vorderlauf ist der Abtrennvorgang nur mit 10 Funden belegt. Dies kann nicht allein durch die höhere Fundzahl von Knochen des Hinterlaufs erklärt werden. Die Datenlage suggeriert, dass der Hinterlauf häufiger abgetrennt wurde als der Vorderlauf. Dass Spuren eines Abtrennvorgangs am Vorderlauf weniger häufig auftreten liegt möglicherweise daran, dass das Gelenk nicht so kompliziert gebaut ist und sich beim einfachen Beugen des Vorderlaufs bereits die Gelenkenden unter der Haut abzeichnen. Die auf diese Weise gespannte Haut ist mit einem scharfenWerkzeug leicht zu durchtrennen, oh-
Schnittspuren Schnittspuren, die von Silex-Werkzeugen stammen, sind bei einer so guten Erhaltung der Knochenoberflächen wie im Kesslerloch eindeutig von Schnitt- und Kratzspuren anderer Herkunft zu trennen. Schnittspuren wurden an 468 von 15'160 Rentierfunden festgestellt. Dies entspricht einer Häufigkeit von 3,1%. Von 264 Funden mit Schnittspuren wurde eine detaillierte Aufnahme gemacht, um anhand dieser Stichprobe quantitative Aussagen über die genaue Position und Ausrichtung machen zu können. Ein Drittel aller Schnittspuren sind aus dem Material der Grabung Merk, die Jacco Weinstock aufgenommen hatte. Dass die Funde dieser Grabungen aber nur etwa 15% aller Rentierfunde aus dem Kesslerloch ausmachen, zeigt ein weiteres Mal, wie selektiv Merk vorgegangen sein muss. Kleinstückig fragmentiertes Material war für ihn wohl uninteressant. Der Anteil der Funde mit Schnittspuren steigt dadurch in dieser Grabungskampagne als Produkt grabungstechnischer Selektion. Nüesch grub vor allem am Südeingang und im Schutt von Merks Grabung. Am Südeingang sind die Knochenoberflächen schlechter erhalten als in anderen Grabungseinheiten. Wurzelfrass tritt an einigen Funden auf. Die Schnittspurenhäufigkeit ist dementsprechend gering. Weil Heierli den Grabungsschutt der vorhergehenden Grabungen nochmals durchschauen liess, sinkt die Häufigkeit von Schnittspuren an Funden seiner Grabung weiter artifiziell ab. Abermals bieten allein die drei Fundschichten der Gelben Kulturschicht eine verlässliche Referenz. Demnach ist von Schicht III zu Schicht I eine steigende Schnittspuren-Häufigkeit von 2,4-3,1% feststellbar (Tab.11.3). Solch geringe Schwankungen sollen aber nicht weiter gedeutet werden. Was jedoch in Bezug auf die Grabungstechnik interessant ist, ist die Tatsache, dass die Schnittspuren-Häufigkeit für das Gesamtmaterial einen Zahlenwert liefert, wie er etwa schichtintern für die Schichten der Gelben Kulturschicht vorliegt. Ich werte dies als Hinweis, dass Merk und Nüesch die nicht ge62
ne dass am Knochen Schnittspuren zurückbleiben. Ausserdem wurde der Metacarpus weniger als Rohmaterial genutzt, was die Schnittspurenhäufigkeit gegenüber dem Metatarsus weiter verringern könnte. Schnittspuren in Längsrichtung der Knochen sind v.a. dort vorhanden, wo Fleisch entfernt wurde. Ausnahme bilden Schnittspuren, die im Zusammenhang mit der Werkzeugherstellung stehen. Die Brustwirbel tragen zu einem hohen Anteil Spuren der Fleischgewinnung. Von 251 Fragmenten von Brustwirbeln des Rentiers tragen 34 Stücke Schnittspuren, die zeigen, dass man das lateral am Processus spinalis gelegene Muskelbündel des Erector spinae abgelöst hat. Beim Rind würde man im Fleischerjargon vom «Rostbratenried» bzw. «Beiried» sprechen, sehr hochwertigen Fleischstücken. Schnittspuren des Herauslösevorgangs verlaufen auf der Dorsalseite der Wirbel, also dem Arcus, in Axialrichtung. Je nach Schnitttiefe und -winkel hat der Entfleischungsvorgang auch am Processus spinalis Schnittspuren hinterlassen (Abb. 11.14). Dass die Schnittspuren sich an diesem Teil des Skeletts relativ häufig finden könnte zum einen daran liegen, dass das Muskelbündel von einer Schicht Sehnen bedeckt ist, die nur mit scharfen Werkzeugen zu durchdringen ist. Zum anderen setzten die einzelnen Muskelstränge des Erector spinae direkt an den Spinalfortsätzen der Wirbel an, und das Fleisch kann überhaupt nur durch Schneiden in grösseren Stücken entfernt werden. An zwei Incisiven konnten ausserdem Schnittspuren festgestellt werden (Abb. 11.15), wie sie auch in anderen Magdalénien-Inventaren auftreten, so z.B. im nahe gelegenen Petersfels. Wahrscheinlich wurden die Zähne so aus dem Kiefer entfernt, um sie als Schmuck nutzen zu können.
Abb. 11.11: Überlagerung der Umzeichnung von 20 Tali mit Schnittspuren.
Abb. 11.12: Zu Abb.11.11 korrespondierende Schnittspuren am Calcaneus. Aufgrund der sehr begrenzten Variabilität derartiger Schnittspuren beginnt das Bild bereits bei der Überlagerung der Schnittspuren von nur fünf Calcanei unübersichtlich zu werden.
Abb. 11.13: Schnittspuren am proximalen Metatarsus. Für die Abb. wurden die Umzeichnungen von 20 Funden übereinandergelegt. Die langen, schräg verlaufenden Schnitte könnten auch mit dem Häuten oder der Artefaktherstellung in Zusammenhang stehen.
Abb. 11.14: Schnittspuren treten an Brustwirbeln des Rentiers häufig auf. Sie zeugen vom Herauslösen des seitlich anliegenden Muskelbündels.
Abb. 11.15: Incisivus vom Rentier mit Schnittspuren. Funde dieser Art sind auch vom Petersfels bekannt.
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Abb. 11.17: Hakenende einer Speerschleuder mit Rentierköpfchen. Die Zusammensetzung aus zwei Fragmenten gelang erst 1944 und wurde wie abgebildet von Guyan (1944) publiziert. Abb. 11.16: Rentier-Mandibula mit eingeschossenem Hornstein-Projektil. Massstab bezieht sich auf Bildmitte.
11.2.6. Hinweise auf die Jagdtechnik
11.2.7. Pathologien
Eine Besonderheit im Fundmaterial bildet eine linke RentierMandibula, in der ein Projektil aus Hornstein steckt. Dieses Stück ist keinem der bisherigen Bearbeiter aufgefallen und zeigt ein weiteres Mal, wie wertvoll die Aufarbeitung alt gegrabener Fundstellen sein kann. Das Projektil besteht aus einem Fragment einer spitz zulaufenden Lamelle aus hellgrauem Jura-Hornstein. Nur in einem sehr limitierten Winkel kann man durch die Cavitas des Unterkiefers das nach innen ragende Silex-Stückchen sehen. Das Projektil ist schätzungsweise etwa 4mm weit in den Knochen eingedrungen und dann abgebrochen. Die genaue Länge des Lamellen-Fragments ist nicht zu ermitteln. Ob das Stück retuschiert ist, ist ebenfalls nicht sicher zu sagen. Bislang konnte eine Retusche allerdings nicht festgestellt werden. Der Eintrittswinkel in den Knochen ist fast waagrecht, geht man davon aus, dass das Rentier gestanden hat. Die Mandibula ist von schräg hinten getroffen worden. Dass es sich bei der dem Einschuss zugrunde liegenden Waffe um eine Fernwaffe gehandelt hat, kann angesichts der Einschussstelle festgestellt werden. Mit einer Lanze hätte man wohl nicht so weit den Rumpf des Tieres verfehlt. Zur Frage, welche Jagdwaffe eingesetzt wurde, gibt es an kaum einem anderen paläolithischen Fundplatz bessere Hinweise: Bislang sind aus dem Fundmaterial des Kesslerlochs mehrere Hakenenden von Speerschleudern bekannt. Diese sprechen stark dafür, dass das Projektil von einem Speer getragen wurde, der mit einer Speerschleuder geworfen wurde. Eines der Speerschleuder-Hakenenden ist sogar figürlich mit einem Rentierköpfchen verziert (Abb. 11.17), was einen direkten Zusammenhang zwischen Rentier und Speerschleuder herstellt. Die Schussdistanz kann eigenen Experimenten zufolge bei einem so flachen Eintrittswinkel maximal 10 bis 15 Meter betragen haben, nimmt man die Speerschleuder als gegeben. Letztlich kann aber der Bogen als Jagdwaffe auch nicht völlig ausgeschlossen werden. Bei Pfeilen ist auch die Überbrückung grösserer Schussdistanzen möglich, ohne dass der Pfeil einen grösseren Bogen beschreibt. Die Debatte darüber, wann der Bogen entwickelt wurde, wird noch immer kontrovers geführt. Am Kesslerloch selbst gibt es keine Hinweise für die Nutzung des Bogens im Spätglazial.
Pathologien konnten nur an 13 Funden des Rentiers festgestellt werden. Mehr als die Hälfte, d.h. 8 der Pathologien wurden an Knochen des Autopodiums festgestellt. Dieses ist wegen der ständigen Belastung am anfälligsten für Verletzungen und Missbildungen. Ein anschauliches Beispiel zeigt Abb. 11.18.
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Abb. 11.18: Pathologie an einem Rentier-Calcaneus aus Schicht IIIn. Im Vergleich dazu ein normal gewachsener Knochen der gleichen Schicht unten im Bild.
11.3. Reh, Capreolus capreolus LINNAEUS 1758 Das Reh ist mit fünf Funden im Material belegt (siehe Anhang B.11). Zwei der insgesamt fünf Funde aus dem Kesslerloch stammen aus Heierlis Schicht II. Es handelt sich dabei um eine distale Tibia und einen distalen Metacarpus mit Teilen des Schaftes (Abb. 11.19). Der Metacarpus war messbar und hatte eine distale Breite von 24,0mm und eine distale Tiefe von 15,9mm. Die direkte Datierung des Metacarpus ergab ein präboreales Alter von 9390±70 calBC (9920±40 14C-Jahre BP). Es ist damit die einzige AMS-Datierung, die ein Ergebnis ausserhalb der Ältesten Dryas ergab. Ob dieser Knochen im Präboreal von epipaläolithischen Jägern oder von Raubtieren in die Höhle getragen wurde, kann nicht eindeutig geklärt werden. Da es im sonstigen Fundmaterial aber keine Hinweise auf eine epipaläolithische Besiedlung gibt, ist Letzteres wahrscheinlicher.
11.4. Rothirsch, Cervus elaphus LINNAEUS 1758 Der Rothirsch zeigt, wie das Reh, einen gewissen Grad an höherwüchsiger Vegetation an, da beide Arten ihre Jungen im Schutz der Dickung zur Welt bringen und ist deshalb eine wichtige Spezies für Aussagen bezüglich der Umweltrekonstruktion. Die meisten Funde des Rothirschs stammen aus der Grabung Merks (siehe Anhang B.12). Rütimeyer (1875a, 126) bemerkt, dass die Funde im Vergleich mit rezenten Tieren relativ gross sind. Ein Blick auf die Knochenmasse (Anhang C.10) bestätigt diesen Eindruck. Im steten Bestreben, möglichst alle Funde auch bis zur Unterart zu bestimmen, ordnete Rütimeyer die Rothirsche des Fundmaterials der Grösse nach den kanadischen Wapitis zu. Studer (1904) fand keine Funde vom Rothirsch im Material. Die erneute Durchsicht zeigte aber, dass auch bei der Grabung Nüeschs Funde vom Rothirsch gemacht wurden. Obwohl der Rothirsch mit insgesamt 42 Funden und einem Knochengewicht von etwa einem Kilogramm nicht besonders selten ist, stammt kein einziger Nachweis aus den Schichten I-III. Heierli barg Funde des Rothirschs nur am Südeingang aus möglicherweise ungestörtem stratigraphischen Kontext. Rothirschknochen werden im Zusammenhang mit einer wahrscheinlich neolithischen Bestattung erwähnt, was gewisse Zweifel am spätglazialen Alter der Funde erregt. Nüesch zitiert die Beschilderung der Bestattung im Museum wie folgt: «Menschliche Überreste mit Knochen von Hirsch und Schwein aus einer Seitennische der Höhle Kesslerloch bei Thayngen stammen aus der späteren Steinzeit» 1874 (Nüesch 1904, 20). Dass trotz der Bedenken ein Teil der Rothirsch-Funde spätglazialen Alters sein könnte, deutete sich in den Ergebnissen der Sondagebohrungen von 1980 an. Im Bohrkern B7 wurde ein Faunenrest aus einer Tiefe von 3m als Rothirsch bestimmt (Ammann et al. 1988, 93). Da die Fundschichten an dieser Stelle ungestört zu sein scheinen, war dies ein Hinweis auf das spätglaziale Vorkommen des Rothirsches im Umfeld des Kesslerlochs.
Abb. 11.19: Metacarpus vom Reh (Capreolus capreolus). Ein Stück des Schaftes wurde zur Datierung beprobt.
Zur Klärung des Alters der Rothirschfunde wurde ein grosser Calcaneus aus der Grabung Konrad Merks 14C-datiert. Der Fund erhielt vom Leibnitz-Labor in Kiel die Labornummer KIA-33351 und wurde auf 12550±200 calBC datiert (12335±45 14C-Jahre BP). Der Rothirsch gehört demnach sicher zur Jagdbeute paläolithischer Jäger am Kesslerloch. Dennoch bleiben Zweifel bestehen, ob tatsächlich alle Rothirsch-Funde ins Spätglazial datieren. Es wäre durchaus möglich, dass tatsächlich ein Teil der Rothirschknochen mit der Bestattung in die Höhle gelangte. Ein Teil einer Abwurfstange vom Rothirsch könnte in diesen Zusammenhang gehören. Obwohl die Oberfläche des Stücks stark von Wurzelfrass zerstört ist, ist zu erkennen, dass dieses Stück in der Art neolithischer Geweihgeräte abgetrennt wurde. Die Rose der Abwurfstange hat einen Durchmesser von 49,3mm und 42,8mm und wäre damit auch etwas kleiner als man dies anhand der Grösse anderer Funde vermuten würde. Für die Interpretation der Funde hat es jedoch keine Bedeutung ob einige davon tatsächlich jünger sind. Der Rothirsch kam in der Ältesten Dryas offensichtlich noch selten vor und wurde nur gelegentlich zur Jagdbeute. Schnittspuren existieren an zwei der 42 Funde. Interessant ist ein Os centrotarsale, das identische Schnittspuren zu einigen der Rentier-Centrotarsalia trägt. Man wendete demnach möglicherweise das gleiche Zerlegungsschema für beide Tierarten an.
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11.5. Steppenwisent, Bison priscus BOJANUS 1827 11.5.1. Osteologische Trennung von Steppenwisent und Auerochse, Bos primigenius BOJANUS 1827 Durch die nahe Verwandtschaft von Wisent und Auerochse bereitet die Unterscheidung der beiden Arten an Einzelknochen seit jeher Probleme. Auch die bisherigen Bearbeiter des Faunenmaterials standen vor diesem Problem. Es existieren inzwischen einige Arbeiten zum Thema der osteologischen Unterscheidung der beiden Gattungen. Rütimeyer, Studer und Hescheler konnten jedoch noch nicht auf diese Arbeiten zurückgreifen, weshalb ihnen einige Fehleinschätzungen unterliefen. Ein vollständiger Metacarpus wurde von Studer als Bison priscus bestimmt. Ein gutes Merkmal zur Bestimmung der Gattung bietet dabei die Form der medialen Gelenkfläche und der Verlauf des distalen Schaftteils (Schertz 1936). Schertz gibt an, dass Bison zu einer trapezförmigen Gelenkfläche neigt, während der Auerochse Bos primigenius eine eher rechteckige Form aufweist. Interessanterweise kann die trapezförmige Gelenkfläche aber auch beim Hausrind BOS auftreten (Schertz 1936). Zur Unterscheidung von Auerochse und Bison ist sie aber gut geeignet, was an Vergleichsmaterial der Sammlung Tübingen verifiziert wurde. Die Morphologie des proximalen Gelenks und die Gesamtform des Metacarpus würden nach Schertz bei genanntem Stück tatsächlich für die Bestimmung als Bison sprechen. Allein die Grösse ist für ein Wildrind etwas zu klein. Es könnte hier der geschilderte Fall vorliegen, dass die rezenten Hausrinder am Metacarpus den Bisonten stärker ähneln als dem Auerochsen. Die Grösse qualifiziert diesen Fund eher als Hausrind (Masse im Anhang C.11 unter der Fundnummer N001KESL/170). Die Erhaltung und Färbung des Stücks unterscheidet sich ebenfalls von der Masse der Funde und wirkt wie bei Knochen aus Feuchtbodensiedlungen. Der Metacarpus scheint also aus einem anderen Lagerungszusammenhang zu stammen, wahrscheinlich aus dem nassen, humosen Oberboden des Höhlen-Vorplatzes. Aus diesem Kontext stammen auch einige weitere Haustierreste. Da eine endgültige Entscheidung nicht gefällt werden konnte, wurde der Fund als «Haus- oder Wildrind» aufgenommen. Bei zwei Stücken, die aus den Schichten I und III stammen sollen, hatte bereits Hescheler an dem spätglazialen Alter gezweifelt. Die Färbung ist ebenfalls bräunlich und passt nicht zu den anderen Funden aus diesen Schichten. Hescheler schloss nicht aus, dass die Funde bei der Ausgrabung falsch zugeordnet wurden (Hescheler 1907, 119). Während Hescheler in den beiden Funden einen europäischen Wisent (Bison bonasus) sah, muss aufgrund der Grösse die Bestimmung als Hausrind für wahrscheinlicher angesehen werden. Bei den genannten Arbeiten zur osteologischen Unterscheidung der Arten existieren gewisse Unsicherheiten in der Anwendung auf archäologisches Material. Olsen (1960) und McCuaig-Balkwill und Cumbaa (1992) erarbeiteten die Unterscheidungskriterien an Skeletten von Hausrindern im Vergleich mit dem amerikanischen Bison (Bison bison). Es ist da66
bei oft nicht eindeutig zu entscheiden ob die beschriebenen morphologischen Unterschiede tatsächlich auf unterschiedliche Anlagen zurückgehen. Auch das höhere Gewicht und die extensive Haltung der Bisons könnte zu Unterschieden in der Gestalt der Knochen führen. Bei pleistozänen und frühholozänen Auerochsen besteht dieser Unterschied zum Bison in Gewicht und Lebensweise jedoch kaum. Ob auch hier die morphologischen Merkmale anwendbar sind, ist unklar. Ein weiteres Problem in Bezug auf die Übertragbarkeit der genannten Arbeiten auf pleistozäne Funde besteht auch in der Artzugehörigkeit. Der rezente amerikanische Bison (Bison bison) scheint aber dem pleistozänen Steppenbison (Bison priscus) in seiner Lebensweise recht ähnlich gewesen zu sein, weshalb auch die morphologischen Ähnlichkeiten grösser sein sollten als zum holozänen europäischen Wisent (Bison bonasus), der in Wäldern lebt. Die Übertragung der morphologischen Merkmale der amerikanischen Bisonart auf die pleistozänen Steppenbisons sollte demnach zulässig sein. Schertz (1936), Stampfli (in Boessneck et al. 1963) und Martin (1987) bezogen in ihre Studien auch Skelette von echten Auerochsen mit ein, von denen aber nur wenige zur Verfügung stehen. Die erarbeiteten Kriterien basieren bei Ihnen somit auf einer relativ niedrigen Anzahl von Vergleichsstücken. Stampfli stellte fest, dass der europäische Wisent (Bison bonasus) den taurinen Rindern noch mehr glich als der pleistozäne Steppenbison (Bison priscus). Im Kesslerloch sollte noch der Steppenbison vorkommen, wann und wo sich die beiden Bisonarten am Ende der Eiszeit in Europa ablösten ist noch nicht geklärt. Die von den verschiedenen Autoren vorgeschlagenen Kriterien zur Artunterscheidung wurden am Material der osteologischen Vergleichssammlungen der Zoologischen Staatssammlung München und der Abteilung Archäozoologie des Instituts für Ur- und Frühgeschichte in Tübingen so weit wie möglich überprüft und am Material angewendet. Bei vielen Funden war die Entscheidung für eine der Arten dennoch nicht möglich. Am vollständigsten erhalten sind einige zweite Phalangen im Fundmaterial. Olsen (1960) und McCuaig-Balkwill und Cumbaa (1992) stellen fest, dass die dorsale Fläche bei Bos stärker konkav ist als bei Bison. Dies liegt in einer Tuberositas am proximodorsalen Rand begründet, die in Bos stärker ausgeprägt ist. An Vergleichsmaterial der Sammlungen München und Tübingen konnte dieser Unterschied bestätigt werden und erwies sich als gutes Bestimmungskriterium für die zweiten Phalangen sowohl des Vorder- wie auch des Hinterlaufs. Die schwierige Trennung in vordere und hintere Phalangen ist damit nicht nötig. Bei allen zweiten Phalangen aus dem Kesslerloch war diese Tuberositas schwach ausgeprägt, zum Teil auch nicht vorhanden. Dies ist umso erstaunlicher, als die Kesslerloch-Funde weitaus grösser sind als der grösste Bisonbulle der Institutssammlung Tübingen (Inventarnummer BO31). Bei einem höheren Körpergewicht wäre sogar eine Verstärkung der Tuberositae zu erwarten, die sich aber nicht beobachten lässt. Es können demnach alle zweiten Phalangen im Fundmaterial, bei denen der proximodorsale Rand erhalten war, als Steppenbison bestimmt werden.
