PPÖ GuSp Wegweiser Test Spezialkapitel

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WEGWEISER Handbuch für Guides und Späher Testseiten Spezialkapitel


Über 100 Jahre... Geschichte der Pfadfinder*innen Die Pfadfinderinnen und Pfadfinder haben weltweit und in Österreich eine lange Geschichte. Weltweit verbinden ähnliche Erlebnisse und Traditionen die Pfadfinder*innen verschiedener Generationen.

Kundschaftern (englisch: Scouts). Für die Ausbildung dieser Kundschafter schrieb er das Buch „Aids to Scouting“ (Hilfen für das Spähen/Kundschaften). Im zweiten Burenkrieg verteidigte B.P. als Kommandant 217 Tage lang die Stadt Mafeking und bald darauf wurde er zu einem britischen Nationalhelden. Sein Buch „Aids to Scouting“ fand unerwartet viele Leser und Leserinnen. Mit seinen Ideen gestaltete er 1907 ein Sommerlager für Buben aus verschie­ denen sozialen Schichten auf der Insel Brownsea – das erste Pfadfinderlager. 1908 erschien sein zweites Buch „Scou­ ting for Boys“. 1909 veranstaltete B.P. ein zweites, bereits größeres Pfadfin­ dertreffen. Dort traf er eine Patrulle Mädchen. Sie baten ihn auch etwas für Mädchen zu machen.

Gegründet wurden die Pfadfin­der*in­ nen vom britischen Offizier Robert Stephenson Smyth Baden Powell (Bei uns Pfadfinder*innen hat er auch den Spitznamen „B.P.“). Er wurde am 22. Februar 1857 in England geboren. Im Alter von 25 Jahren ging er als junger Offizier nach Indien. Dort beschäf­ tigte sich B.P. mit der Ausbildung von

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Baden-Powell‘s Buch „Scouting for Boys“ hatte Leserinnen und Leser in vielen Ländern gefunden und Pfadfin­ derorganisationen rund um die Welt entstanden. 1920 lud er zum ersten Weltpfad­ findertreffen, einem „Jamboree“, nach England. Bald darauf wurde die


Weltverbände WAGGGS und WOSM gegründet. Der gemeinsame Geburtstag von B.P. und Olave am 22. Februar wurde bald in aller Welt als ein verbindendes Element der weltweiten Gemeinschaft gefeiert (Thinking Day oder Founders Day).

Während des Zweiten Weltkriegs (1938–1945) waren die Pfadfinder*in­ nenverbände in Österreich verboten. Dennoch gab es weiterhin heimliche Treffen und Lager. Nach der Befreiung Österreichs im Mai 1945 nahmen ehemalige Pfadfinder*innen die Kinderund Jugendarbeit wieder auf. Gruppen­ stunden, Lager und Leiter*innentreffen fanden wieder statt. In den westlichen Bundesländern entstanden bereits die „Österreichischen Pfadfinder“ als ein gemeinsamer Pfadfinderverband.

Am 8. Jänner 1941 starb B.P. in Kenia. Auch nach dem Tod von B.P. wurde die Pfadfinder*innenbewegung ständig wei­ terentwickelt. B.P. war es wichtig, dass junge Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder einer Behinde­ rung Pfadfinder*innen werden können.

Pfadfinder in Österreich B.P.‘s Buch „Scouting for Boys“ fand auch in der Monarchie ÖsterreichUngarn interessierte Leser*innen. In Wiener Neustadt wurde die erste Pfadfinder*innengruppe von einem Lehrer gegründet. Auch in anderen Teilen Österreichs entstanden neue Pfadfinder*innengruppen. Die trei­ bende Kraft im Gebiet des heutigen Österreichs war Emmerich Teuber (1877–1943). Während des ersten Weltkriegs (1914–1918) unterstützten die Pfadfinder*innen Wohltätigkeitsorgani­ sationen wie z.B. das Rote Kreuz.

Mittlerweile besteht die Pfadinder*in­ nenbewegung in Österreich seit über 100 Jahren. 1951 fand das 7. Weltpfadfinder*innentreffen (Jambo­ ree) in Bad Ischl/Oberösterreich statt. Das Lied „Brüder auf“ war das Lagerlied. Viele Schwierigkeiten konnten in den letzten über 100 Jahren gemeistert werden. Gemeinsam mit vielen ande­ ren gestalten du und deine Patrulle die Zukunft der Pfadfinder*innen in eurer Gruppe, aber auch in Österreich mit. 5


Gruß, Hut und Wahlspruch Symbole und Traditionen der Pfadfinder*innen Wir Pfadfinder und Pfadfinderinnen haben viele verschiedene Symbole und Traditionen, die uns von anderen Vereinen unterscheiden. Sie machen uns zu etwas Besonderem und lassen uns bei anderen Pfadfinder und Pfadfinderinnen sofort wiedererkennen. Die meisten unserer Symbole bzw. Traditionen sind auf der ganzen Welt gleich.

