PRESSEINFORMATION
PER SPECULUM ME VIDEO 31. Oktober 2013 bis 5. Januar 2014
Pressevorbesichtigung: 30. Oktober 2013, 11 Uhr Eröffnung: 30. Oktober 2013, 17 Uhr Als Beitrag zur neuen „B3 Biennale des bewegten Bildes“ in Frankfurt/Rhein-Main präsentiert der Frankfurter Kunstverein die Gruppenausstellung „Per Speculum Me Video“. Sie versammelt Arbeiten von neun Künstlerinnen und Künstlern, die der Frage nach der Konstruktion des Selbst in der gegenwärtigen Videokunst und Fotografie nachgehen. Wie ein in Vergessenheit geratener Zauberspruch beschwört der lateinische Titel die Theorie des französischen Psychoanalytikers Jacques Lacan über die Koppelung der Selbstwahrnehmung und Ich-Entwicklung an das Erkennen des eigenen Spiegelbildes. Digitale Porträts und Selbstporträts sind heute allgegenwärtig – per Handy oder im Skypegespräch von uns selbst oder anderen eher beiläufig produziert und versendet –, tauchen sie oft unverhofft in den sozialen Netzwerken wieder auf. Aber was bedeutet das eigene Abbild noch, wenn es ständig hergestellt wird und jederzeit zur Verfügung steht? Welchen Status hat es und welche Identifizierungen können seine Betrachter noch wagen, wenn jedes Bild und jedes Selbstbild einerseits stets verfügbar ist und andererseits die eigene technische Relativierung und Bezweifelung immer schon in sich trägt? In der Videokunst ist dies heute zu einem virulenten Thema geworden. Zwar spielten in ihrer bereits 50-jährigen Geschichte Selbstporträts und Closed-Circuit-Installationen schon immer eine besondere Rolle als Positionsbestimmung des Künstlers, zur Reflexion des Betrachterstandpunktes oder als erkenntnistheoretische Identitätsfrage. Aber seit die tägliche Herstellung und Verbreitung von bewegten Selbstporträts oder von probeweise eingenommenen Rollen zur Normalität in sozialen Netzwerken geworden ist, haben sich für viele Videokünstler neue Fragestellungen nach der visuellen Konstituierung eines Subjekts, seines Gegenübers und der Selbstwahrnehmung im Bewegtbild ergeben. Mit dem Thema der Identitätssuche beschäftigt sich der Künstler Martin Brand in seiner Videoinstallation „MySpace“ (2008). Auf einer Doppelprojektion zeigt er in einer Folge verschiedene Teenager, die durch eine spezielle Bildkomposition je zweimal nebeneinander wie Zwillinge in ihrem Jugendzimmer auftreten. In der unterschiedlichen Kleidung und abweichenden Pose der Zwillinge spiegelt sich die schwankende Selbstsicherheit in Bezug zur gewählten Selbstinszenierung der jungen Protagonisten. Das Künstlerduo Pauline Boudry & Renate Lorenz setzt sich in ihrer Arbeit „Toxic“ (2012) mit Identitätszuschreibungen auseinander. Die mehrteilige Installation besteht aus Videofilm, Bühnenset und Fotografien und zeigt mit einer Punkfigur und einer Drag Queen zwei hinsichtlich Geschlecht und Herkunft unklare Protagonisten auf einer von künstlichem Dekor überzogenen Bühne. Mit den beiden in ihrem widersprüchlichen Auftreten gefangenen Kunstfiguren, konterkariert durch ihre authentischen Stimmen und das sporadische Verlassen ihrer jeweiligen Rolle, stellt „Toxic“ dem IdentifiziertWerden ein schon immer verfälschtes „vergiftetes“ Blicken gegenüber.