Die dritten Phalangen aus dem Fundmaterial zeigen eine relativ gerade plantare Fläche und eine gleichmässig schwach konvexe Krümmung der dorsalen Kante. Nach Olsen (1960) und McCuaig-Balkwill und Cumbaa (1992) spricht dies für Bison, ebenso wie die wenig skulptierte proximoplantare Tuberositas. Einzig eine dritte Phalange, die bereits durch ihre geringere Grösse auffällt, muss Bos zugeordnet werden. Es spricht alles dafür, diesen Fund als Hausrind zu bestimmen. Auch zahlreiche andere Funde besitzen gute Merkmale, die sie alle als Bison priscus bestimmen. So sind viele der gut erhaltenen Funde eindeutig bestimmbar. Dies trifft z.B. für ein Os carpale sec. et tert. sowie zwei Ossa carpalia quart. zu, die nach den Kriterien Stampflis (in Boessneck et al. 1963) ohne Vorbehalt dem Bison zugeschrieben werden dürfen. Auch ein proximaler Radius und ein fast vollständiger Talus sind über jeden Zweifel erhaben. Nach vorliegenden Ergebnissen ist nur der Steppenbison (Bison priscus) im Material vorhanden. Von den insgesamt 129 Funden, die aufgrund der Grösse wilden Bovinen zugeschrieben werden konnten, waren 40 Funde sicher als Steppenbison bestimmbar. Es spricht demnach alles dafür auch diejenigen Funde, die keine sichere Entscheidung für eine der beiden Arten zuliess, dem Bison zuzuweisen. Im Anhang B.13 sind diese Funde nach Skelettteilen und Grabungseinheiten detailliert aufgelistet. Von den 129 Funden sind allein 36 Funde Phalangen. Die Grösse dieser Phalangen ist beträchtlich (Abb. 11.20). Merk beschreibt neben den Phalangen auch zwei Hornzapfen, die dem Bison zugewiesen wurden. Länge und Umfang dieser Stücke soll einen Fuss (ca. 30cm) betragen haben. Die Hornzapfen waren leider nicht mehr auffindbar.
Abb. 11.20: Grössenvergleich einer Phalanx 2 eines Steppenbisons aus dem Kesslerloch im Vergleich.
Sichere Hinweise für das Vorkommen des Auerochsen im Magdalénien nördlich der Alpen fehlen bislang (Koenigswald 1999, 28). Die Ergebnisse der vorliegenden Neubearbeitung der Faunenreste des Kesslerlochs bestätigt damit die Vermutung, dass der Auerochse erst lange nach dem Bison das spätglaziale Mitteleuropa zurückeroberte. Dies ist umso erstaunlicher, als der dem Auerochsen ökologisch ähnliche Rothirsch sicher für die Älteste Dryas im Kesslerloch nachgewiesen ist (Kap.11.4). Wildrinder sind in allen Schichten Heierlis nachgewiesen, nur in Schicht III konnten diese Funde aber auch bis auf Artniveau bestimmt werden.
11.5.2. Nutzung des Steppenbisons - Schlag- und Schnittspuren Um einen interessanten Fund in Bezug auf die Nutzung der grossen Boviden handelt es sich bei zwei proximalen Metacarpus-Fragmenten (Abb. 11.21). Obwohl die beiden Stücke eine stark unterschiedliche Erhaltung zeigen und aus zwei verschiedenen Grabungen stammen, lassen sie sich zu einem Stück zusammensetzen. Die Fragmentierung ist dabei keineswegs rezent, sondern entstand durch das Aufschlagen des Knochens durch den paläolithischen Menschen. Der Knochen wurde wahrscheinlich mit dem proximalen Teil der Diaphyse auf einen spitzen Stein aufgelegt. Dort befindet sich am Knochen eine konkave Stelle, die den Knochen auf dem Amboss regelrecht arretierte. Dies sollte das Verrutschen des Knochens auf der Unterlage verhindern, und damit das Umlenken des Schlagimpulses. Mit einem kräftigen Schlag auf die Dorsalseite wurde der Knochen dann aufgetrennt. Während der mediale Teil einen fast vollständigen Impakt-Kegel zeigt, ist der Schlagimpuls im lateralen Teil des Knochens steckengeblieben. Der laterale Teil stammt aus der Grabung Heierlis und zeigt die starken Braunfärbungen, die für die Funde der tieferen Schichten des Vorplatzbereichs typisch sind. Der mediale Teil stammt aus der Grabung Nüeschs und ist vollkommen weiss. Er könnte deshalb wie die Mehrzahl der Funde aus Nüeschs Grabung vom Südeingang stammen. In jedem Fall müssen die Stücke einige Meter voneinander entfernt gefunden worden sein. Durch das Zusammensetzen kann das Proximalende des Metacarpus vollständig rekonstruiert werden. Die mediale Ge-
Abb. 11.21: Zusammensetzung eines Bison-Metacarpus, der klare Schlagspuren trägt. Die proximale Breite des Stücks beträgt 95,7mm.
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lenkfläche ist trapezförmig und spricht für eine Bestimmung als Bison. Auch der Verlauf des Kamms, der beide proximalen Gelenkflächen trennt, gibt einen Hinweis auf die Gattungszugehörigkeit (Boessneck et al. 1963). Genannten Kriterien folgend, stammt der Metacarpus von Bison priscus. Auch zwei weitere Metacarpus-Fragmente können aufgrund des letztgenannten Merkmals als Bison bestimmt werden. Alle drei Metacarpen zeigen das gleiche Zerlegungsmuster, auch wenn der Schlagpunkt bei den zwei anderen Stücken etwas weiter distal gelegen haben muss. Die dabei entstandenen Fragmente sind in Grösse und Form fast identisch. Noch eine weitere Zusammensetzung zwischen Funden der Grabungen Nüesch und Heierli war möglich. Zwei Fragmente eines Unterkiefermolaren (M2 rechts) von Bison priscus passten an einer alten Bruchfläche aneinander. Das eine Fragment stammt aus Heierlis Schicht IIIBs und ist wie viele andere Funde dieser Schicht mit rötlich-braunen Oxiden bedeckt, das Stück aus Nüeschs Grabung wirkt dagegen wiederum sehr frisch und ist unverfärbt. Nur drei der Funde tragen Schnittspuren. Es sind dies ein Radius, eine zweite Phalange und ein Rippenfragment. Dennoch belegen die drei Funde alle Typen von Schnittspuren: Beim Radius verlaufen die Schnittspuren auf der Dorsalseite des Proximalendes, quer zur Knochenachse, und belegen das Durchtrennen des Gelenks. Die Schnittspuren an der Phalange liegen dagegen auf der Diaphyse des Knochens. Da die Autopodien kein Fleisch tragen, könnte dies ein Hinweis auf das Abdecken des Tieres sein. Das Ablösen des Fleisches war wahrscheinlich der Grund für die Schnittspuren an der Rippe, an deren Aussenseite die Schnittspuren ebenfalls quer zum Knochen verlaufen.
Abb. 11.22: Skulptur des Moschusochsen. Zeichnung: KASH (Beat Scheffold), Foto: KASH.
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11.6. Moschusochse, Ovibos moschatus ZIMMERMANN 1780 Die figürliche Darstellung des Moschusochsen (Abb. 11.22) war eines der Kleinkunstwerke, die Merk im Kesslerloch bergen konnte. Die realitätsnahe Darstellung verriet, dass der Künstler mit dem Aussehen des Moschusochsen sehr vertraut gewesen sein musste. Ein osteologischer Nachweis des Moschusochsen gelang Merk und Rütimeyer jedoch nicht. Im Zusammenhang mit den bald als gefälscht erkannten Darstellungen von Fuchs und Bär wurde deshalb nun besonders auch der Moschusochse in Zweifel gezogen. Heierli spricht sich in seiner Arbeit stark für die Echtheit aller Kleinkunstwerke aus und schreibt in Bezug auf den Moschusochsen: «Ich möchte mir einen gelinden Zweifel erlauben, ob im Februar vor zwei Jahren, wo eine Fälschung gemacht sein soll, in ganz Süddeutschland ein Künstler gewesen wäre, der, wenn man bei ihm die Skulptur eines Moschusochsenschädels bestellt und ihm weiss Gott wieviel dafür versprochen hätte, im Stande gewesen wäre, einen solchen Schädel zu schnitzen. Sehen Sie ihn an im Museum und urteilen Sie nach dem Anblick dieses Juwels von Skulptur, daran man den Ovibos im Augenblick erkennt» (Hescheler 1907, 21f.). Auch Studer konnte im Material der Grabung Nüeschs keinen Moschusochsen nachweisen. Die Skulptur des Moschusochsen gab dennoch Anlass, diese Art in den Faunenlisten mitzuführen. Erst Hescheler konnte auch im Faunenmaterial eine Phalange eines Moschusochsen bestimmen und erbrachte damit den Beweis, dass der Moschusochse auch im Gebiet des Kesslerlochs noch im Spätglazial vorkam.
Abb. 11.23: Phalange der Hinterextremität vom Moschusochsen (Ovibos moschatus). Die Abbildung zeigt alle vier Ansichten. Links ist jeweils der Fund, rechts ein Vergleichsstück abgebildet. Quelle: (Heierli 1907, Taf. V), leicht verändert.
Der Fund befindet sich heute im Naturhistorischen Museum Basel und konnte nicht im Rahmen dieser Arbeit studiert werden. Um alle Zweifel zu beseitigen hatte Hescheler den Fund aber bereits mustergültig beschrieben und zusammen mit einem Vergleichsstück abgebildet (Abb. 11.23). Bei der betreffenden Phalange handelt es sich laut Hescheler um die Phalanx 1 links des IV. Strahls posterior. Die vorliegende Arbeit kann dem nichts hinzufügen, die von Hescheler publizierten Masse können hier nur wiedergegeben werden (Tab.11.4). Die Messstrecken wurden den Bezeichnungen von Driesch (1976) angeglichen. Auch an den Massen zeigt sich die charakteristische, im Gegensatz zu anderen Boviden «abgeplattet» erscheinende Gesamtform. Messstrecke
ausgestellt. Da sie in der Ausstellung fest installiert sind und nur mit viel Aufwand aus der Befestigung zu entfernen wären, wurden sie nicht aufgenommen. In allen Schichten der Heierli-Grabung ist auch der Steinbock nachgewiesen. In den Kalkfelsen des Fulachtals und des Randens fand er einen geeigneten Lebensraum. Im Vergleich mit rezenten Alpensteinböcken wirken die Funde sehr gross, wenn Masse auch nur selten zu nehmen waren. Schnittspuren an einem Incisivus zeigen, dass man wie beim Rentier auch beim Steinbock die Incisivenreihe zu Schmuck verarbeitete (Abb. 11.24). Ein Metacarpus wurde als Nadelkern genutzt. Schnittspuren vom Zerlegen des Tieres finden sich am Distalende eines Humerus.
Wert in mm
Breite proximal Tiefe proximal (axiale Hälfte) Tiefe proximal (periphere Hälfte) kleinste Breite der Diaphyse Breite distal Tiefe distal periphere Länge physiologische Länge
28 28 28 25 27 19 58 54
Tab. 11.4: Masse des Ovibos-Fundes (Phalanx 1 lateral, links, post.) wie in Hescheler (1907).
Die Phalange stammt aus Schicht IIIn und somit aus dem Teil der Gelben Kulturschicht, aus der auch die älteste Datierung stammt. Zusammen mit demWollnashorn ist damit auch der Moschusochse nur in diesem ältesten Teil der Stratigraphie nachgewiesen. Es wäre interessant an einer grösseren Datierungsserie zu überprüfen, ob diese beiden Tierarten schon im Verlauf der Ältesten Dryas in diesem Gebiet ausstarben. Der Nachweis des Moschusochsen am Kesslerloch ist einer von nur fünf Funden in der Schweiz. Ein Schädelfragment mit der Basis der Hornzapfen wurde nur wenige Kilometer vom Kesslerloch entfernt in einer Kiesgrube des Ebnatreviers in Schaffhausen gefunden (Tatarinoff 1920). 1922 wurde in der gleichen Kiesgrube auch noch ein Halswirbel eines Moschusochsen entdeckt (Tatarinoff 1922). Damit stammen von den fünf schweizer Moschusochsenfunden allein drei aus dem Kanton Schaffhausen.
Abb. 11.24: Incisivus vom Steinbock (Capra ibex) mit Schnittspuren. Oben in mesialer, unten in buccaler Ansicht.
11.8. Gams, Rupicapra rupicapra LINNAEUS 1758 Die Gams ist mit nur 12 Funden nachgewiesen. Rütimeyer konnte die Gams am Kesslerloch anhand eines Hornzapfens zweifelsfrei belegen (Rütimeyer 1875a, 125) (Abb. 11.25). Dieses Schädelfragment befindet sich heute im Rosgartenmuseum Konstanz. Der Hornzapfen besitzt an seiner Basis einen Durchmesser von 24,8mm und 20,3mm. Ein Oberkiefer-Molar aus Schicht IIIBc macht es wahrscheinlich, dass diese Tierart bereits im Spätglazial am Kesslerloch vorkam. Bei Hescheler ist dieser Fund nicht beschrieben.
11.7. Steinbock, Capra ibex LINNAEUS 1758 Beim Steinbock (Capra ibex) konnten die meisten Neubestimmungen vorgenommen werden. Unter den tausenden von Rentierknochen fällt der Steinbock durch seine ähnliche Grösse kaum auf. Bei den früheren Arbeiten waren deshalb einige Funde unerkannt geblieben. Morphologisch gibt es noch grössere Überschneidungen mit der Gams (Rupicapra rupicapra), der Hausziege (CAPRA) und dem Schaf (OVIS). Bei einigen Funden war eine Bestimmung auf Artniveau deshalb nicht möglich. Zusätzlich zu den 63 Funden aus dem mir vorliegenden Material sind noch 8 weitere Funde im Museum zu Allerheiligen
Abb. 11.25: Zwei Ansichten eines Hornzapfens einer Gams aus dem Kesslerloch.
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Bestimmung Schwimmente (Anas sp.) Tauchente (Aythya sp.) Gans (Anser sp.) Singschwan (Cygnus cygnus) Schwan (Cygnus sp.) Kampfläufer (Philomachus pugnax) Schneehuhn (Lagopus sp.) Seeadler (Haeliatus albicilla) Seetaucher (Gaviidae indet.) Jungfernkranich (Anthropoides virgo) Schneeeule (Nyctea scandiaca) Kolkrabe (Corvus corax) Elster (Pica pica) Drossel (Turdus sp.)
Anzahl Gewicht 9 2 4 1 12 2 965 1 1 1 1 35 1 5
8,0 3,6 11,2 5,0 81,5 0,3 647,2 2,0 2,2 2,1 1,3 52,9 0,5 0,5
Tab. 12.1: Vogelarten im Fundmaterial.
12. Vögel - Aves 12.1. Singschwan, Cygnus cygnus LINNAEUS 1758 Von den im Kesslerloch nachgewiesenen Vogelarten sind nur der Schwan und das Schneehuhn intensiver vom Menschen genutzt worden. Von den Cygnus-Funden war nur ein Sternum eindeutig dem Singschwan (Cygnus cygnus) zuzuweisen. An anderen Skelettelementen war eine nähere Bestimmung in Ermangelung von Vergleichsmaterial nicht möglich. Da auch an anderen pleistozänen Fundstellen stets nur der Singschwan bestimmt wurde, sind auch im Kesslerloch möglicherweise alle 13 Funde von dieser Spezies. Ausser dem genannten Sternum sind alle Funde Knochen des Flügels: zwei Humeri, drei Radien, zwei Ulnae und fünf Carpometacarpen. Beide Humeri sind Abfälle der Artefaktherstellung. Einer davon wurde wahrscheinlich als Nadelkern genutzt, der andere mit tiefen Schnitten im Schaftbereich durchtrennt.
12.2. Schneehühner, Lagopus mutus MONTIN 1776 und Lagopus lagopus LINNAEUS 1758
Abb. 12.1: Tarsometatarsus von Lagopus. Funde des Kesslerlochs im Vergleich mit Massen an Vergleichsmaterial.
Abb. 12.2: Typische Schnittspuren an einem proximalen Humerus von Lagopus.
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Die Gattung Lagopus ist die im Kesslerloch am häufigsten nachgewiesene Vogelart. Gemessen an der Anzahl der Knochenfragmente nimmt sie mit 965 Funden sogar Platz vier der häufigsten Tierarten im Fundmaterial ein. Die durch die Jagd des Schneehuhns gewonnene Fleischmenge wird dennoch nur einen sehr kleinen Beitrag zur Ernährung geleistet haben. Das Knochengewicht beläuft sich auf 647g bzw. 0,27% des bestimmten Fundmaterials. Die Art genauer zu bestimmen war auch ein Anliegen der früheren Arbeiten gewesen. In Europa kommen heute das Moorschneehuhn (Lagopus lagopus) und das Alpenschneehuhn (Lagopus mutus) vor. Heute sind die Lebensräume der beiden Arten vor allem orographisch getrennt. Ob dies auch im Pleistozän der Fall war ist nicht bekannt. Diese beiden in Frage kommenden Arten sind eng verwandt und daher morphologisch kaum zu trennen. Das Moorschneehuhn wird in der Literatur als geringfügig grösser beschrieben. Dieser Unterschied bildet sich vor allem in der Länge des Tarsometatarsus ab, ein Unterscheidungskriterium das erstmals Nehring für das Schweizersbild anwendete (Nüesch 1896) und kurz darauf auch Hescheler (1907, 121ff.) für das Kesslerloch. In beiden Fundstellen wurde daraufhin das Vorkommen beider Arten konstatiert. Um Heschelers Ergebnisse zu überprüfen, wurde eine Datenbank mit den Tarsometatarsi beider Arten aus dem osteologischen Vergleichsmaterial der Zoologischen Staatssammlung München erstellt. Es konnten 23 Individuen des Moorschneehuhns (Lagopus lagopus) und 21 Individuen des Alpenschneehuhns (Lagopus mutus) gemessen werden. Da nicht von jedem Individuum beide Tarsometatarsi vorhanden waren, beträgt die Anzahl der gemessenen nur 84. Aufgenommen wurden die grösste Länge (GL) des Knochens sowie die kleinste Breite des Schafts (KD).
Im Diagramm sind die beiden Arten eindeutig voneinander getrennt (Abb. 12.1). Die Funde des Kesslerlochs lassen sich im Diagramm eindeutig jeweils einer der Arten zuordnen. Das Alpenschneehuhn scheint die weitaus häufigere Art zu sein, dem Moorschneehuhn können nur fünf Tarsometatarsen zugeordnet werden (Masse siehe Anhang C.13 und C.14). Von den 965 Funden sind 384 Funde Humeri. Fast 40% der Funde entfallen damit auf dieses Skelettelement. Häufig ist noch der Femur mit 147 Funden und das Coracoid mit 111 Funden. Schibler und Sedlmeier (1993) erklären die Überrepräsentation dieser Skelettteile mit der Tatsache, dass die körpernahen Skelettteile am meisten Fleisch tragen. Warum der Mensch diese Körperteile vom restlichen Skelett getrennt zum Lagerplatz bringen sollte, wird nicht erklärt. Die unausgewogene Repräsentation der verschiedenen Skelettelemente ist meiner Meinung nach eher mit Erhaltung und Auffindungswahrscheinlichkeit zu erklären. Auch die Bestimmbarkeit ist bei diesen Skelettelementen sehr gut. Schnittspuren, die die Nutzung durch den Menschen zweifelsfrei belegen, sind an 33 Humeri vorhanden. An wiederum 25 Stücken sind die Schnittspuren auf dem proximalen Teil gelegen und rühren von der Abtrennung der Extremität her. Wie Schibler und Sedlmeier (1993) ausführen wäre es bei der reinen Fleischgewinnung nicht notwendig die Flügel vom Körper zu trennen. Am Material des Abris Büttenloch wird deshalb die Nutzung der Federn oder ganzer Flügel postuliert. Die Schnittspuren an den Humeri des Kesslerlochs konzentrieren sich jedoch stärker am proximalen Gelenk (Abb. 12.2) als bei den Funden des Abris Büttenloch. Die Schnittspuren ähneln damit in ihrer anatomischen Position sehr stark denen der Hasenknochen, wo ebenfalls häufig die Vorderextremität abgetrennt wurde. Die Vorgehensweise könnte also auch eine Art standardisierte Vorgehensweise beim Zerlegen kleinerer Beutetiere sein.
12.3. Sonstige Vogelarten Die restlichen Vogelarten sind nicht zweifelsfrei in den Kontext menschlicher Aktivität zu stellen. Da Spuren von Carnivorenaktivität aber nur sehr spärlich sind, könnten auch sie ein Teil der menschlichen Jagdbeute gewesen sein. Eine vollständige Liste der Bestimmungen ist Tab. 12.1 zu entnehmen. Viele der Vogelarten weisen einen Bezug zu Gewässern auf. So z.B. die Schwimmenten (Anas sp.) und Tauchenten (Aythya sp.), denen 11 Funde zugeordnet werden. Auch Gänse bleiben gern in der Nähe von Wasserflächen. Von den Funden, die den Gänsen (Anser sp.) zugeordnet werden konnten, war eine Ulna im Verdacht von der Blässgans (Anser albifrons) zu stammen. Da die Zweifel jedoch nicht restlos ausgeräumt werden konnten, wurde der Fund nur bis zur Gattung bestimmt. Der Kampfläufer (Philomachus pugnax) ist mit zwei Funden belegt. Der Kampfläufer ist ein Zugvogel, der heutzutage in Afrika überwintert und im März und April zurückkehrt um zu brüten. Sollte er von Menschen erlegt worden sein, kann dies demnach nicht im Winter gewesen sein. Der Kampfläufer hält sich gern in Mooren und Feuchtgebieten auf.