Pfadfinder*innengruß Auf der ganzen Welt haben Pfadfin­ der und Pfadfinderinnen diesen Gruß gemeinsam. Die rechte Hand wird in Schulterhöhe gehoben und die InnenHandfläche schaut nach vorne. Die drei ausgestreckten Finger stehen für die drei Punkte des Versprechens und der Daumen wird auf den kleinen Finger gelegt. Diese beiden kannst du dir auch leicht merken: „Der Starke schützt den Schwachen“. Diese Handbewegung wird in vielen Situationen verwendet, beispielsweise bei einer Ehrung, einer Verleihung, dem Morgengruß oder einer Begrüßung in­ ternationaler Pfadfinderkolleg*innen. Ebenso erheben Pfadfinder und Pfad­ finderinnen die Hand zur Begrüßung. Dieser Gruß findet mit der linken Hand statt. Diese Hand kommt vom Herzen und steht auch für herzliche Gemein­ schaft. Der kleine Finger wird leicht vom Ringfinger weg gespreizt, sodass sich beide Hände zusätzlich verschrän­ ken. Dies soll die weltweite Verbun­ denheit symbolisieren. 6

Weiters gibt es zu diesem Handschlag auch einen Text, der im deutschsprachi­ gen Raum „Gut Pfad!“ lautet. Sicherlich hast du diesen schon öfters gehört oder sogar verwendet.

Verpflichtung gegenüber Gott Verpflichtung gegenüber anderen Verpflichtung gegenüber sich selbst und dem Pfadfinder*innengesetz

Pfadfinder*innen-Halstuch Das Halstuch ist wohl das bekanntes­ te Symbol der Pfadfinder und Pfad­ finderinnen. Es besteht aus einem Dreiecks-Tuch, das von der Längsseite her eingerollt und um den Hals gelegt wird. Ein selbstgeflochtener Knoten hält das Halstuch zusammen und die Enden können mit einem Freundschafts­ knoten verknüpft werden.


Es gibt verschiedene Halstücher, die Farbe charakterisiert eine Pfad­fin­der*­ in­nengruppe oder das Bundesland. Für Seite 57 Lager oder Pfadfinder*innentreffen im Ausland tragen wir das Österreichhals­ tuch. Es ist grau mit einem rot-weißroten Rand.

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Halstuchknoten

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Der Knoten hält dein Halstuch zusam­ men und symbolisiert die weltweite

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Das Halstuch erhält jeder Pfadfinder Seite 57 Seite 57 und jede Pfadfinderin, der bzw. die das Versprechen zum ersten Mal ablegt – Im Heft „Meine Schritte zum Versprechen“ findest du dafür alle Informationen zum Pfadfinder*innenversprechen. Wer sein persönliches Versprechen ablegt, zeigt allen Pfadfinder*innen, dass er mit den Werten, Gesetzen und dem Inhalt des Versprechens einverstanden ist und sein Bestes gibt, danach zu leben. Seite 57

Das Halstuch dient aber nicht nur als Erkennungszeichen – es hat auch viele praktische Eigenschaften. Es schützt die Pfadfinder*innen-Uniform im Nacken vor Verschmutzung und den Nacken Seite 57 vor Sonnenbrand. Es kann aber auch in Notsituationen als Dreieckstuch für einen Druckverband oder eine Arm­ schlinge genutzt werden.

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Lederband nachziehen, bis es etwa so aussieht

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Den Windungen genau ein 2. und 3. Mal folgen

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Gruß, Hut und Wahlspruch

Gruppe + Bundesland

Weltverband

Verbundenheit der Pfadfinder*innen. Dieser Knoten wird meist von GuSp selbst geknotet und kann aus unter­ schiedlichen Materialien geknüpft wer­ den – meistens wird aber ein Lederband verwendet. Auch Halstuchringe aus Holz oder Metall sind gebräuchlich.

Pfadfinder*innen-Uniform Die Uniform der Pfadfinder*innen­ bewegung hat vielerlei Zwecke. An der Uniform erkennen wir bei ande­ ren Pfadfindern und Pfadfinderinnen, woher sie kommen. Die aufgenähten Abzeichen können auf Ereignisse hin­ weisen, welche dem Träger oder der Trä­ gerin wichtig sind. Jedes Land hat seine eigene Uniform-Farbe – wir in Öster­ reich haben ein dunkelrotes Hemd. Die Uniform soll sichtbar machen, dass wir 8

Allrounder, Schwerpunkte

Lager, Aktionen

alle zur großen Gemeinschaft der Pfad­ finder und Pfadfinderinnen gehören. Auf die Uniform können die unter­ schiedlichsten Abzeichen aufgenäht werden z.B. die PPÖ-Lilie, der Grup­ penname, das Bundesländerwappen, die Österreich-Fahne, Abzeichen von Lagern, die Abzeichen der Weltverbände WAGGGS/WOSM (Weltverbände der Mädchen oder Burschen), sowie diverse weitere Abzeichen, die du im Laufe der GuSp-Zeit erworben hast. Wir verwenden die Uniform vor allem bei offiziellen Anlässen, Gruppenakti­ onen und Feierlichkeiten wie z.B. einer Versprechensfeier.

Pfadfinder*innen-Hut Die Pfadfinder*innenuniform kann durch einen Filz-Hut ergänzt werden.


Dieser ist auf unsere Bedürfnisse in der Natur abgestimmt, er schützt dich vor Sonne und Regen.

„Allzeit bereit!“ Der Spruch „Allzeit bereit!“ ist das Motto, das sich Baden-Powell für die Pfadfinder*innenbewegung ausgesucht hat. Er bedeutet, dass ein Pfadfinder oder eine Pfadfinderin immer bereit ist, seine oder ihre pfadfinderischen Pflich­ ten laut Versprechen und Gesetz wahr zu nehmen. Ein Pfadfinder oder eine Pfadfinderin lebt seine oder ihre Werte jederzeit, nicht nur in der Heimstunde oder auf einem Lager.

Be prepared ! Im englischen Original heißt der Spruch „Be prepared“.

