HINTERGRUND
K O N TA K T
Die Säule stand im Hofareal einer villa rustica, einem römischen Gutshof, wie es sie zahlreich in unterschiedlichsten Größen und Ausstattungen in der Wetterau gab. Die meisten Gutshöfe wurden nach Ausweis der neueren Forschung in den ersten Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet. Bei ihren Erstbesitzern handelte es sich überwiegend um Gallo-Römer, die aus den bereits romanisierten gallischen Gebieten hier angesiedelt wurden. Über den Bezug des namentlich bekannten Stifters der Säule zu dem Gutshof am „Melbacher Kreuz“, der wohl im Kastell Echzell seinen Militärdienst ableistete, kann nur spekuliert werden.
Öffnungszeiten Museum Echzell
Die Säule wurde im ersten Drittel des 3. Jahrhunderts n. Chr. gesetzt und in späterer Zeit in kleinste Teile zerschlagen. Die hier vor dem Museum aufgestellte Säule ist eine Rekonstruktion. Dazu wurden die Originalteile, die sich im Museum befinden, abgeformt und ergänzt, wobei man sich bei der Ausgestaltung an anderen römischen Jupitersäulen orientierte. Text: Susanne Lindenthal M.A.
Herausgeber:
Jeden Sonntag von 10-12 und 14-16 Uhr und nach Vereinbarung An Feiertagen und in den Monaten Juli und August bleibt das Museum geschlossen. Für Besuchsgruppen können außerhalb der Öffnungszeiten Führungen vereinbart werden. Der Eintritt ist frei.
Heimat- und Geschichtsverein Echzell e.V. (2010) Vors. Georg Renner Bisseser Straße 71 A 61209 Echzell Telef.: 06008/405
DIE JUPITERSÄULE ECHZELL
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Adresse: Lindenstraße 3 (hinter der Alten Apotheke) 61209 Echzell www.hgv-echzell.de · Telefon: 06008-405
JUPITERSÄULE
ERLÄUTERUNGEN
JUPITERSÄULE
Göttin der Künste und des Handwerks, aber auch des Kriegshandwerks) zeigt als Attribute Helm, Schild und Lanze. Die ihr beigegebene Eule kennzeichnet sie auch als Göttin der Weisheit. Auf der Brust trägt sie eine Abbild des Hauptes der Medusa.
Die neben ihm stehende Göttin Juno, Gemahlin des Jupiter und u.a. Schutzgöttin von Haus und Familie, wird keinem Wochentag zugeordnet, weshalb man bei der Echzeller Säule eher von einem Mehr- als von einem Wochengötterstein sprechen kann. Auf der nächsten Seite befindet sich zunächst Sol, der Sonnengott, der durch seinen Strahlenkranz eindeutig zugewiesen werden kann und für den Sonntag steht. Neben ihm sieht man die Mondgöttin Luna mit der Mondsichel auf dem Haupt. Sie verkörpert den Montag.
Auf der im Verlauf nächsten Seite ist Herkules dargestellt. Er wird gekennzeichnet durch Keule und Löwenfell. Nach außerordentlich bewegtem Leben wurde Herkules bei den Göttern im Olymp aufgenommen. Er erfreute sich in der Antike aufgrund seiner Stärke und seiner vielen Taten sehr großer Beliebtheit und findet sich auf vielen Denkmälern wieder.