Eine Phalange des Seeadlers (Haeliatus albicilla) stammt aus der Grabung Merk. Im Naturhistorischen Museum Basel scheint es eine weitere Phalange zu geben, die aus dem Kesslerloch stammt. In Bezug auf die Rekonstruktion der Umwelt ist auch der Fund des Jungfernkranichs (Anthropoides virgo) interessant. Dieser Vogel ist heute in den Steppen Asiens beheimatet. Es ergibt sich so ein guter Zusammenhang mit dem hohen Anteil der Gräser, die für das Spätglazial in Pollendiagrammen nachgewiesen wurden. Als Zugvogel bietet er ausserdem die Möglichkeit einer jahreszeitlichen Einordnung. Heutzutage hält sich der Jungfernkranich im Winter südlich der Sahara und in Südasien auf, um dann im Frühjahr in die Brutgebiete der russischen Steppen zurückzukehren. Das Winterhalbjahr lässt sich somit ausschliessen. Bei dem Fund handelt es sich um einen Femur, der aus der Grabungseinheit Schutt stammt. Aufgrund seiner dunklen Färbung und den starken Eisenausfällungen kann dennoch davon ausgegangen werden, dass dieser Fund tatsächlich aus der Gelben Kulturschicht stammt. Die Schnee-Eule (Nyctea scandica) hat ebenfalls einen Beleg. In der Fundstelle Bois Ragot scheint sie eine wichtige Rolle für die Menschen gespielt zu haben (Laroulandie 2005). Sehr viele Knochen tragen dort Schnittspuren. Manche davon so tief, dass sie als Gravuren klassifiziert wurden. Prinzipiell ist also auch im Kesslerloch eine menschliche Nutzung dieses Tieres denkbar. Der einzelne Humerus aus dem Kesslerloch trägt keine Schnittspuren. Mit 35 Funden ist der Kolkrabe (Corvus corax) die zweithäufigste Vogelart. Sowohl Vorder- als auch Hinterextremität sind im Material vorhanden. An einem Tarsometatarsus und einer Ulna finden sich Schnittspuren, was die Nutzung durch den Menschen beweist. Von der Elster (Pica pica) ist nur ein Humerus bestimmt worden. Die Reste von einer Amsel- oder Drosselart (Turdus sp.) sind wahrscheinlich in Verbindung mit den Resten kleiner Nager am Südeingang zu sehen. Hescheler (1907, 137) weist auf dort gefundene Reste von Gewöllen hin. Auch Nüesch könnte bei seiner Grabung einen Teil davon geborgen haben. Da von dieser Grabung auch einige Kleinsäugerfunde beschrieben wurden, scheint dies umso mehr wahrscheinlich. Ein einzelner Fund stammt aus Schicht I der Heierli-Grabung.
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13. Sonstige Tierarten und menschliche Knochenfunde 13.1. Fische, Pisces In Anbetracht der mehrfach festgestellten Nähe zu Gewässern ist das Fehlen von Fischfunden im Material sehr verwunderlich. Unter den Geweih- und Knochengeräten sind zahlreiche Harpunen, die wohl in Verbindung mit der Fischjagd zu sehen sind. In den Sondagebohrungen von 1980 wurde nun im nördlichsten Bohrkern B4 ein einzelner Wirbel eines Fisches entdeckt. Ammann et al. (1988, 90) halten es für eine Mühlkoppe (Cottus gobio). Die Mühlkoppe kommt in kalten, sauerstoffreichen Fliessgewässern vor und wäre im Spätglazial keine Überraschung. Da sie aber auch heute noch in klaren Bächen der Region vorkommt, ist nicht sicher, ob der Wirbel tatsächlich zur Magdalénienbesiedlung gehört.
13.2. Amphibien und Reptilien Tierarten denen in dieser Arbeit keine näheren Ausführungen gewidmet wurden, sind die Reste von Amphibien und Reptilien. Aufgrund der bereits im Überblick zu den nachgewiesenen Tierarten genannten Gründen kann ein pleistozänes Alter ausgeschlossen werden. Auch der Erhaltungszustand der Funde bestätigt diesen Eindruck.
13.3. Maulwurf, Talpa europaea Grabende Tiere, wie der Maulwurf, verursachen oft rezente Störungen der Fundschichten. Die beiden Funde sind aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls rezent.
13.4. Mensch, Homo sapiens Ebenfalls keine Bearbeitung erfuhren die menschlichen Knochenreste des Fundmaterials, die wahrscheinlich von einer neolithischen Bestattung stammen. Im Material gefunden wurden ein fast vollständiger Unterkiefer, mehrere Fragmente des Hirnschädels und ein Axis eines Erwachsenen sowie ein Calcaneus eines Kindes. Die Funde wurden bereits früher in der Literatur beschrieben (Nüesch 1904, 20ff.).
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14. Zusammenfassung Für die vorliegende Arbeit konnten 42'567 Faunenreste aus dem Fundplatz Kesslerloch bei Schaffhausen (Schweiz) ausgewertet werden. Sowohl Geomorphologie als auch Palynologie sprechen dafür, dass sich die paläolithische Besiedlung auf die Älteste Dryas (ca. 16000-12000 calBC) beschränkt. Taphonomische Überlegungen zeigen, dass die Faunenreste fast ausschliesslich durch menschliche Aktivität in die Höhle gelangt sind. Die Auswertung des Knochengewichts wurde herangezogen, um Aussagen über die Anteile der Tierarten an der Ernährung der Kesslerloch-Bewohner treffen zu können. Von den nachgewiesenen Tierarten steht das Rentier (Rangifer tarandus) nach Knochengewicht an erster Stelle. Das Wildpferd (Equus ferus), der Schneehase (Lepus timidus) und das Mammut (Mammuthus primigenius) waren ebenfalls häufige Jagdbeute. Die Gerüchte um eine zweite Equidenart im Fundmaterial konnten nicht verifiziert werden. Es scheint ausschliesslich das Wildpferd vertreten zu sein. Zu den Überraschungen bei der Auswertung der Faunenreste gehört der Nachweis des Hunds, der sich durch morphologische Unterschiede stark von den Wölfen abgrenzt. Die direkte Datierung des Stücks konnte ein spätglaziales Alter bestätigen. Die Auswertung der jahreszeitlichen Signale lässt sich gut in einer Frühjahrsnutzung des Kesslerlochs vereinen. In Bezug auf die Umweltrekonstruktion gab die Auswertung des Grössenindex VSI an den Rentieren interessante Aufschlüsse. Die Ergebnisse stimmen mit den Klimakurven und der Palynologie erstaunlich gut überein. Demnach änderten die Rentiere ihr Wanderungsverhalten im Laufe der Ältesten Dryas aufgrund der sich verändernden Umweltbedingungen. Auch auf die Körpergrösse der Rentiere scheint sich das Klima ausgewirkt zu haben. Es deutet sich eine Reduktion der Grösse über die Zeit der Besiedlung an. Auch das Fehlen von sicheren Nachweisen des Wollnashorns und des Moschusochsen in den oberen Teilen der Stratigraphie könnte eine sich verändernde Umwelt anzeigen. Zahlreiche Tierarten weisen einen Bezug zum Wasser auf, so der Biber, der Fischotter und viele der Vogelarten.
biete abzupassen. Die Rentiere wurden mit der Speerschleuder auf kurze Distanz erlegt. Auf offenen Flächen tummelten sich in manchen Jahren zahllose Schneehasen, die ebenfalls eine willkommene Beute waren. Schneehühner und einzelne andere Vögel und Säugetiere wurden erlegt, wenn sich die Möglichkeit dazu bot. Das Wildpferd fand in dieser Gegend einen idealen Lebensraum vor: die artenreichen Rasengesellschaften waren ergiebige Weideplätze und Wasser war stets in der Nähe. Auch die Bisons weideten auf den Steppen der Hochflächen. In den Talauen gab es Wasserläufe, wo Schwäne, Enten, Gänse, aber auch der Biber und der Fischotter zur Beute der Magdalénien-Menschen wurden. In den Felshängen des Fulachtals gab es Steinböcke und Gämsen und wo an geschützten Stellen im Tal Dickicht entstanden war, fand der Rothirsch ausreichend Deckung. Auch Mammuts wurden gejagt. Schon ein Einzelnes dieser gewaltigen Tiere lieferte Fleisch im Überfluss. Man zerlegte die Mammuts und brachte hauptsächlich grosse Fleischstücke zum Lager, die meisten Knochen beliess man am Jagdplatz. Kleinere Jungtiere und ungeborene Mammutkälber brachte man vollständig ins Lager. Die Kesslerloch-Bewohner hielten bereits Hunde, die den Menschen vielleicht bei der Jagd unterstützten. In der ersten Besiedlungsphase wurden auf den Jagdzügen auch das Wollnashorn und der Moschusochse noch angetroffen. Mit dem sich langsam erwärmenden Klima wurden diese aber immer weniger. Auch das Verhalten der Rentiere änderte sich. Immer mehr Tiere blieben auch den Winter über in der Umgebung. Die grossen Herden des Frühjahrs bildeten sich fortan erst in grösserer Entfernung, weshalb das Kesslerloch für die Menschen stark an Attraktivität verlor. Während des Bölling und danach wurde das Kesslerloch nicht mehr aufgesucht. Wie diese Arbeit zeigen konnte, kann die Aufarbeitung altgegrabener Fundstellen durchaus neue und wertvolle Erkenntnisse liefern. In diesem Sinne hat das folgende Zitat von Prof. Dr. M. Hoernes, mit dem ich die Arbeit schliessen möchte, noch immer nichts an Gültigkeit eingebüsst: «So lange es denkende Menschen gibt und so lange die Prähistorie als Wissenschaft betrieben, so lange werden die Namen Schweizersbild und Kesslerloch genannt und eine Fundgrube für die Urgeschichte des Menschen sein und bleiben» (Prof. Dr. M. Hoernes, nach Guyan 1944).
Im Folgenden möchte ich als Abschluss ein Lebensbild entwerfen, wie es sich nach Auswertung des Materials für mich darstellt. Während einige Details sicher Spekulation sind, basieren doch die meisten Aussagen auf den Ergebnissen dieser Arbeit: Nach dem Abschmelzen der Gletscher in der Ältesten Dryas wurde das Kesslerloch von den Eismassen befreit. In den Tälern und Senken entstanden Feuchtgebiete mit einer krautigen Vegetation, zahlreichen Zwergbirken und Weiden. In grösserer Entfernung scheint es auch schon Kiefernbestände gegeben zu haben, auf den trockeneren Standorten der Hochflächen stellte sich eine steppenartige Vegetation ein. Über Jahrtausende hinweg wurde im Frühjahr das Kesslerloch von einer Gruppe Magdalénien-Menschen als Basislager genutzt, um die Rentierherden auf ihrem Weg in die Setzge73
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Abkürzungen AK Archäologisches Korrespondenzblatt AS Archäologie Schweiz JbSGUF Jahrbuch der Schweiz. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte KASH Kantonsarchäologie Schaffhausen MzA Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen ZAK Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte
Abbildungsnachweis Wenn nicht anders angegeben: Abbildungen des Autors.
77
III. Anhang A
Datierungen: Tabelle A.1
A.1: Absolute Datierungen für das Kesslerloch S. 79
B
Skelettteile: Tabellen B.1 – B.16
B. 1: Schneehase, Verteilung der Funde B. 2: Ziesel, Verteilung der Funde B. 3: Wollnashorn, Verteilung der Funde B. 4: Wolf, Verteilung der Funde B. 5: Vielfrass, Verteilung der Funde B. 6: Höhlenlöwe, Verteilung der Funde B. 7: Eurasischer Luchs, Verteilung der Funde B. 8: Mammut, Verteilung der Funde B. 9: Wildpferd, Verteilung der Funde B.10: Rentier, Verteilung der Funde B.11: Reh, Verteilung der Funde B.12: Rothirsch, Verteilung der Funde B.13: Steppenbison, Verteilung der Funde B.14: Steinbock, Verteilung der Funde B.15: Gams, Verteilung der Funde B.16: Braunbär, Verteilung der Funde
C
Metrik: Tabellen C.1 – C.14
C. 1: Wildpferde, Metrische Daten C. 2: Katzen, Masse C. 3: Luchse, Masse C. 4: Wölfe, Metrische Daten C. 5: Eisfuchs, Masse des M1 und M2 C. 6: Rotfuchs, Masse des M1 und M2 C. 7: Vielfrass, Masse C. 8: Braunbären, Masse C. 9: Rentiere, Masse C.10: Rothirsche, Masse C.11: Steppenbison, Masse C.12: Steinbock, Masse C.13: Alpenschneehuhn, Masse des Tarsometatarsus C.14: Moorschneehuhn, Masse des Tarsometatarsus
D
91 99 100 100 104 105 106 106 108 120 122 123 125 125
Sonstiges: Tabellen D.1 – D.2
D.1: Aufschlüsselung der Fundeinheiten der Heierli-Grabung in der Datenbank D.2: Übersicht über die in der Literatur beschriebenen Funde von Canis lupus
78
80 81 81 82 83 83 83 84 85 86 87 87 88 89 90 90
126 127
79
Labornummer
14150 ± 100 BP
13670 ± 100 BP
13980 ± 110 BP
14330 ± 110 BP
15020 ± 180 BP
OxA-5749
OxA-5750
OxA-10239
OxA-10238
OxA-10298
-21.182
-20.04
-20.455
-19.1
-18.5
-20.8
-18.9
-19.9
-20,19 +/- 0,07
-18,63 +/- 0,11
-17,76 +/- 0,19
-18,72 +/- 0,08
-21,09 +/- 0,05
-20,42 +/- 0,10
-20,56 +/- 0,10
80 CalBC
70 CalBC
40 CalBC
70 CalBC
80 CalBC
15550 ± 180 CalBC
15210 ± 110 CalBC
14960 ±
15390 ± 160 CalBC
13360 ± 130 CalBC
14630 ± 210 CalBC
14040 ± 310 CalBC
9390 ±
12550 ± 200 CalBC
12360 ± 210 CalBC
13520 ±
15080 ±
13810 ± 190 CalBC
12970 ± 110 CalBC
13390 ±
13510 ± 100 CalBC
Tabelle A.1: Absolute Datierungen für das Kesslerloch. Kalibriert wurde mit CalPal (Version März 2007). Die Datierung OxA-10298 wurde nicht kalibriert (siehe Kap.3). Die Datierungen B-3327, B-3329 sowie Hv-10652 sind konventionelle Datierungen, alle anderen AMS.
90 BP
13430 ± 100 BP
12770 ±
90 BP
40 BP
OxA-5747
OxA-5746
45 BP
45 BP
53 BP
55 BP
53 BP
52 BP
54 BP
OxA-5748
9920 ±
13120 ±
KIA-33352
12225 ±
12335 ±
KIA-33350
KIA-33351
13858 ±
12897 ±
13052 ±
KIA-11827
KIA-11828
12502 ±
KIA-11826
KIA-11829
12774 ±
KIA-11825
90 BP
12970 ± 180 BP
12890 ±
B-3329
-22.66 +/- 0,19
kalibriert 13870 ± 420 CalBC
d13C‰ 11170 ± 180 CalBC
14C-Jahre
11220 ± 180 BP
Hv-10652
B-3327
Merk
Merk
Merk
Heierli
Heierli
Heierli
Heierli
Heierli
Merk
Merk
Heierli
Heierli
Heierli
Merk
Nuesch
Heierli
Heierli
III Ac
III Ac
III Bc
III Bc
IIs
IIc
IIIn
In
IIc
GK
Grabung Schicht
Material
Mammut (Mammuthus primigenius), Metapodium
Wollnashorn (Coelodonta antiquitatis), Phalange
Mammut (Mammuthus primigenius), Molar
bearbeitete Rentier-Abwurfstange
bearbeitete Rentier-Abwurfstange
bearbeiteter Knochen
bearbeitetes Geweih
Geweih-Geschossspitze
Reh (Capreolus capreolus), Metacarpus
Rothirsch (Cervus elaphus), Calcaneus
Haushund (CANIS), Palatinum
Wildpferd (Equus ferus), MC III
Wildpferd (Equus ferus), Radius
Wildpferd (Equus ferus), MC III
Wildpferd (Equus ferus), MC III
Wildpferd (Equus ferus), Phalanx 1
4 Knochenfragmente (400g) aus Rosgarten Museum Konstanz
Knochen, v.a. Rangifer tarandus
unbekannt
Quelle
Anthony Stuart, pers. Mitteilung
Anthony Stuart, pers. Mitteilung
Anthony Stuart, pers. Mitteilung
Housley 1997
Housley 1997
Housley 1997
Housley 1997
Housley 1997
Elisabeth Stephan, pers. Mitteilung
Elisabeth Stephan, pers. Mitteilung
Elisabeth Stephan, pers. Mitteilung
Elisabeth Stephan, pers. Mitteilung
Elisabeth Stephan, pers. Mitteilung
Geyh und Schreiner 1984
Albrecht 1982
Albrecht 1982
80
24
35
247
Halswirbel
Brustwirbel
Lendenwirbel
603
409
150
Scapula
Humerus
Radius
Ulna
377
5
Tibia
Talus
1202
1966.6
2038
2886.2
0.3
18.8
9
142.9
0.8
83.6
3.2
345.5
385.5
445.8
19.1
50.3
224.6
370.9
129.4
23.3
50.6
179.8
11
3.6
2.9
2.7
18.2
223.7
9.8
118.8
12.1
Tabelle B.1: Schneehase, Lepus timidus. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
7410.7
2
60
20
205
2
55
6
137
164
177
71
54
214
205
112
87
21
100
20
6
5
4
79
106
47
66
13
1808
3
58
9
184
56
3
107
127
174
58
1
65
193
305
113
40
10
62
9
4
1
3
46
132
23
22
2952.4
0.5
16.6
1.8
145.9
73.2
1.8
296.8
381.8
485.7
16.6
0.1
68.7
217
605
131.7
11.9
31.3
110.4
5.1
2.9
1.4
2.1
10.4
296
5.2
32.5
384
1
30
15
32
15
1
35
1
21
37
18
20
41
24
24
5
3
8
2
1
1
17
17
9
6
553.5
0.2
10.1
5.6
23.3
21.6
0.6
104.1
0.3
70.1
93.2
5.3
23
40.6
48.3
31.9
1.5
8.5
11.7
1.5
0.4
0.7
4.4
32.4
2.1
12.1
3
7
6
1
2
3
2
8
7
2
1
2
1
2
1
46.1
0.2
0.3
1.4
4.2
1
9.1
9.5
3.3
1.7
5.5
2.2
0.6
3.2
0.6
3.1
0.2
Gewicht
Südeingang NISP
50
4328
8.4
16
59.5
57.7
386
353.9
281.9
9.2
51.7
181.2
396.6
56.7
10.3
22.8
43.8
1.1
1.1
1.6
24.5
1.2
0.4
1
GK
Gewicht NISP Gewicht
Schicht I NISP
Insgesamt
0.5
26
33
78
37
140
134
113
31
47
172
219
56
39
11
26
2
2
7
21
5
1
2
Gewicht
Schicht II NISP
2
3
Phalanx 2
33.2
47.4
228.6
0.6
186.2
2.5
1081.2
0.2
1050.6
1486.5
27.6
156.1
465.9
1130.5
307.7
1
42.4
116.9
382.5
19.5
13.2
12.1
6.1
12.3
513.2
3.3
76
6.9
NISP Gewicht
Zwischenschicht
Phalanx 3
106
98
303
Phalanx 1
indet. Metapodium
Metatarsus
2
1
Patella
Tarsalia
372
Femur
128
516
Pelvis
Calcaneus
93
Metacarpus
Carpalia
3
262
Sternum
49
15
Axis