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Gesetz und Versprechen Gesetz und Versprechen Das Pfadfinder*innen-Gesetz und Pfadfinder*innen-Versprechen stellen Methoden dar, die sich mit den Werten der Pfadfinder*innen auseinanderzusetzen.

Das Pfadfinder*innen-Gesetz Bereits unser Gründer Baden Powell (kurz: B.P.) hat sich darüber Gedanken gemacht, welche Regeln für das Zusam­ menleben in der Pfadfinder*innen Gemeinschaft wichtig sind. Er hat diese Regeln als Richtlinien beschrieben, welche den Pfadfinder*innen helfen

sollen, sich zu in der Bewegung zu ori­ entieren und miteinander zu leben. Das Pfadfinder*innengesetz gilt als persön­ liche Leitlinie für das Leben jeder einzel­ nen Pfadfinderin und jedes Pfadfinders. Es bietet einen praktischen Zugang um die Werte der Pfadfinder*innen als Basis für das eigene Leben zu verste­ hen. Durch unsere Gesetzespunkte unterscheiden wir uns auch stark von anderen Jugendorganisationen wie der Jungschar, den Naturfreunden oder dem Alpenverein.

Das Pfadfinder*innen-Gesetz beinhaltet 8 Punkte: Die Pfadfinderin/Der Pfadfinder… …achtet … alle Menschen und sucht sie zu verstehen. …führt … ein gesundes Leben. …ist … fröhlich und unverzagt. …ist … treu und hilft, wo sie/er kann. …lebt … einfach und schützt die Natur. …nützt … seine/ihre Fähigkeiten. …sucht … den Weg zu Gott. …überlegt, … entscheidet sich und handelt danach.

Diese Gesetze spiegeln die Wertehaltung unserer Pfadfinder*innenbewegung wider. Du hast sie vielleicht schon im Heftchen „Meine Schritte zum Verspre­ chen“ kennengelernt, wo die Gesetze ein zentraler Punkt sind. Wir Pfadfinder und Pfadfinderinnen versuchen, so gut wir können, nach diesen Gesetzespunk­ ten in unserem Alltag zu leben. 10

Das Pfadfinder*innenversprechen Das Versprechen ist ein zentrales Ele­ ment der Pfadfinder*innenbewegung. Üblicherweise legst du dein persönliches Versprechen im Zuge der Halstuch­ verleihung und -erneuerung ab. Das Pfadfinder*innenversprechen ist eine persönliche, freiwillige Entscheidung,


bestmöglich nach diesen grundlegenden Werten zu leben. Es ist der Entschluss, zur Gemeinschaft der Pfadfinder*innen gehören zu wollen, und das Bekennt­ nis zu den Grundprinzipien der Weltpfadfinder*innenbewegung. Das Pfadfinder*innenversprechen ist der erste Schritt, Verantwortung für die ei­ gene persönliche Weiterentwicklung im Sinne der Pfadfinder*innenmethode zu

übernehmen. In diesem Kapitel geht es darum, dass wir uns ganz bewusst und freiwillig entscheiden, ein Pfadfinder/ eine Pfadfinderin zu sein und danach zu leben. Es bedeutet auch, dass sich alle anderen Pfadfinder*innen auf unser Versprechen verlassen.

Das Pfadfinder*innen-Versprechen „Ich verspreche bei meiner Ehre, dass ich mein Bestes tun will, Gott und meinem Land zu dienen, meinen Mitmenschen zu helfen und nach dem Pfadfindergesetz zu leben.“

Alle weiteren Informationen zum Thema Pfadfinder*innen-Versprechen findest du in deinem Heftchen Meine Schritte zum Versprechen.

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Weitere Schritte Meine Schritte zum Versprechen und Schritt für Schritt In der GuSp-Stufe, in der du dich jetzt befindet, gibt es neben dem Wegweiser noch zwei weitere wichtige Behelfe. Diese sollen dich bei deiner persönlichen Weiterentwicklung unterstützen. • Meine Schritte zum Versprechen: Es begleitet dich dabei, dich für die Pfadfinder*innenbewegung zu entscheiden und erklärt dir die Gesetzespunkte und den Verspre­ chenstext näher. • Schritt für Schritt: Stelle dir selbst Herausforderungen, um dich in den Themen weiter zu entwickeln, die dich interessieren und dir Spaß machen

Meine Schritte zum Versprechen Dieser Kinderbehelf wird dir in deinem ersten GuSp-Jahr zur Seite stehen - un­ abhängig ob Quer­ einsteiger oder von den WiWö überstellt. Für uns Pfadfinder*innen sind Gesetz und Versprechen zen­ trale Methoden, die unsere Werte wiederspiegeln. Dieses Büchlein Kennenlernen in der Patrulle

erklärt dir diese Punkte genauer und hilft dir dabei, den Inhalt zu verstehen. Das Pfadfinder*innengesetz besteht aus 8 Punkten und ist eine persönliche Leit­ linie für uns Pfadfinder*innen. Es bietet dir die Möglichkeit zu erfahren, wie du dich im Alltag möglichst pfadfinderisch verhältst und lebst. Wir geben unser Bestes nach diesen Gesetzespunkten zu leben (siehe Kapitel Gesetz und Versprechen). Das Pfadfinder*innenversprechen ist deine persönliche, freiwillige Ent­ scheidung bestmöglich nach unseren Pfadfinder*innenwerten zu leben. Durch das Versprechen trittst du in die Gemeinschaft der Pfadfinder*innen ein oder erneuerst deine Entscheidung bei den Pfadfindern zu sein. Denn das WiWö-Versprechen ist ein vollwertiges Versprechen, das genauso zählt wie ein GuSp-Versprechen. Der Text unterschei­ det sich nur vom allgemeinen Verspre­ chen, um es den Kindern im WiWöAlter leichter verständlich zu machen siehe Kapitel Versprechen und Gesetz In diesem Behelf gibt es mehrere Schrit­ te, die du als GuSp erarbeitest, bevor du das Versprechen ablegst.