Die Jupitersäule in Echzell Römische Jupitersäulen folgen meist einem festgelegten Schema, an dem sich auch die Echzeller Säule orientiert: Einem Viergötterstein auf einer Plinthe (unterer Sockel) und mit einer Zwischenplatte folgt ein Mehr- oder Wochengötterstein, diesem der Säulenschaft und über einem darauf sitzenden Kapitell eine Bekrönung. Die einzelnen Teile können in bestimmten Punkten in ihrer Ausarbeitung variieren, z.B. in der Wahl der Götter oder der Anbringung einer Inschrift, wie dies auch bei der Echzeller Säule der Fall ist. Sie dienten der Ehrung des höchsten Gottes Jupiter. Der sogenannte Viergötterstein , auf dem üblicherweise vier Götter abgebildet sind, bildet die Grundlage und trägt hier auf der Vorderseite eine Inschrift, die belegt, für wen und von wem die Säule errichtet wurde. I O M L QVINTIONI VS SERVIAN VS VETERAN EX IS ALE IN DIANAE ANT ONINIAN[AE]
I(ovi) O(optimo) M(aximo) L(ucius) Quintioni/us Servian/us veteran(us) ex IS (=sesquiplicario) al(a)e Indianae Antoninian(ae)
Übersetzt: Jupiter, dem Besten und Größten, hat Lucius Quintionius Servianus, Veteran der Ala Indiana Antoniniana, ehemals Sesquiplicarius = Rang eines Unteroffiziers der Reiterei. Folgt man dem Stein im Uhrzeigersinn, so erscheinen auf den folgenden Seiten Minerva, Herkules und Merkur. Minerva (u.a.
Ihm folgt auf der nächsten Seite der Gott Merkur, mit hut als Götterbote gekennzeichnet und in der Hand eine Geldbörse haltend, die ihn als Gott der Händler und Diebe ausweist. Mit seinem Stab, dem Caduceus, versetzt er Menschen in tiefen Schlaf und führt die Toten in die Unterwelt. Über dem Viergötterstein und der Zwischenplatte befindet sich der sogenannte Wochen- oder Mehrgötterstein, der nach dem Erscheinen der römischen Wochengötter so benannt ist, da jede dieser Gottheiten für einen bestimmten Wochentag steht. Auf der Front sieht man Jupiter, der höchste Gott, dem die Säule geweiht ist. Er thront neben einem Altar, in der Hand sein Blitzbündel haltend. Jupiter war u.a. Donnerbzw. Wettergott und steht für den Donnerstag. Auf der nächsten Seite – wieder im Uhrzeigersinn – ist die Göttin Venus mit einem Spiegel in der Hand zu sehen. Sie ist als einzige weibliche Gottheit nackt dargestellt – ein Privileg, das ansonsten nur männliche Gottheiten als solche charakterisiert. Die Göttin der Liebe steht für den Freitag. Der männliche Gott neben ihr in Mantel und mit einer Sichel in der Hand ist Saturn, der den Samstag kennzeichnet. Die Sichel weist ihn als Gott des Ackerbaus aus.
Flügel-
Ihr folgt der Kriegsgott Mars, behelmt und mit Speer, der dem Dienstag zugeordnet ist. Den Abschluss der Wochengötter bildet Merkur, der auf dieser Seite des Denkmals zweimal übereinander abgebildet ist. Er symolisiert den Mittwoch. Die daneben stehende männliche nackte Figur mit verhülltem Haupt kann nicht benannt werden, da ihr jegliche Attribute fehlen. Zwischen beiden befindet sich ein runder Altar, an dem die unidentifizierte Figur einem Gott etwas opfern will, wie der verhüllte Kopf deutlich zeigt. Der Säulenschaft darüber ist mit auf- und abstrebenden Schuppen versehen . Das Kapitell zeigt zwischen verschiedener Ornamentik auf jeder Seite einen hervorstehenden Kopf in unterschiedlicher Ausformung . Diese Köpfe stellen die Jahreszeiten dar. Auf der Vorderseite befindet sich die Allegorie des Sommers mit Blüten im Haar. Es folgt im Uhrzeigersinn der Herbst mit Ähren und Weintrauben, der Winter mit verhülltem Haupt und der Frühling mit einem Blütenkranz im Haar. Die abschließende Bekrönung zeigt zwei Götter, die nun schon bekannt sind: das höchste Götterpaar Jupiter und Juno. Sie thronen nebeneinander, von einem Baldachin beschirmt. Jupiter hält in seiner Hand wieder das Blitzbündel, Juno ein Kästchen mit Weihrauch.