148
9
Atlas
Sacrum
51
Unterkieferzähne
Rippen
15
246
Unterkiefer
46
Gesichtsschädel
Oberkieferzähne
12
Gewicht
Schicht III
NISP
Hirnschädel
Skelettteil
1552
2
130
192
1
85
8
90
69
99
77
79
140
127
86
5
44
42
55
5
4
4
8
58
81
42
15
4
2003.8
0.3
37.6
132.9
0.4
130.6
4.5
258.4
221.2
273.1
21.1
81.2
137.4
215.5
100.7
1.6
12.9
91.8
81.1
2.4
2.1
2.1
5.3
11.8
143.6
9.2
22.9
2.1
Gewicht
Heierli ohne NISP
Merk
1974
1
24
4
38
1
98
1
210
156
229
22
60
95
337
105
3
7
34
83
39
13
4
13
78
271
10
28
10
4317.8
0.1
7.3
1.8
28.5
0.4
142
0.5
761.3
507.1
798.1
5.6
79.6
168.7
829.6
137.8
1.2
2.1
82.3
138.4
19.2
5.8
2.2
6.7
15.9
530.4
1.9
37.8
5.5
NISP Gewicht
1635
4
72
75
166
88
2
150
89
121
60
70
170
163
96
3
71
9
58
4
5
31
94
17
17
2298.7
0.6
22.9
34.1
115.1
130.7
1.1
337.3
217.5
353.2
16
78.6
168.1
313
123.5
0.6
19.7
23.2
98.8
2.3
4.5
6.5
196.5
3.9
31
Gewicht
Nüesch NISP
626
2
16
5
100
22
3
21
25
33
14
29
50
70
30
18
19
1
5
2
33
115
11
2
697.7
0.3
4.7
1.4
57.7
31.7
1.7
37.1
55.9
78.4
3.3
26.5
42.9
99.8
30.2
3.2
27.8
0.4
4.3
0.8
6.7
175
2.5
5.4
Gewicht
Sonstige NISP
15597
2
21
529
259
1304
6
585
29
1269
2
1160
1501
452
1
581
1486
2053
884
14
460
179
660
117
64
32
38
400
1085
180
203
41
25133.5
0.2
3.1
161
117.1
938.6
2.2
858.3
15.9
3616.8
0.5
3253.1
4299.2
125.5
0.1
621.2
1648.6
4009.2
1049.6
4.4
127.9
427.4
1077.5
62.5
37.9
22.1
23.6
87.8
2138.4
39.3
336.9
27.6
Gewicht
Insgesamt NISP
Skelettteil
Schicht III NISP Gewicht
Femur
1
0.3
Tibia
1
0.4
Insgesamt
2
0.7
Zwischenschicht NISP Gewicht
Schicht II NISP Gewicht 1
0.3
Heierli ohne NISP Gewicht 1
Merk NISP Gewicht
0.2
1
Insgesamt NISP Gewicht
1
0.5
0.5
5
1.8
0
5
2.5
3
1.4
2
1
11
5.3
1
0.5
6
2.8
4
1.6
3
1.5
16
7.1
Tabelle B.2: Ziesel, Spermophilus rufescens. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
Skelettteil Oberkieferzähne
Schicht III
Merk
NISP
Gewicht
1
130
NISP
Nüesch Gewicht
Ober- oder Unterkieferzähne
2
Humerus
1
90
Tibia
1
78
Phalanx 1
1
26
Femur
Sesamoidae Insgesamt
NISP
1
130
1
17
4
211
Insgesamt Gewicht 19
NISP
Gewicht
1
130
2
19
1
90
2
1325
2
1325
1
254
2
332
1
26
5
1598
1
17
10
1939
Tabelle B.3: Wollnashorn, Coelodonta antiquitatis. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
81
82
1
8.1
25
1
1
3
18
11
9.9
16
13
3
5.8
1
1.6
1
6
1.7
16.4
11
8
66.1
15.2
7
25.8
6
28.8
10
65.3
Tabelle B.4: Wolf, Canis lupus. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
15
60
94
943.7
4 87
3
1.1
Insgesamt
1
17 1
1.3
9.9 11.6
Phalanx 3
1
7
Phalanx 2
3 1.2
Phalanx 1
1
Metapodium
53.9
1
3
7
1
3
2
9
12
9 13
Metatarsus
5
2 13
2
1
24
98
34
47.5
47
14
28
5.8
13
12
37.1
385.7
16.5
99.6
79
488.1
0.5
3.6
22.8
31.3
5
3.9
28.7
27.9
0.9
47
21.9
22.4
175.4
17.8
2
2
2
2
232
1
6
33
3
22
2
2
6
4
2
1
27
2
7
2
5
3
1
1
1
1
37
26
26
11
1695.0
0.5
6
47.9
9.9
91
5
8.9
61.1
98
34
8.1
105.4
3.9
119
18.8
67.9
27.7
8.3
11
13
12
91.3
603.1
54.2
189
Gewicht
Insgesamt
Gewicht NISP
Sonstige
Gewicht NISP
Nüesch
Gewicht NISP
Merk
Tarsalia
Talus
2
1.2
3.2
4
1
1
Calcaneus
5.8
5.1
Tibia
1
1
3
2
8.4
5.3
3
1
Femur
1
1
Metacarpus
Pelvis
1
Carpalia
Ulna
Radius
13 1
7
7.8
2
4.8
1 2
1 1
8.3
1.7
6
7
Humerus
1
1
1.7
Scapula
Ledenwirbel
Brustwirbel
1
5.2
2
1
1
13
7.7
Axis
8.9
5.9
3
1
1
1
1
1
2.7
Gewicht NISP
Heierli ohne
Atlas
8
28.3
2
1
Unterkiefer
Unterkieferzähne
1
4.2
1
Südeingang
Gewicht NISP Gewicht NISP
Schicht I
Gewicht NISP
Schicht II
Gewicht NISP 1
NISP
Zwischenschicht
Oberkieferzähne
Gewicht
Schicht III
NISP
Gesichtsschädel
Skelettteil
Skelettteil
Heierli ohne NISP
Gesichtsschädel Unterkiefer Unterkieferzähne Humerus Radius Tibia Metatarsus Insgesamt
Merk
Gewicht
1
2.5
1
8.1
2
Nüesch
NISP
Gewicht
1 4 1 1
29.0 83.0 2.7 8.0
1 1
6.6 1.7
9
131
10.6
NISP
Insgesamt Gewicht
NISP
Gewicht
2
4.5
1 4 2 1 1 1 3
29.0 83.0 5.2 8.0 8.1 6.6 6.2
2
4.5
13
146.1
Tabelle B.5: Vielfrass, Gulo gulo. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
Skelettteil
Merk NISP 1 2
Gesichtsschädel Unterkieferzähne Calcaneus Phalanx 2 Phalanx 3 Insgesamt
Nüesch Gewicht 20.0 48.9
3
Insgesamt
NISP
Gewicht
1 1 1 3
68.9
56.0 7.9 8.1
NISP 1 2 1 1 1
Gewicht 20.0 48.9 56.0 7.9 8.1
72
6
140.9
Tabelle B.6: Höhlenlöwe, Panthera leo spelea. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
Skelettteil Oberkieferzähne Unterkiefer Unterkieferzähne Halswirbel Lendenwirbel Calcaneus Metacarpus Insgesamt
Schicht I
Schicht III
NISP
Gewicht
1
1.8
1
1.8
NISP 1
1
Merk
Gewicht 3.4
3.4
NISP 2 2 1 1 1
Nüesch
Gewicht 5.3 30.0 1.6 5.5 15.0
1
3.0
8
60.4
Sonstige
NISP 1
Gewicht 1.9
1
12.0
2
13.9
Insgesamt
NISP 1
Gewicht 2.4
NISP 5 2 2 1 1 1 1
Gewicht 13.0 30.0 1.6 5.5 15.0 12.0 3.0
1
2.4
13
80.1
Tabelle B.7: Eurasischer Luchs, Lynx lynx. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
83
84
136.0
52.0
34.0
2
1
1
464.7
25.0
25.0 5
1
2
434.0
151.0
162.0
25
1276.0
757.0
25.0
1
10
11.0
483.0
1
13
26
6
1
1 1 2
1562.0
222.0
14.0
25.0 32.0 211.0
23.0
232.0
1
1
340.0
7
1 1
40
3
7 2 1
3 2 1
2
6
Gewicht NISP 255.0 6 142.0 5 42.0 2 24.0
Heierli ohne
Gewicht NISP 3 1
Südeingang
Gewicht NISP 121.0
Schicht I
Gewicht NISP 2
Tabelle B.8: Mammut, Mammuthus primigenius. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
10
1
72.0
3
Insgesamt
46.0 2.7
1 1
NISP
Schicht II
1
Gewicht 122.0
NISP 1
Schicht III
Hirnschädel Gesichtsschädel Oberkieferzähne Ober- oder Unterkieferzähne Unterkiefer Unterkieferzähne Halswirbel Brustwirbel unbestimmte Wirbel Rippen Sternum Scapula Humerus Radius Ulna Carpalia Metacarpus Pelvis Femur Tibia Fibula Tarsalia Metatarsus indet. Metapodium Phalanx 1 Phalanx 2 Phalanx 3 Sesamoidae unbestimmt
Skelettteil
2530.3
144.0
388.0 51.0 13.0
240.0 123.0 184.0
150.0
8863.4
21.0 7.1 486.0
1 1 7 106
64.0
36.0
3
1
161.0 39.0
31.0
1 1 1
85.0
809.0 37.0
1
2 1
1
2.4
214
15157.8
Gewicht 1490.0 220.0 100.3 178.4 35.0 3719.0 509.0 17.0 488.0 3382.0 0.0 1041.0 173.0 0.0 258.0 0.0 31.0 77.0 433.0 407.0 195.0 36.0 0.0 25.0 466.0 51.0 34.0 7.1 1785.0
Insgesamt
Gewicht NISP 17 3 7 2.4 41 2 2 6 1 6 57 0 3 3 0 4 0 1 2 5 6 2 1 0 1 11 2 2 1 28
Sonstige
Gewicht NISP 375.0 78.0 33.0 95.3 1 11.0 3719.0 509.0 17.0 488.0 1762.0
Nüesch
Gewicht NISP 617.0 5 2 21.3 1 36.0 36 1 2 6 1 6 563.0 26
Merk
85
4480.6
750.5
108.7
3469.8
95
89
6
130
Oberkieferzähne
Ober- oder Unterkieferzähne
Unterkiefer
108.0
104.2
21.8
83.0
2
2
3
Brustwirbel
Lendenwirbel
Sacrum
112.8
598.0
494.0
516.5
12
9
13
Scapula
Humerus
Radius
748.0
246.0
25
10
622
Phalanx 1
Phalanx 2
Phalanx 3
Insgesamt
17
1
1
2
1
1
3
1
1
2
152.5
11.0
17.0
12.0
4.2
11.0
19.5
14.0
7.5
13.8
1.3
18.0
1
1
4.2
19.0
1
1
239
5
5
7
4
7
2
2
1
1
1
10
4
8
1
3
7
6449
133.0
145.0
122.0
24.5
205.0
21.0
60.0
9.7
80.0
72.0
353.5
149.0
245.4
44.0
159.0
117.0
103.0
44.0
4
240.0
2
11.0
137.0
83.7
19.0
15.0
1582.0
29.0
442.2
1803.0
7
1
5
14
1
1
52
2
45
37
Tabelle B.9: Wildpferd, Equus ferus. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
17896.5
78.1
1021.2
14
40
indet. Metapodium
Sesamoidae
5.7
491.2
756.6
18
Metatarsus
1
119.5
8
Tarsalia
16
507.0
Griffelbeine
309.0
4
8
Calcaneus
573.9
Talus
145.0
636.0
18
Femur
4
351.0
8
Pelvis
18
533.5
20
Metacarpus
Tibia
183.7
15
Carpalia
Patella
324.3
12
Ulna
Radius+Ulna
Rippen
16
Schwanzwirbel
Halswirbel
4
Axis
Atlas
Unterkieferzähne
18.9
Gewicht
Schicht II
Gewicht NISP
Zwischenschicht
Gewicht NISP
2
NISP
Schicht III
Gesichtsschädel
Hirnschädel
Skelettteil
183
4
1
10
1
5
1
1
2
2
4
5
5
11
1
2
3
2
7
1
44
1
36
34
NISP
4870.9
75.0
37.0
222.0
6.9
181.0
20.0
13.0
106.0
99.0
158.0
185.0
113.5
125.1
23.0
40.0
167.0
128.0
72.9
9.5
1235.2
72.0
322.6
1459.2
Gewicht
Schicht I
14
1
1
2
1
1
1
1
3
1
2
NISP
449.6
67.0
14.0
99.0
62.0
36.0
41.0
11.0
34.8
1.8
83.0
23
2
2
3
5
11
816.9
61.0
31.6
121.0
45.3
558.0
172
2
8
8
5
1
1
8
1
1
1
7
2
10
1
7
5
4
8
4
2
16
1
1
19
3
18
21
4439.3
69.0
241.0
334.0
25.7
16.0
11.0
262.0
15.0
30.0
58.0
301.0
85.0
394.0
35.0
142.8
50.8
66.0
167.0
129.0
43.0
109.1
32.0
7.2
281.0
173.0
104.6
1012.6
44.7
199.8
4
Gewicht
3
Heierli ohne
Gewicht NISP
Südeingang
Gewicht NISP
GK
686
15
33
20
3
16
2
11
11
5
5
38
6
7
14
19
35
5
1
15
11
9
14
2
3
6
5
3
1
5
159
16
42
138
5
6
NISP
25399.3
415.0
1055.0
761.8
27.2
499.0
21.4
483.0
177.0
336.0
360.0
2118.0
230.0
300.0
993.0
733.7
427.8
167.0
57.0
700.0
618.0
339.0
183.8
16.6
111.0
198.2
235.0
38.0
23.0
150.0
5279.2
783.0
458.6
6653.4
312.5
138.1
Gewicht
Merk
200
2
5
8
1
4
5
3
3
1
2
15
1
9
6
7
7
2
3
3
3
5
1
1
1
1
33
2
40
24
1
1
NISP
5078.5
58.0
167.0
209.0
5.7
132.0
36.6
77.0
28.7
57.0
148.0
595.0
33.0
260.0
218.0
276.8
107.1
20.6
122.0
75.0
294.0
27.5
3.8
2.8
123.0
123.0
743.3
15.0
249.7
720.9
79.0
70.0
29
1
1
1
1
1
1
1
1
6
13
1
1
283.3
46.0
12.0
11.0
16.0
7.9
10.0
7.8
1.9
98.0
55.0
10.0
7.7
Gewicht
Sonstige
Gewicht NISP
Nüesch
2185
39
79
97
30
51
13
45
26
16
15
91
21
58
31
67
81
29
3
49
32
33
76
4
6
9
11
7
3
7
450
30
289
363
14
10
NISP
65835.8
1007.0
2506.0
2762.0
180.1
1623.2
111.9
1731.6
373.9
1010.0
1053.0
4056.4
800.0
2028.3
1677.0
2051.4
1021.5
717.9
101.0
1793.3
1501.5
1539.0
616.5
21.7
194.0
229.5
374.0
172.2
161.0
291.0
12848.5
1180.7
2430.3
16780.7
481.8
407.9
Gewicht
Insgesamt
86
1727.3
729.6
428.4
556.6
747.9
694.5
246.3
9.0
155.8
1330.8
436
45
29
48
84
66
14
3
18
470
Unterkiefer
Unterkieferzähne
Atlas
Axis
Halswirbel
Brustwirbel
Lendenwirbel
Sacrum
Schwanzwirbel
unbest. Wirbel
Rippen
1905.6
5152.7
2321.8
117
178
195
Scapula
Humerus
Radius
279.9
29.7
26
5491
Sesamoidae
Insgesamt
703
14
39
70
8
85
6
19
9
10
9
16
12
45
13
7
19
9
13
8
219
1
8
15
4
2
3
3
30
1
1
1
4
NISP
3476.2
45.5
122.5
254.4
38.0
576.2
46.1
185.4
144.0
144.6
66.0
153.5
84.4
242.5
45.0
35.3
143.9
108.0
102.1
42.8
510.6
2.7
31.5
86.7
19.0
8.9
45.0
2.4
168.7
3.8
0.6
1.3
14.8
Gewicht
Zwischenschicht
2487
22
33
95
172
20
323
30
58
50
87
27
68
51
164
86
44
115
50
52
16889.3
24.6
108.0
269.2
718.2
81.2
2105.4
211.4
684.2
842.7
997.2
187.0
844.8
472.1
1367.2
284.1
260.7
1066.1
1066.2
809.9
24.2
7.4
5
840.3
10
90.7
98.0
546.4
200.0
86.0
266.8
587.5
829.5
8.7
709.7
54.7
139.2
338
5
11
63
19
5
18
174
91
12
167
12
10
Gewicht
Schicht II NISP
Tabelle B.10: Rentier, Rangifer tarandus. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
46871
877.7
527
Metatarsus
72
5084.7
82
Tarsalia
260
611.4
154
Calcaneus
Phalanx 3
1926.4
144
Talus
Phalanx 2
2593.0
189
Tibia
178.9
2681.4
65
Patella
1868.2
514.7
166
Femur
40
2542.7
141
Pelvis
399
1641.8
437
Metacarpus
Phalanx 1
452.3
3693.8
129
Carpalia
indet. Metapodium
851.9
109
Ulna
Radius+Ulna
175.4
28
Sternum
Rippenknorpel
18.0
2249.9
25
299
Ober- oder Unterkieferzähne
3.3
Zungenbein
1883.1
291.9
24
Gesichtsschädel
3
3.7
1
Hirn- und Gesichtsschädel
427
410.9
41
Hirnschädel
Oberkieferzähne
Gewicht
Schicht III
NISP
Skelettteil
1267
15
24
78
126
51
99
22
46
45
33
19
36
21
53
52
15
33
31
25
1
124
2
2
14
9
1
5
99
46
6
125
7
2
10132.2
14.7
86.7
250.4
568.5
255.5
1027.9
117.2
512.1
753.0
457.4
128.3
445.5
288.4
585.6
159.0
165.7
397.4
1172.6
414.2
2.4
354.2
19.0
44.0
167.3
130.7
12.0
59.3
323.5
601.5
12.0
530
59.8
16.4
Gewicht
Schicht I NISP
153
3
2
7
25
1
23
3
4
7
1
2
1
11
5
2
1143.9
4.3
3.8
24.8
116.3
6.0
231.6
21.1
78.0
118.0
6.8
27.9
6.5
93.1
20.2
9.8
9.3 15.0
1
51.0
4.8
50.6
29.0
17.6
44.0
20.0
14.0
16.0
77.9
14.5
12.0
Gewicht
GK
1
3
1
19
4
2
4
1
1
4
10
4
1
NISP
16
1
1
1
1
1
1
2
1
3
4
391.9
5.8
138.0
84.0
4.7
9.0
14.0
67.0
6.7
46.0
16.7
Gewicht
Südeingang NISP
1253
13
36
104
81
12
124
25
30
31
49
21
13
18
52
62
20
45
23
15
8
114
2
4
14
4
2
3
145
32
32
107
6
6
8646.4
13.6
185.1
360.5
482.3
62.8
1059.6
177.8
411.7
563
604.8
160.7
115.8
198.6
406.5
246.6
141
543.2
501.8
204
72
340.3
26
71
163.6
44.6
37.7
33
543.8
278.9
34.9
461.9
18.5
80.8
2346
8
67
73
188
32
163
28
29
56
76
26
57
29
125
49
26
13
90
76
27
12
1
62
2
1
10
14
46
26
7
7
339
199
10
320
39
13
Gewicht NISP
Heierli ohne NISP
23739
9
223.9
258.5
995
218
2358.2
205.6
430.1
1011.9
1185.1
188.2
1224.9
394.2
1524.9
175.1
294.7
300.9
1459.5
2310.9
536.2
74.3
3
273
4.2
3.3
247
238.8
560.2
419.6
181
116.9
1371.5
2546.3
40.8
1413.6
454.1
486.6
Gewicht
Merk
Nüesch
1107
6
24
100
146
35
100
12
27
14
36
9
23
19
81
11
24
3
31
23
13
1
44
3
1
6
8
7
2
4
113
38
25
103
9
6
8174.5
5.3
104.4
290.3
602.1
145.3
968.1
75.2
379.8
260
655.5
73.2
265.2
180.8
694.2
45.8
145.7
22.4
376.4
632.6
266.9
10
137.7
32.1
11
86
81.2
154
34.8
98.9
405.8
334
28.5
449.8
77.7
43.8
NISP Gewicht
337
8
10
28
3
48
9
4
7
10
5
13
4
17
5
3
13
9
3
1
42
3
5
4
1
1
26
20
1
29
3
2
1950.1
29.6
27.2
119.1
11.7
298.2
74.5
42.4
121.0
163.2
38.4
97.6
13.3
100.9
14.9
8.0
65.7
167.3
22.7
2.9
68.4
6.7
22.1
25.7
9.6
8.8
81.5
143.5
0.8
116.4
29.0
19.0
Gewicht
Sonstige NISP
15160
93
280
767
1235
202
1493
217
371
356
497
182
394
297
986
412
250
17
543
403
267
65
11
1432
23
5
34
118
251
125
50
87
1340
768
111
1287
4
101
1
85
121414.5
101.2
1066.9
2486.9
5724.1
997.4
13847.9
1540.3
4650.1
6288.6
7007.2
1363.3
5717.9
3364.1
8713.4
1443.0
1912.8
338.3
6392.3
11177.1
4328.6
408.8
10.4
3905.9
192.1
15.0
640.0
1299.5
2393.0
1594.2
818.4
1372.3
5066.0
7276.2
143.7
5599.5
3.9
987.0
3.7
1223.5
Gewicht
Insgesamt NISP
Skelettteil Calcaneus Metacarpus Metatarsus Tibia Lendenwirbel Insgesamt
Schicht II
Heierli ohne
NISP
Gewicht
1
6.2
1
5.7
2
11.9
NISP 1
Nüesch
Gewicht 6.9
1
7.0
2
13.9
Insgesamt
NISP
Gewicht
1
13.0
1
13
NISP 1 1 1 1 1
Gewicht 6.9 6.2 13.0 5.7 7.0
5
38.8
Tabelle B.11: Reh, Capreolus capreolus. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
Skelettteil
Südeingang
Heierli ohne
Merk
Nüesch
Insgesamt
NISP
Gewicht
NISP
Gewicht
NISP
Gewicht
NISP
Gewicht
NISP
1
21.0
1
7.7
1
16.0
2
11.0
5
55.7
1
85.0
4
193.0
5
278.0
Unterkieferzähne
3
33.6
3
33.6
Axis
1
48.0
Oberkieferzähne Unterkiefer
Gewicht
1
48.0
Rippen
3
18.0
3
18.0
Scapula
1
14.0
1
14.0
Humerus
1
36.0
1
36.0
Ulna
1
22.0
1
22.0
1
12.0
2
42.0
4
131.0
1
25.0
3
99.0
1
70.0
1
70.0
1
20.0 112.5
Carpalia
1
Tibia
2
89.0
Talus
2
74.0
Calcaneus Tarsalia
1
20.0
Metatarsus
1
71.0
Phalanx 1 Phalanx 3 Insgesamt
2
12.0
41.0
6
255.7
5
64.0
21
620.6
5
41.5
6
1
8.3
1
8.3
5
64.0
42
1022.1
13
104.8
Tabelle B.12: Rothirsch, Cervus elaphus. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
87
88 1
29.0
1
39.0
27.0
1
26.0
8
317.4
Tabelle B.13: Steppenbison, Bison priscus. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
603.9
3
29.0
12
4
355.0
26.0
72
14
8.4
Insgesamt
1
7
5
7
16.9
151.0
2
4
2
Sesamoidae
92.0
23.0
7
2
Phalanx 2
1
Phalanx 3
3
Phalanx 1
91.0
91.0
2
1
Metatarsus
indet. Metapodium
2
220.0
1
Tarsalia
Talus
1
165.0
1
20.0
1
Patella
Tibia
3
50.0
2761.9
52.3
423.0
338.0
111.4
52.8
70.0
32.0
21.0
87.0
32.0
2
83.0
1
1
Pelvis
Femur
139.0 156.0
102.0
179.0
427.0
141.0
3.7
38.0
68.0
71.0
56.0
53.0
0.8
87.0
41.6
31.3
Gewicht
Merk
2
1
5
36.0
Carpalia
1
3
Radius
Metacarpus
4
Humerus
1
19.0
3
1
Sternum
14.0
1
3
Scapula
2
39.0 2
1
1
15.0
Sacrum
1
Rippen
12.0
24.0 2
1
2
NISP
Brustwirbel
14.0
Gewicht
1
Unterkieferzähne
1
NISP
Unterkiefer
Gewicht
1
NISP
2
Gewicht
Ober- oder Unterkieferzähne
NISP
Heierli ohne
Oberkieferzähne
Gewicht
Südeingang
3
NISP
Schicht I
2
Gewicht
Schicht II
Gesichtsschädel
NISP
Schicht III
Hirnschädel
Skelettteil
19
1
3
1
1
2
1
2
3
1
3
1
NISP
1405.2
58.0
87.0
46.0
50.0
188.0
745.0
30.0
14.2
28.0
99.0
60.0
Gewicht
Nüesch
129
16
8
16
9
3
4
2
2
5
1
3
2
5
7
3
5
4
1
4
2
2
9
4
1
5
3
3
NISP
5511.4
117.6
481.0
668.0
248.4
75.8
211.0
32.0
246.0
206.0
87.0
144.0
50.0
446.0
202.0
179.0
1172.0
160.0
3.7
80.0
68.0
71.0
138.2
105.0
0.8
186.0
101.6
31.3
Gewicht
Insgesamt
89
1
1.0
10.0
Gewicht
1
19.0
NISP Gewicht
Schicht I
1
4.6
NISP Gewicht
Heierli ohne
1
1.0
8
Tabelle B.14: Steinbock, Capra ibex. Verteilung der Funde auf die Grabungseinheiten und das Skelett.