Verstehen des Pfadfinder*in­nen­versprechens

Auseinandersetzung mit dem Pfadfinder*innengesetz

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Versprechensfeier

Bereitschaft zum Versprechen


Über einen längeren Zeitraum wirst du all diese Punkte kennen lernen und besser verstehen, worum es bei uns Pfadfinder*innen geht. Erst dann kannst du für dich entscheiden, ob dir diese Punkte gefallen und du damit leben kannst. Denn das Versprechen gibst du nicht nur dir selbst, sondern auch gegenüber deiner Patrulle, deiner Gruppe und allen Pfadfinder*innen auf der ganzen Welt.

Schritt für Schritt Dieses Büchlein richtet sich an dich, als einzelnen Guide oder Späher. Es ist kein Heftchen, das für die Patrulle gedacht ist. Es soll dich dabei unterstützen her­ auszufinden, welche Interessen, Fähigkei­ ten und Fertigkei­ ten du hast und in welchen Bereichen du dich vertiefen möchtest. • Interessierst du dich für andere Pfadfinder*innengruppen in deiner Umgebung? Möchtest du gerne eine Aktion gemeinsam mit ihnen durchführen? • Würdest du gerne das nächste Lager­ feuer bei der Gruppenaktion auf­ bauen? Welche Lagerfeuer­ arten gibt es und wann werden sie verwendet? • Du kochst gerne und möchtest deine Eltern mit einem Zwei-Gänge Menü verwöhnen?

In einem Gespräch mit deinen Lei­ter*­ in­nen sprecht ihr über deine Idee und legt die Regeln für diese Herausforde­ rung fest. • Was will ich machen? • Bis wann sollte ich die Herausfor­ derung umgesetzt haben? • Warum möchte ich das machen? Das Heftchen ist in die 8 Schwerpunkte unterteilt und hilft dir auch dabei Ideen für die Herausforderungen zu finden. Deine Herausforderung muss aber nichts mit den Pfadfinder*innen oder deiner Gruppe oder der Patrulle zu tun haben. Es kann auch ganz einfach et­ was für dich selbst sein. Wichtig ist nur, dass du dich für das Thema interessierst und etwas Neues lernen und ausprobie­ ren möchtest. Mit dem Schritt für Schritt kannst du jederzeit in deiner GuSp-Zeit beginnen. Denn du brauchst dafür keine anderen Voraussetzungen. Blättere doch mal durch das Heft, vielleicht kommt dir auch schon eine Idee, zu der du eine Herausforderung machen möchtest. Zum Abschluss von mehreren erfolgrei­ chen Herausforderungen gibt es auch ein Abzeichen, das dir in einem schö­ nen Rahmen durch deine Lei­ ter*innen verliehen wird. Es gibt für jeden Schwerpunkt ein Abzeichen sowie auch ein Allrounder-Abzeichen, das alle Schwerpunkte beinhal­ tet. 13


Körperbewusstsein und Pubertät Körperbewusstsein und Pubertät Die Pubertät ist die Entwicklung eines Kindes zum Erwachsenen. In dieser Zeit verändert sich viel in und an deinem Körper. Das Wachstum ist allerdings nur ein Teil davon. Du wächst in dieser Zeit nicht einfach nur, dein Körper bereitet sich darauf auch vor, eines Tages Kinder zu bekommen beziehungsweise zeugen zu können. Auch dein Gehirn verändert sich, mit dem Ziel, unabhängig zu werden und irgendwann ohne deine Eltern zurecht zu kommen. Weiters wirst du auch lernen, die Sichtweisen von dir und anderen besser einzuschätzen.

Pubertät – dein Körper verändert sich Die Pubertät ist die Veränderung eines Kindes zur Frau beziehungsweise zum Mann. Du wächst in dieser Zeit nicht einfach nur, sondern dein Körper

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verändert sich und bereitet sich darauf vor eines Tages Kinder zu bekommen beziehungsweise zeugen zu können. Dein Körper entwickelt die sogenann­ ten sekundären Geschlechtsorgane: Mädchen bekommen Brüste, Buben bekommen Barthaare und eine tiefere Stimme. Beide bekommen Scham- und Achselhöhlenbehaarung. Während Mädchen mit etwa 13 Jahren meistens ausgewachsen sind, wachsen Buben noch bis etwa 20 Jahre weiter und sind deshalb als Erwachsene meist größer. Die körperliche Entwicklung beginnt nicht bei jedem Kind zur selben Zeit. Doch ihr seid jetzt in einem Alter, wo ihr bald die ersten Veränderun­ gen bei euch selbst oder bei euren Freund*innen bemerken werdet.

Was passiert mit mir? Diese Veränderung in und an deinem


Strukturen im Gehirn ändern sich

Strukturen im Gehirn ändern sich

Brüste wachsen Eierstöcke produzieren Hormone erste Periode

Körper kann sich ganz schön komisch anfühlen. Das schnelle Wachstum kann dazu führen, dass du dich in deinem Körper nicht besonders wohl fühlst. Mädchen sind oft mit der Ent­ wicklung ihrer Brüste überfordert und verstecken diese unter weiten Pullis. Burschen haben im falschen Moment eine Erektion (= steif werden des Penis) und flüchten aus der Situation. Jede und jeder von euch wird ein wenig anders reagieren, aber es fühlt sich für jeden komisch an. Versprochen.

Aufregend, aber nicht beunruhigend Ein eindeutiges Zeichen, dass du in der Pubertät bist, ist die erste Regelblutung bei den Mädchen und die erste Erekti­ on und der erste Samenerguss bei den Buben. Beides ist sehr wichtig auf dem Weg zum Erwachsen werden. Sie sind der Beginn der körperlichen Geschlechtsreife. Damit eine Frau irgendwann ein Kind bekommen kann, wächst

Stimmbruch, Bart, Adamsapfel

Penis und Hoden wachsen Erster Samenerguss Hoden produzieren Hormone

jeden Monat eine Eizelle in den Eier­ stöcken des weiblichen Körpers heran. Solange die Frau nicht schwanger ist, wird diese Eizelle am Ende des Mo­ natszyklus mit Hilfe von Blut aus dem Körper ausgeschieden und der Kreislauf beginnt von vorne. Damit ein Mann ein Kind zeugen kann, müssen im Körper Samenzellen gebildet werden. Diese können beim Geschlechts­verkehr auf die Eizelle der Frau treffen und diese befruchten. Bei einer Erektion wird der Penis steif und bei der Ejakulation werden Samenzellen mit hoher Geschwindigkeit aus dem Körper befördert. Zum ersten Mal pas­ siert das oft nachts im Schlaf. Vielleicht hast du momentan gemischte Gefühle, wenn du das liest oder weil du schon von deiner ersten Regelblutung oder deinem ersten Samenerguss überrascht wurdest. Diese Dinge gehören zum Leben eines jeden Kindes, Jugendlichen 15


Körperbewusstsein und Pubertät

und Erwachsenen und im Laufe der Zeit wird es ganz normal für dich sein. Doch es entwickelt sich nicht allein dein Körper weiter. Auch dein Gehirn macht eine wichtige Veränderung durch. Du fängst an selbständiger zu werden und möchtest wie eine Er­ wachsene, ein Erwachsener behandelt werden.

Das ist doch peinlich, Papa! Es gibt jetzt immer mehr Situationen, die dir unangenehm und peinlich sind. Früher, als Kind, war dir egal wie sich die Eltern angezogen oder verhalten ha­ ben. Aber jetzt ist es dir peinlich, wenn dich deine Eltern in der Öffentlichkeit auf die Wange küssen? Ganz normal! Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Kind und einem Erwachsenen ist nämlich, dass du anfängst dir Gedan­ ken zu machen, was andere Menschen denken. Damit denkst du auch darüber nach, was andere über dich und deine Eltern denken. Das führt zuerst einmal

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dazu, dass es dir peinlich ist, wenn dei­ ne Eltern oder deine Freunde sich nicht nach deinen Vorstellungen kleiden oder verhalten. Du hast Angst, dass andere über dich oder deine Familie lachen. In deiner Entwicklungsphase nun wirst du bemerken, dass wir alle unterschiedlich sind und in dem bunten Haufen gar nicht so auffallen.

Himmelhochjauchzend oder zu Tode betrübt Die Umstellung in deinem Gehirn führt auch dazu, dass du dich während dieser Phase in einem Moment super glücklich und im nächsten Moment totunglücklich fühlst. Auch wenn du in der ersten Zeit oft die Tür zuknallen möchtest, wirst du im Laufe der Zeit diese Impulse immer besser kontrollie­ ren können. Du lernst nicht mehr nur im Hier und Jetzt zu leben, sondern auch an morgen, nächsten Monat, nächstes Jahr zu denken. Die meisten Probleme sind nicht so groß, wie sie im ersten Moment erscheinen.


Wer bin ich? Während diesem ganzen Prozess geht es auch darum, dass du darüber nach­ denkst, wie eine ideale Welt für dich aussehen könnte. Dir fällt auf, dass dich manche Dinge an deinen Eltern oder an der Gesellschaft stören? Manchmal glaubst du, deine Eltern würden dich einfach nicht verstehen? Du würdest ja vieles gaaanz anders machen? Jetzt bist du auf dem Weg zu lernen, dass es verschiedene Sichtweisen auf eine Situation gibt. Du hast vielleicht Situationen beobachtet, wo ein Mit­ schüler ungerecht behandelt wird, ob­ wohl es keine Absicht war. Wer hat nun recht? Wer wird bestraft? Die Welt ist nicht immer nur schwarz oder weiß und es geht nicht immer nur darum einer Strafe zu entgehen.

Du entwickelst ein Moralgefühl, das heißt, du lernst, was richtig und falsch ist. Du fängst an Unschuldige zu vertei­ digen und andere Menschen zu unter­ stützen. Das alles formt deinen Cha­ rakter und hilft auch deinen Eltern dir mehr zuzutrauen. Mit jedem Mal, wo du nicht nur an dich denkst, sondern auch die Standpunkte und Bedürfnisse anderer anerkennst, wirst du mehr wie eine Erwachsene, ein Erwachsener. Auch wenn ihr alle im Moment an un­ terschiedlichen Stationen auf der Reise zum Erwachsen werden steht, werdet ihr euch früher oder später in einer der erwähnten Situationen wiederfinden. Allerdings weißt du nun, dass es ganz normal ist, sich dabei etwas unbehag­ lich zu fühlen. Es gibt keinen Grund zur Sorge, jede und jeder Erwachsene hat denselben Weg hinter sich. 17


Vielfalt Vielfalt Unsere Gemeinsamkeiten und Unterschiede machen uns stark! Wir leben in einer vielfältigen Ge­ sellschaft. Unser Zusammenleben ist geprägt von vielen Unterschieden. Wir unterscheiden uns nach Herkunftsland, Religion, Kultur, Geschlecht, Interessen und vielem Anderen. Unser Umfeld ist so bunt und individuell wie die Men­ schen darin. Sei offen für Neues und nutze die Chance dich selbst und ande­ re besser kennen zu lernen. Trau dich!