203.9
61.4
5
1
20
4.0
5.1
Insgesamt
6.1
1
Phalanx 3
1
3
Phalanx 2
9.9
1 2
1 1
8.6
Phalanx 1
4.6
1
Metapodium
9.8
6.3 1.6
38.6
4.0
14.0
1
4.6
12
115.5
15
2
1
1
Metatarsus
1
Tarsalia
16.0
6.0
4
1 1
32.3 15.3
4
15.0
13.0
1
2
1
1
1.4
1.2
Talus
48.2
6.6
77.0
1
1
40.7
17.7
3.5
97.6
8.9
29.5
14.0
9.3
18.3
5.6
12.0
NISP Gewicht
Nüesch
Tibia
2
4
Metacarpus
2
Carpalia
Radius
Humerus
Brustwirbel
6.3
4
1
Unterkieferzähne
Halswirbel
2
Unterkiefer
2
1
NISP Gewicht
Merk
2
1
NISP
Schicht II
Oberkieferzähne
16.2
NISP Gewicht
Zwischenschicht
1
3
NISP Gewicht
Schicht III
Gesichtsschädel
Hirnschädel
Skelettteil
2
2
9.1
9.1
NISP Gewicht
Sonstige
64
3
6
5
1
1
2
6
1
5
2
2
3
1
2
12
2
8
1
1
531.7
13.7
21.0
27.5
1.6
9.8
14.9
60.5
14.0
61.2
6.6
15.3
96.0
1.4
15.3
67.2
40.7
49.5
12.0
3.5
NISP Gewicht
Insgesamt
90
1
15.0 5.1
9.3
2
25.0
34.1
7
59.7
Tabelle B.15: Gams, Rupicapra rupicapra. Funde nach Grabungseinheit und Skelettteil.
3
1.7
Insgesamt
1
1
1
Phalanx 3
6.4
2
25.0
11.5
1.2
2.8
7.5
Gewicht
Nüesch NISP
16.8
1
1
5.4
12.0
27.3
15.0
Gewicht
3
Phalanx 1
Metatarsus
1
1
NISP
Talus 1.7
Gewicht
3 1
NISP
Merk
2
6.4
Gewicht
Heierli ohne
Unterkieferzähne
1
NISP
Schicht III
Unterkiefer
Oberkieferzähne
Gesichtsschädel
Hirnschädel
Skelettteil
Tabelle B.16: Braunbär, Ursus arctos. Funde nach Grabungseinheit und Skelettteil.
2
Insgesamt
15.0
1
Phalanx 1
1
3
358.1
12
1
1
1
1
3
2
1
1
1
NISP
79.3
1.2
2.8
1.7
5.4
12.0
27.3
6.4
7.5
15.0
Gewicht
Insgesamt
1
Metatarsus
12
1
1
Tarsalia
indet. Metapodium
1
Ulna
314.0
5.8
17.0
28.0
31.0
2
2
10
2
1
66.2
72.0
2
Humerus
3
2
10.0
73.0
11.0
NISP Gewicht NISP
1
1
41.0
315.0
2.1
Gewicht
295.9
20.2
186.0
5.0
13.6
38.0
33.1
Gewicht
Nüesch
Os penis
Rippen
1
29.0
1 1
Unterkieferzähne
1
NISP
Unterkiefer
7.5
NISP Gewicht
Merk
1
Ober- oder Unterkieferzähne
2
NISP Gewicht
Heierli ohne
Oberkieferzähne
Gewicht
Südeingang
1
NISP
Schicht I
1
Gewicht
Schicht II
Gesichtsschädel
NISP
Schicht III
Hirnschädel
Skelettteil
33
1
1
7
1
1
1
1
3
6
3
2
4
1
1
1058.9
5.1
5.8
86.5
28.0
31.0
186.0
5.0
66.2
155.6
353.0
7.5
45.2
73.0
11.0
NISP Gewicht
Insgesamt
Tabelle C.1: Metrische Daten der Wildpferde, Equus ferus, im Fundmaterial Scapula UNIT/Nr.
9 Datensätze 1
2
3
HE33/ 9
4
HE33/ 75
54.9
44.0
HE34/ 26
57.4
47.5
53.2
45.2
HE38/ 1
55.8
45.2
MEQ1/ 57
51.7
45.0
MEQ1/167
51.9
46.5
MEQ1/168
58.2
46.9
57.0
45.3
55.0
45.8
HE34/ 28
NESH/ 13
66.6
82.8
62.1
Mittelwerte St.abweichg.
2.5
1.1
Var.koeff.
4.6
2.5
1
8
9
3
n=
5
6
46.8
2
315.0
1
1 - kleinste Länge am Hals 2 - grösste Länge des Proc. art. 3 - Länge der Gelenkfläche 4 - Breite der Gelenkfläche 6 - Länge in Richtung der Spina Humerus, distal UNIT/Nr.
5 Datensätze 1
2
HE12/ 22
74.5
82.6
4
5
6
50.0
33.2
41.2
HE33/ 12
77.8
81.9
HE33/ 13
77.8
84.2
87.6
54.7
36.3
46.4
87.4
51.1
34.7
MEQ1/190
75.7
44.5
78.0
86.5
49.0
36.0
MEQ1/191
44.0
72.6
79.2
85.0
47.3
35.8
41.4
Mittelwerte
75.7
81.2
86.6
50.4
35.2
43.5
St.abweichg.
2.2
2.5
1.2
2.8
1.3
2.2
Var.koeff.
2.9
3.1
1.4
5.5
3.6
5.1
5
5
4
5
5
5
2
3
n= 1 - Breite der Trochlea 2 - grösste Breite distal 3 - grösste Tiefe distal 4 - Mediale Höhe der Trochlea 5 - kleinste Höhe der Trochlea 6 - Höhe der Trochlea am Verticillus Radius, proximal UNIT/Nr.
3 Datensätze 1
HE21/286
75.1
HE33/ 14
71.2
37.2
78.5
MEQ1/125
72.7
38.6
75.3
2
2
Mittelwerte
73.0
St.abweichg.
2.0
Var.koeff.
3.0
n=
3
1 - Breite der proximalen Gelenkfläche 2 - Tiefe der proximalen Gelenkfläche 3 - grösste Breite proximal Radius, distal UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
3
4
5
6
HE36/ 16
62.1
36.5
74.5
28.2
15.5
32.4
MEQ1/196
62.1
35.4
72.7
26.5
15.7
1 - Breite der distalen Gelenkfläche 2 - Tiefe der distalen Gelenkfläche 3 - grösste Breite distal 4 - Breite des radialen Condylus 5 - Breite des ulnaren Condylus 6 - Tiefe des radialen Condylus
91
Ulna UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
MEQ1/198
42.0
MEQ1/199
42.5
2
3 62.0
1 - grösste Breite der Gelenkfläche 3 - Tiefe über Processus anconaeus Metacarpus III, proximal UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
3
4
6
7
8
MEQ1/255
46.2
29.4
40.1
15.1
5
33.0
33.5
24.6
NESH/233
50.5
30.2
43.8
15.8
32.0
34.9
25.5
7
8
1 - Breite der proximalen Gelenkfläche 2 - Tiefe der proximalen Gelenkfläche 3 - Facette des Os carpale III 4 - Facette des Os carpale IV 6 - grösste Tiefe proximal 7 - kleinste Schaftbreite 8 - Schafttiefe in Höhe von 7 Metacarpus III, distal UNIT/Nr.
13 Datensätze 1
2
3
4
5
6
HE13/ 1
49.7
50.3
39.0
29.5
33.7
29.6
HE33/ 2
49.3
52.6
38.0
27.6
32.8
28.5
49.3
37.6
27.6
31.6
28.7
HE33/ 20 HE33/ 21
49.5
48.5
33.7
25.1
29.3
26.8
HE34/ 38
45.4
46.6
32.2
25.2
28.2
26.4
53.4
37.0
24.7
31.0
26.4
28.9
30.6
29.2
26.7
30.5
27.9
HE36/ 35 HE38/ 3
50.4
51.3
HE38/ 44
48.5
48.7
HEAG/ 22
44.0
MEQ1/255
49.6
49.4
37.5
26.9
29.9
28.2
NESH/230
48.8
52.0
37.7
27.3
30.7
28.2
33.6
23.5
37.6
32.9
24.5
33.6
24.6
NESH/231
52.2
51.2
36.9
27.7
32.8
29.8
NESH/234
46.2
46.4
32.0
25.6
28.2
26.4
Mittelwerte
48.5
50.0
35.9
26.6
30.8
28.0
34.7
St.abweichg.
2.4
2.2
2.5
1.7
1.8
1.3
2.5
Var.koeff.
4.9
4.5
7.0
6.5
5.7
4.5
7.3
n=
11
12
11
13
12
12
3
2
1 - distale Schaftbreite 2 - distale Breite 3 - grösste Tiefe distal 4 - kleinste Tiefe der lat. Gelenkrolle 5 - grösste Tiefe der med. Gelenkrolle 6 - kleinste Tiefe der med. Gelenkrolle 7 - kleinste Schaftbreite 8 - Schafttiefe in Höhe von 7 Metacarpus III UNIT/Nr. MEQ1/255
1 Datensatz 1
2
3
207.7
196.2
198.9
2
3
1 - grösste Länge 2 - mediale Länge 3 - laterale Länge Phalanx 1, anterior UNIT/Nr.
10 Datensätze 1
4
HE38/ 67
92
5
6
7
8
19.3
45.1
42.9
25.2
HEAG/ 20
58.3
37.3
37.0
24.7
21.3
49.2
47.1
26.0
HEAG/ 21
54.5
34.5
36.3
25.1
20.2
45.1
44.5
23.1
HEAG/ 24
56.2
37.4
39.0
24.7
21.6
49.7
46.0
25.6
HEST/ 2
49.8
32.8
MEQ1/202
55.5
35.8
35.2
25.0
20.5
46.9
45.0
25.1
MEQ1/203
58.3
38.2
34.9
26.6
20.3
49.7
45.5
25.9
MEQ1/204
60.5
40.0
36.0
26.4
21.4
48.3
44.9
26.4
NESH/ 16
53.9
35.2
36.9
25.0
21.5
49.2
46.0
25.5
NESH/232
55.7
36.0
35.8
24.7
20.4
46.5
44.9
25.1
Mittelwerte
55.9
36.4
36.4
25.3
20.7
47.7
45.2
25.3
St.abweichg.
3.1
2.1
1.3
0.8
0.8
1.9
1.2
0.9
Var.koeff.
5.5
5.9
3.5
3.1
3.7
3.9
2.6
3.7
9
9
8
8
9
9
9
97
n= 1 - Breite proximal 2 - Tiefe proximal 3 - kleinste Schaftbreite 4 - Schafttiefe in Höhe von 3 5 - kleinste Schafttiefe 6 - Breite distal 7 - Breite der distalen Gelenkfläche 8 - Tiefe distal Phalanx 1, anterior UNIT/Nr.
7 Datensätze 1
HE38/ 67
2
3
66.9
71.3
HEAG/ 20
84.6
77.7
77.5
HEAG/ 21
78.8
70.1
72.2
HEAG/ 24
86.7
78.5
80.2
MEQ1/203
82.0
72.1
74.9
MEQ1/204
82.3
71.4
73.8
NESH/232
77.2
68.1
69.7 74.2
Mittelwerte
81.9
72.1
St.abweichg.
3.5
4.5
3.7
Var.koeff.
4.3
6.2
4.9
6
7
7
n= 1 - grösste Länge 2 - axiale Länge 3 - physiologische Länge Phalanx 2, anterior UNIT/Nr.
26 Datensätze 1
HE21/ 30
2
3
4
5
6
31.0
43.7
22.5
46.7
25.5
31.3
48.9
23.7
51.7
27.4
44.0
22.6
49.0
25.8
HE24/ 31
54.7
HE32/ 2
54.2
HE32/ 13
55.6
31.7
49.7
24.0
53.7
26.9
HE33/ 18
53.1
31.6
45.6
23.0
50.7
25.6
HE33/ 52
54.4
30.9
48.0
23.0
50.9
24.7
HE34/ 43
56.8
32.2
47.6
24.6
52.6
27.0
HE34/ 44
54.4
31.6
48.1
23.5
51.9
25.3
HE34/ 45
55.0
31.7
48.6
23.6
52.4
27.7
HE36/ 7
54.9
32.9
47.6
24.3
50.7
28.6
HE38/ 39
52.4
31.3
46.6
23.7
50.0
25.3
HEAG/ 8
54.2
31.8
46.3
23.6
52.9
26.5
HEAG/ 26
53.8
31.1
45.5
22.7
50.0
26.7
HESC/ 36
54.9
32.2
46.6
23.3
52.9
27.1
MEQ1/ 24
58.0
47.3
47.2
50.2
29.2
MEQ1/ 25
52.1
31.0
45.4
23.0
50.5
27.1
MEQ1/108
55.1
30.7
48.8
21.3
53.3
27.1
MEQ1/109
53.5
30.8
46.5
22.5
49.1
24.1
MEQ1/110
52.0
29.9
44.2
20.7
49.2
24.9
MEQ1/111
53.9
32.3
48.3
23.5
52.0
26.8
MEQ1/207
55.1
35.4
46.8
25.5
52.2
27.1
MEQ1/208
51.8
31.4
46.0
22.6
49.3
26.0
MEQ1/209
55.4
34.0
46.8
24.0
51.6
27.0
NESH/ 25
58.5
34.3
50.1
24.5
55.5
26.6
32.9
42.8
23.7
47.3
48.7
30.7
41.5
21.5
46.4
23.8
Mittelwerte
54.3
32.5
46.6
23.2
50.9
26.4
St.abweichg.
2.1
3.3
2.1
1.1
2.2
1.3
Var.koeff.
3.8
10.3
4.5
4.6
4.3
4.9
n=
24
25
26
25
26
25
NESH/ 33 NESH/ 42
93
1 - Breite proximal 2 - Tiefe proximal 3 - kleinste Schaftbreite 4 - kleinste Schafttiefe 5 - Breite distal 6 - Tiefe distal Phalanx 2, anterior UNIT/Nr.
22 Datensätze 1
2
3
HE21/ 30
45.2
33.7
36.0
HE24/ 31
45.9
35.0
36.6
HE32/ 2
45.0
33.5
35.8
HE32/ 13
45.4
32.6
35.2
HE33/ 18
47.2
35.1
37.0
HE33/ 52
45.1
32.8
35.4
HE34/ 43
47.9
37.5
37.9
HE34/ 44
46.7
36.0
37.0
HE34/ 45
45.9
35.5
36.3
HE36/ 7
50.8
37.2
40.6
HE38/ 39
45.6
35.1
35.7
HEAG/ 8
49.9
36.9
39.3
HESC/ 36
47.2
36.5
37.4
MEQ1/ 26
46.2
35.9
36.6
MEQ1/109
45.2
32.6
34.9
MEQ1/110
45.1
MEQ1/111
47.7
35.5
36.7
MEQ1/207
49.3
38.3
37.7
MEQ1/208
46.2
35.3
35.7
MEQ1/209
49.7
37.0
37.4
NESH/ 34
46.5
35.2
35.6
NESH/ 43
36.2
45.6
34.4
34.0
Mittelwerte
46.8
35.3
36.6
St.abweichg.
1.8
1.6
1.5
Var.koeff.
3.7
4.6
4.0
n=
22
21
22
1 - grösste Länge 2 - axiale Länge 3 - physiologische Länge Phalanx 3, anterior UNIT/Nr.
4 Datensätze 1
HE33/ 56 HE36/ 23
56.6
2
3
4
5
6
45.9
78.2
47.7
25.3
37.1
50.2
74.5
47.6
27.0
39.6
MEQ1/118
48.9
73.7
51.6
24.0
40.7
MEQ1/119
45.7
52.2
23.7
Mittelwerte
47.7
75.5
49.8
25.0
St.abweichg.
2.2
2.4
2.5
1.5
1.8
Var.koeff.
4.7
3.2
5.0
6.0
4.7
4
3
4
4
3
n=
1
1 - Länge 2 - Länge dorsal 3 - grösste Breite 4 - Breite der Gelenkfläche 5 - Tiefe der Gelenkfläche 6 - grösste Höhe Pelvis (Acetabula) UNIT/Nr. MEQ1/197 1 - Länge des Acetabulums
94
1 Datensatz 1 60.0
39.1
Femur, proximal UNIT/Nr.
8 Datensätze 1
HE32/ 1
54.3
HE34/ 25
57.8
HE38/ 4
59.4
HEAG/ 18
57.0
HESC/ 1
55.5
MEQ1/195
53.9
NESH/ 2
55.0
NESH/ 3 Mittelwerte
54.9 56.0
St.abweichg.
1.9
Var.koeff.
3.4
n=
8
1 - Durchmesser des Caput Patella UNIT/Nr.
10 Datensätze 1
2
HE12/ 1
65.6
64.0
HE12/ 31
61.5
53.2
HE12/ 35
58.3
56.4
HE21/ 31
62.0
54.5
HE24/ 19
58.7
53.6
HE24/ 20
56.1
53.2
HE33/ 49
60.1
59.0
HEAG/ 25
62.8
56.9
HESC/ 32
58.4
57.6
MEQ1/218
61.5
58.5
Mittelwerte
60.5
56.7
St.abweichg.
2.7
3.4
Var.koeff.
4.5
5.9
n=
10
10
1 - grösste Breite 2 - grösste Länge Tibia UNIT/Nr. MEQ1/194
1 Datensatz 1
2
3
74.0
45.8
46.5
1 - proximale Breite 2 - kleinste Breite der Diaphyse 3 - distale Breite Tibia, distal UNIT/Nr.
11 Datensätze 1
2
HE12/ 17
72.0
47.3
HE21/ 17
79.2
47.9
HE33/ 34
72.8
47.1
HESC/ 16
72.0
43.9
MEQ1/122
73.1
46.6
MEQ1/123
73.2
47.5
MEQ1/124
73.3
MEQ1/192
45.0 48.7
MEQ1/193
73.8
47.0
NESH/ 7
71.0
42.9
NESH/ 8
39.0
Mittelwerte
73.4
St.abweichg.
2.3
2.8
Var.koeff.
3.2
6.2
9
11
n=
45.7
1 - Breite distal 2 - Tiefe distal
95
Talus UNIT/Nr.
11 Datensätze 1
2
3
4
5
6
HE12/ 37
57.7
59.8
28.0
66.7
52.0
31.1
7
HE21/ 26
58.1
54.3
27.0
64.0
50.5
HE32/ 8
60.0
60.0
30.0
67.6
54.7
36.9
46.8
HE38/ 10
59.6
60.5
31.0
65.9
53.2
35.4
50.7
HE38/ 21
59.5
61.5
30.0
64.0
51.9
35.0
HEAG/ 30
58.3
58.4
30.0
MEQ1/121
62.4
MEQ1/200
58.5
MEQ1/201
58.7
NESH/ 14 NESH/ 15
47.0
51.1
32.8
29.0
66.0
54.1
35.4
48.7
60.4
30.0
66.5
53.7
34.9
51.9
59.8
30.0
67.0
53.2
35.3
51.4
62.4
63.9
35.0
71.0
56.5
35.9
53.0
59.3
59.3
30.0
66.5
53.8
36.0
51.3
Mittelwerte
59.5
59.8
30.0
66.5
53.2
34.9
50.1
St.abweichg.
1.6
2.4
2.0
2.0
1.7
1.7
2.3
Var.koeff.
2.7
4.1
6.7
3.0
3.2
4.8
4.6
n=
11
10
11
10
11
10
8
1 - grösste Höhe 2 - Länge des medialen Trochlea-Kammes 3 - Abstand der Trochlea-Kämme 4 - grösste Breite 5 - Breite der distalen Gelenkfläche 6 - Tiefe der distalen Gelenkfläche 7 - grösste Tiefe medial Calcaneus UNIT/Nr.
4 Datensätze 1
2
3
4
5
6
7
HE21/ 12
103.2
68.2
19.9
33.6
45.5
52.1
52.4
HE33/ 25
111.6
70.2
19.2
34.9
45.0
52.9
51.9
67.5
19.8
34.2
48.8 50.3
50.0
Mittelwerte
68.6
19.6
34.2
46.4
51.8
51.4
St.abweichg.
1.4
0.4
0.7
2.1
1.3
1.3
Var.koeff.
2.0
1.9
1.9
4.4
2.6
2.5
3
3
3
3
3
3
7
HE36/ 31 MEQ1/210
n=
2
1 - grösste Länge 2 - Länge des Tuber calcanei 3 - kleinste Breite des Tuber calcanei 4 - grösste Breite des Tuber calcanei 5 - Tiefe des Tuber calcanei 6 - grösste Breite 7 - grösste Tiefe distal Os tarsale UNIT/Nr. HE12/ 16
8 Datensätze 1
2
52.6
44.2
HE36/ 20
46.2
40.8
HE38/ 18
55.7
47.4
HE38/ 19
53.8
45.7
HE38/ 20
52.6
46.0
MEQ1/221
53.1
MEQ1/222
53.1
45.6
NESH/ 27
53.9
45.2 45.0
Mittelwerte
52.6
St.abweichg.
2.8
2.1
Var.koeff.
5.3
4.6
8
7
n= 1 - grösste Breite 1 - grösste Tiefe Metatarsus III, distal UNIT/Nr.
1
2
3
4
5
6
HE24/ 33
49.9
51.2
39.1
27.9
32.1
29.1
HE33/ 15
50.4
53.2
38.2
27.6
32.0
28.6
51.3
37.4
25.7
30.4
27.3
HE33/ 22
96
10 Datensätze
HE34/ 50
47.3
48.7
34.2
25.8
28.5
27.4
HE34/ 51
50.4
51.0
37.5
27.8
31.7
28.9
HE34/197
51.4
48.9
37.1
26.4
30.8
28.1
35.1
48.5
36.6
27.1
31.5
28.2
36.1
49.8
37.0
27.4
31.2
28.3
HE36/ 32 HE38/ 45
49.7
HEAG/ 19
52.0
NESH/ 37
54.1
38.5
27.2
32.4
27.8
47.4
37.4
26.8
31.4
29.1 28.3
Mittelwerte
50.2
50.4
37.3
27.0
31.2
St.abweichg.
1.5
2.2
1.3
0.8
1.1
0.7
Var.koeff.
3.0
4.3
3.5
2.9
3.6
2.3
7
10
10
10
10
10
n=
2
1 - distale Schaftbreite 2 - distale Breite 3 - grösste Tiefe distal 4 - kleinste Tiefe der lat. Gelenkrolle 5 - grösste Tiefe der med. Gelenkrolle 6 - kleinste Tiefe der med. Gelenkrolle 7 - kleinste Schaftbreite Phalanx 1, posterior UNIT/Nr.