Deine Wurzeln Du bist in einer Familie oder Gemein­ schaft groß geworden, die dich über viele Jahre geprägt hat. Du hast ein Umfeld, das dein zu Hause ist und sprichst eine oder vielleicht sogar mehrere Sprachen. Jede und jeder von uns hat seine eigene Familie mit eigener Herkunftsgeschichte, Traditionen und Strukturen. Sich für andere Lebens­

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geschichten und Sprachen zu interes­ sieren, macht das Leben bunter und vielfältiger. Alle Lebensweisen sind für uns Pfadfinder*innen gleichermaßen wertvoll und richtig.

Dein Geschlecht Wir Menschen sind alle unterschied­ lich. Ein wesentlicher Unterschied ist dafür das Geschlecht. Dein Geschlecht hat aber nichts damit zu tun, was du machen kannst oder darfst. du sollst dich unabhängig davon, ob du ein Mäd­ chen, ein Junge oder Divers bist, frei entscheiden können, was du in deinem Leben machen und erreichen willst. Habe keine Angst davor deine Inter­ essen zu verfolgen, auch wenn diese vielleicht untypisch für andere erscheinen.

Liebe und Sexualität Wen wir schön finden und in wen wir uns verlieben, können wir im Vorhinein nicht wissen. Es ist keine Entscheidung, es passiert einfach. Umso schöner, wenn es uns überrascht! Liebe ist viel­ fältig und kann überall entstehen: Jungs verlieben sich in Mädchen, Mädchen verlieben sich in Jungs. Manches Mal verlieben sich auch Mädchen in Mäd­ chen oder Jungs in Jungs. Solange beide Menschen glücklich sind, sich in ihrer Beziehung respektvoll gegenüber verhal­ ten und Rücksicht auf die Gefühle des anderen nehmen, steht der Liebe nichts im Weg. Mehr dazu findest du in den Kapiteln Pubertät und Sicherheitshalber.


Fähigkeiten

Glauben

Geschlecht

Deine Fähigkeiten Jeder von uns hat im Laufe seines Lebens verschiedene Fähigkeiten erlernt. Auch du hast bestimmt einige Stärken, die du erlernt hast und jetzt beson­ ders gut kannst (z.B.. Skateboarden, Trompete spielen, Malen, Singen, …). Bestimmt gibt es aber auch Dinge, die dir schwerer fallen. Keine Sorge – das geht uns allen so. Manchmal spielt uns aber auch der eigene Körper einen Streich und wir sind nicht in der Lage bestimmte Dinge zu tun. Ein GuSp im Rollstuhl

Wurzeln

Liebe & Sexualität

Umfeld

wird vielleicht nicht so gut mit deiner Patrulle Fußball spielen können, kann aber z.B. der Beste im Knotenknüpfen, Morsezeichen lesen oder Geheimschrif­ ten lösen sein. Deshalb merke dir: Pfa­ dis sind wir alle! Wir helfen einander, nehmen Rücksicht aufeinander und bewältigen mit Hilfe unserer Stärken alle Herausforderungen.

Dein Glauben Vielleicht bist du Teil einer Glau­ bensgemeinschaft, gehst mit deiner Familie in die Kirche, Moschee, Syna­ goge oder besuchst andere Glaubens­ stätten bzw. Gotteshäuser. Vielleicht spielt Religion aber auch keine Rolle in deinem Leben. Egal wie, die Welt­ religionen und der Glauben anderer sind spannend und lehren uns viel 19


Vielfalt

über Menschen. Um friedlich in einer Gemeinschaft leben zu können, ist es wichtig den Glauben anderer Menschen zu respektieren. Weitere Informationen zum Thema Spiritualität findest du im Kapitel Spirituelles Leben

Dein Umfeld Du wirst in deinem Leben besonders stark von deiner Umwelt geprägt. Die Freund*innen, die du hast, die Musik, die du hörst und die Kleidung, die du trägst, stärken dich als Person. Außer­ dem helfen sie dir, dich auszudrücken, deine Identität zu finden und der

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Mensch zu sein, der du gerne bist. Dafür gibt es viele Wege und jeder da­ von ist richtig. Ganz egal was du hörst oder trägst, du bist gut so wie du bist. Vielfalt ist für uns Pfadfinder*innen eine große Chance. Diese können wir nur nutzen, wenn wir mit Respekt und Toleranz aufeinander zugehen. Wenn du ohne Vorurteile durchs Leben gehst, kannst du dein Umfeld besser kennen­ lernen und verstehen. Anders sein ist nicht gleich schlecht. Ganz im Gegen­ teil: „Unsere Gemeinsamkeiten und Unterschiede machen uns stark!“


Praxistipp für dich und deine Patrulle Vielfalt zu erkunden ist ganz einfach! Lernt euch in der Patrulle besser kennen, was verbindet euch und was unterscheidet euch voneinander? Wie viele Unterschiede findet ihr in der Patrulle? Wie viele Gemein­ samkeiten? Das können Interessen, körperli­ che Merkmale und Traditionen in der Familie sein.