7 Datensätze 1
HE13/ 11 HE33/ 39
57.3
HE33/ 40
55.0
2
3
4
5
6
7
35.0
34.0
25.1
20.2
43.0
41.3
8
35.4
26.1
19.4
45.0
44.6
23.9
36.4
33.2
23.7
19.5
43.9
43.7
23.8
34.4
34.4
23.5
19.4
44.4
42.4
22.5
55.6
33.6
34.3
24.1
21.1
45.8
44.3
23.9
33.8
25.4
19.0
45.9
42.6
24.4
56.4
39.3
35.1
25.1
20.8
47.1
44.7
24.7
Mittelwerte
56.1
35.7
34.3
24.7
19.9
45.0
43.4
23.9
St.abweichg.
1.0
2.2
0.8
1.0
0.8
1.4
1.3
0.8
Var.koeff.
1.8
6.3
2.2
3.9
4.0
3.1
3.0
3.2
4
5
7
7
7
7
7
62
HE34/ 3 HE34/ 4 HEST/ 1 MEQ1/205
n= 1 - Breite proximal 2 - Tiefe proximal 3 - kleinste Schaftbreite 4 - Schafttiefe in Höhe von 3 5 - kleinste Schafttiefe 6 - Breite distal 7 - Breite der distalen Gelenkfläche 8 - Tiefe distal Phalanx 1, posterior UNIT/Nr.
6 Datensätze 1
2
3
HE13/ 11
76.2
69.9
72
HE33/ 39
79.5
68.2
74.5
HE33/ 40
76.6
69.4
71
HE34/ 3
76.0
71.3
70.7
HE34/ 4
79.1
71.3
72
MEQ1/205
78.1
71.0
70.8
Mittelwerte
77.6
70.2
71.8
St.abweichg.
1.5
1.3
1.43
Var.koeff.
2.0
1.8
2
6
6
6
n= 1 - grösste Länge 2 - axiale Länge 3 - physiologische Länge Phalanx 2, posterior UNIT/Nr. HE12/ 44
25 Datensätze 1
2
3
4
5
6
55.2
32.8
45.6
24.4
51.0
27.6
HE24/ 32
33.0
46.7
23.6
50.9
25.1
HE32/ 3
54.4
33.8
45.7
23.5
48.4
27.4
HE33/ 17
59.2
36.0
46.2
24.4
52.1
29.4
HE33/ 50
55.7
33.4
47.9
25.8
50.2
29.0
HE33/ 51
51.4
33.7
43.2
24.3
45.8
26.9
97
HE34/ 40
50.5
31.5
42.6
21.5
46.7
23.7
HE34/ 41
50.5
31.2
42.5
21.8
46.7
23.8
HE34/ 42
51.6
31.0
44.7
22.6
47.9
25.3
HE36/ 33
57.2
32.8
47.4
22.7
51.5
26.4
HE38/ 5
52.6
30.5
42.4
21.8
45.1
23.3
HE38/ 37
55.7
31.7
45.6
23.3
51.3
26.2
HE38/ 38
52.9
31.4
46.0
22.9
50.0
25.7
HEGK/ 6
53.0
32.2
46.3
23.6
50.1
26.6
HESC/ 37
54.8
32.0
43.5
22.1
49.3
25.6
33.0
45.8
24.6
49.0
29.4
HESC/ 38 HESC/ 39
54.9
32.4
44.2
22.6
50.6
26.6
MEQ1/112
55.6
34.4
46.3
23.1
49.4
28.7
MEQ1/113
53.8
33.5
44.7
22.1
49.8
26.5
MEQ1/114
56.3
36.2
46.5
24.1
50.0
27.8
MEQ1/115
57.6
34.0
45.7
22.6
48.7
27.9
MEQ1/116
53.0
32.6
42.8
21.5
46.5
27.1
MEQ1/117
51.2
32.1
42.7
21.8
MEQ1/206
54.1
32.3
45.4
23.1
47.0
26.7
NESH/ 35
53.8
31.7
40.8
21.2
47.5
25.9
Mittelwerte
54.1
32.8
44.8
23.0
49.0
26.6
St.abweichg.
2.3
1.4
1.8
1.2
2.0
1.7
Var.koeff.
4.3
4.3
4.1
5.1
4.0
6.3
n=
23
25
25
25
24
24
1 - Breite proximal 2 - Tiefe proximal 3 - kleinste Schaftbreite 4 - kleinste Schafttiefe 5 - Breite distal 6 - Tiefe distal Phalanx 2, posterior UNIT/Nr.
24 Datensätze 1
2
3
HE12/ 44
50.0
38.1
38.9
HE32/ 3
49.3
36.4
37.9
HE33/ 17
53.0
41.3
41.7
HE33/ 50
50.0
38.0
39.6
HE33/ 51
49.9
38.8
38.2
HE34/ 40
48.0
37.4
39.2
HE34/ 41
47.4
37.6
39.1
HE34/ 42
45.0
35.3
36.1
HE36/ 33
48.8
37.4
38.4
HE38/ 5
46.3
36.3
37.6
HE38/ 37
48.4
40.3
39.2
HE38/ 38
47.0
37.6
37.8
HEAG/ 7
50.0
37.4
38.3
HEGK/ 7
47.6
36.8
37.5
HESC/ 37
50.1
37.8
40.2
HESC/ 38
50.2
38.4
39.7
HESC/ 39
47.2
36.9
37.3
MEQ1/112
52.0
38.5
40
MEQ1/113
48.5
38.3
37.9
MEQ1/114
50.9
40.5
39.9
MEQ1/115
49.3
38.4
38.7
MEQ1/116
49.4
36.7
39.1
MEQ1/117 MEQ1/206
36.4 47.1
36.3
Mittelwerte
48.9
37.8
38.6
St.abweichg.
1.9
1.4
1.27
Var.koeff.
3.8
3.8
3.3
n=
23
24
23
1 - grösste Länge 2 - axiale Länge 3 - physiologische Länge
98
36.6
Phalanx 3, posterior
5 Datensätze
UNIT/Nr.
1
HE24/ 7 HE33/ 27
60.1
MEQ1/ 41
2
3
4
5
6
51.7
72.1
49.0
27.2
41.2
51.2
77.1
49.0
26.7
42.7
45.1
26.4
51.8
MEQ1/120
47.5
NESH/ 26
45.5
47.7
27.8
36.9
57.0
47.1
23.9
33.3 38.5
Mittelwerte
49.5
68.7
47.6
26.4
St.abweichg.
2.9
10.5
1.6
1.5
4.3
Var.koeff.
5.8
15.2
3.4
5.7
11.1
5
3
5
5
4
n=
1
1 - Länge 2 - Länge dorsal 3 - grösste Breite 4 - Breite der Gelenkfläche 5 - Tiefe der Gelenkfläche 6 - grösste Höhe
Tabelle C.2: Masse der Katzen, Felis silvestris und CATUS, im Fundmaterial Oberkieferzähne (Caninus) UNIT/Nr. N001KESL/ 126
1 Datensatz 1
2
3.8
5.0
1 - Breite an der Schmelzbasis 2 - Tiefe an der Schmelzbasis Humerus, distal UNIT/Nr. HEWIKESL/ 51
3 Datensätze 1
2
3
4
5
11.7
16.8
10.0
6.2
6.6
9.6
5.8
5.3
HEWIKESL/ 52
11.4
16.7
N001KESL/224
12.5
17.3
6.8
Mittelwerte
11.9
16.9
6.3
St.abweichg.
0.6
0.3
0.5
Var.koeff.
4.8
1.9
3
3
n=
8.0 2
3
2
1 - Breite der Trochlea 2 - grösste Breite distal 3 - grösste Tiefe distal 4 - kleinste Tiefe der Trochlea 5 - kleinste Breite der Diaphyse Metacarpus II UNIT/Nr. N001KESL/ 335
1 Datensatz 1
2
3
4
5
6
6.7
3.1
2.8
5.2
5.1
33.9
1 - proximale Tiefe 2 - kleinste Breite der Diaphyse 3 - kleinste Tiefe der Diaphyse 4 - distale Breite 5 - distale Tiefe 6 - grösste Länge Metacarpus IV UNIT/Nr. N001KESL/ 335
1 Datensatz 1
2
3
4
5
6
7
4.8
5.9
3.1
3.0
5.0
5.1
36.4
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - kleinste Tiefe der Diaphyse 5 - distale Breite 6 - distale Tiefe 7 - grösste Länge
99
Tabelle C.3: Masse des Luchses, Lynx lynx, im Fundmaterial Oberkieferzähne (Caninus) UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
HE34KESL/ 17
8.1
10.0
M001KESL/250
7.5
8.9
1 - Breite an der Schmelzbasis 2 - Tiefe an der Schmelzbasis
Metacarpus V UNIT/Nr. M001KESL/251
1 Datensatz 1
2
3
4
5
6
7
10.0
10.0
6.4
7.2
10.1
9.8
56.2
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - kleinste Tiefe der Diaphyse 5 - distale Breite 6 - distale Tiefe 7 - grösste Länge
Tabelle C.4.: Metrische Daten der Wölfe, Canis lupus, im Fundmaterial Gesichtsschädelfragmente UNIT/Nr.
3 Datensätze 1
M001/ 54 M001/ 63 N001/ 2
3
18.4 85.6
Mittelwerte
24.0
64.8
20.1
St.abweichg.
3.4
Var.koeff. n=
2 18.0
16.7 1
3
1
3
4
26.0
14.5
M001/181
25.8
13.1
M001/185
24.8
12.0
N001/ 4
25.6
14.1
N001/ 86
26.5
14.3
25.7
14.0
1 - Länge der Backzahnreihe 2 - Länge der Molarenreihe 3 - Länge der Prämolarenreihe Oberkieferzähne UNIT/Nr.
11 Datensätze 1
2
HEST/ 16
12.6
8.2
HEST/ 19
14.0
10.0
15.3
9.4
KON1/ 4 KON1/452
M001/188
12.0
8.0
M001/278
14.2
9.2
N001/ 4 Mittelwerte
16.0 13.6
9.0
St.abweichg.
1.3
0.8
0.6
1.4
Var.koeff.
9.7
9.4
2.4
9.7
5
5
5
6
n= 1 - gr. Durchmesser des Caninus 2 - kl. Durchmesser des Caninus 3 - Länge des P4 4 - Breite des P4 5 - Länge des M1 6 - Breite des M1 7 - Länge des P3
100
5
6
7
6.3
7.4
6.3
1
1
1
Unterkieferfragmente UNIT/Nr.
10 Datensätze 1
2
3
4
5
6
7
8
KON1/616
100.2
48.0
50.5
1.3
32.5
12.8
16.0
11.1
KON1/617
91.2
43.1
48.7
6.1
27.7
11.1
29.7
11.3
12.5
10.0
2
2
KON1/618 M001/ 51
99.2
49.2
51.1
29.5
M001/ 52
103.0
47.2
57.2
32.0
M001/ 57
91.1
45.9
48.2
96.5
46.7
51.0
96.7
49.0
49.9
96.9
46.7
51.1
M001/ 58 N001/ 56
32.1
N001/ 16 N001/ 28 Mittelwerte
3.5
27.9
11.2
29.6
12.4
30.2
11.6
St.abweichg.
4.9
2.1
3.2
2.0
0.8
Var.koeff.
5.1
4.5
6.3
6.7
6.9
7
7
7
8
5
n=
3
1 - Länge der Backzahnreihe 2 - Länge der Molarenreihe 3 - Länge der Prämolarenreihe 4 - Länge des Diastema 5 - Länge M1 6 - Breite M1 7 - Länge M2 8 - Breite M2 Unterkieferzähne UNIT/Nr.
11 Datensätze 1
2
3
4
30.0
12.0
M001/182
29.2
12.0
M001/183
29.1
M001/184
28.2
11.0
M001/ 55
29.5
12.0
M001/186
27.0
11.0
N001/ 47
24.0
HE38/ 68 HEAG/ 33
M001/ 56
15.3
13.3
10.0
9.1
N001/ 50
13.3
9.0
N001/ 51
11.9
7.9
Mittelwerte
13.5
9.0
28.1
St.abweichg.
1.4
0.9
2.1
0.6
10.4
9.6
7.4
4.7
4
4
7
5
Var.koeff. n=
11.6
1 - gr. Durchmesser des Caninus 2 - kl. Durchmesser des Caninus 3 - Länge des M1 4 - Breite des M1 Scapula UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
3
4
NESH/ 46
29.5
36.7
30.1
23.4
NESH/ 49
24.8
29.0
24.7
17.9
1 - kleinste Länge des Collum 2 - grösste Länge des Proc. art. 3 - Länge der Gelenkfl. 4 - Breite der Gelenkfl. Humerus
1 Datensatz
UNIT/Nr.
1
2
M001/ 27
39.1
31.5
1 - distale Breite 2 - Breite der Trochlea
101
Radius UNIT/Nr. M001/ 22
1 Datensatz 4
8
22.8
22.1
1 - distale Breite 2 - Breite der dist. Gelenkfl. Ulna UNIT/Nr. M001/ 24
1 Datensatz 1
2
21.6
31.0
1 - Breite über Proc. coronoideus 2 - Tiefe über Proc. anconaeus Metacarpus II UNIT/Nr.
5 Datensätze 1
2
10.0
13.0
M001/ 35
8.9
14.8
8.9
M001/ 41
8.5
12.8
7.6
M001/ 42
8.3
13.0
7.9
M001/ 48
10.4
13.9
9.5
Mittelwerte
9.2
13.5
8.5
73.0
6.7
St.abweichg.
0.9
0.8
0.9
3.1
0.5
10.1
6.2
10.4
4.2
7.6
5
5
4
4
3
2
3
HEAG/165
Var.koeff. n=
3
4
5
10.8
10.3
1
1
6
7
75.7
7.3
73.7
6.3
69.7
6.6
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - distale Breite 5 - distale Tiefe 6 - grösste Länge 7 - Tiefe der Diaphyse Metacarpus III UNIT/Nr. KON1/ 60
3 Datensätze 1 10.0
M001/175 N001/ 21
4
5
93.0
8.9
11.5
12.8
10.2
12.4
82.6
1
2
3
4
5
6
9.1
13.8 7.6
10.2
12.5
82.3
3
4
5
11.7
70.5
7.9
1 - kleinste Breite der Diaphyse 2 - distale Breite 3 - distale Tiefe 4 - grösste Länge 5 - Tiefe der Diaphyse Metacarpus IV UNIT/Nr. HEAG/164
2 Datensätze
N001/ 20 1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - distale Breite 5 - distale Tiefe 6 - grösste Länge Metacarpus V UNIT/Nr. HEAG/163
3 Datensätze 1
2
12.9
HESC/ 43
8.5
11.0
N001/ 19
9.1
11.7
1 - proximale Breite 2 - kleinste Breite der Diaphyse 3 - distale Breite 4 - distale Tiefe 5 - grösste Länge
102
66.3
Femur UNIT/Nr. M001/ 31
1 Datensatz 1 17.5
1 - Breite der Troch. patell. Tibia UNIT/Nr. M001/ 25
2 Datensätze 1
2
46.5
17.2
M001/ 28
16.5
3
4
29.3
22.0
1 - proximale Breite 2 - kleinste Breite der Diaphyse 3 - distale Breite 4 - distale Tiefe Talus UNIT/Nr. M001/ 32
1 Datensatz 1 29.7
1 - laterale Länge Calcaneus UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
3
M001/ 20
62.3
24.8
26.9
M001/ 26
54.7
21.7
21.8
1 - grösste Länge 2 - grösste Breite 3 - grösste Tiefe Metatarsus III UNIT/Nr. M001/ 47
3 Datensätze 1
2
3
12.9
19.0
9.4
M001/176 N001/ 27
4
5
11.8
13.0
9.3
10.3
12.9
4
6
91.3
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - distale Breite 5 - distale Tiefe 6 - grösste Länge Metatarsus IV UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
3
M001/192
8.0
9.5
10.5
N001/ 22
8.1
9.8
12.3
92.1
1 - kleinste Breite der Diaphyse 2 - distale Breite 3 - distale Tiefe 4 - grösste Länge Metatarsus V UNIT/Nr. M001/ 37
3 Datensätze 1
2
14.1
3
4
5
6
7.4
11.0
12.0
89.3
N001/ 23
6.8
10.0
11.0
N001/ 26
7.5
10.2
11.0
Mittelwerte
9.2
11.0
St.abweichg.
1.6
0.0
17.0
0.0
3
3
Var.koeff. n=
1
2
83.0
1
2
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - distale Breite 5 - distale Tiefe 6 - grösste Länge
103
Phalanx 1 anterior o. posterior
21 Datensätze
UNIT/Nr.
1
2
3
4
HE13/ 31
6.2
37.3
HE24/ 42
6.9
27.6
HESC/ 52
7.1
HEST/ 89
11.8
34.0
7.3
9.1
29.6
HEZD/ 9
5.3
29.5
KON1/ 62
7.4
33.0
M001/ 97
5.4
29.7
M001/253
6.2
31.0
N001/ 79
6.5
34.0
N001/148
6.1
29.0
N001/149
6.5
33.0
N001/150
6.1
34.5
N001/151
5.9
28.9
N001/152
6.5
33.9
N001/153
7.0
33.0
N001/154
6.8
33.8
N001/155
5.6
29.7
N001/ 80
6.8
32.5
N001/157
7.9
31.7
N001/158
7.4
SCHU/120
11.8
9.2
28.3
6.6
St.abweichg. Var.koeff. n=
10.0
31.6
0.7
2.5
10.7
8.0
2
9.9
29.8
7.3
Mittelwerte
5
21
2
21
2
1 - proximale Breite 2 - kleinste Breite der Diaphyse 3 - distale Breite 4 - grösste Länge 5 - proximale Tiefe Phalanx 2 anterior o. posterior
1 Datensatz
UNIT/Nr. M001/ 33
1
2
3
4
5
6
7
8
10.3
9.7
6.4
4.9
9.8
6.6
27.3
25.5
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - Tiefe der Diaphyse 5 - distale Breite 6 - distale Tiefe 7 - grösste Länge 8 - physiol. Länge
Tabelle C.5: Eisfuchs, Alopex lagopus, Masse des M1 und M2 Unterkieferzähne UNIT/Nr.
20 Datensätze 1
2
3
4
HE12KESL/ 57
14.9
5.2
6.0
4.3
HE33KESL/ 83
14.5
5.4
HEIEKESL/ 1
15.1
6.0
6.2
5.0
HESCKESL/ 64
14.2
5.2
5.9
4.0
M001KESL/ 218
14.1
6.0
6.0
4.8
6.0
4.0
6.0
4.0
5.9
4.1
M001KESL/ 225 M001KESL/ 230 M001KESL/ 236 M001KESL/ 237
13.6
5.0
M001KESL/ 242
14.1
5.1
M001KESL/ 248
14.7
6.1
M001KESL/ 241
6.2
4.9
KON1KESL/ 621
6.0
4.0
KON1KESL/ 622
6.0
4.2
104
M001KESL/ 126 M001KESL/ 128
15.2
5.2
M001KESL/ 129
12.8
5.0
N001KESL/ 105
15.3
5.8
N001KESL/ 107
14.6
5.3
N001KESL/ 110
6.5
4.1
6.1
4.1 4.0
14.4
5.4
5.8
Mittelwerte
14.4
5.4
6.1
4.3
St.abweichg.
0.7
0.4
0.2
0.4
Var.koeff.
4.8
7.3
2.9
8.7
n=
13
13
13
13
1 - Länge M1 2 - Breite M1 3 - Länge M2 4 - Breite M2
Tabelle C.6: Rotfuchs, Vulpes vulpes, Masse des M1 und M2 Unterkieferzähne UNIT/Nr. HE11KESL/ 132
35 Datensätze 1
2
3
4
15.3
6.5
7.2
5.6
7.1
5.9
17.2
6.5
8.2
6.1 5.3
HE12KESL/ 58 HEAGKESL/ 38 HESTKESL/ 34
15
7.1
7
M001KESL/ 203
17
6.6
7.4
6
M001KESL/ 204
18
7.5
7.1
5.9
M001KESL/ 206
15.9
6.1 7.7
5.6
M001KESL/ 208
16.7
6.6
M001KESL/ 209
16.4
6.6
M001KESL/ 207
M001KESL/ 219
7
6
M001KESL/ 220
7.2
5.1
M001KESL/ 221
7.4
5.5
M001KESL/ 222
7.5
5.9
M001KESL/ 223
7.8
6
M001KESL/ 224
7.5
6.5
7.2
5.9
M001KESL/ 243
7.1
5.1
M001KESL/ 247
8
6.2
KON1KESL/ 32
7.3
5.8
KON1KESL/ 619
7.4
5.4
KON1KESL/ 623
7.7
5.9
KON1KESL/ 624
7.1
5.2
KON1KESL/ 625
7.7
6
KON1KESL/ 626
7.1
5.3
M001KESL/ 109
7.1
4.8
M001KESL/ 110
7.1
6.7
M001KESL/ 226 M001KESL/ 227
16.9
6.1
M001KESL/ 114
17
6.5
7.1
5.8
M001KESL/ 115
17
6.6
7.8
5.6
M001KESL/ 117
8
6.1
M001KESL/ 118
7.5
5.9
7.1
5.2
N001KESL/ 35
16.7
N001KESL/ 108 N001KESL/ 200 Mittelwerte
16
6.4
7.9
6
16.5
6.6
7.4
5.7
St.abweichg.
0.8
0.4
0.3
0.4
Var.koeff.
4.9
5.8
4.7
7.5
n=
13
12
30
30
1 - Länge M1 2 - Breite M1 3 - Länge M2 4 - Breite M2
105
Tabelle C.7: Masse des Vielfrass, Gulo gulo, im Fundmaterial Unterkiefer UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
3
M001/ 90
50.0
25.5
25.7
M001/ 91
54.0
28.4
27.2
4
5 19.2
21.0
26.0
1 - Länge der Backzahnreihe 2 - Länge der Molarenreihe 3 - Länge der Prämolarenreihe 4 - Höhe des Diastema 5 - Höhe vor M1 Humerus UNIT/Nr. M001/ 94
1 Datensatz 1
2
28.2
28.9
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe Tibia UNIT/Nr. M001/ 93
1 Datensatz 1
2
3
9.1
22.4
15.1
1 - kleinste Breite der Diaphyse 2 - distale Breite 3 - distale Tiefe Metatarsus V UNIT/Nr. M001/303
1 Datensatz 1
2
3
10.2
8.8
49.9
1 - proximale Breite 2 - distale Breite 3 - grösste Länge
Tabelle C.8: Masse des Braunbären, Ursus arctos, im Fundmaterial Oberkieferzähne UNIT/Nr. N001KESL/ 10
2 Datensätze 1
2
26.7
17.4
M001KESL/280
3
4
38.8
19.4
1 - gr. Durchmesser des Caninus 2 - kl. Durchmesser des Caninus 3 - Länge des M2 4 - Breite des M2 Unterkieferzähne UNIT/Nr.