Kennst du die Weltreligionen? Was bedeutet eigentlich „ohne Bekenntnis“? Wie viele Glaubens­ richtungen habt ihr innerhalb der Gruppe?

Sammelt in der Patrulle die Lieblingstraditionen aller GuSp. Erzählt euch diese Geschichten am Lagerfeuer!

Frag deine Leiter*innen nach den Rainbow Scouts. Wer sind sie und was machen sie?

Was verbindet dich und deine Freund*innen? Was macht ihr gemeinsam?

Hast du schon einmal von den PWA/Pfadfinder*innen wie alle gehört? Erkundige dich über die Arbeit, die sie machen. Was bedeutet eigentlich barriere­ frei? Ist euer Pfadiheim/Gruppen­ raum barrierefrei zugänglich?

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sicherheitshalber! sicherheitshalber! – was ist das eigentlich? „Bei den Pfadis, da fühle ich mich wohl! Da bin ich gern!“, hoffentlich geht es dir genauso. Wir alle sind dort gern, wo wir uns wohl fühlen. Damit sich jedes GuSp in den Heimstunden wohl fühlt, ist es wichtig, dass du dir überlegst, wie du möchtest, dass man mit dir umgeht. Genauso wichtig ist es, dass du überlegst, wie du andere behandelst. Und genau darum geht es in diesem Kapitel: Wie gehen wir bei den Pfadfinder*innen miteinander um. Und was kannst du machen, wenn du merkst, dass etwas nicht stimmt. Hast du dir schon mal überlegt, wie du von anderen behandelt werden möch­ test? • Wer darf was zu dir sagen? • Wie darf man mit dir sprechen? (Lautstärke, Tonfall) • Wann fühlst du dich gekränkt oder verletzt? • Darf man dich in den Arm nehmen oder findest du das unangenehm? • Wer darf dich berühren? • Welche unangenehmen Situationen hast du schon erlebt? • Hatten diese Situationen mit ande­ ren Menschen zu tun? • Wie gehst du mit Kränkungen oder Beschimpfungen um? Wie fühlst du dich dabei? • Gibt es einen Ort, an dem du nur für dich sein kannst? • Wer hilft dir, wenn du Rat brauchst? Bei wem findest du Trost, wenn es dir nicht gut geht? 22

Bestimmt wirst du diese Fragen anders beantworten, als deine Patrullenmit­ glieder und das ist völlig in Ordnung. Was für dich noch angenehm ist, kann für deinen besten Freund schon unangenehm sein und umgekehrt. Wir benennen das als unsere persönlichen Grenzen. Eine persönliche Grenze ist etwas, was du noch als angenehm und erträglich empfindest. Über der persönlichen Grenze liegt etwas, was für dich un­ angenehm ist – nämlich das, was du nicht magst wie jemand zu dir ist. Diese Grenze hat jeder von uns. Für jeden ist sie wo anders angesiedelt. Achte auf die Grenzen der anderen Menschen. Die Grenze jedes Einzel­ nen ist auf jeden Fall einzuhalten und nicht zu überschreiten. Akzeptiere die Grenzen so wie sie sind, ohne wenn und aber. Wird diese Grenze von jemanden über­ schritten, nennt man das eine Grenz­ überschreitung. Grenzübertretungen sind Vorkommnisse, bei denen wir uns unwohl fühlen und am liebsten aus der Situation weglaufen würden. Wichtig ist: Wenn du in so einer Situation bist, dann sprich das sofort an. Sag sofort, wenn etwas für dich nicht in Ordnung ist. Du hast das Recht, dass dein Gegen­ über damit aufhört. Du hast das Recht, Nein zu sagen.


Solche Situation können sein: • Ein Spiel, bei dem du etwas machen musst, was du nicht magst (z.B.. Kleidungsstücke ausziehen, um die Wette essen, jemanden berühren, ...) • Eine Mutprobe, die dir zu weit geht. • Du wirst immer mit einem abfälli­ gen Spitznamen angeredet. • Du musst immer die gleichen unangenehmen Arbeiten (Klos put­ zen) machen, während die anderen spielen dürfen. In all diesen Situationen hast du das Recht STOP oder NEIN zu sagen. Du musst nichts tun, wo du dich unwohl fühlst. Mache dein Gegenüber darauf aufmerksam, dass du die Situation nicht willst. Oft merkt es der/die Andere gar nicht, dass wir jemanden etwas antun oder eine persönliche Grenze eines Mitmen­ schen überschreiten. Wenn dir jemand sagt, was ihn/sie stört, dann akzeptiere seine/ihre Grenze. Du würdest dir das im umgekehrten Fall genauso wün­ schen. Merke dir: Nein heißt NEIN ! Dies gilt für dich genauso wie für alle anderen! Manchmal wird das Nein von deinem Gegenüber nicht ausgesprochen obwohl du seine persönliche Grenze überschrit­ ten hast. Dennoch zeigt die Person

durch die Körperhaltung, ihre Reaktion oder den Ausdruck im Gesicht, dass etwas nicht stimmt. Diese Reaktionen sind genauso wahrzunehmen, wie ein ausgesprochenes Nein. Frag nach was nicht passt und passe dein Verhalten dementsprechend an. Wenn dein Gegenüber… …zusammenzuckt … …einige … Schritte zurück macht …scharf … Luft holt oder die Luft anhält …den … ganzen Körper anspannt …versucht … sich ganz klein zu machen …dann … ist das ein Zeichen für ein unausgesprochenes NEIN.