4 Datensätze 1
2
HEAGKESL/ 36
27.1
19.6
KON1KESL/ 1
32.0
25.0
M001KESL/194
24.0
15.4
N001KESL/171
28.4
18.2
Mittelwerte
27.9
19.6
St.abweichg.
3.3
4.0
11.9
20.6
4
4
Var.koeff. n= 1 - gr. Durchmesser des Caninus 2 - kl. Durchmesser des Caninus Ulna UNIT/Nr. M001/319 1 - distale Breite 2 - Breite des Proc. styloideus 3 - distale Tiefe
106
1 Datensatz 1
2
3
40.3
27.1
21.7
Metatarsus II UNIT/Nr. HE34KESL/650
1 Datensatz 1
2
3
4
15.1
28.0
13.9
82.3
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - grösste Länge Metatarsus III UNIT/Nr. M001KESL/195
1 Datensatz 1
2
3
4
5
20.3
14.0
20.3
18.5
89.0
1 - proximale Breite 2 - kleinste Breite der Diaphyse 3 - distale Breite 4 - distale Tiefe 5 - grösste Länge Metatarsus IV UNIT/Nr. N001KESL/225
1 Datensatz 1
2
3
4
5
6
17.5
23.3
12
18.9
15.9
83.9
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - distale Breite 5 - distale Tiefe 6 - grösste Länge Metatarsus V UNIT/Nr. HE13KESL/ 42
1 Datensatz 1
2
3
4
21.7
9.9
17.6
68.0
1 - proximale Breite 2 - kleinste Breite der Diaphyse 3 - distale Breite 4 - grösste Länge Phalanx 1 anterior o. posterior UNIT/Nr. HE26KESL/ 35
1 Datensatz 1
2
3
4
5
6
7
20.1
18.1
13.5
16.7
10.4
39.6
31.7
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - distale Breite 5 - distale Tiefe 6 - grösste Länge 7 - physiologische Länge
107
Tabelle C.9: Masse der Rentiere, Rangifer tarandus, im Fundmaterial der Grabung Heierlis
Schädelfragment UNIT/Nr. HE34/272
1 Datensatz 1
2
22.6
19.2
1 - Länge des Geweihansatzes 2 - Breite des Geweihansatzes Unterkieferfragmente UNIT/Nr.
11 Datensätze 1
2
HE12/ 95
63.1
HE12/178
63.8
3
HE12/218
45.2
HE12/221
45.1
HE24/106
44.5
HE33/458
44.2
HE33/459 HE34/101
43.3 103.9
HE34/448
62.1
44.5
63.0
HE34/584
46.9
HE38/113
44.5
Mittelwerte
63.0
44.8
St.abweichg.
0.7
1.0
Var.koeff.
1.1
2.3
4
8
2
3
4
n=
1
1 - Länge der Backzahnreihe 2 - Länge der Molarenreihe 3 - Länge der Prämolarenreihe Atlas UNIT/Nr. HE38/ 84
1 Datensatz 1 79.0
1 - Breite Fac. art. cranial Axis UNIT/Nr. HEGK/ 20
1 Datensatz 1 32.2
1 - kleinste Breite ventral Scapula UNIT/Nr. HE12/206
27 Datensätze 1 34.6
HE13/192 HE13/194
45.5 36.2
HE21/ 63
42.9
33.9
26.9
HE21/ 65
45.0
36.9
29.2
HE24/288
42.3
34.0
HE32/ 66
46.0
HE21/ 66
34.2
HE33/ 88
35.3
HE33/153
31.0
HE33/154
31.5
HE33/155 HE33/156
42.8 27.9
HE33/157 HE33/158
43.0 37.2
HE33/159
43.4
HE33/160
44.1
HE33/161
44.5
HE33/163 HE34/296
49.8
HE34/297
43.5
HE34/298
44.4
HE34/644
51.4
108
32.5
29.3
39.2
33.9
HE36/ 66
45.8
HE38/241
48.0
HE38/408
45.8
HE38/409
43.9
33.2
31.9 30.9
Mittelwerte
33.5
45.1
35.0
30.3
St.abweichg.
3.1
2.5
2.6
2.4
Var.koeff.
9.3
5.5
7.3
8.0
8
18
6
6
2
3
4
55.0
66.0
1
n= 1 - kleinste Länge des Collum 2 - grösste Länge des Proc. art. 3 - Länge der Gelenkfl. 4 - Breite der Gelenkfl. Humerus UNIT/Nr.
28 Datensätze 1
HE13/143
46.4
HE32/ 69
44.1
HE32/ 70
55.0
HE33/ 87
46.9
40.8
HE33/135 HE33/138
42.1
HE33/139
49.2
HE33/140
48.1
HE33/143
44.5
HE33/144
45.0
HE33/145
41.8
HE33/146
43.4
HE33/147
43.6
HE33/236
44.9
HE33/424
43.8
37.0
HE33/424
43.0
37.0
HE33/425
43.8
37.3
HE33/426
43.0
38.2
HE33/427
47.8
42.8
HE34/154
45.0
HE34/156
47.1
HE34/159
48.4
HE34/261
43.1
HE34/262
45.3
HE36/119
51.0
HE36/128
42.1
HE36/129
46.0
HE36/130
51.2
38.1 44.1
Mittelwerte
45.8
39.4
St.abweichg.
3.2
2.8
Var.koeff.
7.0
7.1
n=
27
8
1
2
3
1 - distale Breite 2 - Breite der Trochlea 3 - proximale Breite 4 - proximale Tiefe Radius UNIT/Nr.
65 Datensätze 1
HE12/ 89
42.0
HE12/ 90
40.1
HE12/151
42.8
HE12/152
41.8
HE12/211
46.0
HE13/ 46
39.0
HE21/ 73
39.2
HE21/ 74
41.0
HE24/ 72
39.1
HE24/ 73
40.9
109
HE24/ 75
42.6
HE24/133
38.1
HE24/153
44.3
HE24/154
40.2
HE24/155
43.1
HE24/156
46.7
HE24/158
45.8
HE24/160 HE24/161
41.5 42.0
39.2
44.6
42.0
HE24/162 HE24/163
42.9
HE33/129 HE33/136
47.8 43.1
HE33/189 HE33/232
40.2 41.7
43.3
HE33/233
43.0
HE33/244
42.3
HE33/245
47.3
HE33/246
47.3
HE33/252
42.1
HE33/253
37.5
HE33/254
47.5
HE33/294
46.2
HE34/241
45.0
HE34/241
45.0
HE34/243
47.2
HE34/264
42.1
HE34/265
40.6
HE34/336
37.5 45.2
HE34/371
48.8
HE34/372
41.0
HE34/374
45.2
HE34/476
39.0
HE34/478
41.0
HE36/101
38.8
HE36/113
43.0
HE36/114
43.9
HE36/178
40.5 37.1
HE36/184
44.9
HE36/195
45.0
HE38/166
43.0
HE38/280
42.6
HE38/283
45.0
HE38/284
41.5
HE38/284
46.0
HE38/287
42.3
HE38/290
42.8
HE38/291
49.2
HE38/292
44.8
HE38/293
45.8
HE38/294
49.2
HE38/373
39.9
41.2
HEZD/ 78
42.3
HEZD/146
41.6
HEZD/147
41.3
Mittelwerte
44.0
41.4
40.2
St.abweichg.
2.6
2.8
1.8
Var.koeff.
5.8
6.7
4.4
n=
44
18
9
1 - proximale Breite 2 - distale Breite 3 - Breite der prox. Gelenkfl.
110
Ulna UNIT/Nr.
12 Datensätze 1
2
3
HE12/ 81
36.0
HE12/ 82
35.4
HE13/ 59
40.1
HE13/198 HE32/ 68
24.6
47.0
41.5
40.4
35.3
HE33/113 HE33/114
35.4 24.9
HE33/298
39.7
HE34/198
43.0
HE34/441
24.9
HE34/444
26.3
HE38/181
34.2
35.2
Mittelwerte
25.2
42.5
36.6
St.abweichg.
0.8
3.3
2.6
Var.koeff.
3.0
7.8
7.2
4
4
8
n= 1 - Breite über Proc. coronoideus 2 - Tiefe über Proc. anconaeus 3 - kleinste Tiefe des Olecranon Metacarpus III+IV UNIT/Nr.
83 Datensätze 3
4
HE11/ 65
40.0
22.7
HE11/ 86
39.5
HE11/ 87
39.8
21.2
HE11/ 88
38.9
20.2
HE11/ 89
42.2
22.5
HE11/ 90
39.5
20.3
HE11/ 91
38.0
20.0
HE11/103
39.4
20.5
HE11/105
40.3
20.3
HE11/157
38.9
19.9
HE12/ 69
41.2
21.2
HE12/ 70
45.9
24.0
HE12/ 71
42.3
22.0
HE12/ 72
40.9
20.8
HE12/ 73
39.6
20.3
HE12/ 74
39.1
20.0
HE12/ 76
39.6
20.9
HE13/ 86
45.6
23.0
HE21/171
41.0
HE24/ 59 HE24/ 60
1
33.0
2
24.8 24.1
HE24/197
41.6
HE24/198
40.0
HE24/199
40.3
HE24/200
38.9
HE24/201
44.3
HE24/202
40.5
HE24/203
41.8
HE24/204
39.1
HE24/205
39.0
HE24/206
46.1
HE32/ 79
39.9
20.2
HE33/240
40.3
20.6
HE33/241
40.0
20.1
HE33/440
39.2
20.2
HE33/442
40.6
21.7
HE33/443
39.2
21.8
HE33/444
45.2
HE33/445
42.9
HE33/477
40.2
23.9
111
HE33/478
38.7
HE33/479
39.9
20.0
HE33/480
38.0
19.5
HE33/481
38.9
20.8
HE33/482
39.3
HE33/483
21.5 21.0
HE33/485
46.7
HE34/213
33.3
23.4
HE34/214
31.8
23.9
24.2
HE34/318
40.8
HE34/319
36.2
HE34/320
40.3
20.2
HE34/321
39.1
20.1
HE34/322
41.4
20.9
HE34/323
38.0
20.6
HE34/324
43.0
20.6
HE34/325
41.9
21.3
HE34/326
38.5
21.0
HE34/352
39.1
20.4
HE34/353
40.9
20.8
HE34/354
42.7
22.7
HE34/355
38.2
19.3
HE34/356
39.4
20.2
HE34/357
43.3
22.9
HE34/358
38.8
19.8
HE34/359
37.8
20.1
HE34/360
38.2
18.9
HE36/143
43.2
HE36/144
40.3
21.9
HE36/145
43.0
21.9
HE36/146
42.2
23.2
HE38/339
39.1
21.3
HE38/340
42.3
21.6
HE38/341
44.1
23.3
HE38/342
39.2
22.1
HE38/343
38.7
21.1
HE38/344
38.6
19.5
HE38/345
40.8
HE38/346
20.7 21.8
HE38/389
32.6
23.3
HE38/390
31.2
23.4
HEZD/ 60
41.3
21.9
HEZD/296
44.8
24.3 21.2
Mittelwerte
32.4
23.8
40.6
St.abweichg.
0.9
0.6
2.2
1.3
Var.koeff.
2.7
2.4
5.4
6.1
5
6
75
59
n= 1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - distale Breite 4 - distale Tiefe Pelvis (Acetabula) UNIT/Nr.
9 Datensätze 1
HE13/ 73
40.0
HE13/ 74
36.9
HE32/ 25
39.3
HE34/104
34.8
HE34/106
40.1
HE34/228
35.9
HE34/628
36.8
HE34/632
34.9
HEST/ 41
39.0
112
Mittelwerte
37.5
St.abweichg.
2.1
Var.koeff.
5.7
n=
9
1 - Länge des Acetabulums Femur UNIT/Nr.
16 Datensätze 1
2
HE12/248
27.8
HE12/249
27.9
3
HE21/ 60 HE24/110
29.1
HE32/ 84
29.3
HE34/248
29.2
HE34/249
26.2
HE34/250
28.1
HE34/251
27.2
HE34/252
27.7
HE34/416 HE34/418
4
5
58.2
22.1
53.8 30.8
HE34/640
26.9
HE34/800
5.5
HE38/ 96
60.0
28.0
HE38/100
23.5
Mittelwerte
27.9
St.abweichg.
1.0
Var.koeff. n=
8
3.5 1
11
1
2
2
1
1 - proximale Breite 2 - Durchmesser des Caput 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - distale Breite 5 - Breite der Troch. patell. 8 - Länge ohne Epiphysen Tibia UNIT/Nr.
56 Datensätze 2
3
HE12/202
1
35.1
29.5
HE12/203
39.3
33.2
HE13/ 43
37.9
30.5
HE13/ 44
41.2
32.9
HE13/118
41.6
35.2
HE13/119
38.6
34.9
HE13/159
36.0
HE13/160
32.5 33.9
HE13/263
36.5
HE13/264
37.8
HE13/265
38.2
33.0
HE21/ 43
37.0
29.5
HE21/ 44
40.7
31.8
HE21/181
36.9
30.0
HE21/182
34.7
29.3
HE21/183
37.1
31.2
HE24/116
38.3
HE24/117
38.9
33.0
HE24/118
38.2
31.0
HE24/119
35.9
HE24/120
34.7
29.2
HE32/ 67
40.0
35.0
HE32/ 87
38.8
30.2
HE32/ 88
34.2
31.0
HE32/ 89
41.5
34.0
35.3
29.7
HE33/ 90 HE33/378
31.1
63.4
113
HE33/382
41.9
34.3
HE33/383
39.0
32.0
HE33/389
37.1
30.9
HE34/ 44
39.3
34.1
HE34/ 45
38.6
33.0
HE34/ 46
37.1
33.3
HE34/ 47
34.5
30.5
HE34/ 48
36.0
30.3
HE34/ 56
40.2
34.4
HE34/ 57
39.2
32.0
HE34/ 58
39.9
33.9
HE34/ 59
36.2
30.4
HE34/ 60
36.8
31.2
HE34/613
36.2
31.8
HE34/616
37.0
31.0
HE34/619
39.0
34.2
HE36/207
38.9
HE38/329
39.1
34.3
HE38/330
37.0
30.6
HE38/331
40.2
33.1
HE38/332
35.9
30.9
HE38/335
37.0
33.9
HEGK/ 89
35.0
30.3
HEZD/ 86
35.3
31.8
HEZD/ 87
36.4
31.5
HEZD/ 89
37.3
31.5
HEZD/ 90
41.6
HE34/612
HEGK/ 87
32.9
58.9
Mittelwerte
37.8
32.0
St.abweichg.
2.1
1.7
Var.koeff.
5.4
5.3
52
49
n=
2
1 - proximale Breite 2 - distale Breite 3 - distale Tiefe Talus UNIT/Nr. HE10/ 21
117 Datensätze 1
2
3
47.7
44.5
26.0
HE11/ 98
44.1
25.0
HE11/ 99
46.8
25.3
HE11/130
44.1
42.2
HE12/ 96
46.8
42.9
HE12/158
40.8
HE12/159
4
5 29.8
27.0
27.3 29.1
25.7
28.1
29.1
41.2
25.3
25.9
28.7
24.0
27.0
42.2
HE12/160
42.9
HE12/180
44.7
HE12/182
39.8
HE12/241
42.2
39.3
23.3
HE12/243
42.2
40.3
23.9
41.3
24.3
26.8
HE12/263
46.1
43.6
26.1
28.7
HE13/120
46.1
42.6
25.0
HE13/204
44.9
42.5
24.3
27.6
28.0
HE13/206
46.9
44.0
25.0
28.0
30.4
HE13/207
44.8
42.5
25.0
HE12/262
HE13/208
43.0
HE13/209
42.6
HE13/211
42.0
24.3 26.6 40.3
23.3
25.9
25.6
HE13/212
42.0
24.9
26.6
26.2
HE13/213
41.1
HE13/215 HE21/101
114
39.0 44.9
42.2
HE21/102
44.4
42.3
24.8
HE21/103
42.8
41.0
23.7
HE21/104
43.5
42.4
HE21/109
42.9
40.1
23.1
25.8
28.0
HE21/110
43.3
41.7
23.9
26.8
26.3
HE21/111
39.5
38.1
23.0
23.9
25.9
HE21/112
44.4
41.9
24.2
25.4
26.7
HE21/113
43.9
41.0
24.0
HE21/106
41.2
HE21/114
42.9
HE21/115
41.0
28.3
HE21/116
43.9
41.7
HE24/ 79
43.9
41.3
24.8
26.2
HE24/ 80
43.1
41.5
25.2
HE24/ 81
43.9
41.1
24.0
HE24/ 82
42.0
40.8
22.8
HE24/ 83
42.2
41.0
24.0
25.5
HE24/ 84
44.0
42.1
24.8
26.0
HE24/173
45.2
43.2
25.9
HE24/172
43.6
40.4
HE24/174
43.3
26.2
27.8 28.0
26.1
26.8 25.9 26.0 28.0 28.9
40.3
25.1
25.9
28.0
HE24/175
43.1
25.2
26.9
28.9
HE24/176
44.0
HE24/177
26.9
42.1
HE32/119
42.3
HE32/120
43.9
HE33/188
24.8 41.8
26.0
23.7
26.8 26.0
45.3
HE33/207
41.5
HE33/208
41.9
39.3
23.2
HE33/209
40.2
38.0
23.1
HE33/210
41.5
38.6
23.3
25.1
HE33/211
43.6
41.0
23.9
25.0
HE33/212
40.8
38.4
23.8
28.5
HE33/213
44.8
42.5
24.9
28.9
HE33/258
44.8
HE33/259
24.1
26.8 24.8 27.0 27.2
39.9
HE33/260
40.7
HE33/261
40.5
37.9
22.2
23.6
25.8
HE33/262
45.8
43.1
25.4
26.9
28.2
HE33/263 HE33/364
38.9 40.3
HE33/365
38.2
23.6
26.8
42.6
HE33/366
42.9
HE33/367
41.9
38.9
24.0
23.4
25.4
HE34/273
43.2
41.5
23.3
25.8
27.3
HE34/274
47.3
44.0
25.2
28.5
28.2
HE34/275
44.1
41.6
24.1
25.2
27.0
HE34/276
42.9
41.6
24.0
25.2
28.9
HE34/277
42.6
40.3
24.1
26.0
26.8
26.6
27.9
HE34/278
24.3
41.6
HE34/280
40.4
38.2
23.3
25.2
HE34/281
43.2
40.1
24.2
27.9
HE34/282
45.0
42.0
25.2
HE34/283
42.9
38.3
24.1
HE34/284
45.5
HE34/285
50.2
HE34/286
24.9 46.2
30.3
43.9
28.0
HE34/287
45.8
42.0
HE34/288
45.8
41.1
HE34/289
44.1
HE34/290 HE34/292
28.6 24.1
25.6 45.5
HE34/294
46.0
26.1
HE34/405
43.8
24.3
26.5
27.2
115
HE34/406
45.9
42.9
HE34/407
47.0
44.2
25.4
26.3
HE34/409
44.0
41.3
24.3
26.3
HE34/410
44.2
41.2
23.9
HE34/411
47.1
44.3
26.0
28.2
28.5
HE34/413
45.2
42.1
25.3
26.8
29.2
HE34/475
28.8 28.9 27.4 27.1
43.7
HE36/191
41.1
39.6
HE36/192
45.1
41.7
25.0
39.0
23.0
HE36/193
24.8
HE36/219
26.8
HE36/220
47.1
43.4
25.9
31.3
HE36/221
37.9
35.8
21.2
24.2
HE38/165
48.3
HE38/191
43.9
HE38/192 HE38/193
24.1 42.1
40.8
HE38/194
38.9
28.0 23.6
25.1
HE38/308
47.7
43.3
HE38/309
43.9
40.3
25.3
41.9
24.7
HE38/310
29.3
HE38/311
45.3
HESC/ 88
43.2
41.0
24.0
24.4
HESC/ 89
47.4
44.8
25.6
27.6
HESC/ 90
47.2
44.8
25.9
HEZD/126 HEZD/127 HEZD/128
25.9
42.3
42.3 45.7
27.9 30.0 29.8
21.6
28.1
25.2
44.1
23.8
Mittelwerte
44.0
41.5
24.4
25.8
27.6
St.abweichg.
2.2
1.9
1.0
1.4
1.4
Var.koeff.
5.1
4.5
4.0
5.5
5.2
n=
88
97
75
44
68
1 - laterale Länge 2 - mediale Länge 3 - laterale Tiefe 4 - mediale Tiefe 5 - Breite des Caput Calcaneus UNIT/Nr. HE12/135
39 Datensätze 1
2
3
92.0
31.9
34.8
HE13/125
31.4
HE13/126
28.9
HE13/127
35.8
HE13/228
88.5
HE13/232 HE21/248
91.4
HE21/251
35.3 31.9
26.1
31.5
33.3
34.2
29.3
31.4
30.6
32.0
HE24/214
33.9
HE24/217 HE24/311
31.2
94.8
HE24/333
32.2
HE24/334
28.2
HE33/296
89.0
31.7
HE33/326
101.7
34.0
36.1
31.3
35.3
30.2
34.0
29.0
31.2
HE33/328 HE33/329
88.3
HE33/332 HE33/333
31.0
HE33/334 HE34/161
85.4
30.2
30.2
HE34/162
88.2
32.0
33.9
HE34/163
86.5
32.1
HE34/164
116
29.2
33.2
HE34/174
32.0
HE34/175
31.9
35.1 33.3
HE34/181
34.9
HE34/183
31.9
HE34/185 HE34/217
34.0 89.3
HE34/218
31.9 30.6
HE34/222
32.7 30.9
HE34/223
30.5
HE36/203
27.0
HE36/271
31.1
HE38/137 HE38/144
33.3
33.5 33.6
92.0
32.9
HE38/147
33.7
HE38/148
30.9
34.5
Mittelwerte
90.6
30.9
33.1
St.abweichg.
4.4
2.1
1.6
Var.koeff.
4.8
6.8
4.9
n=
12
26
31
1 - grösste Länge 2 - grösste Breite 3 - grösste Tiefe Metatarsus III+IV UNIT/Nr.