Was kannst du für ein angenehmes Miteinander tun? Oder anders gesagt: Behandelst du Andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst? Denke immer daran: deine persönli­ chen Grenzen und Empfindungen sind nicht dieselben wie bei den anderen. Aber wenn du dich bemühst, mit den anderen so umzugehen wie du möch­ test, dass man dich behandelt, dann ist das schon ein guter Anfang. Wenn du dir unsicher bist, ob deinem Gegenüber etwas unangenehm ist, dann frag nach. Manchmal ist es gut, wenn du diese Frage nicht in einer größeren Runde fragst. Versuche unter vier Augen (also zu zweit) darüber zu reden.

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sicherheitshalber!

Nimm Rücksicht, versuche hinzuhören und die unausgesprochenen NEINs zu bemerken. Auch gemeinsam aufgestellte Regeln helfen, um ein angenehmes Mitein­ ander zu ermöglichen. Zum Beispiel: gemeinsame Heimabendregeln, Lagerre­ geln oder auch Patrullenregeln. Habt ihr solche Spielregeln schon im Patrullenrat oder in der Truppversammlung bespro­ chen?

Bei den PPÖ haben wir eine Verhal­ tenskodex zu diesem Thema unter dem Begriff „Sicherheitshalber!“. Im Verhal­ tenskodex stehen Spielregeln, die unser Zusammenleben regeln. Lies ihn einmal durch und besprich ihn in deiner Pat­ rulle, mit deinen Eltern oder mit deinen Leiter*innen.

Verhaltenskodex für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen der Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs 4. UNSERE HALTUNG ZU MISSBRAUCH • Wir achten aufmerksam auf alle Anzeichen und Aspekte von körperlichem und seelischem Missbrauch und sensibilisieren unsere Gemeinschaft darauf.

1. MEINE RECHTE • Ich bin ein Individuum mit eigener Persönlichkeit. • Ich darf selbst festlegen, wo meine persönlichen Grenzen sind. • Ich habe das Recht auf Privat- und Intimsphäre.

2. UNSER MITEINANDER • Wir gehen wertschätzend und respektvoll miteinander um. • Wir achten individuelle physi­ sche und psychische Grenzen, sowie Nähe und Distanz. • Wir schaffen einen offenen und vertrauensvollen Rahmen im Umgang miteinander.

3. UNSERE AUFGABE • Wir wollen Sicherheit in unserem Miteinander bieten, indem wir individuelle Rechte durch Prävention, Beobachtung und Reaktion schützen und Grenzen respektieren. • Wir fördern Menschen in ihrer Individualität, stärken ihr Selbst­ bewusstsein und ermöglichen die Entwicklung geschlechts­ spezifischer Identität. • Wir sind Vorbilder und gehen sorgsam und reflektiert mit Autorität sowie unserer Rolle, Funktion und Position um.

Als Resolution der Verbandsordnung der PPÖ angenommen bei der Bundestagung am 22. 10. 2017 in Innsbruck.

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• Wir sprechen offen über Missbrauch. • Wir schaffen Raum, um Missbrauch aktiv und regelmäßig zu thematisieren und setzen uns in Ausbildungen regelmäßig damit auseinander. • Wir dulden keine Form – weder verbal noch nonverbal – von sexistischem, diskriminierendem und gewalttätigem Verhalten, gehen aktiv dagegen vor und holen im Bedarfsfall Hilfe!


Wenn du Fragen zu „Sicherheits­ halber!“ hast, wende dich an deine Leiter*innen, sie können dir bestimmt weiterhelfen.

Erkläre was dir unangenehm ist und be­ richte einer Person, der du vertraust, da­ von. Du kannst auch mit einem Freund oder eine Freundin darüber sprechen.

Was tun, wenn’s ernst wird?

Es kann dir schwerfallen, Unange­ nehmes, Grenzüberschreitungen und Gewalterlebnisse anzusprechen. Sprich trotzdem mit jemanden darüber.

Betrifft es dich selber, kannst du folgen­ des machen: Sag ganz laut und deutlich STOP! Benne das, was dir unangenehm ist. Sag dem anderen/den anderen, was du nicht magst und warum. Hören sie nicht auf, dann hole Hil­ fe. Rede mit einem Leiter oder einer Leiterin oder mit deinen Eltern darüber.

Nur wenn du sagst, was nicht stimmt, was dir unangenehm ist oder was man mit dir gemacht hat, kann eine Ver­ änderung passieren. Wenn der andere nicht weiß, dass du das nicht magst, kann er nicht aufhören. Es kann auch schwierig sein, sich zur Wehr zu setzen.

Aber denk dran: HILFE HOLEN IST KEIN VERRAT, egal was andere sagen!

Wenn du niemanden hast, der dir zu­ hören möchte oder du dich nicht traust, jemandem anderen deine Situation zu erzählen, dann kannst du auch unter folgender Telefonnummer anrufen: 147 – Rat auf Draht Es wird eine Person abnehmen, die mit dir redet, dir zuhört und versucht dir im Telefongespräch zu helfen. Wenn du dort anrufst, musst du nicht sagen wer du bist.

Beobachtest du, dass jemand sich unwohl fühlt: Schau nicht weg, wenn jemand schlecht behandelt wird. Versuche vorsichtig, die Situation zu klären. Wenn du dadurch aber zu Schaden kommen könntest, hole Hilfe! Sprich mit deinen Eltern, deinen Leiter*innen oder anderen erwachsenen Vertrauenspersonen darüber.

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