104 Datensätze 3
4
HE11/ 66
43.2
23.9
HE11/ 67
37.3
20.1
HE11/ 81
40.0
21.6
HE12/ 60
38.9
22.0
HE12/ 61
42.0
24.0
HE12/ 62
42.2
22.6
HE13/ 77
43.0
HE13/ 78
39.3
22.3
HE13/ 79
41.2
23.5
HE13/ 80
40.9
23.0
HE13/ 81
40.5
HE13/ 82
38.9
21.8
HE13/ 83
37.5
22.1
HE21/173
42.0
23.8
HE21/178
39.3
HE21/179
38.9
HE24/180
40.1
HE24/181
39.6
21.6
HE24/182
39.9
22.1
HE24/183
40.1
22.0
HE24/184
39.8
HE24/185
39.0
HE24/186
40.2
HE24/187
38.2
20.6
HE24/188
39.7
22.1
HE24/189
41.5
23.2
HE24/190
42.1
24.3
HE32/ 52
42.0
23.5
HE33/297
43.2
23.7
HE33/466
40.8
23.1
HE33/467
40.2
22.8
HE33/468
41.2
23.1
HE33/469
38.0
21.4
HE33/470
40.0
22.2
44.1
24.7
42.6
23.4
HE11/106
1
34.3
2
37.3
HE33/471 HE33/473
24.0
HE33/474 HE34/110
22.0
22.0
117
HE34/111
39.0
22.6
HE34/112
40.2
21.8
HE34/113
38.2
22.1
HE34/115
40.2
20.2
HE34/116
39.1
HE34/117
22.1
HE34/118
38.6
22.0
HE34/119
39.3
23.0
HE34/120
44.6
25.7
HE34/332
38.9
21.6
HE34/333
40.0
22.1
HE34/342
37.8
21.0
HE34/361
42.9
23.2
HE34/362
40.0
22.2
HE34/363
39.6
23.2
HE34/480
38.4
21.1
HE34/482
42.3
22.3
HE34/483
40.2
23.2
HE34/484
43.8
HE34/485
38.6
HE34/486
38.2
HE34/489
39.7
HE34/490
42.2
HE34/491
40.6
21.8
HE34/492
40.0
22.7
HE34/493
38.2
21.0
HE34/494
37.8
21.0
HE34/495
43.1
24.3
HE34/496
42.8
21.8
HE34/497
38.5
HE34/498
41.0
22.1
HE34/499
38.3
20.3
HE34/501
40.9
21.5
HE36/133
41.5
23.6
HE36/134
41.1
22.9
HE36/136
42.8
25.0
HE36/137
38.4
22.1
HE38/349
38.5
HE38/350
40.2
HE38/351
43.9
HE38/352
42.1
23.0
HE38/353
38.3
22.4
HE38/354
42.3
HE38/355
43.6
HE38/356
41.9
HE38/357
42.9
23.1
HE38/358
43.9
24.1
HE38/359
45.0
24.0
HE38/360
39.3
HE38/361
40.6
HE38/362
44.3
25.6
HE38/363
43.7
23.8
HE38/364
38.0
21.4
HE38/365
40.3
HEGK/ 66
37.0
HEGK/ 67
44.0
HEGK/ 68
45.0
HEGK/ 69
42.8
23.1
HEGK/119
41.3
22.7
HEZD/ 62
43.5
HEZD/ 63
43.9
24.0
HEZD/ 64
39.0
22.3
HEZD/117
41.7
23.8
HE34/206
118
32.0
36.9
22.1
23.4
23.8
20.2
HEZD/118
41.0
Mittelwerte
40.7
St.abweichg.
2.0
1.2
Var.koeff.
5.0
5.3
99
78
n=
2
2
22.6
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - distale Breite 4 - distale Tiefe Phalanx 2 anterior o. posterior UNIT/Nr.
21 Datensätze 1
2
3
4
5
6
7
HE38/ 85
19.1
13.4
15.3
36.9
19.4
14.7
17.5
HEZD/ 14
16.2
12.2
14.3
32.4
18.0
12.2
16.8
14.3
17.2
33.2
21.8
14.8
21.2
HEZD/ 15 HEZD/ 16
18.2
20.0
HEZD/ 17
12.2
18.7
13.1
HEZD/ 18
14.8
21.3
14.5
HEZD/ 19
12.1
HEZD/ 20
11.8
HEZD/ 21
13.8
13.0 11.5 16.0
HEZD/ 22
15.9
HEZD/ 23
15.8
13.0
19.4 18.8 18.2
HEZD/ 26
17.0
18.0
HEZD/ 27
18.1
20.0
HEZD/ 28
18.9
21.2
HEZD/ 29
19.1
21.1
HEZD/ 30
17.7
19.8
HEZD/ 31
16.3
17.4
HEZD/ 32
17.7
18.1
HEZD/ 33
19.5
HEZD/ 34
17.5
HEZD/ 35
17.4
17.2 18.6
Mittelwerte
17.9
13.1
15.8
34.2
19.4
13.4
St.abweichg.
1.1
1.2
1.0
2.4
1.5
1.2
18.6 1.6
Var.koeff.
5.9
8.8
6.0
7.0
7.8
9.1
8.3
n=
13
8
6
3
15
8
6
1 - proximale Breite 2 - kleinste Breite der Diaphyse 3 - distale Breite 4 - grösste Länge 5 - proximale Tiefe 6 - Tiefe der Diaphyse 7 - distale Tiefe
119
Tabelle C.10: Masse der Rothirsche, Cervus elaphus, im Fundmaterial
Oberkieferzähne UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
HESTKESL/ 29 M001KESL/271
27.0
25.8
1 - Länge M2 2 - Breite M2 3 - Länge M3 4 - Breite M3 Unterkieferfragmente UNIT/Nr. M001KESL/274
1 Datensatz 1 45.3
1 - Länge der Prämolarenreihe Unterkieferzähne UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
M001KESL/272
37.7
16.1
M001KESL/273
32.1
14.6
1 - Länge M3 2 - Breite M3 Axis UNIT/Nr. M001KESL/158
1 Datensatz 1
2
65.6
28.5
1 - Breite Fac. art. cranial 2 - Breite Dens axis Ulna UNIT/Nr. M001KESL/164
1 Datensatz 1
2
26.9
55.6
1 - Breite über Pr. coronoideus 2 - Tiefe über Pr. anconeus Tibia UNIT/Nr. HESCKESL/268
1 Datensatz 1 61.3
1 - distale Breite Talus UNIT/Nr. HESCKESL/269
1 Datensatz 1
2
58.0
38.9
1 - laterale Länge 2 - Breite des Caput Calcaneus UNIT/Nr. M001KESL/276
1 Datensatz 1
2
38.9
42.4
1 - grösste Breite 2 - grösste Tiefe Centrotarsale UNIT/Nr. HESTKESL/ 30
1 Datensatz 1
2
42.6
35.7
1 - grösste Breite 2 - grösste Tiefe Metatarsus III+IV UNIT/Nr. M001KESL/275 1 - distale Breite 2 - distale Tiefe
120
1 Datensatz 1
2
50.0
34.7
3
4
29.5
32.0
Phalanx 1 anterior o. posterior UNIT/Nr. NR01KESL/830
1 Datensatz 1
2
25.6
31.9
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe Phalanx 3 anterior o. posterior UNIT/Nr.
4 Datensätze 1
2
M001KESL/161
3
4
5
35.9
22.0
20.3
M001KESL/162
55.7
53.8
34.0
21.7
20.5
M001KESL/163
58.1
54.2
35.8
20.2
19.8
M001KESL/277
59.5
56.0
34.8
21.0
19.8
Mittelwerte
57.8
54.7
35.1
21.2
20.1
St.abweichg.
1.9
1.2
0.9
0.8
0.4
Var.koeff.
3.3
2.1
2.6
3.8
1.8
3
3
4
4
4
n= 1 - grösste Länge 2 - dorsale Länge 3 - grösste Höhe 4 - grösste Breite 5 - Breite der Gelenkfläche
121
Tabelle C.11: Masse des Steppenbison, Bison priscus, im Fundmaterial. Allein der Fund N001KESL/170 könnte auch von einem Hausrind stammen. Oberkieferzähne UNIT/Nr. NESHKESL/186
1 Datensatz 1
2
25.5
22.4
1 - Länge M1 2 - Breite M1 Unterkieferzähne UNIT/Nr. HESTKESL/ 28
1 Datensatz 1
2
31.0
20.6
1 - Länge M2 2 - Breite M2 Metacarpus UNIT/Nr.
3 Datensätze 1
2
HEAGKESL/153
95.7
53.7
N001KESL/170
72.5
41.5
3
4
5
6
41.1
72.0
38.2
228.3
83.4
44.0
N001KESL/268 1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - distale Breite 5 - distale Tiefe 6 - grösste Länge Phalanx 2, anterior UNIT/Nr.
5 Datensätze 1
2
3
4
5
6
7
8
HEAGKESL/154
48.0
49.5
40.0
38.8
44.4
44.8
59.7
45.3
HEAGKESL/161
40.9
39.1
34.9
M001KESL/101
47.9
47.2
50.0
36.2
45.8
44.9
60.3
45.0
M001KESL/155
52.8
45.5
40.3
36.6
46.6
43.9
65.9
49.4
M001KESL/156
46.9
43.0
38.2
33.9
44.3
40.0
59.5
47.0
Mittelwerte
47.3
44.9
40.7
36.4
45.3
43.4
61.4
46.2
St.abweichg.
4.2
4.0
5.6
2.0
1.1
2.3
3.1
2.1
Var.koeff.
9.0
8.9
13.9
5.5
2.5
5.3
5.0
4.5
5
5
5
4
4
4
4
4
n=
44.1
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - Tiefe der Diaphyse 5 - distale Breite 6 - distale Tiefe 7 - grösste Länge 8 - physiologische Länge Phalanx 2, posterior UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
3
4
5
6
7
8
M001KESL/139
34.4
34.7
29
24
27.4
29.6
49.3
40.6
M001KESL/140
42.5
39.5
34.2
31.4
38.5
38.5
61.1
46.2
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - Tiefe der Diaphyse 5 - distale Breite 6 - distale Tiefe 7 - grösste Länge 8 - physiologische Länge Phalanx 1, anterior o. posterior UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
3
4
5
6
7
8
M001KESL/150
38.5
45
33.5
27.1
37.8
28.6
67.7
59.1
N001KESL/269
45.7
122
43.5
47.5
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - Tiefe der Diaphyse 5 - distale Breite 6 - distale Tiefe 7 - grösste Länge 8 - physiologische Länge Phalanx 2, anterior o. posterior UNIT/Nr. HE30KESL/ 7
3 Datensätze 1
2
3
4
5
6
7
8
48.1
51
39
32.9
40.1
44
63.6
58.8
50
40.8
35.4
42.6
42.6
53.5
44.3
3
2
2
2
2
2
3
4
HE38KESL/417
43.8
NESHKESL/ 60
47.8
Mittelwerte
37.5
46.6
39.1
St.abweichg.
2.4
1.7
Var.koeff.
5.2
4.2
n=
3
2
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe 3 - kleinste Breite der Diaphyse 4 - Tiefe der Diaphyse 5 - distale Breite 6 - distale Tiefe 7 - grösste Länge 8 - physiologische Länge Phalanx 3, anterior o. posterior UNIT/Nr.
4 Datensätze 1
2
M001KESL/142
43.7
5 30.6
M001KESL/143
82.7
68.1
40.8
32.9
M001KESL/154
89.1
70.8
44.7
36.5
34.0
33.8
33.4 31.9
NESHKESL/ 52
29.7
Mittelwerte
43.1
34.4
St.abweichg.
2.0
1.9
2.1
Var.koeff.
4.7
5.4
6.6
3
3
4
n=
2
2
1 - grösste Länge 2 - dorsale Länge 3 - grösste Höhe 4 - grösste Breite 5 - Breite der Gelenkfläche
Tabelle C.12: Masse des Steinbocks, Capra ibex, im Fundmaterial.
Oberkieferzähne UNIT/Nr. HE21/167
1 Datensatz 1
2
19.2
12.6
1 - Länge des M3 2 - Breite des M3 Humerus
2 Datensätze
UNIT/Nr.
1
HE13/147 HE38/299
2 39.5
52
45.5
1 - distale Breite 2 - Breite der Trochlea
123
Metacarpus III+IV UNIT/Nr. HE34/316
1 Datensatz 1
2
33.8
22.5
1 - distale Breite 2 - distale Tiefe Talus UNIT/Nr. HE24/170
5 Datensätze 1
2
3
4
5
39.0
36.6
21.8
21.4
25.2
HE36/190
42.1
NESH/ 80
38.9
36.1
21.8
21.5
25.7
NESH/ 81
38.9
37.5
21.1
21.6
25.5
NR01/810
28.7
27.2
16.0
15.0
18.4
Mittelwerte
37.5
34.3
20.2
19.9
23.7
St.abweichg.
5.1
4.8
2.8
3.3
3.5
13.6
14.0
13.9
16.4
14.9
5
4
4
4
4
Var.koeff. n= 1 - laterale Länge 2 - mediale Länge 3 - laterale Tiefe 4 - mediale Tiefe 5 - Breite des Caput Os centrotarsale UNIT/Nr. HE33/229
1 Datensatz 1
2
32.3
25.8
1 - grösste Tiefe 2 - grösste Breite Metatarsus III+IV UNIT/Nr. HE34/194
1 Datensatz 1
2
28.2
24.9
1 - proximale Breite 2 - proximale Tiefe Phalanx 1, posterior UNIT/Nr. HE34/439
1 Datensatz 1
2
3
16.0
47.0
14.2
1 - distale Breite 2 - grösste Länge 3 - distale Tiefe Phalanx 1 anterior o. posterior UNIT/Nr. NESH/ 59
1 Datensatz 1
2
3
4
5
6
7
8
14.5
12.5
16.2
39.9
15.4
96.7
13.5
36.3
1 - proximale Breite 2 - kleinste Breite der Diaphyse 3 - distale Breite 4 - grösste Länge 5 - proximale Tiefe 6 - Tiefe der Diaphyse 7 - distale Tiefe 8 - physiologische Länge Phalanx 3 anterior o. posterior UNIT/Nr.
2 Datensätze 1
2
3
4
5
NR01/986
44.7
34.7
22.3
15.0
12.8
NR01/987
42.2
33.9
20.2
13.0
11.3
1 - grösste Länge 2 - dorsale Länge 3 - Höhe am Proc. extensorius 4 - grösste Breite 5 - Breite der Gelenkfl.
124
Tabelle C.13: Alpenschneehuhn, Lagopus mutus, Masse des Tarsometatarsus Tarsometatarsus UNIT/Nr. HE11KESL/182
32 Datensätze 1
2
3.1
HE11KESL/184
2.9
32.6
HE11KESL/185
3.0
31.9
HE12KESL/271
3.1
31.9
HE12KESL/272
3.1
32.2
HE12KESL/279
2.9
30.4
HE21KESL/359
3.0
31.2
HE33KESL/753
3.0
32.1
HE34KESL/696
3.1
33.3
HE38KESL/439
3.0
32.1
HE38KESL/440
3.1
31.6
HE38KESL/458
3.0
32.5
HE38KESL/459
3.2
32.6
HEGKKESL/161
2.9
30.5
HESCKESL/293
3.1
32.8
HESCKESL/294
3.0
32.8
HESCKESL/296
3.0
32.1
HEZDKESL/285
3.0
30.3
HEZDKESL/286
3.0
30.2
HEZDKESL/287
3.1
32.9
KON1KESL/ 19
3.1
31.7
MA01KESL/ 10
3.2
31.0
MA01KESL/ 11
3.0
31.5
NA01KESL/ 33
2.9
32.0
NA01KESL/ 35
3.0
31.9
NA01KESL/ 36
3.0
31.5
NA01KESL/ 37
3.1
32.3
NA01KESL/ 40
2.9
32.0
NA01KESL/ 41
3.1
33.1
NA01KESL/ 43
3.0
31.6
NA01KESL/ 44
3.1
33.2
NA01KESL/ 45
3.0
31.7
Mittelwerte
3.0
31.9
St.abweichg.
0.1
0.8
Var.koeff.
2.7
2.6
n=
32
31
1 - kleinste Breite der Diaphyse 2 - grösste Länge
Tabelle C.14: Moorschneehuhn, Lagopus lagopus, Masse des Tarsometatarsus
Tarsometatarsus UNIT/Nr. HE24KESL/390
5 Datensätze 1
2
3.2
39.4
HESCKESL/295
3.1
42.2
HEZDKESL/288
3.3
37.8
NA01KESL/ 34
3.3
39.2
NA01KESL/ 42
3.2
38.6
Mittelwerte
3.2
39.4
St.abweichg.
0.1
1.7
Var.koeff.
2.6
4.2
5
5
n= 1 - kleinste Breite der Diaphyse 2 - grösste Länge
125
D Sonstiges: Tabellen D.1 und D.2
Grabungseinheit
Datenbank-Code
I
10
Ic
11
In
12
Is
13
II
20
IIc
21
IIn
24
IIs
26
II/III Zwischenschicht
ZD
III
30
IIIAc
32
IIIAs
33
IIIBc
34
IIIBs
36
IIIn
38
Allgemein
AG
Graue Kulturschicht
GK
Gefunden beim Pfeiler
PF
Schutt
SC
Südeingang
ST
Wiese unterhalb der Höhle
WI
Tabelle D.1: Aufschlüsselung der Fundeinheiten (Units) der Heierli-Grabung in der Datenbank. Diese Tabelle dient dem Verständnis der UnitCodierungen in den Metrik-Tabellen.
Tabelle D.2: Übersicht über die in der Literatur beschriebenen Funde von Canis lupus im Kesslerloch und deren Auffindung im vorliegenden Material. Sie zeigt, dass nur wenige Funde fehlen. Die „Neuentdeckungen“ im Material sind nicht in der Tabelle aufgeführt, da in der Literatur bislang keine Beschreibungen existierten.
126
Skelettteil
Anzahl
zusätzliche Informationen in Literatur
davon vorhanden
fehlen
Rütimeyer 1875b Mandibula
17
links
10
7
und vieles mehr...
?
--
84
?
Maxilla
1
Bruchstück mit Caninus im Wechsel
1
0
Maxilla
1
rechte und linke Seite eines Individuums
1
0
Mandibula
1
rechter Unterkieferast, zu vorhergehendem gehörig
1
0
Mandibula
4
ohne Zähne
4
0
Mandibula
1
links, P3, P4 und M1 vorhanden, stark abgekaut
1
0
Schwanzwirbel
?
--
0
?
Radius
1
Gelenkende
0
1
Studer 1904
Ulna
2
--
1
1
Ulna
2
je ein Proximalende rechts und links
2
0
Metacarpus
4
links, zusammengehörig
4
0
Calcaneus
1
rechts
1
0
Calcaneus
5
--
2
3
Talus
1
rechts
1
0
Os tarsale quartum (Cuboid)
1
rechts
1
0
Metatarsus
?
--
4
?
Metatarsus
4
rechts, zusammengehörig
4
0
Phalangen
4?
rechts, zu vorhergehenden Metatarsen gehörig
4
0
Phalangen
4?
links, zu vorhergehenden Metacarpen gehörig
4
0
Phalangen
?
--
14
?
Hescheler 1907 Maxilla
1
rechts, mit P2, Schicht IIc
1
0
I3
1
rechts, Schicht Ic
0
1
C
1
rechts, Oberkiefer, Schicht IIIBs
1
0
Mandibula
1
rechts, P2 bis M1, Schicht IIIBs
1
0
Mandibula
1
rechts, mit P3, Schutt
1
0
C
1
rechts, Unterkiefer, Graue Schicht, Schicht IIs
1
0
P4
1
rechts, Schicht In
1
0
P4
1
links, Schutt
1
0
M1
1
links, Schicht IIIn
1
0
Humerus
2
links, distal, Schichten In, IIn
2
0
Radius
1
links, proximal, Schicht IIn
1
0
Ulna
1
Epiphysen offen, vielleicht Hund, Südeingang
1
0
Os carpi radiale
1
rechts, Schicht IIIn
1
0
Metacarpus II
1
links, Südeingang, vielleicht zu nachfolgenden III, IV, V gehörend
1
0
Metacarpus III, IV, V
3
links, proximal, Graue Schicht
2
1
Metacarpus IV
1
links, Schicht IIs
1
0
Metacarpus V
1
links, proximal, Schutt
1
0
Metacarpus V
2
links, Schichten IIc, IIIn
1
1
Metacarpus V
1
rechts, Schutt
1
0
Calcaneus
1
links, Schicht IIIn
1
0
Os tarsi centrale
1
links, Schicht IIn
0
1
Metatarsus III
1
links, Schutt
0
1
Phalanx 1
7
Graue Schicht, Schichten In, Ic, Is, IIn, II/III Herd, IIIn, Schutt
5
2
Phalanx 2
1
Schicht IIc
1
0
127
Publikationen zur Archäologie im Kanton Schaffhausen Herausgeber: Kanton Schaffhausen, Baudepartement, Kantonsarchäologie
Schaffhauser Archäologie – Monografien 1 Frühgeschichte der Region Stein am Rhein. Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees. Schaffhausen 1993. ISBN 3-908006-18-X.
5 Das frühmittelalterliche Schleitheim. Siedlung, Gräberfeld und Kirche. Schaffhausen 2002. ISBN 3-9521868-2-1.
2 Schweizersbild – ein Jägerlager der Späteiszeit. Beiträge und Dokumente zur Ausgrabung vor 100 Jahren. Schaffhausen 1994. ISBN 3-907066-06-5.
6 Das römische Schleitheim. Vicus Iuliomagus und umliegende Gutshöfe. In Vorbereitung.
3 Berslingen – ein verschwundenes Dorf bei Schaffhausen. Mittelalterliche Besiedlung und Eisenverhüttung im Durachtal. Schaffhausen 2000. ISBN 3-9521868-1-3.
7 Das Bürgerasyl in Stein am Rhein. Geschichte eines mittelalterlichen Spitals. Schaffhausen 2006. ISBN 3-9521868-4-8.
4 Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Zum 950. Jahr seiner Gründung am 22. November 1049. Schaffhausen 1999. ISBN 3-9521868-0-5.
128
Ausstellungskatalog EX TERRA LUX – Geschichten aus dem Boden Schaffhauser Archäologie des Mittelalters Schaffhausen 2002. ISBN 3-9521868-3-X.